Die Rechte des Menschen [Reprint 2022 ed.] 9783112642320


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Die Rechte des Menschen [Reprint 2022 ed.]
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THOMAS PAINE DIE RECHTE DES MENSCHEN

PHILOSOPHIEHISTORISCHE TEXTE

THOMAS PAINE

DIE RECHTE DES MENSCHEN Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von WOLFGANG MÖNKE

2., durchgesehene und mit einem Nachwort versehene Auflage

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1983

Erschienen im Akademie-Verlag, DDR-1086 Berlin, Leipziger Straße 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1982(1962) Lizenznummer: 202 • 100/26/82 Fotomechanischer Nachdruck und buchbinderische Weiterverarbeitung: VEB Druckerei „Thomas Müntzer" 5820 Bad Langensalza Einbandgestaltung: Eckhard Steiner Bestellnummer: 7542456 (4029) • LSV 0116 Printed in G D R D D R 25,—

INHALT

EINLEITUNG

Der gesunde

5

Menschenverstand

I. Die Schule eines Revolutionärs England im 18. Jahrhundert

9

Lehr- und Wanderjahre (Paine in England 1 7 3 7 - 1 7 7 4 ) II. Die amerikanische Revolution Die Rechte des

18 29

Menschen

I. Zurück nach Europa

43

II. Revolution in Frankreich

45

III. Zur Geschichte der Menschenrechte

50

IV. Literarische Konterrevolution

71

V. Die Rechte des Menschen Das Zeitalter der

76

Vernunft

I. Deputierter in Frankreich II. Republikanische Religion

92 101

Zur Edition Textvorlagen

112 114 DIE RECHTE DES

MENSCHEN

[Jtil I] Widmung Vorwort zur englischen Ausgabe Vorwort des Verfassers zur französischen Ausgabe . . . . Die Rechte des Menschen Erklärung über die Rechte des Menschen und des Bürgers Von der französischen Nationalversammlung Bemerkungen über die Erklärung der Rechte Vermischtes Kapitel Schluß

5

119 120 123 126 207 210 213 239

DIE

RECHTE

DES

ZWEITER

MENSCHEN TEIL

WORIN PRINZIP UND PRAXIS VEREINIGT SIND

Vorwort der französischen Übersetzer Widmung Vorwort

251 252 254

Die Rechte des Menschen. Zweiter Teil. Einleitung 261 1. Kapitel: Über Gesellschaft und Zivilisation 266 2. Kapitel: Über den Ursprung der gegenwärtigen alten Regierungen 272 3. Kapitel: Über die alten und neuen Regierungssysteme . . 274 4. Kapitel: Über Konstitutionen 290 5. Kapitel: Mittel und Wege zur Verbesserung der Lage Europas, nebst vermischten Bemerkungen . . . 319 Anhang 393 Anmerkungen des Herausgebers Nachwort und Addenda zur zweiten Auflage Personenverzeichnis

398 413 415

Einleitung

Die Menschenrechte waren gegen Ende des 18. Jahrhunderts die revolutionäre Ideologie der gegen oligarchische oder feudalabsolutistische Herrschaft kämpfenden amerikanischen und französischen Bourgeoisie, sie bildeten die theoretische Grundlage ihrer staatspolitischen Programme, und sie bewegten die Massen der Bauern, Handwerker, Arbeiter und Kleinbürger, die die Revolutionen durchfochten. Einer ihrer radikalsten und propagandistisch wirksamsten Verfechter war Thomas Paine (1737-1809), revolutionärer Demokrat par excellence, zugleich einer der letzten Vertreter der europäischen und amerikanischen Aufklärung, in dem deren politisch-revolutionäre Kraft am mächtigsten lebendig wurde. Paine war der gefeierte Teilnehmer der amerikanischen und französischen Revolution. Drei Schriften dieses Mannes waren epochemachend. „Common Sense" (Gesunder Menschenverstand), erschienen im Januar 1776, wenige Monate vor der Erklärung der Unabhängigkeit der britischen Kolonien in Nordamerika, rüttelte die amerikanischen Kolonisten aus den Illusionen, die sie hinsichtlich ein^r möglichen Versöhnung mit dem Mutterlande hegten, formulierte ihre politischen Bedürfnisse und machte ihnen diese in aller Schärfe bewu5t; die Schrift lieferte endlich einen Teil jener Ideologie, die in Gestalt der Armee Washingtons - fast jeder der ihr Angehörenden kannte ihren Inhalt - »materielle Gewalt" wurde, die die Unabhängigkeit der Kolonien erzwang. Zugleich bildete das Werk einen Übergang von der Menschenrechtsphilosophie zu deren konstitutioneller Kodifizierung. Freilich ging der ideelle Inhalt der Menschenrechtsphilosophie weit über das hinaus, was in der Konstitution der USA (ebenso wie in den Konstitutionen Frankreichs nach 7

dem Sturz der absoluten Monarchie) niedergelegt, und noch weiter über das, was in der gesellschaftlichen Praxis realisiert wurde. »The Rights of Man" (Die Rechte des Menschen. 1791/ 92) stellt eine glänzende Verteidigung der Grundsätze der Französischen Revolution dar, aus der die radikale Bewegung in Großbritannien sowie radikale Gruppen in Deutschland und in ost- und südosteuropäischen Ländern neue Kraft schöpften. Paine begründete darin das Recht des Volks auf revolutionäre Beseitigung der feudalaristökratischen Herrschaft und auf revolutionäre Einführung der demokratischen Republik. Diese galt ihm als diejenige Staatsform, welche die allen Menschen gleichermaßen zukommenden freiheitlichen Rechte am vollkommensten sichert und gewährleistet. Die dritte epochemachende Schrift Paines richtete sich nicht bloß gegen politische Mächte der Vergangenheit, sondern auch gegen solche ideellen, deren Erbe die Bourgeoisie angetreten hatte. In »The Age of Reason" (Das Zeitalter der Vernunft. 1794/95) entwickelte er eine Vernunftreligion, gegenüber der er die historische Relativität der positiven Religionen geltend machte und in deren Namen er Wert und Existenzberechtigung kirchlicher Institutionen bestritt. Ihrer Wirkung nach war diese Einstellung gleichwertig einem politisch akzentuierten Atheismus. Paine griff, was nicht seine bewußte Absicht gewesen, Grundlagen auch der neuen Gesellschaft an, Grundlagen, deren die Bourgeoisie als herrschende Klasse nicht entraten mochte. Es hätte dieser Schrift nicht bedurft, um das Schicksal, das die siegreiche Großbourgeoisie für Paine bereit hatte, zu bestimmen. Es war das aller radikalen Ideologen, die nach Gelingen der Revolution die alten geblieben sind. Die Menschenrechte bedeuteten nach der Revolution die Rechte des Bürgers und die Ausschließung der Rechte des gemeinen Volks. Nur insoweit jene mit den Bedürfnissen der Bourgeoisie zusammenfielen, fanden sie einen Niederschlag in den neuen, bürgerlichen Konstitutionen. Daß Thomas Paine der unbeugsame Verfechter der Rechte des Menschen blieb, forderte wider ihn einen Feldzug der 8

Verleumdung und Beschimpfung heraus, der bis zum 20. Jahrhundert angehalten hat. Das republikanisch-demokratische Mafj, daß Paine gesetzt, sollte aus der Welt geschafft werden. Die bürgerlichen Demokratien, wenn mit jenem Mafj gemessen, fürchteten den Spruch der Völker: Gewogen und zu leicht befunden.

DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND

I. Die Schule eines Revolutionärs England, im 18. Jahrhundert Bevor Thomas Paine im Jahre 1776, vierzehn Monate nach seiner Übersiedlung in die britischen Kolonien Nordamerikas, als Theoretiker der Menschenrechte und der Volksrevolution hervortrat, hatte er 37 Jahre in England verbracht. Um das jähe Hervorbrechen des revolutionären Stromes, aus dem während vieler Jahrzehnte der politische Radikalismus auf beiden Seiten des Ozeans schöpfen sollte, als auch die Anklage zu verstehen, die Paine in vorliegendem Werk gegen die soziale und politische Organisation Englands erhebt, muß man sich das England des 18. Jahrhunderts vergegenwärtigen, auf dessen Boden sich der revolutionäre Zündstoff im Bewußtsein dieses Mannes anhäufte. Als Paine 1737 zur Welt kam, schickten sich die an der Regierung stehenden Whigs gerade zu ihren Kriegszügen an, aus denen England als führende Kolonialmacht hervorgehen sollte, nahm das englische Kabinettsystem, wie es heute besteht, Gestalt an, und näherte sich die Agrarrevolution ihrem Ende; als er das Mannesalter erreichte, stand England an der Schwelle der industriellen Revolution, und als er 1774 nach Nordamerika ging, dämmerte in der neuen wie in der alten Welt der Morgen kommender revolutionärer Ereignisse 1 Für diese Periode der Geschichte Englands vgl.-. G. D. H. Cole/ R. Postgate: The common people 1 7 4 6 - 1 9 4 6 . London 1956.

9

Entscheidende Voraussetzung des ökonomischen Aufschwungs Englands im 18. Jahrhundert war die Beseitigung des feudalabsolutistischen Systems durch die bürgerliche Revolution des 17. Jahrhunderts; sie machte den Weg frei für die kapitalistische Entwicklung des Landes. Diese nahm ihren Ausgang in der Agrikultur. Die seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts vor sich gehende Agrarrevolution erreichte gegen Ende des 17. und im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts in neuen Methoden des Getreideanbaus, der Futterwirtschaft und der Viehzucht einen neuen Höhepunkt. Den verbesserten Methoden der Agrikultur folgte die Konzentration der Produktionsmittel, auch des Bodens, auf dem Fufje. Die Anwendung jener erheischte große Kapitalien, über die die großen Grundbesitzer und Kapitalpächter verfügten, das jedoch den freiwirtschaftenden Kleinbauern — der yeomanry - ermangelte, und machte den Besitz großer Ländereien wünschenswert. Es begann, auf Grund von Einhegungsdekreten, der letzte Raubzug gegen die yeomanry, der mit ihrer Beseitigung als Klasse endete. Die Aktion begann Anfang des 18. Jahrhunderts in Essex und Norfolk (in welcher Grafschaft Paine seine Kindheit verlebte) und dehnte 6ich dann auf die mittelenglischen Grafschaften aus. Von 1728-60 wurden 226, von 1761-96 1482 EinSection I - I I I . - Geschichte der Neuzeit. Bd. I: 1 6 4 0 - 1 7 8 9 . Redigiert von W. W. Birjukowitsch, B. F. Porschnew und S. D. Skaskin. Deutsche Übersetzung nach der 1951 im Staatsverlag für politische Literatur, Moskau, erschienenen 1. Auflage des russischen Originals. Berlin 1?54. Kap. I - V , XVII-XX. - The new Cambridge modern history. Vol. VII: The old regime 1 7 1 3 - 1 7 6 3 . Ed. by J. O. Lindsay. Cambridge 1957. - A. L. Morton: Volksgeschichte Englands. Mit einem Nachwort von G. Schilfert. Übersetzt nach der 6. Neuauflage, London 1948. Berlin 1956. Kap. VI bis XI. - L. Namier: The structure of politics at the accession of George III. 2. ed. London/New York 1957. - G. M. Trevelyan: History of England. 2. ed. London/New York/Toronto 1937. Book I I - V . - G. M. Trevelyan: English social history. A survey of six centuries. 3. ed. London'New York/Toronto 1945. Chap. VIII bis XV. - A. S. Turberville: English men and manners in the eighteenth Century. New York 1957.

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hegungsdekrete erlassen 2 . Die Kotsassen und Häusler verloren das Gemeindeland und sahen sich ausschließlich auf das Handwerk angewiesen, das sie vorher nebenbei betrieben. Die Lebensmittel und Rohstoffe, von den Bauernfamilien ehemals selbst produziert und bearbeitet und von ihnen auch größtenteils selbst konsumiert, verwandelten sich in Waren, sie mußten jetzt gekauft-werden. Die Agrarrevolution schuf mit den neuen Methoden der Kultur zugleich eine Reservearmee von Lohnarbeitern für das Kapital und einen inneren Markt 3 . Dieser Markt, die Bedürfnisse der Armee sowie das ständige Anwachsen des britischen Kolonialmarktes stellten enorme Ansprüche an die Manufakturproduktion. Die Notwendigkeit, Waren in Massen zu produzieren, führte zu einer gewaltigen Ausdehnung und Vermehrung der Manufakturen und, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, zu den technischen Erfindungen und Neuerungen, dank deren die Manufaktur- in die maschinelle Großproduktion hinüberwuchs. Das hierzu nötige Kapital hatte sich zeitlich vor und mit der Agrarrevolution akkumuliert. Quellen der Kapitalakkumulation waren die Kolonien, das System der Staatsschulden, der Besteuerung und der Protektion. Nachdem England gegen Ende des 17. Jahrhunderts Holland als führende Seemacht verdrängt hatte, nahm es im 18. den Kampf mit Frankreich auf dem Gebiet der kolonialen Aufteilung der Welt auf. Vorgefechte waren der Pfälzische Krieg (1689-97) und der spanische Erbfolgekrieg (1701-13). Der erste sicherte der englischen Flotte die Überlegenheit über Frankreich im Mittelmeer, der zweite brachte England Gibraltar, Minorca und in Nordamerika Neuschottland und das Hudsonbai-Gebiet ein. Die 18 Millionen Pfund Sterling, die der Pfälzische, und die 50 Millionen, die der spanische Erbfolgekrieg England kosteten, konzentrierten auf dem Wege des Staatsschuldenund Steuersystems ungeheure Kapitalien in den Händen derer, die die Mittel zur Kriegführung stellten. Die Monopolisierung des Sklavenhandels, die der merkantilistischen * A. L. Morton: Volksgeschichte. A. a. O. S. 363. K. Marx: Bd. I. I n : MEW. Bd. 23. Berlin 1962. S. 741-791.

3

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Epoche des Frühkapitalismus entsprechenden Navigationsgesetze, die die Kolonien zu Rohstofflieferanten zugunsten der Industrie des Mutterlandes und zu Importeuren von deren Fertigprodukten herabsetzten und die das Mutterland zum ausschließlichen Umschlagplatz der Kolonialexporte machten, sicherten den englischen Kaufleuten und Fabrikanten riesige Profite. Um die Mitte des Jahrhunderts schwang sich England zur führenden Kolonialmacht empor. Während die französischen Kräfte im österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) durch Österreich und im Siebenjährigen Krieg (1756-63) durch Preußen gebunden waren, erweiterte und festigte England seine kolonialen Besitzungen auf Kosten Frankreichs; England bereicherte sich um Kanada, Besitzungen in Indien und Inseln in Westindien. Das Ende des Siebenjährigen Krieges fiel etwa zusammen mit dem Ende der ursprünglichen Akkumulation. Als der steigende Bedarf in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die großen technischen Erfindungen hervorrief, war sowohl ein Kapital vorhanden, sich der neuen Produktionsmethoden zu bemächtigen, wie auch ein Heer von Arbeitern, sie anzuwenden. Das Kaufmanns- und Wucherkapital verwandelte sich in industrielles Kapital, die merkantilistische Epoche des Kapitalismus wurde von dem Industriekapitalismus abgelöst. Der ökonomischen Umwälzung einher ging eine Veränderung des englischen Staatsapparates und eine allgemeine Kommerzialisierung der Politik. Aus der „Glorreichen Revolution" von 1688 war England als konstitutionelle Monarchie hervorgegangen. Die Konstitution hatte nicht die Form eines geschlossenen Gesetzesdokuments, sondern bestand aus einer Reihe von sehr verschiedenen Zeiten entstammenden, der Monarchie abgerungenen Gesetzen und Konventionen 4 , deren Geschichte zusammenfällt mit der Geschichte des englischen Parlaments. Als frühestes verfassungsmäßiges Gesetz gilt die Magna Charta, im Grunde keine Verfassungsurkunde, sondern ein ausgesprochenes feudales Dokument, zustande gekommen aus der erfolg4 Vgl. J . Gollan: Das politische System Großbritanniens. Berlin 1956. S. 9 f.

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reichen Opposition der Barone g e g e n die Machtübergriffe König J o h a n n s 5 . Bedeutsam war die Einsetzung eines Rates von: 25' Baronen, der über die Einhaltung der in der* M a g n a Charta niedergelegten Bestimmungen wachen sollte. Es war die erste Stufe in der Herausbildung des Parlaments. Der Rat erweiterte sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer Vertretung der besitzenden Klassen, von der der König seine finanziellen Ansprüche bestätigen und realisieren liefj, und die ihrerseits versuchten, ihre ökonomischen Interessen g e g e n ü b e r der Monarchie zu wahren. I m 14. Jahrhundert bildete sich die heutige Form des Parlaments, bestehend aus Ober- und Unterhaus (House of Lords, H o u s e of Commons) heraus. Im Oberhaus sagen Vertreter des grundbesitzenden Erbadels, i m Unierhaus, auf das sich allmählich das politische Schwergewicht verlagerte, Vertreter 5 Die Magna Charta Libeitatis, unterzeichnet am 15. Juni 1215 zu Runingmede, etablierte keine parlamentarische Regierung, verlangte nicht die Zustimmung einer Ständeversammlung zu Steuererhebungen und stellte kein Recht auf Geschworenenverfahren auf. Die Übergriffe Johanns wurden festgestellt und deren Unterlassung gefordert. Die garantierten Rechte bezogen sich im wesentlichen auf die Rechte der Feudalherren: .Eine Umlage oder Beihilfe soll in Unserem Königreich nur durch den allgemeinen Reichstag Unseres Königreiches auferlegt werden {. ..] Und die Stadt London soll alle alten Freiheiten und ihre freien Bräuche zu Wasser wie zu Lande behalten [...]." Die Bewilligung einer .Beihilfe" soll durch ein vom König zu ladendes Aufgebot von Erzbischöfen, Bischofen, Äbten, Grafen und größeren Herren erfolgen. .Niemand soll gezwungen werden, von seinem Ritterlehen oder einem anderen freien Lehngut eine größere Abgabe zu leisten, als er seither schuldig war. [. . .] Kein freier Mensch soll ergriffen, gefangengelegt, aus seinem Besitz vertrieben, heimatlos gemacht, geächtet oder auf eine andere Weise zugrunde gerichtet werden und Wir werden über ihn «icht gehen noch über ihn schicken außer durch rechtmäßiges Urteil seiner Standesgenossen oder nach Landrecht." Nach: Staatsverfassungen. Eine Sammlung wichtiger Verfassungen der Vergangenheit und Gegenwart in Urtext und Übersetzung. Hrsg. von G. Franz. München 1950. S. 249-251. Die den Kaufleuten gegebene Zusicherung der Handelsfreiheit und Freizügigkeit wurde unter Johanns Nachfolger, Heinrich III., wieder außer Kraft gesetzt.

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der squires (Ritter) und der Großbourgeoisie aus den Freistädten., Die »Glorreiche Revolution" von 1688 Verwandelte England in eine konstitutionelle Monarchie. Ihr Zustandekommen beruhte auf einem Kompromiß zwischen Aristokratie und Bourgeoisie. Nachdem rund vierzig Jahre zuvor, in der großen englischen bürgerlichen Revolution, mit Hilfe der Volksmassen die absolute Monarchie gestürzt worden war, leistete die Bourgeoisie nun Verzicht auf verschiedene frühere Ansprüche und erhielt dafür einen Schutzwall gegen jene Volksmassen in Gestalt des konstitutionell umschränkten Königshauses 6 . Die Regelung von 1688 stellte das Parlament über die Krone, die Einzelheiten dieses Verhältnisses bildeten sich indes erst in den folgenden Jahrzehnten heraus. Die Bedingungen der konstitutionellen Monarchie wurden niedergelegt in der Bill ot Rights (1689). Hiernach durfte der König keine Gesetze ohne Zustimmung des Parlaments aufheben; Gelderhebungen zugunsten der Krone sowie Einführung und Erhebung von Steuern ebenso das Aufstellen und Unterhalten einer stehenden Armee in Friedenszeiten bedurften der Zustimmung des Parlaments; garantiert wurden Redefreiheit und Geschworenengerichte 7 . Diese die britische Konstitution bildenden Bestimmungen, einschließend die Magna Charta, die Habeascorpusakte 8 , die Bill of Rights und das sie ergänzende Gesetz 8 Vgl. F. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. In: K. Marx/F. Engels: Ausgewählte Schriften in zwei Bänden. Berlin 1958. Bd. 11. S. 96. - Vgl. K. M a r x : Das Kapital. Bd. I. I n : MEW. Bd. 23. a. a. O. S. 751 f. 7 English historical documents. General Editor L). C. Douglas. Vol. VIII: 1660-1714. Ed. by A. Browning. London 1953. S. 123 f. 8 Habeas Corpus Act, 1679 vom britischen Parlament angenommen, sollte vor Rechtswillkür schützen, die Freiheit des Untertans besser sichern und die Haft britischer Untertanen in Obersee verhindern; bestimmte u. a. das Recht des Angeklagten (nicht im Fall von Hochverrat), bis Prozeßbeginn gegen Kaution freigelassen zu werden. English historical documents. Vol. VIII. A. a. O. S. 92-96.

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über die Thronfolge 9 halfen ein Traditionsbewußtsein von freiheitlichen Rechten des Bürgers gegenüber der Regierung herauszubilden, das auch eine Quelle der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung war, die ihrerseits Modell stand bei der Abfassung der Menschenrechtsdeklaration in der Französischen Revolution. Die weitere Beschränkung der königlichen Macht im Verlauf des 18. Jahrhunderts sowie die Beibehaltung des mittelalterlichen Repräsentativsystems machten das Parlament zu einem Herrschaftsinstrument der grundbesitzenden und der Geld-Aristokratie, im Parlament gruppiert um die beiden Parteien der Tones (Royalisten, große Grundeigentümer) und Whigs (aristokratische Vertreter der Bourgeoisie, des industriellen und kommerziellen Mittelstandes). Sie etablierten eine ausgesprochene oligarchische Herrschaft und machten jede echte Repräsentation unmöglich. Zufolge des Thronfolgegesetzes kam 1714 das Haus Hannover auf den englischen Thron. Georg I. (1714-1727) und Georg II. (1727-1760), der erste der englischen Sprache gar nicht, der zweite ihrer nur ungenügend mächtig, kümmerten sich hauptsächlich um die Belange des Kurfürstentums Hannover. Es wurde üblich, daß der ehemals als beratendes Organ des Königs entstandene Geheime Rat ohne Beisein des Königs zusammentrat und der König in ihn Männer aus der jeweils im Parlament herrschenden Partei bestimmte. Der Geheime Rat verwandelte sich allmählich in einen Parlamentsausschuß, dessen Vorsitzender die Funktion eines Premierministers bekleidete. Namentlich unter der Ära des Whig-Ministers Walpole (1721-1742) nahm das Kabinettsystem, bei dem die Exekutive von der Krone auf ein dem Parlament gegenüber verantwortliches Ministerkabinett übertragen ist, die heute noch bestehende * Act of Settlement (1701), regelte die protestantische Thronfolge und bestimmte u. a„ daß Pensionsempfänger des Königs nicht Mitglied des Unterhauses sein durften, ferner, daß Gesetze die Unterschiiift des Mitgliedes des Geheimen Rates tragen mußten, das sie eingebracht. Die Verantwortlichkeit für die Bestätigung der Gesetze ging damit allmählich von dem König auf die Minister über. English historical documents. Vol. VIII. A. a. O. S. 129-134. 15

Form an 10 . Mit dem Kabinettsystem war im Prinzip die Vorherrschaft des Parlaments gegenüber der Krone gesichert; es wurde das politische Instrument der Bourgeoisherrschaft. Das parlamentarische System Großbritanniens im 18. Jahrhundert hatte mit Demokratie nichts zu tun. Die WhigPartei, von 1714 bis 1760 den Staatsapparat beherrschend, liefj das mittelalterliche Repräsentativsystem, das das Volk von jeglicher Repräsentation ausschloß, unangetastet. Der 1429 eingeführte Wahlzensus blieb bis 1832 bestehen, ebenso die aus der Feudalverfassung überlieferte Festsetzung der Wahlgemeinden. Das Recht zur Entsendung von Delegierten war als feudalistisches Privileg entstanden, von der Krone einer Anzahl von Stadt- und Landgemeinden verliehen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatten von den 7,5 Millionen Einwohnern etwa 245 000 das Stimmrecht; davon entfielen 160 000 Wahlberechtigte auf die Land- und 85 000 auf die Stadtgemeinden. Auf dem Lande fiel es den Grundbesitzern nicht schwer, ihren Einfluß bei der Bestimmung der Delegierten geltend zumachen. Von 203 Stadtgemeinden hatten nur 22 mehr als 1000 Wähler, 33 hatten 500-1000 Wähler; hier war es Bestechung und Korruption, die eine wirkliche Repräsentation verhinderten n . In verschiedenen Stadtgemeinden lag das Wahlrecht in den Händen einer Korporation oder einer Minderheit privilegierter Einwohner. Eine Anzahl Wahlflecken (die sogenannten rotten boroughs) waren infolge von Bevölkerungsverschie10 Vgl.: A. V. Dicey: Introduction to the study of the law of the constitution. With introduction and appendix by E. C. S. Wade. 9. ed. London 1952. - H. Hallam: The constitutional history of England. From the accession of Henry VII. to the death of George II. 3 vols. 8. ed. London 1867. - The political history of England. Ed. by W. Hunt and R. L. Poole. Vol. VIII: 1660-1702. By R. Lodge. .Vol. IX: 1702-1760. By I. S. Leadam. London/New York,/ Bombay/Calcutta 1912. Vol X: 1760-1801. By W. Hunt. London/ New York/Bombay 1905. - A. L. Morton: Volksgeschichte. A. a. O. Passim. - A constitutional history of England. General editor: R. F. Treharne. Vol. IV: 1642 to 1801. By M. A. Thomson. London 1938. 11 Vgl. hierzu L. Namier: The structure of politics at the accession of George III. A. a. O. Chap. II.

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bungen verfallen, hatten aber noch das Recht zur Entsendung von Delegierten. Das Wahlrecht war dann in den Händen der zufälligen Besitzer und war in unzähligen Fällen ein Gegenstand der Käuflichkeit und Bestechung. Dieses jede demokratische Repräsentation ausschließende Wahlsystem machte solche Fälle möglich, jvir einige Jahre zurück, selbst eine Revolution darstellt. Wer hätte vorhersehen oder wer hätte glauben können, daß eine französische Nationalversammlung jemals Gegenstand eines populären Toasts in England werden würde oder dag eine freundschaftliche Verbindung der beiden Nationen der Wunsch beider werden würde? Dies n zeigt, daß der Mensch, wäre er nicht von Regierungen verdorben, natürlicherweise Freund des Menschen ist und daß die menschliche Natur an sich nicht bösartig ist. Jener Geist von Eifersucht und Grausamkeit, den die Regierungen beider Länder inspirierten und den sie ihren Besteuerungszwecken dienstbar machten. Weicht nun den Geboten der Vernunft, des Vorteils und der Humanität. Man fängt an, das Gewerbe der Höfe zu verstehen, und das geheimnisvolle Gehabe mit all dem künstlichen Zauber, mit dem sie die Menschen betrogen haben, ist am Verschwinden. Es hat seine Todeswunde empfangen, und wenn es sich auch noch fortschleppt, es wird untergehen. Die Regierung sollte ebensosehr der Verbesserung zugänglich sein wie alles, was den Menschen betrifft; statt dessen ist sie von Jahrhundert zu Jahrhundert von den Unwissendsten und Verworfensten des Menschengeschlechts monopolisiert worden. Bedarf es noch anderer Beweise für die Erbärmlichkeit ihrer Handhabung als das Übermaß an Schulden und Steuern, unter dem jede Nation stöhnt, und 318

die Streitigkeiten, worin sie die Welt verwickelt haben? Jetzt, da wir gerade aus einem so barbarischen Zustand herauszukommen im Begriffe sind, ist es noch zu früh, zu bestimmen, wie weit die Verbesserung der Regierung noch geführt werden kann. Nach dem, was wir vorhersehen können, wird Europa vielleicht eine einzige große Republik bilden und der Mensch ein freies Glied dieses Ganzen werden.

5. K a p i t e l

Mittel und Wege zur Verbesserung der Lage Europas nebst vermischten Bemerkungen Bei der Betrachtung eines Gegenstandes, der mit äquatorialem Umfang den gesamten Bereich des Menschengeschlechts umfaßt, ist es unmöglich, das Studium nur in einer Richtung voranzutreiben. Es erstreckt sich auf jede Beschaffenheit und Verfassung des Menschen, erfaßt das Individuum, die Nation und die Welt. Aus einem kleinen Funken, angezündet in Amerika, ist eine Flamme emporgestiegen, die nicht mehr auszulöschen ist. Ohne - gleich der Ultima Ratio Regtim - zu verzehren, schreitet sie von Nation zu Nation voran und erobert durch stilles Wirken. Der, Mensch findet sich verändert und weiß kaum wie. Er erwirbt eine Kenntnis seiner Rechte, indem er richtig auf seinen Vorteil achtet, und entdeckt endlich, daß Macht und Stärke des Despotismus bloß in der Furcht bestehen, ihm zu widerstehen, und daß, um „frei zu sein, er nur irei sein zu wollen braucht" 119. Nachdem ich in allen vorangegangenen Teilen dieses Werkes versucht habe, ein System von Prinzipien zu begründen als eine Basis, auf der Regierungen errichtet werden sollten, werde ich in diesem Teil zu den Mitteln und Wegen-übergehen, wie sie in die Praxis zu überführen 319

sind. Doch zur besseren und erfolgreicheren Einführung in 79 diesen Abschnitt sind einige Vorbemerkungen nötig, die aus jenen Prinzipien ableitbar oder mit ihnen verbunden sind. Was immer die Form oder Konstitution einer Regierung sein mag, sie sollte keinen anderen Zweck haben als das allgemeine Glück. Wirkt sie aber statt dessen dahin, in einem Teil der Gesellschaft Elend zu erzeugen und zu vergrößern, dann beruht sie auf einem falschen System, und eine Reform ist notwendig. Der Sprachgebrauch hat den Zustand des Menschen in die zwei Klassen des zivilisierten und unzivilisierten Lebens eingeteilt. Dem einen ist Glück und Überfluß, dem anderen Ungemach und Mangel zugeschrieben worden. Aber wie sehr auch unsere Einbildungskraft durch dergleichen Schilderungen und Vergleiche beeindruckt werden mag, desungeachtet ist wahr, daß sich ein großer Teil der Menschheit in den als zivilisiert bezeichneten Ländern in einem Zustand der Armut und des Elends weit unter den Verhältnissen eines Indianers befindet. Ich spreche nicht von einem Lande, sondern von allen. Es ist so in England, es ist so in ganz Europa. Laßt uns die Ursachen untersuchen. Sie liegen nicht in einem naturgemäßen Mangel der Prinzipien der Zivilisation, sondern darin, daß die allgemeine Wirksamkeit dieser Prinzipien verhindert wird. Die Folge davon ist ein immerwährendes System von' Krieg und Ausgaben, die das Land erschöpfen und das allgemeine Glück vereiteln, zu dem die! Zivilisation fähig ist. Sämtliche europäischen Regierungen (Frankreich nun ausgenommen) sind nicht auf dem Prinzip der allgemeinen Zivilisation, sondern auf dessen Gegenteil aufgebaut. In so Beziehung zueinander befinden sich diese Regierungen in demselben Zustand, den wir in dem wilden, unzivilisierten Leben sehen; sie stellen sich jenseits sowohl der Gesetze GOTTES wie des Menschen und sind, was Prinzipien und gegenseitiges Verhalten betrifft, wie soundso viele Individuen im Naturzustand. Die Einwohner eines jeden Landes unter zivilisierten Gesetzen zivilisieren einander leicht; die Regierungen 320

aber, sich noch im unzivilisierten Zustand und fast immer im Kriege befindend, mißbrauchen den Überfluß, den das zivilisierte Leben hervorbringt, um das unzivilisierte in noch größerem Maße fortzuführen. Indem so die Barbarei der Regierung der inneren Zivilisation eines Landes aufgepfropft wird, entzieht jene dem letzten, insbesondere den Armen, einen großen Teil des Verdienstes, der seinem eigenen Unterhalt und Wohl dienen sollte. - Abgesehen von allen moralischen und philosophischen Überlegungen, ist es eine traurige Tatsache, daß alljährlich mehr als ein Viertel der Arbeit der Menschen durch dieses barbarische System verschlungen wird. Was zur Fortdauer dieses Übels beigetragen hat, ist der pekuniäre Vorteil, den ¿die europäischen Regierungen in der Erhaltung dieses unzivilisierten Zustandes fanden. Er gibt ihnen Vorwände zu Macht und Einkünften, für die es weder Gelegenheit noch Rechtfertigung gäbe, wenn der Kreis der Zivilisation vollständig wäre. Allein die bürgerliche Regierung oder die Regierung der Gesetze liefert keinen Vorwand zu vielen Steuern. Sie wirkt zu Hause, unmittelbar unter den Augen des Landes und schließt die Möglichkeit großer Betrügereien aus. Verlegen wir aber den Schauplatz auf den Boden des unzivilisierten Streits 81 der Regierungen, so vergrößert sich das Feld der Vorwände, und das Land, das nicht mehr der Richter ist, ist jedem Betrüge ausgesetzt, den die Regierungen durchzuführen belieben. Nicht der dreißigste, kaum der vierzigste Teil der in England erhobenen Steuern ist durch die bürgerliche Regierung veranlaßt, noch wird er für dieselbe verwandt. Es ist unschwer einzusehen, daß alles, was die tatsächliche Regierung in dieser Hinsicht tut, in dem Abfassen von Gesetzen besteht, die das Land durch Friedensrichter, Geschworene, Gerichte und Geschworenengerichte auf eigene Kosten, außer und zusätzlich zu den von ihm gezahlten Steuern, handhabt und durchführt. Wir haben hier zwei verschiedene Arten von Regierungen vor uns: Die eine, die bürgerliche Regierung oder die Regierung der Gesetze, die im Lande, die andere, die Hofoder Kabinettregierung, die auswärts nach dem rohen Plan 21

