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German Pages [311] Year 2002
Stüber Die primären s-Stämme des Indogermanischen
Die primären s-Stämme des Indogermanischen
von
Karin Stüber
WIESBADEN 2002 DR. LUDWIG REICHERT VERLAG
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich.
© 2002 Dr. Ludwig Reichen Verlag Wiesbaden ISBN 3-89500-289-5 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig - pH7 -, neutral) Druck: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany
Meinen Eltern
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Inhalt Abkürzungen ................................................................................................................. 11 Vorwort .......................................................................................................................... 13 Einleitung ....................................................................................................................... 15 1. Teil: Vorbemerkungen .............................................................................................. 19 Kategorien von s-Stämmen ................................................................................ 19 Neutra .............................................................................................................. 19 Kollektiva ......................................................................................................... 22 Hinterglieder von Possessivkomposita ........................................................27 s-Stämme als Vorderglieder von Komposita ....................................................27 Zu Partikeln erstarrte s-Stämme ........................................................................ 30 Ableitungen von s-Stämmen .............................................................................. 31 Semantische Betrachtungen ................................................................................ 32 Einzelsprachliebe Entwicklungen ...................................................................... 40 Indoiranisch .................................................................................................... 40 Griechisch ........................................................................................................ 46 Latein ................................................................................................................ 57 Übrige Sprachen .............................................................................................. 61 Unabhängige Neubildungen in mehreren Sprachen .......................................63 fbhejdh "sich anvertrauen, Vertrauen fassen .................................................63 fbher "tragen, bringen ..................................................................................... 64 We1,1dh"wach werden, aufmerksam werden ...............................................65 1bh!f4bi"werden, wachsen, entstehen ...........................................................65 (dhe1,18/' "nutzbar machen, {Ertrag) produzieren .........................................65 1!:J1,1eg,h "feierlich sprechen" .......................................................................... 66 !(/k1,1eh 66 1 "anschwellen,. ...................................................................................... 1lep"abschälen ................................................................................................. 67 (sre1,1"fliessen, strömen" ................................................................................ 67 f"s1,1enbi "tönen, klingen'" ................................................................................ 68 ~jeg'l "sich zurückziehen" ............................................................................. 68 2. Teil: Material. Die grundsprachlichen s-Stämme.....................................................69 Stämme zu Verbalwurzeln ·······························-···..··············.............................69 fbhabi "glänzen, leuchten, scheinen ...............................................................69 fbhejhi "in Furcht geraten" ............................................................................. 71 fbhenpj' "dicht, fest machen" ..........................................................................73 fbhleg "brennen; leuchten" ............................................................................. 74 fbhloh; "blühen" .............................................................................................. 76 (dek "nehmen, aufnehmen, annehmen, wahmehmen" ...............................77 (dens "kundig werden, kunstfertig werden" ...............................................78 (dhejpj' "bestreichen, kneten; aufschichten, bauen" .....................................79 (gelhz "in Lachen ausbrechen'" .......................................................................81 (genh1 "erzeugen" ........................................................................................... 82
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Inhalt
(gerhz"aufreiben, alt machen• ........................................................................ 83 ffp/'ed"scheissen• ............................................................................................. 84 (p/'eni(' "sich fortbewegen• ............................................................................ 86 (gi,her"wann, heiss werden• .......................................................................... 87 fh1enh, "(eine Last) bewegen• ......................................................................... 88 fh1erhz"lieben• ................................................................................................. 90 fh1e„H "helfen, fördern• ................................................................................ 90 fhzai!!'"in seelische Erregung geraten" ..........................................................93 1fl. ~:,Jh " .. d • ~ '"2".tW entzun en
.......................................................................................9~ 'T fhzajsd "verehren• ........................................................................................... 96 fhzak "spitz, scharf sein/werden/machen" ...................................................97 fhzamp/'"zuschnüren, beengen" .................................................................... 99 fhzank "biegen• ............................................................................................... 99 fhza„g "stark werden• .................................................................................. 101 (hznek "erreichen• ......................................................................................... 102 ~,,es "(morgens) hell werden" ...................................................................103 (h,nejd "schmähen" ....................................................................................... 107 (h,od"zu riechen beginnen (intr.)• .............................................................107 (h,op"herstellen• ........................................................................................... 108 (h,or "sich erheben, aufspringen, losstürzen" ............................................111 (je„g "anschirren• ......................................................................................... 113 fkahti, "seelisch aufgewühlt werden• ..........................................................114 fkel "verbergen" ............................................................................................ 116 fkerh, "sättigen, fünern" ..............................................................................117 fkle,, "hören" ................................................................................................ 117 fkremhz "schlaff werden" .............................................................................120 ~elH "aufragen, hochragen" .......................................................................121 ~bh "fassen, ergreifen" ................................................................................ 121 ~ei(' "sich (hin)legen• ...................................................................................122 fle„k "hell werden" ....................................................................................... 124 fmed "messen, für Einhaltung sorgen, sich kümmern• ............................125 (mejH "heranreifen, gedeihen• ....................................................................126 fmen "einen Gedanken fassen• ....................................................................128 ffnebh"feucht werden, bewölkt werden" ....................................................129 ffnejk "sich erheben• .....................................................................................131 ffnem "zuteilen" ............................................................................................. 132 (pahzg "fest werden" .....................................................................................133 (pek "(Wolle oder Haare) rupfen, zausen• .................................................135 (pen "fünern, nähren• ..................................................................................135 (pe!!H "faulen, stinken" ...............................................................................136 (plethz "breit werden, sich ausbreiten" ........................................................137 fre!!dH "schreien, weinen" ..........................................................................138 (re!!dh"rot machen" .....................................................................................140
Inhalt
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frel.'h1 •öffnen• ............................................................................................... 141 fsed •sich setzen" .......................................................................................... 142 fsef •überwältigen, in den Griff bekommen" ...........................................145 fsel • einkehren, zum Stillstand kommen" ..................................................147 fserk "flechten, binden; in Stand setzen, ausbessern" ...............................149 fskeh 1ch•schaden" ......................................................................................... 150 f(s)reg "(sich)färben•................................................................................... 150 f sriHg • kalt werden" .................................................................................... 152 f(s )teg • decken, bedecken" ...........................................................................152 f{s)terk "beschmutzen" ................................................................................ 153 fs!."lbitJ"schmackhaft werden" ....................................................................153 fsJ!,edhh 155 1 "sich gewöhnen" ............................................................................ fsJ!,ejd"in Schweiss ausbrechen'" .................................................................156 ftemH • ermatten, ohnmächtig werden" .....................................................158 ftemp "spannen, dehnen" ............................................................................ 159 ften • sich spannen, sich dehnen" ................................................................160 ftep "warm sein, heiss sein" ......................................................................... 161 fl.'ef' "'bringen, fahren" ................................................................................ 163 f!'eid "erblicken" ........................................................................................... 166 f,.,ek• '"sagen"................................................................................................. 169 (J:!,enH"lieb gewinnen"................................................................................. 170 f°y,es•(Kleidung) anhaben, bekleidet sein mit" ...........................................171 Stämme in CALAND-Systemen .....................................................................172 f delh1i!/'"lang" ............................................................................................... 172 ffelh, "gelb, grünlich" ................................................................................. 174 fke,.,H d •herrlich, wunderbar" ...................................................................175 fkreJ!,hi_ "'blutig" ............................................................................................. 176 f mahz/e •gross, lang" .....................................................................................178 freg" • dunkel, finster" .................................................................................. 180 fselp "ölig, fettig" ........................................................................................... 180 fsi "'-trm neu gebildet wurde. zu anderen Stämmen ein Akkusativ auf """-ahz-m Nun stellt sich die Frage, ob dies auch bei Athematika geschehen konnte. In anderen Kategorien, etwa bei den Heteroklitika oder den men-Stämmen, leben ursprüngliche Kollektiva nur insofern als Singularia fort, als sie als neuer Nominativ/ Akkusativ Singular ins Paradigma des Neutrums übernommen wurden. Dies ist der Fall etwa bei gr. Ü&op "Wasser• zu "'!'6d-r,"'!'ed-n- oder ahd. sllmo "Same• ZU "'seh,-mv, "'s(e)h,-men-(vgl. SCHINDLER1975a, 4; jASANOFF1980, 377; HARE>ARSON 1987, 92; Verf. 1998, 47). Diese Stämme werden aber im Gegensatz zu den ahz-Stämmen weiterhin als Neutra behandelt8 und haben folglich nur eine Form für Nominativ und Akkusativ. Anders steht es bei den s-Stämmen. Hier gibt es zumindest ein Beispiel für einen Stamm, der schon grundsprachlich als Femininum verstanden wurde, nämlich "'hza!'s-Ds"Morgenröte• > gr. ~CO tegere, ursprünglich Lokativ zum Stamm *teg-os (gr. -reyo~,einen no-Stamm in air. lethan, kymr. llydan "breit", gr. 1tMtavo~ "Platane" sowie einen Komparativ ved. prathiyas- und einen Superlativ 1976, 61). Ein s-Stamm dazu ist bezeugt durch ved. prathi!!ha- (vgl. NUSSBAUM ved. prathas- "Breite, Weite, Ausdehnung", av. fra8ah- "Breite•, gr. 1tMt~ "Breite" (zum Vokalismus gleich) sowie air. leth "Seite", kymr. lled "Weite, Breite". "Breite, AusdehWir können also einen grundsprachlichen s-Stamm "'pletlJi-os nung" rekonstruieren. Doch wie ist das semantische Verhältnis zur Wurzel bzw. zu den übrigen Bildungen zu verstehen? Hier gibt es zwei Interpretationsmöglichkeiten: Wir können von einem Nomen resultativum zu "breit werden, sich ausbreiten" ausgehen, wofür eine gute Parallele in dt. Ausdehnung vorliegt. Andererseits könnte der s-Stamm auf eines der Adjektive bezogen und als Nomen qualitatis dazu interpretien werden. Im Griechischen ist dies eindeutig der Fall, da der geneuene Vokalismus von 7tMto~ (statt *1tA.it0~)nur durch den Einfluss des Adjektivs 1tÄan>~erklärt werden kann 21 Für frühe Formulierungen des CALANDschen Gesetzes vgl. CALAND 1892, 267f; 1893, 592; WACKERNAGEL1897, 8f.
Semantische Betrachtungen
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(s.u. p. 49). Doch ist dies nicht weiter verwunderlich, da das Verbum im Griechischen verloren ging. Rein synchron gehört gr. JtÄ."beende" < *teles-jDzu 't~ "Ende", das seinerseits eine alte Ableitung zu 'tEA.MI> "erhebe, he2 be auf" {!{telhzLIV 622f) darstellt (vgl. PETERS1984, 99). Hingegen ist die Stellung der Verben mit einem Aorist -ttoa wie etwa 8apoE(I) "bin mutig" neben Oapo~ "Mut" im einzelnen umstritten. Im Kern gehen diese Präsentien wohl auf alte Essi1998, 329), während der Aorist -11oa letztlich einen ve zurück (vgl. HARE>ARSON umgestalteten Fientiv fortsetzt (vgl. WATKINS1971, 89-91; TUCKER1990, 31f). Doch deutet TUCKER(1990, 27-72) einige Verben dieser Klasse als Denominativa zu Hintergliedern auf -~~. und tatsächlich ist die Ableitungsrichtung nicht in jedem Fall eindeutig bestimmbar. So könnte etwa civ(mom "blühen" theoretisch auf einen alten Fientiv zurückgehen (vgl. LIV2 266), oder aber (so TuCKER 1990, 64) denominativ zum Hinterglied 0 av8i\~ gebildet sein, das neben dem Neutrum äv8o~ "Blume" steht. Aus semantischen Gründen ist diese zweite Möglichkeit wahrscheinlicher (s.u. p. 192), doch kann der griechische s-Stamm wegen ved. andhas- "Kraut, Somapflanze" ohnehin als ererbt gelten, und daher ist die Frage nach der Ableitungsrichtung hier für unsere Zwecke letztlich nicht von Belang. Anders steht es jedoch bei s-Stämmen, die nur im Griechischen belegt sind, wie 'tcxpJ3~ "Schrecken, Scheu" und cx'tapl3fi~"furchtlos" neben 'tappero "erschrecke, scheue" sowie äpx:o~"Abwehr" und 1toOOpKtt~ "schnellfüssig" neben apKEro"wehre ab". Diese zwei Stämme verdienen daher eine genauere Untersuchung. Im Falle von 'tap~, a'tapl3fi~und 'tappE(I)ist letztlich nicht zu entscheiden, ob Verbum oder Nomen primär ist. Die Wörter gehören zur Wurzel fterg 11"bedrohen, schrecken", die durch das Präsens ai. (ep.) tarjati "droht, schmäht" und das Kausativ-Iterativ ai. (ep.) tarjayati "droht, erschreckt" vertreten ist (vgl. LIV2 632). Es ist daher durchaus möglich, dass gr. 'tappE(I)auf einen Essiv zu dieser Wurzel zurückgeht, und der Aorist 'tapP'lloev entsprechend auf einen Fientiv, oder dass zumindest eine dieser Bildungen ererbt ist, die andere dazu neu gebildet. Andererseits ist auch nicht auszuschliessen, dass 'tap~ primär ist, und dass das Verbum vom Hinterglied 'tapl3fi~abgeleitet ist (so LIV2 632, Anm. 1). Für die erste Lösung spricht allerdings der Wurzelablaut aller dieser Formen, da Nullstufe für Fientiv 0
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Vorbemerkungen
und Essiv regulär ist, nicht hingegen für s-Stämme. Jedenfalls kann 't«p~ nach dem Gesagten nicht als Evidenz für grundsprachliches •terg•-osgebraucht werden. Anders steht es mit der Gruppe äpiroc;,ru>MplCTI~ und cipm, da hier das Verbum den für denominale Bildungen typischen Aorist ap1CEOa1zeigt. Es liegt also nahe, äpic~ als primäre Bildung zu betrachten und das Verbum als Ableitung davon (so KLINGENSCHMITI1982, 236f). Allerdings spricht die Chronologie der Belege gegen eine solche Annahme, denn das Verbum ist seit der Ilias gut bezeugt, der s-Stamm hingegen kommt nur zweimal bei Alkaios vor und sieht daher eher wie eine Rückbildung zum Verbum aus (so FRISK s.v. apm). Das Kompositum ru>MplCTI~ andererseits ist zwar schon in der Ilias belegt, doch ist als Ableitung zu einem Hinterglied gerade nicht ein Aorist auf -roa zu erwarten, sondern einer auf -T10zu erklären, muss man annehmen, dass zu einer Zeit, als der Ablaut der Wurzel noch erhalten war, ein s-Stamm • dhembh-os> •0iµ~ existierte, der später im Vokalismus an nullstufige Formen angeglichen und zu 8ciµ~ umgeformt wurde (vgl. BARTON 1993, 4). Davon konnte schliesslich denominales 8aµl3ico abgeleitet werden (vgl. TucKER 1990, 43). Wieder anders liegt der Fall bei rft~ "Freude" (seit Plutarch) und JtOÄU'fl10r\~ "freudenreich" (seit Homer) neben 'Y'l0EO> "freue mich", da der letztgenannte Stamm auf ein altes Iterativ zurückgeht (vgl. LIV 2 184). Hier ist also wohl zunächst zum Verbum gebildet worden, und dazu dann später ein ein Hinterglied °'Y'l0rt~ Simplex yi\~. Ebenso wurde vom Iterativ oi6ico "schwelle" das Neutrum ol6o~ "Geschwulst" abgeleitet (vgl. LIV2 258f), während zu "schnarche", a'i'Y(k; "Schweigen" zu 01yaro
Einzelsprachliebe Entwicklungen
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"schweige" oder µiaoc; "Hass• zu µiaem "hasse" 2•. Weitaus häufiger sind allerdings Nomina rei actae wie 6e~ "abgezogene Haut, Leder" zu 6epm "häute ab• oder 'teicoc;"Kind, Junges• zu 'tl'IC'tID "erzeuge•. Auch Nomina instrumenti wie meq,oc; "Kranz" ZU meq,co"umkränze" kommen vor. Eine kleinere Gruppe von s-Stämmen, bestehend aus etwa zwanzig Beispielen, gehön ins CALAND-System, und zwar kommen vor allem Abstrakta zu u- und ro-Adjektiven vor (zur Semantik ausführlich MElßNER 1995, 116-137). Hierher gehören etwa alxoc; "steile, schroffe Höhe• zu aim'.>c; "steil•, 'taxoc; "Schnelligkeit, 0 Geschwindigkeit• (auch 'taxitc;)zu 'tax{>c;"schnell• oder alaxoc; "Schande" (auch 0 ataxitc;) zu aiaxpoc; "schändlich". Aber auch zu den Komparationsformen icallimv "schöner• und icallimoc; "der schönste" konnte ein s-Stamm ica~ "Schönheit" hinzugebildet werden, und so ist möglicherweise auch ÜA.yoc; "Schmerz" neben a:tyimv "schmerzhafter", ÜA.yi.a'toc; "der schmerzhafteste" zu beuneilen (doch s.u.) Selbst Formen, die ursprünglich gar nicht ins CALAND-System gehören, rein formal aber so aussehen, kommen als Ableitungsgrundlagen vor. So konnte ix9poc; "verhasst• < •eks-tro- "ausserhalb• als ro-Adjektiv aufgefasst und dazu Ex9oc; "Hass, Groll" gebildet werden (vgl. Frisk s.v. ex&c;). Ebenso wurde das Adverb üvi "in der Höhe; hoch", das auch als Vorderglied von Komposita vorkommt, als i-stämmige Kompositionsform reinterpretien und gab Anlass zur Bildung von üvoc; "Höhe" (auch u'lf'lc;). Vereinzelt ist das alte Ablautverhältnis noch erhalten, das heisst der s-Stamm hat vollstufige Wurzel, das u-Adjektiv dagegen nullstufige, doch wird meist zugunsten des Adjektivs ausgeglichen. So finden wir bei Homer noch Pev8oc;"Tiefe• und xo:tuPev9rtc;"grosse Tiefe habend", in nachhomerischer Zeit werden diese Stämme jedoch ersetzt durch pci8oc;bzw. 0 pa9rtc; (a:niJ3a9rtc;bereits Od. 5.413), und zwar unter Einfluss des Adjektivs pa&uc;"tief" (vgl. R.IscH1973, 78 und 83; MEißNER 1995, 84f). Ebenso finden wir im Äolischen icpi'toc; "Stärke, Kraft, Macht", sonst aber überall nach icpa't'l'.>c; "stark" umgestaltetes x:pa'toc; (auch oKpa't'llc;). Im Falle von äol. 8epaoc; "Zuversicht, Mut• findet sich die alte Vollstufe auch (vgl. R.Isctt 1973, 78). Bei Homer noch im homerischen Eigennamen 'AAi8ep1ru~ "schnell" gerechnet werden (so R1scH 1973, 83). Vielmehr spricht nichts gegen die Annahme, dass das Griechische einmal einen Stamm "'©K~ "Schnelligkeit" kannte, der früh verloren ging, denn die ganze betreffende Wortsippe ist schon bei Homer im Aussterben begriffen (vgl. MEißNER1995, 211 mit Anm. 30). Am Beispiel von OapaolCO litatis zu 'lf\>Xp~ "kalt". Ganz ähnlich können schliesslich cll:yopuo0€VTI~ "weitreichende Macht habend" oder Ilatpo1CA.E11~ neben EUICADl~ "ruhmvoll" (vgl. SCHWYZER1953, 514, Anm. 1; RISCH 1973, 80f). Dieser Akzentwechsel kann ursprünglich zur Substantivierung der ihrem Wesen nach adjektivischen Possessivkomposita gedient haben, man vergleiche etwa A.EUic:~ "Weissfisch" neben MU~ "weiss" (vgl. JANDA 1999, 194). Eine andere Erklärungsmöglichkeit besteht in der Annahme, dass hier der stets möglichst weit zurückgezogene Akzent des Vokativs im ganzen Paradigma verallgemeinert wurde (so BALLY1945, 41; DUNKEL 1998, 82f), da ja Eigennamen besonders oft in der Anrede gebraucht werden. Daneben gibt es allerdings einige Fälle von s-stämmigen Hintergliedern, die den Akzent so weit als möglich zurückziehen, also im Nominativ des Maskulinums auf die Wurzelsilbe, im Nominativ/ Akkusativ des Neutrums dagegen auf das Vorderglied. Da es sich hierbei stets um Hinterglieder mit Langvokal in der Wurzel handelt (vgl. SCHWYZER1953, 514, Anm. 1), hat dies wohl lautliche Gründe. Bei 0 µ111CT1~, aftP'l~,aftlCTI~ (tavU111C~ n. "mit dünner Spitze") Homer finden sich 0 Xea 'tcxq,oc; 'te~ 'tÜ..Oc; 'tepxoc; 'tpeq,oc; 't~, 'tp\>q,c; 'tP')Xoc; Üq,oc; cpcxoc; cpcxpoc; , q>~ q>Ä.uoc; xcivoc; xi\'toc;
oyllc; 0
o'tacp11c;
XPE~
veu&c; vuxoc; Tabelle 2: Zu CALAND-Adjektiven gebildete Stämme Neutrum Kompositionshinterglied ä&c; (Hapax 11.) alnoc; 0 ataxoc; mavic; oaA.YT1c; ÜA.yoc; 0 capyevvoc;,apyecmic;) amc; 0 ßt:v8fic;und 0 ßa8fic; ßev8oc;und ßci8oc; 0 °yAEUICTlc;, yÄ.ulCTlc; YMU~
6cia~ 8apaoc;, äol. 8epaoc; 1CaUoc; 1epa'toc;, äol. Kpe-toc;
"8apattc; 0
1CaÄ.Ä.~CO , O'tpEq>CO , OT\lytco
acppiycico axi~co 'tapßeco,Aor. 'tapßtlaev 'taPX\>CO Aor. E'taq,ov,Perf. 'tffiilna , A or. E'tEICOV ., 't\lC'tCO, 'tu.ECO 'tepxoµa1 , 'tpEq>co 'tpt>CO 8pu1t'tco 'tpuxco uq,aivco Aor. cpcxe q,apoco , cpeyyco q>Ä.uco , xa1vco , Xa'tECO xpfuµa1 veu&µa1 , 'lf'>XCO
Adjektiv a6poc; , auroc;, • a1axpoc; aÄ.yicov,ciA. yicnoc; apyoc;< "'apypoc;,apyi 0
.
