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German Pages [428] Year 1992
V&R
M E I N E N ELTERN IN GROSSER DANKBARKEIT
GOTTFRIED MARTENS
Die Rechtfertigung des Sünders Rettungshandeln Gottes oder listorisches 1пгефгегатепг? Grundentscheidungen lutherischer Theologie und Kirche bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< im ökumenischen Kontext
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie Herausgegeben von Wolfhart Pannenberg und Reinhard Slenczka Band 64
Die Deutsche Bibliothek -
ClP-Einheitsaufnahme
Martens, Gottfried:
Die Rechtfertigung des Sünders: Rettungshandeln Gottes oder historisches Interpretament?; Grundentscheidungen lutherischer Theologie und Kirche bei der Behandlung des Themas »Rechtfertigung« im ökumenischen Kontext / Gottfried Martens. - Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1992 (Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie; Bd. 64) ISBN 3-525-56271-3 NE:GT
© 1992 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielföltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesetzt aus Garamond auf Linotronic 300 System 4 (Linotype). Satz und Druck: Guide-Druck GmbH, Tübingeri. Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen.
Geleitwort »Luther ist nicht der Begründer einer christlichen Richtung oder Partei, sondern er ist der Reformator der Kirche. Darum sind seine Lehren kein konfessionelles Sondergut, sondern G e m e i n g u t der Kirche. Es ist sogar so weit g e k o m m e n , daß Luther in wesentlichen Lehrstücken heute dem modernen Protestantismus ebenso entgegensteht wie damals dem scholastischkatholischen Lehrsystem... « »Dieser Artikel von der Rechtfertigung des Menschen vor G o t t ist mehr und etwas total anderes als ein Lehrpunkt seines Systems, er ist die Mitte, die nicht Luther — die ein anderer gesetzt hat. Er ist gesetzt mit der Offenbarung Gottes in Jesus Christus selbst. « »Luther meinte, daß von der Beantwortung dieses Artikels der Rechtfertigung das Sein der Kirche abhängt, daß alles andere demgegenüber sekundär sei, daß sich hieran entscheide, ob die Kirche überhaupt das Evangelium hat - oder nur den leeren N a m e n . . . « »Eine evangelische Kirche, die die Lehre von der Glaubensgerechtigkeit als Selbstverständlichkeit ansieht, bei der man sich nicht mehr aufzuhalten braucht, weil andere Fragen brennender sind, hat sich im Prinzip der M ö g lichkeit beraubt, in diesen anderen Fragen zu einhelligen Lösungen zu gelangen. Sie wird sich immer mehr spalten und zerreiben. Tut man nämlich diesen Artikel von der Rechtfertigung aus der Mitte, dann werden wir sehr bald kaum noch wissen, warum wir evangelische Christen sind und bleiben müssen, dann wird man die Einheit der Kirche erstreben und die Reinheit des Evangeliums hinopfern, dann wird man sich von Kirchenordnung und K i r chenregiment, von der Reform des geistlichen A m t e s und der Kirchenzucht mehr versprechen, als diese leisten können, dann wird man die Frömmigkeit hofieren und die Lehre ächten, dann wird man in Gefahr kommen, tolerant zu sein, w o man radikal sein müßte, und radikal, wo man tolerant sein darf, kurzum, die Maßstäbe werden sich verschieben, und damit wird auch das N o t w e n d i g e und Richtige an all diesen Reformen, u m die wir heute ringen, nicht mehr faßbar sein...« »Das meinen wir, wenn wir von Luthers Lehre reden: es ist seine Lehre nicht! Es ist falsch, seine Lehre mit den Besonderheiten seiner Zeit, mit der Entwicklung seiner Person zu erklären, wie es leider immer wieder in unserem psychologistischen Zeitalter geschieht; denn damit wird die Verbindlichkeit seiner Lehre aufgehoben. Es geht u m die schlichte Frage von wahr und falsch, u m die Frage, ob man mit dieser Lehre selig wird oder verloren g e h t . . . « Hans Joachim Iwand (1899-1960), Glaubensgerechtigkeit nach Luthers Lehre (1941). Aus dem Vorwort.
»Unsere Rechtfertigung aus Glauben gründet in dem, was Jesus Christus für uns getan hat. Die Botschaft von der Rechtfertigung ist Christus-Botschaft. Wer Jesus Christus aus der Botschaft von der Rechtfertigung herausnimmt, zerstört damit den apostolischen Gehalt dieser Botschaft und raubt ihr die rettende, rechtfertigende Kraft. Die Versuche, das, was die Rechtfertigungslehre dem modernen Menschen zu sagen hat, unter Umgehung des gekreuzigten und auferstandenen Sohnes Gottes zu verdeutlichen, sind nicht selten. Die Versuchung, in der Rechtfertigungslehre einen Ausdruck für ein dialektisches Gegenüber von Gott und Mensch zu erblicken, ist groß. Es besteht die Gefahr, den rechtfertigenden Glauben als ein Existential einer gläubigen Existenz zu begreifen, für die das, was geglaubt wird, keine entscheidende Bedeutung mehr hat, weil dieser Glaube letzten Endes identisch wird mit einem in Freiheit ergriffenen Selbstverständnis. Und wenn man in diesem Zusammenhang auf Jesus Christus zu sprechen kommt, so erscheint Jesus Christus nicht selten nur als das unseren Glauben befruchtende Symbol oder als das exemplarische Beispiel dafür, wie ein Mensch wirklich geglaubt und bis zuletzt auf Gott vertraut hat...« »Das rettende Heil wird nur der ergreifen, der, indem er es ergreift, um seine Verlorenheit weiß, aus der es ihn rettet.« »Die Gründe dafür, daß die Erkenntnis unserer Sünde und unserer Verlorenheit vor Gott offenbar nicht mehr mit der gleichen Schärfe unter uns lebendig ist wie im Zeitalter der Reformation, sind mannigfaltig. Der entscheidende Grund aber dürfte sein, daß unsere Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes getrübt ist. Der Verschleierung der eschatologischen Horizonte unseres Daseins entspricht die Verschleierung der Wirklichkeit Gottes...« Peter Brunner ( 1 9 0 0 - 1 9 8 1 ) , >Rechtfertigung< heute. Versuch einer dogmatischen Paraklese (In: Ders., Pro Ecclesia. Gesammelte Aufsätze zur dogmatischen Theologie. Bd. 2. Neudruck Fürth 1990. 1 2 9 ; i34f.).
Was Hans-Joachim Iwand in der kirchlichen Verunsicherung und Verfolgung von 1941 einschärfte, ist weithin vergessen oder wird überhaupt nicht mehr verstanden. Was Peter Brunner als Vorlage für die Vorbereitung der IV. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Helsinki 1963 einzubringen versuchte, wurde abgelehnt oder entschärft mit der Begründung, daß das »Heute« verfehlt und der »heutige Mensch« durch den Hinweis auf das Endgericht Gottes verschreckt und in seinen eigenen Fragen nicht ernstgenommen werde. Zeitgemäßheit und Kontext wurden seither zu den das kirchliche Handeln bestimmenden theologischen Kriterien, was sich an allen weiteren Vollversammlungen des Lutherischen Weltbundes bis Curitiba/ Brasilien 1990 ablesen läßt. Die vorliegende Erlanger Dissertation von Gottfried Martens nimmt ein vergessenes und verdrängtes Problem auf, und es wird nicht überraschen, wenn dabei die alten Einwände, ja auch manche Emotionen und Aggressionen wieder aufbrechen, die auf einen tieferen Dogmenkonflikt hindeuten mögen, zugleich aber auch das hier notwendige Fachgespräch verhindern.
Dies zeigte sich bereits bei dem Promotionsverfahren, wenn die Fragestellung der Arbeit von vornherein als »unsinnige Alternative« bezeichnet, dem Verfasser »ein Gnadenmittelfundamentalismus« vorgeworfen und »eine bewußte Einbeziehung des geschichtlichen Ortes in die theologische Reflexion« gefordert wurde. Daß die Paul Tillich und Emanuel Hirsch gemeinsame Kairos-Theologie der zwanziger und dreißiger Jahre allen damals vorgebrachten Einwänden und heute sichtbaren Folgen zum Trotz unverändert in Geltung geblieben ist, mag bei allem sonstigen Bemühen um Vergangenheitsbewältigung verwundern. Mit der Annahme der Arbeit hat jedoch die Erlanger Theologische Fakultät ausdrücklich den Wunsch verbunden, die in ihr aufgebrochene Kontroverse der öffentlichen Fachdiskussion zu übergeben, was hiermit geschieht. Wenn man sieht, daß es dabei nicht um theologische Richtungen in der Pluralität von Interpretationen, wohl aber um theologische Grundlagen geht, ist erkannt, was das Anliegen dieser Untersuchung zu einem ebenso zentralen wie kontroversen Thema macht. Erlangen, am 2 5. Juni 1991
Reinhard Slenczka
Inhalt Geleitwort
о.
5
Vorwort
15
Einleitung
17
Grundentscheidungen bei der Behandlung des Themas »Rechtfertigung« im 1 6 . Jahrhundert
23
Das Thema >Rechtfertigung< in den frühen lutherischen Bekenntnisschriften (1^29 —i^^j)
23
Der Geschehenscharakter der Rechtfertigung als doctrina
23
Die Strukturierung des Rechtfertigungsgeschehens durch Gesetz und Evangelium
26
3.
Rechtfertigung und erstes Gebot
29
4.
Rechtfertigung als trinitarisch-heilsgeschichtliches Geschehen . . . .
32
5.
Rechtfertigung als Widerfahrnis der vivificatio
34
6.
Das »sola fide« als umfassender Ausdruck des Rechtfertigungsgeschehens
39
Glaube und Werke als Einheit und als Alternative
43
Rechtfertigung und Heilsgewißheit
47
Die kontroverstheologische Diskussion des Themas >Rechtfertigung< auf dem Augsburger Reichstag im August 50 1.
Die Antwort der Confiitatio
50
2.
Die Verhandlungen im Vierzehnerausschuß
52
Die Einigung über das Thema >Rechtfertigung< in den Religionsgesprächen der Jahre 1^40141
55
1.
Die gemeinsamen Grundlagen der Gesprächsparteien
55
2.
Das Verständnis der Sünde
57
3.
Die Dialektik von Gesetz und Evangelium als strukturierender Faktor
58
4.
Die Entschärfung der Dialektik durch ein prozessuales Rechtfertigungsverständnis
59
З-З-
Die Bedeutung des Glaubens
6i
3.6.
Die Konzeption einer duplex iustitia
63
3.7.
Bewertung der Ergebnisse
66
4.
Thema >Rechtfertigung< in den Entscheidungen des Konzils von Trient
68
4.1.
Das Verständnis der Rechtfertigung als doctrina
68
4.2.
Rechtfertigung im heilsgeschichtlichen Kontext
69
4.3.
Die Bedeutung der praeparatio ad iustificationem
71
4.4.
Rechtfertigung als Heilsgeschehen am Menschen
75
4.5.
Das tridentinischeVerständnis des Glaubens
77
4.6.
Die iustificatio secunda
80
4.7.
Rechtfertigung als Prozeß
83
4.8.
Das Wirklichkeitsverständnis des Rechtfertigungsdekrets
86
5.
Das Thema >Rechtfertigung< bei Martin Chemnitz undinderKonkordienformel
87
5.1.
Neuakzentuierungen im Verständnis der Rechtfertigung als doctrina
87
5.2.
Der sündige Mensch vor dem Empfang der Gnade
89
5.3.
Die Funktion Christi für die Rechtfertigung
91
5.4.
Rechtfertigung als Imputationshandeln Gottes
93
5.5.
Rechtfertigung und Bekehrung
5.6.
Die Funktion des Glaubens im Rechtfertigungsgeschehen
100
5.7.
Rechtfertigung und Heiligung
104
5.8.
Rechtfertigung im Spannungsfeld von Gesetz und Evangelium . . . .
109
6.
Zusammenfassung
112
6.1.
Fundamentale Gemeinsamkeiten
112
6.2.
Konträre Grundentscheidungen
114
6.3.
Möglichkeiten der Konvergenzbildung
117
Neuansätze zur Behandlung des Themas »Rechtfertigung« in den theologischen Gesprächen und Dokumenten vor und auf der IV. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1963 in Helsinki
121
Die Neubestimmung des Ortes
125
2.
2.1.
10
96
2.1.1.
»Heute«
125
2.1.2.
DieBotschaft
127
2.1.3.
Der Adressat
133
2.1.4.
Der ökumenische Horizont
137
2.2.
DieNeubestimmung der Aufgabe
138
2.2.1.
Die Vermittlung als missionarische Aufgabe
138
2.2.2.
Die Bedeutung der Zeitanalyse
140
2.2.3.
Die Korrelationsmethode
141
2.2.4.
Die Suche nach einer neuen Sprache
144
2.2.5.
Das Gelingen der Verkündigung
148
2.3.
Die inhaltliche Durchführung derneuen Methodik
149
2.3.1.
Das Gesetz in der Schöpfung
149
2.3.2.
Die Selbstrechtfertigung des modernen Menschen
151
2.3.3.
Das Angebot von Sinnfiille, Annahme und Lebensmut
153
2.3.4.
Die Sünde als Klischee und als dämonische Macht
155
2.4.
Neue Akzente in der theologischen Sicht des Rechtfertigungsgeschehens
157
2.4.1.
Christus als die weltumfassende Tat Gottes
158
2.4.2.
Rechtfertigung als Eröffnung einer neuen Heilswirklichkeit in der Taufe
161
2.4.3.
Rechtfertigung und Kirche
164
2.4.4.
Rechtfertigung durch die Gegenwart des inkarnierten Christus . . . .
165
2.5.
Neubestimmungen der »praktischen Konsequenzen « der Rechtfertigung
167
2.5.1.
Bedeutung und Funktion der guten Werke
167
2.5.2.
Rechtfertigung als Handlungsmotivation
168
2.5.3.
Sachliche Neubestimmungen der Werke des Christen
170
2.5.4.
Die Herausnahme der guten Werke aus dem Gerichtshorizont
172
2.6.
Zusammenfassung
173
II
I.
Die Behandlung des Themas »Rechtfertigung« in neueren ökumenischen Dokumenten
177
Der »Malta-Bericht«
177
Der theologische Ansatz
179
Evangelium und Geschichte
182
Die Axiomatisierung der »Geschichtlichkeit« als ökumenische Methode
182
1.2.2. Das »Evangelium« als Gegenstand von Überlieferung
185
1.2.3. Die Teilhabe des Evangeliums an der Inkarnation Gottes in der Weit.
187
1.2.4.
Die doppelte Bestimmung des »Evangeliums«
191
1.3.
Der Inhalt des Evangeliums
193
1.3.1.
Die inhaltliche Explikation des Evangeliums als Problem
193
1.3.2.
Die »Mitte des Evangeliums«
195
1.4.
»Das Problem der Rechtfertigungslehre«
200
1.4.1.
Die Behauptung eines »Konsenses« in der Rechtfertigungslehre . . .
200
1.4.2.
Die Formulierung des Konsenses
201
1.4.3.
Die Rechtfertigungslehre als »Explikation der Mitte des Evangeliums«
204
1.5.
»Konsequenzen« aus der »Rechtfertigungslehre«
207
1.5.1.
Rechtfertigung als Begründung christlicher Freiheit
207
1.5.2.
Rechtfertigung als ekklesiologisches Kriterium
209
1.5.3.
Der Weltdienst der Kirche
210
1.6.
Zusammenfassung
212
2.
Die »LeuenbergerKonkordie«
215
2.1.
Das gemeinsame Rechtfertigungsbekenntnis als Grundlage des Konsenses
217
2.2.
Gegenläufige Faktoren der Konsensbildung
220
2.2.1.
Der »anthropologische Ansatz«
220
2.2.2. Die romantisierende Geschichtsdeutung
221
2.2.3. Die Konzeption Wenzel Lohifs
223
2.2.4. Die Ausrichtung des Konsenses auf die Zukunft
226
2.3.
Die Positionsbestimmung des Rechtfertigungsartikels
228
2.3.1.
Evangelium und Rechtfertigung
228
2.3.2. Dergottesdienstliche Bezug der Rechtfertigung 12
231
3.2.4·
Die Isolierung des Themas »Gesetz und Evangelium«
234
3.2.5.
Zusammenfassung
238
3.3.
»Justification by faith «
240
3.3.1.
Die Vorzüge der Studie
242
3.3.2.
Die Grundlagen der Konsensbildung
243
3.3.2.1. Die Auflösung der Lehrgegensätze durch die theologiegeschichtliche Entwicklung
243
3.3.2.2. Der Umgang mit dem Schriftzeugnis
245
3.3.2.3. Die argumentative Verwendung der zwischenkirchlichen Klimaverbesserung
249
3.3.2.4. Der Rekurs auf komplementäre »Anliegen« und den Glauben als Existential
250
3.3.2.5. Die prozessuale Erfassung der Rechtfertigung als 3.3.3.
berechtigtes »Anliegen«
254
Elemente der Konsensformulierang
255
3.3.3.1. Die Priorität des göttlichen Handelns
256
3.3.3.2. »Christus und sein Evangelium«
257
3.3.3.3. Die Wirkung der Rechtfertigung
260
3.3.3.4. DerGlaube
262
3.3.3.5. Die Werke des Christen
265
3.3.3.6. Die Rechtfertigung als Kriterium
268
3.3.4.
Zusammenfassung
270
3.4.
»Lehrverurteilungen —kirchentrennend Ρ «
3.4.1.
Zum methodischen Vorgehen der Studie
3.4. i.i. Die Konzentration aufdie Frage der Lehrverwerfungen
273 277 277
3.4.1.2. Ansätze zu einer pauschalen Problemlösung
285
3.4.1.3. Der Rückgriff auf die Geschichte
287
3.4.1.4. Die systematische Lösung
290
3.4.1.5. Die Funktion der heiligen Schrift
293
3.4.1.6. Lehrentscheidung und Bekenntnis
296
3.4.2.
Die inhaltliche Erfassung der Rechtfertigung in der Studie
297
3.4.2.1. Diechristologische Fundierung
297
3.4.2.2. Die sakramentale Einbindung
299
3.4.2.3. Die inhaltlichen Konsequenzen des Komplementaritätsmodells . . .
300
13
3.4 · 2.4. Die Bestimmung des Menschen als Sünder
304
3.4.2.5. Die Wirklichkeit der Rechtfertigung
308
3.4.2.6. Glaube und Werke
313
3.4.2.7. Die »Rechtfertigungslehre« als Kriterium
318
3.4.3.
Zusammenfassung
319
4.
Zusammenfassung und Ausblick
322
4.1.
Die Rechtfertigung als Grundgeschehen
322
4.2.
Die Rechtfertigung als Interpretament
326
4.3.
Ausblick
342
5.
Literaturverzeichnis
345
14
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1990 von der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommen. Für den Druck wurden lediglich einige Hinweise auf die nach der Einreichung meiner Arbeit erschienene Literatur eingefugt. Herzlich danken möchte ich an dieser Stelle all denjenigen, die je auf ihre Weise zum Erscheinen dieses Buches beigetragen haben: Mein Dank gilt zunächst meinem verehrten Lehrer und Doktorvater Professor Dr. Reinhard Slenczka fur die vielfältigen Anregungen, die ich während meines Studiums für diese Arbeit von ihm erhalten habe, für die fürsorgliche Begleitung, die ich während der Abfassung meiner Dissertation bis hin zu ihrer Annahme von ihm erfuhr, für seine Hilfe bei der Veröffentlichung dieser Arbeit und nicht zuletzt für sein Geleitwort zu diesem Buch. Danken möchte ich weiterhin Herrn Professor Dr. Alasdair Heron für sein engagiertes und ermutigendes Gutachten zu meiner Arbeit, Herrn Professor Dr. Karlmann Beyschlag, der mir zur Promotion riet und mir auf dem Weg dorthin immer wieder mit Ermunterung und Förderung zur Seite stand, und Herrn Professor Dr. Hartmut Günther, der mir in meinem Studium als Lehrer und Tutor in vielem weiterhalf, mir als mein Vikarsvater während meines Dienstes an der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel immer wieder die nötige Zeit zur Weiterarbeit an der Dissertation verschaffte und damit zu ihrer zügigen Fertigstellung wesentlich beitrug. Z u danken habe ich auch Herrn Professor Dr. Armin-Ernst Buchrucker, in dessen Ökumenischem Arbeitskreis ich bereits während meiner Schulzeit in die Thematik dieser Arbeit eingeführt wurde und der mir während meines Studiums manche Unterstützung zuteil werden ließ, und Herrn Professor Dr. David Scaer, der mir durch die Einladung zu einer Gastvorlesung am Concordia Theological Seminary in Fort Wayne, I N eine intensivere Beschäftigung mit der amerikanischen Literatur zum Thema ermöglichte. Für den nötigen finanziellen und zeitlichen Freiraum zur Abfassung der Arbeit sorgten die Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und die Fakultät der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel, indem sie mich mit der Wahrnehmung der Assistentenstelle an der Hochschule beauftragten; dafür sei ihnen ebenfalls herzlich gedankt. Wichtige Dienste haben mir all diejenigen geleistet, die mir zum Teil schwer zugängliche Literatur für meine Arbeit zukommen ließen; ich nenne stellvertretend Frau Birgitta Kok, die Archivarin des Lutherischen Weltbun-
15
des in Genf, die mir beim Auffinden vieler unveröffentlichter Dokumente half und mich ungehindert im Archiv herumsuchen ließ, meinen Freund Martin Noland, der mich vom Union Theological Seminary in New York aus mit der erbetenen Literatur versorgte, und meine Schwester Almut Martens, die mir unermüdlich Material von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt beschaffte. Danken möchte ich schließlich auch der Studienstiftung des deutschen Volkes für ihre Unterstützung während meines Studiums, dem Kreis der Freunde und Förderer der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel, der Kirchenleitung der SELK und der Zantner-Busch-Stiftung in Erlangen für ihre Druckkostenzuschüsse, Herrn Professor Dr. Wolfhart Pannenberg und meinem Doktorvater für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe »Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie« und dem Verlag für die zügige Drucklegung. Essen, im August 1991
Gottfried Martens
о. Einleitung
»Für den guten Fortgang des ökumenischen Dialogs ist die Bereitschaft unerläßlich, dem durch solide Forschungsergebnisse oder kirchliche Entwicklungen gewonnenen bzw. wiedergewonnenen Fundamentalkonsens, vorab in der Rechtfertigungslehre, einen >dialogdefÌniten< Status zuzuerkennen, der nicht immer wieder neu mit immer subtileren Argumentationsstrategien infrage gestellt werden s o l l t e . G e h t man von diesem Urteil Hans Jorissens aus, dem sich von evangelischer Seite Harding Meyer ausdrücklich angeschlossen hat,^ dann kommt die hier vorliegende Arbeit sicher zu spät. Sie bestreitet allerdings nicht, daß der ökumenische Dialog, ausgehend von der Vorstellung einer Lehrentwicklung, zu einer tragfáhigen gemeinsamen Grundlage in der Behandlung der Rechtfertigungslehre kommen kann und tatsächlich auch gekommen ist. Wohl aber bestreitet sie, daß die Konzeption einer Lehrentwicklung, die schließlich einen »dialogdefiniten Status« erreicht, überhaupt dazu geeignet und in der Lage ist, die Rechtfertigung als »Grundgeschehen«^ zu erfassen. Statt dessen geht die vorliegende Untersuchung davon aus und versucht im folgenden zu verifizieren, daß sich die Opposition von wahrer und falscher Lehre überhaupt nicht geschichtlich überholen, sondern höchstens verdrängen läßt und daß sie gerade, was das Thema >Rechtfertigung< betrifft, immer neu, auch innerhalb der lutherischen Kirche, aufbricht, wo es gilt, die Rechtfertigung gemeinsam zu verkündigen und zu bekennen. Nicht um Modifikationen von Einzeiergebnissen ökumenischer Konvergenzdokumente geht es daher in dieser Arbeit, sondern um den Aufweis von Grundentscheidungen, die in den im folgenden behandelten Dokumenten des i6. und 20. Jahrhunderts erkennbar werden. Die Untersuchung beschränkt sich dabei im wesentlichen auf den Vergleich konträrer Grundentscheidungen innerhalb dieser Dokumente und geht damit faktisch immer wieder von der Grundlage des lutherischen Bekenntnisses aus ; eine exegetische Begründung dieser Position des Bekenntnisses kann dagegen
* Jorissen, Erschließung S. 2 2 2 (Ich zitiere hier und im folgenden bibliographiebezogen gemäß Ewald Standop·. Die Form der wissenschaftlichen Arbeit < = U T B B a n d 2 7 2 > ; 12., durchgesehene und verbesserte Auflage, Heidelberg-Wiesbaden 1 9 8 8 , S. 6 8 f . , mit der Modifikation bei Albert Raffelt·. Proseminar Theologie. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und in die theologische Bücherkunde < = theologisches seminar>; 3. Auflage, FreiburgBasel-Wien 1 9 7 7 , S. 107.). ^ V g l . Meyer, Text S. 3 1 5 ; ebenso bereits Meyer, Rechtfertigung S. 55. ^ Der Ausdruck wird gebraucht von Brunner, Rechtfertigung S. 3 0 2 .
17
im Rahmen dieser Arbeit natürlich nur exemplarisch erfolgen." Das Ziel dieser Untersuchung ist auch ein anderes: Sie soll aufzeigen, daß sich in den hier behandelten Dokumenten des 20. Jahrhunderts immer wieder grundlegende charakteristische Verschiebungen in der Erfassung der Rechtfertigung vollziehen, die nicht bloß formaler Natur sind, sondern die Rechtfertigungsverkündigung und das Rechtfertigungsbekenntnis selbst unmittelbar betreffen und deren Ergebnisse mit den Grundentscheidungen des lutherischen Bekenntnisses unvereinbar sind. Zur Methode der Arbeit ist folgendes zu bemerken: Die Untersuchung beginnt mit einer Analyse von Dokumenten des 16. Jahrhunderts, die sich wiederum in zwei Gruppen aufteilen lassen: Erstens werden darin die lutherischen Bekenntnisschriften als die lutherische Kirche bis heute verpflichtende Lehrentscheidungen behandelt,® die von daher auch als Kriterium fur die Darlegungen der Dokumente des 20. Jahrhunderts dienen können. Aus diesem Grunde wurde umgekehrt auf eine eigene Darstellung der Theologie Luthers, etwa anhand des »Antilatomus«, am Anfang verzichtet; auch der Rückgriff auf die Schriften von Martin Chemnitz im Abschnitt über die Konkordienformel dient lediglich zur Erhellung von deren Ausführungen, vor allem im Hinblick darauf, daß Chemnitz als Hauptverfasser der Konkordienformel sich in seinen sonstigen Schriften ausführlich mit den Entscheidungen des Tridentinums befaßt hat und somit eine Verbindung zwischen Trient und der primär innerevangelisch orientierten Konkordienformel herstellt. Neben der ekklesiologischen Bedeutung der lutherischen Bekenntnisse erwies sich ihre Untersuchung im Rahmen dieser Arbeit jedoch auch deshalb als unabdingbar, weil gerade die jüngsten ökumenischen Dokumente ausführlich auf sie zurückgreifen, freilich ohne dabei die Grundentscheidungen der Bekenntnisse immer klar zutage treten zu lassen. Zum besseren Verständnis der Dokumente des 20. Jahrhunderts werden im ersten Kapitel zum andern auch die Entscheidungen der Confutatio und des Tridentinums sowie die Ergebnisse der Einigungsgespräche von Augsburg und Regensburg analysiert. Dabei werden im Verlauf der Arbeit zum Teil erstaunliche Parallelen zu den scheinbar so fortschrittlichen Konvergenzergebnissen des 20. Jahrhunderts erkennbar. In einem zweiten Hauptteil werden sodann die Ergebnisse der Diskussion vor und auf der LWB-Vollversammlung 1963 in Helsinki dargestellt. Während sich die Analyse in den anderen Kapiteln weitgehend auf die offiziellen Dokumente selbst beschränkt, erwiesen sich hier Forschungen im Archiv des Lutherischen Weltbundes in Genf und damit verbunden die Auswertung unveröffentlichter Quellen als sehr gewinnbringend. Die Untersuchung der '· Wie eine solche exegetische Begründung aussehen kann, zeigt beispielhaft die Untersuchung von Stolle, Rechtfertigung. 5 Diese Sichtweise entspricht den Erkenntnissen von Lehmann!Pannenberg, Lehrverurteilungen S. 12 f.
18
Diskussionen von Helsinki stellt deutlich vor Augen, wie grundlegende Differenzen in der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< selbst mitten durch Kirchen hindurchgehen können, die formal durch dasselbe Bekenntnis miteinander verbunden sind; die Ergebnisse dieser Untersuchung tragen zudem zum Verständnis der folgenden ökumenischen Dokumente einiges bei. Die Darlegung der Grundentscheidungen der ökumenischen Dokumente im dritten Kapitel der Arbeit kann an die Ergebnisse von Helsinki unmittelbar anschließen. Der »Malta-Bericht«, mit dem die ökumenische Dialogarbeit zum Thema >Rechtfertigung< beginnt, die »Leuenberger Konkordie« als Grundlage des lutherisch-reformierten Dialogs und als Modell einer ökumenischen Vereinbarung auf der Basis eines gemeinsamen Rechtfertigungsbekenntnisses, die amerikanische Studie »Justification by faith« als erster Versuch einer umfassenden, historisch orientierten Behandlung der Rechtfertigungsthematik im Rahmen eines offiziellen evangelisch-lutherisch/römisch-katholischen Dokuments und die OAK-Studie mit ihrer Ausrichtung auf die Lehrverwerfungen der Reformationszeit in ihrer kirchentrennenden Relevanz stellen dabei eine Art von »Kanon«® dar und ermöglichen eine relativ umfassende Schau der Ergebnisse der ökumenischen Kommissionsarbeit unter lutherischer Beteiligung. Daß die Anordnung der in dieser Arbeit behandelten Dokumente unter chronologischen Gesichtspunkten erfolgt, legt sich angesichts der Tatsache, daß die Dokumente zum Teil aufeinander Bezug nehmen, nahe; daß sich damit nicht die Vorstellung einer Lehrentwicklung verbindet, wird in den Darlegungen selbst schnell erkennbar werden. Die Untersuchung basiert auf einer gründlichen Analyse der einzelnen Dokumente; doch muß sich die Darstellung dieser Arbeit aus Gründen des Umfangs darauf beschränken, die Grundentscheidungen der Dokumente beinahe thesenartig zu skizzieren. Dagegen erfolgt eine genauere Darlegung des Inhalts der Dokumente, eine ausführlichere Interpretation wichtiger Stellen und eine Auseinandersetzung mit der Sekundärliteratur nur ansatzweise im Text der Arbeit selbst. Da der Verfasser jedoch darüber hinaus dem Leser eine Verifikation seiner Ausführungen ermöglichen wollte, ist dem Text ein relativ umfangreicher Anmerkungsapparat beigegeben. Der Text selbst kann durchgängig auch ohne Zurkenntnisnahme der Anmerkungen gelesen und verstanden werden; die Anmerkungen sollen dem weiterhelfen, der sich mit einzelnen Dokumenten oder einzelnen Thesen der Arbeit näher befassen will. Die Sekundärliteratur zum Thema ist nahezu unerschöpflich. Methodisch und inhaltlich am nächsten kommt der hier vorliegenden Arbeit die Untersuchung des brasilianischen Theologen Nestor Beck: The doctrine of faith. A study ' Diese Dokumente stehen auch im Zentrum der Abhandlung von Meyer, Rechtfertigung-, vgl. dazu den folgenden Dokumentenanhang.
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ofthe Augsburg Confession and contemporary ecumenical documents Ρ Beck faßt darin in den ersten acht Kapiteln die Ergebnisse seiner Dissertation »Faith and works: A study of articles IV—VI and X X of the Augsburg Confession (1530)« (St. Louis, M O 1963) zusammen und vergleicht diese dann in den Kapiteln neun bis elf mit den Ausführungen des Helsinki-Dokuments 7 5 , der »Leuenberger Konkordie« sowie des »Malta-Berichts« und weiterer evangelisch-lutherisch/römisch-katholischer Dokumente. Sein besonderes Interesse ist dabei auf die Art und Weise gerichtet, in der das »propter Christum« und das »per fidem« von CA IV in diesen Dokumenten aufgenommen wird: hier stellt er in den behandelten Dokumenten durchgehend Defizite fest. Becks Darstellung hat im Vergleich zu der hier vorliegenden Untersuchung ein erheblich begrenzteres Thema und eine begrenztere Zielsetzung: Beck behandelt, was das 16. Jahrhundert angeht, lediglich die CA, nicht die anderen lutherischen Bekenntnisschriften, auch nicht Trient und Regensburg; was die Gegenwart betrifft, kann er noch nicht auf »Justification by faith« und die Lehrverurteilungsstudie eingehen. Vor allem aber beschränkt er sich inhaltlich wesentlich auf die Frage der expliziten Behandlung der Korrelation von Christus, verbum und fides und befaßt sich nur wenig mit den Grundentscheidungen, die die Darstellung der ökumenischen Dokumente überhaupt erst in dieser Form ermöglichen. Becks sorgfältige Untersuchung liefert manche interessanten Hinweise für die Interpretation der von ihm analysierten ökumenischen Dokumente; die Einschränkung seiner Fragestellung begrenzt jedoch auch die Bedeutung seines Buchs für die hier vorliegende Arbeit. Mit der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< in den ökumenischen Dialogen befaßt sich auch die Arbeit von André Birmelé: Le salut en Jésus Christ dans les dialogues oecuméniques. Birmelé analysiert die Konsensformulierungen, einschließlich »Justification by faith«, behutsam und nicht unkritisch und stellt auch Differenzen und Widersprüche zwischen den Dokumenten fest, doch beschränkt er sich grundsätzlich darauf, die erreichten Ergebnisse durch Verweise auf die Resultate der neueren Lutherforschung und anderer theologischer Beiträge zur ökumenischen Diskussion der letzten 20 Jahre zu verifizieren und als tragfähig zu erweisen; auf die Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts geht er dagegen nur beiläufig ein. Birmelés Thema ist zudem wesentlich weiter gestellt : Die Behandlung der Rechtfertigung macht nur ein Viertel seiner umfangreichen Studie aus, die auch Konsensergebnisse zu den Themen >Sakramente< und >Kirche< sowie auch die Ergebnisse ökumenischer Dialoge ohne Beteiligung lutherischer Kirchen untersucht. Lediglich um eine — durchweg positiv wertende — Zusammenfassung der ökumenischen Dialogergebnisse der letzten Jahre zum Thema >Rechtfertigung< geht es auch Harding Meyer in seiner Abhandlung Rechtfertigung im ökumenischen Dialog. Eine Einführung·, dagegen erschien umgekehrt die Arbeit ' Vgl. dazu 20
Яегеимя Bif/è.
von Horst Georg Pöhlmann: Rechtfertigung. Die gegenwärtige kontroverstheologische Problematik der Rechtfertigungslehre zwischen der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche noch vor der Veröffentlichung der im dritten Kapitel dieser Untersuchung behandelten Dokumente. Pöhlmanns Arbeit entspricht methodisch in manchem der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< in der Studie von Birmele: Auch Pöhlmann versucht, die Tragfähigkeit eines Konsensus in der »Rechtfertigungslehre« durch Verweise auf die Möglichkeit eines Theologenkonsensus aufzuzeigen; nicht zufállig vergleicht Pöhlmann - im Unterschied zum Titel seiner Arbeit - in den einzelnen Kapiteln immer nur »Luthertum« und »Katholizismus«,® nicht aber, trotz gegenteiliger Beteuerungen,® die Lehrentscheidungen der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche. Die weitgehende Reduktion der Behandlung der Lehrdifferenzen auf Schlagwortlösungen, die von den eigentlichen Grundentscheidungen ablenken, trägt zusätzlich dazu bei, daß Pöhlmanns Buch zwar ob seiner Materialfulle gewiß Bewunderung verdient, methodisch und sachlich aber beinahe eine Art von »Gegenentwurf« zu der hier vorliegenden Untersuchung darstellt. Auf grundlegende Abhandlungen zu den einzelnen Unterkapiteln dieser Arbeit soll hier nicht weiter eingegangen werden. Bereits dieser kurze Literaturüberblick dürfte jedoch deutlich gemacht haben, daß eine Untersuchung der Frage nach den Grundentscheidungen bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< im ökumenischen Kontext bisher unterblieben und angesichts der kirchenpolitischen Bedeutung der veröffentlichten Konvergenztexte wohl auch nicht unbedingt opportun ist. Diese Arbeit liegt somit in mancher Hinsicht quer zu den meisten Beiträgen zum Thema, die stets aufs neue von der Vorstellung einer kontinuierlichen Lehrentwicklung hin auf das Ziel der Kircheneinheit ausgehen. Dennoch ist sie keinesfalls Ausdruck einer Fundamentalopposition gegen den ökumenischen Dialog über ® Vgl. Pöhlmann, Rechtfertigung S. 7—9. ^ Vgl. ebd. S. i 8 f . Bei den Vorbereitungen des ersten Hauptkapitels verdienten die Beiträge von Vinzenz Pfnür besondere Beachtung; die beste Zusammenfassung der Diskussionen von Helsinki liefert Rothermundt, Rechtfertigungsgespräch\ zum »Malta-Bericht« liegt die Untersuchung der finnischen Theologin Iris WikstrSm, Fundamentalkonsensus vor; für die Beschäftigung mit der »Leuenberger Konkordie« sind die Arbeiten von M.annermaa, Von Preußen und Schieffer, Von Schauenburg grundlegend; für die amerikanische Studie kann bis jetzt lediglich auf die Magisterarbeit von Rolf Preus, Evaluation zurückgegriffen werden, während sich Jörg Baur, Einig sehr ausfuhrlich mit der Lehrverurteilungsstudie befaßt und damit wiederum ein lebhaftes Echo ausgelöst hat (vgl. v.a. Geißer, Streit; Mannermaa, Einig; Martens, Rezension Baur; Pannenberg, Rechtfertigungslehre; Pfnür, Einig in Sachen und die Beiträge in Schütte, Einig). Auf das Göttinger Fakultätsgutachten zur Lehrverurteilungsstudie (vgl. Lange, Verurteilungen), das mittlerweile erschienen ist, kann hier lediglich verwiesen werden; es bekräftigt an vielen Punkten die Ausführungen dieser Arbeit. Grundsätzlich erwiesen sich für die Literatursuche zum 3. Hauptkapitel die - allerdings sehr lückenhaften - Übersichten bei PuglisUVoicu, Bibliography und in den jährlichen Herbstausgaben des Bulletins des Centro Pro Unione in Rom als recht hilfreich.
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das Thema >Rechtfertigung< überhaupt, will sie vielmehr mit dem Verweis auf die Behandlung der Rechtfertigung als doctrina catholica et apostolica im lutherischen Bekenntnis einen konstruktiven Beitrag zum ökumenischen Gespräch leisten, dem sich der Verfasser seit vielen Jahren verpflichtet weiß.
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I. Grundentscheidungen in der Behandlung des Themas »Rechtfertigung« im 16. Jahrhundert
1.1 Das Thema »Rechtfertigung« in den frühen lutherischen Bekenntnisschriften ( — i.i.i.
Der Geschehenscharakter der Rechtfertigung als doctrina
»Rechtfertigung« bezeichnet in den Bekenntnissen^ als doctrina^ das Geschehen/ das sich in den Wesenskonstitutiva der Kirche, Wort und Sakra-
• Ich fasse unter dieser Überschrift die Bekenntnisse Luthers und Melanchthons bewußt zusammen. Damit sollen die Unterschiede im Denken der beiden Reformatoren nicht geleugnet oder eingeebnet werden; da es aber in diesem Teilkapitel um die Herausarbeitung der Grundentscheidungen in der Darlegung der Rechtfertigung in den Bekenntnisschriften (vgl. Hoppe, Ansätze S. 6 0 1 : In »den Ergebnissen... stimmt Melanchthon in allen wesentlichen Stücken mit Luther überein«) sowie um die damit zusammenhängenden grundlegenden Strukturen der Argumentation geht und zudem die Bekenntnisse in ihrer Funktion als N o r m kirchlicher Verkündigung betrachtet werden (vgl. dazu Pöhlmann, Kommentar S. 1 6 4 ; mit ihrer Interpretation als theologische Privatschriften wird man den Bekenntnissen ja auch schon allein historisch nicht gerecht, vgl. z. B . Lohse, CA S. 6 1 9 ) , kann eine - theologiegeschichtlich gewiß relevante - Differenzierung innerhalb der Bekenntnisse in diesem Abschnitt weitgehend unterbleiben (vgl. dazu auch Schlink, Theologie S. 7). Diese steht im übrigen nicht allein in der Gefahr, die Fruchtbarkeit der Spannung zwischen Luther und Melanchthon (vgl. Meinhold, Melanchthon S. 7 3 ) vorschnell zu zerstören (beide sind »verschiedene Interpreten ein und desselben Lebensvorganges«, Gloege, Zur Rechtfertigungslehre S. 28), sondern wird, isoliert betrachtet, dem Phänomen der Rechtfertigung als doctrina nicht gerecht (vgl. Seils, Zu einigen Problemen S. 1 5 2 ; dazu überhaupt die Diskussion um das Verhältnis von Luther und Melanchthon im Rahmen der CA-Anerkennungsdebatte; vgl. z . B . Brosseckr, KatholizitätS. lySff.). ^ Die Abbreviatur »Bekenntnisse« fur die frühen lutherischen Bekenntnisschriften bedeutet keine Abwertung der Konkordienformel, die hier ausgeklammert wird. Diese wird vielmehr aus methodischen Gründen erst später gesondert behandelt. ^ Z u m reformatorischen doctrina-Begriff vgl. R. Stupperich, Rechtfertigungslehre S. 86; Maurer, Studien S. 1 6 5 Anm. 2 2 ; Pelikan, Word Studies S. 583 f. ; Geyer, Geburt S. 2 8 — 3 0 ; es ist von daher folgerichtig, daß in den Bekenntnissen als praecipuus locus doctrinae Christianae die doctrina de poenitentiae (Apol X X I V , 4 6 B S L K S. 3 6 3 - im weiteren beziehen sich bloße Seitenzahlen nach Stellenangaben aus den Bekenntnisschriften jeweils auf die B S L K ) , die doctrina de fide (CA X X , 8 S. 76), die doctrina de gratia et iustitia fidei (»praecipua pars evangelii«, C A X X V I , 4 S. l o i ) und die remissio peccatorum (Apol X I I , 1 0 S. 2 5 4 ) stehen können. '· Brunner, Rechtfertigung S. 3 0 2 spricht treffend vom »Grundgeschehen der Rechtfertigung«.
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ment, vollzieht, sowie deren Inhalt.® Der Begriff »Rechtfertigungslehre« ist von daher insofern ein Pleonasmus, als Lehre, doctrina,® und »Rechtfertig u n g « dasselbe sakramentale Geschehen'' des Zuspruchs der Sündenvergebung® im Beichtstuhl und auf der K a n z e l ' umschreiben
er ist insofern
ungeeignet zur Erfassung des Sachverhalts, als sich mit ihm die Konnotationen eines »partikulären Lehrstückes«^^ und einer »Lehrentwicklung«^^ verbinden, wodurch die Behandlung der Thematik von den kirchlichen G r u n d vollzügen abstrahiert wird. ^^ Demgegenüber ist festzuhalten: Die Rechtfertigungsverkündigung zielt auf Glauben,
nicht auf Verstehen, sie richtet sich an angefochtene G e w i s -
sen^® und attenti auditores, nicht an acuti intellectores.^® Sie hat von daher die Form des Zuspruchs und Gebots zum Glauben
ihr entspricht auf Seiten
des Hörers die existentielle Kategorie des »usus«,^® sie ist doctrina utilis.^' ® Vgl. den entsprechenden von Trilling, Evangelium S. 132 beobachteten Gebrauch des Wortes »Evangelium« in der CA! ' Man beachte den durchgängigen Gebrauch dieses Wortes im Singular in den Bekenntnissen (vgl. ?eHkan, Word Studies Ъ. 581 f.)! ' Darauf, daß die Rechtfertigung in den Bekenntnissen nur als sakramentales Geschehen recht verstanden werden kann, haben in neuerer Zeit vor allem römisch-katholische Autoren mit Recht aufmerksam gemacht, vgl. Vfniir, Einig S. i')8—i6o;Jorissen, Bußtheologie S. 73 f f und 89. ® Im Referat von CA IV in Apol IV, i ersetzt Melanchthon geradezu iustificari durch »consequi remissionem peccatorum« (S. 158). ' Vergebung der Sünden »geschiehet durch die heiligen Sakrament und Absolution, dazu allerlei Trostsprüche des ganzen Evangelii« (GK - 3. Artikel 54 S. 658); die Absolution ist »vera vox evangelii« (Apol XII,39 S. 259) und »sacramentum poenitentiae« (Apol XII,41 S. 259). »Sunt enim loci maxime cognati, doctrina poenitentiae et doctrina iustificationis« (Apol XII,59S.263). " Loser, Was gilt S. 53; Pöhlmann, Melanchthon S. 16 redet entsprechend von einer »Teilwahrheit«. " Vgl. z.B. Reumann, Augsburger Bekenntnis S>. 22. " Vgl. Wenz, Geschichte S. 67: Der Rechtfertigungsartikel ist »stets hingeordnet auf den konkreten Vollzug der Zusage des Versöhnungsevangeliums Jesu Christi durch Wort und Sakrament« und Maurers treffende Einordnung von CA V unter die »drei Rechtfertigungsartikel« {Maurer, Kommentar S. 69); dazu die Warnung Apol XII, 101: »Neque quid sit remissio peccatorum aut potestas clavium, intelligunt, si qui privatam absolutionem aspernantur. « (S. 272) Vgl. Lohff, Theologies. 108f. " Vgl. Apol IV,62 (S. 172), dazu CA XXVIII,4 und Apol Vorrede 2: »ad docendas conscientias« (S. 1 2 1 , 141); die conscientiae werden dabei besonders durch gottesdienstliche Mißbräuche angefochten (vgl. Beck, Faith S. 298 und Eheling, LaufS. 239 — 241). Vgl. Apol IV,33 (S. 166). " Vgl. Apol IV,81 (S. 176); Apol. XII,79 (S. 268); Apol XII,88 (das mandatum Dei zum Glauben ist »ipsum evangelium«, S. 270); ähnlich Apol IV,345 (S. 228); dazu Hof, Gebot S. 214 ff.; Gloege, Zur Rechtfertigungslehre S. 32. Vgl. Apol IV, 18.46.69.81 (S. 163, 169, 173, 176); Apol XII,43 (S. 259); hierzu Eheling, Lehre S. 60. Der usus konkretisiert sich dabei wesentlich auch im Gebet (vgl. Weber, Reformation S. 78); dem uti Christo mediatore entspricht die Erhörungsgewißheit (vgl. Apol
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Rechtfertigung als »Lehraussage« ist darum sachgemäß eigentlich nur in der Form der Verkündigung^" oder in der »Struktur des aktuellen Hörens« auf den Z u s p r u c h , a l s confessio,^^ darstellbar. Als Inhaltsbestimmung der notae ecclesiae gehört die Rechtfertigung zum Wesen der Kirche,^^ ja konstituiert sie diese. Sie kann somit nicht Gegenstand einer Sonderlehre sein;^'· vielmehr erheben die lutherischen Bekenntnisse gerade in der Behandlung der Rechtfertigung nachgerade selbstverständlich^^ den Anspruch auf Katholizität ihrer Darstellung.^® Entsprechend vollzieht sich an diesem Bekenntnis auch die Scheidung zwischen wahrer und falscher Kirche.^^ Im Streit um die Rechtfertigung geht es damit um die Frage nach dem rechten Gottesdienst,^® geht es darum, was gepredigt wird,^' worauf die Gemeinden in Verkündigung und Seelsorge explizit
IV,27 S. 165), die sich gerade und besonders auch auf die Bitte um Vergebung und Glaube bezieht (vgl. G K - Vaterunser 2.92. S. 662; 684; dazu Peters, Vaterunser-Auslegung S. 75), wie auch das bei Melanchthon als terminus technicus der Rechtfertigungsverkündigung gebrauchte »statuere« in Apol IV,45 (S. 169) zeigt. " Vgl. Apol XXIV,51(8.364). ^^ Vgl. Forde, Justification S. 95 über die Darstellung der Bekenntnisschriften: »What they sought was a language that does the speaking of the gospel directly and does not merely give descriptions of it.« Zur polaren Einheit von doctrina als Lehraussage und Verkündigungsgeschehen als Spannungsfeld der Diskussion zwischen Luther und Melanchthon vgl. Greschat, Melanchthon S. 248. Schlink, GesetzS. 24; vgl. ebd. S. 3 4 f " Vgl. Eheling, Lauf%. 221 f und 2 2 5 f Vgl. Müller! Pf nur, Rechtfertigung S. 106. " Vgl. Wolf, Rechtfertigungslehre S>. 12 — 15 mit Bezug auf die Schmalkaldischen Artikel. " Vgl. die wiederholte Frage »Quid est. . . certius« (Apol X X , 2 S. 3 1 3 ; Apol X X V I I , 1 9 S. 383); vgl. Apol XII,84 (S. 268). " Vgl. Apol 11,51 (S. 157); Apol IV,389 (S. 232); Apol XII,3.73 (S. 2 5 2 f , 266), dazu H. Bauman, Doctrine S. 802, sowie die bekannte Aussage im Beschluß des i. Teils der CA (S. 83 c; zur ekklesiologischen Dimension dieser Behauptung vgl. die Beobachtungen von Heiler, Katholizität S. i 8 6 f . ) . Das Selbstverständnis der CA, doctrina catholica zu sein (vgl. dazu die Untersuchung von Dittrich, Traditionsverständnis S. 7 4 f f . ) , deckt sich im übrigen nicht mit dem Begriff von Katholizität, mit dem Pannenberg, Augsburgische Konfession S. 26 f (»Anerkennung der Katholizität«, Pfnürs Werk als Aufweis der Katholizität der CA) arbeitet, vgl. im Unterschied dazu Brunner, Bedeutung S. I i 6 f . Vgl. Apol IV,4oo (S. 233); A. S. Ι Ι , ι (S. 416). Vgl. Beck, Faith S. 9. Dies wird gerade in den Mißbrauchsartikeln von CA und Apol deutlich, wo die Frage nach der Rechtfertigung immer wieder als Frage nach dem rechten Gottesdienst gestellt wird (vgl. Eheling, LaufS. 2 3 1 Anm. 40 und S. 233 Anm. 49; Beck, Faith S. 42); ähnliches läßt sich an den Schmalkaldischen Artikeln aufzeigen. Die Rechtfertigung als Verkündigung selbst, nicht eine wie auch immer geartete »Rechtfertigungslehre« (vgl. z. B. Gaßmann, Rechtfertigungslehre S. 52f.), hat von daher eine normativ-kritische Funktion in bezug auf die gottesdienstliche Praxis. Vgl. CA X X , 8 (S. 76); Apol IV, 14 (S. i6i); Apol XV,42 (S. 305; hier deutlich: docere = condonare). Man darf zum Verständnis der CA nicht vergessen, daß in ihrer Vorgeschichte der Kampf um die Ermöglichung evangelischer Predigt in Augsburg eine große Rolle spielte, vgl. Maurer, Studien S. 161 f "
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hingewiesen w e r d e n ^ " u n d w i e das B e i c h t s a k r a m e n t ^ i verwaltet w i r d . ^ ^ D e r V i e l f a l t der S c h u l m e i n u n g e n in der römischen K i r c h e w i r d dabei die klar z u fassende doctrina perspicua^^ g e g e n ü b e r g e s t e l l t , die d u r c h einen R e k u r s auf d i e S c h r i f t als l e t z t e N o r m ' ' * u n d e i n e v o n d a h e r g e l e i t e t e B e s i n n u n g a u f d a s W e s e n der kirchlichen G r u n d v o l l z ü g e g e w o n n e n wurde^® und den eigentlichen status controversiae durch das G e w i r r verschiedenster T h e o l o g e n a n s i c h ten^® h i n d u r c h sichtbar w e r d e n läßt.^''
1.1.2.
Die Strukturierung des Rechtfertigungsgeschehens durch Gesetz und Evangelium
R e c h t f e r t i g u n g ist n a c h d e n l u t h e r i s c h e n B e k e n n t n i s s e n n u r z u b e s c h r e i ben i m R a h m e n der Realdialektik von Gesetz u n d E v a n g e l i u m . ^ ® Gesetz und Evangelium, Mensch
sind W e r k e und W i r k w e i s e n
Beide,
Gottes,die
in seinem Gewissen"*" erfährt"^ u n d die ihn in einen
der
wirklichen
K a m p f s t e l l e n , ' · ^ i n d e m es g i l t , G o t t e s W o r t g e g e n G o t t e s W o r t u n d d a m i t G o t t g e g e n G o t t zu setzen,"^ sich von daher der B e d r ä n g n i s durch G o t t zu V g l . die Frage nach der mentio, wie sie wiederholt in C A und Apol gestellt wird, v g l . C A X X , 5 (S. 76); C A X X V , 5 (S. 98); C A X X V I , 7 (S. l o i ) ; Apol I V , 3 0 0 (S. 2 1 9 ) ; Apol X I I , 9 1 f. (S. 2 7 1 ) ; dazu A p o l X V , 4 2 (S. 3 0 5 ) und A p o l X X I V , 4 6 (S. 363). V g l . dizuLohse, Beichte. " y^.Slenczka, Glaubet. 3 2 9 ; als Beispiele A p o l X I (S. 2 4 9 — 2 5 2 ) oder die Diskussion der Absolutionsforrnel A p o l X X I , 2 5 (S. 3 2 1 f.). " V g l . A p o l X X I V , 5 i (S. 364). V g l . Dittrich, Traditionsverständnis S. 1 0 3 ^ ; dazu A p o l X I I , 4 4 . 4 9 (S. 2 5 9 , 2 6 1 ) als typische Beispiele; der Schúítgebrauch der Bekenntnisse ist, worauf Stuhlmacher, Schriftauslegung S. 2 4 6 f . aufmerksam macht, bislang nur wenig untersucht worden; v g l . neben seinem Aufsatz und der dort S. 2 4 7 A n m . 9 genannten Literatur noch die Hinweise bei Reumann, Augsburger Bekenntnis S. 39 A n m . 88 sowie Voeh, Luther's Use; S. Wagner, Anmerkungen und Trilling, Evangelium. " V g l . Veters, Bedeutung S. 48. ' ' V g l . A p o l 1 1 , 5 1 (S. 1 5 7 ) ; A p o l X I I , 4 (»confusissimam fuisse doctrinam poenitentiae« S. 2 5 3 ) und 1 7 8 (S. 2 9 1 ) sowie A p o l X X I , 4 i (S. 326). V g l . Apol X X I V , 1 0 (S. 3 5 2 ) ; hierzu Eheling, LaufS. 2 3 0 . " V g l , Schlink, Theologie S. 1 3 7 A n m . 1 6 und Pelikan, Word Studies S. 5 9 1 ; der »Unterschied von Gesetz und Evangelium« ist nach Geyer, Geburt S. 1 2 6 für Melanchthon »>Form< der Rechtfertigung« und das »Geschehen der Rechtfertigung. . . >Inhalt< jenes Unterschiedes«. Es geht um » A m p t oder K r a f t des Gesetzs« (A. S. 1 1 1 , 2 S. 4 3 6 ) , nicht bloß u m ein hermeneutisches Prinzip (vgl. auch A p o l X I I , 5 3 S. 2 6 1 sowie die vorzüglichen Ausführungen von Forde, Forensic Justification S. 2 9 3 f.)! A l s Ort, an dem der Mensch das richtende und rettende Handeln Gottes erfahrt, ist von der conscientia in den Bekenntnissen sehr häufig die Rede (vgl. Spam, Begründung S. 1 4 9 f ); sie ist von daher wesenhaft conscientia passiva (dazu Ebeling, LaufS. 2 3 8 — 240). "" Günther, Evangeliums. 6ç){. « V g l . C A X X , 17 (S. 78); A p o l I V , 3 7 (S. 1 6 7 ) ; A p o l X X , 8 (S. 3 1 4 ) . Es geht entscheidend darum, was man in diesem K a m p f der ira Dei entgegensetzt, v g l . A p o l I V , 4 6 . 8 I (S. 1 6 9 , 1 7 6 ) ; A p o l X I I , 6 4 (S. 264).
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erwehren,'"' sich durch die Verheißungen des Evangeliums aufrichten zu lassen"® und schließlich den Sieg in dem KampP^ und damit die Versöhnung mit Gott festzustellen.'·^ Bedrängt wird der Mensch von Gott durch das Gesetz, denn dieses, dem als Norm menschlichen Handelns alle Werke des Menschen unlöslich zugeordnet sind, analysiert nicht nur zugleich als Gerichtsnorm Gottes das Tun des Menschen und bezeichnet Sünde als Sünde,'*® sondern wendet sich als vis Dej49 gegen den Menschen s e l b e r , b e h a f t e t ihn als Person bei seiner S ü n d e , s p r i c h t ihn mit allen anderen Menschen®^ schuldig®^ und läßt ihn damit®·* Gottes Zorn erfahren.®® So treibt es als Norm den Menschen in die praesumptio®® und als »Donneraxt Gottes«®'' in die Schrecken des Todes®® und in die Verzweiflung.®' Das Evangelium hingegen ist »gar viel ein andere Lehre«,®" keine Pro-
'·'· Vgl. Apol IV,224: »in iustificatione agendum est cum Deo, placenda est ira eius« (S. 203) und die Übersetzung von J.Jonas in Apol IV,36f. (S. 167); Rechtfertigung ist von daher Befreiungsgeschehen (vgl. C A XII,5 S. 67). "" »erigere« und »consolari« erscheinen in diesem Zusammenhang immer wieder, vgl. 2. B. Apol IV,62 (S. 172). »ira Dei fide in Christum vincitur« (Apol XII, 146 S. 283); »vincimus per Christum« (Apol IV,79 S. 176). "" Vgl. die wiederholte Verwendung von »statuere« in C A und Apol, vgl. C A X X , 15 (S. 78); Apol XI,2 (S. 249); Apol XII,88f. (S. 270); Apol XIII,4 (S. 292); hierzu Geyer, Geburt S. 329. Vgl. Fagerberg, Theologie S. 77. Melanchthon spricht von einer inefFabilis vis doloris »etiam in mediocribus« (Apol X I I , I 4 9 S . 284). Vgl. Hermann, Würdigung^. 99. Wie der Normcharakter des Gesetzes als Regel für ein gottgefälliges Leben damit völlig hinter den Machtcharakter zurücktritt, beschreibt fâWi, Rechtfertigung?!. 236^ sehr anschaulich. Die Wirkung des Gesetzes ist grundsätzlich universal: »Es ist Eur keiner gut« (A.S. 111,4 S. 446); vgl. das »omnes homines« in C A II, i (S. 53). " Vgl. Vöhlmann, Rechtfertigung^. 51: Das Gesetz »гдсА/(!) den Menschen schuldig! Vgl. »iram aut iudicium Dei« (Apol IV,9 S. 160); vgl. Apol IV,37 (S. 167), zu den entsprechenden Aussagen in den A, S. Schniewind, Schmalkaldische ArtikelS. 9 f Vgl. Apol XII,32 (S. 257); die Konzentration der lex auf das iram operati in C A und Apol betont Engelland, Melanchthon S. 103 sehr zu Recht. ' ' Vgl. A. S. 111,2 (S. 436); »the capacity of the natural reason to grasp the lex is central to the thought.« (Pe/z/èô», Word Studies Ъ. 589). " A . S . 111,3(8.436). Auf die »Verbindung des Todes mit der Sündenerkenntnis« als Charakteristikum reformatorischer Sündenerkenntnis weist Stange, Schmalkaldische Artikel S. 439 mit Recht hin. Desperatio und terrores peccati et mortis gehören zusammen, vgl. Apol XII,72 (S. 266). ^ G K - 3. Artikel 67 (S. 661); das Evangelium ist also nicht einfach eine logische Fortführung des Gesetzes, sondern steht zu diesem in paradoxem Verhältnis (vgl. Eiert, Morphologie S. 86f.); daß dennoch das Evangelium auf die Predigt des Gesetzes angewiesen bleibt, zeigt Apol 11,33 (S· 153): »Neque enim potest intelligi magnitudo gratiae Christi, nisi morbis nostris cognitis.«
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blemlösungsstrategie, sondern als Zuspruch der Sündenvergebung® ^ Gottes eschatologischer Freispruch im E n d g e r i c h t , d u r c h den aus dem deus iratus ein obiectum amabile wird.®^ An den Normcharakter des Gesetzes knüpft es nur insofern an, als es Kunde von der Genugtuung des Gesetzes in Christus ist;®" dem angefochtenen Menschen®® hingegen spricht Gott im Evangelium das Heil bedingungslos zu,®® das heißt ohne Bezugnahme auf sein, des Menschen, der Normierung des Gesetzes unterliegendes Tun.®'' Als bedingungsloser Zuspruch des Heils ordnet das Evangelium alles Tun des Menschen erst recht dem Gesetz zu; zugleich erfolgt vom Evangelium her eine fundamentale Kritik an allen - auch gnadentheologisch begründeten — Versuchen, auf dem Wege der impletio legis, und das heißt: durch menschliches Handeln, dem Gerichtshandeln Gottes zu entkommen:®® Hier wird nicht allein verkannt, daß alles menschliche Tun dem Gesetz als vis Dei unterworfen bleibt,®' sondern vor allem die Kontingenz des Heilshandelns Gottes mißachtet; mit der Erscheinung Christi und dem Ergehen der promissio evangelii ist die Möglichkeit der Rechtfertigung aufgrund von am Gesetz orientierten Werken ausgeschlossen''® und das Bemühen darum Abfall von den Grundlagen des christlichen Glaubens. ^^ Diese Dialektik von Gesetz und Evangelium, die in der Verkündigung den Menschen immer neu vom deus iratus zum deus placatus treibt, ist in ihrer Spannung grundsätzlich nicht aufhebbar^^ und bildet für die lutherischen " Z u r Bedeutung der Gleichsetzung von evangelium und remissio peccatorum für den reformatotischen Charakter der Theologie Melanchthons vgl. Bizer, Theologie?). 5 1 , 1 2 4 , 220. ^^ Dies meint der Ausdruck »forensi«, wie er in Apol 1 X 3 0 5 (S. 2 1 9 ) gebraucht wird. " V g l . A p o l I V , i 2 8 f . (S. 1 8 5 f . ) . Hermann, Würdigung S. 1 0 3 formuliert treffend, daß »das gratis auf dem Hintergrund jenes satis« zu verstehen sei. Z u m Begriff der Anfechtung in der Apol vgl. den schönen Aufsatz von H. Werner, Anfechtung S. S o f f . ^^ V g l . Apol I V , 4 1 (S. 168): »Et haec promissio non habet conditionem. . .«; die conditio bezieht sich dabei nicht allein auf die merita, wie Peter, Justification S. 3 7 6 Anm. i meint, sondern, wie der Zusammenhang deutlich macht, auf die lex und die durch sie bestimmten opera überhaupt. Z u der Unterscheidung »zwischen dem analytischen Urteil des Gesetzes und dem synthetischen Urteil des Evangeliums« vgl. Schlink, Gesetz S. 28. Dies äußert sich in bezug auf die Beichtpraxis zum einen in der Ablehnung der Vorstellung, das ministerium absolutionis beinhalte ein iudicium (vgl. Apol X I I , 1 0 3 — 1 0 5 , S. 2 7 3 ) , zum andern in der Ablehnung der enumerarlo peccatorum und der satisfactiones als den Charakter der absolutio als des eschatologischen Freispruchs im Endgericht einschränkende Teile der Buße (vgl. das zusammenfassende »non proprer nostra opera praecedentia aut sequentia« Apol X I I , 1 1 6 S. 276). V g l . Apol IV, 1 4 5 f (S. 1 8 8 f . ) ; Apol I V , 2 8 9 f . (S. 2 1 7 f . ) ; A . S. 1 1 1 , 4 (S· 4 4 6 f . ) . V g l . Apol X I I , 7 8 ( S . 267 f ) . V g l . Apol IV,43 (S. 168): »Cum autem iustificatio contingat per gratuitam promissionem, sequitur, quod non possimus nos ipsi iustificare.« V g l . das wiederholte »quid opus est. . .« Apol ^ , 1 2 . 4 3 . 5 2 (S. 1 6 1 , 1 6 8 , 170); Apol X I I , 7 5 (S. 267); ähnlich Apol II, 1 0 (S. 149); Apol I V , 3 1 . 2 5 7 (S. i 6 6 , 2 1 0 ) . »Semper enim accusabit nos lex« (Apol X I I , 8 8 S. 270); vgl. Apol IV,38 (S. 167); dies
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Bekenntnisse die Verständigungsbasis für ihr Reden von Rechtfertigung. Von ihr aus läßt sich nicht allein die polemische, exklusiv zweiteilige und in Form von Gegensatzpaaren strukturierte Darstellung der Rechtfertigung als sachnotwendig'* und nicht allein durch die damalige kontroverstheologische Situation bedingt'^ erkennen, sondern auch der Gebrauch der particulae exclusivae''® und die Qualifikation der gegnerischen Lehre als doctrina legis. ^^
1.1.3.
Rechtfertigung und erstes Gebot
Gegenstand des Rechtfertigungsgeschehens ist das Herz des Menschen,''® das unter der Forderung des ersten Gebotes s t e h t , G o t t von ganzem Herzen®" zu furchten und zu lieben und ihm zu vertrauen. Gerade in dieser will wohl auch Scblink, Theologie S. 1 7 7 f. zum Ausdruck bringen, der jedoch aus dieser Spannung merkwürdigerweise »Wege« macht. V g l . McDonough, Law S. 146; vgl. von daher den wiederholten Vorwurf Melanchthons, die Gegner wüßten nicht, was Gnade, Glaube, Vergebung der Sünden etc. sei, Apol IV,3 (S. 159); Apol V I I , 4 5 (S. 245); Apol X X I V , 9 2 (S. 375), sowie seine Behauptung, die falsche Lehre der Gegner entspringe ihrer otiositas und securitas, Apol I V , 2 0 . 3 7 (S. 1 6 3 , 167). V g l . Vajta, Sine Meritisi. 147. Daß sich sowohl Melanchthon als auch Luther wesentlich mit nominalistisch geprägter und das heißt: pelagianisierender (vgl. Apol X V I I I , 2 S. 3 1 1 ) - T h e o l o g i e auseinandersetzen, ist deutlich zu erkennen (vgl. die vorzügliche Untersuchung von Pfnür, Einig zu C A und Apol mit dem Ergebnis S. 3 8 5 ^ ; dazu auch die Zusammenfassung seiner Forschungen unter Einbeziehung der Schmalkaldischen Artikel bei Pfniir, Verwerfungen) und im ökumenischen Gespräch mit einer nicht-nominalistischen römisch-katholischen Theologie immer neu zu bedenken. Die doctrina-Struktur der Bekenntnisse wird dadurch jedoch nicht berührt! ' ' V g l . Apol I V , 7 3 (S. i 7 4 f ) . " V g l . Apol I V , 7 . 2 8 9 (S. 1 6 0 , 2 1 7 ) ; dazu auch Apol X I I , 7 7 f f (S. 2 6 7 f f . ) ; darüber hinaus ist dies natürlich auch ein sehr geschickter Schachzug Melanchthons, mit dem er sich nicht allein die Argumentation des Paulus gegen die Judaisten und Jesu gegen die Pharisäer zu eigen machen, sondern mit der er auch über den auch von R o m anerkannten Normcharakter des Gesetzes hinaus dessen Machtcharakter mit all seinen negativen Konnotationen gegen R o m zur Geltung bringen kann: Mit ihrer Lehre sind sie gleichsam Gerichtsengel Gottes (vgl. Apol I V , 2 i S. 164). V g l . Apol I V , 3 5 : »Deus iudicat corda« (S. 166). Der Sprachgebrauch Melanchthons und Luthers schließt sich hier biblischem, vor allem alttestamentlichem Denken an, in dem das Herz als Personmitte des Menschen und als Korrelat zur Anrede Gottes eine zentrale Rolle spielt (vgl. Wolff, Anthropologie?!. 90). " Die Vorordnung des ersten Gebotes als »Häupt und Quellborn« ( G K - Beschluß des Dekalogs 328 S. 644) aller anderen ist für das Gesetzesverständnis der Bekenntnisse von fundamentaler Bedeutung. V g l . zu d i e s e r - g e w i ß in Anlehnung an das Sch'majisrael erfolgenden (vgl. A p o l I V , i 3 i S. 186) - Betonung der Ganzheit des Herzens Apol X I I , 1 4 2 (S. 282); G K - i . Gebot I 3 f . (S. 562 f ; dazu Peters, Kommentar IS. 1 2 7 ff.). V g l . K K - I. Gebot 2 (S. 5 0 7 ; hierzu Peters, Kommentar / S. i 3 o f f . ) ; dieselben Verben tauchen auch in C A und Apol immer wieder auf, vgl. C A X V I , 4 ( 8 . 7 1 ) ; Apol I V , 8 . 2 7 ( S . 1 6 0 , 165).
29
Korrelation von Herz und erstem Gebot machen die Bekenntnisse die fundamentale Verkehrung und Ursünde des Menschen fest,®^ die vom Menschen allein durch das Wort Gottes und nicht durch seine Erfahrung erkannt werden kann.®^ In bezug auf den sündigen Menschen wird diese Korrelation doppelt bestimmt:®" Zum einen wird negativ festgestellt, daß dem gefallenen Menschen grundlegend die potentia®^ fehlt, das erste Gebot zu erfüllen,®® das heißt: Er sündigt nicht nur aktuell, sondern das Herz mit seinen Kräften®"' und seinem Willen®® ist von vornherein zu Gottesfurcht und Gottesliebe unfähig,®' ja es verachtet und haßt Gott.'° Positiv bedeutet die Verkehrung des menschlichen Herzens andererseits, daß der Mensch seine Furcht und sein Vertrauen auf andere Dinge und Mächte setzt und sich so neue Götter s c h a f f t . V o r allem wird dabei in den Bekenntnissen die fiducia operum genannt,®^ die der opinio legis des natürlichen Menschen entspricht'^ und an die Stelle der fiducia Christi tritt, sowie das Vertrauen auf die Heiligen Vgl, A. S. ΙΙΙ,ι (S. 434); Luther differenziert hier zwischen Erbsünde und Frucht in etwas anderer Weise als Melanchthon, vgl. Schniewind, Schmalkaldische Artikel S. y f . ; Kinder, Erbsünde S. 4 1 . " Vgl. Apol 11,13 (S· 149); A. S. ΙΙΙ,Ι (S. 434). Vgl. das »sine« und »cum« in CA II (S. 53). ' ' Vgl. CA 11,2 d . T . : »daß sie. . . keinen wahren Glauben an Gott von N a t u r haben können« {S. 53; Hervorhebung G . M . ) ; vgl. Breuning, Erbsündenverständnis S. 134. Vgl. Triebet, Strukturen S. 320 Anm. 25, der auf die genaue Parallelität von CA II, 1 und K K - I. Gebot aufmerksam macht. Die vires rationis spielen in der Behandlung der Erbsündenthematik in den Bekenntnissen eine wichtige Rolle (vgl. CA 11,3 S. 53; dazu Pfnür, Einig S. 36). Wenn Hammann, Nomismus S. I34f. versucht, das »zu schwach« von CA X X , 3 0 d. T. (S. 80) gegen das »non posse non peccare« auszuspielen, dann übersieht er zugleich, daß durch den Hinweis auf die potestas diaboli in CA X X , 3 2 (ebd.) die Möglichkeit einer Neutralität der Kräfte des menschlichen Herzens ausgeschlossen ist und daß die Gabe des heiligen Geistes eine renovatio und Neuschöpfung der Affekte wirkt (vgl. CA X X , 2 9 ebd.) und nicht an die verbleibenden Fähigkeiten des Herzens anknüpft: ratio und Spiritus sind in den Bekenntnissen stets ein Gegensatzpa3.i\ Der Wille ist an das verkehrte Herz rückgebunden; er kann somit nicht frei sein und in einer neutralen Zone zwischen G u t und Böse verbleiben (vgl. A. S. III, ι S. 434; hierzu Schott, LehreS. 2off.). e« Vgl. Apol 11,3 (S· 146); Apol X V I I I , 6 f (S. 3 1 1 f.); hierzu Spam, Begründung S. 1 3 3 . Vgl. Apol 11,8 (S. I48f.); Apol IV,34 (S. 166); dazu Pöhlmann, Konkupiszenzverständnis S. 390 f. Verachtung und Gotteshaß entsprechen dabei praesumptio und desperatio, wie sie durch das Gesetz gewirkt werden. Vgl. die bekannten Ausführungen Luthers in G K - i. Gebot i ff. (S. j ó o f . ; vgl. dazu Peters, Kommentar IS. i i o f f . ) . « Vgl. CA ν ΐ , ι (S. 60); CA X X , IO (S. 77); Apol IV, 11 (S. 161); Apol Х11,7б (S. 267); Apol XV,25 (S. 302); ähnlich Apol XXVII,34 (S. 388). Vgl. Apol IV, IO. 206.265 (S. 1 6 1 , 199, 213); ApolXXIV,97(S. 376); »daß der Mensch ein aktiver Mensch ist« {Vajta, Sine Meritis S. 80), wird dabei vorausgesetzt. Vgl. Apol X X I , 15 (S. 319); A. S. 11,2 (S. 424^); G K - i . Gebot 11 f. (S. 562); sowohl in CA X X I als auch in Apol X X I gebraucht Melanchthon von daher Rechtfertigungsterminologie.
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beide äußern sich zwangsläufig auch in neuen c u l t u s . ' ® Indem die Bekenntnisse auch die concupiscentia primär als Vergehen gegen das erste G e b o t fassen,'^ machen sie deutlich, daß das verkehrte Herz nicht allein nicht die erste Tafel des Gesetzes zu erfüllen v e r m a g , sondern all sein T u n vor G o t t Sünde i s t ; ' ^ sie wehren damit zugleich einem moralistischen Mißverständnis der Sünde, wie sie es in der römischen K i r c h e zu entdecken glaubten. D e m Gericht über seine S ü n d e ' ® versucht der natürliche Mensch zu entfliehen, statt es anzuerkennen ersten G e b o t getrieben.
so wird er i m m e r mehr in die Opposition zum N i c h t das Halten des Gesetzes, nicht die
ratio,
sondern allein eine regeneratio von G o t t her vermag hier etwas zu verändern, denn das E v a n g e l i u m und der heilige G e i s t schaffen i m Menschen den G l a u b e n und ein neues Herz,^'"' in denen das erste G e b o t seine E r f ü l l u n g findet.
Vgl. A p o l I V , i o . 2 i 2 ( S . 1 6 0 , 2 0 1 ) . Vgl. Apol I I . 8 . 1 4 (S. i 4 8 f , , 150); dazu Brunner, Rechtfertigung S. 302. " Vgl. Apol IV,28 (S. 165); Apol XVIII,6 (S. 3 1 1 ) ; hinter der Argumentation steht Rom 1 4 , 2 3 (vgl. Apol IV,35 S. 166). Vgl. A. S. 111,3 (S. 438) und den wiederholten Vorwurf der Apologie, die römischen Gegner berücksichtigten nur die secunda tabula, vgl. Apol I I , i 6 (S. 150); Apol I V , 3 4 . 1 3 1 (S. 166, 186); hierzu zählt auch die Frage, ob nur der consensus Sünde sei, vgl. Apol 11,42f. (S. 155; àzzuKinder, ErbsündeS. 64ff.). " Aus methodischen Gründen wird die Antithetik von Gesetz und Evangelium und die von Glaube und Unglaube in diesem Teilkapitel nacheinander behandelt; daß der Unglaube als Ursünde gerade durch das Handeln Gottes in Gesetz und Evangelium erkannt und aufgedeckt wird und umgekehrt es im Verhältnis von Herz und erstem Gebot immer zugleich um Gericht und die Rettung aus dem Gericht geht, muß dabei unbedingt beachtet werden, vgl. hierzu die wichtigen Überlegungen von W. Bauman, Gospel S. 4 i 4 f . 10» Vgl. Apol IV,34 (S. 166). 1·» Vgl. Apol I V , 3 5 . 3 8 . i 7 6 (S. i 6 6 f . , 195); Apol X I I , 3 2 (S. 257); praesumptio und desperatio sind gleichermaßen Ausdruck dieser Flucht. Zu der Zusammenstellung von lex und ratio vgl. Apol IV,7 — 9 (S. 160). »Opera primae tabulae.. . non potest humanum cor efïïcere sine spiritu sancto« (Apol
X V I I I , 7 S . 312). Vgl. C A X X , 2 9 ( S . 8 o ) ; A . S . I I I , 1 3 (S. 460); dies wird Apol I V , i 2 3 , 2 1 9 (S, 1 8 5 , 2 0 1 ) explizit als Erfüllung der Verheißung von Jer 3 1 , 3 3 dargestellt; vgl. dazu Günther, Entwicklung S. 88. Vgl. CA X X , 3 6 (S. 81); G K - I. Artikel 10 (S. 647); dazu die Rede von der iustitia cordis, CA X V I , 4 (S. 71); Apol V I I , 3 1 (S. 241). Von daher läßt sich der Schluß kaum umgehen, daß fur die lutherischen Bekenntnisse die concupiscentia vor der regeneratio von der concupiscentia nach der regeneratio zu unterscheiden ist. Gewiß, beide sind Sünde (vgl. Apol 11,38—40 S. I54f. ; gegen Wendt, Augsburgische Konfession S. 30, der behauptet, fur die Reformatoren habe die Erbsünde bei den Getauften »nur die Bedeutung eines andauernden versucherischen Reizes zur Sünde«), so daß auch nach der Taufe der heilige Geist die mortificatio fortsetzen muß (vgl. Apol 11,45 S. 156). Andererseits aber bezeichnet Melanchthon das »sine metu Dei et sine fide esse« als »durabiles defectus in natura non renovata« (Apol II,31 S. 1 5 3 , Hervorhebung G. M.). Von daher hat die renovatio offensichtlich einen Einfluß auf das Bestehen der concupiscentia im Menschen, der über die Aufhebung des reatus (vgl. Apol 11,35 S. 1 5 3 f . ) hinausgeht (vgl die ähnlichen Überlegungen von Breuning, Erbsündenverständnis
s. 137)!
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1.1.4 • Rechtfertigung als trinitarisch-heilsgeschichtliches Geschehen Die Rechtfertigung als intensives Geschehen des Handelns Gottes am Menschen in Gesetz und Evangelium läßt sich sachgemäß nur erfassen, wenn sie zugleich in ihrer extensiven Dimension als trinitarisch-heilsgeschichtliches Geschehen erkannt wird. Dem Menschen gegenüber steht der dreieinige Gott, dem auch der gefallene Mensch schöpfungsmäßig zugeordnet bleibt, der im Kreuzesgeschehen sich und die Welt'"® mit sich versöhnen läßt^°® und so durch Christus und den heiligen Geist^^° den Zugang zu Gott als dem Vater neu eröffnet. ^^^ In der Darstellung dieses Geschehens in den lutherischen Bekenntnissen läßt sich eine christologische Zentrierung deutlich erkennen: Das Wirken Christi umfaßt unter dem Begriff des regnum Christi^^^ auch das Wirken des Geistes^^^ und die daraus sich ergebenden Glaubensfrüchte. Indem die Christologie als Soteriologie entfaltet wird,^^^ wird das Rechtfertigungsgeschehen selbst so fest im zweiten Artikel verankert, daß sich die Aussagen über die Rechtfertigung im engen Sinne als Modus der Heilsaneignung Z u r C A v g l . Stuhlmacher, SchriftauslegmgS. 2 5 4 ; zu den A . S. vgl. deren Gliederung mit ihrer Voranstellung des Konsensus in der Trinitätslehre, auf dessen ökumenische Bedeutung Lohse, Bedeutung S. 1 7 3 hinweist; zum K K vgl. Peters, Konzeption S. 344. V g l . zur C A Brunner, Notwendigkeit S. 272 und Kimme, CA S. 1 7 ; zum K K Beintker, Schöpfercredo S. 6 und Bayer, Rechtfertigung S. 8—10, der mit Recht auch auf die schöpfungstheologischen Implikationen der Rechtfertigung selbst, wie sie in Luthers Erklärung zum i . Artikel erkennbar werden, verweist. Daß das Kreuzesopfer Christi die Rechtfertigung zu einem weltumfassenden Geschehen macht, tritt in den Bekenntnissen hinter dessen intensive Dimension deutlich zurück, doch vgl. z. B . Apol IV, 1 0 3 (S. i 8 i ) , wo der totus mundus in den Blick kommt, sowie das betonte »pro omnibus actualibus hominum peccatis« in C A 1 1 1 , 3 (S. 54; dazu Franzmann, Reconciliation S. 88). Die Gottheit der Person Jesu Christi spielt hierbei eine zentrale Rolle, vgl. Petzoldt, Bekenntnis S. 146; Stier, Luthers Glaube S. 2 3 f ; Schlink, Theologie S. 1 2 5 f Anm. 1 2 ; Voigt, Christologie S. 40 und Kinder, Christus S. 1 0 3 . Zur Bedeutung des heiligen Geistes in diesem Zusammenhang vgl. Kvist, Geist S. 206 f f V g l . die wunderbare trinitarische Entfaltung in G K - 3. Artikel 63 — 65 (S. 660); dazu Peters, Kommentar II S. 5 3 f. V g l . C A 1 1 1 , 4 (S. 54) und die Bedeutung des Herr-Seins Christi in Luthers Katechismen (vgl. S. 5 1 1 , 6 5 1 ) . Dieser ist Spiritus Christi (vgl. Apol I V , 3 7 2 S. 230); vgl. Günther, Entwicklung S. 1 7 0 Anm. 5 3 . " " V g l . Apol IV, 1 8 9 (S. 197); Apol V I I , 5 (S. 2 3 4 ^ ) ; Apol X I I , 3 7 (»lex enim non fit sine Christo«, S. 258); zur Diskussion dieser Einordnung in C A und Apol vgl. Pfnür, Einig S. io6i.\Hauschild, C A S . 1 4 9 , 1 5 5 f ; S t u d i e n ^ . ιη•^ñ.^,Beck, Vaith^. 196. Ähnliches läßt sich fur den K K zeigen, vgl. Peters, Konzeption S. 349. 115 V g l . Asendorf, Luther's Small Catechism S. 7: »in the explanation of the second article, Christology is explained in terms of justification. « Dorr liegt »alle unser Heil und Seligkeit« ( G K - 2. Artikel 32 S. 653); Gleiches gilt nach Kimme, CA S. 2 3 f. für die C A .
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nachgerade notwendig daraus ergeben. ^^^^ Der »christologische Zweitakt«ii® von Erwerb und Austeilung des Heils^^® läßt sich daher mit den Kategorien von Potentialität und Realisierung nicht angemessen ausdrücken die Spannung zwischen dem nunc quoque von CA II, das die Wiedergeburt durch den heiligen Geist auch nach dem Sühnetod Christi für heilsnotwendig erklärt, und der Unmittelbarkeit von Christustat und Rechtfertigung, wie sie ebenfalls in den lutherischen Bekenntnissen begegnet,^^^ darf nicht zugunsten einer Seite aufgelöst werden. ^^^ In der Darstellung der Bedeutung des Werks Christi wird dem munus sacerdotale besonderes Gewicht beigemessen, was vor allem durch die Auseinandersetzung mit dem Meßopfer motiviert ist, in der der Charakter des Streits um die Rechtfertigung als Streit um den rechten Gottesdienst besonders klar erfaßbar ist.^^^ Zudem läßt sich in Christi satisfactio und intercessio die innertrinitarische Dimension der Rechtfertigung besonders deutlich erkennen. Auch das munus regium findet, wie erwähnt, in den Bekenntnissen Berücksichtigung,^^^ wobei vor allem das Werk Christi als Kampf gegen den Teufel herausgearbeitet wird;^^® dadurch erhält die Darstellung des Kampfes, in den der Christ durch Gottes Handeln in Gesetz und Evangelium gestellt ist, eine gewisse U n s c h ä r f e . ^^^ Offensichtlich ist jedenfalls, daß durch die zentrale Verwendung des »propter Christum« in der CA und der Apologie^^" das Werk Christi keinesfalls auf eine causa meritoria der Rechtfertigung^^^ reduziert werden soll.^^^ Vgl. Brmner, Bedeutung S. 128: »Wer zu C A III im Glauben J a sagt, der kann gar nicht anders, als daß er auch zu C A I V J a sagt.« Vgl. auch den Hinweis von Voigt, Christologk S. 33 auf die Einfügung des »iustificat« in Apol III (S. 158). Vgl. Maurer, Melanchthonb. 1 7 2 . Vgl. G K - 3. Artikel 38 (S. 654); dazu Peters, Kommentar II S. I96£f. So richtig Baur, Christologk S. 427 f Vgl. CA 1 1 , 2 (S. 53); dazu Kinder, Erbsünde S. Gl. 1 " Vgl. die Darstellung in A . S . Ι Ι , ι (S. 415); vgl. àazuSchurh, EmphasisS. l o f , der auf die Auslassung des δια της πίστεως im Rom 3 , 2 3 —25 - Zitat im ersten Abschnitt von A . S. II, i aufmerksam macht: Dadurch werden dort uneingeschränkt »alle« als Empfanger der iustificatio durch die Christustat genannt. 1 " Vgl. hierzu die Untersuchung von Roots S. 1 1 7 f f 124 Vgl. hierzu Eiert, Morphologie i. l o i f 125 Vgl. die zentrale Stellung der Meßopferkontroverse in den Schmalkaldischen Artikeln (vgl. A . S. 11,2) und die Argumentation Melanchthons in CA und Apol X X I V (hierzu Evanson, Worship Si. 356—359). Zur Bedeutung der intercessio Christi vgl. Kinder, Christus 112. 1 " Vgl. ebd. S. 1 0 2 . 12® Vgl. Apol 1 1 , 5 0 (S. 157); Apol I V , i 9 o f f . (S. i 9 7 f , hierzu Hermann, Rechtfertigung S. 272); Apol VII, i 6 f f (S. 237 f ) ; G K - 2. Artikel 3 1 (S. 652). 12' Einerseits wird der Mensch von Gott selbst angegriffen, andererseits kämpft er mit Gott gegen den Teufel (zu letzterem vgl. Bockmühl, Gesetz S. 258). Vgl. Müller, Theologie S. 6 9 — 7 1 ; dazu die Auslegung des »propter Christum« bei Luther, wie Maurer sie in seinem CA-Kommentar darlegt (vgl. Maurer, Kommentar S. 9 1 f f ). 1^1 Zur Terminologie vgl. DS 1 5 2 9 ; der Begriff des meritum Christi wird in den Bekennt-
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Die Beobachtungen der christologischen Zentrierung und der Bedeutung des Werkes Christi dürfen schließlich jedoch nicht vergessen lassen, daß die innertrinitarische Bewegung auf Gott den Vater als deus placatus^^^ zielt und der heilsgeschichtliche Aufriß der C A im Jüngsten Gericht sein Ende finj g j 134 Nicht zufállig zählt Rom 5, i f zu den am häufigsten zitierten Schriftstellen in Apol IV, denn der freie Zugang zu dem nicht mehr zürnenden Gott ist Ziel der Bewegung, in die das Rechtfertigungsgeschehen hineinnimmt, ^з® Zentraler Ausdruck dieses gewonnenen Friedens ist die invocatio Gottes als Vater durch Christus im heiligen Geist. ^^^
1.1.3.
Rechtfertigung
als Widerfahrnis
der
vivificatio
Rechtfertigung wird in den lutherischen Bekenntnissen nicht als Prozeß,i3® sondern wesentlich als Ereignis^^' und W i d e r f a h r n i s b e s c h r i e ben, ^^^ dessen Inhalt entsprechend dem doppelten Gotteshandeln in Gesetz
nissen wesentlich polemisch als Waffe gegen Rom gebraucht (vgl. Wajta, Sine Meritis S. 176); es geht also nicht bloß, wie bei Anselm, um »eine Würdigung des Werkes Christi mit dem BegrifFsmaterial der Bußlehre« (Loofs, Leitfaden S. 413). V g l . Asmussen, Warum S. 76; Pfnür, Einig S. 148f.; Beck, Faith S. 188; daß es in der Rechtfertigung um die Person Christi gerade auch in ihrer Auferstehungsmächtigkeit geht, zeigt der wiederholte Vorwurf des »sepelire Christum«, vgl. Apol IV, i 8 . 8 i (S. 163, 176). V g l . A p o l I V , 4 5 . 8 o ( S . 168, 176). Vgl. C A X V I I (S. 72); daß der existentiellen Erfahrung des Gesetzes die >heilsgeschichtliche< Dimension des Jüngsten Gerichtes entspricht, ist für die Bekenntnisse von grundlegender Bedeutung! Vgl. H. Werner, Anfechtung S. 84. V g l . Apol IV,8i (S. 176). V g l . C A X X , 2 4 f (S. 79); Apol ^ , 3 8 5 (S. 232); hierzu Geyer, Geburt S. 3 5 6 f Z u m unlöslichen Zusammenhang von fides und invocatio vgl. Apol I V . j g f (S. 171); Apol X X I , 10.13 (S. 3 i 8 f ) sowie Luthers Auslegung des Vaterunsers in den Katechismen (dazu Peters, Vaterumer-AuslegungS. 75). 138 Vgl. Asmussen, Warum S. 74. V g l . H, Werner, Anfechtung S. 85: »Rechtfertigung ist das Ereignis der Absolution, ist der Augenblick, in dem Gesetz und Evangelium von dem Angefochtenen gleichzeitig erfahren werden.« l'io Dies gilt besonders für C A und Apol (vgl. dazu Schlink, Theologie S. I 3 6 f Anm. 16, dessen Ansatz als sachgemäß anzusehen ist!); nur wo dies übersehen wird, kann man sich künstlich Probleme schaffen, wie Hoffmann, lustificare S. 29 dies tut, der als sein Thema »lustificare als iustum efficere« formuliert und dann in seinem ganzen Aufsatz keinen einzigen Beleg für den aktiven Gebrauch dieses Infinitivs in Apol IV anführen kann. Es geht in Apol IV nicht um »iustum efficere« (selbst das »fides. . . iustum efficiat« von Apol IV,72 < S . I 7 4 > wird durch ein »accipiat« erläutert und im deutschen Text mit »gerecht werden« wiedergegeben), sondern um «ex iniusto iustum effici« (zum ersten Teil dieser Formel vgl. Kunze, Rechtfertigungslehre S. 31). Wichtig ist dabei, wie auch Greschat, Melanchthon S. 121 betont, daß dies Ereignis nicht einen Teil, sondern das Ganze der Heilszueignung umfaßt.