Thomas Paine

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des unzivilisierten Lebens wirksam ist. Die eine ist mit geringen Kosten, die andere mit grenzenloser Verschwendung verbunden, und beide sind so verschieden voneinander, dafj, wenn die letzte in eine plötzliche Öffnung der Erde versinken und völlig verschwinden würde, die erste nicht aus der Ordnung käme. Sie würde ruhig weitergehen, weil dies im allgemeinen Interesse der Nation liegt und weil alle Hebel bereits in Bewegung wären. Die Revolutionen haben also eine Veränderung des moralischen Zustandes der Regierung zum Zweck; mit dieser Veränderung vermindern sich die Lasten der öffentlichen Abgaben, und die Zivilisation kommt in den Genug des Überflusses, dessen sie jetzt beraubt ist. 82 Die Gesamtheit dieses Gegenstandes erwägend, wende ich meine Blicke nun auf das Gebiet des Handels. In allen meinen Schriften bin ich, soweit es der Gegenstand erlaubte, als Verteidiger des Handels aufgetreten, denn ich bin ein Freund seiner Wirkungen. Er ist ein friedliches System, das dahin wirkt, die Menschen einander näherzubringen, indem er Nationen ebenso wie Individuen einander nützlich werden lägt. Eine bloß theoretische Reform habe ich nie gepredigt. Das wirksamste Verfahren ist, die Verhältnisse des Menschen durch solche Mittel zu verbessern, die seinen Vorteil betreffen. Von diesem Standpunkt gehe ich aus. Gestattete man dem Handel die allgemeine Ausdehnung, deren er fähig ist, so würde er das System des Krieges ausrotten und eine Revolution in dem unzivilisierten Zustand der Regierungen hervorrufen. Die Erfindung des Handels kam mit dem Beginn dieser Regierungen auf; er ist der größte Schritt zu einer allgemeinen Zivilisation, der noch mit Mitteln gemacht wurde, die nicht unmittelbar aus moralischen Prinzipien fliegen. Was immer die Tendenz hat, die gesitteten Beziehungen der Nationen (civil intercourse of nations] durch einen Austausch von Vorteilen zu befördern, ist ein ebenso der Philosophie wie der Politik würdiger Gegenstand. Der Handel ist nichts anderes als ein der Zahl nach vervielfachtes Geschäft zweier Individuen. Und nach der nämlichen Regel, die die Natur für den Verkehr von zweien 322

vorsah, sah sie ihn auch für alle vor. Zu diesem Zweck hat sie das Material für die Produktion und den Handel auf verschiedene und entlegene Gegenden einer Nation sowie der Welt verteilt. Und da dieses durch Krieg nicht so billig und bequem beschafft werden kann wie durch 83 Handel, hat sje den letzten auch mit den Mitteln ausgestattet, den ersten auszurotten. Da diese beiden fast der Gegensatz voneinander sind, ist folglich auch der unzivilisierte Zustand der europäischen Regierungen dem Handel schädlich. Jede Art von Zerstörung oder Verwirrung trägt zur Verminderung seines Umfangs bei, und es bedeutet wenig, in welchem Teil der Handelswelt die Verringerung beginnt. Wie bei dem Blut kann von keinem einzelnen Teil etwas fortgenommen werden, ohne von der ganzen Masse des Umlaufs etwas fortzunehmen, und alle nehmen an dem Verlust teil. Wenn die Kaufkraft einer Nation zerstört wird, so ist der Verkäufer gleichermaßen betroffen. Wenn die Regierung Englands den Handel aller anderen Nationen zu zerstören imstande wäre, würde sie auf die wirksamste Weise ihren eigenen ruinieren. Es ist möglich, daß eine Nation der Spediteur der Welt [carrier for the world] sein kann, aber sie kann nicht der alleinige Kaufmann sein. Sie kann nicht Verkäufer und Käufer ihrer eigenen Waren sein. Die Fähigkeit zu kaufen muß außerhalb ihrer selbst liegen; daher reguliert sich der Wohlstand jeder handeltreibenden Nation durch den Wohlstand der übrigen. Sind diese arm, kann sie nicht reich sein, und ihre Verhältnisse, wie sie auch sein mögen, sind ein Index für die Höhe des Handels anderer Nationen. Daß die Prinzipien des Handels sowie dessen allgemeine Wirkung verstanden werden können, ohne die Praxis zu kennen, ist eine Behauptung, die die Vernunft nicht verneinen wird. Nur auf Grund dieser Tatsache erörtere ich diesen Gegenstand. In einem Kontor ist er eine Sache und 84 in der Welt eine andere. Im Hinblick auf seine Wirkung muß er notwendig als etwas Gegenseitiges betrachtet werden; nur die Hälfte seiner Kraft liegt in der Nation, und das Ganze wird durch eine Zerstörung der außer ihr liegenden Hälfte ebensosehr zerstört, als hätte sich die 21»

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Zerstörung an dem Teil vollzogen, der in ihr ist, denn keiner kann ohne den anderen tätig sein. Wenn im vergangenen wie auch in früheren Kriegen der Handel Englands zurückging, so deshalb, weil sich allerorten sein Umfang verringerte. Und jetzt steigt er, weil er in allen Nationen im Aufstieg begriffen ist. Wenn England heutzutage mehr ein- und ausführt als in früheren Zeiten, so mu§ notwendig dasselbe bei den Nationen der Fall sein, mit denen es Handel treibt. Seine Importe sind ihre Exporte und vice versa. Es kann nichts derartiges vorkommen wie eine Nation, die allein blühenden Handel treibt. Sie kann nur teilhaben, und eine Zerstörung des Handels in einem Teile muß notwendig alle betreffen. Wenn also die Regierungen Kriege unternehmen, dann richtet sich der Angriff auf den gemeinsamen Bestand des Handels, und die Folge ist dieselbe, als hätte jeder seinen eigenen angegriffen. Das gegenwärtige Anwachsen des Handels ist nicht den Ministern oder irgendwelchen politischen Kunstgriffen zuzuschreiben, sondern seinem eigenen natürlichen Wirken auf Grund des Friedens. Die regulären Märkte waren zerstört, die Handelskanäle unterbrochen, die Seewege von Räubern aller Nationen unsicher gemacht, und die Aufmerksamkeit der Welt war von anderen Dingen in Anspruch genommen. Diese Unterbrechungen haben aufgehört, 86 und der Friede hat die zerrütteten Verhältnisse wieder in die gehörige Ordnung gebracht *. Es ist bemerkenswert, daß jede Nation die Handelsbilanz zu ihren Gunsten wertet, daher mufj irgend etwas in den üblichen Vorstellungen über diesen Gegenstand nicht stimmen. • In Amerika ist das Anwachsen des Handels im Verhältnis größer als in England. Er ist jetzt wenigstens um die Hälfte umfangreicher als zu irgendeiner Zeit vor der Revolution. Die höchste Zahl von Schiifen, die vor Beginn des Krieges aus dem Hafen von Philadelphia ausliefen, lag zwischen acht- und neunhundert. Im Jahre 1788 betrug die Anzahl über zwölfhundert. Man schätzt die Bevölkerung des Staates Pennsylvania auf ein Achtel der Vereinigten Staaten; so mufj sich also jetzt die Gesamtzahl der Schiffe auf fast zehntausend belaufen.

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Die Tatsache indessen, der entsprechend man von Bilanz spricht, stimmt; in ihr liegt die Ursache der allseitigen Pflege des Handels. Jede Nation spürt den Vorteil, oder sie würde die Sache aufgeben: Aber die Täuschung liegt in der Art der Berechnung und darin, daß das, was Profite genannt wird, falschen Ursachen zugeschrieben wird. Herr Pitt hat sich zuweilen damit unterhalten, eine, wie er es nannte, Handelsbilanz nach den Zollregistern vorzulegen. Diese Art der Berechnung gibt keine wahre, sondern eine falsche Regel. Erstens, jede Ladung, die vom Zollhaus abgeht, erscheint in den Büchern als Export, und nach der Zollhausbilanz werden alle Verluste auf See und die Mißerfolge im Ausland auf der Seite des Profits gebucht, denn sie erscheinen 86 als Export. Zweitens, der Import auf dem Wege des Schleichhandels erscheint nicht in den Zollhausbüchern, um gegen den Export aufgerechnet zu werden. Nach diesen Dokumenten kann also keine Bilanz, die überlegenere Vorteile auswiese, gezogen werden. Und wenn wir die natürliche Wirkensweise des Handels untersuchen, erweist sich jene Vorstellung als irrig, und wenn sie richtig wäre, so würde sich das bald als schädlich herausstellen. Die große Stütze des Handels beruht auf der Bilanz, die ein Gleichmaß von Nutzen für alle Nationen herstellt. Wenn zwei Kaufleute verschiedener Nationen miteinander Handel treiben, dann werden beide reich werden, und jeder schließt die Bilanz zu seinen Gunsten ab; folglich bereichert sich nicht einer an dem anderen. Dasselbe gilt im Hinblick auf die Nationen, denen sie angehören. Die Sache muß so sein, daß jede Nation aus ihren eigenen Mitteln reich wird und diesen Reichtum durch etwas vermehrt, das sie im Austausch von einer anderen erhält. Wenn ein Kaufmann in England einen Artikel englischer Herstellung ins Ausland schickt, der ihn im Lande einen Sch. kostet, und dafür etwas importiert, das er für zwei verkauft, so zieht er eine Bilanz von einem Sch. zu seinen Gunsten: Doch dies gewinnt er nicht aus der fremden Nation oder dem ausländischen Kaufmann, denn dieser macht das nämliche mit den Artikeln, die er bezieht, und 325

keiner hat einen Vorteil vor dem anderen. Der ursprüngliche Wert beider Artikel im eigenen Lande belief sich 87 zusammen auf nur zwei Sch.; aber durch den Wechsel ihres Ortes erlangen sie einen neuen Wertbegriff {a new idea of value], der doppelt so groß ist wie der erste, und dieser erhöhte Wert wird gleichmäßig geteilt. Im Außenhandel gibt es keine andersartige Bilanz als im Binnenhandel. Die Kaufleute Londons und Newcastles handeln nach den gleichen Prinzipien, als lebten sie in verschiedenen Ländern, und ihre Bilanzen machen sie ebenfalls auf die gleiche Weise: Doch London bereichert sich nicht an Newcastle, ebensowenig wie Newcastle an London, sondern die Kohlen - Newcastles Handelsware - haben in London einen zusätzlichen Wert [additional value] und ebenso die Londoner Waren in Newcastle. Wiewohl die Grundlagen allen Handels gleich sind, ist der Binnenhandel vom nationalen Standpunkt aus der vorteilhafteste, denn hier verbleibt der gesamte Vorteil beider Seiten in der Nation, während er im Außenhandel nur die Hälfte ausmacht. Am wenigsten gewinnbringend ist der Handel mit den auswärtigen Dominions [foreign dominion]. Einigen wenigen mag er zuträglich sein, bloß weil er eben Handel ist; für die Nation jedoch ist er ein Verlust. Die Ausgaben für die Aufrechterhaltung von Dominions verschlingen mehr, als irgendein Handel einbringt. Sie vermehren nicht das allgemeine Handelsvolumen der Welt, sondern bewirken dessen Verminderung. Und wie durch Aufgabe der Dominions eine größere Masse in Umlauf käme, so würde auch die Teilnahme daran ohne die Ausgaben wertbringender sein als eine größere Quantität mit denselben. Aber es ist unmöglich, den Handel durch die Dominions 88 zu vergrößern; darum ist die Sache noch um vieles trügerischer. Handel kann nicht innerhalb begrenzter Bahnen existieren; er durchbricht sie notwendigerweise durch rechte oder unrechte Mittel, die jenen Versuch, ihn einzudämmen, vereiteln. Und hätte dieser Erfolg, so wäre es noch schlimmer. Frankreich ist seit der Revolution in bezug auf fremde Besitzungen mehr als gleichgültig geworden. 326

und andere Nationen werden es ebenfalls werden, wenn sie die Sache im Hinblick auf den Handel untersuchen. Zu den Ausgaben für die Dominions müssen noch die für die Kriegsflotte hinzugezählt werden, und zieht man die beiden Summen von den Handelsgewinnen ab, so zeigt sich, dafj das, was Handelsbilanz genannt wird, gesetzt sie existierte tatsächlich, nicht der Nation zugute kommt, sondern von der Regierung verschlungen wird. Die Vorstellung, eine Kriegsflotte zum Schutz des Handels haben zu müssen, ist irrig. Das heifjt, Mittel der Zerstörung als Mittel des Schutzes hinzustellen. Der Handel bedarf keines anderen Schutzes als des gegenseitigen Vorteils, den jede Nation bei seiner Pflege erfährt - er ist ein gemeinsames Gut [common stock] - er besteht kraft eines Gleichgewichts von Vorteilen für alle; und die einzige Unterbrechung, die ihm widerfährt, rührt von dem gegenwärtigen unzivilisierten Zustand der Regierungen her, den zu verbessern in allgemeinem Interesse liegt *. Ich verlasse diesen Gegenstand und gehe zu anderen 89 Dingen über. - Da es notwendig ist, England in den Plan einer allgemeinen Reform mit einzubeziehen, ist es angebracht, die Mängel seiner Regierung zu untersuchen. Nur indem jede Nation ihre eigenen Mängel behebt, kann das Ganze verbessert und der volle Nutzen einer Reform genossen werden. Aus partiellen Reformen kann nur partieller Nutzen fliegen. Frankreich und England sind die einzigen beiden Länder in Europa, in denen eine Regierungsreform mit Erfolg einsetzen konnte. Das eine, gesichert durch das Meer, das andere durch seine unermeßliche innere Stärke, konnten sie die Bösartigkeit fremden Despotismus abwehren. Aber mit den Revolutionen ist es wie mit dem Handel, die Vor• Als ich sah, wie in einer seiner Parlamentsreden Herr Pitt die Handelsbilanz veranschlagte, schien es mir, als verstünde er nichts von der Natur und dem Nutzen des Handels; zudem ist dieser von niemandem mutwilliger beeinträchtigt worden als von ihm. Während einer Periode des Friedens ist er mit den Widerwärtigkeiten des Krieges überschüttet worden. In weniger als vier Jahren des Friedens wurde er dreimal zum Stocken gebracht, und die Schiffe wurden durch das Matrosenpressen ihrer Mannschaften beraubt.

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teile mehren sich durch allgemeine Verbreitung, und sie verdoppeln für jeden, was jeder allein empfangen würde. Während sich nun ein neues System dem Anblick der Welt eröffnet, sind die europäischen Höfe dabei, Komplotte zu schmieden, um ihm entgegenzuarbeiten. Es werden Bündnisse zustande gebracht, allen bisherigen entgegengesetzt, und ein gemeinsames Interesse der Höfe bildet sich gegen das gemeinsame Interesse der Menschen. Diese Gruppierung zieht eine Linie quer durch ganz Europa und stellt einen so völlig neuen Fall dar, dafj alle Berechnungen auf Grund früherer Verhältnisse ausgeschlossen werden. Solange ein Despotismus den anderen bekriegte, hatte der Mensch kein Interesse an dem Streit; aber in einer Sache, die Soldat und Bürger sowie Nation und Nation vereint, fürchtet der Despotismus der Höfe, sosehr er auch die Gefahr empfindet und auf Rache sinnt, loszuschlagen, «o In den Annalen der Geschichte ist noch keine Frage aufgetaucht, die der gegenwärtigen an Bedeutung gleichkäme. Es ist nicht die Frage, ob diese oder jene Partei am Ruder bleiben, ob Whig oder Tory, hoch oder niedrig herrschen soll, sondern ob der Mensch seine Rechte in Besitz nehmen und edlgemeine Zivilisation Platz greifen soll; ob er die Früchte seiner Arbeit selbst genießen soll, oder ob sie durch die Verschwendung der Regierungen verzehrt werden sollen; ob die Räuberei von den Höfen und das Elend aus den Ländern verbannt werden sollen. Wenn wir sehen, wie in Ländern, die zivilisiert genannt werden, das Alter ins Arbeitshaus und die Jugend an den Galgen wandert, dann muß etwas falsch sein im System der Regierung. Nach dem äußeren Anschein mag in diesen Ländern alles nach eitel Glück aussehen; doch verborgen vor dem Auge der gewöhnlichen Beobachtung findet sich eine Masse Elender, die kaum eine andere Möglichkeit haben, als in Armut oder Schande umzukommen. Ihr Eintritt in das Leben ist gezeichnet von der Vorbedeutung ihres Schicksals, und bevor diesem nicht abgeholfen wird, bleibt alles Strafen vergeblich. Die bürgerliche Regierung besteht nicht in Hinrichtungen, sondern in dem Treffen von Vorkehrungen für die Unterweisung der Jugend und für die Unterstützung des 328

Alters, um soweit wie möglich die Verwahrlosung des einen und die Verzweiflung des anderen zu verhindern. Statt dessen werden die Hilfsquellen eines Landes an Könige, Höfe, Mietlinge, Betrüger und Dirnen verschwendet, und sogar die Armen selbst mit all ihren Nöten sind gezwungen, den Betrug zu unterstützen, von dem sie unterdrückt werden. Wie kommt es, dafj fast nur Arme hingerichtet werden? 91 Die Tatsache ist neben anderen Dingen ein Beweis ihrer elenden Lage. Ohne Moral aufgezogen und ohne Aussichten in die Welt geworfen, sind sie die preisgegebenen Opfer des Lasters und der gesetzlichen Barbarei. Die Millionen, die überflüssig an die Regierungen verschwende»' werden, sind mehr als ausreichend, um diesen Übeln abzuhelfen und die Lage eines jeden Menschen in einer Nation zu verbessern, der nicht dem Gefolge eines Hofes angehört. Dies hoffe ich im Verlauf dieses Werkes deutlich zu machen. Es liegt in der Natur des Mitleids, sich dem Unglück anzuschließen. Wenn ich dieses Thema aufnehme, so suche ich keinen Lohn - fürchte ich keine Folgen. Gestärkt durch jene stolze Rechtschaffenheit, die es verachtet, zu triumphieren oder zu weichen, will ich die Rechte des Menschen vertreten. Es gereicht mir zu meinem Vorteil, dafj es das Leben war, bei dem ich in die Lehre ging. Ich kenne den Wert moralischer Unterweisung, und ich habe die Gefahr des Gegenteils gesehen. In frühem Alter, ich war kaum älter als sechzehn Jahre, wurde ich, unerfahren und abenteuerlustig und erhitzt durch den falschen Heroismus eines Lehrers*, der auf einem Kriegsschiff gedient hatte, meines eigenen Glückes Schmied und ging an Bord des Kaperschiffs „Terrible" unter Kapitän Death. Vor diesem Abenteuer bewahrten mich 92 glücklicherweise die von Zuneigung getragenen moralischen Vorstellungen meines Vaters, der nach seiner Lebensweise, er war Quäker, anfangen mußte, mich für verloren anzusehen. Doch der Eindruck, soviel er auch damals bewirkte, * Rev. William Knowles, Lehrer einer Lateinschule in Thetford, Norfolk.

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verlor sich wieder, und ich ging später auf das Kaperschiff .King of Prussia" unter Kapitän Meadez und fuhr mit ihm auf die See. Trotz dieses Beginns und trotz all der Ungelegenheiten, die sich mir in meiner Jugend entgegenstellten, kann ich stolz sagen, da§ ich mit einer Beharrlichkeit, die durch keine Schwierigkeit zu beugen war, mit einem Uneigennutz, der Achtung erzwang, nicht nur dazu beigetragen habe, ein neues Reich auf der Welt zu errichten, gegründet auf ein neues Regierungssystem, sondern auch eine Bedeutung innerhalb der politischen Literatur erlangt habe, des für Erfolg und Auszeichnung schwierigsten aller Gebiete, die die Aristokratie mit all ihren Beihilfen nicht zu erreichen und mit der sie nicht zu wetteifern vermochte. Mich selbst kennend und mich über alles Parteigezänk und den Haß eigennütziger oder mifjgeleiteter Gegner erhaben fühlend, antworte ich auf keine Falschheit oder Schmähung, sondern gehe zu den Mängeln der englischen Regierung über*. '.Politik und Eigennutz haben sich so einheitlich miteinander verbunden, dag die so oft betrogene Welt ein Recht hat, öffentlichen Persönlichkeiten zu m i ß t r a u e n : Doch was mich betrifft, so bin ich in diesem Punkt vollkommen unbesorgt. Seit meinem ersten Auftreten im öffentlichen Leben vor annähernd siebzehn Jahren 180 habe ich meine Gedanken nicht aus eigennützigen Beweggründen auf die Frage der Regierung gerichtet, und mein Verhaltet} von jenem Tage an bis heute beweist es. Ich sah eine Gelegenheit, wo ich etwas Nützliches tun zu können glaubte, und ich folgte ganz dem, was mein Herz mir eingab. Ich las weder Bücher, noch studierte ich anderer Leute Meinungen. Ich dachte selbst. Die Sache war so: Während der Amtsaufhebung der alten Regierungen in Amerika, sowohl vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten als während derselben, fielen mir die Ordnung und der Anstand auf, mit denen alles geführt wurde, und der Gedanke drängte sich mir auf, dag nur wenig mehr, als die Gesellschaft natürlicherweise verrichtet, alles ist, was an Regierung notwendig, und dag Monarchie und Aristokratie Betrügereien und Täuschungen am Menschengeschlecht sind. Nach diesen Prinzipien veröffentlichte ich das Pamphlet Common Sense m . Der Erfolg, den es hatte, übertraf alles seit der Erfindung des Drucks. Ich übergab jedem der Vereinigten Staaten das Copyright, und die Nachfrage stieg auf nicht weniger als hunderttausend

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Ich beginne mit den Freibriefen [charters] und den Korporationen. 'Es ist eine Begriffsverwirrung zu sagen, dafj ein Frei- 93 brief Rechte gibt. Er wirkt in entgegengesetzter Richtung, nämlich nimmt Rechte fort. Die Rechte sind allen Ein- 94 wohnern zu eigen; aber Freibriefe lassen jene Rechte auf dem Wege der Ausschließung, indem die Rechte für die Exemplare an. Unter dem Titel Crisis1** behandelte ich auf gleiche Weise den Gegenstand weiter, bis zum völligen Gelingen der Revolution. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit ernannte mich der Kongreß, ohne daß ich es wußte, einstimmig zum Sekretär im Auswärtigen Amt. Das war mir angenehm, fteil es mir Gelegenheit gab, Einblick in die Fähigkeiten fremder Höfe und ihrer Geschäftstätigkeit zu nehmen. Es kam jedoch zu einem Mißverständnis zwischen dem Kongreg und mir in bezug auf einen seiner damaligen Bevollmächtigten in Europa, Herrn Silas Deane, und ich legte mein Amt nieder und lehnte zugleich die Geldangebote der Minister von Frankreich und Spanien, M. Gerard und Don Juan Mirralles, ab1«. Zu dieser Zeit hatte ich so vollkommen das Gehör und das Vertrauen Amerikas gewonnen und meine eigne Unabhängigkeit war so sichtbar geworden, daß mir in der politischen Schriftstellerei ein Rang zuteil wurde, der vielleicht höher war, als irgend jemand in irgendeinem Lande je besag, und, was noch außergewöhnlicher ist, ich behielt ihn unvermindert bis zum Ende des Krieges und genieße ihn noch bis zum gegenwärtigen Augenblick. Da ich nicht mich selbst zum Zweck hatte, so begann ich mit dem Entschluß und glücklicherweise mit der Neigung, mich weder durch Lob oder Tadel, Freundschaft oder Verleumdung bewegen noch mich durch irgendeinen persönlichen Zwist von meinem Vorhaben abziehen zu lassen; und wer dies nicht vermag, taugt nicht als öffentlicher Charakter. Nach Beendigung des Krieges ging ich von Philadelphia nach Borden-Town, am östlichen Ufer des Delaware, wo ich ein kleines Anwesen habe. Der Kongreß befand sich zu dieser Zeit in PrinceTown, fünfzehn Meilen entfernt, und General Washington hatte sein Hauptquartier in Rocky-Hill, in der Nähe des- Kongresses, aufgeschlagen mit der Absicht, sein Amt niederzulegen (nachdem der Zweck, um dessentwillen er es angenommen hatte, erreicht war) und sich ins Privatleben zurückzuziehen. Während er diese Angelegenheit betrieb, schrieb er mir einen Brief, den ich hier anfüge:

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95 M e h r h e i t beseitigt werden, in den Händen einiger weniger. W ä r e n die Freibriefe so abgefaßt, u m unmittelbar zum 96 Ausdruck zu bringen, „daß jeder Einwohner, der nicht Mitglied einer Korporation ist, nicht das Stimmrecht ausüben darf", so wären sie ganz augenscheinlich keine Freibriefe der Rechte, sondern der Ausschließung von denselben. Das Ergebnis ist bei ihrer jetzigen F o r m dasselbe. Die einzigen Personen, für die sie gelten, sind die, die sie ausschließen. J e n e , deren Rechte gewährleistet werden, insofern sie ihnen Rocky-Hill, Sept. 10, 1783. Seit ich hier bin, habe ich erfahren, dai) Sie in Borden-Town sind. Ob der Zurückgezogenheit wegen oder aus ökonomischen Gründen, weif} ich nicht. Sei es wegen des einen oder anderen oder aus beidem oder was auch immer, wenn Sie hierherkommen und meine Gesellschaft teilen möchten, so wird es mich sehr freuen, Sie zu sehen. Ihre Gegenwart mag den Kongreß an Ihre vergangenen Dienste gegenüber diesem Lande erinnern, und wenn es in meiner Macht steht, ihnen Gewicht zu verleihen, so verfügen Sie frei über meine besten Anstrengungen, die Ihnen mit Freuden ein Mann leistet, der die Bedeutung Ihrer Werke auf das lebhafteste schätzt und sich mit großem Vergnügen nennt Ihren aufrichtigen Freund, G. WASHINGTON. Während des Krieges, gegen Ende des Jahres 1780, fafjte ich den Plan, nach England zu gehen, und teilte denselben General Greene mit, der sich damals in Philadelphia auf seinem Marsch nach Süden befand; General Washington war zu jener Zeit zu weit entfernt, um unmittelbar mit ihm in Verbindung zu treten. Der Gedanke hatte von mir Besitz ergriffen, dafj, wenn ich unerkannt nach England gehen und dort nur so lange in Sicherheit bleiben könnte, bis ich eine Schrift herausgegeben hätte, ich dem Lande über die Verrücktheit und den Unsinn seiner Regierung die Augen öffnen könnte. Ich sah, dafj sich die Parteien im Parlament verfeindet hatten, soweit sie konnten, und einander nicht mehr unter Druck setzen konnten. General Greene pflichtete ganz meinen Ansichten bei, doch änderte er, als sich kurz darauf die Geschichte mit Arnold und André zutrug 114 , seine Meinung und schrieb mir eindringlich, in voller Besorgnis um meine Sicherheit, von Annapolis, in Maryland, meine Absicht aufzugeben, was ich nach einigem Widerstreben tat. Bald hernach begleitete ich Oberst Lawrens, den

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nicht genommen sind, üben keine anderen Rechte aus als solche, wozu sie als Mitglieder der Gesellschaft (community] ohne Freibrief berechtigt sind; daher haben alle Freibriefe nur eine indirekte, negative Wirkung. Sie geben keine Rechte an A, sondern machen zugunsten von A einen Unterschied, indem sie B die Rechte nehmen; sie sind folglich Werkzeuge der Ungerechtigkeit. Aber Freibriefe und Korporationen haben eine noch weitergehende üble Wirkung als bloß in bezug auf Wahlen. Sie sind, wo sie existieren, Quellen endlosen Zwistes und verringern die allgemeinen Rechte der Nation [common rights of national society]. Ein gebürtiger Engländer kann Sohn von Herrn Lawrens, der damals im Tower saß, in Geschäften des Kongresses nach Frankreich. Wir landeten in L'Orient, und während ich dort blieb, indes er weiterfuhr, ereignete sich ein Vorfall, der mich meinen früheren Plan erneuern lief}. Ein englisches Postboot, auf dem Wege von Falmouth nach New York, mit Regierungsdepeschen an Bord, wurde nach L'Orient eingebracht. Daß ein Paketboot aufgebracht wird, ist nichts Außergewöhnliches, aber daß auch die Depeschen mit aufgebracht wurden, wird man kaum glauben wollen, da diese immer in einem mit einer Kanonenkugel beschwerten Beutel am Kajütenfenster hängen, um augenblicklich versenkt werden zu können. Doch verhält sich die Sache, wie ich es gesagt habe, denn die Depeschen kamen in meine Hände, und ich las sie. Der Fang gelang, wie ich erfuhr, durch folgende List: Der Kapitän des Kaperschiffes .Madame", der englisch sprach, gab sich, als er dem Postboot nahekam, als Kapitän einer englischen Fregatte aus und lud den Kapitän des Postbootes ein, an Bord zu kommen. Nachdem dies geschehen, schickte er einige seiner Leute hinüber und bemächtigte sich der Post. Aber wie auch die Begleitumstände des Aufbringens gewesen sein mögen, mit Zuverlässigkeit spreche ich von den Regierungsdepeschen. Sie wurden nach Paris zu Graf Vergennes geschickt. Als Oberst Lawrens und ich nach Amerika zurückkehrten, überbrachten wir die Originale dem Kongreß. Aus diesen Depeschen konnte ich weit mehr als irgendwie sonst die Dummheit des englischen Kabinetts ersehen, und ich erneuerte meinen früheren Plan. Aber Oberst Lawrens war so wenig willens, allein zurückzukehren, zumal wir neben anderen Dingen eine Sendung von über zweihunderttausend Pfd. Sterling in Geld bei uns hatten, daß ich seinen Wünschen nachgab und schließlich meinen Plan aufgab. Aber ich bin jetzt sicher, daß er nicht ganz ohne Erfolg geblieben wäre, hätte ich ihn ausführen können.

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unter diesen Freibriefen und Korporationen nicht als Engländer im vollen Sinn des Wortes bezeichnet werden. Er ist kein freies Mitglied der Nation in der Weise, wie es ein Franzose in Frankreich und ein Amerikaner in Amerika ist. Seine Rechte sind auf die Stadt und in manchen Fällen auf das Kirchspiel beschränkt, worin er geboren, und alle anderen Gebiete, wenngleich in seinem Heimatland, sind ihm ein fremdes Land. Um einen Wohnsitz in ihnen zu erlangen, muß er sich auf dem Wege des Kaufes einer örtlichen Naturalisation unterziehen, oder der Ort ist ihm verboten oder er wird davon verjagt. Diese Art des Feudalwesens wird aufrechterhalten, um die Korporationen zu vergrößern; die Städte werden dabei ruiniert. Der Erfolg ist sichtbar. Die Mehrzahl der Korporatiohsstädte befindet sich im Zustand öden Verfalls, und nur die gelegentliche Gunst der Lage, wie ein schiffbarer Fluß oder ein reiches umliegendes Land, verhindert ihren weiteren Niedergang. Da die Bevölkerung eine der Hauptquellen des Wohlstandes ist (denn das Land selbst hat ohne sie keinen Wert), muß alles, was auf deren Behinderung hinwirkt, den Wert des Eigentums vermindern. Und da die Korporationen nicht nur diese Tendenz, sondern genau diese Wirkung haben, können sie nicht anders als nachteilig sein. Wenn an Stelle der Politik der allgemeinen Freizügigkeit, nach der sich jeder niederlassen kann, wo es ihm beliebt (wie in Frankreich und Amerika), irgendeine andere eingeschlagen werden sollte, so wäre es folgerichtiger, Neuankömmlinge zu ermutigen, als ihre Zulassung durch das Einfordern von Geldprämien zu verhindern *. • Es ist schwierig, den Ursprung der Freibriefe und Korporationsstädte zu erklären, wenn wir nicht annehmen, dag sie aus einer Art des Garnisonsdienstes hervorgegangen «ind oder damit in Beziehung gestanden haben. Die Zeit ihres Entstehens rechtfertigt diese Annahme. Die meisten dieser Städte waren Garnisonen, und den Korporationen oblag der Schutz der Stadttore, wenn die Besatzung abwesend war. Ihre Ablehnung oder Gewährung der Zulassung von Fremden - was die Gewohnheit erzeugt hat, Freiheit zu geben, zu verkaufen und zu kaufen - hat mehr das Wesen

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Die am unmittelbarsten an der Abschaffung der Korpo- 98 rationen Interessierten sind die Einwohner der Städte, in denen Korporationen bestehen. Die Beispiele von Manchester, Birmingham und Sheffield zeigen deutlich die Schädlichkeit dieser barbarischen Einrichtungen für Eigentum und Händel. Man wird wenige solcher Fälle wie London finden, dessen natürliche und kommerzielle Vorteile, die es seiner Lage an der Themse verdankt, die politischen Übel einer Korporation aufzuwiegen vermögen. In allen anderen Fällen jedoch ist das Unheil zu offensichtlich, um bezweifelt oder geleugnet zu werden. Wenngleich nicht die gesamte Nation so unmittelbar von der Bedrückung des Eigentums in Korporationsstädten betroffen wird wie deren Einwohner selbst, hat auch sie an den Folgen zu tragen. Durch Verminderung des Wertes, den der Besitz hat, wird der Umfang des nationalen Handels beschnitten. Jedermann ist; seinen Möglichkeiten entsprechend, ein Käufer, und da alle Teile einer Nation miteinander Handel treiben, muß sich alles, was einen der 89 Teile betrifft, notwendig auf das Ganze erstrecken. Da eines der Häuser des englischen Parlaments zum großen Teil aus Wahlen dieser Korporationen hervorgeht und da es unnatürlich ist, daß aus einer faulen Quelle ein reiner Strom fließen sollte, so sind seine Fehler nur die Fortsetzung der Fehler seines Ursprungs. Ein Mann von sittlicher Würde und guten politischen Prinzipien kann sich nicht der gemeinen Plackerei und den schändlichen Künsten ergeben, vermittels derer solche Wahlen durchgeführt werden. Um ein erfolgreicher Kandidat zu sein, muß er all der Eigenschaften bar sein, die einen gerechten Gesetzgeber ausmachen: Und nachdem er so durch die Art des Eintritts in das Parlament zur Bestechung angelernt ist, läßt sich nicht erwarten, daß der Repräsentant besser sein werde als der Mann. einer Garnisonsgewalt als das einer bürgerlichen Regierung an sich. Der Soldat hat im ganzen Land freien Zutritt zii allen Korporationen, vermöge desselben Rechts, nach dem er, aber sonst keine andere Person, zu jeder Garnison freien Zutritt hat. Er kann mit Genehmigung seiner Offiziere in allen Korporationsstädten des Landes jeder Beschäftigung nachgeben.