ßa8uc; yÄ.UICUc;
6aauc;
8paauc; 1eaÄ.Ä.icov, 1ecill1a't0c; , 1Cpa'tl>c;
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Vorbemerkungen
li1toc;30 Ö~oc; 7tpea~ , 'taxoc; 'tpax~
Al7tapo C,,Ä.eyTic; aAEicpm C,,lup11c; 7tA.UvrJ aks; ucho, Gen. Sg. usese wurden ausserdem die semantisch nahe stehenden Wöner oko, ocese"Auge" und slucho, slusese"Ohrläppchen" in diese Flexionsklasse übergefühn. Bei kolo, kolese "Rad, Scheibe" handelt es sich wohl um einen Ersatz für den o-Stamm *k•olh1-o-, der beispielsweise durch gr. 1t6~ '"Achse, Pol" belegt ist (vgl. ARUMAA1985, 43).
Einzelsprachliche Entwicklungen
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Für das Urgermanische ist sicherlich noch mit einer eigenen Kategorie von neutralen s-Stämmen zu rechnen. Sie zeichnen sich aus durch einen Nominativ/ Akkusativ Singular ,.-ez > ,.-iz, durch ein Suffix ,.-iz- (> nordgerm./westgerm. ,.-ir-) in den übrigen Kasus, sowie durch zumeist neutrales Genus, wobei allerdings auch Übertritte zu den Maskulina vorkommen (vgl. SCHLERATH1995, 255-259). Alle diese Merkmale sind für sich allein genommen allerdings nicht eindeutig. Die deutlichsten Spuren haben die s-Stämme im Altenglischen hinterlassen, wo sie ein eigenes Paradigma haben (vgl. BAMMESBERGER 1990, 209), während sie in den übrigen germanischen Sprachen in andere Stammklassen eingegliedert wurden (vgl. STREITBERG 1895, 211). Im Altenglischen finden sich einige ererbte Stämme, andere sind jedoch analogisch in diese Klasse übergeführt worden oder erst einzelsprachlich gebildet, zum Beispiel cild"Kind", Pl. cildur. Im Gotischen wurden an das e-stufige Suffix die thematischen Endungen angehängt, das heisst ein urgermanischer Stamm „agiz- erscheint dort als *agiza"Furcht, Schrecken". Dabei bleibt offen, ob dies auch im Nominativ/Akkusativ Singular geschehen ist, oder ob Formen des Typs agis direkt auf urgerm. *agez zurückgehen (vgl. ScHLERATH1995, 255f). Jedenfalls können solche Nomina nur aufgrund von externer Evidenz als alte s-Stämme gedeutet werden. Sammlungen von möglichen urgermanischen s-Stämmen finden sich bei BAMMESBERGER (1990, 211f) und SCHLERATH (1995, 259f).
Unabhängige Neubildungen in mehreren Sprachen Das-Stämme, wie wir gesehen haben, zumindest im Indoiranischen, Griechischen und Lateinischen produktiv waren, besteht die theoretische Möglichkeit, dass ein Stamm zur selben Wurzel in mehr als einer Sprache neu gebildet wurde. In diesem Fall ist das betreff ende Wort also nicht aus der Grundsprache ererbt, sondern es handelt sich bei den einzelsprachlich belegten Formen um unabhängige Neubildungen. Das bedeutet, dass solche Wörter grundsätzlich nicht Thema dieser Untersuchung sind. Doch ist die Frage, ob eine ererbte Bildung vorliegt oder nicht, im Einzelfall oft schwer zu entscheiden. Manchmal können Unterschiede in der Bedeutung oder formale Besonderheiten einen Hinweis geben, doch scheint es notwendig, einige dieser Fälle im Detail zu diskutieren und die Gründe darzulegen, warum die betreffenden Stämme nicht in den Hauptteil aufgenommen sind. Es folgen also einige Abschnitte, in denen solche problematischen Formen kurz besprochen werden.
tfbhejdh"sich anvertrauen, Vertrauen fassen" 34 (LIV 2 7tf; IEW 117) Zu dieser Wurzel sind s-stämmige Formen im Griechischen und Lateinischen belegt. Im Griechischen kommt ausschliesslich das Hinterglied 0 ,ceißitc;vor, wobei bei Homer nur der Personenname EunEi&rtc; belegt ist. Später finden wir beispielsweise 34 Ansatz von Wurzel und Bedeutung grundsätzlich nach LIV 2, wo nicht anders angegeben.
elJibzw. ~o,o~für ~e, Ausnahme: hi,,,a"2für IJie,
e~.
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Vorbemerkungen
iate18ric;"ungehorsam" oder EU1tt:18ric; "gehorsam, leicht zu überreden". Der Umstand, dass daneben ein Neutrum fehlt, sowie die Bedeutung des Hinterglieds erweisen es alsdeverbal zu nei8oµm "gehorche" bzw. faktitivem xei8m•überrede" (vgl. RISCH 1973, 85). Das Lateinische kennt ein Nomen foedus, Gen. Sg. foederis "Vertrag,Bündnis", das neben dem thematischen Präsens ffalJ"vertraue" steht und semantisch als Nomen resultativum zu diesem gedeutet werden kann. Problematisch ist einzig der Ablaut, da nicht o-Stufe, sondern Vollstufe der Wurzel zu erwarten wäre. Letztere ist auch belegt, und zwar durch fidus bei Ennius (gemäss Varro l. l. 5.86) sowie durch die Ableitung/idusta (Paul. Fest. 79L) neben confoedusti (Paul. Fest. 35L). Die Einführung der o-Stufe kann also alsinnerlateinische Neuerung gelten, wahrscheinlich unter dem Einfluss eines sonst nicht belegten o-Stamms wie im Falle von pondus "Masse, Gewicht" statt *pendus (vgl. LEUMANN1977, 378; s.o. p. 57). Lat. foedus kann also nach dem Gesagten als frühe Neubildung gelten wie pondus "Masse, Gewicht" zu pendere "wägen" und uellus "Wolle, Vlies" zu uellere"rupfen" (s.o. p. 57).
fbher "tragen, bringen" (LIV 2 76f; IEW 128-132) Der Rigveda kennt einen s-Stamm bharas- nur als Hinterglied von sabharas- "mit Darbringungen versehen" und viivabharas- "alles erhaltend". Das Simplex ist zwar nachrigvedisch zweimal belegt, doch handelt es sich wohl in beiden Fällen um eine spontane Augenblicksbildung. So wird in der Gebetsformel AVS 2.16.5 das Agni-Epitheton viivambhara- umschrieben: visvambhara visvena m4 bharasä pähisvihä"Allerhalter, beschütze mich mit allem Erhalten. SvlhJ!" Verdächtig ist zudem, dass das Won in der Parallele AVP 2.43.5 nicht vorkommt: agne viivambhara viivato m4 pähi " ... beschütze mich allseitig". An der zweiten Stelle (TB 3.1.6.4) steht der Dativ bharase in einer stereotypen Aufzählung unmittelbar hinter harase,nach dessen Vorbild er angesichts der semantischen und morphologischen Nachbarschaft der Wurzeln {bar und {bhar gebildet sein dürfte35• Auch im Griechischen ist neben ° "lehre" fort, ein faktitiver reduplizierter Aorist in gr. 6i&u "lehrte". Ein Kausativ schliesslich ist durch ved. 2. Sg. damsayas"machst leistungsfähig" belegt. Der Fientiv gr. e6a'rlv"lernte (kennen)" wird von HARDARSON (1997, 100) als Ersatzbildung für einen ursprünglich vorhandenen Wurzelaorist beurteilt, doch kann es sich hier durchaus um einen alten Stamm handeln, vor allem angesichts des CALAND-Systems, das zu dieser Wurzel existiert (vgl. NUSSBAUM 1976, 14; 46; 53; 60). Dieses besteht aus einem ro-Stamm ved. dasra- "wundertätig, kundig", av. daura- "weise, kundig•, einem mo-Stamm ved. dasma- "wunderkräftig, meisterhaft", av. dahma- •wunderbar", den Superlativen ved. dams#1ha-,av. d,hiita- sowie dem i-stämmigen Kompositionsvorderglied in gr. 6aicppc.ov "kundigen Sinnes". Es erstaunt also nicht, dass zu fdens auch eins-Stamm existiert. Dieser wird im Vedischen durch damsas- "Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit, wunderbares Können" fortgesetzt und kommt auch als Hinterglied in purudamsas- "reich an wunderbarem Können" vor (RV 1.3.2; 6.63.10; 8.9.5; 8.87.6). Das Wort bezeichnet nicht einfach eine Fertigkeit, sondern eine weise oder wunderbare Kunst (vgl. THIEME1968, 209). Auch das Attribut purudamsas- bezieht sich auf die Geschicklichkeit und Wunderkraft der Götter, insbesondere der Asvins (SCHMITI 1967, 159). Im Avestischen entspricht dem vedischen Wort jav. dauhah- •Geschicklichkeit", das allerdings nur einmal (Yt 10.6) als Instrumental hizuuD dauhauha "durch Geschicklichkeit der Zunge, durch kunstvolle Rezitation" (so THIEME 1968, 209) belegt ist (vgl. NoWICKI 1976, 168). Für das Urindoiranische kann also ein Stamm *dans-as- "Geschicklichkeit, wunderbares Können" rekonstruiert werden. Es handelt sich hier um ein typisches Beispiel eines Stammes, dessen Entstehung auf zwei Arten gedeutet werden kann. Er könnte einerseits als Nomen resultativum zum Verbum gehören (so NoWICKI1976, 58 und 168), anderseits als Nomen qualitatis ins CALAND-System (s.o. p. 39). Innerhalb des Indoiranischen kann diese Frage nicht entschieden werden. Hier kommt aber möglicherweise das Griechische zu Hilfe. Schon bei Homer finden wir Öllvea"Pläne, Ratschläge", und bei Hesych ist auch der Singular öi,voc; sowie das entsprechende Kompositionshinterglied belegt, etwa in a&JVT1~ · ämJCoc;. Hingegen ist das erst nachhomerisch bezeugte nullstufige Hinterglied 0 6a11~ sicher· lich deverbal zu i6a'rlvgebildet. Eine weitere wichtige Hesychglosse ist 1t0A.uÖ!lvea xoA.ußouA.Ov, da dieses Kompositum formal ved. purudamsas- entspricht und somit ebenfalls als ererbt gelten darf.
