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German Pages 288 [339] Year 1923
Die Unterlederfabrikation
Die
Lederfabrikation Praktisches Handbuch für die gesamte Lederindustrie von
Joseph Borgman w e i l a n d F a b r i k d i r e k t o r u n d L e h r e r an d e r D e u t s c h e n G e r b e r s c h u l e zu F r e i b u r g in Sachsen
und
Oskar Krahner D i r e k t o r u n d R e d a k t e u r d e r Deutschen G e r b e r z e i t u n g Berlin
Zweite, durchgesehene und neubearbeitete Auflage der „Rotlederfabrikation" herausgegeben von
Professor Dr. Hans Friedenthal
I. Teil: D i e
Unterlederfabrikation
II. Teil: D i e Oberlederfabrikation
BERLIN W
VERLAG von M. KRAYN 1923
Die
Unterlederfabi ikation Praktisches Handbuch für die
Herstellung sämtlicher Unterledersorten von
Joseph Borgman und Oskar Krahner
Zweite, durchgesehene und neubearbeitete Auflage von
Professor Dr. Hans Friedenthal Berlin
Mit 43 A b b i l d u n g e n
BERLIN W
VERLAG von M. KRAYN 1923
Alle Rechte, namentlich das der Uebersetzung vorbehalten.
Druck von Rosenthal & Co.. Berlin NW 21.
Vorwort zur 1. Auflage. Als am 23. N o v e m b e r 1903 der vormalige Fabrikdirektor Josef Borgmann im 63. Lebensjahre einem langen s c h w e r e n Leiden erlag, blieb eine große Aufgabe unerfüllt, die der totkranke Mann in seltenem Optimismus sich noch gestellt hatte. In seinem W e r k e „Die Feinlederfabrikation" hatte er wohl seine Erfahrungen auf diesem Gebiete der Ledererzeugung niedergelegt, damit w a r aber sein reicher Erfahrungsschatz keineswegs erschöpft. Sein vielseitiges W i s s e n auch auf anderen Fabrikationsgebieten wollte er einem neuen großen W e r k e zu Grunde legen, und trotz seiner Krankheit ging er daran, d a s g e s a m t e Gebiet der Lohgerberei zu bearbeiten und in ein G e s a m t w e r k „Die Rotgerberei" zusammenzufassen. Dasselbe sollte in zwei Bänden erscheinen, und z w a r B a n d I die U n t e r l e d e r f a b r i k a t i o n , B a n d II die O b e r l e d e r f a b r i k a t i o n behandeln. Das neue W e r k dachte er sich gewissermaßen als Ergänzung zu seiner „Feinlederfabrikation", so daß mit diesen 3 Bänden eine die gesamte F a brikation jeder Art lohgaren Leders vollständig umfassende Bücherserie geschaffen werde. Hat Borgmann sein so groß angelegtes W e r k auch nicht zur Vollendung bringen können, so soll dasselbe doch nach dem von ihm entworfenen Plane zu Ende geführt werden. Als nach seinem Tode der Herr Verleger an mich die Aufforderung richtete, die Sichtung, Zusammenstellung und Vollendung des begonnenen W e r k e s zu übernehmen, k a m ich derselben um so bereitwilliger nach, als der Verstorbene in weitesten Kreisen der Branche als tüchtiger, erfahrener Fachmann bekannt und geschätzt war und ich unter d e m Material eine Fülle wichtiger Aufzeichnungen vermuten konnte. Ich hatte mich nicht getäuscht. Vom ersten Band lag bereits eine große Anzahl Bogen fertig gedruckt vor, und wenn sich darin hin und w i e d e r eine stilistische Unebenheit bemerkbar macht, so bitte ich dies dem durch lange s c h w e r e Krankheit geschwächten Zustande des Verstorbenen zugute zu rechnen. Möge das W e r k , welches wir nunmehr als Band I der Öffentlichkeit übergeben, das werden, w a s der Verfasser davon erhofft hat: ein W e g w e i s e r und R a t g e b e r für jeden praktischen G e r b e r , der ihm den erbitterten Konkurrenzkampf erleichtert und ihm die klare Anleitung zur rationellsten Einrichtung seines Betriebes gibt. B e r l i n - F r i e d e n a u , im März 1904. Oscar Krahner.
Vorwort. Als im Januar 1922 der Verleger mit der Aufforderung an mich herantrat, die Neuherausgabe des praktischen Handbuches für die gesamte Lederindustrie zu übernehmen, war es mir klar, daß es unmöglich sein würde, sich, wie es in der früheren Auflage geschehen ist, auf die Lohgerberei zu beschränken, welche durch die neueren Kombinationsverfahren und ganz besonders durch die Mineralgerbung ihrer Alleinherrschaft beraubt worden ist. Man kann annehmen, daß jetzt etwa 75 % aller Ledermengen nicht nach dem Lohverfahren hergestellt werden. Es ging daher auch nicht mehr an, das Handbuch unter dem Titel „Die Rotlederfabrikation" erscheinen zu lassen. Bei dem hier vorliegenden 1. Band, welcher die Sohllederfabrikation umfaßt, spielt ja die Rotgerberei der Haut noch eine bedeutende Rolle, doch auch auf diesem Gebiete erobert sich die Mineralgerbung täglich mehr Raum. Immerhin ist für die Herstellung von Sohlleder die genaue Kenntnis der früheren umständlichen aber zu guten Produkten führenden Grubengerberei von solcher Wichtigkeit, daß der Unterzeichnete sich nicht entschließen konnte, in der neuen Auflage bei Beschreibung der Sohllederherstellung die auf langjährigen Erfahrungen begründeten Ausführungen seiner Vorgänger in diesem Buche bis zur Unkenntlichkeit zusammenzustreichen. Noch immer werden erhebliche Mengen von bestem Unterleder nach dem auch in dieser Neuauflage beschriebenen Qrubenverfahren hergestellt und verkauft. Ganz neu hinzukommen mußte allerdings ein Teil, welcher die Fabrikation von Unterleder umfaßt durch Verfahren, welche ohne Lohe arbeiten, besonders die Chrom- und Eisengerbung. Der Unterzeichnete hofft, bei der Neuherausgabe des für die Praxis gedachten Buches von Borgmann und Krahner, alle in der Neuzeit bewährten Verfahren für Unterlederfabrikation so beschrieben zu haben, daß das Buch seinen Zweck, eine genügende Anleitung zur Herstellung von Unterleder zu liefern, auch wirklich erfüllt. Der Unterzeichnete macht besonders auf diejenigen Verfahren aufmerksam, welche mit einheimischem Material arbeiten, da bei unserem heutigen Valuta-Elend auf diesen Verfahren die Hoffnung der deutschen Gerbeindustrie beruhen muß. Der Herausgeber wird für jeden Ratschlag und Wink aus Kreisen der Praxis dankbar sein, welcher ihm Berichte liefert über ausprobierte Methoden, die geeignet sind, unsere Industrie in Stand zu setzen das Bestmögliche zu liefern. Charlottenburg,
März 1923.
Hans Friedenthal.
Inhalts - Verzeichnis.
V o r w o r t z u r 1. A u f l a g e . . . . . . V o r w o r t z u r 2. A u f l a g e Einleitung . Die R o h w a r e . Die e u r o p ä i s c h e oder Zahm haut Die Haut im allgemeinen Die Stellung Einfluß von Alter und Geschlecht Einfluß der Ernährung., Lebensweise und' P f l e g e der Tiere Einfkijj desi Klimas und der geographischen Herkunft . . . Verwendung der einzelnen Sorten Die
Der
Wildhäute a) Die amerikanischen Häute b) Brasilianische Häute c) Häute von der Westküste von Südamerika d) Häute au« Zentral amerika e) Häute aus den nördlichen Staaten . f) Asiatische Häute, Encflisch-Indfcn Holländisch-lndien g) Afrikanische Häute h) Australische Häute a n a t o m i s c h e Bau der Haut Die Oberhaut Die Lederhaut Das Unterhautbindegewebe oder Subcutis Blutgefäße oder Adern
Das K o n s e r v i e r e n der Haut a) Die trockene Haut b) Die gesalzene Haut c) Rationelles Salzen der Haut
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D a s A u f b e w a h r e n d e r k o n s e r v i e r t e n H ä u t e u. F e l l e B e s c h ä d i g t e H ä u t e und' F e l l e
5 6 11 13 13 13 14 15 16 18 19 21 22 25 25 26 26 27 . 2 9 31 32 32 37 40 44 50 54 54 56 62 64 73
Die
Gerbmaterialien Europäische Gerbstoffe a) Birkenrinde b) Eichenrinde c) Erlenrinde d) Fichtenrinde e) Galläpfel 1. Levanttrasche 2. Chinesische f) Kastanien'holz g) Knoppern h) Rove i) Sumach k) Valonea 1) Weidenrinde
78 82 82 82 85 85 89 89 90 91 92 92 93 95 95
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. . .
Deutschlands Gerbstoffquellen während des Krieges Exotische Gerbstoffe m) Algarobülla n) Bablah . . . o) Cajota p) Canaigre q) Cascalotte . . . r) Divi divi s) Gambir t) Katectiu u) Kino v) Mamgrovenrinde w) Mimosarinde x) M-yTobalanen Y) Quebrachoholz Gerbstoffkombinationen z) Gerbstoffextrakte Das Wasser Beschaffenheit Das W ä s s e r n und W e i c h e n Das S c h w i t z e n a) Warmes Schwitzen b) Dampfschwitze c) KaltwasseTsdhwiitze d) Beschreibung der Kaltwassersohwitze e) Haarlosmachen in Salzlake f) Enthaaren ohne faulige Gärung Das Das Das Das Das
Enthaaren Schercn Putzen Anticalciumbad Salzsäurebad
96 99 99 99 100 100 101 101 102 103 104 104 105 106 107 109 111
113 . 1 1 4 118 127 129 131 131 133 136 136
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138 140 142 143 143
Die Das Die Die
B1ö6e S c h w e l l e n d e r B'lö&e Sauerbrühe S c h w e l l - und T r e i b f a r b e n bei der e c h l e n a l t e n K e r n l e d e r g e r b e r e i m i t E i c h e n l o h e in G r u b e n D a s S c h w e l l e n in r e i n e r S a u e r b r ü h e Das Versenken Die V e r s a t z g r u b e n DerersteSatz Die O p e r a t i o n des A u f z i e h e n s DerzweiteSatz Der d r i t t e S a t z Das Trockenstehen beim Versetzen und das S c h l e i m e n der g e g e r b t e n Leder Das E r k e n n e n der Gare Das Trocknen des g a r e n Leders Das Trocknen des Sohlleders im bedeckten Räume . Die L e d e r p r e s s e DasZurichten Sohlieder nach gemischtem System gegerbt . Sauerbrühe aus Fichtenrinde Das Extrahieren Alaunzusatz zum Reinigen der Extraktbrühen Kombinierte G r u b e n g e r b u n g für Sohlieder . 1. Eichen- und Valoneagerbung 2. Das Gerben mit Eichen-, Fichtenrinde, Myrobalanen, Mimosa und Valonea 3. Sohlleder mittels Schwefelnainum enthaart und in kombinierter Gerbung gegerbt 4. Zusammenfassung! '
144 144 148 151 162 168 172 178 184 186 188 190 191 192 193 193 196 202 204 204 208 208 208 209 212
Ha I b s o h L i e d e r Brandsohlleder Q u e b r a c h o - G erbung für S o h l l e d e r Weichen und Wässern Anschwöden Enthaaren Wässern Scheren Entkälken Das Anfärben und Schwellen Die eigentliche Gerbung Zurichtung . . .
217 220 222 222 223 223 224 225 225 225 231 232
Abgekürztes Verfahren Vacheleder Weichen und Wässern Der Enihaarungsprozefc Reirvemachaj-beiten
234 235 236 237 241
Die Grüngewichtskontrolle I. Weichge wichtskontro 11 e II. Blögengewichtskontroile Weich- und Blö&engewiohtstabel'Ie Das Anfärben Der Farbengang Farbenskala Reine Brühengerbung Kalkulation Zurichtung des Vachdeders Aasschmiere für VacheledCr
242 242 243 244 245 249 251 253 256 260 266
N e b e n Sorten Das Clhina-Vache Kips-Vache Kips-Brandsohlleder Die
Fängerbung Fafjgerbung für Vacheleder . . . a) Die reine Faggerbung b) Die kombinierte Fafjgerbung Fajjgerbung für Kipsvache, Kipsbrandsohlleder Fa&gerbung für Abfälle
266 266 270 271 .
271 274 274 277 278 279
Das B l e i c h e n bezw. A u f h e l l e n des L e d e r s . Vergleichende T a b e l l e z w i s c h e n den verschiedenen Brühemessergraden
280 282
Moderne Methoden der U n t e r l e d e r f a b r i k a t i o n ' Die Herstellung von Unterleder durch Chromgerbung . Unterlederfabrikation durch Eisengerbung Kombinationsgierbung
283 284 286 288
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etc. .
Einleitung. W ä h r e n d für Tausende von Jahren einige wenige erprobte Verfahren der Lederherstellung unverändert durch mündliche Überliefer u n g durch die Zeiten weiter gegeben wurden, leben wir heute in einer Zeit, in welcher die Gerberei den wichtigen Schritt v o m H a n d w e r k zur Industrie durchzumachen hat. Das Erreichen einer neuen Stufe pflegt niemals ohne größere Erschütterungen vor sich zu gehen. Heute hat in der Gerberei nicht mehr die Erfahrung, sondern die Wissenschaft das erste W o r t . Die Wissenschaft lehrt, in wenigen Tagen das zu erreichen, mit einem Bruchteil des früheren A u f w a n d e s und ohne Müheaufwand für den Gerbenden, was früher unausgesetzte Aufmerksamkeit, langjährige Erfahrung und jahrelange Arbeit erforderte. Auch auf dem Gebiete der Unterlederfabrikation kann die Industrie heute in ebensoviel Tagen Lederarten herstellen, welche allen Ansprüchen genügen, wie das frühere G e r b e r h a n d w e r k in Monaten. W ä h r e n d früher das Gerberhandwerk an Wasserverhältnisse, an Transportverhältnisse und an Materialbezug gebunden bestimmte Gegenden bevorzugen mußte, kann die heutige Gerber i n d u s t r i e mit Fug und Recht von sich sagen: „Mein Feld ist die W e l t " . Freilich kann nicht genug darauf hingewiesen werden, daß nicht das Prinzip der Billigkeit verschlechternd auf die Qualität des hergestellten L e d e r s w i r k e n sollte. Nur w e n n ein Verfahren billiger und besser als die früheren, sollte es von der Gerberindustrie überhaupt in Betracht gezogen w e r d e n . Die wissenschaftliche Durcharbeitung des Gerbeprozesses setzt aber auch tatsächlich in den Stand, mit einer früher nicht gekannten Elastizität allen Anforderungen uns anzupassen, die die Praxis an die Lederqualitäten stellt. Der Kreis der Substanzen, die für Gerbungen in Betracht kommen, hat sich sehr v e r m e h r t , die Handhabung der gerbenden Materialien außerordentlich vereinfacht. Die wissenschaftliche Durcharbeitung des Gerbeprozesses hat durchaus noch .nicht zu einer vollendeten theoretischen Darstellung der dabei in Betracht kommenden Verhältnisse geführt, und trotzdem hat die wissenschaftliche Bearbeitung erst alle neueren praktischen Gerbemethoden ermöglicht.
Die Qerbereiindustrie wird sich stets vor Augen halten müssen, daß der P r e i s nur einer von vielen Faktoren ist, welche bei der Lederbereitung in Betracht gezogen w e r d e n müssen, w e n n nicht durch Untergrabung des Rufes ihrer Erzeugnisse einer großen Industrie der Boden abgegraben w e r d e n soll. W i r haben bereits eine ganze Anzahl von Versuchsanstalten, welche staatlich ü b e r w a c h t sind und die Gerbereiindustrie in den Stand setzen, sich zu überzeugen, ob ihre Produkte die in der P r a x i s benötigten Eigenschaften besitzen oder nicht. Alle Gerbereien sollten von diesen Versuchsanstalten in ausgedehntestem Maße Gebrauch machen, dann w e r d e n die geringen Versuchskosten sich durch Ersparung im Gerbeprozeß mehr als bezahlt machen. Wir wollen in den folgenden Seiten die verschiedenen Operationen in der P r a x i s der Unterlederfabrikation vorführen. W i r müssen die Rohmaterialien kennenlernen, aus welchen das F a b r i k a t hergestellt wird, sowie diejenigen, welche zu dem Umwandlungsprozesse benötigt werden. Daher soll zunächst die rohe Haut genau untersucht und beschrieben w e r d e n , und dann erst eine Beschreibung der Stoffe folgen, die die U m w a n d l u n g in Leder ermöglichen. Zum Schluß können wir dann die Vorgänge, welche für die Umwandlung der Haut zu Leder wesentlich sind, genauer ins Auge fassen und die Vorzüge und Nachteile der neuesten Unterledergerbeveriahren gegeneinander abwägen.
Die Rohware. Bei B e s c h r e i b u n g der R o h w a r e im allgemeinen ist es nicht gut a n g ä n g i g , sie zu U n t e r - o d e r O b e r l e d e r geteilt a n z u f ü h r e n , d a dieselben H ä u t e s o r t e n sich d u r c h s c h n i t t l i c h zu beiden L e d e r a r t e n eignen, w o b e i n u r d a s Alter m e i s t e n s den U n t e r s c h i e d m a c h t . Im e r s t e n T e i l e soll d a s Kapitel „ R o h w a r e " e r s c h ö p f e n d b e h a n d e l t und im z w e i t e n Teile d a n n darauf B e z u g g e n o m m e n w e r d e n , s o w e i t es sich um G r o ß v i e h h ä u t e h a n d e l t . Kleintierfelle als R o h w a r e der L e d e r h e r s t e l l u n g m ü s s e n d a g e g e n im z w e i t e n Teile g e b r a c h t w e r d e n . U n s e r e R o h w a r e klassifiziert sich in inländische und Wild-Häute. Die e r s t e r e b e s t e h t nicht nur a u s einheimischen H ä u t e n , s o n d e r n alle v o n in E u r o p a g e z ü c h t e t e n T i e r e n a b s t a m m e n d e n H ä u t e b e z e i c h n e t m a n k u r z w e g als inländische o d e r „ Z a h m h a u t". Die a u s n i c h t e u r o p ä i s c h e n L ä n d e r n s t a m m e n d e n , bei uns e i n g e f ü h r t e n H ä u t e w e r d e n d a g e g e n mit dem allgemeinen N a m e n „ W i 1 d h ä u t e " b e zeichnet. Natürlich schließt die G r u p p i e r u n g nicht die B e z e i c h n u n g n a c h d e m U r s p r u n g s l a n d e aus, im Gegenteil, im H a n d e l ist s o g a r eine g e n a u e B e z e i c h n u n g n a c h der P r o v e n i e n z s o w o h l bei Z a h m - als auch W i l d h ä u t e n G e b r a u c h , da der W e r t des M a t e r i a l s g e r a d e v o n dem U r s p r u n g s l a n d e a u ß e r o r d e n t l i c h beeinflußt w i r d , w i e w i r s p ä t e r sehen werden. W i r w o l l e n die e u r o p ä i s c h e H a u t z u e r s t k e n n e n lernen und dann die a u s den v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n e i n g e f ü h r t e n H ä u t e . Die n a c h f o l g e n d e n a l l g e m e i n e n A u s f ü h r u n g e n haben s o w o h l f ü r die „ i n l ä n d i s c h e " als a u c h f ü r die „ W i 1 d h a u t " Geltung, e b e n s o die s p ä t e r e n A u f z e i c h n u n g e n über den „ a n a t o m i s c h e n B a u d e r H a u t".
Die europäische, inländische oder Zahmhaut. Die Haut im Allgemeinen. D e r g r ö ß e r e o d e r m i n d e r e W e r t richtet sich n a c h den v e r s c h i e d e n e n E i g e n s c h a f t e n e i n e r H a u t als G r u n d m a t e r i a l d e r L e d e r b e a r b e i t u n g , u n d z w a r g e h ö r e n hiertier z u n ä c h s t die ä u ß e r e n M e r k -
Die Rohware. Bei B e s c h r e i b u n g der R o h w a r e im allgemeinen ist es nicht gut a n g ä n g i g , sie zu U n t e r - o d e r O b e r l e d e r geteilt a n z u f ü h r e n , d a dieselben H ä u t e s o r t e n sich d u r c h s c h n i t t l i c h zu beiden L e d e r a r t e n eignen, w o b e i n u r d a s Alter m e i s t e n s den U n t e r s c h i e d m a c h t . Im e r s t e n T e i l e soll d a s Kapitel „ R o h w a r e " e r s c h ö p f e n d b e h a n d e l t und im z w e i t e n Teile d a n n darauf B e z u g g e n o m m e n w e r d e n , s o w e i t es sich um G r o ß v i e h h ä u t e h a n d e l t . Kleintierfelle als R o h w a r e der L e d e r h e r s t e l l u n g m ü s s e n d a g e g e n im z w e i t e n Teile g e b r a c h t w e r d e n . U n s e r e R o h w a r e klassifiziert sich in inländische und Wild-Häute. Die e r s t e r e b e s t e h t nicht nur a u s einheimischen H ä u t e n , s o n d e r n alle v o n in E u r o p a g e z ü c h t e t e n T i e r e n a b s t a m m e n d e n H ä u t e b e z e i c h n e t m a n k u r z w e g als inländische o d e r „ Z a h m h a u t". Die a u s n i c h t e u r o p ä i s c h e n L ä n d e r n s t a m m e n d e n , bei uns e i n g e f ü h r t e n H ä u t e w e r d e n d a g e g e n mit dem allgemeinen N a m e n „ W i 1 d h ä u t e " b e zeichnet. Natürlich schließt die G r u p p i e r u n g nicht die B e z e i c h n u n g n a c h d e m U r s p r u n g s l a n d e aus, im Gegenteil, im H a n d e l ist s o g a r eine g e n a u e B e z e i c h n u n g n a c h der P r o v e n i e n z s o w o h l bei Z a h m - als auch W i l d h ä u t e n G e b r a u c h , da der W e r t des M a t e r i a l s g e r a d e v o n dem U r s p r u n g s l a n d e a u ß e r o r d e n t l i c h beeinflußt w i r d , w i e w i r s p ä t e r sehen werden. W i r w o l l e n die e u r o p ä i s c h e H a u t z u e r s t k e n n e n lernen und dann die a u s den v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n e i n g e f ü h r t e n H ä u t e . Die n a c h f o l g e n d e n a l l g e m e i n e n A u s f ü h r u n g e n haben s o w o h l f ü r die „ i n l ä n d i s c h e " als a u c h f ü r die „ W i 1 d h a u t " Geltung, e b e n s o die s p ä t e r e n A u f z e i c h n u n g e n über den „ a n a t o m i s c h e n B a u d e r H a u t".
Die europäische, inländische oder Zahmhaut. Die Haut im Allgemeinen. D e r g r ö ß e r e o d e r m i n d e r e W e r t richtet sich n a c h den v e r s c h i e d e n e n E i g e n s c h a f t e n e i n e r H a u t als G r u n d m a t e r i a l d e r L e d e r b e a r b e i t u n g , u n d z w a r g e h ö r e n hiertier z u n ä c h s t die ä u ß e r e n M e r k -
—
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male, wie die „ S t e 11 u n g " , das „ A l t e r " und das „ G e s c h 1 e c h t " . Auf diese Eigenschaften
haben
bensweise"
„Pflege
und
die
s o w i e auch das „ K l i m a "
wieder
die „E r n ä h r u n g " ,
der
Tiere"
großen
„L e Einfluß,
des Herkunftslandes.
Die Stellung. Unter Fläche"
„Stellung"
versteht
man
der Haut zu ihrer „ D i c k e
„Verhältnis
das
r e s p. S t ä r k e "
der
und z w a r
sowohl im allgemeinen, d. h. b e z ü g l i c h d e r g a n z e n H a u t , a l s auch speziell für die e i n z e l n e n
Teile
derselben.
Diese
soge-
nannte Stellung ist auf den W e r t der Haut und namentlich auf die V e r w e n d b a r k e i t zu dem daraus herzustellenden L e d e r von Einfluß.
„Schönselederte
undgut gestellte
größtem
Rohware"
kann von dem G e r b e r zu den verschiedensten L e d e r s o r t e n g e b r a u c h t werden, w ä h r e n d „ n i c h t g u t g e s t e l l t e "
W a r e oder „ f l a c h e "
oder „ l e e r e " nur zu b e s t i m m t e n Artikeln passen o d e r auch noch dazu erst passend g e m a c h t w e r d e n müssen. Eine „volle, runde" und damit auch „1 e d e r h a f t e " Haut ist für den G e r b e r die b e s t e .
Man v e r s t e h t darunter eine Haut, w e l c h e in
allen Teilen eine ihrer Ausdehnung entsprechende Dicke aufweist und g e g e r b t dann ein volles L e d e r liefert.
