Die Perser : die Frühzeit des Menschen. 9783499180835, 3499180839

Used book in good condition, due to its age it could contain normal signs of use

244 102 145MB

German Pages [157] Year 1978

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Die Perser : die Frühzeit des Menschen.
 9783499180835, 3499180839

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Die Frühzeit des Menschen

Die Perser

"h.1

• . . - ....;t',- ..„..,,

•i

o -Q

ro ro Das farbigeHiFE

Zu diesem Buch In weniger als 70 Jahren, von um 560 v. Chr. bis etwa 500 v. Chr., vereinigten persische Achämeniden-Könige die verschiedensten Nationen des Nahen Ostens zu einem geschlossenen politischen Verband. Es entstand ein Reich von fast 5 Millionen km2 Fläche, in dem 10 Millionen Menschen lebten. Die Perser hinterließen relativ wenige schriftliche Dokumente: ein paar Inschriften auf Denkmälern sowie einige Tontafeln in elamischer Sprache, die damals im Südwest-Iran gesprochen wurde und die bis heute nicht vollständig entziffert werden konnte. Historiker und Archäologen benutzten zur Rekonstruktion der persischen Geschichte: Darstellungen der klassischen griechischen Geschichtsschreiber, offizielle assyrische und babylonische Chroniken, Dokumente über geschäftliche Angelegenheiten aus Mesopotamien, ägyptische Privatbriefe und Texte des Alten Testaments. Außerdem gibt es noch eine Reihe nichtschriftlicher Quellen: Gefäße und Gebäudefundamente, Werkzeuge und Waffen, aus denen die Archäologen und Historiker Rückschlüsse ziehen können. Dieses Buch rekonstruiert die Geschichte des persischen Riesenreiches an Hand der erwähnten Materialien und zeigt auf, wie fast der gesamte Nahe Osten um 500 v. Chr. durch ungewöhnliche Staats- und Verwaltungskunst in eine bis dahin noch nicht dagewesene Epoche ständig wachsenden Handels und Lebensstandards geführt wurde. Der Autor Jim Hicks ist heute freier Schriftsteller und war früher für das LIFE-Magazin tätig. Jim Hicks verfaßte auch das farbige LIFE-Bildsachbuch «Die ersten Reiche» (Nr. 75). Er wurde von den Archäologen Edith Porada und Roger Moorey beraten. Umschlagfoto © Photo Bulloz mit Genehmigung des Musee du Louvre, Paris. Die lebensgroßen Bogenschützen gehörten zu einer Kriegergruppe, die den Zugang zum Palast von Susa bewachten. (Ausschnitt aus einem Fries, der aus emaillierten Ziegeln gefertigt war.) Den Palast von Susa ließ Darius l. in der Blütezeit des Persischen Reiches um 515 v. Chr. erbauen.

Die Frühzeit des Menschen

Die Perser von Jim Hicks und der Redaktion derTIME-LIFE-Bücher

Rowohlt

Titel der Originalausgabe: «The Persians» Aus dem Englischen übertragen von Holger Fliessbach Für die Taschenbuchausgabe eingerichtet und bearbeitet von Jürgen Volbeding Layout Edith Lackmann Umschlagentwurf Werner Rebhuhn

Veröffentlicht im September 1978 mit freundlicher Genehmigung TIME-LIFE-Books, Time Inc., New York ©Time Incorporated 1975,1978 All rights reserved Original English language edition published by Time Inc. in the United States Deutsche Taschenbuchausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Satz: Clausen & Bosse, Leck/Schleswig Druck: Mühlmeister & Johler, Hamburg Umschlagdruck und buchbinderische Verarbeitung: Clausen & Bosse, Leck/Schleswig Printed in Germany