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Der Gleichsetzung von gr. 6iivo vertreten ist. Dieses kann durch Konentstanden sein, dessen Nomitamination des s-Stamms mit einem o-Stamm y~ nativ im Äolischen und dessen Akkusativ yfA.ovbei Homer vorkommt. Zum anderen weisen das denominative Verbum yEÄ "lache" (Od.) sowie das Adjektiv yEAOi~ "lächerlich" auf einen s-Stamm als Ableitungsgrundlage. ~ war also wohl ursprünglich ein amphikinetisch flektiertes Kollektivum, das wegen der Seltenheit dieser Bildungen einige Neuerungen im flexionellen Bereich durchgemacht hat. Da dieser Typus im Griechischen nicht produktiv war, darf der Stamm wohl als ererbt gelten. Daneben scheint aber auch ein Neutrum •yfA.a.~existiert zu haben, das in ciyfA.a.m~"ohne Lachen, finster, betrübt" verbaut ist und möglicherweise auch die Grundlage für das Präsens yü.aoo bildet, falls dieses nicht eine Rückbildung zum Aorist darstellt (so Tuc.KER 1990, 209,251). Da die zugrunde liegende Wurzel auf -biauslautet, kann die Suffixform -as- hier durchaus ursprünglich sein, was auch für diesen Stamm ein hohes Alter erweist. Ausserhalb des Griechischen sind keine sicheren s-stämmigen Formen bezeugt, doch gehört arm. calr, Gen. calow "Gelächter" möglicherweise hierher. Das Wort kann entweder auf •calur zurückgehen, oder es ist "durch analogischen Ausgleich lautgesetzlich hervorgegangenen eines aus Nom. •ge[hz-os(...) : Gen. •tffe.i-s-es Paradigmas Nom. •celh(h) : Gen. •cala(h)-eloh'°entstanden (KLINGENSCHMITf 1982, 147). In diesem Fall würde arm. calrgenau gr. ~ entsprechen. Doch selbst wenn dies nicht zutreffen sollte, können doch aufgrund der grieals auch ein Kollektivum •ge[hz-os chischen Evidenz sowohl ein Neutrum •ge[hz-os mit einiger Wahrscheinlichkeit schon für die Grundsprache angesetzt werden. Eine schöne typologische Parallele für die kollektive Bedeutung ist dt. Gelächter, wo-
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Die grundsprachlichen s-Stämme
hingegen neutrales •gelbi-os ursprünglich wohl ein einzelnes Auflachen bezeichnete. Beide Stämme können als Nomina actionis bzw. Nomina resultativa zur ingressiven Wurzel fgelbi gedeutet werden.
fgenh1 "erzeugen" (LIV2 163-165; IEW 373-375) Faktitive Grundbedeutung wird für diese Wurzel vor allem aufgrund des thematischen Präsens angesetzt, das zum Beispiel durch ved. janati •erzeugt, gebien• und alat. genunt "sie erzeugen• bezeugt ist. Ein weiterer starker Hinweis ist das Nomen agentis •genh,-tor- "Erzeuger" in ved. janitar-, gr. yevetcopund lat. genitor (vgl. LIV2 164, Anm. 2). Dagegen hatten die medialen Formen vor allem des Wurzelaorists und des je-Präsens wohl schon grundsprachlich die fientive Bedeutung "geboren werden" (vgl. ibid.). Der gut bezeugte Wurzelaorist, der durch ved. ajani "ich bin geboren", arm. cnaw •gebar; wurde geboren•, gr. EYEVE'tO •wurde geboren, entstand" sowie lat. genui • erzeugte, gebar" fongesetzt wird, deutet ausserdem auf telische Aktionsan. Das bereits erwähnte je-Präsens findet sich in ved. jiyate •wird geboren", jav. zaiieiti •wird geboren" und air. 3. Sg. rel. gainethar •der geboren wird•. Daneben gab es noch eine dritte Präsensstammbildung, nämlich ein reduplizienes Präsens, das in ved. Aor. ajljanat •hat erzeugt", jav. zizanarti "sie erzeugen", gr. yiyvoµa1 "werde" und lat. gignere •erzeugen" fonlebt. Ausserdem sind ein Perfekt durch ved. jajina "hat erzeugt", gr. yF:'(Ova"bin geboren, geworden" und air. genair "wurde geboren" sowie ein Kausativ-Iterativ durch ved. janayati "erzeugt, gebien" und aengl. cennan •erzeugen" belegt. Das Griechische kennt einen s-Stamm yivoc;"Geschlecht", der seit Homer gut ist seit frühester Zeit ausgesprochen bezeugt ist42.Auch das Hinterglied 0 yEV111-grbz-s-uNUSSBAUM zurückgefühn wird. Für die Grundsprache kann also mit einiger Sicherheit sowohl ein Neutrum >1-gerhz-os als auch ein zugehöriges Kollektivum .,.gerhz-Ds angesetzt werden. Was die Semantik betrifft, so spricht nichts dagegen, diesen s-Stamm als Nomen rei actae zu interpretieren, der das innere Objekt von fgerhz •alt machen" venritt. Andererseits ist auch ein Abstraktum zu den CALAND-Adjektiven nicht völlig auszuschliessen 1976, 49). (so NUSSBAUM
ffed "scheissen" (LIV2 172; IEW 423) Ein je-Präsens zu dieser Wurzel findet sich in gr. xe~m "scheisse" und alb. dhjes "scheisse". Ererbt ist wohl auch der s-Aorist gr. xeaat•scheissen" sowie das bei Aristophanes belegte Perfekt btucexoöabzw. t"fKEXC>Öa "habe die Hosen voll", das möglicherweise eine Entsprechung in alb. ndot "beschmutzt, verdreckt" hat. Im Altindischen ist das Verbum erst spät, das heisst erst in klassischer Zeit belegt, und zwar durch das thematische Präsens hadati "scheisst". Trotz der späten Bezeugung ist die Wurzel aber als ererbt zu betrachten (vgl. KEWA s.v. hadati, EWAia III s.v. HAD). 44 Some Secondary 11-Stemsin Greek and Indo-European: Greek y~ •old woman" and IE •neko~- •corpse", Vortrag gehalten am 22. 10. 2000 am Kongress •rndo-European Word Formation. lnventory and Analysis" in Kopenhagen.
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Sichere Evidenz für einen s-Stamm findet sich einzig im Avestischen, und zwar in Form von jav. zadah-, das einmal in einer Rede an das Ungeheuer Dallka vorkommt, in folgendem Zusammenhang45: Yt 19.50 fril ~ zad4r,ha paiti uzuxiilne zafara paiti uzraacaiieni Ich werde dir an den beiden Hinterbacken hochsteigen, am Maul werde ich dir emporflammen.
Durch die Parallelstellung von zadar1hapaiti und zafara paiti wird zadar1haeindeutig als Akkusativ erwiesen und muss daher der Form nach Akkusativ Dual sein, was sich mit "die beiden Hinterbacken, Steiss" übersetzen lässt. Diese Form ist eindeutig geschlechtig, da ein neutraler Dual •zadahi lauten müsste. Hingegen weist nichts auf maskulines Geschlecht, wie es in der Literatur mehrfach angenommen wird (z.B. KEWA s.v. hadati; HIN"I'ZE1994, 461), es könnte sich durchaus auch um ein Femininum handeln. Da zadah- nicht adjektivische, sondern substantivische Bedeutung hat, ist am ehesten mit einem ursprünglich amphikinetischen Stamm des Typs usah- "Morgenröte'" zu rechnen. Allerdings wäre dann streng genommen •zadJr1ha zu erwarten, da das o des Suffixes gemäss BRUGMANNs Gesetz zu langem •ä hätte werden sollen, wie der Akkusativ Singular jav. uiJr1hamzeigt. Es muss also die Zusatzannahme getroffen werden, dass zadar1hanach den ebenfalls geschlechtigen Kompositionshintergliedern, wo -ab- regulär auf •-es- zurückgeht, geneuert ist. Ähnliches zeigt sich im Vedischen, wo schon im Rigveda älteres u,isam teilweise durch geneuertes u,asam ersetzt ist (s.o. p. 72; unten p. 104). Als Hinterglied finden wir denselben s-Stamm in jav. apaza/Jah-"mit dem Steiss nach oben gerichtet", was als Attribut des weiblichen Dämons Nasu (eigtl. "'Leiche") gebraucht wird (vgl. NowICKI 1976, 214). Eine verbale Grundlage zu zadah- ist innerhalb des Avestischen zwar nicht belegt, doch ist angesichts der Semantik der Wurzel nicht auszuschliessen, dass dies auf Zufall der Überlieferung beruht. Andererseits sind s-stämmige Kollektiva im Indoiranischen nicht produktiv, so dass zadah- wohl als ererbter Stamm gelten darf. Im Armenischen gibt es einen o-Stammjet "Schwanz", der mit dem avestischen Wort urverwandt sein könnte (vgl. NOWICKI1976, 214; FRISKs.v. xe~O>; MATZINGER1995, 48). Da die indogermanischen s-Stämme in einer Vorstufe des Armenischen mit den o-Stämmen zusammengefallen sind, kann jet tatsächlich ein älteres *p:ed-os fortsetzen, auch wenn dieser Ansatz nicht zwingend ist. Die Vollstufe der Wurzel deutet jedenfalls eher auf einen ursprünglichen s-Stamm als auf einen thematischen Stamm, bei dem o-Stufe zu erwarten wäre. Und die Übereinstimmung mit den avestischen Formen macht diese Annahme noch wahrscheinlicher. Die Semantik der erwähnten Wörter bedarf noch einer näheren Betrachtung. Idg. •p:ed-os bzw. •p:ed-Ds bezeichnete wohl ursprünglich das Hinterteil, und kann dann als unbelebtes Nomen agentis zu ffp:ed aufgefasst werden, unter der Voraussetzung, dass der Körperteil und nicht die ganze Person als Subjekt der 45 Übersetzung nach HINTZE 1994, 267.
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Die grundsprachlichen s-Stämme
Handlung betrachtet wurde. Im Armenischen ist die Bezeichnung dann auf den Schwanz übergegangen. Für jav. zadah- kann eine kollektive Bedeutung nicht mehr direkt nachgewiesen werden, doch ist auf dt. Gesässals semantische Parallele zu verweisen.
f P/'en(' "sich fonbewegen" (LIV2 175f; IEW 438f) Ein thematisches Präsens zu dieser Wurzel ist durch lit. iengiu "schreite" belegt. Daneben gibt es aber auch Formen, die auf o-Stufe der Wurzel weisen, wie got. gaggan "gehen•. Diese können zum Beispiel aus einem reduplizienen Präsens hergeleitet werden. Semantisch und formal nahe stehend sind keltische Formen wie air. cingid "schreitet• und mkymr. ry-gyng "geht im Passgang•. Es wurde daher spekulien, dass kelt. *keng- aus *geng-durch Dissimilation oder auf andere Weise entstanden sei (vgl. LJV2176, Anm. 3). Es ist jedoch möglicherweise besser, mit zwei Wurzeln, nämlich f P/'en(' und Vklkengfg(h) zu rechnen. Ein solcher Ansatz kann nämlich auch dazu beitragen, die sich stellenden semantischen Probleme zu lösen. Für f P/'en(' wird gewöhnlich eine Bedeutung "schreiten• angesetzt, vor allem wohl aufgrund der litauischen Formen. Die germanischen Verben deuten allerdings eher auf eine allgemeinere An der Fonbewegung, und so ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, das f P/'en(' ganz allgemein "sich fonbewegen" bedeutete, das den keltischen Formen zugrunde liegendeV/e/keng/g(h)jedoch "schreiten•. Im Litauischen könnte dann f P/'en(' diese eingeengtere Bedeutung von der anderen, formal nahe stehenden Wurzel übernommen haben, während diese verloren ging. Dieses Szenario erleichten die Interpretation des vedischen s-Stamms jamhas"Flügel• wesentlich. Als Simplex ist das Won nur einmal in einem Hymnus an Agni belegt46: RV 6.12.2
iyasmin roew apilke yajatra yak!('d räjan saruatäteva nu dyaHf, tri!adhasthas tataru10 najamho havyi maghini minH!ä yajadhyai Der du eine schöne Kehrseite hast, o Verehrungswener, in dem auch der Himmel gleichsam vollzählig opfert, o König, der drei Stützpunkte hat wie der Fittich (des Vogels), der ans Ziel gekommen ist, er soll die Opferspenden, die menschlichen Gaben weihen.
Agni wird hier mit einem Vogel verglichen der sich nach dem Flug auf beide Flügel sowie auf die Schwanzfedern niederlässt (vgl. GELDNERzur Stelle; NoWICKI 1976, 42f). Der Singular jamhas- bezeichnet hier also all das, was dem Vogel zum Fliegen dient, das heisst Flügel und Schwanzfedern. Auch in zwei Komposita, die beide als Attribute von Agni gebraucht werden, ist der s-Stamm enthalten, nämlich in kr!!l'ijamhas-"mit schwarzen Flügeln" (RV 1.141.7) sowie in raghupatmajamhas"mit schnell fliegenden Schwingen" (RV 6.3.5). Gerade das letztgenannte Wort lässt nicht daran zweifeln, dass mit jamhas- die Flügel als Fonbewegungsmittel gemeint sind und nicht etwa nur das Federkleid. Während nun eine Verbindung 46
Übersetzung nach
GELDNER.
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von "schreiten• zu "Flügel" schwer und nur über Umwege herzustellen ist, entfällt diese Schwierigkeit, falls man fürf°f'eng' eine Grundbedeutung "sich fortbewegen" ansetzt (vgl. NoWICKI 1976, 43; auch LIV2 176, Anm. 2). Ein s-Stamm *f'eng'-os könnte dann als Nomen instrumenti das Mittel zur Fortbewegung bezeichnen, und im Falle des Fliegens eben den Flügel. Ein Nomen instrumenti liegt ebenfalls in ved. janghä- "Unterschenkel, Bein" sowie in av. zarga- m. "Fussknöchel" vor. Verbal ist die Wurzel jedoch im Indoiranischen nicht belegt, so dass jamhas- wohl als ererbt gelten darf. Ein Stamm *f'eng'-os könnte auch in lit. zengs-nis,zings-nis"Schritt, Tritt" verbaut sein (vgl. EW Aia s.v. jamhas-;FRAENKEL1965, s.v. zengti), so dass ein solcher mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Grundsprache angesetzt werden kann. Was die Semantik betrifft, so liegt das Wort im Litauischen nur in einer Ableitung vor, was eine genaue Bedeutungsbestimmung für das Grundwort nicht zulässt. Die Entwicklung zum Nomen instrumenti scheint aber jedenfalls noch nicht grundsprachlich gewesen zu sein, sondern ist wohl erst in der unmittelbaren Vorgeschichte des Vedischen anzusetzen. (grher "warm, heiss werden" (LIV2 219f; IEW 493-495)
Ingressive Aktionsart kann für diese Wurzel aufgrund des Wurzelaorists angesetzt werden, der in arm. feraw "fieberte, war krank" fortlebt. Daneben stand ein nuPräsens, welches von arm. fernowm "wärme mich" sowie möglicherweise auch von got. brinnan "brennen" und ai. ghrrzoti"leuchtet, brennt'" fortgesetzt wird. Die letztgenannte Form ist allerdings nur im Dhltuplµia und bei Grammatikern belegt und eher als indische Neubildung ausgehend von nominalen Formen zu beurteilen (vgl. EWAia s.v. GHAR). Ein thematisches Präsens wird von gr. 8epoµat "werde warm, wärme mich• und air. fo-geir "erwärmt, erhitzt" vorausgesetzt, wobei die faktitive Bedeutung des letzteren wohl sekundär ist, indem ein faktitives Aktiv neu zum intransitiven Medium hinzugebildet wurde (vgl. LIV2220, Anm. 5). An verbalen Formen ist ausserdem ein Perfekt durch lit. gariil "brenne" und aks. gorj{)"brenne" sowie ein Kausativ durch mir. 3. PI. guirit "erhitzen" und kymr. gor- "erhitzen" belegt. Ein Fientiv wird wegen des homerischen Konjunktivs 8epeco"werde mich wärmen" und wegen aks.grej9 "wärme mich" angesetzt. Im nominalen Bereich existieren ebenfalls einige Bildungen, denen grundsprachliches Alter zuzuschreiben ist. So kommt ein mo-Stamm mit e-Stufe der Wurzel in gr. 8ep~ "warm" und arm. ferm "warm" vor, während ved. gharma"Hitze", av. garama- "heiss" sowie lat. formus "warm" o-stufige Wurzel zeigen. Ausserdem findet sich ein no-Stamm in ved. ghrrza- "Hitze, Glut", lat. fornus "Ofen", air. gorn "Feuer" sowie aks. grunu "Kesse]•. Das Vedische kennt seit dem Rigveda einen s-Stamm haras- "Flamme, Glut, Hitze", der sich semantisch zu (grher"heiss werden" stellt. Daneben gibt es einen homonymen Stamm haras-"Nehmen, Ergreifen", wobei die Zuweisung der Belege
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Die grundsprachlichen s-Stämmc
im einzelnen umstritten ist (vgl. NOWICKI 1976, 139; EWAia s.v.)47• Fest steht jedenfalls, dass haras- "Nehmen• zu harati •nimmt"' gehört und wohl erst innerindisch gebildet ist. Bei haras- "Flamme, Glut• jedoch ist wohl mit einer alten Bildung zu rechnen, da die Wurzel verbal im Vedischen nicht vorkommt. Tatsächlich entspricht ved. haras- genau gr. 8e~ "Sommer•, das seit der Ilias gut belegt ist. Im Ionischen und Attischen hat das Wort eine Nebenbedeutung "Ernte", da der Sommer die Zeit der Ernte ist. Die umgekehrte semantische Entwicklung findet sich bei dt. Herbst neben engl. harvest "Ernte• zu ((s)kerp "abschneiden, abrupfen" (vgl. LIV2 559, Anm. 1). Ein Hinterglied "8tf)Tl "zünde an'" und möglicherweise auch in ved. edhate "gedeiht" fort. Schliesslich kennt das Vedische ein Nasalpräsens indhe "entzündet". Im nominalen Bereich finden wir ein CALAND-System (vgl. NUSSBAUM 1976, 36), bestehend aus einem ro-Adjektiv, das durch gr. i8a.p~ "heiter, froh" und ved. vidhra- (< *vi-idhra-) "heiter, klar" 52 vertreten ist, aus einem i-stärnmigen Kompositionsvorderglied in gr. ai8irov "mit verbranntem Gesicht'" sowie aus einem u-Stamm in air. aed "Feuer". Das Vedische kennt dazu einen s-Stamm edhas- "Brennholz", der seit dem Atharvaveda gut belegt ist. Semantisch gesehen gehört dieses Nomen sicherlich nicht ins CALAND-System, sondern zum Verbum (vgl. NUSSBAUM1976, 47), und zwar ist es zumindest synchron Nomen instrumenti "womit man (ein Feuer) entzündet" {vgl. Now1cKI 1976, 30), da das Objekt zu ved. {edh gewöhnlich das Feuer selbst oder ein ähnlicher Ausdruck ist (vgl. GRASSMANN s.v. idh). Während 52 Die Bedeutung des Adjektivs wird verständlich, wenn man beachtet, dass vtdhrti- im Vedischen ausschliesslich in Zusammenhang mit dem Himmel vorkommt. Ursprünglich war der Stamm also wohl mit der sengenden Glut der Sonne assoziiert, die mit einem heiteren Himmel gerade in südlichen Gegenden untrennbar verbunden ist. Im Griechischen scheint das Wort ausgehend davon eine allgemeinere Bedeutung enrwickelt zu haben.
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die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, dass wir es hier mit einer innerindischen Neubildung zu tun haben, spricht andererseits auch nichts gegen die Annahme eines ererbten Stammes. Eine genaue formale Entsprechung von ved. edhas- ist gr. al8oc; "Glut, Brand,., ein Won, das allerdings nicht sonderlich gut und erst spät, nämlich bei Appollonios Rhodios und in den Orphikerfragmenten, belegt ist. Auch hier muss demnach eine innergriechischen Neubildung zu a18 av6p11t ... Sie [Aphrodite] lehrte den weisen Aisoniden flehende Zaubersprüche, damit erS4Medea den Respekt für ihre Eltern raube.
