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German Pages 318 [320] Year 2002
Helge Eilers Die Syntax Notkers des Deutschen in seinen Übersetzungen
≥
Studia Linguistica Germanica
Herausgegeben von Stefan Sonderegger und Oskar Reichmann
66
Walter de Gruyter · Berlin · New York 2003
Helge Eilers
Die Syntax Notkers des Deutschen in seinen Übersetzungen Boethius, Martianus Capella und Psalmen
Walter de Gruyter · Berlin · New York 2003
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 3-11-017446-4 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. 쑔 Copyright 2003 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin
Vorwort Diese Arbeit beruht auf langjähriger Beschäftigung mit Notkers althochdeutschen Übersetzungen lateinischer Werke. Die Anregung dazu und Hilfen gab mir mein verehrter Doktorvater, Herr Prof. Dr. Werner Schröder (Marburg), wofür ich ihm an dieser Stelle sehr herzlich danken möchte. Mein Dank gilt hier auch Herrn Prof. Dr. Albrecht Greule (Regensburg), der diese Arbeit ermöglicht und über viele Jahre hin mit seinem Rat begleitet und gefördert hat. Zu danken habe ich auch Herrn Prof. Dr. Rudolf Hoberg (Darmstadt) für seine Unterstützung bei der Ausführung und Fertigstellung der Untersuchung in der vorliegenden Form. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe ,Studia Linguistica Germanica‘ des Walter de Gruyter Verlags Berlin danke ich vor allem Herrn Prof. Dr. Stefan Sonderegger (Zürich). Seine Publikationen zu Notker waren für meine Untersuchung von großer Bedeutung und Vorbild für den Umgang mit Notkers Werk. Mein Dank gebührt schließlich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Walter de Gruyter Verlags für das große Entgegenkommen und die Hilfsbereitschaft bei der Einrichtung des Drucks. Darmstadt, im Oktober 2002
Helge Eilers
Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A
Seite 1
Notkers Syntax in seiner Übersetzung des Boethius im Vergleich zur Vorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erläuterung zu Satz, Satzreihe, Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . Textwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 11 12
I
Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
1 2
Zusätzliche Sätze bei Notker durch Einfügung . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze durch „Spaltung“/„Abspaltung“ von Satzgefügen der Vorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Satz aus Hauptsatz eines Gefüges . . . . . . . . . . Zusätzlicher Satz durch Veränderung eines Nebensatzes von einem Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Sätze für Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Satz für Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Satz durch Erweiterung eines Satzteils . . . . . . . a) Im Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Im Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Satz/zusätzliche Sätze durch Veränderung eines Satzgefüges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung des lateinischen Nebensatzes zu Satzteil/Syntagma im althochdeutschen Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Relativsatz wird Subjekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konjunktionalsatz wird adverbiale Bestimmung (Gerundium) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Konjunktionalsatz wird adverbiale Bestimmung (Nomen) . Veränderung von Haupt- und Nebensatz (Satzgefüge) der Vorlage zur Verbindung von zwei Sätzen im Ahd. . . . . . . . . . . „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
2.1 2.2
2.3
3 3.1
3.2 4
14 15 15 15 16 17 17 18 19 19 19 19 20 21 21
VIII
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6
Inhaltsverzeichnis
. . . . . . . . . .
21 21 22 22 23 23 24 26 27 28
Allgemeine Zusammenfassung zur Thematik „Satz“ bei Notker . . . .
28
II
Satzgefüge
29
1 1.1
Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze . . Erweiterung mit einem Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Abhängiger Fragesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges mit zwei Nebensätzen . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges mit drei Nebensätzen . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges mit vier Nebensätzen . . . . . . Reduktion von Nebensätzen (auf Satzteile) im Satzgefüge . . . a) Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Abhängiger Fragesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von Nebensatzarten bei der Wiedergabe von Satzgefügen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Abhängiger Fragesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung innerhalb des Gefüges („Tausch“ von Haupt- und Nebensatz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung des Satzgefüges durch zusätzlichen Hauptsatz . . Veränderung eines Satzgefüges durch „Abspaltung“ und Bildung eines zusätzlichen Satzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes . . . . . Zusätzlicher Satz durch „Abspaltung“ eines Nebensatzes . . . a) für Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) für Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29 30 30 30 33 33 34 35 37 37 35 38
1.2 1.3 1.4 2
3
4 5 6 6.1 6.2
Satz ausgespart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz ausgespart durch Reduktion auf Satzteil . . . . . . . . . Satz verändert zu Hauptsatz eines Satzgefüges . . . . . . . . Satz verändert zu Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz verändert zu Satzgefüge durch zusätzlichen Satz . . . . Satz verändert zu Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz a) Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konjunktionalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Abhängige (indirekte) Fragesätze . . . . . . . . . . . . . . . d) Indirekte Rede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . .
39 40 41 41 41 41 43 43 44 44 44
Inhaltsverzeichnis
6.3
IX
Zusätzlicher Satz durch Erweiterung eines Satzteils in einem Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Im Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Im Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliches Satzgefüge durch Veränderung eines Satzgefüges („Spaltung“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliches Satzgefüge durch „Abspaltung“ von einem Satz Satzgefüge infolge Veränderung von zwei Sätzen durch zusätzlichen Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge infolge Veränderung von Satz durch zusätzlichen Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion von Satzgefügen zu einem Satzgefüge . . . . . . . . . Veränderung von Satzgefüge zu Satz . . . . . . . . . . . . . . . .
51 51 52
Zusammenfassung zur Hypotaxe bei Notker . . . . . . . . . . . . . . . .
52
Notkers Übersetzung der Prosa im Vergleich mit der der Carmina im 1. Buch der Consolatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
54
Statistik zu den Satzeinheiten bei Boethius und Notker . . . . . . . . . .
55
B
Notkers Übersetzung des Martianus Capella . . . . . . . . . . . .
67
Das 1. Buch der „Hochzeit des Merkur mit der Philologie“ . .
69
I
Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
72
1 1.1 1.2 1.3 1.4
Zusätzliche Sätze bei Notker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durch Einfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze zur Wiederholung oder Variation . . . . . . . Zusätzliche Sätze durch zusätzl. Prädikat . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze durch Erweiterung von Satzteilen („Abspaltung“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Partizip Präsens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Subjekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Substantiv (prädikativ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze bei Notker durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensatz/Nebensätzen eines Satzgefüges . Zusätzlicher Satz aus Hauptsatz eines Satzgefüges . . . . . . . . Zusätzliche Sätze aus dem Hauptsatz und durch Veränderung von Nebensatz/Nebensätzen eines Satzgefüges („Abspaltung“)
72 72 73 74
7 8 9 10 11 12
2 2.1 2.2
45 45 46 47 49 50
75 75 77 77 77 78 79
X
2.3 3 3.1 3.1.1 3.2 4 4.1 4.1.1 4.1.2
4.2 5 5.1 5.1.1 5.1.2
5.2 5.2.1 5.2.2 6 6.1 6.2 7 7.1 7.2 8 9 10
Inhaltsverzeichnis
Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Nebensätzen eines Satzgefüges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Satzgefügen („Auflösung“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Sätze aus einfachem Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . Drei Sätze aus einfachem Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . Drei oder mehr Sätze aus Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . Sätze statt Satzgefüge durch Veränderung von Gefügen . . . . Veränderung eines einfachen Gefüges . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion des Relativsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion des Konjunktionalsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Temporalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Finalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Modalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung eines Gefüges (mit zwei Nebensätzen) . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensatz . . . . Zusätzlicher Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) daz-Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Temporalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Modalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Kausalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Konditionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensätzen . . . Zusätzliche Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konjunktional- und Relativsatz als Zusatz . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensatz infolge „Spaltung“ des Satzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz - und Veränderung des Satzes zum Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptsatz ohne „Basis“ im Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptsatz aus anderem Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Sätze werden zu Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Sätze werden zu einem Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung eines Satzes mit zusätzlichem Satzgefüge . . . . .
81 82 82 84 85 86 87 87 87 87 88 88 89 90 90 90 92 92 92 94 95 95 95 96 96 96 97 97 99 99 100 100 101 102
XI
Inhaltsverzeichnis
II
Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
1
1.2.1 1.2.2 1.3 1.4
Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit einem Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verdeutlichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erläuterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zusatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit zwei Relativsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit einem Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . a) daz-Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Temporalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Modalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Komparativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Konzessivsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit zwei Konjunktionalsätzen . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit drei Konjunktionalsätzen . . . . . . . . . . . . . Erweiterung mit einem abhängigen Fragesatz . . . . . . . . . . . Erweiterung mit Nebensatz in der Form der indirekten Rede . .
104 104 105 106 106 107 108 108 109 110 111 111 112 113 114 114
2 2.1 2.2 2.3
Veränderung der Satzart von Nebensätzen im Gefüge Konjunktionalsatz wird Relativsatz . . . . . . . . . . . . . Abhängiger Fragesatz wird Relativsatz . . . . . . . . . . Veränderung der Satzart bei Konjunktionalsätzen . . .
116 116 117 117
3
Exkurs: Tausch der Abfolge von Haupt- und Nebensatz . . . . 118
4 4.1
Reduktion von Nebensätzen in Satzgefügen zu Satzteilen Reduktion von Relativsatz zu Satzteil(en) . . . . . . . . . . . a) Relativsatz wird zur adverbialen Bestimmung . . . . . . b) Relativsatz wird zu Attributen . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion von Konjunktionalsatz zu Satzteil(en) . . . . . . a) Temporalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kausalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Finalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Modalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.1
1.1.1 1.2
4.2
. . . .
. . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
119 119 119 120 121 121 121 122 122
5
Aussparung eines Nebensatzes bei der Übersetzung eines Satzgefüges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
6
Veränderung im Satzgefüge („Verschiebung“ und Erweiterung)
7
Veränderung von Satzgefüge und Satz durch „Verschiebung“ („Spaltung“) und Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
124
XII
8 8.1 8.2 9
9.1 9.2 10 10.1 10.2 11 11.1 11.2 11.3 11.4 11.5 12 12.1 12.2 12.3
Inhaltsverzeichnis
Veränderung von Satzgefüge und Satz/Satzgefüge zu Satzgefüge durch „Verschmelzung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Verschmelzung“ von Satzgefüge und Satz . . . . . . . . . . . . . „Verschmelzung“ von zwei Satzgefügen . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von Satzgefügen durch „Abspaltung“ von Nebensatz/Nebensätzen oder Hauptsatz ohne/oder mit Nebensatz/ Nebensätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Abspaltung“ von Nebensätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Abspaltung“ des Hauptsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von Satzgefüge durch „Spaltung“ (ohne/mit „Abspaltung“ von Sätzen) in zwei Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge . . . . . . . . . . . „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge mit „Abspaltung“ von Sätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Satzgefüge gegenüber der Vorlage . . . . . . . . . . Zusätzliche Satzgefüge durch „Spaltung“ eines Satzgefüges . . Zusätzliche Satzgefüge durch Erweiterung eines Satzes mit einem Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Satzgefüge durch Veränderung eines Satzes zu Satzgefüge durch zusätzl. Nebensatz/Nebensätze . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz . . . . . . . Zwei Sätze werden zu Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verminderung bzw. „Verlust“ von Satzgefügen bei Notker . . . Verminderung durch „Verschmelzung“ von Satzgefügen . . . . Verminderung durch „Auflösung“ eines Satzgefüges in Sätze . . Verminderung durch Veränderung eines Satzgefüges in einen Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127 127 128
129 130 130 132 133 134 137 137 138 138 138 138 138 139 139 139
Allgemeine Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Vergleich der Martian-Übersetzung (Prosa) mit der des Boethius . . . . 142 Statistik zu den Satzeinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians . . . . . . . 159 Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch) . . . . . . . . . . . . . . 171 Vergleich von Prosa und Carmina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Statistik zu den Satzeinheiten der Carmina . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Inhaltsverzeichnis
XIII
C
Notkers Psalmenübersetzung (in Auswahl) . . . . . . . . . . . . . 189
I 1 1.1 1.2 1.3
Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze (ohne Textvorlage) . . . . . . . . . . . . . . . . Sätze als Ergänzung Sätze als Wiederholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sätze als Variation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Zu einem Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zu einem Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Hauptsatz und Satz (als Variation) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zu zusätzlichem Satz (bei Veränderung eines Satzes) . . . . Sätze als Verstärkung („Vorbereitung“ und Erläuterung) . . . . Zusätzliche Sätze (mit Textvorlage) durch „Abspaltung“ von Satzteilen in Sätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze - in Verbindung mit dem Kommentar . . . Zusätzliche Sätze - ohne Einfluß des Kommentars . . . . . . . a) Vereinfachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ergänzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erläuterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Verdeutlichung und/oder Hervorhebung . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen . Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Satzgefügen . . . . . . . Satz durch Erweiterung eines Teiles von Haupt- oder Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz durch „Abspaltung“ des Satzkerns im Hauptsatz . . . . . . Zwei zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ von Satzkern und Satzteil (des Hauptsatzes) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes/Nebensatzes . . . . Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes (mit „Ersatz“) . . . . Sätze durch Veränderung eines Satzgefüges . . . . . . . . . . . . Sätze aus einfachem Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sätze aus Satzgefüge (mit zwei Nebensätzen) . . . . . . . . . . . Satz für einfaches Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz für Hauptsatz mit Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz für Hauptsatz mit Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit Relativsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit abhängigem Fragesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge und Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.4 2 2.1 2.2
3 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 5 5.1 5.2 6 6.1 6.2 7 7.1 7.2 7.3 8
196 196 196 197 197 197 198 198 198 199 201 202 202 203 203 203 203 204 204 205 205 206 206 207 209 210 210 211 211 213 214 215 221 223 223
XIV
9
Inhaltsverzeichnis
9.1 9.2 9.3 10 10.1 10.2 10.3 11 11.1 11.2 12 12.1 12.2 12.3 12.4
Satz oder Sätze werden Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz wird Satzgefüge und Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Sätze werden Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sätze werden Satzgefüge durch Unterordnung von Satz/Sätzen Zwei Sätze werden einfaches Satzgefüge (mit Exkurs) . . . . . Zwei Sätze werden Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Drei Sätze werden Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz oder Sätze werden Satzteil(e) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion eines Satzes auf Satzteil(e) . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Sätze werden Satzteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aussparung von Sätzen in der Übersetzung . . . . . . . . . . . . Aussparung von Sätzen des Psalmentextes . . . . . . . . . . . . . Aussparung von Sätzen als Zusätze in der Vorlage . . . . . . . . Aussparung eines Satzes in der Übersetzung . . . . . . . . . . . Zusatz: „Ersatz“ eines Satzes der Vorlage . . . . . . . . . . . . .
II
Satzgefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
1 1.1 1.2
Erweiterung eines Satzes mit Nebensatz/Nebensätzen . . . . . Zusätzliche Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Konjunktionalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) daz-Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Modalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Relativ- und Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges mit Nebensatz bei Veränderung des Gefüges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Relativsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzliche Konjunktionalsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: zusätzliche Nebensätze als Variation von Nebensätzen Variation eines Relativsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Variation eines Konjunktionalsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Veränderung der Nebensatzart . . . . . . . . . . . . . . . Relativsatz wird Konjunktionalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderungen innerhalb von Konjunktionalsätzen . . . . . . . Konjunktionalsatz wird abhängiger Satz (mit ne-) . . . . . . . . . Veränderung von zwei Nebensatzarten (in einem Gefüge) . . . Reduktion von Satzgefügen durch Verkürzung von Nebensätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion von Relativsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 4 4.1 4.2 4.3 4.4 5 5.1
225 225 226 227 227 228 229 230 231 231 231 232 232 232 233 233
234 235 236 236 236 237 237 238 238 238 238 239 239 239 240 241 241 241 242
Inhaltsverzeichnis
5.2
6 6.1 6.2 7 7.1 7.2 8 8.1 8.2 9 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 10 10.1 10.2 10.3
11 11.1 11.2 12 12.1 12.2 12.3 12.4 13 13.1 13.2
Reduktion von Konjunktionalsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Temporalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kausalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Finalsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion von Nebensätzen bei Veränderung von Satzgefügen Reduktion von Relativsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reduktion von Konjunktionalsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges durch zusätzlichen Satz . . . . . Zusätzlicher Aussagesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusätzlicher Fragesatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung eines Satzgefüges durch zusätzlich. Satz und Satz/ Sätzen der Vorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit zwei Sätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung eines Satzgefüges in Satz und Gefüge durch „Abspaltung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz bei Satzgefüge durch Erweiterung eines Satzteils . . . . . . Durch „Abspaltung“ des Satzkerns . . . . . . . . . . . . . . . . . Durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . Durch „Abspaltung“ mit Ersatz des Hauptsatzes als „Stütze“ . . Veränderung eines Satzgefüges in Gefüge und zwei Sätze . . . . Zusätzliche Hypotaxe: Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Satzgefüge durch „Abspaltung des Hauptsatzes“ . . . . . Durch „Abspaltung“ von Nebensatz/Nebensätzen . . . . . . . Zusatz: „Sonderfälle“ von „Abspaltung“ bei Satzgefüge . . . . a) Mit Zusatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Als Aussparung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge und Satz durch „Abspaltung“ bzw. „Aufspaltung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatz von Hauptsätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von Nebensätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge für Satz/Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durch Nebensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durch Satz als Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge und Satz für Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge für zwei/drei Sätze in Folge . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge werden Satz/Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge wird Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satzgefüge wird zu zwei/drei Sätzen . . . . . . . . . . . . . . . .
XV
242 242 243 243 244 244 244 244 245 245 246 246 246 247 247 248 248 248 248 249 250 251 252 252 252 253 253 254 254 254 255 255 255 255 255 255
XVI
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung zur Psalmenübersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Die Übersetzung der Psalmen im Vergleich mit der der antiken Autoren 259 Anhang (Übersichten I-IV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 Zusammenfassung der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
D
Die Ergebnisse der Untersuchung im sprachhistorischen Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
I
Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur . . . . . 277
1. 2. 3.
Tatian-Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Isidor-Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Willirams althochdeutsche Paraphrase des Hohen Liedes 284
II
Notker und Otfrid von Weißenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
III
Notker und die althochdeutsche Syntax . . . . . . . . . . . . . . . 287
IV
Notker und die deutsche Sprachgeschichte . . . . . . . . . . . . . 291
V
Nachwirkung Notkers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
Einleitung Literatur zum Thema sowie Methode und Ziel der Untersuchung Notkers Übersetzungen des Boethius und Martian sowie der Psalmen haben von jeher sehr großes Interesse gefunden, und es gibt eine Fülle von Untersuchungen zu den einzelnen Werken, zum Teil auch auf zwei oder alle drei bezogen - von entsprechenden Darstellungen zu Notker in der Literaturgeschichte (insbes. G. Ehrismann und H. de Boor), in der Sprachgeschichte (u. a. H. Eg g ers) oder in diversen Lexika einmal ganz abgesehen. 1 Meist gelten die Untersuchungen Notkers Übersetzungstechnik, d. h. bestimmten Prinzipien, charakteristischen Merkmalen oder mehr allgemeinen bzw. übergreifenden Tendenzen. Dabei interessiert vor allem Notkers Sprache als Zielsprache im Vergleich zur lateinischen Vorlage in Notkers Fassung als Ausgangssprache (dies wiederum eine eigene Thematik) mit Blick auf Nähe oder Ferne der Übersetzung, d. h. entweder Bindung und/oder Anlehnung an die Vorlage oder eher Freiheit ihr gegenüber. Dabei kommt es zu sehr unterschiedlichen Beurteilungen: Sie reichen im Falle der Wiedergabe lateinischer Strukturen oder Textvorlage von sehr negativer Bewertung - H. Naumann spricht von „Willkür“, „großzügiger Sorglosigkeit“, sogar von „Vergewaltigung“ 2 - bis hin zu höchster Anerkennung der Übersetzungsleistung allgemein: „mustergültiges Deutsch“, „meisterhafte Verdeutschung“, wie es A. K. Dolch sieht. 3 Mit den Beurteilungen von Notkers Übersetzung(en) verbindet sich häufig auch eine Einschätzung der Intention Notkers, was die Wiedergabe der antiken Autoren betrifft. Einerseits sieht man darin die Basis für den artes-Unterricht mit seinem Ziel: „vor allem die Erlangung handwerklich-sprachlicher 1
2
3
Zur Angabe der genauen Titel der Untersuchungen bzw. Darstellungen der genannten Verfasser/Verfasserinnen siehe - soweit nicht zitiert - das Literaturverzeichnis (mit den entsprechenden Hinweisen). H. Naumann: Notkers Boethius. Untersuchungen über Quellen und Stil. Straßburg 1913, S. 75. A.K. Dolch: Stil und Quellenproblem zu Notkers Boethius und Martianus Capella. In: Notker-Studien III. New York 1952, S. 229.
2
Einleitung
Fähigkeiten im Lateinischen“, wie G. Braung ar t meint 4, andererseits werden Notkers Boethius und Martian - so H. de Boor - nicht als „Übersetzungshilfe“, sondern als „Verständnishilfe“ verstanden, und dann bedeute „Freiheit der Übersetzung vor allem Vereinfachung des rhetorisch-kunstvollen spätantiken Latein …“. 5 Die recht unterschiedlichen Beurteilungen von Notkers Wiedergabe seiner Vorlagen beruhen meist auf mehr oder weniger speziellen Untersuchungen zu Themen oder Aspekten seines Werkes (teilweise auch zweier Werke), womit die Perspektive der Einschätzung zwangsläufig begrenzt ist. Hinzu kommt, daß die konstatierten Veränderungen bei Notker zwar beschrieben und belegt, ihr Anteil und Gewicht im Sinne vollständiger Präsentation aber nicht dargestellt werden, so daß bestimmte Beobachtungen z. T. als repräsentativ angesehen und zu stark verallgemeinert werden. Im Falle von mehr übergreifenden, allgemeinen Beurteilungen eines oder mehrerer Werke in zusammenfassenden Darstellungen einer Literaturgeschichte fehlen ohnehin entsprechende Nachweise, von Verweisen auf bestimmte Untersuchungen einmal abgesehen, bei denen aber weithin das oben Gesagte gilt. Im folgenden soll ein kurzer Überblick über Untersuchungen zu den drei Werken Notkers gegeben werden: Abgesehen von relativ wenigen Arbeiten zu Notkers Lexik (insbesondere I. Schröbler), die im Falle von Adjektiv (E. Veerhusen, A. Baur, A. Seidenbusch, R. T. Giufridda) oder Konjunktionen (D. Handschuh) auch den syntaktischen Zusammenhang dieser Wortarten thematisieren (Funktion und Gebrauch) befassen sich die Untersuchungen zu Notkers Übersetzungen mit dem Bereich der Syntax. Dabei handelt es sich sowohl um Darstellungen mehr allgemeiner und umfassender Art oder spezieller Themen bzw. Aspekte - meist auf ein Werk bezogen, aber auch übergreifend auf zwei oder drei Werke. Im Mittelpunkt steht aber dabei die Übersetzung der Consolatio philosophiae des Boethius, vor allem dessen Prosa, teilweise mit Einschluß der Carmina, teilweise mit deren spezieller Berücksichtigung. Ältere Arbeiten befassen sich mit Sprache und Stil der Consolatio-Übersetzung (H. Naumann) - dies mit vielen Hinweisen auf den Satzbau - oder explizit mit der Syntax dieses Werkes (H. Wunderlich), wobei aber spezifische Aspekte im Rahmen von Satzstrukturen, weniger der Satzbau selbst thematisiert werden. Dies gilt auch für mehrere, meist auch auf andere Werke 4
5
G. Braungart: Notker der Deutsche als Bearbeiter eines lateinischen Schultextes. Boethius ,De Consolatione Philosophiae‘. In: ZfdPh 106. Heft 1. 1997, S. 3. H. de Boor: Die deutsche Literatur. Bd. I. Von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung (770-1170). München 1955, S. 113.
Einleitung
3
Notkers bezogene Darstellungen zum Kasusgebrauch: Genitiv (E. I. Antrim), Dativ (C. W. Eastman), Ablativ (E. Raposo) - mit Bezug auf weitere Werke - oder zum Partizip bei Notker (W. Göcking, K. Meyer). Im Falle der Arbeiten von Raposo und Göcking wird - in Verbindung mit der Wiedergabe von Ablativ bzw. Partizip - die Thematik ,Nebensätze‘ bei Notker behandelt, aber durch die vorgegebene Perspektive nicht allgemein und/oder systematisch. Mit Aspekten des Nebensatzes bei Notker beschäftigen sich insbesondere die Arbeiten von R. Löhner (Wortstellung) und D. Fur rer (Modusprobleme), mit Satzstrukturen über die Nebensätze hinaus die Untersuchungen von E. Bolli (die verbale Klammer) und A. Näf (Wortstellung). Die zahlreichen Arbeiten S. Sondereg g ers zu Notker, insbes. zur Consolatio, befassen sich im wesentlichen mit Notkers Übersetzungen im Vergleich mit der lat. Vorlage, vor allem im Rahmen der Syntax, und würdigen Notker als Übersetzer zwischen „seiner Treue zum Latein“ und der „Ausformung einer volkssprachlichen Stilistik“ 6, „zwischen lateinischer Anlehnung und volkssprachlicher Gestaltung“, wie es im Titel einer Untersuchung zur ,Satzfügung‘ in den Carmina des Boethius und Martian heißt. 7 Die Syntax in Notkers Übersetzung von „Die Hochzeit des Merkur und der Philologie“ des Martianus Capella ist Gegenstand zwei älterer Arbeiten - in einem Fall konstatiert W. Manthey verschiedene Veränderungen von Satzstrukturen der Vorlage bei Notker sowie viele zusätzliche Nebensätze, im anderen Fall behandelt F. A. Feigl die Stellung der Satzglieder im „Vollsatz“ - eine sehr umfassende Bestandsaufnahme, aber eine spezielle Thematik im Rahmen einer bestimmten Satzstruktur. Mit Notkers Einrichtung bzw. Gestaltung des Martian-Textes als Textvorlage für die Übersetzung befassen sich A. K. Dolch (auch für die Übersetzung der Consolatio) und zum Teil auch H. Backes, der die ,Transformation des lat. Grundtextes‘ durch Notker als Anwendung der Regeln des St. Galler Traktats (mit dem Prinzip des ordo naturalis) versteht. Er verweist zwar dann auf Veränderungen in Notkers Satzbau gegenüber Grundtext und umgeformtem Text, sein Interesse gilt aber der „Integration der etymologischen Denkform in dem einzelnen Satz … “. 8 Eine spezielle Thematik zur Syntax 6
7
8
S. Sonderegger: Notker der Deutsche als Meister einer volkssprachlichen Stilistik. In: Althochdeutsch. Bd. 1. Heidelberg 1987 (Germanische Bibliothek. Reihe 3, Untersuchungen), S. 871. S. Sonderegger: Notkers des Deutschen Satzfügung zwischen lateinischer Anlehnung und volkssprachlicher Gestaltung: das Beispiel der Carmina Übersetzungen. In: Althochdeutsch - Syntax und Semantik. Lyon 1992. S. 89 ff. H. Backes: Die Hochzeit Merkurs und der Philologie. Sigmaringen 1982, S. 64.
4
Einleitung
bietet dagegen P. Valentins Untersuchung zur Gliedfolge in Notkers Satz (d. h. hier Aussage- und Gliedsatz) in der Martian-Übersetzung. Mit dem Erscheinungsbild der Relativsätze bei Notker befaßt sich W. S. Bennett. Eine spezielle Untersuchung gibt es dann auch zur Psalmenübersetzung Notkers mit A. Bor ters Analyse der Klammerbildung (verbale Klammer und Nebensatzklammer). F. Leimbach beschäftigt sich in Verbindung mit Notker auch mit der Wiedergabe syntaktischer Mittel der Vorlage, wobei im Falle von Veränderungen auf die Nebensätze (jeweils mit Beispielen und einigen Belegen) eingegangen wird. Weitere Aspekte zur Psalmenübersetzung finden sich in schon genannten übergreifenden Darstellungen. Der Überblick über die Literatur zur Syntax in Notkers Übersetzungen zeigt, daß meist spezielle Themen wie Kasusgebrauch, Klammerbildung, Wort- bzw. Gliedfolge oder die Wiedergabe spezifisch lat. Konstruktionen im Vordergrund stehen. Der Satzbau Notkers als solcher - Satz und Satzgefüge (Haupt- und Nebensatz/Nebensätze), Parataxe und Hypotaxe, insbesondere deren unterschiedliche Struktur und Komplexität - wird nur partiell thematisiert oder mehr indirekt in Verbindung mit spezifischen Aspekten (s. o.) so etwa die Thematik Nebensätze. Bei umfassenderen Untersuchungen zum Satzbau, genauer zu Teilbereichen des Satzbaus (W. Manthey zu Martian, F. Leimbach zum Psalter) werden zwar entsprechende Beispiele und Belege für Satzstrukturen bei Notker im Vergleich zur Vorlage gegeben, aber es fehlt an einer vollständigen Auflistung und Bewertung aller Belege eines Werkes oder eines Corpus, wie es oben bereits angesprochen wurde. Zum Teil ist auch das Corpus der Untersuchung sehr begrenzt und damit nur eine schmale Basis für eine entsprechende Analyse und Beurteilung. Im Grunde fehlt es an einer entsprechenden Untersuchung bzw. Darstellung zu Notkers Satzbau im Sinne einer umfassenden und systematischen Analyse. Angesichts dieser Situation scheint es erforderlich, Notkers Satzbau in seinen Übersetzungen einmal umfassend, d. h. in mehreren Werken und auch systematisch, d. h. jeweils an einem angemessenen Corpus vollständig zu analysieren und mit der Vorlage zu vergleichen. Eine solche Analyse meint ein schrittweises Vorgehen von Satzeinheit zu Satzeinheit (Satz oder Satzgefüge) in Notkers lat. Textvorlage (bzw. seiner lat. Fassung des antiken Textes) und in seiner Wiedergabe als direkte Übersetzung - abgehoben von allen erläuternden oder kommentierenden Zusätzen, ob syntaktisch verbunden oder hinzugefügt. Es geht also um eine vollständige, d. h. lückenlose Bestandsaufnahme und Analyse der Satzstrukturen in einem größeren Corpus, nicht nur um eine Auswahl bzw. partielle Berücksichtigung von Satzeinheiten oder gar nur um Beispiele für bestimmte, charakteristische Veränderungen von Satzstrukturen der Vorlage bei Notker - wie z. T. in früheren Arbeiten zu seiner Syntax in den
Einleitung
5
Übersetzungen (s. Literaturüberblick). Objekt einer solch umfassenden Analyse in der folgenden Untersuchung ist jeweils ein repräsentatives Corpus so das 1. Buch der „Consolatio philosophiae“ des Boethius, ebenfalls das 1. Buch der „Nuptiae Philologiae et Mercurii“ des Martianus Capella sowie ein Corpus von 50 der 150 Psalmen der Psalterübersetzung. Im Falle der antiken Autoren werden über den Prosatext hinaus auch die Carmina berücksichtigt - bei Martian mit einer entsprechenden Analyse, bei Boethius durch einen Vergleich von Prosa und Carmina, die in einer eigenen Untersuchung behandelt wurden. 9 Grundlage des Vergleichs von Textvorlage und Übersetzung ist jeweils der von Notker eingerichtete lateinische Text für dessen entsprechende Wiedergabe. Notker hat die lateinische Textvorlage je nach Umfang und/oder Struktur in bestimmte Abschnitte gegliedert, um die Übersetzung aufzuteilen, aber wesentlich auch als Basis für die jeweilige Kommentierung - weniger bei Boethius, mehr aber bei Martian und insbesondere bei der Psalmenübersetzung (s. dort). Diese Gliederung erfolgt in Hauptsatz, Nebensatz/Nebensätze, vor allem aber in Syntagmata der verschiedenen Satzstrukturen, zum Teil kommt es auch zu Veränderungen in der Abfolge von Nebensätzen und Syntagmata. Die Gliederung ist zum Teil sehr unterschiedlich - bisweilen aber fehlt sie, und es folgen teilweise sogar mehrere lat. Sätze/Satzgefüge aufeinander und werden dann erst als Ganzes übersetzt. Trotz der teilweise ausgeprägten Gliederung der lat. Textvorlage und der Veränderungen bzw. Umstellung in der Abfolge der Syntagmata und Satzeinheiten hat Notker die syntaktischen Strukturen der Texte von Boethius und Martian (zumindest im 1. Buch) nicht wesentlich verändert, so daß der Vergleich des lat. Textes und der ahd. Übersetzung im Bereich der Syntax nicht weiter beeinträchtigt wird. Die Analyse des Satzbaus in den drei Corpora (bei Martian mit den Carmina) wird jeweils im Anschluß an die Darstellung in einer Statistik dokumentiert - dies in Form einer Gegenüberstellung der Satzeinheiten (Sätze und Satzgefüge) in der lat. Vorlage und der Satzeinheiten bei Notker mit den entsprechenden Veränderungen. Im Falle von Martian und den Psalmen wird in einem Anhang noch zusätzliches Material zur Analyse des Satzbaus gegeben: bei Martian Textauszüge als Beispiel für die Wiedergabe von Hypotaxe/ Parataxe - jeweils mit Strukturanalysen, bei den Psalmen die Analyse der Strukturen eines Psalms in Verbindung mit Nebensätzen ohne Basis in der Vorlage und mit dem Satzbau des eingefügten Kommentars bei Notker. 9
H. Eilers: Notkers Übersetzung der Carmina im 1. Buch der Consolatio des Boethius. In: Festschrift für Ph. Marcq. Heidelberg 1994, S. 203 ff.
6
Einleitung
Die eigentliche Darstellung zur Thematik der Untersuchung bietet die Auswertung der vergleichenden Analyse: Dies bedeutet im Falle der Veränderung von Satzstrukturen bei Notker die Beschreibung und Erläuterung der Unterschiede, bei größerer Veränderung deren Begründung oder die Möglichkeit bzw. der Versuch einer Begründung. Dies erfolgt zunächst auf der Basis des direkten Vergleichs von Vorlage und Wiedergabe, dann aber auch im entsprechenden Kontext - gemeint ist damit sowohl das syntaktische Umfeld der Veränderung als auch der inhaltliche Zusammenhang, dies falls gegeben - in Verbindung mit Notkers erläuternden Zusätzen und/oder eingefügtem Kommentar. Beschreibung, Erläuterung und Begründung bzw. Versuch einer Begründung für die Veränderungen des Satzbaus bei Notker gehen bisweilen sehr ins Detail und/oder werden bisweilen auch unter zwei oder mehr Aspekten bzw. syntaktischen Kriterien behandelt, denn die Darstellung der Veränderungen erfolgt in ihrer Struktur nach syntaktischen Kategorien. So ist die Darstellung in die beiden Bereiche ,Satz‘ und ,Satzgefüge‘ und dabei wiederum in viele Teilbereiche gegliedert. Einige Male kommt es in Teil II (Satzgefüge) zur Wiederaufnahme von Kapiteln bzw. Themen von Teil I (Satz) entweder wird die Thematik von I auch unter dem Aspekt ,Satzgefüge‘ (Teil II) dargestellt, oder es werden lediglich die entsprechenden Belege bzw. die Anzahl der Belege von I in II angeführt. Wesentlich ist bei der folgenden Untersuchung zu Notkers Syntax einmal die vollständige, d. h. lückenlose Analyse der Satzstrukturen in den Corpora sowie deren Präsentation in einer Statistik (im Falle der Psalmen wegen der großen Zahl von Sätzen/Satzgefügen auf ein Teil-Corpus bezogen), zum anderen aber die umfassende Darstellung zu Form und Art der Veränderungen bei Notker - je nach Situation mit entsprechender Erläuterung und (möglicher) Begründung. Die ausführliche Analyse der Syntax Notkers im Vergleich mit den Vorlagen bietet einerseits eine breite Grundlage für die Beschreibung und Beurteilung von Notkers Übersetzungstechnik - in bezug auf bestimmte Prinzipien und/oder charakteristische Tendenzen der Wiedergabe (nicht nur im Bereich des Satzbaus allgemein, sondern teilweise auch in dem der Syntagmata), andererseits ist diese Analyse eine tragfähige Basis für die Bewertung von Notkers Verhältnis zur Vorlage, d. h. seines Umgangs mit ihr unter der Perspektive von Bindung und/oder Freiheit, womit beispielhaft auch Form und Qualität ahd. Übersetzertätigkeit ganz allgemein deutlich werden. Dies ermöglicht dann auch eine Antwort auf die Frage nach der Intention Notkers, insbesondere was die Übersetzung der antiken Autoren betrifft, um von daher auch den Stellenwert ahd. Übersetzungen in der Literatur jener Zeit entsprechend
Einleitung
7
zu beurteilen. Schließlich kann mit dem Satzbau Notkers - wenn auch nur auf die Übersetzungssyntax bezogen - der Sprachgebrauch Notkers allgemein verdeutlicht werden, insbesondere aber ein Beitrag zur Erforschung und Darstellung ahd. Syntax geleistet werden - dies im Sinne von A. Greule, denn er meint: „Die Hauptaufgabe der ahd. Syntaxforschung besteht darin, auf eine ahd. Gesamtsyntax hinzuarbeiten.“ 10 Da die Sprache Notkers als Übergang vom Althochdeutschen zum Frühmittelhochdeutschen anzusehen ist, kann die Untersuchung zu Notkers Syntax auch Aspekte dieses Übergangs, d. h. einen Teilbereich der weiteren Entwicklung der deutschen Sprache verdeutlichen.
10
A. Greule: Syntax des Althochdeutschen. In: Sprachgesschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Teilband. Berlin/New York 2000, S. 1207.
A Notkers Syntax in seiner Übersetzung des Boethius im Vergleich zur Vorlage (1. Buch)
Vorbemerkung Das erste Buch der Consolatio umfaßt - wie auch die übrigen Bücher zum größten Teil Prosa (6 Abschnitte sehr unterschiedlichen Umfangs), aber auch metrisch gebundene Stücke, die in die Prosadarstellung eingefügten 6 Carmina. Die Syntaxanalyse befaßt sich mit Notkers Wiedergabe der Prosa bei Boethius. Seine Übersetzung der Carmina (im 1. Buch der Consolatio) wurde bereits in einer früheren Untersuchung analysiert, wobei auch die Syntax berücksichtigt ist. 11 Die Ergebnisse der Syntaxanalyse im Bereich der Carmina sollen im Anschluß an die Untersuchung zur Prosa-Übersetzung in die Darstellung einbezogen werden.
Erläuterung zu Satz, Satzreihe, Satzgefüge Der Begriff ,Satz‘ bzw. ,einfacher Satz‘ bezeichnet - im Sinne der traditionellen Grammatik - im allgemeinen eine sprachliche Äußerung mit Subjekt und Prädikat (nicht erweitert oder erweitert). Folgt auf einen Satz ein weiteres Prädikat ohne neues Subjekt oder ohne Wiederholung eines gemeinsamen Subjekts, wird das Prädikat (meist erweitert) trotzdem als Satz gewertet bzw. gezählt, da das Prädikat eine Aussage gibt und damit das konstitutive Element eines Satzes darstellt. In einem Fall findet sich bei Boethius und auch bei Notker die Verbindung von zwei Konjunktionalsätzen durch den gemeinsamen finiten Teil der beiden Prädikate: 41.1 ff.: Atque hoc ipso uidebimur affines fuisse malefitio. quod imbuti sumus tuis disciplinis. instituti tuis moribus./Io´h an de´mo dı´nge du´ncho ´ıh ´ın zo´uuerlıˆh da´z ih a´ntchu´nde bı´n dıˆnero lı´sto. u´nde gezo´gen naˆh tıˆneˆn sı´ten. Trotz des gemeinsamen finiten Teils (sumus bzw. ih bı´n) handelt es sich bei dem mit der Konjunktion (quod bzw. daz) eingeleiteten Text um zwei verbal gefaßte Aussagen, d. h. zwei Nebensätze. Deren enge Verbindung wird in der Statistik mit dem Zeichen ∪ gekennzeichnet. An anderer Stelle bildet Notker bei der Wiedergabe eines Satzgefüges (17.11 ff.) in seinem Gefüge 11
H. Eilers: Notkers Übersetzung der Carmina im 1. Buch der Consolatio des Boethius. (s. Anmerkung 9).
12
Textwiedergabe
(17.13 ff.) zu dem Hauptsatz einen zweiten Hauptsatz bzw. Satz mit gemeinsamem finiten Teil des Prädikats. (Man könnte solche Verbindungen von Prädikaten auch als zweigliedriges Prädikat ansehen, doch ist eine solche Bezeichnung der Verbindung von Nomina und Kopula vorbehalten - s. Statistik zur Martian-Übersetzung.) In einem anderen Fall verbindet Boethius zwei Infinitive mit gemeinsamem Modalverb eines Konjunktionalsatzes dieser parallel zu einem vorausgehenden Kausalsatz (mit Modalverb). Notker verändert diese Struktur zu der Verbindung von drei Infinitiven (zweimal erweitert): 53.12 ff. ea ualentia est. ut possint quidem hominem mouere loco. conuellere autem. sibique totum exstirpare non possint. / Muˆ ot-su´ hte ha´ bent tıˆa chra´ ft. ta´ z sie me´nnisken mu´ gen a´ lso ´einen bo´um in ste´te staˆ nden eruue´kken. na´ ls a´ ber eruue´lzen uˆ z. no´h uˆ z eruuu´ rzelloˆn. Die Infinitive sind zwar im Sinne von Satzteilen (Objekten) zu verstehen, aber im Falle der Erweiterung haben sie durchaus satzwertigen Charakter, bei reinem Infinitiv ist es (in Verbindung mit dem Modalverb) eine, wenn auch kurze, verbal gefaßte Aussage, so daß die Infinitive bei einem Modalverb in der Statistik wie ein (verkürzter) Nebensatz in Klammern vermerkt, aber nicht als Satzeinheit gezählt werden. Es findet sich lediglich noch ein Beleg bei Notker (Boethius) für Infinitive (3) mit Modalverb (38.12 ff.). Die Verbindung von zwei oder mehr Sätzen als ,Nebenordnung‘ bzw. die Reihung von mehreren Sätzen (,Satzreihe‘) ergibt die Form der Parataxe. Ist ein ,Satz‘ mit einem ,Nebensatz‘ (,Gliedsatz‘) oder mehreren ,Nebensätzen‘ zu einem ,Satzgefüge‘ verbunden, dann fungiert der ,Satz‘ als ,Hauptsatz‘. Die Unterordnung von Nebensatz oder Nebensätzen unter einen Hauptsatz (u. U. mit Unterordnung der Nebensätze untereinander) im Satzgefüge bewirkt die Struktur der Hypotaxe.
Textwiedergabe Bei der Wiedergabe von Textstellen - nach der Ausgabe von E.H. Sehrt und Taylor Starck 12 - wird zuerst der lateinische Text angeführt, entsprechend der Darstellung bei Notker, allerdings wird im allgemeinen der häufig durch Notkers Übersetzung und Kommentierung unterbrochene bzw. getrennte lateinische Text der Anschaulichkeit halber zusammengefaßt, gleichsam „addiert“ und teilweise auch gekürzt (Auslassungen sind entsprechend 12
Notker des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E. H. Sehrt und Taylor Starck: Boethius, De consolatione Philosophiae. 1. Band. Hefte 1-3. Halle (Saale) 1966.
Textwiedergabe
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gekennzeichnet) - ebenso wie dann Notkers Übersetzung (jedoch ohne Kommentar). Lediglich bei der Wiedergabe bestimmter, meist umfangreicher bzw. komplexer Satzgefüge bei Boethius und/oder bei Notker wird die Abfolge in Notkers Darstellung beibehalten. Althochdeutsche Wörter bzw. Wortverbindungen sowie die ahd. Zitate werden kursiv wiedergegeben dies im Unterschied zur Ausgabe von Sehrt/Starck, die als Transkription der Handschrift den lat. Text kursiv von dem Notkers abhebt. (Die Angabe von einzelnen Wörtern oder kurzen Wortverbindungen Notkers in der Untersuchung erfolgt ohne die in seinem Text gegebenen Tonakzente.) Die Prosa in Notkers Übersetzung der Consolatio des Boethius umfaßt 261 Belege für Sätze (126) und Satzgefüge (135) gegenüber 255 (143 + 112) Belegen in der lat. Vorlage - dem von Notker bearbeiteten bzw. „präparierten“ und in seine Übersetzung aufgenommenen Text des Boethius. Nicht berücksichtigt ist dabei die zusätzliche ahd. Kommentierung durch Notker, wenn auch in einigen Fällen die Grenze zwischen Übersetzung und Kommentar fließend ist, etwa dann, wenn Notker einen Aspekt wiederholt bzw. variiert. (Ergibt sich die Wiederholung bzw. Variation unmittelbar aus der lat. Vorlage, dann wird sie der Übersetzung zugeordnet.) Daß Notker mit seiner Übersetzung auch kommentiert und interpretiert, steht außer Frage - dies wird ja im Vergleich von Übersetzung und Vorlage in der folgenden Untersuchung mit verdeutlicht -, ist aber bei Analyse und Vergleich der syntaktischen Strukturen des lat. und ahd. Textes (von den Psalmen abgesehen) nicht weiter relevant.
I Satz 1 Zusätzliche Sätze bei Notker durch Einfügung Bei den beiden Belegen für zusätzliche Sätze handelt es sich um erläuternde Einfügung in die direkte Rede, um die sprechende Person hervorzuheben bzw. sie von der angesprochenen/gemeinten Person abzuheben: 20.11 f. Meam scilicet criminationem uererer? 20.12 So´lti ih chıˆst tu mıˆna le´idunga fu´ rhten? - weiterer Beleg: 53.10 (lat. Vorlage: 53.8 f.) Einmal verbindet Notker in seiner Übersetzung drei Satzgefüge und einen Satz der Vorlage (54.15 ff.) zu einem Satzgefüge (54.16 ff.), dabei fügt er sechsmal einen kurzen Satz in Parenthese ein, um das umfangreiche Gefüge - entsprechend der Abfolge der Aspekte - zu gliedern: 54.17 ff.
… ta´ z ´ıst ´ein. … ta´ z ´ıst taz a´ nder … da´ z ´ıst taz se´hsta. …
(Diese parenthetischen Zusätze sind keine der Vorlage entnommenen Elemente der Übersetzung im Sinne der Textwiedergabe - s. dazu auch unter ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.9)
2 Zusätzliche Sätze durch „Spaltung“/„Abspaltung“ von Satzgefügen der Vorlage (Satzgefüge bleibt erhalten oder wird neu gebildet) Bei der folgenden Darstellung und Analyse dieser zusätzlichen Sätze bei Notker geht es in diesem Zusammenhang um Art und Charakter der „neuen“ Sätze sowie um deren Funktion im Sinnzusammenhang - zwar in Verbindung mit Notkers Wiedergabe des Satzgefüges der Vorlage, jedoch ohne umfassende Analyse dieser Wiedergabe, falls über die „Abspaltung“ hinaus weitere Veränderungen gegenüber der Vorlage auftreten. In diesen Fällen wird in der folgenden Darstellung jeweils auf das Kapitel ‚Veränderung der Hypotaxe‘ verwiesen. In 9 Fällen (bei 8 Gefügen der Vor-
2 Zusätzliche Sätze durch „Spaltung“/„Abspaltung“
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lage) bildet Notker einen zusätzlichen, eigenständigen Satz, indem er 1. den Hauptsatz eines Gefüges abspaltet und verselbständigt, 2. einen Nebensatz (oder zwei Nebensätze) eines Gefüges ablöst und zu einem eigenen Satz (oder eigenen Sätzen) verändert oder 3. einen Bestandteil bzw. Satzteil eines Hauptsatzes oder Nebensatzes (im Gefüge) zu einem selbständigen Satz erweitert.
2.1 Zusätzlicher Satz aus Hauptsatz eines Gefüges 17.11 ff. 17.14 ff.
Tune es ille qui … euaseras in robur uirilis animi? Neuuu´ rte duˆ … geso´uget u´ nde … gezo´gen. unz tuˆ gestı´ge ze go´menes sinne? nebı´st tuˆ /de´r na?
Der das Gefüge einleitende Hauptsatz (Fragesatz) wird bei Notker an das von ihm gebildete Satzgefüge (durch Veränderung der Partizipien) angefügt - als Wiederholung und damit Betonung und Verstärkung der in dem vorausgehenden Satzgefüge gestellten Frage(n) nach der Identität des Angesprochenen. (s. dazu ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.6.1)
2.2 Zusätzlicher Satz durch Veränderung eines Nebensatzes von einem Gefüge Dafür finden sich 4 Belege (bei 3 Gefügen der Vorlage) - betroffen sind a) Relativsätze (2) und b) Konjunktionalsätze (2): a) Sätze für Relativsätze 13.10 ff. 13.11 ff.
He˛ sunt enim, que˛ necant … segetem … Hominumque mentes assuefaciunt morbo. non liberant. ´ nde me´nniskoˆn Tı´z sı´nt tıˆe de´n uuuˆ ocher … erte´mfent … U muˆ ot stoˆzent sie ´ın dia su´ ht. sıˆe neloˆsent siu nıˆeht.
Die Philosophie spricht hier von den Musen in Verbindung mit Boethius als ,Bühnendirnen‘ - skenicae meretriculae (12.15 f.) -, die den Menschen schaden: Von den in drei Relativsätzen gegebenen Aussagen bildet Notker eine als Relativsatz nach (13.11 ff.), gibt aber die beiden anderen als eigene Sätze
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I Satz
wieder und gewichtet bzw. betont damit entsprechend. (Die Umformung der Relativsätze könnte allerdings auch durch die dem Relativsatz bei Notker angefügte Erläuterung - Ta´ z chıˆt … [13.13 f.] bedingt sein, da das Bezugswort für die beiden weiteren Relativsätze bei Notker dann zu weit entfernt wäre [13.11].) (s. Veränderung, insbes. Reduktion der Hypotaxe - II.6.2) b) Satz für Konjunktionalsatz 37.6 ff. 37.8 f.
Meministi ut opinor. quoniam ipsa … me dirigebas … Ih uuaˆ no duˆ gehu´ gest uuo´la. da´ z tuˆ mı´h se´lba leˆrtoˆst …
Der bei Boethius eingeschobene Nebensatz: ut opinor (modaler Konjunktionalsatz) wird bei Notker als eigener Satz im Sinne einer Einleitung vor das Satzgefüge gestellt und damit die Aussage des Gefüges mehr als in der Vorlage als Meinung bzw. Beurteilung des Boethius (gegenüber der Philosophie) gekennzeichnet. Das Gefüge wird bei Notker um einen Relativsatz (37.9 f.) erweitert. (s. ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.6.2) - weiterer Beleg: 52.8 ff. 52.10 f.
Vix inquam nosco sententiam tue˛ rogationis. nedum queam ad inquisita respondere ´Ih neuernı´mo saˆ r. uue´s tu fraˆ geˆst. Meˆra so´lti ´ıh tir a´ nt-uuu´ rten.
Notker erweitert in seiner Übersetzung einerseits das Gefüge der Vorlage durch die Wiedergabe von Objekt und Genitivattribut bei Boethius mit Relativsatz, reduziert aber andererseits durch Veränderung des Konjunktionalsatzes zu einem selbständigen Satz - möglicherweise durch den vorausgehenden (zusätzlichen) Relativsatz, eher jedoch durch die Ausdrucksweise der Vorlage bedingt: ein mit nedum - ,geschweige denn, daß‘ - eingeleiteter Nebensatz trotz Unterordnung Steigerung der Aussage im Sinne des (überhaupt) nicht Möglichen. (Der Aspekt der Steigerung wird durch meˆra, der des nicht Realisierbaren durch den Konjunktiv des Modalverbs solti zum Ausdruck gebracht.) Durch die Wiedergabe des Konjunktionalsatzes mit eigenem Satz wird die Aussage zwar vereinfacht, aber damit auch verdeutlicht. (s. dazu ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.6.2)
2 Zusätzliche Sätze durch „Spaltung“/„Abspaltung“
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2.3 Zusätzlicher Satz durch Erweiterung eines Satzteils a) Im Hauptsatz In zwei Fällen findet sich bei Notker Erweiterung einer adverbialen Bestimmung (im lat. Text unterstrichen) zu einem eigenen Satz, der die Angabe der Vorlage in einem Fall hervorhebt, im anderen verdeutlicht und betont: 50.23 50.23 ff.
Primum igitur. Paterisne … Nuˆ sa´ ge ze ˆerest. Uuı´le du mı´r he´ngen.
Die lat. Angabe primum wird dem ahd. Satzgefüge in Form eines Satzes als Einleitung vorangestellt. (Das Gefüge selbst wird um einen Nebensatz erweitert - s. u. ,Veränderung der Hypotaxe‘.) 27.26 f. 27.27 f.
Atqui. tu sanxisti. i. statuisti hanc. sententiam ore platonis … Trı´uuo. duˆ fu´ nde dıˆa re´da. u´ nde leˆrtoˆst sia mı´t platonis mu´ nde …
Die lat. Angabe: ore platonis wird bei Notker mit dem zusätzlichen Prädikat lertoˆst zu einem Satz erweitert, der dann als Hauptsatz des Gefüges (27.27 ff.) fungiert, während der Hauptsatz der Vorlage bei Notker als Satz dem „neuen“ Hauptsatz des Gefüges vorausgeht (mit gemeinsamem Subjekt). Notker hat durch den zusätzl. Satz die Aussage der Vorlage bzw. die Äußerung des Boethius gegenüber der Philosophie erweitert, wobei er damit auch die Einleitung des weiteren Satzgefüges (28.9 ff.) mit dem vorausgehenden (27.27 ff.) verknüpft: 28.7 f. 28.9 f.
Tu monuisti ore eiusdem uiri … Tuˆ leˆrtoˆst u´ nsih o´uh mit sıˆnemo mu´ nde …
Notker verdeutlicht und betont damit die Äußerungen des Boethius, der die Philosophie ja gerade an ihre Unterweisungen erinnern will - dies in Form einer Anapher: tuˆ leˆrtoˆst, um sein Verhalten zu rechtfertigen. In einem weiteren Fall wird die Partizipialkonstruktion (Participium coniunctum) im Hauptsatz eines Satzgefüges von Notker als eigenständiger Satz wiedergegeben:
18 48.21 ff. 48.22 ff.
I Satz
Conquestusque non pensari premia e˛ qua meritis … posuisti vota ´ nde chla´ getoˆst tu dı´h. tı´r unre´hte U uue´sen geloˆnoˆt … paˆ te du
Das Partizip Perfekt des Deponens conqueri wird zum Prädikat (im Imperfekt) des neuen Satzes, wobei der vom Partizip abhängige AcI als Konstruktion nachgebildet wird, wenn auch mit Veränderungen (,personenbezogene‘ Konstruktion). Durch die Wiedergabe mit einem eigenen Satz hat Notker die Aussage der Partizipialkonstruktion - schon in der Vorlage mit satzwertigem Charakter entsprechend gewichtet: als Voraussetzung bzw. Begründung der im eigentlichen Satzgefüge gegebenen Darstellung (falsche Reaktion des Boethius). (s. dazu ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.6.3) b) Im Nebensatz 22.17 ff. 22.18 ff.
Itaque nihil est. quod ammireris. si agitamur … Quibus hoc maxime propositum est. displicere pessimis. Tı´h neda´ rf nehe´in uuu´ nder sıˆn. u´ be uuı´r … geuue´rfoˆt uue´rdeˆn … Uua´ nda uuı´r uue´lleˆn dien u´ beleˆn mı´sselıˆcheˆn. u´ nde da´ z ´ıst u´ ns fa´ stoˆst in muˆ ote.
Der Relativsatz: Quibus propositum est … (22.22 f.) wird bei Notker zu einem kausalen Konjunktionalsatz (22.24) wobei das Prädikat: (maxime) propositum est nur mit Modalverb wiedergegeben wird (uuir uuelleˆn …). Das Prädikat der Vorlage erscheint dann aber in seiner vollen Bedeutung als eigener Satz, der die eigentliche Ursache des Argumentationszusammenhangs hervorhebt und betont. (s. dazu ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.6.3)
Zusammenfassung Zusätzliche Sätze bei Notker (1 und 2.1-2.3) Bei der Einfügung zusätzlicher Sätze will Notker den Zusammenhang (20.12; 53.10: Situation im Dialog) verdeutlichen - im Fall von 54.16 ff. durch entsprechende Gliederung des komplexen Gefüges, indem er (im Sinne einer Aufzählung) die verschiedenen Aspekte in ihrer Abfolge kennzeichnet. Bei den zusätzlichen Sätzen durch „Abspaltung“ von einem Satzgefüge
3 Zusätzlicher Satz/zusätzliche Sätze durch Veränderung eines Satzgefüges
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(Haupt- oder Nebensatz) - 2.1 und 2.2 - gewichtet Notker die Aussage mehr als im lat. Text, um sie zu betonen oder entsprechend hervorzuheben. In der Übersetzung 52.10 f. verdeutlicht der zusätzliche Satz (gegenüber einem Nebensatz der Vorlage) die Aussage. Auch die Erweiterung eines Satzteils in einem Gefüge (Haupt- oder Nebensatz) zu einem Satz in Notkers Wiedergabe dient der Betonung und Hervorhebung oder auch der Verdeutlichung des Sinnzusammenhangs (27.27 f.)
3 Zusätzlicher Satz/zusätzliche Sätze durch Veränderung eines Satzgefüges 3.1 Veränderung des lat. Nebensatzes zu Satzteil/Syntagma im ahd. Satz a) Relativsatz wird Subjekt (Nomen) 39.1 f. 39.2 f.
Cuius reatus dignitatem. uiderunt etiam ipsi qui detulere. Se´lben die me´ldara. bechnaˆ toˆn iz uue´sen heˆrliche scu´ lde.
Notker hat den lat. Relativsatz zum pronominalen Subjekt (ipsi) mit einem Nomen als Subjekt die meldara wiedergegeben und damit das Pronomen selben als Pronominalattribut verbunden. Er hat damit die Angabe zwar reduziert, aber durch die Spitzenstellung (gegenüber Endstellung in der Vorlage) durchaus betont - verloren geht allenfalls der Aspekt der Vergangenheit. Dieser ist aber im Prädikat erhalten; durch die Wiedergabe der eigentlichen Aussage - Anerkennung der Würde der Beschuldigung (Schuld) - mit AcI gewinnt diese verbalen Charakter: Notker hat gewissermaßen das zusätzliche nominale und das zusätzliche verbale Element in der Vorlage: reatus dignitatem … qui detulere in seiner Übersetzung getauscht, wenn er auch das lat. Satzgefüge dabei auf einen einfachen Satz reduziert hat. b) Konjunktionalsatz wird adverbiale Bestimmung (Gerundium) 39.5 ff.
39.7 ff.
Quam uti fuscarent admixtione alicuius sceleris. mentiti sunt poluisse me conscientiam sacrilegio. i. nicromantia. ob ambitum dignitatis. Tıˆa ze gehoˆnenne mı´t a´ ndermo u´ nlı´umende. zı´gen sie mı´h u´ mbe des a´ mbahtes mı´nna. daz muˆ ot pesmı´zen ha´ ben mit ka´ lstre.
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I Satz
Notker übersetzt den finalen Konjunktionalsatz der Vorlage: … uti fuscarent (39.5 f.) mit Gerundium: … ze gehoˆnenne (39.7 f.), d. h. mit dem substantivierten Infinitiv (im Dativ - bedingt durch die Präposition ze ), er ersetzt damit den finalen Nebensatz durch eine adverbiale Bestimmung (Zweck) bzw. die verbale Ausdrucksweise der Vorlage durch eine (mehr) nominale, wobei jedoch durch die Form des Gerundiums ein verbaler Akzent gegeben ist. Notker hat zwar das Satzgefüge auf einen Satz reduziert, aber trotz dieser Reduktion der Syntax inhaltlich-intentional im Grunde nichts verändert. c) Konjunktionalsatz wird adverbiale Bestimmung (Nomen) 11.1 ff. 11.2 ff.
Quarum speciem obduxerat. que˛ dam neglecte˛ uetustatis caligo. ueluti solet fumosas imagines. ´Iro bı´lde uuaˆ ren fo´re a´ lti versa´ leuuet. sa´ mo-so ru´ cchegı´u gemaˆ le.
In seiner Übersetzung hat Notker die poetisch-rhetorische Ausdrucksweise der Vorlage deutlich reduziert bzw. vereinfacht: So verändert er die Aussage im Aktiv zu einer im Zustandspassiv, wobei das Subjekt (mit Genitivattribut) der Vorlage zur adv. Bestimmung und das Objekt (mit Genitivattribut als relativischem Anschluß) zum Subjekt (mit Pronominalattribut) umgeformt wird. Der komparative Konjunktionalsatz wird zu einer adverbialen Bestimmung (Vergleich bzw. Vergleichung) vereinfacht: (11.3 f.)
samo-so rucchegiu gemaˆ le
Die Reduktion des Poetisch-Rhetorischen bewirkt auch die der Syntax das Satzgefüge wird zum Satz durch die Wiedergabe der verbal gefaßten Aussage des Nebensatzes durch eine nominale Form.
Zusammenfassung (zu 3.1 a-c) In den angeführten Fällen reduziert Notker das Satzgefüge der Vorlage auf einen Satz, indem er den Nebensatz mit einer nominalen Fügung Substantiv (2), Gerundium - wiedergibt und ihn damit zu einem Satzteil des Satzes (= Hauptsatz der Vorlage) umformt. Die Reduktion gilt allerdings nur für die syntaktische Struktur - nicht für die Aussage als solche, und auch der „Verlust“ an verbaler Substanz ist bis auf Beleg 11.2 ff. gering.
4 „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung
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3.2 Veränderung von Haupt- und Nebensatz (Satzgefüge) der Vorlage zur Verbindung von zwei Sätzen im Ahd. 17.27. 18.1 f.
Sed ut uideo. stupor oppressit te. Mı´h tu´ nchet a´ ber. fo´rhta tuˆ ot tir uueˆ.
Im vorliegenden Fall hat Notker ein (einfaches) Satzgefüge zu zwei Sätzen verändert, indem er den (vorangestellten) modalen Konjunktionalsatz der Vorlage: ut video (17.27) zu einem Hauptsatz umgeformt und damit gewissermaßen „aufgewertet“ hat: Dadurch wird einmal der Hinweis auf die im folgenden Satz (im lat. Hauptsatz) gegebene Aussage (Wirkung der Furcht) entsprechend gewichtet und zum anderen der subjektive Charakter der Aussage betont: Mı´h tu´ nchet a´ ber (18.1). Wie schon bei einigen der oben angeführten Belege für zusätzliche Sätze (durch „Abspaltung“ oder Erweiterung von Satzelementen) gelten auch hier Gewichtung und Hervorhebung bzw. Betonung für Notkers Übersetzung und beeinflussen seine Syntax.
4 „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung 4.1 Satz ausgespart Entsprechend zusätzlichen, d. h. eingefügten Sätzen (I.1-2) gibt es auch Fälle der Aussparung von Sätzen. In vier Fällen handelt es sich um das in die wörtliche Rede (des lat. Textes) eingeschobene: inquam , das bei Notker nicht wiedergegeben wird, weil entbehrlich. 53.6 f. 53.7
Novi inquam … Ta´ z uue´iz ih …
Die weiteren Belege bei Notker: 37.11 in der Vorlage (37.11); 52.10 (52.8 f.); 53.21 f. (53.21); 17.8 f. - in diesem Fall wird lat. inquit (17.8) bei Notker ausgespart. 4.2 Satz ausgespart durch Reduktion auf Satzteil In einem Fall wird ein elliptischer Satz (Kopula ausgespart) bei Notker in der Weise reduziert, daß er ihn als Subjekt des folgenden Satzes ( = Haupt-
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I Satz
satz eines Satzgefüges) wiedergibt, wobei dessen Subjekt bei Notker zum Akk. Obj. wird: 53.11 ff. 53.14 ff.
Uerum hi perturbationes morum. ea valentia est. ut possint … mouere loco. … Muˆ ot-su´ hte ha´ bent tıˆa chra´ ft. ta´ z sie … mu´ gen … eruue´kken. …
In der Übersetzung werden die parallel gegebenen Aussagen der Vorlage zusammengefaßt und damit der Sinnzusammenhang verdeutlicht. 4.3 Satz verändert zu Hauptsatz eines Satzgefüges (in Satzgefüge aufgenommen) Der in der Vorlage elliptische Satz (ohne Kopula) - Fazit der in drei vorausgehenden Satzgefügen dargestellten Gedanken/Argumente - wird bei Notker zum nachgestellten Hauptsatz eines komplexen Satzgefüges (mit 7 Nebensätzen) für drei lat. Gefüge. 55.3 f. 55.10 f.
magne˛ cause˛ non modo ad morbum. uerum quoque ad interitum. … de´s ´ıst tir gnuˆ oge. nıˆeht ´ein ze su´ hte. nu´ be ze toˆde.
(s. weiter: ,Veränderung der Hypotaxe‘ - II.9) 4.4 Satz verändert zu Nebensatz (in Satzgefüge aufgenommen) Ein Satz der Vorlage (39.11 f.) wird bei Notker zu einem Nebensatz mit einem weiteren Nebensatz (39.14 ff.) in einem Satzgefüge (39.13 ff.) das seinerseits aus der Veränderung eines Satzes der Vorlage (39.10 f.) entstanden ist. 39.10 ff. 39.13 ff.
Atqui et tu … pellebas. et non erat fas locum esse sacrilegio … Trı´uuo be´idı´u sı´nt uuaˆ r … io´h ta´ z tuˆ … beno´men ha´ best … io´h mı´r u´ nmuˆ oza fo´ne dı´u uua´ s. da´ z ´ıh … lıˆeze
Durch einen zusätzlichen Satz bei Notker wird der Satz (39.11 f.) bei Boethius zu einem mit daz eingeleiteten Konjunktionalsatz (Subjektsatz) - entsprechend der Umformung des vorausgehenden Satzes (39.10 f.) bei Notker (39.13) - s. unten unter 4.5.
4 „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung
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4.5 Satz verändert zu Satzgefüge durch zusätzlichen Satz (Hauptsatz) 39.10 ff.
39.13 ff.
Atqui et tu insita nobis. pellebas de sede animi nostri omnem cupidinem mortalium rerum. et non erat fas locum esse sacrilegio sub tuis oculis. Trı´uuo be´idı´u sı´nt uuaˆ r io´h ta´ z tuˆ mı´r ´ınne-uue´sentı´u beno´men ha´ best a´ lla uue´rlt-kı´reda. io´h mı´r u´ nmuˆ oza fo´ne dı´u uua´ s. da´ z ´ıh me´in zuˆ o mı´r lıˆeze. dı´r a´ na-se´hentero.
Durch den zusätzlichen Satz: Trı´uuo be´idı´u sı´nt uuaˆ r … verändert Notker den Satz der Vorlage zu einem mit daz eingeleiteten Nebensatz (Subjektsatz) und bildet damit ein Satzgefüge, in das er auch den folgenden Satz der Vorlage als Nebensatz aufnimmt - (s. oben unter 4.4). Notker hat damit die beiden Sätze bei Boethius in seiner Wiedergabe zwar untergeordnet, aber durch den zusätzlichen Satz (den Hauptsatz des Gefüges) als Wahrheitsbeteuerung beide Aussagen in den Nebensätzen besonders hervorgehoben - als Gegenargumente des Boethius gegen die im vorausgehenden Satz geäußerte Beschuldigung seiner Feinde, er habe Zauberei (nicromantia) angewendet (39.7 ff. zu 39.5 ff.). Notker hat das Satzgefüge noch um einen Nebensatz (mit daz eingeleitet) erweitert, mit dem er den AcI des zweiten Satzes der Vorlage (39.11 ff.) wiedergibt: da´ z ´ıh me´in zuˆ o mı´r lıˆeze … (39.15). Solche zusätzlichen Nebensätze sind geradezu charakteristisch (s. dazu unten unter 4.6). Notker hat also die Verbindung zweier Sätze bei Boethius mit einem komplexen Gefüge bzw. Hypotaxe wiedergegeben (Hauptsatz mit drei Konjunktionalsätzen), um die Aussage(n) der Vorlage entsprechend hervorzuheben und zu verdeutlichen. Hier zeigt sich in besonderer Weise, wie eigenständig Notker zum Teil bei seiner Übersetzung verfährt - im Satzbau allgemein wie auch in Teilbereichen der syntaktischen Strukturen: Für die Wendung bzw. poetische Umschreibung: (pellebas) de sede animi nostri (39.10 f.) wählt Notker die Verkürzung … ta´ z tuˆ … beno´men ha´ best (39.14) - der Zusammenhang wird nur noch durch das Verb (bzw. Prädikat) vermittelt. Eine Verkürzung ist auch durch die Wahl eines Kompositums gegeben: alla uuerlt-kireda (39.14) für omnem cupidinem mortalium rerum (39.11). Die adverbiale Bestimmung sub tuis oculis (39.12) wird mit einer Partizipialkonstruktion im Dativ übersetzt, die den lat. Ablativus absolutus (der Gleichzeitigkeit) nachbildet: dir ana-sehentero. 4.6 Satz verändert zu Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz Wie schon im vorhergehenden Abschnitt der Darstellung angesprochen, sind zusätzliche Nebensätze bei Notker ein Charakteristikum - sie finden sich
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I Satz
sowohl bei der Wiedergabe von Sätzen, die damit zu Satzgefügen werden, als auch bei der von Satzgefügen - gerade bei diesen mehrfach mit zwei oder auch mehr Belegen (s. unten unter II.1.1). In 23 Fällen verändert Notker einen Satz der Vorlage zum Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz - insgesamt 32 Belege, da neunmal Doppelbelege gegeben sind: viermal 2 Relativsätze, einmal 2 Konjunktionalsätze, einmal 2 abhängige Fragesätze sowie dreimal Verbindung von Konjunktionalsatz mit Relativsatz (Belegstellen s. unten). a) Relativsätze Bei den zusätzlichen Nebensätzen dominieren die Relativsätze - insgesamt 17 Belege bei 13 Satzgefügen (4 Doppelbelege; 3 Belege in Verbindung mit Konjunktionalsatz). Bei der Übersetzung von Satzgefügen erweitert Notker 15 Gefüge durch Relativsatz, auch bei den Gefügen erscheint also häufig diese Art des Nebensatzes, wenn auch nicht so ausgeprägt. (s. unten unter II.1.1a). Die zusätzlichen Relativsätze (bei der Wiedergabe von Sätzen der Vorlage) haben entweder eine „Basis“ in der Vorlage (13 Belege) oder sind als Ergänzung oder Zusatz hinzugefügt (4 Belege). Als „Basis“ dienen im wesentlichen die Satzteile - überwiegend die Form des Attributs (7 Belege) -, die von Notker als Relativsatz wiedergegeben werden. Zur „Basis“ im Sinne von Satzelementen bzw. Satzteilen zählen hier auch die spezifisch lat. Konstruktionen wie Participium coniunctum (weitgehend in der Funktion eines Attributs), Ablativus absolutus (überwiegend in der Funktion einer adverbialen Bestimmung) und AcI (Objekt). Notker gestaltet die zusätzlichen Relativsätze mit Erweiterung direkt aus dem Satzzusammenhang oder mit Zusätzen, um den im Satzteil gegebenen Aspekt zu verdeutlichen (z. B. durch personenbezogene Aussage) oder zu erläutern. Verdeutlichung (durch zwei Relativsätze) - jeweils unterstrichen, ebenso die Basis in der Vorlage: 48.3 f. 48.5 f.
De honestate uel falsitate obiectorum tibi. cunctis nota memorasti. Tuˆ saˆ getoˆst fo´ne chı´uskero taˆ te. de´ro sie dı´h zı´hent. a´ lde fo´ne dien lu´ ginen. da´ z ´ın a´ lleˆn chu´ nt ´ıst.
Relativsätze: 48.5; 48.6
4 „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung
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Erläuterung: 31.12 ff. 31.14 ff.
… basilius … compulsus est … necessitate alieni e˛ ris … basilius … de´r uua´ rt a´ na-braˆ ht … mı´t te´ro noˆte des sca´ zzes. te´s er scu´ ldig uua´ s.
Hier wird der lateinische Begriff aes alienum: Schulden (,fremdes‘ Erz/Geld) entsprechend vermittelt - dies mit dem Relativsatz 31.16 f. (dazu ein zusätzlicher Konjunktionalsatz 31.15 f.), mit weiterer Erläuterung im Kommentar 31.17 ff. Weitere Belege für zusätzliche Relativsätze mit verdeutlichender/erklärender Funktion: 26.10; 29.11 f. und 29.12 (Doppelbeleg); 32.11 (in der Vorlage Abl. abs.); 33.24 (mit zus. Konjunktionalsatz 33.23 f.); 38.23 f. (mit zus. Konjunktionalsatz 38.21); 47.1 f. und 47.2 f. (Doppelbeleg); 48.1 und 48.6 (Doppelbeleg). Relativsätze als Ergänzung oder Zusatz zur Verdeutlichung des Sinnzusammenhangs sind mit vier Belegen vertreten: 25.22 25.23
… confitere … Iı´h uua´ z tir sıˆ …
Die weiteren Belege: 30.12; 32.9; 32.12 Die beiden letzten Belege stammen aus einem Textstück der 4. Prosa, bei dessen Übersetzung Notker drei von vier Sätzen (in Folge) mit einem Relativsatz erweitert und durch diese zusätzliche Verdeutlichung bzw. Erläuterung das Textverständnis erleichtert, da bei Boethius eine ausgeprägt nominal-abstrakte Ausdrucksweise gegeben ist (Textwiedergabe fortlaufend): 32.6 ff. 32.8 ff.
Quid uidetur posse astrui. huic seueritati? atqui. eo die deferentibus eisdem. suscepta est delatio nostri nominis. Uua´ z uuaˆ nest tu nuˆ de´ro sa´ rfi des chu´ ninges. fo´ne ´ın dıˆen ´er ´ nde soˆ gra´ m uua´ s. mu´ gen ze gelo´ubo gesa´ get uue´rden? U do´h te´s se´lben ta´ ges kelo´ubta ´er ´ın. da´ z sıˆe fo´ne mı´r sa´ getoˆn. Quid igitur? Uua´ z nuˆ fro´uua? Nostre˛ ne artes ita meruerunt? Ha´ bent ta´ z kedıˆenoˆt mıˆne chu´ ste? dıˆe ´ıh ske´inda? An illos fecit iustos accusatores premissa damnatio? Tı´u ˆerera ´ıro u´ berte´ilda. ma´ choˆta dı´u sıˆe ˆeoha´ fte le´idara?
26
I Satz
b) Konjunktionalsätze In 11 Fällen erweitert Notker einen Satz der Vorlage in seiner Übersetzung mit Konjunktionalsatz - dreimal dabei zusammen mit Relativsatz (s. o.), einmal mit Doppelbeleg. Bei den Konjunktionalsätzen überwiegen die mit daz eingeleiteten Nebensätze (8, mit Doppelbeleg 9). Sie haben alle eine „Basis“ im Satz der Vorlage: neben einer adv. Bestimmung und einem Ablativ sind es Akk. Objekt (2), erweiterter Infinitiv (2) und AcI (2, mit Doppelbeleg 3). Die zusätzlichen daz-Sätze sind überwiegend Objektsätze, die die Angabe der Vorlage zum Teil hervorheben oder verdeutlichen: 48.16 48.16 f.
De nostra enim criminatione doluisti. ´ uh chla´ getoˆst tu. da´ z sie mı´h scu´ ldigoˆnt. O
oder sie stehen als adäquate „deutsche“ Ausdrucksweise für die lat. Konstruktion des AcI: 37.20 f. 37.21 f.
Scis me et he˛ c uera proferre. et in nulla umquam mei laude iactasse. Tuˆ uue´ist ta´ z ih uuaˆ r sa´ go. u´ nde ´ıh nıˆo u´ mbe lo´b mı´h neruˆ omda.
Die weiteren Belege für Nebensätze mit daz: 19.18; 20.10 f.; 31.13 f. (zusammen mit Relativsatz); 33.23 f. (zus. mit Relativsatz); 38.29 f.; 39.18 f. Ein weiterer Beleg (39.15) begegnet im Rahmen der Veränderung von zwei Sätzen der Vorlage zu einem Satzgefüge bei Notker. (s. I.4.5) Konjunktionalsatz mit danne: 29.7 f. Die in der Vorlage gegebenen Partizipialkonstruktion wird damit temporal übersetzt. Konjunktionalsatz mit soˆ: 47.18 Der in der Vorlage nominal gefaßte Vergleich wird mit einem komparativen Nebensatz verbal wiedergegeben. Konjunktionalsatz mit unde: 38.21 - (mit zusätzl. Relativsatz) Die Konjunktion unde (mit Endstellung des Prädikats) hat hier konsekutiven (evtl. auch kausalen) Charakter und verdeutlicht den logischen Zusammenhang des Partizip Perfekt Passiv (P.P.P.): indefensi (38.21) mit dem vorausgehenden P.P.P. procul moti (38.18) in der Vorlage.
4 „Verlust“ von Sätzen der Vorlage durch Aussparung, Reduktion, Veränderung
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c) Abhängige (indirekte) Fragesätze Notker hat die beiden parallel gefügten Akkusativobjekte (mit Genitivattribut) eines Satzes bei Boethius mit abhängigen Fragesätzen übersetzt und damit die nominal-abstrakte Darstellung der Vorlage verbal und personenbezogen wiedergegeben: 54.11 ff. 54.13 ff.
Quare inueni plenissime uel rationem. e˛ gritudinis tue˛ . uel aditum reconciliande˛ sospitatis. Fo´ne dı´u ha´ bo ´ıh nuˆ uuo´la ferno´men. io´h uuıˆo du sıˆeh sıˆst. ioˆh uuıˆo man zuˆ o-fa´ hen su´ le. tı´h tıˆnero gesu´ ndedo ze gere´chenoˆnne.
d) Indirekte Rede In einem Fall hat Notker den AcI eines Satzes bei Boethius mit indirekter Rede wiedergegeben und damit den Satz zu einem Satzgefüge gestaltet. Die indirekte Aussage (im Konjunktiv) verdeutlicht den subjektiven Charakter der Einschätzung des Boethius: 34.11 f. 34.13 f.
Nec arbitror mihi fas esse. socratico decreto. i. iuditio. uel oculuisse ueritatem. uel concessisse mendatium. No´h ´ıh neuuaˆ no mı´r muˆ oza sıˆ a´ fter socratis za´ lo. he´len dia uuaˆ rhe´it. a´ lde ie´hen dero lu´ gino.
Gegenüber diesen 23 bzw. 32 Belegen (mit 9 Doppelbelegen) für Erweiterung von Sätzen zu Satzgefügen bei Notker begegnen nur drei Fälle, in denen Satzgefüge (mit Haupt- und Nebensatz) durch Reduktion der Nebensätze mit Sätzen wiedergegeben werden wie unter I.3.1 dargestellt. (s. auch ,Veränderung der Hypotaxe‘ II.1.2) Es hat sich aber gezeigt, daß trotz dieser Veränderung der syntaktischen Struktur bei Notker keine Reduktion bzw. Einbuße an Information gegeben ist.
Zusammenfassung zu Aussparung, Reduktion, Veränderung von Sätzen (4.1-4.6) Gegenüber den zusätzlichen Sätzen bei Notker durch Einfügung (2 und 6 ⫻ Parenthese), durch „Abspaltung“ (9) und Veränderung von Satzgefügen (5) ist der „Verlust“ von Sätzen der Vorlage bei Notker durch Aussparung (4), Reduktion (1) oder Veränderung (26) doch erheblich größer (31) - dies vor allem
28
I Satz
durch die Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz (23). Diese Satzgefüge sind - wie schon angesprochen (I.4.6) - charakteristisch für Notkers Übersetzung. Zusammen mit den Belegen (3) für Veränderung von Sätzen zu Hauptsatz oder Nebensatz in Gefügen zeigt Notkers Übersetzung damit eine deutliche Tendenz zur Hypotaxe.
Allgemeine Zusammenfassung zur Thematik ,Satz‘ bei Notker Betrachtet man die Wiedergabe von Sätzen der Vorlage bei Notker ganz allgemein, so ist festzustellen, daß von 143 Belegen für Sätze im Boethius-Text 31 verändert sind. Die wesentliche und charakteristische Veränderung betrifft die Übersetzung von Sätzen (23) mit Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz/ Nebensätze. Die Bildung der zusätzlichen Nebensätze ist vielfach durch die spezifisch lat. Konstruktionen bedingt, dient aber auch - in unterschiedlicher Weise - der Textvermittlung (s. dazu auch die Zusammenfassung zur Hypotaxe). Notker hat also „einfache“ Satzstrukturen der Vorlage „angereichert“, d. h. hypotaktisch gestaltet und damit auch das verbale Element verstärkt. In einigen wenigen Fällen (5) hat er allerdings auf die Wiedergabe von Sätzen „verzichtet“ (durch Reduktion oder Aussparung). Dafür finden sich andererseits mehrere zusätzliche Sätze gegenüber der Vorlage (17) - durch Ergänzung oder Einfügung (Parenthese) sowie durch „Abspaltung“ von Satzgefügen zur Hervorhebung von Aspekten der Aussage. (Weitere 5 Sätze bei Notker ergeben sich durch Veränderung von Satzgefügen der Vorlage, sie sind also keine zusätzlichen Sätze im engeren Sinn.) Notker hat somit die Zahl der Sätze bzw. der syntaktischen Strukturen gegenüber dem Boethius-Text vermehrt und im Falle der „Abspaltung“ von Satzgefügen den Satzbau der Vorlage mehr analytisch strukturiert (s. dazu die Zusammenfassung zur Hypotaxe).
II Satzgefüge Die 1. Prosa weist 112 Satzgefüge auf (gegenüber 143 Sätzen) - meist handelt es sich um „einfache“ Satzgefüge aus Haupt- und Nebensatz (72). Es gibt weiterhin 26 Satzgefüge mit zwei Nebensätzen, 11 Gefüge mit drei und 3 Gefüge mit mehr als drei Nebensätzen. Die Satzgefüge werden von Notker meist entsprechend wiedergegeben (55), aber in 35 Fällen werden Gefüge bei ihm erweitert - zum Teil mit zwei oder mehr Nebensätzen; in einem Fall findet sich neben Erweiterung (mit zwei Nebensätzen) auch Reduktion eines Nebensatzes (zu einem Partizip), lediglich bei 9 Satzgefügen reduziert Notker einen der Nebensätze auf einen Satzteil. Drei Satzgefüge aber werden jeweils durch Reduktion des Nebensatzes zu Sätzen verändert. (s. oben unter I.3.1) Es zeigt sich schon bei dieser Übersicht über Erweiterung und Reduktion von Satzgefügen in Notkers Übersetzung, daß er die Hypotaxe überwiegend erweitert und damit verstärkt - hier abgesehen von den Belegen für zusätzliche Satzgefüge Notkers durch zusätzliche Nebensätze bei der Wiedergabe von Sätzen der Vorlage. (s. oben unter I.4.6)
1 Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze Wie oben schon angesprochen, erweitert Notker 29 Gefüge mit einem oder mehr Nebensätzen; in weiteren 6 Fällen ergänzt Notker mit Nebensätzen, verändert aber dabei die Struktur der Gefüge bei Boethius, indem er entweder einen Satz oder ein Satzgefüge durch „Abspaltung“ hinzufügt und damit zusätzliche Satzstrukturen schafft. (s. unten unter 6-8) 26 Gefüge werden bei Notker mit einem zusätzlichen Nebensatz erweitert (mit Belegen für Veränderung des Gefüges), 5 Gefüge mit zwei Nebensätzen (mit Beleg für Veränderung des Gefüges). Bei einem Gefüge mit zwei zusätzlichen Nebensätzen begegnet Reduktion eines Nebensatzes der Vorlage (auf einen Satzteil). In zwei Fällen fügt er drei, in zwei weiteren sogar vier Nebensätze hinzu (einmal mit Veränderung des Gefüges).
30
II Satzgefüge
1.1 Erweiterung mit einem Nebensatz Bei diesen Belegen dominieren die Konjunktionalsätze (15 Belege), Relativsätze sind mit 9 Belegen (2 in Verbindung mit Veränderung des Gefüges) und die indirekten Fragesätze mit 2 Belegen (mit Veränderung des Gefüges) vertreten. a) Relativsatz Bis auf einen Fall haben die zusätzlichen Relativsätze eine „Basis“ im Gefüge der Vorlage - Objekte/AcI (4 Belege), Attribute (3), Prädikativum (1) - sie dienen weitgehend der Verdeutlichung einzelner Aspekte und verstärken zudem den verbalen Charakter. Die folgenden Beispiele und Belege beziehen sich jeweils nur auf den zusätzlichen Nebensatz/die Nebensätze eines Satzgefüges: 26.15 f. 26.17 f.
In qua mecum sepe residens. disserebas de scientia diuinarum humanarumque rerum. ´ nde sa´ ment mı´r sı´zzendo. tra´ htotoˆst a´ llen de´n U uuıˆstuˆ om, te´r an go´t kaˆ t. u´ nde a´ n die lı´ute.
Die abstrakte Ausdrucksweise bei Boethius wird von Notker konkret personenbezogen wiedergegeben (Substantive für Adjektive). - die weiteren Belege: 21.18; 37.4 f.; 41.23; 42.8; 55.12 f. mit Veränderung des Satzgefüges: 28.28; 37.9 f. Der Relativsatz 30.10 im Gefüge 30.4 ff. bei Notker ist ein Zusatz ohne „Basis“ in der Vorlage und erläutert den Zusammenhang: 30.8 30.9 f.
