Die Personalfrage in neuen Provinzen: Das Banat im regionalen Vergleich 3515126759, 9783515126755

Herrschafts- und Systemwechsel lösen häufig von neuem die Frage aus, wie Organisation und Personal überein zu bringen si

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German Pages 345 [350] Year 2020

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Fragestellung
2 Schauplätze von Herrschaftswechsel
3 Aspekte der Forschung
4 Das vorliegende Sammelwerk
Das Banat
Herrschaftswechsel im habsburgischen Banat 1718–1753
1 Einleitung
2 Das Organigramm. Behörden und Postenstruktur
3 Prozessmanagement und Leistungsbürokratie
4 Planungsillusion. Abweichung von der Norm zwischen Flexibilität und Improvisation
5 Eine Verortung. Das habsburgische Personalmanagement im Banat
Personalmanagement aus der Perspektive des Personals
1 Die räumliche Herkunft
2 Das Personal im Banat
3 Soziale Herkunft, Sozialstand und gesellschaftlicher Werdegang
4 Schlussfolgerungen
Vergleichende Perspektiven
The Role of Provincial Authorities in the Habsburg Kingdom of Serbia
»La Reggenza lorenese«
Auf der Suche nach einem Kompromiss
Die »Nationalisten« und die imperiale Integration
Vom fürstlichen Auerochsen zum kaiserlichen Doppeladler
The Ionian Islands in Transition (Late 18th to Early 19th Century)
Herrschaftswechsel als Chance für die »reine Demokratie«
Herrschaftswechsel in Kriegszeiten
Prekäre Dynamiken
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
1 Alte und neue »Herren«
2 Widerstreit der Denk- und Verhaltensmuster
3 Beharrung als Gestaltungsfaktor
4 Einzelfall versus Muster
5 Die Personalressourcen
6 Fundamente der Dokumentation und »blinde Flecken«
Personenregister
Ortsregister
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
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Die Personalfrage in neuen Provinzen: Das Banat im regionalen Vergleich
 3515126759, 9783515126755

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Die Personalfrage in neuen Provinzen Das Banat im regionalen Vergleich Herausgegeben von Harald Heppner und Sabine Jesner

Schriftenreihe des Instituts Geschichte Franz Steiner Verlag

für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde

Schriftenreihe des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Band 24

Sammelbände – Bd. 6

Die Personalfrage in neuen Provinzen Das Banat im regionalen Vergleich Herausgegeben von Harald Heppner und Sabine Jesner

Franz Steiner Verlag

Die Vorarbeiten zu den Beiträgen Jesner und Roma wurden gefördert von

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2020 Layout und Herstellung durch den Verlag Druck: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-12675-5 (Print) ISBN 978-3-515-12682-3 (E-Book)

Vorwort Der Titel des vorliegenden Bandes klingt zwar recht unauffällig, doch verbirgt sich dahinter ein Phänomen, das weltweit beobacht- und analysierbar ist: Ein Herrschaftswechsel zieht stets die Frage nach sich, ob dieselben Personen, die ein Land geführt bzw. verwaltet haben, die gleichen bleiben oder durch andere abgelöst werden. Dieses Problem stellt letztlich immer eine Herausforderung dar – sowohl für die neuen Machthaber und die von ihnen eingesetzten Verantwortlichen als auch für die jeweilige Bevölkerung, entweder neue Leute vorgesetzt zu bekommen oder mit den schon bekannten weiterhin Umgang zu haben. Das Banat ist insoweit ein ungewöhnlicher Fall, als – im Südosten des historischen Ungarn gelegen – der Herrschaftswechsel vom osmanischen Sultan zum habsburgischen Kaiser bzw. ungarischen König im Jahr 1718 eine tiefe Zäsur darstellt, denn den führenden Kreisen der jungen Großmacht ging es nicht nur darum, die über rund 150 Jahre entstandenen muslimischen Spuren im Lande zu beseitigen, sondern auch zu verhindern, dass das Terrain in die Verfügungsgewalt der feudal-ständischen Verwaltung im Königreich Ungarn gelangt. Demzufolge erhielt das Banat den Status einer Krondomäne und wurde zum Experimentierfeld für die Entwicklung moderner Bürokratie, wo bis dahin Verhältnisse mittelalterlichen Zuschnittes erhalten geblieben waren. Es versteht sich von selbst, dass es damals nicht nur anspruchsvoller Pläne bedurfte, die es zu entwerfen galt, sondern vor allem auch ausreichender und geeigneter Organe, die die Umsetzung sicherstellten. Experimente enthalten das Element der Improvisation, das insbesondere dann ins Spiel kam, wenn Unvorhersehbares  – im konkreten Fall ein Krieg mit den muslimischen Nachbarn (1737/39) – eintrat. Das Thema »Personalmanagement in einer neuen Provinz« ist Gegenstand eines Forschungsprojekts gewesen, das, vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) in Österreich finanziert, an der Universität Graz zwischen 2015 und 2018 durchgeführt worden ist. Dem Projektteam erschien es wichtig, es nicht beim Blick allein auf das Banat zu belassen, sondern in das Projekt auch eine internationale Konferenz einzubauen, die einen räumlich größeren Horizont absteckte. Demzufolge enthält dieser Band nicht nur die Ergebnisse des auf das Banat bezogenen Projekts in konzentrierter Form, sondern auch die Beiträge jener Konferenz, um vor Augen zu führen, dass jeglicher Herrschaftswechsel mit Personalfragen verbunden ist, die widerspiegeln, wie die stets angepeilte »Ordnung« hergestellt werden kann.

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Vorwort

Die Ortsnamenschreibung folgt dem Prinzip, deutschsprachige Versionen zu bevorzugen, wenn es gängige gibt. Bei der Erstnennung werden auch die heute offiziell gültigen Versionen, nicht aber sämtliche, historisch vorhandenen angeführt. Das Personenregister beschränkt sich auf jene Personen, die in den jeweiligen Kontexten tragende Bedeutung erlangt haben. Den Dank zu richten gilt es in mehrere Richtungen – zunächst an alle Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge, an den FWF für die Finanzierung des »Banat-Projekts« sowie an die Sponsoren, die den Druck ermöglichen – an das Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, an die Universität Graz sowie an die Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts im südöstlichen Europa, die in Graz ihren Geschäftssitz hat. Letztlich sei auch an den Verlag Steiner in Stuttgart für die Herstellung und den Vertrieb gedankt. Graz, im Dezember 2019

Harald Heppner und Sabine Jesner

Inhaltsverzeichnis Einleitung Harald Heppner Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Schauplätze von Herrschaftswechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Aspekte der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Das vorliegende Sammelwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Das Banat Sabine Jesner Herrschaftswechsel im habsburgischen Banat 1718–1753 Personalmanagement und imperiale Logik 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 Forschungsfragen und Relevanz des Themas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 Quellenmaterial und Forschungsdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Das Organigramm. Behörden und Postenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1 Die involvierten Behörden Beständige Institutionen und ein neues Gremium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 Die zentrale und regionale Postenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Prozessmanagement und Leistungsbürokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1 Die Organisation des Dienstverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1 1 Der Diensteintritt Bewerbung und Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1 2 Das Dienstverhältnis Zwischen Pflicht und Privileg 3 1 3 Der Dienstaustritt Tod, Entlassung und Versetzung . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Charakterisierung von Personalführung und Leistung der Beamtenschaft . . . 3 2 1 Personalführung und lokale Einflussnahme in der Provinz . . . . . . . . . 3 2 2 Die Arbeitsleistung Personalpolitische Maßnahmen zur Förderung und Disziplinierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

23 23 24 28 32 33 33 36 40 41 42 49 56 63 64 67

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Inhaltsverzeichnis

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Planungsillusion. Abweichung von der Norm zwischen Flexibilität und Improvisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1 Ökonomie Fachpersonal und Innovationen in Friedenszeiten . . . . . . . . . . . . . 4 2 Sicherheit Krieg, Medizin und Diplomatie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3 Administration Problemlösungskompetenz und Prozessoptimierung . . . . . . Eine Verortung. Das habsburgische Personalmanagement im Banat . . . . . . . . .

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Vasile Ionuţ Roma Personalmanagement aus der Perspektive des Personals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 1 Die räumliche Herkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 2 Das Personal im Banat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 2 1 Die Anfangsjahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 2 2 Die Dekade des Aufbaus (1719–1729) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 2 3 Die Zeit der Konsolidierung (1730–1737) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 2 4 Die Jahre des Krieges (1737–1739) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 2 5 Die Dekade des Wiederaufbaus (1740–1750) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 2 6 Die Jahre der Reform (1751–1753) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 3 Soziale Herkunft, Sozialstand und gesellschaftlicher Werdegang . . . . . . . . . . . . 156 3 1 Die Präsidenten der Landesadministration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 3 2 Die Räte der Landesadministration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 3 3 Stellenprofile und Laufbahnmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 3 3 1 Die Laufbahnen der Landesadministrationspräsidenten . . . . . . . . . . . 168 3 3 2 Die Laufbahnen der Militärräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 3 3 3 Die Laufbahnen der Kameralräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 4 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Vergleichende Perspektiven Miloš Đorđević The Role of Provincial Authorities in the Habsburg Kingdom of Serbia Political and Economic Aspects

185

Renate Zedinger »La Reggenza lorenese« Die lothringische Herrschaft im Großherzogtum Toskana (1737–1765)

197

Ivana Horbec Auf der Suche nach einem Kompromiss Die Einrichtung der Zivilverwaltung in Slawonien (1745)

213

Inhaltsverzeichnis

Miloš Řezník Die »Nationalisten« und die imperiale Integration Verwaltungsdienst und einheimischer Adel in Galizien (1772–1791)

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Mihai-Ștefan Ceaușu Vom fürstlichen Auerochsen zum kaiserlichen Doppeladler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Anastasia Papadia-Lala The Ionian Islands in Transition (Late 18th to Early 19th Century) Ruling Powers, Society and European Politics

259

Rolf Graber Herrschaftswechsel als Chance für die »reine Demokratie« Helvetische Revolution von 1798

271

Margret Friedrich Herrschaftswechsel in Kriegszeiten Über den Versuch, Tirol ins Königreich Bayern zu integrieren

285

Ellinor Forster Prekäre Dynamiken Beamte und Ständevertreter zwischen den Herrschaften im frühen 19 Jahrhundert

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Schlussfolgerungen Harald Heppner Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Alte und neue »Herren« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Widerstreit der Denk- und Verhaltensmuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Beharrung als Gestaltungsfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Einzelfall versus Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Die Personalressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Fundamente der Dokumentation und »blinde Flecken« . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Einleitung

Einleitung Harald Heppner Die Europäische Union stellt eine Gemeinschaft von Staaten dar, die über feststehende räumliche und organisatorische Strukturen verfügen sollten, um sicherzustellen, dass der einzelne Staat für die Mitgliederländer bzw. für deren gemeinsame Führung eine verlässliche und handhabbare Größe darstellt, mit der man verhandeln kann. Gleichzeitig sollte sie in der Lage sein, die aufeinander abgestimmte Politik mitzutragen. Eine derartige Maxime setzt voraus, dass das räumliche Ausmaß eines Staates fix und die Steuerungsfähigkeit der jeweiligen Regierung gesichert ist, um zu gewährleisten, dass das betreffende Unionsmitglied bzw. der Staat im Kandidaten-Status mit »einer« Stimme spricht, und dass geeignete Führungskräfte in ausreichendem Maß bestehen. Um die jeweiligen politischen Ziele umsetzen zu helfen, müssen geeignete Führungskräfte in ausreichendem Maß vorhanden sein. Derartige Voraussetzungen existieren noch gar nicht so lange, denn weder gab es »schon immer« fixe Staatsgrenzen noch besaßen die einzelnen politischen Gemeinwesen genügend innere organisatorische und mentale Konsistenz, um derart anspruchsvolle Prozesse der Vergemeinsamung bewerkstelligen zu können, aber auch zu wollen. Es ist wichtig, sich nicht nur den Ablauf einer solchen politischen Vergemeinsamung vor Augen zu halten, sondern auch, den Weg dahin als langen und mühsamen Prozess zu begreifen, da die Bedingungen und die Willensbildungen ja erst entwickelt werden mußten. Erst dann können die sich in einem solchen Prozess widerspiegelnden Bedingnisse und Schwierigkeiten besser verstanden und erklärt werden. 1 Fragestellung Zur Erfassung des Themas in dieser Publikation eignet sich in der Tat die Verwendung des Begriffes »Fragestellung«, denn es handelt sich nicht nur um die Frage, wie man ein historisches Phänomen erschließt und erforscht, sondern auch um eine laufend wiederkehrende Frage für die jeweiligen Zeitgenossen, wie politische Veränderung zu verstehen und zu handhaben sei. Jeder Herrschaftswechsel, d. h. entweder das Auftreten neuer Leitorgane in ein und demselben Land oder an einem neuen Schauplatz

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Harald Heppner

oder in Territorien, die zu einem bestehenden Staat neu hinzukamen, bedeutete eine Herausforderung, die Fragen auslöste wie: Wird die Machtübernahme klaglos verlaufen oder wird es Widerstände geben? Wie ist Widerständen am besten zu begegnen? Welches Wissen braucht man, um den Herrschaftswechsel gut vollziehen zu können? Wessen bedarf es, um ein solches Wissen wirksam werden zu lassen? Wie sieht es mit der Loyalität der unverzichtbaren Fachkräfte des Verwaltungsapparats aus? Bedarf es neuer Organe oder taugen die bisherigen zur Installation des neuen Regimes? Was ist zu bedenken, wenn ein Herrschaftswechsel einen Systemwechsel nach sich zieht? Wie ist die jeweils betroffene Bevölkerung am besten dazu zu bringen, den Wandel hinzunehmen oder gar mitzutragen? Bei näherem Hinschauen stellt ein Herrschaftswechsel somit allemal eine kleine »Revolution« dar, die – Bestehendes in Frage stellt oder gar beseitigt; – Neues gezielt oder beiläufig erzeugt, dessen Notwendigkeit und Zukunftstauglichkeit nicht vorweg feststeht; – gewohnte Denkansätze und Handlungsabläufe im Alltag maßgeblich betrifft; – nicht nur die Masse der Bevölkerung, sondern insbesondere die obere (gesamtstaatliche), mittlere (regionale) und untere (lokale) Ebene der politisch-administrativen Führung angeht; – zu einer Veränderung vieler persönlicher Schicksale führen kann. Daher stellt sich die Frage, welches Erbe derartige Vorgänge in der Vergangenheit hervorgerufen bzw. hinterlassen haben, und, darauf aufgebaut, wie man zu Antworten kommt, die nicht nur die Erkenntnis über die Vergangenheit erweitern, sondern womöglich auch dem Verständnis der Gegenwart dienen können. Worum es sich im Einzelfall auch immer handelt, kann das historische Erbe im vorliegenden thematischen Zusammenhang fünf Kategorien zugeordnet werden, die historisch-genetisch zwar ineinander verflochten sind, aber das Thema überschaubarer machen: 1. Das ideelle Erbe spiegelt sich einerseits in den Leitprinzipien von Politik wider (Maximen, Rechtsordnung, Handlungsmuster), aber auch in deren Echo in der Gesellschaft (Loyalität, Solidarität, Identität, Diskurskultur, Widerstand); 2. Das materielle Erbe lagert sich in der Raumordnung ebenso wie im Bauwesen, im »Reichtum« einer Zeit und in den Hinterlassenschaften an, die auf Museen, Archive, Bibliotheken sowie private Sammlungen verteilt sind; 3. Das personelle Erbe ist letztlich der wichtigste Bestandteil, ohne den die anderen Kategorien im übertragenen Sinn »in der Luft hängen«; es findet seinen Ausdruck in der Auffächerung innerhalb der Sozialstruktur, in Migrationsvorgängen, in Karriereverläufen, in der Vielfalt ethnischer und konfessioneller Komponenten usw.;

Einleitung

4.

5.

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Das organisatorische Erbe verdient besondere Beachtung, weil es bei Herrschaftswechsel nur in ganz seltenen Fällen einen totalen Austausch von »Betriebssystemen« gab und gibt, sondern jeder Machtwechsel bestehende Strukturen beibehält, ehe diese allenfalls an den Rand gedrängt bzw. nach und nach beseitigt werden (Verwaltung, Rechtsordnung, Raumordnung); Das funktionale Erbe wird erst bei der Berücksichtigung längerer Zeiträume deutlich, da erst dann die wechselnde Instrumentalisierung bestimmter historischer Sachverhalte sichtbar wird (Sakralisierung oder Dämonisierung bestimmter Epochen, Jubiläen und dgl.).

Ein besonderes Gewicht kommt bei der vorliegenden Fragestellung dem »langen« 18. Jahrhundert zu, d. h. dem Zeitabschnitt vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert, weil sich jener Zeitraum innerhalb Europas im Rückblick auf die Frage, wie man die »Welt« am besten organisieren könne bzw. solle, als Schlüsselperiode erweist: Ständische, feudale, absolutistische und klerikale Traditionen galten für die meisten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen zwar noch immer als das gegebene Richtmaß für Denken und Handeln, doch tauchten neue Leitideen und Praxiserfahrungen auf, die Aufmerksamkeit erzielten und dazu führten, das Daseinsgefüge mittelfristig grundlegend umzukrempeln. Will man nicht das »Pferd von hinten aufzäumen«, indem die Periode des 19. Jahrhunderts als Zeitalter der »Verwandlung der Welt« ( Jürgen Osterhammel) interpretiert wird, sondern genetisch vorgehen, dann entspricht (im Sinne Reinhart Kosellecks) das 18. Jahrhundert der eigentlichen »Sattelzeit« für die Vorbereitung der Moderne. 2 Schauplätze von Herrschaftswechsel Nimmt man die historische Entwicklung auf dem europäischen Kontinent im langen 18.  Jahrhundert in Augenschein, waren alle damals lebenden Generationen direkte oder indirekte Beobachter von Herrschafts-, Personal- und Systemwechsel. Dies belegt, dass die eingangs erwähnten Voraussetzungen für eine kontinentale Vergemeinsamung damals nicht nur noch nicht existierten, sondern auch noch kein »Ostinato«Bedürfnis erkennbar ist, an einer operativen Annäherung zugunsten gemeinsamer Spielregeln zu arbeiten, die womöglich auch noch auf demokratischen Prinzipien aufbauten. Blickt man nach Nordeuropa, erweist sich als die wichtigste Veränderung in jener Großregion das Auftauchen Russlands als osteuropäischer Machtfaktor: Die Übernahme der baltischen Provinzen im Jahr 1721 sowie Finnlands im Jahr 1809 markieren das vorläufige Ende Jahrhunderte langer Traditionen, die von den Beziehungen zu Zentraleuropa und zu den Anrainerstaaten der Ostsee getragen gewesen waren. Richtet man den Blick auf den westeuropäischen Schauplatz, war die Neuzuordnung

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der ehemals Spanischen Niederlande nach Ende des Spanischen Erbfolgekrieges der nachhaltigste Effekt: Bis 1790 ein Teil der Habsburgermonarchie, trat Frankreich die Herrschaftsnachfolge in jenem Teil der Niederlande zunächst an, ehe 1830 nach einer Revolution das Königreich Belgien installiert worden ist. Auch die vorübergehende Einrichtung der Batavischen Republik (1795–1806) auf dem Boden der so genannten Generalstaaten (»Niederlande«) gehört zu diesem Kontext. In Südeuropa waren sowohl der Süden als auch der Norden Italiens von wiederholten Umbrüchen gekennzeichnet, die Herrschafts-, Personal- und Systemwechsel nach sich zogen: Dies betraf Sizilien und Neapel ebenso wie die Toskana, Parma, Piemont und Venetien, die in die Hände spanischer und österreichischer Sekundogarnituren bzw. Frankreichs (Königreich Italien) gerieten. Auch in Zentraleuropa gab es wiederholt neue Grenzziehungen und, daraus resultierend, politischen Wandel: Auffällige Schlagzeilen verursachten die Eingemeindung Schlesiens in Preussen, der Zuwachs an Territorium zugunsten Preussens, Österreichs und Russlands infolge der drei Teilungen Polens (1772, 1792, 1795) sowie die zahlreichen Umwälzungen während und nach der Ära Napoleons im Deutschen Reich, in der Schweiz und im Kaisertum Österreich (Tirol, Salzburg, Illyrische Provinzen). Vergleichbare Phänomene liegen auch für den Südosten Europas vor: die Ausweitung der Habsburgermonarchie auf Ungarn, Siebenbürgen und die Bukowina (1718– 1739 auch auf Nordserbien und die Kleine Walachei sowie 1797–1805 auf Istrien und Dalmatien), das Vordringen Russlands Richtung Schwarzmeerküste (z. B. Krim 1783), die vorübergehende Festsetzung Venedigs auf der Peloponnes (1699–1715) und die Einrichtung der Republik der Ionischen Inseln durch Frankreich (1805–1815). Die erwähnten Beispiele lassen sich auf zweifache Weise untergliedern  – in zeitlicher und in struktureller Hinsicht. Bei einigen Beispielen handelt es sich um episodische Veränderungen, während in den anderen Fällen dauerhaftere Konstellationen zustandekamen. In struktureller Hinsicht zeichnen sich drei Kategorien ab: – Die eine betrifft politische Neuordnungen innerhalb des so genannten Westens; – die zweite bezieht sich auf Eingriffe von Seiten westlicher Mächte in Einzugsgebiete, die bis dahin nicht oder nur in eingeschränktem Sinn dem Westen zuzuzählen sind (osmanisches Ungarn, Siebenbürgen als osmanischer Vasallenstaat, Ionische Inseln als Teilerbe Venedigs); – die dritte stellt die Initiative Russlands dar, Territorien sowohl mit westlicher (Baltikum) als auch mit östlicher (Neurussland, Krim, Bessarabien) Tradition seiner politischen Hoheit unterzuordnen.

Einleitung

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3 Aspekte der Forschung Damit Forschung in Gang kommt, bedarf es einerseits der Erfassung des Themas als Frage und andererseits des Vorhandenseins von Quellenmaterial, anhand dessen Antworten gefunden werden sollen. In den ersten Generationen der modernen Geschichtsschreibung (19.  Jahrhundert) standen im Vordergrund der Aufmerksamkeit die Geschichte der Staaten und Nationen, was sich daraus erklären lässt, dass die Beforschung und Veröffentlichung mit den ablaufenden Modernisierungsprozessen zeitnah Hand in Hand gingen. Allerdings gab es schon damals auch eine lebhafte Regionalgeschichtsforschung, die nicht nur staatliche Blickwinkel ergänzte, sondern als historiographische Gattung als etwas den Hauptstadt-Impulsen Entgegengesetztes zu interpretieren ist. Nach und nach kam es zu einer beträchtlichen Ausweitung des Themenspektrums innerhalb der Geschichtsschreibung, die im Wesentlichen auf drei Wurzeln zurückgeht: – auf den Einfluss benachbarter Forschungs- und Lehrfächer (Politologie, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften); – auf die neue technisch-organisatorische Handhabung von Quellenmaterial (Digitalisierung, Internet); – auf das Bestreben, das Wissen über die zeitlich zurückliegende Vergangenheit stärker an die Gegenwart heranzuführen, um ein breiteres Publikum anzusprechen (Popularisierungmaßnahmen via Visualisierung, Touristik etc.). Der daraus resultierende wissenschaftsinterne Wandel bewirkte, dass heutzutage viel stärker auf das Erkennen von Zusammenhängen hingearbeitet wird, als dies noch ein bis zwei Generationen davor der Fall gewesen war. Um Personalfragen bei Herrschafts- bzw. Systemwechsel umfassend erforschen zu können, bedarf es höchst unterschiedlichen Materials, um möglichst viele Facetten ausleuchten zu können. Das zentrale Element sind politische Akten, die mit der Machtübernahme eines neuen Herrschaftsträgers verbunden sind (Edikte, Friedensverträge, Huldigungsakten). Das zweite wichtige Element sind Verwaltungsakten und Schematismen, die je nach Zusammenhang Politisches, Gesellschaftliches, Räumliches und Organisatorisches widerspiegeln. Ohne jene Unterlagen lassen sich Personalfragen in neuen Provinzen nicht beantworten. Der Ergänzung dienen zwei weitere Quellenkategorien  – einerseits das gesellschaftlich-kulturelle Echo innerhalb des betreffenden Schauplatzes (Tagebücher, Memoiren, Denkmäler, Gemälde, Presseecho usw.) und andererseits alle Arten von Beobachtungen, Betrachtungen und Kommentaren, die von außerhalb des Schauplatzes stammen (politische Akten, publizistische Schriften, Briefliteratur, Reiseberichte usw.). Wichtig bei den »Resonanz«-Quellen ist, ob es nur Material aus dem jeweiligen Zentralort gibt oder ob auch räumlich periphere Blickwinkel rekonstruiert werden können (rurale Regionen, Randgebiete). Für das 18. Jahrhundert liegt auf der Hand,

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Harald Heppner

dass auch Quellen kirchlicher Provenienz (Verwaltungsakten, Visitationsprotokolle u. ä.) substanzielle Antworten liefern können – sei es, weil auch Geistliche von säkularen Prozessen betroffen wurden, sei es, weil sie dank ihres Bildungshorizonts wichtige Dokumentatoren geworden sind. Die Erforschung des Themenfeldes »Personalfragen in neuen Provinzen« ist vielfältig und kann anhand folgender Kernfragen strukturiert werden: Welches politischadministrative Personal existiert in einer Region, ehe sie einem Herrschaftswechsel ausgesetzt worden ist? Aus welcher Tradition stammt der Träger der neuen Herrschaft und welches Personal bringt er mit? Welche Denk- und Verfahrensmuster spielten bei Herrschafts- und Systemwechseln eine Rolle? Wie kann man die Periode des Wechsels zeitlich einteilen (Anlaufphase, Konsolidierungsphase, Normalisierungsphase)? Welche Phänomene (Solidarisierung, Konflikte, Identitätsfragen, Wirtschafts- bzw. Finanzangelegenheiten) hatten dabei ein Gewicht? Welche Faktoren wurden maßgeblich, damit das Themenfeld überhaupt ausreichend rekonstruierbar wird? Will man das Themenfeld nicht bloß erforschen, sondern dessen Ergebnisse auch interpretieren, liegen folgende Fragen nahe, beantwortet zu werden: Lässt sich das jeweilige Fallbeispiel in ein allgemeines (vielleicht zeitalterspezifisches) Muster einordnen oder nicht? Wenn nicht, warum nicht? Was alles blieb trotz allen Wandels dennoch und aus welchen Gründen unverändert? Für wen war aus welchen Gründen der Wechsel ein Vor- bzw. Nachteil bzw. an welchen Parametern lässt sich dies ermessen? Was bleibt trotz aller Beforschung des Themenfeldes nur unzureichend erhellt, weshalb man »blinde Flecken« in Kauf nehmen muss? 4 Das vorliegende Sammelwerk »Die Personalfrage in neuen Provinzen« wird schwerpunktmäßig am Beispiel des Temeswarer Banats1 behandelt, aber dennoch mit einer Reihe von Beispielen ergänzt, um den Horizont zeitlich und räumlich auszuweiten und hiermit einen regionalen Vergleich zu ermöglichen.2 Das Banat stellt eine Region dar, die bis 1552 Teil des Königreiches Ungarn gewesen war, ehe sie für rund 160 Jahre – das sind ca. 6 Generationen – zu einem Bestandteil des Osmanischen Reiches geworden ist. 1716 von habsburgischen Truppen erobert und 1718 im Friedensvertrag von Passarowitz (serb. Požarevac) der Habsburgermonarchie angegliedert, erweist sich dieses Fallbeispiel in zweifacher Hinsicht als bemerkenswert: Zum einen handelt es sich nicht bloß um einen Herrschafts-, sondern auch um einen Systemwechsel von muslimisch-orientalisch 1 2

Projekt des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) Nr. P 27488G18. Tagung »Herrschaftswechsel im langen 18. Jahrhundert« in Graz, 8. und 9. Februar 2018, im Rahmen des Projekts.

Einleitung

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geprägten zu christlich-okzidentalen Rahmenbedingungen; zum anderen behielt der Wiener Hof das Banat bis 1778 in seiner Verfügungsgewalt, wodurch die Mitsprache der ungarischen Landesorgane (Stände) unterbunden war. Dies bedeutete für das damalige »Management«, bei Punkt Null anfangen zu müssen, aber auch weitgehend freie Hand zu haben, um die Provinz neu zu ordnen und in den »Betriebsraum« des gesamten Reiches einzugliedern. Die anderen Beispiele beziehen sich auf diverse Schauplätze in Europa, bei denen im Lauf des langen 18. Jahrhunderts Personalfragen am Hintergrund von Herrschafts- und Systemwechsel anstanden: in der Toskana, mit der Franz Stephan von Lothringen abgegolten wurde, nachdem er auf sein Herkunftsland zu verzichten hatte; in der Schweiz, wo die Zeit der französischen Präsenz in napoleonischer Zeit gehörige Irritationen hervorrief; in Tirol, das zwischen habsburgischer, französischer und bayerischer Obrigkeit hin und her oszillierte; in Salzburg, das nach seinem Status als geistliches Fürstentum in nachnapoleonischer Zeit zu einer Provinz der Habsburgermonarchie geworden ist; in Nordserbien, das für rund zwei Jahrzehnte (1718–1739) als »Königreich Serbien« der habsburgischen Herrschaft zugeordnet war; in Galizien, das 1772 aus dem Königreich Polen ausgegliedert und Kaiserin Maria Theresia unterstellt worden ist; in der Bukowina, die drei Jahre danach aus dem Verbund mit dem Fürstentum Moldau herausgelöst und annektiert worden ist; auf den Ionischen Inseln, die als Teil des venezianischen Erbes (1797) den Status einer Republik erhielten, der ihnen von Napoleon Bonarparte verordnet wurde.

Das Banat

Herrschaftswechsel im habsburgischen Banat 1718–1753 Personalmanagement und imperiale Logik Sabine Jesner 1 Einleitung »Der große Leviathan (so nennen wir den Staat) ist ein Kunstwerk oder ein künstlicher Mensch, obgleich an Umfang und Kraft weit größer als der natürliche Mensch, welcher dadurch geschützt und glücklich gemacht werden soll. Bei dem Leviathan ist derjenige, welcher die höchste Gewalt besitzt, gleichsam die Seele, welche den ganzen Körper belebt und in Bewegung setzt; die Obrigkeiten und Beamten stellen die künstlichen Glieder vor; die von der höchsten Gewalt abhängenden Belohnungen und Bestrafungen, wodurch jeder einzelne zur Erfüllung seiner Obliegenheiten angehalten wird, vertreten die Stelle der Nerven; das Vermögen einzelner Personen ist hier die Kraft, so wie das Glück des Volkes das allgemeine Geschäft; die Staatsmänner, von welchen die nötigen Kenntnisse erwartet werden, sind das Gedächtnis […]«.1

Thomas Hobbes Charakterisierung des Beamten als integrativer Teil eines modernen Staates und als ausführendes Organ herrschaftlicher Macht verdeutlicht den Zugewinn an Bedeutung von loyalen Amtsträgern für den Herrscher seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es geht dabei auch um die Greifbarkeit von jener herrschaftlichen Macht, welche durch Beamte – gesteuert vom Zentrum – in der Peripherie visualisiert wird.

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Im Original: »For by Art is created that great LEVIATHAN called a COMMON-WEALTH, or STATE, (in latine CIVITAS) which is but an Artificial Man; though of greater stature and strength than the Natural, for whose protection and defence it was intended; and in which, the Soveraignty is an Artificial Soul, as giving life and motion to the whole body; The Magistrates, and other Officers of Judicature and Execution, artificiall Joynts; Reward and Punishment (by which fastned to the seat of the Soveraignty, every joynt and member is moved to performe his duty) are the Nerves, that do the same in the Body Naturall; The Wealth and Riches of all the particular members, are the Strength; Salus Populi (the Peoples Safety) its Businesse; Counsellors, by whom all things needfull for it to know, are suggested unto it, are the Memory […]« Hobbes, Thomas: Leviathan, or, The Matter, Form, and Power of a Common-Wealth Ecclesiastical and Civil. London 1651, 1.

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Zugleich betonte Hobbes die Notwendigkeit der Kompetenz, welche Amtsinhaber besitzen sollten. Als Schnittstellen zwischen Herrschaft bzw. Behörden und Bevölkerung bekleideten diese Akteure, wie Stefan Brakensiek ausführt, eine vermittelnde Position als politische Treibriemen, räumliche Überbrücker und kulturelle Übersetzer.2 Mit der habsburgischen Eroberung des Forschungsschauplatzes, des historischen Banats von Temeswar (rum. Timişoara), aus der 164-jährigen osmanischen Oberhoheit (türk. Eyâlet-i Tımışvar) musste sich der Wiener Hof der Frage nach der konzeptionellen Ausgestaltung einer geeigneten Verwaltung für das neu eroberte Gebiet stellen. Dabei sollte den dafür notwendigen habsburgischen Beamten und deren Stellung im Zuge der lokalen Verwaltungspraxis eine bedeutende Rolle zukommen. Die Eroberung der Festung Temeswar im Oktober 1716 markierte eine Wende für das heute großteils auf Rumänien sowie auf Serbien und Ungarn verteilte Temeswarer Banat. In Folge der im habsburgischen Feldlager bei Temeswar verfassten zehn Kapitulationspunkte erfolgte der osmanischen Abzug bereits wenige Tage nach der Eroberung. Gleichzeitig mit den osmanischen Herrschaftsträgern verließ auch die osmanische Bevölkerung das regionale Zentrum der Provinz.3 Mit der offiziellen Beendigung des Österreichisch-Venezianischen Türkenkrieges durch den Frieden von Passarowitz 1718 gelangte die Region staatsrechtlich unter habsburgische Herrschaft.4 Der Gebietszugewinn war aufgrund der geopolitischen Grenzlage für die Sicherheitspolitik der Monarchie von enormer Bedeutung. Die durch diesen Herrschaftswechsel eingeleiteten Umstrukturierungen und die damit verflochtenen personalstrategischen Entscheidungen seitens des Wiener Hofes stehen im Zentrum der folgenden Überlegungen. 1.1 Forschungsfragen und Relevanz des Themas Mit dem Abzug der Osmanen entstand ein Machtvakuum, welches einen gänzlichen Wechsel des herrschaftlichen Personals nach sich zog. Es lag im Interesse des Wiener Hofes, möglichst schnell strukturelle Schritte zu unternehmen, um das entstandene Vakuum durch neue administrative Kräfte zu füllen. Die institutionelle Einbettung in 2

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Brakensiek, Stefan: Herrschaftsvermittlung im alten Europa. Praktiken lokaler Justiz, Politik und Verwaltung im internationalen Vergleich. In: Ergebene Diener ihrer Herren? Herrschaftsvermittlung im alten Europa. Hg. v. Stefan Brakensiek und Heide Wunder. Köln-Weimar-Wien 2005, 4. Ausführliche Relation, Von der Mit Göttlichen Beystand durch die Sigreiche Kayserliche Waffen Unter Heldenmüthiger Anführung des Kayserlichen herrn General Lietenants, Prinzens Francisci Eugenii von Savoyen Hoch-Fürstl. Durchl. Eroberte Vestung Temeswar, Sambt denen dem Ottomanischen Feind accorirten Abzugs-Puncten. München 1716. Zum 300-jährige Jubiläum erschien der von Bettina Habsburg-Lothringen und Harald Heppner herausgegebene Ausstellungskatalog: Wir und Passarowitz. 300 Jahre Auswirkungen auf Europa. Graz 2018; Vgl. The Peace of Passarowitz, 1718. Hg. v. Charles W. Ingrao, Jovan Pešalj und Nikola Samardžić. West Lafayette 2011.

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den Verwaltungskomplex der Monarchie erfolgte als Kron- und Kammerdomäne, womit sich sämtliche Agenden betreffend das Banat direkt in den Händen des Herrschers in Wien befanden.5 Diese Entscheidung war verantwortlich für die damit verwobenen personalpolitischen Strategien und Prozesse: Das Fehlen regionaler Kräfte in Form von lokalen Ständen als Gegengewicht zur Zentrale macht die Auseinandersetzung mit dieser neuen habsburgischen Provinz aus einer verwaltungsgeschichtlichen Perspektive heraus so besonders. Obwohl die institutionellen Strukturen mittlerweile mehrheitlich erforscht und bekannt sind, ist das Interesse an den Akteuren als Träger des institutionellen Systems bislang in der Forschung ziemlich unterrepräsentiert. Diese Akteure unterstützten, trugen und vermittelten herrschaftliche Macht in der neu eroberten Provinz im Südosten der Monarchie, und im Besondern im Umgang mit der lokalen Bevölkerung kam der imperialen Beamtenschaft eine gewichtige Rolle zu. Es handelt sich bei diesen Amtsträgern um eine hochgradig sozial heterogene Gruppe, die im Banat vorwiegend in den Bereichen Administration, Wirtschaft, Gesundheitsversorgung sowie in religiösen oder militärischen Belangen für den Wiener Hof tätig waren. Unter dem heute Verwendung findenden Begriff »Personalmanagement« soll der Frage nachgegangen werden, unter welchen Rahmenbedingungen das dringlich benötigte imperiale Personal zum Einsatz kam. Ausgehend vom regionalen Fallbeispiel des Banats soll veranschaulicht werden, in welchen Facetten herrschaftliches »Human Resource Management« greifbar wird, und wer schließlich die Verantwortung im Entscheidungsprozess betreffend Personalagenden übernahm. Es werden einzelne und besonders deutlich in Erscheinung tretende Elemente der habsburgischen Personalmanagementprozesse herausgearbeitet, um darzulegen, wie Arbeitsverhältnisse durch den Staat zustande kamen und modelliert wurden. Nimmt man ein betriebswirtschaftliches Lehrbuch zum Thema Personalwirtschaft zur Hand, so wird man nicht ohne eine ausführliche Besprechung von Prozessen wie Personalbeschaffung, Personalführung, Personalentlohnung oder Personalplanung auskommen können. Im Folgenden werden diese Punkte in ihrer historischen Ausformung aufgegriffen und damit verknüpfte Probleme, aber auch Besonderheiten behandelt. Theoriebasierte Konzepte zum Thema Herrschaftswechsel bringen diesen üblicherweise mit dem Aspekt der Legitimation in Verbindung. Die Begründung einer »Legitimation« der Herrschaftsübernahme bestand für den Wiener Hof im Abwehrkampf gegen – den »Erzfeind« – die Osmanen, denn auf den Faktor Kontinuität, welcher ansonsten zur Bekräftigung von Legitimation gerne herangezogen wurde, konnte man in Wien nicht setzen.6 Wenngleich unter rechtlichen Gesichtspunkten vom Wiener 5 6

Diplich, Hans: Die staatsrechtliche Stellung des Banats im 18. Jahrhundert. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 16, 2 (1967), 69–78. Die Forschungszugänge zum Thema Herrschaftswechsel: Wie kommuniziert man Legitimation? Herrschen, Regieren und Repräsentieren in Umbruchsituationen. Hg. v. Astrid von Schlach-

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Hof sehr wohl auf die kontinuitätswahrende Legitimation eines apostolischen Königs im Temeswarer Banat Bedacht genommen worden war, hat sich dieser Kontinuitätsstrang in der praktischen Neuorganisation der Provinz nicht manifestiert. Dennoch bediente man sich im Zuge des Herrschaftswechsels einiger praktikabler Kniffe, um die regionale Bevölkerung nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen. Schon bald nach der Eroberung strömte eine Vielzahl an frisch angestellten zivilen und militärischen Akteuren wie Sekretären, Aktuaren, Auditoren, Ingenieuren, Ärzten, Buchhaltern und Schreibkräften etc. ins Banat. Um den Zugang zur Bevölkerung zu gewinnen, behielt man vorerst drei Verwaltungspraktiken aus osmanischer Zeit bei: die osmanische Distriktseinteilung der Provinz, die osmanische Art und Weise der Steuereinbringung (Kopfsteuer) und die seit dem Mittelalter tradierte Position der Oberknesen und Knesen.7 Letztere stammten aus der regionalen Bevölkerung und waren den neu angestellten Distriktverwaltern in den Provinzen unterstellt. Sie fungierten als eine Art personelles Verbindungsglied zwischen der noch fremden Verwaltung und der ländlichen Bevölkerung und sollten in ihrer Funktion Stabilität garantieren, indem Kontinuität praktiziert wurde. Die Wiener Zentralstellen vertraten die Auffassung, dass zukünftige Traditionsbrüche der Bevölkerung leichter zu vermitteln waren, wenn sie von bekannten Akteuren getragen wurden. Entgegen der oftmaligen Zuschreibung, es habe sich um eine ausschließlich an der Obrigkeit orientierten Verwaltung gehandelt, waren die habsburgischen Zentralstellen nicht nur an der bloßen Umsetzung ihres Willens auf Kosten der Bevölkerung interessiert, sondern sahen jene  – zumeist orthodoxe Rumänen (»Walachen«) und Serben (»Raitzen«) – als durchwegs notwendigen und integrativen Gegenpol an, indem es galt, dieselben nicht zu bedrücken, während die imperialen Bedürfnisse umgesetzt wurden, welche vor allem praktischer Natur waren und sich in der Initiierung wirtschaftlicher Innovativen zur Steigerung der Einnahmen des Wiener Hofes spiegelten. Vor dem Hintergrund dieser komplexen Verflechtungen soll die habsburgische Personalpolitik zwischen 1718 bis 1753 eine vertiefende Untersuchung erfahren. Die bewusste Begrenzung auf die Perspektive zwischen 1718 und 1753 beruht darauf, dass 1718 die militärisch-kamerale Landesadministration in Temeswar eingerichtet wurde, während 1753 infolge der politischen Neuordnung der Provinz der erste zivile Präsident seinen Dienst antrat: Dabei handelte es sich um Francesco de Paula Ramond Graf Villana-Perlas de Rialpo (1704–1773), der dieses Amt bis 1768 bekleidete.

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ta, Ellinor Forster und Kordula Schnegg. Göttingen 2015; Fremde Herrscher – fremdes Volk. Inklusions- und Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa. Hg. v. Helga SchnabelSchüle und Andreas Gestrich. Frankfurt am Main 2006; Die Teilungen Polen-Litauens. Inklusions- und Exklusionsmechanismen – Traditionsbildung – Vergleichsebenen. Hg. v. Hans-Jürgen Bömelburg, Andreas Gestrich und Helga Schnabel-Schüle. Osnabrück 2013. Zum »Harasch« Mraz, Henrike: Die Einrichtung der kaiserlichen Verwaltung im Banat von Temesvar. Diss. Wien 1984, 70. Die Überlegungen zur Distriktseinteilung analysiert bei Kucsko, Irmgard: Die Organisation der Verwaltung im Banat vom Jahre 1717–1738. Diss. Wien 1934, 13.

Herrschaftswechsel im habsburgischen Banat 1718–1753

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Die Art und Weise der verwaltungsmäßigen Eingliederung des Banats macht deutlich, dass die neue Provinz aus militärischer, aber auch aus ökonomischer Perspektive als außerordentlich bedeutsam galt, und die Möglichkeit eines direkten Zugriffs der Zentralverwaltung auf jene als wichtig und einträglich erschien. Prinz Eugen betonte die Notwendigkeit einer permanenten militärischen Präsenz als Garant für die Beständigkeit und Sicherheit in der Region – ein Zugang, welcher sich auch in der Personalpolitik für das Banat niederschlägt. Eugens Einschätzungen unterstützten die Entscheidungen Kaiser Karls VI. im Einrichtungsprozess.8 Unter diesen Vorzeichen kam es zum Aufbau eines gemischt zivil-militärischen Behördenapparates. Dieser Beitrag gliedert sich in drei Teile. Das eingangs skizzierte behördliche Organigramm offeriert einen strukturellen Überblick über die Eingliederung des Banats in die habsburgische Verwaltung. Im zweiten Teil geht es um zwei Hauptthemen: Einerseits wird nach der Konzeption des Prozessmanagements gefragt, welches als Rahmen für die administrativen Vorgänge des Personalmanagements anzusetzen ist. Dabei kreisen die Fragen um die Organisation des Diensteintritts, des Dienstverhältnisses und des Dienstaustritts. Abgerundet wird dieser Zugang durch eine Charakterisierung von Leistung der Banater Beamtenschaft. Andererseits geht es um das Schlagwort »Planungsillusion«: Mittels dreier, thematisch verdichteter Fallbeispiele wird ins Zentrum der Ausführungen das Abweichen von der Norm gerückt. Oftmals wurden aufgrund äußerer Faktoren nämlich Flexibilität und Improvisation notwendig, um effektives Verwaltungshandeln zu ermöglichen bzw. um die Administration in der entlegenen Provinz aufrechthalten zu können. Mittels einer bilanzierenden Verortung erfolgt abschließend die Bündelung der Erkenntnisse. Im Folgenden wird stets darauf Bedacht genommen, dass sich die herausgearbeiteten personalwirtschaftlichen Aspekte in Abgrenzung zu Magistratsbeamten und Dorfvorstehern nur auf imperiale Amtsträger beschränken, deren grundlegendes Kriterium darin besteht, dass sie sich auf eine regelmäßige Alimentation durch den Wiener Hof berufen konnten. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass es sich um eine männlich dominierte Amtsträgerschaft und Arbeitswelt handelt.

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Am 16. Oktober 1716 äußerte sich Prinz Eugen in einem Schreiben aus Temeswar an Kaiser Karl VI. zum bevorstehenden Einrichtungsprozedere: »Uebrigens veranlasst mich meine zu E. k. M. Dienst tragende pflichtmässige Schuldigkeit Deroselben in allgeziemender Submission unvorgreiflich vorzustellen, dass das hiesige Banat, welches durch die Eroberung Temesvárs unter E. k. M. Devotion gefallen, sowohl wegen der vorteilhaften Situation, Größe, Cameral-Gefällen als anderen Ursachen, von so nachdenklicher Wichtigkeit sei, dass billig die darin vorzukehren kommende Einrichtung in politicis, oeconomicis et ecclesiasticis nicht zu übereilen […]«. Matuschka, Ludwig: Der Türken-Krieg 1716–18. Feldzug 1716. Nach den Feld-Acten und anderen authentischen Quellen. II Serie – Bd. VII. Wien 1891, 161–162.

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1.2 Forschungsstand Es ist bereits angemerkt worden, dass der institutionelle Rahmen zur Forschungsfrage, das heißt die Verwaltungsstruktur des Banats, als gut erforscht gilt. Dabei ist ausdrücklich auf die schon ältere Literatur zum Banat von Felix Milleker, Josef Kallbrunner, Hans Diplich oder Peter Anton Petri zu verweisen.9 Im Besonderen Petri hat mit seinem Biographischen Lexikon des Banater Deutschtums aus dem Jahre 1992 sowie seinen chronologischen Erhebungen der Namen und Dienstzeiten von Gouverneuren, Administrationsräten und Distriktsverwaltern die Rekonstruktion einzelner Lebensläufe der Banater Beamtenschaft in dieser Studie erheblich erleichtert.10 In diesem Kontext müssen zudem unterschiedliche Standardwerke zum Banat von Temeswar im 18. Jahrhundert neueren und älteren Datums erwähnt werden, welche sich nicht unmittelbar mit Personalfragen beschäftigen, aber solche dennoch streifen,11 wobei na-

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Milleker, Felix: Kurze Geschichte des Banats. Nach glaubwürdigen Quellen geschildert. Werschetz 1921; Kallbrunner, Josef: Das kaiserliche Banat. Einrichtung und Entwicklung des Banats bis 1739. München 1958; Ders.: Zur Geschichte der Wirtschaft im Temescher Banat bis zum Ausgang des Siebenjährigen Krieges. In: Südostdeutsche Forschungen 1 (1936), 46–60; Diplich, Hans: Die staatsrechtliche Stellung des Banats im 18. Jahrhunderts. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 16, 2 (1967), 69–78; Petri, Anton Peter: Das kaiserliche Banat – Ein merkantilistischer »Versuchsgarten« der Habsburger Monarchie (1716–1778). In: Österreichische Begegnung. Vierteljahresschrift für Kultur und Zeitgeschichte 2 (1966), 21–31. Petri, Anton Peter: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Marquartstein 1992; Ders.: Die Präsidenten und Räte der Temeschburger Landesadministration (1718–1779). In: Neue Banater Bücherei III (1982), 1–9 sowie Ders.: Die Distriktsverwalter im kaiserlichen Banat. In: Neue Banater Bücherei LXI (1991), 4–11. Details zu Lebensdaten imperialer Akteure bieten gleichfalls die Matrikelbücher der Festung Temeswar. Dazu Aldag, Edgar: Ortsfamilienbuch. Temeschburg Stadt 1718–1861. 5 Bde. Buxtehude 2014. Wolf, Marionela: Temeswarer Testamente aus dem frühen 18. Jahrhundert. Zum dokumentarischen Wert einer Quellengattung. Hg. v. Hans Dama. Wien 2006, 57–72; Dies.: Chirurg-maior si înalt temnicer în Timișoara carolină. Studiu de caz asupra recursului metodic la testamente si acte notariale din prima jumătate a veacului al XVIII-lea. In: Studia Universitatis Babes-Bolyai 2 (2006), 1–35; Mraz, Henrike: Die Einrichtung der kaiserlichen Verwaltung im Banat von Temesvar. Diss. Wien 1984; Kucsko, Irmgard: Die Organisation der Verwaltung im Banat vom Jahre 1717–1738. Diss. Wien 1934; Wessely, Johann: Der Banater Bergbau von 1717–1780 und seine bevölkerungspolitische Bedeutung. Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschtums im Südostbanat im 18. Jh. Diss. Wien 1937; Simlik, Maria: Die Kultur der Merkantilpflanzen im Temesvarer Banat 1718–1778. Diss. Wien 1937; Jordan, Sonja: Die kaiserliche Wirtschaftspolitik im Banat im 18. Jahrhundert. München 1967; Feneșan, Costin: Administrație și fiscalitate în Banatul Imperial 1716– 1778. Timișoara 1997; Ders.: Der Banater Kupferhandel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zur Frage des österreichischen Merkantilismus in einem Grenzland. In: Banatica. Festgabe für Dr. Alexander Krischan zum 75. Geburtstage. Hg. vom Verband der Banater Schwaben in Österreich. Wien 1996, 93–106; Griselini, Francesco: Versuch einer politischen und natürlichen Geschichte des Temeswarer Banats in Briefen an Standespersonen und Gelehrte. Wien 1780; Ehrler, Johann Jakob: Banatul de la origini până acum 1774 – Das Banat vom Ursprung bis jetzo 1774. Hg. v. Costin Feneşan und Volker Wollmann. Timişoara 2006; Schwicker, Johann Heinrich: Geschichte des Temeser Banats. Pest 1872; Böhm, Leonhard: Geschichte des Temeser Banats. Leipzig 1861; Surdu, Bujor: Răscoala populară antihabsburgică din Banat (1737–1739). In: Studii și materiale de

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mentlich die fruchtvollen Arbeiten von Josef Wolf hervorzuheben sind.12 Gleichfalls sollen auch die Arbeiten zur Kolonisation im Banat Erwähnung finden.13 In Ergänzung dazu gehören Studien genannt, welche die habsburgischen Neuerwerbungen, Serbien und Oltenien, im Zuge des Friedens von Passarowitz ins Zentrum ihrer Ausführungen stellen und somit einen Vergleich anbieten.14 Beschäftigt man sich mit Personalfragen, kommt man nicht um biographische Arbeiten zu einzelnen Persönlichkeiten herum, wobei bis jetzt zumeist hochrangiges Schlüsselpersonal bearbeitet worden ist.15 Es sind vor allem Costin Feneșan und Ligia

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istorie medie 2 (1957), 289–344 oder zuletzt der Aufsatz von Olin, Timothy: Cultivating an Orderly Society: Physical and Mental Landscapes on the Habsburg’s Southern Frontiers. In: Austrian History Yearbook 48 (2017), 159–172. Wolf, Josef: Landerschließung und Raumwissen im frühen habsburgischen Banat. In: Spiegelungen 10, 1 (2015), 49–98; Wolf, Josef: Gruppenbildungsprozesse im Banat des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Zum Sprach-, Kommunikations- und Migrationsverhalten deutscher Einwanderer. In: Danubiana Carpathica. Jahrbuch für Geschichte und Kultur in den deutschen Siedlungsgebieten Südosteuropas. München 2007, 263–326; Ders.: Die Genese der Regierungsform des Temeswarer Banats. Mercys »Einrichtungsprojekt« und die Stellungnahme der zentralen Hofstellen. In: Herrschaftswechsel. Die Befreiung Temeswars im Jahre 1716. Hg. v. Rudolf Gräf und Sandra Hirsch. Cluj-Napoca 2016, 103–152; Wolf, Josef, Wolf, Marionela: Conceptul de organizare a Banatului Timişoarei. Geneză şi formă de guvernare în perspectivă comparată. In: Istoria ca datorie. Omagiu academicianului Ioan-Aurel Pop la împlinirea vârstei de 60 de ani. Hg. v. Ioan Bolovan und Ovidiu Ghitta. Cluj-Napoca 2015, 451–466 und jüngst Wolf, Josef: Das Mapping der Peripherie. Raumwissen im Temeswarer Banat 1716–1778. In: Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts. Wahrnehmen – Wissen – Erinnern. Hg. v. Wolfgang Zimmermann und Josef Wolf. Regensburg 2017, 265–294. Steiner, Stephan: Rückkehr unerwünscht. Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext. Wien – Köln – Weimar 2014; Migration nach Ostund Südosteuropa vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Ursachen – Formen – Verlauf – Ergebnis. Hg. v. Mathias Beer und Dittmar Dahlmann. Stuttgart 1999; Zerzawy, Hermann: Die Besiedlung des Banates mit Deutschen unter Kaiser Karl VI. Diss. Wien 1931; Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn. Beiträge zum Neuaufbau des Königreiches nach der Türkenzeit. Hg. v. Karl-Peter Krauss, Gerhard Seewann und Norbert Spannenberger. München 2010; Țintă, Aurel: Colonizările habsburgice în Banat 1716–1740. Timişoara 1972 und jüngst Olin, Timothy: Flüchtlinge oder Auswanderer? Migration aus dem Osmanischen Reich in das Banat im 18. Jahrhundert. In: Aufnahmeland Österreich. Über den Ungang mit Massenflucht seit dem 18. Jahrhundert. Hg. v. Börries Kuzmany und Rita Garstenauer. Wien 2017. Langer, Johann: Serbien unter der kaiserlichen Regierung 1717–1739. In: Mittheilungen des k. u. k. Kriegsarchivs III (1889), 155–247; Papacostea, Şerban: Oltenia sub stăpânirea austriacă (1718–1739). Bucureşti 1998; Jacubenz, P.: Die Cis-Alutanische Walachei unter kaiserlicher Verwaltung 1717–1739. In: Mitteilungen des k. u. k. Kriegsarchivs N. F. 12 (1900), 173–250. Jüngst Kreuter, Peter Mario: Attempts of Austrian Redesign of the Administration of Lesser Wallachia between 1718 and 1739. In: The 18th Century as Period of Innovation (Yearbook of the Society for 18th Century Studies on South Eastern Europe 2). Hg. v. Harald Heppner und Sabine Jesner. Graz 2019, 131–140. Wettel, Franz: Biographische Skizzen. Beiträge zur Geschichte des Banats. Timișoara 1932; Kallbrunner, Josef: Ein Lothringer als Träger deutscher Kultur im Banat. Vorschau auf ein Lebensbild des Grafen Claudius Florimund Mercy. In: Schicksalswege am Oberrhein. Hg. v. Paul Wentzcke. Heidelberg 1952, 165–188; Gaenger, Peter: Graf Mercy als Gouverneur des Temescher Banates In: Österreichische Begegnung. Vierteljahresschrift für Kultur und Zeitgeschich-

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Boldea, die die rumänische Historiografie mit ihren Arbeiten zur Stellung und Position der Knesen seit dem Mittelalter befruchtet haben,16 doch wird die Prozesshaftigkeit und das Management hinter der imperialen Personalpolitik in diesen Studien nicht thematisiert. Anknüpfungspunkte hierüber gibt es hingegen bei zahlreichen Historikern und Historikerinnen, die in das Zentrum ihrer Arbeiten Personalfragen des 18. Jahrhunderts auf habsburgischem Terrain stellen.17 Es müssen Forschungstendenzen angesprochen werden, welche vordergründig zur konzeptionellen Theoriebildung der vorliegenden Fragestellung beitragen. Im Jahre 2005 plädierte Stefan Brakensiek in seinem Aufsatz über die Lokalen Amtsträger in deutschen Territorien der Frühen Neuzeit für einen elementaren Ansatz, indem er zum einen

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te 3/4 (1966), 46–58; Szentkláray, Jenő: Mercy kormányzata a Temesi bánságban újabb részletek Délmagyarország XVIII. századi történetéhez. Budapest 1909; Andermann, Kurt: Neipperg. Ministerialen  – Reichsritter  – Hocharistokraten. Epfendorf 2014; Regele, Oskar: Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg am Belgrader Frieden 1739 und an der Niederlage bei Mollwitz 1741. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7 (1954), 373–398; Braubach, Max: Prinz Eugen von Savoyen. Eine Biographie. 5 Bde. München 1963–1965; Ritter von Arneth, Alfred: Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kaiserlichen Archive. 3 Bde. Wien 1958; Burnand, Aug.: Nicolas Doxat lieutenant feld-maréchal de l’armée autrichienne 1682–1738. In: Revue historique vaudoise 15, 4 (1907), 97–107; Die merkwürdigen Lebensumstände und unglückliche Enthauptung Herrn Grafens Johann Ullrichs von Schafgotsch, Kaiserl. Obersten und Herrn auf Kynast, wie auch des Kaiserl. Herrn Generals Doxat von Morez. Frankfurt-Leipzig 1757; Doxat, Robert: Nikolaus Doxat. Ein kaiserlicher General und Ingenieur des XVIII.  Jahrhunderts. Diss. Wien 1954; Călin, Claudiu Sergiu und Oanţă, Marius: Nicola Stanislavich – Episcop de Nicopolis ad Hystrum şi episcop de Cenad (1725–1739/1739–1750). In: Banatica 2 (2014), 327–342; Sixt, Josef: Johann Georg Freiherr von Harruckern 1664–1742. Armeeintendant – Grundherr – Stifter. Diss. Wien 1967. Feneșan, Costin: Cnezi și obercnezi în Banatul imperial, 1716–1778. București 1997; Boldea, Ligia: Mărturii asupra cnezilor din Banatul de câmpie (sec. XIV – prima jumătate a sec. XV). In: Analele Banatului 19 (2011), 267–284; Dies.: Nobili şi cnezi bănăţeni: Noi reflecţii asupra unor mutaţii sociale (1350–1450). In: Analele Banatului 16 (2008), 137–154. Heindl, Waltraud: Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Österreich. Wien – Köln – Graz 1991; Dies.: Josephinische Mandarine. Bürokratie und Beamte in Österreich 1848–1914. Wien – Köln – Graz 2013; Megner, Karl: Beamte. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte des k. k. Beamtentums. Wien 1985; Zedinger, Renate: Die Verwaltung der Österreichischen Niederlande in Wien (1714–1795). Studien zu den Zentralisierungstendenzen des Wiener Hofes im Staatswerdungsprozeß der Habsburgermonarchie. Wien – Köln – Weimar 2000; Dies.: Migration und Karriere. Habsburgische Beamte in Brüssel und Wien im 18. Jahrhundert. Wien – Köln – Weimar 2004; Faber, Eva: Litorale Austriaco. Das österreichische und kroatische Küstenland 1700– 1780. Trondheim-Graz 1995; Obersteiner, Gernot Peter: Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark. Die Repräsentation und Kammer (1749–1763) als neue Landesbehörde des aufgeklärten Absolutismus. Graz 1993; Vushko, Iryna: The Politics of Cultural Retreat. Imperial Bureaucracy in Austrian Galicia, 1772–1867. New Haven-London 2015; Řezník, Miloš: Neuorientierung einer Elite. Aristokratie, Ständewesen und Loyalität in Galizien (1772–1795). Frankfurt am Main 2016; Röskau-Rydel, Isabel: Zwischen Akkulturation und Assimilation. Karrieren und Lebenswelten deutsch-österreichischer Beamtenfamilien in Galizien (1772–1918). München 2015; Fellerer, Jan: Sprache und Politik: Das galizische Verwaltungswesen (1772– 1914). In: Österreichische Osthefte 1–2 (2004), 51–90; Scharr, Kurt: Die Landschaft Bukowina. Das Werden einer Region an der Peripherie 1774–1918. Wien – Köln – Weimar 2010.

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staatliche Repräsentanten und deren Wirkungskreis in der Peripherie ins Zentrum rückt und zum anderen deren »berufliche« Beziehung zur Zentrale einer Analyse unterzieht.18 Daran anknüpfend bietet die gleichfalls von Stefan Brakensiek gemeinsam mit Judit Pál und András Vári vorgestellte Monographie Herrschaft an der Grenze einen vertiefenden Zugang zum Zusammenspiel herrschaftlicher Verwaltungspraxis und der heterogenen, netzwerkgebundenen lokalen Beamtenschaft im ungarischen Komitat Sathmar (rum. Satu Mare).19 Betreffend die Kernfragen eines herrschaftlichen Personalmanagements im 18. Jahrhundert lassen sich zudem aus der Forschungstradition zu den einzelnen Fürstentümern im Reich einzelne Aspekte zu Selektionskriterien wie Ausbildung und Netzwerk, zur Verhältnismäßigkeit von Kompetenz und gesellschaftlichem Stand, zur Gestaltung der Dienstverhältnisse – wie etwa die Aufnahme und die Beendigung – sowie Elemente von sozialer Sicherheit thematisch herauslösen.20 Im Besonderen Rolf Malte plädiert in seinem Aufsatz aus dem Jahr 2014 über imperiale Biographien dafür, die Geschichte kleiner Männer – nach Osterhammel (»Biografische Wende«) – zu beleuchten, und zudem das Großreich als Bewegungs-, Erfahrungs- und Vorstellungsraum sichtbar zu machen. Malte verweist auf die Möglichkeit, dass Akteure ihr Amt jenseits der Staatsmacht als Schaffensraum nutzten, und hebt hervor, dass die imperiale Verfasstheit eines Herrschaftskomplexes durch erweiterte Mobilitätsbedingungen die Geisteshorizonte von Individuen entscheidend prägte.21 Der Interessenszugewinn an der herrschaftlichen Beamtenschaft und deren singuläre Stellung im staatlichen Machtgefüge spiegelt sich auch in der Publikation Figures of

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Brakensiek, Stefan: Lokale Amtsträger in deutschen Territorien der Frühen Neuzeit. Institutionelle Grundlagen, akzeptanzorientierte Herrschaftspraxis und obrigkeitliche Identität. In: Staatsbildung als kultureller Prozess. Strukturwandel und Legitimation von Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Ronald G. Asch und Dagmar Freist. Köln-Weimar-Wien 2005, 49–67 sowie Brakensiek, Stefan: Fürstendiener – Staatsbeamte – Bürger. Amtsführung und Lebenswelt der Ortsbeamten in niederhessischen Kleinstädten (1750–1830). Göttingen 1999. Herrschaft an der Grenze. Microgeschichte der Macht im östlichen Ungarn im 18. Jahrhundert. Hg. v. Stefan Brakensiek, Judit Pál und András Vári. Köln-Weimar-Wien 2014. Wunder, Bernd: Privilegierung und Disziplinierung. Die Entstehung des Berufsbeamtentums in Bayern und Württemberg (1780–1825). München-Wien 1978; Heuvel, Christine van den: Beamtenschaft und Territorialstaat. Behördenentwicklung und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550–1800. Osnabrück 1984; Straubel, Rolf: Beamte und Personalpolitik im altpreußischen Staat. Soziale Rekrutierung, Karriereverläufe, Entscheidungsprozesse (1763/86–1806). Potsdam 1998; Hohkamp, Michaela: Herrschaft in der Herrschaft. Die vorderösterreichische Obervogtei Triberg von 1737 bis 1780. Göttingen 1998; Brakensiek, Stefan: Neuere Forschungen zur Geschichte der Verwaltung und ihres Personals in den deutschen Staaten 1648– 1848. In: Verwaltungseliten in Westeuropa (19./20. Jh.). Hg. v. Erik Volkmar Heyen. Baden-Baden 2005, 297–326. Rolf, Malte: Einführung. Imperiale Biographien. Lebenswege imperialer Akteure in Groß- und Kolonialreichen (1850–1918). In: Geschichte und Gesellschaft 40 (2014), 6–12. Zur Vertiefung der Sammelband: Eliten im Vielvölkerreich. Imperiale Biographien in Russland und ÖsterreichUngarn (1850–1918). Hg. v. Tim Buchen und Rolf Malte. Berlin-Boston 2015.

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Authority von Peter Becker und Rüdiger von Krosigh wider, die sich auf einen kulturhistorischen Zugang stützt.22 1.3 Quellenmaterial und Forschungsdesign Der frühneuzeitliche Bürokratisierungsschub korreliert mit dem vorhandenen Aktenmaterial zum Thema. In dieser Phase der Herrschaftsverdichtung, wie sie sich in der Verfeinerung administrativer Techniken bemerkbar machte, kam es gleichfalls zu einer Vermehrung von einschlägigem Aktenmaterial zur Personalwirtschaft.23 Innerhalb des Untersuchungszeitraumes zwischen 1718 und 1753 bestehen große Unterschiede im Umfang der einsehbaren Aktenfaszikel, deren Anzahl gegen Ende des Untersuchungszeitraumes merklich zunimmt; deshalb lassen sich die vertiefenden Fragen zum habsburgischen Personalmanagement ab den 1740er Jahren erheblich besser darstellen als in den Jahren zuvor. Für die dargelegte Fragestellung bedeutet dies gleichzeitig, dass einige Elemente der Personalpolitik sehr gut bearbeitbar und somit beantwortbar sind, während andere Zugänge teilweise offenbleiben müssen. Auf diesen quellenmäßigen Voraussetzungen fußt das Forschungsdesign des vorliegenden Beitrages. Das Fundament der Untersuchung sind die Bestände aus den Österreichischen (OeStA),24 Ungarischen (Magyar Nemzeti Levéltár / Magyar Országos Levéltár, MOL)25 und Rumänischen Staatsarchiven (Arhivele Naţionale ale României, ANR),26 die die Erhebungen nachvollziehbar machen sollen.

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Figures of Authority. Contributions toward a Cultural History of Governance from the Seventeenth to the Twentieth Century. Hg. v. Peter Becker und Rüdiger von Krosigk. Brüssel 2008. Etwa der Sammelband: Herrschaftsverdichtung – Staatsbildung – Bürokratisierung. Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der Frühen Neuzeit. Hg. v. Michael Hochedlinger und Thomas Winkelbauer. Wien–München 2010. Dabei wurden aus dem Bereich des Finanz- und Hofkammerarchivs [FHKA] folgende Bestände herangezogen: FHKA Neue Hofkammer [NHK] Ältere Banater Akten [ABA], FHKA NHK, Jüngere Banater Akten [ JBA], FHKA NHK BanaterA [BA], Besondere Banater Akten, FHKA NHK Kaale [Kammerale] U [Ungarn] Banater A. Kempf, FHKA NHK Banater Akten in publico-contentiosis, FHKA Alte Hofkammer [AHK], Hoffinanz Ungarn Vermischte Ungarische Gegenstände [VUG], FHKA AHK, Hoffinanz Ungarn rote Nr., [FHKA], Sondersammlungen und Selekte [SUS]. Aus dem Bereich des Kriegsarchivs [KA]: KA Zentralstellen [ZSt], Hofkriegsrat [HKR], Hauptreihe [HR] Akten, KA ZSt HKR, Sonderreihe [SR] Militärgrenze, KA ZSt (Militär-) Hofkommissionen [MilKom] Neoacquistica Akten 1–3. Aus dem Bereich des Haus- Hof- und Staatsarchivs [HHStA]: HHStA Kriegsakten 281-1, HHStA Länderabteilungen [LA], Österreichische Akten [ÖA], Österreich – Staat 1-28 und HHStA Ungarische Akten. Magyar Nemzeti Levéltár  – Magyar Országos Levéltár  / Ungarisches Nationalarchiv  – Ungarisches Landesarchiv [MOL], E303 Landes-Administration in dem Banat Temesvár 1716–1779. Arhivele Naţionale ale României [ANR]. Serviciile județene ale Arhivelor Naționale Timiş [SJAN Timiş], Comandamentul General Bănăţean, Direcţia Montanistică Bănăţeană sowie Colecţia de Documente Muzeul Banatului.

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Da dieser Beitrag nach den Interessen des Staates im Rahmen herrschaftlicher Personalorganisation fragt, treten als primäre Quellengrundlage die bereits erwähnten Verwaltungsakten in Erscheinung, die durch die Einbeziehung bereits editierter Quellensammlungen abgerundet worden sind,27 unter denen die mehrteilige Aktensammlung von Lajos Baróti Adattár délmagyarország XVIII századi történetéhez hervorzuheben ist.28 Bis auf wenige Ausnahmen ist die Quellensprache Deutsch; die Ausnahmen beziehen sich auf die Bereiche Medizin und Religion, wo Quellenmaterial in Latein zur Verfügung steht. 2 Das Organigramm. Behörden und Postenstruktur 2.1 Die involvierten Behörden. Beständige Institutionen und ein neues Gremium Der Beschluss des Wiener Hofes, die bis zur Formung des osmanischen Eyalets von Temeswar 1552 zum Königreich Ungarn gehörenden niederungarischen Komitate zu inkorporieren, war in Hinblick auf die zuständigen Verwaltungskörper innerhalb der Wiener Zentralregierung von einigen Modifikationen begleitet. Ähnlich wie es nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1704–1714) bezüglich der Administration des Königreichs Neapel-Sizilien und der Österreichischen Niederlande mit dem »Spanischen Rat« (Supremo Consejo de España, 1714–1735) und dem »Höchsten Rat der Niederlande« (Conseil suprême des Pays-Bas, 1717–1757) geschah, wurde auch hier ein eigenes behördliches Gremium für die »Neoacquistica« im Südosten der Monarchie geschaffen.29 Unter dem Namen »Neoacquistische Subdelegation« erfolgte die Einrichtung eines gänzlich neuen Verwaltungskörpers, welcher fortan neben dem Banat auch für die territorialen Zugewinne in Nordserbien mit Belgrad, der Kleinen Walachei (Oltenien) und einen Grenzstreifen in Nordbosnien zuständig war.30 Die personellen Ressourcen für dieses neue, den zentralen Hofstellen zuarbeitende Expertengremium stammten aus dem Bereich der kaiserlichen Hofkammer und aus jenem des Wiener Hofkriegsrats.31 27

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Wolf, Josef: Quellen zur Wirtschafts-, Sozial- und Verwaltungsgeschichte des Banats im 18. Jahrhundert. Hg. vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Tübingen 1995; Tafferner, Anton: Quellenbuch zur Donauschwäbischen Geschichte. 4 Bde. München 1974– 1983; Girurescu, Constantin C.: Material pentru istoria Olteniei sub Austriaci. 3 Bde. București 1913–1947. Baróti, Lajos: Adattár délmagyarország XVIII. századi történetéhez. 2 Bde. Temesvár 1893–1904. Zedinger, Die Verwaltung der österreichischen Niederlande, 23–95. Nach Kallbrunner fußt die Gründung der Subdelegation auf einem Gemeinschaftsvertrag zwischen Hofkammer und Hofkriegsrat vom 21. Mai 1718. Kallbrunner, Das kaiserliche Banat, 24. Zur Geschichte des Hofkriegsrats Fellner, Thomas und Kretschmayr, Heinrich: Die Österreichische Zentralverwaltung. 1. Abteilung, Bd. 3, Aktenstücke 1683–1749. Wien 1907, 49–52; Vgl. Regele, Oskar: Der österreichische Hofkriegsrat 1556–1848. Wien 1949.

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Bereits in den 1680er Jahren bestand unter dem Vorsitz von Leopold Karl von Kollonitsch (1631–1707) eine neoacquistische Hofkommission aus Hofkammer- und Hofkriegsräten, welche sich um die Neuorganisation der aus osmanischer Hand befreiten Gebiete in Ungarn kümmerte.32 Ab 1745 wurde die »Neoacquistische Subdelegation« von einer »Hofkommission in Transylvanicis, Bannaticis, et Illyricis« abgelöst, die ab 28. Juli 1747 unter der Bezeichnung »Hofdeputation in Banaticis, Transylvanicis et Illyricis« firmierte.33 Der Hofkriegsrat war ursprünglich in erster Linie mit der Organisation der habsburgischen Militärgrenze gegen osmanische Übergriffe betraut gewesen. Infolge des Wandels der Armee zum stehenden Heer wurde das Kompetenzportfolio des Rates erheblich erweitert. Im Allgemeinen war der Hofkriegsrat zuständig für die Verwaltung des kaiserlichen »miles perpetuus«, der verpflegt, einquartiert, uniformiert und ergänzt werden musste. Außerdem ging es auch darum, die Befehle zu vermitteln und die Kommunikation zwischen Kaiser und Feldherren sicherzustellen, bei der es um Vorschläge zur Ernennung von Feldherren, Festungskommandanten und Regimentsinhaber, aber auch um die Beförderungsfragen der Generalität und der Stabsoffiziere ging. Der Hofkriegsrat war daher auch für die Ausstellung von Patenten und Bestal32 33

Mayer, Theodor: Verwaltungsreform in Ungarn nach der Türkenzeit. Sigmaringen 1980, 20–34. Korruption und mangelndes Vertrauen in die ungarischen Beamten und Verwaltungsinstitutionen verhinderten 1718 mitunter die neuerliche Eingliederung des Banats in Ungarn. Trócsányi, Zsolt: Reformok előtt. A Ministerialkonferenz in Rebus Transylvanicis és a Hofcommission, illetve Hofdeputation in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis (1745–1751). In: Levéltári Közlemények 57, 2 (1986), 189–245 sowie das Dekret an den Präsidenten der umgewandelten Deputation Ferdinand Alois Graf Kolowrat-Krakowsky (1682–1751) vom 28. Juli 1747: »Demnach allerhöchst gedacht – Ihro Kayserlich Königliche Mayestät dero Dienstes zu seyn befunden, sothanne unter seinem des Herrn Grafens Prasidio bis anhero gestandene Hof-Commission nunmehro als eine Hof-Deputation, und zugleich zu Einem unmittelbar und independenten Hof-Mittel mit aller anklebenden Activitat, Vor-Rechten, und Würden, welche dero übrigen Hof-Canzleyen, und unmittelbaren Hof-Stellen beygeleget seyed, unter seinem des Herrn Grafens als Prasidenten weiters fortzusetzenden Prasidio dergestalten allergnadigst zu ernennen, und zu erklären, das Sye Hof-Deputation gleich anderen dero Hof-Canzleyen, und unmittelbarem Hof-Stellen gehalten, und geachtet, und Von Selben Hof-Canzleyen, und Hof-Stellen sowohl, als auch Von iedermänniglich dafür angesehen, und erkennet: nicht minder auf eben jene arth mit dieser unmittelbaren Hof-Deputation bey allen sich ergebenden Vorfallenheiten, und dahin einschlagenden Geschäfften, wie zwischen denen Hof-Canzleyen, und Hof-Stellen sonsten üblich, sich betragen, folgsam die mündliche Einverständnus, und schriftliche Correspondenz fürs künftige mit Selbiger gepflogen werden: im übrigen aber es bey der vorherigen Verfassung sein gänzliches Verbleiben haben solle, das nemblich jene Materien, welche bis anhero bey dero Ministerial-Conferenz tractiret worden, auch fernershin bey derselben vorzunehmen seyen. Alß wird solche allerhöchste WillensMeynung in Craft allergnädigster Resolution, und Befehls dem Herrn Grafen als Prasidenten der unmittelbaren Hof-Deputation in Transylvanicis, Bannaticis, und Illyricis, zu seiner Wissenschaft, Legitimation, du Verhalt hierdurch eröffnet, allermassen auch das hierunter weiters benöthigte an alle Hof-Canzleyen, und Hof-Stellen unter heutigem Dato bereits ergangen. Und es Verbleiben anbey mehr allerhöchst ernannt Ihro Mayestät mit Kayserlich Königlichen wie auch Landesfürstlicher Gnad Ihme Herrn Prasidenten wohlgewogen«. OeStA HHStA LA ÖA Österreich – Staat 1-28 [18.07.1747].

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lungsbriefen, für die Verleihung besonderer Funktionen oder Kommanden als auch für die Verfassung von militärischen Instruktionen zuständig. Diese Angelegenheiten erfolgten unter Vorbehalt der kaiserlichen Entscheidung, was ebenso für die Justizpflege und die Entscheidungen zu Beurlaubung und Entlassung galt. Der Hofkriegsrat organisierte das Heeresergänzungsgeschäft und, im Einverständnis mit der Hofkammer sowie dem Generalkriegskommissariatsamt, das Kriegsmaterial. Auch die Organisation des Proviantwesens beruhte auf der Zusammenarbeit mit dem Generalkriegskommissariatsamt und dem Obristproviantamt. Dem Verantwortungsbereich des Hofkriegsrats oblag schließlich auch das Befestigungs- und Militärbauwesen durch die Festungskommandanten und durch das Fortifikationsbauzahlamt sowie sämtliche Angelegenheiten im Kontext des Schiffs- und Brückenwesens.34 Im Gegenzug musste die Hofkammer die notwendigen Mittel zur Finanzierung des Krieges und der Hofstellen und ihrer nachgeordneten Provinzialbehörden bereitstellen.35 Als zentrale Kassastelle fungierte die Universalbankalität.36 Durch die Einrichtung des Banats als Kron- und Kammerdomäne fielen die Finanzen wie auch die Regalien der neuen Provinz gänzlich in den Bereich der Hofkammer. Die Motivation des Wiener Hofes zur Einrichtung des Banats als kaiserliche Kron- und Kammerdomäne fußte vordergründig auf dem Leitgedanken, sich dieses neue Territorium unter fiskalischen Gesichtspunkten möglichst vielfältig zu eigen zu machen, mit dem Zweck, das Staatseinkommen zu erhöhen. Dabei bot die rechtliche Festlegung der Provinz als kaiserliche Domäne einen gesicherten Rahmen, um als alleiniger Profiteur die Ressourcen des Banats für sich zu nutzen, denn im Kern war das Banat nun Eigentum des Kaisers. Zudem garantierte diese Rechtsform dem Wiener Hof sämtliche Erträge und Vermögen aus der Provinz. Darunter waren etwa die Einkünfte aus dem Mautwesen, dem Salzwesen oder dem Bergwerkswesen sowie gleichermaßen die von den Banater Untertanen zu zahlende »Contributionale« und diverse Steuern zu verstehen. Der Kaiser hatte folglich das Recht zum Verkauf oder zur Verpachtung der Banater Ressourcen.37

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Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Nach den Feld-Acten und anderen authentischen Quellen. I. Serie, Bd. 1. Hg. v. der Abteilung für Kriegsgeschichte des k. k. Kriegs-Archives. Wien 1876, 190–194. Im Detail bei: Kriegsführung und Staatsfinanzen. Die Habsburgermonarchie und das Heilige Römische Reich vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des habsburgischen Kaisertums 1740. Hg. v. Peter Rauscher. Münster 2010. Die 1714 gegründete Staatsbank wurde 1745 aufgehoben. Banater Angelegenheiten wurden der 1745 errichteten Hofkommission für Münz- und Bergwesen unter dem Vorsitz von Karl Ferdinand Königsegg von Erps (1696–1759) übertragen, welche 1747 zum Münz- und Bergwesenshofkollegium umgeformt wurde. Dazu beispielsweise Lacko, Miroslav: Bergbau und Staatsfinanzen der Habsburgermonarchie in der Zeit der Staatsreformen 1748–1749. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 125, 2 (2017), 365–366 sowie Baróti, Adattár 1893, 76. Ein Recht, von welchem ab 1759 für zehn Jahre Gebrauch gemacht wurde, als die Einnahmen des Banats innerhalb dieses Zeitfensters an die Ministerial-Bancodeputation verpfändet wurden. Dazu

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In jenen habsburgischen Provinzen hingegen, in denen es Landstände gab, waren diese zum Teil sowohl für die Einhebung zusätzlicher Steuern, die eigenständige Finanzierung und Aufbringung von Truppen sowie für die Einhebung von Zöllen, Mauten etc. verantwortlich.38 Nach der Eroberung Ungarns im Großen Türkenkrieg (1683–1699) wurde dort das Komitatssystem wieder eingeführt. In den ständisch verfassten Komitaten rangierte an der Spitze der Verwaltungshierarchie der grundbesitzende Komitatsadel, welcher mit weitreichenden Kompetenzen hinsichtlich Rechtsprechung, Verwaltung und Gesetzgebung ausgestattet war. Das Komitat als regionale Selbstverwaltungskörperschaft gliederte sich in eine Generalversammlung, in eine Partikularversammlung und in das Komitatsgericht. In der vom Ober- oder Vizegespan einberufenen Generalkongregation wurden neben den legislativen, judikatorischen und administrativen Agenden auch personalpolitische Entscheidungen getroffen, z. B. die Wahl der Abgeordneten zum ungarischen Landtag, die sogenannten ständischen Ablegaten. Auch die Komitatsbeamten, welche die alltägliche Amtsführung erledigten, wurden von den Ständen gewählt.39 Diese Praxis verdeutlicht den hohen Stellenwert und den weitreichenden Einfluss der regionalen adligen Kräfte. Die im Kontrast zur zentral gesteuerten Variante stehende Verfahrensweise veranlasst den Wiener Hof, das Banat als Krondomäne einzurichten.40 Daher waren innerhalb des Untersuchungszeitraumes sämtliche personalpolitischen Entscheidungsprozesse und Maßnahmen auf das Engste mit den hier angesprochenen drei Wiener Behörden – dem Hofkriegsrat, der Hofkammer und der Neoacquistischen Subdelegation – verknüpft. 2.2 Die zentrale und regionale Postenstruktur Die Neoacquistische Subdelegation (einschließlich der zwei Nachfolgeinstitutionen) war jene Behörde, die den direkten Draht zum Banat herstellte. Um personalpolitische Einsichten zu gewinnen, bieten sich zwei Quellengattungen besonders an. Die eine

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Kulcsár, Krisztina: Kaiser Joseph II. und die »übereifrigen« Beamten im Temeswarer Banat 1768. In: Deutsche Sprache und Kultur im Banat, Hg. v. Wynfried Kriegleder, Andrea Seidler und Jozef Tancer. Bremen 2015, 147–172, hier 148–149. Rauscher, Peter: Quellen der obersten landesfürstlichen Finanzverwaltung in den habsburgischen Ländern (16. Jahrhundert). In: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Hg. v. Josef Pauser, Martin Scheutz und Thomas Winkelbauer. Wien  – München 2004, 144–152. Zur Lokalverwaltung in Ungarn Haselsteiner, Horst: Joseph II. und die Komitate Ungarns. Herrscherrecht und ständischer Konstitutionalismus.Wien – Köln – Graz 1983, 26–38 sowie Brakensiek/Pál/Vári, Herrschaft an der Grenze, 53–56. Siehe dazu auch die Überlegungen bei Kalmár, János und Varga, János: Einrichtungswerk des Königreichs Hungarn (1688–1690). Stuttgart 2010, 459–470.

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sind die jährlich herausgegebenen Staatsschematismen,41 die auf häufig auftretende und personalpolitische Veränderungen innerhalb des jeweiligen Kalenderjahres (Todesfälle, Krankheiten) allerdings keine Rücksicht nehmen, weshalb diese Schematismen nur mit Vorsicht zu benützen sind. Der andere Bestand sind die partiell überlieferten Protokolle der Subdelegation über die wirkliche personelle Zusammensetzung in den einzelnen Sessionen, die präzisere Auskünfte über die tatsächlichen Einflussnehmer in den personellen Entscheidungsprozessen liefern.42 Die Amtsträger der Subdelegation bekleideten in den ersten Jahren ihres Bestehens Funktionen als Präsident, Rat, Sekretär, Buchhalter/Rechnungsbeamter bzw. »Raithrath« oder »Raithoffizier« und Konzipist. Mit der Zeit erweiterte sich dieser Kreis um zusätzliches Assistenzpersonal wie Ingrossisten,43 Praktikanten, Kanzlisten, Accesisten und die Kanzleidiener in der zusätzlichen Funktion von Portieren. Im Jahr 1748 arbeiteten in der Behörde 22 Amtsträger.44 Im Banat selbst erfolgten erste provisorische Maßnahmen, noch bevor die spätere Konzeption der Administration ihre organische Ausfertigung und eine längerfristig gangbare Postenstruktur erhielt. Eine eigens gebildete Einrichtungskommission setzte erste Akzente zur vorläufigen Administration der Provinz. Jene auftragsgebundene kommissionelle Arbeitsgruppe bestand aus dem in Slawonien stationierten Kaiserlichen Rat und Kameralpräfekt Alexander Johann von Kallanek als Oberkommissar und dem zum Zeitpunkt im benachbarten Siebenbürgen stationierten Kaiserlichen Rat und Oberproviantkommissar Ignaz Hahn als unterstützenden Co-Kommissar. Von Seiten des Militärs hatte Eugen von Savoyen bereits erste Personalentscheidungen getroffen, indem er zunächst den General der Kavallerie Claudius Graf Mercy (1666–1734) als kommandierenden General im Banat einsetzte und dem Generalfeldwachtmeister Franz Anton Paul Graf Wallis von Karighmain (1678–1737) das Kommando über die Festung (Festungskommandant) übertrug. Beide Entscheidungen des Feldherrn waren anfänglich provisorischer Natur, doch bekleidete Mercy dieses

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Wie beispielsweise der Schematismus des Jahres 1729: Unter dem Präsidium von Peter Anton von Hilleprand tagten die Räte Johann Heinrich von Harrucker, Johann Paul von Stockhammer, Johann Baptist Marc. von Zuana, Heinrich Joseph von Koch und Johann Ferdinand von Moser. Als Sekretäre fungierten Franz Matthias (C)Kopper und Matthias Martin Müller. Für die Rechnungslegung zeichneten zwei »Raithräthe« (Franz Wolf Schickmayr von Staindlberg und Georg Marc Helferstorfer) verantwortlich. Als Konzipist war Paul Luchs von Luchsenfeld angestellt. Fallweise wurden noch von Seiten des Hofkriegsrates Joseph Ferdinand von Reichskron, Sekretär Jenisch und Konzipist Ployer herangezogen. Siehe dazu Kaiserlicher Und Königlicher / Wie auch Erz- Herzoglicher / Und Dero Residenz-Stadt Wien / Staats- und Stands Kalender / Auf das Jahr MDCCXXIX. Mit einem Schematismo gezieret. Wien 1729, 65–66. Zu Fallbeispielen von Protokollen siehe OeStA KA ZSt MilKom Neoacquistica Akten 1–3. Begriff für die Tätigkeit eines Schreibers. Vom lat. ingrossare: etwas mit großer Schrift ins Reine schreiben. Status Personalis et Salarialis. Bey der kayserlich königlich in Transylvanicis Bannaticis undt Illyricis angeordneten Hoff Deputation. OeStA FHKA NHK ABA, März 1748, fol. 137r–140r.

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Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1734 und Wallis, bis man ihn im selben Jahr zum Gubernator des Fürstentums Siebenbürgens beförderte.45 Aufbauend auf diesen behelfsmäßigen personellen Vorstufen, richtete man Anfang September 1718 die Temeswarer Landesadministration als führendes regionales Gremium für das Banat ein.46 Die aus verteidigungspolitischen Überlegungen strategisch bedeutsame Funktion des Banats wird, sobald man den Blick auf die Zusammensetzung dieses Führungsgremiums richtet, augenscheinlich: Das Präsidium oblag bis zur Umstrukturierung im Jahre 1751 stets einer hochrangigen adeligen militärischen Führungskraft, welche das Amt des Präsidenten in Personalunion mit jenem des kommandierenden Generals für das Banat ausübte. Diesen administrativen Ausschuss ergänzten zwei Hofkammerräte (Administrationsräte), der Festungskommandant und der Oberkriegsproviantkommissar. Dieses geschäftsführende Gremium mit seinem Sitz in Temeswar wurde von einer wachsenden Anzahl von Personal unterstützt, welches primär unter militärischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten das zumeist administrative Alltagsgeschäft in der Grenzprovinz abzuwickeln hatte. Dabei handelte es sich um Buchhalter, Kassiere, Konzipisten, Schreiber, Kanzlisten oder Praktikanten. In der Provinz verteilten sich die Amtsträger auf die Distriktsbezirke des Banats (Großbetschkerek / serb. Zrenjanin, Karansebesch / rum. Caransebeş, Tschanad / rum. Cenad, Lippa / rum. Lipova, Tschakowa / rum. Ciacova, Fatschet-Lugosch / rum. FăgetLugoj, Orschowa / rum. Orşova, Pantschowa / serb. Pančevo, St. Andres-Temeswar / rum. Sân Andrei, Neupalanka / serb. Banatska Palanka, Werschetz / serb. Vršac). In jedem Distrikt waren ein Distriktsverwalter, ein Gegenschreiber (kontrollierender Finanzbeamter) sowie meistens mehrere Unterverwalter und bezahlte Oberknesen angestellt. Die Distriktsverwaltung selbst wurde von Amtsschreibern, einem Feldscherer, Forstpersonal sowie Husaren und gegebenenfalls Panduren unterstützt. Vier Distriktsverwalter bekleideten zumindest phasenweise die Funktion eines Oberdistriktsverwalters, welcher mehrere Distrikte unter einer Art Oberaufsicht administrierte. Hinzu kamen jene Beamte, die das wirtschaftlich bedeutsame Zoll- und Mautgeschäft in den separat eingerichteten Mautämtern zu verwalten hatten, von denen es im Jahre 1740 im Banat 24 Standorte gab. Die administrative Schaltzentrale, das Mautoberamt, befand sich in Temeswar. Dort waren ein Mautinspektor, ein Buchhalter, ein Expediteur sowie zwei Kanzlisten beschäftigt. In den Filialmautämtern waren

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Im Detail bei Jesner, Sabine: »… ein taugliches Subjectum finden«. Habsburgische Personalpolitik im neu eroberten Banat (1716–1718). In: Via Wien. Musik, Literatur und Aufklärungskultur im europäischen Austausch. Hg. v. Franz M. Eybl. Bochum 2017, 187–204. Einen Einblick über die Tätigkeiten der Neoacquistischen Subdelegation und der Einrichtungskommission bietet ein Protokollexzerpt über die von der Subdelegation besprochenen Agenden bis zum 19. Juni 1720. OeStA Ka ZSt MilKom Neoacquisitsche Akten 2, 131, fol. 48r–51r. Von Langer wird der 3. September 1718 als Beginn für die Temeswarer Landesadministration angeführt. Langer, Serbien, 164.

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zumindest ein Mauteinnehmer oder -aufseher und »Überreiter« angestellt.47 Gleichermaßen waren Angestellte im Salz- und Bergwerkswesen Teil der Beamtenschaft. Im Bereich des Bergwerkswesens gehörte zu den Facharbeitern auch das administrativ tätige Personal im Bereich der Bergwerksorganisation und des damit verknüpften Finanzwesens. Während es 1727 vier »Salz-Leegstätten« in Temeswar, Lippa, Fetislam (serb. Kladovo) und Neupalanka gab,48 befanden sich im Jahr 1749, abgesehen von einer Verlegung des Salzamtes von Fetislam nach Karansebesch, wiederum vier Salzämter im Banat. Das Salzwesen wurde durch Salzeinnehmer, Salzwaagdiener, Salzgegenschreiber und Salzüberreiter verwaltet.49 Neben diesem zivilen und permanent angestellten Fachpersonal darf auf das Militärpersonal (Landesauditor, Fortifikationsbauschreiber, Kasernenverwalter, Generalauditorleutnant, Militäringenieur) nicht vergessen werden. Weiters ist auch noch das kirchliche, primär römisch-katholische Personal zu erwähnen. Dies waren sowohl der Bischof von Tschanad und einzelne römisch-katholische Kanoniker, welche mittels Stipendien entlohnt wurden, als auch religiöse Orden wie die Jesuiten, die Franziskaner, die Barmherzigen Brüder und die Minoriten, die eine finanzielle Zulage erhielten.50 Die skizzierte Postenstruktur fungierte innerhalb des Untersuchungszeitraums mit kleineren Modifikationen (Abänderung einzelner Amtsbezeichnungen) als personelle Basis. Politische Ereignisse und damit verflochtene Veränderungen des Personalbedarfs führten zwangsläufig zu zumeist temporären Umformungen des Apparates. Dies spiegelte sich in der Quantität des Personalstands ebenso wider wie in der Limitierung oder Erhöhung der personellen Ressourcen und im Bedarf an Spezialpersonal.

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Status Personalis. Uber das Kayserliche Mauthweesen in dem Temesvarer Bannat. Was die Besoldungen pro Anno 1740 betragen. OeStA FHKA AHK HF U VUG 30 B, fol. 944r–945v. Die Besoldungsauslagen für 1740 umfassten 10.052 Gulden. Im Banat gab es nur landesherrliche Mauten. Das Mautwesen wurde nach dem »Vektigal- und Mautprojekt« aus dem Jahre 1720 eingerichtet, und seit 1733 war die Verordnung »Mauttarif und -instruktion« in Kraft, wobei der Wert der Ware vom Beamten geschätzt wurde und daraufhin die Berechnung des Zolls erfolgte. Ausgeführt bei Jordan, Die kaiserliche Wirtschaftspolitik, 61. Zum Status Personalis 1727 siehe OeStA FHKA NHK ABA 5, Januar 1728, fol. 130rv. Zum Status Personalis 1749 siehe OeStA FHKA NHK ABA 21, September 1749, fol. 291r–292r. Exemplarisch das Status Personalis 1740. Vgl. OeStA AHK HF U VUG 30 B, fol. 930r, 944r–945v, 954r–v, 956r–957v. Juhász, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15 (1962), 200–245; Juhász, Coloman: Das Tschanad-Temesvarer Bistum während der Türkenherrschaft 1552–1699. Dülmen in Westfalen 1938. Diplich, Hans: Die Domkirche in Temeschwar. München 1972.

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3 Prozessmanagement und Leistungsbürokratie Die Auseinandersetzung mit Personalfragen in der Neuzeit erfordert es, die Beziehung von imperialem Arbeitspotenzial und  – im habsburgischen Fall katholisch-christlichen  – Herrschenden zumindest zu umreißen. Dabei ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor allem die Forderung nach Loyalität der Fürstendiener hervorzuheben, womit im Gegenzug, solange noch keine rechtlich festgelegten und rigoros umgesetzten Selektionskriterien bestanden, loyale Amtsträger mit Förderung und Wohlwollen der Herrschenden rechnen konnten. Im vormodernen Territorialstaat vollzog sich schrittweise die Herrschaftsverdichtung mit vertiefenden und verfestigenden Regeln und Normen sowie die Ausgestaltung der behördlichen Institutionen – ein Vorgang, der den personellen Ausbau der herrschaftlichen Behördenapparate verlangte. Immer mehr Positionen wurden geschaffen, und immer mehr Beamte wurden angestellt. Im Kontext des herrschaftlichen Personalmanagements kam es zudem zu perfektionierten Kontrollmechanismen und normierten Kommunikationswegen, wie es etwa hinsichtlich des Prozedere bei Bewerbungsverfahren und dem Supplikenwesen erkennbar ist. Die habsburgischen Beamten im Banat fungierten als delegierte Herrschaftsträger und waren Akteure, die mit ihrem Handeln im Auftrag des imperial Herrschenden in Wien auf regionaler Ebene Macht ausübten.51 Die sich entwickelnden Bestellungsverfahren im Personalwesen wurden als Kriterium für die Zugehörigkeit zu einer landesfürstlichen Institution gewertet.52 Trotz der fortschreitenden Entflechtung der Gewalten in der Frühen Neuzeit folgte die administrative Einrichtung des Banats der Tradition des Absolutismus, die sich in einer nahezu gänzlichen Steuerung und Lenkung von oben äußerte. Dieser Umstand spiegelte sich gleichfalls in der Ausgestaltung der Dienstverhältnisse wider. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis das Beamtenrecht in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vertiefende Erweiterungen und Konkretisierungen erfuhr, welche zum Charakteristikum des heute geläufigen und teilweise stereotypen Bildes der Beamtenschaft wurden. Sowohl die zwei »Pensionsnormale« aus den Jahren 1771 und 1781 als auch der »Hirtenbrief« Josephs II. aus dem Jahre 1783 enthielten arbeitsrechtliche Bestimmungen mit weitreichenden Konsequenzen für das berufliche und private Leben der habsburgischen Beamten.53 Gleichzeitig mit der Festlegung hoher moralischer Standards (Arbeitsethos) für die Beamtenschaft im Zuge ihrer Tätigkeit selbst wurden hin51 52

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Brakensiek, Herrschaftsvermittlung, 7–14. Wendehorst, Stephan, Westphal, Siegrid: Reichspersonal in der Frühen Neuzeit. Überlegungen zu Begrifflichkeit und Konturen einer auf Kaiser und Reich bezogenen Funktionselite. In: Reichspersonal. Funktionsträger für Kaiser und Reich. Hg. v. Anette Baumann, Peter Oestmann, Stephan Wendehorst und Siegrid Westphal. Köln – Weimar – Wien 2003, 15. Josephs II. Erinnerung an seine Staatsbeamten (Hirtenbrief) vom 13. Dezember 1783 wurde publiziert bei Kropatschek, Joseph: Handbuch aller unter der Regierung Kaiser Joseph II. für die K. K. Erbländer ergangenen Verordnungen und Gesetze. Bd. 5. Wien 1786, 181–201. Bezüglich des

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sichtlich der Unterstützung von Amtsträgern und deren Familien innovative Zugänge initiiert. Es entstand das sogenannte »Alimentationsprinzip«, das die Grundlage für das Berufsbeamtentum bot und Beamten eine lebenslange Versorgung sicherte.54 In der ersten Hälfte des 18.  Jahrhunderts waren dergleichen arbeitsrechtliche Aspekte allerdings noch lange nicht zur Gänze ausgehandelt und normiert. Dieser Umstand erlaubt es, den Blick auf Vorstufen von Dienstverhältnissen zu werfen, in welchen der vormoderne Staat als Arbeitgeber fungierte. Mit der hier angesprochenen Weiterentwicklung normativer Festschreibungen der arbeitsrechtlichen Dimension nahm auch die Forderung nach einer ausbildungsmässigen Professionalisierung der Beamtenschaft im öffentlichen Dienst zu, denn nun war nicht mehr die alleinige Zugehörigkeit zum adeligen Stand maßgeblich, der für die Übernahme von Beamtenposten ausreichte bzw. berechtigte.55 Die Leistung, wie sie sich etwa durch lange Dienstzeiten festmachen lässt, wurde graduell zum Anknüpfungspunkt möglicher Zuwendungen und Unterstützungen durch den staatlichen Arbeitgeber sogar über die Dienstzeit hinaus. 3.1 Die Organisation des Dienstverhältnisses Neuzeitliche Dienstverhältnisse mit öffentlich-rechtlichem Charakter waren an die Person des Herrschenden gebunden. Im Untersuchungszeitrum taucht die Bezeichnung »Beambter« bereits auf, obwohl immer noch viel eher von Fürstendienern die Rede ist, bei denen das intensive Treueverhältnis zum Herrscher artikuliert wird. Trotzdem galten einzelne Amtsträger nicht als Gegenstand der disziplinierenden Gewalt des Herrschenden, sondern, wie Stefan Brakensiek betont, vielmehr als interessengeleitet handelndes Gegenüber innerhalb einer ungleichen Machtbalance.56

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Pensionsnormale 1771 und 1781 siehe Schwabe, Vincenz: Das allgemeine österreichische CivilPensions- und Provisions-System. Wien 1844, VII–XIII und XVII–XXII. Thiemer, Beate: Das Alimentationsprinzip. Erklärungsansätze seit den Anfängen einer finanzwissenschaftlichen Theoriebildung. Berlin 1992; Wunder, Bernd: Die Entstehung des modernen Staates und des Berufsbeamtentums in Deutschland im frühen 19. Jahrhundert. In: Leviathan 2, 4 (1974), 459–478. Zur Entwicklung des Beamtentums in der Habsburgermonarchie neben der Literatur in Fußnote 17 gleichfalls Allmayer-Beck, Christoph Joh.: Militär, Geschichte und Politische Bildung. Wien – Köln – Weimar 2003, 31–66; Hintze, Otto: Der österreichische und der preussische Beamtenstaat im 17. und 18. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift 86, 3 (1901), 401–444; Megner, Karl: Beamtenmetropole Wien 1500–1938. Bausteine zu einer Sozialgeschichte der Beamten vorwiegend im neuzeitlichen Wien. Wien 2010; Heindl, Waltraud: Bürokratisierung und Verbürgerlichung: Das Beispiel der Wiener Zentralbürokratie seit 1780. In: »Durch Arbeit, Besitz, Wissen und Gerechtigkeit«. Hg. v. Hannes Stekl, Peter Urbanitsch, Ernst Bruckmüller und Hans Heiss. Wien – Köln – Weimar 1992, 193–202. Jüngst Forgács, Peter D.: Der ausgelieferte Beamte. Über das Wesen der staatlichen Verwaltung. Wien – Köln – Weimar 2016. Brakensiek, Fürstendiener – Staatsbeamte – Bürger, 4.

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3 1 1 Der Diensteintritt Bewerbung und Selektion Ein wesentlicher Punkt sämtlicher Maßnahmen zu den Humanressourcen war die Auswahl und Rekrutierung möglicher Mitarbeiter. Dabei gilt es, im Zuge des Anstellungsprozedere als Prozess nicht nur nach formalen Kriterien zu fragen, sondern auch nach praktischen Selektionskriterien. Überlagert werden diese Grundfragen oftmals durch die Möglichkeit der internen oder externen Personalbeschaffung innerhalb des Wirkungsraums. Zudem muss der Aspekt strategischer Personalplanung bedacht werden, bei der es im Grunde um die Berücksichtigung vorausschauender Überlegungen zum Ersatz-, Neu-, Reserve-, Zusatz- oder um einen Freistellungsbedarf ging. In der Zeitspanne zwischen der Eroberung der Festungen und dem Friedensschluss in Passarowitz 1718 erfolgte die Rekrutierung der personellen Ressourcen nahezu gänzlich von außerhalb der neuen Provinz. In den folgenden Jahren entfalteten sich zusätzliche Möglichkeiten der Anwerbung, die eine intern orientierte Dimension der Personalbeschaffung inkludierten, bei der zuallererst Versetzungen innerhalb des habsburgischen Verwaltungsapparats erfolgten. Von besonderer Bedeutung erscheint in diesem Kontext der Aspekt der Planbarkeit von Stellen. Aus den wenigen überlieferten »Status Personalis« lassen sich Details zu den öffentlichen Ämtern entnehmen: Der jeweilige Amtsinhaber wurde mitsamt der für ihn veranschlagten Besoldung angeführt. Diese Planungsübersicht der Banater Stellen musste stets im Voraus für das darauffolgende Jahr eingesandt werden, und ein Begleitaufsatz mit suggestivem Charakter begründete die Notwendigkeit für die Stellen, um sie für die in Wien Zuständigen argumentativ nachvollziehbar zu machen. Der »Status Personalis« selbst war zumeist Teil der gleichfalls eingesandten »Kameral und Miltair Extracte«. Der Wiener Hof konnte somit die Banater Personalagenden in Verbindung mit den Eingängen und Ausgaben der Provinz analysieren.57 Zahlreiche archivierte Mitteilungen über den Tod von Funktionsträgern lassen vermuten, dass ein sehr hoher Prozentsatz von Neubesetzungen auf das Ableben des jeweiligen Vorgängers zurückging, womit es sich um Nachbesetzungen handelt. Sogleich nachdem ein militärischer oder ziviler Staatsbeamter »das Zeitliche mit dem Ewigen verwexlet« hatte, übermittelte die Landesadministration in Temeswar die Information über das »Absterben« an die zuständige Kommission in Wien. Ein zivil-militärisch gemischter Ausschuss sichtete derweil die amtlichen Dokumente des Verstorbenen und zog für die Amtsführung der Landesadministration wichtige Dokumente ein (»Spör«). In Form eines Inventariums wurden die vorhandenen Vermögenswerte eruiert, Aktiva und Passiva einander gegenübergestellt, womöglich vorhandene Testa-

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Status Personalis als auch Militär- und Kameralbilanz des Banats 1740. Siehe OeStA FHKA AHK HF U VUG 30 B, fol. 922r–966r, 971r–982r.

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mente auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft, um weitere Schritte setzen zu können.58 Parallel dazu kreisten die Gedanken bereits um die Nachbesetzung und die fachlichen Qualitäten der potentiellen Kandidaten. Die Personalauswahl selbst ist als bedeutendes Instrument der habsburgischen Personalpolitik einzustufen, denn es sollten loyale und qualifizierte Beamte ausgewählt werden, welche die Interessen der Monarchie in der Provinz würdig und fähig zu vertreten vermochten. Die Grundzüge der Personalauswahl lassen sich auf drei Ebenen verorten. Während die Stellenbesetzung der obersten Führungsebene der Banater Bediensteten gänzlich über die Wiener Zentrale gesteuert wurde, ist auf der mittleren Ebene bereits ein gewisses Ausmaß an lokalem Einfluss greifbar, während die Entscheidungsträger in Wien die Anwerbung der Knesen auf der untersten Ebene kaum berührte. Die unbesoldeten, aber kontributionsfreien Dorfknesen wurden für einen Zeitraum von drei Jahren zumeist frei von der Dorfgemeinschaft gewählt, und mit der Ablegung des Amtseides war der Knes in seiner Funktion bestätigt. Für die Neubesetzung einer Oberknesenposition erfolgten durch die Dörfer Vorschläge an das Distriktsverwalteramt. Dieses leitete den Dorfvorschlag als auch die eigenen Vorstellungen an die mit der Entscheidung bevollmächtigte Landesadministration weiter. Besonders dem Vorschlag des Verwalteramts wurde in Ermangelung einer persönlichen Bindung zu den Kandidaten Gehör geschenkt. Die begehrten besoldeten Oberknesenstellen wurden 1742 gleichfalls auf eine Amtszeit von drei Jahren beschränkt und eine neuerliche Kandidatur verboten.59 Hierbei lassen sich erste Ansätze lokaler Selbstverwaltung durch die Bevölkerung erkennen. Da der Großteil der Banater Beamtenschaft (Distriktspersonal, Wirtschaftsämter, Assistenzfachpersonal der Landesadministration) der mittleren Ebene zuzuordnen ist, werden die relevanten Personalverwaltungspraktiken hier besonders hervorgehoben. Ein (mit)gestalterischer Einfluss der Landesadministration wird durch die Praxis des Dreiervorschlags (Terna) erfassbar. Auf der Suche nach einem »capablen subjectum« musste das regionale Führungsgremium »drey subjecta« vorschlagen.60 Dies bedeutete, dass die Landesadministration einen ausführlichen Bericht an die Wiener Behörden (Subdelegation, Hofkommission oder Hofdeputation) sandte, in welchem

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Als umfassendes Fallbeispiel ist das Prozedere nach dem Tod des Distriktsverwalters Nikolas Grübel facettenreich überliefert. Vgl. OeStA FHKA NHK ABA 12, September 1742, fol. 26r–40r. Feneșan, Costin: Streiflichter zur Geschichte der Banater Ober- und Dorfknesen von 1716 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Das Banat im 18. Jahrhundert. Hg. v. Universitatea de vest din Timișoara. Timișoara 1996, 5–31. Obwohl von Feneşan nicht näher ausgeführt, ist davon auszugehen, dass der Amtseid der Dorfknesen vom Distriktsverwalter in seiner Funktion als imperialer Beamter abgenommen worden ist. Vgl. die Überlegungen zur Anstellung eines Mauteinnehmers in Orschowa einschließlich des Verweises auf eine Anordnung vom 2. Oktober 1720, jeweils drei Kandidaten vorzuschlagen. Dazu die Note der Landesadministration an die Hofkammer vom 19. November 1720. OeStA FHKA NHK Ältere Banater Akten 3, fol. 9r–11r.

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die drei favorisierten Bewerber ausführlich beschrieben und gleichzeitig die Empfehlung der Landesadministration begründet wurden. In Wien diskutierte man hierauf die Vorschläge im Plenum und formulierte daraufhin eine Empfehlung an den Monarchen bzw. an die Monarchin. In den Protokollen finden sich immer wieder vertiefende Überlegungen bezüglich der bestmöglichen Wahl; dennoch war die Praxis des Dreiervorschlages auf die zivilen und somit der Hofkammer unterstehenden Fachkräfte beschränkt. Organisatorisch davon abzugrenzen ist die Bestellung der militärischen Positionen, denn dazu findet sich zumeist nur eine kurz gefasste Note des Hofkriegsrats an die Hofkammer, in der die bereits gefällte Entscheidung der Landesadministration mitgeteilt wurde. Ersichtlich wird dies etwa bei der Besetzung der Stelle eines Feldkriegskanzlisten im Jahre 1723: »Der löblichen kayserlichen Hof Kammer hiemit in Freundschaft zuerwidern; Wasmassen die durch jüngsthin erfolgten Todtfall des Feldkriegs-Canzlisten Haan bey der in dem Temeswarer Banat stehenden Kayserlichen. Feldkriegs Canzley in Erledigung gestorbenen Feld Kriegs Canzlisten Stelle dem Marco Andrea Kemeter auf dessen gehorsamstes Bitten, und in Ansehung, das er nach absolvirten Studii sich einige Zeit bey der kayserlichen Hof-Kriegs-Canzley gebrauchen lassen, auch sonst Ihme beywohnenden gutten aigenschaften samb der von gedachtem seinem Vorfahren genossen ganzen Verpflegs-Besoldung verlihen worden seye […]«.61

Der Hofkriegsrat verdeutlichte in der hier zitierten Note, dass die zu besetzende Position mit dem impliziten Wunsch des Bewerbers Kemeter verbunden war. Obwohl die Formulierung »auf dessen gehorsamstes Bitten« gern und oft benutzt wurde, erscheint es durchaus plausibel, dass Kemeter ein (nicht mehr überliefertes) Ansuchen an den Hofkriegsrat gestellt hatte. Dergleichen Anträge waren im Bereich der zivilen Postenneuvergabe sehr häufig und, wie es scheint, auch verpflichtend notwendig, um erfolgreich zu sein.62 Man findet solche persönlichen Bewerbungsschreiben in den meisten Fällen dem Dreiervorschlag der Landesadministration beigelegt, die oftmals kein Datum enthalten. Nichtsdestotrotz gehen aus dem Geschriebenen die Intention und der Wunsch nach einer Anstellung für eine zumeist bereits konkrete Stelle klar hervor. Der Aufbau und die Gliederung solcher Ansuchen ähneln einander stark, auch sind innerhalb des Untersuchungszeitraumes keine wesentlichen Änderungen hinsichtlich des Aufbaus und des Stils auszumachen. Variieren konnten die Ansuchen am

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Schreiben des Hofkriegsrates an die Hofkammer vom 1. April 1723. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 1087r. Die Hofkammer forderte von der Landesadministration am 4. Mai 1728 die Nachreichung von Bewerbungsschreiben (»Memorialien«) und verweist auf die Praxis des Dreiervoschlages. OeStA FHKA NHK ABA 5, Mai 1728, fol. 7r.

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ehesten in puncto sprachlicher Gewandtheit der Supplikanten. Im Folgenden werden drei Beispiele für unterschiedliche Positionen vorgestellt, um den doch sehr hohen Wert des Quellentypus für die hier besprochene Forschungsfrage zu illustrieren. Als erstes Beispiel dient das undatierte Bewerbungsschreiben des »Hofkriegs Buchhalterey Raithoffizier« Johann Michael Waldtmüller63 für das Amt eines Kameral- und Feldkriegskassiers im Jahre 1721: »Gnädig: und Hochgebiettende Herrn Herrn. Euer Excellenz und Gnaden ist ohne deme Gnädig bekhant, wie das der in dem Bannat zu Temeswar gestandene Kayserliche Bancalitäts Cassa Verwahlter Windekher64 vor wenigen Tagen mit Todt abgegangen, woandurch dessen Stölle nunmehro eröffnet stehet; Wann nun aber der unumbgänglichen nothwendighkeit halber zu Ihro Kayserlichen. Mayestät. Dienst solche von Eur Excellenz und Gnaden dem nechsten mit einem andern tauglichen Subjecto ohnfehlbar zuersetzen sein wirdt, und ich sowohl im Commissariat als Proviant Feld Diensten vorhin schon über 8. Jahr gestanden, sonderlich aber von Zeit der lezten Hofkammer einrichtung bey der Kayserliche Hofkriegsbuchhaltery alß würklicher Raithofficier Vermög des unterm 30.ten Decembris 1717ten Jahres mir Allergnädigst zurgefertigten Decrets, auß nachstehenden Bewögursachen, nembl. meines habenden guten Studii, dan der durch verschiedene Campagnen so wohl im Heyligen Römischen Reich, alß im Königreich Hungarn, wie nicht weniger in Flandern by dem Feldtkriegscommissariat, und Obristen Feldtproviantambt erworbenen guten Experienz, und anderen beywohnenden feinen Qualiteten, allergnädigst resolviret worden bin; wessentwegen dan mich zu Verwahltung des Temiswarer Bannats-Cassa Dienst nicht allein genuchsamb fähig gemacht zuhaben; allerdings erachte, sondern auch zu Ihro Kayserliche Mayestät allerunterthänigsten Diensten mich alß ein treu gehorsamster Vasall, und hiesiges Landteskindt, auch an denen eysersten Endten dero allerglorwürdigist beherschenden Reichen mit all den meinigen zu Sacrificiren entschlossen bin; alß Gelangt an Euer Excellenz und Gnaden mein unterthänigstes gehorsambstes Bitten, dieselbe geruhen die eingangs berührt, und zu dato noch vacant stehende Cassa-Verwahlters Stölle im Temiswarer Bannat auß beygerukhten wenigen Motiven mir Vor anderen cum onere et comodo gleichwie es der abgelebte Windekher vertretten in gnaden zu conferiren, in ferner gnädigen Beobachtung, das andurch dem Kayserlichen Arario mein alhier genüsssende Besoldung hiewiderumben in die Er-

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Johann Michael Waldtmüller war später in Mähren angestellt. Es sind zahlreiche Beschwerden durch die Wiener Zentrale über sein Vorgehen bei der Rechnungslegung bezeugt, wie z. B. ein Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 9. April 1735 über fehlende Beilagen. OeStA FHKA NHK ABA 7, April 1735, fol. 251r. Es handelt sich dabei um Joseph Ferdinand Windegger. Der ehemalige FeldkriegszahlamtskassaOffizier wurde 1717 für das Banat rekrutiert. Die Universalbankalität bemerkte in einem Schreiben an den Hofkriegsrat zur Person Windeggers vom 28. April 1717: »umbwillen der Erste (Windegger) bey dem vorhin gewesten Kriegs Zalambt etlich jahr gut und Fleissig gedienet«. OeStA FHKA AHK HF U rote Nr. 498, fol. 280r–v.

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spahrung gebracht wirdt, der mich zu Eurer Excellenz und gnaden hohen Hulden, und Gnaden in tiefister Submission unterthänigst gehorsambst empfehlen. Euer Excellenz und Gnaden. Unterthänigst gehorsambster Joh. Michael Waldtmüller«.65

Für die Stelle gab es insgesamt zwei Bewerber. Waldtmüller erhielt gegenüber dem »Bancalitets Militar Buchhalterey Officier« Johann Egidi Huber den Vorzug.66 Als zweites Beispiel fungiert ein Ansuchen des späteren Administrationsbuchalters Georg Wilhelm Hagen für die Funktion als Bergwerksbuchhalter um 1728: »Hochlöbliche Kayserliche Hofcammer. Ihro Hochgräfliche Excellenz Gnädig und Hochgebiettetieste Herren Herren. Es ist mir in sicherer Erfahrung zugekommen, welcher gestallten allhier in diesem Temesvarer Bannath und zwar in dem Bergwerk zu Oroviza ein Kayserlicher Bergwerks Buchhalter angestellet und aufgenommen werden solle; Wann nun Ich hier orts schon einige Jahr her in Kayserlichen Diensten stets gebrauchet worden, auch ohne eitlen Ruhm mich darinen dergestallten geübet habe; das Ich sothaner Function gar wohl ein genüge zu thun getraue, wie Ich mich dann absonderlich darauf geleget, was zu Administrirung eines dergleichen Officy am meisten nöthig ist; Als gelanget an Euer Excellenz und Gnaden mein unterthänigst und gehorsambstes Bitten, desselbe geruhen mir die Hohe Gnad widerfahren zu lassen, und Mich /: weilen Ich ohnedem schon im Land gegenwärig bin :/ Vor anderen zu Betrettung sothanen Diensts, nebst dem dazu ausgemessenen jährlichen Verpflegs-Gehalt gnädigst an und aufzunehmen. Ich werde dabey Meines Orths unermüdeten Fleiß und application auch unterthänigster Cammer niemalen etwas erwinden lassen, der ich mich zu gnädigster Referirung in tiefester Submission empfehle. Euer Hochgräflichen Excellenz und gnädig Hochgebiettentister Herren Herren. Unterthänigst und gehorsambster Georg Wilhelm Hagen«.67

Und schließlich ein Motivationsschreiben von Ferdinand Theodor Quise um die Anstellung als Konzipist aus dem Jahre 1736:

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»cum onere et commodo« (dt.: mit Last zum Vorteil/Nutzen); Bewerbungsschreiben von Joh. Michael Waldtmüller. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 174r–175r. Der Akt umschließt zudem eine Empfehlung der Deputation an Karl VI., welche mit einem kaiserlichen »placet« versehen ist, sowie drei Berichte der Buchhaltung. Des Weiteren ist eine Supplik von Johann Anton de Jean von Hansen (1686–1760) aus Temeswar vorhanden, in welcher er um die Zuerkennung der durch den Tod des Kassiers Windegger frei gewordenen 300 Gulden bat. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 168r–172v. Bewerbungsschreiben von Georg Wilhelm Hagen um 1728. OeStA FHKA NHK ABA 5, April 1728, fol. 17r–18r.

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»Hochlöbliche Kayserliche Hofcammer. Gnädig Hoch gebietende Herren Herren, Euer Excellenz und Gnaden ermühe mich in tiefester Erniedrigung vorzutragen, was massen der bey dem Neoacquistischen Mauth Directorio gestandenen Concipist Michael Schuster als Buchhalter bey dem Banatischen Mauth Wesen bis auf allergnädigste Ratification an gestellet, folglich die durch diese Veränderung in Erledigung kommende Concipisten Stelle einem anderweitigen capablen und in teloni und Camerali versirtem Subjecto aufgetragen werden dörffte. Da nun nach vollbrachten completen Cursu Juridico, und dessen bey dem Kayserlichen Reichs Hoffrath zuruckgelegt Praxi mich anfänglich im Königreich Hungarn, darauf in denen Neoacquistischen Ländern unter Assistenz deren hungarländischen Cammer Rath, und Banatischen Administrations Rath Conrad und Benedict von Neffzern eine zureichige Cognition dem 30igst und Mauthwesen, auch re Camerali, und was deme anhängig überkommen, so forth mich getrauete, zur Beförderung allerhöchsten Herrn Dienst obangeregte Concipisten Stelle zu vertreten. Solchemnach ergehet an Euer Excellenz und Gnaden mein Unterthanig gehorsamstes bitten, dieselbe geruhen in mildester Erwegung oberwehnter meiner Fähigkeit und hierdurch dem höchsten Herrn Dienst erwachsenden Nutzen falhß Eingangs angeregter Michael Schuster bey der Banatischen Mauthwesens Buchhalterey gelassen, auf mich die gnädigste reflexion zu nehmen, und bey erfolgender Eröffnung der Kayserlichen Directorial Concipisten Stelle, solche mir in hohen Gnaden angedeihen zu lassen […]. Ferdinand Theodor Quise«.68

Dem argumentativen Aufbau der vorliegenden drei Schreiben ist zu entnehmen, dass die Einleitung oft einen Hinweis auf den Vorgänger enthält und die Umstände angesprochen werden, warum die Stelle neu zu besetzen ist. Leider ist zumeist nicht angeführt, wie man von der frei gewordenen Position Kenntnis erlangt hat. Es ist daher anzunehmen, dass entweder altersbedingte langwierigere Erkrankungen ein zeitnahes Freiwerden von Amtsstellen vermuten ließen oder Mundpropaganda eine Rolle spielte, was eine gute kommunikative Vernetzung innerhalb der habsburgischen Beamtenschaft zur Voraussetzung haben muss. Den Hauptteil der Bewerbungsschreiben nützten die Supplikanten für die positive Darstellung ihrer Person und ihrer persönlichen »Meriten« (Verdienste, Qualifikationen). Diese Angaben bedürfen der umsichtigen Analyse, da es offensichtlich darum ging, sich selbst in einem möglichst positiven Licht darzustellen. Zwangsläufig konnte dies dazu führen, dass die Darstellung des Lebenslaufs Gefahr lief, unverhältnismäßig aufgebauscht zu werden. Im Kern wurde auf vorhergegangene kaiserliche Dienstverhältnisse und die hierbei errungenen Erfahrungen verwiesen. In diesem Kontext finden auch diverse Aktivitäten in Kriegszeiten, militärische Einsätze, im Rahmen von Kampagnen oder etwa im Tross kaiserlicher Ge-

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Bewerbungsschreiben von Ferdinand Theodor Quise vom 9. Oktober 1736. OeStA FHKA NHK ABA 7, Feb 1737, fol. 1194 rv.

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sandtschaften Erwähnung. Zumeist wurde zwar auf die gute Ausbildung und allfällige Studien verwiesen, doch mangelt es meist an Detailangaben, um vertiefende Einsichten über den tatsächlichen Bildungsstand zu gestatten. Bei akademischer Vorbildung handelte es sich primär um rechtswissenschaftliche Studien,69 die am verlässlichsten auf die Qualität des Bewerbers schließen lassen. Eine Ausnahmeerscheinung sind Zeugnisbestätigungen, wie sie Johann Michael Clausen seinem Bewerbungsschreiben für die Stelle als Aktuar bei der Landesadministration im Jahr 1730 beifügte. Dabei handelt es sich um die Kopie eines im Jahre 1717 in Wien ausgestellten »Attestati de absoluto Studio Philosophico« sowie um die Kopie eines ebenfalls 1721 in Wien ausgestellten »Attestati Super absoluto Studio Juridico«.70 Zur Präsentation des persönlichen Portfolios gehörten auch grundlegende Fertigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen sowie die Betonung vorhandener Sprachkenntnisse. Zumeist wurde kurz auf das »ausgemessene Gehalt« verwiesen, dessen Höhe und Art sich im Wesentlichen an demjenigen des Vorgängers orientierte. Derartige Schriftstücke umfassen durchschnittlich zweieinhalb handschriftliche Seiten und ermöglichen Rückschlüsse auf mögliche Selektionskriterien. Man kann davon ausgehen, dass entsprechend der heutigen Praxis bei der Formulierung von Motivationsschreiben auch damals gewünschte Anforderungen im Anschreiben aufgegriffen wurden, um die eigenen Qualifikation zu betonen und die eigene Position gegenüber anderen Bewerbern zu stärken. Im Besonderen bezüglich des Verwaltungspersonals auf der mittleren Ebene der Landesadministration in Temeswar, aber auch 69

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»aus Böhm gebürtiges Landtskindt nach absolvirten Studium Juridicum zu Prag« betont Johann Langhoff seine Ausbildung in einem Bewerbungschreiben 1729. OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1730, fol. 190r–191r. Zum Bildungs- und Ausbildungsstand der Beamtenschaft im 18. Jahrhundert empfehlen sich die Arbeiten von Bleek, Wilhelm: Von der Kameralausbildung zum Juristenprivileg. Berlin 1972; Fallenbüchl, Zoltán: Ungarische Staatswissenschaft und Beamtenausbildung im 18. Jahrhundert. In: Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem Ancien Régime. Europäische Ansichten. Hg. v. Erik Volkmar Heyen. Frankfurt am Main 1984, 213–232; Fischer, Wolfram: Rekrutierung und Ausbildung von Personal für den modernen Staat: Beamte, Offiziere und Techniker in England, Frankreich und Preußen in der frühen Neuzeit. In: Studien zum Beginn der modernen Welt. Hg. v. Reinhart Koselleck. Stuttgart 1977, 194–217; Fischer, Wolfram, Lundgreen, Peter: The Recruitment and Training of Administrative and Technical Personnel. In: The Formation of National States in Western Europe. Hg. v. Charles Tilly. Princeton 1975, 456–561; Gönczi, Katalin: Die Juristenausbildung in Ungarn vom aufgeklärten Absolutismus bis zum Ende der Habsburgermonarchie. In: Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg. Hg. v. Zoran Pokrovac. Frankfurt am Main 2007, 37–79; Kubiska-Scharl, Irene, Pölzl, Michael: Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711–1765. Eine Darstellung anhand der Hofkalender und Hofparteienprotokolle. Innsbruck – Wien – Bozen 2013; Khavanova, Olga: Official Policies and Parental Strategies of Education. Hungarian Noblemen in the Age of Maria Theresa. In: Adelige Ausbildung. Die Herausforderung der Aufklärung und die Folgen. Hg. v. Ivo Cerman und Luboš Velek. München 2006, 95–115. Das Beglaubigungsschreiben der Philosophischen Fakultät ist in Latein, auf den 13. Juli 1717 datiert, und vom emeritierten Professor Gerardus Hilleprand beglaubigt. Die Bestätigung der Juridischen Fakultät ist gleichfalls auf Latein verfasst, auf den 20. Juli 1721 datiert, und von Prof. Benedictus Eberhardus Molitor signiert. OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1730, fol. 188rv.

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in den Bereichen des Maut-, Berg- und Salzwesens kam es stets auch auf die sprachliche Kompetenz der Bewerber an. Neben dem Deutschen und Lateinischen ging es darum, auch mit der lokalen Bevölkerung kommunizieren zu können, weshalb rumänische bzw. serbische Sprachkenntnisse als vorteilhaft galten und sich auf eine Bewerbung positiv auswirkten. Des Weiteren fungierte eine bereits vorhandene »Experienz« als Pluspunkt.71 Abhängig von der angestrebten Position konnten die dargelegten Erfahrungswerte allerdings von höchst unterschiedlicher Natur sein; wenn es der Werdegang zuließ, wurde jedoch stets eine lange und treue Dienstzeit angeführt.72 Eine nach heutigem Verständnis außergewöhnliche Bedingung war die persönliche Eignung, welche, markiert durch Religiosität und die schon erwähnte Loyalität, als Einstellungsvoraussetzungen wahrgenommen wurde. Greifbar wird dies durch die Verwendung von Formulierungen wie »Character und Treuepflicht«. Dabei handelt es sich offenbar um etwas, das in der gegenwärtigen Praxis als »Soft Skills« umschrieben werden könnte, d. h. um Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Stressresistenz oder Problemlösungskompetenz.73 3 1 2 Das Dienstverhältnis Zwischen Pflicht und Privileg Auf einem in Wien archivierten und an die Landesadministration expedierten Dokument wurde am 15. April 1728 in einer Zusammenfassung zum Schreiben folgendes festgehalten: »Der Kayserlichen Administration zu Temesvar wirdet erindert, das der Joseph Pällitsch als Bergmeister zu Maidanpeek, und der Peter Zeiller als Buchhalter bey dem Oravitzer Bergwerkh provisoriie anzustellen seye; Übrigens aber wirdet auf den Christoph Tauscher wie auch auf den Georg Wilhelm Hagen bey sich ergebender Aperatury reflectiret werden«.74

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So bemerkt der Lugoscher Distriktspraktikant Joannes Michael Banl 1753: »welchergestalten ich indes submissist unterzohene bereits durch siben jahr als practicant bey dem Lugoscher Verwalter ambt stehe, während sothanner zeit mithin, mittels besitzenden Latein, in denen hiesigen Landes Sprachen mich allerdings perfectionieret, nicht minderes in verschiedener Allerhöchster Herren Diensten öfters gebrauchen lassen […]«. OeStA FHKA NHK ABA 38, Juli 1753, fol. 171r–172r. »Wiezu mahlen ich nun aber eilft Jahr allschon unterthänigst treue Caameral Dienste geleistet, und unter diesen mich Sieben Jahr im obbenambsten hiesigen Bannat zu Gnädigen belieben hier angeordnet Löblicher Kayserlicher Administration«, schreibt Bergwerksregistrator Johann Christoph Spindler in seinem Ansuchen um die Stelle eines Aktuars in Temeswar im Jahr 1730. OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1730, fol. 182rv, 199r. Wunder, Bernd: Die Rekrutierung der Beamtenschaft in Deutschland. Eine historische Betrachtung. In: Leviathan 5, 3 (1977), 371. Zusammenfassung des Schreibens der Hofkammer an die Landesadministration bezüglich mehrerer Stellenneubesetzungen vom 15. April 1728. OeStA FHKA NHK ABA 5, April 1728, fol. 14r.

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Aus dieser kurzen Passage lassen sind zwei wesentliche Anknüpfungspunkte ersehen, die für das habsburgische Personalmanagement von Bedeutung waren: Erstens behielten sich die Wiener Zentralstellen die Möglichkeit vor, gut qualifizierte Bewerber in Evidenz zu behalten; Bewerbungen wie jene von Hagen wurden zielorientiert aufbewahrt. Zweitens wurde die Möglichkeit einer provisorischen Anstellung (»provisorio modo«) angesprochen. Dies erfolgte in weiser Voraussicht, denn seit dem Herrschaftswechsel gab es Kritik an den angestellten Staatsbediensteten aufgrund von mangelhafter Qualifikation und fehlender Kompetenz.75 Die Konstruktion einer provisorischen Anstellung erweckt den Anschein eines Schlupfloches, um sich unliebsamer Angestellter entledigen zu können.76 Bis dato konnte noch keine eindeutige Definition dieses im Wortsinne als interimistisch charakterisierten Dienstverhältnisses erfolgen, denn eine fundamentale Abgrenzung zur Festanstellung lässt sich ob der Aktenlage bislang nicht festmachen. Das Zustandekommen eines herkömmlichen Dienstverhältnisses war mit zwei Punkten verknüpft: die Leistung des Diensteides77 und die Ausstellung eines Anstellungsdekretes. Die Ablegung des Amtseides ( Jurament) erfolgte vor dem Dienstantritt und wurde üblicherweise von der Landesadministration abgenommen. Unter dem Begriff »Intimationsdekret« oder »Versicherungsdekret« verbirgt sich die Bestallungsurkunde. Die Ausstellung derselben erfolgte durch den Herrscher und fungierte als Voraussetzung, um als wirklicher herrschaftlicher Beamter zu gelten. Als Beispiel dient die Bestallungsurkunde für Maxentio Ströber. Infolge der Versetzung – der »Promotion« (Beförderung) – von Johann Georg Unger wurde der Betreffende zu dessen Nachfolger als Kontrollor berufen:

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»Nachdem zu einricht- und Beförderung des oeconomice haubtsächlich erforderlich ist, damit das Personale, so hierinfals die manipulation zu führen hat, mit guten und tauglichen Subjecten bestellt werde. Wohingegen dem Vernehmen nach, und wir hierby kommende Status oder Cathalogen des mehrere weise in dem Banat einige officianten vorhanden, welche theils überflüssig, theils aber mit anderen besseren Subjecten zu veränden – wird einiger auch de novo anzustellen vonnötten seyn solle[…]«, schrieb die Hofkammer an die Landesadministration am 29. Dezember 1719. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dezember 1719, fol. 269r. Johann Anton de Jean von Hansen (1686–1760), der spätere Freiherr, wurde 1720 provisorisch angestellt. Folgende Instruktion erging dabei am 8. April 1720 an die Landesadministration: »Welches also Ihro Kayserlichen Administration zu dem Ende hiemit Erinnert wird, damit selbe Ihme Jean bey seiner hinunterkunft, und auch producirung des Ihme unter heutigen dato außgeförttigten Versicherungs Dekret in die gewöhnliche Pflicht zunemmen, und Ihme nebst Ausfertigung einer ordentlichen Ambts Instruction in die Ihme Vor-Erwehntermassen provisonaliter verliehene Ober-Dreißiger und Salz-Einnehmer Stölle alda zu Temeswar gebrauchlichermassen zu introduciren, wie auch demselben zu seinen unterkommen, Eine anständige Wohnung einzugeben wissen möge. […]«. MOL E303 1cs A 1719, fol. 118r–120v. Eidesformel für die Ober- und Unterhüttleute bei dem k. Kupferbergwerke zu Orawitz sowie Formula Juramenti. 12. Oktober 1718. Abgedruckt in: Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der Königreiche: Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Slavonien und des Großfürstenthumes Siebenbürgen. Bearbeitet von Franz Anton Schmidt. Bd. 6. 1709 bis 1740. Wien 1834, 102–105.

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»Man hätte auf dessen gehorsambstes Anlangen entschlossen, demselben in erwegung seiner angerühmten guten Qualitäten und Fähigkeit, die, durch Substituirung des Johann Georg Ungers zum Bannatischen Cassa Verwalters dienst offen stehende Contralorie deren Militar und Cammeral Haubt Casser zu Temeswar, mit der solcher Dienst-Stellen anfängiger ordinari Besoldung jährlich 600 Fl. wehrenden solcher ambtirungszeit zu geniessen, provisorio modo aufzutragen, in gänzlicher Zuversicht, derselbe werde nach Anordnung und Instruction der vorgesetzten Kayserlichen Administration, solche Contralors Function mit behöriger Treu, Obsorg, und Assiduität jederzeith zu versehen, ihme bester massen angelegen seyn lassen; So mann diesemnach Ihme bestellten Provincial Einnehmer Maxentio Ströber zu seiner Nachrichtlichen Wissenschaft, und gutter Versicherung Mittels gegenwärtigen Decrets bedeuten wollen, umb sich wegen Ablegung des gewöhnlichen Juraments und seiner Anstellung ad officium bey der Kayserlichen Administration gebührend zu insinuiren. Wien 14. Feburary 1739«.78

Die Bestallungsurkunde enthielt neben dem Namen eine Beschreibung der zukünftigen Stelle in Form einer Rollenbeschreibung der Funktion sowie auch Details zur Anstellung und zur Besoldung. Zeitnah mit der Ausstellung des Dekrets erließ die Hofkammer an die Universalbankalität den Befehl zur Auszahlung der Besoldung, die in Quartalsraten erfolgte. Die Gehälter waren fix festgelegt und wurden mit möglichster Regelmäßigkeit an die Bediensteten ausbezahlt. Die Nennung des gewünschten Gehalts in den Bewerbungsschreiben stützt die Annahme, dass mit bestimmten Positionen ein bereits definiertes Gehalt verbunden gewesen sein muss (»charactermässiges Gehalt«).79 Der Wiener Hof war darauf bedacht, seinen Mitarbeitern eine adäquate Unterkunft zur Verfügung zu stellen: Wenngleich ein reales Anrecht auf eine Unterkunft stets verneint wurde, erhielten z. B. im Jahr 1750 neu angestellte Beamte, falls keine staatliche Wohnung zur Verfügung stand, dennoch eine finanzielle Kompensation für ihre diesbezüglichen Auslagen.80 Für außerordentliche Reiseaktivitäten erhielten die Beamten zusätzliche Zulagen in der Form von sogenannten »Liefergeldern« (Reisekostenzu-

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Kopie des Dekrets. MOL E303 4cs A 1739, fol. 62r; Hofkammer informiert die Landesadministration am 16. April 1739 über die Anstellung Ströbers. OeStA FHKA NHK ABA 9, April 1739, fol. 821r. Hauptkassakontrolleur Ströber wurde 1750 auf Empfehlung der Landesadministration zum Oberverwalter befördert. Dazu das Schreiben von Administrationsrat Maximilian von Rosendorf an die Deputation vom 3. Dezember 1749 sowie die Bewerbungsschreiben der insgesamt drei Bewerber. OeStA FHKA NHK ABA 23, Februar 1750, fol. 154r–165r. Aus einer Resolution von Karl VI. ist zu entnehmen, dass 1720 die Gehälter von Distriktsbeamten mit einheitlichen 300 Gulden festgelegt wurden. Resolution Karl VI. vom 7. September 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/3, fol. 98rv. Bericht der Landesadministration über die Verteilung und Koordination der Bedienstetenunterkünfte vom 18. Dezember 1750. OeStA FHKA NHK ABA 27, Januar 1751, fol. 17r–18r.