53 Übersetzung nach PORZIG1942, 76.
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Fasst man 't01Wl>Vai~ im zweiten Beispiel alsUmschreibung für "sie respektierte die Eltern" auf, so ist dies einer der ganz wenigen Fälle, in denen ein s-Stamm als Nomen actionis mit dem Genitiv des Objekts steht. Allerdings ist die Abgrenzung zwischen Nomen actionis und Nomen rei actae des inneren Objekts hier schwierig, und ai~~ kann sicherlich nicht nur den Vorgang des Verehrens bezeichnen, sondern auch dessen Ergebnis. Das Kollektivum drückt gegenüber dem zu postulierenden Neutrum wohl die Gesamtheit der Akte von Verehrung aus und damit die verehrende Haltung, was genau der belegten Bedeutung "Ehrfurcht, Scheu" von gr. ai~ entspricht.
fhzak "spitz, scharf sein/werden/machen"
(LIV 2 261; IEW 18-22) Diese Wurzel ist verbal relativ dürftig belegt, und da weder Präsens noch Aorist vorkommen, kann die Grundbedeutung nicht genau bestimmt werden (vgl. LIV2 261, Anm. 1), sie könnte durativ oder telisch, fientiv oder faktitiv gewesen sein. An verbalen Formen finden wir lediglich ein Kausativ-Iterativ in mkymr. hogi "wetzen, schärfen" (3. Sg. hyc) und ahd. eggen "eggen" sowie einen Essiv in lat. actre "sauer sein". Hingegen bildet fhzak ein gut belegtes CALAND-System (vgl. NUSSBAUM1976, 15). So finden wir beispielsweise einen i-Stamm in gr. "Spitze, Stachel", einen u-Stamm in lat. acus, -Rs f. "Nadel" sowie ein ro-Adjektiv in gr. ä.1e~ "oberster, äusserster". Im Lateinischen steht neben dem sicherlich deverbal zu aci!Tegebildeten Maskulinum acor "Säure" der seit Cato bezeugte neutrale Stamm acus, Gen. Sg. aceris "Granne, Spreu". Er ist sowohl semantisch als auch formal isoliert und darf daher alsererbt gelten. Diese Annahme wird bestätigt durch das Zeugnis des Germanischen, wo ein Stamm "'ahiz- < "'akes- von ahd. ehir fortgesetzt wird. Andere Varianten des Suffixablauts zeigen got. ahs und aengl. ~hher < "'ah-s-a- sowie as. ahar < "'ah-az-a- (vgl. ScHLERATH 1995, 258). Alle diese Wörter heissen "Ähre", so dass diese Bedeutung schon für das Urgermanische angenommen werden kann. Dabei ist wohl primär von einer Bezeichnung für "Granne" auszugehen, die dann mit Bedeutungserweiterung für die ganze Ähre verwendet werden konnte. Die lateinische und germanische Evidenz deutet also darauf hin, dass "'brik-os schon grundsprachlich konkret die Granne bezeichnen konnte. Dies wird bestätigt durch die griechische Ableitung T11C11~ "mit beidseitiger Schneide" oder 'tm'IVElCTlc; reichen der Füsse habend"= "was bis zu den Füssen reicht"' und ICEV'tptlVElCTlc; "Erreichen des Stachels habend"'= "was vom Stachel erreicht, berührt wird"'. 6t11ve1C11c; schliesslich kann mit dt. durchgehend verglichen werden und bedeutete ursprünglich "Erreichen hindurch habend"' = "was durch etwas hindurch erreicht"' hat bzw. "was von einem Ende zum anderen reicht"'. Die Verbindung mit~ek dann als lautgesetzlich betrachtet den Voneil, dass das ä von dor./att. 6tave1C11c; werden kann (vgl. BEEKES1979, 18) und nicht durch künstliche Attisierung bzw. Dorisierung erklän werden muss (so SCHWYZER 1953, 190; FRISKs.v. 6t11vE1CT1c;, MEIER-BROGGER 1987, 106). Der Langvokal all dieser Formen kann durch kompositionelle Dehnung entstanden sein (s.o. p. 50). Da die Wurzel ~ek - im Gegensatz zu 1binek- im Griechischen verbal nicht eine Ableitungsgrundlage. Der Stamm scheint also belegt ist, fehlt für °TIVE1Cllc; voreinzelsprachlich gebildet zu sein, und daher besteht die Möglichkeit, dass schon die Grundsprache ein Hinterglied * h.i,,ele-isoder sogar ein Neutrum """""2,,ele-os kannte. Allerdings kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass es sich bei °TIVE1Cll #C(VC)~- zu rechnen (vgl. PETERS1980, 61, Anm. 30), und in lautgesetzlich auf •~es-r zurückgehen. diesem Fall könnte •J!,es-r Ein amphikinetischer s-Stamm ist für diese Wurzel gut bezeugt, und tatsächlich handelt es sich dabei um das einzige Beispiel eines s-stämmigen Kollektivums, das in mehreren Sprachen belegt ist und daher mit Sicherheit für die Grundsprache rekonstruien werden kann. Der Suffixablaut ist im Vedischen noch gut bewahrt (vgl. auch oben p.25), während in der Wurzel die Nullstufe durchgefühn wurde. So finden wir im starken Stamm Nom. Sg. u,is < •-6s, Akk. Sg. u,.isam < •-os-rp sowie Nom./ Akk. Du. u,isä in den Dualdvandvas u,isänaktä und nakto!isif "Morgenröte und Nacht". Die letztgenannten Formen kommen auch noch im Atharvaveda vor, während der Akkusativ Singular teils schon im Rigveda durch nach den Kompositionshintergliedern geneuenes u,asam ersetzt wird (vgl. AiGr III, 281; s.o. p. 72). Die älteste Form des schwachen Stamms ist reflektien im Genitiv Singular u,as < •bzus-es< ..,.hzus-s-es mit wohl schon grundsprachlicher Vereinfachung von ss zus (vgl. MAYRHOFER 1986, 120). In gleicher Weise kann der Akkusativ Plural u,as auf "'hzus-,jis< ..,.hzus-s-,jiszurückgeführt werden. Später wurden diese Formen allerdings durch u,asasersetzt (s. auch oben p. 72), und in allen anderen schwachen Kasus lautet das Suffix immer -as-,wie es auch bei den Kompositionshintergliedern auf -is der Fall ist, wo dies wohl auf einer Verallgemeinerung des starken Stamms -as- < • -es- beruht. Eine weitere Quelle für den schwachen Stamm u,askann ausserdem der ursprünglich endungslose Lokativ Singular gewesen sein, der später mit • -i erweiten wurde und der regulär e-Stufe des Suffixes zeigte, vgl. ved. U!asi< "'hzus-es+ -i (vgl. SCHINDLER 1967a,201; 1975a, 4; NUSSBAUM 1986, 291). Ganz ähnlich sind die Verhältnisse im A vestischen. Auch don finden wir einen Akkusativ Singular usJuham < •-os-rp. Die nullstufige Form des Suffixes, die für
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den schwachen Stamm ursprünglich angesetzt werden muss, ist allerdings nirgends bewahrt, sondern wir finden Gen. PI. jav. ui4.1Jht;m< *-as-äm und Lok. PI. jav. uiahuua < *-asu + Postposition ä, also einen Stamm uiah-, der wohl auf ähnliche Weise wie ved. U!a5-zustande gekommen ist. Trotzdem beruht die Einführung der Suffixform -as- bzw. -ah- wohl auf parallelen Neuerungen, da sonst die vedischen Formen des Typs Gen. Sg. uµis nicht zu erklären wären. Während im A vestischen ebenso wie im Vedischen die Nullstufe der Wurzel verallgemeinen ist, existiene im Uriranischen wohl noch ein voll ablautendes Paradigma. Dies kann aus neuiranischen Fortsetzern wie waxi yis"ly "Morgenfrühe" < *auiah-, balucipDs"'f"übermorgen" < *upa-auiah- geschlossen werden, die eindeutig auf Vorformen mit vollstufiger Wurzel zurückgehen (vgl. EWAia s.v. uµis-). Im Griechischen finden wir die Varianten ion. ,;~, att. iwc;,dor. a.f~, äol. a~wc;. die alle auf urgr. *aJ.'s-6szurückgeführt werden können. Die abweichende Akzentuierung von att. iwc;gegenüber ion. ,;~ und dor. a/~ 58 beruht auf einer attischen Neuerung (vgl. WACKERNAGEL, 1914, 49): das Adverb ic.o8ev "frühmorgens, bei Tagesanbruch", das nach Ausweis von Aristophanes und den Komikerfragmenten im gesprochenen Attisch wesentlich häufiger war als die Kasusformen des zugrunde liegenden Nomens, ist regulär auf der ersten Silbe betont, da im Attischen Properispomena zu Proparoxytona werden, wenn die drittletzte Silbe des Wortes kurz ist (also *11068ev > *tii>8ev > ic.o8tv;vgl. auch SCHWYZER1953, 383; BALLY 1945, 88, Anm. 1). Von da aus konnte der Akzent auch auf ~ selbst übertragen werden. Für das Urgriechische kann also mit Suffixbetonung gerechnet werden, die ihren Ursprung wohl im Akkusativ Singular hatte, wo sie regulär durch die k•et{'6res-Regel entstanden war (s.o. Anm. 9). Die Ablautstufe ,.-os- des Suffixes, die im Akkusativ Singular ion. ,i& < *,ioo < *-6s-a regulär war, wurde auch im übrigen Paradigma durchgeführt, so dass beispielsweise der Genitiv Singular iim¼ < *,iooc;lautet. Was den Wurzelablaut betrifft, so ist die Evidenz zweideutig, da urgr. *a{'s-auf vollstufiges *IJia1s-oder nullstufiges *hzus- zurückgehen kann (vgl. PETERS1980, 34). Im Lateinischen ist der s-Stamm *hza!'s-/Jsnicht direkt fortgesetzt, doch finden wir die Weiterbildung aur/Jra"Morgenröte", die formal mit Fl/Jra"Göttin der Blumen" neben/l/Js "Blume" (s.o. p. 76) verglichen werden kann. Die Motivation für die sekundäre Anfügung des femininen Suffixes -ä ist wohl darin zu suchen, dass die Stämme auf -or im Lateinischen sonst maskulin waren, die Morgenröte jedoch als weibliche Gottheit aufgefasst wurde (s. dazu gleich). Schon grundsprachlich existiene wohl zum s-Stamm *hza!'s-/Jsein er-Lokativ *IJius-s-er,der durch ved. u,ar 0 in u,arbudh- "in der Frühe wach" und gr. ~pt "in der Frühe" < *riept < *a1,1seri < *IJius-s-er+ -i (auch ,ip1yive1a"in der Frühe geboren") fongesetzt wird (vgl. HAJNAL1992, 59f; 1992a, 210; PETERS1980, 32-34; Verf. 2000a, 159). Diese Bildung kann mit av. zamar(a)-guz- "sich in der Erde 58 Das Äolische zieht bekanntlich den Akzent generell zurück, so dass entspricht.
avwc; den
Erwartungen
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Die grundsprachlichen s-Stämme
0 verbergend"< •Jhg/'(e)m-er verglichen werden (HAJNAL1992a, 210 mit Anm. 18). Die er-Lokative sind in morphologischer Hinsicht denen-Lokativen parallel,auch wenn sie historisch einen verschiedenen Ursprung haben. Tatsächlich finden wir im Vedischen zum letztgenannten Stamm entsprechend einen Lokativ jman •auf der Erde" < •Jbp:-m-en (vgl. Verf. 2000a, 139 mit Literatur). Was den Wurzelablaut solcher Bildungen betrifft, so sind teilweise Formen mit irregulärer Position des Vollstufenvokals belegt, wie ved. (TS; KS) heman •im Winter• < "'t'efrn-en neben "'g/'jem-in lat. hiems "'Winter•, av. ziiJ•Winter• (vgl. NUSSBAUM 1986, 290f; HAJNAL 1992a, 211). Dies ist auch bei unserem s-Stamm der Fall, wo ved. vasar-hi- "sich in der Morgenfrühe erhebend" < •~es-s-er 0 neben "'hia1:4s-iJs vorkommt. Unabhängig voneinander haben sowohl das Vedische als auch das Griechische auf diesem er-Lokativ ein neues Paradigma aufgebaut. Im Rigveda finden wir Vok. Sg. u,ar, Lok. Sg. usri sowie Gen. Sg. usras, die Bedeutung ist ebenfalls "Morgenröte". Da der Lokativ eine genaue formale Entsprechung in gr. aop1 (in < "'bius-(s)-ri hat, aup113ci't~ Aischyl. Fr. 280 und aüp1ov "morgen") < "'a1:4sri könnte diese Form bereits grundsprachlich sein (vgl. HAJNAL1992, 60 mit Anm. 10). In diesem Fall müsste angenommen werden, dass der er-Lokativ "'IJius-(s-)er als endungsloser Lokativ eines r-Stamms aufgefasst und dann nach dem Vorbild anderer amphi- oder hysterokinetischer Stämme zu "'bius-(s-)-r-i umgeformt wurde (vgl. ibid. 61). Doch ist auch möglich, dass gr. «op1 und ved. usri auf parallelen Neuerungen nach demselben Schema beruhen (vgl. ibid.). Das Griechische bildete dazu jedenfalls sekundär einen hysterokinetischen r-Stamm "'a1.4sir > aftp "Nebel, Dunst• mit einem vollen Paradigma (ibid. 60f). Was die Bedeutung von "'hia1:4siJs anbelangt, so besteht kein Zweifel, dass dieses Wort schon in der Grundsprache als Benennung für die Morgenröte gebraucht wurde. Wenn man annimmt, dass mit Morgenröte konkret der rötliche Morgenhimmel gemeint ist, dann kann dieser Stamm als resultatives Nomen agentis •was hell geworden ist" gedeutet werden. Als Kollektivum bezeichnete er wohl ursprünglich die sich täglich wiederholende Erscheinung des Morgenhimmels. Sicherlich ebenfalls schon grundsprachlich ist die Verwendung von "'hia1.4siJs als Name einer Göttin, die in ved. u,as-, gr. Tl~und lat. auriJra fortlebt, und die als Tochter des Himmelsgottes eine wichtige Stellung im indogermanischen Pantheon einnahm (vgl. DUNKEL 1988, 8-11; ausführlich JANDA2000, 154-164). Dies kann auch erklären, warum "'hia!'s-iJs als einziger kollektiver s-Stamm in mehreren Sprachen bewahrt ist und oft noch eine besonders archaische Flexion zeigt. Schliesslich hat die Personifizierung der Morgenröte als weibliche Gottheit, das heisst die Auffassung des Kollektivums "'hia!'s-iJsals einzelne weibliche Person, möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Genese des Genus femininum gespielt, in das ja Kollektiva oft übergeführt werden (vgl. FRITZ1998, 261-263; s. auch oben p. 24).
Stämme zu Verbalwurzeln
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11,,nejd"schmähen" (LIV2 303; IEW 760f) Das Wurzelpräsens, das durch lit. niedu "verabscheue", lett. nidu "hasse" und wohl auch ved. Ptz. nidäna- "getadelt" fongesetzt wird, deutet auf durative Aktionsan. Daneben steht ein Nasalpräsens, das durch ved. 3. PI. nindanti "tadeln" und vermutlich jav. Imp. nista "schmäht!" belegt ist. Eins-Aorist lebt in jav. näist "schmähte" und arm. anl!c "verfluchte" fort, während germanische Formen wie got. -naitjan "schmähen" auf ein Iterativ zurückgehen. Im Griechischen ist die Wurzel verbal nicht bezeugt, doch finden wir schon in der Ilias einen s-Stamm Övet6oc;"Vorwurf, Tadel". Davon abgeleitet ist ovet6ei11 "Tadel" sowie das denominale Verbum ovet6i~(I)"tadle, schmähe". Da Övet6oc;keine Ableitungsgrundlage innerhalb des Griechischen hat, muss das Won zumindest vorgriechisch sein. Es ist daher gut möglich, dass schon die Grundsprache einen s-Stamm *h;nejd-oskannte, der als isolienes Won im Griechischen erhalten blieb. Semantisch gesehen ist *h;nejdosals Nomen rei actae zu deuten, das das innere Objekt zu 11,,nejdbezeichnete.
11,,od"zu riechen beginnen (intr.)" (LIV2 296; IEW 772f) Zu dieser Wurzel kennt das Griechische seit der Ilias ein Plusquamperfekt o&ooe1 "roch (intr.), duftete", während das Perfekt selbst erst in nachhomerischer Zeit belegt ist. Der Umstand, dass es sich hier semantisch gesehen um ein Zustandsperfekt handelt, deutet auf ingressive Grundbedeutung der Wurzel (vgl. LIV 2 296, Anm. 1). Dies lässt am gleichzeitigen Ansatz eines Wurzelpräsens zweifeln, das ohnehin nur in umgestalteter Form vorliegen würde, und zwar in gr. Ö~(I)"rieche", lat. olere "riechen, duften" sowie lit. uodiiu "rieche" (so LIV 2 mit Fragezeichen). Es ist bei diesen Bildungen also doch wohl mit charakterisierten Präsensstämmen zu rechnen. Das Griechische kennt ein s-stämmiges Hinterglied 0 COO'll "habe, halte". Das Vedische kennt einen neutralen s-Stamm sahas- "Gewalt, Macht, Kraft", der die unüberwindliche, siegreiche Macht bezeichnet, welche vor allem die Götter besitzen (vgl. NowICKI 1976, 132). Ein Kollektivum zu diesem Stamm steckt ausserdem möglicherweise im vedischen Infinitiv sak1ani < •sep}'-s-en+ -i (RV 1.32.1), der als en-Lokativ zu einem sonst nicht belegten •sepj'-(Jsmit sekundär zur Verdeutlichung angefügtem -i gedeutet werden kann (vgl. Verf. 2000a, 160). Doch ist natürlich nicht auszuschliessen, dass sak1ani nach dem zu einer gewissen Zeit produktiven Muster Wurzel + -sani direkt zu ...fsah gebildet ist. Auch das Neutrum sahas- selbst ist an einigen Stellen als Nomen actionis zu ...fsahverwendet (vgl. NOWICKI1976, 132)83: RV 3.51.4c sa,r, sahasepurumäy6jihite Er rühn sich zum Siege, der Verwandlungsreiche ... RV 4.20.6 girir na yaf, watavä,r, rrva indraf, sanid eva sahasejäta ugraf, Der selbststark wie ein Berg, reckenhaft, von alters schon zum Siegen geboren ist, der gewaltige Indra, der Furchtbare ... RV 6.38.5
evi jajiiäna,r,sahaseasämi Also[wollen wir] den ganz zur übermacht geborenen ...