Dabei k o m m t es g a r nicht auf
die absolute G r ö ß e a n ; denn ein kleines Kalbfell z. B . kann
ebenso
rund, voll und gutgeledert sein, wie eine große Ochsenhaut. Flach und gleichmäßig bezeichnet man die Haut, w e n n die D i c k e v o m Kern nach den E x t r e m i t ä t e n und S e i t e n z w a r abnimmt, aber nur unmerklich und allmählich; das L e d e r aus einer solchen Haut steht z w a r dem aus einer vollen und runden in S t ä r k e nach, ist aber immerhin noch ziemlich gleichmäßig s t a r k . Mit leer werden solche Häute bezeichnet, w e l c h e in allen Teilen, besonders am Hals und in den W e i c h e n dünn sind und sich lappig anfühlen. Abfällig ist sodann die Haut, w e l c h e wohl in den v o n Natur aus kräftigeren Teilen, w i e dem Kern, R ü c k e n , Kopf auch voll sind, a b e r nach dem B a u c h e und dem Halse zu schnell abfallen, d. h. dünn und kraftlos
werden,
so
daß
das
Verhältnis
zwischen
Kern
und
den
anderen Teilen der Haut ein unrichtiges ist im G e g e n s a t z zur vollen, runden, gutgestellten Haut. Die s c h l e c h t e s t e diese u n g l e i c h m ä ß i g e
S t e l l u n g für den G e r b e r ist denn auchoder a b f ä l l i g e ;
hier ist der U n t e r -
—
15
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schied in der Dicke, dem Kern- oder den Seitenteilen sehr groß, und z w a r zu Gunsten der weniger wertvollen Hals- und Seitenteile. Der Kern, auch Croupon genannt, hat bei solchen Häuten nur eine sehr geringe Ausdehnung von ungleichmäßiger Dicke. Die Abnahme derselben beginnt schon zum Teil im Kern selbst und verläuft schnell nach den Seitenteilen zu, die schließlich sehr dünn auslaufen. Man sagt kurzweg, die Haut fällt ab. Dieser ungünstige Zustand kommt am häufigsten bei alten K u h h ä u t e n vor. Das Gegenstück dazu findet man sehr oft bei a l t e n S t i e r e n o d e r B u l l e n u n d a b getriebenen Arbeitsochsen. Der Kern ist dann in großer Ausdehnung dünn, w ä h r e n d umgekehrt Hals, Kopf und Seitenteile eine ungewöhnliche Dicke besitzen. Eine derartige ungleichmäßige Stellung ist für den Gerber recht schwierig zu behandeln, namentlich weil die Seiten dann auch noch sehr lose und locker sind und ein s c h w a m m i g e s Leder liefern.
Einfluß von Alter und Geschlecht. Das Alter und Geschlecht der Tiere ist in mehrfacher Hinsicht von großem Einfluß auf die Beschaffenheit der Haut. Die Haut der w e i b l i c h e n Tiere hat im allgemeinen ein feineres, elastischeres und dabei widerstandsfähigeres Fasergewebe, und das daraus hergestellte Leder zeigt eine feinere Narbenbildung und feineren Schnitt. Die m ä n n l i c h e Haut dagegen wird meist .schwerer und, dicker, das F a s e r g e w e b e ist gröber, und dementsprechend sind auch Narben und Schnitt des L e d e r s nicht so fein und zart. Dieser G e s c h l e c h t s u n t e r s c h i e d zeigt sich schon in der Jugend. Bei Kalbfellen z. B. sind die w e i b l i c h e n oder Mutterfelle und die m ä n n l i c h e n oder Stierfelle sehr ungleich. Die M u t t e r f e i l e sind fester, der Narben fein und zart und setzt sich bis in die Weichteile hin gleichmäßig fort. Die Fleischseite zeigt beim fertigen Leder ein glattes, glänzendes Aussehen. Die Stierfelle sind lockerer, die Narben w e r d e n nach den Extremitäten hin grobkörniger, und die Fleischseite ist nach dem Bearbeiten e t w a s rauher. Noch stärker als bei jungen Tieren ist der schlechtes auf die Haut bei älteren Tieren. E i n e noch nicht gekalbt hat (Kalbin), gibt ein in allen kerniges L e d e r ; die Güte ~der Kuhhaut nimmt aber
Einfluß des j u n g e Kuh, Teilen festes sehr ab, wenn
Gedie und die
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Kuh häufig kalbt; der Bauch dehnt sich mehr und mehr aus, die Bauchteile w e r d e n dadurch dünn und schwach, die Haut verliert m e h r und mehr an Kern, und die ganze Stellung wird abfälliger und ungleichmäßiger. Die vorhanden g e w e s e n e Elastizität geht nach jedem Kalben mehr und mehr verloren. Die Kuhhäute sind daher um so wertvoller, je weniger Kälber die Kuh gehabt hat. In ähnlicher Weise ist auch die Haut der m ä n n l i c h e n T i e r e von sehr verschiedenem W e r t . Am vorteilhaftesten ist sie in der Jugend. Bei den Ochsen erhält sich die gute Stellung aber bis ins spätere Alter. Die O c h s e n h a u t ist im Verhältnis zur Dicke sehr gleichmäßig und eignet sich deshalb am besten zu S o h l - u n d Riemenleder. Bei den S t i e r e n oder B u l l e n entwickelt sich die Haut um so ungünstiger, je älter das Tier w i r d ; die Haut wird dünn und schlaff, a a s F a s e r g e w e b e grob, lose und locker, der Kern schwindet mehr und mehr, w ä h r e n d Kopf und Bauch dick und aufgetrieben werden, dabei aber locker und schwammig. Eine Mittelstellung in dieser Beziehung zwischen O c h s e n und B u l l e n nehmen die sogenannten S c h n i t t o c h s e n oder A l t s c h n e i d e r ein; derartige Häute haben z w a r immer noch eine bullenartige Stellung und sind nicht als Ochsenhäute zu betrachten, liefern abe,r immerhin ein brauchbareres Leder als die Bullen. Dagegen sind aber die Häute mit gröberer Struktur und großer Dicke, wie Bullenhäute, für gewisse Spezialzwecke ein recht w e r t volles Material, z. B. für die Herstellung von Lackleder.
Einfluß der Ernährung, Lebensweise und Pflege der Tiere auf die Haut. Der Einfluß der Ernährung auf den Bau der Haut tritt bei ganz jungen Tieren hervor. Nur in der Zeit, w o die Kälber noch von der Muttermilch ernährt werden, haben die Kalbfelle die guten Eigenschaften in vollem Maße. Sobald die Tiere aber anfangen, sich selbst zu ernähren und feste Substanzen zu sich zu nehmen, wie Grasfutter, Heu und Stroh usw., verliert das Fell ganz bedeutend an W e r t . Die Feinheit geht verloren, indem das F a s e r g e w e b e allmählich gröber wird. Unter K a l b f e l l im engeren Sinne versteht man denn auch nur die Felle der jungen Tiere von der Geburt an bis zur Selbsternährung.
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N ü c h t e r n nennt man ein Kalbfell, welches von einem gleich oder kurz nach der Geburt getöteten Kalb herrührt. Von der Zeit der beginnenden Selbsternährung an bis zum Alter von ungefähr 1 J a h r e nennt man die jungen Tiere und ebenso die davon herrührenden Felle Pittlinge, Pinken oder auch Fresser. Als Unterscheidungsmerkmale zwischen K a l b f e l l e n und P i t t l i n g e n o d e r P i n k e n können folgende d i e n e n : K a l b f e l l e haben ein dichtes, gleichmäßiges Haar und einen ganz geradhaarigen Schwanz, P i t t l i n g e zeigen eine ziemlich scharfe Linie vom S c h w a n z über das Schild den Rücken entlang, die Haare am Ende des S c h w a n z e s w e r d e n länger, zum Teil e t w a s gelockt, und das Ende des S c h w a n z e s bekommt die Form einer Quaste. Die S c h w a n z w u r z e l wird dicker, während der Schwanz nach dem Ende zu dünner ausläuft. Unter den Kopfhaaren fühlt man die Erhöhungen, aus denen sich die Hörner bilden. Bei älteren Tieren gilt im allgemeinen die Regel, daß eine möglichst natürliche Ernährung und natürliche Lebensweise den besten Einfluß auf die Entwicklung der Haut hat. P a s s e n d e s Futter auf guter W e i d e und B e w e g u n g in freier Luft begünstigen die Entwicklung der Haut sowohl in der Stellung als in der Struktur des Faserg e w e b e s am meisten. Die Häute von Weidevieh sind daher denjenigen von Stallvieh immer vorzuziehen. Man findet im allgemeinen in Gebirgsgegenden bessere Häute als in der Ebene, weil es daselbst gewöhnlich mehr und besseres Weideland gibt, während in d e r Ebene die Stallfütterung vorherrscht. Die Haut ist bei Stallfütterung um so geringer, je mehr von der natürlichen Ernährung abgewichen wird und je weniger B e w e g u n g die Tiere haben. Wiesengräser, Klee und anderes Grünfutter wirken am günstigsten auf die Hautentwicklung, während zu reichliches Wurzelfutter, Kartoffeln, Rüben usw. die Festigkeit des H a u t g e w e b e s beeinträchtigt; ebenso ungünstig wirken, in größerer Menge gefüttert, die Abfälle aus Brennereien, Brauereien, Zuckerfabriken. Ferner ist die Ernährung, welche besonders eine starke Fleischproduktion oder einen starken Fettansatz bezweckt, für die Hautentwicklung meist nachteilig. M a s t v i e h , welches bei mangelhafter B e w e g u n g mit Kraftfuttermitteln, Rüben und Branntweinschlempe etc. ernährt wird, liefert daher immer die schlechteste, loseste, a u f g e s c h w e m m t e Haut.
Borgman,
Unterlederfabrikation.
2
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Einfluß des Klimas und der Herkunft des Tieres auf die Haut. Ein k ü h l e s und f e u c h t e s K l i m a w i r k t auf die H a u t e n t w i c k l u n g d e s R i n d e s a m besten, g r ö ß e r e W ä r m e und T r o c k e n h e i t d a g e g e n ungünstig, die H a u t w i r d d a d u r c h l o c k e r e r , s c h w ä c h e r und die S t e l l u n g ungleichmäßiger. Die s ü d l i c h e n und s ü d ö s t l i c h e n T e i l e v o n E u r o p a liefern im allgemeinen eine nach der Stellung sehr a u s g e d e h n t e und lose H a u t , so z. B. die T ü r k e i , R u m ä n i e n , I t a l i e n und manche Teile von Ungarn. In S p a n i e n finden sich g u t e H ä u t e in den gebirgigen G e g e n d e n , b e s o n d e r s im N o r d e n ; gute, zum Teil s o g a r vorzügliche H ä u t e liefert der g r ö ß t e Teil v o n O e s t e r r e i c h , b e s o n d e r s im b ö h m i s c h e n G e b i r g e , im R i e s e n g e b i r g e , T i r o l , S t e i e r m a r k , s o w i e O b e r - und Nieder-Oesterreich. In E n g l a n d ist eine sehr a u s g e z e i c h n e t e S o r t e die H a u t a u s den s c h o t t i s c h e n G e b i r g e n . Z u d e n a l l e r b e s t e n u n d v o r z ü g l i c h s t e n R i n d e r h ä u t e n in E u r o p a gehören d i e S c h w e i z e r h ä u t e. M a n c h e Teile von F r a n k r e i c h und D e u t s c h l a n d liefern die b e s t e n , g r ö ß t e n und s c h w e r s t e n Häute, w i e solche in a n d e r e n Teilen E u r o p a s nicht v o r k o m m e n und w i e sie namentlich für M a s c h i n e n r i e m e n verlangt werden. Die v o r z ü g l i c h s t e n H ä u t e i n D e u t s c h l a n d v o n sehr g u t e r Stellung und s t a r k e r , k e r n i g e r B e s c h a f f e n h e i t k o m m e n i n d e n G e b i r g e n v o n S ü d - u n d M i t t e l d e u t s c h l a n d vor, bes o n d e r s in B a y e r n , f e r n e r a u c h in T h ü r i n g e n . E l s a ß , im H a r z , den meisten Teilen S a c h s e n s und in den s c h l e s i s c h e n Gebirgen. In S a c h s e n ist namentlich das E r z g e b i r g e . V o i g 11 a n d und die L a u s i t z zu nennen, w ä h r e n d d a s nördliche F l a c h l a n d n u r geringe Qualitäten a u f w e i s t . Gute Häute liefert auch das R h e i n l a n d , namentlich O c h s e n h ä u t e . D a s n ö r d l i c h e und n o r d ö s t l i c h e D e u t s c h l a n d und e b e n s o R u B l a n d liefern a b e r mit w e n i g A u s n a h m e n n u r g e r i n g w e r t i g e H ä u t e v o n u n g e n ü g e n d e r Stellung.
Verwendung der einzelnen Sorten. Die K a l b f e l l e eignen sich hauptsächlich zu b e s t e m O b e r leder, für m a n c h e t e c h n i s c h e Zwecke, für Luxusa r t i k e l , zu v e r s c h i e d e n e n B e u 11 e r - und S a t t l e r a r b e i t e n
— usw.
Man
macht
sie a u c h
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—
w e i ß g a r,
sä m i s c h g a r
und
ver-
a r b e i t e t sie m i t d e n H a a r e n zu T o r n i s t e r f e l l e n . B e i Kalbfellen u n t e r s c h e i d e t m a n g e w ö h n l i c h e sie
teils g r ü n ,
und
Mast-
Kalbfelle;
in d e n H a n d e l k o m m e n
teils
gesalzen
oder trocken.
A m h ä u f i g s t e n k o m m e n die G e w i c h t e v o n 3 1 /2—6 k g
v o r , G r ü n g e w i c h t e v o n m e h r a l s 6 k g sind a l s s c h w e r zu b e z e i c h n e n , und v o n 2 — 3 ! 2 k g a l s l e i c h t . Die b c s t g c s t c l l t e n
Kalbfelle
w e r d e n zu b r a u n e m
l e d e r . die a n d e r e n zu s c h w a r z e n L e d e r s o r t e n M a s t k a l b f e l l e 15 k g
erreichen.
Das
können
zuweilen
ein
Durchschnittsgewicht
w e r d e n h a u p t s ä c h l i c h zu b r a u n e m
und
Ober-
genommen. Grüngewicht ist
bis
6—10 kg.
s c h w a r z e m
zu
Diese
W i c h s -
1e d e r gebraucht. Grüne, c a . 62^-68% ca.
35
Teile
d. h. f r i s c h e K a l b f e l l e an Gewicht, trockene
Trockengewicht
so daß von
Haut
annähernd
verlieren beim
100 T e i l e n
zurückbleiben. das
Man
Grüngewicht
Trocknen
Grüngewicht
nur
kann
aus
dem
berechnen
und
11111-
gekeliri. Das T r o c k n e n
der
Kalbfelle
geschieht durch Aufhängen,
A u f s p a n n e n u n d A u f s p e i l e n ; in l e t z t e r e m Z u s t a n d e k o m m e n s e h r viel v o n D ä n e m a r k ,
und
dieselben
N o r w e g e n
aus
T r o c k e n e Kalbfelle w e r d e n s o w o h l n a c h G e w i c h t , als a u c h
nach
in den
S c h w e d e n
Handel.
Stück gehandelt. D i e Kalbinhaut, s o l a n g e sie n i c h t zu k u r z u n d g e d r u n g e n e i g n e t s i c h zu O b e r l e d e r ,
ist sie s c h o n s t ä r k e r , zu g u t e m
s c h i r r l e d e r ,
kurz
ist sie a b e r
und g e d r u n g e n ,
so paßt
ist, Ge-
sie
im
G r ü n g e w i c h t v o n 2 5 — 3 0 k g a u f w ä r t s a u c h z u S 0 h 11 c d e r. R i n d s h ä u t e s i n d ein G e m e n g e v o n K u h h ä u t e n , und
leichteren,
S. t i . e r e n .
.Man
unterscheidet
Kalbinen
nach
dem
-Ge-
w i c h t e leichte und s c h w e r e R i n d s h ä u t e , w o b e i als G r e n z e 20—25 kg Grüngewicht angenommen Die l e i c h t e ,
wird.
d ü n n e , f l a c h e u n d n i c h t zu s e h r
K u h h a u t v e r w e n d e t m a n zu O b e r l e d e r , k r ä f t i g e r Vacheleder. passen
auch
in
der Sehr
zu
R i e m e n l e d e r , industriellen
Stellung
mehr
k r ä f t i g e
Sohlleder, sowie
für
Zwecken.
und
zu
Zeug-,
S a t t l e r -
g l e i c h m ä ß i g e
s t ä r k e r e m
Leder
ausgedehnte
a u s g e d e h n t e r
zu
und und
Kuhhäute
V a c h e l e d e r ,
m i l i t ä r i s c h e n
Die u n g l e i c h m ä ß i g e
und
Kuhhaut 2*
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kann noch eine vorteilhafte Verbesserung ihrer Stellung durch die S p a l t m a s c h i n e erfahren. Das K e r n s t ü c k gibt nach dem Krouponieren je nach der S t ä r k e O b e r - oder leichtes V a c h e 1 e d e r. Die S e i t e n und H ä l s e können zu S c h u h - und S a t t l e r z w e c k e n zugerichtet werden, wie K a p p e n , B e s ä t z e , R i e m c h c n , P l a i d r i e m e n usw. S c h l e c h t g e s t e l l t e und sehr f e h l e r h a f t e Kuhhäute v e r w e n d e t m a n ' z u geringem B r a n d s o h l l e d e r , auf welches man in Gerbung und Arbeit wenig Kosten v e r w e n d e t . Ochsenhäute von guter Stellung sind in Dicke und S t ä r k e am gleichmäßigsten, zuweilen neigen sie zum S t ä r k e r w e r d e n in den Extremitäten, und z w a r manchmal so weit, daß die Stellung eine bullenartige w i r d ; letzteres kommt namentlich bei sogenannten Altschneiderhäuten vor. Derartige Häute sind nur als Stierhäute zu bewerten. W e g e n ihrer S t ä r k e und gleichmäßigen Stellung paßt die O c h s e n h a u t b e s o n d e r s z u S o h l l e d e r und, wenn sie die nötige Ausdehnung hat, zu R i e m e n l c d c r. J ü n g e r e , l e i c h t e r e O c h s e 11 h ä u t e v e r w e n d e t man wie s c h w e r e Rindshäute, dünne, l a p p i g e O c h s e n h ä u t e benutzt Das man zu Lackvachetten, Spaltleder und Brandsohlleder. m i t t l e r e Grüngewicht der Ochsenhaut ist 35—45 kg, die Gewichte von 45—65 kg bezeichnet man als schwere. Sie erreichen auch Grüngewichte von 70—80 kg und noch darüber. Die Bullen- oder Stierhaut ist wegen ihrer Stellung und ihres lockeren Gefüges am wenigsten wert, höchstens jüngere Bullenhäute v e r w e n d e t man noch zu S o h 1 - und R i e m e n l e d e r . Uebrigens sind auch hier Alter und Stellung von Einfluß, und eine junge Bullenhaut ist einer alten leeren Ochsenhaut gewöhnlich noch vorzuziehen. Dünne ausgedehnte Stier häute geben billiges B r a n d s o h l l e d e r , k r ä f t i g e , nicht allzu s c h l e c h t ges t e l l t e g e r i n g w e r t i g e s Sohl - und R i e m e n l e d e r . Zu S o h 11 e d e r passen sie insofern noch eher, als dem lockeren Gefüge durch die saure Gerbung eine gewisse Starrheit und Festigkeit verliehen wird. W e g e n ihres lockeren Gefüges lassen sie sich leicht in Formen pressen, man v e r w e n d e t sie daher zu H e l m e n . Säbels c h e i d e n , welche fast ausschließlich daraus gemacht werden. W e g e n ihrer Größe und Weichheit eignen sie sich gut zu W a g e n v e r d e c k l e d e r ; in g e s p a l t e n e m Z u s t a n d e finden sie
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mancherlei V e r w e n d u n g zu verschiedenen L u x u s l e d e r n ; zuweilen v e r w e n d e t man ilache Stierhäute zu O b e r l e d e r , die kräftigeren zu Q e s c h i r r l e d e r . Die Bullenhaut hat im jüngeren Zustande ein Grüngewicht! bis zu 35—40 kg und in diesem Stadium einen höheren W e r t als die älteren Häute. Das Grüngewicht der Stierhäute geht bis zu 60 kg und darüber, seltener bis zu 85 kg und nur ausnahmsweise bis auf 100 kg grün. W ä h r e n d früher die Preise für Häute mit dein Gewicht höher wurden, d. h. die schweren Gewichtsklassen höhere Preise bedangen als die leichteren, hat sich diese Regel nicht aufrecht erhalten lassen. Heute ist einzig allein die Nachfrage und das Angebot maßgebend. S c h w e r e Häute sind sogar meist billiger als leichte.
Die Wildhäute. Mit dem Namen Wildhäute bezeichnet man im Gegensatz zu europäischen oder Zahmhäuten solche Häute, welche aus außereuropäischen Ländern bei uns eingeführt w e r d e n . Europa liefert bei weitem nicht die für die Lederindustrie erforderliche Menge von Rohhäuten, und daher spielt die Einfuhr und der Handel mit überseeischen Häuten eine sehr wichtige Rolle. Während! des Weltkrieges hat es sich gezeigt, welch gewaltige Bedeutung das ausländische, insbesondere das überseeische Häutematerial für die Versorgung Deutschlands mit Leder hat. Nur den verzweifelten Anstrengungen und der rationellen Verteilung des inländischen Gefälles ist es zu danken, daß eine Katastrophe in der Versorgung der Armee mit Leder vermieden wurde. Obgleich aus allen Teilen der Welt Wildhäute zu uns kommen, so kann man nach ihrer Bedeutung für die Lederindustrie und nach ihrer Herkunft oder Provenienz hauptsächlich 2 Gruppen h e r v o r heben, welche in erster Linie wichtig sind. Die eine Gruppe wird gebildet von den Wild : häuten aus Süd-Amerika, namentlich den La P l a t a - S t a a t e n und den angrenzenden Teilen Brasiliens. Die zweite Gruppe bilden die asiatischen Häute aus den ostindischen Besitzungen der Engländer und Holländer. Die südamerikanischen Häute sind besonders schwere Häute, die sich für alle Sorten Unterleder eignen, und die wichtigsten Einfuhrhäfen sind Antwerpen, H a m b u r g und Havre.
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mancherlei V e r w e n d u n g zu verschiedenen L u x u s l e d e r n ; zuweilen v e r w e n d e t man ilache Stierhäute zu O b e r l e d e r , die kräftigeren zu Q e s c h i r r l e d e r . Die Bullenhaut hat im jüngeren Zustande ein Grüngewicht! bis zu 35—40 kg und in diesem Stadium einen höheren W e r t als die älteren Häute. Das Grüngewicht der Stierhäute geht bis zu 60 kg und darüber, seltener bis zu 85 kg und nur ausnahmsweise bis auf 100 kg grün. W ä h r e n d früher die Preise für Häute mit dein Gewicht höher wurden, d. h. die schweren Gewichtsklassen höhere Preise bedangen als die leichteren, hat sich diese Regel nicht aufrecht erhalten lassen. Heute ist einzig allein die Nachfrage und das Angebot maßgebend. S c h w e r e Häute sind sogar meist billiger als leichte.
Die Wildhäute. Mit dem Namen Wildhäute bezeichnet man im Gegensatz zu europäischen oder Zahmhäuten solche Häute, welche aus außereuropäischen Ländern bei uns eingeführt w e r d e n . Europa liefert bei weitem nicht die für die Lederindustrie erforderliche Menge von Rohhäuten, und daher spielt die Einfuhr und der Handel mit überseeischen Häuten eine sehr wichtige Rolle. Während! des Weltkrieges hat es sich gezeigt, welch gewaltige Bedeutung das ausländische, insbesondere das überseeische Häutematerial für die Versorgung Deutschlands mit Leder hat. Nur den verzweifelten Anstrengungen und der rationellen Verteilung des inländischen Gefälles ist es zu danken, daß eine Katastrophe in der Versorgung der Armee mit Leder vermieden wurde. Obgleich aus allen Teilen der Welt Wildhäute zu uns kommen, so kann man nach ihrer Bedeutung für die Lederindustrie und nach ihrer Herkunft oder Provenienz hauptsächlich 2 Gruppen h e r v o r heben, welche in erster Linie wichtig sind. Die eine Gruppe wird gebildet von den Wild : häuten aus Süd-Amerika, namentlich den La P l a t a - S t a a t e n und den angrenzenden Teilen Brasiliens. Die zweite Gruppe bilden die asiatischen Häute aus den ostindischen Besitzungen der Engländer und Holländer. Die südamerikanischen Häute sind besonders schwere Häute, die sich für alle Sorten Unterleder eignen, und die wichtigsten Einfuhrhäfen sind Antwerpen, H a m b u r g und Havre.