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und Evangelium^·*^ in der remissio peccatorum besteht^'^^ und das vom Menschen in der Spannung von contritio undfides^'^"'als consolatio^·*® erfahren wird. Zusammengefaßt werden »objektiver« Inhalt und Erfahrungsdimension der Rechtfertigung unter der Konzeption des neuen Lehensdies ist für das Verständnis der Schilderung des Rechtfertigungsgeschehens vor allem in der Apologie von zentraler Bedeutung, i"*® Ausgangspunkt in der Behandlung der Rechtfertigungsthematik ist der sündige Mensch, der das Handeln Gottes als mortificatio und vivificatio^^" erleidet-,indem Melanchthon diesen Vorgang unter dem Aspekt »quomodo contingat fides«^®^ darlegt, versucht er, die Wirksamkeit von Gesetz und Evangelium und die Gnadenhaftigkeit des Rettungsgeschehens ^^^ erfahrungstheologisch zu illustrieren 142 Vgl. McDonough, LawS. 145 und Jarnsen, Bußtheologie S. 79 Anm. 82. Vgl. den Vonvurf Apol IV,290 (S. 218): »Non docet iustificationem esse remissionem peccatorum. « " " Vgl. Apol X I I , 2 8 ( S . 257). Vgl. Apol IV,62 (S. 172); hierzu MüllerIPfnür, Rechtfertigung S. 1 1 9 ; man könnte nachgerade formulieren, daß die Aussagen der Bekenntnisse zur Rechtfertigung nichts anderes wollen, als immer neu durchzukonjugieren, daß das Wort der Absolution die Beichte »lieblich und tröstlich machet«, wie Luther es im Großen Katechismus ausdrückt (S. 729). 146 £)¡g experientia ist besonders für Melanchthon ein ganz wichtiges Argument, vgl. CA X X , 1 5 (S. 77f.); Apol IV,350 (S. 227); dazu auch das »sentire« Apol IV,37 (S. 167); Apol XII,29(S.257). Die Verbindung von Rechtfertigung, Vergebung der Sünden und Leben, deren Erkenntnis schon für den reformatorischen Durchbruch Luthers eine zentrale Rolle gespielt haben dürfte (vgl. Staats, Augustin S. 38f. - vgl. hierzu auch die parallele Argumentation Melanchthons in Apol XII, 47 S. 260!), findet sich in den Bekenntnissen in terminologischer Doppelung häufig, vgl. z.B. CA IV,3 d.T. (S. 56); Apol IV,354 (S. 227); K K - 5. Hauptstück6(S. 520). Oie^thiixpmngMonForde, Justifications. 3, »that the legal language tends to become dominant if not exclusive in the confessional documents of the Reformation while the death-life language recedes and often disappears altogether«, läßt sich von daher, gerade auch im Hinblick auf die Apologie, schwerlich aufrechterhalten. Daß man zum Verständnis Melanchthons bei der vivificatio einsetzen muß, macht Hägglund, Rechtfertigung S. 330 deutlich; nur wo dies erkannt wird, lassen sich Vexierfragen wie die nach der »effektiven Rechtfertigungslehre« der Bekenntnisse (vgl. die Oberflächlichkeit, mit der Röhlmann in seinen Veröffentlichungen immer wieder die effektive Rechtfertigung als Argument zur Sprache bringt, vgl. Pöhlmann, Kommentar S. l ó g f . ; ders., Melanchthon S. 17 und ders., Abriß S. 265, 292) oder Verengungen, wie sie durch die isolierte Behandlung einzelner Begriffe wie »regeneratio« entstehen, vermeiden! »quod docemus, homines...« (Apol IV, i S. 158; Hervorhebung G. M.); vgl. dazu Greschat, Melanchthon i i i (gegen Nagel, Luthers Anteil ?>. 80). ISO Vgl. Apol XII,46 (S. 260); dazu Eßer, Amt S. i 3 o f . , der auf Melanchthons »Berufung auf Rom 6 und Kol 2 , 1 1 f. « in diesem Zusammenhang verweist. Vgl. die Betonung d e r c o n t r i t i o (A. S. 111,з S. 437) gegenüber der Buße als actus elicitus auf römischer Seite (hierzu auch Apol XII, 7 5 ff. S. 267); es geht darum, daß »in iudicio Dei et terroribus conscientiae fiducia operum nobis excutiatur.« (Apol IV,20 S. 163). Die Umschreibung des Glaubens als »existentielle Entscheidung« {Pohlmann, Melanchthon S. 18 und Buchrucker, Apologie S. 58) ist von daher äußerst unglücklich. Apol IV,6i (S. 172). »Indem scheinbar psychologische Begriffe Verwendung finden, werden in Wahrheit alle Leistungen ausgeschlossen« {Schlink, Theologie S. 144).
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und zu v e r a n t w o r t e n D i e Erfahrung der Wirksamkeit des Wortes^^^ und der »Wirk-lichkeit«^^^ des Glaubens^®^ werden dabei gegen alle Versuche des Menschen gestellt, in Vorbereitung und Durchführung der Rechtfertigung selbständig mitwirken zu können. Die Aussagen über die Rechtfertigung als effektives Geschehen sind von daher in der Erfahrung der mutatio^®' durch das Wort Gottes und damit im Glauben festgemacht sie sind Begründung für den Ausschluß aller menschlichen opera aus der Rechtfertigung^®^ und stellen die Opposition von Glauben und Werken nicht in Frage. Zur Beschreibung der Rechtfertigung als vivificatio,^®^ der Begriffe wie fides viva, tota novitas vitae, inchoatio vitae aeternae in cordibus^®® und
V g l . Apol X I I , 4 0 : »Et quia (!) Deus vere per verbum vivifícat, claves vere coram Deo remittunt peccata« (S. 259), dazu auch Melanchthons Verweise auf das »Fühlen« in den Verhandlungen im Vierzehnerausschuß 1 5 3 0 , die die argumentative Bedeutung der Erfahrung für Melanchthon deutlich machen; vgl. Förstemann, Urkundenbuch S. 226. Entscheidend wichtig zur Beurteilung dieses Vorgehens Melanchthons sind dessen Rekurse auf die Schrift, vor allem auf die Gebete des Psalters, vgl. z. B. Apol I V , 5 8 f f (S. 1 7 1 ) ; Apol X I I , 3 0 f f . 4 9 ff. (S. 2 5 7 , 2 6 1 ) . Daß hierbei die Gefahr der Psychologisierung nicht ganz von der Hand zu weisen ist, ist unbestritten (vgl. Roloff, Apologie IV S. 66; Asmussen, Warum S. 75); doch vgl. dagegen auch die Hinweise von Günther, Entwicklung S. 1 1 4 auf Melanchthons Interesse an der geschöpflichen Wirklichkeit des Menschen, von Pfnür, Einig S. 167 f. auf den frömmigkeitsgeschichtlichen Kontext dieser Aussagen, sowie von Greschat, Melanchthon S. 1 2 3 , der betont, daß die psychologischen Kategorien die fides gerade in ihrer völligen Andersartigkeit hervorheben sollen. V g l . Apol I V , 6 7 ( 8 . 173). 156 V g l . Herms, Wirklichkeit S. 560 sowie das wiederholte »vere« in Apol X I I , 4 0 . 4 6 (S. 2 5 9 f . ) ; vgl. Apol X V , 4 5 (S. 306). i ® ' Es ist bezeichnend, daß Melanchthon in der Behandlung des Themas »quomodo contingat fides« hinter diese Korrelation von Wort und Glaube nicht zurückgeht; seine Frage ist darum nicht beispielsweise mit den vermittlungstheologischen Überlegungen eines Wilhelm Herrmann (vgl. Herrmann, Verkehr S. 1 1 —14) zu verwechseln! " β V g l . Apol IV, 1 4 8 ( 5 . 189); hierzu Melanchthon ξ,. 1 3 3 . 159 V g l . Apol X I I , 1 7 0 (S. 289); diese mutatio besteht wesentlich in der Veränderung der Affekte, vgl. C A X X , 2 9 — 3 1 (S. 80; hierzu E. F. Fischer, Melanchthons Lehre S. 45 — 56 und Fagerherg, Theologie^. yon Greschat, Melanchthon^. 1 2 6 gewählte Ausdruck »ideell« paßt von daher nicht. 160 Diesen Zusammenhang betonen Speri, Apologie S. 6 3 4 und Wenz, Geschichte S. 68 mit Recht. V g l . Apol IV,62: » N a m illa < s c i l . f i d e i > consolatio est (!) nova et spiritualis vita« (S. 172). Der Vorwurf gegen R o m lautet, daß die durch die Lehre der iustitia legis in die Verzweiflung getriebenen Gewissen »nunquam possunt experiri, quid sit fides et quam sit efFicax« (Apol I V , 2 i S. 164). Darauf, daß die Aussagen über die Rechtfertigung als effektives Geschehen nicht den Sinn einer Relativierung dieser grundlegenden Opposition haben können, weist auch Engelland in seiner kritischen Stellungnahme am Ende seiner vorzüglichen Darstellung der Diskussion um Apol I V h i n , vgl. Engelland, Melanchthon S. 5 5 9 A n m . 1 8 . 163 V g l . dazu Roensch, Wirken S. 92 f ; die iustificatio ist jedoch nicht bloß »Voraussetzung für die vivificatio« (ebd. S. 92; Hervorhebung G . M . ; vgl. Geyer, Gehurt S. 288 A n m . 627). V g l . Apol IV,248 (S. 209).
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vor allem regeneration®'' zugeordnet sind, gehört wesentlich auch die donatio Spiritus Sancti.n®® Daß sich der Spiritus vivificane vom Menschen als Bewegung erfahren läßt,^®^ ja nachgerade erfahren werden muß, wird gegen die frigidissima doctrina der Gegner^'''' eingewandt^'^i und ist zentrale Argumentationsfigur gegen die römische Lehre vom ex opere o p e r a t o , w i e Melanchthon sie verstand. Dadurch, daß die Rechtfertigung als vivificatio beschrieben wird, gelingt es den Bekenntnissen, unter dem Begriff des neuen Lebens die Fundamentalerfahrung des Rechtfertigungsereignisses mit dem status des Lebens der Gerechtfertigten so zu verbinden, daß eine Aufsplitterung in prima und secunda iustificatio unterbleibt. Es ist von daher gerade in Melanchthons Vgl. Apol X I I , 1 3 2 . 1 3 7 (S. 28of.); von einer nova vita ist Apol IV,258.274 (S. 2 1 1 , 214) die Rede. Vgl. Apol X V I , 2 . 6 (S.3o8f.). »regeneratio est quasi inchoatio aeternae vitae« (Apol IV,352, S. 227); die regeneratio in der Taufe ist Rettung aus der aeterna mors (CA 11,2 S. 53); vgl. dazu Pagerberg, Theologie S. 166. Die Unscharfe, die sich daraus ergibt, daß zum einen der Glaube als Wirkung des Geistes beschrieben wird (vgl. CA V,2 S. 58; Apol IV,64 S. 173), andererseits aber mit Augustin gesagt wird, daß der Glaube den Geist empfängt (vgl. Apol IV,99.116 S. 180, 183; noch anders Apol X X , 1 5 : »cum fide accepimus spiritum sanctum«, S. 316), wird in den Bekenntnissen nicht aufgelöst (vgl. hierzu Engelland, Melanchthon S. 540 Anm. 17; Weber, Reformation S. 79; Schlink, Theologie S. 165, 167 und Hauschild, CA S. 150—156); in der Erfahrung der Lebendigmachung und aufgrund der unlöslich engen Zuordnung von Geist und Leben läßt sich diese Spannung aushalten. Die Vorschläge von Albrecht Peters zur Auflösung dieser Spannung können hingegen nicht überzeugen. So scheitert der Erklärungsversuch von Peters, Rechtfertigungsbotschaft S. 87 f schon an der Stelle Apol IV, 1 1 6 (S. 183), die Peters als Beleg für die Verhältnisbestimmung von Glaube und Geist im »Horizont der Rechtfertigung« anführt: Daß der Glaube ein »Werk des heiligen Geistes« ist, sagt nur der deutsche Text; im Lateinischen heißt es dagegen: » f i d e s . . . affert spiritum sanctum«! Auch eine zweimalige Einfügung des Geistes in eine »>anthropologisch-theologische< Kette« (Peters, Rechtfertigung S. 79) läßt sich in keiner der von Peters in den Anmerkungen angeführten Stellen der Bekenntnisse nachweisen ! " " Vgl. Apol IV, 125 (S. 185). 1™ Vgl. Apol IV,79(S. 175). Vgl. Apol IV,63 (S. 172). Vgl. Apol XII, 12 (S. 255); Apol X X I V , 5 9 (S. 366); dazu Hauschild, Verwerfungen S. 52 — 56. Die Bedeutung dieses Verweises auf den Spiritus Sanctus wird in der Diskussion um die lutherische Position zum ex opere operato meist nicht genügend beachtet. Auf die Defizite des Verständnisses Melanchthons verweist Hennig, Lehre S. 130 mit Recht; daß das ex opere operato in seinem eigentlichen Sinn, bezogen auf die Sakramente, zwischen Rom und den lutherischen Bekenntnissen nicht strittig zu sein brauchte und braucht, betonen Hennig, Lehre S. 135; Pagerberg, Theologie S. I 7 7 f . ; Pfnür, Einig S. 4 5 f . , 64 sowie Stephenson, Ex Opere Operato Principle S. 5, der die eigentlichen Trennungslinien in dieser Frage korrekt markiert; vgl. dazu jetzt auch Huovinen, Opus operatum. Gewiß kann auch Melanchthon zwischen der Fundamentalerfahrung des ex iniusto iustum effici und dem status des iustum pronuntiari unterscheiden (vgl. Apol IV,252 S. 209); doch nur, um die bleibende Bedeutung der in der Fundamentalerfahrung gegründeten fides auch für die Beurteilung der guten Werke, deren Existenz das Charakteristikum der neuen Situation des Menschen post iustificationem im Unterschied zu der des iustum effici darstellt,
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Darstellung der Rechtfertigung bezeichnend, daß Taufterminologie, Beschreibung der conversio impii als Erfahrung und Identifikation von Rechtfertigungserleben und Zuspruch der Absolution im Beichtsakrament ineinander übergehen. Das Ereignis von mortificatio und vivificatio^^^ und die darin begründete Dialektik sind im Leben des Christen unüberholbar;i^® auch der ebenfalls mit dem Begriff der regeneratio faßbare progressus in der Heiligungi^^ kann in nichts anderem als in täglicher mortificatio^®" und im täglichen reditus ad baptismum^®^ als Rückkehr zur Grunderfahrung des Christen bestehen:!®^ Die Buße ist die bleibende Situation des G l a u b e n s , i®^ Von hier aus entpuppt sich schließlich die Problematisierung des Verhältnisses von Todsünde und Glaube als V e x i e r f r a g e , d i e darum unangemessen
um so deutlicher herauszuarbeiten. Umgekehrt kann Melanchthon beide Ausdrücke jedoch auch einfach als zwei modi loquendi scripturae zusammenfassen (vgl. Apol IV,72 S. 174; hierzu Engeltand, Melanchthon S. 561 Anm. 18. Ich schließe mich dabei der Konjektur von Stange, Stelle S. 180 aufgrund der von Pfnür, Einig S. 173f. Anm. 243 genannten Argumente an); das Postulat eines «Abhängigkeitsverhältnisses« (Pfnür, Einig S. 179) zwischen den beiden Ausdrücken steht zu den Aussagen der Apologie zwar nicht grundsätzlich im Widerspruch, doch ist es bezeichnend, daß eine solche Systematisierung, wie sie beispielsweise Fagerherg, Rechtfertigungslehre S. 338 — 340 versucht, in der Apologie selbst nicht vorgenommen wird: Die Differenzierung zwischen iustum effici und pronuntiari hat für Melanchthon nur argumentativen Wert (so richtig Lohse, Dogma S. 92 f.) und besitzt kein Eigengewicht. Auch wenn Melanchthon in seinen Darlegungen vornehmlich von der Situation der Beichte und Buße ausgeht, räumt er der Taufe doch immer wieder eine wichtige Stellung ein, vgl. z . B . Apol IX,3: »si hic baptismus irritus esset, nullis daretur spiritus sanctus, nulli fierent salvi« (S. 247); vgl. auch C A 11,2 (S. 53); Apol 11,35 f· (S· i 5 4 f · ) , dazu das Zitat Apol IV,i03 (S. 181; hierzu Warth, Justification S. i n f f . ) ; vgl. Pfnür, Einig S. 157: »Nach C A 9 geschieht das >in gratiam recipi< durch die Taufe.« Vgl. z. B. auch die Gleichsetzung »conversionem seu renovationem« (Apol XII,46 S. 260) oder Apol IV,374: »Fit autem regeneratio fide in poenitentia.« (S. 230) Eine einseitige Festlegung von Apol IV auf die conversio impii, wie Hoffmann, lustificare S. 39 sie versucht, erweist sich schon angesichts der Parallelität von Apol IV und XII als unhaltbar. Dem entspricht auf Seiten des Menschen die Zweiteilung der poenitentia in contritio und fides (vgl. C A X I I , 3 - 5 S . 6 6 f . ) . V g l . A . S . 111,3 (S. 447). V g l . Apol XII, 148: »ipsa regeneratio fît perpetua mortificatione vetustatis« (S. 284), vgl. Hoffmann, lustificare 44. V g l . Apol I V , 3 5 i (S. 227); K K - 4. Hauptstück 12 (S. 516); dazu Brunstäd, Theologie S. i i 2 f . uaà Fagerherg, TheologieS. 292. i ' i V g l . G K - 4. Hauptstück 79 (S. 706, lateinischer Text); vgl. Apol IV, 165: »semper ad promissionem recurrendum est« (S. 193). V g l . A . S . 111,3 (S- 447); G K - 3. Artikel 54f. (S. 658). V g l . Apol IV, 142 (S. 188); Apol X X , 13: »fidem existere in poenitentia« (S. 316). i'·· Dies muß kritisch auch gegen Pfnür geltend gemacht werden, der aufgrund dieser Problematisierung den Glauben in der C A als habitus zu bestimmen versucht (vgl. Pfnür, Einig S. 197). Die lutherischen Bekenntnisse legen jedoch das Wesen des Glaubens konsequent von seinem Ursprung im Evangelium und nie von der Möglichkeit seiner Beendigung her dar (dies auch gegen die gut tridentinische, aber völlig unlutherische Formel »certus simul incertus« bei Pöhlmann, Rechtfertigung S. 285); sie gehen von daher über die Leugnung der Möglichkeit einer Koexistenz von Glaube und Todsünde (vgl. Apol IV,64.115 S. 173, 183) praktisch nicht
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ist, weil sie die Erfahrung ethischer Problematik von der Rückbindung des Glaubens an die Situation der Buße^®® isoliert.
1. 1.6.
Díís » sola fide« als umfassender Ausdruck des Rechtfertigungsgeschehens
Da die Bekenntnisse ihre Darlegung der Rechtfertigung von der - theologisch verantworteten — Rechtfertigungserfahrung her entfalten, erhält der Glaube in ihren Ausführungen eine zentrale Stellung, ja das »sola fide«^®® dient ihnen nachgerade als Interpretament^®'' für das gesamte Rechtfertigungsgeschehen. U m diese Aussage vor Mißverständnissen zu schützen, muß die komplexe Größe »Glauben« in ihren verschiedenen Dimensionen erläutert werden Zuerst und vor allem gilt: Glaube erhält sein Wesen von Christus her, er ist »fides Christo formata«. Die Beziehung von Glaube und Christus hat dabei verschiedene Ebenen: A m häufigsten wird der Glaube als für den Menschen einzig angemessene^'^ Relation zum effectus historiae des Christusgeschehens^'^ dargestellt. Dieser effectus historiae besteht in der rehinaus (vgl. hierzu auch Anm. 240 dieses Teilkapitels). Die Frage der peccata contra conscientiam spielt in den Bekenntnissen Melanchthons noch keine Rolle (die Belege bei Haikola, Lehre S. 97 Anm. 32 sind irreführend!) und wird von Luther sogar ausdrücklich negativ beantwortet: »daß alsdenn der Glaube und Geist weg ist gewest« (A. S. 111,3 S. 448; Hervorhebung G . M.); vgl. hierzuNoiÄ, PeccataS>. 2 i 8 f . V g l . Apol IV, 142 —144 (S. 188 - man beachte den Zusammenhang von § 142 und §§ i43f.!); Apol X I I , 1 3 1 (S. 279f.); Apol X X , 1 3 : »fides non manet in h i s , . . . qui abiiciunt poenitentiam« (S. 316). 186 ^ д п kann auch sagen: die fides (vgl. die Auslassung des »sola« in Apol IV,87 S. 178); das »sola« ergibt sich notwendig aus dem Wesen der fides. Geyer, Gehurt S. 223 spricht in bezug auf Melanchthon von der »>fides< als Synekdoche«. 188 V g l . Bertram, Faith S. 177 —180. In der Apologie ist nach der grundlegenden Ausführung: »qui negant fidem iustificare, nihil nisi legem abolito evangelio et abolito Christo docent« (Apol IV,70 S. 174; vgl, Apol IV, 121 S. 184) das »sola fide« Skopus der folgenden § § 7 i f f . (so auch Melanchthon selber in seiner Erläuterung von C A und Apol auf dem Wormser Vorgespräch 1540: »De quarto, id solum explicandum ас communiendum est, quod in Apologia sola fides hominem coram Deo iustificare dicitur. « - zitiert bei Neuser, Vorbereitung S. 119). Richtig interpretiert von daher PeffÄ, Rechtfertigung des Sünders S. 230: »Werbegriffen hat, was Sünde ist, was menschliche Anstrengung leisten und nicht leisten kann, was Christus bedeutet, was Gnade besagt, kann. . . nur vom Glauben reden. « V g l . hitnuGreschat, Melanchthon Ъ. i i i . Oherman, lustitia S. 436. Vgl. C A X X , 2 3 ( S . 7 9 ) . Dieses wird zumeist mit passio und mors Christi als der satisfactio identifiziert (vgl. das »sola mors« Apol X X I V , 2 3 S. 356); doch vgl. die darüber hinausgehenden Bestimmungen Apol IV,291.297 (S. 218). Die Korrelation von propter Christum und per fidem ist vor allem für Melanchthon von großer Bedeutung, vgl. Beck, PaithS. I32f.; doch zeigt Gmf^^i, Melanchthon^. 203, daß auch Luther sie in seinen A . S. zu einer Grundstruktur macht. ""
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m i s s i o p e c c a t o r u m u n d läßt sich d a m i t ais S a c h v e r i i a l t e r f a s s e n ; ^ ' ' ' Q i r i s t u s selbst w i r d dabei m i t s e i n e m T u n i n einen K a u s a l z u s a m m e n h a n g e i n g e o r d net.
D e r » g a r s t i g e G r a b e n « zur historia w i r d hier d u r c h d i e p r o m i s s i o u n d
d i e e x i s t e n t i e l l e A n e i g n u n g des efFectus ü b e r b r ü c k t , d o c h
besteht
auf
dieser E b e n e , w ü r d e sie isoliert, d i e G e f a h r , d a ß eine echte G l e i c h z e i t i g k e i t u n d personale V e r b i n d u n g v o n G l a u b e u n d C h r i s t u s n i c h t erreicht w i r d . ^ ® ' ' Keinesfalls wird
j e d o c h d e r G l a u b e selbst a u f dieser E b e n e als T u n
des
M e n s c h e n v e r s t a n d e n ; seine p n e u m a t i s c h e B e g r ü n d u n g , die f ü r das g e s a m t e Rechtfertigungsgeschehen von fundamentaler Bedeutung ist,^'® wird vielmehr deutlich
h e r v o r g e h o b e n . ^^^ A u f eine w e i t e r e E b e n e v e r w e i s e n
bereits e r w ä h n t e E i n o r d n u n g d e r H e i l s a n e i g n u n g u n t e r das r e g n u m 5J-J200 ц д ^ d a r ü b e r h i n a u s d i e U n m i t t e l b a r k e i t ,
die
Chri-
m i t der Christus und der
G l a u b e gerade in den Bekenntnissen Luthers einander zugeordnet werden^°^ u n d in d e r sich G l a u b e u n d C h r i s t u s n i c h t m e h r g e t r e n n t als S u b j e k t u n d O b j e k t g e g e n ü b e r s t e h e n . ^ " ^ S c h l i e ß l i c h l e u c h t e t in d e n A u s s a g e n d e r B e k e n n t n i s s e das W e s e n des G l a u b e n s als » T e i l h a b e an C h r i s t u s « ^ " ^
immer
Melanchthon konstruiert credere meist mit einem a. c. i. (zum Verhältnis von fides und notifia vgl. in diesem Zusammenhang Pítóíí», Relation'^. 3 2 8 undPfnür, EinigS. 2 i i f . ) ; doch auch im K K wird der Glaube trotz seiner Existenzbezogenheit als »Ich glaube, daß« formuliert. ' ' ' Dies wird man im Unterschied zu Luther (vgl. hierzu Schott, Christus S. 202) bei Melanchthon kaum leugnen können. Dem entspricht »der unauflösbar dialektische Wechselbezug zwischen der >Ehre Christi< und >unserm Trost«< {Gloege, Zur Rechtfertigungslehre S. 30) vor allem in der Apologie. 157 V g l . Hoppe, Ansätze S. 6 1 4 , der an Melanchthon kritisiert, daß bei ihm »die Beziehung der Rechtfertigung auf Christus nicht als notwendig empfunden wird. Es ist gleichgültig, ob der Glaube an Christus oder an sonst einer promissio e n t s t e h t . . . « ; ähnlich Hammann, Nomismus S. 1 2 5 f. (dessen Behauptungen darüber hinaus jedoch auf einer völligen Uberinterpretation einzelner Aussagen beruhen, was zu einer sehr einseitigen und damit verzerrten Darstellung führt). V g l . Mildenberger, Theologie der Bekenntnisschriften S. 4 o f . V g l . C A V , i f . (S. 5 8 ) ; K K - 3 . A r t i k e l 6 ( S . 5 i i f . ) . 20» V g l . Schwarzwäller, Rechtfertigung?,. 8 6 - 8 9 . V g l . K K - 3. Artikel 6 (S. J i i f . ) (»an J e s u m Christ, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen«); entsprechend G K - 3. Artikel 37 (S. 654; dazu Mostert, Hinweise S. 2 i f . ) ; weiter A . S. II, i (S. 4 1 5 ; vgl. dagegen die fur römisches Denken bezeichnende Argumentation von Cochläus: »Glaube und Christus ist nicht ein D i n g « - zitiert bei Schott, Christus S. 193); ebenso Luthers »anklagendes Leitmotiv« (Eßer, Amt S. 1 3 2 ) in A . S . 1 1 1 , 3 (S· 4 3 9 ~ 4 4 2 viermal mit ähnlichem Wortlaut!): »Hie war auch kein Glaube noch Christus« (S. 4 4 1 ) ; doch auch für die Bekenntnisse Melanchthons gilt: »So innig sind Christus und der Glaube vereinigt, daß für propter Christum auch propter fidem und fur per fidem wiederum per Christum gesagt werden kann« (Schlink, Theologie S. 147 f.). V g l A . S. 1 1 , 1 : »das A m p t und Werk Jesu Christi oder unser Erlösung« (S. 4 1 5 ) und Maurer, Kommentar S. 1 0 3 ; diese biblisch begründete Aufhebung des Subjekt-Objekt-Gegensatzes vermißt Roloff, Apologie /V S. 6 2 , 65 mit einem gewissen Recht bei Melanchthon. Fagerherg, Rechtfertigungslehre S. 3 3 3 .
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w i e d e r a u c h d i r e k t a u f ; ^ " " dabei w i r d d i e M ö g l i c h k e i t einer s a k r a m e n t a l e n B e g r ü n d u n g ^ " ^ jedoch k a u m genutzt. S o w i e G l a u b e u n d C h r i s t u s g e r a d e z u s y n e k d o c h i s c h in d e n B e k e n n t n i s s e n v e r b u n d e n s i n d , g e h ö r e n a u c h fides u n d p r o m i s s i o z u s a m m e n : D e r G l a u b e b e g r ü n d e t sich k o r r e l a t i v in d e r V e r h e i ß u n g , u n d
die Absolution
als
K o n k r e t i o n d e r r e m i s s i o p e c c a t o r u m ist stets m i t u m f a ß t , w e n n v o m G l a u b e n geredet wird.^"'' D i e
fides
nimmt
die p r o m i s s i o als
eschatologischen^°®
F r e i s p r u c h i m E n d g e r i c h t a u f , ^ " ® d e r an sie in d e r F o r m des Z u s p r u c h s , als » p r o m e « ergeht; dadurch w i r d der G l a u b e nachgerade
»wortförmig«,^^°
d e n n sein I n h a l t , sein W e s e n , ist m i t d e m I n h a l t des an i h n e r g e h e n d e n E v a n g e l i u m s i d e n t i s c h . ^^^ I n d e m der G l a u b e das » p r o m e « a u f die e i g e n e E x i s t e n z bezieht,^^^ e r g i b t sich d a m i t z u g l e i c h eine » K o i n z i d e n z des V o l l z u g s d e s G l a u b e n s m i t d e m E r e i g n i s seines I n h a l t s « . ^ ^ ^ A u s der T a t s a c h e ,
V g l . Apol IV, 140; »quia sumus in Christo« (S. 187); Apol I V , 3 5 1 : »intuentes gloriam Domini transformamur in eandem imaginem« (S. 227); die membra der »societas fidei« sind »illi, in q u i b u s . . . agit Christus« (Apol V I I , 5 S. 2 3 4 f . ) ; Apol X X I I , 10: »cum credunt se coniunctos Christo vivificati« (S. 3 3 1 ) . Grundsätzlich wird man jedoch dennoch mit Kimme, Rechtfertigung S. 203 festhalten müssen, »daß Luthers Gedankenreichtum in seinen christologischen und christologisierenden Aussagen über Rechtfertigung und Heiligung in die Lutherischen Bekenntnisschriften nicht eingegangen ist.« Aus Aussagen wie Apol Х , з (»Christum in nobis e s s e . . . participatione naturali«, S. 248) werden offensichtlich keine Konsequenzen gezogen; dies dürfte nicht zuletzt mit der verkürzten Aufnahme des johanneischen Zeugnisses (zumindest in der Apologie!) zusammenhängen, auf die Roloff, Apologie /V S. 60, 7 3 mit Recht hinweist. 206 Y g j y^poi I V , 5 0 (S. 170); die Verheißung hat dabei bei Melanchthon wesentlich den »Funktionalsinn als Bedingung der Möglichkeit des Glaubens« (Geyer, Geburt S. 282). V g l . Apol X I I , 3 9 ( S . 259). Brunner, Bedeutung S. 1 2 7 formuliert treffend: » W i r stehen mit Art. IV bereits mitten in der Eschatologie!« Daß dies in der Spannung von mortificatio und vivifîcatio geschieht, darf dabei nicht übersehen werden, vgl. Apol I V , 2 4 7 . 3 0 3 (S. 2 0 8 , 2 1 9 ) ; Apol X I I , 5 8 (S. 262). U m den Geschehenscla3LT2ktet dieser Aufnahme des Freispruchs gegenüber einer bloßen notitia historiae zu kennzeichnen, kann Melanchthon den Glauben als assensus und sogar als »velie et accipere« (Apol IV,48 S. i 6 9 f ) bezeichnen; vgl. hierzu Hermann, Verständnis S. 208 und Pelikan, Origins S. 98. " " V g l . Greschat, Melanchthon S. 3 8 , 69. ^^^ Dies macht bereits ein Blick auf die Formulierungen des Glaubensinhaltes in C A IV und Vdeutlich; die Kritik von Green, Influence S. 1 9 6 A n m . 4 3 erscheint mir von daher überzogen. V g l . die Konstanz, mit der sich das »se« in der Formulierung des Glaubensinhaltes bei Melanchthon durchhält. An diesem Punkt macht Melanchthon auch die bleibende Unterscheidung von fides iustificans und fides histórica fest (vgl. dazu Peters, Rechtfertigung S. 7 9 f ), die für das reformatorische Glaubensverständnis von zentraler Bedeutung ist. Der reflexive Charakter des rechtfertigenden Glaubens läßt sich auch in der Erklärung des 2. Hauptstücks im Kleinen Katechismus (vgl. dazu Reu, Kleiner Katechismus S. 1 2 4 ) sowie in Luthers Differenzierung zwischen Glauben und Bekennen in seiner Arbeit an den Schmalkaldischen Artikeln (vgl. A . S. I S. 4 1 5 ; dazu Lohse, Martin Luther S. 1 7 4 ) sehr schön erkennen. Geyer, Geburt S. 364; vgl. z . B . Apol X I I , 6 5 (S. 265); Pfniir, Einig S. 1 5 2 spricht treffend vom Glauben als »das mich Erreichen der um Christi willen und durch Christus angebotenen Gerechtigkeit«. Der »cum«-Satz von C A IV,2 (S. 56) ist von daher mit Beck,
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daß der solchermaßen als fiducia charakterisierte Glaube das einzig mögliche Korrelat zum Handeln Gottes in den Gnadenmitteln darstellt, begründen die Bekenntnisse ihre Polemik gegen alle Versuche, menschlichen opera, und seien sie auch geistgewirkt, einen Anteil am Rechtfertigungsgeschehen zu v e r s c h a f f e n N u r der Glaube, der in seiner Annahme des Heils wesenhaft passiv bleibt, vermag der Externität des Gnadenhandelns Gottes in Wort und Sakrament so zu entsprechen, daß die Ehre Christi gewahrt bleibt.^^^ Auch das »sola gratia« sieht Melanchthon schließlich im »sola fide« begründet, und zwar unter einem zweifachen Aspekt: Zum einen macht er aus der Erfahrung der Entstehung des Glaubens deutlich, daß die Rechtfertigung als Lebendigmachung durch den Geist und den Zuspruch der promissio alle menschlichen Möglichkeiten der Mitwirkung transzendiert,^!® zum anderen aber und vor allem fuhrt er aus, daß dieser gnadenhaft entstandene Glaube die neue, eschatologisch gültige Heilswirklichkeit selbst ist, daß er »ipsa iustitia«,^!'' ja iustitia in nobis - wenn auch gewiß imputative! — ist,'^^^ weil er die dona der Gnade Gottes empfangen hat:^^' die remissio peccatorum, den heiligen Geist und die Verdienste Christi als »tamquam propria m e r i t a « . D i e s ist zum Verständnis der Anrechnung des Glaubens als Gerechtigkeit coram Deo^^^ von fundamentaler Bedeutung.^^^
Faith S. 2 4 3 f. als Apposition und nicht mit Hammann, Nomismus S, 1 2 6 und Pöhlmann, Rechtfertigung S. 1 4 6 als Konditionalsatz zu fassen (dagegen mit Recht auch Lohse, Dogma S. 87). Vgl. CA VI,2 (S. 60); CA X X I V , 2 8 f . (S. 94); Apol I V , i 9 5 f . (S. 198); A.S. ΙΙ,ι (S.415)·
Vgl. Apol IV,222 (S. 202).
Vgl. Apol IV,250 (S. 209); Beck, Faith S. 2 7 0 ; dazu auch Mildenberger, Theologie der Bekenntnisschriften S. 4 1 — 4 3 . Apol IV,86 (S. 178). 218 Vgl. Apol IV, 307(8. 219); auch Apol IV,263(8. 212). 21' Vgl. Apol IV,305: »aliena iustitia communicatur(!) nobis perfidem« (S. 2 1 9 ; vgl. Apol IV,367 S. 229) und die Charakterisierung der fides iustificans als fides apprehensiva (vgl. z. B. Apol IV,338 S. 226) sowie das qualifizierende hanc fidem in CA IV,3 (S. 5 6 , hierzu Thieme, Konfession S. 65). Neben die negativen bzw. privativen Aussagen zur Beschreibung des Rechtfertigungsgeschehens treten in den Bekenntnissen durchgehend auch positive. 220 Apol X X I , 1 9 (S. 320). 221 Vgl. CA IV,3 1. T. (S. 56); hierzu Abschnitt 1.1.8. dieser Arbeit. 222 Pagerierg, Rechtfertigungslehre S. 3 3 9 erklärt mit Recht: »Das forensische iustos reputari geschieht wegen der Gerechtigkeit, die der Mensch im Glauben empfangen hat« (so auch Fngelland, Melanchthon S. 415), während seine Aussage, daß die »lebensspendende Sündenverg e b u n g . . . als Erneuerung (!) die Grundlage der forensischen Gerechterklärung bildet« (Fagerherg, Rechtfertigungslehre S. 340) genau verkennt, weshalb der Glaube ipsa iustitia ist (vgl. dagegen Green, How Melanchthon S. 2 1 9 , 2 2 2 mit Anm. 36).
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I.I.J.
Glaube und Werke als Einheit und als Alternative
Brennpunkt der Auseinandersetzung mit der römischen Kirche ist in den lutherischen Bekenntnissen die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Werken. Die Bekenntnisse geben darauf zwei Antworten, die zueinander in dialektischer Spannung stehen, aber nur zusammen den Sachverhalt aus lutherischer Sicht angemessen wiedergeben. Einerseits wird dem römischen Insistieren auf der Notwendigkeit guter Werke neben dem Glauben^^^ die Einheit von Glaube und Werken entgegengesetzt:^^" Die Werke sind als fructus^^^ im Glauben gegründet und enthalten von daher können die Reformatoren, wo der Glaube in seiner geistgewirkten Lebendigkeit beschrieben wird,^^^ - und nur als solcher ist er ja überhaupt Glaube im eigentlichen Sinne, fides iustificans^^® - auf eine genaue terminologische Abgrenzung von Rechtfertigung und Heiligung v e r z i c h t e n . D a kann es heißen, daß die fides efficax das ewige Leben erlangt^^" oder daß » t o t a . . . novitas vitae salvet«,^^! ja da ist Melanchthon selbst zu terminologischen Konzessionen zugunsten der römischen Seite bereit.^^^ Der Konflikt mit Rom entzündet sich in diesem Zusammenhang vielmehr an zwei anderen Punkten, und zwar zum einen an der Frage nach den opera mandata:^^^ Die Bindung der im Glauben gegründeten guten Werke an das Gebot der Schrift^^'* wird den an »Menschenlehre« orientierten Werken, wie sie von der Gegenseite gelehrt und gewissensverbindlich befohlen w e r d e n , g e g e n 223 Y g i j g n bezeichnenden Vorwurf Wimpinas an die Adresse der Evangelischen: »Neque secernunt. . . inter iustum fieri, quod fide fit per haptismum, et inter iustitiae opera ad salutem consequendam exsequi et operati.« (zitiert bei Kunze, Rechtfertigungslehre S. 22). Vgl. Apol I V , 1 4 1 . 3 7 5 (S. 1 8 8 , 230); hierzu Hägglund, Rechtfertigung S. 3 3 3 . Luther kann gar von der »una Justicia simplex fidei et operum« ( W A 30 II, 6 5 9 . 5 f.) reden. V g l . C A V I , i (S. 60). »fidem et fructus complecti debeamus« (Apol I V , 2 7 8 S. 2 1 5 ) . V g l . Weher, Reformation S. 88; Yajta, Sine Meritis S. 1 8 7 weist daraufhin, daß von daher Glaube und Gegenwart des heiligen Geistes gleichermaßen als Quelle der guten Werke genannt werden. Vgl. Apol X I I , 6 0 ( 8 . 2 6 3 ) . 229 V g l . Apol IV, 1 6 1 ; »constet iustificationem non solum (!) initium renovationis significare« (S. 1 9 2 ) und MüllerIPfnür, Rechtfertigung S. 1 2 4 . Der Versuch von Hoffmann, lustificare S. 3 9 f . , am Begriff der nova vita doch noch zwischen Rechtfertigung und Heiligung zu differenzieren, läßt die Unmöglichkeit dieses Vorhabens in bezug auf den Wortlaut von Apol I V nur um so deutlicher hervortreten. V g l . Apol IV. 3 8 4 ( 5 . 2 3 2 ) . Apol I V , 2 7 8 ( S . 2 1 5 ) . V g l . Apol X I I , 2 8 ( S . 2 5 7 ) . V g l . C A V I , i (S. 60); hierzu Вгаиягг, Notwendigkeit S. 2 8 1 f. " " V g l . Apol X I I , 1 7 4 ( 8 . 2 9 0 ) . Diese Bindung der Gewissen an »Menschensatzungen« ist die zentrale, immer wiederkehrende Kritik Melanchthons in diesem Zusammenhang, vgl. Apol X I I , 2 2 (S. 256); Apol X V , 2 7 (8. 302) und die wiederholte Rede von den laquei conscientiae (Apol X I , 6 S. 2 5 o f . ; Apol X I I , III S. 274). Die Bindung besteht dabei negativ darin, daß die Nichtbeachtung der
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übergestellt in diesem Kontext arbeiten sowohl Luther als auch Melanchthon eine positiv-weisende Funktion des Dekalogs als Inbegriff des göttlichen Gesetzes h e r a u s . Z u m anderen aber macht die Betonung der Einheit von Glaube und Werken eine Problematisierung der Werke prinzipiell u n m ö g l i c h D i e s e haben keine vom Glauben unabhängige Existenz, daß sie ihn begründen, bewahren oder in Frage stellen könnten,^"" vielmehr trägt die fides als semper actuosa^'^^ alles, und damit auch die W e r k e , w i r d das »sola fide« durch die Betonung der Einheit von Glaube und guten Satzungen als Sünde (vgl. C A X X V I , I2f. S. 102) und positiv darin, daß das Halten dieser Satzungen als verdienstlich angesehen wird (vgl. Apol X V . y S. 298; Apol X X I I I , 3 6 S. 340). Letzteres ist für die Bekenntnisse sozusagen eine potenzierte Verirrung (vgl. Apol X V , 18 S. 300). V g l . Apol X V , 14 (S. 299); A . S. 11,2 (S. 421). V g l . Schott, Lehn S. 31. Daß Melanchthon darüber hinaus dem Gesetz als Lebensnorm auch für die Wiedergeborenen einen hohen Stellenwert einräumt und damit gleichsam ein Aufeinanderfolgen von Gesetz, Evangelium und wieder Gesetz lehrt (vgl. Meinhold, Melanchthon S. 84), weil er »des typischen Unterschieds zwischen der Theologie der Lex-spiritusKorrespondenz und der Theologie der Lex-Evangelium-Opposition niemals präzise ansichtig werden konnte« (Geyer, Gehurt S. l y g f . ) , sei hier nur am Rande vermerkt. A u f die Grundentscheidungen, wie sie hier in diesem Teilkapitel referiert werden, hat diese Sicht keinen Einfluß; in den Bekenntnissen selbst kann sie zumeist nur zwischen den Zeilen gelesen oder an einzelnen Begriffen festgemacht werden. Seils, Zu einigen Problemen S. 155 f. und 160 warnt darum mit Recht davor, beispielsweise die C A als Beweismittel einer Konvergenz von tertius usus legis und römischer iustificatio secunda in Anspruch zu nehmen, wie Pfnür, Einig dies versucht. 238 Vgl. Hermann, WürdigungS. iiy,Nagel, Luthers Anteil'S!. 146. V g l . Apol IV,382; »Si omittatur doctrina de fide, frustra dicitur opera valere virtute passionis Christi« (S. 232; dies wohl mit Bezug auf Confiitatio X X < S . 123,11 f . > ) . Dies gilt auch für die erstaunlichen Aussagen Melanchthons in Apol IV, 219—222, wo er sagen kann: »Si quis dilectionem abiecerit, etiamsi habet magnam fidem, tamen non retinet eam. Non enim retinet spiritum sanctum.« (Apol IV,219 S. 201). Diese Auslegung von I. Kor 13,2 läßt sich nur im Kontext von Melanchthons Ausführungen über die vivificarlo, in der mit der Geistmitteilung die renovatio eingeschlossen ist (»oportere existere in nobis renovationem«, ebd.), und über die Buße als bleibende Situation des Glaubens und der Heiligung (vgl. Abschnitt 1 . 1 . 5 . dieser Arbeit) recht verstehen. Es geht also nicht um eine Infragestellung des Glaubens durch die Werke bzw. deren Fehlen, sondern um die nur in der Buße gewährleistete bleibende Gegenwart des Geistes, in der Glaube und Werke nicht auseinanderfallen können (»quod dilectio sit necessaria«, Apol IV,222 S. 202 meint wesentlich eine innere Notwendigkeit, vgl. hierzu Schott, Gerechtigkeit S. 44). 241 Vgl, hierzu die schönen Beobachtungen von Schott, Zugleich S. 334 f. Darum geht es auch in den umstrittenen §§ 71 ff. von Apol IV: Der Lehre der Gegner, daß die fides lediglich als principium iustificationis rechtfertige, wird die iustificatio sola fide in der Weise gegenübergestellt, daß in der Beschreibung der Entstehung des Glaubens in der Erfahrung der Vergebung der Sünden deutlich wird, daß der Mensch mit diesem Glauben bereits das ganze Heil hat (vgl. Weher, Reformation S. ó g f ; Greschat, Melanchthon S. I25f.): Geistesfülle und Lebendigkeit kommen dem Glauben nicht erst aufgrund der ihn formierenden Tugenden und Werke zu (vgl. Apol I V , i 0 9 f . S. i82f.), sondern sind Wesensbestandteile des Glaubens, der aus der Erfahrung der Sündenvergebung hervorgeht. Damit sind aber die Werke zugleich schon im Glauben angelegt (zur Rolle des Spiritus Sanctus in diesem Kontext vgl. Apol IV, 135 S. 187).
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Werken gerade nicht eingeschränkt, sondern gerade in dieser Einheit durchgehalten. Anders wird das Verhältnis von Glaube und Werken in den Bekenntnissen bestimmt, wenn die Frage nach dem Heilsnotwendigen gestellt wird,^'*'* wenn gefragt wird, womit wir im Jüngsten Gericht vor Gott bestehen wollen. Diese Frage zu stellen und zu beantworten ist ein zentrales Anliegen lutherischer Verkündigung; dabei gehen die Reformatoren so vor, daß sie Glaube und Werke als Alternativen gegenüberstellen^"^ und sie einander in einem Folgeverhältnis unter dem Schema von »prius«^"''' und »sequi«^'*® zuordnen. Diese Zuordnung entspricht dem Gegenüber von Gesetz und Evangelium, dem auch die guten Werke nicht entnommen sind:^^" Als Glaubensfrüchte können sie das »sola fide« nicht streitig machen als Werke des Menschen nach dem Fall aber bleiben sie auf die propitiatio Christi angewiesen, die allein im Gericht Gottes retten kann.^®^ Die Nachordnung der Werke hinter den Glauben als effectus fidei^®^ dient von daher der Wahrung genau dieser Einzigartigkeit des Werkes C h r i s t i , w e n n es um die Frage nach dem Heilsentscheidenden geht.^®® Wo die Unterordnung der Werke unter das Schlink, Theologie S. 154 erfaßt daram den Sachverhalt genau, wenn er in der Behandlung der Themen Wiedergeburt, Erneuerung und Heiligung beim Wesen des Glaubens einsetzt; die Kritik von Hoffmann, Luther S. 4 5 f . an Schlink ist von daher vollkommen überflüssig. " " Vgl. CA XV,2 (S. 69); ApolVII,34ff. (S. 243f.). Zu dieser Differenzierung vgl. Apol IV,375 (S. 230); vgl, den Diskussionsbeitrag von McCue in herloh, Confessio S. 377. Glaube und Werke heißt dabei auch : Wiedergeburt und ethische Erneuerung (so richtig Fagerberg, TheologieS. 165). Vgl. Apol IV, 1 1 4 (S. 183); Apol XII,76ff. (S. 267f.). Apol I V , i i 4 (S. 183); Apol XII,38 (S. 258); vgl. Apol X X , 1 5 (»necessario sequitur legis impletio«, S. 316) und CA XII,6 (S. 67); auch Luther spricht von »folgen«: A. S. III, 13 (S.461). 249 Vgl. dagegen den Vorwurf an Rom, dort würde man »ex non causa causam facere« (Apol X X , i 3 S . 316). 250 Y g j j j e »regula«, die in Apol IV, 185 —187 (S. 197) noch einmal grundsätzlich dargelegt wird; auf die kontroverstheologische Bedeutung gerade dieser guten Werke der Wiedergeborenen weist Brunner, Notwendigkeit Si. 280 mit Recht hin. Sie gelten vor Gott ja nur »propter fidem« (Apol I V , i 6 i . 177.252.368 S. 192, 195, 209, 229f.; Apol X X I V , 2 6 S. 356). Daß das »propter fidem« in Apol IV lediglich die Anerkennung der Werke vor Gott aufgrund der iustificatio der Person bezeichnet, wobei der Glaube als solcher keinerlei Eigengewicht besitzt, wird häufig übersehen, so auch von Pfniir, EinigS. 180. Vgl. Apol I V , 2 5 3 . 3 2 5 f f . (S. 2 1 0 , 222); Apol XII,78 (S. 267^). Vgl. Apol IV, 1 1 6 (S. 183). In dieser Einzigartigkeit liegt das immer wieder auftauchende Motiv der gloria Christi letztlich begründet, vgl. Beck, Faith S. 204ff. mit Verweis auf CA X X V I I , 3 8 . 4 3 (S. 116) und Schlink, Theologie Sí. i3of 255 Gegenüberstellung von Glauben und Werken kann von daher auch die grammatische Form des non propter (bzw. sine, vgl. Vajta, Sine Meritis S. 179 Anm. 2) - sed propter
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discrimen legis et evangelii zugestanden wird,^®® kann Melanchthon ganz unbefangen vom Opfer der Christen^^'^ und von merces, praemia^^® und meritum der Werke r e d e n , w ä h r e n d er andererseits auch den Verweis auf die gnadenhafte Begründung der Werke nicht gelten läßt,^®° wo man durch die Einordnung der impletio legis in einer Grauzone zwischen Gesetz und Evangelium versucht, dieses discrimen zu relativieren. ^^^ Die dialektische Zuordnung von Glauben und Werken läßt sich in den Bekenntnissen sogar am Glauben selbst ablesen: Einerseits kann er als virtus, bonus motus c o r d i s , s a c r i f i c i u m laudis^®"' oder perfectio Christiana^®® bezeichnet werden,^®® während andererseits deutlich betont wird, daß die fides nicht als »opus per sese dignum«^®'' rechtfertigt, auch nicht, insofern sie Erfüllung des ersten Gebotes ist,^®® ja daß selbst das diligere
annehmen, vgl. z. B. C A V,3 (S. 58); Apol IV,i (S. 158); Apol X I I , 6 5 . 7 2 . 9 5 (S. 2 6 5 f . , 272); Apol X V , 9 f . (S. 298f.), hierzu Engelland, Melanchthon S. 567 Anm. 18. Vgl. Apol IV.359.362 (S. 228). V g l . Apol X X I V , 19 (S. 354). 258 V g l . dazu Brunner, Rechtfertigung S. 302 f. Vgl. Apol IV,194,197 (S. 198); Apol IV,355f. (S. 227; sogar mit dem berühmten Augustinzitat: »Dona sua coronat Deus in nobis«, das auch die Confutatio zur Verteidigung ihrer Position anfuhrt); Apol IV,366 (S. 229); dazu Vajta, Sine Meritis S. I78fif.; Pohlmann, Rechtfertigung?!. iç6f. und Peters, Rechtfertigungsbotschaft S>. 92. 260 Y g j Apol IV, 147 (S. 189); die simple Nebeneinanderstellung von Glauben und Werken in der Rechtfertigung kann Melanchthon allenfalls als »tolerabilior« bezeichnen (CA X X , 7 S. 76). Dies wird besonders in Melanchthons Behandlung der Liebe in der Apologie deutlich, die dieser stets überdeutlich auf die Seite der lex stellt (vgl. Apol IV,289f. S. 217 f.); ist es ein Zufall, daß er in der Auseinandersetzung mit Rom konsequent den Begriff der caritas vermeidet (Apol X X I V , 6 8 S. 369 ist offensichtlich gegen die Schweizer Theologen gerichtet!) und stets von dilectio redet, die nicht die Konnotation einer theologischen Tugend und damit zusammenhängend der infusio gratiae hat (zu dieser Differenzierung auf dem Konzil von Trient vgl. C T V, 459. i3fF.; 503.39f.; hierzu E. Stakemeier, Glaube S. l o i und Heynck, Problem S. 250 mit Anm. 95)? Es ist wichtig zu beachten, daß auch der Spiritus Sanctus in den Bekenntnissen nicht zur Mediatisierung der Spannung von Gesetz und Evangelium gebraucht wird. So sehr auch die Werke als Geistesfrüchte herausgestellt werden, bleibt der Geist doch durchweg Ausdruck des Rechtfertigungsgeschehens selbst, an dem die Werke keinen konstitutiven Anteil haben, und damit stets Argument gegen eine iustitia operum. V g l . Apol IV,227.383 (S. 203, 232). V g l . Apol XIII, i 8 ( S . 295). " " V g l . Apol X X I V , 2 5 (S. 356). 265 Vgl. C A X X V I I , 4 9 (S. 117). Dies betont einseitig ^с^и'йгаид», Wandel S. SiÇ). Apol IV,56.86 (S. 171, 178); Melanchthon vermeidet es überhaupt, vom Glauben als opus zu sprechen; er redet statt dessen lieber von »illa res« (Apol ^ , 8 9 . 9 9 S. I79f.). Es ist auffallig zu beobachten, daß Melanchthon es im Unterschied zu Luther (vgl. dessen Auslegung des i . Gebotes im G K , S. 560ff.) vermeidet, erstes Gebot und Evangelium zu eng in Verbindung zu bringen: Auch das erste Gebot bleibt ihm immer lex (vgl. Apol IV,308 S. 2 i 9 f ). Luther hat andere Möglichkeiten, um dem von Melanchthon Intendierten gerecht zu werden, vgl. Haikola, LehreS. l o o f .
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Deum der fides folgt. ^^^ Weil das Evangelium mehr ist als die Befähigung zur Gesetzeserfullung, darum muß es auch im Glauben selbst zur Scheidung zwischen Glaube und Werk kommen.^''''
1.1.8.
Rechtfertigung undHeilsgewißheit
Die Rechtfertigungsverkündigung der Bekenntnisse zielt auf die Heilsgewißheit des Christen, ^^^ auf das sustentare se in morte, die darum möglich ist, weil die Wirklichkeit des an mir vollzogenen Gotteshandelns ihren Grund extra me b e h ä l t , a u c h wenn sie sich selbst durchaus in ontologischen Kategorien erfassen läßt.^^·* Dieser externen Grundlegung des Rechtfertigungsgeschehens tragen die Bekenntnisse mit der Anwendung der Imputationsterminologie^''® Rechnung.^''® Damit soll ausgedrückt werden, daß die Wirklichkeit Christi und der Gnade,^^^^ die der Christ in der Tat an sich und in sich durch Wort^^® und Glauben — und zwar nur dort!^''^ - erfährt und hat,'^^^ grundsätzlich mit menschlichem Handeln unverrechenbar bleibt V g l . Apol IV, 36 (S. 167); zum Verständnis der dilectio Dei in der Apologie vgl. Bockmühl, Gesetz S. 2 7 2 — 2 7 5 . Dies berücksichtigen Pöhlmann, Rechtfertigung S. 262 und Buchrucker, Apologie S. 5 8 f . nicht genügend. V g l . Apol IV, 1 1 9 (S. 184). V g l . ebd., hierzu fâ&r/i, Rechtfertigung S. 2 4 1 . Dies kommt in der Deutung Pfnürs viel zu kurz, wenn dieser behauptet: »Die Imputation richtet sich auf das in uns durch den Glauben konstituierte neue Gottesverhältnis,« (Pfnür, Einig S. 197); die Kritik von Seils, Zu einigen Problemen S. 1 5 5 — 1 5 7 hieran ist sehr berechtigt. Der Mensch soll ganz »gerecht und heilig heißen und sein«. (A. S. III, 1 3 S. 460; Hervorhebung G . M.); »sumus in Christo« (Apol IV, 1 4 0 S. 187); zur »realist ontology« Melanchthons vgl. R.Preus, Problems S. 1 7 3 f . and 1 8 2 f . Anm. 26; vgl. auch Engelland, Melanchthon S. 504, der mit Recht darauf verweist, daß nur von einem ontologischen Verständnis des Glaubens aus der Semipelagianismus unmöglich wird. Maurer, Kommentar S. 1 1 3 weist zu Recht auf die biblische Fundierung dieser Terminologie im reformatorischen Sprachgebrauch hin. »Die Imputationslehre ist also weder ein Teilaspekt der Lehre von der Rechtfertigung noch deren vollständige Fassung. Sie vollendet vielmehr die Rechtfertigungslehre, stellt deren notwendige Ergänzung dar.« (Maurer, Kommentar S. 1 1 6 ) Der Begriff der imputatio dient dabei zur Stützung des der aliena iustitia, »nicht umgekehrt«, wie Eiert, Morphologie S. 96 mit Recht betont. Es geht C A und Apol um den Grund der Imputation, nicht um ihr »Daß« (so richtig Pfnür, EinigS. i69f). Krispin, Baptism S. i i 4 f weist auf die Bedeutung der Taufe bei der Bestimmung dieser Wirklichkeit der Rechtfertigung in Luthers Katechismen hin. V g l . Apol IV,67 (S. 173). 280 V g l . Apol IV,48: »qui reputantur iusti coram Deo, non versantur in peccato mortali« (S. 169); die reputatio Gottes schafft also eine vom Menschen erfahrbare Wirklichkkeit. V g l . hierzu auch die Aussagen der Bekenntnisse über die iustitia spiritualis, die gewirkt (CA X V I I I , 2 S. 7 3 ; vgl. Apol IV, 1 3 2 S. 186) und zuteil whá (CA X X V I I , 3 7 S. 1 1 6 ) . V g l . H. Volk, Lehre S. 1 2 8 , der aus römisch-katholischer Warte beobachtet: »Die
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D i e G e r e c h t i g k e i t , die mir der in mir wohnende Christus schenkt, bleibt aliena iustitia,^®^ weil auch der Christus in m i r als Person mir bleibend gegenübersteht^®^ und auch nach meiner R e c h t f e r t i g u n g mediator bleibt ebenso läßt sich die Gnade von der Person des Gebers, G o t t e s selbst, nicht loslösen^®® und bleibt von daher wesentlich relational bestimmt;^®^ G l a u b e und heiliger Geist schließlich rücken stets so eng zusammen, daß die fides nie als gratia creata eine Funktion in d e m Rechtfertigungsgeschehen haben kann. Daraus ergeben sich abschließend drei w i c h t i g e Konsequenzen: Erstens bleibt festzuhalten, daß die Bekenntnisse auch dort, w o sie die R e c h t f e r t i g u n g dezidiert als konkrete Erfahrung des Menschen beschreiben, dieses Rechtfertigungsgeschehen in der Identität des Handelns Gottes verankern, das sich nicht durch die Beobachtung der E n t w i c k l u n g von Bewußtsein und Fähigkeiten des Menschen i m Laufe seines Lebens^®® relativieren oder auch »finalisieren«^®^ läßt. Von daher ist eine A u f g l i e d e r u n g der Rechtfert i g u n g in prima, secunda und tertia iustificatio^^i ebenso grundsätzlich ausgeschlossen w i e eine Differenzierung zwischen iustificatio und acceptavielmehr ist die Verheißung, auf die sich der G l a u b e bezieht, als praesens promissio^^^ immer zugleich auch eschatologischer Freispruch
Gerechtigkeit Christi geht nicht ein in Sein, Haben und Tun des Menschen.« Zumindest mit dem »Tun« hat er zweifelsohne recht; daß »Gottes Tat an u n s . . . zu unserer >virtus< wird« (Pöhlmann, Rechtfertigung S. 262), behaupten die Bekenntnisse gerade K/ffe! V g l . Apol IV,305 f (S. 219); dazu auch Apol IV, 176 (S. 195). 283 Vgl. Mildenherger, Theologie der Bekenntnisschriften %. 44. Vgl. Apol IV, 162 (S. 193). 2β5 Vgl. G K - 2. Artikel 26: Gott hat »sich ganz und gar ausgeschüttet.. . und nichts behalten, das er nicht uns gegeben habe« (S. 651); ähnlich A . S. III, 13 (S. 460). 286 Vgl. das »in gratiam recipi« von C A IV; hierzu Maurer, Kommentar S. 83. Der Unterschied zur römisch-katholischen Lehre, auch wenn in ihr, wie bei Rahner, Zur scholastischen Begrifflichkeit S. 370f., die gratia increata sehr hervorgehoben wird, ist deutlich; Pfnür, Einig S. 152 macht es sich von daher zu leicht. 288 Die Differenzierung zwischen Kindern und Erwachsenen als Empfangern der Rechtfertigung fehlt von daher in den Bekenntnissen - abgesehen von dem apologetisch motivierten Eintreten für die Kindertaufe - fast völlig ; daß Melanchthon diese Differenzierung in Apol II, 3 (S. 146) vornimmt und damit römischen Einwänden entgegenzukommen versucht, ist von daher nicht ganz konsequent. 289 Melanchthon wendet sich mit Vehemenz dagegen, daß die Funktion Christi post iustificationem zugunsten einer Selbstbeteiligung des Menschen eingeschränkt werden könnte, vgl. Apol X V , 12 (S. 299). 2'° Dieses Motiv arbeitet Matthias, Rechtfertigung S. 142 am Beispiel von Luthers Antilatomus deutlich heraus, der überhaupt für das Verständnis der Aussagen der lutherischen Bekenntnisse über die Rechtfertigung von großer Bedeutung ist. Z u dieser Differenzierung vgl. unten Abschnitt 1.4.7. dieser Arbeit. 292 Vgl. Apol IV,72 (S. 174) und die Parallelisierung von iustificari und in gratiam recipi in C A IV (S. 56; hierzu Maurer, Kommentar S. 121); zu der Bedeutung der Identifizierung von iustificatio und acceptatio vgl. Oherman, lustitia S. 436. 2 " V g l . Apol XIII,21 (S. 295); dazu Apol IV,312 (S. 220).
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Ausgehend von der Identität des Handelns Gottes vollzieht sich in der Rechtfertigung stets zugleich eine Verschränkung der Zeiten. Zweitens ergibt sich aus der bleibenden Externität des Rechtfertigungsgrundes, daß die Heilszueignung und -Wirklichkeit nicht quantifizierbar ist; weil die Werke des Menschen jedoch im Unterschied zur fides grundsätzlich der Quantifizierbarkeit,^'® ja dem »Gesetz der Vermehrung«^®"' unterliegen, wie an der merita-Lehre deutlich wird, kann die Existenzweise des rechtfertigenden Glaubens nicht in menschlichem Tun ihre Begründung finden;^®® dieser bezieht sich vielmehr extra se auf die nur als Totalitätsbestimmung faßbare^®" imputarlo der Gerechtigkeit Gottes, die er im Wort erfahren kann.^°^ Drittens schließlich ist von entscheidender Bedeutung, daß um der Rechtfertigung als Imputation willen die Heilsgewißheit des Gerechtfertigten durch die Erfahrung der Sünde nicht in Frage gestellt zu werden braucht. Die Ubermacht der Gnade^"^ erweist sich in der imputarlo so, daß sie die Sünde als Sünde erkennt, daß sie auch die concupiscentia nach der Taufe als Sünde ernstnimmt,^"" daß sie auch den Gerechtfertigten als simul peccator stehen läßt^°® und dennoch und darin wirklicher ist als alle Sünde. Genau dies vollzieht sich in der remissio peccatorum,^"'' die darum sachlich mit der imputarlo zusammenfällt;^"® in beiden geht es um wirklichkeitsVgl. das »coram Deo« (CA IV,i S. 56) und vor allem Apol XII,7 (S. 254); hierzu Jorissen, Bußtheologie S. 77. Vgl. Schott, Gerechtigkeit S. 41 f. Vgl. Apol X X , 1 0 (S. 3 1 5 ) und Apol IV,167 (S. 194; Roloff, Apologie ¡V S. 64 mißversteht die Argumentation Melanchthons hier.). Schott, Christus S. 201. Vgl. Apol IV, 10 (S. 161). Vgl. A p o l I V , i i o ( S . 183). 300 Vgl. Apol IV,222 (S. 202): »iustificatio non est certi operis approbatio, sed totius personae.«; A . S . III, 13 (S. 460): »der Mensch soll ganz. .. gerecht und heilig heißen und sein«. »imputatio iustitiae evangelii est ex promissione« (Apol IV, 163 S. 193). Vgl. Apol I V , i 7 9 . 3 i 9 f . (S. i 9 5 f . , 221); vgl. dabei auch die vorzüglichen Bemerkungen von Geyer, Geburt S. 334f. zum »Sitz im Leben« der »Reputationsform« der Rechtfertigung bei Melanchthon ! 303 Vgl. Apol X X I , 5 ( 8 . 3 1 7 ) . 304 Vgl. Apol 11,38—40 (S. i54f.); dazu Brunstäd, TheologieS. 93; vgl. hierzu jedoch auch Anm. 105 dieses Teilkapitels. Luther kann sogar davon sprechen,, wir seien »halb und halb reine und heilig« ( G K 3. Artikel 57 S. 659). Vgl. A . S . 1 1 1 , 1 3 (S. 460); zum Wirklichkeitsverständnis vgl. Apol IV,345 (S. 226); Schlink, Theologie?!. 140. 307 Vgl. als negative Gegenbestimmung das »ubi non condonatur« in Apol II,40 (S. 155); auch für die iusti besteht die iustificatio entscheidend in der remissio peccatorum (so zu Recht Kunze, Rechtfertigungslehre S. 35). Von daher ist Breuning, Erbsündenverständnis S. 1 2 1 recht zu geben, wenn er behauptet, »daß die Erbsündenkontroverse der Sache nach mit der Rechtfertigungsproblematik identisch
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setzendes Handeln Gottes, geht es u m die Z u e i g n u n g von Christi Person und Werk.^°' So wollen die Bekenntnisse Christus die Ehre g e b e n , d a ß sie ihn gerade im Widerspruch zum Urteil des Gesetzes über die Sünde als letztgültige Wirklichkeit unseres Heils vor G o t t preisen. ^^^
1.2. Die kontroverstheologische Diskussion des Themas »Rechtfertigung« auf dem Augsburger Reichstag im August 1^30 1.2.1
Die Antwort der Confutatio
In der Confutatio vom 3. A u g u s t 1530 lassen sich die durch die Confessio Augustana provozierten Grundentscheidungen in der Rechtfertigungsfrage auf römisch-katholischer Seite g u t erkennen: A u c h hier ist die Rückbindung der Rechtfertigungsfrage an Kanzel und Beichtstuhl als der Frage nach dem rechten Gottesdienst offensichtlich: Es geht u m die theologische Fundierung der Anleitung der christlichen Gemeinde zu guten Werken in Verkündigung und Seelsorge, ^ mithin u m die Möglichkeit, vom gottesdienstlichen Geschehen her der Gefahr der sittlichen Laxheit unter den Christen zu wehren. ^ Im Rekurs auf die Schrift als normative Größe will die Confutatio dabei den Evangelischen nicht nachstehen.^ Deutlich wird weiterhin, w o die Confutatio ihre Grundentscheidungen gemeinsam mit der Gegenseite vollzieht: Die christologische Begründung der Rechtfertigung wird ebenso anerkannt" wie die N o t w e n d i g k e i t des gnadenhaften Eingreifens Gottes zur Rettung des gefallenen Menschen,® die
war«, wobei er die »Erbsündenkontroverse« als Konflikt um das Verhältnis von Taufe und Sündenvergebung versteht. 309 » q u o d . . . fide propter Christum iusti reputemur« und »quod propter fidem non imputetur hoc, quod deest impletioni legis« stehen in Apol IV, 177 (S. 195) parallel nebeneinander. Z u diesem Motiv vgl. Pöhlmann, Melanchthon S. 3of. V g l . Schlink, TheologkS. 198. ' Vgl. Confutatio X I ; »ut per concionatores fideliter faciant subditos s u o s . . . « (S. 103,12; Zitate und Stellenangaben erfolgen nach der Ausgabe von Herbert Immenkötter < = Confutatio>). ^ Dieses Anliegen wird in den Berichten der Verhandlungen im Vierzehnerausschuß ganz deutlich, vgl, die bei Pfnür, Einig S. 260 zitierten Voten. ' V g l . Confutatio IV: »Nam sacrae litterae hoc expresse testantur« (S. 85,4f.) ist erstes Argument! Die Artikel der Confutatio bestehen zu einem erheblich höheren Prozentsatz aus Schriftzitaten als die C A oder auch andere lutherische Bekenntnisschriften; dies gilt besonders für die kontroversen Artikel; vgl. Immenkötter, Zur Theologie S. 107. " Vgl. Confutatio H K S . 83,6£F.); XII (S. i i i , 4 f . ) ; X X (S. ΐ 2 3 , ι ι ί Γ . ) . 5 V g l . Confutatio IV(S. 8 5 , 2 - 4 ) ; XVIII (S. 1 1 7 , 1 0 - 1 2 ) .
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Bindung des Geistes an die Gnadenmittei® und die Notwendigkeit der guten Werke. ^ Gegensätze brechen dagegen vor allem an zwei Stellen auf: Z u m einen kommt der Glaube lediglich als virtus® und actus adulti® in den Blick, ^^ weswegen er aus der Mitte des Rechtfertigungsprozesses an dessen Anfang gesetzt wird^^ und hinter den Größen caritas und gratia zurücktreten muß.i^ Damit wird nicht allein grundsätzlich die Rede von der iustificatio sola fide unsinnig/^ sondern es ist vor allem keine sachliche Verbindung von Glaube und Werken vorhanden:^"* Als ein Element der gratia infusa neben anderen^^ vermag der Glaube die anderen Tugenden nicht in ihrem Wesen zu bestimmen^® und wird vielmehr selbst von der Liebe formiert ; die Gnade ist damit vom menschlichen Wirken nicht ablösbar. Z u m anderen erhalten die Werke der Christen^® damit eine eigenständige Funktion im Rechtfertigungsprozeß: A u f ihrer Existenz an sich ruht ein besonderes Interesse;^® sie wird dadurch abgesichert, daß den guten Werken eine unmittelbare Heilsrelevanz zugesprochen wirdi^^ Sie haben satisfaktorischen^^ und meritorischen Wert.^^ In ihrer Bezeichnung als »opera evangelica«^"* wird dabei deutlich, daß das Evangelium in diesem Verstehensrahmen nicht auf die Aufrichtung des Glaubens im durch die lex bedrängten Gewis^ V g l . Confutatio V (S. 87,17 f.); die Bedeutung dieses Konsensus betont Pfnür, Einigung S. 364. ' V g l . Confutatio V I (S. 8 9 , 1 0 - 1 2 ) . 8 V g l . C o n f i i t a t i o X X V I d . T . (S. 180,5 f.). ' V g l . Conftitatio II (S. 81,10). V g l . Immenkötter, Zur Theologie^, i i o . " V g l . Confutatio XII (S. 107,7 — 9); X X I V (S. 171,7); mit dieser Position der fides erscheint die Rechtfertigung in der Confutatio eher als Prozeß denn als Widerfahrnis. V g l . Confhtatio VI (S. 9 3 , i f.). " V g l . C o n f u t a t i o V ( S . 8 9 , 2 f . ) ; V I ( S . 9 J , i i f . ; 9 3 , 3 4 f . ) ; hierzuBerifaœ, Îaith%. i 7 8 f . Sie stehen unverbunden nebeneinander: »et fides et bona opera sunt dona dei« (Confutatio VI; S. 93,16). " V g l . Confutatio V ( S . 89,4^). Merita Christi und menschliche opera meritoria werden von daher unmittelbar miteinander verbunden, vgl. Confutatio X X (S. 123,11 f ; dagegen Apol IV,382 S. 232). V g l . Confiitatio X X I V (S. 171,6). Auch wenn gilt, »quod opera nostra comparata divinis praemiis nulla sunt et nihil.« (ConfutatioVIS. 9 3 , i 3 f ) . " V g l . dazu Confutatio X X V I (S. 1 7 9 , 2 0 - 1 8 1 , 1 ) . Von daher endet die Argumentation von Confutatio VI mit dem schlichten Hinweis: »Ideo in fine non simpliciter excludit opera« (S. 95,5 f.). Der Kampf gegen das »sola fide« und der für die opera meritoria hängen von daher in der Confutatio unmittelbar zusammen; die Argumentation in Confutatio X X (S. 123,1 i f f . ) könnte genauso gut beiden Zwecken dienen. " V g l . Confutatio XII (S. i 0 7 , i 0 f ); X V ( S . 1 1 5 , 1 - 4 ) . " V g l . ConfütatioIV(S. 8 5 , 1 1 - 1 4 ) ; X X (S. 1 2 1 , 1 0 - 1 2 3 , 1 ) ; X X V I I (S. 1 9 5 , 1 1 - 1 3 ) . Confutatio X X V I (S. 181,5); d'e poenitentia selbst wird dabei offensichtlich schon als opus evangelicum gefaßt, vgl. Confutatio XII (zunächst die Schriftbegründung S. 109,6—8; dann dazu die Conclusio S. 109,19f.).
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sen,^® sondern auf die durch die eingegossene Gnade ermöglichte und getragene^® Verwirklichung von Christus gebotenen Handelns^'' zielt. Darüber hinaus läßt sich ein weiterer Gegensatz am Rande erkennen: Die Ablehnung der Qualifizierung der concupiscentia als peccatum remanens post baptismum^® wirft die Frage auf, ob diese Abgrenzung nicht aufgrund einer Bestimmung der Wirklichkeit menschlicher Befindlichkeit und menschlichen Handelns als letztgültiger Wirklichkeit vor Gott erfolgt, die die Koexistenz von Sünde und imputatio zu einer gedanklichen Unmöglichkeit werden läßt.^®
1.2.2.
Die Verhandlungen im Vierzehnerausschuß
Die Verhandlungen im Vierzehnerausschuß auf dem Augsburger Reichstag über die Confessio Augustana^® sind insofern für die Untersuchung der Behandlung des Themas »Rechtfertigung« im 16. Jahrhundert von großem Belang, als dort nicht allein nachgerade optimale Voraussetzungen von sei ten der Teilnehmer für eine Einigung gegeben waren - gegenseitiges Vertrauen^^ und das gemeinsame Bekenntnis zur einen heiligen katholischen Kirche^^ - , sondern auch ein beachtlicher Konsens erzielt werden konnte,^^ angesichts dessen alle Beteiligten auch die verbleibenden Gegensätze als »mera contentio verbalis«^'* einstufen konnten.^® Eine genauere Untersuchung des Konsensus macht jedoch sehr schnell deutlich, daß diese Einigung nur unter Aufgabe der Darstellung der Rechtfertigung als doctrina erreicht werden konnte. An die Stelle der doctrina tritt die Behandlung isolierter Phänomene, " Es ist interessant zu beobacliten, daß in der Confutatio die experientia ganz andere Inlialte hat als bei Melanchthon, wo sie völlig vom doppelten Gotteshandeln bestimmt ist: Dort hingegen ist Inhalt der Erfahrung, »fidem praeviam esse poenitentiae« (Confutatio XII S. 107,9) sowie das liberum arbitrium (vgl. Confutatio X V I I I S . 1 1 9 , 2 f . ) . Stets wird betont, daß es nur um opera und merita geht, »quae per assistentiam gratiae fiunt« (Confutatio I V S . S j . i i f . ) ; es gilt: »opera nostra ex se nullius esse meriti, sed gratia dei facit illa digna esse vitae aeternae.« (Confutatio IV S. 8 7 , 1 1 f.); vgl. dazu Buchrucker, Apologie S.55f· " Vgl. Confutatio X X (S. 1 2 3 , 1 3 f ) ; dies ist fur die Absetzung von den durch die paulinische Polemik betroffenen opera legalia als Argument der Confutatio von großer Bedeutung; vgl. ConfiitatioXXVI (S. i 8 i , 4 f ) und X X V I I ( S . 195,9ff.). Vgl. Confutatio 1 1 ( 8 . 8 1 , 1 2 - 1 4 ; 8 1 , 1 7 - 8 3 , 2 ) . Dies übersieht Buchrucker, Apologie S. 54, wenn er behauptet, daß man 1 5 3 0 »in der Sache so nahe beieinander war!« Breuning, Erhsündenverständnis S. i2ofif. sieht hier klarer. ^^ Vgl. Aaznlmmenkötter, Um die Einheit. Vgl. Pfnür, Einigung S. ЪЫ^· ^^ Immenkötter, Um die Einheit S. 103. " Vgl. Pfnür, Einig S. 270. Zitiert ebd. S. 266 Anm. 308 (hier aus einem Bericht über die Diskussion des meritorischen Charakters guter Werke in den Verhandlungen, doch finden sich ähnliche Äußerungen auch zu den anderen offengebliebenen Fragen). Vgl. Immenkötter, Um die Einheit S. 39.
52
angesichts derer eine terminologische Angleichung der Aussagen der verschiedenen Parteien erfolgt.^® So werden die inhaltlichen Bestimmungen der Erbsünde in CA II über die Hochscholastik mit der römischen Position vermittelt,^'' indem Unglaube und carentia rectitudinis originalis gleichgesetzt werden^® und die concupiscentia als materiale der Erbsünde gefaßt wird, das im Unterschied zum formale bleibt.^' Z u CA IVeinigt man sich durch eine nicht näher erläuterte Nebeneinanderstellung von gratia gratum faciens und fides - ohne sola!"" als causae formales der Rechtfertigung,''^ in der Frage der Buße, wie sie in CA X I I behandelt wird, gestehen die Evangelischen die Dreiteilung der Buße zu,"^ während die römische Seite die Erwähnung des Glaubens als Teil der Buße zuläßt,'·^ und zu CA X X wird der Konsens in der Frage der Notwendigkeit der guten Werke deutlich markiert,'"' wobei die Ansätze Melanchthons zu einer Verselbständigung der ethischen Problematik von der römischen Seite willig aufgegriffen wurden."^ Diese Ergebnisse lassen die Eigendynamik erkennen, die die Suche nach möglichen Konsensformulierungen entfaltet: Man erreicht Resultate, die sich bei einer Nachprüfung als durchaus haltbar erweisen, so daß in unserem Fall Melanchthon sie auch nach dem letztlichen Scheitern der Verhandlungen in seiner Apologie aufgreifen kann,''® und doch geraten die gegensätzlichen Grundentscheidungen dabei vollkommen aus dem Blick: Dies gilt vor allem für die Frage, inwiefern die Unterscheidung von der tötenden lex und dem rettenden Evangelium als eschatologischem Freispruch für die Behandlung der Rechtfertigung von konstitutiver Bedeutung ist: Innerhalb dieses Rahmens ist das materiale der Erbsünde auch nach der Taufe eindeutig als Sünde zu bestimmen,"'' außerhalb kann es »begierliche reVgl. R. Stupperkh, Humanismus S. 105; die sachliche Kritik von Rischar, Johann Eck S. 48 läßt sich trotz seiner nicht unanfechtbaren wissenschaftlichen Methodik (vgl. dazu die Kritik von Pfniir, Einig S. 256 Anm. 273) auch von Pfnür, Einigung S. 3 7 o f f letztlich nicht widerlegen, da dieser ausschließlich historisch argumentiert! Vgl. Breuning, Erhsündenverständnis S. 138. Vgl. Forstemann, Urkundenbuch S. 223. Vgl. Pfnür, Einigung, S. 362 —364; dazu die Kritik an dieser Unterscheidung bei Pannenberg, Systematische Theologie II, S. 277. Vgl. áizu-Pfnür, Einig S. 259 — 262. »das die Vergebung der sunden sey per gratiam gratura facientem et fidem formaliter et per verbum et sacramenta instrumentaliter. « (Förstemann, Urkundenbuch S. 227). Vgl. ebd. S. 2 3 1 . Vgl. das Zitat bei Pfnür, Einigung S. 368 Anm. 1 1 6 . Vgl. Förstemann, Urkundenbuch S. 232; in der Summa tractatus findet sich gar die Formulierung »ad salutum necessaria«! (vgl, Pfnür, Einig S. 266). Vgl. Pfnür, Einig S. 261 f. mit Anm. 288 (zu CA IV) und die Aufnahme des »debere« in Confutarlo VI (S. 89,10) und in der Konsensformulierung zu CA X X (vgl. das Zitat bei Pfnür, Einigung?!. 370). Dies arbeitet Р/иаУ, EinigungS. 3 7 2 f . korrekt heraus. Vgl. Apol 11,40 (S. 155).
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gung«"® bleiben, die dem richtenden Urteil des Gesetzes nicht unterliegt; innerhalb dieses Rahmens kann die gratia nur die Form der promissio haben beziehungsweise mit dem Glauben selbst identifiziert werden,'·' außerhalb kann sie auch als caritas infusa gefaßt werden;^" innerhalb dieses Rahmens sind »per fidem« und »sola fide« identisch, außerhalb sind sie es gerade nicht;®^ innerhalb dieses Rahmens können die guten Werke keinerlei eigenständigen Einfluß auf den Freispruch im Endgericht ausüben,®^ außerhalb bleibt eine Differenzierung zwischen Rechtfertigung und eschatologischem Freispruch möglich,®^ aufgrund dessen die Betonung der gnadenhaften Verleihung der remissio peccatorum®'· und die Möglichkeit, den guten Werken einen satisfaktorischen^® und meritorischen Wert^® zuzuschreiben, ja selbst eine fiducia operum®"' nebeneinander stehen können. In Augsburg wurde die Bedeutung dieses Rahmens völlig vernachlässigt; doch ist es bezeichnend, daß die gegensätzlichen Grundentscheidungen, die durch das Fehlen terminologischer Klärungen von Begriffen wie fides,®® gratia,®' contritio®" und poenitentia®! überdeckt wurden, dort aufbrachen, wo die Rechtfertigung als gottesdienstliches Geschehen wieder in den Blick geriet: Über die Frage nach der Bedeutung der satisfactio im Beichtsakrament kam es in Augsburg ebensowenig zu einer Einigung®^ wie über die Möglichkeit einer Motivation der Paränese durch den meritorischen Charakter guter Werke.
Zitat aus der Einigungsformel zu C A II, bei Pfnür, Einigung S. 364. Vgl. A p o l I V , i i 6 ( S . 183). So Johann Eck, vgl. Pfnür, Einig S. 262 f. ; dazu die Kritik von Rischar, Johann Eck S. 48. ^^ Vgl. Rischar, Johann Eck S. 4 3 f. ; auch Immenkötter, Um die Einheit S. 38. " Vgl. Rischar, Johann Eck S. 46. ' ' Darauf dürfte Rischar, Johann Eck S. 4 8 hinweisen, wenn er betont, daß in der Frage, ob menschliche Verdienste für den Erwerb der Seligkeit von Bedeutung sind, keine Einigung erzielt werden konnte. In der Frage, ob unsere Verdienste fur die remissio peccatorum von Belang sind, hatte man sich ja geeinigt (vgl. Pfnür, Einig S. 261 mit Anm. 284)! Vgl. Pfnür, Einig tbà. Vgl. Förstemann, Urkundenbuch S. 2 3 2 (zu C A XII). " Vgl. ebd. (zu C A X X ) . Vgl. ebd.: »Ob aber dieselben werck verdienstlich vnd wie sie verdienstlich. Auch ob vnd wie man in die hoffen soll, hat man sich nicht vergleichen können«. Vgl. àie iíúúk. von. Immenkötter, ZurTheologieS. iio. " Vgl. Pfnür, Einig S. 263; wie Raitt, From Augsburg S. 203 darauf kommt, dies »unresolved misunderstanding« mit »merely verbal battles« gleichzusetzen, verbleibt rätselhaft. Vgl. Pfnür, EinigungS. 368. Vgl. Förstemann, Urkundenbuch S. 228: »Philippus hat gesagt, er rede de perpetua poenitentia«; die folgende Einigung orientiert sich dann jedoch ausschließlich am Bußsakrament! " Vgl. ebd. S. 2 3 2 . Vgl. ebd.; dazu Pfnür, Einig S. 268. Auch in der folgenden Diskussion um die Mißbrauchsartikel bricht der Konflikt um die Rechtfertigung wieder an der Frage des Gottesdienstes, besonders des Meßkanons, auf, vgl. das Votum von Melanchthon bei Förstemann, Urkundenbuch S. 382.
54
1.3· Die Einigung über das Thema »Rechtfertigung« in den Religionsgesprächen derJahre 1540/41 ^ 1.3.1.
Die gemeinsamen Grundlagen der Gesprächsparteien
V o r a u s s e t z u n g f ü r die ü b e r r a s c h e n d e E i n i g u n g v o n r ö m i s c h e n K a t h o l i k e n und Evangelischen im W o r m s e r Vorgespräch und auf dem
Regensburger
Reichstag über die R e c h t f e r t i g u n g s t h e m a t i k w a r die B e s i n n u n g beider Seiten a u f ihre g e m e i n s a m e n G r u n d l a g e n . D a z u zählt z u n ä c h s t e i n m a l d i e g e m e i n s a m e A n e r k e n n u n g u n d P r a k t i z i e r u n g des S c h r i f t p r i n z i p s ^ u n d d i e g e m e i n s a m e R e z e p t i o n des h l . A u g u s t i n u s ^ und
des hl. B e r n h a r d
als r e c h t g l ä u b i g e
Kirchenlehrer
und Ausleger
der
h e i l i g e n S c h r i f t . D a ß dieser - t h e o l o g i e g e s c h i c h t l i c h a u f d e n H u m a n i s m u s z u r ü c k z u f ü h r e n d e ® — K o n s e n s ® v o n b e i d e n S e i t e n als äußerst G r u n d l a g e angesehen w u r d e ,
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ist f ü r das V e r s t ä n d n i s der E r g e b n i s s e
der
Religionsgespräche von k a u m zu unterschätzender B e d e u t u n g . U n m i t t e l b a r n e b e n die S c h r i f t g r u n d l a g e t r i t t in d e n E i n i g u n g s d o k u m e n ten v o n W o r m s u n d R e g e n s b u r g d i e g e m e i n s a m e E r f a h r u n g s g r u n d l a g e : ' ' D a s g e m e i n s a m e E r l e b e n der » R e l i g i o n der R e c h t f e r t i g u n g aus d e m G l a u b e n « , w i e H u b e r t J e d i n die E r f a h r u n g der Dialektik von S ü n d e und G n a d e nicht u n p a s s e n d g e n a n n t h a t , ® ließ b e i d e S e i t e n g e m e i n s a m e F o r m u l i e r u n g e n f ü r
* Die verschiedenen Versionen des Regensburger Buches (vgl. zu diesen und zum Namen des Dokuments überhaupt Augustijn, Religionsgespräche S. 46 Anm. 18 und zur Mühlen, Einigung S. 340 Anm. 3 1 ) werden in diesem Teilkapitel gemeinsam behandelt, da sie sich in den theologischen Grundentscheidungen sehr nahekommen (vgl. R. Stupperich, Humanismus S. 120 und Augustijn, Gesprekken S. 2 2 3 f. : »een formulering, die dezelfde gedachtengang biedt«); auf die erwähnenswerten Differenzen, deren Bedeutung vor allem Braunisch, Theologie S. 4 3 o f . betont, wird in den Anmerkungen hingewiesen. ^ V g l . Kolde, Regensburger Religionsgespräch S. 5 4 7 , 2 4 f f ; R. Stupperich, Humanismus S. 1 1 9 und von Loewenich, Duplex lustitia S. 26. Angesichts der Zahl der Schriftzitate und ihrer Bedeutung für die Argumentation, die in der umfangreicheren Erstfassung naturgemäß noch größer ist, erübrigen sich hier Einzelnachweise. ^ Auf die Bedeutung Augustins gerade für die römisch-katholische Vermittlungstheologie dieser Zeit weist Lortz, Rezension Lipgens S. 2 7 7 hin. " V g l . zum Beispiel die zentrale Passage A R C E G V I , 3 6 . 4 0 — 4 0 . 1 9 , an der besonders deutlich wird, daß Augustin und Bernhard als Schriftausleger angeführt werden. ® Auch wenn sich der in Worms erreichte Konsens nicht monokausal von der Rechtfertigungsdarstellung des Erasmus ableiten läßt (vgl. Kantzenbach, Ringen S. 1 7 2 ) , hat R. Stupperich, Humanismus diese doch als einen wesentlichen Faktor der Einigung mit Recht erkannt: Nicht nur Bucer (vgl. R. Stupperich, Humanismus S. 22), sondern auch Gropper (vgl. Meier, Enchiridion S. 297) war von Erasmus beeinflußt. ' Z u Gropper vgl. Meier, Enchiridion S. 296. ' V g l . schon in der Forma Concordiae zu C A II zwischen Eck und Melanchthon: »sed ipsa etiam experientia docti s e n t i m u s . . . « (CR IV,32). ® Jedin, Geschichte IS. 2 9 5 ; vgl. Anderson, Biblical Humanism^. 7 0 1 : »It is clear that by 1 5 3 9 justification was the crucial theological issue for Contarini and his circle.«
55
das »spiritus experimentum«' der iustificatio finden, ermöglichte eine Einigung, bei der man auf die erfahrungstiieologische Terminologie von Melanchthons Apologie zurückgreifen konnte. Diese Erfahrung wiederum ist eingebettet in den sakramentalen Vollzug von Taufe und Beichte, " und so ist das Ziel der auf der Grundlage von Schrift und Erfahrung gesuchten Einigung die Reform des Gottesdienstes. ^^ Der Predigt gilt dabei in den Einigungsdokumenten ein besonderes Augenmerk: ^^ In dem, was in ihr gesagt wird, fallen die Entscheidungen über rechte und falsche Rechtfertigungs-Lehre, können Verkürzungen die Rechtfertigungsbotschaft verzerreni"* und können umgekehrt Schwerpunktsetzungen, beispielsweise in der Sakramentenkatechese^® und der Paränese,i® bestehende Mißverständnisse und Mißbräuche abbauen helfen, Mit dieser Ausrichtung auf die concio konnte in Worms und Regensburg eine Neutralisierung des Rechtfertigungsthemas von vornherein vermieden werden, i® Schließlich erkannten beide Seiten auch die Relevanz ihrer Einigkeit in der protologischen und christologischen Fundierung^® der Rechtfertigung für einen umfassenden Konsens in dieser Frage: W o man gemeinsam die Verderbtheit des Menschen post lapsum^® und die einzigartige Bedeutung der satisfactio vicaria Christi am Kreuz und seiner mediatio^^ bekennen kann, da muß dies auch Auswirkungen auf das gemeinsame Verständnis des Rechtfertigungsgeschehens im engeren Sinn haben. Mit der Besinnung auf diese Grundlagen waren in Worms und Regensburg gute Voraussetzungen für eine theologisch fundierte Einigung gegeben.
« A R C E G V I , 39.38. ^^ V g l . »erigere« in A R C E G V I , 5 3 . 1 6 + 2 2 ; 7 0 . 4 + 1 2 ; »statuere« (54.9); »opponere« (54.16); dazu auch das wiederholte »vere« in 5 3 . 2 1 — 2 3 . " V g l . A R C E G V I , 58.2f. Daß zwischen der Rechtfertigung als innerer Erfahrung und als sakramentalem Geschehen ein Gegensatz besteht, wie R. Stupperich, Ursprungs, i i i nahezulegen scheint, kam wohl keiner Seite damals in den Sinn; auch Melanchthon bemühte sich beispielsweise bewußt, in seinem Reden von der Rechtfertigung den Anschluß an die sakramentale Tradition zu wahren (vgl. Maurer, CA Variata S. 248). ^^ V g l . A R C E G VI, 87.11 —14 und Fraenkel, Augustana S. 95, der auf das starke »Hervorkehren des Praktisch-Kirchlichen« im Regensburger Buch hinweist, das er auf den »Einfluß Witzeis« zurückführt. " V g l . A R C E G V I , 2 5 . i 9 f . ; ^o.2.i.-,àAx\xSmolinsky, DocendusS. 547, 553. " »ut tota summa praedicationis constet« ( A R C E G VI, 54.34f.). Vgl. A R C E G V I , 3 o . i 2 f f . ; 4 i . 7 f f . V g l . A R C E G V I , 30.4fF.; 3 9 . 3 8 - 4 1 ; 54.21 f. " V g l . A R C E G V I , 79.9fr. V g l . Slenczka, Gerecht S. 302 f. V g l . die Rede von Christus als dem »unicum fundamentum« ( A R C E G V I , 3 i . 2 6 f . ) . ^^ V g l . A R C E G V I , 27. II —13: »quod haec nuda carentia iustitiae debitae habens annexum vitiosum habitum res est seu peccatum dignum morte«, sowie den auch von Luther ( W A Br 9 Nr. 3637 Z . 70—73) gelobten Anfang der Rechtfertigungsartikel, vgl, A R C E G VI, 30.24ff.; 52.35ff· Vgl. A R C E G V I , 3 2 . 9 f ; 5 2 . 3 8 - 5 3 . 2 .