880-ISBN3499180839

Inhaltsverzeichnis

Einführung

6

1. Ein Riesenreich

9

2. Staatskunst

39

3. Ein persisches Wirtschaftswunder

65

4. Der Heilige Geist und der Geist des Bösen

87

5. Persepolis

103

6. Das Vermächtnis der Perser

127

Literaturhinweise

151

Personennamenregister

152

Sachwortregister

153

Danksagungen

156

Bildquellennachweis

157

Einführung 1971 feierte der Schah von Iran die 2500. Wiederkehr der Gründung des Persischen Reiches durch Kyros den Großen. Von den Fernsehzuschauern, die am Bildschirm das Festzelt von Persepolis sahen, hatten zweifellos nur die wenigsten eine Ahnung von jener Achämeniden-Dynastie, die mit Kyros begann. «Der Perser und Meder Gesetz» ist durch das biblische Buch Daniel bekanntgeworden, aber ansonsten wurden die bemerkenswerten Leistungen der Perser durch jene vorurteilsvollen Deutungen griechischer und römischer Geschichtsschreiber herabgewürdigt, denen wir einen großen Teil der bekannten Informationen über das Perserreich verdanken. 330 v. Chr. steckte der siegreiche Alexander Persepolis in Brand. Damit markierte er für alle Zeiten das Ende des größten vorrömischen Imperiums. Seither haben es Wind und Wetter und Plünderer nicht geschafft, die Ruinen von Persepolis völlig zu vernichten; aber die Bibel und klassische Autoren überschatteten das Bild Persiens mit detaillierten Schilderungen seiner Verworfenheit und Grausamkeit. 1931 begannen Archäologen mit der Ausgrabung von Persepolis. Diese und weitere Grabungen an anderen Stellen im näheren Umkreis erbrachten den sicheren Beweis, daß das alte Perserreich hinter seinem traditionell negativen Bild bedeutend menschlichere und freundlichere Züge verbarg. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren die Perser hervorragende Staatenlenker, sie bewiesen Toleranz gegenüber einheimischen Religionen und hatten bemerkenswert feinsinnige heilige Traditionen. Sie liebten Gärten und zollten der Erhaltung der Natur große Aufmerksamkeit; von ihrem Wort für «Park» stammt unser Zauberwort «Paradies». Der unermeßliche Reichtum des Königs und der Aristokratie sorgte für einen hohen handwerklichen Standard bei Metallschmieden und Juwelieren und inspirierte auch Künstler, die mit vergänglicheren Materialien arbeiteten. Ein vereinzeltes Zeugnis ihrer Kunstfertigkeit - der erste Perserteppich - hat sich nur deshalb erhalten, weil er gleichsam tiefgefroren im Grab eines sibirischen Häuptlings ruhte, zu dem er auf einer jener Handelsrouten gelangte, die sich vom persischen Mutterland über die endlosen Weiten Asiens erstreckten. Dieses Buch beschreibt die Geschichte eines Reiches und seines Volkes, das nicht weniger Beachtung verdient als die besser bekannten alten Ägypter und Babylonier, die von den Persern besiegt wurden, und nicht minder interessant ist als die Griechen, die ihrerseits die Perser unterwarfen und dabei so vieles von ihnen und ihren früheren Vasallen lernten. P. R. S. Moorey Ashmolean Museum, Oxford University

Dieser um hohe Turm aus Kalkstein und Basalt wurde wahrscheinlich in der Zeit des persischen Königs Dareios l. (Regierungszeit: 522-486 v. Chr.) erbaut. In dem Turm brannte die ewige Flamme, ein zentrales Element in der Zarathustra-Religion der Perser. Priester hüteten das Feuer und ließen es nur verlöschen, wenn ein König starb; der Nachfolger entzündete dann wieder die Flamme. Das heute restaurierte Bauwerk steht an einer Felswand bei Nacjsch-i-Rustam.