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Die asiatischen H ä u t e sind h a u p t s ä c h l i c h l e i c h t e r e S o r t e n , m e h r g e e i g n e t zu O b e r l e d e r und a n d e r e n l e i c h t e r e n L e d e r a r t e n . Die wichtigsten Einfuhrhäfen sind: London, Liverpool, Hamburg, Amsterdam, Rotterdam. D e r W e i f k r i e g hat in B e z u g auf die V e r s c h i f f u n g s v e r h ä l t n i s s e a u ß e r o r d e n t l i c h e V e r s c h i e b u n g zur F o l g e g e h a b t . Hamburg war seiner V e r k e h r s m i t t e l b e r a u b t , es m u ß sich e r s t allmählich w i e d e r auf die f ü h r e n d e Stellung h i n a u f a r b e i t e n , die es v o r dem Kriege in g e w i s s e n H ä u t e g a t t u n g e n e r r u n g e n h a t t e . Die holländischen H ä f e n A m s t e r d a m und R o t t e r d a m h a b e n g r o ß e B e d e u t u n g e r l a n g t . F ü r die Z u k u n f t e r ö f f n e n sich g r o ß e C h a n c e n für D a n z i g und 1 auch die H ä f e n des Mittelmeers. Die W i l d h ä u t e k o m m e n nach Kuropa s t e t s in g e s a l z e n e m o d e r t r o c k e n e m Z u s t a n d e und, weil S c h l a c h t u n g und K o n s e r v i e r u n g zuw e i l e n zu w ü n s c h e n übrig lassen, sind sie in i h r e r Q u a l i t ä t viel s c h w i e r i g e r zu beurteilen, als die inländischen H ä u t e . Eine g e n a u e , für die praktischen-; B e d ü r f n i s s e a u s r e i c h e n d e Kenntnis k a n n nur d u r c h eigene E r f a h r u n g g e w o n n e n w e r d e n , w e l c h e durch m e h r j ä h r i g e B e s c h ä f t i g u n g damit e r r e i c h t w e r d e n muß.
a) Die amerikanischen Häute. Die w i c h t i g s t e n s ü d a m e r i k a n i s c h e n H ä u t e kommen, a u s den Gebieten von Argentinien, P a r a g u a y und U r u g u a y . Die H ä u t e sind zugleich in ihrer Stellung, T e x t u r und G e w i c h t die b e s t e n und b e liebtesten. D a r a n schließen sich die brasilianischen H ä u t e a u s der P r o v i n z Rio G r a n d e do Sul, w e l c h e ziemlich d e n s e l b e n W e r t h a b e n . D a s U r s p r u n g s l a n d f ü r die b e s t e n s ü d a m e r i k a n i s c h e n R i n d h ä u t e ist d e m n a c h d a s S t r o m g e b i e t d e r beiden F l ü s s e P a r a n a und U r u g u a y , w e l c h e sich z u m L a - P l a t a - F l u ß v e r e i n i g e n . Die H ä u t e aus diesen G e g e n d e n w e r d e n in v e r s c h i e d e n e r W e i s e klassifiziert, und z w a r n a c h d e m speziellen U r s p r u n g s l a n d und O r t , d a n n n a c h den A u s f u h r h ä f e n und n a c h d e r Art der S c h l a c h t u n g und K o n s e r v i e r u n g . J e n a c h d e r S o r g f a l t bei der S c h l a c h t u n g sind die W i l d h ä u t e oft mehr oder weniger durch Schnitte entwertet. Einen g r o ß e n Einfluß hat auch die S o r g f a l t beim S a l z e n und T r o c k n e n . Am m e i s t e n a b e r sind d i e B r a n d z e i c h e n oder B r a n d m a l e zu f ü r c h t e n . Jeder H e r d e n b e s i t z e r in den L a P l a t a - S t a a t e n und in Brasilien k e n n z e i c h n e t sein f r e i h e r u m l a u f e n d e s E i g e n t u m d a d u r c h , daß er m i t t e l s t eines glühenden E i s e n s den T i e r e n sein Zeichen in das Fell b r e n n t . Da diese B r a n d z e i c h e n ziemlich groß und auch an w e r t v o l l e n Teilen der
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Haut angebracht sind, so wird die Haut dadurch stets mehr oder weniger entwertet. Man hat sich vielfach bemüht, eine andere Art, die Tiere zu zeichnen, einzuführen, aber mit geringem Erfolg. Wechseln die Tiere nun den Besitzer, so kommt zu dem vorhandenen Brandzeichen noch das des neuen Besitzers, und so kann es vorkommen, daß in einer Haut sich 5—6 Brandzeichen befinden und diese dadurch fast entwertet ist. Bei Kühen sind die mehrbrandigen Häute häufiger als bei Ochsen. Häute mit zwei oder mehr Brandzeichen gelten stets als geringere Qualität und werden entsprechend niedriger bezahlt. Die wichtigsten L a P l a t a - H ä u t e S a l a d e r o s und C a m p o s.
sind die
Mataderos.
Die Mataderos sind die Häute von solchen Tieren, welche in den größeren Städten während des ganzen Jahres regelrecht in den Schlachthäusern geschlachtet werden; sie kommen zum größeren Teil in gesalzenem Zustande in den Handel, fast gar nicht in getrocknetem. Die Qualität dieser Häute und die Schlachtung ließen früher sehr viel zu wünschen übrig, die Haut war häufig flach und schnittig; in den letzten Jahren hat sich dieses aber wesentlich gebessert, und es kommen solche teilweise den besten Saladeros gleich. Salzen und Trocknen geschieht mit großer Sorgfalt, und Häute, welche wegen mangelhafter Konservierung verdorben sind, kommen weniger vor. Am meisten hat man hier auf die Brandzeichen zu achten. Beim T r o c k n e n werden die Häute gut ausgespannt und die Trocknung sorgfältig bis zu Ende geführt, so daß sogenannte s o n n e n b r a n d i g e Häute bei den Mataderos weniger vorkommen. Das Trocknen der Mataderoshäute geschieht hauptsächlich in den Wintermonaten, aber aue'h dies war in den letzten Jahren sehr unbedeutend. Die größte Anzahl wird gesalzen. Beim S a l z e n werden die Mataderos zuvor gereinigt, dann auf kurze Zeit in eine Salzlake gebracht, herausgenommen, in Haufen gelegt und dabei stark mit Salz bestreut. Nach dieser Behandlung bleiben sie längere Zeit liegen, um dann verpackt und versandt zu werden. Saladeros sind Häute von Tieren, welche in den S a l a d e r o s E t a b l i s s e m e n t s , welche teils Fleischextrakt fabrizieren, teils getrocknetes Fleisch, das s o g e n a n n t e „ T a s s a j o", .einen Hauptkonsumartikel der Negerbevölkerung in Brasilien und auf Cuba, bereiten, geschlachtet werden.
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Die Haupt-Saladeros sind in F r a y b e n t o s am linken Ufer des Uruguay und in Santa Elena und San Javier. Die S a l a d e r o s kommen nur in gesalzenem Zustand in den Handel; es wird bei allen Saladeros mit großer Sorgfalt gearbeitet, die Häute w e r d e n vorzüglich abgezogen und rein und ordentlich gesalzen. Die S a l a d e r o s arbeiten nur einen Teil des Jahres und brauchen für ihre Zwecke g u t e s , f e t t e s V i e h , welches ein genügendes Quantum Fleisch und Talg liefert. Sie beginnen deshalb gewöhnlich erst im Dezember zu schlachten, manchmal ausnahmsweise, wenn hohe Fleischpreise locken, oder w e n n das Vieh schon frühzeitig in schlachtfähigem Zustande ist, auch schon im OktoberNovember, aber auch nur ausnahmsweise, und im Juni sind die Schlachtungen beendet. Da unsere S o m m e r m o n a t e dort die W i n t e r m o n a t e sind und die im Sommer geschlachteten Häute t r o c k n e r v o n B e s c h a f f e n h e i t , k u r z h a a r i g e r und s c h ö n e r v o n S t e l l u n g sind, so ist die Konkurrenz um den E r w e r b dieser Häute sehr groß, zumal d i,e S o m m e r s a i s o n nur die Zeit von D e z e m b e r bis M i t t e M ä r z umfaßt. Außer den Saladeros kommen die Häute aus den GefrierEtablissements, Frigoríficos, in Betracht. Dieselben behandeln die Häute ebenfalls sehr sorgsam und arbeiten das ganze J ä h r hindurch, bei einer stetig steigenden Produktion. Camposhäute, deren Produktion ganz enorm ist, kommen aus dem Innern des Landes sowohl von geschlachtetem als gefallenem, sonst aber minderwertigem Vieh. Das Abziehen den Haut wird dabei häufig mit wenig Geschick und Sorgfalt vorgenommen, so daß Schnitte bei den Campos häufiger sind. Die C a m p o s h ä u t e kommen n u r i n g e t r o c k n e t e m Z u s t a n d in den Handel. Und das Trocknen geschieht auch häufig in mangelhafter Weise, indem die Häute über der Erde m i t P f l ö c k e n a u s g e s p a n n t im Freien getrocknet w e r d e n und dabei dem Wechsel der Witterung ausgesetzt bleiben. Auf diese Weise entstehen mancherlei Fehler, und s o n n e n b r a n d i g e oder durch Fäulnis v e r d o r b e n e Stellen kommen häufig vor. Von der t r o c k e n e n M a t a d e r o s h a u t unterscheiden sich die Camposhäute durch eine regelmäßige Form und durch dasi helle, gesunde Aussehen der Fleischseite der ersteren. Flußhäute sind solche, welche in den Gebieten der großen Flüsse zusammengebracht und dann auf dem W a s s e r w e g e nach den großen Häfen verschifft werden.
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Roßhäute liefert Süd-Amerika in sehr guter Qualität; sie werden hauptsächlich über Buenos-Ayres zu uns eingeführt und auch nach diesem Hafen benannt. Diese Häute sind im allgemeinen nicht groß und der Spiegel sehr wenig ausgiebig, aber der Hals gibt ein sehr gutes Leder von geschlossenem Qefüge und sehr feinem, iestem Narben.
b) Brasilianische Häute. Nächst den La P l a t a - S t a a t e n ist B r a s i l i e n iiir die HäuteAusfuhr nach Europa von sehr großer Wichtigkeit. Eine sehr gute Sohllederhaut ist die Rio Grande S a l a d e r o s . Auch die t r o c k n e R i o G r a n d e - H a u t ist für Brandsohlenleder sehr beliebt. W e n n wir sonst von den Häuten aus der Provinz Rio grande do Sul absehen, so sind die brasilianischen Häute im allgemeinen minderwertiger als die La Plata-Häute. W ä h r e n d letztere kurz und gedrungen, kräftig, ziemlich voll auslaufend und dabei am Hals und Kopf nur mäßig dick sind, sind die brasilianischen Häute groß und flach, abfälliger, am Halse dünn,, am Kopfe dicker und häufig verschnitten. Dieselben k o m m e n in getrocknetem wie in gesalzenem Zustande in den Handel. Große Mengen liefern die Provenienzen Parana, Sao Paolo, Minas-Geraes, Para, Ceara, P e r n a m b u c o , B a h i a und S a n t a C a t h a r i n a , außerdem noch S a n t o s , P a r a h y b a usw. Die Häute w e r d e n teils nach diesen Provenienzen, teils nach den Ausfuhrhäfen bezeichnet. Von den geringeren Sorten ist die Rio Janeiro-Haut zu nennen. Diese ist zum Teil kräftig gestellt, a b e r ' s e h r stierig und schnittig, überhaupt unregelmäßig und im Ausfall sehr unzuverlässig. Dieses erklärt sich dadurch, daß trotz der bestimmten Bezeichnung nach einem Hafen die Häute bald aus dieser, bald aus jener Gegend zus a m m e n g e b r a c h t worden sind. \ Sie stehen daher im Preise auch billiger, und beim Einkauf ist große Vorsicht erforderlich, w a s übrigens auch von den übrigen brasilianischen Häuten gilt. Die Bezeichnungen sind ziemlich unsicher und bieten wenig Garantie für gleichbleibende Qualität. —
c) Häute von der Westküste von Südamerika. Die W e s t k ü s t e von S ü d - A m e r i k a , wie C h i l e , P e r u , B o 1 i v i a liefert z w a r auch Häute, diese stehen aber an Menge und Güte den vorgenannten nach. Die wichtigsten Ausfuhrhäfen hierfür sind: V a l p a r a i s o und L i m a . Die Häute w e r d e n nach diesen Provenienzen auch benannt.
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d) Häute aus Zentral-flmerika. Die Republiken Z e n t r a l - A m e r i k a s , G u a t e m a l a , H o n d u r a s . C o s t a r i c a , N i c a r a g u a und S a l v a d o r liefern ziemlich g u t e H ä u t e , b e s o n d e r s ist die G u a t e m a l a eine h e r v o r r a g e n d s c h ö n e t r o c k n e H a u t zu n e n n e n .
e) Aus den nördlichen Staaten. Aus den n ö r d l i c h e n S t a a t e n v o n S ü d - A m e r i k a und a u s M e x i k o w e r d e n ziemlich viel H ä u t e zu uns eingeführt, a b e r s t e t s nur g e r i n g e S o r t e n zu Halb- und B r a n d s o h l l e d e r .
Die W i 1 d h ä u t e w e r d e n nun in den g r o ß e n e u r o p ä i s c h e n H a f e n p l ä t z e n sortiert und v o n den g r ö ß e r e n F i r m e n g e d r u c k t e B e s c h r e i b u n g e n über die z u m Verkauf a n g e b o t e n e n P a r t i e n zur O r i e n t i e r u n g des K ä u f e r s a u s g e g e b e n . In diesen B e s c h r e i b u n g e n sind die Art der H ä u t e , die K o n s e r v i e r u n g s w e i s e , d a s G e w i c h t s s o r t i m e n t , die S t ü c k z a h l der einzelnen P a r t i e n , die spezielle H e r k u n f t ( P r o v e nienz), der g e f o r d e r t e P r e i s und die V e r k a u f s b e d i n g u n g e n a n g e g e b e n . In diesen Z i r k u l a r o f f e r t e n w e r d e n zuweilen auch Q u a l i t ä t s b e s c h r e i b u n g e n g e g e b e n , w o b e i die allgemeine B e s c h a f f e n h e i t , d a s H a a r , d a s Fleisc'h u s w . in b e s t i m m t e r W e i s e klassifiziert w e r d e n . Beim H a a r u n t e r s c h e i d e t man 1. S o m m e r - o d e r k u r z e s H a a r , 2. k l e i n e s , h a l b l a n g e s H a a r , 3. W i n t e r - o d e r l a n g e s H a a r . Beim Fleisch w i r d a n g e g e b e n , ob viel o d e r w e n i g v o r h a n d e n ist. o b dasselbe g e s u n d und t r o c k e n , o d e r ob es feucht ist und n a m e n t l i c h , o b es schon Z e r s e t z u n g s e r s c h e i n u n g e n zeigt ( r o t e s Fleisch). Bezüglich der G e s a m t q u a l i t ä t u n t e r s c h e i d e t
man:
1. S t a r k e , k r ä f t i g e , k e r n i g e H ä u t e , 2. M i t t e l s t a r k e a b e r n ö c h v o l l e H ä u t e u n d 3. L e i c h t e , s c h w a c h e u n d a b f ä l l i g e H ä u t e .
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f) Asiatische Häute. Englisch-Indten. Unter den asiatischen Häuten spielen die ostindischen K i p s e die Hauptrolle. Dieselben s t a m m e n von der kleinen ostindischen Rindviehrasse, dem Z e b u ; sie w e r d e n hauptsächlich zu Ober-, V a c h e - und auch Blankleder v e r a r b e i t e t . D e r w i c h t i g s t e H a n d e 1 s p 1 a t z für die Ausfuhr in Indien ist C a 1 c u 11 a, und d e r w i c h t i g s t e E i n f u h r h a f e n in Europa w a r bis zum Ausbruch des W e l t k r i e g e s H a m b u r g , w e l c h e s reichlich die H ä l f t e sämtlicher e x p o r t i e r t e n Kipse ^aufnahm, w o g e g e n L o n d o n in den übrigen Artikeln -den H a u p t s t a p e l p l a t z bildet. Man unterscheidet 3 S o r t e n von Kipsen nach 'ihrer verschiedenen B e handlung. nämlich: 1. A r s e n i k k i p s e , 2. B e l e g t e K i p s e u n d 3. T r o c k n e , u n p r ä p a r i e r t e
Kipse.
Die A r s e n i k k i p s e , w e l c h e im allgemeinen w e r t v o l l e r sind, als die belegten, w e r d e n zum Teil abgefleischt, g e t r o c k n e t und zur b e s s e r e n K o n s e r v i e r u n g mit einer Arseniklösung bestrichen. Diese A r s e n i k k i p s e liefern ein s e h r h o h e s B l ö ß e n r e n d e m e n t . Die b e l e g t e n K i p s e w e r d e n g e t r o c k n e t und Fleischseite mit einem Anstrich v e r s e h e n , der n a c h m a s s e aus kalkhaltiger E r d e des Heimatlandes, oft aber hohen Prozentsatz aus ausgesprochenen Besc m i t t e l n besteht.
dann auf der seiner Hauptauch zu einem hwerungs-
Dieser K a l k b e l a g ist bei den feineren Sorten, nur gering, bei den geringeren Sorten aber zuweilen sehr b e d e u t e n d und ins G e w i c h t fallend, bis zu 30--40, auch bis zu 50 pCt. und noch d a r ü b e r . D e r w e c h s e l n d e Kalkbelag erhöht das G e w i c h t der H ä u t e in sehr ungleicher W e i s e und b e w i r k t , daß das B l ö ß e n r e n d e m e n t dieser S o r t e n ein sehr s c h w a n k e n d e s ist. Der K a 1 k b e 1 a g v e r d e c k t ferner die F e h l e r der Häute, e r s c h w e r t die Beurteilung bezüglich ihrer Qualität ungemein, und beim Einkauf von belegten Kipsen ist daher g r ö ß t e Vorsicht zu empfehlen. Das G e w i c h t d e r K i p s e s c h w a n k t z w i s c h e n durchschnittlich; s c h w e r e r e sind selten; am beliebtesten für l e d e r sind die G e w i c h t e von —4 k g ; s c h w e r e r e S o r t e n z w a r auch zu Oberleder g e n o m m e n , a b e r auch zu Z e u g S V a c h e - , B r a n d s o h l l e d e r u. dergl.
—7 k g Oberwerden a 11 e 1
—
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W e n n die o s t i n d i s c h e K i p s h a u t u n v e r d o r b e n ,und gut k o n s e r v i e r t ist, so hat sie ein s e h r feines, g e s c h l o s s e n e s F a s e r g e w e b e und einen z a r t e n , , elastischen N a r b e n und ' ü b e r t r i f f t in dieser Beziehung die Kalbfelle g e r i n g e r e r Qualität. W i e bei Kalbfellen, so w e r d e n a u c h bei Kipsen die leichteren H ä u t e höher b e z a h l t als die schwereren. Im Handel b e z e i c h n e t m a n die Kipse a u c h n a c h ihrer P r o v e n i e n z r e s p. H e r k u n f t u n d ' n a c h ihrer G e w i n n u n g s a r t . Bezüglich der l e t z t e r e n u n t e r s c h e i d e t man h a u p t s ä c h l i c h die H ä u t e von g e s c h l a c h t e t e n und g e f a l l e n e n T i e r e n . Die g e s c h l a c h t e ten bezeichnet m a n mit ,.S 1 a u g h t e r e d", die v o n gefallenen Tieren mit „D e a d ' \ Innerhalb d i e s e r H a u p t g r u p p e n k o m m e n a b e r auch Mischungen beider unter der Handelsbezeichnung „C i n e d" vor. F e r n e r w e r d e n die g e r i n g s t e n H ä u t e a u s s o r t i e r t und u n t e r dem S o r t i m e n t s n a m e n „R e j e c t i o n s " in den H a n d e l g e b r a c h t . „ K o m m i s s a r i a t h ä u t e" heißen die H ä u t e von Tieren, w e l c h e in S c h l a c h t h ä u s e r n g e s c h l a c h t e t sind. Diese bilden die b e s t e n S o r t e n v o n allen Kipsen ü b e r h a u p t , sie w e r d e n d e s h a l b auch I a. oder P a t e n t s l a u g h t e r e d genannt. Die g e r i n g s t e und s c h l e c h t e s t e S o r t e sind die A u s s c h u ß h ä u t e oder R e j e c t i o n s. In dieses S o r t i m e n t k o m m e n die s c h l e c h t e n , fehlerhaften H ä u t e und die g a n z g e r i n g e n P r o v e n i e n z e n . Die Kipse k o m m e n m e i s t in C a l c u t t a im B a z a r v o n d e n Eingeb o r e n e n u n s o r t i e r t , nur nach P r o v e n i e n z und S c h l a c h t a r t s o r t i e r t in den Handel. Sie w e r d e n d a n n v o n den E x p o r t f i r m e n s o r t i e r t ; da nun a b e r diese S o r t i e r u n g bald g e w i s s e n h a f t , bald a b e r a u c h w e n i g e r s o r g i ä l t i g g e s c h i e h t , so ist es nicht gleichgültig, v o n w e l c h e m H a n d e l s h a u s e die H ä u t e b e z o g e n w e r d e n . Es k o m m e n innerhalb d e r s e l b e n G e w i c h t s k l a s s e n und P r o v e n i e n z e n oft g a n z g e w a l t i g e U n t e r s c h i e d e vor, je nach G e w i s s e n h a f t i g k e i t des Abladers, d. h. des H a n d e l s h a u s e s , d a s den V e r m i t t l e r z w i s c h e n d e m E r z e u g e r in Indien und dem K ä u f e r b e z w . V e r a r b e i t e r in E u r o p a etc. bildet. J e d e r A b l a d e r b e z e i c h n e t die Ballen mit den A n f a n g s b u c h s t a b e n der F i r m a und diese M a r k e n b i e t e n s c h o n einigen Anhalt z u r Beurteilung, ob der Ballen gut o d e r m a n g e l h a f t s o r t i e r t ist. Bei g r ö ß e r e m Bedarf v o n Kipsen m u ß m a n sich eine g u t e Kenntnis d i e s e r M a r k e n aneignen, und es ist im a l l g e m e i n e n n o c h v o r t e i l h a f t e r , g u t e M a r k e n von Kipsen in Originalballen zu k a u f e n , als in E u r o p a n o c h m a l s ums o r t i e r t e Kipse. D i e K i p s e b i s z u 5 k g w e r d e n zu 150 S t ü c k in einen Ballen v e r p a c k t und in 6 Deck'häute e i n g e s c h l a g e n , w e l c h l e t z t e r e n u r einen
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ganz geringen W e r t haben und W r a p p e r s genannt w e r d e n . Bei s c h w e r e r e n K i p s e n enthalten die Ballen entsprechend w e n i g e r Häute, bis zu 60 S t ü c k a b w ä r t s . Die wichtigsten bei den Arsenikkipsen v o r k o m m e n d e n P r o v e n i e n zen sind die folgenden: D u r b a n g h a , A g r a , P a t r a . Luckn o w und N o r t h w e s t e r n . Die K o m m i s s a r i a t - N o r t Ii w e s t e r n . e b e n s o Durb a n g h a sind als Ia o d e r P a t e n t zu den b e s t e n S o r t e n zu rechnen, und bei sonst gleicher Qualität wird die D u r b a n g h a - P r o v e n i e n z noch v o r g e z o g e n . U n t e r den belegten Kipsen ist die D a c c a - P r o v e n i e n z (im N o r d o s t e n von Calcutta) a m b e k a n n t e s t e n . Die besten M a r k e n unter den D a c c a s heißen C !h i 11 a g o n g s. In der Regel haben D a c c a kipse nur einen geringen Kalkanstrich. A n d e r e gute S o r t e n mit gleichfalls s c h w a c h c m B e l a g sind die H o o g 1 y und M c h y p o o r t K i p s e. Eine geringe H a u t mit s t a r k e m Kalkbelag ist die K u 11 a c k P r o v e n i e n z , sowie auch ein Teil D u r b a n g h a. In den letzten J a h r e n hat sich a b e r m a n c h e s in der G e w i n n u n g und im Handel dieser w e r t v o l l e n ostindischen H ä u t e v e r s c h o b e n . Angeregt durc'h die E r f a h r u n g e n des P r a k t i k e r s ist die Konservierung entschieden b e s s e r und z u v e r l ä s s i g e r g e w o r d e n , auch die S o r t i m e n t e erfolgen m e h r nach den B e d ü r f n i s s e n der P r a x i s , und der Hauptv e r d i e n s t an diesen F o r t s c h r i t t e n g e b ü h r t entschieden den Deutscheil. die — mit f a c h m ä n n i s c h e n Kenntnissen a u s g e s t a t t e t — nach Indien gingen und sich dem Handel dieses w e r t v o l l e n H ä u t e m a t e r i a l s w i d meten. Es sind denn auch in den S o r t i e r u n g e n , Handelsbezeichnungen etc. durch das deutsche E l e m e n t m a n n i g f a c h e V e r b e s s e r u n g e n durchgeführt worden. Holländisch-Indien. Nächst den H ä u t e n aus V o r d e r - 1 n d i e n sind unter den asiatischen H ä u t e n diejenigen v o n den S u n d a - I n s e l n von B e deutung. Am w i c h t i g s t e n d a r u n t e r sind die H ä u t e von J a v a , mit den A u s f u h r h ä f e n B a t a v i a , S o e r a b a y a und S a m a r a n g. Die H a u p t e i n f u h r h ä f e n in E u r o p a sind A m s t e r d a m und R o t t e r dam. Diese H ä u t e w e r d e n in ähnlicher W e i s e v e r p a c k t wie die ostindischen Kipse, auf den Ballen sind in B u c h s t a b e n die Zeidhen a n g e b r a c h t , w o r a n m a n P r o v e n i e n z und F i r m a e r k e n n e n k a n n . Die J a v a - H a u t ist im allgemeinen v o n feiner und g u t e r innerer B e s c h a f f e n h e i t und von g u t e r Stellung. Die K o n s e r v i e r u n g d e r J a v a h a u t ist im allgemeinen befriedigend und zuverlässig. Die
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H ä u t e sind m e i s t e n s g e t r o c k n e t , z u w e i l e n a u c h mit A r s e n i k b e h a n d e l t , haben sind
aber niemals wenig
Kalkbelag.
vorhanden
und
S c h n i t t e
dann
auch
und
B r a n d s t e l l e n
nur leicht
und
unbedeutend.
