Die Syntax des einfachen Satzes im Indogermanischen 9783111586304, 9783111212852


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German Pages 236 [240] Year 1925

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
I. Vorbemerkungen
II. Eingliedrige Sätze
III. Subjekt und Prädikat
IV. Gruppen im Satze
V. Kongruenz
VI. Die Gestaltungen des Satzes nach der seelischen Grundfunktion
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Die Syntax des einfachen Satzes im Indogermanischen
 9783111586304, 9783111212852

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DIE SYNTAX DES EINFACHEN SATZES IM INDOGERMANISCHEN VON

KARL BRUGMANN

1925 WALTER DE GRUYTER & CO. VOJMiLS G. J. GÖSCHENS ' CHE VERLAG SHANDLÜNG / J.GUTTENTAG, VERLAGSIUCHHANDLUNG / GEORG REIMEK / KARL J. TRÜBNER / VEIT Je COMP. BERLIN UND LEIPZIG

Vorwort. Bis zum Beginn des Jahres 19 Hl hat Brugmann rastlos an d e r Vollendung des Syntax gearbeitet, die das Biesenwerk seines Grundrisses zum Abschluß bringen sollte; dann nahm ihm die Krankheit die Feder aus der Hand. Wie schwer ihm d e r Verzicht auf die Vollendung seines Lebenswerkes geworden ist, das bekunden, deutlicher als alles, jene Verse, die er Anfang Februar an den Rand des kleinen Aufsatzes über homerisch f.nndQQoßog, bÜQQodoc geschrieben hat: EX&e Tis ¿¡uoi voaiovr ¿miaQQ0&0g eh], "Oq>Q ftj? nXeior* aXXoimv uQijyejUtvat ri dvvai/tii]i', Mi] (V ehjv fifTejiftTa ertoaiov a%ftoc; agovQtjc; . . . Ein gütiges Geschick hat es gefügt, daß das Bruchstück der indogermanischen Syntax, das Brugmann hinterlassen hat. ein in sich geschlossenes Ganzes bildet: es umfaßt die Syntax des einfachen Satzes. Dali dieses Vermächtnis der sprachwissenschaftlichen Welt zugänglich gemacht werden müsse, stand bei allen, die es cinsehn durften, von vornherein fest. Wenn die Veröffentlichung so lange hinausgeschoben wurde, so trägt die Schwere der Zeit die Schuld daran. Aber auch heute wird diese letzte Gabe Brugmanns von allen Sprachforschern mit Dank und Freude begrüßt werden. Die Darstellung folgt in allen wesentlichen Punkten den Richtlinien, die Brugmann in der glänzenden syntaktischen Skizze der Kurzen vergleichenden Grammatik gezogen hat, aber aus dem knappen Entwurf ist ein farbenreiches Gemälde geworden. Die Handschrift lag bis auf e i n e n Abschnitt vollendet vor. Aber auch die Ausfüllung dieser kleinen Lücke war schon sorgfaltig vorbereitet; denn überall fanden sich genaue Hinweise

IV

auf die zu verwertenden Stellen in der Abhandlung über die Verschiedenheiten der Satzgestaltung nach Maßgabe der seelischen Grundfunktionen (Berichte der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1918, Heft 6). Sicherlich hätte der Verfasser selbst die dort gebotenen Beispielsammlungen noch ergänzt; dem Herausgeber aber war eine solche Erweiterung verwehrt. Auch hätte Brugmann bei erneuter Nachprüfung noch hier und da kleinere Änderungen vorgenommen, wie er dies stets bei der letzten Durchsicht seiner Werke zu tun pflegte; wesentliche Umgestaltungen an dem ungemein sorgfältig durchgearbeiteten Texte wären jedoch nicht zu erwarten gewesen. Herr Kollege Dr. W. P o r z i g hat den Druck aufs sorgfältigste überwacht. Er hat nicht nur die Korrekturen gelesen und die Lücken in den Literaturangabeu ausgefüllt, sondern auch sämtliche Zitate aufs genaueste nachgeprüft. Alle Leser des Buches werden ihm für seine aufopfernden Bemühungen Dank wissen. — Zum letztenmal spricht Brugmann nun zu uns. Und dieser Abschiedsgruß läßt uns aufs neue tief empfinden, was er seinen Schülern und Freunden, was er seiner Wissenschaft gewesen ist, was er ihnen auf lange hinaus noch sein wird. L e i p z i g , den 25. Januar 1925. Wilhelm Streitbelg.

I n h a l t . Seite

I. V o r b e m e r k u n g e n SSI— 7

1

II. E i n g l i e d r i g e Sätze §8 8—22

10

1. 2. 3. 4. 5.

Vorbemerkungen § 8 Gefühlslautungen (Interjektionen) $§ 9, 10 Imperative §§ 11,12 Vokative § 13 Impersonalien (subjektlose Verba) §8 14—22

10 10 15 16 17

III. S u b j e k t und P r ä d i k a t §§'2:! 41

42

1. Vorbemerkungen § 23 2. Subjekt §§ 24 30 Pronominale Stützpunkte als Subjekt (und Objekt) § 28 . . Hilfssubjekte § 29 Hilfsobjekte § 3 0 3. Prädikat §§ 31—41 A. Arten der Gestaltung des Prädikats im allgemeinen §31 B. Nominale und pronominale Wörter als Prädikat §§ 32, 33

42 43 50 51 54 57 57 59

0. Kopula mit einem Prädikativuni §§ 34-37 . . . .

69

D. Andere Verba neben der Kopula mit deklinabelm Prädikativum §§ 38, 3!» E. Die Kasusverhältnisse der deklinabeln Prädikativa §40 F. Adverbia als Prädikativa £ 41

77 78 81

IV. G r u p p e n im S a t z e

42-83

1. Vorbemerkungen §§ 42—46 2. Bestimmungsgruppen §§ 47—71 A. Gruppen mit Verbum §§ 47—52 B. Gruppen mit Substantivum §g 53—6*2 1. Substantivum mit Substantivum §§ 5 3 - 5 8 . 2. Substantivum mit Adjektivum §§59—61 . . 3. Substantivum mit Adverbium § 62 C. Gruppen mit Adjektivum §§ 63—67 1. Adjektivum mit Substantivum §§ 63,64 . . . 2. Adjektivum mit Adverbium § 65 3. Adjektivum mit Adjektivum § 66 4. Adjektivum mit Infinitiv § 67

84

. .

.

84 91 91 97 97 107 118 119 119 121 122 122

Inhalt.

VI

Seite

D. Gruppen mit Adverbigtn § 6 8 123 E. Gruppen mit Präposition §§ 69—71 123 1. Präposition mit Kasus § 69 123 2. Präposition mit Infinitiv § 70 124 3. Präposition mit Adverbium § 71 124 3. Erweiterungsgruppen §§ 72—83 125 A. Dieselbe Form wiederholt (Iteration) SS 72, 73 . . 125 B. Die Wörter sind verschieden §§ 7 4 - 8 3 130 1. Vorbemerkungen § 74 130 2. Verbum und Verbum §§ 75, 7 131 3. Substantivum und Substantivum 77— 71» . . 136 4. Adjektivuni und Adjektivnm § 80 143 144 5. Zahlwort und Zahlwort § 81 6. Adverbium und Adverbium § 82 145 7. Präposition und Präposition § 83 147 V. K o n g r u e n z §§84—104 1. Vorbemerkungen §§ 84, 85 2. Die Kongruenzerscheinungen des Verbums §§ 80—94 . . . A. Hinsichtlich der Person des Verbums §§ 86, 87 . . B. Hinsichtlich des Numerus des Verbums §§ 88—94 . 1. Neutrales pluralisches Substantivum als Subjekt mit singularischem Verbum § 88 2. Das Verbum in der 3. Sing, bei pluralischem und dualischem Nominativ beliebigen Geschlechts § 89 3. Das Verbuni im Plural bei singularischem Subjektswort § 90 4. Der Numerus des Verbunis bei Zahlwörtern § 91 5. Der Numerus des Verbums durch das Prädikatsnomen bestimmt § 92 6. Dual mit Plural und Plural mit Dual § 93 . . 7. Der Numerus des Verbums bei zwei und mehr Subjektswörtern £ 94 3. Die Kongruenzerscheinungen des Nomens und Pronomens §§ 95-104 1. Das appositionelle Substantivum § 95 2. Das attributive Adjektiv §§ 9 6 - 9 9 3. Das prädikative Adjektivum § 100 4. Prädikatives Substantiv und Demonstrativ oder Interrogativ als Subjekt § 101 5. Superlativ als Prädikatsnomen § 102 6. Singularis und Dualis distributiv gebraucht S 103 . 7. Auf mehrere Substantiva attributiv oder prädikativ bezogene Adjektiva § 104

148 148 150 150 153 153 154 156 1:">8 158 15!) 160 167 167 168 174 175 178 179 182

Inhalt.

VII Seite

VI. D i e G e s t a l t u n g e n d e s S a t z e s nach d e r s e e l i s c h e n G r u n d f u n k t i o n §§ 105-150 187 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Vorbemerkungen § 105 Satzgestaltung im Dienste des Ausrufs §§ lOti—112 . . . Satzgestaltang im Dienste des Wunsches §§ 118—117 . . Satzgestaltung im Dienste der Aufforderung §§ 118—129 . Satzgestaltung im Dienste der Einräumung § 130 . . . . Satzgestaltung im Dienste der Drohung § 131 Satzgestaltung im Dienste der Abwehr und Abweisung § 132 Satzgestaltung im Dienste der Aussage über eine vorgestellte Wirklichkeit §§ 183-141 9. Satzgestaltung im Dienste des Fragens §§ 142—150 . . .

187 189 197 200 208 210 210 213 2*20

I. Vorbemerkungen. 1. Wissenschaftliche Betrachtung der Entwicklungsgeschichte einer einzelnen Sprache oder einer beliebig großen Gruppe von verwandten Sprachen sollte nach der Ansicht mancher Sprachforscher grundsätzlich immer mit der Lehre von den Satzgebilden beginnen, weil alle Sprachbildung nicht nur überall und stets in 'Sätzen' vor sich gehe, sondern auch mit und in 'Sätzen' ihren ersten Anfang genommen habe. In der Tat geschieht alles Sprechen in Sätzen, und nicht zu bezweifeln ist auch, daß, was zuerst als sprachliche Äußerung aufkam, Ausruf, Wunsch, Befehl, Frage oder Aussage, nicht 'Wort', sondern 'Satz' gewesen ist, oder, genauer und vorsichtiger gesagt, daß sich im Bewußtsein der Sprechenden der Begriff 'Satz' eher hat einstellen können als der Begriff 'Wort'. ti. Hier bedarf zunächst der allgemein übliche technische Ausdruck S a t z einer Erläuterung. Wir haben von ihm schon GB 22, 1, lff. gehandelt und müssen hier auf ihn zurückkommen. Wie noch so manche andere in der Sprache der Grammatik eingebürgerte und heute nicht wohl mehr auszutreibende Bezeichnung, ist er unter Einwirkung logischer Betrachtung der Sprache aufgekommen, wobei man in erster Linie an eine ein Urteil darstellende Aussage gedacht hat (Urteile bedürfen stets eines Subjekts, sind also stets zweigliedrig). In Wirklichkeit lassen sich aber solche Sätze, als sprachliche Einheiten vorgestellt, nicht trennen von interjektionalen Äußerungen wie etwa ach!, pfui!, aus geformten Wörtern bestehenden Ausrufen wie feuer!, Aufforderungen wie hilfe! oder herein!, zustimmenden und ablehnenden Ausdrücken wie ja und nein7 Brugmann, Syntax des oinf. Satzes im Indogenn. 1

2

Vorbemerkungen.

[§ 2

schön, famos, fragenden wie so? usw. Dies alles sind sprachliche Äußerungen, die, in bestimmten Situationen getan und als Verständigungsmittel in dem Wechsel verkehr der Individuen gebraucht, im Hinblick auf den Mitteilungszweck denselben Grad der Geschlossenheit und Vollständigkeit haben wie etwa der bäum blüht oder wenn du das vrillst, soll es mir recht sein, und deshalb hat man entweder dem Terminus Satz einen weiteren Sinn und Gebrauchsbereich zu geben als den in dem er zuerst aufkam, oder man hat ihn durch einen andern zu ersetzen. Wechßler Gibt es Lautgesetze? S. 16ff. möchte Äußerung für Satz einführen und stellt einander gegenüber „Äußerung", „Wort" und „Laut". Ich ziehe es aus mehreren Gründen vor, bei dem alten Namen, so leicht er auch irreführen kann, zu bleiben. Nur muß besonders im Auge behalten werden, daß eine Zerlegung eines sprachlichen „Satzes" in Glieder durchaus nicht immer möglich ist, daß es von allem Beginn an eingliedrige Sätze gegeben hat und Sätze dieser Art namentlich in der Alltagssprache überall auch heute noch angetroffen werden. Man mag also den Ausdruck Satz etwa mit B. Sievers Phonetik 5 S. 229 so definieren: „Unter einem Satz wollen wir hier [wo es sich um das Verhältnis von Satz und Wort handelt] eine jede selbständige gesprochene Äußerung verstehen, d. h. eine jede in sich geschlossene Lautmasse, die in einem gegebenen Zusammenhang, sei es der Bede, sei es der Situation überhaupt, einen b e s t i m m t e n Sinn (Gedanken oder Stimmung) zum Ausdruck bringen soll und in diesem bestimmten Sinn von dem Hörer verstanden wird." Anm. 1. Delbrück Vergl. Synt. 1, 75 (vgl. 3, 4f. und Grundfr. 1363.) sagt: „Ein Satz ist eine in artikulatorischer Rede erfolgende Äußerung, welche dem Sprechenden und Hörenden als ein zusammenhängendes und abgeschlossenes Ganzes erscheint." Doch schlägt er Grundfr. 145 vor, einen Unterschied zwischen 'Äußerung* und 'Satz' zu machen, wobei Äußerung der obere Begriff und der Satz eine Äußerung wäre, die aus mindestens zwei Gliedern besteht. Diesen Vorschlag halte ich deshalb nicht für zweckmäßig, weil, wenn man nach dem Inhalt des Gesprochenen urteilt, die Grenze zwischen Ein- und Mehrgliedrigkeit von Äußerungen durchaus nicht immer feststeht und der Natur der Sache nach nicht fest sein kann. Ganz abzuweisen ist natürlich, daß man auf Interjektionen den Begriff Satz darum nicht anwenden dürfe, weil mit Interjektionen überhaupt noch nicht die Stufe sprachlicher Ausdrucksbewegung erreicht sei.

Vorbemerkungen.

3

Vgl. B. Erdmann Logik 1 2 435ff. Es heißt dort im ganzen zutreffend: „Die sprachgeschichtliche Betrachtung mag dazu führen, die primitiven Sätze a b eingliedrig anzusehen, d. i. einen Lauitkomplex demonstrativer Bedeutung zum Ausgangspunkte zu nehmen, in dlem Subjekt und Prädikat noch nicht geschieden, aJso undifferenziiert sind. Diese primitiven Satzworte würden sich von den primitiven Interjektionen rnur dadurch unterscheiden, daß sie nicht lediglich Gefühlsreflexe sind. Die ¡menschliche Sprache, also das formulierte Denken, beginnt, wo diese aufhören, obgleich die primitiven Satzworte reinlich von den primitiven Interjektiomen nicht getrennt werden können. Aber die primitiven Satzworte gehen aiuf jeden Wahrnehmungsinhalt, der zu lautlicher Innervation reizt, auf Personen, Dinge, Eigenschaften und Beziehungen wie auf Vorgänge. Sie- bilden deshalb die primitive Form des Satzes oder formulierten Urteils überhaupt und nicht speziell der Prädikatsätze." Vgl. dazu Siebs KZ. 43, 262. Anm. 2. Über den Begriff 'Satz' in der Sprachwissenschaft ist in den letzten Jahren viel gehandelt worden. Ich erwähne nur noch: H. Paul Prinz. 5 121 ff., W. Wundt Völkerps. 1 3 2, 229ff., Sprachgesch. u. Sprachps. 68ff., L. Sütterlin Die sprachl. Gebilde 1902 S. !44ff., J . v. Rozwadowski Wortbildung u. Wortbedeutung (Heidelberg 1904) S. 57 ff., O. Dittrich Die spHichwissensch. Definition der Begriffe Satz u. Syntax, in Wundts Philos. Stud. 19, 93ff. (vgl. Z. f. roman. Ph. 27, 202ff., 1F. Anz. 19,10ff.), H. Siebeck Literaturbl. f. germ. u. rom. Phil. 1905 Sp. 54, E. Bodenbusch IF. 19, 263ff., R. M. Meyer IF. 24, 284f., L. Kramp Das Verhältnis von Urteil u. Satz, Bonn 1915, Ph. Wegener Der Wortsatz, IF. 39,1 ff.'. An mehreren von diesen Stellen, wie auch bei dem oben genannten Wechßler, ist noch andere Literatur angegeben. 3 . N e h m e n wir demnach 'Satz' i n dem a n g e g e b e n e n weiteren Sinn und halten fest, daß allle Sprach äußerungen der Menschen m i t Sätzen begonnen haben, so drängt sich leicht der Gedanke auf, daß das 'Wort' gegenüber d e m S a t z immer d a s Sekundäre sei. I n der Begel ist das auch der F a l l insofern, als einerseits auch der einfachste eingliedrige Satz vielfach aus einer L a u t u n g besteht, die eine b e s t i m m t e Wortform darstellt, wie z. B . der Ausruf feuer! deshalb ein W o r t ist, weil er S u b s t a n t i v u m (vgl. Adjekt. feurig) und N o m . - A k k . Sing. (vgl. Gen. feuers) ist, und als anderseits der Satz sich fast immer in zwei oder mehr Elemente zerlegen läßt, v o n denen jedes d e n Charakter eines Wortes deutlich a n sich trägt. D e n n o c h m a g m a n auch von den ganz primitiven Äußerungen der Urzeiten, d i e sich zum Teil bis in die historischen Sprachperioden u n d bis zur Gegenwart behauptet haben (namentlich Interjektionales) sagen, sie seien Wörter. Sie s t a m m e n eben 1*

4

f§ 4

aus einer Zeit, in der von den Sprechenden Wort und Satz noch nicht unterschieden wurden. Im Bewußtsein des Sprechenden aber hat sich zuerst der'Satz', dann erst das'Wort'ausgesondert. (An die Stelle der frühesten sprachlichen Äußerungen, auf die die damalige Menschheit den Ausdruck Wort noch nicht würde angewendet haben, sind mit der Zeit mehr und mehr Lautungen mit bestimmter Prägung als Wort gerückt, ohne daß der ursprüngliche Sinn ein anderer geworden ist. Wer z. B. feuer! schreit, ruft nicht eigentlich ein 'Substantiv', also ein Wort aus, sondern er greift in den Mittelpunkt eines Kreises von sprachlichen Vorstellungen, aus dem ihm heutzutage zufällig diese Form die geläufigste ist; sonst könnte er ebensogut rufen es brennt.) Neben dem einfachen Satz in seiner allerursprünglichsten Form hat sofort auch der zusammengesetzte Satz entstehen können. Denn in beliebigen Situationen, die zu sprachlicher Äußerung Anlaß gaben, brauchte es nicht zuerst bei einem Satz zu bleiben, sondern man konnte sich von Anfang au, auch bei absoluter Eingliedrigkeit der Satzform, zu mehreren im inneren Zusammenhang miteinander stehenden Sätzen hintereinander getrieben fühlen. Zugleich war dabei aber von jeher auch der Gegensatz von Parataxe und Hypotaxe gegeben. Hypotaktisch war das Verhältnis, wenn der eine Satz nur erläuternd, begründend usw. gemeint war (hilfe! feuer! oder feuer! hilfe! = hilfe, weil es brennt!). Unrichtig ist es demnach, wenn man meint, der primitive einfache Satz hätte erst eine nähere Ausgestaltung erfahren müssen, ehe zusammengesetzte Sätze aufkommen konnten. Von den einfachen eingliedrigen Sätzen wird § 8 ff. näher zu handeln sein. 4 . Der einfache Satz war schon zur Zeit der idg. Urgemeinschaft in dem Maße in sich komplex geworden, daß in den einzelnen Sprachzweigen in der Alltagsrede des gemeinen Mannes in dieser Eichtung wahrscheinlich nur wenig Neues hinzugekommen ist. In den Schrift- und Kunstsprachen freilich hat sich die innere syntaktische Gliederung und Erweiterung mächtig gesteigert.