W!R

1. Ein Riesenreich Um das Jahr 547 v. Chr. rüstete der Herrscher eines alten und wohlhabenden Königreichs in Kleinasien siegessicher zum Kampf gegen die Perser. Da eilte ein weiser Mann zum Hofe und beschwor den König, sein Vorhaben noch einmal zu überdenken. «O Herr, du schickst dich zum Kampf gegen Menschen an, die sich am ganzen Leibe in Leder kleiden! Ihr Land ist so unwirtlich, daß sie immer nur soviel essen, wie sie haben, niemals soviel, wie sie bedürfen. Sie trinken keinen Wein, sondern nur Wasser. Sie haben überhaupt keine nennenswerten Güter - nicht einmal Feigen zum Nachtisch. Was gewinnst du, wenn du dieses Volk unterwirfst, da du doch siehst, daß du ihnen nichts nehmen kannst? Aber bedenke, was du verlieren kannst, sollten sie dich besiegen.» Aber die Ermahnungen blieben fruchtlos. Nach Ansicht des Königs besaßen die Perser ja noch nicht einmal ein eigenes Reich. Erst vor kurzem hatten sie das Nomadenleben in der Steppe aufgegeben und sich in einem kleinen, zerklüfteten, ungastlichen Gebiet Südwest-Asiens angesiedelt, wo sie bald zu Vasallen alteingesessener, mächtiger Nachbarn wurden. Indessen mußte der Krieg gegen Persien planende Herrscher erkennen (um den Preis seines Lebens und seines Reiches), daß sich die Perser durch diese Umstände nicht aufhalten ließen, sondern unbeirrt ihren raschen Aufstieg zur Großmacht gegen jeden Widerstand fortsetzten. Das erste Weltreich: 5 Millionen km2 und 10 Millionen Untertanen. Dieser Aufstieg begann im Jahr 559 v. Chr., und die Perser brauchten nur etwa 30 Jahre, um das erste Weltreich der Erde zu schaffen. In der Zeitspanne von einer Generation lernten alle Völker von Griechenland bis Äthiopien und von Libyen bis Indien, in dem Monarchen auf dem persischen Thron den einzigen Herrscher zu sehen, der zählte. So verwirklichten die Perser als erste einen uralten Traum: den gesamten Nahen Osten zu einem einzigen, großräumigen Reich zusammenzuschweißen, in dem eine Sprache gesprochen wurde (in diesem Falle das Aramäische) und das einem König gehorchte. Es entstand ein Reich von fast 5 Millionen km 2 Fläche, in dem annähernd 10 Millionen Menschen lebten. Xerxes l. (um 500-465 v. Chr.) ließ an den beiden Treppenaufgängen zu seiner Audienzhalle in Persepolis Reliefs anbringen, auf denen Abgesandte der persischen Provinzen und aller unterworfenen Länder dem Perserkönig ihre Huldigung erweisen. Links: Die Prozession an der Treppe von Persepolis eröffnet eine Delegation, zu der dieser Meder mit der Kanne gehört. Die Meder waren die Lieblingsuntertanen des Königs und durften die Reihe der Geschenküberbringer eröffnen.