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Herr Burke hat, von der englischen Repräsentation sprechend, eine so kühne Herausforderung vorgebracht, wie das nur je in den Tagen des Rittertums geschehen ist. .Unsere Repräsentation", sagt er, »hat sich allen Zwecken als vollkommen angemessen erwiesen, zu denen eine Repräsentation des Volkes gewünscht oder ersonnen werden kann. Ich fordere", fährt er fort, .die Feinde unserer Konstitution heraus, das Gegenteil zu beweisen." 1 2 5 - Diese Erklärung eines Mannes, der während seines gesamten politischen Lebens, ein oder zwei Jahre ausgenommen, in fortwährender Opposition zu allen Maßnahmen des Parlaments stand, ist höchst seltsam. Und vergleicht man ihn mit sich selbst, so ist nur die Alternative möglich, daß er entweder als Parlamentsmitglied gegen sein Urteil handelte oder diesem als Autor widersprach. 100 Aber es ist nicht allein die Repräsentation, worin die Mängel liegen, daher gehe ich als nächstes zur Aristokratie über. Was das Haus der Pairs genannt wird, ist auf einer Grundlage aufgebaut, sehr ähnlich der, gegen die es in anderen Fällen ein Gesetz gibt. Es läuft auf eine Verbindung von Personen zu einem gemeinschaftlichen Interesse hinaus. Kein Grund kann angeführt werden dafür, daß ein gesetzgebendes Haus sich gänzlich aus Leuten zusammensetzen soll, deren Beschäftigung im Verpachten von Bodenbesitz besteht, als dafür, daß es sich aus jenen zusammensetzen sollte, die pachten, oder aus Bauern, Bäkkern oder irgendeiner anderen besonderen Menschenklasse. Herr Burke nennt dieses Haus .den grofjen Grund und Pteiler der Sicherheit des Landinteresses [landed interest]"126. Prüfen wir diesen Gedanken. Welchen zusätzlichen Pfeiler der Sicherheit braucht das Landinteresse als irgendein anderes Interesse im Staat, oder welches Recht hat es auf eine gegenüber dem allgemeinen Interesse einer Nation ausgezeichnete und besondere Repräsentation? Der einzige Gebrauch, der von dieser Macht gemacht werden kann (und den es auch immer gemacht hat), ist der, Steuern von sich selbst abzuwälzen und die Lasten auf jene Konsumtionsgüter zu werfen, wo es selbst am wenigsten betroffen wird.

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• Daß dies die Folge gewesen ist (und immer die Folge sein wird, wenn Regierungen auf Verbindungen [combinations] aufgebaut sind), ist in bezug auf England aus der Geschichte seiner Steuern ersichtlich. Obwohl sich die Steuern auf jeden Artikel des allgemeinen Verbrauchs vergrößert und vervielfacht haben, hat sich die Grundsteuer [land-tax], die diesen »Pfeiler" IOX näher angeht, verringert. Im Jahre 1788 betrug die Grundsteuer 1 950 000 Pfd., das ist eine halbe Million weniger als vor annähernd hundert Jahren *, dessen noch ungeachtet, daß seit jener Zeit die Pachtsätze [rentals] in vielen Fällen verdoppelt wurden. Bevor die Hannoveraner kamen, waren die Steuern auf nahezu gleiche Anteile zwischen dem Land und den Konsumtionsgütern aufgeteilt, wobei das Land eher noch den größeren Teil trug: Aber seit diesem Zeitpunkt wurden jährlich fast für dreizehn Millionen neue Steuern auf die Konsumtion geworfen. Die Folge davon war eine ständige Vergrößerung der Zahl und des Elends der Armen sowie des Betrages der Armensteuer. Die Lasten fallen aber auch hier wiederum nicht in gleichen Anteilen auf die Aristokratie und die übrige Gesellschaft. Ihre Wohnsitze, ob in der Stadt oder auf dem Land, liegen nicht zusammen mit den Wohnungen der Armen. Sie leben abgesondert von der Not sowie den Kosten, dieselbe zu lindern. Die Manufakturstädte und die arbeitenden Dörfer sind es, wo diese Lasten am schwersten drücken; in vielen davon hilft eine Klasse von Armen einer anderen. Verschiedene der schwersten und einträglichsten Steuern sind so ausgeklügelt, um diesem Pfeiler, der auf solche Weise zu seiner eigenen Verteidigung steht, eine Ausnahme zu gewähren. Die Steuern auf Bier, das für den Verkauf gebraut wird, betreffen nicht die Aristokratie, die ihr eigenes Bier braut, frei von dieser Abgabe. Sie fällt 102 allein auf jene, die keine Gelegenheit oder Fähigkeit habefl, Bier zu brauen, und es in kleinen Mengen kaufen müssen. Aber was soll die Menschheit von der Gerechtigkeit einer * Siehe Sir John Sinclairs History ot the Revenue. Die Grundsteuer betrug im Jahre 1646 2473499 Pfd. 1 " 22

Thomas Paine

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Steuer halten, wenn sie erfährt, daß allein diese Steuer, von der der Adel auf Grund der Verhältnisse befreit ist, fast der gesamten Grundsteuer gleich ist, die im Jahre 1788 1 666 152 Pfd. betrug und gegenwärtig nicht geringer ist, und die mit den Anteilen der Steuern auf Malz und Hopfen jene sogar noch übersteigt? - Daß ein einziger Artikel, der jeweils in geringen Mengen und hauptsächlich vom arbeitenden Teil der Bevölkerung verbraucht wird, einer Steuer unterworfen sein soll, die der gesamten Pacht einer Nation gleichkommt, ist wohl ein Faktum, das in der Geschichte der Staatseinkünfte nicht seinesgleichen hat. Dies ist eine der Folgen, resultierend aus einem gesetzgebenden Haus, das auf Grund einer Verbindung gemeinsamer Interessen besteht; denn welche besondere Politik sie in bezug auf die Parteien haben mögen, hierin sind sie sich einig. Ob eine Verbindung dahin wirkt, den Preis eines für den Verkauf bestimmten Artikels oder den Lohn zu erhöhen, oder ob sie bewirkt, dafj Steuern von ihr selbst auf eine andere Klasse der Gesellschaft geworfen werden, ist im Prinzip und im Ergebnis dasselbe. Und wenn das eine unrechtmäßig ist, so dürfte es schwer zu beweisen sein, daß das andere bestehen dürfe. Es ist sinnlos zu sagen, dag die Steuern zunächst im Unterhaus vorgeschlagen werden; denn da das andere Haus stets nein sagen kann, vermag es sich auch stets selbst zu schützen. Und es wäre lächerlich anzunehmen, daß man desselben Zustimmung zu den vorzuschlagenden Maßnahmen nicht schon vorher wüßte. Zudem hat es durch den Wahlflecken-Handel [borough-traffic] einen so großen Einfluß erlangt und so viele seiner Verwandten und Bekannten sind auf beiden Seiten des Unterhauses verteilt, daß es, abgesehen von einer völligen Ablehnung in einem Haus, in allen Angelegenheiten von allgemeinem Belang ein Übergewicht in dem anderen hat. Es ist schwer herauszufinden, was mit Landinteiesse gemeint ist, sofern es nicht eine Verbindung aristokratischer Grundbesitzer [aristocratical land-holders) bedeutet, die ihre eigenen pekuniären Interessen denen des Bauern und jedem Zweige des Gewerbes, Handels und der Manufaktur entgegensetzen. In Rücksicht auf alles übrige ist es das 338

einzige Interesse, das keines besonderen Schutzes bedarf. Es genießt den allgemeinen Schutz der Welt. Jedermann, hoch oder niedrig, ist an den Früchten der Erde interessiert. Männer, Frauen und Kinder aller Altersstufen und Stände werden hinausgehen, um dem Bauern zu helfen, damit keine Ernte verlorengehe. Bei keinem anderen Besitz (property) werden sie so verfahren. Es ist das einzige, für das das gemeinsame Gebet der Menschen emporgeschickt wird, und das einzige, das niemals aus Mangel an Mitteln versagen könnte. Es ist das Interesse nicht der Politik, sondern der Existenz des Menschen, und wenn es aufhört, muß er aufhören zu sein. Kein anderes Interesse in einer Nation ruht auf der gleichen vereinten Unterstützung. Handel, Manufakturen, Künste, Wissenschaften und alles andere werden im Vergleich damit nur teilweise unterstützt. Ihr Gedeihen oder ihr Verfall hat nicht den gleichen allseitigen Einfluß. Wenn die Täler lachen und singen, freut sich nicht der Bauer 104 allein, sondern die ganze Schöpfung. Es ist ein Gedeihen, das allen Neid ausschließt, und dies kann von nichts anderem gesagt werden. Warum also spricht Herr Burke von seinem Haus der Pairs als dem Pfeiler des Landinteresses? Versänke dieser Pfeiler in der Erde, würde der gleiche Landbesitz fortbestehen, das gleiche Pflügen, Säen, Reifen vor sich gehen. Die Aristokraten sind nicht die Bauern, die das Land bearbeiten und die Erzeugnisse einbringen, sondern nur die Verbraucher der Pachten; verglichen mit der tätigen Welt sind sie die Drohnen, ein Serail von Männern, die weder Honig sammeln noch den Stock bauen, sondern nur zu müßigem Vergnügen leben. Herr Burke nennt in seinem ersten Essay die Aristokratie „das korinthische Kapitell der verfeinerten Gesellschaft" 128 . Zur Vervollständigung des Bildes hat er nun die Säule hinzugesetzt, doch noch immer fehlt die Basis, und wann immer eine Nation als Samson zu handeln gewillt ist, nicht blind, sondern kühn, gehen der Tempel des Dagon, die Lords und die Philister unter. Wenn ein gesetzgebendes Haus aus Menschen einer Klasse gebildet werden soll, um ein besonderes Interesse 22*

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zu schützen, müssen alle anderen Interessen ein gleiches haben. Die Ungleichheit entsteht wie die Steuerbürde daraus, dag es in einem Fall zugelassen wird und in allen anderen nicht. Gäbe es ein Haus der Bauern, gäbe es keine Jagdgesetze, oder ein Haus der Kaufleute und Manufakturisten, so wären die Steuern weder so ungleich noch so 105 übertrieben hoch. Weil die Macht der Besteuerung in den Händen jener liegt, die einen derart großen Teil von ihren eigenen Schultern abwerfen können, wütet jene ohne Schränke. Leute mit kleinen oder mäßigen Gütern [estates] werden von den Steuern auf Konsumtionsgüter mehr beeinträchtigt, als das Abnehmen derselben vom Grundbesitz ihnen Erleichterung schafft, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens, im Verhältnis zu ihrem Besitz verbrauchen sie mehr von den steuereinbringenden Artikeln als die Besitzer großer Güter. Zweitens, ihr Wohnsitz liegt meistens in den Städten, ihr Besitz besteht in Häusern, und die durch Besteuerung der Konsumtionsgüter anwachsende Armensteuer ist verhältnismäßig größer als die Vergünstigung bei der Grundsteuer. In Birmingham beträgt die Armensteuer nicht weniger als sieben Sch. auf das Pfd. Hiervon ist, wie schon bemerkt, die Aristokratie in großem Maße ausgenommen. Dies ist nur ein Teil des Unheils, das dem erbärmlichen System eines Hauses der Pairs entspringt. Als Interessenverbindung vermag es immer einen beträchtlichen Teil der Steuern von sich abzuwerfen, und als erbliches Haus, das niemandem Rechenschaft schuldet, gleicht es einem verfallenen Wahlflecken, dessen Einwilligung man durch Bestechung erschleicht. Es gibt nur wenige unter seinen Mitgliedern, die nicht auf die eine oder andere Art Teilhaber oder Verfügende öffentlicher Gelder sind. Der eine wird Kerzenhalter oder Kammerherr, ein anderer Lord des Schlafgemachs oder Obergewandmeister oder bekleidet irgendein anderes unbedeutendes nominelles Amt, verbunden mit einem Gehalt, das aus den öffentlichen Ab106 gaben gezahlt wird und den unmittelbaren Anschein von Bestechung vermeidet. Solche Verhältnisse entwürdigen 340

den Charakter des Menschen, und wo man sich ihnen fügt, kann keine Ehre wohnen. Zu alledem kommen noch die zahllosen Angehörigen, die lange Liste jüngerer Linien und entfernter Verwandter, die auf Kosten der Öffentlichkeit unterhalten werden müssen: Kurz, veranschlagte man die Unkosten der Aristokratie für eine Nation, man fände sie fast denen für den Unterhalt der Armen gleich. Der Herzog von Richmond (und es gibt dergleichen noch mehr Fälle) verbraucht für sich so viel, daß davon zweitausend arme und alte Leute unterhalten werden könnten. Ist es dann ein Wunder, daß sich unter einem solchen Regierungssystem die Steuern und Abgaben auf ihren gegenwärtigen Umfang vervielfacht haben? Wenn ich diese Dinge feststelle, spreche ich eine offene und uneigennützige Sprache, diktiert von keiner anderen Leidenschaft als der der Menschlichkeit. Für mich, der ich nicht nur Anerbieten ausschlug, weil ich sie für unangebracht hielt, sondern auch Belohnung ablehnte, die ich mit Ehren hätte annehmen können, ist es nicht verwunderlich, daß Gemeinheit und Betrug widerwärtig erscheinen. Unabhängigkeit ist mein Glück, und ich betrachte die Dinge so, wie sie sind, ohne Rücksicht auf Ort oder Person; mein Vaterland ist die Welt, und meine Religion ist, Gutes zu tun. Herr Burke sagt von dem aristokratischen Recht der Erstgeburt, »es ist das dauerhafte Gesetz unserer ländlichen Erbfolge, das ohne Frage die Tendenz, und ich glaube", fährt er fort, .die glückliche Tendenz hat, Charak-i 07 tere von Gewicht und Bedeutung zu erhalten" 129 . Herr Burke mag dieses Recht nennen, wie es ihm gefällt, doch Humanität und unparteiisches Nachdenken werden es als ein Recht brutaler Ungerechtigkeit ablehnen. Wären wir nicht an die alltägliche Praxis gewöhnt und hörten wir nur von ihm als dem Recht in irgendeinem entlegenen Weltteil, wir würden schließen, daß die Gesetzgeber solcher Länder noch nicht den Stand dpr Zivilisation erreicht hätten. Was die Erhaltung eines Charakters von Gewicht und Bedeutung angeht, so erscheint mir die Sache gerade umgekehrt. Es ist eine Verunglimpfung des Charakters, eine 341

Art Kaperei von Familieneigentum. Es mag für abhängige Pächter von Gewicht sein, aber verleiht keines in nationalem Maßstab, viel weniger eines von allgemeiner Bedeutung. Um von mir zu sprechen, meine Eltern waren außerstande, mir einen Schilling über das hinaus zu geben, was sie mir an Erziehung zuteil werden ließen, und um dies zu tun, brachten sie sich selbst in Bedrängnis: Dennoch besitze ich mehr von dem, was Gewicht auf der Welt genannt wird, als irgend jemand in Herrn Burkes Aristokratenkatalog. Nachdem ich so einige Mängel der beiden Häuser des Parlaments kurz beleuchtet habe, gehe ich zu dem über, was Krone genannt wird, wobei ich mich sehr kurz fassen werde. Sie bedeutet ein nominelles Amt von einer Million Sterling das Jahr, wobei das Geschäft darin besteht, das Geld zu empfangen. Ob die Person weise oder töricht, vernünftig oder blöde, ein Eingeborener oder Fremder ist, tut nichts zur Sache. Jedes Ministerium verfährt nach der los gleichen Vorstellung, in der Herr Burke schreibt, nämlich daß dem Volk die Augen verbunden und es durch den einen oder anderen Popanz in abergläubischer Unwissenheit gehalten werden muß; und was Krone genannt wird, entspricht diesem Zweck und entspricht folglich allen Zwecken, die man von ihr erwartet. Dies ist mehr, als von den anderen beiden Zweigen gesagt werden kann. Die Gefahr, der in allen Ländern dieses Amt ausgesetzt ist, rührt nicht von etwas her, das dem Menschen zustoßen könnte, sondern dem, was der Nation zustoßen könnte die Gefahr, daß sie zur Besinnung kommt. Es ist üblich gewesen, die Krone die exekutive Gewalt zu nennen, und der Brauch wird fortgesetzt, obwohl der Grund nicht mehr besteht. Sie wurde die Exekutive genannt, weil ehemals die damit bezeichnete Person in der Handhabung und Vollziehung der Gesetze als Richter zu fungieren pflegte. Die Tribunale bildeten damals einen Teil des Hofes. Die Gewalt, die jetzt die judikative heißt, ist also das, was Exekutive genannt wurde, und folglich ist der eine oder der andere Ausdruck überflüssig und eins der beiden Ämter unnütz. Wenn wir 342

heutzutage von der Krone sprechen, so bedeutet das gar nichts; sie bezeichnet weder einen Richter noch einen General: Außerdem sind es die Gesetze, die regieren, und nicht der Mann. Die alten Ausdrücke werden bewahrt, um leeren Formen den Anschein von Gewichtigkeit zu geben, und ihre einzige Wirkung besteht in der Vermehrung der Ausgaben. Bevor ich zu den Mitteln übergehe, die Regierungen für das allgemeine Glück des Menschengeschlechts geeigneterlog zu machen, als sie es gegenwärtig sind, wird es nicht unangebracht sein, einen Überblick über den Fortgang der Besteuerung in England zu halten. Es ist eine allgemeine Vorstellung, daß Steuern, einmal auferlegt, nie wieder aufgehoben werden. So wahr dies auch in jüngster Zeit ist, so war es doch picht immer so. Entweder war also in früherer Zeit das Volk wachsamer der Regierung gegenüber als gegenwärtig, oder die Regierung wurde weniger verschwenderisch gehandhabt. Es sind jetzt siebenhundert Jahre seit der Normannischen Eroberung und der Einführung dessen, was Krone genannt wird. Wenn wir diesen Zeitraum in sieben verschiedene Abschnitte von je hundert Jähren einteilen, so beträgt für jeden Abschnitt die Summe der jährlichen Steuern wie folgt: Jährlicher Steuerbetrag unter Wilhelm angefangen mit dem Jahr 1066 Jährlicher Steuerbetrag 100 Jahre oberung (1166) Jährlicher Steuerbetrag 200 Jahre oberung (1266) Jährlicher Steuerbetrag 300 Jahre oberung (1366) Jährlicher Steuerbetrag 400 Jahre oberung (1466)

dem Eroberer, nach der Ernach der Ernach der Ernach der Er-

400 000 Pfd. 200 000

.

150 000

.

130 000

.

100 000

.

Diese sowie die folgenden Angaben sind Sir Johniio Sinclairs History ot the Revenue entnommen130; aus ihnen erhellt, daß die Steuern vierhundert Jahre lang im Abnehmen begriffen waren, binnen welcher Zeit sie um dreiviertel, viz. von vierhunderttausend Pfd. auf einhunderttausend fielen. Die Engländer von heute haben einen über343

lieferten und historischen Begriff von der Tapferkeit ihrer Vorfahren; doch was immer ihre Tugenden und Gebrechen gewesen sein mögen, sie waren gewiß ein Volk, das sich nicht betrügen lief} und die Regierung bezüglich der Besteuerung, wenn auch nicht bezüglich der Prinzipien, in Furcht hielt. Obwohl nicht imstande, die monarchische Usurpation zu vertreiben, beschränkten sie dieselbe doch auf eine republikanische Ökonomie der Steuern. Betrachten wir nun die übrigen dreihundert Jahre. Jährlicher Steuerbetrag 500 Jahre nach der Eroberung (1566) Jährlicher Steuerbetrag 600 Jahre nach der Eroberung (1666) Jährlicher Steuerbetrag in der gegenwärtigen Zeit (1791)

500 000 Pfd. 1 800 000

.

17 000 000

.

Der Unterschied zwischen den ersten vierhundert Jahren und den letzten dreihundert ist so erstaunlich, um die. Meinung zu rechtfertigen, dag der Nationalcharakter der Engländer sich verändert habe. Es wäre unmöglich gewesen, i n die früheren Engländer in das Steuerübermaß zu zwingen, das jetzt besteht. Und wenn man bedenkt, dag die Bezahlung der Armee, der Kriegsflotte und aller Zollbeamten gegenwärtig die gleiche ist wie vor mehr als hundert Jahren, als die Steuern nicht ein Zehntel der gegenwärtigen ausmachten, so scheint es unmöglich, die ungeheure Zunahme und die Ausgaben anders als durch Verschwendung, Bestechung und Intrigen zu erklären *. * In letzter Zeit haben verschiedene Hofzeitungen des öfteren Wat Tyler erwähnt 138 . Dafj sein Andenken befleckt wird von den Sykophanten des Hofes und allen denen, die vom öffentlichen Raube leben, ist nicht zu verwundern. Er war indes das Werkzeug, der Wut und Ungerechtigkeit der Besteuerung zu seiner Zeit Einhalt zu gebieten, und die Nation hat seiner Tapferkeit viel zu verdanken. Die Geschichte ist in Kürze diese: Zur Zeit Richards II. wurde eine Kopfsteuer von je einem Sch. pro Person in der Nation erhoben, die das fünfzehnte Jahr erreicht hatte, ganz gleich, von welchen Gütern oder Verhältnissen, ob arm oder reich. Wenn das Gesetz eine Vergünstigung enthielt, so eher für die Reichen als für die Armen, da niemand mit mehr als zwanzig Sch. für sich, seine Familie und Diener belastet werden konnte, wie zahlreich sie

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Mit der Revolution von 1688 und mehr noch seit der 112 Hannoveranischen Thronfolge kam das verderbliche System der kontinentalen Intrigen und die Wut nach auswärtigen Kriegen und auswärtiger Herrschaft [foreign dominion] auf. Jenes System ist von so dichtem Geheimnis umgeben, dag die Kosten keiner Nachrechnung zugänglich sind, eine einzige Zeile steht für Millionen. Bis zu welchem Exzess die Besteuerung gegangen wäre, hätte nicht die Französische Revolution dazu beigetragen, dieses System zu durchbrechen und den Vorwänden ein Ende zu setzen, kann unmöglich gesagt werden. Sieht man diese Revolution an, wie sie angesehen werden sollte, als glückliches Mittel, die Last der Steuern in beiden Ländern zu verringern, so ist sie von ebenso groger Bedeutung für England wie fürii3 Frankreich. Und wenn sie zu all den Vorteilen erweitert auch sein mochten, hingegen alle anderen Familien unter zwanzig Personen pro Kopf zahlen mußten. Kopfsteuern waren immer verhaßt gewesen, diese aber, ebenso drückend wie ungerecht, erregte, wie es natürlicherweise sein mußte, allgemeinen Abscheu unter den Armen und der Mittelklasse. Der Mann, bekannt unter dem Namen Wat Tyler, hieß eigenlich Walter, war seines Handwerks ein Dachdecker und lebte in Deptford. Der Kopfsteuereinnehmer kam in Tylers Haus und verlangte die Steuer für eine seiner Töchter, die Tyler als noch nicht fünfzehnjährig erklärte. Der Steuereinnehmer bestand auf seiner Forderung und fing an, das Mädchen auf unanständige Art zu untersuchen, was den Vater dermaßen aufbrachte, daß er ihn mit I einem Hammer zu Boden schlug, was seinen Tod verursachte. Dieser Umstand brachte die Unzufriedenheit zu einem Ausbruch. Die Einwohner aus der Nachbarschaft traten der Sache Tylers bei, dem sich, einigen Berichten zufolge, in wenigen Tagen mehr als fünfzigtausend Mann anschlössen, von denen er zum Anführer erwählt wurde. Mit dieser Streitmacht marschierte er nach London, um die Abschaffung der Steuer und eine Abstellung anderer Ärgernisse zu fordern. Der Hof, sich in einer bedrängten Lage findend und unfähig, Widerstand zu leisten, willigte mit Richard an seiner Spitze ein, eine Konferenz mit Tyler in Smithfield abzuhalten, und machte nach der Weise des Hofes viele schöne Versprechungen, den Bedrückungen abzuhelfen. Während Richard und Tyler, beide zu Pferde, in einer Unterredung über diese Dinge begriffen waren, wartete Walworth, damals Bürgermeister von London und eine der Kreaturen des Hofes, eine Gelegenheit ab und

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wird, deren sie fähig ist und zu denen sie führt, so verdient sie die Lobpreisung ebenso des einen wie des anderen Landes. Bei der Behandlung dieses Themas beginne ich mit dem sich sogleich von selbst darbietenden Gegenstand, mit der Verminderung der Steuerlasten; dann werde ich in Rücksicht auf die drei Länder England, Frankreich und Amerika solche Dinge und Vorschläge hinzufügen, die angesichts der gegenwärtigen Lage gerechtfertigt erscheinen: Ich meine eine Allianz dieser drei zu den Zwecken, die am geeigneten Ort erwähnt werden sollen. Was geschehen ist, kann wieder geschehen. Aus den oben angeführten Angaben über den Fortgang der Besteuerung ist ersichtlich, dag die Steuern auf ein Viertel ihrer früheren Höhe verringert wurden. Obwohl die gegenwärtigen Verhältnisse eine gleiche Verringerung nicht zulassen, erlauben sie jedoch einen solchen Anfang, so da5 dieses Ziel in kürzerer Zeit als im vorangegangenen Fall erreicht werden könnte. Der Steuerbetrag im Jahre 1788 bis Michaelis war folgender:

Grundsteuer 1 950 000 Pfd. Zölle 3 789 274 . Akzise (einschließlich für altes und neues Malz) . 6 751 727 . Stempelsteuer 1 2 7 8 214 . Verschiedene Steuern und Abgaben 1 803 755 .

15 572 970 Pfd.

H4

Seit dem Jahre 1788 wurden im Betrag von über einer Million neue Steuern auferlegt, abgesehen vom Ertrag aus stieß wie ein feiger Meuchelmörder Tyler mit einem Dolche nieder. Zwei oder drei andere fielen über ihn her, und er wurde auf der Stelle umgebracht. Tyler scheint ein unerschrockener, uneigennütziger Mann gewesen zu sein. Alle seine Vorschläge, die er Richard machte, hatten eine gerechtefe und breitere Grundlage als die der Barone gegenüber Johann 133 , und ungeachtet der Speichelleckerei der Geschichtsschreiber und der Burkes, die eine gemeine Tat des Hofes durch Verleumdung Tylers zu beschönigen suchen, wird sein Ruhm ihre Lügenhaftigkeit überleben. Wenn die Barone ein Denkmal zu Runnymede verdienten, Tyler verdiente eins in Smithfield.

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den Lotterien, und da seitdem die Steuern noch einträglicher waren als zuvor, kann man die runde Summe von 17 000 000 Pfd. annehmen. N.B. Die Ausgaben für das Eintreiben sowie die Zollrückvergütungen, die sich zusammen auf nahezu zwei Millionen belaufen, werden aus der Bruttosumme gezahlt, das obige aber ist der an die Schatzkammer gezahlte Nettobetrag. Diese Summe von siebzehn Millionen wird für zwei verschiedene Zwecke verwendet; erstens, um die Zinsen der Nationalschuld zu zahlen, zweitens, um die laufenden Ausgaben des Jahres zu decken. Etwa neun Millionen sind für das erste bestimmt und der Rest von ungefähr acht Millionen für das letztere. Was die Million angeht, die angeblich zum Abtragen der Schuld verwendet wird, so ist das soviel, als zahlte man mit der einen Hand und nähme mit der anderen wieder zurück, so dafj dies keiner Erwähnung verdient. Frankreich hatte das Glück, Staatsgüter [national domains] zu besitzen, um seine Schuld bezahlen und damit die Steuern senken zu können. Aber da dies bei England nicht der Fall ist, kann die Verringerung der Steuern hier nur durch Verringerung der laufenden Ausgaben vor sich gehen, was jetzt, wie sich später zeigen wird, bis zur Höhe von vier oder fünf Millionen jährlich geschehen könnte. Wenn dies erreicht ist, werden die ungeheuren Kosten des amerikanischen Krieges mehr als ausgeglichen sein, und die Ersparnis wird der gleichen Quelle entstammen, der 115 das Übel entsprang. Was die Staatsschuld betrifft, so schwer auch die Zinsen als Steuern drücken, wiegen sie doch, da sie dazu dienen, ein dem Handel nützliches Kapital zu erhalten, im Ergebnis einen beträchtlichen Teil ihrer eigenen Last wieder auf. Und da die Gold- und Silbermenge aus dem einen oder anderen Grunde nicht im rechten Verhältnis vorhanden ist* (es sind nicht mehr als zwanzig Millionen, während es sechzig sein sollten), so würde es, von der Ungerechtig* Auswärtige Intrigen, auswärtige Kriege, auswärtige Dominions werden das Defizit zum größten Teil erklären.

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keit abgesehen, eine schlechte Politik sein, ein Kapital auszuschalten, das den Mangel ausgleicht. Was aber die laufenden Ausgaben betrifft, so ist alles hierbei Eingesparte ein Gewinn. Die übertrieben hohe Summe kann dazu dienen, die Bestechung im Gange zu halten, aber sie hat keine Rückwirkung auf Kredit und Handel, wie die Zinsen der Staatsschuld. Es ist jetzt sehr wahrscheinlich, daß die englische Regierung (ich meine nicht die Nation) unfreundlich gegenüber der Französischen Revolution ist. Was immer dazu beiträgt, die Intrigen zu enthüllen und den Einfluß der Höfe durch Verringerung der Steuern zu vermindern, wird denen unwillkommen sein, die von der Beute leben. Solange das Geschrei über französische Intrigen, willkürliche Macht, Papisterei und hölzerne Schuhe erhoben werden konnte, wurde die Nation leicht geködert und in neue Steuern hineingejagt. Diese Zeit ist nun vorbei: Der Betrug, so ist zu hoffen, hat seine letzte Ernte gehalten, bessere Zeiten stehen beiden Ländern sowie der Welt bevor, lie Angenommen, es könnte eine Allianz zwischen England, Frankreich und Amerika zu den noch zu nennenden Zwekken gebildet werden, so könnten in der Folge die Staatsausgaben Frankreichs und Englands vermindert werden. Keiner von beiden benötigte weiterhin die gleichen Flotten und Armeen, und die Verminderung könnte auf jeder Seite Schiff für Schiff erfolgen. Aber zur Erlangung dieser Ziele müssen die Regierungen notwendig einem gemeinsamen und übereinstimmenden Prinzip angepaßt werden. Vertrauen kann nie Platz greifen, solange eine feindliche Gesinnung auf einer der beiden Seiten bestehen bleibt oder wenn Geheimnis und Heimlichkeit der einen Seite sich der Aufrichtigkeit und Offenheit der anderen gegenüberstellen. Dies zugegeben, könnten die Staatsausgaben, eines Präzedenzfalles wegen, auf den Stand eines Zeitabschnittes zurückgeführt werden, in dem Frankreich und England keine Feinde waren. Dieser müßte also vor der Hannoveranischen Thronfolge und auch vor der Revolution von 1688 liegen *. • Ich war gerade in England, als die Hundertjahrfeier der Revolution von 1688 stattfand. Der Charakter Wilhelms und Marias

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D a s erste vor diesen Zeitpunkten liegende Beispiel, das 117 sich uns darbietet, fällt in die verschwenderische und v e r worfene Zeit Karls II., als England und Frankreich als Bundesgenossen handelten. Wenn ich einen Abschnitt wählte, in dem große Verschwendung herrschte, so wird das die heutige Verschwendung in noch krasserem Licht erscheinen lassen, zumal die Bezahlung der Kriegsflotte, der A r m e e und der Zollbeamten seit jener Zeit nicht gestiegen ist. Der Friedensetat war damals folgender (siehe Sir J o h n Sinclairs History of the Revenue 1 3 4 ) : Kriegsflotte Armee - 000 ZIZ Artillerie Zivilliste

300 000 Pfd. 40 000 462 115

. .

1 014 115 Pfd. D a s Parlament jedoch setzte den gesamten jährlichen Friedensetat auf 1 2 0 0 0 0 0 Pfd. fest *. Gehen wir auf die Zeit Elizabeths zurück, so beläuft sich der Betrag sämtlicher n g war mir stets abscheulich erschienen; der eine suchte seinen Onkel, die andere ihren Vater zu vernichten, um selbst die Macht zu erlangen. Jedoch neigte das Volk dazu, etwas von diesem Ereignis zu halten, und es verdrog mich zu sehen, dag es das ganze Ansehen desselben einem Mann zuschrieb, der es als Geschäft betrieben hatte und der neben dem, was er sonst noch erhielt, sechshunderttausend Pfd. zur Bezahlung der kleinen Flotte forderte, die ihn von Holland brachte. Georg I. handelte ebenso geizig wie zuvor Wilhelm; er kaufte das Herzogtum Bremen mit dem Geld, das er von England bekam, zweihundertundfünfzigtausend Pfd. über und auger seinem Gehalt als König. Und nachdem er es solcherart auf Kosten Englands gekauft hatte, fügte er es zu seinem eigenen privaten Vorteil seinen hannoveranisehen Besitzungen hinzu. In der Tat, jede Nation, die sich nicht selbst regiert, wird als Geschäft regiert. England ist seit der Zeit der Revolution eine Beute von Geschäften. * Karl, gleich seinen Vorgängern und Nachfolgern erkennend, dag der Krieg die Ernte der Regierungen ist, lieg sich auf einen Krieg mit den Holländern ein, dessen Kosten die jährlichen Ausgaben auf 1 800 000 Pfd. erhöhten, laut Angabe für das Jahr 1666; aber der Friedensetat betrug nur 1 200 000 Pfd.