… aduersus prefectum pretorii … … uuı´der de´mo fle´gare des pretorii. des a´ mba´ ht iz uua´ s …
vgl. dazu: 30.11 30.11 f.
rege cognoscente … Te´mo chu´ ninge. te´s cho´rn iz uua´ s …(s. unter I.4.6a)
sechs weitere zusätzliche Relativsätze erscheinen in Verbindung mit zusätzlichen Konjunktionalsätzen (s. 1.2 und 1.4.) b) Konjunktionalsatz Die relativ große Zahl von zusätzlichen Konjunktionalsätzen (durch Wiedergabe von Gefügen bei Notker - 15 Belege und weitere 14 Belege bei
1 Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze
31
zwei und mehr zusätzl. Nebensätzen (s. 1.2-1.4) - zeigt die generelle Tendenz zur Erweiterung bzw. Ausgestaltung der Hypotaxe, die damit mehr Komplexität gewinnt - bei 9 Fällen (in 5 Gefügen) handelt es sich zudem um Unterordnung 2. Grades, die Anzahl der Belege zeigt aber auch ein recht großes Spektrum an Konjunktionen und damit an unterschiedlichen logischen Beziehungen bzw. Verhältnissen der Nebensätze im Gefüge. Notker versteht es, je nach Zusammenhang oder Erfordernis, gerade durch die Konjunktionalsätze entsprechend zu verdeutlichen oder zu differenzieren und damit das Textverständnis zu erleichtern. Nebensatz mit Konjunktion daz: Bei vier Belegen dienen zwei der daz-Sätze der Wiedergabe einer AcIKonstruktion, die gleichsam als „Basis“ fungiert. 36.4 f. 36.5 ff.
… Ut querar impios moliri scelerata contra uirtutem. … Ta´ z mı´r chla´ gelıˆh tu´ nche. da´ z sı´h ˆılent u´ bele uertuˆ on a´ n dien chu´ stigeˆn.
Im folgenden wird die „Basis“ in der Vorlage in Klammern angegeben. (Die Belegstellen für ahd. Nebensatz und lat. „Basis“ finden sich in der statistischen Übersicht im Anhang): 36.8 (AcI); des weiteren 20.2 f. (Prädikat eines lat. Nebensatzes wird bei Notker mit einem zusätzl. Nebensatz variiert); 30.24 (Attribut). Zu nennen ist noch ein weiterer Beleg für zusätzlichen daz-Satz (39.15 f.) - in Verbindung mit der Wiedergabe zweier Sätze der Vorlage mit einem Satzgefüge bei Notker (39.13 ff.), der die beiden Sätze einem zusätzlichen Hauptsatz unterordnet und einen daz-Satz hinzufügt, der einen AcI wiedergibt. (s. auch oben I.4.5 und unten II.9) komparativer (modaler) Nebensatz: mit Konjunktion alsoˆ: Meque traherent uelut in partem pre˛ de˛ … 21.3 f. ´ nde sıˆe mı´h. a´ lso daˆ r man ro´ub te´ilet ta´ nsotıˆn … U 21.5 Die adverbiale Bestimmung (präpos. Fügung) der Vorlage wird konkreter (mit Subjekt und Prädikat) wiedergegeben. mit Konjunktion soˆ: 46.24 f. (Genitivattribut); soˆ (gerno): 47.22 f. (Akk. Obj. und Gen. Attr.); soˆ (uilo): 30.18 f. (adv. Best. = 2 Ablative)
32
II Satzgefüge
mit Konjunktion tanne: 46.28 Qui le˛ tetur frequentia ciuium. non depulsione … 46.29 f. Te´r sıˆne bu´ rg-lı´ute ge´rnoˆr sa´ menoˆt. ta´ nne uertrıˆbe … Notker hat die abstrakten Substantive verbal wiedergegeben und durch den Komparativsatz den Gegensatz frequentia - depulsio verdeutlicht. - weiterhin: 9.11 f. (adv. Best. bzw. präpos. Fügung) konditionaler Nebensatz: mit Konjunktion ube: 23.8 f. Qui si quando struens aciem. contra nos ualentior incubuerit … ´ be o´uh ta´ z sıˆna ska´ ra rı´htet uuı´der u´ ns. 23.9 f. U u´ nde iz u´ nsih ma´ genigoˆr a´ na-ue´ret … Die Partizipialkonstruktion wird als Nebensatz wiedergegeben und mit dem Nebensatz (Übersetzung des lat. Konditionalsatzes) durch gemeinsame Konjunktion ube verbunden. - weitere Belege: 25.24 f. (Variation von Akk. Obj. + Gen. Attr.); 34.4 f. (Zusatz für Subjekt des lat. Nebensatzes 34.2 durch Aufnahme von Nebensatz 33.23 f.) mit (nube ouh) soˆ (evtl. auch konzessiv): 29.20 Provincialium fortunas pessumdari … indolui … 29.22 ff. (Nıˆeht ´ein dero bu´ rglı´uto.) nu´ be o´uh soˆ ih sa´ h tero la´ nt-lı´uto guˆ ot feroˆset uue´rden … da´ z uua´ g mı´r … Notker gibt den AcI der Vorlage entsprechend wieder, verbindet ihn aber mit dem zusätzl. Prädikat ih sa´ h eines Nebensatzes, wobei die Einleitung (Konjunktionen) durch den vorausgehenden Zusammenhang (ab 29.17 ff.) bedingt ist. kausaler Nebensatz: mit Konjunktion uuanda: 28.15 f. Hanc igitur auctoritatem secutus … 28.16 f. Te´s fo´lgendo. uua´ nda iz fo´ne dı´r cha´ m … Der Begriff auctoritas wird in kausaler Verbindung mit dem Partizip secutus im Sinne einer Erläuterung wiedergegeben.
1 Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze
33
c) Abhängiger Fragesatz Nur in zwei Fällen erweitert Notker ein Satzgefüge mit einem abhängigen Fragesatz - jeweils mit Veränderung des Gefüges durch „Abspaltung“ eines Satzes. (s. unten II.6.2; 6.3) 52.8 f. 52.10 f.
Uix inquam nosco sententiam tue˛ rogationis. nedum queam ad inquisita respondere. ´Ih neuernı´mo saˆ r. uue´s tu fraˆ geˆst. Meˆra so´lti ´ıh tir a´ nt-uuu´ rten.
In diesem Fall vereinfacht Notker durch Nebensatz die nominal-abstrakte Ausdrucksweise (Akk. Obj. mit Gen. Attr.) der Vorlage. Zugleich verändert er den Konjunktionalsatz bei Boethius in einen Satz - auch dies eine Vereinfachung. (s. dazu auch: zusätzlicher Satz durch „Abspaltung“ in I.2) - weiterer Beleg: 5l.2 - auch hier vereinfacht Notker die Vorlage (Akk. Obj. und Gen. Attr.), stellt jedoch dem Gefüge einen Satz voran (51.23). Darüber hinaus bildet Notker einen zusätzlichen abhängigen Fragesatz (42.21) für ein zusätzl. Satzgefüge bei der Wiedergabe des lateinischen Satzes 42.15 ff. (s. unten unter ,zusätzliche Hypotaxe durch Veränderung eines Satzes‘ - II.8). 1.2 Erweiterung eines Satzgefüges mit zwei Nebensätzen Dafür finden sich fünf Belege - es handelt sich jeweils um Erweiterung durch Relativsatz und Konjunktionalsatz (einmal mit Veränderung des Gefüges, einmal mit Reduktion eines Nebensatzes). 32.1 ff. 32.3 ff.
Edixit. uti insigniti notas frontibus pellerentur. ni recederent rauenna urbe. intra prescriptum diem. Keboˆt er. sıˆe neruˆ mdıˆn rauenna. ˆer de´mo ta´ gedı´nge. da´ z er ´ın le´geta. da´ z man sie u´ nder o´ugoˆn ze´ichendi. u´ nde soˆ geze´ichende. fertrı´be.
Sowohl der Relativsatz als auch der Konjunktionalsatz (mit daz ) geben ein Partizip Perfekt Passiv der Vorlage wieder - der Relativsatz ein attributives Partizip, der daz-Satz eine Partizipialkonstruktion (Participium coniunctum). Der sehr komprimiert gefaßte Text bei Boethius wird durch die „Auflösung“ der Partizipien bei Notker dem Leser entsprechend verdeutlicht bzw. vermittelt.
34
II Satzgefüge
Die weiteren Belege - jeweils mit Angabe der Nebensatzart und der „Basis“ in der Vorlage: 47.6 47.7
Relativsatz (pronominales Attribut wird zum Gen. Attr.) und Nebensatz mit daz (AcI)
48.12 48.8 f.
Relativsatz (Attribut in Form eines Part. Präs. mit Akk. Obj.) und Nebensatz mit daz (AcI)
35.25 f. 35.25
Relativsatz (Attribut in Form eines P.P.P. mit adv. Best.) und Nebensatz mit daz (NcI)
Zu diesem Satzgefüge (35.24 ff.) bildet Notker ein weiteres Satzgefüge durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes im Gefüge der Vorlage (s. zusätzliches Satzgefüge durch „Abspaltung“ in II.7). 56.4 f. 56.9 f.
Relativsatz (Partizipialkonstruktion mit Gen. Attr.) und temporaler/konditionaler Nebensatz mit soˆ (Abl. abs.)
Gegenüber diesen Erweiterungen reduziert Notker allerdings in seiner Übersetzung einen temporalen Nebensatz (55.26) des lat. Gefüges (55.24 ff.) auf eine Partizipialkonstruktion - sicher bedingt durch die Häufung von Nebensätzen (5) an dieser Stelle vor dem Hauptsatz des Gefüges bei Notker (56.1 ff.).
1.3 Erweiterung eines Satzgefüges mit drei Nebensätzen In zwei Fällen erweitert Notker ein Gefüge der Vorlage mit jeweils drei Nebensätzen: Konjunktionalsatz 41.5 ff. 41.7 ff.
Ita non est satis nihil mihi profuisse tuam reuerentiam. nisi ultro tu potius lacereris mea offensione. Ze de´ro uuıˆs nedu´ nchet ´ın nıˆeht cnuˆ oge. da´ z ich te´s nıˆeht knıˆezen nema´ g. da´ z tuˆ ˆeruuı´rdig pı´st. tuˆ neuue´rdeˆst fu´ re mı´h a´ n mı´r indeˆreˆt. uua´ nda sie mı´h scu´ ldigoˆnt.
Von den zusätzlichen Konjunktionalsätzen übersetzt ein daz-Satz (41.7 f.) den AcI (41.5 f.), ein weiterer daz-Satz (41.8) den Objektsakkusativ des AcI
1 Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze
35
(41.5 f.) sowie ein Kausalsatz mit uuanda (41.9 f.) den Ablativus causae (41.6 f.). Die überwiegend nominal-abstrakte Darstellung des Boethius wird von Notker mehr verbal und konkret, d. h. hier personenbezogen wiedergegeben. abhängiger Fragesatz Bei der Wiedergabe eines größeren Satzgefüges der Vorlage (21.19 ff.) übersetzt Notker drei Akkusativobjekte (mit Genitivattribut) innerhalb eines (einleitenden) konditionalen Konjunktionalsatzes (21.19 f.) jeweils mit abhängigem Fragesatz.(21.21 f.; 21.23 f.; 21.28 f.). Mit der Übersetzung verbindet Notker Hinweise bzw. Erläuterungen für den von Boethius sehr kurz gefaßten Sachverhalt, wobei er dann noch zusätzliche Informationen einfügt, die hier nicht wiedergegeben werden: 21.19 ff. 21.20 ff.
Quodsi nec fugam anaxagore˛ nouisti. Nec socratis uenenum. Nec zenonis tormenta. ´ be du nıˆo negee´iscotoˆst. uuıˆo anaxagoras stoicus philosophus U indra´ n … No´h uuıˆo socrates kenoˆtet uua´ rd trı´nchen cicutam … No´h uue´lı´u uuıˆze zeno philosophus le´id …
1.4 Erweiterung eines Satzgefüges mit vier Nebensätzen In zwei aufeinanderfolgenden Satzgefügen der 4. Prosa erweitert Notker die Gefüge der Vorlage mit jeweils vier Nebensätzen, wobei er im Falle des zweiten Gefüges auch dessen Struktur (Hauptsatz) verändert. Relativsatz, Konjunktionalsätze (2), abhängiger Fragesatz 38.1 ff.
38.5 ff.
Et cuius umquam facinoris manifesta confessio. ita iudices habuit in seueritate concordes. ut non aliquos summiteret. i. ad misericordiam inclinaret. uel ipse error humani ingenii. uel conditio fortune˛ cunctis incerta? ´ nde uue´r gesa´ h no´h soˆ gee´inoˆte dı´ng/ma´ n ze u´ ngnaˆ doˆn. U u´ ber de´n. de´r io´h scu´ ldo erua´ ren uua´ s. ´ıro ´etelichen neuua´ nti. da´ z scu´ lde den iudicem lıˆehto trıˆegent. a´ lde er o´uh neuue´iz uua´ z ´ımo se´lbemo geskı´het?
Auch Notker beginnt mit dem Hauptsatz, führt aber das substantivische Interrogativpronomen uuer (38.5) als Subjekt mit dem (zusätzlichen) Prädikat
36
II Satzgefüge
gesah (38.6) ein. Das Subjekt (mit Gen. Attr.) der Vorlage wird zu Demonstrativpronomen mit folgendem Relativsatz: u´ ber de´n. de´r io´h scu´ ldo erua´ ren uua´ s. (38.7). Beide daz-Sätze (38.8 f.) erweitern jeweils die beiden Subjekte des lat. Nebensatzes (ut non): error humani ingenii - conditio fortunae cunctis incerta, wobei das Gen. Attr. fortunae mit einem abhängigen Fragesatz wiedergegeben wird (38.9) Notker hat also die weitgehend abstrakte und komprimierte Ausdrucksweise der Vorlage mit Nebensätzen verbal aufgelöst, den gedrängt dargestellten Zusammenhang mit den zusätzlichen Nebensätzen gewissermaßen „entfaltet“, wobei dieser Zusammenhang auch überwiegend personenbezogen wiedergegeben wird - insbesondere durch die einleitende rhetorische Frage: ´ nde uue´r gesa´ h … U vier Konjunktionalsätze 38.9 ff.
38.12 ff.
Si diceremur uoluisse inflammare sacras e˛ des. si iugulare impio gladio sacerdotes. si struxisse necem omnibus bonis. Presentem tamen confessum. conuictumue sententia punisset. Uuaˆ re ´ıh pezı´gen da´ z ih uuo´lti chıˆlichaˆ bre´nnen. u´ nde fa´ fen sla´ hen. u´ nde a´ lleˆn guˆ oteˆn uue´llen des lıˆbes faˆ reˆn. No´h ta´ nne uuaˆ re re´ht. soˆ iz ze ga´ gen-uue´rti chaˆ me. u´ nde ´ıh scu´ ldo geia´ he. u´ nde u´ ber-sa´ get uuu´ rte. ta´ z ta´ nne u´ ber mı´h re´ht u´ rte´ilda gıˆenge.
Die im NcI der Vorlage gegebene dreigliedrige Aussage wird von Notker mit einem daz-Satz wiedergegeben (38.12 ff.), wobei es sich um einen mehrgliedrigen Nebensatz handelt (drei Infinitive mit einem finiten Modalverb). Die im lat. Hauptsatz enthaltenen Informationen: ein Adjektiv als Akk. Obj. sowie zwei Partizipien (Perf. Passiv, einmal zu einem Deponens) als Prädikativa werden bei Notker zu drei parallel gefügten konditionalen/temporalen Nebensätzen mit der gemeinsamen Konjunktion soˆ (38.15-17). Diese Nebensätze sind einem zusätzlichen Hauptsatz untergeordnet, während der Hauptsatz der Vorlage bei Notker als ein daz-Satz wiedergegeben wird. (s. Veränderung des Satzgefüges in II.5) Auch bei dieser Übersetzung Notkers kann man von einer „Entfaltung“ der bei Boethius sehr komprimierten Aussage (insbes. durch die Partizipien) sprechen. Gerade durch die zusätzlichen Nebensätze, aber auch durch den zusätzlichen Hauptsatz wird die Aussage des Boethius vermittelt.
2 Reduktion von Nebensätzen (auf Satzteile) im Satzgefüge
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2 Reduktion von Nebensätzen (auf Satzteile) im Satzgefüge Bei der Darstellung der zusätzlichen Nebensätze bei der Übersetzung lateinischer Satzgefüge war auf zwei Fälle mit gleichzeitiger Reduktion bzw. Veränderung eines Konjunktionalsatzes der Vorlage verwiesen worden: Im ahd. Gefüge 56.1 ff. erscheint der lat. Konjunktionalsatz mit der Einleitung quotiens (55.26) als Partizipialkonstruktion (56.3), im Gefüge 52.10 f. wird der lat. Konjunktionalsatz mit nedum (52.9 f.) zu einem eigenen Satz verändert. Neben dem oben angeführten Beleg für Reduktion eines Nebensatzes bei der Wiedergabe lat. Satzgefüge (gegenüber zwei zusätzl. Nebensätzen) finden sich 8 weitere Belege für Verminderung eines Satzgefüges der Vorlage um einen Nebensatz in Notkers Übersetzung. a) Relativsatz Der Relativsatz (49.12 f.) im lat. Gefüge 49.10 ff. wird von Notker mit Subjekt und Attribut sowie mit präp. Ausdruck (49.15 f.) des daz-Satzes (49.15 ff.) im Gefüge 49.12 ff. wiedergegeben: 49.12 ff. 49.15 ff.
Ut que˛ influentibus perturbationibus induruerunt. in tumorem … mollescant. Ta´ z tıˆe he´rte uuo´rtenen gesuu´ lste. fo´ne a´ nauua´ lloˆnteˆn le´iden … geuuı´lchet uue´rdeˆn …
b) Konjunktionalsatz In fünf Fällen wird ein Konjunktionalsatz auf einen Satzteil reduziert und damit die Ausdrucksweise der Vorlage vereinfacht. Im Satzgefüge 39.21 ff. wird der mit ut eingeleitete konsekutive Konjunktionalsatz (39.23) zu einem präpos. Ausdruck (Objekt) vereinfacht (39.25): 39.21 ff.
39.23 ff.
Nec conueniebat captare me presidia. uilissimorum spirituum. quem tu in hanc excellentiam componebas. ut consimilem deo faceres. Uuıˆo so´lti ´ıh tero ueruuo´rfenoˆn tıˆeuelo fo´lle´ist fo´rderoˆn. sıˆd tu mı´h erha´ uen ha´ best ze go´tes kelıˆhnı´sse?
- weitere Belege: Der lateinische Nebensatz mit faktischem quod (22.17) im Gefüge 22.17 ff. wird bei Notker zu Prädikatsnomen (22.18 f.) im Gefüge 22.18 ff.
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II Satzgefüge
Der lat. finale Nebensatz mit quo = ut eo (31.5) im Gefüge 31.2 ff. wird von der Aussage her in den komparativen Nebensatz (31.5 ff.) in Verbindung mit den Komparativ uuirs (31.6) aufgenommen sowie vom Hauptsatz (31.3 f.) wiedergegeben. Der lat. Nebensatz mit ne für ut nach nullus metus ( 47.10) - im Gefüge 47.8 ff. - erscheint bei Notker im Gefüge 47.9 ff. als Akkusativobjekt (47.11). Der lat. konsekutive Nebensatz mit ut (53.13 f.) im Gefüge 53.12 ff. wird zu Infinitiv (53.16 f.), abhängig vom übergeordneten finiten Prädikatsteil mugen (53.15). c) Abhängiger Fragesatz Zweimal wird ein abhängiger Fragesatz in einem Gefüge zum Akk. Obj. (einmal mit Gen. Attr.) vereinfacht - so: 53.8 f. 53.9 ff.
Et qui fieri potest. ut principio cognito. quis sit rerum finis ignores? ´ nde uuıˆo ma´ ht tu cha´ d si. uuı´zen daz U a´ na-ge´nne. duˆ neuuı´zıˆst taz ´ende?
Über die Wiedergabe des lat. Nebensatzes hinaus ist die Übersetzung des lat. Satzgefüges insgesamt ein charakteristisches Beispiel für Reduktion bzw. Vereinfachung der Vorlage bei Notker, der die lat. Wendung: qui fieri potest ut sowie den Abl. abs. und den abhängigen Fragesatz auf denkbar einfache Weise mit kurzem Gefüge aus Haupt- und Nebensatz wiedergibt - trotz des Zusatzes cha´ d si. - weiterer Beleg: Der lateinische Nebensatz (54.23) im Gefüge 54.23 ff. wird Akk. Obj. mit Gen. Attr. (55.4 f.) im ahd. Gefüge (54.16 ff.), das aus der Verbindung dreier Satzgefüge und eines Satzes der Vorlage gebildet ist. Zusammenfassung (2-3) Auch mit den drei Belegen für Reduktion von Nebensätzen auf Satzteile bei der Übersetzung einfacher Satzgefüge (Haupt- und Nebensatz), was die Veränderung des Gefüges zu einfachem Satz zur Folge hat (s. I.3.1), ist die Anzahl der um einen Nebensatz verminderten Satzgefüge bei Notker gegenüber der Zahl seiner zusätzlichen Nebensätze in Satzgefügen (50 in 35 Satzgefügen und 2 in 2 „neuen“ Satzgefügen) mit insgesamt neun Belegen (einmal in Verbindung mit zwei zusätzl. Nebensätzen) eher gering. Es zeigt aber, daß Notker je nach Bedarf oder Möglichkeit Satzgefüge um Nebensätze vermindert - allerdings ohne Einbuße an Information -, oder
3 Veränderung von Nebensatzarten bei der Wiedergabe von Satzgefügen
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aber die Satzgefüge „anreichert“, insbesondere dann, wenn es sich um ausgeprägt nominal-abstrakte Formulierungen, meist in sehr konzentrierter bzw. komprimierter Form, handelt. Diese zusätzlichen Nebensätze wurden oben mit entsprechenden Beispielen relativ ausführlich dargestellt, um das Spektrum an Möglichkeiten aufzuzeigen, das in Notkers Übersetzung gegeben ist. Dieses Spektrum (zusätzlicher Nebensätze) wird noch umfassender mit den Belegen für zusätzl. Nebensätze bei der Wiedergabe einfacher Sätze der Vorlage, die damit zu Satzgefügen werden (32 Nebensätze in 23 „neuen“ Gefügen), wie in I.4.6 dargestellt. Gerade die zusätzl. Nebensätze, insbesondere die Konjunktionalsätze, verdeutlichen - im Rahmen der Syntax - Notkers Technik und Intention der Übersetzung im Sinne der Verdeutlichung des vielfach stark rhetorisch geprägten Textes mit seiner Tendenz zur nominal-abstrakten Ausdrucksweise. Mit den zusätzlichen Nebensätzen kann Notker einerseits komprimierte Passagen „entfalten“ und andererseits durch die verbalen Strukturen mehr konkret, mehr im Aktiv und häufig personenbezogen übersetzen. Dabei weiß er sehr differenziert mit der Vorlage umzugehen, was auch die Veränderungen der Nebensatzarten in seiner Übersetzung zeigen:
3 Veränderung von Nebensatzarten bei der Wiedergabe von Satzgefügen Bei zehn Satzgefügen der Vorlage verändert Notker in seiner Übersetzung eine Nebensatzart - in sechs Fällen mehr oder weniger in Verbindung mit einer Veränderung der Struktur des Gefüges als Ganzes. Es handelt sich überwiegend um Relativsätze der lat. Gefüge, die als Konjunktionalsätze wiedergegeben werden. a) Relativsatz 1. Relativsatz wird Konjunktionalsatz: 36.24 ff.
37.2 ff.
Sed fas fuerit nefarios homines. qui petunt sanguinem omnium hominum bonorum. totiusque senatus. nos quoque perditum ire uoluisse. quos uiderant propugnare bonis senatuique. Nuˆ sıˆ o´uh muˆ oza dien a´ rgeˆn. dıˆe a´ lle guˆ ote. u´ nde a´ llez taz heˆrtuˆ om ge´rno uerlıˆesent. o´uh mı´h ke´rno uerlıˆesen. uua´ nda ih ´ın ˆıo bıˆ-stuˆ ont.
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II Satzgefüge
Notker hat den Zusammenhang von Hauptsatz mit AcI (und eingeschobenem Rel. Satz) und dem 2. Rel. Satz (37.1 f.) der Vorlage kausal (uuanda) wiedergegeben (37.4 f.): Boethius droht Verderben wegen seines Einsatzes für den Senat. - weitere Belege für Kausalsätze (mit uuanda) für lat. Rel. Satz: 14.12 f. im Satzgefüge 14.12 f. (mit Veränderung der Struktur) für Rel. Satz (14.8) im Satzgefüge 14.8 ff. 22.24 im Gefüge 22.18 ff. (mit Veränderung) für Rel. Satz (22.22 f.) im Gefüge 22.17 ff. Temporalsatz mit unz: 17.15 f. im Gefüge 17.13 ff. (mit Veränderung) für Rel. Satz (17.12 f.) im Gefüge 17.11 ff. Temporalsatz mit sıˆd: 39.24 f. im Gefüge 39.23 ff. für Rel. Satz (39.22) im Gefüge 39.21 ff. Komparativsatz mit also: 28.29 f. im Gefüge 28.29 ff. (mit Veränderung) für Rel. Satz (28.28 f.) im Gefüge 28.26 ff. Nebensatz mit daz: 36.13 ff. im Gefüge 36.13 ff. für Rel. Satz (36.12) im Gefüge 36.11 ff. 2. Relativsatz wird abhängiger Fragesatz Notker verändert bei der Übersetzung des lat. Gefüges 47.2 ff. das Obj. des einleitenden Hauptsatzes mit dem folgenden Rel. Satz (47.3 f.) zur Verbindung von einleitendem Hauptsatz mit abhängigem Fragesatz (47.5 f.) als Objektsatz im erweiterten Gefüge 47.5 ff. b) Konjunktionalsatz In einem Fall verändert Notker unter anderem auch einen Kausalsatz mit quoniam (37.6 f.) im Gefüge 37.6 ff. zu einem daz-Satz (37.9) im Gefüge 37.8 ff. Der in der Vorlage gegebene kausale Zusammenhang von Hauptsatz und Nebensatz durch die Konjunktion quoniam - Erinnerung der Philosophie (an eine Unterweisung) wegen der von ihr selbst gegebenen Unterweisung - wird durch die Verbindung Hauptsatz (nach einfachem Satz) mit dazSatz als Objektsatz vereinfacht (mit folgendem Relativsatz): Erinnerung an die Unterweisung.
5 Veränderung des Satzgefüges durch zusätzlichen Hauptsatz
37.6 ff. 37.8 f.
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Meministi … quoniam ipsa … me diregebas … … duˆ gehu´ gest uuo´la. da´ z tuˆ mı´h se´lba leˆrtoˆst. (a´ l da´ z …)
c) Abhängiger Fragesatz Der abh. Fragesatz: quis recipit premium fame (37.25) im Gefüge 37.23 ff. wird bei Notker in Zusammenhang der veränderten Wiedergabe des lat. Gefüges (s. II.5) zu einem temporalen/konditionalen Nebensatz mit der Konjunktion soˆ: soˆ iz [= herza] … lo´b taˆ r-u´ mbe infa´ het (37.26 f.). Die nähere Bestimmung des Subjekts durch den abh. Nebensatz (quis …) wird zur Angabe der entsprechenden Situation für das Subjekt (soˆ …).
4 Veränderung innerhalb des Gefüges (Tausch von Hauptund Nebensatz) 23.1 ff. 23.2 ff.
Quorum quidem exercitus tametsi numerosus est. tamen spernendus est … Te´ro he´re nıˆo soˆ mı´chel neı´st. iz nesıˆ ze uerchıˆesenne. …
Die durch die Verbindung von konzessivem Konjunktionalsatz und Hauptsatz gegebene Aussage in der Vorlage wird von Notker in umgekehrter Weise konstruiert: Er beginnt mit dem Hauptsatz, der die Aussage des lat. Nebensatzes wiedergibt - verbunden mit der deiktischen Partikel soˆ, die auf den folgenden Nebensatz (mit konsekutivem Charakter) verweist. Dieser erscheint im Konjunktiv und mit Negationspartikel ne - mit Bezug auf die Negation des Prädikats im Hauptsatz (vergleichbar mit lat. quin) und gibt mit einem Gerundium nach der Präposition ze das Gerundivum der Vorlage wieder. Das konzessive Verhältnis ist zu einem konsekutiven verändert - damit wird die Aussage der Vorlage anders akzentuiert, d. h. eher verstärkt (soˆ michel für numerosus)
5 Veränderung des Satzgefüges durch zusätzlichen Hauptsatz („Umbau“ des Gefüges) 1. Das Gefüge mit Haupt- und Nebensatz wird durch zusätzlichen Hauptsatz verändert und erweitert:
42 37.23 ff.
37.25 ff
II Satzgefüge
Minuit enim quodammodo secretum. i. meritum se probantis. i. laudantis conscientie˛ . quotiens ostentando factum. quis recipit precium fame˛ . ´Ih uue´iz uuo´la. da´ z feruuaˆ ndes he´rzen ureˆhte. da´ nne suıˆnent. soˆ iz sıˆna taˆ t ruˆ omendo. lo´b taˆ r-u´ mbe infa´ het.
Der bei Notker zusätzlich gebildete Hauptsatz: ´Ih uue´iz uuo´la (37.25) verändert die Struktur des Gefüges bei Boethius in der Weise, daß der lat. Hauptsatz (37.23 ff.) als Konjunktionalsatz (daz) dem zusätzl. Hauptsatz untergeordnet und der abhängige Fragesatz (in der Vorlage) zu einem Konjunktionalsatz (soˆ ) verändert wird und - dem daz-Satz untergeordnet - als Nebensatz 2. Grades erscheint (s. II.3). Notker hat durch den zusätzlichen, hier einleitenden Hauptsatz die Aussage des Boethius hervorgehoben - im Sinne einer Gewißheit und deren Bekräftigung, wahrscheinlich durch den Hauptsatz des vorausgehenden Satzgefüges beeinflußt: 37.21 f. Tuˆ uue´ist (ta´ z ich … sa´ go) … als Wiedergabe von 37.20 Scis (me … proferre) … 2. Ein weiteres Gefüge der Vorlage mit Haupt- und Nebensatz wird bei Notker durch zusätzlichen Hauptsatz (sowie durch zusätzliche Nebensätze) verändert und erweitert: 38.9 ff.
38.12 ff.
Si diceremur uoluisse inflammare sacras e˛ des. si iugulare impio gladio sacerdotes. si struxisse necem omnibus bonis. Presentem tamen confessum coniunctumue. sententia punisset. Uuaˆ re ´ıh pezı´gen da´ z ih uuo´lti chıˆlichaˆ bre´nnen. u´ nde fa´ fen sla´ hen. u´ nde a´ lleˆn guˆ oteˆn uue´llen des lıˆbes faˆ reˆn. No´h ta´ nne uuaˆ re re´ht. soˆ iz ze ga´ gen-uue´rti chaˆ me. u´ nde ´ıh scu´ ldo geia´ he. u´ nde u´ ber-sa´ get uuu´ rte. ta´ z ta´ nne u´ ber mı´h re´ht u´ rte´ilda gıˆenge.
Notker fügt in seiner Übersetzung einen „eigenen“, d. h. gegenüber der Vorlage zusätzlichen Hauptsatz ein: No´h ta´ nne uua´ re re´ht (38.15), dem er die Aussage des lat. Hauptsatzes als Konjunktionalsatz (daz) unterordnet (38.17 f.). Die zusätzl. Nebensätze ergeben sich durch die Wiedergabe der dreigliedrigen NcI-Konstruktion durch mehrgliedrigen daz-Satz (38.12 ff.) sowie durch die Übersetzung eines prädikativen Adjektivs und zweier Partizipien (38.14) mit drei Konjunktionalsätzen (38.15 ff.) - s. dazu II.2 (Erweiterung von Satzgefügen). Das Satzgefüge bei Notker weist demnach folgendes Strukturschema auf (Zeichenerklärung im Anhang vor der Statistik):
6 Veränderung eines Satzgefüges durch „Abspaltung“
43
SG (38.12 ff.): N (o. Einleit.) + K2 + (K2) +( K2) + [H] + K2 + K2 + K2 + K (< lat. H) Der Hauptsatz bei Notker verdeutlicht einerseits die Aussage des Hauptsatzes bei Boethius: confessum … sententia punisset (38.14 f.) - ein Geständnis von Verbrechen zieht mit Recht Strafe nach sich -, andererseits hat Notker wahrscheinlich diesen Hauptsatz als „Basis“ für die zusätzl. Nebensätze eingefügt, insbesondere als „Vorbereitung“ für die eigentliche Aussage (lat. Hauptsatz) in Form des daz-Satzes am Ende des Gefüges (wie in der Vorlage) - sozusagen als Schlußfolgerung der in den drei vorausgehenden konditional-temporalen Nebensätzen gegebenen Voraussetzungen. Die „Entfaltung“ des bei Boethius komprimierten Textes durch die Nebensätze bei Notker erfordert einen „neuen“ Hauptsatz als „Mitte“, zumal die eigentliche Aussage (Konsequenz) erst am Schluß erfolgt.
6 Veränderung eines Satzgefüges durch „Abspaltung“ und Bildung eines zusätzlichen Satzes In manchen Fällen hat Notker in seiner Übersetzung Elemente des lat. Gefüges - Hauptsatz, Nebensatz oder Satzteil - herausgenommen, gewissermaßen „abgespalten“ und als eigenen bzw. zusätzlichen Satz wiedergegeben. Diese Fälle sind oben bereits unter dem Aspekt ,zusätzliche Sätze‘ dargestellt worden (I.2.1-2.3). Im folgenden wird eine zweite Übersicht über diese Belege (für Veränderung von Gefügen durch zusätzl. Sätze) gegeben - jeweils mit Hinweisen auf die entsprechenden Veränderungen der syntaktischen Struktur der Gefüge bei Notker. 6.1 Zusätzlicher Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes 17.11 ff. 17.13 ff.
Tune es ille qui quondam nutritus nostro lacte. nostris educatus alimentis. euaseras in robur uirilis animi? Neuuu´ rte duˆ mı´t mıˆnemo spu´ nne geso´uget. u´ nde mı´t mıˆnero fruˆ ondo gezo´gen. u´ nz tuˆ gestı´ge ze go´menes sı´nne? nebı´st tuˆ /de´r na?
Der Hauptsatz des lat. Satzgefüges (Haupt- und Nebensatz) wird bei Notker vom Gefüge „abgespalten“ und als selbständiger Satz dem in der Übersetzung neugebildeten Gefüge nachgestellt (17.16). Notker bildet dieses neue Gefüge, indem er die im Relativsatz der Vorlage gegebenen Partizipien als
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II Satzgefüge
zweigliedrigen Hauptsatz (bzw. als zwei durch gemeinsamen finiten Teil der Prädikate verbundene Hauptsätze) wiedergibt (17.13 ff.), dem (bzw. denen) er den in einen temporalen Nebensatz umgebildeten Relativsatz unterordnet. Notker hat also die hypotaktische Struktur der Vorlage wesentlich umgestaltet bzw. erweitert, wodurch er die (insbesondere durch die Partizipien) relativ kurz gefaßte Frage (in der Vorlage) mit ihren verschiedenen Aspekten verdeutlicht und ihr besonderen Nachdruck verleiht. (s. auch I.2.1)
6.2 Zusätzlicher Satz durch „Abspaltung“ eines Nebensatzes a) Sätze für Relativsätze 13.10 ff. 13.11 ff.
He˛ sunt enim, que˛ necant … segetem … Hominumque mentes assuefaciunt morbo. non liberant. ´ nde me´nniskoˆn Tı´z sı´nt tıˆe de´n uuuˆ ocher … erte´mfent … U muˆ ot stoˆzent sie ´ın dia su´ ht. sıˆe neloˆsent siu nıˆeht.
In seiner Übersetzung löst Notker von dem lateinischen Satzgefüge mit drei parallel gesetzten Relativsätzen die beiden letzten ab und verselbständigt sie zu zwei eigenen Sätzen. Zwar wird mit dieser Veränderung das Satzgefüge bei Notker reduziert, aber andererseits die Aussage des Boethius über die Wirkung der ,Bühnendirnen‘ auf den Sinn (mens) der Menschen hervorgehoben bzw. von der Wirkung auf die Gefühle (affectus) abgehoben. (Zu einem weiteren möglichen Motiv der Veränderung s. I.2.2a) b) Satz für Konjunktionalsatz In zwei Fällen verändert Notker ein Satzgefüge der Vorlage, indem er einen Konjunktionalsatz ablöst und entweder als eigenen Satz dem um den Nebensatz reduzierten Gefüge als Einleitung voranstellt: 37.6 ff. 37.8.f.
Meministi ut opinor. quoniam ipsa … me dirigebas … I´h uuaˆ no duˆ gehu´ gest uuo´la. da´ z tuˆ mı´h se´lba leˆrtoˆst …
oder aber einem „neu“ gebildeten Gefüge als Aussage im Sinne einer Steigerung anschließt: 52.8 ff.
Uix inquam nosco sententiam tue˛ rogationis. nedum queam ad inquisita respondere.
6 Veränderung eines Satzgefüges durch „Abspaltung“
52.10 f.
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´Ih neuernı´mo saˆ r. uue´s tu fraˆ geˆst. Meˆra so´lti ´ıh tir a´ nt-uuu´ rten.
Im ersten Fall wird das Satzgefüge der Vorlage bei Notker um einen (eingeschobenen) Nebensatz auf ein einfaches Gefüge reduziert, dem aber der vorangestellte Satz eng verbunden ist, im zweiten Fall wird der „Verlust“ des Nebensatzes durch einen neugebildeten Nebensatz (für Objekt mit Attribut in der Vorlage) „ersetzt“, so daß wiederum ein einfaches Gefüge - allerdings mit nachfolgendem Satz - gegeben ist. (s. auch II.2.2b) Der in der Vorlage eingefügte Zusatz: inquam (52.8 f.) wird von Notker ausgespart. 6.3 Zusätzlicher Satz durch Erweiterung eines Satzteils in einem Gefüge a) Im Hauptsatz Bei zwei Satzgefügen der Vorlage wird eine adv. Bestimmung im Hauptsatz, bei einem weiteren Satzgefüge eine Partizipialkonstruktion bei Notker zu einem eigenen Satz erweitert: 1. 27.26 ff. (Vorlage) - 27.27 ff. (Übersetzung): Der zusätzliche Satz bei Notker wird der Hauptsatz des Gefüges (mit zwei Konjunktionalsätzen), während der Hauptsatz der Vorlage dann als eigener Satz vorangestellt wird. (vgl. I.2.3a): 27.26 f. 27.27 f.
Atqui. tu sanxisti. i. statuisti hanc sententiam ore platonis. … (AcI und zwei Nebensätze) Trı´uuo. duˆ fu´ nde dıˆa re´da. u´ nde leˆrtoˆst sia mı´t platonis mu´ nde … (AcI und zwei Nebensätze)
2. 50.23 ff. - 50.23 ff.: Der zusätzliche Satz wird als Einleitung dem Gefüge vorangestellt, wobei dieses gegenüber der Vorlage (zwei Nebensätze) um einen abhängigen Fragesatz (51.2) für Objekt und Attribut (50.24) erweitert wird. (vgl. I.2.3a): 50.23 ff.
50.23 ff.
Primum igitur. Paterisne me attingere [te] atque temptare statum tue˛ mentis. pauculis rogationibus? Ut intellegam qui modus sit tue˛ curationis. Nuˆ sa´ ge ze ˆerest. Uuı´le du mı´r he´ngen. fraˆ gendo begre´ifoˆn. u´ nde besuˆ ochen dıˆn muˆ ot. uuıˆo iz sta´ nde? Ta´ z ´ıh uuı´ze. uuıˆo ih tı´h he´ilen su´ le.
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II Satzgefüge
3. 48.21 ff. - 48.22 ff.: Das Partizip mit AcI wird zu einem eigenen Satz (mit Nachbildung des AcI) und geht dem Satzgefüge voraus - entsprechend der Vorlage Haupt- und Nebensatz mit Relativsatz ohne Prädikat (elliptisch), bei dem daz-Satz in der Übersetzung fehlt das Verb - s. textkritischer Apparat zu 48.26. (zur Veränderung s. auch I.2.3a): 48.21 ff.
48.22 ff.
Conquestusque non pensari premia e˛ qua meritis. In extremo seuientis muse˛ . i. contra deum murmurantis. posuisti uota. uti pax que˛ celum. terras quoque regeret. ´ nde chla´ getoˆst tu dı´h. tı´r u´ nre´hto uue´sen geloˆnoˆt. U ´ n dıˆen zo´rnlicheˆn ue´rsen. paˆ te du ze le´zest. ta´ z frı´do A in ´erdo. sa´ mo-so in hı´mele.
b) im Nebensatz Bei der Wiedergabe eines komplexen Satzgefüges mit drei Nebensätzen (22.17 ff.) wird bei Notker aus dem Prädikat des Relativsatzes (22.22 f.) ein eigener Satz gebildet, der dem Gefüge nachgestellt wird (s. I.2.3b). Der lateinische Relativsatz selbst wird zu einem Konjunktionalsatz umgeformt (s. II.3a). Der auf den Hauptsatz folgende Nebensatz wird in der Übersetzung mit dem Hauptsatz als Prädikatsnomen verbunden und damit auf einen Bestandteil des Hauptsatzes reduziert (s. II.2b): 22.17 ff. 22.18 ff.
Itaque nihil est. quod ammireris. si agitamur … Quibus hoc maxime propositum est. displicere pessimis. Tı´h neda´ rf nehe´in uuu´ nder sıˆn … Uua´ nda uuı´r uue´lleˆn dien u´ beleˆn mı´sselicheˆn. u´ nde da´ z ´ıst u´ ns fa´ stoˆst in muˆ ote.
Notker verkürzt bzw. vereinfacht einerseits das Satzgefüge bzw. den Text der Vorlage (Reduktion eines Nebensatzes auf ein Prädikatsnomen), erweitert aber andererseits Text und Struktur der Vorlage durch den zusätzlichen Satz, um den Zusammenhang zu verdeutlichen, wozu auch die Veränderung der Nebensatzart dient.
Zusammenfassung (6.1-6.3) Von den acht Satzgefügen der Vorlage, bei denen Notker in seiner Übersetzung einen zusätzlichen Satz bildet, weisen zwei Gefüge keine Verände-
7 zusätzliche Satzgefüge durch Veränderung („Spaltung“)
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rung der Satzstruktur auf. In den übrigen Fällen hat die Bildung des zusätzlichen Satzes durch „Abspaltung“ Konsequenzen oder verbindet sich mit weiteren Veränderungen der Satzstruktur: In zwei Fällen wird das Gefüge um einen bzw. zwei Nebensätze reduziert, da sie zu Sätzen umgeformt werden. In zwei anderen Fällen wird mit bzw. nach der „Abspaltung“ des Hauptsatzes gewissermaßen als Ersatz ein neuer Hauptsatz und damit wiederum ein Gefüge gebildet. Bei einem weiteren Satzgefüge wird ein Nebensatz zu einem Prädikatsteil reduziert, bei einem anderen Gefüge ein zusätzlicher Nebensatz hinzugefügt. Insgesamt gesehen werden zwar einige Satzgefüge reduziert (3), aber 10 zusätzliche Satzeinheiten (9 S. und 1 N.) gebildet, so daß bei Notker eine Tendenz zur Erweiterung bzw. zum „Ausbauen“ der syntaktischen Strukturen der Vorlage deutlich ist.
7 zusätzliche Satzgefüge durch Veränderung („Spaltung“) eines Satzgefüges (infolge „Abspaltung“, Veränderung und Erweiterung) Notker hat in unterschiedlicher Weise ein Satzgefüge der Vorlage zu zwei Gefügen verändert, d. h. in zwei Gefüge „gespalten“ und damit die hypotaktische Struktur der Vorlage neu gegliedert (z. T. mit Erweiterung). 1. Ein komplexes Gefüge (Hauptsatz und drei Nebensätze) wird zu zwei einfachen Gefügen (Haupt- und Nebensatz): 14.8 ff. 14.10 ff.
At ego cuius caligarat. Mersa lacrimis. nec dinoscere possim. que˛ nam esset he˛ c mulier tam imperiose˛ auctoritatis. obstipui A´ber ´ıh ercha´ m mı´h toˆ de´s. uue´r da´ z uuıˆb uuaˆ re soˆ geuua´ ltıˆgo ua´ rentı´u. ´ıh nema´ hta sia beche´nnen. uua´ nda mı´r daz o´uga tı´mbereta. fo´llez traˆ no.
Notker zieht in seiner Übersetzung den Hauptsatz der Vorlage (obstipui) vor und verbindet ihn mit dem abhängigen Fragesatz 2. Grades (quaenam esset … ). Den zweiten Nebensatz des lat. Gefüges (nec … possim) verändert er zu einem Hauptsatz und ordnet ihm den ersten Nebensatz des lat. Gefüges (cuius … caligarat) als Kausalsatz unter und verdeutlicht damit den Zusammenhang (kein Erkennen wegen der Tränen im Auge), wobei er die in abstrakter Form gegebene Information des lat. Nebensatzes sachlich-konkret
48
II Satzgefüge
wiedergibt. Notker hat die komplexe Struktur der Vorlage mit zwei Gefügen „aufgelöst“ und damit vereinfacht. 2. Ein einfaches Satzgefüge wird zu zwei Satzgefügen: 28.26 ff
28.27 ff.
Inde graues et inexorabiles discordie˛ cum impiis. Et quod habet libertas conscientie˛ . Spreta semper offensio potentium. pro tuendo iure. Ta´ nnaˆ n erru´ nnen mı´r sta´ rche fıˆent-ske´fte fo´ne dien ´ nde a´ lso ˆıo u´ beleˆn. dıˆe nıˆoman uerze´ren nema´ hta. U tuˆ ot tı´u ba´ ldi dero sı´churhe´ite. Neuua´ g mı´r nıˆeht. u´ mbe re´htes mı´nna dero geuua´ ltigoˆn bo´lgen-sca´ ft.
Der elliptische Hauptsatz der Vorlage (inde graves … discordiae …) wird bei Notker ergänzt und mit einem zusätzlichen Relativsatz für das Adj. Attr. inexorabiles zu einem Gefüge verbunden (28.27 f.), allerdings verändert er das 2. Subjekt des lat. Hauptsatzes (spreta semper offensio …) zu einem weiteren Hauptsatz, den er mit der Übersetzung des lat. Relativsatzes durch komparativen Konjunktionalsatz zu dem zweiten Gefüge verbindet. Der zweite Hauptsatz (29.2 f.) erweitert die nominale Fügung der Vorlage: spreta semper offensio (29.1 f.), und verdeutlicht den abstrakten Ausdruck der Vorlage durch eine personenbezogene, verbale Ausdrucksweise. Insgesamt gesehen hat Notker ein einfaches Gefüge (mit ellipt. Hauptsatz) durch „Abspaltung“ und einer Erweiterung mit Relativsatz um ein zweites Gefüge erweitert - im Unterschied zum oben dargestellten Fall (1.) einer Veränderung der Satzkonstruktion - ein Hauptsatz mit drei Nebensätzen wird zu zwei Gefügen (14.10 ff.). Er hat mit der Erweiterung um ein zusätzl. Gefüge die etwas gedrängte, zum Teil abstrakte Ausdrucksweise des Boethius „aufgelöst“ und verdeutlicht. 3. Ein Gefüge der Vorlage (Hauptsatz und zwei Nebensätze) wird zu zwei Satzgefügen (das eine Gefüge durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes und „frei“ hinzugefügten Nebensätzen, das andere durch Umformung des lat. Relativsatzes zu Hauptsatz sowie mit zusätzl. Nebensätzen bei übersetztem Nebensatz der Vorlage: - Text in runden Klammern ist ein weiteres Satzgefüge (ohne Veränderung bei Notker) -
8 Zusätzliches Satzgefüge durch „Abspaltung“ (und Umformung) von einem Satz
35.19 ff.
35.20 ff.
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Respondissem verbo canii. Qui cum a gaio ce˛ sare filio germanico diceretur conscius fuisse contra se facte˛ coniurationis. (si) inquit (ego scissem. tu nescisses.) [zusätzl.: Muˆ osi ´ıh ze ga´ gen-uue´rti cho´men de´ro. dıˆe mı´h zı´hent ta´ z ´ıh taˆ r-u´ mbe uuu´ rbe.] dıˆen uuo´lti ´ıh a´ ntuuu´ rten mı´t te´mo a´ ntuuu´ rte canii. Toˆ ´ın gaius zeˆh. da´ z er dıˆa ´einunga uuı´ssi. dı´u uuı´der ´ımo getaˆ n uua´ s. (u´ be ´ıh sia uuı´ssi) cha´ d er. (soˆ uuaˆ re si dı´h ferho´len)
Der Hauptsatz des lateinischen Gefüges wird bei Notker verselbständigt (35.21 f.) und mit drei zusätzlichen, „frei“ hinzugefügten Nebensätzen (35.20 f.) zu einem Gefüge verbunden (mit Unterordnung 2. und 3. Grades). Diese Nebensätze verdeutlichen die (im Irrealis der Vergangenheit dargestellte) Situation des Boethius, zu einer Beschuldigung Stellung zu nehmen. Nach dieser in einem Gefüge gegebenen Information bildet Notker das zweite Gefüge zur Wiedergabe des Hinweises von Boethius auf eine analoge Situation, wobei der lat. Relativsatz (Qui … inquit) zum Hauptsatz wird (cha´ d er) und über die Wiedergabe des lat. Temporalsatzes (cum … diceretur) hinaus zwei zusätzl. Nebensätze (2. und 3. Grades) für NcI und P.P.P. gebildet werden. (s. II.1.2): Strukturschema - 35.20 ff.: [N (o. Einl.) + R2 + K3]+ H; + K + K2 + R3 + H (< lat. R) mit der Antwort des Boethius in Form eines Satzgefüges (35.26 f.): +K+H Das erste Gefüge bei Notker dient also der zusätzlichen Information, das zweite verdeutlicht die Darstellung durch „auflösende“ Wiedergabe der lateinischen Konstruktion mit Nebensätzen. In diesem Fall ist bei Notker zusätzliche Hypotaxe im Sinne komplexer Struktur gegeben. Bei den beiden vorher angeführten Belegen für Veränderung eines Satzgefüges zu zwei Gefügen handelt es sich jeweils um einfache Gefüge. Demnach hat Notker gegenüber der Vorlage zusätzliche Gefüge gebildet und damit die Hypotaxe in seiner Übersetzung verstärkt. Ein zusätzliches Satzgefüge Notkers findet sich auch bei der Wiedergabe eines Satzes, der allerdings großen Umfang und komplexe Struktur aufweist, wie unten deutlich wird:
8 Zusätzliches Satzgefüge durch „Abspaltung“ (und Umformung) von einem Satz 42.15 ff.
Uidere autem videor nefarias officinas sceleratorum. fluctuantes gaudio le˛ titiaque. Mı´r du´ nchet ´ıh nuˆ se´he fo´lle-uue´moˆn. me´ndi u´ nde
50
II Satzgefüge
ure´uui. a´ llero fertaˆ nero se´ldaˆ . Perditissimum quemque inminentem ´ nde ˆıogelichen dero uerlo´rnoˆn faˆ renten. nouis fraudibus delationum. U uuıˆo er mı´t nı´uueˆn lu´ ginen cho´mendo. ´eteuue´n me´ldee. Iacere bonos prostratos. terrore nostri discriminis. Kuˆ ote negetu´ rren uˆ f-erbu´ rren ´ıro ho´ubet. erbru´ tte fo´ne mıˆneˆn fre´isoˆn. Flagitiosum quemque. incitari quidem impunitate ad audendum facinus. premiis uero ad effi´ nde ˆıogelichen u´ belen. u´ beles sı´h erba´ ldeˆn. fo´ne u´ ninge´ltedo. ciendum. U u´ nde de´s fo´lle-fru´ mmen du´ rh loˆn. Insontes autem. non modo priuatos ´ nsu´ ndige a´ llero sı´churhe´ite securitate. uerum etiam ipsa defensione. U bete´ilte. u´ nde io´h a´ llero a´ nt-se´ido. Der Satz bei Boethius ist eine von dem Prädikat videor videre (42.15 f.) abhängige mehrgliedrige AcI-Konstruktion. Diese wird von Notker weitgehend nachgebildet, allerdings gibt er das Prädikat der Vorlage (videor videre) mit zwei Sätzen wieder: Mı´r du´ nchet ´ıh nuˆ se´he … (42.17 ff.), d. h. er hat den Infinitiv videre als Personalform bzw. Satz wiedergegeben und dann die Übersetzung des AcI entsprechend damit verbunden. Da er allerdings im Rahmen des AcI einen zusätzlichen abhängigen Fragesatz einfügt, wird seine Wiedergabe des AcI zu einem Satzgefüge - wenn auch nur mit diesem Nebensatz: uuıˆo er mı´t nı´uueˆn lu´ ginen cho´mendo. ´eteuue´n me´ldee. (42.21) für die nominale Fügung: (inminentem) nouis fraudibus delationum (42.19 f.) - eine konkrete personenbezogene Darstellung für die abstrakte Formulierung des Boethius. Da der einleitende Satz bei Notker (Mı´r du´ nchet) eng mit dem Gefüge verbunden ist und dieses nur einen Nebensatz aufweist, hat Notker in seiner Übersetzung im Grunde die Struktur der Vorlage nur wenig verändert, wenn auch etwas mehr gegliedert.
9 Satzgefüge infolge Veränderung von zwei Sätzen durch zusätzlichen Satz (Hauptsatz) Wie schon bei der Wiedergabe von Sätzen der Vorlage durch Notker dargestellt (I.4.5), bildet Notker in einem Fall einen zusätzlichen Satz (Hauptsatz), dem er die beiden Sätze der Vorlage unterordnet, wobei er letzterem einen zusätzlichen daz-Satz 2. Grades hinzufügt: 39.10 ff.
Atqui et tu insita nobis. pellebas de sede animi nostri omnem cupidinem mortalium rerum. et non erat fas locum esse sacrilegio sub tuis oculis.
11 Reduktion von Satzgefügen zu einem Satzgefüge („Verlust“ von Hypotaxe)
39.13 ff
51
Trı´uuo be´idı´u sı´nt uuaˆ r. io´h ta´ z tuˆ mı´r ´ınne-uue´sentı´u beno´men ha´ best a´ lla uue´rlt-kı´reda. io´h mı´r u´ nmuˆ oza fo´ne dı´u uua´ s. da´ z ´ıh me´in zuˆ o mı´r lıˆeze. dı´r a´ na-se´hentero.
10 Satzgefüge infolge Veränderung von Satz durch zusätzlichen Nebensatz Die Wiedergabe von Sätzen mit Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz (oder Nebensätze) wurde bei der Veränderung von Sätzen als ein Charakteristikum für Notkers Übersetzung verdeutlicht (II.4.6), denn für diese Form der Hypotaxe finden sich 23 Belege (mit 32 Nebensätzen).
11 Reduktion von Satzgefügen zu einem Satzgefüge („Verlust“ von Hypotaxe) In einem Fall hat Notker drei aufeinanderfolgende Satzgefüge mit nur einem Satzgefüge wiedergegeben: 54.15 ff.
Nam quoniam tui abliuione confunderis. VVa´ nda du dıˆn se´lbes erge´zen ha´ best. ta´ z ´ıst ´ein. Et exulem te. et exspoliatum propriis ´ nde dı´h chla´ getoˆst ´elelenden. u´ nde bero´uboˆten dıˆnes bonis. esse doluisti. U kuˆ otes. ta´ z ´ıst taz a´ nder. … Quoniam uero quis sit rerum finis ignoras. nequam homines atque nefarios. potentes felicesque arbitraris. quoniam uero quibus gubernaculis mundus regatur oblitus es. has fortunarum uices estimas sine rectore fluitare. magne˛ cause˛ non modo ad morbum. uerum quoque ad interitum. Sıˆd tuˆ neuue´ist. tero dı´ngo ´ende. da´ z ´ıst taz trı´tta. u´ nde duˆ uuaˆ nest fertaˆ ne lı´ute ma´ htıˆge u´ nde saˆ lige. da´ z ´ıst taz fıˆerda. uua´ nda du o´uh erge´zen ha´ best. mı´t uuı´u go´t tia uue´rlt rı´hte. da´ z ´ıst taz fı´mfta. u´ nde uuaˆ nest tıˆe uue´hsela dero uuıˆlsaˆ ldoˆn tua´ roˆn aˆ ne rı´htare. da´ z ´ıst taz se´hsta. de´s ´ıst tir gnuˆ oge. nıˆeht ´ein ze su´ hte. nu´ be ze toˆde.
Notker hat in seiner Übersetzung die Hauptsätze der drei Satzgefüge der Vorlage - einfaches Gefüge (54.15 ff.) und zwei Gefüge mit jeweils zwei Nebensätzen (54.23 ff. und 55.1 ff.) - zu Nebensätzen umgeformt und diese „neuen“ Nebensätze sowie die entsprechend der Vorlage übersetzten Neben-
52
II Satzgefüge
sätze mit dem in der Vorlage nachfolgenden (elliptischen) Satz (55.3 f.: Magnae causae … ad interitum) als „neuem“ Hauptsatz zu einem komplexen Gefüge verbunden. Möglicherweise liegt bei Notker ein Mißverständnis vor, da er die Gefüge und den folgenden Satz in der Vorlage als ein Gefüge auffaßt. (vgl. dazu H. Naumann: Notkers Boethius. Straßburg 1913. S. 74) Die Hauptsätze der drei Gefüge in der Vorlage werden bei Notker zu Nebensätzen umgeformt (parallel zu den Nebensätzen der Vorlage und deren Übersetzung), so daß das Gefüge sechs parallel gesetzte Nebensätze aufweist, dazu ein Nebensatz 2. Grades (55.7 f.) entsprechend der Vorlage, während der andere Nebensatz 2. Grades der Vorlage (54.23) nominal wiedergegeben wird (55.4 f.) - s. dazu auch II.2. Dieses Gefüge bei Notker (6 + 1 Nebensätze) wird durch sechs kurze Sätze erweitert, die - gleichsam in Parenthese hinzugefügt - mit ihrem Verweischarakter das Gefüge gliedern: ta´ z ´ıst ´ein (54.17); ta´ z ´ıst taz a´ nder (54.19 f.) usw., bevor der Hauptsatz am Schluß die Folge bzw. das Fazit zum Ausdruck bringt: 55.10 f.
de´s ´ıst tir gnuˆ oge. nıˆeht ´ein ze su´ hte. nu´ be ze toˆde.
Notker hat also die in drei Satzgefügen der Vorlage weitgehend parallel strukturierten Aussagen zu einem komplexen Gefüge zusammengefaßt, dabei aber durch die zusätzlichen Sätze als eine Abfolge von sechs Aussagen strukturiert, um den Zusammenhang zu verdeutlichen.
12 Veränderung von Satzgefüge zu Satz In vier Fällen verändert Notker ein einfaches Satzgefüge zu Satz/Sätzen - diese Fälle sind oben unter dem Aspekt ,zusätzlicher Satz‘ bei Notker im einzelnen dargestellt (I.3.1, 3.2). Mit der im vorausgehenden Abschnitt (II.11) dargestellten Reduktion von drei aufeinander folgenden Satzgefügen der Vorlage zu einem Gefüge bei Notker ergeben sich mit diesen zwei Belegen und den vier hier oben angesprochenen insgesamt sechs Belege für „Verlust“ von Satzgefügen bzw. Hypotaxe bei Notker - gegenüber den Fällen für zusätzliche Satzgefüge bei Notker (27) ein sehr geringer Anteil.
Zusammenfassung zur Hypotaxe bei Notker Die Analyse der Hypotaxe bei Notker im Vergleich mit Boethius hat ergeben, daß der Anteil der „Verluste“ von Hypotaxe bei Notker gegenüber 112
Zusammenfassung zur Hypotaxe bei Notker
53
Belegen für Satzgefüge in der Vorlage äußerst gering ist: vier Satzgefüge werden mit Sätzen wiedergegeben und drei aufeinanderfolgende Satzgefüge werden auf ein Gefüge reduziert. Auch wenn man die 9 Belege für Reduktion von Nebensätzen innerhalb der Gefüge oder die „Spaltung“ eines komplexen Gefüges in zwei einfache Gefüge berücksichtigt, bleibt die Reduktion d. h. die Verminderung und Vereinfachung syntaktischer Strukturen bei Notker gering - gemessen an den zusätzlichen 50 Nebensätzen bei 35 Satzgefügen und den insgesamt zusätzlichen 28 Satzgefügen gegenüber Boethius. Gerade die zusätzlichen Nebensätze sind, wie mehrfach hervorgehoben, charakteristisch und geradezu signifikant für Notkers Übersetzung - zum großen Teil sind sie bedingt durch die Wiedergabe spezifisch lateinischer Konstruktionen wie Participium coniunctum, Ablativus absolutus, AcI und NcI sowie Gerundium und Gerundivum. 13 Dies gilt jedoch nur mit Einschränkung, denn Notker hat ja einen nicht unbeträchtlichen Teil dieser Konstruktionen bei Boethius in seiner Übersetzung nachgebildet (insbes. Partizipien und AcI) und teilweise hat er sogar ohne Vorbild der Vorlage solche Konstruktionen verwendet. Die zusätzlichen Nebensätze bei Notker weisen ein breites Spektrum an Formen bzw. Arten auf und dienen in vielfältiger Weise der Vermittlung des Boethius-Textes im Sinne der Hervorhebung und Verdeutlichung wie auch der Erläuterung und Erklärung. Diese Nebensätze erweitern einerseits die Satzgefüge der Vorlage (35) - zum Teil sogar mehrfach (insges. 50 Belege) - und bewirken damit mehr Komplexität der Hypotaxe, sie schaffen andererseits in Verbindung mit der Wiedergabe von Sätzen der Vorlage zusätzliche Satzgefüge (23) - einige mit mehreren Nebensätzen (insges. 32). Darüber hinaus finden sich bei Notker weitere fünf Belege für zusätzliche Satzgefüge bzw. Hypotaxe gegenüber der Vorlage - durch Veränderung von Sätzen oder durch „Abspaltung“, teilweise mit Erweiterung (auch hier zwei Nebensätze). Es ist deutlich, welche Vielfalt und welchen Stellenwert die Hypotaxe bei Notker aufweist - dies nicht nur formal und statistisch gesehen. Es zeigt sich, wie sehr Notker sich doch von der Vorlage löst, d. h. hier von syntaktischen Strukturen des lateinischen Textes. Bei aller Nachbildung, bei allen „Latinismen“ und bei allen Reduktionen hat er insgesamt doch mehr Hypotaxe verwendet als die Vorlage und die Wiedergabe der Hypotaxe oft komplexer gestaltet als Boethius, selbst wenn er bisweilen Satzgefüge durch „Abspaltung“ oder „Spaltung“ entsprechend gliedert und damit vereinfacht. 13
s. dazu H. Eilers: Notkers Wiedergabe und Gebrauch lateinischer Konstruktionen in seiner Übersetzung der Consolatio (Prosa im I. Buch) des Boethius. Lyon 1992.
54
Notkers Übersetzung der Prosa im Vergleich mit der der Carmina
Er hat, allgemein gesehen, den lateinischen Satzbau keineswegs vereinfacht, sondern differenzierter wiedergegeben - im Sinne analytischer Entfaltung und Vermittlung einer mehr synthetisch-abstrakten Struktur der Vorlage.
Notkers Übersetzung der Prosa im Vergleich mit der der Carmina im 1. Buch der Consolatio Bei einem Vergleich von Notkers Übersetzungen der Prosa und der Carmina von Boethius muß man natürlich die nach Form und Inhalt sehr unterschiedlichen Darstellungen berücksichtigen, denn die Carmina sind metrisch gebundene Texte, was entsprechenden Einfluß auf die Syntax hat, die wesentlich weniger komplex strukturiert ist. 14 Dennoch gibt es deutliche Gemeinsamkeiten bei der Übersetzung, was die Prinzipien und Tendenzen der Wiedergabe betrifft. Auch bei der Übersetzung der Carmina zeigt sich eine ausgeprochene Tendenz zur Hypotaxe nicht nur durch die Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen durch zusätzliche Hauptsätze, sondern vor allein durch zusätzliche Nebensätze: 6 Belege (mit 8 Nebensätzen) bei 38 Sätzen der Vorlage. Die zusätzlichen Nebensätze finden sich auch hier vorwiegend bei der Wiedergabe von Satzgefügen: 19 Belege bei 11 von insgesamt 32 Satzgefügen bei Boethius. Hinzu kommen weitere 4 Belege bei der Bildung zusätzlicher Satzgefüge. Die Nebensätze sind sehr vielgestaltig und dienen - wie im einzelnen aufgezeigt - der Verdeutlichung, Erläuterung und Erklärung. Die relativ große Zahl zusätzlicher Nebensätze sowie die zusätzlichen Satzgefüge bei Notker bedeuten eine wesentliche Zunahme und Ausgestaltung der syntaktischen Struktur, die in den Carmina - im Vergleich mit der Prosa weniger komplex und differenziert ist, so ist auch der Anteil der Veränderung von Satzstrukturen bei der Übersetzung der Carmina mit 30 % gegenüber etwa 20 % bei der Prosa deutlich höher. Die zusätzlichen Nebensätze und Gefüge bewirken weiterhin eine deutliche Verstärkung der verbalen Formen und Strukturen - im Unterschied zu dem markant nominalen Stil der Vorlage (insbes. durch die zahlreichen Attributverbindungen). So sind die charakteristischen Merkmale von Notkers Übersetzung syntaktischer Strukturen auch in den Carmina gegeben - sogar noch ausgeprägter als in der Prosa.
14
s. dazu H. Eilers: Notkers Übersetzung der Carmina im 1. Buch der Consolatio des Boethius. (Anm. 9).
Statistik der Sätze und Satzgefüge bei Boethius und Notker (Entsprechung und Veränderung) Zeichenerklärung R F B Z S SG E H N K K2, 3 … R F N (ind. R.) N (o. Konj.) ∪ ( )
[ ]
= = = = = = = = = = = = = = =
Reihenfolge der Belege Form des Satzbaus (Satz - Satzgefüge) Belegstelle (bei Boethius - bei Notker) Zahl der Nebensätze Satz Satzgefüge Satz in elliptischer Form Hauptsatz Nebensatz (allgemein) Konjunktionalsatz Unterordnung 2., 3. Grades usw. Relativsatz abhängiger Fragesatz Nebensatz in Form der indirekten Rede konditionaler Nebensatz ohne Konjunktion (mit Inversion von Subjekt und Prädikat) = Verbindung von zwei Sätzen/Nebensätzen mit gemeinsamem finiten Teil des Prädikats = Angabe in runden Klammern: zusätzlicher satzwertiger Infinitiv (erweitert) in Satz oder Nebensatz zu einem Prädikat mit Infinitiv = Angabe in eckigen Klammern: zusätzl. ahd. Text in Notkers Übersetzung (gegenüber der Vorlage), aber in den Satzbau der Übersetzung integriert
56
Statistik der Sätze und Satzgefüge bei Boethius und Notker
1. Prosa R
F
B
1. SG (9.3 ff.) 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
S S SG S S SG SG S S SG S SG S SG SG SG
(9.22 f.) (10.1 f.) (10.4 f.) (10.7 f.) (10.10 f.) (10.19 f .) (11.1 f.) (11.6 f.) (11.9 f.) (11.12 ff.) (11.20) (11.22 f.) (12.1 f.) (12.9 f.) (12.15 ff.) (13.10 ff.)
18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
SG S S S S S SG
(13.17 ff.) (13.21) (13.26 f.) (14.1 f.) (14.4 f.) (14.6 f.) (14.8 ff.)
25. SG (14.13 ff.) 26. S (14.17 f.) 27. S (14.21 f.)
Z Struktur
Entspr.
4: K + K + H + K + K2 1: K+H 1: H + K 1: H + K 1: H + R 1: H + R 1: K + H 2: H + R + R 3: H + R + R + R 2: K + K2 + H
Veränderung SG (9.3): K + K + H + K + K + K2
S (9.23 f.) S (10.2 f.) SG (10.5 f.) S (10.8) S (10.11 f.) SG (10.20 f.) S (11.2 ff .) - K S (11.7 f.) S (11.10) SG (11.13 ff.) S (11.21 f.) SG (11.23 f.) S (12.3 ff.) SG (12.10 ff.) SG (12.16 ff.) SG (13.15 f.) H+R+ S (13.16 f.) + S (13.16 f.) SG (13.18 ff.) S (13.22) S (13.27 f.) S (14.3 f.) S (14.5 f.) S (14.7 f.)
3: R + R + F2 + H
SG (14.10 ff.) H + F + SG (14.12 f.) H+K
1: F + H
SG (14.14 ff.) S (14.18 f.) S (14.22 f.)
Z Struktur
Entspr.
2. Prosa R
F
B
1. 2. 3. 4.
S S S SG
(17.8) (17.8) (17.9 f.) (17.11 ff.)
5. 6. 7. 8. 9.
SG S S S S
(17.16 ff.) (17.21) (17.21 f.) (17.22) (17.23 f.)
Veränderung
S (17.8 f.) -S S (17.10 f.) 1: H + R 2: H + R + K2 S S S S
(17.21) (17.22) (17.23) (17.25)
SG (17.13 ff.) : H ∪ H + K + S (17.16) < (lat.)H SG (17.16 ff) =E
Statistik der Sätze und Satzgefüge bei Boethius und Notker R
F
B
Z Struktur
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
SG SG S S S S SG SG S S
(17.2) (18.2 ff.) (18.7) (18.7) (18.8 ff.) (18.10 f.) (18.11 f.) (18.13 ff.) (18.17) (18.17 ff.)
1: K + H 1: K + H
1: H + K 1: H + K
Entspr.
57
Veränderung S (18.1) + S (18.1 f.)
SG (18.4 ff.) S (18.7 f.) S (18.8) S (18.8 ff.) S (18.11) SG (18.12 f.) SG (18.14 ff.) S (18.17) S (18.19 f.)
3. Prosa R
F
B
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
S S SG SG S S S SG S S S S S S SG
(19.14 f.) (19.16 f.) (19.18 ff.) (19.24 ff.) (19.24) (20.3 f.) (20.3) (20.5 f.) (20.8 ff.) (20.11 f.) (20.13 f.) (20.18 f.) (20.21 ff.) (20.25 f.) (20.28 ff.)
3:
16. S (21.8 ff.) 17. SG (21.11 ff.) 18. SG (21.19 ff.)
1: 3:
19. SG (22.10 ff.) 20. SG (22.17 ff.)
1: 3:
21. 22. 23. 24.
3: 1:
SG SG S SG
(23.1 ff.) (23.8 ff.) (23.13 f.) (23.19 ff.)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung
S (19.15 f.) SG (19.17 f.) H + K 3: K + K + H + R SG (19.19 ff.) 1: H + K S (19.27) S (20.4 f.) S (20.4) 1: H + R SG (20.7 f.)
1:
SG (19.26 ff.) H + K + K
SG (20.9 ff.) H + K S (20.12 f.)+S (20.12) S (20.14 f.) S (20.19 f.) S (20.23 ff.) S (20.26 ff.) K+K+H+R SG (21.1 ff.) K + K + K2 +H+R S (21.9 ff.) K+H SG (21.12 ff.) K + H + R K + K2 + H + R SG (21.20 ff.) K + F 2+F 2 +F 2 + K + K 2 + H +R H+K SG (22.11 ff.) H + K + K 2 + R3 SG (22.18 ff.) H - K + K + K2 + S (22.24 f.) K + H + K + K SG (23.2 ff.) K+H SG (23.9 ff.) K + K + H S (23.14 f.) H+R SG (23.20 ff.)
58
Statistik der Sätze und Satzgefüge bei Boethius und Notker
4. Prosa R
F
B
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
S S S S S S S SG S S S S SG SG S SG SG SG SG SG
(25.16) (25.16) (25.16 f.) (25.19) (25.21) (25.22) (25.22 f.) (25.23 f.) (26.5 f.) (26.7) (26.8 f.) (26.10 f.) (26.12 ff.) (26.19 ff.) (27.22 f.) (27.26 ff.) (28.7 ff.) (28.15 ff.) (28.20 ff.) (28.26 ff.)
21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.
S S SG S SG SG S SG SG SG S SG S S SG
(29.5 f.) (29.8 f.) (29.12 ff.) (29.17 f.) (29.20 ff.) (30.1 ff.) (30.11) (30.12 f) (30.14 ff.) (30.20 ff.) (30.25 f.) (31.2 ff.) (31.10) (31.12 ff.) (31.19 ff.)
36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46.
S S S S S SG S S S S SG
(32.6) (32.6 ff.) (32.11 f.) (32.13 f.) (32.15 f.) (32.17 f.) (32.20) (32.23) (32.24) (33.1) (33.1 ff.)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung
S (25.17) S (25.17) S (25.17 f.) S (25.20) S (25.21) SG (25.23) H + R S 25.23) 1: K + H
SG (25.24 ff.) K + K + H S (26.5 ff.) S (26.8) SG (26.9 f.) H + R S (26.11 f.)
2: H + R + R 3: H + K + K + K 2: 1: 1: 1: 1:
H H H H H
+K+K +K +R +R (=E)+R
1: H + R
SG (27.27 ff.) SG (28.9 ff.)
SG (28.16 ff.) H + K + R SG (28.21 ff.) SG (28.27 f.) H + R + SG (28.29 ff.) K + H SG (29.7 f.) H + K SG (29.10 ff.) H + R + R SG (29.15 ff.) S (29.17 f.)
1: H + K 1: H + K 1: H + K 1: H + R 1: K + H
SG (26.13 ff.) H + R + R +R 2 SG (26.20 ff.) S (27.23 f.) + S (27.27)
SG (29.23 ff.) K + H + R SG (30.4 ff.) K + H + R SG (30.11 f.) H + R SG (30.13 f.) SG (30.17 ff.) H + R + K2 SG (30.22 ff.) K + K2 + H S (30.26 ff.)
2: H + K + K2
SG (31.3 ff.) H + K - K2 S (31.10 f.) SG (31.14 ff.) H + K + R2 SG (31.21 ff.) K + K + K + H + K2 + R 3 + K + K SG (32.8 ff.) H + R SG (32.10 f.) H + R SG (32.11 ff.) H + R
5: K + K + K + H + K + K2
1: K + H
2: H + K + R2
S (32.14 f.) S (32.16) SG (32.18 f.) S (32.20 f.) S (32.23) S (32.24 ff.) S (33.1) SG (33.3 ff.)
Statistik der Sätze und Satzgefüge bei Boethius und Notker R
F
B
47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63.
S SG S S S S S SG S S SG SG SG SG S S SG
(33.12) (33.13 f.) (33.15 f.) (33.16) (33.17) (33.18 f.) (33.21 ff.) (33.24 ff.) (34.5 ff.) (34.11 ff.) (34.15 f.) (34.18 ff.) 34.24 f.) 35.8 ff.) (35.15) (35.l8) (33.19 ff.)
64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82.
SG SG SG S SG S SG S SG SG S SG S SG S SG SG S SG
(35.24) (36.2 ff.) (36.7 f.) (36.9 f.) (36.11 ff.) (36.17 ff.) (36.18 f.) (36.19) (36.19 f.) (36.24 ff.) (37.5) (37.6 ff.) (37.11) (37.11 ff.) (37.20 f.) (37.23 ff.) (37.27 f.) (37.29 f.) (38.1 ff.)
83. SG (38.9 ff.)
84. 85. 86. 87. 88. 89. 90.
S S SG SG S S S
(38.18 ff.) (38.28) (39.1 f.) (39.5 ff.) (39.10 f.) (39.11 f.) (39.16 f.)
Z Struktur 1: H + K
1: H + K
1: 1: 1: 2:
F+H H+K H+R H + K + R2
2: H + R + K2
1: K + H 1: H + K 1: H + R 1: H + R 1: K + H ( = E ) 1: H ( = E ) + K 2: H + R + R 2: H + K + K 2: H + K2 + K 1: H + F 1: H + F 1: H + K 1: K + H
1: H + R 1: K + H
Entspr.
59
Veränderung
S (33.12 f.) SG (33.14 f.) S (33.16) S (33.17)+ S (33.17) S (33.18) S (33.19 f.) SG (33.23 f.) H + K + R2 SG (24.2 ff.) H + K + K2 S (34.7 ff.) SG (34.11 ff.) H + N (indir. Rede) SG (34.16 ff.) F + F + H SG (34.20 ff.) SG (34.25 ff.) SG (35.8 ff.) H + K + R2 + R2 S (35.16) S (35.18 f.) SG (35.19 ff.: [N (o. E.) +R2 +K3] +H+ SG (35.24 ff.) K+K2 + R3 +H( S bedeutet Satz bei Notker gegenüber SG in der Vorlage 具 典 Konjunktion als Einleitung eines Nebensatzes nicht wiederholt bzw. ausgespart
1. Prosa R 1. 8. 17. 24.
F
B
N
SG SG SG SG
(9.3 ff.) (11.1 f.) (13.10 ff.) (14.8 ff.)
+ -
K (9.11 f.) tanne < adv. Bestimmung (9.10 f.) K (11.2) veluti > nominale Fügung: adv. B. (11.2 f.): SG > S R (13.14 f.) > S (13.15 f.) – R (13.15) > S (13.16 f.) R (14.9) > H (14.12 f.) [+ K (14.12 f.) < R = SG (14.12 f.)]
2. Prosa R
F
B
10. SG (17.27)
N - K (17.27) ut > S (18.1) [+ S (18.1 f.) < H]
3. Prosa R 2. 4. 9. 15. 17. 18.
F
B
N
S SG S SG SG SG
(19.16 f.) (19.24 ff.) (20.8 ff.) (20.28 ff.) (21.11 ff.) (21.19 ff.)
+ + + + + +
20. SG (79.17 ff.) 22. SG (23.8 ff.)
K (19.18) daz < Obj. + Gen. Part. Präs. (19.17) > SG K (20.2 f.) daz < Prädikat [v. K. (20.1 f.)] (19.28 f.) K (20.10 f.) daz < erw. Inf. (20.9 f.) > SG K2 (21.5) alsoˆ < adv. Best. (21.4) R (21.18) < Gen. Attr. (21.17) 3 F2: F (21.21 f. uuıˆo < Obj. + Gen. (21.20); F (21.23 f.) uuıˆo < Obj. + Gen. (21.23); F (21.28 f.) uuelı´u uuıˆze < Obj. + Gen. (21.28) - K (22.17) quod > Präd. Nomen [Subst.] (22.19) + K (23.9 f.) ube < Part. Präs. (23.8)
64
Übersicht über zusätzliche und ausgesparte Nebensätze in Notkers Übersetzung
4. Prosa R
F
B
N
6. 8. 11. 13. 18. 20. 21. 22. 25. 26. 27. 29. 30. 32. 34.
S SG S SG SG SG S S SG SG S SG SG SG S
(25.22) (25.23 f.) (26.8 f.) (26.12 ff.) (28.15 ff.) (28.26) (29.5 f.) (29.8 f.) (29.20 ff.) (30.1 ff.) (30.11) (30.14 ff.) (30.20 ff.) (31.2 ff.) (31.12 ff.)
35. 36. 37. 38. 53.
SG S S S S
(31.19 ff.) (32.6) (32.6 ff.) (32.11 f.) (33.21 ff.)
54. 56. 57. 60. 63. 65. 66. 73. 74. 78. 79. 82.
SG S SG SG SG SG SG SG SG S SG SG
(33.24 ff.) (34.11 ff.) 34.15 f.) (35.8 ff.) (35.19 ff.) ( 36.2 ff.) (36.7 f.) (36.24 ff.) (37.5 ff.) (37.20 f.) (37.23 ff.) (38.1 ff.)
+ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
83. SG (38.9 ff.)
84. S
(38.18 ff.)
85. 86. 87. 88.
(38.28) (39.1 f.) (39.5 ff.) (39.10 f.)
S SG SG S
89. S 90. S
(39.11 f.) (39.16 f.)
R (25.23) als Obj. zu jehan (confiteri) < SG K (25.24 f.) ube = Variation [< K (26.1 )] (25.23 f.) R (26.10) < Part. Präs. (26.9) > SG R2 (26.18 f.) < Gen. Attr. (26.16 f.) K (28.16 f.) uuanda < Akk. Obj. (28.16) R (28.28) < Adj. Attr. (29.26) [+ SG (neu) 28.29 ff.] R (29.7 f.)danne < Part. Präs. (29.6) > SG. R + R (29.11 f.) < 2 x P.P.P. (29.9 f.) > SG K (29.22 ff.) nube soˆ < AcI (29.20 f.) R (30.10) R (30.12) zu Abl. abs. [ > Dativ ] (30.11) > SG K2 (30.18 f.) soˆ uıˆlo < 2 ⫻ Ablativ (30.15) K2 (30.24) daz < Gen. Attr. (30.21) K (31.5) > Teil von K1 – s. Komparativ uuirs (31.6) K (31.15 f.) daz < adv. Best. + Gen. Attr. (31.13) R2 (31.16 f.) < Gen. Attr. (31.14) > SG R3 (32.4) < P.P.P. (32.3) + K (32.4 f.) < P.P.P. (32.1) R (32.9) = Ergänz. < Dat. Obj. (32.6) > SG R (32.11) < Abl. abs. mit Part. Präs. (32.7) > SG R (32.13) < Ergänz. zum Subj. (32.12) > SG K (33.23 f.) daz < Inf. + Akk. (33.21) R2 (33.24) < Gen. Attr. (33.22) > SG K2 (34.4 f.) ube > Subj. von K (34.2) = Erläut. (Komm. R.) N (34.13 f.) = ind. Rede < AcI (34.11 f.) > SG F (34.17) uuıˆo = Erläut. von F (34.15) R2 (35.12) < Gen. Attr. (35.11) K2 (35.25) daz < NcI (35.23) + R (35.25 f.) < P.P.P (35.23 f.) K2 (36.6 f.) daz < AcI (36.5) K (36.8) nube daz < Acl (36.7) R (37.4 f.) < AcI (37.1) [K > H] + R (37.9 f.) < Part. Futur (37.8) + K (37.21 f.) daz < AcI (37.20) + K (37.22) 具daz典 > AcI (37.20 f.) > SG + K (37.26) daz < H (37.23) + R (38.7) < Subj. + Gen. Attr. (38.2) + K2 (38.8) daz < Subj. + Gen. Attr. + K (38.9) alde < daz > < Subj. (38.4 f.) + F (38.9) < Gen. Attr. (38.5) + K + (K) + (K) [+ uuolti] (38.12 ff.) daz < NcI (38.9 ff.) [+ H] + K2 soˆ (38.15 f.) < Adj. (38.14) + K2 < soˆ > (38.16) < P.P.P. (38.14) + K2 = 具soˆ 典 > 38.17 < P.P.P. (38.14) + K (38.17) taz < H (38.15) + K (38.21) unde < P.P.P. (38.21) + R (38.23 f.) < Adj. + präp. Obj. (38.22) > SG + K (38.29 f.) daz < AcI (38.28) > SG - R (lat. 39.2) > Subst. (39.2 f.) > S - K (lat. 39.5) uti > Gerundium (39.7 f.) > S [H] + K (39.13 f.) taz < H (39.10 f.) + K (39.14) < taz > < H (39.11) > SG + K2 (39.15) daz < AcI (39.13) > SG + K (39.18 f.) daz < Akk. Obj. (39.17) > SG
Übersicht über zusätzliche und ausgesparte Nebensätze in Notkers Übersetzung R
F
B
91. SG (39.21 ff.) 95. SG (41.5 ff.) 97. SG (41.21 f.) 99. SG (42.3 ff.) 101. S (42.15 ff.)
65
N - K2 (lat. 39.23) ut > präp. Obj. (39.25) + K (41.7 f.) daz < AcI (41.5 f.) + K2 (41.8) daz < Akk. Obj. (41.5 f.) + K2 (41.9 f.) uuanda Abl. (41.6 f.) + R2 (41.23) < Akk. Obj. (41.22) + R2 (42.8) < Dat. Obj. (42.6) [K2 vor K1] + F (42.21) uuıˆo < erw. Part. Präs. (42.19 f.) > S + SG
5. Prosa R
F
B
N
8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 20. 25.
SG SG S SG SG S SG S S SG S SG
(46.20 ff.) (46.26 ff.) (46.30 f.) (47.2 ff.) (47.8 ff.) (47.16 f.) (47.18 ff.) (47.27 ff.) (48.3 f.) (48.6 ff.) (48.16) (49.10 ff.)
+ K (46.24 f.) soˆ < Gen. Attr. + Vgl. (46.22) + K2 (46.30) tanne < Abl. (46.29) + R (47.1 f.) + R (47.2 f.) < 2 ⫻ Inf. (46.3 f) > SG + R2 (47.6) < Poss. Pron. + Gen. (47.3) + K2 (47.7 f.) taz < AcI (47.4) - K (lat. 47.10 f.) ne > Akk. Obj. (47.11) + K (47.18) soˆ < Vergleichspart. + Poss. Pron. o. Subst. (47.17) > SG + K (47.22 f.) soˆ < Vergleichspart. + Akk. Obj. + Gen. Attr. (47.20) + R (48.1) < präpos. Obj. (47.27) + R (48.3) < adv. Best. (48.1) > SG + R (48.5) < Gen. Attr. (48.4) + R (48.6) < Akk. Obj. (48.4) > SG + K (48.8 f.) daz < AcI (48.6) + R2 (48.12) < Part. Pr. + Obj. (48.11) + K (48.17) daz < präp. Obj. (48.16) > SG - R (lat. 49.12 f.) > Subj. + P.P.P. (49.15)
6. Prosa R
F
B
1. SG (50.23 ff.) 22.
SG (52.8 ff.)
34. 36. 49.
SG (53.8 f.) SG (53.12 f.) S (54.11 ff.)
50. 51.
SG (54.15 ff.) SG (54.23 ff.)
52. 54. 58.
SG (55.1 ff.) SG (55.11 f.) SG (55.24 ff.)