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1.3· 2,
DasYmtändnis
der Sünde
In der Behandlung der Sünde konnte man den in den Einigungsverhandlungen von A u g s b u r g und auch anschließend in der Apologie gewählten Weg^^ fortsetzen, über die hochscholastische Bestimmung der Erbsünde, versehen mit kräftigen reformatorischen Akzentuierungen, eine Einigung zu erreichen. Dabei werden im Regensburger Buch Möglichkeiten und Grenzen dieses Vorgehens deutlich: Einerseits erweist sich die thomistische Definition der Erbsünde als carentia und habitus^^ als flexibel genug, um die reformatorischen Anliegen der radikalen Verderbtheit^'· des postlapsarischen
Men-
schen^® und der fundamentalen Bestimmung der erbsündlichen Verfaßtheit des Menschen als Gegensatz zum ersten Gebot^® aufzunehmen.^'' Andererseits jedoch bleibt es ein Anliegen der thomistischen Erbsündenlehre, eine Korrelation von N a t u r und Gnade zu gewährleisten, und so erhalten nicht allein die privativen Ausdrücke in der Beschreibung der Erbsünde ein starkes Gewicht,^® sondern bleibt vor allem die genauere Bestimmung der Sündhaftigkeit der concupiscentia nach der Taufe offen
hier verweist man zwar auf
den K a m p f , in den der Christ gestellt ist,3° einigt sich aber ansonsten auf reichlich zweideutige Formeln. ^^
" " " " "
Vgl. ApolII,26f. (S. 152). Vgl. A R C E G V I , 2 7 . i f . Vgl. den wiederholten Gebrauch von »radix«, A R C E G V I , 25.5; 2 9 , 1 7 f . Selbst von einer libertas amissa ist die Rede, vgl. A R C E G V I , 24.26f. Vgl. A R C E G V I , 26.20; 4 1 . 2 6 - 2 9 . Vogelsanger, Ökumenismus S. 642 meint gar: »Die Lehre von der Sünde wird fast wörtlich mit der Terminologie der Augustana wiedergegeben; sogar ein Satz ist darin aufgenommen, der in der Bulle Leos X . gegen Luther ausdrücklich als häretisch verdammt worden war.« Dies dürfte er aber in bezug auf die Sündenlehre kaum beweisen können; so eindeutig redet das Regensburger Buch gerade nicht! Die Erbsünde wird zunächst ausschließlich als carentia definiert, vgl. A R C E G VI, 2 6 . i 5 f . , erst dann auch als habitus vitiosus, vgl. A R C E G V I , 26.27. " Daß eine Differenz in der concupiscentia ante und post regenerationem besteht, wie dies bereits in den lutherischen Bekenntnissen angedeutet wird (vgl. Anm. 105 von Teilkapitel I . 1 . ; S. 31 dieser Arbeit), wird hier expressis verbis formuliert, vgl. A R C E G V I , 29.22 ff. Vgl. A R C E G V I , 26.23f.; 2 9 . i o f . ; 4 1 . 1 6 ; die Luthersche Unterscheidung zwischen peccatum regnans und regnatum (vgl. Hermann, Luthers These S. 67 f.) bot sich in Regensburg als Formulierung natürlich an. ^^ Vgl, die schwebenden Formulierungen in A R C E G V I , 4 1 . 1 4 — 25, dazu die Formulierung »neque est peccatum, quod. . . « (vgl. A R C E G V I , 2 8 . i 3 f . + 3of.), die bei Betonung von »peccatum« dem römischen und von »quod« dem evangelischen Anliegen Rechnung trägt (das Augustinzitat ARCEG VI, 29.3 ff. scheint dabei die evangelische Interpretation zu stützen!), sowie Ausdrücke wie infirmitas, ad malum inclinatio (ARCEGVI, 25.29f.; 4 1 . 1 5 ) . Diese Zweideutigkeit findet sich bereits in der Konkordie von Eck und Melanchthon über CA II, vgl. CR IV, 33.4ff. (hierzu Praenkel, Augustana S. 97). 57
In einer gewissen Spannung dazu steht die durchgängige Betonung der »bleibenden Sündhaftigkeit des Gerechtfertigten«^^ im Regensburger Buch,^^ die als Erfahrungstatsache von keiner Seite bestritten wird. In Verbindung mit der Hervorhebung der Wirksamkeit der Taufe^" ergibt sich daraus nachgerade zwangsläufig der Gedanke der non-imputatio der Sünde^® und die Rede von der iustitia imputata; die reliqua peccati^® sind von daher auch ein bestimmender Faktor für die Darlegung der duplex iustitia in den Einigungsformulierungen.
1.3.3.
Dialektik von Gesetz und Evangelium als strukturierender Faktor
Die Vergleichsentwürfe von Worms und Regensburg sind zu einem erstaunlichen Maße von der Bereitschaft bestimmt, die Darlegung der Rechtfertigung von der Dialektik von Gesetz und Evangelium strukturieren zu lassen. So wird die Rechtfertigung im Kontext der poenitentia beschrieben^'' und die bleibende Bedeutung dieser Situation berücksichtigt, indem das Phänomen der Anfechtung in seiner theologischen Relevanz gewürdigt wird.^® Als Urheber der Anfechtung wird dabei ganz im Sinne der Apologie die lex genannt, die beim sündigen Menschen terrores und desperatio hervorruft, Der Dialektik von Gesetz und Evangelium entspricht weiter die antithetische Struktur, in der das Rechtfertigungsgeschehen entfaltet wird: Vor allem wird das Werk Christi und sein meritum'"' allen menschlichen Versuchen der Selbstrechtfertigung und der Gewinnung eigener merita exklusiv gegenübergestellt. Das Anliegen der particulae exclusivae"^ wird somit insbeson-
Braunisch, TheologieS. 428. Vgl. A R C E G V I , 2 6 . 1 ; 2 9 , 1 9 - 2 1 ; 4 1 . 3 0 - 3 5 . Vgl. A R C E G V I , 2 7 . 2 3 f f . ; 4 1 . i f f . Vgl. A R C E G VI, 2 8 . 1 2 f. ; 2 9 . 1 5 f ; 30.4. Diese Konsequenz zieht Melanchthon in der Apologie bereits aus der Differenzierung zwischen reatus und materiale peccati (vgl. Apol IV,35f. S. 154), die auch in das Regensburger Buch aufgenommen wird, vgl. A R C E G VI, 28.5-7. Vgl. A R C E G V I , 2 8 . 1 2 . Vgl. A R C E G VI, 5 9 . 1 2 f f ; dies gilt auch und gerade für die iustificatio operum, vgl. ARCEGVI, 42.3f Vgl. das melanchthonische »erigere«, das vor allem in der Endfassung mehrfach erscheint, vgl. A R C E G VI, 5 3 . 1 6 + 2 2 , vgl. aber auch bereits im Wormser Entwurf A R C E G VI, 7 0 . 4 + 1 2 . 3' Vgl. A R C E G V I , 3 4 . 1 4 - 2 2 . Vgl. A R C E G V I , 39.5-7. Vgl. deutlich in der Endfassung A R C E G VI, 5 3 . 3 3 f ; 5 4 . 2 f ; in der Erstfassung 3 1 . 9 — 1 6 ; 3 3 . 1 0 —12; 4 1 . 9 — 1 2 . Vgl. z. B. das »solus Christus« in A R C E G V I , 70.28. "
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dere in der Beschreibung der iustificatio prima"*^ voll aufgenommen doch lassen sich in den Dokumenten auch Ansätze aufweisen, die eine bleibende Bedeutung des discrimen legis et evangelii auch für die iustificatio operum erkennen lassen. Besonders deutlich wird die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium in der Behandlung der Frage nach der Möglichkeit von Heilsgewißheit vollzogen. Diese Frage wird, zumindest bezogen auf den jeweiligen gegenwärtigen Zustand des Christen, von beiden Seiten uneingeschränkt bejaht;"® die iustitia Christi — und sie allein! - bietet im Gegensatz zu aller menschlichen Befindlichkeit der angefochtenen fiducia·*^ eine feste Grundlage, auf die diese sich stützen kann.'^® In der Neufassung des fünften Artikels des Regensburger Buchs wird darüber hinaus mit der Identifizierung von iustificatio und acceptatio^Mas reformatorische Verständnis des Evangeliums als eschatologischer Freispruch aufgenommen,^" ohne daß daraus jedoch weitergehende Konsequenzen für die Präzisierung der Fundierung der Heilsgewißheit des Christen gezogen würden.
1,3.4,
^^^ Entschärfung der Dialektik durch ein prozessuales Rechtfertigungsverständnis
Die Dialektik von Gesetz und Evangelium wird in den Einigungsentwürfen dadurch entscheidend entschärft, daß sie in ein prozessuales Schema M i t dem Begriff der iustificatio duplex, die nicht mit der duplex iustitia verwechselt werden darf, arbeitet vor allem die Erstfassung des Regensburger Buches, vgl. A R C E G V I , 3 1 . 7 ff. ; doch findet sich die Differenzierung der Sache nach auch in der Endfassung. ·"· V g l . A R C E G V I , 38.37 ff. V g l . in der Erstfassung die Strukturierung der iustificatio operum durch mortificatio und vivificarlo ( A R C E G V I , 4 2 . i f f . ) und die R ü c k b i n d u n g der opera fidei an die prima iustificatio ( A R C E G V I , 4 3 . 1 7 f.). «
Vgl. A R C E G VI, 4 0 . 3 2 - 4 2 ; 5 4 . 6 - I I . Der Begriff der fiducia, für die lutherische Seite bei der Darlegung der Rechtfertigungsverkündigung von großer Bedeutung, erscheint in den Regensburger Dokumenten wesentlich in diesem Kontext, w o es um die existentielle Frage der Heilsgewißheit geht, nicht so sehr bei der Bestimmung des Wesens des Glaubens selbst und im allgemeinen. In diesem existentiellen Zusammenhang konnte er auch auf römischer Seite gebraucht werden (die kritische Potenz, die der fiducia-Begriff darüber hinaus für das Gesamt der Darlegung der Rechtfertigung zu entfalten vermag, läßt sich bei Contarini erst nach Regensburg erkennen, wie Anderson, Biblical Humanism S. 702 ff. zeigt.). V g l . A R C E G V I , 3 9 . 8 f f . ; 4 3 . 3 5 —38; 5 4 . 8 — 1 1 . Die Argumentation verweist dabei auf die feststehende Möglichkeit der Ergänzung von unvollkommenem menschlichem Tun durch Gottes Handeln bzw. die iustitia Christi, nicht auf die Möglichkeit eines reditus ad initium, wie R. Stupperich, Ursprung S. 114 zu meinen scheint. Nichtsdestoweniger g i l t jedoch, daß an dieser Stelle ein zentrales reformatorisches Anliegen positiv aufgenommen und beantwortet wird (vgl. Bucers Klarstellung, zitiert bei Augustijn, Gesprekken S. 213). V g l . A R C E G V I , 54.2 f. So richtig von Loewenich, Duplex Iustitia S. 36.
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eingebaut w i r d . ® ' Dadurch erscheinen Gesetz und Evangelium beziehungsweise mortificatio und vivificatio nur noch als A n f a n g s - und Endpunkt einer Entwicklung,®^ in deren Betrachtung die Analyse der jeweiligen menschlichen Befindlichkeit ein großes Eigengewicht erhält; dies macht jedoch synergistische Aussagen fast unausweichlich.^^ Anzeichen dieser Verschiebung sind die eigenständige Thematisierung des Verhaltens der adulti im Rechtfertigungsgeschehen®" und die Erwähnung des liberum arbitrium als partiale agens;®® daß die »psychologische« Beschreibung der Rechtfertigung nicht mehr wie in den lutherischen Bekenntnissen als Reflex des doppelten H a n delns Gottes in Gesetz und Evangelium betrachtet wird, zeigt die Tatsache, daß in W o r m s und Regensburg die lex bereits wesentlich als Wirkungsfeld des heiligen Geistes betrachtet w i r d , ® ® der durch sie neue Motive wie beispielsweise die appetentia salutis®'' wirkt. So setzt bereits ante regenerationem eine B e w e g u n g ein,®® in deren weiterem Verlauf eine sachliche G e g e n überstellung von Glauben und Werken kaum noch festzuhalten ist;®® die Tatsache, daß eine B e w e g u n g erst an ihrem Ziel vollkommen ist,®" gibt den Verfassern der Dokumente das Recht, die Werke in das Rechtfertigungsgeschehen hineinzuziehen:®! die vivificatio vollzieht sich letztlich erst im T u n der Christen.®^
In der Endfassung des Rechtfertigungsartikels wird dabei deutlich die thomistische Terminologie (motus ad detestationem peccati - motus in deum, vgl. STh I—II 1 1 3 , 5 ) verwandt, vgl. ARCEG VI, 53.3ff.; die bei Thomas immerhin vorhandene Sicherung gegen ein temporales Mißverständnis dieses Prozesses (vgl. STh I—II 1 1 3 , 7 ) fehlt dabei in Regensburg. Damit soll jedoch keinesfalls gesagt werden, daß das prozessuale Denken allein von römischer Seite eingebracht wurde; gerade in der Erstfassung des 5. Artikels liefert Bucer hierzu wesentliche Impulse (vgl. R. Stupperich, Ursprung S. 100 undJedin, An welchen Gegensätzen S. 364 f., der auf die ebenfalls von Bucer stammende Leipziger Unionsformel hinweist, in der sich ebenfalls entsprechende Tendenzen - freier Wille, Heilsnotwendigkeit der guten Werke-finden). " Vgl. ARCEG VI, 3 2 . 2 i f f . (hierzu die Kritik Luthers W A Br 9 Nr. 3637 Z. 1 0 5 - 1 1 3 ) . R. Stupperich, Humanismus S. 1 2 1 meint mit Recht: »Das Mitwirken des Menschen in der Rechtfertigung wird nicht nur erwähnt, sondern besonders herausgestellt.« " Vgl. ARCEG VI, 53.3-5. Vgl. ARCEG VI, 54.30; auch der assensus in ARCEG VI, 33.30 wird wohl als aufzufassen sein. Dagegen wird jedoch in ARCEG VI, 39.4 die voluntas nur als causa iustificationis materialis angeführt. " Vgl. ARCEG VI, 34.5 ff.; 59. i9f.; hierzu Ä. Ursprungs. In der Endfassung fehlt dann der Begriff der lex völlig; es ist nur noch vom praeveniens motus spiri tus sancti die Rede, vgl. A R C E G VI, 5 3 . 4 f 5' Vgl. ARCEG VI, 34.30. Vgl. ARCEG VI, 34.39f.: »magis magisque ad indipiscendam gratiam iustificantem proficimus«, hierzu R. Stupperich, Ursprung S. 99 f Vgl. z.B. die »Mittelstellung« der Opera gratiae praevenientis, A R C E G VI, зб.юЙГ. Vgl. die Erläuterung Contarinis: »et quoniam motus omnis est imperfectus, nisi perveniat ad terminum, idcirco etiam motus fidei, nisi perveniat ad charitatem, quam adipiscimur, est 'imperítctas.«(Contarini, Epistolaáe iustificatione, in:CCathVII, 29.9 —11). Vgl. ARCEG VI, 44.6 f.; Ansatzpunkt ist dabei in der Endfassung des Rechtfertigungs-
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Das prozessuale Denken fuhrt schließlich dazu, daß der progressus a baptismo und das entsprechende augmentum iustificationis®^ in den Dokumenten besonders betont werden;^" aus ihnen ergeben sich auch die Beschränkung der Heilsgewißheit auf den status praesens®® und die Zergliederung von sakramentalem Handeln und Gottes Losspruch im E n d g e r i c h t . E s bleibt zu fragen, ob die Auflösung der Dialektik von lex und promissio nicht schon in der Rezeption Augustins als normativem Ausleger der Schrift®'' und in der Einordnung des Rechtfertigungsgeschehens unter den Gedanken der restitutio®® begründet liegt!
1.3.5.
Die Bedeutung des Glaubens
Der Glaube nimmt in den Vergleichsentwiirfen eine ganz zentrale Stellung ein; als medium accipiens prägt er die iustificatio prima,®' als fides efficax dient er als Einigungsformel in der Bestimmung des Rechtfertigungsgeschehens,^^ in dessen gesamter Erstreckung die fidei plenitudo als bleibende Grundlage und »Reservoir« d i e n t . D e n n o c h wird weder das Wesen des Glaubens noch die Funktion des »sola fide« so eindeutig gefaßt, daß man das reformatorische Glaubensverständnis darin unzweifelhaft erkennen könnte. So entspricht der prozessualen Sicht der Rechtfertigung auch eine prozessuale Sicht des Glaubens:''^ Dieser spielt bereits vor dem eigentlichen Rechtfertigungsgeschehen eine große R o l l e u n d entwickelt sich im folgenden zur eigentlichen fides iustificans; der Unterschied in dieser duplex fides'^" liegt artikels deutlich die infusio caritads, vgl, A R C E G VI, 5 3 . 2 5 — 30; hierzu R.Stupperich, Humanismus S. 122. ^^ Vgl. A R C E G VI, 4 2 . 3 6 : »Vivificamur in operibus spiritus«»; dieses über die Grunderfahrung der Rechtfertigung hinausgehende Verständnis von vivificatio stammt von Gropper, vgl. R. Stupperkh, Humanismus'b. 17. " Vgl. A R C E G VI, 5 4 . 2 i f . -I- ^2-, dazu Hamm, Rechtfertigungslehre S. з у А п ш . 1 2 5 . Vgl. A R C E G VI, 4 1 . 4 2 - 4 5 . Vgl. A R C E G VI, 4 0 . 3 9 . ^ Vgl. A R C E G VI, 5 3 . 1 3 — 1 5 ; das »pollicitus est se remissurum« (ebd.) »verfälscht den evangelischen Satz wieder im römischen Sinne« (Neuser, Calvins Urteil S. 186). " Vgl. A R C E G VI, 3 6 . 4 0 — 3 7 . 2 ; hierzu R. Stupperich, Humanismus S. 119: »Bei allen Abgrenzungen gegen andere Meinungen sucht der Entwurfsartikel der Ansicht Augustins zu folgen.« Vgl. A R C E G VI, 3 0 . 2 2 ; 3 2 . 4 ; dazu i?. Stupperich, Humanismus^. 108. Vgl. A R C E G VI, 3 2 . 2 5 f f . ; 3 7 . 1 2 - 1 5 ; 3 9 . 1 8 - 2 0 ; 5 3 . i 7 f . ™ Vgl. die Formulierung in der Endfassung A R C E G VI, 5 3 . 1 9 f . : »per fidem vivam et efficacem iustificari peccatorem« (dazu auch 5 3 . 2 9 f. ); doch erscheint der Begriff auch schon in der Wormser Erstfassung, vgl. A R C E G VI, 3 9 . 2 1 . " Vgl, A R C E G VI, 3 5 . 3 2 - 3 4 ; 4 0 . 2 6 - 2 8 ; 4 4 . 8 - 1 0 . " Vgl. A R C E G VI, 35.6ir. " Vgl. A R C E G VI, 3 5 . 2 7 - 2 9 . Zum Begriff vgl. A R C E G VI, 3 5 . 3 0 ; in der Endfassung erscheint er nicht explizit, doch findet sich dort eine ähnliche Nebenordnung, vgl. A R C E G VI, 5 3 . 1 1 —13.
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dabei wesentlich in deren jeweiliger Intensität.''® A u c h als fides iustificans erhält der Glaube sein Wesen nicht ausschließlich von der promissio:'^ Sein Objekt ist vielmehr allgemeiner die Offenbarung;'''' Gewißheit verschafft ihm dabei das testimonium Spiritus Sancti internum.^® Das Verhältnis von fides iustificans und opera fidei wird hingegen so deutlich gefaßt,''® daß man den Dokumenten nicht leichtfertig die Rezeption der »fides caritate formata«-Lehre unterstellen sollte.®" Grundlage der opera ist die Erneuerung des Herzens;®^ darum bleibt die fides auch Subjekt in der auf die Rechtfertigung folgenden Heiligung.®^ Daß jedoch das reformatorische Glaubens- und damit auch Rechtfertigungsverständnis in den Einigungsdokumenten letztlich doch nur verkürzt aufgenommen wird, zeigt die Behandlung des »sola fide«:®^ Diese erfolgt fast ausschließlich®'* in einem apologetischen und adhortativen Kontext
damit
wird aber dem »sola« unausweichlich sein eigentlicher Sinn genommen,®® wie bereits Kurfürst Johann Friedrich in einem Schreiben an Luther scharfsinnig erkannte.®^ Die Entscheidung fällt dabei nicht hinsichtlich der N o t w e n digkeit von Bußpredigten und guten Werken®® — hier besteht ein offensichtlicher Konsens - , sondern im Verständnis der Rechtfertigung selbst, deren Interpretament das »sola fide« ist: W o die Korrelation von promissio und "
Vgl. R.Stupperich, Ursprung^. l o i . In ARCEG VI, 3 6 . 2 i f f . wird diese auf den Inhalt von Jer 3 i , 3 i f f . reduziert, was die bleibende Externität der promissio deutlich einschränkt; in der Endfassung wird die promissio dann jedoch deutlich im lutherischen Sinne beschrieben, vgl. ARCEG VI, 53.12fif. " Vgl. ARCEG VI, 33,42f.; 5 3 . 1 1 f. ; daneben wird die »veritas« genannt, vgl. ARCEG VI, 3 5 . 3 1 f.; 36. i8. Man wird R. Stupperich, Humanismus S. 128 von daher nicht ganz leicht widersprechen können, wenn er schreibt: »Das starre Gerüst intellektualistischer Glaubensauffassung ragt weit in den Entwurf hinein.« Vgl. ARCEG VI, 40.22 — 24 + 39—41 (hierbei handelt es sich offensichtlich um ein oberdeutsches Anliegen, vgl. R. Stupperich, Ursprung S. iio); zur Problematik dieses Ansatzes vgl. Noland, Doctrine S. 4 ff. ' ' Vgl. ARCEG VI, 39.26: »Debet autem hic radix diserte a fructibus discerni. « Dies tut R. Stupperich, Ursprung S. 108; treffender formuliert dagegen von Loewenich, Duplex lustitia S. 35: »Das erinnert natürlich an die fides charitate formata« (Hervorhebung G.M.). Vgl. die Betonung der purificatio cordis, A R C E G VI, 33.30; 37.6. Vgl. ARCEG VI, 3 3 . 4 o f : »Hos vero omnes gradus non aliter quam fide, qua deo credimus, per Christum indipiscimur.« sowie ARCEG VI, 44.6!?. und 54.28f. '' So úchú^R. Stupperich, Humanismus S. 101. ^^ Eine gewisse Ausnahme bildet lediglich ARCEG VI, 3 9 . 2 2 - 2 5 . Vgl. ARCEG VI, 39.34ff.; 54.33 —37; vgl. zur Mühlen, EinigungS. 345. Vgl. R.Stupperich, Ursprungs. 108. " Vgl. W A Br 9 Nr. 3614 Z. 24ff.: »Vnd do sie es gleich tolleratiue gescheen lassen. So hengen sie doch von stundan ein muss daran, Das das wort Sola nit Sola pleibt, auch im gründe nichts gelten soll. « Vgl. die Äußerungen Ecks: »Was die Sache selbst betrifft sind es vier Dinge, die wir beide bejahen: Sünde - Glaube - Liebe - Werke. In der Sache kommen wir überein, aber in den Begriffen und welchem die Rechtfertigung zukommt, sind wir uneins.« (zitiert bei Pfnür, Einigung Worms S. 72; Hervorhebung G. M.)
62
fides
i n i h r e r e s c h a t o l o g i s c h e n B e d e u t s a m k e i t e r k a n n t w i r d , k a n n sie d u r c h
die Problematisierung
in
Frage
gestellt werden. In W o r m s und R e g e n s b u r g hingegen glaubte man,
ihrer ethischen
Dimension
nicht wieder
Siche-
r u n g e n aufstellen zu m ü s s e n , ® ' b e v o r m a n das R e c h t f e r t i g u n g s g e s c h e h e n m i t der notwendigen
— und gewiß
auch
riskanten!
-
Radikalität
überhaupt
beschrieben hatte.®®
1.3,6.
Die Konzeption einer duplex iustitia
I m G e d a n k e n der duplex iustitia'^ versuchen die Verfasser der E i n i g u n g s dokumente,
das bereits oben e r w ä h n t e A n l i e g e n einer u n m i t t e l b a r e n E i n -
b e z i e h u n g der W e r k e der C h r i s t e n in den R e c h t f e r t i g u n g s p r o z e ß
gnaden-
theologisch abzusichern und zugleich d e m A n l i e g e n der M ö g l i c h k e i t
von
Heilsgewißheit auch angesichts der offensichtlichen U n v o l l k o m m e n h e i t dieser W e r k e g e r e c h t z u w e r d e n . I h r e s a c h l i c h e B e g r ü n d u n g f i n d e t d i e d u p l e x i u s t i t i a d a b e i i n d e r i u s t i t i a C h r i s t i , ' " d i e z u m e i n e n ü b e r i h r e F u n k t i o n als causa wird'®
meritoria
hinaus
zur
causa
formalis
im
Rechtfertigungsgeschehen
u n d s i c h s o m i t als i u s t i t i a i n h a e r e n s ' ® d i r e k t i n d a s H a n d e l n
des
Selbst das » u t . . . semper fide certissime s t a t u a n t . . . « ( A R C E G V I , 5 4 . 8 f . ) g i l t nur f ü r die, »qui vere poenitent« (ebd.)! V g l . die treffende K r i t i k von zur Mühlen, Einigung S. 3 4 5 und R. Stupperich, Ursprung S. I 0 4 f . 2u der »ängstlich vermittelnden H a l t u n g « (ebd. S. 104) Groppers in dieser Frage. herloh, Fürstenreformation S. 2 8 9 weist allerdings m i t Recht d a r a u f h i n , daß explizit von der duplex iustitia i m Regensburger B u c h nicht die Rede ist, auch nicht im » E n t w u r f « , wie von Loewenich, Duplex Iustitia S. 3 7 fälschlich behauptet. Doch erweist sich der Gebrauch dieser Terminologie zur Darstellung nicht nur aufgrund des theologiegeschichtlichen Umfeldes als l e g i t i m , sondern vor allem wegen der expliziten A u f g l i e d e r u n g der iustitia Christi in A R C E G V I , 5 3 . 3 o f f . (so auch Lohse, Dogma S. 105). Es ist nicht A u f g a b e der vorliegenden Untersuchung, die Einzelheiten des theologiegeschichtlichen Hintergrundes dieser Formel, wie sie von den Verfassern des Regensburger Buches gebraucht w i r d , zu erhellen. N e b e n dem offensichtlichen Einfluß Groppers (vgl. von Loewenich, Duplex Iustitia S. S î f . \ιηά Braunisch, GropperS. I 2 2 f . , der zugleich auf die Unterschiede zwischen Groppers Enchiridion und dem Regensburger Buch verweist) und Contarinis (vgl. Rückert, Entwicklung S. 1 0 6 A n m . 1 ) darf derjenige Calvins nicht unterschätzt werden, der die protestantische Seite f ü r diese Formel geneigt machte (vgl. Calvins Votum auf dem Wormser Vorgespräch, zitiert bei Neuser, Vorbereitung S. 1 2 9 / 1 3 1 ; hierzu Neuser, Calvins Urteil S. 1 8 1 f f ) . Matheson, Cardinal S. 108 verkennt dieses Anliegen der duplex iustitia-Lehre, wenn er als deren Absicht lediglich die Betonung des »sine meritis« und die Vermeidung eines moralischen IndifFerentismus bezeichnet. Man wird allerdings natürlich m i t Augustijn, Religionsgespräche S. 5 o f . festhalten müssen, daß hinter dieser Konzeption bei aller sachlichen Unklarheit ein beachtenswertes religiöses Interesse steht. So richtig Iserloh, Fürstenreformation S. 289. " Vgl. A R C E G VI, 39.18. '"> V g l . die B e g r i f f s b e s t i m m u n g in A R C E G V I , 5 3 . 3 5 - 3 8 .
63
Gerechtfertigten umsetzen läßt®^ und die zum anderen als iustitia imputata die bleibenden Defizite in diesem Handeln ausgleicht. Indem diese Defizite im Regensburger Buch der iustitia inhaerens selbst zugeschrieben werden, wird die iustitia imputata dort zum eigentlichen Fundament der Rechtfertigung^"" und der iustitia inhaerens sachlich vorgeordnet. Bezeichnend für die Lehre von der duplex iustitia, wie sie in den beiden Fassungen des fünften Artikels des Regensburger Buches entfaltet wird, ist jedoch, daß eine solche sachliche Zuordnung der beiden iustitiae die Ausnahme b l e i b t , w ä h r e n d man sich ansonsten mit der Nebenordnung^"^ von evangelisch und römischkatholisch geprägten Anliegen und Konzeptionen begnügt, ohne diese irgendwie näher in ihrem Verhältnis zueinander zu bestimmen;^"® lediglich
" V g l . A R C E G V I , 5 4 . 3 — 5 ; d a ß nach dem Regensburger Buch auch die iustitia inhaerens iustitia nobis in Christo communicata ist, übersieht Braunisch, Gropper S. 1 2 3 in seiner K r i t i k ! '8 V g l . A R C E G V I , 5 3 . 3 3 f f . ; dazu schon in der Wormser Erstfassung A R C E G V I , 4 3 . 3 5 — 3 7 ; das grundlegende Schema, »daß die Eingießung der inhärierenden Gerechtigkeit der Anrechnung, mit anderen Worten die Gerechtmachung der Gerechtsprechung vorausgeht und ihre Vorbedingung ist« (Rückert, Entwicklung S. 9 2 zu Contarini), ist für diese Konzeption selbst in ihrer Zuspitzung in der Endfassung konstitutiv. " In der Erstfassung ist in diesem Zusammenhang nur von einer »iustitia quaedam« bzw. »iustitia ex parte« die Rede (vgl. A R C E G V I , 4 1 . 3 6 ^ ) ; in der Endfassung wird die perfectio iustitiae nobis in Christo communicatae dann explizit als Rechtfertigungsgrund verworfen, vgl. A R C E G V I , 5 3 . 3 2 — 3 4 ; hierzußwaraJcÄ, GropperS. 1 2 3 . Kriterium ist dabei wohl die bleibende Externität der iustitia Christi als iustitia imputata, die eine Quantifizierung nicht zuläßt. N u r so ist die Differenzierung zwischen dem »non propter dignitatem seu perfectionem iustitiae nobis in Christo communicatae (!)« ( A R C E G V I , 5 3 . 3 3 f . ) und der positiven Aufnahme des inniti »soli iustitiae Christi nobis donatae (!)« ( 5 4 . 1 ) wohl erklärbar. Donatio und reputatio schließen sich dabei, wie die folgenden Zeilen zeigen, nicht aus. V g l . A R C E G V I , 5 3 . 3 0 — 3 4 ; hierzu ZÄi-Möii/OT, EinigungS. 3 4 1 . 1 0 2 V g l . R. Stupperich, Humanismus S. i i y f . zur Erstfassung von A r t . 5 ; die Aussagen der Neufassung bieten dagegen immerhin die Möglichkeit, diese Zuordnung zu einer A r t von hermeneutischem Schlüssel für den gesamten Artikel zu machen, wie dies beispielsweise auch Contarini tut (vgl. dessen Ausführungen in seiner Scheda, zitiert bei Brieger, Aus italienischen Archiven S. 5 9 4 ) . Es bleibt jedoch festzuhalten, daß die sachliche Vorrangstellung der iustitia imputata im weiteren Verlauf auch dieser Endfassung des 5. Artikels nicht voll zum Tragen k o m m t (dies g i l t auch für deren Erläuterungen durch Contarini selbst in seiner Epistola de iustificatione, vgl. zur Mühlen, Einigung?:. 3 4 8 ) . l o ^ Vgl. z.B. das»simul«inARCEGVI, 5 3 . 2 5 - I - 2 9 . i»·· Dies g i l t besonders für die Darlegung der Thematik im Rahmen einer duplex iustificatio, bei der die bleibende Normativität des Anfangsgeschehens kaum festgehalten werden kann; daß die Relevanz der Lehre von der duplex iustitia in der oben referierten Form gerade im Bereich der iustificatio operum deutlich gemacht wird, vermag dieses Manko nicht völlig auszugleichen. V g l . McGrath, Iustitia Dei S. 6 o f . ; bezeichnend hierfür ist die Überschrift des Rechtfertigungsartikels in der Erstfassung des Regensburger Buches: »De restitutione regenerationis et iustificatione hominis gratia et merito, fide et operibus« ( A R C E G V I , 3 0 . 2 2 f ; vgl. von Loewenich, Duplex Iustitia S. 2 4 ) .
64
d i e g e m e i n s a m e V e r a n k e r u n g b e i d e r iustitiae i m G n a d e n - u n d G e i s t e s w i r k e n G o t t e s ^ ® ® w i r d in d e n D o k u m e n t e n d e u t l i c h i i e r v o r g e h o b e n . ^ " ' ' U n b e f r i e d i g e n d ist diese N e b e n e i n a n d e r s t e l l u n g ^ " ® n i c h t n u r d e s w e g e n , w e i l eine klare B e s t i m m u n g d e r W e r k e , d i e f ü r eine E i n b e z i e h u n g in d e n e i g e n t l i c h e n R e c h t f e r t i g u n g s p r o z e ß in B e t r a c h t k o m m e n , f e h l t ,
sondern
v o r a l l e m , w i e a u c h die R e a k t i o n e n a u f e v a n g e l i s c h e r S e i t e nach d e m B e kanntwerden der D o k u m e n t e zeigen,
w e i l d i e P r o b l e m a t i k einer i u s t i f i c a -
tio operum^^^ ü b e r die A n e r k e n n u n g einer b l e i b e n d e n S ü n d h a f t i g k e i t aller M e n s c h e n hinaus^^^ n u r g a n z u n g e n ü g e n d in B l i c k g e n o m m e n w i r d . ^ ^ ^ S o w i r d d e n g u t e n W e r k e n l e t z t l i c h d o c h trotz aller g e g e n t e i l i g e r B e t e u e r u n g g j i i i 4 gjjjg e i g e n s t ä n d i g e B e d e u t u n g f ü r d i e A n n a h m e i m E n d g e r i c h t z u g e s c h r i e b e n , ^^^ eine B e d e u t u n g , die sich ü b e r h a u p t n u r bei einer p r o z e s s u a l e n S i c h t d e r R e c h t f e r t i g u n g h a l t e n läßt^^® u n d d i e z u g l e i c h I n d i z f ü r ein sich v e r s e l b s t ä n d i g e n d e s Interesse a m » D a n a c h « d e r R e c h t f e r t i g u n g ist,^^'' das
106 J5¡g5 wird besonders in bezug auf die Werke im Bereich der iustificatio operum betont, vgl. A R C E G V I , 4 2 . 4 0 — 4 3 . 3 . Erstaunlich und bedauerlich ist dabei, daß die Verankerung von Glauben und Werken in der Gemeinschaft mit Christus im Regensburger Buch kaum bedacht wird, obwohl sich Ansätze hierfür beispielsweise sowohl bei Melanchthon (vgl. Maurer, СЛ Variata S. 248) als auch bei Gropper (vgl. Braunisch, Gropper S. 1 2 3 ) finden. Daß darüber hinaus auch die Verankerung der Einheit von Glauben und Werken im Wortgeschehen nicht erfaßt wurde, verwundert schon weniger, war diese Einsicht doch noch nicht einmal auf protestantischer Seite durchgängig vorhanden (vgl. die Kritik von Weber, Reformation S. 2 2 9 an Calvin). 108 V g l . Luthers Urteil über »diese weitleufftige geflickte Notel«, sie sei »zu samen gereymet und geleymet« ( W A Br 9 N r . 3 6 1 6 Z . I 4 f ). Die Formulierung »bone o p e r a . . . a deo mandata et commendata« ( A R C E G V I , 5 4 . 2 2 f.) verschleiert die Problematik recht kunstvoll. V g l . W A B r 9, N r . 3 6 1 4 S. 3 9 7 - 3 9 9 . Es ist nicht ganz einfach, die Lehre von der duplex iustitia dem Schema der duplex iustificatio überhaupt zuzuordnen (die Kritik von Augustijn, Religionsgespräche S. 49 A n m . 35 an dem Versuch von Braunisch, Theologie S. 4 2 2 f Anm. 2 6 0 , die duplex iustitia in die iustificatio prima einzuordnen, ist von daher berechtigt), doch hat diese Lehre in der in Regensburg vorgetragenen Form jedenfalls nicht das Format und das Vermögen, die Problematik der iustificatio operum eindeutig zu entschärfen. V g l , das fünfmalige »Constat« in A R C E G V I , 4 1 , i 4 f f . V g l . zur Mühlen, EinigungS. 3 4 2 f. 114 V g l . A R C E G V I , 5 4 . 2 8 f . zum merces: »non secundum substantiam operum neque secundum quod sunt a nobis, sed quatenus in fide fiunt«. V g l . das » N o n sufficit« in A R C E G V I , 3 9 . 3 0 . V g l . R.Stupperich, Ursprung S. 9 2 f . , der die Aufteilung der duplex iustificatio mit Recht als gut thomistisch qualifiziert, sowie ebd. S. i i i ff. ^^^ Hierzu zählt auch das Interesse an der Aufrechterhaltung des meritum-Begriffes in der Erstfassung, vgl. A R C E G V I , 4 2 . 4 4 — 4 3 . 7 (anders die Endfassung, vgl. dazu Contarini, zitiert bei Brieger, Aus italienischen Archiven S. 5 9 4 f . ) ; doch läßt sich dies verselbständigende Interesse nicht allein der römischen Seite zuschreiben, vgl. z. B . die Aufnahme der melanchthonischen Kompensationstheorie in A R C E G V I , 4 3 . 4 1 ff. (vgl. hierzu R. Stupperich, Ursprung S. 1 1 4 f . ) , die wiederum bezeichnenderweise mit einer Sammlung von Schriftzitaten begründet wird, die offensichtlich der römischen Kontroverstheologie entnommen ist (vgl. ihr Vorkommen in Confiitatio X X S. 1 2 3 , 1 — 5).
65
nicht genügend um die bleibende Bedeutung der Unterscheidung von Gesetz und Evangehum auch für die Werke der Gerechtfertigten weiß, ^i®
1.3.7.
^ ewertung der
Ergebnisse
Man wird den Ergebnissen der Einigungsgespräche von Worms und Regensburg nicht gerecht, wenn man sie ledighch als Konvergenzdokumente zweier Kirchen betrachtet, deren Positionen ohnehin von vornherein unvereinbar waren. Vielmehr ging es den Verfassern im fünften Artikel, aber auch darüber hinaus um ein gemeinsames Bekenntnis der Rechtfertigung, die sie gemeinsam als fundamentales Geschehen in der heiligen katholischen Kirche erfuhren, von deren Einheit sie allesamt überzeugt waren. ^^^ Die zu Beginn dieses Abschnitts genannten gemeinsamen Grundlagen konnten in ihnen um so eher die berechtigte Hoffnung auf eine sachlich fundierte Einigung aufkommen lassen, als den römischen Vertretern noch nicht durch das Konzil von Trient die Hände gebunden waren. ^^^ Verbunden mit den persönlichen Faktoren gemeinsamer religiöser Erfahrung^^^ und gemeinsamen biblisch-humanistischen Interesses waren damit optimale Möglichkeiten für einen Konsensus gegeben. Was die Konsensformulierung selbst betrifft, so fallen die positiven Reak, tionen auf protestantischer Seite hinsichtlich der eingebrachten evangelischen Grundentscheidungen auf:^^® Diesen wird durchweg die Kraft zugetraut, die verbliebenen Differenzen und Unklarheiten zugunsten der evangelischen Sache zu entscheiden und so der evangelischen Predigt zum Durchbruch zu verhelfen. U m welch kritische Potenz es offensichtlich beim Ringen um
A u f eine »Promissionum Legis et Evangelii conäliatio« läuft auch die Calvinsche duplex iustitia-Konzeption hinaus (vgl. Neuser, Calvins Orteilb. 184; Hervorhebung im Zitat G . M.). Dies betont Ala/teo», Cardinali. 1 0 7 f mit Recht. V g l . Augustijn, Gtspnkkm S. 227. 121 Y g i Ganzer, ContariniS. i i 4 f . 122 Y g j »Turmerlebnis« Contarinis, auf das in der Literatur zu Regensburg immer wieder hingewiesen wird (vgl. Jedin, Turmerlehnis und Mackensen, Contarini's Role S. 5ofF.); doch vgl. dabei die kritischen Anmerkungen von Anderson, Biblical Humanism S. 691 f. V g l . hierzu die aufschlußreiche Untersuchung von Anderson, Biblical Humanism sowie das Urteil von Mackensen, Contarini's Role S. 49: »Contarini's doctrine of justification sprang from theological currents of a Pauline and Augustinian cast which had never ceased to exist in Italy.« V g l . Matheson, Cardinal S. 113 sowie Pfnür, Verständnis S. 248f. zum »amicum colloquium« von Worms. Insbesondere ist hier die Reaktion Calvins zu nennen, vgl. Neuser, Calvins UrteilS. 177. So schon Bucer während der Verhandlungen, vgl. Matheson, Cardinali. 107; doch vgl. auch Luther, W A Br 9 Nr. 3629 Z . 59 f. : »Denn wo die ersten vier artickel rein gehen, da were den zehen die gifft genomen« (Diese Passage wurde bei der Redaktion durch Brück und den Kurfürsten noch kräftiger formuliert, vgl. W A Br 9 Nr. 3629 Z . 76—81.).
66
die Klarheit der Rechtfertigungsverkündigung geht, wird in diesen Reaktionen sehr schön deutlich. Gerade an dieser Stelle setzte aber damals auch die K r i t i k an den Ergebnissen von Regensburg ein und wird sie auch heute ansetzen müssen: Inwiefern werden die evangelischen Grundentscheidungen dort so eindeutig eingebracht, daß sie ihre kritische K r a f t tatsächlich entfalten können? Dies ist nicht nur deswegen zweifelhaft, weil K ü r z e und Darstellungsweise^^^ der abschließenden Version des fünften Kapitels des Regensburger Buches eine eindeutige Interpretation gar nicht zulassen,
sondern vor allem weil nicht
genügend berücksichtigt wurde, daß das gemeinsame Bekennen der rechten Lehre, das zweifellos die geeignetste F o r m der D a r l e g u n g der Rechtfertigung darstellt, sich i m m e r auch im gemeinsamen Verwerfen der Irrlehre vollzieht.
W e i l dies in R e g e n s b u r g versäumt wurde, ^^^ wurden römische
A n l i e g e n wie die prozessuale Sicht der R e c h t f e r t i g u n g , die Z w e i d e u t i g k e i t einer duplex fides und die verselbständigte Behandlung der guten W e r k e in die Darstellung aufgenommen, ohne daß ihre Unvereinbarkeit m i t wesentlichen evangelischen Grundentscheidungen beachtet wurde. ^^^ Daß der erreichte » K o m p r o m i ß « ' ^ ^ letztlich doch das Ergebnis
römisch-katholischer,
thomistisch geprägter Vermittlungstheologie ist,^^^ läßt sich bei aller W ü r d i g u n g des Erreichteni34 nicht leugnen, Neuser, Calvins Urteil S. i86 beobachtet treffend, »daß immer zwei Aussagen in nacheinander folgenden Sätzen zusammengehören. Auf die katholische Lehrweise folgt die evangelische oder umgekehrt. Offensichtlich sollen sich die Sätze gegenseitig korrigieren.« Vgl. R. Stupperich, Rumanismus S. 120, 126. Darauf dringt gerade Luther in seinen Stellungnahmen zu Regensburg immer wieder, vgl. W A B r g N r . 3637 Z. 9 4 - 1 0 4 ; vgl. auch W A Br 9 Nr. 3616 Z. i 6 f ; N r . 3637 Z. 4 3 f f Hier liegt auch die Schwachstelle der Pfnürsdita »Mißverständnistheorie«, die dieser auch an den Regensburger Ergebnissen verifizieren zu können glaubt (vgl. Pfnür, Einigung Worms S. 76 f ). Um zu beweisen, daß die » 1540/41 erzielte Einigung in der Rechtfertigungslehre... durchaus sachgemäß« ist (ebd. S. 77), reichen die - gelungene! - Analyse der meist allzu menschlichen Faktoren, die zum Scheitern der Religionsgespräche führten, und die Konstatierung geglückter Einigungsbemühungen nicht aus. Selbst gefundene Konsensformulierungen und eine sachgemäße Einigung sind noch zweierlei ! 130 Vgl. Luther, W A Br 9 Nr. 3637 Z . l o i —103: »Darumb ist dieser artickel, so er solt also bloß vnd wackelent ausgeschrieben werden, viel zu dünne«. Mit dieser Bewertung knüpfe ich an die kritischen Bemerkungen von zur Mühlen, Einigung S. 3 5 1 an, der von einer letzten Unvereinbarkeit von aristotelischer und biblischer Denkform spricht (ähnlich i^af/èeri, Entwicklung ίι. 105 f. zu Contarini). Hünermann, Einleitung S. X X I I ; von Loewenich, Duplex lustitia S. 47 (jeweils zu Contarini). 133 Vgl, R. Stupperich, Humanismus S. 129. 134 Diese Würdigung hat vor allem der Endfassung zu gelten, in der wichtige Grundentscheidungen erheblich klarer formuliert werden als im voraufgehenden Entwurf; vgl. hierzu die Belege in den Anmerkungen. Mit diesem Resümee soll jedoch nicht geleugnet werden, daß die Reaktion Luthers auf die Ergebnisse von Regensburg nicht befriedigen kann, auch wenn er auf entscheidende Schwachstellen sehr treffend hinweist (vgl. zur Mühlen, Einigung S. 354 f.). Er beschränkt sich auf eine Bekämpfung nominalistischer Positionen (vgl. Pfnür, Einigung Worms S. 66), die er
67
ι.4· Das Thema »Rechtfertigung« in den Entscheidungen des Konzils von Trient 1.4.1.
Das Verständnis der Rechtfertigung als doctrina
Die Behandlung der Rechtfertigung als doctrina auf dem Trienter Konzil weist in vielen Punkten eine erstaunliche Affinität zum reformatorischen doctrina-Verständnis auf. So deutet das konzilsgeschichtliche Novum der Lehrdarlegung in der Form von Capita^ daraufhin, daß es im Streit um die Rechtfertigung darum geht, was gottesdienstlich zu lehren und zu verkündigen und worauf der Glaube der Gemeinde zu richten sei.^ Der Rechtfertigaag&predigt dient auch der weitgehende Verzicht auf scholastische Terminologie im Dekret der VI. Sessionstatt dessen bilden Schriftzitate das Gerüst des D e k r e t s . D i e weithin faktisch vollzogene Anerkennung des Schriftprinzips in Trient® läßt sich auch in den voraufgehenden Konzilsverhandlungen deutlich wahrnehmen.® Dem doctrina-Verständnis der Reformation entspricht ebenfalls das Bemühen des Konzils, Lehrentscheidungen zu treffen, statt einen Theologenkonsens zu bewerkstelligen.·' Dies darf nicht allein als taktischer Schachzug zur Uberbrückung der Parteiengegensätze auf dem Konzil® verstanden werden; vielmehr spiegelt sich darin auch das Wissen um die heilsentscheidende Bedeutung rechter doctrina wider. Vor allem aber läßt das Konzil keinen Zweifel daran zu, daß es gewillt ist, dem Rechtfertigungsgeschehen im Zusammenhang seiner Lehrdarstellung die zentrale Stellung zuzuerkennen,® die ihm von der Sache her auch zusteht;!" Indem die Rechtfertigung in ihrer sakramentalen Anbindung^^ und auch bei den römischen Verhandlungspartnern in Regensburg wittert, und ist so zu einer differenzierten Analyse der Dokumente, beispielsweise der duplex iustitia-Konzeption, nicht in der Lage (vgl, von Loewenkh, Duplex lustitia S. 5 4 f . ) . ' V g l . Jedin, Geschichte // S. 2 0 1 f. ^ V g l . DS 1 5 2 0 : Es geht um »credere, praedicare aut docere«; vgl. Jedin, Geschichte II S. 2 6 3 . Auf den kerygmatischen und pastoralen Sinn der Capita weisen auch Pesch, Konzil S. 1 7 4 ; Fransen, Entfaltung S. 7 1 6 und vor allem Horn, Glaube ί>.26η ff. hin. ^ V g l . Rücken, Rechtfertigungslehre S. 2 5 7 ; Hempel, Rechtfertigung S. 2 5 3 ; die verständliche Sprache des Dekrets gehörte zu den grundlegenden Postularen Seripandos, ygi. Jedin, Geschichte Ui,. 1 5 7 . " V g l . Philips,Justifications,. 352f s V g l . McGrath, lustitia Dei S. 82. ^ V g l . z . B . Schierse, KonzilS>. 1 5 9 . ' У gl. Jedin, Historische Randbemerkungen S. 4 5 5 , 4 5 8 . ' Zur Einschätzung der Parteiengegensätze vgl. McGrath, lustitia Dei S. 63 — 68. ' V g l . Pesch, Um Christi willen S. 38 f ; E. Stakemeier, Trienter Lehrentscheidungen S. 98. V g l . die Bemerkung der Interdependenz von Rechtfertigung und Bußsakrament in DS 1667. V g l . DS 1 6 0 0 ; Taufe und Bußsakrament werden im Zusammenhang von iustificatio prima und tertia genannt (vgl. hierzu Löser, Lehrverurteilungen S. i 8 8 f ; eine entsprechende
68
von der geistlichen Erfahrung des Menschen h e r " entfaltet wird, ist sie auch für Rom viel mehr als bloß ein kontroverstheologischer Streitpunkt. ^^ Es lassen sich in Trient jedoch auch spezifisch römische Züge im doctrinaVerständnis erkennen: Trotz der Dominanz der biblischen Argumentation in Trient wird das Schriftprinzip in seiner reformatorischen Fassung verworfen;^" auch schränkt die Verwendung der doctrina zur Sicherung der kirchlichen Einheit ihre Sprengkraft erheblich ein: Wo man zur Rezeption^^ der formulierten doctrina bereit ist, ist man von der diakritischen Funktion der Rechtfertigungsverkündigung offenbar nicht mehr betroffen. Damit verbleibt aber letztlich doch eine Diskrepanz zwischen Lehrformulierung und konkreter seelsorglicher Anrede, die in der praxis pietatis mitunter nicht leicht zu vermitteln
1.4.2.
Rechtfertigung im heilsgeschichtlichen Kontext
Die Darstellung des Rechtfertigungsgeschehens wird in Trient in einen heilsgeschichtlichen Kontext eingeordnet; dabei werden wesentliche gnadentheologische Grundentscheidungen aus augustinischer, antipelagianischer Tradition aufgenommen: 1® Innerhalb eines Rahmens, der durch das protologische Datum des Sündenfalls und das eschatologische Datum des bevorstehenden universalen Endgerichts Gottes über die Menschheit^^ gebilErwähnung der Sakramente bei der Darlegung der iustificatio secunda fehlt allerdings, vgl. McGrath, lustitia Dei S. 84; Marón, Kirche S. 158); über die explizite Erwähnung dieser Sakramente hinaus müssen diese als Hintergrund der Dekretsaussagen aber auch ansonsten bedacht werden, vgl. die Interpretation des 6. Kapitels des Rechtfertigungsdekrets bei E. Stakemeier, Glaubet. 208. " Dies war ein weiteres Anliegen Seripandos (vgl. Anderson, Trent S. 4 0 1 ) , durch dessen Einbringung die theologischen Auseinandersetzungen auf dem Konzil wesentlich vertieft wurden (vgl. Ganzer, Girolamo Seripando S. 1 2 3 ) , auch wenn letztendlich »die Auffassung Seripandos auf dem Konzil kein genügendes Echo fand« (Fransen, Entfaltung S. 7 1 9 ) . V g l . E. Stakemeier, Trienter Lehrentscheidungen^. 1 1 6 . ''' Mit dem »pari pietatis affectu ac reverentia« (DS 1 5 0 1 ) setzte man sich in Trient auch über die Bedenken Seripandos hinweg, vgl. Anderson, Trent S. 388 — 3 9 2 . V g l . DS 1 5 5 0 . V g l . die entsprechenden Überlegungen von Diem, Was heißt schriftgmäß S. 7 1 und 7 4 ; dies wird auch in Peschs Verweis auf die »Modalitäten innerkatholischer theologischer Lehrbildung« deutlich {Pesch, Lehre S. 1 9 0 1 ) . Schilleheeckx, Rechtfertigungsdekret S. 4 5 3 kommentiert die verbleibende »Bandbreite« von daher treffend: »dies bleibt — mit Recht - ein Greuel für die Reformation.« V g l . Pesch, Konzils. 209. 1® Die Bezugnahmen des Dekrets auf Augustin arbeitet Chadwick, Justification S. 204 — 207 in seiner Darstellung deutlich heraus. " Das universale Endgericht nahm bei den Konzilsberatungen in der Argumentation Seripandos eine besondere Rolle ein (vgl. Pas, Doctrine S. 7); das »tribunal. . . Christi« (DS 1 5 3 1 ) findet dann auch im Text des Dekrets Erwähnung.
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det wird,^° wird die Verlorenheit des Menschen post lapsum eindrücklich beschrieben: Er steht unter dem Zorn Gottes und der Herrschaft des Teufels,^^ in seiner Sündhaftigkeit ist er geistlich tot^^ und von daher vollkommen unfähig, sich durch eigenes Bemühen zu retten.^^ Das Rechtfertigungsgeschehen ist sodann ein völliger Neuanfang von Seiten Gottes: Aus Liebe zu den Menschen sendet der Vater den Sohn, um so die verlorene Menschheit zu sich zurückzuführen.Trients Darstellung ist also sowohl theozentrisch wie christozentrisch;^® dabei wird vor allem auf die bleibende Bedeutung und Wirksamkeit des Heilswerks Christi und seines meritum^® großes Gewicht gelegt. Christus kommt aber nicht allein als causa meritoria^'' in Betracht; der heilsgeschichtlichen Wende, die durch seine Sendung vollzogen wurde, entspricht unmittelbar der Bruch im Leben des einzelnen,^® der das Rechtfertigungsgeschehen sola gratia an sich erfährt.^' Läßt sich hier auch eine breite Ubereinstimmung mit der Rechtfertigungsverkündigung der Reformation erkennen,^" deren Bedeutung für einen Konsens in Regensburg bereits deutlich wurde,^^ so verzichtet Rom doch auch in Trient nicht darauf, sein besonderes Anliegen der Feststellung eines bleibenden Anknüpfungspunktes für die Gnade Gottes beim Menschen^^ einzubringen. Da es die Behandlung dieser Thematik im Rahmen der Gnadenlehre offensichtlich für nötig hält,^^ kommt es gerade im Bereich der Hamartologie
Über diesen Rahmen hinaus lehrt Trient dazu auch die Prädestination des Menschen durch Gott (vgl, A. Stakmeier, Konzil S. 182); auch dies darf als Vorzeichen der Konzilsbeschlüsse zur Rechtfertigung nicht übersehen werden! " V g l . DS 1 5 1 1 , 1 5 2 1 . ^^ »peccatum, quod mors est animae« (DS 1 5 1 2 ) . " V g l . DS 1 5 2 1 und die antipelagianischen Cánones DS 1 5 5 1 — 1 5 5 3 ; dazu Brunner, Rechtfertigungslehre S. 1 4 6 f. V g l . DS 1 5 2 2 , 1 5 2 9 . V g l . auch Canon 3 3 (DS 1 5 8 3 ) , der dies prononciert behauptet. ^^ V g l . DS 1 5 1 3 , 1 5 2 9 ; im Bußdekret DS 1 6 9 2 . " V g l . DS 1 5 2 9 . V g l . DS 1 5 2 3 (vgl. die Verwendung von Kol 1 , 1 3 hiermit DS 1 7 4 1 ! ) . Daß diese Erfahrung in der Kirche geschieht, ist für Trient selbstverständlich, doch lassen sich Kirche und Christus dort nicht so gegenüberstellen, wie dies auf protestantischer Seite immer wieder versucht wird (vgl. z. B . Subilia, Rechtfertigung S. 77). Alberigo, Konzil S. 4 7 6 betont dagegen mit Recht, daß das Wissen »um das Handeln Christi in den Sakramenten. . . im tridentinischen Dekret über die Rechtfertigung klar und markant hervortritt«. V g l . z. B. eine Formulierung wie »necessarium sit credere, ñeque remitti, ñeque remissa umquam fuisse peccata, nisi gratis divina misericordia propter Christum« (DS 1 5 3 3 ) . V g l . Abschnitt 1 . 3 . 1 . dieser Arbeit. ^^ V g l . Greshake, Geschenkte Freiheit'i>. 7 5 . V g l . Martin-Palma, Gnadenlehre S. 54: »die Entwicklung der Rechtfertigungsdiskussion bestätigt es, daß die Auseinandersetzung um die Aktivität oder Passivität des Menschen in der Entstehung der Gerechtigkeit die Differenzen zwischen beiden Positionen, das rein Terminologische übersteigt.«
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zu charakteristischen und folgenschweren Abschwächungen in den Formulierungen: Vor allem wird die zerstörende Wirkung der Erbsünde als quantitative Minderung dargestellt,^" wie überhaupt eindeutige Aussagen über das Wesen der Erbsünde grundsätzlich vermieden werden.^® Schwer wiegt aber auch die Behauptung des Konzils, nicht alle Werke des Menschen seien vor dem Empfang der Rechtfertigung Sünde Hier operiert man offensichtlich mit einem stärker ethisch bestimmten Sündenbegriff, der sich mit den heilsgeschichtlichen Aussagen über das Rechtfertigungsgeschehen am Anfang des Dekretes nur schwer vereinbaren läßt.^'
ΐ·4·3·
Die Bedeutung derpraeparatio adiustificationem
Weshalb das Tridentinum das Verbleiben der Möglichkeit einer Anknüpfung für die Gnade Gottes beim Menschen so hervorhebt, erkennt man an der Bedeutung, die es im Rechtfertigungsdekret der Behandlung der praeparatio ad iustificationem beimißt.^® Anliegen dieser Behandlung ist zunächst, die Rechtfertigung als personales, existentiell betreffendes Geschehen darzustellen."" Der Gnadenempfang vollzieht sich nicht »absque bono motu suscipientium«,"*! wie dies beispielsweise auch Melanchthon Rom vorgeworfen h a t t e , s o n d e r n er läßt sich sogar in psychologischen Kategorien beschreiben:"^ Rechtfertigung geschieht nicht über den Menschen hinweg oder an ihm vorbei, sie wird
Es ist lediglich von einem »in deterius commutatum fuisse« (DS 1 5 i i ) die Rede (hierzu £. Stakemeier, Trienter Lehrentscheidungen S. 96); das liberum arbitrium ist lediglich geschwächt (vgl. D S 1 5 2 1 ) ; vgl. auch das Konkupiszenzverständnis des Konzils, wie es Pöhlmann, Konkupiszenzverständnis S. 3 9 2 — 3 9 4 darstellt. Dagegen wird die Verwerfung des »animae libertare illaesa durante« (DS 3 7 1 ) des Arausicanums II bezeichnenderweise im Zitat von D S 15 II ausgelassen (vgl. dazu Gross, Entwicklungsgeschichte Si. i i o ) . V g l . Gross, Entwicklungsgeschichte S. 1 1 8 ; Seripando scheiterte mit seinem Versuch, die Konkupiszenz als Wesen der Erbsünde definieren zu lassen, vgl. Martin-Palma, Gnadenlehre S. 5 1 f. ; Pas, Doctrine S. 1 1 f. A u f die fehlende Bestimmung des Wesens der Erbsünde in Trient legte bereits Chemnitz seinen Finger, vgl. Chemnitz, Examen S. lOoB. Vgl. DS 1557. ' ' V g l . Brunner, Rechtfertigungslehre Ss. I44f. Vgl. DS 1 5 2 5 - 1 5 2 7 . ' ' V g l . Pöhlmann, Rechtfertigung?!. 1 7 9 . V g l . Pesch, Konzils. 1 8 2 f . D S 1 6 7 8 ; vgl. dazu auch A n m . 1 1 6 in diesem Teilkapitel. «
Vgl. A p o l X I I , 2 5 (S.256). »Une marche psychologique est tracée« (Rivière, Justification Sp. 2 1 7 8 ) . Verstehen läßt sich der Gebrauch dieser Kategorien vor allem auf dem Hintergrund der Büß- und Beichtbücher des Mittelalters, auch wenn Trient zunächst bei der Taufe und nicht beim Bußsakrament
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vielmehr vom Menschen erfahren und m i t v o l l z o g e n . V o n daher wird als Modell zur Beschreibung des Rechtfertigungsvorgangs auch die Bekehrung eines ungetauften Erwachsenen gewählt/® Daneben soll in der ausführlichen Beschreibung der praeparatio ad iustificationem aber auch die Prävenienz"® und Prädominanz der göttlichen Gnade im Rechtfertigungsgeschehen verdeutlicht werden: »nullis eorum exsistentibus meritis«'*'' befähigt Gott die von ihm abgewandten Menschen dazu, sich zu ihm hinzuwenden."® Allein an Gottes Gnade liegt es also, wenn Menschen den Prozeß der praeparatio im folgenden durchlaufen; merita jeglicher Art sind hierbei ausgeschlossen. In der Durchführung der Beschreibung der praeparatio lassen sich jedoch grundlegende Probleme erkennen: Dazu zählt vor allem die Gegenüberstellung der praeparatio und ihrer Akte zu einem vermeintlichen Nichtstun des Menschen. Aus der Möglichkeit der Ablehnung der Gnade durch den Menschen wird das Gegebensein einer Art von Wahlsituation für den Menschen konstruiert,®" in der dessen aktiver Gebrauch®! von liberum arbitrium®^ und voluntas zum assensus®^ und zur cooperario®" von entscheidender Bedeutung®® für die Erlangung der iustificatio ipsa ist.®^ Gewiß wird dem Menschen in Trient zu keiner Zeit einfach ein
"" V g l . Pesch, Konzils. 1 7 8 . V g l . DS 1 5 2 5 ; vgl. hierzu Rücken, Rechtfertigungslehre S. 9 2 f . , dessen Bewertung der tridentinischen Darstellung als »kühles Phantom« (ebd. S. 93) ich allerdings nicht zu teilen vermag. V g l . DS 1 5 2 5 . " Ebd. »per eius excitantem atque adiuvantem gratiam ad convertendum s e . . . disponantur« (DS 1 5 2 5 ) . »neque homo ipse nihil omnino agat« (DS 1 5 2 5 ) . »quippe qui illam < s c i l . inspirationem> et abicere potest« (DS 1 5 2 5 ) ; vgl. hierzu die treffende Kritik von Vorster, Freiheitsverständnis S. der die Problematik des tridentinischen Vorgehens klarer erfaßt als Brunner, Rechtfertigungslehre S. 1 6 0 f. mit seiner vermittelnden Auslegung ; auch Pesch, Konzil S. 1 8 3 f. kann dieser Argumentation Vorsters nichts Überzeugendes entgegensetzen. " Das »mereque passive se habere« des liberum arbitrium wird in DS 1 5 5 4 ausdrücklich verworfen, obwohl es auch in Trient von vier Konzilsvätern vertreten wurde, vgl. Jedin, Geschichte II S. 1 4 8 — 1 5 0 . " V g l . DS 1 5 2 5 f. und die Cánones DS I 5 5 4 f . Man beachte den Unterschied zwischen dem römischen assensus-Verständnis und dem Gebrauch dieses Wortes in den B S L K : Der assensus ist in DS 1 5 2 5 freie Tat des begnadeten Menschen. V g l . DS 1 5 2 5 ; dazu Pesch, Lehre S. 1899: »Das Wort wird gewählt, um zu signalisieren, daß der Mensch >nicht nichts tutGesetz und Evangelium< entspricht daher nur teilweise dem Selbstverständnis des Dekrets. Aus diesem Grunde ist die Darstellung des Sachverhalts bei Kühn, Zum Gespräch S. 2 2 6 auch überzogen. i'·' Dies gilt auch für Seripando; vgl. Forster, Gesetz S. 1 4 9 ; vgl. auch die Ablehnung der Identifikation von Bußsakrament und remissio peccatorum im Bußdekret: DS 1 6 8 5 , 1 7 0 9 . Die entsprechende Parallele zieht Breuning, Christologie S. m A n m . 6 nicht ganz zu Unrecht - zumindest mit Hinblick auf solche Ansätze in der protestantischen Theologie, die die bleibende Bedeutung des Gesetzes als positive »reigle de bien vivre et justement« (Calvin, zitiert bei Peters, Gesetz S. 100) betonen. 199 Y g j P S 1 6 2 0 : Verworfen wird, wer leugnet: »baptizaros... debitores f i e r i . . . universae legis Christi servandae«. Auf die Bedeutung der Qualifikation der lex divina durch »pro huius vitae statu« (DS 1 5 4 6 ) weist Brunner, Rechtfertigungslehre S. 165 f mit Recht hin. V g l . DS 1 5 3 6 , 1 5 6 8 . V g l . die Differenzierung von peccata mortalia und venialia in DS 1 6 8 0 (vgl. DS i536f.). Auch in DS 1 5 4 9 bestimmt das Endgericht lex und peccatum nicht so, daß durch das Urteil der lex schon jetzt das Endgericht über die Sünde vollzogen würde; vielmehr wird dort lediglich auf die peccata venialia als Unsicherheitsfaktor in der Selbsteinschätzung des Christen hingewiesen, der eine Heilssicherheit unmöglich macht. V g l . DS 1 5 4 1 . ^os V g l . DS 1 5 4 0 . 206 V g l . Schierse, Konzil S. 1 5 2 f und die Darstellung der Diskussion bei Heynck, Zum Problems. 269 — 276. Die Anliegen Seripandos wurden bezeichnenderweise an einer Stelle aufgenommen, die dafür - aus lutherischer Sicht - so ungeeignet wie nur möglich war, nämlich bei der Ablehnung der Heilsgewißheit ; von »Providenz« kann hier in diesem Sinne mit Sicherheit nur ein römisch-katholischer Theologe reden (vgl. E. Stakemeier, Kampfs. 220).
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oben abschließend zum tridentinischen Glaubensverständnis gesagt wurde, hier noch einmal verschärft aufgenommen werden muß: Aufgrund der prozessualen Sicht der Rechtfertigung vermag das Konzil wesentliche Dimensionen dieses Geschehens nicht zu erkennen; umgekehrt fuhrt diese Sicht zu Problematisierungen, die mit den gnadentheologischen Grundentscheidungen des Tridentinums nur schwer in Einklang zu bringen sind.
1.4.8.
Das Wirklichkeitsverständnis des Rechtfertigungsdekrets
Zu der prozessualen Sicht der Rechtfertigung tritt als weiteres Kennzeichen der Darstellung dieses Geschehens in Trient ein eindimensionales Wirklichkeitsverständnis, das die Realität der Imputation nicht angemessen wahrnehmen kann. Wo Imputation und wirkliches Sein nachgerade als Alternativen einander gegenübergestellt werden,^^^ da ist kein Raum für ein echtes simul von Gerecht- und S ü n d e r s e i n , m ü s s e n biblische Aussagen über die reliqua peccati nach der Rechtfertigung entsprechend uminterpretiert werden. ^^^ Umgekehrt können aber auch Aussagen über die göttliche Gnade letztlich nur als Aussagen über menschliche Befindlichkeit gemacht werden; die Gnade geht ganz in den Rechtfertigungsprozeß im Menschen ein und läßt sich davon nicht unterscheiden.^^^ Ein bleibendes extra nos der G n a d e , d a s allein dem Christen die Wirklichkeit des status gratiae auch angesichts der Unvollkommenheit seines Tuns sichern könnte,^^^ läßt sich vom Tridentinum her nicht festhalten, ^i®
Joest, Rechtfertigungslehre S. 4 6 redet treffend von einem »logischen Modell >Subjekt m i t EigenschaftenRechtfertigung< bei Martin Chemnitz und in der Konkordienformel wird das Bemühen deutlich, die Grandentscheidungen der Reformationszeit möglichst unverfälscht festzuhalten Luther selbst wird daram immer wieder an zentralen Stellen ausfuhrlich zitiert. ^ Trotz - oder gerade wegen — dieses Bemühens lassen sich dabei spezifische Akzentsetzungen und -Verschiebungen nicht übersehen: So wird die Aufgabe, den Rechtfertigungsartikel als Auslegung der heiligen Schrift darzustellen,^ jetzt so verstanden und praktiziert, daß man sich auch in der Terminologie der Darstellung möglichst eng an die »forma sanorum verborum«" der Schrift hält® und durch präzise Definitionen der biblischen Termini® Äquivokationen'' auszuschließen versucht, die als Hauptursache falscher Rechtfertigungslehre angesehen werden.® Theologisch begründet ist dieses Interesse an
^ Auf das Verständnis und die Interpretation des Tridentinums durch die FC und vor allem durch Chemnitz kann hier nicht näher eingegangen werden; gewiß ist das »Examen Concilii Tridentini« einerseits ein Standardwerk, das noch immer nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat (vgl. J. Preus, Martin Chemnitz, S. 4 3 ; Olsen, Martin Chemnitz S. 6 1 ; Baur, Martin Chemnitz S. 172: »nicht autoritatives >ExamenExerzitium« S. 8. A l s solche ist d i e iustitia C h r i s t i iustitia fidei ( v g l . Hamann,
Righteousness S. 1 5 3 ) ; schön
f o r m u l i e r t Wenz, Damnamus S. 9 6 den » G r u n d g e d a n k e n « von F C III: » D i e externe G e r e c h t i g k e i t j e s u C h r i s t i ist i m G l a u b e n gerade darin real u n d effektiv präsent, als sich dieser in keiner W e i s e auf seine vorfindliche und tatsächliche G e r e c h t i g k e i t , sondern - exzentrisch - e i n z i g u n d allein a u f die G e r e c h t i g k e i t C h r i s t i verläßt, w e l c h e das E v a n g e l i u m i h m z u s p r i c h t . « 107 V g l . Chemnitz,
Examen S. i i o A - b B , H 5 A ; S ü n d e w i r d in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g von
der bestehenden b z w . nicht bestehenden Vergehung her q u a l i f i z i e r t , deren H e i l s w i r k l i c h k e i t von C h e m n i t z auch als in C h r i s t o esse beschrieben w e r d e n k a n n ( v g l . ebd. S. i i o A - l - B ) . 108 V g l . S . D .
X I , 7 2 . 7 4 ( S . i o 8 3 f . ) ; in etwas anderem Z u s a m m e n h a n g S . D .
(S. 8 7 7 ) ; neben der oratio {Chemnitz, m e d i t a r l o , v g l . Chemnitz,
II,i5f
Examen S. 1 9 9 A ) stehen bei C h e m n i t z tentatio u n d
Examen S. 162 A . A u f diesen -
allerdings nicht m e h r e x p l i z i t
thematisierten - Verstehenshintergrund der A u s s a g e n der F C weist Ritsehl, Dogmengeschichte II S. 4 9 6 h i n (vgl. e b d . S. 485 ff.). A u s g e s c h l o s s e n werden alle Q u a n t i f i z i e r u n g e n , v g l . S . D . 1 1 1 , 4 9 f . (S. 9 3 1 ) , sowie alle zeitlichen D i f f e r e n z i e r u n g e n zwischen R e c h t f e r t i g u n g u n d e w i g e m L e b e n , v g l . S . D . 111,52 (S. 9 3 2 ) u n d Chemnitz,
Loci II S. 2 7 9 B : » N e c v e r u m est, aliam esse b e a t i t u d i n e m & s a l u t e m ,
quae in e x t r e m o j u d i c i o m a n i f e s t a b i t u r , q u a m quae nunc fide a c c i p i t u r « (vgl. Kühn,
Zum
Gespräch S. 2 2 6 f . ) . V g l . S . D . 1 1 1 , 3 6 ( 8 . AnliegenRechtfertigung< b e i m e s s e n , d a v o r warnen, die in Augsburg und Regensburg erreichten Ergebnisse zu unterschätzen. Von nicht minderem Gewicht ist die Möglichkeit einer Konvergenz, die sich weitgehend unbeabsichtigt auf einer ganz anderen Ebene ergibt: Lutherische und römische Theologen gleichen sich in dem Maße an, in dem sie gemeinsam von bestimmten Problematisierungen des Rechtfertigungsgeschehens ausgehen.^® Aufschlußreich ist hier ein Vergleich einiger Ansätze von Chemnitz mit denen des Tridentinums: Beide nähern sich dadurch einander an, daß sie die doctrina iustificationis stärker reflektierend und nicht mehr ausschließlich als Anrede behandeln; beide sind dazu bereit, die Rechtfertigung als processus mit den daraus sich ergebenden Konsequenzen zu betrachten. Dazu zählt eine psychologische Analyse der Vorbereitung auf den Empfang der Rechtfertigung sowie eine Analyse der Entstehung des Glaubens. Damit verbunden werden die Diskrepanz von Glaubensvollzug und Glaubensinhalt, der Übergang von der notitia zur fides vera zu Themen und Problemen,^'' die vermittlungstheologischen und damit zugleich auch synergistischen Fragestellungen offenstehen. Das Verständnis der Rechtfertigung als processus fuhrt am Ende auch zu einer Problematisierung der Existenz der guten Werke und ihres Rückbezugs auf den status iustificationis des Gerechtfertigten; bezeichnend ist hierbei, wie schon bei der Behandlung der Entstehung des Glaubens,^® das Ausgehen vom konkret erfahrbaren »Mißerfolg« der Verkündigung in der gemeindlichen Wirklichkeit.^® Dieser ruft sowohl in Trient wie bei Chemnitz ein seelsorglich sehr ernstzunehmendes Interesse an der Gestaltung des neuen Lebens hervor, das sich vor allem in einer positiven Sicht des Gesetzes als Lebensweisung äußert und im Gesamt der Rechtfertigungsverkündigung ein bemerkenswertes Eigengewicht erhalten kann, das die Beschränkung der Rechtfertigungsverkündigung auf die Zusage der remissio peccatorum nachgerade als gefährlich erscheinen läßt.^° Gewiß bemüht sich Chemnitz, auch in diesen Problematisierungen den verbleibenden Gegensatz zu Rom herauszuarbeiten, doch beschreitet er ungewollt mindestens schrittweise einen Weg, der genau umgekehrt eine tiefgrei-
Vgl. Abschnitt 1 . 5 . 1 . dieses Kapitels. " Auf eine solche Konvergenz weist bereits "Weher, Reformation S. hin; vgl. auch Όuntine, Dogma S. 458. " Vgl. Lippold, RechtfertigungstehreS,. 184f. ^^ Vgl. Slenczka, Glaube Si. 332. Vgl. dazu die Abschnitte 1 . 4 . 3 . (Trient) und 1 . 5 . 5 . (FC) dieses Kapitels. So schon Eck in den Augsburger Verhandlungen, vgl. Pfnür, Einig S. 395; ähnlich Chemnitz, Berichts. 1 0 9 В . ^^ Vgl. die bezeichnende Einschränkung des »sola« fide in Regensburg, A R C E G VI, 54.33-37; sowohl dasTridentinum als auch Chemnitz lassen der Beschreibung des Rechtfertigungsgeschehens sofort ein großes »Aber« folgen, vgl. DS 1536, Chemnitz, Bericht S. 109 A + B sowie das Chemnitz-Zitat Anm. 264 in Teilkapitel 1 . 5 . dieser Arbeit (S. 109).
119
fende Konvergenz mit dem theologischen Vorgehen des Tridentinums zur Folge hat.^^ Die beiden genannten Möglichkeiten der Konsensfindung beziehungsweise Konvergenzbildung sowie deren theologische Einordnung und Bewertung werden uns im weiteren noch beschäftigen müssen.
"
120
Vgl. Track, Offene Pragens,. 126.
2. Neuansätze zur Behandlung des Themas »Rechtfertigung« in den theologischen Gesprächen und Dokumenten vor und auf der IV. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1963 in Helsinki
Eine Betrachtung der Dokumente der vierten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1963 in Helsinki und der damit verbundenen Diskussionen bietet sich als Einstieg zur Analyse des gegenwärtigen Verständnisses von >Rechtfertigung< in der lutherischen Kirche und Theologie aus mehreren Gründen an: Nachdem die dritte Vollversammlung des L W B 1957 in Minneapolis beschlossen hatte, die »lutherischen Bekenntnisschriften in ihrer Bedeutung für das gegenwärtige Leben der Kirche« exemplarisch in bezug auf einen »zentralen Gegenstand« zu untersuchen, ^ richteten in den folgenden Jahren die Theologische Kommission und im weiteren Verlauf der Diskussion auch andere Gremien und Theologen ihr Interesse darauf, eine theologische Bestandsaufnahme des Rechtfertigungsverständnisses in der lutherischen Kirche der Gegenwart vorzunehmen. ^ Es legt sich von daher nahe, die Ergebnisse dieses Projekts, das in den Beratungen von Helsinki seinen Höhepunkt und Abschluß fand, angesichts seiner grundsätzlichen und umfassenden Ausrichtung als Ausgangspunkt der Darstellung der gegenwärtigen Auffassung von >Rechtfertigung< in der lutherischen Kirche zu wählen.® Dazu kommt das lebhafte Echo, das der Verlauf der Vollversammlung in Helsinki und die dort behandelten Dokumente in der theologischen und darüber hinaus überhaupt in der kirchlichen Diskussion gefunden haben; die Wertung Gerhard Gloeges, es habe sich bei dieser Vollversammlung um * Zitiert bei Kinder, Minneapolis S. 204. ^ Diese Ausrichtung der Studienarbeit begründete bereits 1958 Vajta in Oslo 1 S. 16: »Ich vertrat auf der letzten Kommissionssotzung < s i c ! > die Meinung, ein solches Studium solle sich dem Rechtfertigungsartikel widmen, als der Mitte unseres lutherischen Bekenntnisses.« (Ich zitiere hier und im folgenden die unveröffentlichten Quellen mit Ausnahme der Gutachten zum »Dokument 3« nach dem Ort der Sitzung, der sie entstammen; vgl. die Ubersicht am Anfang des Literaturverzeichnisses.). ^ Peters, Rechtfertigung S. 201 kommentiert, daß diese Ergebnisse durch die Vollversammlung von Helsinki »ekklesiale Relevanz« erlangten; umgekehrt beobachtet Sauter, Rechtfertigung S. 18: »bei der Konferenz in Helsinki kommen Probleme zum Ausbruch, die seit langem schwelten«. 121
einen »Meilenstein der jüngsten Kirchengeschichte«·* gehandelt, bringt diese Reaktion pointiert zum Ausdruck. So haben verschiedene Untersuchungen der Rechtfertigungsthematik in der neueren evangelischen Theologie in ihren Überlegungen bei »Helsinki 1963« angesetzt;® auch dienen Passagen aus den in Helsinki behandelten Dokumenten 75 und 98 immer wieder als Grundlage für Darstellungen des Themas »>Rechtfertigung< in der heutigen Zeit«.® Schließlich gewinnen die Beratungen des Rechtfertigungsthemas vor und in Helsinki von daher besondere Relevanz, als die Vollversammlung parallel zum II. Vatikanischen Konzil in Rom stattfand und es somit nahelag, von evangelischer Seite aus eine mit der ökumenischen Öffnung in der römischen Kirche konvergierende Bewegung zu beginnen.'' So stellt »Helsinki 1963« auch gewissermaßen den Anfangspunkt einer ökumenisch orientierten Darstellung der Rechtfertigungsbotschaft aus lutherischer Sicht und damit auch einen Vorläufer der ökumenischen Gespräche um das Rechtfertigungsthema auf offizieller Ebene dar.® Auch dies berechtigt dazu, sich im Rahmen dieser Untersuchung mit den Unterlagen der I V Vollversammlung des LWB näher zu beschäftigen. Die Diskussion der Rechtfertigungsthematik vor und in Helsinki läßt sich in drei Phasen aufteilen: Inhalt der ersten Phase ist die Arbeit der Theologischen Kommission in den Jahren 1958—1962.^ Auf insgesamt fünf Jahressitzungen untersuchte die Kommission die Behandlung des Themas >Rechtfertigung< in den lutherischen Bekenntnisschriften, den neutestamentlichen und dogmengeschichtlichen Befund sowie das Rechtfertigungsverständnis in der heutigen evangelischen und römisch-katholischen Theologie. Besondere Kennzeichen dieser Phase sind die große Anzahl qualifizierter wissenschaftlicher Referate und Gesprächsbeiträge und das Bemühen um eine »interdisziplinäre« Erfas-
'· Gloege, Helsinki 1 9 6 3 S. 55. ' V g l . Pohlmann, Rechtfertigung S. 3 1 ; Peters, Rechtfertigung S. 2 0 0 f f . ; Beck, Doctrine S. 1 2 0 ff. ; Korsch, Glauhensgewißheit S. i ; ähnlich Klann, Contemporary Views S. 292. Auch im Dokument »Justification by faith« steht die Betrachtung der Vollversammlung in Helsinki im Teil »Recent History« an zentraler Stelle, vgl. AndersonIBurgesslMurphy, Justification S. 45 f ' V g l . Peters, Gottesfrage; Greinacher, Christliche Rechtfertigung; Courth, Gerechtfertigt; Rössler, Bedeutung; Ratschow, Frage; ähnlich Asendorf, Rechtfertigung; Döring, Rechtfertigung und Dohberstein. Doctrine. ' V g l . Moderow, Orientierung S. 2 o 6 f : »Vor und mit der Vollversammlung in Helsinki 1963 hat sich das ökumenische Engagement des L W B und seiner Mitgliedskirchen deutlich intensiviert.« V g l . auch Duchrow, Konflikt S. 1 6 2 , der daraufhinweist, daß sich dieser Wille zum ökumenischen Engagement in Helsinki auch in einer Verfassungsänderung des L W B niederschlug. ' V g l . Peters in Pesch/Peters S. 3 3 2 ; Anderson/Burgess/Murphy, Justification S. 46 (§ 87); Beck, Doctrines. 1 2 0 . ' V g l . hierzu den vorzüglichen Forschungsbericht von Rothermundt, Rechtfertigungsgespräch\ einen kurzen Überblick über die Sitzungen habe ich in Martens, Frage S. 42—47 gegeben.
122
sung der Thematik. Zugleich wurde jedoch bereits in dieser Phase deutlich, daß dort, wo auftretende Sachdifferenzen nicht durch eine Historisierung des Rechtfertigungsthemas neutralisiert wurden, schon ansatzweise die Konflikte und die damit verbundenen charakteristischen Akzentverschiebungen auftraten, die die folgenden Phasen wesentlich bestimmen sollten. Die zweite Phase war geprägt von dem Bemühen verschiedener Gremien, die »Rechtfertigungslehre« fur die heutige Zeit zu »aktualisieren«. ^^ Zunächst sah sich die Theologische Kommission im Jahr 1961 vor die Aufgabe gestellt, »darüber zu beschließen, in welcher Form sie das Ergebnis ihrer Studienarbeit zusammenfassen und der Vollversammlung übergeben wollte. Nachdem sich in mehreren Sitzungen die Befürworter vermittlungstheologischer Fragestellungen gegenüber Peter Brunner durchgesetzt hatten, der sich vergeblich für eine eschatologische Anbindung in der Darstellung der Rechtfertigung eingesetzt hatte, ^^ wählte die Kommission schließlich mit der Vorlage Warren Quanbecks aus drei Entwürfen »die am wenigsten ausgeprägte Darstellung«^'' als Grundlage des von ihr zu veröffentlichenden Studiendokuments. Quanbecks Entwurf wurde, angereichert mit einigen »Anliegen« Brunners, im Herbst 1962 als »Dokument 3« der Vollversammlung den einzelnen Mitgliedskirchen des LWB zugesandt. ^^ Dort rief das Dokument zahlreiche Reaktionen in Form von kritischen Stellungnahmen, Verbesserungsvorschlägen, ergänzenden Untersuchungen und Gegenentwürfen hervor; diese wurden wiederum den Diskussionsgruppen auf der Vollversammlung zugänglich gemacht.^® Die im »Dokument 3« eingangs ausführlich thematisierte Problematisierung »heutiger« Rechtfertigungsverkündigung stand im Mittelpunkt der meisten Veröffentlichungen und Diskussionsbeiträge in dieser zweiten Phase. Die dritte Phase begann mit einem Treffen der Hauptreferenten der Vollversammlung und Vertretern der Theologischen Abteilung des DJi^B im Mai 1963 in Loccum; dort wurden wesentliche inhaltliche Weichen für Helsinki gestellt. Vor allem aber gehört die Vollversammlung in Helsinki V g l , Rothermundt, Vorbereitung S. 264; vor allem die Darstellung von Prenter, Bemerkungen ( = Osnabrück i) ist hier zu nennen. ^^ V g l . hierzu Rothermundt, Rechtfertigungsgespräch S. 5 i f f . 12 Ebd. S. 5 1 . " V g l . hierzu meine Darstellung in Martens, Frage S. 49 ff. " Peters, Besinnung^. 108. ' ' V g l . Kjeseth, Was haben wir (= Rummelsherg i) S. 4. Ich zitiere das »Dokument 3 « im folgenden nach der englischen Originalversion, da die deutsche Übersetzung (»Über die Rechtfertigung. Dokument N r . 3. Vierte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes. 30. J u l i —II. August 1 9 6 3 . Helsinki. Finnland«) an vielen Stellen nicht sehr gelungen ist (vgl. z . B . Berlin i S. 7: »Die deutsche Übersetzung des Dokuments wird als äußerst mangelhaft empfiinden.« und Gutachten Peters S. 4: »Was ist eine >legale FiktionChristus Heute< hat sie < d i e Vollversammlung> zum Ausdruck gebracht, daß sie dieses große und grundlegende Thema unserer Glaubenslehre im Angesichte der heutigen geistigen und sonstigen Weltsituation zu behandeln wünschte.« "" V g l . etwa Askes Kritik am Vortrag Vajtas in Vevey 2 S. 2 (»>Heute< has not been underlined to the extend < s i c ! > that we have hoped.«); vgl, auch typische Frageformulierungen wie: »Können wir heute n o c h . . .« (Gutachten Frankreich S. i). « So Lilje, Wie kann S. 188. V g l . z. B . OB S. 4 8 3 (Gruppe 3). Bischof Meyer sprach davon, in den Diskussionsgruppen sei etwas von der Leidenschaft spürbar geworden, »die es der Welt heute sagen möchte, daß Christus auch heute etwas für sie bedeutet« {OB S. 396). V g l . Slenczka, Zeichen S. 2 4 f Brunner, RechtfertigungS. 3 0 2 .
127
der Sündenvergebung hat die Rechtfertigungsverkündigung sakramentalen Charakter; sie zielt auf den Glauben derer, an die sie sich wendet, und wirkt ihn zugleich. Diese fundamentalen theologischen Einsichten wurden in der theologischen Diskussion vor Helsinki durchaus immer wieder vorgebracht;'^ an besonders exponierter Stelle legten sie noch einmal Gerhard Gloege und Andar Lumbantobing in ihren Hauptreferaten auf der Vollversammlung dar. Hatte das reformatorische Verständnis von doctrina diesen Einsichten genau entsprochen, so vollzog sich nun jedoch in der theologischen Diskussion der Rechtfertigung eine μετάβασις είς άλλο γένος, wenn dort ohne weitere Reflexion die Rechtfertigungs/e^re an die Stelle des Rechtfertigungsgeschehens gesetzt wurde. Denn mit der Rechtfertigungs/i^re war nun ein Produkt theologischer Theoriebildung gemeint,®" ein bestimmtes Reflexionsstadium, das in seiner Entstehung analysiert®® und in seiner weiteren Entwicklung betrachtet werden konnte®'' und das es vor allen Dingen zu verstehen galt;®® aus der Rechtfertigung als 'Erhsnnimsgrundlage war ein Erkenntmsgegenstand geworden. Wesentliche Qualitäten dieser Rechtfertigungslehre sind ihre Variabilität, die in der Differenz zwischen der Sache V g l . Z . B . Brunner, »Rechtfertigung« heute; Kumaresan, Justification (= Wien i) S. 9 f . ; Gutachten Dänemark S. i f f . ; auch in Abschnitt E des Dokuments¡ (S. 29 ff.) sind einige dieser Einsichten erkennbar; deutlich formulierte ebenso Noth, Rechtfertigung S. 99 kurz vor Helsinki in bezug auf die Rechtfertigung, »daß es sich nicht um eine Gedankenbewegung handelt, sondern um ein Geschehen am Menschen, nicht um abstrakte Lehre über Möglichkeiten und Wirklichkeiten, sondern um Vollzug des rettenden Handelns Christi.« "
Vg\.GloegeimOBS>.η6,^-|{.•,L·umhantohing^^mOBS. I32ff. W i e aus den folgenden Anmerkungen hervorgeht, läßt sich diese Verschiebung besonders deutlich in den Äußerungen Warren Quanhecks, des Verfassers des »Dokuments 3 « , erkennen; von ihm stammt auch die amüsante Formulierung: »Erlösung gibt es nicht ohne Christologie.« (Heidelberg j S. 4). V g l . z . B . Quanbeck in Oslo 3 S. 7: »Die Reformation hat die paulinische Deutung des Evangeliums durchdacht.« (Hervorhebung G . M . ) ; 'mAmsterdam i S. i : »Justification in the N T is not the only theological line of interpretation«; ähnlich Prenter in Osnabrück 2 S. 1 3 : »The doctrine of justification is a true interpretation but not the interpretation of the N e w Testament. « »die Rechtfertigung stellt ein sekundäres Stadium theologischer Reflexion dar« {Quanbeck, Rechtfertigung S. 1 1 ) ; vgl. Dokument 3 S. 7: »How can the religious reflections of man in ancient or feudal times be of significance to men who face the complexities of an industrial and atomic world?«; entsprechend macht Dokument 7 deutlich, daß die »Rechtfertigungslehre« eine mögliche »Auslegung der Schrift« ist (S. 1 6 ; Hervorhebung G . M.). Nach hilje ist die »Rechtfertigungslehre« »ein menschlicher Versuch, vom Geheimnis Gottes in dieser Welt zu reden.« (OBS. 2 8 1 ) . V g l . Quanbeck, Rechtfertigung S. 1 1 . Quanbeck konnte in Osnabrück vier Stadien in der Entwicklung der Rechtfertigungslehre herausarbeiten, vgl. Osnabrück 2 S. 6 f Im »Dokument 3 « geht es darum, »die bleibende Wahrheit der reformatorischen Rechtfertigungslehre so auszusprechen, dass sie jeder Christ von heute verstehen kann« {Dokument 7 S. 2 1 ) . V g l . Slenczka, Gerecht S. 3 0 4 ^
128
selbst u n d d e r » L e h r e « als ihrer g e s c h i c h t l i c h b e d i n g t e n
Aussageform®"
b e g r ü n d e t l i e g t , ^ ^ u n d d a m i t v e r b u n d e n ihre E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t , ® ^ die ihrer A n b i n d u n g an die B e w e g u n g e n d e r G e i s t e s g e s c h i c h t e
entspricht.®^
Diese Gleichsetzung von R e c h t f e r t i g u n g und Rechtfertigungslehre erwies sich i m t h e o l o g i s c h e n G e s p r ä c h z u n ä c h s t als äußerst p r a k t i k a b e l , ® ' '
hatte
a l l e r d i n g s d e n N a c h t e i l , d a ß sie d u r c h d e n dabei v o r g e n o m m e n e n S u b j e k t w e c h s e l d e m I n h a l t dessen, w a s d i e R e c h t f e r t i g u n g s b o t s c h a f t selbst b e s a g t e , diametral widersprach.®® V o n dieser G l e i c h s e t z u n g u n d d e r d a m i t v e r b u n d e n e n
Bedeutungsver-
s c h i e b u n g ® ® her lassen sich n u n zahlreiche B e o b a c h t u n g e n z u r B e h a n d l u n g d e r R e c h t f e r t i g u n g s t h e m a t i k v o r u n d a u f d e r V o l l v e r s a m m l u n g erklären: H i e r z u g e h ö r t z u n ä c h s t e i n m a l d i e f o r t s c h r e i t e n d e A u s b l e n d u n g des c o n tentio-Charakters der R e c h t f e r t i g u n g . ® ' ' D a ß die R e c h t f e r t i g u n g s v e r k ü n d i g u n g a u f g r u n d der Realdialektik von G e s e t z u n d E v a n g e l i u m
notwendig
p o l e m i s c h e r N a t u r g e g e n ü b e r allen A r t e n v o n o p i n i o n e s u n d d o c t r i n a e l e g i s z u sein h a t , ® ® h a t t e n die R e f o r m a t o r e n klar e r k a n n t . A u c h in der T h e o l o g i s c h e n K o m m i s s i o n w u r d e diese k o n t r o v e r s e A u s r i c h t u n g
der
Rechtferti-
g u n g s b o t s c h a f t z u n ä c h s t noch g e s e h e n u n d b e i s p i e l s w e i s e d e r O r t
dieser
Vgl. OBS. 484(Gruppe3). Man ist geneigt, diese Prämisse mit der Formel des »finitum non capax infiniti« zu umschreiben! ^^ Selbst Gloege, Helsinki 1963 S. 7 3 nannte die von ihm vorgetragene These, »Gegenstand des Rechtfertigungsgeschehens« sei »die Menschheit«, ein »>heterodoxes< Element« und griff damit die Diktion Schleiemachers auf (vgl. Schleiermacher, Kurze Darstellung S. 77 f . , § 203). V g l . das »Grußwort« OB S. 467: »Theologische Schulmeinungen. . . sind in bestimmten geschichtlichen Situationen entstanden und haben am Aufstieg und Niedergang der Geschichte teil« (dazu Bolewski, Phase S. 435). Die Nachteile dieses Vorgehens wurden erst deutlich, nachdem die Konflikte bereits offen aufgebrochen waren. ' ' Daß schon allein durch einen - einen Subjektwechsel implizierenden - methodischen Ansatz ein »Erkenntnisgegenstand« verfehlt werden kann, weil dies »Verfahren im Gegensatz zu den Intentionen« der zu betrachtenden Aussagen steht, hat Pannenberg, Systematische Theologie I S. 1 5 7 f. am Beispiel der Erfassung der Religion in der Religionswissenschaft deutlich herausgearbeitet. Erkannt wurde diese Bedeutungsverschiebung bereits im Vorfeld von Helsinki von Pagerberg, Die Rechtfertigungslehre (= Spandau / j S. i : »Eigentlich ist es unrichtig, von einer Lehre von der Rechtfertigung zu sprechen, da die Rechtfertigung für Luther nicht ein theoretischer Lehrpunkt, sondern eine geistige Wirklichkeit war«; ähnlich Veöreös, Nachfolge (= Gutachten Ungarn I) S. 2: »Was wir also vom Apostel lernen müssen ist dies, dass die Rechtfertigung vor allen Dingen keine Lehre, sondern ein Lebensvorgang ist.« ^^ Z u m Begriff vgl. W A 1 8 , 7 7 9 . 1 7 f. und 2 1 f. : » N a m nisi per contentionem dicerentur omnia, quae de Christo et gratia dicuntur, ut opponantur c o n t r a r i i s , . . . Quid, rogo, efficerent universi sermones Apostolorum et tota scriptura?« V g l . Trillhaas, Rechtfertigungslehre S. 94; Gloege, Rechtfertigungslehre Sp. 1 7 4 ; McGrath, Articulus S. 385 (dessen Unterscheidung zwischen Rechtfertigungslehre und Rechtfertigungsartikel sich zum Teil mit den hier vorgetragenen Ausführungen deckt, die Rechtfertigung als sich in der Verkündigung vollziehendes Geschehen jedoch nicht genügend in den Blick bekommt).