Ausgegangen war das Streben nach Zentralmacht von den Achämeniden - den Angehörigen des persischen Herrscherhauses. Sie machten sich ihre ungewöhnliche Staats- und Verwaltungskunst zunutze und führten die neu geeinte Welt in eine noch nie dagewesene Epoche ständig wachsenden Handels und Lebensstandards. Unter dem Schutz der Achämeniden gelangten Waren, Menschen und Ideen fast 200 Jahre lang fast mühelos über alte Grenzen hinweg und machten aus großen Städten des Reiches, wie beispielsweise Babylon, Zentren von wahrhaft kosmopolitischem Zuschnitt. «Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen». Das wesentliche Instrument der persischen Expansion war die Eroberung. Doch hätten die Achämeniden, bei allem militärischen Können, mit Gewalt allein ihre riesigen und heterogenen Territorien nicht zusammenhalten können. «Des persischen Mannes Lanze ist fernhin vorgedrungen», heißt es bei Dareios, einem der größten Perserkönige. Ihren Erfolg jedoch verdankten die Perser letztlich nicht nur ihrer Schlagkraft, sondern vielmehr ihrem ständig erweiterten und verbesserten Kommunikationssystem, ihrer durchdachten Verwaltungsstruktur und vor allem ihrer überraschenden Toleranz gegenüber Rechtsformen und Traditionen unterworfener Völker. Diese Großzügigkeit war ein höchst bedeutsamer sozialer und psychologischer Faktor und trug dazu bei, den Persern die Loyalität und den Gehorsam der Besiegten zu sichern. Selbst in Fragen der Religion waren die Perser tolerant. Schon früh in ihrer Reichsgeschichte begründeten sie eine für sie selber lebenswichtige Staatsreligion - einen Götterhimmel, an dessen Spitze Ahura Masda stand, der Schöpfer des Himmels, der Erde und des Menschen. Die Perser machten jedoch keinerlei Anstalten, diesen Glauben auch anderen aufzuzwingen; vielmehr ermutigten sie die unterworfenen Völker zur Beibehaltung ihrer gewohnten religiösen Lehren - nach dem fortschrittlichen Grundsatz, daß die Eroberten dieses Entgegenkommen mit einer gewissen Loyalität lohnen würden. Dem politischen Genie der Perser entsprechen keine vergleichbaren kulturellen Leistungen. Ihr Erziehungsideal war sehr begrenzt: «Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen.» Originalität in Kunst und Wissenschaft überließen sie anderen; sie beschränkten sich darauf, die besten Errungenschaften ihrer Vasallen zu übernehmen und nach ihren Bedürfnissen umzuformen. Archäologen stellen an den Ruinen der persischen Residenz Parsa (besser bekannt unter dem griechischen Namen Persepolis) verschiedene Stilmerkmale fest, die auf die Babylonier,, Assyrer, Ägypter und Griechen zurückzuführen sind - sämtlich Untertanen der Perser. Ungeachtet dessen spiegelt die Größe und Weite der geradezu majestätischen achämenidischen Säulenhallen etwas von den Ambitionen der Perser und von ihrem Stolz wider. 10

Für König und Vaterland. Stolz war überhaupt ein wesentliches Charaktermerkmal der alten Perser: Stolz auf den König, auf die Heimat, auf die grundsätzliche Bescheidenheit, mit der sie über ihr eigenes Leben dachten. Traditionsgemäß betete ein Perser niemals für sich selbst, sondern nur für König und Vaterland. Als einmal ein vornehmer Perser dem ersten persischen Herrscher, Kyros dem Großen, vorschlug, seine Residenz aus dem klimatisch ungünstigen Pasargadä in eine mildere Gegend zu verlegen, antwortete der König, er denke nicht daran, umzuziehen: «Weiches Land zeugt weiche Söhne.» Die Perser fanden alles an ihrer Heimat unübertrefflich, sogar das Wasser. Kyros soll nur aus dem bei Pasargadä vorüberfließenden Choaspes getrunken haben; auf seinen Feldzügen, auf denen er bis nach Kleinasien und in den Ost-Iran gelangte, führte er in silbernen Krügen Choaspeswasser mit sich. Stolz und Gebete halfen, solange Persien mit starken Führern gesegnet war. Schon lange vor dem endgültigen Zusammenbruch um 330 v. Chr. machten sich jedoch Probleme bemerkbar, wie sie auch moderne Supermächte kennen: heftige innere Kämpfe, Korruption und starke inflationäre Tendenzen. Zeitgenössische Dokumente über die Perser. Unser heutiges Wissen über die Perser entnehmen wir den unterschiedlichsten Quellen, von denen jedoch nur die wenigsten von den Persern selbst stammen. Die Achämeniden hinterließen relativ wenige schriftliche Dokumente: ein paar Inschriften auf Denkmälern sowie einige Tontafeln in elamischer Sprache, wie sie damals im Südwest-Iran gesprochen wurde und die wir bis heute noch nicht recht verstehen. Diese eher spärlichen Quellen sind nicht zu vergleichen mit den Staatsarchiven der alten Ägypter oder Hethiter, die uns aus erster Hand über Sitten und Gebräuche, Ereignisse und Personen unterrichten. Die Wissenschaft stützt sich daher vor allem auf das, was Zeitgenossen über die Perser zu sagen wußten: Man hält sich an die Darstellungen der klassischen griechischen Geschichtsschreiber, an off izielle assyrische und babylonische Chroniken, an Dokumente über geschäftliche Angelegenheiten aus Mesopotamien, an ägyptische Privatbriefe und nicht zuletzt an die Worte der jüdischen Priester und Propheten, die im Alten Testament überliefert sind. Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe nichtschriftlicher Quellen: Gefäßtypen und Gebäudefundamente, Werkzeuge und Waffen, aus denen die Archäologen und Historiker Rückschlüsse ziehen können. Manchmal ist solches Material viel aussagekräftiger als jedes geschriebene Wort. Immerhin bleiben die wichtigsten Quellen gleichwohl die griechischen Geschichtsschreiber. Trotz der verfeinerten Techniken der modernen Archäologie stehen uns heute über das Perserreich kaum zuverlässigere Informationen zur Verfügung als jedem intelligenten und aufgeschlossenen Bürger Athens, der auf den Marktplatz ging, um Herodots Geschichte der Perserkriege oder Kapitel aus Werken von Thukydides, Xenophon oder