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schüsse) ausbezahlt.81 Ergänzend zur Entlohnung ist zu betonen, dass die Besoldung der Amtsträger mit singulären Abzügen oder verschiedenen »Arrhen« (Aufgelder, Steuern) belegt war. Für die Banater Beamten spielten die »Dienstarrha«, die »Assignationsarrha« und die »Legitimationsarrha« eine Rolle.82 Bereits 1670 waren von den habsburgischen Beamten einmalig ein Viertel des Gehalts und ab 1681 jährlich fünf Prozent der Besoldung einbehalten worden. Nach einigen Jahren ohne dergleichen Abgaben führte Karl VI. wiederum eine einmalige Dienstarrha von sechs Prozent für alle Hof-, Zivil- und Militärbeamten mit einem »Aerarialbezug«, d. h. staatlicher Besoldung von mindesten 500 Gulden ein.83 Ähnlich einer Ernennungstaxe mussten ab 1715 neu angestellte Staatsbeamte ihr Gehalt mittels zweier Quartalsraten als Dienstarrha versteuern. In der Folge dürfte die Arrha wieder gesenkt worden sein, da Maria Theresia sie 1748 von drei auf fünf Prozent erhöhte. 1751 kam es zur Einführung einer Karenztaxe, welche bei der Ernennung die Hälfte des Gehalts in Abzug brachte.84 1718 bekam die Temeswarer Landesadministration ein gedrucktes Patent übermittelt, welches die Aufforderung zur Bezahlung der ausstehenden »Einlags-Geldter« (Arrhen) an die Universalbankalität binnen 14 Tagen enthielt.85 Ebenfalls in gedruckter Form gibt es für 1718 als Beilage eine aktuelle Regelung zur Legitimationsarrha inklusive der Auflistung der Klassen in Korrelation zum jeweiligen Stand.86 Die Assig-

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Bereits 1720 richtete sich das Liefergeld nach dem Amt. Für die Reiseauslagen und den damit verknüpften Strapazen im Zuge der bereits vollzogenen Konskription wurde »einiges Liefergeldt und zwar einem Kriegs Officier, dan einem Ober Districts-Verwalter jeden täglich 1 Fl 30 xr, einem Districts Verwalter 1 Fl, einem Unterverwalter 30 xr, und einem Hussaren 24 xr« ausbezahlt. Note an die Landesadministration vom 9. November 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/3, fol. 2r. Zum Vergleich eine Übersicht der Dienst-, Assignations- und Legitimationsarrha 1719 in Korrelation mit der Besoldung. Die Aufstellung wurde ohne Berücksichtigung der Neuerung betreffend die Zulagen unter 500 Gulden pro Jahr im Kontext der Dienstarrha vom Kameralobereinnehmeramt in Temeswar am 10. März 1719 zusammengestellt. MOL E303 1cs A 1719, fol. 45r–46r. Mischler Ernst, Ulbrich Josef: Österreichisches Staatswörterbuch. Handbuch des gesamten österreichischen öffentlichen Rechtes. Bd. 2. Wien 1906, 60. Obersteiner, Theresianische Verwaltungsreformen, 118–119. Patent vom 7. September 1718. MOL E303 1cs A 1718, fol. 33r–34r. Im Jahre 1740 musste Christian Ludwig Pezolt im Zuge seiner Anstellung beim »Granitz-Auditoriat-Amt«, infolge des Todes von Mathias Jell, »den 3. Monathlichen Gage-abzug, welchen sonst derley zum Militär gehörige Partheyen gewöhnlich« bezahlen. Pezolt war zuvor Gerichtsschreiber in der Walachei gewesen. Vgl. die Anweisung der Hofkammer an die Universalbankalität vom 15. Dezember 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Dezember 1740, fol. 1096r. Patent zur Legitimationsarrha mit Aufzählung der Klassen. Fürsten und Geheime Räte zählten zur ersten Klasse und mussten pro Jahr 200 Gulden zahlen; zur siebten Klasse gehörten Hof, Zivilund Kameralräte, Referendare und Oberkriegskommissare usw., die jährlich 100 Gulden bezahlten. Zur 14. Klasse gehörten Sekretäre, Advokaten, Hofagenten, Mautbeamte, Salzversilberer usw., welche 15 Gulden an Legitimationsarrha zu bezahlen hatten. MOL E303 1cs A 1718, fol. 35r–36v. Aus einer Note der Hofkammer vom 15. Juni 1723 ist zu entnehmen, dass die Legitimationsarrha zur Kompensation der zu entrichtenden Postkosten aufgehoben worden ist. MOL E303 2cs A 1723, fol. 57rv.

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nationsarrha war pro Quartal zunächst mit drei Prozent festgelegt und 1749 auf fünf Prozent hinaufgesetzt.87 1749 wurden diejenigen Gehälter, sonstigen Unterstützungen und Pensionen, die niedriger als 100 Gulden waren, von der Assignationsarrha befreit.88 Als man Johann Karl Mühlböck im April 1719 zum neuen Konzipisten bei der Temeswarer Landesadministration bestellte, musste er »von Zeith des alda ablegenden Juramentis« von seinem jährlichen Gehalt zu 600 Gulden 15 Gulden pro Jahr an Legitimationsarrha, pro Quartal viereinhalb Gulden an Assignationsarrha und eine Dienstarrha zahlen, deren Summe nicht extra angeführt war; bei einem Prozentsatz von sechs Prozent wären dies 36 Gulden gewesen.89 Für einige Besoldungsgruppen trat ab 1746 eine Vermögenssteuer hinzu, deren Einhebung 1747 folgendermaßen begründet wurde: »Ihro Kayserlich Königliche Mayestät haben bey gegenwerttigen noch immerhin anhaltenden Kriegs-läuffen, und daher dero arario abligenden übergroßen auslaagen, eine ganz ohnvermeidentliche notwenidgkeit zusezen befunden, für gegenwertiges 1747er Jahr mehrmahlen eine wiederholt-allgemeiner ad normam der in dem verwichenen 1745er [1746]90 Jahr publicirten gefaste Vermögens Steuer allergnädigst auszuschreiben […]«.91

Die 1746 normierte Vermögenssteuer umfasste zwölf Paragrafen, wobei alle mit Ausnahme des »armen Bauersmanns« im Ausmaß von zehn Prozent ihres Vermögens belangt werden sollten. Paragraf 10 hielt bezüglich Besoldungen, Pensionen und sonstigen Beihilfen jedoch die abschwächende Regelung fest, dass diejenigen, welche jährlich weniger als 200 Gulden verdienen, von der Vermögenssteuer befreit seien.92 Diese

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Details zur Abgabe der Arrha im Jahr 1719. MOL E303 1cs A 1719, fol. 1rv. Im Jahr 1749 schien die Assignationsarrha von drei auf fünf Prozent erhöht worden zu sein: »[…] pro fundo Suppletorio, á prima des Monaths Novembris, die gewöhnliche Assignations-Arrha, Von Drey auf Fünff per Cento zuerhöhen, und ohne einigen Ausnahmen durchgehends, von allen á Camerali zahlenden Besoldungen, Pensionen, und Gnadengaaben abziehen zulassen uns entschliessen müssen mit dem weiteren anhang, daß die Beamten und Officianten ao aus unterhabenden Amtsgeföhlen, ihre Besoldung selbst empfangen, und einbehalten, quartaliter, mit Einschickung deren Amts-Geldern, zugelich den, von ihren eigenen, und deren unterhabenden, oder bey de Amt allenfalls assignirten Besoldungen, und Pensionen zuentrichthen kommenden Arrhen-Betrag deren fünff per Cento, nebst jedesmahliger Beyfiegung einer besonderen Specification dessen also gewiß baar, und richtig in die Haubt-Cassen abzuführen, und einsenden sollen […]«. Instruktion von Maria Theresia an die Landesadministration vom 19. Oktober 1748. MOL E303 7cs A 1748, fol. 180rv, 185r–187r. Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 20. März 1749. OeStA FHKA NHK ABA 20, März 1749, fol. 20r. Note der Universalbankalität an die Landesadministration vom 17. Juni 1719. MOL E303 1cs A 1719, fol. 73rv. Dokumentiert ist eine Regelung zur Vermögenssteuer aus dem Jahr 1746. Note der Hofkommission in Transylvanicis, Banaticis, et Illyricis an die Landesadministration vom 17. Januar 1747. MOL E303 5cs A 1747, fol. 31rv. Zum gedruckten Patent zur Vermögenssteuer vom 28. Dezember 1746 siehe MOL E303 5cs A 1747, fol.  38r–39v. Das Patent mit Kommentaren in publizierter Form siehe: Supplementum Codicis Austriaci, oder Chronologische Sammlung, aller vom 20. Oktober 1740 als vom Anbeginne der

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Maßnahmen können durchaus als Vorstufe der heutigen Einkommenssteuer gesehen werden. Es ist gut vorstellbar, dass dergleichen verpflichtende Abgaben die Einkünfte einiger Akteure stark schmälerten und das auf den ersten Blick stattliche Gehalt vielleicht nur mit Mühe und Not die wichtigsten Auslagen deckte. Die Beamtenschaft des Banats war unter finanziellen Gesichtspunkten hochgradig inhomogen: Neben wohlsituierten adligen Beamten, welche auf ein gesichertes Erbe blicken konnten, gab es Angestellte, die auf ihr staatliches und vor allem regelmäßig ausbezahltes Einkommen angewiesen waren, um ihren Alltag bewerkstelligen und ihre Familien versorgen zu können. Diesen Zusammenhang gilt es vor allem in Hinblick auf die Frage nach der Notwendigkeit zu berücksichtigen, ein Jobangebot anzunehmen, sich zu bewerben oder vielleicht sogar eine Beförderung oder Versetzung ohne direkten finanziellen Zugewinn auszuschlagen. Es ist davon auszugehen, dass die »Salarien« (Gehälter) für die Banater Beamten aus den wirtschaftlichen Erträgen der Kron- und Kammerdomäne beglichen wurden, wogegen die Zulagen für das militärische Personal (Gage) über den Hofkriegsrat liefen, aber gleichfalls von der Hofkammer organisatorisch abgewickelt wurden.93 Die Gehälter der für das Banat zuständigen Wiener Beamten hingegen wurden zumindest gegen Ende des Untersuchungszeitraumes teilweise aus den Provinzialeinnahmen bezahlt. Seit Ende der 1740er Jahre ist die sogenannte »Hofsquota« – der für den Bedarf der zentralen Einrichtungen bestimmte Anteil an den Provinzialeinnahmen – dokumentiert. Im Jahr 1748 betrug die Hofsquote aus dem Banat 200.000 Gulden pro Jahr.94 Abgesehen davon gab es Arbeitsverhältnisse, die für den Angestellten ein finanzielles Risiko bargen. Eine solche Gruppe stellen die Praktikanten dar, welche verstärkt ab den 1740er Jahren auftauchen. Eine solche Position konnte aus einer längerfristigen Perspektive eine durchaus gelungene Karrierestrategie darstellen, wenngleich diese Stellen meist schlecht, aber immerhin bezahlt waren. Die dabei errungenen Erfahrungen und Einsichten (»Experienz«), wirkten sich positiv auf spätere Bewerbungen aus,

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angetretenen glorreichen Regierung der Allerdurchlauchtigst-Großmächtigsten Römischen Kaiserin zu Hungarn und Böheim Königinn, Erzherzoginn zu Oesterreich Mar. Theresiae, bis lezten Dezember 1758. Fünfter Theil. Wien 1777, 238–241. Vertiefende Einsichten dazu offerieren »Militar Sistema« und »Cameral Sistema« des Banats. Zum Jahr 1740 siehe OeStA FHKA AHK HF U VUG 30 B, fol. 922r–930r, 932r–935v. Note an die Hofdeputation über die Bezahlung der Löhne vom 28. Januar 1751: »Es seye Von Ihro Kayserlichen Königlichen Mayestät an dises gehorsamste Directorium in Publicis et Cameralibus die Consignation des bey Ihr Löblich Kayserlichen Königlichen Hof Deputation befindlichen Status Personalis, nebst der allerhöchsten anwendung, daß die enthaltene Salaria, und übrigens fürohin aus dem Überschus deren Bannatischen Fundorum ohne Unterbruch der Hof Quota bezahlet werden sollen, bereits gelanget, und der Kayserlich Königlichen Hof Cammer communiciret worden«. OeStA FHKA NHK ABA 27, Januar 1751, fol. 13 rv. Die Hofsquota war zugleich Thema in den Sitzungen der Hofkommission in Banaticis, Transylvanicis et Illiricis vom 5. und 10. November 1750. OeStA FHKA NHK ABA 245, fol. 259r, 263v.

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setzen bis zur Aufrückung in eine besser dotierte Stellung allerdings das Vorhandensein von Eigenkapital voraus.95 Auf flüssiges Eigenkapital mussten auch einige Finanzfachkräfte zurückgreifen. Als Voraussetzung für bestimmte Finanzposten wurde mit dem Amtsantritt die Bezahlung einer Kaution fällig,96 was zur Folge hatte, dass zum einen nur eine monetär begünstigte Gruppe gewisse Stellen erreichen konnte und zum anderen diese Amtsträger zugleich mit ihrem privatem Vermögen haftbar waren.97 Die verpflichtende Erlegung einer Amtskaution war etwa mit der Anstellung als Obersalzeinnehmer und »Oberdreißiger« (Oberverwalter des Haupt-Mautamts) verknüpft.98 Johann Michael Waldtmüller als Nachfolger von Joseph Ferdinand Windegger z. B. musste für die Stelle als Kammer- und Feldkriegskassier im Jahr 1721 »Pro Securitate Arary eine pahr Ambts Caution zu 3.000 Fl.« erlegen.99 Samuel Franz von Rebentisch, der ehemalige Salzeinnehmer in Esseg (kroat. Osijek) und bis Juni 1718 Hofkammer- und Administrationsrat im Banat, forderte im Jahr 1722 seine vormals erlegte Amtskaution im Wert von 5.000 Gulden zurück. Nach einer umfassenden Prüfung sämtlicher Rechnungen, die während Rebentischs Amtszeiten in Belgrad (serb. Beograd) und Esseg angefallen waren (»Rechnungsrichtigkeit«), erhielt der Beamte nach Abzug des sogenannten

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Bezeugen lässt sich die Anstellung des Kayserlich Königlichen Hofkriegskanzleiaccesisten Johannes Nepomuk Arbesser als Provinzialpraktikant im Jahre 1750 mit einer Entlohnung von 300 Gulden. Zum Zeitpunkt waren bei der Administration zwei Praktikanten angestellt. Arbesser war der Nachfolger von Tobias Ratsch. Zur Bewilligung der Anstellung durch Maria Theresia das Schreiben vom 18. September 1750. OeStA FHKA NHK ABA 25, September 1750, fol. 149r; sowie bezüglich Arbessers Bewerbungsschreiben siehe OeStA FHKA NHK ABA 25, September 1750, fol. 150r– 151r. Die Ausstellung von Versicherungsdekreten für sechs Banater Distriktspraktikanten mit einer jährlichen Besoldung von 75 Fl erfolgte durch Kempf am 1. Mai 1754. OeStA FHKA NHK BA 67, fol. 673r. Zur Entwicklung der Position »Praktikant« im Kontext fachlicher Ausbildungskonzepte innerhalb der Habsburgermonarchie empfehlen sich die Überlegungen von Konečný, Peter: Die montanistische Ausbildung in der Habsburgermonarchie 1763–1848. In: Staat, Bergbau und Bergakademie. Montanexperten im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Hg. v. Hartmut Schleiff und Peter Konečný. Stuttgart 2013, 105–109. Zur Praxis der Amtskaution Ammerer, Gerhard: Funktionen, Finanzen und Fortschritt. Zur Regionalverwaltung im Spätabsolutismus am Beispiel des geistlichen Fürstentums Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 126 (1986), 161–166. Im Jahr 1711 musste ein ungarischer Proviantverwalter (Ofen) 4.000  Gulden, ein Amtskassier 5.000  Gulden, ein Salzeinnehmer (Pest) 5.000 Gulden, ein Salzgegenhandler (Szomblio) 3.000  Gulden oder ein Salzeinnehmer (Brod) 3.000 Gulden als Amskaution bezahlen. OeStA FHKA AHK HF U VUG 30 A, fol. 187r–188r. Im Jahr 1720 hatte Johann Anton de Jean von Hansen 5.000 Gulden, als Amtskaution im Zuge seiner provisorischen Anstellung als Obersalzeinnehmer und Oberdreißigers nach dem Tod von Anton Häntschel zu bezahlen. Schreiben der Universalbankalität an die Hofkammer vom 6. November 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dez 1720, fol. 676r. Zum mit einem »placet« von Karl VI. versehenen Vortrag aus dem Jahr 1721 siehe OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 164r–165r.

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Rechnungsrestes im Wert von 24 Gulden und 51 ½ Kreuzern beinahe die gesamte Kaution von 4.975 Gulden und 48 ½ Kreuzern zurück.100 Interaktives Personalmanagement lässt sich im alltäglichen Kontext eines Dienstverhältnisses in unterschiedlichen Facetten greifen. Vorgesetzte Amtsträger machten sich bemerkbar, wenn es darum ging, private und berufliche Reisen oder Kuraufenthalte im In- und Ausland zu bewilligen. Auch die Kompensation der damit verknüpften Zulagen und Reisespesen oblag einer formellen Bewilligung, die auf der Grundlage normierter und nach dem hierarchischen Stand festgeschriebener Tagsätze abgegolten wurden (Liefergelder).101 Als Voraussetzung dafür mussten die Banater Funktionsträger eigenständige Anträge an die Zuständigen in Wien stellen, damit ihr Anliegen Gehör finden konnte. Dies geschah unabhängig von beruflichen und auch privaten Angelegenheiten, wie es etwa bei persönlichen Konflikten innerhalb der Beamtenschaft oder bei unbefriedigenden Wohnsituationen der Fall war. Hier fungierten die Kommissionsmitglieder in Wien als scheinbar sachkundige Vermittler und Organisatoren, die im Interesse der Banater Personalangelegenheiten umsichtige Entscheidungen fällten.102 3 1 3 Der Dienstaustritt Tod, Entlassung und Versetzung Im Zuge der Beschäftigung mit dem Banat von Temeswar im 18. Jahrhundert werden die Forschenden immer wieder mit dem vereinnahmenden Ausdruck »Grab der Teutschen« konfrontiert;103 insbesondere Studien aus dem 20.  Jahrhundert werden nicht müde, die klimatisch unleidlichen Bedingungen für Einwanderer aus dem Reich zu betonen. Die Neuankömmlinge waren einem ihnen fremden kontinentalen Klima mit sehr heißen Sommern und kalten Wintern ausgesetzt. Die Sümpfe in den westlichen Landesteilen als auch die von der Bega hervorgerufenen Moräste um Temeswar boten gute Brutstätten für Parasiten, was zur Folge hatte, dass Erkrankungen an »Fie-

100 Punkt 10 des Protokolls der Neoacquistischen Subdelegation vom 30. März 1722 sowie die Auszahlungsanweisung der Hofkammer an die Universalbankalität. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 419r, 424r–425r. 101 Wie in Fußnote 81 zur Praxis der Liefergelder. 102 Nachdem Mauteinnehmer Franz Doborgazi während seiner Amtsverrichtung überfallen und tödlich verletzt worden war, sah sich der Wiener Hof bemüßigt, dessen hinterbliebene Familie zu unterstützen. Infolge einer Bittschrift der Witwe wurden ihre älteren Söhne zu Unterverwaltern und Kanzlisten befördert. Die Witwe selbst erhielt vorallem aufgrund der 34-jährigen Dienstzeit ihres verstorbenen Mannes eine Pension von 100 Gulden im Jahr für die Laufzeit von drei Jahren bewilligt. Siehe dazu den von Maria Theresia bewilligten Vorschlag durch die Deputation vom 14. Juli 1752. FHKA NHK ABA 32, Juli 1752, fol. 360r–365r. 103 Guettler, Hermann: Die Wasserbauarbeiten im Banat von 1757–1779 und die Kultivierung und deutsche Besiedlung des Landes. Diss. Wien 1936, 19.

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bern« sehr häufig waren.104 Nicht nur die Ansiedler, sondern auch die habsburgischen Beamten litten unter diesen klimatischen Voraussetzungen. Die Klagen bezüglich des ungesunden Klimas sind häufig: »[…] daß zu Temesvar wegen des ungesunden Clymatis und andurch erfolgenden villfältigen Kranckheiten«105 oder »[…] muthmasslich wegen den fast durch gehends ausgewissene climate, so auch in der That besonders in entwichenen 1734 Jahr sehr vielen übel bekommen«.106 Mit durchdachten Maßnahmen versuchten die habsburgischen Behörden, zur Verbesserung der Hygienestandards durch den Ausbau von Kanalnetzen zur Trockenlegung von Altarmen und Sümpfen und zur Umleitung von Flüssen beizutragen; mit der Errichtung von Apotheken und Spitälern sollte die Gesundheitsgefährdung von Migranten, aber auch jene der kaiserlichen Amtsträger reduziert werden.107 Aus dem Aktenmaterial ist zu entnehmen, dass der Tod wohl am häufigsten zum Ende eines Dienstverhältnisses führte. War ein staatlicher Dienstnehmer im Banat »mit Tod abgegangen«, lassen sich hinsichtlich der Stellennachbesetzung zwei grobe Schemata definieren: die externe und die interne Nachbesetzung. Hinweise für eine interne Nachbesetzung häufen sich bezüglich der mittleren und niederen Verwaltungsebene. Oftmals hieß es in den Empfehlungen der Landesadministration zur Neubesetzung einer Stelle: da X. »promoviert« wurde, solle ihm Y. nachfolgen bzw. für dessen Position auf Y. »reflectiert« werden. Dabei waren die in Erwägung gezogenen Akteure bekannt und im Banat bereits beruflich aktiv. Dieser Modus ist auch bei den Bestellungspraktiken innerhalb der militärischen Einflusssphäre zu beobachten.108 Regional 104 Gün, Ilknur, Schäfer, Gereon, Gross, Dominik: Medizinische Versorgung und Gesundheitsverhalten in den »donauschwäbischen« Siedlungsgebieten Banat und Sathmar im vormaligen Ungarn (1700–1918). In: Medizingeschichte im Rheinland. Beiträge des »Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker«. Hg. v. Dominik Gross und Axel Karenberg. Kassel 2009, 201–232, 206–209; Schimitschek, Werner: Malaria – Fleckfieber – Pest. Auswirkungen auf Kultur und Geschichte – Medizinische Fortschritte. Stuttgart 1985, 24–25. 105 Bericht des Buchhalters Johann Paul Stätzer vom 29. Oktober 1750. OeStA FHKA NHK ABA 26, November 1750, fol. 166rv, 173rv. 106 Administrationsrat Johann Jakob Benedikt von Neffzer an die Hofkammer vom 5. Februar 1735. OeStA FHKA NHK ABA 7, April 1735, fol. 274rv. 107 Der Deutsche Magistrat in Temeswar musste innerhalb der Stadt die Straßen reinigen und die Kanäle instand halten. Mraz, Einrichtung der kaiserlichen Verwaltung, 234. Zur Vertiefung Petri, Anton Peter: Beiträge zur Geschichte des Heilwesens im Banat. Marquartstein 1988, 181, 536–537, 563 sowie eine zeitgenössische Einschätzung durch den Arzt Kramer, Johann Georg Heinrich: Medicina Castrensis d. i. Bewährte Artzney wider die im Feld und Guarnisons unter Soldaten grassirenden Krankheiten. Wien 1745. 108 So wurde der bei der Feldkriegsexpedition in Temeswar seit zwei Jahren »unentgeltlich« tätige Ernst Carl Dercum im Jahre 1728 Gerichtsschreiber beim Generalats- und Landauditoriatsamt in Temeswar: »Der Löblichen Kayserlichen Hofcammer hiemit in Freundschaft zu erinnern; Nachdeme dem Ernst Carl Dercum auf dessen gehor. Bitten, und auf ansehung seiner bey der Kayserlichen Feldt Kriegs und Administrations expedition zu Temeswar mit embsiger applicirung in das zweyte jahr unentgeltiche gelaisten Diensten, auch besizend guten fähigkeit, und darüber von denen dasigen Banat Commandirenden Herrn Feldt Marchallen Grafen von Mercy eingelegten Vorworts die durch absterben des Theodor Schmidt bey aldarinnigen Kayserlichen Generalats und

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intern orientierte Bestellungspraktiken lassen sich auch im Bereich des Bergwesens nachweisen, wobei lokal errungenem Wissen offensichtlich große Bedeutung beikam. Als im Jahre 1730 der Oberbergmeister in Orawitz (rum. Oraviţa), Johann Christoph Schubert, starb, wurde als dessen Nachfolger Bergmeister Joseph Pällitsch bestimmt: »[…] daß die Ober Bergmeisters Stell zu Oraviza immittels dem Bergmeister Joseph Pällitsch provisorio modo mit jährlich 1200 Fl. Besoldung anvertrauet und kein bedenkhen seye, das der Oravizische Unterbergmeister Lemberger als Bergmeister zu Dognazka mit jährl. 600 Fl. der Markscheider Haubtmann als Unterbergmeister zu Oraviza mit jährlichen 400 Fl. und der Obergeschworene Christoph Tauscher als Bergmeister zu Maidanbek mit 600 Fl. Besoldung, jedoch alle diese Beamte nur der Zeit provisoris modo angestellt werden[…]«.109

Die Hofkammer war bezüglich ihres Kandidatenpools weitmaschig organisiert und rekrutierte ihre Amtsträger zwar bevorzugt aus dem Banat, aber auch aus den umliegenden Provinzen sowie aus Mitarbeitern der für das Banat zuständigen Wiener Behörden. Personalrekrutierungen außerhalb des Banats erfolgten verstärkt bei der Besetzung von Schlüsselpositionen wie der Leitungsposition des Präsidenten der Landesadministration, dem Festungskommandanten und vereinzelt auch bei den Administrationsräten. Das hierbei augenscheinlich werdende Zirkulieren von Akteuren verweist auf weitere Möglichkeiten, die zur Beendigung eines Dienstverhältnisses führen konnten: Dabei handelt es sich um die Praxis der provinzinternen oder provinzübergreifenden Versetzung. Tendenziell selten waren richtiggehende Positionsaustausche wie z. B. im Jahr 1735, als der Temeswarer Feldkriegskonzipist Georg Braittenbach als Administrationskonzipist in die Kleine Walachei ging und im Gegenzug der dortige Administrationskonzipist Wetzstein von Westenheimb als Feldkriegskonzipist nach Temeswar kam.110 Gleichfalls selten kam es zur Kündigung durch den Beamten selbst, doch ist für die Zeit kurz nach der Inkorporation des Banats ein solches Beispiel verfügbar: Der Dreißiger (Mautbeamte) und Salzeinnehmer von Lippa, Johann Heinrich Mayer,

Landt Auditoriat Ambt erledigte Gerichtsschreiber Stölle mit dem von jezternannten Vorfahrer á jährlich dreyhundert Fl genossenen Verpflegs-Gehalt verlyhen worden ist; als wirdet solches Ihro löblichen Kayserlichen Hof-Cammer zur nachricht, und benöthigten weithere Verfügung hiemit in Freundschaft angezaiget; Und es verbleibet deroselben der Kayserliche Hof-Kriegs Rath zu angenehmer Diensterweisung willig und beflissen Ex Consilio Bellico«, Note des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 2. April 1728. OeStA FHKA NHK ABA 5, Mai 1728, fol. 16r. 109 Schreiben der Hofkammer an Administrationsrat Rebentisch vom 26. Oktober 1730. OeStA FHKA NHK ABA 6, Oktober 1730, fol. 456r. 110 Instruktion der Hofkammer an die Universalbankalität vom 28. März 1735. OeStA FHKA NHK ABA 7, März 1735, fol. 240rv.

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schied freiwillig, und zwar aus gesundheitlichen Gründen, aus dem Staatsdienst aus (Dienstresignation).111 Ende der 1730er Jahre häuften sich hingegen die Entlassungen durch den kaiserlichen Arbeitgeber aus religiösen Motiven. Wie eingangs angemerkt, wurden durch sogenannte »Stipendi« römisch-katholische Priester als auch Orden im Banat umfassend unterstützt und finanziert. Der durch sein Bewerbungsschreiben bekannte »acatholische« (evangelische) Buchhalter Georg Wilhelm Hagen wurde im Jahr 1739 vor das Ultimatum gestellt, »sich entweder zur Cathollischen Religion zu wenden, oder sein officium niederzulegen […]«.112 Hagens Stellungnahme dazu ist überliefert: »Es ist mir jüngsthin die Auflaage geschehen, mich binnen gewisser Zeit zu determiniren, entweder die Religion abzuändern oder aber meine bißher begleitete Buchhalters Function niderzulegen. Nun finde Ich zwar wider erstersagte Religions:Proposition an sich kein sonderliches bedencken und habe vielmehr selbsten schon eine geraume Zeit her über diese punct die Überlegung bey mir gepflogen. Nachdeme aber die Arth und Weiß, wie mir dieser Vortrag beschehen, nebst der dabey Vorgeschriebenen Bedingnuß bereits allzusehr dahin bekandt und public ist, mithin nothwendig einen Jeden zu denen Gedanken Veranlassen würden, daß Ich sothanes Mittel nur bloß zu Vermeidung meiner Cassation hätte ergreiffen müssen, welchen Nachklang Ich mir doch nicht gerne auf den Hals Ziehen mögte; Als wird man mir micht verargen, wann ich bey so bewandten Umständen dieses mein Vorhaben auf eine bessere Zeit undt Gelegenheit verschiebe«.113

Die Worte des Buchhalters ließen den Willen zur notwendigen sofortigen Einsicht und Einkehr vermissen,114 was zur Folge hatte, dass die Landesadministration am 18. Juni den Auftrag erhielt, Hagen das Disseminationsdekret auszustellen und ihn bis Ende Juni 1740 zu entlassen.115 Ähnlich verhielt sich der Wiener Hof bei einem evangelischen »Wegbereiter« (Überreiter) aus dem Lippaer Distrikt namens Augustin Friedrich Ott. Jener war seit 1737 im Banat angestellt und war nicht bereit, zugunsten seiner Anstellung die Kon-

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Der »provisorio modo« angestellte Mayer bat um die Auszahlung seiner Gehaltsausstände. Anweisung der Hofkammer an die Universalbankalität vom 7. November 1719. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, November 1719, fol. 241r. Mayers Stelle ging an den ehemaligen Szegeder Salzeinnehmer Salbeck unter Assistenz von dessen Gegenhändler und Wagmeister J. Kren. Dazu Baróti, Adattár 1893, 13. Im Jahr 1720 baten gleichfalls der Bergschreiber Johann Kindler als auch der Verwalter Peter Slavics um ihr Entlassungsdekret. Baróti, Adattár 1900, 619. Stellungnahme der Landesadministration zur Causa Hagen vom 29. April 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Juni 1740, fol. 463rv, 474rv. Erklärung von Hagen an die Landesadministration vom 22. April 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Juni 1740, fol. 472rv. Protokoll der Neoacquistischen Subdelegation vom 7. Juni 1740 unter dem Präsidium des Karl Otto Grafen von Caraffa. OeStA FHKA NHK ABA 10, Juni 1740, fol. 464r–465v. Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 18. Juni 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Juni 1740, fol. 462rv.

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fession zu wechseln. Er stellte im Zuge seines Dienstaustritts ein positiv bewilligtes Ansuchen um einen Reisekostenzuschuss zur Heimreise und um ein Arbeitszeugnis.116 Für das Jahr 1753 ist ein Konfessionswechsel dokumentiert: Der als Feldscherer im Orschowaer Distrikt angestellte Johann Wolfgang Burkhard entschied sich vorerst dagegen, sein Augsburger Bekenntnis abzulegen und zum römisch-katholischen Glauben überzutreten. In einer Note an die Landesadministration insistierte die Deputation im Januar 1753 jedoch: »[…] was massen unsere allerhöchste gesinnung ohnverändert dahin gehet, das in dem Temeswarer Bannat einmahlen eine andre Religion ausser der Catholisch und Raizischen gedultet werden solte, so ergibet sich von selbsten, und ist nicht der geringste anstand zu nehmen, das ermelter Feldscherer nicht nur seines Dienstes sondern auch auß dem Bannat alsogleich zu entlassen seye. Und Wird euch obligen hinkünftig so wohl respectu deren Jenigen, welche sich zu Ansidlung in dem Bannat anmelden, alß zuförderist bey anstellung deren Beamten mit aller Vorsichtigkeit fürzugehen, und das augenmerk stätts dahin zu richten, damit keiner andere als Röhmisch Catholische Religon, oder aber graci Ritus sowohl non uniti als auch uniti seyende Leuthe, jemahls zur sesshaft machung oder in Diensten ein- und angenohmen werden auf das nich ohnvermerket der lutherismus oder calvinismus sich im Land einschliche weniger aber auß breiten möge, Wie dann gar Übel beschehen, daß mehr erwehnter Burkhard ohne sich der Bekantnus seines Glaubnes vorläuffig zu erkundigen als Districts Feldscherer angestellet worden ist«.117

Dabei kommt die Grundhaltung des Staates zur Verhältnismäßigkeit von Religion und Staatsdienst im Banat zum Ausdruck: Angestellt werden sollten nur Personen mit römisch-katholischem, orthodoxem oder uniertem Religionsbekenntnis. Knapp ein halbes Jahr später nach der bereits erfolgten Entlassung entschied sich Burckhard im Juni 1753 dazu, der »Irrlehre« zu entsagen, mit der für ihn sicherlich positiven Konse-

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Die Neoacquistische Subdelegation empfahl die Ausstellung eines Zeugnisses, da die Entlassung aus dem Dienst nur das religiöse Bekenntnis als Ursache hatte. Zusätzlich sollte ihm ein Reisekostenzuschuss gewährt werden: »Derweillen dieser Ott bereits alhier angekommen und die weiter Reyse nach seinen Vatterland zu nehmen gesinnet ist, Er auch in allerhöchsten Herren Dienste bey beschehenen Transport nacher Kornia von dem Feind blessiret worden; So erachtet die Commission, daß ihme Ott, indem Er alß ein Acatholicus in Kayserlichen Cameral-Diensten nicht gestattet werden kann, zu seiner nacher Haus-Reise, et pro viatico etwan 100 Fl bewilliget, und bey der Löbl. Un: Banc: assigniret: wegen des gebettenen Attestati aber an die Kayserliche Administration zu Temeswar zu rescribiren wäre, daß seiner geleisten Diensten halber ein dergleichen Attestatum nomine Administrationis außfertigen, und ihme solches ertheilen solle […]«. Protokoll der Neoacquistischen Subelegation vom 1. September 1740 unter dem Präsidium von Graf von Caraffa und in Anwesenheit von Zuana, Koch, Harrucker, Cooper, Helfenstorfer und Stazer. OeStA FHKA NHK ABA 10, September 1740, fol. 775rv, 784r. Note der Deputation an die Landesadministration vom 19. Januar 1753. FHKA NHK ABA 35, Januar 1753, fol. 248r–v.

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quenz, seinen Posten als Feldscherer in Mehadia wieder übernehmen zu können.118 Es ist anzunehmen, dass sich der Wiener Hof nicht gegenüber allen seinen Beamten so streng zeigte, und deren Konfessionsanagehörigkeit in Anbetracht ihrer notwendigen Dienstleistung nicht immer als unmittelbares Kriterium angesehen wurde. Schließlich muss noch auf die altersbedingte Gebrechlichkeit verwiesen werden, welche, für sich allein genommen, keinen sofortigen Dienstaustritt zur Folge hatte. Anfang der 1720er Jahre wurde über Anton Niclas Häntschel, dem Dreißigst- und Salzobereinnehmer in Temeswar und ersten Beamten der Hofkammer im neu eroberten Gebiet, Folgendes festgehalten: »Hingegen da selbiger bereits in das 30igste Jahr in Officiis stehet, seines altershalber zimlich entkräfftet mithin eines guten tauglichen Assistenten wohl höchst bedürftig wäre […]«.119 Obwohl es an festgelegten Normen noch mangelte, sind diverse Vorstufen von Altersversorgung auf der Grundlage von Fürsorge und Gnade ohne formales Recht durch den Staat schon erkennbar. Es muss jedoch explizit festgehalten werden, dass das Alter als alleiniges Kriterium für einen Dienstaustritt kein Thema war und die altersbedingte Pension in zivilen und militärischen Kontexten noch als eine Ausnahmeerscheinung einzustufen ist.120 Trotz zahlreicher, durch krankheitsbedingte Ausfälle und Abwesenheiten des Personals begründeter Nachlässigkeiten, welche zugleich Mängelrügen seitens der Wiener Behörden nach sich zogen, wurden die Bediensteten in ihrer Funktion behalten und ihre Gehälter weiter bezahlt.121 Im Jahre 1748 erfolgten erste vereinheitlichende Regelungen zur Normierung einer einheitlichen Pension, deren Zuwendung

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Deputation an die Landesadministration vom 2. Juni 1753. OeStA FHKA NHK ABA 38, Juni 1753, fol.  150rv. Der Notenwechsel enthält zudem eine in Latein verfasste Bestätigung über den vollzogenen Glaubenswechsel von Burckhard durch den Pfarrer Colestini Jelinek. OeStA FHKA NHK ABA 38, Juni 1753, fol. 156r. Burckhard verwies in einem Schreiben an die Administration darauf, dass er mit seinem Konfessionswechsel nicht opportunistisch erscheinen wollte und diesen deswegen nach der erfolgten Entlassung vollzogen hat. OeStA FHKA NHK ABA 38, Juni 1753, fol. 161r–v. 119 Catalogus deren samentlichen in dem Banat von Temesvar befindlichen Cameral Beamten. MOL E303 1cs A 1719, fol. 128v. Häntschel starb am 13. März 1720. Übermittlung der Todesnachricht und Information zu den daraufhin eingeleiteten Maßnahmen durch die Landesadministration an die Hofkammer vom 15. März 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, April 1720, fol. 334r–335r. 120 Wunder, Bernd: Die Institutionalisierung der Invaliden-, Alters- und Hinterbliebenenversorgung der Staatsbediensteten in Österreich (1748–1790). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 92, 3–4 (1984), 360. 121 Der Bericht des Buchhalters Paul Stäzer vom 6. Juli 1750: »Es hat die Kayserliche Königliche Administration zu Temesvar in dem erstatteten Bericht A: Von dem Cassa Verwalter Uyvari seine schriftliche Entschuldigung beygelegt, das nembl. derselbe seine Cammeral haubt Cassa Rechnungen pro anno 1749 noch von darumben nicht zustand bringen können, Weillen Er in verwichenen Jahr den Gantzen Sommer Krankh und der Controlor Ströber alhier gewesen wäre, dermahlen auch schon in die Neunte Wochen mit Kopf Schmertzen behaftet seye, daß Er kaum seinen nahmen jezuweillen zu unterschreiben vermögete«. OeStA FHKA NHK ABA 24, Juli 1750, 133rv.

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sich am Rang und nicht am Alter oder gar an den Dienstzeiten orientierte.122 Letztere wurden erst unter Joseph II. zur Voraussetzung für staatliche Zuwendungen. Hinter dem Begriff »Quiszierung«123 verbarg sich ein alternativer Weg zur Erlangung einer staatlichen Zuwendung. Dabei handelt es sich um einen Vorgang, welcher bevorzugt im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen zum Tragen kam: Der Staatsdiener hatte zwar keine Stelle mehr inne, doch wurde sein vormaliges Gehalt weiterbezahlt. Sowohl die Quiszierung als auch eine mögliche Arbeitsunfähigkeit wurden zeitgenössisch unter dem allgemein gehaltenen Schlüsselbegriff der »Jubilazion« subsumiert und mit Ruhestand gleichgesetzt.124 Als bekanntestes Beispiel für eine Quiszierung dient die Aufhebung des Dienstverhältnisses des zu jenem Zeitpunkt nur interimistischen Banater Gouverneurs Franz Anton Leopold Ponz Freiherr von Engelshofen (1692–1761). 1751 wurde die Schlüsselposition Engelshofens infolge der strukturellen Umwandung der Verwaltung im Banat nämlich von einer militärischzivil gemischten in eine rein zivile Administration neu geregelt.125 Die Leitung der Banater Verwaltung sollte fortan demnach nicht mehr einem Militär unterstellt sein, wenngleich Engelshofen sich weiterhin für militärische Agenden verantwortlich zeigte und bis zum Eintreffen seines Nachfolgers Villana-Perlas de Rialpo auch administrative Verantwortung übernehmen sollte. Bereits 1751 wurde Engelshofen ein »Intimationsdekret« ausgestellt, in welchem ihm die Kommunikation mit dem Hofkriegsrat bezüglich der Verwaltung des Banats untersagt wurde.126 1753 begründet Maria Theresia ihre Entscheidung bezüglich Engelshofens, indem sie festhielt, die Banater Verfassung solle an »die Teutschen und Böhmischen Verfassungen« – an die Verfassung der österreichischen Erbländer und der Länder der böhmischen Krone – angepasst werden, denn dort sei das »Landes Gubernii Prasidium und das General Commando« nicht in einer Person vereint. Engelshofen erhielt eine »besondere Gnaden-Pension

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Wunder, Institutionalisierung, 360–362. Erst mit dem Pensionsnormale vom 26. Januar 1771 erhielten alle Beamten unter definierten Voraussetzungen eine Unterstützung, wenn sie für den Staatsdienst aufgrund ihres Alters oder Krankheit nicht mehr einsatzfähig waren. Im Detail bei Wunder, Institutionalisierung, 362–363. 123 lat. quiescere (ruhen). 124 Robert Zwierzina betont, dass der Begriff »Pension« ausschließlich für die Zuwendungen an Witwen und Waisen staatlicher Bediensteter Verwendung fand. Zwierzina, Robert: Die geschichtliche Entwicklung des Pensionssystems der österreichischen Staatsbediensteten. Wien 1912, 7. Vgl. Jesner, Sabine: The World of Work in the Habsburg Banat (1716–1751/53). Early Concepts of State-Based Social and Healthcare Schemes for Imperial Staff and Relatives. In: Austrian History Yearbook 50 (2019), 58–77. 125 Laut Jordan erfolgte die Umformung auf Initiative der Hofkammer. Jordan, Die kaiserliche Wirtschaftspolitik, 81. 126 Dabei wurde Engelshofen die »Kommunikation« mit dem Hofkriegsrat bezüglich der Verwaltung des Banats untersagt. Vielmehr solle er sich zukünftig ausschließlich an die Deputation wenden. Schreiben von Königsegg-Erps vom 2. Oktober 1751. OeStA FHKA NHK ABA 29, Oktober 1751, fol. 63r.

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ad dies vita« im Ausmaß seiner ehemals jährlichen Besoldung für diese Position von 3.000 Gulden, ohne ein Amt zu bekleiden.127 Wichtig ist auch der Hinweis auf personalisierte, aber auch informelle Nachfolgeregelungen, bei denen zumeist finanzielle Zuwendungen in Form von Abfindungen vom Nachfolger an den Vorgänger eine Rolle spielten. Der aus Syrmien stammende Franz Xaver Wittofsky hatte sich mit seiner von ihm im Jahr 1749 getroffenen individuellen Nachfolgeregelung übernommen. Es handelte sich um eine Vereinbarung zwischen dem ehemalig in Pantschowa als Gegenschreiber angestellten Wittofsky und dem in Orschowaer Distrikt als Verwalter angestellten Johann Schmelzer. Die Deputation äußert sich 1753 zur Causa folgendermaßen: »Demnach Wie die abtrettung der von dem Johann Schmelzer aufgehabten Orsovaer Districts Verwalter Stelle an dem damahls zu Pancova gestandenen Gegenschreiber Wittofsky mittels unseren Anno 1749 geschöpft allerhöchsten Resolutia Systemal auß besonderen Gnaden und ohne aller weiterer folge genehm zu halten, und zu bestätigen dergestalten gnädigst geruhet haben, das andurch jedoch unser ararium gänzlich unbeschwärt bleiben solle, weder auch dabey die unter disen beyden der Dienst überlassung halber gepflogene Einverständnis oder Abfindung untersuchet worden ist, So mach sich der Wittofsky selbsten zuschreiben, wan er solche conditionen eingegangen, deren erfüllung Ihme nunmehro zu schwär fallen, […] Es wird sich also mehr widerholter Wittofsky alß contrahent mit dem Schmelzer in andere weege abzufinden, und in so lang in Gedult zu stehen haben, bis etwa der Schmelzer zu einen anderen Dienst angestellet und unterbracht werden kann«.128

Festzuhalten bleibt, dass der Abschluss von dergleichen Arrangements unter den Beamten von den zentralen Behörden gebilligt wurde, so lange der Staatskasse daraus kein Nachteil erwuchs. 3.2 Charakterisierung von Personalführung und Leistung der Beamtenschaft Aus der Verflechtung von zivilen und militärischen Komponenten lassen sich unterschiedliche Ansätze zur Evaluation von Leistung im Staatsdienst fassen. Effektive Personalführung im Sinne eines Anleitens und Betreuens der handelnden Fachkräfte in ihrem Arbeitsalltag war wichtig, um Erfolge etwa auf wirtschaftlicher Ebene für die Monarchie zu verbuchen und nachhaltig zu sichern. Das ausgewählte Personal, seine Qualität und sein Potenzial, spielten dafür eine entscheidende Rolle.

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Kopie eines Schreibens von Maria Theresia an Engelshofen vom 18. November 1753. OeStA FHKA NHK BA 67, fol. 185r. Deputation an Landesadministration vom 10. Februar 1753. OeStA FHKA NHK ABA 35, Februar 1753, fol. 287r, 289v.

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3 2 1 Personalführung und lokale Einflussnahme in der Provinz Nach heutigem betriebswirtschaftlichen Verständnis setzt sich der Bereich der Personalführung aus zwei maßgeblichen Faktoren zusammen – aus der Personalauswahl und aus dem Personaleinsatz. Darüber hinaus werden Ziele vereinbart, Maßnahmen koordiniert und Entscheidungen des Unternehmens durch Vorgesetzte auf den einzelnen hierarchischen Ebenen personenbezogen umgesetzt. Blickt man auf das habsburgische Banat, war bezüglich der Personalauswahl eine Evaluation sowie eine Empfehlung durch die Landesadministration durchaus erwünscht, doch wurden die finalen Personalentscheidungen, häufig auch nur pro forma, ausschließlich durch die Wiener Behörden getroffen. Ähnlich verhielt es sich mit der von Wien aus gesteuerten Verteilung von Aufgaben an die Amtsträger in der Provinz: In Form von Instruktionen wurden Rollenbeschreibung und Arbeitsfeld oftmals bis ins Detail vorgezeichnet, und dergleichen Instruktionen existierten sowohl für einzelne Personen mit singulären temporären Arbeitsaufträgen als auch für bestimmte Berufe und Sparten. Normierte Arbeitsinstruktionen, die, auch ganz allgemein gehalten, zu einer passablen Amtsführung anleiten konnten, sind von herkömmlichen zentralen Anweisungen zu unterscheiden, da diese tatsächlich personalpolitische Inhalte aufweisen und zudem auf den Wirkungskreis der jeweiligen Adressaten, der Beamten in ihrer Funktion, limitiert waren.129 Die Regelungen von oben wirkten bis in sehr kleine Teilbereiche der Arbeitsfelder hinein und ließen der subordinierten Behörde auf den ersten Blick zur Partizipation bei Entscheidungen wenig Spielraum. Angesichts der Weisungsflut von oben stellt sich daher die Frage, in welchen Bereichen der Personalführung die Administration in Temeswar Einfluss ausüben und auf welchen Ebenen das regionale Gremium diesen realpolitisch verwirklichen konnte. Die Personalstruktur im Banat indiziert innerhalb der gesamten Amtsträgerschaft ein starkes Hierarchiegefälle. Während das leitende Gremium innerhalb des Untersuchungszeitraums mit wenigen Ausnahmen Teil des europäischen Hochadels war, befanden sich auf den darunterliegenden Ebenen Personenkreise, die keinem privilegierten Haus entstammten. Wenngleich sich durch die Verwendung des amtlichen Quellenkorpus ausgeklügelte Patronagenetzwerke nicht ausdrücklich belegen lassen, erlaubt diese Konstellation doch die Annahme, dass gewisse Abhängigkeitsverhältnis129

Beispielsweise die Instruktion für den Einrichtungskommissar Alexander von Kallanek vom 7. Oktober 1717. ANR SJAN Timiș, Colecţia de Documente Muzeul Banatului 108, fol. 2r–78r; die Instruktion zur allgemeinen Amtsführung für Oberverwalter, Distriktsverwalter, Gegenschreiber und Unterverwalter einschließlich Formvorschriften für Formulare aus dem darauffolgenden Jahr vom 30. Dezember 1721. ANR SJAN Timiș, Colecţia de Documente Muzeul Banatului 10, fol. 1r–42r; die auftragsgebundene zehn Punkte umfassende Instruktion für den aus Wien nach Temeswar geschickten Hofdeputationsbuchhaltungsraithoffizier Franz Georg Fichtner vom 13. September 1750. OeStA FHKA NHK ABA 25, September 1750, fol. 93r–96r oder die Instruktionen für jene im Temeswarer Banat amtierenden Mautbeamten aus dem Jahr 1733. OeStA FHKA SUS Patente 65.5.

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se und Loyalitäten bestanden. Unter dem Schlagwort der protektiven Fürsprache lassen sich zumindest einige klar formulierte Empfehlungen (»eingelegte Vorwort«) abseits des formal verlangten Dreier-Vorschlags für eigene Mitarbeiter anführen, welche durch ein höhergestelltes Mitglied der Landesadministration erfolgten.130 Ähnliches findet sich innerhalb familiärer Netzwerke, wo sich verschiedene Elemente der Begünstigung aufgrund von engen Familienbanden innerhalb der zivilen Banater Bürokratie eruieren lassen. So intervenierte der Einrichtungskommissar Alexander Johann von Kallanek erfolgreich für seinen Schwiegersohn Samuel Franz von Rebentisch,131 und der ehemalige Sekretär und Übersetzer des Woiwoden der Moldau Antioh Cantemir (reg. 1695–1700), Matthias Salbeck (?–1735) brachte seinen Sohn Jakob Joseph Salbeck als Nachfolger für seine eigene Stelle als Salzeinnehmer in Stellung.132 Auch 130

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Zur Empfehlung des Festungskommandanten Wallis für den Auditor Franz Joseph Müller als neuen General- und Landauditor in Temeswar heißt es »zumahlen von dem Herr General Feldt-Wachtmeister Grafen von Wallis für Ihme eingelegten sehr wacht und samben vorworts« im Schreiben des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 7. September 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dezember 1720, fol. 688rv; Rebentisch und Wallis empfahlen Joseph Wagner am 3. Januar 1721 für die Position eines Mauteinnehmers in Fatschet: »der bey mir von Rebentisch schon ein zimbliche Zeit in der Canzley, auch Land- und Bergwerkhssachen gebrauchte und der Lands-Sprachen kundige Joseph Wagner ohne gehorsamst und unterthänigst maaßgeben vorgschlagen würde […].« OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 104rv; Schreiben des Hofkriegsrats an die Hofkammer bezüglich der Anstellung von Sprung als Festungskommandant in Temeswar vom 16. April 1730: »und aus ansehung seiner etlich von vierzig Jahr lang gelaisten getreuen embsigen und erspriesslichen Feldt Kriegs Diensten, bey allen occassionen bezeigten dapferkeit auch gutter conduita, folglich in Militaribus erworbenen besonderen erfahnuß, dann nicht minder in Politicis besizende Seienz, auch andere Beywohnenden Ruhmblichen aigenschaften, wiezumahlen das von dem in dem Temeswarer Banat Commandirenden Herrn Feldmarschallen Grafen de Mercy eingelegte nachtrucklichen Vorworts […]«. OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1730, fol. 208rv und nur zwei Jahre nach dem Tod Sprungs erfolgte am 12. Dezember 1732 eine Empfehlung Mercys für Engelshofen: »von dem in besagten Temeswarer Banat commandirenden Herrn Feldmarchallen Grafen von Mercy für Ihme einigelangten nachdruckl. Vorwortts […].« OeStA FHKA NHK ABA 6, März 1733, fol.  1315r–1316r. Auch Baron Hofrat von Zuana, oftmaliges Mitglied der Subdelegation in Wien, nahm Einfluss auf Personalentscheidungen: »auf recomendation des Herren Hof Kammerraths Baronis v Zuanna« soll die Anstellung von Johann Aigner als Oberamtskanzlist erfolgen. Dazu J. B. von Neffzer an die Hofkammer vom 29. November 1736. OeStA FHKA NHK ABA 7, Februar 1737, fol. 1192r; ein undatiertes Empfehlungsschreiben von Johann Anton de Jean von Hansen an die Hofkammer für Christoph Rantwig (vor dem Russisch-Österreichischen Türkenkrieg Unterverwalter in Tschakowa) enthält folgende Erinnerung: »Erinnern mich gar wohl, daß Anno 1728 wo dero hohen Mittls.-Rath Herr von Koch durch das Banat von mir in Siebenbüren begleithet worden, ich gedachten Rantwich bey dem Caransebeser Verwalteramt als Practicanten angetroffen […] mithin acht Jahr alldortlands würkhlig und in Zufriedenheit der Kayl. Administration gedienet hat. folgsam zu vorigen oder auch Mauth- wie Saltz- diensten ferner Employret werden könne undt fähig seye […]«. OeStA FHKA NHK ABA 10, August 1740, fol. 602rv. Bezüglich der familären Verflechtungen zwischen Kallanek und Rebentisch beispielsweise die Bewerbung von Rebentisch im Oktober 1716 siehe hier OeStA FHKA AHK HFU, rote Nr. 500, September 1717, fol.  433r–435v, oder die Empfehlung Kallaneks für seinen Schwiegersohn vom 21. Oktober 1716 siehe OeStA FHKA AHK HFU rote Nr. 500, September 1717, fol. 431r–432r, 436r. Matthias Salbeck bezahlte seine Kaution im Jahr 1723, als er vom Salzeinnehmer zum Maut- und Salzeinnehmer befördert wurde. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 919r.

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auf militärischer Ebene gab es strategisch motivierte Netzwerkaktivitäten im Personalbereich, die sich dort gut verfolgen lassen, wenn ein Konnex zwischen den vergangenen Türkenkriegen und der Person Prinz Eugens vorlag. Mehrere Eugen von Savoyen wohlbekannte Militärs wie Claudius Florimund Graf Mercy (1666–1734), Johann Andreas Graf von Hamilton (1679–1738), Wilhelm Reinhard von Neipperg (1684–1774) oder Franz Anton Leopold Ponz Freiherr von Engelshofen (1692–1761) schafften es in die Position eines Banater Gouverneurs. Ihnen gemeinsam ist die loyale und persönliche Bindung zum Prinzen ebenso wie ihre Raumkenntnis und Erfahrung, die sie aus den Kämpfen gegen die Osmanen gewonnen hatten. Auch unter dem Personal der religiösen Führung für das Banat bestehen Hinweise auf Protektion. Als Bischof Ladislaus Graf Nádasdy (1662–1729) starb, wurde Eusebius Anton Adalbert Freiherr von Falkenstein (1661–1739) neuer Bischof der Diözese Tschanad. Obwohl ein formal korrektes Bewerbungsschreiben vorlag, erhielt die Nominierung Falkensteins durch den Umstand, dass der aktuelle Gouverneur des Banats Mercy der Bruder von Falkensteins Mutter war, einen durchwegs zeittypischen Beigeschmack. Zusätzlich zur Bewerbung Falkensteins existiert ein äußerst günstig ausfallendes Empfehlungsschreiben der Landesadministration, das von Mercy und Administrationsrat Rebentisch unterzeichnet worden war.133 Solche Verflechtungen gab es auf allen Personalebenen in wechselnden Ausformungen. Dieser Umstand impliziert, dass durch die Akteure im Banat indirekte Formen der Einflussnahme existierten, die offensichtlich den Zweck hatten, der Fürsorgepflicht gegenüber den eigenen untergebenen Bediensteten und Vertrauten nachzukommen. Vorgesetzte und Personalverantwortliche interessieren sich nach heutigem Verständnis auch dafür, Wege zu finden, um ihre Mitarbeiter zu motivieren, was in einer sozioökonomisch rückständigen Region wie dem Banat als durchaus schwierig eingestuft werden muss. Nichtsdestotrotz lag es im Interesse der Wiener Zentralstellen, dass deren Organe möglichst effektive Arbeit leisteten. Deswegen erhebt sich die Frage, wie der Staat für seine Beamten den Anreiz schuf, um in dieser abgelegenen Provinz arbeiten zu wollen.

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Zur Empfehlung der Landesadministration vom 3. Juni 1730 siehe OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1731, fol. 746r–747r sowie zum Bewerbungsschreiben Falkensteins siehe OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1731, fol. 748r–749v. Prinz Eugen machte eine Empfehlung zur Beförderung deutschstämmiger Akteure: »Eurer Kaiserlichen Dienst allzeit vorträglicher und notwendig zu sein erscheint, daß zu derlei Neoacquisticis zu ersetzen kommenden Bistümern viel eher Subjecta teutscher als anderer Nationalität angestellt werden«. Abgedruckt bei Braubach, Max: Prinz Eugen von Savoyen. Eine Biographie. Bd. 5. Wien 1965, 216; dazu auch Bahlcke, Joachim: Ungarischer Episkopat und österreichische Monarchie. Von einer Partnerschaft zur Konfrontation (1686–1790). Stuttgart 2005, 184–199.

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3 2 2 Die Arbeitsleistung Personalpolitische Maßnahmen zur Förderung und Disziplinierung Es gehört zur vorliegenden Fragestellung, diejenigen Maßnahmen zu untersuchen, die zum Zweck hatten, Anreize für die Beamtenschaft zugunsten einer Anstellung im Banat zu schaffen bzw. Arbeit und Leistung sowie Belohnung und Bestrafung zu beurteilen. Voraussetzung für die Analyse, welche Formen von Ansporn existierten, ist das Abklären der Beurteilungsmechanismen, um daraus die Konsequenzen für tadelloses Verhalten im Gegensatz zu Fehlverhalten ableiten zu können. Nur vereinzelt tauchen in den Quellen aussagekräftige Kritikpunkte an der Qualifikation und Kompetenz eines Mitarbeiters auf, wogegen viel öfter Kritik geübt wurde, welche sich aus der Abwicklung des administrativen Alltagsgeschäfts ergab. Während die Leistung eines Militärs im Kriegseinsatz anhand der Parameter wie günstiger Kriegsverlauf, effektives Ressourcenmanagement oder strategisches Geschick festgehalten werden kann, erwies sich die Leistungsbeurteilung administrativ agierender Personen als problematischer. Entsprechende Normen und Kataloge zur Beurteilung staatlicher Dienstnehmer, wie wir sie aus den von Joseph II. eingeführten Conduitlisten kennen, gab es für das Banat zwischen 1718 und 1753 noch nicht. Folglich lassen sich Beurteilungsmechanismen nur schemenhaft erahnen, wenngleich sich Beurteilungsergebnisse indirekt in den Aufstiegschancen und dort im Besonderen im Rahmen von Beförderungen widerspiegeln. Dies bedeutet gleichzeitig, dass wegen fehlender Beurteilungskataloge die Bewertung des Mitarbeiters durch die Vorgesetzten im Banat oder durch die Behörden in Wien subjektiv erfolgte. Zu Beanstandungen aus Wien kam es überwiegend bezüglich der Verwaltungsabläufe im Banat. Dabei wurden jene für die mangelhafte Tätigkeit verantwortlichen Beamten namentlich genannt und mit den Inkorrektheiten somit direkt in Verbindung gesetzt. Besonders häufig erfolgte dies im Kontext fehlender Rechnungsunterlagen und -extrakten oder mit groben Fehlern in den Rechnungen. Unter den Schlagwörtern »Supermängel« und »Mängel« erhielt die Landesadministration je nach Schwere der Schnitzer listenartige Aufzählungen über die fachlichen Defizite, doch lassen sich aus der amtlichen Kommunikation nur in Ausnahmefällen Konsequenzen für solche Vergehen ausmachen.134 Hauptsächlich aufgrund der dokumentierten Kumulation an Klagen zur Rechnungsrichtigkeit wird augenscheinlich, dass es der Anhäufung inkorrekten Verhaltens bedurfte, um die zentralen Instanzen zum Handeln zu zwingen. Ob-

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Schreiben der Universalbankalität an die Landesadministration über die Supermängel eines vom Obereinnehmer Johann Anton de Jean von Hansen 1720 eingesandten Arrhen-Extrakts (Mängelerläuterung) vom 9. Januar 1723. MOL E303 2cs A 1723, fol. 5r; oder die »Specification deren von denen Rechnungsführeren in Temesvar zu der Kayserlichen Hoffbuchhalterey zu erlegen ausständigen Rechnungserläuterungen und Super-erläuterungen« vom Juni 1729 in Kopie. MOL E303 2cs A 1729, fol. 84r–89v.

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wohl 1731 eine Verordnung erfolgte, welche für säumige Beamte eine Bestrafung von 25 Prozent des jährlichen Gehalts vorsah,135 kam es auch in den folgenden Jahren sehr häufig zu gravierenden Problemen bei der Rechnungslegung und zu vielen Mahnungen.136 Dies führte zur Intensivierung der Qualitätskontrolle, wie die Forderung nach sich stetig verkürzenden Frequenzen zur Einsendung von Exzerpten aus dem Banat nach Wien belegt.137 Die personellen Konsequenzen für Fehlverhalten manifestierten sich auf mehreren Ebenen: Hierzu gehörten Geldstrafen, Suspendierungen oder, was selten vorkam, Strafversetzungen. Insbesondere die Suspendierung unter Einbehaltung der Bezüge schien ein probates Mittel gewesen zu sein, um Beamte zu maßregeln. Oftmals wurde diese erstinstanzlich nur angedroht, wie aus einem Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration im Mai 1747 hervorgeht: »Als beschihet an Sie Kayserliche Königliche Administration die Verordnung hiemit, daß Selbe die diesfählig morose Rechnungsführer mit comminirenden Suspension ab officio et salario innerhalb zeit von 4. Wochen zu verfassung deren ob enthaltenermassen noch rückständigen Quartals-Extracten alles ernstes anhalten […]«.138

Johann Joseph Hueber ist so ein Beispiel, der seinen Banater und Wiener Vorgesetzten Unannehmlichkeiten bereitete. Er wurde 1740 als an zweiter Stelle gereihter Kandidat zum Nachfolger des verstorbenen Joseph Spindler als Kameralaktuar in Temeswar bestellt, nachdem er zuvor beim Banater Bergwerkswesen tätig gewesen war.139 Über

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138 139

Verordnung vom 18. April 1731. OeStA FHKA NHK ABA 6, Juni 1731, fol. 768r–v. Aufstellung über die ausständigen Temeswarer Kameralrechnungen, Erläuterungen sowie SuperErläuterungen (auch aus den 1730er Jahren), datiert mit 3. Juli 1747, zusammengestellt vom Hofbuchhalter Johann Ignaz Grienwalder. MOL E303 5cs A 1747, fol. 648r–649r. Ein Bericht der Hofkriegsbuchhalterei an die Hofkammer vom 12. März 1731 hat die fehlenden Militärkassaextrakte zum Inhalt: »Welchergestalten die Militar Cassa Extracten von Temeswar nur bis Ende Sept. des verlittenen Jahrs eingelanget, mithin á 1. 8bris ejusdem anni noch zu dato ermangle; sollen Wür hiemit ex Officio die gehor. Pflichtmässige Anzaig thun, umb dem alda stehenden Bancal Kriegs Cassiren Reisenbüchler zu des förd. samben einsendung gemessen anzuhalten; Wiezumahls aber dieser in der Einsendung immerhin sich moros zeuget, und damit etliche monather seiner gewohnheit nach mehristen theils zurück stehet; Da doch ein Cassa Officiant seine 14. tägig-Verfassende Extractus nach Verstreichung fehrnerer 14. Tagen ohnfehlbar einzuschikhen schuldig und verpflichtet ist«. OeStA FHKA NHK ABA 6, März 1731, fol. 581rv. Dazu ein Schreiben der Hofkammer vom 30. Mai 1747 mit dem Titel: »Widerholte Consignation. Deren in dem Bannat Temeswar von denen Kayserlich Königlichen Cameral Ämtern pro 1746 annoch abgängigen Extracten«. MOL E303 5cs A 1747, fol. 163r–164r. Dekret an Johann Joseph Hueber für die Position als Kameralaktuar in Temeswar vom 10. August 1740. Die Anstellung erfolgte »ad probam« für sechs Monate mit einem jährlichen Gehalt zu 500 Fl. OeStA FHKA NHK ABA 10, August 1740, fol. 562r–gv; Erstgereiht war jedoch der im Mautwesen angestellte Konzipist Ferdinand Theodor von Quise. Hueber nahm an der Visitation des Bischofs Demetriovich und als Proviantoffizier an den italienischen Kampagnen teil, und war als Transportkommissar tätig. Siehe dazu das Protokoll der Commissionis Neoacquistica vom 7. Juli 1740 unter dem Präsidium von Carafa di Stigliano. Anwesend waren zudem Zuana und Har-

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Hueber gab es im Protokoll der Neoacquistischen Subdelegation im Juli 1740 folgenden, wenig schmeichelhaften Passus: »Ihme anbey jedoch weilen vermög der Administration ihrer Berichtlichen Erinnerung, vorkombet, das selber sich in seiner Verrichtung nicht mit behöriger Embsigkeit bishero angelassen habe, mittels eines bey seiner Aufnahme zuförttigendes Decrets gemessen bedeuttet werden könnte, das dieser seine Anstellung dermahlen nur zur prob auf 6 Monath lang, und zwar in der gurten Hoffnung dergestalt verwilliget werde, das selber sich in zukunst zu all und jeden von der Administration ihme anverlangenden actuariats-verrichtung bereith und willig finden lassen […]«.140

Den Behörden war bereits bekannt, dass Huebers »Arbeitsmoral« zu wünschen übrig ließ, doch kam es erst sieben Jahre später zum Eklat. Hueber wurde im Juli 1747 nämlich als Mautoberamtsinspektor im Banat angestellt, reiste jedoch ohne »Licenz« (Bewilligung) nach Wien.141 Er sah davon ab, Maria Theresias Befehl vom 4. August Folge zu leisten, unverzüglich ins Banat zurückzukehren. Im September 1747 wurde erstmals mit einer Suspendierung (»ab officio et salario«) gedroht, falls Hueber nicht sogleich an seinem Dienstort eintreffe.142 Als er im Oktober noch immer nicht im Banat erschienen war, erhielt die Landesadministration den Auftrag, einen Dreiervorschlag zur Neubesetzung von Huebers Mautinspektorenstelle auszuarbeiten.143 Im Dezember 1747 wurde die Position mit dem Gegenschreiber des Distrikts Tschanad, Sebastian Hecken, dem favorisierten Kandidaten der Landesadministration, provisorisch besetzt.144 Im darauffolgenden Januar wurde Hueber dann tatsächlich suspendiert und stellte dennoch das Ansuchen, ihm seine ausständige Besoldung bis zum Zeitpunkt der Suspendierung auszuzahlen; erstaunlicherweise wurde dem stattgegeben.145 Knapp ruker, Sekretär Cooper, die »Raiträthe« Helfestorfer und Stazer, der Konzipist Untrechtsberg und Cooper Jun. OeStA FHKA NHK ABA 10, August 1740, fol. 563r–564r. 140 Protokoll der Commissionis Neoacquistica vom 7. Juli 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, August 1740, fol. 568v–569r. 141 Schreiben Maria Theresias an die Temeswarer Landesadministration vom 4. August 1747: »er auf ungebührende Weiß, ohne erhaltener Licenz sich anhero begeben, zur ehrbaldigsten Rückherung nacher Temesvar und Besorgung seiner Diensts-Funktion durch zugefertigtes Decret, dessen Abschrift hierbey liget, behörig anweisen lassen«. MOL E303 5cs A 1747, fol. 370rv. 142 Abschrift der Aufforderung an Hueber durch die Deputation vom 28. September 1747: »Diesemnach ihme hiemit nochmahlin ein Termin, und zwar von 24 Stunden pro ultimato profigiret wird, inner welchen er von hier abzugehen, und auf das baldigste nacher Temesvar sich also gewis zubegeben hat, alß er wirdrigen bei längeren hierbleiben, und nicht baldiger Erscheinung in Temesvar nicht nur ipso facto ab officio et salario suspendiret seyn solle«. MOL E303 5cs A 1747, fol. 523rv. 143 Maria Theresia an die Landesadministration vom 23. Oktober 1747. MOL E303 5cs A 1747, fol. 563r. 144 Maria Theresia an die Landesadministration vom 23. Dezember 1747. MOL E303 5cs A 1747, fol. 708rv. 145 Das ausstehende Gehalt betraf seine Besoldung als Aktuar bis zum 31. Juli und seine nicht wahrgenommene Anstellung als Mautinspektor für den Zeitraum von 1. August 1747 bis 28. September 1748. Schreiben der Deputation an die Landesadministration vom 31. Januar 1748. MOL E303 6cs A 1748, fol. 41rv.

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acht Monate später bildete sich jedoch eine eigene »Subdelegirte Commission«, um die Causa Hueber zu einem Ende zu bringen, nachdem der Betroffene schwere Anschuldigungen gegen die Mitglieder der Temeswarer Landesadministration erhoben hatte.146 Die neue Kommission formulierte die Vorwürfe in Anklagepunkte und forderte die Landesadministration dazu auf, die Punkte zu kommentieren.147 Im Jahre 1751 war die Angelegenheit noch immer nicht geklärt, denn Hueber erhob die Forderung über sein Einkommen von Anfang Juli 1747 bis Ende Juli 1748 sowie über diverse Reisekostenzulagen für seinen unerlaubten Aufenthalt in Wien, die die Summe von 1.607 Gulden und 43 1/3 Kreuzer ausmachte. Alternativ wünschte er eine Anstellung im Staatsdienst oder eine jährliche Pension von mindestens 300 Gulden, wie aus dem Deputationsprotokoll der Sitzung vom 2. Dezember 1751 zu ersehen ist. Schließlich erhielt Hueber eine Abschlagszahlung von 123 Gulden und 13 Kreuzer für die Zeit zwischen 1. Juli bis 28. September 1747. Die Deputation hielt zudem fest: »inmassen keines weegs rathsam scheinet ihme, wie er gleichfalls gebetten hat, zu weiteren Diensten anzustellen […]« .148 Mit Strafen, die mit finanziellen Einbußen einhergingen, oder mit der Suspendierung ohne Bezug konnte man das Gros der Beamten im Banat am Empfindlichsten treffen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Banater Behörden gegenüber den ihnen untergebenen, aus der örtlichen Bevölkerung stammenden Oberknesen und Knesen mit disziplinierenden Maßnahmen nicht sparten. 1722 wurde der Oberknes Puta (Temeswarer Distrikt), wegen Unterdrückung von Untertanen zu zehn Jahren Festungsbau in Orschowa verurteilt.149 1725 wurde der Knes des Dorfes Németh zur exemplarischen Bestrafung wegen begangener Nachlässigkeiten eingesperrt.150 Im gleichen Jahr ergaben sich beim Tschakowaer Verwalteramt bei der Einhebung der Kontribution Unregelmäßigkeiten. Der dafür verantwortlich gemachte Oberknes wurde gleichfalls »zum

146 »Es seye wegen deren von dem gewesten dasigen Administrations-Actuari Hueber allhier gemachten Schrieftlichen Anzeigungen, über die daselbst fürgehen sollende unordnungen, und schädlichkeiten, von Unserer Hof-Deputation eine Subdelegirte Commission zu genauer Untersuchung der Sache angeordnet«. Schreiben der Deputation an die Landesadministration vom 8. Oktober 1748. MOL E303 7cs A 1748, fol. 201rv. 147 Die Anklagepunkte enthielten Vorwürfe bezüglich Misswirtschaft im Kontext des Militärgrenzausbaus im Banat, des unwirtschaftlichen Umganges beim Verkauf der Zehenteingänge, allgemeiner Unterschlagungen zum Schaden des Staates, der Auslieferung »Bannatischer Landesunterthanen« an die Osmanen, fehlerhaften Vorgehens bei der Einhebung der Kontribution, des Missbrauchs beim Bau der Landkasernen oder der Kameralunterkünfte sowie gegen Verwaltungsbeamte mit persönlichem Charakter. Zu den Anklagepunkten siehe MOL E303 7cs A 1748, fol. 204r–212r. 148 »Protocollum Deputationis Aulica« vom 2. Dezember 1751. Anwesend waren Königsegg-Erps, Haugwitz, Zierotin, Kempf von Angret, Kaschniz, Ziegler, Kessler, Lauch, Rosner, Villinger, Niehs. OeStA FHKA NHK ABA 29, Dezember 1751, fol. 147r–149v sowie die Anweisung zur Auszahlung OeStA FHKA NHK ABA 29, Dezember 1751, fol. 146r. 149 Baróti, Adattár 1983, 386. 150 Ebenda, 390.

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Beispiel anderer in Eisen zur weiteren arrestirung« nach Temeswar gebracht, und jene der Unterschlagung gleichsam im Verdacht stehenden Knesen wurden mit Stockstreichen bestraft.151 Schließlich musste im Jahre 1743 der Oberknes (Distrikt Tschanad) Jossim Gyrnofsky bereits kurz nach seinem Stellenantritt aufgrund seines übermäßigen Alkoholkonsums ersetzt werden.152 Neben strafenden Maßnahmen gab es jedoch auch motivationsfördernde Maßnahmen und Strategien, um das Personal im Banat zu halten bzw. zu binden. Dies war vor allem deswegen erfolgt, weil von den zentralen Behörden ein ständiger Austausch des Personals und eine übermäßige Fluktuation der Akteure als nicht erstrebenswert eingestuft wurde. Zur Motivation boten sich zwei Optionen an: Prestige und Geld. Während im Quellenmaterial seitens der habsburgischen Behörden in Wien stets auf ein ohnehin hohes Gehalt verwiesen wurde, empfanden die Banater Amtsträger ihre Entlohnung als durchgehend zu gering. Der Wiener Hof legte in einem Schreiben an die Administration im Banat und im angrenzenden Serbien aus dem Jahr 1726 seinen Zugang zur Gehaltspolitik offen: »unsere Administration und denen übrigen Beambten so nahrhaffte Besoldungen ausgeworfen haben, damit jeder hierbey wohl bestehen, und keinen Anlass haben möge, andere ungebührliche emolumenta zum nachtheil unsers arary zu machen […]«.153 Die Gehälter sollten vor etwaigen Bereicherungen zum Schaden des Staates als auch der Banater Bevölkerung schützen, und Fehlverhalten im Sinne unrechtmäßiger Bereicherungen musste bestraft werden.154 Als motivationsfördernde Anreize, um Verwaltungstätigkeiten im Banat zu übernehmen, sind zusätzliche finanzielle Einnahmequellen sowie die Verleihungen von Titeln155 oder die Nobilitierung156 einzustufen. Zum erstgenannten Bereich zählen kleinere und größere Verpachtungen von landesfürstlichem Eigentum,157 wogegen aus längerfristiger Perspektive eine Standeserhöhung zur Verbesserung des sozialen Status

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Ebenda, 452. Ebenda, 271. Schreiben der Hofkammer an die Administration, einschließlich einer Aufforderung, zu den Anklagepunkten Stellung zu nehmen vom 22. Oktober 1726. OeStA FHKA NHK ABA 4, fol. 410rv– 413rv. Ebenda. Empfehlungsschreiben von Mercy aus Wien für Johann Anton de Jean von Hansen zur Erlangung des Administrationsratstitels. OeStA FHKA NHK ABA 5, April 1729, fol. 48 r–v. Johann M. Reisenbichler erhielt 1732 auf sein eigenes Ansuchen hin den Kaiserlichen Kassa-Verwalter-Titel, ohne Gehaltserhöhung. Information der Hofkammer an die Universalbankalität vom 18. Juli 1732. OeStA FHKA NHK ABA 6, Juli 1732, fol. 1216r. Das »Kayserliche Königliche Directorium in Publicis et Cameralibus« hatte keine Einwände, dem in Lippa angestellten Salzeinnehmer Joseph Jakob Salbeck den »Kayserlich Königlichen« Ratstitel zu verleihen, um welchen derselbe selbst angesucht hatte. Der Edelmann aus Siebenbürgen »wäre dem Ansuchen würdig«. OeStA FHKA NHK ABA 38, Juli 1753, fol. 1r. Allen voran die Verpachtung des Mautwesens. Der Fortifikationbauzimmermeister Nikolaus Joseph Wittmesser pachtete 1737 die Eisenhämmer in Bogschan und Luncani. Petri, Biografisches Lexikon, 2108.

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der gesamten Familie eines Staatsdieners sicherlich beitrug. Derartige Formen eines informellen Belohnungssystems finden sich in großer Zahl und zeugen vom Willen des Wiener Hofes, vor allem der Monarchen selbst, mit deren formeller Bewilligung entsprechende Maßnahmen gesetzt werden konnten, um die Banater Amtsträgerschaft positiv zu stimmen und zugleich auch soziale Aufstiegsmöglichkeiten im Sinne einer Personalförderungsstrategie zu schaffen. 4 Planungsillusion. Abweichung von der Norm zwischen Flexibilität und Improvisation In der ersten Hälfte des 18.  Jahrhunderts wurde das südöstliche Europa wiederholt zum Schauplatz geopolitischer Umwälzungen, wobei die in der Theorie praktikabel anmutenden Vorstellungen und bis dahin praktizierten Regeln des Wiener Hofes zur Organisation des Personals phasenweise in Vergessenheit gerieten und im Gegenzug Flexibilität und Improvisation gefragt waren, um das Banat weiterhin ergebnisorientiert administrieren und auch schützen zu können. Im Folgenden werden daher personalpolitische Maßnahmen erläutert, die eine Abweichung von der vorgesehenen Norm darstellen. Dabei ging es um personalpolitische Strategien der Zentralstellen, die aus wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen oder prozessorganisatorischen Ursachen zum Vorteil der Krondomäne initiiert wurden: Flexibilität wurde notwendig, die wiederum Komplikationen hervorrief und zu Verbesserungsmaßnahmen mit oftmals improvisatorischem Charakter zwang. Aus diesem Grund widmet sich der folgende Abschnitt jenen Spezialfragen des habsburgischen Personalmanagements für das Banat, welche aufgrund von externen und internen Ereignissen eine Abwandlung oder Neukonzeption des herkömmlichen Prozedere notwendig machten. Dabei kreisen die Fragen um wirtschaftliche Innovationen, sicherheitspolitische Aspekte im Kontext von Krieg und Medizin sowie, darauf aufbauend, um administrative Faktoren im Zusammenspiel mit der »Prozessoptimierung« des Banater Beamtenapparats. Es geht um Fachpersonal, d. h. um einen erlesenen Personenkreis mit besonderen Qualifikationen, dessen Dienstverhältnisse sich auf Aufgabengebiete abseits der allgemeinen Verwaltung erstreckten. 4.1 Ökonomie. Fachpersonal und Innovationen in Friedenszeiten Schon die staatsrechtliche Einrichtung des Banats als Kron- und Kammerdomäne verdeutlicht, dass die Wiener Zentralstellen mit der Region vor allem in Hinblick auf ihre wirtschaftliche Ergiebigkeit zum Nutzen der gesamten Monarchie viel vorhatten. Dafür mussten zum einen die Rahmenbedingungen in der Region geschaffen sowie externes Personal angeworben werden. In Ergänzung dazu sei auf die vom Wiener

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Hof initiierte Kolonisierung im Banat verwiesen, welche großteils auf dem Motiv ökonomischer Profitsteigerung beruhte. Für den vorliegenden Untersuchungszeitraum konnten die neu angesiedelten Personengruppen innerhalb des öffentlichen Dienstes jedoch noch nicht Fuß fassen. Obwohl die ältere deutschsprachige Literatur die Person Mercys zu vorteilhaft charakterisiert,158 ist nicht von der Hand zu weisen, dass während dessen langer Amtsperiode von 1716 bis 1734 eine Vielzahl ökonomischer Maßnahmen gesetzt wurden, die aus einer längerfristigen Perspektive der neuen Provinz Nutzen brachten. Bereits hier ist, wie aus der bisherigen Forschung hervorgeht, anzumerken, dass viele dieser Maßnahmen mit dem Ausbruch des Türkenkrieges einem Einschnitt unterlagen und zugunsten ihrer Verfestigung eine rüde Unterbrechung erfuhren. Als Grundlage für die praktische Umsetzung wirtschaftlicher Innovation bedurfte es verkehrsmäßiger Infrastrukturen, zu denen sowohl die Land- als auch die Wasserwege (Binnenschifffahrt) gehörten. Eine Fülle von Archivmaterial zeugt davon, dass bereits in den ersten Monaten nach deren Einsetzung die Landesadministration bestrebt war, den lukrativen Salztransport aus Siebenbürgen über den Fluß Marosch (rum. Mureș) möglichst reibungsfrei zu bewerkstelligen und störende Hindernisse zu beseitigen;159 die regionalen Salzschiffer wurden hierfür von der Kontribution befreit.160 Topographie und Klima machten weiträumige Wasserbauarbeiten notwendig, bei denen es darum ging, die vielen Sümpfe zwecks Eindämmung der Malaria trocken zu legen, Flussverläufe zu regulieren, um neues Siedlungsgebiet zu schaffen und Überschwemmungen zu verhindern, Kanäle wie z. B. die durch Temeswar fließende Bega anzulegen, sowie Brunnen zu graben, um die Wasserversorgung mit verbesserten hygienischen Standards zu gewährleisten.161 Für viele dieser Maßnahmen wurden die organisatorischen und personellen Ressourcen des Militärs genutzt; insbesondere im Bereich der hydraulischen Bauarbeiten waren es Militäringenieure, die durch ihre Expertise konstruktive Maßnahmen setzten;162 einer davon war der auch im habsburgischen Serbien tätige Nicolas Doxat de Démoret.163

158 159

Wie in Fußnote 15; im Besonderen Kallbrunner und Wettel. Die Hofkammer betonte in einem Schreiben an die Landesadministration vom 13. Dezember 1719: »Wie nothwendig die Ausräumbung der Marosch, und Aushackung deren an dem ufer befindlichen Baumen, zu beförderung des Siebenbürgischen Salztransports zu bewürken seye […]«. MOL E303 1cs A 1719, fol. 121r. 160 Kucsko, Die Organisation der Verwaltung im Banat, 90–91; Jordan, Die kaiserliche Wirtschaftspolitik, 67. 161 Guettler, Hermann: Die Wasserbauarbeiten im Banat von 1717–79 und die Kultivierung und Deutsche Besiedlung des Landes. Diss. Wien 1936. 162 Obristwachtmeister und Ingenieur Stockhausen wurde 1752 erneut damit betraut, einen Plan zur Schiffbarmachung der Bega auszuarbeiten. Vgl. Guettler, Wasserbauarbeiten, 45. 163 Zu Doxat und dessen unglücklichem Lebensende siehe: Burnand, Nicolas Doxat lieutenant feld-maréchal, 97–107 oder Doxat, Nikolaus Doxat. Ein kaiserlicher General und Ingenieur, 1–40. Hierbei muss, obwohl den zeitlichen Horizont der Studie sprengend, auf Maximilian Emmanuel

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Dank der Dokumentation einzelner Post- sowie Pferdewechselstationen (Cambiaturen) lässt sich das Banater Verkehrsnetz zumindest in seinen Grundzügen schon in einer frühen Phase erschließen.164 Parallel dazu bestanden die militärischen Durchzugswege und Feldpostämter, welche auch nach Ende der Kämpfe ihre Bedeutung behielten und mit von Wien finanziertem Personal betrieben wurden.165 Bereits seit 1720 bestand ein 14-tägiger Kutschendienst zwischen Wien und Temeswar.166 Zum Zeitpunkt der Eroberung dominierte das Stadtbild von Temeswar die Festung, die der osmanische Chronist Evliya Çelebi um 1660 mit folgenden Worten beschreibt: »Temesvar liegt in den Morästen des Temesch-Flusses, wie eine Schildkröte im Wasser. Ihre vier Beine sind die vier großen Basteien, das innere Burgkastell aber ist ihr Kopf. Ihre Gestalt ist fünfwinklig«.167 Dieses großräumige Bauwerk hatte nach 1716 erhebliche Bedeutung, da es zur Schaffung von Wohnraum für die Beamtenschaft herangezogen wurde, welche innerhalb der Festungsmauern logieren sollte. Innerhalb des Untersuchungszeitraumes spielten auch die Festung Orschowa, die Festung Pantschowa und die Festung Neupalanka eine große Rolle:168 Für deren Um- und Ausbau zugunsten militärischer Nutzbarkeit – es ging um den Schutz gegen osmanische Angriffe169 – wurde die zivile Landbevölkerung zur Lohnarbeit oder im Rahmen von Ro-

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(de) Fremaut (1725–1768) Bezug genommen werden, welcher den Innovationsgrad der wasserbaulichen Aktivitäten im Banat entscheidend prägte. Der gebürtige Belgier wurde 1758 von Graf Karl Cobenzl ins Banat gerufen, wo Fremaut für den Bau von Brücken, Mühlen, Schleusen und Dämmen sowie die effektive Austrocknung von Sumpfgebieten verantwortlich wurde. Fremaut trat 1757 in den Dienst der Habsburgermonarchie. Petri, Biographisches Lexikon, 483–484 sowie jüngst Horbec, Ivana: Maximilian Emmanuel de Fremaut (oko 1725.–oko 1771.) u projektima napretka hrvatskoga gospodarstva. In: Ljudi 18. stoljeća na hrvatskom prostoru. Od plemića i crkvenih dostojanstvenika do težaka i ribara. Hg. v. Lovorka Čoralić, Ivana Horbec, Maja Katušić, Vedran Klaužer, Filip Novosel und Ruža Radoš. Zagreb 2016, 485–491. Zentral zur Umsetzung von Fremauts Plänen im Banat Guettler, Wasserbauarbeiten, 51–73. Zur Praxis des Postwesens als auch der »Cambiaturen« Kucsko, Die Organisation der Verwaltung im Banat, 91–96. Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 7. Februar 1721 über das Postwesen. MOL E303 1cs A 1721, fol. 287r–290v; im Jahre 1748 wurde erwogen, die »Cambiaturen« mit den Postämtern zusammenzulegen. Eine Einschätzung dazu, wurde von der Landesadministration am 30. Oktober 1748 gefordert. MOL E303 7cs A 1748, fol. 151r–152r. Die Landkutsche benötigte im Sommer sechs bis sieben und im Winter neun bis zehn Tage. Kucsko, Die Organisation der Verwaltung im Banat, 97–98. Petri, Anton Peter: Die Festung Temeswar im 18. Jahrhundert. Beiträge zur Erinnerung an die Befreiung der Banater Hauptstadt vor 250 Jahren. München 1966, 10. In Ergänzung dazu ist auf die Inselfestung Neu-Orschowa (Ada-Kaleh) zu verweisen. Fritz, Julius: Orsova und die Inselfestung (Ada-Kaleh). Ein Rückblick auf deren militärisch-politische Verhältnisse seit der ersten Besitzergreifung durch die Kaiserlichen. In: Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs. III. Jg. (1878), 395–426. Festungskommandant Wallis sendete am 22. April 1717 einen von Leutnant Hering konzipierten Projektplan zur Verbesserung der Temeswarer Festung an den Hofkriegsrat. OeStA KA ZSt HKR HR A 136, 1717/Jun/329, fol. 1r–4r. Einen historischen Überblick bietet die Analyse von IngenieurOberst Carl Ennhuber aus dem Jahre 1827: Geschichtliche Darstellung des geänderten Zustandes der ursprünglich nassen Festungsgräben zu Temesvar und der allda bestandenen Vorrichtungen

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botpflichten herangezogen. Im Jahre 1752 entschied der Hofkriegsrat, dass die Arbeiten an der Temeswarer Festung »per Entreprise«, d. h. durch private Unternehmer (örtliche Stadtmaurer) durchgeführt werden sollten.170 Aus rein personellen Gesichtspunkten oblag die Verwaltung der habsburgischen Festungen dem Hofkriegsrat, während die Entlohnung sämtlicher Bediensteter aus der Kriegskasse erfolgte. Der Festungskommandant, der zugleich ein führendes Mitglied der Landesadministration war, erhielt ähnlich dem General und Präsidenten des Banats neben dem militärischen Sold eine gesonderte Zulage für seine Aufgabe als Rat.171 Mit dem »Fortifikationsbauwesen« stand ein breites Spektrum an militärischem Fachpersonal in Verbindung, denn einer Festung waren nicht nur technisch versierte Militäringenieure, sprachgewandte Dolmetscher und Mediziner zugeordnet, sondern auch Fortifikationsbauschreiber,172 Fortifikationsschanzschreiber173 oder Fortifikationsbauzimmermeister,174 die neben fachlich geschulten Handwerkern (Maurer und Zimmerer) sowie lokalen Robotbauern den personellen Bedarf komplementierten, der zur Instandhaltung und Verwaltung einer Festung notwendig war.

zur Bewirkung einer äußeren Inondation und zu anderweitigen Manoeuvres in den Festungsgräben. Zitiert nach Rill, Robert: Die Festung als Baustelle im 18. Jahrhundert. In: Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos. Hg. v. Harald Heppner und Zsuzsa Barbarics-Hermanik. Frankfurt am Main 2009, 156. 170 Rill, Die Festung als Baustelle, 145, 154. 171 Aus der Militär-Bilanz betreffend den Zeitraum von 1. November bis Ende Januar 1722 lassen sich für das Festungspersonal folgende Besoldungen entnehmen: in Temeswar für den General Wachtmeister Graf von Wallis 750 Gulden, den Platzmajor Schleret 250 Gulden, den Auditor Müller 200 Gulden, den Gerichtsschreiber Schmid Gulden, den Gerichtswäbl Kazer 36 Gulden, den Statt. Leuth. Philose Gulden, den Medicus König 300 Gulden, den Chirurg Kramer 390 Gulden, den Profos Dambach 81 Gulden, den Türkischen Dolmetsch Pond 250 Gulden, den Ingenieuren Gerardi, Charles und Häring zu je 225 Gulden und Khünle, Keiser und Weseliny zu je 150 Gulden; in Orschowa für den Obristleutnant Kastner 435 Gulden, den Ingenieur Hauptman del Hez 225 Gulden, den Statt Leuth. Keck Gulden und den Medicus Boccius 150 Gulden; in Panschowa für Obrist Wachtmeister Feigely 321 Gulden, den Ingenieur Leut. du Boys 150 Gulden; in Neupalanka für Obrist Wachtmeister Salhausen 321 Gulden. Zur Feldkriegskanzlei zählten Sekretär Grössinger mit einer Konzipistengage von 213 Gulden und die beiden Kanzlisten Haan und Zenegg mit je 162  Gulden; für das Generalkriegskommissariat waren neben dem Oberkriegskommissar Haan mit 396 Gulden, die Feldkriegskommissare Dötsch und Doworzatzeck mit je 300 Gulden sowie der Kassier Waldmüller mit 150 Gulden angeführt. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 605r–609v. 172 Fortifikationsbauschreiber waren für die Ausfertigungen und Korrektheit der Rechnungen zuständig. Aufforderung an Rebentisch, dass die Rechnungen des Fortifikationsbauschreibers in Orschowa Antoni Bernadi eingesendet werden müssen. 23. Juni 1724. OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 1401r. 173 Hofkriegsrat informierte am 13. Februar 1730 die Hofkammer, dass der Temeswarer Fortifikationsschanzschreiber Martin Gundolf zum Gerichtswebel beim Generalats- und Landauditoriatsamt in Temeswar mit 12 Gulden pro Monat ernannt wurde. OeStA FHKA NHK ABA 6, März 1730, fol. 119rv. 174 Beispielsweise der Vertragsbedienstete Fortifikationsbauzimmermeister Nikolaus Joseph Wittmesser (auch Widmesser). OeStA FHKA NHK ABA 20, Mai 1749, fol. 119rv.

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Wie aus einem Schreiben Maria Theresias an den Militärgouverneur Engelshofen aus dem Jahr 1748 hervorgeht, waren sich die Wiener Zentralstellen nicht im Klaren, wie viele »Bau-Beambten, Fortifications-Bedienten, und Salarirten Handwercker« im Banat angestellt waren. Vor allem herrschte erstaunlicherweise Unkenntnis darüber, was diese verdienten, weshalb Engelshofen einen Bericht abzuliefern hatte. Außerdem wurde auch angefragt, welche tatsächlich vorhandenen Kompetenzen vorlägen: »Was für Dienste ein jeder aus denen in obigen Posti angestelten Bau Beambten, und Fortifications Bedienten laiste, folglich ob Er im Stand seye auch sonsten die nöthige aigenschaften besize, seine Verrichtungen behörig zu versehen […]«.175 Hieraus wird deutlich, dass Fachkompetenz, wenn es um Besoldungen aus der Staatskasse ging, für den Wiener Hof von Relevanz war. Der Mangel an Überblick der vorgesetzten Behörde kann teilweise durch die oftmals nur für eine bestimmte Zeit und für eine bestimmte Tätigkeit angestellten Handwerker beim Festungsbau erklärt werden. Wirft man einen Blick auf die »Consignation über alhiesige Burgerschaft« innerhalb der Festung aus dem Jahre 1741, ist unverkennbar, dass sich über das Verwaltungspersonal hinaus Personenkreise mit gewerblichem Hintergrund angesiedelt hatten,176 deren Alltagsleben vom Festungskommandanten in der Festung Temeswar und zusätzlich von zwei Organen reglementiert wurde – vom deutschen und »raitzischen« Magistrat, die der Kontrolle der Landesadministration unterstanden.177 Im Jahre 1718 erfolgte die Ernennung des Auditors Franz Joseph Müller Edler von Freyburg zum »Landadvocaten«. Zugleich kommunizierte die Landesadministration, dass zukünftig die Schriftstücke der Magistrate nur noch mit dessen Unterschrift angenommen würden.178 Die zeitgenössische Wirtschaftspolitik, die auf den Prinzipien des Merkantilismus beruhte, zielte darauf ab, Fabriken einzurichten; wichtig war vor allem die industrielle Fertigung von Decken (Kotzen), Tuch (Abba), Strümpfen, Seide und Leder, die die Beamten zu überwachen und zu betreuen hatten. Für die Maulbeerbepflanzung und 175 176

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Maria Theresia an die Landesadministration vom 20. Januar 1748. MOL E303 6cs A 1748, fol. 23r– 24r. So findet man Bäcker, Schmiede, Tischler, Fleischhauer, Schuster, Lebzelter, Schneider, Seiler, Buchbinder, Wirte, Perückenmacher, Hutmacher, Zimmerer, Maurer und Handelsmänner. Petri, Festung Temeschwar, 19–21. Zum Leben in Temeswar jüngst Hirsch, Sandra: The Colorful World of Public Houses. Ownership, Clientele and Leisure Time Activities in 18th Century Timişoara. In: Journal of Education Culture and Society 2 (2015), 337–349. Einen Überblick über die Stadtrichter bietet Petri, Festung Temeschwar, 84–85. Zudem findet sich hier eine gedruckte Instruktion über die Organisation des deutschen Magistrats und dessen Aufgaben. Ausgestellt wurde die Instruktion am 1. Januar 1718 vom Einrichtungskommissär Kallanek und vom Festungskommandant Wallis. Petri, Festung Temeschwar, 75–81. Baróti, Adattár 1900, 278. Müller wurde 1720 zum Landauditor berufen, nachdem sein Vorgänger Johann Franz Casper Baum nach Siebenbürgen gegangen und dort später zum Generalauditorleutnant ernannt worden war. Schreiben des Hofkriegsrates an die Hofkammer vom 7. Juli 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dezember 1720, fol. 688rv. Für seine Tochter Paulina wurde 1750 eine Pension von 144 Gulden pro Jahr ausgezahlt. Status Personalis 1750. OeStA FHKA NHK ABA 25, August 1750, fol. 357r.

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somit auch für die Seidenproduktion spielte der aus Italien stammende »Abbate« Clemente Nobilis de Rossi (1686–1771) eine große Rolle, der 1732 mit italienischen Kolonisten ins Banat gekommen war. Jene Ansiedler stammten aus Trient (ital. Trento) bzw. Südtirol und besiedelten das überwiegend von Italienern bewohnte Karan, das aufgrund der Initiativen des Gouverneurs Mercy später in »Mercydorf« umbenannt wurde, und dort wurde Rossi mit der Seidenerzeugung betraut. Aus einer von ihm eingesandten Statistik lässt sich entnehmen, dass 1736 ganze 131.000 »brauchbare« Maulbeerbäume, auf das Banat verteilt, vorhanden waren.179 Zur Steigerung des Ertrages übernahm der Italiener auch die Führung einer landesfürstlichen Fabrik. Die Galetten (Kokons) wurden nun nicht mehr nach Wien gesandt, wodurch während des Transports viele verdarben, sondern ins Temswarer Fabriksviertel geliefert.180 Als sich im Jahre 1748 Antonius Jecheli für eine Stelle im Bereich der Seidenfabrikation bewarb, verwies die Hofkammer auf das »darunten im Bannat wider zu erheben gedenkenden Seiden-weesen«, aber auch einen in Evidenz gehaltenen Bewerber: Rittmeister Joseph von Denario.181 Dieser hatte sich im vergangenen Jahr (1747) beworben. Jecheli, der zuvor bei der Seidenfabrik in Görz (ital. Gorizia, slow. Nova Gorica) angestellt gewesen war, wurde für ein halbes Jahr auf Probe angestellt, um »diesen Sommer hindurch, alle daruntige Seiden-bäumer in Augenschein nehmen, ingleichen zur Widerumigen Erhebung dieses zerfallenen Wercks anhand geben solle«, wo und wie die Seidenproduktion möglichst günstig in Angriff genommen werden könne. Jecheli erhielt für die Reise eine Zulage von 60 Gulden und sollte 25 Gulden pro Monat verdienen.182 Da Jecheli bald nach seiner Ankunft im Banat verstarb, erhielt seine Witwe auf ihren Antrag hin zwölf Gulden und 30 Kreuzer, wobei es sich um die Hälfte jenes Betrages handelte, welcher als Entlohnung bis zum Ende der geplanten sechs Monate noch ausständig gewesen war.183 Im Sinne des merkantilistischen Gesamtkonzepts, das auf eine Bevölkerungsvermehrung mit intensivierter Arbeitskraft und wirtschaftlichem Zugewinn hinauslief, war zur Steigerung der Banater Ökonomie die Anwerbung zusätzlicher Familien notwendig. Maria Theresia formulierte dazu folgenden Gedanken: »[…] die rohe Seydens-Erzeugung sowohl, als die Planzung des Reyses, und americanischen Indigo da179 Simlik, Die Kultur der Merkantilpflanzen, 38–40. 180 Jordan, Die kaiserliche Wirtschaftspolitik, 55–56. Es entstanden zudem Filialen in »Kussicze, Jessenova und Diebiez«. Baróti, Adattár 1900, 535. Rossi wurde im Jahr 1753 vom »Directorio des Seiden-Manipulations-Wesen« entlassen, welches daraufhin Hauptmann Serangeli unter Oberaufsicht der Administrationsräte Peuger und Plasch übertragen wurde. Zum »Dimissorial Decret« an Rossi, das Dekret an Serangeli sowie die Information an die Landesadministration durch die Deputation vom 3. März 1753 siehe OeStA FHKA NHK ABA 36-1, März 1753, 89r. 181 Deputation an die Landesadministration vom 8. März 1748 sowie die beiden Bewerbungsschreiben von Jecheli und Denario. MOL E303 6cs A 1748, fol. 133r–138v. 182 Maria Theresia an die Landesadministration vom 7. Mai 1748. MOL E303 6cs A 1748, fol. 275rv, 278r. 183 Maria Theresia an die Landesadministration vom 24. August 1748. MOL E303 7cs A 1748, fol. 39rv.

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selbst in dem Bannat einzuführen, und zuvernmehren, nicht minder die zu solchen Ende erforderliche italienische dann teutsche Familien zu mehrerer FruchtbarkeitsBringung deren öd-liegenden Grundstücken anzuzüglen«.184 Den Anfang machte der Pfarrer von Mercydorf, der aus Palmanova im Friaul stammende Antionius Martinozzi, der 1749 ins Banat seine siebenköpfige Familie mitbrachte, doch bedurfte es für diesen Wirtschaftszweig in den 1750er Jahren der Anwerbung weiteren Fachpersonals: 1751 gelangten über Hauptmann Serangeli 13 Facharbeiter nach Temeswar, wie aus einem auf vier Jahre geschlossenen Vertrag zwischen Serangeli und den Maulbeerbaumexperten hervorgeht.185 Der Zuzug von Familien aus dem Reich nahm einen wesentlich größeren Umfang an als jener, welcher durch die italienischen und spanischen Ansiedler erfolgt war. Dessen Organisation erforderte ein eigenes Personal, zu dem einerseits der »Teutsche Amtman« und andererseits die sogenannten »Anwerbungsagenten« gehörten. Letztere reisten im Auftrag des Herrschers umher, um Familien zur Ansiedlung im Banat anzuwerben, welche im Gegenzug steuerliche Erleichterungen etc. erhielten und die Wirtschaft ankurbeln sollten. Die erste dokumentierte Stelle eines von der Landesadministration berufenen deutschen Amtmannes findet sich für den Distrikt Neupalanka: Jene bekleidete ab Dezember 1724 Johann Georg Römerer,186 der dem damaligen Oberverwalter Wenzel Wilhelm Rössler unterstellt war und seinen Wohnsitz in Weisskirchen (serb. Bela Crkva) hatte.187 In diesem Distrikt fungierte Georg Unrein als Gegenschreiber für die Agenden der Kolonisten.188 Römerer schien in dieser Funktion in den »Status Personalis« der Jahre 1738 und 1745 sowie in seinem Todesjahr 1749 als deutscher Amtmann im Distrikt Neupalanka auf.189 Im Jahr 1734 erhielt Römerer von der Landesadministration eine Verwarnung, der eine Vielzahl an Beschwerden durch Untertanen vorangegangen waren. Zudem stand Römerer unter Verdacht, von einem Oberknesen-Kandidaten einen Dukaten als Schmiergeld angenommen zu haben.190 Auch im Distrikt Lippa gab 184 Maria Theresia an die Landesadministration über die Strategien zur Verbesserung der Ökonomie im Banat vom 7. Dezember 1748. MOL E303 7cs A 1748, fol. 314r–318r. Bezüglich des Personals zum Reisanbau heißt es in einem Schreiben der Landesadministration an die Distriktverwalterämter vom 11. April 1749: »kundige Persohnen aus den Italianischen Landen kommen lassen, aus einigen absehen, das der Banatische Landmann von ihme, wie der Reiß Erstens in die Erde gebracht, und bis zur endlichen Zeitigung, und Auskörnung tractiret werden müsse, erlernen möge […]«. MOL E303 13cs U Seidenerzeugung, fol. 4r. 185 Simlik, Die Kultur der Merkantilpflanzen, 23–24. 186 Der 1679 in Wien geborene Johann Georg Römerer soll um 1724 ins Banat gekommen sein und war bis zu seinem Tod 1749 als »Amtmann« im Südbanat tätig. Petri, Biographisches Lexikon, 1585. 187 Baróti, Adattár 1900, 8–9. 188 Status Personalis 1727. OeStA FHKA NHK ABA 5, Januar 1728, fol. 136r. 189 Zum Status Personalis 1738 siehe OeStA FHKA NHK ABA 9, Mai 1738, fol 276r; zum Status Personalis 1745 siehe OeStA FHKA NHK BA 66, fol. 684v und zum Status Personalis 1749 siehe OeStA FHKA NHK ABA 21, September 1749, 831v. 190 Baróti, Adattár 1900, 533.

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es zumindest für das Jahr 1727 einen eigenen deutschen Amtmann namens Nikolaus Wohlenhaubt.191 So wenig über die konkreten Arbeitsfelder dieser Dienstleute bekannt ist, gibt es in den Quellen Hinweise, wonach der Amtmann eine vermittelnde Position innehatte, d. h. als duales Sprachrohr zwischen Ansiedlern und Landesadministration fungierte.192 Aus der Praxis zum Anwerbung- und Migrationsprozess wird ersichtlich, dass das kaiserliche Personalmanagement im Rahmen der staatlich forcierten Bevölkerungsaufstockung gezielt betrieben wurde. William O’Reilly hat in einem Aufsatz Agenten, Werbung und Reisemodalitäten Die Auswanderung ins Temescher Banat im 18  Jahrhundert die Rolle von Agenten und Emissären untersucht. Dabei wird evident, dass ein solcher Agent als Dolmetscher und Übersetzer von Verträgen fungierte sowie bei der Erstellung von Reiseplänen half oder die Reise gar organisierte und begleitete.193 Hierbei errangen die beiden Anwerbungsagenten Johann Franz Albert von Craußen und Johann Oswald einen besonders hohen Bekanntheitsgrad. Craußen stammte aus dem Rheinland und kam als Leutnant beim Fuhrwesen ins Banat, wo er von Mercy den Auftrag erhielt, Kolonisten aus dem Reich anzuwerben.194 Auch der 1712 geborene Oswald kam aus dem Rheinland (Honzerarth).195 Als er sich wegen einer persönlichen Erbangelegenheit 1748 in Lothringen befand, erhielt er den Auftrag, für zwei Dukaten 60 Familien mit 296 Personen ins Banat zu begleiten. Im darauffolgenden Jahr soll er sogar 900 Personen über Wien mit Schiffen ins Banat verfrachtet haben.196 Diese Verdienste blieben über Oswalds Tod hinaus für seine Familie nicht unbelohnt, in Zeiten, als für Hinterbliebene noch kein Rechtsanspruch auf Unterstützung herrschte: Anna Maria Oswald erhielt 1753 nämlich eine Zuwendung von 200 Gulden. In ihrem Bitt191 192

Zum Status Personalis 1727 siehe OeStA FHKA NHK ABA 5, Januar 1728, fol. 136v. Römerer korrespondierte 1725 mit dem zuständigen Oberverwalter über die Verlassenschaft von Peter Rieser und die Ansprüche von dessen adoptiertem Sohn. Baróti, Adattár 1900, 9; 1727 erhielten Römerer und Unrein von Rössler den Auftrag, die »Fruchtverzehendung« der deutschen Familien zu organisieren. Baróti, Adattár 1900, 12; 1729 organisierte Römerer die Einhebung der Kontribution der deutschen Familien. Baróti, Adattár 1900, 16. 193 O’Reilly, William: Agenten, Werbung und Reisemodalitäten. Die Auswanderung ins Temescher Banat im 18. Jahrhundert. In: Migration nach Ost- und Südosteuropa vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Hg. v. Mathias Beer und Dittmar Dahlmann. Stuttgart 1999, 109– 110. 194 Merschdorf, Wilhelm Joseph: Tschakowa. Marktgemeinde im Banat. 1997, 321. Zum Profil Craußens im Detail Țintă, Colonizările habsburgice, 98–101. Zum Ansiedlungskonzept von Craußen im Banat der Notenwechsel vom Dezember 1721. OeStA FHKA NHK ABA 3, 410a, fol. 11r–22r; Craußen bekleidete 1724 zudem das Amt eines Oberverwalters im Banat. Baróti, Adattár 1900, 8. 195 Oswald starb am 16. Dezember 1752 in Neubeschenowa (rum. Dudeștii Noi). Petri, Biographisches Lexikon, 1402–1403. 196 Weitere »Werber« in den Jahren 1748/49: Emmissar Weber brachte 50 Familien aus Oberfranken sowie 40 Familien aus Lothringen, Heinrich Müller geleitete einen Transport von 45 Personen aus Rheinfelden und Lothar Nattermann 50 Familien aus Trier ins Banat. O’Reilly, Agenten, 110–112. Details über die Auszahlung der zwei Dukaten enthält eine Note Maria Theresias vom 9. Juli 1748. MOL E303 7cs A 1748, fol. 3rv.

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gesuch nahm die Witwe Bezug auf die Aktivitäten ihres Mannes und wusste urkundlich zu belegen, dass ihr verstorbener Mann 720 Menschen aus dem Reich in die neue Provinz gebracht hatte.197 Diese Form der Werbung fußte auf dem ausdrücklichen Wunsch der Wiener Zentralstellen. Bereits 1723 statuierte man ein Exempel, wer nun tatsächlich befugt sei, Werbepatente auszustellen, weil Gouverneur Mercy am 6. August 1723 einem Tiroler Schiffer unerlaubterweise ein Werbepatent, »umb einige anzahl Berg-hauer von Kitzbichel und selbiger Gegend anzuwerben, und selbe dahin in dem Temesvarer Banat zum Behuff dasiger Bergwerkhen abzuführen«, ausgestellt hatte. Die Tiroler Kammer zeigte sich von Mercys Bestrebungen nämlich wenig begeistert und richtete eine Beschwerde an die Wiener Zentralstellen. Als Konsequenz erhielt Mercy aus Wien einen Rüffel, wobei festgehalten wurde, »hiereinfahls sowohl als auch in all anderen Fählen die vorleuffige Anzaige jedesmahl hiehero an die Kayserliche Hofcammer machen solle, damit von daraus der ordnung nach die weithere Fürkehrung beschehen möge«. Falls also zusätzliches Personal benötigt werde, müsse man sich zuerst an die Behörden in Wien wenden.198 Gegenstand der von Mercy angedachten Anwerbung in Tirol war das Bergwerkswesen, das für das Banat als besonders gewinnbringend eingestuft wurde. Schon in osmanischer Zeit hatte es Bergwerke im Banater Raum gegeben, weshalb sich die seit dem Herrschaftswechsel dafür verantwortlichen habsburgischen Instanzen diesen lukrativen Geschäftszweig zunutze machen wollten.199 Schon für 1717 ist daher ein Dokument zur Bildung einer »Instrukzion für die montanistische Banater Einrichtungs-Kommission« überliefert.200 Die ersten Maßnahmen zur Anwerbung und Aufstockung des notwendigen Fachpersonals lassen eher auf Elemente des Zufalls und der Improvisation als auf ein strukturiertes Vorgehen schließen. In den folgenden Jahren erfuhr das Banater Bergwesen 197

Die Deputation informierte die Landesadministration am 2. März 1753 darüber, »daß der hinterbliebenen Wittib des dort Landes verstorbenen Johann Oßwald in Ansehung deren von Ihme aus dem Reich abgeholt und in daß Bannat abgeführten teutschen Haußhaltungen eine remuneration abgereichet werden. Wir willigen solchemnach gnädigst ein, daß ihr der Supplicantin Anna Maria Oswaldin eingerathner massen nicht vor Jeden Kopf auch nur deren mit beygebrachten Zeugnussen erwisenen 720 Personen, sondern überhaupt auß den zur Bevolkung des Landes ausgemessenen Fundo 200 Fl dergestalten außgezahlet werden können, das dieselbe hiemit vollständig abgefertiget seye, und weitershin nichts mehreres zu fordern haben solle«. OeStA FHKA NHK ABA 36-1, März 1753, fol. 13rv. 198 Subdelegation an die Landesadministration vom 24. Dezember 1723. MOL E303 2cs A 1723, fol. 160r–161v. 199 Es handelt sich um Bergwerke in Orawitz, Dognatschka, Terestian, Bokschan, Galina, Tschernest, Tschiklowa, Moldowa, Luncani, Saska und Majdanpek in Serbien. 200 Instruktion vom 7. Dezember 1717. Abgedruckt in: Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der Königreiche: Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Slavonien und des Großfürstenthumes Siebenbürgen. Bearbeitet von Franz Anton Schmidt. 6. Band vom Jahre 1709 bis 1740. Wien 1834, 81–102.

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mehrmals verwaltungsmäßige Umstrukturierungen mit dem Ziel, den Ertrag zu steigern. Die Bedeutung dieser Wirtschaftsbranche wird zudem evident, wenn man festhält, dass mit der Oberaufsicht über das Bergwerkswesen stets ein ziviler Administrationsrat betraut und phasenweise von einem eigenen Bergwerksbezirk die Rede war.201 Wie aus einer Instruktion aus dem Jahr 1719 hervorgeht, übernahm János Rácz als Bergverwalter die Verantwortung für den Neupalanker Bergdistrikt.202 Zur Einrichtung des Montanwesens im Banat entsandte man den in Schmöllnitz (slowak. Smolník) angestellten Johann Nikolaus Schubert, der schon 1718 mit dem Titel eines Bergmeisters das Orawitzer Kupferbergwerk mit einigen mitgebrachten Bergleuten nach Schmöllnitzer Vorbild wiederaufzubauen begann.203 Der Bergknappe Bartholomäus Rupp war 1718 in Wien und hörte durch Zufall von der Absicht des Ärars, im Banat Bergbau zu treiben. Daraufhin wandte er sich an die Hofkammer, verwies auf seine mehrjährige Dienstzeit im ungarischen Bergwerk Schemnitz (slowak. Banská Štiavnica) und wurde nach Temeswar gesandt.204 Im Jahr 1723 bat die Hofkammer die Landesadministration um Informationen, ob diese einen Bergwerksfachmann namens Schmidt, der sich in Wien selbst vorgestellt hatte und für drei Gulden die Woche bereit wäre, ins Banat zu gehen, brauchen könne.205 Im Jahr 1722 kamen 247 katholische Bergarbeiter aus Tirol, die für ihre Reise in Summe einen Vorschuss von 1.500 Gulden erhielten.206 In der darauffolgenden Phase kam es zu einem regen Zuzug an Fachpersonal,207 wobei die Überlegung aufkam, doch billigere walachische (rumänische) Arbeiter einzustellen.208 Dabei dachte man an die geringeren Transportkosten, die niedrigeren Lohnkosten und auch an die klimatisch bedingte Widerstandsfähigkeit der lokalen

201 Rebentisch hatte die Oberaufsicht über den für die Banater Bergwerke zuständigen Bergmeister Schubert. Dazu die Universalbankalität an die Landesadministration vom 23. April 1720. MOL E303 1cs A 1720, fol. 34r–35v. 202 Instruktion für den Bergverwalter des Neupalanker Bergdistrikt vom 6. November 1718. Abgedruckt in: Chronologisch-systematische Sammlung, 116–119. 203 Wessely, Banater Bergbau, 14. Die umfassende 21 Punkte umfassende Instruktion für Bermeister Schubert vom 12. Dezember 1718 findet sich in gedruckter Form in: Chronologisch-systematische Sammlung, 105–115. 204 Wessely, Banater Bergbau, 10. 205 Anfrage der Hofkammer an die Landesadministration vom 16. September 1723. MOL E303 2cs A 1722, fol. 52r–53v. 206 Wessely, Banater Bergbau, Tab. II; Baróti, Teil 1, 11. Im Wiener Diarium vom 24. Juni 1722 hieß es dazu: »Dieser Tage seynd in etlichen Schiffen auf der Donau die durch einen Hochlöblichen Hofkriegsrath auf Verlangen Ihre Excellentz des in dem Temeser Banat kommandierenden Herrn General Mercy aus dem Tirol beschriebenen Berg-Knappen, sammt Weib und Kindern bey 450 Köpfen unter Begleitung dero Berg-Gerichts-scheibern Herrn Joseph Angerers, allhier angelanget, um nach besagtem Banat bey Einrichtung alldort ligender Berg Werckern sich niederzulassen und dguten Dienst zu tun«. Zitiert nach Wessely, Banater Bergbau, 16. 207 Im Juli 1722 informierte die Hofkammer die Landesadministration über die Anreise von mehreren Schmelzern, Hammerschmiedmeistern und Gesellen aus Böhmen. Baróti, Adattár 1893, 12. 208 Mangelndes Vertrauen in die Beständigkeit und Loyalität der lokalen Bevölkerung ließen dergleichen Ansätze versanden.

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Bevölkerung. Die zugereisten Bergleute wurden nämlich häufig krank, womit der Bedarf an teuren Medikamenten stieg. Der für das Bergwerkswesen zuständige Administrationsrat und Kameraloberinspektor Samuel Franz von Rebentisch streckte im Jahr 1720 etwa 82 Gulden für Medikamentenunkosten vor, um die unmittelbare Not im Bergwerk Majdanpek zu stillen.209 Zwar wurde das Konzept der Bruderlade als Vorsorgevariante mit ins Banat genommen, doch konnte man die durch Krankheit und Witwenschaft bedingten finanziellen Einschnitte längerfristig nicht gänzlich kompensieren.210 Die Rekrutierung montanistischen Fachpersonals wie Schmelzer, Hauer und Hammermeister aus Tirol und Oberungarn, aber auch von Bergleuten aus der Pfalz, Sachsen und Bayern, lässt sich aus der Notwendigkeit des technischen Know-how-Transfers erklären.211 Jener schloss in der Anfangsphase des neuen Bergbaus außer den personellen Ressourcen auch die notwendigen Gerätschaften ein.212 Eine »Circularverordnung« der Landesadministration vom 5. Januar 1729 enthielt den Wunsch, die »jungen Leute von den deutschen Colonisten« zwischen 16 und 20 Jahren auf Staatskosten für eine Ausbildung im Bergbau zu umwerben.213 Knapp zweieinhalb Wochen später war die Landesadministration jedoch genötigt, darauf hinzuweisen, »dass es nicht thunlich sei, jene Burschen mit Gewalt zum Bergwerks-Studio anhalten zu lassen, welche keine Lust dazu haben«.214 Insbesondere die Kupferausfuhr wirkte sich auf die Handelsbilanz positiv aus. Nach und nach wurde augenscheinlich, dass der staatliche Aufwand größer als der Ertrag aus dem einst als so lukrativ eingestuften Bergbau war, was sich auf die Staatskasse unter dem Strich negativ auswirkte. Verträge mit Abnehmern konnten nicht erfüllt werden, die Qualität ließ zu wünschen übrig, und die staatlichen Finanzen erlaubten nicht, technische Verbesserungen vorzunehmen.215 Daraus entstand die Idee, das Bergwerkswesen zu verpachten, um dennoch eine sichere Einkunft zu erzielen. 1736 tauchten die ersten Privatiers auf, und ab den 1740er Jahren kam es zu einer gänzlichen

209 Rebentisch sollten die Auslagen ersetzt werden. Universalbankalität an die Landesadministration vom 26. September 1721. MOL E303 1cs A 1721, fol. 102r–103v. 210 Jeder Arbeiter (deutsch wie walachisch) zahlte einen Kreuzer von jedem Gulden seines Lohnes in die Bruderlade ein, die von einem Brudervater verwaltet wurde. Wessely, Banater Bergbau, 14, 100–101. 211 Klemun, Marianne: Wissen im Gepäck. Reisendes Bergpersonal zwischen den Bergbauorten in den habsburgischen Ländern (1765–1805). In: Staat, Bergbau und Bergakademie. Montanexperten im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Hg. v. Hartmut Schleiff und Peter Konečný. Stuttgart 2013, 75–91. 212 Wessely, Banater Bergbau, 9. 213 Baróti, Adattár 1893, 153. 214 Verordnung der Landesadministration an das Verwalteramt Neupalanka vom 22. Januar 1729. Baróti, Adattár 1900, 15. 215 1726 betrugen die staatlichen Kosten für die Banater Bergwerke 100.000 Gulden; 1734 waren bereits 270.000 Gulden zur Erhaltung notwendig. Jordan, Die kaiserliche Wirtschaftspolitik, 44.

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Umstrukturierung, und zwar mittels des Einsatzes von »Gewerkschaften« sowie zur Einführung der Maximilianischen Berggesetze. Der Bergdistrikt wurde mit je einem Bergamt in Orawitz, Dognatschka (rum. Dognecea), Saska (rum. Sasca) und Neu Moldowa (rum. Moldova Nouă) versehen, welche dem Bergrichter in Orawitz unterstanden.216 Aus personalpolitischer Sicht bedeutete dies, dass nur noch Bergmeister, Buchhalter und Markscheider als landesfürstliche Bedienstete galten, und sämtliche verbliebenen Mitarbeiter hinfort von der Gewerkschaft bezahlt wurden.217 Die Verpachtung von Nutzungsrechten im Bergbau ist nur ein Beispiel für die Auslagerung des ökonomischen Risikos durch den Staat; auch die in großer Zahl dokumentierten Verpachtungen staatlicher Einkünfte hatten denselben Zweck, was allerdings dazu führte, dass einige Akteure innerhalb der Banater Beamtenschaft zu Reichtum kamen. Allen voran muss hierbei die Verpachtung des Dreißigst- und Mautwesens im Banat, in Siebenbürgen, Serbien, Slawonien und Oltenien im Jahr 1730 angeführt werden. Die Verpachtung erfolgte auf vier Jahre zu einem jährlichen Pachtbetrag von 192.000 Gulden durch die Hofkammer an den mittlerweile zum Kaiserlichen Hofkammerrat aufgestiegenen Samuel Franz Baron von Rebentisch und den Königlichen Ungarischen Kammerrat Wolf Conrad von Neffzern.218 Der Paragraf 6 des dazu erstellten Pachtvertrags behandelte Personalfragen: »Das Personal denen 30igst Officianten und Contralore anbelanget, diese werden /: Zumahlen Selbe für Sie gurth stehen, nur durch Selbe Ihr Arendo quantum bewürkhen müssen :/ gänzlichen an Sie Herren Pachter mit gehorsam und Parition angewiesen; Also zwar daß Selbe so wohl die bereits angestellte, alß künftig anstellende, nach ihren belieben verwechseln von einer Station in die andere anstellen, oder gar entlasssen, auch nach Ihrer Willkür besolden können«.219

Spannend erscheint im Kontext eines kalkulierbaren Risikos, dass Paragraf 9 des Vertrags den Pächtern Unterstützung bei der Einbringung der »Proventen« zusicherte, 216

217 218 219

Milleker, Kurze Geschichte, 23–24. Verordnung der Landesadministration vom 17. Juli 1740 »Wie, und auf welche Art der banatische Bergbau künftighein getrieben, und geführet werden soll«. Abgedruckt in: Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze, 551–558. Zur Umsetzung der neuen Bergordnung siehe die Verordnung vom 31. Juli 1741 »In dem Banate ist die Maximilianische Bergordnung zu beobachten. Wie die Jurisdiction zwischen dem Distrikts-Verwalter und Bergrichter zu bergänzen ist«. Die Verordnung ist publiziert in: Chronologisch-systematische Sammlung, 33–36. Bezüglich der gewerkschaftlichen Organisation empfiehlt sich Fülepp, Alexander, Marquardt, Friedrich: Geschichte des gewerkschaftlichen Metallbergbaues im Banate. Wien 1848, 10, 17. Das Hofkammerdekret vom 6. Februar 1742 zur »Organisierung der banatischen Bergwerks-Administration« ist abgedruckt in: Chronologisch-systematische Sammlung, 41–43. Die 192.000 Gulden setzten sich aus 62.600 Gulden aus Siebenbürgen, 44.800 Gulden aus Oltenien, 34.500 Gulden aus dem Banat, 28.900 Gulden aus Serbien und 21.200 Gulden aus Slawonien und Syrmien zusammen. Vertrag zwischen der Hofkammer und Wolf Conrad von Neffzer sowie Samuel Franz von Rebentisch. OeStA FHKA NHK ABA 6, Juni 1730, fol. 279r–293r.

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aber anhand Paragraf 14 doch deutlich wurde, »daß Sie [die Pächter] zu mehrerer Sicherheit des Arary nicht nur allein Ihr ganzes Vermögen pro Hypotheca hiemit constiutiren«, sondern auch eine Kaution im Umfang von 20.000 Gulden hinterlegen mussten.220 Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses fungierte Rebentisch als ziviler Administrationsrat der Temeswarer Landesadministration im Banat. 1731 übte er dieses Amt gemeinsam mit dem Bruder seines Vertragspartners Johann Jakob Benedikt von Neffzern aus, bevor Rebentisch als Kameraloberdirektor nach Siebenbürgen ging. Zoltán Fallenbüchel hat hervorgehoben, dass die Brüder Neffzer einen besonderen, aber auch neuen Typus des Beamten repräsentieren, der aus den Söhnen von Offizieren und besonders in Ungarn angestellten Beamten hervorging. Jene verfügten über die notwendigen Fachkenntnisse und strebten eine Anstellung im Kameralwesen an. Fallenbüchel charakterisiert diesen Typus kritisch als »Unternehmerbeamte«, denn sie verstanden ihr Amt als persönliche Unternehmung zur Vermehrung des Privatvermögens, wie der Historiker plakativ formuliert.221 Außer der Familie Neffzer sind diesem Typus auch die Aktivitäten der Familie Salbeck zuzuordnen, denn auch nach deren Amtsverständnis schien persönliche Bereicherung mit Hilfe des kaiserlichen Amtes kein Hindernis gewesen zu sein. Das Familienschloss der geadelten Salbecks befindet sich in der Gemeinde Petriș im Bezirk Arad, wo Jakob Joseph Salbeck de Petriș zahlreiche Landgüter erwarb und als Tafelrichter tätig gewesen war.222 Obwohl die persönliche Nutznießung der Landesressourcen durch die Banater Amtsträger vom Hof nicht gewünscht und zum Teil verboten wurde, kam es innerhalb des Untersuchungszeitraumes dennoch zu mehreren bewilligten Ausnahmearrangements. Eines davon betraf den schon mehrfach erwähnten Militärgouverneur Mercy. Dieser erhielt im Gegenzug für ausständige Gelder im Jahr 1723 das Dorf Keresztur (rum. Cherestur) mit drei Prädien223 (Pianlak, Bolje und Wenn) auf Lebenszeit zur Nutznießung zugesprochen.224 Nach Mercys Tod im Jahre 1734 fielen diese wieder an

220 Vertrag zwischen der Hofkammer und Wolf Conrad von Neffzer sowie Samuel Franz von Rebentisch. OeStA FHKA NHK ABA 6, Juni 1730, fol. 279r–293r. 221 Fallenbüchel, Zoltán: Die Beamten der Ungarischen Königlichen Hofkammer in der Zeit Maria Theresias. In: Maria Theresia als Königin von Ungarn. Hg. v. Gerda Mraz. Eisenstadt 1984, 146–147. 222 Wolf, Temeswarer Testamente, 63 sowie die Einträge zur Familie Salbeck bei Petri, Biographisches Lexikon, 1631–1634. 223 Vom lat. Praedium für abgesonderten Grundbesitz. 224 Mercy erhielt das Dorf 1721 als Ersatz für ausständige Zulagen: »das mir ein oedes Dorf, mit seinen gezürck im Bannat angewisen werden möge; also werde ich selbiges mit aufwendig, und kleinre im Bannat würkliche sesshaften Unterthanen in aufrechten Standt zubringen, und solcher gestalten cultivieren zulassen bedacht seyn«. Das Memoriale von Mercy an die Hofkammer ist einsehbar im MOL E303 1cs A 1721, fol. 109r–v; zur Beschreibung der Prädien aus ökonomischer Perspektive MOL E303 1cs A 1721, fol. 111r–114v und der dazugehörige Notenwechsel in Kopie im ANR SJAN Timiş, Colecţia de Documente Muzeul Banatului 111, 1721–1723.

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das Ärar.225 Die Verpachtung von Prädien erfolgte im Besonderen in den 1740er Jahren häufig an Dorfvorsteher oder lief auf organisatorischer Ebene über die Verwaltungsämter, welche Prädien, Mühlen oder den lukrativen Fischfang (Hausen) an Banater Untertanen verpachteten.226 4.2 Sicherheit. Krieg, Medizin und Diplomatie In Friedenszeiten konnte das administrative Fachpersonal und jener Kreis imperialer Sonderbeauftragter, der sich mit wirtschaftlichen Innovationen befasste, sein Potenzial entfalten, und Personalentscheidungen fielen in ruhigen Aufbauphasen ohne großen Druck. In Kriegszeiten hingegen mussten Entscheidungen vom erprobten Prozedere oftmals abweichen und durch alternative Wege ersetzt werden. Zudem erlangten in krisenhaften Umbruchszeiten ansonsten wenig gefragte Berufssparten eine erheblich größere Bedeutung. Ende der 1730er Jahre wurde das Banat sowohl von einem neuerlichen Krieg gegen die Türken als auch von der Pest erfasst, und der Wiener Hof musste damit rechnen, die Herrschaft über das Banat wieder zu verlieren – nicht zuletzt, weil sich die rumänische Bevölkerung erhob und rund um den Bergwerksbezirk mit den Türken gemeinsame Sache machte. Umso größer war daher die Bedeutung von und der Bedarf nach loyalem Personal. Mit dem Näherrücken der Kriegsschauplätze begannen sich die Tätigkeitsfelder der Banater Beamtenschaft radikal zu verändern. Das herkömmliche Tagesgeschäft wurde zur Nebensache erklärt und durch militärisch ausgerichtete Assistenztätigkeiten ersetzt. Als die osmanischen Truppen ins Banat eindrangen, setzte eine enorme Fluchtbewegung unter der Bevölkerung, aber auch unter den staatlichen Akteuren ein. Für das Banat bedeutete der Ausbruch des Krieges vor allem, dass die auf Innovation ausgerichtete Wirtschaftsförderung großteils zerstört bzw. das dafür rekrutierte professionelle Verwaltungs- und Fachpersonal arbeitslos wurde, während den Wiener Zentralstellen in der Provinz mangels eines stabilen Beamtenapparats ein wichtiges Kontrollinstrument fehlte. Die durch Loyalität geprägte Beziehung zwischen der Obrigkeit und den Beamten zog die kardinale Frage nach dem Arbeitsverhältnis nach sich, wenn Staatdiener geflohen waren, d. h. ob unerlaubtes Fortbewegen vom

225

Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 20. Juli 1734. OeStA FHKA NHK ABA 7, Juli 1734, fol. 120r–v. 226 Zum Vergleich die zahlreichen Verträge in der Rubrik »XXVI. Contracte« bei Baróti, Adattár 1900, 571–618. Am 24. April 1742 überlässt beispielsweise das Verwalteramt Pantschowa dem Oberknesen von Kubin (serb. Kovin) das Prädium Veliko Palvanistje für ein Jahr um 20 Fl. Baróti, Adattár 1900, 607.

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Arbeitsplatz geahndet wurde, und welche Konsequenzen so etwas auf ein zukünftiges Arbeitsverhältnis hatte.227 Eine tiefe Zäsur rief die Beulenpest hervor, die mit Truppenkörpern aus Siebenbürgen in das Banat gebracht worden war und eine erhebliche Personalreduktion auslöste. Der ungewollte Personalverlust führte dazu, dass die Wiener Zentralstellen auf zwei Ebenen Entscheidungen treffen mussten – einerseits, wie das geflüchtete Personal wieder in das Banat zu bringen sei, und andererseits, wie die im Krieg getöteten oder an der Pest verstorbenen Amtsträger möglichst bald ersetzt werden könnten. Das erstgenannte Ziel erfolgte durch formelle Aussendungen, in denen die Betroffenen aufgefordert wurden, mit Angabe von Fristen an ihren Dienstort zurückzukehren.228 Die Behörden mussten jedoch bald einsehen, dass dies kein erfolgversprechender Ansatz war, um die Amtsträger zurück ins Banat zu bringen, weshalb den Rückkehrwilligen das Recht auf Wiedererlangung ihrer Posten ohne weitere Sanktionen eingeräumt wurde, was jedoch bedeutete, dass alle in der Zwischenzeit ersatzweise angestellten Beamten wieder entlassen werden mussten.229 Das zweite Problem versuchte man damit zu lösen, indem man die infolge von Tod und Flucht frei gewordenen Positionen mit in Oltenien und Serbien frei gewordenem Personal nachzubesetzen trachtete. Dieser bereits in kaiserlichen Diensten gestandene Personenkreis sollte »vor anderen angestellt werden«, wobei das Argument der Unbescholtenheit zur Anwendung kam.230 Außer dem Krieg mit dem Osmanischen Reich trug auch die 1738 eingeschleppte Pestepidemie zur Dezimierung der Bevölkerung erheblich bei, weshalb im Rahmen der von Wien aus gelenkten Seuchenprävention eine große Anzahl zusätzlichen medizinischen Fachpersonals ins Banat entsandt wurde. Mit Hilfe der Bildung einer eigenen Sanitätskommission in Temeswar, die sich aus Mitgliedern der Landesadministration sowie medizinischem Fachpersonal zusammensetzte, wurde der institutionelle Rahmen geschaffen, um effektive Maßnahmen setzen zu können. Bereits vor Ausbruch der Pest arbeitete im Lande medizinisch geschultes Personal, und in den einzelnen 227 Jüngst im Detail bearbeitet von Jesner, Sabine: Personnel Management during Times of Crisis. The Austrian Banat and the Austro-Russian-Turkish War (1736–1739). In: Istraživanja. Journal of historical researches 27 (2016), 120–138. 228 Instruktion der Hofkammer an die Landesadministration vom 10. Januar 1739 mit dem Inhalt, dass die Gehälter jener Beamten, welche das Banat ohne Erlaubnis verlassen hatten, bis Ende 1738 bezahlt werden müssen. Zudem musste die Landesadministration die abwesenden Amtsträger dazu auffordern, binnen fünf bis sechs Wochen ins Banat zurückzukommen. OeStA FHKA NHK ABA 9, Januar 1739, fol. 701rv, 704r. 229 Instruktion der Hofkammer an die Landesadministration vom 21. März 1739. OeStA FHKA NHK ABA 9, März 1739, fol. 809rv. 230 Benedikt von Kirchstetter arbeitete als Salzwaagmeister in Gradiška. Zum Zeitpunkt der osmanischen Eroberung Belgrads war er bereits seit 36 Jahren im Staatsdienst. Kirchstetter wurde schließlich zum Salzeinnehmer in Temeswar bestellt. Zur undatierten Bewerbung von Kirchstetter siehe OeStA FHKA NHK ABA 9, Juni 1739, fol. 916r sowie zum Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 30. Oktober 1739 siehe OeStA FHKA NHK ABA 9, Oktober 1739, fol. 1277rv.

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Distriktverwaltungs- und Bergämtern gab es Feldscherer.231 Der Landesadministration in Temeswar unterstand direkt ein »Physicus«,232 und auch in den Festungen gab es eigene Mediziner, die als Teil des militärischen Stabs galten (»Staabschirurgen«).233 Nichtsdestotrotz war dieses medizinische Personal vor allem mangels ausreichender personeller Kapazität nicht in der Lage, die sanitären Vorgaben effektiv umzusetzen, die erforderlichen Quarantänen zur Eindämmung der Seuche einzurichten sowie diese Anlagen auch zu betreuen. Deshalb wurden von der Sanitätshofdeputation in Wien zahlreiche »Pestchirugen« ins Banat geschickt und die ansässigen religiösen Orden veranlasst, in der Krankenpflege Unterstützung zu leisten. Die Pestchirurgen arbeiteten in den eigens errichteten Lazaretten in Temeswar, in der Provinz oder als Kontumazchirurgen, um die Ausbreitung zu verhindern.234 Für die Kriegsfront ging es vor allem darum, materielle und personelle Ressourcen zu mobilisieren. Auf sämtlichen hierarchischen Ebenen beteiligten sich zugunsten der Versorgung der habsburgischen Armee auch die zivilen Staatsbediensteten, zu welchem Zweck die Landesadministration z. B. die Bereitstellung von Heu und Zugochsen in großen Mengen in die Hand nahm oder bei den Bergwerken die Ressourcen zur Herstellung von Backöfen und Kanonenkugeln koordinierte.235 Das hochrangige Banater Militärpersonal leistete auch Felddienste bzw. übernahm, wie etwa Wilhelm Reinhard Graf von Neipperg (1684–1774), diplomatische Agenden.236 Die Kriegssituation hob den Wert der so genannten »orientalischen Sprachknaben«, und besonders Osmanisch galt als gefragt und hilfreich. Unter der Beamtenschaft waren Osmanischkenntnisse jedoch noch wenig verbreitet, was dazu führte, dass die »orientalischen Dolmetscher« sowohl betreffend die administrativen Agen231

1727 waren beim Bergwerk Orawitz Bernhard Kleindorf, in Majdanpek Joseph Lechner und in Bokschan Johann Georg Crassa als Feldscherer angestellt. Zum Vergleich das Status Personalis 1727, dazu OeStA FHKA NHK ABA 5, Januar 1728, fol. 141r–144v. Im Jahr 1738 als auch 1745 sind Feldscherer bei den einzelnen Verwalterämtern dokumentiert. Siehe das Status Personalis 1738, OeStA FHKA NHK ABA 9, Mai 1738, fol 274r–276r sowie das Status Personalis 1745, OeStA FHKA NHK BA 66, fol. 683r–685r. 232 Ferdinand Hochberg im Jahr 1727; Josef Tobias Edler von Dolfin im Jahr 1738. 233 Aufschluss dazu bieten die Militärextrakte. Medicus König erhielt vom 1. November 1722 bis 31. Januar 1723, d. h. für ein Quartal, 300 Gulden für seine Tätigkeiten in Temeswar. Zum Militärextrakt 1722/23 siehe MOL E303 2cs A 1723, fol. 62r–67v; Für das Jahr 1729 findet sich in der Temeswarer Festung ein Medicus namens Boccius als auch ein Chirurg namens Krammer samt zwei Gesellen sowie bei der Festung Orschowa Medicus Dolfin (vermutlich Nikolaus Johann). Vgl. MOL E303 2cs A 1729, fol. 99r–108v; 1734 befindet sich einer der Brüder Dolfin als Arzt in der Festung Temeswar. Siehe MOL E303 3cs A 1734, fol. 5r. 234 Hammer, Anton von: Geschichte der Pest, die von 1738 bis 1740 im Temeschwarer Banate herrschte. Ein aus glaubwürdigen Quellen geschöpfter Beitrag zur Geschichte dieses Landes. Temeschwar 1839. 235 Instruktion der Hofkammer an die Temeswarer Landesadiministration bezüglich der Organisation der Winterquartiere vom 21. November 1736. MOL E303 3cs A 1736, fol. 400r–403r; Baróti, Adattár 1893, 36, 49, 188. 236 Regele, Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg, 373–391.