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Kontroverse im interkonfessionellen Gespräch deutlich benannt/^ Im weiteren Gespräch trat diese Erkenntnis jedoch zurück, erschien im »Dokument 3« nur noch als Karikatur''·' und verschwand im folgenden fast völlig von der theologischen Bildfläche, so daß sich die Aussagen von Helsinki schließlich ohne Mühe in das Gedankengefälle des Tridentinums einordnen ließen.''^ War die Behandlung des Themas >Rechtfertigung< erst einmal dem Verkündigungsvollzug entnommen,^^ mußte die contentio-Struktur in der Darlegung fast notwendig verlorengehen. Scheinbar paradoxerweise ging mit der Gleichsetzung von Rechtfertigung und Rechtfertigungslehre ein Verlust der Kategorien von wahrer und falscher Lehre Hand in Hand. Schon in der Arbeit der Theologischen Kommission wurden Konflikte um die Frage nach der rechten Lehre durch eine historisierende Behandlung der Thematik weitgehend vermieden; noch konsequenter führte man in Helsinki und der darauffolgenden Diskussion sich widersprechende Positionen auf divergierende theologische » S c h u l m e i n u n g e n « · ' ^ 2urück oder versuchte sie gar durch die Bestimmung von deren nationaler Herkunft zu relativieren;·'" der neutralisierende Einfluß der Kategorie der Lehrentwicklung läßt sich in den Unterlagen immer wieder nachweisen. Hingegen ließ die Diskussion um die Gestalt des »Dokuments 3« deutlich werden, daß die theologischen Konflikte sofort dort wieder aufbrachen, wo es galt, die Rechtfertigung im Vollzug ihrer Verkündigung als Grundgeschehen zu erfassen. Erhebliche Auswirkungen hatte die methodische Behandlung der Rechtfertigung als Rechtfertigungs/i^re auf den Umgang mit der Heiligen Schrift. Zwar bemühte sich die Theologische Kommission um eine sorgfältige Erfassung des exegetischen Sachverhalts,''® doch setzte sich bald eine wesentlich traditionsgeschichtliche Betrachtungsweise der Thematik durch, die offensichtlich als wichtigste Errungenschaft der - im übrigen mit größter theologiegeschichtlicher Relevanz belegten - historisch-kritischen Methodik angesehen wurde, aber zu ganz bezeichnenden Verkürzungen führte: Die Recht' ' Vgl. Brunner, Notwendigkeit S. 2.?ιθ·, Kinder in Oslo j S. 12. ™ Vgl. Peters, Zur Predigt S. 1 6 3 f . zu den Ausführungen der §§40—45 im Dokument 3 (S. 20 — 22). Vgl. Peters, Zur Predigt S. 177. Davor hatte Dantine, Rechtfertigungslehre S. 247 noch im Jahr zuvor auf der Sitzung der Theologischen Kommission in Wien gewarnt: Es sei »von elementarer Wichtigkeit, daß die Rechtfettigungswahrheit auch in ihrer wissenschaftlichen Darbietung ihren proklamativen Charakter als Verkündigungswirklichkeit behält. « " OB S. 467 (Grußwort). Vgl, Herder-Korrespondenz, LWB S. 17 mit der Behauptung, das »Dokument 7 5 « sei »von konservativen deuschen Theologen. .. zu Fall gebracht« worden; ähnlich Bachmann, Second Thoughts S. 1 1 0 2 . Selbst Peters, Besinnung S. 107 ordnet Brunners Vorlage zum »Dokument 3« »der harten deutsch-lutherischen Tradition« zu. Man beschränkte sich dabei allerdings wesentlich auf das Neue Testament, während »das Alte Testament ganz unberücksichtigt blieb«, wie Reventlow, Rechtfertigung S. 10 bemängelt. Vgl. Dokument 3 S. 8 (§ 4).
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fertigungsverkündigung der Schrift wurde selbst als Ergebnis theologischer Reflexion und Interpretation analysiert''·' und entsprechend in ihrer geistesgeschichtlichen Entwicklung referiertDas Resultat der traditionsgeschichtlichen Untersuchung war eine Quantifizierung und damit verbunden eine Relativierung der >Rechtfertigung remember our testimony for the world to-day. There is an eschatological urgency.« {Kantonen in Oslo 2 S. 22). ' ' ' So ganz massiv Dokument 7 S. i 5 f f . ; vgl, Birmelé, Salut S. 1 1 5 zu Helsinki: »De nombreux efforts se concentrent sur une nouvelle interprétation de la doctrine réformatrice de la justification pour l'homme contemporain et sa façon de se comprendre lui-même dans le contexte des problèmes spirituels et socio-politiques actuels.« 159 Ygi Gutachten Frankreich S. 3. 160 V g l Qß s . 4 8 1 (Gruppe i), S. 489 (Gruppe 6); dieses Anliegen wurde besonders von ungarischen Theologen vertreten, vgl. schon Gutachten Ungarn II S. 12. V g l . OB S. 5 2 0 (Gruppe 26). V g l . Hoopmann, Assembly S. 26; Poerster, Zusammenhang S. 248 formuliert im Rückblick: »Das war das eigentliche Dilemma von Helsinki, daß man zu sehr nach der Aktualisierung der Rechtfertigungsbotschaft gefragt hat. So kam man in falsche Denkkategorien hinein und aus den Verlegenheiten nicht heraus.«
139
blem. ^^^ So offenbarte sich in der Thematisierang der Vermittlung auch die theologische Relevanz der oben beschriebenen Neubestimmung des Ortes.
2.2.2.
Die Bedeutung der Zeitanalyse
Aus der Betonung des »Heute« und des »heutigen Menschen« als Adressat ergab sich weiterhin die Durchführung und theologische Aufnahme einer Zeitanalyse als wesentliche Aufgabe im Rahmen der Bemühungen um die Vermittlung der Rechtfertigungsbotschaft. Das Schwergewicht sollte dabei, entsprechend der Nennung der »Welt« als Gegenüber der Verkündigung, auf der Behandlung der »Menschheitsnöte« liegen, ^^^ die man im wesentlichen mit den dominierenden Themen der damaligen politischen Diskussion gleichsetzen und darüber hinaus unter bewußter Zuhilfenahme säkularer Methodiken^®® bestimmen zu können meinte. Bedeutsam war dabei nun, daß diese Analyse der Nöte, Probleme und Fragen der Zeit nicht allein die Voraussetzung, sondern auch selbst konstitutiver Teil der Rechtfertigungsverkündigung sein sollte; nur dann erschien es überhaupt sinnvoll, von Rechtfertigung zu reden, wenn dabei zugleich auch den Besorgnissen der Menschen Ausdruck gegeben wurde. Am deutlichsten durchgeführt wurde dieses Ansinnen im abschließenden Grußwort der Vollversammlung von Helsinki; hier nahm die Darstellung der Nöte und Fragen der Welt beziehungsweise des modernen Menschen breiten Raum ein. i®® Daß gerade an diesem Punkt jedoch auch grundlegende Differenzen auftreten konnten, weil eine rechenschaftsfähige Einschätzung der Lage im Rahmen eines solchen Dokuments überhaupt nicht möglich war beziehungsweise Dogmenkonflikte ganz anderer Art offenbart hätte^®' und weil man sich daher mit Pauschalurteilen begnügen mußte, wurde anscheinend in Kauf genommen: Der beabsichtigte Solidarisierungseffekt mit den Adressaten wog als Grundlage weiterer Vermittlungsbemühungen offensichtlich erheblich schwerer.
163 Vgl. in diesem Zusammenhang die Überlegungen Gloeges zur Rechtfertigungslehre als hermeneutischer Kategorie, so z.B. Gloege, Rechtfertigungslehre ίι^^. 165 f., 168 f. " " Vgl. OB S. 495 (Gruppe 10). So z. B. das »atomic threat« (Aski in Vevey 2 S. 2); ähnlich Gutachten CSSR S. 4. 166 Vgl, OB S. 486 (Gruppe4); die Zeitanalyse ist also nicht ohne weiteres mit einem »diagnostic spirituel« (Greiner, Prêcher S. 2 1 ) gleichzusetzen. So Lilje in Loccum 4 S. i ; selbst Gloege kritisiert ebd. : Der »Entwurf... vibriert zu wenig von der herrschenden Unruhe. « Vgl. OB S. 466. Vgl. z. B. ebd. S. 485 (Gruppe 3).
140
2.2.3·
Oie Korrelationsmethode
Schon aus der Hervorhebung der Bedeutung der Zeitanalyse wird klar, welchen Einfluß die Korrelationsmethode Paul Tillichs auf das Denken der Diskussionsteilnehmer vor und in Helsinki hatte; diese Methode »gibt eine Analyse der menschlichen Situation, aus der die existentiellen Fragen hervorgehen, und sie zeigt, daß die Symbole der christlichen Botschaft die Antworten auf diese Fragen sind. Entsprechend wurde auch die Rechtfertigungsbotschaft in den Gesprächsbeiträgen immer wieder in ein solches FrageAntwort-Schema eingeordnet und als »Antwort« auf die Fragen und Probleme der Menschen oder auch nur einer bestimmten Gruppe bezeichnet. Diese Einordnung wurde so selbstverständlich vollzogen und so wenig reflektiert, daß man sich diesem Denken offensichtlich kaum entziehen konnte. Angewandt wurde diese Kategorisierung bereits auf Paulus und auf Luther mit seiner angeblichen Frage nach dem gnädigen Gott;^''^ von daher wurden dann jedoch auch aufgrund der Differenz damaliger und heutiger Fragestellungen die Rechtfertigung als »Antwort« problematisiert und Darstellungen, die sich dieser Methodik nicht anpassen wollten, entsprechend kritisiert : Bei einer heutigen Behandlung des Themas >Rechtfertigung< müßten die Fragen des modernen Menschen aufgenommen und beantwortet w e r d e n umgekehrt sei es sinnlos, »Antworten« auf nicht gestellte Fragen zu geben. An diesem Denkschema waren lediglich kleinere Modifikationen möglich und erlaubt, grundsätzlich wurde die weitgehende Einschränkung des Verkündigungsinhalts auf den Erwartungshorizont der Hörer jedoch anerkannt ¡i·'® strittig war dann nur, ob die Rechtfertigungsbotschaft heute überhaupt noch als mögliche Antwort dienen könne oder nicht. Gerade der Verweis auf Luthers angebliche Frage nach dem gnädigen Gott,^·'^ die immer wieder als Kontrastmittel bei der Beschreibung des
Tillich, SystematischeTheologie I S. 76. 171 V g l . Quanbeck in Helsinki 7 S. i : »We must make the point that Lutheran doctrine is. , . the answer to modern man's questions.«; ebenso das Grußwort, OB S. 4 6 7 ; im Rückgriff auf Helsinki Schnübbe, Begegnungsdenken S. 1 5 0 ; Pöhlmann, Rechtfertigung S. 9 4 f . ; Greinacher, Christliche Rechtfertigung S. 9. Soz.b. BeijerILöfström, How shall (= GutachtenSchwecknlll)?,. i. So Dahl in Helsinki 3 S. i ; Nikolainen in Helsinki 5 S. 3; Quanbeck in Helsinki 7 S. i ; Aske in Vevey 2 S. y^BeijerlLöfström, How shall (= Gutachten Schweden III) S. i f . ; als Vorschlag für das Vollversammlungsmotto referiert von Vajta in Porto Alegre 2 S. 4 f . ; vgl. OB S. 490 (Gruppe 7); Zähmt, Rechtfertigung S. 2 1 . i"» V g l . Brattgardim OB S. 1 0 5 ; OB S. 5 1 9 (Gruppe26). Schanze (= Post-Helsinki-Voten 2) S. 14 spricht von einem »Index cogitationum prohibitarum, den die moderne Welt und Theologie erlassen hat«. 176 V g l . dazu Schmidt, Pietismus S. 9: »Die bekannte Formulierung für Luthers Ausgangspunkt, für sein primäres Anliegen: Wie kriege ich einen gnädigen Gott?, ist eine pietistische Formulierung, die, wie so oft in der Geistesgeschichte, erst nachträglich in dieser Fassung ausgesprochen wurde. «
141
heutigen Adressaten verwendet wurde, läßt jedoch die theologische Problematik der Korrelationsmethode deutlich werden: Für Luther erwies sich die Frage, wie er einen gnädigen Gott bekommen könne, in dieser von ihm gestellten Form als falsch, mit der er nicht mehr »ausgericht, denn das ich nur die liebe Tauffe verloren, ja helffen verleugnen«. Entsprechend fand diese seine Frage gerade keine Beantwortung. ^^^ Darüber hinaus ist jedoch festzuhalten, daß die Frage nach dem gnädigen Gott schon im Mittelalter nicht unbekannt war, dort aber wie bei Luther ihren Sitz im Leben in der Beichte hatte. Luthers »Frage nach dem gnädigen Gott« entstand also im Spannungsfeld des doppelten Gotteshandelns in Gesetz und Evangelium sie war als »Frage« durch Gottes Handeln im Gesetz bewirkt, das den Sünder in die Anfechtung stürzt, ja ihn tötet, i®^ Entsprechend galt auch die »Antwort« des Zuspruchs der Sündenvergebung und der durch die Schriftmeditation gewirkten^®'* Erkenntnis der lebenschaffenden Kraft der iustitia Dei passiva^®^ für Luther immer als Handeln Gottes an ihm, das sich aus der »Frage« gerade nicht ableiten läßt. Nur in diesem Kontext ist es also überhaupt möglich, von einem Gegenüber von Frage und Antwort bei Luther zu sprechen. Dieser Kontext wird bei der Korrelationsmethode jedoch völlig ausgeblendet, ja die Dialektik von Frage und Antwort ersetzt dort geradezu die Spannung von Gesetz und Evangelium. Gott hört bei dieser Verschiebung jedoch auf, Subjekt der Frage zu sein; diese wird verharmlosend als Ausdruck oder Aufdeckung menschlicher Mängelerfahrungen verstanden. Entsprechend wird das Evangelium von der Rechtfertigung zur passenden »Antwort« auf diese Frage v e r h a r m l o s t , o h n e daß bedacht würde, daß der Mensch seine Bedürfnisse und Fragen gerade in der Sünde befriedigt sieht V g l . Z . B . Beijer! Löf ström, How shall (= Gutachten Schweden III) S. 3; Dokument 75 (OB
s. 387).
yig\.Slenczka, Krisen. ηι. WA^j, 6 6 i . 2 6 f . ; vgl. dazuPeters, Rechtfertigung-heute S. j o f . leo V g l . Hostert, 1st die F rage S. 1 0 0 f.; Gloege, Grundfrage?). 7. 181 Y g j M.ostert, Ist die Frage S. l o i ; sie findet sich im Grunde genommen ja auch schon im Neuen Testament, vgl. Mt 1 9 , 2 5 ; Act 1 6 , 3 0 , wie Kramer, Lehre S. 27 und Greinacher, Christliche Rechtfertigung S. 9 f . betonen. 182 V g l . Mostert, Ist die Frage S. 1 1 9 A n m . 38: »Sie ist ja die Frage des Sünders, daher ist sie. . . lösbar.. . nur in der Rechtfertigung des Sünders«. V g l . Leppin, Luthers Frage S. 9 1 f. V g l . Nicol, Meditation^. ij^ñ.-,Reinke, From Allegory S. 390. 185 Vgl j ^ y Staats, Augustin S. 38—40. 186 Gegen eine solche - beinahe unweigerlich psychologisierende - Auffassung des Verhältnisses von »Frage« und »Antwort« im Falle Luthers wendet sich Mostert, Ist die Frage S. 1 0 2 . V g l . Braaten, Whatever Happened S. 1 1 2 f.: »Tillich's method of correlation is a contemporary methodological reformulation of the Lutheran principle of law and gospel.« 188 Vgl. Schneider-Flume, Entsprechungsdenken S. 5 1 0 . V g l . OB S. 5 1 4 (Gruppe 23), S. 5 1 8 (Gruppe 25); Schnühhe, Begegnungsdenken S. 1 5 1 . V g l . Iwand, Briefe S. 87: »Sünde ist gar keine Störung, sondern eine Befriedigung der
142
und daß der Rechtfertigung als Botschaft stets die Priorität vor der menschhchen Frage z u k o m m t , d a sie ihrerseits überhaupt erst den Menschen in Frage stellt und zu stellen vermag. Auch wo, wie bei Tillich selbst, - im Unterschied zu den vulgarisierten Versionen der Korrelationsmethode - eine Interdependenz von Frage und Antwort anerkannt wird, treten dennoch an dieser Stelle unweigerlich Verkürzungen in der Verkündigung auf. Ein weiteres Problem in der Anwendung dieser Methode liegt schließlich darin, daß sie die Rechtfertigungsverkündigung von der Existenz menschlicher Bedürfnisse und Fragen abhängen läßt.^'® Sind dem angepredigten Menschen diese nicht bewußt, so müssen sie ihm mit Hilfe existentialtheologischer, psychotherapeutischer oder anderer Kategorien andemonstriert werden, was in Helsinki zu der schon erwähnten undifferenziert negativen Darstellung der Lebenssituation des modernen Menschen führte, Der von der Korrelationsmethode suggerierte »Dialog«^'® scheiterte also zumeist entweder daran, daß die wirklich gestellten Fragen überhaupt keine Antwort menschlichen N a t u r . « Bedenkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Überlegungen von Forde, Justification S. 88: »Can we persuade the ego of its >need< to d i e ? . . . The theology of death and life is simply not relevant to the Old Adam or Eve directly precisely because it spells death to such old being. Perhaps one of our greatest miscalculations since the Reformation was to assume that the gospel is relevant to us as we are and to think we could somehow make it relevant to our >needs< in some direct or positive fashion. « V g l . im Rückblick auf Helsinki Joest, ExfideS. 153. V g l . Noth, RechtfertigungS. 1 0 2 . V g l . Tillich, SystmatischeTheologiellS,. 20-22. V g l . Peters, Rechtfertigung - heute S. 52 (Das »Hindrängen auf Gottes endgültige Offenbarung werden wir wohl nur mangelhaft aus dem Selbstbewußtsein unserer Moderne herauskatechisieren können«.) sowie die Untersuchung von Nygren, Sinn S. 3 5 8 —366 zu den ontologischen Implikationen der Korrelationsmethode, deren Ergebnis auf S. 3 6 6 lautet: »Dadurch, daß die Religion eine Antwort auf eine von außen her gestellte metaphysische Frage geben sollte, wird auch die Antwort entstellt.« V g l . OB S. 485 (Gruppe 4): »Die lutherische Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben ist irrelevant für eine Generation, die kein Bedürfnis nach Rechtfertigung zum Ausdruck bringt«; S. 5 1 1 ( G r u p p e 2 i ) : »die Rechtfertigung.. . entspricht. . . dem Bedürfnis des modernen säkularisierten Menschen«. 196 V g l . hierzu die feinen Beobachtungen von Dietrich Bonhoeffer in seinen Briefen aus dem Gefängnis: »DieTheologie hat. . . sich mit der Entwicklung abgefunden und Gott nur noch bei den sogenannten letzten Fragen als deus ex machina fungieren lassen, d . h . Gott wird zur Antwort auf Lebensfragen, zur Lösung von Lebensnöten und -konflikten. Wo also ein Mensch nichts Derartiges aufzuweisen hat bzw. wo er sich weigert, sich in diesen Dingen gehen und bemitleiden zu lassen, dort bleibt er eigentlich für Gott nicht ansprechbar oder es muß dem Mann ohne Lebensfragen etc. nachgewiesen werden, daß er in Wahrheit tief in solchen Fragen, Nöten und Konflikten steckt, ohne es sich einzugestehen oder es zu wissen. Gelingt das - und die Existenzphilosophie und Psychotherapie hat in dieser Richtung ganz raffinierte Methoden ausgearbeitet - dann wird dieser Mann nun ansprechbar fiir Gott und der Methodismus kann seine Triumphe feiern.« (Bonhoeffer, Widerstand S. 1 8 1 ) ; entsprechend nennt Mildenberger, Theologie S. 1 3 6 dieses Vorgehen treffend in Anlehnung an Bonhoeffer eine »religiöse Interpretation der Wirklichkeit«. V g l . OB S. 508 (Gruppe 19). V g l . hierzu von Kriegstein, PaulTillichs
Methode S. 6 1 f.
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fanden oder auch finden konnten, oder daran, daß bereits bei der Darstellung der Fragehaltung bestimmte Vorgaben eingebracht wurden. In der Praktizierung der Korrelationsmethode erwies sich somit die soteriologische Relevanz der Neubestimmung der theologischen Aufgabe als »Vermittlung« ganz deutlich: Das Verständnis des Rechtfertigungsgeschehens erfuhr darin gegenüber den Aussagen des lutherischen Bekenntnisses eine grundlegende Veränderung.
2.2.4.
^^^ Suche nach einer neuen Sprache
Als man sich ab 1961 daran machte, die Rechtfertigung als Botschaft zu formulieren, rückte das Thema der Sprache, in der die Botschaft auszusagen sei, immer mehr in die Mitte des I n t e r e s s e s . D a b e i wurden die »überkommene Terminologie«^"^ und der Sprachhorizont des heutigen Menschen in geradezu klischeehafter Weise gegenübergestellt. Die Rechtfertigungsterminologie sei » d o g m a t i s c h « , v e r a l t e t , ^ " ' ' »abgegriffen«,^"^ »nichtssag e n d « , a b s t r a k t , ^ " ' ' »unverständlich«^"® und überhaupt ganz schreckhch;2°' es handele sich hier um eine der »Formeln«,^i" die heute einer völligen linguistischen Erosion unterworfen seien. ^^^ >Rechtfertigung< wurde in diesem Zusammenhang also nur noch als Worthülse, nicht als Geschehen aufgefaßt und entsprechend begrifflich vereinseitigt und verengt. ^^^ Die Lösung des Problems der sprachlichen Vermittlung, das durch diesen Befund aufgeworfen wurde, bestand in den Diskussionen vor und in Helsinki nun immer wieder darin, daß zwischen dem geschichtsbedingten und daher
Vgl. die Kritik am »Dokument 3« in Gutachten DDR S. i ; Gutachten Hannover S. 3; Gutachten Ungarn IIS. 19, 22 f. ; OB S. 492 (Gruppe 8) sowie bei Kramer, Lehre S. 10. 200 Vgl. wn Kriegstein, PaulTillicb Methode S. 4 1 , 61 f. Vgl. OB S. 481 (Gruppe i), S. 484 (Gruppe 3). Metzger, Rechtfertigungslehre S. 201 nennt sie im Rückblick auf Helsinki eine »schwerfällige Saulsrüstung der lutherischen Orthodoxie«. 2Û3 Prenter in Helsinki 3 S. i zum Vorentwurf Brunners. Vgl. Skydsgaardin Heidelberg i S. 5. OBS. 483 (Gruppe 2). OBS. 504(Gruppe 15). Vgl. OB S. 5 1 8 (Gruppe 25); ähnlich schon Quanbeck in Helsinki i S. 3. ^»e OB S. 483 (Gruppe 2); bereits im Vorfeld von Helsinki Prenter, Protestantismus S. 28. So ein Professor auf einer Pressekonferenz in Helsinki (vgl. Henry, Modem Man S. 45); im »Grußwort« verzichtete man entsprechend ganz auf den Gebrauch dieser Terminologie (vgl. P. Peters, Concilium^. 300). OB S. 483 (Gruppe 2); Rothermundt, Vorbereitung S. 264 sprach vom »Prokrustesbett der paulinischen oder reformatorischen Rechtfertigungsterminologie«. Vgl. Dokument i S. 9 (§ 7); vorbereitet bei Quanbeck, Significance ( = Helsinki 4)S. 2. Das Verkennen des Geschehenscharakters der Rechtfertigung verbindet die Suche nach einer neuen Sprache eng mit der Behandlung der Rechtfertigung als »Lehre«.
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veränderlichen »Begriff«^^^ der Rechtfertigung und der - wie auch immer zu fassenden - Sache unterschieden wurde. ^^^^ Die Rechtfertigung wurde von daher gerne als »Bild« bezeichnet,^^^ das als Bild mit dem, was es darstelle, gerade nicht identisch sei.^^® Die Klassifizierung der Rechtfertigung als »Bild« diente dabei offensichtlich dazu, den Gebrauch dieses Wortes zu relativieren^!"' beziehungsweise ihn als unnötig zu erweisen.^^^ Umgekehrt wurde aufgrund der Differenzierung von Begriff und Sache die Forderung nach einer neuen,^^^ modernen,zeitgemäßen,^^^ verständlichen, ^^^ zugänglichen,^" undogmatischen^^'* und k o n k r e t e n , j a journalistischen^^® Sprache und Begrifflichkeit erhoben; es sei eine »Übersetzung« nötig, ^^^ in der die gleiche Sache mit anderem Vokabular ausgesagt werde. Dieses Vorgehen und diese Forderung erwies sich jedoch aus mehreren Gründen als fragwürdig: Zunächst einmal stellte sich der »Lösungsversuch« einer Differenzierung von Begriff und Sache bereits in Helsinki selbst als völlig nichtssagend
Z u diesem Ansatz vgl. Sknczka, Schrift S. 4 2 , 50. V g l . OB S. 5 1 3 (Gruppe 23); Dokument (OB S. 272/388); besonders pointiert im »Grußwort«, OB S. 467: »Theologische Schulmeinungen. . . sind in bestimmten geschichtlichen Situationen entstanden und haben am Aufstieg und Niedergang der Geschichte teil; der lebendige Gott aber steht als Herr der Geschichte über ihnen.« Es sei schon hier auf die Untersuchung von Matmermaa, Von Preußen, v. a. S. I 5 5 f f . hingewiesen, in der aufgezeigt wird, daß eine entsprechende, auf barthianischer Worttheologie beruhende Konzeption auch die Grundlage kirchlicher Unionsbildungen in diesem Jahrhundert bis hin zu Leuenberg gewesen ist. V g l . Dokument 3 S. 25 (§ 52); Dokument 75 (OB S. 2 7 1 £/387); die Problematik dieser Bezeichnung wurde bei der Revision in Pullach erkannt und der Ausdruck »Bild« entsprechend konsequent getilgt (vgl. »Rechtfertigung heute* S. 8). Diese Gegenüberstellung finden wir schon bei Tillich, Die protestantische Verkündigung S. 79; daß diese Argumentation besonders gern von römisch-katholischen Theologen zur Begründung ihrer Position aufgegriffen wird, macht Essinger, Exegeseforschung (= Amsterdam S. 49 deutlich. V g l . Dokument 3 S. 8 ( § § 4 f . ) ; Dokument 7 S. I 5 f . ; Gutachten Ungarn Π S. i 8 f . weist dagegen auf die Problematik der Abwertung des »Bildes« hin. Besonders pointiert formuliert mit Berufung auf Helsinki Vöhlmann, Rechtfertigung S. 3 8 , die Überbetonung der Rechtfertigung sei ein »intellektueller Bilderkult«, »der den Marienkult in den Schatten stellt«. 219 Y g j Ojg s. 502 (Gruppe 15); áis G Machten Hannovers. 3 erklärt: »Es kann sich nicht um eine >Rehabilitation der theologischen Terminologie< handeln, sondern wir wollen mehr. « 220 V g l . DokumentAssembly edition S. y, OB S. 484 (Gruppe 3). Vgl.Joest in Helsinki ^ S. 4. So Schmidt-Clausen in Vevey 2 S. i f. ^^^ V g l . Vajta in Helsinki 7 S. 2; Gloege in Loccum 4 S. i . " " V g l . Quanbeck m Helsinki 3 S. i . V g l . OB S. 4 8 4 (Gruppe 3). Aske plädierte in Vevey 2 S. 3 für eine »newspaper theology, magazine theology«. So ζ. В . Gutachten Schweden / S. 2. V g l . OB S. 5 2 0 (Gruppe 26).
45
heraus
er ließ sich z w a r als eine A r t v o n g r ö ß t e m g e m e i n s a m e n N e n n e r
gebrauchen, v e r m o c h t e de facto jedoch weder zur L ö s u n g der selbstgestellten A u f g a b e noch zur B e w ä l t i g u n g der auftretenden Polarisierungen
sachlich
etwas beizutragen.
daß
D i e s l a g sicher n i c h t z u l e t z t a u c h d a r a n ,
die
U n t e r s c h e i d u n g v o n B e g r i f f oder B i l d u n d S a c h e , so w i e sie in H e l s i n k i p r a k t i z i e r t w u r d e , schon allein in h e r m e n e u t i s c h e r H i n s i c h t ein recht p r o b l e m a t i s c h e s U n t e r f a n g e n darstellte.^^^ D a s e i g e n t l i c h e — die R e c h t f e r t i g u n g s v e r k ü n d i g u n g
in ihrer
Aussage
selbst zentral b e t r e f f e n d e - P r o b l e m w a r j e d o c h , d a ß m a n sich v o n d e r S p r a c h e u n d n e u e n F o r m u l i e r u n g e n eine L ö s u n g d e r V e r m i t t l u n g s p r o b l e m a t i k
er-
hoffte^^^ u n d d a h i n g e h e n d - a u c h noch in A n b e t r a c h t des f a k t i s c h e n S c h e i terns eines solchen N e u f o r m u l i e r u n g s v e r s u c h s
in H e l s i n k i ^ ^ ^ — z u m T e i l
beinahe schwärmerische E r w a r t u n g e n hegte,
Geradezu klassisch machte Bischof Lilje in seiner Einfuhrung zum »Dokument 7 5 « die Aporie dieses Lösungsversuchs deutlich, wenn er als Konsensus zwischen den Diskussionsteilnehmern feststellte, einerseits habe niemand behauptet, »daß die Sache der Rechtfertigung zu den erledigten Themen gehört«, andererseits aber hätten alle Gruppen »zugestanden.. . , daß es unsere Aufgabe ist, zu versuchen, diese Dinge in der Gegenwart neu auszudrücken.« (OB S. 2 7 8 f ) . Die Wiederholung derselben Phrasen in der Vorlage der Theologischen Kommission für die LWB-Vollversammlung in Evian 1 9 7 0 (»Man wird dabei jedoch dafür offen sein müssen, daß das Evangelium auch in anderen als den Begriffen und Formulierungen der paulinischen oder der überkommenen reformatorischen Rechtfertigungslehre beschrieben werden kann«; Juva, Mehr als Einheit S. 59) läßt die Fruchtlosigkeit dieses Versuchs nur noch deutlicher werden. So sieht Bertram, Recent Theologies S. 247 darin die Anwendung von »idealist-revelationist logic«; weiterhin wurde überhaupt nicht beachtet, daß die Bedeutung von Begriffen ohnehin nur aus dem Funktionszusammenhang erschlossen werden kann, in dem sie gebraucht werden (vgl. Thiselton, Semantics S. 7 8 f . ) , wobei sowohl der sprachliche als auch der soziale Kontext zu beachten ist (Der Versuch, ein »Wort an die Welt« in einer möglichst universalen Sprachform zu richten, ist schon allein unter diesem Gesichtspunkt eine zweifelhafte Angelegenheit!). Darüber hinaus ist auch zu fragen, ob die Gegenüberstellung von Bild und Sache nicht auch linguistisch unsinnig ist, weil darin linguistische und metaphysische Kategorien vermischt werden (vgl. dazu Caird, Language S. 1 3 1 ff.). Ganz grundsätzlich formuliert Wenz, Kerygma S. 20 A n m . 46: »Nach Maßgabe des Modells von zeitinvarianter Substanz und zeitvariabler Erscheinungsform läßt sich der Sinngehalt evangelischer Lehre nicht fassen. Gegen dieses Modell erheben sich nicht nur philologische und philosophische, sondern insbesondere theologische Einwände, die in Luthers Aristoteleskritik mehrfach zur Sprache kamen... « 232 V g l . Dokument 6 S. 36: »Solche Besinnung schliesst die Bereitschaft zum Neudurchdenken der gemeinten Sachverhalte und den Mut, sie in die Sprache und Denkform unserer Zeit zu übersetzen, in sich. Solche Besinnung könnte für die einzelnen, die in der Gefahr der Resignation stehen, die Befreiung zu einer wieder als sinnvoll erkannten Existenz zur Folge haben« (noch pointierter formuliert in der englischen Version, zitiert in CTM, Helsinki S. 393); OB S. 502 (Gruppe 15); dagegen schon Gutachten Ungarn II S. 2 (»Die Hauptfrage ist keine Frage der Terminologie«) sowie Gloege, Rechtfertigungslehre Sp. 1 6 5 f. 233 V g l . Trillhaas, Rückblick S. 446. V g l . G. Werner, Unter lutherischen Leuten S. 1 7 4 ; Heßler, Helsinki S. 6 9 f . ; Vajta, S. 5 0 3 .
146
Arbeit
Da diese Hoffnungen naturgemäß enttäuscht werden mußten, geriet die Frage nach einer neuen Sprache zu einer V e x i e r f r a g e , u n t e r deren Kritik alle Neuvorschläge geradezu zwangsläufig als ungenügend zurückgewiesen wurden. In der Tat waren die Neuvorschläge oft auch selbst entweder erst recht u n v e r s t ä n d l i c h , o d e r sie benutzten trotz anderslautender Absichtserklärungen die angeblich veraltete »dogmatische« Sprache bis hin zu denselben Vokabeln. Im letzteren Falle entstand nachgerade ein eigenes literarisches Genus einer Rechtfertigungsapologie,bestehend aus einer Problematisierung der Rechtfertigungsverkündigung in der heutigen Zeit einerseits und einer positiven Darlegung der Rechtfertigung, die diese Problematisierungen kaum aufnahm oder weiterführte,^^' andererseits. Das Bemühen um »Anknüpfungspunkte«^"*" entlarvte sich hier wie auch ansonsten meist als Suche nach homiletischen K a b i n e t t s t ü c k c h e n , d i e zur theologischen Klärung nur wenig beitragen konnten. So verhinderte die Thematisierung des Problems
Koenig, Helsinki S. 7/261 beobachtete dazu: » N o one seemed quite able to define precisely what it meant to >address modern man in the language of today und lebensnaher und belebter bei Paulus«; difFerenzierter dagegen Roloff, Apologie IV S. 6 2 - 6 4 . So vor allem in der Diskussion um das Referat von Dahl, In welchem Sinn (= Amsterdam 2) S. 5 fF. ; Kinder sagt dagegen am Ende der Diskussion: »Das ist durchaus noch nicht so klar und eindeutig, was Luther mit dem simul meint.« (ebd. S. 12). ^^^ In der Diskussion um das »Dokument 3« in Heidelberg führte die Frage nach dem simul iustus et peccator zu einem offenen Konflikt, den man in bewährter Manier dadurch zu beseitigen hoffte, daß »Quanbeck das ganze überkommene Vokabular übergehen und versuchen solle, den Inhalt von C A V I neu zu sagen.« (Heidelberg i S. 6). V g l . Stendahl in Amsterdam 2 S. 4; Prenter, Bemerkungen (= Osnabrück i) S. 5: »Ein >Sündenbewusstsein< im reformatorischen Sinne, eine permanente Busshaltung der Heiligen, scheint dem Neuen Testament fremd zu sein.« (anders jedoch Dahl, In welchem Sinn S. 295: »der Getaufte ist nach Paulus gerecht und Sünder zugleich, weil seine Gerechtigkeit die >fremde< Gerechtigkeit aus dem Glauben ist und bleibt.« sowie Dantine, Rechtfertigungslehre S. 254). Als Ergebnis der Gespräche wurde im Bericht der Theologischen Abteilung (Dokument y) formuliert: »Das Neue Testament kennt das simul iustus et peccator nicht.« (S. 1 6 ; vgl. hierzu den energischen Protest von Bischof Giertz auf der Vollversammlung, OB S. i 6 6 f . ) . ^^^ V g l . Prenter in Amsterdam 2 S. 6: »Die Sünde ist da als eine Potenz« (von ihm selbst allerdings weitgehend zurechtgerückt in Prenter, Bemerkungen S. 1 1 —13). V g l . Gutachten Hannover S. 6 zum »Dokument 3«: »Die Sünde wird verniedlicht, wenn sie zu einem solchen Popanz wird, den - so muß man folgern - jeder Leser des Dokuments natürlich mit den Verfassern sofort bei den anderen entlarven kann.« Ähnliche Kritik wird auch von Gutachten Österreich S. 2 geübt. ^^^ V g l . Dokument 3 S. 16 (§ 26): Sünde ist »an experience of guilt, anxiety and dread in our lives«; OB S. 5 1 9 (Gruppe 26). So bezeichnet Gruppe 3 (OB S. 484) selbst dies als »Wahrheit«, »daß alles, was den Menschen beeinträchtigt, Sünde ist«. Dies kritisiert Gutachten Hannover S. 6.
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3« offensichtlich bereits weit hinter sich gelassen hatte. Zum Klischee erstarrte die Sünde umgekehrt aber auch da, wo gleichsam im Rundumschlag mit allen Menschen auch die Christen wieder unter die Macht der Sünde versetzt w u r d e n , o h n e daß die Unterscheidung von peccatum regnans und peccatum regnatum beachtet wurde. ^^^ Die Abstraktion von Buße und Beichte als Ort des Rechtfertigungsgeschehens in der Kirche^^^ wirkte sich hier wie überhaupt in der Behandlung des Themas >Sünde< negativ aus.^^^ Der Tendenz, die Sünde bei anderen zu suchen,^^^ entsprach schließlich auch das Phänomen der Dämonisierung der Sünde in Helsinki.^^^ Das Dämonische wurde dabei in Gesellschaftsstrukturen und bestimmten Weltanschauungen g e f u n d e n g j macht den Menschen zu seinem Opfer^^'' und muß dementsprechend vom Glauben her bekämpft werden. Was in den oben referierten Entwürfen bereits angedeutet wurde, wird hier im Verständnis der Sünde noch einmal ganz direkt deutlich: Der Ansatz bei der Erfahrung des Menschen verbaut den Weg zum eigentlichen Verständnis der Sünde, weil darin der Gerichtshorizont der Sünde nicht ernstgenommen wird. An die Stelle der Vergebung treten dann konsequent die Besserung durch Einsicht und der Kampf.
2.4. Neue Akzente in der theologischen Sicht des Rechtfertigungsgeschehens Neben der Problematisierung von Rechtfertigungsverkündigung und Vermittlung und den Bemühungen um neue Sprachformen und Methodiken trat die eigentliche positive Darlegung des Rechtfertigungsgeschehens in den Vgl. Юапп, Contemporary Views S. 290. Wenn man die §§40—45 von Dokument¡ (S. 20 — 22) als Negativfolie benutzt, läßt sich darin positiv ohne Mühe das Bild eines leicht liberal angehauchten ALC-Theologen kurz nach Ende der McCarthy-Ära erkennen! 330 Vgl. Dokument ¡ S. 34 ( § 8 1 ) : »the Christian... still acknowledges sin's sway over him.«; vgl. auch Dokument-/^ (OB S. 272/388): »wir alle stehen als Gottlose vor Gott« (in Pullach geändert in: »ohne Christus stehen wir alle. . .«, «Rechtfertigung heute« S. 9). Dies ist die berechtigte Kritik von Gutachten Veters S. 5 am »Dokument 3«. Vgl. Peters, Zur Predigt S. l y ö f . ; auf die Beichte hingewiesen wurde in diesem Zusammenhang in der Diskussion vor Helsinki von Ernst Kinder, vgl. Osnabrück 2 S. 10. ^^^ Die fehlende Erwähnung des Schlüsselamtes im »Dokument 3« gehört zu den zentralen Kritikpunkten im Gutachten DDR, vgl. ebd. S. 3 und 5; ähnlich Berlin (VELKD) i S. 7. 334 Y g j Gutachten Peters S. 6 zu »Dokument 3«: »Die gesamten Aussagen über die Gegenposition sind vor allem deswegen nicht biblisch und reformatorisch, als sie aus dem Abstand des Überschauenden heraus gesprochen sind.«; ähnlich Gutachten Ungarn II S. 20. Z u m theologischen Hintergrund dieser Konzeption vgl. Tillich, Das Dämonische S. 67. Vgl. Brattgärd im OB S. 99; Dokument 75 (OB S. 277/392); Gruppe 20 (OB S. 510); ähnlich Gruppe 23 (S. 5 1 5 ) . 337 Y g j Skydsgaard in Heidelberg 7 S. i : »Wir sind nicht nur Schuldige, sondern auch Opfer der Situation.«; vgl. Dokument 75 ( i . Fassung, OB S. 275); »die von dämonischen Kräften überwältigten Menschen«; ähnlich OB S. 277.
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Diskussionen vor und in Helsinki, vor allem in der zweiten und dritten Phase, etwas zurück. Dennoch sorgten auch in diesem Bereich pointierte Beiträge dafür, daß sich neue Akzentuierungen deutlich erkennen ließen.
2.4.1.
Christus als die weltumfassende Tat Gottes
Zu den Höhepunkten der Vollversammlung in Helsinki zählte zweifellos das Referat von Gerhard Gloege, »Gnade für die Welt«.^^® An seinem Vortrag kann man die prägnantesten Neuakzentuierungen gut ablesen: Dazu zählt zunächst einmal die Zentrierung der Darstellung des Rechtfertigungsgeschehens auf Christus hin;^^' Gloege unterstrich in seinem Vortrag, daß es bei der Rechtfertigung nicht um eine Theorie, sondern um eine Person geht, eben um Christus selbst.^"" Diese Ausrichtung auf Christus war bereits durch das Motto der Vollversammlung vorgegeben. In Helsinki nahmen jedoch einige Theologen dieses Motto zum Anlaß, das ungeliebte Wort »Rechtfertigung« durch »Christus« einfach zu ersetzen;^''^ auf diese Weise meinte man neugewonnene ökumenische Weite demonstrieren zu können. Gloeges Sicht war im Vergleich zu einer solchen kurzsichtigen Schlagworttheologie^''^ allerdings erheblich differenzierter. Zweitens stellte Gloege das Werk Christi und damit das Rechtfertigungsgeschehen als Handeln Gottes heraus;^·*^ nicht der Mensch, sondern Gott selbst vollbringt auf Golgatha die Rechtfertigung, indem er den am Kreuz Verurteilten freispricht^"® - Gloeges Ausführungen zeigten hier deutliche Affinitäten zum Denken Karl Barths. Ein theozentrisches Verständnis von Rechtfertigung wurde vor und in Helsinki mehrfach auch dort deutlich, wo Christus selbst als »Tat Gottes« bezeichnet wurde. Hinter dieser merkwürdigen und sachlich problematischen Verkürzung der Person Christi auf Vgl. OBS. 7 4 - 9 2 . Vgl. Gloege, Helsinki 7965 S. 59. Vgl. Gloege im OB S.^i. Vgl. OB S.488 (Gruppe 6); etwas vorsichtiger Dokument {OB S. 272/388); doch spricht Lilje in seinen Erläuterungen hierzu deutlich von einer Reduktion (vgl. OB S. 280). Vgl. i,/7;eebd. Besonders für Pöhlmanns Darlegung sind diese Parolen von fundamentaler Bedeutung, vgl. Pöhlmann, Rechtfertigung S. 31 ff. ; es ist wohl kein Zufall, daß er sich dabei gerade auf Helsinki beruft. Vgl. Gloege, Rechtfertigungslehre Sp. i66fF. Vgl. Gloege, Antriebe?,. 85, 87f. Vgl. Gloege im OB S. 76, 83 f. Vgl. Dokument 3 S. 18 (§ 33); Dokument 7^ {OB 388); vorbereitet wurde dieser Sprachgebrauch auch durch Vilmos Vajta, der in seinem Vorentwurf formuliert hatte: »Die Gerechtigkeit Gottes ist seine Tat in Jesus Christus.« (Vajta, Gelebte Rechtfertigung S. 12). Von der Rechtfertigung als »Tat Gottes« sprechen Quanbeck, Rechtfertigung S. 19 und Gruppe 22 {OB S. 512); diese Terminologie wurde auch in Erklärungen späterer LWB-Vollversammlungen aufgenommen, vgl. Heßler, Daressalam S. 204.
158
eine »Tat«^''® verbarg sich dabei offenkundig die Absicht, sich von den Kategorien der »Anselmschen Satisfaktionstheorie« bei der Auslegung des Werks Christi zu distanzieren. Auf der Strecke blieben bei diesem Vorgehen jedoch auch die Deutung des Todes Christi als Sühnopfer^®" und der Zorn Gottes ; selbst von einem stellvertretenden Leiden Christi war in Helsinki kaum die Rede.^^^ Theozentrik und Christozentrik verbanden sich so - auch bei Gloege - zu einem christomonistischen Verständnis von Rechtfertigung, in dem die Dialektik von Gericht und Gnade zugunsten ihrer Einheit aufgelöst wurde. ^^^ Dieses Gotteshandeln wurde nun drittens von Gloege als ein »Menschheits«und »W/geschehen«^®^ erfaßt; die Tat Gottes in Christus umgreift die ganze Welt, betrifft Gottes gesamte Schöpfung.^®'' Die iustificatio impiP^^ gilt somit universal, und gerade in dieser Universalität wird das »sola gratia« und das bleibende »extra nos« der Rechtfertigung deutlich und gewährleistet. Gloege griff in diesem Zusammenhang explizit die Erkenntnisse von Ernst Käsemann auf,^®® der wenige Jahre vor der Vollversammlung in einem vielbeachteten Aufsatz in kritischer Wendung gegen Rudolf Bultmann^®'' die Gerechtigkeit Gottes als eine Macht beschrieben hatte, die sich in der Welt siegreich durchsetzt, und der von daher das Rechtfertigungsgeschehen in einen universalen, apokalyptischen Kontext e i n z e i c h n e t e . G l o e g e nahm darüber hinaus sogar Bezug^®^ auf Joseph Sittlers aufsehenerregendes Referat auf der ORK-Vollversammlung 1961 in Neu Delhi, in dem dieser das Konzept einer kosmischen Christologie vorgelegt hatte.з®" In Helsinki entfaltete der Begriff der »Welt« eine ungeheure Dynamik; er begegnete uns bereits in den Diskussionen über den Adressaten der RechtferVgl. die Kritik von Bec/è, DoctrineS. 1 2 5 . Diesen Versuch, von Anselm abzurücken, arbeitet Gutachten USA S. i f . am »Dokument 3 « deutlich heraus; vgl. dazu die Kritik von Gutachten Norwegen S. 3. ^^^ Vom Sühnopfer redet noch massiv Gruppe 25 (OB S. 517). Dies stellte Schanze in seiner Helsinki-Analyse ('= Post-Helsinki-Voten 2)8. 10 sehr schön heraus; ebenso Kimme, Stellungnahme S. 7 1 . 352 Y g j Qldfgg im Qß s, 84, 86; dazu die Analyse des »Sprachversuchs« von Helsinki bei Seils, Heilsamkeit S. 92 f. Gloege ιταΟΒξ,.ηβί. Vgl. Gloege im OB S. 7 7 ; Dokument-¡5 (II. Fassung, OB S. зЗдГ.). Daß gerade der Gottlose gerechtfertigt wird, betont, wie Schanze (= Post-Helsinki-Voten 2) S. II zeigt, vor allem das Dokument·/^ immer wieder, vgl. OB S. 2 7 2 / 3 8 8 , 274/390. Vgl. Käsemann, Gottesgerechtigkeit, aufgenommen bei Gloege, OB S. 82 Anm. 18. з®' Vgl. dessen Reaktion: Bultmann, Δ Ι Κ Α Ι Ο Σ Υ Ν Η Θ Ε Ο Υ S. 1 2 - 1 6 und Käsemanns Replik, vgl. Käsemann, Gottesgerechtigkeit S. 18 i f . , Anm. *. 35« Vgl. Käsemann, Gottesgerechtigkeit S. 1 8 6 — 1 9 3 . Vgl. Gloege im OB S. 77 Anm. 5 (vgl. jedoch die beigefügten Einschränkungen!). 360 Vgl. JosephA. Sittler. »Zur Einheit berufen«; in: Visser't Hooft, Neu Delhi ig6i S. 5 1 2 — 5 2 3 . Sittler plädierte in seinem Vortrag, ausgehend von Kol 1 , 1 5 — 20, für eine »lebensbejahende Christologie der Natur« (ebd. S. 519), eine »Christologie, die auf ihre kosmischen Dimensionen ausgeweitet wird« (ebd. S. 5 2 1 ) ; vgl. hierzu die Kritik von Andersen, Jesus Christus, v. a. S. 4 8 3 — 4 9 3 ,
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tigungsverkiindigung, wurde auch sonst immer wieder aufgegriffen und beherrschte auch die thematische Arbeit der folgenden Vollversammlungen des LWB.2®! Ging es in der Rechtfertigung also wesentlich darum, daß Gott sich im Rechtsstreit mit der Welt siegreich durchsetzt,^^^ dann mußten die Frage nach der Zueignung und die Verkündigung des kommenden Gerichts und der dort stattfindenden Scheidung notwendig zurücktreten. ^^^ Gloege vermochte den eschatologischen Horizont und die Zueignung der Rechtfertigung in seine Darstellung noch einzuordnen i^®'* grundsätzlich beinhaltete die Erfassung der Rechtfertigung als Weltgeschehen jedoch die Gefahr, daß die konkrete geschichtliche Zueignung jegliches Eigengewicht verlor und das Gerichtshandeln Gottes logisch oder rhetorisch entschärft wurde. Die Grenze zwischen Erlösung und Erhaltung mußte dann unter dem Leitgedanken der Königsherrschaft Christi über das Universum^®® fließend^®'' und die Gnade zum Strukturprinzip dieser Welt werden;^®® konsequent war dann auch eine Schwerpunktverlagerung hin zur Ethik. So thematisierte Heinz Eduard Tbdt in seinem Grundsatzreferat auf der V. Vollversammlung in Evian 1 9 7 0 die » W e l t « und nahm dabei direkt auf Überlegungen Gloeges im Anschluß an Helsinki Bezug (vgl. Tödt, Nachfolge S. 5 4 f . ; auch die Referate der L W B - V o l l v e r s a m m l u n g in Budapest 1 9 8 4 entfalteten im G r u n d e genommen nichts anderes als Gloeges These, wenn sie Christus als H o f f n u n g f ü r die Welt behandelten, v g l . Mau, Budapest S. 3); dagegen spielte das T h e m a >Rechtfertigung< selbst schon in Evian wie auch auf den folgenden Vollversammlungen so g u t wie keine Rolle mehr (zu Evian v g l . Heßler, Zukunft S. 1 3 3 ^ ) · ^^^ V g l . OB S. 4 9 5 (Gruppe 10); Frieling, Befreiungstheologie S. 4 0 1 interpretiert diese G e danken, wie sie in Helsinki vorgetragen wurden, sogar explizit im Sinne einer »apokatastasis panton«. V g l . Stock, Gott der Richter ΐ>. 2 4 0 m i t Bezug auf Helsinki: » D e r Gerichtsgedanke zählt zu den absichtslos und absichtsvoll verschwiegenen Themen der gegenwärtigen systematischen Theologie«; gegen diese Tendenz wurde in Helsinki jedoch auch Widerspruch geäußert, v g l . OB S. 4 9 9 f . (Gruppe 1 3 ) , S. 508 (Gruppe 19). ^ ^ V g l . den Beginn von G/oig« Referat im O B S . 7 4 f . ; d a z u S . 8 4 f f . : » W i r sollen durch das Gericht hindurch gerettet werden: vor G o t t - zu G o t t . « (ebd. S. 85). So das Gutachten Norwegen S. 4 ; v g l . z . B . Dokument : D i e Kirche »hat die ganze W e l t , Menschheit «KÍ/Kirche, vor den Richterstuhl Gottes zu rufen und ihnen Gottes rechtfertigendes Urteil zu v e r k ü n d i g e n . « (OB S. 3 9 0 ) Erst in Pullach revidierte man: »und ihnen Gottes Gericht und rechtfertigendes Urteil zu verkündigen« (»Rechtfertigung heute« S. 1 3 ) . So schon Kantonen in Osnabrück 3 S. 8 f . ; Schmidt-Clausen in Heidelberg i S. i (»Der ungeheuer starke Eindruck von der kosmischen Herrschaft Christi beherrscht das Denken der jungen Kirchen.«); sodann Fry im OB S. 3 7 ; Dokument (OB S. 3 8 9 , dazu Lippold, Rechtfertigungslehre S. 199). D i e Frage nach der Königsherrschaft Christi wurde auch von daher als so wichtig erachtet, daß sie der Theologischen K o m m i s s i o n auf der Vollversammlung als Arbeitsthema f ü r die nächsten J a h r e vorgelegt wurde, v g l . OB S. 4 2 7 f . (dazu Hasselmann! Kjeseth, ZurArbeitS. 5 0 1 ff.). A m deutlichsten läßt sich diese Tendenz in den Kommentaren Zahmts zur Vollversammlung erkennen; f ü r ihn besteht die Rechtfertigung des Menschen vor G o t t darin, »dass er die Welt und sich selbst wieder als das versteht und w a h r n i m m t , was sie ursprünglich und wesenhaft ist: Gottes gute Schöpfung. « (Zähmt, Rechtfertigung S. 2 1 ) . Schanze ( = Post-Helsinki-Voten 2) S. 1 3 kritisiert »die erschreckende Unklarheit über die theologische Qualität der W e l t « in Helsinki. ' ' ' V g l . Schnelle, Gerechtigkeit S. 1 0 5 f. zur Konzeption Käsemanns·. Es wird »bei dieser
160
In der Darstellung Gloeges, aber auch in anderen Beiträgen und Dokumenten der Vollversammlung wird die Rechtfertigung, im Unterschied zur Sichtweise des lutherischen Bekenntnisses, gleichsam »aus der Vogelperspektive«^'" geschildert. Das Widereinander von Gesetz und Evangelium verliert dabei naturgemäß an Schärfe, doch ermöglicht es der streng theologische Ansatz Gloege, die Rechtfertigungsbotschaft in seiner Darlegung zu verkündigen^'''^ und die in den Abschnitten 2. i. bis 2.3. dieser Arbeit geschilderten Problematisierungen von innen her aufzubrechen. Daß Gloeges Ausführungen über die glaubenwirkende Kraft der Rechtfertigung als Botschaft^'^ in Helsinki fast überhaupt keine Beachtung f a n d e n , g e h ö r t zu den schwerwiegendsten Fehlentscheidungen auf der Vollversammlung.
2.4.2.
Rechtfertigung als Eröffnung einer neuen Heilswirklichkeit in der Taufe
Der Einfluß der neueren Paulusexegese, der schon in der Darlegung der Rechtfertigung als Gotteshandeln und Weltgeschehen erkennbar war, wurde vor und in Helsinki auch dort deutlich, wo die Zueignung der Rechtfertigung behandelt wurde. Fast einhellig^·'^ wurde diese Zueignung in der Taufe verankert und entsprechend die fundamentale Bedeutung der Zuordnung der Rechtfertigung zur Taufe b e t o n t , i n der Gottes rettendes Handeln dem Menschen konkret widerfährt^'''' und die das ganze Leben des Christen bestimmt und
Konzeption nicht mehr deutlich, wo die behauptete neue Wirklichkeit Gottes fur den einzelnen Menschen erfahrbar wird, wo Gott ihm in seinem Leben begegnet. Vielmehr erscheint hier das göttliche Handeln als objektiver Tatbestand gänzlich abgehoben von der Wirklichkeit des einzelnen und kann ihm nur durch eine rigoristische Gehorsamsethik entsprochen werden, die ständig in der Gefahr steht, das leisten zu müssen, was zuallererst Gott leistet: heilvolle Veränderung des Menschen und der Welt.« Diese Entwicklung läßt sich im Referat Tödts (vgl. oben A n m . 3 6 1 ) deutlich erkennen; vgl. die Darstellungen von Krusche, Bekenntnis S. 96—98 und Schöne, Kurswechsel S. 1 8 3 — 1 8 7 . Peters, ZurPredigti. 161. V g l . Gloege im OB S. 87; Gloege konnte von daher Auszüge aus seinem Vortrag als Radioandacht verwenden; vgl. Gloege, ImMorgenS. 3 1 — 3 3 . V g l . Gloege im OBS. 87 {. V g l . Schuh, ReiseS. 194Í. V g l . den Überblick im Dokument 7 S. 16. Eine Ausnahme bilden hier lediglich die österreichischen Theologen, bei denen bereits Andeutungen der Wirksamkeit der Sakramente Aversionen hervorriefen, vgl. Gutachten Österreich S. 2 (»unverhüllter Sakramentalismus«); Dantine, Rätsel S. 46; Dantine, Gedanken S. 1 4 1 . V g l . z . B . Quanbeck, Rechtfertigung S. 19; Summary Quanheck (= Amsterdam 4) S. i ; Gutachten Schweden IS. 2. V g l . Gloege im OB S. 86; Sommerlath ebd. S. 94.
161
bestimmen soll.^''^ In den Beiträgen, in denen diese Zuordnung theologisch wirklich ernstgenommen wurde, eröffnete sich dann im weiteren ein Verständnis der Rechtfertigung als Vorgang, das sich für die Gesamtdarstellung als äußerst fruchtbar erwies. Von dem Verständnis der Rechtfertigung als Handeln Gottes und ihrer Verankerung in der Taufe her wurde sodann immer wieder die Alternative zwischen einem imputativen und einem effektiven Rechtfertigungsverständnis hinterfragt^®" und auf die ontologischen Dimensionen der Rechtfertigung hingewiesen. Wenn man die ontologische Relevanz des durch das Wort bestimmten »esse coram Deo«^®^ und der in der Taufe vermittelten Christusgemeinschaft^®^ mit ihren direkten Auswirkungen auf das Leben der Christen b e d e n k t , s o ist diese Alternative in der Tat sehr fragwürdig. Problematisch wurde die behauptete Uberwindung dieses Gegensatzes in Helsinki jedoch dort, wo »imputativ« und »effektiv« nur als nicht näher bestimmte Schlagwörter dienten und wo durch die Ausblendung des Endgerichts die Frage nach der Bedeutung des imputativen Handelns Gottes von vornherein sinnlos erscheinen mußte. Auffallend wenig Erwähnung fanden Glauben und Buße in den Dokumenten der Vollversammlung. Weil man sich ebenso von einer Psychologisierung des Rechtfertigungsgeschehens abgrenzen wollte^®® - eine Überlegung, die jedoch bei den Diskussionen um die Vermittlung der Rechtfertigungsbotschaft anscheinend keine Rolle spielte! - wie auch von jeglichen pietistischen T e n d e n z e n , w u r d e das Handeln Gottes extra nos, abgesehen von einigen wenigen, freilich teilweise recht guten Aussagen über den Glauben vor allem im »Dokument 3«,^®'' so einseitig betont, daß die »subjektive« Dimension der Rechtfertigung fast keine Rolle spielte.^®® Kaum gesehen wurde dabei Vgl. Gutachten Dänemark S. 5 f . ; Dokument 75 (OB S. 273/289, in Aufnahme von Vajta, Christus heute S. 4f.). Hier ist vor allem das Gutachten Dänemark zu nennen, dessen Ausführungen unter dem Leitspruch »so wie eine Kirche über die Taufe denkt, denkt sie auch über die Rechtfertigung« stehen (ebd. S. 3). 380 Vgl. Brunner, Rechtfertigung S. 302; Prenter, Bemerkungen (= Osnabrück i) S. \y,Joest, Rechtfertigungslehre S. 4 5 ; Gloege im OB S. 89. So Brunner in Helsinki i S. 2; Kinder, Motive%. 2 2 ; vgl. Sommerlath im OB S. 9 3 f Darauf wies in der Diskussion nach Helsinki Baur, Rechtfertigung ( = Rummelsberg 3 j S. 4 eindringlich hin. VgLRoloff ApologieIVS. ηъVgl. Gutachten Dänemarks. 6. 385 Vgl. Herms, Explikationsprobleme S. 289 Anm. 59. 386 Vgl. im Anschluß an Helsinki Krummacher, Gesandt S. 185. Positiv ging auf den Pietismus allerdings Dahl in Helsinki 2 S. i ein, wo er sich gegen Ausführungen von Kinder, Rechtfertigung Sp. 8 3 8 wandte. Vgl. Dokument 3 S. 2 7 — 2 9 (§§ 56—62, vor allem § 62) sowie S. 34 (§ 80). Vgl. Herder-Korrespondenz, LWB S. 17: »Was selbst ein Katholik vermißt, ist die Rechtfertigung durch den Glauben, oder auch den Glauben des einzelnen«; ähnlich Volken, LWF Assembly S. 195.
162
allerdings, daß der Glaube ja gerade wesentlich nicht eine menschliche Reaktion auf das Rechtfertigungsgeschehen, sondern Ausdruck der von Gott durch den heiligen Geist geschaffenen Heilswirklichkeit im Menschen ist, die ihren bleibenden Grund dennoch extra hominem behält.^®' Durch die Abkoppelung der Gesetzespredigt vom eschatologischen Gerichtshandeln Gottes und die Abstraktion der Rechtfertigung von der Beichte geriet ebenso auch die Buße als Element des Lebens des Gerechtfertigten weitgehend aus dem Blick;^'" der Sache nach wurde sie allerdings zum Teil unter der Thematik des Lebens aus der Taufe behandelt. Gegen die einseitige Darstellung der Rechtfertigung als eines Handelns Gottes, das unterschiedslos alle Menschen, vor allem aber den Gottlosen, betrifft und worin der eschatologische Gerichtshorizont geradezu aufgehoben wird, wandten sich in der Diskussion von Helsinki einige Voten mit großer Deutlichkeit^'^ und betonten die Bedeutung der Glaubensentscheidung^'^ im Zusammenhang des Rechtfertigungsgeschehens. Dabei übersahen sie jedoch, daß ihre eigene Darstellung mitunter deutlich synergistisch klangt'" und daß sie in ihrer Kritik an der - immerhin zentral paulinischen!^'® Redeweise von der iustifìcatio impii zum Teil selbst eine, mit Wilhelm Damine zu reden, »veritable iustifìcatio iusti«^'® vertraten.^®'' Die Reaktionen gegen die Neuakzentuierung der Rechtfertigung als Weltgeschehen zeigen ebenso wie umgekehrt die Darlegungen vieler Vertreter der angegriffenen Position, daß das Verhältnis zwischen dem »objektiven« Handeln Gottes und der »subjektiven« Zueignung theologisch auf beiden Seiten nicht angemessen bewältigt worden war. Der Grund hierfür dürfte wesentlich in Vgl. die Kritik von Grass, Gespräch S. 1 2 6 an der Ausblendung der »Relation von Wort und Glaube« in Helsinki. So auch die Kritik im Gutachten DDR S. 4 f . zu »Dokument 3 « und Schanze (= PostHelsinki-Voten 2) S. lof.; Gutachten Thüringen S. i weist sogar auf die Gefahr der »peccata contra conscientiam« hin, die im »Dokument 3 « verharmlost werde. Vgl. die diesbezüglichen Passagen im Dokument 75 (OB S. 2 7 5 f./39i). Relativ vorsichtig Lau im OB S. 92 f. ; deutlicher Schanze im OB S. 2 8 2 und Sommerlath ebd. S. 395 f. 393 Vgl. Dokument 75 (I. Fassung, OB S. 273); Sommerlath im OB S. 395 f. ; Schanze (= PostHelsinki-Voten 2) S. l o f ; mit Recht kritisch dazu R. Brandt, Alleinwirksamkeit S. 46f. 394 Y g j JüOTwertoÄJ Insistieren darauf, Az&á&ttvazAaü sich entscheidin muß, imOßS. 3 9 5 f . ; Sommerlath gerät hier bei der Bestimmung des Verhältnisses von Christustat und Rechtfertigung geradezu in die verhängnisvolle Schematik von Potentialität und Aktualisierung! Vgl. Käsemann, Römer S. 105 zu Rom 4,5: »Man hat zu beachten, daß die Formel liturgischen Gottesprädikationen nachgebildet ist und folglich das göttliche Handeln grundsätzlich charakterisiert.« 396 Dantine, Rätsel 397 Dies gilt auf jeden Fall für das Votum Sommerlaths (»man kann trotzdem nicht sagen, Gott rechtfertigt den Sünder, OB S. 395); vorsichtiger formuliert Schanze im OB S. 282. 398 Vgl. P. Peters, Concilium S. 300. Auf diesem Hintergrund muß wohl auch der Verweis von Präsident Harms auf die »Lehre« von der allgemeinen Rechtfertigung, mit der man in der Lutheran Church - Missouri Synod den Sachverhalt zu erfassen sucht, in seinem Grußwort verstanden werden (vgl. OB S. 4 5 7 ; zur Sache vgl. Maier, Justification S. 18—29).
163
einer weitreichenden Abblendung der Pneumatologie^®^ und in einem unzureichenden Verständnis des Wesens des Glaubens und seiner Bedeutung im Zusammenhang des Rechtfertigungsgeschehens liegen/®''
2 . 4 , 3 . Rechtfertigung und Kirche Aus der Darstellung der Rechtfertigung als weltumfassendes Geschehen und der Betonung ihrer Zueignung in der Taufe ergab sich konsequent als weitere Neuakzentuierung die Zuordnung von Rechtfertigung und Kirche. Gegenüber individualistischen und spiritualistischen Tendenzen in der Verkündigung der Rechtfertigung'*''^ wurde kräftig hervorgehoben, daß es Rechtfertigung nur in der Kirche gibt'*"^ und daß deren Zueignung zugleich die Eingliederung in den Leib Christi bedeutet. Auch hier stellten sich die Ergebnisse der Paulusexegese wieder als sehr befruchtend heraus. Problematisch blieb in Helsinki jedoch das recht unklare Verständnis dessen, was mit »Kirche« denn eigentlich gemeint sein sollte:'"'^ Teilweise wurde die Kirche klar vom rechtfertigenden Handeln Gottes in den Gnadenmitteln her b e s t i m m t t e i l w e i s e wurde jedoch auch so von ihr geredet, daß die Grenzen zwischen ihr und der Schöpfung beziehungsweise der Welt sich verwischten'"'® und Kirche und Welt zu konvergieren schienen.""^ Eine Verflachung des sozialen Charakters der Rechtfertigung vollzog sich dabei vor allem da, wo man sich nur noch negativ gegen ein individualistisches Rechtfertigungsverständnis abzugrenzen versuchte und positiv unscharfe Begriffe wie den der »neuen Menschheit«'*"'^ zur Kennzeichnung der durch
399 Vgl. Bachmann, SecondThoughtsS.
1104.
Dies stellt Beck, Doctrine S. i 2 6 f . , 129 in seiner Untersuchung zu Recht heraus; vgl. auch die Beobachtungen von Peura, Mensch S. 38 Anm. 82 zum Verhältnis von »Ontologischem« und aktualer Versöhnung im »Dokument 7«. Vgl. die Darstellung bei G/öi^e im OB S. ηβί.-,Όο^ηκηΐ -j ^ (OB S. 2 7 3 £./389); vorbereitet schon durch Prenter, Bemerkungen (= Osnabrück i j S. 8f. Vgl. Stendahl, Rechtfertigung S. 9f.; OB S. 509 (Gruppe 19); daxaHeuhach, Rechtfertigung S. 1 3 2 fF. Rothermundt, Was in Helsinki ( = Rummelsberg 2) S. 2 spricht von einer »Unausgeglichenheit« in den ekklesiologischen Aussagen von Helsinki. "o" Vgl. OB S. 509 (Gruppe 19). 405 Vgl Andersen, Gespräch S. 53 f. 406 Vgl. Prenter in Helsinki ¡ S. 2: »Die Bibel macht keinen Unterschied zwischen Christenheit und Welt.« Zu dieser Verwischung vgl. Schanze (= Post-Helsinki-Voten 2) S. I2f. und Heubach, Rechtfertigung S. I34f. 407 Vgl. Prenter in Helsinki 7 S. 6: »Ich möchte gerne, dass die Kirche als neue Menschheit mit hineinkommt«; dieser Wunsch wurde aufgenommen in der Themenstellung der Gruppendiskussionen (vgl. OB S. 508). Vgl. vor allem auch Dokument 7^ (OB S. 273/389; besonders Abschnitt IV ist unscharf). Deutlich an die Kirche gebunden bleibt der Begriff der »Menschheit« hingegen im Hauptreferat von Heikki Waris, »Getrennte Menschheit - in Christus vereint«, im OB S. 1 1 8 — 1 3 0 .
164
Gottes Heilshandeln geschaffenen Kollektivgröße verwendete, ohne gleichzeitig auf die bleibende Diskontinuität zwischen Kirche und Welt hinzuweisen, "o« In eine andere Richtung wiederum orientierten sich zahlreiche Voten, in denen scharfe »Selbst«-Kritik an der Kirche geübt'*'" und auf ihre Versäumnisse hingewiesen w u r d e . D a b e i ging man so weit, daß in einzelnen Stellungnahmen von einem Rechtfertigungshandeln Gottes an der Welt unter Umgehung der Kirche die Rede w a r . " " Die Behauptung, Gott rechtfertige die Sünder auch außerhalb der Kirche, stand dabei in einem eigenartigen Gegensatz zu anderen Äußerungen, in denen die Kirche sogar zu dem Ort erklärt wurde, an dem Gottes rechtfertigende Tat überhaupt erst eigentlich g e s c h i e h t . B e i der Betrachtung der Behandlung des Themas >Rechtfertigung und Kirche< kann man sich somit bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, daß hier zündende Parolen an die Stelle einer durchdachten Ekklesiologie traten.
2.4.4.
Rechtfertigung durch die Gegenwart des inkarnierten Christus
Ein weiterer wichtiger Neuansatz in Helsinki bestand darin, daß das synoptische Christuszeugnis aufgenommen, mit den »heutigen« Problemen verbunden und auf sie angewandt und somit vermittlungstheologisch fruchtbar gemacht wurde. Vor allem Vilmos Vajta brachte diese Gedanken in seinen Beiträgen zur Vollversammlung"" ein. Dabei beschrieb er, wie Jesus in die Situation der Menschen seiner Zeit einging, wie er unter ihnen lebte und Umgang mit ihnen h a t t e . I n s b e s o n dere stellte er in diesem Zusammenhang Jesu Gemeinschaft mit den Sündern und Gottlosen heraus und deutete dies als Ausdruck des rechtfertigenden
Hieran übt Schanze ( = Post-Helsinki-Yoten 2) S. i } f . deutliche Kritik. """ Vgl. z . B . : »Das Wort der Kirche entspricht nicht mehr dem Vorbild des Neuen Testaments.« (Dokumnt 7 5 , II. Fassung, OB S. Jacobi wies in einem Votum mit Recht darauf hin, daß solche und ähnliche Aussagen gewiß nicht über die Kirche im streng theologischen Sinn (»ecclesia stricte dicta«) gemacht werden können, vgl. OB S. 397. Vgl. Dokument 73 (OB S. 274/390); grundsätzlich formuliert Gutachten Ungarn Π S. 1 3 : »Darum kann die lutherische Kirche ihre eigene Rechtfertigungslehre nur in der Weise wahrhaftig und recht in der Welt vertreten, dass sie an erster Stelle sich selbst anklagt, und ihre Eigengerechtigkeit richtet.« Vgl. Kantonen in Osnabrück 3 S. 9; Dokument 7^ ( 0 5 S. 274/390): Gott rechtfertigt den Sünder »innerhalb und außerhalb der Kirche«; vgl. hierzu die Kritik von Lieherg, Luthertum S. I. Vgl. Dokument 75 (OB S. ιηΔ,Ι'^%Rechtfertigung heute< hieße demnach wesentlich, daß Christus heute mit uns und unter uns in unserer Lebenssituation mit ihren Problemen Diese Verbindung von Inkarnationssoteriologie und der Verkündigung der Präsenz Christi"^ ^ erwies sich als sehr griffig, wenn es darum ging, mit der Rechtfertigungsbotschaft dem Erwartungshorizont des »modernen Menschen« zu entsprechen.''^^ Doch verlor bei diesem Ansatz nicht allein das Kreuzesopfer C h r i s t i , s o n d e r n überhaupt die geschichtliche Einmaligkeit seines Heilswerks ihre Bedeutung; die hierbei propagierte »Gott-mit-uns«-Theologie''^'' ließ dementsprechend auch nur wenig Raum für die Erkenntnis, daß der »heute« gegenwärtige Christus kein anderer als der zum Gericht wiederkommende ist:"^® Das »Christus-mit-uns« zielte offenbar eher auf die Motivation des Hörers als auf seine Umkehr. V g l . ebd. S. 2 f. ••1' Die Identifizierung von »incarnation and atonement« kritisierte das Gutachten Norwegen S. 3 schon am »Dokument 3 « ; Vajta begründete seine Konzeption damit, daß »Through incarnation Christ shares all the presuppositions of human existence which leads to death.« {Wajta, Report S. 4). Dokument y j (OB S. 272/388), in Aufnahme von Vajta, Christus heute {= Loccum i)S. 2. 418 V g l . dazu auch die Erläuterungen Vajtas in Vajta, VerantwortungS. 3 2 2 — 3 2 4 . Darauf, daß entsprechend auch die Auferstehung Christi in Helsinki mit besonderem Gewicht belegt wurde (vgl. Dokument 7^, OB S. 2 7 5 / 3 9 1 ) , weist Pöhlmann, Rechtfertigung S. 2 2 0 mit Recht hin; dabei bediente man sich in Helsinki allerdings einer theologisch unhaltbaren Simplifizierung. So Beijer! Löf ström. How shall (= Gutachten Schweden III) S. 5; Skydsgaard sprach in Heidelberg i S. 2 vom »Mitgehen Christi«; vgl. Dokument 73 {OB S. 2 7 2 / 3 8 8 und 278/392); die Gegenwart Christi wird dabei auch durch das Handeln der Kirche erfahren, vgl. ebd. S. 274/ 390· 421 Ygj Dokument 6 S. 37: »Rechtfertigungs-Präsenz ist Christus-Präsenz; von dieser Grundaussage her gewinnen alle anderen Aussagen ihren rechten Ort und ihre Zuordnung.« V g l . Skydsgaard in Heidelberg i S. i : »Rechtfertigung bedeutet in diesem Zusammenhang: Jesus geht in die Welt hinein, in ihre Schuld und in ihr Schicksal«; entsprechend in Vevey 2 S. 5: »dass Christus heute wirklich in dieser Leerheit ist«. V g l . die inhaltliche Ausführung des Mottos »Christus heute« im Warschauer Beschluß: »dass Christus unsere Gerechtigkeit, der sein Leben für die Welt gegeben hat, sich auch heute noch für diese Welt aus Gnade und Güte dahingibt.« {Warschau i S. 34). V g l . das »Grußwort«, OB S. 467. Ähnliche Kritik äußert Gutachten Hannovers. 5 am »Dokument 3«. Bezeichnenderweise wurde auch die Schlußformulierung des Dokuments 75 in seiner II. Fassung - »Christus.. . rettet uns im Gericht« (OB S. 392) - , die man wenigstens als Verweis auf einen künftigen
166
2.^. Neubestimmungen der »praktischen Konsequenzen« der Rechtfertigung
2.^.1.
Bedeutung und Funktion der guten Werke
Bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung heute< mußten sich die Theologen des Lutherischen Weltbundes natürlich auch mit der verbreiteten Anschauung auseinandersetzen, die »Rechtfertigungslehre« der lutherischen Kirche zöge keine ethischen Konsequenzen nach sich, ja lähme nachgerade ethisches Engagement''^® — ein Vorwurf, der angesichts der teilweise pauschal vollzogenen Abwertungen der guten Werke in einigen Beiträgen zur Vollversammlung nicht einmal ganz abwegig erschien.''^'' Dieser Vorwurf wurde in der Weise aufgegriffen, daß zum einen mißverständliche Formulierungen in der herkömmlichen theologischen Terminologie eingeräumt,"*^® vor allem aber massive Anfragen an das Leben der Christen und der Kirche in der Gegenwart gestellt w u r d e n , b e i denen im Unterschied zu den Christen der ersten Jahrhunderte fast nichts mehr von guten Werken zu sehen sei/^o Dieser einseitigen Negativbilanz gegenüber wurde nun die Bedeutung der guten Werke und der »ethischen Konsequenzen«"^ ^ des Rechtfertigungsgeschehens mit Nachdruck herausgestellt/^^ Schon in der Diskussion um das Motto der Vollversammlung stand die Frage nach dem neuen Leben mit im Zentrum sie wurde sodann immer wieder aufgegriffen'*^'· und machte als Thema schließlich allein ein Drittel des »Dokuments 7 5 « aus:'·^® Ein starkes ethisches Interesse war in Helsinki deutlich bemerkbar. Die Forderung einer Untersuchung des Verhältnisses von Rechtfertigung und guten Werken, von der sich einige Theologen eine Analyse der Schwachdoppelten Ausgang des Gerichts interpretieren konnte, bei der Revision in Pullach vollkommen im Sinne dieser »Gott-mit-uns«-Theologie entschärft. Übrig blieb der Satz: »Christus ist heute unter uns im Gericht.« (»Rechtfertigung heute« S. 17). " " Vgl. Dokument 3 S. 33 (§ 78). Vgl. Peters, Rechtfertigungsbotschaft S. 119. Vgl. Kraemer, Hoffnungen S. 16. " " Vgl. Dokument (OB S. 276/391). «0 Vgl. ebd. S. 275/390. Trillhaas, Sitzung S. Gl. Vgl. OB S. 520 (Gruppe 26). Vgl. Kinder, Bejahung S. 313; Porto Alegre 2 S. 3 f. (aufgenommen im offiziellen Votum des Exekutivkomitees in Porto Alegre i S. i f.); Warschau i S. 34; Dokument 7 S. 22; schon im Tätigkeitsbericht Vilmos Vajtas für das Jahr 1953/54 erscheint der Vorschlag, »The doctrine of justification in relation to social ethics« zu behandeln (Hilcksheim 1, Appendix 2 zu S. 5). Besonders deutlich reden in dieser Hinsicht die schwedischen Gutachten zum »Dokument 3«, vgl. Gutachten Schweden I S. 2; BeijerlLòfstrò'm, How shall ( = Gutachten Schweden III) S. 6; Gerhardsson, How those ( = Gutachten Schweden IV) S. 4. Vgl. OBS. 2 7 4 - 2 7 7 .
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stellen in der Umsetzung zur Ethik erhofften,''^® wurde jedoch nur zum Teil erfüllti'^^·' auch beschränkten sich die Beiträge, in denen dieser Versuch unternommen wurde - vor allem das Hauptreferat von Helge Brattgârd ist hier zu nennen - , wesentlich auf eine Darstellung der Begründung der guten Werke, die bereits die Reformatoren geliefert hatten."^® Als wichtigste Funktion der guten Werke wurde wiederholt ihr Zeugnisdienst gegenüber der Welt genannt: Die Werke der Christen vermögen auf die Rechtfertigungsbotschaft aufmerksam zu machen und stellen sie vor Augen/^^ In einigen Voten wurde die Bedeutung des neuen Lebens der Gerechtfertigten sogar über die des Wortes gestellt und den guten Werken eine missionarische Effizienz zugesprochen, die diesem nicht eigen sei.'·'"' 2. _5.2.
Rechtfertigung
ah
Handlungsmotivation'*'*^
Das Bemühen um eine neue Gewichtung der guten Werke führte in den Diskussionen vor und in Helsinki zu einer eindeutigen Sinnverschiebung. Der Akzent wurde einseitig auf die guten Werke als Ziel der Rechtfertigung, nicht bloß als deren Folge gelegt; die nach Helsinki immer deutlicher geäußerte Auffassung, man habe genug vom Glauben geredet und solle jetzt zum Handeln k o m m e n , h a t ihre Wurzeln bereits in der Rechtfertigungsdiskussion von Helsinki selbst. Die Rechtfertigung wurde damit zur Handlungsmotivation funktionalisiert und gleichsam finalisiert, ja die »Rechtfertigungslehre« wurde geradezu von den Werken, die aus ihr folgen, her legitiVgl. Porto Alegre Í S. i f. ; wohl mit etwas anderer Motivation OB S. 492 (Gruppe 8). Vor allem in den Diskussionsgruppen »spielte das Problem der Verbindung zwischen Rechtfertigung und neuem Leben. .. nur eine untergeordnete Rolle« {Bläser, Helsinki S. 78). Einen theologisch fruchtbaren Ansatzpunkt für eine solche Untersuchung bot immerhin die Darlegung der Bedeutung des in der Taufe zugeeigneten Auferstehungslebens für den Christen in Dokument OB S. 2 7 5 f . / 3 9 i . «β Vgl. Brattgârd im OB S. 103 fr. « « Vgl. Dokument 75 (OB S. 275 f./agof.). «o Vgl. OBS. 517(Gruppe24). Zur Terminologie vgl. Lohff, Rechtfertigung S. 1 3 3 . »wie die Reformationskitchen in der Vergangenheit ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich dem dogmatischen Inhalt der Rechtfertigung gewidmet haben, so werden sie sich heute dessen bewusst, dass es notwendig ist, sich mit den Konsequenzen zu befassen, die aus der Rechtfertigung fliessen« (Michalko, Von der Rechtfertigung S. 3); ähnlich Krummacher, Gesandt S. 182. Diese Auffassung lag auch der Arbeit der Theologischen Kommission des LWB seit 1964 zugrunde, vgl. Asheim, Vorwort S. 9 zum Studienthema: »So wie die Kommission selber diese Formulierung interpretierte, war damit ein Studium ethischer Grundfragen gemeint. Die neue Kommission sollte den Weg beschreiten, den ihre Vorgängerin intendiert, aber aus Zeitgründen nicht beschritten hatte: Sie sollte den Weg vom Glauben zu den Werken, von der Rechtfertigung zum Neuen Leben beschreiben.« So in Dokument 3 S. 38 (§§ 89, 91); vgl. Roloff, Zwischen Minneapolis S. 346f.: Es »soll auch im Mittelpunkt der Vollversammlung die Rechtfertigungsbotschaft stehen: nicht als eine theoretische Wahrheit oder ein theologischer Lehrsatz, sondern als die Wirklichkeit, die den
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Teilweise handelte es sich bei der Hinordnung der Rechtfertigung auf die guten Werke allerdings lediglich um die Wiederholung homiletisch aufbereiteter paränetischer Schemata, in denen bei den besseren Exemplaren sogar noch eine Rückbindung an die Taufe erkennbar war. Mit den Grundentscheidungen des lutherischen Bekenntnisses völlig unvereinbar waren dagegen Voten, in denen behauptet wurde, erst durch die Heiligung werde das Rechtfertigungsgeschehen vervollständigt,'*'*'' oder waren Formulierungen wie die, daß der Glaube beziehungsweise die zugeeignete Christuswirklichkeit erst in der Liebe oder dem Leben Gestalt gewinne;'"'^ das Verständnis des Glaubens als fides caritate formata feierte hier unerwartet fröhliche Urständ. Am deutlichsten wurde die Sinnverschiebung in Helsinki jedoch in der Konzeption der Rechtfertigung als »Mut zum Sein«,'*'*® was wesentlich mit »Mut zum Engagement« gleichgesetzt werden konnte."'*^ Rechtfertigung und Handeln der Christen waren hierbei oft nur noch durch ein »Reflexionsmodell«""*® v e r m i t t e l t d i e Tendenz, die Rechtfertigung als »Rückenfreiheit zur Weltgestaltung«'*®" zu verstehen, war hier bereits deutlich greifbar.«! Wo das Rechtfertigungsgeschehen zur Handlungsmotivation verkürzt wurde, konnte es als unüberholbares Rettungshandeln Gottes ebensowenig festgehalten werden"*^^ wie der Glaube als bleibendes Subjekt für das Leben des Gerechtfertigten;"*^^ die Dialektik von Gesetz und Evangelium wurde damit zugunsten einer Hinordnung des Tuns Christi auf das Tun der Christen aufgegeben. Es ist verständlich, daß diese Bewegung von römisch-katholischen Beobachtern in Helsinki mit Interesse, ja mit Verwunderung beobachtet und zur Kenntnis genommen wurde. Christen zum Handeln und zum Dienst in dieser Welt frei macht.«; vgl. auch so allgemein verbreitete Wendungen wie die, »dass die Glaubensartikel nur dann Sinn haben, wenn sie zum Leben des Menschen Bezug haben. « {Michalko, Von der Rechtfertigung S. 2). "'"' V g l . OB S. 487 (Gruppe 5). V g l . Dokument 7 5 , I. Fassung: »Wo der Glaube in der Liebe Gestalt g e w i n n t . . .« (OB S. 275); Rothermundt, Vorbereitung S. 269: Es » g e h t . . . darum, daß die Christuswirklichkeit im Denken und Handeln unter uns heutigen Menschen Gestalt gewinne.« 446 V g l . Mühlen, Gnadenlehre S. 180 zum »Dokument 7 5 « : » A m deutlichsten wird die Umorientierung der traditionellen Rechtfertigungslehre in Art. 2 5 , wo es heißt, die Rechtfertigung durch Christus gebe den Menschen >einen neuen Mut zum SeinRechtfertigung< angeht, theologische Konvergenzen deutlich, die sich im weiteren ökumenischen Gespräch als sehr tragfähig erwiesen.
1» Vgl. Fahlhusch, Geschichtet. 67. " Vgl. Meyer, Luthertum S. з8£. ; Birmelé, Salut S. 20. Fünf der sieben lutherischen Teilnehmer kamen aus Deutschland oder den USA (vgl. Meyer, DWÜS. 271). " Vg\.L·ell,SchriftS.ηo. MB § 7 (S. 250) formuliert, man solle die konfessionellen Differenzen »aufgrund der durch das Zweite Vatikanische Konzil eröffneten Perspektiven. . . neu prüfen«; entsprechend verweisen von den 15 Fußnoten zu den ersten beiden Hauptteilen des Schlußberichts sieben auf Aussagen des Vaticanums II. ' ' Deutlich geäußert wurden diese Erwartungen beispielsweise auf der LWB "Vollversammlung 1970 in Evian, vgl. den Vortrag von Kmtson, Reaktion, v.a. S. 441—444 sowie seine Analyse des Vaticanums II, ebd. S. 435 ff. Vgl. Meyer, Konsens S. ιη^ί. " Vgl. MB § 8 (S. 250); Brandenburg, Evangelium S. 566 redet gar von einer »vorzüglichen modernen Begrifflichkeit und Sprache« des Dokuments. Vgl. MB Vorwort (S. 248); § 13 (S. 252); dazu Mi^er, Présupposés S. 8 - 1 0 . Vgl. Meyer, DWÜ S. 269^ Vgl. Dietzfelbinger, Gespräch S. с)у, Martensen, Wege S. 54. Vgl. die scharfe Kritik von HWer, RomS. 212. ^^ Vgl. Vajta, Verheißung S. 362 — 364; Strecker, Schritt S. 647; vgl. in diesem Zusammenhang auch den kritischen Beitrag von Conzelmann, Formel und die Entgegnung von Kasper, Realismus.
178
3.1.1.
Der theologische A nsatz
Ausgangspunkt der Arbeit der Studienkommission war die Konzeption, daß zwei theologische Traditionen mit jeweils aus ihrer Sicht unaufgebbaren Elementen^^ in der Art und Weise wieder neu miteinander verglichen werden s o l l t e n , d a ß ihre Vertreter einen Dialog miteinander fuhren,^® in dem sie gemeinsam nach der Wahrheit suchen.^® Dabei sollte bewußt nicht so vorgegangen werden, daß »die traditionellen theologischen Kontroversfragen«^^ der Vergangenheit erneut thematisch aufgearbeitet wurden;^® vielmehr wurden diese an einigen Punkten, bei denen keine rasche Klärung zu erwarten war, sogar ausdrücklich ausgeklammert.^® Statt dessen sah es die Kommission als ihre Aufgabe an, nach heute feststellbaren Gemeinsamkeiten zwischen den Gesprächspartnern zu suchen^" und von diesem Verbindenden im weiteren auszugehen,^^ sollte doch »unsere gemeinsame Verantwortung fur unser gemeinsames christliches Erbe«^^ wahrgenommen werden. Konkret sah dieses Vorgehen so aus, daß man nach Elementen der theologischen Tradition der anderen Kirche fragte, die von der eigenen Position her bejaht werden konnten;^^ damit zielten die Gespräche auf den Gewinn einer neuen theologischen »Fülle«. Das Thema der Studienkommission, »Das Evangelium und die Kirche«, war so formuliert worden, daß es nicht konfessionsspezifisch k l a n g , s o n d e r n in seiner Fragestellung von beiden Seiten nachvollzogen werden konnte^® und daß darin doch die Entscheidungsfragen aufgenommen wurden, die jeweils das besondere Interesse einer der beiden Kirchen markierten®^ und an denen den Gesprächspartnern zufolge die Einheit der Kirche im 16. Jahrhundert zerbrach. Die Wahl des Themas »Evangelium« als Oberbegriff der Ver"
Vgl. MB § 1 4 ( 8 . 2 5 2 ) .