5 Wo der einfache Satz zweigliedrig iist, was eine Weiterentwickelung gegenüber dem eingliedrigem Satz bedeutet, deren ersten Eintritt historisch zu kontrollierem man natürlich nicht in der Lage ist, ergibt sich ein Verhältnis zwischen den beiden funktionell verschiedenen Gliedern, das als das von Subjekt und Prädikat bezeichnet wird. Dabei istt nun wieder, ähnlich wie bei der Bestimmung der Termini Sattz und Wort, auf eine Unzulänglichkeit der terminologischen Bezeichnung hinzuweisen. Was man Subjekt nennt, ist im Anfang offenbar sehr häufig gar nicht lautsprachlich ausgedrückt worden, sondern durch eine Gebärde, und zwar eine weisende Gebärde, wenn auch nur durch jene zarte Geste, die darin besteht, daß der Blick des Sprechenden auf den Gegenstand gerichtet ist. Und diese Andeutung des Satzsubjekts ist ni«cht etwa mit der Zeit durch lautsprachliche Elemente allmählich völlig ersetzt und verdrängt worden. Sie kommt auch beulte noch in der Alltagssprache überall vor, z . B . wenn einer einein Gegenstand irgendwo hinzu- oder einfügend beim Abschluß dieser Tätigkeit sagt: •paßt oder, indem er zugleich seine Befriedigung bekundet, gut. Man darf nicht behaupten, hier fehle dass Subjekt, etwa durch 'Ellipse', als wenn das, was man vermißt, von Beginn an stets gesprochen und erst mit der Zeit gelegentlich auch ausgelassen worden sei. Denn es ist die Art und Natur der Lautsprache, daß sie von allem Anfang im innigsten Bund mit der Gebärdensprache stand und durch sie nicht nur unterstützt, sondern auch ergänzt wurde. Daß die papierne Sprache späterer Zeitalter mit solchen deiktischen Subjekten nichts anzufangen wußte und sie, wenn es sich niicht um rededeiktische Elemente handelte, gewöhnlich durch ein lautsprachliches Subjektwort ersetzen mußte, ist eine Sache für sich, die mit dem Gesagten nicht im Widerspruch steht. 5 . In welcher zeitlichen Folge in unserer idg. Sprachfamilie die sprachlichen Elemente sieb zusammengefunden haben, welche die primitivste Form de« Satzes, die mit den angegebenen Einschränkungen an die Spitze der ganzen Entwickelung zu stellen ist, zu einer so komplizierten haben werden lassen, wie wir sie bereits für die von uns nächsterreichbare Zeit der idg. Urgemeinschaft zu erschließen vermögen, ent-

6

Vorbemerkungen.

zieht sich fast jeder Berechnung. Und so gibt es für den Grammatiker auch keine vom Einfacheren zum Zusammengesetzteren fortschreitende Reihenfolge der Behandlung aller jener mit der Zeit zusammengekommenen Satzteile, die als die einzig mögliche erscheinen müßte. Wie sich in allen Einzelsprachen bestimmte Gewohnheiten der Wortstellung zeigen, die mit Abstufungen in dem Verhältnis der Satzglieder zueinander verbunden sind, so haben Wortstellung und Betonung sicher auch schon bei den frühesten zweigliedrigen Sätzen eine Rolle gespielt, sind also zu Elementen der syntaktischen Bedeutsamkeit geworden. Die Wortstellung ist von dem Gesetz der sukzessiven Apperzeption der Teile eines Ganzen nach dem Grad ihres Eindrucks auf das Bewußtsein beherrscht, und Hervorhebung eines Satzteils durch die Betonung stellt sich für das Bedeutungsvollere, das lebhafter Apperzipierte ein. Beides steht in Wechselwirkung. Ist dies noch keine eigentliche Komplizierung ältester Gestaltung des zweigliedrigen Satzes, da es mit diesem zusammen von Beginn an gegeben war, so enthält es doch Keime zu weiterer Vermannigfaltigung im Syntaktischen. Dasselbe gilt davon, daß bei Zweigliedrigkeit der prädikative Teil von Anfang an ebensogut verbaler Natur sein konnte, in welchem Fall entweder ein Sein oder ein Geschehen zum Ausdruck kam (gott ist und gott lenkt), als auch nominaler Natur, in welchem Fall das Prädikat entweder adjektivisch oder substantivisch war (ende gut, alles gut und träume schäume). Auch hier spielte die Verschiedenheit der Wortart im prädikativen Teil eine Hauptrolle für die Entstehung verschiedenartiger Erweiterung der beiden Glieder. Die Urform des komplizierteren Satzes war also Zweigliedrigkeit, und die zunehmende Bereicherung des Subjektsund des Prädikatsworts durch Angliederung von Wörtern, die zu ihrer näheren Charakterisierung dienten (z. B. durch Beifügung eines Wortes als 'Objekt' oder eines Wortes als 'Adverbium' an das Verbum), schuf die umfang- und inhaltreichen Sätze, denen wir überall schon zu Beginn der historischen Sprachperioden begegnen. Jene angegliederten Wörter traten in ein bestimmtes grammatisches Verhältnis zu den

Vorbemerkungen.

Grundbestandteilen. Durch die syntaktische Formung als Kasus usw. vermochten sie deutlicher dlie besondere Beziehung auszudrücken, als es die bloße Aneinanderreihung syntaktisch ungeformter Wörter, selbst bei g:anz festen Stellung«gesetzen, ermöglicht hätte; z. B. wurde dlas Objektsverhältnis bei maskulinischen und femininischen Nomina durch die Akkusativform gekennzeichnet (wenn dies auch nicht gerade die Grundbedeutung der Akkusativform gewesen ist). Innerhalb des Satzes bildeten sich so die verschiedenen 'Gruppen', z. B. Substantivum mit Adjektivum, Verlbum mit Adverbium; innerhalb der untergeordneten Gruppe wiederholte sich dann zum Teil das Verhältnis der Grundglieder des zweigliedrigen Satzes. Die so entstandene Gliederung des Satzes erfuhr mancherlei Schicksale hinsichtlich der Beziehungen, die zwischen den einzelnen Bestandteilen der Gruppe und zwischen ganzen Gruppen bestanden. Ich hebe hier dreierlei hervor. 1. Die Verschiebungen in der syntaktischen Gliederung. Teile von Gruppen werden mit Teilen von andern Gruppen zu einer neuen Gruppe zusammengefaßt, und durch dieses Durchbrechen der ursprünglichen Gliederung bilden sich neue Konstruktionsweisen heraus. 2. Zwei gleichzeitig gebrauchte Konstruktionen werden gemischt, so daß eine dritte entsteht, die Bestandteile von beiden enthält. 3. Wörter, die in einer syntaktischen Beziehung zueinander stehen, für die es kein anderes Ausdrucksmittel gibt als etwa die Stellung im Satz oder die Betonungsart, werden nach Möglichkeit in formelle Übereinstimmung miteinander gebracht. Sogenannte Kongruenz. Vgl. § 84 ff. Auch bei Vielgliedrigkeit und stärkerer Kompliziertheit, des Satzes kann die ursprüngliche Zweigliedrigkeit gewahrt bleiben, wenn die durch die hinzugekommenen Satzteile entsprungene Bereicherung in einer gesonderten Erweiterung von jedem der beiden Grundelemente besteht. Die Bereicherung und Komplizierung findet sich besonders im ruhigen Vortrag von Meinungen, von Schilderungen u. dgl., wenn sich Satz an Satz reiht. Ausrufe, Befehle u. dgl., überhaupt alles, was mehr nur Gefühlsäußerung, interjektionalen

8

Vorbemerkungen.

[§ 6 - 7

Charakters ist, wie es die Alltagssprache, die gewöhnliche Umgangssprache mit sich bringt, hält sich in der Eegel von erheblicherer Erweiterung der Urbestandteile des Satzes fern. 6. Wie in § 3 bemerkt ist, war die Aufeinanderfolge von zwei oder auch mehr als zwei Sätzen, die in einer inneren engeren Beziehung zueinander standen, also das Satzgefüge, ebenso oder fast ebenso ursprünglich wie der einfache Satz. Jedes der beiden Glieder eines solchen zusammengesetzten Satzes, sofern sie sich im Verhältnis der Koordination zueinander befanden, konnte natürlich gleichmäßig in sich weitere innere Gliederung erfahren. War der eine Satz dagegen dem andern untergeordnet, so verlief bei ihm der Vorgang der weiteren inneren Gliederung vielfach in anderer Weise als in dem übergeordneten Satz. Es kamen vor allem hinzu die satzverbindenden Wörter, die im Lauf der Zeit größtenteils das Verhältnis der Koordination und das der Subordination an sich selbst zum Ausdruck gebracht haben (GR 2 2 , 3, 969). Der untergeordnete Satz (sogenannter Nebensatz) hat dieselbe Funktion wie ein Satzglied, und es gilt daher von ihm in mehreren Hinsichten das nämliche wie von dem Satzglied in bezug auf die Gliederung der ganzen Periode. So finden sich denn auch hier mancherlei Verschiebungen der syntaktischen Gliederung, indem die Grenzen zwischen Hauptund Nebensatz durchbrochen werden. Namentlich bekannt und in den Anfängen aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft stammend ist die Hinüberziehung eines zum Hauptsatz gehörigen hinweisenden Pronomens in den folgenden logisch abhängigen Satz, wie nhd. ich sah, daß er schlief auf Grund von ich sah das, er schlief. 7. In § 1 ist gesagt, daß nach der Ansicht mancher neuerer Sprachforscher entwicklungsgeschichtliche Darstellung von Sprachen grundsätzlich immer vom Satz, nicht von seinen Einzelbestandteilen auszugehen und von ihm aus erst zu den Wortgruppen und den Wörtern fortzuschreiten hätte, weil jede Analyse des Gesprochenen zunächst auf die Einheit des Satzes, die formale wie die begriffliche, stoße. Demgegenüber ist noch zu bemerken: Theoretisch haben beide Behandlungs-

Vorbemerkungen.

9

weisen des Stoffes ihre Berechtigung. Die von uns gewählte, die im großen ganzen die herkömmliche ist, erscheint schon darum statthaft, weil die Bildung des 'nnehrwortigen' Satzes immer eine zugleich analytische und synthetische psychophysische Betätigung ist. Für eine Behandliung aber, bei der es gilt, ins Vorhistorische zurückzugehen uind dabei möglichst den Sprach zustand zu ermitteln, wie er in der zunächst erreichbaren Zeit der idg. Urgemeinschaft geherrscht hat, kommen praktische Gründe hinzu, die es empfehlen, von den überall vor Augen liegenden einzelnen Elementen des Satzganzen den Ausgang zu nehmen. Denn nur so läßt sich dabei der allenthalben gültigen Forderung gerecht werden, daß man vom Bekannten — das ist eben der in den Einzelsprachen uns entgegentretende ausgebaute, mehr oder minder vielgliedrige Satz — zum Unbekannten fortzuschreiten habe; die Satzbildung der Zeit der idg. Urgemeinschaft bleibt für uns immer nur etwas recht Hypothetisches. Überdies ist es auch immer ein Vorteil, einen Gegenstand von zwei entgegengesetzten Seiten her beleuchten zu können, wie wir zu tun in dieser Darstellung bestrebt sind.

II. Eingliedrige Sätze. 1. Vorbemerkungen. 8 . Ich habe mich in § 2f., wie schon in der Kurzen vergl. Gramm. S. 624ff., auf den Standpunkt derjenigen Sprachforscher gestellt, die eingliedrige Sätze für unsere idg. Sprachen annehmen. Solche Sätze sind vertreten durch 'Interjektionen', 'Imperative', 'Vokative' und 'Impersonalia', am unverkennbarsten durch die Interjektionen darum, weil diese, auch wo sie sich erst in jüngerer Zeit eingestellt haben, der grammatischen Formung noch entbehren. Daß die vokativischen und die imperativischen Äußerungen vielfach flexivische Elemente angenommen haben, braucht nicht jedesmal darauf zu beruhen, daß zweigliedrige Anschauung der Sprechenden für eingliedrige zum Ausdruck gekommen wäre. Vielmehr war die formale Erweiterung sicher oft nur eine analogische Neuerung, ohne daß davon der Sinn berührt wurde. Wie es in dieser Beziehung mit den sogenannten Impersonalia steht, werden wir unten sehen. 2. Gefühlslautungen (Interjektionen). 9 . Als durch Affekte hervorgetriebene bloße Gefühlsäußerungen stehen die sogenannten Interjektionen entwicklungsgeschichtlich im engsten Zusammenhang mit den stimmlichen Äußerungen, die durch Wut, Schmerz usw. veranlaßt werden, ohne mit solchem Lautmaterial in Übereinstimmung zu sein, über das der Mensch s p r e c h e n d verfügt. Diese Äußerungen sind immer vorhanden gewesen, auch schon, ehe es Lautsprache gegeben hat, sie werden überall auch heute noch angetroffen, man rechnet sie aber, eben weil sie von

2. Gefühlslautungen (Interjektionen).

11

den üblichen Sprachlautungeu abweichen, gar nicht zur Sprache und somit auch nicht einmal zu den 'Interjektionen'. Diese sind gewöhnlich Ausdruck von gemäßigteren Gefühlen, angeglichen an das Lautungsmaterial der betreffenden Sprachgenossenschaft, z. B. nhd. ö, ach, aha, pfui. Sie werden wie die übrigen Elemente der Sprache erlernt und durch die Tradition weitergegeben und behalten zwar, ebenso wie die onomatopoietischen Gebilde, in der lebendigen Sprache größere Unbestimmtheit, größeres Schwanken der Artikulation bei z. B . nhd. o und o, he und he (dabei die langvokalischen noch noch mit verschiedener Betonung), griech. cu und & —, werden aber trotzdem, wiederum gleich den Onomatopoietika, wie alle andern Elemente der Schriftsprachen, orthographischen Festsetzungen unterworfen, wie z. B. bei uns 5 je nach seinem verschiedenen Gebrauch, beim Anruf u. dgl. und bei Verwunderung u. dgl., von manchen als o und oh graphisch unterschieden wird. Interjektionen, solange sie als Affektlautungen voll lebendig sind, machen erheblichere lautgesetzliche Verschiebungen, wie sie andere sprachliche Bildungen regelmäßig betreffen, nicht mit: so sind z. B. im Hochd. die Interjektionen ai (ei) und au (ou) auch in denjenigen Mundarten diphthongisch geblieben, die dieselben Diphthonge anderwärts monophthongiert haben (z. B. obersächs. ens = eins usw. und och — auch usw.); urgerm., urwestgerm. *ö (got.5, ahd. o-we, mhd. o, nhd.ö) ist im Ahd. unverändert verblieben im Gegensatz z . B . zum Präfix wo- aus *ö- in uo-mäd, uo-ivahst (GE 2, 2, 817). x ) Wieder gehen in diesem Punkt die Interjektionen Hand in Hand mit den Onomatopoietika, die so lange ihre alte Lautung beibehalten, als deren lebendige Beziehung zu dem Gegenstand, dessen Schall nachgeahmt wird, nicht abgebrochen ist, z. B. kuckuck (guckuck) = lat. cttculus, griech. xoxxvS usw., 1) Die NichtVerschiebung der Interjektion o zu *uo wird fälschlich als Beweis für Entlehnung aus dem Lateinischen (ö) angesehen. Höchstens darf man, scheint mir, zugeben, daß die Art und die Häufigkeit des Gebrauchs der lat. Interjektion auf das deutsche Wort von Einfluß gewesen ist. Vgl. § 10. In G R 2, 2, 651 hab' ich mich zu zuversichtlich für völlige Entlehnung ausgesprochen.

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II. Eingliedrige Sätze.

babbeln (päppeln) = lat. babulus, griech. ßaßa£ usw., wo die übliche Konsonanteiiverschiebung nicht Platz gegriffen hat, im Gegensatz z. B. zu ahd. hehara, ags. hi^era 'Häher', das dem ai. kiki-h (kiki-divih) und dem griech. xtaaa, att. xirra (aus *xixta) entspricht und ursprünglich ebenfalls lautmalend war1). Weg fällt die Affektbetonung, wenn sich auf der ungeforinten Gefühlslautung eine Wortform aufbaut, z. B. av. avae-tät- 'Wehtum', nhd. das weh (§ 10, 2), griech. tpev^oj 'ich wehklage' zu , sondern auch griech. ovä übersetzend), ahd. o-we, mhd. nhd. o (jetzt auch oh geschrieben); vgl. S . I I . Überall erscheint diese Interjektion beim Vokativ, am häufigsten im Keltischen, wo sie fast in derselben Weise zu einem Bestandteil der Vokativform geworden ist, wie das sogenannte Augment *e in uridg. Zeit mit den präteritalen Indikativen sich univerbiert hat (GR 2, 3,10ff.). Nicht ganz so häufig ist griech. usw. (S. 11.13), scheint so seit uridg. Zeit verwendet worden zu sein. Vgl. GR 2, 2, 646f. Vokativische Interjektionen stehen den imperativischen (§ 11 f.) besonders nahe und sind insofern von ihnen überhaupt nicht zu trennen, als ja auch im Vokativ meist eine Aufforderung zu einem Tun liegt, nämlich dazu, daß man sich dem Anredenden zuwende, im Gehen haltmache u. dgl. Ein Anruf wie kindf kann z. B. zugleich besagen 'bleib vom Wasser weg'. Den vokativischen Interjektionen steht der Anruf du! noch besonders nahe. Doch machte sich hier, ebenso wie

§ 14]

17

5. Impersonalien (subjektlose Verba).

bei den nominalen Anrufen kind!, freund! u. dgl., schon in uridg. Zeit das Bedürfnis geltend, Ein- und Mehrzahl formal zu unterscheiden, daher in der Anrede an mehrere ihr!, kinder!, freunde! usw. Daß als Vokativ dienende reine Stammformen wie uridg. *uire 'vir' (ir. a-fir) zugleich auch Mehrheitsbedeutung gehabt hätten, ähnlich wie die verbalen Anrufformen wie *age 'age' sie in geschichtlicher Zeit hatten, ist historisch nicht erweislich. Gewisse Nomina mögen zuerst als Vokativ ins Leben getreten sein und erst nach und nach die andern Kasus nach dem Vorbild schon fertiger älterer Kasussysteme neben sich bekommen haben. Z. B. die sogen. Lallwörter wie ai. tatd-h, griech. rara 'Väterchen, Papa', griech. fidfi/iri, lat. mamma usw. Dafür läßt sich das im Ai. nur als Vokativ erscheinende ämba 'Mutter' geltend machen gegenüber alul. aisl. amma usw. (vgl. Güntert Idg. Ablautprobleme 10f.). Wie die Vokative außer durch ihre eigenartigen Betonungsverhältnisse auch durch die eigenartige Behandlungsweise auslautender Vokale, die freilich in den organisierten Schriftsprachen nur noch gelegentlich hervortritt, ihren alten interjektionalen Charakter bewähren, ist GR 2, 2, 133 gezeigt. Es möge hier noch der auf derselben Grundlage ruhenden Formkürzung z. B. bei ai. bhöh statt des zu erwartenden *bhavah, lat. pol statt Pollux, deonoiva statt *deanoTvta gedacht werden; vieles dieser Art ist in der Alltagssprache weiterverbreitet oder auch allgemein üblich, tritt jedoch im Schriftgebrauch nicht oder nur gelegentlich einmal hervor, wie nhd. exlenz = exzellent, franz. msiö — monsieur. o >\

Im allgemeinen hat der Vokativ seine vollständige Stellung als eingliedriger Satz in allen Sprachen behauptet. Nur durch eine formale Assimilation ist er im prädikativen Satzteil aufgekommen in Sätzen wie griech. öXßie xovge yhoio ( G B 2, 2, 647).

5. Impersonalien (subjektlose Yerba)1). 1 4 . Im Gegensatz zu den Gefühlslautungen (Interjektionen im engeren Sinne) und den Urformen des 'Imperativs' und 1) M i k l o s i c h Die Verba impersonalia, Denkschr. der Wiener Ak. 14 B r u g m a n n , Syntax des einf. Satzes im Indogerm.