N [+ S] + F (51.2) uuıˆo < Akk. Obj. (50.24) + F (52.10 f.) uues < Akk. Obj. + Gen. Attr. (52.9) - K (lat. 52.9 f.) > S (52.11) - F (lat. 53.9) quis > Akk. Obj. (53.11) mit weiterer Veränderung - K (lat. 53.13 f.) = ut > > Inf. (53.16 f.) zu K + F (54.13 f.) uuıˆo < Akk. Obj. + Gen. Attr. (54.12) + F (54.14 f.) uuıˆo < Akk. Obj. + Gen. Attr. (54.12) > SG + K (54.18 f.) < uuanda > < H (54.17 f.) - F2 (lat. 54.23) quis > Akk. Obj. + Gen. Attr. (55.4 f.) + K (55.5 f.) < sıˆd > < H (54.23 f.) + K (55.8 f.) < uuanda > < H (55.2 f.) + R (55.12 f.) < Dat. Obj. + Gen. Attr. (55.11) - K (lat. 55.26) quotiens > Part. Präs. (56.3) + R3 (56.4 f.) < Part. Perf. Deponens (55.28) + (56.9 f.) soˆ < Abl. abs. (56.7)
B Notkers Übersetzung des Martianus Capella
Prosa und Carmina des 1. Buches der „Hochzeit des Merkur mit der Philologie“ Nach der Analyse des Satzbaus in Notkers Consolatio-Übersetzung soll nun die Syntax seiner Wiedergabe der „Hochzeit des Merkur mit der Philologie“ von Martianus Capella untersucht werden, um auch hier den Satzbau Notkers mit dem der lateinischen Vorlage zu vergleichen – ein in vieler Hinsicht anderes Werk als die Consolatio. Auch wenn die Philosophie bei Boethius und die Philologie bei Martian als Allegorien erscheinen, so unterscheidet sich die allegorisch-mythologische bzw. mythisierende Darstellung der Verlobung und Hochzeit Merkurs mit der Philologie (in den ersten beiden, von Notker übersetzten Büchern) doch wesentlich von dem Dialog des Boethius und der Philosophie über elementare Fragen menschlicher Existenz. Auch wenn in Martians Text – wie bei Boethius – Prosa und Poesie, d. h. mehrere unterschiedliche Carmina, in der Tradition der Menippeischen Satire miteinander verbunden sind, so sind die beiden Werke, über den Inhalt hinaus, auch in Struktur, Stil und Syntax der Darstellung sehr verschieden, obgleich im Bereich des Satzbaus der Anteil von Sätzen und Satzgefügen mit jeweils etwa der Hälfte der Satzbelege im ersten Buch der beiden Werke nahezu gleich ist. Auch im Falle von Martian beschränkt sich die Analyse auf die Übersetzung des lateinischen Textes im 1. Buch, d. h. ohne zusätzliche Erläuterungen bzw. Erklärungen und Kommentare über die Vorlage hinaus. In einem Teil des Anhangs sollen allerdings einmal die zusätzlichen erläuternden Nebensätze (ohne Vorlage), die von Notker in direktem Zusammenhang mit der Übersetzung ein- oder angefügt sind, näher betrachtet werden. Textgrundlage der Untersuchung ist wiederum die Ausgabe von E.H. Sehrt und Taylor Starck. 15 Die Untersuchung gilt zunächst der Prosa des Martian (338 Satzeinheiten, d. h. Sätze und Satzgefüge) – damit ein genügend umfangreiches Corpus –, schließt aber dann auch die fünf Carmina des 1. Buches ein (70 Satzeinhei15
Notker des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E. H. Sehrt und Taylor Starck: Martianus Capella, De Nuptiis Philologiae et Mercurii. 2. Band. Halle (Saale) 1966.
70
Nachtrag zu Satz, Satzreihe, Satzgefüge
ten). Die Ergebnisse der Untersuchung zu Prosa und Carmina sind dann mit denen der Consolatio-Übersetzung zu vergleichen, wobei allerdings die unterschiedlichen Darstellungen der beiden Vorlagen entsprechend zu berücksichtigen sind.
Nachtrag zu Satz, Satzreihe, Satzgefüge (in der Einleitung zur Boethius-Übersetzung) In der oft reihenden bzw. additiven Darstellung Martians erscheinen zahlreiche Ellipsen: (meist fehlt bei dem Prädikatsnomen das Hilfsverb bzw. die Kopula (Auxiliarellipse). Es finden sich einige Sätze mit gemeinsamem Prädikat (dreimal auch mit Hauptsatz eines Satzgefüges), d. h. das Prädikat eines Satzes bzw. Hauptsatzes gilt auch für einen zweiten Satz bzw. Hauptsatz, wird aber nicht wiederholt. (Auch bei vier Nebensätzen in Gefügen begegnet gemeinsames Prädikat mit jeweils einem anderen Nebensatz.) W. K. Jude bezeichnet eine solche Verbindung als „zusammengezogenen Satz“: „wenn in Hauptsätzen mehrere gleichartige Satzglieder auf ein gemeinsames Satzglied bezogen sind.“ 16 Da es sich bei Martian und teilweise auch bei Notker bei solchen Verbindungen (mit gemeinsamem Prädikat) um zwei bzw. drei Aussagen mit jeweils eigenem Subjekt und einem weiteren eigenen Satzteil (Objekt und/oder adverbiale Bestimmung) handelt, werden sie als zwei (drei) Sätze (bzw. Satz/ Sätze und Hauptsatz) bewertet, wobei der zweite (und dritte) Satz oder Hauptsatz – analog den Sätzen mit Auxiliarellipse – als elliptischer Satz zu verstehen ist, zumal Notker in sieben von den elf Fällen der Vorlage vollständige Sätze bildet. (Bei den vier Nebensätzen übersetzt er gemäß der Vorlage.) Entsprechend der Vorlage übersetzt Notker z. B. die Verbindung: Sed alius (= Castor) lucis sidere. noctis alius (= Pollux) refulgebat (102.5 f.): Ter ´eino cha´ m mı´t ta´ ges ste´rnen. a´ ndereˆr mı´t na´ ht ste´rnen. (102.6 f.) In einem anderen Fall bildet er zwei vollständige Sätze: 49.15 ff. Caliope orbem complexa [erg.: est] cillenium. Sonoritas pecha´ m cillenio. Clyo. citimum circulum … Bona fama begre´if den nı´deroˆsten rı´ng … In der Statistik sind die Sätze mit gemeinsamem Prädikat durch ein fettgedrucktes + hervorgehoben. An einer Stelle findet sich bei Notker die Verbindung von zwei Nebensatz´ nde sie Prädikaten bzw. Nebensätzen mit einem gemeinsamen finiten Teil: U 16
Wilhelm K. Jude: Deutsche Grammatik. 17. Auflage. Braunschweig 1980. s. Teil ,Satzlehre‘ VI. 6.2, S. 281.
Nachtrag zu Satz, Satzreihe, Satzgefüge
71
sı´h a´ l zesa´ mine geha´ lset u´ nde gezu´ mftet ha´ betıˆn (8.11 f.). Die beiden jeweils mit Prädikat gegebenen Aussagen werden als zwei Nebensätze angesehen, in der Statistik (s. u.) mit dem Zeichen ∪ für ihre Verbindung entsprechend markiert (s. dazu die Einleitung zur Boethius-Übersetzung). Angaben in Klammern wie (S); (R), (K), (F) in der Statistik bezeichnen – wie in der Einleitung zur Boethius-Übersetzung vermerkt – erweiterte Infinitive bzw. satzwertige Infinitivkonstruktionen bei Modalverben oder – wie zusätzlich bei Martian – Verben mit dem Charakter von Modalverben (wie lat. videri; solere; consuevisse). Diese Infinitive werden nicht als eigene Satzeinheiten gezählt, aber wegen ihrer satzwertigen Aussage als Satzeinheiten in Klammern vermerkt.
I Satz Bei 37 Sätzen (S) bzw. Satzgefügen (SG) von insgesamt 338 Satzeinheiten (S und SG) in der Prosa des 1. Buches bildet Notker in seiner Übersetzung zusätzliche Sätze, in mehreren Fällen (8) sind es zwei oder auch mehr Sätze bei der Wiedergabe eines Satzes oder Satzgefüges. Andererseits spart Notker Sätze der Vorlage aus, verändert sie durch zusätzlichen Nebensatz (Nebensätze) zu Satzgefügen oder verbindet sie mit der Wiedergabe eines vorausgehenden oder nachfolgenden Satzgefüges: sei es als dessen („neuer“) Hauptsatz oder als weiteren Nebensatz oder als Satzteil/Satzteilverbindung – (s. unter ,Veränderung von Sätzen‘ I.5-10). Die „zusätzlichen“ Sätze bei Notker sind entweder eingeschoben, als Wiederholung oder Variation hinzugefügt, oder sind durch „Abspaltung“ gebildet, indem ein Satzteil (auch Satzteile) zum Satz erweitert wird, der Hauptsatz eines Gefüges (bei Martian) als eigenständiger Satz wiedergegeben oder ein Nebensatz (Nebensätze) eines Gefüges zum Satz (Sätze) verändert wird.
1 Zusätzliche Sätze bei Notker 1.1 Durch Einfügung Die zusätzlich eingefügten Sätze dienen der Verdeutlichung des Zusammenhangs – meist wird auf die Redesituation verwiesen mit den Hinweisen chad er oder chad si: 45.15 f. 45.16 ff.
Haec mercurio dicente. quin potius inquit virtus uterque uestrum iouem uoce conciliet. Su´ s que´dentemo mercurio. a´ ntuuu´ rta uirtus. Pe´zera ´ıst cha´ d sıˆ. da´ z ´ıuuueˆr ˆıo-uue´dereˆr iouem che´tte.
Den bei Martian eingeschobenen Satz: inquit virtus (45.15) übersetzt Notker der Situation entsprechend (nach der Rede des Merkur) mit a´ ntuuu´ rta uirtus (45.17), wobei er dann – im Sinne des lateinischen inquit – das cha´ d si am Beginn der Rede der Virtus zur Verdeutlichung einfügt.
1 Zusätzliche Sätze bei Notker
73
Weitere Belege: 10.5; 10.8 (= Doppelbeleg); 10.12 f.; 10.16: sa´ geta si; 38.5; 45.17 f.; 59.6. Weitere Einfügungen in Form von kurzen Sätzen sind Hinweise der Sprecher wie ih uuano; ih meino – im Sinne von Einschränkung bzw. Erläuterung: 13.20; 25.21 Nicht berücksichtigt sind hier entsprechende Hinweise Notkers im Sinne des lateinischen id est, die einen Ausdruck oder ein Wort unmittelbar variieren oder erläutern.
1.2 Zusätzliche Sätze zur Wiederholung oder Variation In zwei Fällen bildet Notker jeweils einen zusätzlichen Satz durch die Wiederholung des Prädikats, das er mit einem weiteren Akkusativobjekt (von insgesamt drei Objekten der Vorlage) bzw. mit zwei weiteren Akkusativobjekten (von fünf Objekten der Vorlage) verbindet (Zusätze bei Notker in eckigen Klammern): 22.18 f. 22.19 ff. 23.3 ff.
23.6 ff.
Item eum in elicona delon lyciumque sectantur. Sıˆe suˆ ohtoˆn o´uh in elicone monte archadie˛, u´ nde in delo insula suˆ ohtoˆn ´ın. u´ nde in licio sıˆnero chıˆlichuˆ n. [dı´u daˆ r ze delo uua´ s.] Sed alibi lauros primores arentesque ederas. alibi cariantem tripodem. crepidasque situ murcidas. i. marcidas presagiorumque interlitam memoriam repererunt. A´ber in su´ melicheˆn dien ste´ten fu´ nden sie. a´ lte loˆrbo´uma. u´ nde du´ rrı´u ´ebeuue. in su´ melicheˆn fu´ nden sie sıˆnen uuo´rmaˆ zigen tı´sg. u´ nde fo´re a´ lti fermu´ lete a´ stericha. [a´ lde soˆ su´ meliche che´dent keru´ mfene scu´ ha.] u´ nde fertıˆligoˆta gehu´ ht tero uuıˆzegtuˆ omo.
In der Übersetzung (22.19 ff.) wird die vergebliche Suche Merkurs und der Virtus nach Apoll hervorgehoben – einmal durch die Wiederholung (Suche auf dem Helikon, in Delos), zum anderen durch den Chiasmus: Prädikat – Objekt – Objekt – Prädikat). In der weiteren Darstellung (23.6 ff.) kommt es wiederum zur Wiederholung des Prädikats (mit zwei Objekten) – hier wählt Notker einen Parallelismus (mit dem fünften Objekt nach erläuterndem Zusatz). Die Wiederholung des Prädikats (damit zusätzlicher Satz) dient hier mehr der Gliederung und Verdeutlichung der Objekte als der Hervorhebung der Funde, die ja nur die Abwesenheit Apolls verdeutlichen. Wiederholung des Prädikats findet sich auch bei der Wiedergabe von drei durch gemeinsames Prädikat verbundenen Sätzen:
74 106.14 ff. 106.16 ff.
I Satz
Quam alii sortem asserunt. nemesimque nonnulli. tychenque. i. fortunam quam plures. aut nortiam. i. infirmitatem. Tıˆa he´izent su´ meliche sortem. su´ meliche nemesim … Su´ meliche he´izent sia uuıˆlsaˆ lda. su´ meliche chra´ fteloˆsi.
Das zusätzliche Prädikat heizent (106.18) nimmt nach einem eingeschobenen Kausalsatz (106.18 f.) den Zusammenhang wieder auf und vervollständigt den um das Prädikat verkürzten Satz der Vorlage (106.15). Zusätzlich fügt Notker dann noch einen (verkürzten) Satz hinzu: su´ meliche chra´ fteloˆsi, während die Vorlage das (letzte) Objekt nortium (106.15) mit dem vorausgehenden Objekt tychenque lediglich durch die Konjunktion aut verbindet (106.15). In einem Fall variiert Notker die Aussage der Vorlage durch einen zusätzlichen Satz: Die Virtus empfiehlt Merkur, daß er und sein Bruder Apoll gemeinsam auf Juppiter einwirken, um der Hochzeit zuzustimmen: 45.18 ff. 45.20 ff.
Nam et hic eius consiliorum conscius. et tu preceptionis archanus. Tıˆn bruˆ oder uue´iz sıˆnen uuı´llen. duˆ fernı´mest sıˆn gebo´t. Sıˆnes kebıˆetennes pı´st tuˆ ´ımo gesuaˆ s.
Der eigentlichen Übersetzung der Vorlage (45.19 f.) stellt Notker einen zusätzlichen Satz voran, der die Aussage der Vorlage allgemeiner wiedergibt. Damit wird die besondere Beziehung Merkurs zu Juppiter hervorgehoben, was dessen praeceptio – gebot bzw. gebıˆeten(nes) – angeht.
1.3 Zusätzliche Sätze durch zusätzliches Prädikat Ganz ähnlich wie bei den unter 1.2 dargestellten Fällen bildet Notker auch sonst noch weitere Sätze durch zusätzliches Prädikat (im Unterschied zur Vorlage): 73.16 f. 73.17 f.
Tunc ianus in limine militesque iouis. ante fores regias constiterunt. Toˆ huˆ ota ianus tero tu´ roˆn. iouis sa´ rlinga stuˆ onden fo´re dien tu´ roˆn.
Notker verdeutlicht damit die Situation des Janus, der auf der Schwelle (in limine) steht und damit die Tore bewacht.
1 Zusätzliche Sätze bei Notker
75
Ähnlich verfährt Notker auch in einem anderen Fall: 98.2 f. 98.3 ff.
Quem iuxta luna … fulgorem lampade resumebat. ´ nde sıˆ infıˆeng Pıˆ ´ımo stuˆ ont sıˆn sue´ster luna … U ´ıro lıˆeht fo´ne des pruˆ oder lampade.
Der Hinweis iuxta quem (= Sol) luna wird von Notker entsprechend der Situation durch den Hinweis stuˆ ont sıˆn sue´ster erläutert. Die weiteren Belege (in Kurzfassung): 28.12 ff. 28.14 ff.
Interius alius (= gurges) … uoluebat … ´Innoˆr ra´ n ´ein a´ nderı´u (= aha) … dı´u fuˆ orta …
Auch hier wird die Situation (Strömen des Flusses) in einer Beschreibung verdeutlicht bzw. veranschaulicht.
1.4 Zusätzliche Sätze durch Erweiterung von Satzteilen („Abspaltung“) In sieben Fällen bildet Notker einen zusätzlichen Satz, indem er einen Satzteil (eines Satzes oder Gefüges) zu einem eigenen Satz erweitert – inhaltlich jedoch in enger Verbindung mit dem Satz oder Gefüge (als Übersetzung der Vorlage) – s. auch die Konjunktionen unde, ioh. a) Partizip Präsens (prädikativ, attributiv) In fünf Fällen erweitert Notker Partizipien (im Präsens) zu eigenen Sätzen. Bei drei Belegen handelt es sich um Partizipialkonstruktionen, d. h. mit zwei oder mehr Satzteilen erweiterte Partizipien, die satzwertigen Charakter haben: 31.12 ff. 31.14 ff.
Alius (= amnis) uero quandam originem undarum gestans … spumabat … A´nderı´u fuˆ orta sa´ mo-so a´ nage´nne dero na´ zi. u´ nde … fe´imda …
Das Partizip wird unmittelbar mit Verb als Prädikat, d. h. als Satz wiedergegeben und damit die Aussage der Vorlage mehr gegliedert, zumal Notker im zweiten Satz (mit Prädikat feimda) eine Partizipialkonstruktion bildet (31.15 f.) – entsprechend dem erweiterten Adjektiv errabundus (31.13 f.). Auch in einem weiteren Beleg gibt Notker das Partizip mit einem entsprechenden Verb bzw. Prädikat wieder:
76 32.9 ff. 32.12 ff.
I Satz
Tunc diuersa undarum uiolensque rapiditas. singulas quasque (= fortunas) peruadens … pertrahebat Ta´ ra-naˆ h kesua´ rb ˆıogeliche fortunas. tı´u mı´sselicha u´ nde dı´u chre´ftiga draˆ ti de´ro se´lboˆn uua´ zero. u´ nde fuˆ orta sie …
Damit wird der mit sehr vielen Satzteilen gebildete Satz der Vorlage in zwei Sätze mit den wesentlichen Aussagen gegliedert, was das Verständnis erleichtert. Dazu dient auch Notkers Übersetzung eines lateinischen Satzes mit Satzgefüge und einem zusätzlichen Satz. In diesem Zusammenhang wird nur die Wiedergabe der Partizipialkonstruktion mit eigenem Satz berücksichtigt. (Zur Veränderung des lat. Satzes insgesamt bei Notker s. ,Erweiterung eines Satzes mit zusätzlichem Satzgefüge‘ in I.10): 28.17 ff. 28.20 ff.
Tertius (= gurges) uero nimio rubroque. i. nimium rubro igne rutilans … torquebat A´ber diu drı´tta(= aha) uua´ s fı´lo roˆt u´ nde … da´ z si … sı´h … draˆ ta.
Notker hat auch hier das erweiterte Partizip mit einem Satz wiedergegeben und als spezielle Aussage (Farbe des Flusses) abgehoben, auch wenn er die Darstellung der Vorlage vereinfacht. In einem Fall gibt Notker die zwei Partizipien (Präsens) eines lateinischen Satzes – einmal mit plerumque erweitert – mit zwei Sätzen wieder: 31.8 f. 31.9 ff.
Nam alter (= amnis) nimia celeritate festinus ac plerumque consistens relabensque ferebatur. Uua´ nda ´einı´u (= aha) ga´ hoˆta uuıˆloˆn. uuıˆloˆn gestu´ lta sıˆ. uuıˆloˆn eruua´ nt sıˆ.
Das Prädikat des ersten Satzes gibt das des lateinischen Satzes wieder – allerdings in Verbindung mit dem Adjektiv festinus und dem Ablativ als adverbiale Bestimmung (31.8), dann folgen zwei weitere Prädikate (für die Partizipien der Vorlage) – in asyndetischer Reihung – als parallel dargestellte Abfolge des Vorgangs: rasches Fließen, Anhalten und Zurückfließen des Flusses. Notker hat – wenn auch in anderer Weise – die enge Verbindung von: festinus ac plerumque consistens relabensque … (31.8 f.) nachgebildet, wobei er den verbalen Charakter und damit gewissermaßen die Dynamik des Vorgangs verstärkt hat.
2 Sätze durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensatz/Nebensätzen
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b) Subjekt Bei einem Satzgefüge Martians (Hauptsatz mit zwei Nebensätzen) hat Notker das Subjekt mit zwei Adjektivattributen zum Satz erweitert, indem er die Adjektive mit Hilfsverb verbunden hat. Das Subjekt von Haupt- und erstem Nebensatz wird dann mit dem Personalpronomen wiedergegeben: 84.22 85.1
Eius coniunx grandeua corpulentaque mater … Sıˆn che´na ´ıst ketra´ genlıˆh u´ nde fo´llı´de …
Die Bildung eines eigenen Satzes ist einmal durch die Herausstellung des gemeinsamen Subjekts von Haupt- und erstem Nebensatz in der Vorlage vorgegeben, zum anderen kam es Notker offensichtlich darauf an, die Aussage über die Göttin Ops als Gattin des Saturn von der über Ops als Mutter abzuheben – mater (der Vorlage) wird in die Wiedergabe (prädikativ) des ersten Nebensatzes aufgenommen (85.1 f.) c) Substantiv (prädikativ) Die Verbindung von prädikativem Adjektiv und Substantiv in einem Satz Martians wird bei Notker mit zwei parallel gefügten Sätzen wiedergegeben: 83.25 f. 84.1 f.
Uerum sator eorum gressibus tardus. ac remorator incedit. Saturnus ´ıro fa´ ter la´ zoˆta an sıˆnemo ga´ nge. io´h u´ nspuˆ otig uua´ s er is.
Notker hat die Aussage von Prädikat und Adjektiv der Vorlage auf ein Prädikat reduziert und andererseits das Substantiv remorator (ein singulärer Beleg: ,Säumer‘) mit Adjektiv und Hilfsverb wiedergegeben. Er verdeutlicht damit das Säumen des Saturn als Folge des langsamen Gehens.
2 Zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensatz/Nebensätzen eines Satzgefüges Durch diese Veränderung entstehen bei Notker aus bzw. zu Satzgefügen zahlreiche zusätzliche Sätze – so ergeben sich bei 7 Satzgefügen 14 neue Sätze.
78
I Satz
2.1 Zusätzlicher Satz aus Hauptsatz eines Satzgefüges Notker gibt an einer Stelle den Hauptsatz des lateinischen Satzgefüges (mit zwei Nebensätzen) als eigenen Satz wieder, während er dem (in der Vorlage) folgenden Relativsatz zum Hauptsatz des reduzierten Gefüges umformt und den lateinischen Konjunktionalsatz entsprechend übersetzt, aber dem Hauptsatz voranstellt. (s. auch bei ,Veränderung der Satzgefüge‘ in II.9.2): 80.4 ff. 80.6 ff.
sed peplum fuit caligosum … Quod tamen. s. peplum. si appulsu cuiusque luminis tangeretur … gratia preniteret. a´ ber daz ho´ubet-tuˆ oh uua´ s tı´mberez … (= erläuternder Zusatz) ´ be a´ ber lıˆeht taˆ r-a´ na chaˆ me. soˆ skı´ne … ´etelıˆh clı´z … U
Notker hat den Hauptsatz des lateinischen Gefüges abgehoben und damit mehr gewichtet. Allerdings kann dies auch dadurch bedingt sein, daß er die Aussage des Satzes mit zwei zusätzlichen Sätzen (= Zusatz) näher erläutert (80.6 ff.) und deshalb nach diesem Einschub ein „neues“ Gefüge bildet, um den Zusammenhang wieder aufzunehmen: Das Kopftuch der Juno ist (zwar) dunkel … aber es reflektiert, wenn es von Licht getroffen wird. In einem weiteren Fall (38.14 ff.) löst Notker den Hauptsatz vom Satzgefüge und gibt ihn im Anschluß an das Gefüge als eigenen Satz wieder. Für das Gefüge bildet er zu dem lateinischen Partizip Präsens den „neuen“ Hauptsatz, spart einerseits den Relativsatz der Vorlage aus und fügt andererseits einen zusätzlichen abhängigen Fragesatz hinzu. (siehe ,Veränderung der Hypotaxe‘ in II.9.2) Die Textstelle mit Blick auf den zusätzlichen Satz in Kurzfassung: 38.11 ff. 38.14 ff.
… ut procul pithius aduentare conspexit … cognouit trono … exsurgens musas iussit occurrere. Soˆ sie … pithius … gesa´ h cho´men … bechnaˆ ta … doˆ stuˆ ont ´er se´lbo uˆ f … u´ nde hıˆez ´ın sıˆne musas fu´ relo´ufendo bega´ genen.
Durch die Übersetzung der Partizipialkonstruktion (38.13) mit Hauptsatz – Apoll erhebt sich von seinem Sitz – bietet sich für die Wiedergabe des Hauptsatzes der Vorlage ein weiterer, eigener Satz an, womit zugleich die wesentliche Aussage hervorgehoben wird: der Befehl Apolls an die Musen, Merkur und Virtus entgegenzueilen.
2 Sätze durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensatz/Nebensätzen
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2.2 Zusätzliche Sätze aus dem Hauptsatz und durch Veränderung von Nebensatz/Nebensätzen eines Satzgefüges („Abspaltung“) Bei der Wiedergabe eines lateinischen Satzgefüges mit drei Nebensätzen (50.13 ff.) löst Notker nicht nur den Hauptsatz als eigenen Satz ab, sondern bildet einen weiteren zusätzlichen Satz durch Veränderung eines Konjunktionalsatzes. Gleichzeitig bildet er ein neues Gefüge mit zwei Nebensätzen, einer davon zusätzlich (s. ,Veränderung von Satzgefügen‘ in II.9.2) – auch hier die Textstelle gekürzt: 50.13 ff.
50.13 ff.
Interea … phoebus exierat … Cum subito ei uitta crinalis inmutatur … laurusque. quam dextera retinebat in lampadem … accenditur. ´Inin dı´u uua´ s phoebus io´h hı´na … Toˆ uua´ rd ´ımo ga´ hes ter fa´ hs/pe´ndel … beuue´ndet. u´ nde de´r la´ urıˆno a´ st. te´r a´ n sıˆnero he´nde uua´ s. te´r irske´in a´ lso la´ mpas. soˆ uuıˆt. soˆ diu uue´rlt uua´ s.
Das in dem lateinischen Satzgefüge dargestellte Geschehen – Abgang Apolls, Veränderung seines Haarbands in Strahlen und seines Lorbeerstabs zur Fackel – wird bei Notker mit zwei Sätzen und dem Hauptsatz (des Gefüges) und damit parallel, nahezu parataktisch wiedergegeben, so daß die Aspekte des Geschehens in gleicher Weise gewichtet werden. Allerdings ist diese Wiedergabe bis zu einem gewissen Grad in der Vorlage vorgegeben, da die beiden Konjunktionalsätze mit einem cum inversum (50.14) eingeleitet werden und damit das eigentliche Geschehen zum Ausdruck bringen, während der lateinische Hauptsatz mehr den Charakter eines temporalen Nebensatzes hat. In zwei anderen Fällen gibt Notker den Hauptsatz des lateinischen Satzgefüges auch mit eigenem Satz wieder, formt aber zusätzlich noch zwei weitere Sätze aus Relativsätzen oder einem Teil des Relativsatzes dieses Gefüges, wobei der dann das eine Mal ein neues Satzgefüge, das andere Mal zwei neue Gefüge bildet (siehe ,Veränderung von Satzgefügen‘ in II.9.2 und 10.2). Hier wiederum – mit Blick auf die zusätzlichen Sätze – die Textstelle gekürzt: 101.2 ff.
101.2 ff.
Dehinc admissi tonantis ipsius filii. Inter quos primus quidem ruber iuuenis … gradiebatur. Alter suauis et comis … Ac pronus in petulantiam referebatur. Soˆ uuu´ rten doˆ ´ın-ferlaˆ zen iovis su´ ne. Te´ro zue´io uua´ s ter fo´rderoˆro ´ein roˆt iu´ ngeling … Ter a´ nder uua´ s ma´ mmende u´ nde mı´nnesa´ m … Io´h spı´loge´rneˆr cha´ d man da´ z er uuaˆ re.
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I Satz
Die wesentliche Aussage des lateinischen Satzgefüges: die Beschreibung der beiden Götter Mars und Liber, von Martian mit zwei Relativsätzen dargestellt, wird von Notker mit zwei eigenen Sätzen wiedergegeben (101.5 ff.) – nach der Übersetzung des lateinischen Hauptsatzes mit einem Satz (101.5 f.) als Einführung (Ankunft der Götter) – und somit entsprechend gewichtet. Lediglich der Schluß des zweiten lateinischen Relativsatzes (mit dem Prädikat) wird mit einem Satzgefüge (101.14 f.) übersetzt (mit zusätzlichem Hauptsatz). Die Darstellung mit Sätzen erlaubt Notker überdies, entsprechende Erläuterungen bzw. kommentierende Zusätze einzufügen (Sätze und Nebensätze), die im Falle einer Übersetzung mit Relativsätzen (entsprechend der Vorlage) diese zu sehr „belastet“ hätten (siehe dazu weitere Ausführungen unter II.9.2) Drei zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ bildet Notker auch bei der Übersetzung eines anderen Satzgefüges. Dabei wird das Gefüge der Vorlage wesentlich verändert, da Notker im Gefolge der „Abspaltungen“ zwei „neue“ Satzgefüge bildet, wie bereits oben vermerkt. Auch hier wird die Textstelle nur unter dem Aspekt der zusätzlichen Sätze, das heißt verkürzt zitiert (lat. und ahd. Text jeweils verbunden, dies auch weiterhin): 88.2 ff.
88.4 ff.
Quippe tres fuerant a fronte gemme˛. lichynis astrites et ceraunos. Que˛ eius effigiem reuerendam. a cognitione conspicientium … occulebant … Quarum alia cancri cerebro. leonis occulis altera. geminorum fronte assumpta tertia dicebatur. Trıˆ uuaˆ ren a´ n sıˆnemo ´ende … gemini u´ nde cancer u´ nde leo … Tıˆe gemme˛ benaˆ men da´ z … da´ z ´ın a´ na-sehe´nte nebechnaˆ toˆn … ´ nde ´einı´u uua´ s keno´men soˆ man cha´ d uˆ zer de´mo gı´lse cancri. U a´ nderı´u uˆ zer leonis o´ugoˆn. diu drı´tta uˆ zer de´mo ´ende geminorum.
Der Hauptsatz des lateinischen Gefüges wird mit der wesentlichen Aussage (drei Edelsteine) bei Notker als Satz abgelöst. Darauf folgen gut 22 Zeilen (!) Erläuterungen und Kommentar. Der erste lateinische Relativsatz wird dann zum Hauptsatz eines Gefüges (89.10 f.), der dann nach dem Einschub mit dem Subjekt Tıˆe gemme˛ (89.10) beginnt. Einmal ist nach einem solchen Einschub ein Hauptsatz als Weiterführung des Zusammenhangs erforderlich, zum anderen wird die Aussage des lateinischen Relativsatzes damit aufgewertet bzw. gewichtet – der Glanz der Edelsteine blendet den Betrachter. Von den drei weiteren Relativsätzen der Vorlage (mit gemeinsamem Prädikat) bildet Notker einen weiteren Hauptsatz eines zusätzlichen Gefüges (89.13 f.) und im Gefolge davon zwei Sätze (mit gemeinsamem Prädikat), so daß die Informationen über die Edelsteine entsprechend gewichtet werden (89.15 f.).
2 Sätze durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensatz/Nebensätzen
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2.3 Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Nebensätzen eines Satzgefüges („Abspaltung“) Es gibt zweimal den Fall, daß nur Nebensätze eines Satzgefüges zu Sätzen verändert und vom Gefüge (der Vorlage) gelöst werden. Bei der Übersetzung des Satzgefüges 103.15 ff. mit abhängigem Fragesatz und zwei Relativsätzen (mit gemeinsamem Prädikat) hat Notker die beiden Relativsätze mit eigenen Sätzen (jeweils mit Prädikat) wiedergegeben: 103.15 ff. 103.17 ff.
Quis inter eos decernentes femine˛. quarum una. i. diana virgo ferebatur. alia. i. uenus generationum omnium mater. Uuaˆren o´uh a´nderı´u uuıˆb chıˆesende. uue´r er u´nder ´ın uuaˆre … Te´ro uua´s ´einı´u ma´ged. a´nderı´u uua´s muˆoter a´llero gebu´rto.
Die in dem doppelten Relativsatz der Vorlage gegebene Information über die beiden Frauen bzw. Göttinnen Diana und Venus - Diana ist Jungfrau (sie steht also stellvertretend für Ehelosigkeit), Venus dagegen Mutter (und sie für Ehe und Mutterschaft) - wird mit den zwei Sätzen bei Notker abgehoben und entsprechend hervorgehoben (auch durch die Wiederholung des Prädikats), abgesehen von der davor eingeschobenen Erläuterung 103.18 f. (nicht zitiert), die einer weiterführenden Übersetzung der Relativsätze (entsprechend der Vorlage) doch im Wege steht. Bei dem anderen Beleg erfolgt die „Abspaltung“ von zwei Relativsätzen im Zusammenhang einer umfassenden bzw. tiefgreifenden Veränderung des Satzbaus in Notkers Übersetzung, denn das lateinische Gefüge wird in zwei Gefüge „aufgespalten“ (s. , „Spaltung“ eines Satzgefüges‘ in II.10.2). Die folgende Wiedergabe der Textstelle beschränkt sich im wesentlichen auf den Zusammenhang der zusätzlichen Sätze gegenüber der Vorlage: 29.12 ff.
29.13 ff.
Uerum interior illo resplendebat amnis … Quarum alias (= fortunas) eius odor et halatus illexerat. alias lenis unde˛ canori permulsere modulatus. A´ber ´ınnoˆr ra´n. dı´u luˆtteroˆra uua´s … Su´meliche (= dero uuıˆlsaˆldoˆn) lu´sta ´ıro sta´nches. su´meliche de´ro ma´mmenduˆn u´ndo sa´nges.
Die beiden lateinischen Relativsätze (30.2 ff.), bezogen auf den vorausgehenden Relativsatz (29.18 f.), werden als eigene Sätze, aber stark gekürzt - mit gemeinsamem Prädikat lusta - wiedergegeben (30.4 f.). Dies ist vor allem dadurch bedingt, daß Notker den vorausgehenden Relativsatz (29.18 f.) durch ein
82
I Satz
Gefüge (Haupt- und Relativsatz) wiedergibt (29.19 ff.) - mit der wesentlichen Aussage (Die Schicksale drängen zum Fluß). Die Einbindung von zwei weiteren Relativsätzen - entsprechend der Vorlage - hätte das Gefüge (zu) sehr „belastet“. So trägt Notker deren Aussage (Gründe für den Drang der Schicksale) gewissermaßen nach (Geruch und Klang des Flusses).
3 Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Satzgefügen („Auflösung“ bzw. Transformation) In acht Fällen gibt Notker die Satzgefüge der Vorlage nur mit Sätzen wieder, indem er die Hauptsätze (der lateinischen Gefüge) als eigene Sätze übersetzt und den Nebensatz bzw. die Nebensätze der Vorlage jeweils zu Sätzen umformt, so daß Verbindungen von zwei oder mehr Sätzen und damit parataktische Strukturen entstehen, ohne daß von Notker ein anderes Gefüge oder auch zwei gebildet werden (wie unter 2.2 dargestellt).
3.1 Zwei Sätze aus einfachem Satzgefüge (Haupt- und Nebensatz) Bei den fünf Satzgefügen der Vorlage handelt es sich jeweils um die Verbindung von Hauptsatz und einem nachfolgenden Relativsatz, der den im Hauptsatz beschriebenen Gegenstand zusätzlich verdeutlicht: urnulae (34.17), urna (35.15), callyma (78.16), calcei (81.1), corona (87.19). Notker gibt diese Relativsätze als Sätze wieder, so daß jeweils zwei Satzeinheiten anstelle eines Gefüges entstehen. Zwei der fünf angesprochenen Satzgefüge bei Martian sind relativ kurz, so daß eine entsprechende Übersetzung von Notker durchaus möglich gewesen wäre, zumal keinerlei Zusatz eingefügt ist. Bestimmend für die Wiedergabe mit Sätzen ist offensichtlich die Gewichtung der im lateinischen Relativsatz gegebenen Aussage: 81.1 f. 81.3 f.
Huius uero calcei admodum furui. quorum maxime solea. atre˛ noctis nigredine coloratur. ´Iro sku´ ha uuaˆ ren sa´ leuue. a´ ber diu so´la zoˆh ze na´ ht-fa´ reuuo.
Notker betont damit die besondere Schwärze der Sohle gegenüber den dunklen Schuhen (der Juno) allgemein, wobei er auch noch die adversative Konjunktion aber hinzufügt.
3 Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Satzgefügen („Auflösung“)
87.19 ff. 87.21 ff.
83
Erat enim in circulum ducta fulgens corona. que˛ duodecim flammis ignotorum i. preciosorum lapidum fulgorabat. Apollinis corona uua´ s kerı´ngtı´u u´ nde glıˆzentı´u. Zue´lif tı´urero ste´ino glı´zemen ha´ beta sıˆ.
Die zwölf Edelsteine der Krone Apolls werden besonders hervorgehoben, zumal diese im weiteren Text Martians ausführlich beschrieben werden. Wesentlich umfangreicher sind die Hauptsätze der beiden anderen lateinischen Gefüge (mit Haupt- und Nebensatz), die von Notker zu Sätzen umgestaltet werden. Nicht zuletzt der Umfang des Hauptsatzes veranlaßt Notker, den Relativsatz der Vorlage als Satz abzulösen. Die Hauptsätze werden hier nur sehr verkürzt zitiert: 34.16 ff. 34.19 ff.
Ac tunc latoium conspicati … considentem … urnulas enudare … Que˛ diuersa specie metallisque formate˛ . ´ nde daˆ r saˆ hen sie latone˛ filium … sı´zzenten … U u´ nde dı´u (= eimberiu) he´rtoˆn induˆ on … Tı´u uuaˆ ren mı´sseliches pı´ldes. u´ nde mı´sseliches kezı´uges.
Im Vordergrund (Hauptsatz) steht das Verhalten Apolls bei den Gefäßen, was entsprechend übersetzt wird, aber die im lateinischen Relativsatz angegebene Beschaffenheit der Gefäße wird dann als besonderer Aspekt mit einem eigenen Satz nachgetragen (35.2 f.) - nach zwei zusätzlich eingefügten Fragesätzen (34.22 f.) - und damit entsprechend betont. Ähnlich verhält es sich bei dem zweiten Beleg: 35.13 ff. 35.15 ff.
Nam flamma … ex ferri predicta anhelabat urna. Que˛ tamen vertex. i. uis mulciferi dicebatur. ˆ zer demo ˆıseninen ´eimberıˆne … sluˆ og taz U he´iza fı´ur … Ta´ z ´eimberi hıˆez chra´ ft uulcani.
Bei Notker wird die im lateinischen Relativsatz gegebene Bezeichnung des Gefäßes nach der Übersetzung des lateinischen Hauptsatzes (und nach einem eingeschobenen Satz) als Satz nachgetragen und damit hervorgehoben (35.19 f.). Dieser Satz wird zugleich „Basis“ für weitere Erläuterungen (35.20 f.). In einem weiteren Fall jedoch ist Notkers Veränderung eines Satzgefüges zu zwei Sätzen anders zu verstehen als bei den oben dargestellten vier Belegen:
84 78.15 ff. 78.16
I Satz
Ipsa (= Iuno) uero tecto capite lacteo quodam calummate prenitebat. Cui. s. iunoni. gemmis insitum diadema preciosis. Sıˆ sa´ z kehu´ ltı´u mı´t ´ıro uuıˆzhu´ lluˆ n. Uua´ s ´ıro o´uh a´ na-getaˆ n. ´ıro ho´ubet/pa´ nt. keuuo´rhtez uˆ zer tı´ureˆn gı´mmoˆn.
Die Wiedergabe des lateinischen Relativsatzes mit einem eigenen Satz bei Notker ist offensichtlich durch sein Textverständnis bedingt, da er den Relativsatz auf das an der Spitze stehende Subjekt des Hauptsatzes ipsa (= Juno) bezieht - siehe den Zusatz iunoni (78.17) im lateinischen Relativsatz -, während bei Martian der Relativsatz in der Wortfolge entsprechend auf das vorausgehende Substantiv calummate (78.16) - callyma = ,Decke‘ - bezogen ist. Notker hat dann den Bezug auf Juno mit einem eigenen Satz und dem Personalpronomen iro (78.18) verdeutlicht, damit hat er auch den Inhalt (das edelsteinbesetzte Diadem Junos) hervorgehoben - sicher wichtiger als die verhüllende Kopfbedeckung. 3.1.1 Drei Sätze aus einfachem Satzgefüge In einem Fall übersetzt Notker ein Satzgefüge aus Haupt- und Relativsatz (30.16 ff.) mit drei Sätzen durch „Spaltung“ des Relativsatzes in zwei Sätze, wobei das erweiterte Partizip Perfekt Passiv (coloratus 31.3) mit Kopula zum Prädikat des zweiten Satzes erweitert wird (uuas kefareuuet 31.5): 30.16 ff.
30.18 ff.
Preterea duo restrictiores ac sinu ambituque paruo raptabantur interius. Quorum uterque pro aliorum uicinia et confinio coloratus. exiguum proprii saporis haustum traxere. mutabilis multa ammixtione. Aˆne dıˆe ru´ nnen zuoˆ ´ınnoˆr u´ nle´ngeren in ´ıro fe´rte. in ´engeˆn bı´ugoˆn. u´ nde in lu´ zzelemo u´ mbe-sue´ifte. Te´ro ˆıouue´derı´u uua´ s kefa´ reuuet naˆ h tien a´ ndereˆn. a´ fter ´ıro ˆıogelıˆchero na´ hi u´ nde ha´ rto geuue´hselotı´u fo´ne ´ıro mı´skelungo ha´ beta sıˆ lu´ zzel ´eigenes kesma´ gmen.
Mit der Veränderung des Relativsatzes zu zwei Sätzen wird die umfangreiche und komplexe Darstellung des Relativsatzes gegliedert, wobei die Aussagen über Farbe und Geschmack der beiden Flüsse in gleicher Weise gewichtet und entsprechend betont werden - auch durch die chiastische Stellung (adverbiale Bestimmung des ersten Satzes und Partizip Perfekt Passiv des zweiten Satzes zwischen Subjekt und Prädikat einerseits und Prädikat und Subjekt andererseits): Durch Verbindung und Mischung mit den anderen Flüssen haben die beiden wenig eigene Farbe und eigenen Geschmack.
3 Zusätzliche Sätze durch Veränderung von Satzgefügen („Auflösung“)
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3.2 Drei oder mehr Sätze aus Satzgefüge An einer Stelle verändert Notker ein Satzgefüge der Vorlage mit zwei Relativsätzen zu drei Sätzen: 98.11 ff.
98.13 ff.
Post hos admissi fratres iouis quorum alter maritima semper inundatione uiridior. alius lucifuga inumbratione pallescens. Naˆ h tıˆen uuu´ rten ´ın-ferlaˆ zen iouis pruˆ odera. ´eineˆr uua´ s fo´ne demo me´reuuaˆ ge blaˆ uueˆr. a´ ndereˆr uua´ s fo´ne na´ htlichemo sca´ teuue ble´icheˆr.
Das bei Martian in (elliptischen) Relativsätzen dargestellte Erscheinungsbild der Götter Neptun und Pluto wird von Notker mit (vollständigen) Sätzen wiedergegeben und damit entsprechend gewichtet, wobei er ansonsten die parallel strukturierte Wortfolge der Vorlage genau nachbildet. Es finden sich auch keinerlei Zusätze, die möglicherweise die Veränderung des Gefüges bedingt hätten. In einem speziellen Fall formt Notker ein Satzgefüge mit fünf Relativsätzen zu einer Reihung von sechs Sätzen um: 89.19 ff.
89.19 ff.
Alie˛ sex ex utroque latere rutilabant. Quarum smaragdus una. Scithis altera. Jaspis tertia vocabatur. Inter quarum uirorem foeta mari lumina. s. resplendebant. interiorisque coruscatus fonti. i. fontibus que˛ dam suauitas resplendebat. A´ndere se´hse skı´nen a´ n dıˆen sıˆtoˆn. dero corone˛. Te´ro ´ıst ´eineˆr smaragdus … A´ndereˆr he´izet scithis … Ter drı´tto he´izet iaspis … ´ nder dero gı´mmoˆn gruˆ oni. skı´nen demo me´re fe´seligı´u lıˆeht … U u´ nde dı´u suˆ ozi des ´ınneren blı´cches. erske´in dien rı´nnenteˆn uua´ zeren …
Nach der Übersetzung des lateinischen Hauptsatzes mit einem eigenen Satz gibt Notker die folgenden drei Relativsätze der Vorlage - verbunden durch das gemeinsame Prädikat vocabatur (91.7) jeweils mit einem vollständigen Satz wieder, wobei er nach jedem der drei Sätze einen ausführlichen Kommentar von zehn und mehr Zeilen anschließt (90.1 bis 12: zehn Zeilen; 90.12 bis 91.6: dreizehn Zeilen und 91.7 bis 92.4 fast zwanzig Zeilen). Mit der Veränderung der Relativsätze zu eigenen und vollständigen Sätzen schafft Notker gewissermaßen die Basis für seine ausführliche Erläuterung bzw.
86
I Satz
Kommentierung. Die Sätze bilden gleichsam das Skelett für die jeweils sehr umfangreichen Ausführungen. Die beiden weiteren Relativsätze der Vorlage (92.4 ff.) werden bei Notker dann auch als Sätze wiedergegeben (92.6 ff.) - nach dem ausführlichen Kommentar (91.7 ff.) zum vorausgehenden Satz (91.7) -, die Aussagen beider Sätze (Wirkung von Farbe und Glanz der Steine im Wasser) werden damit auch gewichtet und jeweils mit einem zusätzlichen Kausalsatz erläutert (92.8 f. und 92.10 f.).
Zusammenfassung (2.1-3.2) Martian hat - wie oben dargestellt - in mehreren Fällen Satzgefüge mit Relativsätzen gebildet, die im Vergleich zum oft kurzen Hauptsatz die wesentlichen Informationen bzw. Aussagen enthalten. Notker hat durch die Wiedergabe der Relativsätze mit Sätzen einerseits deren Aussagen hervorgehoben und entsprechend gewichtet, andererseits die Möglichkeit geschaffen, diesen Sätzen als Basis oder Zentrum die erforderlichen Erläuterungen und Kommentare anzufügen. (Es ist nicht auszuschließen, daß Notker die Relativsätze in den Gefügen der Vorlage - zumindest teilweise - schon als Sätze mit relativischem Anschluß gesehen bzw. verstanden hat.) Charakteristisch ist in jedem Fall, daß Notker durch die Bildung zusätzlicher Sätze - aus Hauptsätzen, Haupt- und Nebensatz oder Nebensätzen, insbesondere Relativsätzen eines Gefüges oder durch Veränderung von Gefügen insgesamt - komplexe Gefüge neu gegliedert, vereinfacht oder ganz aufgelöst hat (s. auch unter ,Veränderung von Satzgefügen‘ in II.9-11). Damit wird die Darstellung gegenüber der Vorlage in der Struktur vereinfacht, in den Inhalten stärker gegliedert und das Verständnis des Zusammenhangs - in der Vorlage oft gedrängt und komplex - erleichtert, abgesehen von den entsprechenden Zusätzen zur Erläuterung.
4 Sätze statt Satzgefüge durch Veränderung von Gefügen In sechs Fällen verändert Notker ein Satzgefüge der Vorlage zu einem Satz, indem er jeweils den Nebensatz oder die Nebensätze des Gefüges auf einen Satzteil bzw. auf Satzteile reduziert.
4 Sätze statt Satzgefüge durch Veränderung von Gefügen
4.1
87
Veränderung eines einfachen Gefüges
4.1.1 Reduktion des Relativsatzes 35.21 ff. 35.23 ff.
Alia (= urna) etiam que˛ fuerat ex argenti materie preferebat serena fulgentia. Ta´ z sı´lberina (= eimberi) … ta´ z ma´ choˆta skıˆnbaˆ ra he´iteri.
Die im Relativsatz dargestellte Beschaffenheit des Gefäßes wird bei Notker zu einem Adjektivattribut silberina verkürzt, das dann als Subjekt des Satzes fungiert. (Notker hat allerdings an der Stelle des lateinischen Relativsatzes einen zusätzlichen Relativsatz zur Erläuterung eingefügt - 36.1: da´ z den le´nzen beze´ichnet.) Auch in einem anderen Fall ersetzt Notker den Relativsatz eines Gefüges (in der Vorlage) durch ein Attribut: 99.3 ff. 99.8 f.
Qui (= Pluto) quidem multo ditior fratre. (= Neptun) et semper eorum que˛ gignuntur conquisitionibus opulentus. Te´r uua´ s rıˆchero da´ nne der bruˆ oder. u´ nde gechı´steˆr fo´ne a´ teha´ ftemo guu´ nne de´ro gebo´rnoˆn.
Die im Relativsatz der Vorlage gegebene Information zu dem pronominalen Genitivattribut eorum (zu conquisitionibus) - Plutos Erwerb/Gewinn alles Entstandenen - wird von Notker zu dem Genitivattribut dero gebornon (99.9) verkürzt (substantiviertes Partizip Perfekt Passiv anstelle von Genitivattribut und Relativsatz im Passiv) und so die mehr allgemeine, abstrakte Ausdrucksweise der Vorlage unmittelbar und mehr konkret wiedergegeben. 4.1.2 Reduktion des Konjunktionalsatzes a) Temporalsatz 113.22 f. 113.23 f.
Sed postquam finem loquendi iupiter fecit. omnis deorum senatus in suffragium concitatur. Naˆ h tıˆen uuo´rten. uua´ rd is fo´lche´te a´ llez taz heˆroˆte.
Notker gibt den mit postquam eingeleiteten Nebensatz aus Subjekt, Prädikat, Akkusativobjekt und Gerundium denkbar kurz mit einer adverbialen Bestimmung (präpositionale Fügung) wieder: Naˆ h tıˆen uuorten und beschränkt sich damit auf die rein sachliche Information.
88
I Satz
b) Finalsatz Ähnlich wie im oben dargestellten Fall verfährt Notker bei der Übersetzung eines in ein mehrgliedriges AcI-Gefüge eingeschobenen Finalsatzes. Der AcI wird hier verkürzt zitiert: 57.15 ff.
57.16 ff.
Nam illum (= Mercurium) … philologie˛ sentio amore torreri … Ipsum lingue˛ insignis ornatibus fandi nimiam uenustatem quo placeret uirgini consecutum … ´Ih uua´ rd ´ıu fo´rn geuua´ r … ´ın naˆ h philologia che´len … ´ nde ´ıro ze lıˆebe guu´ nnen ha´ ben. ze de´ro zıˆerdo dero U ´edeloˆn uuo´rto. ha´ rto ˆersa´ m gespraˆ chi …
Der mit quo (= ut eo) eingeleitete Finalsatz (57.22) wird mit der präpositionalen Fügung ze lıˆebe verkürzt wiedergegeben und dabei das Substantiv des Dativobjekts durch das Personalpronomen ersetzt. Notker hat somit das im Finalsatz hervorgehobene Motiv für Merkurs Bemühung um eine gewählte Sprache, nämlich der Philologie zu gefallen, hinsichtlich Darstellung und Gewichtung reduziert, wahrscheinlich, um den sehr komplexen Zusammenhang des AcI-Gefüges etwas zu entlasten, zumal Grund bzw. Intention für Merkurs Verhalten - amor (57.16) - vom Kontext her ohnehin deutlich sind. c) Modalsatz (Komparativsatz) Bei der verkürzten Wiedergabe eines Modalsatzes (in einem einfachen Gefüge der Vorlage) wählt Notker eine andere Form der Übersetzung: 62.1 ff. 62.3 ff.
Atque ita (= Pallas Athene) ut uidebatur iouiali uertici inherere superuolans tandem constitit sublimiore quodam annixa suggestu. ´ nde o´be flo´gerzende sa´ moso ze iouis ho´ubete ha´ ftentı´u. U kesta´ teta sıˆ do´h in ´einemo bu´ rlichemo se´ze.
Den mit ut eingeleiteten Nebensatz (62.1 f.) - zur Verdeutlichung des Partizips supervolans (62.2 f.) - übersetzt Notker seinerseits mit einer Partizipialkonstruktion. Damit hat er das Prädikat (des lateinischen Nebensatzes) videbatur ausgespart und die Konjunktion ut als Vergleichspartikel samoso (62.4) mit dem Partizip Präsens haftentiu (62.4) - für den lateinischen Infinitiv haerere - verbunden und (mit der adverbialen Bestimmung entsprechend der Vorlage) einen satzwertigen Ausdruck geschaffen. Die Wiedergabe mit
4 Sätze statt Satzgefüge durch Veränderung von Gefügen
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Partizip ist sicher durch das Partizip supervolans der Vorlage beeinflußt, das Notker ja entsprechend wiedergibt: flogerzende (62.3). Beide Partizipien verdeutlichen des Schweben der Athene über dem Haupt Juppiters - nach Inhalt und Form.
4.2 Veränderung eines Gefüges (mit zwei Nebensätzen) In einem Fall gibt Notker ein Satzgefüge mit zwei Relativsätzen mit einem eigenen Satz wieder. Allerdings sind die beiden Relativsätze durch gemeinsames Prädikat eng verbunden, so daß dieses Satzgefüge einem einfachen Gefüge nahekommt: 77.2 ff. 77.4 ff.
Tunc duos globosos orbes. quorum unus auro. electro alius enitebat. dextra porrectiore corripuit. Toˆ re´ihta er mı´t tero ze´seuuuˆ n zue´i sı´nuue´lbı´u chlı´uue … ´eina gelıˆcha go´lde … a´ ndera gelıˆcha electro …
Die in den beiden Relativsätzen dargestellte Beschaffenheit und Wirkung der beiden Kugeln (Sonne und Mond) in der Rechten Juppiters wird von Notker auf zwei (nachgestellte) Adjektivattribute mit jeweils einem Objekt (Angabe des Materials) reduziert, dies ist dann allerdings jeweils mit einem zusätzlichen Relativsatz (ohne Textvorlage) erläutert (oben nicht zitiert) ein durchaus mögliches Motiv für die vorausgegangene Reduktion.
Zusammenfassung (4.1 und 4.2) Die Belege für die Veränderung von (meist einfachen) Satzgefügen zu Sätzen durch Reduktion des Nebensatzes bzw. zweier Nebensätze bei Notker zeigen charakteristische Aspekte seiner Übersetzungstechnik - zum einen die Tendenz, rhetorische, mehr komplex strukturierte Fügungen Martians auf die direkte, sachliche Information zu reduzieren (siehe 4.1.1 und 4.1.2a,b) und zum anderen, komplexe Strukturen (eines Satzes) zu „entlasten“ bzw. zu vereinfachen (s. 4.1.2b). „Entlastung“ bzw. Vereinfachung bei Notker ist auch bei den zusätzlichen Sätzen durch „Abspaltung“ von Satzgefügen deutlich, wie oben dargestellt. (s. I.2)
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I Satz
5 Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/ Nebensätze Während Notker einerseits einfache Satzgefüge zu Sätzen reduziert, erweitert er andererseits Sätze der Vorlage häufig zu einfachen Satzgefügen, indem er einen zusätzlichen Nebensatz (einmal zwei) bildet. Er verändert damit die Form des (einfachen) Satzes zu einer hypotaktischen Fügung, wenn es dabei auch - formal bzw. statistisch gesehen - bei einer Satzeinheit bleibt. Die Aussage des lateinischen Satzes wird damit erweitert: attributiv (Relativsätze), ergänzend (abhängige Fragesätze) und logisch-analytisch (Konjunktionalsätze), wobei noch das verbale Element (durch das Prädikat des zusätzlichen Nebensatzes) zur Information und Verdeutlichung hinzukommt - im Unterschied zur nominalen, häufig abstrakten Fügung der Vorlage.
5.1 Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensatz Für die Bildung von (einfachen) Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz bei Notker finden sich zahlreiche Belege (17), das heißt weit mehr als für die Reduktion von (einfachen) Satzgefügen (5) zu Sätzen. Von den Nebensätzen sind ein Drittel Relativsätze (6), die große Mehrheit aber Konjunktionalsätze (11), die ein relativ breites Spektrum an Nebensatzarten bzw. logischen Verhältnissen aufweisen. 5.1.1 Zusätzlicher Relativsatz a) Der Relativsatz übersetzt eine adverbiale Bestimmung (mit Attributen) des lateinischen Satzes: 14.17 f. 14.19 f.
Iuno quoque ex purgatioris auri splendente vena addiderat crinibus sociale uinculum. Sıˆn uuı´rten ga´ b ´ıro. ´ıro ua´ hsuuı´ttuˆ n. a´ n de´ro dı´u ´ıda gle´iz luˆ tteres co´ldes.
Die komplexe nominale Fügung (mit Partizip Präsens) - adverbiale Bestimmung mit drei Attributen - wird durch den Relativsatz „aufgelöst“ bzw. gegliedert (Partizip wird Prädikat) und damit verdeutlicht.
5 Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze
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b) Der Relativsatz verdeutlicht das Adjektivattribut (mit Dativobjekt) in der Funktion des Subjekts: 35.6 f. 35.8 f.
At uero propior (= urnula) deo perlucentis uitri salo renitebat. daz fıˆerda (= eimberi) da´ z ´ımo na´ hesta uua´ s. (uua´ s) kelıˆch temo gla´ seua´ reuuen me´re.
Notker hat damit die besondere Position des vierten Gefäßes (Apoll am nächsten) hervorgehoben, sicher wegen des folgenden Satzes (35.10 f.) - in Notkers Übersetzung: Saˆ men u´ nde ma´ chungaˆ a´ llero dı´ngo uuaˆ ren daˆ r-inne. (35.11 f.) c) Der Relativsatz umschreibt ein Subjekt (Name) von vier Subjekten: 69.19 ff. 69.21 ff.
Tunc linsa siluestris … mulciber … venerunt Toˆ chaˆ men … lu´ hsa diu uuı´lda. u´ nde de´r diu uuo´lchen sme´lzet ze re´gene …
Der Beiname Mulciber („Erweicher“) des Gottes Vulkan wird hier im Sinne des Kommentars (zu Zeile 22 auf S. 69) - mit dem Relativsatz (als Subjekt) erläutert. Ähnlich verfährt Notker bei einer anderen Übersetzung eines Namens: 49.6 f. Euterpe … 49.7 f. … Tı´u delectatio uoluntatis he´izet. (vgl. Kommentar zu Zeile 7 auf S. 49) d) Relativsatz übersetzt Partizip: In einem Fall gibt der Relativsatz ein Partizip Perfekt Passiv wieder: 103.4 f. 103.5 f.
Dehinc (venit) quidam (= Hercules) roboris inauditi … Soˆ chaˆ m doˆ ´eineˆr mı´cheles ma´ genes. so´liches man ˆer negehoˆrta …
Mit dem Relativsatz betont Notker die mit dem P.P.P. (attributiv) gegebene Aussage inauditus zum Bezugswort robor bzw. magen , das er mit dem Adjektiv michel noch zusätzlich attribuiert. Ebenfalls mit Relativsatz übersetzt Notker ein Partizip Futur:
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I Satz
73.18 f. 74.1 ff.
Ingressuros etiam cunctos. nominatim vocabat fama preconans. A´lle dıˆe daˆ r ´ın-gaˆ n so´ltoˆn. dıˆe uuıˆsta be na´ men da´ ra-ı´n fama luˆ to ruˆ ofentı´u.
Das futurische Element des Partizips hat Notker mit einem Modalverb wiedergegeben und damit die Situation stärker akzentuiert. Wie schon bei der Boethius-Übersetzung hat Notker auch bei Martian Partizipien beziehungsweise Partizipialkonstruktionen vielfach mit Nebensätzen, insbesondere Relativsätzen wiedergegeben (s. dazu auch ,Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen‘ in II.1). Allerdings hat er sehr häufig, d. h. sogar in den meisten Fällen die Partizipien der Vorlage nachgebildet (insbesondere das Partizip Präsens).
5.1.2 Zusätzlicher Konjunktionalsatz a) daz-Satz Der AcI in einem Satz wird mit einem daz-Satz wiedergegeben: 113.24 f. 114.1 f.
Acclamantque cuncti. fieri protinus oportere. ´ nde chaˆ den a´ lle da´ z man iz ha´ lto fru´ mmen so´lti. U
Der Nebensatz ist gegenüber der Vorlage mehr personenbezogen, wenn auch in allgemeiner Form (man), und enthält das Objekt iz, das auf das vorher Dargestellte verweist: Zustimmung zur Hochzeit. b) Temporalsatz - mit Konjunktion sıˆd: 7.4 f. 7.5 ff.
Et noscens egiriminon perspicui operis creperum sapis? ´ nde sıˆd tu uue´ist taz maˆ ra uue´rh egeriminon … U so´lt tu is ta´ nne zuıˆueloˆn?
Indem Notker das Partizip Präsens noscens (7.4) mit einem Temporalsatz wiedergibt, verdeutlicht er das logische Verhältnis zum Hauptsatz (Fragesatz), so daß die Frage mehr akzentuiert und die Antwort (Verneinung) noch stärker evoziert wird. - mit Konjunktion soˆ :
5 Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze
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Die temporal gebrauchte Konjunktion soˆ wird von Notker am meisten für die Bildung eines zusätzlichen Nebensatzes bei Übersetzung eines lateinischen Satzes mit Satzgefüge verwendet. Dies ist wesentlich durch die Vorlage bestimmt, da in drei Fällen ein Ablativus absolutus (einmal mit Partizip Präsens) und eine Partizipialkonstruktion (im Präsens) übersetzt und (damit) das Zeitverhältnis berücksichtigt wird - dies ganz deutlich bei dem Ablativus absolutus der Vergangenheit: 48.7 f. 48.11 ff.
et apolline conspicato aeria temperies … renitebat. ta´ ra-naˆ h ergle´iz tiu luft … soˆ si apollinem gesa´ h.
Hier wie auch in dem folgenden Beleg wird im Nebensatz die Vorzeitigkeit des Geschehens zum Ausdruck gebracht: 70.1 f. 70.3 f.
Corrogantur … transcursis domibus coniugum regum … … uuu´ rten gee´iscoˆt … soˆ iouis u´ nde iuonis ho´f fu´ refa´ ren uua´ rd …
mit Ablativus absolutus der Gegenwart: 66.2 ff. 66.3 f.
Id genus plurima suadente tritonia. regum coniugum uterque consentit. Soˆ si de´s cnuˆ oge re´doˆta. soˆ gefo´lgeta ´ıro is iouis u´ nde iuno.
In diesem Fall ist bei dem Nebensatz über den temporalen Aspekt (Gleichzeitigkeit) hinaus auch ein kausaler Aspekt gegeben. Bei der Wiedergabe des Partizip Präsens wird die Gleichzeitigkeit der Vorgänge verdeutlicht: 47.15 f.
Nam futura plerumque conformans his presagire consueuerat.
47.16 f.
Uua´ nda mı´t tıˆen uuıˆzegoˆta er. soˆ er chu´ mftigı´u sca´ ffoˆta.
Gerade die spezifisch lateinischen Konstruktionen wie Participium coniunctum, Abl. abs. sowie AcI und NcI - meist satzwertige Konstruktionen gibt Notker häufig mit Nebensatz wieder, wie bereits in der Boethius-Übersetzung deutlich wurde (zusätzliche Nebensätze bei Sätzen und Satzgefügen), - für Martian s. auch unten unter ,Erweiterung von Satzgefügen mit Nebensätzen‘ in II.1.
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c) Modalsatz (Komparativsatz) - mit Konjunktion soˆ: Der Nebensatz übersetzt einen mit (prädikativem) Ablativ verbundenen Ablativ (des Mittels) bzw. eine adverbiale Bestimmung: 77.14 ff. 77.16 f
Calceos autem herbosos fluctu.i. colore smaragdine uiriditatis. uestigiis eius tellus. i. dea annexuit. Tellus skuˆ ohta ´ın mı´t cra´ sefa´ reuueˆn scu´ hen sa´ mo/gruˆ oneˆn soˆ smaragdus ´ıst.
Mit der Übersetzung der Ablativverbindung fluctu bzw. colore smaragdine (77.15) durch Nebensatz löst Notker gewissermaßen ein Element aus der komplexen Nominalverbindung - Fortsetzung mit 77.15: viriditatis vestigiis … (annexuit) - und gibt die nähere Bestimmung zum Partizip Perfekt Passiv mit einem direkten Vergleich wieder: soˆ smaragdus ist (17.17). Damit erleichtert Notker das Textverständnis erheblich, zumal er auch den Wortlaut des lateinischen Satzes insgesamt sehr vereinfacht. - mit Konjunktion alsoˆ: Auch hier wird eine nominale Fügung bzw. eine adverbiale Bestimmung mit Nebensatz wiedergegeben: 98.16 f. 98.17 f.
… uterque dominandi sertum. pro regni conditione. i. qualitate gestabat. ´Iro ˆıo/uue´dereˆr truˆ og sıˆn diadema a´ lso chu´ ning so´lta.
Notker vereinfacht die abstrakte Ausdrucksweise der Vorlage mit seiner direkten und konkreten Übersetzung. - mit Konjunktion danne (nach Komparativ): Der Nebensatz übersetzt eine präpositionale Fügung bzw. adverbiale Bestimmung: 48.13 ff. 48.15 ff.
Superi autem globi … concinebant. ac sono ultra solitum dulciore. Tıˆe hı´melisken spere˛ … su´ ngen … suˆ ozoˆr da´ nne duˆ ˆer hoˆrtıˆst.
In diesem Fall erweitert und verdeutlicht Notker den Ausdruck bzw. die Aussage der Vorlage - ultra solitum (48.15) - in Verbindung mit dem Kon-
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text (das Singen bzw. Klingen der Sphären) und verändert wiederum die abstrakte Formulierung Martians zu einer direkten, hier personenbezogenen Äußerung (wenn auch mit allgemeinem Bezug). d) Kausalsatz - mit Konjunktion doˆ: 18.13 ff. 18.16 ff.
His igitur psichen opimam … in conubium arcas superiorum cassus optabat. Su´ s keuˆ foˆta dıˆernuˆ n … guu´ nne ge´rno cillenius. toˆ er ´enero nehe´ina guuı´nnen nemuˆ osa.
Mit dem Kausalsatz verdeutlicht Notker die mit prädikativem Adjektiv und Genitivobjekt kurze bzw. komprimierte Angabe der Vorlage: superiorum cassus (18.15) - ,entbehrend der vorigen‘ (= Gottheiten Sapientia und Mantica bzw. Divinatio, um die sich Merkur vergeblich bemüht hatte). Notker begründet deutlich, weshalb sich Merkur nun Psyche zuwendet. e) Konditionalsatz - mit Konjunktion ube: Der Nebensatz ergänzt den Hauptsatz: 48.3 f. 48.4 f
Tum uero conspiceres totius mundi gaudia conuenire. ´ be duˆ daˆ r uuaˆ rıˆst. sa´ ment tuˆ gesaˆ hıˆst a´ lle uue´rlt-me´ndinaˆ . U
Die im Irrealis gegebenen Aussage des lateinischen Satzes wird bei Notker mit einem entsprechenden Konditionalsatz eingeleitet, der zwar keine konkrete „Basis“ im Satz der Vorlage hat - abgesehen von der Einleitung: tum vero (48.3) -, aber durch den Modus des Satzes sowie durch den Hinweis im Kommentar (zu Zeile 4 auf S. 48): … conspiceres i. conspiceret, qui adesset als Ergänzung vorgegeben ist. Da Notker mit dem Satz (48.3 f.) und seiner Übersetzung ein neues Kapitel beginnt - ,Ascendentibus mundus applaudit‘ - ist der im Nebensatz gegebene Zusatz nicht nur als Ergänzung des Zusammenhanges, sondern auch als Einleitung der weiteren Darstellung zu verstehen. 5.2 Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensätzen In zwei Fällen erweitert Notker einen Satz der Vorlage mit zwei Nebensätzen:
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5.2.1 Zusätzliche Relativsätze 36.11 ff. 36.13 ff.
At uero alia. sali resplendentis. atque ad ipsius dei dexteram sita. aeris totius seminibus erat referta. A´ber da´ z temo me´re gelıˆh uua´ s … u´ nde ze apollonis zeseuuuˆ n stuˆ ont. ta´ z uua´ s fo´l a´ lles lu´ ftliches saˆ men.
Der erste Relativsatz übersetzt und verdeutlicht den Genitivus qualitatis (mit Partizip Präsens als Attribut): sali resplendentis (37.11), wobei das Partizip zum Prädikat umgeformt wird. Der andere Relativsatz verändert die nominale Fügung der Vorlage (Adjektivattribut mit adverbialer Bestimmung und Genitivattribut mit pronominalem Attribut) durch Wiedergabe des Adjektivs sita (36.12) mit dem Prädikat stuˆ ont (36.15). Die beiden attributiven Fügungen der Vorlage werden durch die Relativsätze verdeutlicht und hervorgehoben, und sie haben als vorangestellte Relativsätze zugleich deiktische Funktion für den Hauptsatz mit der eigentlichen Aussage (Gefäß enthält die Samen der Lüfte). 5.2.2 Konjunktional- und Relativsatz als Zusatz 7.10 f. 7.11 ff.
Nec liquet himeneo prelibante disposita nuptias resultare? ´ nde nebeche´nnest tu da´ z ´ıh fo´ne nuptiis uuı´le sagen. himeneo U dı´u sa´ ng fo´re-sı´ngentemo dı´u da´ ra-zuˆ o bene´imet sı´nt?
Der mit daz eingeleitete Nebensatz (Objektsatz) übersetzt den AcI der Vorlage: nuptias resultare (7.10 f.), wobei Notker sowohl das übergeordnete Prädikat als auch den Infinitiv des AcI personenbezogen wiedergibt und damit die Dialogsituation (Vater und Sohn Martian) zur Verdeutlichung zum Ausdruck bringt. Der Relativsatz (7.12) wiederum verdeutlicht das Partizip Perfekt Passiv disposita (7.10) im Sinne des Objekts zum Partizip Präsens des Ablativus absolutus der Vorlage (7.10) - gemeint sind die Verse bzw. das Carmen (I) des Hochzeitsgottes Hymenäus.
6 Satz wird Satzgefüge durch Erweiterung mit Nebensatz infolge „Spaltung“ des Satzes In sechs Fällen verändert Notker einen Satz der Vorlage zu einem Satzgefüge, indem er einen Teil des lateinischen Satzes mit dem Prädikat zu einem Nebensatz umformt und den anderen Teil des Satzes mit einem zusätzlichen Prädikat zum entsprechenden Hauptsatz erweitert:
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6.1 Zusätzlicher Relativsatz 106.6 ff. 106.8 ff.
Tunc etiam omnium garrula puellarum (= fortuna) et … semper … pernix … gestiebat. Toˆ cha´ m o´uch a´ llero dıˆernoˆn ferchroˆndoˆsta. u´ nde dı´u ˆıo … sue´pferlicho spru´ ngezta.
Notker bildet mit dem zusätzlichen Prädikat cham (106.8) den Hauptsatz und schließt den größten Teil des lateinischen Satzes als Relativsatz an (oben jeweils gekürzt zitiert). Mit dem zusätzlich gebildeten Hauptsatz wird die Situation verdeutlicht (Auftritt der Fortuna), zumal mit dem lateinischen Satz bzw. dem ahd. Satzgefüge ein neues Kapitel beginnt: ,Fortuna et reliqui‘ (S. 106).
6.2 Zusätzlicher Konjunktionalsatz a) Mit Konjunktion daz: 12.8 f. 12.9 f.
Rationabili igitur proposito constituit. pellere ce˛ libatum. Fo´ne dı´u uua´ s re´dolıˆh ta´ z er gehıˆen uuo´lta.
Notker verändert die adverbiale Bestimmung - den Ablativus causae mit Adjektivattribut (12.8 f.) zum Satz bzw. Hauptsatz, indem er das Adjektiv mit einer Kopula zum Prädikat ergänzt, wobei dieser Satz (mit dem Hinweis fone diu für igitur ) die Folge des vorher Dargestellten angibt (12.1 ff.). Die eigentliche Aussage des lateinischen Satzes wiederum - Entschluß Merkurs zur Heirat - wird als Konsekutivsatz angefügt, womit dieser Entschluß geradezu als logische Folge hervorgehoben bzw. betont wird. Auch in einem anderen Fall wird eine adverbiale Bestimmung mit Kopula zu einem Hauptsatz verändert: 45.15 f. 45.17 f.
… quin potius … uterque uestrum iouem uoce conciliet. … Pe´zera ´ıst … da´ z ´ıuueˆr ˆıo-uue´dereˆr iouem che´tte.
Die adverbiale Angabe quin potius (45.15) wird durch zusätzliches Prädikat zum Hauptsatz des Gefüges (mit Verweischarakter) und die Aussage des lateinischen Satzes - Hinweis an Apoll und Merkur, jeweils Juppiter anzusprechen - wird als Nebensatz bzw. Subjektsatz angeschlossen und damit hervorgehoben.
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Ähnlich verfährt Notker bei der Wiedergabe eines anderen Satzes der Vorlage: 33.5 f. 33.7 f.
Plerumque … unda … correptas … subuehebat. Uuıˆloˆn uua´ s ta´ z tı´u u´ nda … sıˆe a´ nauue´rt fra´ mbaˆ ro fuˆ orta.
Die den lateinischen Satz einleitende adverbiale Bestimmung plerumque (33.5) gibt Notker mit zusätzlicher Kopula als Satz bzw. als Hauptsatz wieder: Uuıˆloˆn uuas (33.7), dem er dann den weiteren, d. h. den eigentlichen Satz der Vorlage als Subjektsatz folgen läßt und damit entsprechend betont. In einem anderen Fall wird in der Übersetzung das Subjekt und die prädikative Ergänzung zu einem Satz verändert: 73.1 73.2 f.
Quis eos nume˛ multus successor indicat? Uue´r ma´ g soˆ gnoˆte. da´ z chıˆt. soˆ chu´ nnig a´ ftercho´mo sıˆn nume˛. da´ z er sie geze´lle?
Bei Notker wird der Satz in der Weise „gespalten“, daß das Interrogativpronomen bzw. Subjekt quis? mit der prädikativen Ergänzung (mit Adjektivattribut) und Genitivattribut: multus successor numae (73.1) mit Modalverb und Infinitiv des Hilfsverbs als zusätzlichem Prädikat (mit Prädikatsnomen entsprechend der Vorlage) zu einem Satz bzw. dem Hauptsatz erweitert wird, dem dann das Prädikat und Akkusativobjekt der Vorlage als Nebensatz (Konsekutivsatz) folgt. Notker hat einerseits die komprimierte Darstellung der Vorlage erweitert und damit verständlicher wiedergegeben und andererseits durch die Erweiterung mit Modalverb und der deiktischen Partikel soˆ die mit dem lateinischen Satz gegebene rhetorische Frage verstärkt bzw. verdeutlicht.
b) Mit Konjunktion soˆ (Modalsatz): 105.14 f. 105.15 f.
Totius mundi ab eraclyto dictus est demorator. i. detentor. To´h uua´ s er soˆ eraclitus sa´ get pehe´ftare a´ llero de´ro uue´rlte.
In diesem Fall ist die Wiedergabe des lateinischen Satzes mit Satzgefüge wesentlich durch die NcI-Konstruktion bedingt: Notker übersetzt das passive Prädikat mit dem Urheber: ab eraclyto dictus est (105.14 f.) aktivisch mit Modalsatz, der in den mit zusätzlicher Kopula gebildeten Hauptsatz (mit der ei-
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gentlichen Information: der Gott Vulkan als Weltenerhalter) eingefügt und entsprechend untergeordnet ist: soˆ eraclitus sa´ get. (105.16).
7. Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz und Veränderung des Satzes zum Nebensatz 7.1 Hauptsatz ohne „Basis“ im Satz Zweimal bildet Notker bei der Wiedergabe eines lateinischen Satzes einen zusätzlichen Hauptsatz ohne direkte „Basis“ in der Vorlage und verändert den Satz selbst zu einem kausalen Nebensatz, der damit als Begründung für die Aussage des (zusätzlichen) Hauptsatzes dient: 22.12 f.
Iam pridem quippe offensus (= Apollo) contamine monendorum dedignatur augur pithius nuncupari.
22.14 ff.
Fo´ne dı´u nefu´ nden sie ´ın daˆ r. uua´ nda er ´ıu fo´rn u´ rdru´ zze uuo´rteneˆr dero frı´skingo bluˆ otes. he´izen negeuue´rdeta pithius ter augur.
Der zusätzliche Satz bei Notker ergibt sich aus dem Kontext - vergebliche Suche von Merkur und Virtus nach Apoll - bzw. konkret aus der vorangegangenen Darstellung - u. a.: Io´h … suˆ ohtoˆn sie ´ın … (22.7 f.) -. Die Fügung fone diu (22.13) verweist auf den folgenden Kausalsatz, der dann den Satz der Vorlage wiedergibt. Dieser liefert die Begründung für die vergebliche Suche, was auch mit der kausalen Konjunktion quippe zum Ausdruck kommt: Apoll ist verschwunden, da er - der Opfer überdrüssig - es verschmäht, als Gott der Weissagung angesprochen zu werden. Auch im Falle des anderen Belegs für Veränderung des lateinischen Satzes zum Kausalsatz, der einem zusätzlichen Hauptsatz untergeordnet wird, findet sich in der Vorlage eine kausale Konjunktion (nam), die den Zusammenhang mit dem vorher Dargestellten verdeutlicht, der von Notker entsprechend, d. h. mit zusätzlichem Satz aufgenommen und weitergeführt wird: 27.7 ff. 27.10 ff.
Nam solis augustum caput … uelut auratam cesariem … imitatur. Mı´t re´hte ha´ bet sol de´n na´ men. uua´ nda sıˆn skoˆna houbet … sı´h kelıˆchez ma´ choˆt ku´ ldinemo fa´ hse … .
Der zusätzliche Satz bei Notker betont die Berechtigung des vorher genannten Beinamens für Apoll: auricornus (27.4) bzw. goldfahseˆr (27.5) - ,gold-
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haarig‘. Der folgende Kausalsatz gibt dann die ausführliche Information bzw. Begründung. Notker hat mit den zusätzlichen Hauptsätzen (bei der Wiedergabe der Vorlage) jeweils den Sinnzusammenhang verdeutlicht, indem er zwischen zwei Satzeinheiten bzw. zwei Aussagen eben den zusätzlichen Hauptsatz als entsprechende Ergänzung einfügt.
7.2 Hauptsatz aus anderem Satz In einem speziellen Fall gibt Notker einen Teil eines größeren Satzes als eigenen Satz bzw. Hauptsatz wieder, dem er den in diesen Satz eingeschobenen Satz als Konjunktionalsatz anfügt: 59.17 ff. 60.4 ff.
Que˛ … cum ipsorum puto siderum multitudine numerare. nisi haec philologia … consueuit? Uue´r za´ lta da´ z a´ l sa´ ment se´lbero dero ste´rnoˆn ma´ negi soˆ ´ıh uuaˆ no. aˆ ne philologia … ?
Im Grunde handelt es sich bei Notkers Hauptsatz um die „Abspaltung“ als Teilinformation aus einem lateinischen Satz mit einer umfangreichen bzw. umfassenden Aussage und der in der Vorlage eingeschobene Hinweis: puto (59.20) - der Form nach ein Satz - wird lediglich als (modaler) Nebensatz nachgetragen. So ist dieses Satzgefüge bei Notker weniger die Veränderung eines Satzes zum Satzgefüge mit zusätzlichem Satz als Ergänzung wie bei den beiden oben unter 7.1 dargestellten Fällen, sondern ein zusätzliches Gefüge zur „Entlastung“ im Rahmen der Wiedergabe eines größeren und komplexeren Satzes.
8 Zwei Sätze werden zu Satzgefüge In drei Fällen verändert Notker zwei aufeinanderfolgende Sätze der Vorlage zu einem Satzgefüge, indem er den zweiten Satz als kausalen Konjunktionalsatz wiedergibt. Diese Veränderung ist allerdings jeweils durch die adverbiale Partikel quippe - ,freilich, allerdings, natürlich, denn, nämlich‘ - im zweiten Satz vorgegeben. Notker verstärkt und verdeutlicht in seiner Wiedergabe durch den mit uuanda eingeleiteten Nebensatz das kausale Verhältnis der beiden lateinischen Sätze, das durch das adverbiale quippe nicht so markant zum Ausdruck kommt:
9 Zwei Sätze werden zu einem Satz
13.13 ff. 13.15 ff.
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Nam et nobilitas generis illam quippe pronoee˛ maior est filiarum. et prouidum … commendabat ingenium. I´ro gee´dele uua´ nda sıˆ diu a´ ltesta to´hter ´ıst prouidentie˛. u´ nde de´r fu´ redaˆ htigo sı´n … gelı´ubta ´ımo sıˆa.
Die weiteren Belege: Die lateinischen Sätze 45.5 f. und 46.6 f. werden zum Satzgefüge 45.8 ff. In diesem Fall fügt Notker dem Kausalsatz noch einen zusätzlichen Relativsatz an (45.10 f.), der ein Akkusativobjekt mit Genitivattribut der Vorlage (46.6) wiedergibt. Die lateinischen Sätze 67.17 f. und 67.18 f. werden zum Satzgefüge 67.19 ff.. Die Aussagen der beiden Sätze der Vorlage haben auch im Satzgefüge bei Notker ihr entsprechendes Gewicht, auch wenn die beiden Satzeinheiten (Sätze) der Vorlage auf eine Satzeinheit (Satzgefüge) reduziert wird. In einem anderen Fall werden zwar auch zwei Sätze der Vorlage bei Notker nur mit einer Einheit wiedergegeben, aber es handelt sich dabei um einen Satz, denn der eine lateinische Satz wird auf Satzteile reduziert:
9 Zwei Sätze werden zu einem Satz (durch Aussparung eines Prädikats) 45.23 f. 45.24 ff.
Phoebo sueuit instante concedere. tibi pectus solitus aperire. Phoebo ´ıst er geuuo´n sıˆnen uuı´llen ze o´ffenoˆne. u´ nde be dı´r ze inbıˆetenne.
Notker faßt die beiden Sätze zusammen, indem er die beiden synonymen Prädikate auf ein Prädikat beschränkt, dem er dann den Infinitiv in jedem der beiden lateinischen Sätze als zweifaches Gerundium (nach Präposition ze) mit Akkusativobjekt bzw. mit adverbialer Bestimmung anschließt. Es bleibt damit auch strukturell bei der doppelten Aussage (zu Apoll und Merkur), auch wenn sie der Form nach nur in einem Satz gegeben wird.
Zusammenfassung (5-9) Der Vergleich von Notkers Übersetzung mit der Vorlage zeigt, daß er häufig lat. Sätze auf verschiedene Wiese als Satzgefüge wiedergibt. In den meisten Fällen bedeutet die Veränderung gegenüber der Vorlage eine Erweiterung - zunächst quantitativ gesehen: einem lateinischen Satz wird ein Ne-
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bensatz hinzugefügt (in 5) oder ein Satz wird in Haupt- und Nebensatz „gespalten“, d. h. ein Teil des Satzes wird mit zusätzlichem Prädikat zum Hauptsatz und der übrige Teil zum Nebensatz (6), oder der ganze Satz wird Nebensatz zu einem zusätzlichen Hauptsatz (7). In einigen wenigen Fällen jedoch wird bei Notker gegenüber der Vorlage reduziert: 1. Zwei Sätze werden zu einem Satzgefüge verändert (8), von der Satzeinheit her gesehen eine Reduktion, aber der Form bzw. Struktur nach bleibt es bei zwei Sätzen (Haupt- und Nebensatz). 2. In einem anderen Fall werden zwei Sätze durch Reduktion der synonymen Prädikate zu einem Satz zusammengefaßt (9), aber das doppelte Gerundium (mit Erweiterung) steht für den zweifachen Satz bzw. „Zwillingssatz“ bei Martian. Die Wiedergabe der lateinischen Sätze durch Satzgefüge (5-7) bedeutet jedoch vor allem eine Veränderung im qualitativen Sinn, denn Notker verdeutlicht durch die verschiedenen Nebensätze - insbesondere durch Konjunktionalsätze und im Falle von 6 und 7 auch durch die zusätzlichen Hauptsätze - mit Zusätzen, Hervorhebung und Betonung den Text- bzw. Sinnzusammenhang der Vorlage. Auch im Fall der Reduktion von Satzeinheiten (8, 9) ist die Wiedergabe nicht beeinträchtigt, sondern eher effizienter - durch Betonung des Kausalzusammenhangs (8) oder durch Reduktion der Redundanz synonymer Prädikate (9). Es ist deutlich, daß Notker mit seinen Satzgefügen (für Sätze der Vorlage) - wie schon im Fall der zusätzlichen Sätze (I.1 und 2) - gerade mit syntaktischen Mitteln den Text der Vorlage zu vermitteln sucht, der wesentlich durch komplexe nominale Fügungen geprägt ist und zudem viele elliptische Sätze aufweist, d. h. ohne Prädikat oder ohne finite Form des Hilfsverbs beim zusammengesetzten Prädikat. Durch die zusätzlichen Nebensätze und Hauptsätze setzt Notker gerade das verbale Element zur Verdeutlichung ein (vgl. auch die zusätzlichen Nebensätze bei der Wiedergabe von Satzgefügen in II.1). Die Tendenz zu einer mehr durch Verben bestimmten Darstellung bei Notker gegenüber der Vorlage zeigt sich besonders deutlich bei der Wiedergabe eines anderen lateinischen Satzes:
10 Erweiterung eines Satzes mit zusätzlichem Satzgefüge Es begegnet auch der Fall, daß Notker einen Satz der Vorlage durch „Abspaltung“ mit einem Gefüge aus Haupt- und Nebensatz erweitert - im Gegensatz zu den unter 8 und 9 dargestellten Fällen, in denen zwei Sätze zu einem Gefüge oder zu einem Satz reduziert werden.