83 Übersetzung jeweils nach
GELDNER.
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Die grundsprachlichen s-Stämme
Der Dativ sahasekann hier und an ähnlichen Stellen infinitivisch aufgefasst werden, wie ja auch GELDNERzumindest 4.20.6 mit "zum Siegen• übersetzt•. Ganz ähnlich ist die Verwendung von sahas-an folgender Stelle: RV 9.8.8c saho naf, soma Prts•dh1!, Gib uns, Soma,die übermacht in den Kämpfen. Auch hier fungien sahas-als Ersatz für eine Formulierung mit finitem Verbum wie etwa "gib, dass wir in den Kämpfen siegen". Wo jedoch sahas-mit adjektivischen Attributen auftritt, da ist es eher als Nomen rei actae des inneren Objekts aufzufassen. Beispiele für eine solche Verwendung sind etwa: RV 1.55.8 aprak!ita'!'
"as"bibhar,i hastayor a,.r/J,a'!' sahas t4mli sr11t6 d4dhe ...
Unerschöpfliches Gut trägst du in den Händen, unbezwingbare Gewalt besitzt der Berühmte am Leibe. RV 1.57.6 ... avlsrjo niv'{tlf, sartafli apaf, satri W'lla'!' dadh~e kivaL,'!' sahaf, Du liessest die eingespemen Gewässer frei zum Laufen. Alle Gewalt hast du vollständig im alleinigen Besitz.
Im Avestischen finden wir eine genaue Entsprechung zu ved. sahas-, nämlich das Neutrum hazah- "Gewalt, Macht; Überlegenheit", das Gewalt im positiven wie im negativen Sinn bezeichnen kann. Davon abgeleitet mit dem possessiven Suffix "'-h,on- ist hazar1han-"Räuber", eigentlich "der Gewalt besitzt• (vgl. HOFFMANN kann also mit Sicherheit schon für das Urindoira1955, 38). Eins-Stamm •sa/'-asnische angesetzt werden. Die Annahme, dass es sich dabei um ein Erbwon handelt, wird durch Fortsetzer desselben Stammes im Germanischen nahegelegt. Gemeint ist aengl. sige "Sieg•, dem im Gotischen wie erwanet sekundär thematisienes sigis "Sieg" < •sigis-a- entspricht. Aufgrund dieser Evidenz kann also ein s-Stamm •sep:-osals bereits grundsprachlich gelten. Dasselbe Won wird wahrscheinlich auch von mir. seg m. "Kraft, Stärke" fongesetzt, das leider erst relativ spät belegt ist, oft in der späten Schreibung sed, und dessen ursprüngliche Flexion daher nicht mehr festgestellt werden kann. Kein Problem ist das maskuline Geschlecht, da das Neutrum als eigenes Genus im Laufe des Mittelirischen verloren ging und ehemalige Neutra entweder zu Maskulina oder zu Feminina wurden. Obwohl natürlich auch andere Vorformen in Frage kommen, ist die Rückführung von seg auf "'sef'-osangesichts entsprechender Formen in anderen Sprachen wohl die plausibelste. Hingegen sind griechische Komposita wie hom. auvexfl~ "zusammenhängend" eher innergriechische Neubildungen zum Verbum exoound setzen nicht ein altes Neutrum "'exo~ voraus84. Dennoch kann aufgrund der angefühnen Evidenz zuversichtlich ein s-Stamm "'sef'-os für die Grundsprache angesetzt werden. Das Won ist als Nomen actionis "das überwältigen" zu tfsep:"überwältigen" zu verstehen (vgl. NoWICKI 1976, 133 und 176), doch kann es auch das innere Objekt der Handlung, also etwa den errungenen Sieg oder die erworbene Macht, bezeich84 Nicht hierher gehört wohl toch. B e7J1!ke"solange" < "en + !ke, vgl. ADAMS s.v.
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nen und ist daher auch Nomen rei actae. Dies trifft vor allem dort zu, wo das entsprechende Verbum verlorenging, also im Germanischen und Keltischen.
fsel "einkehren, zum Stillstand kommen• (LIV2 528; IEW 898) An verbalen Bildungen ist zu dieser Wurzel nur ein Iterativ bezeugt, und zwat durch got. saljan "einkehren, sich aufhalten, bleiben" und lat. solelJ"bin gewohnt, pflege zu tun•. Aufgrund dieser Formen wird im LIV2 als Bedeutung "wohnen, verweilen" angesetzt, doch ist der durative Aspekt der belegten Formen wohl eher dem Iterativ zuzuschreiben, nicht der Wurzel selbst. Dann ist für die Grundbedeutung am ehesten an "einkehren, zum Stillstand kommen" zu denken, was im Gotischen ansatzweise noch erhalten wäre. lterativisches "immer wieder einkehren" konnte sich dann leicht zu "sich aufhalten, bleiben" weiterentwickeln. Für das Lateinische ist eine Bedeutungseinengung "sich bei einer Tätigkeit aufhalten" > "etwas regelmässig tun, etwas zu tun pflegen" anzunehmen. An Nomina schliessen sich hier ausserdem lat. so/um "Grund, Boden"85, ahd. sal m. "Wohnung, Saal" sowie aks. selo n. • Acker, Dorf" an, alles Orte, an denen man einkehrt bzw. sich aufhält. Die Verfasserin hat an anderer Stelle (2000) vorgeschlagen, zwei sonst isolierte s-Stämme hierher zu stellen, nämlich ved. saras- "(End)see" und gr. EAO~"feuchte Wiese, Aue; Sumpf; flacher See". Die Zusammenstellung dieser beiden Formen ist alt und findet sich in allen einschlägigen Handbüchern (vgl. z.B. FRISKs.v. ~; EWAia s.v. saras-;IEW 901; N0WICKI 1976, 131f und 175), wobei die gemeinsame Vorform als *selosrekonstruiert wird. Auf weitere Anschlüsse wird aber gewöhnlich verzichtet 86• Fasst man idg. *sel-osals Ableitung zu fsel "zum Stillstand kommen" auf, so kann der Stamm als Nomen loci "wo (das Wasser) zum Stillstand kommt" aufgefasst werden. Das Wort bezeichnet also einen Ort, wo das Wasser nicht weiterfliesst, aber auch nicht restlos versickert, sondern sich sammelt. Diese Auffassung wird durch einen genauere Untersuchung der beiden einzelsprachlich belegten Fortsetzer von *selostatsächlich bestätigt. Ved. saras-, das seit dem Rigveda vorkommt, bezeichnet ein stehendes Gewässer, das starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, und insbesondere den Endsee eines Flusses, der häufiger als samudra- oder wegen seines Salzgehaltes auch als sa/ilabezeichnet wird (vgl. FALK1997, 83f). Davon abgeleitet ist das Adjektiv sarasvant-, das seit dem Rigveda als Name einer Gottheit, nämlich des Bewahrers der himmlischen Gewässer, verwendet wird. Die entsprechende feminine Form dazu, sarasvati-, ist der Name eines Flusses, der im Rigveda mehrfach erwähnt ist (vgl. MACDONELLIKEITH434).
85 Die Zusammenstellung von gr. ~ (aber nicht ved. saras-)und lat. so/Nm findet sich unter anderen Voraussetzungen schon bei SOLMSEN(1893, 286). 86 THIEMEs (1951, 216, Anm.) sehr vager Vorschlag einer Verbindung mit idg. •sa/- •salz" scheint wenig überzeugend.
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Die grundsprachlichen s-Stämme
Obwohl ved. saras- selbst keine Entsprechung im Iranischen hat, wird ein Stamm *saras- für das Urindoiranische durch die Ableitung jav. harar'aiti- (V 1.12} vorausgesetzt, die wie ved. sarawati- auf iir. *saras-1."'t-iH- •die mit sarasversehene• zurückgeht. Die avestische Form bezeichnet ebenfalls einen Fluss, und zwar den modernen Helmand in Afghanistan (vgl. FALK1997, 84). Allerdings wird der Name im Iranischen daneben auch als Landesname verwendet, und zwar für die Landschaft Arachosien, durch die der genannte Fluss fliesst. Die Bezeichnung findet sich als neubabylonisch a-ru-!Ja-at-ti, gr. 'Apaxcooia, ap. harauvatl- und elamisch !Jar-ra-u-ma-ti-is (vgl. HoFFMANNINARTEN 79). Jav. harar'aiti- selbst zeigt eine lautliche Besonderheit, nämlich x!"statt reguläres rl"h< ,.-SI.'-,was wohl als Dialektizismus zu deuten ist (ibid.). Nun haben die beiden Flüsse eines gemeinsam, sie münden nämlich beide in einen Endsee und nicht etwa ins Meer (vgl. FALK1997, 86; MAcDoNELL/KEITH 435). Damit ergibt sich als Übersetzung für iir. *saras-1!4t-iH •die mit einem (End)see versehene•, was sehr viel mehr Sinn macht als die Vorschläge in den Handbüchern, wie z.B. "mit Gewässern versehen• (so EWAia s.v. saras-) oder "wasserreich" (so GRASSMANN s.v. sarawant-), da diese Attribute von jedem grösseren Fluss gebraucht werden könnten. Für gr. EA.Oc; sind mehrere Bedeutungen bezeugt (vgl. ausführlich Verf. 2000, 135-140), doch weisen alle ebenfalls auf einen Ort, an dem das Wasser sich sammelt. Der älteste Beleg findet sich in der Ilias {20.221)87, und dort wie auch auf einer kyprischen Inschrift (ICS 217) ist damit eine feuchte Wiese gemeint, die als besonders gutes Weideland charakterisiert ist. An einigen Stellen wird ein~ als bewaldet beschrieben, was auf Auen hinweist. Im Plural bezeichnet wa besonders bei Herodot das Nildelta, also einen feuchten Ort, der von Altläufen und Sümpfen durchsetzt ist, der aber andererseits durchaus bewohnbar ist. Das Wort kann aber auch einen Sumpf bezeichnen, also ein unwegsames, mit Schilf bestandenes Gelände, und zwar bereits in der Odyssee {14.474). Schliesslich verwendet Herodot den Ausdruck auch einmal als Benennung eines flachen Endsees (4.53), was ihn vollends in die Nähe von ved. saras- rückt. Alle diese Bedeutungen weisen auf einen Ort, an dem das Wasser steht, wobei die Wassermenge allerdings variiert. Doch kann der Übergang zwischen flachem See, Sumpf und feuchter Wiese fliessend sein, und je nach Jahreszeit und damit Wasserzufuhr kann das eine leicht zum anderen werden. Da sowohl ved. seiras- als auch gr. EA.OV 01,eia8ai Plat. Lys. 208a etc.). Doch ist nicht auszuschliessen, dass wir es ursprünglich mit einem Nomen rei actae "was man fährt" zu tun haben. Zwar kann das griechische Verbum nicht im Sinne von "einen Wagen fahren bzw. ziehen• mit dem Fahrzeug als Objekt stehen, doch ist durchaus wahrscheinlich, dass idg. ~l'ef' in dieser Weise verwendet werden konnte, die für ved. vvah gut bezeugt ist (vgl. GRASSMANN s.v.)
*ex~
106 Eine weitere Evidenz dafür
bietet möglicherweise das mykenische Anthroponym we-ke-i-jo[, falls es als /1.4ekhehios/zu lesen ist (so RUIJGH 1983, 394), doch bleibt diese Deutung unsicher.
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Die grundsprachlichen s-Stämme
Aufgrund der angefühnen Evidenz kann also mit ziemlicher Sicherheit ein akrostatischer s-Stamm •!'if-os, •!'ef' es- für die Grundsprache angesetzt werden. Semantisch gesehen finden wir im Vedischen eine Doppelfunktion als Nomen actionis und als Nomen rei actae, und gr. •h~ ist wohl ursprünglich ebenfalls Nomen rei actae. Diese Funktion scheint also bereits grundsprachlich zu sein. Anzunehmen ist einzig, dass ein allgemeiner Ausdruck •was man fähn, bringt• im Vedischen auf die Ladung des Wagens, im Griechischen dagegen auf den Wagen selbst bezogen wurde. f°!'eid "erblicken" (LIV2 665-667; IEW 1125-1127) Telische Aktionsart wird für diese Wurzel durch den gut bezeugten Wurzelaorist nahegelegt, der in den thematisierten Bildungen lat. uidr "sah•, ved. avidat •hat gefunden•, gav. vidat "findet•, gr. Eloov"sah, erblickte• sowie arm. egit "fand• fortlebt. Daneben steht ein Nasalpräsens, das von ved. vindati "findet•, gav. vinasti "findet•, air. ro-finnadar "findet heraus, erfährt", mkymr. gwnn "weiss• sowie arm. gtanem "finde" fortgesetzt wird. Ungewöhnlich, aber mit Sicherheit für die Grundsprache anzusetzen ist ein unredupliziertes Perfekt mit der Bedeutung "wissen•, das unter anderem in ved. veda, gav. vatdä, gr. ot6a, air. ro-fitir, got. wait und aks. vede vorliegt. Ein Kausativ ist ausserdem durch ved. -vedaya" ankündigen", gav. -uuatdaiia- "zuweisen•, air. -foidi "schickt• und ahd. weizen "zeigen, beweisen" belegt. Das Vedische kennt zwei homonymes-Stämme vedas-, die beide seit dem Rigveda bezeugt sind. Bei weitem der häufigere ist vedas- "Besitz", der vor allem den Besitz derjenigen bezeichnet, die aus Geiz nicht opfern (vgl. NoWICKI 1976, 118). In dieser Bedeutung ist vedas- wohl Nomen rei actae "was man gefunden hat" zu vindati "findet• und kann damit innerhalb des Indischen oder allenfalls des Indoiranischen (s.u.) gebildet sein {vgl.ibid. 120). Zumindest einmal (RV 3.60.1) ist jedoch auch ein Neutrum vedas- "Kenntnis, Wissen• belegt, und zwar als Instrumental vedasä, wobei kein Grund besteht, dies als Umbildung von veda"Wissen• zu interpretieren (vgl. SCHINDLER1985, 356; pace NOWICKI1976, 120). Derselbe Stamm liegt wohl noch an einer weiteren Stelle (RV 2.17.6) vor (vgl. SCHINDLERibid; ÜLDENBERG1909 zur Stelle), möglicherweise sogar ein drittes Mal (RV 8.87.2), doch ist der Zusammenhang dort zweideutig. Auch als Hinterglied ist vedas- mehrmals in der Bedeutung "Kenntnis, Wissen" belegt, etwa in jätavedas- "der Kenntnis von den Wesen hat, der die Wesen kennt• (Beiwort Agnis) oder in visvavedas- "alle Weisheit besitzend" (vgl. SCHINDLERibid.). Anders ist hingegen das rigvedische Epitheton navedas- zu beurteilen, das wohl durch Metanalyse in der Phrase bhRtana vedasaf., "werdet Kenner• ➔ bhRta navedasaf., entstand. Der sonst unbelegte Stamm •vedas- "Kenner" kann entweder direkt zu vedas- nach dem Muster von apas- "Werk" ➔ apas"tätig• gebildet sein, oder aber er ist aus den genannten Komposita rückgebildet {vgl. SCHINDLER1985, 355f). Die Metanalyse wird verständlich, wenn es sich bei *vedas- entweder um eine Augenblicksbildung speziell für diese periphrastische 0
Stämme zu Verbalwurzeln