T r o c k e n g e w i c h t e v o n \V-i—4 k g .werden zu O b e r l e d e r , meistens weilen
zu Z e u g l e d e r
kommen
aber
R i e m e n l e d e r Trockne
oder
auch
leichtem
Gewichte
V a c h e
vor.
welche
Häute
auch vielfach
Vorder-
und
bezeichnet.
als
trockne
in L o n d o n
zuweilen
dem
P a d a n g h ä u t e .
Büffel häute
hat
im
C c l e b e s -
S i n g a p o r c - H ä u t e
Hinterindien,
d i s c h - 1 n d i e n kommen Büffelhäute
zuresp.
D i e H ä u t e v o n der Insel S u m a t r a führen n a c h
A u s f u h r h a f e n a u c h den N a m e n
auch
Sohl-
von S u m a t r a oder C e 1 e b e s w e r d e n
h ä u t e g e h e n in L o n d o n
Aus
zu
passen.
H a n d e l m a n c h m a l f ä l s c h l i c h als J a v a h ä u t e in den H a n d e l .
schwerere
verarbeitet;
faule
an
sowie
aus
Hollän-
und den h o l l ä n d i s c h e n
Häfen
den
Teil
dieser
infolge
einer
Markt.
Stellen,
Ein
welche
i n n e r e n Z e r s e t z u n g d e r H a u t s u b s t a n z b e i m T r o c k n e n e n t s t a n d e n sind. Im t r o c k n e n Z u s t a n d e sind s o l c h e S t e l l e n s c h w e r zu e r k e n n e n ,
beim
E i n w e i c h e n t r e t e n sie a b e r h e r v o r , indem die ä u ß e r e n S c h i c h t e n
der
Haut
und
sich
Löcher
abheben,
oder
ganze
Teile
der
Haut
herausfallen
entstehen.
B e s s e r k o n s e r v i e r t sind die A r s e n i k b ü f f e 1, w e l c h e in ä h n l i c h e r W e i s e w i e die A r s e n i k - K i p s e h e r g e s t e l l t w e r d e n . U m b e i d i e s e n das T r o c k n e n
sicherer
auszuführen
beim schnellen Antrocknen besseren
Sorten
schoren.
vor
Die
durchscheinend.
dem
Trocknen
getrocknete Mian
und
die
Bildung
fauler
Stellen
an der S o n n e zu v e r m e i d e n , w e r d e n
nennt
a u s g e f l e i s c h t
Haut
diese
ist
Sorte
oder
infolgedessen deswegen
dann
auch
die ge-
etwas
T r a n s -
parentbüffel. Gute
B ü f f e l h ä u t e
aus
Vorderindien
w e s t e r n und, a u s H o l l ä n d i s c h - I n d i e n , m a t r a und
und S a m a r a n g .
die
von
U n t e r g e o r d n e t e sind
sind
die
Nord-
B a t a v ia ,
Su-
dieSingapore-
Penangbüffel. D i e B ü f f e 1 h a u t h a t ein s e h r l o c k e r e s G e f ü g e , e i n e n
groben,
s p ä r l i c h e n H a a r w u c h s und s t a r k e P o r e n auf d e r N a r b e n s e i t e ; a n den Extremitäten namentlich Das Häute
gewöhnlich
sehr
seit Einführung
Gewicht
der
dick, finden
die B ü f f e l h ä u t e
der E x t r a k t g e r b u n g
Büffelhaut
ist
sehr
verschieden,
im G e w i c h t v o n 2 — 8 k g T r o c k e n g e w . sind im
mehr geschätzt
als
die s c h w e r e r e n ,
welche
bei
uns
Verwendung.
bis
leichte allgemeinen
zu 2 0 k g
und
—
31
—
darüber wiegen. Die B ü f f e l h a u t ist s t e t s g e r i n g w e r t i g e r als die R i n d s h a u t , sie w i r d je n a c h dem G e w i c h t zu allen S o r t e n O b e r - und Unterleder verwendet. U n t e r den H ä u t e liefernden L ä n d e r n Asiens sind noch C h i n a und J a p a n zu n e n n e n , n a m e n t l i c h ist die B e d e u t u n g C h i n a s in d e r letzten Zeit g r ö ß e r g e w o r d e n , und es sind i n s b e s o n d e r e d e u t s c h e F i r m e n , w e l c h e den E x p o r t b e t r e i b e n . Die c h i n e s i s c h e n H ä u t e sind m e i s t u n g e n ü g e n d k o n s e r v i e r t , teils g e t r o c k n e t , teils g e s a l z e n ; sie sind im Kern g e w ö h n l i c h e t w a s s t ä r k e r , ü b r i g e n s a b e r l e d e r h a f t mit vollem, z a r t e n N a r b e n . L e i d e r ist die s o n s t e n t s c h i e d e n w e r t v o l l e H a u t vielfach mit N a r b e n s c h a d e n b e h a f t e t als F o l g e s c h l e c h t e r L e b e n s b e d i n g u n g e n d e s Viehes und u n s a c h g e m ä ß e r B e h a n d l u n g der Haut. Ihre K o n s e r v i e r u n g ist m a n g e l h a f t . Sie geschieht in der p r i m i t i v s t e n W e i s e , e r s t in den letzten J a h r e n h a b e n D e u t s c h e an O r t und Stelle w e s e n t l i c h e V e r b e s s e r u n g e n d u r c h g e f ü h r t . Die C h i n a h a u t w i r d sicher zu noch viel g r ö ß e r e r B e d e u t u n g g e l a n g e n . Die l e i c h t e r e n S o r t e n w e r d e n zu O b e r - , die s c h w e r e r e n zu V a c h e 1 e d e r gearbeitet.
g) Afrikanische Häute. A f r i k a liefert ziemlich b e d e u t e n d e M e n g e n v o n H ä u t e n , w e l c h e h a u p t s ä c h l i c h n a c h L o n d o n v e r s c h i f f t w e r d e n . Die a f r i k a n i s c h e n H ä u t e sind in ihrer Q u a l i t ä t s e h r ungleich; die b e s t e n sind die a u s d e m K a p 1 a n d , w e l c h e t r o c k e n und gesalzen in den H a n d e l k o m m e n . Die Stellung ist eine v e r h ä l t n i s m ä ß i g g u t e . Sie finden meist zu V a c h e - und B r a n d s o h l l e d e r V e r w e n d u n g . Die ü b r i g e n Teile A f r i k a s liefern in B e z u g auf S c h l a c h t u n g und K o n s e r v i e r u n g eine s e h r m a n g e l h a f t e H a u t . S c h n i t t e , Faulund B r a n d s t e l l e n sind s e h r häufig, oft ist ein g r o ß e r P r o z e n t satz ganz verdorben. V e r h ä l t n i s m ä ß i g n o c h a m b e s t e n ist die Z a n z i b a r h a u t. D a s G e w i c h t der a f r i k a n i s c h e n H ä u t e s c h w a n k t in sehr w e i t e n G r e n z e n ; die g e s a l z e n e n v o n e t w a 3—32 kg., die g e t r o c k n e t e n H ä u t e v o n IV2—17 kg. Die Z a n z i b a r h a u t speziell g e h ö r t zu d e n kleinen u n d leichteren im G e w i c h t e v o n 1V2!—8 k g ; v e r w e n d e t w e r d e n d i e s e H ä u t e meist zu billigen O b e r - und U n t e r l e d e r s o r t e n . Zu e r w ä h n e n ist n o c h die „ S i e r r a - L e o n e h a u t " und a u s Mad a g a s k a r die „ T a m a t a v e ' h a u t " .
h) Australische Häute. A u s t r a l i e n liefert f ü r E u r o p a , h a u p t s ä c h l i c h über L o n d o n , teils leichte, h a u p t s ä c h l i c h a b e r s c h w e r e H ä u t e , w e l c h e g r ö ß t e n t e i l s auch in E n g l a n d v e r b r a u c h t w e r d e n . Die a u s t r a l i s c h e n R i n d h ä u t e nähern sich in i h r e r Stellung, w i e auch in ihrer g a n z e n Qualität s e h r den süda m e r i k a n i s c h e n H ä u t e n ; sie e r r e i c h e n a u c h nahezu dieselben Gew i c h t e und finden infolgedessen auch e n t s p r e c h e n d e V e r w e n d u n g zu U n t e r l e d e r etc. Die K o n s e r v i e r u n g ist m e i s t e n s eine g u t e und sorgfältige, sie k o m m e n nur in g e s a l z e n e m Z u s t a n d e in den Handel. S c h w e r e H ä u t e w i e g e n 25—32 kg, die leichteren bis e t w a 15 kg: l e t z t e r e pflegt m a n a u c h als Kipse zu b e z e i c h n e n . E s w ü r d e natürlich zu w e i t f ü h r e n , an dieser Stelle die a u ß e r ordentlich zahlreichen P r o v e n i e n z e n aller b e k a n n t e n W i l d h ä u t e näher zu b e h a n d e l n . W i r m ü s s e n uns v i e l m e h r auf die H a u p t a n g a b e bes c h r ä n k e n und diejenigen, w e l c h e die „ W i l d h a u t " a u s der L i t e r a t u r k e n n e n lernen wollen, auf d a s v o r t r e f f l i c h e W e r k c h e n gleichen N a m e n s von Kaul v e r w e i s e n . Der b e s t e L e h r m e i s t e r ist natürlich die E r f a h r u n g . Dies gilt b e s o n d e r s auch bei der W i l d h a u t , die in B e z u g auf Ausfall in der G e r b e r e i e n o r m e V e r s c h i e d e n h e i t e n a u f w e i s t , und z w a r ist d i e s e r Ausfall nicht allein v o n d e r P r o v e n i e n z abhängig, s o n d e r n a u c h v o n den W i t t e r u n g s - etc. V e r h ä l t n i s s e n . Es k o m m t v o r , d a ß in d e r einen S a i s o n eine b e s t i m m t e M a r k e und P r o v e n i e n z g a n z v o r z ü g l i c h , in der d a r a u f f o l g e n d e n a b e r s e h r schlecht ausfällt. Der F a c h m a n n muß d e s h a l b zu Beginn der Saison auch r e c h t v o r s i c h t i g disponieren, ehe er g r ö ß e r e E n g a g e m e n t s eingeht.
Der anatomische Bau der Haut. Die H a u t der S ä u g e t i e r e ü b e r z i e h t den K ö r p e r als u n u n t e r b r o c h e n e ä u ß e r e Hülle und dient ihm als S c h u t z g e g e n ä u ß e r e Einwirkungen. Die D i c k e der H a u t ist a u ß e r o r d e n t l i c h w e c h s e l n d , je n a c h der K ö r p e r s t e l l e , n a c h der Art d e s T i e r e s , n a c h d e m Alter, G e s c h l e c h t . E r n ä h r u n g s z u s t a n d , der R a s s e u s w . F e r n e r ist die O b e r f l ä c h e der H a u t bald glatt, bald m e h r o d e r w e n i g e r mit R u n z e l n o d e r F u r c h e n , mit E i n s t ü l p u n g e n und A u s s t ü l p u n g e n v e r s c h i e d e n e r Art und mit größeren oder kleineren Falten versehen. An den v e r s c h i e d e n e n Stellen ist die H a u t in s t ä r k e r e m o d e r s c h w ä c h e r e m G r a d e elastisch, d e h n b a r und läßt sich auf i h r e r U n t e r l a g e m e h r o d e r w e n i g e r v e r schieben.
h) Australische Häute. A u s t r a l i e n liefert f ü r E u r o p a , h a u p t s ä c h l i c h über L o n d o n , teils leichte, h a u p t s ä c h l i c h a b e r s c h w e r e H ä u t e , w e l c h e g r ö ß t e n t e i l s auch in E n g l a n d v e r b r a u c h t w e r d e n . Die a u s t r a l i s c h e n R i n d h ä u t e nähern sich in i h r e r Stellung, w i e auch in ihrer g a n z e n Qualität s e h r den süda m e r i k a n i s c h e n H ä u t e n ; sie e r r e i c h e n a u c h nahezu dieselben Gew i c h t e und finden infolgedessen auch e n t s p r e c h e n d e V e r w e n d u n g zu U n t e r l e d e r etc. Die K o n s e r v i e r u n g ist m e i s t e n s eine g u t e und sorgfältige, sie k o m m e n nur in g e s a l z e n e m Z u s t a n d e in den Handel. S c h w e r e H ä u t e w i e g e n 25—32 kg, die leichteren bis e t w a 15 kg: l e t z t e r e pflegt m a n a u c h als Kipse zu b e z e i c h n e n . E s w ü r d e natürlich zu w e i t f ü h r e n , an dieser Stelle die a u ß e r ordentlich zahlreichen P r o v e n i e n z e n aller b e k a n n t e n W i l d h ä u t e näher zu b e h a n d e l n . W i r m ü s s e n uns v i e l m e h r auf die H a u p t a n g a b e bes c h r ä n k e n und diejenigen, w e l c h e die „ W i l d h a u t " a u s der L i t e r a t u r k e n n e n lernen wollen, auf d a s v o r t r e f f l i c h e W e r k c h e n gleichen N a m e n s von Kaul v e r w e i s e n . Der b e s t e L e h r m e i s t e r ist natürlich die E r f a h r u n g . Dies gilt b e s o n d e r s auch bei der W i l d h a u t , die in B e z u g auf Ausfall in der G e r b e r e i e n o r m e V e r s c h i e d e n h e i t e n a u f w e i s t , und z w a r ist d i e s e r Ausfall nicht allein v o n d e r P r o v e n i e n z abhängig, s o n d e r n a u c h v o n den W i t t e r u n g s - etc. V e r h ä l t n i s s e n . Es k o m m t v o r , d a ß in d e r einen S a i s o n eine b e s t i m m t e M a r k e und P r o v e n i e n z g a n z v o r z ü g l i c h , in der d a r a u f f o l g e n d e n a b e r s e h r schlecht ausfällt. Der F a c h m a n n muß d e s h a l b zu Beginn der Saison auch r e c h t v o r s i c h t i g disponieren, ehe er g r ö ß e r e E n g a g e m e n t s eingeht.
Der anatomische Bau der Haut. Die H a u t der S ä u g e t i e r e ü b e r z i e h t den K ö r p e r als u n u n t e r b r o c h e n e ä u ß e r e Hülle und dient ihm als S c h u t z g e g e n ä u ß e r e Einwirkungen. Die D i c k e der H a u t ist a u ß e r o r d e n t l i c h w e c h s e l n d , je n a c h der K ö r p e r s t e l l e , n a c h der Art d e s T i e r e s , n a c h d e m Alter, G e s c h l e c h t . E r n ä h r u n g s z u s t a n d , der R a s s e u s w . F e r n e r ist die O b e r f l ä c h e der H a u t bald glatt, bald m e h r o d e r w e n i g e r mit R u n z e l n o d e r F u r c h e n , mit E i n s t ü l p u n g e n und A u s s t ü l p u n g e n v e r s c h i e d e n e r Art und mit größeren oder kleineren Falten versehen. An den v e r s c h i e d e n e n Stellen ist die H a u t in s t ä r k e r e m o d e r s c h w ä c h e r e m G r a d e elastisch, d e h n b a r und läßt sich auf i h r e r U n t e r l a g e m e h r o d e r w e n i g e r v e r schieben.
— 33 — In ihrer Aufgabe als äußere Körperbedeckung' die darunter liegenden Organe des K ö r p e r s vor äußeren schädlichen Einflüssen zu schützen, wird sie unterstützt durch mancherlei Organe, die sich aus ihr selbst heraus erst entwickeln. Die Gefühlsempfindungen w e r d e n vermittelt durch besondere Gefühlsnerven, welche in der Haut endigen, und je nach der Menge dieser Nervenendigungen auf einem bestimmten Flächenstück der Haut ist die Feinheit des Gefühls an einzelnen Körperstellen sehr wechselnd. Schließlich ist die Haut auch dazu bestimmt, verschiedene gasförmige und flüssige Stoffe aus dem Körper auszuscheiden, und zu diesem Zweck ist sie noch mit besonderen Organen versehen. W e n n man die Haut senkrecht durchschneidet, so kann man meistens schon bei s c h w a c h e r Vergrößerung drei verschiedene Schichten unterscheiden. Dieselben sind von außen nach innen, resp. von oben nach unten: a) d i e O b e r h a u t o d e r E p i d e r m i s , b) d i e L e d e r h a u t o d e r C o r i u m , r e s p . C u t i s , c) d a s U n t e r h a u t b i n d e g e w e b e o d e r S u b c u t i s . Die Reihenfolge dieser drei Schichten ist stets dieselbe, ihre Dicke aber ist sowo'hl im Verhältnis der Schichten untereinander, als auch mit absolutem Maß gemessen, außerordentlichen Schwankungen unterworfen, je nach der Körperstelle und nach der Art des Tieres, VOn dem die Haut Stammt. L H M r m i t B a ] g U . Oberbau. oder Epidermis / fr
) 1
HL U d e r haut oder Corium
IV. Unter haut? e w e b e oder subkutanes Fettgewebe
WSubkutane Fascie
Fig. 1. Querschnitt der Haut. B o r g m a n , Unterlederfabrikation.
—
34
—
I. H a a r m i t B a l g . II. O b e r h a u t o d e r
Epidermis.
III. L e d e r h a u t o d e r
corium.
IV. S u b k u t a n e s B i n d e g e w e b e o d e r V. S u b k u t a n e
Fettgewebe.
Fascie.
L e t z t e r e Schicht steht durch loses B i n d e g e w e b e mit den T e i l e n , n a m e n t l i c h d e n M u s k e l f a s e i e n in l a x e r
tieferen
Verbindung.
D i e g e n a n n t e n A b t e i l u n g e n a d III IV V s i n d n i r g e n d s s c h a r f einander
gegen
a b g e g r e n z t , v i e l m e h r lösen sich aus d e r tiefsten L a g e
sehr dichten C o r i u m g e w e b e s zahlreiche Bälkchen subkutane Fettgewebe
ab, w e l c h e
in
des das
eindringen.
W ä h r e n d n u n die E p i d e r m i s und d a s C o r i u m n i r g e n d s fehlen u n d a u c h . ü b e r a l l im w e s e n t l i c h e n
denselben
Bau
h a b e n , sind
die
beiden
tieferen Schichten, ebenso wie das Verhältnis der tiefsten und
damit
d e r g a n z e n H a u t zu den t i e f e r e n Teilen, n a m e n t l i c h den M u s k e l f a s e i e n , verschiedenen Aenderungen
unterworfen. VI. Hornschicht
Fig. 2.
Vll. Keratohyalinschicht VIII. Keimschicht
Senkrechter Schnitt durch die Epidermis.
D i e E p i d e r m i s ist ein m ä c h t i g e s g e s c h i c h t e t e s P l a t t e n e p i t h e l der
Eigentümlichkeit,
sind.
Letzterer
daß
Umstand
die
oberflächlichen
ist e s . d e r
des ganzen B a u e s dieser Schicht
eine
Zellenlagen
eigenartige
Komplikation
bewirkt.
Z u n ä c h s t der L e d e r h a u t hegt eine vielfache S c h i c h t Zellen,
die
Keimschicht,
auch
mit
verhornt
Rete
Malpighii
granulierter
genannt,
weil
ihre
Flächenansicht an den meisten Stellen der H a u t n e t z f ö r m i g erscheint. D a r ü b e r liegt die S c h i c h t d e r v e r h o r n t e n Zellen, die H o r n s c h i c h t . Die G r e n z e der beiden genannten Lager w i r d durch eine Schicht eigentümlich
stark
gekörnter
Zellen,
der
Keratohyalinzellen
dar-
gestellt. An
den
allmählich
sämtlichen über
in
ein
natürlichen Gebilde
Körperöffnungen
von
ganz
anderer
geht
die
Haut
Beschaffenheit,
— 35 nämlich
in
die
Körpers
auskleidet.
Betrachtet
S c h l e i m h a u t , man
welche
einen '^Querschnitt
die
durch
inneren die
Höhlen
des
unter
dem
Haut
M i k r o s k o p , s o b e m e r k t m a n leicht, daß jede d e r o b e n g e n a n n t e n H a u p t s c h i c h t e n nicht eine überall gleichartige o d e r h o m o g e n e darstellt, sondern
daß jede Schicht w i e d e r
zusammengesetzt
einer großen Anzahl von verschiedenartigen es h a u p t s ä c h l i c h teils Z e l l e n Die woraus
Zellen alle
sind
überhaupt
organischen
sammengesetzt
und teils
ist
Gebilden, und z w a r
aus sind
Fasern.
das
Wesen,
drei
Masse
Grund-
Tiere
und
sowohl
Elementarorgan,
wie
Pflanzen,
zu-
sind.
U n t e r d e m M i k r o s k o p b e m e r k t m a n a b e r b a l d , d a ß in B e z u g a u f die eine
Größe,
die
Gestalt
und
große Verschiedenheit
die
gegenseitige
herrscht.
Anordnung
Trotzdem
kann
der
man
Zellen
aber
e i n e r l e b e n d e n Z e l l e in d e r K e g e l z w e i T e i l e u n t e r s c h i e d e n ,
an
nämlich
d i e Z e 11 h a u t u n d d e n Z e 11 i n h a 11. Die
Zell haut
Zellstoff
oder
besteht
bei
den
C e 11 u 1 o s e , b e i
P f 1 a n z e n z e 11 e n den
t i e r i s c h e n
aus
Zellen
a u s u n l ö s l i c h g e w o r d e n e n , u m g e w a n d c 11 c n E i w e i ß s t o f f e n. Der
Z c l l e n i n h a l t ,
gewöhnlich
o d e r „ S a r k o d e l i ist v o n w ä s s e r i g e r ,
P r o t o p l a s m a
s c h a f f e n h e i t u n d s t e l l t in d e r H a u p t s a c h e ein G e m e n g e Eiweißsubstanzen anderer
Art
dar,
zwischen
eingelagert
sind,
welchen wie
gewöhnlich
eine dichtere,
scheiden, den s o g e n a n n t e n Zell k ö r p e r c h e n
Fig. 3.
zu
schart
Z e l l k e r n , sehen
häufig In d e m
Be-
verschiedener
noch
Eettröpfclien,
chen, w ä s s e r i g e L ö s u n g e n von Salzen usw. kann man
genannt,
schleimiger bis körniger
Inhaltsstoffe
FarbstorfkörnP r o t o p l a s m a
begrenzte
Stelle
unter-
in w e l c h e m h ä u f i g n o c h
ein
ist.
Senkrechter Schnitt zur Oberfläche der Epidermis.
Fig. 3 zeigt einige Zellen der mittleren
Partie der
Die Zellen sind d u r c h z a r t e F ä d e n , Intercellularbrüeken,
Keimschicht. miteinander
3*
— 36 — verbunden, in der Mitte eines jeden F ä d c h e n s eine knopfförmige V e r dickung. Die Seitenflächen der Zylinderzellen sind untereinander und ihre oberen, kuppenartig abgerundeten Enden mit den Zellen der nächsten durch die Intercellularbrücken
Schicht zwischen
verbunden, w i e solche
den polyedrischen Zellen regelmäßig anzutreffen
auch
sind.