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den als auch rund um die Schlachtfelder sehr gefragt waren. Erst mit der Einrichtung der kaiserlich-königlichen Akademie für Orientalische Sprachen im Jahr 1754 auf Anweisung Maria Theresias änderte sich die Lage, wodurch sich die Sprachkompetenz unter den zukünftigen habsburgischen Diplomaten und Beamten schrittweise verbesserte. Die Monarchin hatte erkannt, dass die Kenntnis des Osmanisch-Türkischen, Persischen und Arabischen besonders aus wirtschaftspolitischen Gründen für die sich vertiefenden habsburgisch-osmanischen Beziehungen wichtig war. Der wenige Tage nach dem Frieden von Passarowitz geschlossene Handels- und Schifffahrtsvertrag gilt daher als wegbereitend für einen intensivierten wirtschaftlichen Austausch zwischen den beiden Großmächten, indem Einfuhrzölle reglementiert und freies Handeln initiiert wurden.237 Infolge der geographischen Nähe des Banats zum Osmanischen Reich spielten seit der Eroberung Dolmetscher eine Rolle. Um 1720 wird der »orientalische Dolmetsch« Joseph Pondt aktenkundig, der, dem Hofkriegsrat unterstellt, bei der Festung Orschowa stationiert war.238 Bereits im darauffolgenden Jahr musste der Hofkriegsrat bei der Hofkammer bezüglich des ausstehenden Soldes von Pondt jedoch intervenieren, worauf diese Behörde die Bankalität zur Auszahlung der ausständigen Gelder anwies.239 Da sich der Dolmetscher in der Zwischenzeit verschuldet hatte, wurde Ende 1721 die Forderung von 100 Gulden gegenüber Pondt von einem Wiener Hofkammerrat an die Landesadministration weitergeleitet und eine Gehaltspfändung angeregt (»ein Gerichtliches Verbott auf die Halbscheidt des Beklagten Kayserlichen Gage«).240 Im

237

Jesner, Sabine: Grenzschutz im und gegenüber dem Südosten. In: Wir und Passarowitz. 300 Jahre Auswirkungen auf Europa. Hg. v. Bettina Habsburg-Lothringen und Harald Heppner. Graz 2018, 58–59. 238 Schreiben des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 2. Oktober 1720, um dem »orientalischen Dollmätsch Joseph Pondt in dem Temeswarer Banat angestelt, und Ihme seine Station in Orsova wegen mehrerer näche deren türkischen Gränizen aus gezeiget worden« seinen jährlichen Sold wie auch bei den sonstigen »Staabs Persohnen bey der Temesvarer Administration anzuweisen«. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dezember 1720, fol. 684r. 239 »Es habe der zu Orsova angestelte Kayserliche Dollmetsch deren orientalische Sprachen Joseph Ponten beschwährsamb angebracht, wasmassen Er an seinem außgeworffenen Verpflegs-Sold, weillen Ihme solcher für abgewichenen Winther wird verhoffen in Ober-Hungarn bey der statt Leutschau angewiss worden, folgbahr Er selbsten mit grosser Mühe, und Kosten über hiehero erst widerumb hinunter habhaft werden müsse, auf gegenwertigen Sommer Hingegen zu dato gar nichts gefallen, schon Jahr und Tag kheinen Kreuzer bekhommen habe, mithin in Noth und Schulden verfallen seye; Zumahlen aber Ihro Löbliche Kayserliche Hofcammer, wie bey einer in neoacquisticis vorgegangenen Subdelegirten Commission unter auch für gurtt befunden, und daryber von Selber entschlossen worden, daß besagten Kayserlich orientalischen Dollmätsch sein Verpflegs-Gehalt in dem Temesvarer Banat gleich anderer, umb des seinige mit nicht weitherer khümmerlichen Hand erhollen zu dörffen, assigniret werden sollte […]« schrieb der Hofkriegsrat am 25. August 1721 an die Hofkammer. Vgl. dazu OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 330r; zur Anweisung an die Bankalität vom 10. Oktober 1721 siehe OeStA FHKA NHK ABA 3, fol. 328r. 240 Schreiben der Bankalität an die Landesadministration vom 30. Dezember 1721. MOL E303 1cs A 1721, fol. 23rv.

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gleichen Jahr wurde der aus Siebenbürgen stammende János Rácz mit einer jährlichen Besoldung von 300 Gulden provisorisch als Administrations- sowie Generalats- und Auditoriatsdolmetscher eingestellt.241 Im Jahr 1734 beschwerte sich der in der Walachei als kaiserlicher orientalischer Dolmetscher angestellte Johann Ludwig de Sain ebenfalls über Besoldungsrückstände aus seiner Dienstzeit im Banat: Für seine Tätigkeit in Orschowa habe er über ganze elf Monate keinen Sold empfangen. Bei seiner Abreise bot man ihm anstatt der ausstehenden 700 Gulden jedoch lediglich eine Pauschale von 25 Dukaten an.242 Als Nachfolger Johann Ludwig de Sains wurde der zuvor in Konstantinopel (türk. Istanbul) Erfahrung sammelnde Sprachknabe Joseph Peter von Schwachheim (1707–1775) – mit »dem gewöhnlichen Verpflegsgehalt jährlichen Ein Tausend Fl.« – bestimmt.243 Und 1740 war mit Johann Brankovich für das Landauditoriatsamt in Temeswar ein Gerichtdolmetscher berufen worden.244 Diese aus dem dürftigen Quellenmaterial gezogenen Einsichten deuten darauf hin, dass der Übersetzerdienst im Banat keine allzu angenehmen Arbeitsbedingungen darstellte, die zum Verweilen eingeladen hätten. Für das Banat lassen sich zwei Gruppen von Dolmetschern im Staatsdienst eruieren, die sich durch ihre Sprachkompetenzen voneinander unterschieden: zum einen diejenigen mit Kenntnissen der einschlägigen Landessprachen und zum anderen jene mit »orientalischen«, d. h. auf das nahe Ausland bezogenen Kenntnissen. Ein Blick in die Korrespondenz des Temeswarer Generalkommandos verdeutlicht, dass die Dienste des Dolmetschers Schwachheim bei der Armee heiß begehrt und dringend notwendig waren,245 insbesondere im Zuge der Kriegsnachwehen, als er in der von Baron Engelshofen geleiteten Kommission mitwirkte, die den künftigen Grenzverlauf zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie fest-

241 Überlegungen und Anweisungen zu Personalrekrutierungen im Jahr 1721 sind einem Schreiben der Universalbankalität an die Landesadministration vom 2. April 1721 zu entnehmen. MOL E303 1cs A 1721, fol. 246rv. 242 Anfrage des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 14. Mai 1734. OeStA FHKA NHK ABA 7, Juli 1734, fol. 117rv. 243 Universalbankalität an Landesadministration vom 11. September 1734. MOL E303 3cs A 1734, fol. 84r. 244 Als 1740 Johann Cserich starb, erhielt Johann Brankovich dessen Position als Gerichtsdolmetscher mit einem monatlichen Gehalt von 15 Gulden. Brankovich war zuvor »bey der Temeschwarer Administration Einige Jahr«. Zur Anweisung der Hofkammer an die Universalbankalität vom 20. Mai 1740 siehe OeStA FHKA NHK ABA 10, Mai 1740, fol. 396r. 245 Friedrich Heinrich von Seckendorff (1673–1763) forderte im August 1737 von General Johann von Scotti (späterer Festungskommandant im Banat) die Entsendung des türkischen Dolmetschers zur Armee. Baróti, Adattár 1900, 375; Ludwig Andreas von Khevenhüller (1683–1744) ersuchte Scotti im September 1737 gleichfalls darum, den Türkisch-Dolmetscher Schwachheim gleich beim Empfang des Schreibens zu ihm ins Lager zu senden. Baróti, Adattár 1900, 378.

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zulegen hatte.246 Nach dieser Tätigkeit zog es Schwachheim jedoch nach Wien, und der ehemals in Belgrad stationierte »Gränitz-Dollmetsch« Schmid wurde zu seinem Nachfolger ernannt.247 Schwachheim bekleidete nach Zwischenstationen in Wien zweimal – 1755 bis 1762 sowie 1769 bis 1771 – das bedeutende Amt des Internuntius in Konstantinopel.248 4.3 Administration. Problemlösungskompetenz und Prozessoptimierung Um aufeinander bauende Entwicklungen herausfiltern und kategorisieren zu können, erweist es sich als nützlich, Friedens- und Kriegsphasen einander gegenüberzustellen und Personalfragen mit der Größe des involvierten Personenkreises zu vergleichen: Dabei spielen Elemente wie Vermehrung und Reduktion ebenso wie der Grad der Fluktuation eine Rolle. In Friedenszeiten kann als grober Anhaltspunkt zwischen einer natürlichen, einer internen und einer externen Fluktuation der Akteure unterschieden werden. Unter dem Begriff der natürlichen Fluktuation fällt ein natürliches Ausscheiden – wie es etwa im Zuge eines Todesfalls geschah – oder das Ausscheiden eines Mitarbeiters in eine Form von Ruhestand, was verhältnismäßig selten passierte. Demgegenüber stellten interne Versetzungen eine Form interner Fluktuation dar und erfolgten zumeist auf Wunsch der Zentralstellen innerhalb der habsburgischen Einflusssphäre, wodurch die wichtige Arbeitskraft dem Verwaltungsapparat nicht verloren ging. Davon unterscheidet sich die Fluktuation nach außen, bei der der Mitarbeiter freiwillig ausschied, indem er kündigte. Einige der Ausscheidungsgründe waren in gewissem Ausmaß vorhersehbar, während andere ohne jede Vorlaufzeit passierten und somit Probleme schufen. Wie schon oben angemerkt, erforderten der Ausbruch von Pest oder Krieg ein Krisenmanagement, das von den herkömmlichen und eingespielten Prozessen abzuweichen zwang. Um die geflohene Beamtenschaft dazu zu bringen, an ihren Dienstort im Banat zurückkehren, bedurfte es des wechselseitigen Aushandelns von Bedürfnissen und Sicherheiten, weshalb der Nichtvollzug von Strafen und die Auszahlung ausstehender Besoldung den Impuls zur Rückkehr der Betroffenen eher förderte als das Gegenteil.

246 Bezüglich der ausstehenden Liefergelder im Kontext der Grenzscheidungskommission forderte »Gräniz Dollmätsch« Schwacheim 385 Fl (5 Gulden/Tag). Dazu das Schreiben des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 13. September 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Oktober 1740, fol. 886rv. 247 Hofkammer an die Bankalität vom 18. April 1741. OeStA FHKA NHK ABA 11, April 1741, fol. 25rv. 248 Schwachheims Bericht über die abgebrannte Botschaft in Pera sowie Angaben zu dessen beruflicher Entwicklung bei Agstner, Rudolf: »Mithin sind auch alle Gesandtschafts-Acten verbrannt«. Vom Teutschen Palais zum Trinitarier-Kloster. Zur Geschichte der k. k. Internuntiatur bei der Hohen Pforte 1730–1799. In: Österreich in Istanbul III: K. (u.) K. Präsenz im Osmanischen Reich. Hg. v. Elmar Samsinger. Münster 2018, 87.

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Allfällig auftretende Probleme galt es im Rahmen personalpolitischer Maßnahmen schnell zu lösen, denn nur so war sicherzustellen, dass die Administration weiterhin funktionierte und dem Wiener Hof keine Nachteile aus Störungen jeglicher Art erwuchsen. Unter dem Stichwort Prozessoptimierung waren da und dort Maßnahmen mit oftmals ausgeprägt improvisatorischem Charakter zu setzen, um nach Problemen den beeinträchtigten Arbeitsablauf wieder in die gewünschte Richtung zu lenken. Derartige Schritte fußten zumeist auf individuell gestalteten Entscheidungen, welche im Anlassfall getroffen wurden. Zu Beeinträchtigungen in der Banater Personalpolitik kam es auch durch Probleme »von oben«. Die Hauptursache für die Revision im Personalmanagement war die chronische Finanzschwäche des Staates, denn oft ist in den Quellen die Rede von »kann eingespart werden« oder »nicht zu lasten des arario«. Geht man ins Detail, ist zu erkennen, dass die Einsparung von Personalkosten auf mehreren Ebenen wirksam werden konnte  – als Streichung ganzer Posten, in der Form von Gehaltskürzungen oder mittels Zusammenlegung mehrerer Posten zu einem einzigen. Im Jahr 1734 wurde mit folgender Begründung die Stelle des nach Belgrad versetzten Kameralinspektors Ignaz von Kempf aufgehoben: »Nachdeme Ihro Kayserliche und Catholische Mayestät den deaselbstigen Cameral Inspectori Ignatio Kempf von Angret die erledigte anderte Administrationes Raths Stelle zu Bellgrad conferiret, anbey aber besage dero ergangenen Befehls von 28ten July dieses jahres zugleich resolviret haben, solchen Inspectors Dienst der ursachen gänzlichen aufzuheben, ein folglichen die darauf angesetzt geweste Besoldung deren jährlichen 1000 Fl. führohin in ersparung bringen zulassen, dieweillen dermahlen ex parte Camera zwey Administrations Räthe alda zu Temesvar aufgestellet seynd, mithin die Verrichtung eines Inspectoris durch die Administrations Räthe gar leichtlich suppliret und Versehen werden könne«.249

Die Arbeit von Kempf konnte also ohne weiteres von einem der Administrationsräte erledigt werden, weshalb man die Position des Kameralinspektors nicht nachbesetzte. Die Ausübung von gleichzeitig zwei Ämtern ist keine Neuerung und kann als Indikator für den streckenweise immer wieder greifbar werdenden Personalmangel oder den Bedarf an Sparmaßnahmen gesehen werden.250 Zu Einsparungsmaßnahmen kam 249 Schreiben der Univeralbankalität an die Landesadministration vom 11. September 1734. MOL E303 3cs A 1734, fol. 75r. So wurde die Überwachung der Goldwaschung, welche zuvor ein Aufgabenfeld Kempfs gewesen war, im Bereich Majdanpeks dem Bergwerksobereinnehmer Preßlinger und in den restlichen Distrikten dem Oberdistriktverwalter von Lugosch Purchleutner übertragen. Zudem wurde Kempf dazu aufgefordert, die beiden Beamten in die Geschäfte einzuführen. Vgl. das Schreiben der Hofkammer an die Landesadministration vom 19. August 1734. MOL E303 3cs A 1734, fol. 69rv. 250 Ferdinand Theodor von Quise hatte in der Zeit von 1736 bis 1738 gleichzeitig als Konzipist im Mautamt sowie als Protokollant bei der Landesadminstration gearbeitet. Protokoll der Commis-

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es zumeist infolge personeller Umstrukturierungen, da sich Anlassfälle anboten, Personalkosten zu reduzieren.251 Dass Kriege besonders hohe Kosten verursachen, spiegelt sich nach der Beendigung des Türkenkrieges u. a. in den Überlegungen zu gezielt veranlassten Personaleinsparmaßnahmen. Zwei Jahre nach dem Frieden von Belgrad wurde im Jahr 1741 eine tabellarische Kalkulation erstellt, die folgenden Titel trug: »Waß im Kayserlichen Bannat Temesvar vermittelst Entlassung so wohl ein oder anderer ohnnöthiger Officianten, alß auch Restringierung verschiedener Besoldungen, und andren Außgaaben entweders alßogleich oder Successive dem Arario in Ersparung gezogen, nicht minder wie verschiedene Cameral Proventen ohne mindeste Beschwärde des Publici Jährlich vermehret werden könnten«.252

Die Entlassung von Beamten sollten 6.474 Gulden und die Besoldungsreduktionen 3.600 Gulden einbringen, doch ist der Vorschlag dann offensichtlich nicht umgesetzt worden wie z. B. die Abschaffung der Amtsschreiber bei den Distriktsverwalterämtern. Der anonyme Autor hatte empfohlen, dass die betroffenen Schreiber von den Distriktsverwaltern oder den Gegenschreibern bezahlt werden sollten.253 Obwohl beim angeführten Zitat nicht bekannt ist, wer der Autor des Sparplanes war, ist die Frage nach der Urheberschaft dennoch wichtig, denn dafür kamen mehrere Parteien in Frage. Gewöhnlich wurden die Anregungen zur Einsparung von den Wiener Zentralstellen eingefordert und veranlasst,254 doch gingen solche gelegentlich auch von den untergeordneten Führungskräften in Temeswar aus, vielleicht als Geste des SichBeliebt-Machen-Wollens.255 Bei einer neu zu besetzenden Stelle veranlasste die Zentralverwaltung fast immer eine Ausweitung der Agenda.256

sionis Neoacquistica vom 7. Juli 1740 unter dem Präsidium Carafa di Stigliano. Anwesend waren Zuana und Harrucker, Sekretär Cooper, die »Raiträthe« Helfestorfer und Stazer, der Konzipist Untrechtsberg und Cooper Jun. OeStA FHKA NHK ABA 10, August 1740, fol. 563r. 251 Nach dem Tod des Bergwerks- und Salzinspektors Joseph Anton Mayerhofer von Grienbüchel im Februar 1720 unterbreitete die Landesadministration der Hofkammer den Vorschlag, dessen Agenden auf den Oberdreißiger Anton Häntschel und den Kameraloberinspektor (späteren Administrationsrat) Samuel Franz Rebentisch aufzuteilen. Dies war begleitet von dem Anspruch, sowohl das Amt als auch die Besoldung von 1.200 Gulden einzusparen. Dazu Festungskommandant Franz Paul von Wallis an die Hofkammer im Februar 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, März 1720, fol. 316rv. 252 Antrag zur Einsparung von Kosten ohne Datierung. OeStA FHKA NHK BA 66, fol. 139r–152v. 253 Ebenda, fol. 139rv. 254 Eine Rückmeldung zum eingesandten Status Personalis 1748 vom 12. Juni 1748 von Seiten der Hofdeputation umschloss die Empfehlung, die beim Oberverwalteramt angestellten vier Trabanten einzusparen und stattdessen Landhusaren heranzuziehen. MOL E303 6cs A 1748, fol. 396r. 255 Wie der Vorschlag der Administration in Fußnote 251. 256 Nach dem Tod des Konzipisten Leopold Heuthalter setzte sich Johann Christoph Spindler unter den insgesamt sechs Bewerbern als sein Nachfolger durch. Der bei der Bergwerksregistratur angestellte Spindler sollte aber zusätzlich die Bergwerksregistratur weiterführen. Zum Auswahlver-

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Der Wunsch zum Sparen zieht sich durch den gesamten Untersuchungszeitraum und wurde besonders eklatant, wenn Gehälter und Reisekostenzuschläge nicht ausgezahlt werden konnten und Beamte dadurch in ernsthafte oder gar lebensbedrohliche Schwierigkeiten gerieten, da den Amtsträgern und deren Familien dadurch die Lebensgrundlage entzogen war. Die Beamten schienen an dergleichen Zwänge jedoch gewöhnt gewesen zu sein, sodass sie das ihnen gelegentlich angebotene, aber stets unter den tatsächlichen Ansprüchen veranschlagte »Pauschquantum« oftmals in Ermangelung lukrativerer Alternativen offensichtlich akzeptierten.257 Im Gegensatz dazu muss dem Wiener Hof zugute gehalten werden, dass er in Notsituationen – unbürokratisch und einmalig – monetäre Zulagen »per modum gratiae« gewährte, und zahlreiche Suppliken auch der Banater Beamtenschaft zu einem für die Antragsteller positiven Abschluss kamen.258 Unter »unvorhergesehene Vorkommnisse« müssen auch fehlerhafte oder ungebührliche Verhaltensweisen der untergebenen Banater Beamtenschaft subsumiert werden. Obwohl Fehlentscheidungen bei der Personalauswahl zum Spektrum des Personalmanagements gehören, sind solche nur sehr schwer nachzuverfolgen, weil sie erst nach dem Antritt einer Stelle augenscheinlich werden: Die Ursache war zumeist mangelnde Kompetenz, wofür ein Fall aus dem Jahr 1750 als Beispiel dient. Im Juni jenes Jahres suchte man im Distrikt Werschetz infolge des Todes von Feldscherer Ullmann einen neuen Feldscherer. Unter den drei Kandidaten Simon Baumgartner, Johann Patzl und Jakob Balduzi wurde Baumgartner aufgrund der positiven Einschätzung seiner Qualifikation durch die Deputation ausgewählt und von Maria Theresia mit ihrem »placet« bestätigt.259 Bereits im September 1751 wurde Simon Baumgartner jedoch wieder zum Gegenstand in einer Deputationssitzung, zu deren Anlass ein Schreiben der Banater Bevölkerung gehörte:

fahren rund um die Besetzung der Konzipistenstelle und das Anstellungsprozedere im Detail siehe OeStA FHKA NHK ABA 6, Mai 1730, fol. 179r–202r. 257 Der Oberbergmeister Bartholomäus Ludwig Hechengartner hatte für die Zeit von 1. Mai 1740 bis Ende 1745 ausstehende Ansprüche auf Reisespesen in der Summe von 878 Gulden und 40 Kreuzer für etwaige Visitationen der Bergwerke im Banat. Schließlich erhielt er 400 Gulden als Pauschale. Vgl. die Anweisung der Universalbankalität an die Landesadministration vom 16. Januar 1747. MOL E303 5cs A 1747, fol. 29r–v. 258 1721 erhielt Maria Elisabetta Häntschel, die Witwe von Anton Häntschel, als Mutter von sechs Kindern »per modum gratiae« und ohne weitere »consequenz« 200 Gulden. Siehe die Anweisung der Universalbankalität an die Landesadministration vom 8. Februar 1721. MOL E303 1cs A 1721, fol. 285r–286v. 259 Die Deputation bewertete Baumgartners Qualifikation folgendermaßen: »Bey deren Überlegung ist vorderist in Consideration gezohen worden, der verdienstliche Umstand des obbenanten Baumgartners, daß der Anfangs bey der gewesten Graf Uhlfeldischen Groß Bothschaft zu Constantinopel; sodann bey dem Hochen Zollnerischen Cuirassier Regiment als Feldscherrer durch 7 Jahre gedienet, und denen Zeugnussen nach in der Chyrurgie die nöthige Erfahrenheit erlanget habe«. Vgl. den Vortrag der Deputation an Maria Theresia vom 10. Juni 1750. OeStA FHKA NHK ABA 24, Juni 1750, fol. 124r–v.

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»Bey Euer Kayserlich Königlichen Mayestät haben die Verschezer Districts-Insassen mittels zweyen eingereichten Memorialien die Unfähigkeit des darunter angestellten Feldscherers Johann Simon Baumgartner vorgestellet und dieser Ursach willen nicht nur um dessen Abänderung, sondern auch um Überkommung des ehevor darunter provisorie gestandenen und in der Chyrurgie gar wohl erfahrenen Feldscherers Mayer unterthänigst gebetten«.260

Die Angelegenheit wurde im Plenum ausführlich diskutiert, und man kam gemeinsam mit der Landesadministration zum Schluss, dass Baumgartner während seiner zwölf Jahre langen Tätigkeit als Proviantoffizier die »Praxim in Curiren mehristen theils vergessen, und dadurch sich ergeben habe, daß er in seinen curen sehr unglücklich, ja nicht einmahl ohne größter Gefahr Ader zu lassen vermögend wäre, wessentwegen kein einziger Mensch in oberwehnten District das Vertrauen in ihme setzet«. Die Lösung fand sich in der zügigen Absetzung des Feldscherers, wobei mit Feldscherer Mayer bereits ein von den Untertanen favorisierter Ersatzmann bereit stand. Damit einher ging der für das heutige Verständnis von Personalmanagementprozessen sonderbar anmutende individuelle Lösungsansatz: Im Einverständnis mit Mayer sollte Baumgartner mit bis dahin vollen Bezügen »bey erst sich ergebend geringen Mauth Einnehmer Stelle, oder sonstig denselben zukommender convenablen apertur im Temesvarer Bannat« angestellt werden, während Mayer die Feldschererstelle in der Zwischenzeit unentgeltlich ausüben möge.261 Eine Entlassung wurde offenbar nicht in Erwägung gezogen. In vom Zentrum geografisch weit entfernten Provinzen, wo Akteure unkontrolliert agieren konnten, kam es darauf an, Kontrolle gegenüber Misswirtschaft auszuüben. Unter dem Stichwort »Unternehmerbeamte« ist bereits angeklungen, dass Formen der Bereicherung existierten. Die in diesem Kontext erwähnten Pachtungen erfolgten jedoch mit der Zustimmung des Wiener Hofes und sind formal nicht als Bereicherungen einzustufen. Andere hingegen erregten klar und deutlich den Unwillen der Behörden in Wien.262 Schon kurz nach 1718 war Missbrauch daher ein Thema. Die

260 Das Protokoll zur Deputationsitzung »in rebus Bannaticis« vom 7. September 1751 in Anwesenheit von Präsident Königsegg-Erps, den Räten Schmidlin und Seppenburg sowie den Sekretären Haydlauff, Kessler und Lauch. Dazu OeStA FHKA NHK ABA 28, September 1751, fol. 71r–72v. 261 Ebenda. Drei Jahre später findet sich neuerlich ein Hinweis zu Baumgartner. Dieser wurde als Mauteinnehmer in Tschanad von Mautinspektor Sebastian Hecken des Amtsmissbrauchs angeklagt. Bis zur näheren Aufklärung sollte Baumgartner provisorisch zum Mautaufseher in Čenta herabgestuft und seine Position vom dortigen Aufseher Sigmund Hanibal Eysler übernommen werden. Vgl. die 120. Note von Kempf vom 29. Januar 1754. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 610rv, 617r. 262 Beispielsweise die umfassend dokumentierte Bearbeitung des mit dem Verdacht auf Amtsvergehen angeklagten Buchhalters des Brauhauses in Temeswar Franz Frauenberger. Dazu ein Reskript vom 15. März 1748 an die Landesadministration zu den Anklagepunkten und die Abwicklung einer »Inquisitions Commission«. MOL E303 6cs A 1748, fol. 168r–175r. Zwei Beschwerdebriefe und Stellungnahmen von Frauenberger vom 31. August 1748 und 10. September 1748, denn Frauenber-

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zahlreichen Beschwerdebriefe des Einrichtungskommissars Alexander von Kallanek, in denen er Mercy der umfassenden Bereicherung gegenüber den Banater Untertanen bezichtigte, hatten für den General jedoch keine Konsequenzen.263 Im Laufe des Untersuchungszeitraumes zeichnen sich mehrere Varianten ab, wie das Fehlverhalten von Amtsträgern geahndet wurde, ohne dass es zu einem normierten Ablaufmodus gekommen wäre. Die Einbehaltung von Gehalt oder die Suspendierung fungierten als geradezu simple Möglichkeiten der Sanktionierung von Fehlverhalten, während sich das Konzept der sogenannten »(Landes)-Visitationen« als eine vorbeugende Maßnahme zur Eindämmung der Korruption erkennen lässt. Dabei machten sich Angehörige der Funktionseliten, etwa die Banater Administrationsräte, auf den Weg in die Distrikte, um je nach Auftrag zu beobachten oder zu untersuchen. Derartige Reisen dienten nach außen dazu, sich einen Überblick über aktuelle Begebenheiten zu schaffen, nach innen jedoch um zu kontrollieren. Die Ergebnisse gelangten in der Form von Berichten an die Zentrale.264 gers Vermögen wurde eingezogen und er selbst suspendiert. MOL E303 7cs A 1748, fol. 227r–229r; 233r–235r; Details zur »Inquisition« Frauenbergers und des »unschuldig hart erlittene[n] Verfahren[s]« sind dem Protokoll der Hofdeputation in Banater Angelegenheiten vom 17. April 1751 zu entnehmen. Anwesend waren Präsident Kollowrat, die Räte Schmidlin und Seppenburg sowie die Sekretäre Haydlauff, Kessler und Lauch. OeStA FHKA NHK BA 245, 412r–416r. 263 Am 17. Januar 1718 schrieb Kallanek an einen unbekannten Empfänger: »Einmahl ist die Wahrheit, daß der Herr General Mercy, und Hochlöblicher OberKriegs-Commissarius Haan vorm Jahr eine grosse Summa aus diesen Banat gezogen, ob all das Gelt in die Rechnung gebracht worden ist, zweifle sehr daran, dan der Hochlöbliche General de Mercy hat mit ihme Hochlöblichen OberKriegs Commissario Haan einen schluß gemacht und dem Hochlöblichen General, Obristen und anderen Officieren die Mond-Portion á 5 Fl in Gelt bezahlen lassen, so sie nach dem restringirten Fuß nur die Mund-Portion mit 1 St. Fleisch und 2 St. Brod hetten Verpfleg sollen, dem Land bey der Abrechnung hat das Commissariat nicht mehr als vor 1. St. Fleisch tägl. 2 xr, und das Brod auch 2 xr bonificirt, daß also jede Mund-Portion deren Hl. Generalen und anderen Officieren, um 3 Fl mehr bezahlet worden ist, die arme Leuth habe Ihnen gleichwohlen das mehriste in natura gratis passiren müssen; und wie ich höre, daß sie bede die Sache so geschlichtet, daß das Land nicht nach dem restringirt fürst, sondern deren Herrn, Mund und Pferd-Portiones vor voll bezahlen sollen, sie werden aber nicht das geringste hervon sagen, sondern den Nachtrag in Gelt von dem arario pratendiren, und fast doppelt Gage genüssen. Der Hochlöbliche General Mercy hat 170 Pferd, 130 Ochsen, 132 Bediente, 6 Träger mit 150 Hunden, diese alles muß das Land aus halten, über alles diees hat er vorm Jahr vor sich qua Commandirenden General 12 Fl genohmen in dem heurigen Winter quartier gehet er auch so zu. Die Inwohner aus dem Banat haben dem verwichenen Feldzug in das Lager bey Belgrad und Semlin alles Heu, Hart-futter, und alle victualis in die Kuchl führen müssen, daß eine reihe von lauter Wägen zu 40, 50 und mehr in das Lager, und die andre zurück gefahren, und hat den ganzen Feld-Zug getauert, war dergleichen exactiones nicht gewesen wären, hette man weit mehrere Roboth-Bauern, und Wägen zu der Temeswarer Fortification von dem Land haben können, ich habe eine Specification in Handen, was die arme Leuth an Victuali ins Lager haben gratis prastiren müssen«. OeStA FHKA NHK ABA 1/3 Anhang, Konvolut 1, fol. 13r–14r. 264 Da 1753 bei den Distriktsverwalterämtern im Zuge der Bilanzierung der Ein- und Ausgaben weiterhin viele Fehler passierten, wurde instruiert, dass die zuständigen Oberverwalter zukünftig, ohne die Zustimmung der Landesadministration einholen zu müssen, öfters Visitationen in den Distrikten durchführen sollten. Jeder Distrikt sollte mindestens zweimal jährlich besucht, und der Besuch

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Das erfolgversprechendste Mittel zur Behebung tiefsitzender Probleme schien dem Wiener Hof aber die Entsendung einer Spezialkommission gewesen zu sein. Das Beratergremium in Wien (die Neoacquistische Subdelegation bzw. deren Nachfolgeeinrichtungen), welchem die Banater Agenden oblagen, war im Grunde genommen nichts Anderes als ein Ausschuss von Menschen mit besonderer Expertise bezüglich des Banats und der angrenzenden räumlichen Acquisitionen im Südosten der Monarchie. Im Regelfall wurden hierfür Leute mit räumlicher Fachkenntnis oder gerade in Wien anwesendes Banater Personal hinzugezogen, um zur Gewährleistung möglichst effektiver Entscheidungen an den Sitzungen in beratender Funktion teilzunehmen.265 War dies nicht möglich, wurde die Untersuchung an externe Kommissionen übertragen, in welchen hochdotierte Fachkräfte mit besonderen Kenntnissen zur Überprüfung ins Banat gesandt wurden. Hierfür gab es mehrere Varianten dieser »Untersuchungskommissionen«. Infolge der Einberufung solcher Organe kam ein gesteuerter Kontrollmechanismus in Gang mit der Zielsetzung, durch analytische Begutachtung die Optimierung der administrativen Prozesse und Personalagenden im Banat zu unterstützen. Die verschriftlichten Erhebungen fanden dann im Berichtswesen ihren Niederschlag. Im Jahre 1737 z. B. wurden der Hofkriegsbuchhalter und Raithrath Georg Marcum Helferstorfer und der Raithoffizier Johann Beat Pachmann ins Banat geschickt. Ihre Aufgabe, die in einer umfassenden Instruktion der Hofkammer festgehalten ist, umschloss einerseits die Überprüfung der Rechnungen der Militär- und Kameralkassa und andererseits die zukünftige Verbesserung der praktischen Amtsführung und der Arbeitsprozesse, wie etwa die Einsendung der Extrakte. Die Einsetzung der Kommission erfolgte im Zuge des Positionswechsels des verstorbenen Johann Markus Reisenbichler und dessen aus Belgrad kommenden, provisorisch angestellten Nachfolger namens Lang.266 Von besonderem Interesse ist auch die bereits erwähnte Hofkommission unter Kempf ab 1753 (»Kempfsche Hofkommission«).267 Kempf erhielt als »bevollmächtigter Hofcommissari« ein persönliches Dekret mit den wesentlichen Arbeitspaketen seines Auftrages ausgehändigt. Im Kern ging es um die Untersuchung, »was eines theils in das Militare einfliesset, und was anderen theils zu behörigen Separirung des mit einem entsprechenden Bericht abgeschlossen werden. Die Buchhaltung erhielt den Auftrag, für die zu jenem Zeitpunkt zwei Oberverwalter eine Instruktion zu erstellen, wie diese Visitationen ordnungsgemäß und fruchtbar durchgeführt werden sollten. Dazu die Note der Deputation an die Hofbuchhalterei vom 16. März 1753. OeStA FHKA NHK ABA 36-1, März 1753, fol. 323r–v. 265 Als kommandierender General und Gouverneur des Banats verbrachte etwa Johann Andreas von Hamilton (1679–1738) den Großteil seiner Amtszeit (1734–1738) in Wien, wo er am 9. Januar 1738 auch starb. Vgl. etwa Hamiltons Schriftverkehr mit der Landesadministration. Baróti, Adattár 1900, 331–354. 266 Instruktion vom 22. März 1737. OeStA FHKA NHK ABA 7, März 1737, fol. 1283r–1290r. 267 Berichte und Weisungen bezüglich Kempfs Visitationsreise sind im Österreichischen Staatsarchiv in einer eigenen Serie einsehbar. OeStA FHKA NHK Banat A Hofrat Kempfische Hofkommission, 1753–1754.

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Militaris von dem Politico annoch erübriget hette«, wie es das Dekret umschrieb. Kempf wurde mit außergewöhnlichen und somit untypisch umfassenden Vollmachten – »Kayserlich Königliche-Gewalt eine Vollmacht authorisiert, all Jenes nach Seinem Bestenwissen, und Gewissen zu vollziehen« – ausgestattet, die wiederum in einer eigenen Instruktion ihren Niederschlag fanden.268 Der deutlich erweiterte Gestaltungsspielraum erlaubte es Kempf als singulärem Amtsträger, die habsburgische Personalpolitik im Banat in beträchtlichem Maße zu modellieren – ein Umstand, der ihn aus der bis dahin vollzogenen Verwaltungspraxis hervortreten lässt: Der Kommissar griff in nahezu alle Personalbereiche gestaltend ein, nahm umfassende Personalumstrukturierungen in den Verwaltungsämtern269 und im Mautwesen270 vor, erteilte Reiselizenzen für die Banater Amtsträger,271 gestaltete und formulierte die Aufgabenagenden der Beamten272 und übernahm den Vollzug von Strafmaßnahmen.273 Wie aus Kempfs Instruktion hervorgeht, zählte die Trennung der Geschäfte zwischen dem bisher einflussgebenden Generalkommando und der nun 268 Dekret für Kempf vom 12. August 1753. OeStA FHKA NHK ABA 39, August 1753, fol. 426r–427r. 269 12. Note von Kempf vom Oktober 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 31r–51r. 270 22. Note von Kempf über die Situation der Mautüberreiter vom 8. Oktober 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 72r sowie 23. Note von Kempf vom 16. Oktober 1753 bezüglich der Motive für die Anstellung von Philipp Lechner als provisorischer Mautamtskontrollor. OeStA FHKA NHK BA 68, 145r–146r. 271 86. Note von Kempf bezüglich der Reiselizenz für Ulrich Niedermayer, welcher bezüglich einer Erbangelegenheit für vier bis fünf Wochen sich nach Wien begeben musste. Er durfte nach Wien reisen, sobald sein Amtskollege wieder in Temeswar eingetroffen war. 25. November 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, 435r. 272 98. Note von Kempf bezüglich der Entsendung des Administrationsbuchhalters Lägler zur Unterstützung des Rechungswesens nach Orawitz vom 5. Dezember 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 515r. 273 Wie es etwa bezüglich der Abstrafung des Kanzlisten Ulrich Niedermayer geschah. Kempf schrieb am 6. Oktober 1753 der Deputation nach Wien und skizzierte im Brief seine Vorstellung über die geplante Bestrafung: »Auf die von 17ten prateriti datirte mir aber den 1ten hujus erst zurgekommenen Notam worinnen Eine Löbliche Landes Administration die von Ihro Kayserlich Königlichen Mayestät wider den Cancellist Ulrich Nidermayer seiner Widerspänßtigkeit, und ohnanständigen Lebens Wandel halber geäusserte Allerhöchste angnad, und mir dahero überlassen seine Bestraffung zuerkennen giebet, da ist von Allerhöchsten Orth das erforderliche auch bereits mit gegeben worden.Wan nun die so Villfältig Vorhergegangen, auch Verschärfte Correctionen durch aus fruchtloß gewesen, mithin leicht voraußzusehen ist, daß auch vors künftige an einen so incorrigiblen menschen wenig besserung zu hoffen seyn werde; So könte und sollte zwar nach der mir überlassenen Vollmacht ohne weithers wider ihme mit der cassation Verfahren; In betrachtung jedoch seiner Jugend, und umb es noch auf die lezte Prob ankommen zu lassen, so solle von dieses und das lezteahl seine Straff darumen bestehen, daß Er auf 4 Wochen lang geschlossener zum Profossen gesezet, zur Zeit die Canzley stundten looß geschlossen, und alldahin zur arbeith geschickhet, bey jedesmahlig seiner zurückkunft aber widerumben geschlossen werde. Ein Löbliche Landes Administration requirire demnach das weithere beliebigst anzuordnen, damit solcher ihme Nidermayer zu seiner wohl verdienten Straff und correction nicht minder auch anderen seines gleichen zur hinkünftigen Vollzug gebracht, hiernächst aber ihe ausgemessen bedeuttet werde, dabey weithers wider ihme vorkommende Klag Er ohne Mindester consideration cassiret, und in Kayserlich Königlichen Cameral Diensten einige reaccommodation nimmer mehr zuhoffen ha-

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rein zivilen Landesadministration zum bedeutsamsten Einschnitt in der Verwaltungspolitik. Dabei handelte es sich um eine strukturelle Änderung, die offenbar nach einem externen Untersuchungskommissar mit erheblicher Raumkenntnis verlangte, um die Neuerungen den eingebundenen Akteuren an Ort und Stelle begreifbar zu machen. In seiner 92. Note umschrieb Kempf, wie Engelshofen in die Pension entlassen und die zivile Landesadministration von Francesco de Paula Ramond Graf Villana-Perlas de Rialpo (1704–1773) übernommen werden sollte. Perlas Gehalt betrug 4.000 Gulden, zu denen er für die Übersiedlung ins Banat zusätzlich 1.200 Gulden erhielt.274 Schließlich übernahm Kempf die Planung des Willkommenszeremoniells für den neuen Administrationspräsidenten. Im Rahmen einer Distriktsvisitation aus Großbetschkerek hielt Kempf im Januar 1754 fest, dass »Seine Excellenz Von den gesambten corpore Einer Löblichen Administration bey dem eintritt in seinem Hauß gehörig empfangen, und weillen es ohnfählbar zu mittags oder abendszeit geschehen wird, in der Behaußung des Herren Hoff Rath Peuger eine anständige Mahlzeit in bereithschaft gehalten zu solchen auch die Administrations membra, und capi ex militari vorläufig invitiret werden«.275

Besonders ausführlich dokumentierte Perlas im Januar 1754 seine 12-tägige Reise und die Feierlichkeiten, die zu seiner Ankunft im Banat als auch auf dem Weg dorthin stattfanden: »kamen den 14ten Mittags zu Ofen an, allwo ich Von einem Von deren Districts Beambten zum Quartier machen, mit einem Hussaren entgegen geschickten Amts-Practicanten erwartet wurde […] den 18ten zu Segedin eintrafe. Hier wurde ich von dem Ober Verwalter Brandenburg, dem Unter Verwalter Grübel, Von Sirrez, dann dem Maut Einnehmer Saslatschki, nebst 5. Hussaren, ein geholet, und des anderen Tages bis neu- oder Türckisch Canischa begleitet, allwo ferners jenseit der Teiss die Administrations Rath Plasch, Districts Verwalter Heerd, von St. Miclosch, Gegenschreiber Meyer, Unter Verwalter Schmidt, nebst sechs Oberkneßen und einer Anzahl Kneßen sich befanden […] ben solle«. 13. Note von Kempf bezüglich der Bestrafung des Kanzlisten Ulrich Niedermayer vom 6. Dezember 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 52rv. 274 »gegen Cessirung dero Prasidis, und Bergdirectoris Besoldung à dato rescripti drey Tausend fl pension Tax frey, jedoch dem gewöhnlichen 10 p.cento arrha abzug unterworfenenerauf das dorthige Cameral und Provincial Zahlambt als eine Pension ad dies vita anzuweisen […]«. 92. Note von Kempf bezüglich der Trennung der Leitung des Administrationspräsidiums vom Generalkommando vom 28. November 1753. OeStA FHKA NHK BA 68, fol. 500r–503r. 275 117. Note von Kempf über die Organisation der Ankunft Perlas von 8. Januar 1754. OeStA FHKA NHK BA 68, fol.  598r–599r. Bereits im November initiierte Kempf die Renovierung der Präsidentenresidenz: »Das Ein Löbl. Banatische Landes Administration bey herannahung deren inmittelst würklichen eingetrettenen Christ-Ferien Von denen Raths Sessionen auch aus der ursach zu Supersediren Vor nöthig befunden, weillen das Haus worinnen solche dermahlen gehalten zu werden pflegen, Vor den ehistens erwarttende Herrn Prasidenten eben repariret wird, […]«. 108. Note von Kempf aus Orawitz vom 26. Dezember 1753. OeSTA FHKA NHK BA 68, fol. 558r.

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Währender passage wurden zu ersagten Canischa 24. böller zu dreyer mahlen abgefeuert […] Am folgenden Tag kame ich endlich unter Begleitung obgedachter Beambten, und eines Detachements lezterer Ablößung, Abends um 4 Uhr in Temeswar an, wo nächst am Thor Von dem Bevollmächtigten Hof-Commissario und Hof Rath Von Kempf dem HofRath Baron v. Boyer, dem Feldkriegs-Commissario und Administrations Rath v. Gersorg, dem Administrations Rath v. Kostka, dann dem Administrations Secretario, und samtliche Canzley Individuis, en gala empfangen worden. Hinter dießen presentirte sich das ganze Dom Capitul, exclusive des Herrn Bischofs, welcher in Verrichtungen abweßend ist; Sodann der Ratzische Bischoff mit seiner Clerisey; Das Land Gericht mit allen Assessoribus; Endlichen aber ganze Teutsche und Ratzische Stadt-Magistrat samt der Burgerschaft. Hierauf wurde ich in des erwehnten Hofraths Baron Boyers Behaußung mit einem solennen Soupe und Tafel Music regaliret; Des andern Tages erschiene auch Herr General und Commandant Graf von Soro, samt allen und jeden hier befindlichen Staabs- und übrigen Officiers en Echarpes, nebst dem Ingenieurs- und Artillirio Corpo, wie auch ProviantVerwalter und Schifflieuth«.276

Den neuen Gouverneur empfingen die Amtsträger, die religiösen Würdenträger sowie die führenden Militärs mit allerlei Pomp, um den neuen obersten Repräsentanten des Landesfürsten in Temeswar willkommen zu heißen. Mit dessen Ankunft wurde eine neue Etappe in der habsburgischen Verwaltungspraxis für das Banat eingeleitet, indem Perlas das zivile Landespräsidium des Banats für die Zeit von 1753/54 bis 1768 übernahm.277 1778 markiert wieder eine Zäsur, als die Provinz in das Königreich Ungarn inkorporiert wurde und hiermit ihren Status als Kron- und Kammerdomäne verlor.278 5 Eine Verortung. Das habsburgische Personalmanagement im Banat Das Banat von Temeswar bietet sich für Studien zur imperialen Personalpolitik, insoweit der Blick auf die Obrigkeit gerichtet wird, aufgrund des Status des Banats als Kron- und Kammerdomäne besonders an. Unlängst hat Robert Born in einer Publikation zum Banat dieses als »Bollwerk und merkantilistisches Laboratorium« be-

276 Perlas beschrieb seine Reise ins Banat im Januar 1754. OeStA FHKA AHK HF U VUG 29, fol. 14rv– 17rv. 277 Überblick über die Schreiben Perlas als auch dessen Aktivitäten zwischen 23. Januar 1754 und 17. April 1757. OeStA FHKA AHK HF U VUG 29, fol. 1r–10r. 278 Fallenbüchl, Zoltán: Magyarország főispánjai. Die Obergespane Ungarns 1526–1848. Budapest 1994; Barna, Attila: Der wahre Diener des Staates. Verwaltungsreformen von Joseph II. in den ungarischen Komitaten. Budapest 2006; Haselsteiner, Horst: Joseph II. und die Komitate Ungarns, und die Übersicht von Barany, George: Ungarns Verwaltung 1848–1918. In: Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Verwaltung und Recht. Bd. 2. Hg. v. Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch. Wien 1975, 306–468.

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zeichnet.279 Diese Wahrnehmung spiegelt die Forschungstradition wider, dass das Banat sowohl imperiales »Experimentierfeld« als auch eine militärisch bedeutsame Grenzprovinz war. Es waren gleichfalls diese beiden Konstanten, die die habsburgische Personalpolitik beeinflussten und sowohl den verwaltungsmäßigen Rahmen als auch die schwerpunktmäßigen Aktivitätsradien der involvierten Funktionseliten vorzeichneten. Obwohl zahlenmäßig die Beamten der Hofkammer den Akteuren des Hofkriegsrats deutlich überlegen waren, ist die militärische Vormachtstellung bis zur Änderung der Verwaltungsstruktur ab 1751 eindeutig gegeben. Aus den vorangegangenen Ausführungen sollte klar geworden sein, dass der Wiener Hof in dieser neu eroberten Provinz tatsächlich eine Art freies Schalten und Waltens praktizierte und ein bürokratisches System nach seinen Vorstellungen entwickelte. Während die moderne Verwaltungsgeschichte als tatsächliche Herrschaftsträger stets auf lokale Eliten setzt, hat dies für das Banat keinen Geltungsanspruch. Es herrscht der Ansatz vor, dass an der Peripherie der Habsburgermonarchie zudem Elemente von Herrschafts- und Machtverdichtung in einer abgeschwächten Form präsent sind.280 Hierbei hebt sich das Banat durch seine rechtliche Sonderstellung innerhalb des habsburgischen Herrschaftskomplexes formell ab. Das Fehlen regionaler Kräfte ermöglichte der Wiener Zentrale die autonome Personalselektion ausgewählter Persönlichkeiten, die gegenüber den Zentralstellen loyal agierten und somit die Interessen des Hofes in der zumindest zumeist gewünschten, aber auch strikt geforderten Form nach innen und außen vertraten. Das auf die Staatsverwaltung ausgerichtete »Personalmanagement« lässt sich somit ausreichend greifen, wenngleich das vorhandene Aktenmaterial einer Vertiefung der Erkenntnis zum vorliegenden Thema manchen Riegel vorschiebt. In den zwei Jahren zwischen der Eroberung und der Etablierung der Temeswarer Landesadministration (1716–1718) wies die Personalpolitik einen noch sehr stark improvisatorischen Charakter auf, vor allem deswegen, weil einige Maßnahmen der Einrichtungskommission ohne längerfristige Perspektiven initiert wurden. Dies änderte sich mit 1718,281 denn der Friedensvertrag von Passarowitz erlaubte und verlangte nach längerfristigen Lösungen. Im Jahr 1719 erfolgte eine umfassende Analyse des angestellten habsburgischen Personals, wobei in einem eigens erstellten »Catalogus« evaluiert wurde, welche der aktuell angestellten Staatsdiener das Potenzial hätten, in den Diens279 Born, Robert: Bollwerk und merkantilistisches Laboratorium. Das Temeswarer Banat in den Planungen der Wiener Zentralstellen (1716–1778). In: Grenzregionen der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert. Ihre Bedeutung und Funktion aus der Perspektive Wiens. Hg. v. HansChristian Maner. Münster 2005, 37–49. 280 Pál, Judit: Staatsbeamter oder Klient? Ein »Vermittler« aus Ostungarn zwischen verschiedenen sozialen Normen. In: Normsetzung und Normverletzung. Alltägliche Lebenswelten im Königreich Ungarn vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. v. Karl-Peter Krauss. Stuttgart 2014, 125–126. 281 Jesner, »… ein taugliches Subjectum finden«, 187–204.

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ten des Kaisers (»zum Herrendienst«) auch zukünftig aktiv zu sein. Das Studium des Kataloges offenbart einige Anknüpfungspunkte zur Personalpolitik, die es wert sind, hier nochmal betont zu werden. Neben der Position, dem Namen, der Herkunft und der Besoldung kamen gleichfalls personalstrategische Überlegungen zum Tragen, die sich in Lob und Kritik manifestierten. So hieß es bezüglich Thomas Thormey (Dreißiger) »aus Siebenbürgen gebürtig«, er wäre »continuierlich mit Kranhheit behafft«. Jacob Neander (Salzwaagmeister) galt als »qualificierter feiner Beamter«, dem eine »Besoldungs Verbesserung in Erwegung zu Temesvar sehr theuer zu leben« zuerkannt werden sollte. Ferdinand Anton Schindler (Distriktsverwalter) war »ein wohl taugliches Subjectum«, das der »Teutsch, Latein, Hungarisch, Wallachisch und Razischen Sprachen in perfectione kundig« sei. István Rácz (Distriktsverwalter), »ein gebohrener Raz aus Siebenbürgen, Schismatischer Religion«, sollte »ad officium gezogen werden«, und sein Sohn János Rácz (Distriktsverwalter) »scheint in Ermangelung des Schreibens ad officia untauglich zu seyn«. Johann Georg Spitzer (Distriktsverwalter) wäre hingegen »Ein Mann von hochen alter zu einem Soldaten dannoch mehr, als vor einem Cammeral Beamten tauglich«.282 Zu jener Zeit wurden die Weichen noch einmal neu gestellt, um für die anstehenden Herausforderungen personalpolitisch gerüstet zu sein. Bis zur kriegsbedingten Zäsur (1737) folgte eine Phase, in welcher es zur Verfestigung infrastruktureller Maßnahmen, insbesondere in wirtschaftspolitischer Hinsicht kam, die den Zuzug fachspezifischen Personals erforderte. Zusätzlich zu der eingehobenen »Militarcontribution« und den Erträgen aus den imperialen »Proventen« (Erträge aus den Regalien und Gefällen) suchte man auch nach zusätzlichen Möglichkeiten zur finanziellen Besserstellung des Staatshaushalts. Dabei ging es gleichfalls um den Transfer des dafür erforderlichen Know-Hows, aber auch um die Organisation und Abwicklung der aus den neuen Gewerben und Fabriken zu erwartenden vielversprechenden Gewinnen. Diese beiden Ziele machten die Anwerbung von fachlich versiertem Spezialpersonal unausweichlich notwendig. In jener Zeit galt der Tod als die natürliche Begrenzung eines Dienstverhältnisses, dessen Beginn bereits ziemlich klaren Spielregeln unterlag: Zu ihnen gehörten ein formalisiertes schriftliches Bewerbungsschreiben an den Monarchen im Stil einer Supplik sowie die Praxis der Selektion. Für die zivilen Ämter galt die Evaluation der Kandidaten durch die regionale Landesadministration und der damit verbundene Dreiervorschlag als Grundlage für die Entscheidungsfindung in Wien. Für die militärischen Positionen galten hingegen andere Regeln, denn den Entscheidungen des Hofkriegsrates lag kein Dreiervorschlag zugrunde. Ähnliches galt in dieser Phase auch 282 Catalogus. Deren samentlich in dem Banat von Temesvar befindlichen Cameral Beamten, wo und wie selbe stehen, wann auch durch wenn angestellet, was ein oder anderer vor Qualitäten besize, welche fehrner gnädigst zu Confirmiren oder auch als eine Superabundant zuentlassen, und theils mit besseren und tauglicheren Subjectis zuveränderen wären. MOL E303 1cs A 1719, fol. 128r–141r.

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für das leitende Gremium in Temeswar, denn die militärischen und zivilen Entscheidungsträger in Wien agierten hier gänzlich ohne Einbindung lokaler Meinungen in Hinblick, wer in Frage kommen könnte. Die Vorstellung Max Webers über die moderne Bürokratie und deren Beamtenschaft, die für die vorliegenden Fragestellungen besonders interessiert, ist in einigen Anknüpfungspunkten schon ausgereift vorhanden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Banater Amtsträger fest alimentiert und konnten als hauptberufliche Mitarbeiter des Staates ihren Lebensunterhalt aus dem Entgelt ihrer Profession bestreiten. Es gab bereits definierte Gehaltssätze, die auf die einzelnen Fachgruppen vereinheitlicht angewendet wurden. Der Banater Beamte wusste zumindest hinsichtlich der Entlohnung in etwa, woran er war, wenn er sich um eine bestimmte Position bewarb. Die gestaffelte Besoldung nach Funktion setzte zudem die Existenz beruflicher Laufbahnen und Hierarchien voraus. Zusätzlich zu den skizzierten indirekten Formen staatlicher Beförderung, wie es durch Pachtungen oder Nobilitierungen geschah, war auch das Wissen, was als Entlohnung zu erwarten war, als Teil des Anreizsystems für Kandidaten zu sehen, Ämter im Banat zu übernehmen. Der frühmoderne Staat selbst wollte mit solchen Maßnahmen auch Korruption und Misswirtschaft im Amt eindämmen. Hinter den individualisierten Instruktionen und Dekreten schimmern organisatorische Konzepte durch, wie die Amtskompetenzen aussahen und wo deren Grenzen lagen. Visitationen, Kommissionen und das Verlangen nach regelmäßigen Exzerpten über die Banater Rechnungsführung und Bilanzierung fungierten als praxisnahes Zeugnis der staatlich und zentral ausgeübten Kontrollfunktion. Die finale Entscheidung, wer welche Tätigkeit übernahm und welche fachliche Qualifikation dafür notwendig bzw. erwünscht sei, entschied der Wiener Hof. Vom Funktionsträger wurde Amtsdisziplin (»treu gehorsamst eyfrig zu dienen«) verlangt, woran die Grundlagen für die moderne Bürokratie erkennbar sind. So auffällig derartige Gegebenheiten angesichts des frühen Zeitpunktes sind, können sie auf die staatsrechtliche Stellung der Provinz zu jenem Zeitpunkt zurückgeführt werden. Es ist hier bereits ein strukturiertes Handeln zu erkennen, welches infolge der Haugwitz’schen Reformen zur Zeit der Regentschaft Maria Theresias Platz griff, um die soziale Absicherung herrschaftlicher Amtsträger und Militärs grundlegend zu regeln. Wenngleich in zögerlichen Schritten, wird das Abrücken von bis dahin zumeist praktizierten individuellen Lösungen zu normierten staatlichen Regelungen augenscheinlich. Die Improvisation nahm innerhalb des Untersuchungszeitraumes folglich ab und wurde in den folgenden Jahrzehnten »pro charicativo« in Etappen durch rechtmäßig definierte Ansprüche ersetzt. Natürlich stellten Krieg und Pest, die im Banat einen regelrechten Ausnahmezustand auslösten, eine Zäsur dar. In Anbetracht der Massenflucht bedurfte es von Seiten der Wiener Zentralstellen daher des Wohlwollens und der Zugeständnisse, um den durch Tod oder Migration ausgehöhlten Personalstand durch Rückführung oder Neu-

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besetzung wieder aufzufüllen.283 Was dem Mitarbeiterstand aus volkswirtschaftlicher Perspektive in der Gegenwart zuerkannt wird, nämlich »Kapital« zu sein, wurde den Amtspersonen im Banat schon damals zugebilligt, denn ohne diese Akteure wäre der Wiederaufbau der Provinz nicht möglich geworden. In den 1740er Jahren spitzten sich zusätzlich auch noch die Konflikte infolge der dualen administrativen Verfasstheit der Provinz zu. Nach dem Tod Mercys im Jahre 1734 folgten in kurzen Abständen mehrere hohe Militärs im Amt des Gouverneurs nach, doch trat auf der Führungsebene erst mit der Berufung Engelshofens wieder Kontinuität ein. Der Wiener Hof versuchte in jenen Jahren schon, die Provinz mit Sonderstatus an die verwaltungsmäßige Praxis in den Erbländern anzugleichen. Die daraus resultierenden Änderungen, d. h. die Entflechtung und Verlagerung militärischer und ziviler Einflusssphären, hatten gravierende Folgen für das Banater Personal, wie ein Beispiel vor Augen führt. Dieses Beispiel beschäftigt sich mit der Praxis der Gerichtsbarkeit im Banat. Bis 1749 fiel die Rechtssprechung im Banat in die Einflusssphäre des Militärs (Militärrecht). In den Militärextrakten finden wir die Besoldungsausgaben für einen, später dann für zwei Land- oder Generalatsauditoren sowie zumeist einen Gerichtschreiber, einen Gerichtswebel und einen Gerichtsdolmetscher.284 Aus dem Aktenmaterial geht die Funktion des Generalatsauditors besonders im Zuge der Abwicklung von Todesfällen hervor, indem er etwa die »Spör« (Konfiskation der Akten) durchführte, Verlassenschaftsinventare erstellte oder die testamentarische Abwicklung regelte.285 Im Rahmen der Justizreform 1749 sollte das militärische Monopol in der Rechtsspre-

283 Zum Verhalten und Handeln des Wiener Hofes in dieser Krisenzeit der vertiefende Beitrag von Jesner, Times of Crisis, 120–138. 284 Auditor Franz Joseph Müller von Freyburg erhielt für das Quartal von 1. November 1721 bis Ende Januar 1722 200 Gulden. Gerichtsschreiber Schmid 75 Gulden und Gerichtswäbel Kazer 36 Gulden. Diese Daten sind der Militär-Bilanz von 1721/22 zu entnehmen: OeSTA FHKA NHK ABA 3, fol.  605r–609v. Landauditor Müller, Doktor der Jurisprudenz, wurde im Jahr 1720 auf Empfehlung von Wallis angestellt. Sein Vorgänger Franz Casper Baum ging nach Siebenbürgen. Siehe das Schreiben des Hofkriegsrats an die Hofkammer vom 7. September 1720. OeStA FHKA NHK ABA 2/1, Dezember 1720, fol. 688rv. Für das Jahr 1740 ist etwa die Stellenneubesetzung des Gerichtsdolmetschers belegt. Johann Brankovich war der Nachfolger des verstorbenen Johann Cserich. Vgl. die Zahlungsanweisung der Hofkammer an die Universalbankalität vom 20. Mai 1740. OeStA FHKA NHK ABA 10, Mai 1740, fol. 396r. Zudem etwa die Konflikte zwischen den beiden lokalen Auditoren Schiener und Seyringer im Jahr 1746. OeStA FHKA NHK ABA 16, November 1746, fol. 1r–14r. 285 Der Landauditor vollzog gemeinsam mit Administrationsrat Johann Anton de Jean von Hansen und einem Kameralbuchhalter die »Spör« infolge des Todes des Fortifikationsbauschreibers Hundsberger. Protokoll der Neoacquistischen Subdelegation vom 18. August 1731. OeSTA KA ZSt MilKom Neoacquistica Akten 3, Zahl 205, fol. 2v–3r. Zur Praxis der »Spör« und Abhandlung von Verlassenschaften unter juridischen Gesichtspunkten als auch im Zusammenspiel militärischer und ziviler Kompetenzstreitigkeiten etwa die Verlassenschaftsabwicklung nach dem Tod des Distriktsverwalters Nicolai Grübl. Notenwechsel inkl. Extrakt und Abhandlung zur Verlassenschaft, Testament und Details zur Erbsituation aus dem Jahre 1742. OeStA FHKA NHK ABA 12, September 1742, fol. 26r–40r.

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chung eine Änderung erfahren. Im April jenes Jahres informierte die Deputation die Landesadministration über die strukturellen Änderungen,286 die eine Aufspaltung in zwei voneinander differenzierte Kompetenzfelder vorsahen: Der Generalatsauditor wurde vom Hofkriegsrat angestellt und sollte Militärangelegenheiten behandeln, während der Provinzialauditor der Administration für zivile Angelegenheiten beigeordnet und von der Hofkammer angestellt wurde.287 Allzu lange war diese Regelung jedoch nicht in Kraft, denn schon 1752 wurde das Landauditoriat aufgehoben und das neue Landgericht institutionalisiert, das sich wie »in den andern Unseren Erblanden […] aus lauter Civil Personen zusammen« setzen sollte, wie Maria Theresia an die Temeswarer Landesadministration schrieb.288 Der Einfluss des Militärs in der Rechtsprechung erfuhr eine neuerliche Zurückdrängung und reduzierte sich nun auf reine Militäragenden und auf Militärpersonen. Aus personalstrategischer Perspektive ist besonders von Interesse, was mit dem alten justiziellen militärischen Personal geschah, wie die Rekrutierung für das neue Landgericht erfolgte und welche Beamte schließlich im neuen Landgericht Anstellung fanden. Aufschluss dazu gibt das an Maria Theresia adressierte Protokoll der Deputation vom 4. Januar 1752 und die daraus resultierende finale Entscheidung, welche die Landesadministration am 1. Februar 1752 erhielt. Die Deputation brachte für das neue Landgericht einen 15 Köpfe umfassenden Personenkreis in Vorschlag: Einen Landrichter, fünf Landgerichtsbeisitzer (je 800 Gulden), einen Gerichtsschreiber (500 Gulden), einen Gerichtsschreiber-Adjudanten (400 Gulden), einen Kanzlisten (300 Gulden), zwei Dolmetscher (je 400 Gulden), einen Gerichtswebel (200 Gulden), einen Profos (240 Gulden), einen »Stöckhlknecht« (100 Gulden) sowie einen Scharfrichter (300 Gulden). In Summe wurden 6.840 Gul286 Schreiben der Deputation an die Landesadministration. 9. April 1749. OeStA FHKA NHK BA 59, Banater Akten in publico-contentiosis, 1749, fol. 21r–v. 287 »[…] Wie in dem Temesvarer Banat in denen Criminal und Civil Sachen künftighin Verfahren werden solle. Seyed zwey Auditores, nemblich der Generalats- dann der Provincial Auditor aufund angestellet. Ersterer stehet ohnmittelbahr unter dem Hof-Kriegs-Rath, und jedwelch zeitlichen in dem Banat Commandirenden Generalen, hat ausser deren quarnisonirenden- oder im Land ligenden Regimentern /: die mit ihren besonderen Audotre Versehen seyed :/ all anderes Militare, und was dahin gehöret, ohne ausnahme unter seiner Jurisdiction, auch wie andere Land Auditores seine eigene durch den Hof-Kriegs-Rath, der ihme aufnihmet, und anstellet ausgefertigte Instruction; Da aber von der Banatischen Administration ihme eine Judicial Verhandlung aufgetragen wird, in diesen Fählen ist er Generalats Auditor mit der gehörigen Subordination an sie Administration und ihre anordnungen Verwiesen, hat auch in dessen Nahmen die abfassende denen Partheyen hinausgebende Verläß, Abschied, und dergleichen Richterliche Erkantnussen jederzeit einzurichten, umb zu wissen, ob Er als Generalats-Auditor, oder nomine Administrationis jure delegato amtiret habe. Der Provincial Auditor ist ohnmittelbahr der Administration und hiesieger in Banaticis angeordneten Hof-Deputation untergeben, empfanget hiervon seine Verhaltungs Befehl, nach welchen, und nach gegenwärtiger Instruction er sein Amt zu verrichten«. Justiznorm für das Banat. OeStA FHKA NHK BA 59, Banater Akten in publico-contentiosis, 1749, fol. 27r–60r, hier fol. 27rv. 288 Maria Theresia an die Landesadministration vom 1. Februar 1752. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol. 3r.

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den veranschlagt. Als Landrichter sollte der bereits im Banat aktive Administrationsrat Johann Franz Kostka fungieren, da durch dessen Amtstätigkeit im Banat »das Salarium eines Land Richters in Ersparung gebracht« werden könne, schlussfolgerte die Deputation.289 Knapp einen Monat später erfolgte am 26. Januar 1752 die Ausstellung der Dekrete an den Landrichter Kostka nach dem Vorschlag der Deputation sowie das Dekret als ersten Landgerichtassessor an den Landauditor Dohlen de Morisette, als zweiten Landgerichtsassessor an den Feldkriegskonzipisten Dindar á Dinary, als dritten Landgerichtsassessor an den Kriegs- und Kameral-Hauptkassaverwalter Franz Paul Uyvari, als vierten Landgerichtsassessor an den Bergwerksbuchhalter Johann Georg Kurzmann und als fünften Landgerichtsassessor an den Distriktsverwalter von Karansebesch, Kaspar Grün, als Landgerichtsschreiber an den Militärgerichtsschreiber Matthias Michitsch, als Landgerichtsschreiber-Adjunkt an den Landauditoriatsamtsaktuar Jakob Adalbert Schoiber sowie als Landgerichtskanzlisten an den Aktuar Anton Schrämbel. Schoiber und Schrämbel waren zuletzt in Bayern aktiv gewesen, wogegen alle anderen Funktionen im Banat ausgeübt hatten. Die Gliederung nach miliärischen und zivilen Personalkomponenten verschwamm im Umstrukturierungsprozess noch weiter, denn schon in den Jahren zuvor hatte man des öfteren zur Übernahme ziviler Ämter auf ehemalige Militärs zurückgegriffen, und ohne große Hürden erfolgte die personelle Eingliederung arbeitslos gewordener militärischer Rechtsexperten in das neue Banater Landgericht.290 Der Plan des Wiener Hofes wurde mit nur einer Abweichung umgesetzt: Der neue Landrichter Kostka war nicht gewillt, das ihm scheinbar »aufgedrängte« Amt zu übernehmen. Kostka äußerte sich in einem persönlichen Schreiben vom 22. Februar 1752 an Maria Theresia dazu mit folgender Begründung:

289 Einige vertiefende Überlegungen zu den potenziellen Kandidaten und Details zu deren Hintergrund und Ausbildung enthält das Protokoll der Deputation vom 4. Januar 1752. Anwesend waren Präsident Königsegg-Erps, Vizepräsident Haugwitz, General Engelshofen, die Räte Schmidlin und Kempf, der Sekretär Lauch sowie als Konzipist und Protokollant Niess. Als Referent fungierte der bezüglich des Banats sehr erfahrene Ignaz Kempf. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol. 52r–59v. 290 Auch die neuerliche Umstrukturierungen der Militärgrenze auf Banater Terrain hatten Einfluss auf die Personalentscheidungen im Kontext der Justiz: »Die bey dem Militari derzeit dienende Gerichtsschreiber, Dollmätschen, und Gerichts:wäbel werden darumen simpliciter vorgeschlagen, weillen, nachdeme so wohl die Simschönische, als die Theyß: und Maroscher Gräniz Miliz zu einer Landmiliz erkläret, und der Landesadministration untergeben worden ist, dieselbe von seithen des Militaris im Bannat, gleich der Simonovich (Dolmetscher) von immer zu Essegg muthmasslich leicht werden entbehret werden können; wie dene eben der Ursachen halber der Antrag ist, dem Profossen, Stöckl Knecht, und Scharff Richter von dar zu dem Land Gericht herüber zu ziehen«. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol. 55rv. Zur Ausstellung der Dekrete etwa die Note an die Landesadministration vom 1. Februar 1752. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol. 2r.

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»Das allergnädigste Decret ist mir am 17ten labentis abends von dem interim Prasens der Administration Euer Mayestät Hof Rath Peuger von Buige zugestellet worden, wofür bey Euer Kayserlich Königlichen Mayestät meinen schuldigen allerunterthänigst gehorsamsten Danck ablege. Ich bin aus Allerhöchst Dero Gnaden, zu was mich Euer Mayestät gnädigst machen wollen, jedoch bitte umb Erlaubnuß Euer Kayserlich Königlichen Mayestät allerdemüthigst vorzustellen, daß ich bey allen meinen wahren Eyfer und lieb vor Euer Mayestät Dienst zimmlich in Jahren bin, deen ich jezto das 41ten in Dienst des allerdurchleuchtigsten hauses zubringe, durch beständige Application, und öfftere gantze Täg und Nächte arbeith sehr mitgenommen, und verschiedenen Leibes ungemächlichkeiten daraus unterworfen, also daß ich von etlichen jahren her alljährig richtig ein oder zwey gefährliche Bettlager auszustehen, auch dermahl zu Temesvar schon über zwey Monath Vertrocknung der Brust leyde, welche mich zwar noch von der Raths Besuchung, und außerhalb von Besorgung der Geschäften meines Departements nicht abhaltet; anderer seiths aber weis ich aus der Erfahrung, wie sehr sich es brauche anzugreifen, und wie viel vermögen zu haben, alle criminalia einer so grossen Landschaft wie das Banat ist, worinnen viele ungezogene Einwohner, zu processiren und verhandlen, und auch Civilia, die ihm die Landes Administration fürgeben wirdet, in capite zu besorgen, und auszuarbeiten, und allen schwirigkeiten zu resistiren, die sich dabey ergeben werden sich schwäre Obliegenheit betrachtet gegen meiner mießlichen constitution gibt mir vorhinaus zu erkennen, daß ich darinnen bey weiter nicht fortkommen und wann ich mit eüsersten dazu thun wollte, mich sehr in kurtzen darüber consumiren werde. Glücklich, wann Euer MayestätsDienst dadurch geschehete. Solchemnach lege mich zu Euer Kayserlich Königlichen Mayestät allergnädigsten Füssen, und Bitte allerunterthänigst gehorsamst, inniglich, den erzehlten wahren Umbstand mildest in reflexion zu nehmen, und mich von der aufgetragenen Landrichter Stell in allerhöchsten Gnaden zu dispensiren; oder, wann dieses nicht gefällig, mir zum wenigsten die Schwäre ihrer bedienstung […], gnädigst auf ein proportionirtes zu mässigen […]«.291

Den persönlichen Zeilen und Kostkas Wunsch wurde Gehör geschenkt, und derselbe von dem ihm zugedachten zusätzlichen Amt entbunden. Bis zur Anstellung des Regimenthauptmanns und Auditors Johann Baptist Appel als Landrichter am 26. Jui 1752 übte Kostka eine Art Oberaufsicht über das Landgericht aus. Appel erhielt ein jährliches Gehalt von 1.200 Gulden, freies Quartier, und es erfolgte die »Beylegung des Administrations Titular Raths Caracters«.292 Im Zuge der Transformation kam es auch zum Wandel der personellen Struktur in der Landesadministration. Dem Wiener Hof war bewusst, dass mit dem verwal291

Schreiben von Kostka an Maria Theresia vom 22. Februar 1752. OeStA FHKA NHK ABA 30, März 1752, fol. 626r–628r. 292 Note der Deputation an die Landesadministration vom 6. Juli 1752. OeStA FHKA NHK ABA 32, Juli 1752, fol. 5r.

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tungsmäßigen Mehraufwand infolge der »Absonderung des Militaris von dem Provinciali« in Temeswar auch eine Personalaufstockung »zu besserer Beförderung des allerhöchsten Dienstes« einhergehen musste. In Zuge dessen sollte die Administrationskanzlei um einen Sekretär, einen Registrator, einen Konzipisten, vier Kanzlisten und einen Kanzleidiener verstärkt werden.293 Das habsburgische Personalmanagement spielte für die ganzheitlich ausgerichtete imperiale Herrschaftsausübung vor allem deswegen eine große Rolle, weil die Beamtenschaft als exekutives Element in der Provinz einen wesentlichen Beitrag leistete. Im Kontext des Banats ging es dabei einerseits um den Aufbau einer funktionalen Bürokratie und andererseits darum, aus der Region Nutzen zu ziehen. Der Beamte im Banat bekam viele Pflichten auferlegt, denen noch wenig festgeschriebene Rechte gegenüberstanden. Nichtsdestotrotz gab es Vorstufen arbeitsrechtlicher Absicherung, wie es etwa die regelmäßige Besoldung für die ausgeübte Tätigkeit belegt. Personalpolitische Prozesse lassen sich zum Teil erfolgreich herausarbeiten, denn die Diversität der Akten – persönliche Bewerbungsanschreiben, Bittschriften, Berichte, Extrakte, Resolutionen und Protokolle – macht es möglich, sowohl über den amtstragenden Akteur als auch in die hoheitliche Regie Einblick zu bekommen. Der untergebene Beamte verfügte in seiner Arbeitsbeziehung zum Staat über ein gewisses Maß an Einfluss, und das Individuum wurde, wie aus den unzähligen Einzelfallbesprechungen im Rahmen der Sitzungen der Neoacquistischen Subdelegation und deren Nachfolgeinstitutionen deutlich hervorgeht, wahrgenommen. Stets hatte der Monarch in Wien jedoch das letzte und somit entscheidende Wort und erhielt hierdurch immer von neuem Einblick in die Erfordernisse der Provinz. Es lassen sich keinerlei Instrumente eruieren, wie die Qualifikation bemessen wurde, wie es etwa Aufnahmeprüfungen gewährleistet hätten. Die Personalauswahl erfolgte demnach noch überwiegend subjektiv, wenngleich bestimmte Voraussetzungen (wie z. B. Sprachfertigkeiten) für den Erwerb eines Postens nützlich sein konnten. Obwohl sich kaum normierte Rechtsgrundsätze erfassen lassen, sind personalstrategische Abläufe dennoch im Detail rekonstruierbar  – ein Umstand, der sicherlich auf die zunehmende Herrschaftsverdichtung zurückzuführen ist, welche sich in der

293 Die Überlegungen zur Personalvermehrung durch die Deputation infolge des Systemwechsels sind dem Protokoll vom 4. Januar 1752 zu entnehmen. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol.  52rv. Dekrete ergingen am 26. Januar 1752 an den Hofkammerkonzipisten und Administrationsaktuar Johann Florimund Weigand als Sekretär, den Feldkriegskanzlisten Johann Georg Rosenzweig als Kanzleiregistrator, den Provinzialpraktikanten Franz Tobias Ratsch als Konzipisten, Honorius Demelmayer als ersten Kanzlisten, den Bergwerkspraktikanten Franz Xaver Dörfler als zweiten Kanzlisten, den Buchhaltungskanzlisten Matthäus Hasslingshaus als dritten Kanzlisten, den Lugoscher Distriktsamtsschreiber Niedermayer Senior als vierten Kanzlisten und den Tschanader Distriktsamtsschreiber Ferdinand Leopold Baumeister als Kanzleidiener. Zur Ausstellung der Dekrete die Note der Deputation an die Landesadministration vom 1. Februar 1752. OeStA FHKA NHK ABA 30, Februar 1752, fol. 2r.

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wachsenden Aktenflut widerspiegelt. Die chronische Finanzschwäche der Monarchie verlangte jedoch auch in der Personalpolitik nach einer vorausschauenden Budgetplanung, die vor allem die Kalkulierbarkeit von Kosten erforderte. Der auf den zivilen Bereich ausgerichtete »Status Personalis«, aus dem die laufenden Personalkosten für das kommende Jahr kalkulatorisch hervorgehen, brachte diese Zielsetzung zum Ausdruck. Der Wiener Hof suchte nach Ende des Krieges gegen die Osmanen ab 1718 gezielt nach spezifischen Lösungen für die Neoacquistica im Südosten. Im Falle des Banats von Temeswar war die Entscheidung zu einem außergewöhnlichen Verwaltungsansatz vor allem dem Fehlen einer Ständeordnung geschuldet, denn die im Zuge der Umsetzung staatlicher Maßnahmen oft als Hemmschuh charakterisierte Meso-Ebene fehlte hier gänzlich. Dieser Umstand war der ausschlaggebende Impuls dafür, die Banater Beamtenschaft von außerhalb der neuen Provinz zu rekrutieren. Diese Notwendigkeit bot dem Wiener Hof zwar mehr gestalterischen Freiraum, erforderte in Summe aber einen höheren Aufwand. Lokale Eliten bestritten ihren Erwerb andernorts zumeist aus persönlichem Besitz und regionaler Wirtschaftstätigkeit und bedurften keiner Alimentierung, wodurch der Wiener Hof wegen des Fehlens von Ständen im Banat einen direkten Zugriff auf die Ressourcen der Provinz hatte. Die örtlichen Untertanen selbst spielten während der untersuchten Zeitspanne als Herrschaftsträger, abgesehen von kleineren Assistenztätigkeiten, noch keine bedeutende Rolle. Die nach der Herrschaftsübernahme rasch getroffene Entscheidung zugunsten einer dualen, d. h. zivil-militärischen Administration in Kombination mit dem staatsrechtlichen Status als Kron- und Kammerdomäne erlaubte es dem Wiener Hof, sich relativ schnell auf verändernde Rahmenbedingungen einzustellen und das dafür notwendige Personalkontingent entsprechend anzupassen. Habsburgisches Personalmanagement machte es jedoch auch erforderlich, sich ganz gezielt mit der Situation »in der Provinz« zu beschäftigen und für den neuen Herrschaftsraum einen Personenkreis aus verantwortungsvollen, aber auch einfühlenden Akteuren auszuwählen. Mit der im vorliegendem Beitrag bereits skizzierten Darstellung der Ankunft des Grafen Perlas Anfang 1754 ändert sich nun auch die reale Verwaltungspraxis im Banat. Die Provinz behielt weiterhin ihren Status als Kron- und Kammerdomäne, jedoch reduziert auf einen zivilen Zuschnitt. Die territoriale Trennung manifestierte sich in weiterer Folge in der Erweiterung der Militärgrenze auf das Territorium des Banats. Als militärisches Zentrum des Banater Militärgrenzabschnitts sollte das Generalkommando in Temeswar fungieren.294 Als aufschlussreich für Fragen des Personalmanagements innerhalb der zivilen Verwaltung des Banats nach dem hier bearbeiteten Untersuchungszeitraum erweist sich

294 Zur Banater Militärgrenze etwa Roth, Erik: Die planmäßig angelegten Siedlungen im DeutschBanater MIlitärgrenzbezirk 1765–1821. München 1988.

Herrschaftswechsel im habsburgischen Banat 1718–1753

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der Beitrag Kaiser Joseph II und die »übereifrigen« Beamten im Temeswarer Banat 1768 von Krisztina Kulcsár aus dem Jahr 2015. Die Historikerin gibt hier einen Einblick in das Wirken der Banater Beamtenschaft im Rahmen der Reise von Joseph II. in die Provinz im Jahr 1768. Das für diese Studie analysierte umfassende Aktenmaterial offenbart zahlreiche von den lokalen Amtleuten betriebene Missstände, welche zudem von zwischenmenschlichen Machtspielen innerhalb der Banater Beamtenschaft begleitet wurden. Kulcsár argumentiert dahin, dass jene von Joseph II. gesammelten Eindrücke während dieser Reise sich als entscheidungsstützend auf die später initiierte Eingliederung der Provinz ins Königreich Ungarn auswirken sollten. Symptomatisch dafür ist die Beschwerde von Joseph II. an seine Mutter Maria Theresia über einen eingeforderten Untersuchungsbericht und die damit verbundene ausbleibende Abrechnung durch die Banater Rechnungsstellen über seine Reise. Die Beamten in Temeswar sollten trotz ständigem Nachfragen ganze sechs Jahre benötigt haben, um die gewünschten Dokumente nach Wien zur Hofkammer zu senden295  – ein Umstand, der dem späteren Herrscher vor Augen geführt haben muss, dass es um die Struktur und Effektivität der Banater Verwaltung nicht allzu rosig bestellt war. Das Fallbeispiel scheint auf den ersten Blick lediglich ein Mosaiksteinchen zu sein, welches dennoch dazu beitrug, dass mit 1778 die Kron- und Kammerdomäne Banat ins Königreich Ungarn eingegliedert wurde. Die Beamtenschaft rekrutierte sich ab sofort nach den Grundsätzen des Komitatssystems. Nach wie vor stellt diese entscheidende Zäsur für das Banat ein Forschungsdesiderat für Fragen rund um die veränderten Rahmenbedingungen, für die Formen der Rekrutierung und des Einsatzes von herrschaftlichem Personal im Banat dar. An die unterschiedlichen Verwaltungssysteme im Banat im Laufe des 18. Jahrhunderts gekoppelt, aber auch aus komparatistischen Gesichtspunkten, muss dieser Ansatz sicherlich noch vertiefend aufgegriffen werden, um die Verflechtung des imperialen Personalwesens und die sich wandelnden administrativen Strukturen im Banat vollständig darstellen zu können.

295 Kulcsár, Die »übereifrigen« Beamten, 147–148.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals Vasile Ionuţ Roma 1 Die räumliche Herkunft Das Herrschaftsgebiet der Habsburger, das im 17.  Jahrhundert auf den österreichischen Erbländern,1 den Ländern der böhmischen Krone2 und auf einem Teil Oberungarns beruhte, deckte erhebliche Teile Mitteleuropas ab. Die militärische Inbesitznahme ganz Ungarns nach der Vertreibung der Osmanen (1684–1699) dehnte dieses Herrschaftsgebiet nach Südosten aus. Unter diesen Umständen neigten zahlreiche Militärs aus den österreichischen Erbländern, die den Kriegstruppen entstammten, sich dort niederzulassen und einer neuen Beschäftigung nachzugehen.3 In vielen Dreißigst- und Salzämtern beschäftigte die mit der Revitalisierung der ungarischen Wirtschaft betraute Wiener Hofkammer Militärs aus dem Proviantdienst des Heeres.4 Wie in Ungarn fanden auch in dem 1686 militärisch eingenommenen und bis 1699 zum Teil ökonomisch schon wiederbelebten Siebenbürgen etliche Soldaten höherer Ränge aus den Erbländern eine bezahlte Tätigkeit. Dasselbe Phänomen ist auch in Slawonien zu beobachten, das im Frieden von Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) im Jahr 1699 habsburgisch geworden war, wie die Karrieren etlicher Beamter zeigen, die in den Archivalien belegbar sind. Zwei Jahre nach dem Frieden von Karlowitz brach der Spanische Erbfolgekrieg aus, dem im Jahr 1703 in Ungarn noch ein Aufstand folgte (»Kuruzzenkrieg«), der sich bis Siebenbürgen ausbreitete und erst 1711 mit dem Frieden von Sathmar zu einem Ende kam. Das Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1714) brachte den Habsburgern 1 2 3 4

Die Österreichischen Erbländer waren Österreich ob und unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain und Görz. Zu den so genannten Ländern der böhmischen Krone zählten die Territorien Schlesien, Mähren und Böhmen. Fallenbüchl, Zoltán: Magyarok és idigenek a törökelleni felszabaditó háborúk korszakában (1683–1699). In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1982–1983. Hg. v. Ilona Kovács. Budapest 1984, 423–463, hier 462. Fallenbüchl, Zoltan: A Sóügy hivatalnoksága magyarországon a XVIII. században. In: Levéltári Közlemények, ötvenedik évfolyam, 1 (1979, 225–290, hier 287.

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Neapel (ital. Napoli), Mailand (ital. Milano), Mantua (ital. Mantova), Sardinien und einen Teil der Niederlande und festigte auch den Einfluss im Breisgau. In den im Krieg besetzten Festungen und in den Besatzungsadministrationen kamen Offiziere in verschiedenen Funktionen zum Einsatz, was sich aus mehreren Karriereverläufen ableiten lässt, und nach dem Krieg zog sich die Mehrheit der Offiziere mit den Regimentern in Friedensgarnisonen zurück. Die Friedenszeit dauerte allerdings nicht lange, denn 1714 brach ein Krieg zwischen der Pforte (Osmanische Regierung) und Venedig auf der Peloponnes aus. Durch den Einstieg der Habsburger im Jahre 1716 in diesen Türkenkrieg verschob sich das Hauptkriegsgeschehen von der westlichen Balkanhalbinsel in das Zwischenstromland von Donau und Theiß, wohin im Juli zahlreiche Regimenter aus Ungarn, Siebenbürgen, Slawonien, Böhmen, Österreich und Neapel,5 begleitet von Versorgungseinheiten, hinströmten.6 Am 5. August 1716 erlangte dieses Heer unter Kommando des Feldmarschalls Prinz Eugen von Savoyen einen Sieg bei Peterwardein (serb. Petrovaradin). Infolgedessen wurden mehrere Infanterieeinheiten entsandt, um die Festung Temeswar, die seit 1552 Hauptstadt einer osmanischen Provinz war und geostrategisch gesehen im Frontrücken lag, zu belagern. Bis am 20. August 1716 trafen weitere Militärs aus Peterwardein, Arad und Großberegsau (rum. Beregsău Mare) in der Gegend ein.7 Die Infanterie, die die Festungsbelagerung aufnahm, wurde mit Proviant aus Arad und Szeged versorgt.8 Bei der Belagerung Temeswars, die am 26. August 1716 einsetzte, dürften ca. 150.0009 Soldaten beteiligt gewesen sein. Folgender Plan zeigt die Regimenter, die eingebunden waren: Schaut man sich die hier vorkommenden Regimenter an, sieht man, dass sie vor 1714 im Heiligen Römischen Reich, in Spanien und Italien gekämpft hatten. Nach dem Friedensschluss standen diese Regimenter in diversen Garnisonen in Österreich, Italien, Niederlanden, Bayern, Böhmen, Mähren, Schlesien, Ungarn und Siebenbürgen,10

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Hirsch, Sandra: Temeswar vor und nach 1716. Kurze Einführung in die wechselhafte Geschichte des frühneuzeitlichen Banats, In: Herrschaftswechsel. Die Befreiung Temeswars im Jahre 1716. Hg. v. Rudolf Gräf und Sandra Hirsch. Cluj-Napoca (Klausenburg) 2016, 91–104, hier 95–96. Ebenda, 96. Ebenda, 98–99. Ebenda, 98–99. Rieser, Hans Heinrich: Macht macht Raum. Das absolutistische Haus Habsburg erbaut sich ab 1716 die ganze Stadt Temeswar neu, In: Herrschaftswechsel. Die Befreiung Temeswars im Jahre 1716. Hg. v. Rudolf Gräf und Sandra Hirsch. Cluj-Napoca (Klausenburg) 2016, 67–90, hier 77. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg hatten die bei der Belagerung Temeswars beteiligten Regimenter ihre Friedensgarnisonen und/oder Sammelplätze wie folgt: Starhemberg und Rabutin in Preßburg (Ungarn), Jung Daun in Großkanizsa (Ungarn), Starhemberg in Mármaros (Ungarn), Batee im Gebiet um Eisenburg (Ungarn), Vasquez in Neusohl (Ungarn), Viard im Komitat Sáros (Ungarn), Hannover im Komitat Hont (Ungarn), Galbes und Heister im Komitat Raab (Ungarn), Caraffa, Marulli und Faber in Neapel und Bani/Bagni in der Lombardei (Italien), Livingstein in Breslau, Montecucoli in Böhmen, Alhumada und Alcaudete in Ungarn, Saint Amour in Mähren, Mercy in Mähren, Schlesien und Böhmen, Bonneval in Slawonien, Lothringen in Trier und Pálffy in Hildesheim (Heiliges Römisches Reich), Arenberg in den Niederlanden, Trautson in Tirol,

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und es ist anzunehmen, dass sie dort den im Krieg dezimierten Personalbestand wieder ausglichen. Die aus ca. 14.000 Soldaten11 bestehende osmanische Garnison Temeswars kapitulierte am 12. Oktober 1716, und ca. 12.000 unversehrte osmanische Soldaten konnten nach Belgrad abziehen.12 Die Eroberer standen nun vor der Herausforderung, die Festung und das Umland zu verwalten. In die sich langsam herauskristallisierenden Strukturen wurden viele Menschen eingebunden. 2 Das Personal im Banat Das habsburgische Personal, das im Zeitraum 1716–1753 im Banat wirkte und in den Personalstatuten verzeichnet ist, bestand hauptsächlich aus ehemaligen Soldaten und Einwanderern mit deutschen Namen, wogegen die Zahl der rumänischen (»walachischen«), slawischen und ungarischen Namen verhältnismäßig gering ist. Die Akten zeigen, dass wenige Bedienstete mit einheimischen Namen ab 1716 in Distrikts-, Mautund Salzamtsfunktionen standen. Diese Personen hatten in der Regel die Region und die Sprachen der Untertanen gekannt und waren für den Dienst daher besonders geeignet, offenbarten aber Schwierigkeiten mit der deutschen Amtssprache in Wort und Schrift sowie mit den spezifischen Operationen der Finanzverwaltung. Anders stand es um die deutschsprachigen Beamten, die über die Amtssprache als Muttersprache verfügten und in der Schriftführung geübt waren. Deren Auswahl beruhte auf ihrer Amtspraxis sowie auf ihren Landes- und Sprachkenntnissen. Die 1719 im Distriktdienst im Banat stehenden deutschsprachigen Beamten beherrschten z. T. die Sprachen der örtlichen Bevölkerung: Einige galten nur als sprachversiert, andere konnten gut sprechen. Slawische, ungarische und rumänische Namen sind vor allem an Stellen anzutreffen, die keiner gehobenen Qualifikation bedurften: Sie wurden als Husaren und Panduren geführt, die die Sicherheit der Ämter und Beamten gewährleisteten, oder als Überreiter, die auf ihren Pferden die Mautstrecken und Wälder durchstreiften und für die Kontrolle des Menschen- und Sachgüterverkehrs zuständig waren. Offenbar nicht alle, die rumänische und südslawische Namen trugen, waren jedoch im Banat geboren. Die Akten deuten an, dass manche ihre Wurzeln in Serbien, Siebenbürgen oder in der Walachei oder sogar in Bulgarien und Griechenland hatten. Die Oberknesen, die

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Wallis in Passau, Steinville in Siebenbürgen. Das Regiment Contrecourt hatte seinen Stab in St. Georgen (Ungarn). Siehe dafür die Bände des Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs, Geschichte k. und k. Wehrmacht und zwar folgende Bände: Nr.1 (1898), 164 und 292, Nr. 2 (1898), 188, 189, 190, 191, 195, 198, 206, 221, 241, 226 und 246, Nr. 3/2. (1901), 562, 655, 560, 573, 661, 677 und 685, Nr. 3/1 (1901), 133, 159, 165, 174 und 271, sowie die Einträge in dem Militärschematismus des österreichischen Kaiserthums. Wien 1835, 287. Rieser, Macht, 77. Griselini, Francesco: Încercare de istorie politică și naturală a Banatului Timișoarei. Timișoara, 1984, 118–119.

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innerhalb des Personals die Verbindung des Distriktamtes zu den Dörfern aufrechterhielten, waren besoldete Bedienstete rumänischer oder südslawischer Herkunft. Die Quellen zeigen, dass die meisten von ihnen Eingesessene waren, die sich Jahre zuvor als Dorfvorsteher bewährt hatten. Die höchste Stufe, die sie im Distrikt erreichen konnten, war die des »Distriktsunterverwalters«. Im vorliegenden Untersuchungszeitraum gab es allerdings nur eine Hand voll Menschen, die dies schafften. Das einheimische Dorfpersonal, das aus Knesen und Geschworenen bestand, ist in den Personalstatuten deshalb nicht angeführt, weil sie für ihren Dienst mit dem Erlass der Kontribution und Frondienste, aber nicht mit einem Gehalt entlohnt wurden. Sie bedurften daher nur der Bestätigung durch die Banater Landesadministration, aber nicht des Hofes in Wien. Dies bedeutet, dass in ihrem Fall in den Reskripten und Resolutionen die Angabe zur Herkunft fehlt. Die Namen solcher Dienstnehmer tauchen mit verschiedener Frequenz auf: Manche Namen werden öfters, andere nur einmal angeführt. Ihre Anzahl, ihr Amtsein- und -austritt sind deshalb kaum überschaubar – ein Umstand, der die Bestimmung der Ortsherkunft dieses Lokalpersonals merklich erschwert. Die Forschung geht davon aus, dass die Knesen jenem Dorf entstammten, das sie leiteten, was für die meisten wohl zutreffen mochte. Es gab aber auch Knesen, die in das Dorf ihrer Amtsstellung einwanderten oder einheirateten. Unter jenen gab es auch Söhne serbischer Militärs, die sich im Banat niederließen. In einem Fall haben wir es mit einem Knesen zu tun, der zuvor auf serbischem Boden gedient hatte. Die auswärtigen Beamten waren Migranten, die in den österreichischen Erbländern, in den Ländern der böhmischen und ungarischen Krone oder im Heiligen Römischen Reich geboren worden waren. Sie waren entweder in verschiedenen Regimentern untergekommen, wo sie militäradministrative Funktionen bekleideten, oder waren Menschen, die in den Kameralämtern der Nachbarprovinzen oder anderer Gebiete gearbeitet hatten, sich beruflich und sprachlich qualifizierten und auf eigenes Ansuchen oder von Amtswegen einen Posten im Banat zugeteilt bekamen. Dort dienten bis 1753 mehr als 1.200 auswärtige Militär- und Kameralbeamte.13 Interessant ist, dass keiner von denen, die in den Akten vorkommen, direkt ins Banat gelangte: In der Regel kamen sie mit dem Militär oder aus einer anderen Provinz. Auch wenn nicht alle dort geboren wurden, stammten viele aus Wien und waren z. T. Leute, die ihre Anstellung verloren und in der Hauptstadt um eine Neuanstellung angesucht hatten. Da sie das zur Bezahlung des Transports ihrer Sachen bestimmte Reisegeld aus dem Wiener Zahlamt behoben, ist ersichtlich, dass sie von der kaiserlichen Residenzstadt aus starteten. Die Reise erfolgte meist mit der Postkutsche oder per Schiff. Die Herkunftsbestimmung ist eine Herausforderung, denn in den Akten werden oft entweder nur die Nachnamen ohne Adelsprädikate oder umgekehrt nur Prädikate 13

Im Zuge der Recherchen zu diesem Kapitel wurden diese Personen in einer Excel-Datei namentlich erfasst. Die Quellen deuten auch auf die Existenz weiterer Beamten hin, deren Posten ohne Namensangabe verzeichnet sind.

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ohne Familiennamen erwähnt: Die Herkunft eines Beamten ist daher nur über den Familiennamen erschließbar, weil an anderer Stelle nur das Adelsprädikat zur Sprache kommt. Nur Zufallsfunde, bei denen Name und Prädikat gemeinsam vorkommen, geben die Sicherheit, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Es gab Beamte, die homonyme Prädikate oder Nachnamen hatten und manchmal am gleichen Ort dienten, d. h. Väter, Söhne und Brüder. Wenn in den Akten nur die Nachnamen oder Prädikate erwähnt sind, ist es nicht leicht, sie voneinander zu unterscheiden. Dieselben Vor- und Nachnamen kommen manchmal in deutscher, manchmal in lateinischer und manchmal in ungarischer Form vor. Namen, die die Laute »B« bzw. »P« oder »D« bzw. »T« enthalten, kommen in den Akten in verschiedenen Lautvarianten vor. Es ist auch schwer zu eruieren, welche Namensform die richtige ist. Der Buchstabe »A« wird gelegentlich als »O« oder gar als »U« geschrieben. Die Beamten hatten damals zwei oder mehrere Vornamen. Manchmal tauchen sie mit einem Vornamen, manchmal mit dem anderen Vornamen auf. Dies sorgte bei der Aktenauswertung für Verwirrung, da man nicht ausschließen kann, dass es sich um zwei unterschiedliche Individuen handelt. Hinweise in den Quellen zeigen jedoch, dass der einmal mit einem und ein anderes Mal mit einem anderen Vornamen Erwähnte in Wirklichkeit eine und dieselbe Person gewesen sein muss. Die Herkunft vieler Landesadministrationsbediensteter, d. h. Militär- und Kameralbeamter, ist nur mit Mühe zu eruieren, sei es durch das Finden expliziter Angaben zu ihrer Herkunft in den Quellen, sei es durch indirekte Hinweise wie z. B. über den letzten Standort ihres Regiments oder über den Wohnort der Eltern. Eine komplette Auflösung der Herkunft mit statistischer Auswertung kann daher nicht erstellt werden, weil nicht für alle Beamten die Herkunftsorte überliefert sind. Dies trifft vor allem bei solchen zu, die zwar von auswärts kamen, bei Dienstantritt aber unbedeutende Positionen bekleideten, die die Dokumentatoren nicht erfassten. Nützlich erweisen sich Matrikeleinträge in den Ortsfamilienbüchern, weil dort gelegentlich Hinweise zur Herkunft zu finden sind. Außerdem ist es wichtig, Transfers zu berücksichtigen, um wenigstens die Herkunft des Amtsnachfolgers der anderswohin transferierten Person eruieren zu können. Die Herkunft wird hier anhand von Beispielen illustriert, die sich auf die Gründungszeit (1716/18), die Anfangszeit der 1720er Jahre, auf die Konsolidierungsjahre der 1730er Jahre, auf die Kriegszeit (1738/39), auf die Wiederaufbauzeit der 1740er Jahre und auf die Reformzeit (1751/53) beziehen. Mit Ausnahme der Gründungszeit, als die Beamten aus praktischen Gründen aus den lokal stationierten Regimentern und Nachbarprovinzen (wie die Nähe ihres Dienstortes zum Banat, die durch den Dienstverkehr oder den Militärdienst erworbenen Landeskenntnisse oder die Fähigkeit, die Sprachen der Einwohner zu verstehen, zu lernen und zu sprechen) aufgenommen worden sind, und die Wiederaufbauzeit, als dienstlose Beamte aus den verlorenen Provinzen an freie Stellen gelangten bzw. um Gnadengelder für ihren Unterhalt bis zur Wiedereinstellung zu sparen, werden keine besonders auffälligen Tendenzen offen-

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sichtlich, dass Personen aus einer bestimmten Region in Dienst gestellt worden sind; es kam vielmehr auf ihre Fähigkeiten an. 2.1 Die Anfangsjahre Noch während der Belagerung Temeswars im September 1716 schaffte es die Hofkammer, die in besetzten Gebieten bei der Einrichtung von Administrationen stets beteiligt war14, den Hofkammerrat Johann Georg von Harrucker, der sich als Oberproviantvorsteher im Banat befand, als Verbindungsmann vor Ort zu gewinnen. Um im Banat die in den übrigen Herrschaftsgebieten spezifischen Operationen zur Eintreibung von Einkünften, Regalien und Kontributionen, die dem Militär zugute kamen, im Gang zu bringen, musste der seit 1691 in Hofkammer- und Hofkriegsratsfunktionen in Wien, Ungarn und Italien tätige Niederösterreicher zunächst qualifiziertes lokales Personal finden. Die Voraussetzungen für tiefgreifende personalpolitische Maßnahmen wurden aber erst nach dem Einzug des Prinzen Eugen von Savoyen in die Festung (18. Oktober 1716) geschaffen. Um die Ernennung des Militärpersonals mit administrativen Kompetenzen kümmerte sich der Prinz selbst, da er der Hofkriegsratspräsident war und die nötige Autorität besaß, Militärpersonal in Vorschlag zu bringen. Am 21. Oktober 1716 schrieb er dem Kaiser über den Einsatz des aus Wien stammenden Generalfeldwachtmeisters Anton Franz Wallis Graf von Karighmain15 als Kommandant der Festung Temeswar. Sechs Tage später gab Prinz Eugen dem Monarchen bekannt, dass er Claudius Florimund de Mercy als landeskommandierenden General bestimmt habe.16 Der aus Lothringen gebürtige Mercy war in seiner Jugend als Kombattant nach Ungarn, Serbien und Italien gekommen17 und hatte ab 1703 in Tirol, Bayern, am Rhein und in den Niederlanden gekämpft.18 Am 24. Oktober erging ein Dekret an Harrucker, 14

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Die Habsburger richteten in besetzten Gebieten militärisch-kamerale Besatzungsadministrationen ein, die später zu kaiserlichen Landesadministrationen ausgerufen bzw. dekretiert wurden. Das war 1714 in Bayern der Fall. Siehe: Wolf, Josef: Die Genese der Regierungsform des Temeswarer Banats. In: Herrschaftswechsel. Die Befreiung Temeswars im Jahre 1716, 105–154, hier 153. Das war 1716 im Banat der Fall. Dass dies die Standardprozedur war, zeigt auch die zweite Einnahme Bayerns (1742–1744). Roma, Vasile Ionuț: Reformarea administrației habsburgice de la Timișoara și implicarea comisarului Ignatz Kempf de Angret în managementul personalului din Banat (1751/1754). In: Banatica 28 (2018), 583–628, hier 590–591. Mraz, Henrike: Die Einrichtung der kaiserlichen Verwaltung im Banat von Temesvar. Phil. Diss., Wien, 1984, 40 und Vgl. Jesner, Sabine: »… ein taugliches Subjectum finden«. Habsburgische Personalpolitik im neu eroberten Banat (1716–1718). In: Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, 31 (2016) (Themenheft: Via Wien. Musik, Literatur und Aufklärungskultur im europäischen Austausch, Hg. v. Franz M. Eybl), 189. Jesner, »… ein taugliches Subjectum«, 189–190. Petri, Anton Peter: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Marquartstein 1992, 1247. Über die Kombattantenaktivitäten Mercys 1703–1711 berichtete das »Wienerische Diarium« (Wiener Zeitung). Im Folgenden wird diese Zeitung aus editorischen Gründen als WZ mit der

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und am 27. Oktober wurden Hauptmann Rollois vom Heisterischen Regiment19, das vor dem Türkenkrieg in Raab (ung. Győr) und Komorn (ung. Komárom, slowak. Komárno20) einquartiert war21, als Platzmajor, und der Major Philosse als Stadtleutnant ernannt.22 Seiner Instruktion entsprechend, heuerte Harrucker bis 28. Oktober Anton Niklas Häntschel, den Mauteinnehmer von Arad, und Johann Jakob Fellner, einen bei den Truppen befindlichen Proviantkommissar, an23, die den Auftrag bekamen, weiteres Personal zu suchen.24 Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Harrucker aus dem Banat abberufen werde und nicht mehr in der Lage sei, weiteres Personal für die Bedürfnisse der Hofkammer zu rekrutieren.25 Eine Instruktion vom 1. November 1717 trug dem kommandierenden General Mercy auf, mit den von Harrucker bestellten »Officianten« gut zusammenzuarbeiten, und riet ihm davon ab, administratives Personal beständig aufzunehmen.26 Bis Ende November 1716 hatte Mercy das in vier Distrikte eingeteilte Banat nämlich von vier »Provisoren«27 mit Kompetenzen im Kontributions-, Salz- und Mautwesen administrieren lassen.28 Die Provisoren Alexander und Albert Hunyadi hatten ihre Stationen im Bergland des Banats, in dem östlich situierten Markt Karansebesch und im unweit der siebenbürgischen Grenze gelegenen Dorf Marga, während István Rácz in der westlich gelegenen Siedlung Tschakowa, und Essaias29 Dimitrovic in der südlich, unweit der Donau befindlichen Ortschaft Pantschowa residierten.30 Die Namen Hunyadi und Dimitrovic lassen eine Abstammung aus dem pannonisch-karpatischen Großraum vermuten, doch konnte die exakte Herkunft aufgrund der spärlichen Hinweise nicht eruiert werden. Die Quellen präsentieren István Rácz als einen »Rätz« (Serbe),31 der vor dem ungarischen Aufstand Herrschaftsfiskal in Kleinschlatten (rum. Zlatna) war

19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

Bekanntgabe des Datums und der Seitenzahl zitiert. Siehe: WZ 15.X.1703, 2; WZ, 01.VII.1705, 10; WZ 29.VII.1705, 15; WZ 22.VIII. 1705, 12; WZ 21.VII.1706, 6; WZ 03.VIII.1707, 9; WZ 15.X. 1707, 6; WZ 20.VI.1708, 9; WZ 15.VIII.1708, 10; WZ 3.IV.1709, 5; WZ 28.VIII.1709, 5; WZ 04.IX.1709, 5; WZ 04.VII.1711, 6; WZ 19.VIII.1711, 9. Mraz, Die Einrichtung, 41. Die Festung liegt heute auf der slowakischen Seite. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs 2 (1898), 206. Mraz, Die Einrichtung, 41. Jesner, »… ein taugliches Subjectum«, 187–188. Mraz, Die Einrichtung, 33. Ebenda, 31–32. Ebenda, 44–45. Der Terminus »Provisor« wird als Synonym zum Gespan oder Administrator verwendet (lat. auch »Praefectus«). Feneșan Costin, Administrație și fiscalitate în Banatul imperial 1716–1778. Timișoara 1997, 45 und Wolf, Die Genese, 120–121. Bei Feneșan ist Esaias (rum. und slaw. Isaia) Dimitrovic identisch mit Isac Dimitrovic. Dazu Feneșan, Administrație, 45. Ebenda, 45. Magyar Országos Levéltár (MOL), Landes-Administration in dem Banat Temesvár 1716–1779 (E303), Királyi és udvári kamarai leiratok/Hofreskripte 1717–1721 (1cs), Fasz. 1719, f. 131v.

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und 1716 ins Banat kam.32 Die Quellen geben keine Auskunft über den Kontext seiner Ankunft im Banat. Es ist ungewiss, ob er 1716 mit den kaiserlichen Truppen oder als arbeitssuchende Privatperson ins Land kam. Daher wäre jede Aussage diesbezüglich reine Spekulation. Auch die Motive seiner Anstellung sind völlig unklar, obwohl die Kenntnisse der Einwohnersprachen, die Raumkenntnisse, die die Hofstellen bei fast allen Bewerbern vermuteten, die vor 1716 im breiteren Umkreis des Banats wirkten, und die administrativ-finanziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man einem Grundherrschaftsbediensteten hatte zutrauen können, zunächst sicherlich vorteilhaft waren. Die militärischen Einsätze Mercys, die im November zur Einnahme von Pantschowa, Neupalanka und zur Belagerung Orschowas führten, sowie die Maßnahmen Wallis’ in Temeswar stellten die Personalfindung für die Leitung der Verwaltung im Banat offenbar in den Hintergrund, denn zu jener Zeit sind weder aus den Regimentern noch von auswärts Leute aufgenommen worden. Häntschel und Fellner, die in der lokalen Wirtschaft involviert waren, nahmen ihre Mission ernst. Um das Abwägen der Salzsteine in Temeswar und die Salzversorgung in Gang zu bringen, schafften sie es bis 21. November 1716, den sprachkundigen Johann Jakob Neander, der 1709 im Solde des Regiments Thürheimb stand und damals in Szeged arbeitete,33 als Salzwaagmeister zur Abwägung zu gewinnen.34 Die dazu benötigte Salzwaage brachte er mit, denn in Temeswar gab es niemanden, der sie fachmännisch bedienen konnte.35 Die beiden Verwalter stellten auch den Kontakt zum Oberkommissar Ignaz Haan nach Karlsburg (rum. Alba Iulia) her, um die Salztransportfrage von Siebenbürgen ins Banat abzuklären;36 Neander sollte den Salzempfang führen.37 Am selben Tag berichteten Fellner und Häntschel, dass sie Franz Freyhoffer, einen Fourier des Regiments Bonneval38, das vor dem Türkenkrieg in Slawonien stationiert war,39 als Bauschreiber gewinnen konnten.40 Der zuvor im Reich und in Italien41 eingesetzte und mit den Truppen angereiste Feldkriegskommissar Matthias Bartholomäus von Hahn wurde am 2. Dezember 1716 zum Oberkriegskommissar ernannt.42 Der im November 1716 mit der erfolglosen Be-

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MOL, E303, 1cs., Fasz. 1718, f. 48r. Österreichisches Staatsarchiv (ÖSTA), Finanz- und Hofkammerarchiv (FHKA), Alte Hofkammer (AHK), Hoffinanz Ungarn Akten (HF U), Vermischte ungarische Gegenstände (1173–1813) (VUG), 30B, f. 977v. Mraz, Die Einrichtung, 55. Ebenda, 55. Ebenda, 56. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 129v. Österreichisches Staatsarchiv (ÖSTA), Finanz- und Hofkammerarchiv (FHKA), Neue Hofkammer (NHK), Ältere Banater Akten (ABA), Februar 1717, f. 18 v. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs 2 (1898), 198. Mraz, Die Einrichtung, 56. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, 1/1 [1717–1718], f. 2r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, 1/1, Januar 1717, f. 2rv.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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lagerung Orschowas engagierte Mercy berichtete dem Hofkriegsrat erst am 4. Dezember 1716 aus seinem Feldlager bei Mehadia über seine Schwierigkeiten, Verwalter zu finden, welche im Banat – anders als in Ungarn, Siebenbürgen oder der Kleinen Walachei (rum. Oltenia), wo einheimische Beamte nach dem Abzug der Türken im Land blieben – »vorhin durchgehents Türckhen waren«,43 aber auch über die Besetzung der Distrikte mit vier Provisoren und vier Oberknesen44 sowie über die Eingriffe Häntschels in Wirtschaftsfragen. Was aus diesem Bericht nicht hervorgeht, ist die Übernahme der einheimischen Dorfknesen und Dorfältesten in die von ihm provisorisch errichtete Distriktsadministration – seit dem Mittelalter bestehende Organe, die auch zur Zeit der osmanischen Herrschaft eingesetzt waren. Mercy schrieb später, dass er am Anfang des Winters 1716 alle Dorfknesen und Ältesten samt Oberknesen und Provisoren beeiden ließ.45 In dem Bericht vom 4. Dezember 1716 machte er Anspielungen auf den subalternen Rang Häntschels und äußerte seine Hoffnung auf Ernennung eines höheren Beamten.46 Am 30. Dezember 1716 genehmigte Kaiser Karl VI. die in einem Hofkammerreferat vorgeschlagene Entsendung einer Kommission, die mit den lokalen Militärs zusammenarbeiten sollte; als Kommissionsleiter wurde aufgrund seiner Erfahrung, Sprachkenntnisse und der Nähe seines Dienstortes zum Banat und seiner Landkenntnisse der in Esseg als Salzinspektor tätige Alexander Johann von Kallanek vorgeschlagen.47 Im März 1717 avancierte Häntschel zum Provisor und »Dreißiger« (Tricesimator)48 – Einnehmer einer Mautsteuer auf Handelswaren (Tricesima). Zu den Leuten, die 1717 im Banat tätig waren und später wichtige Funktionen in den sich langsam herauskristallisierenden militär-administrativen Strukturen übernahmen, zählten der Ingenieur-Hauptmann Josef Kayser,49 Erhardt Hörzer, der ursprünglich beim Bankalitätskriegszahlamt in Wien tätig gewesen war, aber in Temeswar zurückgeblieben und im April 1717 zur Mobilisierung für die Kriegskampagne vorgesehen war, und der an dessen Stelle aufgenommene Johann Ferdinand Windegger, der beim Kriegszahlamt in Wien tätig war, bis Mai 1717 als Offizier der Feldkriegskassa diente und im selben Monat zum Kassier in Temeswar ernannt wurde.50 Der Proviantoffizier Hauer, der sich vor seinem Dienst in Banat in Pest aufhielt, wo sein Hab und Gut war, starb Ende 1716. Sein Tod wurde dem Kriegskommissariat mitgeteilt, der die Nachricht im April 1717 der Hofkammer meldete.51

43 44 45 46 47 48 49 50 51

Mraz, Die Einrichtung, 63. Ebenda, 61. Ebenda, 201–202. Ebenda, 64. Ebenda, 70. MOL, E303, 1 cs, Fasz. 1717, Rotulus 1717, Eintrag 3 / März 1717. Petri, Biographisches Lexikon, 891. Österreichisches Staatsarchiv (ÖSTA), Finanz- und Hofkammerarchiv (FHKA), Alte Hofkammer (AHK), Hoffinanz Ungarn Akten (HF U), rote Nr. 498, f. 280 rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, 1/1 [1717–1718], f. 52r.

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Bis 12. Mai 1717 nahmen die Hofkammer und der Hofkriegsrat das Kommissionspersonal erneut in Evidenz. Neben Kallanek war als Kommissar der Karlsburger Oberproviantkommissar Ignaz Hahn vorgesehen. Mit Kallanek sollten der Salzinspektionsamtsschreiber zu Esseg, Johann Leopold Tasser, als Schreibkraft52 und der mit den im Banat gesprochenen Sprachen vertraute slawonische »Inspektions-Ispan« Josef Wagner53 reisen.54 Der aus Wien stammende55 und in Siebenbürgen schon länger beschäftigte Josef Anton Mayerhofer von Grienbüchel sollte Kommissar Hahn begleiten.56 Am 13. Mai 1717 startete die Militärkampagne, die im August zur Einnahme Belgrads führte und Mercy und Wallis zu Kombattanten machte. Mangels von Belegen ist anzunehmen, dass zunächst kein neues Personal eingestellt worden ist, d. h. der status quo aufrechtblieb. Mitten im Kriegsgeschehen ergingen im Juli dann jedoch die Ernennungsdekrete an die Kommissionsleiter.57 Noch vor dem Eintreffen der Kommission fanden im Banat neue Personalbestellungen statt: Im September 1717 wurde Johann Heinrich von Schleret58 vom Regiment Starhemberg, das vor dem Türkenkrieg in der Marmarosch (rum. Maramureş) stationiert war,59 als Platzmajor in Temeswar nominiert, da der Inhaber dieser Stelle, Rollois, im Oktober 1717 nach Kaschau (slowak. Košice) versetzt werden sollte.60 Die Wiener Instruktion für Kallanek vom Oktober 1717 enthielt Hinweise zur Durchführung einer moderaten, an den Bedürfnissen angepassten Personalrekrutierung, doch hatte er sie bis zum Antritt seiner Reise am 12. November 1717 noch nicht erhalten.61 Ab November 1717 war Fellner in Pantschowa stationiert, während Häntschel in Temeswar tätig gewesen zu sein scheint. Oberkriegskommissar Hahn lebte in Tschakowa.62 Zum Personal des Kriegskommissariats bei den Truppen im Banat gehörte neben Hahn der Feldkriegskommissar Ackermann in der Gegend von Werschetz (serb. Vršac), der Feldkriegskommissar Dworschateschek in der Donaugegend, der Feldkriegskommissar Hüttenkoffer bei Großbetschkerek (serb. Zrenjanin) und der Feldkriegskommissar Auerspach in der Gegend um Orschowa.63

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Tasser wurde 1718 zum Distriktverwalter ernannt. Dazu ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, Dezember 1717, f. 368r. Wagner hat dann bis 1721 in der Kanzlei Rebentischs im Bereich der »Kanzlei, Land- und Bergwerkssachen« gearbeitet. Dazu ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3, f. 104 rv. Ab März 1721 war er Mauteinnehmer: MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 261r. ÖSTA, FHKA, AHK, HFU, rote Nr. 499, Juli–August 1717, f. 212rv. Die Eltern Mayerhofers lebten in Wien. Dazu MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 9rv. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, rote Nr. 499, Juli–August 1717, f. 210r. Jesner, »… ein taugliches Subjectum«, 195. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, rote Nr. 504, Januar, f. 531 r. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs, 1 (1898), 164. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, Dezember 1717, f. 258r. Mraz, Die Einrichtung, 190. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, [1719–1720], f. 263r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, [1719–1720], f. 263r–264r.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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Das Generalkriegskommissariat hatte zu jenem Zeitpunkt folglich mehr Personal als die Wiener Hofkammer im Banat. Am 10. November 1717 bekam Mercy vom Kriegskommissariat zudem den Auftrag, Johann Andreas Depee aus Komotau (tschech. Chomutov) in Böhmen64 zum Provinzialkommissar in Denta zu ernennen.65 Am 14. November 1717 gab der General, der über das Eintreffen der Einrichtungskommission von Prinz Eugen benachrichtigt worden war,66 dem Hofkriegsrat zu verstehen, dass er mit Wallis, Oberkriegskommissar Hahn, dem aus Pest stammenden Feldkriegskonzipisten Franz Ernst Gössinger und mit Häntschel ein Konzept67 ausgearbeitet habe, um das Kamerale einzurichten, dass im Winter nicht mehr viel zu tun sei und dass der Kommission die Protokolle vorgelegt würden.68 Dies geschah am 23. November 1717, nachdem Kallanek in Begleitung seines Gefolges in Temeswar eingetroffen war, wo Mercy und Mayerhofer, der den krankeitsbedingt abwesenden Ignaz Hahns vertrat, schon bereit standen.69 Es gibt keine Belege, dass Ignaz Hahn jemals im Banat ankam. Das von Mercy angesprochene Werk, das »Unvorgreifliche Einrichtungs Projectu« wurde von Wilhelm Reinhard von Neipperg,70 der im Banat eine Konskriptionskommission leitete,71 nach Wien gebracht. Bis zur Ankunft der Einrichtungskommission blieb Mercy in Personalfragen nicht inaktiv, denn einige Distriktbeamte waren bereits im Amt, als die Kommission Kallaneks eintraf. Einer davon war Titus Vespasianus Sluszky, der im August 1717 Vizegespan in Pantschowa geworden war.72 Mercy setzte, noch allein, als Distriktsverwalter folgende Personen ein: die aus Böhmen gebürtigen Philipp Wachter, Rittmeister des Regiments Darmstadt, der bereits im September 1717 in Orschowa tätig geworden war,73 und Hauptmann Christoph Payer, der seinen Dienst beim Breunerschen Regiment quittiert hatte und im Winter 1717 in Werschetz ernannt worden sein muss;74 die aus Mähren stammenden Johann Georg Hartner, der bereits am 8. November 1717 in

64 65 66 67 68 69 70 71 72 73

74

Petri, Biographisches Lexikon, 309. MOL, E303, 17k, Rotulus C. c., Kriegskommissariat, Eintrag 1 / November 1717. Mercy erließ am 16. November 1717 ein Schreiben, wo er die Aufgaben des neues Provinzialkommissars beschrieb. Dazu MOL, E303, 08 cs., C,a. Temesvarer General-Commando, f. 1r–3r. Mraz, Die Einrichtung, 189. Die Rede ist von dem Einrichtungskonzept Mercys »Unforgreiflichen Einrichtungs Projektu«. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1.1, November 1717, f. 150rv. Mraz, Die Einrichtung, 190. Wolf, Die Genese, 108. Feneșan, Administrație, 48. MOL, E303, 22k, Rotulus E.h: Pancsovaer Distriktsverwalteramt 1717–1753, Eintrag 1 / 24 August 1717. MOL, E303, 22k, Rotulus E.g: Orsovaer Distriktsverwalteramt 1717–1753, Eintrag 2 / 30 September 1717 und MOL, E303, 22k, Rotulus E.g: Eintrag 9 / 7 November 1717. Wachter wurde im März 1718 von Orschowa versetzt. Dazu MOL, E303, 22k, Rotulus E.g: Eintrag 17 / 7 März 1718. Im Oktober 1718 war er Distriktverwalter in Tschanad. In Januar 1718 war er bereits Distriktverwalter. Siehe MOL, E303, 23k, Rotulus E.l: Werschetzer Districts-Verwalteramt 1717/1753, Eintrag 9 / 26 Januar 1718.

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Lippa im Amt war75, sowie Ferdinand Anton Schindler und Mathias Tregl, einen Fourier des »Fellnischen« Dragonerregiments; den aus Österreich stammenden Magnus Tascher, Wachtmeister des Regiments Croix;76 den aus Siebenbürgen stammenden János Rácz, Sohn des István Rácz, und Georgius Harschany, dessen Herkunft unklar ist. Die Einrichtungskommission konnte diese Personen nur noch im Amt bestätigen. Einrichtungskommissar Kallanek setzte später einen einzigen Distriktsverwalter ein,77 den Ökonomen Peter Slavich aus Görz (it. Gorizia, slowen. Gorica), der den aus Siebenbürgen ins Banat angereisten Thomas Tornay ersetzte,78 der Salzeinnehmer wurde. Mit Ausnahme Slavichs, Harschanys und Rácz’ waren die Distriktverwalter Militärs, die mit ihren Regimentern angereist waren. Dass Mercy neben diesen Personen 1717 weiteres Personal einsetzte,79 zeigt das Beispiel von Georgius Capetani,80 der im Frühjahr 1718 in seinem Distrikt Routinearbeiten durchführte. Auch wenn die Einrichtungskommission das Distriktspersonal nur im Amt bestätigen konnte, spielte sie bei der Ernennung des Maut- und Salzpersonals dennoch eine entscheidende Rolle, da sie ihn November 1717, kurz nach ihrer Ankunft, eingesetzt haben muss, da der von der Kommission ernannte »Mautamtsfiliallist« Konrad Öhlschlegl81 in seiner Station in Betsche (serb. Novi Bečej) vor dem 28. November 1717 eintraf.82 Dennoch dauerte es Monate, bis alle Mautstationen ein eigenes Personal hatten. Obwohl laut den Akten der Einrichtungskommission nicht vorgesehen, stand Franz Ignatz Frey83 mit einem Dekret der Wiener Hofkammer ab Dezember 171784 auf die Dauer eines Jahres im Dienst der Kommission. Wie Frey hat auch der Konzipist Gössinger im Auftrag Mercys eine Zeit lang als Sekretär der Einrichtungskommission im Banat gearbeitet.85 1717 waren zahlreiche Soldaten anwesend, die in die sich langsam herauskristallisierenden operativen Armeestrukturen eingebunden wurden, z. B. der 1717 mit den

75 76 77 78 79 80 81 82 83

84 85

MOL, E303, 21k, Rotulus E.e: Lippaer Districts-Verwalteramt 1717/1753, Eintrag 1 / 8 November 1718. Das Regiment Lokatellis stationierte 1717 in Uypalanka (ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, f. 263r.) MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 133v. 1717 ist der Distrikt Karansebesch von Thomas Tornya geleitet worden. Im April 1718 wird Slavich in diesem Amt erwähnt. Dazu MOL E303, 20k, Rotulus E.d: Karansebescher Districts-Verwalteramt 1718–1753, Eintrag 1 / 4 Januar 1718 und Eintrag 2 / 27 April 1718. Georgius Capetani amtierte im Februar 1718 als Distriktsverwalter in Lugosch. Siehe MOL, E303, 21k, Eintrag 25 / 22 Februar 1718. Im offiziellen Personalstatut ist er erst später erfasst. Giorgius Capetani wird in anderen Akten auch als Kapitän Gyurko erwähnt. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 135rv. MOL, E303, 24 k, Rotulus F.e: Kanischaer, Becser, Margaer und Oppovaer Mauth-Amt, Eintrag 37 / 28 November 1717. 1718 wurde Ignaz Frei für seine Dienste mit einem Distriktsverwalterposten belohnt. Dazu FHKA, NHK, ABA Dezember 1717, f.  368r. Danach war er Oberverwalter in Karansebesch. Siehe dazu FHKA, NHK, ABA 2/1, Mai 1719, f. 99r–101r. Er bekleidete aber später die Position eines Bauzahlmeisters in Orschowa, und starb 1721 daselbst. Dazu MOL, E303,1 cs, Fasz. 1721, f. 4r–5r. Mraz, Die Einrichtung, 289 und MOL, E303, 1 cs., Fasz. 1721, f. 4v. Petri, Biographisches Lexikon, 559.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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Truppen ins Banat gekommene und vom Rheinland stammende Fuhrwesensleutnant Johann Andreas Franz Albert Kraus86 und der 1717 im Krieg als Proviantoffizier tätige Ignaz Rupp, der im spanisch-italienischen Raum aufgewachsen war, da seine Mutter am Hof der Königin von Portugal, der Mutter von Kaiser Karl VI, gedient hatte. Seine Jugend hatte Rupp in Mantua verbracht, wo er Platzadjutant und Schiffskapitän war.87 Ebenso aus Mantua stammte der Wagenkorporal Anton Nathaly.88 Weiteres Militärpersonal waren der aus Tirol stammende und mit den Truppen 1717 ins Banat eingerückte Franz Feigeli;89 Johann Friedrich von Sprung vom Regiment St. Amour,90 das bis 1716 in Mähren stationiert war;91 Obristleutnant Rudolf von Kastner aus Amberg (Oberpfalz) vom Regiment Bonneval, das vor dem Türkenkrieg in Slawonien stand; Mathias de Carol vom Regiment Lothringen, das vor 1715 in der Gegend von Trier stationierte; Matthias Moritz von Salhausen (Solhausen), dessen Herkunft unklar ist; der aus Wien gebürtige Franz Leopold Anton Ponz von Engelshofen vom Regiment Förger,92 das zuvor im Komitat Wieselburg (ung. Moson) stand93 sowie Thobias Johann Adam de Wassy.94 Mit Ausnahme von Wassy, der später Oberdistriktverwalter wurde95, dienten diese Personen in den Folgejahren als Kommandanten der Banater Territorialburgen, die 1717 noch mit den leitenden Obristen der stationierten Kriegsregimenter besetzt waren.96 Feigeli wurde Kommandant von Pantschowa; Kastner  – ein Kenner der Einheimischensprachen97  – wurde 1719 Kommandant in Orschowa. Salhausen wurde Kommandant von Neupalanka, Carol wurde kommandierender Hauptmann in Orawitz und nachher Platzmajor bzw. Interimsfestungskommandant in Temeswar; Sprung löste ihn später ab. Engelshofen folgte in der Kommandantenstelle Feigeli in Pantschowa, anschließend Sprung in Temeswar, wo er später zum Administrationspräsidenten aufstieg. Zu den nach 1717 mit den Truppen angereisten Personen zählten

86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97

Ebenda, 1023. Magyar Országos Levéltár (MOL), Landes-Administration in dem Banat Temesvár 1716–1779 (E303), Királyi és udvári kamarai leiratok/Hofreskripte 1747 (5cs), f. 193rv. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861. Hg. v. Edgar Aldag, Bd. 1–5. Buxtehude 2014, hier Bd. 3, 2138. Petri, Biographisches Lexikon, 429. 1730 war Sprung Obrist des Regiments Lichtenstein. Dazu FHKA, NHK, ABA 6, Mai 1730, f. 208r. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs. Geschichte der k. und k. Wehrmacht, Bd.  3/2, Wien, 1901, 677. Für die Regimentszugehörigkeit Engelshofens während des Türkenkrieges und in den Jahren danach siehe: MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár – Libri Regii (Királyi Könyvek), 34k, f. 38–41. Wettel transkribierte »Förger« als »Jörger«. Wettel, Franz: Biographische Skizzen. Beiträge zur Geschichte des Banats. Temeswar 1932, 63. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, f. 263r. MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a: Miscellanea, Eintrag 177 / 27 August 1723. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2 [1719–1720], f. 263r–264r. WZ vom 25. bis 28. II. 1789, 1.

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der Verpflegskommissar Georg Christoph Escherisch98 und der aus Graz stammende Ingenieur Dominik Harring.99 Das eigenmächtige Handeln Mercys in Kameralangelegenheiten gab der Hofkammer Anlass, sich beim Hofkriegsrat zu beschweren.100 Im Winter 1717/18 musste der General daher nach Wien reisen und seine Maßnahmen vor dem Hofkriegsratspräsidenten Eugen von Savoyen rechtfertigen.101 Während seiner Abwesenheit leiteten Wallis und Kallanek, die Einrichtungskommission102 zu deren Leistungen die Verabschiedung einer Instruktion zur Gründung des Deutschen Magistrats Temeswars am 1. Januar 1718 durch die Hofkammer zählte, der nebst dem Raitzischen (serbischen) Magistrat existierte. Jener bestand aus einem Stadtrichter und einem Ratsgremium, das feste Arbeitszeiten hatte und sowohl im Rathaus als auch im Haus des Richters einberufen werden konnte. In den Versammlungen (Sessionen) las der Stadtschreiber die Tagesordnungspunkte, und die Senatoren stimmten ab. Im Magistrat gab es wie in der Landesadministration eine Stimm- und Rangordnung, auch galt das Senioratsprinzip. Aus den Sitzungsprotokollen103 geht hervor, dass es dienstliche und private Interaktionen zwischen Stadt- und Landesadministrationspersonal gab, das z. B. die Wahlen des Stadtpersonals überwachte.104 Generell pflegten die Angehörigen untereinander Sozialkontakte, indem sie sich z. B. als Trauzeugen und Paten bei Zeremonien zur Seite standen. Es kam auch vor, dass sie die Witwen heirateten oder dass sich die Kinder aus solchen Familien verehelichten. Der erste deutsche Stadtrichter Temeswars war der Wundarzt Tobias Balthasar Hold aus Frankenhausen (Bayern).105 Die Räte des Magistrats kamen aus Weyden (Ungarn), Lössa (Braunschweig), Holzkirchen (Bayern) und Eggenfeld (Bayern).106 Am 20. Januar 1718 schlug Kallanek der Hofkammer die Beförderung Häntschels zum Kameralobereinnehmer vor,107 um die Maut- und Salzeinkünfte zu beaufsichtigen. Im März 1718 besorgte die Kommission die definitive Einrichtung des Salzwesens im Ba-

98 99 100 101 102 103 104

Petri, Biographisches Lexikon, 407. Ebenda, 642. Mraz, Die Einrichtung, 213 und 218. Ebenda, 275. Ebenda, 280. Ebenda., 231–233. 1720 überwachte Häntschel die Wahlen des Stadtmagistratspersonals, die in einer Wahlstube in Temeswar stattfanden. Dazu MOL, E303, 24 k, Rotulus F.a: Maut-Ober-Amt (Temesvar) und einige andere Mautämter, Eintrag 4 / 9 Januar 1720. Die Überwachungspflicht seitens der Landesadministration bei den Magistratswahlen ist auch in den 1750er Jahren sichtbar. Siehe MOL E303, 25k, Rotulus K Temesvarer deutscher Stadt-Magistrat, Eintrag 458 / 24 April 1753. 105 Preyer, Johann N: Monographie der königlichen Freistadt Temeschwar. Temeschvar 1853, 55. 106 Ebenda, 55. Der nächste Stadtrichter Blamb Florian kam aus Pölling in der Oberpfalz. Dazu Petri, Biographisches Lexikon, 151. Sein Nachfolger Peter Solderer kam aus dem steiermärkischen Mitterndorf. Siehe Petri, Biographisches Lexikon, 1826. 107 Mraz, Die Einrichtung, 271.

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nat.108 Zur gleichen Zeit wurde Hauptmann de Vins vom Löffelholzer Regiment, das vor dem Türkenkrieg in einem anderen Teil Ungarns stationiert gewesen war,109 zum Oberkapitän der Banater Nationalmiliz ernannt.110 Im März 1718 war der aus Kehl am Rhein111 stammende Kommissariatsoffizier, Antonius Dötsch, vor Ort.112 Feldkriegskommissar Hüttenkoffer wurde als »Raitrat«113 nach Wien versetzt.114 Am 25. März 1718 berichtete Prinz Eugen Kaiser Karl VI., wie die Einrichtung im Banat verlief,115 worauf Mercy im April 1718 im Amt bestätigt wurde116 und in Temeswar am 4. Mai 1718 eintraf;117 zu jener Zeit standen die Mauteinnehmer von Marga118 und Tschanad119 bereits im Dienst. Dies belegt zwar, dass das Maut- und Salzpersonal auch in der Abwesenheit Mercys angestellt blieb, doch geht aus den Akten nicht hervor, wie viel Kameralpersonal bis zum Sommer 1718 ernannt wurde. Am 12. Mai 1718 schickten Mercy und Kallanek einen Bericht nach Wien, woraus die Stationen und Kompetenzen des Maut-, Salz- und Distriktspersonals hervorgehen. Jenem war ein »Extrakt« beigegeben, der die zur Abdeckung des Personalbedarfs nötige Anzahl an Beamten auflistete.120 Dieser Akt zeigt, wie viele Beamte insgesamt erforderlich, und nicht, wie viel Personal bereits im Amt vorhanden waren. Am selben Tag wurde die Hofkammer durch Mercy informiert, dass der kranke Kallanek nicht mehr im Banat bleiben wolle.121 Am 21. Mai 1718 fand ein Vortrag der Hofkammer und des Hofkriegsrats an den Kaiser statt.122 Bei jener Gelegenheit wurde die Zusammensetzung der »Subdelegierten Kommission in Neoacquistica« festgelegt, die aus Räten des Hofkriegsrats, der Hofkammer, der Universalbankalität und des Kriegskommissariats bestand. Dieses Gremium agierte als Schnittstelle zwischen den einzelnen Hofämtern und der in Herausbildung begriffenen Banater Administration, deren Struktur und Arbeitsweise jenem Gremium nachempfunden war. Bei jener Audienz kam es auch zur Frage der

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Ebenda, 267; MOL E303, 25 K, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt 1718–1733, Eintrag 1 / 6 März 1718. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs. Geschichte K. und K. Wehrmacht, Bd. 2, Wien 1898, 204. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1/1, Dezember 1717, f. 318r. Petri, Biographisches Lexikon, 337. Mraz, Die Einrichtung, 271. Ebenda, 272. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1.1, Dezember 1717, f. 338r. Mraz, Die Einrichtung, 275. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1.1, Dezember 1717, f. 418rv. Mraz, Die Einrichtung, 288. MOL, E303, 20k, Rotulus E.d: Karansebescher Districts-Verwalteramt 1718–1753, Eintrag 1 / 4 Januar 1718. 119 MOL, E303, 20k, Rotulus E.c: Groß-Becskereker Districts-Verwalteramt 1718–1753, Eintrag 8 / 1 Mai 1718. 120 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA, 2.2 [1719–1720], f. 199r–203v. 121 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1.1 [1717–1718], f. 368r. 122 ÖSTA, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA), Ungarische Akten 197-2 [1718–1719], Konvolut B, f. 1r–22r.

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Administrationsleitung, die »ex paritate rationis« ebenfalls aus Militärs und Kameralbeamten bestehen sollte. Weil die Land- und Festungskommandanten dem Hofkriegsrat, die Ober- und Feldkriegskommissäre hingegen dem Kriegskommissariat und die Inspektoren der Hofkammer unterstanden, griff man als Vertreter dieser Hofämter im Banat auf Mercy, Wallis und Hahn zurück, die sich in den Jahren zuvor bewährt hatten. Der Wunsch Kallaneks, nach Esseg zurückzukehren, wurde in jenem Referat an den Kaiser zwar geäußert, doch kam es zum Entscheid, dass er solange im Banat bleiben müsse, bis ein Ersatz gefunden sei. Als zweiter Repräsentant der Hofkammer kam damals schon der Esseger Salzinspektor Samuel Franz von Rebentisch in Vorschlag, der Schwiegersohn Kallaneks.123 Am 25. Juni 1718 wurden per Reskript Samuel Franz von Rebentisch als zweiter Rat und Oberkameralinspektor sowie der mit der Einrichtungskommission ins Banat angereiste Josef Anton Mayerhofer zum zweiten Kameralinspektor bestätigt.124 Außerdem wurde mit diesem Akt auch die Bestellung des Distriktspersonals genehmigt.125 Im Laufe des Jahres 1718 stellte die Einrichtungskommission als Mautnehmer ein: den aus Ödenburg (ung. Sopron) stammenden Sigmund Ignatz Bonics; den »Griechen« Theodor Papp, der rumänisch-ungarische Wurzeln hatte; Georg Boyer aus der Walachei; Thomas Tornay aus Siebenbürgen, die aus österreichischen Ländern gebürtigen Adalbert Gunzl126 und Johann Zuckhard; die aus Mähren stammenden Martin Andreas Prögl127 und Lorenz (Anton) Hoffmann; den aus Böhmen stammenden Johann Georg (Daniel) Ruschischka. Die Herkunft des Salzeinnehmers Johann Jakob Mayer und des Salzversilberers Anton Wiesel ist unbekannt. Als Salzwaagdiener bestellte die Kommission Johann Klaffter und Johann Georg Sorger.128 Der Provinzialkommissar Depee, der bis dahin mit den Distrikten zusammengearbeitet hatte, wurde am 18. Juli 1718 entlassen und an dessen Stelle Johann Adam Kienle (Kindl) angestellt.129 Interessant ist in diesem Zusammenhang zu fragen, was aus jenen Personen geworden ist, die Mercy 1716 als Distriktsprovisoren angestellt hatte, da sie mit Ausnahme von Rácz in der neuen Landesadministration nicht vorkommen. Dimitrovic blieb bis zum August 1718 Unterprovisor in Werschetz, ehe er den Dienst quittierte;130 Alexan-

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ÖSTA, HHStA, Ungarische Akten 197-2 [1718–1719], Konvolut B, fol. 6r. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 128rv. Mraz, Die Einrichtung, 297. In den Quellen als Gunzl und Gonze vermerkt. Er war »der benötigten Sprachen kundig«. Dazu MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 135r. Informationen zur Ernennung des Personals in: MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 135r–139r. MOL, E303, 21k, Eintrag 2 / 18 Juli 1718. MOL, E303, 23k, Rotulus E.l: Werschetzer Districts-Verwalteramt 1717–1753, Eintrag 39 / 29 August 1718.