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Wendung handelte, oder aber um ein sonst nicht mehr gebräuchliches Wort (vgl. ibid.). Der Akzent von navedas- schliesslich ist wohl angeglichen an savedas"gleiches Wissen besitzend" und ist erst der orthoepischen Diaskeuase zuzuschreiben (vgl. ibid., 358). Auch das Avestische kennt einen s-Stamm jav. vat6ah-, dessen Bedeutung jedoch unsicher ist. Er kommt nur einmal vor, und zwar in einem Avestazitat der Pahlaviübersetzung (V 1.15), wo wir val6ar]hiJ nlJi! uzlJii finden. Als Übersetzung für val6a'!}hiJ kommt sowohl "Besitz• als auch '"Wissen, Kenntnis" in Frage (vgl. NOWICKI1976, 205 mit weiterer Literatur). Es kann also nicht entschieden werden, ob das avestische Wort ved. vedas- "Besitz" oder vedas- '"Kenntnis, Wissen• entspricht. Einer dieser Stämme kann demnach urindoiranisches Alter beanspruchen, doch bleibt unklar, welcher. Wir müssen unsere Überlegungen daher auf ved. vedas- "Kenntnis" beschränken. Während nun vedas- "Besitz" wie bereits erwähnt als Nomen rei actae zu vindati gedeutet werden kann, gehört vedas- "Kenntnis, Wissen" bedeutungsmässig zum alten Perfekt veda '"weiss". Dieses war im Vedischen (bzw. Indoiranischen) dadurch formal und semantisch isoliert, dass zum Präsens vindati bzw. zum Aorist avidat ein neues, redupliziertes Perfekt viveda '"hat gefunden" Gav. viuuat6a) hinzugebildet worden war. Daher wurde die Zugehörigkeit des alten Perfekts veda zu vindati etc. nicht mehr empfunden, und seit dem Atharvaveda finden wir dementsprechend sekundäre Präsensformen wie vettu • soll wissen„ (vgl. EWAia s.v. ved). Synchron ist also im Vedischen mit zwei Wurzeln ..fved zu rechnen, von denen die eine "finden•, die andere "wissen" bedeutet. Es ist demnach möglich, dass vedas- "Wissen„ erst in der Vorgeschichte des Vedischen zur zweiten Wurzel ..fved gebildet wurde. Denkbar ist jedoch auch, dass ein altes Nomen rei actae "was man erblickt hat'" durch sekundäre Assoziation mit ..fved "wissen• die Bedeutung "Kenntnis, Wissen• erhielt. Das Griechische kennt ein entsprechendes Neutrum elöoc;"Aussehen, Gestalt, Beschaffenheit", das seit der Ilias bezeugt ist. Daneben kommt auch ein Hinterglied ElÖTJ oli für das Griechische voraussetzt (vgl. STRUNK1969, bes. 3f; R1x 1992, 74). Eher ist an eine Bildung *dolhii?/'o-zu denken (so JOSEPH 1982, 50), während heth. daluki- "lang'" auf *dolh1u?/'i- zurückgeht (ibid. 49; vgl. auch EWAia s.v. dirgha- mit Literatur). Da die Verwandtschaft der genannten Formen untereinander schon wegen der genauen semantischen Obereinstimmung kaum bezweifelt werden kann, muss wohl von einer Wurzel (delh1 ausgegangen werden, an die verschiedene Suffixe traten. Diese Lösung ist auch deshalb vorzuziehen, weil sie den Ansatz einer primären Wurzel (delh1?/' vermeidet, deren Struktur höchst irregulär wäre. Diese Deutung der angeführten Formen schliesst allerdings nicht aus, dass (delh1?/' möglicherweise schon grundsprachlich, spätestens aber in den Einzelsprachen als Wurzel aufgefasst wurde. Dies geht daraus hervor, dass dazu Formen mit primären Suffo,en gebildet werden konnten. So finden wir im Vedischen etwa ein Nomen dräghman- m. "Länge", das als Adjektivabstraktum zu dirgha- fungiert. Auf ein CALAND-System deuten die Komparationsformen ved. drighiyas- "länger", jav. Adv. dräjiilJ"weiter'" und ved. drighi!!ha- "am längsten•, jav. Adv. dräjiftam "am längsten". Doch sind diese Bildungen auf das Indoiranische beschränkt, was daran zweifeln lässt, dass wir es hier mit einem alten CALANDSystem zu tun haben. Die genannten Komparative und Superlative könnten durchaus indoiranische Neuerungen darstellen. Das Avestische kennt nun zu dieser Wurzel auch einen s-Stamm, der als Simplex in adverbialer Verwendung vorkommt, nämlich als dräj o vor velarem laus helus entstanden (vgl. LEUMANN1977, 47), ebenso wie etWa collJs"Farbe" aus „kellJs< •kel-lJs(s.o. p. 116). Als dialektale Form ist bei Festus (Paul. Fest. 74L) ausserdem f olus in der gleichen Bedeutung belegt. Zu holus existieren einige Ableitungen wie holeräre"mit Gemüse bepflanzen'" oder holerarius"Gemüsebauer", doch ist das Wort sonst innerhalb des Lateinischen völlig isoliert, was auf ein hohes Alter des Stamms deutet. Lautlich gesehen kann holus problemlos auf "'f'elh,-os zurückgeführt werden, also auf einen sStamm zur Wurzel fghelh,.Auch semantisch gesehen kann diese Deutung befriedigen. "'g/'elh,-osbezeichnet dann den Eigenschaftsträger, also •was grün ist", das heisst das grüne Gemüse. Rein theoretisch kann lat. holus auch auf eine laryngallose Form „p}'el-oszurückgehen, doch scheint es aus morphologischen Gründen wahrscheinlicher, dass der s-Stamm ins CALAND-System gehört, das, wie oben gezeigt, eindeutig auf fghelh,basiert. Im obliquen Stamm holer- kann der Suffixvokal, der ursprünglich wohl durch den Laryngal zu o umgefärbt worden war, durch Vokalschwächung in Binnensilben erklärt werden (vgl. MEISER1998, 67f). Da nun innerhalb des Lateinischen eine Ableitungsgrundlage für holus fehlt, kann mit einiger Wahrscheinlichder innerhalb des CALAND-Systems zu f?/'elh, als keit eins-Stamm "'g/'elh,-os, Adjektivabstraktum fungierte, schon für die Grundsprache angesetzt werden. 0
Stämme in CALAND-Systemen
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tfke!'Hd "herrlich, wunderbar" (IEW 587) Ein CALAND-System zu dieser Wurzel ist nur im Griechischen, dort aber dafür sehr gut bezeugt (vgl. NUSSBAUM 1976, 62). So finden wir verschiedene Adjektive mit einer Bedeutung "ruhmreich" wie JCU6~, JCU6v~und ic66t~ einen Komparativ JCU6i(l)v sowie einen Superlativ ic66unoc;.Auch ein i-stämmiges Vorderglied ist belegt, und zwar in JCU6uxvetpa (µaX'l) "mit ruhmvollen Männern versehen". Hierher gehört auch der s-Stamm i&6oc;"Ruhm, Ehre, Ansehen, Herrlichkeit", der seit der Ilias gut bezeugt ist. Auch ein entsprechendes Hinterglied findet {1976,45) hält diesen Stamm für eine sich, etwa in htiiru6iic;"ruhmvoll". NUSSBAUM relativ späte Bildung zu den übrigen CALAND-Formen, und zwar wegen der irregulären Nullstufe der Wurzel. Doch ist die Einführung der nullstufigen Wurzel bei s-Stämrnen unter dem Einfluss zugehöriger Adjektive fürs Griechische gut bezeugt (s.o. p. 49), so dass also ICU&c; durchaus einen ererbten Stamm fortsetzen könnte (so SCHINDLER1975, 264). Anzumerken ist noch, dass ja auch die Komparationsformen nicht die erwartete Vollstufe der Wurzel aufweisen, dass also auch sie wohl nach den Adjektiven umgestaltet wurden. Grund dafür war wohl die allgemeine Tendenz des Griechischen, einen Ablaut e!' - u zu vermeiden, wie sie etwa auch bei den Verben auf -v'Oµtbeobachtet werden kann (vgl. SCHWYZER 1953, 364 und 695; Verf. 1998, 46). Es spricht also a priori nichts dagegen, gr. ICU&c; als ererbte Bildung zu betrachten. Diese Annahme wird bestätigt durch eine genaue Entsprechung im Slavischen, nämlich aks. cudo, Gen. Sg. cudese "Wunder". Die genannte Form setzt vollstufiges *ke!;'Hd-osfort, das mit gr. ICU&c; bis auf den Wurzelablaut übereinstimmt. Da s-Stämme im Slavischen keine produktive Kategorie sind, und da ausserdem eine Ableitungsgrundlage für cudo fehlt, kann 'ein Neutrum *ke!;'Hd-os mit einiger Sicherheit schon für die Grundsprache angesetzt werden. Semantisch gesehen stimmen das Griechische und Slavische allerdings nicht völlig überein. Möglicherweise ist für tfke!'Hd von einer Grundbedeutung "herrlich, wunderbar" auszugehen, für den s-Stamm also von "Herrlichkeit". Dies könnte sich dann einerseits im Griechischen zu "Ruhm, Ansehen", andererseits im Slavischen zu "Wunder" entwickelt haben. Eine andere Möglichkeit besteht darin, tfke!'Hd mit der Verbalwurzel f(s)ke!'h, "wahrnehmen, schauen" (LIV 2 561) in Verbindung zu bringen, die im Slavischen durch aks. cuj9 "fühle, merke", im Griechischen durch das Iterativ KOE(I) "bemerke, vernehme" vertreten ist (so z.B. IEW 587; FRISKs.v. 1CU6oc;). In diesem Fall hätten wir es hier mit einem sekundären s-Stamm *ke!'h1-dos zu tun, der als Nomen rei actae "was man wahrnimmt" gedeutet werden könnte. Auch aus dieser Grundbedeutung ergäben sich" Ansehen" einerseits und "Wunder" andererseits ohne Schwierigkeiten. Die morphologische Seite dieser Lösung ist allerdings nicht ganz unproblematisch. Falls • ke!'hrdos tatsächlich ein sekundärer s-Stamm wäre, der ein Suffix •-des- enthält, dann würde das bedeuten, dass alle Formen des im Griechischen bezeugten CALAND-Systems sekundär zu diesem s-Stamm hinzugebildet worden
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Die grundsprachlichen s-Swnme
sein müssten. Dies scheint jedoch wenig wahrscheinlich, und zudem wäre es in diesem Fall schwierig, die Nullstufe von gr. ~ zu rechtfertigen. Vielmehr setzt gerade diese voraus, dass neben dem s-Stamm nullstufige Adjektive existienen. Es scheint also wahrscheinlicher, dass tfkel.'Hd zumindest in einer späten Phase des Urindogermanischen als eigene Wurzel fungierte. Dass -d- dabei ursprünglich Wurzelerweiterung war und dass letztlich tatsächlich ein Zusammenhang mit f(s)kel.'h1 besteht, ist jedoch nicht auszuschliessen. tfkre!.'bi "blutig" (IEW 621f) Das Grundproblem, das sich bei tfkreJ.'bistellt, ist die Frage, ob wir es mit einer verbalen Wurzel zu tun haben, oder ob nur nominale Formen vorkommen. Umstritten sind in dieser Hinsicht vor allem zwei avestische Belege, nämlichxrRniiä! (Y 46.5) und xrRnar,m (Y 53.8). Beide Formen kommen an schwer verständlichen Stellen vor und können sowohl verbal als auch nominal aufgefasst werden (vgl. auch 5~ "breit" fortgesetzt115. Für letzteres muss mit einer Metathese *!feC- > *e!fC- gerechnet werden, wie sie auch im Vorderglied eupu 0 zu epuµat "schützen" belegt ist (vgl. PETERS 1980, 53). Im Vedischen sind ausserdem ein Komparativ variyas- und ein Superlativ vari,thabezeugt. Auch entsprechende s-Stämme finden sich im Indoiranischen und Griechischen. Das Vedische kennt ein Neutrum varas- "Weite, Ausdehnung, ausgedehnter Raum", das seit dem Rigveda belegt ist und als Abstraktum zu uru- gelten kann. Im Rigveda findet sich daneben zweimal {1.158.5; 10.155.4) uras- "Brust", ein Wort, das auch in der episch-klassischen Sprache fortlebt. Unter der Annahme eines ursprünglichen Paradigmas mit starkem Stamm *!ferH-os und schwachem Stamm *!frH-es- können ved. varas- und uras- aus ein und demselben Paradigma erklärt werden (vgl. SCHINDLER1975, 265; NOWICKI1976, 27; EWAia s.v. uras-). Eine Umgestaltung von älterem varas- nach uru- ist zwar theoretisch möglich, doch aus semantischen Gründen höchst unwahrscheinlich (vgl. NOWICKIibid.; EWAia ibid.), da sie wenn schon für das Abstraktum "Weite" und nicht für das bedeutungsmässig femerstehende Konkretum "Brust" zu erwarten wäre. Auch das Avestische kennt einen s-Stamm jav. varah- "Brust", der als Simplex nur einmal bezeugt ist (Frahang i olm 3g), andererseits aber als Hinterglied in jav. paiti.varah- "Nacken" (eigtl. "die Brust gegenüber habend") und in jav. p.rra8u.varah- "breitbrüstig" vorliegt (vgl. NoWICKI1976, 207). Rein lautlich kann av. varah- auf iir. *!farH-as oder *!frH-as zurückgehen, doch da das avestische Wort semantisch ved. uras- entspricht, ist die Annahme einer nullstufigen Vorform *!frH-as wahrscheinlicher (vgl. ibid.). Die sekundäre Bedeutung "Brust" < "was breit ist" hat sich also wohl schon in urindoiranischer Zeit entwickelt. Danach kam es zu einer paradigmatischen Spaltung, bei der der starke Stamm *!fi:irH-as die ältere Bedeutung "Weite, Ausdehnung" beibehielt, während die Nebenbedeutung "Brust" auf den schwachen Stamm *!frH-as- eingeschränkt wurde. Zu diesem wurde dann ein neuer starker
115 Zum Problem des Wurzelablauts von gr.
eupu~ vgl. PETERS1980, 53f.
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Die grundsprachlichcn s-Stämmc
Stamm *l'fH-as hinzugebildet, der nach dem Muster der übrigens-Stämme auf der Wurzel betont war. Die archaischen Ablautverhältnisse sind ein starker Hinweis darauf, dass wir es hier mit einem ererbten Stamm zu tun haben. Zwar wendet ScHINDLER(1975, 265) ein, dass Ablaut in nur einem Sprachzweig für die Grundsprache nicht aussagekräftig sei. Doch scheint es sehr unwahrscheinlich, dass das Indoiranische in diesem Wort sekundären Ablaut eingeführt hat, zumal s-Stämme sonst praktisch immer vollstufige Wurzel zeigen. Da andererseits eine Beeinflussung durch das Adjektiv *l'rH-u- aus semantischen Gründen nicht plausibel scheint (s.o.), ist schlussendlich doch die Annahme eines aus der Grundsprache ererbten Paradigmas *l'erH-os, *l'rH-es- die wahrscheinlichste Lösung. Auch das Griechische kennt einen entsprechenden s-Stamm, nämlich das seit "Breite•. Erst spät dagegen findet sich der der Odyssee belegte Neutrum rt>po~ aus vollstufigem *lferH-u- hergeleitet werden kann, so geht Et>po1ta8oucra,icrxupa (Hesych) mit den Ableitungen eu9evero"gedeihe, blühe" und eu9eveta "blühender Zustand, Fülle, Zufuhr" (vgl. z.B. FRISK s.v. eu9evero;AiGr II 2, 225 und 234; EW Aia s.V. ähanas-). Auch ein o-Stamm zur selben Wurzel wird in beiden Sprachzweigen fortgesetzt, und zwar von ved. ghana- "Klumpen, Masse" und dem Hapax legomenon «p0vova'iµat~ (II. 16.162), falls letzteres tatsächlich als "Masse Blutes• zu deuten
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Die grundsprachlichen s-Stämme
ist. Verwandt sind vielleicht ausserdem lit. gana "genug• sowie aks. goneti "genügen" (vgl. IEW 401; EW Aia s.v. ilhanas-). Doch wenden wir uns den beiden s-Stämmen im Detail zu. Ved. t1hanas-kann vom Soma gesagt werden und bezeichnet dann die im Wasser aufgequollene Pflanze (vgl. NOWICKI1976, 138). Es wird aber auch auf Menschen angewendet, und zwar in der Bedeutung "lüstern, geil", also eigentlich "mit angeschwollenem Geschlechtsteil" (vgl. ibid. 138f). Auffällig ist die Akzentstelle, da die vedischen s-stämmigen Komposita sonst nicht suffixbetont sind (s.o. pp. 27; 42). Dabei scheint es sich um einen Archaismus zu handeln, der erhalten blieb, weil t1hanasinnerhalb des Vedischen in jeder Hinsicht isoliert ist. Es existiert daneben nämlich weder ein entsprechendes Neutrum noch ein Verbum, auf das ilhanas- häne bezogen werden können. Im Griechischen ist das Kompositum ro8EVTtc; nur bei Hesych und als Superlativ Eu&vimat~ auf einem späten Papyrus bezeugt, wohingegen sich das davon abgeleitete Verbum ro8EVEO> bereits bei Aischylos findet. Aus diesem Grund stellt FRISK(s.v. ro9Eviro) ro9EVTtc; als Ableitungsgrundlage von ro9EVEO> in Frage. Doch kann daran trotz der Chronologie der Belege kein Zweifel bestehen, da es verbale "gute Komposita mit einem Vorderglied ro nicht gibt116• Das Bahuvrihi ro8EVTti; Schwellung habend" muss also primär sein, und dazu wurde schon früh ein Denominativum ro9EVirogebildet. Das Adjektiv selbst ist allem Anschein nach dann ausser Gebrauch geraten und daher nur sehr vereinzelt belegt. Nicht sicher gedeutet ist die Nebenform ro9,iviro, die bereits in einem homerischen Hymnus vorkommt, sowie die zugehörigen Nomina EU9,ivia und ro9,iv~. Sie setzen wohl eine Variante *Eu9,ivi)c; neben ro9EVTti; voraus. Dass es sich hier um eine alte dehnstufige Bildung handelt, scheint zweifelhaft. Eher ist an Beeinflussung durch semantisch und formal nahe stehende Wörter wie ip18,il~i; "üppig sprossend" oder vEo9,il~c;"neu sprossend" (beide seit Homer) zu denken (vgl. auch FRISKs.v. EU9EViro). Da weder ved. ähanas- noch gr. ci&vi)c; eine synchrone Ableitungsgrundlage besitzen, sind wohl beide Stämme als ererbt zu betrachten. Sie setzen ein Neutrum *"'g,,;,en-os"Schwellung" o.ä. voraus, das demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Grundsprache angesetzt werden kann. Möglicherweise liegt diesem Stamm "schwellen" zugrunde, doch sind dazu keine eineine verbale Wurzel •...rg,,;,en schlägigen Formen belegt, so dass dies Spekulation bleiben muss. 0
*(h1)elkos "Geschwür" (IEW 310) Völlig isoliert ist der Stamm *(h1)elkos, der jedoch in drei Sprachzweigen bezeugt ist und daher mit Zuversicht für die Grundsprache angesetzt werden kann. Im Vedischen finden wir das Neutrum arsas"Hämorrhoiden", das seit der VlljasaneyiSarphiu und naturgemäss vor allem in der medizinischen Literatur belegt ist.