Z w i s c h e n diesen Gebilden bleiben dann feine, spaltförmige Räume, die Intercellularlücken, übrig, in denen lymphoide Flüssigkeit sich b e findet, in denen auch Nervenfasern verlaufen. D a s P r o t o p l a s m a sämtlicher Zellen der Keimschicht enthält sehr deutliche parallel
Fibrillen,
welche
in
den
zylindrischen
verlaufen, in den polyedrischen
Zellen
dagegen
der
Achse
radiär gegen
Kern hin a n g e o r d n e t sind und w e l c h e sowohl in die basalen sätze
der
Zylinderzellen,
wie
auch
den Fort-
direkt
die Intercellularbrücken
übergehen. Die Keratohyalinschicht Zellenlage,
welche
sogar
besteht fast überall aus einer
an vielen
Stellen
mit
dünner
einzigen
Epidermis,
nicht einmal in geschlossener P h a l a n x liegen, sondern nur in größeren Abständen, mitunter so großen, daß z w i s c h e n je zweien dieser Zellen 4 — 6 a n d e r e P l a t z finden könnten. In ihnen fallen — und eben dadurch werden sie — in
kleinere den
und größere stark glänzende
verschiedensten
Farbflüssigkeiten
Zähigkeit die F a r b e festhalten. dem Namen Keratohyalin.
charakterisiert
Körper
auf, w e l c h e
färben
und
mit
sich
großer
Diese S u b s t a n z bezeichnet man mit
Außer diesen sind in den Zellen
auch
die K e r n e deutlich wahrnehmbar, w e n n auch ihre F o r m sich häufig ändert. W i r w i s s e n , daß die Zellen
der Keimschicht
in diejenigen
der
H o r n s c h i c h t sich verwandeln und daß die keratohyalinhaltigen Zellen ein
Uebergangsstadium
Zellen
der protoplasmatischen
in
die
verhornten
darstellen.
D a s Keratohyalin selbst muß g e w i ß als eine Zwischenstufe
auf
dem W e g e der Verhornung aufgefaßt werden, w e l c h e in K ö r n e r f o r m auftritt und bei dem Uebergange in H o r n s u b s t a n z sich wieder und so den Zellenkörper
löst
imprägniert.
P r o f e s s o r H. R. P r o c t e r s c h r e i b t : „Die ist,
Zellschichten,
bestehen
aus
aus
geronnenem,
welchen
die
Oberhaut
koaguliertem
gebildet Eiweiß,
— wie solches am reinsten sich b e f i n d e t . werden
37
—
in d e m E i w e i ß eines
hartgesottenen
Eies
Diese, die O b e r h a u t z u s a m m e n s e t z e n d e n E i w e i ß s t o i f e ,
Keratine
genannt.
Sie
schwellen
im
kalten
Wasser
nicht auf und sind in w a r m e m W a s s e r nicht löslich; d u r c h T e m p e r a t u r bei D r u c k g e h e n sie in eine v i s k o s e , Flüssigkeit
über, welche
a b e r nicht w i e d e r
höhere
klebrige
erstarrt
und
keine
G a l l e r t e bildet. Sie
sind
Alkalien,
in
Säuren
obwohl
in
nicht
dieser
löslich,
dagegen
Hinsicht große
ziemlich
leicht
Unterschiede
d e n s a f t i g e n S c h l e i m s c h i c h t e n d e r O b e r h a u t und d e r h ä r t e r e n schicht,
ebenso
ebenfalls
aus
dem
Haar,
Keratinen
Hörnern
gebildet
und
sind.
Hufen Die
bestehen,
rundlichen von
und
lebendigen
den in d e r
gefäßen
Zellen, w e l c h e
darunterliegenden
Hornwelche
Schleimschicht,
w e l c h e r sich die H o r n s c h i c h t s t e t i g e r n e u e r t , b e s t e h t sich
Lederschicht
aus
durch
in
zwischen
aus
weichen,
Vermittelung
befindlichen
Blut-
ernähren.
Die O b e r h a u t k a n n sich a l s o nicht s e l b s t s t ä n d i g e r n ä h r e n , d e r n ist in d i e s e r
B e z i e h u n g auf die u n t e r e n l e b e n d i g e n
son-
Schichten
angewiesen. Die
alkalischen
Sulfide,
S c h w e f e l a m m o n i u m
wie
Schwefelnatrium,
und S c h w e f e l c a l c i u m
wirken
auf
die K e r a t i n e mit b e d e u t e n d e r K r a f t lösend ein, w ä h r e n d d i e s e l b e n auf die
Lederschiclit
eine v e r h ä l t n i s m ä ß i g
nur
ganz
geringe
Wirkung
ausüben. Diese Eigenschaft der Alkalisulfide hat beim E n t h a a r e n der Häute mit diesen Chemikalien eine g r o ß e technische Bedeutung. Was
die
wirkliche
chemische
Konstitution
der
Keratine
an-
b e t r i f f t , s o ist d a r ü b e r , e b e n s o w i e ü b e r die E i w e i ß s t o f f e ü b e r h a u p t , n u r w e n i g b e k a n n t ; sie b e s t e h e n a u s Kohlen-, W a s s e r - , S a u e r -
und
S t i c k s t o f f mit S p u r e n v o n S c h w e f e l und A s c h e . "
Die Oberhaut. Art
des
Tieres als auch nach der K ö r p e r g e g e n d sehr verschieden s t a r k
Die
ent-
wickelt.
Oberhaut
oder
Epidermis
sowohl
nach
der
In l e t z t e r e r B e z i e h u n g gilt j e d o c h mit w e n i g e n
die R e g e l , „ d a ß d i e D i c k e ten
ist
Verhältnis
S|teht
der zur
Oberhaut
im
Dichtigkeit
Ausnahmen
umgekehrdes
Haar-
w u c h s e s". J e d i c h t e r und e n g e r die H a a r e s t e h e n , u m s o d ü n n e r ist an diesen S t e l l e n die E p i d e r m i s e n t w i c k e l t ; sie w i r d d a g e g e n a m d i c h t e s t e n an
den gänzlich h a a r f r e i e n Stellen, z. B. den Lippen, Nase, auf den Sohlen, auf d e r inneren H a n d f l ä c h e , sie k a n n d a s e l b s t oft eine Dicke von m e h r e r e n Millimetern e r r e i c h e n . Die O b e r h a u t b e s t e h t a u s glatten, sehr dicht, in v e r s c h i e d e n e r S t ä r k e a n f e i n a n d e r g e h ä u f t e n Zellenelementen, deren ä l t e s t e a b s t e i b e n und sich als tote M a s s e , fast g e t r o c k n e t , auf der ä u ß e r e n Schicht fests e t z e n und bei der s p ä t e r e n V e r a r b e i t u n g zu L e d e r e n t f e r n t w e r d e n müssen. Die O b e r h a u t ist g e f ä ß - und n e r v e n l o s und g a n z unempfindlich. An der A u ß e n f l ä c h e bildet die O b e r h a u t vielfach F a l t e n und R u n z e l n und w i r d von g r ö ß e r e n und kleineren, oft n e t z a r t i g v e r laufenden F u r c h e n d u r c h z o g e n , w o d u r c h sie dann d a s b e k a n n t e g e fältelte A u s s e h e n b e k o m m t . An m a n c h e n Stellen ist sie a u c h u n t e r b r o c h e n d u r c h feine, d e m bloßen Auge a b e r s c h o n s i c h t b a r e O e f f nungen, w e l c h e die A u s m ü n d u n g e n von Driisen o d e r v o n H a a r bälgen sind. U n t e r dem M i k r o s k o p k a n n m a n in der O b e r h a u t überall und selbst an den s t a r k b e h a a r t e n Stellen, w o sie nur w e n i g e n t w i c k e l t sind, noch z w e i Schichten u n t e r s c h e i d e n , n ä m l i c h : eine oberflächliche, t r o c k n e , die H o r n s c h i c h t . und eine tiefere, an die L e d e r h a u t g r e n z e n d e , saftige, die S c h l e i m s c h i c h t , w e l c h l e t z t e r e an solchen Stellen, w o sie s t a r k e n t w i c k e l t ist, oft z w e i g e t r e n n t e L a g e n e r k e n n e n läßt. Die .,S c h 1 e i m s c h i c h t" ist eine v o n den B l u t g e f ä ß e n der L e d e r h a u t a b g e s c h i e d e n e Flüssigkeit, w e l c h e kleine B l ä s c h e n (Epidermiszellen) darstellt. Diese Zellen schieben sich und d r ü c k e n sich n a c h der o b e r e n Schicht z u s a m m e n , w e r d e n e c k i g und platt, h a r t und h o r n a r t i g . M e h r e r e dieser P l ä t t c h e n z u s a m m e n bilden schließlich die H o r n schicht, d e r e n o b e r s t e ä l t e r e P l ä t t c h e n sich w i e d e r a b s t o ß e n und den n a c h f o l g e n d e n P l a t z m a c h e n . Die H a u t b i l d u n g b e r u h t also ebenfalls auf einem e w i g e n W e c h s e l d e s S t o f f e s . Mit d e r H a u t b i l d u n g g e h t die F a r b e n b i l d u n g H a n d in H a n d . Sie- e n t s t e h t ebenfalls mittels F a r b z e l l e n , w e l c h e in der S c h l e i m h a u t der O b e r h a u t ihren Sitz h a b e n . Sind dieselben ä u ß e r s t z a h l r e i c h u n d gehaltvoll, so sind sie d u r c h die H a u t s i c h t b a r . Die Hornschicht, w e l c h e die eigentlich s c h ü t z e n d e D e c k e der H a u t ist, b e s t e h t a u s g e s c h i c h t e t e n , v e r h o r n t e n , flachen, s c h u p p e n a r t i g e n Zellen. Die am tiefsten liegenden Zellen l a s s e n z u w e i l e n noch
39 einen Zellenkern inhalt
bald
schicht
erkennen,
sphärischer
Die
unter dem
der
aber samt
dem
oberflächlichsten
Einfluß
Einwirkung
äußerer
fortwährend
A u s den a n g r e n z e n d e n Zellen
welcher
vertrocknet.
gehen
—
zu
in
demselben
Zellen-
der
Horn-
mechanischer
und
atmo-
gründe
Zellen der Schleimhaut
Hornschicht
übrigen
Zellen
Maße
und
blättern
ab.
werden
dagegen
die
wieder
ersetzt
und
ergänzt. N a c h unten o d e r n a c h innen folgt dann die S c h 1 e i m s c h i c h t, welche, Zellen
w o s i e gut e n t w i c k e l t
ist, a u s e i n e r m e h r f a c h e n
Lage
von
besteht.
Die o b e r e n
Zellen
Körnerschicht, kleinen
weil
rundlichen
der S c h l e i m s c h i c h t
die
gewöhnlich
Körnern
mehr
bezeichnet
stark
oder
man
abgeflachten
weniger
auch
als
Zellen
erfüllt
mit
sind.
Diese
K ö r n e r b e s t e h e n a u s e i n e r S u b s t a n z , w e l c h e w a h r s c h e i n l i c h mit d e m Verhomungsprozeß Die
im
tiefste
Zusammenhang
L a g e
der
steht.
S c h l e i m h a u t
ganzen Epidermis besteht
an den h a a r f r e i e n
förmigen
z y l i n d r i s c h e n
nannten
oder
kurz
„ S t a c h e 1 z e 11 c n " .
Teilung
parallel
der
Diese
Oberfläche
sind
Stellen
mithin
aus
spindel-
Zellen, es,
vermehren
und
welche
und
somit
den
soge-
sich
durch
das
Material
für den A u f b a u d e r g a n z e n O b e r h a u t l i e f e r n ; m a n n e n n t sie auch
die K e i m S c h i c h t
lichen
; ihre
Zellen
enthalten
stets
der
deshalb
einen
deut-
Zellenkern.
D i e g a n z e S c h l e i m s c h i c h t ist n a c h u n t e n g e g e n die dann f o l g e n d e Lederhaut
nicht
Vertiefungen
eben
und g l a t t
versehen,
der L e d e r h a u t
die
ganze Von
dieser
nach
mit
mehrfachen
kegelförmige
sondern
Erhebungen
mehr
ist
an
oder den
weniger
wellig
einzelnen
Stellen
gebogen
und
abwechselnd
dünner.
der F l ä c h e
Stelle
förmiges
kurze,
d e r g a n z e n H a u t g e s e h e n ist d a h e r die B e -
unten
Schleimhaut
d i c k e r und
begrenzt,
welche
hineinragen.
Im Q u e r s c h n i t t grenzungslinie
in
aus gesehen
durchschnitten
Aussehen
Schleimschicht
nach
zu
stände,
ihrem
o d e r p a r a l l e l der O b e r f l ä c h e
kommt und
dadurch man
Entdecker
ein
nennt
annähernd deshalb
das „Malpighii'sche
auch
an
netzdie
Schleim-
netz'\ Bei
unseren
gebraucht
wird,
Haussäugetieren, ist
die
Haut
deren
Haut
gewöhnlich
zur
nicht
Lederfabrikation
rein
weiß,
sondern
m a n c h m a l in g r ö ß e r e r o d e r g e r i n g e r e r A u s d e h n u n g o d e r a u c h n u r a n einzelnen
Stellen
heller
oder
dunkler,
grau
oder
braun
bis
ganz
—
40
—
s c h w a r z g e f ä r b t . Diese F ä r b u n g geht a b e r nicht durch die g a n z e H a u t hindurch, s o n d e r n wird d a d u r c h b e w i r k t , daß b e s o n d e r e b r a u n e o d e r s c h w a r z e F a r b s t o r i k ö r n c h e n teils in den Zellen enthalten, teils z w i s c h e n denselben eingestreut sind. Diese F a r b s t o n k ö r n c h e n sind n u r in g e r i n g e r M e n g e in der L e d e r h a u t v o r h a n d e n , w o sie sich n a c h d e m E n t h a a r e n noch als dunklere F l e c k e n v o n i h r e r U m g e b u n g a b h e b e n . In g r ö ß t e r Menge k o m m e n sie v o r in den tiefsten L a g e n der S c h l e i m h a u t und nehmen von da a u s n a c h der O b e r f l ä c h e zu i m m e r m e h r ab, und die ä u ß e r s t e n S c h i c h t e n d e r H o r n h a u t sind d a n n in d e r R e g e l frei von F a r b s t o f f . D u r c h die in der Gerberei g e b r ä u c h l i c h e n E n t h a a r u n g s m i t t e l w i r d d e r Z u s a m m e n h a n g zwischen den tiefsten Zelienschichten der Oberh a u t und d e r a n g r e n z e n d e n L e d e r h a u t g e l o c k e r t , und beim E n t h a a r e n w i r d d e s h a l b zugleich auch die g e s a m t e E p i d e r m i s mit w e g g e n o m m e n . Die T r e n n u n g der Epidermis von der L e d e r h a u t k a n n ü b r i g e n s auch n o c h auf a n d e r e W e i s e geschehen, z. B. durch b l a s e n z i e h e n d e Mittel, d u r c h V e r b r e n n u n g und a n d e r e s .
Die Lederhaut. Die L e d e r h a u t oder B i n d e g e w e b e h a u t , Corium o d e r C u t i s oder B l ö ß e liefert das eigentliche M a t e r i a l zur H e r stellung d e s L e d e r s . D e r M a s s e nach bildet die L e d e r h a u t in der Regel den w e i t ü b e r w i e g e n d e n B e s t a n d t e i l der g e s a m t e n H a u t , dabei ist a b e r ihre a b s o lute Dicke, je n a c h der Art des T i e r e s , n a c h d e r K ö r p e r s t e l l e , d e m E r n ä h r u n g s z u s t a n d e , dem Alter und G e s c h l e c h t , g r o ß e n S c h w a n k u n g e n u n t e r w o r f e n . U n t e r den H a u s s ä u g e t i e r e n hat d a s Rind die dickste, d a s Schaf die d ü n n s t e L e d e r h a u t . Bei e i n e m und d e m s e l b e n T i e r e ist sie mit w e n i g A u s n a h m e n im allgemeinen in der N ä h e d e s R ü c k e n s am dicksten und w i r d n a c h den Seiten, d e m B a u c h e u n d d e m H a l s e zu allmählich d ü n n e r . Die L e d e r h a u t ist sehr b'lut- und n e r v e n r e i c h , rot und leicht w u n d . U n t e r d e m M i k r o s k o p zeigt die L e d e r h a u t bei allen H a u s s ä u g e tieren w e s e n t l i c h denselben B a u . Sie ist z w a r u r s p r ü n g l i c h a u s Zellen h e r v o r g e g a n g e n , im ausgebildeten Z u s t a n d e jedoch läßt sie n i r g e n d s m e h r eine zellige B e s c h a f f e n h e i t e r k e n n e n . H o h l r a u m u n d Inhalt d e r Zellen sind v e r s c h w u n d e n , und an i h r e r Stelle b e m e r k t mar. feine, in die L ä n g e g e s t r e c k t e F ä s e r c h e n o d e r Fibrillen, w e l c h e zu v e r s c h i e d e n dicken Bündeln vereinigt sind. In ihrem V e r l a u f e v e r -
—
41
—
einigen sich oit mehrere dünne Bündel zu dickeren, oder es trennen sich umgekehrt die dickeren und lösen sich in einzelne dünnere auf. Im Querschnitt gesehen sind die einzelnen Faserbündel, sowie auch die einzelnen F a s e r n selbst meistens nicht ganz rund, sondern häufig durch gegenseitigen Druck mehr oder weniger vieleckig und e t w a s flach gedrückt. Man kann in der Lederhaut wieder drei Lagen unterscheiden, zwischen denen jedoch keine bestimmte Grenze zu ziehen ist. 1.. Die oberste Lage, welche im fertigen Leder den Narben bildet, schmiegt sich überall dicht an die Schleimschicht der Epidermis an. Die Faserbündel sind hier ganz dünn, meistens sogar in die einzelnen Fasern selbst aufgelöst, aber sehr dicht untereinander verflochten. In ihrem Verlaufe sind sie an der Grenze der Oberhaut im allgemeinen der Oberfläche parallel, aber immer e t w a s weilig gebogen, sie lassen keine freien Enden erkennen, sondern kehren am Narben selbst schleifenartig um und gehen nach unten ohne Unterbrechung in die tieferen Lagen über. An solchen Stellen, w o sich die Lederhaut mit kurzen kegelförmigen Erhebungen oder Papillen in die Schleimschicht erhebt, erfährt die Richtung der F a s e r n eine Veränderung insofern, als dieselben dort senkrecht aufsteigen, oben umbiegen und wieder senkrecht zurückkehren; sie bilden so Schlingen und Schleifen, welche ihrerseits wieder untereinander verflochten und verfilzt sind. Solche p a p i l l e n a r t i g e n Erhebungen sind an den haarfreien Stellen der Haut häufig, an den behaarten Stellen aber meist g a n z fehlend. Die Bildung der Narbenseite des Leders, w o z u ja haarfreie Teile der Haut nicht benutzt werden, kommt demnach in der Hauptsache nicht zu Stande durch stellenweise Erhebungen der Lederhaut nach außen, sondern vielmehr durch die Vertiefungen, welche durch die Einsenkung der H a a r e entstehen. 2. In der mittleren Lage oder Zwischenschicht sind die F a s e r n zu dickeren Bündeln vereinigt; ihr Verlauf ist unregelmäßig nach allen Richtungen und wird noch dadurch gestört, daß die Haare und Drüsen bis in diese Lage hineinragen. Die Verflechtung ist w e n i g e r dicht wie am Narben, so daß in nicht gequollenem Zustande kleinere oder größere Zwischenräume zwischen den Bündeln übrig bleiben. 3. In der tiefsten und netzförmigen Lage wird die Richtung der F a s e r n wieder mehr oder weniger der Oberfläche parallel. Die einzelnen Bündel sind ziemlich dick und ungefähr nach Art einer Stroh-
42 matte
mit e i n a n d e r
z w i s c h e n sich Die
verflochten, jedoch
welches
Haarbälgen
locker, weite
Maschen
B i o ß e ist ein e l a s t i s c h e s
L e d e r h a n t oder
w e b e .
sehr
lassend. ans Bindegewebsfasern. Schweiß-
mit
ihren
Zwiebeln,
der
Masse
der
und
Bindegewebesub-
stanz, der Arterien mit ihren V e n e n und Muskeln und dem iietz b e s t e h t ,
aus
welchen
durch
Verdichtung
Maschen-
allmählich
jene
p a k t e n , w i d e r s t a n d s f ä h i g e n Gebilde sich f o r m e n , w e l c h e wir h a u t oder
B 1 ö ß e
Ge-
Talgdrüsen.
kom-
L e d e r -
nennen.
Epiol Corpus papillare
Tuni' a propri«
Fig. 4. Senkrechter Schnitt durch die Haut des Scrotum. (Dieser Teil der Haut geht beim Schwellen am meisten auf.) Die L e d e r h a u t besteht aus fibrillärem B i n d e g e w e b e , w e i c h e s sehr
zahlreichen,
elastischen
websbiindel
bilden
Teilen
der
Haut
Grade,
daß
ein D u r c h s c h n i t t
während
in d e r
Fasern
ein N e t z w e r k ,
welches
außerordentlich oberen,
der
durchsetzt
ist.
namentlich
dicht
ist
und
Haut
als
glatte
die P a p i l l e n
tragenden
fest,
wesentlich
verschiedene
Richtungen
so
Fläche
von
tiefen hohem
erscheint, und
welche
im
großen
und
ganzer,
parallel
zur
den
ist. Bindegewebs-
bündeln lassen sich nun u n t e r s c h e i d e n ; solche, w e l c h e s e n k r e c h t solche,
mit
Bindege-
in d e n in
Abteilung
P a p i l l e n s e l b s t d a s G e w e b e ein w e i t w e n i g e r d i c h t e s Zwei
Die
und
Hautoberfläche
verlaufen. Die
Lederhaut
allen P i c h t u n g e n
selbst
ist
von
unzähligen
durchkreuzt, welche von
kleinen
Kanälchen
verschiedener
Breite
in sind
—
43
und mit der erwähnten B i n d e g e w e b e s r . b s t a n z , schiedenen angefüllt geführt
w e l c h e an den
Stellen auch eine ungleiche Koirsistenz besitzt,
ist. von
denen
ein
Teil
beim
Aeschern
gelöst
und
fort-
wird.
Die in
der tierischen
Primitivbündeln
Haut
vorkommenden
zusammengesetzt,
welche
Muskeln
Kerne
Blößen
enthalten,
Zellen,
welche
sind
aus einer Menge
fibrillen bestehen, w c l c h e entsprechend der L a g e feiner kleine
ver-
teilweise
bei mit
Querstreifen,
Säure
deutlich hervortreten, indem die Muskeln
aus
Längs-
behandelten
aufschwellen
und
die einzelnen Gebilde der Zellen deutlich sichtbar machen. Die zwischen
den Zellen
liegenden
Fasermassen
enthalten
leimgebenden S u b s t a n z e n , die Zelle selber ist nie leimgebend.
die
Inner-
halb der Zelle .befindet sich ein Teil des E i w e i ß e s , wie auch in dem Zwischengewebe halten ist.
neben
der
leimgebenden
Substanz
Eiweiß
ent-
Das Eiweiß findet sich im tierischen Organismus überall,
und die eiweißhaltigen Körper sind die M u t t e r k ö r p e r einer Reihe von stickstoffhaltigen
Stoffen,
sammengesetzt
aus
welchen
die
Gewebe
der
Haut
zu-
sind.
Die für den G e r b e r zumeist interessanten G e w e b e
sind:
1. Die liornartigen Substanzen. 2.
Die Substanzen des elastischen Gewebes.
3.
Die leimgebende
Substanz.
Diese beiden letzteren sind für den G e r b e r nächst den körpern die wichtigsten 1. Den
Eiweiß-
Gewebe.
eiweißartigen
Mutterkörpern
schließen
sich
zunächst
die hornartigen G e w e b e an, w e l c h e sich als tote M a s s e auf der O b e r haut
ablagern
müssen.
und
vor
dem
Gerben
unbedingt
entfernt
werden
E s bedürfen diese eiweißartigen Körper nur unbedeutender
Veränderungen
in
ihrer
Zusammensetzung,
um
unter
Iden
vielen
Hautgebilden auch die äußerste S c h i c h t der Tierhaut zu schaffen. 2.
D a s elastische G e w e b e ist den eiweißart'gen Körpern
ähnlich, es fehlt ihrer
vor
Eigenschaften
allem weichen
der S c h w e f e l g e h a l t . diese
elastischen
Auch Gewebe
wenig
hinsichtlich von
den
übrigen, in der tierischen Haut v o r k o m m e n d e n Körpern ab, indem sie sehr s c h w e r löslich sind und den heftigsten Angriffen von Alkalien sowie
Säuren
mechanisches
längere
Zeit
Bearbeiten
widerstehen,
können
jedoch
.dieselben
sehr
durch leicht
übermäßig in
ihlrer
Elastizität z e r s t ö r t w e r d e n . Vom G e r b e p r o z e ß bleiben die elastischen G e w e b e als indifferente M a s s e völlig unberührt.
.