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der Hunyadi diente bis zu seinem Tod als »Dreißiger« im Distrikt Karansebesch.131 Rätselhaft bleibt das Schicksal des dritten Provisors von 1716, Albert Hunyadi. Die Besetzung der leitenden Militärstellen der Landesadministration mit Mercy als kommandierendem General und Administrationspräsidenten, Wallis als Festungskommandanten und Erstem Militärrat und Hahn als Oberkriegskommissar und Zweitem Militärrat war laut dem oben erwähnten Vortrag an den Kaiser abgeschlossen. Auch die leitenden Kameralstellen wurden teilweise geklärt, denn ein Personalstatut vom 26. Oktober 1718 offenbart die in der Zwischenzeit erfolgten Änderungen in den oberen Etagen der Landesadministration und in den Distrikten. Kallanek befand sich als Kameralinspektor zwar noch an der Spitze des administrativen Gefüges,132 doch stand bereits am 15. Oktober 1718 fest, dass er die Genehmigung zur Reise nach Esseg bekommen habe und von Rebentisch abgelöst werde. Additionalaufzeichnungen geben wieder, dass Rebentisch die Position des ersten Kameralinspektors und Administrationsrats übertragen bekomme. Dieser hatte in seiner Dienstzeit133 Erfahrung in Kameralsachen gemacht und beherrschte neben Deutsch die lateinische, ungarische und serbische Sprache in Wort und Schrift.134 Diese Fähigkeit garantierte die reibungslose Kommunikation mit den lokalen Führungskräften und den Beamten der benachbarten Provinzen. Aus dem Personalstatut geht hingegen nicht hervor, dass der mit der Einrichtungskommission angereiste Josef Wagner in der Folgezeit als Amtsschreiber135 in Rebentischs Kanzlei arbeitete.136 Der ebenso angereiste Mayerhofer wurde im erwähnten Personalstatut als zweiter Kameralinspektor und Administrationsrat eingetragen, Häntschel hingegen als Obermaut- und Obersalzeinnehmer. 1718 wurde auch Johann Zuditsch als Unterdreißiger beschäftigt. Während es über die Administrationskonzipisten Franz Jakob Müller und den Administrationsamtsschreiber Martin Josef Müller keine Hinweise zu deren Herkunft gibt, existieren solche über das Personal der Buchhaltung schon. Der im Oktober 1718 angestellte Buchhalter Karl Joseph Gundegg war ein ehemaliger Feldproviantoffizier, der mit den Truppen ins Banat gekommen war. Der Buchhaltereiadjunkt Andreas Steinmann war ein ehemaliger Kornett (Offiziersstand) und Quartiermeister des seit 1716 im Banat stationierten Regiments Darmstadt; er blieb bis zu seinem Tod (1726) in Temeswar. Erster Buchhaltereioffizier war Theobald Herbstmayer, ein ehemaliger Brückenschreiber aus dem slawonischen Vukovar, sekundiert vom zweiten Buchhaltereioffizier Ferdinand Kleinhaus, Amts-

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Die Meldung über seinen Tod erging im September 1718; MOL, E303, 20k, Rotulus E.d: Karansebescher Districts-Verwalteramt 1718–1753, Eintrag 16 / 4 September 1718. Zu dem Zeitpunkt gab es ein Personalstatut: ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2 [1719–1720], f. 267r– 273r. Siehe den beruflichen Werdegang Rebentischs im Abschnitt zur Karrierelaufbahn (3.3.3). ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, rote Nr. 500 (September 1717), f. 432r. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 261r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 104 r–v.

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schreiber der Slawonischen Salzinspektion,137 die ursprünglich von Kallanek und, infolge von dessen Einbindung in die Einrichtungskommission, von Rebentisch geleitet worden war. Herbstmayer stand bis zu seinem Lebensende im Jahr 1733 in verschiedenen administrativen Verwendungen. Verwalter im Distrikt Temesch war im Jahre 1718 Johann Ferdinand Anton Schindler, dessen Unterverwalter Karl Josef Reich (Raich/Roich), Johann Gaisbigl (Gausbüchl) und Franz Kopeck in den Hauptdörfern des Distrikts logierten, wo Neander Salzwaagmeister, Leonhard Kasper und Johann Georg Sorger Salzwaagdiener waren. Wachter wurde Oberverwalter von Tschanad, Lippa und Betschkerek. Als Tschanader Unterverwalter agierten Martin Lichtenstein und Josef Karch (Knarch). In jenem Distrikt Cenad dienten Adalbert Gunzl als Dreißiger, Franz Karl Hirsch sowie Martin Payer/Peyer als Filialdreißiger. Magnus Tascher war Verwalter des Distrikts Betschkerek; seine Unterverwalter waren Alexander Calvi und Georg Gorich. Distriktsdreißiger war Martin Andreas Prögl. Filialisten waren Conrad Öhlschlegl und Johann Seiverth (Seiffert). In dem von Betschkerek abhängigen Ort Modos gab es einen Salzoffizier, Franz Forster. Johann Georg Harter leitete mit den Unterverwalter Adam Jäger und Johann Steinmann den Distrikt Lippa. Dessen Dreißiger waren Nikolaus Narb (Harb) und Franz St. Maxwald. Ruschischka war Salzwaagmeister.138 Payer (Peyer) leitete mit den Unterverwaltern Mathias Streit, den aus Schöna in Ungarn stammenden Franz Borel139 und Gottfried ( Jakob) Giessen den Distrikt Werschetz. Andreas Grenerzi war dort der Salzoffizier. Den Distrikt Tschakowa leitete seit 1716 kontinuierlich István Rácz, dessen Unterdistriktsverwalter Maximilian Knoflitschek, Thomas Marony und Johann Baptist Lipp waren. János Rácz leitete den Distrikt Neupalanka in Zusammenarbeit mit Unterverwalter Johann Georg Loig. Dreißiger von Neupalanka war Johann Zuckhard. Mathias Tegl (Trägl) war hingegen der Verwalter im Distrikt Pantschowa, dem als Unterverwalter Johann Georg Gallenkampf und Georgius Hunyadi zur Seite standen. Dreißiger Sigmund Ignatz Bonics140 hatte als Subalternen den in Kubin (serb. Kovin) stationierten Filialisten Stephan Bonics. Die Distrikte Karansebesch, Lugosch und Fatschet leitete Oberverwalter Johann Georg Spitzer (Spirzer) aus Stockerau, ein ehemaliger Rittmeister des Regiments Martigni, der im Herbst 1718 als ältester Rittmeister den Dienst quittierte. Er sprach die Landesprachen nicht und war »[…] ein Mann vom hohen Alter, jedoch zu einem Soldaten dannoch mehr als vor einem Cameral beamten tauglich«.141

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Informationen zur Herkunft des Buchhaltungspersonals in: MOL E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 140r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, fol. 269r. Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde der Stadt Lugosch im Banat 1721–1791. Hg. v. Edgar Aldag. Villingen-Schwenningen 2006, 36. Er wurde 1722 Postbeamter und taucht nicht mehr in den Personalstatuten auf. 140 Er beherrschte die Sprachen der Untertanen im Banat. Dazu MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 136r. 141 MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 133v.

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Als Distriktsverwalter von Karansebesch amtierte der bereits erwähnte Slavich aus Görz. In den Distriktsdörfern verstreut amtierten die Unterverwalter Johann Georg Walter, Mathias Haselsbacher und Johannes Thornay, die in der Regel in jenen Dörfern wohnten, in denen die Oberknesen residierten.142 Thomas Thornay war Dreißiger in Karansebesch und arbeitete mit Egidius Hieronimus Lugstein und Boyer zusammen. Im Distrikt Lugosch übte das Amt des Verwalters Georgius Capetani aus, dessen Unterverwalter Conrad Schwager, Wenzel Philipp, Johann Harschany und Stephan Jenati waren. Hoffmann amtierte als Lugoscher Dreißiger in dem nahegelegenen Ort Fatschet. Der aus Böhmen stammende Ex-Grenadierleutnant des Regiments Bareith, Johann Consilii,143 der Deutsch, Latein, Ungarisch, Serbisch und Rumänisch sprach, war ab 1718 Oberverwalter in der Region von Orschowa und Almaj, deren Jurisdiktion auch fünf Distrikte südlich der Donau umfasste. Harschany war der Distriktsverwalter von Orschowa, und Paul Renzer jener von Almaj. Dreißiger Papp hatte seine Station ebenfalls in Orschowa. In Mehadia und Fetislam standen Johann Georg Bereny und der Salzversilberer Johann Georg Kernhoffer als Filialisten. In Orschowa gab es 1718 zudem einen »Hausenfang-Gegenschreiber« (Schreiber mit Kontrolleursfunktion), Anton Wenzel Bernardi, der die Pacht des Fischfangs an der Donau bewerkstelligen sollte. Als Waldförster arbeiteten der mit den Truppen ins Banat gekommene144 Anton Wiselberg (Wieselberger) in Orawitz, Heinrich Kraut (Krauß) in Tschakowa, Leopold Lechtaler (Lichtentaler) in Lippa und Johann Deöschnickl in Karansebesch.145 Ein Teil dieses Stammpersonals starb in den nachfolgenden Jahren, ein weiterer wurde reduziert oder kündigte, ein dritter blieb längere Zeit tätig und wurde befördert, degradiert oder in gleichen Funktionen in andere Distrikte versetzt. Die unter diesen Umständen frei gewordenen Stellen wurden aus Kostengründen entweder reduziert oder zusammen mit einer anderen Stelle in den Händen eines einzigen Beamten kumuliert oder blieben erhalten und mit Personal aus anderen Standorten besetzt. Für den letzten Fall ergaben sich mehrere Möglichkeiten: 1. Die freie Stelle wurde direkt mit dem ernannten auswärtigen Beamten ersetzt; 2. Die freie Stelle wurde mit einem lokalen Beamten interimistisch besetzt, der bei der Ankunft des für die Position vorgesehenen Auswärtigen die Stelle räumte und seine ursprüngliche Stelle oder eine andere annahm; 3. Die freie Stelle wurde mit einem lokalen Beamten besetzt, dessen Stelle von einem Subalternen, von einem gleichwertigen Beamten oder von einem auswärtigen Beamten eingenommen wurde oder 4. der auswärtige Beamte wurde direkt anstelle des hierarchisch promovierten Subalterns in Dienst genommen.

142 Mraz, Die Einrichtung, 291. 143 MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 134r. 144 Wieselberger war vor der Erstellung dieses Personalstatuts beim Feldproviantfuhrwesen. Er wurde degradiert und als Waldmeister angestellt. Siehe ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 974v. 145 Das 1718 bestellte Distrikts- und Mautpersonal ist in ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2.2, f. 267r–273r einsehbar.

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2.2 Die Dekade des Aufbaus (1719–1729) 1719 wurde die Gerichtsschreiberstelle beim Landesauditoriat dem ehemaligen Fourier des Lothringischen Regiments Theodor Schmidt verliehen146, der bis zu seinem Lebensende (1728)147 im Amt blieb. 1719 wurde István Rácz entlassen; dessen Stelle sollte an Wachter und dessen Stelle an den ehemaligen Hauptmann des Franz Lothringischen Regiments, Nikolaus Oberberger, fallen.148 1719 starb der Landprofos Ludwig Pribilla, dessen Funktion Johann Damach einnahm.149 Für die Stelle des Kameralaktuars wurde 1719 von der Hofkammer der aus Pest stammende Johann Carl Müllböck bestimmt,150 der in Temeswar jedoch nie ankam.151 Umgekehrt gab es Bedienstete, die 1719 an Ort und Stelle angestellt wurden und von der Hofkammer nicht so schnell bestätigt werden konnten. Beispiele sind der Temeswarer Salzwaagmeister Gabler Franz152 und der ab 1719 als Unterdreißiger in Lippa tätige Ex-Konzipist Franz Jakob Müller. Der Kameralaktuar Müllböck wurde eine Zeit lang von Leopold Heuthaler vertreten, der seine Jugend in den ungarischen Bergstädten verbracht hatte, wo sein Vater als Bediensteter tätig gewesen war.153 1719 starben Capetani und Zuditsch, und Papp wurde wegen mangelnder Deutschkenntnisse entlassen. Die Stelle Capetanis ging an Slavich und jene Papps an Karl Johann Hausser, einen Quartiermeister des Max Hannoverischen Regiment, das vor 1716 in Hont und nach 1718 in der Friedensgarnison Warasdin (kroat. Varaždin) stationiert war.154 Hausser zog es vor, im Banat Dienst zu tun. Im Frühjahr 1719 wurde der Expeditor der königlich-ungarischen Hofkammer in Preßburg (slowak. Bratislava), Johann Heinrich Jakob Mayer, zum Salzeinnehmer in Lippa ernannt. Stets unpässlich, konnte er trotz Unterstützung seines Mitarbeiters Ruschischka155 dem Dienst jedoch nicht nachkommen. Er wurde daraufhin von Mathias Salbeck ersetzt, der ursprünglich Sekretär des moldauischen Fürsten Antioh Cantemir gewesen war,156 aber unmittelbar vor seinem Dienstantritt im Banat als Salzeinnehmer in Szeged arbeitete. Er übernahm im Sommer 1719 die Stelle Mayers,157 der im Novem-

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ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2/1, August 1719, f. 188r–v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Mai 1728, f. 16r. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 132r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2/1, Februar 1720, f. 293r. MOL, E303, 14 k, Rotulus A, Hofreskripte 1717–1740, Eintrag 26 / 28 Februar 1719; MOL, E303, 14 k, Eintrag 31 / 17 Juni 1719; MOL E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 65r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 4 [1725–1726], f. 417v–418r. MOL, E303, 1cs., Fasz. 1719, f. 130r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 4 [1725–1726], f. 418r. Mittheilungen des k. u. k. Kriegs-Archivs. Geschichte K. und K. Wehrmacht, Bd. 3/1, Wien 1901, 133. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 138v. Petri, Biographisches Lexikon, 1632. MOL, E303, 25k, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt, Eintrag 11 / 22 Juni 1719.

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ber 1719 gekündigt wurde. Mit Salbeck kamen aus Szeged auch der Salzwaagmeister und Gegenhandler Josef Kern (Kren) hinzu. 1719 wurde der aus Ofen stammende und in Belgrad beim Dreißigstamt tätige Johann Albert Eiserich von Eysenthal als helfender Gegenhandler158 des alten und kranken Häntschel angestellt,159 dem »die Luft« in Temeswar nicht wohltat. 1719 kam es zur Entlassung Mähringers aus Karansebesch,160 der 1720 nach Fetislam südlich der Donau versetzt wurde. Franz Forster wurde 1720 als Dreißiger in Karansebesch vorgeschlagen, dann jedoch beim Proviantwesen angestellt. 1720 kündigte der Unterdreißiger von Lippa, Müller, von selbst161 und bekam ein Absolutorium für seine gute Amtsführung.162 1720 starb Johann Georg Spitzer und wurde durch Gundegg ersetzt.163 Im selben Jahr starben Payer und Mayerhofer, dessen Ratsstelle nicht nachbesetzt wurde. Seine Kompetenzen als Kameralinspektor des Bergwesens wurden dem aus Schmöllnitz stammenden und 1718 im Banat als Bergmeister bereits tätigen Johann Christoph Schubert übertragen, wogegen jene im Salzwesen unter Begleitung Rebentischs an Häntschel ergingen,164 der alsbald jedoch starb. Dessen Stelle wurde 1720 dem aus Lothringen gebürtigen Quartiermeister des Regiments Montecuccoli und zu jener Zeit bereits zu Belgrad ernannten Dreißigst- und Mautamtskontrollor, Johann Anton de Jean (Deschan) verliehen.165 1720 starb der Temeswarer Stadthauptmann Wießler, dessen Funktion dem gebürtigen Böhmen166 Fritsko übergeben wurde.167 Rudolf von Kastner übernahm das Kommando in Orschowa. Gunzl und der als Förster in Lippa angestellte Franz Nikolaus Kant wurden entlassen. Letzterer konnte weder die Landessprachen noch hatte er dem Ärar einen Nutzen gebracht, doch kam er als erfahrener Schreiber für eine Dienststelle an Mautstellen oder als Salzwaagdiener in Frage.168 Ende 1720 wurde der Landesauditor Johann Franz Caspar Baum, der seit 1718 als Jurist in Temeswar tätig war169, nach Siebenbürgen versetzt.170 Sein Nachfolger war Franz Josef Müller von Freiburg, der ins Banat vermutlich mit den Truppen kam und 1718

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Der Begriff »Gegenhandler« wird synonym zum Terminus »Gegenschreiber« (lat. Contrascriba) benützt. Der Gegenschreiber führte die Gegenrechnung und kontrollierte die Tätigkeit des Einnehmers bzw. Verwalters mit. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 128v–129r. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 138v. MOL, E303, 26k, Rotulus O.c: Urkunden und Zeugnisse (Attestata), Eintrag 6 / 21 Januar 1720. Ebenda, Eintrag 7 / 20 Februar 1720. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2/3, f. 97r und f. 98r–99r. MOL, E303, 14k, Eintrag 60 / 20 März 1720. MOL, E303, 1cs, Fasz.1720, f. 17r und vgl. WZ, Nr. 1744, 17.–19. April 1720, 2. MOL, E303, 1 cs, Fasz. 1720, f. 40r. MOL, E303, 14 k, Eintrag 16 / 17 Mai 1720. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 14r. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 1, 134. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 2/1, Dezember 1720, f. 688rv.

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als Landesadvokat in Temeswar arbeitete.171 1720 übernahm der vormals in Italien als Proviantverwalter tätige172 Ignaz Alois Schmidt von Mayenberg den Dienst Thomas Thornays in Karansebesch.173 Da die dortige Mautstation wenig Ertrag brachte, wurde sie geschlossen, und Schmidt übernahm 1721 das Amt Haussers.174 Feigeli wurde 1721 Festungskommandant von Pantschowa. 1721 war der aus Fünfkirchen (ung. Pécs) stammende Ex-Hauptmann, Nikolaus (Philipp) Sonnenberg bereits Unterverwalter175 und diente im Distrikt Tschakowa.176 1721 starb der bis dahin als Proviantverwalter tätige Andreas Kerndler. Vor seinem Mandat in Banat hatte er in Ungarn gearbeitet, wo er im Zuge des Kuruzzenaufstandes sein Hab und Gut verloren hatte.177 1721 starb auch Windegger, für dessen Stelle sich Johann Egydius Huber, ein Beamter der Militärbankalitätsbuchhalterei, und Johann Michael Waldmüller, der »Raitoffizier« der Hofkriegsbuchhalterei178 war und die Stelle des Universalbankalitäts-Feldkriegskassiers in Temeswar bekam, bewarben.179 Im selben Jahr wurde der aus Wiener Neustadt180 gebürtige Sebastian Reiner als Feldkriegskanzleidiener aufgenommen,181 der 1726 diese Position noch immer innehatte182 und 1728 zum Feldkriegskanzlist aufstieg.183 1721 starben der für die Einrichtungskommission tätige Ignaz Frey, der zunächst kurzfristig Verwalter in Karansebesch und zuletzt Materialschreiber in Orschowa gewesen war, sowie die Proviantverwalter Kerndler und István Rácz. Im selben Jahr wurde Distriktsverwalter János Rácz Dolmetsch der Landesadministration. Seine Stelle in Neupalanka ging an den Postmeister Johann Jakob Thallheim aus Arad.184 Lorenz Anton Hoffmann wurde anstelle Slavichs, der um seine Entlassung angesucht hatte, Verwalter im Distrikt Lugosch. Seine Mauteinnehmerstelle in Fatschet ging an Franz Roibeschl vom Regiment Bagni.185 1721 war Josef Pondt (Ponten), dessen Herkunft uns unbekannt ist, Grenzdolmetscher in Orschowa. 1722 stellte der Orschowaer Oberdistriktsverwalter Johann Consilii den in Kovačica in Serbien geborenen und als ethnisch »raitzisch« vermerkten Sagasz Nutzul als Distriktamtshusaren ein (dem Namen nach ein »Walache«). Im selben Jahr wurde 171 172 173 174 175 176 177 178

MOL, E303, 25k, Rotulus K.b: Temesvarer deutscher Stadt-Magistrat, Eintrag 1 / 23 Sept. 1718. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 31 A, f. 236r, f. 237v und f. 238r. MOL, E303, 14k, Eintrag 50 / 2 Oktober 1720. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 247r. MOL, E303, 27 k, Rotulus Z.a: Miscellanea, Eintrag 34 / 30 April 1721. MOL, E303, 19 k, Rotulus E.a: Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 66 / 28 Februar 1722. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], fol. 184 r. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 273r und MOL E303, 14k, Rotulus A: Hofreskripte 1717–1740, Eintrag 10 / 10 Februar 1721. 179 MOL, E303, 1c, Fasz. 1721, f. 49r. 180 Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 4, 2576. 181 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 17v. 182 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 129r. 183 MOL, E303, 2cs, f. 102v. 184 MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 246v. 185 MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 247r.

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vom Distriktsverwalter Stehler der aus Negotin stammende Serbe Milissa Jankovith ebenfalls als Distriktsamtshusar eingestellt.186 In jenem Jahr ist für Temeswar ein Stadtund Landesprofos in der Person des aus Schlesien stammenden und mit dem Regiment Wallis ins Banat gekommenen Ulrich Godefried belegt, der diese Funktion bis zu seinem Tod ausübte.187 1722 starben Hoffmann, Giessen (Gissen) und Gössinger. Anstelle des Letztgenannten wurde der seit 22 Jahren an den Fronten in Italien, Spanien, Niederlanden, Ungarn und Sizilien aktive Feldkriegskonzipist Philipp Krapf eingesetzt.188 1722 wurde der in Wien residierende Italiener Dr. Nikolaus Dolfin für den Feldhospitaldienst in Temeswar und für die Bergwerke angestellt. 1722 wurde Egidius Hieronimus Lugsteiner teils wegen seines hohen Alters, teils wegen seiner mit dem Amt unvereinbaren Laster (Trinksucht) entlassen. Seine Stelle wurde dem ehemaligen Kornett des bis 1716 in Böhmen einquartierten Regiments Montecuccoli, Johann Ismatlik, vergeben.189 Im selben Jahr wurde Ruschischka gekündigt190 und Gundegg, der seit 1721 Distriktsverwalter war, entlassen.191 Jener bekam allerdings das Absolutorium für seine Amtsführung192 und durfte nach Wien abreisen, doch musste er für seine Schulden gegenüber dem Ärar eine Kaution zurücklassen.193 1723 starben Consilii und auch Feldkriegskanzlist Hahn, an dessen Stelle der Feldkriegskanzlist Marco Andrea Kemeter trat, der nach seinem Studienabschluss eine Zeit lang bei der Hofkriegskanzlei in Wien tätig gewesen war.194Aus jenem Amt kam auch der Feldkriegskanzlist und Ungarisch-Dolmetsch Johann Markosch in den Landeskommissarsdienst, dessen Stelle in Wien nicht verlängert wurde195; in dieser Funktion ist er bis 1728 dokumentarisch belegt.196 1723 war auch Johannes Georg Cserics als Dolmetsch in Temeswar tätig. Johann Adam Kienle scheint bis 1738 die Landeskommissarsfunktion parallel zu Markosch ausgeübt zu haben;197 1740 ist er jedenfalls als Ex-Landeskommissar erwähnt.198 Da Dworschatschek ab 1723 nicht mehr bezahlt

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MOL, E303, 09 cs., Eg, f. 6r–8v. Er starb 1729 in Temeswar. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 5, 3400. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 455r. MOL E303, 27k, Rotulus Z.a Miscellanea: Eintrag 151 / 31 Dezember 1722. Ruschischka dürfte sein Amt schlecht geführt haben. 1721 geriet er in Konflikt mit Mathias Salbeck. Dazu MOL E303, 25k, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt, Eintrag 60 / 26 Februar 1721. 1722 wurde Ruschischka eingekerkert. De Jean setzte sich für seine Freilassung ein, mit dem Argument, dass seine Wiederanstellung zum Besten des Staates sei. Siehe MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a: Miscellanea, Eintrag 65 / 21 Februar 1722. 191 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 775r. 192 MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a: Miscellanea, Eintrag 130 / 16 September 1722. 193 MOL, E303, 14k, Rotulus A: Hofreskripte 1717–1740, Eintrag 27 / 6 August 1722. 194 ÖSTA, FHKA, NHK ABA 3 [1721–1724], f. 1087r. 195 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 3 [1721–1724], f. 1267rv und FHKA, NHK, ABA 5, August 1728, f. 17r–18r. 196 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 139r. 197 MOL, E303, 17k, Rotulus C.h: Provincial-Commissariat 1738–1749, Eintrag 34 / 21 Mai 1738. 198 ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG, 30B, f. 964r.

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wurde, kann geschlossen werden, dass er nicht mehr im Dienst stand.199 1723 wurde der in Tschakowa tätige »Gegenschreiber«, Steinl, dessen Herkunft nicht bestimmt werden kann, wegen Unfähigkeit und unpassender »Konduite« entlassen. Er wurde mit dem Proviantmeister des 1720 in Szolnok einquartierten Regiments Förger,200 Mathias Thomas Halsch, ersetzt.201 Außerdem wurde der aus Österreich stammende Ignaz Kempf als Buchhaltungsoffizier in Temeswar angestellt.202 Das Kommando in Orschowa übernahm Franz Karl von Rauffelshofen.203 1724 kehrte Transportoffizier Krauss in seine Heimat, das Rheinland, zurück. Gabler tauschte seine Stelle in Temeswar mit dem 1722 in Lippa anstelle von Ruschischka aus Siebenbürgen gekommenen »Magulator« Georg Lambert Brunner. Im selben Jahr wurde der Salzüberreiter von Vodița, Zellinger, Salzwaagdiener in Fetislam.204 Da Gabler im Dezember 1724 starb, übernahm seinen Posten der Fuhrwesensoffizier Josef Röthenhausler.205 Als Kriegskassier stellte Waldtmüller Rechnungen bis am 30.  Dezember 1725 aus, was auf das Enddatum seiner Amtszeit im Banat hindeutet; später war er als Rentamtskontrollor in Brünn (tschech. Brno) tätig.206 1725 wurde das Waldwesen in Bokschan (rum. Bocşa) dem in Möllersdorf bei Wien gebürtigen und 1721 als Eisenhammermeister tätigen Anton Schmidt anvertraut.207 Die Temeswarer Platzmajorstelle des 1725 verstorbenen Johann von Schleret208 fiel an Venzeslaus Jech, der jedoch im Jahr darauf verstarb.209 Da Thomas Halsch nach drei Jahren noch immer nicht Rumänisch konnte, wurde er Schultheis für die im Banat angesiedelten deutschen Familien.210 Die Platzmajorstelle Jechs ging an den in Frankfurt geborenen Johann von Sorge (Lorge), der 1727 wegen Nachlässigkeit bei der Instandhaltung von Festungen jedoch entlassen wurde.211 Gleichzeitig wurde der bis dahin beim Bauamt angestellte Bauschreiber Johann Jakob Molitor, der krankheitsbedingt seinen Posten in Temeswar verließ und in Wien weilte, mit Sigismund Renaty ersetzt.212 Jener, der zuvor in Pavia gelebt hatte, arbeitete in Temeswar bereits als Kriegskanzleidiener und beabsichtigte, seinen Aufenthalt im Banat zu verlängern.213 Molitor, dem 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213

MOL, E303, 2cs, f. 62v. Wettel, Biographische Skizzen, 63. MOL, E303, 19k, Rotulus E: Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 120 / 19 August 1723. Roma, Reformarea administrației, 584–585. MOL, E303, 14k, Rotulus A: Hofreskripte 1717–1740, Eintrag 29 / 23 Juli 1723. MOL, E303, 25k, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt, Eintrag 139 / 2 Dezember 1724. Ebenda, Eintrag 141 / 28 Dezember 1724. MOL, E303, 3cs, Fasz. 1734, f. 63r. Petri, Biographisches Lexikon, 1704–1705. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 2, 977. Ebenda., Bd. 2, 1279. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 132v. MOL, E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 155 / 26 Juli 1727. Ebenda. Eintrag 77 / 5 April 1727; Eintrag 78 / 5 April 1727; Eintrag 100 / 1727. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 4, 2595.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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die Nachricht über diese Postenvergabe missfiel, der aber auf eine finanzielle Unterstützung (Adjutum) angewiesen war und daher um Wiederanstellung ansuchte, wurde eine Stelle in Siebenbürgen in Aussicht gestellt.214 Im Frühjahr 1727 traf Thomas Lederer, der Adjunkt des Hofkriegskanzleiregistrators aus Wien, in Temeswar ein, um die frei gewordene Stelle eines Feldkriegs- und Administrationssekretärs einzunehmen.215 Die Funktion des Oberkriegskommissars wurde 1727 von Jakob Fellner ausgeübt,216 dem Gottfried Wibmer folgte. Um das Pulver- und Salpeterwesen im Banat einzurichten, heuerte Rebentisch den in hessischen Diensten stehenden Artilleriehauptmann Johann Weiß an.217 Zu jener Zeit kam der Arader Metzger Öhler ins Banat, der mit Hilfe der Landesadministration, die ihm Baugrund und -materialien ausfolgte, zu Schipet (rum. Șipet) eine Pferdewechselstation (Kambiatur) errichtete.218 Mercy stellte 1727 den in seinem Haus wohnenden Georg Gottlieb Breitenbach als Feldkriegskanzlist ein.219 Zu den Beamten, die 1727 gestorben sind, zählen Mähringer, Depee, der aus Österreich stammende Kasernenverwalter Christoph Hörmann220 und der Distriktverwalter Reich (Raich/ Roich). Die Stelle des im November 1727 verstorbenen Einnehmers der Bergwerke Orawitz, Franz Anton Friedrich, wurde mit dem Quartiermeister des Regiments Erasmus Starhemberg, Johann Adam Kommeter, besetzt.221 Die Stelle Mähringers erhielt 1728 der im Lande tätige Salzwaagmeister Anton Joseph Weiß, dessen Aufgaben dem aus Pest stammenden und seit Jahren im Banat tätigen Gottlieb Eiserich von Eisenthal übertragen wurden,222 der der Bruder des Obereinnehmers Johann Albert Eiserich von Eisenthal war. 1728 stellte der Distriktsverwalter Gürtler den – dem Namen nach – aus der Dobrudscha stammenden und bis dahin im französischen Regiment Perzini dienenden Dima Dobrudschan als Distriktsamtshusar ein.223 Georg Wilhelm Hagen, dessen Herkunft aus seinem Bewerbungsschreiben nicht hervorgeht, der aber seit Jahren im Banat lebte, bewarb sich um die Buchhalterstelle im Bergwerk von Orawitz,224 doch ging dieser Posten an den ehemaligen Waldmeister von Schmöllnitz, Pe-

214 215 216 217

ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, Februar 1730, f. 53rv und FHKA NHK ABA 6, Feb 1730, f. 52r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1727, f. 3r. MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a: Miscellanea, Eintrag 173 / 1. Januar 1727. MOL, E303, 16k: Rotulus B. c. Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 29 / 22 Januar 1727. 218 MOL, E303, 19k, Rotulus E.a: Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 245 / 2. Oktober 1727. 219 MOL, E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 120 / Juni 1727. 220 Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 2, 1139. 221 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 142v. 222 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Februar 1728, f. 13r–14v. 223 MOL, E303, 09 cs., Eg, f. 6r–8v. 224 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, April 1728, f. 17r–18r.

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ter Zeiller (Zeidler);225 Hagen blieb jedoch in Evidenz der Landesadministration. Mit Zeillers Dekret erhielt auch der aus Neusohl (slowak. Banská Bystrica) gebürtige Josef Pällitsch (auch Ballitsch) seine Bestellung zum Bergmeister im nordserbischen Majdanpek. Nach neun Jahren Tätigkeit in den Bergwerksorten Dognatschka und Orawitz starb er in Fatschet.226 Im Jahr 1728 starben auch der Ingenieur Haring, der aus Monte Szircin stammende Materialschreiber Johann Mondacher und der Gerichtsschreiber Theodor Schmidt. Letzteren löste Karl Ernst Dercum ab, der in der Feldkriegs- und Administrationsexpedition zwei Jahre unbezahlt gearbeitet hatte,227 um sich in der Kanzleiarbeit zu qualifizieren;228 er blieb auf diesem Posten bis zu seinem Tod im Jahr 1744.229 Gerichtsdolmetsch war 1729 noch immer Cserics.230 In jenem Jahr starben Prögl, Heuthaler, Reiner, János Rácz sowie der 1727 in Dognatschka vermerkte Zeugschreiber Johann Michael Niemerfahl. Prögers Stelle wurde durch Kömler (Kemler),231 Leopold Heuthalers Stelle durch den aus Preßburg stammenden Johann Christoph Spindler ersetzt, der damals Bergwerksregistrator in Temeswar war.232 Niemerfahls Stelle erhielt der Majdanpeker »Zeugschreiber« Johann Josef Schwenninger, dessen Aufgabenbereich in Majdanpek Johann Eschpföller, der Schreiber eines Wiener Hofmittelsekretärs, übernahm.233 1729 wanderte auch Johann Strasser aus Ödenburg ein: Er wurde Bürger der Stadt Temeswar und diente als Bauverwalter beim Festungsbau.234 Festungskommandant Wallis wurde nach Hermannstadt (rum. Sibiu) versetzt, wo er das Generalkommando über Siebenbürgen übernahm und von wo er auch die habsburgische Landesadministration in der Kleinen Walachei leitete. Der oben erwähnte Georg Lambrecht Brunner wurde entlassen, weil sein Verhalten gegenüber seinem Vorgesetzten Salbeck, seinem Mitarbeiter Ferdinand Kaiser235 und der Bevölkerung236 zu wünschen übrig ließ und er sein Amt auch schlecht verrichtete.237 Mathias Salbeck resignierte, zog nach Karlsburg und überließ seine Stelle seinem Sohn Jakob.238

225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238

Baróti, Lajos: Adattár Délmagyarország XVIII századi történetéhez. Bd. 1–2, Temesvar, 1898, hier Bd. 1, Teil 1, 20. Petri, Biographisches Lexikon, 70. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Mai 1728, f. 16r. MOL, E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 120 / Juni 1727. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3297. MOL, E303, 2cs, f. 103v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Juli 1729, f. 10rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, Mai 1730, f. 181rv und FHKA, AHK, HF U, VUG 31 B, f. 695r–697r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Juli 1729, f. 12r–13r. Petri, Biographisches Lexikon, 1888. MOL, E303, 25k, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt, Eintrag 209 / 4 Mai 1729. Ebenda, Eintrag 221 / 27 September 1729. Ebenda, Eintrag 201 / 22 Januar 1729. Ebenda, Eintrag 228 / 26 Oktober 1729.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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Was beim Auswerten der Quellen aus dieser Periode ins Auge sticht, ist, dass es Bestrebungen seitens der Landesadministration gab, die lokalen Humanressourcen, insoweit es deren Gesundheit und Amtsführung nahelegte, als Arbeitskraft zu erhalten. Diese Vorgangsweise führte zu einer internen Mobilität des Personals. Um frei gewordene Stellen interimistisch zu füllen, wurden Personen, die bereits im Banat lebten und eine gewisse Immunität gegenüber den Krankheiten und dem Klima hatten und Komfort nicht zur Priorität machten, von einer Station zur anderen versetzt, meist in gleiche oder hierarchisch höhere Positionen. Es gab aber auch Fälle, bei denen die Beamten in niedrigere Ämter rückgestuft wurden. Es gab auch Personen, die entlassen wurden oder von sich aus kündigten und in andere Institutionen eingebunden wurden. Nicht jeder konnte eine geradlinige Karriere haben, und so kam es auch zu Profiländerungen. Wie gezeigt wurde, hing die interne Mobilität auch von den Verhältnissen der Beamten zu ihren Vorgesetzten und zueinander ab. Zu Versetzungen kam es gelegentlich nach Eskalationen am Dienstort, doch reichte manchmal offenbar ein »gutes Wort«, um eine bessere Stelle zu erhalten. Die Mobilität des Personals wurde auch dadurch verstärkt, weil es sowohl im Banat als auch in benachbarten Regionen (in Ungarn, Siebenbürgen, Serbien und in der Kleinen Walachei) Kommissionen gab. Aus diesem Grund bestand zwischen der Aufbau- und Konsolidierungsphase eine gewisse Kontinuität. 2.3 Die Zeit der Konsolidierung (1730–1737) 1730 war Ignaz Mittereiter (Mitterreuther) aus Passau239 Salzgegenschreiber in Temeswar.240 1730 starben Proviantverwalter Jakob Lanzenfeld und Fortifikationsbauschreiber Johann Dominicus Anton Hundsberg, der zunächst durch den im Banat befindlichen Johann Christoph Schaubach und danach durch Johann Baptist Leschitz ersetzt wurde.241 Im selben Jahr starben Rudolf von Kastner, der zum Todeszeitpunkt bereits Rentner war und den Raufelshofen ablöste. Landesauditoriatsfeldwebel Friedrich wurde von dem Razer Fortifikationsschreiber Martin Gundolff ersetzt,242 und der seit 1718 als Fischfangoffizier tätige Bernardi, der 1719 Filialdreißiger, 1720 Gegenhandler, 1724 Fortifikationsbauschreiber in Orschowa und 1726 schließlich Grenzauditor gewesen war, von Dötsch und Lederer. In der Position des Letzteren gelangte der 1721 in der Temeswarer Feldkriegskanzlei zunächst als Kanzlist und ab 1726 als Konzipist tätige Joseph Philipp Zenegg von Scharfenstein (Schechtenstein)243 und in die Position

239 240 241 242 243

Petri, Biographisches Lexikon, 1286. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 3, 2040. MOL, E303, 3 cs, Fasz. 1734, f. 97r. ÖSTA, FHKA, NHK ABA 6, März 1730, f. 119rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, März 1730, f. 123rv.

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Dötschs kam der Feldkriegskommissar Voss aus Frankenstadt (ung. Baja).244 Außer den Todesfällen sorgten für neues Personal auch diverse Versetzungen. Die Stelle des versetzten Wallis ging an Johann Friedrich von Sprung; Wibmer wurde nach Ödenburg berufen.245 1731 erhielt Rebentisch eine neue Anstellung in Hermannstadt; seine Stelle ging an de Jean. Damals kam ein Absolvent eines philosophischen und juridischen Studiums, Josef Ferdinand Fischer aus Österreich, ins Banat und wurde als Amtsschreiber der Kriegs- und Kameralhauptkassa aufgenommen. Aus dieser Position stieg er später zum Mautamtskanzlisten, Pensionskassierer, Interimkassastellvertreter, Provinzialeinnehmer, Salzeinnehmer, Distriktsgegenschreiber und Gegenschreiber mit Distriktleiterkompetenzen in Pantschowa auf.246 1731 stellte der Gegenschreiber Stögmann den aus der Walachei gebürtigen Radul Boureschan als Distriktsamtshusar ein.247 Der ein Jahr zuvor zum Obereinnehmer gewordene Johann Albert Eiserich von Eisenthal verschied. Den Obereinnehmerposten übernahm später der im Banat bereits tätige Josef Friedrich Preßlinger, der aus der Markgrafschaft Burgau stammte.248 1732 suchte Jakob Salbeck um Reiseerlaubnis an, um seinem totkranken Vater in Karlsburg beizustehen.249 Ohne eine Antwort abzuwarten, reiste er ab und entschuldigte sich später.250 Im selben Jahr starben Sprung und Strasser, und ein Jahr danach auch der bis 1722 als Unterdistriktsverwalter und ab dem Zeitpunkt als Oberdistriktsverwalter tätige Christoph Gürtler, der 1727 mit de Jean um die Stelle des Kameralinspektors wettgeeifert hatte. Es verschieden zur selben Zeit auch Feldkriegskanzleidiener Nußbauer, Distriktsverwalter Benedict, der vorher Unterdistriktsverwalter im nordserbischen Golubac gewesen war, und der seit 1718 angestellte Sigmund Bonics. Die frei gewordenen Stellen wurden mit Beamten besetzt, die in den Jahren davor von auswärts ins Banat gekommen waren: Die Stelle Sprungs ging an Engelshofen, die von Nußbauer an Philipp Antler. Ignaz Kempf ging nach Belgrad und Gerardi, der aus Innerösterreich stammte und seit 1718 als Ingenieur Hauptmann diente,251 zog nach Wien.252 Oberkriegskommissar Georg Josef Kitzing, der bereits 1726 im Banat stationiert war,253 wurde nach Österreich versetzt. Später übersiedelte Kitzing jedoch nach Siebenbürgen.254 Die Stelle Kempfs wurde nicht nachbesetzt. Jene von Kitzing ging an 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253

ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, Februar 1730, f. 50v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, März 1730, f. 100v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 23. April 1750, f. 114rv. MOL, E303, 09 cs., Eg, f. 7v. Petri, Biographisches Lexikon, 1495. MOL, E303, 25k, Rotulus G.b: Lippaer Salzamt, Eintrag 259 / 1732. Ebenda, Eintrag 287 / 9 November 1735. MOL, E303, 1cs, Fasz. 1719, f. 35r. MOL, E303, 3cs, f. 7v. MOL, E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 249 / 10 August 1726. 254 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 20, Juli 1749, f. 78r.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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Ferdinand Konrad von Bosch (Posch).255 1733 wurde der Festungskommandant von Neupalanka, Salhausen, als Präsident der habsburgischen Landesadministration in die Österreichische Walachei bestellt.256 Seine Stelle in Neupalanka wurde vom Rittmeister Chabott vom Regiment Caraffa übernommen.257 Im selben Jahr kam Johann Jakob Benedikt von Neffzer aus Ungarn ins Banat und wurde zum Landesadministrationsrat. Ein Jahr später wurde auch der »orientalische« Grenzdolmetsch Ludwig de Saim, der in Orschowa dem Grenzdolmetsch Johann Daniel Rosenthal258 nachgefolgt war, in die Österreichische Walachei transferiert. Ihn löste der »Sprachknabe« Josef Petro Schwachheim ab,259 der aus Konstantinopel kam.260 1734 war der aus Eisenstadt gebürtige261 und 1730 im Lippaer Salzamt angestellte Siegfried Franz Scherübel Gegenschreiber des Distrikts Tschakowa.262 1734 starben der Landesadministrationspräsident Mercy, der Waldbereiter Grämer, der Stadtleutnant Jungnickl, der Feldkriegskommissar Wimber (Wimmer) und der Buchhalter des Mautoberamts Adam Reisch, der vor dem Mandat im Banat beim Neoaquistischen Mautdirektorium eingesetzt gewesen war. Mit Ausnahme Mercys, dessen Stelle im Herbst 1734 an den Wiener Johann Andreas Hamilton fiel263, und Reischs, dessen Nachfolger, Jakob Kovaschitz, ein Studienabsolvent, der ursprünglich als Akzessist bei der Ungarischen Kammer in Preßburg gearbeitet hatte264 und zu jener Zeit in Szeged als Dreißiger beschäftigt war, wurden die übrigen Stellen mit Beamten besetzt, die bereits im Banat lebten. Die Stelle Wibmers wurde durch den Quartiermeister des Regiments Lobkowitz, Johann Christoph Schütz,265 und die von Jungnickel durch Mathias Franckh vom Regiment Fürstenbusch besetzt. 1735 wurde Johann Philipp Dättl aus Mähren als Platzmajor nach Orschowa versetzt; er hatte sich in Neapel »distinguiert«.266 Dessen Verwendung bezweckte, dem 1733 bestellten Festungskommandanten Engelhardt, dem Nachfolger Engelshofens in

255 Petri, Biographisches Lexikon, 932. 256 Papacostea, Șerban: Oltenia sub administrația austriacă (1718–1739). București 1998, 253 sowie Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 4, 2726. 257 Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1, 30. 258 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 139r. 259 Baróti, Adattár Bd. 1, Teil 1., 31. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Juli 1734, f. 117rv. FHKA, NHK, ABA 7, Juli 1734, f. 116r. 260 MOL, E303, 3cs, Fasz. 1734, f. 84r. 261 Familienbuch der Gemeinde Bokschan (Bocșa) 1745–1910, Hg. v. Horst Dieter Schmidt u. a.. Erbach 2013, hier Bd. 16/1, 498. 262 Petri, Biographisches Lexikon, 1674. 263 Er reiste im Oktober 1734 ins Banat. Siehe: WZ Nr. 82 vom 13. X. 1734, 7. 264 ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 974r. 265 MOL, E303, 3cs, Fasz. 1734, f. 40r. 266 MOL, E303, 3cs, Fasz. 1735, f. 193r.

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Orschowa,267 der inzwischen erkrankt war, Unterstützung zu bieten.268 In jenem Jahr kam Ingenieur Josef Bliemel, der in Wien, Prag (tschech. Praha) und Lignitz gedient hatte, ins Banat.269 Zu den damals Verstorbenen zählten: Dr. Nikolaus Dolfin, Franz Xaver Eyersperg, der, mit den Regimentern angereist, ab 1728 Platzmajor in Temeswar gewesen war270 und ab 1729 bis zu seinem Tod Engelshofen als Kommandant in Pantschowa nachfolgte;271 der Kriegskommissar und Administrationsrat Engermann; der Mauteinnehmer Frey; der Steuereinnehmer Daimbling; der Mauteinnehmer Pelzer (Belzer), Distriktsverwalter Praith (Preit/Breith); Feldkriegskommissar Josef Peter Rupp, der 1724 noch Offizier des Generalkriegskommissariats in Szeged gewesen war.272 Ebenso 1735 vertrat der in Saragossa geborene und im Türkenkrieg mit dem Regiment Alcaudete ins Banat gekommene Juan de Escotti den abwesenden Engelshofen, der ab 1733 Titularkommandant der Festung Temeswar geworden war,273 1737 dann zum Festungskommandanten in Orschowa, 1738 jedoch als Hofkriegsrat nach Wien berufen wurde.274 Das Kommando an der Donau übernahm Oberst Röhrenberg.275 Die Stelle Dolfins bekam Dr. Guttenberg, der von der Armee am Rhein ins Banat kam.276 Den Schauplatz kannte er bereits, da er 1727 in dieser Region und auch in der Kleinen Walachei als Kontagionsarzt tätig gewesen war.277 In die Kleine Walachei wurde der bereits 1730 zum Feldkriegskonzipisten vorgerückte Georg Gottlieb Breitenbach278 als Administrationskonzipist versetzt. Umgekehrt wurde der zu Craiova stehende Konzipist Wetstein von Westerheimb anstelle Breitenbachs übernommen.279 Für die Mautamtskonzipistenstelle war zwar der Mautoberamtsbuchhalter Johann Michael Schuszter vorgesehen, der 1734 noch als Expeditor tätig war,280 doch bekam sie im Oktober 1737 Ferdinand Theodor von Quise,281 der Jus studiert und danach eine 267 Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1., 29. 268 Ebenda, 33. Engelhard resignierte 1738 altershalber und übergab das Orschovaer Kommando dem Obristen Burghard von Korneuburg. Dazu Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1., 40. 269 ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 972r. 270 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Juli 1728, f. 10 r. 271 Petri, Biographisches Lexikon, 377. 272 MOL, E303, 9k, Eintrag 199 / 28 März 1724. 273 Die Aufgaben, die Escotti 1735 ausübte, sind spezifisch für das Ressort des Festungskommandanten. Er sandte nach Wien Berichte über den Truppenstand, über die Fortifikation, die Urlaubserteilung und die Garnisontabelle. MOL E303, 17k, Rotulus C. a. General-Commando 1732–175. Ebenda, Eintrag 91 / Dezember 1735. 274 Petri, Biographisches Lexikon, 1486. 275 MOL, E303, 27k, Rotulus P.y: Turcica und Wallachica, Eintrag 1 / 16 April 1738. 276 MOL, E303, 3cs, Fasz. 1735, f. 137rv. 277 MOL, E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 155 / 26 Juli 1727. 278 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, Juni 1730, f. 313r. 279 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, März 1735, f. 240r–241r; MOL E303, 3 cs, Fasz. 1735, f. 175r. 280 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3388. 281 ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 31 B, f. 809rv; ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, April 1737, f. 1377rv; ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, 1191 rv, 1196r.

Personalmanagement aus der Perspektive des Personals

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Praxis beim Reichshofrat in Wien absolviert hatte. Danach wanderte er nach Ungarn aus und arbeitete, ehe er schließlich ins Banat kam, dort als Dreißigstwesen-Praktikant unter der Aufsicht der Brüder Konrad und Benedikt von Neffzer.282 Schuszter wurde jedoch alsbald zum Mautoberamt Belgrad versetzt, wo er noch vor 1739 verstarb.283 1736 wurde Platzmajor Dättl durch Johann Kapoll ersetzt, der vormals in Porto Ercole (Toskana), in Neapel und dann in den Erbländern eingesetzt gewesen war.284 Für die Aufbewahrung des Holzes wurde im Jahre 1736 der bis dahin beim Regiment Hamilton als Fahnensattler wirkende Johann Kaspar Frühwirt im Dienste der Landesadministration aufgenommen.285 1736 starben der Platzleutnant Frankh, der Kriegskommissar Höften, der seit 1721 amtierende Distriktsverwalter Johann Michael Stremberger und der Gegenschreiber Anton Haan. Die Stelle Franckhs ging an Nikolaus Georg Leist, der einem stationierten Regiment entstammte. Der Auditor des Regiments Cordova, Franz Seyringer wurde 1736 zum Landesadvokaten.286 Die Distriktstellen Strembergers und Haans wurden mit lokalen Beamten besetzt. 1737 wurde der Temeswarer Oberamtsbuchhalter Markovitz als Kameralpräfekt nach Szeged versetzt.287 1737 wurde der seit 1733 beim ungarischen Mautwesen tätige Adam Kleiner zum Buchhalter des Mautoberamts.288 Im selben Jahr bekam der Mautamtsschreiber von Tarvis (ital. Tarvisio), Egyd Georg Wuntscher, der sich für die Salzeinnehmer- und Mautkontrollorstelle in Orschowa beworben hatte,289 die Stelle als Kanzlist der Temeswarer Mautoberamtsdirektion.290 Die Kanzlistenstelle, um die Wuntscher einkam, wurde infolge der Beförderung Karl Heinz Heinrichs von Peacsevics zum Expeditor frei. Dieser Posten wurde disponibel, nachdem de la Pierre die Salzeinnehmer- und Mautkontrollorstelle in Orschowa bekommen hatte, die mit plötzlichen Tod Johann Fichts aus der Kleinen Walachei unbesetzt war.291 1737 wurde der Mauteinnehmer im slawonischen Poschega (kroat. Požega), Andre Entl, nach Tschanad versetzt und statt seiner der Esseger Mautoberamtskanzlist Johann Preßmann dahin bestellt.292 Im Jahre 1737 starben in der Banater Verwaltung der Kontrollor Preßlinger, der Kassenverwalter Johann Marx Reisenbichler, der Salzwaagdiener Ludwig Mahler,

282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292

ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Februar 1737, f. 1194rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Oktober 1744, f. 30r. MOL, E303, 3 cs, Fasz. 1736, f. 305r. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 972v. MOL, E303, 3 cs, Fasz. 1736, f. 351r und ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 971v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, April 1737, f. 1349rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 16, Juli 1746, f. 26r–27r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Februar 1737, f. 1179rv und f. 1184r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Dezember 1737, f. 1738rv. Ebenda, f. 1738rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Februar 1737, fol. 1190r.

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der Salz- und Mauteinnehmer Johann Lorenz Penzler (Benzler), der 1736 angestellte Kriegskommissar Mohrenfeld sowie Christoph Fink, ein Bediensteter der Post und Kambiatur. Die in den Distrikten befindlichen Stellen wurden mit dortigem Personal aufgefüllt. Die Stelle Finks wurde mit Joseph Wimmer besetzt, der bis zu seinem Tod (1749) im Banat blieb. Die Stelle Reisenbichlers ging an den Kriegskassier von Belgrad, Franz Paul Lang,293 der im 1737 ausbrechenden Krieg mit den Osmanen Akten der Serbischen und Banater Administration nach Temeswar brachte.294 2.4 Die Jahre des Krieges (1737–1739) 1737 stiegen die Habsburger in dem 1736 zwischen Russland und dem Osmanischen Reich ausgebrochenen Krieg ein, der für die Banater Administration katastrophale Folgen hatte. Um die einsatzbereiten Regimenter zu leiten, wurde im Dezember 1737 Wilhelm Reinhard Graf von Neipperg, Generalfeldzeugmeister und Gouverneur zu Luxemburg, ins Banat beordert.295 Der plötzliche Tod des Banater Gouverneurs Hamilton, der sich seit 1735 in Wien befand, hatte seine Ernennung in diesem Amt notwendig gemacht. Die ersten Militäreinsätze fanden noch außerhalb des Banats statt. Nach Operationen in der benachbarten Walachei schleppte das Regiment Grüne in die Festung Temeswar die Pest ein.296 Die kranken Soldaten versorgten die örtlichen Stabschirurgen297 und der aus Wien gebürtige Bruder Dr. Thobias Dolfin, der bis 1735 in Orschowa arbeitete und ab 1737 als Stadtphysicus (Stadtarzt) von Temeswar agierte.298 Die Todesfälle betrafen auch mehrere Mitarbeiter der Verwaltung; so starben an der Pest der Tschanader Verwalter Christoph Müller und der Gegenschreiber Johann Endl.299 Im Frühjahr 1738 fielen osmanische Truppen in das Banat ein und belagerten Orschowa und Mehadia. Hinter der Front spielten sich dramatische Ereignisse ab, denn einerseits versuchten die Eindringlinge, mit Versprechungen, Lebensmittelverteilung und Rekrutierungen gegen Sold die lokale Bevölkerung für sich zu gewinnen, andererseits verübten sie Brandschatzungen und Hinrichtungen von Einheimischen, um sie zum Gehorsam zu zwingen. Eine solche Vorgangsweise erzeugte viele Flüchtlinge,

293 294 295 296

Ebenda, f. 1164r. MOL, E303, 4 cs, Fasz. 1739, f. 194r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 7, Dezember 1737, f. 1761r. Hammer, Anton von: Geschichte der Pest, die von 1738 bis 1740 im Temeschwarer Banate herrschte. Ein aus glaubwürdigen Quellen geschöpfter Beitrag zur Geschichte dieses Landes. Hg. v. Walther Konschitzky und Costin Feneșan. Erding 2011, 28–29. 297 Ebenda, 28. 298 Petri, Biographisches Lexikon, 339. 299 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1101r.

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denn viele Familien aus der Donaugegend und dem Banater Bergland, wo die Osmanen massiv präsent waren, flohen Richtung Temeswar oder Ungarn. Im Frühjahr 1738 brach im Süden des Banats wegen der hohen Steuern ein Aufstand der Bauern aus, der sich rasch ausbreitete, wobei sich der Zorn des von ihren Dorfknesen angeführten Landvolks gegen die Beamten richtete. Unter ihnen gab es Leute wie die Distriktsverwalter Nikolaus Sonnenberg300 und Kralik,301 die schon zu Beginn ihrer Karriere für ihre Strenge gegenüber den Untertanen bekannt und dafür sogar von den Mitgliedern der Landesadministration kritisiert worden waren. Zum Zeitpunkt der Rebellion leitete Kralik die südlichen Distrikte des Banats Pantschowa, Neupalanka und Tschakowa.302 Ob er den Tumult der Bauern zu verantworten hatte, ist unklar, denn es gab auch Stimmen, die Neffzer und dessen Steuerpraxis als Grund anführten. Die Landesadministration kam jedenfalls zu dem Schluss, dass der Temeswarer Distriktverwalter Josef Schmidt und sein Gegenschreiber für den Ausbruch des Tumults in drei Distrikten verantwortlich zu machen seien.303 In seinem Bericht an den Hofkriegsrat nannte Festungskommandant Engelshofen allerdings keine Namen; er meinte lediglich, die Exzesse mancher Beamter bei der Kontributionseintreibung sei die Ursache für die Aufregung.304 Um ihr Leben fürchtend, verließen auch wohl gelittene und von der Bevölkerung ihres Distrikts geachtete Beamte wie der Distriktsverwalter Georg Plasch ihre Posten, da er nicht wissen konnte, welche Bedrohung die aufgebrachten Menschen bedeuteten. Unter den fliehenden Bürokraten gab es auch solche, die mit einer Ausreiselizenz ausgestattet waren, und solche, die keine Zeit gefunden hatten, um derartige Genehmigungen einzuholen. Ein Großteil des Personals flüchtete nach dem Aufenthalt in der Kontumaz (Quarantänestation), der sicherstellen sollte, dass sie nicht mit Pest angesteckt waren, und der aus Eigenmitteln zu bezahlen war, nach Ungarn. Während z. B. Unger305 und Kovaschitz306 in Szeged blieben, flüchteten Distriktsverwalter Kralik gar bis nach Raab.307 Plasch308 begab sich nach Pest und der Administrationsbuchhalter Georg Wilhelm Hagen mit Einverständnis der Landesadministration nach Ofen.309 Weitere Beamte wie der Amtsschreiber Johann Kaspar Perl,310 der Amtsschreiber Jo-

300 MOL, E303, 19k, Rotulus E.a: Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 66 / 28 Februar 1722. 301 MOL E303, 16k, Rotulus B.c: Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, Eintrag 75 / 2 April 1727. 302 Petri, Biographisches Lexikon, 1012. 303 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1103v. 304 Feneșan, Administrație, 125. 305 MOL, E303, 4cs, Fasz. 1739, f. 3r. 306 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1099. 307 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1099r. 308 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1102r. 309 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1109v. 310 MOL, E303, 4cs, Fasz. 1739, f. 35r.

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hann Iglseder311, der Gegenschreiber Ignaz Kolb, der Distriktsverwalter Josef Schmidt312 und der Kassaverwalter Lang313 zogen sogar vor, bis nach Wien auszuweichen. Manche Bedienstete kamen bis nach Mähren, wie der Unterverwalter Benedikt Harbecke314 oder der Mautschreiber Johann Schimmelbach, der dort seine alten Freunde aufsuchte.315 Distriktsverwalter Randwig, der bei der Kameralsdministration in Ungarn gearbeitet hatte und 1728 in Karansebesch als Praktikant aufgenommen worden war, stieg 1731 zum Amtsschreiber auf und wurde 1733 Unterverwalter in Lippa. Im August 1738 war Randwig mit dem »großen Haufen des Herrn von Neffzer« nach Ungarn geflüchtet. Seine hochschwangere Ehefrau war an der Pest erkrankt und starb unterwegs. Das auf der Flucht geborene Kind überlebte jedoch und kam in die Kontumaz Kecskemét, wo Randwig mit drei Dienstboten ankam. Die Kontumaz lag auf einem Feld, weshalb die Reisenden unter dem freien Himmel übernachten mussten. Nach Temeswar konnten und durften sie nicht zurück, so dass Randwig ins Reich übersiedelte.316 Nicht alle Beamten flohen nach Ungarn, Österreich oder noch weiter westwärts; es gab auch Personen, die sich 1738 nach Großwardein (rum. Oradea) zurückzogen, wo sie ihre Aktivität fortsetzten, sofern sie dorthin ihr Gehalt zugewiesen bekamen. Dies traf z. B. zu auf den in Nachfolge von Josef Pondt im Banat wirkenden317 Dolmetsch Johann Cserics (Cherich), den Gerichtsschreiber Dercum, den Gerichtswebel Vorckh, der Klotz in diesem Amt nachgefolgt war, und den Profos Liegerer.318 In der Kriegszeit waren diverse Anweisungen an das vor Ort gebliebene Personal notwendig. Im September 1738 wurde der aus Bamberg stammende Wolfgang Pfautsch, der zuvor als Kontrolleur des Bauschreibers Josef Reiter in Temeswar gearbeitet hatte,319 als neuer Mauteinnehmer nach Kanischa (serb. Kanjiža) versetzt.320 Der Unterverwalter von Tschakowa, Sonnenberg, befand sich im September 1738 in Titel, am Zusammenfluss der Theiß mit der Donau,321 und wusste nicht wohin. Er schrieb der Landesadministration, ihm entweder ein Schiff zur Fortbringung seiner Bagage zurück nach Tschakowa zu schicken oder ihm die Erlaubnis zu erteilen, nach Fünf-

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MOL, E303, 4cs, Fasz. 1739, f. 55r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, Februar 1740, f. 147r–152r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, April 1739, f. 844r–845r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1103r. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 976v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, f. 601r–604r. Im Ortsfamilienbuch ist er bereits 1723, jedoch in der Form »Gerich« angeführt. Siehe Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 2, 811; 1728 ist er immer noch in dieser Position. Dazu MOL, E303, 2cs, f. 103v. 318 MOL, E303, 4cs, Fasz. 1739, f. 20r. 319 MOL, E303, 5cs. f. 305r. 320 MOL, E303, 24 k, Rotulus F.e: Kanischaer, Becser, Margaer und Oppovaer Mauth-Amt, Eintrag 21 / 12 September 1738. 321 Griselini, Încercare de istorie, 100.

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kirchen zu reisen, um nach seinem Erbteil zu sehen.322 Schließlich entschied er sich jedoch zurückzukehren, und teilte am 1. November mit, dass er sich auf seine Station verfügen und sein Amt wieder aufnehmen werde.323 Die Landesadministration missbilligte in ihrer Antwort vom 8. November 1738 jedoch die Flucht Sonnenbergs und schrieb seinem Oberverwalter Buchleitner, ihn wieder in den Dienst aufzunehmen. Er sollte mit Johann Georg Lutsch zusammenarbeiten,324 der Unterverwalter im nordserbischen Negotin gewesen war.325 Von diesem südlich der Donau gelegenen und an die Osmanen verlorenen Distrikt flüchtete Lutsch nach Tschakowa, wo er als Gegenschreiber eine Anstellung fand.326 Aus Negotin geflohen, kamen auch der Verwalter Johann Koller in Betschkerek und Gegenschreiber Adam Stögmann in Szeged unter.327 Als Gegenschreiber Johann Kerle zur Armee abberufen wurde, bekam seine Stelle der aus dem verloren gegangenen Golubac gekommene Gegenschreiber Maximilian Habich.328 Verwalter Sonnenberg wurde von der Landesadministration als einer eingestuft, der ohne Not sein Amt verlassen hatte. In dieselbe Kategorie fiel auch Distriktverwalter Joseph Schmidt, der trotz allen Ermahnens zu verbleiben, aus der Sicht der hinterbliebenen Beamten ebenfalls ohne Grund geflüchtet war.329 An seiner Stelle wurde provisorisch der aus dem serbischen Golubac vertriebene Distriktsverwalter Johann Märckl angestellt, der trotz der von antihabsburgischen Räuberbanden ausgehenden Gefahr gute Dienste geleistet hatte.330 Auf die Stelle von Gegenschreiber Lorenz Dostal, der aus der Sicht der Landesadministration ebenso ohne Not geflüchtet war, wurde Ernst Schickelgruber eingesetzt, weil er stets in seinem Amt geblieben war und gute Dienste geleistet hatte.331 Es gab Beamte, die sich aus guten Gründen von gefährdeten in weniger gefährliche Distrikte begaben. Ein solcher war z. B. der Gegenschreiber Ignatz Muschka, der von Karansebesch nach Tschakowa flüchtete.332 Unterdistriktsverwalter Johann Mayer hatte in Karansebesch hingegen ausgeharrt, ehe er vom Feind aus seinem Amt vertrieben wurde; daraufhin zog er nach Neupalanka und fand dort wieder eine Anstellung; hernach soll er von den Osmanen jedoch überfallen und enthauptet worden sein.333

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MOL, E303, 19k, Rotulus E.a: Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 127 / 13 September 1738. Ebenda, Eintrag 129 / 1 November 1738. Ebenda, Eintrag 131 / 8 November 1738. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Mai 1738, f. 275r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1102v. Ebenda, f. 1102v. Ebenda, f. 1101v. Ebenda, f. 1103v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1739, f. 1121v. Ebenda, f. 1104v. Ebenda, f. 1100r. Ebenda, f. 1100r.

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Auch der Gegenschreiber des Distrikts Orschowa soll während der Belagerung der Insel umgekommen sein.334 Zu den in der Kriegszeit als verstorben vermerkten Beamten zählen der Unterverwalter des Temeswarer Distrikts Johann Burger, der Neupalanker Distriktsverwalter Joseph Weiß und der Unterverwalter des Werschetzer Distrikts, der angeblich von Räubern erschossen worden ist. Um sein Leben zu retten, soll sich der Unterverwalter des Temeswarer Distrikts Paul Boney im Banat incognito aufgehalten und versteckt haben.335Andere Beamte kamen mit dem Leben davon und wurden in den Gebieten, die von den Osmanen nicht behauptet wurden, eingesetzt. Distriktverwalter Saffran z. B. wurde 1738 vom Feind aus seinem Amt in Karansebesch vertrieben und flüchtete zunächst außerhalb des Banats, kehrte jedoch noch während des Krieges zurück. Da Karansebesch zu unsicher war,336 wurde er im Distrikt Lugosch beschäftigt. In diesem Distrikt ereignete sich eine Premiere: In ein Amt wurde ein Rumäne zugelassen, in dem nie zuvor ein Einheimischer tätig gewesen war: Petrasko, der 1738 schon 12 Jahre lang Oberknes war und im Krieg gute Dienste geleistet hatte, bot sich angesichts der rebellierenden Untertanen als Amtsträger an, weshalb er zum Unterverwalter im Lugoscher Distrikt aufstieg.337 Je nach Entfernung vom Standort gab es jedoch auch Beamte, die nach Temeswar oder Belgrad flohen, da die Festungsmauern mehr Schutzgefühl als unbewehrte Dienstorte boten. Allerdings gab es auch Verwalter, die der Gefahr trotzten und an ihren Standorten zurückblieben, wie z. B. der Kassaschreiber Johann Ferdinand Fischer oder der Salzwaagmeister Ignaz Mittermayer.338 Ein Teil des Personals trat noch im Spätjahr 1738 zurück, worauf im Januar 1739 die Hofkammer die Landesadministration beauftragte, den geflüchteten Bediensteten eine Frist von fünf bis sechs Wochen ab Briefempfang für ihre Rückkehr einzuräumen, da sonst ihre Suspendierung erfolge.339 Viele kehrten daher im Frühjahr 1739 an ihre Dienstorte zurück, manche hingegen stark verzögert. Im letzten Kriegsjahr schlugen in Hatzeg (rum. Haţeg) stationierte oder aus Temeswar angerückte kaiserliche Truppen340 den Aufstand in 50 Dörfern brutal nieder.341 Viele der Aufständischen flüchteten über das Gebirge nach Serbien342, wurden dort aber von der unter dem Kommando des Hauptmanns Stanischa Markowitz stehenden Nationalmiliz liquidiert.343

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Ebenda, f. 1102v. Ebenda, f. 1103v–1104v. Ebenda, f. 1100r. Ebenda, f. 1102r. MOL, E303, 25k, Rotulus G. b. Lippaer Salzamt, Eintrag 308 / August 1738. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Januar 1739, f. 701rv. Surdu, Bujor: Răscoala populară antihabsburgică din Banat (1737–1739). In: Studii și materiale de istorie medie 2 (1957), 289–344, hier 318–319. 341 WZ vom 11. II. 1739, 6. 342 WZ vom 11. II. 1739, 6. 343 WZ vom 14. II. 1739, 7; WZ vom 18. II. 1739, 6; WZ vom 28. II. 1739, 6; WZ vom 18. III. 1739, 7.

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Angesichts der instabilen Verhältnisse musste der Wiener Hofkriegssekretär Christian von Schubert ins Banat kommen, um die Stelle des nach Wien versetzten Feldkriegs- und Administrationssekretärs Zenneg zu übernehmen.344Am 21. März 1739 beauftragte die Hofkammer die Landesadministration, wonach alle geflüchteten Beamten, die sich legitimieren könnten, wieder anzustellen seien.345 Um die Situationen bei der Rückkehr zum Dienst zu illustrieren, bietet sich wieder der Fall Randwigs an, der den Brief der Landesadministration im Reich bekam. In seiner Antwort ersuchte er um »Extension« des Rückkehrtermins und bekam hierfür bis April 1739 ein Unterhaltsgeld. Da sein Dienstplatz zum Zeitpunkt seiner Rückkehr besetzt war und er vernahm, dass ein paar Beamte demnächst entlassen werden sollten, bat er um seine Wiederanstellung.346 Iglseder, der mit anderen Dienstleuten nach Temeswar zurückkam, ließ die Landesadministration durch einen Brief wissen, dass er von der Hofkammer zurückgeschickt worden sei, und bat um Erlaubnis, in die Festung eingelassen zu werden.347 Ab 1738 wurde im Banat eine große Anzahl von Bediensteten aufgenommen, die im Königreich Serbien und in der Kleinen Walachei beschäftigt gewesen waren und durch Abtretung dieser Länder an das Osmanische Reich nun keine Posten mehr hatten. Das Personal aus jenen Distrikten, die in die Hände der Türken gefallen waren und nach dem Friedensvertrag von Belgrad ins Osmanische Reich wieder eingegliedert wurden, fand in der Regel eine Aufnahme. 1738 stellte de Jean den aus serbischem Gebiet stammenden und bis dahin unter Hauptmann Donaj gestandenen Stanko Stepanovith als Distriktshusar ein348 – eine Praxis, die auch 1739 eine Fortsetzung fand: Im Jahr darauf übernahm Distriktsverwalter Johann Paul Krammer nämlich Radivoi Minovith, den Sohn des unter Witowsky dienenden Hauptmanns Nino, als »Distriktspandur«,349 und analog ging es Anton Jura, der vor Kriegsausbruch in der Walachei dem Vornik Rauch als Husar gedient hatte.350 In September 1739 wurde Neipperg, der in Belgrad mit den Osmanen einen unautorisierten Frieden abgeschlossen hatte, seiner militärischen Funktion enthoben. Seinen Kommandoposten übernahm interimistisch Feldmarschall Baron von Seher,351 der im August in der Schlacht bei Pantschowa gefochten hatte.352 Noch im selben Monat wurde das Banater Kommando jedoch dem ehemaligen Festungskommandanten

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ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, August 1738, f. 494r. Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1, 48. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, f. 601r–604r. MOL, E303, 4 c.s, Fasz. 1739, f. 55r. MOL, E303, 9 cs., Eg, f. 6r–8v. Ebenda, f. 6r–8v. Ebenda. WZ vom 30. IX. 1739, 7. WZ vom 8. VIII. 1739, 13–14.

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von Belgrad, August Jakob Heinrich von Suckow, übergeben,353 der auch die mit der militärischen Leitfunktion verbundene Präsidentenstelle der Landesadministration übernahm. 1739 versicherte die Landesadministration dem vermutlich aus Leutschau (slowak. Levoča)354 stammenden und vor 1737 im nordserbischen Fetislam tätigen Mauteinnehmer Kullmann, dass er im Banat Aufnahme finde;355 bis zu seinem Tod war er dann Mauteinnehmer in Kanischa.356 Als 1739 in Preßburg der Kameralaktuar der Banater Landesadministration, Spindler, starb,357 bewarben sich für seine Stelle drei Personen: 1. der Temeswarer Mautamtskanzlist Theodor Ferdinand von Quise; 2. Joseph Hueber, der als Konzipist und Expeditor der Bergwerke in Temeswar zwei Jahre zuvor die Aktuariatsstelle statt Spindler interimistisch versehen hatte; 3. Johann Josef Thür, der seine Karriere mit einer juridischen Praxis als Solizitator in Wien begonnen hatte und dann nach Serbien ging, wo er zunächst als Bediensteter der Belgrader Post, als Kanzlist der serbischen Mautamtsdirektion und Mautamtskontrolleur zu Prjnavor (Serbien) arbeitete. Danach stand er sechs Jahre lang als Distriktvorsteher zu Vasiova im Dienst. Mit dem Einfall der Türken in Serbien im Jahre 1738 hatte er die Stelle aufgeben müssen und die Funktion des Kameralgespans im Batscher Distrikt innegehabt. Es gab vier weitere Bewerber. Ludwig André von Schölheimb, der seine Karriere 1718 in Preßburg begonnen hatte, 1721 nach Serbien gegangen war, wo er bis 1739 in der Belgrader Buchhaltung arbeitete, und der ehemalige Postamtskontrollor aus Belgrad, Ludwig Herkules von Marburg.358 Angesichts dessen, dass Quise und Hueber, die das Land besser kannten als Thür, Marburg und Schölheimb, und auch deswegen, weil eine kaiserliche Resolution die Wiedereinstellung ehemaliger Banater Beamter vor anderen Bewerbern vorsah, wurde Hueber zum Aktuar gewählt, da Quise keine Empfehlung erhalten hatte.359 Zu Kriegsende wurde »Feldkriegskanzleiexpeditionskonzipist« Anton Böhsing, der vor seinem Mandat im Banat bei der Hofkriegskanzlei in Wien gearbeitet hatte, auf seine Bitte hin nach Siebenbürgen versetzt.360 Auch der Landesadministrationsrat de Jean bat die Hofkammer um Erlaubnis, das Banat verlassen zu dürfen, wofür den Ausschlag seine Erfahrungen in dieser Zeit und die Sorge um die Zukunft seiner Kinder gaben. Er verfügte sich nach Preßburg und wurde dort Rat der ungarischen Hofkammer. An seine Stelle kam der in Freiburg am Breisgau geborene Josef Ignaz 353 MOL, E303, 4cs, 1739, f. 318r–319v. 354 Dort wohnten seine Eltern. Siehe ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Februar 1744, f. 38v. 355 MOL, E303, 25k, Rotulus J a. Cameral Cassa / b. Temesvarer Cameral Zahlamt, Eintrag 299 / 27. Mai 1739. 356 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Februar 1744, f. 40r. 357 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Juni 1739, f. 929r. 358 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, August 1740, f. 563r–566r. 359 Ebenda, f. 568r–569r. 360 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Juni 1739, f. 929r.

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Viechter von Grueb, der zuvor Rat in der Kleinen Walachei gewesen war. Um dieselbe Zeit wurde Johann Franz Hänkre, ein Kanzlist des Belgrader Mautoberamts, im Banat in derselben Position aufgenommen,361 ehe er als Provinzialpraktikant und Mauteinnehmer arbeitete. Im selben Jahr bewarb sich auch der Salzwaagmeister von Gradiška, Leopold Kirchstätter, für eine beliebige Verwendung in Ungarn, Siebenbürgen oder dem Banat; seit 1703 war er in Militär- und Kameraldiensten gestanden und mit der Abtretung Serbiens an die Osmanen postenlos geworden.362 Die Hofkammer schrieb ihm am 1. Dezember 1739, dass ihm die Reiselizenz ins Banat erteilt werde und er ab 1740 die Stelle eines Salzeinnehmers bekomme.363 Kirchstätter musste zuvor aber die Kontumaz (Quarantäne) aufsuchen,364 da die Pestepidemie, die im Banat als beendet galt, in Ungarn und Slawonien noch immer wütete. Einige habsburgische Bedienstete aus Serbien und der Walachei fanden auch an der Theiß-Maroscher Militärgrenze Verwendung, die als Schnittstelle zwischen Ungarn und dem Banat galt. Da der bei dem dortigen Grenzauditoriat angestellte Schreiber kündigte, bekam der Schreiber des serbischen Grenzauditoriats, Matthias Jell, diesen Posten.365 Nach dessen Tod übernahm der Schreiber des walachischen Grenzauditoriats Ludwig Pezolt seine Funktion.366 Auch der nach dem Krieg aus Serbien angereiste Kaspar Mathäus Wießler wurde als Mautoberamtskanzlist aufgenommen. Im Banat aufgewachsen, war er mit seinem versetzten Stiefvater, dem Mautamtsbuchhalter Johann Michael Schuszter, nach Belgrad mitgegangen, wo Wießler eine Zeit lang im Mautwesen tätig gewesen war.367 Andere Staatsdiener wie Ludwig Andreas Schölheimb, der Grundbuchhalter Belgrads, hatten zunächst kein Glück, im Banat aufgenommen zu werden, sondern erst Jahre später. 2.5 Die Dekade des Wiederaufbaus (1740–1750) 1740 war der seit 1727 kontinuierlich als Unterverwalter im Banat tätige Nikolaus Bertholdi tot; im Frühjahr dieses Jahres starben auch Johann Cserics und Christoph Johann Schaubach.368 Im März 1740 starb auch Suckow, dessen Stelle ein Jahr lang unbesetzt blieb, bis sie Engelshofen übertragen bekam. Im Mai 1740 übernahm Administrationsdolmetscher Joannes Brancovics die Stelle von Cserics.369 Im Juni 1740 starb

361 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Dezember 1744, f. 41rv. 362 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Oktober 1739, f.  1279r; ÖSTA, FHKA NHK ABA 11, Januar 1741, f. 46r–47r. 363 MOL, E303, 4cs, Fasz. 1739, fol. 348r. 364 Ebenda, fol. 358r. 365 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, Mai 1740, f. 384r. 366 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, Dezember 1740, f. 1096r. 367 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Oktober 1744, f. 30r. 368 Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 4, 2771. 369 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, Mai 1740, f. 396r.

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der aus Böhmen stammende Oberdistriktsverwalter, Nikolaus Gerübel,370 der 1738 Provisor zu Vasiova und Rudnik (Serbien) und 1739 Bauschreiber in Belgrad gewesen war. Einen Monat später bewarben sich der Banater Bergwerksbuchhalter Karl Franz Summer,371 der Jahre zuvor in Serbien tätig gewesen war, und der ehemalige Buchhaltungsoffizier in Belgrad, Franz Fichtner, für die durch die Entlassung Georg Wilhelm Hagens frei gewordene Buchhalterstelle. Die Entscheidung fiel auf Fichtner, der sich in Wien befand. Summer, der wegen seiner Gesundheitsprobleme in den Bergwerksstollen keinen Dienst mehr ausüben konnte, wurde im September 1740 als Buchhaltungsoffizier nach Siebenbürgen versetzt.372 Damals wurde auch der Steuereinnehmer Ferdinand Őr, der ursprünglich beim Militär als Offizier gedient hatte, von Bokschan nach Ungarn versetzt, doch verstarb er auf dem Weg zu seiner neuen Kontumazdirektorstelle.373 Ebenfalls 1740 wurde der Lippaer Waldbereiter Augustin Friedrich Ott, der seit 1737 im Banat tätig war, wegen Unvereinbarkeit seiner Zugehörigkeit zum Protestantismus aus dem kaiserlichen Dienst entlassen. Ohne jegliche Subsistenzmittel wandte sich Ott im September an die Neoacquistische Subdelegation und bat um ein Gnadengeld, um seine Heimreise antreten zu können.374 Franz Xaver Rätsch von Neuhof, der 1736 als Schreiber beim Salzamt in Sziget (rum. Sighetul Marmației) und ab 1739 als Schreiber der Feldkriegskanzlei in Hermannstadt beschäftigt war375, fungierte 1740 als Mautoberamtskanzlist in Temeswar; sieben Jahre später wurde er Expeditsamtsschreiber.376 Am 5. Oktober starb Oberverwalter Kralik, wodurch eine Distriktsstelle frei wurde377, die allerdings erst zwei Jahre später mit dem seit 1713 in kaiserlichen Diensten stehenden Anton Karl Gebauer besetzt wurde. Jener stammte aus Freudenthal (pol. Bruntál) in Schlesien378 und war in jungen Jahren zum Militär gegangen, wo er »von der Pique auf« diente. Ab 1735 »Kovornikus« (Mitrichter)379 im Distrikt Romanaţi (Kleine Walachei), vermittelte er bei den Grundstreitigkeiten zwischen dem dortigen Adel (Bojaren) und den orthodoxen Klöstern. Diese Aufgabe setzte Rumänisch-Sprachkenntnisse voraus, die Gebauer besaß.380 Danach diente er in Siebenbürgen, von wo er 1742 ins Banat kam.381

370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381

ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 12, September, f. 28r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, f. 609r–610v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, September 1740, f. 617rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Mai 1744, f. 80r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 10, September 1740, f. 775rv und f. 784r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 16, Juli 1746, f. 28r–33r; MOL, E303, 15k, Eintrag 176 / 16 Oktober 1751. MOL, E303, 24k, Rotulus F. a., Maut-Ober-Amt (Temesvar) und andere Mautämter, Eintrag 234 / 22 August 1747. MOL, E303, 19k, Rotulus E. a., Csakovaer Districts-Verwalteramt, Eintrag 203 / 5 November 1740. Schreiben Gebauers vom 21. Juni 1747 an Maria Theresia. Dazu MOL, E303, 5cs, f. 256r–257r. Distriktsmitarbeiter in der Kleinen Walachei. Für Details zu den Amtsaufgaben eines »Vornic« siehe Papacostea, Oltenia, 253. MOL, E303, 5cs, f. 256r–259v. MOL, E303, 5cs, f. 259rv.

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1741 nahm der Orschowaer Distriktsverwalter Krammer den aus Nikopol stammenden Arnauth Palko als Distriktshusar auf, der vor dem Krieg gegen die Osmanen in der Walachei als Fiskalbeamter gearbeitet hatte.382 Im Januar jenes Jahres starben Johann Anton Dismas von Rosenegg,383 der vor 1731 als Praktikant Rebentischs und ab dann Buchhaltereioffizier gewesen war, sowie Johannes Adam Zwick, der vor 1739 in Majdanpek und danach in Neu Moldowa (rum. Moldova Nouă) als Bergwerksverwalter gearbeitet hatte. Zwischendurch als Kontumazkommissar in Mehadia beschäftigt,384 hatte er bei der Sprengung der Festungsmauern von Belgrad teilgenommen, die vor der Übergabe an die Osmanen notwendig geworden war. Ab 1741 arbeitete der zwischen 1729 und 1739 in Belgrad angestellte Franz Joseph Waldfortner385 als Waldmeister im Banat.386 Im März 1741 wurden frei gewordene Stellen mit ehemaligen Beamten aus den Distrikten Golubac und Negotin nachbesetzt,387 die vor dem Krieg zur Banater Landesadministration gehört hatten. Aus dieser Richtung kam auch Unterverwalter Anton Ficklscher, der nun im Banat als Mauteinnehmer sein Unterkommen fand. Im April desselben Jahres wurde der Dolmetscher Peter Joseph Schwachheim nach Wien versetzt und durch Franz Xaver Michael Schmidt aus Belgrad ersetzt.388 Franz von Redl, ein ehemaliger Administrationsrat in Belgrad, empfahl sich der Protektion des Banater Administrationspräsidenten,389 doch taucht er in den Quellen zwei Jahre später als Administrator zu Szeged auf.390 1742 starb der 24 Jahre zuvor (1718) als Filialist angestellte und zum Mauteinnehmer aufgestiegene Johann Seiverth.391 Der Mauteinnehmer Elias Nußdorfer wurde von Tschanad nach Opovo versetzt, dessen Posten nun der dortige Mauteinnehmer Johann Seidl übernahm, der ursprünglich als Brückenmautner in Belgrad gedient hatte.392 Der Reinigungskommissar Johann Schimmelbach aus Böhmen393 wurde entlassen, da die Pestepidemie ausgelaufen war.394 Im März 1743 wurde Andreas von Redecher, der beim Einmarsch der preußischen Truppen in Schlesien seine dortige Stelle als Regierungsrat verloren hatte, als zweiter Kameralrat beschäftigt.395

382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395

MOL, E303, 9cs, Eg, f. 6r–8v. Ortsfamilienbuch Temeschburg Stadt 1718–1861, Bd. 4, 3170. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 12, 1741, 31b–32. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 12, Mai 1741, f. 2rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 11, Juli 1741, f. 1rv. – MOL, E303, 13cs, f. 53v. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 11, Juni 1741, f. 1rv. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 11, April 1741, f. 25r. MOL, E303, 25k, Rotulus J a., Cameral Cassa / b. Temesvarer Cameral Zahlamt / K a. Comitats, Freystädte und sonstige privat Correspondenzen, Eintrag 397 / 31 August 1741. Ebenda, Eintrag 457 / 28 März 1743. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Dezember 1744, f. 39r. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 14, Oktober 1744, f. 21v. Petri, Biographisches Lexikon, 1690. MOL, E303, 25k, Rotulus H: Contumaz zu Mehadia und Pancsova, Eintrag 68 / 20 Dezember 1743. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 13, März, f. 90r–104v.

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Die durch den Tod von Landesauditor Franz Joseph Müller von Freiburg,396 Mauteinnehmer Johann Seidl (Seydl),397 Salzwaagdiener Schindler398 und Gerichtswebel Vorckh frei werdenden Stellen wurden mit im Banat tätigen Beamten nachbesetzt. Eine davon – Vorckhs Posten – fiel an seinen Sohn, der im Banat aufgewachsen war, seinen Vater in dessen Amt zeitweilig vertreten hatte und seine Mutter und fünf Geschwister versorgte.399 Im selben Jahr wurde auch Antoni Tossi im Banat angestellt, der vor 1739 Kasernenverwalter in Belgrad und während des Österreichischen Erbfolgekrieges Mauteinnehmer in Bayern gewesen war.400 Auch Kaspar Füllgraf von Schöndorf, der seine Jugend in Wien verbracht hatte, als Waisenkind ohne Subsistenzmittel jedoch relativ jung zum Militär gegangen war, wurde als Mauteinnehmer aufgenommen; 1739 war er in der Kontumaz Szigetvár beschäftigt gewesen. Mit der Aufhebung dieser Quarantänestation im Jahr 1740 hatte er seine Stelle verloren und wurde mehrmals auf Wartelisten gesetzt.401 Da er jedoch keine einschlägigen Erfahrungen hatte, erwies er sich für diese Stelle alsbald als ungeeignet.402 Im Jahr 1746 kam es zu mehreren Todesfällen. Es starb Johannes Christoph Winckler,403 der 1732 als Praktikant angefangen hatte und ab 1734 als Kasernenverwalter, Verpflegs- und Proviantverwalter tätig gewesen war. Ebenso starben auch Nikolaus Philipp Sonnenberg, der es zum Distriktsverwalter gebracht hatte, und Georg Unger, der ab 1732 als Amtmann gedient hatte und 1746 mit viel Geschick zum Kassenverwalter aufstieg. Zu den Toten gehörte auch Karl Ruprechtshofen,404 der Oberkriegskommissar war, Johann Friedrich Weigand,405 ein Feldkriegskanzlist seit 1730,406 sowie Martin Lichtenstein, der 1718 als Unterverwalter und später auch als Waldbereiter agierte. Ungers Stelle kam an Franz Paul Ujvári, einen Kriegskassier des Ungarischen Insurrektionskorps in Schlesien. Kurz vor 1747 starben auch der Distriktsverwalter und Salzeinnehmer Georg Arazin, der seine Karriere 1733 in Golubac begonnen hatte, und der Distriktsverwalter Niedermayer, der einem Freikorps angehört hatte. Die Stelle Arazins übernahm der lokale Salzeinnehmer Caret. Im März 1747 starben der Festungskommandant Escotti, dessen Position zunächst der Platzmajor Mathias de

396 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 3, 2083. 397 MOL, E303, 24 k, Rotulus F. a., Maut-Ober-Amt (Temesvar) und andere Mautämter, Eintrag 160 / 17 April 1745. 398 MOL, E303, 25k, Rotulus G. b. Lippaer Salzamt, Eintrag 406 / November 1745. 399 Schreiben Luchsenfelds u. a. vom 4 Januar 1747 an die Landesadministration (MOL, E303, 5cs, f. 5r). 400 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 15, September 1745, f. 32rv. 401 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 15, Mai 1745, f. 71r–74r. 402 MOL, E303, 24 k, Rotulus F.a, Maut-Ober-Amt TM und andere Mautämter, Eintrag 183 / 6 September 1745. 403 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3619. 404 Petri, Biographisches Lexikon, 1623. 405 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3533. 406 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, Juni 1730, f. 313r.

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Carol übernahm, ehe ihn im Juni 1747 der von der italienischen Front kommende Ansbacher Imanuel Lorenz von Vogtern ablöste, der ein Jahr zuvor Festungskommandant in Mailand gewesen war.407 Für 1750 ist Trautzer408 als neuer Platzmajor bekannt, dem alsbald Theilliers aus Peterwardein folgte.409 Im Juni 1747 verordnete die Hofdeputation in Banaticis, Transsylvanicis et Illyricis dem zum Landesauditor gewordenen Franz Seyringer, bei der Einrichtung der Grenzregimenter in Syrmien und Slawonien Engelshofen zu begleiten und dort die Justizordnung einzuführen. Um Seyringer im Banat zu vertreten, wurde der vormals in Peterwardein tätige und aus Klima- und Gesundheitsgründen von dort versetzte Auditor Johann Andree Dohlen von Morisette bestimmt.410 In demselben Jahr wurden mehrere Bedienstete aus Bayern in die Banater Buchhalterei entsendet: Die vorgesehenen »Officianten« Ludwig Andreas Schöllheimb, Franz Karl Peundtner und Johannes Fürst hatten vor ihrer Abreise vier Monate lang in der Hofbuchhalterei in Wien eine Einschulung erhalten.411 Im selben Jahr wurde Johann Dobmayer, ein Absolvent des juridischen und philosophischen Studiums, der in Wien bei dem Kameralrat von Luxenfeld eine Praxis gemacht hatte und bei der Erstellung von Referaten für die Kaiserin mitwirkte412, als Salzwaagdiener in Lippa bestellt413, wo er eine Zeit lang als Schreiber des Mauteinnehmers Jakob von Salbeck arbeitete.414 Im Oktober 1747 wurde der Landesauditor Schirner nach Kaschau versetzt.415 Um die zivilen und strafrechtlichen Prozesse, die in jener Zeit im Banat zugenommen hatten, besser abwickeln zu können, wurde in Dezember 1747 der in Szeged angestellte Landesauditor Arnold Ernst Godefried von Schaumburg nach Temeswar versetzt.416 Im Jahr 1747 starb Josef Wimmer, der 1737 Bediensteter der Post- und Kambiatur in Karansebesch417 und 1747 »Kambiaturist«418

407 Roma, Vasile Ionuț: Personalmanagement und Anstellungsverfahren in den ersten Regierungsjahren Maria Theresias und im Mandat Ferdinands von Kollowrat bei der Hofdeputation in Banaticis, Transsylvanicis und Illyricis am Beispiel der fürs Banat zuständigen Hofstellen und des Rats der Temeswarer Landesadministration, In: Vocația istoriei. Studii în memoria profesorului Nicolae Bocșan. Hg. v. Ligia Boldea und Rudolf Gräf. Cluj-Napoca 2017, 92–156, hier 131. 408 MOL, E303, 17k, Eintrag 538 und Eintrag 539 / Mai 1750. 409 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3304. 410 MOL, E303, 5cs, f. 221rv. 1747 war er interimistisch angestellt. 1748 wurde er wirklicher Landesauditor. Dazu ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 19, September 1748, f. 18r–20r. 411 MOL, E303, 5cs, f. 403r. 412 MOL, E303, 5cs, f. 2v. 413 MOL, E303, 5cs, Rotlus 1747, f. 3r. 414 MOL, E303, 25k, Rotulus G. b. Lippaer Salzamt, Eintrag 431 / 22 Oktober 1749. 415 MOL, E303, 17k, Eintrag 291 / 12. Oktober 1747. 416 MOL, E303, 5cs, f. 665r. 417 MOL, E303, 26k, Rotulus M: Buchhalterei, Eintrag 95 / 21 März – 20 April 1737. 418 Angestellter einer Pferdewechselstation.

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in Monostor (Mănăștiur) war. Die Kambiaturstelle419 wurde zunächst von seiner Frau weitergeführt, die hierfür aus der Kameralkassa ein Einkommen bezog.420 Zu den Todesfällen im Jahr 1748 gehörten Josef Ignaz Viechter, der Unterdistriktsverwalter Christoph Randwig, der Fortifikationszimmermeister und Bauamtsmeister Niklas Josef Widmesser, dessen Vater in den Matriken der Stadt Temeswar als Zimmermann eingetragen ist,421 die Mauteinnehmer Kernhofer und Josef Keindl,422 der Provizialkommissar Wenzel Rössler423 sowie der Provinzialeinnehmer Ignaz Schwarzbach.424 Anstelle Schwarzbachs wurde der lokale Bergwerkskassier Johann Georg Kunstmann herangezogen.425 Den Posten von Viechter erhielt in Februar 1748 Maximilian Ruschischka von Rosendorf, der in seiner Jugend in Wien als Konzipist der Universalbankalität gearbeitet hatte, dann eine Zeit lang in Belgrad gedient hatte und bis 1745 als Kameralarat und Bankrepräsentant im schlesischen Breslau (poln. Wrocław) tätig gewesen war.426 1748 wurden weitere Bedienstete von der Besatzungsadministration in Bayern ins Banat entsendet:427 Wolfgang Kaspar Spengler, Philipp Leonhard Lechner, Adalbert Schoiber und Jakob Heinrich sowie Honorius Demelmayer. Die Sterbefälle in der Verwaltung von 1749 waren Oberdistriktverwalter Johann Schubert, Ignaz Weigl (1741 Kriegskanzleischreiber,428 1743 Feldkriegskanzlist429 und bis 1745 Provinzialpraktikant430), der aus der Walachei stammende Mautüberreiter Kornia Ursul und der Mauteinnehmer Simeon Zinzarovich, der Zeugschreiber von Orawitz Franz Xaver Rock,431 der Mauteinnehmer Johann Peter Tresbeau und Mauteinnehmer Heinrich Pejacsevics. 1749 diente der aus dem nordserbischen Radujevac bei Negotin ins Banat angereiste Radul Seleskul als Mautüberreiter beim Mautamt in Kanischa.432 1750 starben Landeskommissar Kaiser,433 Fortifikationsschreiber Schubert, Distriktsverwalter Saffran und der Salzwaagdiener Philipp Zang. Kaspar Diestl, der seine Karriere als Grenzkanzleiadjunkt in Orschowa vor 1740 begonnen hatte und dann Fortifikationsfuhrwesensfourier und Landesadvokat gewesen war,434 wurde 1750 nach 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434

Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3615. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 21, September 1749, f. 279v. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3592. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B. f. 998r. Petri, Biographisches Lexikon, 10–11. Ebenda, 1792. Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1, 80. Roma, Personalmanagement, 135. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 18, Januar 1748, f. 105rv. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 5, 3534. MOL, E303, 13cs, f. 56r. MOL, E303, 13cs, f. 60r. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 4, 2647. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 21, September 1749, f. 293v. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 2, 1370. ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, VUG 30B, f. 972rv.

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Ofen (ung. Buda) versetzt. An seine Stelle kam Oberstleutnant Sully aus Siebenbürgen.435 In jenem Jahr gab der in Peterwardein angestellte Salzeinnehmer Ernest Frumwald seinen Posten auf,436 arbeitete drei Jahre später jedoch als Transportoffizier437 und wurde danach Unterdistriktsverwalter in Rekasch (rum. Recaş).438 Schaumburg wurde nach Kaschau versetzt, während der Generalauditorleutnant Johann Franz Kostka aus Slawonien439 und der in Szeged wohnende Karl Findeisen440 ins Banat versetzt wurden. 2.6 Die Jahre der Reform (1751–1753) Zwischen 1751 und 1753 wurde die aus Militär- und Kameralbeamten zusammengesetzte Landesadministration auf zivile Prämissen gestellt. Engelshofen blieb zwar weiterhin Präsident und kommandierender General, doch wurden die zwei Funktionen im September 1751 voneinander abgekoppelt.441 Die alten Räte wurden ausgetauscht und durch neue Beamte ersetzt, zu welchem Zweck am 29. September 1751 der im Banat tätige Provinzialkommissar Plasch und der in Slawonien tätige Landesauditor Johann Franz Kostka als Räte aufgenommen wurden. Im Oktober 1751 erging an Regierungsrat Johann Franz Peuger von Buige ein Dekret, nach Wien zu kommen, womit er zum ersten Administrationsrat ernannt wurde.442 Im selben Monat wurde Lorenz Immanuel von Vogtern versetzt. Seine Festungskommandantenfunktion wurde dem Wiener Franz Leopold von Thürheimb übergeben, der sich nicht mehr in die Ziviladministration einzumischen hatte. 1752 wurde dieser ehemalige Feldkriegskanzlist aus Peterwardein jedoch als Administrationssekretär übernommen. Johann Sebastian de Soro übernahm die Festungskommandantenstelle.443 Mithin kam es zu einem minimalen Zuwachs von außen. Mit der Ernennung des Grafen Francesco Ramond de Villana Perlas zum ersten zivilen Administrationspräsidenten fand die Reform ihr personalgeschichtliches Ende.

435 MOL E303, 17k, Rotulus C. d., Fortifikations- und Vestungsbaudirektion, Eintrag 75 / 9 April 1750. 436 MOL E303, 25k, Rotulus J a. Cameral Cassa; b. Temesvarer Cameral Zahlamt  / K a. Comitats, Freystädte und sonstige privat Correspondenzen, Eintrag 634 / 21 April 1750. 437 Ebenda, Eintrag 735 / Mai 1753. 438 ÖSTA, FHKA, NHK, BA 67, f. 621rv. 439 Roma, Personalmanagement, 143. 440 Ebenda, 143. 441 Ebenda, 148. 442 Ebenda, 149. 443 Roma, Reformarea administrației, 149–150.

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3 Soziale Herkunft, Sozialstand und gesellschaftlicher Werdegang 3.1 Die Präsidenten der Landesadministration Die Präsidenten der Landesadministration gehörten, als sie im Banat ankamen, dem gehobenen Adelsstand an: Vier von ihnen waren Grafen und zwei im Freiherrenstand. Claudius Florimund de Mercy (1666–1734) entstammte einer Familie, die ihre Besitztümer in Lothringen, in der Gegend um Longwy, hatte. Sein Großvater, Baron Francois de Mercy, war im Rang eines Generals in bayrischen und habsburgischen Diensten gestanden. Aus dessen Ehe mit der Deutschen Magdalena von Flachsland ging Sohn Pierre hervor, der im heiratsfähigen Alter eine Ehe mit Marie Christine d’Allamont einging. Damals war Pierre noch Baron; den Grafentitel erlangte er erst später.444 Auch Marie Christine entstammte adeligen Verhältnissen, denn sie war die Tochter des Barons Florimond d’Allamont und der Anne Marguérite d’Argenteau. Ihr Vater war General445 und Gouverneur in Pont-à-Mousson gewesen.446 Aus dieser Ehe gingen Claudius Florimund de Mercy447 und seine Schwester Anna Franziska de Mercy hervor.448 Claudius schlug schon in jugendlichem Alter eine Militärlaufbahn ein und stieg dank seines erfolgreichen Einsatzes schnell vom Volontär zum General auf und übernahm die administrative Funktion des Gouverneurs im Banat. Diese Funktion war mit viel Verantwortung verbunden und brachte ihm zu der ohnehin hohen Gage eines Generals ein jährliches Zusatzeinkommen ein449, mit dem sich Mercy einiges leisten konnte. Seine aufwendige Lebensweise sorgte allerdings für Gerüchte, und auffällige Kritik finden sich in den Briefen Alexander Johann Kallaneks und Franz Samuel Rebentischs. Privat interessierte sich Mercy zeit seines Lebens vor allem für landwirtschaftliche Zusatzeinkommen, da Dominien zum adeligen Dasein gehörten und die landwirtschaftlichen Erträge ein standesgemäßes Leben absicherten. Bereits 1721

444 Kallbrunner, Josef: Ein Lothringer als Träger deutscher Kultur im Banat. Vorschau auf ein Lebensbild des Grafen Claudius Florimund Mercy. In: Schicksalswege am Oberrhein. Beiträge zur Kultur und Geistesgeschichte, zur Wirtschafts- und Staatenkunde. Hg. v. Paul Wentzcke. Heidelberg 1952, 167. 445 Coleccion de los tratados de paz de espana reynado de Carlos II, Parte I, Madrid, 1751, 635. 446 Dictionnaire de la Noblesse, 2. Edition, Tome 10, Paris, 1775, 59–60. 447 Bertholet, Jean: Histoire Ecclesiastique et civile du duché de Luxembourg et comte de Chiny, Teil 3, Tom 6, Luxemburg, 1743, 281; Dictionnaire de la Noblesse, 2. Edition, Tome 10, Paris, 1775, 59–60. 448 Kolb, J. B.: Historisch-statistisch-topographisches Lexikon von dem Großherzogthum Baden, 1. Bd., Karlsruhe, 1813, 288. Anna Franziska Freiin von Mercy war die Mutter des Generals Franz Marquard Leopold von Frankenstein und des späteren Bischofs von Tschanad (Banat), Eusebius Anton Adalbert Freiherr von Falkenstein. Dazu: Simpliciana. Schriften der Grimmelshausen-Gesellschaft. Bern – Berlin, 31 (2009), 493. 449 MOL, E303, 2cs, f. 62v; ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Januar 1728, f. 128r.

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äußerte Mercy gegenüber der Hofkammer daher sein Anliegen, einige öde Dörfer zu bevölkern und ihr Ackerland bebauen zu lassen. Für den damit verbundenen Aufwand fragte er nach den Ertragschancen. Der Boden im Banat gehörte damals dem Kaiser als oberstem Landesherrn und wurde durch die Wiener Hofkammer verwaltet. Die Hofkammer ging auf eine Vereinbarung ein, wonach die zugeteilten Dörfer nach Mercys Tod an den Fiskus zurückfallen sollten.450 Während seines Mandats im Banat erwarb Mercy den Titel eines kaiserlichen Rats, den er 1722 führte, als er das ungarische Indigenat bekam.451 Bei der Verleihung, mit der die Aufnahme in die ungarischen Stände verbunden war, hatte Mercy zu schwören, die Traditionen und die Landesverfassung zu respektieren.452 Das Indigenat gab Mercy das Recht, im benachbarten Ungarn Landgut zu kaufen, was dazu führte, dass er 1722 etliche Dominien im Komitat Tolna erwarb453 und so dort der größte Grundherr wurde.454 Im Banat pachtete er auf Lebenszeit u. a. das als Maierhof dienende Dorf Kerestur mit den zugehörigen Prädien. Die Hausbedürfnisse, die Unternehmungen und standesspezifischen Freizeitbeschäftigungen Mercys (z. B. das Jagen) erforderten viele Angestellte, zu welchem Zweck er Privatadministratoren,455 Kämmerer,456 Diener,457 Bäcker,458 Gärtner,459 Fuhrleute,460 Stallknechte461 und Jäger462 unterhielt – Bedienstete, die keiner qualifizierten Beschäftigung zugeordnet werden können.463 Alle jene waren Einwanderer und stammten aus Ortschaften wie Steyr und Gaden in Österreich, Oppenheim und Muntzgarten in Böhmen oder aus Württemberg, der Pfalz, Franken und Bayern. Einige waren jung und ledig, andere waren verheiratet und hatten Kinder. Wie die Heirats- und Taufeinträge zeigen, suchten sie gesellschaftliche Beziehungen unter ebenbürtigen Bediensteten aus anderen Haushalten – z. B. mit Gärtnern, aber auch mit Postmeistern und Gastwirten. Mercy willigte in eine Reihe von Taufpatenschaften ein, um die er gebeten worden war. Die unter seiner Patenschaft getauften Kinder trugen in der Regel einen seiner

450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463

MOL, E303, 1cs, Fasz. 1721, f. 108r–109v. MOL, A 57 Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri Regii, 34k, 1/1722, f. 1. MOL, A 57 Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri Regii, 33k / 1719–1721, f. 561. MOL, A 57 Magyar Kancelláriai Levéltár, Librii Regii, 34k / 1722–1724, f. 3. Példány, Első: A németek letelepedése Tolna Megyében a török hódoltság után (1695–1725). Phil. Diss., Pecs 1978, 13. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 1, 600. Ebenda, Bd. 5, 3388. Ebenda, Bd. 1, 593 passim 602 sowie Bd. 5, 3465. Ebenda, Bd. 2, 867. Ebenda, Bd. 5, 3513. Ebenda, Bd. 1, 301 und Bd. 2, 1023 sowie Bd. 5, 3369. Ebenda, Bd. 1, 757. Ebenda, Bd. 1, 583 und Bd. 4, 2643. Ebenda, Bd. 1, 445 passim 639 sowie Bd. 3, 2107.

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Vornamen. Das war ein allgemeiner Brauch, der auch aus anderen Patenschaften in Beamtenfamilien ersichtlich wird. Die Personen, die auf dieser Art und Weise die Nähe Mercys aufsuchten, waren der Temeswarer Landesauditor Franz Caspar Baum und der Schwiegersohn Rebentischs, Hauptmann Ignaz Döhringer. Mercy war offenbar ein aktiver Mensch, der für seine Karriere und seine Vorhaben viel Zeit aufwandte. Obwohl er nicht davor scheute, seine wohlmöglich auch nur platonische Sympathie für die in Temeswar lebende Frau Weinzierl, die an seinem Namenstag einen Ball veranstaltete464, dem Rat Rebentisch kundzutun, blieb er sein Leben lang ledig und hatte keine leiblichen Nachkommen. Seine Prädien im Banat vielen nach seinem Tod (1734) wieder an die Hofkammer zurück, die sie erneut verpachtete.465 Seine Mobilien und die Rechte über seine Besitztümer im Komitat Tolna gingen im Oktober 1734 an seinen Neffen,466 den Oberst Ignatz Karl Augustinus de Mercy-Argenteau, über, den der General am 27. August 1723 adoptiert hatte.467 Da Mercy weit weg von seinem Dienstort, auf einem Schlachtfeld bei Parma, starb, wurde sein Leichnam in der Kathedrale von Reggio beigesetzt. Der Nachfolger Mercys als Gouverneur des Banats, Johann Andreas von Hamilton (1679–1738), entstammte einer schottischen Adelsfamilie aus Abercorn. Sein Vater, Jakob von Hamilton (Sohn des Grafen von Abercorn Alexander Hamilton und von Elisabeth Bedingfield, die nach der Hinrichtung des Königs aus dem Hause Stuart als dessen ehemalige Parteigänger Schottland verlassen mussten), war mit Sophia, Baronesse von Weichs, die Ehe eingegangen und hatte mit ihr zwei Töchter und einen Sohn – den 1769 in Wien geborenen Johann Andreas.468 Dessen als Landvogt zu Burgau dem Haus Habsburg dienende Vater wurde im Jahre 1695 in den Reichsgrafenstand aufgenommen469 und war 1703 neben dem Hofkriegsratspräsidenten Eugen von Savoyen und dem Hofkammerpräsidenten Gundacker Thomas von Starhemberg einer der 34 Wür-

464 Mercy schrieb Rebentisch 1725, dass Frau Weinzierl, »ein liebes Kätzchen«, zur Ehrung seines Namenstages ein prachtvolles Diner und einen Ball organisiert habe, wobei die Ballteilnehmer im Vivat-Ruf den Namen Rebentischs erwähnten. Dazu MOL, E303, 16k, Rotulus B. c. Korrespondenz mit dem Hofkammerrat Baron von Rebentisch, 110 / 2 November 1725. 465 MOL, E303, 3cs, Fasz. 1734, f. 52r. 466 MOL, A 57 Magyar Kancelláriai Levéltár, Librii Regii, 37k, f. 258–259. 467 MOL, A 57 Magyar Kancelláriai Levéltár, Librii Regii, 37k, f. 220. 468 In der Geschichtsschreibung zirkulieren zwei Varianten zur unmittelbaren Deszendenz Johann Andreas Hamiltons. Eine Variante präsentiert ihn als Sohn Jakobs von Hamilton. Die zweite Variante präsentiert ihn als Sohn Alexanders von Hamilton und als Bruder Jakobs. Die Abstammung von Alexander wird durch das Geburtsdatum Johanns Andreas von Hamilton (1679) in Frage gestellt. Die Abstammung von Jakob wird durch dessen Testament in Frage gestellt, wo Johann Andreas nicht erwähnt wird. Andreas übermachte in seinem Testament nicht an die Nachfolger Jakobs, sondern einem Offizier namens O’Donell. Das Siegel Andreas’ von Hamilton (ANR, DJANT, CGB, P13-3) ist dem Adelsbrief der Reichsgrafen von Hamilton (Siehe: ÖSTA, AVA, Adel RAA, 168.19) nachempfunden einen Titel, den Alexander nicht hatte und erst Jakob erwarb. Das ist ein Indiz für die Deszendenz von Johann Andreas von Jakob, dem Landvogt zu Burgau. 469 Das Wappen befindet sich im Österreichischen Staatsarchiv: ÖSTA, AVA, Adel RAA, 168.19.

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denträger, die die Pragmatische Sanktion (Pactum Mutuae Successionis) bezeugten.470 Da Jakob nach dem Tod Sophias (1687) im Jahre 1701 eine zweite Ehe mit Maria Franziska Gräfin von Rindsmaul, Tochter des Statthalters in Graz, einging, hatte Andreas Stiefgeschwister.471 Sein Bruder, Julius Franciscus Xaverius von Hamilton, wurde 1708 Kammerherr und Reichshofrat,472 und sein Vater bekam 1709 den Titel eines Rates in Wien,473 was den gesellschaftlichen Status der Familie jedoch nicht änderte. Johann Andreas Hamilton blieb im Grafenstand und starb nach einer erfolgreichen Karriere, die ihn kurzfristig (1735/37) ins Banat brachte,474 kinderlos in Wien (1738), wo er in der Schottenkirche beigesetzt wurde. Wie Hamilton war der dritte Gouverneur des Banats, Wilhelm Reinhard von Neipperg (1684–1774), beim Antreten seines Mandats Reichsgraf, doch war er nicht in jenem Stand geboren worden. Sein Vater Eberhard Friedrich von Neipperg war kaiserlicher Feldmarschall, der nach der Niederschlagung des Kuruzzenaufstandes den Verhandlungen in Sathmar 1711 beiwohnte.475 Die Mutter Willhelms, Margaretha Lucretia von Hornberg, starb schon ein Jahr nach seiner Geburt. Der Vater Eberhard Friedrich, der neben dem Militärdienst das Amt eines Gouverneurs in Philippsburg und die Würde eines Direktors der Ritterschaft in Schwaben bekleidete, ging 1690 eine zweite Ehe mit Eva Dorothea von Kochendorf ein. Im Unterschied zu Mercy und Hamilton, die ihre Grafentitel über ihre Väter bekamen, erwarb sich der als Freiherr geborene Wilhelm Reinhard ein Jahr nach dem Tod seines Vaters den Reichsgrafentitel selbst (1726),476 wobei für den sozialen Aufstieg seine Leistungen und die seiner Vorfahren eine wichtige Rolle spielten.477 Aus der 1726 geschlossenen Ehe mit Gräfin Maria Franziska Theresia, Tochter des Rats und Kämmerers Franz Ferdinand Anton Khevenhüller zu Aichelberg, gingen 1727 die Tochter Josepha Juliana Christiana, 1728 der Sohn Leopold Joseph Johannes Nepomuk und 1738 die Tochter Maria Wilhelmina Josepha hervor. Die Töchter heirateten standesgemäß, während Leopold Joseph später als Kämmerer, Hofrat und Minister am spanischen Hof tätig war.478 470 Siehe: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Pactummutuaesuccessionis17030913-deutscheUeber setzung.htm (20.03.2019). 471 Wissgrill, Franz Karl: Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels vom Herrenund Ritterstande vom 11. Jahrhundert bis auf jetzige Zeiten, 4. Bd., s. l., 79–80. 472 Gauhen, Johann Friedrich: Des heiligen Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Leipzig 1740, 755. 473 WZ vom 24. IV. 1709, 10. 474 Schwicker, Johann Heinrich: Geschichte des Temeser Banats. Historische Bilder und Skizzen. Grosz-Becskerek 1861, 332. 475 Regele, Oskar: Die Schuld des Grafen Reinhard Wilhelm von Neipperg am Belgrader Frieden 1739 und an der Niederlage bei Mollowitz 1741. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 7 (1954), 373. 476 Bezüglich seines Wappens siehe ÖSTA, AVA Adel RAA 290.60. 477 Regele, Die Schuld, 374. 478 Neues Genealogisch-Schematisches Reichs- und Staats-Hand-Buch für das Jahr 1762. Frankfurt a. M. 1762, 269.

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Die letzten Gouverneure aus dem Militärstand, August Jakob Heinrich von Suckow und Franz Anton Leopold Ponz von Engelshofen, waren, als sie ihr Mandat antraten, Freiherren. Jakob Suckow (1690–1740) stammte aus Kitzerow in Pommern, und seine Eltern waren Joachim von Suckow, der im Dienste des Herzogs von Pommern stand, und der Freiin Modestia, Schwester des preußischen Ministers Ernst Graf Metternich.479 Im Unterschied zu seinem Bruder Christoph, der sich für eine zivile Karriere entschied und in der Heimat blieb, zog Jakob von Suckow die äußerst mobile Militärkarriere vor. Obwohl er seinen Anteil am Familienlehen bekam und weitergab, dürfte das Erbrecht Christophs Jakob dazu veranlasst haben, eine nicht ungefährliche Laufbahn einzuschlagen. Nach vielen Auslandseinsätzen heiratete er am 5. Mai 1723 in Naumhof die Tochter des Oberstallmeisters Oberst Friedrich Lebrecht von DamnitzNaumhof, Rathel Friederica. Sein Schwiegervater stieg bis 1732 zum Hofmarschall und Kriegsrat im Fürstentum Sachsen auf.480 Nach dessen Tod wurde Suckow Herr über die Herrschaft in Naumhof;481 ab Juli 1734 trug er den Titel Freiherr.482 Sechs Jahre später starb jedoch auch Jakob von Suckow in Temeswar. Tochter Modesta Sophia und die Witwe ließen seinen Tod in den Matrikeln ihrer Heimatkirche eintragen,483 wogegen sein Leichnam in der Elisabeth-Bastei der Festung Temeswar beigesetzt wurde. Nach einer Interimsperiode (März 1740 bis Mai 1741), während der die Temeswarer Administration von den Räten Juan de Escotti und Joseph Ignaz Viechter von Grueb geleitet und in Wien über die Ernennung des nächsten Gouverneurs debattiert wurde, folgte als Administrationspräsident Franz Ponz von Engelshofen (1692–1761). Jener war der Sohn des Feldkriegsapothekers Johann Sigmund Ponz, der 1690 geadelt und 1698 als Edler in den Reichsritterstand aufgenommen worden war;484 um 1700 hatte jener gar das ungarische Indigenat erhalten.485 Die Mutter von Franz Leopold hieß Rosina und war Freiin von Gimnich. Die Familie Engelshofen hatte auch Land in Székelyhíd (Komitat Bihor). In Wien geboren,486 belegte Franz Leopold humanistische Studien und andere Fächer und praktizierte auch Militärübungen;487 später betrieb er auch juridische Studien. Ins Banat kam er 1716 während des Krieges gegen die Osma-

479 Kneschke, Ernst Heinrich: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon im Verein mit mehreren Historikern, Bd. 9. Leipzig, 109. 480 Wahrhafte und Acten-mäßige Facti Species betreffend das von Weyland Sr. Hoch-Fürst Durch. Herrn Herzog Friedrich II zu Sachsen Gotha (…) 1734, 61. 481 Feilitzsch, Heinrich Erwin Ferdinand von: Zur Familiengeschichte des deutschen insonderheit des Meissnischen Adels von 1570 bis 1820. Kirchenbuch-Auszüge der ganzen Ephorie Grossenhain (…). Grossenhain und Leipzig, 1896. 482 WZ vom 14. VII. 1734, 7. 483 Feilitzsch, Familiengeschichte, 322. 484 Siehe sein Wappen im Österreichischen Staatsarchiv ÖSTA, AVA Adel RAA 323.38. 485 MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri regii 34, f. 38–41. 486 Wettel, Biographische Skizzen, 63. 487 MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri regii 34, f. 38–41.

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nen im Regiment Förger, zu dessen Hauptmann er 1720 in Szolnok aufstieg.488 1722 war er bereits mit Franziska Eustachia Gräfin von Valenti, Tochter des Grafen Ferdinand Kajetan von Valenti und der Eleonora Theodora (geb. Althan)489 verheiratet, als er am 10. August in Wien für seine Verdienste und Einsätze bei Peterwardein, Temeswar und Belgrad in den Freiherrenstand erhoben wurde, die auch in den ungarischen Landesteilen der Monarchie gültig waren.490 Franz Leopold hatte zwei Brüder, Gottlieb und Ferdinand Andreas, von denen der eine 1724 Landrechtsassessor und der andere 1727 Regierungsrat in Österreich ob der Enns war.491 Einen vergleichbaren sozialen Aufstieg schafften seine Brüder nicht, die ihr Leben lang Edle blieben.492 Das Ehepaar Franz und Franziska Eustachia von Engelshofen hinterließ keine Nachkommen. 3.2 Die Räte der Landesadministration Die soziale Zugehörigkeit der Räte ist unterschiedlich: In der Zeit zwischen 1716 und 1753 gab es Mitglieder aus dem höheren und niederen Adel, jedoch auch Personen, deren soziale Zugehörigkeit nicht festgelegt werden kann. Beim Durchforsten des Materials ist unverkennbar, dass einige Räte schon ein Adelsprädikat besaßen, als sie ihr Mandat im Banat annahmen, während andere die Rangerhöhung erst während des Dienstes in jener Provinz oder unmittelbar danach bekamen. Die Adligen unter den Räten besaßen Adelsbriefe, Wappen und Siegel, die ihren Status bezeugten; einige von ihnen hatten oder erwarben (wie z. B. Mercy) Indigenate, die ihnen das Recht verliehen, Landgüter in den benachbarten Regionen des Banats zu erwerben, einen Platz in der Haute volée des jeweiligen Komitats einzunehmen, mit der sie vom Banat aus korrespondierten. Diejenigen Militärräte, die die Funktion eines Festungskommandanten innehatten, besaßen schon zu Beginn ihres Dienstes eine klar definierte Abstammung und soziale Zugehörigkeit. Schwierig ist es hingegen, für die Militärräte zweiten Ranges aussagekräftige Ergebnisse zu liefern. Im Falle der Kameralräte gab es solche, die im Wege ihrer Diensttätigkeit geadelt wurden, und solche, die schon zuvor Adlige waren.

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Wettel, Biographische Skizzen, 63. MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri regii 34, f. 38–41. Ebenda. Wissgrill, Schauplatz, 402. Das ist aus ihren Testamenten von 1744 (Ferdinand) und 1756 (Gottlieb) ersichtlich. Dazu die genealogischen Auszüge aus den beim bestehenden niederösterreichischen Landmarschall’schen Gericht publizierten Testamente. In: Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft »Adler«, 10. Bd., Wien, 1900, 123–124.

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Franz Anton de Paula Wallis von Karighmain (1678–1737) war Enkel des Hofkriegsrats Olivier von Wallis.493 Seine Eltern waren Maria Magdalena von Attems-Bentzenstein und Oberstleutnant Ernst Georg von Wallis, der 1683 in Raab und 1684 in Sathmar das Kommando innegehabt hatte und zum Feldzeugmeister aufgerückt war, ehe er 1689 auf dem Schlachtfeld starb. Nach dessen Tod wurden die Söhne Franz Anton und sein älterer Bruder Georg Ollivier am Wiener Hof als Pagen aufgenommen. Sie dürften dort eine gründliche Schulbildung genossen haben, denn 1694 absolvierte Georg Ollivier von Wallis als Freiherr und Ephebe sein Bakkalaureatsstudium an der Universität Wien,494 wogegen der jüngere Bruder dasselbe Studium beim gleichen akademischen Lehrer zwei Jahre danach beendete.495 In beiden Fällen fand der Studienabschluss »sub auspiciis imperatoris« statt. Danach folgten steile Militärkarrieren, die sie kreuz und quer durch Europa führten und ihnen neue Wege eröffneten: Jeder sollte neben dem Militärdienst sowohl Provinzialämter als auch zentrale Hofstellenpositionen einnehmen. Wesentliche Anhaltspunkte für die gesellschaftliche Entwicklung der Familie liefern die »Librii Regii«, die festhalten, dass angesichts der väterlichen Verdienste die Witwe und die Nachkommen 1690 im Rang gehoben wurden.496 1703 erhielten die beiden Grund und Boden im Komitat Tolna.497 1705 war die Titulatur von Wallis auch in der Presse präsent,498 auch ließ er seinen Titel zur Geltung kommen, als er 1716 für die Verleihung der Kommandantenfunktion in Temeswar dankte.499 Drei Jahre danach war Franz Wallis mit Maria Cäcilia von Lichtenstein verheiratet,500 die am Dienstort ihres Mannes im Jahr 1722 einen Schlaganfall erlitt.501 Sie scheint sich jedoch davon erholt zu haben, denn im kommenden Jahr nahm sie an der Seite ihres Mannes an einer kirchlichen Zeremonie teil.502 Die Daten hierzu (Taufen und Hochzeiten) bezeugen u. a. die Besuche von Familienangehörigen, z. B. von Bruder Ollivier (1719503 und 1722504) und deren Mutter (1723)505. Die Familie des Militärrats Wallis blieb in Temeswar bis 1729. Nachdem Wallis nach Siebenbürgen versetzt worden war, wo 493 Genealogisch-historische Nachrichten (…). Fortsetzung des Genealog. histor. Archivarii, Teil 14, Leipzig, 1740, 368. 494 Rath, Margarethe: Die Promotionen und Disputationen sub auspiciis imperatoris. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6 (1953), 47–164, hier 93. 495 Rath, Die Promotionen, 93. 496 »… pro remuneratione meritorum genitoris eorum (…) Dna comittissa Maria Magdalena d. Athimis ranguam relicta ejusd viduae et per eand. Haeredibus ejus adhuc in Anno 1690 benigne resolvisset (…)«. Dazu MOL, Libri regii, 33k, f. 515. 497 Ebenda. 498 WZ vom 5. V. 1706, 7. 499 ÖSTA, KA, ZSt HKR, HR A 132, 1716/Oktober/162, f. 5v. 500 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 4, 2553. 501 MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a Miscellanea, Eintrag 87 / 9 Mai 1722. 502 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 1, 510. 503 Ebenda, Bd. 3, 2140. 504 Ebenda, Bd. 1, 510. 505 Ebenda, Bd. 4, 2553.

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er neben der Militärkommandantenfunktion im Juni 1732 das Guberniumspräsidium übertragen bekam, verliehen ihm im Oktober 1732 die Landstände das siebenbürgische Indigenat.506 Infolge von Krankheit starb Franz von Wallis im Jahr 1737 in Hermannstadt.507 Johann Friedrich von Sprung, der Wallis 1730 in Temeswar ablöste, gehörte ebenfalls dem Grafenstand an. Er war verheiratet und hatte 1730 zwei Töchter, die im Banat wohnten  – Eva Omiliana508 und Josepha Herula, die am 14. April 1731 in Temeswar starb.509 Anders als Wallis und Sprung war der im ersten Personalstatut der Landesadministration von 1718 als erster Kameralrat eingetragene Johann Alexander Kallanek nichtadliger Herkunft. Aus ähnlichen Verhältnissen kam auch dessen Schwiegersohn, Franz Samuel von Rebentisch, der 1712 die Tochter Kallaneks Paula Maria Anna geheiratet hatte und als Ersatz für die Stelle seines Schwiegervaters in Frage kam, nachdem jener seine einstige Funktion in Esseg wieder übernehmen wollte.510 Kallanek nahm die Aufgabe eines Kameralrates wahr, ehe er im Oktober 1728 die Lizenz bekam, das Banat verlassen zu dürfen.511 Er wurde im September 1720 in Slawonien samt seinen Nachfahren in den Freiherrenstand erhoben und erhielt das Indigenat,512 wofür seine langjährigen Dienste in Temeswar und Belgrad eine wichtige Rolle spielten. Dieser Umstand hatte aber keine Auswirkungen auf Rebentisch, der trotz seiner Studien, Dienste und leitenden Funktion in der Administration des Banats seinen gesellschaftlichen Status beibehielt. Erst am 2. Dezember 1724 wurden diese Vorzüge als Argumente herangezogen, Rebentisch und seinen Nachfahren das Indigenat zu verleihen und ihn in den Adelsstand zu erheben. Zu jener Zeit hatte Rebentisch drei Söhne ( Joseph Alexander, Karl Johannes und Claudius Franciscus) und drei Töchter (Maria Anna Catharina, Cäcilia Martha und Florimunda Maria Engelberta).513 Ein Jahr nach dem Dienstantritt im Banat ließ das Ehepaar Rebentisch eine weitere Tochter Juditha Francisca Paula am 13. Mai 1719 in Temeswar taufen, doch das Kind starb zwei Jahre später (Die ersten zwei Söhne und Tochter Maria Anna waren noch vor dem Aufenthalt der Familie im Banat geboren worden, da sie in den örtlichen Taufmatrikeln nicht auftauchen). Tochter Maria Anna heiratete am 12. November 1722 unter der Trauzeugenschaft von Ollivier Wallis und Adam Wassys, Hauptmann des Regiments Mercy,514 dem Quartiermeister des

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Genealogisch-historische Nachrichten, 370. Petri, Biografisches Lexikon, 2033–2034. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 2, 1187. Ebenda, Bd. 4, 3102. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 1/1, Dezember 1717, f. 368r. MOL E303, 1cs, Fasz. 1718, f. 20r. WZ vom 14–17. IX. 1720. Details zur Verleihung des Freiherrenstatus an Rebentisch in: MOL A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár, Libri Regii, 34 k, f. 723–728. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 1, 510.

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Französisch Lothringischen Regiments, Ignaz Döringer. Für das Zustandekommen dieser Ehe suchte Rebentisch um die Einwilligung Mercys als seinen Vorgesetzten und als Kommandanten jenes Offiziers, der das Ansuchen positiv beschied.515 Wie in anderen Fällen auch bestand die Sorge der Beamten, ihre Töchter in guten Händen zu wissen. 1722 und 1723 wurden in Temeswar auch der dritte Sohn und die anderen zwei Töchter Rebentischs getauft.516 Die Patenschaften, die von den Familien des Festungskommandanten Wallis und des Platzmajors Kössling übernommen wurden, bezeugen die Beziehungen dieses Rats zum Festungskommando. Die Familie Rebentisch bekam während des Aufenthalts im Banat noch einen weiteren Sohn, Franz de Paula Florentin Julian, der 1725 getauft wurde, und eine Tochter Florimunda Aloisia Stanislava, die zwei Jahre später die Taufe empfing.517 Da der Schwieger- bzw. Großvater Kallanek 1729 in Esseg im Sterben lag,518 bekam Rebentisch dienstfrei, um ihn zu besuchen. Über dessen Kinder ist in den Quellen nur so viel zu erfahren, dass ein Sohn Soldat wurde und mit seiner Kompagnie 1733 in Italien zum Einsatz kam.519 Die Familie Rebentisch blieb im Banat bis 1731, bis der Familienvater in der Funktion eines Kameraldirektors nach Siebenbürgen versetzt wurde, um von dort aus die Ökonomie dieser Provinz sowie in der benachbarten Kleinen Walachei zu koordinieren. Die Kameralräte Johann Anton de Jean, der Rebentisch 1731 folgte, und Jakob Benedikt Neffzer, der diese Funktion ab 1733 übernahm, stammten aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Der Grund für die Rückversetzung de Jeans vom ersten auf den zweiten Kameralratsposten könnte auf den höheren sozialen Status Neffzers zurückzuführen sein. Die adlige Zugehörigkeit Jakob Neffzers ist auf den Großvater väterlicherseits Balthasar zurückzuführen, der 1614 mit dem Prädikat »Edler von Neffzer« in den Adelstand aufgenommen wurde. Der Vater Jakobs, Johann Leonhard, war Verwalter in den oberungarischen Orten Arva (slowak. Orava) und Likava (slowak. Likavka) sowie Inspektor der tököly’schen Fiskalgüter und Kriegskommissär. In den Jahren der Kämpfe um die Befreiung Ungarns von der osmanischen Herrschaft war er Brückenund Schiffsdirektor.520 Jakob Benedikt, der in die Fußstampfen seines Vaters trat, bekam 1703 das Indigenat und wurde 1715 als ungarischer Landmann aufgenommen.521 Seine Erhebung zum Freiherrn erfolgte nach dem Mandat im Banat, am 16 November 1744.522 Für die Verleihung des Baronats waren bei Neffzer wie bei Rebentisch die »De-

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MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a Miscellanea, Eintrag 99 / 20 Juni 1722. Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 4, 2553. Ebenda, Bd. 4, 2553. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Dezember 1729, f. 63r–v. MOL, E303, 16k, Rotulus B. b. Gubernial und Siebenbürger Thesaurariat Briefwechsel, Eintrag 52 / 2 Dezember 1733. 520 MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár – Libri Regii, 40 k, f. 11. 521 Ebenda, f. 15. 522 Ebenda.

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dicatio Studii« und »Servitia« maßgeblich, aber im Unterschied zu Rebentisch sind bei Neffzer keine Nachkommen feststellbar, auf die der Titel übertragen wurde, was bedeuten könnte, dass er zu jener Zeit keine Kinder hatte. Trotz seiner Abstammung aus einer anerkannten Familie mit militärischer Vergangenheit523 war de Jean kein Adliger und blieb dies auch während seines beruflichen Aufenthalts im Banat. Seine in der Fachliteratur angeführte Nobilitierung im Jahre 1728 kann aus drei Gründen hinterfragt werden, 1. weil die Eintragung als Edler (Nobilis) mit 20. August 1744 datiert ist, 2. weil in dem Verleihungsakt die Rede ist, dass es im Gewohnheitsrecht der kaiserlichen Herrschaft Usus sei, dass sie nicht nur Personen von gehobener Abstammung (»honesta stematis origine«), sondern auch mit bemerkenswertem Lebenswandel, d. h. Studien, Beschäftigungen und Verdienste sowie Würden zu gewähren seien, und 3. weil seine Nachfahren den Titel »Edler« führten, was bei einer Neuverleihung nach 1728 den Status seiner zahlreichen Kinder verändert hätte. Aus dem Verleihungsakt ist zu entnehmen, dass de Jean Recht, Sprachen und andere »edle« Studien (»nobilium scientiarum studia«) studiert hatte. Seit 1711 stand er kontinuierlich im Dienst und kam 1720 als Mautamtskontrollor ins Banat. Johann Anton war 1731, als er Kameralrat wurde, mit Anna Maria verheiratet524, die eine geborene de Stuckenfeld war.525 Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die 1739, als die Mutter in Temeswar starb, noch minderjährig waren. Um die Kinder vor der Pest in Sicherheit zu bringen, bat de Jean die Hofkammer am 16. Mai 1739 um Erlaubnis, für sechs Wochen nach Preßburg reisen zu dürfen.526 De Jean verließ das Banat für immer, als Josef Ignaz Viechter von Grueb seine Stelle bekam. In Preßburg heiratete de Jean ein zweites Mal – Franziska Freiin von Koch, worauf die »Patchworkfamilie« vier Söhne und drei Töchter hatte.527 Der bekannteste unter den Kindern war Josef »Deschan« Edler von Hansen, der, 1754 in Preßburg geboren, später ins Banat kam und 1813 die Direktion der Kameraladministration übernahm. Dass bei Parität im Dienstalter und in der Amtsfunktion die Zugehörigkeit zu einem höheren Stand als Argument für eine Vorrangstellung galt, zeigt auch das Beispiel des Nachfolgers de Jeans in der Stelle des Kameralrats – von Josef Ignaz Freiherr von Grueb, Enkel des Hofkammerrats Baron Johann Andrä Viechter von Grueb und der Cäcilia, geb. Preissin. Jener war der Sohn des ungarischen Kammerrats Johann

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Die sozio-professionelle Stellung seines französischen Vaters ist unbekannt, aber dessen Mutter war die Tochter des Oberstwachtmeisters von Klausenburg, Breitenbach. Dazu Petri, Biografisches Lexikon, 311. 524 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 1, 112. 525 Ebenda, Bd. 2, 1448. 526 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, Juni 1739, f. 987r–989r. 527 Fallenbüchl, Zoltán: Mária Terézia magyar dikaszteriális tanácsosai 1740–1780. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1984–1985. Budapest 1992, 283–334, hier 319 (Anhang Nr. 114).

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Ignaz Viechter und dessen Frau Barbara, geb. Kirchmayr.528 Der Vater war 1723 Chef des Thesaurariats –der Kameraladministration – in Siebenbürgen, an der damals auch die gleichartige Behörde für die Kleine Walachei hing, und residierte in Karlsburg.529 Erst 1726 wurde Johann Ignatz Viechter durch den Hofkammerrat Franz Reinold von Andlern in dieser Leitungsfunktion abgelöst.530 Da eine Beamtenfamilie das Familienoberhaupt in der Regel an den Dienstort begleitete, dürfte Josef Ignaz Viechter von Grueb eine Zeit lang in Siebenbürgen gelebt haben. Möglicherweise war er bei seinem Dienstantritt als Kameralrat in Temeswar bereits mit der aus Siebenbürgen stammenden Eva Imeés von Imesfalva verheiratet gewesen. Jene hatte aus ihrer ersten Ehe mit dem in Siebenbürgen dienenden Obristen Stephan Dettine-Pivoda531 eine 1728 geborene Tochter Maria Anna mitgebracht. Josef Ignaz Viechter kam 1739 als Kameralrat nach Temeswar in einer Zeit, in der sich das Leitungspersonal der Administration langsam änderte. Seine Vorgänger hatten Temeswar verlassen und die Stelle des Präsidenten wurde im September 1739 mit Suckow besetzt. Der Tod des Präsidenten (März 1740) stellte die Hofstellen vor das Problem der Neubesetzung. Bei den Verhandlungen wurde ein Disput zwischen den Hofstellen um das Interimspräsidium festgehalten: Während der Hofkriegsrat das Interimspräsidium einem General oder einem Obristen übergeben wollte, plädierte die Hofkammer, dass Rat Viechter dem Herrenstand angehöre und keinem Obristen nachgestellt werden dürfe. Daraufhin wurde die Diskussion auf der Ebene der Dienstgrade weitergeführt und erläutert, dass Viechters regionaler, ziviler ungarischer Kammerrang dem Militärrang des innerösterreichischen Hofkriegsrats entspricht, der aber wiederum dem Wiener Hofkriegssekretärsrang nachgestellt sei, der dem Obristen zustehe. Die Konferenz riet dem Hofkriegsrat, jemanden zu nominieren, der im Rang noch höher war.532 Der Hofkriegsrat entschied sich für Escotti, da er Viechter im Rang höher gestellt sei und Erfahrung im Präsidium habe. Der Konferenzpräsident entschied sich schließlich für Escotti, der als Graf über dem Freiherrn Viechter rangierte. Im März 1743 wurde Viechter, der seit vier Jahren als Kameralrat allein tätig war, Baron Andreas von Redecher als zweiter Kameralrat zugeteilt, dessen sozialer Stand anhand der Akten nicht eruiert werden konnte. Ganz anders verhält es sich mit dem nach dem Tod Viechters an dessen Stelle gerückten Maximilian Edler von Rosendorf, der mit Magdalena verheiratet war und zwei Stiefsöhne hatte. Nach dem Tod Rosendorfs 528 Haan, Friedrich von: Genealogische Auszüge aus den beim bestandenen niederösterreichischen Landmarschall’schen Gerichte publicierten Testamente. In: Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft »Adler«, 10 (1900), 80–320, hier 300–301. 529 WZ vom 24. XI. 1723, 4. 530 WZ vom 17. VII. 1726, 7. 531 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 18, Februar 1748, f. 34rv. Jener war 1716 bei der Gefangennahme des walachischen Fürsten Mavrocordat beteiligt gewesen und deshalb 1719 in den Adelsstand gehoben worden. 532 ÖSTA, FHKA, NHK, BA PC 66, f. 577v–578v.

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blieben die Kinder in der Obhut der Mutter, die eine Pension von 600 f. bekam. Sie verließ das Banat, heiratete erneut und schickte die Kinder in die Schule. Jene besuchten ein Adelskonvikt, und eines der Kinder wurde sogar Student der orientalischen Sprachen. Solange sie in Ausbildung waren, musste sie Schulbestätigungen vorzeigen, um die administrative Subventionierung zu rechtfertigen. Da infolge der Reformierung der Landesadministration die Militärposten abgeschafft wurden, kam es auf der Ratsebene zum Transfer aus dem bestehenden Personal bzw. zu Neubesetzungen. Der 1751 aus Slawonien versetzte Johann Franz Kostka war Adeliger, wogegen Johann Georg Plasch keine adligen Wurzeln hatte. Jener war mit Regina verheiratet533, die ihm bei seiner Dienstortversetzung von Lugosch nach Karansebesch und von dort nach Tschakowa und schließlich nach Temeswar folgte. Plasch hatte in der Zeit 1728/36 vier Söhne und eine Tochter, die in der Kirche des ersten Dienstortes (Lugosch) getauft wurden. Das Ehepaar verlor zwei Kinder, bekam dann aber noch einen Sohn, der 1755 die Taufe empfing.534 Wie der Fall Mercy zeigt, sagen Einträge in Tauf-, Heirats- und Sterbematrikeln viel über die Familienentwicklung der Beamten, aber auch über die Menschen aus, die Sozialkontakte suchten. Die Biographien Mercys, Hamiltons, Suckows, Neippergs, Engelshofens und Wallis’ zeigen, dass die gesellschaftliche Stellung und das Einholen zusätzlicher Titel einen gewissen Wohlstand generierten. Die Lebensläufe Viechters, der nicht viel hinterließ, und Rosendorfs, der von Schulden geplagt war, belegen hingegen, dass sozialer Status und Wohlstand nicht zwingend Hand in Hand gingen. Wie man am Beispiel der Vorfahren und an diesen Personen selbst sehen kann, war die Erhebung in den Adelstand nicht nur über die Abstammung, sondern auch über Beamtenkarrieren möglich, woraus in Summe eine neue dynastietreue Bürokratenschicht, ein so genannter Funktionsadel, hervorging. 3.3 Stellenprofile und Laufbahnmodelle Um die Postenprofile der Landesadministration im Banat eruieren zu können, ist es notwendig, Laufbahnmodelle des Personals aufzustellen, die die Karrierestationen vor und nach dem Mandat im Banat vor Augen führen und wichtige Schlussfolgerungen zu den Protagonisten zulassen.

533

Neff, Anton: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Lippa/Banat. In: Schriftenreihe zur donauschwäbischen Herkunftsforschung 29 (1992). Hg. v. AKdFF, 1–391, hier 32. 534 Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 2, 1563–1564.