10 Erweiterung eines Satzes mit zusätzlichem Satzgefüge
28.6 ff.
29.9 ff.
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Quippe primus diffusioris ac prolixi ambitus gurges. liuentis aque˛ uolumine nebuloso. atque algidus admodum pigrisque cursibus hesitabat. Tiu ˆeresta a´ ha. dı´u uuıˆtesten u´ nde le´ngesten u´ mbesue´ift te´ta. dı´u uua´ s in ´ıro ru´ nso blaˆ uuı´u. u´ nde ne´bulgı´u. u´ nde la´ zoˆta cha´ ltı´u in ´ıro traˆ guˆ n fe´rte.
Die von Martian in einem umfangreichen, komplex nominal strukturierten Satz gegebene Beschreibung des ersten von sieben Flüssen (Planeten) wird von Notker durch seinen Satzbau gegliedert, d. h. auch mit Verben erweitert und damit entsprechend verdeutlicht. So übersetzt der Hauptsatz des Gefüges das Subjekt und einen Ablativ mit Adjektivattribut und Genitivattribut mit partizipialem Attribut (28.7), der Relativsatz das Genitivattribut (zum Subjekt) mit zwei Adjektivattributen (28.6 f.). So bleibt dann für den anschließenden Satz bei Notker die mit dem Prädikat verbundene wesentliche Aussage: Kälte und Trägheit des Flusses (Saturn) - nach den vorher genannten Aspekten der Weitläufigkeit sowie der Farbe und Feuchtigkeit. Auch in einem anderen Fall erweitert Notker einen Satz Martians mit einem Satzgefüge, indem er ein erweitertes Partizip Präsens als eigenen Satz wiedergibt („abspaltet“) und den weiteren Satz in ein Gefüge (mit daz-Satz) verändert (Text verkürzt): 28.17 ff. 28.20 ff.
Tertius uero nimio rubroque. i. nimium rubro igne rutilans. festinataque rapiditate … cursus torquebat. ´ ber diu drı´tta uua´ s fı´lo roˆt u´ nde in soˆ hı´rlichemo scu´ ze A uuaˆ ren ´ıro fe´rte. da´ z si … sı´h … draˆ ta.
Auch hier gliedert Notker einen komplexen Satz in drei Satzstrukturen (Satz, Haupt- und Nebensatz), um die gedrängte Aussage Martians zu verdeutlichen.
II Satzgefüge (Hypotaxe) Die Prosa des 1. Buches der Nuptiae enthält 152 Satzgefüge (gegenüber 186 Sätzen) - es handelt sich vorwiegend um „einfache“ Satzgefüge aus Haupt- und Nebensatz (87 Belege), weiterhin finden sich 35 Satzgefüge mit zwei, 15 Satzgefüge mit drei und 15 Satzgefüge mit mehr als drei Nebensätzen. In den meisten Fällen werden die Satzgefüge der Vorlage entsprechend wiedergegeben - gemeint sind hier die hypotaktischen Strukturen (87 Belege). Vielfach werden die Gefüge bei Notker mit einem Nebensatz oder auch mit zwei oder mehr Nebensätzen erweitert - aufgrund einer „Basis“ in der Vorlage -, zum Teil in Verbindung mit Reduktion von Nebensätzen der Vorlage zu Satzteilen. Nicht selten begegnen solche Reduktionen auch ohne Erweiterungen. Diese Erweiterungen und Reduktionen stehen zum Teil auch in Verbindung mit tiefergreifenden Veränderungen der lat. Satzgefüge in Notkers Übersetzung - „Abspaltung“ vom Satzgefüge und/oder „Spaltung“ des Gefüges. Insgesamt zeigt sich - wie schon bei der Consolatio - die deutliche Tendenz Notkers, die Satzgefüge zu erweitern bzw. „anzureichern“, auch wenn er andererseits durchaus auch reduziert. Hier ist zudem auf die zusätzlichen Nebensätze bei der Wiedergabe von Sätzen bzw. auf die damit zusätzlichen Satzgefüge bei Notker (gegenüber der Vorlage) zu verweisen, wie oben unter I.5 dargestellt.
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen Wie schon bei der Übersetzung der Consolatio hat Notker auch bei der Wiedergabe hypotaktischer Fügungen bei Martian vielfach Nebensätze hinzugefügt, d. h. zusätzliche Nebensätze aufgrund einer „Basis“ in Form von Satzteilen in der Vorlage (insgesamt 48 Belege). 1.1 Erweiterung mit einem Relativsatz In seiner Übersetzung erweitert Notker in 10 Fällen ein Gefüge der Vorlage mit Relativsatz: einmal mit vier weiteren Nebensätzen, zweimal mit Reduktion eines Nebensatzes.
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
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Die Relativsätze - überwiegend mit einem oder mehreren Attributen als Basis - dienen der Verdeutlichung, der Erläuterung oder als erläuternder Zusatz: a) Verdeutlichung In diesem Fall erweitert Notker in seiner Übersetzung Satzteile eines Hauptsatzes - ein Genitivattribut mit zwei Adjektivattributen mit einer Kopula (Hilfsverb) sıˆn bzw. wesan zu einem Relativsatz, wobei er aber andererseits einen der beiden Konjunktionalsätze im Gefüge der Vorlage zu einer partizipialen Fügung reduziert (s. dazu 1.6). Hier nur der Beleg für den zusätzlichen Relativsatz: 61.14 ff. 61.16 ff.
De quodam purgatioris et uibratiorisque luminis loco allapsa sensim pallas corusca descendit. … ´In-in dı´u lıˆez sı´h nı´der la´ ngse´imo dı´u scoˆna pallas fo´ne ´ıro ste´te. dı´u he´iteren lıˆehtes ´ıst u´ nde hı´rlichoˆren.
Die nominale Fügung der Vorlage wird von Notker mit Erweiterung zum Relativsatz verbal strukturiert - das Genitivattribut wird zum Genitivus qualitatis beim Verb - und damit verdeutlicht. Diese Wirkung bzw. Intention der Übersetzung gilt im wesentlichen auch für die weiteren Belege. Bei diesen werden Satzteile des lateinischen Gefüges bei der Wiedergabe mit Relativsätzen mehr erweitert (als mit zusätzlichem Hilfsverb, wie oben dargestellt) und/oder auch entsprechend verändert, Nomina werden häufig mit Verben wiedergegeben - so bei der Verbindung eines Subjekts mit einem Genitivattribut: 72.21 72.23 f.
… mentiumque cultores … … io´h tıˆe des sı´nnes huˆ otent …
- oder bei einer adverbialen Bestimmung in einem Relativsatz der Vorlage in Verbindung mit dessen Subjekt: 16.4 f. 16.7 ff.
… speculum. quod inter donaria eius aditis sophia defixerat … … de´n spıˆegel. de´n o´uh ´ıro ze ge´bo ga´ b sapientia. u´ nde in ´ıro ge´bohuˆ s kesta´ lta …
Andererseits wird ein Relativsatz der Vorlage (73.9) von Notker gerade zu einer adverbialen Bestimmung verkürzt (73.11)-(s. 2.1).
106
II Satzgefüge
In einem weiteren Fall wird ein Dativobjekt in Form eines Partizip Perfekt Passiv durch Relativsatz deutlicher wiedergegeben: 36.19 f. 37.1 f.
…quantum dispositis sat erat … … soˆ fı´lo is cnuˆ ogta ze dıˆen bene´imdeˆn. dı´u er tuˆ on uuo´lta.
In den meisten Fällen wird ein Attribut oder eine Attributverbindung mit Relativsatz verdeutlicht. z. B. eine Apposition: 10.7 10.10f.
… ope coniuge cybeleque … … sıˆnero gemaˆ luˆ n … tı´u o´uh ops. u´ nde cubele he´izet …
Notker macht mit dem Relativsatz deutlich, daß es sich bei den Bezeichnungen ops und cybele bei coniunx um Namen der Gattin des Saturn handelt, zumal man im Falle von ops auch an das eigentliche Substantiv von ops, opis f. ,Hilfe‘ denken könnte. (Der zusätzliche Relativsatz bei Notker steht in Verbindung mit vier weiteren zusätzlichen Nebensätzen bei der Wiedergabe des komplexen Satzgefüges am Anfang des Martian-Textes 8.4 ff. - s. auch 1.2; 1.4 und Anhang A) Weitere Belege für die Wiedergabe von Attributen der Vorlage: mit Relativsatz: 61.1 für Adjektivattribut (60.17); 114.10 für Genitivattribut (114.4); 16.14 für Adjektiv- und Genitivattribut (16.12) b) Erläuterung In einem anderen Fall wird ein Genitivattribut mit einem entsprechenden Relativsatz näher erläutert: 37.3 f. 37.6 ff.
… ex illa argenti clementia … semina temperabat. … soˆ ha´ beta er gnaˆ da gete´mperoˆt ze demo lu´ ftsaˆ men de´n er sca´ ngta. uˆ zer de´mo sı´lberua´ ze.
Der Relativsatz erläutert die Bedeutung des lateinischen Attributs argenti (zu der Angabe: ex clementia) aus dem weiteren Kontext - gemeint ist das silberne der vier Gefäße Apolls mit entsprechenden Gaben. c) Zusatz In einem Fall dient der Relativsatz als ergänzender Zusatz zu einem Relativsatz der Vorlage:
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
24.9 f. 24.11 f.
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Illic autem circumstabat in ordine quicquid imminet seculorum … Taˆ r stuˆ ont u´ mberı´nget a´ l da´ z ˆıo zıˆto uua´ rd a´ lde uuı´rdet …
Bei der Übersetzung des lateinischen Relativsatzes fügt Notker mit einem weiteren Prädikat im Präteritum einen Relativsatz (mit gemeinsamem Subjekt) hinzu, der die Aussage der Vorlage um die Perspektive der Vergangenheit ergänzt, um den Charakter der Determination im Sinne des auch entsprechend Eingetretenen zu verdeutlichen bzw. zu bekräftigen. Der Zusatz erfolgt im wesentlichen aufgrund des folgenden Textes bzw. der im folgenden Satz (24.10 f.) als Partizipialkonstruktion gegebenen Aussage über vollzogene Schicksale (s. dazu unter ,Veränderung von Satzgefüge und Satz durch Verschiebung‘ in II.7) 1.1.1 Erweiterung mit zwei Relativsätzen (bei der Veränderung eines Satzgefüges) Im Zusammenhang zusätzlicher Relativsätze bei der Wiedergabe von Satzgefügen der Vorlage ist hier auf die Übersetzung eines komplexen lateinischen Satzgefüges zu verweisen, bei der Notker größere Veränderungen vornimmt - einmal „Abspaltung“ von zwei Relativsätzen zu Sätzen (s. I.2.3) und „Spaltung“ des Satzgefüges in zwei Gefüge (s. II.10.2). Im Zuge dieser Veränderung bildet Notker für die beiden Gefüge jeweils einen Relativsatz auf der „Basis“ der Vorlage: In einem Fall wird die Verbindung von Adjektivattribut und Ablativus comparationis mit sıˆn bzw. wesan zum Prädikat erweitert, im anderen ein Partizip Präsens (Attribut) mit Relativsatz näher erläutert: 29.12 ff. 29.13 ff.
Uerum interior illo resplendebat amnis purior electro. Quem … ille consistens populus appetebat … ´ ber ´ınnoˆr ra´ n. dı´u luˆ tteroˆra uua´ s ta´ nne electrum … A Te´s uua´ zeres ke´roˆta dı´u ma´ negi … dı´u ´ın demo ho´le stuˆ ont …
Notker erläutert mit dem zweiten Relativsatz das Partizip consistens durch den Verweis auf den Ort des Geschehens, wobei er den bei Martian an früherer Stelle gegebenen Hinweis aufgreift: et sacrati specus loquacia antra (23.19 f.). Die zusätzlichen Relativsätze bei der Übersetzung von Satzgefügen, zum Teil mit Veränderung dieser Gefüge, dienen dem Textverständnis, indem sie einerseits entsprechende Veränderungen oder/und Erläuterungen zum Inhalt
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II Satzgefüge
der Vorlage aufweisen, andererseits durch die Satz- bzw. Verbalstruktur nominale Fügungen (teilweise sehr komplex) „entlasten“, d. h. entsprechend gliedern und damit transparenter machen.
1.2 Erweiterung mit einem Konjunktionalsatz Bei der Wiedergabe von 19 Satzgefügen des lateinischen Textes erweitert Notker das Gefüge um einen zusätzlichen Konjunktionalsatz - jeweils mit einer „Basis“ in der Vorlage. Die mit der Konjunktion daz eingeleiteten Nebensätze sind mit 7 Belegen am häufigsten vertreten. Es folgen die Temporalsätze (4 Belege), Komparativsätze (4 Belege) und Modalsätze (3 Belege), außerdem findet sich ein Konzessivsatz. In zwei Fällen allerdings reduziert Notker das Gefüge der Vorlage zugleich um einen Konjunktionalsatz. a) daz-Satz Die mit daz eingeleiteten Nebensätze geben vor allem die spezifisch lateinischen Konstruktionen des 1. AcI und 2. NcI wieder: 1. 42.12 42.15 f. 2. 97.3 f. 97.4 f.
Quod ubi cognouit philologiam esse … Soˆ si doˆ gehoˆrta da´ z iz philologia uua´ s … … Licet duodecim nonnullis formas conuertere crederetur. … To´h su´ melicheˆn duˆ ohti. da´ z er zue´lif pı´lde o´ugti.
Zugleich reduziert Notker einen Konjunktionalsatz im Gefüge der Vorlage (96.15) zu einer adverbialen Bestimmung (96.17 f.) - weiterer Beleg: 84.20 (84.18 f.) In einem Fall wird ein prädikativ gebrauchtes Adjektiv (in Verbindung mit Prädikat im Passiv) bei Notker mit Kopula zu einem daz-Satz ergänzt und das lateinische Prädikat als Hauptsatz eingeschoben. Der lateinische Satz kann auch als elliptischer NcI (ohne Infinitiv esse) verstanden werden, so daß Notker auch hier einen lateinischen NcI mit daz-Satz wiedergibt. Wahrscheinlich hat Notker jedoch das Prädikat referebatur (101.14) mißverstanden: referri ist hier wohl konkret als ,zurückgebracht werden‘, auch: ,verschlagen werden‘ bzw. ,sich bringen, sich stürzen in‘ zu verstehen: 101.13 f. 101.14 f.
Ac pronus in petulantiam referebatur. Io´h spı´loge´rneˆr cha´ d man da´ z er uuaˆ re.
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
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In allen Fällen wird der im AcI oder NcI gegebene Infinitiv durch die Umformung in einen Nebensatz zur finiten Form des Prädikats, so daß im Falle des NcI die im Deutschen nicht gebräuchliche Konstruktion verständlich wird, während Notker den AcI ansonsten in den meisten Fällen nachbildet - weit mehr als bei der Übersetzung der Consolatio. Zur Wiedergabe des AcI siehe auch ,Modalsätze‘ (c). Ansonsten bildet Notker weitere dazSätze bei der Wiedergabe von Satzgefügen durch 1. Erweiterung von Satzteilen mit zusätzlichem Prädikat - in Anlehnung an das Prädikat der Vorlage, durch Umformung eines Partizips oder 2. durch zusätzliches Prädikat als Variation des vorgegebenen Prädikats. Die Konjunktion daz entspricht entweder einem ut der Vorlage oder wird bei der Veränderung des lateinischen Gefüges eingesetzt: 1. 26.3 ff. Ita fiebat ut nemus illud armoniam superumque carmen … personaret 26.5 ff. Soˆ geska´ h. ta´ z ter uua´ ld a´ lla gehelli u´ nde se´lbez ta´ z hı´melsa´ ng … gea´ nteroti - weiterer Beleg: 81.11 f. - bei Veränderung des Gefüges (81.5 ff.) - mit der Verbindung von Subjekt und Partizip Perfekt Passiv als „Basis“. 2. 62.28 f. Par est igitur (ut) ipsa presertim decernas … 63.2 f. Fo´ne dı´u ´ıst re´ht. ta´ z tuˆ na´ moha´ ftoˆst kechıˆeseˆst u´ nde geske´pfeˆst. Die zusätzlichen Nebensätze dienen der Verdeutlichung (durch Gliederung der nominalen Fügung der Vorlage) und im Falle der Variation auch der Gewichtung. b) Temporalsatz mit der Konjunktion doˆ: 50.4 ff. 50.9 ff.
… quod … cignus inpatiens oneris atque etiam subuolandi … stagna petierat. uua´ nda ´ıro a´ lbiz flo´ug ze seˆuue. doˆ sıˆ dia bu´ rdi. io´h ten hoˆh-flu´ g erlıˆden netruˆ uueta.
Notker verdeutlicht die mit Adjektiv und zwei Genitivattributen (dabei ein Gerundium) gebildete nominale Fügung, indem er den temporalen und/oder
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II Satzgefüge
kausalen Zusammenhang mit Nebensatz zum Ausdruck bringt: Thalı´a bleibt auf einer Wiese, als/da der Schwan sie wegen der (oben zitierten) Situation nicht tragen kann. Häufiger verwendet Notker (bei zusätzlichen Nebensätzen) für das temporale Verhältnis die Konjunktion soˆ, die allerdings auch einen konditionalen Aspekt aufweisen kann. So dient ein temporaler Nebensatz mit soˆ zur Wiedergabe der spezifisch lateinischen Konstruktion des Ablativus absolutus: 72.14 f. 72.17 f.
Ex cunctis igitur ce˛ li regionibus aduocatis diis … Soˆ sie fo´ne a´ lleˆn la´ nden des hı´meles … su´ s kela´ doˆt uuu´ rten …
- weiterer Nebensatz: 76.6 f. für Partizip Futur mit Akk. Obj. (76.4), des weiteren ein zusätzlicher Nebensatz: 19.18 - durch Verbindung von Subjekt der Vorlage (19.13) mit zusätzlichem Prädikat als Variation des lateinischen Prädikats, das in der Übersetzung mit den übrigen Satzteilen verbunden wird (19.16 ff.). Notker greift dabei die temporale Konjunktion lat. dum entsprechend auf. In allen Fällen verdeutlicht der zusätzliche Temporalsatz den Zusammenhang - durch Gliederung bzw. „Auflösung“ nominaler Fügungen mit einem verbalen Element (Prädikat). Dies gilt auch weitgehend für die zusätzlichen Modalsätze, Komparativsätze und einen Konzessivsatz („Basis“ und Nebensatz jeweils unterstrichen): c) Modalsatz Mit Konjunktion soˆ für präpositionale Fügung bzw. adverbiale Bestimmung: 57.7 ff. 57.11 ff.
Stimulabat paulolum iouem. ne … cyllenius … discursare sub preceptis iouialibus denegaret. Iouem la´ zta da´ z ´ein lu´ zzel. nıˆo cyllenius … sıˆn aˆ rende soˆ er gebu´ te trıˆben nema´ hti.
In zwei Fällen verwendet Notker Modalsätze zur Wiedergabe von AcIKonstruktionen mit relativischer Satzverschränkung, indem er das übergeordnete Prädikat als Nebensatz in den Relativsatz einschiebt, der seinerseits den AcI übersetzt: 27.20 ff. 28.1 f.
Demonstrabat preterea … cillenius. amnes … quos transeundos esse perhibebat … Aˆne da´ z o´ugta er … a´ haˆ . tıˆe sie so´ltoˆn u´ ber-fa´ ren soˆ er cha´ d …
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
111
entsprechend auch 84.9 f. für AcI mit Verschränkung (84.5 f.) - vgl. die Wiedergabe eines NcI (89.11 ff.) unter 1.2.1 Notker löst in seiner Übersetzung die Verschränkung bzw. die komplexe Struktur der Vorlage auf: Er transformiert die lateinische Konstruktion in eine dem Deutschen entsprechende Ausdrucksweise bzw. eine synthetische Struktur in eine mehr analytische. d) Komparativsatz Mit Konjunktion soˆ für ein Adjektivattribut: 50.15 ff. 50.18 ff.
… laurusque … in lampadem mundani splendoris accenditur. … u´ nde de´r la´ urıˆno a´ st … te´r irske´in a´ lso lampas. soˆ uuıˆt soˆ die uue´rlt uua´ s.
Der Nebensatz dient der Verdeutlichung bzw. Erläuterung des Adjektivs mundanus (als Attribut zu splendor). Dies gilt mehr oder weniger auch für die weiteren Komparativsätze mit der Konjunktion alsoˆ - für Ablativ in der Vorlage: 12.13 f. 12.15 f.
Itaque … cuncta merito … alternat. Toˆ daˆ hta er in a´ llen sı´nt … a´ lso is tu´ rft uua´ s.
- Nebensatz mit also durch zusätzliches Prädikat: 75.15 f. für Konjunktion mit Subjekt und Genitivattribut (75.13). Dagegen wird ein Konjunktionalsatz im Satzgefüge der Vorlage (75.9 f.) bei Notker reduziert. (s. II.4.2) In einem anderen Fall erläutert der mit also eingeleitete Nebensatz das lat. Adverb puellariter (107.2): 107.3 a´ lso dıˆernoˆn spı´l ´ıst e) Konzessivsatz Dafür findet sich lediglich ein Beleg - mit der Konjunktion doh: 59.4 f. 59.6 f.
… que˛ (= virgo) illum etiam quiescere cupientem coniuere non permittat. … tı´u ´ın nelaˆ ze slaˆ fen do´h er o´uh uue´lle.
Der Nebensatz verdeutlicht den bei Martian mit dem Partizip Präsens gegebenen Hinweis als Gegengrund zur Aussage des Relativsatzes. (Die Philologie gewährt Merkur keinen Schlaf trotz seines Ruhebedürfnisses.)
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II Satzgefüge
1.2.1 Erweiterung mit zwei Konjunktionalsätzen In vier Fällen bildet Notker bei der Wiedergabe von Satzgefügen zwei zusätzliche Konjunktionalsätze - einmal davon ohne direkten syntaktischen Zusammenhang, zumal Notker das Gefüge der Vorlage durch „Aufspaltung“ wesentlich verändert. Der Beleg wird mit Blick auf die beiden zusätzlichen Nebensätze verkürzt zitiert - zur umfassenden Darstellung s. , „Spaltung“ eines Gefüges‘ (II.10.2) - mit Konjunktion daz für präpositionales Objekt mit Genitivattribut (Partizip Präsens): 89.8 ff. 89.10 f.
… Que˛ (= gemmae) eius effigiem … a cognitione conspicientium … occulebant Tıˆe gemme˛ benaˆ men da´ z … da´ z ´ın a´ na-se´hente nebechnaˆ toˆn …
- mit Konjunktion soˆ für das Prädikat eines (elliptischen) NcI (bzw. eines passiven Prädikats mit Prädikatsnomen): 89.11 ff. 89.13 f.
Quarum alia … assumpta … dicebatur. ´ nde ´einı´u uua´ s keno´men soˆ man cha´ d … U
In einem anderen Fall wird der NcI der Vorlage in der Übersetzung mit zwei Kausalsätzen wiedergegeben - in Anlehnung and das mit quod verbundene Prädikat des NcI (Kausalsatz der Vorlage) - und das Prädikat mit Modalsatz (Konjunktion soˆ ): 85.16 ff.
85.18 ff.
Que˛ quod nutrix iouis ipsius suoque eum sustentasse gremio ferebatur. caput regis ausa est osculari. Tı´u geto´rsta ioui daz ho´ubet chu´ ssen. uua´ nda sıˆ sıˆn ma´ gezo´ha ´ıst. u´ nde sıˆ ´ın ba´ rmoˆta soˆ man sa´ get.
So werden die beiden Aussagen des NcI und das Prädikat mit drei Nebensätzen (statt eines Nebensatzes in der Vorlage) wiedergegeben, womit wiederum eine komplexe Struktur der Vorlage entsprechend aufgelöst bzw. analytisch gegliedert wird. Auch bei den beiden weiteren Belegen für zwei zusätzliche Konjunktionalsätze (Kausalsätze) handelt es sich um Zusätze in einem syntaktischen Zusammenhang:
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
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1. 13.5 ff. (entsprechend der Vorlage 13.2 ff.): Zwei Nebensätze mit Konjunktion uuanda - in Anlehnung an den mit quod eingeleiteten Nebensatz, der ähnlich wie im oben dargestellten Fall (NcI) mit den zwei Nebensätzen gegliedert wird: 1. zusätzlicher Nebensatz (13.7 f.) für das zweite Subjekt mit adverbialer Bestimmung (13.3) und 2. Nebensatz (13.8) für drittes Subjekt mit Infinitiv und adverbiale Bestimmung (13.4). Die zusätzlichen Prädikate sind - in Anlehnung an das Prädikat der Vorlage videretur (13.3) - Kopulae (einmal mit Modalverb). 2. 12.19 ff. (12.13 ff.): Ebenfalls mit Kopulae werden die beiden zusätzlichen Kausalsätze (mit uuanda zu quod der Vorlage) bei der Übersetzung des vorangehenden Gefüges (12.17) gebildet, wobei die Kopula direkt vorgegeben ist (12.19): 1. Nebensatz (12.21 f.) für Adjektiv und Ablativ (12.19); 2. Nebensatz (12.21 f.) für Adjektiv und Ablativ (12.19). Mit den zusätzlichen Nebensätzen (für Adjektive mit Ablativ des Vergleichs) werden die Qualitätsmerkmale der Sophia bzw. Sapientia hervorgehoben bzw. besonders gewichtet. 1.2.2 Erweiterung mit drei Konjunktionalsätzen In einem Fall ergänzen drei Konjunktionalsätze in engem syntaktischen Zusammenhang das ohnehin komplexe Gefüge der Vorlage (8.4 ff.) mit 11 Nebensätzen. Hinzu kommen noch ein Relativsatz (s. 1.1) und ein Satz in indirekter Rede, jedoch in einem anderen Teil des Gefüges (s. 1.4). Jeweils ein zusätzlicher Temporalsatz - mit der Konjunktion danne (8.8 ff.; 8.12) ergänzt einen mit cum (temporale) eingeleiteten Nebensatz der Vorlage, wobei Notker das zweite „Paar“ durch gemeinsamen finiten Teil des Prädikats eng verknüpft und ihnen einen zusätzlichen Modalsatz - mit Konjunktion soˆ (8.12 f.) unterordnet: 8.4 ff.
8.7 ff.
Cum undique inter deos fierent sacra coniugia … liberique preclues … Et inter se potirentur quodam complexu ac foedere coelicolarum … Ta´ nne u´ nder dien go´ten ´ıu in a´ llen sı´nt tes hı´meles uuu´ rtıˆn he´ilige gehıˆle´iche u´ nde da´ nnaˆ n uuu´ rtıˆn ´edelı´u chı´nt … ´ nde sie sı´h a´ l zesa´ mine geha´ lset u´ nde gezu´ mftet ha´ betıˆn. U soˆ der hı´mel-buˆ oˆn ha´ lsen getaˆ n ma´ g sıˆn …
Die zusätzlichen Nebensätze verdeutlichen jeweils ein nominales Element: Zweites Subjekt liberi praeclues (8.6), Ablativ foedere zu potiri (8.10) und Genitivattribut coelicularum (8.11).
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II Satzgefüge
Damit wird das Satzgefüge bei Notker zwar komplexer, aber durch die mehr verbale Struktur für das Textverständnis doch transparenter.
1.3 Erweiterung mit einem abhängigen Fragesatz In zwei Fällen erweitert Notker ein Gefüge der Vorlage mit einem abhängigen Fragesatz, wobei er andererseits jeweils einen Nebensatz ausspart bzw. reduziert. Einmal handelt es sich um die Wiedergabe von Akkusativobjekt mit Genitivattribut, womit die nominale Struktur entsprechend verändert wird: 38.11 ff. 38.14 ff.
… ut … pithius … causamque aduentus primis aspectibus recognouit … Soˆ … u´ nde er (= pithius) saˆ r bechnaˆ ta … uua´ z ´ıro fa´ rt me´inda …
In einem anderen Fall verdeutlicht Notker den Zusammenhang von Prädikat und erweitertem Infinitiv: 46.4 f. 46.9 f.
… captat i. cupit (cursor = mercurius) demum festinata. s. a sole preuertere … u´ nde er … de´nche uuıˆo er a´ ber sıˆa fu´ re-lo´ufe …
Die Aussage der Vorlage - Merkurs Wunsch, der Sonne vorauszulaufen - wird bei Notker um den Aspekt der Art und Weise (dieser Möglichkeit) erweitert.
1.4 Erweiterung mit Nebensatz in der Form der indirekten Rede Bei zwei Satzgefügen gibt Notker einen AcI in indirekter Rede wieder, wobei er einmal den Text der Vorlage verkürzt, im anderen Fall den elliptischen AcI ergänzt: 58.12 f. 58.16 f.
(Jupiter:) Se igitur eos iam pridem amore mutuo colligatos. idcirco paulolum distulisse … ´ nde cha´ d er sıˆe ´ıu fo´rn gemı´nne. U daˆ r/u´ mbe gefrı´stet ha´ beti …
1 Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichen Nebensätzen
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Der AcI der Vorlage entspricht der indirekten Rede (im Falle eines Aussagesatzes) im Lateinischen, ist aber Objekt - wenn auch satzwertig -, während die indirekte Rede im Deutschen eine Form der Hypotaxe darstellt. Der andere Fall begegnet bei der Übersetzung des komplexen Satzgefüges mit 11 Nebensätzen (8.4 ff.), denen Notker neben drei Konjunktionalsätzen und einem Relativsatz einen Nebensatz in indirekter Rede für AcI hinzufügt (s. dazu Anhang A): 9.7 ff. 9.11 ff.
… in testimonium conuocat … (id) exorata eius matrona prouenire … … de´s ze u´ rchu´ nde zoˆh … fo´ne dero fro´uuuˆ n uuı´rde da´ z keske´hen …
Notker kam es offenbar darauf an, Charakter und Intention der indirekten Rede - in der Vorlage, dem Lateinischen gemäß, im AcI (bei Aussagesätzen) - entsprechend wiederzugeben.
Zusammenfassung zu 1 (Erweiterung von Satzgefügen durch Nebensatz/Nebensätze) Wie in der Übersetzung der Consolatio sind gerade die zusätzlichen Nebensätze charakteristisch für Notkers Übersetzung - sowohl bei der Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen (s. I.5) als auch bei der Veränderung von Satzgefügen (s. II.1.1 bis 1.4), zum Teil in Verbindung mit einer umfassenden Veränderung bzw. Umgestaltung. Es geht dabei um zusätzliche Nebensätze durch entsprechende Erweiterung und Umformung von Satzteilen in Satzgefügen der Vorlage. (Unabhängig davon hat Notker zahlreiche Nebensätze als Erläuterung bzw. Kommentar ohne Basis in der Vorlage hinzugefügt.) Notker hat in mannigfaltiger Weise Satzgefüge der Vorlage in seiner Übersetzung mit Nebensätzen erweitert und damit die vielfach komplexen nominalen Strukturen im Text Martians teilweise aufgelöst, d. h. mit mehr verbalen Strukturen (durch die Prädikate der Nebensätze) analytisch gegliedert. Mit dieser Veränderung, zugleich Erweiterung der syntaktischen Fügungen gegenüber der Vorlage, erleichtert Notker das Textverständnis, d. h. Inhalt und Intention der Aussagen Martians. Er schafft damit mehr Transparenz, indem er entsprechende Aspekte hervorhebt und/oder gewichtet, aber auch verdeutlicht oder erläutert, bisweilen auch interpretiert, und zwar schon mit bzw.
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II Satzgefüge
in der Übersetzung selbst - ohne die verschiedenen Zusätze (ohne „Basis“ in der Textvorlage). In Verbindung mit den zusätzlichen Nebensätzen werden nicht nur die oft komprimierten nominalen Fügungen der Vorlage mehr verbal und damit mehr analytisch strukturiert, sondern die häufig rhetorisch-abstrakte Darstellung Martians mehr sachlich-konkret wiedergegeben. (Vgl. dazu auch die Funktion zusätzlicher Nebensätze bei der Veränderung von Sätzen der Vorlage zu Satzgefügen in der Übersetzung - s. I.5.)
2 Veränderung der Satzart von Nebensätzen im Satzgefüge In vier Fällen ändert Notker bei der Wiedergabe von Nebensätzen der Vorlage die Nebensatzart, und dreimal verändert er bei Konjunktionalsätzen die Konjunktion bzw. das logische Verhältnis zum vorausgehenden Hauptsatz oder Nebensatz.
2.1 Konjunktionalsatz wird Relativsatz Bei den Belegen handelt es sich um die Wiedergabe von drei mit der Konjunktion ut eingeleiteten Nebensätzen mit unterschiedlichem Satzcharakter, die von Notker jeweils mit Relativsatz übersetzt und damit vereinfacht werden, ohne jedoch die Aussage bzw. den Sinnzusammenhang zu reduzieren. Bei der Wiedergabe des Satzgefüges 15.10 ff. wird der mit ut eingeleitete Modalsatz (15.10 f.) mit Relativsatz (15.14 f.) übersetzt: 15.10 ff. 15.13 ff.
Delius quoque ut ramale. i. ramum laureum gestat … uirga … monstrabat Apollo ze´igoˆta ´ıro o´uh mı´t sıˆnero … ge´rto. dıˆa er ˆıo loˆrbo´umina tre´get …
Der Zusammenhang von Lorbeerzweig und seiner weissagenden Kraft wird mit dem Relativsatz direkt bzw. unmittelbar wiedergegeben. - zweiter Beleg: Auch der mit ut eingeleitete Modal- oder auch Temporalsatz (19.2) im Gefüge der Vorlage (19.1 ff.) wird zu einem Relativsatz (19.5 f.) vereinfacht. - dritter Beleg: Der mit ut eingeleitete Konsekutivsatz (42.7 f.) des Satzgefüges (42.6 ff.) wird von Notker mit einem Relativsatz übersetzt (42.11) -
2 Veränderung der Satzart von Nebensätzen im Satzgefüge
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offenbar, um die Wiederholung eines mit daz eingeleiteten Konjunktionalsatzes zu meiden, da er den vorausgehenden Nebensatz als solchen wiedergegeben hat (42.10), und zwar für einen quod-Satz der Vorlage (42.6 f.).
2.2 Abhängiger Fragesatz wird Relativsatz Der im lateinischen Satzgefüge (29.3 ff) gegebene abhängige Fragesatz wird in der Übersetzung zum Relativsatz. Auch in diesem Fall wird die Darstellung bzw. die Ausdrucksweise vereinfacht: 29.3 ff. 29.7 ff.
sed … (amnis tertius) quibusdam riuulis intermixtis quantum pensabat moderatio temperabatur. A´ber … gete´ta sıˆ (= aha) mı´t ´ıro gıˆezoˆn u´ nder sıˆe gemı´steˆn. dıˆa me´temsca´ ft tı´u da´ ra-zuˆ o gela´ mf.
2.3 Veränderung der Satzart bei Konjunktionalsätzen Bei der Übersetzung von drei Satzgefügen verändert Notker jeweils die Art bzw. Funktion eines Konjunktionalsatzes: Der mit cum eingeleitete Nebensatz (temporal-iterativ oder auch modal-instrumental) der Vorlage (58.5 f.) - im Satzgefüge 58.3 ff. - wird zu einem daz-Satz (58.7 ff.) im Gefolge des vorausgehenden Nebensatzes (mit Konjunktion daz) für den mit (faktischem) quod eingeleiteten Nebensatz der Vorlage: 58.3 ff.
58.6 ff.
Addo quod celebrat mirabile prestigium. elegantiamque pingendi. cum uiuos etiam uultus … signifex animator inspirat. Ta´ ra-zuˆ o uue´iz ´ıh ta´ z er zo´uuerlicha io´h lıˆeblicha se´ltsaˆ ni ma´ lennes uˆ obet. u´ nde sa´ mo-so le´bendı´u io´h keseˆlı´u bı´lde uuu´ rchet …
In einem anderen Fall wird ein Kausalsatz mit der Konjunktion cum (63.19 f.) zu einem Konsekutivsatz (mit daz), wobei allerdings das vorausgehende tar-umbe (im Hauptsatz) den Kausalzusammenhang wiedergibt (63.22 f.). Bei den zwei anschließenden daz-Sätzen (Konsekutivsätze) zweiten Grades (63.3 ff.) hat Notker die Abfolge gegenüber der Vorlage getauscht: Der Hinweis (im Text von Martian), daß die jungfräuliche Pallas Athene niemanden gebären und deshalb auch nicht heiraten wird, ist mit Blick auf
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II Satzgefüge
Merkur offenbar wichtiger als die Tatsache, daß Athene selbst ohne Heirat, d. h. in diesem Fall ohne Vater gezeugt worden ist. Ein Tausch der Aussagen in Nebensätzen findet sich auch bei dem weiteren Beleg für Veränderung eines Konjunktionalsatzes, es handelt sich aber im Unterschied zum oben angeführten Beleg (zwei Konsekutivsätze) um verschiedene Konjunktionalsätze. Die Verbindung von konsekutivem und konditionalem Nebensatz (43.1 ff.) - abhängig von einem AcI im Hauptsatz des Satzgefüges der Vorlage (42.25 ff.) - wird insofern verändert, als Notker die Aussage des lateinischen Konditionalsatzes als (verneinten) Konsekutivsatz wiedergibt, andererseits die Aussage des Konsekutivsatzes zu einem (verneint) konditional-einschränkenden Nebensatz umformt (im Unterschied zum einfachen Konditionalsatz der Vorlage) - mit der Einleitung aˆ ne daz im Sinne des nhd. ,außer daß‘, ,wenn nicht‘: 42.25 ff.
43.3 ff.
Nam psichen incultam ac ferino more uersantem. apud hanc asserit expolitam. ita ut si quid pulchritudinis ornatusque gestaret. ex philologie˛ sibi cultibus arrogarit. Animam cha´ d sıˆ ´ıu u´ ngere´itenoˆta u´ nde uuı´ldlicho le´benda fo´ne ´ıro geslı´fena. soˆ da´ z sıˆ nıˆeht scoˆnes u´ nde zıˆeres a´ na netruˆ oge. aˆ ne da´ z si dero ´ıro ga´ reuui. sı´h a´ na-gele´get ha´ beti.
Der enge logische Zusammenhang von Konsekutiv- und Konditionalsatz im Gefüge der Vorlage wird durch die Veränderung, d. h. durch die Form der Verneinung bei Notker noch deutlicher zum Ausdruck gebracht: Die Psyche bzw. Anima hat Schönheit (pulchritudo) und Schmuck/Ausschmükkung (ornatus) nur, d. h. ausschließlich von der Philologia erhalten.
3 Exkurs: Tausch der Abfolge von Haupt- und Nebensatz Notker verändert bzw. tauscht nicht nur die Abfolge der in Nebensätzen gegebenen Aussagen, sondern auch die von Haupt- und Nebensatz, wenn es ihm für das Textverständnis sinnvoll oder gar geboten erscheint: 104.14 ff.
104.16 ff.
Que˛ quidem licet amorum voluptatumque mater omnium crederetur. tamen eidem deferebant pudicitie˛ principatum. Tıˆa chaˆ den sie uue´sen me´isteruˆ n a´ llero chı´uski. do´h sıˆ uuaˆ re muˆ oter a´ lles nıˆetes u´ nde a´ llero uuu´ nnolıˆbi.
4 Reduktion von Nebensätzen in Satzgefügen zu Satzteilen
119
Mit dem Tausch der Stellung von Haupt- und Nebensatz verändert Notker auch die Struktur bzw. die Ausdrucksweise der Sätze, denn der Hauptsatz wird zu einer AcI-Konstruktion, womit die kurz gefaßte Aussage der Vorlage erweitert und verdeutlicht wird, und der nun nachgestellte Nebensatz wird in indirekte Rede umgeformt, die die persönliche Passivkonstruktion (mit dem Prädikat crederetur (104.15) wiedergibt. Notker bringt zunächst die im Hauptsatz gegebene Aussage und schließt dann die als Nebensatz gefaßte Einschränkung (Gegengrund) an: Venus ist die Herrin aller Keuschheit trotz der Meinung anderer, die sie als Mutter aller Liebe und Begierde ansehen. Damit hat die Einschränkung bei Notker weniger Gewicht als bei Martian, der sie dem Hauptsatz bzw. der eigentlichen Aussage vorausgehen läßt. - weitere Belege: 86.19 ff. (86.16 ff.) - Notker setzt den Hauptsatz der Vorlage (86.17 ff.) in seiner Übersetzung (86.19 f.) vor den temporalen Nebensatz; 86.20 f. (86.16 f.): Auch in diesem Fall gibt Notker die eigentliche Aussage (im Hauptsatz) vor dem temporalen Aspekt des Zusammenhangs: Selbst Jupiter weicht ein wenig vor dem Glanz der Sonne (Sol), wenn sie die ersten Strahlen zeigt.
4 Reduktion von Nebensätzen in Satzgefügen zu Satzteilen Notker vereinfacht in seiner Übersetzung nicht nur bei Nebensatzarten der Vorlage - durch die Wiedergabe von Konjunktionalsätzen (und ihrer entsprechenden logischen Beziehung) sowie von einem indirekten Fragesatz mit Relativsätzen -, sondern er reduziert auch Relativ- und Konjunktionalsätze auf Satzteile, wobei er in einem Fall einen Relativsatz völlig ausspart, wenn solche Reduktionen zur Wiedergabe der in den Nebensätzen gegebenen Aussagen - oft rhetorisch bzw. komplex strukturiert - ausreichen. Insgesamt finden sich 9 Belege für Reduktion von Nebensätzen zu Satzteilen: 3 Relativ- und 6 Konjunktionalsätze.
4.1 Reduktion von Relativsatz zu Satzteil(en) a) Relativsatz wird zur adverbialen Bestimmung: Im Satzgefüge 67.1 ff.: 67.9 f. 67.10 f.
… Item et septem residui (= dei). qui inter duodecim non uocantur. ´ nde no´h ta´ nne sı´bene. aˆ ne dıˆe zue´life. …U
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II Satzgefüge
Hier wird die im Relativsatz gegebene Aussage auf die denkbar kürzeste Weise wiedergegeben und damit auf das Wesentliche reduziert. Ähnlich verhält es sich bei einem weiteren Beleg für die Übersetzung eines Relativsatzes (73.9) im Gefüge 72.20 ff. mit adverbialer Bestimmung des Grundes bzw. Mittels (73.11). Voraus geht allerdings ein zusätzlicher Relativsatz (72.23 f.), jedoch ohne direkten syntaktischen oder inhaltlichen Zusammenhang. b) Relativsatz wird zu Attributen In einem Fall wird der Relativsatz (63.8 f.) im Gefüge (63.7 ff.) zu attributiven Formen (63.12) verkürzt: 63.8 f. 63.12 f.
… oculosque peplo. quod rutilum circum caput gestabat obnubens … … u´ nde mı´t ´ıro roˆten ho´ubet-tuˆ oche diu o´ugen ferfa´ hende …
Notker verkürzt den Relativsatz in der Weise, daß er einerseits die adverbiale Bestimmung circum caput in Verbindung mit dem Ablativ (adverbiale Bestimmung des Mittels) peplo zu dem Kompositum houbet-tuˆ och verbindet - caput wird damit attributiv wiedergegeben -, dem er das prädikativ gebrauchte Adjektiv rutilum des Relativsatzes als Adjektivattribut roˆten hinzufügt. Hier wird die allgemeine Funktion des Relativsatzes als Attribut(satz) von Notker in einer spezifischen Weise umgesetzt, womit er den Sachverhalt kurz, aber klar und einfach darstellt. Im Falle der Erweiterung von Satzgefügen mit Relativsätzen (II.1.1) sind mehr Belege gegeben (11) als für Reduktion, allerdings ist noch auf zwei Fälle zu verweisen, bei denen die Reduktion von Relativsätzen zu Satzteilen zur Bildung einfacher Sätze führt (35.22 und 36.1 sowie 99.5 und 99.9), in einem weiteren Fall werden zwei Relativsätze (77.2 f.) zu Attributen eines Satzes bei Notker (77.5 f.). Demgegenüber bildet Notker wiederum 9 Satzgefüge durch zusätzliche Relativsätze (einmal zusammen mit daz-Satz), so daß das Prinzip der Erweiterung dominiert. Es zeigt sich allerdings, daß Notker jeweils reduziert, wenn es der unmittelbaren Aussage dient und/oder auch der „Entlastung“ eines komplexen Gefüges der Vorlage (in der Übersetzung) - so 63.7 ff. (3 Nebensätze) und 67.1 ff. (4 Nebensätze), wie oben (4.1) dargestellt.
4 Reduktion von Nebensätzen in Satzgefügen zu Satzteilen
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4.2 Reduktion von Konjunktionalsatz zu Satzteil(en) a) Temporalsatz In vier Fällen verkürzt Notker einen Temporalsatz der Vorlage zu einem oder mehr Satzteilen. Bei zwei Belegen handelt es sich um Temporalsätze mit der Konjunktion dum zum Ausdruck der Gleichzeitigkeit. In beiden Fällen wählt Notker eine Partizipialkonstruktion mit Part. Präs. Hier als Beispiel der entsprechende Ausschnitt aus dem Satzgefüge 11.1 ff.: 11.2 ff. 11.7 f.
… quod cunctarum affectiones et thalamos conspicatur. dum paret. i. obedit ad auxilium plurimis … … uua´ nda er ´ıu gnuˆ ogeˆn he´lfendo io´h se´lbo sa´ h ´ıro a´ llero mı´nneglichen gehıˆle´icha …
Im Zuge seiner Veränderung hat Notker die Partizipialkonstruktion, syntaktisch und wohl auch inhaltlich, an den Anfang des Kausalsatzes gesetzt. - weitere Belege: Der Temporalsatz 46.5 im Gefüge 46.2 ff. wird Partizipialkonstruktion (46.10 f.). Die beiden übrigen Temporalsätze (mit den Konjunktionen cum und ut ) bringen die Vorzeitigkeit zum Ausdruck: Im Falle des mit cum eingeleiteten Temporalsatzes (75.9 f.) - (mit kausalem Nebensinn) - in Verbindung mit AcI im Satzgefüge 74.18 ff. gibt Notker lediglich den AcI wieder, den er mit der Übersetzung des vorausgehenden Temporalsatzes - ebenfalls mit cum und dem gleichen Prädikat cernerent mit AcI (75.6) - verbindet. Notker hat damit die Wiederholung des Temporalsatzes vermieden. Der Temporalsatz ut ingressus est (96.15) im Satzgefüge 96.15 ff. übersetzt Notker mit einer adverbialen Bestimmung in nominaler Form: An demo ingange (96.17) am Anfang des Gefüges 96.17 ff. b) Kausalsatz Die beiden Kausalsätze (mit gemeinsamem Subjekt) im Satzgefüge 65.1 ff. der Vorlage werden von Notker auf einen Nebensatz reduziert, indem er den einen Nebensatz bzw. das eine Prädikat mit einer adverbialen Bestimmung (zum Prädikat des anderen Nebensatzes) übersetzt. Er hat damit die beiden Prädikate mit ähnlicher Bedeutung (,wünschen‘ und ,fordern‘) im Sinne eines Hendiadyoin wiedergegeben: 65.1 f.
Quia tamen eius optauerat iupiter exegeratque consilium …
122 65.3 f.
II Satzgefüge
Uua´ nda do´h iuppiter gnoˆto fo´rderoˆta ´ıro raˆ t …
c) Finalsatz Der Finalsatz im lateinischen Satzgefüge (47.11 ff.) wird zu einem Gerundium mit Präposition ze verkürzt: 47.11 f. 47.12 ff.
Augurales uero alites … constiterunt. uti quis uellet uectus ascenderet. Toˆ uuaˆ ren ga´ ro … sıˆne uuıˆzeg-fo´gela … de´n ze fuˆ orenne. so-uue´r mı´te-fa´ ren uuo´lti.
Notker hat damit die Struktur der Vorlage - Unterordnung und Verschränkung (Satzstellung) der beiden Nebensätze - vereinfacht. d) Modalsatz Der Modalsatz im Satzgefüge 61.10 ff. wird von Notker mit einem erweiterten Partizip Präsens wiedergegeben: 61.10 f. 61.12 f.
Haec cum iuno adflixa ut adherebat elatiori plurimum ioui acclinatis eius auribus intimaret … ´ nz iuno ha´ ftentı´u ze ioue ho´hoˆr sı´zzentemo U u´ nde da´ ra ze ´ıro geha´ ltemo su´ s re´doˆta …
In Verbindung mit der (satzwertigen) Partizipialkonstruktion für den Modalsatz bildet Notker noch zwei weitere partizipiale Fügungen - einmal hohoˆr sizzentemo für den Komparativ elatior plurimum (der Bildung nach ein Partizip Perfekt Passiv) und zum anderen - parallel strukturiert - ze iro gehaltemo (auf ioui bezogen) für Partizip Perfekt Passiv mit Substantiv (im Dativ): acclinatis eius auribus … Gerade diese Textstelle wie auch die Wiedergabe der beiden Temporalsätze der Gleichzeitigkeit (s. o.) mit (erweitertem) Partizip Präsens bzw. Participium coniunctum der Gegenwart - eine gerade spezifisch lateinische Konstruktion - zeigen, daß Notker das Partizip Präsens auch ohne Vorbild der Vorlage nicht selten als syntaktisches Mittel (satzwertige Konstruktion) einsetzt, obwohl er andererseits gerade partizipiale Fügungen mit Nebensätzen wiedergibt, wenn es ihm für das Textverständnis erforderlich bzw. sinnvoll erscheint. Diese Reduktion von Nebensätzen zu Partizipien oder anderen Satzteilen dienen der Vereinfachung - ohne Einschränkung der Aussage bzw. Informa-
5 Aussparung eines Nebensatzes bei der Übersetzung eines Satzgefüges
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tion und/oder auch der „Entlastung“ von hypotaktischen Strukturen wie z. B. beim Gefüge 46.2 ff. mit vier Nebensätzen (Temporalsatz wird Partizipialkonstruktion) oder 65.1 ff. mit fünf Nebensätzen (Kausalsatz wird adverbiale Bestimmung). Auch wenn man die Belege für Reduktion von Nebensätzen (zu Satzteilen) mit entsprechender Veränderung der Satzgefüge zu Sätzen hinzunimmt (s. I.4), so sind die Fälle für Reduktion doch weit weniger gegeben als die Erweiterung von Satzelementen zu Nebensätzen (bei Sätzen und im Satzgefüge). Zu erwähnen bleibt hier allerdings ein Fall, bei dem Notker einen Nebensatz im Satzgefüge der Vorlage ganz ausgespart hat:
5 Aussparung eines Nebensatzes bei der Übersetzung eines Satzgefüges Bei der Wiedergabe des Satzgefüges 38.11 ff. (mit drei Nebensätzen) fügt Notker zwar einen abhängigen Fragesatz hinzu, aber es fehlt der Relativsatz (38.13): 38.12 f. 38.15 ff.
… causamque aduentus primis aspectibus recognouit trono quo insidebat exsurgens … … u´ nde er saˆ r bechnaˆ ta … uua´ z ´ıro fa´ rt me´inda. doˆ stuˆ ont ´er se´lbo uˆ f ga´ gen ´ın …
Der Relativsatz ist insofern entbehrlich, da das Sich-vom-Thron-Erheben ein vorhergehendes Sitzen voraussetzt (zum zusätzlichen Fragesatz s. II.1.3). Die angeführten Veränderungen bei der Übersetzung (Erweiterung und Aussparung) stehen im Zusammenhang mit einer umfassenden Veränderung der Vorlage bei Notker, da er den Hauptsatz mit Nebensatz wiedergibt und eine Partizipialkonstruktion zum Hauptsatz umformt (im Textausschnitt 38.12 ff. oben angeführt - s. auch unter II.9.2).
Zusammenfassung (2-5) Veränderung der Nebensatzart, Tausch der Abfolge von Haupt- und Nebensatz, Reduktion von Relativ- und Konjunktionalsätzen zu Satzteil(en), Aussparung eines Nebensatzes Bei der Wiedergabe von Gefügen verändert Notker bisweilen die Nebensatzart, zum Teil mit Tausch der Aussagen/Inhalte in zwei Nebensätzen, wie er
124
II Satzgefüge
auch die Abfolge von Haupt- und Nebensatz verändert, wenn es ihm für das Textverständnis sinnvoll erscheint. Wenn er damit auch gelegentlich etwas anders akzentuiert, so bleibt er doch dem Text der Vorlage verpflichtet. Neben den zahlreichen Nebensätzen finden sich auch Fälle für Reduktion von Nebensätzen (Relativ- und Konjunktionalsätze) zu Satzteilen bei der Veränderung von Gefügen zu Sätzen (s. I.4) und bei der Wiedergabe von Gefügen (s. II.4) allerdings ist die Zahl der Belege für Reduktion deutlich geringer als bei den zusätzlichen Nebensätzen. Die Reduktionen dienen überwiegend der Vereinfachung der in Nebensätzen gegebenen Aussagen und darüber hinaus zum Teil auch der „Entlastung“ hypotaktischer Strukturen. In einem Fall hat Notker sogar einen entbehrlichen Nebensatz ganz ausgespart. Betrachtet man die in den Kapiteln 1-5 dargestellten Veränderungen bei der Wiedergabe von Satzgefügen der Vorlage - insbesondere die Erweiterung mit Nebensätzen sowie die Reduktion von Nebensätzen zu Satzteilen - dann wird deutlich, wie Notker je nach der spezifischen Textsituation variabel und flexibel die Strukturen der Vorlage - nominale Fügungen sowie Nebensatzstrukturen - verändert, daß er zum Teil andere Nebensatzarten wählt, Umstellungen vornimmt oder auch einmal einen Nebensatz ausspart. In diesem Zusammenhang geht es nur um „kleinere“ Veränderungen, denn - wie schon bei der „Abspaltung“ von Nebensätzen oder eines Hauptsatzes von einem Gefüge in Form von eigenen Sätzen deutlich geworden (s. I.2) - hat Notker auch weitergehende Veränderungen bei der Übersetzung von Satzgefügen vorgenommen, die im folgenden dargestellt werden.
6 Veränderung im Satzgefüge („Verschiebung“ und Erweiterung) In zwei Fällen bildet Notker bei der Übersetzung eines Satzgefüges einen neuen Hauptsatz, während der Hauptsatz im Gefüge der Vorlage zum Nebensatz bzw. zu zwei Nebensätzen verändert wird, wodurch die Gefüge bei Notker jeweils erweitert werden. Im ersten Fall wird bei der Übersetzung ein zusätzlicher Hauptsatz eingeschoben, dem der Hauptsatz der Vorlage als daz-Satz untergeordnet wird. Darüber hinaus findet sich ein zusätzlicher abhängiger Fragesatz (für erweiterten Infinitiv), aber auch die Reduktion eines Temporalsatzes zu einem Partizip Präsens. Im folgenden wird der vollständige Text des Gefüges mit Übersetzung wiedergegeben, wobei die Veränderungen entsprechend markiert sind: Erwei-
6 Veränderung im Satzgefüge („Verschiebung“ und Erweiterung)
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terung und Reduktion mit durchbrochener Linie, neuer Hauptsatz mit Nebensatz (für Hauptsatz der Vorlage) mit durchgezogener Linie unterstrichen: 46.2 ff.
46.8 ff.
Et licet hic cursor appolinei plerumque axis. i. currus celeritate uincatur. ac remorata statione consistens. captat. i. cupit. demum festinata. s. a- -sole - - - -preuertere. - - - - - - - - -tamen - - - - - -dum - - - -consequitur - - - - - - - - - -s.- solem. ----ita libratus. i. adequatus. anteuenit. ut cessim. i. gradatim plerumque recursitans gaudeat occupari. i. precedi a sole. ´ nde do´h mercurius o´fto fu´ re-lo´ufen uue´rde fo´ne dero su´ nnuˆ n. U u´ nde er du - -´ rh - - -sı´-h- -sta -ˆ-nde - - - de - ´-nche - - - -uuı - -ˆo- -er- -a´-ber - - - sı-ˆa- -fu-´-re-lo - -´-ufe. -do´h keskı´het. ta´ z er ´ıro sı´h ´ebenoˆndo soˆ fu´ re-geıˆle. da´ z er eruuı´ndendo sı´h a´ ber laˆ ze fu´ re/geıˆlet uue´rden.
Es gelingt Notker in seiner Übersetzung, den komplexen Zusammenhang der Vorlage syntaktisch so zu strukturieren, daß die Aussage deutlich wird, vor allem dadurch, daß er im Zentrum der Übersetzung einen kurzen Hauptsatz einfügt: do´h keskı´het (46.10) - als Verweis auf die eigentliche Aussage (im lateinischen Hauptsatz): Merkur überholt in seinem Lauf den der Sonne. Diese Aussage wird zwar untergeordnet, aber eben durch den Hauptsatz hervorgehoben. Erweiterung und Reduktion dienen jeweils der Stringenz bzw. Transparenz der Struktur und damit dem Textverständnis (s. dazu unter ,zusätzlicher abhängiger Fragesatz‘ in II.1.3 und ,Reduktion von Konjunktionalsatz‘ in 4.2). In ähnlicher Weise wird bei der Wiedergabe eines Satzgefüges ein zusätzlicher Hauptsatz als Verweis auf die eigentliche Aussage gebildet, die - in der Vorlage als Hauptsatz gegeben - in Form von zwei daz-Sätzen angefügt wird, die durch „Spaltung“ des Hauptsatzes gebildet sind: 81.7 ff.
81.11 ff.
nunc uanescentis gratiae tenuata uarietas. ita penitus ablegebat. i. euanescebat. tamquam nihil ante habuisset discolorum. uuıˆloˆn uua´ rd ta´ z tiu feˆhi daˆ r-a´ na zegaˆ ndo sı´h kedu´ nneroˆta u´ nde soˆ ga´ reuuo fersua´ nt. sa´ mo-so daˆ r-fo´re nıˆeht so´liches neuuaˆ re.
Die in der Vorlage gegebene Aussage des Hauptsatzes - das Sich-allmählich-Verflüchtigen der Farbe von Junos Kniegürtel - mit Prädikat und zwei Partizipien wird von Notker ebenfalls in dreifacher Weise wiedergegeben (zwei Nebensätze und ein Partizip), aber durch die direkte Unterordnung unter den Hauptsatz (mit Verweischarakter) zusätzlich hervorgehoben.
126
II Satzgefüge
In den beiden oben dargestellten Fällen für Veränderung der Syntax durch ,Verschiebung‘ wird durch den zusätzlichen Hauptsatz und die Veränderung des ursprünglichen Hauptsatzes zu Nebensatz/Nebensätzen zwar die Struktur verschoben, nicht aber die Aussage - sie wird damit verdeutlicht und hervorgehoben.
7 Veränderung von Satzgefüge und Satz durch Verschiebung („Spaltung“) und Erweiterung Verschiebung der syntaktischen Struktur findet sich auch innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Satzeinheiten. So verändert Notker ein Satzgefüge, indem er einen Teil des folgendes Satzes ohne Prädikat als Apposition an den Relativsatz des Gefüges, der um einen zweiten (= zweites Prädikat) erweitert ist, anschließt und den weiteren Teil des Satzes - eine Partizipialkonstruktion - zum Satz verändert. 24.9 ff.
24.11 ff.
Illic autem circumstabat in ordine quicquid imminet seculorum. fortune˛ urbium. nationumque. omnium regum. ac totius populi uidebantur. Alie˛ transacti cursus emenso spacio fugientes. Taˆ r stuˆ ont u´ mberı´nget a´ l da´ z ˆıo zıˆto uua´ rd. a´ lde uuı´rdet. u´ nde dıˆe uuıˆlsaˆ ldaˆ a´ llero bu´ rgo. a´ llero dıˆeto. a´ llero chu´ ningo. a´ llero lı´uto. Su´ meliche irlı´tenero ´ıro fe´rte uuaˆ ren ´ıu in flu´ hte.
Es bleibt zwar bei der Abfolge Satzgefüge und Satz, doch hat Notker durch die Spaltung des lat. Satzes in Apposition und „neuen“ Satz die Aussagen bzw. die Gewichte verschoben: So verlagert Notker die Aufzählung der künftigen Schicksale als Apposition in das Satzgefüge und damit als konkrete Informationen zur allgemeinen Aussage (Vergangenheit und Zukunft) - das semantisch „schwache“ Prädikat der Vorlage videbantur (24.11) wurde dabei ausgespart. Die in der Partizipialkonstruktion formulierte Aussage - Flucht bzw. Entweichen der bereits vollzogenen Schicksale - wird von Notker als eigener Satz abgehoben und damit entsprechend gewichtet (nicht zuletzt in Anlehnung an den folgenden Satz 24.16 bzw. 24.16 f., der die Gegenwärtigkeit von Schicksalen zum Inhalt hat). Die Bedeutung der Aussage zur Vergangenheit in einem eigenen Satz (24.15 f.) hat Notker auch veranlaßt, den Relativsatz des vorangehenden Satzgefüges um einen zweiten bzw. um ein zweites Prädikat zu ergänzen, der bzw. das auf die Vergangenheit verweist:
8 Veränderung von Satzgefüge durch „Verschmelzung“
24.12
127
a´ l da´ z ´ıo zıˆto uua´ rd. a´ lde uuı´rdet.
für 24.9 f.
quicquid imminet
(s. dazu auch ,zusätzlicher Relativsatz im Satzgefüge‘ in 1.1). Gerade an diesem Beispiel wird deutlich, wie Notker mit „Spaltung“ bzw. Verschiebung sowie Erweiterung der syntaktischen Struktur die Aussage(n) der Vorlage vermittelt, indem er verdeutlicht und ergänzt.
8 Veränderung von Satzgefüge und Satz/Satzgefüge zu Satzgefüge durch „Verschmelzung“ Neben der Verschiebung der syntaktischen Struktur innerhalb von zwei Satzeinheiten findet sich bei Notker auch Verbindung bzw. „Verschmelzung“ zweier Satzeinheiten zur Struktur eines Gefüges. 8.1 „Verschmelzung“ von Satzgefüge und Satz Notker verändert in einem Fall einen Satz der Vorlage mit zusätzlichem Nebensatz zu zwei Nebensätzen, die er dem vorausgehenden Satzgefüge (mit zwei Nebensätzen 1. Grades) entsprechend unterordnet (2. und 3. Grades). Die Textstelle ist im zweiten Teil jeweils verkürzt zitiert: 14.1 ff.
14.3 ff.
Uoluit saltem endelichie˛ ac solis filiam postulare. quod speciosa quam maxime magnaque deorum sit educata cura … Nam ipsi psiche˛ … dii … multa contulerant. Soˆ uuo´lta er do´h toˆ ge´rno psichen dıˆa to´hter solis u´ nde endelichie˛ … uua´ nda sıˆ u´ nme´z scoˆne uua´ s. u´ nde gezo´gen ´ lso daˆ r-a´ na ske´in. mı´t mı´chelen ruˆ ochoˆn dero go´to … A da´ z ´ıro die go´ta … mı´chela ge´ba gaˆ ben.
Notker hat in seiner Übersetzung den kausalen Zusammenhang von Satzgefüge und Satz der Vorlage (mit der Konjunktion nam ) durch den zusätzlichen Nebensatz A´lso daˆ r-a´ na ske´in (14.9) zu einer modalen Beziehung verändert, wobei dieser Nebensatz (mit der deiktischen Partikel daˆ r-ana ) auf den folgenden daz-Satz verweist, der die Aussage des Satzes (in der Vorlage) die vielen Geschenke der Götter für Psyche - wiedergibt und die durch
128
II Satzgefüge
den vorausgehenden Nebensatz entsprechend hervorgehoben ist, wie auch in anderen Fällen bei Notker ein zusätzlicher Satz/Nebensatz auf den zu einem daz-Satz veränderten Hauptsatz (eines Gefüges) verweist und ihn damit betont. (vgl. II.6). Die Veränderung von kausaler zu modaler Beziehung (mit folgendem dazSatz ) der beiden Satzeinheiten bzw. Aussagen im Satzgefüge bei Notker erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß die zwei Kausalsätze des Gefüges (mit gemeinsamem finiten Teil) unmittelbar vorausgehen und somit eine Unterscheidung (wenn auch nur als Variation) erforderlich macht, die in der Vorlage mit den Konjunktionen quod und nam (hypotaktisch und parataktisch) gegeben ist. Eine solche Wiedergabe zweier Satzeinheiten der Vorlage ist ein Beispiel dafür, daß Notker durchaus auch eine komplexe syntaktische Fügung bildet (mit Unterordnung 3. Grades), er findet aber eine sehr klare und stringente Struktur für die Darstellung des in der Vorlage mit zwei Satzeinheiten gegebenen Zusammenhangs.
8.2 „Verschmelzung“ von zwei Satzgefügen In einem anderen Fall verbindet Notker zwei Satzgefüge der Vorlage zu einem Gefüge indem er den Hauptsatz des zweiten Gefüges (mit zwei Nebensätzen) zu einem Nebensatz umformt und damit dem vorausgehenden Gefüge (mit einem Nebensatz) anschließt. Die Textstelle wird hier leicht gekürzt zitiert, der Schrägstrich trennt die beiden Gefüge der Vorlage; der zum Relativsatz umgeformte Hauptsatz (des zweiten Gefüges) ist unterstrichen: 66.4 ff.
66.10 ff.
Ac mox iouis scriba precipitur … coelicolas aduocare. precipueque senatores deorum. qui penates ferebantur tonantis ipsius. quorumque nomina. quoniam publicari secretum ce˛ leste non pertulit. ex eo quod omnia pariter repromittunt nomen eis consensione perfecit. Toˆ hıˆez man iouis prıˆeuaruˆ n … die hı´melsaˆ zen da´ ra-uuıˆsen. Ze ˆerest tie heˆroˆsten. dıˆe iouis ´ıngesıˆde hıˆezen. de´ro na´ men diu hı´mel-to´ugeni neuuo´lta gelı´utpaˆ ret uue´rden. u´ nde ´ın geme´inen na´ men ga´ b fo´ne ´ein-raˆ tigi. uua´ nda sie a´ llı´u dı´ng sa´ ment ioue gehe´izent.
Notker hat damit auch den einleitenden Kausalsatz des zweiten Gefüges zu einem Relativsatz verändert. Diese Veränderung ermöglicht die unmittel-
9 Veränderung von Satzgefügen durch „Abspaltung“
129
bare Verbindung mit dem vorausgehenden Relativsatz (des vorhergehenden Gefüges) und damit Verknüpfung mit dem Akkusativobjekt (des Hauptsatzes) als Bezugswort: tie heˆroˆsten (66.13) für senatores (66.6). Die Darstellung der Begründung für den Namenwechsel der Götter - die eigentlichen Namen als Geheimnis - mit einer entsprechenden Konjunktion wie in der Vorlage (quoniam) ist vom Zusammenhang her nicht erforderlich, so daß sich dann der Hauptsatz des zweiten Gefüges als Folge (Bezeichnung mit anderem Namen) auch unmittelbar als Relativsatz anschließt: … u´nde ´ın geme´inen na´men ga´b (66.14 f.). 17 Notker hat durch die Zusammenfassung bzw. „Verschmelzung“ der beiden Satzgefüge in der Vorlage - inhaltlich und syntaktisch (relativischer Anschluß) ohnehin eng verbunden - zwar eine größere syntaktische Struktur geschaffen (mit vier Nebensätzen), die aber durch die Reihung von drei Relativsätzen (1. Grades) mit einem Bezugswort und deren Position im Zentrum des Gefüges sehr klar bzw. transparent ist und die Aussage entsprechend ihrem (kausalen) Zusammenhang gliedert. - Die beiden Fälle der „Verschmelzung“ zeigen, daß Notker durchaus auch komplexe Satzgefüge bildet, wenn Inhalt und/oder Struktur der Vorlage dies nahelegen, obwohl Notker ansonsten Satzgefüge der Vorlage eher reduziert, d. h. mit mehreren Satzeinheiten wiedergibt (siehe im folgenden „Abspaltung“ und „Spaltung“).
9 Veränderung von Satzgefügen durch „Abspaltung“ von Nebensatz/Nebensätzen oder Hauptsatz ohne/oder mit Nebensatz/Nebensätzen Bewirkt die „Verschmelzung“ von Satzeinheiten eine Reduktion, so entstehen andererseits durch „Abspaltung“ von Hauptsatz oder/und Nebensatz von einem Satzgefüge zusätzliche Sätze bzw. Satzeinheiten. Es geht dabei jedoch weniger um die veränderte Quantität als vielmehr um die Funktion solch zusätzlicher Sätze im Rahmen der jeweiligen Übersetzung, was oben unter ,zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ ‘ (I.2.1-3) bereits dargestellt
17
Die Wiedergabe von Relativpronomen mit Personalpronomen in ist wahrscheinlich durch syntaktische Dissimilation bzw. Anakoluth bedingt. (s. dazu: Mittelhochdeutsche Grammatik § 496. 24. Auflage. Tübingen 1998, S. 473 ff.)
130
II Satzgefüge
wurde. Im folgenden soll diese Veränderung der „Abspaltung“ in Verbindung mit anderen Veränderungen des Gefüges berücksichtigt werden. 9.1 „Abspaltung“ von Nebensätzen Wie bereits in I.2.3 (,zusätzliche Sätze durch Veränderung von Nebensätzen eines Satzgefüges‘) dargestellt, hat Notker bei der Übersetzung des Satzgefüges (103.15 ff.) mit abhängigem Fragesatz und zwei Relativsätzen die beiden Relativsätze als Sätze abgespalten und damit die hypotaktische Struktur der Vorlage auf ein einfaches Gefüge reduziert. Auch in einem anderen Fall (29.12 ff.) hat Notker zwei Relativsätze eines Satzgefüges „abgespalten“ und als Sätze verselbständigt. Da Notker darüber hinaus das Gefüge der Vorlage in zwei Gefüge „gespalten“ hat, werden die Veränderungen des Gefüges bei Notker unter dem Aspekt , „Spaltung“ von Gefügen‘ dargestellt (II.10.2). Dies gilt auch für die Übersetzung des Satzgefüges 88.2 ff., bei der Notker über die „Spaltung“ des Gefüges hinaus drei von vier Relativsätzen als eigene Sätze wiedergegeben hat.
9.2 „Abspaltung“ des Hauptsatzes (mit Verschiebung) In vier Fällen bildet Notker zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes, was zur Umgestaltung der Satzgefüge führt. Wie bereits in I.2.1 dargestellt, löst Notker den Hauptsatz eines Satzgefüges mit zwei Nebensätzen (80.4 ff.) als eigenen Satz vom Gefüge ab und bildet aus dem lateinischen Relativsatz den Hauptsatz eines „neuen“ Gefüges mit dem Konjunktionalsatz der Vorlage, der aber dann dem Hauptsatz vorausgeht. Die Aussage des lateinischen Hauptsatzes (die dunkle/trübe Farbe des Kopftuchs der Juno houbet-tuˆ oh bei Notker für lateinisch peplum = ‘Gewand, Oberkleid’) wird als eigener Satz hervorgehoben, zumal er mit zwei zusätzlichen Kausalsätzen näher erläutert wird. Die in den lateinischen Nebensätzen gegebene Aussage mit konditionalem Verhältnis (Aufleuchten des Kopftuchs im Falle eines Lichtstrahls) wird mit einem „neuen“ bzw. eigenen Gefüge entsprechend gewichtet. (Im Zitat ist bei Notkers Übersetzung der zusätzliche Satz einfach unterstrichen, der „neue“ Hauptsatz des Gefüges erscheint gesperrt.): 80.4 ff.
sed peplum fuit caligosum. Quod tamen. s. peplum. si appulsu cuiusque luminis tangeretur. inter obumbrantes nebulas sude perspicuitatis gratia preniteret.
9 Veränderung von Satzgefügen durch „Abspaltung“
80.6 ff.
131
´ be a´ ber lıˆeht a´ ber daz ho´ubet-tuˆ oh uua´ s tı´mberez … U taˆ r-a´ na chaˆ me. soˆ skı´ ne saˆ r u´ nder dien u´ mbe-ha´ benteˆ n ne´ belen. ´e telıˆ h clı´ z ter o he´ iteri.
In einem anderen Fall (s. I.2.1) gibt Notker den wesentlichen Teil des Hauptsatzes im Satzgefüge 38.11 ff. als eigenen Satz (38.16 f.) nach dem Gefüge (38.14 ff.) wieder, dessen „neuer“ Hauptsatz zu dem (erweiterten) Partizip Präsens des lateinischen Hauptsatzes gebildet ist, wobei weiterhin ein vom Inhalt her entbehrlicher Relativsatz ausgespart (s. II.2) und ein abhängiger Fragesatz (für eine nominale Fügung) ergänzt wird (s. II.1.3). Durch die „Abspaltung“ hat Notker die wesentliche der beiden im lateinischen Hauptsatz gegebenen Aussagen (Befehl Apolls) abgehoben und betont, womit das Gefüge, insbesondere der Hauptsatz (der Vorlage), „entlastet“ wird. Bei der Textwiedergabe sind der ausgesparte und der zusätzliche Nebensatz mit durchbrochener Linie gekennzeichnet; der zusätzliche Satz bei Notker ist (wie oben) einfach unterstrichen, der „neue“ Hauptsatz erscheint gesperrt: 38.11 ff.
38.14 ff.
Talia conserentes ut procul pithius aduentare conspexit. causamque aduentus primis aspectibus recognouit trono quo - - - -insidebat - - - - - - - exsurgens. musas iussit occurrere. Soˆ sie su´ s choˆsoˆnte pithius fe´rrenaˆ n gesa´ h cho´men. u´ nde er ˆ ˆ ˆ saˆ r bechnaˆ ta … -uua - ´-z- ´ı-ro- -fa´-rt- -me-´inda. - - - do stu ont ´e r se´ lbo u f ga´ gen ´ı n. u´ nde hıˆez ´ın sıˆne musas fu´ relo´ufendo bega´ genen.
Bei einem Satzgefüge mit drei Nebensätzen (50.13 ff.) übersetzt Notker nicht nur den Hauptsatz als eigenen Satz, sondern verändert auch den ersten der beiden Konjunktionalsätze zu einem Satz, während er den zweiten zum Hauptsatz eines „neuen“ Gefüges umformt - mit Relativsatz (entsprechend der Vorlage) und mit zusätzlichem Konjunktionalsatz (s. dazu II.1.2). Das im Gefüge der Vorlage dargestellte Geschehen (Abgang Apolls; Veränderung von Haarband und Lorbeerstab) wird auf diese Weise in der Abfolge verdeutlicht, erläutert (zusätzlicher Nebensatz) und entsprechend gewichtet (s. dazu I.2.2) - die Sätze bei Notker sind einfach unterstrichen, der Hauptsatz ist gesperrt wiedergegeben: 50.13 ff.
Interea tractus aerios iam phoebus exierat. Cum subito ei uitta crinalis inmutatur in radios. laurusque quam dextera retinebat. in lampadem mundani splendoris accenditur.
132 50.14 ff.
II Satzgefüge
´Inin dı´u uua´ s phoebus. io´h hı´na u´ ber dia lu´ ft. Toˆ uua´ rd ´ımo ga´ hes ter fa´ hs/pe´ndel. in skıˆmen beuue´ndet. u´ nde de´ r la´ urıˆ no a´ st. te´r a´ n sıˆnero he´nde uua´ s. te´ r irske´ in a´ lso lampas. soˆ uuıˆt soˆ diu uue´rlt uua´ s.
In einem anderen Fall gibt Notker sogar ein Satzgefüge mit zwei Nebensätzen (101.2 ff.) mit drei eigenen Sätzen und einem „neuen“ Satzgefüge wieder (s. I.2.2). Neben dem Hauptsatz des Gefüges verändert er auch den ersten Nebensatz (Relativsatz) sowie den größten Teil des zweiten Nebensatzes (ebenfalls Relativsatz) zu Sätzen, während er dann den übrigen Teil des zweiten „gespaltenen“ Relativsatzes (mit dem Prädikat) zu einem Satzgefüge umformt: Das Prädikat wird zum Hauptsatz cha´ d man (101.14), dem die übrigen beiden Satzteile (prädikatives Adjektiv und präpositionales Objekt) als daz-Satz untergeordnet werden - Notker übersetzt auf diese Weise das persönlich konstruierte Passiv des Prädikats referebatur (101.14) - Liber bzw. Bacchus ,wurde berichtet, erzählt‘ - analog zu einer NcI-Konstruktion. Die drei Sätze bei Notker verdeutlichen und gewichten Handlung und Beschreibung (Auftritt und Charakterisierung der beiden Götter), während das Satzgefüge - dem Textverständnis Notkers entsprechend - einen Wesenszug des Weingottes zusätzlich hervorhebt. Insgesamt gesehen hat Notker das Satzgefüge der Vorlage (mit einem sehr umfangreichen Relativsatz) entsprechend den Aussagen gegliedert, d. h. im wesentlichen aufgelöst (Unterstreichung und Sperrung wie oben): 101.2 ff.
101.2 ff.
Dehinc admissi tonantis ipsius filii. Inter quos primus quidem ruber iuuenis ac uorax omnium. sitiorque etiam sanguinis gradiebatur. Alter suauis et comis. Falcemque dextera. leua gestans cratera somnificum. Ac pronus in petulantiam referebatur. Soˆ uuu´ rten doˆ ´ın-ferlaˆ zen iouis su´ ne. Te´ro zue´io uua´ s ter fo´rderoˆro ´ein roˆt iu´ ngeling … u´ nde slı´ndare io´h tu´ rstesare des pluˆ otes … Ter a´ nder uua´ s ma´ mmende u´ nde mı´nnesa´ m … Sıˆn re´be-me´zers a´ n dero ze´seuuuˆ n tra´ gende u´ nde sıˆnen slaˆ f-ma´ chigen cho´pf a´ n dero uuı´nsteruˆ n. Io´h spı´loge´rneˆr cha´ d man da´ z er uuaˆ re.
10 Veränderung von Satzgefüge durch „Spaltung“ (ohne/mit „Abspaltung“ von Sätzen) in zwei Satzgefüge In vier Fällen verändert bzw. „spaltet“ Notker ein Satzgefüge der Vorlage in zwei Satzgefüge, wobei er (durch Umformung oder Zusatz) einen oder
10 Veränderung von Satzgefüge durch „Spaltung“
133
zwei „neue“ Hauptsätze bildet. Bei zwei Gefügen formt er durch „Abspaltung“ von Nebensätzen zusätzliche Sätze bzw. Satzeinheiten, so daß die beiden Gefüge der Vorlage noch umfassender gegliedert bzw. „entfaltet“ werden. 10.1 „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge Notker übersetzt ein Gefüge mit zwei Nebensätzen (17.19 ff.) mit zwei einfachen Gefügen, wobei er einerseits das Gefüge der Vorlage ohne den zweiten Nebensatz wiedergibt, diesen aber andererseits mit einem zusätzlichen Hauptsatz (im Zitat unterstrichen) zu einem weiteren Gefüge verbindet: 17.19 ff.
18.1 ff.
Sed uehiculum ei ac uolatiles rotas. quıˆs mira possit celeritate discurrere tradiderat ipse cillenius. Licet eam auri compedibus illigatam memoria pregrauauerit. A´ber se´lbeˆr ´ıro suˆ ocho. ga´ b ´ıro re´ituua´ gen mı´t traˆ teˆn re´deren. uˆ fen de´mo sıˆ spuˆ otigo fa´ ren ma´ hti … Tıˆa sne´lli ga´ b er ´ıro. do´h sia dea memoria mı´t cu´ ldineˆn dru´ hen he´ftendo suaˆ rti …
Die beiden Satzgefüge verdeutlichen jeweils die im Gefüge der Vorlage dargestellten Aussagen über den Wagen mit Flügelrädern für schnelle Fahrt der Psyche als Geschenk Merkurs - in der Vorlage der Haupt- und Relativsatz (mit finalem Nebensinn) - trotz der von Memoria geschenkten schweren Goldketten bzw. Fesseln - in der Vorlage der Konzessivsatz. Notker hat mit dem zusätzlichen Hauptsatz das konzessive Verhältnis bzw. den Gegengrund hervorgehoben: Schnelligkeit des Wagens gegen(über) Hemmung durch die Fesseln. In einem anderen Fall gibt Notker ein Satzgefüge mit vier Konjunktionalsätzen (26.18 ff.) mit zwei Satzgefügen wieder, indem er zunächst den Hauptsatz in veränderter Form und die drei folgenden Nebensätze weitgehend entsprechend der Vorlage übersetzt, dann aber einen Teil des dritten Nebensatzes - zwei von vier Prädikatsnomina - mit einem zusätzlichen Prädikat zu dem „neuen“ Hauptsatz des zweiten Gefüges (mit dem vierten Nebensatz der Vorlage) ergänzt. In das Satzgefüge der Vorlage ist noch ein Satz eingeschoben (27.7 ff.), der von Notker mit Satzgefüge übersetzt wird (s. I.7.1). Der veränderte sowie der „neue“ Hauptsatz sind im Zitat (ohne eingeschobenen Satz) jeweils unterstrichen: 26.18 ff.
Nec mirum. apollinis silua ita rata modificatione congrueret. cum ce˛li quoque orbes. idem delius moduletur in sole. Hincque esse quod illic phoebus. et hıˆc uocitetur auricomus …
134
26.20 ff.
II Satzgefüge
Hinc quoque sagitarius. hinc quoque uulnificus. quod possit radiorum iaculis icta penetrare. ´ nde nehe´in uuu´ nder uue´sen sa´ geta er ´ıro. da´ z apollinis uua´ ld U ze soˆ guı´ssero ra´ rto geuue´rbet uuaˆ re. sıˆd er o´uh a´ n dero su´ nnuˆ n ´ nde er bedı´u daˆ r gena´ moˆt sıˆ nı´uueˆr. die hı´mel/speˆras kere´rte. U hıˆer go´ldfa´ hseˆr … Hı´nnaˆ n he´izet er scu´ zzo. u´ nde uuu´ nt-ma´ chıˆg. uua´ nda er a´ na-geskı´nenı´u dı´ng. mı´t tien skıˆmoˆn du´ rh-kaˆ n ma´ g.
Der (elliptische) Hauptsatz der Vorlage: Nec mirum (26.18) ist bei Notker als AcI mit einem zusätzlichen Satz: sa´ geta er ´ıro (26.20 f.) verbunden, dem dann die beiden quod-Sätze der Vorlage als daz-Sätze untergeordnet sind. Die Erweiterung des Hauptsatzes (sageta er iro) ist sicher durch das als indirekte Rede (vor dem ersten quod-Satz ) eingeschobene hinc esse (27.3) bedingt. Der eingeschobene Satz (27.7 ff.) - bei Notker Satzgefüge (27.10 ff.) mit der zusätzlichen Information (über Apolls Haupt mit Strahlenkranz) veranlaßte Notker wohl dazu, den dann noch nachfolgenden Teil des Satzgefüges als eigenes Gefüge wiederzugeben, das die Information über zwei weitere Beinamen Apolls (mit Begründung) verdeutlicht und ensprechend hervorhebt.
10.2 „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge mit „Abspaltung“ von Sätzen Zwei Satzgefüge der Vorlage übersetzt Notker jeweils durch „Spaltung“ mit zwei Gefügen und durch „Abspaltung“ von Hauptsatz und/oder Relativsätzen mit zusätzlichen Sätzen (soweit von Relativsätzen gebildet, allerdings eng verbunden durch gemeinsames Prädikat - einmal auch ohne Vorbild der Vorlage). Bei der Übersetzung des Satzgefüges 29.12 ff. (mit drei Relativsätzen) bildet Notker mit dem Hauptsatz und einem zusätzlichen Konjunktionalsatz anstelle eines Ablativus comparationis (29.14 - s. II.2.1) das erste (einfache) Gefüge, mit einem zu einem Hauptsatz umgeformten Relativsatz und einem zusätzlichen Relativsatz anstelle eines Partizip Präsens (29.19 - s. II.1.1) das zweite (einfache) Gefüge, dem dann zwei Sätze (mit gemeinsamem Prädikat), aber jeweils zwei verschiedenen Objekten für die beiden Relativsätze der Vorlage folgen (s. Abspaltung in I.2.3). (In Notkers Übersetzung sind die Sätze einfach unterstrichen, die Hauptsätze gesperrt wiedergegeben):
10 Veränderung von Satzgefüge durch „Spaltung“
29.12 ff.
29.13 ff.
135
Uerum interior illo resplendebat amnis purior electro. Quem preter ceteros fortunarum ille consistens populus appetebat. Quarum alias eius odor et halatus illexerat. alias lenis unde˛ canori permulsere modulatus. A´ ber ´ı nnoˆ r ra´ n. dı´u luˆ tteroˆra uua´ s ta´ nne electrum … Te´ s uua´ z er es ke´ r oˆ ta dı´ u ma´ negi der o uuıˆ lsaˆ ldoˆ n. dı´u ´ın demo ho´le stuˆ ont. Su´ meliche lu´ sta ´ıro sta´ nches. su´ meliche de´ro ma´ mmenduˆ n u´ ndo sa´ nges.