—
44
—
3. Die leimgebende Substanz steht dem Eiweiß nahe. sie .liefert beim Kochen den Leim, welcher als solcher in der tierischen Haut nicht enthalten ist, und nach K n a p p soll die Umwandlung des leimgebenden G e w e b e s eine ähnliche U m ä n d e r u n g sein, wie die Verwandlung der S t ä r k e in Zucker. Das leimgebende Gewebe, wie solches in der tierischen Haut enthalten, ist als leimhaltig in kaltem W a s s e r unlöslich, wohl aber kann die Lösung des Leimes durch Kochen oder durch Säuren erzielt werden. Nach K n a p p ist eine Umwandlung der leimgebenden Substanz in angesäuertem W a s s e r leicht und rasch zu b e w e r k stelligen, am schnellsten jedoch in konzentrierter Essigsäure. Es finden sich weder der Leim noch die gelöste leimgebende Substanz als solche in der tierischen Haut vor, sondern nur die zwischen den Zellen liegende Fasermasse, das Bindegewebe, aus welchem dieselben hervorgehen. Der durch Kochen gewonnene Leim ist in Alkohol, Aether, Fetten und ätherischen Oelen nicht löslich, wogegen konzentrierte Mineralsäuren den L.eim auflösen, denselben aber auch sofort wieder zersetzen; so löst nach K n a p p konzentrierte Essigsäure die Gallerte auf, welche dann noch Klebekraft besitzt, aber nicht mehr gelatiniert. Ein gleiches ist mit Salzsäure der Fall, während konzentrierte Schwefel- oder Salpetersäure die Gallerte völlig zersetzen. W e n n nun auch in den verschiedenen Gebilden der tierischen Haut das Eiweiß neben der leimgebenden Substanz vorkommt, so sind diese Körper in chemischer Beziehung doch sehr verschieden.
Das Unterhautbindegewebe oder Subcutis. Z w i s c h e n d i e s e m u n d d e r L e d e r h a u t ist keine scharfe Grenze vorhanden, sondern beide gehen allmählich ineinander über, und z w a r in der Weise, daß sich die Fasern der Lederhaut nach unten in ganz lockere Faserzüge auflösen, welche die Befestigung der Haut an die darunter liegenden Körperteile übernehmen, besonders an die Sehnen und Bänder. Die F a s e r b ii n d e 1, welche sich hier gleichfalls nach verschiedenen Richtungen kreuzen, bilden kleinere oder größere Maschenräume, zwischen denen Blutgefäße und Nerven verlaufen, und welche an manchen Körperstellen (bei einzelnen Tieren verschieden) reichliche Mengen von Fett in sich einschließen. Die F e t t z e l l e n , ursprünglich aus Bindegewebszellen hervorgegangen, sind oft zu
—
45
—
größeren Ballen oder zu traubeniörmigen Massen vereinigt und bilden zuweilen ein ausgedehntes zusammenhängendes Fettpolster, welches als Schutz gegen mechanische Verletzungen und gegen Kälte dient. Durch die Lockerheit der Faserbündel im Unterhautgewebe, sowie durch ihre Länge und Dehnbarkeit wird die Haut befähigt, sich am Körper verschieben zu lassen und Falten zu bilden. Das Unterhautgewebe bildet die Aasseite der abgezogenen Haut, und wird bei den verschiedenen Reinigungsarbeiten mehr oder weniger entfernt. Die i n n e r e U n t e r h a u t , bestehend aus Fett und dem Unterlagsgewebe, hat für das Leder keinen W e r t . Dieses und die Oberhaut sind nur der lebenden Haut zum Schutz gegeben und müssen entfernt werden, soll das fertige Produkt allen Anforderungen geniigen. Zwischen der inneren Unterhaut und der Lederhaut liegt das Adernetz, welches genau die Stelle angibt, bis wohin das Fett- und Unterlagsgewebe von der Lederhaut zu trennen ist. Anders ist es mit den Fettdrüsen, welche am Grunde der H a a r e sitzen und den Haaren, namentlich der Wolle die notwendigen F e t t substanzen zuführen und zur Erzeugung der sogenannten Hautschmiere notwendig sind. Diese Fettdrüsen können so gewaltige F e t t m a s s e n hervorbringen, daß solche dem gegerbten L e d e r unbequem sind, wie bei specknackigen Schaffellen, einzelnen Bockfellen und bei den Roßkämmen. Bei Rindshäuten, Kalb- und Ziegenfellen wird durch die P r o z e d u r des Kälkens in F o r m des fettsauren Kalkes das Fett gelöst, welches dann durch W ä s s e r n , Schaben, Glätter, und Ausstreichen leicht entfernt wird, w ä h r e n d bei Schaffellen und Roßhäufen besondere Mittel a n g e w e n d e t w e r d e n müssen. Eine merkwürdige Abweichung von dem regelmäßigen Bau zeigt der Roßspiegel in folgender W e i s e : E t w a s unter der Region d e r Haarwurzeln wird das G e w e b e sehr locker, indem einzelne aber ziemlich gleichdicke Bündel senkrecht oder fast senkrecht nach unten verlaufen, und zwischen diesen sind in horizontaler oder e t w a s geneigter Richtung andere, lockere Fasern und dünne Bündel, welche die ersteren umschlingen. Die gummiartige Schicht, welche sich unten anschließt, besteht aus ziemlich gleichmäßigen dicken F a s e r bündeln, welche durch die ganze Schicht in derselben Richtung v e r laufen, und z w a r im senkrechten Durchschnitt gesehen ziemlich steil
46 und
schief,
gegen
durcheinander sich
diese
die
Hautfläche
geflochten.
Faserbiindcl
Im
sieh
kreuzend,
Flachenschnitt
ziemlich
rechtwinklig
aber
gesehen und
sehr
machen
d r u c k eines K o r b g e f l e c h t e s oder einer geflochtenen
dicht
durchkreuzen den
Ein-
Matte.
I y/4 p. P /// 1 /V'// w # ///// M Y/A m Ii Ir i / /
I
Fig. 5. Unter durch
den
verschiedenen
Anhangsgebilden
entsprechende Umwandlung
(Hufe. Klauen, Federn sind
Der Bau des Roßschildes.
bei
für
den
den
Säugetiere
Krallen.
Nägel,
Vögeln,
Gerber
Horner,
Schuppen
die
Haare
handen, bald dichter stehend, faden- oder
röhrenförmige
bei
am
s i n d s i e mit A u s n a h m e
der
Maut,
welche
e r s t a u s ihr h e r v o r g e g a n g e n Haare den
bei
den
Fischen.
wichtigsten.
weniger
usw.)
Haut
Die
der Epidermis,
t a s c h e
oder
Die Zellen
vor-
Haare
welche
e i n z e l n s t e h e n , s e l t e n e r a u c h zu m e h r e r e n in V e r t i e f u n g e n d e r haut e i n g e s e n k t sind.
der
fast überall
bald mehr zerstreut.
Erzeugnisse
Reptilien
In d e r
Stellen
sind
Säugetieren.
Diese Vertiefungen bezeichnet man als
sind nieist
LederH a a r -
H a a r b a 1 g. der
Epidermis
senken
und k l e i d e n s i e a l s ein t a p e t e n a r t i g e r
sich
in die H a a r t a s c h e
Ueberzug aus.
Die
hinein
Epidermis
in d e r H a a r t a s c h e b e s t e h t a b e r nur a u s z a r t w a n d i g e n , w e i c h e n Z e l l e n , u n d die H o r n s c h i c h t fehlt g a n z .
Am Grunde der H a a r t a s c h e
befindet
sich eine kurze, k e g e l f ö r m i g e E r h e b u n g der L e d e r h a u t , die H a a r p a p i l l e g e n a n n t , auf w e i c h e r d a s H a a r
s e l b s t a u f s i t z t und d u r c h w e i c h e
Ernährung
wird.
des H a a r e s
besorgt
An
dem
Haare
selbst
die
unter-
s c h e i d e t m a n d i e H a a r w u r z e l , d a s ist d e r in die H a u t e i n g e s e n k t e T e i l , u n d den H a a r s c h a f t , d. i. d e r ü b e r die H a u t h e r v o r r a g e n d e Haares; artig
die
oder
Haarwurzel zwiebeiförmig
ist
an
ihrem
verdickt,
häufig Haarzwiebel oder Haarknopf
Grunde
weshalb nennt.
meist
man
Teil
etwas
diesen
Teil
des
knopfauch
47 Die H a a r z w i e b e l wie
eine W e i n f l a s c h e
besitzt
an
ihrem
eine t r i c h t e r f ö r m i g e
untersten
Teile,
ähnlich
Einstülpung, mit
welcher
d a s M a a r auf d e r P a p i l l e a u f s i t z t . An d i e s e r S t e l l e f i n d e t b e i m haaren
durch
Schwitzen
samen
Herausziehen
oder
Aeschern,
die T r e n n u n g
Der H a a r S c h a f t
endigt,
feinen g e s c h l o s s e n e n
Spitze.
sowie
des H a a r e s
wenn
das Haar
auch von
beim
Ent-
gewalt-
der Haut
unverletzt
statt.
ist, in
Im Q u e r s c h n i t t g e s e h e n ,
einer
unterscheidet
m a n e i n e n i n n e r e n Teil, d a s ,.H a a r i n a r k " , u n d e i n e n d a s l e t z t e r e u m g e b e n d e n Teil, die „ H a a r r i n d e", w e l c h e n o c h v o n e i n e m z a r t e n , b e s o n d e r e n O b e r h ä u t c h e n b e d e c k t ist.
S o w e i t d a s H a a r in d e r H a a r -
tasche
besonders
steckt, k o m m t
Gebilde,
die
dazu
Das mit
a l s ein C y l i n d e r
„Haarmark" von
Zellen.
Protoplasma
Spalten
mehr oder
verhornt
eintritt, w e n n
eine
in d e r
oder
Nähe
auch
der
weniger die
keit
annähernd ist.
und
den
stets
dagegen
Luft, welche
in d e n
mehrere
Wurzel
Im H a a r s c h a f t
ent-
durch
Markzellen
Von
bestellt
aus
cylindrischcn dem
starken,
Zellen,
Verhältnis
in
deren
feine
enthaltene
zwischen
die
ihre
Biegsamkeit
entwickelt,
d a s P f e r d e h a a r. b r ü c h i g , je m e h r
je
ab.
mehr
Diese
die
Länge
Substanz
Rinden-
S u b s t a n z der H a a r e hängt ihre W i d e r s t a n d s f ä h i g k e i t , stärker
sackartiges welche
austrocknet.
,.H a a r r i n d c "
streckten,
zartes,
umkleidet.
entweder sind
und Z e l l s a f t g e f ü l l t .
der Rinde
Die
bildet
Dieselben
h a l t e n die M a r k z e l l c n Flüssigkeit
ein
H a a r w u r z e 1 s c h e id e ,
sogenannte
u n t e r e n Teil des H a a r e s
Reihen
noch
Eigenschaften
Rindensubstanz
ge-
gänzlich
und
ihre
Mark-
Dehnbar-
sind
um
so
z.
B.
vorwiegt,
D a s H a a r ist d a g e g e n u m s o m e h r s p r ö d e
und
je s t ä r k e r
das
die R i n d e n s u b s t a n z
zurücktritt
und
M a r k e n t w i c k e l t ist, z. B. R e h - , H i r s c h - , G e m s h a a r e u s w . In und z w i s c h e n d e n Z e l l e n d e r R i n d e b e f i n d e t s i c h teils g e l ö s t , teils in F o r m v o n k l e i n e n K ö r n c h e n , ein b r a u n e r b i s s c h w a r z e r stoff. von
dessen
Menge
und
F a r b e der H a a r e a b h ä n g t .
Verteilung
die hellere
oder
Farb-
dunklere
N u r g a n z w e i ß e H a a r e sind v ö l l i g f r e i v o n
Farbstoff. Das „ O b e r h ä u t c h e n " a r t i g e n Z e l l e n , die sich richtetem
freien
wird
Rande.
Der
Rand
dessen
bei s t a r k e r V e r g r ö ß e r u n g
zähnt.
Diese
chens
gebildet aus flachen,
dachziegelartig
schuppenartige
ist bei d e n H a a r e n
des
des
nicht
Rindes
Haares
glatt,
Ausbildung
lich a b e r z. B . bei d e r S c h a f w o l l e .
schuppen-
d e c k e n , mit n a c h außen
der
nur
erscheint
sondern Zellen
schwach des
unbedeutend,
ge-
infolgege-
Oberhäutsehr
Die E r n ä h r u n g d e s H a a r e s
deutg3-
—
48
—
schieht von der Hauptpapille her, und das Wachstum des H a a r e s geschieht ausschließlich durch Vermehrung und Streckung der Zellen im unteren Teil der H a a r w u r z e l ; die Richtung der Haare gegen die Oberfläche der Haut ist nur selten ganz senkrecht, sondern meist eine mehr oder weniger schiefe.
I. ItaarbalKdriisc II. Ilaarmugkel
v
Vitt Ilaarb alffdriise
III. Haar IV. Innere un»t _ V. iiufl. Wurzelscbeide
IX. KnitueJdrUsiX. Innere und
VI. Haarhalgbindefcewcbe
Xf. ¡¡itBcre Wur7.elscheide XII. Kpiihelstrane XIII. Papille
Fig. 6.
Senkrechter Schnitt der Haut, links ein wachsendes, rechts ein ausgewachsenes Haar.
Die Haarwurzeln stecken schräg in der Haut und je nach der Dicke derselben bald nur bis in die tieferen Coriumschichten, bald bis in das subkutane Binde- resp. Fettgewebe hineinreichend. Die Haarwurzel schwillt am unteren Ende zu einer rundlichen Verdickung der Haarzwiebel an, welche von unten her ausgehöhlt ist und die ungefähr knospenförmige Haarpapille enthält. Die gesamte W u r z e l steckt in einer die Fortsetzung der Lederhaut und Oberhaut darstellenden Hülse, dem Haarbalge. Dieser setzt sich aus einem äußeren bindegewebigen und einem inneren, epitheliden Teile zusammen. E r s t e r e r beginnt dort, w o die Lederhaut in das Unterhautfettg e w e b e übergeht, bekleidet also bei stärkeren Haaren den unteren größeren Teil der Wurzel.
__
49
—
In die H a u t e i n g e s e n k t finden sich noch z w e i v e r s c h i e d e n e A r t e n v o n D r ü s e n , nämlich die „ T a l g d r ü s e n " u n d die tiefer g e l e g e n e n „ K n ä u e l d r ü s e n". Die „ T a l g d r ü s e n" liegen in der M i t t e der L e d e r h a u t , sie s t e h e n immer zu z w e i e n oder m e h r e r e n in der U m g e b u n g eines H a a r e s und m ü n d e n mit einem Kanal in den H a a r b a l g selbst ein; sie heißen d e s h a l b auch „ H a a r b a l g d r ü s e n " . D a s fettige A u s s c h e i d u n g s p r o d u k t d e r T a l g d r ü s e n ist bei K ö r p e r t e m p e r a t u r flüssig, g e l a n g t auf diesem W e g e an die H a a r w u r z e l und ölt das H a a r ein. Der K ö r p e r der H a a r b a l g d r ü s e n stellt in der H a u p t s a c h e einen B e u t e l dar, w e l c h e r an m e h r e r e n Stellen a u s g e b u c h t e t ist und d a d u r c h ein m e h r o d e r w e n i g e r lappiges Aussehen erhält. Die F o r m dieser D r ü s e n im g a n z e n und ihre L a g e s t e h t im engen Z u s a m m e n h a n g mit dem H a a r w u c h s . J e dichter die H a a r e s t e h e n , um so l ä n g e r und s c h m a l e r sind die D r ü s e n , und um so s p i t z e r ist d e r W i n k e l , unter w e l c h e m die A u s f ü h r u n g s g ä n g e in den H a a r b a l g einm ü n d e n , je dünner a b e r der H a a r b e s t a n d , um so m e h r r u n d e t sich der D r ü s e r l k ö r p e r ab und um so s t u m p f e r w i r d der A u s m ü n d u n g s winkel. Die „K n ä u e 1 d r ü s e n " oder s c h l a u c h f ö r m i g e n D r ü s e n liegen in der H a u t e n t w e d e r in der Region der H a a r z w i e b e l n , oder a u c h noch tiefer eingesenkt in das U n t e r h a u t g e w e b e , sie m ü n d e n zum Teil gleichfalls in die H a a r b ä l g e , zum Teil a b e r h a b e n sie a u c h s e l b s t s t ä n d i g e 'Mündungen an der Oberflächenhaut. Dieselben sind allgemein unter dem N a m e n der P o r e n b e k a n n t . An j e d e r K n ä u e l d r ü s e ist zu u n t e r s c h e i d e n d e r ä u ß e r e Teil o d e r A u s f ü h r u n g s k a n a l , w c l c h e r häufig k o r k z i e h c r a r t i g o d e r s c h r a u b e n f ö r m i g g e w u n d e n ist, und der innere k n ä u e l f ö r m i g a u f g e w i c k e l t e Teil, w e l c h e r d a s S e c r e t o d e r A b s c h e i d u n g s p r o d u k t der D r ü s e n liefert. Die b e s o n d e r e F o r m und G r ö ß e des D r ü s e n k n ä u e l s ist s o w o h l n a c h der T i e r a r t , als nach der K ö r p e r s t e l l e s e h r v e r s c h i e d e n . Das Ausscheidungsprodukt der Knäueldrüsen ist entweder flüssig ( S c h w e i ß ) , oder auch fest und fettig, und dient in l e t z t e r e m Falle zur E i n f e t t u n g der Haut an solchen Stellen, w o keine T a l g d r ü s e n v o r h a n d e n sind. Von a n d e r e n u n t e r g e o r d n e t e n B e s t a n d t e i l e n der H a u t sind n o c h zu e r w ä h n e n : a) „ M u s k e l n " v e r s c h i e d e n e r in d e r U m g e b u n g d e r natürlichen H a u t in die S c h l e i m h a u t ü b e r g e h t . m i t den tiefer g e l e g e n e n M u s k e l n Borgrman,
Unterlederfabrikation.
A r t ; sie sind reichlich v o r h a n d e n K ö r p e r ö f f n u n g e n , w o die ä u ß e r e Sie s t e h e n d a s e l b s t in V e r b i n d u n g und b e d i n g e n die leichte B e w e g 4
—
50
—
lichkeit dieser Körperteile, z. B . der Lippen.
M a n c h e Muskeln s t e h e n
zu den Drüsen, deren S e c r e t e n t l e e r u n g sie befördern, in B e z i e h u n g . B e s o n d e r s e r w ä h n e n s w e r t sind a b e r noch die in B e z i e h u n g zu den H a a r e n stehenden Muskeln, die sogenannten Aufrichter, w e l c h e
bei
s t a r k e n N e r v e n r e i z e n ( S c h r e c k e n , W u t , Angst) sich z u s a m m e n z i e h e n und dadurch das Aufrichten oder S t r ä u b e n dieser H a a r e b) „Nerven".
Diese sind teils
Bewegungsnerven,
bewiiken.
welche
das
Zusammenziehen der Muskeln v e r a n l a s s e n , teils Empfindungsnerven, w e l c h letztere die E n d o r g a n e des Qefühlssinnes darstellen.
Blutgefäße oder Adern. Dieselben sind in der Haut e b e n s o w i e in den übrigen Körperteilen von zweierlei Art, nämlich die „ A r t e r i e n
o d e r S c h l a g a d e r n",
w e l c h e das Blut v o m Herzen und den L u n g e n bringen und hellrotes Blut enthalten. rotes
Blut
Z w e i t e n s die V e n e n oder B l u t a d e r n , in denen dunkel
nach
dem Herzen
zurückströmt.
Die
Blutgefäße
zweigen sich in der L e d e r h a u t zu außerordentlich zarten den sogenannten
Kapillaren.
Lymphgefäße einem
ver-
Kanälchcn.
gewissen
sind O r g a n e , w e l c h e mit den B l u t g e f ä ß e n in
Zusammenhang
stehen, und namentlich
den
Stoff-
wechsel besorgen. Die elastischen F a s e r n sind außerordentlich
zarte, vielfach
ä s t e l t e lange F a s e r n , w e l c h e meistens sehr dünn, an der
ver-
Oberfläche
ganz glatt und an ihren Enden häufig eingebogen oder auch spiralförmig g e k r ü m m t der L e d e r h a u t
sind.
S i e sind z w i s c h e n
die
Bindegewebsbündel
und um dieselben herumgelagert, sehr elastisch
und
widerstandsfähig gegen c h e m i s c h e Mittel, namentlich w e r d e n sie von 40 prozentiger Kalilauge nicht angegriffen.
Sie können daher
Auflösung des B i n d e g e w e b e s in Kalilauge sichtbar g e m a c h t
durch
werden.
Die Muskeln, Nerven, B l u t g e f ä ß e , L y m p h g e f ä ß e und elastischen F a s e r n treten nicht in die Epidermis über, sondern sind nur in d e r L e d e r h a u t vorhanden.
Nach M o l e s c h o t t Primitivgebilden anderen Haut
später
aus
des
g e h ö r e n die eiweißhaltigen K ö r p e r zu den
tierischen
entwickeln.
den w e i c h e n ,
Gebilde zu festeren
§o
Organismus, entwickeln
eiweißartigen
Sustanzen,
wie
aus
Körpern dieses
denen
sich in d e r die
deutlich
sich
die
tierischen
vorkommenden an
der
feinen
—
51
—
T e x t u r eines Kalbfelles gegenüber der ausgebildeten Haut zu erkennen ist. W i e hier das Eiweiß als M u t t e r k ö r p e r unentbehrlich ist, muß dasselbe zur Erzielung eines guten Fabrikates auch der Haut, wie der Blöße weitmöglichst erhalten bleiben, und alle Operationen, welche ein Entfernen des Eiweißes b e w i r k e n könnten, sind zu unterlassen oder auf das Mindestmaß zu beschränken. So löst Eiweiß sich in S a l z l ö s u n g in ziemlichen Mengen, besonders auch in kohlensauren Alkalien. Daher w e r d e n durch längeres Lagern in Kalkmilch die in den Bindegewebsmassen eingelagerten Eiweißkörper unter starkem Aufquellen allmählich gelöst und der Haut entzogen. Es kann durch fortgesetztes Behandeln mit Kalkmilch der Haut alles Eiweiß entzogen werden, wobei die leimgebende Substanz unverändert erhalten bleibt, wie solches an Leimleder zu erkennen ist, welches über ein J a h r in der Kalkmilch gelegen hat, ohne an seiner Qüte zu verlieren, w ä h r e n d das Eiweiß vollständig zerstört ist. Durch die meisten S ä u r e n wird Eiweiß unlöslich gemacht, während es sich mit Alkalien verbindet. Es löst sich also das Bindungsmittel der einzelnen Bindegewebsfasern durch Kalkmilch auf, die Bindegewebsfaser nicht. Diese Unterschiede zwischen Eiweißkörper und der leimgebenden Substanz haben für den Gerber das größte Interesse, denn durch deren verschiedene Behandlung w e r d e n die mannigfaltigsten Effekte in der Lederfabrikation erzielt. Die sehr stark v e r t r e t e n e n Hautmuskeln der Oberhaut, welche vom Grund des Haarsitzes bis gegen die äußere Haarschicht laufen, markieren sich im gegerbten Leder als die festen Unterlagspartien für den natürlichen Narben gut gearbeiteter Leder, oder sie treten in der unregelmäßigen, groben Narbenbildung schlecht gearbeiteter Oberleder hervor. Die Oberseite der Lederhaut, später die Narbenseite des fertigen Leders, besteht aus feinen, vielfach gewundenen und durchflochtenen Bindegewebsbündeln, welche im allgemeinen mit der- Oberfläche der Lederschicht parallel verlaufen und nur in allmählicher Steigung gegen dieselbe aufsteigen, wobei sich aber die faserigen Elemente jener Bündel auseinanderlegen, untereinander durchflochten und so die eigentümliche glatte, geschlossene Beschaffenheit der L e d e r n a r b e zustande bringen. Die o b e r s t e Schicht dieser L e d e r h a u t bildet eine fast ideale, äußerst feine hyaline Schicht, welche den natürlichen Glanz der Narbe am fertigen L e d e r v e r u r s a c h t und leicht durch irgend einen 4*
—
52
—
stärkeren Eingriff beschädigt w e r d e n kann, wodurch auch selbstverständlich der Narbenglanz selbst Schaden leidet. Bei der Bearbeitung von Leder muß es die Hauptaufgabe des Gerbers sein, die tierische Haut, soweit möglich, in ihrer natürlichen L a g e zu erhalten und nur diejenigen Teile zu entfernen, welche dem P r o d u k t hinderlich sind. Jedes Zuviel oder Zuwenig ist vom Uebel, wie wir bei den späteren Operationen ersehen werden. Alle Veränderungen, welche mit der tierischen Haut zum Zwecke des Umformens in Leder vor sich gehen, fußen in dem verschiedenen Verhalten ihrer Eiweißkörper, ihrer leimgebenden Substanzen und ihres groben Fasernetzes indifferenter G e w e b e w ä h r e n d der Operationen. Dr. T h. K ö r n e r, früher Chemiker an der Deutschen Gerberschule zu Freiberg in Sachsen, schreibt über die chemische Zusammensetzung der tierischen H a u t : „Die B i n d e g e w e b s f a s e r n oder p r i m ä r e n F i b r i l l e n der Lederhaut bilden die Grundsubstanz derselben, indem sie ungefähr 95 % deren ganzer Masse ausmachen; mit diesen innig verbunden, a b e r der Menge nach fast verschwindend, befinden sich darin noch die sogenannten e l a s t i s c h e n Fasern. Beide Gewebsteile haben eine e t w a s verschiedene chemische Zusammensetzung, und z w a r besteht das F i b r i l l e n g e w e b e a u s G l u t i n , das e l a s t i s c h e a u s E l a s t i n , welche durch Behandlung mit künstlichem Magensafte voneinander getrennt w e r d e n können. Daneben finden sich noch N e r v e n , M u s k e l f a s e r n , eigentliche Eiweißkörper, Fett, Mineralstoffe u. a. m., welche Bestandteile bei der Lederbildung keine wesentliche Rolle spielen, hier kommt nur das Fibrillengewebe in Betracht. Nach M u s p r a t t - S t o h m a n n soll die eigentliche Bindeg e w e b s s u b s t a n z aus F i b r o i n bestehen und mittels einer Zwischengewebssubstanz, dem Coriin, untereinander verbunden sein. Coriin und Fibroin sollen also zwei chemisch verschiedene Substanzen darstellen, welche sich unter anderem auch dadurch unterscheiden, daß das Fibroin in Kalkwasser unlöslich ist, w ä h r e n d sich das Coriin darin leicht auflöst. Dagegen soll sich das Fibroin in Essigsäure, Salzsäure und anderen Säuren auflösen, sich aber bei Neutralisation wieder daraus ausscheiden, während das Coriin in Essigsäure sich nur teilweise auflösen sollte." P r o f . D r . F. L. K n a p p schreibt in seinen Bemerkungen über das Verhalten der tierischen H a u t :
—
53
—
„Die Haut als Bedeckung und Abschluß des tierischen Körpers nach außen ist ein aus mehreren Gliedern z u s a m m e n g e s e t z t e s Organ. Das Substrat der Gerberei, dessen Umwandlung in L e d e r sie zur Aufgabe hat, ist nicht die Haut im vollen Umfange des Begriffes, sondern nur das v o r n e h m s t e Glied derselben, nach seiner Anwendung L e d e r h a u t genannt, das C o r i u r a der Anatomen."