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3 3 1 Die Laufbahnen der Landesadministrationspräsidenten Im Jahre 1682 fungierte der 16-jährige Claudius Florimund de Mercy (1666–1734) im Militärdienst noch als Volontär in der Armee des Herzogs Karl von Lothringen535 und nahm bei der Befreiung Wiens (1683) teil; mit 17 Jahren bereits Leutnant, führte er diesen Dienstgrad über längere Zeit. Zwischen 1684 und 1690 fand er in Ungarn und zwischen 1691 und 1696 in Italien militärische Verwendung536, in deren Verlauf er den Hauptmannsrang erlangt haben dürfte. 1697, also 14 Jahren nach seiner Ernennung zum Leutnant, kam er als 31-Jähriger erneut nach Ungarn537 und wurde bei Zenta (serb. Senta) mit dem höheren Dienstgrad eines Majors erwähnt538, avancierte jedoch schon im gleichen Jahr zum Oberstleutnant In der Zeit ab 1698 diente er abermals in Italien und focht 1701 an der italienischen Front des Spanischen Erbfolgekrieges bei Burgoforte.539 Den Rang eines Obersten hatte er 1702 inne, als er an Gefechten bei Cremona beteiligt war, deren Ergebnis ihn zum Inhaber eines Regiments machte. Mit dieser Einheit kam Mercy im Herbst desselben Jahres an der deutschen Front des Spanischen Erbfolgekrieges in der Gegend von Friedlingen zum Einsatz.540 Im Jahre 1703 drang Mercy in Bayern ein, zog sich aber bald darauf nach Tirol zurück;541 im Alter von 38 Jahren war er bereits Generalmajor (Generalwachtmeister).542 1705 kam er bei Trier543 und Landau544 sowie in Bayern zum Einsatz,545 und im Jahr 1706 wurde Mercy Feldmarschallleutnant.546 Im Frühjahr jenes Jahres kurzfristig in Wien,547 kehrte er alsbald wieder in den deutschen Westen zurück und ist für Juli 1706 in Landau fassbar.548 1707 kämpfte Mercy am oberen Rhein,549 bei Orlenberg und Offenburg; im Winter war er wieder in Wien,550 während seine Truppen in Freiburg überwinterten.551 Nachdem er 1707 zum Generalfeldmarschallleutnant552 avanciert war, nahm Mercy im Sommer

535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552

Neue Deutsche Biografie, 126. Petri, Biografisches Lexikon, 1247. Neue Deutsche Biografie, 126. Reilly, Franz Johann Joseph von: Skizzierte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian dem I. bis auf Franz den II..Wien 1813, 271. Reilly, Skizzierte Biographien, 271. Ebenda. WZ vom 15. X. 1703, 2. Neue deutsche Biographie, 126. WZ vom 1. VII. 1705, 10. WZ vom 29. VII. 1705, 15. WZ vom 22. VIII. 1705, 12. Petri, Biografisches Lexikon, 1247. WZ vom 20. II. 1706, 7. WZ vom 21. VII. 1706, 6. WZ vom 15. X. 1707, 6. WZ vom 17. XII. 1707, 1. WZ vom 21. XII. 1707, 10. Neue Deutsche Biographie, 126.

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1708 wieder an den militärischen Operationen in Landau553 sowie bei Mühlberg und Pforzheim teil.554 Das aus 12 »Flaggen« bestehende Regiment Mercys, das 1709 nach Flandern beordert wurde, erfuhr seine Ausmusterung bei Augsburg.555 Im Juli 1711 befand sich Mercy erneut am Rhein556 und zog im August in Richtung Schwarzwald.557 Im Jahre 1716 beteiligte sich Mercy am Österreichisch-Venezianischen Türkenkrieg. An der Belagerung Temeswars unter dem Oberbefehl des Prinzen Eugen von Savoyen im September 1716 war der damals 50-Jährige beteiligt. Nach der Eroberung trug Mercy zur Einnahme der übrigen osmanischen Stützpunkte im Banat (Pantschowa und Neupalanka 1716 und Orschowa 1717, nach dem Fall Belgrads) wesentlich bei. Als Militärkommandant des Banats bestimmt, kümmerte sich der General um die Ernennung des erforderlichen Personals und beteiligte sich später an den Gefechten um Belgrad (1717). Die 1718 bestätigte Landespräsidentenfunktion Mercys entband den Militärkommandanten nicht, auch außerhalb der Provinz eingesetzt zu werden. So wurde Mercy im Frühjahr 1719 nach Sizilien beordert, und eine Feld-Bagage wurde über die Steiermark nach Italien transportiert.558 Mercy fuhr zunächst nach Wien und unternahm von dort aus seine Italienreise zunächst mit der Postkutsche559 und dann per Schiff, mit dem er Ende Mai in Patti bei Melazzo landete. Sein Lager baute er bei Ollivieri auf.560 In Sizilien hat Mercy 1719 das Kastell Gonzaga, das Fort Tore del Faro, die Bastion del Segreto und die Stadt Messina eingenommen.561 Der Krieg fand mit dem Frieden von Den Haag vom 20. Februar 1720 sein Ende. Obwohl die feindlichen Truppen im Sommer 1720 Sizilien per Schiff verließen, beschloss Mercy jedoch, noch eine Weile zu bleiben, bis auch der spanische General außer Landes war.562 Er war auch jener, der die Huldigung der Sizilianer an Kaiser Karl VI. entgegennahm.563 1722 erhielt der Heerführer die Würde eines kaiserlichen Rats und übernahm 1723 als dem Banat zugeordneter Feldmarschall wieder das Kommando der habsburgischen Truppen in Italien. Im polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) wurde Mercy erneut an der italienischen Front eingesetzt, und zwar in Parma, wo der Lothringer unglücklich agierte und in der blutigen Schlacht am 2. Juli 1734 sein Leben verlor. Der Tod Mercys stellte die Hof-

553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563

Reilly, Skizzierte Biographien, 271. WZ vom 20. VI. 1708, 9; WZ vom 15. VIII. 1708, 10; WZ vom 29. VIII. 1708, 1. WZ vom 3. IV. 1709, 5. WZ vom 4. VII. 1711, 6. WZ vom 19. VIII. 1711, 9. WZ vom 8.–10. II. 1719, 3. WZ vom 5.–7. IV. 1719, 1. WZ vom 10.–13. VI. 1719. WZ vom 23. VIII. 1719, 2 WZ vom 7. VIII. 1720, 2 Deutsche Biografie, 127.

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stellen in Wien vor die Herausforderung, einen neuen Präsidenten finden zu müssen. Seine Stelle ging an Johann Andreas von Hamilton (1679–1738). Wie Mercy hatte Hamilton bereits in jungem Alter Militärdienst geleistet. Bis zum 24. Lebensjahr schaffte er es zum Hauptmann des Savoyer Dragonerregiments.564 1704 stieg er in den Dienstgrad eines Majors auf und zwei Jahre später war er Oberst an der italienischen Front des Spanischen Erbfolgekrieges, wo er bei Turin (ital. Torino) zum Einsatz kam.565 1707 diente Hamilton in Spanien, wo er 1710 Festungskommandant von Toledo wurde. Es war er, der Karl VI. in Dezember 1710 die Botschaft über den Sieg in Villaviciosa überbrachte.566 1711 stieg Hamilton zum Generalfeldwachtmeister auf567 und blieb bis im März jenes Jahres in Wien und wurde der Inhaber eines Dragonerregiments,568 doch wurde er dann nach Katalonien beordert569; im April begab er sich von Mailand nach Barcelona.570 Im Jahre 1714 wurde Hamilton Inhaber eines anderen Dragonerregiments571 und focht 1715 gegen die Türken, indem sein Regiment in der Schlacht vom 8. August 1716 in der linken Flanke neben dem des General Mercy kämpfte.572 Auch an der Belagerung und Eroberung Temeswars war der damals 38-Jährige beteiligt. Schließlich waren er und seine Truppe auch im Kampf um Belgrad im Jahr danach eingebunden. Er war derjenige, der am 19. August 1717 die Siegesnachricht nach Wien brachte,573 worauf er zum Generalfeldmarschallleutnant befördert wurde.574 1723 stieg Hamilton schließlich zum General auf.575 Drei Jahre später führte er bereits den Ratstitel in dem von Eugen von Savoyen präsidierten Hofkriegsrat.576 1729 übte der hohe Offizier zwei Funktionen im Hofstaat Karls VI. aus – jene des Kämmerers und jene des Hauptmanns der Trabanten-Garde.577 Wie alle anderen Militärs fand auch Hamilton weiterhin Verwendung an den Kriegsfronten. An der italienischen Front des

564 Petri, Biographisches Lexikon, 635. 565 Ebenda. 566 Relation, welche der Herr General Graf von Stahrenberg an Ihro Kathol. Majestät König Carl den III. von der den 10. Dec. a. p. bei vigrugua befochtenen Glücklichen Victoria über den Duc d’Anjou abgestattet und durch den jungen Herrn Graf Hamiloton übersandt, 8. 567 Petri, Biographisches Lexikon, 635. 568 Historisches Jahr-Buch vom Jahr Christi 1738, in welchem alles, was sich nicht nur in den Reichen von Europa, sondern auch in den anderen Welt-Theilen, im Staat, in der Kirche, und in der Natur merkwürdiges zugetragen (…). Frankfurt – Leipzig 1738, 20. 569 WZ vom 14. III. 1711, 2. 570 WZ vom 9. V. 1711, 5. 571 Petri, Biographisches Lexikon, 635. 572 Ordre de Bataille. Dazu die WZ vom 19. VIII. 1716, 8. 573 Wurzbach, Constant, von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Teil. Wien 1861, 265. 574 Historisches Jahr-Buch, 1738, 20. 575 Ebenda. 576 Schematismus 1725, 99. Die Schematismen sind einsehbar unter: http://alex.onb.ac.at/cgi-content/ alex?aid=shb&size=45 (15.04.2019). 577 Schematismus 1729, 12.

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polnischen Thronfolgekrieges kämpfte Hamilton578 wie Mercy in der Nähe von Parma. 1734 dessen Nachfolger als Gouverneur des Banats, wurde er 1735 nach Wien berufen, um interimistisch die Stelle des Hofkriegsratsvizepräsidenten Königsegg579 zu besorgen.580 Von Wien aus sandte er in seiner Qualität als Gouverneur seine Befehle an Juan de Escotti, der den zum Generalfeldwachtmeister beförderten Festungskommandanten Engelshofen581 in Temeswar als Festungskommandant vertrat. Nach dem Tod Hamiltons in Wien stellte der Titularfestungskommandant Engelshofen im Januar 1738 die Frage, ob er als ältester Rat der Landesadministration bis zur Ernennung eines Gouverneurs die Leitung im Banat übernehmen solle und ob er, weil er nach Wien einberufen sei, die Landesgeschäfte von der Hauptstadt aus »dirigieren« dürfe.582 Auch Engelshofen mangelte es an militärischer und administrativer Erfahrung nicht. Wie Mercy und Hamilton war er im jungen Alter zum Militär gegangen und hatte im Türkenkrieg gekämpft. 1720 stieg er in den Dienstgrad eines Hauptmanns auf,583 1727 wurde er als Oberstleutnant Festungskommandant von Pantschowa und übernahm 1733 das Temeswarer Festungskommando.584 1734 wurde er Major585 und anschließend Oberst.586 Bis Mai 1734 promovierte Engelshofen im Dienstgrad eines Feldwachtmeisters587 und ab Oktober 1734 hatte er den Generalsrang inne.588 Als Engelshofen die Frage nach der Leitung der Amtsgeschäfte stellte, gab es vor Ort bereits einen Mann, der für dieses Amt besser als er geeignet war, nämlich Wilhelm Reinhard von Neipperg (1684–1774). Dieser war 1702 mit 18 Jahren in den Militärdienst eingetreten589 und hatte sechs Jahre später als Oberstleutnant das Infanterieregiment seines Vaters angeführt.590 Im Türkenkrieg kämpfte sein Infanterieregiment in der Schlacht vom 8. August 1716591 in der Frontmitte und war später an der Belagerung Temeswars beteiligt; zu jenem Zeitpunkt war Neipperg gerade 33 Jahre alt geworden. 1717 wurde der zum Obersten Beförderte Inhaber eines anderen Infanterieregiments.592 Im selben Jahr leitete Neipperg eine Konskriptionskommission im Banat 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590

Hirtenfeld, Jaromir: Österreichisches Militär-Konversations-Lexikon. Wien 1852, 28. Wurzbach, Constant von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Wien 1861, 265. Hirtenfeld, Militär-Konversations-Lexikon, 28. MOL, E303, 17k, Eintrag 16 / 15 Januar 1735. ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, März 1738, f. 92rv. Petri, Biographisches Lexikon, 1486. Ebenda. Ebenda. MOL, E303, 17k, Eintrag 3 / 9 Januar 1734. MOL, E303, 17k, Eintrag 9 / Mai 1734. MOL, E303, 17k, Eintrag 13 / 10 Oktober 1734. Petri, Biographisches Lexikon, 1342. Wrede, Alphons von: Geschichte der K. und K. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts. Bd. 1. Wien 1898, 156. 591 Ordre de Bataille. Dazu die WZ vom 19. VIII. 1716, 8. 592 Er blieb der Inhaber dieses Regiments bis zu seinem Tod im Jahre 1774. Siehe Wrede, Geschichte der K. und K. Wehrmacht, 156. WZ vom 3. IV. 1709, 5.

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und überbrachte das Einrichtungsprojekt Mercys nach Wien. Ein Jahr später, im Alter von 34 Jahren, übernahm er als Kommissar die Aufgabe der Grenzziehung nach dem Friedensvertrag von Passarowitz.593 1719 kämpfte er in Sizilien.594 1723 wurde Neipperg Generalmajor595 und bekleidete sieben Jahre später eine wichtige administrative Funktion, jene des Kommandanten von Luxemburg.596 Wie andere Militärs musste er trotz dieses Amtes in Kriegszeiten zur Front einrücken. An der italienischen Front des polnischen Thronfolgekrieges kämpfte er 1734 als Feldmarschallleutnant bei Quistello, Guastalla und Mirandola.597 Im Dezember 1737 wurde er wieder ins Banat beordert, um die dort stationierten Truppen anzuführen, war zum gleichen Zeitpunkt jedoch noch immer auch Gouverneur von Luxemburg. In Februar 1738 erhielt er das Amt des Administrationspräsidenten.598 Mit dem Kriegsverlust und der Unterzeichnung eines unautorisierten Friedens mit den Osmanen in Belgrad 1739 verlor Neipperg nicht nur sein Amt im Banat, sondern hatte auch noch eine einjährige Haft abzusitzen. Nach seiner Rehabilitierung wurde er im Zuge des Erbfolgekrieges zum Kommandant in Schlesien,599 wogegen seine Dienststelle in Temeswar an den ehemaligen Festungskommandanten von Belgrad ging – an August Jakob Heinrich von Suckow (1690–1740). Die Jugendjahre Suckows beim Militär und seine anfänglichen Karrierestationen sind weitgehend unerforscht. Im Türkenkrieg kämpfte er im Regiment Alt-Daun und nahm an der Belagerung Temeswars teil; danach war er bei den Feldzügen in Italien und im Reich eingesetzt.600 1723 wurde der 33-Jährige Oberst,601 zwölf Jahre später Feldmarschallleutnant602 und Inhaber eines Regiments.603 In Belgrad löste Suckow 1739 im Zuge des Türkenkrieges zunächst den erkankten Festungskommandanten Söldin von Tieffenau ab.604 In jener Funktion erwarb sich Suckow einen guten Ruf als Verteidiger der Festung, der ihm den Weg zur Übernahme des Temeswarer Militärkommandantenposten ebnete. Mit Suckows Tod in März 1740 blieb die Stelle jedoch ein Jahr frei und wurde dann Engelshofen übertragen, der sie bis 1753 innehatte. Engelshofen und Neipperg waren die einzigen Präsidenten, die ihre Mandate im Banat überlebten, weshalb die Frage der Karrieremöglichkeit der Präsidenten nach dem Mandat nur anhand dieser zwei Beispiele aufgezeigt werden kann. 1753 wurde Neipperg kommandierender 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604

Regele, Die Schuld, 374. Ebenda. Petri, Biographisches Lexikon, 1342. Ebenda. Regele, Die Schuld, 374. MOL, E303, 14 k, Eintrag 15 vom 18–28 Februar 1738; ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 9, März 1738, f. 65rv. Petri, Biographisches Lexikon, 1341–1342. WZ vom 31. VII. 1723, 5. Ebenda. WZ vom 4. VII. 1734, 7. Schematismus für das k. u. k. Heer und für die k. u. k. Kriegs-Marine. Wien, 1898, 412. WZ vom 9. V. 1739, 7.

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General in Wien und 1755 Hofkriegsratsvizepräsident.605 Ein Jahr später wurde Engelshofen Kommandant in Wien, obwohl er bereits 1751 für einen Posten als Hofkriegsrat vorgeschlagen worden war. In der Funktion des Landesadministrationspräsidenten standen Militärs im Dienstgrad eines Generals (Militärkommandanten), denn diese Funktion war bis 1751 mit der Stelle des kommandierenden Generals verknüpft. Dieser war der Vorstand des Militärstabs, die höchste Militärinstanz vor Ort. Die zweite Stabsstelle war dem Kommandanten der Festung Temeswar vorbehalten. Schaut man sich die Karrierelaufbahn der im Banat wirkenden Stabskommandanten bzw. Landesadministrationspräsidenten an, sieht man, dass sie einiges gemeinsam hatten, weshalb man von einem Profil sprechen kann. Die Posteninhaber traten sehr jung in den Militärdienst ein und erlangten die Offiziersränge nach und nach. Sie alle waren Leutnants, Hauptleute, Majors, Oberstleutnants, Oberste, Generalmajore und Feldmarschallleutnants. Einige von ihnen blieben jahrelang in derselben Funktion, während bei anderen die Beförderung in einen höheren Dienstgrad schneller eintrat. Dies hatte damit zu tun, dass die Dienstgrade nicht nach Dienstjahren, sondern nach den Verdiensten in den Feldzügen erteilt wurden. Vor dem Gouverneursmandat übten diese Militärs bereits militär- oder zivil-administrative Funktionen aus. Der Fall Mercy ist eine Ausnahme, doch übte Hamilton die Festungskommandantenfunktion aus und stand darüber hinaus im Hofdienst, als er ernannt wurde. Suckow und Engelshofen kamen an die Stelle des Militärkommandanten und Landesadministrationspräsidenten direkt nach ihrem Dienst als Festungskommandanten. Dass jene Funktion die Vorstufe zur Militärkommandantenstelle war, zeigen die Beispiele von Franz Anton Wallis, der 1731 von der Temeswarer Festungskommandantenstelle in die Militärkommandantenfunktion in Hermannstadt befördert wurde und dort auch die Administrationsleitung in Siebenbürgen übernahm,606 sowie des Festungskommandanten von Neupalanka, Matthias Moritz von Salhausen, der 1733 Militärkommandant und Präsident der habsburgischen Landesadministration in der Kleinen Walachei wurde.607 Als Kommandant und Gouverneur Luxemburgs hatte Neipperg eine mit der Landesadministrationspräsidentenstelle im Banat kompatiblen Posten innegehabt. Die Auswahl der Leitungsbeamten aus unmittelbar untergeordneten oder gleichwertigen Stellen entspricht dem allgemeinen Anstellungsmuster, das sich aus den Akten der Landesadministration ableitet. Nur wenn es keine Kandidaten mit solchen Qualifikationen gab, zog man Kandidaten aus anderen Bereichen für die Besetzung einer Stelle in Betracht. Ebenso wichtig für die Zuteilung der höchsten Verwaltungsposition wie die über vorhergehende administrative Funktionen gesammelte Erfahrung und der Generalsrang war die Eigenschaft eines 605 Petri, Biographisches Lexikon, 1341–1342. 606 Kutschera, Rolf: Landtag und Gubernium in Siebenbürgen 1688–1869. Köln – Wien 1985, 220– 221. 607 Papacostea, Oltenia, 253; Ortsfamilienbuch Temeschburg, Bd. 4, 2726.

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Regimentsinhabers. Alle Landesadministrationspräsidenten waren Regimentsleiter und hatten einen Hofratstitel. Im habsburgischen Militär gab es viele Generale, die diesem Profil entsprachen, doch dass gerade diese Personen Administrationspräsidenten im Banat wurden, war anderen Umständen zu verdanken: der Präsenz im Banat bzw. der Nähe zum Hofkriegsratspräsidenten. Nach dem Gouverneursmandat bestand die Möglichkeit, in den Hofstellen aufgenommen zu werden. 3 3 2 Die Laufbahnen der Militärräte Die Militärräte waren Kommandanten der Hauptfestung Temeswar und hatten bis zu einem gewissen Grad ähnliche Laufbahnverläufe wie die kommandierenden Generale im Banat. Naheliegenderweise wurden sie anfangs aus den Reihen der im Banat stationierten Regimentsleiter ausgesucht. Der erste Festungskommandant Temeswars, Franz Paul Wallis de Karighmain (1677–1737), leitete mit 20 Jahren eine Kompanie aus Lothringen (1697) und zog im Alter von 34 Jahren als Hauptmann von Freiburg an die italienische Front des Spanischen Erbfolgekrieges (1701). Dort behauptete er sich in Chiari und Luzarra, wurde 1702 Obristwachtmeister im Regiment Longueval, das 1703 Obrist-Feldzeugmeister Lothar Königsegg-Rothenfels innehatte. Das Regiment focht 1704 bei Mirandola und 1705 bei Cassano, als das Oberkommando dem Prinzen Eugen oblag.608 Im Regiment Longueval stieg Wallis 1705 zum Kämmerer und Oberstleutnant auf609 und kam am 5. Mai 1706 als Oberst nach Wien.610 Nach fünf Tagen reiste er jedoch wieder zu seiner Truppe zurück und nahm an den Operationen teil.611 1707 kam Wallis abermals nach Wien, um Bericht abzulegen, und kehrte erneut umgehend an die Front zurück.612 1708 leitete er als Oberst das Regiment Haßlinger,613 in dem sein großer Bruder Olivier Georg (1673–1744)614 bis 1705 gedient hatte.615 In den Folgejahren beteiligte er sich an den Feldzügen Prinz Eugens im Deutschen Reich und in den Niederlanden. Als Oberst nahm Franz Wallis mit Feldmarschall Pálffy während des Kuruzzen-Krieges die Belagerung von Erlau (ung. Eger) vor, wo jener als Belagerungskommandant tätig war und für die Festungsbesatzung am 30. November 1710 die Räumungskonditionen

608 Wrede, Geschichte K. und K. Wehrmacht 2 (1898), 183–184. 609 Genealogische Nachrichten von den allerneuesten Begebenheiten welche sich an den Europäischen Höfen zutragen worin zugleich vieler Standes=Personen und anderer Berühmter Leute Lebens=Beschreibungen vorkommen, 14. Teil, Leipzig 1740, 367. 610 WZ vom 5. V. 1706, 7. 611 WZ vom 18. V. 1706, 2. 612 WZ vom 20. VIII. 1707, 11. 613 Genealogische Nachrichten 1740, 369. 614 Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich. 52. Teil. Wien 1885, 261. 615 Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), 749–751.

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mitbestimmte.616 Sieben Monate später, im Juni 1711, waren beide in Kaschau.617 Mit dem Obrist-Dienstgrad nahm Wallis an den Feldzügen des Prinzen Eugen in den Niederlanden und im Reich bis 1713 teil,618 bevor der Friede von Utrecht geschlossen wurde.619 Im Jahre 1715 Inhaber eines Infanterieregiments,620 stieg er im Mai 1716 zum Generalwachtmeister621 auf und nahm im September 1716 bei der Eroberung Temeswars teil; daraufhin wurde er im Oktober 1716 als Generalfeldwachtmeister622 Festungskommandant dieser Stadt;623 nach den Kämpfen um Belgrad übernahm er hingegen dort das Festungskommando.624 Für das Jahr 1722 fungierte Franz Wallis in den Quellen als Generalfeldwachtmeister mit dem Titel eines Hofkriegsrats;625 1723 wurde er Feldmarschallleutnant.626 1729 übernahm er den Posten eines kommandierenden Generals in Hermannstadt627 und erhielt 1732 zusätzlich interimistisch das vakant gewordene Präsidium des siebenbürgischen Guberniums. 1734 stieg er zum General der Kavallerie628 und noch im selben Jahr zum Generalfeldzeugmeister auf.629 Im Jahre 1736 wurde Wallis Generalkriegskommissar630 und war 1737 am Türkenkrieg beteiligt. Der hohe Offizier starb in Hermannstadt am 18. Oktober 1737 krankheitsbedingt.631 Die Nachfolger von Wallis in den Funktionen des Festungskommandanten und der Militärräte, Johann Friedrich von Sprung (?–1733) und Anton Franz Leopold von Engelshofen (1692–1761), stammten aus den Reihen der Territorialfestungskommandanten des Banats. Der Vertreter und Nachfolger Engelshofens als Festungskommandant, Juan de Escotti (1667–1740), hatte seine Militärkarriere 1706 in Spanien begonnen und war über Umwege nach 1716 ins Banat gekommen. 1735 vertrat Escotti den Festungskommandanten Engelshofen, der bis 1740 Titular-Kommandant der Festung Temeswar blieb. In dieser Funktion korrespondierte Escotti mit Hamilton632 und Engels-

616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632

WZ vom 28. I. 1711, 9. WZ vom 8. VII. 1711, 3. Genealogische Nachrichten 1740, 370. Wurzbach, Biographisches Lexikon, 52. Teil, 259. Wrede, Geschichte K. und K. Wehrmacht 2 (1898), 241. Petri, Biographisches Lexikon, 2033–2034. ÖSTA, ABA 1, April 1717, f. 21r. Petri, Biographisches Lexikon, 2033–2034. Wurzbach, Biographisches Lexikon, 52. Teil, 259. Schematismus 1722, 107. Petri, Biographisches Lexikon, 2033–2034. Genealogische Nachrichten 1740, 367–371. Petri, Biographisches Lexikon, 2033–2034. Wurzbach, Biographisches Lexikon, 52. Teil, 259. Ebenda. Genealogische Nachrichten 1740, 367. Über den Administrationsrat Neffzer siehe MOL, E303, 17k, Rotulus C.a, Eintrag 209 vom 8. März 1738.

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hofen, der 1736 in Belgrad, 1737 in Esseg und Orschowa und 1738 in Wien weilte.633 1738 ordnete Hamilton Escotti zwar an, das Kommando nur bis zum Eintreffen Engelshofens innezuhaben,634 doch da jener nicht kam, durfte der Stellvertreter in dieser Funktion bleiben.635 Der plötzliche Tod Escottis im März 1740 führte dazu, dass Mathias von Carol als Festungskommandant und Militärrat agierte, der als Platzmajor die rechte Hand des Festungskommandanten im Stab war. Die letzten Festungskommandanten im untersuchten Zeitraum, Lorenz Immanuel von Vogtern, Franz Leopold von Thürheimb und Johann Sebastian von Soro, wurden von auswärts ins Banat beordert. Vogtern war zuvor Festungskommandant in Mailand und Soro in Pest gewesen. Die Festungskommandanten erhielten in der Regel gleichwertige Funktionen in benachbarten Provinzen, von denen einige die Chance bekamen, interimistisch oder permanent die Funktion eines Militärkommandanten auszuüben. Zu den Militärräten der Landesadministration zählten auch die Oberkriegskommissare. Sie stammten aus den Reihen der Feldkriegskommissare und waren wie jene Bedienstete des Generalkriegskommissariats. Im Banat tätig wurden 1716 Mathias Bartholomäus Hahn, 1730 Wilhelm Engermann, 1746 Karl von Ruprechtshofen und 1750 Josef Ernst Zauner. Die Oberkriegskommissare entstammten gelegentlich auch aus den Reihen der Proviantkommissare wie z. B. Johann Jakob Fellner 1727.636 Wie der Fall Rupp zeigt, konnten die Feldkriegskommissare auch als Kriegskommissariats-Offiziere anfangen637 oder, wie der Fall des Johann Christoph Schütz zeigt,638 konnten zuvor die Funktion eines Ritt- und Quartiermeisters ausgeübt haben. Die Feldkriegskommissare hatten die Möglichkeit, als »Raiträte« zu fungieren, wie der Fall Hüttenkoffer zeigt.639 In manchen Fällen konnten Feldkriegskommissare wie Rupp640 als Kasernenund Magazinverwalter arbeiten641 oder anderswohin versetzt werden. 3 3 3 Die Laufbahnen der Kameralräte Die ersten Kameralräte der Landesadministration kamen aus den Reihen der Salzinspektoren, die als zivile Wirtschaftsbeamte ab 1699 tätig waren und beim Aufbau der Kameralstrukturen in den damals neu eroberten Gebieten mitgewirkt haben.

633 634 635 636 637 638 639 640 641

Petri, Biografisches Lexikon, 1486. MOL, E303, 17k, Rotulus C.b, Eintrag 276 vom 1. Januar 1738, 391. MOL, E303, 17k, Rotulus C.a, Eintrag 216 vom 19. April 1738. MOL, E303, 27k, Rotulus Z.a Miscellanea, Eintrag 173 vom 1. Januar 1727. MOL, E303, 9k, Eintrag 199 vom 28 März 1724. MOL, E303, 3cs, Fasz. 1734, f. 40r. Mraz, Die Einrichtung, 272. MOL, E303, 3cs, Fasz. 1735, f. 181v. MOL, E303, 5cs, f. 193r–v.

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Um 1673 stieg Johann Alexander von Kallanek im Militärdienst ein und diente längere Zeit im Gondolischen Regiment, wo er den Dienstgrad eines Majors erreichte.642 In der Zeit des Kriegsschlusses 1698/99 quittierte er den Militärdienst und kam in Slawonien zum Einsatz – in Poschega (kroat. Požega) als Kameralverwalter, in Esseg als Salzinspektor und als Richter für die serbische Bevölkerung, ehe er als Einrichtungskommissar 1717 ins Banat berufen wurde.643 Nach der Einrichtung des Provinz zog sich Kallanek im Jahre 1718, wie oben erwähnt, wieder nach Esseg zurück, wo er die Salzinspektorstelle wiederaufnahm und bis an sein Lebensende (1729) ausübte.644 Wie Kallanek hatte auch Rebentisch im Türkenkrieg Leopolds I. beim Militär gedient, gehörte zum Regiment Nigrelli und war an sieben Feldzügen beteiligt gewesen. Ab 1701 beim Salzamt Kanischa tätig, besorgte er von dort aus die mit dem Salzwesen in Ungarn und Siebenbürgen verbundenen Amtsgeschäfte. Im Zuge des KuruzzenAufstandes (1703) ließ er Hab und Gut zurück und flüchtete mit Frau und Kindern. Alsbald übernahm er den Dienst eines Kameralverwalters in der Batschka und war für die Konskription der Zehentabgaben und Einlieferungen in die Peterwardeiner und Szegeder Magazine zuständig. Später hat er die Verproviantierung der Festungen Arad, Großwardein, Jula (rum. Alba Iulia) und Jenav (rum. Ineu) besorgt. 1707 wurde er Kontrollor der Slawonischen Salzinspektion in Esseg, wodurch er Kallanek unterstand und die Hauptkassa und die Fortifikationsbaukassa betreute. Zu seinem Kompetenzbereich gehörte auch das Maut- und Dreißigstwesen. Nach Ende des KuruzzenAufstandes kümmerte er sich um die Einrichtung des siebenbürgischen Salzhandels und nahm zu diesem Zweck bei seinem Vorgesetzten, Alexander Johann von Kallanek, dessen Tochter er inzwischen geheiratet hatte, einen Kredit auf. 1712 kündigte Rebentisch seinen Dienst in Esseg, um eventuellen Anständen wegen seiner Familienverwandtschaft mit seinem Vorgesetzten vorzubeugen. Er trat eine Administratorstelle in Syrmien an, führte verschiedene Grenzobservationen durch und übernahm für den in Peterwardein wirkenden kommandierenden General Löffelholz Kurierdienste nach Belgrad. Aus der Position eines syrmischen Administrators bat Rebentisch 1716 die Hofkammer um die Salzinspektorstelle in Esseg645 und hatte dabei die Unterstützung Kallaneks, der die Stelle aufgeben wollte und Rebentisch empfahl.646 Aus dem Ansuchen geht hervor, dass er bereits in Somlyó (rum. Șimleu Silvaniei) Salzobereinnehmer gewesen war. Im September 1717 erhielt Rebentisch die Salzeinnehmerstelle in Esseg, womit er die Funktion Kallaneks bekam;647 bis zu seiner Versetzung ins Banat

642 ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, Rote Nr. 499, Juli–August 1717, f. 239rv; ÖSTA, FHKA, AHK, HF U, Rote Nr. 500, September 1717, f. 429v. 643 ÖSTA, FHKA, AHK, HFU, Rote Nr. 500, September 1717, f. 431r–432v und 433r–435v. 644 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 5, Dezember 1729, f. 63rv. 645 ÖSTA, FHKA, AHK HF U, Rote Nr. 500, September 1717, f. 433r–435v. 646 Ebenda, f. 431r–432v. 647 Ebenda, f. 422r–424r.

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als Kameralinspektor und Kameralrat scheint er diesen Posten innegehabt zu haben. 1731 wurde er dann an Stelle des nach Wien als Hofkammerrat abberufenen Andler als Kameraloberdirektor nach Siebenbürgen beordert. Für seine Ernennung waren neben anderen Vorzügen seine Kenntnisse der serbischen und rumänischen Sprache wichtig, die er im Banat erworben hatte. Diese Sprachkompetenz waren für die Verständigung in der Landesadministration in der Kleinen Walachei essentiell, die vom Siebenbürgischen Kameraldirektor abhing. Die mangelhaften Lateinkenntnisse Rebentischs, die für die Kommunikation innerhalb Siebenbürgens wünschenswert gewesen wären, spielten hingegen keine entscheidende Rolle, da der zukünftige Kameraldirektor auf einen lateinkundigen Aktuar und auf andere Instanzen zurückgreifen konnte.648 In dieser Position starb er 1734.649 Wie Kallanek und Rebentisch begann auch Josef Anton Mayerhofer von Grienbüchel seinen Dienst beim Militär. 1707 in einer Feldkriegskanzlei, wechselte er fünf Jahre danach auf eine Stelle im Salzwesen im Rang eines Inspektors. Aus dieser Position gelangte er 1717 in die Einrichtungskommission Kallaneks und wurde 1718 Kameralrat. Nach seinem Tod (1720) wurde die zweite Kameralratsstelle nicht nachbesetzt. Wie seine Vorgänger war auch der vierte Kameralrat, de Jean, zunächst beim Militär gewesen. Vom Posten eines Ritt- und Quartiermeisters des Montecuccolischen Regiments wechselte de Jean in die Funktion eines Dreißigst- und Mautamtskontrollors nach Belgrad. In dieser Funktion kam er 1720 nach Temeswar und erhielt 1724 den Ratstitel.650 1725 zum Kameralinspektor651 aufgerückt, übernahm er 1733 die Kameralratsstelle von Rebentisch.652 Als Kameralrat arbeitete er mit Neffzer zusammen, dessen Karriere zumindest in der Anfangsphase vom bisherigen Muster abweicht. Neffzer hatte den Dienst nämlich nicht beim Militär begonnen, sondern in der Administration der königlichen Landgüter in Ungarn, und war 1701/03 im siebenbürgischen Salzwesen, in ungarischen Komitaten und auch in Schlesien aktiv gewesen. Zur Zeit des Kuruzzen-Aufstandes bewies er Eifer und wurde Proviantkommissar (»annonae commissarius«). 1722 Obereinnehmer (»supremus perceptor«) und ungarischer Rat, war er zwischen 1722 und 1728 in der Salzbeförderung und in kommissarischen Diensten erneut für die Ungarische Hofkammer tätig.653 1733 übernahm er die erste Kameralratsstelle, die er bis 1738 versah. Er wurde durch Josef Ignaz Viechter ersetzt, dessen Karriere nur schwer zu rekonstruieren ist. Sein Nachfolger, Maximilian Ruschischka

648 ÖSTA, FHKA, NHK, ABA 6, April 1731, f. 601r–609v. 649 Petri, Anton Peter: Die Präsidenten und Räte der Temeschburger Landesadministration (1718– 1779). In: Neue Banater Bücherei 3 (1982), 8, hier 3. 650 Baróti, Adattár, Bd. 1, Teil 1, 13. 651 Ebenda, 16. 652 Ebenda, 29. 653 Seine Gesamtkarriere wird aus den Libri Regii sichtbar. MOL, A 57 – Magyar Kancelláriai Levéltár – Libri Regii, f. 12–13.

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von Rosendorf, war von 1724 bis 1729 als Konzipist und Protokollant in der Universalbankalität in Wien tätig gewesen. Danach für eine Zeit lang nach Belgrad beordert, arbeitete Rosendorf als Kameralrat und Bankalrepräsentant danach jedoch in Breslau (poln. Wrocław). Erst 1748 gelangte er als Kameralrat ins Banat. Die Nachfolger im Zuge der Entmilitarisierung der Administration waren 1751 der Landauditor Johann Franz Kostka sowie der Landkommissar Johann Georg Plasch. 1728 als Gegenschreiber in Lugosch von Mercy angestellt, war Plasch 1738 Distriktsverwalter in Lugosch geworden, ehe er 1739 nach Karansebesch wechselte. Während des Türkenkrieges geflüchtet, kam er 1740 zurück und blieb dort bis 1745; 1748 war er als Distriktsverwalter in Tschakowa tätig. Von 1751 bis 1768 hatte er die Stelle eines Administrationsrats inne, eher er in Pension ging.654 Um 1740 Landauditor in Szeged und Arad, war Kostka 1746 General Auditor-Leutnant und Grenzauditor zu Peterwardein gewesen. Vor seiner Ernennung zum Administrationsrat im Banat war er jedoch in Slawonien tätig gewesen. 4 Schlussfolgerungen Aus den Ausführungen zum Personalmanagement lassen sich einige Schlüsse in Hinblick auf die Frage ableiten, inwieweit das Personal seine Karriere selbst gestalten konnte und inwiefern deren berufliche Laufbahn von den Hofstellen und den Konjunkturen fremdbestimmt wurden. Die Karrieren der leitenden Militärbeamten zeigen, dass die Teilnahme an Kriegen und die auf dem Schlachtfeld erworbenen Verdienste den Dienstgradaufstieg und militär-administrative Funktionen brachte. Die Tatsache, dass Mercy und Wallis 1716 im Banat präsent waren und ihre Tätigkeit sogleich aufnehmen konnten, war eine Frage des Zufalls. Wallis bedankte sich in einem Brief an den Kaiser für seinen Posten, was für seine Zufriedenheit mit der neuen Funktion spricht, die ihm neue Wege öffnen konnte. Die Bewährung als Festungskommandant trug dank seiner Leitungskompetenzen schließlich dazu bei, dass Wallis die Kommandantenstelle in Siebenbürgen übertragen wurde. Unklar bleibt, ob er sich um diese Stelle bewarb oder ob er dorthin bloß versetzt wurde. Diese Stelle brachte ihm die Funktion des Administrationspräsidenten der Kleinen Walachei und des Gubernators von Siebenbürgen ein – Stellen, die mit jenen Mercys vergleichbar waren. Mercy tat alles, um sich gegen den Hofkammerrepräsentanten Kallanek zu behaupten und seine Position zu bewahren. Dies wird besonders aus seinen Maßnahmen zur Einrichtung des Kamerale und in der Ernennung des Distriktpersonals aus den Reihen der Militärs sichtbar. Dank seiner überaus ergiebigen Tätigkeit vor Ort,

654 Petri, Biographisches Lexikon, 1472.

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aber auch des guten Kontakts zum Hofkriegsratspräsidenten Prinz Eugen schaffte es Mercy, 18  Jahre lang das Banat zu leiten. Es ist aber nicht zu übersehen, dass er bis an sein Lebensende Offizier blieb und dass die Pflicht, den Feldzügen beizuwohnen, mit Fremdbestimmung und Risiken verbunden war. Die Teilnahme am Italienfeldzug (1734) beendete schließlich unerwartet und teils selbstverschuldet seine Karriere. Die übrigen Militärs, die um 1716/18 in den Kameraldienst gelangten, wurden »gewonnen«, was eine Einwilligung derselben voraussetzt, andere »quittierten«, indem sie das Militärleben freiwillig oder altersbedingt aufgaben, andere wiederum wurden den Regimentern »entnommen« oder »fielen in Reduktion« und hatten keine andere Wahl, als einem neuen Dienst nachzugehen. Dass diejenigen, die schon im Banat waren, das Angebot zu bleiben, akzeptierten und sich nicht anderswohin begaben, deutet auf ihre freiwillige Entscheidung hin. Im Falle der Militärs, die vom außen kamen, um militär-administrative Ämter wie die von Festungskommandanten, Stabs- und Feldkriegsfunktionären zu übernehmen, dürfte der Entscheidungsspielraum nicht groß gewesen sein; sie mussten die Versetzung wohl einfach hinnehmen. Bei vielen Kameralbeamten, die in der Aufbau- und Konsolidierungsphase ins Banat kamen, ist der Wunsch der Aufnahme zum Dienst im Banat aus ihren Bewerbungen abzulesen, doch gab es auch Akteure, die berufen wurden. Die besten Beispiele sind die Leiter der Einrichtungskommission: Ignaz Hahn, der nach seiner Ernennung im Banat über eine akute Krankheit klagte, gestattete die Hofkammer zu einer späteren Zeit anzureisen, und fand sich scheinbar damit ab, dass Hahn seine Mission nicht wahrnahm, denn er zog keine Konsequenzen daraus. Alexander Kallanek, der schon vor der Aufnahme in die Einrichtungsmission im Banat seiner Berufung gegenüber skeptisch war, und in Temeswar trotz seines Status mehr oder weniger im Schatten Mercys stand, konnte sich mit dieser Stellung nicht abfinden und schaffte es schließlich, als ein Ersatz gefunden wurde, mit dem Einverständnis der Hofstellen sein früheres Leben in Esseg wieder aufzunehmen, wo er bis an sein Lebensende verblieb. Die Mission im Banat, die er mehr aus Amtspflicht denn aus Begeisterung annahm, trug dennoch zu seinem gesellschaftlichen Aufstieg bei, denn die dort erworbenen Verdienste wurden neben seiner Treue und seinem langjährigen Dienen als Gründe für seine Erhebung in den Adelsstand angeführt. Auch die mit Kallanek angereisten Beamten wurden berufen, von denen mehrere im Banat verblieben. Über den gleichzeitig mit Kallanek aus Siebenbürgen als Vertreter Hahns angereisten Mayerhofer kann anhand seiner Bewerbung geschlossen werden, dass er den Posten im Banat anstrebte, insofern er sich in der neuen Provinz, in der es damals offensichtlich nicht so viel Konkurrenz wie in Siebenbürgen gab, einen Aufstieg erhoffte. Die Laufbahn Rebentisch’, die durch staatspolitische Konjunkturen viele Auf- und Abstiege aufweist, ist ein Beispiel für seinen harten Willen aufzusteigen, die ihm die Stelle im Banat bot. Obwohl er dort eine höhere Stelle als zuvor in Esseg bekommen hatte, neigte er dazu, sich später auch für Stellen in anderen Gebieten zu interessieren. In den Quellen finden sich um 1724 allenfalls Äußerungen über eine

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mögliche Anstellung als Rat und Bankrepräsentant in Brünn, und 1727 suchte er um die Stelle Kallaneks in Esseg an. Dennoch musste sich Rebentisch vier Jahre gedulden, ehe er das Banat verlassen konnte, um 1731 die Stelle des Kameraldirektors Ändlern in Siebenbürgen zu übernehmen. Eines steht fest: Nicht alle Beamten, die am Anfang begeistert ins Banat kamen, zogen es vor, dort zu bleiben. Wie Rebentisch gab es auch später Beamte, die ihre Stelle im Banat aufgeben wollten – meist wegen ungünstiger Umstände: Krieg, Aufstand, Epidemien. Neffzer und de Jean sind nur zwei Beispiele: Sie schafften im Banat den Durchbruch, neigten aber danach, auszusteigen und woanders Fuß zu fassen. Es gab schließlich auch Leute wie Redecher, der trotz seines Willens zu bleiben, sich letztendlich höheren Entscheidungen unterwerfen und gehen musste. Die Bewerbungen, die von den Kameralbediensteten aus anderen Regionen kamen, deuten darauf hin, dass die Interessenten ihr Schicksal bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen konnten, wenn sie ihre Arbeit normenkonform erledigten. Sie konnten ihre Chancen anheben, indem sie stets loyal blieben, sich auf ein Sachgebiet der Kameralwirtschaft spezialisierten, Dienstjahre erwarben, Sprachen lernten und in Hinblick auf den Dienstort mobil blieben. Natürlich gab es im Leben dieser Menschen Sachverhalte, die sie nicht beeinflussen konnten, z. B. wenn diejenigen Provinzen, in denen sie tätig waren, nicht mehr Bestandteil der Monarchie waren, sie arbeitslos wurden oder wenn ihre Ämter aus ökonomischen Gründen eingespart wurden. Die Suche nach einer bezahlten Tätigkeit, um ihre Familien zu ernähren, die Knappheit von Arbeitsstellen in Wien und den Provinzen führten dazu, dass sie sich um Stellen bewarben, die gerade frei waren. Die Mortalität im Banat sorgte stets für frei werdende Posten. Solche wurden aber nicht immer nur durch auswärtige Beamte ergänzt, sondern auch durch Menschen, die vor Ort lebten und in der Administration klein angefangen hatten. Die Vergabe der Stellen lag letztlich zwar beim Monarchen, doch spielte auch die Eignung der Bewerber eine Rolle. Hierdurch kam eine weitere Komponente der Fremdbestimmung ins Spiel: die Expertise der Landesadministration, die suggerierte, wer bleiben kann und wer kommt, doch kam es auch darauf an, wie die Repräsentanten der Hofstellen, die das Banat leiteten, abstimmten und wie sie ihre Sicht gegenüber dem Staatsoberhaupt vertraten. Für viele Bewerber waren die Stellen im Banat finanziell interessant, doch gab es auch junge Beamte, die eine Zeit lang unentgeltlich oder für wenig Geld zu arbeiten hatten, um sich beruflich zu qualifizieren. Es liegen auch Fälle vor, eine Stelle nicht anzunehmen oder sie später zu kündigen, solange die Rechnungen in Ordnung waren und kein neuer Posten im Hofkammerdienst angestrebt wurde. Die meisten sahen ein, dass Erfolg weiteren Erfolg generiert. Die Entlassungen zeigen hingegen, dass das Interesse der Hofstellen an einer möglichst gesicherten Ordnung vorrangig war. Die Transfers deuten darauf hin, dass die Menschen dorthin versetzt wurden, wo sie sich auskannten und gebraucht wurden. Nicht jeder konnte eine geradlinige Karriere haben, und so kam es zu Profiländerungen. Es gab Personen wie Ignaz Kempf von Angret, der es verstand, im Banat aufzusteigen und, als es dort keine Aufstiegschancen mehr gab, anderswo Karriere zu machen.

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Für viele Beamte endete der Dienst im Banat mit dem Tod, für viele brachte er nur eine temporäre Verbesserung der Lage, in der sie sich nach dem Postenverlust in einer anderen Provinz befanden. Es gab jedoch viele Beamte, die es verstanden, in jener Randprovinz Erfahrungen zu sammeln und daraus Nutzen zu ziehen.

Vergleichende Perspektiven

The Role of Provincial Authorities in the Habsburg Kingdom of Serbia Political and Economic Aspects1 Miloš Đorđević The period of Austrian rule over the Kingdom of Serbia is linked to the introduction of modern institutions after two and a half centuries of rule of the Ottoman Empire, as well as with the process of improving the administrations of the Monarchy’s newly conquered territories. Having in mind that this province received a civil administration in the form of a Belgrade administration only in 1720, the Viennese court had the opportunity to impose an efficient administration, based on the experience acquired in organizing authorities in the Banat of Temeswar (rom. Timişoara), Lesser Wallachia (Oltenia) and the Kingdom of Slavonia.2 The organisation of institutions in Lesser Wallachia and the Kingdom of Serbia, however, did not continue through the rule of Marie Theresia (1717–1780), as these provinces were reincorporated into the Ottoman Empire following the 1739 Belgrade Treaty. Although the war of (1716–1718) was one of the most successful among the wars the Monarchy fought against the Ottomans, military authorities warned of the risks involved in further conquests towards the South (including Niš and Vidin). Prince Eugene of Savoy (1663–1736) himself warned in his reports that the functioning of the provincial administration would be problematic, due to large distances and unreliable communications.3 Disquiet related to the con1 2

3

This paper resulted from research during the project Modernization of Western Balkans (rec. no. 177009) financed by the Ministry of education, science and technological development of Republic of Serbia. Regard the Habsburg administrations in the neoaquistic lands after the Peace of Passarowitz see Langer, Johann: Serbien unter der kaiserlichen Regierung (1717–1739). In: Mittheilungen des k. und k. Kriegsarchivs, neue Folge 3, Vienna 1889, 157–247. Kallbrunner Josef: Das keiserliche Banat. Einrichtung und Entwicklung des Banats bis 1739. München 1958. Papacostea, Şerban: Der Absolutismus in den Randgebieten der Habsburgermonarchie. Die Kleine Walachei unter österreichischer Verwaltung (1718–1739). In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23 (1970), 36–63. Roider, A. Karl: Austria’s Eastern Question. 1700–1790. Princeton 1982, 56–57. Bešlin, Branko: Evgenije Savojski i njegovo doba. Novi Sad 2014, 507–508.

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viction that organizing territories far from Belgrade would be hard, explains why the Monarchy chose to control the Danube basin, a navigable merchant fairway towards the East for economic reasons.4 Still, the conquering of Belgrade in 1717 was, of crucial importance for the Austrian army and the Monarchy, so afterwards distinguished commanders were proposed for positions in Serbia. The Neoacquistic Commission (»Neoacquistische Subdelegation«), formed during the Great Turkish War (1683–1699),5 in the first two years, temporary military authority estimated that its first task was to form an efficient border defence. There were two key aspects: the formation of the borderland military unit in the fashion of a military frontier and putting up a cordon sanitaire.6 Count Johann Joseph Anton O’Dwyer (†1729) was the first prominent person at the highest position of the military administrator who formed a military defence border unit made up of local chiefs and Serb frontiersmen. The first to notice his role in the war was Prince Eugene of Savoy used his personal influence to have him posted as temporary military commander of the conquered Serbian districts.7 Also, right after the Treaty of Passarowitz, Count O’Dwyer had to deal with forming a cordon sanitaire at the border to prevent the spreading of the plague that had appeared in the Ottoman Empire. In 1720 he ordered the establishment of quarantine, while attending the Neoacquistic Commission in Vienna he presented blueprints and calculations of building costs.8 In this instance, the initiative for controlling the border did not come from the highest officials in the province, but instructions were coming from Vienna directly. In order to defend the border towards the Ottoman Empire and the health of its subjects, Vienna’s reaction was sending a sanitary commission in 1719, and after receiving its report, physicians and surgeons were appointed to quarantines.9 The structure of the Belgrade administration consisted of the representatives of military and public authorities from the Provincial Governor’s (»Praeses Adminis4 5 6

7 8 9

Heppner, Harald und Schanes, Daniela: The Impact of the Treaty of Passarowitz on the Habsburg Monarchy. In: The Peace of Passarowitz, 1718. Ed. Charles Ingrao, Nikola Samardžić and Jovan Pešalj. Lafayette 2011, 55. Ingrao, Charles: The Habsburg Monarchy 1618–1815. Lafayette 2000, 137. Regele, Oskar: Der Österreichische Hofkriegsrat 1556–1848. Wien 1949, 53–56. Bergwerke in Serbien und der Walachei (Majdanbek, Kavalla und Rudnik) 1719–1741. Instruction was »die zur Landts Conscription abordnende Comission zu beobachten haben wird«. Österreichisches Staatsarchiv (OeStA), Finanz- und Hofkammerarchiv (FHKA) Alte Hofkammer (AHK) Hoffinanz (HF) Ungarn, VUG 20 A, 148–155. Pecinjački, Sreta: Nekoliko podataka o austrijskoj Kraljevini Srbiji od 1731. do 1736. godine. In: Zbornik Narodnog muzeja Čačak X (1980), 100–101. Podaci o Srbiji u protokolima Dvorskog ratnog saveta u Beču (1717–1740). Ed. Mirko Mitrović, (Spomenik SANU 130). Beograd 1988, 56. Sanitätshofkommission Bücher 1. Protocol 1719–1737. ÖSТA/KA ZSt MilKom (September 1719). Sammlung Oesterreichischer Gesetze und Ordnungen, Wie solche von Zeit zu Zeit ergangen und publiciret worden, So viele deren vom Jahr 1721 Biß auf Höchst- traurigen Tod-Fall Der RömischKayserlichen Majestät Caroli VI. aufzubringen waren. Wien 1752, 500.

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trationis«) inner circle. The public authorities, within specific divisions, consisted of several senior and lower-ranked clerks, to whom the district clerks were subordinated.10 These departments of the Court Chamber had their own administrative areas for the implementation of fiscal policy within the Kingdom of Serbia, such as the customs headquarters (»Mautamt«) with its branches across the country, the salt office (»Salzamt«), and the forestry office (»Waldamt«) with its subsidiaries. They were supervised by the members of the Aulic War Council (»Hofkriegsrat«) and Court Chamber (»Hofkammer«) and the Neoacquistic Commission in Vienna. The Neoacquistic Commission played a crucial role in the matters concerning the regulation of Austrian institutions, the status of the population and the fiscal policy. At their joint meetings, the members of both Councils coordinated their standpoints on miscellaneous petitions relating to the Kingdom of Serbia, but the predominant influence on the ruling was held by the members of the Aulic War Council, presided by Prince Eugene of Savoy.11 In order to explain the role of military and civil authorities, it is necessary to present key segments of their employment before coming to Serbia. First of all, it should be emphasized that the Viennese court was happy to take under its wing many foreign noblemen that envisaged themselves in employment of the emperor of the Holy Roman Empire of German nationality. The Battle of Petrovaradin in 1716 and the conquest of Belgrade in the following year would prove to be decisive events in positioning high representatives of military authorities in Serbia. Taking into account the case of Count O’Dwyer, an Irish man and catholic, it is necessary to explain that his high position was hardly achievable for other Irish in imperial military service in the beginning of 18th century, although they were highly regarded as soldiers.12 With his devoted participation in the war on the Spanish Succession (1701–1714) and the Austro-Turkish war (1716–1718), Count O’Dwyer came in favour with Prince Eugene of Savoy. Before the establishment of the Belgrade administration, he had a key position in the newly conquered Serbian districts, first as a commander of the Austrian army in Belgrade, where he started to rebuild edifices of military importance.13 A change of governing in Serbia came when the civil-military administration was established in 1720, and the most important political role was reserved for governors of Serbia, position longest held by Prince Charles Alexander, the Duke of Württemberg (1684–1737).14 10 11 12 13 14

Đorđević, Miloš: Administration of Belgrade (1720–1738). In: Forschungswerkstatt: Die Habsburgermonarchie im l8. Jahrhundert. Hg. v. Gunda Barth-Scalmani. Bochum 2012, 187. Đorđević, Miloš: Kraljevstvo Srbija 1718–1739. Niš 2018, 24. On the position of Irish soldiers in the Habsburg army see Clark, George B.: Irish Soldiers in Europe, 17th–19th Century. Cork 2010. Stefanović-Vilovski, Todor: Beograd od 1717–1739: po arhivskim izvorima. In: Nova Iskra 10 (1905), 297–302. Fata, Márta: Karl Alexander von Württemberg. Kaiserlicher General und Statthalter von Serbien. In: Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts. Wahrnehmen – Wissen – Erinnern. Hg. v. Wolfgang

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In the war campaign of the Habsburg army in 1717 many commanders from different parts of the empire were involved, and their merits were publicly highlighted in the press.15 The reason for highlighting their role was that the tide and the outcome of the Habsburg-Ottoman wars of the 18th century were meticulously observed in publications of the Holy Roman Empire. Having in mind that news from battlefields were most read in newspapers and magazines, realizing the evident need for texts like that, printers started to print books in form of reports or letters of witnesses of those wars that mostly presented battle details.16 That was one of the ways to express admiration to war victors, but it also revealed the Viennese court’s intentions to award certain military commanders with significant positions. Having in mind the big contribution Prince Charles Alexander gave in the battles of Petrovaradin and Temesvar in 1716, and the battle of Belgrade in 1717, Prince Eugene of Savoy first named him commander of the Belgrade fortress, and in 1720 the governor of the province. As a regent of Emperor Charles VI (1685–1740), decorated by the title »Knight of the golden fleece« in 1721, Prince Charles Alexander took over some of the ruler’s jurisdiction, that included the whole complex of the military, judicial and administrative rights. This made him supreme military commander over his jurisdiction, but he also controlled the civil administration in conditioned cooperation with representatives of the Court Chamber.17

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Same as Count O’Dwyer, at the beginning of his engagement Prince Charles Alexander had a task to improve the border defence and establish the system within the so called Serbian National Militia (»Raizische National Miliz«). Their mutual relation was interspersed with clashes and accusations, among other issues mentioned were distribution and organization of the National Militia. Because of that the Prince toured the border region of the province just days after taking over his new position.18 Proving the power and influence of the two commanders at the Viennese court was finished with Count O’Dwyer’s transfer to his new position in Slavonia in 1722.19 It could be assumed that his withdrawal from Serbia, followed by a promotion to the rank of a rights forfield marshal lieutenant in 1723, and giving tasks related to organizing that border, actually was in accordance with the interest of the Monarchy to include capable and proven individuals into the process of reorganization and equalizing imperial army in the 18th century.20 Based on the example of the employment of the two highest government representatives in Serbia it can be said that individuals had a big role as representatives of imperial institutions. Still, achieving efficient ruling implied the inclusion of the local population and their representatives into administrative jobs. As far as the history of relations towards local citizens is concerned, their experience with European institutions dates back to forming the municipal authority of Serbs living in Buda and in southern Hungary. A part of the population that used to be in touch with the administration before the war was moved from Buda to so-called »Sava Belgrade«, mostly populated by Serbs. This fact significantly improved the legitimacy of institutions in performing regulatory functions in newly conquered provinces, but more than anything it increased acceptability of the new governing model. The legislation defined competence, rules and rights for the members of the municipality authority of Belgrade that enabled them somewhat autonomous functioning, and linking with key ruling players, but not isolation in the case when competences were overlapping.21 The supposition of future participation of the local population in new authorities related to insurance of their religious rights through privileges by Habsburg emperors, social rights (of new settlers to Serbia),22 and economic needs depending on the 18 19 20 21 22

Veselinović, Rajko: Vojna Krajina u Srbiji 1718–1739. In: Zbornik Istorijskog muzeja Srbije 21 (1984), 5–42. Pecinjački, Sreta: Izveštaj K. A. Virtemberga o nekim tvrđavama i domaćoj miliciji austrijske »Kraljevine Srbije« u 1720. godini. In: Miscellanea 5 (1977), 59–69. Abramović, Vladimir: Prilozi biografiji carskog generala grofa Odvijera, komandanta Beograda 1718–1722. In: Belgrade Historical Review IV (2013), 96. Ivetić Jovana, Austrijska vojska i vojna uprava (1700–1873). Rad Muzeja Vojvodine 50 (2008), 229. Serbien: Berichte und Vorschläge zu seiner besseren Verwaltung (1719–1739). OeStA FHKA AHK HF Ungarn Sieb. Kaalvhd., Fasz. 99, 60–62. One of the examples of legal rights of newly arrived citizens was untaxable logging in state forests for personal needs (for fuel, building of house or outbuildings), although the forest office (Waldamt) collected tax from craftsmen who used timber in their businesses. Arhiv Srbije (AS), Res-

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climate they lived in. The consequence of such monarchy policy was also an internal organization in villages (the institution that survived Ottoman rule) that remained unchanged, where »Oberknez« was representing people in front of provisors of Serbian districts.23 The second indicator of such the Viennese court policy was the relation with the Serbian Orthodox church in Belgrade and since 1731 the Karlovitz-Belgrade Metropolitanate.24 The church, besides the state, had an important role in forming social life in the province. Since the Great Migrations of the Serbs (serb. velika seoba) into the Monarchy in 1690, Serbian patriarch Arsenije III. Čarnojević (1633–1706) considered that, on the basis of received imperial privileges, the church has a right to influence the entire life of Serbs in the Monarchy’s territory, and to represent the entire nation with state authorities.25 The Church regulated religious and ethical norms for a family, defining its privacy and the role of each individual.26 In establishing civil authorities in Serbia, it was not possible to follow the single selection method, but as in the case of military authorities, candidates had experience in holding positions in new aquired provinces, such as the Banat of Temeswar, or experience in the chamber commissions in Vienna. First of all, it should be emphasized that the position of the Aulic War Council and the Court Chamber officials within the administration was not equal regarding importance and influence on decision making. This is what high chamber official Jacob von Alter described in his report »Einige wenige, jedoch Wahrhafte Anmerkungen auf den von seithen des kayl. Administrations rath zu Belgrad Hl. Von Alter de dato 21. 8bris 1725. eingeschikhten sehr Seichten

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titucija (Res): Akta austrijske uprave. (1721–1738) (Akta), 2–15. (29.04.1721–04.05.1722). Elenchus der Belgrader Administrations Acten vom Jahr 1721 bis 1722. Ingrao, The Habsburg Monarchy, 18–19. Landais, Benjamin: Habsburg’s State and the Local Orthodox Elite. The Case of the Banat of Temesvár (1750–1780). In: Encounters in Europe’s Southeast. The Habsburg Empire and the Orthodox World in the Eighteenth and Nineteeth Centuries. Ed. Harald Heppner and Eva Posch. Bochum 2012, 112. – Grujić, Radoslav M.: Prilozi za istoriju Srbije u doba austrijske okupacije: (1718–1739), In: Spomenik SKA 52 (1914), 62–63. Točanac, Isidora: Beogradska i Karlovačka mitropolija. Proces ujedinjenja (1722–1731). In: Istorijski časopis 55 (2007), 214–215. Gavrilović, Slavko: Isaija Đaković. Arhimandrit grgeteški, episkop jenopoljski i mitropolit krušedolski. In: Zbornik Matice srpske za istoriju 74 (2006), 8–9. Radonić, Jovan, Kostić, Mita: Srpske privilegije od 1690 do 1792 godine Beograd 1954, 29, 55–94. Gavrilović, Vladan, Ninković, Nenad: Srbi u Habsburškoj Monarhiji u XVIII veku. Između bečkog dvora i ugarskih vlasti. In: Godišnjak Filozofskog fakulteta u Novom Sadu 39/1 (2014), 70. The strategy of strengthening the influence of the metropolis court, the organization of the parochial network and the firm adherence of varnish to the institution of the church began with the implementation of the reforms at the time of the metropolis of Moses Petrovich and Vićentije Jovanovich, see: Grujić, Prilozi, 84–209. Točanac, Isidora: Propisi mitropolita Mojsija Petrovića za sveštenike i parohijane. In: Istorijski časopis 48 (2001), 147–164. In shaping life of a city family their principals had more freedom than those in villages, and that later on helped shaping family in its modern form. Timotijević, Miroslav: Rađanje moderne privatnosti. Privatni život Srba u Habzburškoj monarhiji od kraja 17. do početka 19. veka. Beograd 2006, 13–15, 64–65, 358–359.

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Bericht«27 where he mentioned the governor of Serbia and the Aulic War Council, while representatives of the Court Chamber he presented as weak: »Der Prinz ist Prinz, und bleibet Prinz, der Hoff Kriegs Rath ist mächtig, und Soutenieret alles, die Cammer hingegen schwach, und vermag ihre Subordinirten nicht zu manuteniren, sondern wan es ad fractionem kommet, lassen Sie solche strekhen.«28

Army representatives with the titles of count, baron, marquis definitely had an advantage and such relations between the chamber and military representatives were a reflection of their positions in the »Neoacquistische Subdelegation« in Vienna. With relations established in that manner, the prime goal of civilian authorities was to provide financial independence of their services, such as customs and forestry, and to provide necessary logistics for garrisons situated in major towns of the province.29 Still, most of the representatives of the Court chamber in the administration were in very poor relations with Prince Charles Alexander, first of all Count Philipp Joseph of Orsini Rosenberg (1691–1765). As the first counsellor with administration and chamber director, in Vienna he was considered a person with experience in establishing civil services in a newly acquired province. His experience before this position was related to Imperial secret council, then in 1713–1714 he was ambassador to Portugal sent to congratulate the birth of Prince of Brazil, and upon his return, he headed the major chamber commission in Vienna.30 In the Kingdom of Serbia he held two positions: first he was chamber counsellor and chamber manager in 1721, while in the following year he was named manager of the service of controlling salt monopoly (»Salzwesen«), and upon leaving Serbia he became a member of the Secret Royal Hungarian Council (»Königl. Ungarischer würklicher Geheimer Rath«). Major mutual accusations between Prince Charles Alexander and Count Rosenberg were related to financial embezzlements in the course of tax collecting and absence of controlling mechanism.31 Contributing to this was the adoption of the Belgrade administration seal, which rendered the Chamber clerks unable to exert any decision-making powers. The debts Prince Charles Alexander incurred in Serbia due to his extravagant lifestyle meant that his annual income of 6.000 florins was insufficient, therefore the repayment

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Serbien: Berichte und Vorschläge zu seiner besseren Verwaltung (1719–1739). OeStA FHKA AHK HF Ungarn Sieb. Kaalvhd., Fasz. 99, 186–212. (1725). OeStA FHKA AHK HF Ungarn Sieb. Kaalvhd., Fasz. 99, 198. (1725). Đorđević, Miloš: Die Einrichtung moderner Institutionen im Königreich Serbien in der Zeit der österreichischen Verwaltung (1718–1739). In: Encounters in Europe’s Southeast. The Habsburg Empire and the Orthodox World in the Eighteenth and Nineteeth Centuries. Ed. Harald Heppner and Eva Posch. Bochum 2012, 14. Gauhen, Friedrich J: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Leipzig 1719, 559. Popović, Dušan: Beograd pre 200 godina. Beograd 1935, 41.

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of loans taken from the Jewish merchants took many years.32 There were also disagreements between representatives of civilian authorities, and this was known in Vienna from received reports. A famous one was between two chamber counsellors: Johann Jakob Terlichskron, who came to that position from Sziget and Pécs where he was provincial official in 1707, and Jacob of Alter, counsellor of chamber authority in Serbia.33 In some paragraphs of Alter’s report Terlichskron’s unauthorized payments to himself are mentioned. Further in the same report Jacob of Alter relies on decisions of Prince Charles Alexander regarding Terlichskron’s practice.34 Large portions of civilian authorities in Serbia were not posted on a long-term basis, but temporarily, without taking an oath and paying the deposit. Frequent changes that Vienna made regarding high positions in the Belgrade administration were a result of unreliability and collisions with the military authorities. That was the reason why in some cases officers were appointed to counselling positions, such as former cavalry officer (cavalier) Franz Augustin of Helbling. Also, one of the biggest problems was to find chamber translators and supervisors, so such posts were given to people like former Armenian merchant from Buda (Michael Zaharias) and former employee of chamber inspection from Osijek ( Johann Michael Radelik).35 Regarding customs service in Serbia, the Court Chamber of Vienna posted traffic supervisor (Aufschauer) at Buda to the position of the manager of Principal customs service in Belgrade, as well as to the position of temporary manager of Belgrade saltworks. There were quite a lot of such cases of double employment among chamber officials. That is primarily true for lower rank officials, provisioners of border districts who simultaneously held posts of customs managers.36 Wider empowerment of military authorities was followed with bigger responsibility towards chamber officials. That became especially obvious in the war of (1737–1739), when the Austrian army, in just a few months, first conquered and then lost Niš, the crucial Ottoman fortress with new high ramparts built in 1721. Surrender of the fortress was a reason for convicting many servicemen, while the commander and one of the engineers of the Belgrade fortress, Nicolas Doxat de Moretz (1682–1738), paid with his head. His former merits were forgotten. Prince Eugene of Savoy employed him first

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Fata, Karl Alexander von Württemberg, 56–57. Mühlfeld, Megerle v., Georg, Johann: Österreichisches Adels-Lexikon des achtzehnten u. neunzehnten Jahrhunderts enthaltend alle von 1701 bis 1820 von den Souveranen Österreichs … in die verschiedenen Grade, des deutsch-erbländischen oder Reichs-Adels, erhobenen Personen. Wien 1822, 469. Serbien: Berichte und Vorschläge zu seiner besseren Verwaltung (1719–1739). OeStA FHKA AHK HF Ungarn Sieb. Kaalvhd., Fasz. 99, 197. (1725). Pecinjački, Nekoliko podataka, 101. Ovakimjan, Ašot: Armenske kolonije u srpskim zemljama. In: Zbornik Matice srpske za istoriju 55 (1997) 49–74. See Pecinjački Sreta, Carinski prihodi i rashodi austrijske Kraljevine Srbije 1730–1732. godine. In: Mešovita građa XI (1983), 73–133.

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for building the fortification of Temeswar, and later in Belgrade, where building project and fortification were consistent with fortification regulations of Baroque epoch (Vauban system). Because of their role in Niš’ surrender Colonels Friedrich Max of Humbracht (1689–1764) and Maximilian of Hessen-Kassel (1689–1753), Major Buttlar and Military Engineer Martin were dishonoured and degraded, and all the officers who signed capitulation were arrested.37 Such responsibility for servicemen was not present in peacetime, moreover, they were shareholders of mining associations in Serbia. The state did not find cost-effectiveness in big investments into renewal of Serbian mines active in the Ottoman period. Therefore joint-stock companies received very convenient conditions for both mining and the sale of precious metals in the Monarchy. Senior officers and high chamber officials with their share in joint-stock companies-initiated activation of Rudnik and Avala (mountain close to Belgrade) mines. Out of 27 shareholders of the Rudnik mine by specification from 1732, the biggest number of shares was held by representatives of the civilian service, clergy and merchants held 54, while representatives of military authorities held individually most shares. Chief individual shareholders in the association for the exploitation of the Rudnik mine were the president of the provincial administration Prince Charles Alexander and his wife Countess Marie Auguste of Thurn and Taxis (1706–1756), then his brother Heinrich Friedrich, the duke of Württemberg (1687–1734).38 Many of the lower clerks in civilian authorities (provisioners and supervisors) later were to be found in lists of shareholders of other mines in the province, for instance Avala mine in 1735, such as a forestry clerk (Waldförster).39 Although reports of researchers on the cost-effectiveness of starting mines were negative, the association made a contract with the state to receive mine exploitation rights. Everything listed in the concession contract for the Rudnik mine over six years was actually already accepted requests for privileges that the association sent to the Court chamber in Vienna.40 The concentration of power and political influence in the association brought about privileges that included sales of gold, silver and iron at the highest prices.41 After that concession expired, the association got the opportunity to sell refined ore at favourable prices at the mining towns of Upper Hungary as Schem-

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Samardžić, Nikola, Abramović, Vladimir: Švajcarac u Beogradu: Nikola Doksat de Morez. In: Limes Plus 2 (2013), 46. Cvitanović, Đurđica: Dopuna proučavanju djela i života Nikole Doxata de Démoreta. In: Radovi Instituta za povijest umjetnosti 17/2 (1993), 60. Popović, Darko: Projekti Nikole Doksata de Moreza za rekonstrukciju beogradskih utvrđenja 1723–1725 godine. In: Godišnjak grada Beograda XXX (1983), 43–44. Đorđević, Die Einrichtung moderner Institutionen, 22. OeSTA FHKA AHK HF Ungarn, Fasz. VUG 20 A, 588–590. Pavlović, Dragoljub: Finansije i privreda za vreme austriske vladavine u Srbiji (od 1718–1739.) po građi iz bečkih arhiva. In: Glas SKA 64 (1901), 28–29. OeSTA FHKA AHK HF Ungarn, Fasz. VUG 20 A, 268.

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nitz (slovak. Banská Štiavnica) and Kremnitz (slovak. Kremnica).42 This form of securing investment for each member of the association was quite safe, for it was proscribed by the state. The link between economic interests of the state and the association is visible in article six of the contract that provided insurance against possible negative scripts that would result in a forced shutdown of the mine. They were directly related to the foreign policy of the Monarchy, such as to the war with the Ottoman Empire, but also to circumstances like a plague epidemic among the population or any other situation that would cause interruption of the miners’ work. In that case, the association would be offered to start the exploitation of other mines in the Monarchy under the same conditions.43 On the other hand, the society that had the right to initiate mining at Avala, had fewer shareholders than that of Rudnik, of lower rank in administration, and also political circumstances were unfavourable, making potential production unprofitable. Although Prince Charles Alexander, the Duke of Württemberg,44 informed Emperor Charles VI and Prince Eugene of Savoy already in 1721 about field research and received positive opinions and expert reports, mining of silver and lead according to that recommendation started just in 1735.45 Major shareholders of the society were the head forest inspector Franz Joseph Waldförster and the head treasurer of the salt monopoly Johann Christian Kläcker. Their inclusion in the economic processes of the society for Rudnik mine started problems that lasted even after the war. Namely, because of apparent preparations of the Habsburg Monarchy for the war on the territory of the Kingdom of Serbia in the next year, the society decided to speed up mining at Avala, and that required more manpower, provisions and money. Assistance received from the state resulted in the society’s debt that amounted to 6.295 forints towards the end of the war.46 Having in mind unfavourable war times, a large number of various goods at Avala mine was put at the disposal of the imperial army whilst retreating northwards after the loss of Niš in 1737. Data and calculations confirmed by proof47 were presented 42 43 44

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Langer, Serbien, 198. OeSTA FHKA AHK HF Ungarn, Fasz. VUG 20 A, 272. Vojislav Simić and Dušan Popović state that in proposals for opening mines by Charles Alexander, the Duke of Württemberg, apart from Avala and Rudnik were also mentioned Palanka near Ripanj and Stojnik and Parcan in vicinity of Kosmaj. Still, separate documents related to mining in these spots and forming of a society were not found in Austrian State Archive. Simić, Vojislav: Staro i savremeno rudarstvo u okolini Avale. In: Godišnjak Muzeja grada Beograda IV (1957) 71–92, 80. Popović, Srbija i Beograd, 89–90. Langer, Serbien, 214. Against total debt towards chamber authority that amounted to 6,295 forints and 41 kreuzers, the Society received: from income of Belgrade provisional authority 2.221 forints and 20 kreuzers, from »Pupillengelder« of the Belgrade administration 2.000 forints and from salt office (Salzamt) 2.074 forints and 21 kreuzers. OeSTA FHKA AHK HF Ungarn VUG 20/A, 66. Besides included documents, the Society used the testimony of General George Olivier of Wallis (1673–1744), last governor of the Kingdom of Serbia. OeSTA FHKA AHK HF Ungarn VUG 20/A, 67.

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to the treasury in an attempt to have debts compensated, but relations between the society and the treasury worsened selling price of silver that substantially prolonged the dispute. In this case »the principle of direction« (»Direktionsprinzip im Bergbau«)48 promoted from increased state intervention regarding business and technical issues of mine operations. The Habsburg Dynasty united the territories of different status, historical development, and nationalities, and, therefore, special traditions, cultural heritage, religion, legislation, and institutions. The conquest of new territories in the wars with the Ottoman Empire further contributed to the ethnic diversity of the Monarchy and it also provided the possibility of expanding administration to new areas. Local representatives in the civil administration had a narrow scope of duties in their community, while the military part of the administration (officers, generals) took on itself the greatest responsibility in political and economic measures after the war. Victories on the battlefield, confirmed by the Treaty of Passarowitz (1718), for a long time strengthened the Habsburg rule in the Balkans, in the areas that had for more than two centuries been under the Ottoman rule. New provinces fell in the group of the so-called Neoacquistica lands with similar principles of political order. Both the political and economic aspects of changes that have taken place during the 22-yearlong administration in the Kingdom of Serbia had consequences even after the 1739 Belgrade Treaty. They are reflected in the interpretation of the contractual obligations of the state towards the stock corporations of Serbian mines, which resulted in disputes over the stock corporations’ debts. Moreover, the Austrian administration in Serbia had an impact on the number of clerks who would continue to work within the public and military divisions of the Monarchy in the Banat of Temeswar and Slavonia. Their expertise was essential in re-establishing the public administration in territories retained after the war. And finally, it is necessary to point out that, following the Ottoman occupation, the territory of the Kingdom of Serbia once again became part of the Sanjak of Smederevo and the Eyalet of Rumelia. The administrative-judicial administration was based on the system which was well-known prior to the Austrian occupation, with a new addition, whereby the Sanjak-bey who presided in Belgrade, would also carry out a military function of »Muhafiz« (a military commander of the Belgrade fortress). In this way, the administrative title merged with the most significant military function.

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»The principle of direction« for the mines enabled the state clerks to have a complete control over the quarrying of the mines, even in instances when the quarrying was allocated to a group of investors. Wakefield, Andre: The Disordered Police State: German Cameralism as Science and Practice. Chicago 2009, 30.

»La Reggenza lorenese« Die lothringische Herrschaft im Großherzogtum Toskana (1737–1765) Renate Zedinger Als »Reggenza lorenese« bezeichnet die italienische Historiographie die achtundzwanzig Jahre, in denen Franz Stephan von Lothringen das Großherzogtum Toskana regierte, d. h. die Zeit nach dem Tod des letzten Großherzogs aus dem Geschlecht der Medici 1737, bis zum Herrschaftsantritt seines Sohnes Pietro Leopoldo, der im September 1765 nach Florenz (ital. Firenze) kam und am Beginn der toskanischen Linie des Hauses Habsburg-Lothringen steht. Dabei handelte es sich nicht einfach um den Wechsel innerhalb eines Landes von einer Familie zur anderen, wie beispielsweise von den Valois zu den Bourbonen: Bei diesem lothringisch-toskanischen »Kuhhandel« wurde das seit dem Mittelalter autonom regierte Haus Lothringen mit der gesamten lothringischen Hofhaltung ins Großherzogtum Toskana verpflanzt. Mit diesem am Verhandlungstisch ausgemachten Tausch konnte Frankreich nach jahrhundertelangen Bemühungen das Herzogtum Lothringen annektieren und die Lücke zur Rheingrenze schließen. 1 Zum historischen Hintergrund Lothringen-Bar, das »Pays d’entre deux«, Lehensnehmer der Französischen Krone und des Heiligen Römischen Reiches, sah sich seit dem Mittelalter im Bestreben um seine Selbständigkeit zwischen diesen beiden Polen aufgerieben. Frankreich hatte ab 1633 begonnen, seine territorialen Ansprüche in Richtung Rhein auszudehnen, viele elsässische und lothringische Gebiete unterlagen im Kriegsfall immer wieder der Besetzung bzw. waren Aufmarschgebiet für die französischen Truppen sowohl im Dreißigjährigen Krieg als auch in den Expansionskriegen Ludwigs XIV. Außerdem war Lothringen durch militärische und familiäre Verflechtungen eng mit dem Haus Habsburg verbunden und Frankreich dadurch suspekt. Neben zeitweiliger Besitznahme einzelner Gebiete sicherte sich der mächtige Nachbar schon im 16. Jahrhundert mit

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dem Vikariat über die Bistümer Metz, Toul und Verdun große Teile des lothringischen Territoriums. Es war jedoch auch die familiäre Verbundenheit mit Habsburg, die Lothringen für einige Jahrzehnte seine Selbständigkeit zurückbrachte: Erzherzogin Eleonore, Schwester Kaiser Leopolds I. und seit 1678 mit Karl V. von Lothringen verheiratet, konnte ihren Bruder bestärken, in den Friedensverhandlungen von Rijswijk (1697) von Frankreich die Räumung Lothringens zu verlangen. Ihr Sohn, der spätere Herzog Leopold (1679–1729) – Taufpate war der Kaiser – heiratete im Herbst 1698 Elisabeth Charlotte von Orléans, eine Nichte Ludwigs XIV. Dadurch verbesserten sich die Beziehungen allerdings nicht, denn schon 1703 besetzten französische Truppen im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges das Land erneut, das nun vor allem als Basis für den Nachschub und als Winterquartier diente. Herzog Leopold und sein Hof zogen sich nach Lunéville zurück, dessen Schloss er im Lauf der Jahre nach dem Vorbild von Versailles ausbauen hatte lassen. Die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden (1713/1714) regelten die Aufteilung des spanischen Erbes zwischen den Bourbonen und Habsburgern und stellten auch die Unabhängigkeit Lothringens wieder her. Herzog Leopold war sich seines geringen politischen Spielraums allerdings bewusst, weshalb er dank seiner guten Beziehungen zum Wiener Hof schon früh versuchte, lukrative Posten für seine Brüder1 und eine neuerliche habsburgisch-lothringische Heirat zu verwirklichen. Im Verlauf der Jahre wechselten zwar die Kandidaten aufgrund der herrschenden Kindersterblichkeit, doch gelang 1723 die Abmachung mit Kaiser Karl VI., die 1736 zur Hochzeit von Erzherzogin Maria Theresia mit Herzog Franz III. Stephan von Lothringen führen sollte.2 2 Das Großherzogtum Toskana Das Land, das wegen der unterschiedlichen Lehensverhältnisse keine verwaltungsmäßige Einheit darstellte, beherbergte im Jahr 1737 rund 900.000 Einwohner. Die Medici hatten seit etwa 300 Jahren hier geherrscht, wenngleich sie auch von Zeit zu Zeit durch kurze politische Kämpfe und republikanische Intermezzi zum Abtreten gezwungen gewesen waren: Die Familie bestimmte den Zeitraum von Cosimo dem Älteren (1389– 1464) bis Gian Gastone (1671–1737). Als Letzterer 1723 nach dem Tod des erstgeborenen Bruders Ferdinand (1663–1713) die Staatsgeschäfte übernehmen musste, war er bereits 52 Jahre alt – ein vorzeitig gealteter Mann, den sein Vater Cosimo III. mit einer Tochter des Herzogs von Sachsen-Lauenburg verheiratet hatte, die weder schön noch geistreich war, sich nur für die Landwirtschaft und die Jagd interessierte und in einem 1 2

Zedinger, Renate: Das Haus Lothringen auf dem Weg in die Reichskirche In: Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 30 (2015), 97–107. Vgl. generell Zedinger, Renate: Franz Stephan von Lothringen. Monarch, Manager, Mäzen. Wien – Köln – Weimar 2008.

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Schloss in den böhmischen Bergen lebte. Jene hatte keine Ambitionen, sich um die dringend notwendige Nachkommenschaft im Hause Medici zu kümmern. Gewöhnt an das heitere Klima der Toskana sowie an Kunst und Kultur, nahm Gian Gastone bald reißaus. Die Thronfolge im Großherzogtum Toskana beschäftigte jedoch nicht nur Cosimo III. (1642–1723), sondern auch zahlreiche europäische Herrscherhäuser, die sich in Stellung brachten, um im Fall der Vakanz ihre Ansprüche geltend zu machen. Im Bemühen, seiner Familie das Erbe trotzdem zu sichern, gelang es Cosimo III. in den Friedensverhandlungen von Utrecht 1714 seiner Tochter Anna Maria Luisa (1667– 1743), verheiratete Kurfürstin von der Pfalz, das Erbrecht zu sichern. Er ließ Anna Maria Luisa auch vom Florentinischen Senat als Erbin anerkennen, allerdings war auch sie kinderlos geblieben. Nach dem Tod ihres Mannes Johann Wilhelm von der Pfalz (1658–1716) kehrte sie nach Florenz zurück und half ihrem Bruder Gian Gastone bei den Regierungsgeschäften. Jener – nunmehr letzter Großherzog aus dem Geschlecht der Medici – versuchte am Beginn seiner Herrschaft einige Reformen durchzuführen, doch ließen ihn Korruption und Misswirtschaft bald resignieren. Währenddessen hatten die europäischen Mächte die Situation im Großherzogtum Toskana mit begehrlichen Blicken weiterverfolgt. So konnte Elisabeth Farnese (1692–1766), die zweite Frau Philipps V. von Spanien (1683–1746), in einem Geheimvertrag mit den Seemächten und Frankreich auf Grund alter Erbansprüche ihrem Sohn Carlos (1716–1788) die Nachfolge im Großherzogtum Toskana zusichern. Auch Karl VI. machte kaiserliche Ansprüche geltend, indem er an den Status der Toskana als Reichslehen erinnerte, wonach ihm die Entscheidung über die Nachfolge zustünde. Den letzten Medici interessierte das Gerangel um seine Nachfolge jedoch nicht mehr: Er gab sich dem physischen, moralischen und intellektuellen Verfall hin, verbrachte die meiste Zeit zu Bett in einem dunklen, unordentlichen Zimmer des Palazzo Pitti und vernachlässigte sogar die elementarsten Regeln persönlicher Hygiene. Sein Ableben am 9. Juli 1737 wurde von der Bevölkerung daher kaum wahrgenommen. Er starb in einer Stadt, deren Bedeutung nur noch in der Erinnerung an ihre ruhmreiche Vergangenheit bestand. 3 Ein europäischer »Kuhhandel« Den Anlass zur weitläufigen Umgestaltung der europäischen Landkarte lieferte Polen, das seit dem Ende der Jagiellonenherrschaft im 16. Jahrhundert ein Wahlkönigtum geworden war und seither immer wieder die Begehrlichkeiten des europäischen Hochadels weckte. Der sächsische Kurfürst Friedrich August I. (1670–1733, als König von Polen August II.) hatte sich mit Hilfe Russlands und Österreichs die polnische Krone gesichert und hiermit den vom polnischen Adel gewählten Stanislaus Leszczyń-

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ski3 (1677–1766) vertrieben, doch hatte in den 1720er Jahren die europäische Diplomatie die Frage der polnischen Thronfolge erneut zu beschäftigen begonnen, da August der Starke den Zenit seines Lebens langsam überschritt. Als er dann am 1. Februar 1733 verstarb, brach der Konflikt aus. Mittlerweile befand sich der vertriebene polnische König Leszczyński in einer weit besseren Position, da seine Tochter seit 1725 mit dem französischen König Ludwig XV. verheiratet war. Ein Teil der polnischen Wahlversammlung wählte ihn am 12. September 1733 zwar erneut, doch kam es wieder zu einer Doppelwahl, da die anti-französischen Adeligen am 3. Oktober den Sohn des verstorbenen Sachsen zum König wählten. Es war jedoch bald klar, dass es in diesem Spiel der Mächtigen eigentlich nicht um Polen, sondern um ureigenste westlich-europäische Interessen ging. Frankreich handelte rasch und besetzte Lothringen, französisch-sardinische Truppen drangen in der Lombardei ein, und im Königreich Neapel-Sizilien war die österreichische Herrschaft unglaublich schnell zusammengebrochen, denn Don Carlos war im April 1734 in Neapel und im März 1735 in Sizilien einmarschiert. Damit sahen sich die bourbonischen Verbündeten im Frühjahr 1735 bereits am Ziel ihrer Wünsche, und Kardinal Fleury wollte Frieden und keine weiteren Kampfhandlungen. Ohne effiziente Bündnispartner sah sich die Wiener Politik schneller als erwartet zum Ausgleich mit Frankreich gezwungen, wodurch es 1735 zum Vorfrieden von Wien kam.4 Kardinal Fleury, Frankreichs tonangebender Minister, verhandelte im Sinne der europäischen Gleichgewichtspolitik ein umfangreiches Tauschgeschäft aus: Neuer König in Polen sollte der Sohn Augusts des Starken, Friedrich August II. (1696–1763, als König von Polen August III.) werden, und dem vertriebenen König Stanislaus Leszczyński wurde als Ausgleich Lothringen zugesprochen, das nach dessen Tod an Frankreich fallen sollte. Nach den zahlreichen Besetzungen der vergangenen Zeit sah die französische Politik nun endlich die Gelegenheit gekommen, Lothringen dauerhaft an Frankreich zu binden und so die strategisch bedeutsame Vereinigung mit dem Elsass herzustellen. Die französischen Verhandler wiesen auch immer wieder auf die Möglichkeit Franz Stephans als Nachfolger im Heiligen Römischen Reich und auf die Unvereinbarkeit hin, in dieser Position Lothringen behalten zu dürfen: »Si le duc actuel voulait parvenir à une si grande dignité, il fallait donc qu’il renonçât à son petit Etat«.5 Als Entschädigung für den Verlust Lothringens wurde Franz Stephan nach dem Aussterben der Medici die Toskana zugesprochen. Allerdings gab es auch noch die spanischen Bourbonen, vor allem die ehrgeizige Königin Elisabeth Farnese, die territorialen Zugewinn einforderten: Don Carlos, Infant von Spanien, der sich mittlerweile 3 4 5

Stanislaus Leszczynski, 1677–1766, König von Polen 1704–1709 und 1733–1735, Herzog von Lothringen 1737–1766; Mandrou, Robert: Staatsräson und Vernunft (Propyläen Geschichte Europas Bd. 3). Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1975, 467. Boyé, Pierre: Stanislaus Leszczynski et le troisième traité de Vienne. Paris 1898; Waquet, JeanClaude: La Toscane après la paix de Vienne (1737–1765). Prépondérance autrichienne ou absolutisme lorrain? In: Revue d’histoire diplomatique 93 (1979), 202–222. Baumont, Henry: Études sur le règne de Léopold. Paris-Nancy 1894, 383.

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auch in der Toskana niedergelassen hatte, sollte mit dem Königreich Neapel-Sizilien entschädigt werden, auf das Karl VI. nun verzichten musste, der dafür jedoch Parma und Piacenza erhielt. Nachdem Frankreich die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion in Aussicht gestellt hatte, war Karl VI. zur Annahme der vorgeschlagenen Bedingungen bereit. In der Folge sollte sich jedoch zeigen, dass sie das Papier nicht wert waren, denn in diesem Spiel der Mächtigen völlig unbeachtet geblieben waren die eigentlich Betroffenen, der vertriebene König Stanislaus Leszczyński und Franz Stephan von Lothringen, die wie Schachfiguren mit ihren Anliegen und Interessen hin und her bewegt werden sollten. Während Stanislaus Leszczyński die Entschädigung mit einem Herzogtum als persönliche Erniedrigung empfand, hatte Franz Stephan von Lothringen schon früh erkannt, dass er sein Herzogtum nicht werde halten können, denn das Ziel der französischen Politik war die Annexion Lothringens. Allerdings war seine Unterschrift unter die »Cessions«-Urkunden notwendig, wodurch auf Zeit gespielt werden konnte. Davor waren die Heirat mit Erzherzogin Maria Theresia, die Versorgung der Familie, der Schuldenberg des Vaters und die Übersiedlung aller Archivalien und Effekten aus Lothringens Schlössern sicher zu stellen. Zwar hatte man den Herzog in die Verhandlungen nicht eingebunden, doch hatte er gerüchteweise sehr wohl erfahren, unter welchen Bedingungen der polnische Thronfolgestreit beendet werden sollte, weshalb er bereits 1735 vorsorgte: Einerseits wurden seine verlässlichen Beamten angewiesen, alle beweglichen Güter aus Lothringens Schlössern nach Nancy zu bringen, wo sie inventarisiert und verpackt wurden; andererseits holte er kompetente lothringische Juristen ins Schloß von Preßburg, die aus dem »Trésor des Chartes«, dem Archiv des Herzogtums Lothringen-Bar, diejenigen Dokumente mitbrachten, mit denen die Privilegien, Rechte und Ansprüche der herzoglichen Familie belegt und eingefordert werden sollten. Den französischen Verhandlern konnte es mit der Erledigung der Verhandlungen nicht schnell genug gehen, aber Franz Stephan beharrte auf seinen Bedingungen. Die Chronologie der Ereignisse spiegelt die kluge lothringische Abwicklung dieses umfangreichen Tauschgeschäftes wider: Am 12. Februar 1736 heirateten Franz Stephan von Lothringen und Erzherzogin Maria Theresia; am 4. Mai 1736 gestand Karl VI. seinem Schwiegersohn die Statthalterschaft der Österreichischen Niederlande bis zur Übernahme des Großherzogtums Toskana zu, da der Tod Gian Gastones nicht vorhersehbar war; am 28. August 1736 wurden in der Wiener Convention Stanislaus Leszczyński die Herzogtümer Lothringen-Bar zugesagt; am 24. September 1736 unterzeichnete Franz Stephan von Lothringen die Abtretungsurkunde für das Herzogtum Bar; am 13. Februar 1737, fast genau ein Jahr nach der habsburgisch-lothringischen Heirat, unterschrieb Franz Stephan von Lothringen die Abtretungsurkunde für das Herzogtum Lothringen; am 3. April 1737 konnte »le roi Stanislas«, wie er in der lothringischen Geschichtsschreibung genannt wird, endlich seinen Einzug in Lunéville, allerdings in ein völlig leeres Schloss halten; am 9. Juli 1737 starb Gian Gastone, der letzte Großherzog aus dem Geschlecht der Medici; im November 1737 verließen fünf Schiffe mit den lothringischen Kunstschätzen und

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ausreisewilligen Lothringern den Hafen von Antwerpen, worauf die Übersiedlung des Hofes von Lunéville nach Florenz in Gang kam. Die Ankunft der lothringischen Gruppe, die nicht unter französischer Herrschaft leben wollte, machte auf die Bevölkerung von Florenz allerdings keinen guten Eindruck. Auf oftmals recht rauher See waren die Reisenden die französische, portugiesische und spanische Atlantikküste entlanggefahren, bevor sie durch die Meerenge von Gibraltar das ruhigere Mittelmeer erreicht hatten und nach rund sechs Wochen im Hafen von Livorno angekommen waren. Die letzte Etappe wurde am Arno zurückgelegt. Die Ankunft der ziemlich erschöpften Männer, Frauen und Kinder kurz vor Weihnachten muss für die Bevölkerung von Florenz vermutlich ein ziemlich seltsames Spektakel gewesen sein. Graf Richecourt hatte für seine Landsleute und für die aus Lothringen verbrachten Güter jedoch entsprechende Vorbereitungen getroffen. Es waren rund fünfhundert Personen, die ihrem legitimen Herrscher ins Exil folgten, bei denen es sich vor allem um die Hofbeamten und die Dienerschaft handelte, aber auch um Künstler, Maler und Gelehrte der wissenschaftlichen Kabinette, wie beispielsweise Jean-Joseph Chamant und Philippe Vayringe, während der lothringische Bibliothekar Valentin Jamerey-Duval den Landweg vorgezogen hatte. Es war für ihn ein Wunder, dass die 8.000 Bände der herzoglichen Bibliothek den Transport überstanden hatten und weder in den Fluten des Meeres noch des Arno untergegangen waren. Nun konnte Duval6 die in vielen Jahren von ihm in Lunéville zusammengetragenen Bücher in die 25.000 Bände umfassende Medici-Bibliothek integrieren. Die Verwaltungsbeamten wurden im Palazzo Vecchio untergebracht, die Mitarbeiter der Sammlungen auch aus praktischen Überlegungen in Nebengebäuden des Palazzo Pitti, da sie in diesen Bereichen ihre neuen Arbeitsplätze finden sollten.7 4 Bemühungen zur Herrschaftskonsolidierung8 Mit der realpolitischen Situation Europas vertraut, war sich Franz Stephan von Lothringen seit seinen Besuchen in Versailles, London, Brüssel (franz. Bruxelles), in den Niederlanden und seit seinem langen Aufenthalt am Wiener Hof der bedrohten Situation seiner Herzogtümer bewußt gewesen. Ihm war klar, Frankreich würde die Gebiete bei erster Gelegenheit annektieren.

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Courbet, André: Le bibliothécaire du Grand Duc de Toscane, Valentin Jamerey-Duval (1695– 1775) et sa correspondence de Florence. In: Il Granducato di Toscana e i Lorena nel secolo XVIII. Ed. Alessandra Contini e Maria Grazia Parri. Firenze 1999, 355–384, hier 368. Zedinger, Franz Stephan, 126 f. Vgl. generell zur »Reggenza lorenese«: Pansini, Giuseppe: Franz Stephan von Lothringen und die Reform des Staates der Medici, 1737–1765. In: Maria Theresia und ihre Zeit. Ausstellungskatalog. Wien 1980, 123–129; Tezzele, Rita: Der Übergang des Großherzogtums Toskana von den

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Mit dem polnischen Thronfolgestreit war der Moment gekommen, und als er gerüchteweise von dem Tauschhandel erfahren hatte, wollte er vorbereitet sein. Seit den Wiener Friedensverhandlungen im Herbst 1735 war das Preßburger Schloß geheimer Stützpunkt für die Erarbeitung der Konditionen geworden, zu denen der Herzog vielleicht bereit wäre, auf seine Länder zu verzichten. Ging es zunächst darum, Lothringen so teuer wie möglich preiszugeben, wurde seit der Jahreswende 1736/37 der Herrschaftswechsel in der Toskana vorbereitet – allerdings nur inoffiziell, denn offiziell war dieser »marchandage«, dieser abwegige Kuhhandel, für Franz Stephan von Lothringen inakzeptabel. Als er die Abtretung Lothringens im Februar 1737 letztlich doch unterzeichnete, waren die Pläne für die Übersiedlung und die Übernahme der Herrschaft bereits ausgearbeitet. Genaues wusste man über das Großherzogtum noch gar nicht, aber Reisende hatten schon von völlig ungeordneten Verhältnissen berichtet. Erste Meldungen übermittelte General Karl Franz Freiherr von Wachtendonk, der im Januar 1737 mit einem österreichischen Heer in das Großherzogtum geschickt worden war, um die vereinzelt noch anwesenden spanischen Truppen aus dem Land zu weisen. Wachtendonk berichtete von einer ineffizienten und korrupten Verwaltung, deren genauen Überblick sich erst Graf Richecourt verschaffte. Jener hatte seit geraumer Zeit in Preßburg mitgearbeitet, und so konnten die Voraussetzungen für die Regierungsarbeit und die Verwaltung in der Toskana zügig vorbereitet werden. Neben dem toskanischen Gesandten Bartolommei9 waren nur lothringische Vertrauensleute tätig – Pfütschner, Molitoris, Jacquemin, Toussaint und eben Richecourt.10 Noch zu Lebzeiten von Gian Gastone de Medici hatte Fürst Marc de Beauvau-Craon (1679–1759)11 in Florenz die lothringischen Interessen vertreten, doch traute ihm der Regierungsrat nicht zu, die Regierungsgeschäfte mit der notwendigen »fermezza« zu leiten.12

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Medici an die Lothringer. Diss. Wien 1986; Diaz, Furio: I Lorena in Toscana. La Reggenza. Torino 1988; Verga, Marcello: Da »Cittadini« a »Nobili«. Lotta politica e riforma delle istituzioni nella Toscana di Francesco Stefano. Milano 1990; Il granducato di Toscana e i Lorena nel secolo XVIII, a cura di Alessandra Contini e Maria Grazia Parri. Firenze 1999; Contini, Alessandra: La reggenza lorenese tra Firenze e Vienna. Firenze 2002; Gori Orsola: La Régence des Lorrains en Toscane (1737–1765) vue à travers les documents publics et privés de Florence. In: Franz Stephan von Lothringen und sein Kreis (=Jahrbuch der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 23). Hg. v. Renate Zedinger und Wolfgang Schmale. Bochum 2009, 171–192. Ferdinand de Bartolommei vertrat die Interessen des Großherzogtums Toskana am Wiener Hof in den Jahren 1716–1737. Karl Pfütschner (1685–1765), Erzieher, später Vorsteher der lothringischen Kanzlei im Kaiserhaus; Urbain François de Molitoris leitete die Übersiedlung von Lothringen in die Toskana; Nicolas Baron de Jacquemin (um 1671–1748), lothringischer Gesandter in Wien; François-Joseph Toussaint (1689–1762), der »Finanzminister« im lothringischen Kabinett; Dieudonné-Emmanuel de Nay et de Richecourt (1694–1759), Leiter der lothringischen Herrschaft in der Toskana. Biographische Angaben zu allen in Zedinger, Franz Stephan, passim. de Clerq, Charles: François Etienne de Lorraine, Marc de Beauvau-Craon et la succession de Toscane. Ventimiglia 1976. Diaz, I Lorena in Toscana, 8.

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Mit Flucht und Emigration, Anpassung und Integration, ohne dabei ihre Persönlichkeit und ihr Selbstbewusstsein aufzugeben, hatte auch die Familie Beauvau-Craon langjährige und leidvolle Erfahrungen gemacht. Sie hatte das Exil der Heimat vorgezogen, als ihre Ländereien von den Truppen Ludwigs XIV. verheert worden waren, und hielt dem legitimen Herzog Karl V. von Lothringen die Treue. Sohn Marc wurde wie Leopold von Lothringen 1679 in Innsbruck geboren, und die gemeinsamen Jugendjahre sowie der Feldzug gegen die Türken hatte sie zu lebenslangen Freunden gemacht. Dass sie sich auch noch die Frau teilten, konnte die nächste Generation allerdings nicht akzeptieren, Franz Stephan von Lothringen konnte nicht vergessen, wie sehr seine Mutter unter der Mätresse des Vaters gelitten hatte. Er erhob Marc später in den Fürstenstand, setzte sich für die Verleihung des Vliesordens ein und betraute ihn auch mit verantwortungsvollen Aufgaben, weil er wusste, dass Marc de Beauvau-Craon die lothringischen Interessen immer vertreten würde; dennoch konnte er seine lebenslangen Ressentiments nur schlecht verbergen. Marc de Beauvau-Craon zog gemeinsam mit seiner Frau Anne-Marguerite de Ligniville, der langjährigen Geliebten Leopolds von Lothringen, im Sommer 1737 in den Palazzo della Crocetta ein, doch erregte das Paar mit einer ihm nicht zustehenden Hofhaltung immer wieder den Ärger des neuen Großherzogs. In Florenz stießen deren Repräsentation und exklusiven Empfänge jedoch auf ungeteilte Anerkennung, und ihre Abreise in späteren Jahren wurde vor allem aus gesellschaftlichen Gründen bedauert.13 Für die Verhandlungen zum noch ausstehenden Familienpakt mit Anna Maria Luisa waren allerdings weder der diplomatische Marc de Beauvau-Craon noch der immer direkt handelnde Richecourt geeignet. Während die politischen Rahmenbedingungen für den Tausch Lothringen/Toskana von den europäischen Mächten sehr schnell geregelt worden waren, war die Frage des enormen Erbes der Medici, sowohl was die Kunstsammlungen als auch was die Eigengüter anlangte, offengeblieben. Die Verhandlungen wurden in Wien geführt, und Ferdinand de Bartolommei vertrat die Interessen der letzten Medici, der verwitweten Kurfürstin Anna Maria Luisa; Baron Pfütschner stand als Vertreter des neuen Großherzogs Bartolommei gegenüber. Am 31. Oktober 1737 wurde man einig, der Vertrag wurde unterzeichnet,14 womit die Lebensbedingungen von Anna Maria Luisa de’ Medici, d. h. ihre Wohnung im Palazzo Pitti, ihr Hofstaat, ihr Unterhalt und ihre Schulden geordnet waren. In das Eigentum des neuen Großherzogs gingen die in der Toskana liegenden Allodialgüter der Medici, die Gemälde- und Skulpturensammlung sowie die Juwelen, die Bibliotheken und die Reliquiare der Hofkapelle über – alles jedoch mit der Klausel, dass zum Nutzen der toskanischen Bevölkerung und der kunstsinnigen Fremden nichts aus der Hauptstadt 13 14

Zedinger, Franz Stephan, 159–161. Florenz, Archivio di Stato Firenze (ASF), Consiglio di Reggenza 1, fol. 24–26 und Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA), Lothringisches Hausarchiv 191, III/207: Convention ou Pacte de famille entre SAR et Mme l’Electrice Palatine.

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und dem großherzoglichen Hoheitsgebiet entfernt werden dürfe.15 Damit ist es Anna Maria Luisa zu verdanken, dass die Kunstgegenstände der Medici bis heute in der Toskana bewundert werden können und sie nicht wie das umfangreiche kulturelle Erbe Lothringens über die Territorien der Habsburgermonarchie verstreut wurden.16 Während das Ehepaar Beauvau-Craon hervorragend repräsentierte,17 verblieben dem Grafen Emanuel de Richecourt die Mühen des Alltags. Dessen politischer Weitblick, dessen Organisationstalent und dessen administrative Kenntnisse hatten sich bei den lothringischen Verhandlungen bestens bewährt, weshalb es Richecourt leicht fiel, mit den Missbräuchen der Medici-Regierung und der republikanischen Hinterlassenschaft aufzuräumen. Seine Berichte lassen das Ausmaß der Misswirtschaft erahnen. Für Baron Pfütschner war er der richtige Mann, denn nur ein Außenstehender konnte hier Ordnung schaffen, indem er meinte, der Toskaner sei noch immer zu sehr in seiner republikanischen Tradition verhaftet.18 Nachdem Richecourt im August 1737 in Florenz eingetroffen war, hatte er nach Wien geschrieben: »Le gouvernement de ce pays est un chaos presque impossible à debrouiller, c’est un mélange d’aristocratie, de démocratie et de monarchie«, wobei er die einzige Lösungsmöglichkeit darin sah, diesen gordischen Knoten zu durchschneiden und ein komplett neues System zu schaffen.19 Im provisorischen Regentschaftsrat, den Fürst Craon nach seiner Ankunft gebildet hatte, sah Richecourt nicht die Lösung der Probleme; jener hatte in Unkenntnis der Situation vor allem Personen eingebunden, die der spanischen Partei zuzurechnen waren. Verzweifelt berichtete Richecourt daher über die Mitglieder dieses Gremiums: »Wenn man von ihnen die geringste Information erbittet, verweisen sie auf die ihnen unterstellten Beamten und die wieder auf andere […], und außerdem sei es gang und gäbe den Staat zu bestehlen«.20 Richecourt konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht wissen, dass genau diese Misswirtschaft den Staat ruiniert hatte, der einen meist höher gestellten Beamten zwar bezahlte, dieser aber keinen Finger rührte, sondern die Arbeit für geringes Geld an niedrigere, meist wenig kompetente Leute weitergab oder liegen ließ. In seinem Bericht vom Januar 1738 steht Folgendes: »Les Florentins ne veulent travailler quand il s’agit de la moindre chose qui puisse déplaire à Pierre ou à Paul et 15

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Wien, HHStA, Lothringisches Hausarchiv 207, No. 714, fol.  183–186: »… conserver en meme temps pour la commodité des habitans et des Etrangers dans les galleries et dans les Palais de Florence et maisons de campagne, toutes les statues, Tableaux, Médailles, Bibliothèques et autres monuments et raretés precieuses, que SAR fixera dans la ville de Florence et dans les autres endroits de ce paїs«. Zedinger, Franz Stephan, 118. Reumont, Alfredo: Il principe e la principessa di Craon. Firenze 1877. Wien, HHStA, Posch-Akten 34, No. 14. Contini, Alessandra: Die Toskana während der Regentschaft Franz Stephans von Lothringen. In: Lothringens Erbe, Ausstellungskatalog. Hg. v. Renate Zedinger. St. Pölten 2000, 67–72. Zedinger, Franz Stephan, 147, A 5: Florenz, ASF, Consiglio di Reggenza 12, Bericht vom Oktober 1737: »L’on vole partout, dans le militaire, dans le civil, dans les finances, l’on ne peut citer aucun triubunal, aucune recette, où le prince ne soit trompé et le peuple vexé«.

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veulent remettre le tout à nous«.21 Er konnte auch nicht wissen, dass mit Ausnahme von General Wachtendonk alle anderen Mitglieder des Rates Don Carlos unterstützt hatten und die lothringische Herrschaft ablehnten. Die enttäuschten florentinischen Adligen versammelten sich im Palazzo Pitti, bei Anna Maria Luisa de’ Medici, um vor allem gegen Richecourt und dessen Reformversuche zu intrigieren. Sie betrieben ihr falsches Spiel noch lange, doch durchschaute dies Richecourt bald und nannte sie »les mal intentionnez«,22 die Übelgesinnten, die dem neuen Großherzog zwar den Eid geleistet hatten, sich aber insgeheim den Neuerungen entgegenstellten. Ein doppeltes Spiel betrieb vor allem der florentinische Adlige Carlo Lorenzo Ginori, der im Juli 1737 mit einer Ergebenheitsadresse des Magistrats nach Wien gereist war und sich um die Gunst des neuen Herrschers bemüht hatte. Er durfte an den Beratungen des Rates teilnehmen und war daher auch im Regentschaftsrat vertreten, dem Franz Stephan von Lothringen während seines Aufenthaltes im Frühjahr 1739 offiziell die Regierungsgeschäfte anvertraute. Da es an der Zeit war, sich selbst ein Bild zu machen und in persönlichen Gesprächen die wirkliche Situation abzuklären, hielt sich das lothringische Großherzogspaar von Mitte Januar bis Ende April 1739 selbst in der Toskana auf, was Franz Stephan von Lothringen reichte, um sich einen Überblick zu verschaffen und die nötigen Anweisungen für die zukünftige Vorgangsweise zu geben.23 Die rund 450-köpfige Entourage reiste in vierzig Kutschen, und auf zwanzig Wagen wurden Gepäck und Nahrungsmittel transportiert. Der Einzug in Florenz war prunkvoll, Ehrenpforten, Feuerwerke und illuminierte Gebäude ehrten den neuen Herrscher, und Salutschüsse aus den Kanonen der Festungen grüßten vom Belvedere. Das Großherzogspaar folgte bei seinem Einzug von der Porta San Gallo bis zum Palazzo Pitti genau jenem Weg, den 1690 Beatrix Violante von Bayern als Braut von Ferdinando de’ Medici (1663–1713) genommen hatte. Diese Route wurde zur Tradition für alle nachfolgenden Generationen der Habsburg-Lothringer, indem sie die Stadt bei der Porta San Gallo betraten und damit den vom lothringischen Architekten Jean-Nicolas Jadot (1710–1761) dort errichteten Triumphbogen vordergründig zu einem Symbol ihrer Herrschaft verwandelten. Die Bevölkerung von Florenz bereitete dem jungen sympathischen Paar einen überaus freundlichen Empfang und genoss es offensichtlich, wieder einen eigenen Souverän mit geschäftigem Hofleben und üppigen Festen zu beherbergen. Damals war Faschingszeit, und so lud das neue Großherzogspaar viermal zu Maskenbällen in 21 22 23

Florenz, ASF, Consiglio di Reggenza 13, fol. 25, 21. Januar 1738: »… Die Florentiner wollen gar nicht arbeiten, schon die geringsten Kleinigkeiten überlassen sie uns«. Florenz, ASF, Consiglio di Reggenza 16, 3. Juli 1741. Zedinger, Franz Stephan, 128–143; Garms-Cornides, Elisabeth: Verspätete Hochzeitsreise? Politik und Zeremoniell auf der Italienreise Franz Stephans und Maria Theresia (1738/39). In: Franz Stephan von Lothringen und sein Kreis (=Jahrbuch der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 23). Hg. v. Renate Zedinger und Wolfgang Schmale. Bochum 2009, 149–169.

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den Palazzo Vecchio ein, doch ließ es sich auch der Adel nicht nehmen, neben Opernund Theateraufführungen luxuriöse Feste in seinen Palazzi zu veranstalten. Neben all den Veranstaltungen und Fahrten nach Siena, Pisa und Livorno beriet sich Franz Stephan von Lothringen mit Graf Richecourt und den verlässlichen Mitarbeitern seines Regentschaftsrates, wobei auch Pfütschner und Toussaint ihre vor Ort gewonnenen Eindrücke und Vorschläge einbrachten: Toussaint befürwortete, den Haushalt mittels der Generalpacht zu sanieren, weil er keine andere Möglichkeit sah. Selbstverständlich blieb auch Zeit für Gespräche mit den exilierten Lothringern, deren Aufenthalt vor allem dazu diente, die weitere Marschrichtung vorzugeben. Außerdem besichtigte Franz Stephan von Lothringen die reichen mediceischen Sammlungen, bestaunte die Arbeiten im Opificio delle Pietre dure, das noch viele Aufträge von ihm erhalten sollte, und bewunderte die Sammlung des Chevalier de Baillou, die Richecourt einige Jahre später für ihn kaufte und nach Wien transportieren ließ. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, wurde zum Aufbruch gerüstet. Am 26. April 1739 gab Anna Maria Luisa de’ Medici noch einen Abschiedsempfang, und am nächsten Morgen erfolgte die Rückreise. Während des mehrwöchigen Aufenthaltes hatte sich zwischen der verwitweten Kurfürstin und dem Großherzogspaar eine überaus rege und herzliche Beziehung entwickelt, denn sie waren einander mit Respekt, Wohlwollen und Freundlichkeit begegnet. Unterstützt durch die profunden Ausführungen Toussaints musste der neue Großherzog bei diesem Aufenthalt erkennen, dass die Beseitigung der Misswirtschaft nur durch geregelte öffentliche Ein- und Ausgaben zu erreichen war, d. h. durch geordnete Finanzen, die nur durch den Abbau der adligen Privilegien zu erzielen waren. Toussaint, der lothringische »Finanzminister« der Geheimen Kanzlei, hatte schon vor seinem Aufenthalt in Florenz darauf hingewiesen, dass nur durch das System der Generalpacht, das die bisherigen Verpachtungen einzelner Einkünfte ablösen sollte, die Finanzen zu sanieren waren, und vor Ort hatte sich der Eindruck verstärkt. Natürlich hatten sich Ginori und der Regentschaftsrat dagegen heftig gewehrt, aber Franz Stephan von Lothringen nützte seine Anwesenheit und schloss den Vertrag ab: »S. A. R. laisse et cède à titre de Bail pendant neuf années consecutives à commencer du 1er avril de la présente année 1739 au Sieur Charles Joseph Bernasconi et Companie la ferme générale de ses Domaines, Gabelles, Douanes et généralement tous ses revenues en Toscane, sous quel titre et nom ils puissent être, à la réserve des parties de Revenus qui seront excepté dans les articles ci-après«.24 Die Generalpacht wurde ein wichtiges Instrument für die Neuorganisation der Finanzen und die Reformen in der Verwaltung. Der Vertrag blieb für viele Jahre mit wechselnden Partnergesellschaften bestehen und wurde erst 1768 von Pietro Leopoldo (Großherzog 1765–1790) gekündigt.25 Natürlich

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Florenz, ASF, Consiglio di Reggenza 1, fol. 210–215, 21. März 1739, signiert Toussaint. Wandruszka, Adam: Österreich und Italien im 18. Jahrhundert. Wien 1963, 51 f.

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wurde die Regierung beschuldigt, das Land auszubeuten, so wie schon in den zwanziger Jahren die italienischen Provinzen als habsburgische »Kolonien« bezeichnet worden waren.26 Tatsächlich kamen die nun erzielten Einnahmen aus der Toskana nur zu einem geringen Teil habsburgischen Interessen zugute, indem sie in den Unterhalt der Maison de Lorraine, der Familie und der Pensionäre flossen; sie dienten zur Tilgung persönlicher Schulden und zur Ausstattung der Kabinette, Exkursionen und Forschungsreisen, wobei letztere prosperierende Ergebnisse für die wirtschaftlichen Unternehmungen in der Toskana und auf den kaiserlichen Gütern Holitsch (slowak. Holič) und Sassin (slowak. Šaštín) erbrachten.27 Ergänzend zur Generalpacht wurde 1741 die »Camera Granducale« als einzige Behörde für alle Finanzangelegenheiten geschaffen, zusätzlich zum Regierungsrat und zu dem im April 1739 eingesetzten Kriegsrat. Sowohl Richecourt als auch Franz Stephan merkten sehr bald, dass alle vom Regentschaftsrat eingebrachten Abwehrmaßnahmen von Ginori ausgingen, weshalb im Januar 1746 der Großherzog Vorschläge von Pfütschner und Toussaint erwartete, »auf welchen ehrenvollen Posten man Ginori abschieben könnte«,28 wo er nichts mehr zu sagen habe. Mit 1. Oktober 1746 wurde Ginori daraufhin zum Gouverneur von Livorno ernannt. Gleichzeitig wurden die drei Räte zu einem einzigen zusammengefasst, wodurch dem Regentschaftsrat nun alle administrativen, politischen und wirtschaftlichen Aufgaben zufielen; mit dem alleinigen Präsidenten Richecourt erhielt diese Institution die notwendige Durchschlagskraft. Fürst Craons Tätigkeit blieb nun auf die reine Repräsentation beschränkt. Der ihm ehrenhalber verliehene Titel »Chef du Conseil de Toscane« konnte seine Entmachtung nicht verdecken, weshalb er, persönlich tief verletzt, im Mai 1749 nach zwölf Jahren in seine lothringische Heimat zurückkehrte. Mit einer Reihe von Erlässen, Privilegien und Zollbefreiungen versuchte die Regierung die Landwirtschaft zu liberalisieren und die Industrie zu fördern. Zwischen den einzelnen Territorien des Großherzogtums, d. h. zwischen Siena, Florenz, Pisa, Arezzo und Pistoia existierten noch immer richtige Zollbarrieren und rund hundert Grenzstellen hoben die verschiedensten Zölle ein, weshalb deren rechtliche Grundlagen, nicht alle nachvollziehbar, daher abgeschafft wurden. Unterstützt wurden die Handelserleichterungen durch neue Straßenprojekte für Verbindungen zum Heiligen

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Garms-Cornides, Verspätete Hochzeitsreise, 135: Ein scharfzüngiger piemontesischer Diplomat meinte, »les provinces d’Italie sont les Indes de la Cour de Vienne«. Mikoletzky, Hanns Leo: Holics und Sassin, die beiden Mustergüter des Kaisers Franz I. Stephan. In: MÖSTA 14 (1961), 190–212; Mrva, Ivan: Zentrum der Macht. Die Herrschaften Holics und Sassin im ehemaligen Königreich Ungarn. In: Lothringens Erbe, Ausstellungskatalog. Hg. v. Renate Zedinger. St. Pölten 2000, 162–165; Pšeničková, Jana: Die böhmischen Cameralgüter zur Zeit der lothringischen Verwaltung. In: Lothringens Erbe, Ausstellungskatalog. Hg. v. Renate Zedinger. St. Pölten 2000, 172–175. Wien, HHStA, Posch-Akten 34, No. 14, fol. 211: »… en quel enploua je le pouret plasse, forte onorablement, met ou ille net plus rien a dire« [Franz Stephan von Lothringen eigenhändig: »en quel emploie je le pourrais placer, fort honorablement, mais où il n’ait plus rien à dire«].

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Römischen Reich und zu den habsburgischen Ländern. Trotzdem dauerte es bis 1749, bis der Getreidehandel zwischen Florenz und Siena liberalisiert werden konnte. Neben den Reformen im Finanzwesen, in Handel und Industrie war Richecourt auch das Justizwesen ein besonderes Anliegen: Das Strafrecht wurde erneuert und die Arbeit an einer grundlegenden, den Zeiterfordernissen angepassten Reform der toskanischen Verfassung aufgenommen. Auch der Einfluss der Kirche im Bereich der Zensur wurde eingeschränkt. Zu den weitreichendsten Errungenschaften der »Reggenza lorenese« zählt jedoch das Gesetz über den Fideikomiss – das Lehensgesetz bzw. das Gesetz über den Adel und dessen Zugehörigkeit zum ämterfähigen Stadtbürgertum (cittadinanza), wodurch gegenüber dem altehrwürdigen städtischen Patriziat die Autorität des Herrschers ein neues Gewicht bekam. In den fast zwanzig Jahren, in denen Richecourt die Geschicke der Toskana lenkte, war es ihm gegen alle Widerstände und Intrigen gelungen, die wichtigsten Maßnahmen zur Modernisierung des Staates durchzusetzen. Emmanuele de Richecourt war um 1694 in Nancy in eine weder adlige noch reiche Beamtenfamilie hineingeboren worden, deren Mitglieder schon seit dem 16. Jahrhundert im Dienst der lothringischen Herzöge standen. Nach dem Studium an den Universitäten von Paris und Pont-à-Mousson und nach einigen Reisen trat er um 1717 in den Dienst von Herzog Leopold von Lothringen. Mit Franz Stephan von Lothringen verließ er 1731 die Heimat und gehörte fortan zum engsten Kreis von dessen verlässlichsten Beamten. Richecourt war federführend bei der Erstellung der Bedingungen für die Abtretung der Herzogtümer, aber auch für jene zur Übernahme der Toskana. Er arbeitete an der Seite von Pfütschner und Toussaint im Geheimen Rat für die toskanischen Angelegenheiten. Am 2. November 1736 verlieh Franz Stephan von Lothringen ihm und dem Bruder Henry-Hyacinthe den erblichen Titel eines »Comte de Nay et de Richecourt«.29 Richecourt wusste zwar genau, was zu tun war, als er im August 1737 nach Florenz kam, aber der Widerstand der alteingesessenen Beamten war enorm, wodurch die ersten Jahre von Grabenkämpfen und Intrigen gekennzeichnet waren. Diese machten auch nicht halt vor seinem Privatleben, und genüsslich berichtete Ginori von dessen Verhältnis nach Wien: Lady Walpole, die ihren Ehemann Robert verlassen hatte, um im heiteren Florenz zu leben, hatte sich bei Richecourt im Palazzo della Signoria einquartiert und wurde seine Vertraute. Sie stand gegen alle Anfeindungen zu ihm, und es gelang ihr auch, einen kleinen Kreis von Gleichgesinnten heranzubilden. Neben Gelehrten und Künstlern trafen sich bei Richecourt viele Lothringer wie Duval, Chamant oder Jadot, die sich im illustren Salon der Marquise de Craon nicht richtig wohl fühlten und die Erinnerung an die Heimat hier wachhielten. Das Paar bildete den schlichten Gegenpol zum »Glamourpaar« Beauvau-Craon, das im Palazzo della Crocetta oder im sommerlichen La Petraja eine Art Hofleben entfaltete. Richecourt und Lady Walpole trennten sich erst 1750, als sie sich vorübergehend wieder nach Eng-

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Zedinger, Franz Stephan, 161.

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land begab.30 Alle Anfeindungen und alle nach Wien gemeldeten Intrigen konnten das Vertrauen nicht erschüttern, das Franz Stephan von Lothringen diesem verlässlichen Beamten seit vielen Jahren entgegengebracht hatte. Der Unfalltod seiner Tochter und die sich danach bahnbrechende Krankheit beendeten Richecourts hervorragende Tätigkeit in der Toskana, wobei er immer den Dienst und die Interessen seines Herrn im Auge gehabt hatte. Emmanuele de Richecourt verließ die Toskana 1757 als über Sechzigjähriger und starb zwei Jahre später in Lothringen.31 Auf ihn folgte der italienische Marschall und habsburgtreue Minister Antoniotto Botta- Adorno,32 der im Spätsommer 1757 in Florenz eintraf; als Genueser wurde er zunächst misstrauisch-abwartend beäugt. Der stärkste Kopf der Gegenspieler, Carlo Ginori, war im April 1757 gestorben, wodurch der Tod des Marchese, die Abreise Richecourts und die Ankunft Botta-Adornos den symbolischen Abschluss einer Epoche und den Beginn einer neuen ausgleichenden Ära repräsentierten. Erste Schritte Bottas zielten im Einklang mit der ihm erteilten Instruktion darauf ab, auf frühere Machtverhältnisse mehr Rücksicht zu nehmen und nach den von Richecourt schonungslos durchgeführten Reformen eine versöhnlichere Phase einzuleiten. Hierdurch wurde der Florentiner Senat wiederhergestellt und viele Mitglieder des hauptstädtischen Patriziats in Ämter und Behörden eingesetzt. Altersbedingte Umbesetzungen erfolgten auch im Regentschaftsrat, wobei sich nun auch toskanische Juristen statt der bisher ausnahmslos beschäftigten Lothringer in den Dienst der »Reggenza lorenese« stellten. Es waren Jahre, die der Vorbereitung einer neuen Herrschaft dienen sollten, wobei Großherzog Franz Stephan für seine Nachfolge in der Toskana seinen Sohn, Erzherzog Karl Josef vorgesehen hatte. Als der Liebling der kaiserlichen Familie 1761 tief betrauert an den Pocken verstarb, übernahm sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Peter Leopold ab 1765 sowohl die Herrschaft im Großherzogtum als auch die für Karl vorgesehen gewesene Braut Maria Luisa. Der Erzherzog und die Infantin, Tochter Karls von Neapel-Sizilien, heirateten am 5. August 1765 in Innsbruck, und infolge des überraschenden Ablebens von Franz Stephan von Lothringen am 18. August 1765 musste das junge Paar die Regierung im Großherzogtum sofort übernehmen.33 Die Erwartungen der Toskaner sollten sich erfüllen, das neue Großherzogspaar residierte im Land und

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Poulet, Henry: Les Lorrains à Florence. Nancy 1909, 140–141. Rodolico, Niccolò: Emanuele de Richecourt, iniziatore delle riforme lorenese in Toscana. In: Saggi di storia medievale e moderna. Firenze 1963, passim. Antonio Marchese di Botta-Adorno (1688–1774), nach militärischem Dienst in der habsburgischen Armee bekleidete er diplomatische Missionen in St. Petersburg und Berlin. 1749–1753 war er Bevollmächtigter Minister in den Österreichischen Niederlanden; vgl. Zedinger, Renate: Die Verwaltung der Österreichischen Niederlande in Wien (1714–1795). Wien – Köln – Weimar 2000, 150–152. Innsbruck 1765. Prunkvolle Hochzeit, fröhliche Feste, tragischer Ausklang (=Jahrbuch der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 29). Hg. v. Renate Zedinger. Bochum 2015.

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der neue Großherzog, von der Bevölkerung liebevoll »Pietro Leopoldo« genannt, konnte auf den eingeleiteten Reformen des Vaters aufbauen und dem Land zu Wohlstand und Prosperität verhelfen. 5 Zur Stellung des Großherzogtums Schon in den Wiener Präliminarien von 1735 war festgehalten worden, dass das Großherzogtum Toskana nach dem Tod Gian Gastones dem Haus Lothringen übergeben werden solle34 und nicht vom Haus Habsburg zu vereinnahmen sei. Immer wieder war im Verlauf der Verhandlungen, die dann letztlich 1737 zur Belehnung des Lothringers mit der Toskana führten, die Eigenständigkeit des Großherzogtums betont und von den europäischen Mächten verlangt worden. Auch für den Fall, dass Franz Stephan von Lothringen ohne männlichen Erben bliebe, sollte die Toskana nicht dem habsburgischen Länderkomplex angegliedert werden, sondern an Franz Stephans Bruder Karl Alexander von Lothringen fallen. Dem neuen Großherzog war daher von Anbeginn an daran gelegen, habsburgische Einflussnahme von außen abzuwehren und die lothringische Eigenständigkeit zu betonen. Daher war das Palais in der Wiener Wallnerstrasse im Jahr 1740 mit der Absicht gekauft worden, hier – abgesetzt vom Trubel und der Einflusssphäre des Wiener Hofes – das Verwaltungszentrum für die Toskana, die lothringischen Angelegenheiten und das immer größer werdende Wirtschaftsimperium einzurichten.35 Auch in seinem Testament36 nahm Franz Stephan von Lothringen explizit auf die Eigenständigkeit des Großherzogtums Bezug: Im Punkt 22 bestimmte er sein Wiener Palais zum Sitz der Toskanischen Kanzlei, »denn die Angelegenheiten und Regierung dieses [der Toskana] müssen immer getrennt bleiben, da es nicht den Erblanden angehört, welche in der Pragmatischen Sanction enthalten sind«. Ansuchen um finanzielle Unterstützung seitens des kaiserlichen Schwiegervaters hatte Franz Stephan von Lothringen energisch abgelehnt.37 Auch als sich das Hochzeitskarussell zu drehen begann, blickte er in die Zukunft: Im Verlauf der Verhandlungen zur Hochzeit von Erzherzog Peter Leopold mit der Infantin Maria Luisa und deren geplanter Nachfolge im

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Waquet, La Toscane, 205: »… le Grand Duché de Toscane après la mort de Gian-Gastone appartiendra à la Maison de Lorraine«. Zedinger, Renate: Nebenschauplatz »Kaiserhaus«. Zur kulturpolitischen Dimension der Toskanischen Kanzlei in Wien. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 55 (1999), 211–233; dies.: Das Palais Wallnerstrasse 3. Kaiserliches Refugium – Lothringische Arbeitswelt. In: Franz Stephan von Lothringen und sein Kreis (=Jahrbuch der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 23). Hg. v. Renate Zedinger und Wolfgang Schmale. Bochum 2009, 23–37. Wien, HHStA, Familien-Urkunden Nr. 1951/1 und Nr. 1951/1 aus 1751/1752. Florenz, ASF, Consiglio di Reggenza 13, fol. 386, 30. September 1738.

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Großherzogtum Toskana verlangte er von Erzherzog Joseph, dem voraussichtlichen Nachfolger im Reich und in den habsburgischen Ländern, den feierlichen Verzicht auf die Toskana.38 Natürlich versuchte Joseph nach dem Tod des Vaters die Toskana enger an das Haus Habsburg zu binden, doch gelang es Großherzog Pietro Leopoldo, den lothringischen Machtanspruch zu wahren und der Einflusssphäre des Bruders auszuweichen. 6 Zusammenfassung Die »Reggenza lorenese« in der Toskana war besser als der Ruf, den sie durch die italienische Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert erhalten hatte. Es gehört zu den großen Verdiensten des österreichischen Historikers Adam Wandruszka39 hier in den 1950er Jahren ein Umdenken eingeleitet zu haben, welches im Verlauf der nachfolgenden Zeit zu neuen Forschungsergebnissen und damit zu einer Neubewertung dieser Epoche führte. In den achtundzwanzig Jahren, in denen Großherzog Franz Stephan von Lothringen das Land regierte, konnten gegenüber der Zeit der letzten Medici zahlreiche Verbesserungen durchgeführt werden  – die Ordnung des chaotischen Staatsschuldenwesens, die von Lodovico Antonio Muratori (1672–1750) als vorbildlich gerühmte Gesetzgebung über die Fideikommisse und jene über die Schenkungen an die »Tote Hand«, die Verträge mit der Türkei und den Barbareskenstaaten, die Fürsorge für die Landwirtschaft, die Einschränkung der feudalen Gerichtsbarkeit, die Kalenderreform, die zahlreichen kulturellen Projekte im öffentlichen Bereich, womit die wichtigsten Neuerungen noch einmal hervorgehoben sind. Der Zeitraum bot in der Toskana die Möglichkeit, eine neue Generation heranwachsen zu lassen, die bereit war mitzuarbeiten statt zu opponieren. Wenn auch durchaus differenziert betrachtet, hat die »Reggenza lorenese« (1737–1765) doch dem Sohn und Nachfolger den Boden für dessen Regierung im Sinne der Aufklärung aufbereitet,40 wodurch sich mit der Herrschaft des Großherzogs Pietro Leopoldo bis heute die Erinnerung an eine für die Toskana äußerst gedeihliche Zeit verbindet.

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Wien, HHStA, Ministerium des K. K. Hauses, Vermählungen 9, Konv. 7, Nr. 5: Kaiser Franz I. am 4. Juni 1763 zur Toskana. Wandruszka, Adam: Leopold II. 2 Bände. Wien 1988. Zedinger, Franz Stephan, 111–143.

Auf der Suche nach einem Kompromiss Die Einrichtung der Zivilverwaltung in Slawonien (1745)* Ivana Horbec 1 Einleitung Kurz nach der Befreiung Slawoniens von den Osmanen in den späten 1680er Jahren wurde der Wiener Hof von den kroatischen Ständen dazu gedrängt, das neueroberte slawonische Territorium in das Königreich Dalmatien, Kroatien und Slawonien (»Regni Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae«)1 zu inkorporieren. Am folgenden ungarischen Landtag, der 1687 in Preßburg stattfand und wo laut Verfassung auch die kroatischen Stände vertreten waren, versprach Kaiser Leopold I., die Forderungen des kroatischen Landtags zu erfüllen: Als ungarischer König bestätigte er die Macht des Bans (banus) über Slawonien und ernannte die Vertreter der königlichen Gewalt auf lokaler Ebene, die Obergespane (ung. főispán, lat. comes supremus, comes principalis) der slawonischen Komitate.2 Die neuen Obergespane traten ihren Dienst jedoch

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Dieser Beitrag wurde im Rahmen des von der Kroatischen Wissenschaftsstiftung geförderten Projektes »European Origins of Modern Croatia: Transfer of Ideas on Political and Cultural Field in the 18th and 19th Centuries« (HRZZ-2539) erstellt. »Regni Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae« war der offizielle Name des Königreiches; in der Historiographie wurde auch der Name »Königreich Kroatien-Slawonien« benutzt. In der Frühen Neuzeit bezog sich der Begriff »Slawonien« auf das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Save und Drau; erst ab der Inkorporation des zivilen Teils Ostslawoniens ans Königreich 1745 wird in den damaligen Quellen mit dem Begriff »Kroatien« das Gebiet kroatischer Komitate (Varaždin, Zagreb, Križevci, 1776–1786 auch Severin) und mit dem Begriff »Slawonien« (auch: »Unteres Slawonien« oder »Provinzialslawonien«) das Gebiet der slawonischen Komitate (Poschega, Virovitica, Syrmien/Srijem) bezeichnet. Dalmatien war hingegen von Venedig beherrscht und der Name Dalmatiens wurde als offizieller Name des Königreiches nur als eine Äußerung der staatsrechtlichen Angehörigkeit benutzt. Die Macht des Bans wurde mit dem Artikel 1687:22 des ungarischen Landtags bestätigt; als Obergespane wurden Franjo Ivanović (Komitate Poschega und Virovitica) und der syrmische Bischof Franjo Jany (Komitat Syrmien) ernannt. Vgl. z. B. Decretum Generale Inclyti Regni Hungariae partiumque eidem annexarum, Tomus II, Budae 1844, 70 (nachstehend wird der Artikel des ungarischen Landtags mit Jahr: Nummer des Artikels zitiert). Der Aufsatz von Vitek, Darko:

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nicht an. Trotz der Versprechungen des Königs und trotz der Festigung der östlichen Grenze der Habsburgermonarchie infolge des Friedens von Karlowitz (1699) wurde das neugewonnene Territorium zwischen Militär- und Kammerverwaltung aufgeteilt. Das militärische Gebiet bildete die Basis für die spätere Slawonische Militärgrenze. Das zivile Gebiet (»Provinzialslawonien«) wurde um die Jahrhundertwende von den Kammerbeamten verwaltet und von den Herrschern allmählich an Grundbesitzer (Magnatenfamilien, katholische und orthodoxe Kirche usw.) aufgeteilt oder verkauft.3 In den 1730er Jahren gab es somit im zivilen Teil Slawoniens 26 Großgrundbesitzer, die den spezifischen Gesetzen und der ständischen Verwaltung des Königreiches Kroatien-Slawonien nicht unterlagen. Die damaligen Beschlüsse des kroatisch-slawonischen Landtags enthüllen jedoch die Absicht der Stände, bei der Verwaltung in Slawonien aktiv mitmachen zu wollen: So erkannten die Stände 1688 die neuernannten Obergespane mit der Hoffnung an, dass sie sich »für die Erhaltung des Königreiches« und für die »Erweiterung der Autorität und Jurisdiktion des Bans« einsetzen würden; zehn Jahre später ernannten sie sogar einen Vizeban für Slawonien mit der Aufgabe, die slawonischen Obergespane in administrativen, gerichtlichen und militärischen Angelegenheiten zu unterstützen.4 Für die kroatischen Stände war es von Bedeutung, dass die Gerichtsbarkeit ihrer Institutionen über die slawonische Verwaltung nicht in Frage gestellt werden durfte. Die kroatischen Stände wiesen darauf hin, dass Slawonien »ab antiquo« unter die Jurisdiktion des Bans gehörte. Sie erhielten bei den ungarischen Landtagen regelmäßig die königliche Bestätigung ihrer Rechte in Slawonien, die mehrmals vom Einsatz königlicher Kommissionen zur (Re)Inkorporation Slawoniens ins Königreich Kroatien-Slawonien bzw. Königreich Ungarn begleitet wurden.5 Die umfangreiche Arbeit an der Neugestaltung der politischen Jurisdiktion in Slawonien und der Inkorporation ins Königreich Ungarn begann jedoch erst im Jahr 1743, als von Maria Theresia aus dem damaligen kroatischen Ban Graf Karl Batthyány, dem

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Istočna Hrvatska. In: U potrazi za mirom i blagostanjem. Hrvatske zemlje u 18. stoljeću. Hg. v. Lovorka Čoralić. Zagreb 2013, 283–300, hier 283 f., ist ein guter Überblick über die vom Wiener Hof durchgeführten Reformen in Slawonien am Ende des 17. und am Beginn des 18. Jahrhunderts. Über diese Reformen siehe auch Gavrilović, Slavko: Srem od kraja XVII do sredine XVIII veka. Novi Sad 1979, und Mažuran, Ive: Rješenja zemaljske uprave za Slavoniju 1738–1742. Osijek 1970. Vitek: Istočna Hrvatska, 288 f. Zaključci Hrvatskog sabora. Bd.  1–8. Hg. v. Josip Buturac et al. Zagreb 1958–1980, Hrvatski državni arhiv, hier Bd. 1, 514 und Bd. 2, 169 f.; Hrvatske kraljevinske konferencije, Bd. 1–5. Hg. v. Petar Strčić. Zagreb 1985–1993, hier Bd. 1, 92. Die ›Konferenz‹ des Königreiches war ein von dem Ban ad hoc versammelter Rat, der die Befugnisse des ständischen Landtags unter außergewöhnlichen Umständen übernahm (vor allem während des Krieges, wenn der Landtag nicht gehalten werden konnte). Vgl. z. B. die Artikel des ungarischen Landtags 1715:118, 1723:88, 1741:18, § 4 und 1741:50; zur Stellung der kroatischen Stände siehe z. B. die Instruktion für die ständischen Vertreter am ungarischen Landtag 1741. In: Zaključci Hrvatskog sabora, Bd. 4, 267.