Notker hat die Abfolge von drei relativ umfangreichen Relativsätzen 1. und 2. Grades (2) gewissermaßen aufgelöst bzw. die Aussagen anders gegliedert und gewichtet (Farbe des Flusses; Drang der Schicksale zum Wasser; dessen Geruch und Klang als Beweggründe), zumal ihm einmal Erläuterungen bzw. Ergänzungen zum Wortlaut der Vorlage selbst notwendig oder sinnvoll erschienen (s. zusätzliche Nebensätze) und zum anderen damit ein größerer Einschub mit Erläuterungen (vier Zeilen - 29.14 ff.) zum ersten Satzgefüge bzw. zum Hauptsatz des lateinischen Gefüges möglich wurde. Die Wiedergabe der beiden Relativsätze mit zwei Sätzen (mit gemeinsamem Prädikat) ist im übrigen ein Beispiel dafür, daß Notker neben den vielen Ergänzungen durch zusätzliche Nebensätze auch umfangreichere Fügungen bzw. Aussagen der Vorlage auf das Wesentliche der Information beschränkt und denkbar kurz formuliert. „Spaltung“ eines Satzgefüges mit „Abspaltung“ findet sich auch bei der Übersetzung des Gefüges 88.2 ff. mit vier Relativsätzen (drei davon mit gemeinsamem Prädikat, aber unterschiedlichen Subjekten und Ablativi qualitatis). Der lateinische Hauptsatz am Anfang des Gefüges erscheint bei Notker als eigener Satz, ihm folgt ein einfaches Gefüge mit einem aus dem ersten Relativsatz der Vorlage gebildeten Hauptsatz - mit einem zusätzlichen daz-Satz anstelle einer Partizipialkonstruktion (89.8 ff. - s. II.1.2.1). Das zweite (einfache) Gefüge formt Notker aus einem Teil des zweiten Relativsatzes durch Veränderung (mit Kopula) zum Hauptsatz, dem er einen zusätzlichen Konjunktionalsatz zu dem Prädikat des Relativsatzes gebildet - unterordnet (= „Spaltung“ des Relativsatzes). Dem Satzgefüge folgen zwei Sätze (für die Relativsätze des lateinischen Gefüges) mit dem gemeinsamen Prädikat des Hauptsatzes: 88.2 ff.
Quippe tres fuerant a fronte gemme˛ . lichynis astrites et ceraunos. Que˛ eius effigiem reuerendam a cognitione conspicientium. uibrantibus radiorum fulgoribus occulebant. Quarum alia cancri cerebro. leonis oculis altera. geminorum fronte assumpta tertia dicebatur.
136 88.4 ff.
II Satzgefüge
Trıˆ uuaˆ ren a´ n sıˆnemo ´ende … gemini. u´ nde cancer. u´ nde leo … Tıˆ e gemme˛ benaˆ men da´ z mı´ t te´ r o draˆ ti ´ı r o skıˆ moˆ n. da´ z ´ın a´ na´ nde ´e iniu uua´ s keno´ men soˆ ma´ n cha´ d -se´hente nebechnaˆ toˆn. U uˆ z er de´ mo gı´ lse cancri. a´ nderı´u uˆ zer leonis o´ugoˆn. diu drı´tta uˆ zer de´mo ´ende geminorum …
Die Gliederung bzw. „Auflösung“ des lateinischen Satzgefüges in kleinere Satzeinheiten (zwei einfache Gefüge und drei Sätze) dient - ähnlich wie bei der oben dargestellten Übersetzung des Satzgefüges 29.12 ff. (mit vier Satzeinheiten) - im wesentlichen der näheren Erläuterung der Vorlage mit zusätzlichen Nebensätzen sowie weiteren Informationen in Anlehnung an den Kommentar - so folgen auf den ersten Satz bei Notker (= Hauptsatz des lateinischen Gefüges) 22 Zeilen Erläuterungen zu den Namen der drei Edelsteine auf der Stirnseite von Sols Krone (88.5 ff.). Durch „Spaltung“ und „Abspaltung“ in entsprechende Satzeinheiten werden die verschiedenen Aussagen im lateinischen Satzgefüge zudem stärker betont bzw. mehr gewichtet: die Namen der Edelsteine; der den Betrachter blendende Glanz der Steine; die Beschaffenheit (Material) der Steine. Auch in der weiteren Beschreibung der Edelsteine (89.19 ff.) finden sich in der Übersetzung zum Teil sehr umfangreiche Erläuterungen, die den einzelnen Aussagen, d. h. Sätzen (in der Vorlage ein Satzgefüge mit fünf Relativsätzen - s. dazu I.3.2) angefügt sind (z. B. fast 20 Zeilen zum althochdeutschen Satz 91.7). Zusammenfassung (6-10) -Veränderung von Satzgefügen Abgesehen von Erweiterung oder Verminderung hypotaktischer Fügungen durch zusätzliche Nebensätze oder Reduktion von Nebensätzen zu Satzteilen oder gar Aussparung (s. II.1 sowie 4 und 5) hat Notker in vielfacher Weise hypotaktische Strukturen bzw. Satzeinheiten der Vorlage verändert. So gibt es „Verschiebungen“ in einem Satzgefüge, indem der Hauptsatz der Vorlage zum Nebensatz/Nebensätzen umgeformt und ein anderer Hauptsatz gebildet wird, was zur Erweiterung des Satzgefüges gegenüber der Vorlage führt (Kap. 6). Auch innerhalb von zwei Satzeinheiten findet sich eine solche „Verschiebung“ der syntaktischen Struktur (7), oder aber (in zwei Fällen) „Verschmelzung“ zu einem größeren bzw. komplexen Satzgefüge (8), wenn dies vom Zusammenhang der Vorlage her sinnvoll erscheint. Die Bildung größerer Satzgefüge bei Notker bleibt allerdings die Ausnahme, denn sehr viel häufiger reduziert er Satzgefüge der Vorlage, indem er durch „Abspaltung“ und/oder „Spaltung“ das Gefüge in mehrere Satzeinheiten auflöst bzw. gliedert, dabei aber wiederum zum Teil zusätzli-
11 Zusätzliche Satzgefüge bei Notker gegenüber der Vorlage
137
che Nebensätze hinzufügt (9 und 10). Die „Abspaltung“ eines Hauptsatzes (in der Vorlage) führt zur Umgestaltung des ganzen Gefüges, für das dann gewissermaßen als „Ersatz“ ein anderer bzw. ein neuer Hauptsatz zu bilden ist. Eine weitergehende Veränderung bzw. Umgestaltung bei Notker ist die „Spaltung“ eines Satzgefüges, zum Teil mit „Abspaltung“ verbunden. Diese Auflösung bzw. Gliederung dient einerseits der Transparenz und Gewichtung der einzelnen Aussagen oder Aspekte, andererseits aber vor allem der unmittelbaren Erläuterung durch zusätzliche Nebensätze (mit der Basis im Text der Vorlage) oder der erläuternden Zusätze im Sinne der Kommentare. Bei der Veränderung von Satzgefügen durch „Abspaltung“ handelt es sich meist um Relativsätze, zum Teil mit komplexen nominalen Fügungen; die Relativsätze, bisweilen auch sehr kurze Fügungen (z. T. mit gemeinsamem Prädikat), geben häufig die wesentlichen Aussagen bzw. Informationen. Solche Relativsätze werden dann oft aus den oben angeführten Gründen als Sätze vom Gefüge gelöst und gewissermaßen verselbständigt. In manchen Fällen werden Satzgefüge mit Relativsätzen sogar vollständig in Sätze aufgelöst (s. ,zusätzliche Sätze‘ in I.3). (In manchen Fällen haben die Relativsätze der Vorlage, d. h. in Notkers lateinischem Text den Charakter eines Satzes mit relativischem Anschluß. Die Zuordnung ist nicht immer eindeutig möglich - die Entscheidung für Relativsatz oder Satz für die Darstellung bzw. Statistik erfolgte jeweils in Verbindung mit der lat. Textausgabe von J. Willis - s. Lit.-Verz.)
11 Zusätzliche Satzgefüge bei Notker gegenüber der Vorlage Es ist deutlich geworden, daß Notker in vielen Fällen die Satzgefüge der Vorlage durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze erweitert, auch zweimal durch „Verschmelzung“ mit einer weiteren Satzeinheit - was allerdings im Falle des zweiten Satzgefüges einen „Verlust“ von Hypotaxe (als Satzeinheit gesehen) bedeutet. Neben der Erweiterung von Gefügen findet sich bei Notker auch zusätzliche Hypotaxe in der Form zusätzlicher Bildung eines Gefüges (auf der Basis der Textvorlage) oder durch Veränderung von Sätzen zu Gefügen durch zusätzlichen Nebensatz (auf der Basis der Vorlage). 11.1 Zusätzliche Satzgefüge durch „Spaltung“ eines Satzgefüges Diese Veränderung eines Gefüges, z. T. mit „Abspaltung“ ist oben unter II.9 und 10 dargestellt worden, so daß hier nur die vier Belegstellen angeführt werden (in Klammern die Angabe der lateinischen Vorlage bei Notker): 18.1 ff. (17.19 ff.); 26.20 ff. (26.18 ff.); 29.13 ff. (29.12 ff.); 88.4 ff. (88.2 ff.)
138
II Satzgefüge
11.2 Zusätzliche Satzgefüge durch Erweiterung eines Satzes mit einem Satzgefüge Wie in I.10 dargestellt, erweitert Notker in zwei Fällen einen Satz der Vorlage mit einem Satzgefüge: zum einen - 28.9 ff. (für den lat. Satz 28.6 ff.) - mit Relativsatz und zusätzlichem Hauptsatz, zum anderen - 28.17 ff. (28.20 ff.) - mit einem daz-Satz und einem zusätzlichen Satz. 11.3 Zusätzliche Satzgefüge durch Veränderung eines Satzes zu Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze Zusätzliche Hypotaxe (als Satzeinheit) gegenüber der Vorlage ergibt sich bei Notker mit der relativ häufigen Veränderung eines lateinischen Satzes durch Nebensatz/Nebensätze zu einem Satzgefüge. Diese Veränderung ist bereits als ein Charakteristikum für Notkers Übersetzung allgemein unter ,Satz wird Satzgefüge‘ in I.5 und 6) ausführlich dargestellt worden. Das Wesentliche für die Veränderung zum Gefüge sind dabei die zusätzlichen Nebensätze (auf der Basis der Textvorlage), die ja auch bei der Erweiterung von Satzgefügen in Notkers Übersetzung charakteristisch sind. Insgesamt werden 25 Sätze der Vorlage zu Satzgefügen bei Notker: 17 durch Erweiterung mit einem Nebensatz, 2 mit zwei Nebensätzen und 6 durch „Spaltung“ in Hauptund Nebensatz. 11.4 Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz In 3 Fällen verändert Notker Sätze zu Satzgefügen durch zusätzlichen Hauptsatz, wie in I.7 dargestellt. 11.5 Zwei Sätze werden zu Satzgefüge Für die Veränderung von zwei Sätzen zu einem Satzgefüge finden sich bei Notker 3 Belege, wie in I.8 erläutert.
12 Verminderung bzw. „Verlust“ von Satzgefügen bei Notker gegenüber der Vorlage Zwar hat Notker durch „Spaltung“ von Gefügen, durch Erweiterung eines Satzes (infolge „Spaltung“) sowie durch zusätzliche Nebensätze bei Sätzen in seiner Übersetzung zahlreiche zusätzliche hypotaktische Fügungen bzw. Satzeinheiten gebildet, aber andererseits auch die Hypotaxe der Vorlage durch „Verschmelzung“ zweier Gefüge oder durch „Abspaltung“ von Nebensätzen
Zusammenfassung
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bei Satzgefügen reduziert, Satzgefüge in Sätze aufgelöst und Satzgefüge durch Reduktion von Nebensätzen zu Satzteilen in Sätze verändert. Dies bedeutet zwar einen „Verlust“ von Hypotaxe, aber bis auf einen Fall von „Verschmelzung“ sind allerdings Sätze, d. h. andere Satzeinheiten - im Falle der Auflösung jeweils mehrere - an ihre Stelle getreten. Im Vergleich zur Vorlage sind bei Notker die „Verluste“ an Hypotaxe weitaus geringer als die Zunahme. 12.1 Verminderung durch „Verschmelzung“ von Satzgefügen Die Veränderung zweier Satzgefüge der Vorlage (66.4 ff; 66.7 ff.) durch „Verschmelzung“ zu einem Gefüge bei Notker (66.10 ff.) ist unter ,Veränderung der Hypotaxe‘ in II.8 dargestellt. 12.2 Verminderung durch „Auflösung“ eines Satzgefüges in Sätze Die Fälle von Veränderung eines Satzgefüges durch „Auflösung“ in einzelne Sätze sind im 1. Teil unter ,zusätzliche Sätze‘ (I.3) behandelt worden. Es finden sich insgesamt 8 Belege für eine solche Veränderung: 5 einfache Satzgefüge werden jeweils zu zwei Sätzen, 1 einfaches Gefüge wird (mit „Spaltung“) zu drei Sätzen; 2 Gefüge mit zwei bzw. fünf Nebensätzen werden zu drei bzw. zu sechs Sätzen. 12.3 Verminderung durch Veränderung eines Satzgefüges in einen Satz Die Veränderung ist, wie in I.4 beschrieben, mit insgesamt 6 Belegen vertreten: So werden 5 einfache Satzgefüge sowie 1 Gefüge mit zwei Nebensätzen jeweils zu einem Satz reduziert.
Zusammenfassung Im Unterschied zu der in zwei Teilen gegebenen allgemeinen Zusammenfassung zu Notkers Übersetzung der Consolatio (auf der Basis einzelner Zusammenfassungen) wird im Falle von Martians Nuptiae hier eine allgemeine Zusammenfassung im Zusammenhang erfolgen, die die verschiedenen Zusammenfassungen zu Teilen der Untersuchung verbindet bzw. übergreift. Denn sie soll vor allem als Basis für einen kurzen Vergleich mit der Wiedergabe der Carmina (des 1. Buches) bei Notker dienen, insbesondere aber für einen Vergleich mit den Ergebnissen der Untersuchung zur Übersetzung der
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Zusammenfassung
Consolatio. Sowohl im Bereich der Sätze als auch der Satzgefüge hat Notker gegenüber der Vorlage mannigfaltige Veränderungen vorgenommen. Von den 176 Sätzen bei Martian hat er zwar 36 verändert (d. h. gut 20 %) - bis auf zwei Sätze Veränderung in Satzgefüge - aber andererseits hat er wiederum Sätze neu gebildet: entweder durch Veränderung von Satzgefügen der Vorlage oder als zusätzliche Sätze. Gerade diese zusätzlich gebildeten Sätze sind mit 37 Belegen recht zahlreich und ein Charakteristikum der MartianÜbersetzung. Diese Sätze sind zum Teil Einfügungen oder Erweiterungen von Satzteilen durch zusätzliches Prädikat, vor allem aber sind sie durch „Abspaltung“ entstanden: entweder von einem Satzteil (meist Partizip), der zu einem Satz verändert bzw. erweitert wurde, oder von einem Hauptsatz oder Nebensatz/Nebensätzen, aber auch von einem Hauptsatz und Nebensatz/Nebensätzen. Solch „neue“ Sätze bei Notker dienen teilweise als Basis für Erläuterungen, aber auch für entsprechende Gewichtung von Aussagen bzw. von Aspekten der Aussage, zum Teil geht es bei der „Abspaltung“ auch um „Entlastung“ von Satzgefügen. Sätze als Basis für zusätzliche Informationen oder zur Gewichtung sind auch bestimmend für die „Auflösung“ bzw. Transformation von Satzgefügen in Sätze, d. h. die Wiedergabe von Haupt- und Nebensatz/Nebensätze mit Sätzen - im Unterschied zur Reduktion von Satzgefügen auf einen Satz. Dies ist zwar nur in wenigen Fällen gegeben, zeigt aber, daß Notker nicht nur syntaktische Strukturen mit Sätzen erweitert oder in Sätze „auflöst“ bzw. gliedert, sondern auch auf Sätze reduziert - dies in sehr unterschiedlicher Form -, wenn dies ohne Einschränkung der Aussage möglich ist. Allerdings hat er sehr viel mehr Sätze mit Nebensatz/Nebensätzen erweitert und damit zu Satzgefügen verändert. Diese Veränderung erfolgt zum einen durch Erweiterung von Satzteilen zu Nebensätzen oder durch „Spaltung“ von Sätzen in Haupt- und Nebensatz. Gerade die zusätzlichen Nebensätze (mit einer Basis in der Vorlage) bei Sätzen wie auch bei Satzgefügen (s. u.) sind - wie auch bei der Wiedergabe der Consolatio - ein weiteres Charakteristikum der Übersetzung, wobei die Veränderung durch „Spaltung“ hier eine spezifische Form darstellt. Diese Nebensätze geben häufig die typischen lateinischen Konstruktionen (Partizipien, Abl. abs., AcI u. a.m.) oder nominale Fügungen wieder und verdeutlichen - besonders als Konjunktionalsätze - den Sinnzusammenhang, wie dies schon zur Consolatio-Übersetzung näher ausgeführt wurde. Mehr oder weniger komplexe Strukturen lateinischer Sätze (insbesondere durch die spezifisch lat. Konstruktionen) werden von Notker als verbale Strukturen analytisch wiedergegeben, sind aber, - durch die Form des Gefüges - als syntaktische Struktur gesehen, wiederum komplexer. Notker hat noch auf andere Weise Sätze zu Satzgefügen verändert - durch einen zusätzlichen Satz bzw. Hauptsatz, dem der Satz der Vorlage untergeordnet wird
Zusammenfassung
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und der somit deiktische Funktion hat, oder durch Unterordnung eines Satzes unter einen anderen (bei zwei Sätzen in Folge), um den logischen Zusammenhang entsprechend darzustellen. Diese Veränderungen sind zwar nicht sehr zahlreich, zeigen aber die Möglichkeiten Notkers, einfache Satzstrukturen mit hypotaktischen Fügungen wiederzugeben. Die Tendenz zu hypotaktischen Strukturen verbindet sich mit der zur Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze, z. T. auch bei Veränderungen von Hypotaxe („Abspaltung“ und/oder Umgestaltung durch „Spaltung“ eines Gefüges - s. u.). Das Spektrum dieser Nebensätze ist, nach Bildungsweise, Nebensatzarten und Funktionen ebenso ausgeprägt wie das der zusätzlichen Nebensätze bei Sätzen (s. o.). Demgegenüber stehen auch hier Reduktionen von Nebensätzen zu Satzteilen und bewirken Reduktion von Satzgefügen. Sie sind einerseits Konzentration und/oder Vereinfachung der in den Nebensätzen gegebenen Aussagen, aber zum Teil auch „Entlastung“ komplexer Gefüge - eine Tendenz, die sich ja auch bei der „Abspaltung“ von Sätzen bei Gefügen zeigt und ein weiteres Charakteristikum bzw. Prinzip der Übersetzung darstellt. Die „Abspaltung“ von Sätzen, insbesondere des Hauptsatzes, steht dann meist im Zusammenhang weiterer Veränderungen der Gefüge in unterschiedlicher Form: „Ersatz“ des „abgespaltenen“ Hauptsatzes, z. T. mit zusätzlichem Nebensatz/Nebensätzen, aber auch „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge - eine Veränderung, die auch weiterhin, d. h. ohne „Abspaltung“ gegeben ist. Die „Abspaltung“ von Haupt- oder/auch Nebensatz, die „Spaltung“ eines Satzgefüges oder die „Auflösung“ eines Gefüges in einzelne Sätze bewirken zusätzliche Satzeinheiten und haben damit weitgehend analytische Funktionen: zum einen für Hervorhebung bzw. Gewichtung von Aspekten der Aussage, zum anderen aber auch - oft im Zusammenhang - als Basis für entsprechende Erläuterungen, teilweise auch für die „Entlastung“ von Gefügen. Diese zusätzlichen Satzeinheiten bedeuten meist eine Reduktion der Satzgefüge (in der Vorlage), d. h. komplexer hypotaktischer Strukturen auch das eine Tendenz der Übersetzung. Andererseits erweitert Notker Satzgefüge der Vorlage - vor allem durch Nebensätze (s. o.), aber darüber hinaus, wenn auch nur in wenigen Fällen, mit zusätzlichem Satz bzw. Hauptsatz sowie durch „Verschmelzung“ von Satzgefüge mit einem weiteren Satz oder Gefüge - in diesem Fall der Verbindung von Satzstrukturen ein synthetischer Vorgang. Nimmt man die Veränderungen von Sätzen zu Satzgefügen hinzu, so ist - im Ganzen gesehen - eine deutliche Tendenz zur Hypotaxe (Bildung sowie Erweiterung) festzustellen und damit auch eine Zunahme von verbalen Strukturen - dies aber auch durch die vielen zusätzlichen Sätze.
142
Vergleich der Martian-Übersetzung mit der des Boethius
Vergleich der Martian-Übersetzung mit der des Boethius Die antiken Werke haben zwar ganz unterschiedlichen Inhalt, sind aber beide Prosatexte in Verbindung mit Carmina. Darüber hinaus ist in der Prosa des 1. Buches das Verhältnis von Sätzen und Satzgefügen in beiden Werken sehr ähnlich, denn die Sätze umfassen jeweils gut die Hälfte aller Satzeinheiten (etwa 55 %), wobei die Nuptiae im 1.Buch der Prosa gut 80 Belege mehr aufweisen (Boethius 255, Martian 338 Belege). Betrachtet man die von Notker vorgenommenen Veränderungen im Bereich der Sätze, so zeigt sich, daß der Anteil in beiden Werken sehr ähnlich ist: bei Boethius beträgt er etwas mehr als 20 %, bei Martian etwas weniger als 20 %. Die verschiedenen Veränderungen Notkers bei Sätzen des ConsolatioTextes sind alle auch bei der Martian-Übersetzung gegeben. Dies gilt vor allem für die Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen durch zusätzliche Nebensätze unterschiedlicher Art (mit Basis in der Vorlage) durch Anzahl und das Spektrum der Nebensatzarten auch in dieser Übersetzung ein charakteristisches Merkmal. Spezifisch ist hier allerdings neben der Bildung solcher Nebensätze durch Erweiterung von Satzteilen die „Spaltung“ von Sätzen (mit Erweiterung) in Satzgefüge. Des weiteren finden sich in beiden Übersetzungen Unterordnung von Sätzen unter einen zusätzlichen Hauptsatz oder die Veränderung eines Satzes zum Nebensatz eines Gefüges, nur im Falle von Martian werden auch Sätze in Folge zu einem Gefüge durch Veränderung von einem dieser Sätze zum Hauptsatz - wie ganz allgemein die Veränderungen von Sätzen wie auch von Satzgefügen bei der Wiedergabe von Martians Text ausgeprägter sind. Dies zeigt sich auch bei den zusätzlichen Sätzen durch Erweiterung von Satzteilen, aber vor allem durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen und/oder Nebensätzen bei Gefügen. Der höhere Anteil der „Abspaltung“ ist wesentlich durch die Erläuterungen bzw. Zusätze (entsprechend dem Kommentar des Remigius) bedingt, die bei der MartianÜbersetzung mehr Raum einnehmen als im Falle der Consolatio (jeweils im 1. Buch). Im Zusammenhang damit steht auch die „Auflösung“ bzw. Transformation von Satzgefügen in Sätze als Basis bzw. „Träger“ der entsprechenden Zusätze, - eine Veränderung, die bei der Wiedergabe Martians häufiger, bei der des Boethius nur einmal belegt ist. Vereinfachung von Satzgefügen in Sätze durch Reduktion der Nebensätze zu Satzteil(en) finden sich in beiden Übersetzungen, jedoch bei Martian in geringem Maße, weit mehr die Erweiterung von Sätzen zu Satzgefügen (s. o.), ebenso die Erweiterung von Satzgefügen durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze - zum Teil in Verbindung mit Veränderung eines Satzgefüges, in geringem Umfang begegnen auch Reduktionen von komplexen Gefügen
Vergleich der Martian-Übersetzung mit der des Boethius
143
(durch Veränderung von Nebensatz zu Satzteil, aber auch durch „Abspaltung“ von Nebensätzen). Insgesamt finden sich in beiden Übersetzungen bei 112 bzw. 152 Satzgefügen der Vorlage 55 bzw. 65 Veränderungen. Über die oben angesprochene Erweiterung sowie Reduktion und die Veränderung von Gefügen zu Sätzen hinaus sind dies vor allem: „Abspaltung“ (s. o.) aber auch „Spaltung“ eines Satzgefüges in zwei Gefüge, „Verschiebung“ bei Satzgefüge und Satz - dies nur bei Martian - und Verbindung oder „Verschmelzung“ von Satzeinheiten. Die Veränderungen bzw. die verschiedenen Typen der Veränderungen des Satzbaus in den beiden Übersetzungen sind im wesentlichen gleich, wenn auch mit gewissen Unterschieden in Umfang und Anteil der einzelnen Veränderungen - durch die unterschiedlichen Textvorlagen und Kommentierungen bedingt - und mit geringen Unterschieden bei Art bzw. Form der Veränderungen. Insgesamt gesehen ist Notkers Prinzip der mehr analytischen Strukturierung der Syntax in der Martian-Übersetzung durch die zusätzlichen Sätze (infolge „Abspaltung“ oder „Auflösung“ von Satzgefügen in Sätze) etwas ausgeprägter als bei der Wiedergabe der Consolatio, zumal die Syntax Martians ein wenig komplexer ist als die des Boethius. Die in der Martian-Übersetzung deutlichere Tendenz zur analytischen Fügung ist aber wesentlich durch die stärkere Kommentierung des MartianTextes bedingt.
Statistik zu den Satzeinheiten der Prosa bei Martian und Notker Hier erfolgt keine Gliederung in Prosa-Abschnitte (wie bei Boethius), da die Abfolge der Carmina bei Martian keine sinnvollen Einheiten für die Prosa ergibt. Zusätzliche Legende für die Statistik: Zahlangabe in Klammern nach einer Satzeinheit bezeichnet Zwei- oder Mehrgliedrigkeit des Prädikats - z. B. SG (99.4 ff.): H (2) + K = Prädikat mit zwei nominalen Bestandteilen (Prädikatsnomina). + = Verbindung von zwei Sätzen/Satzgefügen/Nebensätzen durch gemeinsames Prädikat R F
B
1. SG (6.3 ff.) 2. SG (6.15 ff.) 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
SG S S S S SG SG
(6.21 ff.) (7.3) (7.3) (7.4 f.) (7.10 f.) (7.13 ff.) (8.4 ff.)
Z Struktur
Entspr.
1: K + H 3: H (E) + R + K2 + R 2: H + F + F
SG (6.4 ff.) SG (6.16 ff.)
SG SG S S SG SG
(11.1 ff.) (11.9 ff.) (12.1 ff.) (12.8 f.) (12.13 f.) (12.17 ff.)
18. SG (13.2 ff.) 19. S (13.9 ff.) 20. S (13.13 ff.)
SG (6.23 f.) S (7.3) S (7.4) SG (7.5 ff.) K + H SG (7.11 ff.) H + K + R2
4: K + F2 + H + K + SG (7.15 ff.) 11: K + K + K + K + K + K + K + R2 + K3 + R3 + H + S1 + S2 + K
10. -S1 (10.4) - (eingeschoben) 11. -S2 (10.11 f.) - (eingeschoben) 12. 13. 14. 15. 16. 17.
Veränderung
2: H … + K + K2 2: H + K + K 1: H + F 1: H + K (viergliedrig = 4) 1: K (2) + (K) + H }
21. -S (13.14) - (eingeschoben)
SG (8.7 ff.) K + K + K ∪ K + K2 + K + K + K + K + K + K + R2 + R4 + N3 (ind. Rede) + R4 + H S1 (10.5) ························ + S (10.5) + S (10.8) + R S2 (10. 12 f.) ··················· + S (10.12) + S (10.16) + K SG (11.5 ff.) H + K - K2 SG (11.11 f.) S (12.4 ff.) SG (12.9 f.) H + K SG (12.15 ff.) H + K + F SG (12.19 ff.) H + K (2) +K+K SG (13.5 ff.) K + K + K + H S (13.11 f.) SG (13.15 ff.) H + K
145
Statistik zu den Satzeinheiten R
F
B
22. S (13.18 ff.) 23. SG (14.1 ff)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung
2: H + K + K
S (13.20 ff.) + S (13.20) - (eingeschoben) SG (14.3 ff.) H + K + K + K2 + K3 (< S) }
24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.
S SG S S SG SG SG S S S S SG SG SG
(14.8 f.) (14.12 ff.) (14.17 f.) (15.1 ff.) (15.10 ff.) (16.3 ff.) (16.11 ff.) (16.19 f.) (17.1 ff.) (17.5) (17.6 ff.) (17.11 f.) (17.14 ff.) (17.19 ff.)
38. S (18.13 ff.) 39. SG (19.1 ff.) 40. SG (19.12 ff.) 41. 42. 43. 44. 45.
SG S SG S SG
(19.21 ff.) (20.6 f.) (20.12 ff.) (20.14 f.) (21.8 ff.)
46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64.
SG SG S S S SG S SG S S S SG S S SG SG SG S SG
(21.18 ff.) (22.3 ff.) (22.12 f.) (22.18 f.) (23.3 ff.) (23.11 ff.) (23.18 ff.) (24.9 f.) (24.10 ff.) (24.16) (24.17 f.) (24.18 ff.) (25.1 ff.) (25.9 f.) (25.12 ff.) (25.15 ff.) (26.3 ff.) (26.7 ff.) (26.18 ff.)
1: H + R
SG (14.14 f.) SG (14.19 f.) H + R
1: H + K 2: H + R + K 1: H + K
1: H + R 1: H + K 2: H + R + K 1: H + K 3: K + K + R2 … +H 1: H (ergänzt) + K 2: H + R + K2 1: H + K + (K) 3: H + R + R + R + (R) 1: H + R 1: H + R …
2: H + K + K1 1: H + R
1: H + K 1: R + H 1: H + K 1: H + K 4: H (E) + K + K2 + K + K2
S (15.4 ff.) SG (15.13 ff.) SG (16.6 ff.) H + R + R + K SG (16.13 ff.) H + R + K S (16.20 f.) S (17.3 ff.) S (17.6) S (17.8 ff.) SG (17.12 ff.) SG (17.17 ff.) SG (18.1 ff.) H + R + SG (18.6 ff.) H + K SG (18.16 ff.) H + K SG (19.5 ff.) SG (19.16 ff.)K+K+K+R+H SG (19.24 ff.) SG (20.7 ff.) SG (20.15 ff.) S (21.2 f.) SG (21.13 ff.)
H (ergänzt)
SG (21.22 ff.) SG (22.7 ff.) SG (22.14 ff.) H + K (< S) S (22.19 f.)+ S (23.1 f.) S (23.6 f.)+ S (23.7 f.) SG (23.14 ff.) S (23.20 ff.) SG (24.11 ff.) H + R + R S (24.15 f.) S (24.16 f.) S (24.18) SG (24.21 f.) S (25.4 ff.) S (25.10 ff.) SG (25.14 f.) SG (25.19 ff.) + S (25.21) - (eingeschoben) SG (26.5 ff.) H + K + K S (26.10 ff.) SG (26.20 ff.)H+K+K2 +K+ SG (27.15 ff.) H (2) + K
146
Statistik zu den Satzeinheiten
R
F
B
65. 66. 67. 68.
-S SG S S
(27.7 ff.) - (eingeschoben) (27.20 ff.) 3: H + R + K2 + R3 (28.3 ff.) (28.6 ff.)
69. S 70. S
Z Struktur
1: R + H (2) 1: H + F 4: H + R + R2 + R2
74. S (30.5 ff.) 75. SG (30.8 f.) 76. SG (30.16 ff.)
1: H + R 1: H + R
77. 78. 79. 80.
S S S SG
(31.8 f.) (31.12 ff.) (32.3 ff.) (32.9 ff.)
81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90.
S S S S S SG SG SG SG SG + S + S S S SG SG S S S S S S SG SG SG
(33.2 f.) (33.5 f.) (33.8 ff.) (33.10 ff.) (33.15 f.) (33.18 ff.) (34.1 ff.) (34.12 ff.) (34.16 ff.) (35.3 ff.)
92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105.
S (28.5 f.) SG (28.9 ff.) H + R (2) + S (28.11 f.) S (28.14 ff.) + S (28.16 f.) S (28.20 f.) + SG (28.21 ff.) H + K SG (29.5 ff.) SG (29.7 ff.) SG (29.13 f.) H + R + SG(29.19 f.) H ( SG + K (19.18) [ soˆ ] < Subjekt (19.13) + R (24.12) im Präteritum < Prädikat im Präsens (24.9 f.) + K (26.6) [ daz ] < Subjekt und Akkusativobjekt und Prädikat (26.4 f.) + K (28.2) soˆ < Prädikat des AcI (27.21 f.) + R (28.9 f.) < Genitivattribut (28.6 f.) + K (28.22 f.) daz < S 2. Teil: Adjektiv und adverbiale Bestimmung und Präd. (28.19 ff.) > SG und S + R (29.14) < Adjektivattribut (im Komparativ) mit Ablativus comparationis (29.13) + R (30.1 f.) < Partizip Präsens als Attribut (29.19) jeweils mit Veränderung + R (35.8 f.) < prädikatives Adjektiv (im Komparativ) mit Dativobjekt (35.6 f.) > SG - R (35.22) > Subjekt (36.1) > S + R (36.13) < Genitivus qualitatis mit Partizip Präsens (36.11) > SG + R (36.14) < Adjektivattribut und adverbiale Bestimmung (36.12) + R (37.1 f.) < Partizip Perfekt Passiv als Dativobjekt (36.19 f.) + R (37.7 f.) < Genitivattribut (37.3 f.) + F (38.16) uuaz < Akkusativobjekt mit Genitivattribut (38.12) - R (38.13) - (ohne Ersatz) + K (42.15 f.) daz < AcI (42.12)
9. SG (8.4 ff.)
12. 15. 16. 17.
SG S SG SG
(11.1 ff.) (12.8 f.) (12.13 f.) (12.17 ff.)
18. SG (13.2 ff.) 24. S 26. S
(14.8 f.) (14.17 f.)
29. 30. 38. 40. 53. 62. 66. 68. 70.
(16.3 ff.) (16.11 ff.) (18.13 ff.) (19.12 ff.) (24.9 f.) (26.3 ff.) (27.20 ff.) (28.6 ff.) (28.17 ff.)
SG SG S SG SG SG SG S S
73. SG (29.12 ff.)
93. S
(35.6 f.)
96. SG (35.21 ff.) 101. S (36.11 ff.) 103. SG (36.19 f.) 104. SG (37.2 ff.) 110. SG (38.11 ff.) 114. SG (42.12 ff.)
154 R
Statistik zu den Satzeinheiten F
B
128. SG (46.2 ff.) 132. 133. 136. 137.
SG S S S
(47.11 ff.) (47.15 f.) (48.3 f.) (48.5) }
138. 139. 140. 144. 152. 153. 165.
S S S S SG SG SG
(48.6 f.) (48.7 f.) (48.13 ff.) (49.6 f.) (50.4 ff.) (50.13 ff.) (57.7 ff.)
166. 170. 172. 178. 180.
SG SG SG SG SG
(57.15 ff.) (58.12 ff.) (59.3 ff.) (60.14 ff.) (61.10 ff.)
181. SG (62.1 ff.) 188. SG (62.28 ff.) 189. SG (63.7 ff.) 192. 193. 197. 211. 212. 229. 230.
SG S SG S S SG SG
(65.1 ff.) (66.1 f.) (67.1 ff.) (69.19 ff.) (70.1 ff.) (72.14 ff.) (72.20 ff.)
231. -S (73.1) 233. S (73.18 ff.) 236. SG (74.18 ff.) 238. SG (76.3 ff.) 241. SG (77.2 ff.) 243. S
(77.14 ff.)
257. SG (81.7 ff.) 267. SG (84.2 ff.) 268. SG (84.16 ff.) 271. SG (85.16 ff.)
N + F (46.10) uuıˆo < erweiterter Infinitiv (46.4 f.) - K (46.5) dum > Partizip Präsens (46.10 f.) - K (47.12) uti > Gerundium (47.14) + K (47.17) soˆ < Partizip Präsens (47.15) > SG + K (48.4) ube < Zusatz aus Kontext bzw. Kommentar > SG + R (48.10 f.) < Akkusativobjekt mit Genitivattribut (48.6) - in SG (neu) + K (48.12 f.) soˆ < Ablativus absolutus (48.7) > SG + K (48.17) danne < adverbiale Bestimmung (48.15) > SG + R (49.7 f.) < Subjekt (49.6 f.) > SG + K (50.10 f.) doˆ < Adjektivattribut mit 2 Genitivobjekten (50.5 f.) + K (50.20) soˆ uuıˆt < Adjektivattribut bei Genitivattribut (50.16) + K (57.14 f.) soˆ < adverbiale Bestimmung (57.10 f.) - bei N: Akkusativobjekt + K - K (57.22) quo (= ut eo) > adverbiale Bestimmung (57.22 f.) > S + N (ind. R.) (58.16 f.) < AcI (58.12 f.) + K (59.7) doh < Partizip Präsens mit Infinitiv (59.5) + R (61.1) < Adjektivattribut (60.17) - K (61.10 f.) ut > präpositionales Objekt (61.12 f.) + R (2) (61.18) < Genitivattribut mit 2 Adjektivattributen (61.15) - K (62.1 f.) ut > Partizip Präsens (62.4) + K (63.3) daz < Prädikat (Variation) (63.1) - R (63.8 f.) > adverbiale Bestimmung als Kompositum mit Adjektivattribut (63.12) - K (65.1) quia > in Prädikat mit adverbialer Bestimmung von K (65.4) + K (66.3 f.) soˆ < Ablativus absolutus (66.2) > SG - R (67.10) > adverbiale Bestimmung (67.11) + R (69.22) < 1. Subjekt von 4 Subjekten (69.20) > SG + K (70.3 f.) soˆ < Ablativus absolutus (70.1 f.) > SG + K (72.17 f.) soˆ < Ablativus absolutus (72.14 f.) + R (72.24) < 2. Subjekt (von 3 Subjekten) mit Genitivattribut (72.21) - R (73.9) > adverbiale Bestimmung (73.11) + K (73.3) daz < Prädikat und Akkusativobjekt (73.1) > SG + R (74.1 f.) < Partizip Futur als Akkusativobjekt (76.4)>SG - K (75.9 f.) cum > AcI in K (75.8 f.) + K (75.15) alsoˆ < adverbiale Bestimmung/Vergleich (75.13) + K (76.6 f.) soˆ < Partizip Futur (prädikativ) mit Akkusativobjekt (76.4) - R (77.2 f.) > Adjektivattribut mit Dativobjekt (77.5 f.) > S + - R (77.3) > Adjektivattribut mit Dativobjekt (77.6 f.) + K (77.17) soˆ < adverbiale Bestimmung mit Genitivattribut (77.15) > SG + K (81.11 f.) daz < Partizip Perfekt Passiv (81.7) + K (81.12) [ daz ] < Partizip Präsens (81.7) + K (84.9) soˆ < Prädikat des AcI mit relativischer Satzverschränkung (84.5. f.) + K (84.20) daz < NcI (84.18f) + K (85.19) uuanda < NcI - 1. Teil (85.16 f.) + K (85.20) [ uuanda ] < NcI - 2. Teil (85.17)
155
Statistik zu den Satzeinheiten R
F
B
N
279. SG (88.2 ff.)
285. SG (96.15 ff.) 293. 296. 301. 306. 315. 316. 320. 332. 333. 334.
S SG SG S S S SG SG S SG
(98.16 f.) (99.4 ff.) (101.2 ff.) (103.4 f.) (105.14 f.) (106.6 ff.) (106.20 ff.) (113.22 f.) (113.24 f.) (114.2 ff.)
+ K (89.11) daz < adverbialer Bestimmung mit Partizip Präsens als Genitivattribut (89.8 f.) + K (89.14) soˆ < Prädikat des NcI (89.13) - K (96.15) ut (temporal) > adverbiale Bestimmung (96.17 f.) + K (97.4 f.) daz < NcI (97.3 f.) + K (98.18) alsoˆ < adverbiale Bestimmung (98.17) > SG - R (99.5) > Genitivattribut (99.9) > S + K (101.14 f.) daz < NcI (101.13 f.) + R (103.6) < Partizip Perfekt Passiv als Attribut (103.4) > SG + K (105.16) soˆ < Prädikat (105.15) > SG + R (106.9 ff.) < Prädikat (106.6 ff.) > SG + K (107.3) alsoˆ < adverbiale Bestimmung (107.2) - K (113.22) postquam > adverbiale Bestimmung (113.23 f.) > S + K (114.2) daz < AcI (114.1) > SG + R (114.10) < Genitivattribut (114.4)
Zusätzliche Nebensätze 1. Durch „Spaltung“ eines Satzes in Haupt- und Nebensatz (einfaches Gefüge) S (12.8 f.)
> H (12.9 f.)
+
K (12.10) daz
> SG
mit „Spaltung“ in Satz und Satzgefüge: S S S S S S
(28.17 ff.) (33.5 f.) (45.15 f.) (73.1) (105.14 f.) (106.6 ff)
> < > > > >
S (28.20 f.) H (33.7) H (45.17) H (73.2 f.) H (105.15 f.) H (106.8 f.)
+ + + + + +
H (28.21 f.) + K (28.22 f.) daz K (33.7 f.) daz K (45.18 f.) daz K (73.3) daz K (105.16) soˆ R (106.9 ff.)
> S + SG > SG > SG > SG > SG >SG
2. Durch „Spaltung“ eines Hauptsatzes (eines Satzgefüges) in Hauptsatz und zwei Nebensätze (dazu Nebensatz des SG) SG (81.7 ff.) > H (81.11)
+ (+
K (81.11 f.) daz + K (81.12) [ daz ] K2 81.12 samo-so )
156
Statistik zu den Satzeinheiten
Zusätzliche Nebensätze ohne „Basis“ in der Textvorlage syntaktisch mit der Übersetzung verbunden (ohne die Nebensätze bei zusätzlichen Satzgefügen ohne „Basis“ in der Textvorlage) Belege mit uuanda in Winkelklammern möglicherweise Nebensätze, wenn bei der Konjunktion uuanda Zweitstellung, d. h. keine Endstellung (oder Drittstellung) des Prädikats gegeben ist. Bei 17 von 35 Belegen für Sätze/ Nebensätze mit uuanda findet sich Zweitstellung (vgl. dazu Exkurs zum Gebrauch von uuanda in der Psalmenübersetzung in I.10.1).
1. 8. 9. 13. 28. 41. 47. 49. 50. 51. 95. 96. 99. 101. 110. 111. 130. 142. 137. 138. 152. 161. 175. 191. 196. 201. 205. 209. 214. 226.
Martian
Zahl der Nebensätze bei Martian
Notker
SG (6.3 ff.) SG (7.13 ff:) SG (8.4 ff.) SG (11.9 ff.) SG (15.10 ff.) SG (19.21 ff.) SG (22.3 ff.) S (22.18 f.) S (23.3 ff.) SG (23.11 ff.) SG (35.13 ff.) SG (35.21 ff.) S (36.5 ff.) S (36.11 ff.) SG (38.11 ff.) SG (38.18 f.) SG (46.17 ff.) SG (49.1 f.) S (48.5)
: : : : : : :
+ + + + + + + + + + + + + + + + + +
S (48.6 f.) SG (50.4 ff.) SG (55.6 ff.) S (59.17 ff.) SG (64.8 ff.) S (66.20 f.) SG (67.21 ff.) S (68.18 f.) SG (69.11 ff.) S (70.10 ff.) S (72.4 f.)
2 3 11 2 1 1 1
: 2 : 1 : 1
: : : :
3 1 2 1
K2 (6.5) alsoˆ R2 (7.20) R (10.13 f.) R2 (11.14) R (15.16 f.) K (20.15 f.) 具uuanda典 F2 (22.10) uuaz R (23.2 f.) K (23.9 f.) soˆ R (23.17 f.) R (35.16) R (36.1) R (36.7) R (36.14 f.) K2 (38.15 f.) uuanda K2 (38.21 f.) alsoˆ K2 (46.21) uuanda + K (47.2) soˆ R (49.3)
}
= SG + R2 (48.11)
: 1 : 5
+ + + + + + + + + +
: 1 : 1 : 1 : 1
R (50.8) K3 (55.11 f.) 具uuanda典 + K4 (55.12) soˆ R (60.2) R (64.12) + R (64.13) K2 (67.1) 具uuanda典 K (68.1) alsoˆ K (69.2 f.) uuanda R (69.13) R (70.12) R (72.6)
Statistik zu den Satzeinheiten Martian
Zahl der Nebensätze bei Martian
228. 233. 240.
S (72.10 ff.) S (73.18 ff.) SG (76.15 ff.)
241. 242. 244.
SG (77.2 ff.) S (77.7 f.) SG (77.18 ff.)
245. 248.
S (78.5) S (79.1 ff.)
249. 255. 267. 268. 269. 271. 277. 280.
S (79.9 ff.) S (81.1 f.) S (84.2 ff.) SG (84.16 ff.) SG (84.22 ff.) SG (85.16 ff.) S (87.10 ff.) SG (89.19 ff.)
282. 283.
SG (92.16 ff.) S (94.19 f.)
: 1
285. 289. 291. 296. 301. 303. 306. 309. 310. 312. 313. 314. 318. + 319. 320. 334.
SG (96.15 ff.) S (97.10 ff.) S (98.2 f.) SG (99.4 ff.) SG (101.2 ff.) S (102.2) S (103.4 f.) S (103.21) SG (104.1 f.) SG (104.14 ff.) S (104.21 ff.) S (105.7) S (106.14)
: 2
338.
S (115.19 ff.)
S (106.15 f.) SG (106.20 ff.) SG (114.2 ff.)
: 1 : 2 : 1
: 1 : 2 : 1 : 5
: 1 : 2
: 1
: 3 : 6
157
Notker
+ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
R (72.13) K (74.3 f.) uuanda K (76.17) soˆ + K (76.18) soˆ K (77.1 f.) 具 uuanda 典 K (77.6) soˆ + K (77.7) soˆ K (77.10) uuanda K (77.20 f.) 具uuanda典 K2 (78.4.f) soˆ R (78.6 f.) R (79.5) + R (79.5 f.) + R (79.7) + R (79.7 f.) K2 (79.8 f.) uuanda R (79.13) K (81.4 f.) 具uuanda 典 R (84.8) K2 (84.20) 具uuanda典 + K2 (4.21) [ 具uuanda典] K (85.4 f.) 具uuanda典 K (85.20 f.) 具uuanda典 K (87.16) alsoˆ + K (87.16 f.) soˆ K (90.3) uuanda + R (90.13) R (91.8) + K2 (91.8) soˆ K (92.8. f) 具uuanda典 + K (92.10 f) 具uuanda典 R (92.22 ff.) R (95.1 f.) + R (95.2 f.) + K2 (95.3 f.) uuanda R (95.4 f.) + R (95.5 f.) + R2 (95.8) K3 (95.8) daz K (96.18 f.) uuanda + K (96.20 f.) alsoˆ K (97.12 f.) uuanda K (98.5 f.) 具uuanda典 + K2 (98.8 f.) ube K (99.9 f.) uuanda + R (99.10) K (101.6) uuanda K (102.4) uuanda + R (102.4 f.) K (103.8) uuanda K (104.3 f.) uuanda R (104.5) K (104.18 f.) uuanda K (105.2) 具uuanda典 K (105.8) 具uuanda典 + K (105.9 f.) [具uuanda 典] K (106.17 f.) uuanda
+ + + + +
K (106.19 f.) uuanda K (107.6) alsoˆ + R2 (107.7) + R2 (107.7) K3 (114.12) alsoˆ + K3 (114.16 f.) soˆ K3 (114.17 f.) soˆ R (115.21 f.) + R (115.22 f.)
158
Statistik zu den Satzeinheiten
Die oben aufgeführte Statistik zeigt 56 Belege für zusätzlichen Nebensatz bzw. Nebensätze (ohne „Basis“ in der Textvorlage) in Verbindung mit einer Satzeinheit. Bei insgesamt 338 Satzeinheiten der Textvorlage bedeutet dies einen Anteil von 16.5 %, mit den Belegen für die mit uuanda und Zweitstellung des Prädikats eingeleiteten Sätze bzw. Nebensätze (17) erhöht sich der Anteil auf gut 18 %. (Allerdings weist Notker gegenüber der Vorlage mehr Satzeinheiten auf - zusätzliche Sätze oder weitere Satzgefüge durch „Spaltung“ -, auch wenn er andererseits einige Satzeinheiten reduziert.) In 13 bzw. in 16 Fällen (mit den mit uuanda eingeleiteten Sätzen und Zweitstellung des Prädikats) finden sich zwei und mehr Nebensätze - einmal sogar sieben - bei einer Satzeinheit, zum Teil mit Unterordnung innerhalb der zusätzlichen Nebensätze. Dies zeigt - über die unmittelbare Übersetzung der Textvorlage hinaus -, mit welchem Spektrum an Möglichkeiten und mit welcher Komplexität Notker zusätzliche syntaktische Fügungen bildet - jeweils verbunden mit der übergreifenden Struktur der entsprechenden Satzeinheit der eigentlichen Übersetzung. Nicht berücksichtigt sind die zusätzlichen Sätze und Satzgefüge als eigene Satzeinheiten ohne „Basis“ in der Textvorlage, die der Erläuterung im Sinne der Kommentare dienen. Diese Zusätze wären Gegenstand einer weiteren Untersuchung zur Syntax Notkers - in diesem Fall der Syntax seiner Kommentierung (unabhängig von der eigentlichen Übersetzung).
Anhang zur Analyse von Satzgefügen (Hypotaxe) und Sätzen (Parataxe) Martians in der Übersetzung Notkers An jeweils drei Textauszügen (A-F) mit hypotaktischer sowie parataktischer Struktur der Syntax soll Notkers unterschiedliche Übersetzungstechnik demonstriert werden: weitgehend entsprechende Wiedergabe oder Veränderung der Vorlage. Berücksichtigt werden hier auch Zusätze ohne Basis in der Textvorlage - mit und ohne syntaktische Verbindung mit der Übersetzung. Bei der Wiedergabe der Textauszüge A, B, D erfolgt die Darstellung in Abschnitten (Text mit Strukturanalyse), um durch diese Gliederung eine übersichtliche Zuordnung von Text und Struktur zu ermöglichen.
A Wiedergabe von Satzgefügen (mit zwei eingeschobenen Sätzen) - mit Veränderungen Als Beispiel das lateinische Satzgefüge (8.4 ff.) mit 11 Nebensätzen und zwei eingeschobenen Sätzen (10.4 f.; 10.11 f.) bei Martian und die Übersetzung bei Notker 8.7 ff. (nach der Abfolge in der Textausgabe von Sehrt/ Starck) - jeweils verbunden mit der Strukturanalyse der Syntax in Notkers Übersetzung (in fünf Abschnitten): 8.4 ff. Cum undique inter deos fierent sacra coniugia procreationis numerose˛. liberique preclues. ac nepotum dulcium e˛theria multitudo. Suspensio uocis. Ta´ nne u´ nder dien go´ten ´ıu in a´ llen sı´nt tes hı´meles uuu´ rtıˆn he´ilige gehıˆle´iche. u´ nde da´ nnaˆ n uuu´ rtıˆn ´edelı´u chı´nt. io´h mı´nnesa´ mero ne´uoˆn hı´meliskı´u ma´ negi. Et inter se potirentur quodam complexu ac foedere coeliocarum. Et hic. ´ nde sie sı´h a´ l zesa´ mine geha´ lset u´ nde gezu´ mftet ha´ betıˆn. soˆ der hı´mel-buˆ oˆn U ha´ lsen getaˆ n ma´ g sıˆn.
160
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
Entsprechung
Veränderung (zusätzlicher Nebensatz)
Zusatz1 Nebensatz ohne „Basis“ in der Vorlage (syntaktisch verbunden)
Zusatz2 Erläuterung bzw. Kommentar
K (8.7 f.) tanne K (8.8 ff.) [ danne ] < 2. und 3. Subjekt (8.5) K (8.11 ff.) [ danne ]
∪ K (8.12) [ danne ] < Ablativ (als Objekt nach potiri ) K2 (8.12 f.) so < Genitivattribut (8.11)
(Angabe von Konjunktionen in eckiger Klammer: Konjunktion, die im Text einmal gegeben ist, aber bei nachfolgenden Nebensätzen mit dieser Konjunktion nicht wiederholt wird.) 8.13 ff. Pre˛ sertimque potissimos conubialis bearet adiectio. Et hic. ´ nde die na´ moha´ ftesten. me´ist kesaˆ ligoti die gehıˆle´ihlicha meˆrunga. U Et id deditum mundo loquax humanitas triuiatim dissultaret. Et hic. ´ nde dia ge´ba dero uue´rlte gelaˆ zena. uuıˆto maˆ rti diu gezu´ ngela me´nnisghe´it. U Et poete˛ precipue. secuti euagrium cytharistam. et suauiloquam. senectutem ce˛ cutientis meonii. epica liricaque pagina consonarent. Et hic. ´ nde a´ llero me´ist tie poete naˆ h euagrio fa´ hende demo citharista. U ´unde naˆ h te´mo suˆ ozen gechoˆse des a´ lten blı´nden meonii. mı´t lo´besa´ mero. u´ nde mı´t mı´sselı´utigero pagina da´ z sa´ getıˆn. Nec aliquid loquerentur ioui inter e˛ therias uoluptates dulcius una coniuge. Et hic. ´ nde sie sa´ getıˆn nıˆeht lıˆeberen uue´sen ioui u´ nder dien hı´mel-uuu´ nnoˆn. U da´ nne dia uuı´niuˆ n. Hisque accederet promptior fides. Et hic. ´ nde ´ın de´s ia´ he diu guı´sera fides. U
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers Entsprechung
K K K K K
(8.14 f.) (8.17 f.) (8.21 ff.) (9.2 ff.) (9.5 f.)
Veränderung
Zusatz1
161
Zusatz2
[danne] [danne] [danne] [danne] [danne]
9.6 ff. Que˛ suadente aruspicio grandeuos pontifices in testimonium conuocat. cum quid iupiter hominum uotis trepida curarum ambage suspensis multa in placabilis hostia denegaret. exorata eius matrona prouenire. Tı´u fo´ne o´pfer-uuıˆzegungo a´ lte bı´scofa de´s ze u´ rchu´ nde zoˆh. souue´s iuppiter dero lı´uto fle´hoˆn in a´ ngesten u´ nde in zuıˆuelhe´iten ma´ niges frı´skinges neruˆ ochenteˆr erzı´gen ha´ beti. fo´ne dero fro´uuuˆ n uuı´rde da´ z keske´hen. Et quicquid ille dictauerit ex promta sententia. asseruante pugillo parcarum. delinitum amplexibus suade coniugis. iussuque remouere. Et hic. ´ nde so-uua´ z er fre´isiges kespro´chen ha´ beti ze tuˆ onne. dero brıˆeuaroˆn scrı´fte da´ z keha´ ltenU tero. fo´ne dero che´nuˆ n ha´ lsenne. ´ın de´s eruua´ nten uue´sen. u´ nde da´ z ferbıˆeten. Entsprechung R2 (9.10 f.) tin R4 (9.11) souues -
Veränderung
Zusatz1
Zusatz2
für K (9.7) : cum quid … N3 (ind. Rede) 9.13 f. < Abl. abs. mit Infinitiv (9.10 f.)
R4 (9.17 ff.) soˆ-uuaz
9.20 ff. Nec solum superum regem attestabatur. s. fides uxorium. idque etiam diti propositum. idque portuno. certumque esse gradiuum torreri amore coniugis nerienis nerine˛ . Et hic. ´ nde nıˆeht ´ein cha´ d si. de´n hı´mel-chu´ ning uuı´nege´rnen. nu´ be da´ z o´uh in muˆ ote sıˆn U demo he´lle/go´te. u´ nde demo me´rego´te. nu´ be o´uh ten uuıˆgco´t che´len naˆ h nerine filia nerei. Aesculapio quoque non dispar affectio. Et hic. Sa´ molıˆh uuı´llo cha´ d si ´ıst o´uh a´ na demo a´ rzatco´te.
162
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
Et mestissimum seniorem deorum transduci simili persuasione ope coniuga cybeleque permulsa. Et hic. ´ nde cha´ d si io´h ten a´ lt-co´t saturnum truˆ regen. s. fo´ne des su´ nes aˆ htungo. a´ n de´n U se´lben raˆ t pecheˆret uue´sen. sıˆnero gemaˆ luˆ n berecinthia gelu´ htero. tı´u o´uh ops. u´ nde cubele he´izet. Entsprechung
Veränderung
Zusatz1
Zusatz2
H (9.23 ff.) - S (10.4 f.) - eingeschoben S (10.5) : chad si (zusätzlich eingeschoben) H (10.8 ff.) = Fortsetzung S (10.8) : chad si (zusätzlich eingeschoben) R (10.10 f.) tiu < 2 Abl. (10.7)
10.11 ff. Et ianus utraque effigie. miratur argoniam. Et hic. ´ nde soˆ si cha´ d ianus ter zuı´ho´ubeto. sa´ h ˆıo a´ n argionam. de´ro ´ın la´ ngeta. U Nam memphiticam reginam dependisse tantum marito. ut obsita perpetuo luctu numquam contenta sit eum inuenire. Et hic. Isidem sa´ geta si ´echert che´len naˆ h osiride ´ıro ferlo´rnen cha´ rle soˆ ha´ rto. da´ z sıˆ naˆ h ´ımo feruuuˆ oftı´u. sı´h nıˆomeˆr negetroˆste ´ın fu´ nden ha´ ben. To´h si ´ın fo´ne sıˆnemo bruˆ oder tiphone ersla´ genen fu´ nde in memphitica palude. sıˆ neuuo´lta sı´h to´h te´s troˆsten. da´ z sıˆ ´ın fu´ nden ha´ beti. Entsprechung
Veränderung
Zusatz1
Zusatz2
- S (10.12 f.) - (eingeschoben) S (10.12) chad si (zus. eingeschoben) R (10.13 f.) dero H (10.16 ff.) = Fortsetzung S (10.16) sageta si (zus. eingeschoben) K (10.18 f.) daz SG (10.19 ff.) : K (10.19 f.) toh + H (10.21) + K (10.21 f.) daz (entspr. dem Kommentar zu 10.16)
Notkers Übersetzung des umfangreichen Satzgefüges 8.3 ff. mit zwei (eingeschobenen) Sätzen für die Darstellung von Beispielen für Liebe und Ehe von Göttern als Motiv für die Heirat Merkurs - nach P. Wessner ein „Satz-
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
163
ungeheuer“ bei Martian 18 - zeigt beispielhaft Notkers Wiedergabe syntaktischer Strukturen der Textvorlage sowie syntaktische Integration und/oder Einfügung zusätzlicher Angaben ohne Basis der Textvorlage (meist entsprechend den Kommentaren). Im wesentlichen übersetzt Notker den Satzbau nach der Vorlage - dies gilt auch für die Folge der AcI-Konstruktionen im Hauptsatz, allerdings werden zwei Sätze: cha´ d si (10.8) und sa´ geta si (10.16) zur Verdeutlichung eingefügt. Auch im Falle der beiden eingeschobenen Sätze (in Notkers Übersetzung 10.4 und 10.12 f.) sind in ähnlicher Weise zwei Sätze als erläuternde Hinweise ergänzt: cha´ d si (10.5 und 10.8). Charakteristisch für Notkers Übersetzung sind jedoch die zusätzlichen Nebensätze: drei Konjunktionalsätze - einmal (8.10 f.) mit gemeinsamer finiter Form - und ein Relativsatz, die jeweils nominale Formen bzw. Fügungen wiedergeben und damit entsprechend verdeutlichen; hinzu kommt noch ein Satz in indirekter Rede (im Konjunktiv) für Abl. abs. mit Infinitiv. In einem Fall gibt er einen Konjunktionalsatz (9.7 ff.) mit Relativsatz wieder (10.11 ff.). Schließlich fügt er noch einen zusätzlichen Relativsatz (ohne Basis in der Textvorlage) ein (10.13 ff.) - s. dazu Verzeichnis der Belege für zusätzl. Nebensätze (ohne Basis in der Vorlage) bei Notker im Anschluß an die Liste der Nebensätze - und er schließt die Übersetzung mit einem zusätzlichen Satzgefüge (mit zwei Konjunktionalsätzen (10.19 f.) ab: als Erläuterung zu Isis und Osiris (entsprechend dem Kommentar zu 10.16). Notker hat die syntaktische Struktur der Vorlage durch die zusätzlichen Nebensätze zwar erweitert und komplexer gestaltet, aber durch die „Auflösung“ nominaler Fügungen den Textzusammenhang durch die mehr verbale Strukturierung insgesamt eher verdeutlicht. Offensichtlich war Notker daran gelegen, die Syntax der Vorlage im wesentlichen nachzubilden. Eine Gliederung bzw. „Aufspaltung“ in mehrere Gefüge wäre durchaus möglich gewesen, wie es bei der Wiedergabe anderer Textstellen der Fall ist. Allerdings gibt es bis auf den Schluß keine erläuternden bzw. kommentierenden Zusätze, die ansonsten zum Teil eine Veränderung der syntaktischen Struktur veranlassen oder bedingen (s. Relativsätze in der Vorlage, die bei Notker häufig als eigene Sätze erscheinen).
B Wiedergabe von Satzgefügen In einem anderen Fall verändert Notker ein komplexes Satzgefüge der Vorlage mit sechs Nebensätzen durch einen zusätzlichen Relativsatz nur ge18
P. Wessner: Martianus (Capella). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. XIV. 2. Stuttgart 1930, Sp. 2006.
164
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
ringfügig, fügt allerdings drei Konjunktionalsätze ohne „Basis“ in der Textvorlage zur Erläuterung ein: SG (114.2 ff.) mit 6 Nebensätzen - Übersetzung 114.6.ff. (in zwei Abschnitten) Adiciuntque sententie˛ iouiali. ut deinceps mortales. quos uite˛ insignis elatio. et maximum culmen meritorum ingenium in appetitum ce˛ litem. propositumque sideree˛ cupiditatis extulerit. in deorum numerum coaptentur. ´ nde le´getoˆn sie zuˆ o ze iouis re´do. da´ z o´uh a´ nauue´rtes tıˆe me´nnisken. ´ın dero U go´to za´ la geno´men uuu´ rtıˆn. tıˆe dehe´in ze´ichenha´ fte bu´ rlichi ´ıro lıˆbes. a´ lde ´ıro sı´nnigi. dı´u io´h me´ist uuı´rde ma´ choˆt. erhe´ue ´ın dia hı´mel-gelu´ st. u´ nde in de´n uuı´llen da´ ra-ge´roˆnnes. a´ lso philologia da´ ra-ge´reta. Entsprechung
Veränderung
Zusatz1
H (114.6 f.) K (114.7 f.) R2 (114.9 ff.) R3 (114.10) < Genitivobjekt (114.4) K (114.12)
114.12 ff. Ac mox inter alios quos aut nilus dabat. aut thebe˛ . e˛ neas romulus aliique. quos postea astris doctrine˛ nomen. i. fama nominis inseruit. designati. i. descripti ce˛ lites nominentur. Io´h saˆ r u´ nder a´ ndereˆn. dıˆe fo´ne egypto sı´nt. soˆ isis ´ıst. u´ nde osiris. a´ lde fo´ne thebis. ´ nde a´ ndere daˆ rsoˆ cadmus ´ıst filius agenoris. eneas u´ nde romulus. kebrıˆefte go´ta hıˆezıˆn. U mı´te. dıˆe sıˆd ´ıro lıˆbe. ´ıro lı´umendigo na´ mo ze a´ ndereˆn go´ten gestoˆzen ha´ bet. Ut post membra corporea. deorum fierent curiales. i. consortes curie˛ . Ta´ z sie naˆ h ´ırdiskeˆn lı´den dero go´to huˆ sknoˆza sıˆn. Entsprechung
Veränderung
Zusatz1
K (114.15 ff.) R2 (114.16 ff.) K3 (114.16 f.) K3 (114.17 f.) R2 (114.19 f.) K2 (114.22 f.)
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
165
C Wiedergabe von Satzgefügen (Folge von SG) Auch bei der Übersetzung von vier Satzgefügen in Folge hat Notker bis auf einen Fall kaum verändert, d. h. nur einen Konjunktionalsatz (auf der Basis der Textvorlage) hinzugefügt, wenn er auch einmal die Abfolge der Nebensätze innerhalb des Gefüges verschoben hat. Darüber hinaus hat er jedoch drei Nebensätze (ohne Basis) gebildet und erläuternde Zusätze hinzugefügt. Im folgendes jeweils die Angabe der syntaktischen Strukturen bei Martian und Notker (ohne Textzitate): Entsprechung 1. SG (106.20 ff.) K+K+H+R
Veränderung
Zusatz1
Zusatz2
SG (106.22 ff.) : K (106.22 f.) + K (107.1 ff.) + H (107.2 ff.) + K2 (107.3) < adv. Best. (107.2) + S (107.3 f.) H (107.5.) = Fortsetzung + K (107.6) + R2 (107.6 f.) + R2 (107.7)
2. SG (107.14 ff.) K + R2 + H + R
3. SG (107.20 ff.) H+R+K
4. SG (108.4 ff.) R2 + K + H
R (107.10) H (107.11 f.) = Fortsetzung SG (107.17 ff.) : K (107.17) + R2 (107.18) + H (107.18 f.) + R (107.20) SG (107.23 ff.) H (107.23 ff.) + R (107.23 f.) + K (107.25 f.) + SG (108.6 ff.) K (108.6 f.) + R2 (108.7 f.) + H (108.9)
SG (108.1 ff.)
Die vier Satzgefüge - zwei mit zwei Nebensätzen, zwei mit drei - für die Darstellung der Göttin Fortuna werden von Notker, bis auf einen zusätzlichen Nebensatz, entsprechend wiedergegeben - von den Zusätzen ohne Basis in der Textvorlage abgesehen. Die syntaktische Struktur des lateinischen Textes bedurfte in diesem Fall offenbar bei der Übersetzung keiner Veränderung, möglicherweise ging es Notker auch darum, die Nebensatzfügungen (der Satzgefüge) als Ausdruck bzw. Stilmittel für die Beweglichkeit,
166
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
d. h. Veränderlichkeit und Unbeständigkeit der Fortuna entsprechend nachzubilden - (das folgende Textstück über das Verhalten der Götter vor dem Carmen Jupiters ist durchgängig parataktisch strukturiert). Gegenüber den unter B und C angeführten Belegen - andere ließen sich noch hinzufügen - für entsprechende Wiedergabe von Satzgefügen der Vorlage bei Notker gibt es andererseits sehr viele Fälle von Veränderung, wie in der Statistik festgehalten und zum größten Teil in der Darstellung behandelt. Es handelt sich um zahlreiche und auch recht unterschiedliche Veränderungen: abgesehen von Erweiterung durch zusätzliche Nebensätze oder Reduktion von Nebensätzen zu Satzteilen geht es dabei um „Abspaltung“ von Sätzen oder gar Auflösung des Gefüges in Sätze, um „Spaltung“ - teilweise mit „Abspaltung“ - eines Gefüges oder dessen Reduktion zu einem Satz.
D Wiedergabe von Sätzen in Folge (Parataxe) mit Veränderungen Vier Sätze in Folge (28.3 ff.) bei Martian werden bei Notker sehr unterschiedlich wiedergegeben - ein Satz entsprechend der Vorlage, ein anderer mit zwei Sätzen und zwei Sätze jeweils mit Satz und Satzgefüge (Darstellung in drei Abschnitten): 28.3 ff. Uerum eosdem amnes diuersicolor fluentorum discrepantium unda raptabat. A´ber fı´lo u´ ngelichı´u uuaˆ ren dı´u uua´ zer de´ro se´lboˆn a´ hoˆn. Quippe primus diffusioris. ac prolixi ambitus gurges. liuentis aque˛ uolumine nebuloso. atque algidus admodum pigrisque cursibus hesitabat. Tiu ˆeresta a´ ha. dı´u uuıˆtesten u´ nde le´ngesten u´ mbesue´ift te´ta. dı´u uua´ s in ´ıro ru´ nso blaˆ uuı´o. u´ nde ne´bulgı´u. u´ nde la´ zoˆta cha´ ltı´u in ´ıro traˆ guˆ n fe´rte. Tı´u fa´ rt ´ıst saturni. Entsprechung 1. S (28.3 ff.) 2. S (28.6 ff.)
Veränderung
Zusatz1
Zusatz2
S (28.5 f.) SG (28.9 ff.) : H (28.9 ff.) + R (28.9 f.) durch + 冎 S (28.11 f. ) „Spaltung“ + S (28.12)
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
167
28.13 ff. Interius alius lactis instar candide˛ que lucis. mitis omnia quietusque motu. undas uolebat argenteas. I´nnoˆr ra´ n ´ein a´ nderı´u. mı´liche u´ nde uuıˆzemo uue´tere gelıˆchı´u. a´ lema´ mmendo. u´ nde a´ legema´ hsa´ mo fa´ rentı´u. dı´u fuˆ orta sa´ mo-so sı´lberıˆne u´ ndaˆ . Ta´ z ist circulus iouis. Tertius uero nimio rubroque. i. nimium rubro igne rutilans. festinataque rapiditate precipites fragososque cursus. anhela sulphureus celeritate torquebat. ´ ber diu dritta uua´ s filo roˆt. u´ nde in soˆ hı´rlichemo scu´ ze uuaˆ ren ´ıro fe´rte. da´ z si fo´re A ga´ hi bla´ chesoˆnde. in u´ nhı´rmıˆgero spuˆ ote sı´h sue´belgı´u draˆ ta. Ta´ z ´ıst circulus martis. Entsprechung 3. S (28.12 ff.)
4. S (28.17 f.)
Veränderung
Zusatz1
S (28.14 ff.) + S (28.16 f.)
durch } „Spaltung“
Zusatz2
+ S (28.17) S (28.20 f.) durch „Spaltung“ + } SG (28.21 ff.) : und „Abspaltung“ H (28.21 f.) + K (28.22 f.) + S (29.1)
Es folgen sechs Satzeinheiten (5 SG und 1S), denen sich dann drei Sätze in Folge (31.8 ff.) anschließen - wiederum mit unterschiedlicher Wiedergabe bei Notker: 31.8 ff. Nam alter nimia celeritate festinus ac plerumque consistens relabensque ferebatur. Uua´ nda ´einı´u ga´ hoˆta uuıˆloˆn. uuıˆlloˆn gestu´ lta sıˆ. uuıˆlloˆn eruua´ nt sıˆ. A´lso uuı´r se´heˆn in caelo die planetas inequales. stationarias. retrogadas. Alius uero quandam originem undarum gestans. flexuosisque anfractibus errabundus. spumabat cunctis seminibus fluentorum. A´nderı´u fuˆ orta sa´ mo-so a´ nage´nne dero na´ zi. u´ nde in chru´ mbeˆn cheˆren scra´ ncheloˆntı´u. fe´imda sıˆ saˆ men a´ lles so´uues. Tes maˆ nen to´u ´ıst a´ nage´nne u´ nde saˆ mo. sa´ pfes u´ nde ma´ rges. Hi igitur amnes discoloris cursus. predictas rerum nationumque fortunas. inmensis primo sinibus ambiebant. Su´ s mı´ssefa´ reuue a´ haˆ . u´ mbe/grı´ffen ze ˆerest. mı´t chre´ftigeˆn bı´ugoˆn. a´ lle dıˆe uuıˆlsaˆ ldaˆ dero uue´rlte. io´h tero dıˆeto. Uua´ z ma´ g in uue´rlte sıˆn. ´ız neuue´rde u´ mbefa´ ngen mı´t tıˆen rı´ngen dero planetarum?
168
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers Entsprechung
1. S (31.8 f.)
2. S (31.12 ff.)
Veränderung
Zusatz1
S (31.9 f.) + S (31.10) + S (31.10 f.)
durch
S (31.14 f.) + S (31.15 ff.)
Zusatz2
„Spaltung“ + K (31.11 f.) durch } „Spaltung“
3. S (32.3 ff.) S (32.5. ff.)
+ SG (31.17 f.) + SG (32.7 ff.)
Bei den unter D angeführten Textstellen handelt es sich um Ausschnitte aus der Darstellung der sieben Planeten bzw. der entsprechenden Flüsse, da die Planeten „in modum amnium … lubrico … flexu volvuntur.“ (Kommentar zu 27.18). Die Beschreibung der Flüsse bei Martian wird vorwiegend in Sätzen gegeben, die meist eine ausgeprägt nominale, d. h. komplexe Struktur aufweisen, da die Beschreibung sehr detailliert erfolgt, wobei die verschiedenen Aspekte mit entsprechenden Substantiven bzw. Substantivverbindungen, Adjektiven und Partizipien dargestellt werden. Von zwei Fällen bei den oben angeführten Belegen abgesehen, verändert Notker die Struktur der Sätze durch „Spaltung“ zu Sätzen oder zu Satzgefügen und Sätzen (einmal zusätzlich durch „Abspaltung“). Damit werden markante Aspekte eines in der Vorlage gegebenen Satzes mit eigenen Satzeinheiten (Satz, Hauptsatz, Nebensatz), d. h. analytisch wiedergegeben und damit auch entsprechend hervorgehoben bzw. gewichtet. Hier zeigt sich bei Notker auch eine deutliche Tendenz zur verbal strukturierten Darstellung im Vergleich zur nominalen Ausdrucksweise der Vorlage.
E Wiedergabe von Sätzen in Folge (Parataxe) Im weiteren Verlauf der Darstellung bei Martian finden sich nach einem Satzgefüge (32.9 ff.) fünf Sätze in Folge, die bis auf einen Fall - S 33.5 f. wird bei Notker einfaches Satzgefüge (33.7 f.) - gemäß der Vorlage übersetzt werden. Für eine entsprechende Wiedergabe von Satzreihen (Parataxe) der Vorlage bei Notker finden sich weitere Textstellen - mit sieben oder auch mehr Sätzen in Folge. Im folgenden eine Textstelle (108.15 ff.) mit parataktischer Reihung von 7 Sätzen, die von Notker entsprechend nachgebildet werden, wenn auch mit einem Einschub von fünf Zeilen als Kommentar (109.1 ff.):
Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
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108.15 ff. Iupiter tunc solio resedit. precepitque cunctos pro meriti ordine residere. Toˆ sa´ z se´lbeˆr iupiter a´ n sıˆnemo stuˆ ole. u´ nde hıˆez tie a´ ndere a´ lle be heˆri sı´zzen. Tuncque subsellia flammabunda. i. micantia. ce˛ tum suscepere sidereum. Toˆ intha´ betoˆn scoˆne sı´dellaˆ . dia hı´meliscuˆ n ma´ negi. Uerum quidam redimitus puer ad os compresso digito salutari. silentium commonebat. ´ nde ´ein zıˆero ga´ ro chı´nt. keboˆt stı´lli mı´t sıˆnemo che´tefı´ngere u´ ber den mu´ nt kele´getemo. U Ta´ z ´ıst te´r na´ hoˆst temo duˆ men staˆ t. te´r o´uh index he´izet. Mı´t te´mo che´ttent sı´h ˆıo no´h saraceni. a´ fter a´ ltemo sı´te. Taz kezıˆerta chı´nt ´ıst cupido. de´mo cupidini u´ ngelıˆchez. te´n man na´ cheten maˆ let. uua´ nda er deus turpidinis ´ıst. Conticuere omnes. itentique ora tenebant. Toˆ geda´ getoˆn sıˆe a´ lle. u´ nde fernaˆ men da´ ra-uue´rt. Tunc iupiter ce˛ pit. Toˆ spra´ h iupiter. Entsprechung 1. 2. 3. 4.
S (108.15) S (108.15 f.) S (108.18 f.) S (108.20 ff.)
5. S (109.5) 6. S (109.6) 7. S (109.7)
S (108.16 f.) S (108.17 f.) S (108.19 f.) S (108.22 f.)
Zusatz1
SG (109.1 f.) + S (109.2 f.) + SG (109.3 ff.)
S (109.6) S (109.6 f.) S (109.7 f.)
Bei allen Sätzen der Vorlage handelt es sich um ausgesprochen kurze Sätze - bis auf den 4. Satz (108.20 ff.) mit zwei Zeilen - umfassen sie einmal eine, ansonsten lediglich eine halbe Zeile. Martian schildert hier denkbar knapp den „Consessus caelitum“ und das Schweigen vor dem Carmen des Jupiter. Notker kann hier die Satzstrukturen der Vorlage unmittelbar wiedergeben.
F Wiedergabe von Sätzen in Folge (Parataxe) Unmittelbare Wiedergabe einer größeren Folge von Sätzen der Vorlage bei Notker findet sich auch an anderer Stelle. Es handelt sich um eine Reihung
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Anhang zur Analyse von Satzgefügen und Sätzen Martians und Notkers
von elf Sätzen (71.5 ff.) innerhalb der Darstellung „De sedecim regionum diis“ (68.7 ff.). In dieser Beschreibung der Götter und ihrer Bereiche finden sich ausschließlich Sätze (22) oder einfache Satzgefüge (7). Im folgenden eine Auflistung der 11 Sätze in Folge (71.5 ff.) bei Martian und Notker (ohne Textwiedergabe): Entsprechung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
S (71.5 f.) S (71.9 f.) S (71.11 ff.) S (71.15 ff.) S (71.17 f.) S (71.21 ff.) S (71.22 f.) S (72.2 f.) S (72.4 f.) S (72.7 ff.) S (72.10 ff.)
S (71.8 f.) S (71.10 f.) S (71.13 ff.) S (71.18 ff.) S (71.20 f.) S (71.23 f.) S (72.1 f.) S (72.3 f.) S (72.5 ff.) S (72.9 f.) S (72.12 ff.)
Zusatz1
+ R (72.6) + R (72.13)
Die Aufzählung (der Götter) in parataktischer Reihung (vom 6. bis 12. Gott) wird von Notker entsprechend nachgebildet - in zwei Fällen mit einem Relativsatz (ohne Basis in der Textvorlage) ergänzt. Die einfachen Satzstrukturen sowie die Aussagen der Sätze bei Martian legen dies nahe. Bei der Übersetzung des ganzen Kapitels „De sedecim regionum diis“ hat Notker lediglich zwei Sätze mit Relativsatz zu einem Gefüge erweitert - einmal umschreibt der Relativsatz (69.22 f.) den Namen ,Mulciber‘ (als Erläuterung), das andere Mal übersetzt der Relativsatz (70.3 f.) einen Ablativus absolutus (als syntaktisches Mittel).
Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch) Wie Boethius hat auch Martian verschiedene Carmina in die Darstellung eingefügt. Wie in der Consolatio eröffnet ein Carmen das 1. Buch - mit 16 Versen das kürzeste Lied - und eines findet sich gegen Ende des 1. Buches, allerdings nicht als Schluß wie bei vier von fünf Büchern der Consolatio mit 52 Versen das umfangreichste Lied. Die anderen drei Carmina verteilen sich auf die erste Hälfte der Darstellung - sie stehen jeweils in engem Zusammenhang mit der Hochzeit bzw. Heirat Merkurs (Hinweis Apolls auf die Philologie, Zustimmung Merkurs und Bitte Apolls an Jupiter um Einwilligung). Notker hat in seiner Übersetzung bei vier von den fünf Carmina des 1. Buches Veränderungen im Satzbau vorgenommen. Dies betrifft 18 Satzeinheiten von 60 der vier Carmina bzw. 70 insgesamt, aber nur in fünf Fällen handelt es sich um größere, d. h. markante Veränderungen syntaktischer Strukturen (ein Drittel der Veränderungen bzw. 7 % aller Satzeinheiten in den fünf Carmina). Im folgenden werden die Veränderungen des Satzbaus der einzelnen Carmina in Notkers Übersetzung dargestellt, nach Sätzen und Satzgefügen getrennt - bei entsprechender Verbindung im Zusammenhang -, wobei Umfang und/oder Grad der Veränderung, d. h. Quantität und/oder Qualität die Reihenfolge der Darstellung bestimmen. Im Anschluß daran werden die Veränderungen Notkers zusammengefaßt - entsprechend den Bereichen ,Satz‘ und ,Satzgefüge‘.
Carmen I Das erste Carmen bei Martian umfaßt 16 Verse mit 8 Satzeinheiten. Entsprechend dem Musenanruf zu Beginn eines Epos wird hier Hymenaeus bzw. Hymen als Gott der Hochzeit für das Werk angesprochen und gerühmt. Die syntaktische Struktur ist relativ einfach und klar: Es finden sich vier Sätze und vier Satzgefüge (eines mit zwei, eines mit drei Nebensätzen 1. Grades). Dennoch hat Notker vier Satzeinheiten verändert - in zwei Fällen handelt es sich um größere Veränderungen von Satzgefügen.
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Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch)
Veränderung von Sätzen Notker verändert zwei Sätze der Vorlage durch zusätzlichen Nebensatz zu einem Satzgefüge 1. Bei Satz 5.12 f. wird eine Partizipialkonstruktion (5.12 f.) mit Relativsatz (5.14 f.) wiedergegeben. 2. Auch bei Satz 4.12 f. wird die Partizipialkonstruktion (4.12 f.) mit Nebensatz übersetzt - durch einen mit uuanda eingeleiteten Kausalsatz (5.14 f.). (Allerdings wird die Angabe: ore zum Prädikat: micat - 5.13 - nach bzw. außerhalb der Partizipialkonstruktion bei Notker sinngemäß mit in den Nebensatz übernommen.) In beiden Fällen wird mit dem erweiterten Partizip bzw. Participium coniunctum (P.C.) eine satzwertige Konstruktion der Vorlage bei Notker mit Nebensatz wiedergegeben, d. h. erweitert und verdeutlicht.
Veränderungen von Satzgefügen 1. Das erste Satzgefüge des Carmen - 3.3 ff. - (mit zwei Relativsätzen, jeweils mit P.C.) wird von Notker durch Erweiterung mit Relativsatz einerseits und durch „Abspaltung“ eines Relativsatzes und dessen „Spaltung“ in zwei eigene Sätze andererseits deutlich verändert (3.6 ff.). Die Reduktion des Gefüges und die damit verbundene Erweiterung der Satzeinheiten ist wesentlich durch die Wiedergabe zweier P.C.-Konstruktionen bedingt: a) Erweiterung Im Falle des ersten Relativsatzes der Vorlage (3.3 ff.) erweitert Notker das P.C. (3.3) zum Relativsatz mit zusätzlichem Prädikat (3.6 f.) - parallel zu dem entsprechend der Vorlage übersetzten Relativsatz (3.8 f.). b) „Abspaltung“ und „Spaltung“ Den zweiten Relativsatz der Vorlage (3.12 ff.) löst Notker vom Satzgefüge und gibt sowohl das P.C. (3.12 f.) als auch den übrigen, d. h. den eigentlichen Relativsatz (als Struktur) jeweils mit einem eigenen Satz wieder (3.12 ff. und 3.16 f.). Notker hat in seiner Wiedergabe die durch die Partizipialkonstruktionen komplexen Fügungen der Relativsätze mit syntaktischen Mitteln mehr analy-
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tisch strukturiert, damit verdeutlicht und die Aussagen mehr betont bzw. gewichtet (Gesang und Abkunft Hymens einerseits sowie seine Fähigkeit zur Bindung der Elemente und Vereinigung von Gegensätzlichem andererseits). 2. Ein weiteres Gefüge mit drei Nebensätzen (4.16 ff.) wird durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes und durch Bildung eines zusätzlichen Hauptsatzes gleichsam als Ersatz - und einen zusätzlichen Nebensatz 1. Grades in seiner Struktur und partiell auch in der Aussage (Hauptsatz) verändert: a) „Abspaltung“ Der Hauptsatz der Vorlage (4.16 f.) wird vom Gefüge gelöst und als eigener Satz wiedergegeben - wahrscheinlich deshalb, weil so entsprechende Erläuterungen (zwei Satzgefüge) angeschlossen werden können, die sonst das Gefüge sehr belastet hätten. 4.16 f. 4.17. f.
Tibi. s. perhibent placuisse cantare choreas ad thalamos. Tı´h sa´ gent sie sie ge´mo sı´ngen die bruˆ te-sa´ ng.
b) Ersatz und Zusatz Nach den Erläuterungen ist dann ein zusätzlicher Hauptsatz als Basis für die Wiedergabe der drei Nebensätze erforderlich, wobei Notker darüber hinaus einen zusätzlichen Konjunktionalsatz einfügt, der die im lateinischen Text gegebene Konjunktion seu (vor der Konjunktion quod ) aufnimmt und verdeutlicht. Diesem zusätzlichem Nebensatz (mit der Konjunktion soˆ ) werden die drei Kausalsätze als daz-Sätze zweiten Grades untergeordnet: 5.2 ff. 5.2 ff.
… Seu quod bacchus tibi pater est. seu genetricis habes … Seu gratia. i. soror ueneris dedit … Ta´ z ´ıst tı´r gesla´ ht. Soˆ iz ta´ nnan sıˆ. daz ter uuıˆngo´t tıˆn fater ist … A´lde fo´ne dıˆnero muˆ oter sla´ het tı´h a´ na … A´lde dıˆn muˆ oma ga´ b tı´r …
(Der „neue“ Hauptsatz 5.2 f. als Ersatz für den ursprünglichen 4.16 f. ist unterstrichen.)
Carmen II In diesem Carmen spricht Apoll zu Merkur: Er rät ihm zur Philologie als Frau wegen ihrer großen Vorzüge. Die 23 Verse gliedern sich in 10 Satzein-
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heiten - fünf Sätze und fünf Satzgefüge. Bei den Satzgefügen finden sich neben einem einfachen Gefüge eines mit zwei, zwei mit vier und sogar eines mit sieben Nebensätzen, dabei sind Unterordnungen 2. Grades (dreimal) sowie einmal 3. Grades. Trotz dieser relativ ausgeprägten bzw. komplexen Hypotaxe hat Notker (39.9 ff.) keine Änderungen vorgenommen, abgesehen von einem Tausch in der Abfolge von jeweils zwei Nebensätzen im 1. Gefüge (39.9 ff.).