Die der eigentlichen Gerbung vorausgehenden Arbeiten des Gerbers dienen nur der Beseitigung der Nebengebilde (Haare, Epidermis, Zellengewebe), sind gleichsam ein gewerbliches P r ä p a rieren vom C o r i u m. Durch die in Anwendung bei der Ausübung kommenden mechanischen und chemischen Mittel gelingt es, das P r ä p a r a t der vollen Reinheit sehr nahe zu bringen und dieses heißt in der Kunstsprache d i e B 1 ö ß e. Die in mehr als einer Beziehung eigentümlichen Eigenschaften dieses G e w e b e s sind für die Lederbereitung, welcher Art sie auch sein mag, in erster Linie maßgebend. Das F a s e r g e w e b e des C o r i u m s gehört zu denjenigen Gebilden im Leibe der Pflanzen und Tiere, welche im W a s s e r , wie man zu sagen pflegt, quellen: d. h. eine große, aber auch ganz bestimmt begrenzte Menge davon in sich aufnehmen, ohne sich aufzulösen. Diese Aufnahme beträgt bei dem Corium das doppelte bis das dreifache Gewicht der Faser. Enthält das W a s s e r freie Säuren, so steigt die Aufnahme b e t r ä c h t lich, die F a s e r n nehmen zu an Durchmesser unter Verkürzung der Länge, sie verlieren an Geschmeidigkeit, legen sich dichter zusammen, das Gewebe schwindet nach der Fläche, verdickt sich zusehends und wird durchscheinend, die Blöße ist g e s c h w e 111. Sie enthält dann zwischen dem Viereinhalb- bis Fünffachen ihres T r o c k e n g e w i c h t s an Wasser. So gestaltet sich die Sache im allgemeinen in sauren Flüssigkeiten, z. B. in den s a u r e n F a r b e n der Gerber. Aber das Hautg e w e b e ist ein feines Reagens, und w a s für Pflanzenfarben sauer reagiert, reagiert darum noch lange nicht sauer aui die Blöße. Nur das Vorhandensein von freier Säure b e w i r k t die Schwellung der Blöße. Von der doch scharf ausgesprochenen Reaktion der basischen Ferridsalze, des Alauns z. B., nimmt sie keinerlei Notiz, sie zeigt nicht die mindeste Schwellung darin.
-
54
—
Das Konservieren der Haut. a) Die trockene Haut. Die Haut,
wie
solche dem
Körper
des
Tieres
entnommen
ist,
g e l a n g t s e l t e n d i r e k t in die H ä n d e des G e r b e r s z u r s o f o r t i g e n w e i t e r e n Bearbeitung, sondern S c h l a c h t h a u t
die „ g r ü n e " ,
wird
d. h. f r i s c h
gewöhnlich
gesammelt,
a b g e z o g e n e bis
A n z ä h l z u s a m m e n ist, um dann v e r k a u f t zu w e r d e n .
eine
gewisse
O d e r die H ä u t e
w e r d e n „g r ü n " v o m Q e r b e r ü b e r n o m m e n und dann g e s a m m e l t . Häute, irgend
welche
eine
Art
nicht
vor
gleich
dem
eingearbeitet
Verderben
werden,
geschützt
müssen
werden,
denn
auf ein
K ö r p e r w i e die H a u t , s o reich an Z e r s e t z u n g s k ö r p e r n , w i e B l u t , E i w e i ß und damit v e r w a n d t e n K ö r p e r n , ist s c h o n s e h r bald dem F ä u l n i s p r o z e ß verfallen. Wir
wissen, daß
die F ä u l n i s die F o l g e
eines bestimmten
allge-
m e i n e n c h e m i s c h e n P r o z e s s e s der G ä r u n g d a r s t e l l t und nur als
Vor-
b e d i n g u n g d a s V o r h a n d e n s e i n von W a s s e r und e i n e r T e m p e r a t u r
von
e i n i g e n G r a d e n ü b e r dem G e f r i e r p u n k t n o t w e n d i g ist. U m d i e s e s E i n t r e t e n des F ä u l n i s p r o z e s s e s zu v e r h i n d e r n , b r a u c h t e m a n nur die U r s a c h e zu e n t f e r n e n , d a s W a s s e r , und die H a u t w ü r d e s i c h d a n n a u f b e w a h r e n l a s s e n , w e n n n i c h t i m m e r aus der den Atmosphäre w i e d e r Feuchtigkeit resp. W a s s e r
umgeben-
hinzuträte.
U m nun die r o h e H a u t , n a c h d e m d i e s e l b e v o m T i e r e w o r d e n ist, v o r weder
sofort,
dem V e r d e r b e n
oder
entziehungsmittel,
aber
behandelt
welches
antiseptische Eigenschaften
zu
abgezogen
zu s c h ü t z e n , t r o c k n e t m a n sie sie
mit
gleicher
Zeit
irgend
einem
ent-
Wasser-
konservierende
oder
besitzt.
A b e r u m eine g e s u n d e , t r o c k e n e H a u t zu e r h a l t e n , sind v e r s c h i e d e n e r l e i U m s t ä n d e zu b e a c h t e n . Große W i t t e r u n g s - b e z w . T e m p e r a t u r s c h w a n k u n g e n können beim T r o c k n e n der H a u t leicht S c h a d e n b r i n g e n , w i e w i r als F o l g e n mangelhaften faulten"
Auftrocknung
die
„v e r s t u n k e n e n "
und
H a u t s t e l l e n nur zu gut k e n n e n .
D i e zu t r o c k n e n d e Haut soll an e i n e m luftigen O r t e , v o r Sonnenstrahlen werden.
einer
„ange-
Vor
geschützt, dem
auf
Aufhängen
kräftige sollen
die
Stangen dicken
glatt
direkten
aufgehängt
aufliegenden
Fett-
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und Fleischklumpen entfernt werden, ebenso Flechsen, der Schwanz, die Schnauze, Ohrstücken und, wenn noch vorhanden, auch die Hörner. Die glatt hängende Haut wird überall, w o sie sich zusammenzurollen oder zusammenzukleben droht, mittels Stöckchen auseinandergespreizt, namentlich an den Quasten, den Klauen, Hals, Kopf und teilweise an den Seiten, damit dauernd an allen Stellen Luftwechsel stattfinden kann. Ist die zu trocknende Haut so behandelt, dann w e r d e n keine verstunkenen Stellen an der trockenen Haut bemerkt werden. Die verstunkenen Stellen entstehen, wenn das Eiweiß durch zu langes Feuchtbleiben dem Zersetzungsprozeß zugeführt worden ist, wobei die betreffenden Partien der Haut zerstört w e r d e n . Einen weiteren größeren Uebelstand bilden oft bei den getrockneten Häuten, namentlich welche in der freien Luft getrocknet wurden, die „ v e r b r a n n t e n S t e l l e n". Dieser Uebelstand kommt bei unseren Häuten nicht oft v o r ; dagegen bei den W i l d h ä u t e n häufiger. Ihr Vorhandensein ist für den Gerber eine sehr unangenehme und kostspielige Ueberraschung, denn an der rohen Haut sind diese Stellen s c h w e r zu erkennen. Ein großer Teil der Wildhäute wird im frischen Zustande zum Trocknen an Pflöcken befestigt, auf der Erde resp. Wiese ausgespannt und den glühenden Sonnenstrahlen ausgesetzt. Da, w o nun Fetteile an den Unterlagsgeweben der Haut haften und von den scharfen Sonnenstrahlen längere Zeit getroffen werden, fängt das Fett an zu b r a t e n ; dabei gerinnt durch die außerordentliche Hitze nicht nur das Eiweiß an diesen Stellen, sondern die Fettsubstanz dringt in die Haut ein und v e r d r ä n g t das dort befindliche W a s s e r . Hierdurch tritt aber ein doppelter Uebelstand ein; erstens ist aus dem im W a s s e r löslichen Eiweiß unlösliches geworden, und zweitens hat das eingedrungene heiße Fett die Elastizität, welche die Haut im gesunden Zustande besaß, durch Zusammenschrumpfen und Festbacken der Bindegewebe zerstört. Aus diesen Gründen ist man bereits seit längerer Zeit, w o es angängig ist, mehr und mehr von dieser Art des Trocknens bei den Wildhäuten abgekommen, man trocknet diese in ähnlicher Art wie die zahmen Häute oder auch der Länge nach aufgehängt und, wo irgend möglich, unter Schutz gegen die brennenden Sonnenstrahlen. Dann haben wir bei trockenen Häuten noch einen dritten Uebelstand zu befürchten, welcher dem Gerber große Nachteile bringen kann, den Uebelstand des „V e r h i t z e n s".
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„V e r h i t z e n" tritt ein, wenn Häute bei nicht ganz vollendeter T r o c k n u n g oder wenn ganz trockene Häute durch Feuchtwerden in einen Zustand gelangen, durch welchen im Innern der Haut innerhalb der einzelnen Zellenwandungen eine innere Gärung vor sich geht. Ein solcher Fall tritt leicht ein beim L a g e r n derartiger Häute in größeren Partien aufeinandergehäuft. Eine notwendige Folge ist hierbei, daß sich in solchen Hautstößen allmählich eine sehr hohe T e m p e r a t u r entwickelt, wodurch die eiweißhaltigen Körper sich zu einer unlöslichen Masse umformen. W e r d e n derartige Stapel nicht sehr häufig durchgesehen, vielmehr eine längere Zeit liegen gelassen, so kann es dem Gerber passieren, daß in der Mitte des Stapels die Häute vollständig v e r brannt sind und nur noch als Stücke aus dem Stapel herauskommen. W i r fanden diesen Fehler früher häufig bei trockenen Häuten, w e l c h e auf einer langen Seereise feucht geworden waren. Eine solche Haut erweicht sehr schwer oder gar nicht, und der Gerber nennt sie „b 1 e c h i g".
b) Die gesalzene Haut. W ä h r e n d die grüne Haut wegen ihrer großen Neigung zur Zersetzung sich zu Transaktionen als Handelsgut nicht eignet und die getrocknete Haut allerlei Untugenden hat, wie wir gesehen haben, so ist die gesalzene Haut besonders in der neueren Zeit demgegenüber vorteilhaft in den Vordergrund getreten. Die K o n s e r v i e r u n g der Haut vermittels des Salzens führt sich zum Vorteile des Gerbers immer mehr ein, und der Süden Amerikas liefert uns seine vorzüglichen Häute in dieser Form. Die g e s a l z e n e inländische Haut kann zu allen Zwecken, wozu ihre Stellung sie geeignet macht, und sofern sie nicht durch Schnitte oder Engerlinge oder andere Fehler beschädigt ist, gebraucht werden. Es können aber trotzdem Zersetzungen eintreten, w e n n nicht vorsichtig gesalzen wird. „S a 1 z s t i p p e" oder „ S a l z P i c k e l " oder die „S a 1 z f 1 e c k e n " sind gefürchtete Salzfehler. Letztere zeigen sich beinahe ausnahmslos bei altgesalzener W a r e und machen, wie auch die Salzstippen, die davon betroffene Haut d u r c h a u s untauglich zur H e r s t e l l u n g von f a r b i g e m und n a t u r e l l e m Leder. Die „S a 1 z s t i p p e" besteht in einer Anzahl von kleinen stecknadeiknopfähnlichen Löchern, die tief in die Narbe eindringen und sich auch häufig zu größeren Flecken vereinigen; sie verdankt ihr
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Entstehen dem Umstände, daß die Haut schon, bevor sie gesalzen wurde, anfing in Zersetzung überzugehen. Das Salz setzte dieser Zersetzung ein Ziel, wirkte aber bis zu einem gewissen G r a d e lösend auf die durch die Fäulnis angegriffenen Eiweißkörper, wodurch die Stippe n a c h d e r E r w e i c h u n g erst recht durch die damit verbundene Ausspülung jener gelösten Eiweißkörper zum Ausdruck kommt. Die „S a 1 z f 1 e c k e n" rühren direkt von den der Haut anhängenden Unreinlichkeiten, wie Schweiß, Jauche, Blut, Kot, Staub usw. her; auch entstehen dieselben, indem die gesalzene Haut mit Eisenteilen, Kohlen usw. w ä h r e n d des T r a n s p o r t e s und beim Ausladen in Berührung kommen, oder auch, indem die Haut an gewissen Stellen durch den Luftzug oder die Sonne vertrocknet. Zur Fleckenbildung können auch die Mittel, welche zum Denaturieren des Salzes benutzt wurden, beitragen; dazu gehören Rötel, Teer, Tran, T a b a k s t a u b usw. Das reine Salz selbst kann keine Fledken erzeugen. Es wirkt aber einerseits erweichend auf die besonders an der Narbenseite reichlicher vertretenen Eiweißstoffe lind macht sie allmählich aufnahmefähig für Farbstoffe. Andererseits wirkt es lösend auf die F a r b stoffe selbst und befähigt dieselben, leichter in die Haut einzudringen. Der Zusatz von Soda oder Seifenpulver zum Denaturieren ist aus ähnlichen Gründen durchaus verwerflich, indem diese Substanzen noch energischer auf die Eiweißsubstanzen einwirken und vermittels ihrer alkalischen Eigenschaften den Farbstoffen der anhängenden Unreinlichkeiten einen tieferen Farbenton verleihen. Die Intensität dieser Flecken w i r d noch durch Austrocknen der Haut erhöht. Als die am besten b e w ä h r t e n Denaturierungsmittel empfehlen wir flüchtige Mineralöle, und unter diesen besonders das Petroleum und Naphtalin. Dieselben üben nicht den geringsten schädlichen Einfluß auf die Haut aus und lassen w e g e n der geringen Menge, in der sie angewandt werden 0 4 %) und wegen ihrer Flüchtigkeit auch kaum einen Geruch zurück. Sehr häufig sieht man auf einer Haut v e r s t r e u t sich vorfindende und ziemlich scharf abgegrenzte dunkle, kleine Flecke, die man auf den ersten Blick für durch irgend einen Farbstoff h e r v o r g e r u f e n e Farbflecken halten könnte. Sieht man aber näher hin, so findet man, daß diesen Fleckchen der Glanz und die Frische, welche der sonstigen Hautoberfläche eigen ist, vollständig fehlen, und daß sich diese Stellen als ganz matte, trübe Inselchen hervorheben. Bei Untersuchung solcher Stellen mit einem scharfen Instrument findet man, daß die Haut sich viel leichter eindrücken, schneiden usw. läßt, als die
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n o r m a l e n N a c h b a r p a r t i e n . Diese Flecken h a f t e n der H a u t d u r c h die g a n z e Q e r b u n g hindurch an, und wir finden sie beim fertigen L e d e r w i e d e r , w o sie natürlich ä u ß e r s t s t ö r e n d w i r k e n . Sie sind geeignet, d e m Q e r b e r g r o ß e n S c h a d e n zuzufügen. IhreEntstehungi staufUnreinheitendes zurückzuführen.
Salzes
E s k o m m t nämlich vor, daß im Salz m e h r oder w e n i g e r g r o ß e S t e i n c h e n e n t h a l t e n sind, w e l c h e nicht die k o n s e r v i e r e n d e E i g e n s c h a f t d e s S a l z e s h a b e n . W i r d nun die H a u t mit einem d e r a r t i g e n Salz b e s t r e u t , so k o m m e n auch die nicht k o n s e r v i e r e n d e n S t e i n c h e n mit auf die H a u t , und w ä h r e n d die Teile derselben, w o reines S a l z hing e k o m m e n ist, k o n s e r v i e r e n , fängt dort, w o die Steinchen liegen, die H a u t an, in F ä u l n i s ü b e r z u g e h e n . Die l e t z t e r e kann jedoch nicht w e i t f o r t s c h r e i t e n , sie wird bald durch die S a l z l a u g e , die sich in der Nachb a r s c h a f t i n z w i s c h e n gebildet hat, a u f g e h a l t e n , und es m a r k i e r e n sich infolgedessen diese Stellen nur durch eine dunkle F ä r b u n g der Oberfläche, w ä h r e n d die tiefer sitzenden Teile der H a u t v o l l k o m m e n intakt geblieben sind. Diese Stellen m a c h e n sich aber um so deutlicher b e m e r k b a r , je w e n i g e r Salz beim S a l z e n v e r w e n d e t w u r d e . Ist nämlich eine H a u t n u r u n g e n ü g e n d mit Salz bedeckt, so k a n n die Fäulnis an d e n Stellen, w o die S t e i n c h e n liegen, leichter f o r t s c h r e i t e n , weil durch die länger d a u e r n d e E n t s t e h u n g der Salzlauge e r s t eine s p ä t e K o n s e r v i e r u n g eintreten kann. Aber nicht allein ä u ß e r e n Einflüssen haben die S a l z i l e c k e ihre E n t s t e h u n g zu v e r d a n k e n , s o n d e r n auch solchen, die aus dem Innern der H a u t selbst in W i r k u n g treten. Dies e r k e n n t m a n an den S ä f t e n , w e l c h e w i r w ä h r e n d der R e i n m a c h a r b e i t e n in allen F a r b e n a b s t u f u n g e n , v o m hellsten G e l b bis zu b l a u - s c h w a r z e m T o n e aus der H a u t h e r a u s t r e t e n s e h e n und die wir häufig mit dem unrichtigen A u s d r u c k e „ N a t u r d e r H a u t " bezeichnen h ö r e n . D i e s e s M o m e n t des Aust r e t e n s der S ä f t e k a n n a b e r bei der g e s a l z e n e n H a u t nur u n t e r einem auf dieselbe a u s g e ü b t e n Druck eintreten, d. h. dadurch, daß die g e s a l z e n e W a r e in zu höhen S t ö ß e n a u f g e s t a p e l t w i r d . D a s auf die Fleischseite g e s t r e u t e S a l z dringt d u r c h die g a n z e D i c k e der H a u t nur allmählich nach der N a r b e n s e i t e vor, w o b e i sich eine F l e c k e n b i l d u n g in h ö h e r e m G r a d e e r s t n a c h einiger Zeit geltend m a c h e n k a n n . D i e s e s D u r c h d r i n g e n k a n n 15—30 T a g e in A n s p r u c h n e h m e n , so d a ß f r i s c h g e s a l z e n e W a r e nur geringe S p u r e n v o n S a l z flecken zeigen w i r d .
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Wird dagegen das Salz direkt auf die Haarseite gestreut, so ist •dessen W i r k u n g eine pünktlichere und eine Fleckenbildung in kurzer Zeit unvermeidlich. Es ist deshalb wenig ratsam, die Häute so zu salzen, daß die Haarseite mit Salz in großer Menge in Berührung kommt, wie solches häufig geschieht, indem wir die Haut ohne vorherige Reinigung in ausgebreiteter Form in Haufen setzen. Der Häutehändler bedient sich gern dieses Mittels. Er legt, indem er die Extremitäten einschlägt, den runden Stoß so an, daß sich in der Mitte eine Mulde bildet, welche die Salzlauge auffängt, so daß nichts davon verloren geht, sondern allmählich wieder von der Haut aufgesaugt wird. Also behandelte Häute zeigen beim Verkauf nur geringe Gewichtsunterschiede gegenüber dem Grüngewichte, w a s dem Häutehändler sehr das Geschäft erleichtert. Aber g e r a d e diese Haufen sind die w a h r e n B r u t s t ä t t e n für Salzflecken. Nach dem Gesagten sind die Mittel zur Verhinderung der Salzflecken folgende: 1. Möglichste Reinhaltung resp. Reinigung der Haut vor dem Salzen von allen Fäkalstoffen und solchen Substanzen, die zur Fleckenbildung beitragen könnten. 2. Sofortiges genügendes Salzen nach dem Empfange, besonders w ä h r e n d der w ä r m e r e n Jahreszeit. 3. Verhinderung der häufig v o r k o m m e n d e n Tatsache, daß die Haarseite in direkte Berührung mit dem Salze kommt, und daß die Häute einem starken Drucke in unmäßig hohen Haufen ausgesetzt werden. 4. Ausschluß von allen Denaturierungsmitteln, die von schädlicher W i r k u n g sein könnten, und ausnahmslose Anwendung des Petroleums als solches. 5. Schutz der gesalzenen Haut vor dem Antrocknen und möglichst saubere Unterbringung und Behandlung derselben während der Aufbewahrung. 6. Für Zeuglederfabrikanten wird es sich empfehlen, sich des Ankaufs altgesalzener W a r e oder solcher, welche ein färbende Eigenschaften zeigendes Denaturierungsmittel erkennen lassen, zu enthalten. Um eine Entstehung von Salzflecken zu vermeiden und die Haut kunstgerecht aufzubewahren, sollte in folgender Art verfahren w e r d e n :
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Die frische Haut wird sofort behufs gründlicher Reinigung dem W a s s e r übergeben, bei fließendem auf 1 Stunde, bei stehendem auf 2 bis 3 Stunden. Dann erst wird abgemistet. Es ist ratsam, diese Operation erst nach dem W ä s s e r n vorzunehmen, da in dem Zustande, in w e l c h e m die Haut uns zugeführt wird, die Mistplatten so fest angetrocknet sind, daß beim Abmisten leicht Teile der Haut mitgerissen werden, d. h. starke Narbenbeschädigungen entstehen können. Dann wird die Haut nochmals gespült, und z w a r durch recht kräftige kurze Bewegungen im W a s s e r , so daß H a a r - und Aasseite der auf den Bock gebrachten Haut durchaus jaucherein und weiß erscheint. Ohne gründliche Ausführung dieser Arbeiten bleiben Schlamm und Jauche zwischen den Haaren sitzen, haften sehr fest der Haut an und gehen womöglich noch mit einem Teile des Salzes in den Aescher oder in die Schwitze, und nachher wollen wir uns wundern, wenn die W a r e eine rauhe, fleckige Narbenseite zeigt, oder wenn man gar sogenannte Versteinerungen vorfindet. Solche Fehler w e r d e n gewöhnlich dann auf Rechnung des Salzes oder des Denaturierungsmittels gesetzt. Die in beschriebener Weise gereinigte Haut ist frei von allem, was zu einer Fleckenbildung beitragen kann. Nachdem dieselbe nun gut abgetropft ist, breitet man dieselbe auf dem ebenso sauberen Fußboden aus und beachtet, daß beim Bestreuen,mit Salz besonders die stärkeren Teile berücksichtigt w e r d e n . Die Menge des zu verbrauchenden Salzes ist 8 — 1 0 % des Hautgewichts. Die gesalzene Haut wird in P a c k e n kunstgerecht zusammengefaltet und in ein Gefäß gebracht; am besten eignet sich dazu ein einfach g e m a u e r t e s oder ein gut gefügtes hölzernes Gefäß. Zementierte oder auch solche Behälter, welche früher zur Aufnahme v o r Gerbbrühen gedient haben, sind zu v e r w e r f e n . Jede Berührung der gesalzenen Haut mit den W ä n d e n derselben hinterläßt einen Fleck. Das Gefäß wird bis zu einer Höhe von 10 cm mit einer Salzlösung, die auf 100 Liter W a s s e r 15 kg Salz enthält, angefüllt (15 % Lösung). Die gesalzenen Häute w e r d e n in P a c k e n hineingebracht und Schicht auf Schicht aufeinandergesetzt. Die Salzlake fließt so reichlich aus denselben heraus, daß gewöhnlich die Häute davon bedeckt sind; findet dies nicht statt, so fügt man Salzlösung in erwähnter Konzentration hinzu. W e n n auch bei diesem Verfahren die Salzlösung in direkte Berührung mit der Haarseite kommt, so findet sie an der gereinigten
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Haut keine fleckenerzeugenden Substanzen mehr vor, w ä h r e n d der Druck, der die Säite zu einem Heraustreten aus dem Hautinnern veranlassen könnte, durch das Schwimmen der Haut in der s c h w e r e n Salzlösung ganz aufgehoben wird. Nach 5—7 Wochen wird die Haut dem Getäße entnommen, ablaufen gelassen und, wenn nicht sofort eingearbeitet wird, auf der Haarseite leicht nachgesalzen, in Packen gelegt, worauf sie dann in mäßig hohen Haufen in kühlem Räume aufgestapelt wird. Eine andere empfehlenswerte Methode besteht darin, daß wir ein entsprechend großes Gefäß mit Salzlösung 20%ig = 20 kg Salz auf 100 i W a s s e r zur Hälfte füllen und die „ g e r e i n i g t e " frische Haut ohne weiteres dieser Lösung übergeben; nach z w e i T a g e n ist dann die Haut von ihr durchdrungen; mit dem Nachsalzen wird verfahren, wie oben beschrieben. Da die Salzlake nach jeder Beschickung an Menge und Gehalt verliert, so müssen W a s s e r und Salz ersetzt werden. Die Dichtigkeit muß 20° betragen. Bei diesem Verfahren ist genau zu beobachten, daß, sobald die Salzlake Zeichen des Verderbens gibt, sie sofort entfernt und durch neue ersetzt werden muß. Dem Siedesalz ist der Vorzug vor dem Steinsalz zu geben, obgleich ersteres erheblich teurer sein kann als letzteres. Dagegen ist auch gegen die Anwendung des Steinsalzes nichts einzuwenden, wenn der Salzgehalt mit 98 % garantiert wird. Das gemahlene Steinsalz löst sich besser resp. schneller und dringt dementsprechend auch schneller in die Haut ein, wirkt also rascher. Als E r s a t z für Kochsalz z w e c k s Konservierung der Haut sind schon verschiedene andere Mittel empfohlen und angewendet worden, jedoch ohne den gewünschten Erfolg; so K i e s e i g u h r oder I n f u s o r i e n e r d e , auch calziniertes Glaubersalz. Beide haben sich nicht b e w ä h r t . Außer den angeführten S a l z s t i p p e n und S a l z f l e c k e n kommen nur dann noch Beschädigungen an Salzhäuten vor, wenn die Haut in sehr nassem Zustande gesalzen w u r d e , oder wenn später durch irgend einen Umstand, sei es durch Regen oder auf dem T r a n s port zu Schiff durch eingedrungenes W a s s e r den Salzhäuten W a s s e r zugeführt wurde. Es neigen die langhaarigen Häute in diesem Falle a m leichtesten zur Beschädigung. Das überschüssige oder zugeführte W a s s e r wirkt verdünnend auf das gelöste Salz. Die verdünnte Lösung erweicht die Eiweiß-
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Stoffe so, daß dieselben beim späteren W ä s s e r n sofort der Haut entführt werden, w o d u r c h schwere Verluste an Hautsubstanz entstehen. Solche Blößen gehen in den Farben wenig auf und geben als Leder ein ungenügendes Qewichtsrendement. Dieselben sind häufig schon stellenweise haarlässig, fühlen sich schleimig und schlüpfrig an, haben eine hellrot scheinende Fleischseite; es ist solcher W a r e gegenüber die größte Vorsicht beim Einkaufe geboten.