Dieses Vorgehen kritisiert ßrawaifwterg, Evangelium S. 566—568. " Zum Verständnis des »Dialogs« vgl. LR, Bericht Si. 5 6 1 . Vgl. MB § 14 (S. 252); diese Orientierung an der Frage nach der Wahrheit heben im Rückblick Strecker, Evangelium S. 49 und Lortz, Ökumenismus S. 2 3 5 positiv hervor. " MB § 2 (S. 249); LR, Berichts,. 5 6 1 . Vgl. MB § 7 (S. 250). Vgl. Grote, Maltas. Vgl. Strecker, Malta S. 15. " Vgl. Strecker, Schritt S. 642. MB § 7 5 ( 5 . 2 0 8 ) . Vgl. Suhilia, Rechtfertigung S. 97 Anm. 3 2 . Lindheck, Berichts. 2 1 ; MB § 25 (S. 2 5 5 ; hier als römisch-katholisches Anliegen gekennzeichnet). 35 Vgl. Fahlhusch, Geschichte S. 67. 3·^ Vgl. MB § 7 ( 8 . 2 5 0 ) . 3' Vgl. Meyer, Différences. 168 Anm. 11·,Brand, DialogS. 1 8 5 : »Dieser Dialog ging an das Thema aus zweierlei Perspektiven heran, die für unsere beiden theologischen Traditionen typisch sind: Sakramentalität und Rechtfertigung.« 3β Vgl. MB § 1 4 (S. 252).
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handlungen erwies sich dabei im nachhinein als sehr glücklich. Der Begriff des »Evangeliums« zieht sich wie ein roter Faden durch den Abschlußbericht und schließt seine Teile sachlich zusammen.^' Um die Diskussion nicht schon durch die Themenstellung einseitig auf einen Bereich zu verengen/" hatte man auf eine explizite Nennung der Rechtfertigungsfrage im Thema verzichtet. Von daher wurde die Rechtfertigung als eigenständiger Gesprächsinhalt im Verlauf der Diskussion auch nur sehr kurz erörtert,"^ doch behandeln faktisch vor allem die ersten beiden Teile des Schlußdokuments immer wieder Grundentscheidungen des Rechtfertigungsthemas. Mit der im »Malta-Bericht« dokumentierten Verständigung über das Evangelium war für beide Seiten eine Ubereinstimmung im Fundamentalen gegeben;'*'* darüber hinaus hatte diese Verständigung über das Evangelium für die Lutheraner jedoch noch eine besondere Bedeutung: Weil mit dem consensus de doctrina evangelii nach CA VII die Einheit der Kirche in grundlegender Weise gegeben ist/^ mußten die Gespräche für sie nachgerade notwendig auf die Wiederaufrichtung der Kirchengemeinschaft zielen;"® denn wo ein Konsens über das Evangelium gegeben ist, werden Konfessionsgrenzen irrelevant.'''^ An diesem Punkt wird jedoch die Grundproblematik des theologischen Ansatzes der Studienkommission deutlich: Das »consentire« von CA VII hat seinen »Sitz im Leben« im Gottesdienst, im »Reden von Gott vor Gott«;"® es vollzieht sich faktisch im gemeinsamen Bekenntnis''^ und begründet sich im Hören auf das Wort Gottes.®" Entsprechend bezeichnet dieses »consentire« einen Li^rkonsens,®! der die Scheidung zwischen wahrer und falscher Lehre Vgl. Willebrands, DialogS. i ç o f . Daß die Rechtfertigung gerade auch für das Tridentinum viel mehr gewesen war als ein Thema unter vielen, wurde in der Studienkommission nicht gesehen; dies gehört wohl mit zu der wirkungsvollen Wirkungslosigkeit des Tridentinums, von der Pesch, Konzil S. 209 spricht. Vgl. MB § 7 ( 8 . 2 5 0 ) . Vgl. Meyer, Doctrine S. 25. Vgl. Meyer, Gespräch S. 332. "" Vgl. MB § 8 (S. 250); dazu die »alte Devise der Una-Sancta-Bewegung«: »Über dem Evangelium haben sich unsere Váter getrennt - über dem Evangelium werden wir uns wiederfinden« (H.-TU. Barth, Relativierung S. 113). Vgl. MB § 64 (S. 265); Vajta, Verheißung S. 3 6 4 f ; Meyer, Rechtfertigung S. 10. "" Vgl. Meyer, Gespräch^. 3 3 6 f Vgl. Yajta, Verheißung S. 364; Schürmann, Rezension Meyer Sp. 1 3 3 weist allerdings mit Recht daraufhin, daß die Frage nach der Kirchengemeinschaft sich in der Studienkommission nicht einfach nur aus der Feststellung eines »Konsenses« über das Evangelium ergab, sondern wesentlich durch »das Drängende der ökumenischen Situation« (MB § 6 3 , S. 265) bedingt war. Sauter, Konsens S. 62; vgl. ebd. S. 57. Vgl. Lohff, Konsensus S.ji. Vgl. Sauter, Consensus?,. 185. Vgl. Sauter, Konsens S. 5 8 f . , 62.
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impliziert und der nicht her-, sondern nur festgestellt werden kann,®^ weil er pneumatisch begründet ist.^^ Nun lag die Erstellung einer »Konkordienformel« ohnehin nicht in der Absicht der Arbeit der S t u d i e n k o m m i s s i o n d o c h verbietet abgesehen davon das Konsensverständnis des Schlußberichts selbst einen solchen Rückbezug auf CA VII: Der »Malta-Bericht« abstrahiert in seinen Ausführungen fast völlig vom gottesdienstlichen Geschehen und vom sakramentalen Vollzug;®^ der dort behauptete Konsens hat seinen »Sitz im Leben« offensichtlich nicht in der gottesdienstlich versammelten Gemeinde.^^ Entsprechend haben selbst die Aussagen zur Rechtfertigung - im Unterschied zu anderen ökumenischen Dokumenten®'' - nicht die Struktur des gemeinsamen Bekennens. Weiterhin wird im »Malta-Bericht« bewußt fast durchgängig auf den Begriff der Lehre verzichtet, ®® damit zusammenhängend auch weitgehend auf Rückbezüge auf die Lehrentscheidungen des i6. Jahrhunderts®® und nachgerade grundsätzlich auf die Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Lehre.®" Dieser Verzicht war im Grunde schon im Ausgangspunkt der Studienarbeit, in der Kennzeichnung der Gesprächspartner als Vertreter zweier »Traditionen«,enthalten; er erschien den Kommissionsmitgliedern wohl schon allein deshalb unumgänglich, weil die Tatsache der innerkonfessionellen Gegensätze®^ theologisch anders kaum bewältigt werden konnte. An die Stelle des consensus de doctrina tritt dabei im »Malta-Bericht« das gemeinsame Verstehen und Verwirklichen des Evangeliums.®^ Deutlich wird der Unterschied zwischen dem consensus der Confessio Augustana und dem Konsensverständnis des Kommissionsberichts schließlich auch darin, daß in diesem ein Weg zum Konsens über die Feststellung
" Vgl. Eiert, Kirche S. 328; entsprechend Conzelmann, Formel S. 3 7 1 zur Frage der Einheit der Kirche. " Vgl. Meyer, Présupposés S. 12 mit Verweis auf das όμοθυμαδόν von Act 1 , 1 4 . Vgl. Schürmann, Arbeit S. 526; Strecker, Evangelium S. 6; Kasper, Realismus S. 545. Das Verhältnis von Evangelium und Glaube zu den Sakramenten wurde als Gesprächsgegenstand von der Studienkommission aus den von der Straßburger Arbeitsgruppe genannten Themen (vgl. LR, Bericht S. 563) ausdrücklich ausgeklammert, vgl. MB § 9 (S. 251); auf seine fundamentale Bedeutung wies in Cartigny Congar, Evangile S. 77 ( = Protokoll Cartigny, Appendice I) hin. Lediglich ganz am Ende des Dokuments wird daraufhingewiesen, die »Begegnung mit dem sein Evangelium immer neu zusprechenden Herrn« sei »mehr als ein rationaler Vorgang. Deshalb wird auch die gemeinsame theologische Anstrengung in einen geistlichen Lebensvollzug hineingenommen werden müssen.« (MB § 75, S. 268). Vgl. Meyer, Rechtfertigung?!. 3 3 f f . Vgl. Strecker, Schritt S. 643. Vgl. Beck, Doctrines. 1 5 1 . Vgl. Strecker, Evangelium S. 6. Ol MB § 1 4 ( 8 . 2 5 2 ) ; vgl. § 1 1 ( 8 . 2 5 1 ) . " Vgl. MB § 8 (8. 250); § 1 1 (8. 251). " Vgl. MB § 8 (S. 250); § 14 (S. 252); § 64 (S. 265).
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von Konvergenzen®'· und Äquivalenzen fuhrt. Charakteristikum des KonvergenzbegrifFs ist dabei, daß er lediglich eine Relation ohne absoluten Bezugspunkt beschreibt; zugleich impliziert er den Gedanken einer Entwicklung, die eine fortschreitende Annäherung in Fragen zur Folge hat, in denen früher eine Verständigung zwischen den Gesprächspartnern ausgeschlossen war,®® und die nachgerade notwendig im Verlauf der Zeit zu einem vollen Konsens fuhren muß oder zumindest Gemeinschaft zu begründen vermag.®'' Der Gedanke der Äquivalenz wiederum geht von einer grundlegenden Strukturgleichheit zweier theologischer Positionen aus, deren Unterschiede lediglich in den jeweiligen geschichtlich bedingten Aussageweisen bestehen.®® Sowohl beim Konvergenz- als auch beim Äquivalenzbegrifif wird somit die fundamentale Bedeutung der Konzeption einer geschichtlichen Entwicklung für den theologischen Ansatz des »Malta-Berichts« erkennbar; da diese Konzeption selbst mehrfach in dem Bericht thematisiert wird, soll das Verhältnis von Evangelium und Geschichte nun näher untersucht werden.
3 . 1 . 2 . Evangelium und Geschichte ^.1.2.1.
Die Axiomatisierung der » Geschichtlichkeit« als ökumenische Methode
Der Schlußbericht der Studienkommission macht deutlich, daß die ökumenische Annäherung zwischen den Gesprächspartnern wesentlich auf einem gegenüber dem 16. Jahrhundert veränderten Geschichtsverständnis beruht. '''' Damit ist nicht bloß die fast banale Erkenntnis gemeint, daß, wie jede Aussage, so auch die Aussagen der Bekenntnisse und der Konzilsentscheide des 16. Jahrhunderts in einer bestimmten geschichtlichen Situation gemacht wurden, die zu ihrem Verständnis jeweils zu beachten ist;''^ sondern dieses neue Geschichtsverständnis impliziert die Axiomatisierung der Geschichtlichkeit dogmatischer und theologischer Aussagen.''^ Die Verfasser des »Malta"
Vgl. MB § 25 (S. 254); § 59 (S. 264). Vgl. Meyer, Luthertum S. 4 2 . Vgl. Sknczka, Relevanz S. 4 5 1 . Vgl. Meyer, USA S. 278; neuerdings äußert sich Meyer kritisch zu dem Ausdruck »Konvergenz« und zieht statt dessen den Begriff »Differenzierter Konsens« vor, vgl. Meyer, Konsens S. 182 Anm. 28. ω Vgl. H0jen, Wahrheit Ъ. 1 3 3 f Vgl. MB § 4 2 (S. 258); § 54 (S. 262); § 56 (S. 262); selbst Conzelmann, Vielfalt S. 2 1 1 nimmt diesen Begriff auf ™ Vgl. MB § 15 (S. 252). ' ' Vgl. hierzu etwa die Ausführungen von Schlink, Erschütterung S. 2 3 3 zur Methode der ökumenischen Arbeit. Fahlhusch, Geschichte S. 67 beobachtet, daß die Studienkommission die »Einsicht in die >Geschichtlichkeit oder Konvergenz-Dokumenten niedergeschlagen hat.« Strecker, Evangelium S. 50 bemerkt, daß »eine solche Rückkehr notwendig ein Ausweichen vor den andrängenden Aufgaben der Gegenwart zur Folge haben würde. « Vgl. MB § 36 (S. 257); Protokoll Nemi S. 55; eine ähnliche Geschichtsaxiomatik steht auch hinter der Formulierung von MB § 20 (S. 254). Vgl. Fahlbusch, GeschichteS. 67. Vgl. Strecker, Malta S. 15; ebenso Fahlbusch, Geschichte S. 69, der freilich bestreitet, daß die Studienkommission sich zu diesem Verzicht entschließen konnte; doch fuhrt die Argumentation der Studienkommission über die Einschränkung der »Geschichtlichkeit« durch den Form-Inhalt-Topos hinaus (vgl. Strecker, Malta S. 14). Vgl. Fahlhusch, GeschichteS. 6S{.\Strecker, MaltaS. 15. ' ' MB § 46 (S. 260; dagegen Brandenburg, Evangelium S. 568); ähnlich § 36 (S. 257). Vgl. Schürmann, Arbeit S. 5 i 9 f . sowie Hasler, Rom S. 2 1 0 , der bemerkt, man habe »die
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wesentlich zu den weitgehenden Konsens- und Konvergenzerklärungen des Schlußberichts bei. So läßt sich die Bedeutung der »geschichtlichen Methode« für den »Malta-Bericht« kaum überschätzen sie wurde auch von den Kommissionsmitgliedern selbst im Rückblick hervorgehoben,
3 . 1 . 2 . 2 . Das » Evangelium«^'^^ ah Gegenstand von Überlieferung Das Axiom der »Geschichtlichkeit« wurde in der Arbeit der Studienkommission auch zum Verständnis des »Evangeliums« angewandt: U m festzustellen, was das »Evangelium« sei, nahm man gleich zu Beginn der ersten Sitzung in Zürich einen traditionsgeschichtlichen Vergleich zwischen der Verkündigung des vorösterlichen Jesus und dem Kerygma der nachösterlichen Gemeinde Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung zugleich jedoch auch schon deren Voraussetzung! - war, daß das »Evangelium« schon im Neuen Testament selbst Gegenstand von Überlieferung und Interpretation sei.^"^ Von daher bestritt man die Existenz eines Gegenübers von Schrift und Tradition ebenso^"" wie die Tragfähigkeit des — vermutlich ohnehin nur noch als Karikatur präsenten^®® - »sola scriptura«-Prinzips:^''^ Die heilige Schrift hat selbst Tradition zum Inhalt und ist selbst Tradition sie steht damit am Beginn eines weitergehenden Traditionsprozesses. Aufgrund ihrer besonderen Position am Anfang dieses Prozesses billigten die
das Verständnis der Evangeliumsbotschaft betreffenden Fragen als nicht mehr kontrovers zurückgelassen«. " Vgl. Herms, Explikatiomprohlme S. 2 8 1 Anm. 18; fast gleichlautende Ausführungen finden sich im Studiendokument für die 5. Vollversammlung des L W B 1970, ygi.Juva, Mehr ab Einheit I 4 f . , S. 56f. ifo Vgl. Nieyer, Luthertum S. 4of. Der Begriff des »Evangeliums« wird hier zunächst mit Anfuhrungsstrichen versehen und als Chiffre verwendet; seine inhaltliche Füllung muß im folgenden erst noch herausgearbeitet und geklärt werden. 102 Vgl. dazu das Referat von Vögtle, Frage', aufgenommen im MB § 16 (S. 252). Vgl. MB § 1 7 ( 8 . 2 5 3 ) . 104 Ygj gijj ^ Meyer, Neubesinnung S. 1 9 1 weist auf die große Einigkeit der Gesprächspartner an diesem Punkt hin, aufgrund derer man sich »hier nur kurz aufgehalten« habe. 105 Vgl, die Darstellung der Problematik bei H.-M. Barth, Relativierung S. 1 1 3 . 106 Vgl. MB § 18 (S. 253); Stendahl, Question S. 103 (»the church lives >sola traditioneGeschichtlichkeit< nicht betroffen« ist, wie Fahlbusch, Geschichte S. 68 behauptet, wird im Bericht selbst nicht deutlich, muß vom Duktus der Argumentation her eigentlich bezweifelt werden. " " MB §43 (5.259). Dies betont S'iWièi»·, Evangeliums. 1 4 . Der Bästad-Bericht § i nennt die Einbeziehung der »Frage nach der Welt« sogar ausdrücklich eine neue »Methode«, die »sich als fruchtbar« erwies {Hasler!Meyer, Evangelium I S. 469). Vgl Kasper, WeltS. 140. N u r hingewiesen werden kann hier auf die Behandlung des Themas >Welt< in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes, dort vor allem I/4, 44 ( L T h K . E B a n d 3 S. 4 1 6 / 4 1 8 ) , die den Anmerkungen des M B zufolge als Hintergrund zum Verständnis der Darlegungen zum
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Der Begriff »Welt« wurde auf der zweiten Sitzung in Bâstad lange diskutiert;!^' seine Bedeutung war bereits in den Debatten auf der LWB-Vollversammlung 1963 in Helsinki erkennbar geworden^^" und spiegelt sich im Ergebnis der Kommissionsarbeit so wider, daß die Uberschrift des Berichtsbandes gegenüber der ursprünglichen Themenstellung der Kommission zur Trias »Evangelium-\F£//-Kirche« erweitert wurde. ^^^ Die »Welt« wurde dabei zum einen als geschichtlicher und damit auf die Zukunft hin offener Prozeß verstanden zum anderen bezeichnet der Begriff die Adressaten des Evangeliums mit ihren geschichtlich bedingten Verstehensvoraussetzungen. ^^^ Mit der »Welt« war dabei immer zugleich das Thema der »Geschichte« angesprochen, Der Begriff der »Inkarnation« wird überhaupt gerne für Analogiebildungen gebraucht von Walter Kasper selber wurde er eindeutig synergistisch interpretiert: »Die Inkarnation darf als besonderer Fall des Zusammenwirkens von Gott und Welt, Gott und Mensch, gelten«. ^^^ Ausgehend vom Verständnis der Welt als geschichtlichem Prozeß bedeutet dies, daß das »Evangelium« durch das Zusammenwirken des als Pneuma in der Geschichte bleibend präsenten Christus und der gleichfalls zum Konstituenten hypostasierten geschichtlichen Situation je neu entsteht;i^' zugleich sollte durch den Inkarnationsgedanken die Bindung der Evangeliumsverkündigung an die geistesgeschichtliche Entwicklung christologisch begründet werden, wobei der Geschichte ein eigenständiger Beitrag zuer-
Thema >Evangelium und Welt< zu berücksichtigen ist; doch beschränkt sich die Pastoralkonstitution im wesentlichen auf die wechselseitige Beziehung von Kirche und Welt (vgl. dazu Grillmeier, Rolle S. 154 — 156), wodurch der Begriff der »Welt« andere Konnotationen erhält als im MB. Vgl. Protokoll Bâstad S. 6 8 - 7 0 , 7 7 - 8 0 . Vgl. die Abschnitte 2 . 1 . 3 . und 2 . 4 . 1 . dieser Arbeit; auf die Konzentration auf das Thema >Welt< bei anderen wichtigen ökumenischen Konferenzen und Vollversammlungen dieser Jahre wies Pewjo», WeltS. 149 f in Bâstad hin. Vgl. Meyer, Evangelium?,, i (dazuРотия, Welti. 151). Vgl. MB § 4 2 (S. 258). 133 Mit diesen Bestimmungen vereinfache ich die zum Teil recht komplexen Definitionen von »Welt«, die von den Kommissionsmitgliedern selbst vorgebracht wurden (vgl. die Zusammenfassung im MB § 37, S, 257), und nenne nur die Aspekte, die für das Verständnis des Wortgebrauchs im MB selbst tatsächlich von Bedeutung sind. Vgl. Frieling, Evangelium S. 77. 135 Vgl. z. B. mit Bezug auf das Wort Gottes Dei Verbum III, 14 (LThK.E Band 2 S. 558): »Dei enim verba, humanis linguis expressa, humano sermoni assimilia facta sunt, sicut olim Aeterni Patris Verbum, humanae infirmitatis assumpta carne, hominibus simile factum est.« (dazuO«, Offenbarung S. 1 7 2 f.). 136 Protokoll Bâstad S. 66; entsprechend hieß es in Bâstad auch, die Welt sei »Komponente der Erlösung« (ebd. S. 67). •3' Vgl. Kasper, Welt S. 138—140, 144; Bästad-Bericht § 4 (Hasler!Meyer, Evangelium I S. 470), ähnlich im MB § 4 3 (S. 259). " β So deutlich im MB § 4 2 (S. 258); vgl. Bästad-Bericht § 5 (Hasler!Meyer, Evangelium I S.470).
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kannt wurde: »Die Geschichte ist nicht nur der Kontext, sondern der Text selbst. « " 9 Sachlich fruchtbar gemacht wurde der Inkarnationsgedanke jedoch vor allem hinsichtlich des Verständnisses der Welt als der geschichtlich bedingten Verstehensvoraussetzungen der Adressaten kirchlicher Verkündigung, indem er zur Begründung eines vermittlungstheologischen Ansatzes gebraucht wurde: Mit seiner Hilfe konnte das »Verstehen« der Adressaten problematisiert werden, für das der Welt beziehungsweise der Situation eine »hermeneutische FunktionKK^"® zugesprochen wurde^''^ und das nur dadurch ermöglicht wird, daß sich der Verkündiger beziehungsweise die Theologie auf eben diese Situation einläßt^''^ und sich zu deren Analyse auch säkularer Methoden bedient. ^^^ Ebenso erfolgte durch die Einbringung des Inkarnationsgedankens eine grundlegende Problematisierung der Sprache der Verkündigung da das »Evangelium« sich je neu in die Situation inkarniert, kann es keine zeitlos richtigen Formulierungen des »Evangeliums« g e b e n , i s t stets neu eine sprachliche Anpassung und Neuinterpretation nötig, die sich ihrer eigenen Vorläufigkeit jedoch auch wieder bewußt bleiben muß. Schließlich wurde mit dem Inkarnationsgedanken in der Arbeit der Kommission auch die Verwendung der Korrelationsmethodik legitimiert: Als »Antwort«'·*® geht das Evangelium je neu in den »Fragehorizont« der Welt ein.'"^ Deutlich wird bei diesem vermittlungstheologischen Gebrauch des Inkarnationsgedankens, daß letztlich eigentlich weder das »Evangelium« noch die »Welt«, sondern der Verkündiger das handelnde Subjekt im Inkarnationsgeschehen ist: Er ist es, der das »Evangelium« verstehbar machen damit es als »Heilsgeschehen« wirken kann. Kasper, Wehs. 136. » » MB § 4 3 (S. 259); vgl. Kasper, Welt S. 139. Vajta, Verheißung S. 366 kommentiert, dies bedeute »eine weitgehende Anerkennung dessen, daß die Kirche ihren Verkündigungsauftrag ohne die Welt nicht treu ausführen kann.« < s i c ! > Vgl. MB § 4 3 (S. 2^c,)· Kasper, WeltS. Protokoll Bastad S. 81; von Hasler in Hasler/ Meyer, Evangelium / S. 4 8 1 gleich zweimal hintereinander betont. Vgl, MB § 1 0 ( 8 . 2 5 1 ) ; § 4 5 ( 5 - 2 5 9 ) · "·'* Vgl. Schilleheeckx im Protokoll Nemi S. 55; Skydsgaard ebd. S. 52; Strecker, Evangelium S. 2 5 ; aus anderen Gründen befaßt sich Metz, Konsequenzen S. 197 f. mit demselben Thema. Kasper, WeltS. 144 spricht von einem »Heutigwerden des Evangeliums«. Vgl. MB § 3 5 ( 5 . 2 5 7 ) ; § 4 4 ( 5 . 2 5 9 ) . Vgl. MB § 4 4 (5. 259); Kasper, Welt S. 143; Lohff, Freiheit 5. 386; Strecker, Evangelium S. 6. Vgl. Stmdahl, Question 5. 109. Vgl. Strecker, Evangelium 5. 27. »Das befreit auch das ökumenische Gespräch von einer unbedingten Bindung an fixierte und der Vergangenheit verhaftete Fragestellungen.« (MB § 4 4 , S. 2 5 9 ; vgl. Kasper, Welt Ss. 145). " " Vgl, MB § 21 (S. 254); Protokoll Bastad 5 . 7 3 : »Das eigentliche Problem bestehe darin, dass es uns heute nicht gelinge, diese Botschaft recht der Welt zu vermitteln,«
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Noch über die bisher dargelegten Gedanken hinausgehen wollte Walter Kasper in seinem Referat mit der Kennzeichnung der Welt als locus theologials »Fundort des Evangeliums«. ^^^ Damit griff er die Terminologie Melchior Canos auf, der die loci theologici als verschiedene »Möglichkeiten, die Glaubenswahrheiten aufzufinden«, i®^ verstanden und darunter auch die ratio gerechnet hatte. Kasper betonte, dies bedeute mehr als nur die Feststellung einer Geschichtlichkeit der Aussagen des »Evangeliums«,^^^ vielmehr müsse man von der Welt als Subjekt bei der Konstituierung des »Evangeliums« sprechen, i^® Da Kasper jedoch sich zugleich dagegen wehrte, das »Evangelium« einfach aus der Welt a b z u l e i t e n , b l i e b seine Bestimmung der Welt als locus theologicus letztlich recht formal; deutlich wurde als Hintergrund der Gedanke einer Präsenz des »Evangeliums« außerhalb der Kirche, der erstaunlicherweise gerade von lutherischen Theologen mit Hinweis auf Rahners Postulat eines »anonymen Christentums« positiv aufgenommen wurde, im »Malta-Bericht« selbst jedoch kaum Niederschlag f a n d . 160
Wenn auch das Verständnis der Diskussionsbeiträge wegen des oft schillernden Wortgebrauchs schwierig bleibt, ^^^ fällt insgesamt doch die positive Reaktion der lutherischen Theologen auf die Konzeption Kaspers auf.^®^ Völlig preisgegeben wurden dabei die eindeutige Bestimmung der »Welt« durch das Evangelium^®^ und das Gegenüber von Handeln Gottes und V g l . Kasper, We/iS. 1 3 3 . 1 " Ebd. S. 1 3 4 . Lang, Loci Sp. i m ; präziser noch formuliert Seckler, Bedeutung S. 50 die Auffassung Canos: »Loci sind Dokumentationshereiche und zugleich Dokumentatiominstanzen, in denen der Stoff der theologischen Erkenntnis nicht nur faktisch >wohntkanon i kanon< kan nämligen tolkas som liktydig med konceptionen >summa evangeliiMitte des Evangeliums< kann ein lutherischer Theologe nicht reden.« Vgl. das Referat der Kritik lutherischer Theologen (v. a. von Slenczka) an dem Ausdruck bei Wikström, Fundamentalkonsensus S. 2 1 0 — 2 1 4 Birmelé, Salut S. 42 f. ^^^ Es ist J . Hoffmann, Evangelium S. 8 darin zuzustimmen, daß es sich bei der Verwendung des - im Ausdruck sicher höchst problematischen — Begriffs »Mitte des Evangeliums« im Kontext des MB letztlich doch nur »um eine Defmitionsfrage handelt«, da ein inhaltlicher Unterschied zum Begriff »Mitte der Schrift« nicht zu erkennen ist (Bezeichnenderweise wurde auch im Tagungsbericht der oben in Anm. 2 1 8 genannten Tagung als Titel der Referate »Die Mitte der Schrift in der Sicht neutestamentlicher Exegese« angegeben; beide Ausdrücke wurden offensichtlich auch in Niederaltaich promiscue gebraucht). Von daher ist es sogar sachlich durchaus legitim, mit Meyer, Rechtfertigung S. 32 Anm. 57 die »Mitte des Evangeliums« als genetivus subjectivus zu 1пгефгег1егеп (ähnlich Strecker, Evangelium S. 19, der die »Mitte« als »das Eigentliche des Evangeliums« versteht). MB § 25 (S. 254); dagegen aber Conzelmann, Notizen ( = Stellungnahme Malta) S. 3: Eine solche »Konvergenz... ist mir neu. « Lönning, Mitte S. 1 5 3 mit Anm. 2 stellt heraus, daß es um eine Konvergenz von Denkmodellen geht. 225 Y g ] Uuitatis Redintegratio II, 1 1 (»existere ordinem seu >hierarchiam< veritatum doctrinae catholicae«; LThK.E Band 2 S. 86/88); dazu die Untersuchung von Valeske, Hierarchia, der die Ausrichtung dieser Konzeption auf den ökumenischen Dialog herausstellt (vgl. ebd. S. i8) sowie den Überblick über die Diskussion zum Thema bei Wikström, Fundamentalkonsensus S. 35 ff. 226 Meyer, Luthertum S. 50 weist allerdings mit Recht daraufhin, daß dieser Vergleich in einer »sehr abgewogenen« Weise erfolgte, da man in der Diskussion »von der Anwesenheit eines so intimen Kenners der Entstehung des Dekrets wie J . Feiner profitierte«; doch geriet die
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mit der Frage nach der Wichtigkeit von dogmatischen Sätzen^^'^ und nach ihrem strukturellen Zusammenhang;^^® ebenso problematisch ist von daher auch die Behauptung einer sachlichen Kongruenz der römisch-katholischen Bestimmung des »Fundamentes« der Hierarchie und der Bestimmung der »Mitte« nach lutherischem Verständnis.^^' Diese Gedanken werden von der Studienkommission jedoch nicht weiter ausgeführt,^®" und so sollte man die in § 25 des »Malta-Berichts« behauptete Konvergenz auch nicht unbedingt zum hermeneutischen Schlüssel für den gesamten Abschlußbericht erklären. ^^^ Umgekehrt bleibt es trotz der oben geäußerten Einschränkungen möglich, auf dem Weg der Frage nach der »Mitte des Evangeliums« fortzuschreiten, um so zu einer Größe zu gelangen, die das inhaltliche Verständnis von »Evangelium« erschließt^®^ und außerdem einen Vergleich mit dem lutherischen Verständnis von »Evangelium« ermöglicht. Die Möglichkeit, eine »Mitte des Evangeliums« überhaupt zu formulieren, wurde von den meisten Kommissionsmitgliedern eingeräumt;"® diese Mitte bestehe »in dem eschatologischen Heilshandeln Gottes in Kreuz und Auferstehung Jesu«.^®"* Die Mitte wird also eindeutig christologisch bestimmt, doch deuten die Hinweise, diese Mitte sei in verschiedener Weise grundlegende Problematik dieses Vergleichs dabei dennoch kaum in den Blick (vgl. dagegen kritisch Wenz, Damnamus S. 83 mit Anm. 58). Z u m genaueren Verständnis der §§ 2 4 f . des M B vgl. die gründliche Untersuchung von Wikström, Fundamentalkonsensus. Bezeichnend war in der Diskussion von Zürich der positive Verweis von Lohff »auf die Lehre von den >FundamentalartikelnGesetz und Evangelium< sei in der Studienkommission »fruitfully« gemeinsam behandelt worden, verbleibt schleierhaft. " " V g l . die Kritik von Uli. Schrift S. 7 1 . Es finden sich lediglich Hinweise darauf im Protokoll Zürich S. 6 und Protokoll Bästad S. 71 {Martensen).
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erkennbar, daß vom Evangelium nur sachgemäß geredet werden kann, wenn es in der Korrelation zur fides salvificans beschrieben wird.^'*® All dies sind konstitutive Bezüge für die doctrina evangelii von CA VII, die im »MaltaBericht« fehlen. Ohne die Einbindung des Evangeliums in diese Bezüge ist das Rechtfertigungsgeschehen für das lutherische Bekenntnis jedoch überhaupt nicht aussagbar. So fallen die wesentlichen Entscheidungen in der Rechtfertigungsfrage bereits hier, bevor die Diskussion darüber, inwiefern die Rechtfertigungslehre eine »Explikation der Mitte des Evangeliums«^·*'' ist, überhaupt beginnt.
3.1.4. ¡.1.4.1.
»Das Problem der Rechtfertigungslehre«'^^^ Die Behauptung eines »Konsenses« in der Rechtfertigungslehre
Zu den bedeutendsten und bekanntesten Aussagen des »Malta-Berichts« gehört zweifelsohne die Konstatierung eines weitreichenden Konsenses in der R e c h t f e r t i g u n g s l e h r e . A u f diese Feststellung wurde und wird in der Literatur immer wieder - sowohl positiv als auch kritisch - verwiesen;^®" ihre Veröffentlichung »wirkte wie ein Durchbruch«,^^^ und so diente diese Passage in der Folgezeit als Grundlage und als wichtiges Argument für andere Konvergenzdokumente.^^^ Es lohnt sich jedoch, das Zustandekommen dieser Behauptung genauer zu untersuchen: Sie beruht zunächst einmal nicht auf eigenen Untersuchungen der Kommission,^®^ sondern läßt sich zurückverfolgen auf einen Diskussionsbeitrag Dies wurde lediglich - jedoch ohne Gehör zu finden - von Conzelmann in den Gesprächen vorgebracht, vgl. Conzelmann, ÜherlieferungsproUm S. 84 (daneben auch Lohff, Freiheit S. 386); nicht verstanden wurde diese Korrelation jedoch auch umgekehrt von Kasper, Welt S. 136, wenn er behauptete: »Ohne den Glauben wäre das Evangelium gar nicht Evangelium.« MB § 2 7 ( 8 . 2 5 5 ) . MB I E (S. 255). Vgl. MB § 26 (S. 255); dazu £. Volk, EinigS. 4. Positiv z.B. Wilckens, Brief S. mit Anm. 798; Rechtfertigung S>. в', Meyer, Behindern 8. 146; Gonzalez-Montes, Justificación S. 102; Bienentreu, Heil 8. 77; kritisch z.B. Hoffmann, Luther S. η i.\Schwarzwäller, Rechtfertigung S. 84, 103. Meyer, Rechtfertigung S. 2.2. 252 Y g ¡ »Alig unter einem Christus« § 14 Anm. 5 (Meyer, DWÜ S. 326); »Das geistliche Amt in der Kirche« § 9 (Meyer, DWÜ 8. 332); »Justification by faith« § 2 (Gaßmann/Meyer, Rechtfertigung 8. 109); »Einheit vor uns« § 57 (Gemeinsame Kommission, Einheit S. 35 f. ; vgl. dazu die Kritik von Baur, Einheit 8. 92: »die Kommission reicht sich nur selbst bearbeitete 8teine zur Vollendung des Kunstbaues zu.«). Dies gibt offen Meyer, Gespräch 8. 335 zu; da dies aus dem MB selbst jedoch nicht hervorgeht, überlegten sich die Teilnehmer des US-amerikanischen Dialogs über »Justification by faith« allen Ernstes, ob eine erneute Analyse des biblischen Materials zum Thema >Rechtfertigung< überhaupt nötig sei, weil die Behandlung dieses Problems ja bereits von
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von Walter Kasper auf der ersten Sitzung der Kommission in Zürich: »Die Feststellung von Kasper, die Rechtfertigungslehre als topos der Dogmatik sei kaum mehr kontrovers, findet allgemein Zustimmung.«^®·* Mit dieser Feststellung ist die Sache geklärt;^®® es findet trotz der von Hans Conzelmann dagegen vorgebrachten Einwände^®^ keine weitere Diskussion der Rechtfertigungsthematik in der Kommission mehr statt. Konstatiert und rezipiert wurde mit dieser Bemerkung Kaspers jedoch lediglich ein Theologenkonstns,'^^'' beruhend auf dem gegenwärtigen Stand der Diskussion, wie er sich damals aus einer Reihe von Arbeiten der zurückliegenden zehn Jahre ergab. Dieser Theologenkonsens wurde dann im Schlußbericht eingebaut in das schon erwähnte Entwicklungsschema einer fortschreitenden Verständigung zwischen den Gesprächspartnern.^®' Ausgeblendet wurden in der Behauptung eines solchen Konsenses hingegen die innerkonfessionellen Differenzen, wie sie beispielsweise gerade in Helsinki erkennbar geworden waren sie paßten natürlich nicht in dieses Schema hinein.
3.1.4.2.
Die Formulierung des Konsenses
Auf die Konstatierung des Konsenses folgt im »Malta-Bericht« die Formulierung der Übereinkunft dreierlei fällt dabei zunächst auf: Erstens spricht hier jede Seite für sich; die Konsensformulierung hat nicht die Gestalt eines gemeinsamen Bekenntnisses.^®^ Weiterhin ist der Konsens wesentlich negativ formuliert die jeweilige Seite grenzt sich gegen die
Seiten der internationalen Studienkommission erfolgt sei (vgl. AndersonIMurphy, Preface S. X V f . ) ! Protokoll Zürich S. 6. So auch Lohff'm seinem Referat auf der vierten Sitzung in Cartigny : »Betrachtet man den Ertrag der neueren Arbeiten römisch-katholischer Theologie zur Rechtfertigungslehre, so dürfte die klassiche < s i c ! > Kontroverse erledigt sein.« {Lohff, Freiheit S. 3 8 2 f . ) . 256 V g l . Protokoll Zürich ^.(i. V g l . M B § 2 6 (S. 255): »die katholischen T h e o l o g e n . . . Die lutherischen Theologen . . . « ; dazu Beck, Doctrine S. 146. Dies machen Сд/отйии, RechtfertigungslehreSi. 49 f . , 5 4 f f . sowie der Überblick bei Meyer, Doctrine S. 2 8 f f . und bei Birmelé, Salut S. 6 2 f f . deutlich. V g l . die Formulierung des englischen Berichtstexts : »Today. . . a far-reaching consensus is developing... « {Meyer, Evangelium S. 4 1 ; Hervorhebung G . M.). 2«° un, Schrift S. ηο. 2 " Vgl. M B § 2 6 ( 5 . 2 5 5 ) . 2^2 Dies unterscheidet die Ausführungen des M B von anderen Konsensformeln zum Thema >RechtfertigungWir< ist« (Meyer, Rechtfertigung S. 35)· 2''^ »an keine menschlichen Bedingungen geknüpft«, »nicht auf die individuelle Sündenvergebung beschränkt«, »nicht eine rein äußerlich bleibende Gerechterklärung« (MB § 26, S. 255); àzzuBeck, DoarineS. 146.
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kritischen Einwände der anderen Seite ab und macht sich deren darin ausgedrücktes » A n l i e g e n « damit selbst zu eigen. A l s drittes fällt zudem auf, daß die Konsensformulierung die interkonfessionellen Differenzen nur schlagwortartig erfaßt;^®'' dies ermöglicht die prägnante K ü r z e der Übereinkunft. Der Beitrag der römisch-katholischen Theologen zur Konsensformel besteht darin, daß auch sie betonen, »daß die Heilsgabe Gottes für den Glaubenden an keine menschlichen B e d i n g u n g e n g e k n ü p f t ist.«^®® Der B e g r i f f der » B e d i n g u n g s l o s i g k e i t « wurde ansonsten in der Kommissionsarbeit als typisch lutherisches A n l i e g e n behandelt doch wiederholt die Formel der römisch-katholischen T h e o l o g e n nur die gnadentheologische Grundentscheidung des Tridentinums.^®'' D i e eigentlichen Kontroversfragen, die angesichts der tridentinischen K o n z e p t i o n zu stellen wären, w i e die Problematisierung der Annahme der H e i l s g a b e , ^ ^ ^ Jas Verständnis des G l a u bens, ^^^ die B e d e u t u n g der iustificatio secunda^''" und das Wirklichkeitsverständnis werden nicht einmal erwähnt; es wird lediglich ein gewisses Zerrbild römisch-katholischer Theologie zurechtgerückt. Ausführlicher, aber auch sachlich problematischer ist der lutherische Beitrag zur Konsensformel: Er n i m m t die K r i t i k des Tridentinums an einem imputativen Rechtfertigungsverständnis auP''^ und entfaltet die Rechtfertig u n g als effektives G e s c h e h e n . D a der N e r v lutherischer Rechtfertigungsv e r k ü n d i g u n g m i t der Differenzierung zwischen imputativer und effektiver Rechtfertigung überhaupt nicht getroffen w i r d , stellt die positive Beschreib u n g des Rechtfertigungsgeschehens gegenüber den Aussagen des lutherischen Bekenntnisses nichts N e u e s dar.^·^^ Bedenklich ist allerdings die u n b e w u ß t e Übernahme des tridentinischen Wirklichkeitsverständnisses in der kritischen W e r t u n g der Sündenvergebung und der Imputation: W a s remissio peccatorum und die A n r e c h n u n g der Gerechtigkeit Christi bedeu-
Meyer, Doctrine S. 27 behauptet allerdings, daß dabei »les points essentiels et les objets de la controverse ont pourtant tous été abordés«. M B § 2 6 (S. 255). Vgl. F r a t e s . 383. So richtig В Írmele! Rüster, Sind wir S. 32. Ähnliches gilt für die Aussage, »daß wir das Heil ausschließlich der ein für allemal geschehenen Heilstat Gottes in Jesus Christus, wie sie im Evangelium bezeugt wird, verdanken.« (MB § 4 8 , S. 260). Richtig interpretiert Strecker, Schritt S. 644: »die Katholiken akzeptieren das sola gratia«. Vom »Unvermögen des unerlösten Menschen« (Meyer, Rechtfertigung S. 42) spricht der M B gerade nicht. 269 Die Interpretation von Strecker, Evangelium S. 2 o f und Gonzalez-Montes, Justificación S. 102, die im römisch-katholischen Beitrag auch das »sola fide« ausgesagt sehen, läßt sich am Text selber nicht verifizieren - zumal dann immer noch danach gefragt werden müßte, was fides hier heißt. 270 Vgl, die Bewertung von BirmeU, Salut S. 73. Vgl. Suhilia, Rechtfertigung S. 98 Anm. 32. 2^2 »nicht eine rein äußerlich bleibende Gerechterklärung des Sünders. Vielmehr w i r d . . . eine ihn umfassende Wirklichkeit übereignet«. 2'^ Dies wird in der Kritik von Hoffmann, Luther S. 7 f nicht genügend deutlich.
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ten, ist für die Bekenntnisschriften nur im Rahmen der Dialektik von Gesetz und Evangelium erfaßbar. Wo dieser Rahmen fehlt, besteht die Gefahr eines additiven Verständnisses des Rechtfertigungsgeschehens, das in seiner Einheit nicht mehr durch das wirkende Wort zusammengehalten wird. Zweideutig bleibt daneben auch der modus der Ubereignung der Gerechtigkeit:^'''* Der Bezug auf den Glauben wird nicht klar herausgestellt,^''^ der allein verhindern kann, daß zwischen der übereigneten Gottesgerechtigkeit und dem Handeln des gerechtfertigten Sünders nicht mehr unterschieden werden kann.^''® Problematisch ist an der Konsensformulierung insgesamt jedoch vor allem, daß die Rechtfertigung darin nicht als Rettung des Sünders aus dem Gericht beschrieben wird. Die Verbindung von Sünde und Gericht wird durch die Einschränkung der Bedeutung der Sündenvergebung verdunkelt, und die Perspektive des Endgerichts fehlte in den Gesprächen der Studienkommission überhaupt fast völlig. Dann läßt sich natürlich die Rechtfertigung wesentlich in ihrer Funktion als Begründung des Handelns der Christen erfassen,^''® wird auf dieser Basis auch ein Konsens möglich. Die Frage, an der man sich im 16. Jahrhundert schied, gerät dabei aber gar nicht mehr in den Blick. Dies ist sicherlich die schwerwiegendste Grundentscheidung der Konsensformulierung des Schlußberichts zum »Problem der Rechtfertigungslehre«. Während Harding Meyer in seinen Beiträgen zum »Malta-Bericht« betont, daß mit diesem Konsens die zentrale kontroverstheologische Polemik »gegenstandslos geworden« sei,^^' räumt Günther Gaßmann ein, daß die Basis des »Malta-Berichts« für einen wirklichen Konsens in der Rechtfertigungsfrage zu schmal ist;^®" der articulus stantis et cadentis ecclesiae kann nicht in drei Sätzen und mit dem Verweis auf einen Theologenkonsens abgehandelt werden.
" " V g l . Beck, Doctrines. 1 4 6 , 1 5 0 . Es ist lediglich am Ende des Abschnitts von dem neuen »Leben der Glaubenden« (MB § 26, S. 2 5 5 ) die Rede. Wenn die Aussagen vom M B § 26 tatsächlich überhaupt eine Lösung der Frage nach der Bestimmung des Christen als »simul iustus et peccator« zu sein beabsichtigen, wie Meyer, Doctrine S. 27 und auch Birmelé, Salut S. 83 f. behaupten, dann liegt hier allerdings eine ganz bedenkliche Verkürzung des Sachverhalts vor. Deutlich ist in jedem Fall, daß die Entscheidungsfragen auch hier überhaupt nicht in den Blick geraten. V g l . lediglich Lohff, Freiheit S. 386. Ein schwacher Hinweis darauf mag im M B selbst die Aussage sein, daß Menschen durch das Abendmahl »gerettet werden« (MB § 7 2 , 8 . 267); wovon, wird allerdings explizit nicht gesagt. V g l . M B § 26 (S. 255); noch deutlicher erkennbar in der Zusammenfassung von Meyer, dargestellt mNachrichten, Malta-Bericht S. 1 7 3 . Meyer, Artikel »Rechtfertigung« Sp. 1 0 2 0 . 280 V g l . Gaßmann, Dialogues S. 26; im Sinne Meyers dagegen Gaßmann, Rechtfertigungslehre S. 5 8 f . V g l . E. Volk, £ ¿ » ¿ ^ 5 . 4 .
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^.ι.4·3·
Die Rechtfertigungslehre als » Explikation der Mitte des Evangeliums
Nun läßt sich bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< die Frage danach, inwiefern der Rechtfertigungsartikel »magister et princeps... super omnia genera doctrinarum«^®^ ist, nicht umgehen. Auch im »Malta-Bericht« schließen sich Überlegungen hierzu der Konsensformulierung an, doch wird die Frage darin in unterschiedlicher Weise aufgenommen und behandelt. Zum Teil sind in dem Schlußbericht Ansätze zu beobachten, die die Erfassung dieser Funktion des Rechtfertigungsartikels von vornherein unmöglich machen: Dazu zählt etwa, daß der gesamte Abschnitt zum Rechtfertigungsthema unter die Uberschrift »Das Problem der Rechtfertigungslehre«^®·* gestellt oder daß von einem Konsens in der »Interpretation der Rechtfertigungslehre«^®® beziehungsweise vom gemeinsamen »Verständnis der Rechtfertigungs/e^ri«^®^ gesprochen wird. In dieselbe Richtung weist die einschränkende Formulierung Walter Kaspers von der »Rechtfertigungslehre als topos der Dogmatik«.^®^ Bezeichnenderweise erscheint gerade bei der Behandlung des Rechtfertigungsthemas im »Malta-Bericht« mehrfach der sonst gescheute Begriff der »Lehre« i^®® doch verhindert die Verwendung dieses Begriffs dort gerade konsequent die Erkenntnis einer umfassenden Bedeutung des Rechtfertigungsartikels Wenn die Rechtfertigung erst einmal als Spezialproblem oder Interpretationsgegenstand erfaßt wird, ist sie als »Grundgeschehen« nicht mehr einsichtig zu machen. Daneben sind jedoch im Schlußbericht auch Bemühungen erkennbar, der konfessionellen Tradition der lutherischen Kirche Rechnung zu tragen: Von daher wird die Bezeichnung der Rechtfertigungsbotschaft als eine^^° »Explikation der Mitte des Evangeliums«^®^ zugestanden. Mit dieser einschränkenden Qualifikation wird die exegetische These^'^ MB § 2 7 ( 5 . 2 5 5 ) , W A 3 9 I , 205.2f. MB I E (S. 2 5 5 ; Hervorhebung G. M.). 285 MB § 26 (S. 2 5 5 ; Hervorhebung G. M.). MB § 28 (S. 2 5 5 ; Hervorhebungen G . M.). 28' Protokoll Zürich?,. 6. 288 Vgl. MB I E (S, 255); ebenso § 28 (S. 255); § 47 (S. 260). 28' So Spricht Protokoll Bastad S. 83 einschränkend won einem »weithin vorhandenen Konsensus im Lehrhaften (z. B. in der Rechtfertigungslehre als solcher)«; vgl. dagegen die Kritik von Birmele', Salut S. 1 1 2 f. 2'® »La pointe de cette affirmation est précisément de ne pas utiliser l'article défini.« (Birmelé, Salut S. 106 Anm. 260). Vgl. MB § 2 7 (S. 255); im Protokoll Zurich S. 6 wird dies sogar ausdrücklich in dem Sinne erläutert, es sei nur eine Explikation. 2'2 Diese These, wonach Paulus »seine Rechtfertigungslehre« erst in der Auseinandersetzung »entwickelt« habe, ist, worauf hier nur hingewiesen werden kann, exegetisch nicht unumstritten; vgl. dagegen etwa huck, Bekehrung S. 201 ff.
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aufgenommen, wonach die paulinische Rechtfertigungsverkündigung als »Kampfeslehre«^'^ und »Zuspitzung«^'"* zu verstehen sei, die Paulus in einer bestimmten Situation entwickelt habe^'^ und die entsprechend schon bei ihm selbst nicht als die Mitte seiner Verkündigung anzusehen sei;^'^ vielmehr sei sie eine Interpretation des Heilsgeschehens neben anderen^®'' und müsse sich von diesen korrigieren lassen.^®® In diesem Zusammenhang wurden von den Mitgliedern der Studienkommission dieselben Argumente für ein quantifizierendes Verständnis der Rechtfertigung vorgetragen wie in der Diskussion vor und in Helsinki 1 9 6 3 ; ^ " erkennbar war dabei sowohl bei den exegetischen Überlegungen als auch darüber hinaus im »Malta-Bericht« eine sehr restriktive Verwendung des Ausdrucks »Rechtfertigung«. Daneben ist zum Verständnis der Behauptung, die Rechtfertigungsbotschaft sei eine Explikation der Mitte des Evangeliums, das oben bereits geschilderte Problem der Aussagbarkeit dieser Mitte zu berücksichtigen: Jede Art von Verkündigung kann diese Mitte nur explizieren und bleibt entsprechend zeit- und situationsgebunden. Von daher wurde dann der Ausdruck »Rechtfertigung« ebenso problematisiert wie noch einmal überhaupt die Sprache der Verkündigung. Schließlich mußte auch die inhaltliche Beschreibung der »Mitte des Evangeliums« mit den darin deutlich gewordenen Verkürzungen ein quantifizierendes Verständnis der Rechtfertigung begünstigen: Die Rechtfertigung mußte gegenüber einer so formulierten Mitte in der Tat als »Weiterentwicklung« erscheinen. So erweckt die Aussage, die Rechtfertigungsbotschaft sei eine Explikation der Mitte des Evangeliums, im »Malta-Bericht« letztlich doch den Anschein, als handele es sich dabei um eine lutherische S o n d e r l e h r e , i n der ein Ausschnitt der paulinischen Theologie verabsolutiert werde, auch wenn dieser Ausschnitt zur Bezeichnung der »Mitte des Evangeliums« grundsätzlich geeignet sei.^""* Strecker, Evangelium S. 2 1 unter Aufnahme der These William Wredes. Vgl. M B § 2 7 ( 8 . 2 5 5 ) . 295 V g l . Protokoll Zürich S. 6; aufgenommen im M B § 27 (S. 255). Stendahl, Question S. 1 0 8 geht so weit, die paulinische Rechtfertigungslehre lediglich als Antwort auf die Frage zu verstehen, »how J e w s and Gentiles could co-exist and could think about one another in relation to the plan of God. « 296 \g\, Protokoll CartignyS.^o. V g l . M B § 27 (S. 255); Protokoll Zurich S. 6, 8, 298 V g l . Protokoll Zürichs. l o f Auf diese Parallele weist auch Peters, Rechtfertigung S. 308 hin. 300 Vgl, Birmele', Salut S. 109; Beck, Doctrine S. 150f. 301 V g l . Protokoll Zürichs. l o f So auch Stendahl im Protokoll Zürich S. 8; vgl. Birmelé, Salut S. 107. 303 V g l . die Kritik von Birmelé, Salut S. 1 0 7 ; positiv dagegen Meyer, Doctrine S. 50 zur Behandlung der Rechtfertigungslehre im M B : »il ne faut pas oublier qu'il s'agit ici d'une perspective spécifiquement luthérienne du problème, qui ne devrait pas être imposée au partenaire catholique.« Daß der »Duktus vom >Evangelium< zur Rechtfertigungsbotschaft und Rechtferti-
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Darüber hinausführende Fragen nach einer weitergehenden Zentralstellung des Rechtfertigungsartikels blieben dagegen im Schlußbericht offen der Satz »Es kann die Rechtfertigung als Gesamtausdruck des Heilsgeschehens verstanden werden«^"® erweist sich offensichtlich als Kompromißformulierung.^"'' Prägnant wird lediglich die Bedeutung der Funktion der Rechtfertigungsbotschaft zur »Begründung christlicher Freiheit gegenüber gesetzlichen Bedingungen für den Heilsempfang«^''® herausgestellt. Mit der Frage nach der »Bedingungslosigkeit des Heilsempfangs« ist die umfassende Funktion des Rechtfertigungsartikels natürlich nicht annähernd beschrieben; im Gegenteil wird sie hier inhaltlich sogar auf den römisch-katholischen Beitrag zur Konsensformel beschränkt. Zudem findet in dieser Funktionsbestimmung eine Verlagerung des Interesses vom Rechtfertigungsgeschehen selbst auf dessen Konsequenzen im Leben der Christen und in der Ekklesiologie statt;^"' es erscheint, als diene die Verständigung über die »Rechtfertigungslehre« wesentlich der Ermöglichung einer Umsetzung dieser Konsequenzen. Gerade in der Frage nach der Position der Rechtfertigung im Gesamt der Verkündigung wurde in der Arbeit der Studienkommission deutlich, daß die Grunddifferenzen quer durch die Konfessionen v e r l a u f e n . D i e Übereinstimmung, die auf Malta formuliert wurde, bleibt dabei von den Aussagen des lutherischen Bekenntnisses erheblich weiter entfernt als die Ausführungen des Tridentinums: Die Konvergenzen zwischen den Gesprächspartnern wurden durch ein gemeinsames Abrücken von den Lehrentscheidungen des i6. Jahrhunderts erreicht.
gungslehre als seiner Explikation vollends klar« sei (Meyer, Rechtfertigung S. 32), läßt sich angesicht der relativ isolierten Stellung der §§ 26—29 Schlußbericht und der ausdrücklichen Relativierung der Rechtfertigungslehre als einer Explikation der »Mitte des Evangeliums« schwerlich behaupten. So Birmelé, Salut S. i i i ; vgl. Meyer in HaslerlMeyer, Evangelium ¡ S. 478f.; Schürmann, Arbeit S. 5 3 1 f. Ein Ansatzpunkt hierfür könnte lediglich die Qualifizierung der Rechtfertigungsbotschaft als »gewichtige Explikation der Mitte des Evangeliums« (MB § 2 7 , S. 255, Hervorhebung G . M . ) sein, doch kann man unmöglich von einer »Gleichsetzung Evangeliumsverkündigung = Rechtfertigungsbotschaft« (Strecker, Schritt S. 644) im MB sprechen. MB § 27 (S. 255; Hervorhebung G . M . ) . Vgl. Beck, Doctrines. 147. зов MB §27 (S. 255). Darauf, daß dem Duktus des MB zufolge zwischen der Frage nach dem Stellenwert und der nach den Konsequenzen der Rechtfertigungslehre unterschieden werden muß, weist Meyer, Rechtfertigung S. 61 —63 mit Recht hin. Bezeichnenderweise stammen die Aussagen zur Rechtfertigung in der Studienkommission, die denen der lutherischen Bekenntnisse am nächsten kommen, abgesehen von den Hinweisen Conzelmanns vor allem von römisch-katholischen Theologen, nämlich von Heinz Schürmann und zum Teil auch von Joseph Pitzmyer.
206
3.1.5· 3.1.5.1.
Konsequenzen
aus der » Rechtfertigungslehre «
Rechtfertigung als Begründung christlicher Freiheit
Bereits in der Darlegung des Bezugs der Rechtfertigungslehre zur Mitte des Evangeliums wurde deutlich, daß der »Freiheit« dabei im »MaltaBericht« eine beinahe »kriteriologische« Funktion zugesprochen wurde:^^^ Weil die Rechtfertigungsbotschaft Freiheit ermöglicht, ist sie theologisch von Bedeutung. Der Begriff der »Freiheit« wird sowohl im Abschnitt über die Rechtfertigung als auch sonst im »Malta-Bericht« aufgenommen; er wurde im Unterschied zur Rechtfertigung auch ausführlich in Referaten behandelt.^^^ Dabei läßt sich jedoch ein verschiedenes Verständnis und ein unterschiedlicher Gebrauch dieses Ausdrucks beobachten: Ein unmittelbarer Bezug von Rechtfertigung und Freiheit wurde vor allem von Heinz Schürmann in seinem Referat^^" sehr deutlich herausgestellt: Er legte dar, wie für Paulus Freiheit die Befreiung von Tod, Sünde und Gesetz^^® und damit von der Verurteilung im Endgericht^^® bedeutet; damit wies er auf, daß die Rechtfertigungsverkündigung des Paulus in der Tat als Botschaft von der Freiheit des Christen beschrieben und als solche auch als »Mitte des Evangeliums« bezeichnet werden kann.^^'' Schürmanns Ausführungen wurden, wenn auch mit bezeichnenden Akzentuierungen, im »Malta-Bericht« aufgenommen: Dort wird fest gestellt, »daß das Evangelium die christliche Freiheit begründet. Diese Freiheit wird im Neuen Testament beschrieben als Freiheit von der Sünde, als Freiheit von der Macht des Gesetzes, als Freiheit vom Tode und als Freiheit zum Dienst gegenüber Gott und dem Nächsten, «^i® Diese Aussagen stehen im Schlußbericht jedoch ziemlich isoliert da; kennzeichnend für diesen ist vielmehr die ekklesiologische Anwendung des Freiheitsbegriffs: Anstelle der Freiheit vom Gesetz wird im »Malta-Bericht« vor allem das Verhältnis von Freiheit und Ordnung thematisiert. Dies geschah besonders auf der vierten Sitzung in Cartigny;^^" neben den Ausführungen Schürmanns waren dort diejenigen Wenzel Lohffs von besonderer Bedeutung: MB § 2 8 ( 8 . 2 5 5 ) . Vgl. Peters in PeschlPeters S. 338. 313 Ygi Schürmann, Freiheit; Lohff, Freiheit. Vgl. Schürmann, Freiheit. 315 Vgl. ebd. S. 323fF. Vgl. ebd. S. 324; ProtokollCartigny S. 50. Vgl. Schürmann, Freiheit S. 330; ausgefiihrt im Protokoll Cartigny S. 50. 318 MB § 30 (S. 256); bezeichnenderweise ist von einer Freiheit von der Macht des Gesetzes und von der Sünde statt von einer Freiheit vom Gesetz und von der Macht der Sünde (so z. B. Strecker, BefreiungS. 496, 505fF.) die Rede! Vgl. MB §§ 3 2 - 3 4 (S.256f.). 320 Vgl. Hasler in Hasler!Meyer, Evangelium 11S. 225.
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Dieser stellte in seinem Referat noch einmal die Begründung der christlichen Freiheit im Rechtfertigungsgeschehen heraus,^^^ setzte diese aber zugleich zur menschlichen Freiheit überhaupt, verstanden als »Freiheit im Dasein«,^^^ in Beziehung: » w e n n . . . die christliche Verkündigung den universalen Anspruch erhebt, den Menschen seiner heilsamen Bestimmung zuzuführen, dann geht es in der Freiheit des Christen zugleich um den rechten Gebrauch menschlicher Freiheit ü b e r h a u p t . I n diesem Zusammenhang behandelte er sodann auch das Verhältnis von Freiheit und Ordnung: Freiheit sei gleichermaßen gefährdet durch Autorität und S u b j e k t i v i t ä t . D a b e i nahm Lohff auch Bezug auf Überlegungen von Johann Baptist Metz,^^® der bereits in der zweiten Sitzung Kirche als »Institution gesellschaftskritischer Freiheit«^^^ beschrieben hatte. Metz verstand jedoch die Freiheit nicht vom Rechtfertigungsgeschehen her,^^^ sondern beschrieb sie als eschatologische Verheißung, als umfassenden Heilsbegriff, der von der Kirche in der Form von Gesellschaftskritik für die Verkündigung fruchtbar zu machen sei:^^® Indem in der Kirche als Institution selbst Freiheit praktiziert wird und indem die Kirche für gesellschaftliche Freiheit eintritt, wird sie ihrem Auftrag gerecht. ^^^ Der Gedanke der Kirche als »Institution der Freiheit« erscheint auch im Schlußbericht;^^" er wird dort vor allem auf die kirchlichen Strukturen angewendet: Diese sollen Freiheit schützen und fordern,^^^ entsprechend soll auch das Kirchenrecht »der freien Entfaltung des religiösen Lebens der Gläubigen«^^^ dienen; die Freiheit in der Kirche wird dabei wesentlich auch als Meinungsfreiheit verstanden. ^^^ Die im Abschnitt über die Rechtfertigung postulierte Rückbindung der Freiheit an die Verkündigung der Rechtfertigungsbotschaft ist in diesen Ausführungen oft nur noch schwer erkennbar; statt dessen wird die Freiheit verstanden als Erfüllung - gewiß berechtigter - menschlicher Erwartungen und Wünsche, die im Kontext des »Malta-Berichts« religiös überhöht wer-
Vgl. Lohff, Freiheit S. s S g f . Ebd. S. 388. Ebd. S. 3 8 1 ; dies wurde in der folgenden Diskussion wiederholt kritisiert, vgl. Protokoll Cartigny S. 64f. 324 Vgl. Lohff Freiheit?,. 393. Vgl. ebd. S. 394. 326 M.etz, Konsequenzen?!. 191. Kritisch bemerkte dies Strecker nach dem Referat, vgl. Protokoll BastadS. 74. Vgl. Metz, Konsequenzen S. 1 9 1 ; erläutert im Protokoll Bastad S. 7 5 f. 32' Vgl. Metz, Konsequenzen S. 194 —197; gegen diese Ausführungen wandte sich í^^j/ierund betonte, es »bestehe die Gefahr, dass. .. damit auch das spezifisch Christliche im Auftrag der Kirche verloren gehe« {Protokoll Bastad S. 74). 330 Vgl. MB § 30 (S. 256). 331 Vgl. MB § 34 (S. 257); § 45 (S. 260). 332 M B § 32 (S. 256); vgl. dazu die Kritik von Lortz, Ökumenismus S. 242. 333 Vgl. MB § 46 (S. 260); § 56 (S. 263).
208
den. Die »Freiheit« wird dabei zur beziehungslosen ChifFre;^^" ihre Entnahme aus dem Horizont von Gesetz und Evangelium läßt sie wesentlich als durch kirchliches Handeln zu verwirklichende Aufgabe^^® statt als von Gott eröffneten »Spielraum«^^® erscheinen. Eine umfassende Bedeutung des Rechtfertigungsgeschehens wird durch dieses Verständnis von Freiheit nicht belegt.
3.1.^.2.
Rechtfertigung als ekklesiologisches Kriterium
Daß die Rechtfertigung mehr ist als eine isolierte Sonderlehre, wurde in den Gesprächen der Studienkommission als besonderes lutherisches Anliegen immer wieder einmal erkennbar, wenn es um ekklesiologische Themen ging: Die kriteriologische Bedeutung der Rechtfertigung wurde dort wiederholt hervorgehoben. Deutlich wird dies im »Malta-Bericht« vor allem an zwei Punkten: Zum einen werden im Schlußbericht die Konsequenzen der Rechtfertigungslehre für das Amtsverständnis herausgestellt:^^'' Die Unmittelbarkeit des Gegenübers von Gott und Mensch im Rechtfertigungsgeschehen verbietet die Einführung einer Zwischeninstanz, die die Unmittelbarkeit dieses Gegenübers aufheben könnte. Dies gilt sowohl für den einzelnen Amtsträgej339 j I j für die Kirche in ihrer Gesamtheit. In diesen Ausführungen läßt sich zumindest indirekt der Charakter der Rechtfertigung als Grundgeschehen erkennen; jedoch wird der Ort der Rechtfertigung im gottesdienstlichen Geschehen nicht benannt, so daß der Gedanke der Unmittelbarkeit fast als eine Art von »Prinzip« eingebracht wird. Zum anderen ergab sich in den Gesprächen die Frage nach dem Verhältnis von Rechtfertigung und kirchlichen Ordnungen. Hierzu wird im »MaltaBericht« bereits im Abschnitt über die Rechtfertigung gesagt, daß die kirchlichen Ordnungen der Verkündigung zu dienen haben und keine Heilsbedingung sein oder als solche erscheinen dürfen.^^^ Über das Kriterium der Bedingungslosigkeit des Heilsempfangs hinaus wird die kriteriologische Bedeutung der Rechtfertigung jedoch nicht entfaltet; statt dessen ist von der Vgl. die kritische Darstellung von Peters, Rechtfertigung S. 225 f. 335 p i g j kritisiert auch Conzelmann, Notizen ( = Stellungnahme Malta) S. 3. Fetscher, Freiheit Sp. 1108; vgl. Schürmann, Freiheit S. 3 1 9 . Vgl. MB § 47 (S. 260); Lindheck, Standards S. 265 f. Auf diesen Abschnitt des Schlußberichts weist Meyer, Rechtfertigung^. 64, 77 mit Nachdruck hin, ist er doch der einzige Beleg für eine »kriteriologisch-applikative Erörterung der Rechtfertigung« (ebd. S. 72) im Bericht. Klausnitzer, Papstamt S. 447 f. spricht in diesem Zusammenhang von einem »Grundmißtrauen des lutherischen Ansatzes gegenüber jeder Instanz, die sich zwischen den Menschen und Gott schiebt«. Vgl. MB § 50 (S. 261); ProtokollNemi S. 56. Vgl. MB §48(8. 261). 3·" Vgl. MB § 29 (S. 255); als reformatorisches Anliegen referiert bei Lohff, Freiheit S. 3 8 4 f
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Zuordnung von Evangelium und kirchlichen Ordnungen die Rede. Was das »Evangelium« jedoch bedeutet^"^ und inwiefern es kirchlichen Ordnungen überhaupt in einer anderen Weise als nach dem Schema von Idee und geschichtlicher Verwirklichung gegenübergestellt werden kann, wird in den Ausführungen der Kommission in den entsprechenden Passagen^'·'* ebensowenig wie in den oben dargestellten Ausführungen zum Thema »Evangelium« klar. Ein Gegenüber von Christus und Kirche, wie es in der Amtsfrage behauptet wird, wurde in der Frage der kirchlichen Ordnungen jedenfalls bestritten, wenn die Unterscheidung zwischen ius divinum und ius humanum überhaupt als »fragwürdig«^'*^ bezeichnet wurde. Insgesamt spielt das Rechtfertigungsgeschehen in den ekklesiologischen Partien des »Malta-Berichts« trotz gegenteiliger Beteuerungen^"*^ sachlich nur eine ganz untergeordnete Rolle; zudem wurde es in seiner kritischen Funktion weitgehend auf einige Grundprinzipien beschränkt. Von ekklesiologischen Konsequenzen des Rechtfertigungsgeschehens läßt sich also vom Schlußbericht her nur sehr eingeschränkt sprechen.^'*® Dennoch wird auch so im »Malta-Bericht« deutlich, daß die Frage nach der theologischen Bedeutung kirchlicher Ordnungen im Grunde ungelöst blieb; manches wurde hier wohl auch ganz bewußt offengehalten.
3.1.5.3.
Der Weltdienst der Kirche
Die Darlegungen des »Malta-Berichts« wären nur unzureichend erfaßt, würde lediglich das Verhältnis von Evangelium und Kirche besprochen; auch kann man in bezug auf dieses Dokument nicht von einer Einengung »auf anthropologische Strukturen«^^^ bei der Behandlung der Rechtfertigung spreV g l . M B § 3 3 (S. 256); auf das grundsätzliche Problem einer solchen Zuordnung, das mit der Frage nach Christus als legislator zusammenhängt, weist immerhin Dantine, Evangelium S. 3 6 0 hin. V g l . das oben in Abschnitt 3 , 1 , 3 . 2 . zur »Mitte des Evangeliums« Gesagte, V g l . z . B . M B § 33 (S. 256); Cartigny-Berichtl, II (Hasler! Meyer. Evangelium II S. 222). Strecker, Evangelium^. 2 3 , V g l . M B § 3 1 (S. 256); dabei schien sich in der Diskussion »ein Konsens herauszubilden, dass es ein ius divinum gibt« (Protokoll Cartigny S. 59), doch spielte das Gegenüber von Christus und Kirche zu dessen Bestimmung keine Rolle, ja wurde sogar ausdrücklich abgelehnt (ebd. S. 60), V g l . Meyer, Rechtfertigung S. 2 3 . V g l . Lell, Schrift S. 7 1 : »In der Erklärung (Nr, 29) kann man die Worte >aufgrund des Bekenntnisses der Rechtfertigung< ersatzlos streichen, ohne den Inhalt des Satzes anzutasten.« Besondere Hoffnungen wurden zur Zeit der Arbeit der Studienkommission auf die Revision des Codex Iuris Canonici gesetzt; vgl. M B § 34 (S. 257); Cartigny-Bericht III (Hasler! Meyer, Evangelium II S. 223); dazu Kuttner, Gospel S. 3 7 6 f , »Der diese Erwartungen enttäuschende vierte Entwurf aber erschien erst nach der Endredaktion des Malta-Berichts.« (Grote,
Rechts. 75). 350 Piters, Rechtfertigung S. 2 3 3 ; treffender dagegen die Erläuterungen ebd. S. 2 3 4 f .
210
chen, da eine solche inhaltliche Spezifizierung des Rechtfertigungsgeschehens überhaupt nicht vorgenommen wurde. Vielmehr ist gerade der Weltbezug, die Ausweitung des Gedankengangs auf das Gegenüber von Evangelium und Welt, für den Schlußbericht von größter Bedeutung. Grundlage hierfür ist die Erfassung des Heilsgeschehens als Weltgtschewobei die Spannung zwischen Erwerb und Austeilung des Heils christologisch und eschatologisch entschärft wird: Gottes eschatologische Heilstat in Christus umfaßt die gesamte Menschheit,^^^ bedeutet die Erlösung^®^ und Annahme der Welt;^®'* der »eschatologische Vorbehalt«^®® wird dabei nicht so verstanden, daß die Welt dem Gericht entgegengeht, sondern daß die letztgültige Erfüllung der eschatologischen Verheißungen noch aussteht, з®® Mit der Herausnahme der Welt aus dem Gerichtshorizont wurde in den Gesprächen der Studienkommission eine Kritik an »dualistischen«^®·' Konzeptionen verbunden;^®® diese wurde vor allem angewandt auf die »Zwei-Reiche-Lehre« und auf die Differenzierung zwischen Individual- und politischer Ethik. ^^^ Von daher wurde nun die Kirche nicht mehr wesentlich als Adressat der Evangeliumsverkündigung,^®" sondern als deren Subjekt verstanden; ihre Aufgabe hatte von daher vor allem der »Weltdienst«^®' zu sein. Dieser Weitdienst besteht zunächst einmal in der Vermittlung des Evangeliums an die Welt,^®^ wie sie bereits oben in diesem Kapitel beschrieben wurde; darin wird im »Malta-Bericht« eine wichtige Funktion des Amtes wie auch ein bedeutender priesterlicher Dienst aller Gläubigen^^^ gesehen. Es war oben auch schon deutlich geworden, daß diese Vermittlung sich entscheidend auch durch das Handeln der Christen vollzieht, da dies für die Welt verständlicher sei. Gesellschafts- und Ideologiekritik sowie positives Engagement in der und für die Welt und Gesellschaft^^'* sind dabei zugleich Konsequenzen aus dem
Vgl. MB § 35 (S. 257), Vgl. MB § 3 9 ( 8 . 2 5 8 ) , Vgl. MB § 3 7 ( 5 . 2 5 7 ) , Vgl, Vajta, Annahme S, 4 1 8 ; Protokoll Bastad S. 77: »In Christus ist die Welt endgültig angenommen, « 355 ¡\/letz, Konsequenzen S. 1 9 1 , ^^^ Vgl. Bastad-Bericht § 7: »Das Ziel des Evangeliums ist eine eschatologisch erneuerte und geheilte Welt« {HaslerlMeyer, Evangelium I S. 470); Persson, Welt S. 1 5 3 , 1 5 8 f . ; Metz, Konsequenzen S, 191. MB § 4 1 (S, 258), 358 Vgl, Persson, Ш / S , I57f, Vgl, MB § 41 (S, 258); Metz, Konsequenzen S. 186. »nicht die Kirche ist Ziel des Evangeliums« (Protokoll Bastad S. 70). Metz, Konsequenzen S. 193; aufgenommen in den Sprachgebrauch der Kommission im Protokoll Bastada. 83. 362 vgl. POTJO», WeltS. 1 5 i f f . Vgl. MB §46 (S. 260). Vgl. MB § 4 5 (S. 260)·, Hefner, Communicating^. 176.
211
den Menschen in seiner Ganzheit betreffenden Versöhnungswerk Christi^^® und aus den eschatologischen Verheißungen^®^ wie auch Zeugnisse fiir diese Wirklichkeiten; die Kirchen erfüllen gerade auch durch diesen Dienst an der Welt ihren Auftrag^®'' und kommen sich darin zugleich immer näher. Konkret wird das positive Engagement im Schlußbericht neben einem Hinweis auf das Leiden^®' vor allem auch als Kampf gegen die Sünde^''^ und die Kräfte des Bösen^'^i gekennzeichnet. Wo der Weltdienst der Kirche als Kampf gegen die Sünde aufgefaßt wird, ist jedoch eine Loslösung der Beschreibung vom Rechtfertigungsgeschehen o f f e n s i c h t l i c h . D e n n wenn das Verhältnis von Evangelium, Welt und Kirche nicht unter dem Vorzeichen des kommenden Gerichts betrachtet wird, erfolgt nachgerade zwangsläufig eine Verselbständigung der Aufgabenbestimmung der K i r c h e , b e i der das Heilsgeschehen nur noch die Funktion der Motivation hat.
3.1.6.
Zusammenfassung
Am »Malta-Bericht« werden gleichermaßen die positiven Aussichten und die Probleme des ökumenischen Dialogs über das Thema >Rechtfertigung< erkennbar: Der »Malta-Bericht« ist zunächst einmal Dokument eines neuen ökumenischen Klimas, einer neuen Art der Kirchen, miteinander umzugehen. Weiter ist er auch ein Dokument erheblicher theologischer Verständigung: Die gemeinsame Beschäftigung mit der heiligen Schrift führte gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten zuvor zu weitgehenden Ubereinstimmungen, und die kirchenhistorische Aufarbeitung der Konflikte des 16. Jahrhunderts trug zum gegenseitigen Verstehen, zur Beseitigung von gegenseitigen Zerrbildern, ja zur Neuentdeckung gemeinsamer Grundlagen bei. Schließlich stellte auch das Bewußtsein gemeinsamer Verantwortung für die VerkündiVgl. MB § 4 5 (5.259). 366 Ygj J^ftx^ Konsequenzen S>. 1 9 1 . In Bastad betonte man, dieser Weltdienst sei nicht nur »Nebenprodukt« der Verkündigung (Protokoll Bastad S. 84); vgl, Bâstad-Berkht § 8 {Hasler!Meyer, Evangelium Í S. 470). 368 Vgl. MB § 4 (S. 250); zu beachten ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die Konzeption des »Säkular-Ökumenismus«, die im Bereich des L W B vor und auf der 5. Vollversammlung 1970, also in der Zeit der Kommissionsarbeit, diskutiert wurde, vgl. dazu die »Problemskizze« des Straßburger Instituts für Ökumenische Forschung (LAI, Welche Einheit S. 185 ff.) sowie Vajta, Verheißung S. з66£. Vgl. MB § 4 0 ( 8 . 2 5 8 ) . Vgl. MB § 2 3 ( 8 . 254). Vgl. MB § 4 0 ( 8 . 258). Vgl. àazM slenczka, Gerechtigkeit S. 105 — 107. Daß die Frage nach der »Weltverantwortung« eine von außen an die Kirche herangetragene Aufgabe sei, die man so nicht aus der Bibel ableiten könne, sondern die »erst heute durch ein neues Bewusstsein. . . aufgekommen« sei, wurde in Cartigny in aller Deutlichkeit geäußert (vgl. Protokoll Cartigny 8. 51).
212
gung des Evangeliums gegenüber der Welt einen wichtigen Verständigungsfaktor dar. Dies und der Rückbezug auf die gemeinsamen Grundlagen deuten sogar die Möglichkeit eines gemeinsamen Bekenntnisses der Rechtfertigung an, das im »Malta-Bericht« in dieser Form noch nicht, später jedoch auch in einem Dokument dieser Studienkommission vollzogen wurde. Hier eröffnen sich Perspektiven, die jahrhundertelang weithin fast undenkbar erschienen. Deutlich werden im Schlußbericht jedoch auch grundlegende Probleme: Dazu zählt zunächst einmal der Ersatz eines Konsenses, der auf dem gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes der heiligen Schrift beruht und sich im gottesdienstlichen Bekenntnis vollzieht, durch die Suche nach einer Ubereinkunft auf ganz anderen Grundlagen: Ubereinstimmung wird gesucht und gefunden in der gemeinsamen Erkenntnis der geschichtlichen Relativität theologischer und dogmatischer Aussagen, in der gemeinsamen Anerkennung und dem gemeinsamen Gebrauch gewisser Methoden und in gemeinsamen Vermittlungsbemühungen gegenüber der Welt. Problematisch ist dabei nicht die historische Untersuchung theologischer Aussagen an sich — im Gegenteil; problematisch ist nicht der Gebrauch bestimmter exegetischer Methoden^''® - im Gegenteil; problematisch ist auch nicht die Hinwendung der Kirche zur Welt - im Gegenteil. Problematisch ist vielmehr, daß all dies die Basis für eine Ubereinkunft abgeben soll, daß das Wort Gottes der heiligen Schrift entsprechend nicht mehr der entscheidende Bezugspunkt ist und daß die pneumatische Grundlage des consensus durch eine derartige Formulierung der Basis systematisch ausgeblendet, ja überflüssig gemacht wird: Der geistesgeschichtliche Prozeß und das Handeln der Kirche geben dann gemeinsam ein neues Fundament der Einheit ab. Nicht weniger problematisch ist die theologische Verhältnisbestimmung von Evangelium und Geschichte im »Malta-Bericht«: Dort scheint nur die Alternative zu bestehen, das Evangelium entweder als pneumatisch qualifiziertes, aber inhaltlich nicht aussagbares Ereignis oder aber lediglich in seiner geschichtsbedingten und damit relativen Gestalt zu betrachten: Geist und Wort treten dabei deutlich auseinander. Nicht gesehen wird dabei, daß das Evangelium als Botschaft, die Glauben wirkt, in seiner geschichtlichen Gestalt faßbar, ja mit dieser identisch ist. Das Eingehen des Evangeliums in die Geschichte bedeutet gerade nicht seine R e l a t i v i e r u n g v i e l m e h r macht die Bindung des Geistes an das geschichtli" " Vgl. »Alle unter einem Christus« § 14 (Meyer, DWÜ S. 326): »Allein aus Gnade und im Glauben an die Heilstat Christi, nicht aufgrund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken. « (dazu Meyer, Rechtfertigung S. 37). Vgl. Slenczka, Was heißt S,. 307 f. Vgl. hierzu die wichtigen Ausführungen von Günther, Einheit 8 . 2 9 — 3 1 : »Daß er es.. . mit dem Evangelium zu tun hat, liegt daran, daß das Evangelium in die Geschichte eingegangen ist. Das ankündigende und die Erfüllung ausrufende Wort ist
213
che Wort die Problematisierung dieses Wortes gerade unmöglich. Z u hinterfragen ist von daher auch die Art der Problematisierung der Vielfalt neutestamentlicher Verkündigung, wie sie in der Studienkommission üblich war: Die Faßbarkeit des Evangeliums im geschichtlichen Wort impliziert auch seine Aussagbarkeit; dies läßt sich im Aufweis der äußeren Klarheit der Christusverkündigung des Neuen Testaments auch exegetisch verifizieren. Daß im übrigen mit der Verhältnisbestimmung von Evangelium und Geschichte auch die Korrelation von verbum externum und fides auf dem Spiel steht und diese Verhältnisbestimmung von daher für das Rechtfertigungsgeschehen unmittelbare Relevanz hat, soll hier zur Verdeutlichung wenigstens noch einmal erwähnt werden. Problematisch ist im »Malta-Bericht« weiterhin die inhaltliche Bestimmung des Evangeliums: Der Schlußbericht führt nicht zur Klärung, inwiefern das Evangelium, sofern es in der Gestalt des geschichtlichen Wortes begegnet, überhaupt durchgehend als eine von dem Gesamt der neutestamentlichen Schriften unterscheidbare Größe begriffen werden kann. Wenn das Evangelium im »Malta-Bericht« als Richtpunkt genommen wird, an dem einst die Einheit der Kirche z e r b r a c h , s o hätte dabei zugleich bedacht werden müssen, daß dieser Bruch nicht deswegen geschah, weil man sich über das Verständnis des Neuen Testaments nicht einig war oder wurde, sondern daß dieser Bruch angesichts der Frage nach dem Zuspruch des Evangeliums als Botschaft von der remissio peccatorum im Beichtsakrament erfolgte. Daß es im Ringen um das Evangelium um die Zusageform der eschatologischen Heilstat in Christus geht, kommt im »Malta-Bericht« überhaupt nicht in den Blick. Von daher ist schließlich auch die Behandlung des »Problems der Rechtfertigungslehre« im Schlußbericht selbst problematisch: Erneut ist hier kritisch zu bemerken, daß der Konsens auf der Ausblendung der Frage nach der Rettung aus dem Gericht beruht. Damit sind natürlich sämtliche Kontroversfragen der Reformationszeit entschärft; das »Problem« erscheint gelöst, wo gleichermaßen das »sola gratia« und die Koexistenz von Glauben und Werken behauptet wird. Deutlich wird im »Malta-Bericht« aber ebenso, daß mit der Aufgabe der Frage nach der Rettung aus dem Gericht auch die Zentralstellung des Rechtfertigungsartikels kaum noch einsichtig zu machen ist:^^® Seine Bedeutung wird nur noch geschichtliches Wort. Und so ist es Werkzeug des Geistes Gottes und bringt darum >die letzten DingeRechtfertigung< implizieren, noch bevor das Thema selbst angesprochen wird, und daß sie zugleich eine mögliche Übereinkunft in der Sache eher verdecken, ja verhindern, statt ihr zu dienen. Das Problem des »Malta-Berichts« besteht nicht darin, daß er konfessionalistische Enge aufbricht,^®" sondern vielmehr, daß er in der Gefahr steht, sich mit seinen Grundentscheidungen extra ecclesiam catholicam zu stellen. Diese Möglichkeit sollte bei der Bewertung des Schlußberichts zumindest mitbedacht werden.
3.2.
Die
»Leuenberger
Konkor die« ^
Die »Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa« (»Leuenberger Konkordie«) hat für das ökumenische Gespräch der lutherischen Kirche mit den unierten und reformierten Kirchen eine ähnlich grundlegende Bedeutung wie der »Malta-Bericht« für das Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche, ja sie geht in ihrem Ergebnis noch über jenen Bericht hinaus, indem sie mit der Erklärung der »Kirchengemeinschaft« zwischen den am Gespräch beteiligten Kirchen^ diesen Dialog gleich zu einem gewissen Abschluß geführt zu haben beansprucht.^ Auch zeitlich liegen die Arbeit der römisch-katholisch/ evangelisch-lutherischen Studienkommission und die Gespräche der Vertre-
Zentralstellung zugebilligt worden sei, mühten sich anschließend einige lutherische Kommissionsmitglieder, vgl. z. B . Strecker, Schritt S. 644; Meyer, Rechtfertigung S. 6 0 f f . 380 V g l . Fahlhusch, Geschichte S. 67; darauf, daß »eine sachgemäße Prüfung des Dokumentes« nicht »von den gewohnten konfessionalistischen Antworten sich bestimmen lassen« darf, legt Strecker, Malta S. 1 5 großen Wert. > Im folgenden abgekürzt L K ; die Seitenangaben beziehen sich auf die Wiedergabe des Textes bei Birmelé, Konkordie und Ökumene S. 1 6 1 — 1 7 0 . ^ V g l . L K § 34 (S. 168). ^ Die L K versteht sich allerdings selbst nicht nur als Abschluß, sondern vor allem auch als Beginn eines weitergehenden Prozesses, vgl. Lohff, Konkordie S. 6. Wichtige Bestandteile dieses Prozesses sind die regelmäßigen Vollversammlungen der Unterzeichnerkirchen; die erste fand 1 9 7 6 in Sigtuna (vgl. den Berichtsband: Lienhard, Zeugnis), die zweite 1 9 8 1 in Driebergen (vgl. den Berichtsband: Birmelé, Konkordie und Kirchengemeinschaft) und die dritte 1987 in Straßburg (vgl. den Berichtsband: Birmelé, Konkordie undÖkumene) statt; vgl. dazu auch die Ubersicht bei Birmelé, Réalisation S. i94fF.
215
ter der »reformatorischen« Kirchen Europas parallel:"· A u f eine Reihe von Lehrgesprächen in Bad Schauenburg in den Jahren 1964—1967^ folgten in den Jahren 1969/1970 Gespräche über das Thema »Kirchengemeinschaft«.® Daran schlossen sich Verhandlungen über die Erstellung einer Konkordie an, die von den Gesprächen zwischen der lutherischen und der reformierten Kirche innerhalb der E K D entscheidende Impulse erhielten'' und im Jahre 1971 zu einem Konkordienentwurf führten,® der aufgrund zahlreicher Stellungnahmen aus den Kirchen noch einmal überarbeitet^ und am 16. März 1973 von einer Delegiertenversammlung in Leuenberg verabschiedet^" und den europäischen Kirchen zur Unterschrift vorgelegt wurde. ^^ A u f die damit verbundenen kirchenpolitischen Manöver^^ kann hier ebensowenig eingegangen werden wie auf die Ausführungen der Konkordie zur Abendmahlslehre^^ und die weitreichenden ekklesiologischen Implikationen dieser Übereinkunft. Für unsere Untersuchung von Bedeutung ist dagegen die Behandlung, die der Rechtfertigungslehre in der Konkordie zuteil wird. Diese soll nun im folgenden zusammenfassend dargestellt werden: '· Z u r Entstehung der L K v g l . die gründliche U n t e r s u c h u n g von Schieffer, Von Schauenburg, die nicht zuletzt auf umfassenden Informationen aus d e m Leuenberger A r c h i v beruht (vgl. dazu Blei, Bericht S. l o i ) ; einen kurzen Ü b e r b l i c k bieten Lessing, Konsensus S. 3 9 f ; Lohff, Konkordie S. 4 f . und В irmele, Salut S. 4 0 1 — 4 0 4 . ' V g l . den Gesprächsbericht in Auf dem Weg / S. 7 — 3 0 sowie die Darstellung von Damine, Ertrag. ' V g l . den Gesprächsbericht in Auf dm Weg Я S. 8 — 2 1 . ' H i e r ist vor allem a u f d i e »Thesen zur Kirchengemeinschaft« v o m 4. 5. 1 9 7 0 zu verweisen (Text: L M , Thesen), die »ein Schlüssel für das Verständnis der K o n k o r d i e « sind {Schnell, Weite S. 1 7 1 ) ; zu deren Analyse v g l . Mannermaa, Von Preußen S. 8 2 — 8 8 . ® D e r E n t w u r f (im folgenden abgekürzt L K E ) ist abgedruckt bei Mannermaa, Von Preußen S. 1 9 1 — 1 9 5 ; dazu synoptisch m i t d e m - allerdings fehlerhaft wiedergegebenen - e n d g ü l t i g e n Text bei Schieffer, Von Schauenburg S. A 1 3 2 — A 1 5 7 . Es ist zu beachten, daß sich die Mehrzahl der Stellungnahmen zur L K auf diesen E n t w u r f und nicht auf den e n d g ü l t i g e n Text bezieht. ' D i e Stellungnahmen wiesen auf z u m Teil recht gravierende M ä n g e l des L K E h i n ; dies ist auch kein W u n d e r , w e n n man bedenkt, daß es sich bei d e m L K E u m eine von 4 4 Delegierten »in viereinhalb Tagen in anstrengenden Tag- und N a c h t s i t z u n g e n erarbeitete« Erklärung handelt {Lohff, Schritt S. 710). Das Problem der »Konferenztheologie« betrifft also auch, trotz der in den Jahren zuvor geleisteten Vorarbeiten, den L K E und in begrenztem Maße auch die LK. D i e Z u s t i m m u n g der Delegierten erfolgte allerdings nicht e i n m ü t i g , v g l . die Darstell u n g der Fakten bei Junghans, Übereinstimmungen S. 138 und S. 147 A n m . 4 3 . " V g l . Greifenstein, Leuenberg-Zwischenbilanz S. 21 ; die K o n k o r d i e wurde bisher von 7 7 europäischen und drei südamerikanischen K i r c h e n unterzeichnet, v g l . die Übersicht bei В irmele, Konkordie und Ökumene Ъ. 1 7 1 — 1 7 3 . " Z u m Rezeptionsverfahren v g l . die Studie von H. Brandt, Lehren S. 2 1 — 3 0 ; v g l . jedoch auch Schlichting, Leuenberg S. 3 0 0 — 3 0 2 , dessen kritische B e m e r k u n g e n über die »drei Mauern der Leuenberger« (ebd. S. 300) auf g e w i c h t i g e M ä n g e l bei der D u r c h f ü h r u n g dieses Verfahrens aufmerksam machen, sowie Houtepen, Konkordie S. 80: » D i e A k k l a m a t i o n des Volkes wurde durch die Administration der Behörden ersetzt.« " V g l . L K § § 15 f Leuenberg IL "
216
V g l . hktzu
(S. i 6 4 f . ) ; § § 1 8 - 2 0 (S. 165); dazu die U n t e r s u c h u n g von Kandier,
Hoffmann, ZurLKU,
v . a . S. 2 7 f f
3.2.1.