2

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II. Eingliedrige Sätze.

des 'Vokativs' handelt es sich hier auch um erzählende Mitteilungen, um Aussagen und Urteile. Es sind besonders oft meteorologische und zeitbestimmende Aussagen, wie pluit, advesperascit, und Aussagen über leibliche und seelische Affektionen oder Zustände, wie got. huggreifi, lat. jmdet. Solche Aussagen stehen oft dem Interjektionalen sehr nahe, indem sie unmittelbares Erzeugnis eines erregten Gefühls, des Schrecks, der Überrsachung u. dgl. sein können und wohl auch ohne besonderen Mitteilungszweck herauskommen, z. B. es blitzt!, es brennt!, vergleichbar den in Ausrufeform auf tretenden nominalen Ausdrücken wie ein blitz!, regen!, der mond!, das meer! (&x äXtg, ôVrt. . . ; 'ist nicht genug, daß . . . ?, Xen. Conv. 3,13 àXXà Xavâdvec oe, ort . . .; 'entgeht dir, daß . . . ? ' , a 392 ov fièv ydq ri xaxov ßaaiXeväfj.ev 'nicht übel ist Herrscher zu sein', Plato Menex. 247b elvai ri/iàç yovémv ¿xyovoiç xaXoç êrjaavgoç 'daß den Eltern Ehren zuteil werden, ist für die Nachkommen ein schöner Schatz'. Lat. sunt qui dicant, Plaut. Trin. 265 qui in amorem praecipitavit, périt, Cic. Verr. 1,153 incertum est, quam longa nostrum cuiusque vita futura sit, Plaut. Bacch. 1069 mihi evenit, ut . . . cederem, Plaut. Pseud. 1 meliust exsurgier, Plaut. Capt. 196 decet id pati animo aequo, Cic. off. 3, 64 semper est honestum virum bonum esse, Ter. Eun. 486 apparet servom hunc esse demini pauperis; nfranz. vient toujours qui vient tard-, admenm que pourra ; afranz. Alexis 83 tei covenist heim e bronie a porter-,

§27]

2. Subjekt.

47

nfranz. reste ä Iraiter des atitres; italien. accade spesso, che . . ., e vero, che . . . Osk. Tab. Bant. 19 pis ceus Bantins just censamur 'qui civis Bantinus erit censetor', 13 moltaum licitud 'multare liceto', umbr. Via 6 nersa courtust porsi angla anseriato iust 'donec reverterit qui oscines observatum ierit'. Ir. Wb. 23 c 21 ra-fitir as lia 'die Mehrzahl weiß es', wörtlich 'was mehr ist, weiß es', Wb. 32 a 22 attä immurgu asbeer 'es gibt aber (etwas) was ich sagen werde' Wb. 9 c 24 ni bu chumme duib ce-bad he fri-san-dente 'nicht gleich wäre für euch, gegen wen ihr es tätet', Ml. 90 b 13 dlegair, condib inducbäl du dia ani as inducbal dia muntair 'es gehört sich, daß Gott zum Euhm gereicht, was einen Leuten zum Ruhm gereicht' Got. Gal. 1, 23 saei wrak uns simle nu mereip galaubein 'o ömxtov rjfiäg noxe vvv evayyeXiQexai xfjv nlonv', Joh. 8, 29 saei sandida mik mip mis ist 'o nifiytag /ie ¡XET' ifiov ¿am', Matth. 6, 7 pugkeip im auk ei in filuwaurdein seinai andhausjaindau 'doxovot yäg Sri ev r f j noXvXoyia avrwv elaaxovaßrjaavTai, Luk. 9, 17 jah ushafan warp patei aflifnoda im 'xai rjg&r/ ro negiaasvaav avrol;', Matth. 5, 29 batizo ist auk pus ei fraqistnai ains lipiwe peinaize 'ovfupeQei yag aoi Iva aaioXrjrat ev rü>v fiekcöv aov', Luk. 16, 22 warp pari gaswiltan pamma unledin 'eyhero de (hiodavdv xov ma>%ov', Eöm. 7, 18 unte uriljan atligip mis ro yuQ üifoiv nagaxeirai /tot'; ahd. Otfr. 4, 12, 45 ni toas thär ther firstuanti 'nicht war da, der verstanden hätte', 3, 20, 124 wa$ scal es avur thanne nu so zi fragenne? 'was soll (das), danach jetzt wieder zu fragen ?'; mhd. geschiht aber, da3 . . . (Berth.), einander küssen da geschach (Wolfr.), güetltch umbefähen was da vil bereit von Slfrides armen das minnecltche kint 'Umarmung der lieblichen Jungfrau' (Nib.). Lit. kurs vogs nepralobs 'wer stiehlt, wird nicht reich werden', te-nmidüd käs nors 'geschehen mag was da wolle', man sunku büvo käd äsz turejau teip ilgai svrkti 'für mich war schwer, daß ich so lange krank sein mußte', käd tu toks nekläzada est, man ne-patinka 'daß du so ungehorsam bist, gefällt mir nicht', man sunku teip ilgai sirkti 'für mich ist schwer, so lange krank zu sein', sed'eti man ne-patinka 'zu sitzen gefällt mir nicht'; aruss. da vbzvmetb svoje ize budeli, pogubih 'das seinige soll wiederhaben, wer es verloren hat',

48

III. Subjekt und Prädikat.

[§27

a ise ubivisago imetb tolicemb se pribudeh po zakonu 'und wer den Totschläger ergreift, soll gleichen Anteil haben nach dem Gesetz', aksl. izvishno bo be ljudbfm jako Ioam prorokb ¿>2 'certum enim fuit hominibus Ioannen prophetam esse', razbivati skarqdo jesfo 'latrocinari turpe est', unije jesfa umreti 'praestat mori'. Dieselben syntaktischen Formen können auch dem Objektsakkusativ gleichstehen. Hier treten sie in weiterem Umfang auf als in der Subjektsstellung, weil es sich, von den Relativsätzen abgesehen, ganz vorzugsweise um Vorstellungen abstrakterer Natur handelt und diese im Satzgefüge im ganzen häufiger von Verbalbegriffen abhängig gemacht denn als Träger von solchen Begriffen in den Mittelpunkt des Satzes gestellt werden. RV. 1, 131, 1 jahl yo nö aghdyäti 'schlag (den) der uns nachstellt', AB. 3, 21, 2 svayam cva brüsva yat te bhavisyati 'gib selbst an, was dir gehören wird', RV. 1,170, 3 vidmä M te ydthü mänah 'wir wissen ja, wie deine Gesinnung ist', RV. 10, 129, 6 dtha ko viida ydta ababhuva 'aber wer weiß, woraus es entstanden ist' SB. 1,'5,1, 26 dnu mß iästa yätha va ähari§ydmi 'lehrt mich, wie ich es euch bringen soll'; RV. 10, 44, 6 rid ye Sekür yajniyä ndvam ärüham 'die nicht verstanden, des Opfers Schiff zu besteigen', MS. 1, 4, 10 (58, 4) agni pdristarltavd aha 'er heißt das Feuer umzustreuen'. Av. Y. 30, 4 pa^rvlm dazde gaemcCL ajyä^tlmcä yaddcd atahat apamam cmhus acistö dragvatqm 'da setzten sie fürs erste das Leben und das Nichtleben fest, und daß am Ende der Dinge den Druggenossen das schlechteste Leben zuteil werde', Y. 48, 9 kada vaeda yezi cahyä xsaya&ä 'wann werde ich erkennen, ob ihr über jeden die Macht habt'. Arm. Joh. 18, 21 nok'a giten zinij. asaQi es 'ovroi otöaaiv 5 ehiov eyu>, Eznik 1, 19 asaQi t'e astuaQk' i$ek' 'ich sagte, daß ihr Götter seiet'. Griech. E 460 8 yag tfv ol, andiXeoe marog eralgog 'was er hatte, verlor sein Genosse', B 365 yv(bafl tbieift', og fjyefiovcov xaxog . . . er)Oi 'du wirst dann erkennen, welcher von den Führern feige ist', 0 140 rj ov yiyvcoaxsig, o rot ex Aiog ov% ¿Tier' äXxiq; 'oder erkennst du nicht, daß dir von Zeus her keine Macht zuteil ward?', Xen. An. 2, 1, 4 dnayyeXlere 'Agiaia>, ort . . . 'verkündet dem A , daß . . . ' , a 170 xaraXeiov, xig no&sv elg ävöoüv 'sag an, wer und

§27]

49

2. Subjekt.

woher du bist'; A186 otpga . . . azvyet] de y.al dUAog I laov e/ioi tpaadai 'damit ein andrer verabscheue, sich mir gleich zu dünken', Plat. Gorg. 470 e rov xaXov xaya&ov ävdga evöai/zova elvai tprjfii 'ich behaupte, daß der ehrenhafte Mensch glücklich ist'. Lat. Cic. Phil. 8, 9 ergo habet Antonius quod suis polliceatur, Cic. Att. 15, 5, 1 plane non habeo quid scribam; Cic. Eosc. A . 53 mitto quaerere, Cic. Eep. 3, 28 quis ignorabat Q. Pompeium fecisse foedus? Osk. Tab. Bant. 9 factud pous touto . . . tanginorn deicans 'facito ut populus sententiam dicant', 5 deiuatud . . . siom ioc comono . . . pertumum 'iurato se ea comitia perimere', umbr. p r e h a b i a p i f e uraku r i e s u n a si h e r t e , e t p u r e e s u n e sis 'praebeat quidquid ad illam rem sacram sit oportet, et qui in sacrificiis sint (oportet)'. Ir. Ml. 115 b 1 nltormenmar ni, aram-betis in gnimai sin 'wir hatten nicht gedacht, daß diese Taten geschehen würden'. Got. Skeir. 5, 8 panzei tvili liban gataujip 'ovg deXei WonoieV, Matth. 6, 12 aflet uns patei skulans sijaima 'äcpe; fifilv rä oyedrjfiaTa rj/täw, Joh. 17, 7 nu ufkunpa ei alla . . . at pus sind 'vvv eyvcov ort nävxa nagä aoi eorw , Luk. 8, 55 jdh anabaud izai giban mat 'xal öihaiev avrfj do&rjvcu ävÖQmv TOJV xore vavfxayr[G&vT(ov, oxi xov . . . q>6ßov diekvaav rcöv 'EXXrjvmv 'das ist lobenswert an den Männern, die damals die Seeschlacht geliefert haben, daß . . . ' j a 82 ei ¡usv äf] vvv TOVTO (pilov ¡uaxageaai fteolcsiv, | voaxfjaai 'Odvafja 'wenn das den Göttern lieb ist, daß O. heimkehrt', vgl. auch neutrales rededeiktisches Pronomen als Stütze vor einem partizipialen Ausdruck, wie Aristoph. iJub. 380 TOVTI U E)XXR\IJEI, o Zevg ovx &v, äXV avx* avrov Äivog vvvl ßaaiXevmv. Lat. is fecit, qui . . ., qui fecit, is . . ., Plaut. Aul. 582 nunc hoc mihi factumst optumum, ut te auferam, Caes. bell. Gall. id aliquot de causis acciderat, ut subito belli renovandi . . . consilium caperent, Plaut. Capt. 208 hau nos id deceat, fugitivos imitari, Cic. fln. 5, 58 hoc apparef, nos ad agendum esse natos; afranz. Alexis 92 go peiset mei, que . . ., nfranz. p'esi dommage que . . ., il convient que vous le fassiez, italien. egli avviene, che . . ., egli e manifesto, che . . .; umbr. p i s i p u m p e f u s t e i k v a s e s e A t t i i e i i e r , e r e r i e s u n e k u r a i a 'quicunque erit collegis ( ? ) Atiediis, is rem sacram curet', osk. piei ex comono pertemest, izic eizeic zicelfeij comono ni hipid 'cui sie comitia perimet (quisquam), is eo die comitia ne habuerit'. Got.' Gal. 6, 13 nip-pan swepauh pai, ize(i) bimaitanai sind, witop fastand 'ovde yäg oi 7ieqixex[irjixevoi avxoi vo/uov qmXdxxovoiv , Joh. 11, 37 niu mahta sa, izei uslauk augona pamma blindin gataujan . . .? 'ovx fjdvvaxo ovxog o ävoi^ag xovg ocp&aXßovg xov Tvylov Ttoifjaai . . . ; ' Luk. 1, 43 jah hwaprö mis pata, ei qemi aipei fraujins meinis at mis? 'xai nodev /ML TOVTO, Iva ek&RJ rj

§29]

2. Subjekt.

53

[irjtrjQ lov XVQÎOV fiov nqoç fié;'. Ahd. Ottfr. 2, 13, 9 ther brüt habet, ther scal brütigomo sin, Otfr. 2, 8, 19 sur si5 thaz irscînit, wa$ fon 5> 8, 5' ioh thaz ist mihil wuntar, thaz . . . , 1 , 11, 47 er nist in erdringe, ther ira lob irsinge "er ist Dicht auf dem Erdkreis, der ihr L o b zu Ende sänge', 3, 20, 177 iz ist in alanähi, tha$ thu nan gisähi, T a t . 69, 4 ob iz irloubit st, wola tuon, he-ila tuon oda furliosan 'si licet bene facere, salvam facere an perdere', mhd. Freid. 1, 5 gote dienen âne wanc, deist aller wîsheit anevanc. Lit. kàs nenôr treczöko, tàs negâus szesztôko 'wer den Dreier nicht will, der wird den Sechser nicht bekommen', hur\ tröpys, tàs gälys jös vyrs bût 'welchen (von den Brüdern) sie träfe, der sollte ihr Mann sein', tat grazù, kàd tù ateini "es ist schön, daß du kommst', (Mark. 11, 23) tai nusidüs jam tai, kq jis sako 'so wird ihm das geschehen, was er sagt', kàd tù tôks neklâzada esi, tal mân nepatinka 'daß du so ungehorsam bist, das gefällt mir nicht', bijôtis vyrui tat negarbingai 'sich fürchten das ist für einen Mann unehrenhaft'. Euss. kto novago ne vidai, tot i ponosennomu rad 'wer Neues nicht gesehen hat, der ist auch mit dem Abgetragenen zufrieden'. Daß und wie auf Grund von Sätzen wie es freut mich, daß . . . das sogen. Scheinsubjekt 'es' in es regnet entsprungen ist, ist in § 15 gezeigt. b) Als Stützpunkte erscheinen rededeiktische subjektische Pronomina auch vor und hinter ebenfalls s u b j e k t i s c h e n S u b s t a n t i v a . Der Antrieb zur Anwendung des Hilfssubjekts kann sehr verschieden sein. V o r a u s W e i s u n g : Griech. K. 194 toi , TOVXO Tioiä}, Joh. 17, 11 atta weiha, fastai ins in namin peinammä, panzei atgaft mis 'heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast', Mark. 11, 23 ak galaubjai pata, ei patei qipip gagaggip 'äXXä mazevar] ort ä Xeyei yiverai'. Ahd. Otfr. 2, 3, 54 thag unsih io sangta, er al thär irdrangta 'was uns irgend einmal sinken machte, er ertränkte es alles darin', 2, 14, 92 er al ig untarwesta, thes mih noh io gilusta 'er wußte es alles, dessen mich noch je gelüstete', 1 , 1 , 23 eigun sie ig bithenkit, thaz, sillaba in niwenkit; der Nebensatz hat die Form eines unabhängigen Satzes z. B. Otfr. 2, 2, 8 gizalta in sUr tha^, thiu sälida untar in was, mhd. Minnes. 1, 308 b eg enteilen alle Hute niht, da% . . ., nhd. 'er versteht es (das), sich zur geltung zu bringen'. Lit.äsz tüs (tusius) apdovanösiu, kurS . . . 'ich werde die beschenken, welche . . .', (Rom. 7,15) bet kq asz ne kenczu, tai darau 'sondern was ich hasse, das tue ich', tu if tai prapüldysi, kq tu, dar tun 'du wirst auch noch das verlieren, was du noch hast', (2. Kor. 2, 1) bet tai savij' dumojau, kad ne vel smutnybej' pas jus ateiczau 'ich dachte das bei mir, daß ich nicht wieder in Traurigkeit zu euch käme'; vgl. auch das neutrale Pronomen vor einem partizipialen Ausdruck, wie 1. Tim. 1, 9 tai iinodams, teisamui zokanq ne dütq esanti 'das wissend, daß dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist'. Slav. aruss. i otbdasfa to, jeze smS sbtvoriti 'und er soll das herausgeben, was er zu nehmen gewagt hat', wruss. kto vylecit jeje, togo car' nagradit 'wer sie heilt, den

§31]

3. Prädikat.

57

wird der Zar belohnen', serb. blagoslovicu one, koji tebe uzblagosiljaju 'ich werde jene segnen, die dich segnen werden'. b) Objektische Pronomina erscheinen als Stützpunkte auch vor und nach gleichfalls o b j e k t i s c h e n S u b s t a n t i v a . V o r a u s w e i s u n g : EY. 1, 32, 3 áhann enq prathamajäm dhinäm 'er erschlug ihn, den Erstgeborenen der Schlangen'. 0 249 iva fiiv Tiavaeis nóvoio, I ölov 'A%il.Xf¡a. Nhd. Lessing lassen Sie mich sie küssen, diese väterliche hand. Das stützende Pronomen kann auch ein Neutrum sein, abweichend von dem erläuternden Substantiv (vgl. S. 53), z. B. 2. Kor. 13, 9 TOVTO dé xái evxófie&a, rr¡v vpwv xarógnatv (vgl. Plat. Apol. 37a rovrov r i f i w p a i , év TtQvzavsíq) anr¡ae(oq, got. 2. Kor. 13,9 pizuh auk jah bidjam, izwaraizos ustauhtais). K ü c k w e i s u n g : Ai. SB. 2, 2, 2, 19 yáthügn'f, sámiddhq tq ghrténObhiSiñcet 'als ob man das bereits entfachte Feuer, das mit ghrta begösse'. Griech. Plat. Civ. 477 d emarr¡nr¡v TIÓXEQOV övvafiiv riva ä>vri eX&ovxa eh; AeXcpovg ävaxotvöjaat rä> &sä> jzegi rrjg noQeiag, Cic. Balb. 29 civi Romano licet esse Gaditanum, Caes. b. civ. 3, 1, 1 is erat annus, quo per leges ei consulem fieri liceret, Ov. met. 11, 219 Iovis esse nepoti contigit haud uni. Diese Erscheinung zeigt Loslösung des Prädikativums aus der Beziehung zum subjektischen Dativ und Übergang zu der bei zu ergänzendem allgemeinen Subjekt des Infinitivs üblichen Konstruktion, wie Xen. Comm. 3, 12, 8 xavxa de ovx eoTiv idelv d/xeXovvxa, Cic. Att. 10, 8, 4 medios esse non licebit. TÖIV

d) Der Genitiv, wenn das Subjektswort als Genitiv vom regierenden Wort abhängt. So im Griech. Xen. Hell. 1, 5, 2 KVQOV eöeovxo D>; jtgo&vjuordTOv nqog rov nöke/uov yeveo&ai. Auch hier erscheint, unter derselben Bedingung wie bei c), für den Genitiv der Akkusativ, z. B. Herodot 6,100 'Adr/vaiojv ebefjürjoav o ö' änroXefiog xai ävaXxig 'du bist unkriegerisch und kraftlos'. Lat. Iupiter optimus maximus; purus putus; Plaut. Asin. 339 asinos vetulos claudos, Plaut. Bacch. 761 insanum magnum molior negotium, Plaut. Capt. 722 tibi ponderosas crassas capiat compedes; quod faustum fdix fortunatum sit. Mit Kopula: Plaut. Cas. 626 novam atque integram audaciam, Plaut. Bacch. 711 oppidum antiquom et vetus, Plaut. Bacch. homo miser atque

§61]

113

infortunatus, Plaut. Cure. 477 confidentes garrulique et malevoli (homines), Plaut. Capt. 665 innocentem servom atque innoxium, Cic. Quinct. 3 homo et in aliis causis exertitatus et in hac muUum et saepe versatus. Italien, la sua gigante-sca, magra, vecchia persona; a colori grossi e sbiaditi-, afranz. asez creues e enlinees dames; gent mauvaise et amere (vgl. Meyer-Lübke Gramm, d. rom. Spr. 3,784f.). Umbr. V i a 42 futu fons pacer 'esto favens propitius', V i a 61 fututo foner pacrer 'estote faventes propitii'. Ir. Tain bö C. 1649 ni hecal ria ii-gnlm n-garb n-gle 'er ist nicht furchtsam vor wilder, glänzender Tat', 1715 giUa dond drechlethan alaind 'ein brauner, breitgesichtiger, hübscher Bursche'. In diesem Denkmal scheint der Nichtgebrauch der kopulativen Partikel durchaus die Regel zu bilden. Aus dem Mkymr.: mowyn wneu delediw 'ein dunkelfarbiges, schönes Mädchen', danned hiryon melynyon 'lange, gelbe Zähne'. Mhd. Waith. 46, 10 ein edeliu schoene frouwe, Bruder Berthold ungerwete$ leder fulej, as. Hei. 15 helag himilisc word, 1900 godoro wordo spahlicoro 'guter, kluger Worte'. Mit Kopula: ahd. dera hörsamt starchistun indi ioh foraperahtida wäffan ^oboedientiae fortissima atque praeclara arma', mhd. Bruder Berthold guot dinc und edeleß. Mit paarweise gestellten Gliedern: Nib. 1915, 1 er wirt ein küene man, rieh und vil edele, starc und wol getan. Kompositioiiellem Charakter (vgl. eine schwarzweiße fahne) nähert sich die Verbindung bei Unflektiertheit des vorausgehenden Adjektivs: mhd. Trist. 3919 mit brfin reidem hüre, Parz. 57, 18 u>>5 und swarzer varwe (vgl. dasselbe beim Substantiv, z. B. mhd. ha?j unt nides vol), nhd. eine schuldlos reine weit, ein heilig ivunderbares mädchen. Lit. jis protingas vernas stropus darbininkas 'er ist ein verständiger, treuer, fleißiger Arbeiter', daneben protingas Vernas ir stropus darbininkas; russ. relovek sutul-gorbat 'ein buckeliger, höckeriger Mensch' on sutul-gorbat 'er ist buckelig, höckerig', govori mil-serdecnyj drug 'sag, lieber herzlicher Freund' und seca sil'na i strai'ina 'eine starke und schreckliche Schlacht', tolstaja i rjahaja deva 'ein dickes und pockennarbiges Mädchen'. — In allen Sprachgebieten ist es daneben zu festerem kompositionellen Zusammenschluß gekommen, viel häufiger im Bragmann, Syntax des einf. Satzes im Indogorm. g

IV. Gruppen im Satze.

ganzen, wenn dem Substantiv an sich begrifflich schärfer gegeneinander abgegrenzte, namentlich einen Gegensatz zueinander bildende Eigenschaften beigelegt werden, als in dem Fall, daß Synonyma nur zum Zweck der Betonung eines adjektivischen Begriffs aneinandergereiht werden. Im klass. Altindischen freilich ist in dieser Richtung wohl kein Unterschied zu finden (vgl. GE. 2, 1, 76f.). In jenem ersteren Fall bestehen die verbundenen Eigenschaften teils so nebeneinander, daß sie getrennt voneinander dem Gegenstand anhaftend vorgestellt sind, z. B. eine schwarzweiße fahne, teils so, daß die eine die andere mehr oder minder durchdringt und so determiniert und modifiziert, z. B. graublaues tuch, blaßgelbe haut. Ai. rukmäh suvarnarajatäh 'goldner und silberner Schmuck, ein Schmuck, an dem zugleich Gold und Silber ist', rihtäguruh 'zugleich nichtig und gewichtig', nilalöhitäh 'schwarzblau und rot', uttaräparah 'nördlich und westlich, nordwestlich', uccavacah 'hoch und niedrig, groß und klein, mannigfaltig' (z. B. learma 'die mannigfaltige Opferhandlung'), äca>paracah 'hin und hergehend'; TS. 7, 4, 7, 3 ündtiriktä vä etä rätraya, ünds täd yäd ekasyäi na pancaSdd, ätiriJctüs täd ydd bhüyasir astäcatvär{satah 'diese Nächte sind zugleich zu wenige und zu viele, zu wenige insofern sie eins weniger als fünfzig sind, zu viele insofern sie mehr als achtundvierzig sind'; aghöraghörarü'pdh 'nicht grausige und zugleich grausige Gestalt habend', tamradhümrd- 'schwarzrot' (von Adern). Griech. aqxioTieQiaaog von Zahlen, die gerade und zugleich ungerade sind, •&Qaavdedos 'feig und dabei sich kühn stellend', XsvxofieXag 'weiß und schwarz, subniger', o£vyAvxvg 'sauer und süß' (von einem Trank aus Essig und Honig), yhixviuxQog 'süß und zugleich bitter', mxQoiavdog 'blaugelb (von Wein), XevxonvQQog 'hellrot' (von Haaren); selten solche wie- yvfivoQQ'önaQog 'nackt und zerlumpt' (von Männern gesagt); xaloxäya&og ist späte Rückbildung aus xaloxäya&iö. (GR 2, 1, 61. 99). Lat. reci-procus 'rückwärts und vorwärts gerichtet', allgemeiner 'abwechselnd, wechselseitig', z. B. aestus, vox (GR. 2, 1, 60 f. 480), dulcamarus (vgl. Catull. 68, 18 dulcem curis miscet