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Steuern auf nur eine halbe Million, und doch findet die Nation während dieser Zeit nichts, woran es den Vorwurf fehlender Gewichtigkeit geknüpft hätte. Nimmt man nun alle Umstände zusammen, die sich aus der Französischen Revolution, dem Wachsen der Harmonie und des gegenseitigen Interesses der beiden Nationen, der Abschaffung der Hofintrigen auf beiden Seiten und dem Fortschreiten der Kenntnis in der Wissenschaft der Regierung ergeben, so könnten die jährlichen Ausgaben auf anderthalb Millionen herabgesetzt werden, viz.: Kriegsflotte Armee Ausgaben der Regierung

500 000 Pfd. 500 000 » 500 000 . 1 500 000 Pfd.

Auch diese Summe ist noch sechsmal größer als die Regierungsausgaben in Amerika, wiewohl in England die innere bürgerliche Regierung (ich meine die durch vierteljährliche Gerichtssitzungen, Geschworene und Geschworenengerichte, die in der Tat beinahe alles umfaßt und von der Nation verrichtet wird) weniger zu Lasten der Staatseinkünfte geht als die gleichen Zweige und Teile der amerikanischen Regierung. Es ist Zeit, daß die Nationen vernünftig werden und sich nicht wie Tiere zum Vergnügen ihrer Reiter regieren lassen. Liest man die Geschichte der Könige, würde man fast geneigt sein, anzunehmen, daß die Regierung in Hirschjagden bestünde, und daß jede Nation dem Jäger jährlich eine Million bezahlte. Der Mensch sollte soviel Stolz oder Scham haben, um zu erröten, da er sich so betrügen läßt, 119 und er wird es, wenn ihn das Gefühl seines eigentlichen Wertes ergreift. Über alle Gegenstände dieser Art geht oft ein Zug von Nachdenken durch seinen Sinn, das zu ermuntern" oder mitzuteilen er noch nicht gewöhnt ist. Durch etwas zurückgehalten, das den Charakter von Klugheit annimmt, handelt er als Heuchler gegen sich selbst wie gegen andere. Es ist indessen merkwürdig, wie schnell dieser Bann gelöst werden kann. Ein einziger Ausdruck, kühn erdacht und ausgesprochen, wird manchmal eine ganze 350

Gesellschaft [company] in das rechte Gefühl versetzen, und ebenso ergeht es ganzen Nationen. Was die Ämter betrifft, aus denen sich eine bürgerliche Regierung zusammensetzen mag, so ifct es von geringer Bedeutung, mit welchem Namen man sie belegt. In der Routine der Geschäfte kann ein Mann - er mag Präsident, König, Kaiser, Senator oder sonstwie heißen - unmöglich einen Dienst leisten, der der Nation, wie früher bemerkt, mehr als zehntausend Pfd. das Jahr wert wäre. Und wie niemand über seine Dienste bezahlt werden sollte, so wird auch kein Mann von aufrechtem Herzen mehr annehmen, öffentliche Gelder sollten nur mit dem gewissenhaftesten Bewußtsein von Ehrenhaftigkeit angerührt werden. Sie sind nicht der Ertrag der Reichen allein, sondern der des sauren Verdienstes der Arbeit und Armut. Sie werden selbst aus der Bitterkeit des Mangels und Elends herausgezogen. Kein Bettler geht vorüber oder kommt auf der Straße um, dessen Scherflein sich nicht in jener Masse befände. Wenn es möglich wäre, daß der amerikanische Kongreß so sehr seine Pflicht und die Interessen seiner Wähler vergessen könnte, um General Washington als dem Präsiden-120 ten von Amerika eine Million das Jahr anzubieten, er würde und er könnte es nicht annehmen. Sein Ehrgefühl ist von anderer Art. Es hat England fast siebzig Millionen Sterling gekostet, eine von auswärts importierte Familie zu unterhalten, die an Fähigkeit Tausenden der Nation nachstand, und es verging kaum ein Jahr, wo nicht neue geschäftliche Ansprüche vorgebracht wurden. Sogar die Rechnungen der Ärzte sind der Öffentlichkeit zur Zahlung überwiesen worden. Kein Wunder, daß die Gefängnisse vollgestopft sind und Steuern und Armenabgaben zunehmen. Unter solchen Systemen kann nichts anderes erwartet werden, als bereits geschehen ist. Und was eine Reform angeht, sie muß, wann immer sie eintritt, von der Nation und nicht von der Regierung ausgehen. Um zu zeigen, daß die Summe von fünfhunderttausend Pfd. mehr als hinreichend ist, um alle Ausgaben der Regierung, Flotte und Armee ausgenommen, zu bestreiten, füge ich folgende Schätzung bei, die für jedes Land von der Ausdehnung Englands gilt. 351

Zunächst sind dreihundert ordentlich gewählte Repräsentanten für alle die Legislative angehende Zwecke hinreichend und einer größeren Anzahl vorzuziehen. Sie können in zwei oder drei ifäuser geteilt werden oder in einem zusammentreten wie in Frankreich, oder auf sonst eine Art, die die Konstitution vorschreiben wird. Da in allen freien Ländern die Tätigkeit als Abgeordneter stets als die ehrenvollste Stellung betrachtet wird, so bezieht sich das gewährte Gehalt nur auf die Bestreitung der den Repräsentanten durch dieses Amt entstehenden Unkosten und nicht auf dieses Amt selbst. 121 Wenn jeder Repräsentant ein Gehalt von fünfhundert Pfd. per arm. erhielte, wobei für Nichterscheinen Abzüge zu berechnen wären, dann betrügen die Ausgaben, sofern alle sechs Monate lang im Jahr zugegen wären, 75 000 Pfd. Die Staatsdepartements können vernünftigerweise die folgende Anzahl mit angefügtem Gehalt nicht überschreiten : Drei Zehn Zwanzig Vierzig Zweihundert Dreihundert Fünfhundert Siebenhundert

Ämter mit je 10 000 Pfd Amter mit je 5 000 Pfd Ämter mit je 2 000 Pfd Ämter mit je 1 000 Pfd Ämter mit je 500 Pfd Ämter mit je 200 Pfd Ämter mit je 100 Pfd. Ämter mit je 75 Pfd

. . . ' . . .

30 50 40 40 100 60 50 52

000 000 000 000 000 000 000 500

Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd.

497 500 Pfd.

Wenn eine Nation mag, so kann sie von allen Ämtern vier per cent. abziehen und so ein Amt mit zwanzigtausend per ann. schaffen. Alle Zollbeamten werden von dem Geld bezahlt, das sie einziehen, sie finden sich darum nicht in dieser Schätzung. Das Obige ist nicht als eine genaue Aufstellung der Ämter gebracht, es soll nur zeigen, für welche Anzahl von Gehaltsstufen fünfhunderttausend Pfd. hinreichen; dabei wird die Erfahrung noch lehren, daß es unmöglich ist, genug Amtsgeschäfte zur Rechtfertigung selbst dieser Ausgaben zu finden. Was die Art betrifft, in der die Amts352

geschäfte jetzt versehen werden, so haben die Leiter ver-122 schiedener Ämter, wie des Postamts und gewisser Stellen im Schatzamt usw., nicht viel mehr zu tun, als drei- oder viermal im Jahr ihre Unterschrift zu leisten, während der gesamte Dienst von unteren Beamten verrichtet wird. Nehmen wir also anderthalb Millionen als einen für alle rechtschaffenen Zwecke der Regierung hinreichenden Friedensetat an, das sind dreihunderttausend Pfd. mehr als der Friedensetat zu den verschwenderischen und üppigen Zeiten Karls II. (ungeachtet dessen, daß, wie bereits bemerkt wurde, der Sold und die Bezahlung der Armee, der Kriegsflotte und der Zollbeamten weiterhin die gleichen sind wie damals), so bleibt von den gegenwärtigen laufenden Ausgaben ein Überschuß von über sechs Millionen. Die Frage wird alsdann sein, wie über diesen Überschuß verfügt werden soll. Wer je bemerkt hat, wie Handel und Steuern miteinander verflochten sind, muß sich der Unmöglichkeit einer plötzlichen Trennung derselben bewußt sein. Erstens, weil die jetzt vorrätigen Artikel bereits mit Abgaben belegt sind und die Herabsetzung nicht an dem gegenwärtigen Vorrat vorgenommen werden kann. Zweitens, weil die Aufhebung der Abgaben bei all jenen Waren, die im großen mit Abgaben belegt werden, z. B. per Faß, Oxhoft, Zentner oder Tonne, sich nicht so bis ins kleinste teilen läßt, um den Verbraucher zu entlasten, der halbliter- oder pfundweise kauft. Die letzte Abgabe auf Starkbier und Ale betrug drei Sch. per Faß, die, würde sie 123 erlassen, den Verkaufspreis nur um einen Achtel P. per Halbliter verringern und keine praktische Erleichterung bringen würde. Da es sich mit einem großen Teil der Steuern so verhält, wird es notwendig sein, sich nach solchen umzusehen, die von dieser Verwicklung frei sind und bei depen die Erleichterung unmittelbar und spürbar ist und sich sofort auswirken kann. Da ist zunächst die Armensteuer, eine direkte Steuer, die jede Hausmutter spürt und bei der sie bis auf den Farthing genau die Summe kennt, die sie zahlt. Der Gesamtbetrag der Armensteuer des Landes ist nicht genau 23

Thomas Paine

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bekannt, kann aber ermittelt werden. Sir John Sinclair hat sie in seiner Histoiy oi the Revenue mit 2 100 587 Pfd. angegeben 1S5 . Ein beträchtlicher Teil davon wird für Prozesse verwandt bei denen der Arme, statt Erleichterung zu erfahren, gequält wird. Für die Gemeinde jedoch sind die Kosten die gleichen, welcher Ursache sie auch entspringen. In Birmingham beträgt die Armensteuer vierzehntausend Pfd. das Jahr. Dies ist, obwohl eine große Summe, mäßig im Vergleich zur Bevölkerung. Birmingham soll siebzigtausend Seelen zählen, und bei dem Verhältnis von siebzigtausend zu vierzehntausend Pfd. Armensteuern müßte der Gesamtbetrag der Armensteuer, Englands Bevölkerung mit sieben Millionen angenommen, nur eine Million vierhunderttausend Pfd. ausmachen. Die Bevölkerung Birminghams ist also höchstwahrscheinlich zu hoch angegeben. 124 Wenn man den Gesamtbetrag der Armensteuer mit zwei Millionen annimmt, so gibt das ein Verhältnis von vierzehntausend Pfd. auf fünfzigtausend Seelen. Wie dem auch sei, sie ist nichts anderes als die Folge übermäßiger Steuerlasten, denn zu der Zeit, als die Steuern sehr niedrig waren, waren die Armen imstande, für sich selbst aufzukommen, und es gab keine Armensteuer *. Bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge zahlt der Arbeiter mit Frau und zwei oder drei Kindern nicht weniger als sieben bis acht Pfd., Steuern im Jahr. Er wird dessen nicht gewahr, weil die Steuer in den Artikeln verkleidet ist, die er kauft, und er stößt sich nur an deren hohem Preis. Aber da ihm die Steuern wenigstens den vierten Teil seines jährlichen Verdienstes nehmen, wird er folglich außerstande gesetzt, für eine Familie zu sorgen, besonders wenn er selbst oder ein Familienmitglied von Krankheit befallen wird. Der erste Schritt einer praktischen Erleichterung wäre darum, die Armensteuer völlig abzuschaffen und den Armen dafür einen Zuschuß von der doppelten Höhe der gegenwärtigen Armensteuer zu gewähren, viz. vier Mil* Die Armensteuer kam etwa zur Zeit Heinrichs VIII. auf, als die Steuern zu steigen begannen, und sie ist gestiegen, wie auch die Steuern seitdem gestiegen sind.

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lionen jährlich aus den Steuerüberschüssen. Durch diese Maßnahme kämen zwei Millionen den Armen und zwei Millionen den Hausmüttern zugute. Dies allein käme einer 125 Herabsetzung der Staatsschuld um einhundertundzwanzig Millionen gleich, mithin den Gesamtkosten des amerikanischen Krieges. Es bleibt dann zu erwägen, welches das wirksamste Verfahren ist, diese Remission von vier Millionen aufzuteilen. Man findet leicht, daß die Armen sich zusammensetzen aus großen kinderreichen Familien und alten, zur Arbeit unfähigen Leuten. Wenn für diese beiden Klassen gesorgt ist, ist der Fall soweit behoben, dag das übrige Einzelfälle darstellt und größtenteils in den Bereich von Wohltätigkeitsvereinen fallen wird, die, obwohl eine ärmliche Erfindung, unter die besten der modernen Institutionen eingereiht zu werden verdienen. Angenommen, England enthalte sieben Millionen Seelen; wenn ein Fünftel davon zu jener Klasse der Armen gehört, die der Unterstützung bedürfen, so beträgt deren Zahl eine Million vierhunderttausend. Von dieser Zahl werden, wie noch gezeigt werden wird, einhundertundvierzigtäusend alte Arme sein, für die eine besondere Versorgung vorgeschlagen werden wird. Es bleiben dann eine Million zweihundertundsechzig-tausend, das sind bei fünf Seelen auf jede Familie zweihundertundzweiundfünfzigtausend Familien, die infolge der Ausgaben für die Kinder und infolge der Steuerlasten verarmt sind. In diesen Familien wird auf je zwei von ihnen die Zahl der Kinder unter vierzehn Jahren etwa fünf betragen; manche haben zwei, andere drei, manche eins und andere vier, manche gar keins und andere fünf; doch kaum kommt es vor, daß mehr als fünf unter vierzehn Jahren sind, und nach 126 diesem Alter sind sie zu arbeiten fähig oder können in die Lehre gegeben werden. Rechnen wir fünf Kinder (unter vierzehn Jahren) auf je zwei Familien, so beträgt die Anzahl der Kinder und die Anzahl der Eltern, wenn sie alle am Leben sind 23»

355

630 000 5 0 4 000.

Die Versorgung der Kinder wäre gewiß eine bedeutende Erleichterung für die Eltern, denn die Kosten für das Aufziehen der Kinder sind es, die ihre Armut verursachen. Nachdem ich auf diese Weise die größtmögliche Zahl junger Familien eingesetzt habe, die als hilfsbedürftig angenommen werden können, gehe ich zu der Art der Hilfe oder der Verteilung über, die darin besteht: Jeder armen Familie werden an Stelle der Armensteuer in Form einer Remission zu Lasten des Steuerüberschusses jährlich vier Pfd. auf jedes Kind unter dem vierzehnten Lebensjahr gezahlt; den Eltern dieser Kinder ist aufzutragen, dieselben zur Schule zu schicken, damit sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen; die Geistlichen jeder Gemeinde, ganz gleich welcher Konfession, sollen einem zu diesem Zweck eingerichteten Amt bescheinigen, daß diese Pflicht erfüllt wird. Die Kosten hierfür werden betragen: Für sechshundertunddreifjigtausend Kinder mit je vier Pfd. per

2 520 000 Pfd.

Bei Annahme dieser Methode wird nicht nur der Armut der Eltern abgeholfen, sondern verbannt wird auch die Unwissenheit der aufwachsenden Generation, was hernach die 127 Zahl der Armen verringern wird, weil ihre Fähigkeiten infolge der Erziehung größer sein werden. Mancher Jüngling mit guten natürlichen Anlagen, der ein praktisches Handwerk erlernt, wie das eines Zimmermanns, Tischlers, Mühlenbauers, Schiffbauers, Schmieds usw., wird sein Leben lang am Weiterkommen gehindert, weil ihm als Knabe ein Geringes an allgemeiner Erziehung fehlte. Ich gehe nun zu dem Fall der Alten über. Ich teile das Alter in zwei Klassen. Erstens, den Beginn des Alters, beginnend mit fünfzig. Zweitens, das Alter selbst, beginnend mit sechzig. Mit fünfzig sind die Geisteskräfte des Menschen zwar in voller Kraft, und sein Urteil ist besser als je zuvor, doch für ein arbeitsreiches Leben lassen die Körperkräfte nach. Er kann nicht mehr das gleiche Maß an Strapazen tragen wie in früheren Jahren. Er fängt an, weniger zu verdienen, kann Wind und Wetter weniger ertragen, und bei den 356

stillen Beschäftigungen, die ein gutes Auge erfordern, versagt er rasch und sieht sich bald gleich einem alten Pferde seinem Schicksal überlassen. Mit sechzig sollte seine Arbeit, wenigstens für die Sicherung des Allernotwendigsten, vorbei sein. Es ist schmerzlich, alte Leute in sogenannten zivilisierten Ländern um ihr täglich Brot sich zu Tode arbeiten zu sehen. Um mir ein Urteil über die Zahl der Alten über fünfzig machen zu können, habe ich verschiedene Male die Personen, denen ich in den Strafen Londons begegnete, Männer, Frauen und Kinder, gezählt und allgemein gefunden, daß im Durchschnitt einer auf sechzehn oder siebzehn kommt. Sagte man, daß alte Leute selten auf die 128 Straße kommen, so gilt dies ebenfalls von den Kindern; und ein großer Teil der älteren Kinder ist in der Schule oder zur Lehre in einer Werkstatt. Wenn wir also sechzehn als Teiler nehmen, dann beträgt die Gesamtzahl der Personen von fünfzig Jahren und darüber, beiderlei Geschlechts, arm und reich, vierhundertzwanzigtausend. Von dieser großen Zahl werden die Personen, für die gesorgt werden muß, sein: Landwirte, einfache Arbeiter, Gesellen aller Handwerke nebst ihren Frauen, Seeleute, verabschiedete Soldaten, ausgediente Dienstboten beiderlei Geschlechts und arme Witwen. Auch wird sich eine beträchtliche Anzahl mittlerer Handwerker und Geschäftsleute finden, die im früheren Teil ihres Lebens anständig gelebt haben und nun mit herannahendem Alter ihr Geschäft verlieren und in Verfall geraten. Daneben wird die Umwälzung jenes Rades, das kein Mensch aufzuhalten oder zu regulieren vermag, unentwegt eine Anzahl aus jeder Klasse des menschlichen Lebens, die mit Handel und seinen Wagnissen zu tun hat, aus der Bahn werfen. Um in allen diesen Zufällen und noch anderweitigen Ereignissen Vorkehrungen zu treffen, nehme ich als Zahl der Personen, die zu der einen oder anderen Zeit ihres Lebens über dem Alter von fünfzig Jahren es für notwendig oder zuträglich finden können, besser unterhalten zu werden, als sie selbst es vermögen, und zwar nicht aus Gnade oder Gunst, sondern von Rechts wegen1, ein Drittel der gesamten 357

Anzahl an, was, wie auf Seite 125 angeführt, einhundertundvierzigtausend ausmacht, für die eine besondere Versorgung zu treffen vorgeschlagen wurde. Wenn ihre Zahl 129 größer ist, so befindet sich in England die Gesellschaft, ungeachtet des Prunks und Pomps der Regierung, in einem kläglichen Zustande. Von diesen einhundertundvierzigtausend nehme ich die eine Hälfte, siebzigtausend, im Alter zwischen fünfzig und sechzig, und die andere Hälfte von sechzig und darüber an. - Nachdem ich das wahrscheinliche Verhältnis der Anzahl alter Personen angegeben habe, gehe ich zu den Mitteln über, ihre Lage angenehm zu machen, nämlich: Jeder solchen Person im Alter von fünfzig bis sechzig Jahren sind sechs Pfd. per arm. und nach dem sechzigsten Lebensjahr zehn Pfd. per arm. aus dem Steuerüberschuß zu zahlen. Die Kosten davon werden betragen: Siebzigtausend Personen mit 6 Pfd. per cum. . . . Siebzigtausend Personen mit 10 Pfd. per arm. . . .

420 000 Pfd. 700 000 Pfd. 1 120 000 Pfd.

Dieser Unterhalt ist, wie schon erwähnt, keine Sache von Almosen, sondern von Recht. Jede Person in England, männlich oder weiblich, zahlt vom Tage der Geburt an im Durchschnitt zwei Pfd., acht Sch. und sechs P. Steuern per cum.; und wenn man die Kosten des Eintreibens hinzuzählt, zahlt sie zwei Pfd., elf Sch. und sechs P. Folglich hat sie nach fünfzig Jahren einhundertundachtundzwanzig Pfd. und fünfzehn Sch., und nach sechzig einhundertundvierundfünfzig Pfd. und zehn Sch. gezahlt. Setzt man nun diese 130 individuellen Abgaben in eine Leibrente um, so beträgt die Summe, die sie nach dem fünfzigsten Lebensjahr erhält, nur wenig mehr als die rechtmäßigen Zinsen des Nettobetrags, den sie eingezahlt hat; das übrige wird von denen zugeschossen, deren Verhältnisse keiner solchen Unterstützung bedürfen, und in beiden Fällen deckt das Kapital die Unkosten der Regierung. Aus diesem Grund habe ich die wahrscheinlichen Ansprüche auf ein Drittel der Zahl der alten Personen in der Nation bezogen. - Ist es also besser, das Leben von einhundertundvierzigtausend alten Personen angenehm zu machen oder eine Million 358

öffentlicher Gelder an einen einzelnen zu verschwenden, der oft der unwürdigste und unbedeutendste Charakter ist? Lagt Vernunft und Gerechtigkeit, E h r e und Menschlichkeit, lagt sogar Heuchelei, Schmeichelei und H e r r n Burke, lagt Georg, lagt Ludwig, Leopold, Friedrich, Katharina, Cornwallis oder Tippoo Saib die F r a g e beantworten *. Die solcherart den Armen überlassene Summe b e t r ä g t : w i Für zweihundertundzweiundfünfzigtausend arme Familien mit zusammen sechshundertunddreifjigtausend Kindern 2 520 000 Pfd. Für einhundertundvierzigtausend alte Personen 1 120 000 . 3 640 000 Pfd. Von den vier Millionen werden alsdann noch dreihundertundsechzigtausend Pfd. übrigbleiben, wovon ein Teil auf folgende Art verwendet werden könnte: N a c h d e m für alle oben genannten Fälle gesorgt ist, wird noch eine Anzahl von Familien bleiben, die zwar nicht * Berechnet man die Steuern nach Familien, bei fünf Personen auf eine Familie, so zahlt jede Familie im Durchschnitt 12 Pfd. 17 Sch. 6 P. per ann. Zu dieser Summe mufj noch die Armensteuer hinzugerechnet werden. Obwohl alle auf die Artikel Steuern zahlen, die sie verbrauchen, zahlen doch nicht alle Armensteuern. Etwa zwei Millionen sind davon ausgenommen - einige, weil sie keine Häuser haben, andere, weil sie außerstande sind, sowie die Armen selbst, die die Hilfe erhalten. Von den Verbleibenden zahlt daher jede Familie von fünf Personen im Durchschnitt vierzig Sch., was insgesamt einen Durchschnitt von 14 Pfd. 17 Sch. 6 P. an Steuern und Armensteuern ausmacht. Bei sechs Personen sind es 17 Pfd. 17 Sch., bei sieben Personen 20 Pfd. 16 Sch. 6 P. In Amerika, unter dem neuen oder dem repräsentativen Regierungssystem, betragen die Steuern, die Zinsen der im Krieg aufgenommenen Schuld mit einbezogen, berechnet auf die jetzige Bevölkerung von vier Millionen, die indes ständig zunimmt, im Durchschnitt fünf Sch. pro Kopf, Männer, Frauen und Kinder. Der Unterschied zwischen den beiden Regierungen ist also folgender: England Pfd. Sch.

Auf eine Familie von fünf Personen Auf eine Familie von sechs Personen Auf eine Familie von sieben Personen

359

14 17 20

17 17 16

Amerika P.

6 0 6

Pfd. Sch. P.

1 1 1

5 10 15

0 0 0

eigentlich zu der Klasse der Armen gehören, es aber doch schwer finden, ihren Kindern eine Erziehung zu geben, und diese Kinder würden in einem solchen Fall schlimmer daran sein, als wären ihre Eltern richtig arm. Eine Nation mit einer wohlgeordneten Regierung sollte nicht zulassen, daß irgend jemand ohne Unterricht bleibt. Nur die monarchische und aristokratische Regierung bedarf der Unwissenheit zu ihrer Erhaltung. Angenommen also, vierhunderttausend Kinder befänden 132 sich in dieser Lage, was eine größere Anzahl ist, als nach den bereits getroffenen Vorkehrungen anzunehmen ist, so wird das Verfahren sein: Jedem dieser Kinder sind sechs Jahre lang zehn Sch. jährlich für Schulunkosten zu bewilligen, wovon sie sechs Monate des Jahres Schulunterricht erhalten sowie eine halbe Krone jährlich für Papier und Schulbücher. Die Kosten hiervon belaufen sich auf jährlich 250 000 Pfd.*. Es bleiben dann noch einhundertundzehntausend Pfd. Ungeachtet der großen Mittel der Erleichterung, die die am besten eingerichtete und auf den besten Prinzipien beruhende Regierung erdenken mag, wird es noch eine Zahl geringfügigerer Fälle geben, die zu erwägen sowohl eine gute Politik als auch das Wohl einer Nation erfordert. * öffentliche Stadtschulen [Public schools] entsprechen nicht dem allgemeinen Anliegen der Armen. Sie befinden sich hauptsächlich in Korporationsstädten, von denen die Landstädte und Dörfer ausgeschlossen sind, oder wenn sie zugelassen wären, veranlagte die Entfernung einen großen Zeitverlust. Die Erziehung sollte, um nützlich für die Armen zu sein, am Ort stattfinden, und das beste Verfahren, dies zu erreichen, ist, denke ich, die Eltern in den Stand zu setzen, die Kosten selbst zu zahlen. In jedem Dorf finden sich immer Personen, beiderlei Geschlechts, die, besonders mit zunehmendem Alter, zu einem solchen Unternehmen fähig sind. Zwanzig Kinder zu je zehn Sch. (und zwar nicht mehr als sechs Monate jedes Jahr) ergäbe soviel, wie die Kosten für den Lebensunterhalt in den entlegensten Teilen Englands ausmachen, und mancher bedrängten Geistlichenwitwe würde ein solches Einkommen angenehm sein. Was immer auf diese Weise für die Kinder ausgegeben wird, erfüllt zwei Zwecke. Für sie bedeutet es Erziehung, und Lebensunterhalt denen, die sie erziehen.

360

Wenn jeder Frau, die darum ersucht - und keine wird es tun, deren Verhältnisse es nicht erfordern unmittel-133 bar bei der Geburt eines Kindes zwanzig Seh. gegeben würde, könnte ein großer Teil augenblicklicher Not behoben werden. Die Zahl der jährlichen Geburten beträgt in England etwa zweihunderttausend, und wenn bei einem Viertel davon das Verlangen gestellt würde, ergäbe das den Betrag von 50 000 Pfd. Und zwanzig Sch. jedem neuvermählten Paar, das in gleicher Weise den Antrag stellen würde. Dies würde die Summe von 20 000 Pfd. nicht überschreiten. Weiter wären zwanzigtausend Pfd. zur Bestreitung der Begräbniskosten von Personen anzuwenden, die um Arbeit reisen und fern von ihren Freunden sterben. Befreit man die Gemeinden von dieser Last, wird der kranke Fremde besser behandelt werden. Ich werde diesen Teil des Gegenstandes mit einem Plan abschließen, der der besonderen Lage einer Haupstadt wie z. B. London angepaßt ist. In einer Hauptstadt ereignen sich fortwährend Fälle, die sich von den auf dem Lande vorkommenden unterscheiden und für die eine unterschiedliche oder vielmehr zusätzliche Art von Hilfe notwendig ist. Auf dem Lande und selbst in größeren Städten wissen die Leute voneinander, und die Not erreicht nie die extreme Höhe wie oftmals in einer Hauptstadt. Auf dem Lande kommt es nicht vor, dafj Menschen im buchstäblichen Sinn des Wortes Hungers sterben oder mangels einer Unterkunft erfrieren. Doch solche Fälle und andere ebenso klägliche ereignen sich in London. Manch junger Mensch kommt voller Erwartungen und mit wenig oder gar keinem Geld nach London, und wenn er nicht sogleich Beschäftigung findet, ist es schon halb 131 um ihn geschehen. Knaben, die in London ohne alle Mittel für den Lebensunterhalt und, wie es oft vorkommt, unter liederlichen Eltern aufwachsen, sind in einer noch schlechteren Lage. Dienstboten, die lange ohne Stellung sind, geht es nicht viel besser. Kurz, eine Welt kleiner Vorfälle, dem geschäftigen und wohlhabenden Leben unbekannt, ereignet 361

sich ständig, um der Not die erste Tür zu öffnen. Hunger ist keins der aufschiebbaren Bedürfnisse, und ein Tag, sogar wenige Stunden in einer solchen Lage sind oft die Krisis eines verlorenen Lebens. Diese Verhältnisse, im allgemeinen die Ursache kleiner Diebstähle und Stiebitzereien, die zu größeren führen, könnten vermieden werden. Es bleiben noch zwanzigtausend Pfd. von den vier Millionen aus dem Steuerüberschuß, die, zusammen mit einem anderen, später noch zu erwähnenden Fonds, der nochmals etwa zwanzigtausend ausmacht, nicht besser als zu diesem Zweck angewandt werden können. Der Plan ist nun der: Erstens, zwei oder mehrere Gebäude zu errichten oder einige bereits vorhandene zu benutzen, die wenigstens sechstausend Personen fassen können, und in jedem dieser Orte so viele Beschäftigungen vorzusehen, als sich ersinnen lassen, so daß jeder, der kommt, etwas findet, das er oder sie tun kann. Zweitens, alle Ankommenden aufzunehmen, ohne zu fragen, wer oder was sie sind. Die einzige Bedingung sei, daß jeder für eine bestimmte Arbeitsleistung oder für soundso viele Stunden Arbeit soundso viele Mahlzeiten gesunder Nahrung sowie eine warme Unterkunft erhält, wenigstens so gut wie eine Soldatenunterkunft; daß ein bestimmter Teil des Wertes der Arbeit eines jeden reser135 viert und ihm oder ihr beim Fortgehen gegeben werden soll, und daß unter diesen Bedingungen jeder eine so lange oder so kurze Zeit bleiben und sooft wiederkommen kann, wie ihm beliebt. Wenn jeder drei Monate bliebe, so würde reihum vierundzwanzigtausend Personen jährlich geholfen werden, wiewohl sich die wirkliche Zahl zu jeder Zeit auf nur sechstausend beliefe. Durch Errichtung einer derartigen Zufluchtsstätte würden die Personen, die in vorübergehende Bedrängnis geraten sind, eine Gelegenheit haben, sich zu erholen, und befähigt werden, sich nach besserer Beschäftigung umzusehen. Gesetzt, daß ihre Arbeit, nach Rücklage eines Teils ihres Verdienstes für sie selbst, nur die Hälfte ihrer Unterhaltskosten deckte, so würden mit der zusätzlichen Summe von 362

vierzigtausend Pfd. alle anderen Kosten für eine noch größere Anzahl als sechstausend bestritten werden können. Der sehr gut auf diesen Zweck umleitbare Fonds, zusätzlich zu den verbleibenden zwanzigtausend Pfd. aus dem vorigen, wäre der Ertrag aus den Kohlesteuern, der so ungerechter- und mutwilligerweise für den Unterhalt des Herzogs von Richmond verwandt wird. Es ist abscheulich, daß ein Mann, zumal bei dem jetzigen Kohlepreis, von den Nöten einer Gesellschaft leben soll, und jede Regierung, die solchen Mißbrauch gestattet, verdient entlassen zu werden. Dieser Fonds soll etwa zwanzigtausend Pfd. per atfnum betragen. Ich werde nun diesen Plan mit einer Aufzählung der 136 verschiedenen Einzelheiten beschließen und dann zu anderen Dingen übergehen. Die Aufzählung ist folgende: Erstens, Abschaffung der Armensteuer im Betrag von zwei Millionen. Zweitens, Versorgung von zweihundertundzweiundfünfzigtausend armen Familien. Drittens, Erziehung von einer Million und dreißigtausend Kindern. Viertens,, annehmbare Versorgung für einhundertundvierzigtausend alte Personen. Fünftens, Zuwendung von je zwanzig Sch. bei fünfzigtausend Geburten. Sechstens, Zuwendung von je zwanzig Sch. bei zwanzigtausend Heiraten. Siebentens, Bereitstellung von zwanzigtausend Pfd. für die Begräbniskosten um Arbeit reisender Personen, die fern von ihren Freunden sterben. Achtens, jederzeitige Beschäftigungsmöglichkeit für gelegentliche Arme in den Städten London und Westminster. Durch die Wirksamkeit dieses Planes werden die Armengesetze, diese Werkzeuge bürgerlicher Tortur, aufgehoben und die verschwenderischen Ausgaben für Prozesse vermieden. Die Herzen der Menschen werden nicht erschüttert werden angesichts zerlumpter und hungriger Kinder und um Brot bettelnder Leute von siebzig und achtzig Jahren. Der sterbende Arme wird nicht mehr als Repres363

salie einer Gemeinde gegen die andere von Ort zu Ort geschleppt werden, um seinen letzten Atemzug zu tun. Die Witwen werden einen Unterhalt für ihre Kinder haben und beim Tode ihrer Männer nicht gleich Missetätern und Verbrechern abgeschoben und Kinder nicht mehr als Vermehrung des Elends ihrer Eltern betrachtet werden. Die Stätten der Elenden werden bekannt sein, weil es diesen zum Vorteil gereicht, und die Zahl der kleinen Verbrechen, das Ergebnis von Elend und Armut, wird abnehmen. Die Armen wie die Reichen werden alsdann an der Unterstützung der R e g i e r u n g interessiert sein; die Ursache von und die Besorgnis über Aufruhr und Tumult werden aufhören. - Ihr, die ihr in der Behaglichkeit sitzt und euch am Überfluß gütlich tut, und es gibt deren ebenso in der Türkei und in Rußland wie in England, und die ihr zu euch selbst sagt: „Sind wir nicht wohl daran?" habt ihr an diese Dinge gedacht? Wenn ihr es tut, werdet ihr aufhören, nur für euch selbst zu sprechen und zu empfinden. Die Ausführung des Planes ist leicht. Er bringt nicht den Handel durch eine plötzliche Störung in der Ordnung der Steuern in Verwirrung, dagegen bewirkt deren veränderte Anwendung eine Erleichterung. Das hierfür nötige Geld kann von der Akzise genommen werden, die in jeder Marktstadt Englands achtmal im Jahr eingesammelt wird. Nachdem ich diesen Gegenstand dargelegt und abgeschlossen habe, gehe ich zum nächsten über. Setzt man die gegenwärtigen laufenden Ausgaben mit siebeneinhalb Millionen an, das ist das mindeste ihres derzeitigen Betrages, so bleibt (nach Abzug der Summe von anderthalb Millionen für die neuen laufenden Ausgaben und von vier Millionen für den oben erwähnten Zweck) eine Summe von zwei Millionen, wovon ein Teil wie folgt anzuwenden wäre: 8 Obwohl die Kriegsflotten und Armeen infolge einer Allianz mit Frankreich in großem Maße unnütz werden, so sollen doch die Personen, die sich diesen Diensten gewidmet und sich dadurch für andere Lebenszweige untauglich gemacht haben, nicht unter den Maßnahmen leiden, die andere glücklich machen. Ihr Stand ist verschie364

den von dem jener Leute, die den Hof bilden oder um ihn herumlungern. Ein Teil der Armee sowie der Kriegsflotte wird, wenigstens für einige Jahre noch, fortbestehen; für diesen ist bereits im ersten Teil des Planes eine Million vorgesehen, was beinahe eine halbe Million mehr ausmacht als der Friedensetat für Armee und ¿Kriegsflotte während der verschwenderischen Zeiten Karls II. Angenommen nun, dafj fünfzehntausend Soldaten verabschiedet und jedem drei Sch. wöchentlich, frei von Abzügen, auf Lebenszeit ausgesetzt werden, die auf dieselbe Art wie den Pensionären des Chelsea College 1 3 6 zu zahlen sind, so dafj sie zu ihren Gewerben und Freunden zurückkehren können; und angenommen, daß den verbleibenden Soldaten eine Zulage von fünfzehntausend mal sechs P. pro Woche gegeben wird, dann betragen die jährlichen Ausgaben für die Bezahlung von fünfzehntausend verabschiedeten Soldaten mit je drei Sch. pro Woche Soldzulage für die verbleibenden Soldaten . . . . der Offiziere der verabschiedeten Korps, bei Annahme eines gleichen Betrages wie für die Gemeinen

117 000 Pfd. 19 500 . 117 0 0 0

139

.