Das gmeinsame Rechtfertigungshekenntnis als Grundlage des Konsenses
Vergleicht man die »Leuenberger Konkordie« mit den Dokumenten von Helsinki und Malta, so fállt bei ihr zunächst einmal eine erheblich größere Nähe zu den Grundentscheidungen der lutherischen Bekenntnisse auf: Die Rechtfertigung des Sünders vor Gott wird als Explikation des Evangeliums anscheinend pointiert in die Mitte der Konkordie gestellt. Dabei wird ihr Bezug zum Christusgeschehen aufgezeigt^® und damit die Rechtfertigungsbotschaft deutlich von einer »Allerweltsrede von der Gnade« unterschieden. Die christologische Entfaltung soll die Zentralstellung des Rechtfertigungsartikels in der Konkordie sachlich begründen; ihre Verfasser konnten von daher auf die sonst übliche quantifizierende Einschränkung dieses Artikels verzichten. Das Gewicht der Entscheidung der Verfasser, den Rechtfertigungsartikel so herauszustellen, wird noch deutlicher erkennbar, wenn man bedenkt, daß der kirchliche und theologische Kontext dieser »Konkordie in dürftiger Zeit«^^ durchaus die Konzentration auf ganz andere Themen nahelegte;^® so mußte die Konkordie für manch einen gewiß als »eine interkonfessionelle Verschwörung gegen den Fortschritt«^^ erscheinen, wie Martin Werner herausstellt. Statt dessen läßt sich jedoch im Verlauf der Arbeit an den Konkordienentwürfen gerade umgekehrt mit Albrecht Peters ein »Durchbruch vom Neuprotestantismus zur Reformation«^^ deutlich beobachten. Weiterhin gibt die »Leuenberger Konkordie« in ihrer offiziellen Endfassung klar zu erkennen, daß der Rechtfertigungsartikel für sie inhaltlich aussagbar ist.^^ Entsprechend wird er in der Konkordie auch als doctrina beschrieben,^'· ja die Ausführung seines Inhalts wird für die in der Konkordie behauptete »Ubereinstimmung über die Wahrheit des Evangeliums«^® nachgerade als konstitutiv angesehen.^®
V g l . L K § § 6 - 8 ( S . 163). V g l . L K § § 7 , 9 ( S . 163). Baur, LeuenhergS. 58. Vgl. auch den Hinweis auf die Rechtfertigungsbotschaft als »Maßstab aller Verkündigung der Kirche« (LK § 12, S. 164). " Brunner, Konkordie S. 142. V g l . Schlink, Was heißt S. 182 f. M. Werner, Stellungnahme 149. ^^ Peters in Pesch!Peters S. 3 3 5 . " Vgl. Andersen, WasmußS. 65; Brunner, Konkordie Si. 1 2 2 f. " Vgl. L K §§ I f. (S. 161); § 8 (S. 163); dazu Gaßmann, Hut S. 342. " Baur, Bekenntnis S. 39; vgl. L K § i (S. 161); § 29 (S. 167). »das gemeinsame Verständnis des Evangeliums, wie es nachstehend ausgeführt wird < , > . . . ermöglicht ihnen, Kirchengemeinschaft zu erklären« (LK § i, S. 1 6 1 ; Hervorhebung G . M. ; vgl. dazu Kretschmar, Bedeutung S. 56); daß sich hier in Leuenberg lutherische Interessen gegenüber reformierten durchsetzten, betont Saft, Zum Ergebnis?:. 147. " "
217
Der Inhalt der Rechtfertigungsverkündigung wird dabei in der Konkordie in der Form eines gemeinsamen Bekenntnisses^' ausgesprochen;^® die Ausfuhrungen des zweiten Kapitels sind weithin »in elementarer Verkündigungsform«^' gehalten, die dem Anspruch der Konkordie, kirchlich relevante Aussagen zu machen,^" entspricht und sich auch über die Konkordie hinaus als tragfëhiges Fundament zur Begründung von Verkündigungsgemeinschaft erwiesen hat.^^ Die Verfasser der Konkordie beschränken sich also bewußt nicht darauf, lediglich referierend über »die Rechtfertigungslehre« zu sprechen^^ oder einen Konsens aufgrund eines phänomenologischen Lehrvergleichs zu konstatieren.^^ Gleichzeitig verstehen sie ihr Bekenntnis jedoch nicht aktualistisch^'^ als Ersatz für den ekklesialen »Ballast«^® der Vergangenheit, sondern beziehen sich, wenn auch nur formal, auf die Bekenntnisse der Alten Kirche sowie der Reformation zurück. Die »Leuenberger Konkordie« läßt sich darum zusammenfassend durchaus so interpretieren, daß sie zumindest in ihrem zweiten Kapitel auf einen consensus de doctrina im Sinne des lutherischen Bekenntnisses z i e l t , d e r für die kirchliche Verkündigung verpflichtende^® Kraft besitzt.^^
V g l . Houtepen, Konkordie S. 78: »ein Beispiel gelungener christlicher Homologie«. Daß es sich bei der L K um ein Bekenntnis handelt, ist trotz der - wohl vornehmlich aus juristischen und kirchenpolitischen Gründen erfolgten (vgl. die Hinweise von Liermann, Konkordienentwurf S. 269 f. auf die rechtliche Stellung des Bekenntnisses in einigen Landeskirchen) - Einfügung, die L K verstehe »sich nicht als ein neues Bekenntnis« ( L K § 37, S. 168), offensichtlich; vgl. Sakrausky, LK S. 2 8 9 — 2 9 1 mit Hinweis auf L K § 5 und vor allem Schöne, Leuenberg S. 78. Obwohl es die Lutheraner gewesen waren, die in Bad Schauenburg und Leuenberg auf verbindlichen Lehrgesprächen bestanden hatten, waren sie es in der Folgezeit nach Leuenberg, die es eilig hatten, die Behauptung der unierten Theologen zurückzuweisen, die L K sei de facto ein Bekenntnis (vgl. z. B . Lahr, Chancen S. 34); vgl. die Schilderung der heftigen Diskussion bei der Fortsetzung der Leuenberger Lehrgespräche 1 9 7 6 in Sigtuna bei Aalen, LK S. I 5 6 f . V g l . Aarflot, LKS. 5 3 3 ; dazu auch die Beobachtungen von Afg/er, Rechtfertigung S. 3 5 . Lahr, zitiert bei Schieffer, Von Schauenburg S. 447. V g l . Kimme, Konsensus S. 9 1 . ^^ Die Formulierung von L K § 1 0 (S. 1 6 3 ) wurde fast wörtlich in das lutherisch/methodistische Dokument »Die Rechtfertigung allein aus Glauben« (vgl. GaßmannIMeyer, Rechtfertigung S. 95) übernommen; vgl. dazu Meyer, Rechtfertigung S. 3 7 f . ^^ V g l . Meyer, Zur Entstehung S. 2 2 1 zur L K , »deren Aufgabe ja nicht mehr die Reflexion über, sondern die Erklärung von >Kirchengemeinschaft< war.« " V g l . Lohff, Konsequenzen?!. 202. So mit Recht Schöne, Leuenberg S. 7 5 . V g l . Smith, LeuenbergS. 4 4 3 in seiner Darstellung der Leuenberger Gespräche von 1 9 7 1 . V g l . L K § 5 (S. 162); § 1 2 (S. 164); ausgesprochen wird ihr Inhalt jedoch kaum; vgl. die Anregungen von MittelmaßS. 1 3 2 . V g l . selbst Lohff, Kirchengmeinschaft S. 2 7 3 zur L K : »Einheit ist vielmehr vorgegeben und kann nur im gehorsamen Hören auf die Christusbotschaft der Heiligen Schrift empfangen werden.« V g l . Brunner, Union S. 109. V g l . L K § 37 (S. 168): »Die beteiligten Kirchen lassen sich bei der gemeinsamen Ausrichtung von Zeugnis und Dienst von dieser Übereinstimmung leiten.«
218
Deutlich wird dies in der Konkordie auch daran, daß sie sich wohl um eine Aktualisierung der Sprache bemüht,'"' auf deren grundsätzliche Problematisierung im Zusammenhang der Rechtfertigungsverkündigung jedoch verzichtet.'" Zugleich unterlassen es die Verfasser der Konkordie weitgehend, den Wahrheitsanspruch der doctrina der reformatorischen Bekenntnisse durch Hinweise auf deren Geschichtlichkeit zu neutralisieren;''^ vielmehr wurde gerade in der Endfassung der Konkordie eine in den Vorentwürfen noch deutlich erkennbare Geschichtsaxiomatik aus den Formulierungen fast durchweg entfernt. Schließlich geht aus der »Leuenberger Konkordie« auch hervor, daß die kirchenbegründende Bedeutung der Rechtfertigungsverkündigung von ihren Verfassern klar erkannt und ausgesprochen wurde;'*'· diese Einsicht wurde dabei unmittelbar für das Verständnis von »Kirchengemeinschaft«"^ fruchtbar gemacht. Wenn auch die Verwendung des »satis est« als Kriterium für die Aufrichtung von Kirchengemeinschaft sicher nicht der Intention von CA VII entspricht'*® und von daher zu hinterfragen ist,"^ so läßt sich der Ansatz bei der doctrina evangelii in Gesprächen und Vereinbarungen zur Bestimmung von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft doch als sachgemäß bezeichnen."® Für das Verständnis der Rechtfertigung bedeutet dies in der »Leuenberger Konkordie«, daß die Rechtfertigung als Grundgeschehen in ihrem gottesdienstlichen Bezug erkannt und erfaßt wird. Damit ist aber im "O Vgl. Brunner, KonkordieS,. 126. Kritisiert wird dies von Pedersen, Trinität S. 6 2 3 f . ; eine entsprechende Problematisierung erfolgte erst auf der Tagung in Sigtuna 1 9 7 6 , vgl, GeigerILienhard, Rechenschaftsbericht S. 2 9 - 3 2 . Vgl. 5й»»·, 39f. Vgl, das »können wir, .. heute nicht mehr« im Vorentwurf Staedtke/Lienhard (Schieffer, Von Schauenburg S. A 7 1 ) und in den Vorentwürfen des Unterausschusses in Cartigny (Schieffer, Von Schauenburg S, A 8 6 , A 8 7 f,, A 9 3 , A 9 7 ) sowie die wiederholte Verwendung der Ausdrücke »heute« und »heutig« im Vorentwurf Lahr {Schieffer, Von Schauenburg S. A80—A82), Getilgt wurden in der Endfassung vor allem die wiederholten Hinweise der Vorkonkordie und des L K E darauf, daß bestimmte Lehren und Gegensätze nicht mehr kirchentrennend seien, vgl. den Text bei Mannermaa, Von Preußen S. 184, 189, 1 9 1 , I 9 3 f mit L K § 5 (S. 162); § 2 3 (S, 166); § 27 (S, i66f,); § 32 (S. 167); vgl, auch die Beobachtungen von Mannermaa, Von Preußen S, 142, Vgl, L K § 2 (S, 161); § 10 (S, 163): »Er lebt in täglicher Umkehr und Erneuerung zusammen mit der Gemeinde,« "" L K § 2 (S, 161 ) ; vgl, dazu Meyer, Communion S, 2 1 3 ff, Dies übersehen Hübner, Kirchengemeinschaft S, 69 und, noch krasser, Pöhlmann, LK S. 2 4 5 , der von »den zwei Kriterien der Kirchengemeinschaft von C, A, VII« spricht; bedacht wird der veränderte Gebrauch des »satis« in Leuenberg dagegen von Zeddies, Einheit Sp, 165, " Vgl, 7 , Preus, LÍT S, 40 f ; dazu auch Mannermaas Kritik in Sigtuna: Bericht der Arbeitsgruppe VII in Zeugnis Ъ. i6o. Vgl, Kimme, Konsensus S. 92; Baur, Leuenberg S, 58 (mit Verweis auf V, E, Löscher), Die Bedeutung des Ansatzes bei der doctrina evangelii hatte bereits 1927 Eiert in Lausanne betont, vgl. Eiert, Rufs. 5 (zur verkürzten Interpretation dieser Rede bei Hübner, Kirchengemeinschaft S. 7 5 — 77 vgl. Schöne, Leuenberg S. 7 1 — 7 5 ) . Lohff, Konsequenzen S. 203 verweist zur Begründung dieses Ansatzes beim Fundament auch auf die Konzeption der Schmalkaldischen Artikel. "" Vg\.j0rgensen, Überlegungen S. 138.
219
Vergleich zu Helsinki und Malta schon viel gewonnen. Daß es sich bei der »Leuenberger Konkordie« um ein geistlich und theologisch verantwortetes Unternehmen handelt,^" ist ihr angesichts der geschilderten fundamentalen Einsichten nicht abzusprechen.
3.2.2,
Gegenläufige Faktoren der Konsensbildung
Betrachtet man die »Leuenberger Konkordie« in ihrer Gesamtheit, so erkennt man schnell, daß der soeben geschilderte »reformatorische Ansatz« der Konkordie nur einen von mehreren Wegen der Konsensbildung innerhalb der Konkordie darstellt. Andere Faktoren treten daneben, die nicht allein die reformatorische Begründung des Konsenses einschränken, sondern für das Verständnis der Rechtfertigung selbst nicht ohne Bedeutung bleiben.
3.2.2.1.
Der »anthropologische Ansatz«
Beruht der magnus consensus der Confessio Augustana entscheidend auf der gemeinsamen Ausrichtung an der Identität des Wortes Gottes in Schrift und Verkündigung und damit auf dem gemeinsamen Hören des Wortes Gottes, so lassen sich dagegen in der »Leuenberger Konkordie« und im Umkreis ihrer Entstehung andere Interessenorientierungen nicht verleugnen:®^ Die Konkordie soll einen längst verbreiteten Zustand®^ theologisch legalisieren,®^ indem sie eine »Art theologischer Flurbereinigung«®'* vornimmt. Dabei erhält die »zwischenkirchliche« Beziehung®® jedoch ein Eigengewicht,®® das sich bereits in der gegenseitigen Kennzeichnung der beteiligten Kirchen als »Partner«®'' im Konkordienentwurf andeutet; »ein anthropologisches Modell« wird hier »auf das Verhalten von Kirchen übertragen«.®®
Vgl. das Erlanger Gutachten: LM, Grundaussagen S. 301 ; Baur, Bekenntnis S. 40. 51 Vgl. Lohff, Grunds. m^Nygren, Vorwärts S. 16; Schlkking, Bedenken?,. 68. Vgl. den Hinweis von Mildenberger, Theologie der Bekenntnisschriften S. 168 auf die innerhalb der E K D übliche »Möbelwagenkonversion«. " Vgl. Dantine, Gedanken über Sinn 2.10·, Schütz, Stellungnahmeb. j^-iy.Lienhard, Concorde S. 187; ebensoΛ R e c h t f e r t i g u n g < a u s ; d o c h b e d e u t e t seine D i f f e r e n z i e r u n g z w i s c h e n » G r u n d « u n d » A u s d r u c k « des G l a u b e n s ^ ^ l e t z t l i c h n i c h t s anderes als die A x i o m a t i s i e r u n g d e r » g e s c h i c h t lich b e d i n g t e n D e n k f o r m « des » f i n i t u m i n c a p a x i n f i n i t i « , d e r e n
Konse-
q u e n z e n w i r bei d e r B e s t i m m u n g des » E v a n g e l i u m s « i m - ebenfalls u n t e r M i t w i r k u n g von Lohff verfaßten'® - » M a l t a - B e r i c h t « beobachten konnten'^ u n d d i e l e t z t l i c h z u einer v ö l l i g e n E n t l e e r u n g des R e c h t f e r t i g u n g s g e s c h e h e n s f ü h r e n m u ß . D i e s e r A n s a t z stellt in d e r T a t eine » G r u n d e n t s c h e i d u n g « ® · ' d a r ; er e r ö f f n e t die M ö g l i c h k e i t d e r E i n b r i n g u n g einer durch die die Entscheidungsfragen
in der
Geschichtsaxiomatik,'®
Rechtfertigungsverkündigung
w e i t g e h e n d neutralisiert w e r d e n . D i e s e l b e n F e h l e n t w i c k l u n g e n w i e in H e l sinki u n d M a l t a erscheinen d a m i t in L e u e n b e r g w i e d e r ; sie seien hier n u r k u r z zusammengefaßt :
eine Fehlinformation Karl-Hermann Kandlm stützt - die Mannermaa allerdings selbst nur mit Vorsicht anfuhrt (vgl. Mannermaa, Von Preußen S. 8 i A n m . 63)! Die historische Rekonstruktion der Beziehung zwischen Lohff ппЛ diesen Gesprächen wird daher wohl in der Tat etwas anders aussehen müssen, als dies bei Mannermaa der Fall ist; die von Lohff vertretene Auffassung konnte zur »Zeit der Leuenberger Gespräche ( 1 9 6 9 / 7 0 ) . . . schon beinahe als lutherische opinio communis gelten« (Meyer, Zur EntstehungS. 224). Die Kritik Meyers betrifft jedoch nicht die Kapitel V I — V I I I von Mannermaas Buch, die allein für die hier vorliegende Untersuchung relevant sind; auch Meyer zufolge soll »nicht entfernt die Bedeutung Ψ. Lohffs fur die Ausformulierung der Konkordie in den Jahren 1 9 7 1 — 1 9 7 3 in Abrede gestellt werden.« (Meyer, Zur Entstehung S. 2 2 3 A n m . 69) Von daher ist Meyers Urteil, Mannermaas kritische Einstellung verleite »ihn zu einigen eklatanten, seine ganze Argumentation störenden, wenn nicht gar zerstörenden historischen Irrtümern« (Meyer, Zur Entstehung S. 2 1 9 ) , wohl doch etwas überzogen. V g l . L K § 4 (S. 162): Die Reformation ging aus »von einer neuen befreienden und gewißmachenden Erfahrung des Evangeliums.« (Hervorhebung G . M . ) ; vor allem aber § 5 (S. 162): Die Kirchen haben »gelernt, das grundlegende Zeugnis der reformatorischen Bekenntnisse von ihren geschichtlich bedingten Denkformen zu unterscheiden. « Im Sinne Lohffs interpretieren die L K Herms, Einigkeit S. 5 9 — 6 1 ; H.M. Müller, Lehrhegriff S. Leuenberg< wieder in die alte Unterscheidung der articuli fundamentales und non fundamentales verliert«. Genau auf diese Unterscheidung aber hatte selbst positiv in dem zum »Malta-Bericht« fuhrenden Gespräch verwiesen, vgl. Protokoll Zürich S. 9). In einem Vorentwurf (vgl. Vorentwurf Staedtke/Lienhard, abgedruckt bei Schief fer, Von Schauenburg S. A76) war in diesem Zusammenhang sogar von der »Mitte des Evangeliums« die Rede! lAannermaa, Mon Preußen S. 176 sieht in dieser Kombination wesentlich eine ungeklärte »Methodenproblematik der Konkordie«. Darauf, daß diese Kombination in bezug auf die Behandlung des Themas >Rechtfertigung< in der L K die Problematik der reduktiven Interpretation von CA VII noch verschärft, geht er dagegen nicht ein. Vgl. den Hinweis auf die kritische Funktion der Rechtfertigungsbotschaft in L K § 12 (S. 164), die in diesem Kontext ebenfalls problematisch wird; vgl. die Anwendung des Maßstabs der Rechtfertigung in den »Thesen zur Kirchengemeinschaft« § 4 (LM, Thesen S. 369). 146 Vgl. Kandier, Bekenntnis S. 1 4 5 f . ; Mannermaa, Von Preußen S. 136—138. Dies läßt sich natürlich nicht mit Lienhard, Kirchengemeinschaft S. 68 mit einem Hinweis darauf widerlegen, daß es zukünftig auch zu »einer Prüfung, ob die anderen Lehrfragen dieser Grundentscheidung entsprechen«, wird kommen müssen. Vgl. die Kritik von Vercruysse, Wesen S. 355; Dombois, Bemerkungen S. 88. Vgl. das Ringen Brunners um die Zuordnung der Teile II und III der Konkordie: vgl. Brunner, Konkordie S. 145 ff. ; Brunner, LK S. 67. Vgl. Brunner, Konkordie S. 1 2 8 - 1 3 0 . M. Werner, Stellungnahme S. 148 bemerkt, der Rechtfertigungsartikel werde im LKE »in der Luft aufgehängt«. Daß wenigstens LK § 2 1 (S. 166) eine gewisse trinitarische Entfaltung bietet, geht auf die Kritik und den Formulierungsvorschlag von Brunner, Zustimmung S. 252 zurück; dieser wurde in der LK fast wörtlich übernommen.
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Nun haben die Verfasser der »Leuenberger Konkordie« versucht, der von Lohff intendierten anthropologischen Reduktion der Rechtfertigungsbotschaft^^® durch eine immer klarer zutage tretende christologische Interpretation der Rechtfertigung zu begegnen. Eine vermittlungstheologische Auslegung der Rechtfertigung im Sinne einer Antwort auf die Alternative von »Selbstbehauptung« des Menschen oder gnädiger »Ermöglichung menschlichen Lebens«!^^ wird dadurch tatsächlich weitgehend a u s g e s c h l o s s e n : D i e Rechtfertigung wird deutlich an Person und Werk Jesu Christi gebunden, i®'· Dennoch bleibt die Darstellung der Konkordie unbefriedigend, verbleibt auch der Abstand zur christologischen Darlegung der Rechtfertigung in den Schmalkaldischen Artikeln^®^ offenkundig: In der Konkordie stehen Christusgeschehen und Rechtfertigung letztlich unverbunden nebeneinander; die Entfaltung von Person und Werk Christi vermag nur wenig zu verdeutlichen, inwiefern dies Rechtfertigung bedeuten oder für die Rechtfertigung relevant sein könnte. So fehlen in § 9 die Deutung des Kreuzestodes Christi als satisfactio vicaria^®'' sowie überhaupt dessen Bestimmung als Geschehen »pro nobis«, die für die christologische Begründung der Rechtfertigung im lutherischen Bekenntnis ein fundamentales Gewicht besitzen, und in § 22 wird in keiner Weise erkennbar, daß zumindest für das lutherische Bekenntnis — wie auch für die Alte Kirche! - auch die »Zwei-Naturen-Lehre« unmittelbare soteriologische Relevanz hat.^®" Der nestorianisierende Lösungsversuch der »Leuenberger Konkordie«^®^ wird dem in keiner Weise gerecht. So verbleibt vor allem in Anbetracht von § 12 der Eindruck, daß die christologische Begründung des Konsenses - zusammengefaßt in dem abstra150 Y g j den Text der Vorkonkordie, abgedruckt bei Mannermaa, Von Preußen S. 186. Vgl. Lienhard, Kirchengemeinschaft S. 73. Lohff, Grunds. 17. 153 Vgl. Mannermaa, VonPreußenS. 127 f.; Erlanger Gutachten: LAf, Grundaussagen SÍ. 302. Vgl. L K § 9 (S. 163); dazu die Übersicht bei Klapper, Cristologie S. 84£F. 155 Vgl. A . S . 1 1 , 1 (S. 4 i 5 f . ) ; àaia Asendorf, Eschatologie S. 34f. Dies betont Bec/è, Doctrines. 137. Vgl. Klug, Critique S. iggfif.; M.Werner, Stellungnahme S. 26; J.Preus, LK S. 45 Anm. 6. 158 Vgl. Beck, Doctrine S. 134. Die Bedenken von Peters, Zum Gespräch S. 1641. werden in der Endfassung der L K kaum aufgegriffen; dagegen findet sich das pro nobis in der Gestalt des pro omnibus noch im i. Gesamtentwurf des Unterausschusses in Cartigny (Schieffer, Von Schauenburg S. A S j ) . Vgl. Abschnitt 1 . 1 . 4 . dieser Arbeit. Es ist nicht deutlich, ob das »Gericht Gottes«, das Christus L K §9 (S. 163) zufolge auf sich genommen hat, das Zomgericht Gottes meint (vgl. Brunner, Konkordie S. 132); von einem stellvertretenden Leiden pro nobis ist aber selbst dann nicht die Rede. Vielmehr beschränkt sich die L K in § 9 darauf, mit Ritsehl festzustellen, daß Christus »darin die Liebe Gottes zum Sünder erwiesen hat« (S. 163); vgl. jedoch als Ergänzung wenigstens L K § 16 (S. 165). Man beschränkt sich in der L K vielmehr auf einen Interessenausgleich, vgl, L K § 22 (S. 166); vgl. dagegen 2. B. FC S. D. VIII,44f. (S. 1030^). Vgl. Küppers, Stellungnahme S. 4 1 7 ; Peters, Mittelmaße. 145.
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hierenden Ausdruck der ausschließlichen »Heilsmittlerschaft Jesu Christi«^®^ - als »reformiertes Anliegen« dem lutherischen Sonderfündlein der Rechtfertigungslehre einfach beigeordnet wird.^®^ Darauf weisen auch die einschränkende Behandlung der Rechtfertigung als »Lehre« im Sinne des Resultats einer von den reformatorischen Vätern vorgenommenen Interpretation in § S^®"* sowie die Tatsache, daß auch nach Leuenberg von Seiten der reformierten Kirchen offensichtlich keinerlei Interesse besteht, das Thema >Rechtfertigung< von sich aus in das ökumenische Gespräch einzubringen, i®® Ob sich in der »Leuenberger Konkordie« tatsächlich ein Konsens in Sachen Rechtfertigung dokumentiert, ist schon allein von daher zweifelhaft.
3.2.3,2.
Der gottesdienstliche Bezug der Rechtfertigung
Daß der gottesdienstliche Bezug für das Rechtfertigungsgeschehen den lutherischen Bekenntnissen zufolge von grundlegender Bedeutung ist, dürfte bereits im ersten Kapitel dieser Arbeit deutlich geworden sein. Wenn nun die »Leuenberger Konkordie« auf CA VII anspielt^®^ und damit auf das lutherische Bekenntnis zurückgreift, ^^^ so legt sich die Entfaltung der Rechtfertigung als gottesdienstliches Geschehen im Rahmen dieser Konkordie natürlich nahe. So nimmt es nicht wunder, daß die »Leuenberger Konkordie« wiederholt von der Heilszuwendung in Wort und Sakrament spricht^®® und diese zum Thema ihrer Ausführungen macht ein gottesdienstlicher Bezug der Rechtfertigung ist für die Konkordie eindeutig vorhanden. Trotz dieses Sachverhalts läßt sich jedoch dennoch nur eingeschränkt davon sprechen, daß die Rechtfertigung in der »Leuenberger Konkordie« als gottesdienstliches Geschehen entfaltet wird: L K § 12 (S. 164); vgl. d&z\xSakrausky, LKS. 292. Vgl. H. M. Müller, Lehrhegriff S. 10; Beck, Doctrine S. 140. An dieser Stelle ist die Interpretation der Methode der Konkordie durch Mannermaa, Von Preußen S. i 2 6 f . zu hinterfragen, der die christologische Interpretation der Rechtfertigung einseitig als Ergebnis von Bemühungen um eine quantitative Revision des Lohffschen Entwurfs aufifaßt. Richtiger dürfte es sein, diese Erweiterungen auch als Einbringung spezifisch reformierter Interessen zu verstehen. Vgl. L K § 8 (S. 163): »Sein rechtes Verständnis haben die reformatorischen Vater in der Lehre von der Rechtfertigung zum Ausdruck gebracht. « 165 Vgl. Meyer, Gemeinschaft S. 549f.; grundsätzliche Kritik an der Zentralstellung der Rechtfertigung wurde von reformierter Seite bereits in der Diskussion um den LKE laut, vgl. Schieffer, Von Schauenburg S. 45 5 f. Vgl. L K § 2 (S. 161). In den »Thesen zur Kirchengemeinschaft« § 2 {LM, Thesen S. 368) und in den Vorentwürfen zur LK (vgl. Schitffer, Von Schauenburg S. A 6 8 f . , A92, A i o i ) wird neben CA VII auch auf Calvin, Institutio IV, 1.9 Bezug genommen. Die calvinische Erweiterung »und gehört wird« (vgl. dazu M. Werner, Stellungnahme S. 4—6) wird dabei in der L K jedoch weggelassen. Vgl. L K § 2 ( S . 161). Vgl. L K § 13 (S. 164); § 2 1 (S. 166).
231
Auffallig ist bereits die wiederholte Kennzeichnung der Rechtfertigung als Botschaft von der freien Gnade Gottes wenn dieser Ausdruck nicht tautologisch zu verstehen ist, so ist damit wohl letztlich die ungebundene Gnade Gottes gemeint. Entsprechend fehlt in der Konkordie die fur die lutherische Gnadenmittellehre charakteristische Akzentuierung, wonach das Gnadenhandeln Gottes mit dem Menschen ausschließlich durch Wort und Sakrament erfolgt^''^ - was den Gnadenmitteln natürlich ein ganz anderes Gewicht verleiht. Wo die Gnade Gottes hingegen frei und ungebunden bleibt, da wird auch die grundsätzlich theologisch sachgemäße pneumatische Begründung des Rechtfertigungsgeschehens in der Konkordie problematisch: Daß Gott »im Heiligen Geist« zum Glauben ruft,i''^ kann in diesem Zusammenhang dann leicht im Sinne der beliebten barthianisierenden Umdeutung von CA У^·"* verstanden werden; die Zuverlässigkeit des gottesdienstlichen Zuspruchs ist aber dann gerade nicht mehr gewährleistet. Eine Einschränkung der Explikation der Rechtfertigung als gottesdienstliches Geschehen in der »Leuenberger Konkordie« mag sich auch in den wiederholt gebrauchten »in Christus«-Formelni''^ verbergen: Die Möglichkeit, dies »in Christus« nicht als Verweis auf das gegenwärtige sakramentale Handeln Christi, sondern lediglich auf sein in der Vergangenheit vollbrachtes Heilswerk^'® beziehungsweise lediglich auf einen überzeitlichen Heilsratschluß Gottes zu beziehen, ist zumindest nicht ausgeschlossen, zumal in der Konkordie bevorzugt von der Rechtfertigung als Botschaft gesprochen wird.i·'® Damit würde sich aber erneut eine Verlagerung der Rechtfertigung weg vom Gottesdienst vollziehen. Damit nähern wir uns nun dem Kern des Problems: Die »Leuenberger Konkordie« vermeidet es grundsätzlich, eindeutig von einem exhibitiven Handeln Gottes durch leiblich-kreatürliche MitteP^® im gottesdienstlichen Geschehen zu sprechen, durch das sich die Rechtfertigung — erst^®" — voll1™ Vgl. LK § 4 (S. 162); § 6 (S. 163); § 12 (S. 164). In den »Thesen zur Kirchengemeinschaft« § 4 wird diese Kennzeichnung als spezielles Anliegen der »reformierten Väter« bezeichnet (LM, Thesen S. 369). So besonders deutlich in LK § 4 (S. 162): »die freie und bedingungslose Gnade Gottes«; vgl. dazu Günther, Evangelium S. 82. Vgl. A. S. 111,8 (S. 456); dazu Schlichting, Stellungnahme S. 224. LK § 10 (S. 163). " " Vgl. z.B. Grane, ConfessioS. 58. Vgl. LK § 10 (S. 163); § 13 (S. 164); § 24 (S. i66). In LK § 4 (S. 162) wird das »in Christus« expliziert durch »im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi«; vgl. auch die Streichung des »jetzt« in LK § 16: Es heißt nun im Abschnitt über das Abendmahl nur noch: »in der Freude darüber, daß der Herr zu uns gekommen ist« (S. 165; vgl. àazu Kimme, Konsensus S. 97 f.). ' ' ' Vgl. Brunner, KonkordieS. 139. Vgl. LK Ι Ι , ι : »Die Rechtfertigungsbotschaft als die Botschaft von der freien Gnade Gottes« (S. 163). Vgl. Peters, Mittelmaß^. i-y^i.-,Brunner, Konkordie^. \^%i.\Günther, Evangelium^. 8 3 ^ Vgl. Aalen, Vestigia S. 52; Sommerlath, Kirche S. 184.
232
zieht. Unmittelbar damit zusammen hängt das defizitäre Wortverständnis der Konkordie, das Kritiker nicht ganz zu Unrecht von einer »Verbalisierung« des sakramentalen Geschehens in der Konkordie sprechen läßt. i®^ W o Wort und Sache nicht grundsätzlich identisch sind,^®^ kann das Wort nur verheißen und a n k ü n d i g e n , a b e r nicht b e w i r k e n , b e d e u t e j : auch der »Zuspruch« noch keine Zueignung, fallen Rechtfertigungsbotschaft und Rechtfertigungstat auseinander. Ein deutliches Zeichen hierfür ist die völlige Ausblendung des sakramentalen Zuspruchs der Absolution in der K o n k o r d i e , d e r eben auf der Identität von Wort und Sache beruht, ® i® Damit blendet die Konkordie aber zugleich den Sitz im Leben der Rechtfertigungsverkündigung in den lutherischen Bekenntnisschriften aus ; das Abrükken von einer reformatorischen Grundentscheidung wird offensichtlich. W o das Evangelium nicht mehr als Zuspruch im Sinne der Zueignung der Sündenvergebung erfaßt wird, da hat dies unausweichlich auch Folgen für die Bestimmung des Glaubens. Dieser wird in der »Leuenberger Konkordie« zum Teil einfach absolut gebraucht, i®' zum Teil allerdings auch in eine vorsichtige Beziehung zum Wort gesetzt;^"' dabei kann er sogar als fiducia beschrieben werden. ^^^ Uberhaupt nicht ausgedrückt wird jedoch die Formierung des Glaubens durch die promissio beziehungsweise durch Christus als deren Aakn, Vestigia S. 46; vgl. Ratzehurger Thesen S. 87. Hier eröffnen sich die gleichen Probleme wie bei der oben geschilderten Differenzierung zwischen »Grund« und »Ausdruck« des Bekenntnisses; diese Parallelität wird deutlich in dem Leuenberger Referat von Geyer, Überlegungen S. 66—68. 183 V g l . L K § 10 (S. 163): »Gott r u f t . . . zu Umkehr und Glauben«; § 24: »Im Evangelium wird die bedingungslose Annahme des sündigen Menschen durch Gott verheißen.« Von der neuen Kreatur kann darum im Zusammenhang der Taufe nur final, nicht konsekutiv geredet werden (vgl. L K § 14, S. 164; dazu von Krause, LK S. 254; Kiviranta, Grundprohlem S. 55). Deutlich wurde diese Grunddifferenz im Wortverständnis bei der Diskussion um die Formulierung »durch sein verheißendes W o n « in den Abschnitten über das Abendmahl (LK §§ 15, 18; S. i 6 4 f ): Bewußt wurde nicht die Formulierung »durch sein bewirkendes Wort« gewählt (vgl. dazu Kandier, Leuenberg // S. 78). Dies ist auch nicht nach L K § 13 (S. 164) der Fall. Hier ist zwar vom »Zuspruch« ebenso die Rede wie vom Zuteilwerden der Rechtfertigung; doch bedeutet der Zuspruch lediglich die Weitergabe des Evangeliums, während die Rechtfertigung durch die Gegenwart (!) Christi durch den Heiligen Geist (!) erfolgt. Zudem geschieht diese Rechtfertigung wiederum »in Christus«. 186 V g l . Ratzehurger Thesen S. 87; Gemeindefakultät Oslo, zitiert bei Schiejfer, Won Schauenburg S. 455. Lediglich von einem »Zuspruch an den einzelnen« (LK § 13, S. 164) ist die Rede; doch dürfte sich dieser eher mit dem »mutuum colloquium.. . fratrum« denn mit der »Kraft (!) der Schlüssel« (A.S. 111,4; S. 449) decken. V g l . hierzu z . B . die Kritik von Sommerlath, Kirche S. 183; Brunner, Konkordie S. 1 з 8 £ ; Scheele, Stellungnahme S. 4 2 1 ; Dombois, Bemerkungen S. 97—99; dazu die Zusammenfassung bei Schieffer, Von Schauenburg S. 474—476. 188 V g l . die Berufung auf Mt 16 und Joh 20 im Beichtformular der lutherischen Kirche in Agende III S. 96 (Einzelbeichte) und S. 100 (Gemeinsame Beichte). V g l . L K § 10 (S. 163; dort gleich zweimal); § 18 (S. 165); § 25 (S. 166). V g l . L K § 4 ( S . 162). V g l . LK § 10 (S. 163); § 24 (S. 166).
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Inhalt; erst recht ist nicht davon die Rede, daß der Glaube durch Wort und Sakrament gewirkt wird.^^^ Von daher erklärt sich auch die unsichere Positionsbestimmung des Glaubens in der Konkordie, der teilweise fast als Bedingung für den Zuspruch des Evangeliums erscheint^^^ statt als dessen Folge. Die doctrina fìdei, ein Herzstück lutherischer Rechtfertigungsverkündigung, ist in der »Leuenberger Konkordie« nur noch rudimentär erkennbar, So verbleibt trotz des Ansatzes der Konkordie bei CA VII die Bestimmung der Rechtfertigung als gottesdienstliches Geschehen am Ende nur sehr vage. Es ist daher wohl auch kein Zufall, daß die Frage nach der rechten Sakramtntsverwaltmg, die nach CA VII ebenfalls die Einheit der Kirche begründet, in der Konkordie überhaupt nicht zur Kenntnis genommen^^® und entsprechend der liturgische Vollzug des Gottesdienstes pauschal zur traditio humana erklärt wird.^'^ Weil der Konsens in der Rechtfertigungsverkündigung nicht in seiner gottesdienstlichen Konkretion verdeutlicht zu werden vermag, bleibt die Darstellung der Rechtfertigung in der »Leuenberger Konkordie« an einem, ja an dem entscheidenden Punkt offen.
3.2.4.
Die Isolierung des Themas » Gesetz und Evangelium «
Die wichtigste Grund- und Fehlentscheidung der »Leuenberger Konkordie« besteht darin, das discrimen legis et evangelii — wie dies auch im »MaltaBericht« g e s c h i e h t — zu einem konfessionellen Spezialthema zu isolieren, das die Rechtfertigungsverkündigung nicht wesentlich berührt und darum auch nicht kirchentrennend ist, vielmehr weiteren Lehrgesprächen vorbehalten werden kann.^'® Vgl. Hoffmann, ZurLKIS. 168. Vgl. L K § 4: die »Gnade G o t t e s . . . für jeden, der dieser Verheißung glaubt« (S. 162); § 10: »Gott. . . spricht dem Sünder, der glaubt, seine Gerechtigkeit in Jesus Christus zu.« (S.163) Ist das die iustificatio impii? Vgl. in diesem Zusammenhang auch die fehlende Bestimmung der Zuordnung von »menschlicher Entscheidung« und der »Realität des universalen Heilswillens Gottes« in § 25 (S. 166); dazu Bring, Thmen S. i i 4 f ; Hoffmann, Zur LK l S. 172. Vgl. Beck, Doctrines. 1 4 0 f Vgl. Kimme, Konsensus S. l o i f ; von Krause, LK S. 252. Vgl. L K § 28 (S. 167); dagegen Vajta, Gottesdienstpraxis S. 209; von Krause, LKS. 2^2. Richtig beobachtet Lutherisches Einigungs-werk Leipzig, Stellungnahme S. 194: »Nur ein am proprium der Verkündigung, der Taufe und der Absolution sich bewährender Konsens hilft hier weiter«; ähnlich auch die DÖSTA-Stellungnahme: ÖR, Stellungnahme S. 409. 198 Vgl. MB § 9 ( 8 . 2 5 1 ) . 199 Vgl. LK § 39 (S. 169); dies wurde in sehr vielen Stellungnahmen zum LKE und zur L K von lutherischer Seite kritisiert, vgl. z.B. Wittenberg, Briefs. 150: »Nun frage ich, ob man wirklich im Verständnis der Rechtfertigung übereinstimmen kann, wenn man die Frage von Gesetz und Evangelium zunächst unter >Ferner liefen< rangieren läßt und sie dem späteren institutionalisierten Palaver überantwortet, für das doch feststeht, daß seine Ergebnisse die >Konkordie< nicht mehr in Frage stellen dürfen.«
234
D a m i t wird die Darstellung des Heilshandelns Gottes und der Rechtfertig u n g in der Konkordie verharmlost,^"" sie bleibt geprägt v o m » G e i s t der M ä ß i g u n g und M i l d e « . K a u m zu erkennen ist dabei, daß im Rechtfertigungsgeschehen die Dimensionen des Protologischen und des Eschatologischen aufeinandertreffen,
daß der unter der Macht der Sünde und des Todes
versklavte, von sich aus rettungslos verlorene Mensch^"^ im Gesetz dem richtenden G o t t begegnet, der ihn verurteilt. In der Endfassung der »Leuenberger K o n k o r d i e « sind zwar an zwei entscheidenden Stellen Revisionen vorgenommen worden, die wohlwollend interpretiert als Ansatzpunkte für eine solche Sicht des Rechtfertigungsgeschehens dienen könnten^""· - de facto allerdings in den folgenden Lehrgesprächen z u m T h e m a » G e s e t z und E v a n g e l i u m « völlig ignoriert wurden^"® - , doch bleibt die Darstellung der K o n k o r die dennoch weithin eindimensional: V o n einer eschatologischen R ü c k b i n d u n g des Gesetzes ist ebensowenig explizit die Rede^°^ wie von der M ö g l i c h keit eines doppelten A u s g a n g s des E n d g e r i c h t s , g e s c h w e i g e denn von der
Die Ergebnisse der Lehrgespräche zu diesem Thema, die auf der Dritten Vollversammlung der an der Konkordie beteiligten Kirchen vorgelegt wurden, lassen das fehlende Verständnis für eine mögliche Bedeutung des discrimen legis et evangelii fur die Rechtfertigungsverkündigung vollends deutlich werden: Hier wird das Thema >Gesetz und Evangelium< unter der Fragestellung behandelt, »inwiefern von der Unterscheidung Gesetz/Evangelium her eine weitere theologische Klärung für den Umgang mit den sogenannten nichtlehrmäßigen Faktoren und für die Vermittlung ethisch-biblischer Normen mit dem praktischen Handeln der Christen erwartet werden kann.« (Kommunique der Tagung der Leuenberger Regionalgruppe »Amsterdam« im Mai 1986 in Driebergen, in: Birmelé, Konkordie und Ökumene Ъ. 82). 200 Vgl. Evangelisch-lutherische Kirche Schwedens, Antwort S. 265 f. Kabinettsordre Friedrich Wilhelms III. vom 28. 2. 1834 (KlänIRoensch, Quellen S. 58) zur Frage der Union; vgl. den Kommentar von Peters, Mittelmaß S. 139 zum LKE: »wohltemperiertes neuhumanistisches Landeskirchentum unter der Schirmherrschaft Melanchthons und Ritschis« (ähnlich Domhois, Bemerkungen S. 100). Vgl. Brunners cttenim censeo: Brunner, KonkordieS. 137. Die Schlußrevision der Konkordie hat immerhin dazu geführt, daß im Taufabschnitt von dem »der Sünde und dem Sterben verfallenen Menschen« die Rede ist (LK § 14, S. 164); doch ist hier weder vom Tod die Rede, noch wird klar, ob es sich hier um Mächte handelt (vgl. àazxiBrunner, Konkordieb. 1 3 1 f.). Christus wird nun nicht mehr als der Kommende beschrieben, »der der Welt ihre Zukunft eröffnet« (Schieffer, Von Schauenburg S. A 1 3 8 ) , sondern als der, der »als Richter und Retter die Welt zur Vollendung führt.« (LK § 9, S. 163). Und statt »zum Dienen« wird der Glaubende nun »von der Anklage des Gesetzes« (Schieffer, von Schauenburg S. A 1 3 9 ; L K § 10, S. 163) befreit. Damit ist immerhin die Möglichkeit eines usus elenchticus des Gesetzes zugestanden (vgl. Kimme, Konsensus S. 93f.), der ja auch bereits 1965 in den »Thesen über das Gesetz« gemeinsam von Lutheranern und Reformierten bekannt worden war, vgl. Auf dm Weg IS. 33 — 35; Όuntine, Ertrag S. 364 f. 20s Vgl. Birmele', Konkordie und Ökumene S. ySff. 206 Vgl. hierzu die wichtigen Bemerkungen von Pi/i«, Mittelmaße. 140. Vom »Gericht« Gottes ist immerhin in LK § 1 1 (S. 164) die Rede; ob die Bezeichnung des wiederkommenden Christus als »Richter und Retter« (LK § 9, S. 163) einen Hinweis auf einen doppelten Ausgang des Endgerichts implizieren soll, darf wohl bezweifelt werden. 235
Hintergrunddimension des Deus absconditus.^"® So hat die Sündenvergebung in der »Leuenberger Konkordie« kaum eine B e d e u t u n g , d a s Gesetz wird lediglich als eine normative Größe erfaßt.^i" und das Befreiungshandeln Gottes bleibt auf den Dienst in dieser Welt beschränkt. ^^^ Daß die fehlende Beachtung des discrimen legis et evangelii notwendig zu einer Vermischung der beiden Größen führt, wird in der Konkordie an der Beschreibung der Konsequenzen des Rechtfertigungsgeschehens deutlich: Die Darstellung der »Leuenberger Konkordie« zielt wiederholt unvermittelt auf den gemeinschaftlichen Dienst der Christen^^^ zur Wahrnehmung der W e l t v e r a n t w o r t u n g . N i c h t behandelt wird dagegen, daß auch der Gerechtfertigte nicht nur immer wieder Sünde tut, sondern Sünder bleibt, der allein von der Gerechtigkeit Christi lebt.^^® Kaum behandelt wird die Begründung der Werke des Christen im G l a u b e n , i n dem ihm geschenkten neuen Sein;^!'' die »Befreiung«, von der die Konkordie spricht, läßt sich leicht im Sinne einer Motivation verstehen, ^i® Kaum behandelt wird die Auswirkung des Rechtfertigungsgeschehens im Verhältnis des Christen zu G o t t , v o r allem in der invocatio, im Gebet.^^^ Kaum behandelt wird das »prae« des Verkündigungsauftrags der K i r c h e n i i t der Ausblendung der Frage nach der Unterscheidung der beiden Reiche^^^ kann auch die Frage
L K § 25 (S. 166) spricht lediglich von dem »Geheimnis von Gottes Wirken«; vgl. dagegen Peters, Mittelmaß S. 144. Sie wird lediglich in L K § 15 (S. 164Í.) im Abschnitt über das Abendmahl erwähnt; vgl, dagegen iC/»^, Critiqued. 200; Rost, Verständnis S. 130. V g l . L K § II (S. 163): »Gottes fordernder und gebender Wille«; dazu Beck, Doctrine S. 135. V g l . L K § II (S. 163); § 36 (S. 168); dazu Bring, Themen S. 105. ^^^ V g l . L K § 10 (S. 163); § 11 (S. 163 f. ; dieser Dienst wird in der L K im Unterschied zum LKE immerhin indikativisch beschrieben, vgl. Schieffer, Von Schauenburg S. 563); § 15 (S. 165); § 2 9 ( S . 167); §§ 34. 36, 37 (S. 168). V g l . LK § 10 (S. 163): Durch den »Dienst am anderen« setzt Gott »inmitten der Welt den Anfang einer neuen Menschheit«; vgl. § 11 (S. i63f.); § 29 (S. 167); § 36 (S. 168). Diese Ausrichtung der L K stellt Verständnis %. 131 deutlich heraus. Vgl. Juva, LWB S. 42S{.; Sakrausky, LKS. 292; Bring, Themen S. 108. Vgl. lediglich die Verweise auf die tägliche »Umkehr« in L K § 10 (S. 163); § 14 (S. 164); der positive Verweis auf die bleibend notwendige iustitia extra nos fehlt dagegen, vgl. Beck, Doctrines. 138. V g l . Beck, Doctrine S. 138; dagegen beschränkt sich die L K lediglich auf Verweise auf das »Leben aus Glauben« (LK § 14, S. 164; § 15, S. 165). Vgi. Brunner, ZustimmungS. 2·)·^. 218 Die Befreiung bezieht sich ja bis auf § 10 (wo ursprünglich ja auch von der Befreiung zum Dienst die Rede war) immer auf das folgende Handeln der Menschen. 21' V g l . lediglich den nachträglich aufgrund der Kritik von Brunner, Zustimmung S. 253 eingefugten Hinweis auf den »Lobpreis Gottes« in L K § 10 (S. 163); hierzu Schlichting, Stellungnahme S. 22 3 f. 22» V g l . dazu das Ende von Abschnitt 1 . 1 . 4 . dieser Arbeit; Вгаияег, KonkordieS. 141. 221 V g l . lediglich den historischen Rückblick in L K § 4 (S. 162). 222 Die »Zwei-Reiche-Lehre« gehört ebenfalls lediglich zum Katalog der Themen, die in
236
nach der Sendung der Kirche nicht mehr im Sinne des lutherischen Bekenntnisses beantwortet werden. ^^^ Kaum behandelt wird schließlich auch die Beschränkung der für das christliche Handeln zur Verfügung stehenden Zeit durch den wiederkommenden H e r r n h e i ß t es im Kleinen Katechismus, daß Gott mich und die ganze Schöpfung noch erhält,^^^ so ist dieses »noch« in der Konkordie gestrichen. So machen wir hier dieselben Beobachtungen wie bei den Dokumenten von Helsinki und Malta: Wo die Beschreibung des Rechtfertigungsgeschehens der Dialektik von Gesetz und Evangelium entnommen wird, da wird sie zu der Beschreibung eines progressus ab iustificatione; der Schwerpunkt verlagert sich auf das gemeinsame Handeln an der Welt,^^' auf das Eintreten »für irdische Gerechtigkeit und Frieden zwischen den einzelnen Menschen und unter den Völkern. Diese gemeinsame universale Ausrichtung des christlichen Dienstes vermag dann auch einen Konsens wesentlich mitzubegründen.^^® Dies wird in der »Leuenberger Konkordie« nun besonders deutlich: Der Weltdienst wird hier ausdrücklich und bewußt mit in die Beschreibung der Rechtfertigung'^^'* beziehungsweise des Evangeliums und damit in die Begründung des Lehrkonsenses h i n e i n g e n o m m e n e i n e Untersàxtìànng nicht nur eine Scheidung - von Rechtfertigung und Heiligung soll damit abgelehnt werden. ^^^ Vergleicht man diese Darstellung jedoch mit der des lutherischen Bekenntnisses, so wird das Urteil unausweichlich, daß mit der Ausblendung des discrimen legis et evangelii und dessen eschatologischer Rückbindung die doctrina evangelii entscheidend verstellt wird. der Konkordie nicht »als kirchentrennend« angesehen werden (vgl, L K § 39, S. i68f.); dazu Günther, Evangelium S. 84 und Asendorf, Anmerkungen S. 23. V g l . 7 . Pnus, LKS. 40; von daher muß es dann auch erlaubt sein, die kirchenpolitischen Absichten, die mit der Erstellung der Konkordie verbunden waren und sind, kritisch zu hinterfragen, vgl. Glenth0j, Unterzeichnet nicht Ss. 172 f. und S. 177 Anm. 5. Vgl. Wittenberg, Brief S. 1 5 0 f . ; Michael, Überwinden S. 2 1 ; dies gilt trotz L K § 9 (S. 163). Vgl. K K - I. Artikel (S. 510). ^^^ Vgl. L K § II (S. 164): »Sie tun dies im Vertrauen darauf, daß Gott die Welt erhält«; die »eschatologische Tragweite der Rechtfertigungsbotschaft« (Lienhard, Kirchengemeinschaft S. 76) wird in der L K nur verkürzt zum Ausdruck gebracht. Vgl. P.-W. Künneth, Revolution S. 95; ebenso auch die Kritik an der L K aus griechischorthodoxer Sicht von NikolaoulPapadopoulos, Stellungnahme S. 419: »Man hat den Eindruck (LK 5), daß es im Grunde mehr um die Anpassung in der veränderten weltlichen Situation geht, so daß die Kirche nur zur Dienerin der Welt wird, wobei man vergißt, daß das Evangelium die Krisis der Welt ist (Joh 3,19).« LK§ii(S. i63f). Vgl. M. Werner, Stellungnahme?,. 1 0 5 f 230 Vgl. Meyer, Rechtfertigung S. 45; Hoffmann, Zur LK I S. 167. Schnell, Zwischenbilanz S. 236 verweist darauf, daß im L K E »keine forensische Engfiihrung vorliegt«. Vgl. L K § § i o f (S. i 6 3 f ) . 232 Ygj i^jgfihard, Kirchengemeinschaft S. 75: »Es ist gelungen, deutlich zu machen,... daß mit >Rechtfertigung< nicht ein isoliertes Lehrstück gemeint ist, das etwa von der Heiligung zu unterscheiden wäre«.
237
3-2.^.
Zusammenfassung
Versucht man, die Darstellung der Rechtfertigungsbotschaft in der »Leuenberger Konkordie« zu bewerten, so kommt man mit pauschalen Wertungen nicht sehr weit. Der Versuch, die Konkordie in die Nähe apokalyptischer Plagen zu rücken,^^^ mag in bestimmten Kreisen auf besonderen Beifall stoßen, wird ihren Verfassern und ihrem Inhalt aber ebensowenig gerecht wie das uneingeschränkte Lob, das der Konkordie von anderer Seite gezollt wird.^^'· Besser ist da schon die Frage, inwiefern die christliche Heilsbotschaft - gerade auch in Anbetracht der im kirchlichen Raum verbreiteten Verzerrungen — in der Konkordie erkennbar wird.^^® Dies wird man nicht einfach verneinen können. ^^^ Die »Leuenberger Konkordie« vermeidet die Fehler von Helsinki, durch eine fortdauernde Problematisierung der Rechtfertigungslehre sowie ihrer sprachlichen Umsetzung und Vermittlung die pneumatische Begründung der Rechtfertigungsverkündigung beinahe systematisch áuszuschlieBen. Sie stellt sich auch der Aufgabe, den Inhalt der Rechtfertigungsverkündigung auszusprechen, vermeidet so die Entleerung des Evangeliums, die wir im »Malta-Bericht« beobachten konnten, und begibt sich damit auf die Ebene, auf der überhaupt erst um rechte und falsche Lehre gestritten werden kann. Gerade weil in der »Leuenberger Konkordie« wichtige Grundentscheidungen im Sinne des lutherischen Bekenntnisses fallen und ihren Aussagen eine inhaltliche Substanz nicht abzusprechen ist, werden an ihr grundsätzliche Probleme eines Lehrkonsenses in der Frage der Rechtfertigungsverkündigung deutlich, die von den Verfassern der Konkordie offensichtlich nicht genügend reflektiert wurden: So läßt sich in der »Leuenberger Konkordie« beobachten, wie Versuche, den Konsens auf anderen Wegen zusätzlich zu stützen, die grundlegende Bedeutung der Rechtfertigungsbotschaft einschränken. Die Rechtfertigung wird dadurch zu einer Speziallehre gemacht, die keinen katholischen Anspruch mehr erheben kann. Z u genau demselben Ergebnis gelangt man umgekehrt auch, wo die Rechtfertigungsbotschaft in der Weise zur Konsensbildung funktionalisiert wird,^^'' daß auf ihr ein »Minimalkonsens«"® als Konsens »im Fundamentalen« begründet wird. Dies Verfahren begünstigt
233 V g l . Asendorf, Anmerkungen
S. 25 f. ; dazu die K i i t i k von Peters, Mittelmaß
S. 136.
So läßt sich Pöhlmann, LK S. 247 dazu hinreißen, zu behaupten, die K o n k o r d i e überzeuge »gerade durch ihre Detailschäφ«.. Angesichts der selbst von Befürwortern eingeräumten D ü r f t i g k e i t u n d M e h r d e u t i g k e i t d e r L K ( v g l . Geiger, LKS. 4-j4-,Lingner, Das Mögliche S. 2 3 6 ; Dantine, Gedanken über Sinn S. 2 1 0 . Steckel, Stellungnahme S. 4 1 1 spricht gar von einer »gewollten Unschärfe« des L K E . ) dürfte dieses Urteil wohl selbst die Verfesser der L K überraschen. V g l . Peters, Mittelmaß^.
Brunner, KonkordieS.
So m i t R e c h t Kimme, Konsemus S. 101 f. V g l . Smmerlath, KircheS. 180. So selbst LoÄj^, Kirchengemeinschaft S>. 2 7 2 .
238
iio.
lediglich eine Blockbildung, geht jedoch auf Kosten der Ökumenizität des erreichten Konsenses. Weiter wird an der »Leuenberger Konkordie« deutlich, daß die Darstellung der Rechtfertigungsbotschaft immer anfällig für Problematisierungen ist, selbst wo ein Konsens, wie in Leuenberg, im genauen Gegenteil zu Helsinki wesentlich gerade auf einem Verzicht auf Problematisierungen zugunsten einer gemeinsamen Aussage beruht. Diese Problematisierungen treten sogleich auf, wo das Gegenüber von Wort Gottes und Menschenwort nicht festgehalten oder grundlegend uminterpretiert wird; sie treten ebenso auf, wo der eschatologische Bezug der Rechtfertigungsverkündigung aus dem Blick gerät und statt dessen die Lehrentwicklung in Vergangenheit oder Zukunft zum Gegenstand der Reflexion gemacht wird. In beiden Fällen bedeuten die Problematisierungen eine akute Gefährdung der Rechtfertigungsverkündigung selbst. A m Beispiel der »Leuenberger Konkordie« läßt sich auch lernen, daß dort, wo die Rechtfertigungsbotschaft in ihrer umfassenden Bedeutung erkannt und entfaltet und somit nicht auf ein Prinzip reduziert wird, die Darstellung von konfessionellen Vorentscheidungen nicht unbeeinflußt bleiben kann. Diese dürfen jedoch nicht ignoriert, müssen vielmehr gründlich bedacht werden, weil sie der Frage nach rechter oder falscher Lehre nicht entnommen sind.^^® Dies geschah in Leuenberg nur ungenügend;^''® dasselbe Problem wird uns in der weiteren Analyse der Substanz der Gesprächsergebnisse mit der römisch-katholischen Theologie und Kirche erneut begegnen. Auffallend ist schließlich, daß die »Leuenberger Konkordie« mit der Ausblendung des discrimen legis et evangelii und mit der Abschwächung der Frage nach der Rettung aus dem Endgericht erneut dieselben Grundfehler wie in den zuvor analysierten Dokumenten begeht. Dies führt erneut zu der uns schon bekannten Schwerpunktverlagerung der Darstellung hin zum Handeln der Christen. Man muß der »Leuenberger Konkordie« anrechnen, daß ihre Ausführungen zur »Rechtfertigungslehre«, die durchaus den Anspruch einer gewissen Aktualisierung erheben k ö n n e n , d i e Verkündigung der an ihr beteiligten Kirchen und damit tatsächlich den »Stand der Lehre« widerspiegeln,^'*^ die 239 Vgl. Brunner, Konkordie S. 1 2 5 f . (der allerdings meint, der LKE habe dieses Problem erfaßt). "" Löwe, Kirchen S. 644 räumt ein, daß die Lehrgespräche nach der Unterzeichnung der LK gezeigt haben, »daß in der 1973 abgeschlossenen Konkordie die nachwirkende Kraft konfessioneller Gegensätze unterschätzt und in glatten Formeln vielleicht doch zu elegant überspielt worden ist.« Daß an dieser Stelle Probleme aufbrechen könnten, deutete vor der Erstellung der Konkordie lediglich Lienhard, Verwerfung in seinem Referat an; doch bemerkte er dazu ebd. S. 1 5 1 lapidar: »Unsere Aufgabe besteht nicht darin, den damit aufgeworfenen Fragen nachzugehen.« » 1 Vgl. LK § 5 (S. 162). Vgl. H.M. Müller, Uhrhegriff S. lof.
239
Manfred Josuttis aus der Sicht der Praktischen Theologie untersucht hat.^"·^ Daß jedoch der gemeinsam erfaßte Stand der Lehre nicht identisch sein muß mit der pura doctrina, daß sich die Scheidung zwischen wahrer und falscher Kirche, zwischen rechter und falscher Lehre auch mitten durch Kirchen hindurch vollzieht, die durch Konsens und Konkordie miteinander verbunden sind,^'·'* dieses Problem wird in der »Leuenberger Konkordie« nur angedeutet,^"*® jedoch nicht bewältigt.^"®
3.3. »Justification by Faith « ^ Hatte man sich im »Malta-Bericht« und in der »Leuenberger Konkordie« im wesentlichen darauf beschränkt, eine Einigkeit in der Rechtfertigungsfrage zu postulieren, und sich — zumal man praktisch auf keine offiziellen Vorarbeiten zum Thema zurückgreifen konnte — mit einer sehr kurz gefaßten Darstellung der Rechtfertigung begnügt, so begegnet uns mit der amerikanischen Studie »Justification by faith« zum ersten Male ein ökumenisches Dokument, das sich ausführlich mit dem Thema >Rechtfertigung< befaßt, ja das bewußt versucht, den Konsens des »Malta-Berichts« auf eine breitere sachliche Grundlage zu stellen.^ Nicht zufällig stammt dieses Dokument aus den USA: Dort hatten bereits seit 1965 ökumenische Gespräche zwischen dem »Ausschuß für Ökumenische und Interreligiöse Angelegenheiten der Römisch-katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten u n d . . . dem US Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes«^ in einer Kommission stattgefunden, die mit hochkarätigen Theologen besetzt war"* und bis zum Jahr 1978 bereits sechs Gesprächsrunden
Vgl. Josuttis, Gesetzlichkeit-, es wäre einmal eine reizvolle Aufgabe, die inhaltlichen Entsprechungen der von Josuttis dargelegten Ergebnisse zu den Ausführungen der Konkordie näher zu untersuchen. Vgl. ìàetznSlenczka, Kirchengemeinschaft 178. Vgl. L K § 5 (S. 162); §§40, 4 1 (S. 169). Vgl. Asendorf, Hintergrunds. 20. ^ Im folgenden abgekürzt Jbf. Die Seitenangaben beziehen sich, durch Schrägstrich getrennt, auf die Wiedergabe des Textes bei Anderson/Burgess/Murphy, Justification und auf dessen Übersetzung in Gaßmann/Meyer, Rechtfertigung·, bei Zitaten der deutschen Übersetzung steht die Seitenangabe des amerikanischen Texts in den Anmerkungen hinter der von Gaßmann! Heyer, Rechtfertigung in Klammern. Es sei hier daraufhingewiesen, daß die deutsche Übersetzung zum Teil mit Vorsicht zu behandeln ist. Auch die Verfasser von J b f selbst sind über die Veröffentlichung dieser Übersetzung nicht sehr glücklich, wie mir Dr. Joseph Burgess in einem persönlichen Gespräch mitteilte. ^ Vgl. Jbf § 2 (S. 15/109); dazu Böckman, Rettferdiggj0relse S. 164; vgl. auch Jbf § 1 1 9 (S. 57/ 174); § 1 5 8 ( 8 . 72/197). ' J b f Vorwort: Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung^. 107(8. 8). "· Vgl. Rusch, Involvement?:. 149.
240
mit der Veröffentlichung von Gesprächsergebnissen abgeschlossen hatte, ^ die auf das hohe Niveau der dort geführten Diskussion hinweisen. ® Von 1978 an beschäftigte sich die Kommission fast sechs Jahre lang mit dem Thema >RechtfertigungRechtfertigung< verwendet, vgl. etwa »Lehrverurteilungen — kirchentrennend?« (LehmannlRannenberg, Lehrverurteilungen S. 43,iofif.) und die anglikanisch/römisch-katholische Erklärung »Das Heil und die Kirche« (ARCIC II) (in: Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 259; dazu Geldhach, Einig S. 91 und Bienentreu, HeilS. 77). Vgl. J b f § 4 (S. 16/110); dazu Meyer, Rechtfertigung S. 27. Böckman, Rettferdiggj0relse S. 1 6 1 f. verweist auf die Parallelität der Ausrichtung von J b f zur LK. Es handelt sich um Bischof T. Austin Murphy, vgl. J b f Vorwort (S. 9/108). Vgl. ebd. Dies bemerken mit Recht Gullerud, Dialogue S. 19; Goeser, Commentary S. 8 1 .
241
doch wird darin am Ende tatsächlich ein Konsensus f e s t g e s t e l l t , d e n es im folgenden näher zu untersuchen gilt:
3.3.1.
Die Vorzüge der Studie
Man braucht »Justification by faith« noch nicht einmal mit der kümmerlichen Behandlung der Rechtfertigungsthematik im »Malta-Bericht« zu vergleichen, um zu erkennen, daß das amerikanische Dokument ein wertvoller Beitrag zur ökumenischen Diskussion in der Rechtfertigungsfrage ist.^^ Vor allem im ersten Hauptteil, der sich mit der Geschichte der Frage beschäftigt und über die Hälfte des Texts sowie 80% der Anmerkungen der Studie ausmacht, profitiert die Darstellung von der sorgfältigen Kommissionsarbeit mehrerer Jahre, die sich die Ergebnisse der dogmen- und theologiegeschichtlichen Forschung in großem Umfang zunutze zu machen versuchte. ^^ Diese Bemühungen resultieren in einer bemerkenswert klaren Darstellung der Positionen beider Seiten,^'* die keineswegs abgeschwächt, sondern in ihrer Eigenart, ja in ihrer Unterschiedlichkeit und Gegensätzlichkeit deutlich herausgestellt werden;^® auch Grunddifferenzen im Ansatz werden dabei nicht verschwiegen. Offensichtlich wird dabei auch, daß es sich bei der Rechtfertigung nicht um eine Nebensache, sondern um eine Frage handelt, die »tatsächlich über eine lange Zeit im Zentrum der Kontroversen... s t a n d « , u n d deren grundlegende und umfassende Bedeutung für die kirchliche Verkündigung auch heute noch außer Zweifel steht. Damit ist ein weiterer Vorzug von »Justification by faith« bereits angesprochen: Das Dokument streicht den gottesdienstlichen Bezug der Rechtfertigung gleich zu Anfang deutlich heraus: Rechtfertigung ist vor allem eine Wirklichkeit, die in Wort und Sakrament zu verkündigen ist^® und die im Zentrum des christlichen Glaubens und Lebens steht auf die gemeinsame Verkündigung dieser Wirklichkeit zielt darum auch die theologische VerV g l . J b f § 164(8. 74/199). Vgl. McSorley, Doctrines. 7 1 . Vgl. Jbf § 3 (S. 15/109); dazu Böckman, Rettferdiggi0relse S. 164. So mit Recht Rolf Prem, Evaluation S. 69; deutliche Positionsbestimmungen wurden auch in den teilweise vorzüglichen Referaten auf den Kommissionssitzungen vorgenommen (vgl. auch Klug, Reflections S. 91); aus lutherischer Sicht ist hier ganz besonders der Beitrag von Forde, ForensicJustification hervorzuheben. Vgl. Jbf Vorwort (S. 9/108); mit George Tavard weist auch ein Kommissionsmitglied darauf hin, daß in J b f die Differenzen bei der Darstellung von Trient noch stärker betont werden, als er dies selbst in seinen Veröffentlichungen zu tun pflege, vgl. Tavard, Relevance S. 1 3 5 . Bienentreu, HeilS. 77; vgl. J b f § 2 (S. 15/109); § 2 i (S. 22/120). " Vgl. BirmeU, Salut S. 109. V g l . J b f § 3 ( S . i6/iio). " Vgl. Jbf § 2 (S. 15/109). "
242
ständigung in diesem Dokument.^" Dieser Ansatz läßt die Verfasser der Studie gleichermaßen aufmerksam werden auf Gemeinsamkeiten in der Formulierung der Rechtfertigungsbotschaft in der Sprache des Gottesdienstes^^ wie auf sonst gern übersehene Problemfelder wie beispielsweise die Frage nach der satisfactio. ^^ Vor allem aber veranlaßt diese Erkenntnis die Verfasser, ihre Darstellung einmünden zu lassen in ein »common statement«,^^ ja in ein gemeinsames Bekenntnis des G l a u b e n s . D a ß von der Rechtfertigung nur da angemessen geredet und ihre Bedeutung herausgestellt werden kann, wo dies Reden ausgerichtet bleibt auf die 'Kechtíetúgu.ngsverkündigung - mit dieser Einsicht versuchen die Verfasser der Studie zumindest am Ende Ernst zu machen;^® damit bringen sie zugleich die Diskussion von Helsinki, als deren Fortsetzung sie ihr Dokument verstehen,^^ an einer entscheidenden Stelle weiter.
3,3.2,
Die Grundlagen der Konsensbildung
Obwohl die Studie mit einem gemeinsamen Rechtfertigungsbekenntnis endet, muß doch festgestellt werden, daß auch im Falle von »Justification by faith« die erreichte Einigung wesentlich auf Grundlagen beruht, die mit der Erkenntnis der Rechtfertigung als einem sich in der Verkündigung vollziehenden Geschehen gerade nicht zu vereinbaren sind. Gleich eine ganze Reihe von Grundentscheidungen ist in diesem Zusammenhang anzuführen:
3.3.2.7.
Die Auflösung der Lehrgegensätze durch die theologiegeschichtliche Entwicklung
Wie bereits angedeutet, besteht »Justification by faith« zu mehr als der Hälfte aus einem historischen Uberblick über die Geschichte der Frage. Mit diesem Uberblick verfolgen die Verfasser der Studie ein bestimmtes Ziel: Sie wollen zeigen, »how historic disagreements in the interpretation of the biblical doctrine of justification have developed and to what extent they can
V g l . J b f § § 3 f . ( S . 16/110). Vgl. Jbf § 144 Anm. 209f. (S. 3 3 5 - 3 3 7 / i 8 7 f . ) . Vgl. J b f § § 1 1 3 fF. (S. 5 5 f. /17 2 f. ); dazu BirmeU, Salut S. 92. J b f Vorwort (S. 9/108); überhaupt verzichteten die Gesprächsteilnehmer in J b f auf getrennte lutherische und römische Zusätze zu der gemeinsamen Veröffentlichung, wie dies in den vorangegangenen Abschlußberichten üblich gewesen war, vgl. Uotchkin, Reflections S. 63. Vgl.Jbf§§i6iff,(S.73f./i98f.). Vgl. Tavard, Relevance S. 1 3 2 ; problematisch ist allerdings, daß die §§ 1 6 1 ff. sowohl terminologisch als auch inhaltlich beinahe völlig beziehungslos neben den sonstigen Ausführungen der Studie stehen. Vgl. J b f § 87(8. 46/159). "
243
now be overcome.«^'' Anders ausgedrückt geht es ihnen darum, »to understand how disagreements over justification that were once irresolvable may now not be church-dividing«.^® Gleich zu Anfang des Dokuments wird also in aller wünschenswerten Offenheit ausgesprochen, daß beide Seiten zu einem Konsens auf dem Weg über die Vorstellung einer geschichtlichen Entwicklung der Lehre gelangen wollen; die Einigung beruht dann darauf, daß man die Geschichte der Rechtfertigungslehre gemeinsam zu verstehen und darzustellen vermag. Genau dieses Programm wird in »Justification by faith« dann auch im folgenden konsequent durchgeführt: Lutheraner und römische Katholiken verstehen sich darin als zwei unterschiedliche Traditionen'^'' innerhalb der einen großen Tradition des westlich-augustinischen theologischen Denkens.'·^ Die Studie zeigt den gemeinsamen Ursprung beider Traditionen, die Ausbildung verschiedener theologischer Strömungen im Mittelalter, die Entstehung einer ganz neuen Art, Theologie zu treiben, in der Reformat i o n , d i e zu einem Zerfall der kirchlichen Einheit führt, und die Entwicklung eines neuen Denkens in der Neuzeit, die die beiden Traditionen wiederum konvergieren läßt.'*^ Dieser Geschichtsentwurf prägt auch die Darstellung der Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts: Die lutherischen Bekenntnisschriften und das Rechtfertigungsdekret von Trient werden in die Theologiegeschichte eingeordnet und damit h i s t o r i s i e r t , d i e auch für die kirchliche Gegenwart verpflichtende Bedeutung ihrer Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Lehre wird dagegen nicht zum Ausdruck gebracht;"® entsprechend werden auch die Verwerfungen des Tridentinums nicht erwähnt."® Die konsequent theologiegeschichtliche Betrachtung der Rechtfertigungslehre in der Studie bringt es mit sich, daß die bleibende Relevanz der Erkenntnisse der Reformation nur so ausgedrückt werden kann, daß auf Theologen unseres Jahrhunderts hingewiesen wird, die diese Erkenntnisse "
J b f § 3 ( S . I5f./I09f.).
J b f § 5 ( S . 17/iiof.).
Vgl. Welsh,Justifications,. 508.
"О Vgl. Jbf Vorwort (S. 9/108); § 2 (S. 15/109); §94 (S. 49/162); §§ loof. (S. 51/165); § 104 (s. 52/168); § 155 (s. 71/195); § 1 5 6 , 1 2 (s. 72/196); § 165 (s. 74/199)· « Vgl. J b f § 6 (S. 1 7 / 1 1 1 ) . « Vgl. J b f § 2 0 ( S . 2 2 / l I 9 f . ) . « Vgl. J b f § 94 (S. 49/163); § 1 5 1 (S. 68/192). So wird auch die Reformation insgesamt in Jbf wesentlich als »Luther's movement« (Jbf § 43; S. 3 1 / 1 3 3 ) geschildert. Entsprechend geht es dabei um »Luthers conception of justification by faith« (Jbf § 4 2 ; S. 31/133); auch Verweise auf seine angebliche Frage nach dem gnädigen Gott fehlen in diesem Zusammenhang natürlich nicht, vgl. J b f § 24 (S. 23/122); §29(8.25/125).
Vgl. Gullerud, Dialogues. 20.
Vgl. ebd. S. 2 1 . Bezüge auf die Verwerfungen erscheinen lediglich verborgen hinter zwei Denzinger-Zahlenangaben in den Anm. 105 und 109 (S. 325/139^); vgl. allerdings auch J b f §67(8. 39f./i46).
244
erneut aufgegriffen und für ihr Denken fruchtbar gemacht haben. Vor allem aber ist die Geschichte der Neuzeit gekennzeichnet durch eine unumkehrbare Entwicklung der Traditionen aufeinander zu; gegenläufige Tendenzen geraten den Verfassern des Dokuments nicht in den Blick, vielmehr gewinnt für sie besonders die jüngste Theologiegeschichte nachgerade eine Offenbarungsqualität/® da in ihr die Theologen die prinzipielle geschichtliche Bedingtheit alles theologischen Redens endlich so deutlich erkannt haben, daß aufgrund dieser Erkenntnis die kirchentrennenden Gegensätze in der Frage der Rechtfertigung überwunden werden k ö n n e n . U n m i t t e l b a r mit dieser Entwicklung verbunden ist jedoch die Auflösung der kirchlichen Bindung der Lehre: Der in der amerikanischen Studie konstatierte Konsens ist eine Verständigung zwischen Theologen, beruht auf der Konvergenz bestimmter Trends^" und Theologien® ^ innerhalb der Kirchen und beschreibt die gegenwärtige theologische Situation;®^ die Frage nach wahrer und falscher Kirche stellt sich im Rahmen dieser geistesgeschichtlichen Sicht nicht mehr.
3.5.2.2.
Der иmgang
mit dem
Schriftzeugnis
Nach einer Analyse der traditionellen Lehrunterschiede, die im ersten Teil in der theologiegeschichtlichen Darstellung erkennbar geworden waren, versuchen die Verfasser der Rechtfertigungsstudie in einem dritten Teil, die verbleibenden Differenzen, vor allem was die »kriteriologische«®^ Funktion der Rechtfertigung angeht, durch einen Rückgriff auf den biblischen Befund zu überwinden. Dabei machen sie sich im wesentlichen die Vorarbeiten von John Reumann z u n u t z e . D i e s e r hatte sich bereits seit den 60er Jahren in Veröffentlichungen mit dem Thema >Gerechtigkeit im Neuen Testament< beschäftigt®^ und schließlich im Rahmen der Kommissionsarbeit eine umfassende Materialsammlung zum Thema vorgelegt, die bereits vor der Veröf-
Vgl. J b f § 72 (S. 4I/I48f.); § 88 (S. 47/159)· Vgl. J f b § 155 (S. 7o/i94f.): »common convictions. . . have com to light more recently« (Hervorhebung G . M.). Vgl. J b f § 94 (S. 49/163); die Möglichkeit (»possibility«) einer Uberwindung der Gegensätze aufgrund dieser Erkenntnis wird dabei unter der Hand in der Studie zu einer Wirklichkeit umgewandelt - was der Prägung der Wirklichkeit durch die geschichtliche Entwicklung natürlich genau entspricht. Vgl. J b f § 93(8.48/162). " Vgl.Jbf§8i(S.44/i55f·). " Vgl. J b f § 72(8.41/150). Meyer, RechtfertigungSi. 59. »
V g l . J b f § § 1 2 1 f . (8. 5 7 f / 1 7 5 f . ) .
Vgl. J b f § 123 (8. 58/176). Einen Überblick über die exegetische Diskussion innerhalb der Kommission bieten Fitzmyer, Justification 8.78 f. und AndersonIMurphy, Preface 8. X V - X V I I . ' ' Vgl. Reumann, Righteousness, Reumann, Augsburger Bekenntnis 8. 22 ff.
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fentlichung der Konvergenzstudie in einem Buch mit dem Titel »>Righteousness< in the New Testament« erschien.®'' Betrachtet man das Dokument »Justification by faith« genauer, so stellt man jedoch schnell fest, daß die Basis für die Überwindung der Differenzen gar nicht der Befund der Schrift selbst ist, sondern vielmehr die gemeinsame Anerkennung und der gemeinsame Gebrauch der historisch-kritischen Methodik.^® Diese wird bei Reumann wie in der Studie nicht dazu verwendet, um die Rechenschaftsfähigkeit der geleisteten Schriftauslegung nachweisen zu können; vielmehr dient deren Benutzung und die Berufung auf sie hier konsequent dazu, die Notwendigkeit theologischen Urteilens in der Exegese zu verschleiern und zu verdrängen. Reumann analysiert das Neue Testament mit Hilfe einer »word-study method«,®' durch die Rechtfertigung und Gerechtigkeit als Begriffe und Interpretamente erfaßt werden. Die Verwendung dieser Begriffe bei den einzelnen neutestamentlichen Autoren und Gruppen ordnet er sodann in ein innerbiblisches traditionsgeschichtliches Entwicklungsschema ein,®° so daß am Ende der Untersuchung eine graphische Ubersicht steht, in der Reumann mit Hilfe vieler Striche die Entwicklungslinien in der Verwendung der Rechtfertigungsterminologie vom Alten Testament bis zum Ausgang des neutestamentlichen Zeitalters aufzeigt. Genau diese traditionsgeschichtliche Analyse der Rechtfertigungsterminologie®^ bei Reumann wird dem Leser auch in »Justification by faith« selbst als »biblischer Befund«®^ präsentiert und in sieben Abschnitten zusammengefaßt. So stellt das Dokument als Resümee der Darstellung des Befunds in den Pastoralbriefen fest: »Thus methods of analysis unavailable in the i6th century show to a greater degree than has been possible in the past how Paul's doctrine was further developed in the pastoral epistles.«®" Dagegen erbringt die Analyse der lukanischen Schriften das Ergebnis: »The few occurences of the terms in Luke (18:14) and A c t s . . . represent another type of develop-
Vgl. Reumann, Justification. Vgl. Jbf § 122 (S. 58/i75f.); dazu Ρitzmyer, Justification S. 78. Auch z.B. in J b f § 1 3 1 (S. 6of./i79f.) und § 1 3 4 (S. 62/182) dient eher die Tatsache, daß bestimmte paulinische Aussagen in neuerer Zeit exegetisch untersucht worden sind, als Argument fur die Uberwindung konfessioneller Gegensätze, als daß eine inhaltliche Klärung erkennbar wäre. " Reumann,Justifications. 10. ^^ Typisch ist etwa Reumanns Zusammenfassung der Begriffsverwendung in den frühesten Christengemeinden: »In this pre- and non-pauline Christian theologizing, which reflects in turn the central N T concepts, lies the basis for important future lines of development.« (Reumann,JustificationS. 187). Vgl. ebd. S. 188. Vgl. ζ. в . Jbf § 128 (S. 59f./i78): »The second azeí of discovery for the present dialogue lay in the possibility of determining the earliest Christian use of righteousness/justification terminology.« " Vgl. JbfTeil III A (S. 58/175). " J b f § 1 3 8 ( 8 . 64/184).
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ment«;®^ und der Beitrag des i. Petrusbriefs zur Rechtfertigungsfrage läßt sich in dem Satz zusammenfassen: »The modest use of righteousness terms in I Peter puts the document in the Pauline or, better, pre-Pauline apostolic Christian orbit«.^^ Entsprechend fállt das Gesamtergebnis der biblischen Untersuchung aus: Die Quantität der Verwendung der Rechtfertigungsterminologie in der heiligen Schrift®'' und ihr besonders qualifizierter Gebrauch bei Paulus®® werden positiv hervorgehoben, und darüber hinaus wird lediglich festgestellt, daß die Rechtfertigung dennoch nur ein - wenn auch wichtiges Bild unter vielen zur Darstellung des göttlichen Heilshandelns sei.®' Im übrigen könnten beide Seiten ihre Anliegen im Neuen Testament, ja auch bei Paulus selbst,·'" wiederfinden. Fehlentscheidungen, die sich aus einem theologisch völlig ungenügend reflektierten Gebrauch bestimmter historisch-kritischer Methoden ergeben, treten in der amerikanischen Studie offen zutage: So verliert die Schrift in dem Dokument ihre Funktion, als regula atque norma zur Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Rechtfertigungsverkündigung zu dienen.'^ Die in der Studie zuvor genannten Kontroverspunkte, zu deren Lösung der Rekurs auf den biblischen Befund beitragen sollte, werden im exegetischen Teil kaum angesprochen, und der einzige Schriftbeleg in der Beschreibung der inhaltlichen Konvergenzen am Ende des Dokuments ist ein Zitat aus dem Rechtfertigungsdekret des Tridentinums;·'^ die Fülle der Schriftstellenangaben im dritten Teil der Studie kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese im Gesamtzusammenhang des Dokuments lediglich als theologische Dekoration dienen können. Die Schrift kann ihre Funktion als regula atque norma auch gar nicht erfüllen, wo ihre pneumatische Dimension als Wort Gottes überhaupt nicht berücksichtigt wird und vielmehr das Ziel der exegetischen Untersuchung lediglich im Aufweis der Verschiedenheit der Theologien und theologischen Interpretationen im Neuen Testament besteht,'''* die in ihrer Unterschiedlichkeit offensichtlich nicht mehr als Grundlage für eine Lehrentscheidung dienen können und den Theologen vielmehr vor die Wahl zwischen verschie-
« J b f § 140(8.64/185). ^^ J b f § 1 4 1 ( 8 . 64/185). Vgl.Jbf§i23(S.58/i76f.). Vgl. J b f § 146 (8. 67/i89f.). Vgl. ebd. (S. 67/190). Vgl, J b f § 132 (8. 6i/i8of.); § 146 (8. 67/190). Vgl. J b f § 149 (8. 68/191). Von einer »Bereitschaft, dieses < = Luthers; G . M . > Erbe kritisch an der Hl. 8chrift nach heutigem Verständnis zu messen« {Stuhlmacher, Paulus S. 287), ist im exegetischen Teil von J b f trotz der beeindruckenden Materialflille wenig zu merken. " Vgl. J b f § 1 5 6 , 1 1 (8. 72/196) mit D8 1549. " Vgl. J b f § 122 (8. 58/176).
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denen Akzentuierungen innerhalb der Schrift^® und in einem größeren Rahmen vor die Wahl zwischen dem Ausgehen von der - Schrift und Tradition umfassenden — »Fülle des apostolischen Erbes«^® oder der Interpretation der Schrift durch einen Kanon im Kanon stellt.^^ Das Absehen von der pneumatischen Dimension der heiligen Schrift hat dabei zwangsläufig einen Subjektwechsel zur Folge, der wiederum eine unmittelbare soteriologische Bedeutung hat: Wo nicht mehr Gott das Subjekt ist, der durch sein Wort in der heiligen Schrift und damit durch den heiligen Geist Glauben und Verstehen wirkt, da muß die Aufgabe, das gemeinsame Verstehen und einen Konsens herzustellen, dem Exegeten zufallen. Genau dies wird in »Justification by faith« wieder einmal behauptet: Die Entwicklung und Praktizierung der historisch-kritischen Schriftforschung, von den Verfassern der Studie in ihrer Bedeutung noch zusätzlich geschichtsaxiomatisch ü b e r h ö h t , k a n n dem Dokument zufolge erreichen, was die fehlende claritas der Schrift selbst jahrhundertelang verhinderte.^^ Das methodische Vorgehen Reumanns und der Rechtfertigungsstudie vermag dagegen nicht zu erfassen, daß es sich bei der Rechtfertigung in erster Linie überhaupt nicht um ein Interpretament, sondern vielmehr um ein Grundgeschehen handelt. So fehlt in der biblischen Übersicht des Dokuments fast jeder Hinweis auf die Taufe;®" selbst die christologische Einbindung der Rechtfertigung kann in diesem Zusammenhang nur ganz ungenügend beschrieben werden. Vor allem aber verhindert der traditionsgeschichtliche Ansatz, daß das Rechtfertigungsgeschehen in »Justification by faith« im Spannungsfeld von Gesetz und Evangelium entfaltet wird; er verhindert damit zugleich, daß die Entscheidungsfragen, wer oder was im Gericht Gottes rettet und was nicht und wodurch dies geschieht und wodurch nicht, überhaupt gestellt und entsprechend vom Wortlaut der heiligen Schrift her beantwortet werden. Trotz gegenteiliger Beteuerungen®^ trägt der biblische Befund selbst zum Zustandekommen des Konsensus in dem Dokument überhaupt nichts bei; dagegen fuhrt seine methodische Verwendung durch die Verfasser der Studie zu bezeichnenden Verkürzungen in der Sache, die für die erreichte Einigung von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. " Vgl. Reumann, Justification S. 1 9 1 : Die Lutheraner »have c h o s e n . . . the word of God as good news in terms of God's rightwising power for salvation and life. « J b f § 1 1 7 : Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 1 7 3 (S. 56). " V g l . J b f § i 4 7 ( S . 67/190). V g l . ζ. В , J b f § 1 3 8 (S. 64/184). " V g l . J b f § 1 2 2 (S. 58/175); § 1 5 1 (S. 68/192); àaxaRolfPreus, Evaluation S. 59. 8° V g l . lediglich J b f § 1 3 8 (S. 63 f./i84) bei der Behandlung der Pastoralbriefe. Die Behauptung, »that for purposes of theological interpretation Scripture has a Christological center« (Jbf § 149; S. 68/191), erscheint am Ende des exegetischen Abschnitts ein wenig unvermittelt und beruht jedenfalls nicht auf der vorausgegangenen begriffsgeschichtlichen Analyse. Vgl. J b f § 1 2 1 (S. 57/175); §§ I49f. (S. 68/191).
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3.3 · 2.3 · Die argumentative Verwendung der zwischenkirchlichen Klimaverhesserung Bereits bei der »Leuenberger Konkordie« konnten wir beobachten, daß zu den wichtigen Faktoren der Einigung ein »anthropologischer Ansatz« zählte, dem zufolge die Lehrverurteilungen als Problem behandelt wurden, das wesentlich auf einer »zwischenkirchlichen« Ebene gelöst werden sollte und konnte.®' Ganz ähnlich wird die Rechtfertigungsthematik auch in »Justification by faith« angegangen: Bereits im ersten Teil wird wiederholt daraufhingewiesen, wie die Geschichte der Kontroverse geprägt war von polemischen Äußerungen und verzerrten Darstellungen des kirchlichen Gegenübers®" und wie »nicht-theologische Faktoren«®® dazu beitrugen, den Konflikt noch zusätzlich zu verschärfen. Es fällt den Verfassern dann nicht schwer, im folgenden darauf hinzuweisen und zu belegen, daß sich das Verhältnis zwischen den Kirchen in diesem Punkt glücklicherweise entscheidend gewandelt hat, daß Verständnisbereitschaft an die Stelle von Verdächtigungen getreten ist®® und die nicht-theologischen Ursachen der Trennung heute weitgehend verschwunden sind.®' In »Justification by faith« wird nun jedoch die Klimaveränderung®® im Verhältnis zwischen den Kirchen auch in einer sachlich fragwürdigen Weise instrumentalisiert, um einen Konsens herbeizuführen: So wird der Verweis auf die nicht-theologischen Faktoren der Trennung im Dokument zwar nur sparsam, aber an argumentativ entscheidenden Stellen e i n g e s e t z t , s o daß zwangsläufig der Eindruck entstehen muß, als beruhten auch die Differenzen in der Frage der Rechtfertigung wesentlich auf solchen Faktoren — wofür jedoch auch von »Justification by faith« selbst kein sachlicher Beleg geliefert wird. Vor allem aber setzt die amerikanische Studie den polemischen Umgang zwischen den Kirchen mit dem Streit um die Sache in einer solchen Weise gleich, daß mit der Veränderung im zwischenkirchlichen Klima auch die Behauptung kirchentrennender Gegensätze fast a priori unmöglich wird: In der polemischen Atmosphäre der Vergangenheit wurden überwindbare Unterschiede als Konflikte interpretiert^" — nun gilt es im Sinne des Dokuments, diese sachlichen Konflikte wieder als überwindbare Unterschiede zu verste-
" Vgl. Abschnitt 3.2.2.1. dieser Arbeit. Vgl. Jbf § 5 (S. 17/111); §41 (S. 30/132); §94 (S. 49/i62f.). ' ' J f b § 4 3 : Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 1 3 3 (S. 3 1 ) .
Vgl. Jbf § 5 (S. 17/iiof.); § 78 (S. 43/i53f·); §§ i50f· (S. 68f./i9i f.). Vgl. Jbf§ 150(8. 68/191 f.). Zur Terminologie vgl. JbfVorwort (S. 8/107); § 78 (S. 43/154)· " Vgl. Jbf § 23 (S. 23/121); §43 (S. 31/133); § 150 (S. 68/i9if.). '» Vgl. Jbf§ 94(8.49/162 f.). 249
hen. Darum sprechen beide Seiten nur noch »Befürchtungen«'! und »Anliegen«®^ aus und verzichten aufVerwerfungen,®^ indem sie diese als Personalkondemnationen auslegen'" und damit von vornherein disqualifizieren. Weil zwischen gegenseitiger Polemik und SachdifFerenzen nur ungenügend unterschieden wird, darum bedeutet es auch gleich einen sachlichen Fortschritt, wenn sich beide Seiten nun als Partner verstehen'® und weitere Verbesserungen im zwischenkirchlichen Klima erreichen. Daß eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit in einer Kommission nicht ohne Auswirkungen auf die erreichten Ergebnisse bleibt, ist verständlich;'® wohl nicht zufällig referieren die Autoren der Studie mit solchem Wohlwollen die Ergebnisse von Regensburg 1541,''^ wo das vertrauensvolle Gesprächsklima wesentlich zu einer sachlichen Einigung beitrug. Wenn sich die Kommissionsmitglieder dabei aber schon im Ansatz der Möglichkeit begeben, Grunddifferenzen in ihrer Bedeutung adäquat zur Sprache zu bringen, so muß die behauptete Einigung in der Frage der Rechtfertigung auch von daher in ihrer Tragfähigkeit hinterfragt werden.
3 . 3 . 2 . 4 . Der Rekurs auf komplementäre »Anliegen« und den Glauben als Existential Schon in der Behandlung der Diskussion von Helsinki war uns aufgefallen, welche bedeutende Rolle der Verweis auf den Unterschied zwischen Begriff und Sache in der Diskussion des Themas >Rechtfertigung< spielte, und ebenso konnten wir bei der Analyse des »Malta-Berichts« und der »Leuenberger Konkordie« feststellen, daß die erreichte Übereinkunft maßgeblich auf einer Differenzierung zwischen Grund und Ausdruck beruhte. War die Inkongruenz von Begriff und Sache also in Helsinki noch als Problem empfunden worden, an dessen Lösung sich die Geister schieden, so wurde diese Inkongruenz in Malta und Leuenberg umgekehrt selbst zur Lösung interkonfessioneller Probleme verwendet. Auf diesem Weg geht »Justification by faith« nun noch ein erhebliches Stück weiter; die Einigung beruht in weitaus höherem Maße als im »Malta-Bericht« und der »Leuenberger Konkordie« auf diesem Lösungsversuch, ja diese Differenzierung wird hier zu der entscheidenden Grundlage der Konsensbildung überhaupt.'® Dabei legen die Verfasser zu" V g l . J b f § i o o ( S . 51/165); § 1 0 3 ( 8 . 5 2 / 1 6 7 ) ; § 1 0 6 ( 8 . 5 3 / 1 6 9 ) . « Vgl.z.B.Jbf§94(8.49/i62). Vgl. Peter, Verständigen S. 140; bezeichnend ist auch die Überschrift des Artikels dieses Mitverfassers von Jbf: »Verständigen statt verwerfen« (ebd. S. 139). Vgl. J b f § 104 (8. 52/168). Vgl. JbfVorwort (S. 9/108). " Vgl. die Beobachtungen von Нйшдйя, Statements S. 82. Vgl. Jbf § § 4 5 - 4 8 ( 8 . 3 2 f / i 3 5 f · ) ; § 1 5 1 (S. 69/192). " Gullerud, Dialogue 8. 22 bezeichnet den zweiten Teil von J b f , in dem diese Differenzierung hauptsächlich angewandt wird, von daher mit Recht als »the nub of the dialogue«.