§61]

115

2. Bestimmungsgruppen.

amaritiem). Von anderer Art contortiplicatus, Kürzung von contorti-complicatus, Plaut. Persa 708 longa nomina contortiplicata habemus. Ir. dub-glass 'caeruleus, schwarzblau', mkymr. gwynllwyt 'weißgrau'. Ir. fer find-chass 'weiß und gelockt' d. i. 'weißgelockt, weißlockig'. Erst im NM. wurden beliebt solche wie schwarzweiß, schwarzrotgolden, taubstumm, deutschlateinisch lateinischdeutsch, kritischhistorisch, wildfremd und wie dummdreist, hellgelb, blendendweiß, wozu man aber füglich auch zu rechnen hat solche mit und wie eine schwarzundweiße fahne. Diese ganze Klasse ist angebahnt worden durch die oben erwähnte, schon früher vorhanden gewesene Neigung, die Flexionsendung des vorausgehenden Gliedes zu ersparen (mit schwarz- und weißen fahnen). Man bevorzugt jetzt die formantische Kürzung, wo Zweideutigkeiten entstehen können: schwarzweiße und schwarz und weiße fahnen, wenn die Adjektiva auf dieselben Fahnen gehen, gegenüber schwarze (und) weiße fahnen = schwarze fahnen und weiße fahnen. Lit. scddkartinis

obulas 'ein bittersüßer Apfel',

judberis

arklfjs 'ein schwarzbraunes Pferd', szvSmelynis 'hellblau', tamsmelynis 'dunkelblau'; vgl. dazu paikal drqsüs etwa 'dummdreist' u. ähnl. Euss. bSlorumjanyj 'weiß und rot' (von einem Gesicht), tonkobSlyj 'dünn und weiß' (von einem Handtuch); daneben lediglich der Begriffaverstärkung dienende Zusammenrückungen von Synonyma, wie sil'nyj-mogucij 'stark und kräftig'. 2. Von den dem Substantiv beigegebenen Adjektiva macht eines mit dem Substantivum eine engere begriffliche Einheit aus. Zu diesem so determinierten Substantiv tritt neu eine oder mehrere adjektivische Bestimmungen hinzu, z. B. ein schöner, kräftiger junger mensch = ein schöner, kräftiger jüngling. Wo die Betonungsverhältnisse unbekannt sind und die Schreibweise keinen Wink gibt, ist dieser Fall von dem unter 1) besprochenen oft schwer zu unterscheiden; vgl. z. B. Grimmelshausen Simplic. 3, Kap. 13 nähmst du eine schöne junge reiche Frau. Am klarsten sind überall die Fälle, in denen das sekundäre 8*

116

IV. Gruppen im Satze.

Attribut ein Demonstrativpronomen, Possessivum oder ein Zahlbegriff ist. Z. B. ai. RV. 6, 32, 1 asmäi mähe vlrhya 'diesem großen Helden', RV. 2, 24, 1 ayä vidhêma navayä mahâgirâ 'wir wollen (dich) verehren mit diesem neuen, großen Lied', TS. 2, 1, 8, 1 täsmä ètò sàuri svêtTi vaèâm âlabhanta 'für diese (die Sonne) opferten sie jene (bekannte) für die Sonne bestimmte, weiße Kuh', TS. 5, 1, 7, 1 sâpta vai slrsanyàh franali 'sieben zum Kopf gehörige Löcher', RV. 4, 23, 9 pur uni candrâ vâp%?i 'viele glänzende Gestalten'. Arm. Joh. 10, 32 bazum gares baris 'noXXà ëgya xaM. Griech. r 166 xal xóvò' avôga 7ieAebßiov 'auch diesen gewaltigen Mann', A 3 noXXàç ò' iqr&i/iovç ipvxàç 'viele starke Seelen'. Lat. Plaut. Asin. 255 Ingenium vetus vorsuium tuom, Plaut. Asin. 564 advorsus octo—artutos audacis viros, Cic. dorn. 63 multis fortissimis viris, Plaut. Bacch. 1020 plurimis verbis malis, umbr. V 5 uraku ri esuna 'ad illam rem divinam'. Ir. SM. 64 teora ferba fira très vaccae candidae', mkymr. deu vackwy wineuon ieueinc 'zwei dunkelfarbige junge Burschen'. Ahd. Tat. 104, 2 zi desemo itmalen doge 'ad diem festum hunc', mhd. Nib. 53, 1 viel lieber vater min, nhd. mein lieber valer ; mit auffallender, im Mhd. häufigen Zwischenstellung des Possessivums z. B. disiu zesewe min hant, mit starken slnen banden, as. Hei. 2863 fan allun widunwegun. Lit. szìtas géras èinogùs 'dieser gute Mensch', tòki dvàrq dìdeli dìdeli 'ein solcher großer, großer Hof ; russ. za tri porjadoeno pribrannyja gornicy 'für drei gut eingerichtete Zimmer', ves' den etot 'diesen ganzen Tag'. — Auch Beiordnung von 'viel' mittels 'und' fand im Griech. und im Lat. statt. Es geschah das, indem der Begriff 'vier als eine an dem Gegenstand selbst haftende Eigenschafft, nicht als äußerlich herangebrachter Zahlbegriff angeschaut wurde (vgl. TioXkòt; ofißgot; 'reichlicher, heftiger Regen', izoXvç öXßoc, 'großer Reichtum' u. dgl.). Doch hat sich diese Ausdrucksweise in beiden Sprachen mit der Zeit mechanisiert. 0 586 JtoXéeç re xal ähcifioi âvégeç, Xen. An. 5, 5, 8 ôià noktâv re xal ôeivûv ngayfiaTCDV, besonders oft bei Substantivierung des Neutr. Plur., wie noXkà xal xaxd und in andrer Folge alaxQa xal noXkâ. Cic. Verr. 5,119 multi et graves dolores, Mur. 20 multas res et magnas, Man. 64 virtutes multae et magnae.

§61]

2. Bestimmungsgruppem.

117

Vermutlich sind auch die folgendem Beispiele hierher zu stellen (was wir durch die Art der Übersetzung auszudrücken versuchen). RV. 6, 32,1 mahf v'tràya tavésè turäya 'dem großen Helden, der stark und flink ist' (vgl. 1, 32, 6 mahävlrq luvibadhàm rjìsàm 'den großen Helden, der gewaltig drängt und drauflos eilt'), SB. 3, 2, 3, 1 ädityd carv, präyaniyam 'ein für Aditi bestimmtes Mus, das den Eingang der Opferhandlung bildet'. Arm. Agath. § 727 (S. 379) mecamec vararne- vaireac 'von sehr großen Wildebern'. Griech. Soph. Trach. 1196 noXMv ò' ägaev' èxta/ióv&' ófiov \ äygiov ekaiov 'zugleich reichlich abschneidend kräftigen Wild-Ölbaum', d. h. Zweige davon (vgl. àyqéXaiog 'wilder Ölbaum' ), Xen. Kyr. 1,4,21 xécovyewaiog cbieigot; 'ein undressierter Hund von edler Rasse'. Lat. Plaut. Asin. 575 ulmeis adfecios lentis virgis 'mit elastischen Ulmenstäben', Ter. Ad. 42 dementem vitam urbanam 'das bequeme Stadtleben' : im Roman, gibt die Wortstellung Anhaltspunkte, z. B. franz. le petit logement pauvre (vgl. Meyer-Lübke Gramm, der r. Spr. 3, 785). Nhd. ein großer schwarzer spechi, der bleiche volle mond, der reine neue schnee, wenn gemeint sind Schwarzspecht, Vollmond, Neuschnee. Lit. séns paiks zmogùs 'ein alter Dummkopf'. 3) Mehrere Adjektiva gesellen sich einem Substantivum in der Weise, daß das Substantivum, nur einmal ausgesprochen, verschiedene Arten oder Exemplare seines Begriffs meint und die Adjektiva auf diese bezogen sind, wie der rechte und linke fuß, hohe und niedrige berge (vgl. Verba mit mehreren Adverbia wie er ging treppauf treppab). Ai. Chänd. Up. 48, 1 sq häsmai kämüh padyante daivaè ca manusdà ca 'die göttlichen und die menschlichen Wünsche gehen ihm in Erfüllung', vgl. die dualischen Komposita padbhytj, daksinasavyabhyäm 'mit dem rechten und linken Fuß', pürvapardu töyanidhl 'das östliche und westliche Meer', sowie purvapararütrau 'in der ersten und letzten Hälfte der Nacht' ; av. Y.65,6 hatqmca anhusqmca zätanqmca azütanamca asaonqm 'der seienden und gewesenen, der jetzigen und künftigen Gläubigen'. Griech. B 281 oi nqmoi re xal WoTarot visi; 'A%aiGn> 'die vordersten und hintersten Söhne der A.' a 395 ßaadfjeg ... véot rjóè naXaioi 'junge und alte Fürsten', Xen. Kyr. 8, 7, 28

118

IV. Gruppen im Satze.

oi nagovreg xai oi oaiovreg 9oiXoi 'die anwesenden und abwesenden Freunde'. Lat. Carm. Sal. pennatas impennatasque agnas 'spicas cum aristis et sine aristis', Bell. Afr. 51, 2 ad angulum dextrum sinistrumque eius oppidi-, umbr. V I b 59 nerf hihitu ansihitu, iouie hostatu anhostatu 'principes cinctos incinctos, iuvenes hastatos inhastatos'. Mhd. grü, WIQ, swarzer münche-, allen dingen will und zamen; nhd. in guten und schlechten zeiten, in jung- und alten tagen, froh und trüber zeit, der rechte und der linke fuß und der rechte und linke fuß. Lit. äuksztos ir semos varpnyczios 'hohe und niedrige Glockentürme'. 4) Endlich ist hier zu erwähnen die Verbindung von zwei gleichmäßig flektierten Adjektiva mit einem Substantivum, bei der das eine Adjektiv gegenüber dem andern die Punktion eines Adverbiums hat, wie eine ganze gute frau für eine ganz gute frau. Hierüber GE 2, 2, 665f. und unten § 66. c. S u b s t a n t i v u m m i t A d v e r b i u m . 6 2 . Adverbia, die, wie ihre Benennung richtig besagt, eigentlich zum Verbum gehörten, sind oft von einem substantivischen Satzteil in der Art attrahiert worden, daß sie mit ihm eine Einheit nach Art einer aus Substantiv und Attribut bestehenden Gruppe bildeten: etwa das buch hier ist schadhaft im Anschluß an das buch ist (befindet sich, liegt) hier. Solche im Gebrauch adnominal gewordene und damit mit den attributiv gebrauchten Adjektiva auf gleiche Linie gekommene Adverbia haben dann vielfach auch die Gestalt von deklinierten Wörtern bekommen und sind als solche wie die alten attributiven Adjektiva behandelt worden, z. B. hiesig, dortig, jetzig, ai. puränd-h, griech. ävrioQ usw. Ein Haupthebel bei dieser Entwicklung war, daß im Prädikatsteil des Satzes von Anfang an als Prädikativum, mit und ohne Kopula, nebeneinander adjektivische und adverbiale Wörter im Gebrauch waren (S. 81 ff.). Dies ließ diese Wortklassen leicht als funktionsgleich erscheinen und erleichterte die Loslösung des Adverbiums aus dem prädikativen Satzteil. Doch sind, wie schon GE 2, 2, 756 angedeutet wurde, die Adverbia wahrscheinlich nicht alle bloß auf diese Weise zu attributivem Gebrauch gekommen. Bedenkt man, daß die

§63]

2. Bestimmungsgruppeiii.

119

eines Kasuszeichens entbehrenden Formen des Nom. Sing, von Demonstrativpronomina wie *so = ai. sä, griech. o oder lat. hi-c ursprünglich nicht eigentlich Kasusbildungen, sondern deiktische Partikeln gewesen sind, ferner daß der attributive Gebrauch von *so schon in uridg. Zeit vorhanden war (GR 2, 2, 313ff.), so ist nicht unwahrscheinlich, daß z. B. ai. so na griech. o avtfQ ursprünglich nicht 'der Mann', sondern 'da der Mensch, der Mensch da' gewesen ist. Beispiele für attributive Verbindung von Adverbia mit Substantiva sind GR 2, 2, 756ff. gegeben, Kompositionsbildungen, die sich angeschlossen haben, ebendaselbst. C. Gruppen mit Adjektivum. 1. A d j e k t i v u m mit S u b s t a n t i v u m . 6 3 . Daß ein Adjektiv durch ein Substantivum näher bestimmt werden kann, hat sich in der Lehre vom Gebrauch der Kasus gezeigt. Die Konstruktion des Adjektivs hat größtenteils an verbaler Konstruktion eine deutliche Parallele, und zwar zunächst an der Konstruktion sinnesgleicher verbaler Adjektiva. Das Substantivum kann erscheinen: Im A b l a t i v . Z. B. ai. nrdhvä-h 'in die Höhe steigend von — aus', lat. Uber 'frei von'. Vgl. den Abi. bei bedeutungsverwandten verbalen Adjektiva, z. B. lat. omni cura Uber wie omni cura liberatus. Der Ablativ als Komparationskasus, z. B. lat. te maior, ist zunächst mit dem Ablativ bei Bezeichnungen des Voranseins, des Vorzugs u. dgl. in Verbindung zu bringen. S. GR 2, 2, 500 ff. Im L o k a t i v . Von dem gleichen Kasus in Verbindung mit Verben des Seins, Sichaufhaltens u. dgl. herübergekommen ist der Lok. in ai. dcvvSu jyratamäh 'der erste unter den Göttern', griech. ^¿yiarog Kvxkwneaai 'der größte unter den K.', ai. suryv duhitä 'die Tochter beim S.', so viel als 'die Tochter des S.' (GR 2, 2, 513) u. dgl. Hieran hat sich mancherlei angeschlossen, wie ai. jäncSu priydh 'beliebt unter (bei) den Menschen'. Von anderer Art: ai. dbhagah 'teilnehmend' mit Lok. gleichwie bhagäh 'Anteil' mit Lok. und gleichwie ä bhaj- 'teilnehmen an', z. B. avapünrsv dbhagah 'an Gelagen teilnehmend'. S. GR 2, 2, 517f.

120

IV. Gruppen im Satze.

[§64

Im Instrumentalis. Bei seiner mannigfaltigen Gebrauchsweise hat sich dieser Kasus auch in sehr verschiedener Art mit Adjektiva derart näher verbunden, daß er das Adjektiv näher bestimmte. Die verschiedenen hierher gehörigen Fälle, z. B. ai. ujycna misrälj 'mit Butter vermischt', sind GR 2, 2, 541 ff. behandelt. Im D a t i v . Dieser Kasus von Substantiven erscheint besonders oft bei Adjektiven, die 'freundlich', 'lieb' u. dgl. bedeuten, wie ai. éivah, lat. amicus, und solchen, die 'gleich', 'ähnlich' u. dgl. bedeuten, wie lat. par, similis'. S. GR 2, 2, 563f. Im G e n i t i v . Wie bei der Abhängigkeit eines Substantivs von einem Substantiv eine große Mannigfaltigkeit der Beziehungen unterschieden werden kann (S. 104), so ist das auch bei der Abhängigkeit eines Substantivs von einem Adjektiv der Fall. Engere Beziehung zu verbaler Kasuskonstruktion tritt z. B. bei lat. cupidus c. gen. 'verlangend nach' zutage, das mit ebenfalls mit dem Genitiv konstruiertem cupiditas sich an cupiunt tui u. dgl. anschließt, oder bei griech. fivtf/tcov 'eingedenk', dem lufivrjoxonai rtvog 'einer Sache eingedenk sein' zur Seite steht. Näheres GR 2, 2, 596 ff. Im A k k u s a t i v . Hier hat man es besonders zu tun mit Verbindungen mit dem Akkusativ der Beziehung, z. B. griech. Sfifuira ixelo? 'gleich an Augen', und dem Akkusativ der Erstreckung, z. B. lat. quindecim pedes latus. S. GR 2, 2, 638ff. 64. Die kompositionellen Verbindungen zeigen, wie diejenigen, deren Hauptglied ein Substantivum ist (§ 58), teils eine Kasusform, teils die Stammform als Vorderglied. Mit Kasusform z. B. ai. yudhi-stkirak 'im Kampf standhaft', mädS-raghuh 'im Rausch flink, in Erregtheit eilend', &utc-tarali 'beim Soma tätig', apsu-sad- 'im Wasser wohnend', griech. èaQÌ-ÒQemog 'im Frühling gepflückt', agei-yaTog 'im Krieg getötet' mit Lok., ai. gira-vrdh- 'durch das Lied gedeihend', vidmandpas- (zu apäs-) 'mit Weisheit wirkend', arm. jerb-a-kal 'mit der Hand gefangen' (GR 2, 1, 101) mit Instr., ai. dévanqpriyali 'den Göttern lieb' (Ehrentitel von Königen), nhd. manns-toll (mhd. marines toi) mit Gen., ai. dhanq-jayäh 'Beute gewinnend', av. virdn-jan- 'manntötend' mit Akk.

121 Meistens aber erscheint auch hier wieder der aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft ererbte Stammtypus, bei dem die Kasusbedeutung oft nicht genau zu bestimmen ist. Ablativisches Verhältnis kann man z. B. annehmen für ai. ab-ja- und griech. ^aXaaao-yevrjg 'wasserentstammt', lokativisches für lat. monli-vagus, ir. cath-buadacli 'im Kampf siegreich', instrumentalisches für ai. tilä-miiralj 'mit Sesam gemischt', yajna-vrdh'durch Opfer gedeihend', matr-sadrsah 'der Mutter ähnlich', dativisches für ai. viivä-sambhuh 'allen Heil bringend', griech. deo-eixekog 'den Göttern gleich', ir. alhr-amil 'dem Vater ähnlich', akkusativisches für ai. vasu-vid- 'Güter findend', griech. ayqo-v¿IXOQ 'landbewohnend', lat. armi-ger. S. GR 2,1, 69f. Auch mit anderer Stellung der beiden Glieder: z. B. griech. laö-deog 'gottgleich', lat. primi-scrinius (GE 2, 1, 101). 2. A d j e k t i v u n i mit Adverbium. 65. Wie mit Substantiva (§ 62), ist das Adverbium auch mit Adjektiva zu einer Gruppe im Satz zusammengetreten. In dieser Verbindung erscheinen die verschiedensten Formen des Adverbiums (GR 2, 2, 670ff.). Besonders alt und am weitesten verbreitet ist der Zusatz von solchen Adverbia, die den Sinn des Adjektivs entweder steigern oder verringern, z. B. ai. purü kandräh 'sehr glänzend', mähi priyäh 'sehr lieb', griech. noXv vehmi 'sehr froh'. S. GR 2, 2, 784f. Hierzu zahlreiche Komposita. Einesteils solche, deren erster Bestandteil, als das bestimmende Glied fungierend, eine Form ist, die nicht zugleich als Grundlage eines Kasussystems vorliegt. Hierher die zahlreichen Komposita mit *n- 'un-' wie ai. dpriyah 'unlieb', arm. anzaur 'unmächtig', griech. äxaxog 'nicht schlecht', lat. insanus, ir. anse 'unleicht, schwer', got. unhrains 'unrein', mit *dus- 'übel, mis-' wie ai. durmitrdh 'unfreundlich', griech. övoäijg 'arg stürmend', arm. tgrt 'unwissend', ahd. zur-wari 'suspiciosus, suspectas', mit *su- 'wohl, sehr' ai. su- (su-iükah 'sehr rasch')

122

IV. Gruppen im Satze.

[§ 66 u. 67

usw., die ai. mit ati- (ati-dürah 'sehr weit'), die griech. mit ¿Qi-, äya- usw. usw. S. GR 2, 1, 54f. 67. 70f. 2, 2, 748. Auf der andern Seite stehen solche Zusammensetzungen, deren Vorderglied einen Kasusstamm darstellt, wo denn dieser Stamm die Funktion eines Adverbiums hat. In dieser Klasse zeigen sich in doppelter Weise Abgrenzungsschwierigkeiten. Solchen Komposita nämlich wie ai. tämra-dhümrdh 'dunkellohfarbig, dunkel-rot' (von Adern gesagt), krsnaitdh 'schwarzgesprenkelt', griech. a>xQO-üav&og 'blaßgelb', fevxö-nvQQos 'hellrot', mhd. bleich-grüene 'blaßgrün', lit. raudon-b'eris 'rotbraun', russ. svStlo-zelenyj 'hellgrün' wird man Determinativcharakter zuschreiben, da bei ihnen eine Eigenschaft durch eine andere modifiziert erscheint. Doch bleibt oft die Grenze unsicher gegenüber den Dvandvabildungen wie nhd. schwarz-weiß, von einer Fahne gesagt, griech. Xevxo-noQfpvqoQ 'weiß-purpurn', von einem Kleidungsstück, russ. belo-rumjanyj 'weiß-rot', von einem Gesicht. Dann erhebt sich bei vielen Zusammensetzungen, deren Vorderglied, äußerlich besehen, ebensogut A k t . Sing. Neutr. wie Stammform sein kann, wenn das Neutrum in adverbialer Geltung in Gebrauch war, die Frage, ob das Vorderglied als das eine oder als das andere in das Kompositum eingegangen ist, z. B. bei ai. puru-dasmdh 'sehr wunderkräftig', av. po"ru-jira- 'sehr lebhaft an Verstand, sehr intelligent', griech. TioXv-noixiXog 'sehr bunt', as. filu-berhi 'sehr glänzend', griech. navootpot;, na/ungcoroQ u. dgl. 3. A d j e k t i v u m m i t A d j e k t i v u m . 66. Hierher gehören Verbindungen wie ai. rödasi viivr yajate 'die beiden ganz heiligen Welten', griech. rev/ea öaidaha mxvra 'eine ganz kunstvolle Büstung', nhd. eine rechte dumme geschickte, aksl. vbsi cch 'oXöxhqQot;, ganz heil'. Ob solche Gruppen schon in uridg. Zeit vorhanden waren, ist zweifelhaft. Über die Entstehung dieser Art von Gruppen s. GR 2, 2, 665f. Außerdem ist § 61 zu vergleichen. 4. A d j e k t i v u m mit I n f i n i t i v . 67. Beispiele: ai. livaro vdditöh 'zu sprechen vermögend', dadlvrovir bhäradhyüi 'kräftig (fähig) zu tragen', griech. Qr}heQOQq ' i m L a n d ' , l a t . in terra, ir. i m-bethu 'in v i t a ' , g o t . in garda

Haus', aksl. vb domu 'im Haus'.