Ktesias zu hören, die sich ebenfalls ausführlich über die Perser geäußert haben. Wäre nicht zufällig das Aufkommen einer wissenschaftlichen Geschichtsschreibung mit dem Aufstieg des Perserreiches zusammengefallen, so wäre es uns heute kaum möglich, dieses bemerkenswerte Volk in die Welt von damals einzuordnen. Tatsächlich hatten das griechische Festland und die griechischen Kolonien in Nordafrika und Kleinasien großen Einfluß auf die Geschichte Persiens. In der Zeit des persischen Aufstiegs machte auch die griechische Kultur rasche Fortschritte. Griechische Kaufleute waren die erfolgreichsten Konkurrenten der Perser auf dem Handelssektor - einer der Umstände, die zum Krieg zwischen den griechischen Stadtstaaten und Persien und schließlich zu dessen Untergang führten. Auf Grund dieses scharfen Interessenkonflikts ist häufig die Voreingenommenheit der griechischen Geschichtsschreiber unverkennbar und muß vom modernen Leser in Rechnung gestellt werden. Trotzdem bleibt die griechische Geschichtsschreibung, die sich während und nach der Blüte der griechischen Kultur mit den Persern befaßte, ein zentraler Bestandteil unseres heutigen Verständnisses von diesem Volk. Einzig in der Frage der Herkunft der Perser sind seit der Antike wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen worden. Unser Wissen darüber, woher die Perser kamen und wie sie in den südwestlichen Teil des Hochlandes von Iran gelangten, setzt sich zusammen aus der Untersuchung antiker Sprachen, aus archäologischen Funden sowie aus neuerdings entdeckten und übersetzten Textstellen aus den Archiven anderer Königreiche. Arier. Es kann heute praktisch als gesichert gelten, daß die Perser zum Stammesverband der Iranier und diese wiederum zur übergeordneten Gruppe der Arier gehörten. Die Arier waren eine versprengte Gruppe von Nomadenvölkern, die ursprünglich im eurasischen Steppengebiet Südrußlands ihre Heimat hatten. Irgendwann zwischen 2000 und 1800 v. Chr. begannen die Arier auszuwandern. Einige zogen zum indischen Subkontinent, andere wandten sich westwärts zum Iran und drangen bis ins nördliche Mesopotamien und nach Syrien vor. Um 1400 v. Chr. gelangte eine dritte Gruppe von Ariern, zu denen unter anderem auch die Perser gehörten, von Nordosten her in den Iran und breitete sich schließlich von dort aus allmählich weiter westwärts aus. Der Weg nach Westen. Das Hochland von Iran, auf dem sie sich ansiedelten und das später Kyros wegen des harten Lebens pries, das es seinen Bewohnern abverlangte, wird von einer Gebirgskette beherrscht, die sich bis zu einer Höhe von 3600 m erhebt. Die Berge umrahmen eine wüstenartige Beckenlandschaft mit mehreren Salzseen - eine der trockensten und unwirtlichsten Gegenden der Erde. Nur in den Gebirgstälern oder juf den an das Hochland angrenzenden Ebenen vermochten sich Menschen