2 5 3 500 Pfd. Um umfangreiche Berechnungen zu vermeiden, nehmen wir die gleiche Summe wie für die Armee auch für die Verabschiedeten der Kriegsflotte an sowie die gleiche Solderhöhung

253 500 Pfd.

Zusammen

507 000 Pfd.

In jedem Jahr wird ein Teil dieser Summe von einer halben Million (die ungeraden siebentausend Pfd. lasse ich einer glatteren Rechnung wegen fort) und mit der Zeit die ganze einfallen, da sie, die neunundzwanzigtausend Pfd. für die Solderhöhung ausgenommen 1 3 7 , jeweils nur auf Lebenszeit in Frage kommt. In dem Maße, wie sie einfällt, kann ein Teil der Steuern aufgehoben werden. So können zum Beispiel, wenn dreißigtausend Pfd. hereinkommen, die Abgaben auf Hopfen völlig gestrichen werden. Und wenn weitere Teile einkommen, können die Ab-

365

gaben auf Kerzen und Seife vermindert werden, bis sie schließlich ganz wegfallen. Von dem Steuerüberschuß verbleiben jetzt noch wenigstens anderthalb Millionen. Die Steuer auf Häuser und Fenster ist eine jener direkten Steuern, die gleich der Armensteuer nicht mit dem Handel 140 verwickelt ist und deren Aufhebung eine augenblickliche Erleichterung spüren ließe. Diese Steuer liegt schwer auf der Mittelklasse des Volkes [middling class of people]. Nach den Berichten von 1788 betrug diese Steuer: Auf Grund des Gesetzes von 1766 Auf Grund des Gesetzes von 1779

385 459 Pfd. 130 739 .

11 Sch. 14 .

7 P. 5Va P.

Zusammen

516 199 Pfd.

6 Sch.

% P.

Wäre diese Steuer gestrichen, dann bliebe noch ein Steuerüberschuß von etwa einer Million. Da es stets angebracht ist, für alle Fälle eine Summe als Rückhalt zu haben, wird es am besten sein, die Verminderungen fürs erste nicht weiter auszudehnen, sondern zu erwägen, was durch andere Reformverfahren noch erreicht werden kann. Zu den Steuern, die am drückendsten empfunden werden, gehört die Kommutationssteuer [commutation tax) 1 3 8 . Ich werde daher einen Plan zu ihrer Abschaffung vorlegen, indem ich eine andere an ihre Stelle setze, die drei Zwecke zugleich erfüllt: Erstens, die Last dahin zu verlegen, wo sie am besten getragen werden kann. Zweitens, die Gerechtigkeit in den Familien durch eine Verteilung des Eigentums wiederherzustellen. Drittens, den übermäßigen, aus dem unnatürlichen Erstgeburtsrecht entstehenden Einfluß, eine der Hauptquellen der Wahlbestechung, auszurotten. 141 Die Kommutationssteuer belief sich nach den Berichten von 1788 auf 771 657 Pfd. Werden Steuern beantragt, ist das Land ob der plausiblen Sprache, die bei der Besteuerung von Luxusgegenständen geführt wird, belustigt. Ein Ding heißt zu einer Zeit Luxus und etwas anderes zu einer anderen; der wirkliche Luxus besteht aber nicht im Gegenstand, sondern in den

366

Mitteln, sich denselben zu verschaffen, und dies wird immer auger acht gelassen. Ich weif; nicht, warum eine Pflanze oder ein Kraut des Feldes in einem Lande ein größerer Luxus sein sollte als in einem anderen; aber ein übermäßig großer Besitz ist in beiden zu allen Zeiten ein Luxus und als solcher ein angemessener Gegenstand der Besteuerung. Es ist darum ganz richtig, diese steuermachenden Herren beim Wort zu nehmen und gemäß dem von ihnen selbst aufgestellt«! Prinzip zu argumentieren, dem der Besteuerung von Luxusgegenständen. Wenn sie oder ihr Champion, Herr Burke, der, fürchte ich, gleich dem Manne in der Waffenrüstung aus der Mode kommt 139 , beweisen können, daß ein Besitz von zwanzig-, dreißig- oder vierzigtausend Pfd. des Jahres kein Luxus ist, will ich den Streit aufgeben. Zugegeben, daß eine jährliche Summe, z. B. eintausend Pfd., zum Unterhalt einer Familie nötig oder hinreichend ist, dann hat folglich das zweite Tausend die Natur des Luxus, das dritte noch mehr, und wenn wir weitergehen, erreichen wir schließlich eine Summe, die man nicht zu Unrecht einen strafwürdigen Luxus nennen könnte. Es wäre unklug, dem durch Fleiß erworbenen Eigentum Schranken zu setzen; demnach ist es recht, das Verbot jenseits des durch Fleiß möglichen Erwerbs zu 142 legen; aber dem Eigentum oder der Häufung desselben durch Erbschaft sollten Grenzen gesetzt sein. Es soilte in eine andere Linie übergehen. Die Reichsten einer jeden Nation haben Arme unter ihren Verwandten, und zwar häufig unter ihren engsten Blutsverwandten. Die folgende Tabelle einer progressiven Besteuerung ist nach obigen Prinzipien und als Ersatz der KommutationsTabelle 1 E i n e S t e u e r auf a l l e G ü t e r mit e i n e m j ä h r l i c h e n Reinertrag von 50 Pfd., nach Abzug der Grundsteuer

bis zu 500 Pfd von 500 Pfd. bis 1 000 Pfd Auf das zweite Tausend Auf das dritte Tausend

367

Sch.

P.

0 0 0 1

3 6 9 0

pro Pfd.

Sch.

Auf das vierte Tausend Auf das fünfte Tausend Auf das sechste Tausend Auf das siebente Tausend . . . . Auf das achte Tausend Auf das neunte Tausend Auf das zehnte Tausend Auf das elfte Tausend Auf das zwölfte Tausend 143 Auf das dreizehnte Tausend . . . . Auf das vierzehnte Tausend . . . . Auf das fünfzehnte Tausend . . . Auf das sechzehnte Tausend . . . Auf das siebzehnte Tausend . . . Auf das achtzehnte Tausend . . . Auf das neunzehnte Tausend . . . Auf das zwanzigste Tausend . . . Auf das einundzwanzigste Tausend Auf das zweiundzwanzigste Tausend Auf das dreiundzwanzigste Tausend

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

P.

pro Pfd.

6 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Steuer aufgestellt. Sie wird durch ein reguläres Verfahren den Punkt des Verbots ermitteln und damit das aristokratische Erstgeburtsrecht aufheben. Die vorstehende Tabelle zeigt die Progression pro Pfd. auf jedes fortschreitende Tausend. Die folgende Tabelle zeigt den Steuerbetrag von jedem Tausend gesondert an, und in der letzten Spalte den Gesamtbetrag aller einzelnen Summen. Tabelle II Pfd. Sch.

Ein Gut von SO 100 200 300 400 500

Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd.

per per per per per pet

arm. arm. arm. arm. arm. arm.

mit mit mit mit mit mit

368

3 3 3 3 3 3

P. P. P. P. P. P.

pro pro pro pro pro pro

Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd.

zahlt zahlt zahlt zahlt zahlt zahlt

0 1 2 3 5 7

12 5 10 15 0 5

P.

6 0 0 0 0 0

Bei über 500 Pfd. fällt die Steuer von 6 P. pro Pfd. auf die 1 4 4 zweiten 500 Pfd.; folglich zahlt ein Gut von 1000 Pfd. per ann. 21 Pfd. 15 Sch. usw. Sch. P.

Für die 1. 2. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

500 500 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000 1000

Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd.

mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit mit

0 0 0 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

3 6 9 0 6 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Pfd.

pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro pro

Pfd. 7 14 Pfd. 37 Pfd. Pfd. 50 75 Pfd. Pfd. 100 Pfd. 150 Pfd. 200 Pfd. 250 Pfd. 300 Pfd. 350 Pfd. 400 Pfd. 450 Pfd. 500 Pfd. 550 Pfd. 600 Pfd. 650 Pfd. 700 Pfd. 750 Pfd. 800 Pfd. 850 Pfd. 900 Pfd. 950 Pfd. 1000

Sch.

Pfd.

10 ]• 21 10 59 0 109 0 184 0 284 0 434 0 634 0 880 0 1180 0 1530 0 1930 0 2380 0 2880 0 3430 0 4030 0 4680 0 5380 0 6130 0 6930 0 7780 0 8680 0 9630 0 10630

Sch.

15 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5

Mit dem dreiundzwanzigsten Tausend erreicht die Steuer 145 20 Sch. auf das Pfd., folglich kann jedes über dieser Summe liegende Tausend keinen Gewinn bringen, außer durch Teilung des Gutes. So furchtbar diese Steuer erscheint, sie wird doch, wie ich glaube, nicht soviel einbringen wie die Kommutationssteuer; sollte sie mehr einbringen, so sollte sie für Güter unter zwei- oder dreitausend des Jahres um den entsprechenden Betrag herabgesetzt werden. Für kleinere und mittlere Güter ist sie leichter (wie es auch beabsichtigt ist) als die Kommutationssteuer. Erst nach sieben- bis achttausend pro Jahr fängt sie an, schwer zu werden. Der Zweck besteht nicht so sehr in dem Steuer24

Thomas Paine

369

ertrag als in der Gerechtigkeit der Maßnahme. Die Aristokratie hat sich zu sehr verschanzt. Und dies dient dazu, einen Teil des verlorenen Gleichgewichts wiederherzustellen. Um ein Beispiel dafür zu haben, wie sie sich verschanzte, braucht man nur auf die erste Einführung der AkziseGesetze zur Zeit der sogenannten Restauration oder des Regierungsantritts Karls II. zurückzublicken. Das damals herrschende aristokratische Interesse löste die feudalen Dienste, denen es selbst unterlag, durch eine Steuer ab, mit der das zum Verkaut gebraute Bier belegt wurde; das heißt, der Adel machte mit Karl aus, daß er selbst und seine Erben gegen eine von anderen Leuten zu zahlende Steuer von diesen Diensten frei sein sollte. Der Adel kauft kein Bier, das zum Verkauf gebraut wird, sondern braut sein eigenes Bier, frei von Abgaben, und wenn damals eine Kommutation nötig war, so hätte sie auf Kosten derjenigen gehen müssen, für die die Befreiung von diesen Diensten 146 gedacht war*,- statt dessen wurden diese auf eine gänzlich verschiedene Menschenklasse geworfen. Aber der Hauptzweck dieser progressiven Steuer ist (neben der Gerechtigkeit, die Steuern gleichmäßiger zu verteilen, als sie es sind), wie bereits dargelegt, den übermäßigen Einfluß auszurotten, der aus dem unnatürlichen Erstgeburtsrecht erwächst und der eine der Hauptquellen der Wahlbestechungen ist. Keine guten Folgerungen ergäbe die Frage, wie solche großen Güter von dreißig-, vierzig- oder fünfzigtausend pro Jahr entstehen konnten, zumal zu einer Zeit, als Handel und Manufakturen nicht in dem Zustand waren, um dergleichen Erwerbungen zu gestatten. Es mag genug -sein, dem Obel abzuhelfen, indem jene in eine Lage gebracht werden, um durch die ruhigen Mittel des Aufteilens unter * Die Steuer auf zum Verkauf gebrautes Bier, von der der Adel befreit ist, beträgt fast eine Million mehr als did gegenwärtige Kommutationssteuer; nach den Berichten von 1788 machte sie 1666152 Pfd. aus. Folglich sollte der Adel den Betrag der Kommutationssteuer auf sich selbst nehmen, da er bereits von einer um eine Million grö5eren Steuer befreit ist. 370

all den Erben und Erbinnen jener Familien wieder zur Gesellschaft zurückkommen zu können. Dies wird um so notwendiger sein, als der Adel bisher seine jüngeren Kinder und Verwandten zu Lasten der Öffentlichkeit in unnützen Posten, Stellen und Ämtern untergebracht hat, deren Abschaffung sie mittellos machte, wenn nicht das Erstgeburtsrecht ebenfalls abgeschafft oder aufgehoben würde. Eine progressive Steuer wird in grofjem Mafje diesen Zweck erzielen, und zwar auf Grund eines Interesses der unmittelbar betroffenen Parteien, was aus folgender Tabelle 1 4 7 zu ersehen ist, die den Nettoertrag jedes Gutes nach Abzug der Steuer zeigt. Hieraus wird erhellen, dag, sobald ein Gut mehr als dreizehn- oder vierzehntausend pro Jahr einbringt, das übrige dem Besitzer nur wenig Gewinn bringt und folglich auf die jüngeren Kinder oder andere Verwandte übergehen wird. Tabelle

III

D a r s t e l l u n g des N e t t o e r t r a g e s eignes jeden Gutes von e i n t a u s e n d bis d r e i u n d z w a n z i & t a u s e n d Anzahl der Tausende per ann.

24»

Pfd. im J a h r

Gesamtsumme der abgezogenen Steuern

Nettoertra9

Pfd.

Pfd.

Pfd.

1 000 2 000 3 000 4 000 5 000 6 000 7 000 8 000 9 000 10 000 11 000 12 000 13 000 14 000 15 000

21 59 109 184 284 434 634 880 1 180 1 530 1 930 2 380 2 880 3 430 4 030

979 1 941 2 891 3 816 4 716 5 566 6 366 7 120 7 820 8 470 9 070 9 620 10 120 10 570 10 970

371

Pfd. 148

Pfd.

Pfd.

16 000 17 000 18 000 19 000 20 000 21000 22 000 23 000

4 680 11 320 5 380 11 620 6130 11.870 6 930 12 170 7 780 12 220 8 680 12 320 9 630 12 370 10 630 12 370 N. B. Die ungeraden Sch. sind in dieser Tabelle ausgelassen.

Nach dieser Tabelle kann kein Gut mehr als 12 370 Pfd. einbringen, Grundsteuer und progressive Steuer abgerechnet, daher wird auf Grund des Familieninteresses das Aufteilen der Güter folgen. Ein Gut von 23 000 Pfd. im Jahr, aufgeteilt in fünf Güter mit je viertausend und eins mit dreitausend, wird nur mit 1129 Pfd. belastet sein, das sind nur fünf per cetit., wogegen es unter einem Besitzer mit 10 630 Pfd. belastet wäre. Mag auch eine Untersuchung des Ursprungs dieser Güter unnötig sein, ihr Fortbestehen in ihrem gegenwärtigen Zustand ist etwas anderes. Dies ist eine Sache von nationalem Belang. Das Gesetz hat das Übel der erblichen Güter erzeugt, und es sollte auch für die Abhilfe sorgen. Das Erstgeburtsrecht sollte abgeschafft werden, nicht nur weil es unnatürlich und ungerecht ist, sondern weil das Land unter seinen Auswirkungen leidet. Indem (wie früher bemerkt) die jüngeren Kinder des ihnen gebührenden Erb149 teils beraubt werden, werden die Unterhaltungskosten derselben der Öffentlichkeit aufgebürdet; die Freiheit der Wahlen wird durch den übergewichtigen Einfluß verletzt, den dieses ungerechte Monopol von Familieneigentum schafft. Das ist noch nicht alles. Es veranlaßt eine Verschwendung von nationalem Eigentum. Ein beträchtlicher Teil des Randes wird durch großausgedehnte Parkanlagen und Jagdreviere, die als Folge dieses Gesetzes aufrechterhalten werden, unproduktiv gemacht, und das zu einer Zeit, da die jährliche Getreideproduktion nicht dem Verbrauch gleichkommt*. - Kurz, die Übel des aristokra* Siehe die Berichte über den Getreidehandel.

372

tischen Systems sind so groß und zahlreich, so unverträglich mit allem, was gerecht, weise, natürlich und wohltuend ist, dafj ohne Zweifel viele, die jetzt zu diesem Stand gehören, bei reiflicher Erwägung ein solches System abgeschafft sehen möchten. Kann es ihnen Vergnügen machen, die verlassene Lage und die fast sichere Bettelei ihrer jüngeren Abkommen anzusehen? Jede aristokratische Familie hat einen Anhang von Familienbettlern um sich herum, die nach wenigen Jahren oder wenigen Generationen abgeschüttelt werden und sich damit trösten, ihre Geschichte in Armenhäusern, Arbeitshäusern und Gefängnissen zu erzählen. Das ist die natürliche Folge der Aristokratie. Der Pair und der Bettler sind oft von einer Familie. Ein Extrem erzeugt das andere: Um einen reich zu machen, müssen viele arm gemacht werden; anders kann sich das System nicht heilten. Es gibt zwei Klassen von Menschen, denen die Gesetze 150 in England besonders feindlich sind, es sind die hilflosesten: Jüngere Kinder und Arme. Von den ersten habe ich gerade gesprochen, bezüglich der letzteren werde ich von den vielen Fällen, die vorgebracht werden könnten, einen erwähnen und damit diesen Gegenstand beschliegen. Es bestehen verschiedene Gesetze zur Bestimmung und Begrenzung der Löhne der Arbeiter. Warum sollen diese nicht ebenso frei sein, ihre Sache selbst auszumachen, wie die Gesetzesmacher, wenn sie ihre Farmen und Häuser verpachten? Persönliche Arbeit ist-das ganze Eigentum, das sie haben. Warum muß dies wenige und die wenige Freiheit, die sie genießen, noch verletzt werden? Allein die Ungerechtigkeit wird noch stärker hervortreten, wenn wir Wirkung und Ergebnis solcher Gesetze betrachten. Werden Löhne durch das, was Gesetz heißt, festgesetzt, dann bleibt der gesetzliche Lohn konstant, während alles andere ansteigt. Und da jene, die dieses Gesetz machen, darin fortfahren, durch andere Gesetze noch neue Steuern aufzuerlegen, vergrößern sie durch ein Gesetz die Lebenshaltungskosten und rauben die Mittel durch ein anderes. Doch wenn diese Herren Gesetzesmacher und Steuermacher es für recht hielten, den armseligen Erwerb zu begrenzen, den persönliche Arbeit schaffen '•kann und von 373

dem eine ganze Familie unterhalten werden muß, so müssen sie sich gewiß glücklich fühlen, sich ihrerseits einer Beschränkung auf nicht weniger als zwölftausend jährlich zu fügen, zumal bei einem Eigentum, das sie nie erworben (noch wahrscheinlich einer ihrer Vorfahren) und von dem sie einen so schlechten Gebrauch gemacht haben. 161 Nachdem ich diesen Gegenstand zu Ende geführt habe, werde ich die verschiedenen Einzelheiten zu einer Übersicht zusammenstellen und dann zu anderen Dingen übergehen. Die ersten ACHT ARTIKEL übernehme ich von S. 136: 1. Abschaffung der Armensteuer im Betrag von zwei Millionen. 2. Versorgung für zweihundertundzweiundfünfzigtausend arme Familien zu vier Pfd. für jedes Kind unter Idem vierzehnten Lebensjahr, wodurch, zusammen mit dem Zusatz von zweihundertundfünfzigtausend Pfd., auch für die Erziehung von einer Million dreißigtausend Kindern gesorgt wird. 3. Jahresrente [Annuity] von je sechs Pfd. (per ann.) für alle armen Personen, heruntergekommene Handwerker und andere im Alter von fünfzig bis sechzig Jahren (mit siebzigtausend angenommen). 4. Jahresrente von je zehn Pfd. auf Lebenszeit für alle armen Personen, heruntergekommene Handwerker und andere über sechzig Jahre (mit siebzigtausend angenommen). 5. Zuwendung von je zwanzig Sch. bei fünfzigtausend Geburten. 6. Zuwendung von je zwanzig Sch. bei zwanzigtausend Heiraten. 7. Bereitstellung von zwanzigtausend Pfd. für die Begräbniskosten um Arbeit reisender Personen, die fern von ihren Freunden sterben. 8. Jederzeitige Beschäftigungsmöglichkeit für gelegentliche Arme in den Städten London und Westminster. 152

Zweite Aufzählung 9. Abschaffung der Steuern auf Häuser und Fenster. 10. Aussetzung von drei Sch. pro Woche auf Lebenszeit für fünfzehntausend verabschiedete Soldaten und eine ent374

sprechende Aussetzung für Offiziere der verabschiedeten Korps.» 11. Solderhöhung für die verbleibenden Soldaten v o n 19 5 0 0 Pfd. jährlich. 12. D i e gleiche Aussetzung für Verabschiedete der Kriegsflotte und die gleiche Solderhöhung w i e bei der Armee. 13. Abschaffung der Kommutationssteuer. 14. Plan einer progressiven Steuer, u m das ungerechte und unnatürliche Erstgeburtsrecht und den schädlichen Einfluß d e s aristokratischen Systems auszurotten *. N o c h bleibt, w i e bereits festgestellt, ein Steuerüberschu§ von einer Million. Ein Teil davon wird für Umstände erforderlich sein, die sich nicht sogleich darbieten, und der * Untersucht man die Lage der Armen, wird man wahrscheinlich verschiedene Grade des Elends entdecken, so dafj eine andere, der bereits vorgeschlagenen vorzuziehende Regelung zu treffen ist. Witwen mit Familien werden bedürftiger sein als Familien, in denen der Ehemann noch lebt. Auch sind die Kosten für den Lebensunterhalt in den verschiedenen Grafschaften verschieden, besonders die f ü r Feuerung. Nehmen wir also fünfzigtausend außerordentliche Fälle an mit zehn Pfd. pro Familie per ann 500 000 Pfd. 100 000 Familien mit 8 Pfd. pro Familie per ann. . 800 000 . 100 000 Familien mit 7 Pfd. pro Familie per ann. . 700 000 . 104 000 Familien mit 5 Pfd. pro Familie per ann. . 520 000 „ Und anstelle von zehn Sch. pro Kopf für die Erziehung der anderen Kinder werden zu diesem Zweck fünfzig Sch. pro Familie an fünfzigtausend Familien bewilligt 250 000 . 140 000 alte Personen wie zuvor

2 770 000 Pfd. 1 120 000 Pfd. 3 890 000 Pfd.

Diese Regelung läuft auf die gleiche Summe wie auf S. 131 angegeben hinaus, die 250 000 Pfd. für Erziehung mit einbegriffen; aber durch sie werden vierhundertundviertausend Familien (die alten Leute eingeschlossen) versorgt, das ist fast ein Drittel aller Familien in England 1 4 0 . 375

nicht benötigte Teil wird eine weitere Steuersenkung von gleichem Betrage erlauben. 163 Unter den Ansprüchen, die die Gerechtigkeit geltend zu machen fordert, verdient die Lage der unteren Zollbeamten Aufmerksamkeit. Es ist ein Vorwurf für jede Regierung, derart ungeheure Einkünfte an Sinekuren und nominelle und unnötige Stellen und Ämter zu verschwenden, und jenen, denen die Arbeit zufällt, nicht einmal einen anständigen Lebensunterhalt zu gewähren. Das Gehalt der unteren Zollbeamten steht seit mehr als hundert Jahren auf weniger als kärgliche fünfzig Pfd. das Jahr. Es sollten siebzig sein. Etwa einhundertundzwanzigtausend Pfd., zu diesem Zweck angewendet, werden alle diese Gehälter auf einen anständigen Stand bringen. Dies wurde schon vor beinahe zwanzig Jahren vor154 geschlagen 141 , doch das damalige Schatzamt erschrak darob, weil es in der Armee und Kriegsflotte zu ähnlichen Erwartungen hätte führen können; das Ende war, dafj der König oder jemand für ihn sich an das Parlament wandte, um sein eigenes Gehalt um einhunderttausend Pfd. jährlich erhöhen zu lassen. Nachdem dies geschehen, wurde alles andere beiseite gelegt. In Rücksicht auf die Lage einer anderen Menschenklasse, der unteren Geistlichkeit, enthalte ich mich jeder Erörterung; doch abgesehen von aller Parteilichkeit und allen Vorurteilen für oder gegen verschiedene Arten und Formen der Religion, die allgemeine Gerechtigkeit wird entscheiden, ob der eine ein Einkommen von zwanzig oder dreißig und ein anderer von zehntausend Pfd. im Jahr haben sollte. Ich spreche über diesen Gegenstand um so freier, weil ich, wie bekannt, kein Presbyterianer bin, daher kann das scheinheilige Geschrei der Hofspeichellecker über Kirche und Andachtsformen, erhoben, um die Nation zu ergötzen und zu verwirren, nicht gegen mich erhoben werden. Ihr einfachen Menschen auf beiden Seiten der Frage, durchschaut ihr nicht diese höfische List? Wenn man euch in Zank und Streit über Kirche und Andachtsformen halten kann, entsprecht ihr genau dem Zweck eines jeden Höflings, der indessen von der Steuerbeute lebt und über eure

376

Leichtgläubigkeit lacht. Jede Religion ist gut, die den Menschen gut zu sein lehrt, und ich kenne keine, die ihn lehrt, böse zu sein. Alle vorerwähnten Berechnungen unterstellen nur sechzehneinhalb Millionen an Steuern, dem Schatzamt eingezahlt nach Abzug der Ausgaben für das Eintreiben und der Rückvergütungen auf den Zollhäusern und Akziseämtern, wohingegen die dem Schatzamt eingezahlte Summe 155 fast annähernd, wenn nicht ganz, siebzehn Millionen beträgt. Die in Schottland und Irland erhobenen Steuern werden in jenen Ländern ausgegeben, daher entstammen ihre Ersparnisse ihren eigenen Steuern; aber wird etwas davon an das englische Schatzamt gezahlt, so könnte dies erlassen werden. Dies Wird auf das Jahr keine hunderttausend Pfd. Unterschied ausmachen. Es bleibt nun nur noch die Staatsschuld zu betrachten. Im Jahre 1789 betrugen die Zinsen, ausschließlich der Leibrente, 9 150 138 Pfd. Um wieviel seitdem das Kapital vermindert worden ist, weiß der Minister am besten. Doch nach Zahlung der Zinsen, nach Abschaffung der Steuerri auf Häuser und Fenster sowie der Kommutationssteuer und • der Armensteuer und nach allen Vorkehrungen für die Armen, für die Erziehung der Kinder, die Unterstützung der' Alten und des verabschiedeten Teils der Armee und der Kriegsflotte sowie der Solderhöhung des verbleibenden wird noch ein Überschuß von einer Million vorhanden sein. Das gegenwärtige Abzahlungssystem der Staatsschuld scheint mir als einem Unbeteiligten ein sehr übel ausgesonnenes, wenn nicht betrügerisches Unternehmen zu sein. Die Last der Staatsschuld besteht nicht darin, daß sie soundso viele Millionen oder soundso viele Hundertmillionen ausmacht, sondern in der Menge der Steuern, die jährlich eingesammelt werden, um die Zinsen zu bezahlen. Bleibt diese Menge gleich, ist die Last der Staatsschuld in jeder Hinsicht gleich, mag das Kapital größer oder geringer sein. Die einzige Kenntnis, die die Öffentlichkeit von iso der Schuldminderung haben kann, muß sich aus der Verringerung der Steuern ergeben, von denen die Zinsen gezahlt werden. Für die Öffentlichkeit also ist die Schuld trotz all der gezahlten Millionen um keinen Deut geringer 377

geworden; und es würde jetzt mehr Geld erforderlich sein, das Kapital abzulösen, als zu Beginn des Systems. Ich verlasse für einen Augenblick diese Frage, auf die ich wieder zurückkommen werde, und blicke auf Herrn Pitts Ernennung zum Minister zurück. Ich befand mich damals in Amerika. Der Krieg war vorüber, und obwohl der Groll aufgehört hatte, war die Erinnerung an ihn noch lebendig. Als die Nachricht von der Koalition eintraf, war dieselbe zwar für mich als einen Bürger Amerikas von keinem Belang, aber ich empfand sie als Mensch. Sie hatte etwas Empörendes, da öffentlich mit dem Anstand, wenn nicht mit Prinzipien gespielt wurde. Sie war Unverschämtheit auf seiten Lord North', Mangel an Festigkeit auf Seiten Herrn Fox'. Zu dieser Zeit war Herr Pitt in der Politik, was man einen jungfräulichen Charakter nennen könnte. Weit entfernt, gedungen zu sein, schien er nicht einmal in die ersten Geheimnisse der Hofintrige eingeweiht. Alles stand zu seinen Gunsten. Der Groll gegen die Koalition trug ihm Freundschaft ein, und seine Unbekanntheit mit dem Laster wurde als Tugend gewertet. Mit der Wiederkehr des Friedens stiegen Handel und Wohlstand von selbst, doch selbst dieser Aufschwung wurde auf seine Rechnung gesetzt. Als er ans Ruder kam, war der Sturm vorüber, und 157 nichts konnte seinen Kurs stören. Es erforderte sogar Scharfsinn, falsch zu gehen, und er hatte Erfolg. Nach kurzer Zeit erwies er sich als vom gleichen Schlage wie seine Vorgänger. Statt aus den Irrtümern Nutzen zu ziehen, die eine in der Welt beispiellose Bürde von Steuern aufgehäuft hatten, suchte er, ja ich möchte fast sagen, warb er um Feinde und schuf Wege, um die Steuern zu erhöhen. Er durchstöberte Europa und Indien nach Abenteuern, etwas erstrebend, ohne zu wissen was, und er wurde, indem er .die schönen Ansprüche fahren ließ, mit denen er begonnen, der fahrende Ritter der neueren Zeit. Es ist unangenehm, einen Charakter sich selbst fortwerfen zu sehen. Noch unangenehmer ist es, wenn man sich selbst betrogen sieht. Herr Pitt hatte sich um nichts verdient gemacht, aber er versprach viel. Er ließ Zeichen eines Sinnes 378

erkennen, erhaben über die Niedrigkeit und Verderbnis der Höfe. Seine scheinbare Redlichkeit ermutigte zu Erwartungen, und das öffentliche Vertrauen, betäubt, ermüdet und verwirrt durch ein Chaos der Parteien, lebte wieder auf und wandte sich ihm zu. Den Widerwillen der Nation gegen die Koalition hielt er irrig für eine Wertschätzung seiner selbst, und er stürzte sich in Magnahmen, die ein weniger begünstigter Mann nicht gewagt haben würde. Alles dies scheint zu beweisen, dag ein Ministerwechsel zu nichts führt. Der eine geht, der andere kommt, und die gleichen Magnahmen, Laster und Ausschweifungen werden fortgesetzt. Es bedeutet nichts, wer Minister ist. Der Fehler liegt im System. Das Fundament und der Oberbau der Regierung sind schlecht. Stützt sie, soviel ihr wollt, sie ver-158 sinkt stets in eine Hofregierung und wird es immer tun. Ich kehre - wie versprochen. - auf das Thema der Staatsschuld zurück, dieses Ergebnis der holländisch-englischen Revolution und ihrer Magd, der Hannoveranischen Thronfolge. Indes ist es nun zu spät, um ihren Anfang zu ergründen. Jene, denen sie geschuldet wird, haben das Geld vorgeschossen, und es ist nicht ihr Verbrechen, ob es gut oder schlecht ausgegeben oder in die Tasche geschoben wurde. Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, dag es nächstens unmöglich sein wird, die Nation in dem stumpfen Zustand zu halten wie bisher, so sie fortschreitet, Natur und Prinzipien der Regierung näher zu betrachten und sich auf Steuern zu verstehen, und so sie die von Amerika, Frankreich und England miteinander vergleicht. Irgendeine Reform mug der Notwendigkeit der Sache nach bald einsetzen. Es tut nichts, ob diese Prinzipien im gegenwärtigen Augenblick mit mehr oder weniger Stärke hervordrängen. Sie sind auf dem Wege. Sie gehen in der Welt umher, und keine Macht kann sie aufhalten. Gleich einem entdeckten Geheimnis können sie nicht mehr zurückgerufen werden, und der mügte in der Tat blind sein, der nicht sähe, dag bereits eine Veränderung beginnt. Neun Millionen unproduktiver Steuern sind eine ernste Sache, und diese werden nicht nur für eine schlechte, son379

dem in großem Maße für eine fremde Regierung gezahlt. Wenn die Macht zur Anstiftung von Kriegen in die Hände Fremder gelegt wird, die nur kamen, um zu nehmen, was zu bekommen war, dann kann kaum etwas anderes erwartet werden als geschehen ist. 159 Es wurden in diesem Werk bereits Gründe dafür vorgebracht, dag Steuerreformen, worin sie auch bestehen mögen, an den laufenden Ausgaben der Regierung und nicht an jenem Teil vorgenommen werden sollten, der für die Zinsen der Staatsschuld angewandt wird. Der Zuschuf} an die Armen wird diesen völlige Erleichterung schaffen, und alle Unzufriedenheit beiseite räumen, und das Streichen jener bereits erwähnten Steuern wird der Nation mehr als die gesamten Ausgaben des verrückten amerikanischen Krieges zurückbringen. Als Gegenstand der Unzufriedenheit bleibt alsdann nur noch die Staatsschuld, und um diese zu beseitigen oder vielmehr zu verhindern, wäre es eine gute Politik der Effekteninhaber, sie als ein Eigentum zu betrachten, das wie jedeg andere einen gewissen Teil Steuern tragen muß. Dies würde ihr sowohl Popularität wie Sicherheit verleihen, und da ein großer Teil ihrer jetzigen Unbequemlichkeit durch das Kapital aufgewogen wird, das sie in Umlauf erhält, so würde eine solche Maßnahme zu dieser Bilanz noch soviel beitragen, um alle Einwände zum Verstummen zu bringen. Das könnte stufenweise so geschehen, um alles Notwendige mit der größten Leichtigkeit und Bequemlichkeit erreichen zu können. Es wäre am besten, an Stelle des Kapitals die Zinsen nach einem progressiven Verhältnis zu besteuern, und die öffentlichen Abgaben in eben dem Verhältnis zu vermindern, wie sich die Zinsen verringern. Es wäre denkbar, daß die Zinsen im ersten Jahr mit einem halben P. auf das Pfd. besteuert werden, im zweiten 100 mit noch einem weiteren P., und daß dies nach einem zu bestimmenden Verhältnis fortgesetzt wird, wobei die Steuer aber immer geringer sein müßte als irgendeine andere Steuer auf Eigentum. Eine solche Steuer könnte bei