'im

124

IV. Gruppen im Satze.

[ § 70 u. 71

Auf der anderen Seite stehen solche Gruppen, die aus der Vereinigung eines nominalen Wortes mit einem von ihm abhängig gemachten freien oder adverbial gewordenen Kasus dadurch entsprungen sind, daß diese Verbindung als eine jener ersteren Art umempfunden wurde. Diesen Zuwachs hat die ursprünglichere Klasse wohl ganz erst in den einzelsprachlichen Entwicklungszeiten bekommen. So z. B. ai. atithibhyö 'grc 'vor (zeitlich) den Gästen', griech. nargog %&QIV 'des Vaters

wegen', lat. patris causa, Romam versus, ir. dochum nde 'zu Gott', got. andwairpis pamma blaiwa 'gegenüber dem Grabe', nhd. laut des berichts, laut dem berieht, lit. aplink manq 'um mich herum', aksl. protivq sile svojeji 'nach (gemäß) seiner Kraft'. Über das einzelne s. GR 2, 2, 761 ff. Häufig hat sich kompositioneile Univerbierung

ange-

schlossen, z. B. ai. anu-vratäm 'ordnungsgemäß', arm. i-durs 'hinaus, draußen', griech. ev-öov ('im Haus') 'daheim, drinnen'.

TiQO-xov 'vordem', lat. de-nuo, in-vicetn, ir. a rainn arrain 'von Seiten, was betrifft', ahd. in-stete 'anstatt', lit. po-visäm 'gänzlich', aksl. is-koni 'von Anfang', s. GR 2,1, 68. 2, 2, 722 ff. 2. P r ä p o s i t i o n m i t I n f i n i t i v . 70. Diese Verbindung kam zu einer Zeit auf, als der Infinitiv noch lebendiger Kasus war, z. B. ai. ä tdmitöh 'bis zum

Erschöpftsein', purä däkiinabhyo ni'töh 'vor dein Herbeibringen der Opferkühe', ahd. ze nemanne 'zum Nehmen, zu

nehmen', got. du ganasjan 'herzustellen', griech. nXr\v tiavdv 'außer Sterben, außer daß man stirbt', lat. praeter amare, od

velle. S. GR 2, 3, 935 ff. 3. P r ä p o s i t i o n m i t A d v e r b i u m . 71. Wie von einer Präposition lebendige Kasus abhängig gemacht werden, so auch bereits adverbial erstarrte Kasus sowie sonstige adverbiale Wörter. So ai. prdti vdstöh 'gegen mprgen', griech. eg evvrjipt 'auf übermorgen', ix TOTE 'seitdem',

lat. ad meridic, a mane, ahd. ubar morgana 'übermorgen', nhd. vor morgens, von hier, lit. iki toi 'bis dahin, bis dann', aksl. sb vyie 'von oben', otb seli 'von jetzt an'. Dazu Komposita

3. ErweiteruDgsgruppen.

§72]

125

wie griech. ex-nodcbv 'aus dem Bereiche der Füße weg', lat.

inter-ea, inter-ibi, ad-htlc, lit. ik-tfil = iki toi. ¡S. GR 2, 2, 676. 721 f. 782. 3. Erweiterungsgruppen. A. Dieselbe Form wiederholt (Iteration). 72. Wie GE 2,1,46 bemerkt ist, geschieht solche Wiederholung teils in Nachahmung von wahrgenommener Wiederholung eines Schalles u. dgl., teils um ein 'Jedes' oder ein 'Immer', eine Vermehrung ('mehr und mehr') u. dgl. auszudrücken, teils in einem steigernden Sinne bei gehobenem Gefühl. Der erste Fall (onomatopoietische Reduplikation), bei •dem Bildung von Gruppen, die aus geformten Wörtern bestehen, in einzelsprachlichen Entwicklungen nur ausnahmsweise vorgekommen ist, kann hier beiseite bleiben. In den beiden andern Fällen kann jede Wortart, wie Verbum, Substantivum usw., und innerhalb jeder Wortart jede Art von Form, z. B. innerhalb des Verbums jede Tempus- oder Modusform, solche Wiederholung erfahren, z. B. ai. stuhl stuhi 'preise nur zu', däme-damc 'Haus für Haus'. Aus den genannten Motiven der Wiederholung erklärt sich, daß solcherart wiederholte Formen nicht leicht außer Kontaktstellung gesprochen werden. Eine Ausnahme ist z. B.

•saptd mV saptd Säkina rkam-Vka ¿ata dculuh RV. 5, 52, 17. 'Oft wird auch in der Art iteriert, daß die betreffende Form für sich noch untergeordnete Anhängsel hat. und diese Anhängsel mit wiederholt werden, so daß also ganze Gruppen oder ganze

Sätze iteriert werden, wie meinen solin meinen söhn hob ich /verloren; hau ihn hau ihn; gib schnell gib fchnell. Dieser Fall "bleibt hier unberücksichtigt. In allen Sprachzweigen erscheint die Doppelsetzung als ein gefestigter Typus, und er war sicher schon in der uridg. Zeit als solcher vorhanden. Zweizahl und nicht noch weitere "Wiederholung der Glieder war sachlich nicht immer geboten (vgl. z. B. ai. dämü-damü 'in jedem Haus (auch wenn von vielen ZHäusern die Rede ist), prd-pra 'fort und fort, immer vorwärts'), sie setzte sich aber im Sinne jeder beliebigenWiederholung fest. Doch blieb und bleibt es natürlich jedem Sprecher unbenom-

126

IV. Gruppen im Satze.

men, gegebenenfalls das betreffende Wort auch mehr als zweimal hintereinander anzuwenden, was namentlich bei gehobenem Gefühl leicht vorkommt. Gibt sonach die Doppelsetzung des Wortes als solche der Gruppe von vornherein den Charakter der Geschlossenheit, so ist damit zugleich kompositionelle Natur der Verbindung vorhanden. So erklärt sich leicht, daß die Inder Gruppen dieser Art auch als Komposita behandelten und unter éinen Akzent stellten: im Sahitätext werden die beiden Wörter zusammengeschrieben, im Padatext durch den Avagraha verbunden (Wackernagel Altind. Gramm. 2, 1, 142ff.).1) Entsprechend wird einheitlich geschrieben griech. TIQOJIQÔ, lat. quisquis u. dgl. Da Stellung unter éinen Akzent nicht unbedingt zum Wesen dessen gehört, was man in der Grammatik ein Kompositum nennt, so ist hier zwischen den verschiedenen Sprachen, aber auch innerhalb derselben Sprache die Verschiedenheit der schriftlichen Darstellung mehr ein äußerliches als ein inneres, die Sache selbst betreffendes Auseinandergehen. 73. Unter dem Gesichtspunkt des kompositionellen Charakters dieser Gruppen sind Beispiele aus den verschiedenen Sprachzweigen in G E 2,1,46.56 ff. 99.2,2,74 gegeben, wie auch Delbrück Vergl. Synt. 3,142 ff. eine reiche Auswahl, namentlich aus dem Veda, bietet. Wegen des Avest. und der jüngeren iran. Sprachen verweise ich noch auf Bartholomae IF. Arn. 20, 166f., wegen des Armen, auf Meillet Altarm. Elementarb. 42 f., wegen des Euss. auf Boyer-Spéranski Manuel pour l'étude de la langue russe 277f. Was die mehrfachen Bedeutungsschattierungen dieser Iterata betrifft, BO ist hier ergänzungsweise noch folgendes zu bemerken: 1) Die Iteration von deiktischen P r o n o m i n a kann verschiedenen Wert haben. Erstens wird mit dem Fürwort auf denselben Gegenstand hingewiesen. Dann hat die Wiederholung den Sinn der Nachdrücklichkeit. So EV. 7, 59, 11 iheha vö yajnâm â vrnë 'hier hier (hier und nirgend anderswo) wünsche ich euch das Opfer 1) Über die Ausnahmen stuhi stuhlt RV. 8, 1, 30, ëvâivà RV. 4, 64, 5 s. Oldenbergs Bemerkungen zu diesen Stellen.

§73]

3. Erweiterungsgruppen.

127

zu bringen', RV. 8, 57, 7 tn-tam id rädhasü mahd indrq cödami pitdye ydh pürvyäm anustutim i&e kritlnäm 'den den (eben diesen) treibe ich um großer Freigebigkeit willen zum Trinken an, den Indra, der über das alte Lob der Menschen verfügt'. Dasselbe auch in allen anderen idg. Sprachen, z. B. nhd. hier hier bin ich. Dies ist das, was für alle Wortklassen gleichmäßig gilt (GR. 2, 1, 57). Außerdem aber weist das demonstrative Pronomen, doppelt gesprochen, das erstemal auf diesen, das zweitemal auf einen andern Gegenstand hin, so daß hier (und) hier, da (und) da gleichbedeutend werden mit hier (und) dort, da (und) dort und so die Bedeutung der Verschiedenheit und der Mannigfaltigkeit entspringt. So R Y . 5, 30, 10 sdm dtra gävö 'bhitö navanteheha vatsair viyutü yäd üsan 'von verschiedenen Seiten vereinigten da die Kühe ihr Gebrüll, weil sie hier und da von den Kälbern getrennt waren', RV. 1, 181 4 iheha jatd säm avüvaSitüm 'die beiden hier und dort (der eine hier, der andere dort) geborenen strebten zueinander hin', RV. 7, 59, 1 yq träyadhva iddm-iddm 'wen ihr hier und dort schützt', R . 3, 13, 29 ätmdnq niyamüis tais tüih kariayitvO, 'sich mit verschiedenen (mannigfachen) Observanzen peinigend', Kathäs. 29, 169 mahttdevö ca tais täis tum wpacarair upäcarat 'der M. ließ ihr verschiedene (mannigfache) Höflichkeitsbezeigungen zuteil werden'. Ved. nä-nci ('so und so') 'auf verschiedene Weise'. Auch in andern Sprachzweigen ist neben der Eindringlichkeitswiederholung diese zweite Art der Iteration geläufig. Im Griech. wohl immer mit Verbindungspartikel: B 462 evda xai ev&a noxwvxai 'sie fliegen hierhin und dorthin', Hes. Scut. 210 noXkoi . . . deXcplvEQ xfj xai xfj E&VVEOV i%frvaovTES 'viele Delphine bewegten sich schnell (fuhren) dahin und dorthin Fische fangend', Pind. Pyth. 5, 55 öXßot; . . . rd xai rä vipwv 'varia bona afferens', Ol. 2, 59 o nXovrog . . . tpiqei xwv re xai rwv xatQov 'affert variarum rerum opportunitatem'. Bei Eur. Hei. 533 so ixelae xäxelae (dagegen bei verschiedenem Demonstrativum ohne Kopulativpartikel räö' exetae Tro. 333). Entsprechend im Lat.: Catull 61, 34 ut tenax edera huc et huc \ arborem implicat errans, Hör. epod. 2, 31 aut trudit acris hinc et hinc multa cane | apros, Hör. sat. 1, 1, 112 ut . . . hunc

128

I V . Gruppen im Satze.

[§ 73

atque hunc superare laboret (daneben asyndetisch bei verschiedenem Pronomen, z. B. Ov. met. 7,581 hic illic, ubi mors deprenderat, exhalantes). Serb. ovda ovda 'jetzt jetzt' = rzu verschiedenen Zeitpunkten'. Diese Nebenbedeutung der Verschiedenheit, die bei den deiktischen Fürwörtern so häufig ist, tritt bei den andern Wortklassen nur gelegentlich auf, z. B. arm. Eznik 1, 24 (S. 97) divac e kerpanans kerpanans cucanel 'den bösen Geistern ist es eigen, Gestalten und Gestalten (d. h. verschiedene Gestalten) aufzuweisen'. Bei der Hinweisung auf Verschiedenes kann der Sinn der Unbestimmtheit in den Vordergrund treten (vgl. 'der o d e r der', x 574 xig äv &sov ovx e&ekovra | oy&aAfioltJiv Idoir' ff ev&' rj ev&a xiovra; Martial 7, 10, 2 Ole, quid ad te, \ de cute quid faciant ille vel ille sua?). So z. B. av. N. 27 yat he nazdistödahmö visrumvaHi yavat va aem arm havaatbya uiibya 'so daß ihn der nächstbefindliche D. oder irgendein Beliebiger mit seinen Ohren hören kann'. Das führt dann zu der Anwendung der Iteration von Demonstrativa, daß man damit den N a m e n von etwas aus irgendeinem Grund umgeht. Man hat zwar eine bestimmte Person oder Sache im Sinn, will sie aber, weil es zu umständlich wäre oder aus einem anderen ähnlichen Grund, nicht näher bezeichnen (vgl. nhd. getviß, z. B. ein gewisser herr). Hier erschienen die Pronomina, in der Tat und eigentlichst pro nomine gesetzt. So att. o xal o:: Lys. 19, 59 xat fioi xdlei rov xal xov, nämlich als Zeugen (unmittelbar vor der Zeugenaussage, wo der Sprecher sich und dem Richter die Aufzählung ersparen konnte, weil der xfjgvi die Leute einzeln aufrief), Dem. 18, 243 et ro xal ro enoirjaev S.V&QU>TIOQ ovrooi, oix äv aati&avev 'wenn der Mann das und dast, das betreffende (zum Zweck der Wiedergenesung) getan hätte, wäre er nicht gestorben'. Lat. ille et ille: Sueton div. Iul. 14 commendo vobis illum et ittum (Inhalt von Billets Caesars an die Wahlkörper); afranz. tel et tel 'der und der, ein gewisser'. Mhd. Frauend. 43, 18 ich fürhte, der unt der so spreche, Bertholt Pred. 59 gedenken wir, wie daz und daz ges'tn müge, nhd. an dem und dem tag, der herr so und so. Lit. cze buvo tö ir tö karäliaus sunüs, tat j\s . . . 'es war der Sohn von dem und dem König hier, der . . .', dnve 1 ceitungas {statyti, käd cze ir cze gyvcna ddktars,

§73]

3. Erweiterungsgruppen.

129

tos . . . 'er ließ in die Zeitungen einrücken, daß da und da ein Doktor wohne, der . . ; poln. ten a ten 'der und der', to a to 'das und das'. 2) I t e r i e r t e s 'alius' bedeutet 'immer ein andrer, einer nach dem andern', soweit die Wiederholung nicht einfach Begriffsverstärkung ist, wieEur. Phoen. 132 äMog ätäog 86e rev%6mv XQonoq 'eine ganz andere Art'. Ai. EV. 3, 38, 7 anyäd- anyad asuryq_ väsünfth 'eine Götterkraft nach der andern anziehend', RV. 1, 62, 8 krswbhir aktosä nUadbhir väpurbhir ä caratö anyänyä 'mit schwarzen Gestalten kommt die Nacht, die Morgenröte mit roten heran immer eine nach der andern'. Lat. alius atque alius, alius aliusque, alius et alius: Ehet. Her. 4, 54 cum in eodem loco manemus et aliud atque aliud dicere videmur, Liv. 8, 23, 17 dilatis alia atque alia de causa comitiis, Paneg. in Mess. 17 alios aliosque . . . componere versus, Iavol. dig. 28, 6, 39, 1 in singulas causas alium et alium heredem substituere (vgl. Sali. lug. 36, 2 trahere omnia et alias, deinde alias morae causas facere); Sen. epist. 27, 9 hoc saepe dicit . . . aliter atque aliter, Cels. 3, 3 p. 78 aliter aliterque in eodem morbo febres accedunt. Dieselbe Bedeutung hat wohl ursprünglich das auf Verdoppelung von *alios beruhende ir. ahile araile kymr. arall 'alius' (r für l durch Dissimilation) gehabt. Unkontrahiert noch ir. Gen. Sing. Fem. ala-aile, Gen. Plur. ala n-aile. S. GE 2, 1, 56 und Thurneysen Hdb. deB Alt-ir. 1, 290f. 3) Der allgemeinere Sinn der Verschiedenheit, Mannigfaltigkeit und weiterhin der Unbestimmtheit konnte in unsere Verbindungen nur dann einziehen, wenn von den beiden Gliedern nicht jedes noch wieder in sich Teil einer Satzgruppe war oder gar einem andern Satz angehörte als das andere, wie Verg. Aen. 8, 357 hanc Ianus pater, lianc Saturnus condidit arcem, Plaut. Capt. 1018 tibi pater hic est, hie für est tuos, Scip. min. or. fragm. bei Gell. 5, 19, 16 in alia Iribu patrem, in alia filium suffragium ferre-, vgl. im Griech. o [iiv . . . o de, äXXot ¡Ltev . . . äMoi öi. Damit ist denn die Grenze bezeichnet, diesseits welcher der kompositionelle Charakter der Verbindung seinen Anfang nehmen konnte. Indessen konnte die Verbindung, nachdem jener allgemeinere Begriff in sie eingezogen war, als B r a g m a n n , Syntax des einf. Satzes im Tndogcrm.