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General Franz Anton von Engelshofen und dem Freiherr Ladislav Vayay eine königliche Kommission gebildet wurde. Die Kommission war ein unmittelbarer Kompromiss zwischen Maria Theresia und den ungarischen bzw. kroatischen Ständen und fußte auf Zugeständnissen, welche zwei Jahre zuvor im Rahmen ihrer Krönung zur ungarischen Königin in Preßburg getätigt worden waren: Angesichts des Erbfolgekriegs (1740–1748) wurden von der Kaiserin die Bestätigung der Rechte der ungarischen und kroatischen Stände als ein geringer Preis für politische Loyalität und militärische (auch finanzielle) Hilfe des ungarischen Königreiches angesehen.6 Die archivalischen Quellen zum Verwaltungsumbau in Slawonien von 1741 bis 17457 enthüllen, dass sowohl von den politischen Institutionen am Wiener Hof als auch von Kaiserin Maria Theresia selbst ein großes Interesse über die Art und Weise der Umsetzung dieser Reform bestand: Wie soll die Zivil- von der Militärverwaltung getrennt und die gegenseitige Zusammenarbeit gesichert werden? Wer sollte die Steuern festlegen, aufbringen und administrieren? Welche politischen und juridischen Institutionen sollten zuständig sein, und in welchen Fällen? Wie sollte die Koexistenz von katholischen und orthodoxen Konfessionsangehörigen geregelt werden? Wie sollten die Forderungen mancher Familien zur Wiederbesitznahme zu handhaben sein? Auf welche Art und Weise könnten für die Zivilverwaltung loyale und fähige Beamte gewählt und ihre Dienstleistung kontrolliert werden? Sollte dieses Geschäft vielleicht wieder verschoben werden? Innerhalb von zwei Jahren wurden diese Fragen gelöst: Das bis dahin unter der militärisch-ökonomischen Verwaltung des Wiener Hofes gestandene Slawonien wurde 1745 in einen zivilen und in einen militärischen Teil territorial genau geteilt. Im zivilen Teil erfolgte aufgrund der ungarischen Verfassung die Errichtung von drei Komitaten, die ins Königreich Kroatien inkorporiert wurden. Die zivile Verwaltung in Slawonien stellt einen Kompromiss zwischen den Prinzipien der frühneuzeitlichen absoluten Monarchie und der ständischen Verfassung dar. Zivilslawonien war zwar politisch dem kroatisch(-slawonischen) Landtag und dem Ban untergeordnet und nach ungarischer Komitatserfassung verwaltet worden, doch deuten die Praktiken bezüglich der Beamtenwahl oder des Fiskalwesens auf eine effektivere Kontrolle des Wiener Hofes in Slawonien als in Kroatien hin. Diesbezüglich galt Slawonien für Wien in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als ein Experimentierfeld, das für andere Länder der Stephanskrone als Beispiel dienen konnte  – Länder, die durch ein starkes politisches Selbstverständnis der Stände geprägt waren.

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Maria Theresia versprach den Ständen in ihrem Inauguraldiplom die Inkorporation aller neu eroberten Territorien ins Königreich Ungarn (Art.2, § 5); die Inkorporation von Slawonien und Syrmien wurde zusätzlich mit den Artikeln 1741:18, § 4 und 1741:50 sanktioniert. Eine gute Übersicht dieser Quellen enthält der Bestand A1 (»Originales referadae«) der Ungarischen Hofkanzlei im Ungarischen Staatsarchiv (nachstehend: MNL OL, A1). Siehe z. B. die Schriften 116 ex 1743, 108 ex 1744, 51 ex 1745, 53 ex 1745, 57 ex 1745. Das Reinkorporationsgeschäft wurde am Wiener Hof von der Ungarischen Hofkanzlei, der Hofkammer und dem Hofkriegsrat abgewickelt.

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Ziel dieses Beitrages ist es, die Errichtung und das Funktionieren der Zivilverwaltung in Slawonien ab 1745 im Kontext eines Kompromisses zwischen den Prinzipien des Fürstenstaates und den Forderungen der kroatischen Stände darzustellen, der das Verhältnis zwischen Zentralregierung und der lokalen ständischen Verwaltung regulierte. Die Analyse konzentriert sich auf zwei für das Thema wichtige Aspekte dieser verwaltungsmäßigen Umgestaltung. Einerseits werden die Motive zur Einrichtung der spezifischen Zivilverwaltung und des Finanzwesens Slawoniens innerhalb des Königreiches Kroatien-Slawonien dargelegt und dabei getätigte Kompromisse im Lichte der zeitgenössischen Herrschaftspraxis vorgestellt. Andererseits wird analysiert, wie der Wechsel in der politischen Verwaltung Slawoniens die Beamtenwahl beeinflusst hat, und wie sich diese Beamtenwahl anhand des Faktors Loyalität gestaltet hat. Des Weiteren wird die These vertreten, dass die damaligen Kompromisslösungen zur besonderen politischen Stellung Slawoniens innerhalb des Königreiches Kroatien-Slawonien im späten 18. und im 19. Jahrhundert führten. 2 Verwaltung und Finanzwesen in Zivilslawonien: Kroatische Jurisdiktion nach ungarischem Vorbild Sowohl die Lage des frühneuzeitlichen Kroatien an der Peripherie der habsburgischen Macht als auch die Aufbietung aller finanziellen und menschlichen Ressourcen zur Verteidigung gegen die Osmanen schufen spezifische Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Verwaltungsstruktur des Königreiches. Trotz der ungarischen Verfassung genoss das Königreich Kroatien bis weit ins 18. Jahrhundert kraft eigener »Statuta«8 eine erhebliche Fiskal- und Verwaltungsautonomie. Verwaltungstechnisch, im Gegensatz zu Ungarn, wo 1723 der Statthaltereirat errichtet wurde, oblagen alle inneren Angelegenheiten des Königreiches bis 1767 allein dem kroatisch-slawonischen Landtag. Hier waren die Stände unter Mitwirkung des kroatischen Bans als königlicher Vertreter und der ständischen Beamten für die Verwaltung zuständig. Über den Landtag (direkt und durch die Abgeordneten zum ungarischen Landtag) oder den Ban erfolgte die Kommunikation zwischen den Ständen und dem König. Auch in den drei kroatischen Komitaten (Warasdin/Varaždin, Agram/Zagreb und Kreutz/Križevci) übte der Herrscher keine reale Kontrolle über die Exekutive aus: Die Familie Erdődy genoss das Erbrecht im Komitat Warasdin, während in den Komitaten Agram und Kreutz der 8

Als ungarische Verfassung galten das »Tripartitum« (Verbőczy, István: Decretum Latino-Hungaricum, Juris consuetudinarii […] [1514]; in dieser Studie wurde die Ausgabe aus dem Jahr 1627 verwendet), und das »Corpus Juris Hungarici« (Decretum Generale Inclyti Regni Hungariae partiumque eidem annexarum; siehe Anm. 2). Zusätzlich genossen die kroatischen Stände auch die besonderen Rechte – »Statuta« – die als Resultat ihrer Übereinkünfte mit dem König in Form eines königlichen Diploms oder eines sanktionierten Beschlusses durch den kroatischen Landtag kodifiziert werden konnten.

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Landtag bis 1759 die Kontrolle über die Exekutive, das Steuerwesen und die Beamtenwahl behielt. Auch das Steuerwesen unterschied sich von jenem in Ungarn: Während die ungarischen Stände 1715 entschieden, die partielle Insurrektion (Adelsaufgebot) durch die stehende Armee und eine definierte Kontribution zu ersetzen (GA8/1715), bewahrten die kroatischen Stände ihre althergebrachte Regelung und behielten sich ihr Recht zur autonomen Steuer- und Finanzverwaltung vor. Dies betraf vor allem das Recht, die Steuern zu verteilen, einzutreiben, zu administrieren und die Mittel zur Erhaltung der Banalgrenze aufzubringen.9 Auf diese Weise bildete die Verwaltung Kroatiens einen Sonderfall innerhalb der Habsburgermonarchie. Da die Exekutive und das Steuerwesen in der Habsburgermonarchie, genauso wie in Ungarn und in den meisten Monarchien Europas, in den Händen der Landesregierungen als Exekutivbehörden des Monarchen lagen, stand die Lokalautonomie den Reformtendenzen der absolutistischen Herrschaft und damit verknüpften Vorstellungen von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rolle des protomodernen Staates entgegen. Gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts sah der Wiener Hof in der damaligen kroatischen Verwaltungspraxis immer mehr Hindernisse für die Durchsetzung der Macht des Herrschers, vor allem wegen der sehr lockeren Kontrolle über die Exekutive und das Steuerwesen. In den 1750er Jahren, als die breit angelegten Reformen in der Monarchie schon längst begonnen hatten, wurde in Wien die ständische Verwaltung des Königreiches Kroatien-Slawonien als »degeneriert« und »verwirrt« angesehen; noch im Jahr 1767 wurde das Land Maria Theresia mit folgenden Wörtern beschrieben: »wo ist wohl ein Land zu finden, welches zwahr der monarchischen Regierung eines Souverains unterstehet, dessen Geschäfte jedoch durch keine eigene angeordnete politische Landstelle verhandlet werden? Scheinet dieser Umstand seltsam zu seyn, so dörfte noch befremdlicher in die Augen fallen, daß eben dieses Land keine Contribution dem Landsfürsten entrichtet«.10 Erst in diesem Jahr mussten die kroatischen Stände der Gründung einer Landesregierung in Kroatien-Slawonien zustimmen; drei Jahre später, 1770, wurde auch ihre Autonomie in der Steuerverwaltung abgeschafft und ein permanenter Kontributionsbeitrag für das Königreich

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Über die Steuerreform in Ungarn 1715 und die Errichtung des ungarischen Statthaltereirates siehe EMBER, Győző: A Commissariatus Provincialis felállitása Magyarországon 1723-ban. In: A gróf Klebelsberg Kunó magyar történetkutató évkönyve, Jg. IV, Budapest 1934, 338–363 und Szijártó, István: A Diéta. A magyar rendek és az országgyűlés. Kesthely 2010, 219 f. Eine Übersicht zur politischen und fiskalischen Verwaltung des Königreichs Kroatien-Slawonien im 18. Jahrhunderts bringt Horbec, Ivana: Političke ustanove. In: U potrazi za mirom i blagostanjem, 27–52. Siehe die Schriften der Ungarischen Hofkanzlei: MNL OL, A1, 293 ex 1755, 85 ex 1756, 287 ex 1756; das Zitat in MNL OL, A1, 182 ex 1767, Fol. 48. Der Verfasser ist Freiherr Ferenc Koller, damals Vizepräsident der Sanitätshofdeputation und Illyrischen Hofdeputation.

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an den Ärar bestimmt. Die Stände sahen in diesen Reformen einen absolutistischen und gegen ihr Recht verstoßenden Angriff durch die Habsburger.11 Vor diesem Hintergrund, musste die Inkorporation Slawoniens ins Königreich Kroatien dem Wiener Hof erhebliche Sorge bereitet haben: Ohne Kontrolle über die Durchführung der königlichen Verordnungen und das Steuerwesen im Königreich war ein Kompromiss mit den kroatischen Ständen notwendig, um die Interessen des Herrschers wie auch die Prärogativen der Stände sichern zu können. Kurz nach der Entscheidung Maria Theresias über die Inkorporation Slawoniens 1741 bildeten die Stände eigenständig eine eigens gewählte Kommission für das Inkorporationsgeschäft.12 Damit demonstrierten sie wiederholt, dass Slawonien einen wesentlichen Teil ihres politischen Interesses darstelle. Die analysierten Quellen bezeugen hingegen, dass alle Entscheidungen über die neue Verwaltungsstruktur Slawoniens in Wien  – vor allem in Verbindung mit der Ungarischen Hofkanzlei, der Hofkammer und dem damaligen, dem Wiener Hof nahestehenden Ban Grafen Karl Batthyány – getroffen wurden.13 Das Ergebnis war für die kroatischen Stände enttäuschend: Infolge der von Maria Theresia an die königliche Kommission ausgegebenen Instruktion14 wurde die Verwaltung der slawonischen Komitate vollständig nach dem Vorbild ungarischer Komitate organisiert. Konkret bedeutete dies, dass auf die Zivilverwaltung in Slawonien die Beschlüsse des ungarischen Landtags von 1722 bis 1723 angewandt wurden. Diese Beschlüsse zeichneten für die Reorganisation der Verwaltung Ungarns verantwortlich, ohne jedoch das Königreich Kroatien zu betreffen.15 Es muss jedoch betont werden, dass mit einer solchen Regelung keineswegs zugleich die staatsrechtliche Zugehörigkeit Slawoniens vorgezeichnet wurde: seit 1745 gehörten die slawonischen Komitate politisch und gerichtlich zum Königreich Kroatien-Slawonien und unterstanden der Jurisdiktion des kroatischen Landtags und Bans. Die innere Verwaltung der slawonischen Komitate war aber in dieser Zeit vom 11 12

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Horbec: Političke ustanove, 32 f.; siehe auch Dies.: Habsburška Monarhija, 407–437, besonders 418 f. Zaključci Hrvatskog sabora, Bd. IV, 300 f., 392, 397 f., 406 f. Als Kommissare der Stände wurden die höchsten Amtsträger Kroatiens ausgewählt, u. a. der Bischof von Agram Juraj Branjug, der Vizeban Adam Najšić, der Präsident der Gerichtstafel Ivan Rauch, der Obergespan des Komitats Warasdin Ludovik Erdődy oder der Vizegespan des Komitats Agram Stjepan Gudić. Außer den in Anmerkung 7. angegebenen Quellen siehe auch den Bericht der Stände aus dem Jahr 1745 im Kroatischen Staatsarchiv (nachstehend: HDA), Bestand 1, Karton 24, Fasz. 69, Nummern 62 ex 1745 und 63 ex 1745. Über die Kommissionsarbeit siehe Gavrilović, Slavko: Razgraničenje između vojne granice i civilne teritorije u Sremu i Slavoniji sredinom XVIII veka. In: Godišnjak ogranka Matice hrvatske Vinkovci 6 (1968), 85–99. Vgl. in HDA, Bestand 1, Kart. 49, Nr. 54 ex 1745, Fol. 238–243. Die Komitatsverwaltung in Ungarn wurde durch Art. 1723:56 organisiert; mit dem Art. 1723:87 wurden die Rechte des kroatischen Bans bestätigt. Über die Verwaltung der ungarischen Komitate siehe z. B. Mayer, Theodor: Verwaltungsreformen in Ungarn nach der Türkenzeit. Wien – Leipzig 1911, 109 f.; über die Verwaltung kroatischer Komitate siehe Beuc, Ivan: Povijest institucija državne vlasti u Hrvatskoj (1527–1945). Zagreb 1969, 80 f. und Horbec, Političke ustanove, 40 f.

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Einfluss des Landtags unabhängiger als die Verwaltung der kroatischen Komitate, in denen eine ähnliche Reform erst 1759 durchgeführt wurde. Die Königin behielt sich das Recht auf die Ernennung der Obergespane und der ersten Komitatsbeamten, wie auch das Recht, den Kompetenzbereich der Komitate zu bestimmen, vor. Die völlige Integration Zivilslawoniens ins Königreich Kroatien wurde jedoch am meisten durch die bedeutenden Unterschiede im Steuerwesen verhindert. Auf einer Seite wurde in jedem slawonischen Komitat eine Komitatskasse (»cassa domestica«) für die eigenen Finanzen gegründet, was mit der Abtrennung der slawonischen Finanzen von den »Cassae Regni«, d. h. von den Finanzen des Königreichs einherging. Auf der anderen Seite vertrat die in Slawonien durchgesetzte Anordnung zur Kontributionszahlung deutlich die Interessen des Fiskalstaats: Im Laufe der Diskussion über die Reform der Zivilverwaltung in Slawonien stimmten Maria Theresia, ihre Räte und sogar der Ban zu, dass einer Eingliederung der slawonischen Kontribution ins damalige Steuersystem Kroatiens nicht zugestimmt werden könne, vor allem wegen der Tatsache, dass »das Königreich [der] Croathen keine Kontribution an das königliche Aerarium zu zahlen pfleget und ausser denen General-Congregationen pro publicis negotiis pertractandis keine politische Stell vor beständig zusammen gesezter, auch keinen Provincial-Commissariatambts Directorem hat«16 – das heißt, weil hier keine andere Institution außer dem Landtag vorhanden war, die eine zeitgemäße Verwaltung der Steuern sichere. Deswegen wurde beschlossen, die slawonischen Komitate in Betreff der Steuer- und Kontributionsangelegenheiten ausnahmsweise dem ungarischen Statthaltereirat in Preßburg zu unterstellen.17 In Anbetracht dessen, dass der ungarische Statthaltereirat als die Exekutivbehörde des Königs in Ungarn keine Jurisdiktion über das Königreich Kroatien-Slawonien hatte, kann der heftige Widerstand seitens der kroatischen Stände gegen diese Verordnung kaum als überraschend eingestuft werden. Der kroatische Landtag, der noch im Jahr 1743 die Verwaltung der slawonischen Steuern zu übernehmen geplant hatte,18 sandte ab Oktober 1746 eine Reihe von Petitionen an die Königin, den Ban, den ungarischen Hofkanzler Grafen Leopold Nádasdy und die Kanzleiräte, in denen die

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MNL OL, Bestand A1, 51 ex 1745, Fol. 18.; vgl. auch ebendort 41 ex 1747. Dies führte zu einem höheren Kontributionsbeitrag der slawonischen Komitate.Während alle drei kroatischen Komitate »im Namen der Kontribution« die Banalgrenze jährlich mit 34.000 Forint finanzierten, betrug die Kontribution der drei slawonischen Komitate 1745 106.651 Forint. Über die Finanzverwaltung Slawoniens im 18. Jahrhundert und die Probleme der Einbindung ins Steuersystem des Königreichs Kroatien-Slawonien siehe HORBEC, Ivana: Slavonske županije između Banske Hrvatske i Mađarske: uspostava civilne uprave i pitanje poreznog sustava u 18. stoljeću. In: Arhivski vjesnik 53 (2010), 177–196. Zaključci hrvatskog sabora, Bd. IV, 408.

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beabsichtigte Jurisdiktion des Statthaltereirats über das Finanzwesen Slawoniens als schwere Verletzung der Rechte der Stände und des Bans deklariert wurden.19 Es musste ein Kompromiss erreicht werden: In einem Versuch, die Mitwirkung der Stände zu sichern, ließ Maria Theresia 1747 die Finanzakten der slawonischen Komitate parallel an die Ungarische Hofkanzlei in Wien und an den kroatischen Landtag senden. Damit wurden weitere potenzielle Einwände der Stände über die Gerichtsbarkeit des Statthaltereirats unterbunden. In der Praxis hingegen sandte die Hofkanzlei diese Akten regelmäßig und ohne Verzögerung an den Statthaltereirat weiter.20 Der Landtag schien nicht in der Lage, diese neue Aufgabe zu erfüllen: In den folgenden Jahren konnten sich die Stände nicht darauf einigen, auf welche Art und Weise die Finanzakten Slawoniens zu handhaben wären, weswegen die slawonischen Komitate ihre Rechnungen von 1748 an doch vom Statthaltereirat administrieren und kontrollieren ließen.21 Da demzufolge über die Höhe der slawonischen Kontribution (wie über die Kontribution anderer ungarischer Komitate) am ungarischen Landtag entschieden wurde, schickten ab 1751 die slawonischen Komitate ihre Vertreter direkt an den ungarischen Landtag (und nicht wie die kroatischen Komitate via kroatischen Landtag). Diese Praxis hinsichtlich der slawonischen Komitate wurde von den kroatischen Zeitgenossen kritisch wahrgenommen. Der Domherr von Agram, Adam Baltazar Krčelić, hielt dazu fest, dass die slawonischen Komitate »vom Königreich und Ban ausgerissen« worden wären.22 Wenngleich mit der Errichtung des kroatischen Statthaltereirats im Jahr 1767 auch die nötigen Rahmenbedingungen für die Vereinigung des kroatischen und slawonischen Steuerwesens erfüllt waren, und obwohl eine solche Vereinigung vom Wiener Hof gefordert wurde, lehnte der kroatische Landtag diese Möglichkeit ab und bestand auf der Zuständigkeit des ungarischen Landtags für die Bewilligung und Bestimmung der Höhe der slawonischen Kontribution.23

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HDA, Bestand 1, Kart. 25, Fasz. 50, Nr. 71 ex 1746, 75 ex 1746; Kart. 26, Fasz. 51, Nr. 5 ex 1747, 6 ex 1747 und 7 ex 1747; Zaključci hrvatskog sabora, Bd. V, 175 f., 191. Vgl. z. B. MNL OL, Bestand A1, 41 ex1747. Der Syrmische Komitat korrespondierte über die Rechnungen direkt mit dem Statthaltereirat; vgl. HDA, Bestand 1, Kart. 28, Fasz. 52, 5 ex 1748. HDA, Bestand 1, Kart. 26, Fasz. 51, 64 ex1747 und Kart. 28, Fasz. 52, 9 ex1748. Siehe auch Krčelić, Baltazar Adam: Annuae ili historija 1748–1767. Übersetzt aus dem Lateinischen ins Kroatische von V. Gortan. Zagreb 1952, JAZU, 12. Krčelić, Annuae, 12, 102. Dieser Wille des Hofes wurde von den Ständen als ein Versuch interpretiert, die slawonische Kontribution frühzeitig, d. h. vor dem geplanten ungarischen Landtag zu erhöhen. Über die Diskussionen vgl. Horbec, Slavonske županije, 187 f., wie auch MNL OL, Bestand A39, 1043 ex 1773, 2939 ex 1773 und 3375 ex 1773.

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3 Das Beamtentum Slawoniens: zwischen »staatlicher« und »ständischer« Macht Die Kompromisse, die die Verwaltungsreformen in Zivilslawonien um 1745 geprägt hatten, beeinflussten die Auswahl der Beamten. Im Kontext der Personalauswahl spielten Faktoren wie Verantwortung und Loyalität gegenüber dem Monarchen oder den Ständen eine Rolle. Obwohl der öffentliche Dienst im 18. Jahrhundert eng mit dem sozialen Status verknüpft war, und die Tätigkeiten und der Zweck des Amtes oftmals in den Hintergrund traten, wurde im Laufe dieses Jahrhunderts – im Königreich Kroatien-Slawonien besonders ab der zweiten Hälfte – die Tätigkeit der Amtsmänner für die Durchführung umfangreicher ökonomischer und gesellschaftlicher Reformen wie auch für den Aufbau staatlicher Strukturen auf lokaler Ebene essenziell. Auch in der Regelung zur ersten Beamtenwahl in Slawonien nach der Errichtung der Komitate spiegelt sich die Bedeutung der Beamtenselektion für den Herrscher wider: Maria Theresia hat 1745, wie oben erwähnt, das Recht zur Auswahl des ersten Komitatsbeamten Slawoniens erhalten. Es muss betont werden, dass diese Wahl auch dem im Königreich akzeptierten Gesetz entsprechen musste, das vorsah, dass nur auf dem Komitatsgebiet begüterte Adlige für die Komitatsdienste gewählt werden konnten.24 Im Allgemeinen war der Adel in Kroatien-Slawonien, wie in der ganzen Monarchie, als Zwischengewalt in der Frühen Neuzeit unersetzlich, und der Hof musste in der Lokalverwaltung auf die Loyalität des zum öffentlichen Dienst gewählten Adligen vertrauen können. Die Verwaltungsreform in Slawonien gab somit dem Hof die Möglichkeit, loyale Komitatsbeamte zu wählen, die die Durchführung ökonomischer und sozialer Reformen sowie die Etablierung der habsburgischen Macht in Slawonien unterstützen würden. Dieses Interesse des Hofes wurde vor allem im Zuge der Wahl der ersten Obergespane Slawoniens evident.25 Obwohl die Adelsfamilien Keglević und Drašković in ihren Petitionen an den Hof auf ihr Erbrecht in den Komitaten Poschega und Syrmien bestanden, und obwohl sie in diesen Petitionen von den kroatischen Ständen unterstützt worden waren, beschloss Maria Theresia in diesen Komitaten anstatt Obergespane nur provisorische Administratoren zu ernennen (unter dem Vorwand, es sei eine provisorische Regelung).26 Zum Administrator in Poschega wurde Freiherr Ladislaus Vayay, einer der königlichen Kommissare im Zuge des Inkorporationsgeschäfts, und in Syrmien Freiherr Marko Alexander Pejačević, ein Mitglied aus einer den Habsbur-

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Diese Bedingung wurde mehrmals in den ungarischen und kroatischen Legislativakten definiert. Vgl. z. B. den Artikel 1723:6 des ungarischen Landtags und den Beschluss des kroatischen Landtags in: Zaključci hrvatskog sabora, Bd. III, 3. Das Recht zur Wahl der Obergespane in Ungarn stand nach der ungarischen Verfassung dem König zu; andere Komitatsbeamte wurden auf Vorschlag des Obergespans vom Komitatsadel gewählt. MNL OL, Bestand A1, 48 ex 1745.

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gern in den Kriegen gegen die Osmanen treu ergebenen Familie.27 Auf Empfehlung des damaligen Bans Batthyány wurde nur im Komitat Virovitica ein Obergespan ernannt. Dieses Amt bekleidete Graf Ljudevit Patačić, Sohn eines Rates der Ungarischen Hofkanzlei. Bei ihrer Ernennung erhielten die beiden Administratoren und der Obergespan von der Königin eine detaillierte Dienstinstruktion, nach welcher sie verpflichtet waren, sich ständig im Komitat aufzuhalten, alle drei Jahre neue Komitatsbeamte zu wählen, ein oder zwei Abgeordnete aus dem Komitat an den kroatischen Landtag zu entsenden, das Steuer- und Gerichtswesen des Komitats zu kontrollieren, die Wahrung der katholischen und die Protektion der orthodoxen Religion zu sichern und sich um die Sicherheit wie auch die Prosperität des Komitats zu kümmern.28 Mit dieser Instruktion wurde im Allgemeinen auch die »neue«, »aufklärerische« und für die nächsten Jahrzehnte typische Beziehung zwischen dem Herrscher und dessen Beamten vorgezeichnet. Den innovativen Wert dieser Instruktion für die slawonischen Obergespane/Administratoren unterstützte die Tatsache, dass sie mehr als zwei Jahrzehnte später (1768) als Muster für die allgemeine Instruktion für die Obergespane Ungarns und Kroatiens diente.29 Die zukünftigen Ernennungen slawonischer Obergespane weisen darauf hin, dass der Hof in Slawonien loyale Partner haben wollte – auch wenn sie wegen anderen öffentlichen Diensten die Residenzpflicht im Komitat nicht befolgen konnten. Marko Alexander Pejačević wurde im Komitat Syrmien 1751 Obergespan, nachdem er dort sechs Jahre als Administrator gedient hatte. 1762 wurde er durch den Rat des Ungarischen Statthaltereirats Freiherrn Ferenc Balassa ersetzt. Im Komitat Virovitica wurde 1765 der Rat der Ungarischen Hofkanzlei Graf Kristóf Niczky zum Obergespan ernannt, welchem 1779 sein Sohn Georg nachfolgte.30 Freiherr Vayay musste 1747 aufgrund kontinuierlicher Ansuchen von Peter Keglević31 die Verwalterposition im Komitat Poschega abtreten. Keglević wurde daraufhin zum Obergespan ernannt. Der Dienst wurde jedoch in der Familie Keglević nicht erblich. Im Jahr 1750 wurde hier Graf Ludovik Erdődy zum Obergespan ernannt, dem drei Jahre später der Bischof

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Über die Familie Pejačević siehe Vrbanus, Milan: Obitelj Pejačević – od lokalnih trgovaca do prvih činovnika Kraljevine Hrvatske, Slavonije i Dalmacije. In: The Role of the Elites in the Processes of National Consolidation and National Construction. Proceedings of Institute for Historical Studies. Sofia, 2017, 202–225. Die Instruktion für Vayay siehe in HDA, Bestand 1, Kart. 24, Facz. 49, Nr. 51 ex 1745; für Pejačević in MNL OL, Bestand P 1765 (Nachlass Ferenc Balassa), Kart. 1, Fol. 1–29; das Modell der Instruktion für die Obergespane Slawoniens in Kukuljević Sakcinski, Ivan: Jura Regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae, Bd. I. Zagreb 1862, 412 f. Für diese Instruktion vgl. MNL OL, Bestand A1, 392 ex 1768. Eine Übersicht zu den Obergespanen der slawonischen Komitate siehe VIRC, Zlatko: Župani i arhivsko gradivo Srijemske županije 1745–1929. In: Glasnik Arhiva Slavonije i Baranje 6(2001), 57–70, hier 60; Sršan, Stjepan: Župani i arhivsko gradivo Virovitičke županije 1745–1729, ebenda, 35–56, hier 39, und Hruška, G: Veliki župani Požeške županije 1745–1929, ebenda, 83–90. Vgl. z. B. Zaključci Hrvatskog sabora, Bd. V., 134 f.; MNL OL, Bestand A1, 73 ex 1747.

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von Bosnien Joseph Anton Čolnić nachfolgte. Wie wichtig diese Wahl für die Interessen des protomodernen Staats war, kann am Beispiel von Kristóf Niczky und Ferenc Balassa dargelegt werden. Beide Adligen waren eng mit dem politisch und sozial einflussreichen Kreis am Wiener Hof verflochten und als Berater Maria Theresias in ungarischen Angelegenheiten aktiv. Graf Niczky war seit 1735 in der Ungarischen Hofkanzlei in Wien tätig. Von 1756 bis 1762 diente er als Protonotar und 1764 wurde er mit dem Kreuz des Stephansordens ausgezeichnet. In den 1770er Jahre wurde er auch zum Direktor des Schulwesens, zum Beisitzenden der Septemviraltafel und zum »Tavernicus« ernannt. Freiherr Ferenc Balassa war seit 1756 Rat des Statthaltereirats und königlicher Kämmerer. Ab den 1780er Jahren wurde er zum Präsidenten der Ungarischen Hofkammer und zum kroatischen Ban ernannt. Der Einfluss von Niczky und Balassa auf die Lokalverwaltung ist unterschiedlich zu bewerten. Während Niczky wegen anderer benannter Dienstverpflichtungen nicht im Komitat residieren konnte, beweisen Balassas Briefe an den Sekretär der Kaiserin, Cornellius Nenny, dass er sich intensiv für die Entwicklung des Komitats und für die Realisierung der Hofinteressen engagiert habe.32 Nach eigenem Zeugnis sah sich Balassa zu Beginn seines Dienstes im Komitat Syrmien mit verschiedenen »hartnäkigen und widerspenstigen Köpfe« konfrontiert, aber er erkannte, dass der Fortschritt eines Komitats am meisten von seinem Obergespan abhängig sei: »Erstlichen ist ganz unlangbar, das ein Obergespann eines jeden Comitats, es seye auch welches es wolle wann selbiger nehmlich mit genugsamer Einsicht begaabet ist, und warhaftig getreüe Gesinnungen vor den Allerhöchsten Nutzen heget, fähig ist, sein Comitat nach seinem Willen zu leiten, und selbiges in allen, was sowohl zum Allerhöchsten Nutzen als auch zum gemeinen Besten beförderlich sein kann, seinen Gesinnungen folgen, und seinen Anordnungen nachkommen muß!«33

Die Wahl anderer Komitatsbeamter war genauso wichtig, wenn nicht gar noch wichtiger, denn trotz der Residenzpflicht residierten in Wirklichkeit nur wenige Obergespane im Komitat. Nach ungarischer Verfassung wurde der sog. Komitatsmagistrat (»magistratus comitatensis«) alle drei Jahre an den Komitatsversammlungen, als Vertretungsorganen des Komitatsadels, auf Vorschlag des Obergespans gewählt. Der Magistrat eines Komitats bestand aus ein oder zwei Vizegespanen (»Vicecomites«), Komitatsnotaren (»Notarius«), Steuereinnehmern (»Perceptor«), mehreren Stuhlrichtern und deren Stellvertretern (»judices et vicejudices nobilium«) wie auch mehreren anderen Fachleuten (Ärzte, Chirurgen, Ingenieure, Wachleute usw.). Da der König über

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Korrespondenz Balassa-Nenny in: Österreichischen Staatsarchiv, Haus-, Hof- u. Staatsarchiv, Kabinettsarchiv (nachstehend: ÖStA, HHStA, KA), Nachlass Nenny, Kart. 1, Subd. 6. und Kart. 2, Subd. 3. Balassas Brief an Nenny, 25. August 1764. ÖStA, HHStA, KA, Nachlass Nenny, Kart. 1, Subd. 6, Fol. 208.

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die Komitatsbeamten juristisch und praktisch keine feste Kontrolle ausübte, bemühte sich der Hof immer häufiger auch einen stärkeren, wenn auch indirekten Einfluss auf die Wahl des Komitatsmagistrats zu gewinnen. Deshalb ließ der Hof bei der Errichtung der slawonischen Komitate die ersten Komitatsbeamten nicht von den Obergespanen und dem Komitatsadel wählen, sondern versuchte den Prozess selbst zu kontrollieren. Die Hofinstitutionen taten sich jedoch schwer damit, »tüchtige Subjekte« für diese Dienste aus den Reihen des slawonischen Adels zu bestimmen.34 Da Komitatsbeamte beim Inkorporationsgeschäft mitmachen sollten, wurde 1743 Ban Batthyány gebeten, einige Kandidaten für diese Ämter vorzuschlagen. Gleichzeitig wurde der königlichen Kommission aufgetragen, auf potenzielle Kandidaten zu achten. Die aus jener Zeit verbliebenen Quellenbestände verhindern eine detaillierte Analyse, inwieweit diese ersten Stellenbesetzungen den Hofinteressen zuträglich waren. Es kann aber festgehalten werden, dass es unter dem Komitatsmagistrat im Zuge der Durchführung königlicher Verordnungen keinen großen Widerstand gab.35 Auf eine dem Hof günstige Wahl der Komitatsbeamten deuten einige spätere Ernennungen hin, wenn auch die Wahl gesetzgemäß vom Komitatsadel auf Vorschlag des Obergespans geschah. Als ein solches Beispiel fungiert die Wahl von Ivan Kapistran Adamović zum Notar (1754) und später auch zum Vizegespan (1761) des Komitats Virovitica. Adamović hatte an der Universität Wien Jura studiert und galt als einer der wenigen hochgebildeten Adligen in Slawonien. Im Dienst konnte sich Adamović (besonders bei der Urbarialregulation) so hervortun, dass er von Maria Theresia mit dem Kammergut Čepin belohnt wurde.36 Als ein weiteres vertiefendes Beispiel kann Antun Janković dienen, der nach seinem Studium in Ungarn verschiedene Ämter in den Komitaten Virovitica und Poschega innehatte. Seine Vizegespansstelle in Poschega fungierte als Sprungbrett für höhere königliche Ämter (Rat des kroatischen und ungarischen Statthaltereirates, Präsident der Septemviraltafel, Obergespan der Komitat Poschega, »Tavernicus«) und führte schließlich zur Erlangung des Grafentitels im Jahr 1772.37 Die Wichtigkeit der Kontrolle über die Wahl der Komitatsbeamten unterstützt auch die Tatsache, dass ein Widerstand der Komitatsbeamten gegen die von den Obergespanen geführte Politik damals sehr häufig war: Solcher Widerstand illustriert zum Beispiel der Briefwechsel des Obergespans Balassa und des Hofsekretärs Corne-

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MNL OL, Bestand A1, 51ex1745. Die Komitatsarchive enthalten wenig Information über das individuelle Engagement der Komitatsbeamten. Siehe HDA, Bestände 29 (Komitat Poschega), 31 (Komitat Syrmien) und 33 (Komitat Virovitica). Die Protokolle der Versammlungen des Komitats Syrmien sind veröffentlicht in: Srijemska županija. Zapisnici sjednica. Hg. v. Stjepan Sršan und Ladislav Dobrica. Bd. I–III. Vukovar 2014–2016. MNL OL, 64 ex 1768, HDA, Bestand 1, Kart. 36, 12 ex 1755 und Kart. 44, 97 ex 1759; Erceg, Ivan: Ivan Kapistran Adamović. Javni djelatnik, veleposjednik i ekonomist. Osijek 1996. HDA, Bestand 1, Kart. 36, 12 ex 1755; Hruška: Veliki župani, 84.

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lius Nenny aus den 1760er Jahren, der eine ständige Spannung zwischen Balassa und seinen Beamten widerspiegelt.38 In Betreff der niederen Komitatsbeamten ist festzustellen, dass unter dem slawonischen Adel nur wenige Kandidaten zu diesen Diensten bereit und fähig waren. Im Unterschied zu Kroatien, wo sogar 8 Prozent der Bevölkerung adliger Herkunft waren, bildeten die Adligen Slawoniens – offensichtlich wegen der langen osmanischen Herrschaft – nur 0,4 Prozent der Bevölkerung bzw. nur 4 Prozent des kroatisch-slawonischen Adels.39 Auch die Zeitgenossen betonten den Mangel an fähigen Kandidaten für den öffentlichen Dienst in Slawonien. Friedrich Wilhelm von Taube bemerkte 1777 beispielsweise, dass »die Slavonier sich zu solchen Ämtern noch nicht fähig machen wollen, und auch selten die lateinische Sprache lernen«.40 Johann von Csaplovics gewann noch am Beginn des 19. Jahrhunderts den gleichen Eindruck und betonte lösungsorientiert: »dass man öffentliche Ämter auch Unadligen anvertraut, was in Ungern sonst gar nicht angehen kann«, und es blieb »kein andres Mittel übrig, als weniger Bemittelte, oder ganz Mittellose aufzusuchen und anzustellen«.41 Der Aufstieg der niedrigen Komitatsbeamten Josip Losek, Juraj Koncer, Ivan Strižić oder Luka Novosel bekräftigt Csaplovics Zugang: Alle diese Beamten suchten erst nach der Erlangung eines Komitatsamts um einen Adelstitel an, und als Grundlage und begünstigenden Faktor für ihr Ansuchen verwiesen sie auf ihre Tätigkeit im Staatsdienst.42 Es muss betont werden, dass die Verleihung von Adelstiteln dem Hof zugute kam, indem dieser »neue« Adel existentiell an den zivilen Staatsdienst gebunden wurde und dadurch eine den Hofinteressen loyale Dienstleistung garantiert werden konnte. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchte der Hof eine noch umfassendere Kontrolle über die Tätigkeit der Komitatsbeamten im Königreich Ungarn zu gewinnen. In Slawonien wurde auch mit den Möglichkeiten solcher Kontrolle experimentiert: Maria Theresia ließ zum Beispiel 1749 die neu eingerichtete Komitatsverwaltung durch den Grafen Anton Grassalkovics untersuchen. Das Ziel dieser Untersuchung umschloss die Beantwortung folgender Fragen: Wie verwalten die neuen Beamten ihre Ämter? Sind die Anweisungen ausreichend? Können die Komitatsversammlungen ihre Aufgaben erfüllen? Ist die Registratur ordentlich?43 Die Ergebnisse dieser

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Vgl. z. B. Balassas Brief an Nenny vom 8. Januar 1766 in ÖStA, HHStA, KA, Nachlass Nenny, Kart. 2, Subd. 3, Fol. 1. Adamček, Josip: Ekonomsko-društveni razvoj u Hrvatskoj i Slavoniji u 18. stoljeću. In: Društveni razvoj u Hrvatskoj od 16. do početka 20. stoljeća. Hg. v. Mirjana Gross. Zagreb 1981 63. Taube, Friedrich Wilhelm von: Historische und Geographische Beschreibung des Königreiches Slavonien und des Herzogthumes Syrmien […]. Buch II. Leipzig 1777, 88. Csaplovics, Johann von: Slavonien und zum Theil Croatien. Ein Beitrag zur Völker- und Länderkunde. Theils aus eigener Ansicht und Erfahrung (1809–1812), theils aus späteren zuverlässigen Mittheilungen der Insassen. II. Teil. Pesth 1819, 298–299. MNL OL, Bestand A1, 106 ex 1741, 106 ex 1744, 140 ex 1757. MNL OL, Bestand A1, 196 ex 1749 und HDA, Bestand 29, Kart. 49.

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Untersuchung hatten keine sofortige Wirkung, dienten jedoch als Grundlage für die verschiedenen Instruktionen in den 1760er Jahren, vor allem für die erwähnte allgemeine Instruktion für die Obergespane. Dieselben hier skizzierten Parameter waren in den folgenden Jahrzehnten auch für andere Komitate von Relevanz. So betonte Kanzler Fürst Wenzel Kaunitz beispielsweise 1761, dass die Kontrolle des Hofes über die Komitatsbeamten in Ungarn für die Wohlfahrt des Staates essenziell sei.44 Eine solche Kontrolle war für den Hof umso wichtiger, als die Komitatsbeamten (besonders Vizegespane und Notare) am ungarischen bzw. kroatischen Landtag teilnahmen.45 Aus diesem Grund plädierte auch Balassa für die Abschaffung des Gesetzes, nach welchem Fremde für Komitatsposten nicht gewählt werden konnten: 1764 äußerte er sich zur Vergütung von Komitatsbeamten, indem er bemerkte, dass die »Comitatsofficieren nicht begütert, sondern recht gut bezahlet sein« sollten.46 Solche Vorschläge wurden vom Wiener Hof unterstützt und verfolgt (wie z. B. 1767 bei der Errichtung des kroatischen Statthaltereirates, oder bei der Errichtung der Kreisverwaltung durch Joseph II. im Jahr 1785),47 hatten aber im Laufe des 18. Jahrhunderts in Betreff der Komitatsdienste keinen dauerhaften Erfolg. 4 Ein Sonderweg für Slawonien? Obwohl die Provinzen Kroatien und Slawonien als ein einheitliches Königreich innerhalb der Länder der Stephanskrone galten und eine gemeinsame Verfassung teilten, lassen sich bezüglich der Verwaltungsgeschichte beider Provinzen im langen 18. Jahrhundert bedeutende Unterschiede in der Herrschaftspraxis festmachen. Die Ursache für diesen Unterschied lag in der Kontinuität der habsburgischen Herrschaft: Während Kroatien seit 1526 ein Teil der Habsburgermonarchie war und den politischen Kern des »Königreiches Dalmatien, Kroatien und Slawonien« in der Frühen Neuzeit bildete, wurde in Slawonien die habsburgische Herrschaft tatsächlich erst nach der Befreiung des Landes von den Osmanen am Ende des 17. Jahrhunderts etabliert. Die

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Veröffentlicht in Ember, Győző: Der österreichische Staatsrat und die ungarische Verfassung 1761–1768. In: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae VI (1959), 105–153, hier 136. Vgl. den Standpunkt des Staatsrats Egid v. Borié: »Wenn ein Ungar die königlichen Rechte verteidige, hat dies mehr Kraft und Wirkung als wenn es die Hofkammer tut«. Ember: Der österreichische Staatsrat, 362. »Propositionen des Baron Balassa für den Ungarischen Landtag des Jahres 1764«, ÖStA, HHStA, KA, Nachlass Nenny, Kart. 1, Subd 3, Fol. 10r. Nach der königlichen Instruktion sollte der kroatische Statthaltereirat alle Komitatsbeamten in ihrer Tätigkeit kontrollieren. Diese Bestimmung wurde jedoch nach dem Widerspruch des Bans und der Stände aus der Instruktion herausgenommen. Vgl. HDA, Bestand 12, A1/1767 und MNL OL, BestandA1, 335 ex 1767.

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ständischen Strukturen waren in Slawonien viel schwächer als in Kroatien, und der Hof konnte hier eine umfassendere Kontrolle über die Lokalverwaltung gewinnen. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Wahrnehmung von Slawoniens Stellung innerhalb des Königreiches Kroatien-Slawonien wider, wie auch generell innerhalb des Königreiches Ungarn. Staatsrechtlich gehörten die slawonischen Komitate zum Königreich Kroatien-Slawonien; finanziell waren sie der ungarischen Verwaltung untergeordnet. Deswegen kann man in den slawonischen Komitaten im Laufe des 18.  Jahrhunderts einen zunehmenden Interessensmangel an der inneren Politik des Königreiches Kroatien-Slawonien beobachten: Auf die Aufforderung zur Teilnahme am kroatischen Landtag verwiesen die slawonischen Komitate in den 1750er Jahren immer öfter auf ihr Unvermögen, an der Versammlung teilzunehmen. Als Grund dafür wurden oft die Beschäftigung wegen der vielen königlichen Verordnungen oder die hohen Reisekosten angeführt.48 Ein weiterer möglicher Grund geht aus einem Brief von Ferenc Balassa an Nenny aus dem Jahr 1764 hervor. Nach dem Aufruf des Bans zum Landtag äußerte sich Balassa, dass er »Eine solche Zusammenkunft deren croatischen und slavonischen Comitatern vor dem [Ungarischen] Landtage für die dermalige Haubtendzwecke desselben nicht erspriesslich finde, weilen bey einer solchen Berathschlagung die croatische Stände denen Slavonischen Comitatern durch die Verheissung einer kräftigen Unterstützung bey dem Landtage denenselben den Muth einflößen möchten, sowohl vielle beglaubte Beschwerden vorzubringen, als auch hinwiederum dasjenige zu befördern trachten, was von denen Croatischen Ständen hevorgebracht werden dörfte, aus welch gar zu grosser Vereinigung viele bedenkliche Wiedersprüche herrühren wurden«.49

Balassas Haltung besaß gewiss keine allgemeine Gültigkeit, doch bleibt die Tatsache aufrecht, dass sich der slawonische Adel einen besseren Schutz vom ungarischen Landtag erhoffen konnte, da an diesem Landtag über seinen Kontributionsbeitrag entschieden wurde. Die Teilnahme slawonischer Komitate am ungarischen Landtag führte um 1790 unter dem ungarischen und kroatischen Adel zur erneuten Diskussion über die staatsrechtliche Zugehörigkeit Slawoniens. Dieser Konflikt beeinflusste die kroatischungarischen Beziehungen bis 1848.50 Das Beispiel Slawoniens im 18. Jahrhundert zeigt,

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Vgl. z. B. HDA, Bestand 1, Kart. 28, Fasz. 52, 21 ex 1748, 48 ex 1748; Kart. 29, Fasz. 53, 9 ex 1749, 11 ex 1749; Kart. 30, Fasz. 54, 8 ex 1750; Kart. 34, Fasz. 57, 47 ex 1754, 57 ex 1754, 92 ex 1754 usw. ÖStA, HHStA, KA, Nachlass Nenny, Kart. 1, Subd. 6, Fol. 139. Die ungarischen Stände betonten 1790, dass sie nicht gewillt waren, die Jurisdiktion des Bans über Slawonien anzuerkennen, und negierten den Zusammenschluss Kroatiens und Slawoniens bis 1848. Die kroatische Stände reagierten 1790 mit einer Schrift, in welcher sie das althergebrachte Recht Kroatiens an Slawonien rechtfertigten. Siehe: Fundamenta quibus ostenditur tres Inferiores Sclavoniae comitatus semper ad jurisdictionem Regni et Bani Sclavoniae pertinuisse. Handschrift, Archiv der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste, IIId20, Fol. 208 f. Über diesen Streit zwischen kroatischem und ungarischem Adel siehe auch Horbec, Slavonske županije, 192 f.

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wie bedeutend es für einen protomodernen Staat war, in einer noch immer durch die Ständeordnung stark geprägten Gesellschaft wie der kroatischen einen Kompromiss zwischen monarchischen Prinzipien und ständischer Verfassung zu erzielen.

und Kolanović, Josip, Barbarić, Josip und Ivanović, Jozo: Državno-pravni položaj Slavonije i Srijema u dokumentima 1699–1848. In: Fontes. Izvori za hrvatsku povijest 1 (1995), 11–151.

Die »Nationalisten« und die imperiale Integration Verwaltungsdienst und einheimischer Adel in Galizien (1772–1791) Miloš Řezník Die erste Teilung Polen-Litauens von 1772 bedeutete für die Habsburgermonarchie eine territoriale Erweiterung um fast 82.000 km2 mit annähernd 2,65 Millionen Einwohnern.1 Im Unterschied zu den anderen Teilungsgebieten – dem preußischen im Norden des Königreiches Polen und dem russischen im Osten und Nordosten des Großfürstentums Litauen – wurden in den neu angegliederten habsburgischen Gebieten nicht nur rein administrative Einheiten (Provinzen bzw. Gouvernements) errichtet, sondern die bisher polnischen Gebiete wurden so, wie sie an Österreich kamen, zum Königreich Galizien und Lodomerien erklärt. Somit sind diese Territorien in ihrem genauen Umfang, wie sie besetzt wurden, formal zu einer eigenen Entität im Rahmen der Monarchie gemacht geworden. Für eine solche Lösung sprach eindeutig der Wille, die neu erworbene Provinz möglichst bald in die Strukturen der gesamten Monarchie zu integrieren, was nur möglich war, indem sie ähnlich wie die meisten anderen ihrer Teile kompatible innere Strukturen und Einrichtungen erhielt. Da sich die innere soziale, politische und wirtschaftliche Beschaffenheit von jener in allen anderen Ländern völlig unterschied, war eine Verschmelzung Galiziens oder eines Teiles davon mit anderen Kronländern oder gar mit Ungarn kaum möglich. Zwar wurde das Königreich vor allem als politische Verwaltungseinheit im Rahmen des sich allmählich formierenden Gesamtstaates gedacht, dennoch erhielt es – wieder parallel zu anderen Provinzen – eine eigene formale ständische Verfassung mit eigenem Indigenat, der Ständegemeinde, dem Landtag und anderen Institutionen. Die Integration, Akkulturation und Kooptation einheimischer Eliten stellte einen der wichtigsten Aspekte bei der Einpassung des neuen Landes in den Rahmen der habsburgischen »composite monarchy«. Claudia Kraft hat bereits deutlich gezeigt,

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Mark, Rudolf A.: Galizien unter österreichischer Herrschaft. Verwaltung – Kirche – Bevölkerung. Marburg 1994, 2.

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welche Bedeutung dabei dem staatlich-administrativen Feld zufiel  – bei allen drei Teilungsmächten und mit steigender Tendenz im 19.  Jahrhundert.2 Am Anfang der habsburgischen Herrschaft nördlich und östlich der Karpaten mussten erst die grundlegenden Gedanken formuliert und Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche sozialen Gruppen als »Adel« zu gelten hatten und nach welchen Grundätzen das Land organisiert werden solle. Erst vor diesem Hintergrund waren Überlegungen oder gar Strategien der Eröffnung des zu erschaffenden landesfürstlichen Dienstes für die lokalen Eliten überhaupt möglich. Dabei handelte es sich um die erste Gebietserweiterung des Habsburgerreiches seit der Angliederung des Temeswarer Banats im Jahre 1718. Im Unterschied zum Banat, das bis 1751 unter Militärverwaltung stand, und zur Bukowina, die, 1775 annektiert, und bis zu ihrer Angliederung an Galizien (1786) ebenfalls durch das Militär administriert wurde, erhielt Galizien vom Anfang an eine zivile Verwaltung, an deren Spitze seit dem Spätsommer 1772 der erste Landesgouverneur Graf Johann Anton Pergen stand.3 1 Erste Schritte des Herrscherwechsels Zu den ersten Maßnahmen der neuen Macht gehörte die politische und rechtliche Sicherung des neuen territorialen Besitzes, die Kontrolle über das Land, der Erstaufbau der Verwaltungsstrukturen und die Erkundungen über die Realien, Strukturen und Beschaffenheit des Königreiches. Dass in der ersten Phase die Einheimischen in der österreichischen Verwaltung und in anderen Bereichen kaum berücksichtigt werden konnten, basierte unter anderem darauf, dass sich die neuen Herrscher auf den Grundsatz einer »tabula rasa« beriefen: Zentral dabei war der Rekurs auf die angeblichen, nicht eingelösten Rechte der ungarischen Krone auf das Fürstentum bzw. Königreich Halitsch-Wolhynien (Halič-Wolodymyr) aus dem Spätmittelalter.4 Maria Theresia in ihrer Funktion als Königin von Ungarn wurde als rechtmäßige Erbin dieser Ansprüche dargestellt, für deren Geltendmachung ihre eigene »geringe Meinung« über diese Rechte durchaus irrelevant blieb.5 Somit wurde auch die mittelalterliche Titulatur der 2

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Kraft, Claudia: Das »Staatlich-Administrative« als Feld von Aushandlungsprozessen zwischen alten und neuen polnischen Eliten Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Aufsteigen und Obenbleiben in europäischen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts. Akteure – Arenen – Aushandlungsprozesse. Hg. v. Dietlind Holste, Karsten Hüchtker und Michael G. Müller, Berlin 2009, 21–47. Glassl, Horst: Das österreichische Einrichtungswerk in Galizien (1772–1790). Wiesbaden 1975, 38–68; Mark, Galizien, 4–11. Zur historisch-rechtlichen Argumentation für die habsburgische Rechtfertigung und den polnischen Erwiderungen Konopczyński, Władysław: Pierwszy rozbiór Polski. Hg. v. Zofia Zielińska. Warszawa 2010, vor allem 218–220. »J’ai très mince opinion de nos titres«. Zit. bei Arneth, Alfred von: Geschichte Maria Theresia’s. Bd. 8. Wien 1877, 299.

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ungarischen Könige als »rex Galiciae et Lodomeriae« übernommen, was den Ausschlag für die Benennung der neuen Provinz gab: Ihre Herstellung und Bezeichnung war Teil der habsburgischen Legitimation der Annexion, obwohl große Teile des besetzten Gebietes im Westen nie zu Halitsch gehört hatten. Vor diesem Hintergrund konnte man habsburgischerseits konsequent von einer »Revindizierung« eines Landes durch seine rechtmäßigen Herrscher sprechen. Die Bezugnahme auf diese Wiederherstellung alter Rechte und der Verweis darauf, dass die Besetzung ohne jegliche Vorbedingungen stattgefunden habe, dienten als Begründung des Grundsatzes, wonach die neuen Herrscher an keinerlei Regeln, Rechte, Privilegien und Modalitäten gebunden waren, sondern von Anfang an für die Gestaltung der Verhältnisse im Lande, für die Bestimmung des Regierungs- und Verwaltungssystems und für die Besetzung sämtlicher Posten völlig freie Hand hätten. Etwaige Vorrechte der einheimischen Eliten bestanden aus der Perspektive Wiens diesbezüglich nicht, denn sie hätten sich mit der Wiederherstellung des legitimen Zustandes erledigt. Die Stellen in der Verwaltung  – d. h. vorerst vor allem im Landesgubernium in Lemberg (ukr. Lviv) und in den Kreisämtern – wurden vom Anfang an mit Beamten aus Wien und anderen Provinzen der Habsburgermonarchie besetzt, meist aristokratischer, aber auch neuadliger und nichtadliger Herkunft. Gegen eine stärkere Einbeziehung der Einheimischen sprachen im Jahr 1772 und kurz danach mehrere Gründe, die nur teilweise durch politische Ziele und Staatsmaximen diktiert waren: Erstens verfügten die Hofstellen über keine genaueren Kenntnisse des Landes, dessen Gesellschaft sowie dessen Strukturen, rechtlichen Kategorien und Kultur. In der ersten Phase seiner Tätigkeit musste sich Pergen aufgrund eines in Wien formulierten Fragenkatalogs daher erst mit grundsätzlichen Fragen über das Land beschäftigen und feststellen, dass die Orientierung in den vorgefundenen Realien unerwartet schwierig würden.6 Somit war nicht klar, welche Personen und gesellschaftlichen Gruppen für die Berücksichtigung bei der zukünftigen Postenbesetzung überhaupt in Frage kämen. Zweitens sollte die Übernahme des Landes mit einer sofortigen und möglichst völligen Ausschaltung bisheriger ständischer Strukturen, des adelsrepublikanischen Systems und der adligen Mitspracherechte erfolgen. Jede Hoffnung auf Übernahme bisheriger politischer Strukturen oder Institute sollte unterbunden werden. Dies betraf auch die meisten bisherigen Amts- und Würdenträger: Nach dem Verbot aller adligen 6

Beschreibung der Königreiche Galizien und Lodomerien nach dem Zustand, in welchem sie sich zur Zeit der Revindicirung durch Ihro Kais. Königl. Apostholischen Majestät und besonders im Monat Julius 1773 befunden haben – weiter zit. als »Pergens Denkschrift an Joseph II. und Kaunitz« vom Juli 1773, Centralnyj deržavnyj istoryčnyj archiv Ukrajiny Ľviv, Fonds 146 – Halyc’ke namistnyctvo 1772–1921, op. 1. Besondere Akten, spr. 5, op. 1. Das gleiche Dokument befindet sich auch im Österreichischen Staatsarchiv (ÖStA), Haus- Hof- und Statsarchiv Wien (HHStA), Hausarchiv, Kart. 5, Hofreisen, Nr. 5, fol. 457–582. Von hier aus in extenso abgedruckt bei Schembor, Friedrich Wilhelm: Galizien im ausgehenden 18. Jahrhundert. Aufbau der österreichischen Verwaltung im Spiegel der Quellen. Bochum 2015, 403–450.

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Versammlungen und Einvernehmungen wurde die Aufhebung polnischer Ämter mit dem Patent vom 16. Oktober 1772 festgelegt, mit dem ausdrücklichen Hinweis auf deren Unvereinbarkeit mit der neuen Regierungsform.7 Alle höheren Würdenträger und Beamten (Wojewoden und Kastellane) wurden ihrer Tätigkeiten und Ämter mit sofortiger Wirkung enthoben. Die subalternen Beamten (Grodstarosten, Grodschreiber, Bezirkskastellane, Burggrafen) wurden provisorisch in den habsburgischen Dienst übernommen mit dem Auftrag, die üblichen Amtsgeschäfte zunächst weiterzuführen, allerdings erst nach dem Treuegelöbnis gegenüber der neuen Herrscherin. In diesem Zusammenhang durften sie zu Autoritäten im verbliebenen Königreich Polen in keinerlei Beziehung mehr stehen.8 Drittens bestand auf der Regierungsseite gegenüber den polnischen Eliten ein tiefes Misstrauen, denn man zweifelte an deren Loyalitätsbereitschaft. Viertens bildete sich sofort ein sehr negatives Bild über den polnischen Adel heraus, dem jede moralische und kulturelle Tauglichkeit abgesprochen wurde.9 In diesem Kontext entstand auch die Überzeugung, die polnischen adligen Eliten seien zu viel an das adelsrepublikanische System gewöhnt und müssten erst eine geistige Umformung durchlaufen, um sich als Diener des Herrschers zu eignen. Vor diesem Hintergrund – fünftens – bemängelte man beim polnischen Adel entsprechende Fachkenntnisse und Fähigkeiten für den Dienst in der zentralisierten Verwaltung eines Staates, der absolutistisch regiert und in dem zunehmender Wert auf fachliche Qualifikationen der Beamten gelegt worden sei; außerdem schwebte dessen Herrschern das Leitbild eines neuen, dem Staat völlig ergebenen Beamtentums vor.10 Sechstens fehlte es bei den polnischen Adligen aus historisch-kulturellen Gründen an der Bereitschaft, in einen abhängigen Dienst einzutreten, denn jede solche Abhängigkeit würde nach polnischem Adelsverständnis die Würde eines Adligen schmälern. So kam es dazu, dass die unpopulären Reformen und politischen Maßnahmen als fremdherrschaftlicher Eingriff in die Privilegien des Adels  – sowohl die politischen des Adelsstandes als auch die rechtlichen und ökonomischen der Grundobrigkeiten – wahrgenommen und mit den im Lande tätigen habsburgischen Beamten in Verbindung gebracht wurden, die dem Vorwurf der Arroganz und Ignoranz ausgesetzt waren. Die negativen Aspekte des Herrschaftswechsels machten eine Beamtenlaufbahn für

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Edicta et mandata universalia Regnis Galiciae et Lodomeriae a die 11. Septebr. 1772 initiae possessionis promulgata. Leopoli [1773], 5–7. Glassl, Das österreichische Einrichtungswerk, 24–25. Řezník, Miloš: Formierung der Galizien-Stereotype und die Adelskritik in der Habsburgermonarchie. Zur Rolle der Reiseberichte und »Briefe« aus dem späten 18.  Jahrhundert. In: Selbstzeugnisse im polnischen und deutschen Schrifttum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jahrhundert). Hg. v. Renata Skowrońska u. a., Toruń 2014, 305–348. Hier auch weitere Literatur und konkrete Quellenhinweise. Heindl, Waltraud: Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Österreich. Wien – Köln – Graz 1991, 27–34; Vushko, Irina: The Politics of Cultural Retreat. Imperial Bureaucracy in Austrian Galicia 1772–1867. New Haven-London 2015, 27–34.

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die galizischen Eliten ohnehin nicht attraktiv, wozu noch die zweifelhaften fachlichen und insbesondere moralischen Qualitäten vieler nach Galizien entsandter Beamten kamen: Hierin waren sich nicht nur die galizischen Adligen, sondern auch die Wiener Hofstellen und sogar die erbittertsten zivilisatorischen Kulturkritiker unter den österreichischen Aufklärern einig.11 2 Die Frage der Einbeziehung des galizischen Adels Die Integration Galiziens als ein »normales« Land innerhalb der Habsburgermonarchie war ohne die Kooptation und Integration von dessen Eliten allerdings kaum machbar, weshalb sich die Hofstellen mit der Frage beschäftigten, wie die Loyalität und Anhänglichkeit des polnischen Adels gewonnen werden könne. Mit der Einführung der neuen ständischen Verfassung (1775–1782) wurden in Galizien ständische und adelsrechtliche Strukturen eingeführt und adelspolitische Maximen umgesetzt, die mit jenen in anderen Provinzen (Es stellt sich die Frage, ob der Begriff »Kronland« für diese Zeit zulässig ist. Siehe auch weiter oben) durchaus kompatibel waren. Sehr bald stellte sich jedoch auch die Frage, wie der galizische Adel bei der Besetzung der Stellen in der Landesverwaltung stärker zu berücksichtigen wäre. Die wichtigsten Akteure  – Maria Theresia, Joseph II., Staatskanzler Kaunitz und Gouverneur Pergen – waren sich zunächst zwar einig gewesen,12 die galizischen Adligen in Hinblick auf die diametral unterschiedlichen politischen Traditionen im Habsburgerreich und in Polen von der Besetzung wichtigerer Posten auszuschließen, doch gab es auf Seiten des Hofes dennoch bereits kurz nach 1772 intensive Überlegungen zur Frage der eventuellen Einbindung von Einheimischen.13 Zu unbekannt erschien die neue Provinz zunächst, und als zu unverlässlich galten die Vertreter des bisherigen politischen Lebens, die wegen ihrer Herkunft und gesellschaftlichen Position als Amtsträger in Frage gekommen wären. Allerdings ging es nicht nur um die Personalpolitik des Staates, in der die deutschsprachigen Beamten (meist österreichischer und böhmischer Herkunft) zunächst bevorzugt wurden; auch der polnische Adel entzog sich dem Eintritt in den österreichischen Verwaltungsdienst, wahrscheinlich nicht zu-

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Vgl. als die wichtigsten Beispiele [Kratter, Franz]: Briefe über den itzigen Zustand von Galizien. Ein Beytrag zur Staatistik und Menschenkenntnis. Teil 1–2, Leipzig 1786; [Kortum, Ernst Traugott]: Magna Charta von Galizien oder Untersuchung der Beschwerden des galizischen Adels pohlnischer Nation über die österreichische Regierung. Jassy 1790 [Abdruck auch in: Statistische Aufklärungen über wichtige Theile und Gegenstände der österreichischen Monarchie. Hg. v. Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann. Bd. 1, Goettingen 1795, 1–228]. Vgl. auch Wolff, Larry: The Idea of Galicia. History and phantasy in Habsburg political culture. Stanford 2010, 20–51. Vushko, The Politics of Cultural Retreat, 49. Pro Nota Pergens vom 30.8.1772. ÖStA, Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien (AVA), Hofkanzlei, Kart. 229, 133 ex August 1772.

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letzt in der Annahme, dass die habsburgische Herrschaft in Galizien nicht endgültig sei.14 Vor dem Hintergrund der erkannten Notwendigkeit konnte im folgenden Jahrzehnt an die ersten Überlegungen der 1770er Jahre angeknüpft werden, um sachkundige und möglichst aus Galizien stammende Beamte einzustellen.15 Spätestens zu Anfang der 1780er Jahre erkannten die Zentralstellen nämlich, dass deutlich mehr Galizier eingestellt werden sollten, um das Image des Staates zu verbessern, auf die Beziehung des Adels zur Regierung positiven Einfluss zu nehmen, die Loyalität und Integration zu und in Österreich zu fördern, Zukunftsperspektiven in der Monarchie anzubieten, deren Attraktivität zu erhöhen, dem Adel gute Beispiele zu zeigen und sich die Kenntnisse der Sprache und des Landes zunutze zu machen. Zudem fehlte es in den Wiener Galizien-Agenda immer noch an ausgewiesenen und erfahrenen Experten für dieses Land, dessen effiziente Verwaltung viel Spezialwissen ebenso wie Vernetzung mit der dortigen Gesellschaft erforderte. Schon in der Regierungszeit Josephs II. sprach vieles dafür, das polnische Interesse für den Staatsdienst zu wecken und qualifizierte Personen polnischer adliger Herkunft aus Galizien einzustellen. Die bescheidenen Änderungen stehen bereits im Kontext der josefinischen Politik, als die galizischen Stände definitiv eingeführt wurden.16 Ein besonderes Augenmerk galt bei der Personalpolitik der Regierung sowohl den Ernennungen für die neu eingeführten ständischen Landeserzämter als auch der Besetzung der Posten in der Landesverwaltung. Die Einführung von Ständen (1782) gab dem Hof offensichtlich den Anstoß, sich mit der Verbesserung der Landesverwaltung, mit einer viel umfangreicheren Einstellung von aus Galizien stammenden Beamten sowie mit der Gewinnung des Adels für den Staatsdienst zu beschäftigen. Solche Schritte sollten Loyalitätsgefühle verstärken, die Landesverwaltung, die bis dahin wegen grundlegender Verständigungsprobleme teilweise katastrophal agierte, zu verbessern und fachlich und moralisch zweifelhafte Personen zu beseitigen. Schon bei seiner Reise durch Galizien im Jahr 1780 sprach Joseph II. von dem Bedarf, polnisch-sprachige Beamte einzustellen. In den folgenden Jahren ließ die Virulenz dieses Themas nicht nach, weshalb die Behörden zu Beginn der 1780er Jahre kurzfristig sogar nicht abgeneigt waren, bei der Anstellung und Beförderung die Polen

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Beidtel, Ignaz: Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740–1848. Bd.  1, Innsbruck 1896, 160. Bömelburg, Hans-Jürgen: Inklusion und Exklusion nach der Ersten Teilung Polen-Litauens. Die österreichische, preußische und russländlische Regierungspraxis in Galizien, Westpreußen und den weißrussischen Gouvernements Polack und Mahilëŭ im Vergleich (1772–1806/07). In: Die Teilungen Polen-Litauens. Inklusions- und Exklusionsmechanismen – Traditionsbildung – Vergleichsebenen. Hg. v. Hans-Jürgen Bömelburg, Andreas Gestrich und Helga SchnabelSchüle. Osnabrück 2013, 171–200, hier 187. Tokarz, Wacław: Galicya w początkach ery józefińskiej w świetle ankiety urzędowej z roku 1783. Kraków 1909, 64–78.

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den Deutschen vorzuziehen.17 Insbesondere Landesgouverneur Joseph von Brigido plädierte gegenüber den Zentralstellen für die Vorteile, die er sich von einer stärkeren Einbindung von Einheimischen in die Landesverwaltung versprach. Er kritisierte den bisherigen Ausschluss der Galizier und verwies darauf, dass deren Anstellung auch das Erscheinungsbild der Herrschaft im Lande verbessern und der Akzeptanz der Regierungspolitik förderlich sein würde. Dabei dachte Brigido vor allem an Söhne aus reichen Adelsfamilien, von denen er mehr Aufgeschlossenheit und weniger Hang zu Eigennutz erwartete als von manchen Beamten aus den westlichen Ländern der Monarchie.18 Die weitere Vorgangsweise ging daher auf die adligen Beschwerden über die landesfremden Beamten sowie auf die Gewinnung polnischen Adliger für den Staatsdienst ein, die jene ersetzen sollten, die sich nicht bewährt hatten.19 Ab 1782 begann man daher die Praktikantenstellen bei den Kreisämtern, die als Sprungbrett auf den Posten eines Kreiskommissars dienten, mit jungen polnischen Edelleuten zu besetzen. Anfang Sommer 1783 schickte die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei ihren Galizien-Referenten Hofrat Johann Wenzel Margelik, einen überzeugten Josefinisten, auf eine Inspektionsreise ins Land. Margelik, vermutlich der erste wirkliche Galizien-Experte Wiens, sollte sich vor Ort vom Stand der Verwaltung und den Qualitäten der Beamten sowie vom allgemeinen Zustand des Landes überzeugen und notwendige Maßnahmen entwerfen.20 Im Allgemeinen kann man Margeliks Reise und seine abschließende Denkschrift als umfassende Bestandsaufnahme der Situation zehn Jahre nach der Besitzergreifung Galiziens einstufen. Aufgrund von Margeliks Beobachtungen befassten sich die Wiener Hofstellen und das Lemberger Landesgubernium mit der Frage der Eliminierung jener Beamten, die den Ruf der österreichischen Verwaltung besonders prekär gemacht machten. Demzufolge kam es in den nächsten Jahren zu einer Reihe von Entlassungen bzw. Versetzungen. Großer Wert wurde dabei auf die Einstellung neuer Kreiskommissäre aus dem polnisch-galizischen Adel gelegt, sofern sie über die notwendigen Voraussetzungen und Kenntnisse verfügten, und ein erster Erfolg zeichnete sich offensichtlich schon im Jahr 1783 ab. Galizischer Herkunft waren damals zehn der 62 Kommissäre und zwei der 18 Kreishauptleute.21 Einen der Hauptvorteile sah man in der Sprache, denn die polnische Sprachkompetenz erwies sich insbesondere bei Bekanntmachungen oder bei der Kontaktnahme zu den Dominien als unentbehrlich. Insgesamt blieben die Erfolge auf diesem Feld jedoch begrenzt: Bis 1790 stammten nur etwa 8 Prozent der Beamten aus Galizien (250 von etwa 3.000): 17 18 19 20 21

Ebenda, 72. Vushko, The Politics of Cultural Retreat, 68–69. Ebenda, 69. Die bis heute relevante und umfassende Studie zu diesem Kontext ist Tokarz, Galicya. Vgl. kontextualisierend dazu insbesondere Bömelburg, Inklusion und Exklusion nach der Ersten Teilung Polen-Litauens, 187–192. Tokarz, Galicya, 71 und 74. Stichprobenartig für die Kreise Rzeszów und Bochnia, auch mit Berücksichtigung der subalternen Posten, 188.

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Die Ursache dafür war noch immer das Fehlen geeigneter Kandidaten (u. a. wegen mangelnder Deutschkenntnisse) sowie das nach wie vor reservierte Verhalten des polnischen Adels.22 Die Tendenz blieb jedoch weiterhin steigend, denn der Anteil der Beamten, die der polnischen Sprache kundig waren, wuchs bis zur Jahrhundertwende auf ein Drittel an.23 Um den Adel zu akkulturieren bzw. auf Militär- und Beamtenkarrieren vorzubereiten, gab es in Wien Platzkontingente in den bestehenden Bildungsinstitutionen: In der Theresianischen Militärakademie sowie in der Ingenieurschule waren Stellen reserviert, und das Vorschlagsrecht für deren Besetzung wurde den galizischen Ständen in der Landesverfassung eingeräumt. Schon die ersten Projekte und Beratungen über die Errichtung einer galizischen Leibgarde zu Anfang der 1780er Jahre richtete sich an die vornehmen Adelsgeschlechter des Landes. Diese Entwicklung leitete eine neue Phase ein, denn bereits in der Mitte der 1770er Jahren waren zehn Angehörige der galizischen adligen Jugend in die Militärakademie aufgenommen und die mögliche Einrichtung galizischer Stellen bei der ungarischen Leibgarde in Betracht gezogen worden.24 Formalen Anlass zur Bildung einer Leibgarde gab die bevorstehende Einführung der Stände von 1782. Bei den damaligen Beratungen rechnete man mit der Besetzung von Offiziersstellen mit jungen galizischen Aristokraten sowie mit einer Uniform,25 die sich an polnische Vorbilder anlehnen sollte. Während man anfangs an die Stände und das Landesgubernium dachte, die Nominierung der Kandidaten vorzunehmen, sollten dann aber doch die hohen Militärs die Vorschläge abgeben. So wurden zu Beginn vierzig polnische Edelleute ausgesucht, die allerdings schon früher im österreichischen Militärdienst gestanden waren. Am vorletzten Tag des Jahres 1781 konnten die ersten Gardisten ihren Eid leisten, bevor sie automatisch in Offizierchargen befördert wurden. Bei den Neujahrsfeierlichkeiten am 1. Januar 1782 trat die Galizische Leibgarde dann zum ersten Male

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Röskau-Rydel, Isabel: Zwischen Akkulturation und Assimilation. Karrieren und Lebenswelten deutsch-österreichischer Beamtenfamilien in Galizien (1772–1918). München 2015, 77. Bömelburg, Inklusion und Exklusion nach der Ersten Teilung Polen-Litauens, 67 und 189, unter Verweis auf Studnicki, Władysław: Memoriał gubernatora Urmenyi z r. 1804. In: Kwartalnik Historyczny 18 (1904), 57–74, hier 65. Vgl. auch Bömelburg, Hans-Jürgen: Aufgeklärte Beamte gegen barock-katholische Adelseliten. Ein Vergleich der österreichischen und preußischen Verwaltungspraxis in Galizien und Westpreußen (1772–1806). In: Polen und Österreich im 18. Jahrhundert. Hg. v. Walter Leitsch und Stanisław Trawkowski. Warschau 2000, 19–40, hier 31. Schmitt, Bernhard: Der polnische Adel in den Armeen Preussens und der Habsburgermonarchie. Inklusion und Exklusion neuer Untertanen im Militär (1772–1806). In: Bömelburg/Gestrich/Schnabel-Schüle, Die Teilungen Polen-Litauens, 359–376, hier 363, und Ders.: Wie »Sand am Meer«. Der polnische Adel in den militärischen Bildungseinrichtungen der Teilungsmächte. In: Fremde Herrscher – fremdes Volk. Inklusions- und Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa. Hg. v. Helga Schnabel-Schüle und Andreas Gestrich. Frankfurt a. M. 2006, 333–358. Im Wien-Museum ist unter Inventarnummer 65.358/1 eine Darstellung eines galizischen Leibgardisten in Uniform erhalten. Der zeitgenössische kolorierte Stich stammt von Carl Schütz. Eine Reproduktion s. Purchla, Jacek u. a.: Mit Galicji. Kraków 2014, 417.

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am Wiener Hof auf. Die Anwesenheit bei den Hofzeremonien und der Hofdienst, vornehmlich in der Hofburg, gehörte zu den wichtigsten Aufgaben dieses Verbandes.26 Von Anfang an konzentrierten sich die Wiener Zentralstellen auf die Werbung bekannter und anerkannter galizischer Aristokraten, die der Garde eine Vorbildfunktion und Prestige verleihen sollten. So gelang es, die Führungsposten in der Leibgarde mit renommierten Namen zu besetzen: Joseph II. bot die formale Führung der Garde dem Fürsten Adam Kazimierz Czartoryski (1734–1823) an, einer der Zentralfiguren der politischen Entwicklung und Reformbewegung in Polen. Czartoryski nahm den kaiserlichen Auftrag an und erhielt mit der Führung der Garde die hohe Charge eines kaiserlichen Feldzeugmeisters. Seine Ernennung mag für die Leibgarde mit der wichtigen Rolle der Bildungskomponente in Zusammenhang gestanden sein, denn bereits in den 1760er Jahren hatte er in Warschau (poln. Warszawa) die neu gegründete Ritterschule geleitet,27 die den reformorientierten und aufgeklärten Idealen für die patriotische Erziehung der adligen Jugend Rechnung trug. In ihrem von Czartoryski verfassten »Moralkatechismus« (1774) waren neben der adligen Abstammung nämlich die »Tugend und gute Eigenschaften«28 zu gleichwertigen Voraussetzungen für den elitären Status erklärt. Insgesamt blieb die Führungsposition Czartoryskis in der galizischen Leibgarde zwar auf eine formale Rolle beschränkt, doch stammten auch Personen auf anderen wichtigen Posten der Galizischen Leibgarde aus ansehnlichen Adelsgeschlechtern, die teilweise wichtige Repräsentanten der polnischen Bewegung in der folgenden Periode werden sollten. Die galizische Leibgarde in Wien stellte eines der Kompromissangebote der Habsburgermonarchie an den polnischen Adel Galiziens dar und sollte vor allem der adligen und aristokratischen Elite symbolisch attraktive Posten, Erziehung und die Aussicht auf standesgemäße Versorgung anbieten, das Interesse an der Karriere bei Hof bzw. im kaiserlichen Dienst sowie ganz allgemein die »Eingewöhnung« in die Habsburgermonarchie fördern, den Spezifika Galiziens als Provinz und gleichzeitig dessen vol-

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Baczkowski, Michał: W służbie Habsburgów. Polscy ochotnicy w austriackich siłach zbrojnych w latach 1772–1815. Kraków 1998, 87–89. Zum Kontext der galizischen Leibgarde Poten, Bernhard: Geschichte des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens in den Landen deutscher Zunge. Bd. 3: Österreich. Berlin 1893; Broucek, Peter, Zivkovic, Georg, Klima, Herbert: Der Allerhöchste Oberbefehl. Die Garden [Militaria Austriaca, Nr. 6]. Wien 1988; Hochedlinger, Michael: Mars Ennobled. The ascent of the military and the creation of a military nobility in mideighteenth-century Austria. In: German History 17 (1999), 141–176, und Gestrich, Andreas: Die galizischen adeligen Leibgarden am Wiener Hof. Ein Beispiel habsburgischer Inklusionspolitik nach den Teilungen Polen-Litauens. In: Militär und Gesellschaft in Herrschaftswechseln. Hg. v. Andreas Gestrich und Bernhard Schmitt. Potsdam 2013 [= Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit 17 (2013), H. 1],41–63. Kraft, Claudia: Polnische militärische Eliten in gesellschaftlichen und politischen Umbruchprozessen 1772–1831. In: Schnabel-Schüle/Gestrich, Fremde Herrscher  – fremdes Volk,  271– 295; dies., Das »Staatlich-Administrative« als Feld, 26–27. Zit. nach Kraft, Polnische militärische Eliten, 27.

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ler Integration im Gesamtstaat Rechnung tragen und eventuell als Ausgangsbasis für die stärkere Vertretung der Galizier in hohen Militär- und Zivilposten dienen. Doch bereits Mitte der 1780er Jahre begann die Anziehungskraft der Leibgarde unter dem Adel zu schrumpfen, insbesondere nach der Formierung eines freiwilligen galizischen Ulanen-Korps, das die Adelssöhne präferierten und von dem sie sich mehr Aufstiegschancen versprachen; mehrere Gardisten wechselten zu dieser neuen Einheit. Nach dem Regierungsantritt Leopolds II. fiel am 1. Mai 1791 die Entscheidung zugunsten der Auflösung bzw. Umwandlung in eine galizische Abteilung der »deutschen« ArcierenLeibgarde. Obwohl den galizischen Ständen 30 Stellen und darüber hinaus 40 Stiftungsstellen in der Militärakademie in Wiener Neustadt reserviert wurden,29 blieb das Interesse des polnischen Adels an einer so gestalteten Gardeabteilung moderat. Die Auswahl der Gardisten geriet in der Folge problematisch, was sich in den Leistungen der Angehörigen der Garde und der Akademie in Wiener Neustadt niederschlug. Über ein Viertel der Gardisten musste die Formation aufgrund nicht zufriedenstellender Lernerfolge verlassen. Dies betraf insgesamt 20 von 74 Angehörigen der Leibgarde im ersten Jahrzehnt (bis 1801). Die übrigen absolvierten das Bildungsprogramm der Leibgarde und traten dann in den Militär- oder Verwaltungsdienst ein, doch gaben etliche nach wenigen Jahren die Laufbahn wieder auf.30 Für die Integration der adligen Eliten in den Gesamtstaat und ihren Einstieg in den Staatsdienst sowie weitere vorbildliche Karrieren blieb die Garde somit ohne nennenswerte Bedeutung. 3 Die Position der galizischen Stände Seit den 1780er Jahren waren es zunehmend die galizischen Stände selbst, die die Frage der Besetzung der Beamtenposten in Galizien, aber in einem anderen Zusammenhang aufwarfen: Ihnen ging es nicht mehr um eine bloße Berücksichtigung ihrer Landsleute, sondern sie erhoben vielmehr die Forderung, die Beamtenposten im Lande den Einheimischen vorzubehalten; dabei bezogen sie sich auf das Institut des Landesindigenats. Dies entsprach der klassischen Forderung der frühneuzeitlichen Ständegemeinden, die Ämter im Lande nur mit eigenen Angehörigen zu besetzen. Somit stand nicht das Engagement im landesfürstlichen Dienst, sondern die ständische Selbstverwaltung im Mittelpunkt des Interesses, worin sich ein Grundkonflikt mit den josefinischen Ansätzen zur Bildung eines ergebenen staatsloyalen Beamtentums widerspiegelt. Argumentativ neu war dabei allerdings die durchaus physiokratische

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Baczkowski, W służbie Habsburgów, 90–91. Ebenda, 92.

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Akzentuierung der Schicksalsverbundenheit der Interessen der Gutsbesitzer mit dem Wohl des gesamten Landes.31 Impulsgebend für die Kritik von Seiten der galizischen Obrigkeiten war in den späten 1780er Jahren vor allem die josefinische Steuer- und Urbarialreform, gegen die sich parallel eine Opposition in der galizischen Beamtenschaft mit Gouverneur Joseph von Brigido an der Spitze ebenso wie auch am Wiener Hof formierte.32 Die galizischen Dominienbesitzer empfanden die Reform als einen Teil fremdherrschaftlicher Eingriffe in eine Sphäre, die sie bis dahin als ihren autonomen, ja privaten Bereich verstanden hatten. Der Widerstand war schließlich von der Überzeugung getragen, dass das Urbarium nur dann sinnvoll reguliert werden könne, wenn sich die Agenda unter der Kontrolle der einheimischen Stände befinde. Die Krise nach dem Tod Josephs II. führte zum offenen Ausbruch der Kritik und des Widerstandes. Während sich Ungarn und die Österreichischen Niederlande bereits am Rande eines Aufstandes befanden und die Kritik in Böhmen, Mähren und anderen Ländern laut wie seit Generationen nicht mehr war, kam es auch in Galizien zum ersten Mal zu einer offenen adligen Opposition; im Unterschied zu den anderen Ländern wurde hier aber kein Landtag einberufen. Eine teilweise spontane, teilweise koordinierte und mit der polnischen Hauptstadt Warschau abgestimmte Bewegung führte im Frühling 1790 zur Gründung ständischer Komitees und der Abfassung von Gravamina-Schriften. Nachdem die Regierung die Kontrolle bald wieder übernommen hatte und die Aktivitäten kanalisieren konnte, wurde einer galizischen ständischen Deputation in Wien, die allerdings nur als Ansammlung von Privatpersonen figurierte, ermöglicht, einen informellen Katalog von Desiderata vorzulegen. Das Ergebnis dieses Auftrittes war das umfassende Projekt einer ständischen Verfassung für Galizien, die als »Charta Leopoldina« bekannt geworden ist.33 Angesichts der bisherigen Entwicklung und Erfahrung richteten sich die galizischen Forderungen des Jahres 1790 mit deutlich gestiegener Rasanz vor allem gegen die lokalen Repräsentanten der kaiserlichen Herrschaft, die abgezogen werden sollten. Neben der Tatsache, dass sich hinter der Kritik am Beamtentum die Verurteilung des Regierungsstils der Herrscher tarnen ließ, erschien die Bemühung um Exklusion insbesondere angesichts der sich ab Sommer 1790 wieder stabilisierten habsburgischen Herrschaft über Galizien und der internationalen Lage der Monarchie angebracht, weil mit einem längeren Verbleib der Provinz unter der Krone zu rechnen war. Der Sinn dahinter war, wenn schon nicht die »Fremdherrschaft« abzustreifen, so zumindest 31 32 33

Grodziski, Stanisław: Studia galicyjskie. Rozprawy i przyczynki do historii ustroju Galicji. Kraków 2007, 131. Rosdolsky, Roman: Untertan und Staat in Galizien. Die Reformen unter Maria Theresia und Joseph II. Hg. v. Ralph Melville. Wien 1992, 231–232. Diese und die folgenden Passagen stützen sich in einer überarbeiteten Form auf einige Absätze der Monographie des Autors: Řezník, Miloš: Neuorientierung einer Elite. Aristokratie, Ständewesen und Loyalität in Galizien (1772–1795). Frankfurt a. M. 2016, 322–427.

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die landfremden Beamten aus Galizien zu beseitigen. Ein solcher Schritt sollte den galizischen Adel nicht nur von der Dominanz der Verwaltungselite fremdländischer Herkunft und ungünstiger Gesinnung befreien, sondern den Einfluss auf die inneren Angelegenheiten des Landes einschließlich des Urbarialwesens sichern und Karrierechancen sowie Versorgungsmöglichkeiten öffnen.34 Vor diesem Hintergrund neigten die aus dem ständischen Umfeld stammenden Beschwerden und Desiderien dazu, die Fremdheit der Beamten in jeder Hinsicht zu konstruieren – nicht nur bezüglich ihrer sozialen und geographischen Herkunft, sondern auch bezüglich ihrer Mentalität, des Habitus, der Kultur, der Werte und Interessen.35 Die Sprecher des galizischen Adels richteten sich vor diesem Hintergrund auf einen Konflikt mit dem habsburgischen Verwaltungsapparat auf der Landes- und vor allem auf der Kreisebene ein. Der Angriff gegen die Beamtenschaft besaß auch deswegen eine gewisse Brisanz, weil er offenkundig oder intuitiv als Symptom des Konfliktes zwischen der polnischen adligen Ständetradition und dem zentralistischen Obrigkeitsstaat um die ständischen politischen Privilegien verstanden werden konnte. Dahinter stand der adlige Elitenanspruch gleichwie die Hoffnung auf Aufstieg für Staatsdiener nichtadliger Herkunft. Zusammen mit weiteren Hintergründen (indirekte Kritik am habsburgischen Herrschaftsstil, Versorgungs- und Einflusschancen) erwies sich die Kritik an der Beamtenschaft als sehr attraktiv. Die Beseitigung der Beamten externer Herkunft von ihren Posten in Galizien wurde somit eines der dominierenden Ziele und Argumentationsmotive für die Stände am Ende der josefinischen Epoche. Bereits im Frühling 1790 alarmierte der Lemberger Polizeidirektor Halama von Gitschin in seiner Meldung über die oppositionellen Aktivitäten des Adels den Wiener Hof, dass die Beamtenschaft zur Zielscheibe von Angriffen geworden sei. Dabei mutmaßte er hinter dem Wunsch nach Beseitigung der »deutschen« Beamten auch den Versuch, sich von der Dynastie zu distanzieren.36 Das Thema wurde immer wieder aufgegriffen und markierte zugleich einen der zentralen Hintergrundkonflikte, denn den galizischen Ständen bot sich so die Möglichkeit einer Schuldabwälzung: Einerseits konnten sie ihre Vorwürfe nicht gegen den Landesherrn, aber gegen dessen unwillige Beamten richten, andererseits konnten sie die Schuld an der aktuellen Destabilisierung von sich jenen Verwaltungsorgane als eigentliche Auslöser zuschieben.

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Das Konzept der Exklusion und Inklusion wurde in der Forschung zur polnischen Geschichte nach den Teilungen als Analyseinstrument systematisch eingeführt in: Schnabel-Schüle/Gestrich, Fremde Herrscher – fremdes Volk, und Bömelburg/Gestrich/Schnabel-Schüle, Die Teilungen Polen-Litauens. Betrachtungen über die Verfassung von Galicien, die Ursachen seines Verfalls, und die Mittel, dem Lande wieder aufzuhelfen. In: Kortum, Magna Charta von Galizien, 274–365, hier 294. Lemberger Polizeidirektor Halama von Gitschin an den Wiener Polizeidirektor Hofrat von Beer, Lemberg 18.6.1790. ÖSTA, HHStA, Kabinettsarchiv, Kaiser-Franz-Akten, Fasz. alt 7, Kart. 5.

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4 Die Kritik an den Fremden Zu den zentralen Kritikpunkten, die unter dem galizischen Adel gegen die »fremden« Beamten verwendet wurden, gehörten somit deren angebliche Eigennützigkeit sowie materielle Bereicherung auf Kosten des Landes und des Landesherrn. Die in einem Lemberger ständischen Komitee versammelten Edelleute brachten dies in ihrer Denkschrift vom Frühling 1790 deutlich zum Ausdruck.37 Auch die Mitglieder der ständischen Deputation in Wien hielten trotz der schwierigen Lage möglicherweise bis zur Spätphase der Redaktion der ständischen Forderungen insbesondere am Punkt des Weggangs fremder Beamter fest. Noch Ende Juli 1790 kursierte in Galizien ein anonymes Warnschreiben, das – so zumindest die Meinung am Hof – angeblich von einem Mitglied der Deputation stamme. Hier wurden die »Fremden« und »Ausländer« (beide Begriffe werden in der Flugschrift ausdrücklich verwendet) in den galizischen Ämtern erneut als die eigentliche Ursache des ganzen Unglücks des Landes bezeichnet. Sie sollten den Landesinsassen bewusst schaden und dafür den Hass der »Nation« verdienen. Es wurde auch pauschal davor gewarnt, dass sie jetzt jede Gelegenheit nutzen würden, die Bemühungen der galizischen Stände beim Landesherrn zu konterkarieren. Da der König die Legitimität der ständischen Forderungen nach einer Besetzung der Ämter mit Galiziern eingesehen und entsprechende Schritte versprochen hätte, begannen nun die potentiell Betroffenen aktiv zu werden: »Die nun hiedurch geschrekten Beschützer der Ausländer greifen zu verfänglichen Mitteln, und da sie einen gewaltigen Streich zu führen gedenken, so haben sie es sich vorgenommen, die Nation selbst zum Werkzeig ihres Unglücks zu brauchen. Graf Gallenberg [ein Gubernialrat in Lemberg] gehet im Kurzen mit einem zweifachen Projekte ab. Das erste ist: von den Landesinsassen Zeugnisse zu sammlen, daß sie mit den Deutschen zufrieden sind, daß sie niemals die Entfernung derselben von den Aemtern aus angetragen, weil ihre Aufführung gut wäre, daß sie ihre Unterschriften zu den Vollmachten [an die Deputation] herausgelokt, u. daß es niemal die Absicht der Nation gewesen, so unmässige Forderungen an den König gelangen zu lassen etc. etc. – Man kann leicht schliessen, welche Wirkungen dieses hervorbringen müsste; die kleinen Tyrrannen würden uns desto enger angelegt werden, und was das Schmärzlichste wäre: die Nation würde mit ewiger Schande bedekt werden, daß sie sich selbst diese Fesseln geschmiedet, und sich in ewige Sklawerey geworfen habe«.38

Aus dem Problem der fremden Beamten in Galizien scheint im Juli 1790 eine zentrale Frage geworden zu sein. Wir wissen nicht, wie real die angebliche Gegenaktion Gallenbergs war und welchen konkreten Hintergrund sie hatte. Die harte Frontbildung 37 38

Ebenda. »Das von einem Delegaten untern 27. Julii an die Insassen Galiziens von Wienn aus erlassene Warnungs-Schreiben«. ÖSTA, HHStA, Kabinettsarchiv, Kaiser-Franz-Akten, Fasz. alt 7, Kart. 5.

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zwischen den österreichischen Beamten in Galizien und den ständischen Eliten erhielt dabei nicht nur durch die aktuelle politische Lage ihre Impulse, sondern auch durch die Überzeugung beider Seiten, in Wien Rückhalt suchen zu können. Bei den Gesprächen mit der galizischen Deputation und in internen Stellungnahmen der zentralen Hofstellen in Wien wurde dem Thema entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet. Zu vermuten ist, dass sich hier politische Grundsätze mit pragmatischen Anliegen bezüglich der Verbesserung der landesfürstlichen Verwaltung in Galizien und persönlichen Einflussnahmen einschließlich der Lobby-Arbeit der potentiell betroffenen Beamten ausgewirkt haben. Wahrscheinlich das wichtigste Dokument aus dieser Zeit waren die wahrscheinlich im Juni/Juli 1790 entstandenen »Beobachtungen über die Denkschrift der galizischen Deputation«.39 Hier konnten bezüglich der Zukunftsfrage der österreichischen Beamten kaum alle Forderungen und Beschwerden des galizischen Adels pauschal abgelehnt werden, zumal klar sein musste, dass die Kritik zumindest teilweise auch aus Wiener Sicht berechtigt war und dass der Charakter bzw. die Effizienz der Verwaltungsbeamten in Galizien ein Problem darstelle. Sich zur Wahrung der Interessen des galizischen Adels zumindest äußerlich zu bekennen, war hier ebenso ratsam wie die Vermeidung aller Verbindlichkeiten. Schließlich war es ein Grundsatz der habsburgischen monarchischen Politik in diesen Jahrzehnten, sich auch bei Zugeständnissen nicht durch verbindliche Zusagen oder gesetzliche Festlegungen den Spielraum zu begrenzen. So wurde auch jetzt empfohlen, bei der Besetzung der Ämter in Galizien den dortigen Indigenen Vorrang zu geben, dies aber nicht zur Pflicht und Gesetzlichkeit zu erklären.40 Ergebnis der intensiven Arbeiten und Beratungen mit den Vertretern der Hofstellen war Ende August 1790 das umfassende ständische Projekt der Landesverfassung für Galizien. Die Charta Leopoldina wurde indirekt dem Kaiser Leopold II. vorgelegt und wurde dann zum Gegenstand von Beratungen am Hof. Die galizischen Deputierten versuchten hier, die Prinzipien der ständischen Repräsentation, der ständischen Mitsprache mit dem bestehenden monarchischen System soweit möglich im Einklang zu bringen und die Interessen der adligen Gutsbesitzer und starke Elemente einer ständisch geprägten Landesautonomie im Rahmen der Monarchie zu verankern. Der direkte und bewusste Angriff gegen die österreichischen Beamten wurde in der »Charta« sogar in einer verschärften Form im Abschnitt über die regionale Provinzialverwaltung formuliert. Alle bisherigen Kreishauptleute sollten entlassen und durch galizische Gutsbesitzer ersetzt werden. Davon erhofften sich die Verfasser eine Beseitigung der unpopulärsten Beamten, die Unterstellung der regionalen Staatsverwaltung unter die Kontrolle des Adels und die Beschaffung von Versorgungschancen für des-

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Observations sur le mémoire des députés de Galicie. ÖSTA, HHStA, Kabinettsarchiv, KaiserFranz-Akten, Fasz. alt 7, Kart. 5, unpag. Ebenda.

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sen Angehörige. Kreiskommissare sollten ihre bisherigen Stellen behalten dürfen – bis auf diejenigen, die sich »bei der Nation« unbeliebt gemacht hätten.41 Als Argumentationsgrundlage dafür wurde die notwendige Bindung der Beamten an das Land und die »Nation« als ein altes Recht beansprucht. Zugleich verwies man auf die niedrigen moralischen und fachlichen Qualitäten der bisherigen Beamtenschaft: »C’est un énorme défaut de constitution, quand les employés forment une nation dans la nation, un état dans l’état, un ordre isolé et séparé d’intérêts de tous les autres. Ils n’ont alors aucun zèle pour le bien public, ils regardent le service uniquement comme moyen de subsister, pourvû qu’ils tirent leurs pensions, ils sont contents, et ils savent qu’elles ne leur manqueront jamais, telle que soit la situation du pays, qui les leur fournit. D’après ce qui tombe sous les yeux, les états les plus Florissants et les plus heureux sont ceux, qui ont une administration civique«.42

Unter »Zivilverwaltung« wurde begrifflich eine durch die Einheimischen (d. h. Indigenen) ausgeübte Exekutive verstanden. Die Verfasser der Charta Leopoldina zögerten nicht, die »fremden« Beamten explizit als Feinde zu bezeichnen: »das Interesse der Fremden wird immer im Gegensatz zu unserem Interesse stehen«.43 Aus diesem Grund sollten nicht nur einheimische Beamte eingestellt werden; wichtige regionale Verwaltungsangelegenheiten sollten zudem dem Einfluss der Provinzialstände unterstellt werden.44 Neben der Absicht, Ämter mit Landsleuten mit galizischem Indigenat zu besetzen, ging es also zugleich darum, die wichtigen Angelegenheiten ohnehin den dem Landesfürsten und faktisch den zentralen Hofstellen unterstellten Beamten zu entziehen. Auf dieser Grundlage wurde die Frage der Beamtenschaft in Galizien und der Berücksichtigung der galizischen Einheimischen Gegenstand der Beratungen einer Hofkommission unter dem Vorsitz des Thronfolgers Erzherzog Franz, die Ende Januar 1791 über die galizischen ständischen Desiderien zusammentraf. Bemerkenswerter Weise trat auch hier die Problematik der Ämter, der Beamten und ihres Rufs vor allem in den Abschnitten über die territoriale Gliederung des Landes deutlich in den Vordergrund. Zwar empfahl die Kommission nicht, die Kreise und vor allem jene Bezeichnung für die Territorialeinheiten sowie Kreisämter abzuschaffen. Dennoch erkannte sie die Beschwerden der Stände über die Arbeit der Kreisämter zum größeren Teil als berechtigt

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Projekt konstytucji dla Galicji z 1790 r. (»Charta Leopoldina«). Tekst i przekład. Hg. v. Stanisław Grodziski und Artur St. Gerhardt. Warszawa-Kraków 1981 [= Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego 598, Prace Prawnicze, Heft 94], 122. Ebenda, 126. Ebenda, 128. Ebenda, 124.

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an. Darüber hinaus wurde der Bedarf konstatiert, die Kreisämter neu zu organisieren und für sie »das verlorene Vertrauen der Nation zurück [zu] gewinnen«.45 Den zentralen Punkt der Entlassung sämtlicher Kreishauptleute und eines Teils der Kreiskommissare und deren Ersetzung durch »Nationalisten« (diese Bezeichnung umfasste Personen aus der galizischen ständischen Nation) hielt die Kommission gar für den größten Wunsch der Galizier. Dennoch fand sie etliche Argumente gegen diese Forderungen: »1. die dem Staate so äusserst wichtige Umstaltung der Gallizier zu einem deutschen Volk, und die Umschaffung ihres Karakters. 2. Es könnten Zeiten wiederkommen, wo es sehr gefährlich wäre, wenn alle Aemter mit Nationalisten besezt wären. 3. Es fehlt der Nation dermalen wohl nicht an Fähigkeit, aber wohl noch an Bildung und Kenntnissen. 4. Verschwisterte Provinzen unter einem Zepter sind einander nicht fremd. Vorzug gebührt den im Lande gebornen, aber nicht ausschliessendes Recht. 5. Die Nation war mit den pohlnischen Beamten selbst noch viel unzufriedener als mit den deutschen. 6. Auch izt ist dieser Antrag bey weitem nicht der Wunsch grössern Theils der Nation«.46

Somit fasste die Hofkommission alle zentralen Umstände, die gegen eine Reservierung der Beamtenstellen für den galizischen Adel sprachen und aus der Sicht Wiens trotz der bisherigen Verstärkung des Anteils der Galizier im Beamtentum die Einstellungsmöglichkeiten für den polnischen Adel limitierten. Weil jedoch der entsprechende Wunsch der galizischen Sprecher durchaus als legitim angesehen wurde, empfahl die Kommission als einen Akt des königlichen Willens eine Absichtserklärung zu verfassen, dass die »Nationalisten« bei gleicher Eignung bei der Amtsbesetzung bevorzugt würden. Mit dem Hinweis, dass nicht die Ämter für die Beamten existierten, sondern umgekehrt, kritisierte man aber die Mentalität und die angebliche Titelsucht des polnischen Adels, dessen Bild auf stereotypen Vorstellungen basierte. Die Kommission stellte sich jedoch allgemein hinter die damaligen Beamten in Galizien und lehnte die Forderung nach Entlassung der bereits eingearbeiteten und bewährten Kräfte ab. Auch wenn es im staatlichen Interesse war, dass der Kreishauptmann im jeweiligen Kreis über umfangreichere Güter und dadurch über ein größeres Ansehen und Akzeptanz sowie bessere gesellschaftliche Kontakte und Kenntnisse über das Land verfügte (hier näherte man sich doch den Standpunkten der ständischen Sprecher an), sah man es als

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ÖSTA, HHStA Wien, Staatskanzlei, Provinzen, Galizien, Kart. 1, fol. 25–44: »Auszug aus dem k. k. Hofmommissions Protokoll, über die den 21. und 28. Jenner 1791 gehaltene Zusammentrettungen, die Begehren der Gallizischen Ständischen deputierten betreffend«, hier fol. 36b. Ebenda, fol. 37b.

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unmöglich und unratsam an, Nicht-Galizier und Nicht-Adlige von diesen Ämtern von vornherein auszuschließen.47 Die Stabilisierung der Monarchie im Inneren und in den mitteleuropäischen Beziehungen, andererseits aber die durch die Französischen Revolutionskriege hervorgerufenen politischen Verwicklungen führten dazu, dass die galizischen Beschwerden und Projekte nach dem Regierungsantritt Franz’ I. endgültig ad acta gelegt wurden. Eine völlig neue Lage schufen bald die Entwicklungen in Polen: nach der Verabschiedung der Mai-Verfassung und dem polnisch-russischen Krieg folgte die zweite, preußischrussische Teilung von Polen-Litauen, der Kościuszko-Aufstand und die dritte Teilung, bei der die Habsburgermonarchie weitere Teile Polens als »Westgalizien« annektierte. So blieb die habsburgische Galizien-Politik nach wie vor eines der wichtigsten außenpolitischen Aspekte, weil sie stets, auch nach 1795, in enger Verbindung mit der »polnischen Frage« und den Beziehungen zu den beiden anderen Teilungsmächten stand. Die – wie sich nach 14 Jahren zeigen sollte – vorübergehende Integration Westgaliziens stellte die Frage der Verwaltungsorganisation und der inneren politischen Verfassung in den ehemals polnischen Ländern sowie die Strategien gegenüber den polnisch-galizischen Eliten vor neuen Klärungsbedarf und vor neue Proben. Dies zeigte sich wiederholt mit neuer Dringlichkeit im Zusammenhang mit den Krisen, in die das Habsburgerreich, Mitteleuropa und somit die »polnische Frage« in dem Jahrzehnt zwischen 1805 und 1815 immer wieder gerieten. Diese Krisen provozierten auch regelmäßig neue Aktivitäten am Hof, bei denen eine Reform der ständischen Verfassung für Galizien und der gesamten Galizien- bzw. Polenpolitik intensiv diskutiert werden. Doch Bedingungen für langfristigere konzeptuelle Schritte ergaben sich erst infolge des Wiener Kongresses. Zwischen 1800 und 1815 blieb eine kohärente Strategie in Frage der Einstellung einheimischer Kräfte im habsburgischen Verwaltungsdienst aus. Intensivere Überlegungen und Strategien wurden im Bereich Militär entwickelt, doch hatten diese in der Regel nur eine kurze Dauer und waren vom häufigen Wandel gekennzeichnet.48 *** Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die Frage der Einbeziehung der einheimischen Eliten in die landesfürstliche Verwaltung in Galizien in den ersten Jahrzehnten nach dem Herrschaftswechsel von 1772 vor allem eine diskursive Angelegenheit war. Doch gerade in diesem Bereich fiel ihr praktisch von Anfang an eine besondere

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Ebenda, fol. 38a. Baczkowski, W służbie Habsburgów; Schmitt, Bernhard: Der Militärdienst und die Neuformierung adliger Eliten in den habsburgischen und preußischen Teilungsgebieten 1772–1830. In: Aufsteigen und Obenbleiben in europäischen Gesellschaften im 19.  Jahrhundert. Hg. v. Karten Holste, Dietlind Hüchtker und Michael G. Müller. Berlin 2009, 49–62.

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und im Laufe der Zeit zunehmende Bedeutung zu. Sie ergab sich zunächst aus den grundsätzlichen Fragen und Umständen der Landesübernahme und der ersten politischen und administrativen Schritte, aber bereits in den 1770er Jahren wurde sie von der Annahme begleitet, dass eine stärkere Berücksichtigung der lokalen Eliten bei dem Aufbau des Staatsdienstes aus pragmatischen und politischen Gründen wünschenswert wäre. Da in Galizien als soziale Gruppe praktisch nur die Aristokratie und Teile des übrigen Adels in Frage kamen, wurde das Problem stets im Zusammenhang mit der österreichischen Adelspolitik und den Projekten der Ständeverfassung für Galizien betrachtet, zugleich aber vor dem Hintergrund des Interesses des Wiener Zentrums, die polnischen Eliten im Rahmen der Monarchie zu integrieren. Diese Überlegungen haben sich seit dem Anfang der 1780er Jahre intensiviert und wurden teilweise im Zusammenhang mit der Einführung der Stände realisiert. So konnte man während der 1780er und 1790er Jahre einen signifikanten, aber keinen umwälzenden Anstieg der Anzahl der Galizier unter den Beamten auf der Landes- und Kreisebene verzeichnen. Erschwerend kamen hinzu die nach wie vor bestehenden Vorbehalte, aber auch die reservierte Position der meisten Aristokraten und Adligen gegenüber einem anhängigen Dienstverhältnis zum Herrscher und zudem fehlende sprachliche und fachliche Kompetenzen in einer Zeit, als die josephinischen Visionen des neuen Beamtentums als Leitbild dienen sollten. Zugleich verstärkte sich seit den 1770er und insbesondere den 1780er Jahren die aufgeklärte zivilisatorische Kulturkritik am galizischen Adel, die dieser Gruppe zunehmend feindlich eingestellt war. Die zur Förderung der Entstehung einer zukünftigen galizischen, aus dem Adel stammenden bürokratischen Elite ergriffenen Maßnahmen (z. B. die Formierung der galizischen königlichen Leibgarde in Wien) zeitigten kaum erkennbare Ergebnisse. Um 1790 machte sich jedoch der ständische Diskurs stark bemerkbar. Vor dem Hintergrund des Themas der Einheimischen in der Verwaltung kollidierten nicht nur verschiedene Interessen, sondern auch diverse Verständnisse. Gegen die Vorstellung einer staatsloyalen, der Staatsräson und dem Herrscher ergebenen fachlich qualifizierten Beamtenschaft profilierte sich ein typisch ständisches Programm der Reservierung aller Stellen im Lande für die Inhaber des galizischen Landesindigenats und der Unterwerfung der Verwaltung einem stärkeren Einfluss der Stände. Diese scheinbar konservative Position wurde allerdings mit den physiokratischen Argumenten ebenso wie mit den argumentativen Elementen der Repräsentation untermauert. Doch dieses ständische Programm stärkten nur die adels- und polenkritischen Stimmen am Wiener Hof. Zugleich aber zeigt sich deutlich die Fähigkeit der galizischen Ständesprecher, auf der Arena der habsburgischen Politik als souveräne Akteure aufzutreten.

Vom fürstlichen Auerochsen zum kaiserlichen Doppeladler Mihai-Ștefan Ceaușu 1 Einleitung Die Historiographie über den Herrschaftswechsel im nordwestlichen Teil des Fürstentums Moldau, der den Namen »Bukowina« bekommen hat, ist vielfältig. Hervorzuheben sind die bibliographischen Werke von Erich Beck1 ebenso wie eine Reihe von Einzelstudien deutsch- und rumänischsprachiger Historiker: Johan Polek,2 Daniel Werenka,3 F. v. Zieglauer,4 Harald Heppner,5 Emanuel Turczynski,6 Kurt Scharr,7 Ion Nistor,8 Veniamin Ciobanu,9 Mihai Iacobescu,10 Ștefan Purici11 u. a. Der Autor dieses Bei-

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Beck, Erich: Bibliographie zur Landeskunde der Bukowina. Literatur bis zum Jahre 1965. München 1966; Ders.: Bibliographie zur Kultur und Landeskunde der Bukowina. Literatur aus den Jahren 1965–1975. Dortmund 1985; Ders.: Bibliographie zur Kultur und Landeskunde der Bukowina. 1976–1990 mit Nachträgen zu den Jahren 1966–1975. Dortmund 1999; Ders.: Bibliographie zur Kultur und Landeskunde der Bukowina. 1991–1995. Wiesbaden 2006. Polek, Johann: Die Erwerbung der Bukowina durch Österreich. Czernowitz 1889. Werenka, Daniel: Die Verhandlungen Österreichs mit der Türkei bezüglich der Erwerbung des »Bukowiner Districts« nach der Convention vom 7. Mai 1775. In: Jahresbericht der k. k. StaatsUnterrealschule im V. Bezirk von Wien für das Schuljahr 1891/92, 1–21. Zieglauer, F. v.: Geschichtliche Bilder aus der Bukowina zur Zeit der österreichischen Militärverwaltung. Nach Quellen des k. u. k. Kriegsarchivs und Archives im k. k. Ministerium des Inneren und des Unterrichts, 12 Bde. Czernowitz 1893–1904. Heppner, Harald: Österreich und die Donaufürstentümer (1774–1812). Ein Beitrag zur habsburgischen Südosteuropapolitik. Graz 1984. Turczynski, Emanuel: Geschichte der Bukowina in der Neuzeit. Zur Sozial- und Kulturgeschichte einer mitteleuropäisch geprägten Landschaft. Wiesbaden 1993. Scharr, Kurt: Die Landschaft Bukowina. Das Werden einer Region an der Peripherie 1774–1918. Wien – Köln – Weimar 2010. Nistor, Ion: Istoria Bucovinei. Bucureşti 1991. Ciobanu, Veniamin: La granița a trei imperii. Iași 1985. Iacobescu, Mihai: Din istoria Bucovinei (1774–1861). De la administrația militară la autonomia provincială. București 1993. Purici, Ștefan: Mișcarea națională românească în Bucovina între anii 1775–1786. Suceava 1998.

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trags12 hat sich vor allem auf politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte des Themas konzentriert, insoweit sie die josefinische und postjosefinische Zeit betreffen, um u. a. das Ausmaß der Beteiligung der rumänischen Eliten aus der neuen Provinz an den lokalen und zentralen habsburgischen politisch-administrativen Strukturen zu erforschen. Die Annexion des nordwestlichen Teils des Fürstentums Moldau durch das Habsburgerreich in den Jahren 1774/75 galt in der Außenpolitik des Kaiserstaates als eine kompensatorische Maßnahme, um einen Ausgleich zur privilegierten Stellung Russlands innerhalb der rumänischen Fürstentümer und am Balkan herzustellen, die infolge des Krieges ab 1768 und des Friedens von Kücük Kaynarca (bulg. Kajnardža) im Jahr 1774 entstanden war.13 Dieser Gebietsverlust spiegelt anschaulich den Vasallenstatus der Moldau wider, die sich damals unter der Suzeränität des Osmanischen Reiches befand. Die neue kaiserliche Provinz umfasste zwei ehemalige moldauische Verwaltungseinheiten, und zwar den Kreis Czernowitz (ukr. Černivci) und den Kreis Suczawa (rum. Suceava), die zusammen eine Fläche von mehr als 10.400 Quadratkilometer abdeckten. Diese Kreise waren in 12 Bezirke (ocoale) geteilt, zu denen drei Städte (Czernowitz, Siret und Suczawa) und eine Anzahl von 260 Dörfern gehörten. Die lokale Regierung und Justizverwaltung beruhten auf einem aus dem Mittelalter hervorgegangenen System, bei dem der jeweilige Fürst die Kreishauptleute (ispravnici) ernannt hat, denen die Bezirkshauptleute (namestnicii), die Dorfrichter (vornicii), und die Schultheißen (șoltuzii) aus den Städten unterstanden. Der ganze Kreisverwaltungsapparat setzte die Verordnungen des moldauischen Fürsten und des Diwans in Jassy (Iaşi, Hauptstadt des Fürstentums Moldau) um.14 Nach dem Herrschaftswechsel in der Bukowina stellte sich für die kaiserlichen Behörden von Anfang an die Frage, wie die Verwaltung neu aufzubauen sei. In diesem Sinne berichtete der Oberkommandierende der österreichischen Okkupationstruppen, Generalmajor Splény im Dezember 1774, dass »die bisher in diesem Lande üblich geweste Regierungs-Arth, das Genie der Nation, die Nachbarschaft der Türken […] überweißen mich, wie nach in diesem enclavierten An-

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Ceauşu, Mihai-Ştefan: Bucovina Habsburgică de la anexare la Congresul de la Viena. Iosefinism și postiosefinism (1774–1815). Iași 1998; Ders.: Un iluminist bucovinean: Boierul Vasile Balş (1756– 1832). Iași 2007; Ders.: Die Josephinischen Reformen in der Bukowina. In: Josephinismus – eine Bilanz / Échecs et réussites du Joséphinisme. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Forschung des 18. Jahrhunderts. Hg. v. Wolfgang Schmale, Renate Zedinger und Jean Mondot. Bochum 2008, 55–64; Ders.: The Influence of the Centre on the Periphery (Bukovina). In: Social Change in the Habsburg Monarchy  / Les transformations de la société dans la monarchie des Habsbourg: L’époque des Lumières. Hg. v. Harald Heppner, Peter Urbanitsch und Renate Zedinger. Bochum 2011, 83–99. Mehr zur Annexion der Bukowina durch das habsburgische Reich siehe Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 49 ff. Ebenda, 64–65.

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theil des Moldauischen Fürstenthums, auf eine ganz anderen Gubernial Einrichtung als selbe in welche immer deren übrigen K. K. Erbländern eingeführet ist, vorgedacht werden müsse«.15

Daher schlug er vor, eine Militärregierung einzurichten, die der bisherigen Regierungsform näher als eine Zivilregierung sei, die komplizierter und teurer wäre. Dieser Vorschlag führte ins Treffen, dass schon vor langer Zeit auch in anderen Grenzgebieten gegen die Türken ein solches Regiment gute Ergebnisse erzielt habe.16 Demzufolge entschloss sich der Wiener Hof Ende 1774, zunächst eine militärische Verwaltungsbehörde einzurichten, die ihren Sitz in der Stadt Czernowitz hatte und dem Wiener Hofkriegsrat unterstellt war, hiermit dem neu annektierten Gebiet jedoch eine neue politische Individualität nicht vorzuenthalten. Der Bukowiner Militärverwaltung stand als Kommissar des Kaisers der befehlshabende General der in jener Provinz eingesetzten Streitkräfte vor, der an seiner Seite einen aus einigen wenigen Offizieren zusammengesetzten Rat hatte. Die ehemaligen moldauischen Verwaltungsbehörden, die noch eine Zeit lang bestanden, waren der österreichischen Militärverwaltung unterstellt, die ermächtigt war, in allen militärischen, politischen, administrativen, ökonomischen und rechtlichen Angelegenheiten der Provinz zu entscheiden.17 Der erste Militärgouverneur war Generalmajor Gabriel Freiherr Splény von Miháldy, der dieses Amt vom September 1774 bis April 1778 ausübte. Ihm folgte Generalmajor Karl Freiherr von Enzenberg, ehemaliger Befehlshaber des 2. Walachischen Grenzregiments aus Siebenbürgen. Dieser war der letzte Militärgouverneur der Bukowina, denn nach zwölf Jahren wurde die Militärverwaltung aufgehoben.18 Um die Sympathie der einheimischen Bevölkerung und deren Führungsschicht zu gewinnen, sicherten die kaiserlichen Behörden zu, die Landesgesetze und -sitten, Rechte und Privilegien des lokalen Adels und der orthodoxen Kirche anzuerkennen. Eine solche Zusage erfolgte erstmals mit der Versammlung von November 1774 (kurz nach der Besetzung der Provinz)19 und dann nochmals anlässlich der Huldigung der Bukowiner Bojaren an Kaiserin Maria Theresia und den Mitregenten Joseph II.20 Von der lokalen Elite wurde diese Zusicherung als eine Verpflichtung der neuen Herrschaft verstanden, die bisherigen Verhältnisse zu belassen, doch entsprach sie nicht dem, wie

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Wagner, Rudolf: Vom Moldauwappen zum Doppeladler. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Bukowina. Festgabe zu seinem 80. Geburtstag. Hg. v. Paula Tiefenthaler und Adolf Armbruster. Augsburg 1991, 366. Ebenda. Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 65. Ceauşu, Mihai-Ştefan: Instituirea administrației habsburgice în Bucovina. In: Suceava. Anuarul Muzeului Bucovinei, XX (1993), 125–141, hier 129. Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 66. Polek, Johann: Die Huldigung der Bukowina an 12. Oktober 1777. In: Jahrbuch des Bukowiner Landes-Museums, 10 (1902), 3–36, hier 13 f.

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der Wiener Hof vorgehen wollte  – aufgrund der Hoheitsrechte über das annektierte Gebiet Schritt für Schritt Reformmaßnahmen gemäß dem damals dominierenden josefinischen Geist durchzuführen, die darauf abzielten, die Gegebenheiten auf politischer, administrativer, juristischer, kirchlicher und kultureller Ebene zu verändern. 2 Erste Veränderungen in der Herrschaftspraxis Die erste Änderung in der Struktur des politisch-administrativen Systems in der Bukowina unternahm Splény kurz nach der Besetzung des Gebiets, im Dezember 1774, indem er die Gründung gemischter militärischer, administrativer und gerichtlicher Institutionen in Czernowitz und Suczawa vorschlug, die die Bezeichnung »RegimentsStand« trugen und die Aufgaben der ehemaligen moldauischen Kreisverwaltungsbehörden zu übernehmen hatten. Jedem Regimentsstand stand ein Offizier unter dem Titel eines »Stands Pflegers« vor, der von einem »Nationalisten« aus dem Adelsstand sekundiert wurde. Über den Regimentsständen sollte als Provinzgouvernement ein »GeneralatsConseil« fungieren. Als Mitglieder des GeneralatsConseils vorgesehen waren der kommandierende General als Präsident, zwei Stabsoffiziere, ein Auditor, zwei Oberoffiziere als Assessoren, zwei Bojaren aus der lokalen Adelsschicht, ein »deutscher« und ein »walachischer« Sekretär, zwei »deutsche« und zwei »walachische« Kanzlisten sowie eine Anzahl kleinerer Beamten. Der Conseil sollte zweimal wöchentlich, nämlich Dienstag und Samstag Sitzungen (»Sessionen«) abhalten, um die Angelegenheiten gemäß seinen Befugnissen zu besprechen.21 Die Vorschläge Splény’s so wie auch jene, die General Ellrichshausen im Januar 1775 vorlegte, fanden jedoch nicht die Zustimmung des Wiener Hofes.22 Mitregent Joseph II. veranlasste, die militärische Administration in der Bukowina zu belassen und keine neue Form der Regierung einzuführen.23 Zum Zeitpunkt der Annexion an die Habsburgermonarchie registrierten die kaiserlichen Behörden in der Bukowina eine Adelsschicht, die bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 17.000 Familien aus über 340 Familien bestand.24 Die Adligen (Bojaren) waren in drei Ränge unterteilt (kleine, mittlere und Großbojaren) und spielten in ihrer Eigenschaft als Grundbesitzer eine bedeutende ökonomische, politische und soziale Rolle. Bis zur Einrichtung der habsburgischen Herrschaft bildeten die Bojaren die tra21 22 23 24

Ceauşu, Mihai-Ștefan: Aspecte juridice ale instituirii administrației habsburgice în Bucovina. In: Anuarul Institutului de Istorie »A. D. Xenopol”, XXX (1993), 397–402, hier 400. Arhivele Naționale Istorice Centrale (ANIC) București, fond Consiliul Aulic de Război (CAR), pachet I, doc. nr. 3/1775; nr. 6/1775. Ebenda, doc. nr. 12/1775. Splény, Gabriel von: Beschreibung der Bukowina. In: Bucovina în primele descrieri geografice, istorice, economice şi demografice. Ediție bilingvă îngrijită, cu introduceri, postfețe, note şi comentarii de acad. Radu Grigorovici. Bucureşti 1998, 263.

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ditionelle Oberschicht, aus der im Fürstentum Moldau die politischen, administrativen und juristischen Würdenträger bestellt wurden. Aus diesem Grund erwartete sich das Bojarentum die Teilnahme an der Ausübung der politischen Macht und ersuchte um Aufnahme seiner Vertreter im gemischten Militärausschuss, dessen Gründung für das Ende des Jahres 1774 geplant war.25 Der Versuch der rumänischen politischen Elite, sich als Machtakteur behaupten zu können, scheiterte jedoch, denn, die Wiener Behörden lehnten, wie bereits angemerkt, aus Gründen der heiklen internationalen Lage die Vorschläge Splény’s ab und beließen es beim Istzustand nach der Besetzung. Dementsprechend durften die Vertreter des rumänischen Adels zwar die ererbten Exekutivfunktionen behalten, jedoch keine entscheidungstragende Kompetenz innehaben. Ab jenem Zeitpunkt wurden sie für ihre Tätigkeit bezahlt und unmittelbar der Militärverwaltung unterstellt.26 Gründe für diese Vorgangsweise waren der Standpunkt Josephs II., die Vorrechte des Adels zugunsten des Staates einzuschränken, das Misstrauen in die Loyalität der Bojaren aufrechtzuerhalten, nicht auf Mitarbeiter mit niedrigem Niveau der allgemeinen und beruflichen Bildung zurückzugreifen, und die mangelhafte Beherrschung der deutschen Amtssprache. Diese Argumente waren ein Hindernis für die Einsetzung einer höheren Anzahl von Vertretern des lokalen Adels in der Provinzverwaltung. Trotz dieser Umstände gab der Bukowiner Adel den Wunsch nach politischer Partizipation nicht auf, sondern erklärte bei jeder Gelegenheit seine Bereitschaft hierzu. Jahre später (1779) verursachte die von General Karl Enzenberg, dem neuen Leiter der Militärverwaltung, angeordnete Maßnahme betreffend die Gebührenerhebung von allen Sozialschichten einen Protest des einheimischen Adels, der nach Lemberg (ukr. Lviv) eine Delegation sandte, um dem Oberbefehlshaber Galiziens seinen Protest zur Kenntnis zu bringen.27 Deren Hauptanliegen war, in der Militäradministration der Bukowina vertreten zu sein, d. h. an den wöchentlichen Sitzungen mit drei Repräsentanten vertreten zu sein. Das Hauptargument hierfür war, dass die Bojaren in ihrer Eigenschaft als Grundbesitzer das Vertrauen des Volkes genossen und bereit wären, zum Wohl der Provinz beizutragen.28 Der Wiener Hof und die Zentralbehörden wollten den Konflikt zwischen der Bukowiner Verwaltung und der Adelsschicht zwar vermeiden, aber doch auch die Befugnisse des Adels zugunsten allgemeiner Staatsinteressen beschränken.29 Deshalb versuchte die Wiener Obrigkeit einerseits die erregten Gemüter zu beruhigen, ohne aber 25 26 27 28 29

Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 64–65. ANIC Bucureşti, CAR, pachet I, doc. nr. 90/1777. Ebenda, doc. nr. 88/1779, f. 1–8. Österreichisches Staatsarchiv (ÖSTA), Kriegsarchiv (KA), Hofkriegsrat (HKR), Protokoll, 1779, Dep. Lit. G, Pg. 2521. Glassl, Horst: Das Österreichische Einrichtungswerk im Galizien. Wiesbaden 1975, 92 ff.; Prodan, David: Supplex Libellus Valachorum. Din istoria formării națiunii române. București 1984, 229 ff.

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andererseits allen Ansprüchen der Bukowiner Bojaren gerecht zu werden. In diesem Kontext vermerkte der Wiener Hofkriegsrat im Sommer 1779 z. B., obwohl die Bestellung mancher einheimischen politischen Vertreter eine Stärkung des Gehorsams der Untertanen begünstige, bestehe die Befürchtung, dass die Gewährung eines Mitspracherechtes für die Einführung organisatorischer Maßnahmen in der Provinz zum Hindernis werden könne, falls diese den Interessen des rumänischen Adels widersprächen. Daher entschieden die Wiener Behörden, die von Enzenberg vorgeschlagenen Maßnahmen abzulehnen. Die Delegierten des einheimischen Adels kehrten mit dem Versprechen aus Lemberg in die Bukowina zurück, dass ihr Ansuchen, bei der zukünftigen Organisation der Provinz berücksichtigt werde.30 Grund für diese Zusage war die Bewahrung des offenen Verhältnisses zum Bukowiner Adel. Anfang 1780 forderte Kaiser Joseph II. den Wiener Hofkriegsrat auf, Maßnahmen zur Umorganisierung der Bukowina zu ergreifen, die zur Feststellung eines definitiven politischen und verfassungsrechtlichen Statuts der Provinz führen sollten. Die zu diesem Zweck unter der Leitung des Grafen Andreas Hadik von Futak einberufene Kommission gelangte jedoch zu keiner einvernehmlichen Lösung, denn die Meinungen über die Organisierungsform (Militär- oder Zivilverwaltung) und betreffend den zukünftigen Status der neu erworbenen Provinz innerhalb des Staates waren divergierend.31 Während manche vorschlugen, das ganze Gebiet an Galizien oder Siebenbürgen anzuschließen, meinten andere, dass man den nordöstlichen Teil an Galizien anschließen und den südwestlichen Teil (Bergland der Bukowina der damals bestehenden siebenbürgischen Militärgrenze an Siebenbürgen angliedern möge.32 Das Protokoll der Kommissionssitzung, das keinen eindeutigen Lösungsvorschlag enthielt, wurde zwecks Entscheidungsfindung daher dem Kaiser vorgelegt. 3 Pläne zur Teilung der Bukowina Anfang August 1780 entschied sich Kaiser Joseph II., die Bukowina zwischen Galizien und Siebenbürgen zu teilen. Eine entscheidende Rolle dabei spielten die vom Kaiser während seiner Reise in Galizien gewonnenen Eindrücke und die mit den galizischen Verwaltungsbehörden geführten Gespräche.33 Das Vorhaben, die Provinz zu teilen, blieb allerdings nicht lange geheim, worauf sich unter der Schirmherrschaft des orthodoxen Bischofs Dosoftei Herescul in der Hauptstadt der Bukowina die Amtsvorsteher versammelten, die ob der düsteren Perspektive einer Landesteilung höchst besorgt

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ÖSTA, KA, HKR, Protokoll, 1779, Dep. Lit. G, Pg. 2522. Polek, Johann: Joseph’s II. Reisen nach Galizien und der Bukowina und ihre Bedeutung für letztere Provinz. In: Jahrbuch des Bukowiner Landes-Museums, 3 (1895), 25–140, hier 74 ff. Ebenda, 75–76. ANIC Bucureşti, CAR, pachet V, doc. nr. 61/1780.

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waren. Bei jener Gelegenheit wurde der junge Bojar Vasile Balș (Basilius Balsch) beauftragt, dem Kaiser die Anliegen der bukowinischen Stände vorzutragen.34 Aus einer der wichtigsten Adelsfamilien stammend, hochgebildet (er hat seine Bildung in Wien ergänzt) und Anhänger des aufklärerischen Gedankenguts und des josefinischen Reformismus, stellte Vasile Balș den bedeutendsten politischen Vertreter der bukowinischen Rumänen in den ersten Jahrzehnten der habsburgischen Herrschaft dar.35 Balș legte dem Präsidenten des Hofkriegsrates Hadik ein ausführliches Memorandum mit dem Ersuchen vor, es an den Kaiser weiterzuleiten.36 Die Bedeutung dieses Dokuments, das das erste wichtige politische Handeln der Bukowiner Bojaren nach 1775 widerspiegelt, liegt in erster Linie im Versuch, den Status der rumänischen Untertanen innerhalb der Monarchie durch geschichtliche und naturrechtliche Argumente zu definieren. Im Auftrag der Provinzialstände aus der Bukowina bestritt Vasile Balș die Idee einer Teilung der Bukowina bzw. den Vorschlag, Teile des Landes an Galizien und Siebenbürgen anzuschließen, und beantragte, die territoriale Integrität unter der Militärverwaltungsjurisdiktion zu bewahren bzw. eine gewisse Autonomie unter Berücksichtigung der bestehenden geschichtlichen und besonderen ethnischen Aspekte zu gewähren. Außerdem flocht er auch außenpolitische Argumente ein, indem er meinte, dass die Änderung des politischen Status der Provinz (Teilung oder Anschluss) Unzufriedenheit und Entfremdung der moldauischen Großgrundbesitzer gegenüber der neuen Herrschaft auslösen werde. Auf Grund dieser Bittschrift sah Kaiser Joseph II. von einer Teilung ab, beließ die neue Provinz unter der Verwaltung des Hofkriegsrates und sorgte für die Umsetzung diverser Reformmaßnahmen.37 Protestaktionen der Adligen zweiten Ranges in Czernowitz deuten darauf hin, dass die Lage in der Bukowina zu jener Zeit ziemlich angespannt war. Aus einem Bericht von Feldmarschall Drechsel an den Grafen Hadik geht hervor, dass der lokale Adel einen Rat zu bilden und sich den kaiserlichen Befehlen zu entziehen beabsichtige. Aus Mangel an Vertrauen in die Loyalität der Bojaren mutmaßte er, dass jene unter dem Einfluss ausländischer Mächte stehen und nur die eigenen Gruppeninteressen verfolgen würden. Aus diesem Grund plädierte er dafür, den Bojaren zweiten Ranges in der zukünftigen Organisierungsstruktur der Provinz keine politischen Entscheidungsbefugnisse zu übertragen, weil sich jene der Durchführung der geplanten Erneuerungsmaßnahmen widersetzen könnten.38 Diese Vorstellung wurde von Wiener Behörden dann übernommen.

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Purici, Ștefan: Mișcarea națională românească în Bucovina între anii 1775–1861. Suceava 1998, 106–107. Ceauşu, Un iluminist, 82–83. ANIC Bucureşti, CAR, pachet VI, doc. nr. 3a/1780. Ebenda, pachet VI, doc. nr. 36a/1781. Ebenda, pachet V, doc. nr. 82/1780.

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Um die Unruhen und Proteste des Bukowiner Adels einzudämmen, die die Verweigerung, politische Entscheidungsbefugnisse zu gestatten, ausgelöst hatte, wurden strenge Strafmaßnahmen eingeleitet;39 manche Adlige wurden sogar unter militärische Aufsicht gestellt.40 Um den Wünschen des Bukowiner Adels dennoch entgegenzukommen, entschied sich Kaiser Joseph II. im Jahre 1781, den aufgeklärten Bojaren Vasile Balș als Spezialisten für die Zustände in der Bukowina und Moldau in die Militärverwaltung einzubauen, und zwar in die Planungen zum Umbau der Verwaltungsorganisation:41 Vasile Balș war somit der erste Vertreter der bukowinischen politischen Elite, der in der lokalen Struktur der Führungskräfte Aufnahme fand. Zwei Jahre später stieg er zum Konzipisten (Fachreferenten) im Wiener Hofkriegsrat auf und wurde 1786, nachdem in der Bukowina eine Zivilverwaltung eingerichtet worden war, in die Vereinigte Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei übernommen. Kaiser Joseph II. verzichtete somit vorerst darauf, die Bukowina an Galizien anzuschließen und beschloss im Mai 1781, das Land unter der Verwaltung des Militärs bzw. des Hofkriegsrats beizubehalten. Unter Berücksichtigung der Vorschläge von General Enzenberg und von Bojar Vasile Balș erhielt der Hofkriegsrat den Auftrag, einen Verfassungsentwurf für die Bukowina zu erarbeiten, um die Lage in der Provinz entsprechend den Anweisungen des Kaisers zu verbessern, deren Ziel darin bestand, eine gerechte und wirksame Verwaltungsform umzusetzen, die auch der Hofkammer Einträge erbrächte.42 4 Das Problem des Fachpersonals Die landeskundlichen Kenntnisse, die der Kaiser anlässlich seiner Bukowina-Reise im Sommer des Jahres 1783 gewann, bestärkten ihn, auf politischer, administrativer, ökonomischer, sozialer und kirchlicher Ebene modernisierende Maßnahmen im Geiste des aufklärerischen Absolutismus zu ergreifen. Diese Maßnahmen wurden in 16 Punkten zusammengefasst und dem Präsidenten des Wiener Hofkriegsrates durch einen Brief, den Joseph II. am 19. Juni 1783 in Czernowitz abfasste, zur Kenntnis gebracht.43 Was den verfassungsrechtlichen und administrativen Bereich betraf, erachtete es der Monarch unter Berücksichtigung der damaligen in- und ausländischen Lage für nicht sinnvoll, in dieser Provinz ein militärisches Grenzregime einzurichten, wenngleich ihre strategische Position als Binnenland zwischen Siebenbürgen und Galizien dafür spreche; folglich blieb die Bukowina vorerst eine eigenständige Provinz unter Militär-

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ÖSTA, KA, HKR, Protokoll 1780. Dep. Lit. C, Pg. 843; Pg. 939. Ebenda, Protokoll 1781, Dep. Lit. G, Pg. 2466. Ceauşu, Un iluminist, 103. ANIC Bucureşti, CAR, pachet VI, doc. nr. 36a/1781. Polek, Joseph’s II. Reisen, 59–64.

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verwaltung.44 Für den Kaiser war ein Verwaltungsapparat mit hingebungsvollem, gut geschulten Personal die Hauptstütze seiner Vorhaben, um Reformen zur Festigung und Modernisierung des Reiches umsetzen zu können. Da Joseph II. von der Loyalität und Kompetenz des Bukowiner Adels nicht überzeugt war, um die Verwaltung effizienter umzubauen, wies er den Hofkriegsrat an, Beamte aus dem Temeswarer Banat mit guter Kenntnis der rumänischen Sprache zu schicken, die die leitenden Stellen in den vier neu gegründeten bukowinischen Direktoraten (Wiznitz, Czernowitz, Siret und Suczawa) einnehmen sollten. Dies führte zum Austausch der bisherigen moldauischen Leitungsposten durch qualifizierte Externe – ein Prozess, der nach der Einführung der Ziviladministration seine Fortsetzung fand. 5 Zivilverwaltung und Eingliederung in Galizien Die überraschende Entscheidung des Kaisers vom 6. August 1786, die Militärverwaltung aufzulösen, bewirkte eine drastische Veränderung des politischen und verfassungsrechtlichen Statuts der Bukowina innerhalb der Monarchie, denn mit 1. November wurde eine zivile Verwaltung eingesetzt und die Provinz politisch und administrativ dem Königreich Galizien einverleibt.45 Bei dieser Entscheidung fanden weder die bisherige historische Entwicklung des Landes als Teil des Fürstentums Moldau noch die Grundmerkmale der einheimischen rumänisch-orthodoxen Bevölkerung Berücksichtigung – im Gegensatz zu Galizien als ehemaligem Bestandteil des Königreichs Polen, wo überwiegend katholische Polen und griechisch-katholische Ukrainer (Ruthenen) lebten. Infolge dieses kaiserlichen Erlasses verlor die Bukowina bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Autonomie und erhielt innerhalb Galiziens den Rang eines Kreises. Das Kreisamt war in allen politischen, öffentlichen, juristischen und finanziellen Angelegenheiten der Galizischen Statthalterei und dem Lemberger Appellationsgerichtshof unterstellt. Indirekt gehörte das Bukowiner Kreisamt auch zum Kompetenzbereich der Vereinigten Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei und der Obersten Justizstelle aus Wien, die mit der zentralen Koordination der sechs Gubernien beauftragt waren, die infolge der josefinischen Verwaltungsreformgeschaffen wurden.46 Dem Kreisamt stand ein Kreishauptmann vor, der direkt dem Statthalter Galiziens untergeordnet war. Als Untergebene des Kreishauptmanns agierten vier Kreiskommissare, die die Direktorate der vier während der Militärverwaltung gegründeten Distrikte übernah-

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Ceauşu, Mihai-Ştefan: The Problem of Establishing the Military Border in Bukovina (1774–1786). In: Transylvanian Review 23 (2014), 63–70, hier 68. Polek, Johann: Die Vereinigung der Bukowina mit Galizien im Jahre 1786. In: Jahrbuch des Bukowiner Landes-Museums 8 (1900), 61–114, hier 62. Bradler-Rottmann, Elisabeth: Die Reformen Kaiser Joseph II. Göppingen 1973, 39–40.

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men.47 Zum Kreisamt gehörten außerdem noch ein Bezirkssekretär, ein Protokollführer, zwei Bezirkskanzleikräfte, ein Ingenieur, ein Kassier, ein Kontrolleur, ein Schreiber, ein Chirurg, ein Arzt, eine Hebamme und sechs Dragoner.48 Der Sitz der Bukowiner Kreisverwaltung befand sich in Czernowitz in den Gebäuden der Militärverwaltung bis 1786. Als Kreishauptmann der Bukowina bestellte der Kaiser Joseph Beck, der früher das Amt des Oberdirektors der Kameral- und geistlichen Güteradministration innegehabt hatte. Nach der Einführung der Ziviladministration nahm zur Unzufriedenheit der Provinzialstände die Anzahl der aus Galizien und anderen Reichsgebieten stammenden Beamten immer mehr zu. Indem sie das Fundament der habsburgischen Machtausübung bildeten, dominierten die deutschsprachigen Beamten, ohne immer die Geeignetsten für diese Ämter zu sein. Nach etwa anderthalb Jahrzehnten vermerkte Gubernialrat Ion Budai-Deleanu in seinem Bericht vom Jahre 1803, dass die Bukowina als Randprovinz der Monarchie über keinen vollwertigen Verwaltungsapparat verfüge: Viele Beamten hätten keine entsprechende Ausbildung und kein adäquates moralisches Verhalten, wären korrupt und verfolgten zum Nachteil der Verwaltungseffizienz hauptsächlich die Zunahme ihrer eigenen Einkünfte.49 Daher kam es immer wieder zur Entfernung von Beamten mit fehlerhaftem Verhalten zugunsten von unbescholtenen und tauglichen Personen, die zu Besserung der Verhältnisse beitrugen. Mittels Erlass von Kaiser Joseph II. vom 14. März 1787,50 kurz nach der Einführung der Zivilverwaltung und dem Anschluss der Bukowina an Galizien, wurden die bisherigen moldauischen Adelstitel abgeschafft: Ab sofort galten neue Adelstitel wie z. B. Ritter, Freiherr, Graf usw., die unter gewissen Bedingungen verliehen wurden, um hiermit die Angleichung der Adelsstände in Galizien und der Bukowina herbeizuführen.51 Mit diesem Patent erhofften die kaiserlichen Behörden, dem Bukowiner Adelsstand Genugtuung zu leisten. Auch wenn der Bukowiner Adel das Recht erhielt, im galizischen Landtag mitzuwirken, lag dennoch der Plan vor, die Assimilation und Integration der Bukowina in der »Großprovinz« Galizien voranzutreiben. Der kaiserliche Erlass spiegelt eindeutig die Prinzipien der josefinischen Politik wider: Vereinheitlichung, Zentralisierung, Germanisierung der obersten Leitungsschicht, Unterordnung der Kirche unter den Staat, Förderung der Kohäsion innerhalb des habsburgischen Vielvölkerreiches. Die bukowinischen Adligen waren sehr unzufrieden, denn sie kannten die in den Sitzungen des galizischen Landtags verwendeten Verhandlungssprachen (Deutsch, Polnisch)

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Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 92–93. Ebenda, 94. Budai-Deleanu, Ion: Kurzgefasste Bemerkungen über die Bukowina. In: Românii și Rutenii din Bucovina. Studiu istoric și statistic. Hg. v. Ion Nistor. București 1915, 169–200, hier 188 ff. Nistor, Istoria Bucovinei, 53–55. Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 133.