380

Fälligkeit der Zinsen abgezogen werden, ohne daß Ausgaben für das Eintreiben entstünden. Ein halber P. auf das Pfd. würde die Zinsen und folglich die Steuern um zwanzigtausend Pfd. verringern. Auf diese Summe beläuft sich die Wagensteuer, und diese Steuer könnte im ersten Jahr aufgehoben werden. Im zweiten Jahr könnte die Steuer auf weibliche Dienstboten oder eine andere von gleichem Betrage aufgehoben werden, und wenn man so fortfährt, die vom Schuldkapital erhobene Steuer immer zu ihrer Tilgung und nicht für die laufenden Ausgaben anzuwenden, würde sie sich selbst aufheben. Ungeachtet dieser Steuer würden die Effekteninhaber weniger Steuern zahlen als jetzt. Was sie durch Aufhebung der Armensteuer, der Steuer auf Häuser und Fenster und der Kommutationssteuer einsparten, würde beträchtlich mehr als der Betrag sein, zu dem diese Steuer langsam, aber sicher aufläuft. Es scheint mir klug, Maßnahmen zu erwägen, auf die man bei möglicherweise sich ergebenden Umständen zurückgreifen könnte. Die Krise, worin sich die Angelegenheiten Europas gegenwärtig befinden, erfordert dies. Vorsorge ist jetzt Weisheit. Wenn die Besteuerung einmal gelockert ist, wird es schwer sein, sie wieder auf den alten Stand zurückzubringen; auch würde die Erleichterung nicht so wirksam sein, wenn sie nicht durch sichere und allmähliche Herabsetzung vor sich ginge. Betrug, Heuchelei und Täuschung der Regierungen wer- iei den jetzt zu gut erkannt, um ihnen noch eine lange Laufbahn zu versprechen. Die Farce der Monarchie und Aristokratie folgt in allen Ländern der des Rittertums, und Herr Burke macht sich zum Leichenbegängnis zurecht. Laßt sie denn ruhig in das Grab aller anderen Torheiten wandern, und sollen die Leidtragenden sich trösten. Die Zeit ist nicht mehr fern, da England über sich selbst lachen wird, daß es aus Holland, Hannover, Zelle oder Braunschweig Männer holen ließ, die eine Million im Jahr kosteten und die weder seine Gesetze, seine Sprache noch seine Interessen kannten, und deren Fähigkeiten sie kaum für das Amt eines Dorfpolizisten geeignet machten. Wenn die Regierung solchen Händen anvertraut werden 381

konnte, so muß sie in der Tat etwas Leichtes und Einfaches sein, und das für all diese Zwecke geeignete Menschenmaterial kann man in jeder Stadt und in jedem Dorf Englands finden. Wenn in einem Land der Welt gesagt werden kann: Meine Armen sind glücklich, weder Unwissenheit noch Elend herrscht unter ihnen, meine Gefängnisse sind frei von Gefangenen und die Strafen von Bettlern, die Alten leiden keinen Mangel, die Steuern sind nicht drückend, die vernünftige Welt ist mein Freund, weil ich der Freund ihres Glücks bin: Wenn dies gesagt werden kann, dann kann sich das Land seiner Konstitution und Regierung rühmen. Innerhalb weniger Jahre haben wir zwei Revolutionen erlebt, die Amerikas und die Frankreichs. Bei der ersten 182 war der Streit lang und der Kampf schwer; bei der letzten handelte die Nation mit so festem Impuls, dafj, da sie keine fremden Feinde zu bekämpfen hatte, die. Revolution sogleich volle Macht gewann, als sie begann. Aus diesen beiden Fallen ist ersichtlich, dafj die stärksten Mächte, die auf das Feld der Revolution geführt werden können, Vernunft und gemeinsames Interesse sind. Wo diese Gelegenheit zu wirken haben, erstirbt der Widerstand aus Furcht oder zerbröckelt durch Überzeugung. Es ist ein hoher Stand, den sie jetzt allgemein erlangt haben, und wir können nunmehr hoffen, Revolutionen oder Veränderungen in den Regierungen nach dem gleichen ruhigen Verfahren betrieben zu sehen, wodurch jede durch Vernunft und Erörterung entscheidbare Maßnahme erreicht wird. Wenn eine Nation ihre Meinung und gewohnte Denkart ändert, so läfjt sie sich nicht mehr regieren wie zuvor; aber es würde nicht nur unrechte, sondern schlechte Politik sein, mit Gewalt zu versuchen, was durch Vernunft erreicht werden sollte. Rebellion besteht in gewaltsamer Widersetzung gegen den allgemeinen Willen einer Nation, mag es durch eine Partei oder eine Regierung geschehen. Es sollte daher in jeder Nation ein Verfahren geben, um gelegentlich den Zustand der öffentlichen Meinung in bezug auf die Regierung zu ermitteln. In diesem Punkt übertraf Frankreichs alte Regierung die gegenwärtige Englands, denn bei au§er382

gewöhnlichen Anlässen konnte, was damals die Generalstände genannt wurde, befragt werden. In England jedoch gibt es keine derartigen von Zeit zu Zeit zusammentretenden Körperschaften; und was diejenigen betrifft, die jetzt Repräsentanten genannt werden, sie sind großenteils i«s bloße Hofmaschinen, Angestellte und Abhängige. Ich behaupte, daß, obwohl alle Leute in England Steuern zahlen, nicht der hundertste Teil von ihnen wahlberechtigt ist, und die Mitglieder eines, der Häuser des Parlaments repräsentieren niemand anders als sich selbst. Es gibt somit außer dem freien Willen des Volkes keine Macht, die in allen eine allgemeine Reform betreffenden Fällen das Recht zu handeln hätte. Und vermöge desselben Rechts, nach dem zwei Personen über eine solche Sache beratschlagen können, können es auch tausend. Das Ziel aller derartigen vorbereitenden Verfahren ist, die allgemeine Ansicht der Nation in Erfahrung zu bringen, um sich-von ihr leiten zu lassen. Wenn sie eine schlechte oder fehlerhafte Regierung einer Reform vorzieht oder lieber zehnmal soviel Steuern zahlt als nötig ist, so hat sie ein Recht dazu; und solange die Majorität der Minorität keine Bedingungen auferlegt, verschieden von denen, die sie sich selbst auferlegt, gibt es keine Ungerechtigkeit, wenn es auch viele Irrtümer geben mag. Auch wird der Irrtum nicht lange bestehen. Vernunft und Erörterung werden die Dinge bald richtigstellen, wie falsch sie auch anfangen mögen. Bei einem solchen Vorgehen ist kein Aufruhr zu befürchten. Die Armen aller Länder sind von Natur aus friedlich und dankbar für alle Reformen, die ihr Interesse und ihr Glück einschließen. Nur wenn sie vernachlässigt un4 zurückgestoßen werden, werden sie aufrührerisch. Die Gegenstände, die sich gegenwärtig der öffentlichen Aufmerksamkeit aufdrängen, sind die Französische Revolution sowie die Aussichten einer allgemeinen Revolution in den Regierungen. Von allen europäischen Nationen ist keine i«4 so sehr an der Französischen Revolution interessiert wie England. Nach jahrhundertelanger Feindschaft, und dies unter ungeheuren Kosten und ohne nationales Anliegen, bietet sich jetzt von selbst die Gelegenheit, das Schauspiel freundschaftlich zu beschließen und die Anstrengun383

gen zu vereinigen, um das übrige Europa zu reformieren. Hierdurch werden sie nicht nur weiteres Blutvergießen und weitere Steuererhöhungen vermeiden, sondern auch in die Lage kommen, einen beträchtlichen Teil ihrer gegenwärtigen Lasten loszuwerden, wie bereits dargelegt wurde. Lange Erfahrung hat indessen gezeigt, dag Reformen dieser Art nicht dasjenige sind, was die alten Regierungen zu fördern wünschen, und darum bieten sich diese Dinge den Nationen und nicht diesen Regierungen dar. In einem früheren Abschnitt dieses Werkes habe ich von einer Allianz zwischen England, Frankreich und Amerika zu Zwecken, die später erwähnt werden sollten, gesprochen. Wiewohl ich keine unmittelbare Vollmacht von Seiten Amerikas habe, schließe ich doch aus guten Gründen, daß es zur Erwägung eines solchen Schrittes geneigt ist, vorausgesetzt, daß die Regierungen, mit denen es sich verbünden würde, als Nationalregierungen und nicht als Höfe handelten, die in Intrige und Geheimnis gehüllt sind. Daß Frankreich als Nation wie als Nationalregierung ein Bündnis mit England fördern würde, ist gewiß. Nationen wie Individuen werden, wenn sie lange Zeit Feinde waren, ohne zu wissen warum und ohne einander zu kennen, um so bessere i«5 Freunde, wenn sie die Irrtümer und Täuschungen entdecken, unter denen si? handelten. Ich will, die Möglichkeit einer solchen Verbindung also zugegeben, einige Dinge anführen, durch die eine solche Allianz, die mit Holland einbegriffen, nicht nur den unmittelbar beteiligten Parteien, sondern ganz Europa nützlich sein könnte. Es ist gewiß, glaube ich, daß die Flotten Englands, Frankreichs und Hollands, wenn sie verbündet wären, mit Erfolg eine Begrenzung und allgemeine Verminderung aller europäischen Kriegsflotten auf ein zu vereinbarendes bestimmtes Verhältnis vorschlagen könnten. Erstens, daß von keiner europäischen Macht, sie selbst einbegriffen, ein neues Kriegsschiff gebaut wird. Zweitens, daß alle jetzt bestehenden Kriegsflotten auf etwa ein Zehntel ihrer gegenwärtigen Stärke reduziert werden sollen. Dadurch werden Frankreich und England wenigstens je zwei Millionen Sterling im Jahr einsparen. 384

wobei ihre relative Stärke im gleichen Verhältnis stünde wie jetzt. Wenn die Menschen es sich gestatteten, nachzudenken, wie vernünftige Wesen nachdenken sollten, so wird ihnen, abgesehen von aller moralischen Erwägung, nichts lächerlicher und widersinniger erscheinen, als sich die Kosten zu machen, um Kriegsflotten zu bauen, sie mit Männern auszurüsten und dann aufs Meer zu schicken, um zu versuchen, wer den anderen am schnellsten versenken kann. Der Friede, der nichts kostet, ist mit unendlich mehr Vorteil verbunden als irgendein Sieg mit allen seinen Kosten. Doch dies entspricht zwar am besten dem Zweck der Nationen, aber nicht dem der Hofregierungen, deren hergebrachte Politik in Vorwänden zu Steuern, Stellen und Ämtern besteht. Es ist, denke ich, ebenfalls gewiß, daß die oben genannten 166 verbündeten Mächte, zusammen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, mit Erfolg Spanien den Vorschlag machen könnten, Südamerika Unabhängigkeit zu gewähren und diese unermeßlich ausgedehnten und reichen Länder dem allgemeinen Welthandel zu eröffnen, wie es nun mit Nordamerika der Fall ist. Wieviel rühmlicher und vorteilhafter für sich selbst handelt eine Nation, wenn sie ihre Kräfte einsetzt, um die Welt von der Knechtschaft zu befreien und sich Freunde zu schaffen, als sie zur Vermehrung der Verwüstung, Verheerung und des Elends zu gebrauchen. Das abscheuliche Schauspiel, das die englische Regierung jetzt in Ostindien aufführt, paßt eigentlich nur zu Goten und Vandalen, die, bar aller Prinzipien, die Welt beraubten und quälten, an der sich zu erfreuen sie unfähig waren. Die Erschließung Südamerikas würde dem Handel ein unermeßliches Feld und den Manufakturwaren einen bereiten Geldmarkt verschaffen, den die östliche Welt nicht aufweist. Der Osten ist bereits ein Land mit einer Fülle von Erzeugnissen, deren Einfuhr nicht nur den Manufakturen Englands schadet, sondern diesem auch bares Geld entzieht. Auf seiten Englands beträgt der jährlich auf ostindischen Schiffen abgehende Gegenwert dieses Handels regelmäßig mehr als eine halbe Million in Silber. Dies, zusammen mit der deutschen Intrige und den deutschen Sub25

Thomas Paine

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sidien, ist der Grund, warum es in England so wenig Silber gibt. Aber jeder Krieg, so verderblich er für die Nation sein 187 mag, ist Errte für solche Regierungen. Er hilft, trügerische Erwartungen zu erhalten, die das Volk abheilten, die Mängel und Mißbräuche der Regierung zu untersuchen. Es ist das sieh hier! und sieh dort! das die- Menge unterhält und betrügt. Niemals bot sich England wie ganz Europa eine so gute Gelegenheit, wie die beiden Revolutionen in Amerika und Frankreich sie geschaffen haben. Durch die erste erhielt die westliche Welt und durch die letzte Europa in einer Nation eine Vorkämpferin der Freiheit. Wenn sich eine andere Nation Frankreich anschließt, werden sich Despotismus und schlechte Regierung kaum hervorwagen. Um einen gängigen Ausdruck zu gebrauchen: Das Eisen wird warm in ganz Europa. Der beleidigte Deutsche und der versklavte Spanier, der Russe und der Pole fangen an zu denken. Das gegenwärtige Zeitalter wird später das Zeitalter der Vernunft genannt zu werden verdienen 142, und die gegenwärtige Generation wird der künftigen- als der Adam einer neuen Welt erscheinen. Wenn alle Regierungen in Europa auf das Repräsentativsystem begründet sein werden, werden die Nationen einander kennenlernen, und die Feindseligkeiten und Vorurteile, geschürt durch die Intrigen und die List der Höfe, werden verschwin'den. Der unterdrückte Soldat wird ein freier Mann, der gequälte Matrose wird nicht mehr wie ein Verbrecher durch die Straßen geschleppt; in Sicherheit wird er auf Handelsschiffen fahren. Es wäre besser, wenn die Nationen den Sold für die Soldaten auf Lebenszeit zahlten, sie entließen und sie der Freiheit und ihren Freunden wiedergäben und die Rekrutierung einstellten, als sie in dieser Menge unter gleichen Kosten in einem für sie selbst und der Gesellschaft unnützen Zustand zu erhalten. ie8 Nach der Art zu urteilen, wie die Soldaten in den meisten Ländern bisher behandelt wurden, könnte gesagt werden, daß sie keinen Freund haben. Von den Bürgern in dem Gefühl gemieden, sie seien Feinde ihrer Freiheit, und zu oft von denen beleidigt, die ihnen befehlen, war ihre Lage 386

doppelt gedrückt. Doch wo ein Volk von den echten Prinzipien der Freiheit durchdrungen ist, werden alle Dinge wieder in ihre Ordnung gebracht, und der höflich behandelte Soldat wird die Höflichkeit erwidern. Bei einem Nachdenken über Revolutionen erkennt man leicht, dag diese aus zwei verschiedenen Ursachen entstehen können; einmal, um großes Ungemach zu vermeiden oder loszuwerden; zum anderen, um etwas Grofjes und positiv Gutes zu erlangen; beide Arten könnten durch die Bezeichnung aktive und passive Revolution unterschieden werden. Bei denen, die der ersten Ursache entspringen, ist das Gemüt verbittert und mürrisch, und die durch Drohung erreichte Abhilfe wird zu oft durch Rache befleckt. Bei denen aber, die der letzten Ursache entspringen, richtet sich das Herz mehr belebt als erregt auf den Gegenstand. Vernunft und Erörterung, Überredung und Oberzeugung werden die Waffen des Kampfes, und nur wenn man diese zu unterdrücken versucht, greift man auf Gewillt zurück. Wenn die Menschen vereint übereinstimmen, dag eine Sache gut ist, wenn sie erlangt werden könnte, zum Beispiel Befreiung von einer Steuerlast und Ausrottung der Bestechung, so ist das Ziel schon mehr als zur Hälfte erreicht. Was sie als Zweck billigen, werden sie in den Mitteln befördern. Will irgend jemand angesichts des gegenwärtigen Über-1«9 mages an Steuern, die so schwer auf den Armen liegen, behaupten, dag ein Zuschug von fünf Pfd. jährlich für einhundertundviertausend Familien keine gute Sache ist? Will jemand behaupten, dag ein Zuschug von sieben Pfd. jährlich für einhunderttausend andere arme Familien - von acht Pfd. jährlich für nochmals einhunderttausend arme Familien, und von zehn Pfd. jährlich an fünfzigtausend arme und verwitwete Familien keine gute Sache sind? Und will jemand, um noch einen Schritt weiterzugehen, behaupten, dag es keine gute Sache ist, für die Unglücksfälle, denen alles menschliche Leben ausgesetzt ist, vorzusörgen durch Sicherstellung von sechs Pfd. jährlich für alle armen, bedrängten und in Not geratenen Personen im Alter von fünfzig bis sechzig Jahren, und von zehn Pfd. jährlich von sechzig Jahren an? 387

Will jemand behaupten, dag die Abschaffung der Armensteuer im Betrag von zwei Millionen für die Hausmütter und der gesamten Haus- und Fenstersteuer sowie der Kommutationssteuer keine gute Sache sind? Oder will jemand behaupten, daß es eine schlechte Sache ist, die Bestechung abzuschaffen? Wenn daher das zu erlangende Gute einer passiven, vernünftigen und kostenfreien Revolution Wert ist, so wäre es unklug, lieber auf ein Unheil zu warten, das zu einer gewaltsamen Revolution zwingen würde. Betrachte ich die jetzt in ganz Europa vor sich gehenden und sich verbreitenden Reformen, dann weiß ich nicht, ob England bis zuletzt warten will. Wo sich Anlaß und Gelegenheit friedlich darbieten, ist es besser, sie zu ergreifen, als auf eine stürmische Notwendigkeit zu warten. Es mag den animalischen Fähigkeiten des Menschen zur Ehre gereichen, 170 dag er sich durch Mut und Drohung Abhilfe schaffen kann, allein weit größere Ehre macht es seinen Vernunftskräften, denselben Zweck durch Vernunft, Anpassung und allgemeine Einwilligung zu erreichen *. * Ich weiß, daß viele der aufgeklärtesten Menschen in Frankreich, und nicht nur die allgemeine Menge der Bürger, sondern viele der wichtigsten Mitglieder der früheren Nationalversammlung, der Meinung sind (es wird immer einige geben, die weiter sehen als andere), daß das monarchische System in diesem Lande nicht mehr viele Jahre bestehen wird. Sie haben eingesehen, daß, da Weisheit nicht erblich gemacht werden kann, Macht nicht erblich gemacht werden sollte, und dal) ein Mann, um eine Million Sterling im Jahr bei der Nation zu verdienen, einen Geist haben müßte, fähig, alles vom Atom bis zum Universum zu erfassen, was ihn, wäre das der Fall, über Bezahlung erhaben machen würde. Doch sie wollten die Nation nicht schneller voranführen, als deren eigene Vernunft und eigenes Interesse es vorschrieben. In allen Gesprächen über diesen Gegenstand, denen ich beiwohnte, w a r der Hauptgedanke immer, daß, wenn nach der allgemeinen Meinung der Nation eine solche Zeit gekommen sei, es ein ehrenhaftes und liberales Verfahren wäre, der Person, die das monarchische Amt bekleidet, wer immer sie sein mag, ein anständiges Geschenk in Form eines Besitztums zu machen, womit sie sich, im Besitze ihres Anteils allgemeiner Rechte und Privilegien, zum Genüsse ins Privat-

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Wenn sich Reformen oder Revolutionen, man nenne sie wie man mag, unter den Nationen verbreiten, werden diese Nationen Verbindungen und Konventionen eingehen, und wenn einige auf solche Art verbündet sind, wird der Fortschritt rasch sein, bis Despotismus und verderbte Regierungen vollständig vertrieben sind, zumindest aus den beiden Erdteilen Europa und Amerika. Der algerischen Seeräuberei kann dann Einhalt geboten werden, denn sie existiert nur infolge der gegeneinander gerichteten bösartigen Politik der alten Regierungen. In diesem ganzen Werk, so mannigfaltig und zahlreich 1 7 i die Gegenstände sind, die ich behandelt und untersucht habe, findet sich nur ein einziger Paragraph über Religion, viz. „daß jede Religion gut ist, die den Menschen gut zu sein lehrt" 143. Ich habe sorgfältig vermieden, mich über diesen Gegenstand zu verbreiten, weil ich geneigt bin zu glauben, daß das, was das gegenwärtige Ministerium heißt, die Streitigkeiten über Religion aufrechtzuerhalten wünscht, um zu verhindern, daß sich die Aufmerksamkeit der Nation Gegenständen der Regierung zuwendet. Es ist, als sagte es: .Seht dahin oder dorthin, aber nicht hierher 1" Da aber die Religion recht unziemlich zu einem politischen Werkzeug gemacht und dadurch ihr Wesen [reality] zerstört wird, will ich am Schluß dieses Werkes darlegen, in welchem Licht mir die Religion erscheint. Denken wir uns eine große Familie mit vielen Kindern, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, an einem besonderen Tage oder bei einer besonderen Gelegenheit ihren Eltern Zeichen ihrer Zuneigung und Dankbarkeit darzubringen, so würde jedes von ihnen eine verschiedene Gabe und höchstwahrscheinlich auf verschiedene Art darreichen. Einige würden ihre Glückwünsche in Verse oder Prosa einkleiden, wie es ihnen ihr Herz eingäbe, oder je nachdem sie damit eine Freude meinen bereiten zu können. Und die kleinsten von allen, die zu nichts dergleichen fähig wären, leben zurückziehen könnte, ohne ferner der Öffentlichkeit wegen ihres Tuns und Lassens mehr Rechenschaft schuldig zu sein als irgendein anderer Bürger.

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würden vielleicht im Garten oder auf dem Felde herumlaufen und pflücken, was sie für die schönste Blume hielten, wenn es auch vielleicht nur einfaches Unkraut wäre. Die Eltern würden von einer solchen Mannigfaltigkeit mehr er172 freut sein, als wenn sie alle nach einem verabredeten Plan gehandelt hätten und jedes genau dieselbe Gabe dargebracht hätte. Dies würde das kalte Ansehen eines berechneten Tuns oder das harte des Zwanges haben. Doch von allen unwillkommenen Dingen würde die Eltern nichts mehr betrüben, als zu erfahren, Knaben und Mädchen wären sich alle hinterher in die Haare gefallen und hätten sich geprügelt, zerkratzt, beschimpft und geschmäht, welches das beste oder das schlechteste Geschenk gewesen wäre. Warum sollten wir nicht glauben, daß der große Vater aller sich über eine Mannigfaltigkeit in der Anbetung freut und daß die größte Kränkung seiner darin besteht, wenn wir einander zu quälen und elend zu machen suchen? Ich für mein Teil bin vollkommen überzeugt, daß was ich jetzt tue, in dem Bestreben, die Menschheit zu versöhnen, ihre Lage glücklicher zu machen, Nationen zu vereinigen, die bisher Feinde waren, die abscheuliche Praxis des Krieges auszurotten und die Ketten der Sklaverei und Unterdrückung zu brechen, in seinen Augen annehmbar ist, und da dies der beste Dienst ist, den ich verrichten kann, verrichte ich ihn mit Freuden. Ich glaube nicht, daß zwei Menschen über sogenannte Glaubensfragen (doctrinal points] gleich denken, wenn sie überhaupt denken. Nur diejenigen, die nie gedacht haben, scheinen übereinzustimmen. Es verhält sich damit gerade so wie mit dem, was britische Konstitution genannt wird. Man hat als erwiesen angenommen, daß sie gut sei, und Lobsprüche haben die Stelle des Beweises vertreten. Allein wenn die Nation dahin gelangt, ihre Prinzipien zu untersuchen und die Mißbräuche, die sie erlaubt, wird sie mehr Fehler darin entdecken, als ich in diesem und dem vorangegangenen Werk gezeigt habe. Was die sogenannten Staatsreligionen betrifft, so könn173. ten wir ebensogut von Staatsgöttern reden. Es sind das entweder politische Kniffe oder Überbleibsel des Heidentums, - als noch jede Nation ihre eigene und besondere Gottheit 390

hatte. Unter allen Schriftstellern der englischen Geistlichkeit, die den allgemeinen Gegenstand der Religion behandelt haben, hat noch keiner den jetzigen Bischof von L[l)andaff übertroffen, und mit großem Vergnügen ergreife ich hier die Gelegenheit, ihm meine Achtung auszudrücken 144. Ich habe nun den gesamten Gegenstand abgeschritten, wenigstens soweit er mir im Augenblick zu gehen scheint. Seit den fünf Jahren meines Aufenthalts in Europa war es immer meine Absicht, eine Adresse über den Gegenstand der Regierung an das englische Volk zu richten, sofern sich eine Gelegenheit böte, bevor ich nach Amerika zurückginge. Herr Burke hat sie mir gegeben, und ich danke ihm. Vor drei Jahren drang ich bei einer gewissen Gelegenheit in ihn, einen ordentlich zu wählenden Nationalkonvent vorzuschlagen, um die Lage der Nation zu erwägen, allein ich fand, daß sosehr auch damals die Strömung im Parlament seiner Partei entgegengesetzt war, diese dennoch die, Politik verfolgte, alles im Rahmen der Bestechung zu belassen und sich auf den Zufall zu verlassen. Lange Erfahrung hatte gezeigt, daß das Parlament stets dem Wechsel der Minister folgt, und darauf setzten sie ihre Hoffnungen und Erwartungen. Wenn sich früher ein Zwiespalt über die Regierung erhob, griff man zum Schwert, und die Folge war ein Bürgerkrieg. Dieser wilde Brauch wurde durch ein neues System verdrängt, und man beruft sich auf Nationalkonvente. Erörterung und allgemeiner Wille entscheiden die m Frage; die Privatmeinung weicht ihnen mit anständiger Haltung, und die Ordnung wird ohne Unterbrechung gewahrt. Einigen Herren hat es gefallen, die Prinzipien, auf die sich diese Schrift und der erste Teil der Rechte des Menschen gründen, »eine neumodische Lehre" zu nennen. Die Frage ist nicht, ob diese Prinzipien neu oder alt, sondern ob sie richtig oder falsch sind. Das erste unterstellt, will ich ihre Wirkung durch ein leicht verständliches Gleichnis zeigen. Es ist jetzt Mitte Februar. Würde ich einen Ausflug aufs Land machen, so böten mir die Bäume ein entlaubtes. 391

winterliches Aussehen. Die Leute pflegen im Vorübergehen oft Zweige abzubrechen, und vielleicht täte ich dqs gleiche und bemerkte zufällig, dafj eine einzelne Knospe an diesem Zweig begonnen hat zu schwellen. Ich würde sehr unvernünftig urteilen oder vielmehr gar kein Urteil verraten, wollte ich annehmen, dies sei die einzige Knospe in England, die dieses Aussehen habe. Statt so zu entscheiden, würde ich sogleich schließen, daß dieselbe Erscheinung allenthalben anfinge oder anzufangen im Begriff stände; und wenngleich der vegetabilische Schlaf bei manchen Bäumen und Pflanzen länger andauert als bei anderen und wenn auch einige von ihnen vielleicht zwei oder drei Jahre nicht blühen, werden doch alle im Sommer in Laub stehen, die verfaulten ausgenommen. Ob der politische Sommer mit dem natürlichen gleichen Schritt halten wird, kann keine menschliche Voraussicht bestimmen. Es ist jedoch unschwer zu erkennen, daß der Frühling angebrochen ist. So allen Nationen von ganzem Herzen Freiheit und Glück wünschend, schließe ich den ZWEITEN TEIL.

Anhang

Da sich die Herausgabe dieses Werkes übej die vorgesehene Zeit verzögert hat, halte ich es nach Erwägung aller Umstände für angebracht, die Ursachen darzulegen, die diese Verzögerung herbeiführten. Der Leser wird wahrscheinlich bemerken, daß einige Teile des in dieser Schrift enthaltenen Plans zur Herabsetzung der Steuern und gewisse Stellen in Herrn Pitts Rede anläßlich der Eröffnung der gegenwärtigen Sitzungsperiode [des Parlaments] am Dienstag, dem 31. Januar 145, so sehr einander gleichen, daß sie den Gedanken nahelegen, entweder habe der Verfasser den Hinweis von Herrn Pitt oder Herr Pitt ihn vom Verfasser übernommen. - Ich will zunächst auf die Stellen verweisen, die sich gleichen, dann die mir bekannten Umstände anführen und es dem Leser überlassen, seine Schlüsse daraus zu ziehen. Ist es schon ein fast beispielloser Fall, daß eine Abnahme von Steuern vorgeschlagen wird, so ist es ebenso außerordentlich, daß zwei Personen zu gleicher Zeit darauf kommen sollten, um so mehr (angesichts der großen Menge und Vielfalt der Steuern), wenn beide auf die gleichen besonderen Steuern verfallen. Erwähnt wurden in der Rede Herrn Pitts die Steuern auf Karten und 'Wagen, die auf weibliche Dienstboten, die Herabsetzung der Steuern auf Kerzen und die Aufhebung der Steuern von drei Sch. auf Häuser mit weniger als sieben Fenstern. Jede dieser besonderen Steuern macht einen Teil des in diesem Werk enthaltenen Planes aus, und ihre Aufhebung wurde gleichfalls vorgeschlagen. Herrn Pitts Plan geht freilich nicht über eine Verminderung von dreihundertundzwanzigtausend Pfd. hinaus, und die in diesem Werk vorgeschlagene Verminderung beläuft sich auf annähernd sechs Millionen. Ich bezog meine Berechnungen auf Staatseinkünfte in Höhe von sechzehneinhalb Millionen, wobei 393

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ich erklärte, dafj sie »fast annähernd, wenn nicht ganz siebzehn Millionen* ausmachten 146 . Herr Pitt gibt sie mit 16 690 000 Pfd. an. Ich verstehe genug von der Sache, um sagen zu können, dafj er sie nicht zu hoch angegeben hat. Nachdem ich nun die sich entsprechenden Einzelheiten dieses Werkes und seiner Rede angegeben habe, will ich eine Reihe von Umständen darlegen, die einige Aufklärung ergeben könnten. Der erste Hinweis auf eine Steuerverminderung, ausgelöst durch die Französische Revolution, findet sich in der ADRESSE und DEKLARATION der Herren, die am 20. August 1791 in der Thatched-House Tavern zusammenkamen 147 . Unter vielen anderen in dieser Adresse angeführten Einzelheiten wird den zur Regierung gehörenden 178 Gegnern der Französischen Revolution die Frage vorgelegt: .Sind Sie besorgt, daß es mit dem Vorwand zu neuen drückenden Steuern und der Veranlassung, viele alte weiterbestehen zu lassen, ein Ende hat?" 148 Es ist wohlbekannt, dafj die vornehmlich in der ThatchedHouse Tavern verkehrenden Leute Verbindungen zum Hof haben, und diese nahmen die Adresse und die Deklaration, die Französische Revolution und eine Steuerherabsetzung betreffend, so übel, dafj der Wirt sich genötigt sah, den Herren, die an der Zusammenkunft am 20. August beteiligt gewesen und noch eine weitere abzuhalten beabsichtigt hatten, mitzuteilen, dafj er sie nicht aufnehmen könne*. Was in der Adresse und Deklaration bezüglich der Steuern und Regierungsprinzipien nür angedeutet wurde, ist in diesem Werk in ein regelrechtes System gebracht * Der Herr, der als Vorsitzender der Versammlung die Adresse und die Deklaration unterzeichnete, Herr Hörne Tooke, der auch allgemein als ihr Verfasser gilt, hat sie so sehr gerühmt, dafj man ihm scherzhaft vorwarf, sein eignes Werk zu loben. Um ihn von dieser Verlegenheit zu befreien und ihm die Mühe zu ersparen, den Verfasser nochmals zu nennen, was zu tun er nicht unterlief;, sage ich ohne Anstand, dafj ich bereitwillig die Gelegenheit ergriff, um aus der Französischen Revolution Nutzen zu ziehen, und die fragliche Schrift aufsetzte und diese ihm und einigen anderen Herren zeigte. Sie billigten sie vollkommen, hielten eine Versammlung ab, um sie bekanntzumachen, und zeichneten fünfzig Guinees zur Bestreitung der Veröffentlichungskosten. Ich glaube, dag es gegen-

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worden. Da indes Herrn Pitts Rede einige der nämlichen Punkte über Steuern enthält, komme ich nun auf die zuvor erwähnten Umstände. Der Fall ist der: Dieses Werk sollte genau vor Zusammentritt des Parlaments veröffentlicht werden, und zu diesem Zweck wurde ein großer Teil des Manuskripts im September dem Drucker übergeben; das gesamte übrige Manuskript bis Seite 160, das den mit der Rede des Herrn Pitt übereinstimmenden Teil enthält, wurde ihm volle sechs Wochen vor Zusammentritt des Parlaments übergeben, und es wurde ihm die Zeit gesagt, wann es erscheinen sollte. Etwa vierzehn Tage vor Zusammentritt des Parlaments 177 hatte er fast alles gesetzt und bis Seite 112 gedruckt und mir eine Korrekturfahne des nächsten Bogens bis Seite 128 gegeben. Die Sache war weit genug gediehen, um zur bestimmten Zeit herauszukommen, zumal zwei weitere Bogen druckfertig waren. Ich hatte ihm zuvor mitgeteilt, daß ich Teile des Werkes in eine andere Druckerei geben könnte, falls ihm die Zeit knapp würde, was er mich aber nicht zu tun bat. So stand das Werk am Dienstag, vierzehn Tage vor Zusammentritt des Parlaments, als er mir, ohne mich vorher das mindeste merken zu lassen, wiewohl ich den Abend zuvor bei ihm gewesen war, plötzlich durch einen seiner Gesellen das ganze übrige Manuskript von Seite 112 an zuschickte und mir sagen ließ, daß er aui keinen Fall weiter drucken wolle. Für dieses seltsame Verheilten fand ich keinerlei Erklärung, da er an der Stelle abbrach, wo die Erörterung über Regierungssysteme und -prinzipien endete und wo der Plan für die Herabsetzung der Steuern, die Erziehung der Kinder und die Unterstützung der Armen und Alten beginnt; und besonders deshalb nicht, weil er mir bei Beginn des Druckes, bevor er das ganze Manuskript gesehen hatte, wärtig in England eine gröfjere Anzahl von Männern gibt als je zuvor, die nach uneigennützigen Prinzipien handeln und den Vorsatz gefaßt haben, Wesen und Praxis der Regierung selbst zu untersuchen und nicht, wie es bisher der Fall war, der Regierung im allgemeinen oder dem Parlament oder der Parlamentsopposition blindlings zu trauen. Wäre dies ein Jahrhundert früher geschehen, so hätten Bestechung und Steuern nicht das jetzige Ausmaß erreicht.