Carmen III Mit diesem Carmen antwortet Merkur Apoll, indem er seinem Rat zustimmt und ihn um Hilfe für die Einwilligung Jupiters bittet. Das relativ kurze Lied mit 19 Versen weist zwar 11 Satzeinheiten auf, aber es handelt sich dabei um acht Sätze und drei einfache Satzgefüge, d. h. um einfache Satzstrukturen. So waren für Notker auch keine größeren Veränderungen erforderlich. Diese betreffen lediglich den Bereich der Nebensätze:
Veränderung von Satz zu Satzgefüge In zwei Fällen erweitert Notker einen Satz der Vorlage durch zusätzlichen Nebensatz zu einem Satzgefüge. Bei dem Satz 45.10 f. verändert er ein Partizip Perfekt Passiv als Dativobjekt (45.10) zu einem Relativsatz (45.12), bei dem Satz 44.7 erweitert er das Adverb mage = magis (44.7) zu einen Komparativsatz mit der Konjunktion danne (44.8 f.), womit der Sinnzusammenhang verdeutlicht wird: 44.7 44.7 f.
Sed numquam mage uelle disparamus. A´ber nıˆo/meˆr negeske´ideˆn uuı´r u´ nseren uuı´llen. meˆr da´ nne er ˆıo a´ na-ist.
Veränderung eines Satzgefüges zu einem Satz Im Falle des einfachen Satzgefüges 44.17 f. wird der Relativsatz von Notker ausgespart, statt dessen bei dem Subjekt des Hauptsatzes ein Genitivattribut in Form eines Gerundiums hinzugefügt - das Genitivattribut (entsprechend dem Kommentar) hat Notker bereits in der lateinischen Vorlage er-
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gänzt, so daß die allgemein gehaltene Aussage des Relativsatzes zu dem Subjekt voluntas mit dem Attribut caelibatus verdeutlicht wird (44.18): 44.17 f. 44.18 f.
Et que˛ cumque fuit perit uoluntas. s. ce˛ libatus ´ nde u´ ngehıˆennes uuı´llo de´r ´ıst mı´r nuˆ inga´ ngen. U
Die Herausstellung von Subjekt und Attribut betont überdies den Zusammenhang.
Carmen IV In diesem Lied mit 31 Versen bittet Apoll den Göttervater Jupiter um Zustimmung zur Hochzeit Merkurs oder um die Einberufung einer Götterversammlung für eine Entscheidung. Das Lied umfaßt 16 Satzeinheiten: 7 Sätze und 9 Satzgefüge, davon sechs einfache Gefüge, eines mit zwei, eines mit drei und eines mit vier Nebensätzen; zwei Gefüge weisen Unterordnung 2. Grades auf. Die Veränderungen bei Notker betreffen zwei Sätze sowie zwei Satzgefüge. Veränderung von Sätzen 1. Zusatz Bei dem Satz 53.5 ff. hat Notker das 3. bzw. letzte Akkusativobjekt abgelöst und mit Wiederholung des Prädikats zu einem zusätzlichen Satz (53.8) erweitert, womit der Aspekt besonders betont wird. 2. Veränderung zu Satzgefüge Der Satz 53.17 wird bei Notker zum Gefüge (53.17 f.), da er das Subjekt discretio mit Relativsatz: Ta´ z tuˆ bene´imest … (53.17 f.) übersetzt. Wie im vorausgehenden Satz (53.16) hat Notker die Aussage persönlich (hier mit der 2. Person = Jupiter) wiedergegeben. Veränderung von Satzgefügen 1. Erweiterung Notker hat bei der Übersetzung des einfachen Satzgefüges 52.18 ff. dieses um einen Relativsatz erweitert, und zwar durch „Spaltung“ des Nebensatzes
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der Vorlage, indem er bei dem ersten Teil - im wesentlichen das Subjekt pronuba (52.21) - eine Kopula als Prädikat ergänzt und den weiteren Teil als Relativsatz angeschlossen hat: 52.21 f. 52.22 f.
… Cum eadem profecta pronuba futura que˛ que suffragabitur? … Sıˆd sıˆ diu hıˆre´isara ist. tı´u is ta´ ra-na´ h a´ lles he´lfen so´l?
Notker hat mit dieser Gliederung bzw. Struktur den Sinnzusammenhang der Vorlage verdeutlicht. 2. Reduktion des Gefüges auf einen Satz Die zweite Veränderung eines einfachen Satzgefüges (54.10 f.) betrifft die Wiedergabe des Konjunktionalsatzes (Objektsatz) - die Konjunktion ut ist ausgespart - durch Gerundium mit Präposition ze; womit das Gefüge zum Satz verkürzt wird: 54.10 f. 54.11 ff.
Maie tuumque sacrum pignus flagitat iugetur thalamis uirginis doctissime˛ . Tıˆn su´ n. u´ nde maie. ke´roˆt ze gehıˆenne ze dero geleˆrtuˆ n dıˆernuˆ n philologie˛.
Mit dieser Übersetzung des Nebensatzes hat Notker den umschreibenden bzw. poetisch-rhetorischen Ausdruck Martians: iugetur thalamis auf die direkte Aussage (mit finalem Charakter) reduziert.
Carmen V In diesem mit 52 Versen und 25 Satzeinheiten umfangreichsten Carmen verkündet und begründet Jupiter seine Zustimmung zur Heirat Merkurs. Das Lied enthält 14 Sätze und 11 Satzgefüge, davon sieben einfache Gefüge, eines mit zwei Nebensätzen, zwei mit drei und eines mit fünf Nebensätzen, drei Gefüge (eines mit zwei, die beiden anderen mit drei Nebensätzen) haben Unterordnung 2. Grades. In sieben Fällen hat Notker Satzeinheiten verändert - es handelt sich um drei Sätze und vier Gefüge, wobei zweimal ein Gefüge und ein Satz im Zusammenhang betroffen sind.
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Veränderungen von Sätzen 1. Satz wird Satzgefüge Der Satz 109.20 ff. wird bei Notker durch zusätzlichen Nebensatz zum Satzgefüge (110.2 ff.). Es handelt sich um einen mit der Konjunktion toh eingeleiteten Konzessivsatz (110.3 f.), der eine Partizipialkonstruktion der Vorlage wiedergibt (109.20 f.) und damit den logischen Zusammenhang von Satz und Angabe des P.C. verdeutlicht. 2. Satz wird Nebensatz eines Satzgefüges In zwei Fällen hat Notker einen Satz der Vorlage einem vorausgehenden Satzgefüge als Nebensatz zugeordnet, d. h. einen Satz mit einem Gefüge verbunden bzw. „verschmolzen“. Der Satz 111.2 ff. bei Martian wird bei Notker als ein mit daz eingeleiteter Konjunktionalsatz 2. Grades dem vorhergehenden Gefüge (110.26 ff.) angeschlossen. (s. unter ,Veränderungen von Satzgefügen‘) Der lateinische Satz 111.21 wird von Notker als Relativsatz 2. Grades (111.22) mit dem letzten von fünf indirekten Fragesätzen im Gefüge zuvor (111.10 ff.) verbunden, was sich von Struktur und Inhalt des Satzes durchaus anbietet: 111.21 f. 111.22
Perque hunc ipse pater foedera santio. Mı´t te´mo ´ıh io´h mıˆn se´lbes kehıˆle´iche fe´stenoˆn.
Zusatz eines Satzes Im lateinischen Satz 113.16 f. ist ein Satz - der unpersönliche Ausdruck nam decet (113.16) - eingeschoben, der von Notker entsprechend übersetzt wird: da´ z ´ıst kezaˆ me (113.18) , aber darüber hinaus als Variante mit persönlichem Bezug auf Jupiter erscheint: da´ z lıˆchet mı´r (113.18) - als Bekräftigung seiner Entscheidung für die Hochzeit. Veränderung von Satzgefügen Erweiterung durch Verbindung („Verschmelzung“) mit einem Satz als Nebensatz Die Verbindung des Satzes 111.21 f. mit dem Satzgefüge 111.9 ff. (in der Vorlage) zu einem Satzgefüge in der Übersetzung Notkers (111.10 ff.) ist oben unter ,Veränderung von Sätzen‘ (2.) dargestellt worden.
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Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch)
Erweiterung durch Nebensatz und durch Verbindung mit einem Satz als Nebensatz Bei der Übersetzung des einfachen Satzgefüges 110.25 f. erweitert Notker den Infinitiv stringere im Nebensatz (110.25 f.) zu einem Relativsatz - mit Bezugswort caritas im Hauptsatz (110.25) -, dem er dann einerseits den Modalsatz der Vorlage als Nebensatz 2. Grades unterordnet und andererseits dem zu einem daz-Satz 2. Grades veränderten Satz der Vorlage (111.8), der dem Gefüge 110.25 f. folgt (lat. sowie ahd. Text verbunden): 110.25 ff.
110.26 ff.
Que˛ nec frustra mihi insita caritas. ut sueuit stringere patria pectora. nam nostra ille fides … No´h a´ rdinguˆ n neı´st mı´r a´ na dı´u mı´nna. dı´u mı´h nıˆeht ´ein neduı´nget. a´ lso sıˆ o´uh a´ nderro fa´ tero muˆ ot tuˆ ot. Nu´ be o´uh taˆ r-u´ mbe. da´ z er ´ıst mıˆn trı´uua …
Der zwischen Satzgefüge und Satz bei Martian gegebene logische Zusammenhang - die Feststellung (mit einer Einschränkung): Die nicht vergebliche Vaterliebe (gegenüber Kindern allerdings üblich) und die Begründung: Die Treue (und andere Vorzüge) des Sohnes gewissermaßen als Dank wird bei Notker syntaktisch und auch logisch enger gefaßt: Es besteht nicht nur die (nicht vergebliche) Vaterliebe, die üblicherweise herrscht, sondern die auch wegen der Treue (und weiterer Vorzüge) des Sohnes gegeben ist. Erweiterung durch Veränderung („Spaltung“) des Hauptsatzes Bei der Übersetzung des einfachen Satzgefüges (112.1 ff.) verändert Notker den Hauptsatz durch „Spaltung“, indem er die adverbiale Bestimmung fortisan in Verbindung mit der Konjunktion sed am Anfang des Hauptsatzes (112.1) ablöst und zu einem Satz erweitert (112.3), dem er dann den eigentlichen Hauptsatz der Vorlage als daz-Satz unterordnet (112.3 f.), diesem folgt der abhängige Fragesatz - entsprechend der Vorlage, aber durch den zusätzlichen daz-Satz jetzt als Nebensatz 2. Grades (Hauptsatz bei Notker unterstrichen): 112.1 f.
Sed fortisan pietas. s. dea sola recenseat. que˛ parens. i. obediens probitas. s. mercurii munera pensitet. i. impleat.
Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch)
112.3 f.
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Nuˆ mag geske´hen da´ z pietas ´einı´u geza´ loˆt. uua´ z sıˆn gehoˆrsa´ ma guˆ oti. dıˆenestes ketuˆ e.
Mit dieser Veränderung des lateinischen Hauptsatzes hat Notker mit dem „neuen“ Hauptsatz den Aspekt der Möglichkeit (einer Handlung) betont sowie mit ihm in deiktischer Funktion auf eben diese Handlung hingewiesen, die damit entsprechend betont wird: Nur die Pietas allein kann als Göttin der Pflicht die durch Gehorsam erbrachten Dienste Merkurs beurteilen, d. h. ihren Wert ermessen. Erweiterung durch Zusatz sowie Einsparung durch Reduktion Ähnlich wie bei der Wiedergabe des lateinischen Satzgefüges 112.1 ff. mit verändertem Hauptsatz (112.3 f.), wie im vorhergehenden Abschnitt (Erweiterung durch „Spaltung“) dargestellt, hat Notker auch bei dem einfachen Satzgefüge 112.21 f. der Vorlage den Hauptsatz verändert, indem er ihn als daz-Satz einem zusätzlichen Hauptsatz - ohne „Basis“ im Text - unterordnet. Den Relativsatz der Vorlage (112.21) - vor dem Hauptsatz - hat Notker auf eine Adjektivkonstruktion (prädikatives Adjektiv mit adverbialer Bestimmung des Urhebers) reduziert und in den daz-Satz eingefügt, so daß der Aspekt der irdischen Geburt der Philologie weniger betont wird, dafür aber ihr Sinn nach Unsterblichkeit - die Aussage des daz-Satzes, der durch den zusätzlichen Hauptsatz mit primär deiktischer Funktion besonders gewichtet ist (im Zitat unterstrichen): 112.21 f. 112.22f.
Sed cui terreus ortus. propositum in sidera tendere. A´ber soˆ ´ıst iz kele´gen. da´ z sıˆ bu´ rtig fo´ne ´erdo. sı´n ha´ be ze hı´mele.
Weitere Veränderungen im syntaktischen Bereich Auch bei der Übersetzung der Carmina hat Notker bisweilen Veränderungen innerhalb der vorgegebenen Strukturen vorgenommen. Nebensatzart: Der Relativsatz im Satzgefüge 53.21 ff. (Carmen IV) wird in der Übersetzung (53.24 ff.) mit Konjunktionalsatz wiedergegeben. Abfolge von Nebensätzen im Gefüge: Gegenüber der Folge im Satzgefüge 109.11 ff. (in Carmen V) der Vorlage: K + R2 + K + H dann bei Notker (109.12 ff.) die Folge: K + K + R2 + H
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Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch)
Abfolge von Hauptsatz und Nebensätzen: Gegenüber dem Satzgefüge 39.6 ff. (in Carmen II) der Vorlage: K + K + H + R + R bei Notker 39.9 ff. die Folge: H + R + R + K + K Auch diese „internen“ Veränderungen dienen der Verdeutlichung des Sinnzusammenhangs, und auch hier zeigt sich Notker flexibel und variabel, zumal er an keine metrische Form gebunden ist.
Satzbau der Carmina in Notkers Übersetzung Zusammenfassung I Satz In den 5 Carmina finden sich 38 Sätze (sowie 32 Satzgefüge). Davon werden von Notker 10 in ihrer Struktur verändert und zwei Sätze mit jeweils einem zusätzlichen Satz erweitert, d. h. etwa ein Drittel der Sätze sind von Veränderungen betroffen. 1. Satz wird Satzgefüge Wie bei der Wiedergabe von Sätzen in der Prosa ist auch hier die Erweiterung von Sätzen durch Nebensatz zu Satzgefügen charakteristisch: Die Sätze 5.12 f.; 45.10 f.; 53.17 werden jeweils mit Relativsätzen (5.14 f.; 45.12; 53.17 f.) zu Gefügen verändert (5.14 f.; 45.11 f.; 53.17 f.). Die Sätze 4.12 f.; 44.7; 109.20 f. werden mit Konjunktionalsätzen - 4.14 f. (kausal); 44.8 f. modal (komparativ); 110.3 f. (konzessiv) - zu Satzgefügen (4.13 ff.; 44.7 ff.; 110.2 ff.) 2. Satz wird Nebensatz Zwei Sätze der Vorlage werden selbst als Nebensätze bei Notker an das vorhergehende Satzgefüge angeschlossen: der lateinische Satz 112.1 ff. als Relativsatz (111.22) im Satzgefüge 111.10 ff. bei Notker und der lateinische Satz 111.2 ff. als Konjunktionalsatz mit daz (111.3) im Satzgefüge 110.26 ff.. Zur weiteren Veränderung dieses Satzgefüges gegenüber der Vorlage s. u. ,Erweiterung von Satzgefügen‘ (II.1). 3. zusätzliche Sätze In zwei Fällen hat Notker zu Sätzen der Vorlage (53.5 f.; 113.16) einen weiteren Satz hinzugefügt: Der Satz 53.8 übersetzt ein Objekt des vorherge-
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henden Satzes (mit Wiederholung des Prädikats), der Satz 113.18 variiert den vorhergehenden (im Sinne eines persönlichen Bezugs der Aussage). Drei zusätzliche Sätze bei Notker ergeben sich durch „Abspaltung“ von zwei Satzgefügen: In dem einen Fall handelt es sich um die „Abspaltung“ des Hauptsatzes im lateinischen Gefüge 4.16 ff. zu einem eigenen Satz (4.17), im anderen um die „Abspaltung“ eines Relativsatzes im Gefüge 3.3 ff., wobei dieser Relativsatz wiederum in zwei eigene Sätze „aufgespalten“ wird (3.13 ff. und 3.16 f.) Zwei zusätzliche Sätze bei Notker gegenüber der Vorlage entstehen durch die Veränderung zweier Satzgefüge (44.17; 54.10 f.) zu Sätzen (44.18 f.; 54.11 f.) durch Reduktion des Nebensatzes auf einen Satzteil - es handelt sich also dabei nicht um Satzeinheiten als Zusatz, sondern um solche als Ersatz (Sätze anstelle von Satzgefügen). Notker hat also sechs Sätze der Vorlage zu Satzgefügen erweitert und zwei Sätze zu Nebensätzen verändert, das bedeutet eine Verminderung um zwei Satzeinheiten, aber Verstärkung der Hypotaxe, demgegenüber hat er fünf zusätzliche Sätze bzw. Satzeinheiten gebildet und zwei Sätze anstelle von Satzgefügen. Es zeigt sich die Tendenz zur Bildung von Sätzen als zusätzliche Satzeinheiten - neben zusätzlichen Nebensätzen (s. unten unter ,Satzgefüge‘).
II Satzgefüge Die Carmina weisen insgesamt 32 Satzgefüge auf (davon 19 einfache Gefüge) von insgesamt 70 Satzeinheiten. In 9 Fällen verändert Notker die Struktur, bei fünf von ihnen sind es größere Veränderungen. 1. Erweiterung Das einfache Satzgefüge 52.18 ff. wird bei Notker (52.19 ff.) um einen Nebensatz erweitert, der durch „Spaltung“ des lateinischen Nebensatzes gebildet ist. Das Satzgefüge (111.9 ff.) mit fünf abhängigen Fragesätzen wird dadurch erweitert, daß der nachfolgende Satz 111.21 der Vorlage als Relativsatz 2. Grades dem Gefüge (111.10 ff.) angeschlossen bzw. untergeordnet wird. In einem anderen Fall wird in gleicher Weise bei der Wiedergabe eines Gefüges (110.25 f.) diesem ein Satz der Vorlage (111.2 ff.) als Konjunktionalsatz 2. Grades angeschlossen, darüber hinaus weist aber das Gefüge bei Notker (110.26) noch einen zusätzlichen Relativsatz auf.
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Notkers Übersetzung der Carmina (im 1. Buch)
2. Erweiterung und Reduktion Bei der Wiedergabe des Satzgefüges 3.3 ff. zu Beginn des 1. Carmen erweitert Notker das Gefüge (3.6 ff.) einerseits durch zusätzlichen Relativsatz, reduziert es aber andererseits, indem er einen Relativsatz der Vorlage ablöst und mit „Spaltung“ als zwei eigene Sätze im Anschluß an das Gefüge wiedergibt. 3. Veränderung des Hauptsatzes In drei Fällen ist bei Veränderungen der Gefüge gegenüber der Vorlage der Hauptsatz betroffen - dies in Verbindung mit weiteren Veränderungen. Im Falle des einfachen Satzgefüges 112.1 ff. bildet Notker mit einer adverbialen Bestimmung des Hauptsatzes einen „neuen“ Hauptsatz, dem er den ursprünglichen Hauptsatz als daz-Satz unterordnet, dem dann der abhängige Fragesatz als Nebensatz 2. Grades im Gefüge (112.3 f.) folgt. Bei der Wiedergabe des Satzgefüges 4.16 ff. wird der Hauptsatz als eigener Satz „abgespalten“ (4.17 f.) und ein neuer Hauptsatz für das Satzgefüge (5.2 ff.) gebildet, das mit einem zusätzlichen Konjunktionalsatz erweitert wird. Auch bei der Übersetzung des (einfachen) Satzgefüges 112.21 f. wird ein neuer Hauptsatz gebildet, dem der Hauptsatz der Vorlage als daz-Satz untergeordnet wird, wobei aber der Relativsatz der Vorlage zu einem Satzteil des daz-Satzes (in Notkers Gefüge 112.19 f.) reduziert wird. 4. Veränderung von Satzgefüge zu Satz In zwei Fällen wird ein einfaches Satzgefüge (44.17; 54.10) durch Veränderung des Relativsatzes zu einem (erweiterten) Satzteil auf einen Satz reduziert (44.18 f.; 54.11 f.) - s. o. unter ,Satz‘ (I.3). 5. Veränderung von Satz zu Satzgefüge Dem „Verlust“ von zwei Satzgefügen durch Veränderung bzw. Reduktion zu Sätzen stehen sechs zusätzliche Satzgefüge durch Erweiterung von Sätzen mit Nebensatz gegenüber: 4.13 ff. (für den Satz 4.12 f. in der Vorlage); 5.14 f. (5.12 f.); 44.7 ff. (44.7); 45.11 f. (45.10 f.); 53.17 f. (53.17); 110.2 ff. (109.20 f.) - s. o. unter ,Satz‘ (I.1). Dies zeigt eine Tendenz zur Hypotaxe, insbesondere aber eine Orientierung zur analytisch-verbalen Wiedergabe von Satzteilen (überwiegend nominale Fügungen). Auch bei der Wiedergabe von Satzgefügen (s. o. unter II.2 und 3) zeigt sich bei Notker die Tendenz zu zusätzlichen Sätzen und insbesondere Nebensätzen, d. h. zur analytisch-verbalen Übersetzung.
Vergleich von Prosa und Carmina in der Übersetzung Vergleicht man die Übersetzung des Prosatextes im 1.Buch mit der der entsprechenden Carmina, dann zeigt sich, daß der Anteil der Veränderungen bei den Carmina mit knapp einem Drittel der Belege etwas größer ist als bei der Prosa. Das ist zum einen durch die Form der Lieder als metrisch gebundene Texte bedingt, zum anderen auch durch den Stil, da der Anteil nominaler Fügungen etwas ausgeprägter ist als - aufs Ganze gesehen - im Text der Prosa. Die Formen bzw. Arten der Veränderungen Notkers bei der Wiedergabe der Carmina entsprechen aber weitgehend denen der Prosa-Übersetzung: So werden auch zusätzliche Sätze durch Erweiterung oder „Abspaltung“ gebildet, und Satzgefüge der Vorlage werden durch Reduktion zu jeweils einem Satz verändert. Die „Auflösung“ von Satzgefügen in Sätze fehlt allerdings. Demgegenüber werden auch mehrere Sätze mit zusätzlichen Nebensätzen zu Satzgefügen umgeformt - Relativsätze und Konjunktionalsätze sind dabei zu gleichen Teilen vertreten, während in der Prosa-Übersetzung die Relativsätze dominieren. Diese Tendenz zur Hypotaxe zeigt sich auch in weiteren charakteristischen Veränderungen von Satzgefügen - wenn auch nicht mit dem Spektrum wie in der Prosa. So findet sich auch Erweiterung von Satzgefügen mit zusätzlichem Nebensatz durch Erweiterung von Satzteilen, durch „Spaltung“ eines Nebensatzes oder durch „Verschmelzung“ eines Satzes als Nebensatz mit einem Gefüge. Weiterhin wird auch ein Gefüge durch zusätzlichen Satz bzw. „neuen“ Hauptsatz erweitert, ein anderes wegen zusätzlicher Reduktion eines Nebensatzes in der Struktur, nicht aber in der Komplexität verändert. Ebenso gibt es bei den Carmina „Abspaltung“ eines Hauptsatzes als Satz (mit „Ersatz“) oder eines Nebensatzes, der allerdings durch „Spaltung“ zu zwei Sätzen wird, was bei der Prosa so nicht gegeben ist, dagegen aber „Spaltung“ eines Satzgefüges. Trotz einiger Varianten bei der Wiedergabe von Sätzen und Satzgefügen der Prosa und Carmina sind aber die zusätzlichen Sätze sowie die Tendenz zur Hypotaxe (Bildung und Erweiterung), d. h. allgemein gesehen die Bildung zusätzlicher Satzstrukturen (Sätze und Nebensätze) das gemeinsame charakteristische Merkmal.
Statistik zu den Satzeinheiten der Carmina bei Notker und Martian
Carmen I R
F
B
1.
SG (3.3 ff.)
2. 3. 4. 5. 6. 7.
S S SG SG S SG
(3.18 f.) (3.19) (4.3 ff.) (4.9 f.) (4.12 f.) (4.16 ff.)
8.
S
(5.12 f.)
Z Struktur
Entspr.
2: H (E) + R + R
1: H + R 1: H (E) + R
Veränderung SG (3.6 ff.) H + R + R + S (3.13 ff.) + S (3.16 f.) < R
S (3.24 f.) S (4.2) SG (4.4 ff.) SG (4.10 ff.) SG (4.13 ff.) H + K S (4.17 f.) + SG (5.2 ff.)H+K+ K2 + K2 + K2 SG (5.14 f.) H + R
1: H + K + K + K
Carmen II R
F
B
1.
SG (39.6 ff.)
2. 3.
S (39.14) SG (39.15 ff.)
4. 5. 6. 7.
SG S S SG
8. 9. 10.
(40.1 ff.) (40.4 f.) (40.5 f.) (40.12 ff.)
S (41.10 f.) SG (41.13 ff.) S (42.1)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung
4: K + K + H + R+R
SG (39.9 ff.)
H+R+R+K+K
4: H + R + K + K2 + K3 1: H + K
7: H + R + R + R + F + R + R + R2 2: H + K + K2
S (39.14 f.) SG (39.16 ff.) SG (40.3 f.) S (40.6 f.) S (40.7 f.) SG (40.13 ff.) S (41.11 ff.) SG (41.14 ff.) S (42.2)
Statistik zu den Satzeinheiten der Carmina
Carmen III R
F
B
Z Struktur
Entspr.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
SG S S S S SG S SG S S S
(43.19 ff.) (44.7) (44.9 ff.) (44.13) (44.16) (44.17) (45.1 f.) (45.4 f.) (45.7 f.) (45.9 f.) (45.10 f.)
1: H+ R
SG (43.21 ff.)
Veränderung SG (44.7 ff.) H + K
S (44.11 ff.) S (44.14 f.) S (44.16 f.) 1: R + H 1: H + K
S (44.18 f.) - R S (45.2 ff.) SG (45.5 ff.) S (45.8 f.) S (45.11) SG (45.11 f.) H + R
Carmen IV R 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
F
B
Z Struktur
Entspr.
SG SG S SG S S + S S SG S S SG SG SG SG SG
(52.8 ff.) (52.18 ff.) (53.1 f.) (53.3) (53.5 f.) (53.8 f.)
2: H + K + K 1: H + K
SG (52.12 ff.)
(53.9 f.) (53.11 f.) (53.13 f.) (53.15 f.) (53.17) (53.18 f.) (53.21 ff.) (53.23 ff.) (54.10 f.) (54.13 ff.)
1: H + K
Veränderung SG (52.19 ff.) H + K + R
S (53.2) SG (53.4) S (53.6 ff.) + S (53.8) S (53.10)
1: R + H
S (53.10 f.) S (53.12 f.) SG (53.14 f.) S (53.16) SG (53.17 f.) R + H
1: 1: 3: 1: 4:
H+R H+R R + H + K + R2 H+K K+H+K+ K2+ K2
SG (53.19 f.) SG (53.24 ff.) SG (54.5 ff.) S (54.11 f.) - K SG (54.15 ff.)
Carmen V R 1. 2.
F
B
SG (109.11 ff.) S (109.20 ff.)
Z Struktur
Entspr.
3: K + R2 + K + H
SG (109.12 ff.)
Veränderung SG (110.2 ff.) H + K
185
186 R 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Statistik zu den Satzeinheiten der Carmina F
B
S SG SG S SG SG
(110.4 f.) (110.5 ff.) (110.9 ff.) (110.15 ff.) (110.19 ff.) (110.25 f.)
Z Struktur 1: H + K 1: K + H 1: H + R 1: H (E) + K
Entspr. S (110.5 f.) SG (110.6 ff.) SG (110.10 ff.) S (110.17 f.) SG (110.21 ff.) }
9. 10. 11.
S (111.2 ff.) S (111.8) SG (111.9 ff.)
Veränderung
SG (110.26 ff.) H + R + K2 { R (Forts.) + K2< S
S (111.8 f.) 5: H + F + F + F + F+F }
12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
S SG SG SG S S S SG S S SG
(111.21 f.) (112.1 ff.) (112.4 ff.) (112.8 f.) (112.11 ff.) (112.13 f.) (112.19) (112.21 f.) (113.2 f.) (113.3 f.) (113.8 ff.)
23. 24 25.
S S S
(113.16 f.) (113.16) - (eingeschoben) (113.18 f.)
1: H + F 1: R + H 2: H + K + F2
SG (112.3 f.) H + K + F SG (112.6 ff.) SG (112.9 ff.) S (112.14 f.) S (112.15 f.) S (112.20 f.)
1: R + H
3: H (E) + R + R2 + K3
SG (111.10 ff.) H + F + F + F + F+F+R SG + K (5.3) soˆ < seu (5.2) + R (5.14 f.) < Part Präs. + Obj. (5.12 f.) > SG
Statistik zu den Satzeinheiten der Carmina
III R
F
B
N
2 6. 11.
S (44.7) SG (44.17) S (45.10 f.)
+ K (44.8 f.) danne < Adv. + Inf. (44.7) > SG - R (44.17) > Gerundium im Genitiv (Obj.) 44.18 > S + R (45.11) < P.P.P. als Dat. Obj. (45.10) > SG
R
F
N
2 11. 15.
SG (52.18 ff.) S (53.17) SG (54.10 f.)
+ R (52.22 f.) < Obj. + Präd. von K (52.21 f.) = „Spaltung“ + R (53.17 f.) < Subj. (53.17) > SG - K (54.11) > Gerundium mit ze + Obj. (54.12)
R
F
N
2 8. 13.
S (109.20 ff.) SG (110.25 f.) SG (112.1 ff.)
19.
SG (112.21 f.)
IV B
V B
+ K (110.3 f.) toh < Part. Präs. (109.20 f.) > SG + R (111.1 ff.) < Inf. (110.26) + K (112.3) < H [o. Adverb] > (112.1) = „Spaltung“ H (112.3) < Adverb (112.1) - R (112.21) > Adj. + präp. Obj. (112.22 f.) + K (112.22) < Inf. + Obj. (112.21 f.)
187
C Notkers Psalmenübersetzung (in Auswahl)
Notkers Übersetzung der Psalmen ist neben der des Boethius und Martians sein drittes großes Werk, unterscheidet sich aber in vielem von der Wiedergabe der beiden antiken Autoren. Denn Notker hat seine Übersetzung des Psalters über die verdeutlichenden und erläuternden Zusätze hinaus mit der christlichen Interpretation bzw. Exegese im Sinne von Augustins Psalmenwerk „Enarrationes in Psalmos“ verknüpft. 19 Damit verleiht Notker den Psalmen in seiner Übersetzung eine andere Dimension, und so ist seine Übersetzung nicht nur Wiedergabe der lateinischen Vorlage, die gewisse Veränderungen, meist Ergänzungen durch Notker aufweist, sondern auch Darstellung der christlichen, d. h. vor allem heilsgeschichtlichen Bedeutung. Diese Darstellung erfolgt zwar überwiegend als zusätzlicher Text (gegenüber der Vorlage), wird aber auch mit der Übersetzung des Psalmentextes verknüpft - zum einen mit Einfügungen bzw. Ergänzungen sowie mit Nebensätzen in vielerlei Gestalt, ohne daß aber die von der Vorlage vorgegebene Satzstruktur in der Übersetzung verändert wird, zum anderen erfolgt die Verknüpfung aber auch durch Verschränkung von Übersetzung und Kommentar mit Auswirkung auf die syntaktische Struktur der Übersetzung gegenüber der Vorlage: So werden vielfach Satzteile durch eingefügte Zusätze des Kommentars „abgespalten“ und dann als „neuer“ bzw. eigener Satz (oder auch als Sätze) durch ein zusätzliches Prädikat (z. T. als Wiederholung oder Variation des vorausgehenden Prädikats) wiedergegeben. Im Falle der „Abspaltung“ von Nebensätzen werden diese nach dem kommentierenden Zusatz oft mit einem zusätzlichen Satz (vielfach Wiederholung oder Variation des Hauptsatzes) als inhaltliche und syntaktische „Stütze“ für den/die Nebensatz/Nebensätze zu einem (teilweise weiteren) Satzgefüge verbunden. Bisweilen bewirkt der kommentierende Zusatz als Satz oder Satzgefüge bei der Übersetzung des Psalmentextes die Unterordnung von Satz/ Sätzen oder Satzgefügen der Vorlage. Teilweise sind auch Satzteile (insbes. Objekte) in der Übersetzung umschrieben oder ausgespart und erst im Rahmen des Kommentars übersetzt und in dessen syntaktische Struktur integriert. Die verschiedenen Möglichkeiten der Verbindung von Übersetzung und Kommentar - von einfachen Zu19
s. Einleitung zur Ausgabe der Psalmenübersetzung Notkers von Sehrt/Starck (s. Anm. 3), S. VI f. sowie H. de Boor: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 1. München 1955, S. 144.
192
Notkers Psalmenübersetzung
sätzen bis zur komplexen Verschränkung - sind zum Teil auch in unterschiedlicher Form und Komplexität miteinander kombiniert. So ergibt sich für die Wiedergabe des Psalmentextes bei Notker ein sehr vielschichtiges Bild - von der unmittelbaren Übersetzung der Vorlage bis zur komplexen Verschränkung mit dem Kommentar und/oder „Einbettung“ des Textes in den Kommentar. Im Rahmen dieser Übersetzung sind jedoch nicht nur Satzzusammenhang und Satzstrukturen des Psalmentextes betroffen, sondern des öfteren auch dessen Aussagen, die im Sinne der auf Christus bezogenen und heilsorientierten Interpretation entsprechend „modifiziert“ werden. Es wäre eine eigene Untersuchung wert, über die eigentliche Übersetzung der Psalmen hinaus, Notkers Gestaltung des Kommentars zu untersuchen, d. h. die Auswahl aus dem Kommentartext, sprachliche Form (insbes. Satzstrukturen) und die verschiedenen Möglichkeiten der Verbindung aller kommentierenden sowie erläuternden Zusätze (auch in lat. Form). Im Zusammenhang der Untersuchung zu Notkers Syntax in seinen Übersetzungen lateinischer Werke müssen sich die Analyse und Beurteilung der Übersetzung auf den Satzbau der Psalmentexte beschränken, wenn auch der Einfluß des Kommentars entsprechend zu berücksichtigen ist. Die Problematik einer solchen Beschränkung der Untersuchung auf den eigentlichen Text - auch mit Berücksichtigung der kommentierenden Zusätze, soweit die Syntax der Textübersetzung tangiert wird - ist angesichts der oben charakterisierten Übersetzungstechnik durchaus deutlich. Allerdings ist doch - im Sinne der Untersuchung zur Übersetzungssyntax Notkers - eine Trennung von Übersetzung und Kommentierung weitgehend möglich, auch im Falle der oben dargestellten „Verschränkungen“. Dabei sind Einwirkungen der Kommentierung auf die Syntax der Übersetzung als spezifische Veränderungen (gegenüber der Vorlage) von den „eigentlichen“ Veränderungen abzuheben bzw. abzugrenzen, die nur auf die Wiedergabe des Psalmentextes bezogen sind. Auch bei Notkers Wiedergabe von Boethius und Martian sind Einflüsse seiner Kommentierung auf die Syntax der Übersetzung gegeben - dies zeigt z. B. die „Abspaltung“ von Nebensätzen von einem Gefüge und ihre Veränderung zu eigenen Sätzen als Basis bzw. „Träger“ der entsprechenden Erläuterung oder Kommentierung. Ein anderes Problem als die Verschränkung von Übersetzung und Interpretation für die Untersuchung ist dann aber auch - zumindest bei einer ersten Betrachtung und Einschätzung - die Frage, wie tragfähig und ergiebig eine vergleichende Untersuchung der Syntax in Vorlage und Übersetzung sein kann, wenn man den Satzbau bzw. die syntaktischen Strukturen der Psalmentexte betrachtet. Denn im Vergleich zu Boethius und Martian domi-
Notkers Psalmenübersetzung
193
niert bei den Psalmen der einfache Satz, vielfach paarweise und parallel strukturiert, oft auch additiv zu einer Folge von Sätzen gefügt, so daß damit vielfach parataktische Strukturen gegeben sind, in manchen Psalmen deutlich vorherrschen und geradezu ein Charakteristikum sind. Die Hypotaxe ist nicht sehr ausgeprägt, d. h. selten komplex, meist finden sich nur einfache Satzgefüge mit Haupt- und Nebensatz oder mit zwei parallel gesetzten Nebensätzen (mit gemeinsamer Einleitung). Zudem fehlen bis auf die Partizipialverbindungen weitgehend die spezifisch lateinischen Konstruktionen (Ablativus absolutus, AcI und NcI sowie Gerundium und Gerundivum), die durch ihren meist satzwertigen Charakter bei der Wiedergabe im Deutschen bzw. bei Notker wesentlichen Einfluß auf die syntaktische Struktur der Übersetzung haben, wie es bei Notkers Wiedergabe der antiken Texte deutlich ist. Eine frühere Untersuchung zur Syntax in Notkers Psalmenübersetzung hat jedoch gezeigt, daß ein Vergleich von Text und Übersetzung durchaus Ergebnisse bringt, wenn auch in begrenztem Rahmen, und damit lohnend ist. 20 Es handelt sich bei jener Untersuchung um eine Analyse der Syntax in den ersten 20 Psalmen (mit 602 Satzeinheiten) in Notkers Psalter im Vergleich mit der lateinischen Textvorlage. Trotz des relativ schmalen Corpus lassen sich bei Notkers Satzbau charakteristische Veränderungen gegenüber der Vorlage feststellen. So finden sich meist vollständige Sätze für elliptische bzw. verkürzte Sätze (ohne Hilfsverb), des weiteren zusätzliche Sätze (Erweiterung von Satzteilen) sowie mehr und komplexere Hypotaxe: Dies betrifft vor allem die zusätzlichen Nebensätze in vielfältiger Form und Art bei Sätzen und Satzgefügen, aber auch andere Veränderungen hypotaktischer Fügungen. Die folgende Darstellung beruht auf einer Analyse der Syntax von Text und Übersetzung in einem Corpus von 50 Psalmen: Psalm 21-70 (also ein Drittel des Psalters) mit 1655 Satzeinheiten im Anschluß an die 20 Psalmen der ersten Untersuchung. Dabei wird deren Konzeption im wesentlichen übernommen - dies auch weitgehend analog der Darstellung zu Boethius und Martian. Die Untersuchung der 50 Psalmen ist aber nicht nur umfassender, sondern auch differenzierter - mit entsprechender Berücksichtigung des Zusammenhangs von Text und Kommentar bei Notkers Syntax. Des weiteren folgt wie im Falle von Boethius und Martian ein statistischer Teil zur Analyse des Psalmen-Corpus, wenn auch etwas anders strukturiert. Anschließend sollen die Ergebnisse der Untersuchung zur Syntax in Notkers Psalmenübersetzung mit denen der vorangegangegen Untersuchungen zu den beiden antiken Autoren verglichen werden. 20
H. Eilers: Parataxe und Hypotaxe in Notkers Psalmenübersetzung. In: Semantik der syntaktischen Beziehungen. Hg. v. Y. Desportes. Heidelberg 1997. S. 23 ff.
194
Notkers Psalmenübersetzung
Das Corpus der 50 Psalmen (im Anschluß an die Psalmen 1-20 der ersten Untersuchung) umfaßt in Notkers lateinischer Textvorlage 1655 Satzeinheiten mit 1305 Sätzen und 350 Satzgefügen. Wie oben schon angesprochen, dominiert beim Satzbau der Psalmen der einfache Satz - vielfach ohne Kopula (Auxiliarellipse). In einigen Fällen haben zwei Sätze bzw. ein Satzpaar ein gemeinsames Prädikat - nach W. K. Jude ein ,zusammengezogener Satz‘ -, sie werden aber als zwei Sätze betrachtet (s. dazu die Ausführung zum Satzbau Martians in der Darstellung zum Corpus). In wenigen Fällen finden sich im Psalmentext zwei durch einen gemeinsamen finiten Teil verbundene Prädikate bzw. Sätze - im Sinne W. K Judes eine Art ,zusammengezogener Satz‘, eher ein ,verbundener‘ Satz - z. B.: Dissipati sunt nec compuncti (197.18). Notker hat die Struktur solcher Prädikate entsprechend nachgebildet: Ze-uuo´rfen uuu´ rten sie. nals ke-stungte (197.18 f.) Da es sich durch die Prädikate um zwei (verbal gefaßte) Aussagen handelt, werden hier zwei Sätze gesehen bzw. gezählt - s. dazu in der Einleitung zur Boethius-Übersetzung. In Notkers Übersetzung finden sich mehrere Fälle für Verbindung von Sätzen oder Nebensätzen durch gemeinsamen finiten Teil der Prädikate z. B.: 225.11 225.11 f.
Incuruatus sum. et humiliatus sum nimis. Kenı´cchet unde genı´deret pı´n ich harto.
Die in den Statistiken (zu Boethius und Martian) mit dem Zeichen ∪ vermerkten Verbindungen solcher Prädikate bzw. Sätze (durch gemeinsamen finiten Teil) sind allerdings bei der Psalmengruppe für die Statistik zur Psalmenübersetzung nicht vertreten. Satzpaare, auch zusammen mit einzelnen Sätzen, sowie mehrere Sätze in Folge bilden häufig mehr oder weniger umfangreiche Reihen und prägen die überwiegend parataktische Struktur der Psalmentexte. Die weitaus meisten dieser Sätze hat Notker in seiner Übersetzung entsprechend wiedergegeben (1258), wenn auch vielfach mit kommentierenden Zusätzen in Form von Nebensätzen. Notker hat zwar viele Sätze, auch Satzpaare, der Vorlage verändert (147), mehrere auf Satzteile reduziert oder auch ganz ausgespart, aber andererseits wiederum Sätze hinzugefügt - mit oder ohne Textvorlage (von der Kommentierung ganz abgesehen) - oder auch Satzgefüge der Vorlage zu Sätzen umgeformt. So wird die Darstellung zur Thematik ,Satz‘ (in Text und Übersetzung) mit den zusätzlichen Sätzen unterschiedlicher „Herkunft“, den zu und aus
Notkers Psalmenübersetzung
195
Satzgefügen gebildeten Sätzen sowie den Veränderungen der Sätze zu Gefügen und mit den „Verlusten“ von Sätzen einen breiten Raum einnehmen. 21 Neben den entsprechend der Vorlage wiedergegebenen 1258 Sätzen der Vorlage finden sich bei Notker weitere Sätze durch 1. Zusatz, 2. Erweiterung von Satzteilen, 3. Veränderung von Satzgefügen („Abspaltung“) sowie 4. durch Umformung von Satzgefügen in Sätze.
21
Zitate und Belege (mit Seiten- und Zeilenangabe) nach der Ausgabe von: E. H. Sehrt (Hg.): Der Psalter … nebst Cantica und katechetischen Stücken. 3 Teile. Halle (Saale) 1952/54/ 55 (= Notkers des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu hg. v. E. H. Sehrt und T. Starck, 3 Bd.).
I Satz 1 Zusätzliche Sätze (ohne Textvorlage) als Ergänzung, Wiederholung und Variation und zur Verstärkung bzw. Verdeutlichung Es handelt sich bei diesen Sätzen um Zusätze, die zwar keine direkte Entsprechung in der Vorlage haben, aber mit dieser in Inhalt und meist auch in Form und Struktur in enger Verbindung stehen.
1.1 Sätze als Ergänzung Bei einem Beleg handelt es sich um die Erläuterung zur Situation einer Aussage: 266.12 266.13 f.
Manus tua gentes disperdidit Dıˆn hant sa´ geton sie. fersua´ nta a´ ndere dıˆete
Notker ergänzt hier den Hinweis auf die Aussage der Vorfahren aus dem vorhergehenden Satzgefüge. In anderen Fällen dienen solche Ergänzungen zu direkter Rede der Kommentierung - z. B. 123.4 f.
Nuˆ fraˆ get der propheta … Vnde a´ ntuuurtet des …
Bei dem anderen Beleg wird dagegen die direkte Rede ergänzt, die in der Vorlage erst später folgt, bei der entsprechenden Übersetzung dann wiederholt wird: In seiner Übersetzung des Kausalsatzes im Satzgefüge der Vorlage (481.11 ff.): Quia dixerunt inimici mei (481.15) fügt Notker die Aussage hinzu: 481.19 f.
Vuanda mıˆne fıˆenda mir faˆ rendo chaˆ den. Got ha´ bet in ferlaˆ zen.
Die Aussage folgt in der Vorlage erst 481.17: deus dereliquit eum. (Übers. 481.21 f.)
1 Zusätzliche Sätze (ohne Textvorlage)
197
1.2 Sätze als Wiederholung In einem Fall hat Notker in der Übersetzung einen Imperativ (in Verbindung mit einem einfachen Satzgefüge) nach einem eingefügten Interrogativpronomen wiederholt und damit die Aufforderung verstärkt (zusätzl. Text in Klammern für das Textverständnis): 297.3 f. 297.4 f.
Vacate (et uidete quoniam ego deus sum) Fıˆront. Vua´ ra-zuˆ o? Fıˆront (unde gese´hent. daz ih Got pin. nals ir.)
Eine Wiederholung eines Satzes (insbes. des Prädikats) als Übersetzung eines lateinischen Satzes - … protege me (406.13) - findet sich auch in einem anderen Fall, diesmal nach einem erläuternden Einschub. Dieser begründet die Aussage der Übersetzung … scı´rme mih (406.13.f.), worauf wiederum als Folge davon die Aussage wiederholt wird (406.15). In einem anderen Fall werden von Notker nach einer Teilübersetzung von S (448.16 ff.) in 449.2 ff. Subjekt und Prädikat wiederholt (449.4) als Überleitung für die weitere Übersetzung des lateinischen Satzes - mit neuem Prädikat als ein eigener Satz (und interpretierenden Nebensätzen) in 449.4 ff.
1.3 Sätze als Variation (von Satz oder Hauptsatz) Zusätzliche Sätze als Variation zu einem Satz oder Hauptsatz (mit weitgehend gleicher Struktur wie der Bezugssatz) finden sich bei Notker in 11 Fällen. Im folgenden die Belege für Variation bei Sätzen (S) und Hauptsätzen (H) eines Satzgefüges (SG) - jeweils reduziert auf die eigentliche Variation (diese ist jeweils unterstrichen): a) Zu einem Satz 221.12 221.13 f.
Custodi innocentiam Huˆ ote unde beha´ lt dıˆna u´ nsundigi
262.10 262.11 f.
Emitte lucem tuam … Sende uˆ z und tuˆ o gebo´ren uuerden christum dıˆn lıˆeht … (= Variation im Sinne der Interpretation)
339.12 339.12 f.
Et preualuit in uanitate sua Vnde gere´ih in sıˆnero u´ ppighe´ite. folle-fuˆ or mı´te.
198 401.8 401.8 ff.
I Satz
Nolite sperare in iniquitate Laˆ zent sıˆn ´ıuuer gedı´ngen a´ n daz u´ nreht. Neferse´hent ´ıuuih da´ ra-zuˆ o
b) Zu einem Hauptsatz (H) H 236.8 Remitte mihi … (in SG 236.8 ff.) H 236.9 + S Fergib mir mıˆna sunda, intla´ d mih dero … (in SG 236.9 ff.) H 256.5 Spera in deo … (in SG 256.5 f.) S 256.5 + H Ha´ be dih ze go´te. an ´ın gedı´nge (in SG 256.5 ff.) H 395.6 Deduxisti me … (in SG 395.6 ff.) S 395.7 + H Duˆ bist mıˆn dux. du le´itost mih … (in SG 395.6 ff.) S 441.3 f. Dominus dabit (verbum) H 441.4 f. + S Truhten gı´bet u´ nde ze´igot … (daz sıˆe spre´chen su´ len.) (in SG 441.4 ff.) H 484.13 Domine ne derelinquas me … (in SG 484.13) H 484.14 f. + S Truhten nefer/laz mih. uuis mit mir … (in SG 484.14 ff.) c) Hauptsatz und Satz (Variation) (gemeinsamer finiter Teil) 216.10 f. S 216.11 f. + H
(Maledicentes …) disperibunt. (Die … u´ beles pı´tent.) die uuerdent ferlo´ren. unde uˆ z-ferstoˆzen.
d) Zu zusätzlichem Hauptsatz (bei Veränderung eines Satzes) Für den lateinischen Satz der Vorlage (126.16 ff.) findet sich bei Notker Wiedergabe von Subjekt und Prädikat mit einem Satz (127.1 f.) und zusätzlichem Relativsatz (ohne Basis in der Vorlage). Nach mehreren Zeilen Kommentar bildet Notker einen zusätzlichen Hauptsatz mit Variation und einen Relativsatz für die Partizipialkonstruktion (127.6 f.) im Satz der Textvorlage (126.16 ff.): 127.7 ff.
Er leˆret sıˆne uue´ga. unde tuˆ ot sıˆe o´ffen dıˆen. dıˆe … suˆ ochent …
1 Zusätzliche Sätze (ohne Textvorlage)
199
Die relativ ausführliche Darstellung zu den Variationen im Form von zusätzlichen Sätzen in Notkers Übersetzung soll das Spektrum der Möglichkeiten verdeutlichen, um zu zeigen, wie variabel und flexibel Notker hier in der Wiedergabe seiner Vorlage ist - mit oder trotz enger Bindung der Variation (als Satz) an die Satzstruktur der eigentlichen Übersetzung.
1.4 Sätze als Verstärkung („Vorbereitung“ oder Verdeutlichung) In mehreren Fällen fügt Notker bei der Wiedergabe eines Satzes, vor allem eines Hauptsatzes (beim Gefüge), einen weiteren Satz - ohne Entsprechung in der Vorlage - hinzu, der die Aussage des eigentlichen Satzes/Hauptsatzes (der Vorlage in der Übersetzung) unmittelbar vorbereitet und/oder verstärkt oder verdeutlicht bzw. erläutert. Als solche zusätzlichen Sätze werden hier nur die Sätze bei Notker berücksichtigt, die wie die Variationen (s. o.) die gleiche Form bzw. Struktur wie die Sätze/Hauptsätze als Übersetzung der Vorlage aufweisen (Aussagesatz, Befehlssatz, Fragesatz) - es sind somit Sätze, die wie die der eigentlichen Übersetzung in ihrer Art und Form von der Vorlage geprägt sind, d. h. nach Inhalt und Form/Struktur sehr eng miteinander verbunden sind. Solch zusätzliche Sätze sind nicht sehr zahlreich und weniger vertreten als die angesprochenen Variationen (s. o.), sollen aber mit Bespielen und den Belegen hier angeführt werden, um auch diesen Aspekt der Übersetzungstechnik Notkers im Bereich der Syntax aufzuzeigen. Die meisten dieser zusätzlichen Sätze dienen der „Vorbereitung“ und/oder Verstärkung der Aussage: 107.12 f. 107.13 f.
(Sperauit in domino.) eripiat eum. (Ze go´te fersa´ h er sih.) der cho´me unde lose in.
in ähnlicher Weise auch: 287.12 f. 287.13 f.
Et adorabunt eum filie˛ tyri … Vnde to´htera tyri … cho´ment unde be´tont in …
Hier kann das zusätzliche Prädikat choment auch den Aspekt des Futurischen (adorabunt) zum Ausdruck bringen.
200
I Satz
111.1 f. 111.2 f.
Ipsi vero considerauerunt Sie selbun stuonden unde uua´ rteton.
113.2 f. 113.3 f.
Salua me ex ore leonis Halt mih unde nim mih fo´ne des tıˆeueles munde.
In einem anderen Fall erläutert bzw. begründet der weitere Satz (bzw. Prädikat) die Wiedergabe der Vorlage, wobei dann noch zwei Kausalsätze (mit Relativsatz) als Zusätze folgen: 151.13 151.13 f.
Psallite domino sancti eius Singent und da´ nchont des tru´ htene ´ır sıˆne heiligen. uuanda …
In ähnlicher Weise verdeutlicht ein zweiter Satz die eigentliche Übersetzung des lateinischen Satzes 369.5 f. 369.6
Exsurge psalterium et cythara: Staˆ nt uˆ f unde o´ugent ´ıuuih miracula et passiones (= Interpret.)
In einem anderen Fall geht der zusätzliche Satz dem eigentlichen Satz (als Übersetzung) voraus - als Begründung für das vorhergehende Satzgefüge des Kommentars: Ma´ nige frı´scinga mahti ih dir brı´ngen. u´ be duˆ sıˆe uuo´ltist. (333.9 f.): 333.10 f. 333.11 f.
Holocaustis autem non delectaberis A´ber de´ro (= friscinga) neruˆ ochest duˆ . pra´ nt-o´pfer neuuı´le duˆ .
Der zusätzliche Satz ist gewissermaßen ein Bindeglied (als Begründung) zwischen Aussage 333.9 f. und der eigentlichen Ursache (Verschmähen des Opfers). An anderer Stelle ist Notkers zusätzlicher Satz vor der eigentlichen Übersetzung des lateinischen Satzes: Ego autem confitebor tibi … (487.9 f.) eine mehr allgemeine Aussage, aber doch die wesentliche: 487.10 f.
Aber ih lo´bon dih. unde iı´ho dıˆnen gnaˆ don …
Der Hervorhebung von Aussagen dient die lateinische Interjektion ecce , die von Notker mit Imperativ Singular oder Plural und der abgeschwächten, teilweise enklitisch gebrauchten Partikel no (für nu) wiedergegeben wird: sihno; sih no; sehent no. 22 22
vgl. Ahd. Grammatik § 41.A1. 14. Auflage. Tübingen 1987, S. 42.
2 Zusätzliche Sätze (mit Textvorlage)
201
Diese Formen sind auch bei Notker als Interjektion zu verstehen und bilden keine syntaktische Einheit bzw. Satzeinheit. Sie werden deshalb auch nicht als zusätzliche Sätze (gegenüber der Vorlage) betrachtet bzw. gezählt. Insgesamt begegnen nur wenige Belege (in Klammern die Angabe für lat. ecce): 181.12 sih no (181.11); 240.9 sih-no (240.8); 347.14 Se´hent no (347.14).
2 Zusätzliche Sätze (mit Textvorlage) durch „Abspaltung“ von Satzteilen in Sätzen Im Corpus der 50 Psalmen finden sich 30 Belege (davon 3 Doppelbelege) für zusätzliche Sätze bei Notker durch „Abspaltung“ von einem Teil oder auch Teilen eines Satzes in der Vorlage - es handelt sich vor allem um Objekte und/oder adverbiale Bestimmungen sowie um Vokative oder Appositionen. Diese Satzteile werden mit einem zusätzlichen Prädikat - meist Wiederholung des Satzprädikats (14 Belege) - zu eigenen Sätzen erweitert. Die „Abspaltung“ bzw. Erweiterung von Satzteilen zu Sätzen dient in den meisten Fällen der Kommentierung im Sinne der christlichen Interpretation (21 Belege), dergestalt, daß die beiden Sätze (der eine davon zusätzlich durch Erweiterung), in zwei Fällen der erste Satz, mit dem Kommentar verbunden werden - sie fungieren gewissermaßen als „Basis“ bzw. „Träger“ der christlichen Interpretation - erweitert mit sachlichen Erläuterungen. Der Kommentar reicht von kurzen Hinweisen über größere Zusätze bis zu längeren Ausführungen. (In einigen Fällen kommt es bei Notker zu einer weiteren „Abspaltung“ von Satzteilen in der Textvorlage oder erst in der Übersetzung, die aber nicht zu Sätzen erweitert werden: 283.10 + 12 f.; 288.10 + 10 f.). Notker hat hier bei den Sätzen der Vorlage wie auch bei den Satzgefügen (s. unten) den Satzzusammenhang für die entsprechende Kommentierung gegliedert und erweitert, sozusagen „aufbereitet“ - hier gerade mit syntaktischen Mitteln. Die zusätzlichen Sätze dienen - über die Kommentierung hinaus - zum Teil auch als Fortsetzung des ersten Satzes, indem der durch den Kommentar unterbrochene Zusammenhang der Textvorlage wieder aufgenommen wird - meist durch die Wiederholung des Prädikats (vgl. dazu die Wiedergabe von lateinischen Satzgefügen mit Satz und „neuem“ Satzgefüge in I 4.5 und II 9.4). In einigen Fällen hat Notker mit den zusätzlichen Sätzen (insbes. bei den Belegen für zwei weitere Sätze) auch „größere“ nominale Strukturen der Vorlage gegliedert bzw. „entlastet“. Dies gilt zum Teil auch für zusätzliche Sätze ohne direkte Verbindung mit dem Kommentar. Diese dienen aber vor allem der Ergänzung oder Verdeutlichung.
202
I Satz
2.1 Zusätzliche Sätze - in Verbindung mit dem Kommentar Wie oben schon erwähnt, finden sich für diese Situation die meisten zusätzlichen Sätze - 21 Belege, dabei 3 Doppelbelege, d. h. Erweiterung mit zwei Sätzen. Im folgenden ein Doppelbeleg als markantes Beispiel (Text fortlaufend, Übersetzung unterstrichen, Kommentar durchbrochene Linie): 107.1 ff.
Ego autem sum uermis et non homo. A´ber ih pin ´einhalb ma´ do. -uuanda - - - - - - ih - - -mortalis - - - - - - -pin. - - - unde - - - - -geboren ----sine concubitu. unde a nder-halb nebin ih mennisco. nube ´ ----------- - - - -verbum - - - - - -dei - - -patris. ---quod erat in principio. Obprobium hominum et abiecto plebis. Pin ----------------uuorten ´ıteuuiz menniscon. unde aˆ uuerf des lı´utes.
- die weiteren Doppelbelege: 211.6 ff. (für lat. 211.5 ff,); 382.15 ff. (382.14 ff.) Die übrigen Belege für einen weiteren Satz (in ihrer Abfolge): 129.14 ff. (129.13); 201.12 ff. (201.11 ff.); 203.15 ff. (203.13 ff.); 241.1 ff. (240.15 ff.); 251.6 ff. (251.5 ff.); 279.5 ff. (279.4 ff.); 280.15 ff. (280.14 ff.); 283.5 ff. (283.4 ff.); 288.5 ff. (288.3 ff.); 294.12 ff. (294.11); 332.7 ff. (332.6 f.); 334.9 ff. (334.8 f.); 381.10 ff. (381.9 ff.); 398.9 ff. (398.8 ff.); 446.2 ff. + 446.8 f. s. u. (445.15 ff.); 449.2 ff. (448.16 ff.); 455.14 ff. + 456.3 f. s. u. (455.13); 484.8 ff. (484.7 ff.) In einem dieser Fälle (455.13) kommentiert Notker zunächst das Prädikat: Infixus sum - ebenfalls lateinisch, darauf übersetzt er die adverbiale Bestimmung: in profundo limo als Satz und kommentiert ihn, um dann die Übersetzung entsprechend zusammenzufassen: bedı´u sint sıˆe ho´ro dero tıˆefi. in de´mo haften ih (456.3 f.) - für: infixus sum in limo profundi (455.13). Die analytische Betrachtung, d. h. Kommentierung und Übersetzung, mündet also schließlich in eine geschlossene Wiedergabe (allerdings in zwei Sätzen). Ähnlich verfährt Notker bei der Übersetzung des Satzes 445.15 ff.: der Kern des Satzes wird als Satz übersetzt und kommentiert, die weitere (analytische) Wiedergabe eines Partizip Präsens (wörtlich) und AcI (Satz) wird dann nachträglich (als Zusammenfassung) in ein Satzgefüge (446.8 f.) transformiert. Die beiden Fälle zeigen wieder eine spezifische Nuance von Notkers Technik der Übersetzung und Kommentierung. 2.2 Zusätzliche Sätze - ohne Einfluß des Kommentars Diese Sätze (9) dienen der Vereinfachung (1), der Ergänzung (3), der Erläuterung (1) sowie Verdeutlichung und/oder Hervorhebung (4).
2 Zusätzliche Sätze (mit Textvorlage)
203
a) Vereinfachung: 191.16 191.17
et exsurge in adiutorium mihi. unde stant uˆ f. hı´lf mir.
Notker hat die adverbiale Bestimmung bzw. nominale Fügung zu einem Imperativ - analog dem Prädikat der Vorlage - verkürzt, zugleich aber die Aussage betont. b) Ergänzung: 321.14 321.15
Israhel. et testificabor tibi Hoˆre duˆ israel. unde ih sa´ go dir.
Hier wird der Vokativ mit einem Imperativ verbunden und damit der Zusammenhang verdeutlicht (entsprechend der Anrede in 321.11 bzw. 321.12 als Übersetzung) - weitere Belege: 319.15 (für lat. 319.14 f.); 321.16 f. (321.15 f.) c) Erläuterung 146.2 f. 146.3
Et confringet dominus cedros lybani ˆ fen lybano monte uuerdent die ho´hesten cedri. U dıˆe brı´chet er.
In diesem Fall hat Notker die nominale Verbindung cedros lybani entsprechend erweitert, um die Aussage zu erläutern und zu gewichten. d) Verdeutlichung und/oder Hervorhebung: 316.8 f. 316.9 f.
Et auxilium eorum ueterascet in inferno a gloria eorum Vnde ´ıro helfa irfı´rnet in hello. dar cho´ment sıˆe a´ ba iro guˆ ollichi.
Notker hat hier den kausalen Zusammenhang von infernum und gloria mit einem eigenen Satz verdeutlicht. - weitere Belege (meist zur Hervorhebung der Aussage eines zweiten Objekts im Satz der Vorlage): 338.17 ff. (338.16 ff.); 449.9 ff. (mit Bezug auf eine Erläuterung) - (449.8 ff.); 487.10 ff. (mit zusätzlichem Satz o. Vorlage - s. Kap. 1.4) - (487.9 ff.)
204
I Satz
3 Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen In vier Fällen verändert Notker einen Satz der Vorlage zur Verbindung von Satzgefüge mit Satz - dies in unterschiedlicher Form und Funktion (s. auch unter ,zusätzliche Satzgefüge‘ in Teil II). Bei zwei Belegen handelt es sich (wie bei den im vorausgehenden Kapitel dargestellten Fällen) um einen Satz der Vorlage, der auch durch „Abspaltung“ um einen Satz erweitert wird, aber selbst durch zusätzlichen Nebensatz zu einem Satzgefüge verändert ist. Der zweite Satz dient wiederum der Verdeutlichung und Hervorhebung: 135.14 f. 135.15 f.
Dominus illuminatio mea. et salus mea. Truhten ist der mih irlıˆehtet … unde er ist mıˆn he´ili.
In einem anderen Fall wird der Satz der Vorlage (439.9 ff.) zum Teil einem zusätzlichen Hauptsatz untergeordnet und die weiteren Teile in den Kommentar „eingebettet“ (439.10 ff.), wobei eine Apposition des lateinischen Satzes zu einem eigenen Satz erweitert wird (440.2 ff.). Dem Kommentar dienen vor allem die beiden anderen Veränderungen von Sätzen der Vorlage: So wird im wesentlichen der Satzkern als eigener Satz übersetzt und mit einem größeren Stück Kommentar verbunden. Im Anschluß daran werden die übrigen Teile des lateinischen Satzes als Satzgefüge (jeweils mit zusätzlichem Nebensatz) wiedergegeben: 127.1 ff. (126.16 ff.) und 134.8 ff. (134.7 ff.)
4 Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Satzgefügen Auch bei der Wiedergabe von Satzgefügen hat Notker teilweise zusätzliche Sätze gebildet - wie im Falle der Veränderung eines Satzes zur Verbindung von Satz und Gefüge (s. Kap. 3) hat er einen Satzteil/Satzteile zu einem Satz erweitert (s. auch Kap. 2.2) oder auch den Satzkern. In einigen Fällen hat er auch den lateinischen Hauptsatz als eigenen Satz wiedergegeben und ein „neues“ Satzgefüge geformt. Diese Veränderungen stehen meist in Verbindung mit dem Kommentar, wenn auch die Hervorhebung bestimmter Teile von Sätzen/Nebensätzen als wesentliche Aussagen in der Form eines Satzes/ Hauptsatzes/Nebensatzes mit gegeben sein kann. Im folgenden nähere Angaben zu den Veränderungen der hypotaktischen Struktur, die nicht (auch) durch den Kommentar bedingt sind (dafür nur die
4 Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Satzgefügen
205
Belege angegeben) - dies mit Blick auf die zusätzlichen Sätze, ohne nähere Hinweise auf das übrige/neue Satzgefüge bei Notker (s. dazu ,Veränderung von Satzgefügen‘ in Teil II).
4.1 Satz durch Erweiterung eines Teiles von Haupt- oder Nebensatz In einem Fall übersetzt Notker ein Partizip Präsens in Verbindung mit dem Subjekt im Hauptsatz des lateinischen Satzgefüges mit einem eigenen Satz und betont damit die Aussage (mit einem Zusatz): 195.9 f. 195.10 ff.
Exsurgentes testes iniqui. que˛ ignorabam interrogabant me ´ nrehte ie´hara stuˆ onden uˆ f in mıˆnero passione. V unde fraˆ geton mih de´ro dı´ngo dı´u ih neuuissa
Beleg mit Kommentar: 337.12 f. in SG 337.10 ff. (für lat. SG 337.8 f.); 395.10 f. zu Konjunktionalsatz in SG 395.7 ff. (395.6 ff.)
4.2 Satz durch „Abspaltung“ des Satzkerns im Hauptsatz Bei einem Satzgefüge (mit Relativsatz) der Vorlage gibt Notker den Kern des Hauptsatzes als eigenen Satz wieder und erweitert den übrigen Teil (Objekt) durch Wiederholung des Prädikats zum „neuen“ Hauptsatz für den Nebensatz und gewichtet bzw. betont damit die mit Objekt und Relativsatz gegebene Aussage (Text in seiner Abfolge): 299.16 ff.
Elegit nos hereditatem sibi. Vnsih christianos eruue´leta er ´ımo ze ´erbe. Speciem iacob. quam dilexit. Er eruue´leta daz pı´lde iacob. daz er mı´nnota.
Auch in einem anderen Fall löst Notker den wesentlichen Teil des Hauptsatzes (eines Gefüges mit Relativsatz) als eigenen Satz ab und erweitert dann den übrigen Teil (zwei weitere Subjekte) zu dem „neuen“ Hauptsatz für den Nebensatz (Text in seiner Abfolge): 121.5 ff.
Domini est terra et plenitudo eius. Tru´ htenes ist diu erda unde ´ıro fulli.
206
I Satz
Orbis terrarum et uniuersi. qui habitant in eo. Sıˆn ist der erdering. unde alle dıˆe daˆ r-a´ na buˆ ent. Notker hat die nominale Reihung der vier Subjekte damit gegliedert bzw. „entlastet“ und als zwei Aussagen gewichtet. Bei den weiteren Belegen steht die Übersetzung der Gefüge mit zusätzlichem Satz in Verbindung mit der Kommentierung: S 125.12 zu SG 125.12 ff. (lat. SG 125.12 ff.); S 160.8 f. zu SG 160.8 ff. (160.7 ff.); S 263.8 f. zu SG 264.3 f. (263.7 ff.); S 451.9 zu SG 451.9 ff. (451.8 ff.) Ein zusätzlicher Satz (232.8 f.) durch „Abspaltung“ des Satzkerns (eines Hauptsatzes) ergibt sich weiterhin bei der Veränderung des SG 232.7 ff. in zwei Satzgefüge (232.12 ff. und 15 f.), was durch die Kommentierung bestimmt ist (s. dazu II.11.1). 4.3 zwei zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ von Satzkern und Satzteil des Hauptsatzes Einmal bildet Notker zwei Sätze zu einem Satzgefüge (mit Relativsatz), indem er sowohl den Kern des Hauptsatzes als auch dessen übrigen Teil als Satz wiedergibt - jeweils in Verbindung mit ausführlichem Kommentar und den Relativsatz zu einem neuen Gefüge gestaltet, dem vier Zeilen Kommentar folgen: S 283.15 f. und S 283.5 zu SG 283.10 ff. (283.15 ff.) Gerade dieser Beleg ist ein markantes Beispiel für die „Aufbereitung“ der Textvorlage für den Kommentar durch die analytische Gliederung mit syntaktischen Mitteln (s. unter ,Veränderung eines Satzgefüges‘ in II.9.5). 4.4 Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes/Nebensatzes In vier Fällen löst Notker den ganzen Hauptsatz vom Gefüge mit zwei Nebensätzen ab, wobei er den ersten Nebensatz zum Hauptsatz des anderen zu einem „neuen“ Gefüge umformt: 481.17 f. 481.22 f.
et comprehendite eum. quia non est qui eripiat eum. unde gefa´ hent ´ın. nıˆoman neist der ´ın loˆse.
Notker hat hier lediglich die kausale Konjunktion ausgespart. (Sie schien ihm offensichtlich nicht unbedingt gegeben oder gar zwingend: Aufforderung zur Gefangennahme, weil es keine Befreiung aus ihr gibt.)
4 Zusätzliche Sätze bei Veränderung von Satzgefügen
207
Bei dem Satzgefüge 216.4 ff. wird bei der „Abspaltung“ des Hauptsatzes als Satz (216.6) der Kausalsatz mit Relativsatz zum „neuen“ Gefüge (215.8 f.). In den anderen Fällen dient die „Abspaltung“ des Hauptsatzes als eigener Satz der ausführlichen Kommentierung, wobei dann jeweils die Folge der beiden Konjunktionen: quoniam si … der Vorlage mit uuanda ube … erfolgt und der Kausalsatz parataktisch bzw. als Hauptsatz strukturiert wird (zu uuanda s. Exkurs in I.10.1): S 333.4 f. zu SG 333.8 f. (333.3 ff.); S 353.3 f. zu SG 353.8 f. (353.2 ff.) Im Zusammenhang der Umgestaltung eines Satzgefüges (317.2 ff.) in zwei Gefüge (317.5 ff.) bei Notker ergibt sich auch einmal die „Abspaltung“ eines Nebensatzes zu einem Satz (317.9 f.). Dies hat keine Funktion, sondern ist die Folge der Veränderung eines ersten Kausalsatzes zu einem Hauptsatz (mit uuanda und soˆ … vgl. oben), dem sich der zweite parallele Kausalsatz der Vorlage als Satz anschließt. (s. unter ,Hypotaxe‘ in II).
4.5 Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes (und Ersatz durch zusätzlichen Hauptsatz) Zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes ergeben sich des weiteren durch die Kommentierung Notkers in der Weise, daß der Hauptsatz eines Satzgefüges (meist einfache Gefüge) übersetzt und entsprechend kommentiert wird - zum Teil sehr umfangreich - und daß dann für die Wiedergabe des Nebensatzes/der Nebensätze ein zusätzlicher bzw. „neuer“ Hauptsatz gebildet wird, so daß in der Übersetzung wiederum ein Satzgefüge gegeben ist. Der von Notker hinzugefügte Hauptsatz dient gewissermaßen als inhaltliche, mehr noch als syntaktische „Stütze“ für den Nebensatz/die Nebensätze. Die „neuen“ Hauptsätze - überwiegend die Verbindung von Subjekt und Prädikat - sind häufig die verkürzte Wiederholung (W) der Übersetzung des Hauptsatzes der Vorlage oder eine Variation (V), aber auch „Ersatz“ (E) der Aussage bzw. des Prädikats des Hauptsatzes durch tuon - z. B. Daz su´ lent ir tuˆ on. uuanda … (176.5) oder durch wesan bzw. sıˆn - z. B. Danne ist iz. soˆ … (488.12) Mehrfach bildet Notker aber auch einen inhaltlich neuen Hauptsatz (N), der sich entweder auf den abgelösten Hauptsatz bzw. Satz bei Notker bezieht, z. T. auch mit auf den Kommentar, oder aber vor allem bzw. ausschließlich auf den vorausgehenden Kommentar. In einem Fall hat Notker dem „neuen“ Hauptsatz noch einen erläuternden Nebensatz hinzugefügt (132.12 f.), so daß die „Stütze“ ein einfaches Gefüge ist, in einem anderen Fall hat er dem „neuen“ Hauptsatz ein Satzgefüge als
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I Satz
Erläuterung angeschlossen (ih me´ino. ut … 242.16 f.), wobei der lateinische Nebensatz den in der Vorlage dem Satzgefüge (242.8 ff.) vorausgehenden Satz (242.7 f.) wiedergibt, um dann erst den kausalen Nebensatz des Gefüges der Vorlage entsprechend zu übersetzen, den Relativsatz aber auf ein Adjektivattribut zu reduzieren. Bei den Nebensätzen der Satzgefüge in der Vorlage, bei denen Notker die „Stütze“ bildet, handelt es sich überwiegend um mit quoniam oder quia eingeleitete Kausalsätze, die auch sonst bei den Konjunktionalsätzen der Psalmentexte dominieren. Notker gibt die Kausalsätze der Vorlage bis auf einen Fall mit der Konjunktion uuanda wieder (13, davon 3 Doppelbelege; nur 3 Belege [1 Doppelbeleg] weisen Zweitstellung des Prädikats auf - s. dazu unter: Kausalsätze in Kap. 10.1). Einmal übersetzt Notker zwei mit quoniam eingeleitete Nebensätze (Doppelbelege) mit der Konjunktion daz (263.6 ff.). Bei den weiteren fünf Satzgefügen mit „Stütze“ nach dem Kommentar bei Notker handelt es sich um Nebensätze (8) mit einem anderen logischen Verhältnis zum Hauptsatz (daz, danne, soˆ, unz). Gerade das kausale Verhältnis bedarf im Falle der „Abspaltung“ des Hauptsatzes mit Kommentar einer entsprechenden inhaltlich-logischen sowie syntaktischen Stütze (im Falle der Unterordnung entsprechend der Vorlage). Für die „Abspaltung“ des Hauptsatzes als Satz (mit Kommentar und/oder Erläuterung) und die „Stütze“ für den Nebensatz hier ein Beispiel mit kurzem Textumfang („Stütze“ unterstrichen, Kommentar mit durchbrochener Linie): 327.18 ff.
Et malum coram te feci. Vnde u´ bel te´ta ´ıh fo´re dı´r. -Daz - - - -le´-idot - - -mih. -´ ´ ´ daz ih dir a nase hentemo su s keto rsta ´ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -getu - -ˆ-on. Vt iustificeris in sermonibus tuis. Cnaˆ de mir. daz duˆ geuuaˆ re sıˆst an dıˆnen uuo´rten. … (Komm.)
In einem Fall fehlt die Kommentierung - bis auf einen kurzen lateinischen Zusatz im Satz - so daß der neue Hauptsatz des Satzgefüges (Wiederholung von Subjekt und Prädikat des Satzes mit deiktischem Element) mehr als Hervorhebung bzw. Gewichtung denn als „Stütze“ dient: 395.14 ff.
Protegar in uelamento alarum tuarum. Pescı´rmet uuirdo ich in de´ro he´li dıˆnero fe´ttacho. fo´re angore temptationum.
5 Sätze durch Veränderung eines Satzgefüges
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Quoniam tu deus exaudisti orationem meam. Fone diu uuerdo ich pescı´rmet. uuanda du gehoˆrtost mıˆn gebe´t. (… = Zusatz) Im folgenden werden die 19 Belege für die „Abspaltung“ des Hauptsatzes und Neubildung des Gefüges durch „Stütze“ bei Notker angeführt, aber nicht näher dargestellt, da die Veränderung der syntaktischen Struktur überwiegend durch die Kommentierung bedingt ist und weniger Notkers Übersetzungssyntax im engeren Sinne betrifft. In Klammern bei Notkers Gefüge werden jeweils Hinweise auf den Bezug des „neuen“ Hauptsatzes zum Hauptsatz der Vorlage bzw. zum eigenständigen Satz bei Notker gegeben - W für Wiederholung, V für Variation, E für Ersatz, N für Neubildung (s. oben): SG 132.8 ff. der Vorlage wird zu S 132.8 f. und SG 132.12 ff. (H = E und 1. Nebensatz = N); SG 175.12 ff. > S 175.12 f. und SG 176.5 f. (E); SG 182.3 ff. >S 182.4 und SG 182.6 ff. mit 2 Nebensätzen (W); SG 214.9 ff. > 214.10 f. und SG 214.14 ff. (N); SG 222.17 ff. > S 222.19 und SG 222.21 f. (N); SG 228.10 ff. > S 228.11 ff. und SG 228.16 f. (E); SG 242.8 ff. > 242.12 f. und SG 242.16 ff. (H = N und zus. SG 242.16 f. als Erläuterung); SG 253.1 ff. > S 253.3 f. und SG 253.4 f. mit 2 NS (V); SG 253.6 ff. > S 253.6 f. und SG 253.10 f. (V); SG 254.3 ff. > S 254.4 und SG 254.12 ff. (N); SG 256.5 f. > S 256.5 (+ S 256.5 = V) und SG 256.6 f. (E); SG 273.15 ff. > S 273.16 f. und SG 274.5 ff. mit 2 NS (W); SG 276.3 ff. > S 276.4 f. und SG 276.7 ff. mit 2 NS (N); SG 302.5 ff. > S 302.6 f. und SG 303.2 ff. mit 2 NS (E); SG 322.17 ff. > S 323.1 f. und SG 323.6 ff (W); SG 327.18 ff. > S 327.19 und SG 328.1 f. (N); SG 395.14 ff. > S 395.15 f. und SG 396.1 f. (W); SG 447.10 ff. > S 447.11 ff. und SG 447.14 ff. (W); SG 488.8 ff. > S 488.9 f. und SG 488.12 f. (E) Die Wiedergabe eines Satzgefüges mit „Stütze“ bei Notker ist also eine charakteristische Form seiner Übersetzung der Psalmen durch eine spezifische Veränderung der syntaktischen Struktur der Vorlage im Zusammenhang der Kommentierung: „Abspaltung“ des Hauptsatzes und Bildung eines neuen Gefüges durch unterschiedlichen „Ersatz“ des Hauptsatzes.
5 Sätze durch Veränderung (Transformation) eines Satzgefüges In drei Fällen verändert Notker ein Satzgefüge der Vorlage jeweils zu Sätzen: zweimal wird ein einfaches Satzgefüge zu zwei, einmal ein Satzgefüge mit zwei Nebensätzen zu drei Sätzen, indem die Nebensätze (Relativsätze)
210
I Satz
zu Sätzen transformiert werden. Dies bedeutet auf der einen Seite eine entsprechende Gewichtung des Relativsatzes als Satz - dies jedoch in unterschiedlicher Weise, auf der anderen Seite wird in zwei Fällen ein zum Satz gewordener Relativsatz zur Basis für den anschließenden Kommentar, was offenbar die Umformung bewirkt hat.
5.1 Sätze aus einfachem Gefüge 444.11 ff. 444.13 ff.
Vtquid suspicamini montes uberes. montem in quo beneplacitum est deo habitare in eo? Zı´u a´ nauuaˆ nont ir sıˆn a´ ndere be´rga bı´rige? Zı´u uuaˆ nent ´ır ´ıro dehe´inen soˆ gelıˆcheten be´rg Go´te ze a´ nası´dele?
Notker hat die verbalen Elemente des Relativsatzes - eine Verschränkung von unpersönlichem Ausdruck mit Dativobjekt und erweitertem Infinitiv zu einem Partizip Perfekt Passiv bzw. Attribut einerseits (soˆ gelıˆcheten berg) und zu einer nominalen Fügung bzw. adverbialen Bestimmung andererseits (ze anasidele) verändert und das Prädikat des vorausgehenden Satzes - reduziert auf uuaˆ nent - hinzugefügt. Er hat damit die Aussage des lateinischen Relativsatzes hervorgehoben bzw. gewichtet, zugleich aber ist der „neue“ Satz Basis für den Kommentar, denn es folgt ein kausaler Nebensatz (444.15 f.) als Einleitung für ein lat. Zitat (445.1 f.). In einem anderen Fall hat Notker den Relativsatz der Vorlage als Satz dem Hauptsatz vorangestellt, weniger um der Gewichtung willen, sondern um den Hauptsatz bzw. Satz als Basis für den anschließenden Kommentar (Satz und Satzgefüge) zu gewinnen: 462.4 f.
Et in me psallebant. qui bibebant uinum. Saˆ zen ze uuıˆne. unde sungen fo´ne mir. … (= Komm.)
5.2 Sätze aus Satzgefüge (mit zwei Nebensätzen) Bei der Wiedergabe eines Satzgefüges mit zwei Relativsätzen - der zweite mit zweigliedrigem Prädikat (Substantive), aber mit Auxiliarellipse - verfährt Notker ähnlich wie bei dem ersten Beispiel der beiden oben unter 5.1 dargestellten Fälle. Er übersetzt den 1. Relativsatz mit einer nominalen Fügung in
6 Satz für einfaches Satzgefüge
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Verbindung mit dem Hauptsatz der Vorlage als Satz und wiederholt dann dessen Prädikat als Variation, dem er den zweigliedrigen 2. Relativsatz als Substantive (Anrede) zuordnet. Notker bildet noch einen weiteren Satz durch Wiederholung des Prädikats (Imperativ) in Verbindung mit einem „abgespaltenen“ Vokativ und adverbialer Bestimmung (Zitat nach der Abfolge im Text): 310.13 ff.
Auribus percipite omnes. qui habitatis orbem. Mit oˆron des he´rzen ferne´ment alle buˆ ara dero uue´rlte. Quique terrigene˛ et filii hominum. Kehoˆrent ir ´erdpu´ rtigen. unde ir me´nniscon chint. … (Komm.) In unum diues et pauper. Kehoˆrent sa´ ment rıˆcher unde a´ rmeˆr …
Mit den beiden Sätzen verdeutlicht und gewichtet Notker die Aussage der Vorlage, d. h. die weitgehend synonymen Bezeichnungen für die Menschen (in Verbindung mit den Aufforderungen). An den zweiten Satz schließt sich eine ausführliche Interpretation an (311.1 ff.), die die Umformung des lat. Gefüges in die drei Sätze bewirkt haben dürfte.
6 Satz für einfaches Satzgefüge der Vorlage In mehreren Fällen hat Notker ein einfaches Satzgefüge zu einem Satz umgeformt, indem er den Nebensatz, in einem anderen Fall den Hauptsatz, zu einem Satzteil oder zu einer Verbindung von Satzteilen reduziert. Meist handelt es sich um kurze Relativsätze, deren Satzstruktur zwar aufgelöst, aber deren Aussage jeweils in den Hauptsatz bzw. in den Satz bei Notker integriert wird.
6.1 Satz für Hauptsatz mit Relativsatz In einem Fall wird das als Relativsatz gegebene Subjekt des Hauptsatzes bei Notker zum nominalen Subjekt des Satzes (mit Dativobjekt wie ein Relativsatz) vereinfacht (Relativsatz und Wiedergabe jeweils unterstrichen): 239. 6 f
Et in cogitationibus tuis non est qui similis sit tibi Vnde dir neist kelıˆcher an dıˆnen geda´ nchen.
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I Satz
In den meisten Fällen gibt Notker den Relativsatz der Vorlage als Partizip (Präsens oder Perfekt) wieder. Zweimal wird der Relativsatz (mit Objekt) zum Partizip Präsens (mit Objekt) verkürzt: 168.5 ff. 432.3 f.
et confortetur cor uestrum omnes qui speratis in domino unde ha´ bent bald herza. alle in Got kedı´ngente. Venite … omnes qui timetis deum Cho´ment ha´ ra a´ lle Go´t fu´ rhtende …
Die Partizipien (mit Objekt) werden mit dem ursprünglichen Vokativ alle (für omnes) unmittelbar verbunden und sind mit ihrem nominalen Charakter der eigentliche Vokativ (mit dem Attribut alle). Aufforderung und Anrede im Psalmentext werden bei Notker enger verknüpft und insbesondere die Anrede stärker betont. Zweimal werden Subjekt und Prädikat des Relativsatzes zu einem Partizip Perfekt reduziert - in einem Fall als (weiteres) Dativobjekt des Satzes: 270.11 ff.
Posuisti nos in obprobrium uicinis nostris. subsannationem et derisum his qui sunt circuitu nostro. Duˆ ha´ best unsih kese´zzet in ´ıteuuiz u´ nseren gebuˆ ren. unde umbe u´ nsih kese´zenen in snuˆ dun. und in huˆ oh.
In dem anderen Fall wird der Relativsatz zum Partizip Perfekt als Attribut im Satz 392.6 f. für das Satzgefüge 392.5 f. (Das Satzgefüge der Vorlage ergibt sich aus der lat. Erläuterung eines Psalmen-Satzes bei Notker, in Anlehnung an den Kommentar, ist aber direkte Vorlage seiner Übersetzung - s. auch weiter unten und in 6.2.): 392.5 ff.
Quis deducet me … i. inter gentes. que circumfuse˛ sunt uni genti iudeorum? Vuer gele´itet mıˆne predicatores zu a´ llen dıˆeten gese´zenen al umbe iudeos?
Notker verwendet also bei der Wiedergabe von Relativsätzen, aber auch sonst, die gerade im Lateinischen gebräuchliche Form und Konstruktion des Partizips (mit satzwertigem Charakter), während er doch sonst eher die Partizipien seiner Vorlagen - also auch der Psalmen - mit Nebensätzen, insbesondere Relativsätzen wiedergibt. Gerade die Veränderung von Relativsatz zur Partizipialkonstruktion zeigt, daß Notker im syntaktischen Bereich durch-
6 Satz für einfaches Satzgefüge
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aus auch Strukturen reduziert, selbst wenn diese in der Vorlage partiell von ihm selbst stammen, sofern es ihm zur Hervorhebung (s. Vokativ) oder zur Verdichtung bzw. Konzentration dient. Dies zeigen auch die weiteren Beispiele für die Umformung von Satzgefüge in Sätze. In einem speziellen Fall reduziert Notker den Relativsatz eines Gefüges auch hier in Verbindung mit der lat. Erläuterung Notkers in der Vorlage auf ein Adjektivattribut, bildet aber einen zweiten Satz zu einem Teil des lat. Hauptsatzes (Apposition mit Relativsatz), wobei die „Abspaltung“ des Satzkerns als erster Satz auch durch Kommentar bedingt ist: 445.11 ff.