9

130

IV. Gruppen im Satze.

[§74

Kompositum mit diesem abgeleiteten Sinn auch dann verwendet werden, wenn es sich strenggenommen nur um ein Zweimaliges, nicht um eine beliebig große Zahl handelt, wie in der S. 127 genannten Stelle EV. 1, 181, 4 (mit iheha) und der S. 129 genannten Stelle RV. 1, 62,8 (mit anydnya). So ist auch in RV. 6, 59, 2, wo es heißt samäno vq janitd bhrdtara yuvq yamdv ihehamütara, d. i. wörtlich (nach Ludwig) 'gemeinsam ist euch (Indra und Agni) der Erzeuger, Brüder seid ihr, Zwillinge, die hier hier ihre Mutter haben', mit iheha jedenfalls nicht 'gerade hier, hier und nicht anderswo' gemeint. Wahrscheinlich ist zu übersetzen 'von deren Müttern die eine hier, die andre hier ist' (GR 2,1, 58), wodurch gerade der entgegengesetzte Sinn, nämlich Verschiedenheit der örtlichkeit ausgedrückt ist (vgl. Ludwig Rigv. 5, 295). B. Die Wörter sind verschieden. 1. Vorbemerkungen. 74. Bei gleicher syntaktischer Beziehung im Satz wurden nicht nur dieselben Formen eines Wortes miteinander zu Gruppen verbunden, sondern auch (und zwar noch häufiger in der oder in jener Art) verschiedene Wortformen. In der Regel gehören diese Formen derselben Wortklasse an, z. B. zwei superlativische Adjektiva in (Iuppiter) optimus maximus. Wenn sie zu verschiedenen Wortklassen gehören, so sind es Formen, die im syntaktischen Gebrauch einander nahe berühren. Als syntaktisch gleichstehend bekunden sich die beiden Glieder dann besonders deutlich, wenn eine kopulative Partikel angewandt ist, wie z. B. Cic. qui filiurn consularem, darum virurn et magnis rebus gestis, amisit, Cic. vir magni ingenii summaque prudentia, Plaut, si quid stulte dixi atque imprudens tibi, Cic. aguntur leniter et mente tranquilla, Caes. domi atque in reliqua Oallia. Das führt hinüber zu solchen Fällen, in denen man kaum mehr von Erweiterung eines Satzteiles durch ein syntaktisch gleichstehendes Glied reden wird, wenn auch eine Kopula angewendet wird, die die beiden Glieder in engere Beziehung zueinander setzt, vgl. Plaut, rede et vera loquere, Liv. dictator de se pauca ac modice locutus, wo man bei Weglassung der Bindepartikel

§75]

3. Erweiterungsgruppen.

131

kaum von einer Erweiterungsgruppe sprechen würde. Vgl. hierzu noch das, was über die Verbindung zweier Formen des Verbum finitum in § 75 zu sagen sein wird. Ist bei Iteration derselben Wortform Zweizahl der Glieder das gewöhnliche infolge davon, daß die Zweimalsetzung gewissermaßen Symbol sowohl für Intensität, z. B. komme rasch rasch, als auch für beliebig häufige Wiederholung ist, z. B. ai. ddme-dame 'in jedem Haus' (S. 125), so ist das hier anders. Allerdings ist auch hier die Gruppe oft natur- oder gewohnheitsmäßig auf zwei Glieder beschränkt, so, wenn zwei gegensätzliche Begriffe verbunden werden, z. B. plus minus, diem noctemque, doch verlangt der Sachverhalt, den der Sprechende im Auge hat, ebensooft Überschreitung der Zweizahl der Glieder, z. B. die Aufzählung einer ganzen Eeihe von Objektsakkusativen. Die Wörter können asyndetisch zusammentreten oder mittels Partikeln miteinander verbunden sein. Die erstere Weise ist im allgemeinen die altertümlichere, sie ist in den meisten Sprachzweigen durch die Verbindung mittels Kopula mit der Zeit stark zurückgedrängt worden, mehr jedoch in den Literatur- als in den Volkssprachen. Für die Zeit der idg. Urgemeinschaft ist nur *q*e = ai. ca usw. (GR 2, 3, 1004ff.) als Kopula mit Sicherheit anzunehmen. Für die pronominalen Wörter (Substantiva, Adjektiva, Adverbia) ist zu beachten die Bedeutung der Verschiedentlichkeit und Mehrfachheit, die aus den Verbindungen wie der (und) jener entspringt. Diesen Gruppen stehen mit gleicher Bedeutung die iterierenden Verbindungen wie der (und) der gegenüber (S. 128f.). Während im letzteren Fall die Verschiedenheit der Gegenstände nur durch die begleitende Geberde gekennzeichnet war, war sie bei der (und) jener u. dgl. auch durch die Wortverschiedenheit an die Hand gegeben. 2. Verbum und Verbum. 75. Bei Beiordnung von Formen des Verbum finitum ist genau genommen stets die Wahl zu lassen, ob man einen oder zwei Sätze, einen einfachen oder einen zusammengesetzten Satz annehmen will. Da nach indischer Auffassung mit jedem 9*

132

IV. Gruppen im Satze.

n e u e n Verbum finitum (im Gegensatz zu ptba-piba, pacatipacati usw.) ein besonderer Satz gegeben ist, so daß z. B. die Worte RV. 7, 32, 9 taránir í j jayati kseti púsyati 'der Rührige siegt, herrscht, gedeiht' oder, bei Anwendung von ca 'und', RV. 1, 42, 9 éagdhí pürdhí prá yqsi ca 'hilf, fülle und gewähre' jedesmal drei Sätze darbieten, so wäre, hiernach, von solcher Erweiterung von finiten Verbalformen nur unter dem Gesichtspunkt der asyndetischen und syndetischen Nebeneinanderstellung von Sätzen zu handeln. Indessen gleichwie der einfache Satz die Zerlegung eines im Bewußtsein vorhandenen Ganzen in Teile ist, so ist auch der zusammengesetzte Satz d. h. die Verbindung zweier oder mehr als zweier 'Sätze' oft als nur éine Gesamtvorstellung zu betrachten, die sich schon vor dem Aussprechen in so und so viele Bestandteile gegliedert hat. Die Gliederungsart aber ist vom Grammatiker hinterher nicht mehr genauer festzustellen. Fehlen demnach völlig zuverlässige innere Kriterien, so darf man immerhin solche verbundene Verba auch unter dem Gesichtspunkt der Gruppen im Satz erwähnen. Am ehesten darf man wohl hierher stellen Fälle, in denen mit zwei oder mehr beigeordneten Verbalformen derselbe Vorgang bezeichnet ist, von verschiedenen Seiten beleuchtet, so daß die verschiedenen Verba sich zu einem Begriff ergänzen und vervollständigen (sogen, er dia dvolr), z. B. instare atque urgere, rogare et orare u. dgl. Denn man wird diese Ausdrucksweise nicht der grammatischen Schablone wegen trennen wollen von der dem gleichen Zweck der Verdeutlichung dienenden Verbindung zweier Nomina, wie ratio et via ('Methode'), ubertas et copia, extremum atque ultimum, senatum consultum (§ 78). Ferner darf man hierher stellen koordinierende Verbindung von zwei Verba in solchen Fällen, wo der Gedanke daneben auch so ausgedrückt wird, daß das eine Verbum dem andern untergeordnet wird, z. B. o 434 TÓV 8' afae JiQoaéeme ywr¡ xal a/ieißexo ¡ivdqt neben viel häufigerem a/isißo/ievoc nQooéemev (z. B. ß 84), vgl. P 25 Sre u ätvaro xal fi' i'mé/ieive, wo man ¡JL foio/ieivag erwarten sollte. Die gleichen Zweifel über Satzgruppe oder zweifachen Satz entstehen, wenn für das eine Verbum finitum ein gleichwertiger Ausdruck erscheint, der einer anderen Wortklasse

133

3. Erweiterungsgruppen.

§76]

angehört, z. B. auf, flieh, wie erhebe dich, flieh, H 350 öevx' ayer', 'Agyeírjv eEXévr¡v . . . \ dwo/iev 'Axgeidfloiv äyeiv. 76. Beispiele:

Arisch. Ai. RV. 1, 80, 3 prrhy abluhi dhrpiuhí

'geh vor,

geh drauf los, fasse Mut', RV. 8, 4, 8 fhi drdvä piba 'komm herbei, eile, trink'; mit ca: RV. 6, 44,17 prá mrna jaht ca 'zerschmettre und schlag', RV. 8, 35,10 pibatq ca trpnutq, ca 'trinkt

und ersättigt euch', RV. 1, 123, 12 pdrä ca yánti púnar

ä ca

yanti 'sie gehen weg und kommen wieder her'. Av. Y t . 14, 56

janärihö

saidin

nöit janm

'sie sehen aus wie schlagende (es

sieht aus, als schlügen sie) und sie schlagen nicht'; mit ca

Y . 28,4 yavat isäi tavdcd 'so lang ich kann und vermag', Y. 50,

11 yavat . . . taväcü isairü, Y. 31, 14 yd zi aitl jmghaticd 'wie sie (die Dinge) nämlich vor sich gehen und kommen werden',

Y. 53, 1 yaeco, höi dabm saslcdncä daenayä va^huyä

uxdä

syaodanäca 'die seiner guten Religion Worte und Werke üben und merken'. A r m e n . Für 'er bleibt' öfters hay mnay und kay ev mnay 'er steht (und) bleibt'. Für das einfache ari 'erhebe dich', wie man als Übersetzung von iyeiqe Luk. 8, 54 erwarten sollte,

erscheint ari kaQ. Matth. 28,6 ehaift tesüK z-tei-in 'deine idexe rdv

xÓ7iov. ehn bnakeqav 'éÁdwv xaxáxr¡oev Matth. 4, 13, p'ut'a ej 'onevaav. — Soph. Ant. 1079 (pavEl yàq . . . dvögeöv ywaixöüv ooig òó/xoig xcoxv/iaxa 'denn das Wehgeschrei von Mann und Weib in deinem Haus wird es offenbaren 9 , Aristoph. Frösche 157 éiàoovg evòal/iovag àvògwv ywaixwv. Mit Kopula : Xen. Oec. 7, 6 OTIEQ fiéyiaxov Iftoiye ÒOXEÌ Jialòev/ia elvai xai àvdgi xai yvvaixi, A 544 TiaxtjQ àvògwv re ùe&v re, B 669 isolai xai àv&gcbnoiaiv, Plat. Gorg. 508 a xai èv deolg xai èv àv&gdmoig usw. — Plat. Symp. 197d heißt Eros rgvyrjg aßgoxrjxog xhòfjg xaQ^Tdrjv ädeiv, Dem. 20, 105 Grjßaloi xai Aaxeöaifionoi xai rjfislg OVTE vofioig ovx' e&eoi XQcbfie&a xolg avxolg, Plat. leg. 888 b ov av /novo; ovöe oi aoi (piXoi jtQ&roi xai nqtbxov xavxrjv do£av nsgi •&eü>v laxere. Lat. Plaut. Pseud. 233 iam diu ego huic bene et hic mihi volumu-s, Cic. fam. 14, 5, 1 si tu et Tullia, lux nostra, valetis, ego et suavissimus Cicero valemus, Cic. fam. 5, 15, 5 si id egissemus ego atque tu. Mhd. Mai 79, 14 ich und ir sin ein Up, Nib. 1092, 2 daz du und dine gesellen vrceliche müget leben, Nib. 2126, 1 swenn ir und iuwer recken mit stnte mich bestat. — Daneben wird auch die Zusammenfassung nicht durch die Verbalform allein vollzogen, sondern durch ein ihr beigegebenes subjektisches PronomeD, wie Nib. 873, 3 da bi wir mügen bekennen, ich und die herren min, wer . . ., Nib. 2030, 4 daz lant habt ir verweiset, du und ouch die, brüeder din. Lit. Leskien-Brugmann Lit. Volksl. u. M. 245 tat mes v'enulika aniülü 5 tu dvßiktas jösim pas panq 'dann werden wir elf und du als zwölfter zu dem Fräulein reiten'. Aksl. se otbCb tvojb i azb sknbqsta iskaachove tebe serb. evo otac tvoj i ja sa strahom trazasmo te 'idov o jtaxtfQ aov xäyco oöwcojuevoi ¿Cr/rov/iiv ae',', serb. ti i dorn oca tvojega poginut cete 'du und daß Haus deines Vaters werdet untergehen'. 87. Wenn eine Zusammenfassung der Subjekte nicht stattfindet, so richtet sich das Verbum in seiner Person nach dem an Bedeutsamkeit überwiegenden oder dem nächststehenden Subjekt. Ai. RV. 1, 141, 13 amt ca yt maghdvänö vayq ca mihq nä sürö äti nis tatanyuh 'diese unsre Herren und wir sollen sich wie die Sonne über den Nebel erheben', R V . 7, 78, 5 prdti tvadyä sumdnasö budhantüsmäkasö maghdvänö vayq ca 'dich haben heute freundlich gesinnt unsre Herren erweckt und wir'. Xen. An. 7, 2, 29 nagei/ii xai ¿yu> xai ovxog &Qwioxog xai Tloh3xqa.xr\g 'ich mit Ph. und P.', Eur. Med. 1014 xavxa yäq &eoi \ xayat xaxwg òè

xal

ÒQQRJXTO> xal

ÒQV/UW TSTQaxóaiai

TQiàxovTa

TIÉVTE

o%ólvoi XTL 'von diesem Land war in Verlust gekommen: von dem bebauten (Land) 3031/2 axolvoi, von dem Buschland und dem unbebauten und dem Waldland 435 o%oivoi usw.' Hierauf beruht auch EOTIV ot 'es gibt Leute, die' s. v. a. 'einige' neben ore 'est quom, bisweilen' und Ähnlichem. Mit dem Dual als Subjekt: Plat. Gorg. 500d ei ean TOVTÜ) ÒITTÙ rei) ßi(o.

156

V . Kongruenz.

Im Germ., besonders bei Zahlengrößen, wenn der Betrag als begriffliche Einheit vorschwebt, wie ahd. Otfr. 2, 11, 38 thero iäro was fiarzug inti sehsu, Otfr. 3, 6, 55 ward thero aleibo sibilìi korbi 'es ergab sich von den Besten der Betrag von sieben Körben', as. Hei. 2871 thar was gumono fif thusundig, mhd. Kudr. 841 der was drizec hundert, Erec 6854 nu wart ir wol in der zal drizic ritter über al, nhd. Matth. 15, 38 die da gessen hatten, der war vier tausend; mhd. Ulr. v. Liecht. 9, 32 bl im gie miner jWre hin vierin. Hiernach auch da, wo keine Zahl vorkommt, wie Mb. 185 dö stoup üz dem helme die viwerröte vanken, Parz. 48, 29 im kom hdde ze banden. Mit nachgestelltem Verbum z. B. Nib. 1806 wol siben tüsent degne bì der küniginne reit, Frauend. 11, 22 fünf tüsent ritter der fürsten bròt da az. S. Erdmann-Mensing Grundz. 2, 45ff., Wilmanns D. Gr. 3, 1, 307 f. Buss. zloj ne vérit cto jest' dobryje ljudi 'der Böse glaubt nicht, daß es gute Leute gibt', jest' ryby, govorjat, kotoryja h'tajut 'es gibt Fische, sagt man, die fliegen', klruss. jest' Ijüde na svity 'es gibt Leute in der Welt'; mit Nachstellung des Yerbums z. B. russ. den'gi u menja na eto jest' 'ich habe Geld dafür', klruss. tarn tri plugi óre 'dort ackern drei Pflüge'. S. Miklosich Vergi. Gramm. 4, 766, Vondràk Vergi. Slav. Gramm. 2, 267 ff., Delbrück Vergi. Synt. 3, 233. Diese Konstruktionsweise wird mit dazu beigetragen haben, daß im Balt. die 3. Sing, mit als 3. Plur. und als 3. Du. gebraucht wird. S. GB 2, 3, 615 f. 3. D a s Verbum im P l u r a l bei singularischem Subjektswort. 90. Hat ein der Form nach singularisches Subjektswort pluralischen (kollektiven) Sinn, so kann es mit pluralischem Verbum verbunden werden. Zu dem Grundsätzlichen der Erscheinung vgl. Pedersen KZ. 39, 465 ff. Aus dem Ai. führt Delbrück Altind. Synt. 83 Iva- 'mancher' mit dem Plur. an: MS. 1, 4, 14 (63, 15) jàydn u tvö juhvati. Av. V. 65, 11 frazatntlmca ... yerihä pö"rüica bw'jayqn 'und Nachkommenschaft, der manch einer huldigen soll', V. 5, 12

§ 90]

2. Die Kongruenzerscheinungen des Verbums.

157

yat . . . fra urvara uxsyqn 'wenn die Pflanzenwelt hervorsprieß t \ Arm.: F a u s t . B y z . 4, 3 (S. 70) ar hasarak ateann atalakein 'insgesamt schrie die ßatsversammlung'. Griech.: B 278 wg vih]Oav avxw, aruss. résa druzina 'es sprach die Gefolgschaft', Cfudt prisédjatb hi morju 'die Tschuden wohnen am Meer'. Vgl. Vondräk Vergi. Slav. Gramm. 2, 268f.

158

V. Kongruenz.

[§ 91 u. 92

4. D e r N u m e r u s des V e r b u m s b e i Z a h l w ö r t e r n . 91. Zu den kollektiven Zahlsubstantiva im Singular, wie griech. dexa; aksl. desctb ai. daidt und daiatih 'Zebnheit' ( G R 2, 2, 5f. 21 f. usw.) trat überall das Yerbum naturgemäß von Haus aus im Singular, sowohl wenn sie für sich allein standen als auch wenn sie sich mit dem Genitiv des gezählten Gegenstands verbanden (fivrjaT^Qcav dexag), z. B. aksl. Luk. 13, 14 ¿estb dim jeslh, vs njqze dostojitb dSlati 'egtfjueQcuelaiv, ¿v alg Sei ¿Qyatea&cu', alat. ibi occiditur mitte hominum (Gell. 1, 16). Das Verbum konnte aber nach § 91 auch in den Plural treten, wie aksl. Mark. 12, 23 sedmb bo jickh imßsg jq sena 'oi yäq btra eo%ov avrrjv yvvalxa, Cic. Rfep. 6, 2 ut mitte hominum descenderent. Nun ist aber, wie wir früher gesehen haben, überall der Plural des Verbums Regel geworden, wo, nach der Analogie der Verbindungen mit den adjektivischen Grundzahlwörtern, der Kasus des gezählten Gegenstands auf das Zahlsubstantiv überging und dieses selbst zum adjektivischen Attribut wurde, wie lat. mitte (centum) homines occisi sunt, griech. exarov ävdQEQ ajiE&avov. Von derselben Art wie die ti-Substantive wie ai. pankii-h aksl. ptfb usw., nur nicht geschlechtig, sondern neutral, waren wohl ai. tdti lat. tot usw. Ihre hiernach anzunehmende Verbindung mit dem Gen. Plur. und dem Verbum im Singular ist aber nirgends mehr erhalten, sondern sie erscheinen nur noch wie die adjektivischen pähca quinque usw. behandelt, z. B. quot genera sunt? Vgl. GR 2, 1, 438. Von derselben Art ist u. a. arm. ine ('etwas') in Verbindungen wie avurk' in? 'einige Tage'. 5. D e r N u m e r u s des V e r b u m s durch das P r ä d i k a t s n o m e n bestimmt. 92. Dies geschieht in der Regel infolge davon, daß das Verbum dem Prädikatsnomen näher steht als dem Subjekt. a) Das Subjektswort ist ein Plural, das Prädikatswort Singular. A i . : M. 9, 294 sapta prakrtayö hy etäh saptardgq räjyarn ucyate 'denn diese sieben Schöpfungen werden das siebengliedrige Reich genannt' (Speyer Sanskrit Syntax 18). Griech.: Herod. 2, 15 ai &rjßai AiyimTog sxateho. Lat.:

§93]

2. Die Kongruenzerscbeinungen des Verbums.

159

Ter. Andr. 555 amantium irae amoris int-egratio est, Cic. Pis. 8 cuius (consulatus) initium fuit ludi Compitalicii. Mbd.: Berthold das die und ir ein dinc st (Paul M M . Gramm. 8 112f.). b) Das Subjektswort ist ein. Singular, das Prädikatswort ein Plural. Griech.: Herod. 3, 60 ro firjxoQ rov ¿Qvy/iarog HTXA arddioi ELAIV, Thuk. 4, 102 ro ^iogtor rovro, 07I£Q NQOTBQOV 'Ewea odol exalovvro. Lat.: Varro 1.1. 6,28 novus annus Kalendae Ianuariae ab novo sole appellatae (sunt), Liv. 42, 51, 3 summa omnium quadraginta tria milia armata fuere. Germ.: ahd. Otfr. 3, 7, 63 tha^ gras sint akusti 'das Gras (von dem früher gesprochen war) sind böse Begierden', auch ohne Bücksicht auf die Stellung z. B. Berth. v. B. 1, 213, 1 das alle^ fremede sünde, Nib. 1759 e% hei^ent alle$ degene, nhd. der lohn dieser weit sind vergängliche freuden (vgl. Erdmann-Mensing Grundz. 2, 49f., Wilmanns D. Gr. 3, 1, 308). 6. D u a l mit P l u r a l und P l u r a l m i t Dual. 93. Inkongruenzen sind entstanden, wo der dualische Numerus dem pluralischen zu weichen und das Gefühl für die besondere Bedeutung des Duals sich abzustumpfen angefangen hatte. Dies! hat sich großenteils schon in vorhistorischen Zeiten abgespielt, und auch in Sprachen, die noch dualische Formen aufweisen, waren doch wenigstens schon gewisse Dualformen, sei es beim Yerbum oder beim Nomen und Pronomen, ausgcestorben, so daß dann gewisse Inkongruenzen (von der A r t der lateinischen Inkongruenz ambo dicunt) mit Beginn d(er Überlieferung bereits als regelmäßiger Typus vorliegen. So erscheint im Griech., wo beim Verbum die 1. Du. bis auf einen geringen Best im Medium (GR 2, 3, 651) vorhistorisch untergegangen war, ohne Konkurrenz z. B. S 282 vä>i äfi éa/iev erscheint (vgl. urnord. Stein von Järsbärg (ivi)t . . . runoR waritu 'wir beide ritzten die Bunen') und daneben Sätze wie weis ni ivitum 'wir beide (Eltern) wissen nicht' vorkommen (vgl. Meillet Mém. 15, 78ff.), ist etwas wie wit ni witum vielleicht nur zufällig nicht belegt. Daß die Inkongruenz slav. jestb 'ist vorhanden' mit dem Nom. Du. als Subjekt, z. B. russ. u toj baby jest' dva malych mladenca 'diese Alte hat zwei kleine Kinder', unter einen andern Gesichtspunkt fällt, ist S. 156 gezeigt. 7. Der N u m e r u s des Yerbums bei zwei und mehr S u b j e k t w ö r t e r n . 94. Wenn zwei oder mehr singularische Substantiva als Subjekt auftreten, so erscheint das Verbum teils im Dual bzw. Plural, teils im Singular. a) Das Verbum steht im Dual bzw. Plural, wenn die Subjekte an demselben Vorgang beteiligt vorgestellt sind. Die zwei Substantive im Singular erscheinen dann einer substantivischen Dualform und mehrere Substantive im Singular einer substantivischen Pluralform in bezug auf die Kongruenzverhältnisse gleichgestellt. Ai. EV. 6, 70, 6 urjq nö dyüús ca prthwí ca pinvatam, 'unsere Kraft mögen uns Himmel und Erde stärken', RV. 4, 50,10 indras ca somq pibatq brhaspate 'Indra und der Brhaspati trinkt den Soma', TS. 1,5,9, 5 sahá értyñs ca päpiyúé cäsatr der vornehmere und der geringere sitzen zusammen'. Wenn ein Dual und ein Singular zusammenkommen, kann das Verbum pluralisch sein: SB. 12, 7, 3, 3 tav oévinau ca sárasvati cap4 phená vájram asiñcan 'die beiden Asvinen und Sarasvati gössen den Wasserschaum zu einem Keil um'. Arm. Eznik 2, 1 (S. 113) Ormizd ev Arhmn ytacan yargandi mair iureanc. 'O. und A. wurden im Schoß ihrer Mutter empfangen', Joh. 18, 15 crt'ayin zket Y-isitsi Simovn