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nicht, auch war die Teilnahme an den Sitzungen in Lemberg mit erheblichen Kosten verbunden und die Aussicht auf erfolgreiche Umsetzung der eigenen Anliegen ziemlich gering. Außerdem fühlten sich die Betreffenden einer von Galizien grundverschiedenen historischen Tradition verbunden.52 Nach und nach weigerten sich die Abgeordneten daher, an den Versammlungen der galizischen Stände teilzunehmen, und waren bestrebt, die Trennung von Galizien und die Wiederherstellung der Provinzautonomie der Provinz sowie die Installierung eines eigenen Landtags zu erzielen. 6 Neuerliche Systemänderungen ab 1790 Nach dem Tod Kaiser Josephs II. (1790) wurde die verfassungsrechtliche Wiederherstellung nach dem Prinzip »restitutio in integrum« vehement angestrebt, das, von den privilegierten Ständen getragen, teilweise auch von Kaiser Leopold II. befürwortet wurde. Dadurch ergab sich für die rumänische Elite aus der Bukowina, die nun ihre politische Führungsrolle wahrzunehmen bemüht war, eine gute Gelegenheit, die eigenen Ansprüche betreffend den politischen und verfassungsrechtlichen Status der Provinz zu artikulieren. Als Anführer der einheimischen Führungsschicht entpuppte sich der ehemalige Konzipist Vasile Balș, der seit 1789 auf seinem Landgut in Ruși Plăvălari unter Hausarrest stand.53 So wie die Siebenbürger Rumänen haben auch die Bukowiner Rumänen an die Wiener Behörden und Kaiser Leopold II. eine umfangreiche Petition gerichtet, in der sie unter Einsatz schlagfertiger Argumente um die Trennung von Galizien, um die Gewährung der Autonomie und die Gründung eines eigenen Landtages ansuchten.54 Diese Anliegen fanden bei den Zentralbehörden in Wien ein positives Echo, denn der Bericht an den Kaiser erwähnte, dass sich die bukowinische Bevölkerung nach Abstammung, Sprache, Sitten und Bräuchen von der galizischen Bevölkerung wesentlich unterscheide, auch gebe es bedeutende Unterschiede zwischen den bukowinischen und galizischen Adelsständen. Unter Berücksichtigung des von Staatskanzler Leopold Graf Kolowrat-Krakowský (1726–1809) vorgetragenen Berichts entschied Kaiser Leopold II. im Juli 1790, die Bukowina ab 1. November zwar als selbstständige Provinz zu behandeln, aber aus Kostengründen keinen eigenen Verwaltungsapparat zuzubilligen.55 Mit kaiserlichem Patent von September 1790 gestattete man dem Bukowiner 52 53 54 55

Ceauşu, Mihai-Ştefan: Instanțe judiciare și forme de atestare a nobilității în Bucovina (sfârșitul sec. XVIII – începutul sec. XIX) In: Arhiva Genealogică III (VIII), 3–4 (1996), 217–223, hier 222. Ceauşu, Un iluminist, 204–205. Ceauşu, Mihai-Ştefan: Der Josephinismus und der Anfang der rumänischen Nationalbewegung in der Bukowina (1774–1830). In: Die Entstehung der Nationalbewegung in Europa. 1750–1849. Hg. v. Heiner Timmermann. Berlin 1993, 266. Documente privitóre la istoria românilor. Ed. Eudoxiu de Hurmuzaki. vol. VII. Bucureşti 1876, 477–478, nr. CCLXLV.

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Adelsstand zwar einen eigenen Landtag zu bilden, doch blieb die Aufsicht der laufenden Angelegenheiten der Provinz in der Kompetenz des Kreisamts, das politisch, administrativ und rechtlich teilweise doch von Galizien abhängig blieb.56 In der Absicht, zum bukowinischen Adelsstand das gute Einvernehmen wiederherzustellen, bestellten die Wiener Zentralbehörden Freiherrn Vasile Balș als Kreishauptmann, der zu jener Zeit das höchste öffentliche Amt in der Bukowina repräsentierte. In der Ausübung seines Amtes praktizierte Vasile Balş allerdings einen autoritären Führungsstil, der jenem Josephs II. glich, indem er zu seinen Standesvertretern und zur orthodoxen Kirche kein enges Verhältnis pflegte, die Entlassung einiger korrupter Beamten versuchte sowie gewisse Maßnahmen zugunsten der Bauern traf. Wegen diesen Amtshandlungen kam es gegen ihn zu zahlreichen Beschwerden, die im Jahr 1805 zu seiner Außerdienststellung führten.57 Hinfort besetzten das höchste Amt in der Landesverwaltung nicht mehr Vertreter der rumänischen Elite, sondern aus anderen Teilen der Monarchie stammende Führungskräfte. Die komplizierten internationalen Umstände und der vorzeitige Tod des Monarchen führten jedoch dazu, dass die neuen Regelungen nur zum Teil umgesetzt wurden. Die durch das kaiserliche Patent Leopolds II. vom Jahre 1790 erfolgte bedingte Trennung der Bukowina von Galizien blieb bis nach dem Ende der Napoleonischen Kriege aufrecht. Unter den reaktionären Umständen, die in der Monarchie nach 1815 herrschten, wurde der Status der Bukowina jedoch in den vorhergegangenen Stand versetzt, indem per Erlass von Kaiser Franz I. vom 13. April 1817 betreffend die Regelung der galizischen Stände die Bukowina wieder dem Königreich Galizien einverleibt und der Adelsstand den Bestimmungen des Patents vom Jahre 1787 unterstellt wurde.58 Dieser Erlass stieß nicht nur auf die Unzufriedenheit der rumänischen Elite, sondern löste auch Bemühungen um die Wiederherstellung der Autonomie aus, die zur Zeit der Revolution von 1848 ihren Höhepunkt erreichten. Im kollektiven Gedächtnis war das Patent Leopolds II. als Markstein der Trennung von Galizien geblieben, die 1849 tatsächlich erfolgte. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der nordwestliche Teil des Fürstentums Moldau, der 1774 mit der Raumbezeichnung »Bukowina« dem Habsburgerreich einverleibt wurde, zunächst ganz wesentlich von den Reformen Josephs II. geprägt wurde. Jene führten zum Bruch mit den im Fürstentum Moldau bestehenden und überholten Verwaltungsstrukturen und sorgten für einen schrittweisen Wandel des verfassungsrechtlichen Status der Provinz. Gleichzeitig schränkten die modernisierenden Maßnahmen die Stellung und Funktion des rumänischen Adelsstandes durchgreifend ein.

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Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA) Wien, Hofkanzlei, Protokoll Galizien, 1790, II, a, 6. Ceauşu, Un iluminist, 71 ff. Ceauşu, Bucovina Habsburgică, 170.

The Ionian Islands in Transition (Late 18th to Early 19th Century) Ruling Powers, Society and European Politics Anastasia Papadia-Lala The Ionian Islands (or Heptanese), a group of seven principal islands – Kerkyra (ital. Corfu), Zakynthos (ital. Zante), Kefalonia (ital. Cefalonia), Lefkada (ital. Santa Maura), Ithaka, Paxos, Kythera (ital. Cerigo) – and several smaller ones, were united in 1864 with the Greek state, created in 1830, from then on forming its westernmost geographic-administrative region.1 In the late 18th century, the Ionian Islands were caught up in the maelstrom of the contemporary European upheavals and thus, alone among all the Greek regions, experienced radical socio-political changes. The latter was due to the particular historical development of the Islands which, from the 13th to the 19th centuries, intermittently became possessions of various Western powers and which therefore, with few exceptions, did not come under Ottoman dominion as was the case in the rest of Greece and, in general, on the Balkan peninsula. Up until the 13th century, the Ionian Islands as part of the Greek world shared in its historical development. While in antiquity, each of the major Islands comprised one or more autonomous city-states, in the second century BC, they were conquered by Rome and from the 4th century AD they formed a part of the Eastern Roman state (the Orthodox Byzantine Empire), as did all of Greece. A major change came about in their history with the Fourth Crusade, the fall of Constantinople in 1204 to the Frankish crusaders and the Venetians and the subsequent distribution between them of the Byzantine territories, whereupon the Islands were handed over to the Venetians. There ensued a period of yet other Western rulers, with Venice, as from the 14th century, gradually retaking control of the Ionian Islands. This was achieved with virtually

1

On the first period of the history of the Greek State, also including the incorporation of the Heptanese, see, synoptically: Istoria tou Neou Ellinismou. 1770–2000, t. 4. To Elliniko Kratos, 1833–1871. I ethniki estia kai o Ellinismos tis Othomanikis Aftokratorias. Ed. Vasilis Panagiotopoulos. Athens 2003, in particular, the chapter of Karapidakis, Nikos E: Ionia Nisia. 1815–1864. Prostasia, to proschima tis Agglokratias, 265–284.

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no resistance from the Islands’ inhabitants mainly due to the apprehension aroused by the Ottoman expansion. This is how it started, the centuries-long period of Western dominions which, in turn, may be divided into two phases: a) the period of Venetian rule, b) the brief but complex period of several dominions during the years 1797–1864. This study constitutes an attempt at a comparative approach of the two periods of Western dominions on the Ionian Islands; their dividing point occurring towards the end of the 18th century. The investigation will focus on the two following interconnected axes: a) the institutions and b) the people, the main research question being the levels of power and the identities of the local power élite who emerged through the two eras in a setting of ruptures as well as of continuities. During the Venetian period,2 new institutions were enforced on the Ionian Islands which, however, often integrated many local elements. Firstly, the political system of the Byzantine Empire was replaced by that of the Venetian Republic with its attendant aristocratic characteristics. In this framework, the administration was divided into two levels, the upper Venetian and the lower. On its first level it was controlled by Venetian nobles who held office for just a few years to prevent any bonding with the indigenous population. Their areas of competence were laid out in special texts handed to them on their departure from Venice (»capitularia«/»commisiones«), while on completion of their term they would submit reports (»relazioni«) to the Senate in Venice. On larger Islands, power was wielded by a triumvirate with political and military competencies (Regimen), whereas on smaller Islands, a single official was charged with the administration. In the former case, the head of the local administration, whose title varied from Island to Island (e. g. »bailo« on Kerkyra, »provveditore« on Zakythos and Kefalonia, »provveditor estraordinario« and »provveditor ordinario« on Lefkada), was aided by two advisers (»consiliarii«).

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From copious literature on the history of the Venetian-ruled Greek lands, which includes extensive references to the Ionian Islands, see indicatively: Opseis tis istorias tou venetokratoumenou Ellinismou. Archeiaka tekmiria Ed. Chryssa A. Maltezou. Athens 1993. Venetokratoumeni Ellada. Proseggizondas tin istoria tis. Ed. Chryssa A. Maltezou, vol. 1–2. Athens-Venice 2010. Papadia-Lala, Anastasia: O thesmos ton astikon koinotiton ston elliniko choro kata tin periodo tis venetokratias (13os–18os ai.). Mia synthetiki proseggisi Venice 22008. In particular concerning the Ionian Islands during the Venetian period of their history see Luntzis, Ermannos: Peri tis politikis katastaseos tis Eptanisou epi Eneton. Athens 1856. Chiotis, Panagiotis: Seiras Istorikon Apomnimonevmaton, t. 3, Istoria tis Eptanisou kai idios tis Zakynthou. Corfu 1863. Levante veneziano. Aspetti di storia delle Isole Ionie al tempo della Serenissima. Eds Massimo Constantini e Aliki Nikiforou. Rome 1996. Gasparinatos, Spyros G.: I Venetokratia sta nisia tou Ioniou Pelagous. Athens 2009. In particular on Corfu: Bacchion, Eugenio: Il dominio veneto su Corfù (1386–1797). Venice 1956; on Zante Zoes, Leonidas H.: Istoria tis Zakynthou. Athens 1955; on Cephalonia: Moschopoulos, Georgios N.: Istoria tis Kephalonias, vol. 1. Apo ta archaia chronia os to 1797. Athens 1985. Zapandi, Stamatoula S.: Cephalonia 1500–1571. I sygrotisi tis koinonias tou nisiou. Thessalonika 1999; on Lefkada: Rondoyiannis, P. G.: Istoria tis nisou Lefkadas, vol. 1. Athens 1980; on Kythera: Maltezou, Chryssa A.: Venetiki parousia sta Kythira. Archeiakes martyries. Athens 1991.

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Offices with increased political/supervisory competencies were also introduced to ensure sound governance (»provveditore general da mar / di Levante«, »sindici«, »avogadori«, »inquisitori« in Levante). On the other hand, the lower local administration was accorded to philo-Venetian locals, members of the upper social strata and of the local civic communities.3 The changes within the ecclesiastical sphere were fundamental. In place of the Orthodox Church, predominant during the Byzantine period, the Latin Church was established throughout the Ionian Islands – i. e. bishoprics and Latin monasteries, while Western monastic orders were also permitted to operate –, even though its impact remained limited and its following small. Meanwhile, however, the Venetians, adopting a stance of tolerance with regard to their majority Orthodox subjects, retained the Orthodox ecclesiastic authorities and priests. Mainly during the latter years of Venetian rule, Venice maintained a general policy of rapprochement with its Orthodox subjects, who it protected from the pressure imposed by the Latin Church in various matters.4 Another Venetian innovation was the replacement of the free land tenure system of the Byzantine period with the Western European feudal institutions in order to achieve more effective defensive and economic organization. Depending on the holder, fiefs could be public, church or private, the same being true in the case of cultivators (»villeins« or »paroikoi«). Feudal relationships were governed by the feudal code laid down in the »Assizes of Romania«, while noble titles and institutions were introduced within the feudal framework and established through rituals such as the investiture – the ceremonial handing over of a fief to its new lord –, as well as the knightly jousts. During the latter period of Venetian rule, the feudal system on the Ionian Islands displayed obvious signs of disintegration and the number of fiefs steadily decreased. Nonetheless, the extensive landownership of a small number of locals, both Latin and Greek, remained the principal form of agricultural enterprise.5 3

4 5

On the administration during the period of Venetian rule in the Greek Lands – and the Ionian Islands –, see Dal Borgo, Michela: Anoteroi axiomatouchoi sti venetiki Romania (schediagramma) and Papadaki, Aspasia: Topikoi axiomatouchoi kai ypalliloi. In: Venetokratoumeni Ellada, vol. 1, 73–81, 83–104. On the Church during the period of Venetian rule in the Greek Lands – and the Ionian Islands –, see Karydis, Spyros: Organosi tis orthodoxis ekklisias and Foscolos, Markos: I organosi tis katholikis ekklisias. In: Venetokratoumeni Ellada, vol. 1, 295–326, 337–354. Concerning the feudalism instituted in the Greek-Venetians lands – and in the Ionian Islands –, see Jacoby, David: La féodalité en Grèce médiévale. Les ˝Assises de Romanie˝: sources, application et diffusion. Paris-La Haye 1971. Gasparis, Charalambos: Land and Landowners in the Greek Territories under Latin Dominion, 13th–15th Centuries. In: A Companion to Latin Greece. Eds Nickiphoros I. Tsougarakis / Peter Lock. Leiden-Boston 2015, 73–113. In particular concerning the Ionian Islands, see Asdrachas, Spyros I.: Feoudaliki prosodos kai gaioprosodos stin Kerkyra tin epochi tis venetikis kyriarchias. In: Ta Istorika 2 (1985), H. 4, 371–386. On the knightly jousts of Corfu see Nikiforou, Aliki: Dimosies teletes stin Kerkyra kata tin periodo tis venetikis kyriarchias. 14os–18os ai. Athens 1999, 416–450.

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In the economic sphere, Venice exercised a centrally controlled interventionist policy. The economy was primarily agricultural, mainly focused on the production of Mediterranean products (cereals, olive oil, wine). During the 16th century, famine became a real threat as the cultivation of cereals lost ground to more profitable crops, mainly the olive groves of Kerkyra and the currant grapes of Zakynthos and Kefalonia, which developed into near monocultures. The increase in agricultural production as well as the growing links between the countryside and the developing cities also played a part in the Islands’ surge in commercial activities. Exports chiefly consisted of agricultural produce, e. g. raisins were much in demand on the English market and Corfiote olive oil was exported to Venice itself. On the other hand, imports covered the local markets’ needs in terms of processed and luxury goods, thus reinforcing the image of a peripheral economy. While the Islands’ import/export trade was controlled by the Venetians, other European powers gradually made inroads. In this context, as from the second half of the 16th century, Zante became an important centre of the English Levant Company. Moreover, the Jews of Corfu actively participated in the olive oil trade, while a large number of Greek Orthodox of the Ionian Islands were involved in trade and shipping from the early period of Venetian rule. Especially during the 18th century, pirate forays and the smuggling of raisins and olive oil contributed to the amassing of capital which was invested, inter alia, in the maritime entrepreneurship of the Ottoman-ruled towns of Messolonghi and Aitoliko located on the mainland opposite the Ionian Islands. It is thus unsurprising that Cephalonia’s thriving commercial fleet numbered hundreds of ships large and small by the end of the 18th century. Finally, there was a limited amount of small-scale manufacturing activity, chiefly within the context of guilds and generally aimed at local markets.6 Concerning social organization, this was a novelty to the Greek lands. The primary population differentiation was between the few Latins (»Latini«) and the numerically larger group of Greeks (»Greci«), while there were also small communities of Jews and Gypsies as well as various West European merchants, English and others. The terms »Latini« and »Greci« in principle applied to the faithful of the two Christian doctrines, that is the Catholics, comprised of Venetians and other West Europeans on the one hand, and the Orthodox of diverse origins on the other. The latter group was 6

On the economy during the period of Venetian rule in the Greek Lands – and the Ionian Islands –, see Panopoulou, Aggeliki: I oikonomiki katastasi ton ktiseon. In: Opseis tis istorias tou venetokratoumenou Ellinismou, 297–306. Karapidakis, Nikos E.: Oikonomia kai emborio (eisagogi). In: Venetokratoumeni Ellada, vol. 1, 227–251. See also Ciriacono, Salvatore: Olio ed Ebrei nella Repubblica Veneta del Settecento. Venice 1975. Fusaro, Maria: Uva passa. Una guerra commerciale tra Venezia e l’Inghilterra (1540–1640). Venice 1996. Vlassopoulos, Nikos St.: I naftilia ton Ionion nison (1700–1864), vol. 1. To dynamiko tis ionikis naftilias. Athens 1995. Pagratis Gerasimos D.: Koinonia kai oikonomia sto venetiko «kratos tis thalasas»: oi naftiliakes epicheiriseis tis Kerkyras: (1496–1538). Athens 2013.

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composed of natives inhabiting the Islands from the Byzantine period, also colonists of Greek and Albanian origin brought in from neighbouring Ottoman-dominated regions on the invitation of the Venetians for the cultivation and the defence of the Islands and, lastly, refugees from regions conquered by the Ottomans that were originally Venetian-ruled Greek lands (the Peloponnese, Cyprus, Crete). Specifically, the term »Greco« referred, out of the sum total of the Orthodox population, mainly to the Greek Orthodox, the demographically predominant population group. The above factors did not however imply the existence of a society strictly divided into the dominant and the subjugated and bearing exclusively ethno-religious characteristics, that is to say on the one hand Venetians and other Catholics and on the other Greek Orthodox. On the contrary, the most prominent distinction existing between the inhabitants was societal, irrespective of creed and ethnicity, the social structure also being based on the Western system of medieval social stratification, till then unknown in the Greek lands. The indigenous population was thus split into the following social groups: a) citizens (»cittadini«), who as from the 17th century bore titles of nobility, b) the middle strata of the cities (»civili«), c) the lower strata of urban inhabitants (»popolo«, »plebe«), craftsmen, small tradesmen, workmen, often organized into guilds, and d) the (Greek Orthodox) farmers, the most populous sector of the local populations, who were both villains, tied to feudal fiefs, and freemen, mostly landless, plagued by heavy tax obligations and usury. Of these four categories, the »cittadini«/nobles, both Latin and Greek, were alone entitled to participation in local political life. In accordance with the prototype of the Venetian »Maggior Consiglio«, they took part lifelong and hereditarily in the civic communal councils of each Island and were registered in the local »Golden Books« (»Libri d’Oro«), this on condition of the possession of the criteria of citizenship (locality, residence in the city, non-exercise of manual crafts over three generations, birth through a legal marriage). They moreover built up local power networks, thereby forming a new pole of influence. Within this framework, they participated in exclusivity in the administration as electors and elected in the local offices of high significance (lower court judges, market regulators, hygienists, directors of charitable foundations and even governors of small Islands), which had been ceded by the Venetians to the Ionian Islands’ civic communities. Meanwhile, their power steadily increased by virtue of their relations with the Church. Indicatively, in Corfu the Orthodox great archpriest, who moreover was often a descendant of the great Corfian families, such as the Voulgari, the Rartouri and the Chalikiopouloi, was elected by a mixed body of clerics and laics/nobles. The »cittadini«/nobles of the Ionian Islands collectively belonged to one and the same privileged social stratum; however, within their ranks they displayed certain financial gradations. The wealth of the more affluent was based on feudal and free landownership and also on lucrative commercial activities.

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Gradually, the »cittadini«/nobles developed a strong aristocratic conscience while progressively accumulating power, supported as they were by their wealth and economic exploitation of the weakest, the strengthening of family networks and the orchestrated marriage strategies, the clientelistic relationships as well as the widespread use of violence exercised against rivals among their own class or other social strata. In addition, they consciously cultivated the ˝civil manner˝ of life as an indicator of their social superiority not only over the rest of the social groups but also in regard to internal hierarchies. The most eminent owned villas in the countryside and mansions in the city, opulently furnished; they possessed works of art, wore rich attire, received their education mainly at home and pursued university studies in the West.7 At this point it should be noted that while on the Ionian Islands there was no organized education or university, there was nevertheless a good deal of educational activity. Especially in the urban centres, the young could learn Greek, Latin or Italian and study a range of arts and sciences. Tuition, as mentioned above, though primarily delivered by private tutors, was also provided through public and private schools that operated during certain periods, i. e. the Vikentios Damodos school on Kefalonia (first half of the 18th century) and the short-lived school founded by Nikiforos Theotokis on Corfu in the mid-18th century (»Koinon Frondistirion«), which placed emphasis on the teaching of classical literature and the sciences. Moreover, many locals of the higher social strata, both Latin and Greek, went on to complete their studies in the West, mainly at the University of Padua (ital. Padova), in the fields of medicine, philosophy and law.8 It is hence apparent that there was no ban in force on acquisition of a Greek education in the Venetian-ruled Ionian Islands and that in fact the local Greeks were not institutionally barred from the educational system. However, the bleak socioeconomic

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8

Concerning the social stratification in the Ionian Islands as well as the civic communities and their members, see Papadia-Lala, Astikes koinotites, 273–464. On Corfu: Karapidakis, Nicolas: Civis fidelis: L’avènement et l’affirmation de la citoyenneté corfiote (XVIème-XVII). Frankfurt am Main 1992; on Zante: Kolyva-Karaleka, Marianna: I Zakynthos metaxy tou protou kai tritou venetotourkikou polemou. Symvoli stin politiki istoria kai stin istoria ton thesmon. Athens 1989. Arvanitakis, Dimitris D.: Koinonikes anditheseis stin poli tis Zakynthou: To rebelio ton popolaron (1628). Athens 2001; on Cephalonia: Zapandi, Cephalonia. Moschonas, Nikos G.: Praktika Symvouliou Koinotitas Kephalonias. Vivlio 1 (19 Martiou – 19 Apriliou 1593). In: Symmeikta 3 (1979), 265–350. Vlassi, Despina Er.: Endaxi neon melon sto Symvoulio tis Kephalonias apo to geniko provlepti tis Thalasas Francesco Grimani (1760). In: Kephalliniaka Chronika 5 (1986), 74– 127. Specifically on social assistance see Desyllas, Christos Th.: I trapeza ton ftochon: to Monte di Pietà tis Kerkyras (1630–1864). Athens 2006. Konstantinidou, Katerina: Gia tous stratiotes, tous ftochous kai ta athoa vrefiι. Nosokomeiaki perithalpsi sti venetiki Kerkyra (17os–18os ai). Athens 2012. Bobou-Stamati, Vasiliki: O Vikentios Damodos. Viografia – Ergografia. 1700–1754. Athens 1998. Tzivara, Panayiota: Scholeia kai daskaloi sti venetokratoumeni Kerkyra (16os–18os ai.). Athens 2003. Stergellis, Aristeidis P.: Ta dimosievmata ton Ellinon spoudaston tou Panepistimiou tis Padovas ton 17o kai 18o ai. Athens 1970.

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conditions prevailing on the Islands usually placed an education beyond the reach of the majority of them. The strict social stratification and the high-handed behaviours of the »cittadini«/ nobles intermittently provoked armed uprisings among the farmers, which the Venetians suppressed by force, as well as social revolts in the towns, as the so-called »populace rebellion« (»rebelio ton popolaron«) in Zante in 1628, the latter in protest against their exclusion from the urban communities. In fact, as from the 17th century, the rising middle urban strata, who also possessed wealth and education, began to claim, though ultimately in vain, their inclusion in the communal councils or at least the creation of parallel collective organs which would divide them off from the lowest social groups. It is thus evident that the various demands of the urban residents were not for the overthrow of the system but for its expanding growth and social inclusiveness.9 On the other hand, there was no antagonism of an ethnic character towards Venice on the Ionian Islands. This fact was due both to Venice’s orderly intervention and its favourable stance vis-à-vis the Orthodox inhabitants as well as to its effective ideological use of the Ottoman threat, which rallied all the social classes so that, in the eyes of the locals, the Venetians appeared as protectors against the heathen enemy. At the close of the 18th century, the society of the Ionian Islands, now living under a weakened and decadent Venice, was taking on a dominant Greek Orthodox character. By contrast, in the very midst of the tumultuous political developments and the revolutionary ideas sweeping across Europe, it continued to be dominated by the old system of hereditary nobility, whose structure excluded the prosperous and educated middle strata as well as the lower urban inhabitants and the farmers. The long period of Venetian dominion on the Ionian Islands came to an end in 1797 as a consequence of the Europe-wide developments of the time. Shortly before, the aristocratic regime of Venice had been terminated by Napoleon, this followed by the disembarkation of the French troops, under the Corsican General Gentilly, together with Venetian delegates, first at Corfu and then on the remaining Islands. It was in this way that the Ionian Islands found themselves under a new short-lived but complex historical period which, until their union with the Greek State in 1864, was characterized by a succession of foreign dominions, though also by the emergence of the first Greek independent state. The arrival of the French was enthusiastically greeted by the majority of the residents with the political and ecclesiastical authorities participating in the official reception. Symbolically, the Tree of Freedom was planted in the central squares of the Islands and the flag of Saint Mark was tossed into the fire, while it was decreed that the Golden Book and the symbols of the nobles should also be burnt. 9

Arvanitakis, Dimitris: Oi taraches tou 1640 stin Kerkyra (Paratiriseis gia tin provlimatiki tis exegersis). In: Prikatika tou ektou Diethnous Panioniou Synedriou, vol. 2. Athens 2001, 225–241. Arvanitakis, To rebelio ton popolaron.

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Apart from the political overhaul it brought about, the new regime additionally signified the overturn of a social order of many centuries. Thus, in all the Islands while, officially speaking, the Venetian administration remained in force, Provisional Town Halls were established in which participated representatives of all classes (nobles, bourgeoisie, craftsmen, farmers) and religious groups (Latins, Orthodox, Jews). These innovations aroused strong opposition among the noblemen descendants of the Venetian period who systematically sought to undermine the new system. They were, moreover, accompanied by the vigorous promotion of the Ionian identity as an organic component of the dominant Greek identity of the indigenous people, irrespective of their social divisions and origins. Napoleon himself placed first among his political objectives the recognition of the »Greekness« of the area and of its inhabitants, laying emphasis on the remembrance of their glorious descent from ancient Greece as well as the opportunity offered to them by the French to regain their age-old prestige. It was within this context that the wide usage of the Greek language in official documents was also enforced. This transitional period came to an end with the Treaty of Campo Formio (17th October 1797): Venice was handed over to Austria, while the Ionian Islands were officially subsumed within the French Republic. The French introduced the democratic principles of liberty, equality and fraternity in parallel with certain administrative changes: the Ionian Islands were divided into three prefectures and the central administration of each prefecture was assigned to a five-member committee, while the supreme authority was accorded to a Frenchman, bearing the title of General Commissioner with his seat in Kerkyra. The new regime undertook measures to upgrade education with the founding of public schools, a National Library and the National Printing House in Kerkyra, as well as initiatives concerning the administration, justice, public security and public health. Gradually, however, the locals’ enthusiasm began to wane, due to the onerous taxation and the overbearing manners exhibited towards them by the French troops, their discontent bolstered by the anti-French propaganda of the nobles.10 The position of the French deteriorated still further after the alliance concluded between Russia and the Ottoman Empire. In 1798, the Russo-Turkish fleet, under Vice Admiral Ushakov, with the consent of the English, successively seized the Ionian Islands, an easy undertaking with, however, the exception of Kerkyra, where the French put up four months of resistance. Eventually, the French withdrew, their retreat greeted by the joy and relief of the Islands’ inhabitants. The underlying frictions between Russia and the Ottoman Empire before long led to a significant development for the Greek world, namely the creation of the Septin10

Mavrogiannis, Gerasimos E.: Istoria ton Ionion Nison. Archomeni to 1797 kai ligousa to 1815, vol. 1–2. Athens 1889, here vol. 1, 47–191. Koukkou, Eleni E.: Istoria ton Eptanison apo to 1797 mechri tin Agglokratia. Athens 1983, 43–51.

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sular Republic (1800–1807), an autonomous state, albeit under Ottoman sovereignty and Russian protection, essentially the first Greek State in modern times. Of great importance was the drawing up, for the first time in Greek history, of a Constitution, and more specifically, of the successive Constitutions of the Septinsular Republic (1800, 1801, 1803, 1806). At the same time, however, under the newly established order, the local Great Councils were reconstituted which, being made up of the old nobility and certain distinguished bourgeois, represented in essence a revival of the aristocratic system of the Venetian period. Against this background and based on the Ionian Islands Constitution of 1800, the so-called »Byzantine«, a new political organ was instituted, the Senate, as the supreme federal authority possessing legislative and executive powers. Its seat was in the town of Kerkyra and its members were the elected representatives of the Islands from the Great Councils, with at their head the so-called »Master« (»Archon«). The social dynamics of the age are illustrated by the Constitutions of the Septinsular Republic. Specifically, following the violent reactions aroused by the first Constitution of 1800, the second Constitution, of 1801, replaced the old aristocracy of the nobles with a new aristocracy composed of noblemen as well as bourgeois with a specific level of income and academic titles. From the above, every social class had the right to elect, through general but indirect vote, a certain number of its lifetime representatives in the so-called Council of the Excellent. Two years later, the new Constitution of 1803 restored the old political system and excluded the lower strata from political life. Meanwhile, religious tolerance, the gradual imposition of the Greek language in the administration and other liberal provisions were introduced. Several of these provisions were, however, subsequently abolished with the later Constitution, of 1806, in accordance with which Russia was essentially recognized as having the right to intervene in the affairs of the Heptanese. During the years 1806/1807 Russia and the Ottoman Empire engaged in new conflicts and, at this crucial conjuncture, the Septinsular Republic sided with the Russians.11 In 1807, a political reversal once again came about when, following Napoleon’s victory at Tilsit, the Ionian Islands were ceded to what was now the French Empire and the Septinsular Republic was terminated. A French Imperial Commissioner was placed at the head of the new administration, though the institution of the Senate was maintained. The French contributed to the improvement of the education, notably with the founding of the Ionian Academy of Kerkyra. Their dominion over the Islands, however, provoked a backlash from Britain and, from 1809 until 1814, the Islands were progressively taken over by the British forces who arrived there as allies, while English 11

Mavrogiannis, Istoria Ionion Nison, vol. 1, 192–466, vol. 2, 3–182. Koukkou, Istoria ton Eptanison, 52–165. Eptanisos Politeia (1800–1807): Ta meizona istorika zitimata. Praktika Diimeris Synandisis, Kerkyra, 18–19 Noemvriou 2000. Ed. Aliki Nikiforou. Corfu 2001.

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agents helped to stoke an upsurge of anglophile sentiment. Nonetheless, the inhabitants’ hopes for a reinstitution of the Septinsular Republic were dashed.12 At the 1815 Congress of Vienna, the Heptanese question was discussed, though without reaching a solution. Finally, during the same year, with the Treaty of Paris, the decision was taken for the founding of an independent state to be named »United States of the Ionian Islands«, under British protection, following the proposal of the Corfiot, representative and soon after Foreign Minister of the Russian Empire, Ioannis Kapodistrias. The Ionian State, although officially a protectorate of Great Britain, was in essence under its suzerainty, the delegated official bearing the title of Lord High Commissioner. Additionally, in accordance with the Constitution drawn up in 1817 by the first holder of the office, Sir Thomas Maitland, two local organs, the Ionian Senate and the Legislative Assembly, were established. The period of the British protectorate, the final Western dominion over the Ionian Islands, ended in 1864 with the Union of the Islands with Greece. This was preceded by long and bitter clashes of the indigenous populations with the British forces, a pivotal factor shaping the ideological orientations of the local inhabitants being the establishment of the Greek State.13 To recapitulate, the end of the 18th century proved to be an exceptionally important turning point for the Ionian Islands. A key characteristic of the period was the major break with the past and the inauguration of a new age directly linked to the European developments of the period. Nevertheless, not to be overlooked are the continuities, which at times coincided with the upheavals and at others succeeded them through resumptions of the older structures. Political change constituted the most fundamental feature of each rupture, particularly after 1797, a period marked by the substitution of the single and stable long-lived Venetian dominion by five alternating regimes within the space of 18 years, among which was the Septinsular Republic. On the other hand, a major element of continuity was the fact that the Ionian Islands remained, as was also the case in the previous ages, under foreign dominion or, at least, under suzerainty; moreover, these dominions continued to be European ones, with the Ottoman Empire playing but a marginal role.

12 13

On the period of the Autocratic French Rule in the Ionian Islands, see Mavrogiannis, Istoria Ionion Nison, vol. 2, 183–285. Koukkou, Istoria ton Eptanison, 165–190. From the copious literature on the period of the British protectorate, see indicatively: Eptanisos. Afieroma sta Ekatochrona tis Enoseos, 1864–1964. Ed. Spyros Mylonas. Athens 1964. To Ionio Kratos. 1815–1864. Praktika tou Diethnous Symbosiou Istorias (Kerkyra, 21–24 Maiou 1988). Ed. Panayiota Moschona. Athens 1997. Gallant, Thomas W.: Experiencing Dominion. Culture, Identity, and Power in the British Mediterranean. Notre Dame, Indiana 2002. I Enosi tis Eptanisou me tin Ellada. 1864–2004. Epistimoniko Synedrio. Praktika. Ed. Eleni Gardika-Katsiadaki and Eleni Belia, vol. 1–2. Athens 2005–2006. Kapetanakis, Panayiotis: Naftilia kai emborio ypo Vretaniki Prostasia: Ionio Kratos (1815–1864). Athens 2015. Gekas, Sakis: Xenocracy. State, Class and Colonialism in the Ionian Islands, 1815–1864. Oxford 2016.

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Meanwhile, the Ionian Islands after 1797 saw a series of radical institutional changes, each of them subsequently much modified. Some of these reversals were: following the equating of the Orthodox Church institutionally with the Latin Church, there came the recognition of its prevailing position in accordance with the creed of the majority of the local populations; the preparation for the elimination of the feudal system, which ultimately was never carried out; the abolition of the aristocratic communal councils, but then their rapid reinstatement in a variety of institutional forms, where once more the old nobility dominated, with the added participation of a few distinguished and highly educated members of the middle strata. In the new alternating political environment that followed the Venetian period in the Ionian Islands, the main factor facilitating the access of the indigenous inhabitants to local power was their relationship with the incumbent political authority, this admission requiring the holding of various socio-political concepts and a good knowledge of European affairs. On the other hand, power relations were bound up with two crucial features of the identity of the indigenous populations: their »Greekness« and their social position. With regard to »Greekness«, it should be noted that at the start of the 19th century, the Greek Orthodox composed the majority of the city inhabitants and practically the entirety of the rural population. As a result, »Greekness« was a notion that united virtually all the Islands’ inhabitants, this prevailing within the context of a burgeoning national self-consciousness throughout the Greek world. Meanwhile, it was social position which continued to constitute the strongest factor of division among the local society. Against this backdrop, immediately following the political sea change of 1797, the members of the old ruling class began to reoccupy their hegemonic position, recommending themselves as trustworthy and experienced interlocutors for the new masters. In parallel, however, an »Ionian bourgeoisie« began to emerge among the island communities thanks to rising commercial prosperity, university education abroad and an awareness of national consciousness.14 During the period of the British protectorate, this emerging new social stratum clamoured militantly for the Islands’ union with the Greek State as well as for social justice, often in opposition to the conservative members of their own class. Within the above described transitional, profoundly shifting world of the Ionian Islands, the case of the Corfiote Count Ioannis Kapodistrias merits highlighting as a truly notable and yet also characteristic one as regards the Islands’ ruling class. Member of a distinguished noble family of the Venetian period as well as a physician with studies at the University of Padua, after 1797 Kapodistrias occupied high-ranking positions in the Septinsular Republic; later, following the return of the French, he travelled to Russia where he served as Foreign Minister during the critical period of 1815–1822. Finally,

14

Gekas, Xenocracy, 10–12.

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in 1827, subsequent to the Greek Revolution against the Ottomans, he was elected first head of state of the newly formed Greek State in which, however, his own birthplace, Corfu, and generally the Ionian Islands, were not included.

Herrschaftswechsel als Chance für die »reine Demokratie« Helvetische Revolution von 1798 Rolf Graber Die alte Eidgenossenschaft lässt sich als ein kompliziertes dreigliedriges System von Bündnissen und Abhängigkeitsverhältnissen darstellen, für das sich im 17.  Jahrhundert die Bezeichnung »Corpus Helveticum« durchgesetzt hat. Den Kern bildet ein Staatenbund, bestehend aus dreizehn souveränen Orten. Ebenfalls zu diesem Bundesgeflecht gehören die »Zugewandten Orte«, das sind selbständige Staatswesen, die mit diesem Staatenbund oder einzelnen Gliedern ein Bündnis eingegangen sind. Schließlich gehören noch die »Untertanengebiete« dazu, die von den Orten einzeln oder gemeinsam verwaltet werden.1 Die dreizehn souveränen Orte lassen sich wieder in zwei Kategorien unterteilen: Einerseits die »Länderorte«, deren oberster Souverän die Versammlung der freien Landleute bildet. Die Landsgemeinde ist Träger der staatsherrlichen Gewalt und verfügt über alle Wahl- und Gesetzgebungsrechte, deren Landrat die laufenden Geschäfte besorgt. Die engere Regierung bilden der Landammann und einige höhere Landesbeamte, die auch »Häupter« genannt werden. Diesen Länderorten stehen andererseits die »Städteorte« gegenüber. In diesen liegt die Souveränität nicht bei einer Bürgerversammlung, sondern bei einem Kleinen und einem Großen Rat. Der Kleine Rat besteht aus den Häuptern, wie etwa Bürgermeister oder Säckelmeister, die wichtige Führungsfunktionen besitzen, während der Große Rat die Gesamtbürgerschaft repräsentiert. In gewissen Städten behandelt ein vertraulicher Ausschuss, der Geheime Rat, die dringenden Geschäfte. Die Räte werden in einem komplizierten Verfahren gewählt, in dem die Kooptation (Selbstergänzung) eine wichtige Rolle spielt. Im Unterschied zu den aristokratisch geprägten Stadtstaaten mit einem gegen unten abgeschotteten Patriziat bieten Städte mit einer Zunftverfassung den Bürgern beschränkte Aufstiegschancen und Mitbestimmungsmöglichkeiten. Hier

1

Zum Staatsaufbau der alten Eidgenossenschaft siehe Im Hof, Ulrich: Ancien Régime. In: Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 2. Zürich 1977, 673–784, bes. 675 f. und 750–759.

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wurden wenigstens noch die Zunftmeister direkt durch die Zünfte gewählt. In allen Städteorten machte sich im 17. und 18. Jahrhundert jedoch eine zunehmende Tendenz zur Abschließung und Oligarchiebildung bemerkbar, die zu einer Unterteilung in regierende und regimentsfähige Familien und den sowieso von den Bürgerrechten ausgeschlossenen Hintersässen führte.2 Auch die »Zugewandten Orte« weisen unterschiedliche Herrschaftssysteme und Regierungsformen auf. Dazu gehören monarchische Staaten wie die Fürstabtei St. Gallen, Teile des Fürstbistums Basel und das Fürstentum Neuenburg, aber auch föderativ organisierte Republiken wie das Wallis und der »Freistaat der III Bünde«, der aus dem Grauen-, dem Gotteshausbund und dem Zehngerichte-Bund bestand. In beiden Staaten lagen die endgültigen Entscheide bei Volksversammlungen, im Wallis bei den Landsgemeinden der »Zenden« oder »Zehnen«3, und in Graubünden bei den Gerichtsgemeinden, die eine Abgeordnetenversammlung, den Bundestag, wählen. Ebenfalls zu den Zugewandten Orten gehören Stadtrepubliken wie Genf, Biel und Mühlhausen. Eine dritte Kategorie in diesem Geflecht bildeten die »Untertanengebiete«. Dazu zählten die umliegenden Landgebiete der Stadtrepubliken und die »Gemeinen Herrschaften«, das sind Gebiete, die im Spätmittelalter durch die Eidgenossen erobert und deshalb von mehreren Orten gemeinsam verwaltet wurden. Beispiele sind etwa der Thurgau, der Aargau oder das Rheintal. Viele dieser Landvogteien konnten nach der Eroberung ihre lokalen Privilegien und teilweise den überlieferten Rechtsstatus bewahren, weshalb sie über eine begrenzte Autonomie und über gemeindliche Selbstbestimmungsrechte verfügten. Die Behauptung dieser Lokalautonomie war auch das Resultat des Schweizerischen Bauernkrieges von 1653, während dem sich die Obrigkeiten der militärischen Schwäche und der strukturellen Prekarität der Herrschaftsverhältnisse bewusstwurden. Sie mussten sich mit den Untertanen in irgendeiner Form arrangieren, um offene Konflikte zu vermeiden. Wesentliche Voraussetzungen für einen absolutistischen Staatsausbau wie ein stehendes Heer, ein zentralisiertes Verwaltungssystem und ein staatsunmittelbarer Verwaltungsapparat ließen sich nicht realisieren.4 Das Fehlen eines schlagkräftigen Repres-

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Zur politischen Organisation der Städteorte Peyer, Hans Conrad: Verfassungsgeschichte der alten Schweiz. Zürich 1978, 107–116. Holenstein, André: Beschleunigung und Stillstand. Spätes Acien Régime und Helvetik (1712–1803/3). In: Geschichte der Schweiz. Hg. v. Georg Kreis. Basel 2014, 342 und 344. Insgesamt bestanden zehn Amtsbezirke oder Herrschaften, die ihre Boten in den Landrat entsenden konnten. Deshalb der Name »Zehnen« oder »Zehnden«. Siggen-Brutin, Rahel: Zehnen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Bd. 13. Basel 2014, 682 f. Zu den politischen Auswirkungen des Bauernkrieges Suter, Andreas: Der schweizerische Bauernkrieg von 1653. Politische Sozialgeschichte  – Sozialgeschichte eines politischen Ereignisses. Tübingen 1997, 580. Ders.: Der schweizerische Bauernkrieg von 1653. Ein Forschungsbericht. In: Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 10/10 (1992). Themenheft: Die

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sionsapparates und einer effizienten Verwaltung führten dazu, dass schon im Ancien Régime lokale Sonderrechte und Privilegien hartnäckig verteidigt wurden, was immer wieder zu Unruhen führte. Weil sich in den Städteorten, angeregt durch ausländische Vorbilder, zunehmend ein semi-absolutistischer Regierungsstil durchsetzte, häuften sich solche Konflikte im ausgehenden Acien Régime.5 Diese Widerstandstradition macht sich verstärkt nach 1789 bemerkbar, indem die Untertanengebiete, ermuntert durch die Ereignisse in Frankreich, ihren Untertanenstatus generell in Frage stellten. Allerdings gelang es den intransigenten Obrigkeiten, die Befreiungsbewegungen in verschiedenen Untertanengebieten mit militärischen Mitteln zu unterdrücken.6 Eine Ausnahme bildete lediglich das Fürstbistum St. Gallen, wo zwischen dem Fürstabt und dem Anführer der Bewegung, Johannes Künzle, im November 1795 ein »Gütlicher Vertrag« ausgehandelt wurde, der den Untertanen erhebliche Zugeständnisse machte.7 Allerdings versuchte der Nachfolger des Fürstabts jene im folgenden Jahr wieder rückgängig zu machen. Erst als sich Ende 1797 die französischen Invasionsarmeen der Schweizer Grenze näherten, eskalierten die innenpolitischen Spannungen zur Helvetischen Revolution. Dies führte zur endgültigen Destabilisierung und zum Untergang der alten Eidgenossenschaft. Die alten Obrigkeiten wurden teils durch außenpolitischen Druck, teils durch Initiative der Oppositionsbewegungen gestürzt und die Verhältnisse umgegossen.8 Am 12. April 1798 wurde in Aarau die »Eine und untheilbare Helvetische Republik« ausgerufen, in deren erstem Verfassungsartikel es unmissverständlich heißt: »Die helvetische Republik macht einen unzertheilbaren Staat aus. Es giebt keine Grenzen zwischen den Cantonen und den unterworfenen Landen noch zwischen einem Canton und den andern. Die Einheit des Vaterlandes und des allgemeinen Interesses vertritt künftig das schwache Band, welches verschiedenartige, ausser Verhältnis ungleich grosse, und kleinlichen Localitäten oder einheimischen Vorurtheilen unterworfene Theile zusammenhielt und auf das Gerathewohl leitete«.9

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Bauern in der Geschichte der Schweiz. Hg. v. Albert Tanner und Anne-Lise Haed-König. Zürich 1992, 69–103, bes. 81. Graber, Rolf: Gab es Ansätze zu einem aufgeklärt-absolutistischen Regierungsstil in Schweizer Städteorten? In: Der aufgeklärte Absolutismus im europäischen Vergleich. Hg. v. Helmut Reinalter und Harm Klueting. Wien – Köln – Weimar 2002, 55–68. Zu den Vorboten der großen Wende Braun, Rudolf: Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz. Aufriss einer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts. Göttingen-Zürich 1984, 303–309; Böning, Holger: Revolution in der Schweiz. Das Ende der Alten Eidgenossenschaft. Die Helvetische Republik. Frankfurt am Main-Bern-New York 1985, 66–77. Zum Vertragstext: Wege zur direkten Demokratie. Eine kommentierte Quellenauswahl von der Frühneuzeit bis 1874. Hg. v. Rolf Graber. Wien – Köln – Weimar 2013, Nr. 27, 133–143. Zusammenfassend zum Ende der Ständegesellschaft Böning, Revolution in der Schweiz, 78–91. Zum Verfassungstext: Actensammlung aus der Zeit der Helvetischen Republik (1798–1803). Hg. v. Johannes Strickler. Bd. 1: Oktober 1797 – Ende Mai 1798. Bern 1886, 566–587, bes. 567. Ferner Quellenbuch zur neueren schweizerischen Verfassungsgeschichte. Vom Ende der Alten Eidgenossenschaft bis 1848. Hg. v. Alfred Kölz. Bern 1992, 126–152, bes. 126.

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Die ursprünglichen freien Städte- und Länderorte, einzelne Territorien der »Zugewandten Orte«, aber auch Untertanengebiete der alten Eidgenossenschaft wurden nun in einem Einheitsstaat zusammengefasst. Die neue Verfassung postulierte eine Ordnung, in der alle bisherigen Unterschiede zwischen regierenden Städten und untertänigen Bauern, zwischen Patriziern, gemeinen Bürgern und ewigen Habitanten, zwischen regimentsfähigen und nicht regimentsfähigen Familien sowie zwischen souveränen und nicht souveränen Landleuten aufgehoben wurden.10 Um diese neue Verfassung dem Volk vorzustellen, wurden Emissäre in verschiedene Landesteile entsandt. Als die Vertreter der neuen Republik in St. Gallen erschienen, kam es zu einem Tumult. Bedingt durch den Markt, befanden sich viele Leute aus dem Rheintal, dem Fürstenland und dem Thurgau in der Stadt. Die Deputierten wurden von einer wütenden Volksmenge mit dem Tod bedroht und mit Schimpfwörtern und Vorwürfen überhäuft. »Was – Freiheit wollt ihr uns geben? Wir haben mehr Freiheit als ihr habt«.11 Diese Reaktion ist eigentlich überraschend, zumal die Akteure der Protestaktion aus Untertanengebieten und gemeinen Herrschaften stammten, denen nach der Ausrufung der Helvetischen Republik die Freiheit in Aussicht gestellt worden war. Die neue Verfassung setzte nämlich wichtige Postulate der Französischen Revolution wie persönliche Freiheit und Rechtsgleichheit in die Praxis um. Weshalb also die ablehnende Haltung? Um diese zu verstehen, ist es notwendig, die Ereignisse in den ersten drei Monaten des Jahres 1798 etwas genauer zu betrachten. Bedingt durch die revolutionäre Umwälzung und den Herrschaftswechsel war nämlich ein Machtvakuum entstanden. Diese Situation wurde von den Bewohnern der ehemaligen Untertanengebiete in der Ostschweiz geschickt ausgenützt, indem sie sich als selbständige Republiken konstituierten. Allein auf dem Boden des heutigen Kantons St. Gallen sind auf diese Weise acht neue Republiken entstanden.12 Im Fürstenland (ehemaliges Untertanengebiet des Fürstabts), im Toggenburg und dem Rheintal versammelten sich die Leute und wählten unter freiem Himmel ihre Behörden. Vorbild für diese neuen Staatswesen war das Landsgemeinde-Modell der benachbarten Orte Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und Glarus. Dieses bot direktdemokratische Partizipationsmöglichkeiten, indem die Teilnehmer nicht bloß wählen, sondern auch über Gesetze abstimmen konnten. Im Gegensatz dazu ist die helvetische Verfassung eine Repräsentativverfassung, indem die Aktivbürger jährlich 10 11

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Oechsli, Wilhelm: Vor hundert Jahren. Die Schweiz in den Jahren 1798 und 1799. Zürich 1899, 36. Zit. nach Dierauer, Johannes: Die Stadt St. Gallen im Jahre 1798, Neujahrsblatt. Hg v. Historischen Verein in St. Gallen. St. Gallen 1899, 3–28, bes. 13. Zum Kontext Graber, Rolf: Zur Einführung der Verfassung der Helvetischen Republik: Republikanismus der Eliten – Republikanismus des Volkes. In: Republikbegriff und Republiken seit dem 18.  Jahrhundert im europäischen Vergleich. Internationales Symposium zum österreichischen Millenium. Hg. v. Helmut Reinalter. Frankfurt am Main u. a. 1999, 101–119. Böning, Holger: Der Traum von Freiheit und Gleichheit. Helvetische Revolution und Republik (1798–1803). Die Schweiz auf dem Weg zur bürgerlichen Demokratie. Zürich 1998, 138.

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in Urwählerversammlungen der einzelnen Gemeinden die Wahlmänner bestimmten. Die kantonale Wahlmännerversammlung wählte wiederum die kantonalen und die zentralen Behörden. Die Legislative bestand aus einem Senat und einem Großen Rat, in die die Kantone vier beziehungsweise acht Abgeordnete entsandten. Da die helvetische Verfassung nach dem Prinzip der Gewaltentrennung aufgebaut war, gab es neben der Legislative noch eine Judikative (den obersten Gerichtshof) und die Exekutive, ein aus fünf Mitgliedern bestehendes Vollziehungsdirektorium. Die Kantone verfügten in der Helvetik über keine eigene gesetzgebende Behörde. Zur Spitze gehörten ein vom Direktorium bestimmter Regierungsstatthalter, dem die Distrikts-Statthalter und auf der Ebene der Gemeinden die Agenten und die Beamten der neu geschaffenen Munizipalität zur Seite standen.13 Letztere ersetzten die Untervögte als höchste ländliche Funktionsträger in der vorrevolutionären Ämterhierarchie.14 Durch den Blick auf die neue Organisations- und Verwaltungsstruktur der helvetischen Republik wird der Widerstand großer Teile der Bevölkerung in der Ostschweiz gegen die neue Ordnung verständlich. Erstens boten die neu entstandenen Landsgemeinde-Republiken mehr politische Mitgestaltungsmöglichkeiten als die Repräsentativverfassung der Helvetischen Republik. Die Konstituierung dieser neuen Kleinstaaten erfolgte nämlich unter dem Druck französischer Invasionstruppen und autochthoner Befreiungsbewegungen. Die helvetische Revolution eröffnete jedoch alternative politische Gestaltungsmöglichkeiten, denn durch die Umwälzung konnte ein neuer Freiheitsbegriff durchgesetzt werden. Freiheit wurde nun nicht mehr als Privileg einer auserwählten Gruppe, sondern als Naturrecht interpretiert, das allen Menschen zustehe.15 Damit wurden die Bewohner der Gemeinen Herrschaften – das sind von den eidgenössischen Orten gemeinsam verwaltete Gebiete – von ihrem Untertanenstatus befreit. Zweitens führten der geplante zentralistische Aufbau und die straff organisierte Verwaltungsstruktur zu einem Verlust an Lokalautonomie, indem die Kantone und die 13

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Zur helvetischen Verfassung und zum Staatsaufbau vgl. Fankhauser, Andreas: Helvetische Republik. In: HLS, Bd. 6. Basel 2007, 258–266, bes. 259, 263. Immer noch wichtig Rufer, Alfred: Helvetische Republik. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS), Bd. 4. Neuenburg 1927, 142–178. Zur Neuorganisation der Verwaltung Fankhauser, Andreas: Die Bedeutung der Helvetik für die Ausbildung moderner Verwaltungsstrukturen. In: Itinera 21 (1999), Themenheft: Sozialdisziplinierung – Verfahren -Bürokraten. Entstehung und Entwicklung der modernen Verwaltung. Hg. v. Ulrich Pfister und Maurice De Tribolet. Basel 1999, 79–91, bes. 79 f.; Farrér, Orlando: Die neue politische Ordnung. Ein idealer Staat – Eine gerechte Gesellschaft? In: Revolution im Aargau. Umsturz – Aufbruch – Widerstand 1798–1800. Aarau 1997, 55–91, bes. 57 f. Zur vorrevolutionären Verwaltungsorganisation am Beispiel der Zürcher Landschaft Kunz, Edwin W.: Die lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18.  Jahrhundert. Diss. Zürich. Affoltern am Albis 1948. Zum vorrevolutionären Freiheitsbegriff Bierbrauer, Peter: Freiheit und Gemeinde im Berner Oberland 1300–1700. In: Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern, Bd.  74 (1991), 36; Adler, Benjamin: Die Entstehung der direkten Demokratie. Das Beispiel der Landsgemeinde Schwyz 1789–1866. Zürich 2006, 42 f.

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Gemeinden zu reinen Verwaltungseinheiten degradiert wurden.16 Die höchsten kantonalen Beamten, die Regierungsstatthalter, wurden nämlich nicht vom Volk gewählt, sondern vom Direktorium ernannt. Durch die Entmachtung der immerhin von den Vollbürgern der Gemeinde gewählten Gemeindevorsteher gingen wesentliche Mitbestimmungsrechte und Partizipationsmöglichkeiten in den Kommunen verloren. Drittens empfanden große Teile der Bevölkerung die Veränderung nicht als Herrscherwechsel, denn auf der oberen Stufe der helvetischen Ämterhierarchie war eine große Elitekontinuität zu beobachten.17 Zwar waren die alten aristokratischen Machteliten der Städteorte wie Zürich oder Bern nun nicht mehr im helvetischen Direktorium und den Räten vertreten, doch bestand die neue Führungsschicht weiterhin aus reformorientierten städtischen bzw. munizipal-städtischen Wirtschafts- und Bildungseliten.18 Im helvetischen Parlament spielte diese als Republikaner bezeichnete Gruppe, die sich immer noch stark an reformabsolutistischem Gedankengut19 orientierte, eine dominierende Rolle.20 Ihr standen die Vertreter der ländlich-bäuerlichen Bevölkerung, die Patrioten21, gegenüber, die sich aber bei wesentlichen Problemen wie etwa der Frage einer entschädigungslosen Ablösung der Feudallasten nicht durchsetzen konnten. Die hier angesprochenen drei Gründe für die Ablehnung der helvetischen Verfassung durch die breite Bevölkerung kamen schon in den zeitgenössischen Diskussionen zum Ausdruck. Karl Heinrich Gschwend, der neu gewählte Landammann des unteren Rheintals, hat die Vorbehalte in einem Protestbrief an Peter Ochs, den geistigen Urheber der helvetischen Verfassung, prägnant zusammengefasst: »Die Schweiz ist ganz democratisiert, lasse man ihr also ihre Volksverfassung, und wenn eine Reform nöthig ist, so mache man selbe einfach, und so, dass sie die Rechte des Volkes am mindesten kränket und den Volksrechten angemessen ist. Ich wage einen Vorschlag. –

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Kölz, Alfred: Neuere schweizerische Verfassungsgeschichte. Bd. 1: Ihre Grundlinien vom Ende der Alten Eidgenossenschaft bis 1848. Bern 1992, 61. Vgl. Graber, Rolf: Ländliche Eliten und Volksbewegungen während der Helvetischen Revolution. Zum schwierigen Start der »alt-neuen« Eliten 1798–1803. In: Eliten im Tirol zwischen Ancien Régime und Vormärz / Le élites in Tirolo tra Antico Regime e Vormärz. Hg. v. Marco Bellabarba u. a. Innsbruck – Wien – Bozen 2011, 287–300, bes. 289, 293 f. Staehelin, Andreas: Helvetik. In: Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 2. Zürich 1977, 785– 839, bes. 796–800. Holenstein, André: Die Helvetik – eine refomabsolutistische Republik. In: Umbruch und Beständigkeit. Kontinuiäten in der Helvetischen Revolution von 1798. Hg. v. Daniel Schläppi. Basel 2009, 83–104, bes. 101–104. Zu den Gruppierungen im Parlament Büchi, Hermann: Die politischen Parteien, im ersten schweizerischen Parlament (12. April 1798–7. August 1800). In: Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft 31 (1917), 153–428, bes. 201 f. Kritisch zu dieser Unterscheidung Baumann, Thomas: Das helvetische Parlament. Parlamentarismus im Lichte des Gegensatzes zwischen aufgeklärter Bildungselite und revolutionären Patrioten. Genève 2013, 47 f. Obwohl diese als Parteien wahrgenommenen Gruppierungen ein Konstrukt der Geschichtsschreibung darstellen, ist die Unterscheidung aus heuristischen Gründen immer noch von Bedeutung.

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In allen Cantonen setzet das Volk seine Obrigkeiten, Landammann und Rath, von freier Hand. Landammann und Rath besorget in seinem Kanton die innere Polizei […], die hohe [n] und niedere[n] Gerichte, ohne Appellation, macht mit Gutheissen des Volkes Gesetze für seinen Canton, die ihme angemessen und erspriesslich sind, besorgt die Einkünfte und Ausgaben seines Cantons durch die vom Volk erwählten Seckelmeister; kurz jeder Canton seye und bleibe in seinen Grenzen ein souveräner Staat«.22

Die Existenz dieser neu entstandenen Republiken war allerdings nur von kurzer Dauer, weil die helvetische Verfassung mit Hilfe französischer Bajonette durchgesetzt wurde. Damit etablierte sich der zentralistische Einheitsstaat mit einer autoritär-elitären Demokratie, in der das Volk nur über ein indirektes Wahlrecht verfügte und das Parlament eine schwache Stellung hatte, während das Hauptgewicht beim Exekutivorgan, dem Direktorium, lag. Auch die Verwaltungsorganisation mit ihrem Berufsbeamtentum war für ein kleinräumig gekammertes Staatswesen wie die Eidgenossenschaft kaum geeignet.23 Das exekutivstaatlich-bürokratische Konzept stand im Widerspruch zur genossenschaftlichen Selbstverwaltungstradition.24 Diese Defizite waren mitverantwortlich für das Scheitern des helvetischen Experiments, denn schon bald geriet die junge Republik in eine schwere Krise: 1799 wurde sie nämlich zum internationalen Kriegsschauplatz mit allen negativen Konsequenzen für die Zivilbevölkerung; zudem konnte das Problem der Staatsfinanzierung nicht gelöst werden. Weil das neue Steuersystem nicht funktionierte, musste wieder auf die alten Zehnten und Grundzinse zurückgegriffen werden, was in der Bevölkerung zu Enttäuschung führte und Widerstand hervorrief.25 Zwischen den progressiven Befürwortern des Einheitsstaates, den Unitariern, und den konservativen Gegnern, die sich als Föderalisten bezeichneten, kam es zu Machtkämpfen, die sich in vier Staatsstreichen mit Verfassungsrevisionen äußerten, in denen sich unitarische und föderalistische Kräfte ablösten. Mit dem vierten Staatsstreich vom 12. April 1802 gelangten die revolutionsfreundlichen Unitarier zwar nochmals an die Macht, doch schwand die Autorität der Zentralregierung immer mehr und verlor die Kontrolle vollends, als Napoleon aus taktischen Gründen Ende 22 23 24

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Karl Heinrich Gschwend, Landespräsident im oberen Rheintal an Peter Ochs, 1798. In: Actensammlung aus der Zeit der Helvetischen Republik (1798–1803) (ASHR). Hg. v. Johannes Strickler. Bd. 1. Bern 1886, 530–532, bes. 530. Kölz, Neuere schweizerische Verfassungsgeschichte, Bd. 1, 61. Zum Stellenwert des kollektiven Besitzes und der korporativen Strukturen in der alten Eidgenossenschaft vgl. Schläppi, Daniel: Das Staatswesen als kollektives Gut. Gemeinbesitz als Grundlage der politischen Kultur in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft. In: Neue politische Ökonomie in der Geschichte. Hg. v. Johannes Marx und Andreas Frings, Köln 2007, 16–92. Graber, Rolf: Zeit des Teilens. Volksbewegungen und Volksunruhen auf der Zürcher Landschaft 1794–1804. Zürich 2003, 193–224; zu den Zehntunruhen Ders.: Pro-helvetische Widerstände gegen restaurative Tendenzen in der Spätphase der Helvetik: Die Zehntunruhen im Distrikt Fehraltorf als Fallbeispiel. In: Widerstand und Proteste zur Zeit der Helvetik. Hg. v. Christian Simon. Basel 1998, 249–266.

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Juli 1802 die Besatzungstruppen aus der Schweiz abzog. Dieser Truppenabzug ermöglichte dem ersten Konsul, als Mediator zwischen den beiden Parteien aufzutreten und der Schweiz eine neue Verfassung aufzuoktroyieren, die spätere Mediationsverfassung. Das Machtvakuum im August 1802 begünstigte weitere Unruhen. Wieder waren es die gleichen Gebiete in der Ostschweiz wie im Frühling 1798, die die Situation ausnützten, um ihre Selbstverwaltungsrechte auszubauen. So berichtete etwa der Thurgauer Regierungsstatthalter: »Das Landsgemeinden-System greift um sich, beinahe alle benachbarten Kantone huldigen ihm, und wenn die Regierung diese Unordnung nicht bald mit Kraft steuert, so sind, auch ohne die Gabe des prophetischen Geistes, die Folgen hievon leicht vorher zu berechnen […]«.26 In anderen Berichten ist sogar von »Landsgemeinde-Fieber« und von »Landsgemeinde-Wuth« die Rede.27 Auch in der Zürcher Landschaft bot die Landsgemeinde-Utopie eine Alternative zum erneut drohenden Ausbau der städtischen Herrschaft. In der Stadt Zürich kursierten im Herbst 1802 Gerüchte, dass in Wädenswil und Horgen lärmende Versammlungen stattgefunden hätten, und die Absicht bestünde, Landsgemeinden zu veranstalten.28 Zudem wollten sich diese Gebiete vom Kanton trennen und den Innerschweizer Ständen anschließen. Über die Vorstellungswelt der kleinen Leute gibt ein Verhör mit dem 22-jährigen Jakob Stünzi Auskunft, der als Kolporteur eine Flugschrift verteilt hatte. Obwohl er nach der Verhaftung betonte, dass er den Inhalt der Schrift nicht kenne, weil er »nicht lesen und schreiben könne«, vermochte er im Verhör das wichtigste Postulat zusammenzufassen, weil der Text öffentlich vorgelesen worden war. Die Schrift hätte die Aufforderung enthalten, »dass alle diejenigen sich durch Unterschrift verbinden sollen, welche die reine Freiheit und Gleichheit (den kleinen Kantonen gleich) begehren und dies mit Leib und Gut unterstützen wollen«.29 Stünzi sprach einerseits von der »Freiheit und Gleichheit«, also einer typischen Formel, in der jener von der helvetischen Elite propagierte Wertekanon anklingt, andererseits setzte er diese Freiheit und Gleichheit mit der »reinen Freiheit der kleinen Kantone«, das heißt der Landsgemeinde-Kantone gleich. Diese Verbindung von Traditionsbeständen (in diesem Fall der Versammlungsdemokratie) mit der neuen Freiheit der Französischen Revolution ist eine typische Denkfigur der kleinen Leute.30

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Circulare des RStatthalters des Cantons Thurgau an seine Unterstatthalter 31. August 1802, in: ASHR, Bd. 4, Bern 1892, 1403–1406, bes. 1403. Für weitere Quellenhinweise siehe Graber, Wege zur direkten Demokratie, 196–199. Ebenda. Zum Kontext Graber, Rolf: »Fischweiber«, »Prügelmänner« und »LandsgemeindeWuth«. In: etü, HistorikerInnenzeitschrift: Demokratie. September 2011, 27–29, bes. 28. Kläui, Paul: Geschichte der Gemeinde Horgen. Horgen 1952, 359. Staatsarchiv Zürich (StAZH), K II 163a: »Praecognitons verhör mit Jacob Stünzj v. Horgen, 22 Jahre, unverheuratet«. Schon früh hat Leonhard von Muralt auf jene Denkfigur hingewiesen. Muralt, Leonhard von: Alte und neue Freiheit in der helvetischen Revolution. In: Der Historiker und die Geschichte.

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Dass es nicht nur um die Reaktivierung alter Traditionsbestände ging, sondern um ein innovatives und zukunftsweisendes Projekt, zeigt das Beispiel der Landsgemeinde in Wattwil vom 6. Oktober 1802. Ein Redner stellte zwar einen historischen Bezug zur Freiheits- und Landsgemeinde-Tradition des Toggenburgs her, distanzierte sich jedoch vom traditionellen Zeremoniell und plädierte dafür, die Landsgemeinden nicht mehr konfessionell getrennt durchzuführen. Das herkömmliche Partizipationsmodell wurde mit der neuen Freiheit kombiniert und als interkonfessionelles Projekt gesehen. Mit dem erneuten Einmarsch französischer Truppen und der Durchsetzung der Mediationsakte am 10. März 1803 fand die »Landsgemeinde-Wuth« ein jähes Ende. Dass diese »basisdemokratische Variante« prohelvetischer Politik im Bewusstsein der breiten Bevölkerung weiterhin präsent blieb, zeigen die Reaktionen auf ein erneutes Machtvakuum und den sich abzeichnenden Herrscherwechsel. Der katastrophale Ausgang des Russlandfeldzuges und die Niederlage des napoleonischen Heeres gegen die antifranzösische Koalition in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 hatten auch Konsequenzen für die Schweiz. Durch die Anwesenheit der Koalitionstruppen und den Einfluss österreichischer Agenten wurde in Bern die alte Ordnung wiederhergestellt und die Mediationsverfassung außer Kraft gesetzt.31 Über die Neugestaltung der Eidgenossenschaft existierten divergierende Vorstellungen, worauf sich zwei Gruppierungen mit unterschiedlichen Zielsetzungen bildeten. Der Bundesverein unter der Führung Zürichs und die durch die Mediationsverfassung geschaffenen neuen Kantone intendierten einen neuen Bund der bereits existierenden neunzehn Stände, während die »alte Schweiz« unter Führung der aristokratischen Kantone Bern, Freiburg (franz. Fribourg) und Solothurn eine Eidgenossenschaft aus dreizehn Orten anstrebte.32 Damit wäre der Zustand vor 1798 wieder hergestellt worden, das heißt, diejenigen Gebiete, die während der Helvetischen Revolution die Gleichstellung erlangt hatten, wären wieder zu Untertanengebieten geworden. Der Machtkampf zwischen den beiden Gruppierungen trug zur politischen Verunsicherung bei. Der Herrschaftswechsel führte deshalb erneut zu Unruhen in verschiedenen Regionen des Kantons St. Gallen, die durch kollektive Erfahrungen der Protestbewegungen von 1798 und 1802 geprägt waren und ähnliche Konfliktaustragungsformen aufwiesen: Spontane Volksversammlungen, Landstürme, Rüge- und Strafaktionen gegen regierungstreue Amtsträger sowie Übergriffe auf staatliche Hoheitszeichen mit starkem Herrschafts-

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Ausgewählte Aufsätze und Vorträge (Festgabe für Leonhard von Muralt). Zürich 1960, 147–160. Ferner Graber, Rolf: Alte oder neue Freiheit? Qualitative Veränderungen der Protestziele und des Protestverhaltens 1794 bis 1798: Die Zürcher Landschaft als Beispiel. In: Blicke auf die Helvetik. Hg. v. Christian Simon. Basel 2000. 67–93. Für einen Überblick zur Restauration Biaudet, Jean-Charles: Der modernen Schweiz entgegen. In: Handbuch der Schweizer Geschichte. Bd. 2. Zürich 1977, 871–986, bes. 894–897. Zu den Gruppierungen Dürrenmatt, Peter: Schweizer Geschichte. Zürich 1963, 421.

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symbolgehalt gehörten zum zeitgenössischen Widerstandsrepertoire.33 Gemeinsames Ziel der Widerstände war eine Ausdehnung der Selbstverwaltungsrechte und die politische Organisation nach dem Landsgemeinde-Modell wie etwa im Rheintal. Gebiete, die direkt an einen Landsgemeinde-Kanton angrenzten, erwogen sogar die Loslösung vom Kanton St. Gallen, wie etwa das Sarganserland, das sich dem Kanton Glarus anschließen wollte. Auch im Fürstenland stieß die vorgesehene, streng repräsentative Verfassung auf Widerstand, und die Bevölkerung pochte auf erweiterte Mitbestimmungsrechte, wie sie schon 1795 nach einem Konflikt mit dem Fürstabt gewährt worden waren.34 Die Hoffnungen auf mehr Autonomie und verstärkte Partizipation erfüllten sich allerdings nicht, und durch die Intervention eidgenössischer Truppen brach die Widerstandsbewegung rasch zusammen. Sowohl die eidgenössische Tagsatzung als auch die Alliierten versuchten eine Zerstückelung des Kantons St. Gallen zu vermeiden und waren an der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung interessiert.35 Dieses Ordnungsbedürfnis der Großmächte zeigte sich auch auf gesamtstaatlicher Ebene, indem auf Druck der Wiener Konferenzdiplomatie die fortschrittlichere Lösung des Bundesvereins realisiert wurde und die alten Untertanenverhältnisse nicht wieder hergestellt wurden.36 Dadurch konnten keine neuen Spannungsherde entstehen, was die Unterdrückung der lokalen Autonomiebestrebungen erleichterte. Alle Bewegungen, die auf eine Einführung der »reinen Demokratie« abzielten, fanden also ein repressives Ende. Diese Niederlagen könnten zur Annahme verleiten, dass die Kämpfe der historischen Akteure sinnlos gewesen seien – ohne Option auf die zukünftige Gestaltung der politischen Ordnung. Mit dem Blick auf einen weiteren Herrschaftswechsel, nämlich die Revolution von 1830, soll diese Annahme jedoch widerlegt werden. Nach dem Sturz des Restaurationsregimes wurde von den liberalen Bildungs- und Wirtschaftseliten eine neue Verfassung ausgearbeitet, die auf dem Repräsentativsystem beruhte. Dieses Verfassungsprojekt war schon bald mit einer ländlichen Opposition konfrontiert, die nicht nur das Wahlrecht, sondern auch politische Mitbestimmungsrechte einforderte. Träger der Protestbewegung waren die ländlichen Mittel- und Unterschichten: Handwerker, Heimarbeiter und Kleinbauern. Unruheregionen waren wiederum das Rheintal, das Toggenburg und das Fürstenland. Wie

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Wickli, Bruno: Politische Kultur und die »reine Demokratie«. Verfassungskämpfe und ländliche Volksbewegungen im Kanton St. Gallen. St. Gallen 2006, 53–67. Henne am Rhyn, Otto: Geschichte des Kantons St. Gallen von seiner Entstehung bis zur Gegenwart. St. Gallen 1863, 47 f.; Cavelti, Urs Josef: »Die Aufstandsbewegung hatte damit den Bodensee berührt«. Die Landsgemeinde im Umfeld der revolutionären Schweiz. In: Oberberger Blätter, Sonderdruck. Gossau 1994/95, 97–105, bes. 97. Wickli, Politische Kultur, 66 f. und 221–229. Zum Einfluss der Wiener Konferenzdiplomatie auf die innere Entwicklung der Eidgenossenschaft siehe Tanner, Jakob: Die Schweiz im »System Metternich«. Das Revolutions- und Ordnungspotential der Demokratie. In: Zürich und der Wiener Kongress. Erklärung über die Angelegenheiten der Schweiz vom 20. März 1815. Hg, v. Daniel Brühlmeier. Zürich 2015, 57–74, bes. 65.

Herrschaftswechsel als Chance für die »reine Demokratie«

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stark die kollektive Erinnerung an die früheren Proteste in diesen Gebieten präsent geblieben war, zeigte sich bei einer spontan einberufenen Gemeindeversammlung in Altstätten. Nach 32 Jahren wurde die Bühne wieder aufgebaut und der Stuhl des 1798 demokratisch gewählten Landammanns wieder hervorgeholt.37 Dieser symbolische Akt verweist auf die Konfrontation des repräsentativstaatlichen Modells der Liberalen mit den versammlungsdemokratischen Vorstellungen der ländlichen Demokraten. Um eine weitere Eskalation zur vermeiden und die Ausarbeitung der neuen Verfassung zu gewährleisten, reichte der liberale Josef Anton Henne im neu gewählten Verfassungsrat einen Kompromissvorschlag ein, der ein Vetorecht des Volkes gegen Gesetze vorsah. Es war allerdings schwierig, die liberalen Abgeordneten, die im Verfassungsrat die Mehrheit stellten, für eine solche Lösung zu gewinnen, zumal die Einführung dieser Verfassungsbestimmung dem Repräsentationsprinzip diametral gegenüberstand. Erst der Aufbau einer massiven Drohkulisse führte dann zur Annahme des Volksvetos. Als die entscheidende Abstimmung am 13. Januar 1831 stattfand, versammelten sich 600 mit Prügeln bewaffnete Männer aus dem Rheintal vor dem im Klosterbezirk liegenden Sitzungssaal, weshalb dieser Tag als »Stecklidonstig« in die Geschichte eingegangen ist. Obwohl bei der formalen Ausgestaltung des Vetos noch hohe Hürden eingebaut wurden, ist dieses als Meilenstein in der Entwicklung der Schweiz zur halbdirekten Demokratie zu betrachten. Das St. Galler Modell wurde zum Vorbild für Basel und Luzern,38 die 1832 und 1841 eine ähnliche Verfassungsbestimmung einführten. Auch die gescheiterten Vetobewegungen zwischen 1839 und 1841 in den Kantonen Zürich, Solothurn und Aargau beriefen sich auf dieses Modell. Schließlich ist das Volksveto auch eine Vorstufe in der Entwicklung zum fakultativen Gesetzesreferendum geworden, das in den 1860er Jahren in vielen Kantonen eingeführt wurde und sich auch auf gesamteidgenössischer Ebene mit der Totalrevision der Bundesverfassung von 1874 durchsetzte. Mit Fokussierung auf die Phasen von Herrschaftswechsel im langen 18. Jahrhundert lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Während der Helvetischen Revolution von 1798, der Einführung der Mediationsverfassung 1802/3 und der Restauration von 1813/14 entstand immer ein Machtvakuum, das von der ländlichen Bevölkerung produktiv genutzt werden konnte, indem mittels Berufung auf kommunalistische und republikanische Traditionsbestände sowie auf einen universalistischen Freiheitsbegriff erweiterte politische Partizipationsformen eingefordert wurden. Politische Referenzmodelle waren die Landsgemeinden sowie die in der Eidgenossenschaft stark verankerte Gemeindeautonomie.39 Von besonderer Bedeutung war der Rückgriff auf

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Wickli, Politische Kultur, 288. Graber, Rolf: Demokratie und Revolten. Die Entstehung der direkten Demokratie in der Schweiz. Zürich 2017, 84–90 und 111–117. Zur kommunalen Autonomietradition am Beispiel Zürichs siehe Weinmann, Barbara: Eine andere Bürgergesellschaft. Klassischer Republikanismus und Kommunalismus im Kanton Zürich im späten 18. und 19. Jahrhundert. Zürich-Göttingen 2002, 29–47.

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Rolf Graber

das Landsgemeinde-Modell, zumal dieses mit einer speziellen Erinnerungskultur an die Landsgemeinde-Konflikte des 18. Jahrhunderts verbunden war. In diesen Konflikten war es einer popularen Opposition immer wieder gelungen, die oligarchischen Herrschaftseliten herauszufordern.40 Die popularen Bewegungen und ihre charismatischen Anführer richteten sich gegen die Geschlechterherrschaft und zielten auf eine Revitalisierung der Landsgemeinde-Demokratie.41 Durch das Konfliktmuster »Volk« gegen »Herren« ergaben sich Parallelen zu den Vetobewegungen im 19. Jahrhundert, weshalb diese Erinnerung sogar in den Verfassungsdebatten um 1830 noch präsent war.42 Die als »Volksmänner« bezeichneten Anführer der Bewegung rekurrierten auf das Landsgemeinde-Modell, weil dieser Begriff für die politische Beteiligung aller stand, zumal im Rheintal keine institutionalisierten Volksversammlungen existierten.43 Durch die Forderung nach vermehrter Mitbestimmung breiter Bevölkerungsschichten wurden die politischen Unruhen in den Übergangsphasen zugleich zu Experimentierfeldern direktdemokratischer Partizipationsformen. Die Unterdrückung der Unruhen gestaltete sich als schwierig, weil in der Eidgenossenschaft schon im Ancien Régime das Repressionspotential eines stehenden Heeres fehlte und die Obrigkeiten auf Milizheere angewiesen waren.44 Dies ermutigte die Bevölkerung zum Widerstand und beförderte die Hoffnung auf Erfolg. Obwohl die Unruhen mit Hilfe der Truppen der jeweiligen Besatzungsmacht militärisch unterdrückt wurden, führten sie schließlich langfristig doch noch zum Erfolg, nämlich zur Einführung direktdemokratischer Instrumente, der sogenannten Volksrechte. Diese waren deshalb nicht einfach das Produkt einer liberalen Verfassungsentwicklung und eines Ideentransfers, sondern das Resultat vielfältiger politischer und sozialer Kämpfe. Volksrechte, wie das Vetorecht gegen Gesetze, mussten den politischen Eliten gleichsam abgetrotzt werden. Träger der Bewegungen waren die ländlichen Mittel- und Unterschichten. Indem diese Kreise politische Partizipationsforderungen mit der Erwartung auf materielle Verbesserun-

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Brändle, Fabian: Demokratie und Charisma. Fünf Landsgemeindekonflikte im 18. Jahrhundert. Zürich 2005; zusammenfassend auch Ders.: Für mehr Demokratie und wider die Herren. Die Landsgemeindekonflikte des 18. Jahrhunderts. In: Politische Freiheit und republikanische Kultur im alten Europa. Historische Essays zum Gedenkjahr »Gersau 2014«. Hg. v. Beat Kümin. Vitznau 2015, 24–30. Brändle, Fabian: Nicht »Degeneration«, sondern Revitalisierung. Die Landsgemeindekonflikte des 18. Jahrhunderts und das Werden der modernen Schweiz. In: Zeitschrift für historische Forschung 40, 4 (2013), 593–621. Zur Debatte im Verfassungsrat siehe Graber, Wege zur direkten Demokratie, 317–343, bes. 318. Schaffner, Martin: Direkte Demokratie. »Alles für das Volk – alles durch das Volk. In: Eine kleine Geschichte der Schweiz. Der Bundesstaat und seine Traditionen. Hg. v. Manfred Hettling u. a. Frankfurt am Main, 189–226, bes. 201. Zur schon in der Frühneuzeit vorhandenen machtpolitischen Schwäche des Regiments vgl. Suter, Andreas: Die Genese der direkten Demokratie: Aktuelle Debatten und wissenschaftliche Ergebnisse (Teil 2). In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 63, 1 (2013), 104–116, bes. 106 f.

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gen verbanden, gewannen die Protestaktionen eine besondere Dynamik.45 Eine Analyse der Protestbewegungen macht deutlich, dass hinsichtlich der politisch-sozialen Zielvorstellungen und der Manifestationsformen eine Kontinuität besteht. Es kann deshalb von einer ländlichen Widerstandskultur46 gesprochen werden, die in Übergangs- und Krisenphasen immer wieder manifest geworden ist.47 Eine Anknüpfung an frühere Traditionen zeigt sich auch in den spezifischen Protestformen wie den Landstürmen und Prügelmännerzügen.48 Die mitgeführten hölzernen Prügel und Morgensterne, aber auch ländliche Arbeitswerkzeuge wie Mistgabeln, Sensen und Dreschflegel dienten mehr der Einschüchterung des Gegners als dem Kampfeinsatz; meist blieb es bei der Drohgebärde als spezifisches Protestritual (Trotz der martialischen Bewaffnung kam es nur zum dosierten Gewalteinsatz). Selbst nach der Realisierung des ersten Volksvetos im Kanton St. Gallen waren bei den ersten Vetoabstimmungen immer noch Prügel bereitgestellt und die traditionellen Protestrituale reaktiviert.49 Deshalb ist in der zeitgenössischen Literatur von »Vetostürmen« die Rede. Erst mit der Zeit wurde die archaische Bewaffnung als überflüssig empfunden, und die Protestaktionen der Demokratiebewegungen verliefen völlig gewaltfrei. Das zeigt, dass mit der schrittweise erfolgenden Einführung von Gesetzesveto und -referendum auf Kantons- und später auf Bundesebene diese Widerstandskultur langsam obsolet wurde, weil die Realisierung der Volksrechte als »funktionales Äquivalent« zu diesen gewaltsamen volkskulturellen Protestformen angesehen werden kann.50 45

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Zum Zusammentreffen politischer und materieller Erwartungen Graber, Rolf: »Der verruchte, alles ekelhaftmachende Sansculottismus«. Plebejische Protestbewegungen als Wegbereiter einer Fundamentaldemokratisierung. In: Wege zur direkten Demokratie in den schweizerischen Kantonen. Hg. v. René Roca und Andreas Auer. Zürich-Bern-Genf 2011, 247–263, bes. 249–254; Graber, Rolf: »Kämpfe um Anerkennung«. Bemerkungen zur neueren Demokratieforschung in der Schweiz. In: Demokratisierungsprozesse in der Schweiz im 18. und 19. Jahrhundert. Hg. v. Dems. Frankfurt am Main 2008, 9–20, bes. 17–20. Zu den Wurzeln dieser »Kultur des offenen Protests und Widerstandes der ländlichen Untertanen« siehe Suter, Andreas: Regionale politische Kulturen von Protest und Widerstand im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Die schweizerische Eidgenossenschaft als Beispiel. In: Geschichte und Gesellschaft 21, 2 (1995), 161–194. Für einen Überblick vgl. Graber, Demokratie und Revolten, 21–90. Ferner Ders.: Die Bedeutung der Revolutionen von 1798 (Helvetische Revolution) und 1847/48 (Bundesstaatsgründung) für die Ausgestaltung des politischen Systems der modernen Schweiz. In: 1848 – Revolution in Europa. Verlauf, politische Programme und Wirkungen. Hg. v. Heinrich Timmermann. Berlin 1999, 391–414. Zusammenfassend zu den spezifischen Protestformen und Ritualen Eibach, Joachim, Cottier, Maurice: Popular protest in Switzerland during the 1830s. Opposing models of political participation and citation of traditional ritual. In: European Review of History – Revue européenne d’histoire 20 (2013), 1011–1030; Graber, Zeit des Teilens, 423–423; Wickli, Politische Kultur, 180–187. Ebenda, 443. Suter, Andreas: Die Genese der direkten Demokratie: aktuelle Debatten und wissenschaftliche Erkenntnisse (Teil 1). In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 62, 3 (2012), 456–473, bes. 467, 469.

Herrschaftswechsel in Kriegszeiten Über den Versuch, Tirol ins Königreich Bayern zu integrieren Margret Friedrich Für dieses Fallbeispiel ist Herrschaftswechsel im Plural zu denken, denn im Zeitraum 1806–1814 waren die Gebiete Bayerns und Tirols gekennzeichnet durch die Revolutionskriege, die Napoleonischen Kriege und die sog. Befreiungskriege, durch Besatzung, Widerstand und Friedensverträge mit darin verordneten territorialen Veränderungen. Daher fehlte es der bayerischen Herrschaft in Tirol an der Möglichkeit sich zu etablieren, getätigte Maßnahmen nachzubessern und zu erwirken, damit die Bevölkerung das neue Regime akzeptieren und eventuelle Vorteile erkennen bzw. erleben konnte. Da die tirolische Historiographie über diesen Herrschaftswechsel die Situation Bayerns in dieser »vergangenen Gegenwart« und deren »vergangener Vergangenheit« (Reinhart Koselleck) kaum berücksichtigt1 und in den Geschichtserzählungen meist nur auf den bayerischen Einfall in Tirol von 17032 hingewiesen wird, soll das österreichisch-bayerische Verhältnis in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts knapp skizziert werden. Als der bayerische Traum von Großmacht und Kaiserwürde um die Mitte des 18. Jahrhunderts ziemlich rasch ausgeträumt war, sah sich das Kurfürstentum in den folgenden Jahrzehnten ständig davon bedroht, entweder von Österreich oder von Frankreich vereinnahmt oder dazwischen aufgerieben zu werden. Eine neutrale Position, wie man sie sich nach 1800 wünschte, wäre aus eigener Stärke nicht zu halten gewesen, eine Garantiemacht fehlte. Man verlegte sich also auf eine Schaukelpolitik und festigte die Herrschaft des Hauses Wittelsbach mittels eines dichten und stabilen 1

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Egger, Josef: Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit, III. Band. Innsbruck 1880. Geschichte des Landes Tirol, Band 2. Hg. v. Josef Fontana, Peter W. Haider, Walter Leitner, Georg Mühlberger, Rudolf Palme, Othmar Parteli und Josef Riedmann. Bozen-Innsbruck 1986. Dieser erfolgte im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges. Die »Vertreibung« der Bayern war wichtiger Bestandteil der Geschichtserzählung, außerdem blieb dieser Erfolg mit der Annasäule im Zentrum Innsbrucks materialiter präsent.

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Geflechts von Hausverträgen. Dies hatte zur Folge, dass nach dem Tod des Kurfürsten Max III. Joseph (1727–1777) nach einem kurzen, von Joseph II. begonnenen und Maria Theresia rasch beendeten Erbfolgekrieg die pfälzische Linie die Herrschaft in München antrat, die aber eine ganz andere Perspektive mitbrachte. Der neue Kurfürst Karl Theodor (1724–1799) träumte von einer Vereinigung seiner pfälzischen Territorien mit den österreichischen Niederlanden zu einem Königreich Burgund und hätte dafür die altbayerischen Gebiete, die noch kein zusammenhängendes Territorium bildeten, an Joseph II. abgegeben. Der Tausch schlug allerdings fehl, da dieser nicht alle niederländischen Besitzungen eintauschen wollte. Karl Theodors Nachfolger, Max IV. Joseph (1756–1825), der nachgeborene Sohn der Linie Pfalz-Zweibrücken, war zunächst überhaupt in Diensten des französischen Königs gestanden, der auch Taufpate seines erstgeborenen Sohnes Ludwig (1786–1868) war. Max Joseph war schon zu Lebzeiten Karl Theodors, der im Alter die Regierungsgeschäfte vernachlässigte und dem steigenden Schuldenberg nicht entgegenarbeitete, beim Volk sehr beliebt.3 Außerdem waren in breiten Kreisen Bayerns Sympathien für Frankreich festzustellen; es wurde sogar die Republikanisierung thematisiert.4 Als Karl Theodor 1799 im Sterben lag, versuchte die österreichfreundliche Partei in München, ihn zur Gebietsabtretung zu bewegen, was durch die Vertreter der Wittelsbacher Ansprüche und nicht zuletzt von Karl Theodors junger Ehefrau Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776–1848) verhindert wurde.5 Max Joseph wurde Kurfürst. Das Versprechen Napoleons, Bayern für den im Frieden von Lunéville festgeschriebenen Verlust der linksrheinischen Gebiete zu entschädigen, der Erlass von sechs Millionen Gulden Schulden, die Nachricht, dass Kaiser Franz II./I. bei den Friedensverhandlungen von Lunéville die bayerischen Gebiete erneut begehrt habe, und schließlich die Umzingelung des Schlosses Nymphenburg durch österreichische Truppen im Herbst 1805 taten das ihre, dass sich der lange zögernde Kurfürst Max Joseph für ein Bündnis mit Napoleon entschied und Ende September 1805 den Vertrag von Bogenhausen ratifizierte.6

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Weis, Eberhard: Die Begründung des modernen bayerischen Staates unter König Max I. (1799– 1825). In: Handbuch der Bayerischen Geschichte, Bd. IV,1. Neu hg. v. Alois Schmid. München 2003, 4–129, hier 5, 7. Krone und Verfassung. König Max I. Joseph und der neue Staat. Hg. v. Hubert Glaser. München 1980. Weis, Die Begründung, 12 f. Ebenda, 9. Ebenda, 16 f., 22. Sehr ausführlich sind diese Vorgänge dargestellt in Weis, Eberhard: Montgelas. Zweiter Band: Der Architekt des modernen bayerischen Staates 1799–1838. München 2005. Die von Napoleon in Aussicht gestellte Königswürde dürfte kaum eine Rolle gespielt haben, da Franz II./I. dies auch thematisiert hatte.

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1 Tirol wird Bayern zugesprochen Nach der österreichisch-russischen Niederlage von Austerlitz (tschech. Slavkov) am 2. Dezember 1805 brodelte auch in Tirol die Gerüchteküche. Gewissermaßen prophylaktisch artikulierte die ständische Aktivität am 14. Dezember ihre Interessen in einem Schreiben an Kaiser Franz II./I.: Tirol solle unter Verbürgung seiner ständischen Verfassung und des Erhalts der Stifte und Klöster beim Erzhaus verbleiben bzw. unter einer anderen Herrschaft ebenso unverändert fortbestehen.7 Als bekannt wurde, dass Napoleon in München weilte – u. a. wurde hier die Verheiratung seines Stiefsohnes und Vizekönigs des Regno d’Italia, Eugène de Beauharnais, mit der ältesten Tochter Max Josephs, Auguste Amalia, vorbereitet8  – wurden der Polizeidirektor Franz von Carneri und der ständische Buchhalter Josef von Tschiderer zur Vertretung der Tiroler Interessen nach München entsandt, wo ihnen lediglich mitgeteilt wurde, dass Tirol zu Bayern gehören werde.9 Im Frieden von Preßburg vom 26. Dezember 1805 war dies dann auch vertraglich festgeschrieben und damit die Herrschaft des künftigen bayerischen Königs über Tirol legitimiert. Alarmiert von den sich für sie überstürzenden Ereignissen schickten die Vertreter der Tiroler Stände am 2. Januar 1806 ihre Punktation nach München des Inhalts, dass Tirol als Ganzes mit seiner ständischen Verfassung, seiner Religion und seiner Universität zu erhalten sei; Gebietsabtrennungen in grenznahen Bereichen müssten entsprechend entschädigt werden und alle Beamten und alle Fonds müssten bleiben.10 Angesichts dieser Forderungen und der Differenzen am Rand des Übergabezeremoniells stellt sich die Frage, ob in Tirol klar war, dass Kaiser Franz II./I. eine wichtige Schlacht verloren hatte, und sich die Machtverhältnisse in Europa weiterhin gravierend änderten. Offensichtlich war zumindest in breiten Kreisen nicht bekannt, dass Tirol von seinem »Landesvater« in einem Dreiecks-Tauschhandel eingesetzt worden war, denn er wollte das säkularisierte Fürstbistum Salzburg in sein Kaisertum einfügen. Daher war ein anderes Herrschaftsgebiet für seinen Bruder Ferdinand zu finden, der Salzburg als Ersatz für das Großherzogtum Toskana erhalten hatte. Bayern musste ihm das säkularisierte Hochstift Würzburg abtreten und erhielt dafür Tirol, wobei Franz II./I. Tirol zunächst als Sekundogenitur für seinen Bruder gewünscht

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Hamm, Margot: Die bayerische Integrationspolitik in Tirol 1806–1814. München 1996, 88 f. Die Eheschließung folgte am 13.1.1806. Egger, Geschichte Tirols, 371. Ebenda, 371 f.; Hamm, Die bayerische Integrationspolitik, 91. Tirol hatte seit der Übergabe an die Habsburger 1363 keinen Herrschaftswechsel weg vom Haus Habsburg mehr erlebt, wohl aber seit der Zeit Maria Theresias einen tiefgreifenden Wechsel im Herrschaftsstil durch den Aufbau eines neuen, auf Vereinheitlichung, Zentralisierung und Herrschaftsverdichtung ausgerichteten politisch-administrativen Systems. Auch sein Kerngebiet blieb unverändert. An den Rändern wurde es erweitert um die im Jahr 1500 ererbten Gebiete der Grafschaft Görz und durch die weltlichen Herrschaften der Bischöfe von Brixen und Trient im Rahmen der Säkularisation.

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hatte, wogegen die bayerischen Präferenzen beim wohlhabenden Würzburg gelegen waren. Der künftige König hielt den Besitz von Tirol für stärker gefährdet als den von Würzburg: »Was nützt mir mein Königstitel, wenn ich meiner Grenzen nicht sicher bin?«.11 Das Besitzergreifungspatent publizierte der bayerische König am 22. Januar 1806,12 worin von einer speziellen Tiroler Verfassung keine Rede war.13 Bei den Vorbereitungen zum bayerischen Herrschaftsantritt trafen kurz nach dem bayerischen Hofkommissär Carl Graf Arco,14 der vormalige Gouverneur Johann Baptist Graf Brandis und Hofrat Karl v. Eiberg ein, um das Land zu übergeben und alle Ärarialvorräte für Österreich zu beschlagnahmen. Der bereits anwesende französische General Jacques-Pierre Orillard de Villemanzy stellte umgehend klar, dass er für die Übergabe zuständig sei,15 lud am 11. Februar 1806, dem Tag der Zeremonie, noch zu einer festlichen Mittagstafel und reiste dann ab.16 Gubernialsekretär Johann v. Strobl verlas das Besitzergreifungspatent zunächst vom Balkon der Hofburg aus, anschließend, von Dragonern begleitet und unter Trompetenschall, auf den Hauptplätzen der Stadt. Die österreichischen Herrschaftszeichen mussten überall, wo es ohne größere Beschädigungen des Objekts möglich war, durch die bayerischen ersetzt werden.17 Kaiser Franz II./I. hatte den Beamten, die weiterhin in seinen Diensten bleiben wollten, Aufnahme und »thunlichste Anstellung« zugesagt.18 Die gerade für den Beginn einer neuen Herrschaft wichtige charismatische Komponente schöpfte der neue König Max I. Joseph allerdings nicht aus, obwohl er als leutselig galt und gerne mit seinen Untertanen in Kontakt trat: Er nahm das Land Tirol nicht

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Zit. nach von Oer, Rudolfine Freiin: Der Friede von Preßburg. Ein Beitrag zur Diplomatiegeschichte des Napoleonischen Zeitalters. Münster 1965, 176–178, hier 192. Zum »Dreiecksgeschäft« auch Hamm, Die bayerische Integrationspolitik, 67. Hamm, Die bayerische Integrationspolitik, 91. Egger, Geschichte Tirols, 386. Carl Maria Rupert Reichsgraf v. Arco (1769–1856) gehörte einer der wichtigsten, wenn auch nicht wohlhabendsten bayerischen Familien an. Er war Generallandeskommissär in Tirol bis 15.9.1808. Maximilian Graf Montgelas war seit 1803 mit Arcos Schwester Ernestine verheiratet. Egger, Geschichte Tirols, 378. Ebenda, 381. Forster, Ellinor: Im Spannungsfeld zwischen Herrschaftswechseln, Legitimationen und der »Identität« der Bevölkerung: Politische Kommunikation in Tirol 1805–1814. In: Kommunikation und Konfliktaustragung. Verfassungskultur als Faktor politischer und gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Hg. v. Werner Daum, Kathrin S. HArtmann, Simon Palaoro und Bärbel Sunderbrink. Berlin 2010, 137–158, hier 142 f. Die 1799 in Bayern eingeführten Beamtenuniformen sollten auch in Tirol verpflichtend werden, beginnend mit den Mitgliedern des Guberniums und dem Tiroler Adel. Da es in Tirol (und dies auch erst seit 1805) nur eine Uniform für den immatrikulierten Adel als Distinktionsmerkmal gab, kam es zu Protesten mit dem Effekt, dass Bayern diese Unterscheidung akzeptierte und nun der immatrikulierte Adel bayerische Uniformen trug. Ebenda 147–149. Egger, Geschichte Tirols, 375. Die beiden österreichischen Kommissäre wollten den Tiroler Beamten noch Aufträge erteilen, doch wurde ihnen bedeutet, dass sie unverzüglich abzureisen hätten. Egger, Geschichte Tirols, 382.

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sofort im Zuge einer Landesbereisung symbolisch in Besitz,19 verwendete jedoch in seiner Antwort an die Stände und im Besitzergreifungspatent die Metapher des Landesvaters20 als Bild der traditionalen Herrschaft. Die Verstetigung der Herrschaft sollte nach bayerischen Vorstellungen aber durch rationale Herrschaft, durch die Verfassung von 1808 und die daran unmittelbar anschließenden »Organischen Edikte« und weiteren Vollzugsvorschriften21 vonstatten gehen. Franz II./I. hingegen verabschiedete sich ebenso wie seine bei den Tirolern sehr beliebte Tante Erzherzogin Elisabeth (1743–1808) hoch emotional: Der »so schmerzliche Zeitpunct« sei gekommen, wo »gebietherische Umstände« es notwendig machten, der Beherrschung des Landes Tirol zu »entsagen«. In der medialen Verbreitung wurde dies sogar noch verstärkt.22 Da Bayern beim Herrschaftswechsel jeglichen gesetzlosen Zustand vermeiden wollte, blieben die österreichischen Gesetze zunächst in Kraft. Auch alle aktuell im Dienst befindlichen Beamten und Bedienten sollten auf Wunsch des bayerischen Königs auf ihren Stellen bleiben und ihre Arbeit wie bisher erledigen. Einstweilige Versetzungen in den Ruhestand (Quieszierungen) und Pensionierungen erfolgten nach österreichischem Recht. Noch am Tag des Übergabeaktes nahm Graf Arco den Beamten der höchsten Tiroler Stellen, des Guberniums, des Appellationsgerichts und des Landrechts, in seiner Wohnung in der Hofburg den Treueid ab.23 Bei der Besetzung der neu institutionalisierten Landgerichte achtete man ebenso auf Tiroler Personal wie bei den Rentbeamten und den nunmehr in Zuständigkeit und Personal reduzierten Kreisämtern.24 Die Gehälter wurden nach Einzug der immer zahlreicher gewordenen und immer stärker an Wert verlierenden Bancozettel wieder in barer Münze ausgezahlt.25 Dieser Herrschaftswechsel vollzog sich in der Praxis also fließend; In- und Exklusionen bzw. Erfahrungen mit Fremdheit spielten kaum eine Rolle.26 Die neuen Machtha-

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Vgl. dazu Schnabel-Schüle, Helga: Herrschaftswechsel – zum Potential einer Forschungskategorie. In: Fremde Herrscher – fremdes Volk. Inklusions- und Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa. Hg. v. Helga Schnabel-Schüle und Andreas Gestrich. Frankfurt/M. 2006, 5–20, hier 7. Schnabel-Schüle bezieht sich hier auf die drei Typen von Herrschaft, die Max Weber entwickelt hatte: charismatische, traditionale und rationale Herrschaft. Forster, Im Spannungsfeld, 137–158, hier 155. Aufgelistet bei Rumschöttel, Hermann: Die Entstehung der bayerischen Konstitution. In: Die bayerische Konstitution von 1808. Entstehung – Zielsetzung – Europäisches Umfeld. Hg. v. Alois Schmid. München 2008, 211–227, hier 224 f. Egger, Geschichte Tirols, 374 f.; Forster, Im Spannungsfeld, 155. Der Wortlaut dieses Eides war sehr allgemein gehalten. Wiedergegeben bei Forster, Im Spannungsfeld, 141, Fußnote 14. Von 23 Richtern, 23 Actuaren und 6 »exponirten« Actuaren kamen nur 5 aus Bayern, die 22 Rentbeamten waren durchwegs Tiroler, von den Kreisämtern, deren Agenden sich durch die Umorganisation allerdings verändert hatten, wurde nur eines mit einem österreichischen Gubernialrat neu besetzt. Hamm, Die bayerische Integrationspolitik in Tirol, 107–114; Egger, Geschichte Tirols, 418 f. Egger, Geschichte Tirols, 408. Schnabel-Schüle/Gestrich, Fremde Herrscher – fremdes Volk, 1.

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ber waren Nachbarn, sprachen die gleiche Sprache, gehörten der gleichen Konfession an und waren in den vorangegangenen Jahrzehnten die wichtigsten Getreidelieferanten gewesen.27 Allerdings war der räumliche Bezug für Tirol künftig ein völlig anderer: Der Monarch residierte in München, und die obersten zuständigen Stellen waren nicht mehr die Hofkommissionen in Wien, sondern die Ministerien in München. Die neu eingeführten Landgerichte, deren Personal anstatt der unterschiedlichen vorherigen Einrichtungen der untersten Ebene Rechts- und Verwaltungstätigkeiten erbringen mussten und in unmittelbarem Austausch mit der Bevölkerung stand, waren zunächst meist zu groß dimensioniert; an einer besseren Anpassung an die Tiroler naturräumlichen Gegebenheiten wurde aber gearbeitet.28 In den ersten Monaten seiner Tätigkeit war Hofkommissär Graf Arco immer wieder mit nach München gemeldeten Gerüchten und Denunziationen konfrontiert, die auf »Gährungen« im Volk oder eine »Zusammenrottung Mißvergnügter« hinwiesen. Er mahnte zur Mäßigung, denn es gebe an das Haus Österreich noch eine große Anhänglichkeit, was sich »besonders am Zechtische in Gesprächen zwischen den Bauern und den bairischen Soldaten in etwas rohen Ausdrücken äussert«. Der bayerische General Justus v. Siebein habe daher an seine Soldaten die scharfe Anordnung ausgegeben, sie sollten sich »aller unbescheidenen Reden« enthalten. Er selbst habe den Provinzialen der Franziskaner und Kapuziner (der Orden, die mit ihren Predigten dem »Volk« am nächsten waren und die sich von möglicher Auflösung bedroht sahen) aufgetragen, dafür zu sorgen, dass von den Kanzeln »keine unbescheidnen und anzüglichen Reden« gehalten werden, und den Dechanten, damit für den König und seine Familie gebetet und im Volk die Liebe zu ihm geweckt werde.29 Arco sah die immer noch geltenden, ziemlich strengen österreichischen Polizeigesetze, nach denen er vorging, als ausreichend an;30 das Öffnen von Briefen habe allerdings keinen positiven Effekt.31 Auch wenn – was nicht gesichert war – bayerische Wappen beschmiert worden waren, so sei er doch der Auffassung, »daß die Meinung des hiesigen Volkes nicht so ungünstig ist, als man sie bisher geschildert hat«.32 Die Leistungsfähigkeit mancher österreichischer Beamter lasse allerdings zu wünschen übrig.33 Generell ließen sich, so der Hofkommissär, Meinungen und Gefühle »nur allmählich ändern« und Zuneigung werde »für-

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Dass die beiden Häuser immer wieder durch Hochzeiten Verbindungen geknüpft hatten, wurde in diesem Zeitraum überhaupt nicht thematisiert. Hamm, Die bayerische Integrationspolitik, 107–114; Dörrer, Fridolin: Die Bayerischen Verwaltungssprengel in Tirol 1806–1814. In: Tiroler Heimat XXII (1958), 83–132, zu den »exponierten Aktuaren« 103. Bericht kgl. Hofkommissariat an bayer. König v. 27.4.1806. BayHStA, MInn 15215. Hier konnten feindselige Predigten einsetzen: Man sollte für die protestantisch gebliebene Königin beten? Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 11.6.1806. BayHStA, MInn 15215. Bericht kgl. Hofkommissariat an bayer. König v. 27.4.1806. BayHStA, MInn 15215. Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 5.5.1806. BayHStA, MInn 15215. Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 7.2.1807. BayHStA, MInn 15215.

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wahr durch Furcht allein nicht erworben«. Die Stimmung bessere sich täglich, und die Tiroler fingen an, mit den Bayern »auf einem sehr freundschaftlichen Fuß zu leben«.34 Außerdem erlaubten die Siege Frankreichs Österreich gar keine Feindseligkeit gegen dessen Verbündete. Die Sicherheit der Grenzen der Provinz sei gegeben, die Grenzen zu Salzburg und Kärnten seien großteils mit bayerischen Beamten besetzt. Einige Verbesserungen seien noch zu bewerkstelligen, wenn Ruhe in der europäischen Politik eingekehrt sei. Die gebildeten Männer in Tirol seien froh um den Wegfall der österreichischen Intoleranz. Durch vermehrte gesellschaftliche Kontakte sei das »schöne Geschlecht« ganz auf die Seite der Bayern gebracht, «was mir allerdings ein wichtiger Punkt zu seyn scheint«.35 Noch Mitte 1807, als der italienische Vizekönig nach München schrieb, dass in Tirol eine ungünstige Stimmung herrsche,36 beruhigte Graf Arco: Das Volk beginne die Vorteile der Verordnungen immer mehr einzusehen, schätze die Korrektheit der bayerischen Beamten und die rasche Erledigung seiner Belange.37 2 Prinzipien, Widerständigkeiten und ihre Konsequenzen Erst ab Mitte November 1807 meldete er »bedenkliche Gährungen« im Vinschgau und forderte Ende Dezember Militär an.38 So realpolitisch orientiert sich Arco im weltlichen Bereich zeigte, so unerschütterlich stand er im Machtkampf Staat – katholische Kirche auf der Seite staatlicher Ansprüche. Für Tirol hatte es, wie für die anderen Erbländer auch, seit Maria Theresianischer Zeit Maßnahmen verschiedenster Art zur Etablierung eines Staatskirchentums gegeben, wie die Regulierung des Theologiestudiums, Klosteraufhebungen, Beschränkung der hohen Zahl regional unterschiedlicher Feiertage zugunsten von »Fleiß und Industrie« und das Verbot barocken Überschwangs, von Aberglauben und »Andächteley« in der religiösen Praxis. Eine gegen auswärtige Bistümer gerichtete Neuregelung der Diözesangrenzen schien nach der Säkularisation auch für Tirol möglich (Franz II./I. hatte dies noch geplant, aber nicht mehr durchführen können). Die bayerische Regierung verfolgte die gleichen Ziele, während die Bischöfe und der Papst alte Zustände wiederherstellen und ihre Macht festigen wollten, an der Basis unterstützt v. a. von Franziskanern und Kapuzinern. Eine besondere Rolle in diesem Konflikt spielte Karl Rudolf v. Buol-Schauenstein, Bischof von Chur,39 der seit 1801, abgesehen von einem kurzen Intermezzo, seinen Wohnsitz im 34 35 36 37 38 39

Ebenda. Ebenda. Dies geht aus einem Schreiben an das k. Generalkommissariat in Tirol, München 2.6.1807 (Konzept) hervor. BayHStA, MInn 15215. Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 31.7.1807. BayHStA, MInn 15215. Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 19.11.1807 und 26.11.1807. BayHStA, MInn 15215. Zum Folgenden sehr ausführlich Blaas, Mercedes: Der letzte Fürstbischof von Chur und sein Klerus in Tirol. Der Tiroler Anteil der Diözese Chur unter Bischof Karl Rudolf von Buol-Schauen-

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Tiroler Teil seiner Diözese in Meran (ital. Merano) genommen hatte. Er und Bischof Emmanuel Maria v. Thun-Hohenstein von Trient (ital. Trento)40 blieben unerbittlich, während sich der Bischof von Brixen, Karl Franz v. Lodron,41 zurückhielt. Zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung wurde der bayerische Kreishauptmann des Pustertales, Johann v. Hofstetten, in den Vinschgau entsandt, der völlig undiplomatisch agierte, indem er die Ängste und Bedürfnisse der Bevölkerung missachtete und nichts zur Beruhigung der aufgeheizten Stimmung beitrug. Auch die Versetzung des Universitätsprofessors Ingenuin Koch42 nach Meran führte nicht zum Ziel. Jener wollte als versöhnlicher Vermittler agieren, was ihm aber die päpstliche Androhung der Suspension einbrachte. Schließlich besetzten bayerische Truppen den Vinschgau, der Bischof von Trient wurde auf sein Kanonikat nach Salzburg geschickt und der Bischof von Chur zurück auf seinen Bischofssitz in Chur, einige Priester wurden deportiert bzw. der Region verwiesen, das Kloster Marienberg traf die Auflösung und die Kapuziner die Verbannung. Inzwischen war Napoleon noch mächtiger geworden,43 und der Papst arrangierte sich mit ihm bzw. mit dem bayerischen König. Führten staatskirchliche Maßnahmen zu einer regionalen Empörung, so entzündete sich der Aufstand von 1809 weniger am Herrschaftswechsel an sich, sondern am Verfassungswechsel:44 Während die Tiroler auf ihrer Verfassung im Sinne einer Sammlung verschiedener Traditionen ihrer ständischen Gesellschaft bestanden,45 legte Bayern nun eine geschriebene Konstitution vor, um das altbayerische Territorium mit den dazu gewonnenen Gebieten der freien Reichsstädte, geistlichen Herrschaften, Tirol und dem preußischen Ansbach, und 1810 auch noch Bayreuth, zu einem zentralistisch ausgerichteten Staatsgebiet zusammenzufügen. Der vorrangige Beweggrund für die Organisation dieses neuen, erstmals zusammenhängenden und gemischtkon-

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stein (1794–1808 und 1815–1816). Ein Beitrag zur Geschichte des Jahres 1809. Phil.Diss. Innsbruck 1983. Auch er war aus seinem Bistum vor den Franzosen geflohen. Im Frieden von Preßburg wurde von der Abtretung des gesamten Gebietes des ehemaligen Fürstbistums Trient an das Königreich Italien, die in Brünn noch geplant war, abgesehen. Oer, Der Friede von Preßburg, 195. Rigo, Bernadette: Die Regierungszeit des Brixner Fürstbischofs Karl Franz Graf Lodron nach der Säkularisation des Hochstifts (1803–1828). Phil.Diss. Innsbruck 1981. Koch war Professor für biblische Exegese und wurde zum Priester von Meran und Tyrol bestellt. Schreiben Gubernium an Rektorat v. 23.5.1808. UAI, Rektorat 1801–1808. Demonstriert auch im Frieden von Tilsit vom Juli 1807, dem Abkommen mit Russland und der Reduzierung Preußens um mehr als die Hälfte seines Gebietes und seiner Bevölkerung. Weis, Die Begründung, 64–67; Weis, Montgelas, 2. Bd., 374–387; Schmid, Alois: Die bayerische Konstitution von 1808. Entstehung – Zielsetzung – Europäisches Umfeld. München 2008. Schlachta, Astrid von: Die »Verfassung« des Landes – ein Erinnerungsort in der politischen Kommunikation in Tirol. In: Tirol und »1809« zwischen politischer Realität und Verklärung. Hg. v. Brigitte Mazohl und Bernhard Mertelseder. Innsbruck 2009, 139–151. Schennach, Martin P.: Das Tiroler Landlibell von 1511. Zur Geschichte einer Urkunde. Innsbruck 2011.

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fessionellen Territoriums war die Befürchtung, dass Napoleon dem Rheinbund46 eine gemeinsame Verfassung mit ihm selbst an der Spitze geben wolle, und man diesem Unterfangen zuvorkommen müsse. Der Text von Maximilian Joseph Graf v. Montgelas, bereits 1796 konzipiert, hätte von Joseph II. stammen können – am Reißbrett rational durchkonstruiert und ohne Rücksicht auf die Betroffenen. Tirol hatte sich jedoch massiv gegen die maria-theresianischen und josephinischen Vereinheitlichungs- und Zentralisierungstendenzen gewehrt. Schon die seit 1755 amtierenden Kreishauptleute (durchwegs Einheimische) hatten sich bei ihrer Hauptaufgabe, für die flächendekkende Bekanntgabe zentralstaatlicher Anordnungen zu sorgen und die Umsetzung zu überwachen, auf dünnem Eis bewegt.47 Beim Offenen Landtag von 1790 war fast unisono die Abschaffung der Kreisämter gefordert worden. Der amtierende Gouverneur, Wenzel Graf Sauer, der die Verhältnisse in Tirol sehr gut kannte, aber in strikt josefinischem Sinne agierte, fühlte sich so bedroht, dass er fluchtartig abreiste.48 Dass Leopold II. und Franz II. zwar in manchen Bereichen kompromissbereiter, aber vom Vorrang des Staates nicht prinzipiell abgegangen waren, wurde nun nicht diskutiert. Die Abschaffung der Stände in der bayerischen Verfassung wurde wohl nicht generell als Affront empfunden,49 doch das gesamte Land nach französischem Vorbild in mit Flussnamen benannte, den Behörden in München unmittelbar unterstehende Kreise (Inn-, Eisack- und Etschkreis) einzuteilen und damit die Landeseinheit und selbst den Namen Tirol abzuschaffen, war ein strategischer Fehler. Eine bessere Grundlage für ihre Hetzreden gegen Bayern hätten sich von Österreich gestützte Propagandisten, wie Joseph von Hormayr, gar nicht wünschen können. Sein Argument, mit dieser Verfassung habe Bayern den Paragrafen 8 des Pressburger Friedens gebrochen, traf jedoch nicht zu: Der Rechtshistoriker Hans v. Voltelini wies diese Fehlinterpretation (oder bewusste Irreführung) durch Hormayr bereits 1911 in einer akribischen Untersuchung nach.50 Außerdem wurde in der Tiroler bzw. österreichischen Argumentation »vergessen«, dass Paragraf 14 dieses Friedensvertrages dem bayerischen König für

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Großherzog Ferdinand (nunmehr von Würzburg), der Bruder Kaiser Franz’ I., war im September 1806 dem Rheinbund beigetreten. Zu Fragen der Vermittlung von Herrschaft u. a.: Herrschaft und Verwaltung in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Stefan Brakensiek, Corinna Bredow und Birgit Näther. Berlin 2014. Friedrich, Margret: Zwischen Länder-Eigen-Sinn und Gesamtstaatsidee. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zum Tiroler Offenen Landtag von 1790. In: Geschichte und Region / storia e regione 13/1 (2005), 171–196. Hier hatte es in den vorangegangenen Jahren auch in Tirol Differenzen gegeben: Im Landtag waren nicht alle Städte vertreten. Der Wunsch der wieder eröffneten Universität, die Landstandschaft zu erhalten, wurde abgelehnt, der vierte Stand übte heftige Kritik. Friedrich, Margret: Die Verfassung des Landes Tirol – »bald ein vollkommen gleichseitiges, bald ein längliches Viereck, bald ein Fünfeck?« In: Tirol – Österreich – Italien. Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag. Hg. v. Klaus Brandstätter und Julia Hörmann. Innsbruck 2005, 231–247. Voltelini, Hans von: Die Klausel »non autrement« des Pressburger Friedens. In: MIÖG XXXII, 1 (1911). Sonderabdruck.

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sein nunmehriges Herrschaftsgebiet die volle Souveränität zugestand51, ebenso wie im Paragraf 15 Österreich auf alle Rechte und Ansprüche in Bayern, Baden und Württemberg verzichtete.52 Selbst wenn für Paragraf 8 unterschiedliche Lesarten möglich gewesen wären, war doch nicht anzunehmen, dass in einem nach Napoleons Vorgaben abgefassten Vertrag der Fortbestand einer ständischen Gesellschaft festgeschrieben worden wäre. Es blieb keine Zeit bzw. das bayerische Regime nutzte nicht die Möglichkeit, der Tiroler Bevölkerung die Vorteile dieser Verfassung zu vermitteln, im Zuge der Implementierung auf Einwände einzugehen oder sich, ähnlich wie Leopold II., in unwichtigeren Bereichen zurückzunehmen, dafür auf Grundlegendem zu beharren. Daher wurde mit dieser Verfassung weder die Integration herbeigeführt noch die Legitimation der Herrschaft sichergestellt.53 Die Vorbereitung des Tiroler Aufstandes ging von Wien aus und hatte zur Folge, dass während des Jahres 1809 in Tirol zahlreiche provisorische Regierungen bzw. Verwaltungen das Sagen hatten – nach der bayerischen die österreichische, danach wieder eine bayerische, dann die »Provisorische Generallandesadministration in Tirol« von Andreas Hofer, dann die französische Besatzung, und schließlich erfolgte erneut die Übergabe an Bayern. Das Land verarmte hierdurch noch mehr, und die Landeseinheit und der Name Tirol waren kein Thema mehr, da Napoleon nun ein gutes Argument hatte, im Vertrag von Paris 1810 das Territorium des Königreichs Italien weit nach Norden auszudehnen: Die Grenze verlief nun etwa in der Mitte zwischen Brixen (ital. Bressanone) und Bozen (ital. Bolzano), und die Illyrischen Provinzen wurden um Osttirol erweitert.54 Letztendlich blieb nur der um kleine nördliche Teile des Eisack- und Etschkreises vergrößerte Innkreis. Das Königreich Bayern wurde mit der Zuteilung anderer Gebiete entschädigt, und es war auch nicht klar, wie sich die Heirat Napoleons mit Marie Louise, der erstgeborenen Tochter Kaiser Franz I., auswirken werde. Graf Arco hatte die Folgen vorausgesehen: Die Tiroler müssten mit einer

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Oer, Der Friede von Preßburg, 204. Bayern verzichtete allerdings nicht auf seine Kurwürde und rief auch nicht den Reichsgesandten aus Regensburg zurück. Ebenda, 211: »Was immer die drei süddeutschen Fürsten auf Grund ihrer Souveränität unternahmen – Österreich musste es geschehen lassen«. Hierzu ausführlich Daum/Hartmann/Palaoro/Sunderbrink, Kommunikation und Konfliktaustragung, 9–21. Umständlich wurde diskutiert, was unter Napoleons »Tyrol Italien« zu verstehen sei. Weder Sprach- noch naturräumliche Grenzen waren ein Thema, es ging wohl eher um Bevölkerungszahlen. Hierzu ausführlich Stauber, Reinhard: Der Zentralstaat an seinen Grenzen. Administrative Integration, Herrschaftswechsel und politische Kultur im südlichen Alpenraum 1750–1820. Göttingen 2001, Kapitel 4.4 und 5.2. Den Wunsch, Welschtirol ins regno d’Italia einzugliedern, hatte Napoleon schon im Herbst 1805 angemeldet, dies kam im Vertrag von Pressburg jedoch nicht zum Tragen.

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»nicht hart aber ernst gebiethenden nie zurückweichenden Ordnung gehörig beherrscht werden […] Es ist nicht an mir, die politischen Folgen zu berechnen, welche aus einer unruhigen Volksbewegung in Tyrol entstehen könnten, den Eindruck, den ein solcher Zufall auf die französische Regierung machen würde – den höchst wahrscheinlichen Verlust der ganzen – oder des besten und größten Theiles der Provinz«.55

Nachdem Bayern der nicht abreißenden napoleonischen Feldzüge und der ständigen finanziellen Forderungen müde geworden war, vom Russlandfeldzug von 33.000 bayerischen Soldaten nur etwa 3.000 zurückgekehrt waren, und sich das Königreich im Geheimvertrag von Ried 1813 mit Österreich verbündet hatte, konnte es auf dem Wiener Kongress seine Position als souveräner Staat absichern. Aus der nachbarlichen Feindschaft wurde nachbarliche Freundschaft, zu deren Besiegelung Kaiser Franz I. 1816 in seiner vierten Ehe Karoline Auguste (1792–1873), das vierte Kind König Max Josephs aus erster Ehe, Schwester des künftigen bayerischen Königs Ludwigs I., zur Frau nahm. Tirol und Vorarlberg wurden zu einer Provinz des zentralstaatlich organisierten Kaisertums Österreich und wurden wieder mit Gubernium und Kreisämtern ausgestattet. Die bayerischen Landgerichte blieben im Wesentlichen unverändert, wogegen das Gemeindewesen, die bayerischen Prinzipien fortführend, völlig der staatlichen Aufsicht unterlag. Die geforderte Festschreibung einer Tiroler Verfassung wurde zwar erfüllt, doch hatten die Stände darin keine Rechte mehr: Die staatliche Gewalt lag nun in Händen des Kaisers und seiner Beamtenschaft. Militärpflichtig wurden nun alle Tiroler Männer zwischen 18 und 28 Jahren. Die staatskirchlichen Grundsätze blieben generell erhalten, weshalb dem Bischof Buol-Schauenstein die Ausübung seiner Churer Diözesanrechte auf dem Territorium des Kaisertums untersagt und das betreffende Gebiet dem Bistum Brixen zugeordnet wurde. Wieder eingerichtet wurden allerdings die Franziskaner- und Kapuzinerklöster, ebenso wie die sozial engagierten Frauenorden Förderung empfingen, wobei das finanzielle Argument nicht außer Acht gelassen werden darf. Die österreichische Politik in Tirol nach 1814 erwies sich »als direkter Nachfolger der bayerischen Politik«.56

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Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 21.12.1807. BayHStA, MInn 15215. Hervorh. i. Orig. Hamm, Die bayerische Integrationspolitik, 345–249, Zitat 349.

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3 Auswirkungen der Herrschaftswechsel auf die Universität Innsbruck 3.1 Zeiten mehrjähriger Unsicherheit und existentieller Bedrohung Wie wirkten sich die Herrschaftswechsel auf die Universität Innsbruck aus?57 Diese war als hohe Schule primär für die Söhne Tirols zur Besetzung von Funktionsstellen im Land und als katholisches Bollwerk mit eigenen Privilegien und Statuten ab 1669 eingerichtet worden. Schon im 18. Jahrhundert waren gesamtstaatliche Planungen und Vorgaben maßgeblich, was zunächst zu Kritik und bindenden Vorgaben aus Wien führte, und 1782, im Zuge einer gesamtstaatlichen Strukturplanung, sogar die Herabstufung zum Lyzeum zur Folge hatte. Die 1792 erfolgende Wiedereröffnung, auf eindringliche Bitten der Stände hin von Leopold II. genehmigt und von Franz II. bestätigt, fiel an den Beginn der mehr als 20-jährigen Kriegszeiten, als Tirol zwar kaum von Schlachten, wohl aber von Truppendurchzügen und den Engpässen der Staatsfinanzen betroffen war. Die prekäre Situation war den damaligen Professoren bewusst: Gleich zu Beginn des Jahres 1806 wandten sie sich an die neue Herrschaft mit der Bitte um Erhaltung der Universität, wie es auch in Würzburg geschehen sei. Unterstützt wurde diese Bitte von den Ständen.58 Der bayerische Hofkommissär Carl Graf Arco musste sich zunächst ein Bild von der finanziellen Situation der Universität machen und meldete Ende April 1806 nach München, dass die Universität nicht ausreichend dotiert sei und eine jährliche staatliche Unterstützung von 7–8.000 Gulden benötige. Bei genaueren Berechnungen kam man auf mehr als 9.000 Gulden, da Zinsen eines in Österreich liegenden Kapitals nun auch wegfielen. Laut Graf Arco entziehe man mit der Aufhebung der Universität dem Land eine bestehende »Wohlfahrt«, denn die meisten Adligen seien arm, die Beamten lebten größtenteils »ohnehin sehr karglich«, und ein Studium an der bayerischen Universität in Landshut könnten sich die wenigsten leisten. Außerdem werde ein Teil des Unterrichts wegen der Studenten aus den italienischsprachigen Gebieten Tirols noch in lateinischer Sprache gelehrt, die ihr Deutsch erst während des Studiums verbessern würden. Davon könne man nicht abgehen, da man in der Landesverwaltung weiterhin zahlreiche zweisprachige Mitarbeiter benötigen werde. Generell würde die Umwandlung der Universität in ein Lyzeum »die unangenehmste Sensation erregen«. Eine ähnliche Wirkung hätte die Aufhebung der Prälatenklöster zur Erlangung

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Da Margot Hamm sehr genau und detailliert über die bayerische Personalpolitik in Tirol in den Bereichen Verwaltung und Recht gearbeitet hat, wird hier der Fokus auf die Personalsituation an Universität und Lyzeum gelegt. Symbolische Praktiken und der Vergleich stehen im Aufsatz von Lahner, Julian: Repräsentation und Herrschaftswechsel in Tirol und Salzburg 1806–1816. In: MIÖG 126, 1 (2018), 275–301 im Mittelpunkt. Schreiben Universität an den König v. 4.1.1806 und Schreiben der Universität an den Hofkommissär Graf Arco v. 30.1.1806 (Konzepte). UAI, Rektorat 1801–1808.

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zusätzlicher finanzieller Mittel.59 Die Antwort im Namen des bayerischen Königs lautete, man könne die hohe Schule in Innsbruck in ihrer dermaligen Verfassung »provisorisch noch beibehalten«, doch sei es schwierig, wie es alsbald hieß, Mittel »zur Ausführung einer neuen zwekmäßigen Organisation« zu erbringen; bis dahin solle die Universität »im Gange« gehalten werden.60 Die zu geringe personelle und die schwache finanzielle Ausstattung sowie die auf dem Offenen Landtag von 1790 geforderte Schlichtheit in der Lehre begannen sich zu rächen. Der Bericht des k. Guberniums vom August 1807 – eine nüchtern-sachliche Erhebung auf über 80 Seiten mit 33 Beilagen, der ganz andere Ansprüche an eine Universität zugrunde lagen – fiel dann entsprechend aus: Das ehemalige Jesuitenkolleg sei als Universitätsgebäude sehr geeignet, allerdings müsste es der Universität allein zur Verfügung stehen. Das Bibliotheksgebäude entspreche weder den Anforderungen des Brandschutzes noch der für ein solches Gebäude erforderlichen Statik. Die Bibliothek sei schlecht ausgestattet, es fehle v. a. an neuerer Literatur. Der Bestand für Philosophie, Staatswissenschaften, neue Geschichte, Erdbeschreibung, physikalische und mathematische Wissenschaften und der Dichtung sei »im höchsten Grade dürftig«. An einer Lehranstalt, deren Hauptzweck die »humane und practische Bildung der Studirenden« sei, dürften Arbeiten über die neuesten Fortschritte in den Wissenschaften nicht fehlen. Wenn das Interesse der jungen Männer am Lernen gefördert werden solle, müsse die Bibliothek »einen heiteren Charakter« haben. Da sich die Professoren die Anschaffung eines eigenen Bücherbestandes kaum leisten könnten, seien auch sie nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Außerdem seien die Grundsätze der vorigen Regierung nicht geeignet gewesen, den »literärischen Forschungsgeist«, die Verbindungen der Professoren untereinander und mit dem Ausland zu fördern. Ähnliche Mängel und Missstände wurden auch bei den naturwissenschaftlichen Instrumenten, Modellen, Präparaten und Sammlungen festgestellt. Der Studienplan beschränke »die Schritte der Studirenden sehr ängstlich«; sie hätten wenig Möglichkeiten zum »Selbstdenken«. Die Lehrbücher seien z. T. sehr veraltet und rigoros von der Regierung vorgeschrieben. »Aller wissenschäftliche Forschungsgeist, und aller Trieb weiter zu dringen und mit den Fortschritten der Geisteskultur gleichen Schritt zu halten«, müssten dadurch erstickt werden. Junge Männer, die es sich leisten könnten, gingen jetzt schon nach Landshut. Das Geld für die Stipendien liege in Österreich und sei daher nicht verfügbar. Im organisatorischen Bereich wurden grundlegende personelle Veränderungen gefordert: Rektor sei immer noch Erzherzog Johann, der dieses Amt nie formal niedergelegt habe. Diese Kontinuität sei »sehr unschicklich«, andererseits sei es »etwas indelicat«, ihm das Amt aufzukündigen. Die von Franz II. als Kontrolle von außen 59 60

Schreiben Graf Arco an den bayer. König v. 23.4.1806 und v. 7.6.1806. BayHStA, MInn 23738. Antwort an den Hofkommissär in Tirol v. 27. Mai 1806 (Konzept). Mitteilung München v. 31.10.1806. BayHStA, MInn 23738.

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etablierte Institution der Fakultätsdirektoren wurde als »eine höchst unzweckmäßige Einrichtung« eingestuft, die »Höferey und Protectionsgeist« befördere, müsse abgeschafft werden, denn: »Das Reich der Wissenschaften ist eine Republik«. Alle österreichischen Gesetze und alle Abhängigkeiten, die sich auf das Haus Österreich oder den Bischof von Brixen bezogen, seien aufzuheben. Die Universität müsse wie die Universität Landshut eingerichtet werden.61 Der Staatszuschuss fiel dann nicht ganz so hoch wie berechnet aus62 und war mit der Mitteilung verbunden, man sei nicht abgeneigt, eine höhere Lehranstalt für Tirol bestehen zu lassen, wenn sie finanziert werden könne.63 Anfang 1808 sahen die Professoren angesichts der Neuorganisation der bayerischen Universitäten ihr Provisorium abermals gefährdet und baten, unterstützt von der Stadt, um ihre Bestätigung. Die »allergetreueste Provinz Tyrol« sei reich an »talentvollen Genies«, »aber zu arm, um sie im Auslande bilden zu lassen«. Mit der Bestätigung und »vollendete[n] Organisirung« der Universität Innsbruck werde sich der bayerische König ein »perennierendes Denkmal« seiner Milde setzen.64 Es folgten eine weitere Vertröstung durch den Monarchen mit dem Verweis auf die nötigen finanziellen Mittel und die »allerunterthänigste Danksagung der königl. Hohen Schule zu Innsbruck für die allergnädigste Bestätigung derselben«.65 Auch wenn der Universität mit Reskript vom 29. 1. 1808 bestätigt worden war, dass ihr nach Möglichkeiten der Dotation »die möglichste Vollkommenheit« gegeben werde und sie Zusatzausstattungen aus der Privatschatulle des Königs erhielt,66 ergaben die Berechnungen, dass ein Etat von 33.316 Gulden 13 1/2 kr nötig sei, »wenn sie sich nur ein wenig über ihre dermalige Beschränktheit erheben soll«. Dieser Aufwand müsste durch einen stabilen, von den Staatskassen unabhängigen Fonds gesichert werden.67 Erst Ende Oktober bestätigte der König die Fortdauer der Universität, die nun entsprechend der bayerischen Universitätsreform von 1808 organisiert werden musste. Die Zuständigkeit lag entsprechend der bayerischen Verfassung beim Ministerium des Innern, vor Ort beim Generalkreiskommissär. Die Leitung der Universität, Rektor und Senat, wurden so-

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Bericht des k. Guberniums in Tirol an den bayer. König v. 11.8.1807. BayHStA, MInn 23738. Man hatte festgestellt, dass der Zuschuss nicht aus den Tiroler Kameralgefällen geleistet wurde, vielmehr die österreichische Regierung ihn aus den Studienfonds anderer Erbländer bezogen hatte. Schreiben MFin an MInn v. 28.7.1807. BayHStA, MInn 23738. Schreiben MFin an MInn v. 11.9.1807 und Schreiben an k. Gubernium in Tirol v. 13.9.1807. Bay HStA, MInn 23738. Schreiben Prorektor Schuler und Fakultätsdirektoren an den bayer. König v. 7.1.1808 und Schreiben Stadtmagistrat und Bürgermeister Schumacher v. 9.1.1808, die sich bedanken, dass die Universität »bisher allergnädigst Beygelassen worden«. BayHStA, MInn 23738. Schreiben Rektor und Senat an den bayer. König v. 11.3.1808. BayHStA, MInn 23738. Das bayerische Gubernium hatte die Schuld an der Misere der österreichischen Regierung zugewiesen, die zu wenig für die höheren Schulen in Tirol gesorgt habe. Schreiben kgl. Generalkommissariat Innkreis an Rektorat v. 10.11.1808. UAI, Rektorat 1808–1810. Bericht des k. Guberniums in Tirol v. 30.4.1808. BayHStA, MInn 23738.

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gleich bestellt: Johann Spechtenhauser wurde Rektor, wogegen Gallus Isser, Johann Bertholdi, Ignaz Thanner, Johann Keesbacher, Franz Niedermayer, Thomas Hammer, Friedrich Nitsche und Andreas v. Mersi den Senat bildeten.68 Im Dezember 1808 bedankte sich der Rektor beim König für dessen Einsatz »für die wissenschaftliche und sittliche Bildung der academischen Jugend«.69 Bei der Installierung des Senats stellte der nunmehrige Generalkommissär des Innkreises, Maximilian Graf Lodron,70 fest, dass die Universität mit Hilfe der Gnade des Monarchen »regeneriert und veredelt worden« sei.71 Erst jetzt, fast drei Jahre nach Beginn der bayerischen Herrschaft, wurden neue Siegel erbeten, da die bisherigen »als die Zeichen oesterreichischer Oberherrschaft ausdrückend« obsolet seien und neue »täglich« vermisst würden.72 Nur eineinviertel Jahre später notierte der Rektor nach einem Gespräch beim Generalkommissär, es fehle überall an Geld,73 weshalb er den Unterricht nur provisorisch genehmigen werde.74 Drei Monate später hieß es im internen ministeriellen Schriftverkehr, die Universität werde wahrscheinlich doch nicht weiter bestehen.75 Schließlich meldete das Generalkommissariat an den König, aus dem angeforderten Bericht des Rektors gehe hervor, dass die Universität nur »eitel Stückwerk« gewesen sei, einige Lehrfächer nur »zur Noth«, andere gar nicht besetzt seien; nun gingen auch noch die Professoren Isser und Keesbacher ab. Die Studentenzahlen würden nach Abtrennung des südlichen Landesteiles abnehmen, da die italienische und die illyrische Regierung kaum ein Studium in Innsbruck erlauben würden. Für Gelehrte von Rang sei diese Universität nicht attraktiv, und die einheimischen Professoren müssten aus den engen Grenzen der Provinz hinaus, um Welt- und Menschenkenntnis zu erwerben. Eine Entscheidung sei daher dringend nötig, damit sich die Studenten orientieren könnten.76 Eine solche folgte mit dem Beschluss des bayerischen Königs, »nach reiflicher Erwägung aller Umstände und Verhältnisse« die Universität aufzulösen und durch ein »wohleingerichtetes, den vorhandenen Mitteln sowohl als den Bedürfnissen des neu konstituirten Innkreises mehr angemessenes Lyceum mit einer vollständigen philoso-

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Auszug aus Schreiben des bayer. Königs v. 21.10.1808. BayHStA, MInn 23741. Schreiben Rektor Spechtenhauser im Namen sämtlicher Professoren an den bayer. König v. 14. Dezember 1808. BayHStA, MInn 23738. Zur Person: Weidinger, Wilhelm: Maximilian Graf von Lodron (1757–1823). Ein Generalkommissär im Umbruch von Bayerns Verwaltung. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 69, 1 (2006), 151–202. Abschrift der Rede. UAI, Rektorat 1808–1810. Schreiben Graf Lodron an bayer. König v. 30.12.1808. BayHStA, MInn 23742. Nach Aufhebung der Universität wurden die Siegel wieder zurückgegeben. Schreiben Generalkommissariat v. 31.1.1811. Ebenda. Während Österreich 1811 einen Staatsbankrott zu bewältigen hatte, konnte er in Bayern in dieser Zeit knapp vermieden werden. Handschriftliche Notiz v. 9.4.1810. UAI, Rektorat 1808–1810. Schreiben MInn an MJust v. 13.7.1810. BayHStA, MInn 23744. Schreiben Generalkommissariat an bayer. König v. 10.10.1810 und 15.10.1810. BayHStA, MInn 23738.