Dominus in illis. Tru´ hten ist ´ın ´ınne … (= Komm.) In syna in sancto. hoc est in mandato quod sanctum est. Got ist ´ın ´ınne (= W). unde staˆ tet sıˆe an sıˆnemo he´iligen gebo´te.
6.2 Satz für Hauptsatz mit Konjunktionalsatz Für die Veränderung eines Satzgefüges mit Konjunktionalsatz zu einem Satz finden sich nur zwei Beispiele - und dies in sehr unterschiedlicher Form, da in einem Fall der Nebensatz - wie bei den Relativsätzen - zum Satzteil reduziert wird, im anderen Fall der Hauptsatz. So wird im ersten Fall der mit (faktischem) quod eingeleitete Nebensatz bei Notker zu einem Akkusativ (als nominales Element eines mit Auxiliarverb zusammengesetzten Infinitivs) - dies im Rahmen einer vom Verb laˆ zan abhängigen AcI-Konstruktion. Der relativ kurze Satz mit AcI bei Notker gibt ein lat. Satzgefüge wieder, das seinerseits von Notker aus dem Kommentar als Erläuterung eines kurzen Psalmen-Satzes übernommen ist (ähnlich den beiden oben in 6.1 angeführten Beispielen): 141.5 ff.
Nequando taceas a me. i. ne separes diuinitatem uerbi tui ab eo. quod homo sum. Nelaˆ z mih aˆ ne Gothe´it me´nnisken sıˆn.
Gerade das letzte Beispiel zeigt, wie knapp und präzis Notker den kommentierenden Text (als unmittelbare Vorlage) wiedergibt, der den seinerseits knappen Psalmentext erläutert bzw. umschreibt. Ein Beispiel anderer Art für eine denkbar kurze Wiedergabe der Vorlage - ohne Verbindung mit kommentierender Erläuterung - ist die (oben ange-
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I Satz
sprochene) Veränderung eines Hauptsatzes zu einer adverbialen Form, während der mit ut eingeleitete Nebensatz als Satz erscheint: 157.3
Accelera ut eruas me. Spuˆ otigo loˆse mih.
Die Belege für Veränderung eines Satzgefüges der Vorlage - zum Teil von Notker entsprechend oder ähnlich dem Kommentar gestaltet - zu einem einfachen Satz in der Übersetzung wurden oben alle entsprechend dargestellt, da sie trotz ihrer geringen Anzahl (8) doch Notkers differenzierte Übersetzungstechnik in Verbindung mit der Reduktion syntaktischer Strukturen zeigen, während er diese ansonsten eher ergänzt bzw. anreichert (auch ohne Einfluß des Kommentars), wie bei den zusätzlichen Sätzen (bei Sätzen und Satzgefügen) schon deutlich geworden ist und wie es im Zusammenhang hypotaktischer Strukturen bei Notker zu zeigen sein wird. In der bisherigen Darstellung zur Thematik ,Satz‘ in Notkers Psalmenübersetzung (Kap. 1-6) ging es um die Fälle der Übersetzung, bei denen Notker zusätzliche Sätze zu Sätzen und Satzgefügen gebildet hat (Kap. 1-4) oder auch Sätze anstelle von Satzgefügen durch Transformation (Kap. 5) - d. h. zwei oder drei Sätze bzw. Satzeinheiten für ein Satzgefüge der Vorlage oder aber Sätze durch Reduktion von Satzgefügen (Kap. 6), d. h. durch „Verlust“ von Nebensatz oder Hauptsatz. Im folgenden geht es dagegen um die Veränderungen von Sätzen der Vorlage zu Satzgefügen, d. h. zu Formen der Hypotaxe.
7 Satz wird Satzgefüge durch zusätzlichen Nebensatz/ Nebensätze Wie bei der Übersetzung von Boethius und Martian bildet Notker auch im Falle der Psalmenübersetzung zahlreiche zusätzliche Nebensätze - bei Sätzen sowie Satzgefügen der Vorlage. Es geht dabei auch hier um die zusätzlichen Nebensätze mit einer „Basis“ in der Textvorlage. Darüber hinaus fügt Notker weitere Nebensätze als Erläuterung und/oder Kommentar bzw. Interpretation hinzu, die aber hier im Zusammenhang der Übersetzungssyntax nicht weiter berücksichtigt werden. (In der Übersicht II im Anhang werden für einen ausgewählten Psalm als Beispiel die zusätzlichen Nebensätze ohne Basis in der Vorlage mit ihren Belegen angeben.) Mit insgesamt 71 Belegen (dabei 5 Doppelbelege) bei der Wiedergabe von Sätzen und 17 Belegen bei Satzgefügen sind die zusätzlichen Nebensätze auch bei der Wiedergabe der
7 Satz wird Satzgefüge
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Psalmen ein Charakteristikum für Notkers Übersetzung. Sie stehen im Zusammenhang zusätzlicher syntaktischer Strukturen gegenüber der Vorlage, wobei gerade die Nebensätze von besonderem Gewicht sind - einmal ihrer Anzahl wegen, zum anderen wegen ihrer Bedeutung für die Hypotaxe, die sie einerseits verstärken, zum anderen aber im Falle ihrer Verbindung mit Sätzen erst bewirken, wenn auch meist nur als einfach Satzgefüge.
7.1 Mit Relativsatz Bei den zusätzlichen Nebensätzen für die Wiedergabe von Sätzen als Satzgefüge dominieren deutlich die Relativsätze mit 52 Belegen (davon 4 Doppelbelege). Sie geben sehr häufig Satzteile in Form partizipialer Fügungen wieder (20 Belege): es handelt sich dabei überwiegend um die Verbindung von Partizip Präsens (als primärer bzw. dominanter Satzteil) und Objekt - eine charakteristische Struktur bzw. Ausgangsform der lateinischen Psalmentexte als häufig kurz gefaßte Aussagen (neben den nominalen Fügungen sowie Reduktionen in Form von Ellipsen). In 18 Fällen übersetzt Notker die Verbindung von Partizip Präsens und Objekt (teilweise mit Attribut) mit einem Relativsatz - so z. B.: 191.10 191.11 f.
Iudica domine nocentes me. erte´ile truhten. u´ ber dıˆe. dıˆe mir ta´ ront.
Die weiteren Belege finden sich - entsprechend gekennzeichnet - in der unten gegebenen Auflistung. Es ist hier allerdings darauf zu verweisen, daß Notker Partizipialkonstruktionen des oben angeführten Typs durchaus auch nachbildet, wie er ja überhaupt häufig Partizipien verwendet, auch ohne die Vorlage - deshalb hier ein Beispiel für Nachbildung: 174.1 f. 174.2 f.
Sperantes autem in domino misericordia circumdabit Aber dıˆe an Got gedı´ngenten. u´ mbe-fahet sıˆn gnaˆ da.
Bei der Mehrheit der zusätzlichen Relativsätze (32 Belege, davon 3 Doppelbelege) handelt es sich um die Übersetzung vom Satzteilen oder Satzteilverbindungen mit Attribut(en), wobei solche Nebensätze neben verschiedenen Formen bzw. Strukturen - Prädikate mit Nomen und Hilfsverb (12 Belege, dabei 1 Doppelbeleg) oder mit Vollverben - auch verschiedene Funktionen aufweisen. Im allgemeinen dienen diese Relativsätze der Verdeutlichung von Aussagen bzw. Aspekten der Aussage(n), indem nominale Teile
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I Satz
oder Nominalverbindungen, dabei teilweise komplexe Fügungen, der Vorlage mit einem Prädikat verbunden werden, aber auch selbst zum Teil oder ganz als Prädikat wiedergegeben werden, so daß hier nominale Fügungen der Vorlage bei Notker weitgehend zu verbalen Strukturen verändert werden, teilweise verbunden mit einer Verschiebung von einer - der Tendenz nach abstrakten Ausdrucksweise in Teilen des Psalmentextes zu einer mehr konkreten in Notkers Wiedergabe - z. B.: 210.19 210.20 f.
et dabit (= dominus) tibi petitiones cordis tui. unde er gı´bet dir des dıˆn he´iza ge´rot.
Der Verdeutlichung dienen auch verschiedene Zusätze bzw. Ergänzungen in Form von Relativsätzen. So ergänzt Notker mit Nebensatz ein in der Vorlage ausgespartes Akkusativobjekt (im Deutschen valenzbedingt erforderlich): 211.4 211.4 f.
(Et spera in eum) et ipse faciet. (Vnde gedinge an ´ın.) unde er tuˆ ot daz duˆ uuı´le.
In einem anderen Fall wird ein präpositionaler Ausdruck durch Relativsatz erläutert, indem dieser die Präposition secundum verdeutlicht: 125.19 f. 126.1 f.
Secundum misericordiam tuam memento mei tu … Ir-huge du mıˆn nah dıˆnero gnaˆ do. dı´u dir gerıˆset …
Der Erläuterung dient auch der Relativsatz bei der Wiedergabe von lat. impii: 164.13 164.14 f.
Erubescant impii … Sca´ meg uuerden … dıˆe u´ belen. dıˆe ander uuellen danne Got.
Unmittelbare Erläuterung anstelle der adv. Bestimmung: ex utere (in der Vorlage) durch Relativsatz: 480.1 f. 480.2 ff.
In te confirmatus sum ex utere … Ioh noh fruˆ or. fo´ne des ich kebo´ren uuard. starhtost duˆ mih …
Erläuterung in Form von Umschreibung der lat. Bezeichnung adulter im Ahd. ohne direkte Entsprechung - mit einem Relativsatz: 324.19 324.20 ff.
et cum adulteris portionem tuam ponebas. unde mit dıˆen. die mit anderro che´non lı´gent. habetost du te´il.
7 Satz wird Satzgefüge
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In einem Fall übersetzt Notker eine Passivkonstruktion aktivisch mit Haupt- und Relativsatz und verdeutlicht so die knapp gefaßte Aussage der Vorlage: 221.8 f. 228.9 f.
et non est inuentus locus eius (= impius) unde da´ ra nemahta ih cho´men. dar ich in irfuˆ ore.
Bei dieser Übersetzung ist der Relativsatz allerdings keine Erweiterung eines Satzteils, vielmehr hat Notker Subjekt und Prädikat des lateinischen Satzes durch „Spaltung“ zu Haupt- und Nebensatz verändert. Ergänzung, Umschreibung, Erläuterung bzw. Deutung durch zusätzlichen Relativsatz bei Notker stehen in einigen Fällen in engem Zusammenhang mit dem Kommentar. Sie werden hier berücksichtigt, soweit sie auf Elementen der Vorlage beruhen, wobei an diesen Beispielen Notkers Verknüpfung von Übersetzung und Kommentar gerade mit syntaktischen Mitteln deutlich wird. Ergänzung (als Erläuterung): 391.9 f. In idumeam. i. terrenam. extendam calciamentum meum. 391.10 f. Io´h ze dıˆen. dıˆe terrenam uitam uˆ obent ferre´ccho ich mıˆnen scuˆ oh. Die Bezeichnung idumeam , von Notker in der lateinischen Vorlage als terrenam erläutert, wird mit Demonstrativpronomen und dem Relativsatz (als Ergänzung) entsprechend dem Kommentar wiedergegeben: … ad eos ipsos, qui terrenam vitam degunt (zu 391.9). Umschreibung (für folgenden Kommentar): 466.14 Obprobrium exspectauit cor meum et miseriam. 466.15 Mıˆn herza be´it de´ro zue´io dı´u iz fo´re/uuı´ssa. Der Relativsatz ist einerseits die Ergänzung des Objekts (Plural) im Hauptsatz, das die zwei Objekte des lat. Satzes wiedergibt bzw. zusammenfaßt, und er ist andererseits eine Umschreibung der beiden Objekte - im Sinne des Prädikats exspectavit -, die dann erst im folgenden Kommentar konkret genannt werden: in der lat. Form der Vorlage (466.15 ff.). Die Umschreibung ist damit weitgehend Vorbereitung für die eigentliche Aussage.
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I Satz
Interpretation (im Sinne des Kommentars): 423.13 Et exsultatione colles accingentur. 424.1 f. Vnde u´ mbegurtet uue´rdent mit fre´uui dıˆe sih re´cchent uˆ f ze hı´mele. Das Subjekt colles des lat. Satzes wird in der Übersetzung als Relativsatz mit der dem Kommentar entsprechenden Deutung wiedergegeben. In einem Fall finden sich bei der Übersetzung eines lat. Satzes zwei zusätzliche, parallel gefügte Relativsätze, der eine als Wiedergabe eines Satzteils (Vergleich) der Vorlage, der andere als zusätzliche Aussage im Sinne des Kommentars - ein markantes Beispiel für die Verknüpfung von Textvorlage mit Kommentar bei Notker durch die Bildung entsprechender Satzstrukturen: 375.12 ff.
Sicut cera liquefacta. auferentur. Dıˆe sih a´ ber fo´ne dien dro´uuon nebe´zeront. unde sie hıˆer sint. also ze-laˆ zenez uuahs … dıˆe uuerdent da´ na-geno´men …
Darüber hinaus gibt es auch die Wiedergabe eines lat. Satzes als Gefüge mit zwei Relativsätzen, die beide auf Satzteilen der Vorlage beruhen (Doppelbelege). Es handelt sich jeweils um zwei parallel gebaute Relativsätze (jeweils mit gemeinsamem Subjekt) anstelle von parallel gesetzten Satzteilen bzw. Satzteilverbindungen (mit Attribut): 437.12 ff. 438.2 ff.
Turbabuntur … a facie eius … Patris orphanorum et iudicis uiduarum. Su´ ndige uue´rdent ferstoˆzen fo´ne sıˆnemo a´ nası´une. der uue´ison fa´ ter ist unde uuı´teuuon rı´htet.
Weitere Doppelbelege sind in der folgenden Übersicht vermerkt. Belege für zusätzlichen Relativsatz bei der Wiedergabe von Sätzen Die Übersicht enthält alle Belege für zusätzlichen Relativsatz (mit Doppelbelegen) - die oben als Beispiele dargestellten Belege sind jeweils unterstrichen - und verweist auf die Basis (Satzteil bzw. Satzteilverbindung) im Satz der Vorlage. Die Satzteile werden wie folgt vermerkt: S = Subjekt, V = Vokativ; Präd. N. = Prädikatsnomen, O = Objekt; aB = adverbiale Bestimmung, A = Attribut: AG = Genitivattribut, AA = Adjektivattribut, AP = Pronominalattribut; Satzteile in Form eines Partizip Präsens sind entsprechend gekennzeichnet (P. Pr.):
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Satz (S) 115.1 f. wird zu (>) Satzgefüge (SG) 115.2 ff. mit Rel. Satz: 115.5 von ( SG 118.8: 118.8 < AG; 120.6 f. > SG 120.7 f.: 120.8 < A (P. Pr.); 122.12 f. > SG 122.13 f.: 122.15 < AG; 125.19 ff. > SG 126.1 f.: 126.2 < Präposition (+ O); 126.9 > SG 126.10 f.: 126.10 f. < O (P. Pr.); 135.17 f. > SG 136.1 f.: 136.1 f. < Präd. N. + AG; 148.2 > SG 148.3 f.: 148.3 f. < A ( P. Pr.) + O; 158.7 f. > SG 158.8 f.: 158.8 f. < O (P. Pr.) + O + AG; 164.13 f. > SG 164.14 f.: 164.15 zu S; 172.2 > SG 172.3 ff.: 172.4 f. < aB (P. Pr.) + O 186.16 f. > SG 186.17 ff.: 187.2 < AG (P. Pr.) + O; 188.7 > SG 188.8 f.: 188.8 < S (P. Pr.) + O; 189.17 > SG 189.19: 189.19 < O; 191.10 > SG 191.11 f.: 191.12 < O (P. Pr.) + O; 191.14 > SG 191.14 f.: 191.14 f. < O (P. Pr.) + O; 192.12 f. > SG 192.14: 192.14 < S (P. Pr.) + O; 194.15 ff. > SG 194.16 ff.: 195.6 < aB (P. Pr.) + O; 205.11 > SG 205.11 f.: 205.12 < AA; 210.19 > SG 210.20 f.: 210.20 f. < O + AG + AP; 211.4 > SG 211.4 f.: 211.5 zu O (2); 212.19 > SG 213.1 f.: 213.1 < S (P. Pr.) + O; 216.10 f. > SG 216.11 f.: 216.11 < S (P. Pr.) + O; 234.7 f. > SG 234.8 f.: 234.8 f. < Präd. N. + AP; 245.1 > SG 245.1 f.: 245.2 < S (P. Pr.) + O + V; 248.7 f. > SG 248.8: 248.8 < O; 259.5 > SG 259.6 f.: 259.6 < Präd. N. + AP; 268.3 > SG 268.4 f.: 268.4 f. < O (P. Pr.) + O; 272.8 > SG 272.8 ff.: 272.9 f. < aB + AP; 287.15 f. > SG 287.16 f.: 287.17 < S + AG; 288.15 > SG 288.15 f.: 288.16 < S + AP; 295.14 f. > SG 295.14 f.: 295.15 < S + AP; 312.15 ff. > SG 312.15 ff.: 312.16 < O + AP; 323.16 > SG 323.16: 323.17 < 2. S + AP; 324.19 > SG 324.20 ff.: 325.1 < aB; 367.3 > SG 367.3 f.: 367.4 < O (P. Pr.) + O; 375.12 > SG 375.12 ff.: [375.12]+ 375.13 f. < aB; 391.9 f. > SG 391.10 f.: 391.10 f. < O;
220 S S S S S S S S S S
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394.1 f. > SG 394.2 f.: 394.3 < O (P. Pr.) + O; 396.3 f. > SG 396.4 f.: 396.5 < O (P. Pr.) + O + AP; 400.4 > SG 400.4 f.: 400.4 f. < AG + AP; 419.8 > 419.8 f.: 419.9 < AG + AP; 423.13 > SG 424.1 f.: 424.2 < S; 441.3 > SG 441.4 ff.: 441.5 f. < O; 448.2 f. > SG 448.3 ff.: 448.4 < aB; 466.11 > SG 466.12 f.: 466.12 f. < S (P. Pr.) + O; 466.14 > SG 466.15: 466.15 zu O (2); 480.1 f. > SG 480.2 ff.: 480.3 < aB;
Zusätzlicher Relativsatz durch „Spaltung“ S 221.8 f. > SG 221.9 f.: 221.10 < Prädikat Weitere Belege für zusätzlichen Relativsatz finden sich darüber hinaus bei der Veränderung von einem Satz der Vorlage zu Satz und Satzgefüge (s. dazu I.8) und auch bei der Erweiterung sowie Veränderung von Satzgefügen der Vorlage (s. dazu II.1.1; 2.2; 10). Doppelbelege S 197.3 f. (bzw. 197.5 f. = Variation als Erläuterung) > SG 197.6 f.: 197.6 f. < O und O; S 239.14 f. > SG 239.15 ff.: 239.15 ff. < O und O; S 398.1 ff. > SG 398.3 f.: 398.3 f. < Präd. N. + AP und Präd. N. + AP; S 437.12 ff. > SG 438.2 ff.: 438.3 f. < AG + AG und AG + AG. Die statistische Übersicht ergibt, daß in 48 Fällen ein Satz der Vorlage bei Notker mit einem zusätzlichen Relativsatz zu einem Satzgefüge erweitert wird, in 4 weiteren Fällen mit je zwei Relativsätzen. (Ein weiteres Satzgefüge mit Relativsatz ergibt sich durch „Spaltung“ eines Satzes.) Die Übersicht zeigt darüber hinaus, daß die zu Objekten - als primären Satzteilen - gebildeten Relativsätze die meisten Belege aufweisen: Mit insgesamt 20 Belegen (mit 2 Doppelbelegen) umfassen sie gut ein Drittel der Gesamtsumme (56). Es folgen (nach der Anzahl der Belege) als Basis die Subjekte mit 12 Belegen, dazu kommen 5 Belege (mit 1 Doppelbeleg) für Prädikatsnomina (im Nominativ). Der relativ hohe Anteil der Subjekte als Basis ist vor allem durch die partizipiale Form von 6 Subjekten bedingt. Adverbiale Bestimmungen und Attribute (als primäre Satzteile) sind mit 9
7 Satz wird Satzgefüge
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bzw. 10 Belegen (1 Doppelbeleg) fast zu gleichen Teilen als Basis vertreten. (Bei dem Beleg 125.19 f. wird zwar primär die Präposition durch Relativsatz erläutert, aber sie hat auch selbst modale Bedeutung.)
7.2 Mit Konjunktionalsatz Mit 18 Belegen (dabei 1 Doppelbeleg) für die Erweiterung eines Satzes der Vorlage durch Konjunktionalsatz zum Satzgefüge bei Notker finden sich gegenüber den zusätzlichen Relativsätzen weit weniger Fälle. Trotz der relativ geringen Zahl von Konjunktionalsätzen (für Satzteile der Vorlage) ergibt sich ein recht breites Spektrum von Konjunktionen und der mit ihnen gegebenen logischen Verhältnisse. Dies entspricht dem Befund in Notkers Übersetzung von Boethius und Martian. a) daz-Satz Die mit der Konjunktion daz eingeleiteten Nebensätze sind mit lediglich zwei Belegen, in einem Fall ein Konsekutivsatz (s. dort), sehr spärlich vertreten - ganz im Gegensatz zur Übersetzung der antiken Autoren: allein als zusätzlicher Nebensatz bei der Wiedergabe von einfachen Sätzen der Vorlage bildet Notker bei Boethius 9 und bei Martian 6 daz-Sätze. Viele von ihnen dienen der Wiedergabe der zahlreichen AcI-Konstruktionen, die jedoch im Psalmen-Corpus völlig fehlen. Für den daz-Satz als Subjekts- oder Objektssatz findet sich gerade ein Beleg (Basis in der Vorlage unterstrichen): 181.9 f. 181.10 f.
in habundantia autem uirtutis sue˛ non erit saluus (= equus) noh des negenı´set er (= der man). daz iz (= daz ros) knuˆ og starh ist.
Wie schon im Satz zuvor hat Notker das Wesen des Pferdes und seine Wirkung für den Reiter (man) verdeutlicht (im Falle, daß Gottes Hilfe fehlt). Die komplexe nominale Fügung der Vorlage wird mit dem Objektsatz direkt und denkbar knapp wiedergegeben. b) Temporalsatz Diese Nebensatzart ist am meisten vertreten, die zwölf Temporalsätze (1 Doppelbeleg) weisen vier verschiedene Konjunktionen auf: doˆ (2), sıˆd, unz (2) sowie alsoˆ (1) bzw. soˆ (6). Bei den folgenden Beispielen bzw. Belegen für Temporalsätze (und die weiteren Nebensatzarten) ist der Text teilweise ge-
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I Satz
kürzt, d. h. nur so weit gegeben, wie er für das Verständnis des logischen Verhältnisses (von Haupt- und Nebensatz) erforderlich ist. - mit Konjunktion doˆ : 167.3 Ego autem dixi in pauore meo. 167.4 f. Ih chad aber do ich in forhton uuas. weiterer Beleg: 152.16 f. zur Basis (= 188.2 f. mit R 188.3; SG 216.4 ff. (1) > SG 216.6 ff. mit R 216.8. In einem Fall wird ein Partizip Perfekt Passiv in SG 180.3 ff. (3) zu dem Rel. Satz 180.5 in SG 180.5 ff. umgeformt. Bei den weiteren Belegen für Relativsätze handelt es sich um die Wiedergabe von Satzteilen bzw. Satzteilverbindungen im Rahmen nominaler Fügungen, die von Notker damit in mehr analytischer Form strukturiert werden, um den Zusammenhang zu verdeutlichen, zum Teil gerade durch die Verben der Nebensätze (vgl. I.7) - dafür ein Beispiel (lat. sowie ahd. Text verbunden, zusätzl. Relativsatz unterstrichen): 141.17 ff.
141.18 ff.
Et cum operantibus iniquitatem ne perdas me. Qui loquuntur pacem cum proximo suo. mala autem in cordibus eorum. Vnde sa´ ment u´ beltaˆ tigen neferlıˆesest du mih. Dıˆe mit mir ´ıro gele´genen mı´nneglicho choˆsont … unde iz a´ ber u´ belo me´inent in ´ıro he´rzon.
Das zweite Objekt des lat. Relativsatzes (mala) wird als Adverb mit zusätzlichem Prädikat zu einem zweiten Relativsatz (mit adv. Best. wie in der Vor-
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II Satzgefüge
lage), um den Zusammenhang bzw. den Gegensatz - das eine sagen, aber das andere denken - zu verdeutlichen. Die weiteren fünf Belege mit Angabe der Basis in der Vorlage (präp. Attribut = A Präp.): Das lat. SG 116.5 ff. (1) wird SG 116.7 f. mit R 116.8 für AG; SG 157.5 (2) > SG 157.7 ff. mit R 157.7 < AG; SG 171.12 f. (1) > SG 171.13 f. mit R 171.14 < Präd. N + AP + aB; SG 403.5 ff. > SG 403.7 ff. mit R (dreigliedrig) 403.12 < AA + 2 A Präp.; SG 453.5 f. (1) > SG 453.6 ff. mit R 453.7 f. < A Präp.
1.2 Zusätzliche Konjunktionalsätze Mit fünf Belegen ist die Zahl der zusätzl. Konjunktionalsätze relativ gering (ein weiterer Beleg zusammen mit Rel. Satz - s. 1.3). Entsprechend klein ist das Spektrum der Konjunktionen bzw. der logischen Verhältnisse. a) daz-Satz In drei Fällen wird ein Satzteil bzw. eine Satzteilverbindung eines ut-Satzes der Vorlage zu einem daz-Satz erweitert, d. h. auch hier werden nominale Fügungen durch Nebensatz - allerdings hier in der Vorlage vorgegeben analytisch strukturiert - z. B.: 189.7 ff. 189.9 ff.
Vultus autem domini super facientes mala. ut perdat de terra memoriam eorum. A´ber da´ ra/ga´ gene. ist sıˆn a´ nalu´ tte uber die u´ bel-taˆ tigen. daz er ´ıro gehu´ ht tıˆligoe und da´ na-gene´me de terra uiuentium.
Dazu: SG (4) 136.14 ff. > SG 136.14 ff. mit K 136.24 < OA + AG - das ohnehin umfangreiche Gefüge wird über diesen Nebensatz hinaus mit weiteren Nebensätzen ohne Basis angereichert, von kommentierenden Zusätzen (z. T. als Satzgefüge) ganz abgesehen. SG (1) 434.3 ff. > SG 434.3 ff. mit K 434.8 f. > aB + OA. b) Modal (komparativ) Mit Konjunktion alsoˆ : SG (1) 236.1 f. > SG 236.2 f. mit K 236.5 < aB + AA + AP
2 Erweiterung eines Satzgefüges mit Nebensatz
237
Mit danne: SG (2) 404.2 ff. > 404.3 ff. mit K 404.9 < aB Auch in diesen Fällen werden nominale Angaben durch Nebensatz analytisch strukturiert und entsprechend verdeutlicht.
1.3 Zusätzlicher Relativ- und Konjunktionalsatz Einmal bildet Notker bei der Wiedergabe eines einfachen Satzgefüges zwei zusätzliche Nebensätze (dazu noch zwei weitere ohne Basis in der Vorlage); das folgende Zitat gibt nur die direkte Übersetzung - lat. und ahd. Text jeweils verbunden (zusätzl. Nebensätze unterstrichen): 142.10 ff.
142.10 ff.
Redde retributionem eorum ipsis. Quoniam non intellexerunt opera domini. Et in opera manuum eius. Mit iro loˆne. loˆno in … uuanda sıˆe Go´tes uuerh an christo nebechandon … Noh an sıˆniu ze´ichen nedaˆhton. dı´u er ´ın fo´re-te´ta.
Notker erweitert das zweite Objekt des Kausalsatzes mit zusätzl. Prädikat zu einem weiteren Kausalsatz, dem er das Genitivattribut (manuum) als Relativsatz unterordnet - dies unter dem Einfluß des Kommentars (s. … visibilibus operibus, quae porrecta sunt … zu 143.1). Die nominale Fügung der Vorlage wird auch hier syntaktisch strukturiert bzw. gegliedert, um die Aussage zu verdeutlichen.
2 Erweiterung eines Satzgefüges mit Nebensatz bei Veränderung des Gefüges Zusätzliche Nebensätze bei Notker finden sich zum Teil auch bei Veränderungen von Satzgefügen - sei es bei der „Spaltung“ eines Gefüges, wobei ein zweites Gefüge durch einen solchen Nebensatz gebildet wird, sei es bei „Abspaltung“ des Hauptsatzes mit Bildung eines „neuen“ Gefüges durch Nebensatz oder mit Erweiterung eines „neuen“ Gefüges mit Nebensatz. Da die angesprochenen Veränderungen von Satzgefügen in eigenen Kapiteln entsprechenden behandelt werden (5 und 6), sind hier nur die Belege für zusätzl. Nebensätze und ihre Basis in der Vorlage angeführt.
238
II Satzgefüge
2.1 Zusätzliche Relativsätze Bei vier von sechs Belegen hat Notker ein Partizip Präsens (mit Erweiterung) mit Relativsatz wiedergegeben - dreimal bei „Spaltung“ eines Gefüges zur Bildung des ersten von zwei Gefügen: zu lat. SG (1) 128.14 ff 1. SG bei Notker 128.15 f. mit R 128.15 < OD (P. Präs.) + OA; zu SG (2) 181.11 ff. 1. SG 181.12 ff. mit R 181.13 < aB (P. Präs.) + OA; zu SG (1) 209.2 ff. 1. SG 209.4 f. mit R 209.5 OD (P. Präs.) + OA. Weiterer Beleg bei „Abspaltung“ und Neubildung eines Gefüges: zu SG (1) 216.4 ff. SG 216.6 ff. mit R 216.8 S (P. Präs.) + AD In den beiden anderen Fällen bilden Attribute die Basis der Relativsätze: bei „Spaltung“: zu SG (2) 360.11 ff. 1. SG 360.12 ff. mit R 360.13 f. < AA bei „Abspaltung“: zu SG (1) 302.5 ff. SG 303.2 f. mit (elliptischem) R 303.3 < AA + AG. 2.2 Zusätzliche Konjunktionalsätze Die beiden mit unz eingeleiteten Temporalsätze stehen in Verbindung mit der „Spaltung“ von Satzgefügen und erweitern jeweils das erste der beiden „neuen“ Gefüge - zu lat. SG (2) 317.10 ff.: 1. SG (2) 317.11 ff. mit K 317.12 < aB + AP; zu lat. SG 484.13 ff.: 1. SG (2) 484.14 ff. mit K 484.2 f. < OA (2).
3 Exkurs: zusätzliche Nebensätze als Variation von Nebensätzen Wie bei Sätzen bzw. Hauptsätzen bildet Notker auch bei der Wiedergabe von Nebensätzen zusätzl. Nebensätze zur Verdeutlichung der Aussage, wobei ein solcher Nebensatz weitgehend eine Variation des vorhergehenden darstellt (oder auch umgekehrt). 3.1 Variation eines Relativsatzes Bei der Übersetzung eines Satzgefüges gibt Notker den Hauptsatz mit Relativsatz lediglich als Verweis wieder (s. dazu in I 12.1) und bildet mit den
4 Exkurs: Veränderung der Nebensatzart
239
zwei Nebensätzen des Gefüges ein neues mit einer Variation - hier nur dieses Gefüge (mit entsprechender Vorlage) als Zitat (Variation unterstrichen): 469.14 f. 469.15 f.
Quoniam quem tu percussisti persecuti sunt. Vua´ nda den du sluˆ oge unde hıˆeze irste´rben pro mundo. den sluˆ ogen sıˆe nıˆdigo.
3.2 Variation eines Konjunktionalsatzes Von zwei Fällen hier ein Beispiel: 196.5 f. 196.6 ff.
Ego autem cum mihi molesti essent. induebam me cilicio A´ber mit haˆ run dahta ich mih. do sie mir soˆ a´ na-laˆ gen unde mir soˆ inbla´ ndene uuaˆ ren.
In diesem Fall ist der zweite Nebensatz die der Vorlage nähere Übersetzung (molesti - inblandene), wobei die beiden Nebensätze auch als Zusammenhang von Ursache und Folge gesehen werden können. - weiterer Beleg: Konditionalsatz 377.10 in SG 377.9 ff. für lat. SG 377.7 ff.
4 Exkurs: Veränderung der Nebensatzart In mehreren Fällen hat Notker bei seiner Übersetzung eine andere Nebensatzart als in der Vorlage gewählt - meist handelt es sich um den Bereich der Konjunktionalsätze. Solche Veränderungen dienen entweder der Verdeutlichung des entsprechenden Zusammenhangs oder sind durch die Wahl des Prädikats in übergeordneten Satz oder durch Zusätze bedingt (z. B. deiktische Elemente, eingeschobenes Fragepronomen).
4.1 Relativsatz wird Konjunktionalsatz 107.7 f. 107.9 f.
Omnes qui uidebant me aspernabantur me … So sıˆe mih saˆ hen hangen in cruce. so u´ nuuirton sie mih alle.
240
II Satzgefüge
Die Veränderung des Relativsatzes zum Temporalsatz ist wahrscheinlich durch den kommentierenden Zusatz: hangen in cruce bedingt, um die Situation zu verdeutlichen. 4.2 Veränderungen innerhalb von Konjunktionalsätzen In sechs Fällen verändert Notker die Konjunktion der Vorlage und damit - mehr oder weniger - das logische Verhältnis von Haupt- und Nebensatz. a) Kausalsatz wird daz-Satz Zwei Nebensätze mit der Konjunktion quoniam (einmal Doppelbeleg) und einer mit Konjunktion quia werden jeweils mit daz-Satz wiedergegeben ähnlich bzw. analog der lat. Konjunktion quod , die als kausales oder faktisches quod gebraucht wird. 143.5 f. 143.7 f.
Benedictus dominus quoniam exaudiuit uocem deprecationes mee˛. Kelo´bot sıˆ Got. daz er mih ferno´men ha´ bet mıˆnero digi.
Notker betont den Inhalt des Lobs gegenüber dem Grund. - weitere Belege (Angabe nur auf Nebensatz bezogen): 229.18 f. mit quoniam (für 2 Nebensätze in Folge) - 229.20 f. (2 N); 164.1 f. mit quia 164.3 f. b) Temporalsatz wird daz-Satz 260.4 mit dum - 260.6 (mit deiktischem an diu im Hauptsatz) Anstelle der Zeitangabe des Faktums erfolgt dessen direkte Angabe. c) Konzessivsatz wird daz-Satz 315.3 f. cum - 315.5 Wie im Falle von b) direkte Angabe des Faktischen (anstelle der konzessiven, d. h. in Form des Gegengrundes gegebenen Aussage). d) Modalsatz wird Kausalsatz 403.5 f. quam (entsprechend tam im Hauptsatz) 403.7 uuanda Für Relation Nebensatz-Hauptsatz nun Kausalität von Haupt- und Nebensatz.
5 Reduktion von Satzgefügen durch Verkürzung von Nebensätzen
241
4.3 Konjunktionalsatz wird abhängiger Satz (mit ne-) In einem speziellen Fall hat Notker einen ut-Satz (mit finalem Charakter) mit einem konjunktivischen, durch die Partikel ne negierten Satz „mit exzipierender Bedeutung“ wiedergegeben. 23 249.5 f. 249.6 f.
Numquid qui dormit. non adiciet ut resurgat? Vuaˆ nest du der nu´ slaˆ fet. er neirsta´ nde da´ ranah?
Im Nhd. ist der konjunktivische Satz mit daß-Satz (verneint) wiederzugeben bzw. durch Infinitiv mit ,ohne zu‘: Glaubst du, daß der, der (jetzt) schläft, nicht später (wieder) aufsteht (… daß einer schläft, ohne später wieder aufzustehen)?
4.4 Veränderung von zwei Nebensatzarten (in einem Gefüge) In einem Fall verändert Notker zwei parallel gefügte Temporalsätze dergestalt, daß er -wie in 4.2b - das Faktische im ersten Nebensatz mit daz-Satz wiedergibt und den zweiten Nebensatz als einen Relativsatz mit zusätzlicher Angabe des Mittels bzw. Grundes, womit der innere d. h. logische Zusammenhang der beiden Temporalsätze verdeutlicht wird: 259.11 ff. 259.13 ff.
Quare tristis incedo. dum affligit me inimicus? dum confringuntur ossa mea? Zı´u gaˆ n ich le´idiger. daz mih su´ s pre´chot der fıˆent. mit ma´ negen scandalis. fone dıˆen ioh mıˆniu be´in ferbro´chen uuerdent?
5 Reduktion von Satzgefügen durch Verkürzung von Nebensätzen (zu Satzteil/Satzteilen) Wie bei der Veränderung von einfachen Satzgefügen der Vorlage zu Sätzen durch Reduktion des Nebensatzes auf einen Satzteil bzw. eine Satzteilverbindung hat Notker auch bei der Wiedergabe von größeren Gefügen Neben23
Mhd. Grammatik § 447. 24. Auflage. Tübingen 1998, S. 410 f.
242
II Satzgefüge
sätze reduziert und damit zugleich die Struktur bzw. Komplexität des Gefüges insgesamt - dies allerdings in sehr begrenztem Maße. 5.1 Reduktion von Relativsätzen In zwei Fällen wird ein Relativsatz 2. Grades bei einem zweiten Konjunktionalsatz mit der Form: … et non est/sit, qui … in der Übersetzung zum „neuen“ Prädikat (anstelle des Verbum substantivum) dieses Konjunktionalsatzes - z. B.: 108.12 f. 108.14 f.
Ne discedas a me quoniam tribulatio proxima est et non est. qui adiuuet. Negesuıˆh mir nu. uuanda mih diu noˆt a´ na-gat. unde mir nıˆoman anderro nehı´lfet.
Notker wählt damit die direkte Wiedergabe der mit zwei Nebensätzen gegebenen Aussage (der Vorlage) - so auch in SG 326.2 ff. (für SG 326.2 ff. der Vorlage), bei dem das Prädikat des Finalsatzes (326.5) den Relativsatz übersetzt. 5.2 Reduktion von Konjunktionalsätzen In den vier Fällen (dabei ein Doppelbeleg) einer solchen Reduktion hat Notker in unterschiedlicher Weise verändert, am markantesten durch den Gebrauch des Dativus absolutus - die Nachbildung bzw. Entsprechung der lat. Konstruktion des Ablativus absolutus, der im Psalmen-Corpus nicht vertreten ist. Notker hat diese Konstruktion bei der Übersetzung der antiken Autoren zwar meist mit Nebensatz wiedergegeben, aber durchaus auch nachgebildet und auch ohne Vorbild gebraucht, und so ist ihm diese Ausdrucksweise durchaus geläufig, wenn er sie auch im Falle der Psalmenübersetzung (und des Kommentars) sehr wenig einsetzt. Bei der Darstellung der beiden Belege für Reduktion auf den Dativus absolutus wird der Text gekürzt, aber mit Hauptsatz zitiert, in den anderen Fällen nur der lat. Nebensatz (mit Bezug in Haupt- oder Nebensatz) und seine Wiedergabe: a) Temporalsatz In SG (2) 170.2 ff.: 170.6 170.6 f.
… i. minor factus sum. dum configitur spina. … Vuard ih uueˆneger demo do´rne ste´chontemo.
5 Reduktion von Satzgefügen durch Verkürzung von Nebensätzen
243
Angabe der Gleichzeitigkeit sowie des Mittels auch des Grundes sind in Notkers Dativ gleichermaßen gegeben - trotz der Reduktion. b) Kausalsatz (mit Doppelbeleg) Text gekürzt und Abfolge geändert (lat. sowie ahd. Text verbunden): 178.12 ff.
178.14 ff.
Ab eo autem commoueantur omnes qui … Quia ipse dixit et facta sunt. ipse mandauit et creata sunt. Fone ´ımo uuerden eruue´get. alle die … Vuanda alliu dı´ng ´ımo che´dentemo getaˆ n sint. unde ´ımo gebıˆetentemo gesca´ ffen sint.
Die parallele Fügung der vier Kausalsätze zu zwei Satzpaaren (jeweils Angabe von Ursache und Wirkung) in der Vorlage wird von Notker auf ein Satzpaar reduziert - jeweils mit Dativkonstruktion als eine Art zweite Unterordnung (der Gleichzeitigkeit und Ursache) unter das als Ursache zur Wirkung ( = Hauptsatz) gegebene Geschehen. In einem anderen Fall wird ein zweiter Kausalsatz auf die adverbiale Bestimmung reduziert und so mit dem ersten verknüpft (Text gekürzt und Abfolge verändert): 305.15 ff. 306.1 ff.
Quoniam ecce reges congregati sunt. Conuenerunt in unum. Vuanda chu´ ninga gesa´ menot sint … … An ´einen chu´ ning.
c) Finalsatz Der ut-Satz eines Gefüges (2) wird mit Gerundium übersetzt (Text stark gekürzt): 341.13 f. 341.15 f.
Dominus … prospexit … ut uideat … Got uua´ rteta … ze gese´henne …
Die Reduktionen von Nebensätzen sind entweder ohne Beeinträchtigung der Aussage als Konzentration möglich, oder sie verdeutlichen sogar den Zusammenhang (s. Dativus absolutus) und sie „entlasten“ zum Teil das Gefüge - gerade in Verbindung mit kommentierenden Zusätzen.
244
II Satzgefüge
6 Reduktion von Nebensätzen bei Veränderung von Satzgefügen Wie bei weitergehenden Veränderungen von Satzgefügen zusätzliche Nebensätze gebildet werden (s. Kap. 2), so finden sich andererseits bei Veränderungen von Gefügen auch Reduktionen von Nebensätzen zu Satzteil(en) wenn dafür allerdings nur fünf Belege gegeben sind. Diese werden im folgenden kurz dargestellt - ohne Zusammenhang mit den eigentlichen Veränderungen der Gefüge (dazu s. Kap. 7 ff.). 6.1 Reduktion von Relativsätzen Der Relativsatz 108.2 in SG (3) 107.104 ff. wird zum Prädikat des (in der Vorlage übergeordneten) Kausalsatzes 108.3 im „neuen“ 2. Gefüge (1) 108.2 f. (vgl. dazu Kap. 5.1). Der Relativsatz 242.16 in SG (2) 242.8 ff. wird zum Adjektivattribut im (in der Vorlage übergeordneten) Kausalsatz 242.19 f. im „neuen“ Gefüge 242.16 ff. Zu erwähnen bleibt hier die Reduktion des Relativsatzes 310.13 f. in SG (2) 310.13 ff. auf eine nominale Fügung (als Anrede) im Satz 310.15 f., allerdings handelt es sich bei der Veränderung des Gefüges um eine Transformation in drei Sätze (s. dazu I.5.2). 6.2 Reduktion von Konjunktionalsätzen Bei der Veränderung des SG (1) 318.4 - in Verbindung mit zwei Sätzen wird der Konzessivsatz 318.4 Akkusativobjekt eines „neuen“ Kausalsatzes 318.6 im „neuen“ Gefüge 318.5 ff. Bei einem anderen SG (3) - 488.8 ff. - gibt Notker zwei „verbundene“ Temporalsätze (488.11) mit einem Temporalsatz 488.12 f. in dem „neuen“ Gefüge 488.12 f. wieder: beide Prädikate werden Substantive (adv. Best.) mit „neuem“ Prädikat. Auch hier bewirken die Reduktionen Vereinfachung und „Entlastung“ der Satzgefüge.
7 Erweiterung eines Satzgefüges durch zusätzlichen Satz In vier Fällen erweitert Notker ein Satzgefüge der Vorlage mit einem zusätzlichen Satz, dem als „neuem“ Hauptsatz das Gefüge untergeordnet wird.
7 Erweiterung eines Satzgefüges durch zusätzlichen Satz
245
Dieser zusätzliche Satz - Aussage- oder Fragesatz - verbindet den Text des Satzgefüges sehr eng mit der vorausgehenden Aussage, insbesondere wenn es sich um eine Frage handelt. Gegenüber den Satzgefügen der Vorlage bis auf ein einfaches Gefüge haben sie zwei (1 Beleg) oder drei Nebensätze (2 Belege) - wird damit der Grad der Unterordnung und damit die Komplexität erhöht, womit Notker auf einer weiteren Ebene die Syntax der Vorlage anreichert.
7.1 Zusätzlicher Aussagesatz Nach der in 384.8 f. übersetzten Aussage (384.7 f.): Dıˆe uuerdent ze-uue´ibet ze ´ezzene spiritalem cibum folgt Notkers erweitertes Gefüge als Wiedergabe der Vorlage (Hauptsatz jeweils unterstrichen): 384.10 384.11 f.
Si uuero non fuerint saturati et murmurabant. Da´ nnan geskı´het. u´ be sıˆe sa´ t neuuerdent. daz sıˆe murmurationem tuont.
Der Hauptsatz bei Notker verweist nun auf die Folge eines mit daz-Satz gegebenen Geschehens (im Falle einer Bedingung). - weiterer Beleg: Das SG (3) 459.7 ff. wird zu SG (4) 459.3 f.) und Kommentar.
7.2 Zusätzlicher Fragesatz Bei zwei Satzgefügen formuliert Notker - in Verbindung mit dem vorausgehenden Text - eine Frage, und zwar bereits vor dem lat. Gefüge, um dann dessen Übersetzung als Antwort dem Fragesatz (nachträglich) unterzuordnen (Text gekürzt): 204.9 ff.
Zı´u ist daz? (Der Ungerechte will Unrecht tun) Non est timor dei ante oculos eius. Vuanda ´ımo Go´tes forhta fo´re o´ugen neist … Quoniam dolose egit … ut inueniret iniquitatem suam et odisset. Vuanda er tru´ gelıˆcho daˆ r-a´ na te´ta fore ´ımo. daz er funde sıˆn u´ nreht. unde er iz ha´ zeti.
Die Frage (als Hauptsatz) führt hier bis zur Unterordnung 3. Grades und damit zu höherer Komplexität.
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II Satzgefüge
- weiterer Beleg: Das SG (2) 388.6 f. wird mit vorgestelltem Fragesatz (als Hauptsatz) - mit Bezug auf die vorhergehende Aussage 388.5 f. (388.4 f.) - zu SG (3) 388.6 ff. (mit Kommentarteilen).
8 Erweiterung eines Satzgefüges durch zusätzlichen Satz und Satz/Sätze der Vorlage In zwei Fällen erweitert Notker ein Gefüge durch zusätzlichen Satz bzw. Hauptsatz - wie oben dargestellt - verbindet aber darüber hinaus noch einen Satz, einmal zwei Sätze der Vorlage als ,Nebensatz‘ mit dem „neuen“ Gefüge, d. h. es kommt zur „Verschmelzung“ von Satzeinheiten.
8.1 Mit Satz der Vorlage Ähnlich wie bei den in 7.2 dargestellten Fällen läßt Notker an anderer Stelle (234.2) ebenfalls dem lat. Psalmentext eine Frage vorausgehen, die sich auf den vorhergehenden Kommentar (233.16 ff.) bezieht: Seit Adams Fehltritt sorgt sich der Mensch um manches vergeblich (= in gimeitun) - deshalb die Frage: Zı´u in gime´itun? Nach dem lat. Text bzw. vor seiner Übersetzung gibt Notker eine verkürzte Antwort (in elliptischer Form): fone diu, der er Satz und Satzgefüge der Vorlage entsprechend unterordnet: 234.3 234.3 f.
Thesaurizat et ignorat cui congregabit ea. Fone diu. uuanda er trı´seuuoˆt unde neuue´iz uue´mo er den trı´so sa´ menot.
8.2 Mit zwei Sätzen der Vorlage Bei der Wiedergabe eines Satzgefüges bildet Notker einen zusätzlichen Satz bzw. Hauptsatz und verbindet darüber hinaus mit dem Gefüge die beiden darauffolgenden Sätze der Vorlage als Kausalsätze (mit Verbindung der Prädikate), wobei er andererseits den lat. Konzessivsatz auf ein Akk. Objekt reduziert: 318.4 f.
Homo cum in honore esset non intellexit. comparatus est iumentis insipientibus. et similis factus est illis.
9 Veränderung eines Satzgefüges in Satz und Gefüge durch „Abspaltung“
318.5 ff.
247
Daz ist fone dı´u. uuanda er sıˆna ˆera nebechanda. unde er bedı´u uuard kee´benot. unde gelıˆh rinderen unde rossen.
Gerade diese Übersetzung zeigt, wie flexibel Notker die Vorlage handhabt, indem er aus drei Satzeinheiten der Vorlage ein Satzgefüge formt, dabei zwei Sätze zu zwei Nebensätzen (mit einem finiten Teil der Prädikate) verändert und einen Nebensatz zu einem Satzteil verkürzt. Die verschiedenen syntaktischen Mittel dienen in besonderer Weise der Vermittlung des Sinnzusammenhangs.
9 Veränderung eines Satzgefüges in Satz und Gefüge durch „Abspaltung“ Die Bildung eines zusätzlichen Satzes bei der Wiedergabe von Satzgefügen durch „Abspaltung“ von Satzteil, Satzkern oder Hauptsatz ist relativ häufig und ist in Teil I unter dem Aspekt ,zusätzlicher Satz‘ bei Satzgefügen entsprechend dargestellt worden (Kap. 4). Die Differenzierung der Thematik wurde dort durch die Form der „Abspaltung“ bzw. deren „Basis“ des Satzes in der Vorlage bestimmt. Dies soll auch im folgenden gelten, wobei sich aber der Blick im wesentlichen auf das Satzgefüge bei Notker richtet, um die Auswirkungen der „Abspaltung“ bzw. die entsprechenden Veränderungen zu registrieren und zu charakterisieren. Es wurde in I.4 darauf hingewiesen, daß die „Abspaltung“ in den meisten Fällen durch die Kommentierung bedingt ist - in 23 von 32 Fällen, bei vier weiteren Satzgefügen verbindet Notker ein oder zwei erläuternde Nebensätze mit dem durch „Abspaltung“ entstandenen Satz, so daß lediglich in fünf Fällen keinerlei Zusatz gegeben ist - diese Fälle betreffen übrigens alle Formen der „Abspaltung“. Weil diese Fälle gerade für die Veränderungen hypotaktischer Fügungen der Vorlage von Interesse sind - da ohne Einfluß von Zusätzen - sind sie bereits in I.4 mit Hinweisen auf die Neubildung des Satzgefüges dargestellt worden. Wie oben angesprochen, werden in der folgenden Übersicht (entsprechend der Form der „Abspaltung“) Hinweise zu den Satzgefügen bei Notker gegeben, wobei nur deren Belege angeführt werden, da die vollständigen Angaben (für SG der Vorlage sowie S und SG bei Notker) in I. 4.1-5 vermerkt sind. 9.1 Satz bei Satzgefüge durch Erweiterung eines Satzteils Bei der „Abspaltung“ eines Satzteils mit Erweiterung zu einem eigenen Satz bleibt - abgesehen von dieser Reduktion (durch „Abspaltung“) - die
248
II Satzgefüge
Struktur des Gefüges in Notkers Wiedergabe erhalten: 195.11 ff.; 353.8 f.; 395.7 f. (unterstrichener Beleg = ohne Kommentar). 9.2 Satz durch „Abspaltung“ des Satzkerns Die „Abspaltung“ des Satzkerns vom Hauptsatz führt zu einer Neubildung des Hauptsatzes - in vier Fällen durch Wiederholung des Prädikats (meist mit Subjekt): 125.15; 160.13 ff.; 264.3 f.; 299.19 f.. Zweimal wird ein neues Prädikat gebildet: 121.7 f. (Verbum substantivum); 451.12 ff. (Vollverb in Verbindung mit Kommentar) 9.3 Satz durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes Bei den vier Satzgefügen wird der Kausalsatz der Vorlage mit der „Abspaltung“ dann zum Hauptsatz: 216.8 f.; 333.8 f.; 353.8 f. (jeweils mit uuanda); 481.22 f. (ohne Konjunktion). 9.4 Satz durch „Abspaltung“ mit „Ersatz“ des Hauptsatzes als „Stütze“ Die Prädikate der „neuen“ Hauptsätze für die Gefüge werden - wie bereits in I.4.5 ausgeführt - in unterschiedlicher Weise gebildet - im folgenden die Auflistung der Belege für die Satzgefüge bei Notker entsprechend seiner Wahl der Prädikate (Beleg ohne Kommentar unterstrichen): mit Wiederholung: 182.6 ff.; 274.5 ff.; 323.6 ff.; 396.1 f.; 447.14 ff. mit Variation: 235.4 f.; 253.10 f. mit „Ersatz“ (tuon u. ä.): 176.5 f.; 228.16 f.; 256.6 f.; 303.2 ff. (mit zusätzl. Relativsatz); 488.12 f. In einem Fall (132.12 ff.) ist die „Stütze“ selbst schon ein Gefüge mit Hauptsatz als „Ersatz“ und einem Modalsatz als Neubildung. mit Neubildung: 214.14 ff.; 222.21 f.; 242.16 ff. (mit Reduktion eines Relativsatzes); 254.12 ff.; 276.7 ff.; 328.1 f. 9.5 Veränderung eines Satzgefüges in Gefüge und zwei Sätze In einem speziellen Fall entstehen durch „Abspaltung“ (von Satzkern sowie Satzteil eines Hauptsatzes) zwei Sätze und ein „neues“ Satzgefüge durch
10 Zusätzliche Hypotaxe: Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge
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Umformung des lateinischen Relativsatzes zum Hauptsatz und durch einen zusätzlichen Relativsatz auf der Basis einer adverbialen Bestimmung. Wie schon in I.4.5 dargestellt, ist diese Struktur bei Notker weitgehend durch den Kommentar bestimmt, der hier breiten Raum einnimmt und im folgenden Zitat ausgespart wird („neuer“ Hauptsatz unterstrichen): 283.15 ff.
Myrra et gutta et cassia. a uestimentis tuis. Fone dıˆnero uuaˆ te cho´ment dıˆe stancha myrrun. unde gutte … unde cassie˛ … A domibus eburneis. Er chumet fone he´lfentpe´ininen hı´useren … Ex quibus hoc est inter quas delectauerunt te filie˛ regum in honore tuo. Vnder dıˆen hı´useren lusta dih dero chu´ ningo tohteron. dıˆe in dıˆna ˆera gebo´ren uuu´ rten. …
Wenn auch die meisten Fälle der Wiedergabe von Satzgefügen durch „Abspaltung“, d. h. mit Satz (Sätzen) und Gefüge durch Erläuterung bzw. Kommentierung bedingt sind, so zeigen dennoch die Fälle ohne Zusätze - man kann hier auch die Belege (4) mit Ergänzungen durch Nebensatz/Nebensätze (ohne Basis in der Vorlage) hinzunehmen -, daß Notker die „Abspaltung“ als syntaktisches Mittel für die Hervorhebung und Gewichtung von Aussagen wählt und in der Gestaltung des „neuen“ Hauptsatzes für das Gefüge äußerst variabel ist.
10 Zusätzliche Hypotaxe: Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge durch „Abspaltung“ bzw. „Spaltung“ In mehreren Fällen bildet Notker bei der Wiedergabe eines Satzgefüges zwei Satzgefüge - dies auf zweierlei Weise: entweder wird der Hauptsatz „abgespalten“ und mit einem zusätzlichen Nebensatz (auf der Basis des Hauptsatzes) zu einem Gefüge verbunden und für den Nebensatz/die Nebensätze des „alten“ Gefüges ein „neuer“ Hauptsatz als „Stütze“ gebildet, oder es werden bei der Wiedergabe des Satzgefüges ein oder zwei Nebensätze „abgespalten“ und mit einem „neuen“ Hauptsatz u. einem weiteren Gefüge verbunden. Diese Veränderungen kann man vom Ergebnis her durchaus als „Spaltung“ des Satzgefüges (in der Vorlage) ansehen, zumal auch (bis auf einen Fall) die entsprechende Verbindung mit Erläuterung/ Kommentierung diesen Eindruck verstärkt - zum Teil kommt es durch Er-
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II Satzgefüge
gänzungen und Einschübe zur weiteren „Aufspaltung“ von lat. Text und/ oder Übersetzung innerhalb der Strukturen. (Die „Spaltung“ eines Gefüges im engeren Sinn wäre die Veränderung eines Nebensatzes zum Hauptsatz des zweiten Gefüges - s. unten in 10.2 oder bei Boethius und Martian). Da die angesprochenen Veränderungen wesentlich durch die Kommentierung bedingt sind, sollen in der folgenden Übersicht (10.1-3) nur jeweils ein Beispiel (dies ohne Kommentar bzw. Zusätze) für die zwei Typen der Veränderung (s. 10 oben) dargestellt werden, dazu der Beleg ohne Kommentar sowie zwei „Sonderfälle“. 10.1 Zwei Satzgefüge durch „Abspaltung“ des Hauptsatzes Bei den Beispielen und Belegen ist das Gefüge mit abgetrenntem Hauptsatz und zusätzlichem Relativsatz (s. auch II. 2.1) unterstrichen: 128. 14 ff. Firmamentum est dominus timentibus eum. Truhten ist festunga dıˆen. dıˆe in fu´ rhtent … Et testamentum ipsius ut manifestetur illis. Vnde er tuˆ ot. daz ´ın geo´ffenot uue´rde sıˆn ˆea … Der zusätzliche Relativsatz (R) in SG 128.15 übersetzt das Partizip Präsens (= Dat. Obj.) mit Akk. Obj.; das Prädikat im zusätzlichen Hauptsatz (H) von SG 128.20 ist Zusatz bzw. „Ersatz“. - weitere Belege: SG (2) 181.11 ff. wird SG 181.12 ff. (+ R < P. Pr. = aB + OA) und SG (2) 181.17 ff. (Präd. von H = W) SG (1) 209.2 ff. wird SG 209.4 f. (+ R < P. Pr. = OD und OA) und SG 209.5 f. (Präd. von H = Aufnahme bzw. W von Prädikat in Erläuterung 209.5 zu SG davor). - ein Beleg ohne Kommentar: 360.11 ff.
Conculcauerunt me inimici mei tota die. ab altitudine diei. i. a superbia temporali. A´llen dag tre´toton mih mıˆne fıˆenda. fo´re ´ıro u´ bermuˆ oti dı´u u´ nlango uue´ret. Quoniam multi qui debellant me timebunt. Daz kescah. uuanda ma´ nige dıˆe mih nuˆ ana-fe´htent. furhtent ´ın in die iudicii. (Zeitangabe als Zusatz).
10 Zusätzliche Hypotaxe: Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge
251
Der zusätzliche Hauptsatz (360.15) für das zweite Gefüge ist - bei der von Notker gewählten Form der Veränderung der Vorlage - deshalb erforderlich, um den folgenden Kausalsatz (mit Relativsatz) auf das ganze vorhergehende bzw. erste Gefüge, insbesondere auf den Hauptsatz, zu beziehen ansonsten wäre der Bezug nur auf den vorausgehenden Relativsatz gegeben, was die Aussage verschieben bzw. verändern würde. Darüber hinaus hat Notker mit den beiden Gefügen die Aussage sowie deren Begründung (im Gefüge der Vorlage) jeweils entsprechend gewichtet.
10.2 Zwei Satzgefüge durch „Abspaltung“ von Nebensatz/Nebensätzen Etwas häufiger bildet Notker ein zweites Satzgefüge durch zusätzlichen Hauptsatz mit einem oder zwei Nebensätzen durch „Abspaltung“ vom ursprünglichen Gefüge. Damit kommt es sozusagen zu einer „Spaltung“ des lat. Satzgefüges in zwei Gefüge. Im folgenden wird dieses zweite Gefüge einmal an erster Stelle - jeweils unterstrichen (Erläuterungen/Kommentar wiederum ausgespart): 291.10 ff.
Propterea non timebimus. dum turbabitur terra … Fo´ne dı´u nefu´ rhten uuı´r uns. so diu erda getruˆ obet uuı´rdit … Et transferentur montes in cor maris. Vnde nefurhten uuir uns … so die berga ferfuˆ oret uuerdent ´ın des me´res herza. …
Der zusätzliche Hauptsatz (nach drei Zeilen Kommentar und dem lat. Nebensatz) ist weitgehend Wiederholung des ersten Hauptsatzes, nach dem zweiten Gefüge folgen neun Zeilen Kommentar. - die weiteren Belege: SG (3) 107.4 ff. wird SG (1) 107.15 und SG (1) 108.2 f. (Präd. von H = E) mit Reduktion von R (in K aufgenommen) SG (3) 136.2 ff. wird SG (2) 136.4 f. (Präd. von H = Aufnahme bzw. W von R 136.1 in SG 136.1) und SG (1) 136.7 f. SG (2) 229.8 ff. wird SG (1) 229.9 ff. und SG (1) 229.14 f. (Präd. von H = Aufnahme bzw. W von K 229.6 in SG 229.2 ff.). SG (2) 342.9 ff. wird SG (1) 243.10 f. und SG (1) 343.3 (Prädikat von H = Neubildung).
252
II Satzgefüge
SG (3) 438.5 ff. wird SG (2) 438.7 ff. und SG (1) 439.1 f. (Prädikat von H = E). SG (2) 484.13 ff. wird SG (1) 484.14 ff. (+ S als Variation) + K (< 2 OA) und SG (1) 485.8 ff. (Prädikat von H = W von Prädikat von K)
10.3 Zusatz: „Sonderfälle“ von „Abspaltung“ bei Satzgefüge In zwei Fällen hat Notker jeweils in besonderer Weise ein Satzgefüge der Vorlage durch „Abspaltung“ verändert: a) „Abspaltung“ mit Zusatz In einem Fall wird der Kausalsatz eines Gefüges abgetrennt, mit einem Temporalsatz (anstelle einer adv. Bestimmung im Nebensatz) erweitert und mit einem zusätzlichen Gefüge (ohne Basis in der Vorlage) als erläuternde Schlußfolgerung verbunden, während Haupt- und (zweiter) Nebensatz der Vorlage entsprechend wiedergegeben werden („neues“ Gefüge unterstrichen): 317.10 ff.
Quia anima eius in uita ipsius benedicetur. Vuanda er saˆ lig kehe´izen uuı´rt. u´ nz er le´bet. pedı´u ist er unsaˆ lig. so er irstirbet. Confitebitur tibi cum benefeceris ei. Er danchot dir Gote. so du ´ımo uuola tuˆ ost.
und wieder (als Schlußfolgerung) ein zusätzliches SG (ohne Basis in der Vorlage): 317.14 f.
So duˆ ´ın che´stigoˆst. soˆ lasterot er dih.
Notker hat also die Aussagen des Psalms durch deren Umkehrung erweitert und mit drei Gefügen strukturiert. b) „Abspaltung“ als Aussparung (der Übersetzung) Bei der Wiedergabe des komplexen Satzgefüges (3) 469.12 ff. hat Notker die Verbindung von Haupt- und Relativsatz nicht übersetzt, sondern statt dessen auf die vorausgehende Übersetzung 469.7 (mit folg. Kommentar) verwiesen; des weiteren hat er den Kausalsatz des Gefüges zum Hauptsatz verändert, dem zwei Relativsätze folgen (einer zusätzlich als Variation):
11 Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge und Satz
469.12 ff.
253
Et in tabernaculis eorum non sit qui inhabitet s. ex numero eorum Daz ist ˆıo daz selba. daz daz fo´rdera uuas. (= Verweis) Quoniam quem tu percussisti persecuti sunt. Vua´ nda den du sluˆ oge unde hıˆeze irsterben pro mundo. den sluˆ ogen sıˆe nıˆdigo.
Die beiden oben dargestellten Formen der Veränderung sind Beispiele für Erweiterung der Vorlage einerseits - ein wesentliches Prinzip der Wiedergabe - sowie für Einsparung andererseits - hier speziell „Entlastung“ der Übersetzung (und Kommentierung), was aber eher die Ausnahme ist. (vgl. auch 11.1)
11 Veränderung von Satzgefüge in zwei Gefüge und Satz durch „Abspaltung“ bzw. „Aufspaltung“ Für eine solche Veränderung finden sich zwei in ihrer Art sehr unterschiedliche Fälle, die im Zusammenhang mit dem zusätzlichen Satz jeweils in Teil I angesprochen wurden (4.2 und 4.4). Hier ist nun insbesondere die Bildung der beiden Satzgefüge zu betrachten: 11.1 Zusatz von Hauptsätzen Im ersten Fall wird ein komplexes Satzgefüge mit drei Nebensätzen (davon einer 2. Grades) für die ausführliche Kommentierung in der Weise „aufgespalten“, daß der Satzkern des Hauptsatzes als Satz erscheint (vgl. 9.2), ein weiterer Satzteil mit Relativsatz einerseits und die beiden anderen Nebensätze andererseits jeweils einem zusätzlichen Hauptsatz untergeordnet werden, der in seinem Kern den des „neuen“ Satzes wiederholt (im Zitat - ohne Kommentierung - jeweils unterstrichen, Satz und Satzgefüge bei Notker mit Belegstellen): 232.7 ff. 232.8 f. 232.12 f. 232.15 f.
notum fac mihi domine finem meum. … tuˆ o mir chunt tru´ hten mıˆn ende. … Et numerum dierum meorum qui est. Vnde tuˆ o mir chunt dıˆa za´ la mıˆnero ta´ go. diu echert ist … Vt sciam quid desit mihi. Tuˆ o mir chunt den numerum. daz ich uuı´zze. uues mir hıˆer gebreste …
254
II Satzgefüge
11.2 Veränderung von Nebensätzen Im anderen Fall handelt es sich auch um ein komplexes Gefüge mit fünf Nebensätzen (einer 2. Grades), aber die „Aufspaltung“ erfolgt hier ohne Kommentierung (nur ein zusätzlicher Nebensatz und am Ende ein zusätzl. Satz) und auch in ganz anderer Weise: zuerst werden die beiden Gefüge gebildet: das erste zunächst entsprechend der Vorlage - mit Hauptsatz und den ersten beiden Nebensätzen, das zweite erfolgt durch Veränderung des weiteren Nebensatzes (kausal) zum Hauptsatz - mit dem folgenden Nebensatz, wobei dann der weitere Kausalsatz - als Folge der vorangegangenen Veränderung - zum Satz wird (unterstrichen): 317.2 ff.
317.5 ff. 317.8 f. 317.9 f.
Ne timueris cum diues factus fuerit homo. et cum multiplicata fuerit gloria domus eius. quoniam non cum morietur accipiet he˛ c omnia. neque descendet cum eo gloria eius. Nefu´ rhte dir nıˆeht … so ´ein a´ nder man rıˆche uuo´rten si. unde sıˆnes hıˆisces kuˆ ollichi gemanigfaltot sıˆ. uuanda so er irstı´rbet. soˆ nenı´met er iz hı´na mit ´ımo. noh da´ nne nefe´ret mit ´ımo sıˆn guˆ ollichi.
Ähnlich wie die in 10.3 a und b dargestellten Fälle zeigen auch die beiden Belege in 11.1 und 11.2 unterschiedliches Vorgehen bei Notker: die „Aufspaltung“ eines Satzgefüges in mehrere Satzeinheiten - dies in unterschiedlicher Form - dient einerseits primär der Kommentierung, andererseits der Gliederung und „Entlastung“ eines sehr komplexen Gefüges.
12 Satzgefüge für Satz/Sätze Wie bereits in Teil I ausgeführt, hat Notker Sätze oder auch Sätze in Folge in Satzgefüge verändert. Er hat damit gegenüber der Vorlage hypotaktische Strukturen gebildet, und deshalb soll hier im Zusammenhang zusätzlicher Hypotaxe bei Notker - entsprechend der Abfolge in Teil I - eine kurze Übersicht über die Formen der Veränderung und die Zahl der Belege gegeben werden - jeweils mit Verweis auf das entsprechende Kapitel in I: 12.1 Satzgefüge für Satz durch Nebensatz Diese Veränderung ist mir 71 Belegen (dabei vier Doppelbelege) am meisten vertreten, wobei 52 Satzgefüge mit Relativsatz (s. 7.1), 18 mit Konjunktionalsatz (7.2) und eines mit abhängigem Fragesatz gebildet sind.
13 Satzgefüge werden Satz/Sätze
255
12.2 Satzgefüge für Satz durch Satz als Hauptsatz Die Unterordnung eines Satzes unter einen zusätzlichen Satz ist viermal gegeben (9.1), die Unterordnung zweier Sätze einmal (9.3). 12.3 Satzgefüge und Satz für Satz In vier Fällen bildet Notker ein Satzgefüge mit Satz - dreimal durch „Abspaltung“ (8) und einmal durch zusätzlichen Satz (als Hauptsatz) und „Abspaltung“ (9.2). 12.4 Satzgefüge für zwei/drei Sätze in Folge Für diese Veränderung finden sich 7 Belege: in vier Fällen Unterordnung des einen unter den anderen Satz (10.1), in einem weiteren Fall mit einem zusätzlichen Nebensatz 2 Grades (10.2), so zweimal Unterordnung zweier Sätze unter einen dritten (10.3).
13 Satzgefüge werden Satz/Sätze In Teil I wurde auch die Veränderung bzw. Transformation von Satzgefügen in je einen Satz sowie in zwei oder drei Sätze dargestellt. Dies bedeutet gegenüber der Vorlage eine Reduktion der Hypotaxe - aus der Perspektive syntaktischer bzw. satzbauspezifischer Qualität sogar „Verlust“ -, was aber gerade im Vergleich mit der zusätzlichen Hypotaxe sehr wenig ausgeprägt ist. Auch hier ein Überblick über die Art der Veränderung und die Zahl der Belege (mit Verweis auf die Kapitel in I): 13.1 Satzgefüge wird Satz Bei fünf Satzgefügen reduziert Notker den Relativsatz eines einfachen Gefüges auf einen Satzteil bzw. auf Satzteile (6.1), bei zwei Gefügen den Konjunktionalsatz (6.2). 13.2 Satzgefüge wird zu zwei/drei Sätzen In zwei Fällen wird ein einfaches Satzgefüge zu zwei Sätzen (5.1), in einem anderen Fall ein Gefüge (mit zwei Nebensätzen) zur Abfolge von drei Sätzen (5.2).
256
Zusammenfassung
Zusammenfassung zur Psalmenübersetzung Die Analyse des Satzbaus in Notkers Psalmenübersetzung zeigt, daß er trotz weitgehender Nachbildung der Vorlage diese doch in vielfältiger Weise verändert hat. Es ist deutlich, daß ein großer Teil der Veränderungen durch die Kommentierung bedingt ist, was bei der folgenden Zusammenfassung jeweils zu berücksichtigen ist, andererseits sind aber nahezu alle Formen bzw. Typen der Veränderung auch ohne kommentierende Zusätze gegeben und sind damit durchaus Belege für das breite Spektrum von Notkers Möglichkeiten der Wiedergabe syntaktischer Strukturen. Bei aller Vielfalt der Veränderungen - mit teilweise sehr spezifischen Ausprägungen - zeigen sich doch einige Schwerpunkte, d. h. charakteristische Formen bzw. Typen solcher Veränderungen - sowohl was die Übersetzung der Psalmen als spezifischen Text betrifft als auch was die Wiedergabe der lateinischen Vorlage bei Notker allgemein angeht. Auf dieser Basis charakteristischer Veränderungen läßt sich dann ein übergreifender Vergleich mit den Übersetzungen der antiken Autoren durchführen (s. unten). Im Bereich der Thematik ,Satz‘ fällt zunächst auf, daß Notker in seiner Übersetzung sehr häufig und in unterschiedlicher Weise bei Sätzen oder Hauptsätzen einen weiteren Satz hinzufügt - und zwar mit und ohne Basis in der Vorlage. Bei den Sätzen ohne direkten Textbezug - allerdings nach Inhalt und Form bzw. Satzart eng mit den entsprechenden Satz oder Hauptsatz verbunden - handelt es sich um Ergänzung (bei direkter Rede), Wiederholung, Verstärkung oder auch Vorbereitung der im Satz/Hauptsatz gegebenen Aussage, vor allem aber um deren Variation (auch bei Nebensätzen). Gerade sie ist spezifisch für die Psalmenübersetzung: Ähnlich wie bei der Verstärkung dient die Variation der Hervorhebung, insbesondere der Verdeutlichung der Aussage, indem deren Bedeutungsgehalt entsprechend ausgeschöpft bzw. vermittelt wird. Hier zeigt sich einerseits Notkers übersetzerische Kreativität, andererseits werden hier aber auch vielleicht die Grenzen der Übersetzung und das Unbehagen des Übersetzers deutlich, sich mit einer Möglichkeit der Wiedergabe, d. h. mit einer Formulierung bzw. Wendung zu begnügen - gerade mit Blick auf die Verbindung von Psalmentext und Interpretation. Charakteristisch sind darüber hinaus die zusätzlichen Sätze als Erweiterung von Satzteilen in Sätzen, also mit Basis in der Vorlage: ein Satzteil oder Satzteile werden „abgespalten“ und mit einem zusätzlichen Prädikat verbunden (bei der Hälfte der Belege Wiederholung) - diese Veränderung dient vor allem der Erläuterung und Kommentierung (zwei Drittel der 30 Belege). Im Fall der übrigen Belege geht es um Gliederung (nominale Fügung), Er-
Zusammenfassung
257
gänzung (Vokativ) sowie Verdeutlichung und/oder Hervorhebung der Aussage. Hier wie zum Teil auch bei den Belegen für Kommentierung ist die Veränderung in zwei Sätze eine Form analytischer Gliederung nominaler Fügungen. Dies gilt zum Teil auch für die zusätzlichen Sätze bei der Wiedergabe von Satzgefügen: Aber auch diese Form bzw. Struktur der Übersetzung ist wesentlich durch den Kommentar bedingt - dies betrifft wiederum gut zwei Drittel der 32 Belege. Charakteristisch für die Psalmenübersetzung ist dabei die „Abspaltung“ des Hauptsatzes bei dem Gefüge der Vorlage als eigener Satz und die Bildung eines „neuen“ Hauptsatzes als Ersatz bzw. als inhaltliche und vor allem syntaktische „Stütze“ für den Nebensatz (der Vorlage) - meist Kausalsätze, die für die Aussage von besonderer Bedeutung sind. Im Falle der Belege ohne kommentierende Zusätze dient die Bildung zusätzlicher Sätze bei Gefügen der Gliederung nominaler Fügungen und/oder entsprechender Gewichtung durch eine eigene Satzeinheit. Der Hervorhebung und Gewichtung dienen auch die Veränderungen von Satzgefügen durch Transformation in Sätze - mit drei Belegen allerdings von geringer Bedeutung. Zahlreicher, aber doch auch begrenzt, sind die Veränderungen von einfachen Satzgefügen zu einem Satz (7 Belege), d. h. durch Reduktion des Nebensatzes auf einen Satzteil bzw. Satzteile. Die Vereinfachung der syntaktischen Struktur bewirkt aber Konzentration und Deutlichkeit der Aussage. In einigen Fällen hat Notker auch Sätze zu Satzteilen vereinfacht und dem vorausgehenden Satz oder einem zusätzlichen Satz untergeordnet. Auch diese Reduktion bedeutet keine Einschränkung der Aussage, sondern spart Entbehrliches ein - in ein paar speziellen Fällen hat Notker sogar auf die Übersetzung von Sätzen verzichtet. In ganz anderem Maße werden von Notker dagegen Sätze erweitert, indem er diese durch zusätzlichen Nebensatz/Nebensätze auf der Basis der Vorlage zu Satzgefügen verändert. Diese Veränderung ist mir über 70 Belegen (dabei mehrere Doppelbelege) ein Charakteristikum der Übersetzung - wie schon bei Boethius und Martian -, obwohl an lateinischen Konstruktionen, die eine Wiedergabe mit Nebensatz nahelegen, im Corpus des Psalmentextes nur Partizipien bzw. Partizipialkonstruktionen gegeben sind. Diese sind als Basis für die zusätzlichen Nebensätze, insbesondere Relativsätze, dann auch stark vertreten (21). Die zusätzlichen Nebensätze - Relativsätze (52 mit 4 Doppelbelegen), Konjunktionalsätze (18) und ein abhängiger Fragesatz - dienen in vielfältiger Weise der Ergänzung, Umschreibung, mehr aber der Verdeutlichung und Erläuterung sowie Deutung, wobei sie häufig nominale Fügungen gliedern oder gar „entlasten“.
258
Zusammenfassung
Zusätzliche Nebensätze finden sich auch bei der Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen mit zusätzlichem Satz (3), mehr jedoch bei der Erweiterung von Satzgefügen der Vorlage (17 Belege, mit 1 Doppelbeleg) oder auch bei der Veränderung von Satzgefügen - so bei der Bildung von zwei Gefügen (8). Demgegenüber ist die Zahl der Belege für Reduktion von Nebensätzen bei der Wiedergabe von Gefügen (auch bei Veränderung) relativ gering. Neben der Veränderung von Sätzen zu Satzgefügen durch zusätzl. Nebensatz bildet Notker auch auf andere Weise Satzgefüge für Sätze und damit hypotaktische Formen: Zum einen werden einem zusätzlichen Hauptsatz (mit deiktischer Funktion) ein Satz oder zwei untergeordnet, zum anderen kommt es zur Unterordnung innerhalb von zwei oder drei Sätzen (zur Verdeutlichung des logischen Zusammenhangs). Zwar ist die Zahl der Belege (12) nicht allzu groß, aber die Veränderungen sind doch charakteristisch bzw. repräsentativ für Notkers Möglichkeiten der Wiedergabe von Sätzen durch hypotaktische Strukturen - hier mit synthetischem Charakter. Es ist schon deutlich geworden, welche Veränderungen innerhalb hypotaktischer Strukturen bei Notker gegeben sind (Erweiterung mit Nebensatz/Nebensätzen oder Reduktion, „Abspaltung“ unterschiedlicher Art für Satz/ Sätze). Ein wesentlicher und für Notkers Übersetzung charakteristischer Komplex ist schließlich die Wiedergabe eines Satzgefüges mit zwei Satzgefügen („Spaltung“, z. T. mit einem weiteren Satz). Auch dabei verfährt Notker in unterschiedlicher Weise („Abspaltung“ des Hauptsatzes oder die von Nebensatz/Nebensätzen mit entsprechender Neubildung eines Hauptsatzes). Die Veränderung in zwei Gefüge dient vor allem der Erläuterung und Kommentierung (14). Im Falle der weiteren, allerdings wenigen Belege (3) bewirkt die Umgestaltung in zwei Gefüge Gliederung, einmal auch „Entlastung“ der Gefüge (in der Vorlage) und damit - verbunden mit der Gliederung nominaler Strukturen - Tendenz zur analytischen Strukturierung. Diese Art der Wiedergabe dominiert in der Psalmenübersetzung, was wesentlich durch die Kommentierung bestimmt ist - die entsprechende Gliederung, z. T. sogar „Auflösung“ in Satzeinheiten ist gerade die Basis für den Kommentar. Darüber hinaus aber dient das analytische Verfahren allgemein dazu, außer hypotaktischen Gefügen sehr häufig nominale Fügungen syntaktisch zu gliedern und damit vielfach auch Aspekte der Aussage hervorzuheben und zu gewichten. Notker hat damit viele zusätzliche Satzeinheiten geschaffen (Nebensätze, Sätze, Satzgefüge) und auf diese Weise die Anzahl der Prädikate und damit das verbale Element wesentlich erweitert, wie er auch die zahlreichen Ellipsen mit Prädikaten ergänzt hat.
Die Übersetzung der Psalmen im Vergleich mit der der antiken Autoren
259
Die Übersetzung der Psalmen im Vergleich mit der der antiken Autoren Das Corpus des Psalmentextes unterscheidet sich in der Anzahl der Satzeinheiten sowie in der Struktur des Satzbaus erheblich von den Textcorpora der antiken Autoren. So finden sich über 1600 Satzeinheiten (bei Boethius 255 und bei Martian 338), bei denen die Sätze bzw. die Parataxe deutlich dominiert, während die Hypotaxe nur mit gut 20 % der Belege vertreten ist - gegenüber mehr als 40 % in den beiden anderen Werken. Der Satzbau der Psalmen selbst ist teilweise sehr unterschiedlich - so gibt es kurze und längere Psalmen, zum Teil in ausgeprägt oder ausschließlich parataktischer Form, oder auch solche mit zahlreichen hypotaktischen Fügungen. Sehr unterschiedlich in Umfang und Grad bzw. Intensität sind dann auch Notkers Veränderungen in seiner Übersetzung - je nach Struktur der Textvorlage und/oder nach Umfang und Satzbau der Kommentierung: Erläuterung und christliche Interpretation, die zum Teil sehr stark auf die Satzstrukturen in der Übersetzung des Psalmentextes einwirken. Die Veränderungen der Vorlage betreffen 20 % der Satzeinheiten (davon wiederum 60 % der Satzgefüge bzw. Hypotaxe) - gegenüber 37 % bei Boethius und Martian. Trotz prozentual weniger Veränderungen findet sich in der Psalmenübersetzung ein sehr großes Spektrum an unterschiedlichen Veränderungen, die nahezu alle auch bei der Wiedergabe der antiken Werke festzustellen sind, in einigen Bereichen aber darüber hinausgehen - dies steht allerdings meist in engem Zusammenhang mit der Kommentierung. Charakteristisch sind die zusätzlichen Sätze neben Ergänzung und Wiederholung sind es häufig Variationen zur Verdeutlichung und/oder Hervorhebung, es sind weiterhin Sätze durch „Abspaltung“ eines Satzteils und Erweiterung zu Sätzen, die einen größeren Anteil ausmachen und als Basis der Kommentierung dienen, dazu dienen aber vor allem zusätzliche Sätze durch „Abspaltung“ von Hauptsätzen bei Satzgefügen in unterschiedlicher Weise: spezifisch für die Psalmenübersetzung ist dabei der „Ersatz“ des abgespaltenen Hauptsatzes durch einen „neuen“ als „Stütze“ für den Nebensatz/Nebensätze. Im Zusammenhang der „Abspaltung“ ist (im Unterschied zu den anderen Übersetzungen) auch eine relativ große Zahl von Veränderungen eines Gefüges in zwei Gefüge hervorzuheben („Spaltung“) - auch dies meist im Dienste der Erläuterung und/oder Kommentierung. Auffällig ist schließlich der große Anteil an zusätzlichen Nebensätzen bei Sätzen und Satzgefügen der Vorlage, obwohl diese außer Partizipien keine spezifisch lateinischen Konstruktionen aufweist, wie sie sich bei den antiken Autoren finden und von Notker häufig mit Nebensätzen wiedergegeben werden. Insgesamt gesehen zeigt die Psal-
260
Die Übersetzung der Psalmen im Vergleich mit der der antiken Autoren
menübersetzung eine stärkere Tendenz zur analytischen Strukturierung durch entsprechende Kommentierung bedingt - als die anderen Übersetzungen, wenn auch im Falle von Martian das analytische Moment relativ ausgeprägt ist.
Anhang zur Psalmenübersetzung Da das Corpus des Psalmentextes (Psalm 21-70) mit insgesamt 1655 Satzeinheiten (1305 Sätze und 350 Satzgefüge) sehr umfangreich ist, soll im Unterschied zu den Statistiken im Anschluß an die Übersetzungen von Boethius und Martian im folgenden mit den Psalmen 21-28 nur ein Teil des Corpus wiedergegeben werden, der aber durch die Unterschiede im Umfang der Psalmen, in der Verteilung von Satzstrukturen sowie in der Veränderung bei Notker als repräsentativ gelten kann (Übersicht I). Es gelten auch hier die Abkürzungen und Zeichen der vorhergehenden Statistiken: E = Ellipse, meist Auxiliarellipse; Angabe in Klammern: z. B. (2) nach Belegstelle = Angabe von Mehrgliedrigkeit (Adjektive/Substantive) bei Prädikat mit Kopula; (Z) = Zweitstellung des Prädikats bei Konjunktionalsatz mit uuanda; (< S) = für Satz in der Vorlage. Aus dieser Psalmengruppe 21-28 werden dann im Anschluß zwei Psalmen noch einmal gesondert dargestellt: so zeigt die Übersicht II zu Psalm 24 auch die zusätzlichen erläuternden und/oder kommentierenden Nebensätze bei Notker ohne „Basis“ in der Vorlage - jeweils in eckigen Klammern: […]. Vielfach zwar Kommentar, sind diese Nebensätze durch ihre Form syntaktisch mit dem Text der Übersetzung verbunden. Bei der Übersicht III zu Psalm 23 wird über die zusätzlichen Nebensätze (ohne Basis) hinaus auch der Kommentar in Form von Satzeinheiten in die Statistik aufgenommen (S = Satz; SG = Satzgefüge als Form der kommentierenden Zusätze). Der ausgewählte Psalm ist zwar von relativ geringem Umfang (17 Satzeinheiten), weist aber zahlreiche Zusätze in Form von 11 Nebensätzen und 14 Satzeinheiten (als Kommentar) auf. Zum Schluß folgt eine Übersicht (IV) über die Anzahl der Satzeinheiten (in Dekaden) im gesamten Corpus und die Zahl der Veränderungen von Einheiten bei Notker im Vergleich zur Vorlage.
Anhang Übersicht I: Psalm 21-28 Die Zählung der Satzeinheiten (Sätze/Satzgefüge) beginnt jeweils mit dem eigentlichen Psalmentext, d. h. nach dem Titel (Widmung) der zum Teil in sehr unterschiedlicher Form gegeben ist und von Notker häufig entsprechend erläutert und/oder kommentiert wird.
Psalm 21 R
F
B
Z Struktur
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
S S S S S S S S S S S S S S S
(105.2 f.) (105.3 f.) (105.8 f.) E (106.1) (106.1) (106.4 f.) (106.9 f.) (106.11 f.) (106.12) (106.12) (106.16) (106.16) (106.16 f.) (106.17) (107.1 f.) · (4)
16. 17. 18. 19. 20. 21.