§ 94]

2. Die Kongruenzerscheinungen des Verbums.

161

Petros ev mhis asaJcertn 'rjxoXov&ei reo 'Irjoov Xi/iwv IlixQog xai aAAo; fia&rjxtfg. Griech. Xen. Comm. 1, 2, 24 Kgixtag xai 'Ahaßtädr/g sdwda&rjv exdvw xQWjiivco ovMxaym xä>v ¿nt&v/Mwv xqaxelv, E 774 goäg Zifioeig ovfißdhXexov rjöe Zxdfiavdqoq, Thuk. 4, 46 EvQVfjLEÖcav xai Zo de xa%' eyyvdev tfX&ov § 93), Xen. Ap. 3, 12, 6 liqfh) xai övaxolia xai fiavia noXXdxig noXKolc, diu xrjv xov owfiaxog xa%t£iav eig xrp> öiavotuv ¿fuzmxovoiv. Lat. Yarro 1. 1. 5, 113 Polybius et Gallimachus scribunt, Cic. nat. d. 2, 79 maiorum institutis mens, fides, virtus, concordia consecratae et publice dedicatae sunt. Got. Joh. 12, 22 Andraias jah Filippus qefiun du Iesua "Av&qeag xai 0ifaiziiog leyovoi xw 'Irjaov', Luk. 2, 43 jah ni wissedun Iosef jah aipei is 'xai ovx eyvo 'Ia>orj

v usw.), und zum Teil hat diese Konstruktionsweise vorbildlich gewirkt für andere Fälle, wo das Adjektiv flexionslos erscheint, zunächst für solche Fälle, in denen das Adjektiv ein quantitativer Begriff ist, z. B. mit viel menschen wie mit fünf menschen (S. 169f.). Doch ist der Übergang zur Flexionslosigkeit bei Adjektiva beliebiger Bedeutung auch noch durch mancherlei andere Umstände hervorgerufen oder, wenn er schon begonnen hatte, begünstigt und befördert worden. Am verbreitetsten ist die Erscheinung im Armenischen, Keltischen und Germanischen. Im letzten Sprachzweig ist der Entwicklungsgang am klarsten zu überschauen. Im Armen, blieb das Adjektiv oft unflektiert, wobei es aber teils auf die Stellung des Adjektivs neben dem Substantiv, teils auf seine Silbenzahl, teils auf den Kasus ankam. Nachgestellt wurde es regelmäßig flektiert, z. B. Dat. am imastnoy 'dvögi q>Qovi/xq)'. Bei Vorausstellung aber erscheint es großenteils unflektiert, z. B. in barjr bazkav Instr. Sing, 'mittels ausgestreckten Arms', viec melk' Nom. Plur. 'große Sünde'. Zum Teil spielt auch eine Eolle, ob auf dem Adjektivbegriff ein Nachdruck liegt oder nicht. Scharfe Grenzen sind aber zwischen den einzelnen 'Regeln', die in dieser Frage aufgestellt werden, nicht zu ziehen. S. S. 108 und Meillet M6m. 11, 369«., Altarm. Elem. 85f., Pcdcrsen KZ. 39, 470f. Die flexionslose Form war jedenfalls ursprünglich immer eine Kasusform, die lautgesetzlicli ihre Endung eingebüßt hatte. Im Kelt. haben diejenigen Adjektiva, bei denen Stellung vor dem Substantiv erlaubt blieb, schon in vorhistorischer Zeit die Flexion eingebüßt und sind dadurch zu vorderen Kompositionsgliedern geworden, z. B. ir. inna sen-chomrorcan 'der alten Irrtümer', kymr. yr hen-wr 'der alte Mann', com. guyr vres 'ein richtiges Urteil'. S. 108. Im Germ, beruht die 'flexionslose' Form des Adjektivs deutlich auf der lautgesetzlichen Gestaltung, die im Got. und im Ahd. die Form des Nom.-Akk. Sing. Neutr., im Ahd. zugleich die Form des Nom. und des Akk. Sing. Mask. bekommen haben, z. B. got. gop, ahd. guot. Diese Form verbreitete sich bei Vorausstellung des Adjektivs. Im Got. kam es aber noch

174

V. Kongruenz.

[§100

nicht dazu, daß diese Adjektivform da eindrang, wo sie nicht lautgesetzlich entwickelt war, nur ist darin ein Anfang zu der im Hochd. vorhandenen Ausbreitung gegeben, daß beim Neutrum z. B . dem gop waurstw 'bonum opus', leitil mel 'breve tempus' sich wein juggata 'vinum novum' so gegenüberstellt wie im Ahd. liub kind, guot man dem fihu dumba3, Jcrist guoter• E s kam also im Hd. auch zu Verbindungen wie ahd. Nom. Plur. Hob hereron, mhd. Gen. Sing, snewec bluotes, D a t . Sing. von roemisch lant. Bei Nachstellung des Adjektivs hat erst die ÜbersetzungBliteratur mit ihrer an der lateinischen Wortstellung klebenden Nachahmung die flexionslose Form über alle Kasus sich verbreiten lassen und diese Art namentlich den Dichtern zugeführt, z. B . mhd. des beides unverzaget, von der linden breit (woneben im Mhd. oft genug noch die alte Art, z. B . an einen anger langen). S. Erdmann-Mensing Grundz. 1, 26ff., Wilmanns D. Gr. 3, 2, 734ff.

3. Das prädikative Adjektivum. 100. Das prädikative Adjektivum verhält sich im allgemeinen so wie das attributive, z. B . xali) tf nah; 'das Mädchen ist schön' wie rj xaXtj nah; 'das schöne Mädchen 9 . Weit verbreitet aber ist, daß das Adjektivum auch wo das Subjekt kein Neutrum ist, ins Neutrum gesetzt wird, was auf Substantivierung des Adjektivs ( G R 2, 2, 658) beruht. Av. V. 9, 27 imq vacö yöi arshdn vdr'Qraynyötvmdmca baeSazyotdmvmca 'diese Worte, die das sieghafteste und heilkräftigste sind', V. 15, 44 Jca&a aete spüna xTtzaendm xviidraondm bavqn 'wenn werden die (jungen) Hunde zu etwas, was sich selbst wehren und seine Nahrung suchen kann?' Griech. B 204 ovx äya&dv 7ioÄvKoiQavir] 'nicht etwas Gutes ist Vielherrschaft', Eur. Or. 772 deivdv oi noXKoi, xaxovgyovs orav e%a>oi jigoerrara?, P l a t . Hipp. mai. 296 a ry ooepia ndvtcov xätäiorov, r\ de ufia&ia nävrwv aloxurcov. L a t . Plaut. Poen. 238 modus omnibus rebus, soror, optimumst habitu, Verg. Ecl. 3, 80 triste lupus stabvlis, Cic. Off. 1, 11 commune animantium omnium est coniunctionis appetitus. Buss. Sprichw. grich sladko a celovck padko 'die Sünde ist süß (etwas Süßes), aber der Mensch fehlsam (etwas Fehlsames)', um choroio a dva lucse togo 'Verstand ist gut,

§101]

3. Die Kongruenzerscheinuugen des Nomens und Pronomens.

175

aber zwei sind besser'. Bei Genusübereinstimmung wird dem Subjekt eine Eigenschaft zugesprochen, bei Anwendung des Neutrums wird es einer Begriffskategorie zugewiesen, daher die letztere Ausdrucksweise sich nähert den Ausdrucksweisen wie Herodot 3, 53 TVQUVVIQ XQFJFIA afpaXeqov, Demosth. 2,12 änag fisv Aoyog, äv ajifj rä Jigay/iaxa, /idraiov ri (paivexai xai xevov, Cic. Tusc. 3, 3 est gloria solida quaedam res. Auch im Hochd. erscheint so das Adjektiv in neutraler Gestalt, die seit ahd. Zeit mehr und mehr Eegel geworden ist, z. B. Hiid. 38 noch du bist dir, alter Hün, ummet späher, aber 13 chüd ist mir al irmindeot, Otfr. 3, 18, 29 ther ist döt, Otfr. 1, 2, 9 wir birun frö._ Daß hier von der Neutralform auszugehen ist, zeigt das Gotische: z. B. Gal. 5, 11 pannu gatauran ist marzeins galgin-s 'äga xarriQyrixai rö oxavöakov rov aravQov, 1. Tim. 6, 5 at paimei gatarnip ist sunja 'von denen die Wahrheit genommen ist'. Nun sind aber im Ahd. auf lautgesetzlichem Weg auch noch die maskulinischen Formen 'flexionslos' geworden, und dies hat denn dem Gebrauch solcher Formen hier eine größere Ausdehnung verschafft. Wieweit nun die Neutralform des prädikativen Adjektivs einmal substantivisch vorgestellt war nach Art der Neutralformen in den genannten andern idg. Sprachen, ist nicht mehr zu wissen. Immerhin ist diese Auffassung noch sehr wohl angängig für Stellen mit dem Neutrum wie Otfr. 2, 22, 20 thü mo liabara bist thanne al gifugeles 'du bist ihm etwas Lieberes als alle Vögel' (Erdmann, Unters. 2, 46, Wilmanns D. Gr. 3, 2, 740), und so scheint die Anwendung des substantivierten Neutrums des prädikativen Adjektivs auch im Germanischen eine Rolle gespielt zu haben. 4. Prädikatives Substantiv und Demonstrativ oder Interrogativ als Subjekt. 101. Von ähnlicher Art ist die Doppelheit, daß ein als Subjekt gebrauchtes Demonstrativum oder Interrogativum entweder mit dem prädikativen Substantivum kongruiert oder im Singular (im Griech. auch im Plural) des Neutrums steht. Der Unterschied war zunächst der. Bei der ersteren Weise sagte man aus, daß die und die Person oder das und das

V . Kongruenz.

[§ 101

Ding gemeint ist, oder fragte, wer oder was gemeint ist, wobei dann der im Pronomen liegende Subjektsbegriff erst durch den Prädikatsbegriff seinen Inhalt bekommt. Dagegen trug das Neutrum als Substantivum etwa den Sinn 'dieses Wesen', 'welches Wesen?' in sich. Das Neutrum ging also über die Bedeutung bloßer Hinweisung und Identifikation hinaus. Dieser Sinnesunterschied ist dann freilich nur zum Teil gewahrt geblieben. Arisch, a) Ai. EV. 1, 45, 10 ay'q somali sudänavah, tu, päta 'dies hier ist der Soma, ihr Freigebigen, den trinkt', MS. 1. 4, 5 (53, 1) yundjmi tvq brdhmana daivyènéti paridhiiu paridhTyàmanèsu vadèd, agner vä csà yogö 'gnim etdd yunakti 'ich schirre dich an mit göttlichem Gebet, so spreche er, während die Umlegehölzer herumgelegt werden; das ist die Anschirrung des Agni', AB. 2, 9, 2 tasya yani k{Sürüni tani romani, yè tusah sä tvag, ye phaltkaranßs tad asrk 'was dabei die Ähren stacheln sind, das sind die Haare, Avas die Hülsen, das ist die Haut, was die Putzabfälle, das ist das Blut'. E V . 10, 31, 7 k{ svid vdnq kà u sà vrksd osa ydtö dyävaprthivi nistataksüh 'welches war das Holz, welcher der Baum, aus dem sie Himmel und Erde gezimmert haben?' Av. N. 65 actäse te ätaf zaodrä 'das hier sind deine Opferspenden, o. A.', Y t . 14, 40 aetaeca tè vaco yöi . . . 'und das sind die Worte, welche . . V. 3, 38 ka he asti fida ka he asti äparHis kat he asti yaozdä&r&m 'welches ist die Vermögensstrafe für ihn, welches ist die Leibesstrafe für ihn, welches ist die Entsündigung für ihn?', b) Der Fall, daß das Demonstrativum, im Gegensatz zu dem prädikativen Nomen, im Neutrum steht (vgl. dies ist meine aufgabe), scheint im Ar. nicht vorzukommen (vgl. Speyer Sanskrit Synt. 18, Delbrück Vergi. Syntax 3, 240). Wohl aber erscheint als Neutrum das Fragepronomen : E V . 10, 10, 11 k{ bhratilsad ydd anüth'q bMväti, kirn u svasa ydn nirrtir nigdehat 'was kann ein Bruder sein, wenn Schutzlosigkeit stattfindet, und was eine Schwester, wenn Unheil herbeikommt?' Auch findet sich das Neutrum beim Eelativpronomeo in Perioden wie EV. 10, 90,12 ünt tad asya yad vaièyah 'das, was der VaiSya ist, sind seine beiden Schenkel' und in solchen wie MS. 1, 4, 6 (54, 3) ète väi drvd dhutadö ydd brüh-

§ 101] 3. Die Kongruenzerscheinungen des Nomens und Pronomens.

177

mandk 'das sind die Ungeopfertes essenden Götter, was die Bràhmana sind', worüber Delbrück Altind. Synt. 564ff., Vergi. Synt. 3, 240f. Griechisch, a) Z 460 "EXXOQO; F¡óe ywr¡ 'dies ist Hektors Weib', t 318 rjSe òé ¡ioi xaxà fìvfiòv ÓQÍaxr¡ tpaívexo ßovktf 'dies schien mir der beste Rat zu sein', Xen. Kyr. 8, 7, 24 naqà TÖ>v jtQoyeyevi]¡xévwv fiav&ávexe . avxr¡ yàq ÓQÍaxr¡ òiòaaxaXia 'denn dies ist die beste Lehre', xíg ó àvrjg; 'wer ist der Mann', b) t 359 àXkà Tod' afißgooirjs xal véxragóg sor ir 'bioQQCüi; 'dies (das, was ich hier genieße) ist ein Ausfluß von Ambrosia und Nektar', Plat. Apol. 29 b xal rovro ovx àuadia èariv; 'und wie sollte dies (dieses Verhalten) nicht Mangel an Einsicht sein V, rí (ó) äv&Qunog; 'wa,s für ein Wesen ist der Mensch!' Wie auch sonst gerade Tbei den geschlechtigen pronominalen Wörtern Neutr. Plur. und Neutr. Sing, im Gebrauch weit weniger geschieden sind als bei den Nomina, kommt bei den Demonstrativa neben dem Singular bisweilen auch der Plural vor: a 226 ènei ovx egavog ràde y' èoriv 'denn dies (diese Veranstaltung) ist kein Picknick', Xen. Corani. 1, 2, 43 xäv rvqawog o$v XQaröjv rrjg nóXeox; ygáipr] rolnoXíraiQ ä %q>) noieiv, xal xavxa vó/iog èari; Auch dann steht das Neutrum, wenn es durch eine hinzugefügte Apposition näher erklärt wird, wie Plat. Gorg. 478 c ov yàg xoilx' tfv Fvöaifwvia, sotxe, xaxov (hzaAXayij, àXXà xr/v ág%r¡v fir]dè xxijai L a t e i n i s c h , a) Cic. Fin. 2, 70 negat Epicurus, hoc enitn vestrum lumen est, Cic. Verr. 5, 126 haec est arx, haec ara sociorum, Hör. ep. 1, 1, 60 hic murus aheneus esto, nil conscire sibi, Liv. 3, 4 neque is finis periculi fuit, Liv. 21, 57 hat fusre hibernae expeditiones Hannibalis. b) Cic. Dom. 72 quid est exul?, Hör. ep. 1, 11, 1 quid tibi visa Chios?, Verg. Aen. 3, 173 nec sopor illud erat, Liv. 2, 38 si hoc profectio et non fuga est, Liv. 30, 30, 12 quod ego fui ad Trasumennum, id tu hodie es, Tac. hist. 1, 49 ut, quod segnitia erat, sapientia vocaretur. Darüber, wie sich diese Verhältnisse in den romanischen Sprachen weiterentwickelt haben, s. Meyer-Lübke Rom. Gramm. 3, 444f. Im Franz. z. B. herrscht von Anfang das Neutrum, auch wo der Römer das Geschlecht des Demonstrativums durch das Prädikatswort bedingt sein läßt, wie c'est ma mère. Bruiranno,

S y n t a x dos oinf. Satzes im Indorerai.

12

178

V. Kongruenz.

[§102

Irisch, a) na-bad he for n-imbradud 'nicht sei das euer Gedanke', is sl trebaire 'das ist Klugheit'. Vgl. Pedersen Vergl. Kelt. Gramm. 2, 65. 201f. Germanisch. Hier hat beim Demonstrativum (es, das uswj das Neutrum das Übergewicht bekommen. Got. Mark. 6, 3 niu pata ist sa timrja? 'ov% ovr OQ ianv o rexrcov: Job. 6, 40patuhpan ist wiljapis sandjandins mik 'xovro de eaxiv TO ifia rov JtefiipavTog fie, ahd. Otfr.l, 3,17 tha$ vxis David, 2, 14, 80 tha$ bin ih, mhd. Mb. 9 da$ was von Troneje Hagene. Doch auch noch (nach a) z. B. mhd. Parz. 747, 29 der beiden sprach: der bin ich, nhd. 2. Kön. 8, 5 das ist das weib und der ist der sun. Die letztere Art wurde wohl seit ahd. Zeit nur noch dann angewendet, wenn das natürliche Geschlecht in Frage kommt, also z. B. nebeneinander der und das ist mein vater, aber nur das ist mein garten, es müßte denn sein, daß der Gegenstand schon vorher genannt und demgemäß das Wort dafür im Bewußtsein der Gesprächspersonen schon vorhanden war. Das Neutrum drang aber selbst da ein, wo bestimmte Substantiva mit anderm Genus vorausgegangen sind, wie mhd. Nib. 95, 1 si heten da ir friunde zwelf küener man, da$ starke risen wären ('was starke Riesen waren'). Vgl. Erdmann-Mensing Grundz. 2,13f., Wilmanns D. Gr. 3, 2, 771f. Im B a l t i s c h - S l a v i s c h e n beide Arten nebeneinander. Das Neutrum wiegt aber vor. Lit. tat täs bütas, kuriame äsz gywenü 'das ist das Haus, in dem ich wohne', tat jö büdas 'das ist seine Art', tat böda 'daß ist eine Not', aber sowohl käs tat per paüksztis? als auch käs täs per pauksztis? 'was ist das für ein Vogel?' Im Slav. z . B . poln. to jest möj dorn und ten jest moj dorn 'das ist mein Haus' (Vondräk Vergl. Slav. Gramm. 2, 271). 5. Superlativ als Prädikatsnomen. .102. Der Superlativ als Prädikatsnomen richtet sich im Genus entweder nach dem Subjekt oder nach dem vom Prädikativum abhängigen Genitivus partitivus oder dessen semantischem Stellvertreter. Die erstere Weise ist die altertümlichere in den idg. Sprachen. Daß die andere, bei uns übliche Weise — die schwalbe ist der schnellste der vögel, unter den

§103]

3 . Die Kongruenzerscheinungeu des Nonnens uncl Pronoraens.