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tausend Pfd. für das Copyright und das künftige Copyright des ersten Teils der Rechte des Menschen angeboten hatte. Ich sagte dem Überbringer dieses Antrags, daß ich diesen nicht annehme und ihn nicht erneuert zu sehen wünschte, als Grund angebend, daß ich zwar den Drucker für einen ehrlichen Mann hielte, es aber nie der Macht eines Druckers oder Herausgebers überantworten würde, ein Werk von mir zu unterdrucken oder zu verändern, indem ich ihn zum Herrn des Manuskripts machte oder ihm das Recht gäbe, es einem Minister oder einer anderen Person zu verkaufen, oder das als bloßen Gegenstand des Handels zu verwenden, was nach meiner Absicht als Prinzip wirken sollte. Seine Weigerung, das Werk (das er nicht kaufen konnte) fertig zu drucken, nötigte mich, einen anderen Drucker zu suchen, was folglich die Veröffentlichung bis nach dem Zusammentritt des Parlaments hinzog, andernfalls hätte man gesehen, dag Herr Pitt nur einen Teil des Planes aufgenommen, den ich umfassender dargelegt hatte. Ob dieser oder ein anderer Herr das Werk oder einen Teil desselben eingesehen hat, ist mehr, als ich zu sagen berechtigt bin. Aber die Art, wie es mir zurückgegeben wurde, und der besondere Zeitpunkt, zu dem das geschah, und das noch nach den gemachten Angeboten, sind allerdings verdächtige Umstände. Ich weiß, welches die Meinung der Buchhändler und Herausgeber in einem solchen Fall ist, über meine eigene Meinung möchte ich mich in178 dessen nicht erklären. Es gibt viele Wege, auf denen sich andere Personen Korrekturfahnen verschaffen können, bevor ein Werk öffentlich erscheint. Hierzu möchte ich einen gewissen Umstand anfügen, nämlich: Ein dem Ministerium nahestehender Buchhändler in Piccadilly, bei dem - einem Gerücht zufolge - der Schreiber eines der mit dem Ministerium eng verbundenen Ämter (des Amtes für Handel und Pflanzungen, dessen Präsident Hawk[e]sbury ist) das, was er mein Leben nennt (ich wünschte, sein eigenes und das der Kabinettsmitglieder wären ebenso gut) herausgegeben hat 1 4 9 , pflegte seine Bücher in der nämlichen Druckerei drucken zu lassen, deren ich mich bediente. Aber als der erste Teil der Rechte des Menschen herauskam, nahm er ärgerlich sein Werk 396

zurück, und etwa eine Woche oder zehn Tage bevor der Drucker mein Manuskript zurückschickte, kam er und trug ihm sein Werk aufs neue an, welches auch angenommen wurde. Das mußte ihm folglich Zugang zur Druckerei verschaffen, wo damals die Bogen dieses Werkes lagen; und da Buchhändler und Drucker frei miteinander umgehen, hatte er Gelegenheit zu sehen, was vorging. - Die Sache mag sich indes verhalten, wie sie will, Herrn Pitts Plan, so gering und verkürzt er auch ist, würde ein sehr fatales Ansehen gehabt haben, wäre dies Werk zu der mit dem Drucker vereinbarten Zeit erschienen. Ich habe nunmehr die Einzelheiten angeführt, die die Verzögerung veranlagten, von dem Vorschlag des Kaufs bis zur Verweigerung des Drucks. Wenn alle die Herren unschuldig sind, so trifft es sich sehr unglücklich, daß eine solche Vielzahl verdächtiger Umstände ungewollt zusammenkommen. Nachdem ich dies abgeschlossen habe, will ich zum Schlug noch einen anderen Umstand anführen. Etwa zwei oder drei Wochen vor Zusammentritt des Parlaments wurde dem Sold der Soldaten eine geringe Zulage gemacht, die sich auf ungefähr zwölf Sch. und sechs P. im Jahr belief, oder vielmehr, ihr Sold wurde um soviel weniger beschnitten. Einige Herren, die etwas davon wußten, dag dieses Werk einen Reformplan bezüglich der gedrückten Lage der Soldaten enthalten würde, wünschten, daß ich dem Werk eine Anmerkung anfügen sollte, die besagte, daß der Teil über diesen Gegenstand schon einige Wochen vor dem Vorschlag der Solderhöhung in der Hand des Druckers gewesen wäre. Ich lehnte das ab, da man es als Eitelkeit auslegen könnte oder als Bemühen, Verdacht zu erregen (für. den es vielleicht keinen Grund gab), daß einige Herren von der Regierung durch das eine oder andere Mittel den Inhalt dieses Werkes ausfindig gemacht hätten: Und wäre nicht der Druck auf solche Art unterbrochen worden, daß sich eine Verzögerung des festgesetzten Veröffentlichungstermins ergab, so würde nichts, was in diesem Anhang enthalten ist, erschienen sein. THOMAS PAINE

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Anmerkungen des Herausgebers

1 Vgl. folgende Reden von E. Burke im britischen Unterhaus, in: The speeches of [...) Edmund Burke, in the House of Commons, and in Westminster-Hall. London 1816. Vol. I. Petitions for reconciliation with America. January 23, 1775. S. 251-?54. January 26. S. 254-258. January 31. S. 258-259. Address on the disturbances in North America. February 2. S. 260-263. Lord North's proposition for conciliation with America. February 20 S. 263-267. Bill for restraining the commerce of the New England colonies, and prohibiting their fishing on the Banks ofNewfoundland. March6. S. 267-271. March 8. S. 271. Mr. Burke's resolutions for conciliation with the colonies. March 22. S. 272-353. M. Burke's bill for composing the present troubles in America. November 16. S. 354-361. Motion for revising the laws by which the Americans think themselves aggrieved. November 6, 1776. S. 362-368. Vgl. auch Reden von Burke: May 8, 1770. S. 41 ff. March 25, 1774. S. 174 ff. April 19, 1774. S. 178 ff, May 2, 1774. S. 241 ff. June 10, 1774. S. 246 ff. Vgl. hierzu Einleitung. S. 48. 2 Vgl.: The Speeches of ( . . . ] Edmund Burke. A. a. O. Vol. III. Army estimates - French revolution - difference of opinion between Mr. Burke and Mr. Fox. February 9, 1790. S. 450-472. Vgh Einleitung. S. 49. 3 Brief von Th. Paine an E. Burke. Paris January 17, 1790. Eine Abschrift des Briefes befindet sich in den Fitzwilliam Burke MSS der Northamptonshire Record Society in Delapre Abbey, Northampton. Eine weitere Abschrift ist im Besitz von Herrn James' M. Osborn, Yale University, New Haven, Connecticut. Das Northampton Exemplar wurde veröffentlicht von J. T. Boulton: An unpublished letter from Paine to Burke. .Durham University Journal", n. s. XII. No. 2. March 1951. S. 50-54. 4 Reflections on the revolution in France, and on the proceedings in certain societies in London relative to that event. In a letter intended to have been sent to a gentleman in Paris. By the Right Honourable Edmund Burke. London: J. Dodsley 1790 [1. ed.] 8°. 356 S.

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4 a Der erwähnte Brief an den .Privatsekretär" (wahrscheinlich André Morellet. Vgl. dessen . Mémoires". Paris 1823. T. I. S. VII. 325. 335) mag identisch sein mit dem (von A. O. Aldridge jüngst in der Bibliothèque Publique de Nantes entdeckten) unter August 1787 datierten Brief von Paine an ein Mitglied der französischen Administration. Vgl. die vorzüglich dokumentierte Biographie von A. O. Aldridge: Mem of reason. The life of Thomas Paine. Philadelphia/New York 1959. S. 118 f. und 331.

Oer Brief von Morellet (?] an Paine wurde nicht ermittelt. Was Paines Brief an Burke betrifft, so heißt es in einem (bisher nur auszugsweise veröffentlichten) Brief von Paine an Burke (R.Gimbel: The resurgence of Thomas Paine. Worcester, Mass. 1961. S. 416), datiert Broad Street Buildings [London], August 7, 1788: .Ich habe vom Krieg und dem Elend, das er mit sich bringt, genug kennengelernt, um zu wünschen, daß er auf immer von. der Erde verschwinden und' ein anderes Mittel als das der Zerstörung, angewendet werden möchte, um Streitigkeiten zu schlichten und beizulegen, die in dem nachbarlichen Verhältnis der Nationen etwa entstehen könnten." [Vgl. hierzu Rechte. S. 120 f.] Zwar hatte ich meine politische Laufbahn mit der Einführung der Unabhängigkeit von Amerika beendet [ . . . ] doch schien sich mir [ . . . ) eine gute Gelegenheit zu eröffnen, England und Frankreich zu einem besseren gegenseitigen Verständnis zu bringen, als bisher bestanden hat, und da jeder Versuch, Gutes zu tun, dem Menschen ein glückliches Gefühl des Trostes gibt, schrieb ich also über diesen Gegenstand an den Abbé Morellet." 5 Wohl Anspielung auf die inneren Zwistigkeiten in den Niederlanden, die William Pitt sich in der Weise zunutze machte, daß er die französische Partei in den Niederlanden von preußischen Truppen niederschlagen ließ und die Niederlande an England band, und zwar mit Hilfe des Defensiwertrags zwischen den Niederlanden, Preußen und England (April 1788). 6 Im Mai 1790 teilte die britische Regierung dem Parlament mit, daß britische Schiffe, die friedlich im Nootka-Sund, an der Nordwestküste Amerikas, gefischt hätten, von spanischen Behörden aufgebracht worden seien, und sie ließ sich im Hinblick auf einen möglichen Krieg mit Spanien eine Million Pfd. Kriegskredite bewilligen. Der Koriflikt zwischen den beiden Ländern wurde durch eine am 28. Oktober 1790 vereinbarte Konvention beigelegt. 7 Revolutions-Gesellschaften bestanden seit einigen Jahren in verschiedenen englischen Städten. Sie erstrebten keine Revolution, sondern waren bemüht, die Erinnerung an die Revolution von 1688 wachzuhalten. Ihre Mitglieder waren zumeist radikalere Whigs, die sich theoretisch den Auffassungen John Lockes anschlössen.

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aber besonders den Gedanken der Volkssouveränität hervorhoben sowie das Widerstandsrecht des Volkes im Falle schlechter Regierung. Sie forderten Erweiterung des Wahlrechts, Gedankenund Pressefreiheit. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die London Revolution Society. Ober die Konstitutions-Gesellschaft vgl. Einleitung. S. 86 f. Paine war Mitglied der Gesellschaft. 8 È. Burke: Reflections. S. 20. Burke bezieht sich auf die Schrift von Dr. Richard Price: A discourse on the love of our country, delivered on November 4, 1789, at the Meeting-House in the Old Jewry, to the Society for commemorating the revolution in Great Britain; with an appendix, containing the report of the committee of the society; an account of the population in France; and the Declaration of Rights by the National Assembly of France. London 1789. Richard Price (1723-1791) war liberaler Theologe, Verfasser mehrerer Schriften über Staatsfinanzen. Er war mit B. Franklin befreundet und hatte während des nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges Partei für die Nordamerikaner genommen. Auf seine Veranlassung wurde von der London Revolution Society am 4. November 1789 eine Adresse an die französische Nationalversammlung angenommen, worin dieser zu dem Sieg der Freiheit und Gerechtigkeit über willkürliche Macht gratuliert wird. Burkes .Reflections" entstanden als eine Antwort auf die in eingangs erwähnter Schrift veröffentlichte Rede von R. Price. 9 E. Burke: Reflections. S. 20 f. 10 Ebd. S. 26. - Es handelt sich um eine Erklärung, die der Bill ol Rights beigefügt ist (vgl. Einleitung. S. 14). 11 E. Burke: Reflections. S. 33. - Die .Klausel" ist Teil des Act ot Settlement (vgl. Einleitung. S. 15). 12 E. Burke: Reflections. S. 27.13 Wie Anm. 12. 14 P.-J.-B. Bûchez et P.-C. Roux: Histoire parlementaire de la Révolution française, ou Journal des Assemblées Nationales depuis 1789 jusqu'en 1815. T. II. Paris 1834. S. 77 f. (Séance du samedi 11 Juillet [1789]). 15 Aus Lafayettes Ansprache im Kongreß am 13. Dezember 1784. Journals of the American Congress: From 1774 to 1788. Washington 1823. Vol. IV. S. 454. 16 Als Mitglied einer nordamerikanischen Kommission begab sich Benjamin Franklin im Dezember 1776 nach Frankreich. Er war Mitunterzeichner des Bündnisvertrages zwischen Frankreich und Nordamerika (6. Februar 1778). Im Oktober 1778 wurde er zum Minister der USA für Frankreich ernannt. Als Wissenschaftler,

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Philosoph und Politiker genofj er schon seit den 50er Jahren einen bedeutenden Ruf. In Frankreich, wo er bis Juli 1785 weilte, unterhielt er Beziehungen zu namhaften Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. 17 E. Burke: Reflections. S. 56. 18 Ebd. S. 8. 18 Ebd. S. 113. 20 W. Shakespeare: Othello. III. 3, 21 In der .Glorreichen Revolution" 1688 war der katholische Stuartkönig Jakob IL verjagt worden. Als sich England und Frankreich im Krieg befanden, landete der Enkel Jakobs II., Karl Eduard, i m Jahre 1745 in Schottland und lief das Land zur Erhebung auf. Die Stuarts waren ein schottisches Geschlecht, und der .Junge Prätendent* zog viele Schotten auf seine Seite (Jakobiten). Ein schottisches Heer von 5000 Mann drang vor bis nach Derby, zog sich aber wieder zurück und wurde 1746 bei Culloden vernichtend geschlagen. Die englische Regierung unter Georg II. übte furchtbare Rache. Es feinden zahlreiche grausame Hinrichtungen statt. Viele Schotten wurden zur Sklavenarbeit auf westindische Inseln deportiert. - Bereits 30 Jahre zuvor, nach der Thronbesteigung Georgs I., war ein jakobitischer Aufstand ausgebrochen, der schnell niedergeschlagen wurde. Auf beide Ereignisse spielt Paine nochmals S. 279 an. 22 E. Burke: Reflections. S. 125. 28 Ebd. S. 292. 21 Ebd. S. 307. 25 Lord George Gordon (1751-1793), bekannt geworden als antikatholischer Eiferer; war offenbar krankhaft darauf versessen, berühmt zu werden. Er maschierte am 2. Juni 1780 an der Spitze einer aufgebrachten Volksmenge vor das Parlament, um eine Petition zu übergeben, die den Widerruf des Catholic Reliet Act (Gesetz über Erleichterungen für Katholiken, 1778) verlangte. Der Marsch leitete eine über mehrere Tage sich hinziehende Welle von Ausschreitungen ein; römisch-katholische Kapellen, verschiedene Privathäuser und das Newgate-Gefängnis wurden zerstört. Der Aufstand wurde von Truppen unterdrückt. Gordon wurde inhaftiert, jedoch von der Anklage wegen Hochverrats freigesprochen. Im Jahre 1789 wurde er wegen der Veröffentlichung von zwei Schmähschriften verurteilt. Im Newgate-Gefängnis, wo er bis zu seinem Tode blieb, veranstaltete er fröhliche Diners. 28

Riese Veizweiilung

und. Zweiielsbuig

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Gestalt u n d O r t in

»Die Pilgerreise" von John Bunyan (The pilgrim's progress from this world, to that which is to come [ . . . ] London. (Part I]: 1678. Part II: 1684). 26 Thomas Paine

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17 Es- handelt sich um einen Brief von Th. Jeffersen an î h . Paine Juli I I , 1789, aus dem Paine in seinem Brief an Burke vom 17. Januar 1790 zitierte (vgl. Anm. 3). Der Brief ist abgedruckt in: Edmund Burke; six essays (Chap. Burke, Paine and Jefferson), von Th. W. Copeland. London 1950. S. 186-189. 28 Déclaration de droits. In: P.-J.-B. Bûchez et P.-C. Roux: Histoire parlementaire de la Révolution française. T. II. A. a. O. S. 77 ff. - Vgl. Einleitung. S. 65 f. Temple Bar - ein historischer Platz in London, befand sich, dort, wo jetzt die Strand und Fleetstreet zusammenstoßen. 30 Robert François Damiens (1715-1757) versuchte am 5. Januar 1757 Ludwig XV. niederzustechen. Damiens wurde zum Tode durch Zerreißen verurteilt; bevor er von Pferden zerrissen wurde» setzte man ihn grausamen Martern aus. 31 Siehe Anm. 25. 38 Burke war von Geburt Ire. 33 Über die Erklärung der Menschenrechte vgl. Einleitung. S. 65 f. Durch die Beschlüsse, die die Konstituierende Versammlung in der Zeit vom 4 . - 1 1 . August 1789 faßte, wurde ein großer Teil der Feudalverhältnisse beseitigt. Abgeschafft wurden die auf dem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis beruhenden Lasten und Pflichten sowie der kirchliche Zehnte. 34 E. Burke: Reflections. S. 105. 35 Ebd. S. 103, 108 33 Ebd. S. 107 f. 37 [Anonym]: Conjuration formée par les aristocrates contre notre liberté; preuves et suite de cette conjuration. - Mouvement du peuple et départ de la garde nationale pour Versailles. - Expédition de Versailles. - Arrivée du Roi et de sa Famille à Paris. .Les Révolutions de Paris". No. 13. 1789. 38 Vgl. E. Burke: Reflections. S. 128. 38 1. Mose. I. 2 6 - 2 7 . 40 E. Burke: Reflections. S. 128. 41 Peter, eine Gestalt in dem .Märchen von einer Tonne' von Jonathan Swift ([J. Swift] : A tale of a tub [...]. 1704). 42 Vgl. E. Burke: Reflections. S. 241. 43 The speeches of [ . . . ] Edmund Burke. A. a. O. Vol. III. Army estimates - French revolution - difference of opinion between Mr. Burke and Mr. Fox. February 9, 1790. S. 460. 44 In der folgenden Darstellung (bis S. 184, Zeile 23) bezieht sich Paine auf die französische Verfassung, die am 3. September 1791 in Kraft trat und auf Grund der Frankreich eine konstitutionelle Monarchie darstellte. (Lès constitutions et les principales lois

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politiques de la France depuis 1789. Par L. Duguit et H. Monnier. 4. ed. Paris 1925. S. 1 - 3 5 ) . 45 E. Burke: Reflections. S. 11. 46 A. Smith: An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. 2 vols. London 1776. 47 Mit der Anspielung auf die in den evangelischen Erzählungen vorkommende Speisung vieler Tausende durch Jesus Christus soll auf die Bestechungsmittel hingewiesen werden, deren sich die britische Regierung bediente. 48 Anspielung auf die .Komödie der Irrungen" (The comedy of errors) von W. Shakespeare. 49 Mit dieser Feststellung beginnt die .Empfindsame Reise' von Laurence Sterne (Mr. Yorick [L. Sterne): A sentimental journey through France and Italy. 2 vols. London 1768). 5® Die Metapher ist die Königskrone. « 1. Korinther. XIII. 11. 55 E. Burke: Reflections. S. 154. 53 Thomas Sternhold (f 1549) und John Hopkins (f 1570) übertrugen die Psalmen in englische Verse. 64 Dissenters nannte man jene Gläubigen, die sich nicht zur englischen Staatskirche bekannten; dazu gehörten sowohl die katholischen als die protestantischen Dissenters. Wo eine nähere Bezeichnung nicht gegeben wurde, verstand man unter Dissenters im allgemeinen nur die protestantischen Dissenters. Die Stellung beider Gruppen im öffentlichen' Leben wurde seit dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts durch verschiedene Gesetze geregelt, die eine mehr oder weniger grofje Einschränkung ihrer Bärgerrechte bestimmten. Hervorzuheben sind die Test-Acts (vgl. Anm. 57), die vor allem die Ausschaltung von Katholiken aus dem öffentlichen Leben bezweckten, die aber auch die übrigen Dissenters betrafen. Zugunsten dieser letzten wurden Anfang der 70er und Ende der 80er Jahre mehrfach Gesetzesvorschläge im Unterhaus eingebracht, die ihre Zulassung zu politischen und militärischen Amtern bewirken sollten. Die Gegner derartiger Reformen erklärten, daf) durch diese die Staatsordnung gefährdet werden würde. Fast alle diese Gesetzesvorschläge, darunter auch der letzte, von Fox am 2. März 1790 eingebrachte, auf den sich Paine offenbar bezieht, wurden niedergestimmt. « Vgl. E. Burke: Reflections. S. 148 ff. 219 £f. 223 ff. 56 Bei dem von Gordon angeführten Aufstand (vgl. Anm. 25) wurden die Häuser von Katholiken in Smithfield geplündert und in Brand gesteckt. 57 Test-Acts - es handelt sich um zwei unter der Regierung Karls II. eingeführte Gesetze. Das erste (1673) machte die Be26*

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kleidung öffentlicher Ämter von der Leistung des Untertanenund Suprematseides und von der Verpflichtung abhängig, die Sakramente nach den Regeln der englischen Staatskirche zu nehmen. Das zweite (1678) bekräftigte die Bestimmungen des ersten Test-Gesetzes und stellte besonders fest, dafj solche Personen nicht im Unter- und Oberhaus sitzen dürfen, die nicht den TestEid geleistet haben. Diese und ähnliche Glaubensgesetze wurden auf Grund verschiedener Gesetze völlig abgeschafft in der Zeit von 1829-1871. (Vgl. Anm. 54). 58 rotten boroughs - siehe Einleitung. S. 16 f. 5, ' A n act declaring the rights and liberties of the subject and settling the succession of the crown. 1689. In: English historical documents. General editor: D. C. Douglas. Vol. VIII: 1660-1714. Edited by A. Browning. London 1953. S. 127. - Vgl. Rechte. S. 128 und Anm. 10. 60 Capulet und Montague waren zwei rivalisierende Adelshäuser in Verona (das Schicksal von Romeo und Julia, jener dem Haus Montague, diese dem Haus Capulet entstammend, nahm W, Shakespeare zum Vorwurf in seinem Drama .Romeo und Julia"). - Der Ausspruch .in die Familiengruft der Capulets" ist, seitdem Burke ihn in den .Reflections" (S. 133) zum ersten Mal gebrauchte, eine Redensart geworden. 41 Vgl. Anm. 3. 62 E. Burke: Reflections. S. 241. 63 Ebd. S. 11. M Die Versammlung der Notabein war im Jahre 1626 das letzte Mal einberufen worden. 63 Lettres de cachet - Befehlsbriefe französischer Könige, durch die mißliebige Personen aus Paris oder dem Lande verwiesen oder ohne Urteil in die Bastille oder andere Gefängnisse geworfen werden konnten. Die Briefe wurden vom König unterzeichnet und mit dem königlichen Siegel (cachet) geschlossen. Ludwigs XVT. Erklärung gegenüber den Generalständen am 23. Juni 1789 hob die Einrichtung nicht vollständig auf, dies erfolgte erst durch die Konstituierende Versammlung. 08 E. Burke: Reflections. S. 60. 67 Ebd. S. 59. 68 L.-P. Anquetil: L'Intrigue du Cabinet sous Henri IV et Louis XIII, terminée par la Fronde. Paris 1780. T. I. S. 329. 331. " .Gazette Nationale, ou Le Moniteur Universel". No. 7. Du 10 au 15 Juin 1789. S. 36. No. 8. Du 15 au 16 Juin 1789. S. 37. No. 9. Du 16 au 20 Juin 1789. S. 41 f. 79 Wortspiel von Paine: Nobility - Adel, No-ability - Unfähigkeit.

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71 Vgl. .Gazette Nationale, ou Le Moniteur Universel". No. 11. Du 24 au 27 Juin 1789. S. 49 f. 52. No. 12. Du 27 Juin au 1er Juillet 1789. S. 54. 55. 78 Déclaration des droits de l'homme et du citoyen. In: Les constitutions [ . . . ) . Par L. Duguit et H. Monnier. A. a. O. S. 1 - 3 . Vgl. Einleitung. S. 66 f. 73 E. Burke: Reflections. S. 88. 74 Gotham - in England sind die Einwohner des Dorfes Gotham wegen ihrer Narrheit so sprichwörtlich bekannt wie in Deutschland die Bürger von Schiida (Schildbürger). E. Burke: Reflections. S. 88. ! S Ebd. S. 92. - Bei Burke heißt es .true moral denominations" (wahren moralischen Bestimmungen), Paine zitierte irrtümlich .true moral demonstrations". 76 Robin Hood, Held englischer Volksballaden, vom 14. Jahrhundert ab nachweisbar. 77 E. Burke: Reflections. S. 19f. 78 Anspielung auf die Tatsache, daß Wilhelm III. von Holland und Georg I. von Hannover kamen. 71 The parliamentary history of England. Vol. XXIII: From the tenth of May 1782, to the first of December 1783. London 1814. Debate in the Lords respecting the articles of the provisional treaty relative to the recognition of the independency of America. December 13, 1782. [Spalte] 309. 80 E. Burke: Reflections. S. 34. 81 Wie Anm. 14. 82 Die Mißwirtschaft im Lande und die Mißerfolge in Nordamerika führten im Jahre 1780 zum Aufkommen einer oppositionellen Strömung im britischen Parlament. Gewährung der Unabhängigkeit an Nordamerika und Reformen im eigenen Lande waren die Forderungen der Opposition. Die Opposition selbst gliederte sich in zwei Fraktionen; die eine wollte zwar das bestehende Ministerium stürzen, im übrigen aber das einträgliche korrupte System aufrechterhalten. Das Haupt dieser Fraktion war William Pitt (der Jüngere), für den Reformvorschläge nur Mittel darstellten, die Regierung in seine Hände zu bringen, um dann alles beim alten zu belassen. Die andere Fraktion wurde von Fox repräsentiert, der ernsthaft verschiedene Reformen anstrebte, aber außerdem das Ziel verfolgte, das Ministerium sowohl von dem König als vom Parlament unabhängig zu machen. Von beiden Seiten wurde das Ministerium unter Lord North heftig angegriffen; North dankte am 20. März 1782 ab, der König war gezwungen, ein aus Anhängern beider Fraktionen bestehendes Ministerium unter der Leitung von Shelburne (Fraktion Pitt) zu berufen.

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Als im Januar 1783 die Bedingungen bekannt wurden, unter denen die britische Regierung sich zu einem Friedensschluß mit Nordamerika bereit gefunden hatte, erhob sich gegen die neue Regierung ebenfalls eine heftige parlamentarische Opposition, in der sich zwei erbitterte Feinde zu gemeinsamem Handeln und zu Freundschaft zusammenfanden: der .Republikaner* Fox und der von diesem bis dahin als Feind der Freiheit beschimpfte Lord North. Shelburne trat am 22. Februar 1783 zurück, der König berief ein Koalitionsministerium, in dem Lord North die inneren, Fox die äußeren Angelegenheiten leiteten. 8S Die Frage einer Regentschaft erhob sich Ende des Jahres 1788, als sich bei Georg III. Zeichen einer Geisteskrankheit zeigten und es notwendig schien, die Nachfolge zu regeln. 8 4 Das Mißglücken des Versuchs, solche Verwaltungsmaßnahmen bezüglich der Ostindischen Kompanie einzuführen, die den König und das Parlament der Oligarchie der Minister unterworfen hätten, warf Fox Ende 1783 aus dem Amt und brachte das Ministerium in die Hände von Pitt, der eng mit dem König verbunden war. Die Erkrankung des Königs drohte gefährliche Auswirkungen auf die Stellung Pitts zu haben, denn der Prinz von Wales, dem die Regentschaft zugestanden hätte, war mit seinem Vater zerfallen und stand auf Seiten der Opposition. Während nun Fox den Grundsatz des Erbrechts geltend machte, vertrat Pitt im Gegensatz zu seinem reaktionären Standpunkt das Recht des Volkes, dem es, vermittels seines Parlaments, allein zukomme, über eine solche Frage wie die Regentschaft zu entscheiden. Des Königs Genesung Anfang des Jahres 1789 machte den Streit hinfällig. 85 E. Burke: Reflections. S. 193. 88 G. Chalmers: An estimate of the comparative strength of Britain during the present und four preceding reigns; and of the losses of her trade from every war since the revolution { . . . ) . London 1782. S. 85. 87 J . Necker: A treatise on the administration of the finances of France. Translated by T. Mortimer. London 1785. Vol. III. Chap- Vni. 88 Ebd. Chap. IX. " Vgl.: The speeches of (...) Edmund Burke. A. a. 6 . Vol. III. Army estimates - French revolution - difference of opinion between Mr. Burke and Mr. Fox. February 9, 1790. S. 455. s»a E. Burke: Reflections. S. 160 ff. Wie in Anm. 89. S. 461. - E. Burke: Reflections. S. 195. •> Wie in Anm. 72. S. 1 f.