in größerer Zahl zu behaupten. Im Sommer extrem heiß, im Winter gelegentlich unerträglich kalt, war das Land auch zur Viehhaltung kaum geeignet. Auf ihrem Weg nach Westen zogen die iranischen Stämme zunächst über das Hochland, vorbei am Elburs-Gebirge, seiner nördlichen Grenze. Dann wandten sie sich nach Südwesten und kamen am Zagros-Gebirge vorbei, das seit jeher das Hochland von den dichtbesiedelten, fruchtbaren Ebenen Mesopotamiens trennt. Auf ihrem Vormarsch verdrängten oder assimilierten die Iranier eine Reihe einheimischer Stämme, so die seit Jahrhunderten im Zagros ansässigen Gutäer und Lulubi. Die Neuankömmlinge machten sich gegenseitig die besten Gebiete streitig, siedelten sich an, blieben eine Weile und siedelten sich dann anderswo erneut an. Zu den wichtigsten Stämmen dieser Einwanderungswelle gehörten außer den Persern auch die Meder, die sich auf dem Hochland von Iran an der Seite der Perser niederließen und in deren Existenz eine entscheidende Rolle spielten. Im wechselvollen Spiel der Geschichte übernahmen die Perser das Großreich, das die Meder aufgebaut und in dem sie als Untertanen gelebt hatten, und machten die Meder im 6. Jahrhundert v. Chr. zu ihren wichtigsten Vasallen. Den historischen Zug nach Westen hemmte weniger die physische Barriere des Zagros als das, was hinter ihm lag: eine zivilisierte Welt etablierter Staaten mit Jahrhunderte-, ja teilweise jahrtausendealter kultureller, politischer und militärischer Tradition. Nordöstlich des Zagros, im Gebiet um den türkischen Wansee und den iranischen Urmiasee, lag Urartu, ein relativ junger, aber vitaler Staat. Südlich Urartus sowie an den Westhängen des Zagros, im heutigen Irak, erstreckte sich das Reich der Assyrer. Noch weiter südlich kam Babylonien mit seiner Hauptstadt Babylon, dem Handelszentrum der damaligen Welt. Und unterhalb Babyloniens lag Elam, an der Spitze des Persischen Golfs, mit seiner Metropole Susa - eine bereits im Niedergang begriffene, einst glänzende, 2000 Jahre alte Kulturnation. Meder und Assyrer. Um Gebiete verlegen, die noch nicht von den etablierten Völkern mit Beschlag belegt waren, ließen die Meder sich schließlich auf der weiten, fruchtbaren Ebene des heutigen Hamadan nieder, im äußersten nordwestlichen Teil des Hochlandes von Iran. Die Perser brauchten etwas länger, um einen ihnen zusagenden Platz zu finden, und probierten offenbar zunächst mehrere Wohnorte aus, ehe sie sich für das schwach besiedelte, gebirgige Hinterland von Elam entschieden. Hierunterbrachen die Perser ihre Wanderungen immerhin so lange, daß sie schließlich Wurzeln schlugen und daran gingen, sich einen Großteil der elamitischen Kultur und des elamitischen Territoriums gewaltsam einzuverleiben. Unterdessen ging das alteelamitische Reich seinem Schicksal entgegen. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. hatten die Assyrer, nunmehr die beherrschende Macht im Nahen Osten, den hartnäckigen Widerstand