179

vögeln — als die natürlichei'e und logischere ersclieiDt, ist durch den Gebrauch des bestimmten Artikels beim Superlativ verursacht, dessen Genus naturgemäß kein anderes sein kann als das des Genitivus partitivus. Altindisch, a) EV. 3, 5, 10 agnir bhdvann uttamo rocanänam 'Agni, der die höchste der Helligkeiten ist', TS. 6, 4, 11,1 Sycno vüi väyasTi patisthah 'der Falke ist der schnellst fliegende der Vögel', vgl. auch MS. 1, 4, 12 (61, 3) äghärq bhuyiitham ähutina juhuyüt 'den aghiira gieße er hin als die kräftigste der ahuti'. Griechisch, a)

v, i 432 a^vetog . . ., ¡xrfhav ö%' agioxog andvxoy», Plat. Tim. 29 a o xoofios xaÄfaoxog rwv yeyovoxwv. b) Isokr. 2, 53 avfißov?.og äya&ög XQrjOifuoraxov xal xvQawiwaxaxov anavxüiv x&v xxrjfiäxatv eaxiv, Herodot 5, 24 xxrj¡idxtuv Ttävxoiv xifii(oxaxov ävfjg vxa àv&Qcujioig dvra ; lat. Sali. Cat. 20, 2 ni virtus fidesque vestra spedata mihi forent, Liv. 37, 32, 13 ira et avaritia imperio potentiora erant, Tac. hist. 3, 70 pacem et concordiam victis utilia, victoribus tantum pulchra esse, Lact. opif. 11, 20 ad quas partes cum potus et cibus mista pervenerint, Liv. 32, 29, 1 murus et porta de caélo tecta erant, Liv. 4, 57, 6 gratia atque honos opportuniora interdum non cupientibus (sunt), Tac. hist. 4, 24 fraudem et dolum obscura eoque inevitabilia (esse). Daß diese Art auch im Germanischen gegolten hat, muß einerseits aus Stellen wie Otfr. 2, 1, 4 da$ siu ellu thriu ruarit, bezogen àuf sé, himil, erda, Tat. 56, 9 werdent beidu gihaltan, auf wln inti belgi bezogen, Iw. 4819 sptse und släf, diu waren im bereit, anderseits aus got. 1. Thess. 5, 23 jah saiwala jah leih (Neutr. !) unfairinona in quma fraujins

186

V. Kongruen:

[§ 104

. . . gafastaindau 'xai rj fvxfj xai ro oibfia dfiefmrwg ev rf) TiaQovaCn rov xvqiov TTjQ^&etrf geschlossen werden. In dieser Konstraktionsart war das pluralische Neutrum anfänglich als Substantiv gedacht, so daß man hiernach z. B. äya&& in der erstgenannten griechischen Stelle mit 'Güter' statt mit 'gut9 wiederzugeben hätte. Diese substantivische Funktion tritt manchmal auch noch deutlich hervor, wie Cic. Att. 2, 18, 1 sed mortem et eiectionem quasi maiora timemus, quae multo sunt minora. Sie ist als ursprünglich auch anzunehmen für Stellen, in denen eines der Substantiva selbst neutrales Genus hat, wie außer der angeführten got. Stelle 1. Thess. 5, 23 z. B. für v 435 a/upl di fiiv gaxog o'Mo xaxov ßakev rjde %ixmva QOjyaXea QVTI ocovra, Cic. de or. 3, 161 nam et odor urbanitatis et mollitudo humanitatis et murmur maris et dulcitudo orationis sunt dueta a ceteris sensibus, wofür auch aus dem Altind. angeführt werden darf Ghänd. Up. 93, 21 abhrq (Neutr.) vidyut stanayitur aiarlräny etani 'Nebel, Blitz und Donner, diese (Erscheinungen) sind unkörperlich. Im Germanischen erscheint so das Neutr. Plur. sehr häufig auch bei Personenbenennungen, z. B. got. Luk. 2, 33 jah ivas losef jah aipei is sildaleikjandona "xai tfv 'Itoar/q) xal r) ftiJTrjQ avrov &avfidZovTe$ , Luk. 2, 48 sa atta peins jah ik winnandona sokidedum puk 'S nartjg aov x&ydi öövnöftfvoi ¿Ctjzovfiev ae, Luk. 1, 6 wesunuh pan garaihta ba in andwairpja gudis 'rjoav de dixatoi ä/uqj&tegoi (Zacharias und Elisabeth) Ivdmiov tov deov', ahd. Otfr. 1, 4, 5 wärun siu bedu (Zach, und Elis.) gote filu drüdu, mhd. Trist. 17475 ein man und ein gotinne diu ligent an einem bette. Diese gewohnheitsmäßige Ausdehnung auf die Personenbezeichnungen wurde dadurch wesentlich gefördert, daß in diesem Sprachzweig besonders oft das Neutrum auch in Personenbezeichnungen üblich war (got. gup, sköhsl, ahd. twerg usw.), auch bei Hinweisen mit dem Demonstrativpronomen (z. B. got. niu pata ist sa timrja?, S. 178), und daß dabei auch gerade der Plural dieses Genus in kollektivem Sinn gebraucht worden ist, wofür das sicherste Beispiel ahd. diu hiwun (mhd..die Mwen) Plur. tantum 'die Ehegatten' ist, ein substantiviertes schwaches Adjektiv (ahd. Mwo M 'Gatte', /üwa F. 'Gattin', zu ags. Mw 'familia').

VI. Die Gestaltungen des Satzes nach der seelischen Grundfunktion. *) 1. Vorbemerkungen. 105. Die Behandlung der Satzlehre in unsern Grammatiken geht im wesentlichen von dem formalen und dem logischen Verhältnis der Teile des Gesprochenen aus, sie will (wie Behaghel Synt. des Heliand p. VIII sagt) die Glieder der Bede an der Arbeit zeigen, den Zusammenhang aufweisen, in welchen sie sich einfügen. Dieser Behandlung auf Grund der Form und der Logik hat zur Seite zu treten eine Behandlung, die von der Frage ausgeht: welche Mittel der Satzgestaltung stehen oder standen einer Sprache zu Gebote, um die mannigfachen seelischen Grundfunktionen, die zum Sprechen drängen, zum Ausdruck zu bringen ? Durch die Sprache äußert der Mensch Lust- und Unlustempfindungen, Wünsche, Bitten, Befehle, Beschwerden, er weist Vorstellungen und Ansinnen ab, warnt, droht, verwünscht, bekundet Zweifel, tut Fragen und beantwortet Fragen, stellt Behauptungen auf, urteilt über Vorgänge, Gegenstände und Personen u. dgl. mehr, und das alles, jedes in seiner seelischen Eigenart, ringt nach möglichst unmißverständlicher Darstellung durch die Form des Satzes. Wie verhält sich da entwicklungsgeschichtlich die jeweilige Satzform zu der psychischen Grundstimmung, aus der sie hervorgegangen ist! In der üblichen Behandlungsweise der Syntax wird zwar auch auf diese Seite der Satzgeschichte, aber doch nur nebenher, bei gerade gegebener Gelegenheit, und nicht so, daß man 1 ) V e r f a s s e r , Verschiedenheiten der Satzgestaltung nach Maßgabe der seelischen Grandfunktionen in den idg. Sprachen, Ber. d. Sachs. G. d.W. 70. Bd. (1918) 6. H.

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VI- Gestaltungen des Satzes nach der seel. Grundfunktion. [§ 105

alles, was zu einem Satz als dem üblich gewordenen Aus drucksmittel einer bestimmten seelischen Grundfunktion gehört, beisammen hat und überschaut; was z.B. einen Wunschsatz als solchen charakterisiert, ändet sich zerstreut in der Moduslehre, der Lehre vom Verbum infinitum, der Lehre von den Partikeln, Interjektionen, Konjunktionen, der Lehre von der Wortstellung und noch sonstwo. Daß der Forderung einer auf die psychischen Grundfunktionen aufgebauten Darstellung noch nicht Bechnung getragen ist, hat hauptsächlich zwei Gründe. E r s t e n s sind die seelischen ßegungen, die Stimmungen und Gefühle, die zu sprachlichen Äußerungen treiben, so mannigfaltig und oft in sich so kompliziert, besonders die GefühlBelemente so verwebt ineinander, daß daraufhin eine sachgemäße und zweckentsprechende Einteilung schwer zu erzielen ist (vgl. G. von der Gabelentz Die SprachwissenschaftS. 308ff.). Z w e i t e n s kann die angedeutete Aufgabe einigermaßen vollständig nur bei lebenden Sprachen gelöst werden, wo als wichtige Hilfsmittel der psychologischen Interpretation des Gesprochenen die Gesprächssituation, d. h. die unmittelbare Anschauung dessen, worüber gesprochen wird, die die Rede begleitenden und sie erläuternden Gebärden und die Satzbetonimg mit ihrer aus den Grundstimmungen fließenden und diese widerspiegelnden Mannigfaltigkeit dem Forscher zu Gebote stehen. Immerhin ist eine Behandlung der Syntax auf der Grundlage der seelischen Grundtriebe auch für 'tote' Sprachen, alB Ergänzung der bisher üblich gewesenen Darstellungen, nicht, wie es öfters geschehen ist, ganz abzuweisen. Man hat anzuknüpfen an das, was die Sprachen selber als mehr oder weniger konventionell gewordene Ausdrucksmittel für verschiedene von jenen Grundtrieben an die Hand geben, z. B. sogenannte Imperativformen als Ausdruck der Aufforderung. Freilich kommt man so zu keinem psychologisch in sich geschlossenen System, zu keiner Gliederung des Sprachstoffs, die der Gliederung genau entspricht, welche der die Grundlagen des Vorstellens, Fühlen» und Denkens untersuchende Psychologe aufstellt. Neben der syntaktischen Bedeutung des Einzelworts, die soweit als möglich rückwärts zu verfolgen ist, und neben dem,

2. Satzgestaltung im Dienste des Ausrufs.

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was Wortstellung, Wortwiederholung u. dgl. für vergangene Zeiten in bezug auf die psychischen Grundmotive des Sprechens an die Hand geben, ist nur spärliche Hilfe von der Satzbetonung zu gewinnen, da diese in der graphischen Darstellung nur selten und auch dann nur in sehr unzureichender Weise vor Augen gestellt ist (auch die Tlutierung' bei den alten Indern ist nur ein dürftiges Hilfsmittel). Noch mehr aber entbehrt man für die psychologische Interpretation die Vorteile, die die lebendige Anschauung, die Gesprächssituation bietet — dem Lesenden muß hier der ganze Zusammenhang, in dem der Satz erscheint, einigen Ersatz schaffen —, sowie die Unterstützung, welche die Gebärden, die mimischen und die pantomimischen, die unwillkürlichen und die absichtlichen, bieten. Ich gehe nunmehr der Beihe nach die verschiedenen Satzarten durch, wie sie in unsern idg. Sprachen in den Dienst des A u s r u f s , des Wunsches, der Aufforderung, der E i n r ä u m u n g , der Drohung, der Abwehr und Abweisung, der Aussage über eine v o r g e s t e l l t e Wirklichkeit und der F r a g e gestellt worden sind. In diesen Fällen sind für den Sprachforscher die Grundmotive des Sprechens am leichtesten erfaßbar. Daß es in bezug auf die Grundstimmung Mischformen gibt, Satzgattungen, die genau genommen in zwei von den angesetzten Kategorien zugleich gehören, ist klar. So gibt es z. B. Sätze, die man als Ausrufungs- und Fragesätze zu bezeichnen hat, wie (staunend), du schweigst?!, lat. taces?! Das ist aber im Grunde dasselbe, was in allen Teilen der Grammatik zu finden ist, daß etwas unter verschiedene Gesichtspunkte zugleich fällt. 2. Satzgestaltung im Dienste des Aasrufs. 106. Unwillkürliche Ausrufe sind das Primitivste im Sprachleben. Sie sind reflexartige Ausdrucksbewegungen mit dem Vorstellungsinhalt, der den jeweiligen Affekt begleitet. Da sie absichtslos und mehr oder minder unbewußt hervorbrechen, sind sie zunächst 'monologischer' Art. Von dieser Art sind aber nicht etwa bloß solche interjektionale Gebilde wie ach!, ei!, au!, sondern auch ausgebautere Sätze sind in

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VI. Gestaltungen des Satzes nach der seel. Grundfunktion.

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den Dienst des unwillkürlichen Ausrufs geraten, nachdem der Mensch im Verkehr mit seinesgleichen bereits zu einer höheren Stufe im sprachlichen Ausdruck der Gefühle und Gedanken gekommen war: z. B. wenn einer im einsamen Zimmer für sich ausruft: Donnerwetter, hob ich mich geschnitten! Ausrufe erfolgen aber nicht nur rein mechanisch ohne Bücksicht auf Mitmenschen. Sie können zugleich Zurufe an andere sein. Wenn der andere dadurch zu einer Tätigkeit veranlaßt werden soll, wird der Zuruf zur Aufforderung (§ 118). Der Ausruf ist diejenige Satzart, die am wenigsten von den andern Satzarten, wie wir sie in § 105 S. 189 unterschieden "haben, abgesondert werden kann. Es rührt das daher, daß man es in diesem Gebiet am häufigsten mit Kompliziertheit der seelischen Eegungen zu tun hat und bei der Interpretation des Gesprochenen so oft nicht einmal herauszuhören ist, welches von den ineinander verflochtenen Motiven der redenden Persönlichkeit das dominierende gewesen ist. Die primitivste, ursprünglichste Gattung der Ausrufsätze sind 1. Die Interjektionen (Oefühlslautungen).1) 107. Die hierher gehörigen Interjektionen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten in Gruppen sondern, z. B. danach, ob sie unwillkürlich herauskommen, wie gewöhnlich z. B. ach!, au!, oder auf Grund eines Willensvorgangs, wie pfui!, oder danach, ob in ihnen eine Lustempfindung hervorbricht, wie z. B. oft ei!, oder eine Unlustempfindung, wie z. B. hü!, pfui! Ihren Satzcharakter zeigen die Interjektionen nicht nur in ihrem Auftreten für sich allein, als in sich geschlossene und verständliche Äußerungen, sondern auch dadurch, daß sie satzverbindende Partikeln zu sich nehmen können, z. B. Goethe Ged. (Hemp.) 1, 59 Aber ach!, Plato Phaedr. p. 263 a tj ydg; 'nicht wahr' (in Frageform unigesetztes versicherndes >7 yaQ)Oft geben Interjektionen zunächst einer Affektregung für sich Ausdruck und ein sich anschließender Satz drückt dann 1) Vgl. § 9 S. lOff.

§ 108]

2. Satzgestaltung im Dienste des Ausrufs.

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die Vorstellung aus, die den Affekt begleitet, z. B. ei! das ist schön!

Von den mannigfachen An- und Eingliederungen des aus der Interjektion bestehenden Satzes an und in andere Sätze nenne ich die Kurzsatzformen wie weh mir!, mhd. Owe mir!, ach mlnes llbes!, lat. vae mihi!, o me miserum!, griech. tö-fioi.

Die Herstellung der Form des Kurzsatzes ist durch die Interjektion wesentlich begünstigt worden: je klarer die Interjektion schon für sich die Grundstimmung kundtut, um so leichter verträgt der auf denselben Ton gestimmte Gedanke, der sich anschließt, eine die Meinung des Eedenden nur andeutende sprachliche Gestaltung. 2. Der Vokativ. 108. Wenn man sagt, die Vokativform — ursprünglich nur die Stammgestalt des Nomens — habe von Haus aus dazu gedient, durch Nennung des Namens im Rufe die Aufmerksamkeit eines Angeredeten zu erregen, so mag das richtig sein. AuarufCharakter hat der Vokativ vor allem dann, wenn der Sprechende an das Wesen, die Eigenschaften, die Stellung der Person denkt und diese Vorstellung ihn seelisch erregt, z. B. vater!, wenn der Sohn den Angeredeten an seine Vaterpflichten erinnern möchte, oder du!, du guter!, du schuft! Oder als Gefühlsausbruch gottf, herrgott!, himmel!, lat. pol! usw.,

was alles, teils fror sich allein, teils in Verbindung mit Interjektionen (z. B. ach gott!, o gott!) selber geradezu interjektionale Geltung bekommen hat, so daß man den Vokativ als eine an eine konkrete Vorstellung gebundene Interjektion bezeichnen darf. Oft bildet der Vokativ, als An- und Zuruf, die Einleitung zu allerlei Art von Äußerungen, zu Auffordejungen, Mitteilungen, Fragen usw. So steht er denn voran, doch auch eingeschoben oder nachgestellt. Oft ist ihm selber die Interjektion *ö vorausgeschickt, im Griech. () ävöQE$ 'AJhjvaüoi, werden bei längerer Bede gern wiederholt, teils um die Aufmerksamkeit auf den Sprecher überhaupt wachzuhalten, teils um für eine Einzelheit der Bede die besondere Aufmerksamkeit zu erbitten. Der Vokativ als Ausruf, Anruf, Zuruf ist der verschiedensten Tonmodulation fähig. Mit der Tonart verbinden sich oft Dehnungen des sonantischen Elements der Schlußsilbe. In manchen modernen Sprachen wird der Schlußvokal namentlich dann länger hingezogen — mit Ansteigen der Stimme, dem Kennzeichen der Spannung, mit der der Bedende die Beaktion von Seiten des Angerufenen erwartet —, wenn der Angeredete weitab ist oder auch, wenn er auf ein erstes Anrufen nicht reagiert hat und nun erneut angerufen wird, z. B. Ottoooo! (wie ich diese Aussprachsweise dargestellt gefunden habe). Im Altindischen erscheint nach den Angaben der Nationalgrammatiker in diesem Fall, aber auch in andern, verwandten Fällen, Plutierung. Bei den in der älteren ind. Literatur handschriftlich überlieferten Plutierungen im Vokativ ist, freilich der besondere Anlaß nicht immer erkennbar, z. B. SB. 14, 9, 1, 1 tarn udtkiyabhy üvada kümärd3 %ti sä bho3 iti präti ¿u&räva 'nachdem er ihn erblickt hatte, redete er ihn an: „Knabe!", der antwortete: „Herr!"'. Vgl. GB 2, 2, 133. In die Tonart des Vokativs werden gewöhnlich Genitive, Adjektive und was sonst sich dem vokativischen Substantiv enger anschließt, mit hineingezogen, z. B. du lieber himmd! Im Ai. bekundet sich das in der Schreibung wenigstens hinsichtlich der Exspirationsstärke (GB 1, 957. 2, 2, 133). 3. Aussagesatz. 109. Der Ausruf kleidet sich in die Form des einfachen Aussagesatzes, namentlich bei Verwunderung, und unter-

§ 110 u. 111]

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2. Satzgestaltung im Dienste des Ausrufs.

scheidet sieb vom Aussagesatz dann mir durch die Betonungsart, z. B . nhd. der ist (einmal) groß!, der kann schreien! Oft auch mit vorausgeschickter Interjektion, wie ei, das ist schön! In den älteren Sprachen ist die Interjektion gewöhnlich das einzige deutliche Zeichen des Ausrufsatzcharakters. Vgl. § 133. Kurzsätze dieser Art (vgl. z. B. nhd. sieg!, dieser dummköpf!, lat. Ter. Ad. 304 hocine saeculum!, griech. 8 292 äXyiov haben vielfach interjektionale Natur angenommen, z. B. nhd. leider!, ursprünglich Komparativ des Adj. leid, lat. malum, Plaut. Amph. 403 quid — malum — non sum ego servos Anvphitruonis Sosia?, ai. kastam, etwa 'weh!', Neutr. zu kastä-h 'schlimm, arg', auch dhikkastam mit der Interjektion dhik. 4. Fragesatz. HO. Form des Fragesatzes bei Staunen, wobei Unsicherheit, Zweifel, Verlegenheit die Ausdrucksweise leiten, z. B . nhd. du bist schon wieder zurück?!, Plaut. Cure. 41 etiam taces?! 5. Die mit Formen der Pronominalstämme *qHo- *q"i*q"u- und *io- eingeleiteten AusrufUngssätze. I I I . Die Sätze mit den gif-Pronomina sind von Haus aus teils unabhängige, teils abhängige, die mit dem Relativstamin *io- zunächst immer abhängige Sätze gewesen. Die Grundstimmung ist im wesentlichen freudige oder unfreudige Verwunderung und beiden Klassen gemeinsam auch die Betonungsart: letzteres läßt sich freilich für vergangene Zeiten nur vermuten. a) io-Sätze erscheinen im Griech. und im Slav. Z. B. a 410 olov ämi£a; atpaq ofyerai 'wie er aufgesprungen und hurtig davongegangen ist!' Meist im Anschluß an eine Interjektion, einen Vokativ u. dgl., z. B. a 32 w nonoi, olov drj w ßgoxol ahiocavrai, 0 441 vrpivrcC, a>; ävoov xQaöfyv e%e a/bivvexe. Vgl. Paul Prinz. 4 134f.. Wegener Grundfragen 144f., I F . 39, 4 ff. 5. Satzgestaltung im Dienste der Einräumung. 1 3 0 . Die seelische Grundstimmung ist: man wünscht oder fordert ein Geschehen, doch entspringt dabei diese Willensregung nicht der freien unvermittelten Initiative des Sprechenden, sondern dieser fühlt sich einem gewissen Widerstand gegenüber, der entweder in seiner eignen Seele liegt oder an ihn von außen herangetreten ist. Diese besondere seelische Verfassung kann, wo nicht die Situation oder der Zusammenhang ohne weiteres das Verständnis sichern, ebenso im Tonfall und in begleitender Gebärde, namentlich in mimischer Ge-

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5. Satzgestaltung im Dienste der Einräumung.

bärde, Ausdruck finden wie durch Zusätze zum Verbum wie immerhin, meinetwegen, lat. sane u. ähnl. Für gewöhnlich erscheinen der Optativ oder der Imperativ, die in diesem Fall auch Concessivus und P e r m i s s i v u s genannt werden. Dabei ist der Bedeutungsunterschied zwischen diesen beiden Modusformen derselbe wie in dem Fall, daß Wunsch und Aufforderung aus der freien Initiative des Subjekts hervorgegangen sind. 1. Optativ. Griech. Q 226 avrixa ydg fie xarameiveiEV 'meinetwegen mag mich A. sofort töten!', a 402 Ttxtj/xara , (ia&' IKOI/XAI % 'wohin soll ich, liebes Kind, gehen, zu wessen Haus mich begeben!', Eur. Ion 758 ebiatfiev fj oiyw/uev? 'sollen wir reden oder schweigen!', Sopb. Ai. 404 nol Tic, oüv au (GR 2, 3, 998), hinter dem -u wiederholt wird, wie Gal. 3, 2 uz-u loaurstwam witodis ahman nemup pau uz-u gahauseinai galaubeinais? '¿f £Qya>v vo/iov TO Jivev/na ekaßere rj äxofjg niaxtwc,; Vgl.

Delbrück Vergl. Synt. 3, 270, Streitberg Got. Elem. 6 222. Im Lit. in beiden Gliedern ar, wie in der einfachen Frage (§ 145), oder vor dem zweiten Glied überdies noch arba 'oder': ar tu tal apsiintsi, ar ne ? 'wirst du das übernehmen oder n i c h t ! ' , ar tu est ans atelsrsis, arba ar dar kito länksim?

'bist

du, der da kommen soll, oder sollen wir noch eines andern warten?'. Im Slav. Ii in beiden Gliedern: Matth. 11, 3 ty Ii jesi grrdyjo,

Ii inogo rajemb 'av ei o ¿gxöfitvog, f) fregov

nQoadoxtöftev;', dafür auch li-ili, ili-ili. S. Delbrück Vergl. Synt. 3, 271, Vondräk Vergl. Slav. Synt. 2, 292f.

Druck: Hermann BBhlaus Nachfol|jer H o f - B u o h d r u c k erei und V e r l a g s b u c h h a n d l u n g G. m. h. H. in W e i m a r