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gleich auch ihr methodisches Vorgehen mit seinen sachlichen Voraussetzungen wesentlich offener dar, als dies im »Malta-Bericht« und der »Leuenberger Konkordie« der Fall gewesen war; sie unterscheiden praktisch zur Problemlösung zwischen drei verschiedenen Ebenen: Auf der ersten Ebene liegen die konkreten »Lehren«^® der Kirchen mit ihren wohlbekannten Gegensätzen. Diese Lehren sind jedoch lediglich geschichtlich bedingte Ausdrucksversuche der Kirchen für eine von ihnen zu unterscheidende S a c h e , d a s heißt sie sind das Ergebnis menschlichen, theologischen Überlegens^^^ und Handelns, sie sind Interpretationen und arbeiten mit vielfältigen Bildern und V o r s t e l l u n g e n u n d formulieren diese in einer zeitbedingten Sprache und in zeitbedingten Denkstrukturen. Auf dieser Ebene ist darum auch eine umfassende Einigung zwischen den Kirchen weder möglich noch nötig, ja nur bei einer mangelnden Beobachtung der neueren Erkenntnisse der Geisteswissenschafteni"" wird man überhaupt auf die Idee kommen, einen Konsens wesentlich auf dieser Ebene zu suchen. Um zu einer Einigung zu kommen, muß man sich vielmehr auf eine andere Ebene begeben^"® und nach den Anliegen fragen, die hinter den konkreten Lehren stehen und zu diesen führen. Tut man dies, so stellt man »Justification by faith« zufolge durchgängig fest, daß überall da, wo auf der Ebene der Lehre scheinbar unvereinbare Gegensätze bestehen, auf der Ebene der Anliegen insofern eine Einigung möglich ist, als die jeweiligen Anliegen als komplementär erfaßt^°® und somit von der Gegenseite zumindest mit nachvollzogen werden können. So verbleiben auf der Ebene der Anliegen zwar charakteristische Unterschiede zwischen den »Traditionen«, ^^^ aber diese Differenzen besitzen laut der Studie keine kirchentrennende Kraft. ^^^
J b f § 92: Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 161 (S. 48). 100 Ygi Jbf (S. 4-7/160); § ΙΟΙ (S. 51/166); § 164 (S. 74/199: die Lehren sind Antworten auf die biblische Botschaft). Vgl. Jbf § 9 4 ( 8 . 4 9 / 1 6 3 ) . Vgl. J b f § 90 (8. 47/160); § 99 (S. 50/165); § 1 5 8 (8. 72/197)· Vgl. J b f § § 9 4 , 96 (8. 4 9 / 1 6 3 ) ; § 9 7 (S. 50/164); § 104 (8. 52/168); § 107 (8. 53/170); § 1 1 2 (8. 5 5 / 1 7 1 ) ; § 1 2 1 (8. 57/175); § 1 5 8 (8. 72/197)· 1»·· Vgl. J b f § 9 4 (8. 49/162 f ) ; § 151 (8. 68/192). Rolf Preus, Evaluation 8. 67 spricht treffend von einer Methode der »demetaphorization«, die hier angewandt werde. Vgl.Jbf§94(8.49/i62f). Gatta, Justification 8. 5 1 4 nennt diese Fragen nach den jeweiligen Anliegen »exercises in historical imagination«, die »indispensable ingredients in arousing ecumenical sympathy and appreciation« seien. Vgl. J b f § 94 (8. 49/163); § 1 1 2 (8. 55/172). V g l . J b f § 1 2 1 (S. 57/175). » » Vgl. J b f § 104 (S. 52/168); § 1 1 2 (8. 55/171 f·)· Vgl. J b f § 5 (S. i 7 / i i o f . ) ; § 94 (8. 49/163); § 1 5 4 (8. 70/194). Angesichts der Ausrichtung des Dialogs auf die Wiederherstellung der Kirchengemeinschaft hat diese Feststellung ein besonderes Gewicht, vgl. Böckman, Rettferdiggjurelse 8. 161 f
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Wenn sich die Möglichkeit des Bestehens von miteinander unvereinbaren Gegensätzen auf der Ebene der Anliegen im Vergleich zur Ebene der Lehren auch erheblich verkleinert hat, so ist sie doch grundsätzlich auch dort noch nicht ausgeschlossen. Kennzeichnend für »Justification by faith« ist daher, daß die Studie selbst die Unterschiede in den Anliegen auf einer weiteren Ebene rückbindet und zusammenhält: Die Einigung wird begründet in der gemeinsamen Erfahrung des unbedingten Angenommenseins,^^^ in der Erfahrung gemeinsamen Hoffens und Vertrauens auf Gott,^^^ anders ausgedrückt: in der gemeinsamen Erfahrung des Glaubens, der im Dokument in diesem Zusammenhang - mit Peter Brunner zu sprechen - »als ein Existential einer gläubigen Existenz«!!'* beschrieben wird. In dieser gemeinsamen Haltung und Erfahrung sind sich beide Seiten einig,"® von ihr her entspringen die verschiedenen Anliegen, und zu ihr wollen sie zurückführen. Es ist offensichtlich, daß sich mit dieser Methode des Dokuments grundsätzlich alle konträren Lehrentscheidungen in der Rechtfertigungsfrage entschärfen und auflösen lassen; die Methode gestattet eine Vielzahl unterschiedlicher - zum Teil sogar scheinbar sich widersprechender - Lehräußerungenii'^ und vermag sie doch durch Rekurse auf komplementäre legitime Anliegen"® und eine gemeinsame Grunderfahrung zusammenzuhalten, ohne daß eine kirchliche Trennung weiterhin notwendig bliebe. Mit dieser Methode nehmen die Verfasser der Studie jedoch zweierlei in Kauf: Zum einen hat ihr Vorgehen einen entscheidenden Geschichts- und Wirklichkeitsverlust in ihrer Erfassung der Rechtfertigung zur Folge:"® Die Rechtfertigung ist im Rahmen ihrer Methode prinzipiell nur noch ein Bild,!^" das auf etwas anderes verweist, und kein Geschehen. Aber auch die Erfahrung von Hoffnung und Vertrauen bleibt in der Darstellung der Studie losgelöst von der geschichtlichen Wirklichkeit, sie ist ultimate trust and
Vgl. Jbf § 157 (S. ηιΙχοηΥ »The agreement, in short, is on the nature of trust or assurance of salvation, on the fundamental experiential attitude of the justified in relation to God.« Vgl. Jbf § 4 (S. 16/110); § ΙΟΙ (S. 51/166); § 157 (S. 72/197); § 158 (S. 7 2 f . / i 9 7 ) ; dazu Peter, Verständigen S. 139; Geldbach, Rechtfertigung S. 4 6 . Brunner, »Rechtfertigung» heute S. 129. Vgl. die Beschreibung der Verschiebung der Fragestellung bei RelevanceS. 131: Sie lautet nicht mehr, ob wir durch Christus allein gerettet werden, sondern wie »faith in Christ < i s > to be experienced«. Vgl. Burgess, Dialogues. i 2 o f . : »We have never insisted that the particularconceptuality of justification be used, but only that, whatever terminology, salvation be proclaimed sola fide.«. Die Bedeutung dieser Methode verkennt Braaten, Breakthrough S. 245 in seiner Kritik an dem Dokument. Vgl. J b f § 1 5 4 ( 8 . 7 0 / 1 9 4 ) · So mit Recht Rolf Preus, Evaluation S. 61, 71 f. Vgl. Jbf § 9 0 (S. 47/160); § 123 (S. 58/176).
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hope,^^^ »schlechthinniges Vertrauen«,^^^ in dem - mit Schleiermacher zu sprechen^^^ - die Welt eben noch nicht mitgesetzt ist. Zwar wird im Dokument auch Christus mehrfach als Objekt des Vertrauens genannt/^"* aber er wird in diesem Kontext nicht näher beschrieben als der Gekreuzigte und der zum Gericht Wiederkommende, auch faßt ihn das schlechthinnige Vertrauen des Christen nicht in der Zusage des Wortes auf der Plattform der Einigung bleibt Christus eine Chiffre dafür, daß sich der Glaubende nicht in sich selbst, sondern auf etwas oder jemanden außerhalb seiner selbst gründet^^® - die Abstraktion vom gottesdienstlichen Geschehen bleibt vollkommen. Ein zweites fundamentales Problem ergibt sich in der Verkündigungspraxis, die bei dem methodischen Vorgehen der Studie so systematisch ausgeblendet wird: Die konkrete Vermittlung der gemeinsamen Anliegen ist dem Ansatz des Dokuments zufolge eine Möglichkeit und Aufgabe der Kirchen und Theologen; auf ihre Fähigkeiten kommt es entscheidend an, sobald der Boden der Abstraktion verlassen wird. Genau das ist auch das Ergebnis, das am Ende der Rechtfertigungsstudie steht: Auf die Einigung kann nun die Diskussion »over the best way to proclaim or evoke reliance on God's gift of himself in Christ Jesus«^^^ folgen. Die Synergismen, die bereits bei der vermittlungstheologischen Problematisierung der Rechtfertigungsverkündigung in Helsinki deutlich wurden, lassen sich offensichtlich nicht dadurch beseitigen, daß man diese Problematisierung zur ökumenischen Methode erklärt, treten vielmehr hier von neuem auf. Dies ist auch gar nicht anders möglich, sobald die Rechtfertigungsverkündigung nicht mehr als pneumatisches Geschehen und damit als Handeln Gottes, sondern als Ausdruck eines kirchlichen Anliegens erfaßt wird. Z u welchen Konsequenzen dies letztlich führt, läßt sich an »Justification by faith« beispielhaft ablesen.
V g l . J b f § 4 ( S . i 6 / i i o ) ; § 158 ( S . 7 2 f . / I 9 7 ) ; § 160(8.73/198). ^^^ Der Ausdruck »ultimate« läßt sich im Deutschen schwer wiedergeben: Peter, Verständigen S. 139 übersetzt »schlechthinnig«; Stuhlmacher, Paulus S. 286 »letztgültig«; H. Voigt in Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. i i o »tiefstes Vertrauen«; daß das Wort »ultimate« im Text von J b f eine Einschränkung in der Bestimmung der Glaubenszuversicht bedeutet, stellt Peter, Verständigen S. 139 heraus (vgl. auch Gullerud, Dialogue S. 20). 123 Y g i Schleiermacher, Glaube S. 1 7 3 (§ 32.2). " " Vgl. J b f § 4 (S. 16/110); § 1 1 9 (S. 57/174); § 160 (S. 73/198). 125 Vgl. lediglich die Andeutungen in J b f § 103 (S. 52/167). Vgl. J b f § 1 1 2 (S. 55/171); § 1 1 7 (S. 56/173). J b f § 159(8.73/197).
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3 • 3 • 2. _5 · Die prozessuale Erfassung der Rechtfertigung als berechtigtes »Anliegen« Zu den Vorzügen der amerikanischen Studie gehört, wie bereits erwähnt, die sorgfältige Darstellung der Positionen der Gesprächspartner, die auch Unterschiede klar herausstellt. Dabei beschränken sich die Verfasser nicht auf eine Schilderung isolierter »Unterscheidungslehren«; vielmehr dient die eben beschriebene Frage nach den Anliegen, die hinter den »Lehren« stehen, positiv auch dazu, Grundentscheidungen herauszustellen, die in der jeweiligen Verkündigung der Kirchen immer neu ihre konkrete Ausprägung erfahren. So vermögen die Kommissionsmitglieder den entscheidenden Unterschied in der Erfassung der Rechtfertigung zwischen den Kirchen darin zu sehen, daß die Rechtfertigung auf römisch-katholischer Seite im Gefolge von Augustin wesentlich als Umwandlungsprozeß begriffen und beschrieben wird, während sie auf lutherischer Seite durch das Handeln Gottes in Gesetz und Evangelium strukturiert wird, durch das dem Sünder schon jetzt der Freispruch im Endgericht zuteil wird. Diese Erkenntnis wird in »Justification by faith« wiederholt sehr deutlich dargelegt sie ist zweifellos ein ganz wertvoller Beitrag zur ökumenischen Diskussion des Rechtfertigungsthemas. Genau an dieser Stelle fallt nun aber zugleich auch eine weitere Grundentscheidung in dem Dokument: Die prozessuale Erfassung der Rechtfertigung und die Strukturierung dieses Geschehens durch Gesetz und Evangelium werden in »Justification by faith« als unterschiedliche sprachliche Darstellungsweisen derselben Sache angesehen, die auf verschiedenen Denkmodellen beruhen und in denen unterschiedliche, aber komplementäre Anliegen zum Ausdruck kommen. Mit Berufung auf die Lösung von Regensburg^^^ stellen die Verfasser des Dokuments den römisch-katholischen und den lutherischen Ansatz als gleichermaßen berechtigt nebeneinander;^^^ die oben geschilderte Methode, scheinbare Grunddifferenzen durch die Unterscheidung zwischen verschiedenen Ebenen zu überbrücken, wird hier wiederum erfolgreich angewandt Der Riß beschränkt sich demnach auch an dieser Stelle auf die konkrete Art und Weise der Verkündigung, er hat keinen Einfluß auf die gemeinsame Vgl. J b f § 2 0 (S. 22/ii9f.); § 2 5 (S. 24/i22f.); §96 (S. 49f./i63f.); § 1 0 1 (S. 51/ i 6 5 f . ) ; § i 5 4 ( S . 70/193?·)· So mit Recht auch Meyer, Rechtfertigung S. 5 5. Vgl. Jbf § 25 (S. 24/122); §§ 96f. (S. 49f-/i63f·); § 154 (S. 70/i93f·); § 158 (S. 72f./ 197); dazu Lóiif, Lehrverurteilungen S. 185 f. Vgl. J b f §48(8. 33/136). Vgl. J b f § 1 2 1 ( 8 . 5 7 / 1 7 5 ) . An dieser Stelle setzt auch die Kritik von Böckman, Rettferdiggjtrelse an, vgl. ebd. S. i 6 8 f
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Grunderfahrung des Glaubens; von daher können sich auch die hinter der Lehrgestalt stehenden Anliegen nicht ausschließen, so deutlich auch die Unterschiede auf dieser Ebene noch erkennbar sein mögen. Daß die Glaubenserfahrung, die in der Studie als gemeinsamer Grund beider Kirchen angesehen wird, vom Geschehen von Gesetz und Evangelium offensichtlich ablösbar ist,^^® unterstreicht noch einmal die oben gemachte Beobachtung, daß sie in ihrer Funktion als Basis des Konsensus letztlich als Existential expliziert wird. Vor allem aber hat die »gleichberechtigte« Behandlung einer prozessualen Erfassung der Rechtfertigung und einer Einbindung dieses Geschehens in das discrimen legis et evangelii nachgerade notwendig zur Folge, daß sich die prozeßhafte Beschreibung der Rechtfertigung weitgehend durchsetzt. Genau dies geschieht auch tatsächlich in »Justification by faith«: Die Darlegung der inhaltlichen Konvergenzen^^^ beruht ganz und gar auf dem Prozeßdenken des Tridentinums^^·' und wird durch dieses bis in die Terminologie hinein geprägt. Der Verweis auf die Bedeutung der Dialektik von Gesetz und Evangelium verschwindet dagegen als lutherisches Sonderfiindlein am Schluß völlig; daß diese grundlegende Unterscheidung mit einer phänomenologischen Beschreibung der Rechtfertigung nicht zu vereinbaren ist, wird einfach ignoriert. Daß auf der Behauptung einer Komplementarität des römischkatholischen und lutherischen Ansatzes, die gleichbedeutend ist mit einer Anerkennung der Legitimität der Erfassung der Rechtfertigung als Prozeß, die Beschreibung der inhaltlichen Konvergenzen weitgehend basiert, ist nun im folgenden noch näher zu belegen und zu erläutern.
3.3.3.
Elmente der Konsensformulierung
Die Tatsache, daß die Einigung in dem amerikanischen Dokument maßgeblich auf einem Rekurs auf komplementäre »Anliegen« beruht, bedeutet nicht, daß die Verfasser der Studie nicht in der Lage und gewillt wären, den erreichten Konsens auch als gemeinsame Lehre zu formulieren. So laufen die Ausführungen von »Justification by faith« auf ein »agreement« in zwölf
" " Vgl. Meyer, Rechtfertigung S. 5 5 f. Vgl.Jbf§i57(S.72/i96f.), Vgl.Jbf§i56(S.7if./i95f.). Vgl. Hamann, Statements S. 82. 138 Vgl, immerhin den kritischen Einwand der Lehrkommission der römisch-katholischen Bischöfe der USA zu den Ergebnissen von Jbf: »There is the question, for example, regarding the Law/Gospel dialectic in Lutheranism and the extent to which it binds upon Lutherans in practical life and theological exposition. « (Committee on Doctrine, Dialogues S. 133). Die Bedeutung dieser Grundentscheidung erkennt Jenson, Dialogue S. 84 f., der dazu bemerkt: »just at the key systematic junctures the power of distinction flags and sheer confusion undoes the opportunity for new thought.« (ebd. S. 84).
255
Punkten hinaus, an dem man jedoch deutlich erkennen kann, daß es wesentlich von den oben genannten Grundentscheidungen geprägt ist.
3.3,3,1.
Die Priorität des göttlichen Handelns
Als eine Möglichkeit, das Rechtfertigungsgeschehen gemeinsam zu beschreiben, verwenden die Kommissionsmitglieder wiederholt die Kategorien »priority«^''^ und »primacy«. Diese werden im geschichtlichen Überblick zunächst bei der Schilderung der Anliegen Augustins gebraucht; es wird »Augustine's stress on the absolute priority of God's initiative and the primacy of grace« herausgestellt. Entsprechend werden die Kategorien im folgenden in »Justification by faith« anscheinend gerade dort angewendet, wo man einen Rückgriff auf augustinische Grundanliegen in der scholastischen^'*® und der späteren römisch-katholischen Theologie^"·® beobachten zu können glaubt. Zugleich werden diese Kategorien von der Studie aber auch als typisch lutherische Anliegen ausgegeben dabei können sie auch die Gestalt der Behauptung der Bedingungslosigkeit der Heilsgabe annehmen. Erleichtert wird diese Gleichsetzung zum einen dadurch, daß die Reformation als Bewegung gegen die pelagianischen Lehren der Spätscholastik geschildert wird,^"® und zum anderen dadurch, daß wiederholt der Eindruck erweckt wird, als sei die Behauptung der Priorität und Unbedingtheit des göttlichen Handelns am Menschen für die lutherische Theologie die Sache selbst, um die es in der Rechtfertigung geht. Daß jedoch die Kategorie der Bedingungslosigkeit ein prozessuales Denken an sich noch nicht ausschließt und die Kategorien der »Priorität« und des »»
Vgl.Jbf§i56(S.7if./i95f.). Geradezu vernichtend urteilt Brauten, Breakthrough S. 2 4 6 von daher: »The claim of having attained doctrinal consensus on any major point in this dialogue is not credible.« Vgl. J b f § § 8 f . (S. 18/113); § 1 1 (S. I 9 / I i 5 f · ) ; § 5 2 (S. 3 4 / 1 3 8 ) ; § 9 5 (S. 4 9 / 1 6 3 ) ; §156,12(8.72/196). 1 « Vgl. J b f § 22 (S. 2 3 / 1 2 0 ) ; §§ 5 4 , 56 (S. 3 5 / i 3 9 f · ) ; § 6 3 (S. 38/144); § 6 9 (S. 40/147); § 7 9 (S. 4 4 / 1 5 4 ) ; vgl. dazu Tavard, Justification S. 7 5 . J b f § 8 ( S . 18/113). Vgl. J b f § II (S. 19/116). Vgl. J b f § 52 (S. 3 4 / 1 3 8 ) ; § 1 5 6 , 1 2 (S. 7 2 / 1 9 6 ) . Vgl. J b f § 6 9 (S. 40/147); § 9 5 (S. 4 9 / 1 6 3 ) . Vgl. J b f § 9 5 (S. 4 9 / 1 6 3 ) ; § 9 9 (S. 5 0 / 1 6 4 ) ; § 1 5 4 (S. 7 0 / 1 9 4 ) ; dazu die theologische Begründung in § 8 9 (S. 4 7 / 1 6 0 ) . Vgl. J b f § 2 2 ( S . 2 2 f . / l 2 0 ) . " 0 Vgl. J b f § 9 5 (S. 4 9 / 1 6 3 ) ; § 1 2 0 (S. 5 7 / i 7 4 f . ) ; § 1 5 4 (S. 7 0 / 1 9 4 ) . In diesem Sinne schildern auch Gritschijenson, Lutheranism (vgl. ebd. S. 37, 4 1 ) die Bedingungslosigkeit der Heilsgabe als das entscheidende Charakteristikum lutherischer Theologie; ihre Veröffentlichung ist für das Verständnis der theologischen Arbeit der Kommission von großer Bedeutung.
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»Vorrangs« dieses nachgerade implizieren, macht am Ende der Studie die Beschreibung der inhaltlichen Konvergenzen selbst deutlich: Hier wird klar, daß durch diese Begriffe nicht mehr ausgedrückt werden soll als die gnadentheologische Grundentscheidung des Tridentinums, wonach das exordium iustificationis in adultis ein Handeln Gottes nullis eorum exsistentibus meritis ist.^®^ Genau diese Aussage hatte bereits der »MaltaBericht« als Grundlage für die Behauptung eines weitreichenden Konsenses in der Rechtfertigungsfrage verwendet. In »Justification by faith« wird sie nun lediglich ein Stück weiter entfaltet, ^^^ wobei deutlich wird, daß sich die »Priorität« des göttlichen Handelns auf die »beginnings of justification«^^·* bezieht; in den Behauptungen einer Priorität des Handelns Gottes und des Vorrangs der Gnade oder des Glaubens ist die Vorstellung also schon gleich mitenthalten, daß auf das Erste etwas Zweites folgt, das sich offensichtlich nicht mehr so einfach als alleiniges göttliches Tun beschreiben läßt. Ganz gleich, ob man dieses »Zweite« bereits im Pekehrungsvorgang, der zur iustificatio führt, ansiedelt, ^^^ oder erst in der iustificatio secunda, die auf die allein von seiten Gottes bewirkte translatio in der iustificatio prima folgt i^®® Wo die Terminologie der »Priorität« nicht von der Opposition von lex und evangelium her interpretiert wird, ist sie auf jeden Fall Ausdruck eines tridentinischen und damit prozeßorientierten Denkmodells. Nur wo auch dieses als legitime Möglichkeit, die Rechtfertigung zu explizieren, anerkannt wird, kann daher tatsächlich von einem agreement an diesem Punkt gesprochen werden.
3.3.3.2.
»Christus und sein Evangelium
Wie schon im »Malta-Bericht« und in der »Leuenberger Konkordie« beruht auch in »Justification by faith« der Konsens in der Frage der Rechtfertigung wesentlich auf einer Ubereinstimmung im »Evangelium«, das in seinem Inhalt wiederum christologisch bestimmt wird. So beginnt das amerikanische Dokument gleich mit einer gemeinsamen »Affirmation«, die am Ende noch einmal in der Zusammenfassung verwendet wird: »Our entire hope of justification and salvation rests on Christ Jesus and on the gospel whereby the good news of God's merciful action in Christ is made known; we do not place our ultimate trust in anything other than God's promise and V g l . D S I 5 2 5 ; j b f § 105 (S. 52/168); § 156,3 (S. 71/195), V g l . Abschnitt 3 . 1 . 4 . 2 . dieser Arbeit. V g l . J b f § 1 5 6 , 4 f . (S. 7 1 / 1 9 5 ) · J b f § 156,3 (S. 71/195; Hervorhebung G . M.); vgl. dazu Hamann, Statements S. 82. In diesem Sinne lassen sich § 1 5 6 , з Г (S. 71/195) interpretieren. V g l . > £ § 1 5 6 , 5 (S. 71/195). J b f § 156,1: GaßmannlMeyer, Rechtfertigung S. 195 (S. 71). J b f § 4 ( S . 16/110).
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saving work in C h r i s t . D a m i t ist gleichermaßen die Basis und das Ergebnis der Studie genannt; deutlich wird in dieser Erklärung ebenso, daß mit der Frage der Rechtfertigung die Mitte der christlichen Botschaft angesprochen ist, daß dort, wo die Rechtfertigung thematisiert wird, von Christus und dem Evangelium die Rede sein muß. Schaut man sich das Dokument jedoch genauer an, so fállt dem Betrachter schnell auf, daß seine Verfasser praktisch durchgängig auf eine genauere Bestimmung des Verhältnisses von Rechtfertigung einerseits und Christus und »seinem Evangelium« andererseits verzichten. Der Name Christi wird in den entscheidenden Passagen zwar recht häufig genannt, doch erscheint er fast nur als Interpretament eines Geschehens, in dem sich Gott als der Gnädige und Barmherzige erwiesen hat^®° und das den Gläubigen dazu berechtigt und befähigt, sein Vertrauen ganz von sich weg auf ebendiesen Gott in Christus zu setzen. ^^^ Entsprechend unbestimmt bleibt auch das »Evangelium«; es wird in »Justification by faith« lediglich ausgesagt, daß es Kundgabe dieses Christusereignisses ist. ^^^ Von einer Prägung des Rechtfertigungsgeschehens durch »Christus und sein Evangelium« kann von daher keine Rede sein: Christus wird in dem Dokument fast überhaupt nicht als handelnde Person geschilderti®^ - weder was sein Heilswerk^®'· noch was seine gegenwärtige Wirksamkeit betrifft. Von seinem Kreuzestod und seiner Auferstehung schweigt die Studie abgesehen vom Referat des biblischen Befunds^®® geradezu beharrlich; daß sich darin ein Rettungshandeln vollzogen hat, das die Situation des Menschen vor Gott fundamental verändert hat, bleibt für ihre Darlegung ohne Bedeutung. Entsprechend kann auch nicht ein Gegenüber von Glauben und Werken im Sühnehandeln Christi begründet werden, wie Luther dies in seinen Schmalkaldischen Artikeln tut; noch stärker als in der »Leuenberger Konkordie« wird das Werk Christi in »Justification by faith« Vgl. Jbf § 9 5 (S. 49/163); § 100 (S. 51/165); § 160 (S. 73/198); vgl. dazu auch die sprachlich unsinnige - Formulierung in Jbf § 99 (S. 50/165): »Christology must be seen not statically but dynamically as God's deed. « Vgl. Jbf § 4 (S. i6/iio). Vgl. Jbf § 119 (S. 5 7 / i 7 4 ) m i t § 1 5 7 ( 8 . 7 2 / 1 9 7 ) ; vgl. auch § 1 5 6 , 1 (S. 71/195)· Vgl. Jbf § 4 (S. 16/110); § 1 2 3 (S. 58/176); § 161 (S. 7 3 f /i99)· In §§ n g f · (S. 57/ 174 f. ) erscheint das »Evangelium« in der Behandlung der Frage der kriteriologischen Funktion der Rechtfertigung ganz im Sinne des »Malta-Berichts« und mit ausdrücklicher Berufung auf ihn; in der »Declaration« am Ende des Dokuments rückt das »Evangelium« dann unversehens in die Mitte der Konsenserklärung (vgl. § 164; S. 74/199); dabei werden erneut deutliche Parallelen zum Vorgehen des »Malta-Berichts« sichtbar, eine Verhältnisbestimmung von Evangelium und Rechtfertigung unterbleibt auch hier. 163 Ygi lediglich in der Darstellung des biblischen Befunds Jbf § 1 3 3 (S. 6 1 / 1 8 1 ) ; § 144 (S. 66/187f.). Die »Affirmation« spricht bezeichnenderweise nMt von dem »saving work о/ Jesus Christ« (Hervorhebung G . M.), wie McGrath, Justification S. 72 dies in seiner Umschreibung der Ergebnisse von Jbf tut. Vgl. dort etwa Jbf § 128 (S. 6 o / i 7 8 f ); § 1 3 3 (S. 61/181).
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verkürzt dargestellt und damit die Rechtfertigung im Grunde zu einer Banalität gemacht. Ebensowenig tritt Christus in »Justification by faith« auch als gegenwärtig Handelnder in Erscheinung; erkennbar wird lediglich, daß Christus dem Dokument zufolge der Vermittler ist, durch den Gott seine Gnadengaben dem Menschen zuwendet, i^® Dagegen wird eine Verbindung zwischen diesen »saving g i f t s « u n d dem Heilswerk Christi nicht hergestellt. Daß die mangelhafte christologische Begründung der Rechtfertigung Auswirkungen auf die Darstellung dieses Geschehens selbst hat, wird besonders deutlich in dem ersten der zwölf Konvergenzsätze am Ende des Dokuments dort lassen sich gleich mehrere bezeichnende Verschiebungen beobachten: Erstens beschränkt sich die hier gebotene christologische Explikation der Rechtfertigung auf eine kausale Verhältnisbestimmung zwischen Christus und dem Christen Christus wird dort als die Quelle christlichen Lebens bezeichnet. Zweitens wirkt sich die inhaltliche Entleerung des Heilswerks Christi und des Evangeliums dahingehend aus, daß Christus und das Evangelium daneben auch als Norm christlichen Lebens gekennzeichnet werden: Christus wird wieder zum legislator ernannt, ^^^ und das Evangelium ist nicht mehr allein Zuspruch, sondern auch Handlungsanweisung und Herausforderung der kategoriale Unterschied zwischen dem Werk Christi und den Werken der Christen ist nicht mehr klar zu erkennen. Wo diese Unterscheidung verwischt wird, kann schließlich drittens auch die Beschreibung Christi als Mitte des christlichen Lebens^"'^ kein Gegengewicht mehr darstellen; vielmehr ist sie ähnlich vieldeutig wie die abschließende Feststellung des ersten Konvergenzsatzes, Christen hätten »keine andere Grundlage für das ewige Leben und die Hoffnung auf endgültige Erlösung als Gottes freie Gabe in Jesus Christus, die ihnen im Heiligen Geist geschenkt wird.«^'''' Undeutlich bleibt, ob Christus hier nicht möglicherweise lediglich als ethisch umsetzbare Größe eingeführt wird, so daß die Hoffnung des Christen letztlich darauf beruht, daß Gott ihn durch den heiligen Geist ausreichend begnadet, um ein Gott entsprechendes Leben führen zu können. Daß diese
Vgl. Jbf § 119 (S. 57/174); § 160 (S. 73/198). J b f § 160(8.73/198). Vgl. Jbf § 1 5 6 , 1 ( 8 . 7 1 / 1 9 5 ) · Vgl. Baur, EinigS. 15. Vgl. auch Jbf §4(8. i6/iio). Vgl. Baur, EinigS. 15. Vgl. J b f § 162 (8. 74/199). Vgl. Jbf §4 (8. 16/110); § 156,1 (8. 71/195). Jbf § 156,1: Gaßmann/Meyer, Rechtfertigung S>. 195 (8. 71). Vgl. Baur, EinigS. 15; dazu die 1п1ефгесапоп von Jbf §4 bei Pe/er, Verständigen S. 139: Es solle damit »eine nur schrittweise Annäherung an Hoffnung« ausgeschlossen werden, »als wenn es nur ein Teil- und nicht das ganze Anliegen Jesus Christus gewesen wäre, daß der
259
Möglichkeit schon durch den Kreuzestod Christi selbst ausgeschlossen ist, wird zumindest in dem Dokument nirgendwo erwähnt.
3.3.3.3.
Die Wirkung der Rechtfertigung
Daß die Grundentscheidung des Dokuments, den »transformationalen« Ansatz der römisch-katholischen Theologie und den lutherischen Ansatz bei der Dialektik von Gesetz und Evangelium »gleichberechtigt« nebeneinanderzustellen, nachgerade notwendig dazu fuhrt, daß die Rechtfertigung als Umwandlungsprozeß verstanden wird, läßt sich in der Studie besonders bei der Beschreibung der Wirkung der Rechtfertigung beobachten. Erneut muß hier zunächst festgehalten werden, daß gerade im zweiten Teil des Dokuments die Positionen beider Kirchen klar und ohne Abschwächung geschildert werden; auch der jeweilige Begründungszusammenhang wird deutlich herausgestellt. Im weiteren werden diese Standpunkte jedoch wiederum auf unterschiedliche, aber kompatible »Anliegen« zurückgeführt: Auch die Lutheraner können, wie die römischen Katholiken, die Bedeutung der guten Werke und der Heiligung hervorheben und von einem Wirken des heiligen Geistes in den Gläubigen sprechen; umgekehrt sind die römischen Katholiken bereit, das Sündersein des Menschen vor der Rechtfertigung kräftig zu betonen und auch bleibende Wirkungen der Sünde im Getauften anzuerkennen, Wie sich dieser Ausgleich in der konkreten Lehrgestalt auswirkt, wird wiederum an den zwölf Konvergenzthesen ganz offen erkennbar: Die Entscheidungen des Tridentinums werden bis in den Wortlaut hinein übernomj a j eingeschränkte Wirklichkeitsverständnis des Konzils beherrscht Mensch in seinem Bemühen, der Versuchung und der Sünde zu widerstehen, in Ihm Hilfe finden könne.« Vgl. z . B . J b f § 102 (S. 5 i f . / i 6 6 f . ) . Vgl. J b f § 104(8.52/168). Vgl. z. B. J b f § 156,2 (S. 71/195): »To be saved one must be judged righteous and be righteous.« und § 1 5 6 , 5 (S. 71/195): »By justification we are both declared and made righteous«, »God. .. forgives sin and makes us truly righteous.« mit DS 1529: »non modo reputamur, sed vere iusti nominamur et sumus« (dazu auch DS 1561); J b f § 1 5 6 , 3 (S. 71/195): »Those in whom sin reigns can do nothing to merit justification, which is the free gift of God's grace. Even the beginnings of justification, for example, repentance, prayer for grace and desire for forgiveness, must be God's work in us.« mit DS 1525: »ipsius iustificationis exordium in adultis a Dei per Christum lesum praeveniente gratia. .. sumendum esse, hoc est, ab eius vocatione, qua nullis eorum exsistentibus meritis vocantur« (dazu auch DS 1526 über den »Modus praeparationis«); Jbf § 156,4 (S. 71/195): »we lack the capacity to turn to God without divine help.« mit DS 1525: »per eius excitantem atque adiuvantem gratiam ad convertendum se ad suam ipsorum iustificationem. .. disponantur«; Jbf § 156,9 (S. 71/196): »they remain subject to sinful inclinations« mit DS 1 5 1 5 : »concupiscentiam. .. Ecclesiam catholicam numquam intellexisse, peccatum appellati, quod vere et proprie in renatis peccatum sit, sed quia ex peccato est et ad peccatum inclinât.«; J b f § 156,9 (S. 71/196): »Of
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unangefochten das Feld: Weil die Sünde nicht durch das richtende Handeln Gottes im Gesetz und sein vergebendes Handeln im Evangelium bestimmt wird, kann der Christ nicht als simul iustus et peccator beschrieben wervielmehr wird in dem Dokument Luthers Unterscheidung zwischen peccatum regnans und peccatum regnatum aufgenommen^®" und das peccatum regnatum tridentinisch interpretiert: »they remain subject to sinful inclinations«. Anders läßt sich der Sachverhalt offensichtlich nicht ausdrücken, wenn die Wirklichkeit des Menschen durch sein Verhalten statt durch den Zuspruch des Wortes Gottes qualifiziert wird; auch die Sünde bleibt dann eine primär ethische Größe. Dasselbe verkürzte Wirklichkeitsverständnis läßt sich im Dokument feststellen, wo die Wirkung der Rechtfertigung positiv beschrieben wird: Wie in Trient wird die Gerechtsprechung Gottes als Faktor im Rechtfertigungsgeschehen a n e r k a n n t , a b e r diese allein vermag die Wirklichkeit der Rechtfertigung noch nicht zu begründen und deren Verkürzung zu einer rechtlichen Fiktion zu verhindern. Daher werden in den Konvergenzthesen die Aussagen über das imputative Handeln Gottes durchweg durch Hinweise darauf ergänzt, daß Gott in der Rechtfertigung den Menschen auch »wirklich« gerecht macht. Gerechterklärung und Wirklichkeit der Rechtfertigung fallen damit auseinander;^®^ dies kann zur Folge haben, daß die Realität der Rechtfertigung vom Verhalten des Getauften nicht mehr abgelöst werden kann. Als Problem erkannt werden kann diese Möglichkeit natürlich nur, wo der Christ mit seinem Handeln in das Spannungsfeld von Gesetz und Evangelium gestellt wird. Beschränkt man sich dagegen auf eine phänomenologische Beschreibung, dann fällt es leicht, Gerechtsprechung und Gerechtmachung themselves they remain capable of losing justification, but, because of the great mercy of God in Christ, they may firmly trust and hope that God will bring them to final salvation.« mit DS 1534: »sicut nemo pius de Dei misericordia, de Christi merito deque sacramentorum virtute et efficacia dubitare debet: sic quilibet, dum seipsum suamque propriam infirmitatem et indispositionem respicit, de sua gratia formidare et timere potest« und DS 1 5 4 1 : »tametsi in Dei auxilio firmissimam spem collocare et reponere omnes debent.«; J b f § 1 5 6 , 1 0 (S. 72/196): »The eternai reward promised to the righteous is a gift, for it depends wholly on God's grace in Christ« mit DS 1545: »in Deo sperantibus proponenda est vita aeterna, et tamquam gratia filiis Dei per Christum lesum misericorditer promissa, et >tamquam merces< ex ipsius Dei promissione bonis ipsorum operibus et meritis fideliter reddenda«; J b f § 1 5 6 , 1 1 (S. 72/196) mit DS 1549 (beide Male wird Rom 2,6 als Beleg zitiert.).
Vgl. dazu kritisch Wieks, Living S. 522: »Catholic assessment of the simul, at least as it comes directly from Luther, can surely move beyond the reserve evident in Justification by FaithGlaube< in der Studie zuteil wird. Die Autoren befassen sich hier vor allem mit drei Aspekten, die, wie der geschichtliche Überblick zeigt, zwischen den Konfessionen umstritten waren und darum in dem Dokument einer besonderen Behandlung bedürfen: Der erste Aspekt ist die Frage nach der Bedeutung und Funktion des Glaubens im Rechtfertigungsgeschehen. Hier werden offensichtlich Defizite von der römisch-katholischen Seite eingeräumt, denn die Verfasser bemühen sich zu zeigen, daß sowohl im Tridentinum^'" als auch im Vaticanum Ansätze zu beobachten sind, die auf eine umfassendere Bestimmung und auf eine zentralere Stellung des Glaubens in der Rechtfertigung hinweisen könnten, als dies in der römisch-katholischen Theologie üblicherweise eingeräumt wurde. Dabei versuchen die Autoren nun, das verkürzte Verständnis des Glaubens als fides histórica dadurch zu überwinden, daß sie den Glauben als »engagierte Antwort auf das Evangelium«!'^ beschreiben, das heißt daß sie an die Stelle einer erkenntnistheoretischen Bestimmung des Glaubens eine Definition des Glaubens als ganzheitlicher Antwort des Menschen auf Gottes Handeln setzen. ^^^ Besonders deutlich wird dies in ihrer Darstellung der Ergebnisse des Vaticanums II, wo sie feststellen: »This stress on cooperation or >active 186 Vgl. dazu LMser, Lehrverurteilungm S. 186. Vgl. Jbf§§ io3f. (S. 52/i67f.); § 146(8. 67/189). »8« Vgl. Jbf § 103 (S. 52/i67f.); § 161 (S. 73/198). Vgl. Jbf § loi (S. 51/166); § 103 (S. 52/167). i'o Vgl.Jbf§56(S.35f,/i4o). Vgl. Jbf § 73 (S· 41 f-/i5of.); § 76 (S. 42/151 f·). Jbf § 156,7: GaßmannIM-eyer, Rechtfertigung S. 196 (S. 71: »self-involving response to the gospel«). Vgl. Jbf § 73 (S. 42/150); § 78 (S. 43/153)· " " Jbf§76(S.42/i52). 262
participation< in worship is in some respects similar to Luther's concern for personal faith in connection with the reception of the Lord's Supper. Daß der Glaube jedoch den lutherischen Bekenntnisschriften zufolge gerade nicht dadurch in seinem Wesen bestimmt wird, daß er etwas tut, sondern daß er im Unterschied zur fides otiosa etwas erleidet, das läßt sich im Rahmen einer phänomenologischen Betrachtungsweise des Glaubens nicht darstellen: Hier muß der Glaube notwendig als etwas erscheinen, was der - gewiß durch göttliche Gnadenkräfte befähigte - Mensch vollzieht. Daß der Glaube als »Antwort« des Menschen^'® in einem Gegenüber zu dem vorgängigen Heilshandeln Gottes gesehen wird, wird in dem Dokument auch daran erkennbar, daß mit Vorliebe der Gehorsam als Wesensbestandteil des Glaubens hervorgehoben wird. Entsprechend kann der Glaube in der Studie nachgerade als eine Bedingung für die Rechtfertigung verstanden werden daß die Bestimmung des Glaubens durch Wort und Sakrament, von der die Studie immerhin auch reden kann,^^' ein solches Verständnis des Glaubens gerade ausschließt und ihn vielmehr als Nicht-Werk zu erkennen gibt, davon sprechen die Verfasser des amerikanischen Dokuments nicht. Ein zweiter Streitpunkt zwischen den Konfessionen besteht »Justification by faith« zufolge in der Verhältnisbestimmung zwischen Glaube und Liebe, also in der Frage nach der fides caritate formata. Hier geben die Autoren selbst zu, daß die Differenzen »noch nicht völlig überwunden« s e i e n , j a wenn man genauer hinschaut, vermögen sie noch nicht einmal Ansätze zu einer eventuellen Lösung zu präsentieren. Um dennoch ein Ergebnis vorlegen zu können, verständigen sich die Verfasser in dem Dokument darauf, von einer Koexistenz von Glaube und Liebe zu sprechen, ohne deren Beziehung zueinander genauer zu beschreiben,^"^ doch legen die Formulierungen, die in diesem Zusammenhang gebraucht werden, den Gedanken an einen durch die Liebe erst vervollständigten Glauben sehr nahe.^"^ Als Problem wird dies lediglich im historischen Überblick in J b f § 8 (S. 1 8 / 1 1 3 ) erkannt. Vgl. Jbf § 1 3 4 (S. 62/182); § 1 6 1 (S. 73/198). Vgl. J b f § 107 (S. 54/170); § 1 3 4 (S. 62/182); § 160 (S. 73/198). Vgl. J b f § 9 5 (S. 49/163); § 9 9 (S, 50/164). Vgl. J b f § 1 5 6 , 6 ( 8 . 7 1 / 1 9 5 f.). 200 Vgl. die sehr gute Gegenüberstellung der beiden Positionen in J b f §§ 105 f. (S. 52 f./ 168-170). J b f § 107: Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 1 7 0 ( 8 . 53f.). Ein Meisterstück der Verschleierungskunst stellt in diesem Zusammenhang J b f § 1 3 4 (S. 62/182) dar: »Faith is also something >which works itself out through love< (Gal. 5:6), a concise Pauline phrase expressing the relation of faith and loving Christian service (unless agape might here refer to God's love for us). Such an understanding. .. avoids much of the sixteenthcentury acrimony over the interpretation of Gal.5:6.« In J b f § 1 5 6 , 8 (8. 7 1 / 1 9 6 ) verwendet man dann den wenig eindeutigen Ausdruck »issues in« zur Beschreibung des Verhältnisses von Glaube und Werken. 203 V g j allem J b f § 107: »faith is now recognized on both sides as incomplete without trust in Christ and loving obedience to him.« (8. 54/170; Hervorhebungen G . M . ) In diesem
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An dieser Stelle machen sich die Folgen der Tatsache bemerkbar, daß in »Justification by faith« der Glaube bei der Beschreibung der Wirkungen der Rechtfertigung keine Rolle spielt: Daß die Liebe Frucht des Glaubens ist und durch ihn geformt wird, kann da nicht mehr eindeutig festgehalten werden, wo Gerechtsprechung und Gerechtmachung nicht gleichermaßen durch das Wort auf den Glauben bezogen werden und in ihm koinzidieren. Der Glaube ist statt dessen »Justification by faith« zufolge genauso eine Gestalt, in der sich das göttliche Gnadenhandeln am Menschen auswirkt, wie die Liebe auch.^""* Was das für die Bestimmung der Werke des Christen heißt, ist im folgenden Abschnitt noch genauer zu untersuchen. Als drittes Problem im Bereich des Themas >Glaube< läßt sich in der amerikanischen Studie die Frage nach der Möglichkeit der Heilsgewißheit erkennen.^"® Um hier zu einer Lösung zu kommen, greifen die Verfasser anscheinend auf den Hinweis Otto Hermann Peschs und anderer zurück,^"® wonach die »Sache«, um die es Luther in der Behauptung der Heilsgewißheit des Christen ging, auf römisch-katholischer Seite durch den Begriff der »Hoffnung« und der Hoffnungsgewißheit ausgedrückt w e r d e z u m i n d e s t wird der Glaube in »Justification by faith« immbr wieder durch den Ausdruck »Hoffnung« expliziert. Daß das Konzept der »Hoffnungsgewißheit« wiederum auf einem prozessualen Denken beruht, während das Phänomen der Heilsgewißheit nur im Kontext der Dialektik von Gesetz und Evangelium verstanden werden kann, bemerken die Autoren nicht; auch hätte dies, wie bereits gezeigt, auf die Behauptung eines Konsensus in der Studie keinen Einfiuß. Festzuhalten bleibt aber, daß die Gewißheit des Glaubens, wie sie in »Justification by faith« beschrieben wird, nicht auf der konkreten Zusage des Evangeliums beruht, sondern allgemein auf einem Wissen um die Güte und Barmherzigkeit Gottes. Diese Gewißheit ist der Erfahrung des Gerichts Gottes und der Anfechtung offenbar e n t n o m m e n s i e besitzt, wie oben schon angedeutet, existentiale Züge. Nur auf dieser Ebene war aber anscheinend eine Einigung in dieser Frage möglich, denn im konkreten Vollzug der christlichen Existenz treten zumindest der römisch-katholischen Theologie zufolge Kontext erscheint dann auch Jbf § 156,8 (S. 71/196) in einem bestimmten Licht: »Justifying faith cannot exist without hope and love«; vgl. dazu Böckman, Rettferdiggj0relse S. lyof. Vgl. Jbf § 4 (S. i6/iio); § 161 (S. 73/198f.); treffend bemerkt Tavard, Relevance S. 1 3 3 dazu: »Faith is no longer contradistinguished from love.« Birmlé, Salut S. 94 weist allerdings mit Recht daraufhin, daß das Thema >Heilsgewißheit< in Jbf nicht direkt als Kontroverspunkt angesprochen und behandelt wird, doch haben es die Verfasser zumindest indirekt immer im Blick, vgl. auch Jbf § 33 (S. 27/127). 206 Dulles,Justification?!. 2η 207 Vgl. Pesch, RechtfertigungslehreS. 74. Vgl. Jbf § 4 (S. 16/110); § 1 5 6 , 1 . 9 ( 8 . 71/195f·); §§ i58f. (S. 73/197f·). Vgl. z. B. Jbf § 74 (S. 42/151); § I " (S. 54/171)· Vgl. Jbf § 4 (S. i6/iio); § 157 (S. Ι 2 ΐ ι φ ΐ . ) · , § 159 (S. 73/i97f·). Vgl. Baur, EinigS. 15.
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neben die Hoffnungsgewißheit andere Faktoren, die diese in ihrer umfassenden Bedeutung einzuschränken vermögen.^^^ Daß der Glaube und mit ihm die Heilsgewißheit eine Totalbestimmung des homo iustificatus darstellt diese Einsicht konnten oder wollten die lutherischen Gesprächsteilnehmer in »Justification by faith« nicht durchsetzen.
3 . 3 . 3 . ^ . Die Werke des Christen Die Art und Weise, in der die Wirkung der Rechtfertigung und der Glaube in »Justification by faith« beschrieben werden, hat selbstverständlich Konsequenzen für die Behandlung der Werke des Christen in dem Dokument. Dabei muß zunächst einmal hervorgehoben werden, daß sich die amerikanische Studie darin vom »Malta-Bericht« und von der »Leuenberger Konkordie«, aber auch von den Ergebnissen von Helsinki unterscheidet, daß in »Justification by faith« nicht in dem Maße eine Schwerpunktverlagerung hin auf das Handeln der Christen erfolgt und auch nicht ein Konsens letztlich in dem gemeinsamen Engagement der Christen und der Kirchen gesucht wird, wie wir dies zum Teil in den vorher behandelten Dokumenten feststellen konnten.^^^ Vielmehr befassen sich die Kommissionsmitglieder in der Studie erneut mit den »traditionellen« kontroverstheologischen Themen und setzen sich mit den unterschiedlichen Positionen der Kirchen dazu auseinander: Wesentliche Inhalte der Diskussion sind die Frage nach den Verdiensten der C h r i s t e n , n a c h der Möglichkeit, Satisfaktionen zu l e i s t e n , u n d überhaupt nach der Bedeutung der guten Werke des Christen, gerade auch nach ihrer eschatologischen Relevanz. Die Einigung, zu der die Gesprächspartner in »Justification by faith« in der Frage der Verdienste gelangen, ist denkbar einfach: Es werden die Aussagen desTridentinums sachlich übernommen; dabei wird deren augustinische gnadentheologische Begründung besonders betont: Am Ende des Weges, der mit der Umwandlung des Christen beginnt, steht die Belohnung und Vergeltung der guten Werke des Christen, die diesem aus göttlicher Gnade zuteil wird. Von lutherischer Seite konnte man dem in den KonverVgl. Jbf §99 (S. 50/i64f.); § 156,9 (S. 71/196); § 159 (S. η^Ιι^ηί.)·, vgl. auch Peter, Verständigen S. 140, der auf das Insistieren der römisch-katholischen Seite auf »einer vorletzten Glaubenszuversicht« neben der schlechthinnigen Glaubenszuversicht verweist (vgl. schon ebd. S. 139). Vgl. in Jbf lediglich etwa § 8 1 (S. 44/155^); § 83 (S. 45/156^); § 1 5 1 (S. 69/192); die universale Ausrichtung der Botschaft des Evangeliums wird erst in den §§ i 6 i f f . (S. 73f./ 198 f. ) angesprochen. " " V g l . Jbf § § 1 0 8 - 1 1 2 ( S . 5 4 f . / i 7 0 - i 7 2 ) ; § § 1 4 3 - 1 4 5 (S. 6 5 - 6 7 / 1 8 6 - 1 8 9 ) ; § i 5 6 , 8 . i o f . (S.7if./i96). Vgl. Jbf §§ i i 3 - i i 6 ( S . 55f-/i72f.). Vgl. Jbf § 156,8. l o f . (S. 7 i f . / i 9 6 ) . Vgl. Jbf § i 5 6 , i o f . (S. 72/196).
265
genzthesen offensichtlich z u s t i m m e n , w e i l ja auch Melanchthon in der Apologie positiv von den merita der Christen sprechen k o n n t e , w e i l die lutherischen Bekenntnisse ohnehin die Bedeutung der guten Werke unterstreichen^^" und weil sich die römisch-katholische Seite deutlich von pelagianischen Positionen abgrenzte. ^^^ Erneut basiert die Konvergenz hier auf der Behauptung komplementärer Anliegen; sonst hätten die lutherischen Gesprächspartner wohl kaum darauf verzichten können, in den Konvergenzthesen auch die Problematik des Verhältnisses des meritum Christi zu den merita der Christen anzusprechen,^^^ auch ein synergistisches Verständnis der guten W e r k e des Christen abzulehnen und vor allem die Beschränkung der Funktion des Endgerichts auf die Motivation christlichen Handelns zu hinterfragen. ^^^ So aber bleiben die ungeschützten Sätze aus den Konvergenzthesen^^"* ein Indiz für die fehlende Klarstellung der Funktion der guten Werke des Christen im Endgericht: Einerseits wird die Frage schon im vorhinein dadurch entschärft, daß die Möglichkeit eines negativen Ausgangs des G e richtsurteils überhaupt nicht in den Blick gerät; was es denn bedeutet, »die Rechtfertigung verlieren«^^® zu können, wird nicht gesagt. Vielmehr kann sich die Glaubenserfahrung des Christen dem Dokument zufolge darauf verlassen, daß G o t t ohnehin der Gnädige und Barmherzige ist, wie dies im Christusereignis ein für allemal deutlich geworden ist. D i e Möglichkeit eines Verdammungsurteils steht in »Justification by faith« nicht zur Debatte.
Vgl. McSorley, DoUrine S. 73, der von einer Übereinkunft »on the meritoriousness of good works done in faith« in Jbf § 156 spricht; bezeichnend ist seine prozessuale Uminterpretation von Apol IV, die auch dem Duktus des »Common Statement« entsprechen dürfte: »Although the Apology. .. denies.. . that works merit justification, it does not deny that >good works properly merit eternal lifeRechtfertigung< bestritten werden müsse. ^^^ Ein Hinweis auf diese Problematik findet sich immerhin in der wirkungsgeschichtlichen Behandlung des »meritum«-Begriffs in Jbf § 144 (S. 66/18·] f.). Die Tatsache, daß die Frage der merita als einziges Sachthema im exegetischen Teil von Jbf behandelt wird, kann diese Feststellung nicht einschränken, da auch dort die Analyse die hier genannten Probleme nicht aufgreift und sich mit der allgemeinen Feststellung begnügt: »One dare not overlook this aspect of biblical teaching, though it must always be set within the framework of God's merciful action on behalf of humankind in Christ.« (Jbf § 145; S. 67/189). 224 Vgl. die Zusammenfassung von Jbf in einem amerikanischen »press report about the latest accord between Anglican and Roman Catholic theologians on the doctrine of salvation«: »They said people could not earn salvation by action alone, but such actions are important in God's plan for salvation.« (zitiert bei Brauten, Melanchthonian Blight S. 82). 225 Jbf § 156,9: Gaßmann/Meyer, Rechtfertigung S. 196(8. 71).
266
Umgekehrt stellt das Dokument jedoch die Wichtigkeit des Gerichts nach den Werken heraus^^^ und billigt ausdrücklich die Vorstellung, die Verwandlung der Sünder sei »eine notwendige Vorbereitung für die endgültige E r l ö s u n g « . D e r Verweis auf die gnadenhafte Begründung der guten Werke^^® öffnet den römisch-katholischen Gesprächspartnern alle Türen, um ihre Vorstellungen einzubringen, ohne daß von lutherischer Seite noch irgendwelche grundsätzlichen Einwände zu vernehmen wären Von einer Begründung der Werke im Glauben ist keine Rede, dafür von ihrer Begründung in der gnadenhaften Ausstattung des Sünders durch Gott^^" und von einer Rechtfertigung, die man »verlieren« kann;^^^ selbst auf das Fegfeuer, ^^^ das Bußinstitut^^^ und auf die Möglichkeit der Applizierung satisfaktorischer Leistungen der Christen234 J^önnen die römisch-katholischen Teilnehmer verweisen, ohne daß dies ihr lutherisches Gegenüber daran hindern könnte, von einem gemeinsam gefundenen Konsens im Evangelium zu sprechen. So stellt die Behandlung der guten Werke des Christen in »Justification by faith« noch einmal unübersehbar deutlich vor Augen, was geschieht, wenn man in einem Konsens über die Rechtfertigung darauf verzichten zu können meint, auf der konstitutiven Bedeutung der Dialektik von Gesetz und Evangelium für die Darstellung dieses Geschehens zu bestehen: Es fehlen dann jegliche Kriterien, um zwischen dem Werk Christi und den Werken der Christen noch kategorial unterscheiden zu können der Verweis auf den gnadenhaften Ursprung der Werke vermag statt dessen alle Arten von synergistischen Deutungen und Praktiken theologisch zu legitimieren. Das Rechtfertigungsgeschehen selbst tritt in der Betrachtung der Werke fast völlig zurück; die Vorstellung eines progressus ab iustificatione ist mit der Behauptung einer bleibenden Zentralstellung dieses Geschehens auch nicht zu vereinbaren. Daß die Lutheraner selbst dies zu »schlucken« vermögen, beweist einmal mehr die Effektivität der in der Studie angewandten Methode der UnterscheiVgl. Jbf §§ I 3 5 f . (S. 6 2 f . / i 8 2 f . ) ; § 156,11 (S. 72/196). Jbf § 1 5 7 : Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung S. 1 9 7 ( 8 . 72). Vgl. Jbf § 1 0 9 (S. 54/i70f.); §111 (S. 54/171); § 1 1 2 (S. 5 5 / i 7 i f . ) ; § 1 5 6 , 1 0 (S. 72/ 196). Vgl. Peter, Decree S. 218. " " »The good works of the justified, performed in grace« (Jbf § 1 5 6 , 1 1 ; S. 72/196). J b f § 156,9: Gaßmann!Meyer, Rechtfertigung Ъ. 1 9 6 ( 8 . 7 1 ) . Vgl, Jbf § 1 1 6 (8. 56/173); § 1 5 3 (S. 69/193). 233 Vgl. Jbf § 1 1 6 (8. 56/173); bei der Behandlung des Bußinstituts waren fünfzehn Jahre zuvor in der zweiten Verhandlungsrunde der Kommission zum Thema >Taufe< noch scharfe Differenzen hinsichtlich der Bedeutung der Mitwirkung des Menschen hervorgetreten, vgl. Quanheck, Consultation 8. 74 f. Vgl. J b f § i i 6 ( 8 . 5 5 f . / i 7 2 f . ) . Bezeichnend ist die Begründung fur die römisch-katholische 8atisfaktionslehre in Jbf § 1 1 6 (8. 56/173): »the Catholic doctrine of satisfaction can give a Christian meaning to suffering and to solidarity in the communion of saints.«
267
dung zwischen verschiedenen Ebenen, die den Lutheranern letztlich nicht mehr läßt als die Feststellung, »that reliance for salvation should be placed entirely on God«;^^® jede Art von kirchlicher und sonstiger lebensmäßiger Konkretion, die mit der Grundaussage dieses Satzes vereinbar ist, scheint für sie offensichtlich konsensfáhig zu sein.^^''
3.3.3.6,
Die Rechtfertigung als Kriterium
Als Ergebnis der Behandlung der guten Werke des Christen in dem amerikanischen Studiendokument konnten wir festhalten, daß das Rechtfertigungsgeschehen in diesem Zusammenhang fast völlig aus dem Blick gerät und keine kritische Funktion für die Bewertung der Werke mehr auszuüben vermag. Nun widerspricht dies Ergebnis scheinbar einer anderen Beobachtung, wonach gerade von lutherischer Seite in dem Dokument die kriteriologische Funktion der Rechtfertigung als unaufgebbarer Bestandteil eines Konsensus über die Frage der Rechtfertigung betont wird.^^® Entsprechend ist der Abschnitt der Studie, der die wachsenden Konvergenzen näher beschreibt, in zwei Teile geteiit:^^' Vor der Darlegung der umfänglichen inhaltlichen Konvergenzen steht ein Unterabschnitt, der sich explizit mit dem Gebrauch der Rechtfertigung als Kriterium befaßt.^''° Hier werden verbleibende Differenzen zwischen den Gesprächspartnern z u g e g e b e n der Rekurs auf gemeinsame »Anliegen« ermöglicht es jedoch beiden Seiten, immerhin von einer »Konvergenz« in dieser Frage zu sprechen. Daß »Justification by faith« die im »Malta-Bericht« nur angerissenen Fragen nach dem Stellenwert der Rechtfertigung und ihrer Funktion im Gesamt kirchlicher Lehre aufnimmt und in ihrer Bedeutung herausstellt, gehört zweifellos zu den Vorzügen dieser S t u d i e z w e i f e l h a f t ist dagegen, ob ihr Vorgehen bei der Behandlung dieser Frage tatsächlich das Zentrum der Problematik zu erfassen vermag: Die Rechtfertigung, insofern sie als Kriterium dienen soll, wird in der Studie nämlich von lutherischer Seite — wohl nicht zuletzt auch im Gefolge von Paul Tillich^"*" - zu einem Prinzip verkürzt,^"*® das einerseits christolo-
Jbf§ 157(8.72/197), Vgl,Jbf§§i59f,(S,73/i97f·)· Vgl, Jbf § 120 (S, 57/i74f·); § 153 (S, 69/193)· Vgl, Jbf§ 152 (8,69/192), "0 Vgl, Jbf §§ i53f, (S, 69f,/i93f,), Vgl, Jbf§§ 152-154(S,69f,/i92-i94), Vgl, Jbf § 152 (S, 69/192); § 154 (8, 7o/i93f·). ^ ^ V g l , Welsh,Justifications. " " Vgl, Peter,Justifications.
^12; Gatta, Justifications.
305f Vgl, Jbf § 117(8, 56/173); § 147 (S. 67/190),
268
513,
gisch formuliert werden kann^"*^ und andererseits mit der bereits beobachteten Konzentration auf den existential gefaßten Glauben konvergiert.^"'' Dieses Rechtfertigungsprinzip wird als Kriterium so angewandt, daß danach gefragt wird, ob bestimmte Lehren und kirchliche Praktiken den Glauben an das Evangelium fördern oder eher hindern;^'^® nach diesem Maßstab seien sie zu beurteilen. Die Anwendung dieses Prinzips bedeutet zum einen eine ungeheure Reduktion; sie findet ihre Entsprechung in der Suche nach einem Kanon innerhalb des biblischen Kanons^®" und soll angesichts der sachlichen Differenzen zwischen den einzelnen biblischen Autoren die Orientierung der kirchlichen Lehre und Praxis an der Schrift als ganzer ersetzen oder zumindest weitgehend modifízieren:^®^ Allein die vertrauensvolle Haltung des Christen gegenüber Gott ist es, was das authentisch Christliche a u s m a c h t d a r a u f haben alle Überlegungen abzuzielen. Gleichzeitig eröffnet die Anwendung dieses Prinzips aber auch einen großen Freiraum: Läßt sich nachweisen, daß eine kirchliche Lehre oder Praxis den Glauben nicht zu hindern, sondern zu fördern vermag, bedarf es anscheinend keiner weiteren biblischen Verifizierung, um sie akzeptieren oder zumindest tolerieren zu k ö n n e n a l s Beispiel nennt das Dokument die römische Fegfeuerlehre. Die römisch-katholische Reaktion entspricht genau den beiden Aspekten der Anwendung des Rechtfertigungsprinzips als Kriterium: In seiner reduktiven Funktion vermögen die römisch-katholischen Kommissionsmitglieder ihm nicht zuzustimmen und beharren dagegen auf der gesamten apostolischen Überlieferung und damit nicht zuletzt auch auf dem Gesamtzeugnis der heiligen Schrift:^®® Es könne nicht angehen, die ganze kirchliche Lehre entweder auf ein einziges Prinzip zurückfuhren zu können oder diese der Vgl. J b f § 1 6 0 ( 8 . 7 3 / 1 9 8 ) . Umfassender und theologisch sachgemäßer wird die Rechtfertigung im geschichtlichen Überblick in Jbf § § 8 8 f f . ( 8 . 4 7 ^ / 1 5 9 — 1 6 2 ) in ihrer hermeneutischen Funktion aus lutherischer Sicht geschildert (vgl. dazu die Interpretation von Maxcey, Statement S. i i 8 f . sowie Brauten, Breakthrough S. 246); die Verwendung als »Prinzip« im zweiten und dritten Teil der 8tudie bedeutet demgegenüber eine sachliche Reduktion. Vgl. Jbf § 28 (S. 25/124); § 1 3 3 (S. 69/193). •"· Vgl. z.B. a u c h j b f § 4 4 ( 8 . 32/135). Vgl. J b f § 147 (8. 67/190). Positiv erwähnt wird die 8chrift in ihrer Gesamtheit außer in J b f § 149 (8. 68/191) noch in § 1 1 9 (S. 56/174), wo die Lutheraner gegenüber den römischen Katholiken einräumen: Auch sie, die Lutheraner, »recognize the importance of the canonical Scripture, sacraments, ritual, devotion, and of the ordained ministry.« Von »sola scriptura« kann hier wohl kaum mehr gesprochen werden. V g l . J b f § 1 1 7 ( 8 . 56/173)· V g L J b f § 1 5 3 (8. 69/193). Vgl. ebd. ; kritischer, als dies in Jbf geschieht, äußerten sich zur Frage der Vereinbarkeit von Rechtfertigung und Fegfeuerlehre anschließend kirchliche Organe der L C A und A L C , vgl. Peter, Moment?!. 540. V g l . J b f § i i 8 ( S . 56/i73f.).
269
Beliebigkeit zu überlassen.^®® Hier zeigten sich auch deutliche ekklesiologische Divergenzen.^®'' Umgekehrt nutzen die römisch-katholischen Theologen in dem Dokument den großen Freiraum, den ihnen die Anwendung des Rechtfertigungsprinzips als Kriterium läßt,^®® dazu, die Formulierung der inhaltlichen Konvergenzen ganz in ihrem Sinne zu prägen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die im Auftrag der Kommission verfaßten^®' Ausführungen von Carl Peter, der durchaus bereit ist, die Rechtfertigung als kritisches Prinzip im Sinne Tillichs zu tolerieren, aber daneben ein zweites Prinzip fordert und setzt, ein »Principle of Respect for the Divine in its Concrete Realizations«.^®" Genau daraufläuft die erreichte Einigung in »Justification by faith« auch hinaus Das Rechtfertigungsprinzip als Kriterium in dem Sinne, »that reliance for salvation should be placed entirely on God«,^®^ wird akzeptiert; doch es bleibt lediglich ein Kriterium, nicht das einzige.Daneben besteht ein Freiraum, in dem sich andere Prinzipien entfalten können^®"* und der vor allem eine phänomenologische, prozeßorientierte Darstellung der Rechtfertigung fast uneingeschränkt ermöglicht. Mit dem Verständnis der Rechtfertigung als articulus stantis et cadentis ecclesiae hat diese Darstellung und Anwendung des Rechtfertigungsprinzips jedoch weder in ihrer aktiv-restriktiven noch in ihrer eingeschränkten Funktion sehr viel zu tun.
3.3.4.
Zusammenfassung
Die hier vorgelegte Untersuchung von »Justification by faith« hat gezeigt, daß die amerikanische Studie weniger wegen ihrer Ergebnisse als vielmehr wegen der Art der Darstellung tatsächlich die Beachtung verdient, die dem Dokument nach seiner Veröffentlichung in weiten Kreisen zuteil wurde. Die sorgfältige geschichtliche Aufarbeitung und die klare Bestimmung der Positionen bieten eine Fülle von Material und Anregungen zur theologischen VgI.Jbf§i53(S.69f./i93). Darauf weist auch die Lehrkommission der römisch-katholischen Bischöfe der USA in ihrer Stellungnahme hin, vgl. Committee on Doctrine, Dialogues Ъ. 134. Dieser Freiraum findet in J b f § 1 5 3 (S. 69/193) seinen Ausdruck in der Differenz zwischen der gemeinsamen Anerkennung der Testfunktion des Rechtfertigungskriteriums und verbleibenden Unterschieden in dessen konkreter Anwendung. Vgl. AndersonIBurgess!Murphy,Justifications. 12. 260 Peter,Justifications. },io. Meyer, Rechtfertigung S. 67 weist zwar mit Recht daraufhin, daß sich J b f im Unterschied zu Peter mit der Formulierung eines gemeinsamen Kriteriums begnügt; doch ergibt die praktische Anwendung dieses Kriteriums faktisch ein »«Doppelkriterium« im Sinne der römisch-katholischen Dialogteilnehmer. J b f § 157 (S. 72/197). 263 Vgl. BirmeWRuster, Sind wir S. 53. ^^ Vgl. die Kritik von Geldbach, Rechtfertigung S. 47.
270
Auseinandersetzung, auf die man auch künftig in der ökumenischen Diskussion der Rechtfertigungsthematik nicht verzichten können wird. Positiv macht sich in dem Dokument besonders die Offenheit bemerkbar, mit der die Kommissionsmitgüeder aufgrund eines langjährigen Umgangs miteinander auch gegensätzliche Positionen deutlich und doch ohne Polemik auszusprechen vermochten^®® und die auf eine erfreuliche Reife des evangelischlutherisch/römisch-katholischen Dialogs in den Vereinigten Staaten hinweist.^®® Getragen wurde dieser offene Umgang wesentlich auch durch eine grundlegende gemeinsame Glaubenserfahrung, von der man gegenseitig wußte und die ähnlich wie in Regensburg 1 5 4 1 für die Einigung von großer Bedeutung war. Sehr unbefriedigend bleibt dagegen die Darstellung der erzielten inhaltlichen Konvergenzen in der Studie. Rolf Preus weist in seiner Untersuchung des Dokuments mit Recht daraufhin, daß seine Verfasser darauf verzichten, von einem Konsens in der Rechtfertigung zu sprechen,^®'' und sich statt dessen mit allgemeineren Formulierungen begnügen.2®® Unsere Analyse hat gezeigt, daß die erreichte Einigung vielmehr vor allem auf drei Faktoren beruht: Zum einen ergibt sie sich aus einer historisierenden Relativierung der Lehrgegensätze der Reformationszeit, in der diese als Entwicklungsstadien dargestellt werden und der Antagonismus von wahrer und falscher Lehre in den Kontrast zwischen Damals und Heute überführt wird; entsprechend wird auch in »Justification by faith« wieder ein Konsens auf dem Weg über eine Konvergenz gesucht und gefunden. Von dieser Historisierung ist auch der Umgang mit dem Schriftzeugnis betroffen; dies hat zur Folge, daß die im Grunde genommen vorzügliche Materialsammlung in der Studie von John Reumann^®' nur äußerst mangelhaft ausgewertet wird und damit die Untersuchung zu enttäuschend spärhchen Ergebnissen führt, die für einen Konsens als solchen fast ohne Bedeutung bleiben. De facto wird somit auch in »Justification by faith« das Schriftprinzip durch ein Traditionsprinzip ersetzt. Eine besonders bedeutende Grundlage für die Einigung stellt zweitens die Rückführung der Lehrdifferenzen auf komplementäre »Anliegen« in der amerikanischen Studie dar. Der Konsens wird hier durch eine Abstraktion von der konkreten Gestalt der Lehre erreicht; teilweise wird dieses Verfahren 265 Ygi 266 Ygj
Xavard, Relevance InmlvmentS.
132. 150.
Vgl. Rolf Preus, Evaluation S. i ; Rannenberg, Rechtfertigungslehre S. 234; vgl. auch Jenson, Dialogue S. 84 zu J b f § 4: »it is about all, except history, that the conferees have agreed on, and it is not precisely on the subject that was divisive.« Vorsichtig beschreibt von daher Kress, Simul S. 263 das Ergebnis: »The document seems to conclude that the doctrine of justification need not be church-dividing ( 4 , 5 , 164). « Vgl. Fitzmyer, Basis S. iRechtfertigung< weitere sachliche Auswirkungen. Weiter noch läßt sich an das vorliegende Dokument die Frage stellen, ob dieses nicht mit seinem Vorgehen die Unterscheidung von wahrer und falscher Lehre weitgehend systematisch ausblendet. ^^ Deutlich wird dies vor allem an dem in der Studie verwendeten Frageraster, in dem die Frage nach der Wahrheit der behandelten Lehrverurteilungen - etwa auch in der Form der Frage nach deren biblischer Begründung^i® - fehlt. ^^^ Das Raster suggeriert, daß sich der durch die Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts konstituierte Gegensatz - so er denn überhaupt je mit Recht bestand - entweder im Rahmen einer Lehrentwicklung überwinden läßt oder dadurch, daß ihm die Schärfe einer ekklesialen Relevanz einfach abgesprochen wird.^^^ Etwas anders sieht der Sachverhalt da aus, wo die Lehrverurteilungen in ihrer Komplementarität gegenseitig anerkannt werden können und sollen: Hier ist die Unterscheidung von wahrer und falscher Lehre durch die Lehrverurteilungen nicht von vornherein ausgeschlossen, doch bleibt hier zu fragen, ob nicht schon mit der Behauptung der Komplementarität der Lehrverurteilungen auf einer anderen Ebene die Notwendigkeit einer Lehrentscheidung umgangen worden ist; entsprechend werden die Lehrverwerfungen in diesem Zusammenhang auch nur noch als »Warnungen« bezeichnet, i^® Vor allem aber macht das Vorgehen der Lehrverurteilungsstudie die Erfassung der Rechtfertigung als Geschehen trotz anderweitig erkennbarer guter Ansätze beinahe unmöglich. ^^^ Auf die Grunderfahrungen, die hinter den »Texten« und Verurteilungen stehen, wird fast kein Bezug genommen; entsprechend fehlt der Lehrverwerfungsstudie jegliche Ausprägung in der Form eines Bekenntnisses. Die Grundzüge des methodischen Vorgehens des Dokuments und ihre Problematik seien hiermit in einem ersten Überblick zusammengefaßt. Im folgenden gilt es nun, diese Grundzüge im einzelnen näher zu betrachten und zu analysieren. C A und der Schmalkaldischen Artikel als »Lutherische Texte« herangezogen werden, nicht jedoch die Apologie, vgl. Pesch, Werkstattbericht S. 3 3 2 . Erwähnung findet die Apologie immerhin im Referat von Pfnür, Verwerfungen (doch beschränkt sich dieser weitgehend auf die darin enthaltenen expliziten Verwerfiingen) sowie bei hohse, Beichte S. 289—293. 114 Y g i Jjzu die Erläuterungen von Hauschild, Lehrverwerfungen S. 37 f. Vgl. Leipold, Lehrverurteilungen S. 84; ansatzweise wurde diese Frage nach der biblischen Begründung immerhin auf der konstituierenden Sitzung der Arbeitsgruppe »Rechtfertigung« gestellt, vgl. Pesch, Werkstattbericht S. 3 3 1 . 116 Vgl. Kasper, Lehrverurteilungen S. 1 9 1 : »Die tiefere hermeneutische Frage, die Wahrheitsfrage, ist dieser Methode freilich letztlich nicht zugänglich, und sie konnte damit darum auch nicht beantwortet werden. « Vgl. L V 3 2 , 2 i - 2 5 ; 3 2 , 3 7 - 3 3 , 8 ; 7 5 , 5 - 1 5 . Vgl. Fahlbusch, Versuch S. 35. Vgl. Baur, Ê/WgS.4.
284
3.4 · ί · 2. Ansätze zu einer pauschalen Problemlösung Z u den Besonderheiten der ÖAK-Studie gehört zweifelsohne dies, daß dem Arbeitskreis zusammen mit dem Arbeitsauftrag auch gleich das Ergebnis der Untersuchung vorgegeben wurde. So verweisen die Herausgeber der Studie in ihrer Einfuhrung auf einen Brief von Landesbischof Lohse und Kardinal Ratzinger an die Leitung des O A K , in dem es heißt: »Diese sogenannten Verwerfungen treffen nach allgemeiner Uberzeugung nicht mehr den heutigen Partner. Das darf jedoch nicht nur private Uberzeugung bleiben, sondern muß von den Kirchen verbindlich festgestellt werden. Anders ausgedrückt wird der Ö A K also damit beauftragt, für das gewünschte Ergebnis plausible Argumente zu finden und so in einem entsprechenden Text noch einmal darzustellen, was vorher ohnehin schon alle wußten. ^^^ Die Problematik dieser Auftragsformulierung ist o f f e n s i c h t l i c h d a s darin geäußerte pauschale Urteil über die Lehrverwerfungen liegt in dieser Form wesentlich in einem stark personalisierten und zugleich geschichtsaxiomatisch bestimmten Verständnis der Verwerfungen auf Seiten der G Ö K begründet. Das Gesamtergebnis der Studie entspricht den in dem Auftrag geäußerten Erwartungen der G Ö K ; gleichwohl läßt sich nicht behaupten, der Ö A K habe das darin ausgesprochene Urteil über die Relevanz der Lehrverurteilungen undifferenziert übernommen. ^^^ Vielmehr machte sich der Arbeitskreis die Mühe, durch eine genaue Uberprüfung der Lehrverurteilungen das scheinbar Selbstverständliche sachlich zu fundieren; dabei kommt er durchaus nicht zu einem pauschalen Ergebnis und notiert auch verbleibende Unterschiede genau. So klingt die Auftragsbeschreibung auch im Schlußbericht der GÖK^^^ rückblickend erheblich nüchterner als in dem anfangs erwähnten Brief. 126 Die theologische Grundlage, die die Vorsitzenden der G Ö K zu dem pauschalen Urteil über die Lehrverwerfungen veranlaßte, läßt sich jedoch auch in der ÖAK-Studie selbst und im Schlußbericht in leicht abgewandelter Form wiederfinden: Begründete die G Ö K ihr ursprüngliches Urteil anscheinend mit dem sensus fidelium, so verweisen die ÖAK-Studie und der Schlußbericht wiederholt auf die geschichtliche Entwicklung, die beide Kirchen
LV 10,19—22; vgl. LV i77,i3fF.; dazuLíiíiww»», 1st der Schritt S. 56. Vgl. Pahlbusch, Versuch S. 32. 122 Vgl. Bienert, Verwerfungen S. 144; N0rgaard-H0jen, Bekenntnis S. 80 f. So mit Recht Drieling, Bekennen S. 3 Anm. 5. Vgl. Pesch, Werkstatthericht S. 3 3 3 f. Vgl. LV 188,36—38: » . . . hat sich die Gemeinsame Ökumenische Kommission vor allem der Aufgabe gestellt, diese Verwerfungen zu überprüfen und zu untersuchen, wo sie den damaligen Partner trafen und ob sie den heutigen Partner noch treffen. « 126 Vgl. Bienert, Verwerfungen S. 134. Vgl. N0rgaard-H0jen, Bekenntnis S. 80; P. Hünermann, Kriterien S. 47.
285
zusammengeführt habe,^^® und begründen diese Entwicklung pneumatologisch mit dem Wirken des heiligen Geistes nach Joh i 6 , 1 3 . ^^^ Der erreichte Konsens und die Entkräftung der Lehrverurteilungen sind also »ein geistliches Ereignis»;^^° entsprechend bedeutet eine grundsätzliche Kritik daran ein Sich-Verweigern gegenüber dem Willen und Wirken des heiligen Geistes, i^i Diese pneumatologische Begründung des Arbeitsergebnisses des ÖAK hat in der Studie selbst eine Emotionaiisierung der Darstellung zur Folge: Wenn der heilige Geist für die Resultate der geschichtlichen Entwicklung der Kirchen, wie sie sich in der ÖAK-Studie manifestieren, bürgt, dann ist die Kritik an ihren Ergebnissen gleichzusetzen mit Rückständigkeit, ^^^ Streitsucht^^^ und fehlendem guten Willen, ja dann bedeutet die fehlende Erkenntnis dessen, was der ÖAK grundsätzlich ans Licht gebracht hat, ein Schuldigwerden. ^^^ Gefragt ist umgekehrt von den Kirchen eine Haltung des guten Willens, der O f f e n h e i t , d e r Selbstkritik^^® und der Friedfertigkeit, ^^^ die dem Wirken des heiligen Geistes entspricht. Mit den wiederholten Bezügen auf das Wirken des heiligen Geistes verweisen die Mitarbeiter des ÖAK und der GÖK auf den letzten Grund kirchlicher Lehre, wo in der Tat alle Diskussionen zu ihrem Ende kommen, wo es nur noch um Gehorsam und Ungehorsam, um Glauben oder Unglauben gehen kann. Dieser wichtige Verweis auf die pneumatische Grundlage kann und darf den Leser der ÖAK-Studie jedoch nicht von der Aufgabe entbinden, kritisch zu prüfen, inwiefern »der neue Geist des ökumenischen Dialogs«^'"' tatsächlich identisch ist mit dem heiligen Geist, inwiefern nicht umgekehrt die Erfolgsperspektive ökumenischer Kommissionsarbeit^"! pneumatologisch überhöht worden sein könnte und inwiefern die Ergebnisse der Studie dem Wort Gottes der heiligen Schrift entsprechen, an das sich der heilige Geist gebunden hat. Gerade so könnte er dann auch der Emotionaiisierung der Behandlung der Lehrverurteilungen wirksam entgegentreten. Vgl. LV 19,5 ff.; 2 4 , 1 - 6 . Vgl. L V 2 4 , 3 5 —37; 185,20 — 22; 1 8 7 , 1 9 f f . ; dazuP, Hünermann, Kriterien S. 44—47. L V 2 4 , 3 6 (Hervorhebung G . M . ) Vgl. Wikkem, Glaubensgmeinschaft S. 108. Vgl. Slenczka, Hermeneutik S>. i i i , 1 1 5 . So äußerte das Kommissionsmitglied Wolf-Dieter Hauschild nach Abschluß der Arbeit zur Frage der Lehrverurteilungen: »Wie soll die Menschheit das schaffen, wenn nicht einmal die Christenheit ihre Gegensätze in friedlicher Weise konstruktiv und kooperativ überwinden kann?« {Hauschild, Lehrverwerfungen S. 39). " " Vgl. L V 7 2 , 8 f . 135 Y g ¡ LV 24,37—40; PöfÄ, LehrverurteilungenS. i i o . Vgl. LV 4 8 , 1 8 - 2 3 (àazaBaur, EinigS. 36); Urban, Rechtfertigung S. 52. Damals kam es zu Verwerfungen, »weil man einander nicht genau genug zugehört hat« (LV 62,22). Vgl. L V 7 4 , 3 3 . Es gilt, »Barrikaden.. . abtragen« zu lassen ( L V 4 3 , 1 0 f . ) . LV32,iif. Vgl. Slenczka, Hermeneutik S. i i i .
286
^.4· I ·3· ^^ Rückgriff auf die Geschichte Bereits die beiden vorangegangenen Abschnitte ließen erkennen, daß auch in der Lehrverurteilungsstudie die erreichte Einigung wieder einmal auf einem Rückgriff auf die Geschichte beruht. Dabei wird die Geschichte hier unter zwei verschiedenen, allerdings miteinander verbundenen und teilweise auch vermischten Perspektiven eingebracht: Die eine Perspektive besteht in der historischen Rückschau auf die Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts. Die Verfasser der ÖAK-Studie könnten nicht zu Unrecht den Anspruch erheben, das ökumenische Gespräch gerade auch in der Rechtfertigungsfrage dadurch ein ganzes Stück vorangebracht zu haben, daß sie sich der schwierigen Aufgabe gestellt haben, sich mit den offiziellen Lehrdokumenten der Reformationszeit zu befassen^"^ und sich nicht einfach auf die Wiedergabe von Theologenmeinungen zu beschränken. In diesem Sinn ist die historische Rückschau durchaus mit der Sicht des Bekenntnisses als einer verbindlichen Lehrentscheidung vereinbar, ja mag dieser Sicht sogar dienen. Charakteristisch für das О AK-Dokument ist jedoch, daß sein Ziel offensichtlich nicht darin besteht, den Wortlaut der Bekenntnisse und Konzilsentscheide mit Hilfe der zur Verfugung stehenden historisch-kritischen Methodik zu erfassen und zu verstehen, sondern daß die Fragestellung, die bei der historischen Untersuchung angewendet wird, außerordentlich eingeschränkt bleibt und im wesentlichen auf den Aufweis von Mißverständnissen zielt. I'·" Darüber hinaus sollen die Texte nicht einfach aus sich selbst verstanden werden, unterliegen diese vielmehr bestimmten Interpretationsvorgaben und Wertungen, die mit mehr oder minder großer Berechtigung an sie herangetragen werden. Dieses Verfahren erweist sich in der Studie als äußerst effektiv; fraglich bleibt jedoch, ob dabei die geschichtliche Gestalt der Lehrverwerfungen wirklich genügend ernst genommen wird^''® und ob
142 Y g j jjg Würdigung von Bienen, Verwerfungen S. 145 f. Vgl. L V i 5 , 5 f . ^^ Daß den Verfassern dieser Nachweis in zahlreichen Fällen tatsächlich gelingt, ist ganz unbestritten (vgl. E. Lippold, Haben die Kirchen S. 9 sowie Leipold, Lehrverurteilungen S. 87 über den »Spürsinn« des ÖAK). Hinterfragt werden maß dagegen, weshalb die Einsicht, »daß man offenbar nicht selten mit verschiedenen Worten dasselbe meinen kann, aber ebenso mit denselben Worten auch Verschiedenes« (LV 191,8 — 10), lediglich auf die Bekenntnistexte angewendet wird, während die zum Teil sehr fragwürdigen Ergebnisse theologischer Einigungsbemühungen des 16. Jahrhunderts ganz im Sinne Pfnürs positivistisch übernommen werden, vgl. z.B. LV 5 1 , 2 9 —52,6; 58,5—9; 67,29—68,3. Vgl. die Ausführungen der Studie zum vierten Grundsatz, LV 4 7 , 2 7 — 4 8 , 1 5 (dazu Baur, EinigS. 33 — 35). 146 Vgl. die Kritik von Härle, Lehrverurteilungen S. 127 an einem interpretatorischen Vorgehen, das »das Vertrauen in die Solidität des Umgangs mit Texten in fundamentaler Weise untergräbt.«
287
dieses Vorgehen tatsächlich einer präziseren Erfassung der Lehrverurteilungen dient. Entscheidender als diese historischen Manöver ist für den Erfolg der Studie die zweite Perspektive, unter der das Thema der Geschichte eingebracht wird: Die Einigung beruht auf einer geschichtlichen Entwicklung der Lehre vom 16. Jahrhundert bis heute, die von beiden Seiten anerkannt wird.^'*® Es gehört zu den Vorzügen der ÖAK-Studie, daß diese Sichtweise nicht bloß als unausgesprochene Voraussetzung im Hintergrund der Ausführungen bleibt, sondern vielmehr von ihren Verfassern in dem Einleitungsdokument deutlich ausgesprochen und erläutert wird: Das »Heute«^'" des — zumeist von den Kommissionsmitgliedern repräsentierten - »gegenwärtigen Lehrstandes«^^° besitzt eine kriteriologische Funktion;^^^ es wird legitimiert durch eine Geschichte des Fortschritts seit dem 16. Jahrhundert, die »neue« Erkenntnisse mit sich bringt^®^ und damit zugleich frühere Lehrentscheidungen in einen geschichtlichen Abstand zur Gegenwart rückt, der diese Entscheidungen in ihrer Bedeutung relativiert. Der »Fortschritt« vollzieht sich dabei als ein »Prozeß weiterführender Interpretation«, der de facto zu einer Veränderung der Positionen der Gesprächspartner führt. In der Gegenwart befähigt er die Theologen zu einem tieferen und umfassenderen Verständnis dessen, was damals »in geschichtlicher Bedingtheit und Begrenztheit«,^®'' dazu beeinflußt durch vielfältige nicht-theologische Faktoren, gesagt wurde. Bezeichnend für die Argumentation der Lehrverurteilungsstudie ist die Formalisierung dieses Verweises auf die geschichtliche Entwicklung:^^^ Er stellt eine Art von »black box« dar, an deren einem Ende die Lehrverwerfun-
Vgl, LV 32,34f.: »Gegensätze, die durch die jüngere theologische Entwicklung überwindbar geworden sind«. 148 V g l . den Beginn des Einleitungsdokuments, LV 19,5 ff. ; dazu Slenczka, Hermeneutik S. I I I . V g l . LV 1 5 , 1 1 ; 19,25; 32,9; 119,20; sowie die Schlußabschnitte der Behandlung der einzelnen Kontroverspunkte: LV 50,4; 53,27; 5 5 , 3 1 ; 5 9 , 1 1 ; 62,36; 74,18. Ist es ein Zufall, daß der Verweis auf das »Heute« in dieser Massivität sich auf das Rechtfertigungsdokument beschränkt ? LV 15,10; charakteristisch sind auch die wiederholten Verweise auf die »gegenwärtige lutherische Theologie« bei Pesch, Cánones S. 252, 259; vgl. ebd. S. 262, 268. 151 Ygj Yofn^^ Impuls S. 58; Fahlbusch, Versuch S. 33. LV 11,4 spricht zurückhaltender vom heutigen Fragestand als »Ferment und Katalysator«. Vgl. L V 4 3 , 6 . 2 8 - 3 0 . 153 V g l . Pesch, Lehrverurteilungen S. 102 und S. 183 Anm. 34. LV 54,27; kritisch zur Verwendung dieses Begriffs auchPoÄ/»»«»«, TrenntS. i i f . LV23,37f. Vgl. L V 2 3 , 3 7 - 4 0 . 1 " LV 25,19; vgl. Vorster, Impuls S. 57. " 8 Vgl. L V 9 , i i f . ; 2 2 , 3 - 1 0 . Vgl. L V 2 5 , 1 7 - 2 1 . 160 V g l kritisch hierzu Verwerfungen S>. 142.
288
gen der Vergangenheit, die bisherigen Gegensätze, plakativ vergröbert^^^ stehen^®^ und an deren anderem Ende die neuen Einsichten, die die Aufhebung der kirchentrennenden Bedeutung der Lehrverurteilungen ermöglichen, herauskommen. Die »geschichtliche Bedingtheit« der Lehrentscheidungen der V e r g a n g e n h e i t i s t in dem Einleitungsdokument geradezu ein Zauberwort, das gleichermaßen die oben angesprochene Vermischung von historischer Analyse und Interpretation zu begründen vermag^^® und die Verfasser von der Auseinandersetzung mit dem Gegenwartsanspruch der Bekenntnisse immer neu befreit. ^^^ Dagegen findet eine Reflexion darüber, inwiefern das Bewußtsein der geschichtlichen Bedingtheit theologischer Formeln der Vergangenheit selbst schon eine zumindest teilweise Loslösung von der geschichtlichen Bedingtheit des eigenen Denkens und somit einen Verstehensfortschritt bedeutet, ebensowenig statt^^® wie darüber, ob es ausreicht, die heutigen »neuen Realitäten«^®' kollusionstheoretisch zu legitimieren, ohne die Apostolizität und Katholizität gerade auch von allem »Neuen« zu prüfen. Was die Rechtfertigung angeht, so bedeutet der Rückgriff auf die Geschichte in der Art, wie er in der ÖAK-Studie vollzogen wird, eine μετάβασις είς άλλο γένος von der Rechtfertigung als Verkündigungsgeschehen zu einer
" 1 Vgl. LV35,26f. V g l . L V 3 5 , 3 ; da2uP«f¿, WerkstattberichtS,. 337. Vgl. LV43,6. V g l . LV I4,26f.; 16,11 — 14; I 9 , 2 7 f . ; 25,19; 26,29f.; 3 2 , i o f . ; 1 9 1 , i j f . ; darauf, daß »wie die Bekenntnisse auch die Verwerfungen geschichtlich bedingt sind«, verwies bereits 1980 der Ökumenische Studienausschuß der V E L K D {Ökumenischer Studimausschuß, Verwerfungen S. 2 § 4), auf dessen Stellungnahme sich auch LV 15,13 — 15 direkt bezieht. 165 Vgl. Slenczka, Hermeneutik?!, iio. 166 V g l . dazu auch Fahlhusch, Versuch S. 34. V g l . PeifÄ, Werkstattbericht Ъ. 345: »Nun kann kein Zweifel sein, daß es ohne >Relativierung< nicht geht. Es wäre logisch widersprüchlich, den alten Verwerfungsaussagen dadurch ihre Würde zu sichern, daß man sie einschränkungslos für verbindlich hält, und andererseits an eine Möglichkeit ihrer heutigen Überwindung denkt. Der Weg, diesem logischen Dilemma zu entkommen, mußte dadurch gebahnt werden, daß man so nachdrücklich wie möglich die Situationsbezogenheit.. . der damaligen Verwerfungen. . . herausstellte, so daß die Möglichkeit ihrer gegenwärtigen Versöhnung darin gründet, daß die gewandelte heutige Situation eine ebenso situationsbezogene heutige Neuformulierung nötig macht. « Die Reflexion beschränkt sich auf eine vermittlungstheologische Problematisierung der Lehrentscheidungen, vgl. das Ende von Abschnitt 3 . 4 . 1 . 4 . sowie das vorige Zitat. 1«« V g l . LV 177,27. Zur Kollusionstheorie vgl. Lengsfeld, Theologie S.43fF., der bereits vor Beginn der Arbeit der G Ò K feststellte: »Wo konfessionsspezifische Lehrausprägungen ihren kirchentrennenden Charakter inzwischen verloren haben, geschah das m. W. nie durch ausdrücklichen Widerruf, sondern durch tiefere Erkenntnis der Intentionen, die sich oft als gemeinsam herausstellten (z.B. in der .Rechtfertigungslehre. . . ), oder durch Einbettung in einen größeren Zusammenhang (Schrift und Tradition), der von allen gemeinsam anerkannt wird. . . Die Hervorhebung des Gegensatzes in der L e h r e . . . war nicht mehr nötig.« (ebd. S. 52). ^^ V g l . Slenczka, Hermeneutik^. 112.