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9 1 Maximilien Sully deBéthune teilt in seinen .Mémoires des sages et royales oeconomi.es d'Estat [ . . . ] " (1638) mit, dafj Heinrich IV. (König von Frankreich 1 5 8 9 - 1 6 1 0 ) einen. Plan zu einer Konföderation von 15 europäischen Staaten entworfen haben soll; sie sollte von alle drei Jahre neu zu benennenden 60 Deputierten geleitet werden. 9 3 Lafayette ging im Verlauf der Revolution zur Konterrevolution über. Als Generalkommandant der Nationalgarde war er führend an der Niederschlagung der Demonstration Pariser Bürger beteiligt, die sich am 17. Juli 1791 zu Protestaktionen gegen die Monarchie auf dem Marsfelde versammelt hatten. Er trat als Gegner des Volksaufstandes vom 10. August 1792 auf, der zur Absetzung und Inhaftierung des Königs und zur Einberufung eines Nationalkonvents führte, und floh nach diesem Ereignis nach Flandern. 9 4 A letter from Mr. Burke, to a member of the National Assembly in answer to some objections to his book on French affairs. London: J . Dodsley 1791. 8°. 74 S. E. Burke: An appeal from the new, to the old Whigs, in consequence of some late discussions in parliament, relative to the Reflections on the French Revolution. London: J. Dodsley 1791. 8°. 139 S. 9 6 E. Burke: An appeal ( . . . ] . A. a. O. S. 95. - Burke sprach in dieser Schrift von sich selbst in der dritten Person. 9 6 Ebd. S. 95. 97 E. Burke: Reflections. S. 113. 9 8 E. Burke: An appeal [ . . . ] . A. a. O. S. 95. 9 9 Pappi Alexandrini Collectionis quae supersunt; e libris manu scriptis edidit, Latina interpretatione et commentariis instruxit F. Hultsch. Vol. III. Berolini 1878. Lib. VIII. Propos. 10. § XI. 1 0 0 Siehe Anm. 25. 101 cuifeu-bell - Im Mittelalter bedeutete in vielen europäischen Ländern das abendliche Glockenläuten die Aufforderung, verschiedenen amtlichen Bestimmungen nachzukommen, so z. B. das Feuer zu löschen. In England soll die .curfeu-bell* von Wilhelm dem Eroberer eingeführt worden sein, und zwar als eine politische Unterdrückungsmafjnahme. Nach dem Ertönen der Glocke waren Feuer und Licht zu löschen, Gesellschaften hatten auseinanderzugehen, die Straften durften nicht mehr betreten werden. 1 0 ä (1) Paines Brief in .Le Républicain", No. 1, Paris 1791, worin er Monarchie und Erbfolge als unvereinbar mit den Menschenrechten erklärte, veranlagte Sieyès zu einer (2) Antwort im .Moniteur" (.Gazette nationale, ou le Moniteur universel", 6 Juillet 1791, ohne Oberschrift unter .Variétés", gezeichnet Emm. Sieyes);

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Sieyès teilte darin mit, dag er vielleicht demnächst Zeit haben werde, die Überlegenheit der konstitutionellen Monarchie gegenüber der Republik nachzuweisen. (3) Paines Replik hierauf erschien zunächst in .Le Patriote François", No. 701, 11 Juillet 1791; er erklärte darin, dag er der .Hölle der Monarchie den Krieg erklärt" habe und bereit sei, eine Auseinandersetzung über das Thema zu führen. Paines Brief wurde nochmals abgedruckt im .Moniteur* vom 16. Juli 1791 (Lettre de M. Thomas Paine, ä M. Emmanuel Syeyes. Paris, le 8 juillet 1791. Unterzeichnet: Thomas Paine) sowie in .Le Républicain", No. 3, Paris 1791. (Foner. Bd. II. S. 319 f.) (4) In der gleichen Nummer des .Moniteur" erschien die mit Emm. Sieyes gezeichnete Duplik (Note explicative, en réponse à la lettre précédente et à quelques autres provocations du même genre). Auf diesen Brief bezieht sich Paine. Sieyès verteidigt darin die konstitutionelle Monarchie und lehnt eine weitere Kontroverse mit dem Bemerken ab, dag in einer Zeit, in der Tatsachen sprechen. Dispute zweitrangig seien. Die unter (1), (3) und (4) genannten Schriften erschienen in .The European Magazine, and London Review". Vol. XX. London 1791. S. 7 - 8 , 129, 129-133; und die unter (3) und (4) genannten in: Th. Paine: Controversy between Mr. Paine and M. Emanuel Sieyes. (London 1791]. 103' wie in Anm. 102 unter (4). 104 The speeches of ( . . . ] Edmund Burke. A. a. O. Vol. IV. Quebec government bill - French revolution - separation between Mr. Burke an Mr. Fox. May 6, 1791. S. 20 f. - E. Burke: Reflections. S. 187. IM Mit einer mehr als Zweidrittel-Mehrheit wurde die Konstitution in Massachusetts am 6. Februar 1788 ratifiziert. 10 * Als Oberbefehlshaber der nordamerikanischen Streitkräfte hatte sich Washington nur seine Ausgaben ersetzen lassen. Auch als er im Jahre 1789 zum Präsidenten der USA gewählt wurde, lehnte er es ab, ein Gehalt anzunehmen. Paine wugte nicht, dag Washington wenig später doch das Präsidentengehalt annahm. 107 Im Hinblick auf die Unionskonstitution ist Paines Feststellung nicht ganz zutreffend. Bevor auf Vorschlag der Legislative Virginias die Kommissäre verschiedener Staaten im September 1786 in Annapolis zusammentraten, hatte bereits im Mai 1785 ein Komitee des Kongresses Empfehlungen zur Änderung derKonföderationsartikel ausgearbeitet. Die Versammlung in Annapolis, auf der nur fünf Staaten vertreten waren, einigte sich, dag Vertreter aller Staaten im Mai 1787 in Philadelphia zusammentreten sollten. Nun nahm sich wiederum der Kongreg der Sache an; am 21. Februar 1787 beschlog er die

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Schaffung eines Konvents, der die Lage der USA erörtern sollte. Die einzelnen Staaten wurden vom Kongreß eingeladen, Delegierte zu dem Konvent zu entsenden. Die Konstitution wurde am 17. September 1787 von den anwesenden Mitgliedern unterzeichnet und vom Kongreß den einzelnen Staaten zur Ratifikation übersandt. Am 4. März 1789 trat die Konstitution in Kraft. 108 Samuel Johnson (1709-1784), Schriftsteller, Literaturkritiker, Shakespeare-Herausgeber; bekannt vor allem durch sein Wörterbuch der englischen Sprache; verfaßte auch einige politische Schriften, stand den Tones nahe. 106 Siehe Anm. 133 und Einleitung. S. 12 f. Siehe Einleitung. S. 14. 1,1 Die Whigs und Tories, die in der .Glorreichen Revolution" von 1688 die Entfernung des katholischen Stuartkönigs Jakob II. bewirkten, trugen Wilhelm von Oranien, dem Schwiegersohn des Königs, den Thron an. Da nur ein König ein Parlament berufen konnte, versammelten sie sich als Konvention; diese bot Wilhelm und seiner Gattin Maria die britische Krone an. Whigs und Tories einigten sich auf die Bill of Rights (von Paine .Koalitionsbill der Rechte" genannt), in der die beiden Parteien günstig scheinenden Bedingungen festgelegt wurden, unter denen die Monarchie fortbestehen sollte. Nachdem Wilhelm dieses Grundgesetz bestätigt hatte, wurde er von der Konvention als König anerkannt. Der König seinerseits genehmigte einen Beschluß, demzufolge die Konvention zum Parlament erhoben wurde. nt bore und quoz - das Wort .quiz" (Paine schreibt .quoz") tauchte etwa 1780 auf, von ihm ist folgende Geschichte überliefert worden: Ein gewisser Daly, Leiter eines Dubliner Theaters, soll gewettet haben, dafj es ihm gelingen würde, innerhalb von 24 Stunden ein völlig bedeutungsloses Wort in die Sprache einzuführen. So habe man eines Tages an allen möglichen Stellen das fragliche Wort mit Kreide angeschrieben gefunden, und die Bevölkerung der Stadt soll herumgefragt haben, was es wohl bedeute. Daly gewann seine Wette, das Wort wurde geläufig in der englischen Sprache. (Nach: Brewer's dictionary of phrase & fable. Revised & enlarged. London [1952]). Ober .bore' lieft sich nichts Bestimmteres ermitteln. Es ist möglich, dafj Paine eine Variante der Geschichte zur Kenntnis gekommen war, in der .quiz" und .bore" vorkamen. m Livte rouge — so nannte man die Register, in die die Generalkontrolleure, unter Gegenzeichnung des Königs, die Geldausgaben des Königs eintrugen. Die Konstituierende Versammlung ordnete im April 1790 den Druck der Register an, wodurch allgemein

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bekannt wurde, dafj der König in der Zeit von 1774 bis 1789 288 Millionen Livres ausgegeben hatte (Le Livre rouge, ou liste des pensions secrètes sur le trésor public, contenant les noms et qualités des pensionnaires [...]. Paris 1790; noch im gleichen Jahr erschien in London eine Obersetzung unter dem Titel: Le livre rouge, or red book: being a list of secret pensions, paid out of the public treasure of France; and containing characters of the persons pensioned, [...]. London: Printed for G. Kearsley 1790). Hotkalender (court calendar). - es handelt sich um eine Publikation, die alljährlich herausgegeben wurde und verschiedene statistische Angaben enthielt: The royal kalendar and court and city register; erschien seit 1767, anfangs unter dem Titel: The rayai kalendar, or correct annual register for England, Scotland, and Ireland. 1 1 1 The speeches of [...] Edmund Burke. A. a. O. Vol. IV. Quebec government bill - French revolution - separation between Mr. Burke and Mr. Fox. May 6. 1791. S. 6 f. 115 Déclaration des droits de l'homme et du citoyen. Art. 6. Wie in Anm. 72. S. 2. 119 In diesem Sinne äußert sich Jonathan Swift in: Some free thoughts upon the present state of affairs, [anonym] Dublin 1741. 1 . 7 Vgl. Rechte. S. 128 und Anm. 10 und 11. 1 . 8 Vgl. Rechte. S. 128 und Anm. 12. «• Wie Anm. 14. 119 Paine spricht von seinem Eintreten für die Akzisebeamten. Vgl. Einleitung. S. 25 f. 111 Vgl. Einleitung. S. 34 ff. 1 0 Vgl. Einleitung. S. 37 £f. i a Ober die Deane-Affaire vgl. Einleitung. S. 39 f. Benedict Arnold (1741-1801), Offizier in der Armee Washingtons. Im Jahre 1780 versuchte er, die Festung von West Point am Hudson, deren Kommandeur er war, durch Verrat in die Hände der Engländer zu bringen. Arnold traf mit dem englischen Abgesandten Major John André (1751-1780) zusammen, dem er alle Einzelheiten über die Festung mitteilte. Der Verrat wurde entdeckt, als André a n s c h l i e ß e n d infolge eines Zufalls von nordamerikanischen Soldaten festgenommen wurde. André wurde von einem Kriegsgericht wegen' Spionage abgeurteilt und hingerichtet. Arnold konnte entfliehen und trat in britische Staatsdienste. 115 E. Burke: Reflections. S. 83. E. Burke: An appeal [ . . . ] . A. a. O. S. 86. m J. Sinclair: The history of the public revenue of the British empire. Part I - H . 2. ed. Part III. 1. ed. London 1790. Part III. S. 110.

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E. Burke: Reflections. S. 205. E. Burke: An appeal (...]. A. a. O. S. 87 130 Wie in Anm. 127. Part m . S. XIII. 131 Ebd. S. XIV. 134 Wat Tyler war der Führer des Volksaufstandes, der im Jahre 1381 ausgelöst wurde, als die britische Regierung neue Kopfsteuern einführte. An der Spitze eines riesigen Heeres von Bauern und Handwerkern unternahm er einen siegreichen Marsch nach London, traf hier mit Richard II. zusammen und überbrachte diesem die Forderungen des Volkes nach Abschaffung feudaler Verpflichtungen und gewerblicher Beschränkungen. Bei einem zweiten Zusammentreffen .mit Richard am 15. Juni 1381 in Smithfield wurde Tyler von William Walworth, Bürgermeister der Stadt London, ermordet. In der Zwischenzeit hatten die herrschenden Klassen Zeit gefunden, die Unterdrückung des Aufstandes zu organisieren. Die beim ersten Treffen gemachten Zusagen Richards II. wurden im folgenden Jahr vom Parlament zurückgenommen. 133 Anspielung auf die Magna Charta Libertatis. Diese Urkunde wurde dem König Johann ohne Land von den mit den Rittern und Städtern verbundenen feudalen Baronen im Jahre 1215 abgenötigt. Sie bedeutete eine Einschränkung der Macht des Königs und legte das Verhältnis fest zwischen diesem und den Feudaladel. Sie enthielt auch gewisse Zugeständnisse an die Ritterschaft und an die Städte. (Vgl. Einleitung. S. 12 f.) Im 17. und 18. Jahrhundert beriefen sich vielfach fortschrittliche Kräfte in Britannien und Nordamerika auf die Magna Charta, verkennend, dafj es sich um ein Dokument handelte, das Feudalverhältnisse regelte. Wie in Anm. 127. Part I. S. 181. 131 Vgl. ebd. Part HI. S. 212. 1,8 Chelsea College - Paine meint das Chelsea Royal Hospital; dieses in Chelsea, einem westlichen Stadtteil von London, gelegene Invalidenhaus wurde von Karl II. begründet und im Jahre 1694 eröffnet. Nach festen Bedingungen nimmt es invalide Soldaten als Pensionäre auf oder zahlt an sie Pensionen. 137 neunundzwanzigtausend Ptd. - ein offensichtliches Versehen; da es sich bei der Solderhöhung um jeweils 19 500 Pfd. für Armee und Kriegsflotte handelt, beträgt die Summe neununddrei fjigtausend Pfd. 138 Kommutationssteuer - auf Kosten des Volkes befreite sich die Aristokratie unter der Regierung Karls II. von verschiedenen feudalen Verpflichtungen durch die Einführung einer indirekten Steuer auf Konsumgüter. 131 Anspielung auf den Don Quixote in Cervantes' .Ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha". 129

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140 Der Fehler, den die Berechnung enthält, ist nebensächlich, denn worauf es Paine ankommt, ist deutlich zu ersehen. lu Paine spielt an auf seine Schrift: The case of the officers of excise [...). Vgl. Einleitung. S. 25 f. das Zeitalter der Vernunit (Age of reason) - so betitelte Paine sein aufklärerisches und deistisches Werk, das er zwei Jahre später herausgab. Vgl. Einleitung. S. 101 ff. 145 Siehe Rechte. S. 377. 144 Paine bezieht sich auf Richard Watson, Bischof von Llandaff (1737-1816). Vier Jahre später veröffentlichte der Bischof einen heftigen Angriff gegen Peines .Age of Reason" (An apology for the Bible, in a series of letters, addressed to T. Paine, author of (...] The age of reason, part the second [...). London 1796). 145 The parliamentary history of England. Vol. XXIX: From the twentysecond of March 1791, to the thirteenth of December 1792. London 1817. Debate in the Commons on the address of thanks. January 31, 1792. [Spalten] 786 f. >" Siehe Rechte. S. 377. 147 Address and declaration. At a select meeting of the friends of universal peace and liberty, held at Thatched House Tavern, St. James' Street, August 20, 1791, the following address (...] was agreed on and ordered to be published. [London 1791] Foner. Bd. II. S. 534-537. 148 Ebd. Foner. Bd. II. S. 536. 144 Es handelt sich um die Paine-Biographie von G. Chalmers; siehe Einleitung. S. 93.

Nachwort und A'ddenda zur zweiten Auflage

Die erste, 1962 erschienene Ausgabe vorliegenden Werkes ist seit langem vergriffen. Eine Neuauflage erschien um so wünschenswerter, als die „Menschenrechte" zu einem der zentralen Streitpunkte in den internationalen Auseinandersetzungen geworden sind. Thomas Paine ist einer der bedeutendsten Vorkämpfer der Menschenrechte und der Errichtung einer auf sozialer Gleichheit beruhenden demokratischen Republik. Paine, Theorie und Praxis vereinigend, stand am Brennpunkt der revolutionären Geschehnisse in Nordamerika seit 1776, der plebejischen Bewegung in England im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und der revolutionären Vorgänge in Frankreich seit 1789. Als genialer Pamphletist und Propagandist hat er die „Menschenrechte" unter die Völker auf zwei Kontinenten gebracht. Seine Schriften spielten in der frühen Arbeiterbewegung als philosophische und politische Aufklärungsliteratur eine progressive Rolle. Insofern gehören seine Aktivitäten durchaus in die Erbschaftslinie des Marxismus. Angesichts dieser Tatsachen ist eine Neuauflage seiner Menschenrechtsschrift unzweifelhaft von aktuellem Interesse. Die vorliegende Ausgabe ist im wesentlichen ein photomechanischer Nachdruck der ersten Auflage. Für mannigfache Hinweise und vor allem für Mitteilungen über neuere Literatur bin ich Prof. Hermann Klenner (Berlin) außerordentlich verbunden. Druckfehler in der ersten Auflage — auf einige hat mich dankenswerterweise Leon Beyer vom Akademie-Verlag Berlin aufmerksam gemacht — wurden ausgemerzt. Bei Bezugnahmen auf Schriften von Marx und Engels wurde die bisher vollständigste Ausgabe benutzt: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke. Berlin 1956ff. (abgekürzt: MEW). Nachfolgend eine Auswahlliste der inzwischen erschienenen wichtigsten Literatur zu dem Gegenstand: 1. Paine, Burke — Th. Paine: The Rights of Man. London 1954. — Th. Paine: The Rights of Man. Harmondsworth 1969. — E. Burke: Reflections on the Revolution in France. Harmondsworth 1968. 413

2. Quellentexte. Einige der in den Anmerkungen zitierten oder genannten Quellentexte von Paine bzw. von Menschenrechtserklärungen, Verfassungen etc. sind inzwischen zugänglich in : — H. Klenner: Studien über die Grundrechte. Bèrlin 1964. — E. Brüning (Hrsg.): Anspruch und Wirklichkeit. Berlin 1976. 3. Allgemeine Literatur zu dem Thema — R. R. Fenessy: Burke, Paine and the Rights of Man. The Hague 1963. — R. Schnur (Hrsg.): Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte. Darmstadt 1964. — B. Bailyn: The Ideological Origins of the American Revolution. Cambridge 1967. — E. P. Thompson : The Making of the English Working Class. Harmondsworth 1968. — K. A. Mokitschew (Hrsg.): Geschichte der politischen Lehren (russ.). Moskau 1971, Bd. 1. — M. Ganzin: La Pensée politique d'Edmund Burke. Paris 1972. — W. Markov/A. Soboul: Die große Revolution der Franzosen. Berlin 1973. — A. Williamson: Thomas Paine. New York 1973. — D. F. Hawke : Paine. New York 1974. — W. E. Gulijew (Hrsg.): Politische Lehren: Geschichte und Gegenwart (russ.). Moskau 1976. — The American Age of Reason: Franklin — Jefferson — Paine. Moskau 1977. — G. Oestreich: Geschichte der Menschenrechte. Berlin (West) 1978. — M. White: The Philosophy of the American Revolution. New York 1978. — P. M. Ashraf: Erfglische Arbeiterliteratur vom 18. Jahrhundert. Berlin 1980. 4. Kritisch-marxistische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Menschenrechtsproblematik — J. Kuczynski: Menschenrechte und Klassenrechte. Berlin 1978. — H. Klenner: Marxismus und Menschenrechte. Berlin 1982. — W. Flach/S. Ullrich: „Menschenrechte". Entlarvung einer Demagogie. Berlin 1980.

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PERSONENVERZEICHNIS

Das Verzeichnis erfaßt Namen aus Einleitung, Zur Edition, Textvorlagen, Text, Anmerkungen, Nachwort und Addenda zur zweiten Auflage. Thomas Paine wird nur registriert, soweit er im Text Erwähnung findet. Es erschien zweckmäßig, auch Gestalten aus Religion, Mythologie und Dichtung aufzunehmen. Banks, Sir J. 44 Barbaroux, C.-J.-M. 94 Barère de Vieuzac, B. 94 Barlow, J. 23, 49, 94, 98 Beaumarchais, P.-A.-C. de 39, 172 Becher, J. J. 22 Bell, R. 34 Benda, K. 84 Bentham, J. 92 Bering, V. 22 Bernstein, S. 66, 113 Berthier de Sauvigny 147, 148 Bettelheim, A. 40 Bevis, J. 23 Birjukowitsch, W. W; 10 Blake, W. 93 Blau, J. L. 42 Boog, H. 50 Borucka-Arctowa, M. 50 Boulton, J. T. 398 Bradley, J. 21 Brissot, J.-P. 94,95 Broglie, V.-F. de (im Original: Broglio) 142, 143, 145, 146, 204, 205, 206 Brown, P. A. 83 Browning, A. 14, 404

Aaron 169 Abernethy, T. P. 40 Adam 157 Adam, W. 90 Adams, H. 29 Adams, J. 32, 11 Aldridge, A. O. 399 André, J. 332,410 Anquetil, L.-P. 200, 404 Anstruther, J. 90 Archimedes 261 Arden, P. P. (Master of the Rolls) 89, 90 Armytage, W. H. G. 45 Arnold, B. 332, 410 Ashraf, P. M. 414 Artois, comte d' 141, 193, 194, 196, 203, 204, 205 Aspinall, A. 86 Augustinus 51 Aulard, A. 37 Babeuf, F.-N. (Gracchus) 100 Bache, R. 29 Bacon, F. 106 Bailyn, B. 414 Bailly, J.-S. (im Original: Bailley) 154 415

Brunhouse, R. L. 40 Brüning, E. 414 Bûchez, P.-J.-B. 65, 400, 402 Buffon, G.-L.-L., comte de 44 Buisson, F. 114 Bunyan, J. 141,401 Burke, E. 48, 49, 50, 72, 73, 74, 75, 76, 97, 114, 120, 121, 122, 123, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 154, 155, 158, 162, 163, 164, 166, 167, 170, 171, 173, 176, 177, 178, 179, 181, 182, 184, 186, 187, 188, 200, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 222, 223, 224, 225, 231, 232, 236, 237, 238, 240, 251, 254, 255, 256, 258, 259, 271, 275, 278, 281, 286, 287, 302, 303, 317, 336, 339, 341, 342, 346, 349, 367, 381, 391, 398, 399, 400, 401, 402, 403, 404, 405, 406, 407, 408, 410, 411,413,414

Cheetham, J. 23, 38, 59 Choiseul, E.-F., duc de (im Original: Choiseuil) 195 Clark, H . H . 19,79,102 Clarkson, T. 92 Cloots, A. 92 Cobban, A. 49 Cobbett, W. 24, 110 Cole, G. D. H. 9, 85, 87, 88 Commager, H. S. 29 Condorcet, M.-J.-A.-N.-C., marquis de 66, 94, 95 Conway, M. D. 24, 28, 29, 32, 34 Cook, J. 22 Copeland, T. W. 113,402 Cornwallis, C., Earl 359 Coulomb, C.-A. de 22 Courtenay, J. 89 Cunow, H. 50 Dagon 339 Daly 409 Damiens, R.-F.. 148, 402 Danton, G.-J. 94,96 Darwin, C. 22 Darwin, E. 22, 44 Deane, S. 39,331,410 Death (Kapitän) 20, 329 De Launay (Kommandant der Bastille) 147 Denniston, E. 97 Descartes, R. 106 Dicey, A. V. 16 Dietze, G. 65 Dodsley, J. 49, 76, 398, 407 Doniol, H. 40 Don Quixote 139,411 Douglas, D. C. 14,86,404 Dufay, C.-F. de Cisternay 22 Duguit, L. 66, 94, 99, 403, 405 Dundas, H. 86 Dynnik, M. A. 42

Cairns, H. 50 Calonne, C.-A. de 192, 193, 194, 195 Campe, J. H. 92 Canby, H. S. 19 Capulet 186,404 Cartwright, J. 87 Cervantes Saavedra, M. de 411 Chalmers, G. 93, 231, 232, 234, 235, 396, 397, 406, 412 Channing, E. 29 Chapman, T. 92, 395, 396, 397 Charlotte von Mecklenburg (Gemahlin Georgs III.) 226 Chatham, Lord (siehe Pitt, W. d. Ältere) 416

Eden, W. (Baron Auckland) 235 Egerton, H. E. 31 Elizabeth 349 Engels, F. 68,91, 107,413 d'Entreves (siehe Passerin) Euklid 280 Fast, H. 98 Faulkner, H. U. 41 Fenessy, R. R. 414 Ferguson, J. 23, 44 Fitzgerald, Lord E. 94 Fitzroy, C. (Herzog von Grafton) 20 Fitzwilliam, W. Wentworth Lord 86 Flach, W. 414 Flesselles, J. de (im Original: Deflesselles) 145, 147 Flückiger, F. 50 Foner, P. S. 18, 19, 33 Forster, A. G. 75 Fortuna, 223 Foster, W. Z. 29, 36 Foulon, J.-F. 147, 148 Fox, C. J. 228, 229, 308, 378, 398, 402, 403, 405, 406, 408, 410 Francis, P. 88 Franklin, B. 22, 26, 28, 29, 31, 32, 33, 36, 42, 43, 97, 103, 134, 172, 173, 190, 191, 292, 400,401,414 Franklin, W. 26, 31, 32 Franz, G. 13 Friedrich II. 60 Friedrich Wilhelm II. 359 Frisch, E. 95 Frölich, P. 71 Fulton, R. 110 Galvani, L. 22 Ganzin, M. 414 Gensonne, A. 94

Gentz, F. 75,83,84 Georg I. 15, 225, 226, 309, 349, 401,405 Georg II. 15,226, 401 Georg III. 27, 31, 32, 86, 89, 90, 123, 359, 405, 406 Georg, Prinz von Wales (später Georg IV.) 228, 406 Gérard, C.-A. (im Original: Gerard) 331 Gimbel, R. 44, 113,399 Gollan, J. 12 Gontscharow, L. N. 83 Gooch, G. P. 75 Gorani, J. 92 Gordon, Lord G. 140, 401, 403 Gott 19, 51, 53, 54, 85, 101, 102, 104, 105, 106, 107, 1^7, 158, 159, 180, 210, 320 Grafton (siehe Fitzroy, C.) Greene, N. 37,38,332 Griffet de la Baume, A. G. 115 Gromakor, B. S. 83 Grotius, H. 50, 52, 53 Gulijew, W. E. 414 Gurnay, J. 93 Hall, W. P. 83 Hallam, H. 16 Halley, E. 22 Hamilton, A. 92 Harding, A. L. 50 Hardy, T. 87 Harlekin 223 Härtung, F. 50 Hawke, D. F. 414 Hawkesbury (siehe Jenkinson, C.) Heinrich III. 13 Heinrich IV. 244, 407 Heinrich VIII. 354 Herschel, W. 21,22,44 Hobbes, T. 55, 56, 77, 106, 107 Hodgson, E. 94 Hoffman, R. J. S. 48 417

Homer 280 Hood, Robin 215, 405 Hopkins, J. 178, 403 Hoßbach, A. 50 Hultsch, F. 407 Hunt, W. 16 Irving, W. 32, 73 Jakob II. 131,. 136, 219, 299, 401, 409 Jefferson, T. 32, 37, 42, 43, 66, 84,96, 109, 110,402,414 Jellinek, G. 65,66 Jenkinson, C. (Lord Hawkesbury) 93, 232, 396 Jesus Christus 18, 106, 157, 403 Johann ohne Land 13, 202, 346, 411 Johnson, J. 76,114 Johnson, S. 298, 409 Johnson, T. H. 19 Jordan, J. S. 76, 92, 94, 114, 115 Josua 73 Jowtschuk, M. T. 42 Julia 404 Karl I. 54,136,219 Karl II. 349, 353, 365, 370, 403, 411 Karl Eduard 401 Katharina II. 76,359 Kearsley, G. 410 Kedrow, B. M. 42 Kenyon, Lord L. 94 Kepner, T. 41 Kimmel, H. W. 42 Kirchmann, J. H. 52 Klatt, R. 50 Kleist, E. G. von 22 Klenner, H. 414 Klopstock, F. G. 92 Knowles, W. 329

Koch, G. A. 108 Kosciuszko, T. 92 Krausser, P. 42 Kuczynski, J. 17, 414 Lafayette, M.-J.-P.-Y.-R.-G.-M., marquis de 46, 65, 66, 133, 134, 143, 152, 153, 154, 176, 191, 193, 194, 206, 212, 219, 251, 252, 253, 400, 407 Lally-Tollendal 154, 155 Lambert, M. 24 Lambesc, prince de 144 Lamoignon, C.-F. de 197 Lanthénas, F. 115 La Rochefoucault 198 Laurens, H. 332 Laurens, J. 41, 332, 333 Lavoisier, A.-L. 22, 44 Lawrens (siehe Laurens) Leadam, I. S. 16 Lefebvre, G. 66 Lennox, C. (Herzog von Richmond) 313, 341, 363 Leopold II. 359 Lewis, J. 37 Liebeskind, D. M. 76 Lindsay, J. O. 10 Link, E. P. 84 Linné, K. 22, 44 Llandaff (siehe Watson, R.) Locke, J. 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 69, 77, 78, 79, 80, 399 Lockitt, C. H. 83 Lodge, R. 16 Loménie de Brienne (Erzbischof von Toulouse) 121, 195, 198 Lossing, B. J. 36 Ludwig XIII. 200 Ludwig XIV. 137, 188 Ludwig XV. 189,402 Ludwig XVI. 45, 47, 66, 76, 95, 96, 135, 136, 137, 140, 141, 148, 150, 151, 152, 153, 154, 418

193, 194, 195, 196, 197, 202, 203, 205, 216, 223, 311, 359, 404,410 Ludwig, R. M. 19 Luxembourg, due de 198 Lynch, E. 93 Maccoby, S. 28, 84 MacCunn, J. 48 Macdonald, Sir A. (Kronanwalt) 93 Macllwain, C. H. 29 Mackintosh, Sir J. 49, 92 Marat, J.-P. 47, 96 Maria (Gemahlin Wilhelms III.) 128, 186, 348, 349, 409 Marie Antoinette (Gemahlin Ludwigs XVI.) 151, 153, 154, 190 Markow, W. 45, 66, 414 Martin, B. 23 Marx, K. 11,14,48,72,413 Mathiez, A. 95,98 Mejdrickä, K. 84 Mendez 330 Meyer, A. 98 Milton, J. 54 Mirralles, Don J. 331 Mitin, M. B. 42 Mokitschew, K. A. 414 Monnier, H. 66, 94, 99, 403, 405 Monroe, J. 98 Montague 404 Montesquieu, C. de Secondat, baron de la Brede et de 57, 58, 59, 79, 80, 189, 190 Morais, H. M. 108 Morellet, A. 121 [?], 399 Morison, S. E. 29 Morris, G. 73,97 Morse, J. T. 32,84 Mortimer, T. 406 Morton, A. L. 10,11,16,17,84 Moses 402 Murray, R. H. 48, 74, 76

Namier, Sir L. Bernstein 10, 16 Napoleon I. 47, 109 Nash, J. 45 Nebukadnezar II. 169 Necker, J. (im Original: Neckar) 191, 199, 204, 205, 231, 232, 233, 234, 406 Newton, I. 21,23,60, 101 Noailles, vicomte de 198 Noble 24 North, F. (Lord North) 378, 398, 405,406 Oestreich, G. 414 Oldys, F. (Pseudonym von Chalmers, G.) 93 Ollive, E. 24, 25, 28 Osborn, J. M. 398 Othello 139,401 Paine, F. geb. Cocke 18, 342 Paine, J. 18, 19, 20, 329, 342 Paine, T. 117, 119, 120, 121, 122, 125, 130, 133, 134, 138, 139, 142, 153, 157, 162, 163, 172, 176, 186, 187, 196, 200, 213, 214, 217, 218, 228, 233, 249, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 275, 277, 278, 280, 287, 289, 302, 303, 313, 317, 319, 322,,323, 329, 330, 331, 332, 333, 341, 342, 348, 349, 357, 366, 376, 377, 378, 384, 389, 390, 391, 392, 393, 394, 395, 396, 397 Palmer, E. 110 Parrington, V. L. 36 Passerin d'Entrèves, A. 50 Pauw, C. 92 Pestalozzi, J. H. 92 Peter 159, 402 Pétion de Villeneuve, J. 94 Petty, W. (Lord Shelburne) 218, 405, 406

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Pitt, W., der Ältere (Lord Chatham) 17, 31 Pitt, W„ der Jüngere 89, 123, 165, 192, 195, 226, 228, 229, 236, 238, 325, 327, 378, 379, 393, 394, 395, 396, 397, 399, 405,406 Pompignan, Le Franc de (Erzbischof von Vienne) 143, 153 Poole, R. L. 16 Poore, B. P. 62 Porschnew, B. F. 10 Postgate, R. 9, 27, 85, 88 Price, R. 127,235,400 Priestley, J. 22, 44, 89, 92 Proft, C. G. 75 Quesnay, F. (im Original: Quisne) 189, 190 Ragouleau 82 Raumer, F. von 32 Raynal, G.-T.-F. 189, 190 Reed, J. 36 Richard II. 344, 345, 346, 411 Richmond (siehe Lennox, C.) Rickmann, T. C. 23, 24, 25, 27 Roberdeau, D. 38 Robespierre, M. de 47, 70, 71 Roggeveen, J. 22 Romeo 404 Rommen, H. 50 Romney, G. vor S. 1 Rousseau, J.-J. 47, 50, 59, 68, 69, 70, 79, 80, 81, 189, 190 Roux, P.-C. 65, 400, 402 Sabine, G. H. 50 Salbmo 214, 287 Salomon-Delatour, G. 64, 65 Samson 339 Schilfert, G. 10 Schiller, F. 92 Schneider, H. W. 42

Schnur, R. 414 Schönfelder, K.-H. 19, 39 Schütte, O. 25 Seitz, D. C. 45 Shakespeare, W. 401, 403, 404, 409 Sharp, W. vdr S. 1 Shelburne, Lord (siehe Petty, W.) Sheldon, F. 29, 45, 109 Sherrard, O. A. 27 Sherwin, W. T. 23 Sieyes, E.-J. 68, 94, 201, 275, 277, 278, 407, 408 Sincleair, Sir J. 337, 343, 349, 354, 410 Skalweit, S. 49 Skaskin, S. D. 10 Smith, A. 168,403 Smith, E. A. 86 Smyth, A. H. 26, 103 Soboul, A. 70, 113,414 Soules, F. 114 Sparks, J. 32, 36 Spiller, R. E. 19 Spinoza, B. de 106 Stahl, G. E. 22 Stanhope, Lady H. 89 Stanislaus II. 76 Staunton, Sir G. 44 Steiniger, A. 58 Stern, L. 84 Sterne, L. 403 Sternhold, T. 178,403 Strauss, L. 50 Strzelewicz, W. 50 Sully, M. de Bethune 407 Swift, J. 312,402,410 Tate, G. 84 Thomas von Aquino 51 Thompson, E. P. 414 Thomson, M. A. 16 Thorp, W. 19 Tippoo Sa[h]ib 359 420

Tooke, H. 59, 87, 394 Trachtenberg, O. W. 42 Treharne, R. F. 16 Trevelyan, G. M. 10 Trevelyan, G. O. 29, 37 Tscheljuskin 22 Turberville, A. S. 10 Turgot, A.-R.-J. 189, 190 Tyler, Wat 344, 345, 346, 411 Ullrich, S. 414 Vergennes, C.-G., comte de 134, 135, 190, 191, 333 Vergniaud, P.-V. 94 Verzweiflung (Riese) 141, 401 Vienne, Erzbischof von (siehe Pompignan) Volta, A. 22 Voltaire, F.-M. Arouet de 79, 189, 190 Wade, E. C. S. 16 Walker 45 Walpole, R. 15,300

Walther, D. 97 Walworth, W. 345, 346, 411 Washington, G. 7, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 73, 92, 97, 119, 289, 296, 297, 331, 332, 351, 408, 410 Watson, R. (Bischof von Llandaff) 391, 412 White, M. 414 Wilberforce, W. 92 Wilhelm I. (der Eroberer) 161, 164, 166, 168, 171, 173, 215, 224, 299, 343, 407 Wilhelm III. (von Oranien) 54, 128, 186, 232, 299, 300, 348, 349, 405, 409 Wilkes, J. 27, 28, 84, 87 Williams, D. 92 Williamson, A. 414 Wirzberger, K.-H. 113 Wolff, K. F. 22 Wollstonecraft, M. 49,94 Woodward, W. E. 25 Yorick (Pseudonym von Sterne, L.) 403