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phischen und theologischen Sektion, nebst dem daselbst verbleibenden Gymnasium, zu substituieren«. Diesen Lehranstalten würden die erforderlichen Mittel für die vollständige Bedeckung ihrer Ausgaben zugewiesen.77 Beim nächsten Herrschaftswechsel von Bayern zu Österreich folgte der »allgemeine Wunsch des ganzen Landes um Wiederherstellung der Universität« daher auf dem Fuße, doch ließ die Erfüllung dieses Wunsches auf sich warten. 3.2 Das Schicksal einzelner Professoren Für die Professoren und die wenigen Allgemeinbediensteten setzte ein jahrelanger Zustand von Unsicherheit und Ungewissheit ein: »Provisorisch« wurde zur Standardvokabel. Ungünstig für eine in ihrem Bestand gefährdete Anstalt waren 1806 mehrere Vakanzen zu verzeichnen: Der Leibarzt von Erzherzogin Elisabeth, Claudius Scherer, Klinik für Ärzte und Klinik für Wundärzte, trat aus, und der Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe, Joseph Biller, war verstorben. Auch bei den Juristen war eine Stelle vakant. Der Bibliothekar und Lehrer für Universalgeschichte, Martin Wikosch, durfte nach Mähren zurückgehen, das nunmehr zum Ausland geworden war, weil er angab, sein soziales Netzwerk dort zu haben.78 Die verbliebenen Professoren konnten ihre Stellen behalten: Die Jusprofessoren Franz Xaver v. Weinhart (deutsches Staatsrecht), Joseph Maurer (römisch-bürgerliches Recht), Thomas Hammer (Naturund peinliches Recht) und Johann Schuler (Kirchenrecht) mit jeweils 1.000 Gulden Jahresgehalt. Hammer musste außerdem die vakante Stelle für Politische Wissenschaften und Staatskunde supplieren, was eine Einsparung von 650 Gulden bedeutete.79 An der Medizinischen Fakultät wurde Professor Niedermayer für die Klinik und den medizinisch-praktischen Unterricht für Wundärzte mit 1.200 Gulden Jahresgehalt behalten, Joseph v. Hörmann für Pathologie und medizinisch-theoretischen Unterricht für Wundärzte als außerordentlicher Professor mit 600 Gulden, Johann Keesbacher für Chirurgie und Geburtshilfe mit 960 Gulden, Joseph Albaneder für Anatomie als ausserordentlicher Professor mit 700 Gulden, Matthias Aberle als Prosektor mit 300 Gulden, Matthias Schöpfer als außerordentlicher Lehrer für Chemie und Botanik.80 Die

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Schreiben bayer. König an Generalkommissariat v. 25.11.1810. BayHStA, MInn 23740. Schreiben Graf Arco an König v. 5.7.1806 und Antwort v. 7.8.1806. Bay HStA, MInn 23773/1. Wikosch wurde dann allerdings Professor an der Universität Wien. Siehe hierzu auch Friedrich, Margret: Konsolidierung, Kritik und Krisen – Universität und Lyzeum von ca. 1730 bis 1826. In: Geschichte der Universität Innsbruck 1669–2019.Band 1: Phasen der Universitätsgeschichte. Hg. v. Margret Friedrich und Dirk Rupnow. Innsbruck 2019, S. 129–294, speziell der Abschnitt: Herabstufungen und Wiedereinrichtungen, S. 251–294. Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 7.6.1806 und Antwort an k. Gubernium Innsbruck v. 7.8.1806 (Konzept). BayHStA, MInn 23738. Schreiben München an k. Gub v. 31.10.1806 (Konzept). BayHStA, MInn 23738.

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Bibliothekarsstelle wurde dem Professor für Kirchengeschichte, Johann Bertholdi, mit 420 Gulden Gehalt zusätzlich zu seinen 720 Gulden für seine Professur übergeben. Die Lehrstelle zur Universalgeschichte wurde Johann Albertini zuteil, »einem zwar jungen, aber doch talentvollen  – Fleißigen und sittlichem Manne« für 360 Gulden (!).81 Außerdem sollten Keesbacher und Hörmann das Medizinische Referat beim Gubernium gegen eine jährliche Gehaltszulage übernehmen.82 Im Bericht von 1807 wurden die Professoren allerdings einer Bewertung unterzogen. Als gut qualifiziert wurden lediglich Bertholdi, Spechtenhauser, Benedikt Feilmoser, eventuell v. Mersi, Niedermayer und Franz v. Zallinger eingestuft; manch andere seien zwar gut ausgebildet, aber wenig geeignet für das Fach, in dem sie lehrten. Nach Einschätzung des bayerischen Hofkommissärs wies die Theologische Fakultät »entschieden die vorzüglichsten Männer auf«. Daher schlug er als künftigen Rektor den Moraltheologen Johann Spechtenhauser vor, der auch drei Jahre Studienpräfekt im josefinischen Generalseminar gewesen war. Jener könne »die Maschine gehörig in Gang bringen«. Fünf, maximal sechs Professoren wurden als befähigt eingestuft, und einige junge Männer hätten Entwicklungspotenzial. Den meisten fehle jedoch jener »Geist der Humanität, durch welchen die Wissenschaften geläutert seyn müssen, um den Menschen wahrhaft zu bilden«. Eher herrsche »furchtsame Pedanterey« vor. Die Zahl der Professoren müsse vermehrt, ihre Leistung verbessert, ihr Stand und auch ihr Gehalt erhöht werden. Für die Fächer Logik, Metaphysik und praktische Philosophie finde sich in Tirol überhaupt niemand, weshalb Ignaz Thanner aus Landshut oder Klein aus Würzburg berufen werden mögen; für Naturgeschichte müsste Joseph Schultes aus Krakau (poln. Kraków) geholt werden. Mit Franz Seraphini und Johann Primisser seien zwei interne Kräfte für Politische Wissenschaften, Völkerrecht und bayerisches Territorialstaatsrecht vorhanden, doch sollten sie sich an ausländischen Universitäten noch weiterbilden.83 Bei einer solchen Analyse war den Professoren klar, dass ihre Weiterbeschäftigung auch bei Weiterbestehen der Universität keineswegs gesichert sei. Sie würden nur berücksichtigt werden, wenn sie »durch wahrhaft litterarischen und humanen Geist, fortgesetztes Studium, pflichtmäßigen Fleiß in ihren Vorlesungen, und streng sittlich urbanes Betragen sich dieser Gnade würdig gemacht haben werden«.84 Schultes wurde zum Professor für Naturgeschichte und Chemie berufen.85 Thanner kam aus Landshut als Professor für Philosophie, Ferdinand Mahir als Professor für Mathematik vom Lyzeum Dillingen. Der sehr positiv beurteilte Tiroler Joseph Kurz wurde für die

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Schreiben Graf Arco an bayer. König v. 10.11.1806. BayHStA, MInn 23738. Schreiben München an k. Gubernium v. 24.6.1807 (Konzept). BayHStA, MInn 23738. Dies taten sie mit Hilfe bayerischer Stipendien vor allem in Göttingen. Siehe Briefverkehr in: BayHStA, MInn 23761. Schreiben Landeskommissariat an Rektorat v. 2.2.1808. UAI, Rektorat 1801–1808. Schreiben an k. Gubernium 13.9.1807. BayHStA, MInn 23738.

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Gerichtspraxis neu eingestellt. Bis zur vollständigen Organisation der Universität gab es allerdings keine definitiven Besetzungen.86 Zur gleichen Zeit setzte die Klage ein, dass die Professorengehälter ausständig seien. Das Ganze habe »noch keine ordentliche Verfassung, keine bestimmte Dotation, keine definitive Organisation erhalten, sondern schleppt schon zwey volle Jahre seine precaire und eingeschränkte Existenz fort«.87 Der neue Rektor und die neu berufenen bzw. als besonders geeignet eingestuften Professoren konnten sich ihrer Tätigkeit und Wertschätzung jedoch nur kurz erfreuen, denn Spechtenhauser, Bertholdi und Schultes wurden Ende April 1809 aus Tirol deportiert. Spechtenhauser geriet vom 22. April bis 26. September nach Ungarn, d. h. ins Ausland. Mahir wurde mit seiner achtköpfigen Familie zur Emigration genötigt, denn nach zweimaliger Plünderung waren Essen, Vorräte, Wäsche und gar die Betten verloren gegangen. Der Notar Sebastian Milbacher erlitt durch die plündernden Bauern einen Schaden von 600–700 Gulden. Mit Beginn der Oberkommandantschaft Andreas Hofers wurde, »da die hiesigen Lehranstalten, besonders die Universität, je länger, je mehr, beim Oberhirten, beim Klerus und beim Volke in Mißkredit gekommen, und so manche vom Lehrpersonale in Betreff ihrer Religionsgrundsätze, ihrer Lehren, ihres Benehmens gegen die Kirche p. und zum Theil auch in Betreff ihrer Sittlichkeit den nothwendigen guten Ruf bei der tirol. Nation verlohren haben […]«, eine neue Besetzungsliste für die Professuren erstellt und dem Bischof von Brixen sogleich zur Bestätigung übergeben. Unter den vorgeschlagenen Professoren kamen lediglich Franz Craffonara, Ingenuin Koch, Johann Schuler, Franz v. Zallinger, und Benitius Mayr aus dem bisherigen Kollegium zum Zuge.88 Abgesehen von den bereits Deportierten waren für Joseph Hubel (Pädagogik und Didaktik), Gallus Isser (Pastoraltheologie) und Joseph Stapf (praktische Mathematik), den Direktor des Gymnasiums und den Schulaufseher über die deutschen Schulen Versetzungen vorgesehen. Nicht nur die Lehrenden, auch die Schul- und die Vorlesebücher sollten der nunmehrigen Weltsicht entsprechen. Der nächsten bayerischen Verwaltung klagte der Rektor im November 1809, das Lehrpersonal habe schon den vierten Monat kein Gehalt bekommen. Ständige Preissteigerungen, kostspielige Einquartierungen und andere Kriegslasten bedrückten zusätzlich.89 Den deportierten Professoren Spechtenhauser, Bertholdi und Schultes wurde die Auszahlung des rückständigen und laufenden Gehaltes rasch genehmigt, »da alle drey Bittsteller erst unlängst aus einer eher langwierigen und kostspieligen feind-

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Schreiben bayer. König an Gubernium v. 14.3.1807. Schreiben k. Gubernium an König v. 18.7.1808. BayHStA, MInn 23753. Schreiben an die provisorische k. k. General-Landes-Administration v. 11.10.1809 (Abschrift). UAI Rektorat 1801–1808 [sic]. Schreiben Isser an das bayer. Generalkommissariat v. 11.11.1809 (Konzept). Schreiben Isser an die königl. Bayer. Hofkommission v. 15.12.1809. UAI, Rektorat 1808–1810.

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lichen Gefangenschaft zurückgekehrt, und wahrscheinlich ihres rückständigen Gehaltes sehr benöthigt sind«.90 Auch Mahir sollte eine Nachzahlung möglichst in vollem Ausmaß erhalten, da er bei den Beamten unter die Härtefälle falle.91 Im März 1810 kam schließlich die erfreuliche Meldung, dass die Gehälter, auch die ausstehenden, angewiesen würden, weshalb die Professoren an die Universität zurückkehren und ab Sommersemester 1810 ihre Lehre wieder aufnehmen mussten. Mersi hatte neben seinen Lehrveranstaltungen in Politischen Wissenschaften die Praktische Mathematik zu übernehmen. Franz Schöpfer, der nur suppliert hatte, bat um die vakante Stelle für spezielle Naturgeschichte, Johann Albertini um die Stabilisierung seiner Position mit adäquatem Gehalt, da er für seine Lehre Bücher, Landkarten und Globen anschaffen müsse.92 Allerdings gab es für den Unterricht wieder nur eine provisorische Genehmigung, da der König über den Fortbestand der Universität noch nicht entschieden hatte.93 Der Hoffnung auf Weiterbestehen der Universität stand auch entgegen, dass der amtierende Rektor Isser die Pfarrei Thaur übernahm, Keesbacher als Medizinalrat nach Straubing ging, womit zwei Stellen frei wurden. Das Generalkommissariat kam zu dem Urteil, dass aufgrund der schlechten finanziellen Lage, keine »Gelehrten von Rufe« nach Innsbruck kämen, das akademische Personal vor allem aus dem eigenen Hause stamme, was nachteilig sei, denn ein Gelehrter werde nicht nur für sein Vaterland, sondern »für die Welt« gebildet, weshalb dessen Lehrer in einem vorzüglichen Grade Welt- und Menschenkenntnis besitzen müsse. »Dieser kann sich derjenige nie rühmen, der sich immer nur inner der engen Gränzen jener Provinz herumtreibt, in welcher er das Tageslicht erblickte«.94 Noch im Oktober 1810 arbeitete man im Generalkommissariat des Innkreises an der Besetzung der beiden frei gewordenen Professuren für Pastoraltheologie und Medizin. Mit dem Gymnasiallehrer Christian Gilg, der »unter die noch immer sehr geringe Zahl der aufgeklärten, und ihrer Regierung von Herzen ergeben hierländischen Geistlichen« gehöre, und dem derzeitigen Medizinalrat in Trient, Hörmann, habe man zwei konkrete Kandidaten im Auge.95 Sechs Wochen später kam die Meldung über die Auflösung der Universität und die Einrichtung eines Lyzeums mit einer vollständigen Philosophischen und Theologischen Sektion mit acht bzw. vier Professoren, die zwölf Stunden Lehrverpflichtung hatten und in der Regel 750 Gulden verdienten. Alle Professoren jener Fächer der Universität, die, wenn auch breiter angelegt, im Lyzeum gelehrt wurden, konnten bleiben, provisorisch auch das »Subalterne Personale« mit Bezug der bisherigen Gehälter. Die 90 91 92 93 94 95

München 3.10.1809 (Konzept). BayHStA, MInn 23755. München 17.5.1810. BayHStA, MInn 23755. Schreiben Schöpfer an bayer. König v. 12.9.1810; Schreiben Albertini v. 13.9.1810. BayHStA, MInn 23738. Schreiben an k. Hofkommissariat v. 30.4.1810. BayHStA, MInn 23738. Schreiben Generalkommissariat an bayer. König v. 10.10.1810. BayHStA, MInn 23738. Ebenda.

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Professoren der Juridischen und Medizinischen Sektion traten in die Quieszenz, sollten aber möglichst rasch reaktiviert werden.96 Die Professoren Schuler und Kurz wurden schließlich ohne Refundierung der Umzugskosten zu provisorischen Stadtgerichtsassessoren in Salzburg ernannt.97 Schuler hatte sofort an das Generalkommissariat um Begleichung von Besoldungsrückständen geschrieben, aber nicht alles ausbezahlt erhalten.98 Joseph Maurer suchte um die Anstellung als Appellationsgerichtsrat oder an einer anderen Universität an.99 Zwei Jahre später bat er wieder um »Reactivierung«, da er sich noch immer »in dem so äußerst traurigen Zustand der Quieszenz« befinde;100 er wurde daraufhin provisorisch als »CriminalAdjunct« in Meran angestellt. Weinhart, der durch die Aufhebung der Universität sein reguläres Gehalt und »Akzidentien« verloren und noch mehrere unmündige Kinder zu versorgen hatte, bat um einen Unterstützungsbeitrag für seinen Sohn Anton, der in Erlangen studierte.101 Die im einstweiligen Ruhestand befindlichen Mediziner Joseph Braun und Joseph Albaneder wurden als »ganz dienstfähig« eingestuft und sollten möglichst rasch berücksichtigt werden. Albaneder erhielt noch 490 Gulden, Braun hingegen 420 Gulden Gehalt (!). Albaneder wies auf seine bisherigen langjährigen verdienstvollen Tätigkeiten hin, er habe Familie und sei Hauseigentümer; eine Versetzung würde einen großen Eingriff in seine »Economie« bedeuten.102 Johann von Lutzenberg war Medizinprofessor von 1793 bis 1810. Er hatte ein Fixgehalt von 1.100 Gulden und erhielt nun ein Fünftel weniger. Weder die Dienstzeiten beim Militär noch diverse Zulagen (im Jahresdurchschnitt knapp 340 Gulden) waren in die Berechnung eingeflossen. Er habe noch vier unmündige Kinder und habe aufgrund seiner Tätigkeit an der Universität seine »sonst ausgebreitete Praxis« vernachlässigen müssen. Seinem Antrag auf 1.100 Gulden »Quieszentengehalt« wurde nicht stattgegeben, da der Studienfonds nicht einmal für die vollen Gehälter der aktiven Professoren ausreiche.103 Am 25. Juni 1814 wurde dem k. Rektorat eröffnet, dass am 26. Juni um 11 Uhr »die Abtrettung des Innkreises an die Krone Oesterreich im Riesensaale vor sich gehen werde«, und sich der k. Rektor Bertholdi einzufinden habe.104 Die Anstellung der Staatsbeamten sei noch »keineswegs anerkannt«, doch sollten alle Behörden ihre

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Schreiben bayer. König an Generalkommissariat v. 25.11.1810. Bay HStA, MInn 23740. Schreiben Generalkommissariat an König, 14.1.1811. BayHStA, MInn 23756. Schreiben Schuler an König v. 6.2.1811. BayHStA, MInn 23772. Schreiben MInn 21.10.1810. BayHStA, MInn 23756 und 23769. Schreiben Maurer an König v. 14.1.1813 und Schreiben an Stiftungssection v. 9.9.1813. BayHStA, MInn 23769. 101 Schreiben Weinhart an König v. 20.11.1812. BayHStA, MInn 23774. 102 Schreiben an MInn 6.12.1811 und Schreiben Albaneder an König 8.10.1810. BayHStA, MInn 23759. 103 Alle Schreiben in BayHStA, MInn 23768. 104 Schreiben Koeniglich Baier. Uebergabs Commission der Provinz Tirol an Lyzealrektorat v. 25. Juni 1814. UAI, Rektorat 1810–1814.

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bisherigen Dienstleistungen bis zur neuen Regulierung »zur Vermeidung jeder Geschäfts Stockung« nun im Namen des Kaisers fortsetzen.105 Wenig später wurde vom Rektorat geklagt, dass die »ohnehin kärgliche« Bezahlung bereits vier bis fünf Monate ausständig sei. Da die anderen Staatsbeamten bereits besoldet waren, fühlten sich die Professoren unverdient zurückgesetzt. Steigende Nahrungssorgen würden ihren Amtseifer bei Beginn des neuen Schuljahres wohl kaum wecken oder beleben.106 Für die Theologen erfolgte 1823 ein erneuter »Herrschaftswechsel«, als Kaiser Franz I. die Theologenausbildung den Seminaren der Diözesanbischöfe in Brixen und Trient übertrug. Für die Professoren der Philosophischen Sektion war hingegen die Kontinuität gesichert – nicht nur über den Herrschaftswechsel im Jahr 1814, sondern auch über die Wiedererrichtung der Universität im Jahr 1826 hinaus. Die Kontinuität spiegelte sich auch in der schlechten Bezahlung wider. Eine vollständige Vier-Fakultäten-Universität existierte in Innsbruck erst wieder ab 1869. 4 Zusammenfassung Die mehrmaligen Herrschaftswechsel in Tirol zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Bayern waren eine Folge der Napoleonischen Kriege. Diese zogen sich hin, weshalb sich die bayerische Herrschaft in Tirol nicht konsolidieren und ihren Aufbau eines neuen politisch-administrativen Systems für das gesamte bayerische Territorium nicht adäquat vermitteln bzw. gegebenenfalls adaptieren konnte. Tirol war ein Aktionsfeld der österreichischen und englischen Gegner Napoleons und des Machtkampfes zwischen katholischer Kirche und bayerischem Staat, was schließlich für weite Teile des Eisack- und Etschkreises 1810 den Herrschaftswechsel zum Königreich Italien bzw. im östlichen Bereich zu den Illyrischen Provinzen zur Folge hatte. Der erneute Herrschaftswechsel 1814, d. h. die Rückkehr Tirols in seinen ursprünglichen Grenzen ins Kaisertum Österreich bedeutete nicht die Reaktivierung der viel beschworenen speziellen Tiroler Verfassung, sondern die Fortführung der seit den Verwaltungsreformen Maria Theresias über Joseph II. und die bayerische »Constitution« von 1808 auf Vereinheitlichung und Stärkung der Zentralgewalt ausgerichteten Politik. An einem besonders exponierten Personenkreis, der Gruppe der Professoren an der für das Land eingerichteten Hohen Schule, ist besonders gut erkennbar, welch ein existenzbedrohendes Potenzial Herrschaftswechsel, sei es unter einem benachbarten Staat, sei es unter eine ideologisch anders ausgerichtete Gruppe des eigenen Landes bedeuten konnte.

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Schreiben k. k.provisor. General-Commissariat an Lyzealrektorat im Namen des Kaisers v. 27. Juni 1814. UAI, Rektorat 1810–1814. 106 Schreiben Rektor [?] an Generalkommissariat v. 31.10.1814 (Konzept). UAI, Rektorat 1810–1814.

Prekäre Dynamiken Beamte und Ständevertreter zwischen den Herrschaften im frühen 19  Jahrhundert Ellinor Forster Herrschaftswechsel in Territorien der Frühen Neuzeit waren nichts Ungewöhnliches. Üblicherweise gingen diese im Erbgang bzw. in geistlichen Territorien mit der Neuwahl eines Bischofs, eines Abts oder einer Äbtissin vor sich. Meist änderte sich in diesen Fällen nichts oder wenig an den Regierungs- und Verwaltungsstrukturen der Territorien. Es kam zwar immer wieder vor, dass Gebiete zwischen Herrschaftsfamilien wechselten (häufiger nach den Kriegen des 18. Jahrhunderts wie z. B. nach dem Spanischen Erbfolgekrieg), aber eine besondere Intensität erreichte dieser Vorgang erst in der Napoleonischen Zeit: Allein mit der Mediatisierung nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wechselten etwa drei Millionen Untertanen im Heiligen Römischen Reich die Herrschaft.1 Helga Schnabel-Schüle hat 2006 vorgeschlagen, Herrschaftswechsel als Kategorie zu begreifen, an der sich im Vergleich über verschiedene Beispiele hinweg Dynamiken und Eigenheiten dieses Prozesses herausarbeiten lassen. So erscheinen in der intensiven Phase um 1800 die Vorgänge bei einem Herrschaftswechsel fast schon standardisiert. Die neuen politischen Verhältnisse wurden auf Friedenskonferenzen oder in Reichstagssitzungen verhandelt und ausgearbeitet. Während der Verhandlungen drangen verschiedene Gerüchte über die Ergebnisse zu den Untertanen – durch Zeitungen oder Personen, die über Beziehungen zu den entscheidenden Gremien verfügten. Damit artikulierten sich bereits erste Interessen, und Perspektiven wurden ausgelotet. Die tatsächlichen Entscheidungen ließen sich entweder Zeitungen entnehmen oder wurden spätestens im Zug der militärischen Besitzergreifung offenkundig. Diese diente zur Sicherung des neuen Territoriums und veränderte noch nichts an dessen Verfasstheit. Die zivile Besitzergreifung – durchgeführt meist durch einen vorab ins Land 1

Schnabel-Schüle, Helga: Herrschaftswechsel – zum Potenzial einer Forschungskategorie. In: Fremde Herrscher – fremdes Volk. Inklusions- und Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa. Hg. v. Ders. und Andreas Gestrich. Frankfurt a. M. 2006, 5–20.

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gesandten »Besitznahmskommissär« – sah die öffentliche Kundmachung des Besitzergreifungspatentes vor und ging zugleich mit der Vereidigung der höchsten Beamten und Korporationen einher;2 erst damit war das weitere Funktionieren der Regierung gewährleistet. In gleicher Weise wurden alle Institutionen – wenn auch ausdrücklich provisorisch – bestätigt. Damit verbunden war jedoch stets eine Unsicherheit für die Beamten, wie sie weiterverwendet – und für die Korporationen, wie etwa die Landstände und im Fall von Erz- bzw. Hochstiften das Domkapitel – ob sie überhaupt bestehen bleiben würden. Die rein formale Festlegung der neuen Herrschaftsverhältnisse genügte nicht, denn die Legitimität musste auch »nach innen«, gegenüber den neuen Untertanen, vermittelt werden. Daher erfolgte die Huldigung der Untertanen sehr rasch, nämlich am ersten oder zweiten Tag nach der Ankunft des »Besitznahmskommissärs«, der dabei die Stelle des neuen Herrschers vertrat. Dieses Ritual stand noch im frühneuzeitlichen Rechtsverständnis, wonach die Bevölkerung erst nach der Entlassung der Untertanen aus der Herrschaft des vorhergehenden Herrschers und der Huldigung gegenüber dem neuen an den Landesfürsten gebunden sei.3 Dabei war jeder neue Regent gut beraten, sich mit den Herrschaftspraktiken des erworbenen Territoriums auseinanderzusetzen und auszuloten, inwieweit diese nach neuen Herrschaftsvorstellungen abwandelbar waren. Salzburg erfuhr mit einigen Gebietsveränderungen im Zeitraum von 1800 bis 1816 vier Herrschaftswechsel und vier militärische Besetzungen. Im Gegensatz zu weit stärker eingreifenden Herrschaftswechseln (wie z. B. die Übernahme des Banats nach der osmanischen Herrschaft) kam es bei Salzburg weder zum völligen Austausch von Herrschaftsbeamten noch zu einer radikalen Veränderung der Verwaltung; Trotzdem griffen die neuen Herrscher in die bestehenden Regierungs- und Verwaltungsstrukturen ein. Dabei sind insbesondere der Wechsel vom Erzstift zu einem weltlichen Kurfürstentum 1803 und der Verlust der Eigenständigkeit nach der Eingliederung in einen größeren Herrschaftsverband – 1806 zum ersten Mal als Teil Österreichs, 1810 Bayerns und 1816 schließlich endgültig Österreichs – zu nennen. Für diese Zeit liegen von zwei Salzburger Beamten und einem Ständevertreter Tagebücher und Memorialliteratur vor, die alle drei über die gesamten Herrschaftswechsel hinweg verschiedene Positionen bekleideten und daher einen guten Einblick in ihre Wahrnehmung dieser Übergänge ermöglichen. Franz de Paula Pichler (1753–1820)4 2 3 4

Ebenda, 5–20. Holenstein, André: Die Huldigung der Untertanen. Rechtskultur und Herrschaftsordnung (800–1800). Stuttgart 1991. Abt Dominikus Hagenauer (1746–1811) von St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786–1810. Teilbd. I: Tagebücher 1786–1798. Bearb. v. Adolf Hahnl, Hannelore Angermüller und Rudolph Angermüller. St. Ottilien 2009, 109, Anm. 6. Die Tagebücher von Franz de Paula Pichler umfassen die Jahre 1799 bis zu seinem Tod 1820 und werden im Landesarchiv Salzburg (SLA) im Bestand der Nachlässe aufbewahrt. Im Folgenden zitiert als Tagebuch Franz de Paula Pichler.

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und Joseph Felner (1769–1850)5 waren für ihre Generation typische Beamte aus nichtadeligen Verhältnissen, denen nach Gymnasium und Studium der Rechte der Einstieg in den Staatsdienst gelungen war.6 Der Abt von St. Peter, Dominikus Hagenauer (1746–1811), kam aus einer der führenden Salzburger Handelsfamilien.7 Seine Schwester war zudem mit Franz de Paula Pichler verheiratet,8 was dazu führte, dass Franz de Paula Pichler und Dominikus Hagenauer in engem Austausch standen.9 Alle drei verfolgten die Prozesse und kommentierten die sich verändernden Gewichtungen, weil sie unmittelbar davon betroffen waren. Mit jedem Herrschaftswechsel wurde ihre Stellung wiederum prekär. Sie blickten nicht nur auf die neue Herrschaft und auf ihr eigenes Fortkommen, sondern auch rund um sich, um sich abzeichnende Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten ablesen zu können. Sie verorteten sich selbst in Relation zu anderen Beamten und drückten Hoffnungen aus, alte Rangstreitigkeiten und -unterschiede zu beseitigen. Mit den sich verändernden Regierungs- und Verwaltungsstrukturen erfuhren auch einzelne Ämter eine unterschiedliche Gewichtung. Der Fokus dieses Beitrags wird dabei vor allem auf zwei Aspekte gelegt – die besondere Situation der militärischen Besetzungen und im Fall des tatsächlichen Herrschaftswechsels das Zusammenspiel von alten und neuen Behörden, von alten und neuen Beamten. Bei militärischen Besetzungen kam Ständevertretern größeres Gewicht zu, weil sie am meisten in die Bewältigung der finanziellen und materiellen Herausforderungen, die mit Einquartierung und Versorgung des Militärs wie dem Aufbringen einer Kriegskontribution einhergingen, involviert waren.10 Am Beispiel des Kurfürstentums von

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Hintner, Hanna: Joseph Philipp Felner (1769–1850) als Staatsmann, Historiker und Mensch. Unveröff. Diss. Wien 1967. Von seinen verschiedenen Schriften ist hier vor allem die Beschreibung des Kurfürstentums von Bedeutung: SLA, Nachlässe, Joseph Felner, Nr. 16, Denkschrift über die Churfürstliche (Toskanische) Regierung in Salzburg vom Jahre 1803–1806, 3 Bde. Zu Beamtenkarrieren generell Heindl, Waltraud: Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Österreich (1780–1848). Wien 1991. Zu vergleichenden Tiroler Beispielen Forster, Ellinor: Zwischen Universität, Traualtar und Gerichtssaal. Aufstiegsmöglichkeiten für Juristen in Tirol 1780–1830. In: Eliten in Tirol zwischen Ancien Régime und Vormärz / Le élites in Tirolo tra Antico regime e Vormärz. Hg. v. Marco Bellabarba, Ellinor Forster, Hans Heiss, Andrea Leonardi und Brigitte Mazohl. Innsbruck 2010, 325–350. Abt Dominikus Hagenauer, Teilbd. I, X. Seine Tagebücher, die die Zeitspanne von der Wahl zum Abt 1786 bis zu seinem Tod 1811 umfassen, liegen seit 2009 in edierter und kommentierter Form in zwei Bänden vor. Für diese Untersuchung ist vor allem der zweite Band relevant: Abt Dominikus Hagenauer (1746–1811) von St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786–1810. Teilbd. II: Tagebücher 1799–1811. St. Ottilien 2009. Im Folgenden als Tagebuch Dominikus Hagenauer angeführt. Ebenda, Teilbd. I, 109, Anm. 6. Eine häufige Bemerkung war etwa »Am Abend Besuch beim Praelaten«. Tagebuch Franz de Paula Pichler, Eintrag unter dem 23. September 1803. Darauf verwiesen, allerdings noch nicht umfassend ausgearbeitet, habe ich bereits im Beitrag: Forster, Ellinor: Tiefer Fall oder Anschluss an das Reformzeitalter? Die Wahrnehmung von Salzburgs Umbauprozess zu einer österreichischen Provinz im frühen 19. Jahrhundert. In: Transylvanian Review 23, 2 (2014), 132–151.

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1803 bis 1805 richtet sich der Blick auf das Funktionieren der neugeschaffenen Ordnung und deren Wahrnehmung durch die Beamten. Zunächst enthält dieser Beitrag jedoch einen kurzen Überblick über die Abfolge der Herrscherwechsel in Salzburg im europäischen Kontext der Kriege und Friedensschlüsse. 1 Salzburg zwischen den Herrschaften Die Säkularisation des Erzstiftes Salzburg 1803 kam nicht überraschend, denn schon seit ca. der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Säkularisationsprojekte angedacht worden. So diskutierte man beispielsweise bei der Beendigung des österreichischen Erbfolgekrieges, ob der bayerische Kurfürst als Kaiser Karl VII. zur Vergrößerung seiner Hausmacht einige süddeutsche geistliche Territorien bekommen solle, womit auch Salzburg im Gespräch war. Zwar erübrigten sich diese Überlegungen durch den raschen Tod Karls und der folgenden Kaiserwahl von Franz Stephan von Lothringen, doch kamen ähnliche Überlegungen nach einiger Zeit neuerlich auf. So hatte etwa Joseph II. beim geplanten Tausch der österreichischen Niederlande gegen Bayern offensichtlich auch Salzburg mitgedacht.11 Mit dem Krieg gegen Frankreich ab 1792 dynamisierten sich die Vorgänge. Einige deutsche Reichsstände, allen voran Preußen im April 1795, hatten schon in geheimen Zusatzbestimmungen der Abtretung der linksrheinischen Reichsgebiete an Frankreich zugestimmt. Zur damit notwendig werdenden Entschädigung der betroffenen Reichsfürsten wurde zugleich die Säkularisation der geistlichen Fürstentümer im Reich festgehalten. Im Frieden von Campo Formio vom Oktober 1797, vereinbart zwischen Napoleon Bonaparte im Namen Frankreichs und Franz II. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wurden diese Vereinbarungen als Geheimklauseln schließlich fixiert. Darüber hinaus sollten die Habsburger ihre Besitzungen auf der italienischen Halbinsel aufgeben, wovon auch der Großherzog der habsburgischen Toskana, Ferdinand III., betroffen war, für den im Reich ebenfalls eine Entschädigung zu finden war. Der nachfolgende Kongress in Rastatt zur Klärung aller offenen Fragen über das weitere Vorgehen wurde durch den neuerlichen Kriegsbeginn 1799 beendet. In diesem Krieg kam es – von Dezember 1800 bis April 1801 – zur ersten Besetzung Salzburgs durch französische Truppen. Der Friedensschluss von 1801 in Lunéville veränderte die Lage nicht, sondern bestätigte die Bestimmungen des Friedens von Campo Formio.

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Putzer, Peter: Staatlichkeit und Recht nach der Säkularisation. In: Geschichte Salzburgs. Stadt und Land. Bd. II/2: Neuzeit und Zeitgeschichte. Hg. v. Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger. Salzburg 1988, 620–659, hier 624 f. Weiss, Alfred Stefan: Salzburg als Objekt der Außenpolitik in Wien und München 1789–1816. In: Vom Salzachkreis zur EuRegio. Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert. Hg. v. Fritz Koller und Hermann Rumschöttel. München 2006, 13–34.

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Die neuen Verhältnisse sollte eine Reichsdeputation am Reichstag in Regensburg ausverhandeln, die in ihren Entscheidungen und Entschlüssen allerdings nicht frei war. Den Verhandlungen lag ein von Zar Alexander I. und Napoleon vorgegebener Entschädigungsplan zugrunde, der mit einigen Modifikationen im Februar 1803 als Reichsdeputationshauptschluss fertiggestellt wurde und im April 1803 die kaiserliche Zustimmung erhielt.12 Für Salzburg sahen die Bestimmungen die Säkularisation vor; das Land sollte als Entschädigung an den ehemaligen Großherzog der Toskana Ferdinand fallen. Da das Erzstift allein mit der Toskana jedoch nicht als gleichwertig betrachtet wurde, kamen noch weitere ehemalige geistliche Territorien hinzu: die Reichspropstei Berchtesgaden, das Hochstift Eichstätt und Teile des Hochstifts Passau. Zusätzlich erfuhr das neu geschaffene Territorium eine Aufwertung zum Kurfürstentum. Die neuerlichen Kriege – im Herbst und Winter 1805 sowie im Jahr 1809 – brachten für Salzburg erneute Wechsel der Herrschaft. Mit dem Frieden von Preßburg vom Dezember 1805 musste Ferdinand Salzburg gegen das ehemalige Hochstift Würzburg eintauschen, das seit 1803 einen Teil Bayerns gebildet hatte, wogegen Salzburg und Berchtesgaden nach der Besetzung durch bayerische und französische Truppen zu Österreich kamen, womit Salzburg erstmals seine Eigenständigkeit verlor. Der Herrschaftswechsel 1809/10 war von einer längeren französischen Besetzung begleitet. Von 1810 bis 1816 bildete Salzburg einen Teil Bayerns. Erst nach dem Wiener Kongress einigten sich Österreich und Bayern in langen Verhandlungen darauf, dass Salzburg wieder Österreich einverleibt werden solle, und nur Berchtesgaden verblieb bei Bayern.13 Je nach Art der Veränderung stellten sich die Fragen nach den Beamten, ihrer Stellung und ihren Perspektiven anders. Zeichnete sich 1803 mit der Säkularisation eine Bedeutungsverschiebung von geistlichen zu weltlichen Behörden ab, so gab es mit dem Verlust der Eigenständigkeit und der Verlagerung des Regierungszentrums ausserhalb des Landes grundsätzlich ein Bangen um die Wertigkeit der eigenen Position. In beiden Fällen kamen neue Beamte ins Land, die hohe Ränge einnahmen und damit das bisherige Gefüge verschoben. 2 Veränderte Gewichtungen durch militärische Besetzungen – Aufwertung der Landstände Als sich im Sommer 1800 französische Truppen Salzburg näherten, traf der Landesfürst Erzbischof Hieronymus Colloredo die ersten Maßnahmen für seine mögliche Abreise, indem er eine Statthalterregierung einsetzte, wie es für Zeiten der Abwesen12 13

Putzer, Staatlichkeit, 626–628. Rumpler, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie. Wien 1997, 46–53. Reinhard Stauber: Der Wiener Kongress. Wien 2014, 120–128.

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heit des Erzbischofs üblich war; schon 1796 war er so vorgegangen, als die Lage des Landes sehr unruhig geworden war.14 In diesem Jahr stand nicht nur die Besetzung durch französische Truppen zu befürchten, sondern es hatte auch innerhalb des Landes Aufstände gegen die Soldatenrekrutierungen für das von Salzburg aufzustellende Reichskontingent gegeben. Gegen die Abreise des Erzbischofs im August 1796 – vor allem gegen den von ihm angeordneten Abtransport von Geld und Wertsachen – hatten die Bürger der Stadt protestiert und das Rathaus besetzt. Sie forderten beispielsweise in Hinblick auf mögliche Kontributionen, die dem französischen Militär zu leisten wären, das Silber und Geschirr zurück, das er hatte einpacken lassen.15 Als Colloredo am 10. Dezember 1800 tatsächlich abreiste, sprachen die Zeitgenossen daher vorwurfsvoll von Flucht und, dass er das Land im Stich gelassen habe.16 Die Statthalterregierung, deren Zusammensetzung deutlich die Verfasstheit eines geistlichen Territoriums im damals noch bestehenden Heiligen Römischen Reich widerspiegelt, nahm sogleich ihre Funktion auf. Das Präsidium der Statthalterregierung übernahm der Bischof von Chiemsee als erster geistlicher Landstand und Vertreter des Erzbischofs. Ebenfalls beteiligt war der Domdechant, der die in einem geistlichen Territorium wichtige Institution des Domkapitels mit der Wahlfunktion des Bischofs vertrat. Dazu kamen die höchsten Beamten der zentralen Verwaltungsbehörden des Landes – der Hofkanzler, ein Konsistorialrat und der Direktor der Hofkammer. Damit waren nicht nur geistliche und weltliche Ämter verwoben, sondern mit dem Bischof von Chiemsee und dem Domdechant auch die erzbischöfliche Verwaltung mit den Landständen. Die Landstände in Salzburg nahmen gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine ähnliche Funktion wie in anderen Territorien des Reichs ein.17 Sie waren in Abstimmung mit der Hofkammer in erster Linie für die Einhebung und Verwaltung der Abgaben und Steuern zuständig. Einmal jährlich traf sich der Große Ausschuss, der aus vier Vertretern der Prälaten, sieben des Adels und vier der Städte und Märkte bestand. Neben dem Bischof von Chiemsee und dem Domdechant waren die geistlichen Vertreter die Vorsteher der beiden landständischen Klöster – des Benediktinerklosters St. Peter und des Augustiner-Chorherren-Stifts Höglwörth. Von Seiten der Städte und Märkte waren die Bürgermeister der Städte Salzburg und Hallein immer dabei; für einen dritten Vertreter mussten sich die übrigen Städte abwechseln. Ähnlich lautete die Regelung

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Putzer, Staatlichkeit, 629. Lobenwein, Elisabeth: Die Ohnmacht des Mächtigen – Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo und die »Fassaffäre« (August 1796). In: MGSL 154/155 (2015), 365–388. »Sobald diese Nachricht [vom Übersetzen der Franzosen über den Inn nahe Rosenheim, E. F.] eintraf entschloß sich der Erzbischof Salzburg zu verlassen, und die Flucht zu ergreiffen […]«. Tagebuch Dominikus Hagenauer, Eintrag unter dem 10. Dezember 1800, 757. Dazu etwa Stollberg-Rilinger, Barbara: Vormünder des Volkes? Konzepte landständischer Repräsentation in der Spätphase des Alten Reiches. Berlin 1999; Bündnispartner und Konkurrenten der Landesfürsten? Die Stände in der Habsburgermonarchie. Hg. v. Gerhard Ammerer, William D. Jr. Godsey, Martin Scheutz, Peter Urbanitsch und Alfred Stefan Weiss. Wien 2007.

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für die 23 Märkte des Landes, denn sie waren durch einen ebenfalls alternierenden Vertreter repräsentiert.18 Zwar standen dem Landtag mit dem Erblandmarschall und dem Landschaftskanzler wichtige Personen vor, doch lässt sich die hierarchische Unterordnung der Landstände unter den Landesfürsten deutlich am Procedere und Zeremoniell der Versammlungen erkennen. Jedes Jahr musste neuerlich um die Genehmigung zur Abhaltung des Landtags angesucht werden, und bei der zeremoniellen Eröffnung kam dem landesfürstlichen Kommissär eine tragende Rolle zu. Der Erzbischof verweigerte die Zusammenkunft jedoch nie, weil er auf die Arbeit der Landstände angewiesen war. Die konkrete Arbeit der Landstände während des Jahres fand im Kleinen Ausschuss statt – mit entsprechend weniger Vertretern, die aus dem Großen Ausschuss gewählt und nach der Bestätigung durch den Landesfürsten mit einer schriftlichen Vollmacht versehen wurden.19 Bedeutung kam dabei insbesondere den beiden Generalsteuereinnehmern zu – von Seiten der Prälaten dem Abt von St. Peter, Dominikus Hagenauer, und Georg Anton Freiherr von Motzl von der Ritterschaft. Die folgenden Überlegungen stützen sich vor allem auf das ausführliche Tagebuch Dominikus Hagenauers, der aufgrund dieser Funktion in der Mitte des Geschehens stand. In den Jahren 1800 bis 1810 kam es, wie erwähnt, zu vier mehrmonatigen militärischen Besetzungen Salzburgs.20 1802 erfolgte dies durch das österreichische Militär für den Bruder des Kaisers, Ferdinand von Toskana, um einer vermuteten bayerischen Inbesitznahme zuvorzukommen.21 In den anderen Fällen handelte es sich um französische Truppen, 1805 und 1809 jeweils die verbündeten bayerischen ablösend. Über diese Zeitspanne hinweg entwickelte sich notgedrungen eine gewisse Routine, wie mit den Forderungen nach Einquartierung, Versorgung der Truppen und in drei Fällen – 1800/1801, 1805 und 1809/1810 – dem Bezahlen einer hohen Kriegskontribution umzugehen war. Je nach herrschaftspolitischem Kontext variierte das Zusammenspiel zwischen Regierungsbehörden und Landständen. Die militärischen Besetzungen markierten meist Herrschaftsumbrüche, in denen die Landesbehörden auf sich gestellt waren. So wie sich im Dezember 1800 Erzbischof Colloredo außer Landes begeben hatte und nicht mehr zurückkam, waren auch 1805 Kurfürst Ferdinand und 1809

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Die jeweiligen landständischen Vertreter lassen sich den Hofschematismen entnehmen, z. B. Hochfürstlich-Salzburgischer Hof- und Staats-Schematismus für das Jahr 1800. Hg. v. Johann Bernard Zezi. Salzburg 1800, 72 f. Das waren der Erblandmarschall und Landschaftskanzler, zwei Vertreter aus dem Prälatenstand, vier aus dem Adel und zwei Abgeordnete aus dem Bürgerstand. Dazu kamen der Landschaftssekretär und der Kassier. Zezi, Hochfürstlich-Salzburgischer Hof- und Staats-Schematismus für das Jahr 1800, 74. 15. Dezember 1800 bis 7. April 1801, 19. August 1802 bis 14. April 1803, 30. Oktober bis 22. Dezember 1805, 30. April 1809 bis 12. September 1810. Putzer, Staatlichkeit, 629 f.

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der österreichische Hofkommissär Christian Graf Aichholt frühzeitig abgereist. Auch dies wurde von den zurückbleibenden Beamten nicht goutiert.22 Die verantwortlichen Beamten agierten, ihren vertrauten Handlungsmustern entsprechend, als sich die Veränderungen Mitte Dezember 1800 abzeichneten. Die Kampfhandlungen, schrieb Dominikus Hagenauer in sein Tagebuch, seien noch bis zum 14. Dezember 1800 gegangen. Am folgenden Tag frühmorgens habe ungewöhnliche Stille geherrscht, wie seit langem nicht mehr. Die »Kaiserlichen hatten Stadt und Gegend verlassen, und die französischen Herrn waren noch in etwas entfernt«.23 Wie eingeübt beim Empfang neu gewählter Erzbischöfe24, schickten sich Vertreter der Statthalterregierung an, dem kommandierenden General der französischen Truppen entgegenzufahren »und ihn um gütige Behandlung« zu ersuchen. Das »Einholen« neuer Herrscher war eine übliche Praxis symbolischer Kommunikation. Dabei konnten sich die Repräsentanten des Territoriums als Bevollmächtigte präsentieren, die durch das Geleit ihre Zustimmung gaben.25 Obwohl die aktuelle Situation keine Begrüßung eines neuen Erzbischofs darstellte, ging man nach demselben Schema vor. Die Delegierten fanden die Truppen allerdings nicht, das heißt, die angebahnte symbolische Kommunikation gelang nicht; stattdessen kamen die französischen Militärs ohne Geleit in die Stadt. Der kommandierende General stieg beim Rathaus – also dem zentralen Gebäude der Stadt – ab und erwartete die Deputation, somit bereits wie ein Stadtherr agierend. Die Abgeordneten, die nach einiger Zeit kamen, hatten ihn daher nur noch in die Residenz zu führen.26 Auch in weiteren Fällen gestaltete sich dies nicht so einfach.27 In der Folge der französischen Besetzungen kam es, wie erwähnt, nicht nur zu Einquartierungen und Vorspannleistungen, sondern es galt auch, hohe Kontributionen aufzubringen – 1800 z. B. die Summe von sechs Millionen Livres, die 2,750.000 Gulden entsprachen. Dazu waren sehr große Mengen an Getreide, Heu, Stroh, Hafer, Wein oder Kornbranntwein, »Kaputröcke« und Schuhe zu stellen und »nebst diesen enor22 23 24

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Tagebuch Dominikus Hagenauer, Einträge unter dem 18. Oktober 1805, 1053 und 27. April 1809, 1285. Ebenda, Eintrag unter dem 15. Dezember 1800, 759. Für Salzburg z. B. Ammerer, Gerhard: Die Entzauberung der höfischen Welt in Salzburg? Repräsentation und Zeremoniell unter Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1772–1803/1812) am Beispiel seines Regierungsantritts. In: Herrschaft in Zeiten des Umbruchs. Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812) im mitteleuropäischen Kontext. Hg. v. Elisabeth Lobenwein, Jutta Baumgartner, Gerhard Ammerer und Thomas Mitterecker. Salzburg 2016, 326–352. Holenstein, Huldigung, 437. Holenstein, André: Huldigung und Herrschaftszeremoniell. In: Zum Wandel von Zeremoniell und Gesellschaftsritualen in der Zeit der Aufklärung. Hg. v. Klaus Gerteis. Hamburg 1992, 21–46, hier 24 f. Tagebuch Dominikus Hagenauer, Eintrag unter dem 15. Dezember 1800, 759. Ebenda, Einträge unter dem 30. Oktober 1805, 1055 f., 29. und 30. April 1809, 1286 f.; Forster, Ellinor: Zeremoniell nach Bedarf? Absicherung neuer Herrschaft durch angepasste symbolische Kommunikation – Salzburg 1803–1816. In: Lobenwein/Baumgartner/Ammerer/Mitterecker, Herrschaft in Zeiten des Umbruchs, 353–377.

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men Forderungen kamen noch sehr viele in die hundert Tausenden sich erstrekende Requisitionen an Leder, Eisen, Nägel, Eisenplatten, Hufeisen & & und anderen minder bedeitenden Sachen [dazu]; besonders kostbahr aber waren die Spital Requisiten«, beschrieb Hagenauer die Forderungen.28 1805 wurden wiederum sechs Millionen Francs verlangt – mit zusätzlich monatlichen 800.000 Francs in bar.29 1809 stieg diese Summe auf das fast Doppelte – 11 Millionen und 440.000 Francs, 5,308.875 Gulden entsprechend. »Welches Entsetzen diese für ein Königreich von 2 bis 3 Millionen Menschen noch zu stark gewesene Contributions Summe bey den Ständen und allen Salzburgern veranlaßt hat, kann man sich nicht empfindsam genug vorstellen«, kommentierte Dominikus Hagenauer.30 Damit verlagerte sich das Hauptgewicht der Verwaltungstätigkeit auf die Aufbringung und Bewältigung dieser Summen und Gegenstände. Über die verschiedenen Besetzungen hinweg lässt sich ein zunehmend eingespielter Umgang mit möglichen Maßnahmen beobachten. Die 1800 unter der Leitung der Hofkammer eingerichteten eigenen Büros für Einquartierung, Vorspannleistungen, »Policey« und die Schadensbeschreibung mit jeweils eigenen Hof- und Kammerräten, die ständig auf ihren Plätzen bleiben mussten,31 bewährten sich offensichtlich, denn sie wurden auch 1805 als erste Maßnahme wieder ins Leben gerufen.32 An die für die Finanzen zuständigen Generaleinnehmer der Landstände erging 1800 der Befehl, sich zu treffen und ebenfalls stets verfügbar zu sein.33 Dazu wurde drei Tage nach der Ankunft der französischen Truppen der Große Ausschuss des Landtags für permanent erklärt. Bei den meist zweimal täglich stattfindenden Sitzungen standen in der Folge die französischen Forderungen im Mittelpunkt der Diskussionen.34 Die Initiative ging 1800/1801 zwar von den Regierungsstellen aus, und die Fäden liefen dort zusammen, doch erhielten die Landstände durch ihre Funktion einen großen Bedeutungszuwachs und übernahmen eine sehr aktive Rolle. Die detaillierte Berichterstattung Hagenauers angesichts des dringenden Problems ermöglicht einen Einblick in die Reichweiten und Strategien der Landstände, Geld aufzutreiben. Während für erste Teilzahlungen auf den Bestand der Landschaftskasse zurückgegriffen werden konnte, wurde zur Wiederauffüllung bzw. zur weiteren Bestreitung der Forderungen 1800 zunächst ein Steuertermin ausgeschrieben, der innerhalb von 14 Tagen beglichen werden sollte. Dann forderte man alles an entbehrlichem Silber und Gold von Kirchen und Privaten und schrieb schließlich eine freiwillige Anleihe aus – beides gegen einen Ertrag von vier Prozent Zinsen. Die Kaufleute der Stadt 28 29 30 31 32 33 34

Tagebuch Dominikus Hagenauer, Eintrag unter dem 17. Dezember 1800, 761. Ebenda, Eintrag unter dem 11. November 1805, 1063. Ebenda, Eintrag unter dem 26. Juli 1809, 1312. Ebenda, Eintrag unter dem 17. Dezember 1800, 761. Ebenda, Eintrag unter dem 30. Oktober 1805, 1055 f. Ebenda, Eintrag unter dem 17. Dezember 1800, 761. Ebenda, Einträge unter dem 18. und 19. Dezember 1800, 762 f.

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wurden zur Beratung hinzugezogen, um von ihnen zu erfahren, ob Geldanleihen in Augsburg und Frankfurt helfen könnten. In gemeinsamer Absprache wurden schließlich Personen dorthin geschickt, um Geldanleihen »zu negociren«. Die Landstände waren zudem mit der Verpflegung der französischen Armee betraut, wofür Ochsen und Kühe geschlachtet, Müller, Bäcker und Bierbrauer in Requisition gesetzt, Branntwein von der Hofbrauerei bestellt sowie Hafer, Heu und Stroh vom LandschaftsMagazinamt herbeigeschafft wurden.35 Ein weiteres Mittel, wovon man sich Hilfe versprach, war das Entsenden von Deputationen, die jeweils gemeinsam von der Statthalterregierung, den Landständen und dem Magistrat der Stadt Salzburg bestimmt wurden. Die Abgeordneten sprachen bei verschiedenen Akteuren um Unterstützung vor, wozu auch gehörte, die französischen Generäle regelmäßig um eine Verminderung der Summe zu bitten. Diese argumentierten z. B. 1801 jedoch, dass ihre Forderungen mit Blick auf ihre Armee nicht überspannt seien, zumal sie sich mit Salzburg in einem Land befänden, das in diesem Krieg noch nichts gelitten habe und einen reichen Regenten habe. Netzwerke boten sich an, um Fürsprache und finanzielle Unterstützung zu erwirken. Dabei konnten die Deputierten auf ein Netzwerk zurückgreifen, das sich aus verwandtschaftlichen Beziehungen sowohl des Landesfürsten als auch der Abgesandten selbst zusammensetzte.36 Viel versprach man sich 1801 von der Reise zum Landesfürsten, der sich in Brünn aufhielt. Den Zwischenstopp auf dieser Reise in Wien nutzten die Abgeordneten nicht nur für weitere Treffen mit Personen, von denen sie sich Einfluss und Unterstützung erhofften, sondern auch für Gespräche mit Wiener Bankiers, die sie zur Zusage von Krediten zu bewegen versuchten. Auch eine Audienz bei Kaiser Franz konnten sie erreichen. Vom Erzbischof erbaten sie sich insbesondere Geldmittel. Dieser hielt ihnen jedoch Summen vor, die er bei seiner Abreise vorgeschossen habe und wovon er keinen Kreuzer genommen habe; aus seinen spärlichen Einkünften habe er keine Reichtümer anhäufen können und habe auch zum Unterhalt seines Personals bisher noch nichts vom Land gefordert. Daher sei er nicht in der Lage, eine finanzielle Unterstützung zu gewähren. Zudem schien »alles was die Statthalterey und die Landschaft gethan hatte, […] voreilig und nicht recht. Wir mußten dieser Predigt ohne Grund, bis gegen 2 Uhr beywohnen; wo wir zur Tafel giengen«, berichtete Hagenauer von der Audienz.37 Die Vorstellungen zwischen Landesfürsten und Beamten, wie in dieser Situation der Besetzung vorzugehen sei, unterschieden sich erheblich. Das zeigt sich im Hinweis, den Colloredo der Deputation gab, und bei der Reaktion der Abgeordneten. Statt finanzieller Unterstützung bekamen sie vom Landesfürsten – wie auch von Erzherzog

35 36 37

Ebenda, Einträge unter dem 20. Dezember 1800, 763–766, 26. Dezember 1800, 766, 30. Oktober 1805, 1055 f. Auch 1805 zog man die Kaufleute in die Beratungen mit ein. Eintrag unter dem 30. Oktober 1805, 1058. Ebenda, Einträge unter dem 21. Dezember 1800, 764, 14. Januar 1801, 774, 18. Januar 1801. Ebenda, Einträge unter dem 3. Januar 1801, 772; 18. Januar 1801, 776 f.; 28. Januar 1801, 784.

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Karl, dem Befehlshaber der kaiserlichen Armee – den dringenden Rat, die Zahlungen besser zu verzögern und Plünderungen sowie Exekutionen zu riskieren. Der Friede werde bald bevorstehen, wodurch die französische Besatzung jeglichen Anspruch auf eine Kontribution verlieren werde.38 Ein solches Verhalten kam für die Akteure im Land jedoch nicht in Frage, da sie bemüht waren, eine weitere Verschärfung der Situation zu vermeiden. Sie entschlossen sich stattdessen, die Kontributionssumme weiter abzuzahlen. Hier zeigt sich eine bemerkenswerte Selbständigkeit der Beamten und Ständevertreter, die unabhängig von der Empfehlung ihres Landesfürsten agierten. Sowohl 1801 als auch 1805 führte die Publikation des Friedens übrigens zunächst dazu, dass die französischen Generäle in Salzburg noch intensiver auf die Zahlung der ausständigen Gelder drängten und alle Argumente zu unterbinden versuchten, die zur Nichtzahlung eingewendet werden könnten.39 Das durch die Krisensituation bedingt eingespielte, fast ausgewogene hierarchische Verhältnis zwischen Regierungsbeamten und Ständevertretern veränderte sich in der Besetzung von 1805 noch weiter zugunsten der Landstände. Im Vergleich zur Situation von 1800 und 1802 gab es 1805 in Salzburg keine Statthalterregierung. Nachdem der Landesfürst abgereist war, blieb als höchster Beamte des Kurfürstentums der dirigierende Staatsminister Federigo Manfredini zurück. Angesichts der sich nähernden französischen Truppen wollte er die Fäden in die Hand nehmen und schickte zwei Deputierte zum französischen General, der die Stadt noch nicht erreicht hatte, damit sie ihm – ähnlich der »Einholung« – ein Schreiben von ihm übergeben sollten. Zunächst schien sich das Ablaufschema von 1800/01 zu wiederholen: Statt der Statthalterregierung waren es landesfürstliche Kommissäre, die im Namen von Manfredini Befehle und Aufforderungen bei den Landständen vortrugen, doch ging die Initiative sehr bald stärker von den Ständevertretern aus – etwa, indem sie an Manfredini Deputationen schickten und ihm Vorschläge machten, wie er die Geldforderungen vermindern könne, beispielsweise durch eine Reise ins Hauptquartier Napoleons. Diesem Vorschlag kam Manfredini auch nach: Er überreichte Napoleon eine Bittschrift der Landstände, die er selbst ins Französische übersetzt und ebenfalls unterschrieben hatte. Die Landstände versammelten sich nun auf eigene Faust, um über die Tilgung der Kontribution zu beraten. Dabei wahrten sie die Form, indem sie von sich aus einen kurfürstlichen Kommissär erbaten. Offensichtlich griffen die handelnden Akteure der Landstände hier auf ihre Erfahrung zurück und wollten das Problem auf die gleiche Weise wie 1800/1801 lösen, statt auf die Initiative eines hohen, jedoch im Land relativ neuen Beamten zu vertrauen. Ende November 1805 nahmen zudem die französischen Befehlshaber das Heft stärker in die Hand und unterliefen den Rest an Hierarchie zwischen den Salzburger 38 39

Ebenda, Eintrag unter dem 20. Januar 1801, 778 f. Ebenda, Eintrag unter dem 17. Februar 1801, 789. Am 6. März 1801 wurde der gesamte Rest bezahlt, am 7. April 1801 zogen die letzten französischen Soldaten ab. Tagebuch Hagenauer, Einträge unter dem 6. März 1801, 797; 7. April 1801, 804; 20. Dezember 1805, 1075.

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Regierungsbeamten und den Landständen, indem Colonel Monet mit einem Sekretär bei der Sitzung der Landstände selbst erschien und seine Forderungen mitteilte. Zugleich erging der Befehl an sie, über alle Eingänge und Ausgänge auch Rechnung legen zu müssen. Das gleiche spielte sich bei der Hofkammer ab, womit die französischen Befehlshaber einen detaillierten Einblick in die Finanzen bekamen und zugleich eine enge Kommunikation zwischen sich und den beiden für die Finanzen zuständigen Behörden bzw. Einrichtungen herstellten. Dabei wurde Manfredini jedoch völlig übergangen, was Hagenauer in seinem Tagebuch ausdrücklich ansprach: Die »sich seit einigen Tagen ergebenen Ereigniße [,] besonders da die Französische Commissaires von keinem Staatsminister etwas wissen wollten, machten den Minister Manfredini verdrossen«. In einer ersten Reaktion wollte er offensichtlich von seinem Ministerium abtreten, aber auf dringendes Ansuchen der Stände habe er sich entschlossen, noch zu bleiben. In der Folge nutzte er sein Netzwerk zur Unterstützung, indem er Kuriere an einflussreiche Personen schickte wie etwa an den französischen Minister Charles Maurice de Talleyrand. Die Landstände hingegen versuchten, ihn nach Möglichkeit einzubeziehen, indem sie ihn informierten, agierten aber immer selbständiger.40 1809 verlief die Situation etwas anders. Zunächst hatte der österreichische Hofkommissär, als sich Ende April die Kriegsgefahr abzuzeichnen begann, ähnlich der Statthalterregierung von 1800 noch eine Regierungskommission aus Regierungsräten, Mitgliedern der Landstände und des Magistrats gebildet. Diese sollte Vorkehrungen für die Einquartierung, Herbeischaffung von Lebensmitteln und für die Sicherheit treffen. Mit der Abreise des Hofkommissärs kam dieser Regierungskommission noch größere Befugnis zu. Sehr bald nach Beginn der französischen Besetzung ordnete Napoleon jedoch die Einrichtung einer Generaladministration an, die unter französischem Vorsitz agierte, daneben allerdings wieder aus den üblichen Personen – zusammengesetzt aus Regierungsbeamten, Ständevertretern und Beamten des Magistrats – bestand. Präsident der Generaladministration war wieder der Bischof von Chiemsee. Von diesem Zugeständnis an alte Strukturen abgesehen, verloren die Landstände nun an Bedeutung. Zu Beginn des Jahres 1810 resümierte Hagenauer die verschiedenen Besetzungen der vergangenen Jahre und kommentierte den wahrgenommenen Bedeutungsverlust: »Die Landschaft, welche in den vorigen 2 Kriegen die Hauptstelle war, wurde dermal von der Landesadministration nur als ein Zahlamt betrachtet, und ihr nur Weisungen in Hinsicht der Kasse erst da gegeben, wenn die Verhandlungen und Abschlüsse bereits gemacht worden sind«.41 Die zeitweiligen Bedeutungszuwächse hatten zudem immer ohnehin nur so lange Bestand, als die Ausnahmesituation der militärischen Besetzungen andauerte. Sobald 40 41

Ebenda, Einträge unter dem 27. Oktober 1805, 1055; 12. November 1805, 1063; 13. November 1805, 1063; 14. November 1805, 1064; 29. November 1805, 1068 f.; 30. November 1805, 1069; 1. Dezember 1805, 1069; 5. Dezember 1805, 1070; 7. Dezember 1805, 1071; 4. Januar 1806, 1090. Ebenda, Einträge unter dem 27. April 1809, 1284 f.; 2. Mai 1809, 1288; Anfang Januar 1810, 1358.

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der neue reguläre Herrscher bzw. sein »Besitznahmskommissär« ins Land kam, verschoben sich die Hierarchien wieder in Richtung Regierung. 3 Alte und neue Beamte – Konkurrenzen im Blick umher. Das Beispiel von 1803 bis 1805 Die einheimische Beamtenschaft in Salzburg konnte und sollte nicht ausgetauscht werden, denn zuviel an lokalem Herrschaftswissen, das u. a. wesentlich für die Legitimation nach innen war, wäre dadurch verloren gegangen. Die Aneignung dieses Wissens durch die neuen Herrscher ging 1803 und 1806 unterschiedlich vonstatten. Eine zentrale Funktion nahm jeweils der »Besitznahmskommissär« ein, der mit den führenden Akteuren am Ort in Kontakt trat und sich mit den Verhältnissen vertraut machte. Da der neue Herrscher von 1806, Kaiser Franz I., wie erwähnt, der Bruder des bis dahin regierenden Kurfürsten Ferdinand war, und zudem Salzburg in diesen drei Jahren als habsburgische Sekundogenitur eingerichtet worden war, konnte auf vorhandene Akten über beispielsweise das Huldigungszeremoniell zurückgegriffen werden. Was die weiteren Informationen über das Land betraf, kam noch ein zusätzliches Instrument hinzu: Von Wien wurde eine Reihe von Personen entsendet, die spezifisches Wissen in Erfahrung bringen sollten. Wahrgenommen wurden diese von den heimischen Akteuren, rückblickend in der Feder von Joseph Felner als »Schaaren von Commissairs und Agenten der Hofämter, die gleich Heuschrecken-Wolken über das Neoadquisitum herfielen«. Aber Felner räumte ein, dass dadurch »viele wichtige Zweige der Staatsverwaltung, die bisher ziemlich brach zur Seite gelegen waren, erst durch diese Hof Einrichtungs Commissionen angeregt, und gründlich bearbeitet worden sind«. Die Kommissäre hielten sich häufig nur kurz im Land auf und ließen »unzählige Fragstücke« zurück, die von den eingesessenen Beamten »durch mühsame Erörterungen« zu beantworten waren. Dadurch waren Übersichten über das Lehenswesen und Lehensrecht, die Erzeugnisse aus dem Mineralreich, »die inländischen Bedürfnisse an Nahrung, Kleidung, Luxus Artikeln, an Werkzeugen für Ackerbau und Handwerke, über Maße und Gewichte, so wie über das National Einkommen aus der Salzburgischen Viehzucht und Alpenwirtschaft« entstanden, die in der Folge auch publiziert wurden.42

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Hinweis und Zitate aus SLA, Nachlässe, Joseph Felner, Tage und Gedenkbuch (Historiae mei temporis) von der erstmaligen oesterreichischen Regierung im Herzogthum Salzburg und Fürstenthume Berchtesgaden, 36 f. Die Publikation der Ergebnisse: Felber, Joseph: Ueber die im Herzogthume Salzburg bestehenden Unterthansverhältniße. In: Der Jurist, eine Zeitschrift vorzüglich für die Praxis des gesammten österr. Rechtes 8 (1842), 217–228. Koch-Sternfeld, Joseph Ernst von: Salzburg und Berchtesgaden in historisch- statistisch- geographisch- und staatsökonomischen Beyträgen. 2 Bde. Salzburg 1810.

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Der jeweilige »Besitznahms-« bzw. Hofkommissär der neuen Herrschaft nahm die Leerstelle des Regenten ein. Im Fall von 1803, als Salzburg eigenständig blieb, währte diese Zeitspanne bis zur Ankunft des neuen Regenten nur einige Monate. 1806, als Salzburg mit Berchtesgaden ein Teil Österreichs wurde (ebenso wie 1810 als Teil Bayerns), war der Stellvertreter die höchste Stelle am Ort. Da galt es, eine Audienz zu erhalten, darauf zu achten, wer und wie viele Personen eingeladen waren, an welcher Stelle man selbst platziert wurde.43 Daneben kamen noch weitere Beamte ins Land, die den einheimischen vorgesetzt wurden – meist einhergehend mit einer Strukturveränderung der Verwaltung. Im Unterschied zu den militärischen Besetzungen waren die neuen Herrscher stets auf eine Umgestaltung bedacht – mit unterschiedlichen Zielsetzungen. 1803 wollte der neue Regent das ehemalige Erzstift nach den Überlegungen der Aufklärung verändern, womit sich abzeichnete, dass die geistlichen Institutionen mit ihren Würdenträgern an Macht und Einfluss verlieren würden. Sichtbar wurde das sehr rasch, als der »Besitznahmskommissär« die erzbischöfliche Statthalterregierung auflöste und stattdessen einen Konferenzrat unter seinem Vorsitz einführte. Dabei wurde die Anzahl der weltlichen Beamten reduziert, und die geistlichen waren nicht mehr ein Teil davon.44 Im Lauf der folgenden Monate fanden weitere Veränderungen statt. Der Blick in die Tagebücher bzw. in rückblickende Beschreibungen von Beamten lässt Aufschluss darüber zu, wie das neue Arbeiten vor sich ging, wo sich Probleme und Reibungen in Hinblick auf die eigenen Positionierungen ergaben. Zunächst wurden zwar alle Ämter und die meisten Personen bestätigt, aber schon von Beginn der Besitznahme an war zu erkennen, dass es Veränderungen geben werde. Man verordnete nicht alles von oben, sondern es wurden die Meinungen der höheren Beamten am Ort in die Neuorganisation miteinbezogen. Das schuf unter den Beamten Misstrauen, denn Änderungen und Abschaffungen von Ämtern wurden häufig auf (vermeintliche) Absichten von Konkurrenten zurückgeführt. Franz de Paula Pichler notierte etwa am 20. September 1803, dass er schon »seit geraumer Zeit merke«, dass Baron Moll ihm abgeneigt sei. In »den Rathsprotokollen wo immer mir eine Veranlassung hergezogen werden kann, [hat er] gehässige Bemerkungen besonders über meine Referate angeführt, und selbe dem Kurfürsten zur Unterschrift vorgelegt; vermuthlich um leztern Mißtrauen in meine Fähigkeit zum Director zu erregen. Daß hievon die Mitursache die Huld welche der Prälat v St Peter beym Kurfürsten hat, und der Neid des B. M. daß selbe auch mir […] gegeben seyn mag, ist sehr wahrscheinlich«.45

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Dazu auch Forster, Ellinor: Beängstigende (Frei)Räume? Säkularisation und Herrschaftswechsel im Tagebuch des Abtes Dominik Hagenauer von St. Peter in Salzburg. In: Freiräume. Hg. v. Verena Stross. Cluj-Napoca/Klausenburg 2014, 17–31. Tagebuch Franz de Paula Pichler, Einträge unter dem 16. und 21. Februar 1803. Ebenda, Eintrag unter dem 20. September 1803.

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Karl Erenbert von Moll (1760–1838) war der Sohn des langgedienten Pflegers Gottfried Moll, der in seinem Dienst die Adelserhebung in den Freiherrenstand erreicht und mit Maria Leopoldina Cristani von Rall die Tochter eines der einflussreichsten Hofkanzler des Erzstifts geheiratet hatte.46 Damit trennte Moll und Pichler auch die soziale Herkunft. Während Moll den Posten eines Hofkammerdirektors seit 1790 bekleidete und hiermit bereits Teil der Statthalterregierung gewesen war, konnte Pichler erst mittels der napoleonischen Umwälzungen Karriere machen. Im Erzstift hatte er lediglich das Amt eines Hofkammerprokurators inne, wogegen er mit dem Herrschaftswechsel auf die Position des Hofkammerdirektors hoffte. Der in einem Erz- oder Hochstift wichtigste weltliche Beamte unterhalb des Bischofs war der Hofkanzler. 1803 bekleidete diese Position Johann Heinrich Reichsfreiherr von Bleul (1765–1807), geboren in Koblenz, der Hauptstadt des Erzstifts Trier, als Sohn bürgerlicher Eltern. Durch seine zahlreichen Dienste zunächst in Trier und dann im Umfeld der Kaiser Leopold II. und Franz II. in Reichspositionen konnte er 1797 die Erhebung in den Adelsstand erlangen. 1799 kam er über Vermittlung des Bruders des Erzbischofs nach Salzburg in die entsprechend hohe Position des Hofkanzlers.47 Ferdinand hatte 1803 jedoch als höchsten Beamten seinen ehemaligen Erzieher Obersthofmeister Federico Manfredini mitgebracht,48 den er in Salzburg zum dirigierenden Staatsminister ernannte und damit allen anderen Behörden, vor allem der unter Erzbischof Colloredo mächtigen Hofkanzlei, vorordnete. Als nach einem Jahr die Konferenz als beratendes Gremium vom Staatsrat abgelöst wurde, traten die Kompetenzstreitigkeiten zwischen alten und neuen Beamten offen zutage. Den Vorsitz übernahm Ferdinand nun selbst, und die Mitglieder waren die jeweiligen Direktoren oder Vorsteher der höchsten Behörden: Manfredini als dirigierender Staatsminister, Hofkanzler Bleul, der Präsident der neu eingerichteten Obersten Justizstelle Johann Franz Thaddäus von Kleimayrn, der zum Regierungsdirektor beförderte Moll, Hofkammerdirektor Johann Nepomuk von Hennebrith und drei Staatsratssekretäre.49 Neben Bleul und Moll war auch Kleimayrn (1733–1805) bereits seit der erzstiftischen Zeit ein hoher Beamter und Teil der Statthalterregierung gewesen. Er war eine Generation älter als 46 47 48

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Abt Dominikus Hagenauer, Teilbd. I, 181, Anm. 2. Ebenda, Teilbd. II, 703, Anm. 2. Die Parallelen mit seinem Bruder, Kaiser Franz II., fallen ins Auge. Auch dieser hatte seinem Erzieher, Franz de Paula Karl Freiherr von Colloredo, nach seinem Amtsantritt eine wichtige Position gegeben – nämlich jene eines Kabinettsministers, der in der Folge bis 1805 eine große Rolle im Staatsrat spielte. Walter, Friedrich: Die österreichische Zentralverwaltung. Von der Vereinigung der österreichischen und böhmischen Hofkanzlei bis zur Einrichtung der Ministerialverfassung (1749–1848). Bd. 1/2: Die Zeit Franz’ II. (I.) und Ferdinands I. (1792–1848). Wien 1956, 29, 43–46. Forster, Ellinor, Mazohl, Brigitte: Vom »aktiven« Reformer der Monarchie zum »passiven« Vizekönig von Lombardo-Venetien? Erzherzog Rainer (1783–1853). In: »Johann und seine Brüder«. Neun Brüder und vier Schwestern – Habsburger zwischen Aufklärung, Romantik, Konservatismus und Liberalismus. Hg. v. Alfred Ableitinger. Graz 2012, 161–182. Tagebuch Pichler, Eintrag unter dem 12. Februar 1804.

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die anderen, daher länger im Amt und von den anderen unangefochten. Aus einer Salzburger geadelten Pflegerfamilie stammend, hatte seine Ausbildung zudem weit über Salzburg hinausgereicht: Er hatte die Rechte nicht nur in Salzburg, sondern auch in Wetzlar sowie Göttingen studiert und anschließend beim Reichskammergericht in Wetzlar gearbeitet, bevor er als Hofrat nach Salzburg zurückkehrte.50 Wie Manfredini kam Johann Nepomuk von Hennebrith (1754–1815) 1803 hingegen nach Salzburg neu, allerdings nicht aus der Toskana, sondern vom neu erworbenen Eichstätt, dessen Verwaltung weitgehend so wie zuvor belassen wurde.51 Daher brauchte es in Salzburg jemanden, der genaue Kenntnis von den Verhältnissen dort hatte. Zu Staatssekretären waren Franz de Paula Pichler und Joseph Felner aufgestiegen. Das Arbeitsprocedere dieser neuen Behörde musste sich erst einspielen. Erst im konkreten Arbeiten zeigte sich, wie die Rangverhältnisse beschaffen waren und wo die Reibungspunkte lagen. Treffen sollte sich der Staatsrat jeden Montag, um die wichtigsten anliegenden Sachen zu diskutieren und zu entscheiden. Bei der ersten Zusammenkunft am 13. Februar 1804 trugen nicht die Vorsteher der Behörde, sondern die Staatsratssekretäre fast alle Gegenstände allein vor. Daraufhin entschied der Kurfürst, »ohne die Räthe hierüber votiren zu lassen«. Nach dem Staatsrat gab der Kurfürst den Referenten »sein Wohlgefallen über die deutliche und praezise Art der Vorträge zu erkennen«. Mit diesem Vorgehen hatte er die Direktoren der Behörden jedoch deutlich zurückgesetzt und sie zudem untereinander gleichrangig behandelt. So bemerkte auch Pichler in seinem Tagebuch darüber, dass er »durch diese neue Einrichtung« der Hofkanzler »den größten Theil seines bisherigen Einflusses verlohren« habe. Es sei »seit mehrern Tagen eine merkliche Spannung zwischen dem Hofkanzler und dem Minister. Man ist noch uneinig, ob die Direkt. ihre Protokolle selbst vortragen oder dieß durch die Sekret. geschehen soll, der Kurfürst hat sich für lezteres erklärt, der Hofkanzler will das Erstere«.52 Diese »merkliche Spannung zwischen dem Hofkanzler und dem Minister«, die schon im Vorfeld bemerkbar war, führte zur Erlahmung der Amtsorganisation. Dadurch sei alles »in gärender Bewegung«, und Pichler nahm an, dass sich bald gravierende Änderungen, etwa der Sturz des Hofkanzlers, ereignen werden. Manfredini, so die Beobachtung Pichlers, wolle ohne Rücksicht auf den Hofkanzler regieren, der Hofkanzler hingegen wolle sich nicht aus seinem vorherigen Wirkungskreis verdrängen lassen und keine Macht abgeben. Das Zünglein an der Waage sei der Kurfürst und das »Vorgewicht, welches er hiebey dem Minister giebt ist nicht zu verkennen«.53 Die Lösung lag, wie Felner rückblickend beschreibt, aber darin, dass die Sitzungen des Staatsrats fast ganz unterblieben, um die unangenehmen Auftritte zu vermeiden. Man50 51 52 53

Abt Dominikus Hagenauer, Teilbd. I, 18, Anm. 2. Ebenda, Teilbd. II, 963, Anm. 3. Tagebuch Franz de Paula Pichler, Eintrag unter dem 13. Februar 1804. Ebenda, Einträge unter dem 11., 13. und 23. Februar 1804, 14., 27. und 31. Mai 1804.

Prekäre Dynamiken

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fredini und Bleul seien jeweils allein mit ihren Referenten und den Expeditionsentwürfen beim Kurfürsten erschienen – »beynahe täglich u. ungerufen«.54 Das geplante Miteinander wurde also zu einem konkurrierenden Nebeneinander. Die Veränderung der Behördenstrukturen ging mit neuen Zuordnungen von Materien einher. Die Beamten waren darauf bedacht, dass ihrer Behörde nicht zu Vieles entzogen werde, was sie in ihrer Wertigkeit mindern hätte können. Durch die Möglichkeit, zur Neugestaltung Gutachten zu verfassen, konnten hierbei auch die alteingesessenen Beamten aktiv tätig werden. So schien beispielsweise der neue Regierungsdirektor Moll, Direktor der Hofkammer, in der Wahrnehmung Pichlers der Hofkammer möglichst viele Bereiche entziehen und sie der Regierung zuordnen zu wollen, um als »Regierungs Praesident einen weit ausgebreitteten Würkungskreis sich anzuschaffen«. Dies brachte ihn jedoch in direkte Konkurrenz zum Hofkanzler, und er stieß dort an seine Grenzen. Ende 1804 habe Moll immer öfter davon gesprochen, schreibt Pichler, dass er um seine Entlassung bitten werde. Pichler hielt das nur für »eine Masque um sich zum Praesidenten der zu vereinigenden Regierung und Hofkammer zu schwingen«. Ende Dezember 1804 erhielt Moll tatsächlich die Entlassung, nachdem er sich zuvor um eine andere Stelle umgeschaut hatte: Fußend auf seinen naturwissenschaftlichen Forschungen, die er neben seinem Amt betrieben hatte, wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, mit einem höheren Gehalt als auf seiner Stelle in Salzburg. Der Abt von St. Peter, Dominikus Hagenauer, teilte die kritische Meinung seines Schwagers über Moll: Mit dem Hofkanzler habe sich dieser auf das Heftigste zerstritten. Stolz habe er immer auf seine Eigenschaften verwiesen und ein höheres Gehalt verlangt und versucht, mit der Drohung, in andere Dienste zu treten, sein Ziel zu erreichen. Der Plan, Regierungs- und Kammerpräsident zu werden, sei gescheitert. Da er überdies sein prächtiges Quartier im Neugebäude räumen musste, sei der Unmut gewachsen. Hagenauer brachte dazu eine Reihe von negativ wahrgenommenen Veränderungen der vorangegangenen Jahre mit Moll in Verbindung, wie etwa die Verminderung der Pflegämter. Daher sei dessen Weggang offenbar von allen begrüßt worden.55 Das Beispiel von Moll zeigt, dass im Hintergrund der Beamtenstreitigkeiten Weltanschauungen aufeinanderstießen. Hagenauer und Pichler können einem eher konservativen Regierungsstil zugeordnet werden, während Moll wohl offener für die Ideen der Aufklärung war. Darauf weist schon allein der Umstand, dass Moll in München von Lorenz Hübner, einem der bedeutendsten Vertreter der Aufklärung in Salzburg und Herausgeber einer Reihe von Zeitschriften in den vorangegangenen Jahrzehnten, mit

54 55

Felner, Staatsverwaltung, fol. 2v. Tagebuch Dominikus Hagenauer, Einträge unter dem 24. Oktober, 29. November, 22., 27. und 28. Dezember 1804.

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dem Regierungswechsel in Bayern 1799 wieder dorthin zurückgekehrt, ausdrücklich und offiziell begrüßt wurde.56 4 Fazit Salzburg gehörte zu jenen Territorien, die im Kontext der napoleonischen Kriege eine Reihe von Herrschaftswechseln und, damit einhergehend, tiefgreifenden Veränderungen der Verfasstheit mitgemacht hatten – wie den Wandel vom geistlichen zum weltlichen, erblichen Territorium und schließlich den Verlust der Eigenständigkeit. Der Blick dieser Untersuchung richtete sich nicht nur auf den tatsächlichen Herrschaftswechsel, sondern auch auf die bisher weniger beachteten vorausgehenden militärischen Besetzungen. Die Notwendigkeiten zur Unterbringung sowie Verpflegung von Soldaten und vor allem zur Zahlung einer Kriegskontribution führten zu einer Aufwertung der Landstände, die in Zeiten, in denen sich der Landesfürst nicht im Land befand oder noch nicht klar war, wer der nächste sein werde, zu nahezu gleichberechtigten Partnern der Regierungsbeamten aufstiegen. In der Abfolge der vier Besetzungen bildeten sich Handlungsroutinen heraus. In Ausnahmesituationen, wie 1805, als der höchste Beamte in Salzburg über weniger Erfahrung mit militärischen Besetzungen als die Landstände verfügte, nahmen diese sogar das Heft in die Hand und ergriffen die Initiative. Spannend ist der Befund, dass die im Land verbliebenen Beamten und Ständevertreter durchaus eigenständig in eigener Verantwortung agierten und sich nicht nach dem Rat ihres Landesfürsten bzw. anderer Mitglieder von Regierungsfamilien richteten. Bei den erfolgten Herrschaftswechseln kam es zu einem Aufeinandertreffen von einheimischen und fremden Beamten. Dazu kam noch der Umstand, dass diese Wechsel mit Umstrukturierungen von Behörden und Ämtern verbunden waren, die bei den eingesessenen Beamten Unsicherheit auslösten; diese Situationen eröffneten jedoch auch Aussichten auf mögliche Beförderungen. Daher traten auch schon länger schwelende Konkurrenzen offen zutage. Am Beispiel des Kurfürstentums Salzburgs zeigte der Konflikt zwischen dem mit dem neuen Herrscher ins Land gekommenen Minister und dem bis dahin mächtigsten Beamten im Erzstift, dem Hofkanzler, wie diese Konkurrenz gerade in den Details von Arbeitsvorgängen in Behörden ausgetragen wurde. In den Kompetenzrivalitäten zwischen den eingesessenen Beamten trat noch eine weitere, für diese Zeit der vielen Reformen typische Facette zutage, denn die Konkurrenzlinien verliefen auch entlang der Zugewandtheit für aufgeklärte Ideen und Neuerungen versus der Bewahrung des Herkömmlichen.

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Der Hinweis auf den Empfang Molls durch Hübner im Tagebuch Dominikus Hagenauer, Eintrag unter dem 28. Dezember 1804.

Schlussfolgerungen

Schlussfolgerungen Harald Heppner 1 Alte und neue »Herren« Die Kernfrage des vorliegenden Themas besteht darin, welche Parameter eine Rolle spielen, weshalb man zwischen alten und neuen Trägern von Machtsystemen unterscheiden kann, und zwar nicht nur im Nachhinein infolge chronologischer Zuordnung, wer früher oder später am Ruder war, sondern auch aus dem zeitgenössischen Blickwinkel. Die Meinung, wonach offenbar sei, wer jeweils regiere und wer zum politischen Establishment gehöre, lässt außer Betracht, welche konkreten Auswirkungen eine Herrschaft auf die unzähligen »kleinen Leute« gehabt hat, insbesondere auf jene, die ihre eigenen Führungsorgane nie zu Gesicht bekamen: Hatten sie einen Bezug zu jenen oder war es ihnen egal, wer regierte, weil es für sie sowieso keine Option gab? Es ist zu vermuten, dass all jene, die keine Nutznießer eines Regierungsapparates waren, am Wechsel einer Herrschaft kaum Anteil genommen haben dürften, allerdings mit zwei Ausnahmen: Die einen waren diejenigen, die den Vollzug einer Machtübernahme physisch miterlebten (Gewaltmaßnahmen, Hofübergaben, Durchreisen, Huldigungsfeiern, Sondersteuerleistungen etc.), und die anderen waren solche, die an einen Herrschaftswechsel die Hoffnung knüpften, dass sich ihre Lage verbessern könnte. Ein solches Motiv muss zur Frage führen, inwieweit die Zeitgenossen zwischen den zwei Arten »neuer Herrn« unterschieden – zwischen solchen, die bloß andere waren als die vorherigen, aber nichts zur Veränderung der Lage des »Volkes« beitrugen, und solchen, die für breite Teile der Gesellschaft neue Perspektiven zur Zukunft eröffneten. Eine solche Perspektive hängt allerdings nicht nur von der Beschaffenheit der obersten Herrschaftsträger (Dynasten und Regenten) ab, sondern vor allem vom Profil der mittleren Führungsschichten, ob und inwieweit jene den oben vielleicht bestehenden Innovationswillen umsetzten bzw. umzusetzen gewillt waren. Für die »kleinen Leute« konnte ein neuer Herrscher bzw. eine Herrscherin daher nur dann im engeren Sinn etwas Alternatives darstellen, wenn sich für sie etwas spürbar veränderte, d. h. auf ihren Alltag positive Auswirkungen hatte; andernfalls musste je nach konkreten Geschehnisabläufen die Hoffung alsbald zerfallen und ins Gegenteil

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umschlagen  – in mentale Ablehnung gegenüber dem Herrschaftswechsel, weil man »vom Regen in die Traufe« gekommen war. 2 Widerstreit der Denk- und Verhaltensmuster Zur Geschichte von Herrschaftswechseln gehört zwangsläufig das Aufeinandertreffen unterschiedlicher mentaler Schichten, denn mit dem Austausch der obersten Führung kommen mehrere Komponenten ins Spiel: Die Erwartungshaltung der neuen Herrschaftsträger, wonach ihre Machtübernahme in dem neuen Land Erfolg haben möge; die Erwartungshaltung der militärischen Vollzugsorgane, die die Herstellung der neuen Verhältnisse zu begleiten hatten, in Hinblick auf ihre Belohnung dafür; die Erwartungshaltung der von den Herrschern mitgebrachten Zivilorgane, die die Aufgabe zu lösen hatten, die politischen Veränderungen im Alltagsleben zu verankern; die Erwartungshaltung der einheimischen Oberschicht, bei einem solchen Wandel nicht zu Verlierern zu werden, sondern nach Möglichkeit gegenüber dem Ist-Zustand zu gewinnen (gab es an Ort und Stelle – vielleicht zwischen dem Regierungssitz und den Provinzen – ein politisches Gefälle, verkomplizierte sich die Situation); die Erwartungshaltung der Mittel- und Unterschichten in Hinsicht auf die neue Lage, die zusätzlich dadurch geprägt sein konnte, ob es zu Kampfhandlungen gekommen war, um die Herrschaftsübernahme durchzusetzen. Diese Komponenten lagen zwangsläufig im Widerstreit, und es hing davon ab, wie das politische »Spiel« jeweils geführt worden ist. Danach richteten sich die Verhaltensmuster: Diejenigen, die etwas zu gewinnen hatten (sozialen Aufstieg, Einkünfte, Ansehen, Einfluss), waren eher bereit, ihre tradierten Gewohnheiten den Erfordernissen anzupassen, wogegen die breite Masse der Bevölkerung abseits des »Spiels« wenig Anlass gesehen haben mochte, in den eigenen Reihen neue Wege des Auftretens zu entwickeln. Am deutlichsten zeigt dies Rolf Graber in seinem Beitrag über die Schweizer Gesellschaft, in dem die Ablehnung gegenüber jeglicher Fremdbestimmung von oben evident wird. Die Ausführungen von Sabine Jesner und Vasile Ionuţ Roma wiederum führen vor Augen, dass sich der Wiener Hof, wenn er den Faden zur Peripherie (Banat) nicht aufs Spiel setzen wollte, gezwungen war, den persönlichen Herausforderungen der Beamten gegenüber Verständnis zu zeigen bzw. jenen und deren Familieninteressen entgegenzukommen. Hiermit ist ein weiterer Aspekt über Denk- und Verhaltensmuster angesprochen – die Frage nach der Solidarität mit dem jeweiligen Regime, bei der es nicht allein darauf ankam, dass die Untertanen Folgsamkeit an den Tag legten, sondern auch nicht ohne das reelle Wohlwollen der Obrigkeit auskamen. Dies setzte wechselseitiges Vertrauen voraus, das in jener Epoche erst aufgebaut werden musste und die obersten Behörden dazu zwang, die Evidenz über das Personal permanent zu aktualisieren und den Finanzhaushalt entsprechend auszurichten. Die französische Besatzungsmacht in

Schlussfolgerungen

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der Schweiz (Rolf Graber) hatte kein Verlangen, sympathisch zu wirken, und auch die bayerische Regie in Tirol war nicht darauf angelegt, emotionale Verbundenheit zu erzeugen (Margret Friedrich). Für die Habsburger war es, zumindest symbolisch, jedoch immer ein Anliegen, bei den neuen Untertanen gut angeschrieben zu sein. Ein epochenspezifischer Aspekt ist die Frage nach der Bildung zugunsten neuer Denk- und Verhaltensmuster. Hier standen sich zwei Welten gegenüber – einerseits jene, in der man kraft generationenübergreifender Erfahrung vermeinte zu wissen, wie was anzugehen und zu lösen (oder nicht zu lösen) sei, wogegen auf der anderen Seite die Vorstellung dominierte, wonach Studium und Praxis in einem immer anonymer werdenden Apparat zugunsten des besseren Funktionierens von Abläufen unverzichtbar seien, um den komplexen Anforderungen eines modernen Staates vor dem Hintergrund einer permanenten internationalen Konkurrenz gerecht zu werden. Während Fragen der Bildung in urban geprägten politischen Landschaften im 18. Jahrhundert kein vorrangiges Desiderat mehr darstellten (Renate Zedinger, Anastasia PapadiaLala), erschien es für die Beherrschung von dominant ruralen Einzugsgebieten unabdingbar, auf der Professionalisierung des Personals zu pochen. Dies wird aus den Forschungsergebnissen von Sabine Jesner und Vasile Ionuţ Roma besonders deutlich. 3 Beharrung als Gestaltungsfaktor Die menschliche Entwicklung besteht aus einem Mix aus Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Da im Rückblick das, was sich geändert hat, mehr ins Auge fällt als das, was sich nicht ändert oder in seinem Wandel schwieriger erkennbar ist, gerät all das, was bleibt oder sich nur unmerklich ändert, in den Hintergrund der Wahrnehmung. Daher gilt es, auch bei der Betrachtung von Herrschaftswechsel der Frage nachzugehen, was über alle Veränderungen, die kurz- und mittelfristige Folgen hatten, dennoch nicht verschwand, sondern konserviert blieb bzw. noch länger nachwirkte. Eine Komponente, die bei allem Wandel Konstanz vermittelt, ist die Landschaft, in der die Menschen lebten, und die daraus ableitbaren Betriebsformen im Alltag (Arbeitsleben, Verkehr, Versorgung, Nachrichtenübermittlung). Eine weitere Komponente sind die Sozialstrukturen (Familien, lokale Kleingemeinschaften, Mittelschichten), die sich nach einem Herrschaftswechsel außer bei den »Spitzen der Gesellschaft« nur langfristig verändern. Ein dritte Komponente ist die Gangart in der Verwaltung, die nicht von heute auf morgen völlig anders verläuft, sondern, wenn überhaupt, erst nach geraumer Zeit ein neues Profil bekommt, das auch »unten« spürbar wird. Schließlich sind es die Mentalstrukturen, die die Funktion haben, gegenüber einer neuen Lage Überschaubarkeit und Vertrauen in die Zukunft sicherzustellen. Es ist daher hervorzuheben, dass diejenigen Organe, die mit der politischen Führung und Verwaltung einer Provinz vertraut waren, jegliches Agieren von außen bzw. oben als Einmischung in ihre Angelegenheiten verstanden und nach Möglichkeit abzumauern versuchten.

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Das Beispiel Slawonien, das Ivana Horbec vorstellt, zeigt, wieviel zäher »Arbeit« der Obrigkeit es bedurfte, um das kroatische Establishment »auf Trab« zu bringen. Eine Ausnahme stellt das Beispiel von Vasile Balş in der Bukowina dar, der die Chancen erkannte, die sich aus der Zusammenarbeit mit der Obrigkeit in Wien ergaben (MihaiŞtefan Ceauşu). Jene Provinzialorgane waren nicht nur über ihre Agenden, sondern auch über ihr (ständisches) Einkommen in der jeweiligen Provinz verankert. Gab es keine oder fast keine landeseigenen Personalressourcen für die Landesadministration, kamen neue, hauptsächlich zunächst ortsfremde Menschen ins Spiel, deren materieller Unterhalt von der neuen Herrschaft abhing – sei es mittels Gehälter, sei es mittels Zuweisung von Land und anderer Einkommensmöglichkeiten zwecks Abdeckung der Existenzbedürfnisse. 4 Einzelfall versus Muster Jeder Herrschaftswechsel ist auf den ersten Blick logischerweise ein Einzelfall, da kein Beispiel zeitlich, räumlich und sachlich allen anderen Beispielen gleicht. Im Interesse der Erkenntnis ist es jedoch nicht hilfreich, Geschichte allein an der Einzigartigkeit der Fakten auszurichten. Daher erhebt sich die Frage, an Hand welcher Elemente jeder Einzelfall bestimmten Mustern zugeordnet werden kann, um weiterführende Einsichten zu ermöglichen. Im Folgenden bleibt der Gesichtskreis auf das lange 18. Jahrhundert beschränkt, da sonst zu viele Aspekte ins Blickfeld geraten. Eine Variante von Mustern ergibt sich daraus, dass ein und dieselbe regierende Familie binnen kurzer Zeit das Einzugsgebiet ihrer Herrschaft mehrfach veränderte, indem sie neue Territorien eingemeindete. Im vorliegenden Fall trifft dies für die Habsburger zu, die nach und nach das Königreich Ungarn und angrenzende Gebiete zu akkumulieren trachteten. Ein zweites Beispiel ist Russland, von dem im vorliegenden Sammelband zwar nicht die Rede ist, das aber Schritt für Schritt expandierte und dabei sukzessive auf den Erfahrungen aufbauen konnte, wie Herrschaftswechsel zu bewerkstelligen sei. In allen solchen Fällen fielen verwaltungsorganisatorische Herausforderungen an, um neue Provinzen administrativ in das bestehende Herrschaftssystem einzugliedern. Eine anderes Muster liegt vor, wenn der über bloße Machtausdehnung hinausgehende Zweck eines Herrschaftswechsels ins Blickfeld gerückt wird – die Optimierung der bestehenden Verhältnisse. Es bleibe dahin gestellt, ob dieses Argument vorwiegend als Propagandamittel zur Legitimierung von Maßnahmen diente oder ob tatsächlich der Ansatz eine Rolle spielte, mit der Ausgabe neuer »Spielregeln« würde sich die Lage verbessern: Die Vorstellung, dass neue »Herren« auch neue Chancen bedeuteten bzw. bedeuten sollten, zeigt sich bei allen, in diesem Sammelwerk enthaltenen Fallbeispielen. Eine dritte Variante von Muster bezieht sich auf die Konlikte zwischen den einheimischen und den auswärtigen Organen, die den Herrschaftswechsel mitzutragen bzw.

Schlussfolgerungen

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umzusetzen hatten, denn in keinem der untersuchten Beispiele kam es zu nennenswerten Solidarisierungsaktionen mit der neuen Obrigkeit oder mit der gesellschaftlichen Basis: rivalisierende Gruppen- und Einzelinteressen überwogen und führten zu wiederholten Spannungen und Reibereien. Im Fall des ständelosen Banats (Sabine Jesner, Vasile Ionuţ Roma) und des implantierten Königreichs Serbien (Miloš Djordjević) trifft dies nicht zu, doch sehr wohl, wie die Beiträge von Miloš Řezník und Mihai-Ştefan Ceauşu zeigen, in Galizien und der Bukowina. Eine vierte Variante von Muster lässt sich daran erkennen, dass in keinem der Fallbeispiele die Kluft zwischen »Ist« und »Soll« überbrückt werden konnte, d. h. dass die für einen kompletten Umbau des jeweiligen Systems erforderlichen finanziellen bzw. personellen Mittel ausreichten, weshalb die wiederholt auftretenden Improvisationsmaßnahmen mitbegründen, warum so manche Hoffnung wessen auch immer auf der Strecke blieb. Am drastischsten führt dies Margret Friedrich am Beispiel Tirols vor Augen. 5 Die Personalressourcen Jeder Herrschaftswechsel warf für die Machtträger die Frage auf, woher welches Personal zu nehmen, dass den Vollzug mitträgt und hiermit – einerlei ob von außen kommend oder im jeweiligen Land schon vorhanden – zur Stabilisierung beiträgt. Im Fall des Banats liegt auf der Hand, dass es unzähliger Kräfte von außen bedurfte, um die örtlichen Verhältnisse zu regeln bzw. in einen betrieblichen Verbund mit der Staatsspitze zu bringen. Dabei fällt auf, wie sehr es für die ersten zwei Generationen nicht nur des Personals aus anderen habsburgischen Provinzen bedurfte, sondern auch aus diversen Regionen des Deutschen Reiches. Ähnliches lässt sich für Galizien und die Bukowina feststellen, wo zwar genügend landeseigenes Personal vorhanden war, dem der Wiener Hof aber nicht genügend Vertrauen entgegenbrachte. Auch Stephan von Lothringen nahm »seine« Leute nach Florenz mit und hätte ohne jene keinen vergleichbaren Start als Landesherr zustande gebracht (Renate Zedinger). Aus dem Rückblick ist ersichtlich, welche personellen Konstellationen rund um Herrschaftswechsel existierten, doch ist zu bedenken, dass die davon betroffenen Zeitgenossen über jenes Wissen nicht verfügen konnten; daher blieb für sie die Frage offen, ob es sich – wie z. B. im Fall der Schweiz (Rolf Graber), des Königreichs Serbien (Miloš Djordjević) oder der Ionischen Inseln (Anastasia Papadia-Lala) – nur um Episoden handelte, während der neue »Herren« am Zug waren, oder ob der politische Wandel eine generationenübergreifende Verfestigung erfuhr. Dementsprechend kann zwischen zwei »Spielarten« unterschieden werden: Bei der einen kam es nach und nach zur Verschmelzung »alter« und »neuer« personeller Ressourcen, während bei der anderen nach Ende des vorübergehenden Herrschaftswechsels die früheren Verhältnisse weitgehend wiederhergestellt wurden.

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6 Fundamente der Dokumentation und »blinde Flecken« Es ist bezeichnend, dass sich Prozesse um Herrschaftswechsel und damit in Zusammenhang stehende Personalfragen überwiegend in politischem bzw. behördlichem Quellenmaterial widerspiegeln, aber im 18. Jahrhundert noch kaum in privaten Aufzeichnungen (Briefe, Memoiren, Tagebücher). Daher bedarf es der Einsichtnahme in Verträge, Verordnungen, Amtsberichte, Personalakten, Schematismen und Behördenprotokolle, um zu rekonstruieren, wie und warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist. In all diesen Unterlagen geht es vor allem um Formales, wogegen die Spannweite zwischen Anspruch und Wirklichkeit oft undeutlich bleibt, weil hinter jedem Herrschaftswechsel immer mehr Hoffnung und Absicht als vorhersehbare Erfolgsgarantie steckt. Ins Blickfeld geraten jeweils die Willensbildung der Obrigkeit und die Interaktion mit den nächst-unteren Etagen des personellen Apparats, doch je mehr entlegene Gebiete eines Herrschaftsareals bzw. die Unterschichten in Augenschein genommen werden, desto blasser wird das Bild, weil es keine Quellen gibt oder jene zu solche Schau-Plätzen Antworten schuldig bleiben. Dies liegt zunächst an dem Umstand, dass die öffentliche Verwaltung in jener Epoche noch mehr mit sich selbst und ihrem Funktionieren beschäftigt war, als alle Mitglieder einer politischen Gemeinschaft betrieblich im Blick zu haben. Dies liegt auch daran, dass die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung nicht lesen und schreiben konnte und auch sonst wenig Möglichkeiten gesehen haben mag, an politischen Vorgängen aktiv Anteil zu nehmen. Öffentlichkeit als intersubjektives Reflexionsthema war damals generell noch wenig gängig, weshalb persönliche Betrachtungen zu Herrschaftswechseln, Umstürzen, personellen Rochaden und dergleichen nur da und dort festgehalten worden sind (Ellinor Forster). Dabei ist zu bedenken, dass in den meisten angesprochenen Beispielen die Regenten nicht im Lande waren, sondern nur aus der Ferne wahrgenommen werden konnten; eine Ausnahme bildet Joseph II., der in den Provinzen viel herumreiste und sich der Bevölkerung zeigte. Dennoch gibt es alternative Optionen, um für den Herrschaftswechsel in neuen Provinzen ergänzende Einsichten zu schaffen, doch sind jene nicht allzu zahlreich und nur mühsam zu gewinnen – im Bereich der materiellen Kultur. Dafür kommen drei Varianten in Betracht. Ob gezielt gesammelt oder zufällig an Speicherorte (Museen, Privatsammlungen) gelangt, können Artefakte aus der Zeit eines Herrschaftswechsels (Hoheitszeichen, Geschenke, Kleidung, Mobiliar, Gedenkmünzen, Illustrationen und dgl.) in zu Textquellen ergänzender Weise Aufschluss geben, wer wann wodurch an derartigen Vorgängen teilhatte. Dabei sind auch militärhistorische Bestände in die Recherche einzubeziehen, die auf Okkupationen und Annexionen zurückgehen. Zu derartigen Quellen gehören auch Porträts, die den Auftraggebern dazu dienten, das jeweilige Ich in den Kontext zeitgenössischer Schaustellung einzubringen. Die zweite Variante zu materiellen Quellen über Herrschaftswechsel und deren weiterführende personelle Konsequenzen betrifft Bauwerke im öffentlichen Raum: Dazu

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zählen um- oder neugebaute Residenzen und Amtssitze, Festungen, Kasernen, Depots, Remisen, Unterkünfte und Grenzpfähle ebenso wie Monumente, die an bestimmte Vorgänge erinnern sollen (Dabei sei vernachlässigt, ob die Memorialisierungsidee zeitnah zu den Geschehnissen oder erst im Nachhinein  – etwa bei Jubiläen  – ausschlaggebend geworden ist). Zu diesem Spektrum gehören auch die Namensgebung von Plätzen und Straßen ebenso wie die Biographien all jener Personen, die mit der Herstellung von Bauvorhaben befasst waren (Künstler, Handwerker, Arbeiter). Die dritte Variante betrifft urbanistische Aspekte, denn Zentren der neuen Landesverwaltung konnten in städtebaulicher Hinsicht entweder unmittelbar nach dem Herrschaftswechsel oder mittelfristig profitieren (neue Viertel, neue Betriebsformen, neue Einwohnerschaft, neue interregionale Kommunikation). Markante Beispiele hierzu sind Belgrad, Temeswar, Czernowitz und Lemberg. Trotz aller Zusammenschau müssen manche Facetten jedoch unterbelichtet bleiben, weil die zeitgenössischen Umstände nicht zugelassen haben, Zeugnisse über alles Wissenswerte hervorzubringen. Insbesondere Ego-Dokumente sind angesichts der Lebensverhältnisse im 18. Jahrhundert noch sehr überschaubare Quellenbestände, die deshalb umso wichtiger sind, weil sie  – als pars pro toto  – bestimmte Sachverhalte widerspiegeln, von denen anzunehmen ist, dass deren Gültigkeit über das jeweilige Individuum hinausgeht. Wenn es sich darum handelt, die Spannweite zwischen neuen und alten »Herren« und den jeweils davon abhängigen Menschen mentalhistorisch zu untersuchen, wird es aber stets Fragen geben, zu denen es keine verbindlichen Antworten geben kann. Phänomene des Herrschaftswechsels verdienen in theoriegeleiteten Spektren erhöhte Aufmerksamkeit. Für die Systemtheorie à la Niklas Luhmann1 sind alle solchen Beispiele eine forschungsanalytische Herausforderung, wenn es darum geht herauszufinden, inwieweit eine Herrschaftsübernahme mit Systemwechsel junktimiert ist, wobei hier nochmals auf die Dichothomie »neues« System als bloß »anderes« oder in einen alternativen Sinne als »neues« System zu verstehen ist. Anreize schafft auch die Resonanztheorie von Hartmut Rosa,2 bei der es darum geht, inwieweit, wodurch und wie sehr es zu Veränderungen (etwa im Personalsektor) kommt, wenn steuernde Kräfte ihr Echo erzeugen und Personen zum Mitziehen bringen. Ein dritter Bereich ist, was der Autor als »Provincial Turn«3 bezeichnet hat: Dabei geht es darum, inwieweit der gesuchte oder erzwungene Dialog mit »oben« neue Formen der Selbstvergewisserung einer Provinzgesellschaft (zumindest deren Repräsentanten) auslöst – se es mittels Anpassung, sei es mittels Opposition.

1 2 3

Luhmann, Niklas: Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg 2009. Rosa, Hartmut: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin 2018. Heppner, Harald: Aufstieg zur Provinz. Essayistische Überlegungen zum Donau-Karpatenraum. In: Provinz als Denk- und Lebensform. Der Donau-Karpatenraum im langen 19. Jahrhundert. Hg. v. Harald Heppner und Mira Miladinović Zalaznik. Frankfurt 2015, 9–22.

Personenregister A Aberle, Matthias 300 Aichholt, Christian 314 Albaneder, Joseph 300, 304 Albertini, Johann 301, 303 Alexander I. 311 Arco, Carl 288–291, 294, 296 B Balassa, Ferenc 222–227 Balș, Vasile 253, 254, 257, 258, 330 Batthyány, Karl 214, 218, 222, 224 Beauharnais, Eugène de 287 Beauvau-Craon, Marc de 203, 205, 209 Beck, Joseph 256 Bertholdi, Johann 299, 301, 302 Biller, Joseph 300 Bleul, Johann Heinrich 321, 323 Botta-Adorno, Antoniotto 210 Brandis, Johann Baptist 288 Braun, Joseph 304 Brigido, Joseph 235, 239 Budai-Deleanu, Ion 256 Buol-Schauenstein, Karl Rudolf 291, 295 C Carneri, Franz 287 Čarnojević, Arsenije III. 190 Colloredo, Hieronymus 311–313, 316, 321 Čolnić, Joseph Anton 223 Cosimo III. 198, 199 Craffonara, Franz 302 Craußen, Johann Franz Albert 79 Czartoryski, Adam 237

D Démoret, Nicolas Doxat de 73 E Eiberg, Karl 288 Engelshofen, Franz Anton Leopold 62, 66, 76, 89, 98, 103, 123, 138–140, 143, 149, 153, 155, 160, 161, 171, 173, 175, 176, 215 Engermann, Wilhelm 140, 176 Enzenberg, Karl 249, 251, 252, 254 Erdődy, Ludovik 222 Escotti, Juan de 140, 152, 160, 166, 171, 175, 176 F Falkenstein, Eusebius Anton Adalbert 66 Felner, Joseph 309, 319, 322 Ferdinand (Kurfürst) 313, 319 Fleury, Hercule 200 Franz I. 258, 294, 295, 305, 319 Franz II. 286–288, 291, 293, 296, 297, 310, 321 Franz II./I. 286–289, 291 Friedrich August I. 199 Friedrich August II. 200 G Gastone, Gian de Medici 198, 199, 201, 203, 211 Gilg, Christian 303 Ginori, Carlo Lorenzo 206–210 Grassalkovics, Anton 225 Gschwend, Karl Heinrich 276 H Hadik, Andreas 252, 253 Häntschel, Anton Niclas 61, 117–121, 124, 127, 131

336

Personenregister

Hagen, Georg Wilhelm 46, 49–50, 59, 135, 136, 143, 150 Hagenauer, Dominikus 309, 313–316, 318, 323 Hahn (Haan), Ignaz 37, 120, 121, 126, 127, 133, 180 Hahn, Mat(t)hias Bartholomäus 118, 176 Hamilton, Johann Andreas 66, 139, 141, 142, 158, 159, 167, 170, 171, 175, 176 Hammer, Thomas 299, 300 Harrucker, Johann Georg 92, 116, 117 Helbling, Franz Augustin 192 Henne, Josef Anton 281 Hennebrith, Johann Nepomuk 321, 322 Herescul, Dosoftei 252 Hörmann, Joseph 300, 301, 303 Hofer, Andreas 294, 302 Hofstetten, Johann 292 Hormayr, Joseph 293 Hubel, Joseph 302 Hueber, Johann Joseph 68–70, 148 Hübner, Lorenz 323 I Isser, Gallus 299, 302, 303 J Janković, Antun 224 Jean (Hansen), Johann Anton de 131, 138, 147, 148, 164, 165, 178, 181 Johann (Erzherzog) 297 Joseph II. 62, 67, 109, 226, 233, 234, 237, 249, 250, 252–256, 286, 293, 305, 310, 332 K Kallanek, Alexander Johann 37, 65, 95, 119–122, 124–128, 156, 163, 164, 177–181 Kapistran Adamović, Ivan 224 Kapodistrias, Ioannis 268, 269 Karl VI. 52, 119, 125, 169, 170, 198, 199, 201 Karl VII. 310 Karl Theodor (Kurfürst) 286 Kaunitz-Rietberg, Wenzel Anton 226, 233 Keesbacher, Johann 299–301, 303 Keglević, Peter 222 Kempf Angret, Ignaz 91, 96–99, 134, 138, 181 Kleimayrn, Johann Franz Thaddäus 321 Koch, Ingenuin 292, 302

Kollonitsch, Leopold Karl 34 Kolowrat-Krakowský, Leopold 257 Kostka, Johann Franz 99, 105, 106, 155, 167, 179 Krčelić, Adam Baltazar 220 Künzle, Johannes 273 Kurz, Joseph 301, 304 L Leopold II. 242, 257, 293, 294, 296, 321 Leszczyński, Stanislaus 199–201 Lodron, Karl Franz 292 Lodron, Maximilian 299 Lothringen, Franz Stephan 19, 198–204, 206, 207, 209–212, 310, 331 Lothringen, Karl Alexander 211 Lothringen, Leopold 204 Lutzenberg, Johann 304 M Mahir, Ferdinand 301–303 Manfredini, Federico 317, 318, 321, 322 Margelik, Johann Wenzel 235 Maria Theresia 19, 52, 62, 69, 76, 77, 88, 93, 102, 104, 105, 109, 198, 201, 214, 215, 217–221, 223–225, 230, 233, 249, 286, 291, 305 Maurer, Joseph 300, 304 Max I. Joseph 288 Max III. Joseph 286 Max IV. Joseph 286 Max Joseph 286, 287, 293 Mayerhofer, Josef Anton 120, 121, 126, 127, 131, 178, 180 Mayr, Benitius 302 Medici, Ferdinando de‘ 206 Mercy, Claudius Florimund 37, 66, 73, 77, 79, 80, 84, 95, 103, 116–121, 123, 125–127, 135, 139, 156–158, 161, 163, 164, 167–173, 179, 180 Mersi, Andreas 299, 301, 303 Milbacher, Sebastian 302 Moll, Karl Erenbert 320, 321, 323 Montgelas, Maximilian Joseph 293 Motzl, Georg Anton Freiherr 313 N Nádasdy, Ladislaus 66 Nádasdy, Leopold 219

Personenregister

Napoleon Bonaparte 16, 19, 265–267, 277, 286, 287, 292–294, 305, 310, 311, 317, 318 Neffzer, Johann Jakob Benedikt 47, 139, 141, 143, 164, 165, 178, 181 Neffzer, Wolf Conrad 83, 84, 141, 143 Neipperg, Wilhelm Reinhard 66, 87, 121, 142, 147, 159, 167, 171–173 Nenny, Cornelius 223, 225, 227 Niczky, Kristóf 222, 223 Niedermayer, Franz 299–301 Nitsche, Friedrich 299 O O’Dwyer, Johann Joseph Anton 186, 187, 189 Ochs, Peter 277 Orillard de Villemanzy, Jacques-Pierre 288 Orsini Rosenberg, Philipp Joseph 191 Oswald, Johann 79 P Patačić, Ljudevit 222 Pejačević, Marko Alexander 221, 222 Pergen, Johann Anton 230, 231, 233 Peter Leopold (s. Pietro Leopoldo) Pfütschner, Karl 203–205, 207–209 Pichler, Franz de Paula 308, 309, 320–323 Pietro Leopoldo 197, 207, 210–212 Plasch, Johann Georg 98, 143, 155, 167, 179 Pondt, Joseph 88, 132 Primisser, Johann 301 Q Quise, Ferdinand Theodor 46, 47, 140, 144, 148 R Rácz, István 101, 117, 122, 127, 128, 130 Rácz, János 81, 89, 101, 122, 128, 132, 136 Rebentisch, Samuel Franz 55, 65, 66, 82–84, 126–128, 131, 135, 138, 151, 156, 158, 163–165, 177, 178, 181 Richecourt, Emmanuele de 202–207, 209, 210 Römerer, Johann Georg 78 Rosendorf, Maximilian Ruschischka 154, 178 Ruprechtshofen, Karl 152, 176

337

Ruschischka, Johann Georg 126, 128, 130, 133, 134 S Salbeck, Jakob 65, 84, 138, 153 Salbeck, Mat(t)hias 65, 130, 131, 136 Sauer, Wenzel 293 Savoyen-Carignan, Eugen Franz 37, 66, 112, 116, 124, 158, 169, 170 Scherer, Claudius 300 Schöpfer, Franz 303 Schöpfer, Matthias 300 Schuler, Johann 300, 302, 304 Schultes, Joseph 301, 302 Schwachheim, Joseph Peter 89, 90, 139, 151 Seraphini, Franz 301 Siebein, Justus 290 Soro, Johann Sebastian 99, 155, 176 Spechtenhauser, Johann 299, 301, 302 Splény Miháldy, Gabriel 248–251 Sprung, Johann Friedrich 123, 138, 163, 175 Stapf, Joseph 302 Strobl, Johann 288 Stünzi, Jakob 278 Suckow, August Jakob Heinrich 148, 149, 160, 166, 167, 172, 173 T Talleyrand, Charles Maurice de 318 Terlichskron, Johann Jakob 192 Thanner, Ignaz 299 Theotokis, Nikiforos 264 Thürheimb, Franz Leopold 155, 176 Thun-Hohenstein, Emmanuel Maria 292 Thurn und Taxis, Marie Auguste 193 Toussaint, François-Joseph 203, 207–209 Tschiderer, Joseph 287 V Vayay, Ladislaus 215, 221, 222 Viechter, Joseph Ignaz 149, 154, 160, 165–167, 178 Villana-Perlas de Rialpo, Francesco de Paula Ramond 26, 62, 98, 155 Vogtern, Lorenz Immanuel 153, 155, 176

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Personenregister

W Wachtendonk, Karl Franz 203, 206 Waldtmüller, Johann Michael 45, 46, 55, 134 Wallis Karighmain, Franz Anton Paul 37, 38, 116, 118, 120, 121, 124, 126, 127, 133, 136, 138, 162–164, 167, 173–175, 179 Weinhart, Franz Xaver 300, 304

Wikosch, Martin 300 Württemberg, Charles Alexander 187, 193, 194 Z Zallinger, Franz 301,302 Zauner, Josef Ernst 176

Ortsregister A Aarau 273 Aichelberg 159 Aitoliko 262 Alba Iulia (s. Karlsburg) 118, 177 Almaj 129 Amberg 123 Antwerpen 202 Appenzell 274 Agram (s. Zagreb) 216, 220 Arad 84, 112, 117, 132, 177, 179 Arezzo 208 Arva (s. Orava) 164 Augsburg 169, 316 Austerlitz (s. Slavkov) 287 Avala 193, 194 B Baden 198, 294 Baja (s. Frankenstadt) 238 Bamberg 144 Banatska Palanka (Neupalanka) 38 Banská Bystrica (s. Neusohl) 136 Banská Štiavnica (s. Schemnitz) 81, 194 Barcelona 170 Basel 272, 280 Bela Crkva (Weisskirchen) 78 Belgrad(e) (s. Beograd) 33, 55, 90–92, 96, 113, 120, 131, 138, 141, 142, 146–152, 154, 161, 163, 169, 170, 172, 175–179, 185–193, 195, 333 Beograd (s. Belgrad) 55 Berchtesgaden 311, 320 Beregsău Mare (s. Großberegsau) 112 Bern 276, 279 Betsche (s. Novi Bečej) 122 Biel 272

Bocşa (s. Bokschan) 134 Bogenhausen 286 Bokschan (s. Bocşa) 134, 150 Bolzano (s. Bozen) 294 Bozen (s. Bolzano) 294 Bratislava (s. Preßburg) 130 Breslau (s. Wrocław) 154, 179 Bressanone (s. Brixen) 294 Brixen (s. Bressanone) 294, 295 Brno (s. Brünn) 134 Brünn (s. Brno) 134, 181, 316 Brüssel (s. Bruxelles) 202 Bruntal (s. Freudenthal) 150 Bruxelles (s. Brüssel) 202 Buda (s. Ofen) 155, 189, 192 Burgau 138, 158 Burgoforte 168 C Campo Formio 266, 310 Caransebeş (s. Karansebesch) 38 Cassano 174 Cefalonia (s. Kefalonia) 259 Cenad (s. Tschanad) 38, 128 Cerigo (s. Kythera) 259 Černivci (s. Czernowitz) 248 Cherestur (s. Kerestur) 84 Chiari 174 Chomutov (s. Komotau) 121 Chur 291, 292 Ciacova (s. Tschakowa) 38 Corfu (s. Kerkyra) 259, 262, 265, 270 Craiova 140 Cremona 168 Czernowitz (s. Černivci) 248–250, 253, 254, 256, 333

340

Ortsregister

D Darmstadt 121, 127 Den Haag 169 Denta 121 Dognatschka (s. Dogneacea) 83, 136 Dognecea (s. Dognatschka) 83 E Eger (s. Erlau) 174 Eggenfeld 124 Eichstätt 311, 322 Eisenstadt 139 Erlau (s. Eger) 174 Esseg (s. Osijek) 55, 119, 120, 126, 127, 141, 163, 164, 176, 177, 180, 181 F Făget (s. Fatschet) 38 Fatschet (s. Făget) 38, 128, 129, 132, 136 Fetislam (siehe Kladovo) 39, 129, 131, 134, 148 Firenze (s. Florenz) 197 Florenz (s. Firenze) 197, 199, 202–210, 331 Freiburg (s. Fribourg) 279 Freiburg im Breisgau 131, 148, 152, 168, 174 Frankenstadt (s. Baja) 138 Frankfurt 134, 316 Freudenthal (s. Bruntal) 150 Fribourg (s. Freiburg) 279 Fünfkirchen (s. Pécs) 132 G Gaden 157 Genf 272 Gibraltar 202 Glarus 274, 280 Görz (s. Gorizia, Nova Gorica) 77, 122, 129 Golubac 138, 145, 151, 152 Gonzaga 169 Gorizia (s. Görz) 77, 122 Gradiška 149 Graz 5, 6, 124, 159 Großberegsau (s. Beregsău Mare) 112 Großbetschkerek (s. Zrenjanin) 38, 98, 120 Großwardein (s. Oradea) 144, 177 Guastalla 172 Győr (s. Raab) 117

H Hallein 312 Haţeg (s. Hatzeg) 146 Hatzeg (s. Haţeg) 146 Hermannstadt (s. Sibiu) 136, 138, 150, 163, 173, 175 Holič (s. Holitsch) 208 Holitsch (s. Holič) 208 Holzkirchen 124 Honzerarth 79 Horgen 278 I Iaşi (s. Jassy) 248 Ineu (s. Jenav) 177 Innsbruck 204, 210, 296–299, 303, 305 Istanbul (s. Konstantinopel) 89 Ithaka 259 J Jassy (s. Iaşi) 248 Jenav (s. Ineu) 177 Jula (s. Alba Iulia) 177 K Kajnardža (s. Küçük Kaynarca) 248 Kanischa (s. Kanjiža) 144, 148, 154, 177 Kanjiža (s. Kanischa) 144 Karansebesch (s. Caransebeş) 38, 39, 105, 117, 127–129, 131, 132, 144–146, 153, 167, 179 Karlowitz (s. Sremski Karlovci) 111, 214 Karlsburg (s. Alba Iulia) 118, 136, 138, 166 Kaschau (s. Košice) 120, 153, 155, 175 Kecskemét 144 Kefalonia (s. Cefalonia) 259 Kehl 125 Kerestur (s. Cherestur) 157 Kerkyra (s. Corfu) 259, 260, 262, 266, 267 Kitzerow 160 Kladovo (s. Fetislam) 39 Kleinschlatten (s. Zlatna) 117 Koblenz 321 Komarno (s. Komorn) 117 Komárom (s. Komorn) 117 Komorn (s. Komarno, Komárom) 117 Komotau (s. Chomutov) 121 Konstantinopel (s. Istanbul) 89, 90, 139

Ortsregister

Košice (s. Kaschau) 120 Kovačica 132 Kovin (s. Kubin) 128 Krakau (s. Kraków) 301 Kraków (s. Krakau) 301 Kremnica (s. Kremnitz) 194 Kremnitz (s. Kremnica) 194 Kreutz (s. Križevci) 216 Križevci(s. Kreutz) 216 Kubin (s. Kovin) 128 Küçük Kaynarca (s. Kajnardža) 248 Kythera (s. Cerigo) 259 L Landau 168, 169 Landshut 296–298, 301 Lefkada (s. Santa Maura) 259, 260 Leipzig 279 Lemberg (s. Lviv) 231, 241, 251, 252, 255, 257, 333 Leutschau (s. Levoča) 148 Levoča (s. Leutschau) 148 Likava 164 Lipova (s. Lippa) 38 Lippa (s. Lipova) 38, 39, 58, 78, 122, 128–131, 134, 144, 153 Livorno 202, 207, 208 Lössa 124 London 202 Longwy 156 Lugoj (s. Lugosch) 38 Lugosch (s. Lugoj) 38, 128, 129, 132, 146, 167, 179 Lunéville 198, 201, 202, 286, 310 Luxemburg 142, 172, 173 Luzarra 174 Luzern 281 Lviv (s. Lemberg) 231, 251 M Mailand (s. Milano) 112, 153, 170, 176 Majdanpek 82, 136, 151 Mănăștiur (s. Monostor) 154 Mantua (s. Mantova) 112, 123 Mantova (s. Mantua) 112 Marga 117 Marienberg 292

341

Mehadia 61,119, 129, 142, 151 Melazzo 169 Meran (s. Merano) 292, 304 Merano (s. Meran) 292 Mercydorf 77, 78 Messina 169 Messolonghi 262 Metz 198 Milano (s. Mailand) 112 Mirandola 172, 174 Möllersdorf 134 Moldova Nouă (s. Moldowa) 83 Monostor (s. Mănăștiur) 154 Moson (s. Wieselburg) 123 Mühlberg 169 Mühlhausen 272 München 286, 287, 290, 291, 293, 296, 323 Muntzgarten 157 N Nancy 201, 209 Napoli (s. Neapel) 112 Naumhof 160 Neapel (s. Napoli) 16, 33, 112, 139, 141, 200, 201, 210 Negotin 133, 145, 151, 154 Németh 70 Neuenburg 272 Neu Moldowa (s. Moldova Nouă) 83, 151 Neupalanka (s. Banatska Palanka) 38, 39, 74, 78, 118, 123, 128, 132, 139, 143, 145, 169, 173 Neusohl (s. Banská Bystrica) 136 Nikopol 151 Niš 193, 194 Nova Gorica (s. Görz) 77 Novi Bečej (s. Betsche) 122 O Ödenburg (s. Sopron) 126, 136, 138 Ofen (s. Buda) 98, 131, 143, 155 Offenburg 168 Ollivieri 169 Oppenheim 157 Opovo 151 Oradea (s. Großwardein) 144 Orava (s. Arva) 164 Oraviţa (s. Orawitz) 58

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Ortsregister

Orawitz (s. Oraviţa) 58, 83, 123, 129, 135, 136, 154 Orlenberg 168 Orschowa (s. Orşova) 38. 70, 74, 88, 89, 118–121, 123, 129, 131, 132, 134, 137, 139–142, 146, 154, 169, 176 Orşova (s. Orschowa) 38 Osijek (s. Esseg) 55, 192 P Padova (s. Padua) 264 Padua (s. Padova) 264, 269 Palmanova 78 Pančevo (s. Pantschowa) 38 Pantschowa (s. Pančevo) 38, 63, 74, 117, 118, 120, 121, 123, 128, 132, 138, 140, 143, 147, 169, 171 Paris 209, 268, 294 Parma 16, 158, 169, 171, 201 Passarowitz (s. Požarevac) 18, 24, 29, 42, 88, 100, 172, 186, 195 Passau 137, 311 Patti 169 Pavia 134 Paxos 259 Pécs (s. Fünfkirchen) 132, 192 Pest 119, 121, 130, 135, 143, 176 Peterwardein (s. Petrovaradin) 112, 153, 155, 161, 177, 179 Petriş 84 Petrovaradin (s. Peterwardein) 112, 187, 188 Pforzheim 169 Philippsburg 159 Piacenza 201 Pisa 207, 208 Pistoia 208 Pont-à-Mousson 156, 209 Porto Ercole 141 Poschega (s. Požega) 141, 177, 221, 222, 224 Požarevac (s. Passarowitz) 18 Požega (s. Poschega) 141, 177 Prag (s. Praha) 140 Praha (s. Prag) 140 Preßburg (s. Bratislava) 130, 136, 139, 148, 165, 201, 203, 213, 215, 219, 287, 311

Q Quistello 172 R Raab (s. Györ) 117, 143, 162 Radujevac 154 Rastatt 198, 310 Recaş (s. Rekasch) 155 Regensburg 311 Reggio 158 Rekasch (s. Recaş) 155 Ried 295 Rijswijk 198 Rome 259 Rudnik 150, 193, 194 S Săcueni (s. Szekelyhíd) 160 Salzburg 16, 19, 287, 291, 292, 304, 308, 310–313, 316, 319–324 Sân Andrei (s. St. Andres) 38 Santa Maura (s. Lefkada) 259 Saragossa 140 Sasca (s. Saska) 83 Saska (s. Sasca) 83 Sassin (s. Šaštín) 208 Šaštín (s. Sassin) 208 Sathmar (s. Satu Mare) 31, 111, 159, 162 Satu Mare (s. Sathmar) 31 Schemnitz (s. Banská Štiavnica) 81 Schipet (s. Şipet) 135 Schmöllnitz (s. Smolník) 81, 131, 135 Sibiu (s. Hermannstadt) 136 Siena 207–209 Sighetul Marmaţiei (s. Sziget) 150 Şimleu Silvaniei (s. Somlyó) 177 Şipet (s. Schipet) 135 Siret 248, 255 Slavkov (s. Austerlitz) 287 Smederevo 195 Smolník (s. Schmöllnitz) 81 Solothurn 279, 281 Somlyó (s. Şimleu Silvaniei) 177 Sopron (s. Ödenburg) 126 Sremski Karlovci (s. Karlowitz) 111

Ortsregister

Steyr 157 St. Andres (s. Sân Andrei) 38 St. Gallen 272–274, 279, 280, 283 Stockerau 128 Straubing 303 Suceava (s. Suczawa) 248 Szeged 112, 118, 130, 131, 139–141, 143, 145, 151, 153, 155, 179 Suczawa (s. Suceava) 248, 250, 255 Szekelyhíd (s. Săcueni) 160 Sziget (s. Sighetul Marmaţiei) 150, 192 Szigetvár 152 Szolnok 134, 161 T Tarvis (s. Tarvisio) 141 Tarvisio (s. Tarvis) 141 Temeswar (s. Timişoara) 24, 26, 28, 33, 38, 39, 42, 45, 48, 56, 58, 61, 64, 68, 71, 73, 74, 76, 78, 81, 86, 87, 89, 92, 99, 102, 107–109, 112, 113, 116, 118, 120, 121, 123–125, 127, 130–135, 137, 140, 142–144, 146–148, 150, 153, 154, 158, 160–167, 169, 171–175, 178, 185, 190, 193, 195, 333 Timişoara (s. Temeswar) 24, 185 Tore de Faro 169 Toul 198 Trento (s. Trient) 77, 292 Trient (s. Trento) 77, 292, 303, 305 Trier 123, 168, 321 Tschakowa (s. Ciacova) 38, 117, 120, 129, 134, 143–145, 167, 179 Tschanad (s. Cenad) 38, 39, 125, 128, 141, 151 Turin (s. Turino) 170 Turino (s. Turin) 170 U Utrecht 175, 198, 199 V Varaždin (s. Warasdin) 130, 216 Vasiova 148, 150

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Venedig (s. Venice) 16, 112 Venice (s. Venedig) 259, 260–262, 265 Verdun 198 Versailles 198, 202 Vidin 185 Vienna (s. Wien) 186, 187, 190–192, 268 Villaviciosa 170 Virovitica 222, 224 Vodiţa 134 Vršac (s. Werschetz) 38, 120 Vyżycia (s. Wiznitz) 255 Vukovar 127 W Wädenswil 278 Warasdin (s. Varaždin) 130, 216 Warschau (s. Warszawa) 237, 239 Warszawa (s. Warschau) 237 Weisskirchen (s. Bela Crkva) 78 Werschetz (s. Vršac) 38, 93, 120, 121, 126, 128 Weyden 124 Wien (s. Vienna) 25, 40, 42–44, 48, 49, 51, 56, 64, 67–71, 74, 77, 79–81, 86, 90, 94, 96, 101, 102, 107, 109, 114, 116, 119–121, 123–125, 133–135, 138, 140–142, 144, 147, 148, 150–155, 158–162, 168–174, 176, 178, 179, 181, 200, 204–207, 209, 210, 215, 217, 218, 220, 223, 224, 231, 235–237, 239, 241, 242, 244, 246, 253, 255, 257, 290, 294, 296, 316, 319, 330 Wiener Neustadt 132, 238 Wieselburg (s. Moson) 123 Wiznitz (s. Vyżycia) 255 Wrocław (s. Breslau) 154 Würzburg 287, 288, 296, 301, 311 Z Zagreb (s. Agram) 216 Zakynthos (s. Zante) 259, 262 Zante (s. Zakynthos) 259, 262, 265 Zlatna (s. Kleinschlatten) 117 Zrenjanin (s. Großbetschkerek) 38, 120 Zürich 276, 278, 279, 281

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Mihai-Ştefan Ceauşu, PhD, Institut für Geschichte an der Rumänischen Akademie, Iaşi Miloš Djordjević, Ass. Prof. PhD, Philosophische Fakultät, Universität Niš Ellinor Forster, Ass. Prof. Dr., Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck Margret Friedrich, ao. Univ. Prof. i. R. Mag. Dr., Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck Rolf Graber, Prof. Dr., Historisches Seminar, Universität Zürich Harald Heppner, ao. Univ. Prof. i. R. Dr. Dr. h. c. (mult.), Institut für Geschichte, Universität Graz Ivana Horbec, PhD, Institut für Kroatische Geschichte, Universität Zagreb Sabine Jesner, Mag. Dr. phil., Institut für Geschichte, Universität Graz Anastasia Papadia-Lala, Prof. Dr., Abteilung für Geschichte und Archäologie, Universität Athen Miloš Řezník, Prof. Dr., Direktor des Deutschen Historischen Instituts, Warschau Vasile Ionuţ Roma, Mag. phil., Graz Renate Zedinger, Mag. Dr. phil., Wien

s c h r i f t e n r e i h e d e s i n s t i t u t s f ü r d o n au s c h wä b i s c h e geschichte und l andeskunde

Franz Steiner Verlag

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ISSN 1611–2083

Hans-Heinrich Rieser Temeswar: Geographische Beschreibung der Banater Hauptstadt 1992. 197 S., geb. ISBN 978-3-515-08288-4 Mathias Beer Flüchtlinge und Vertriebene im deutschen Südwesten nach 1945 Eine Übersicht der Archivalien in den staatlichen und kommunalen Archiven des Landes Baden-Württemberg 1994. 414 S., geb. ISBN 978-3-515-08289-1 Mathias Beer (Hg.) Zur Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen im deutschen Südwesten nach 1945 Ergebnisse der Tagung vom 11. und 12. November 1993 in Tübingen 1994. 260 S., geb. ISBN 978-3-515-08290-7 Mathias Beer / Dittmar Dahlmann (Hg.) Migration nach Ost- und Südosteuropa vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Ursachen, Formen, Verlauf, Ergebnis 1999. 470 S., geb. ISBN 978-3-515-08291-4 Márta Fata (Hg.) Die schwäbische Türkei Lebensformen der Ethnien in Südwestungarn. Ergebnisse der Tagung des Instituts für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen vom 10. und 11. November 1994 1997. 290 S., geb. ISBN 978-3-515-08292-1 Hans Gehl (Bearb.) Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe (Donauschwäbische Fachwortschätze, Teil 1) 1997. 608 S. mit 7 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-08293-8 Hans Gehl (Bearb.) Wörterbuch der donauschwäbischen Baugewerbe

(Donauschwäbische Fachwortschätze, Teil 2) 2000. 589 S. mit 7 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-08294-5 8. Horst Förster / Horst Fassel (Hg.) Kulturdialog und akzeptierte Vielfalt? Rumänien und rumänische Sprachgebiete nach 1918 1999. 288 S., geb. ISBN 978-3-515-08295-2 9. Andrea Kühne Entstehung, Aufbau und Funktion der Flüchtlingsverwaltung in Württemberg-Hohenzollern 1945–1952 Flüchtlingspolitik im Spannungsfeld deutscher und französischer Interessen 1999. 271 S., geb. ISBN 978-3-515-08296-9 10. Hans-Heinrich Rieser Das rumänische Banat: Eine multikulturelle Region im Umbruch Geographische Transformationsforschungen am Beispiel der jüngeren Kulturlandschaftsentwicklungen in Südwestrumänien 2001. 549 S., geb. ISBN 978-3-515-08297-6 11. Karl-Peter Krauss Deutsche Auswanderer in Ungarn Ansiedlung in der Herrschaft Bóly im 18. Jahrhundert 2003. 469 S. mit 4 Farb- und 101 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-08221-1 12. Hans Gehl Wörterbuch der donauschwäbischen Landwirtschaft (Donauschwäbische Fachwortschätze, Teil 3) 2003. 664 S. mit 7 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-08264-8 13. Márta Fata (Hg.) Das Ungarnbild der deutschen Historiographie 2004. 335 S., geb. ISBN 978-3-515-08428-4

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Hans Gehl Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen (Donauschwäbische Fachwortschätze, Teil 4) 2005. 716 S. mit 38 Abb. und 8 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-08671-4 15. Karl-Peter Krauss (Hg.) Agrarreformen und ethnodemographische Veränderungen Südosteuropa vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart 2009. 340 S. mit 20 Abb. und 8 Tab., geb. ISBN 978-3-515-09263-0 16. Márta Fata (Hg.) Migration im Gedächtnis Auswanderung und Ansiedlung im 18. Jahrhundert in der Identitätsbildung der Donauschwaben 2013. 233 S. mit 2 Tab. und 18 Abb., geb. ISBN 978-3-515-10329-9 17. Gábor Gonda / Norbert Spannenberger (Hg.) Minderheitenpolitik im „unsichtbaren Entscheidungszentrum“ Der „Nachlass László Fritz“ und die Deutschen in Ungarn 1934–1945 2014. 317 S., geb. ISBN 978-3-515-10377-0 18. Mariana Hausleitner Die Donauschwaben 1868–1948 Ihre Rolle im rumänischen und serbischen Banat

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2014. 417 S. mit 3 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-10686-3 Karl-Peter Krauss Normsetzung und Normverletzung Alltägliche Lebenswelten im Königreich Ungarn vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts 2015. 309 S. mit 20 Abb., geb. ISBN 978-3-515-10941-3 Karl-Peter Krauss Quellen zu den Lebenswelten deutscher Migranten im Königreich Ungarn im 18. und frühen 19. Jahrhundert 2015. 707 S. mit 28 Abb. und 4 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-10971-0 Olivia Spiridon (Hg.) Textfronten Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg im südöstlichen Europa 2015. 375 S. mit 17 Abb., geb. ISBN 978-3-515-11194-2 Mathias Beer (Hg.) Krieg und Zwangsmigration in Südosteuropa 1940–1950 Pläne, Umsetzung, Folgen 2019. 305 S., geb. ISBN 978-3-515-11676-3 Daniela Simon Religion und Gewalt Ostkroatien und Nordbosnien 1941–1945 2019. 352 S. mit 2 Farb-Abb., geb. ISBN 978-3-515-11648-0

Herrschafts- und Systemwechsel lösen häufig von neuem die Frage aus, wie Organisation und Personal überein zu bringen sind. Daher hat jede neue Obrigkeit das Problem zu lösen, welche Personenkreise mithilfe welcher Rekrutierungsprozesse in welche Postenstrukturen der zukünftigen Administration eingebunden werden können bzw. sollen. Daraus ergeben sich für die Betroffenen Optionen der Loyalität – sei es gegenüber den neuen Machthabern oder den tradierten Establishments in den jeweiligen Ländern. Die Verwaltungsgeschichtsschreibung zur Frühneuzeit greift den Wechsel von

ISBN 978-3-515-12675-5

9 783515 126755

Herrschaften und Systemen zwar immer wieder auf, doch bleibt die Rolle der zivilen oder militärischen Herrschaftsträger und Beamten meist im Dunklen. Die Autorinnen und Autoren setzen das Personalmanagement in der habsburgischen Provinz Banat von Temeswar nach 1718 in den größeren zeitlichen (langes 18. Jahrhundert) und räumlichen Zusammenhang (Alpenländer, Mittelmeerländer, Karpatenländer). Der gewählte Zugang positioniert herrschaftliches Personalmanagement an der Schnittstelle von neuzeitlichen Denk- und Gestaltungsmustern und den Anfängen der modernen Bürokratie.

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