289
Mehrzahl konfessioneller Rechtfertigungslehren,^^^ deren Subjekt Theologen sind^''^ und die sich entsprechend geschichtlich problematisieren lassen. Der dabei sich vollziehende Subjektwechsel läßt sich in der Argumentation des Rechtfertigungsdokuments an zentraler Stelle direkt beobachten, wenn die Verfasser am Anfang der Darstellung der neuen Einsichten schreiben: »Je mehr wir auf Jesus Christus zugehen, um so näher kommen wir einander. Diese Erkenntnis ist deswegen bedeutsam, weil nichts anderes als das Evangelium von Jesus Christus Sache und Inhalt der Rechtfertigungslehre ist. Eine Verständigung in den Lehrdifferenzen der Rechtfertigungslehre bringt uns daher auch Jesus Christus und einander näher. Nicht Christus selbst ist es, der die Kirchen durch die Rechtfertigungsverkündigung näher zu sich und damit zueinander fuhrt, sondern die Theologen sind es, die dies durch eine im Rahmen der geschichtlichen Entwicklung ermöglichte Verständigung in den Lehrdifferenzen der Rechtfertigungs/i^r« zustande bringen. Was Luther in seiner Erklärung des dritten Artikels im Kleinen Katechismus zu diesem Thema zu sagen hat, wird in diesen Sätzen ebensowenig bedacht wie die Möglichkeit eines Konsenses im Irrtum, der entsprechend auf jeden Fall von Christus wegführen würde: Die konvergierende Lehrentwicklung der Kirchen gewinnt selbst eine pneumatische Qualität.
3.4.1.4.
Die systematische Lösung
Neben den Rekurs auf die geschichtliche Entwicklung tritt in der Lehrverurteilungsstudie, wie in »Justification by faith«, als systematisches Lösungsmodell die Differenzierung zwischen der geschichtlich bedingten »Sprachgestalt«^'^® der Lehre^·" mit ihren gleichfalls geschichtlich bedingten Denkvoraussetzungen^®" einerseits, den hinter der konkreten Gestalt der Lehre liegenden Anliegen andererseits^®^ und schließlich den »verborgenen gemeinsamen Grundlagen«!®^ als der Ebene, auf der die Anliegen zusammengehalten werden und von der her sie und die Lehrformulierungen selbst als komplementär erkennbar werden. ^^^
"" 1" 180 183 290
Vgl. LV45,22f. Vgl. LV35,5-7. Vgl. LV44,3-6. LV43,18-22. Vgl. BSLKS. 5 II f. Vgl. Baur, Einig S. 16. LV87,33· Vgl. LVi9,27f.; 32,lof.; 44,31-40. Vgl. LV 16,11 — 14; 21,27—29; 191,3f. Vgl. LV22,39ff.; 45,9-12; 46,2if.; 59,24; 59,37-60,1. LV 46,32. Vgl. LV 46,^if.; Pannenberg, Ergebnis S. 84. Diese fiir das Verständnis der Lehrverurteilungsstudie entscheidende Differenzierung
Gegensätze zwischen den Kirchen bestehen lediglich auf der Ebene der Sprachgestalt der Lehre, die wiederum aufs engste mit bestimmten Ansätzen und Denkmustern verbunden ist.^®® Da diese jedoch situationsbedingt sind und damit nicht verbindlich gemacht werden dürfen, können die Lehrverurteilungen auf dieser Ebene keine kirchentrennende Kraft besitzen, Vielmehr gilt es, bei dem Vergleich der Lehrverurteilungen von der Sprache der einen Kirche in die der anderen zu übersetzen auf diese Weise bestätigt sich den Verfassern der ÖAK-Studie das bereits 1 5 3 0 von Eck mit Blick auf CA X I I geäußerte U r t e i l , w o n a c h es sich bei den Differenzen wesentlich um einen »Wortkampf«^'® handele. Alles Gewicht legen die Mitglieder des O A K dagegen auf die verschiedenen Anliegen, die sich in der Lehre äußern. ^^^ Diese Schwerpunktsetzung liegt wesentlich nicht in der Notwendigkeit einer komprimierten Darstellung begründet, ^^^ sondern ist für die systematische Lösung des Problems der Lehrverurteilungen von entscheidender Bedeutung. Gelingt es nämlich, die hinter den konkreten Lehrverwerfungen stehenden Anliegen herauszuarbeiten, so ist der Schritt zur Einigung nicht mehr groß, sind doch die Anliegen als solche sehr selten kritikwürdig, ^^^ stützen und ergänzen sich die einzelnen Anliegen zudem wunderbar, indem sie einander vor einseitigen Akzentsetzungen bewahren. Die Ebene der gemeinsamen Grundlagen wird in der Lehrverurteilungsstudie nur vereinzelt angesprochen und expliziert; bestimmt werden kann das Fundament dabei gleichermaßen durch das gemeinsame Christusbekenntnis^'® und durch gemeinsame G l a u b e n s e r f a h r u n g e n , d o c h werden diese nicht in derselben Weise entfaltet wie in »Justification by faith«. (vgl. auch LV 75,2—4) wird von P. Hünermann, Kriterien S. 57—60 in seiner Auslegung des Rechtfertigungsdokuments verkannt ; mit den »Anliegen« ist in dem Dokument gerade nicht der sachhaltige Aussagegehalt der Bekenntnissätze oder die Position des Partners gemeint, sondern ein bestimmtes Interesse. Der Beleg, den Hünermann zur Illustration seiner Kritik anfuhrt, vermag seine Interpretation des Ausdrucks »Anliegen« auch nicht zu stützen, da die Verfasser von LV an dieser Stelle mit dem historischen Lösungsmodell »Extremposition« und nicht mit dem systematischen Lösungsmodell komplementärer Anliegen argumentieren. Vgl. L V 4 8 , 2 1 f. Vgl. L V i 6 , i 4 f 187 Vgl. dazu auch die grundsätzlichen Ausführungen von Pesch, Cánones S. 2 7 5 f mit Anm. 78 a. lee 1" 1«» i'i 1" 1« 1« i's 1"
Vgl. L V 2 2 , 1 9 f r . ; 5 9 , 4 f Vgl. LV 6 8 , 4 - 7 . LV22,33. So mit Recht Meyer, Rechtfertigung S. 5 6 f So Vorster, Impuls S. 50. Vgl. L V 2 3 , 4 f Vgl. L V 4 5 , 9 - 1 2 . Vgl. L V 2 3 , 5 f r . Vgl. L V 4 3 , I I . Vgl. z . B . L V 6 0 , 1 - 5 .
291
Auch durch das hier vorgetragene systematische Lösungsmodell der Lehrverurteilungsstudie wird, so muß man kritisch festhalten, die Frage nach der Unterscheidung von wahrer und falscher Lehre konsequent ausgeblendet, indem sie auf der Ebene der Sprache historisierend relativiert und auf der Ebene der Anliegen durch das Komplementaritätsmodell entkräftet wird.^®® Die Lehrverurteilungen dienen nur noch als »Warnungen«, durch die bestenfalls Extrempositionen ausgeschlossen werden können, während die Anliegen, die beide Kirchen vertreten, nahezu unangreifbar sind und von daher wiederum die jeweilige konkrete Lehrgestalt zu legitimieren vermögen. Bedenklich am Komplementaritätsmodell ist aber auch, daß ihm zufolge der Wahrheitsanspruch von Bekenntnisaussagen insofern relativiert wird, als diese zur »vollständigen« Erfassung der Wahrheit der Ergänzung durch eine scheinbar kontradiktorische Aussage der jeweils anderen Kirche bedürfen.^"" Ob eine solche Erhebung der Komplementarität zum theologischen Prinzip tatsächlich der neutestamentlichen, vor allem der paulinischen Rechtfertigungsverkündigung entspricht, müßte zumindest einmal gefragt werden. Weiterhin fällt eine starke anthropologische Konzentration bei der Bestimmung der Anliegen im Rechtfertigungskapitel der ÖAK-Studie auf. Das Anliegen der evangelischen Seite ist ihr zufolge die »Personalität des Glaubens«^''^ und der Trost der Gewissen, das der römisch-katholischen Seite dagegen die pastorale Sorge um die Lebensführung der Christen. Mag auf dieser Ebene eine Vermittlung der beiden »Anliegen« möglich sein, so gilt dies doch nur so lange, wie das Rechtfertigungsgeschehen nicht entscheidend als Rettung aus dem Endgericht beschrieben wird. Die beiderseitigen »Anliegen« von dieser eschatologischen Perspektive her zu relativieren und in ihrer Bedeutung recht einzuordnen - diesen entscheidenden Schritt unterlassen die Verfasser des Rechtfertigungsdokuments bei ihrem Vorgehen. An der Lehrverurteilungsstudie läßt sich schließlich auch gut erkennen, wie die Behandlung der Rechtfertigung im Rahmen der Vorstellung einer Lehrentwicklung und die Differenzierung zwischen Lehrgestalt, Anliegen und Grundlage darin koinzidieren, daß sie einen Subjektwechsel implizieren: Die konkrete Lehrgestalt ist das Ergebnis der Vermittlung des Wahrheitsgehalts einer Lehre in einer bestimmten geschichtlichen Situation an bestimmte M e n s c h e n s i e ist insofern »relativ«,^"® als es sich darin um eine Ermessensentscheidung des Lehrenden handelt, was er im Blick auf seine Vgl. LV 46,21 —27; 67,10 — 12; kritisch dazu £. LV 32,27. V g l . àaznBaur,
Einig S. 2 8 f.
LV45,2. Vgl. LV45,4-8;46,i2f. Vgl. dazu Peters, Einheit S. 68f. Vgl. LV21,38-22,2; 23,27-30. ^o® LV23,i4f. 292
Volk, Verlorenes Evangeliums.
129.
Hörer jeweils für vordringlich hält.^"® Die Differenzen in der kirchlichen Lehre beruhen dementsprechend nicht zuletzt auf der unterschiedlichen Einschätzung der Vordringlichkeit bestimmter Anliegen;^"'' doch machen beide Seiten dabei dieselbe Erfahrung, daß sich die dogmatischen Formulierungen der Vergangenheit nicht immer gleich gut vermitteln lassen,^"® und haben so an dem Prozeß einer weiterfuhrenden Interpretation teil, der die Überwindung der kirchentrennenden Bedeutung der Lehrdifferenzen ermöglicht.^"' Die vermittlungstheologische Begründung der Lehrgegensätze im subjektiven Ermessen von Theologen und Kirchen^^" ist nicht nur, wie man bereits an »Justification by faith« erkennen konnte, die konsequente Folge einer Differenzierung zwischen Anliegen und Lehrgestalt; sie wird hier, ähnlich wie im »Malta-Bericht«, selbst zu einem konsensbildenden Faktor. ^^^ Im Rahmen dieser Konzeption läßt sich die Rechtfertigung als von Gott gewirktes Grundgeschehen in keiner Weise adäquat erfassen die systematische Lösung der Lehrverurteilungsproblematik, die die ÖAK-Studie vorträgt, wird weder dem Phänomen der Lehrentscheidung noch der pneumatischen Begründung der Rechtfertigungsverkündigung gerecht.
3.4.1.5.
Die Funktion
der heiligen
Schrift
Hatten die Verfasser von »Justification by faith« die heilige Schrift vor allem in einem traditionsgeschichtlichen Rahmen behandelt,^^^ so wird diese dagegen in der OAK-Studie konsequent in das systematische Lösungsmodell einer Differenzierung zwischen Lehraussage, Anliegen und Grundlage eingebaut. Für das Verständnis der Funktion der Schrift in der Studie ist dies in dreifacher Hinsicht von Bedeutung: Zum einen verwenden die Verfasser der Lehrverurteilungsstudie die Differenzierung zwischen den Lehrformulierungen und der Schrift als Grundlage dazu, die Bedeutung der Bekenntnisaussagen einzuschränken: Die Unterscheidung zwischen dem ursprünglichen biblischen Rechtfertigungszeugnis und der späteren theologischen Ausprägung in einer Rechtfertigungslehre ist für die Uberwindung der konfessionellen Gegensätze im RechtfertigungskaVgl. L V 2 3 , 9 - I 2 . Vgl. L V 5 9 , 3 7 - 6 0 , 1 . Vgl. L V 2 3 , 3 0 - 3 3 . Vgl. L V 2 3 , 3 6 - 4 0 . 210 Ygj siac\i Scheele, Entwicklungen S. 119. Vgl. auch Pesch, Cánones S. 260: »Wichtig wäre zur Klärung dieses Problems. . . eine generelle Reflexion darauf, wie heute überhaupt von >Rechtfertigung des Sünders< geredet wird und geredet werden kann, so, daß der Mensch von heute versteht, was ihm damit gesagt und zugesagt wird.« Vgl. Slenczka, Hermeneutik S. 116. Vgl. dazu in derÖAK-StudieLV20,35 — 2 1 , 1 ; 29,9ff. (mit Berufung auf den »MaltaBericht«!).
293
pitel von erheblicher Wichtigkeit. ^^^ Positiv ausgedrückt wird dabei der Schrift eine entscheidende Rolle bei der Klärung der Streitfragen zugesprochen,^^® wird sie doch von beiden Seiten als Norm ihrer Lehre anerkannt. Begründet wird diese Normativität jedoch nicht etwa von daher, daß Gott als redendes Subjekt der Schrift gesehen wird;^^^ vielmehr kann gleichrangig neben der Schrift auch der heutige weitreichende Konsensus der Exegeten als Grundlage der Verständigung genannt w e r d e n . N i c h t die Schrift selbst, sondern der Fortschritt in der Exegese^^® vermag somit einen entscheidenden Beitrag zur Beseitigung kirchentrennender Lehrhindernisse zu leisten; entsprechend sind auch die Lehrentscheidungen der Kirche mit dem heute erreichten Stand der exegetischen Forschung zu konfrontieren und von daher in Frage zu stellen. Zweitens trägt die Unterscheidung zwischen Lehraussage, Anliegen und Grundlage in der OAK-Studie zu einer Formalisierung und damit zu einer Uberwindung der Differenzen in der Frage der kritischen Funktion der Schrift bei: Inwiefern die Bekenntnisaussagen ihre letzte Autorität allein von der Schrift her erhalten und von daher auch zu hinterfragen sind oder inwiefern die lehramtliche Interpretation der Schrift eine eigene Autorität beanspruchen kann,^^^ diese Frage wird in der Lehrverurteilungsstudie als weithin ungeklärt stehengelassen. ^^^ Sie wird aber dadurch formal entschärft, ^^^ daß die Auslegung der Schrift auf beiden Seiten als eine besondere »Aufgabe der Kirche und ihres Lehramtes«^^'· angesehen wird, die zugleich eine gewisse Kontinuität der Auslegung gewährleisten.^^® Darüber hinaus wird die kritische Funktion der Schrift aber dadurch entscheidend eingeschränkt, daß die Umsetzung der biblischen Grundlage in Lehre vermittlungstheologisch problematisiert wird: »Beide Kirchen müssen s i c h . . . angesichts der gegenwärtigen Verkündigungssituation von ihren jeweiligen Voraussetzungen her neu fragen, wie die Kirche heute verbindlich lehren kann.«^^® Wo die Kirchen so zwischen Schrift und Lehre treten und letzterer selbst ihre Verbindlichkeit verleihen, da kann die Schrift ihre kritische
Vgl.LV21,35-37; 44,1-9; 191,1-3.
Vgl. LV 20,13fr.
Vg. L V 2 0 , 3 3 - 3 5 ; 2 9 , 4 - 7 ; 3 0 , 2 3 - 2 5 ; 4 4 , 2 f . 8 . Vgl. die Kritik von Fahlbusch, Versuch S. 34. Vgl. LV 19,25—29; 32,9fF. (dazu Slenczka, Hermeneutik S. 112); zur inhaltlichen Bestimmung dieses Exegetenkonsenses konnte man in der Arbeitsgruppe dabei auf die Darstellung von Jbf zurückgreifen, vgl. Kertelge, Rechtfertigung^. 1 7 3 , 186 — 190. Vgl. L V 2 0 , i 3 f F . ; 5 4 , 2 7 ^ ; \'^\,ηñ.\?esch, Lehrverurteilungen S. 109. " 0 Vgl. L V 4 4 , 1 3 - 2 0 . 221 Vgl. àazuLeipold, Lehrverurteilungen S. 83 f. 222 Vgl. L V 3 I , 2 3 —25; dazuß/e»ir/, Verwerfungen S. 143. 223 Vgl. Hünermann, Kriterien?!. 52f. 224 LV 30,35 f. 225 Vgl. LV3i,i6fif.;dazuVwiCT·, ImpulsS. 54. 22« LV 3 1 , 2 5 - 2 8 .
294
Funktion gegenüber der »Lehre« nicht in der Weise wahrnehmen, wie dies von den Reformatoren im i6. Jahrhundert festgehalten worden war. Von besonderer Bedeutung ist die Struktur der Unterscheidung zwischen Lehraussage, Anliegen und Grundlage drittens schließlich für den konkreten Schriftgebrauch im Rechtfertigungskapitel der Lehrverurteilungsstudie:^^'' Der Schrift wird hier ihre kritische Kraft dadurch genommen, daß sie eingebunden wird in das Schema komplementärer Anliegen und dieses lediglich bestätigen, nicht aber selbst in Frage stellen kann. In allen vier Fällen, in denen eine Lösung konträrer Lehrentscheide durch einen Rekurs auf die biblische Grundlage gesucht wird,^^' finden die Verfasser der ÖAK-Studie die Anliegen und Lehraussagen beider Seiten in der Schrift, vor allem bei Paulus, wieder^^" und kritisieren von einem solchermaßen mit biblischer Autorität versehenen Komplementaritätsschema her die »Zuspitzung der konfessionellen >Unterscheidungslehren«Glaube und Werke< zusammenzufuhren: Die Differenz in der Frage, ob der Glaube allein rechtfertige oder nur in Verbindung mit Hoffnung und Liebe, wird wiederum unter Berufung auf das Neue Testament im Rahmen des Komplementaritätsschemas überwunden: »Das neutestamentliche Zeugnis stützt nicht nur die Eigenart des rechtfertigenden Glaubens, sondern auch die theologische Einheit von Glaube und L i e b e « . E x p l i z i e r t wird diese Komplementarität im weiteren dadurch, daß auf der einen Seite von beiden Gesprächsparteien der Glaube als Gnadengabe Gottes herausgestellt wird, die der Christ allein der Barmherzigkeit Gottes verdankt,"·"^ auf die er sich darum »hier und im Endgericht« verlassen kann.''^'* Auf der anderen Seite hat der Glaube nach reformatorischem Verständnis in bezug auf die Werke dieselbe Funktion wie nach römischkatholischem Verständnis die Liebe,'·"® so daß man mit Kardinal Willebrands feststellen zu können meint, »daß Luthers Glaubensbegriff, wenn man ihn voll nimmt, auch wohl nichts anderes bedeutet als das, was wir in der katholischen Kirche mit Liebe bezeichnen«. Die Einigung beruht also kurzgefaßt auf der gemeinsamen Anerkennung des sola gratia im Rechtfertigungsgeschehen·*"'' und der unauflöslichen Verbundenheit von Glaube und Werken. Genau nach demselben Schema wird auch der Lehrgegensatz in der Frage der Verdienstlichkeit der Werke überVgl. LV56,i-5. Vgl. LV47,2-4.i2-i4. " " Vgl. StolU, Rechtfertigung^. iS\Baur, EimgS,.justification by faithi in the sixteenth-century Reformation can be understood only if it is clearly seen... as a complete break with the attempt to view justification as a movement according to a given standard or law, either natural or revealed. .. One will mistake the reformation point if one does not see that justification >by faith< is in the first instance precisely a polemic against justification >by grace< according to the medieval scheme. Grace would have to be completely redefined before the word could be safely used in a reformation sense.« Vgl. dagegen ЛоЯс, Rechtfertigung S. 15 f Vgl. LV 4 5 , 2 (die »Unvertretbarkeit und Personalität des Glaubens, auf i&r alles beruht...«; Hervorhebung G. M.); 5 3 , 1 7 (der Glaube als »Antwort des Menschen«; ähnlich 59,28 — 30); 6 o , i 6 f . (»lutherisch gesprochen: ob er voll und ganz geglaubt hat«); vgl. auch L V 6 3 , 3 1 — 6 4 , 1 sowieBaur, E i m g S . 7 2 , 79. 426 Vgl. LV 65,8—10: »Die Sakramente sind kein Heilsweg zu erleichterten Bedingungen am persönlichen Glauben vorbei«; zumindest zweideutig ist auch LV 6 o , 3 f : »wie angefochten der Glaube an die Verheißung Christi ist, an ¡¿m doch alles Heil des Menschen hängt« (Hervorhebung G. M.).
315
zur Rechtfertigung ausreicht^'^'' oder nicht, dann legt es sich nahe, Glaube und Liebe von ihren Funktionen her miteinander zu verrechnen,''^® dann kann von einer Formierung der Liebe durch den Glauben nicht mehr die Rede sein,''^^ weil die Formierung des Glaubens durch Christus nicht mehr die entscheidende Grundlage der Erfassung des Glaubens Daß jedoch unter der Wirkung von Gesetz und Evangelium im Glauben selbst zwischen Glaube und Werk unterschieden werden muß, mit dem Ergebnis, daß der Glaube, insofern er eine Haltung oder Antwort des Menschen oder gar eine virtus ist, zur Rechtfertigung gerade nicht ausr e i c h t , s a g e n die Autoren der OAK-Studie nicht. Umgekehrt kann mit dem Verzicht auf die Einbringung der Dialektik von Gesetz und Evangelium die fides iustificans auch nicht als streng theologische Größe begriffen werden; von daher verliert der rechtfertigende Glaube in der Lehrverurteilungsstudie dann auch seine Funktion, Ausdruck der grundlegenden Unterscheidung zwischen dem Werk Christi und den Werken der Christen zu sein. Mit diesen Unklarheiten steht jedoch die gesamte Rechtfertigungsverkündigung nach lutherischem Verständnis auf dem Spiel. Auf einer Abstraktion von dem Grundgeschehen von Gesetz und Evangelium beruht schließlich drittens auch die Verständigung in der Frage der Heilsgewißheit, und zwar gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen versuchen die Verfasser der Studie, die Vereinbarkeit des Glaubens als Heilsgewißheit mit der scholastischen - nicht tridentinischen! Konzeption der Hoffnungsgewißheit nachzuweisen.Entscheidende Unterschiede lassen sich jedoch schon in der Darstellung der Lehrverurteilungsstudie selbst erkennen: Der Glaube ist nach römisch-katholischem Verständnis nicht Hoffnungsgewißheit; das Verhältnis der beiden Größen zueinander wird vielmehr o f f e n g e l a s s e n . V o r allem aber bezieht sich die Hoffnungsgewißheit lediglich allgemein »auf den barmherzigen Gott«·*^® beziehungsweise auf »das allmächtige Erbarmen Gottes«;'*^® sie läßt sich also gerade nicht als Heilsgewißheit im Angesicht des richtenden Gottes b e s c h r e i b e n . D e r
" " Vgl. LV 5 6 , 2 4 - 2 6 ; 5 9 , 1 9 - 2 1 . Vgl. die Schilderung der Diskussion in der Arbeitsgruppe zu dieser Frage bei fesch, Werkstattbericht S. 349 f., der ausdrücklich darauf verweist, daß bei der Behandlung der Frage nach dem »ausreichenden« Glauben auf eine Abgrenzung vom römisch-katholischen Glaubensverständnis verzichtet wurde (vgl. ebd. S. 350). Vgl. dazufi. Volk, Verlorenes Evangelium S. 157 f. Vgl. \ú.trzM Martens, Einig S. i-j2 —ly4·, Mannermaa, Einig S. 332 ff. Vgl. Martens, EinigS. 172 sowie Schloenhach, GlaukS. 49{. " " Vgl. Hoffmann, Glaube?,. 99. " " Vgl. LV 5 7 , 2 2 - 2 8 . 434 Ygi LY 5-7^27 f. : »ohne die lebendiger Glaube (fides viva) niemals sein kann« LV57,i7. ••3' LV 57,27; vgl. dazu kritisch E. Volk, Verlorenes Evangelium S. 134. Auch der Verweis auf die Texte des Vaticanums II (vgl. LV 57,21 mit Anm. 35) fuhrt hier nicht weiter; vgl. die zurückhaltenden Erläuterungen von Vesch, Werkstattbericht S. 3 4 8 f
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fundamentale Unterschied zum evangelischen Verständnis der Heilsgewißheit wird hier deutlich: Der Glaube wird hiernach bestimmt durch das Wort des Evangeliums, er ist von daher Heilsgewißheit'*^® und bezieht sich auf das dem Wort des Gesetzes widersprechende Wort des Evangeliums, mit dem er eins geworden ist und von dem her er seine Gewißheit erhält; der Ungewißheitsfaktor der zeitlichen Differenz zwischen jetziger Hoffnung und künftiger Erfüllung der Hoffnung ist bei der fides verbo formata gerade aufgehoben. Zum anderen versuchen die Autoren der Lehrverurteilungsstudie zu einer Einigung über die gemeinsame Anerkennung von subjektiven Unsicherheitsfaktoren und objektiven Gewißheitsfaktoren zu k o m m e n , w o b e i der Glaube gehalten ist, im existentiellen Vollzug allein auf diese sich zu richten.'·''® Einmal abgesehen davon, ob man mit der Behauptung der Möglichkeit einer nichtreflexiven Glaubenshaltung des Christen nicht den Boden der tridentinischen Konzilsbeschlüsse ganz eindeutig verläßt,'·''! ist doch die allerdings wiederum gut tridentinische'"'^ - Differenzierung zwischen subjektiven und objektiven Gewißheitsfaktoren mit dem Verständnis des Glaubens als fides verbo formata unvereinbar: Letzterem zufolge beruht die Gewißheit weder auf etwas »Objektivem«, auf das sich der Glaube erst noch zu richten h ä t t e , n o c h läßt sie sich dadurch begründen, daß im existentiellen Akt des Glaubens ein innerer Widerspruch unmöglich ist;""'· sie ist vielmehr gegründet im Wort des Evangeliums, das den Glauben gewirkt hat'*"® und mit ihm eins geworden ist. Die Formierung des Glaubens durch das Evangelium schließt die Einkalkulierung subjektiver Ungewißheitsfaktoren""® jedoch eo ipso aus;"'*'' umgekehrt läßt allein das Absehen von dem doppelten Widerfahrnis von Gesetz und Evangelium die Problematisierung der Heilsgewißheit durch einen Verweis auf die Gefahr der fleischlichen Sicherheit für nötig erscheinen, wie dies in der Studie geschieht."'*® Nur von diesem Absehen vom discrimen legis et evangelii erklärt sich auch die vom lutherischen Bekenntnis her völlig unmögliche Behauptung, die ReformatoVgl. Baur, EinigS. 83.
439 V g j j i e Lösung Cajetans in LV 6 0 , 1 1 — 18 und die Lösung von LV in LV 62,9—20; dazu Pesch, Lehrverurteilungen S. 1 2 1 f., mit der bezeiclinenden Argumentation ebd. S. 122: »Was haben die Reformatoren dagegen.' Theoretisch < s i c ! > können sie nichts dagegen haben.« ·"·» Vgl. L V 6 i , 5 - 7 ; 6 2 , 2 5 - 2 9 . " " Vgl. DS 1546, 1563. Vgl. DS 1534.
Wgl. Baur, Einig S.Sif. Vgl. Vmter, Impuls S. 67 Anm. 23.
Der Schlußbericht geht an diesem Punkt deutlich über die ÖAK-Studie hinaus, wenn er feststellt: »Die Antwort des Glaubens ist vom Heiligen Geist gewirkt durch das auf den Menschen zukommende Wort der Verheißung.« (LV 192,2—4). Vgl. L V 6 0 , 2 9 - 3 1 ; 6 2 , 1 1 - 1 3 . i g f .
Vgl. Vorster, Impuls S.ee. Vgl. L V 6 2 , 3 0 - 3 3 .
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ren hätten sich bemüht, einen »Mangel an Furcht vor dem Verlust der Gnade«'"'^ auszuschalten. Daß sich in der Frage der Heilsgewißheit eine FundamentaidifFerenz in der Erfassung der Wirkung des Wortes Gottes am Menschen zeigt/®" wird in der Lehrverurteilungsstudie nicht weiter reflektiert. So wird bei der Behandlung des Themas der Heilsgewißheit erneut deutlich, was wir bereits zuvor erkennen konnten: Wenn der Glaube nach lutherischem Verständnis in seinem Wesen durch das doppelte Gotteshandeln in Gesetz und Evangelium bestimmt ist, dann ist eine tragfáhige Einigung so lange nicht möglich, wie man meint, diese Grundlage des Glaubens nach evangelischem Verständnis als für die Konsensbildung letztlich irrelevanten Faktor übergehen und sich auf der Basis eines phänomenologischen Vergleichs zusammenfinden zu können. 3.4.2.7.
Die »Rechtfertigungslehre« als Kriterium
Das Rechtfertigungsdokument der Lehrverurteilungsstudie schließt mit einer Affirmation der kriteriologischen Funktion der »Rechtfertigungslehre« für Theologie und Kirche; an ihr muß sich überprüfen lassen, »ob eine konkrete Interpretation unseres Gottesverhältnisses den Namen >christlich< beanspruchen kann«''®^ und ob die Verkündigung und Praxis der Kirche »dem, was ihr von ihrem Herrn vorgegeben ist, entspricht.«"®^ Daß die Frage nach dem Gebrauch der »Rechtfertigungslehre« als Kriterium zu den wichtigen Differenzpunkten zwischen den Kirchen gehört, die nur zum Teil schon geklärt sind, hatten die Verfasser von »Justification by faith« deutlich herausgestellt."®^ Indem die Mitglieder des Ö A K diese Fragestellung aufnehmen, lassen sie erkennen, daß auch für sie eine Einigung in Sachen Rechtfertigung, ja auch nur die Bewältigung der Lehrverurteilungsproblematik ohne die gemeinsame Anerkennung der besonderen Stellung der Rechtfertigung im Gesamt der Theologie nicht möglich ist."®" Beachtenswert ist dabei, daß in der ÖAK-Studie im Unterschied zu »Justification by faith« in diesem Zusammenhang die Darlegung eines Dissenses fehlt und in der Frage der kriteriologischen Funktion der »Rechtfertigungslehre« eine gemeinsame Aussage gemacht wird."®® Zweierlei ist hier allerdings einschränkend zu bemerken: LV62,i3.
«0 Vgl. Bmr, Einig S. 84f. « 1 LV 75,27 f.
" " LV75,3of.
Vgl. J b f § § 1 5 2 - 1 5 4 ( S . 6 9 f . / i 9 2 - i 9 4 ) . Vgl. Kasper, Grundkonsens S. 170. Daß sich die Verfasser der Studie zur kriteriologischen Funktion der »Rechtfertigungslehre« äußern, ist ja von der Aufgabenstellung von LV her durchaus nicht selbstverständlich, vgl. Meyer, Rechtfertigung S. 29 Anm. 50. 455 Vgl. Pesch, Lehrverurteilungen 134.
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Zum einen verbleibt die Anerkennung der kriteriologischen Funktion der »Rechtfertigungslehre«''®® natürlich im Rahmen der methodischen Vorgaben der Studie. Mit der »Rechtfertigungslehre« ist der Raum gemeint, der von den Lehrverurteilungen beider Kirchen gemeinsam begrenzt wird;"®'' anders ausgedrückt sind es also diese Lehrverwerfungen selbst, die als Kriterium von Theologie und Kirche dienen können,"®® weil sie in ihren Anliegen auch vom jeweiligen Gegenüber heutzutage anerkannt werden. Entsprechend fällt zweitens die inhaltliche Beschreibung dessen, was mit der »Rechtfertigungslehre« als kritischem Maßstab gemeint ist, in diesem Zusammenhang sehr dürftig aus: Kriterium ist das »sola gratia«, die Bedingungslosigkeit der Heilszueignung, der gnadenhafte Ursprung des neuen Lebens. Die Verfasser verweisen nicht zu Unrecht darauf, daß es bei diesem Kriterium um nicht weniger als um die Christlichkeit von Theologie und Verkündigung überhaupt geht."®" Was jedoch lutherische Theologie mit der Behauptung, der Rechtfertigungsartikel sei »Mitte und Grenze«"®^ aller rechten Theologie, meint, kommt in dieser Beschreibung der »Rechtfertigungslehre« als Kriterium kaum zum Ausdruck;''®^ dies würde nämlich, konsequent angewandt, den Ansatz der Darstellung des Rechtfertigungsdokuments in Frage stellen. So führen daher auch die letzten Sätze des »Fazits«"®^ nicht über die Methode und die Ergebnisse der Einzeluntersuchung hinaus.
3.4,3.
Zusammenfassung
Die Lehrverurteilungsstudie des Ö A K stellt, so läßt sich abschließend konstatieren, eine gewisse Zusammenfassung der bisherigen ökumenischen Kommissionsarbeit zum Thema >Rechtfertigung< dar,"®" sowohl was die Methode als auch was die inhaltlichen Ergebnisse angeht, und fuhrt diese zum Teil noch konsequent einen Schritt weiter."®® Insofern ist die Studie nicht nur eine wichtige Diskussionsgrundlage, geht es bei ihrer Bewertung
456 Dig Tatsache, daß die »Rechtfertigungslehre« in LV 7 5 , 2 6 in Anführungszeichen gesetzt wird, soll wohl andeuten, daß sie in diesem Zusammenhang quasi als Chiffre verwendet wird. Vgl. L V 7 5 , 1 6 - 2 0 . 458 Vgl. das überleitende »Darum« in L V 7 5 , 2 i . " " Vgl. L V 7 5 , 2 3 - 2 6 . Vgl. L V 7 5 , 2 6 - 2 8 . "" Ш/, RechtfertigungsUhnS. 14. Vgl. E. Volk, Verlorenes Evangelium S. i 2 6 f . ; FrielinglSchöpsdau, Lehrverurteilungen S. 23; der Vergleich von Scharhau, Was bedeutet S. 8 2 - 8 5 bleibt von daher oberflächlich und wenig aussagekräftig. " " V g l LV 7 4 , 2 1 fr. Vgl. Kasper, Grundkonsens S. 162. Vgl. Löser, Lehrverurteilungen S. 178.
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vielmehr um kaum weniger als um die Resultate der ökumenischen Dialogarbeit an der Rechtfertigungsfrage in den letzten zwanzig Jahren. Eine konsequente Fortsetzung der Entwicklung, die wir bei den zuvor behandelten Konvergenzdokumenten beobachten konnten, besteht in der Lehrverwerfungsstudie in der sorgfältigen historischen Aufarbeitung des Materials, die sich diesmal besonders auf die kirchlich relevanten Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts konzentriert. Die Verfasser der Ö A K Studie nehmen damit eine Erkenntnis von »Justification by faith« auf, daß ein Konsens in der Rechtfertigungsfrage nicht einfach - etwa durch einen Verweis auf diverse Theologenkonsense - vorausgesetzt werden kann, sondern viel mehr rechenschaftsfáhig dargelegt werden muß. In diesem Sinne muß das Rechtfertigungsdokument als bedeutsame wissenschaftliche Leistung ernst genommen und gewürdigt werden, selbst wenn die Argumentationsgänge der Studie ebenso im einzelnen kritisch unter die Lupe genommen werden müssen·*®^ wie die dort vorgetragene Interpretation der tridentinischen Cánones.''®® Hier werden sich die Verfasser des Dokuments gewichtige Anfragen gerade von dogmengeschichtlicher Seite gefallen lassen müssen. Eine Weiterführung des Ansatzes der vorhergehenden Dokumente, vor allem der amerikanischen Studie, läßt sich auch im methodischen Vorgehen der Lehrverurteilungsstudie feststellen, das erneut auf einer Kombination der Konzeption einer Lehrentwicklung mit der systematischen Differenzierung zwischen Lehraussage, Anliegen und Grundlage beruht. Dieses Vorgehen zielt eigentlich nur auf den Nachweis, daß die Aussagen der Bekenntnisse, speziell die Lehrverurteilungen, einander nicht ausschließen; doch hat unsere Analyse der inhaltlichen Bewältigung der Lehrverwerfungsproblematik in dem Rechtfertigungsdokument gezeigt, daß dieser Nachweis auf einer durch das Komplementaritätsschema ermöglichten gemeinsamen Lehrgrundlage beruht,"·''' so daß die Lehrverwerfungsstudie auch in diesem Kapitel''^^ deutliche Merkmale eines Konvergenzdokuments besitzt. 466 Vgl. άίζη Lehmann, Schritt zurück?:. iRechtfertigung< in LV überhaupt nicht behandelt wird, vgl. vor allem die Cánones 1 9 - 2 1 und 2 5 - 3 1 (DS 1 5 6 9 - 1 5 7 1 , 1 5 7 5 - 1 5 8 1 ) (vgl. dazu jetzt Lange, Verurteilungen S. 6 1 - 7 0 ) . Baur, Einig liefert hierfür in seiner Studie bereits reichlich Ansatzpunkte. 470 Vgl. dazu auch Вгеаиги^, Sakramente Ъ. 199f. Noch deutlicher lassen sich diese Merkmale am Eucharistiedokument erkennen; hier werden am Ende jeweils statt der Behauptung, die Lehrverwerfiingen träfen einander nicht mehr, die »Annäherungen« (LV 1 2 3 , 3 1 ) materialiter zusammengefaßt, vgl. LV 1 0 7 , 1 5 ^ ; I23,i5ff.
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Hier bricht jedoch zugleich eine Aporie auf, die darin besteht, daß auf der einen Seite behauptet wird, die Lehrverurteilungen könnten nicht mehr als kirchentrennendo-ngesében werden, daß andererseits aber das Thema der Ekklesiologie aus methodischen Gründen in der Studie ausgeklammert wird"'^^ und damit auch eine mögliche ekklesiale Relevanz der erreichten Konvergenz relativ offen bleibt.'*·'^ Ein Verständnis der ÖAK-Studie im Sinne der »Leuenberger Konkordie« wird jedenfalls von den Verfassern der Studie selbst deutlicher abgewiesen,"''''* als dies entsprechend in »Justification by faith« der Fall gewesen war. Die Grundproblematik ihres methodischen Vorgehens, die Abstraktion der Rechtfertigung als Grundgeschehen zu einer »Lehre«, vermögen die Autoren von »Lehrverurteilungen — kirchentrennend?« kaum besser zu bewältigen als die Verfasser von »Justification by faith«, ja sie bleiben zum Teil sogar hinter den Ergebnissen der »Leuenberger Konkordie« zurück. So wird zwar in der ÖAK-Studie der Zusammenhang der Rechtfertigung mit dem Geschehen in Buße und Beichte gesehen und thematisiert, doch wirkt sich diese Erkenntnis nur wenig auf die Gesamtdarstellung aus. Umgekehrt bleibt diese weitgehend auf die Bewältigung des zwischenkirchlichen Verhältnisses fixiert; es fehlt eine Darlegung der Rechtfertigung in der Form eines gemeinsamen Bekenntnisses, das der Struktur der Rechtfertigung als Verkündigungsgeschehen entspräche und erkennbar machen könnte, daß es bei der Rechtfertigung um doctrina catholica et apostolica geht. Eine Fortfuhrung der Aussagen von »Justification by faith« bedeutet schließlich auch der Versuch der Lehrverurteilungsstudie, die Erfassung der Rechtfertigung von der Dialektik von Gesetz und Evangelium her und im Rahmen eines prozessualen Schemas als komplementäre Sichtweisen zu begreifen. Die Analyse der inhaltlichen Bewältigung der Lehrverwerfungsproblematik in der Studie hat gezeigt, daß diese Bewältigung entscheidend auf diesem Ansatz beruht, daß diese Lösung jedoch eben von daher auch grundlegend zu hinterfragen ist, weil sie notwendig die Aufgabe der Grundlage lutherischer Rechtfertigungsverkündigung, eben der Opposition von Gesetz und Evangelium als Grundgeschehen, impliziert. Weil es bei dem Thema >Rechtfertigung< um mehr geht als um Vergangenheitsbereinigung,wird man den Ergebnissen der ÖAK-Studie daher an diesem entscheidenden Punkt von lutherischer Seite deutlich widersprechen müssen.'*''®
472 Ygj daüu kritisch LMser, Lehrverurteilungen S. 183; Härle, Lehrverurteilungen Kasper, LehrverurteilungenS. 1 9 6 f. Vgl. FrielinglSchöpsdau, Lehrverurteilungen S. 8 zum Buchtitel der Studie.
S. 127;
Vgl. LV 14,6fr.; 27,31 flf.
" " V g l . Slenczka, Gerecht S. 315. 476 Vgl. E. Volk, Verlorenes Evangeliums. 1 6 5 .
321
4- Zusammenfassung und Ausblick
4.1.
Die Rechtfertigung ah Grundgeschehen
Um Grundentscheidungen lutherischer Theologie und Kirche bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< im ökumenischen Kontext ging es in dieser Untersuchung, nicht um den Aufweis einer Lehrentwicklung, die entsprechend geradezu zwangsläufig auf eine Einheit der Kirchen in der Wahrheit hinfuhrt. Die Untersuchung hat zu zeigen versucht, daß bei dieser Behandlung des Rechtfertigungsthemas ganz bestimmte konträre Grundentscheidungen immer neu deutlich werden, die sich schlagwortartig in der Frage zusammenfassen lassen, ob die Rechtfertigung als Grundgeschehen oder als Interpretament behandelt wird. Zur Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen leitet das lutherische Bekenntnis grundlegend an: Die Rechtfertigung wird in ihm durchgängig als Tat des dreieinigen Gottes am sündigen Menschen verkündigt und bekannt, die sich in Wort und Sakrament, also in Taufe, Predigt, Beichte und Abendmahl vollzieht und die ihren Ort darum im Gottesdienst der christlichen Gemeinde hat. Gott handelt dort stets aufs neue so, daß er den sündigen Menschen richtet und freispricht, tötet und zu einem neuen Leben auferweckt. In diesem doppelten Handeln Gottes findet dabei eine Verschränkung der Zeiten statt: Durch Gottes richtendes Wort wird der Mensch bei seinem Sein als Sünder, bei der protologischen Dimension seines Daseins behaftet und unter das göttliche Zorngericht gestellt; im Zuspruch des Evangeliums widerfährt ihm, dem Sünder, die Teilhabe am Heilswerk Christi, an Seinem Sühnetod und Seiner Auferstehung, und wird ihm eben dadurch der eschatologisch gültige Freispruch und damit die Rettung aus dem Endgericht Gottes hic et nunc wirksam zugeeignet. Von daher wird die Rechtfertigung als Grundgeschehen erfaßbar: Gott und Mensch, die Ursünde des Anfangs und Gottes letztgültiges Wort am Ende der Geschichte treffen hier zusammen, wo der sündige Mensch in das Heilshandeln Gottes in Christus hineingenommen und mit Christus verbunden wird. Bei der Rechtfertigung geht es von daher nicht bloß um einen Teilaspekt des christlichen Glaubens neben anderen, ist vielmehr mit der Rechtfertigung die Grundlage christlicher Existenz und christlicher Verkündigung auf dem Plan. Wo die Rechtfertigung als Grundgeschehen, als Tat Gottes am Menschen bekannt wird, da heißt dies, daß die Sünde des Menschen nicht durch dessen 322
eigene Erfahrung, sondern durch das Gesetz und damit durch das Gericht Gottes bestimmt wird, und daß das Rechtfertigungshandeln Gottes entsprechend nicht auf die Behebung von Mängelerfahrungen oder die Zurückdrängung der Sünde, sondern auf deren Vergebung und damit auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft von Gott und Mensch und die Rettung aus dem Gericht zielt. Wo die Rechtfertigung als Grundgeschehen, als Tat Gottes am Menschen bekannt wird, da heißt dies ebenso, daß der Glaube wesentlich nicht als Tun und Reaktion des Menschen zu bestimmen ist, die entsprechend in ihrem Entstehen und Bestehen analysierbar und problematisierbar wäre, sondern daß der Glaube von diesem Handeln Gottes her, also als Wirkung des Wortes Gottes und als Gemeinschaft mit Christus, als fides verbo seu a Christo formata erfaßt werden muß; da heißt dies weiter, daß auch die Wirklichkeit der Rechtfertigung nicht in der Erfahrung oder im Handeln des Gerechtfertigten besteht, sondern allein im Glauben, das heißt im Wort des Evangeliums und in Christus selbst, der durch Gottes richtendes Wort immer neu von dem Verhalten des Gerechtfertigten unterschieden und durch das Evangelium immer neu mit dessen Person zusammengesprochen wird. Wo die Rechtfertigung als Grundgeschehen, als Tat Gottes am sündigen Menschen bekannt wird, da heißt dies schließlich, daß auch die guten Werke des Menschen von diesem Handeln Gottes her bestimmt werden, insofern sie in diesem neuschaffenden Handeln begründet, ja selbst durch dieses Handeln gewirkt werden und allein von diesem Handeln her, das heißt allein durch den Glauben, ihre Qualität als gute Werke erhalten. Als Grundgeschehen und Tat Gottes bleibt die Rechtfertigung in der zeitlichen Erstreckung des Christenlebens somit unüberholbar; in Predigt, Beichte und Abendmahl wird der Christ vielmehr zum rettenden und gemeinschaftsbegründenden Handeln Gottes in der Taufe zurückgeführt, das die Grundlage seines neuen Lebens bleibt. Gottes Rechtfertigungshandeln wird vom Menschen in der Anfechtung erfahrbar, es zielt auf seinen Glauben und ruft in ihm als Äußerungen des Glaubens die Anrufung Gottes und das Bekenntnis^ und als Wirkung des Glaubens die Tat der Liebe gegenüber dem Nächsten hervor; wo die Rechtfertigung als Grundgeschehen erkannt wird, ist dabei eine Loslösung des Glaubens, seiner Äußerungen und Wirkungen von seiner pneumatischen Begründung ausgeschlossen. Der Rechtfertigung als Grundgeschehen und Tat Gottes entspricht ihre Darstellung in der Form der Verkündigung und des Bekenntnisses. Die Verkündigung ist in ihrer Struktur von dem doppelten Gotteshandeln in Gesetz und Evangelium bestimmt, das heißt sie unterscheidet grundlegend zwischen dem Werk Christi und den Werken der Christen, stellt all diejeni* Das Bekenntnis hat dabei die dreifache Gestalt der confessio laudis, der confessio peccati und der confessio fidei. 323
gen »Lehren« des Menschen unter das richtende Gesetz Gottes, die eine Selbstdefinition des Menschen oder eine Bestimmung des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch zu geben versuchen, die die Wirklichkeit des Heilshandelns Gottes in Christus und damit der Rechtfertigung als Grundgeschehen übergehen oder in ihrer umfassenden Bedeutung einschränken, und spricht zum anderen diese Wirklichkeit des Heilshandelns Gottes in Christus dem Hörer der Verkündigung als auch seine Wirklichkeit bestimmend zu. Insofern hat die Rechtfertigungsverkündigung eine contentio-Struktur, ja hat sie beinahe notwendig immer auch einen polemischen Charakter. Das Bekenntnis entspringt dem Hören auf das Wort der Verkündigung, es ist durch dieses Wort geprägt und macht in besonderer Weise deutlich, daß es bei dem Rechtfertigungsgeschehen zunächst nicht um einen Erkenntnisgegenstand, sondern um eine Erkenntnisgrundlage geht, die gerade auch dem Theologen in seinem Leben als Wirklichkeit vorgegeben ist. Entscheidendes Kennzeichen von confessio und Verkündigung ist von daher nicht ihre Situationsbezogenheit, sondern ihr Bezug auf das Endgericht,^ vor dessen Forum sie sich vollziehen: Durch die Verkündigung und im Bekenntnis kommt es zur Scheidung zwischen Heil und Unheil, Glaube und Unglaube, die mit der pneumatischen Begründung von Verkündigung und confessio unmittelbar zusammenhängt.^ In der gemeinsamen Rechtfertigungsverkündigung und im gemeinsamen Rechtfertigungsbekenntnis erweist sich der consensus de doctrina evangelii, der wie die Rechtfertigungsverkündigung und das Rechtfertigungsbekenntnis durch das Wort Gottes bestimmt und damit geistgewirkt ist. Ebenso bricht umgekehrt aber auch an dieser Stelle die Frage nach wahrer und falscher »Rechtfertigungs-Lehre« auf, die mit der Frage nach der Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen identisch ist. Konkret geht es darum, wer oder was der christlichen Gemeinde als ihre Rettung aus dem Endgericht Gottes verkündigt und zugesprochen wird und wie das Beichtsakrament verwaltet wird; die Entscheidungen fallen also auf der Ebene der doctrina'* und der gottesdienstlichen Praxis. Letztes Kriterium für diese Entscheidungen kann hierbei nichts anderes als das Wort Gottes der heiligen Schrift selbst sein, das ja selbst die Rechtfertigungsverkündigung und das Rechtfertigungsbekenntnis bestimmt und zu dem von daher in der Vielfalt theologischer Meinungen und kirchlicher »Traditionen« immer neu zurückgerufen werden muß, wenn es gilt, zwischen dem Wort Gottes und menschlicher Lehrbildung zu unterscheiden. Bleiben Rechtfertigungsverkündigung und Rechtfertigungsbekenntnis so auf die Rechtfertigung als Grundgesche-
^ Vgl. dazu die Beobachtungen von Ritter, Augsburg Confession S. 5. ^ Zum Verständnis von Bekennen und Bekenntnis in der C A vgl. Kretschmar, Bedeutung S. 3 4 f . ìxaàSlenczka, Bekenntnis^. I 2 4 f . ·· Vgl. dazu noch einmal das in Abschnitt 1 . 1 . 1 . (mit den entsprechenden Anmerkungen) zur »doctrina« Gesagte!
324
hen bezogen und im wirksamen Wort Gottes der Schrift begründet, dann kann es sich dabei nicht bloß um eine konfessionelle Sonderlehre handeln, geht es dabei vielmehr um doctrina catholica. Nicht weniger steht damit auch in der ökumenischen Diskussion der Rechtfertigungsthematik auf dem Spiel. Die Untersuchung der Ergebnisse dieser Diskussion im 16. Jahrhundert und in den letzten 30 Jahren hat dabei bestätigt, daß die Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen kein konfessionelles Spezialanliegen ist, sondern vielmehr die Grundlage für eine ökumenische Verständigung in Sachen Rechtfertigung darstellt, die allerdings zumeist nur in Ansätzen genutzt wird. Noch am deutlichsten erkennbar werden die Möglichkeiten, die sich hier bieten, am Regensburger Buch: Beide Seiten gingen hier von der Erfahrung des Rechtfertigungsgeschehens in ihrem eigenen Leben, ganz konkret im gottesdienstlichen Vollzug, aus; entsprechend wurde die Rechtfertigung von ihnen als gemeinsame Erkenntnisgrundlage erfaßt, die ihnen ein gemeinsames Rechtfertigungsbekenntnis ermöglichte und die sie die Rechtfertigung ganz selbstverständlich in das Zentrum ihrer Konsensformulierung rücken ließ. Untermauert wurde dieser Konsens durch eine gemeinsame Anerkennung der protologischen, christologischen und eschatologischen Dimension des Rechtfertigungsgeschehens, also durch das gemeinsame Bekenntnis beider Seiten, daß sie als Sünder dem Zorngericht Gottes verfallen sind und daß ihre Rettung aus dem Endgericht allein in Christi stellvertretendem Opfertod am Kreuz besteht. Selbst noch an den Entscheidungen des Tridentinums, die in mehrfacher Hinsicht den Spielraum des Regensburger Buchs einschränken, lassen sich Ansätze für eine ökumenische Verständigung in der Rechtfertigungsfrage auf der Grundlage der Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen erkennen, die in der heutigen ökumenischen Diskussion zum Teil immer noch darauf warten, wieder aufgegriffen und fruchtbar gemacht zu werden. Das Bewußtsein gemeinsamer Glaubenserfahrung ist auch ein wichtiger Faktor, der im Hintergrund der ökumenischen Gespräche und Konsensbemühungen steht, deren Ergebnisse hier in dieser Arbeit behandelt werden, und deren »Klima« bestimmt; doch kommt das Grundgeschehen der Rechtfertigung hier nicht ebenso als Erkenntnisgrundlage zum Tragen. Entsprechend wird die Rechtfertigung als Geschehen - abgesehen von der »Leuenberger Konkordie« - kaum in derselben Weise bekennend àìxg'à'&gx., wie dies an den Dokumenten des 16. Jahrhunderts beobachtet werden konnte; damit verbunden verliert auch der Konsens über die heilsgeschichtliche Einbindung der Rechtfertigung - so er denn überhaupt noch besteht - für die Einigung in Sachen Rechtfertigung an Bedeutung: Der protologische und eschatologische Rahmen der Rechtfertigung® und ihre Prägung durch das Christusgeschehen
Vgl. zur Bedeutung dieses Rahmens ßr»»»«»·, «Rechtfertigung« heute S. 124, 136. 325
sind in ihrer Relevanz in den Ergebnisformulierungen oft kaum noch wahrnehmbar. Am nächsten kommen die Verfasser der hier behandelten Konvergenzdokumente dem Zusammenhang von Rechtfertigung als Grundgeschehen und dessen Erfassung im Bekenntnis noch da, wo sie sich mit den Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts unter Berufung auf deren gegenwärtige ekklesiale Relevanz beschäftigen. Eine sorgfaltige historische Untersuchung dieser Bekenntnisse muß deren Charakter als verbindliche Lehrentscheidungen dabei durchaus nicht widersprechen. Vielmehr leitet sie dazu an, diese Lehrentscheide in ihrer Gestalt als doctrina ernst zu nehmen, und schafft somit wichtige Voraussetzungen für eine rechenschaftsfähige Darlegung eines Konsensus in der Frage der Rechtfertigung, der in Kontinuität zu den Bekenntnissen des 16. Jahrhunderts mit ihrer bis heute verpflichtenden Bedeutung steht; ihr Gegenüber sind gleichermaßen bestimmte Zerrbilder von der Position des jeweiligen kirchlichen Gegenübers und die undifferenzierte Behauptung eines Theologenkonsensus in dieser Frage. Wenn die historische Behandlung der Lehrentscheidungen in den Konvergenzdokumenten auch meist sehr schnell in die Historisierung ihres dogmatischen Anspruchs umschlägt, bleibt doch festzuhalten, daß auch eine historisch orientierte Beschäftigung mit dem kirchlichen Rechtfertigungsbekenntnis eine legitime Gestalt der Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen sein kann, insofern diese Bekenntnisse tatsächlich als Bekenntnis verstanden und ausgelegt werden sollen. Dagegen weist der weitgehende praktische Verzicht auf die Anwendung des Schriftprinzips in den ökumenischen Konvergenzdokumenten auf Verkürzungen bei der Aufnahme der Rechtfertigungsbekenntnisse des i6. Jahrhunderts hin. In der Zeit der Reformation bestand darin ein Konsens, daß das Bekenntnis der Rechtfertigung auf dem gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes der heiligen Schrift basiert und durch dieses Wort strukturiert und geprägt wird ; für die Erkenntnis der Rechtfertigung als Grundgeschehen war dies von großer Bedeutung. Untersucht man dagegen den Schriftgebrauch der in dieser Arbeit behandelten neueren ökumenischen Dokumente, so muß man immer wieder feststellen, daß auch unter diesem Aspekt die Möglichkeit einer gemeinsamen Erfassung des Grundgeschehens der Rechtfertigung als Erkenntnisgrundlage nur wenig genutzt wird. Daß hier jedoch Ansätze zur Verständigung bestehen, die über Konfessionsgrenzen hinausreichen, darauf verweisen die Dokumente der Reformationszeit selbst sehr deutlich.
4.2. Die Rechtfertigung als Interpretament Neben die Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen tritt in den ökumenischen Dokumenten der letzten 30 Jahre, die in dieser Arbeit untersucht wurden, immer wieder als Alternative die Behandlung der Rechtferti326
gung als Interpretament. Dabei brechen tiefgreifende theologische Probleme auf, die durchaus nicht konfessionsspezifisch sind, sondern sich quer durch die Konfessionen erstrecken; aus der hier vorliegenden Untersuchung wird dabei deutlich, daß auch die Berufung und Verpflichtung auf das lutherische Bekenntnis nicht vor Fundamentaldissensen und konträren Grundentscheidungen auch innerhalb der eigenen Kirche und Theologie bewahrt. I. Die wohl markanteste Verschiebung gegenüber der Entfaltung der Rechtfertigung als Grundgeschehen stellt die Erfassung der Rechtfertigung als Rechtfertigungslehre und die Axiomatisierung der Geschichtlichkeit dieser Lehre dar. Geht es bei der Rechtfertigung um eine geschichtlich bedingte »Lehre«, dann kann die lutherische Theologie nicht mehr den Anspruch erheben, die doctrina catholica et apostolica zu vertreten, dann muß sie vielmehr von der Koexistenz verschiedener Rechtfertigungslehren ausgehen, deren Entstehung sich historisch analysieren läßt und die darum per definitionem nur relative Geltung beanspruchen können. Die »lutherische Rechtfertigungslehre« wird dabei zwangsläufig zu einer konfessionellen Speziallehre, ja zum Teil darüber hinaus zu einem konfessionellen Sonderanliegen, so daß die Zentralstellung der Rechtfertigung nicht die gemeinsame Voraussetzung des theologischen Gesprächs ist, sondern sowohl innerhalb der lutherischen Theologie selbst als auch im ökumenischen Dialog fraglich wird und weithin nur auf Kosten der Reduktion der Rechtfertigung zu einem abstrakten theologischen Prinzip als gemeinsame Behauptung aufrechterhalten werden kann. Sind die Differenzen in der Frage der »Rechtfertigungslehre« wesentlich geschichtlich konditioniert, so lassen sie sich unter diesen Voraussetzungen weithin als zwischenkirchliches Problem verstehen, dessen Lösung entscheidend auf bestimmten »anthropologischen«, ja moralischen Faktoren wie der Bereitschaft zum Verstehen und zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit beruht; die Aufgabe der ökumenischen Arbeit besteht entsprechend darin, die verschiedenen »Traditionen« und »Schulmeinungen« in der Darstellung der »Rechtfertigungslehre« miteinander zu vergleichen, auf Äquivalenzen hin zu untersuchen und sodann über die Feststellung von Konvergenzen als miteinander vereinbar zu erweisen. Den konzeptionellen Rahmen für dieses Vorgehen gibt dabei die Vorstellung einer Lehrentwicklung ab: Zwischen den Lehrentscheidungen des 16. Jahrhunderts und heute liegt der Graben der Geschichte, der die Behauptung einer unmittelbaren Relevanz jener Lehrentscheidungen für die heutige Theologie und Kirche unmöglich macht: Geändert haben sich Sprache und Denkformen, geändert hat sich die Situation des Menschen. Die »Rechtfertigungslehre« wird entsprechend als Reflexionsstadium und als Theoriebildung aufgefaßt, deren Verstehen und Verwirklichung »heute« problematisch geworden ist und die darum »heute« einer Neuinterpretation bedarf. Mit dieser Neuinterpretation führen die Theologen den Prozeß der Lehrentwicklung weiter, in dem das jeweilige »Heute« eine kriteriologische Funktion gegenüber dem Vergangenen wahrnimmt und der lediglich noch eine historische
Vermittlung vergangener Lehraussagen mit der Gegenwart zuläßt, wenn diese Aussagen nicht überhaupt als »überholt« im Dunkel der Vergangenheit gelassen werden. Diese Konzeption steht offensichtlich in einem fundamentalen Gegensatz zu der Bestimmung der Rechtfertigung als Grundgeschehen: Sie abstrahiert völlig vom gottesdienstlichen Vollzug der Rechtfertigung, in dem die Entscheidungen zwischen wahrer und falscher doctrina fallen, und vermag somit die Rechtfertigung als pneumatisches Geschehen nicht zu erfassen; an die Stelle der Wirkung des Glaubens durch den heiligen Geist tritt das je neue Verstehen der »Rechtfertigungslehre« und ihrer Begrifflichkeit im Prozeß der Geistesgeschichte. Der Versuch einer pneumatischen Begründung der Lehrentwicklung im Rahmen der Geistesgeschichte kann an der Unvereinbarkeit dieser Konzeption mit der Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen nichts ändern: Eine Konvergenz von Lehrentwicklung und Wirken des heiligen Geistes mag dem römisch-katholischen Dogmenverständnis entsprechen; die Bindung des Rechtfertigungsbekenntnisses an den Zuspruch des Evangeliums und damit an den gottesdienstlichen Vollzug gerät jedoch auch hier nicht in den Blick. Wo hier die Entscheidungen fallen, macht auch ein Blick auf Joh 1 6 , 1 3 deutlich, eine Stelle, die gerne als Beleg fur die pneumatische Begründung der Lehrentwicklung hin auf die Einheit der Kirchen herangezogen wird: Joh 1 6 , 1 3 liefert keine pneumatologische Legitimation für geistes- und theologiegeschichtliche Entwicklungen, sondern spricht von der Bestimmung der jeweiligen Gegenwart durch die Christusbotschaft und damit durch die Christuspräsenz® und bindet das Wirken des Geistes somit gerade an das Verkündigungsgeschehen. Auch die Erkenntnis der geschichtlichen Differenz zwischen der ursprünglichen Verkündigung Jesu und der Situation der Gemeinde, die im Johannesevangelium durchaus thematisiert wird,'' dient dort eben nicht als Ansatzpunkt für die Einbringung der Verstehensproblematik; vielmehr bleibt auch das »Heute« der Gemeinde in seinem geschichtlichen Abstand unterfangen von dem gegenwärtigen Wirken Christi und des Parakleten, der seinerseits selbst der Welt ihre Situation aufdeckt.® Genau diese pneumatische Grundlage wird jedoch verspielt, wo die Rechtfertigung nicht mehr entscheidend als Tat Gottes, sondern nur noch als »Lehrbildung« erfaßt wird, die es zu verstehen, zu interpretieren und umzusetzen gilt. Diese pneumatische Grundlage wird dann allerdings, so macht es diese Untersuchung deutlich, durch andere Voraussetzungen ersetzt, die einen Konsens in der »Rechtfertigungslehre« begründen können und sollen: Als Grundlage einer ökumenischen Einigung wird in den Dokumenten immer wieder das gemeinsame Verstehen der Geschichte der »Rechtferti' Vgl. Schlink, DogmatikS. 552. ' Vgl. Haacker, StiftungS. 155f.
« Vgl. Joh 16,8-11. 328
gungslehre« und darüber hinaus die gemeinsame Anerkennung der Geschichtlichkeit menschlicher Lehre überhaupt genannt. Das Historische erhält damit eine dogmatische Qualität ; an die Stelle der Kategorien von wahrer und falscher doctrina treten die Kategorien »alt« und »neu«, »überholt« und »aktuell«.' Unmittelbar mit dieser Erhebung des Historischen zum dogmatischen Kriterium verbunden ist dabei die Anerkennung des Axioms des »finitum incapax infiniti«: Geschichtlichkeit bedeutet Relativität, eine geschichtlich bedingte Bekenntnisaussage vermag die »Sache« grundsätzlich nicht voll zu erfassen, diese verbleibt vielmehr stets hinter oder über dieser Aussage. Von daher ist mit der Geschichtlichkeit aller Lehre, deren Erkenntnis immer wieder als besondere Errungenschaft der neueren geistesgeschichtlichen Entwicklung herausgestellt wird, auch die Variabilität der Lehrformulierungen als ihr besonderes Kennzeichen gegeben; diese Einsicht trägt zu einer Überwindung der Lehrdifferenzen entscheidend bei. Auffallend ist in diesem Zusammenhang die formalisierte Verwendung des Hinweises auf die Geschichtlichkeit der Lehre in der Argumentation der Dokumente: Der Verweis auf die geschichtliche Bedingtheit aller Lehre stellt sich offensichtlich als ein Axiom heraus, das entsprechend im Einzelfall nicht weiter historisch und systematisch verifiziert zu werden braucht, sondern in seiner Verwendung genügend argumentative Kraft besitzt, um die Normativität der Lehrentscheidungen vergangener Jahrhunderte durch die Normativität der gegenwärtigen kirchlichen Situation, eines Theologenkonsenses oder eines gegenwärtigen Stands der Lehre zu ersetzen. Es ist nicht zu bestreiten, daß die gemeinsame fraglose Anerkennung dieses Axioms eine sehr tragfähige Grundlage bei der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< im ökumenischen Kontext darstellt; ein consensus de doctrina evangelii aber, also ein Konsens in der Verkündigung und im Bekenntnis der Rechtfertigung als Grundgeschehen, ist auf dieser Basis von vornherein ausgeschlossen. Die Problematik der Verschiebung der Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen zur Erfassung als geschichtlich bedingter »Rechtferti' Diesem Ansatz ist schon aus dogmengeschichtlicher Sicht zu widersprechen, vgl. Beyschlag, Grundriß S. з£.: »Abgesehen davon. . ., daß das Merkmal der >Unveränderlichkeit< zumindest des altkirchlichen Dogmas... primär von seinem dogmatischen Inhalt. .. ausgeht, ist auch das Argument der >historischen Relativität< als solches problematisch; denn damit wird die DG von vornherein einer modern-wissenschaftlichen Betrachtungsweise unterworfen, deren Fazit durch den Begriff funktionaler Entwicklung präjudiziert ist. Von Hause aus ist aber die DG keineswegs in erster Linie auf die Kategorie der >Entwicklungwahr und unwahrLehre und IrrlehreRechtgläubigkeit und Ketzerei< hevorgegangen sind und daß gerade hierin ihre geschichtsübergreifende Verbindlichkeit besteht. Nicht also das wissenschaftlich geläufige Gefalle >historischer EntwicklungRechtfertigung< in diesen Dokumenten selbst gerichtet: Auch ein »dialogdefiniter Status« braucht mit dem consensus de doctrina evangelii noch längst nicht identisch zu sein. Die Erkenntnis, daß die Scheidung zwischen wahrer und falscher Rechtfertigungsverkündigung mitten durch Kirchen hindurchgehen kann, und die Kritik an einer Behandlung der Rechtfertigung als Interpretament, die diese geistliche Wirklichkeit der Rechtfertigungsverkündigung nicht in den Blick bekommt, legt nun keinesfalls die Vorstellung nahe, der ökumenische Dialog in der Frage der Rechtfertigung sei ohnehin sinnlos, oder wenigstens könne die lutherische Theologie und Kirche sich davon auch dispensieren. Im Gegenteil liegt gerade darin die besondere ökumenische Aufgabe der lutherischen Kirche, immer neu zur Erfassung der Rechtfertigung als Grundgeschehen zurückzurufen. Einen Rückruf ad fontes, genauer noch einen Rückruf der theologischen Arbeit ad fontem baptismalem, nicht die Konstatierung eines erreichten Ziels am Ende einer erfolgreichen Entwicklung, legen auch die Ergebnisse dieser Untersuchung nahe. Das Taufgeschehen und damit Gabe und Wirkung der Taufe blieben in den ökumenischen Dokumenten zum Thema >Rechtfertigung< bisher merkwürdig am Rande; dabei würde gerade ein theologischer reditus ad baptismum die Möglichkeit eröffnen, die Rechtfertigung als Grundgeschehen zu begreifen, durch das die Christusge^^ NgLJorissen,
Erschließung S. 2 2 2 .
343
meinschaft als neue Realität der Rechtfertigung gewirkt wird und das das gesamte Leben des Gerechtfertigten bestimmt. Die ökumenische Relevanz dieser christologischen Begründung und Füllung der Rechtfertigung haben August Kimme undTuomo Mannermaa am Beispiel der Theologie Luthers in jüngst erschienenen Arbeiten herausgestellt ihre Ausführungen ermuntern dazu, das ökumenische Potential des gemeinsamen Taufbekenntnisses in der Behandlung des Themas >Rechtfertigung< noch weiter zu nutzen. Vor allem aber ermöglichte der Ansatz bei der Taufe, das Grundgeschehen der Rechtfertigung wieder als ^\itnn.tmsgrundlage zu begreifen, von der her dann auch die Rechtfertigungsverkündigung und das Rechtfertigungsbekenntnis der lutherischen Kirche als das offenbar würden, was sie sind: doctrina catholica et apostolica.
Vgl. Kimme, Rechtfertigung; Mannermaa, In ipsa fide', dazu auch die Beiträge in Peura! Raunio, (zu deren ökumenischer Bedeutung vgl. Martens, Christusgemeinschaft Ъ. 1 7 4 f . , 177). Von hier aus könnte dann auch der Kritik von römisch-katholischer Seite an der evangelischen Kirche, in ihr werde im Grunde genommen die »Rechtfertigungslehre« nicht »im Lichte der Christologie« entfaltet (Loser, Was gilt S. 56), überzeugend begegnet werden.
344
5- Literaturverzeichnis
Α.
Unveröffentlichte Quellen
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Aussprache über das Dokument zur Lehre der Rechtfertigung (Plenum) (= Helsinki i) Warren A. Quanbeck: The Significance of Augustana IV for America (Exhibit D/i) (— Helsinki 4) Peter Brunner: Erwägungen zu einer Erklärung und Wiederholung von CA IV (Exhibit D) (= Helsinki 4 a) Sub-Committee on Assembly Documents < i. Sitzung/Teil i > (= Helsinki Sub-Committee on Assembly Documents. Aus der Diskussion < 1 . Sitzung/Teil 2 >
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Vilmos Yajta : Report on the theme (= Vevey i) Discussion (= Vevey 2) Sitzung der Arbeitsgruppe für das geplante Dokument zur Rechtfertigungslehre vom 31. 1.—2.2. 1962 in Heidelberg (TH/VII.2.d.) Anhang zum Protokoll der Sitzung (= Heidelberg 1} Sitzung der Theologischen Kommission vom 11. —18.6. ιφ2 in Wien (TH/VII.2.d.) Jacob ^СждагйШй»; Justification in a non-Christian Environment (Exhibit В) (= Wien 1) Gutachten der Mitgliedskirchen zum Studiendokument » Über die Rechtfertigung« A Study Document. On Justification. Prepared by the Commission on Theology. For the Lutheran World Federation Assembly. In Helsinki, July 3 0 — A u g u s t 11, 1963 (Printed in U. S. A., June 1966) (= Dokument j) On Justification. Document No. 3. Fourth Assembly of the Lutheran World Federation. July 3 0 — A u g u s t II, 1963. Helsinki. Finland ( = Dokument ¡¡Assembly edition) Offizielle Gutachten der Mitgliedskirchen (ΤΗ/1.4.)
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(»Comments on Draft of a Document on Justification by Professor W. A. Quanbeck«) ( = Gutachten Prenter) > Albrecht Peters: Kritische Anmerkungen zur Schrift der Theologischen Kommission des Lutherischen Weltbundes: »Über die Rechtfertigung«. ( = Gutachten Peters) Sitzung des Theologischen Ausschusses ckrVELKD vom 4.—6. 3. 1963 in Berlin (TH/I.4.) Niederschrift über die Sitzung (= Berlin i) Sitzung der Hauptreferenten vom 18, —20. 5. 1963 in Loccum (TH/VI.i.) Christus heute. Zum Hauptthema der Vollversammlung in Helsinki ( = Loccum i) Christ Today. Introduction to the Main Theme of the Helsinki Assembly (= Loccum 2) Sitzung des Ausschusses der Hauptreferenten. 18. 5. 63 in Loccum {= Loccum Sitzung des Ausschusses der Hauptreferenten am 18. Mai 63. 20.00 Uhr < G e sprächsprotokoll> ( = Loccum 4) 19. Mai Fortsetzung der Aussprache ( = Loccum _5J 20. Mai, 10.00 Uhr Fortsetzung der Aussprache (= Loccum 6) IV. Vollversammlung des Lutherischen Welthundes vom 30. j.—ii. 8. ic)6¿ in Helsinki Exekutiv-Komitee. Bericht 1957 —1963. Dokument Nr. 6. Vierte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes. 30. Juli—11. August 1963. Helsinki. Finnland ( = Dokument 6) Theologische Abteilung. Bericht 1957 —1963. Dokument Nr. 7. Vierte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes. 30. Juli—11. August 1963. Helsinki. Finnland (= Dokument j) Unveröffentlichte Stellungnahmen zur Vollversammlung (TH/Vn.2.d.) Kdroly Pröhle: Zum Dokument Nummer 75 über die Rechtfertigung C= Post-Helsinki-Voten i) Oberkirchenrat Dr. Schanze ( = Post-Helsinki-Voten 2) Theologische Arbeitstagung des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Welthundes vom 6. —8. 4. 1964 in Rummelsberg (TH/Vn.2.d.)
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Beckmann, Joachim: Rückblick auf Helsinki, in: K i Z 1 8 ( 1 9 6 3 ) 8 .
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(= Beckmann, Rückblick)
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Beintker, Michael: Das Schöpfercredo in Luthers Kleinem Katechismus. Theologische Erwägungen zum Ansatz seiner Auslegung, in: NZSTh 3 1 (1989) S. i — 1 7 (= Beintker, Schöpfercredo)
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- Die Rechtfertigungslehre der Konkordienformel: Wieweit treffen ihre Verwerfungen die römisch-katholische Kirche?, in: Karl Lehmann (Hrsg.): Lehrverurteilungen — kirchentrennend? II. Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung ( = Dialog der Kirchen Band 5); Freiburg im Breisgau/ Göttingen 1989, S. 2 1 0 — 2 2 3 {= Beißer, Rechtfertigungslehre)
- Die Rechtfertigungslehre des Tridentinums und seine 1пгефгегаг1оп, in: Rechtfertigung in: Lehrverurteilungen - kirchentrennend? Ein Votum des Konvents und Beiträge von Martin Petzoldt u. a. sowie ein Anhang zur Geschichte und zur Schriftenreihe des Konvents ( = Bekenntnis. FuH Heft 31); Hannover 1990, S. 3 4 - 4 8
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Joachim Mund/Heinz Schütte (Hrsg.): Katholische Anerkennung des Augsburgischen Bekenntnisses? Ein Vorstoß zur Einheit zwischen katholischer und lutherischer Kirche ( = ÖkPer Nr. 9); Frankfurt am Main 1977, S. 1 1 6 — 1 3 1 {= Brunner, Bedeutung) - »Rechtfertigung« heute. Versuch einer dogmatischen Paraklese, in: ders.: Pro Ecclesia. Gesammelte Aufsätze zur dogmatischen Theologie. Zweiter Band; 2. Auflage, Fürth/Bay. 1990, S. 122 — 140 {= Brunner, »Rechtfertigung« heute) - Die Rechtfertigungslehre des Konzils von Trient, in: ders.: Pro Ecclesia. Gesammelte Aufsätze zur dogmatischen Theologie. Zweiter Band; 2. Auflage, Fürth/ Bay. 1990, S. 1 4 1 —169 ( = Brunner, Rechtfertigungslehre) - Rechtfertigung, Wiedergeburt und neuer Gehorsam in Melanchthons Apologie, in: I N L L 7 ( 1 9 5 8 ) 8 . 3 0 2 - 3 0 3 ( = Brunner, Rechtfertigung) - Union und Konfession. Ein theologisches Gutachten, in: Eugen Rose (Hrsg.): Lutherisches Bekenntnis in der Union. Eine Festgabe für D. Peter Brunner zum 65. Geburtstag am 25. April 1965. Im Auftrage des Lutherischen Konvents im Rheinland und der Evangelisch-lutherischen Gemeinden Elberfeld herausgegeben; Berlin-Hamburg 1965, S. 9 9 — 1 1 5 (= Brunner, Union) - Unum est necessarium. Eine Besinnung auf den Richtpunkt des zukünftigen Lehrgespräches zwischen der römisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche, in: Oec 3 (1968)8. 1 3 3 — 145 ( = Brunner, Unum) - Zustimmung wäre möglich. Notwendige Verbesserungen der Leuenberger Konkordie, in: LM 1 1 (1972) 8. 250—253 ( = Brunner, Zustimmung) Brunette, Heinz: Lutheraner und Reformierte. Zur Vorgeschichte der Bemühungen um eine Kirchengemeinschaft, in: Ulrich Asendorf und Friedrich Wilhelm Künneth (Hrsg.): Von der wahren Einheit der Kirche. Lutherische Stimmen zum Leuenberger Konkordienentwurf; Berlin und Schleswig-Holstein 1973, S. 6 7 - 7 7 { = Brunette, Lutheraner) Brunstäd, Friedrich: Theologie der lutherischen Bekenntnisschriften; Gütersloh 1951 f= Brunstäd, Theologie) Buchrucker, Armin-Ernst: Die Apologie der Confessio Augustana. Antwort auf die Confutatio - Verteidigung und Dialog, in: LuthBl 34 (1982) Nr. 1 2 3 / 1 2 4
s· 45-73 ( = Buchrucker, Apologie) - Wort, Kirche und Abendmahl bei Luther; Bremen 1972 (= Buchrucker, 'Wort) Bultmann, Rudolf: ΔΙΚΑΙΟΣΥΝΗ ΘΕΟΥ, in: J B L 8 3 (1964)8. 1 2 - i 6 {= Bultmann, ΔΙΚΑΙΟΣΥΝΗ 0 E O Y j Burgess, Joseph Α . : The Lutheran-Reformed Dialogue in the United States, in: CThMi 1 4 ( 1 9 8 7 ) 8 . 1 1 9 - 1 2 6 {= Burgess, Dialogue)
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Buuck, Friedrich: Zum Rechtfertigungsdekret. Die Unterscheidung zwischen fehlbarem und unfehlbarem Glauben in den vorbereitenden Verhandlungen, in: Georg Schreiber (Hrsg.): Das Weltkonzil von Trient. Sein Werden und Wirken. Bandi; Freiburg 1 9 5 1 , S. 1 1 7 —143 (= Buuck, Unterscheidung) Caird, George В . : The language and imagery of the Bible; Philadelphia, PA 1980 (= Caird, Language) Chadwick, Henry: Justification by faith: A perspective, in; OiC 20 (1984) S. 1 9 1 — 225 (= Chadwick, Justification) Enchiridion. Handbüchlein der vornehmsten Hauptstücke der christlichen Lehre, durch Frage und Antwort aus Gottes Wort einfáltig und gründlich erkläret, anfänglich gestellet zum Unterricht der Pastoren in der Visitation des Fürstentums Braunschweig, jetzund von neuem überlesen und gebessert durch Martinum Chemnicium, D. Neu herausgegeben von A. L. Gräbner, Milwaukee, W I 1886 C= Chemnitz, Enchiridion) Examen Concilii Tridentini per Martinum Chemnicium scriptum. Secundum ed. 1 5 7 8 Francofurtensem, collata editione a. 1707 denuo typis exscribendum curavit, indice locupletissimo adornavit vindicias Chemnicianas adversus Pontificios praecipue adversus Bellarminum ad calcem adjecit Ed. Preuss; Berolini 1 8 6 1 {= Chemnitz, Examen) Kurzer, einfeltiger und nothwendiger bericht von etlichen fiirnemen artickeln der lehr, wie dieselbige mit gebürlicher bescheidenheit zur erbauung fürgetragen und wieder alle verfelschung verwahret mögen werden., in: EKO. 6. Band: Niedersachsen. I.Hälfte: Die Weifischen Lande, i. Halbband: Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg;Tübingen 1 9 5 5 , S. 92 — 139 f= Chemnitz, Bericht) Loci Theologici Dn. Martini Chemnitii, theologi longe celeberrimi, atque ecclesiae Brunsuicensis quondam superintendentis fidelissimi. Quibus et Loci Communes D. Philippi Melanchthonis perspicue explicantur, & quasi integrum Christianae doctrinae corpus ecclesiae Dei sincere proponitur, editi opere & studio Polycarpi Leyseri D. Editio novissima, caeteris omnibus emaculatior: Cui praeter jamdudum a d d i t a . . . adjecti sunt indices ad singulos tractatus. Francoftirti & Wittebergae 1690 (= Chemnitz, Loci I) Locorum Theologicorum reverendi & clarissimi viri, Domini Martini Chemnitii, S. S. Theologiae Doctoris, atque ecclesiae Brunsvicensis quondam superintendentis fidelissimi, pars secunda. Quibus et Loci Communes D. Philippi Melanchthonis perspicue explicantur, & quasi integrum Christianae doctrinae corpus, ecclesiae Dei sincere proponitur. Editio novissima, caeteris omnibus emaculatior/ indice capitum & rerum auctior. Opere & studio Polycarpi Leyseri D. Francofurti & Wittebergae 1690 ( = Chemnitz, Loci II) Locorum Theologicorum reverendi & clarissimi viri, Domini Martini Chemnitii, S. S. Theologiae Doctoris, atque ecclesiae Brunsvicensis quon-
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dam superintendentis fidelissimi, pars tertia. Quibus et Loci Communes D. Philippi Melanchthonis perspicue explicantur, & quasi integrum Christianae doctrinae corpus, ecclesiae Dei sincere proponitur. Editio novissima, caeteris omnibus emaculatior/ indice capitum & rerum auctior. Opere & studio Polycarpi Leyseri D. Francofurti & Wittebergae 1690 ( = Chemnitz, Loci III) Theologiae Jesuitarum brevis ac nervosa descriptio et delinearlo, ex praecipuis capitibus censurae ipsorum, quae anno M D L X Coloniae edita est, notata, per B. D. Martinum Chemnitium, magnum & principem Augustanae Confessionis theologum. Francofurti & Wittebergae 1690 (= Chemnitz, Descriptio) Committee on Doctrine of the National Council of Catholic Bishops: Lutheran Roman Catholic Dialogues: Critique, in: Lutheran Quarterly i (1987) S. 1 2 5 — 136 ( = Committee on Doctrine, Dialogues) Concilii Tridentini actorum pars altera. Acta post sessionem tertiam usque ad concilium Bononiam translatum collegit edidit illustravit Stephanus Ehses ( = CT Tomus Quintus); Freiburg i. Br. 1 9 1 1 (= CTV) Concilii Tridentini tractatuum pars prior complectens tractatus a Leonis X temporibus usque ad translationem concilii conscriptos collegit edidit illustravit Vincentius Schweitzer ( = C T Tomus Duodecimus); Freiburg i. Br. 1930 (= CT XII) Concordia Theological Monthly: Helsinki - After one year. A symposium, in: C T M 35 (1964)8. 3 9 2 - 4 0 2 f= CTM, Helsinki) Die Confutatio der Confessio Augustana vom 3. August 1 5 3 0 . Bearbeitet und herausgegeben von Herbert Immenkötter ( = CCath Band 33); Münster 1979 ( = Confutatio) Epistola de iustificatione, in: Friedrich Hünermann (Hrsg.): Gasparo Contarini, Gegenreformatorische Schriften ( 1 5 3 0 c . —1542) ( = CCath Band 7); Münster 1 9 2 3 , S. 23 —34 C= Contarini, Epistola) Conzelmann, Hans: »Lieber keine gemeinsame Formel«. Eine Warnung vor Euphorie in den Gesprächen mit Rom, in: LM 9 (1970) S. 3 7 1 — 372 (= Conzelmann, Formel) - Rechtfertigung durch den Glauben, in: ders.: Theologie als Schriftauslegung. Aufsätze zum Neuen Testament ( = BEvTh Band 65); München 1974, S. 2 1 5 - 2 2 8 ( = Conzelmann, Rechtfertigung) - Das Überlieferungsproblem im Neuen Testament, in: Harding Meyer (Hrsg.): Evangelium - Welt - Kirche. Schlußbericht und Referate der römisch-katholisch/ evangelisch-lutherischen Studienkommission »Das Evangelium und die Kirche«, 1967 — 1 9 7 1 . Auf Veranlassung des Lutherischen Weltbundes und des Sekretariats für die Einheit der Christen herausgegeben; Frankfurt am Main 1 9 7 5 , S. 8 1 - 9 6 (= Conzelmann, Überlieferungsproblem) - Die Vielfalt der neutestamentlichen Kirchenstrukturen und die Frage ihrer Ein-
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(= Persson, Welt) Pesch, Otto Hermann: Die Cánones des Trienter Rechtfertigungsdekretes: Wen trafen sie? Wen treffen sie heute?, in: Karl Lehmann (Hrsg.): Lehrverurteilungen — kirchentrennend? II. Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung ( = Dialog der Kirchen Band 5); Freiburg im Breisgau/Göttingen 1 9 8 9 , S. 2 4 3 — 2 8 2 ( = Pesch, Cánones) - Dramatisieren oder bagatellisieren? Über den sachgemäßen U m g a n g mit den konfessionellen Unterschieden, in: K N A — Ökumenische Information N r . 1 6 / 1 7 ( 1 5 . April 1 9 8 7 ) 8 . 5 - 9 ( = Pesch, Dramatisieren) - Kleiner »Werkstattbericht« über die Arbeit am Teildokument »Die Rechtfertigung des Sünders«, in: Karl Lehmann (Hrsg.): Lehrverurteilungen - kirchentrennend? II. Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung ( = Dialog der Kirchen Band 5); Freiburg im Breisgau/Göttingen 1 9 8 9 , S. 3 2 6 — 3 6 7 (= Pesch, Werkstattbericht) - Das Konzil von Trient ( 1 5 4 5 — 1 5 6 3 ) und die Folgen, in: ders. und Albrecht Peters: Einführung in die Lehre von Gnade und Rechtfertigung; 2. Auflage, Darmstadt 1 9 8 9 , S. 1 6 9 — 2 2 1 (= Pesch, Konzil)
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- Die Lehre vom »Verdienst« als Problem für Theologie und Verkündigung, in: Werner DettlofF/Richard Heinzmann/Leo Scheffczyk (Hrsg.): Wahrheit und Verkündigung. Michael Schmaus zum 70. Geburtstag. B a n d i i ; München-Paderborn-Wien 1967, S. 1865 — 1907 (= Pesch, Lehre) - Die Lehrvemrteilungen des 16. Jahrhunderts und die ökumenische Situation der Gegenwart. Das Studiendokument des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen: Risiken und Chancen, in: Heinrich Fries und Otto Hermann Pesch: Streiten für die eine Kirche ( = Reihe: Evangelium konkret); München 1987, S. 85 —134 (= Pesch, Lehrverurteilungen) - Rechtfertigung des Sünders und Gerechtigkeit in der Welt im Licht und Schatten des Augsburger Bekenntnisses, in: Bernhard Lohse und Otto Hermann Pesch (Hrsg.): Das »Augsburger Bekenntnis« von 1 5 3 0 damals und heute; München/ Mainz 1980, S. 2 1 5 — 2 3 6 i = Pesch, Rechtfertigung des Sünders) - Die Rechtfertigungslehre Luthers in katholischer Sicht, in: Ulrich Kühn und Otto H. Pesch: Rechtfertigung im Gespräch zwischen Thomas und Luther; Berlin 1967, S. 3 7 - 8 2 i = Pesch, Rechtfertigungslehre) - Rechtfertigung und Kirche. Die kriteriologische Bedeutung der Rechtfertigungslehre für die Ekklesiologie, in: ÖR 37 (1988) S. 22—46 ( = Pesch, Rechtfertigung und Kirche) - Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und Thomas von Aquin. Versuch eines systematisch-theologischen Dialogs ( = W S A M A . T Band4); 2. Auflage, Mainz 1985 ( = Pesch, Theologie) - »Um Christi w i l l e n . . . « . Christologie und Rechtfertigungslehre in der katholischen Theologie: Versuch einer Richtigstellung, in: Cath(M) 35 ( 1 9 8 1 ) S. 17 — 57 ( = Pesch, Um Christi willen) - » . . . und auch die Liebe Christi erkennen, die alles Begreifen übersteigt«. Das Christusverhältnis - Herausforderung zur Erneuerung der Kirche und zu gemeinsamem Zeugnis, in: Walter Brandmüller/Herbert Immenkötter/Erwin Iserloh (Hrsg.): Ecclesia Militans. Studien zur Konzilien- und Reformationsgeschichte. Remigius Bäumer zum 70. Geburtstag gewidmet. Bandii: Zur Reformationsgeschichte; Paderborn-München-Wien-Zürich 1988, S. 1 1 7 —160 (•= Pesch, Liebe Christi) Peter, CarlJ.: The decree on justification in the Council of Trent, in: H. George Anderson/Joseph Α. Burgess/T.Austin Murphy (Hrsg.): Justification by faith ( = Lutherans and Catholics in Dialogue VII); Minneapolis, M N 1985, S. 2 1 8 — 229 ( = Peter, Decree) - Justification by faith and the need of another critical principle, in: H. George Anderson/Joseph A. Burgess/T.Austin Murphy (Hrsg.): Justification by faith ( = Lutherans and Catholics in Dialogue VII); Minneapolis, M N 1985, s. 3 0 4 - 3 1 5
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- Verständigen statt verwerfen. Dialog der Kirchen in den U S A , in: E K 17 (1984) S. 1 3 9 — 1 4 0 f = Veter, Verständigen)
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- Einheit in der Wahrheit? Zur Verständigung im Streit um ökumenische Konvergenz und innerevangelischen Dissens, in: Apostolizität und Ökumene ( = Bekenntnis. FuH Heft 30); Hannover 1987, S. 50—100 {=
Peters, Einheit)
- Gesetz und Evangelium ( = Band 2); Gütersloh 1 9 8 1
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( = Peters, Gesetz)
- Die Gottesfrage in der Reformation und in der Moderne, in: Friedrich Wilhelm Kantzenbach und Gerhard Müller (Hrsg.): Reformatio und Confessio. Festschrift für D. Wilhelm Maurer zum 65. Geburtstag am 7. Mai 1965; Berlin-Hamburg 1 9 6 5 , S. 2 7 8 — 3 0 1 {=
Peters, Gottesfrage)
- Kommentar zu Luthers Katechismen. Herausgegeben von Gottfried Seebaß. Band i : Die Zehn Gebote. Luthers Vorreden; Göttingen 1990 ( = Peters, Kommentar I)
- Kommentar zu Luthers Katechismen. Herausgegeben von Gottfried Seebaß. Band 2: Der Glaube - Das Apostolikum - ; Göttingen 1 9 9 1 ( = Peters, Kommentar II)
- Rechtfertigung ( = Handbuch Systematischer Theologie < H S T > 2. Auflage, Gütersloh 1990
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( = Peters, Rechtfertigung)
- Rechtfertigung - heute, in: Luther 39 (1968) S. 49—59 ( = Peters, Rechtfertigung — heute)
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-
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- Johannes Ecks Verständnis der Religionsgespräche, sein theologischer Beitrag in ihnen und seine Sicht der Konfessionsgegensätze, in: Erwin Iserloh (Hrsg.): Johannes Eck (1486—1543) im Streit der Jahrhunderte. Internationales Symposium der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum aus Anlaß des 500. Geburtstages des Johannes Eck vom 13. bis 16. November 1986 in Ingolstadt und Eichstätt ( = RGST Band 127); Münster/Westfalen 1988, S. 223—249 (= Pfnür, Verständnis)
- Das tridentinische und die nachtridentinischen Bekenntnisse der röm.-kath. Kirche und die Confessio Augustana, in: Peter Meinhold (Hrsg.): Studien zur Bekenntnisbildung. Vortragsreihe aus den Jahren 1979—1980 ( = VIEG Band 103); Wiesbaden 1980, S. 84—98 {= Pfnür, Bekenntnisse)
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