SG S S S S SG
(107.7 f.) (107.8) (107.8 f.) (107.12 f.) (107.13) (107.14 ff.)
22. 23. 24. 25. 26. 27.
S S S SG S S
(108.4 f.) (108.7 f.) (108.10) (108.12 f.) (108.15 f.) (108.16)
1: H + R
3: H + K + K + R2
3: H + K + K + R2
Entspr.
Veränderung
S (105.4 f.) S (105.5 f.) S (105.9 f.) S (106.1 f.) S (106.2) S (106.5 f.) S (106.10 f.) S (106.13) -S S (106.13) S (106.17) S (106.18) S (106.18 f.) S (107.1) S (107.2 f.) + S (107.4) + S (107.6 f.) · (2) SG (107.9 f.) K + H S (107.10) S (107.10 f.) S (107.13) S (107.14) + S (107.13 f.) - vorgestellt SG (107.15) H + K (Z) + SG (108.2 f.) H + K - R S (108.5 f.) SG (108.8 f.) H + K S (108.10 f.) + [ S (108.11) = Variante ] SG (108.4 f.) H + K + K - R S (108.16 f.) S (108.17 f.)
262
Anhang (Übersichten I-IV)
R
F
B
28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68.
S S S S S S SG S S S S S S S S S S S S SG S SG S SG S S S S SG S S S SG S S S SG S S S SG
(108.19 f.) (109.2 f.) (109.3) (109.7 f.) (109.11) (110.1 f.) (110.4 ff.) (110.12 f.) (110.16) (111.1) (111.2) (111.5 f.) (111.7) (112.9. f.) (112.13 ff.) (113.2 f.) (113.4 f.) (113.8 f.) (113.11) (113.12 f.) (114.1) (114.3 ff.) (114.7 f.) (114.9 f.) (114.12) (115.1 f.) (115.6) (115.6) (115.9) (115.11) (116.1 f.) (116.2 f.) (116.5 ff.) (116.9) (116.10 f.) (116.11) (117.2 f.) (117.5) (117.6 f.) (117.8 f.) (117.11 f.)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung SG (108.20 ff.) H + K + K
S (109.3 f.) S (109.4 f.) S (109.8 f.) S (109.12) S (110.2 f.) 1: H + K
2: H + R + R2
SG (110.5 ff.): K (Z) S (110.13) S (110.16) S (111.3) + S (111.2) - vorgestellt S (111.3) S (111.6 f.) S (111.7 ff.) S (112.10 f.) S (112.14 ff.) S (113.3 f.) + S (113.3) - vorgestellt S (113.5 f.) S (113.9 f.) S (113.11 f.) SG (113.13) S (114.2 f.) SG (114.4 ff.) S (114.8 f.) SG (114.10 f.) H + K S (114.12) SG (115.2 ff.) H + R S (115.6) S (115.7) SG (115.10) R + H S (115.11 f.) S (116.4) S (116.4 f.) SG (116.7 ff.) H + R + K (Z) S (116.10) S (116.11 f.) S (117.1 f.) SG (117.3 f.) S (117.5 f.) S (117.7 f.) S (117.9 f.) SG (117.12 ff.)
Z Struktur
Entspr.
2: H + K + K 1: K + H E
1: H + R
1: H + K
1: H + R
Psalm 22 R 1. 2.
F
B
S S
(118.5) (118.5)
S (118.5 f.) S (118.6)
Veränderung
263
Anhang (Übersichten I-IV) R
F
B
3. 4. 5. 6. 7.
S S S S SG
(118.7) (118.10) (119.1) (119.2 f.) (119.5 ff.)
8. 9. 10. 11. 12.
S SG S S SG
(119.11 f.) (119.15 f.) (120.4 f.) (120.6 f.) (120.10 ff.)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung SG (118.8) H + R
2: N (o.Konj.) + H+K
S (118.10 f.) S (119.1 f.) S (119.3 f.) SG (119.6 ff.)
1: H + R
S (119.12 ff.) SG (119.16 ff.) S (120.5 f.)
1: H + K
SG (120.11 ff.)
Entspr.
SG (120.7 f.) H + R
Psalm 23 R
F
B
Z Struktur
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 12.a)
SG S S S S SG S S S S S S S
(121.5 ff.) (121.10) (121.12) (121.17) (121.19) (121.20 ff.) (122.9 f.) (122.12 f.) (122.17) (122.19 f.) (123.1 f.) (123.3) (123.5 f.)
1: H + R
12.b) S
(123.8)
13. 14. 15. 16. 17.
(123.11) (123.14) (123.16) (123.17 f.) (124.2)
S S S S S
2: H (E) + R + R
Veränderung S (121.5 f.) + SG (121.7 f.)H + R
S (121.10 f.) S (121.12 f.) S (121.17 f.) S (121.19 f.) SG (122.1 ff.) S (122.10 f.) SG (122.13 ff.) H + R
1. Substantiv (als Antwort) 2. Substantiv (als Antwort)
S (122.17 f.) S (122.20 f.) S (123.2 f.) S (123.4 f.) a) S (123.6) b) S (123.8 f.) S (123.11 f.) S (123.14 f.) S (123.16 f.) S (123.18) S (124.2 f.)
Psalm 24 R 1. 2.
F
B
S S
(124.7) (124.9)
Z Struktur
Entspr. S (124.7 f.) S (124.10)
Veränderung
264
Anhang (Übersichten I-IV)
R
F
B
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
S S SG S S S S SG S SG
(124.9 f.) (124.15) (124.16 f.) (124.18) (125.2) (125.2 f.) (125.5 f.) (125.6 ff.) (125.9) (125.12 ff.)
13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
S S S S S S S
(125.17 f.) (125.19 ff.) (126.5) (126.9) (126.11) (126.14) (126.16 ff.)
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.
S S SG SG S S SG
(128.2 f.) (128.3) (128.6) (128.7 f.) (128.10 f.) (128.11 f.) (128.12 f.)
27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.
SG S SG S S S S SG S S S SG SG S
(128.20 f.) (129.4) (129.4 f.) (129.9) (129.12) (129.13 f.) (130.1) (130.3 f.) (130.6 f.) (130.9) (130.9) (130.12 f.) (130.15 ff.) (131.3 f)
Z Struktur
1: H + R
1: H + K
E
E (2)
1: H + R 1: H + R
1: H + K
1: H + K
H+K H+K
Entspr.
Veränderung
S (124.10 f.) S (124.15 f.) SG (124.17 f.) S (125.1 f.) S (125.3) S (125.3 f.) S (125.6) SG (125.6 f.) K (Z) S (125.10) S (125.12 f.) + SG (125.15 f.) H + R S (125.18 f.) SG (126.1 f.) H + R S (126.5 f.) SG (126.10 f.) H + R S (126.11 f.) S (126.14 f.) S (127.1 f.) (2) + SG (127.7 ff.) H + [S =Var.]+R S (128.3 f.) S (128.5) SG (128.6 f.) SG (128.8 ff.) S (128.11) S (128.12 f.) SG (128.15) H + R SG (128.19) H + K SG (129.1 ff.) K (Z) S (129.5) SG (129.6 ff.) S (129.10) SG (129.12 f.) K + H S (129.14) + S (129.15) S (130.2 f.) SG (130.4 f.) SG (130.7) H + K (< S) S (130.9 f.) S (130.10 f.) SG (130.13 f.) SG (130.16 ff.) S (131.4 f.)
Psalm 25 R 1. 2.
F
B
SG (131.9 ff.) S (131.11)
Z Struktur
Entspr.
1: H + K
SG (131.9 ff.) S (131.12 f.)
Veränderung
265
Anhang (Übersichten I-IV) R 3. 4. 5.
F
B
Z Struktur
S (132.1) S (132.1) SG (132.8 ff.)
6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
S S S S S S SG S
(132.15) (133.2) (133.5 f.) (133.7 f.) (133.9 f.) (133.11 f.) (133.14 f.) (134.7 ff.)
14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
SG S S S S S S
(134.14 ff.) (135.1 f.) (135.4 f.) (135.5) (135.6) (135.6) (135.9)
Entspr.
Veränderung
S (132.2) S (132.2) H+K
S (132.8 f.) + SG (132.12 ff.) H + K + K S (132.15 f.) SG (132.3 f.) H + K (< S)
2: H + K + K
S (133.6) S (133.8) S (133.10) S (133.12 f.) SG (133.15 ff.) S (134.8 f.) + SG (134.11 f.) H + R
1: H + R
SG (134.17 ff.) S (135.2) S (135.6 f.) S (135.7) S (135.7 f.) S (135.8) S (135.9 f.)
Entspr.
Psalm 26 R
F
B
Z Struktur
1.
S
(135.14 f.)
E (2)
2. 3. 4. 5.
S S S SG
(135.15) (135.17 f.) (136.1) (136.2 ff.)
6. 7. 8. 9. 10.
S SG SG S SG
(136.7) (136.8 f.) (136.11 f.) (136.14) (136.14 ff.)
11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
S S S S S S S SG S
(137.5 f.) (137.9) (137.11 f.) (138.1) (138.2 ff.) (138.6) (138.6 f.) (138.10 f.) (138.12 f.)
Veränderung SG (135.15 f.) H + R + S (135.16 f.)
S (135.17) SG (136.1 f.) H + R
E S (136.2) 3: K + K2+ R + H 1: K + H 1: K + H
SG (136.4 f.) H + K + K2+ SG (136.7 f.) H + R S (136.8) SG (136.10 f.) SG (136.12 f.) S (136.14)
4: H+K+K+K+K2
SG (136.14 ff.) H + K + K + K + K + K2 S (137.6 f.) S (137.9 f.) S (137.12 ff.) S (138.3) S (138.4 f.) -S
1: H + R
S (138.9 f.) SG (138.11 f.) S (138.13)
266
Anhang (Übersichten I-IV)
R
F
B
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.
S S S S S S S S SG S S S SG
(138.13) (138.15) (138.15) (138.16) (139.2) (139.3) (139.8) (139.10) (139.10 ff.) (139.15) (139.17 f.) (139.18 f.) (140.3 ff.)
33. 34. 35. 36. 37.
S S S S S
(140.12 f.) (140.16) (140.16) (140.16 f.) (140.17)
Z Struktur
1: H + K
2: H + K + K
Entspr.
Veränderung
S (138.13 ff.) S (138.16 f.) S (138.17) S (138.17 f.) S (139.3 f.) S (139.4) S (139.8) S (139.11) SG (139.12 ff.) K (Z) S (139.16 f.) S (139.19 f.) S (140.1 f.) SG (140.4 ff.) H + R + K (Z) + K(Z) S (140.13 f.) S (140.17) S (140.17 f.) S (140.18) S (140.18)
Psalm 27 R
F
B
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
S S SG S SG S SG S S SG S S SG S S S S S S S S S S S
(141.1 f.) (141.2) (141.6 f.) (141.8) (141.10 ff.) (141.15 f.) (141.17 ff.) (142.3 f.) (142.7 f.) (142.10 ff.) (143.2) (143.2 f.) (143.5 ff.) (143.9) (2) (143.11 f.) (143.12) (143.13 f.) (143.15 f.) (143.18 f.) (143.21 f.) (144.2 f.) (144.3) (144.6) (144.6 f.)
Z Struktur
Entspr.
Veränderung
S (141.2 f.) S (141.3) 1: H + K 2: H + K + K
S (141.7) - R S (141.8 f.) SG (141.11 ff.) S (141.17)
1: H + R
SG (141.18 ff.) H + R + R S (142.5 f.) S (142.8) SG (142.10 ff.) H + K + K + R2
1: H + K 1: H + K
S (143.3) S (143.3 f.) S (143.7 f.) S (143.9) (2) S (143.12 f.) S (143.13) S (143.15) SG (143.16 f.) K + H S (143.19 f.) S (144.1) S (144.4) S (144.4) S (144.7) S (144.7)
267
Anhang (Übersichten I-IV)
Psalm 28 R
F
B
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S S
(144.13 f.) (144.14) (145.1 f.) (145.3 f.) (145.5 f.) (145.7) (145.9 f.) (145.12 f.) (145.15) (145.17 f.) (145.19 f.) (146.2 f.) (146.5 f.) (146.10) (147.1 f.) (147.5 f.) (147.8) (148.2) (148.4 f.) (148.7) (148.9 f.) (148.15 f.) (148.17 f.) (149.1 f.)
Z Struktur
Entspr.
E
S (144.14 f.) S (144.15 f.) S (145.2 f.) S (145.4) S (145.6) S (145.7 f.) S (145.10) S (145.13) S (145.16) S (145.18) S (146.1 f.)
E E E E
Veränderung
S (146.3 f.) + S (146.4) E E E
S (146.6 f.) S (146.11) S (147.2 f.) S (147.6) S (147.9) SG (148.3 f.) H + R
E S (148.5 f.) S (148.7 f.) S (148.10) S (148.16 f.) S (148.18) S (149.2 f.)
Übersicht II: Mit erläuternden und/oder kommentierenden Nebensätzen (ohne Basis in der Vorlage) = [ ] Psalm 24 R
F
B
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
S S S S SG S S S S SG
(124.7) (124.9) (124.9 f.) (124.15) (124.16 f.) (124.18) (125.2) (125.2 f.) (125.5 f.) (125.6 ff.)
Z Struktur
1: H + R
1: H + K
Entspr.
Veränderung
S (124.7 f.) S (124.10) S (124.10 f.) S (124.15 f.) SG (124.17 f.) S (125.1 f.) S (125.3) S (125.3 f.) + [ R ] S (125.6) + [ K ] SG (125.6 f.) + [ K ] + K(Z)
268
Anhang (Übersichten I-IV)
R
F
B
11. 12.
S (125.9) SG (125.12 ff.)
13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
S S S S S S S
(125.17 f.) (125.19 ff.) (126.5) (126.9) (126.11) (126.14) (126.16 ff.)
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.
S S SG SG S S SG
(128.2 f.) (128.3) (128.6) (128.7 f.) (128.10 f.) (128.11 f.) (128.12 f.)
27. 28. 29. 30. 31. 32.
SG S SG S S S
(128.20 f.) (129.4) (129.4 f.) (129.9) (129.12) (129.13 f.)
33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.
S SG S S S SG SG S
(130.1) (130.3 f.) (130.6 f.) (130.9) (130.9) (130.12 f.) (130.15 ff.) (131.3 f.)
Z Struktur
E
E (2)
1: H + R 1: H + R
1: H + K
1: H + K
1: H + K 1: H + K
Entspr.
Veränderung
S (125.10) + [ K ] S (125.12 f.) + [ K ] + [ K2 ] + SG (125.15 f.) H + R S (125.18 f.) SG (126.1 f.)H+R+[R]…+[K] S (126.5 f.) SG (126.10 f.) + [ K ] + H + R S (126.11 f.) S (126.14 f.) + [ R ] S (127.1 f.) (2) + [ K ] + SG (127.7 ff.) H + [ S = Var. ] + [ K ] + [ R2 ] S (128.3 f.) + [ K ] S (128.5) SG (128.6 f.) SG (128.8 ff.) S (128.11) S (128.12 f.) SG (128.15) H + R SG (128.19) H + K + [ R ] S (129.1 ff.) K(Z) S (129.5) SG (129.6 ff.) S (129.10) SG (129.12 f.) K + H S (129.14) + [ F ] + S (129.15) + [ R ] + [ R2 ] S (130.2 f.) SG (130.4 f.) + [ K ] SG (130.7) H + K (< S) + [ K ] S (130.9 f.) + [ K ] S (130.10 f.) [ R ] + [ R2 ] + [ K3 ] SG (130.13 f.) + [ K ] SG (130.16 ff.) + [ K ] + [ K2 ] + [ K3 ] S (131.4 f.) + [ R ] + [ R ]
269
Anhang (Übersichten I-IV)
Übersicht III: Mit Nebensätzen (ohne Basis in der Vorlage) und Kommentar: S = Satz, SG = Satzgefüge
Psalm 23 R
F
B
Z Struktur
E
V [N]
Kommentar F
1.
SG (121.5 ff.)
2.
S
(121.10)
3.
S
(121.12)
4.
S
(121.17)
5. 6. 7. 8. 9.
S SG S S S
(121.19) (121.20 ff.) (122.9 f.) (122.12 f.) (122.17)
S S S
(122.19 f.) (123.1 f.) (123.3)
10. 11. 12.
1: H + R
2: H (E) + R + R
1. Substantiv (als Antwort) 2. Substantiv (als Antwort)
B Struktur
S (121.5 f.) SG (121.7 f.) H + R S (121.8 f.) S (121.9) S (121.10 f.) S (121.11 f.) S (121.12 f.) S (121.13 f.) S (121.14 f.) SG (121.15 f.) H + K S (121.17 f.) S (121.18 f.) S (121.19 f.) SG (122.1 ff.) + [ R ] + [ R ] …+ [ K2 ] S (122.10 f.) SG (122.13 ff.) H + R + [ R ] + [ K2 ] S (122.17 f.) SG (122.18 f.) H + R S (122.20 f.) S (123.2 f.) S (123.4 f.) + vorgestellt: S (123.4) + eingeschoben: S (123.5) a) (123.6) + [ R ] + [ K2 ]
12.a) S
(123.5 f.)
12.b) S
(123.8)
13.
S
(123.11)
S
14. 15. 16. 17.
S S S S
(123.14) (123.16) (123.17 f.) (124.2)
S S S S
b) (123.8 f.) + [ K ] + [ R2 ] + S = lat. (123.9 f.) =eingeschoben + [ R2 ] (123.11 f.) SG (123.12 ff.) R + K2 + H (123.14 f.) (123.16 f.) (123.18) + [ R ] (124.2 f.) S (124.3 f.) S (124.4)
270
Anhang (Übersichten I-IV)
Übersicht IV: (Angabe in Dekaden) Psalm
Psalmentext Satzeinheiten
Veränderungen bei Notker S
SG
Satzeinheiten
S
SG
30 42 31 21 (5)1 23 (2)
17 21 21 10 (1) 15
21-30 31-40 41-50 51-60 61-70
320 435 306 250 344
253 342 252 196 262
67 23 54 54 82
47 63 52 31 38
Summe
1655
1305
350
231
79 %
21 %
14 % 63,6 % (d.Veränd.) (d.Veränd.)
Anteil
1
147 (7)
84 (1) 36,4 % (d.Veränd.)
Angaben in Klammern bezeichnen die Anzahl der Belege ohne Übersetzung bei Notker sowie die Zahl der Belege als Wiederholung von Textstellen der Vorlage mit einem Verweis Notkers auf die primäre Textstelle (mit seiner dort gegebenen Übersetzung).
Zusammenfassung der Untersuchung Die verschiedenen Zusammenfassungen zu den Übersetzungen Notkers sowie die Vergleiche haben die Vielfalt der Veränderungen gegenüber den Vorlagen, aber auch die Unterschiede in Art und Anzahl der Veränderungen deutlich gemacht. Trotz aller Unterschiede bei den drei Übersetzungen Notkers, insbesondere im Falle der Psalmenübersetzungen, lassen sich doch mehr oder weniger ausgeprägte Gemeinsamkeiten erkennen - von deutlichen Tendenzen bis zu charakteristischen Merkmalen und spezifischen Prinzipien bei der Wiedergabe des lat. Satzbaus in den Vorlagen. Hervorzuheben ist aber zunächst der hohe Anteil an Nachbildung der lat. Satzstrukturen (gut 60 % bei den antiken Autoren, und etwa 80 % bei den Psalmen) - zum Teil mit entsprechender Wiedergabe spezifisch lat. Konstruktionen, dies gilt natürlich mehr für die Sätze als die Satzgefüge, die häufiger Veränderungen aufweisen. Veränderungen allgemein sind zunächst die zusätzlichen Sätze durch Zusatz, Ergänzung, Erweiterung (von Satzteilen) oder „Abspaltung“ (von Satzgefügen). Diese Sätze bei Notker haben meist analytische Funktion: sie dienen als Basis für die zusätzliche Erläuterung oder Kommentierung (so vielfach durch „Abspaltung“ bei den Psalmen) oder für die unmittelbare Verdeutlichung von Aussage oder Zusammenhang. Dominant bei den Veränderungen Notkers sind aber die zusätzlichen Nebensätze bei Sätzen oder Satzgefügen durch Erweiterung von Satzteilen (oder auch durch „Spaltung“ von Nebensätzen) - das markante Charakteristikum bei Notker. Demgegenüber sind Reduktion von Sätzen/Nebensätzen zu Satzteilen oder Aussparung von Sätzen/Nebensätzen nur relativ gering vertreten, dies gilt auch für die Reduktion von Satzgefügen zu Sätzen und für die Transformation von Gefügen in Sätze. Sehr viel häufiger sind zusätzliche Satzgefüge gegenüber der Vorlage (durch zusätzlichen Nebensatz, Hauptsatz oder durch Unterordnung von Sätzen in Folge) sowie Erweiterung von Satzgefügen, d. h. eine deutliche Tendenz zur hypotaktischen Fügung bzw. Struktur. Die zahlreichen zusätzlichen Nebensätze (für oder bei Hypotaxe) sind einmal ein analytisches Element, indem sie meist nominale Fügungen oder die spezifisch lateinischen Konstruktionen als Satzstruktur und damit auch in
272
Zusammenfassung der Untersuchung
verbaler Form wiedergeben und entsprechend verdeutlichen. Die Tendenz zur verbalen, mehr direkt-konkreten Darstellung gegenüber der vielfach nominal-abstrakten Ausdrucksweise der Vorlagen ist bei Notker immer wieder deutlich, hinzu kommt die verstärkt aktive und persönliche bzw. personenbezogene Form des Verbs bzw. Prädikats gegenüber passiver und unpersönlicher Form in der Vorlage. Die zusätzlichen Nebensätze bedeuten im Falle der Konjunktionalsätze auch eine Verstärkung des logischen Elements, da mit dem bei Notker zusätzlich gegebenen logischen Verhältnis (Haupt- und Nebensatz oder Nebensatz/Nebensatz) der Sinnzusammenhang entsprechend zum Ausdruck gebracht wird - über eine Verdeutlichung im Falle zusätzlicher Relativsätze hinaus. Damit im Zusammenhang steht auch die gelegentliche Veränderung der Nebensatzart der Vorlage, insbes. die von Relativsatz in Konjunktionalsatz. Auch über die zusätzlichen Nebensätze hinaus verändert Notker Sätze der Vorlage zu Nebensätzen und verdeutlicht durch die jeweilige Unterordnung den logischen Zusammenhang. In einem solchen Fall operiert Notker mehr synthetisch - wie auch bei der eher seltenen „Verschmelzung“ von Satz und Gefüge oder zweier Gefüge. Bei größeren, d. h. komplexeren Gefügen in der Vorlage tendiert Notker eher zur „Abspaltung“ einer Satzstruktur oder zu einer Form der „Spaltung“ in zwei Gefüge, d. h. er bevorzugt die gliedernde bzw. analytische Wiedergabe, dies auch ohne Einfluß der Kommentierung - im Sinne einer „Entlastung“ komplexer Strukturen, wie ja auch im Bereich nominaler Fügungen. Die Vielfalt der Veränderungen sowie ihr Anteil in den Werken Notkers zeigen seine Eigenständigkeit und Freiheit als Übersetzer, der sich dabei aber dennoch seinen Vorlagen (bei den Psalmen in Verbindung mit dem Kommentar) sehr verpflichtet weiß. Den größten Teil der Satzstrukturen seiner Vorlagen bildet er ohnehin nach - auch komplexe Gefüge, insbesondere auch einen Teil der spezifisch lat. Konstruktionen, insbes. Partizipialverbindungen und AcI. Damit steht er tatsächlich zwischen seiner „Treue zum Latein“ - ob nun als „konstruktionsmäßige Verhaftung“ oder mehr in „Anlehnung“ - und der „Ausformung einer volkssprachlichen Stilistik“, wie Sonderegger festgestellt hat. 24 Allerdings bildet Notker lat. Konstruktionen nicht nur nach, sondern gebraucht sie auch ohne Vorbild der Vorlage, was darauf hinweist, daß ihm solche „Latinismen“ im syntaktischen Bereich durchaus geläufig und „adäquate“ Ausdrucksmittel waren - neben der „volkssprachlichen Gestaltung“ seiner Übersetzersprache. 25 24 25
S. Sonderegger: Anm. 6, S. 871 und auch Anm. 7 (s. Titel). S. Sonderegger: Anm. 7.
Zusammenfassung der Untersuchung
273
Diese „Gestaltung“ - gerade im Bereich des Satzbaus - ist die eigentliche Leistung Notkers, die nicht genug betont werden kann: zunächst seine Fähigkeit, zur Einrichtung bzw. „Aufbereitung“ der lateinischen Texte, nicht nur als Vorstufe der Übersetzung, sondern vor allem als Basis für Erläuterung und Kommentar - dies gerade auch mit syntaktischen Mitteln (zusätzliche Satzstrukturen), insbesondere aber seine Fähigkeit zur variablen und differenzierten Wiedergabe (durch Ergänzung, Erweiterung, Reduktion; Abspaltung, Spaltung; Verschiebung, Verbindung durch Unterordnung; Verschränkung und Verschmelzung), dabei prägen vor allem die zusätzlichen Nebensätze die Sprache Notkers in besonderer Weise. Charakteristisch ist für seine Übersetzung immer wieder das Nebeneinander bzw. Miteinander, d. h. die Mischung unterschiedlicher Mittel (Erweiterung und Reduktion, Abspaltung/Spaltung und Verbindung) oder unterschiedlichen Operationen bzw. Verfahren (analytisch und synthetisch) und - im großen Rahmen - Nachbildung der Vorlage einerseits sowie deren Umformung und Neugestaltung durch entsprechende Übersetzung andererseits. Das große Spektrum an Veränderungen im Bereich des Satzbaus sowie deren Anteil verdeutlichen die Eigenständigkeit Notkers gegenüber der Vorlage und verweisen damit auch auf die Intention seiner Übersetzungen von der Psalmenübersetzung wegen ihrer doch anderen Aufgabe hier einmal abgesehen. Ganz offensichtlich geht es Notker um die Vermittlung von Inhalt und Intention der antiken Texte, d. h. um das Textverständnis, dem ja auch die Erläuterungen und Zusätze dienen. Die Übersetzungen sind damit weniger „Übersetzungshilfe“, sondern vielmehr „Verständnishilfe“, wie es H. de Boor formuliert hat. 26 Sie haben weniger „dienende Funktion“ für den artes-Unterricht 27, sondern sind vor allem ein schrittweises Erschließen des Textes mit entsprechender Strukturierung für die Erläuterung und Zusätze (z. T. syntaktisch verbunden) und ermöglichen damit das Erfassen des Sinnzusammenhangs, was gerade auch durch zusätzliche Satzstrukturen (insbesondere im Bereich der Hypotaxe) geleistet wird. Mit dieser Intention hat Notker bei aller Nachbildung und trotz der Konzeption einer Übersetzersprache bzw. Zielsprache doch zum großen Teil zu einer eigenen Sprache gefunden: stark gegliedert durch entsprechende Satzstrukturen mit ausgeprägt verbalem Charakter, weitgehend direkt, d. h. personen- und sachbezogen - ohne poetisch-rhetorische Gestaltung wie in den Vorlagen (insbes. bei Martian), ohne „sprachliche Verschnörkelung“, wie de Boor formuliert (a. a. 0.). 26 27
H. de Boor, a. a. O., S. 113. G. Braungart: Notker der Deutsche als Bearbeiter eines lat. Schultextes: Boethius, De Consolatione Philosophiae. In: ZfdPh 106. Heft 1. 1987, S. 14.
D Die Ergebnisse der Untersuchung im sprachhistorischen Zusammenhang
I Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur Ein Vergleich von Notkers Übersetzungssyntax mit der anderer althochdeutscher Übersetzungen ist mit mehreren Problemen verbunden. Ein Problem betrifft die Unterschiedlichkeit der Textvorlagen bzw. der Textsorten, von ihrem Umfang und der Überlieferungslage einmal abgesehen: Die Übersetzungen umfassen Glossen, kirchliche Gebrauchstexte, geistliche Lyrik und Bibeltexte (Evangelien, Psalmen, Cantica) Traktat und Paraphrase, auch Zeugnisse aus dem Rechtsbereich sowie vor allem Notkers Übersetzungen (mit Kommentierung), die aber - bis auf einige Psalmen-Fragmente - im Althochdeutschen keine Entsprechung haben. Ein weiteres Problem für einen Vergleich ist das unterschiedliche Verhältnis von der Ausgangssprache Latein und der Zielsprache Althochdeutsch in den Übersetzungen, d. h. Nähe oder Ferne der Übersetzung gegenüber der Vorlage, gemeint ist das Spektrum von enger Bindung der Sprache an den lateinischen Text bis zu einem hohen Grad an Selbständigkeit bzw. Freiheit der Wiedergabe im Vergleich der Vorlage. Dieses Spektrum ist in der althochdeutschen Übersetzungsliteratur in vielfältiger Form gegeben: so finden sich Interlinearversionen, interlinearartige Übersetzungen (z. B. Tatian) und mehr oder weniger freie Übersetzungen wie die Isidor-Gruppe, kleinere Texte wie z. B. die altsächsischen Psalmenfragmente, Williram und insbesondere Notker. Diese Übersetzungen entstanden in einem Zeitraum von 250 Jahren eine weitere Einschränkung der Vergleichbarkeit, wobei zudem, chronologisch gesehen, keine kontinuierliche Entwicklung der Übersetzungstechnik gegeben ist (Tatian folgt nach Isidor). Problematisch für den Vergleich ist auch weiterhin, daß in der Forschung die Aussagen über das Verhältnis von Vorlage und Übersetzung und damit auch die Beurteilung der Übersetzungsleistung zum Teil recht unterschiedlich sind - Notker dabei eingeschlossen, wenn auch Konsens besteht, daß Notkers Werke sowie der althochdeutsche Isidor die übrigen Übersetzungen deutlich übertreffen. Das eigentliche Problem für den Vergleich ist aber der Mangel an Untersuchungen zur Syntax, d. h. hier zum Satzbau der Übersetzungen. Es gibt zwar eine Fülle von Arbeiten - vielfach schon im 19. Jhd. - zu spezifischen
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I Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur
Aspekten der Syntax (Artikel, Pronomina, Kasus, Partizipien, Wortstellung u. a. m.), aber kaum explizit Analysen und entsprechendes Material zu den Satzstrukturen in Vorlage und Übersetzung. Meist ist die Thematik ,Satzbau‘ nur indirekt gegeben - so, wenn die Wiedergabe lateinischer Konstruktionen thematisiert und dann auf entsprechende (meist zusätzliche) Satzeinheiten im Althochdeutschen verwiesen wird. Trotz der angesprochenen Probleme soll hier der Versuch unternommen werden, Notkers Übersetzungssyntax im Sinne von Satzstrukturen mit den wesentlichen althochdeutschen Übersetzungen zu vergleichen und entsprechend zu beurteilen - dies aufgrund von Material und Beurteilungen in der Forschung sowie anhand eigener Analysen ausgewählter Corpora:
1. Tatian-Übersetzung Gerade im Falle der Tatian-Übersetzung fehlt es an Untersuchungen zum lateinischen und althochdeutschen Text - offensichtlich kein ergiebiges Thema, da Abweichungen und Unterschiede gegenüber der Vorlage relativ gering sind. So behandelt V. E. Mourek in seiner Untersuchung ,Zur Syntax des althochdeutschen Tatian‘ Artikel und Substantiv, das Pronominalsubjekt sowie die Kongruenz (und in einer weiteren Arbeit zu Tatian den Kasusgebrauch). 28 Dagegen befaßt sich J. Lipperts Darstellung: ,Beiträge zu Technik und Syntax althochdeutscher Übersetzungen‘ (Isidor-Gruppe und Tatian) mit der Verbstellung im Hauptsatz, vor allem aber mit dem Gebrauch von Partizipialkonstruktionen, dabei auch der Ablativus absolutus (Abl. abs.), womit im Falle der althochdeutschen Übersetzung der lateinischen Partizipien mit finiten Verben der Satzbau tangiert ist, weil mit dieser Wiedergabe zusätzliche Satzstrukturen gebildet werden. 29 In der Zusammenfassung zur Übersetzung des Participium coniunctum im althochdeutschen Tatian registriert Lippert (S. 123) in den Kapiteln 1-20 bei 59 Belegen 11 Fälle für Wiedergabe mit finitem Verb, d. h. mit Sätzen oder Nebensätzen (weitere 8 Belege sind von der Vorlage her bei Lippert als ,unsicher‘ vermerkt, erscheinen aber althochdeutsch als finites Verb). Im Falle der Übersetzung des Ablativus absolutus sind nach Lippert von 17 Belegen (im Text entsprechend dem des Monseer Matthäus-Evangelium) 16 im althochdeutschen Text mit absolutem Dativ nachgebildet, der übrige 28
29
V. E. Mourek: Zur Syntax des althochdeutschen Tatian. Prag 1894 und: Gebrauch der casus im althochdeutschen Tatian. Prag 1895 und 1897. J. Lippert: Beiträge zu Technik und Syntax althochdeutscher Übersetzungen. München 1974.
1. Tatian-Übersetzung
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Beleg ist als „Fehlübersetzung“ vermerkt (S. 162). So kommt Lippert dann für den Ablativus absolutus zu dem Schluss: „… das Fuldaer Denkmal bleibt in seinem Übersetzungsverfahren ganz starr auf die fremden Textstrukturen fixiert“ (ebda). Überhaupt sieht Lippert im althochdeutschen Tatian „ein schlechtes Stück Übersetzungsliteratur“ (S. 192). Für den Satzbau im althochdeutschen Tatian ist mit Lipperts Untersuchung und Material nur wenig geboten: lediglich die Hinweise auf zusätzliche Sätze für lateinische Partizipien - jedoch eine Tendenz, die, ungleich stärker, auch bei Notker gegeben ist. Angesichts der skizzierten Situation in den Forschungsbeiträgen zur Syntax des lateinischen und althochdeutschen Tatian ist es für einen Vergleich mit Notkers Satzbau erforderlich, speziell die Satzstrukturen der Tatian-Übersetzung gegenüber der Vorlage zu analysieren. Dies kann hier allerdings nur für ein begrenztes Corpus geschehen: Das Corpus bilden 10 Kapitel der TatianÜbersetzung nach der Ausgabe von E. Sievers 30, und zwar Kapitel I-XI, wobei in Kapitel V (5.1-5.6) die Genealogie Christi wegen der Form der Aufzählung bzw. Reihung von Kurzsätzen (… genuit …; qui fuit …) ausgespart wird. Der lateinische Text aus dem Johannes-, Lucas- und Matthaeusevangelium enthält 265 Satzeinheiten, d. h. 181 Sätze und 84 Satzgefüge, wobei die Sätze bzw. Hauptsätze häufig elliptische Form (durch Auxiliarellipse) aufweisen. Bei den Satzgefügen überwiegen deutlich die einfachen Gefüge (ein Nebensatz) mit 59 Belegen, 17 Gefüge haben zwei Nebensätze, 5 drei, 2 vier und 1 sechs Nebensätze. Eine Unterordnung der Nebensätze 2. Grades ist mit sechs Belegen, diejenige 3. Grades mit einem Beleg vertreten. Insgesamt gesehen sind die hypotaktischen Strukturen nicht sehr ausgeprägt bzw. komplex und bedeuten für den Übersetzer weit weniger Schwierigkeiten als die Texte der spätantiken Autoren für Notker. So sind auch größere Veränderungen im Satzbau gegenüber der Vorlage relativ gering. Es überwiegen zusätzliche Sätze und Nebensätze bei der Wiedergabe spezifisch lateinischer Konstruktionen: Es finden sich sieben zusätzliche Sätze für lateinisches Partizip (einmal wird ein lateinischer Satz zum althochdeutschen Partizip), weiterhin fünf zusätzliche Nebensätze bei Satzgefügen - in einem Fall durch Auflösung eines AcI; darüber hinaus zwei Nebensätze - für ein Partizip sowie einen Abl. abs. - jeweils bei einem Satz, so daß dieser zum Satzgefüge wird. Zwei weitere hypotaktische Strukturen ergeben sich durch die Übersetzung von jeweils zwei Satzpaaren mit einfachem Gefüge. Entgegen der Tendenz zur Erweiterung der Satzstrukturen und/oder hypotaktischer Fügung findet sich - wenn auch in ganz geringem Maße - Reduktion von Satzstrukturen. 30
E. Sievers: Tatian. Paderborn 21960.
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I Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur
So wird in einem Fall ein Gefüge zum Satz, in einem anderen werden zwei Gefüge zu einem reduziert - jeweils durch die Aussparung des/eines entbehrlichen Hauptsatzes (factum est …). Der althochdeutschen Text des Corpus weist einige Merkmale und Tendenzen der Übersetzung auf, die auch sonst, insbesondere dann bei Notker, gegeben sind: vor allem die Wiedergabe lateinischer Konstruktionen mit Satzstrukturen, damit auch erweiterte oder zusätzliche hypotaktische Fügungen (analytische Tendenz). Demgegenüber fallen Reduktionen bzw. synthetische Fügungen kaum ins Gewicht. Bei den genannten Aspekten handelt es sich insgesamt gesehen mehr um Ansätze mit relativ wenig Belegen, gemessen an der deutlich vorherrschenden interlinearhaften Struktur, so daß S. Sondereggers Beurteilung der TatianÜbersetzung: „Alles in allem zeigt die Tatian-Übersetzung ein ständiges Sichdem-lateinischen-Texte-Nähern und Sich-wieder-davon-Entfernen, eine Spannweite zwischen Anlehnung ans Lateinische und volkssprachlich-eigenständiger Loslösung davon, …“ 31 - zumindest für den Satzbau (gerade in Verbindung mit den lateinischen Konstruktionen) - nur mit großer Einschränkung gilt und der althochdeutsche Tatian, abgesehen von der Textsorte (ahd. Übersetzung einer lat. Vorlage) nur sehr bedingt vergleichbar ist.
2. Isidor-Übersetzung Ganz anders stellt sich die Übersetzung der sog. Isidor-Sippe dar, insbesondere dabei die althochdeutsche Fassung des Isidor-Traktats ,De fide catholica contra Iudeos‘. Die Textsorte (theologische Abhandlung), die Intention (Vermittlung der Aussagen im Traktat) sowie die Qualität der Übersetzung (relativ freie Wiedergabe, dabei große Eigenständigkeit im Satzbau) ermöglichen in ganz anderer Weise einen Vergleich mit Notker als dies bei Tatian der Fall ist. Begünstigt wird ein solcher Vergleich auch durch eine große Zahl von Beiträgen der Forschung zur Syntax des althochdeutschen Isidor, auch wenn sich die meisten Arbeiten auch hier mit speziellen Aspekten der Übersetzungssyntax befassen: H. Seedorf (für die IsidorGruppe) mit Kongruenz, Kasusgebrauch und verbalen Gefügen für die Bezeichnung von Genus und Tempus 32, G. Nordmeyer mit Zusätzen in der Übersetzung (für den Vortrag) sowie mit rhythmischen Strukturen (Tendenz 31 32
S. Sonderegger. Althochdeutsche Sprache und Literatur. Berlin/New York 1974, S.102. H. Seedorf: Über syntaktische Mittel des Ausdrucks im althochdeutschen Isidor und den verwandten Stücken. Paderborn 1888.
2. Isidor-Übersetzung
281
zu fünfgliedrigen Sätzen) 33, J. Lippert (auch für den Monseer Matthäus) wiederum mit Verbstellung und Partizipialkonstruktionen 34. K. Matzel behandelt (für die Isidor-Gruppe) u. a. in den Abschnitten ,Die syntaktischen Mittel des Ausdrucks‘ (§ 98) und ,Zur Übersetzungstechnik und Übersetzungskunst‘ (§ 99) verschiedenen Aspekte, die - ähnlich wie bei Lippert - z. T. auch Satzstrukturen (als Übersetzung) betreffen, partiell werden auch Satzstrukturen als solche angesprochen. Matzel greift jedoch weitgehend auf Material und Ergebnisse früherer Arbeiten zurück und stellt sie in den Dienst für einen Vergleich des Isidor mit den Monseer Texten zur Klärung der Verfasserschaft. 35 Gegenüber den oben genannten Beiträgen befaßt sich M. Rannow explizit mit der Satzsyntax des althochdeutschen Isidor. In seiner Arbeit ,Der Satzbau des althochdeutschen Isidor im Verhältnis zur lateinischen Vorlage‘ untersucht er die Hauptsätze (1. Teil), die Nebensätze (2. Teil) sowie Infinitiv, Partizip, Gerundium und Gerundivum (3. Teil) und in einem Anhang Wortund Satzstellung 36. Rannow registriert im Falle der Haupt- und Nebensätze jeweils die Veränderungen gegenüber der Vorlage, d. h. Veränderung der Satzform oder zusätzliche bzw. ausgesparte Satzstrukturen: Bei 184 Hauptsätzen ergeben sich 24 Veränderungen dergestalt, daß 11 Hauptsätze zu Nebensätzen werden, zwei Hauptsätze hinzukommen, einer ausgespart wird und 11 Hauptsätze mit einem zusätzlichen Nebensatz (zu einem Satzgefüge) verbunden werden. Bei den 32 Sätzen mit relativischem Anschluß - auch Hauptsätze - werden 10 zu Nebensätzen und zwei mit Nebensätzen (einmal 2) verbunden. Im Falle der 68 Relativsätze ergeben sich (neben acht Änderungen der Satzart) acht Veränderungen der Struktur (drei Hauptsätze, ansonsten Satzteile). Während die abhängigen Fragesätze entsprechend wiedergegeben werden, verzeichnet Rannow bei den 121 Konjunktionalsätzen acht Veränderungen zum Hauptsatz, dabei zweimal mit zwei Nebensätzen; ein Nebensatz erscheint zusätzlich. Zusätzliche Sätze und Nebensätze finden sich aber vor allem bei der Wiedergabe lateinischer Konstruktionen: AcI: 36 Belege - 21 Nebensätze (18 ¥ daz); NcI: 14 Belege - 7 Ns, 1 Satzgefüge; Participium coniunctum (P. C.): 31-10 Sätze und 13 Nebensätze; Ablativus absolutus: 15-1 Satzgefüge, 4 Nebensätze; Gerundium: 5-3 Nebensätze. 33
34 35
36
G. Nordmeyer: On the OHG Isidor and its Significance for early German Prose Writings. In: PMLA 73. 1958, S. 23 ff. G. Nordmeyer: Syntax Analysis on the Old High German Isidor. In: Festschrift für Hermann J. Weigand. New Haven, Connecticut 1957. J. Lippert: a. a. O. K. Matzel: Untersuchungen zur Verfasserschaft, Sprache und Herkunft der althochdeutschen Übersetzungen der Isidor-Sippe. Bonn 1970. M. Rannow: Der Satzbau des althochdeutschen Isidor. Berlin 1988.
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I Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur
Es ist deutlich, daß neben einer begrenzten Anzahl von Veränderungen der Satzformen und - innerhalb dieser - der Satzarten sowie wenigen „Verlusten“ von Sätzen/Nebensätzen die zusätzlichen Sätze, insbesondere Nebensätze, ein Charakteristikum der Übersetzung sind. Dies zeigen auch - in begrenztem Rahmen - Lipperts Untersuchungsergebnisse: So vermerkt er für die Wiedergabe von 25 Belegen für das P. C. (im Präsens) 14 finite Verbformen, d. h. Satzformen (und 5 in einer ,freieren‘ Übersetzung) und im Falle des Ablativus absolutus für 9 Belege 5 finite Verben (s. S. 131 und 162). Rannow spricht in seiner Zusammenfassung (S. 111) dann auch davon, daß „die deutsche Übersetzung eine nicht geringe Bereicherung durch Hinzufügung von ganzen Sätzen erfahren [hat], sowohl von Hauptsätzen als auch von Nebensätzen.“ Weiterhin stellt er fest, daß durch die Veränderungen im Satzbau „eine größere hypotaktische Fügung der Sätze des deutschen Textes entstanden [ist].“ Doch dazu hätte man im Laufe der Darstellung gerne mehr erfahren, denn Rannow registriert zwar die Veränderung der Satzformen, doch unterscheidet er bei ,Hauptsätzen‘ nicht zwischen solchen in Gefügen und denen als eigenständigen Sätzen, so daß der Bezug der Veränderung Satz oder Satzgefüge - sowie die möglichen Auswirkungen der Veränderung auf den Satzbau der Umgebung nicht oder zu wenig deutlich werden. Bei Notker hat sich gezeigt, daß gerade die Wiedergabe von größeren Satzgefügen, sozusagen der „Umgang“ mit komplexen Strukturen der Vorlage, ein wesentliches Kriterium für seine Übersetzung abgibt. Daher ist für einen Vergleich mit dem Isidor, gerade im Bereich der Hypotaxe, wie schon bei Tatian eine spezifische Corpus-Analyse erforderlich - doch auch in diesem Fall nur auf ein bestimmtes Textstück bezogen: Es handelt sich um die Kapitel IV und V in der Ausgabe von H. Eggers. 37 Das Corpus umfaßt 179 Satzeinheiten: 132 Sätze und 47 Satzgefüge (dabei fünf mit 2 Nebensätzen, vier mit 3, drei mit 4 und eines mit 6). In der althochdeutschen Übersetzung finden sich 40 Veränderungen von Satzeinheiten (sowie 4 zusätzliche Sätze). Ein Charakteristikum der althochdeutschen Übersetzung sind die zusätzlichen Satzstrukturen (Sätze, Nebensätze, z. T. als Gefüge) - entweder als Zusatz (Sätze) oder bei Veränderungen gegenüber der Vorlage: Sätze: 4; bei Veränderungen: 10; für Veränderungen: 2 (bei Reduktion von 3 Sätzen zu Satzteilen) - Nebensätze bei Sätzen: 18 (dabei 3 Doppelbelege); bei Satzgefügen: 6 (-1); bei Veränderungen von Sätzen und Gefügen: 6 - insgesamt also 46 zusätzliche Sätze/Nebensätze (Verminderung dagegen durch Reduktion auf Satzteile: 4). Die zusätzlichen Satzstrukturen stehen meist in Verbindung mit Veränderungen einer Satzeinheit oder 37
H. Eggers (Hg.): Der althochdeutsche Isidor. Tübingen 1964.
2. Isidor-Übersetzung
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bewirken selbst Veränderungen. Diese führen im Falle von Sätzen zu hypotaktischen Strukturen oder betreffen Satzgefüge in unterschiedlicher Form, was überwiegend zur Erweiterung oder zusätzlichen Bildung von Gefügen führt. Rannows allgemeine Feststellung einer „größere(n) hypotaktische(n) Fügung der Sätze des deutschen Textes“ (S. 111) kann anhand der CorpusAnalyse differenziert und präzisiert werden, ohne die größeren Veränderungen im einzelnen zu beschreiben: A Veränderung von Sätzen und Satzgefügen durch 1. Unterordnung eines Satzes unter einen anderen (1 Beleg), 2. Unterordnung von Satz oder Sätzen durch zusätzlichen Satz (2), 3. Verbindung mit Nebensatz/Nebensätzen (15), 4. Aufspaltung in 2 Sätze und 2 Gefüge (1). B Veränderung von Satzgefügen durch 1. Erweiterung mit Nebensatz (6); einmal Verminderung, 2. Wiedergabe mit Sätzen (3), 3. Abspaltung des Hauptsatzes als Satz und „Ersatz“ (1), 4. Formen der Spaltung in zwei Gefüge (3) und 5. Aufspaltung in drei Gefüge (1). Die unter A 1-3 und insbesondere unter B genannten Formen bzw. Typen der Veränderung finden sich auch bei Notker, so daß sich die beiden Übersetzer in ihrer Satzsyntax und - mit Einschränkung - auch in ihrer Intention in besonderer Weise vergleichen lassen: Beide ergänzen Ellipsen und bilden in vielfältiger Weise zusätzliche Sätze und Nebensätze (meist für die spezifisch lateinischen Konstruktionen), womit sie ihrer Übersetzung im Vergleich zur Vorlage - einen mehr verbalen Charakter verleihen; diese zusätzlichen Satzstrukturen bewirken die Entfaltung bzw. Auflösung meist komplexer Nominalfügungen oder auch von komplexen Satzgefügen. Dieses analytische Verfahren dient der Verdeutlichung und Vermittlung der Aussagen und/oder bestimmter Aspekte in der Vorlage. Hinzu kommt, daß die deutliche und vielfältige Entwicklung hypotaktischer Strukturen die Aussagen durch Unterordnung, Relationen und Kennzeichnung logischer Verhältnisse entsprechend differenziert und gewichtet. Bei Notker sind diese gemeinsamen Merkmale durch den Umfang der Vorlagen häufiger und differenzierter anzutreffen, aber darüber hinaus sind auch weitere Formen bzw. Typen der Veränderung sowie auch tiefergreifende Umgestaltungen des Satzbaus gegeben - durch mehr komplexe Fügungen
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I Notker und die althochdeutsche Übersetzungsliteratur
der Vorlage bedingt, aber auch durch die Kommentierung, für die zum Teil die entsprechende Satzstruktur als Basis geschaffen wird oder die, wie bei den Psalmen, mit der Übersetzung verschränkt wird. Man kann aber festhalten, daß wesentliche und charakteristische Merkmale der Übersetzungssyntax bei Notker im althochdeutschen Isidor gewissermaßen in nuce gegeben sind - und dies 200 Jahre vor Notker und Jahrzehnte vor dem Tatian. Die Leistung des Isidor-Übersetzers wird in den Darstellungen der Literatur- und Sprachgeschichte besonders hervorgehoben und meist auch mit Notker in Verbindung gebracht (= mit N) - so G. Ehrismann (a. a. O., S. 280), H. de Boor (a. a. O., S. 33), H. Eggers (a. a. O., S. 187), S. Sonderegger 38 (S. 102 f; mit N) und H. D. Schlosser 39 (Anm. S. 340; mit N).
3. Willirams althochdeutsche Paraphrase des Hohen Liedes Große Anerkennung hat in der Forschung auch die Sprache Willirams von Ebersberg in seiner althochdeutschen kommentierenden Übersetzung (Paraphrase) des Hohen Liedes gefunden, und man hat dabei zum Teil auch Notkers Einfluß gesehen - so H. de Boor (S. 122 f.) und H. Eggers (S. 313) - oder zumindest erwogen, wie W. Schröder 40. Willirams Werk ist zwar um 1060 entstanden und steht damit am Anfang der frühmittelhochdeutschen Zeit, wird aber im allgemeinen zur althochdeutschen Literatur gerechnet und wird hier als Textsorte (Übersetzung und Kommentar), Intention (Vermittlung eines biblischen Textes) und seine mögliche Verbindung mit Notker und seinem Psalter in die Thematik einbezogen. Allerdings ist ein direkter Vergleich der Übersetzungssyntax, insbes. der Satzsyntax Willirams mit der Notkers nur in sehr allgemeiner Form möglich, da es an entsprechenden Untersuchungen zum Satzbau fehlt und Willirams Werk als solches dies nicht in der erforderlichen Weise ermöglicht: Zwar übersetzt Williram den Vulgatatext ins Althochdeutsche, aber die sich anschließende Auslegung - die eigentliche Leistung Willirams (neben seiner Fassung in leoninischen Hexametern) - hat keine direkte Vorlage, denn es werden einmal verschiedene Exegeten, insbes. Haimo von Halberstadt, herangezogen, zum anderen die Texte der Vorlage nicht wörtlich wiedergegeben, 38 39 40
S. Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur. Berlin/New York 1974. H. D. Schlosser: Althochdeutsche Literatur. Frankfurt 1970. W. Schröder: Der Geist von Cluny und die Anfänge des frühmittelhochdeutschen Schrifttums. In PBB 72 (1950), S. 352 f.
II Notker und Otfrid von Weißenburg
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sondern verändert, meist gekürzt, und/oder geglättet werden. Hinzu kommt, daß die Auslegung sehr viele lateinische Elemente enthält (Mischprosa) weit mehr als bei Notker -, wenn auch die Satzstrukturen von der Übersetzung geprägt sind. Es bleiben damit nur der Vulgatatext und seine althochdeutsche Übersetzung für einen Vergleich. Für einen Vergleich mit Notker ist die Basis jedoch sehr schmal, weniger wegen des relativ geringen Umfangs, sondern wegen des wenig ausgeprägten Satzbaus im Hohen Lied. Es handelt sich, ähnlich wie bei den Psalmen, häufig um einfache Sätze oder Satzgefüge oft in additiver Form - Gefüge mit mehr als einem Nebensatz sind nur in geringem Maße gegeben. Es fehlt also weitgehend an komplexer Syntax - dem eigentlichen Kriterium für den Vergleich von Vorlage und Übersetzung. Die Beurteilung der Sprache Willirams in der Literatur basiert dann im wesentlichen auf dem Text der Auslegung; so schreibt etwa H. Eggers über den Satzbau Willirams: „Ungekünstelt, in durchsichtigem Aufbau und in gefälliger Schönheit fließen seine Sätze, und damit führt er den Nachweis, daß auch in deutscher Sprache ein reichgegliederter, die Gewichte fein verteilender Satzbau möglich ist.“ (S. 319), und er betont gerade „die syntaktischstilistische Leistung“ im Unterschied zum eher „schlichten“ Wortschatz (ebda). Man kann sich durchaus vorstellen, daß - von dem Umgang mit den lateinischen Kommentatoren bei der Fassung der Paraphrase und von der sprachlichen Form her gesehen - Williram auch größere Nominalfügungen und komplexe Satzstrukturen angemessen übersetzt hätte. Die Paraphrase ist aber keine Übersetzungssyntax im engeren Sinne wie bei Notker - mit der Verpflichtung dem Text als verbindlicher Vorlage gegenüber, ohne die Möglichkeit zu selektieren, d. h. auch zu kürzen und/oder zu vereinfachen. Notkers Syntax in seiner Übersetzung der antiken Autoren ist damit nicht nur in vielem anders als die Willirams, sondern auch anders zu beurteilen und zu bewerten: Als Kommentatoren sind Notker und Williram in gewisser Weise vergleichbar, als Übersetzer dagegen nur sehr bedingt.
II Notker und Otfrid von Weißenburg Auf den ersten Blick scheint Otfrids Evangelienharmonie noch weniger mit Notker vergleichbar zu sein als Williram - handelt es sich doch bei der Evangelienharmonie einerseits um die Verbindung verschiedener lateinischer Vorlagen, andererseits um eine poetisch orientierte Nacherzählung von Bibeltexten in metrisch gebundener Form mit Endreim (Klangbildung der Endsil-
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II Notker und Otfrid von Weißenburg
ben). Allerdings ist der Text - mehr Übertragung als Übersetzung - mit exegetischen Kapiteln (mystice, spiritaliter und moraliter) verbunden, also mit einer Form der Kommentierung, die auf entsprechenden Vorlagen beruht und so mit Notkers Psalter und Williram vergleichbar. Dennoch ist ein direkter Vergleich von Otfrid und der entsprechenden Vorlage nur partiell möglich; so meint dann auch J. Lippert sicher zu Recht: „Mag der Text dieser breiten kommentierenden Nacherzählung auch stellenweise auf eine direkte Umsetzung lateinischen Wortlauts reduzierbar sein, so dürften diese Stellen wohl prinzipiell nicht aus dem Kontext dieser … Dichtung gelöst und in den Zusammenhang des Übersetzungsproblems im Althochdeutschen gestellt werden.“ (a.a.0., S. 14) Dennoch ist es für unseren Zusammenhang von Interesse, die Syntax, hier den Satzbau, eines umfangreichen althochdeutschen Werkes in die Betrachtung einzubeziehen, zumal Otfrid sehr viele Satzgefüge verwendet und dabei nicht nur eine große Zahl, sondern auch ein umfangreiches Spektrum von Nebensätzen aufweist, wie es D. Wunder in seiner Arbeit ,Der Nebensatz bei Otfrid‘ im einzelnen dargestellt hat. 41 Der Vergleich bzw. eine Gegenüberstellung von Satzstrukturen, insbes. der Nebensätze, der nicht direkt an eine Vorlage gebundenen Syntax Otfrids, dies im Rahmen von Metrum und Reim, und der Übersetzungssyntax Notkers kann, bei aller Einschränkung, dazu beitragen, dessen Satzsyntax - hier im Bereich der Nebensätze - als Übersetzung und als Prosa abzuheben sowie seine Position im Rahmen der althochdeutschen Syntax zu verdeutlichen. D. Wunder errechnet bei Otfrid 4033 Nebensätze, 3073 1. Grades (76,3 %); 827 Nebensätze 2. Grades; 122 Nebensätze 3. Grades; 8 Nebensätze 4. Grades und 3 Nebensätze 5. Grades, wobei vor allem daz-Sätze mehrfach untergeordnet sind. (a. a. O., S. 423 f). Nach A. Betten lasse sich nicht klar entscheiden, ob das hohe Maß an Unterordnung durch die Metrik oder durch den Einfluß der „Vielstufigkeit des … lateinischen Satzbaues“ (H. de Boor, S. 79) bedingt ist. 42 Der große Anteil an Nebensätzen, welchen Grades der Unterordnung auch immer, hat sicher verschiedene Gründe, zum einen sind Nebensätze durch das Metrum - die Langzeile und ihre Gestaltung bzw. Füllung - zu erklären, d. h. sie sind verstechnisch-strukturell bedingt, zum anderen ergeben sie sich durch das bei Otfrid besonders ausgeprägte Variationsprinzip, sind also mehr stilistisch bedingt; und schließlich dienen sie vor allem der Intention des Textes, insbes. der exegetischen Teile, der Verdeutlichung und Vermittlung 41 42
D. Wunder: Der Nebensatz bei Otfrid. Heidelberg 1965. A. Betten: Grundzüge der Prosasyntax. Tübingen 1987, S. 142.
III Notker und die althochdeutsche Syntax
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des Geschehens und seiner Deutung - dies in Verbindung mit der poetischen Ausgestaltung. Vielzahl und Vielfalt der Nebensätze, insbesondere die der Konjunktionalsätze, finden sich auch bei Notker und sind im Falle der zusätzlichen Nebensätze (gegenüber der Vorlage) ein wesentliches Charakteristikum. Diese Nebensätze dienen vor allem der Wiedergabe der spezifisch lateinischen Konstruktionen (Acl; Ncl; P. C.; Abl. abs.) oder nominaler Fügungen in der Vorlage und haben somit für den Satzbau analytisch-explikativen Charakter und zugleich die Funktion einer präzisen und differenzierten Vermittlung der Aussagen für das Textverständnis. Dieser Aspekt verbindet Notker und Otfrid durchaus, ist aber wesentlich durch die Funktion bzw. Leistung des Nebensatzes an sich bedingt; beide Autoren bedienen sich dieses Mittels in besonderer, wenn auch unterschiedlicher Weise. Im Falle von Notker sind die Nebensätze (und damit auch die Satzgefüge) das entscheidende Instrumentarium für die Wiedergabe der Textvorlage, und so hat Notker damit auch das Spektrum der Nebensätze weiter differenziert, Möglichkeiten der Hypotaxe entfaltet und entsprechende Strukturen entwickelt. Mit diesen Hinweisen ist der Zusammenhang von Notkers Satzbau mit der althochdeutschen Syntax als übergreifender Thematik gegeben.
III Notker und die althochdeutsche Syntax Am Ende der Einleitung wurde darauf verwiesen, daß die Ergebnisse der Untersuchung einen Beitrag für eine künftige Gesamtdarstellung zur althochdeutschen Syntax leisten können. Denn eine solch umfassende Darstellung - vergleichbar mit der zur Syntax des Mittelhochdeutschen in der Mittelhochdeutschen Grammatik von Paul/Moser/Schröbler 43 - liegt bis jetzt nicht vor. A. Greule sieht in seinem Beitrag ,Syntax des Althochdeutschen‘ als Grund dafür im wesentlichen „die Heterogenität der zu beschreibenden Textmenge hinsichtlich Überlieferungszeit, -raum, Thematik und Umfang der Texte“. Er verweist weiterhin darauf, daß die wesentlichen Texte entweder Übersetzungen sind, d. h. in ihrer Syntax mehr oder weniger von der lateinischen Vorlage beeinflußt sind, oder aber metrische Form aufweisen - dies mit entsprechenden Auswirkungen auf die Syntax. 44 43
44
Paul/Moser/Schröbler: Mittelhochdeutsche Grammatik, mit Syntax-Teil: zuletzt bearbeitet von J. Grosse Tübingen 241998. A. Greule: Syntax des Althochdeutschen. In: Sprachgeschichte, 2. Teilband. Berlin/New York 2000, S. 1207 f.
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III Notker und die althochdeutsche Syntax
So ist es bisher lediglich bei relativ kurzen, meist abrißartigen Darstellungen einer althochdeutschen Gesamtsyntax geblieben, wobei der Satzbau als solcher sehr knapp behandelt wird, sieht man von den Konjunktionen und der Wortstellung bzw. Wortfolge im Satz einmal ab - Aspekte, die zudem in Einzeluntersuchungen ausführlich behandelt werden. An Darstellungen zur althochdeutschen Syntax sind hier zu nennen (die Seitenangaben sind jeweils auf die Satzsyntax bezogen) - in Grammatiken: J. Ellis (S. 92-98), S. Sonderegger (S. 242-244), in Sprachgeschichten: O. J. Moskalskaja (S. 132-140), F. Tschirch (S. 175-183) sowie A. Greule (S. 1210-1213), in Darstellungen zur historischen Syntax: W. Admoni (S. 38-68). 45 Bei den Beiträgen zum althochdeutschen Satzbau im Sinne von Satzstrukturen handelt es sich mehr um Hinweise bzw. Ansätze - im Unterschied zu einigen Untersuchungen zu bestimmten Werken (Isidor, Otfrid und partiell zu Tatian und Notker). Gerade im Falle des Satzbaus im Althochdeutschen bedarf es daher einer entsprechenden Aufarbeitung und übergreifenden Darstellung. Welchen Ort und welche Bedeutung kann dann Notkers Syntax, insbesondere die Satzsyntax, im Rahmen einer übergreifenden Darstellung zur althochdeutschen Syntax haben? - handelt es sich bei Notker doch primär um Übersetzungssyntax, also um die Syntax einer sehr spezifischen Textsorte, die nicht allzu repräsentativ erscheint. Doch bei näherer Betrachtung ergeben sich verschiedene und durchaus gewichtige Aspekte bzw. Argumente für die Übersetzungssyntax als Basis für einen wesentlichen Beitrag zu einer Syntax des Althochdeutschen: Zum einen gelten Notkers Übersetzungen Werken, die in Inhalt sowie Sprache und Stil sehr unterschiedlich sind, neben der Prosa auch metrisch gebundene Textstücke aufweisen und als Corpora sehr umfangreich sind - von der Kommentierung einmal abgesehen. Zum anderen handelt es sich bei Notkers Übersetzungen weitgehend um relativ freie Wiedergaben der Vorlagen bei aller Verpflichtung diesen gegenüber. Wie die vorliegende Arbeit zeigt, hat Notker gerade im Bereich des Satzbaus sehr eigenständig übersetzt. Die lateinischen Texte stellen für den deutschen Übersetzer entsprechende Anforderungen - dies betrifft nicht nur die spezifisch lateinischen Konstruktionen, die ja bei Notker meist mit Satzstrukturen wiedergegeben werden, 45
a) J. Ellis: An Elementary Old High German Grammar. Oxford 1953. b) S. Sonderegger: a. a. O. c) O. J. Moskalskaja: Deutsche Sprachgeschichte. Moskau 21985. d) F. Tschirch: Geschichte der deutschen Sprache. Bd.1. Berlin 31983. e) A. Greule: a. a. O. f) W. Admoni: Historische Syntax des Deutschen. Tübingen 1990.
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sondern auch ausgeprägte nominale Verbindungen sowie komplexe hypotaktische Fügungen. Gerade hier hat Notker mit seiner Übersetzungstechnik, die weitgehend analytisch geprägt ist (s. Erweiterung, Abspaltung, Spaltung), die Strukturen der lateinischen Vorlagen mit den Mitteln der althochdeutschen bzw. deutschen Syntax wiedergegeben, insbesondere mit dem Instrumentarium der Satzstrukturen, und hat damit die Möglichkeiten und die Vielfalt des althochdeutschen Satzbaus aufgezeigt. Hinzuweisen ist auch auf die Anforderungen an den Kommentator Notker, d. h. die Vorbereitung oder „Aufbereitung“ bei der Übersetzung - zum Teil mit syntaktischen Mitteln - für den Kommentar als Zusatz, z. T. syntaktisch mit der Übersetzung verbunden oder auch mit ihr verschränkt wie häufig bei den Psalmen. Auch unter diesem Aspekt ist die Übersetzungssyntax Notkers für eine Syntax des Althochdeutschen von Bedeutung. Die syntaktischen Strukturen, insbesondere die Strukturen der hypotaktischen Fügungen in Notkers Übersetzungssyntax lassen sich den Statistiken zu den untersuchten Textcorpora entnehmen. Zwar sind die Statistiken von der Intention her als Vergleich von Vorlage und Übersetzung zur Verdeutlichung der Übersetzungstechnik, d. h. kontrastiv konzipiert, doch bietet die Wiedergabe bei Notker jeweils hinreichend Material für Notkers Satzbau und damit auch für eine althochdeutsche Gesamtsyntax. Die Statistiken informieren jeweils über die Sätze und Satzgefüge der Vorlage sowie über die Veränderungen in der Übersetzung, d. h. im Falle entsprechender Nachbildung bei Notker sind die Satzstrukturen in der Vorlage für Notker zu übernehmen oder eben die veränderten Strukturen bei Notker für ihn zu berücksichtigen. Die wesentliche Information betrifft natürlich die Satzgefüge, wobei im Falle der Nebensätze jeweils Anzahl, Art, Grad der Unterordnung sowie Abfolge bzw. Anordnung im Gefüge vermerkt sind. So ergeben die Statistiken einerseits ein recht umfassendes Bild der verschiedenen, vielfach komplexen Strukturen von Satzgefügen sowie ein breites Spektrum der Nebensätze mit den entsprechenden Aspekten. Bei der Analyse von Notkers Übersetzungen haben sich über die Veränderungen der Satzstrukturen hinaus einige Charakteristika ergeben, die zwar innerhalb der Strukturen gegeben sind, aber für eine althochdeutsche Syntax - im Unterschied zum Lateinischen - von Interesse sind: deutliche Tendenz zu aktivischen (gegenüber passivischen) Formen, zu persönlichen (gegenüber unpersönlichen) Konstruktionen, zu mehr personenbezogener Darstellung (gegenüber Nomina, insbesondere Abstrakta), was sich mit der allgemeinen Tendenz zu mehr verbalen gegenüber nominalen Strukturen beim Satzbau verbindet. Bei der Berücksichtigung von Notkers Übersetzungssyntax muß man sicher bedenken, daß die Anzahl und die Komplexität hypotaktischer Fügun-
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gen durch die Vorlagen bedingt, von den Psalmen hier abgesehen, relativ groß sind - ganz sicher im Vergleich mit der Syntax der übrigen Prosa Notkers. Denn über die Übersetzungssyntax hinaus sind bei ihm auch die Kommentarsyntax sowie „freie“ Syntax (ohne direkte Vorlage) wie bei seinem deutschsprachigen Werk ,de musica‘ gegeben. Die Kommentierung Notkers erfolgt in unterschiedlicher Weise, denn sie reicht von kurzen Zusätzen bis zu ausführlichen Erläuterungen mit mehreren Zeilen (bis zu 22) wie des öfteren bei Martian als entsprechende Erläuterung der mythologischen Aspekte bzw. Zusammenhänge. Diese größeren Einschübe haben Textcharakter und ihre Syntax bzw. ihr Satzbau bedarf noch einer entsprechenden Untersuchung - ebenso wie die Syntax in der Darstellung ,de musica‘, einem relativ kurzen Text, aber als althochdeutsche Prosa (ohne direkte Vorlage) ein weiteres Corpus für Notkers Syntax. Bei der Schrift ,de musica‘ handelt es sich um eine in fünf Kapitel gegliederte Darstellung der Tonlehre (für Orgelbauer, die der lateinischen Sprache nicht mächtig waren). Greift man die beiden letzten der fünf Kapitel von ,de musica‘ heraus, dann ergibt sich für den Satzbau ein recht unterschiedliches Bild 46: In Kap. 4 ,de octo modis‘ dominiert, von einer kurzen Abfolge einfacher Sätze abgesehen, die Form der Hypotaxe, und dies zum Teil sehr ausgeprägt. Es handelt sich bei diesem Kapitel um die Beschreibung der Tonarten mit entsprechender Abgrenzung und ihrer Begründung. Im Kap. 5 ,de mensura fistularum organicarum‘ dagegen bestimmen zunächst überwiegend einfache Sätze, meist Befehlssätze, die Darstellung - dies als Anweisungen für den Orgelbauer. Lediglich am Schluss des Kapitels erfolgt eine Erklärung (ratio) für einen bestimmten Sachverhalt (Maßangabe für eine fistula) in komplexer hypotaktischer Fügung. Je nach Situation bzw. Bedarf, sei es Beschreibung (mit Erläuterung und Begründung) oder Anweisung, wählt Notker entsprechende Satzstrukturen: vom einfachen Satz bis zu komplexen Gefügen - ob oder wie sehr dies unter Einfluß entsprechender Vorlagen (Boethius und/oder Augustinus) kann hier nicht geklärt werden. Wie auch immer - Notkers Satzbau erscheint auch in seinem ausschließlich deutschsprachigen Werk sehr vielgestaltig und differenziert. Wie schon oben angesprochen, ist der Satzbau in den Kommentaren und in ,de musica‘ zwar weniger ausgeprägt als in den Übersetzungen, ist aber 46
Text (mit Einleitung) nach: Notker der Deutsche: Die kleineren Schriften. Hg. von James C. King und Petrus W. Tax. Tübingen 1996, S. 329 ff. (Einleitung S. CXVII ff.).
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für eine Notker-Syntax und damit für eine althochdeutsche Gesamtsyntax durchaus mit zu berücksichtigen. Damit ist der Rahmen für eine Analyse bzw. Darstellung von Notkers Syntax gegeben, wobei die Übersetzungssyntax den Mittelpunkt bildet und einen der Schwerpunkte der althochdeutschen Syntax darstellt (ganz abgesehen vom Umfang und von der Bedeutung der Notkerschen Übersetzungen).
IV Notker und die deutsche Sprachgeschichte Notkers Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache ist immer wieder hervorgehoben worden - so sieht insbesondere H. Eggers in ihm den „Vollender einer althochdeutschen Bildungssprache“ 47, der „die reiche … Frucht ernten konnte“, für die die Vorgänger, Glossatoren und Übersetzer, die Voraussetzungen geschaffen hatten. 48 Für H. D. Schlosser hingegen ist Notkers Werk - ebenso wie die IsidorÜbersetzung - eher eine singuläre Leistung (a. a. O.). Eggers geht bei seiner Beurteilung primär von der Entwicklung des Wortschatzes (mit den verschiedenen Formen der Entlehnung) aus, im Falle der Syntax ist sein Bild vom Ackerboden mit Furchen für die Saat sowie von der Ernte eher weniger gegeben (S.192). Eine kontinuierliche Linie von Isidor (um 800) bis zu Notker (um 1000) ist nicht erkennbar - unabhängig von der Einschätzung der Tatian-Übersetzung als „Rückfall“ (J. Lippert, S. 192) oder als bewußt weitgehend wortgetreue Wiedergabe aus „Respekt“ gegenüber der Dignität des Textes (so H. Eggers). Möglicherweise sind althochdeutsche Texte bzw. Übersetzungen als vermutliche Zwischenstufen einer Entwicklung verloren, wie ja auch mehrere Werke Notkers, u. a. Übersetzungen, nicht erhalten sind. Gibt es für die Psalmenübersetzung auch Vorläufer, jedoch nur fragmentarisch erhalten, so sind Notkers Übersetzungen antiker Autoren sicher ein Novum - wie hätte er diese Übersetzertätigkeit sonst in seinem Brief an den Bischof von Sitten als „etwas bis dahin nahezu Unerhörtes“ (rem paene inusitatam) bezeichnen können? 49 Sicher greift Notker auf Vorhandenes, d. h. ihm Zugängliches an althochdeutscher Literatur, insbesondere Übersetzungsliteratur zurück, aber der „Umgang“ mit der althochdeutschen Syntax bzw. das Erscheinungsbild der Syntax in seinen Übersetzungen ist doch weitgehend der Ausdruck seiner 47 48 49
H. Eggers: a. a. O., S. 254. ebd., S. 192. Übersetzung nach G. Ehrismann: a. a. O., S. 421.
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IV Notker und die deutsche Sprachgeschichte
Fähigkeit als Übersetzer und der Kompetenz in der Volkssprache. Man muß wohl im Falle der althochdeutschen Literatur, insbesondere der Übersetzungsliteratur, davon ausgehen, daß die Autoren je nach Situation der Textvorlagen oder ihrer Intention als Übersetzer oder Autor die im Deutschen bzw. Althochdeutschen gegebenen Möglichkeiten der Sprache, hier der Syntax, gebraucht und in unterschiedlicher Form damit den Sprachgebrauch geprägt haben: sei es bei der Isidorübersetzung, bei der der Lex Salica (um 810), bei der altsächsischen Übersetzung der Psalmen - fragmentarisch erhalten (830), bei Otfrid (870) und im Heliand (830), vor allem bei Notker, aber auch bei Williram (1060). H. Eggers ist auf jeden Fall darin zuzustimmen, wenn er sagt, daß das Deutsche bei Notker „den Rang … einer europäischen Kultursprache erreicht“ habe 50, wie auch H. de Boor meint: „Deutsch ist hier wirklich zu einer „europäischen Sprache geworden“. 51 Notker hat mit seinen (erhaltenen) Übersetzungen sowohl Werke der Antike und damit Philosophie und Mythologie als auch den Psalter und damit Religion und (mit dem Kommentar) christliche Theologie, d. h. Grundlagen der europäischen Kultur vermittelt - und dies mit einer entsprechend entwickelten Lexik und Syntax. Gerade die Syntax, hier die Satzsyntax, ist bei Notker ein ausgeprägtes Instrumentarium, das in vielfältiger Weise, insbesondere mit den Nebensätzen, die Aussagen der Vorlage verdeutlicht sowie deren Zusammenhang vor allem als logische Beziehung - in sehr differenzierter Form aufzeigt. Dies gilt in besonderer Weise für die Übersetzung von Partizipialkonstruktionen und des Ablativus absolutus - satzwertige Konstruktionen, die Notker häufig mit Sätzen, vor allem mit Nebensätzen wiedergibt, damit nach ihrem Sinnzusammenhang interpretiert und, gegenüber der Vorlage, in ihrer Aussage stärker präzisiert. Dies alles steht in enger Verbindung mit Notkers Intention als Übersetzer. Es geht ihm ja gerade um die Vermittlung der verschiedenen, zum Teil so unterschiedlichen Werke bzw. Texte: einerseits durch die eigentliche Übersetzung in Form einer weitgehend analytisch-explizierenden Wiedergabe mit den Mitteln der Syntax, andererseits durch mehr oder weniger ausgeprägte Kommentierung als Erläuterung, Erklärung und/oder Interpretation (dies vor allem bei den Psalmen). Dies meint vor allem das „elucidare“ (,aufhellen, ins Licht setzen‘), wie es im Brief an den Bischof von Sitten formuliert ist. 50 51
H. Eggers: a. a. O., S. 254. H. de Boor: a. a. O., S. 117.
V Nachwirkung Notkers
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Notker ist für die deutsche Sprachgeschichte von großer Bedeutung Lexik und Syntax sind in seinen Übersetzungen in besonderer Weise ausgeprägt und repräsentieren den am Ende der althochdeutschen Zeit erreichten Stand der Entwicklung, zumindest verdeutlichen sie in anschaulicher Weise die in jener Zeit gegebenen Möglichkeiten der althochdeutschen Sprache. Allerdings bleibt festzustellen, daß auch noch bei Notker die lateinischen Konstruktionen wie Partizipien, Abl. abs. und AcI teilweise in der Übersetzung nachgebildet, bisweilen auch ohne Vorbild der Vorlage gebraucht werden. Zwar übersetzt Notker diese lateinischen Konstruktionen als satzwertige Elemente meist mit Satzstrukturen, doch bleiben sie - insbesondere Partizipialkonstruktionen - als Lehnsyntax ein Bestandteil der Notker-Syntax (im Grenzbereich der Satzsyntax), so daß das Deutsche bei Notker - sprachhistorisch gesehen - sich noch nicht völlig von dem Einfluß lateinischer Strukturen gelöst hat.
V Nachwirkung Notkers Bei der Bedeutung Notkers für die deutsche Sprache und Literatur stellt sich dann die Frage nach seiner Nachwirkung. Gemessen an seiner Leistung ist sie nicht allzu groß, wenn man sie auch - aufgrund fehlender Zeugnisse - nicht sicher erfassen kann. S. Sonderegger hat einerseits auf die direkte Wirkung in St. Gallen hingewiesen - so bei der sog. St. Galler Schularbeit (aus dem Bereich der Grammatik) und bei der Glossierung seiner Psalmenübersetzung, andererseits auf die späteren Bearbeitungen des Psalters: den Wiener und den Münchner Notker (im 11. bzw. 14. Jahrhundert). Weitere Psalmenübersetzungen bis hin zu Luther zeigen mehr oder weniger Einflüsse Notkers. 52 Das anhaltende Interesse an den Psalmen und ihrer Kommentierung hat wahrscheinlich Notkers Einfluß mit bedingt - im Unterschied zu seinen anderen Übersetzungen (der antiken Texte). Die Psalmenkommentierung sowie Elemente der Übersetzungstechnik (lateinische Reservate) lassen an eine Einwirkung auf Williram denken (s. dazu unter I.3) - vieles spricht dafür, doch ist eine sichere Verbindung von Werk zu Werk nicht nachgewiesen, wie S. Sonderegger vermerkt. 53 Während dieser aber alles in allem für Notker noch relativ großen Einfluß seines Werkes konstatiert, sieht W. Schröder in Notkers Arbeit - abgesehen von dem Psal52
53
S. Sonderegger: Notker III. von St. Gallen. In: Verfasser-Lexikon. Bd. 6 Berlin/New York 1987, Sp. 1230-32. S. Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur. 1974, S. 112.
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ter - eher ein „Ereignis ohne Folgen“, wenn er feststellt: „Eine merkbare und aufweisbare ausstrahlende Wirkung ist von Notkers Arbeit für die Pflege der deutschen Sprache und die Neubegründung einer deutschen Literatur nicht ausgegangen“, obwohl doch, so Schröder, „die von ihm grammatikalisierte und stilisierte, souverän gehandhabte deutsche Sprache … voll tauglich gewesen wäre“. 54 Vermutlich haben Übersetzungen eines Boethius, Martianus Capella, Aristoteles sowie poetische Werke der Antike keine weitere Wirkung gehabt sie waren möglicherweise von der Thematik wie auch vom Anspruchsniveau her kein allgemeiner Unterrichtsgegenstand (mehr), möglicherweise blieb die Lektüre und damit auch die Übersetzung solch anspruchsvoller Werke weitgehend auf den St. Gallener Kreis beschränkt. Seit Mitte des 11. Jahrhunderts, also mit Beginn der frühmittelhochdeutschen Zeit, bestimmen religiöse Themen die Literatur, die überwiegend in kleineren, metrisch gebundenen Texten gegeben ist. Sprache und Stil dieser Werke sind nicht sehr ausgeprägt und vielfach formelhaft, im Satzbau dominieren Sätze - häufig in parataktischer Reihung - und einfache Satzgefüge. Komplexe hypotaktische Fügungen sind eher selten und nicht immer präzis oder gar geschmeidig gestaltet. 55 Auch in der Folgezeit entwickelt sich die Syntax, insbesondere der Satzbau nicht wesentlich - so überwiegen in der frühmittelhochdeutschen Epik (Kaiserchronik, Rolandslied und Alexanderlied) einfache Strukturen, formelhafte Wendungen und additive Fügung bzw. Reihung. Es gibt zwar mehr und komplexere Satzgefüge als in den Anfängen des Frühmittelhochdeutschen, aber die Hypotaxe ist auch hier zum Teil wenig durchgebildet. 56 Sie ist vom Rang der Satzsyntax mittelhochdeutscher Epik eines Hartmann von Aue - so etwa im „Iwein“ - weit entfernt. So zeigt sich eine deutliche Entwicklung im Gebrauch syntaktischer Strukturen vom Frühmittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen, d. h. Notkers Syntax hat keine nachweisbare Wirkung auf die Sprache und Literatur gehabt - ob metrisch gebunden oder Prosa. 57 So kann man der Feststellung von H. Eggers durchaus zustimmen, auch wenn sie etwas pointiert erscheint: „Er [Notker] ist in seiner vollkommenen 54
55
56
57
W. Schröder: Zum Verhältnis von Lateinisch und Deutsch um das Jahr 1000. In: Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter. Sigmaringen 1978, S. 437. s. H. de Boor: Frühmittelhochdeutscher Sprachstil. In: Kleine Schriften I. Berlin 1964, S. 21 ff. s. dazu H. Eilers: Untersuchungen zum frühmittelhochdeutschen Sprachstil am Beispiel der „Kaiserchronik“. Göppingen 1972. s. dazu H.M. Rockwood: A Syntactic Analysis of Selected Middle High German Prose as a Basis of Stylistic Differentiations. Bern/Frankfurt 1975.
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Sprachbeherrschung der eigenen Zeit um Jahrhunderte voraus, und erst auf der Höhe der höfischen Literatur um das Jahr 1200 finden sich - auf anderem sprachlichen Feld - wenige hervorragende deutsche Dichter, deren Ausdrucksfähigkeit sich mit Notkers Werk messen kann“. 58
58
H. Eggers: a. a. O., S. 192
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Seedorf, Henry: Über syntaktische Mittel des Ausdrucks im althochdeutschen Isidor und den verwandten Stücken. Paderborn 1888 (= Göttinger Beiträge zur deutschen Philologie. 3) (vorher: Diss. Göttingen 1888).
Williram von Ebersberg Text Willirams deutsche Paraphrase des Hohen Liedes. Hrsg. v. Joseph Seemüller. Straßburg 1878.
Darstellungen Brodführer, Eduard: Beiträge zur Syntax Willirams. Unter besonderer Berücksichtigung der Wortstellung. Halle 1906. Dittrich, Marie-Luise: Willirams von Ebersberg Bearbeitung der Cantica Canticorum. In: ZfdA 82 (1948/50), S. 47-64. Dittrich, Marie-Luise: Die literarische Form von Willirams Expositio in Cantica Canticorum. In: ZfdA 84 (1953), S. 179-197. Schupp, Volker: Studien zu Williram von Ebersberg. Bern/München 1978 (Bibliotheca Germanica 21).
Otfrid von Weißenburg Text Otfrid von Weißenburg: Otfrids Evangelienbuch. Hrsg. v. Oskar Erdmann. 6. Aufl. besorgt v. Ludwig Wolff. Tübingen 1973 (ATB 49).
Darstellungen Erdmann, Oskar: Untersuchungen über die Syntax der Sprache Otfrids (2 Teile in 1 Band). Halle 1974-76 (Nachdruck Hildesheim/New York 1973). Schulz, Kurt: Art und Herkunft des variierenden Stils in Otfrids Evangeliendichtung. München 1968. Soeteman, Cornelis: Untersuchungen zur Übersetzungstechnik Otfrid von Weiszenburgs. Groningen 1939. Wunder, Dieter: Der Nebensatz bei Otfrid. Untersuchungen zur Syntax des deutschen Nebensatzes. Heidelberg 1965.
Silke Jahr
■ Emotionen und Emotionsstrukturen in
Sachtexten Ein interdisziplinärer Ansatz zur quantitativen und qualitativen Beschreibung der Emotionalität von Texten 2000. VIII, 268 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-016874-X (Band 59)
Nils Langer
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Linguistic purism in action
How auxiliary tun was stigmatized in Early New High German 2001. XI, 312 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-017014-8 (Band 60)
Mechthild Habermann
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Deutsche Fachtexte der frühen Neuzeit
Naturkundlich-medizinische Wissensvermittlung im Spannungsfeld von Latein und Volkssprache 2001. XVIII, 583 Seiten. 24 Abbildungen. Leinen. ISBN 3-11-016963-0 (Band 61)
Heike Baeskow
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Abgeleitete Personenbezeichnungen im Deutschen und Englischen Kontrastive Wortbildungsanalysen im Rahmen des Minimalistischen Programms und unter Berücksichtigung sprachhistorischer Aspekte 2002. XX, 769 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-027382-4 (Band 62)
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de Gruyter Sprachwissenschaft
STUDIA LINGUISTICA GERMANICA
Wolf-Andreas Liebert
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Wissenstransformationen
Handlungssemantische Analysen von Wissenschafts- und Vermittlungstexten 2002. XIX, 493 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-017276-3 (Band 63)
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Neue deutsche Sprachgeschichte
Mentalitäts-, kultur- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge Herausgegeben von Dieter Cherubim, Karlheinz Jakob und Angelika Linke 2002. X, 415 Seiten. Leinen. ISBN 3-11-017250-X (Band 64)
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Die deutsche Schriftsprache und die Regionen Entstehungsgeschichtliche Fragen in neuer Sicht Herausgegeben von Raphael Berthele, Helen Christen, Sibylle Germann und Ingrid Hove 2003. X, 285 Seiten. Mit zahlreichen Tabellen und 12 Abbildungen. Leinen. ISBN 3-11-017497-9 (Band 65)
Cordula Neis
■ Anthropologie im Sprachdenken des 18. Jahrhunderts Die Berliner Preisfrage nach dem Ursprung der Sprache (1771) 2003. XIII, 658 Seiten. Mit 43 Abbildungen. Leinen. ISBN 3-11-017518-5 (Band 67)
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