116 rucoxiioo •bewirte gut" ist als Univerbierung zu betrachten, vgl. FRISK s.v.
Übrige Stämme
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Möglicherweise davon abgeleitet ist arsasäna-,der Name eines Dilsas, der bereits im Rigveda zweimal vorkommt, doch bleibt dies unsicher (vgl. EW Aia s.v.). Eine genaue Entsprechung zu ved. arsas- findet sich im Lateinischen, nämlich das Neutrum ulcus, Gen. Sg. ulceris "Geschwür", das seit Plautus und Pacuvius bezeugt ist. Davon abgeleitet sind das Adjektiv ulcerosus"schwärend, voll eitriger Wunden• sowie das denominale Verbum ulceräre "verwunden". Lautlich kann ulcus auf „elkoszurückgeführt werden, da e vor velarem/ zu o wird (vgl. coliJs< ,.kelos, oben p. 116), und ol weiter vor Konsonant zu ul (vgl. LEUMANN1977, 47). Schliesslich ist im Griechischen ein s-Stamm Ü..x:o~"Geschwür, Wunde" seit der Ilias gut belegt. Der Vergleich mit ved. arsas- und lat. ulcus erweist die Aspiration als sekundär, entstanden ist sie wohl durch volksetymologische Assoziation mit Ü..x:co"ziehe" (vgl. FRISK s.v.). Was die Semantik betrifft, so weisen das Lateinische und das Vedische primär auf "Geschwür", so dass wohl diese Bedeutung auch im Griechischen die ältere sein dürfte. Da aber Geschwüre oft mit offenen Wunden einhergehen, konnte sich leicht eine Sekundärbedeutung "Wunde" entwickeln. Auch im Lateinischen kommt diese Assoziation im Denominativum ulceräre "verwunden" zum Ausdruck. Da alle drei betroffenen Formen, also ved. arsas-,lat. ulcusund gr. Ü..x:~, völlig isoliert sind, müssen sie als ererbt gelten. Es kann daher mit ziemlicher Sicherheit ein grundsprachlicher s-Stamm ,.(h1)elkos angesetzt werden, zu dem allerdings bisher keine verwandten Formen in irgendeiner Sprache gefunden wurden. Der Stamm war also wohl schon im Späturindogermanischen isoliert.
*(bi)ajos"Nutzmetall• (IEW lSf) Im Vedischen finden wir seit dem Rigveda einen s-Stamm ayas-, der im Gegensatz zu hirarzya-"Edelmetall" ein Nutzmetall bezeichnet, und zwar meist Kupfer oder Eisen. Erst in späteren Texten, d.h. ab dem Satapatha-Brah.mal}a, wird ayasspezifisch in der Bedeutung "Eisen" verwendet. Das vedischen Wort hat eine genaue Entsprechung im Avestischen, und zwar in gav. aüah- "Erz", was besonders als Bezeichnung des Ordalerzes beim letzten Gericht vorkommt, sowie in jav. aüah- "Metall" (vgl. EW Aia s.v. ayas-). Weitere Verwandte finden sich im Italischen, und zwar vor allem das Neutrum lat. aes, Gen. Sg. aeris "Erz, Bronze, Kupfer, Geld", das bereits im Zwölftafelgesetz belegt ist. Das davon abgeleitete Adjektiv atnus "ehern"< ,.ajes-no-hat eine genaue Entsprechung in umbr. ahesnes.Der Genitiv Singular aeris kann problemlos auf „ajes-eszurückgeführt werden, wohingegen für den Nominativ aes mit Analogie gerechnet werden muss, da „ajoslautgesetzlich zu taus hätte werden müssen (vgl. LEUMANN1977, 378). Dies ist wohl so zu erklären, dass der oblique Stamm „aes- < „ajes-synchron einen Diphthong aufwies (vgl. ibid. 121) und das darin enthaltene Suffix •-es- daher nicht mehr sichtbar war. Das Wort war somit synchron nicht mehr als s-Stamm erkennbar, und so konnte der ursprünglich nur oblique Stamm *aes- auch in den Nominativ/Akkusativ Singular eingeführt werden (vgl. MEILLET/VENDRYES 78).
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Die grundsprachlichen s-Stämme
Schliesslich ist eins-Stamm ,.(IJi)ajes-auch in einigen germanischen Wönern enthalten, etwa in got. aiz "Erz, Geld", an. eir "Erz, Kupfer• und ahd. tr "Erz". Da die betreffenden Formen in allen Sprachzweigen isolien sind, kann ein Neutrum •(IJi)ajos "Metall'° mit Zuversicht für die Grundsprache angesetzt werden. Dieses scheint nicht ein spezifisches Metall, sondern allgemein ein Nutzmetall bezeichnet zu haben. Weitere Anschlüsse bleiben hingegen Spekulation (vgl. etwa IEW 15f; EW Aia s.v. ayas-}, und ein bereits grundsprachliches Lehnwon aus einer unbekannten Sprache kann nicht ausgeschlossen werden. Dies bedeutet auch, dass die genaue Wurzelform nicht mehr bestimmbar ist, die belegten Formen könnten auf ,..ajos, ,.."7ajos< ,..,..hzejosoder sogar auf ,..h,ajoszurückgehen.
•"7anJhos"Pflanze, aus der Rauschtrank gewonnen wird'° (LIV 2 266; IEW 40f) Das Vedische kennt seit dem Rigveda einen s-Stamm andhas- "Spross, Somapflanze'°, der an den meisten Stellen im Zusammenhang mit dem Somagenuss Indras genannt wird (vgl. JANDA2000, 273). Wichtigster Aspekt dieses Wones scheint also zu sein, dass daraus ein Rauschtrank gewonnen wird. andhas- ist innerhalb des Vedischen völlig isoliert (vgl. NOWICKI1976, 13) und darf daher als ererbt gelten. Eine genaue formale Entsprechung findet sich im Griechischen, nämlich das Neutrum äv8oc; "Blume, Blüte" 117, das seit der Ilias118 gut bezeugt ist und dort auch als Hinterglied vorkommt, beispielsweise in ~c; "schön blühend" oder 1t0Auav6ftc; "vielfach blühend". Eine ältere Bedeutung dieses Wortes wird im Namen eines in lonien weit verbreiteten Dionysosfestes fassbar, nämlich den 'Av8E •pe#;IOS > *pe!'s> püs zurückgehen könnte, kann allerdings nicht mit Sicherheit angenommen werden, dass schon die Grundsprache die Nullstufe der Wurzel verallgemeinert hat. Es sind also zwei Szenarien denkbar. Das Urindogermanische könnte ein ablautendes Paradigma *pe!fH-os,•puH-es- besessen haben, von dem das Lateinische den starken, das Griechische und Lettische dagegen den schwachen Stamm verallgemeinert haben. Alternativ dazu könnte man annehmen, dass bereits die Grundsprache die Nullstufe der Wurzel verallgemeinert hatte und ein geneuertes Paradigma *puH-os, •puH-es- aufwies. Diese zweite Möglichkeit scheint wahrscheinlicher, da sie es vermeidet, fürs Griechische und Baltische unabhängige Entwicklungen anzusetzen. Dass sich bei diesem Wort die Nullstufe durchsetzte und nicht wie sonst fast überall die Vollstufe, könnte daran liegen, dass auch im verbalen Bereich nullstufige Formen bei dieser Wurzel weitaus häufiger sind als vollstufige. Alle übrigen nullstufigen Bildungen sind für die Grundsprache nicht aussagekräftig. Es handelt sich zum einen um Stämme zu sekundären Wurzeln, zu denen nirgends vollstufige Formen belegt sind, zu nennen sind hier •sriHgos "Kälte" (s.o. p. 152) und •s(dhos"Ziel" (s.o. pp. 181f). Daneben kennt das Griechische einige Stämme mit nullstufiger Wurzel, die jedoch alle innerhalb eines CALANDSystems stehen und daher in Bezug auf ihren Vokalismus nach den entsprechen"Dicke" für den Adjektiven geneuert sein können. Beispiele dafür sind etwa 7t gav. -m,ng, air. -m(a)e (vgl. SCHINDLER 1967, 300). Möglicherweise hat also eine Reduktion von ,.,.-es zu *-os statt *-s nur nach Verschlusslauten und nach s stattgefunden. Dann wäre eine Form wie *dekos regulär, und von dort wäre der Ausgang *-os auf Fälle wie *nemos übertragen worden. Für die akrostatischen Wurzelnomina würde das bedeuten, dass der Genitiv *dems "des Hauses" (ved. patir dan, gav. d,ng paiti-, gr. öecrnO'tll~ "Hausherr") lautgesetzlich ist, während die Endung in *nekllts "der Nacht" (heth. nekuz me!Jur "Zeit des Abends") übertragen sein müsste. Die bisherigen Ausführungen beschäftigten sich ausschliesslich mit dem Paradigma des Singulars. Es ist umstritten, ob Neutra ursprünglich einen Plural besassen oder nicht (vgl. etwa TICHY1993, 6f), doch steht fest, dass im Späturindogermanischen dafür das entsprechende Kollektivum eintrat. Dies ist im Avestischen für die s-Stämme tatsächlich noch bezeugt, dort fungiert also manJ < *men-os als Plural zu manah- "Sinn, Gedanke"< *men-es- (s.o. p. 23). Das Vedische hingegen hat geneuert, indem die Endung -i sekundär zur Verdeutlichung an das Kollektivum auf *-äs angetreten ist. Zudem wurde durch Kontamination mit den nt-Stämmen ein Nasal eingeschoben, was schliesslich zu belegtem manämsi führte (vgl. AiGr III, 288). Pluralformen wie gr. (ion.) yevea und lat. genera sind demnach als sekundär zu an den obliquen betrachten, und zwar wurde in beiden Fällen die Endung -a < "'-hi Stamm des Singulars angefügt. Ganz ähnlich finden wir im Slavischen aks. slovesa, nur dass hier die thematische Endung ,.-ä < ,.-a/Ji verwendet wurde. Entsprechend konnten auch die obliquen Kasus durch Anfügen der Pluralendungen an den schwachen Stamm des Singulars gebildet werden. All diese Formen sind jedoch als späte Neubildungen anzusehen. Anders steht es hingegen mit dem Dual. Gewisse Neutra, nämlich diejenigen, welche Dinge bezeichnen, die in Paaren auftreten, scheinen neben dem Singular auch einen Dual besessen zu haben. Bei den s-Stämmen betrifft dies vor allem ein
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Auswertung: Ablaut der s-Stämme
Won, nämlich „hza~sos"Ohr• (s.o. pp. 193ff). Der Nominativ/Akkusativ des Duals lautete hier „"2,,sih,< ,..bi,,s-s-ih1, wies also Nullstufe sowohl der Wurzel als auch des Suffixes auf (vgl. ScHINDLER1975, 264). Diese Form wird direkt von jav. usi und ap. usiy fongesetzt, wobei in beiden Sprachen und damit möglicherweise bereits im Uriranischen auf dieser Basis ein i-stämmiges Paradigma aufgebaut wurde. Dies hat seinen Grund wohl darin, dass „bi,,s-ih 1 wegen der schon grundsprachlichen Vereinfachung von ss zu s nicht mehr ohne weiteres als Form eines neutralen s-Stamms zu erkennen war. Die Form „bi,,s-ih 1 wird aber nicht nur im Iranischen, sondern auch im Slavischen fongesetzt. So zeigt das Altkirchenslavische einen Dual usi < ,.a~i neben dem Singular ucho < ,.a~sos.Die Flexion als s-Stamm ist hier also bewahrt, allerdings finden wir im Gegensatz zum Iranischen Vollstufe der Wurzel. Dies ist jedoch leicht dadurch zu erklären, dass das Slavische die Vollstufe im ganzen Paradigma, also auch im Dual, durchgefühn hat. Hingegen dürfen die iranischen Formen, die auf „bi,,sih 1 < ,.,.bi,,s-s-ih 1 mit doppelter Nullstufe weisen, in dieser Beziehung als Archaismus gelten (vgl. SCHINDLER 1975, 264; SZEMEllNYI1979, 67). Soweit aus einem einzigen Beispiel gültige Schlüsse gezogen werden können, muss also für den Dual der neutralen s-Stämme eine Form mit nullstufiger Wurzel, nullstufigem Suffix und betonten Endungen angesetzt werden. Dies erscheint auf den ersten Blick neben· einem proterokinetischen Singularparadigma aussergewöhnlich. Es darf aber in Erinnerung gerufen werden, dass auch die geschlechtigen i- und u-Stämme, die im Singular ein proterokinetisches Paradigma aufweisen, im Dual und Plural hysterokinetisch flektieren, im starken Stamm also das Suffix, im schwachen die Endung betonen (vgl. McCONE 1992, 106f mit Anm. 10). Da nun der Nominativ/ Akkusativ Dual von Neutra nach Ausweis der vedischen Konsonantstämme zum schwachen Stamm gehön, entspricht eine Form „bi,,sih 1 < 0 1Jius-s-ih 1 tatsächlich genau dem, was neben einem proterokinetischen Singular zu erwanen ist. Die Evidenz von jav. uii, ap. uiiy und aks. uii widerspricht also in keiner Weise der Annahme eines proterokinetischen Singularparadigmas für die neutralen sStämme, sondern bestätigt sie im Gegenteil. Diese Formen erweisen, dass nicht nur bei geschlechtigen Stämmen, sondern auch bei Neutra die proterokinetische Flexion auf den Singular beschränkt war und dass die entsprechenden Stämme im Dual in die hysterokinetische Flexion übergingen. Akrostatische Stämme Neben dem proterokinetischen Normaltypus der neutralen s-Stämme finden wir einige wenige Beispiele von akrostatischen Bildungen, die sich durch Dehnstufe der Wurzel auszeichnen (vgl. SCHINDELR1975, 267). Es ist anzunehmen, dass die Dehnstufe ihren Platz im starken Stamm hatte, während der schwache Stamm vollstufige Wurzel aufwies. Zu postulieren ist ausserdem durchgehend nullstufiges Suffix (vgl. SCHINDLER1975, 262). Nach dem oben Gesagten ist der starke Stamm also als W (i) - os anzusetzen, und das entspricht tatsächlich den Belegen. Für den
Neutra
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schwachen Stamm wäre W (e) - s - E zu erwanen. Allerdings ist eine solche Struktur nirgends belegt, sondern wir finden in solchen Fällen stets vom Normaltyp beeinflusstes W (e) - es - E mit analogisch eingeführter Vollstufe des Suffixes. Eine Alternation von Dehnstufe und Vollstufe der Wurzel ist hingegen tatsächlich noch in drei Fällen erhalten, wenn auch nirgends innerhalb eines einzigen einzelsprachlichen Paradigmas. Immerhin stehen bei einem Beispiel beide Varianten in derselben Sprache nebeneinander, wobei es sich allerdings synchron um zwei verschiedene Wörter handelt. Die Rede ist von gr. ~~ "Gewohnheit, Sitte; Pl. Wohnsitz" < *s1;1i~hh 1-os neben ~ "Gewohnheit, Sitte" < "'s1;1edhh 1-os (s.o. pp. 1SSf}.Wir haben es hier wohl mit paradigmatischer Spaltung zu tun: zum alten starken Stamm *s1;1idhbios > ~9oc;wurde ein neuer schwacher Stamm urgr. *ithehgebildet, während der alte schwache Stamm "'s1;1edhbi-esin den obliquen Formen von €9oc;fortlebt, zu denen ein neuer Nominativ/Akkusativ urgr. *ethosgeformt wurde. Bei zwei weiteren Stämmen finden wir dehnstufige Wurzel in einer Sprache, während Verwandte in anderen Sprachen Vollstufe zeigen. Hier ist wohl anzunehmen, dass die Einzelsprachen verschieden verallgemeinert haben. So wird dehnstufiges "'sidosvon air. sid "Wohnung göttlicher Wesen• fortgesetzt, während ved. sadas-"Sitz" und gr. rooc;"Sitz" auf *sedes-zurückzuführen sind (s.o. pp. 142ff). Diese Evidenz deutet darauf, dass die Grundsprache noch ein ablautendes Paradigma "'sidos,sedes-kannte. Ganz ähnlich steht es im Falle von ved. vihas "Darbringung"< *1;1if!'os neben gr. qeaq>l' äpµcxaiv< "'1;1ef!'es(s.o. pp.163ff}, woraus sich ebenfalls noch lebendiger Ablaut fürs Späturindogermanische ergibt. Neben diesen drei Stämmen, bei denen beide Ablautstufen der Wurzel bezeugt sind, gibt es noch drei weitere Fälle von wahrscheinlich akrostatischen Bildungen, von denen jeweils nur dehnstufige Formen belegt sind, von denen also nur der starke Stamm einzelsprachlich fortgesetzt wird. In dieser Weise können gr. µ116m "Ratschläge, Pläne"· und arm. mit "Gedanke" auf *midos zurückgeführt werden. Im Lateinischen finden wir daneben modus "Mass", dessen Vokalismus auf einer innerlateinischen Umgestaltung beruht und daher nicht aussagekräftig ist, da die Grundlage "'mtdus oder "'medusgewesen sein könnte (s.o. pp. 125f}.Nur in je einer Sprache belegt sind schliesslich gr. pii-yoc; "Decke" < "'srigos(s.o. pp. 150f}und ved. visas- "Kleid, Gewand"< *1;1is-os (s.o. pp. 171f}. Aufgrund der vorgebrachten Evidenz kann also mit Sicherheit ein akrostatischer Nebentypus der neutralen s-Stämmeangesetzt werden, der in den genannten sechs Fällen vorliegt. Es ist natürlich nicht auszuschliessen, dass es in der Grundsprache noch weitere solche Bildungen gab, bei denen die Einzelsprachen jedoch jeweils den schwachen Stamm verallgemeinert haben. Da dieser genauso wie der starke Stamm des Normaltyps Vollstufe der Wurzel aufweist, ist er von letzerem nicht zu unterscheiden, weshalb solche Fälle nicht mehr festgestellt werden können. Es fällt auf, dass neben den genannten akrostatischen Stämmen oft andere dehnstufige Bildungen im verbalen oder nominalen Bereich stehen. SCHINDLER