Urartus gebrochen, Babylonien unterworfen, die kleineren Königreiche in Kanaan überrannt und schließlich Ägypten erobert. Um 640 v. Chr. unterwarf der assyrische König Assurbanipal mit großer Grausamkeit, was von dem unabhängigen Elam übriggeblieben war. Er rühmte sich, daß er «die Bezirke von Elam verwüstete», und schleppte nicht nur die Gefangenen und das erbeutete Vieh nach Assyrien, sondern auch die Gebeine der toten elamitischen Könige. Die Zahl der Menschen, die er niedergemacht haben will, nimmt das Ausmaß eines Völkermordes an, dürfte aber trotzdem kaum übertrieben sein. Er führte brutale Vernichtungsfeldzüge. Die einst elamitischen Lande, in denen nun die Perser lebten, waren wohl zu abgelegen und zu arm (wie die Perser selber), als daß sie den assyrischen Ansturm in seiner ganzen Heftigkeit auf sich gelenkt hätten. Statt dessen häuften sich die Reibereien zwischen Assyrern und Medern, und immer öfter werden in den assyrischen Annalen «die fernen Meder» oder «die mächtigen Meder im Osten» erwähnt - gewöhnlich als ernst zu nehmende Widersacher. Es imponierte den Assyrern, daß es nicht nur im Zagros Meder gab, sondern überall auf der Hochebene, so weit man auch nach Osten drang. Die Meder kämpften zu Pferd, und die Assyrer übernahmen von ihnen den Gebrauch der Kavallerie. Bis dahin hatten sie ausschließlich vom Streitwagen aus gekämpft, während nun ihre Expeditionen gegen die Meder häufig darauf abzielten, sich Reitpferde von ihnen zu verschaffen. Die Meder wiederum lernten von den Assyrern die Grundbegriffe politischer Organisation. Aus Gründen der Selbstverteidigung schlössen sich die verschiedenen Mederstämme um 670 v. Chr. zu einem Staat zusammen, der einem einzigen König unterstand. Die Macht Assyriens ging im späten 7. Jahrhundert v. Chr. zurück, nicht zuletzt infolge der dauernden Kriege, die In weniger als yo Jahren, beginnend 560 v. Chr., vereinigten die persischen AchämenidenKönige die verschiedensten Nationen des Nahen Ostens zu einem geschlossenen politischen Verband. In diesem über 4000 km weiten Bereich (dunkelfarbige Fläche) lagen das Elburs- und das Zagros-Gebirge, das fruchtbare Land zwischen Euphrat und Tigris und die metallreiche Hügellandschaft Kleinasiens. Ihren Gipfel erreichte die Achämeniden-Hegemonie nach 522 v. Chr. mit Dareios I. Den Kern des Reiches hatten frühere Achämeniden geformt, die von Persien aus Anspruch auf so alte Königreiche wie Medien und Assyrien erhoben. Kyros der Große schuf das eigentliche Großreich und erweiterte darüber hinaus seine Kontrolle über das ganze Gebiet zwischen Baktrien und Phrygien. Sein Nachfolger, Kambyses II., vergrößerte das Reich um Ägypten, und Dareios schließlich schob die persische Herrschaft bis zu ihren äußersten Grenzen vor. Gegen Ende seiner Herrschaft war die 2600 km lange Königsstraße zwischen dem Verwaltungszentrum Susa und dem lydischen Sardes ebenso fertig wie der Schiffahrtskanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verband. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot erwähnte 28 Provinzen (in Großbuchstaben, von denen Mazedonien, Libyen und Indien hier aus Platzgründen fehlen), die in der persischen Geschichte eine Rolle spielten: 20 davon waren Satrapien, das heißt von persischen Statthaltern (Satrapen) verwaltet. Die Forscher haben ferner im Achämenidenreich 23 Städte und archäologische Fundorte lokalisieren können (kleine Schrift). 14

S

äi

o o W

B

s-