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Auswcmmg: Ablaut der s-Stämme
(1994, 398f) spricht in solchen Fällen von NARTEN-Systemen
und geht davon aus, dass es ursprünglich zwei Wurzeltypen gab, nämlich Standard- und NARTEN-Wurzeln. Letztere zeigen in gewöhnlich vollstufigen Kategorien Dehnstufe, in gewöhnlich nullstufigen Kategorien dagegen Vollstufe. Im verbalen Bereich ist dies seit langem anerkannt (grundlegend NARTEN1968), es finden sich dort neben dem normalen Wurzelpräsens mit Vollstufe der Wurzel im starken und Nullstufe im schwachen Stamm auch Bildungen, die einen Wechsel zwischen Dehnstufe und Vollsruf e zeigen (vgl. LIV2 14f). Diesen Bildungen entsprechen Perfekta mit o-Stufe im starken Stamm (BEEKES1973) sowie Kausativ-Iterative der Struktur W (6) - je/ 0 - (KLINGENSCHMITI 1978; vgl. LIV 2 23). Es ist nun natürlich möglich, dass nominale Bildungen ihre irreguläre Dehnstufe zum Teil aus dem Verbum übernommen haben und es sich dabei nicht um ein altes System, sondern vielmehr um sekundäre Beeinflussung handelt. Diese Erklärung bereitet allerdings don Schwierigkeiten, wo das Verbum keinedehnstufigen Bildungen kennt, sondern nur irregulär vollstufige in Kategorien, die sonst Nullstufe zeigen. Zumindest in solchen Fällen muss mit einer gewissen Systemhaftigkeit gerechnet werden, sei diese nun alt oder nicht. Was die oben genannten s-Stämme betrifft, so sind in fünf der sechs Fälle entsprechende NARTEN-Bildungen gut belegt. Neben •sidos finden wir im verbalen Bereich ein akrostatisches Präsens, belegt durch ved. serdad-yoni-"auf seinem Platz sitzend", an. sitja "sitzen" und alit. seämi "setze mich•. Daneben steht ein NARTEN-Kausativ, das von air. sadaid "steckt, befestigt", mkymr. gwahawd "lädt ein" und aks. said9 "setze, pflanze" fongesetzt wird (vgl. LIV 2 513). Aber auch im nominalen Bereich ist eine weitere dehnstufige Bildung belegt, nämlich aengl. sot "Russ" < ,.sod-o-(vgl. SCHINDLER1994, 398). Im Falle von ,.!'lf'os finden wir zunächst einmal eine weitere dehnstufige Nominalbildung, nämlich einen Superlativ ved. vthi!!ha-, av. vä'zista- (vgl. SCHINDLER1994, 398). Im verbalen Bereich sind dementsprechend einige irregulär vollstufige Formen bezeugt, und zwar im A vestischen das Passiv vazüa-, das mediale Perfektpanizip vauuazäna- sowie das to-Partizip vaita-, im Vedischen der Imperativ 2. Du. vo/ham. Als weiterer Reflex einer NARTEN-Bildung ist möglicherweise der irreguläre Akzent des Partizips ved. uhäna- zu wenen (vgl. SCHINDLERibid.). Hier liegt also eine Wurzel vor, bei der nicht mit direkter Beeinflussung der dehnstufigen nominalen Stämme durch entsprechende dehnstufige Verbalformen gerechnet werden kann, da im Verbum keine dehnstufigen Kategorien belegt sind, sondern nur irregulär vollstufige. Ganz ähnlich steht es mit ,.!'isos.Die Wurzel !tf!'esbildet ein mediales, akrostatisches Wurzelpräsens, das von heth. weita "ist bekleidet mit", ved. vaste "hat an, ist bekleidet", gav. vastt "hat an" und gr. etµm "habe an" fortgesetzt wird (vgl. NARTEN 1968, 10). Dem entspricht die Vollstufe der Wurzel im Perfektpartizip ved. (RV) vävasäna- (vgl. SCHINDLER1994, 398). Im nominalen Bereich kann ausserdem lat. uestis "Kleid" angefühn werden, dessen vollstufige Wurzel ebenfalls
Neutra
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ungewöhnlich ist, da ti-Stämme im Normalfall den schwachen Stamm verallgemeinern (vgl. ibid.). Ein dehnstufiges Perfekt findet sich zu {/s1.1edhh 1, was damit zusammenhängen mag, dass es sich hier um eine sekundäre Wurzel handelt, die schon grundsprachlich aus einem Syntagma *s1!,e + (dheh, entstanden ist (vgl. ScARl.ATA 1999, 265). Es wird im Griechischen fongesetzt, und zwar durch eiro8u(lesb. eüco8a)"'bin gewohnt" < *s1!,e-s1.1odhhrhrz (vgl. BEEKES1973, 92). Dem entspricht im nominalen Bereich der akrostatische s-Stamm *s1.1idhh 1994, 398). Schliess1os (vgl. SCHINDLER lich steht auch neben *midos ein NARTEN-Präsens, das von gr. µitöoµat "erwäge, ersinne, beschliesse", µi6co "herrsche, walte" und µiöoµat "sorge für" sowie von air. midithir "uneilt" und got. mitan "messen" fongesetzt wird (vgl. LIV2 423). Aus der Reihe fällt einzig *srigos,das als dehnstufige Bildung völlig isolien ist. Allerdings ist anzumerken, dass die Wurzel ~s)reg ohnehin nicht besonders gut bezeugt ist. An primären Verbalbildungen finden wir nur ein je-Präsens in ved. rajyate "färbt sich" und gr. pe~co "färbe" sowie einen s-Aorist in gr. pe;m(vgl. LIV 2 587). An unabhängigen nominalen Stämmen sind nur gr. peyµcx "gefärbter Stoff" sowie ved. räga- m. "das Färben, rote Farbe" zu nennen (vgl. IEW 854; s.o. p. 150). All diese Bildungen entsprechen bezüglich des Ablauts unseren Erwartungen, es gibt also keinen Hinweis auf irgendwelche NARTEN-Formen. Angesichts der schlechten Beleglage ist jedoch nicht völlig auszuschliessen, dass dies auf Zufall der Überlieferung beruht und dass der s-Stamm *srigos innerhalb der Grundsprache ablautmässig nicht isolien war. Gültige Schlüsse können im Falle von *srigos also nicht gezogen werden. Die übrigen akrostatischen s-Stämme deuten jedoch darauf hin, dass es sich bei diesem Ablauttyp nicht um eine eigene Kategorie von s-Stämmen handelt, die sich etwa bedeutungsmässig vom Normaltypus unterscheiden würde. Vielmehr werden solche Stämme nur zu ganz bestimmten Wurzeln überhaupt gebildet, die auch im verbalen Bereich abweichenden Ablaut zeigen. Ob sie von solchen verbalen Formen sekundär beeinflusst sind, oder aber ob sie zusammen mit diesen auf einen speziellen Wurzeltyp weisen, das kann im Rahmen dieser Abhandlung nicht entschieden werden. Dass hingegen ein Zusammenhang zwischen den betreffenden Bildungen besteht, kann kaum bezweifelt werden.
Kollektiva Für die s-stämmigen Kollektiva ist ursprünglich amphikinetische Flexion anzusetzen, wie bereits in der Einleitung erläuten. Ursprünglich hatte also der starke Stamm Vollstufe in der Wurzel und o-Stufe im Suffix, der schwache Stamm Nullstufe in Wurzel und Suffix und betonte Endungen. Zwar ist dieser Zustand nirgends direkt belegt, aber sowohl für den Wurzelablaut als auch für den Suffixablaut findet sich in den Einzelsprachen noch Evidenz. Unsere Zeugnisse beschränken sich auf das Indoiranische, Griechische und Lateinische, da nur hier überhaupt amphikinetische s-Stämme als eigene Kategorie fongesetzt werden.
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Auswertung: Ablaut der s-Stämme
Beide Ablautstufen der Wurzel sind im Falle von •hza,sDs•Morgenröte• belegt (s.o. pp. 103ff). Die Vollstufe findet sich nicht nur in laL a#rlJra,sondern ist auch in einigen neuiranischen Formen wie waxiyisty •Morgenfrühe• < uriran. • •!fuherhalten. Dies bedeutet, dass der Wurzelablaut bei diesem Wort noch im Uriranischen intakt gewesen sein muss, da die entsprechende avestische Form 1'Sllh-ist, zurückgehen muss. Zweideutig die genauso wie ved. "fas-auf nullstufiges •IJiussind hingegen die griechischen Formen, die auf urgr. •a!fS-weisen, da eine solche als auch aus •IJiushergeleitet werden kann. Laudolge sowohl aus •bza!'sDie meisten übrigen Stämme haben in den Einzelsprachen die Vollstufe der Wurzel verallgemeinert. Von dieser Regel finden sich zwei Ausnahmen, nämlich •bhejh/1s"'Furcht• und •!fejHDs"'Kraft•. Im ersten Fall hat das Vedische die Nullstufe der Wurzel, die in schwachen Kasus wie dem Instrumental bhlsi •aus Furcht• < •bhiH-s-eh1 regulär war, im ganzen Paradigma durchgeführt, si~ findet sich also auch im Akkusativ bhiyasam.Dieser Prozess kann bereits urindoiranisch gewesen sein, da auch im Avestischen nur die nullstufige Form lnstr. Sg. jav. biiar1ha"aus Furcht• belegt ist. Das zweite Beispie~ •!fejHDs,lebt im lateinischen suppletiven Plural 1'lres "Kräfte• fort, der einen schwachen Stamm •!fiH-svoraussetzt. Was den Suffixablaut betrifft, so weisen im Nominativ Singular Formen wie ved. u,is, gav. ui4, ion. ,ic&;"Morgenröte• und alaL odiJs"'Geruch• übereinstimmend auf • -Ds.Das Lateinische hat später -or eingeführt, wir finden also in der klassischen Zeit odor für älteres odlJs.Das -r- entstand in den obliquen Kasus lautgesetzlich durch Rhotazismus aus -s- und wurde dann in den Nominativ verschleppt, der Vokal wurde in dieser Stellung regulär gekürzt. Der Akkusativ lautete entsprechend •-6s-1!',was direkt von ved. "!isam, jav. ui4r1hamund ion. ,iii>< *,ioo fortgesetzt wird. Im Lateinischen hingegen finden wir Formen wie odiJrem mit Langvokal im Suffix, der aus dem Nominativ Singular stammen muss. Der Akzent lag im starken Stamm wohl ursprünglich auf der vollstufigen auf das Suffix Wurzel. Im Akkusativ musste er allerdings nach der le•et!f6res-Regel 9 zu stehen kommen11 , was zu den belegten Formen ion. ,icö< •,ioa und ved. u,isam < *-6s-1!'führte. Da nun ein Paradigma mit Wurzelbetonung im Nominativ, aber Suffixbetonung im Akkusativ höchst irregulär war, kann es nicht verwundern, dass in die eine oder andere Richtung ausgeglichen wurde. Im Vedischen betonen daher Stämme dieses Typs stets das Suffix, haben also den Akzent des Akkusativs verallgemeinert. Das Griechische hat die Suffixbetonung bei ,imc;"Mor"Schweiss" und cxi~ "Scham" im ganzen Paradigma durchgenröte", i~pmc; "Gelächter" und epeo,,or 112;132;232;247 "h,6ros 31; 112;232 •J,,orso- 31; 112;233 •h,fsl.'0- 31; 112 f/jel.'g 226;247 ".iil.'gos114;226 •jugom 227 1'kah:zd115;235;247 •kah:zdos 115;200;235;261 1kel 116;230;247 • ke!os 116;230 •ke«Js 116; 174;230;253 fkerh:z 116 fkerh, 59; 117 * kerh,-is 117 „kerh,os 117 1kle'-' 117;119; 120;224;225;241;247 * klel.'ls 249 •kle'-'os 118;119;224;225;226;231;241; 248;249;262 *kle!'OSh:zprdm119 • kle!'OSf,dh#'itom 119 *kleyos yerHulurHu 119 0
0
fkremh:z 120;233;247; 253 •kremh:zas120;233;253;261 fktuh, 37 fklkengta(h) 86 (ke/Jf 233;247;260 •kilHos 121 fkel.'Hd 175;176;256 •kel.'Hdos 175;200;256 • krih:zos21 fkrel.'h:z176;177; 178;256 •kril.'h:zos178;256;259 •krel.'h:zas177; 178;259 •kruh:z- 176 • k"olhro- 62 tflAJ,h122;247 • fabhos122 f/e(' 123;237;247 •fit'os 123;237;262 tfle,k 75; 125;233;247 •Iel.'kos31; 125;233;242; 261 • kl.'ksmen- 32 • le,µesno-31; 125 •Joto-124 • lol.'ksnah:z125 f mah:zk 179;255 •mah:z'kos179;255 tfmed 126;227;247 •midos 126;227;205;207 •megh:zkie!'QS119 tfmej 126;127;227;247 t/mejii 127;128;233;247 •mejHos 128;233 •mejos 29; 127;227 timen 129;228;247 0 • menis 214;215 •menos 23;27;28;29; 129;203;211;214; 215;228;250;262 „menlJs23; 203 „mh:z'kr6-178; 179;255 *misdhh 16- 29; 127 tfnel,h 129;130;131;258 *nel,hos130;131;133;137;258;261 1nejk 132;236; 243;247
Index verborum
*nejkos 132;236;243 tfnem 131; 132;133;225;226;247 *nemos 133;203;225;226;261 *nok't*nek'ts 203 tfpah,_g37; 134;232;241;247 •pah,_gos37; 134;232;233;241;250 •pedo- 30 tfpek 229;247 •pekos 135;229 •peku- 135 tfpelh,_30 tfpen 247 *penos 136;237 *per-ut(i) 186 *pesos 197;260;262 tfpe,H 137;233;247 •pe,Hos 137;200;233 •ptH,e' In- 26 •ptH,on- 26 tfpleth,_38; 39; 138;258 •pleth,_os21; 38; 39; 138;258 •p/th,_no- 258 •pJthzu- 38; 258 •puHos 137;233 tfreg! 180;256 •regt'os 180;256;261 tfre,dH 139;140;233;238;239;247;254; 260
•re,dHos 139;233;238;239;240;243; 254 •re,dHos 138;139;238;254 1 re,µ/' 39; 257 •re,tl'os 39; 141;257 fre,h 1 142;230;248 •re,h 1os 142;230;231 •rudhr6- 39 tfsed 37; 144;145;236;248 •sidos 37; 144; 145;205;206;236;262 fset' 146;230;248 •setos 35; 146;210;230 tfseHw>81 YEA.(J)l81 yÜ.coc; 25; 26; 37;46; 81; 90;96; 157;208; 236; 254; 255 yi'>w>26; 81 YEA.(J)V 81 "(EAC.Ot~ 81 yt:A 81 yeµ~ 54 yiµco 54 yevitcop82 0 yEV11~ 82 yiv~ 34; 36; 82; 250 yivro 203 yepm~ 84 yepa~ 83; 84 yi~ 22; 53; 84 yepcov 83 )'1'18eco 48; 54 0 )'1'18',~ 48; 51; 54 yii~ 48; 54 )'l'lpIC'l~ 55 yAEÜic~ 55 0 yA.UJC'l~ 55 y1..u~ 55 yvii>µa 252 yvooµcov252 ypacpro 54 0 ypacpri~54 ypacpco 54 'YP'lU 50; 55 OCOOl'I~ 51; 107; 108; 167
'1/E'Ü&>~ 27; 50; 52; 55; 56; 140 \j/\)6~ 50; 56 'lfUX~50; 55; 56 \jl\)X~ 50; 56
0
~ 50
cocpu,.TJ; 51; 54
f ey,E,'t(I)163 f1af~ 167
Mykenisch anowe 193 eumene 129 kerea 2 183 nopereha 50 parawa 194 qetorowe 193
tirijowe 193 wetei 187 weto 187 woka 165 zeukesi 113
Armenisch antc 107 banam 69 calr 81; 254 calow 81 cicalim 81 cnaw 82 dizanem 80 egit 166 erek 180 etes 77 garown 104 gtanem 166 hasi 102 hecaw 142 herow 186 hot 108 jet 85
jer 88; 235 jeraw 87; 235 jerm 87 jernowm 87 k'irtn 156 mit 126; 205 mitk' 126 mtac' 126 nstim 142 or 31; 112 serem 117 sp'acanim 133 sp'acaw 133 yareay 111 yarnem 112 zgec'aw 171
Italisch Latein und Faliskisch Latein unbezeichnet actre 97 acor 97 acus 97 acerzs 97
atnus 191 aes 191 aeris 191 aestas 95; 229
299
300
aestus 95; 229 albtre 59 albidus 59 albor 59 amZre 58; 60 amZror 58 amarus 58 amZrus 58 amor 58; 60 angere 99 angor 99 angustus 31; 99 arce