c) Rationelles Salzen der Haut. Die jetzt meistens im gesalzenen Zustande in den Handel k o m menden Häute bedürfen bei Empfang seitens des Gerbers der s o r g fältigsten Untersuchung auf ihren Gesundheitszustand, und muß dieselbe mit großer Aufmerksamkeit ausgeführt werden, denn der Zustand der rohen Haut übt einen entscheidenden Einfluß auf die Qualität d e s fertigen Leders aus. Es muß darauf geachtet werden, ob die Haut nicht zu lange vor dem Salzen gelegen hat, ob dieselbe hinreichend und, w e n n möglich, m i t w e l c h e m S a l z gesalzen w u r d e und w o m i t d a s S a l z d e n a t u r i e r t w o r d e n ist. Ob die Häute gesalzen in der eigenen Lake gelegen haben oder getrennt auf Haufen, damit die Blutlake richtig ablaufen konnte, ob auch lange genug und hinreichend gesalzen wurde, bevor die Häute in P a c k e n geschnürt, oder zu zeitig verpackt wurden, ob nur frisches Salz hineingestreut und ein Teil der Blutlakc mit darin gelassen w o r d e n ist, etc. Dies sind lauter sehr wichtige Momente, welche von dem Gerber wohl berücksichtigt w e r d e n müssen, soll es mit der Kalkulation stimmen und will derselbe ein schönes, gut verkäufliches Leder mit genügendem Rendement herstellen. Das Salzen der grünen Haut muß rasch v o r g e n o m m e n w e r d e n und derart geschehen, daß das Salz als t r o c k e n e s k ö r n i g e s nicht m e h l i g e s die Haut umgibt und nicht als Salzlake, denn nur als trockenes Salz, schützt dasselbe die Haut, ohne derselben Eiweißkörper zu lösen und später zu entziehen; es entzieht der Haut das gefährliche W a s s e r . J e nach der Dauer dieser Salzungsart sind die Eiweißkörper der Haut übermäßig erweicht, w e r d e n derselben beim W ä s s e r n später entzogen, anstatt daß dieselben durch richtiges Salzen der Haut e r halten geblieben, und loses, plattes, hungriges Leder mit schlechtem
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Gewichtsrendement ist das Resultat, wenn nicht der Narben bereits gelitten hat. W i r d die Haut zu spät oder nicht genügend gesalzen, so können leicht haarlose Stellen entstehen, welche beim fertigen Leder sich scharf abzeichnen. Das Denaturieren des Salzes muß mit Stoffen geschehen, welche dem Qerbeprozeß nicht hinderlich sind, und dürfen keine färbende, gerbende, noch beschmutzende W i r k u n g ausüben. Die rasch zum Salzen gelangende grüne Haut ist vor dem Salzen von dem gröbsten Schmutz, namentlich dem anhaftenden Stalldung, zu befreien; Schwanzknochen, Ohrenfleisch und Schnauze sind zu entfernen, und das Bestreuen ist auf trockenem, glattem Boden, mit einer leichten Erhöhung in der Mitte der Haut, vom S c h w a n z zum Kopf auszuführen, damit die beim ersten Salzen entstehende L a k e gut ablaufen kann. Die Haut ist flach auszubreiten, mit der Aasseite nach oben. Das Salzen geschieht mit k ö r n i g e m S a l z , welches der Haut in hinreichendem Maße gegeben w e r d e n muß. Es darf dabei nicht gespart w e r d e n . Auch darf man dazu kein Abfallsalz verwenden, sondern bestes Salz in möglichst reinem Zustande. Die Salzräume müssen so eingerichtet sein, daß die Blutsalzlake leicht fortlaufen kann, und sollen die gesalzenen Häutehaufen derart liegen, daß die Lake von einem Haufen nicht gestaut zu w e r d e n braucht, bevor solche weiterlaufen kann, denn hierdurch w ü r d e n die untersten Häute trotz des glatten Bodens doch stets in der Lake liegen. In dem ersten Salz bleiben die Häute so lange liegen, als noch körniges Salz vorhanden ist, dann muß umgesalzen werden, und soll man sich nicht, wie vielfach geschieht, nach dem vorhandenen Platze richten. Es ist gut, die Häute aus dem ersten Salz einige Zeit zum Abtropfen auf den Bock zu hängen und dann unter denselben Vorschriften das zweite Salzen vorzunehmen, wobei die oberste Haut jetzt unten zu liegen kommt und so der ganze Stoß in umgekehrter Reihenfolge. Bei dem zweiten Salzen wird nicht soviel Salz gegeben wie beim erstenmal, aber gespart darf auch hier nicht w e r d e n . Nach 6—8 Tagen w e r d e n die Häute mit der Haarseite nach innen v e r p a c k t unter Zugabe von frischem Salz. Die v e r p a c k t e n Häute w e r d e n an einem vor Luftzug und Sonne b e w a h r t e n Orte, w o kein Regen, Schnee etc. hineingelangen können, gelagert. Ist hinreichend Platz vorhanden, so können die Häute auch, bei nicht zu langer Zeitdauer, im zweiten Salz flach ausgebreitet liegen bleiben.
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D a ß die dicken H ä u t e s t ä r k e r gesalzen w e r d e n m ü s s e n wie die d ü n n e r e n , und daß bei Bullenhäuten N a c k e n , Kopf und Seiten sehr zu b e r ü c k s i c h t i g e n sind, wird jedem S a l z e r b e k a n n t sein.
Das Aufbewahren der konservierten Häute und Felle. N a c h d e m in den v o r h e r g e h e n d e n Kapiteln a u s g e f ü h r t w o r d e n ist, auf w e l c h e Art und W e i s e die H ä u t e und Felle v o r dem V e r d e r b e n zu s c h ü t z e n sind, wollen wir v e r s u c h e n , in n a c h s t e h e n d e m die b e s t e Art des A u f b e w a h r e n s zu schildern. W a s s e r resp. F e u c h t i g k e i t sind V o r b e d i n g u n g e n für jede Fäulnis o d e r V e r w e s u n g , es t r ä g t die W ä r m e hier a m meisten zur r a s c h e r e n Z e r s e t z u n g bei, w e s h a l b in der w a r m e n J a h r e s z e i t die Gefahr d e s V e r w e s e n s viel g r ö ß e r ist als in den kühleren M o n a t e n , zumal bei H ä u t e n und Fellen, w e l c h e in sich selbst so viele Keime zur Fäulnis besitzen. W e n n auch f o r t w ä h r e n d die g r ö ß t e Vorsicht beim A u f b e w a h r e n s o w o h l der t r o c k e n e n als a u c h der g e s a l z e n e n Häute und Felle am P l a t z e ist, so soll dieselbe in den heißen M o n a t e n b e s o n d e r s angew e n d e t w e r d e n , will m a n jeder B e s c h ä d i g u n g mit Erfolg v o r b e u g e n , denn der S o m m e r bringt für u n s e r e R o h w a r e n sehr viele G e f a h r e n mit sich und leider nur zu häufig a u c h s e h r g r o ß e Verluste. W i e w i r w i s s e n , ist darauf zu a c h t e n , daß die f r i s c h g e s c h l a c h t e t e n H ä u t e s o f o r t in die Salzerei g e b r a c h t und s a c h g e m ä ß eingesalzeri w e r d e n , u n d d i e s e s ist um so peinlicher zu befolgen, je w ä r m e r die T e m p e r a t u r ist. In den Wintermonaten ist die G e f a h r der Verwesung eine g e r i n g e , es k ö n n e n die H ä u t e m e h r e r e T a g e lang im kalten R ä u m e liegen bleiben, ohne daß sich ein V e r d e r b e n b e m e r k b a r m a c h t , a b e r auf der a n d e r e n Seite ist das Gef r i e r e n bis zu e i n e m g e w i s s e n G r a d e schädlich, so daß auch im W i n t e r ein möglichst r a s c h e s E i n s a l z e n o d e r sonstiges K o n s e r v i e r e n sich u n b e d i n g t empfiehlt. Es k a m f r ü h e r s e h r oft und k o m m t a u c h noch heute teilweise v o r , d a ß w ä h r e n d der W i n t e r m o n a t e H ä u t e und Felle ohne jede K o n s e r v i e r u n g z u m V e r s a n d g e l a n g e n und daß eine nachteilige W i r k u n g a n s c h e i n e n d an der W a r e nicht e r k e n n t l i c h ist.
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D a ß die dicken H ä u t e s t ä r k e r gesalzen w e r d e n m ü s s e n wie die d ü n n e r e n , und daß bei Bullenhäuten N a c k e n , Kopf und Seiten sehr zu b e r ü c k s i c h t i g e n sind, wird jedem S a l z e r b e k a n n t sein.
Das Aufbewahren der konservierten Häute und Felle. N a c h d e m in den v o r h e r g e h e n d e n Kapiteln a u s g e f ü h r t w o r d e n ist, auf w e l c h e Art und W e i s e die H ä u t e und Felle v o r dem V e r d e r b e n zu s c h ü t z e n sind, wollen wir v e r s u c h e n , in n a c h s t e h e n d e m die b e s t e Art des A u f b e w a h r e n s zu schildern. W a s s e r resp. F e u c h t i g k e i t sind V o r b e d i n g u n g e n für jede Fäulnis o d e r V e r w e s u n g , es t r ä g t die W ä r m e hier a m meisten zur r a s c h e r e n Z e r s e t z u n g bei, w e s h a l b in der w a r m e n J a h r e s z e i t die Gefahr d e s V e r w e s e n s viel g r ö ß e r ist als in den kühleren M o n a t e n , zumal bei H ä u t e n und Fellen, w e l c h e in sich selbst so viele Keime zur Fäulnis besitzen. W e n n auch f o r t w ä h r e n d die g r ö ß t e Vorsicht beim A u f b e w a h r e n s o w o h l der t r o c k e n e n als a u c h der g e s a l z e n e n Häute und Felle am P l a t z e ist, so soll dieselbe in den heißen M o n a t e n b e s o n d e r s angew e n d e t w e r d e n , will m a n jeder B e s c h ä d i g u n g mit Erfolg v o r b e u g e n , denn der S o m m e r bringt für u n s e r e R o h w a r e n sehr viele G e f a h r e n mit sich und leider nur zu häufig a u c h s e h r g r o ß e Verluste. W i e w i r w i s s e n , ist darauf zu a c h t e n , daß die f r i s c h g e s c h l a c h t e t e n H ä u t e s o f o r t in die Salzerei g e b r a c h t und s a c h g e m ä ß eingesalzeri w e r d e n , u n d d i e s e s ist um so peinlicher zu befolgen, je w ä r m e r die T e m p e r a t u r ist. In den Wintermonaten ist die G e f a h r der Verwesung eine g e r i n g e , es k ö n n e n die H ä u t e m e h r e r e T a g e lang im kalten R ä u m e liegen bleiben, ohne daß sich ein V e r d e r b e n b e m e r k b a r m a c h t , a b e r auf der a n d e r e n Seite ist das Gef r i e r e n bis zu e i n e m g e w i s s e n G r a d e schädlich, so daß auch im W i n t e r ein möglichst r a s c h e s E i n s a l z e n o d e r sonstiges K o n s e r v i e r e n sich u n b e d i n g t empfiehlt. Es k a m f r ü h e r s e h r oft und k o m m t a u c h noch heute teilweise v o r , d a ß w ä h r e n d der W i n t e r m o n a t e H ä u t e und Felle ohne jede K o n s e r v i e r u n g z u m V e r s a n d g e l a n g e n und daß eine nachteilige W i r k u n g a n s c h e i n e n d an der W a r e nicht e r k e n n t l i c h ist.
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65
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Es haben g e n a u e B e o b a c h t u n g e n e r g e b e n , daß bei einer T e m p e r a t u r u n t e r 7° R. sich eine g r ü n e H a u t bis zu vier T a g e n halten k a n n , o h n e in V e r w e s u n g ü b e r z u g e h e n , w e n n die H ä u t e gleich n a c h dem Abziehen v o n allem a n h ä n g e n d e n Blut, S c h m u t z u s w . v o r h e r g e reinigt w o r d e n w a r e n . Aber diesen H ä u t e n und Fellen e r w a c h s e n aus d e m G e f r i e r e n , w e l c h e s sie doch nur v o r d e m V e r d e r b e n schützt, a n d e r e G e f a h r e n , und namentlich, w e n n der G e r b e r die V e r ä n d e r u n g e n , w e l c h e der F r o s t an dem R o h m a t e r i a l innerlich und äußerlich h e r v o r b r i n g t , nicht e i n g e h e n d b e r ü c k s i c h t i g t , k ö n n e n sehr g r o ß e Nachteile mit d e m G e f r i e r e n v e r k n ü p f t sein. G e f r o r e n a n k o m m e n d e H ä u t e k ö n n e n infolge i h r e s steifen Zus t a n d e s nicht s o f o r t gründlich u n t e r s u c h t w e r d e n und f ü h r e n oft zu T ä u s c h u n g e n in b e z u g auf Qualität und B e s c h a f f e n h e i t . G e f r o r e n e H ä u t e haben, da d a s W a s s e r in und auf denselben zu Eis v e r w a n d e l t ist. nicht allein ein t r o c k e n e s A u s s e h e n , s o n d e r n sie scheinen auch dicker und k r ä f t i g e r , als sie in W i r k l i c h k e i t sind, einesteils, weil der F r o s t d a s W a s s e r und damit a u c h die F a s e r n der H a u t a u s d e h n t , andernteils, weil dieselben infolge ihres steifen Z u s t a n d e s nicht z u s a m m e n f a l l e n , s o n d e r n volle Falten mit g r ö ß e r e n H o h l r ä u m e n bilden. Um solche H ä u t e richtig beurteilen zu k ö n n e n , m ü s s e n dieselben e r s t a u f g e t a u t w e r d e n . Auch hier ist eine b e s o n d e r e S o r g f a l t nötig. Ein Auftauen, i n d e m m a n die R o h w a r e in g e f r o r e n e m Z u s t a n d e ins W a s s e r bringt, h a t den Nachteil, daß d a s s e l b e die B e u r t e i l u n g d e r H ä u t e auf ihren Gehalt an Feuchtigkeit, S c h m u t z etc. f ü r den A u g e n blick ausschließt und infolge des Aufquellens der H ä u t e im W a s s e r a u c h auf Dicke und Stellung einen sicheren Schluß nicht zuläßt. Die g e f r o r e n e n H ä u t e d e r W ä r m e a u s z u s e t z e n , ist ebenfalls mit m a n c h e r l e i Nachteilen v e r b u n d e n . E r s t e n s t r o c k n e n die H ä u t e in s t a r k e r W ä r m e in ihrem Ä u ß e r n leicht an, so daß die B e u r t e i l u n g d e r s e l b e n auf ihren u r s p r ü n g l i c h e n F e u c h t i g k e i t s g e h a l t auch hier s c h w i e rig wird, und z w e i t e n s w i r d durch' s t a r k e s G e f r i e r e n und r a s c h e s A u f t a u e n die Qualität d e r R o h w a r e m e h r o d e r m i n d e r v e r r i n g e r t ; die H ä u t e w e r d e n leicht w e l k und schlaff und v e r l i e r e n ihr f e s t e s G e f ü g e und ihren f e s t e n Z u s a m m e n h a l t . Der F r o s t dehnt, w i e s c h o n b e m e r k t , die F a s e r n ü b e r G e b ü h r a u s und liegt darin ein w e i t e r e r Ü b e l s t a n d des G e f r i e r e n s der H ä u t e . G e f r o r e n e H ä u t e m ü s s e n l a n g s a m a u f g e t a u t w e r d e n , und sollte m a n solche H ä u t e nie a n d e r s als u n t e r G a r a n t i e f ü r g u t e B e s c h a f f e n heit und des richtigen W e i ß g e w i c h t s r e n d e m e n t s k a u f e n . Noch b e s s e r RorgmaD, U n t e r l e d e r f a b r i k a t i o n .
5
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66
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w ä r e es, wenn das Gefrieren durch geeignete Maßregeln ganz v e r hindert w e r d e n könnte. Im Sommer dagegen, meist schon von Ende M ä r z ab, ist ein Liegenlassen ohne Salz sehr gefährlich; in den sogen. Hundstagen genügt ein einziger Tag, manchmal noch weniger, um an haarlässigen und sonstigen schlüpfrigen Stellen den Beginn der Fäulnis konstatieren zu können. Der Ubelstand ist dann um so gefährlicher, als die Verwesung im Sommer stets sehr energisch auftritt, sofort sich w e i t e r ausdehnt und Stippen erzeugt, welche die ganze Haut mehr oder weniger minderwertig machen. Die in der heißen Jahreszeit fallenden Häute müssen also sofort nach dem Schlachten und Erkalten von anhängenden Schmutz- und Blutteilen befreit und in den kühlen Salzraum gebracht w e r d e n . Beim Salzen selbst ist ebenfalls genaues Augenmerk darauf zu richten, daß jeder einzelne Teil der Haut mit einer genügenden Menge Salz b e streut wird, so daß eine möglichst vollkommene Konservierung gewährleistet ist. In Zeiten, wo die Gefahr der V e r w e s u n g nicht so groß ist w i e im Sommer, kann man im Salzverbrauch schon eher e t w a s sparsamer sein, die entstehende Salzlauge dringt allmählich überall hin und konserviert auch die Teile, welche nicht direkt mit Salz bestreut worden w a r e n . Im Sommer liegt in einer solchen Sparsamkeit aber die große Gefahr, daß bereits eine Verwesung eingetreten ist, ehe die Salzlauge die nicht bestreuten Klauen und Zipfel erreicht. Ist nun der Schaden — wenn diese Teile der Haut wirklich mal verstunken h e r a u s kommen — auch nicht so groß, wie wenn innen liegende Teile einer Haut davon befallen wurden, so kann es doch vorkommen, daß die Käufer solcher Häute dadurch mißtrauisch gemacht w e r d e n und schließlich die Tatsache als Grund zu Beanstandungen benutzen, w o durch nur unangenehme Weiterungen entstehen. Es ist also beständig bezüglich des Einsalzens größte Genauigkeit und Exaktheit unerläßlich, und z w a r bezieht sich dies nicht nur auf das Salzen frischer, sondern auch auf das „ U m s a l z e n " alter, längere Zeit lagernder W a r e . In den heißen Sommermonaten sollen in rationell geleiteten Salzereien ! und Häuteilägern Häute ,und Felle früher umgesalzen werden als im Winter, die W a r e soll w ä h r e n d dieser Zeit höchstens 3 bis 4 W o c h e n im ersten Salz liegen. Betreffs der Aufbewahrung von Salzhäuten w ä r e nun nur noch die Sorge für genügenden Schutz gegen Antrocknen zu e r w ä h n e n .
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67 —
In der heißesten J a h r e s z e i t t r o c k n e t n a t u r g e m ä ß alles viel schneller als in der kühleren, und da durch V e r t r o c k n e n v o n e i n z e l n e n H a u t stellen dort S a l z f l e c k e n , s a l z h a r t e , h o r n a r t i g e V e r ä n d e r u n g e n e n t s t e h e n und solche Stellen w e d e r d u r c h m e c h a n i s c h e B a r b e i t u n g , noch durch c h e m i s c h e Hilfsmittel v / ä h r e n d des Q e r b e p r o z e s s e s in ihren f r ü h e r e n Z u s t a n d z u r ü c k z u f ü h r e n sind, so ist m e h r d e n n ie g e r a d e j e t z t d u r c h ein Z u d e c k e n mit w o m ö g l i c h a n g e f e u c h t e t e n , alten, a b e r r e i n e n S ä c k e n u s w . d a s H ä u t e l a g e r v o r A n t r o c k n e n zu s c h ü t z e n und a m b e s t e n die T ü r d e r L a g e r m ö g l i c h s t g e s c h l o s s e n zu h a l t e n . A b e r nicht n u r f ü r u n s e r e g r ü n e n b e z w . g e s a l z e n e n H ä u t e und Felle bringt der S o m m e r m a n c h e r l e i G e f a h r e n mit sich, s o n d e r n a u c h für u n s e r e t r o c k e n e n . E s v e r s t e h t sich v o n selbst, daß das frisch g e f a l l e n e M a t e r i a l s o f o r t n a c h der Reinigung und dem V e r w i e g e n zum T r o c k n e n a u f gehängt werden muß. F a s t ausschließlich handelt es sich bei der K o n s e r v i e r u n g durch T r o c k n e n um Kalbfelle, da R i n d h ä u t e nur noch in einzelnen P r o v i n z e n im O s t e n des Reichs in g r ö ß e r e n M e n g e n f ü r den Handel g e t r o c k n e t w e r d e n . D a s z a r t e Kalbfell ist nun noch weit eher der V e r w e s u n g u n t e r w o r f e n als die s c h w e r e k r ä f t i g e Rindhaut, es ist also hier doppelte Vorsicht und p r o m p t e s t e E r l e d i g u n g aller V o r b e r e i t u n g e n für d a s Trocknen geboten. Auch das T r o c k n e n selbst bedarf einer g e w i s s e n Aufsicht b e z w . W a r t u n g insofern, als in e r s t e r Linie für g e n ü g e n d e n L u f t w e c h s e l im T r o c k e n r a u m zu s o r g e n ist. B e s o n d e r s bei a n h a l t e n d e n , v o n G e w i t t e r in L a n d r e g e n ü b e r g e g a n g e n e n N i e d e r s c h l ä g e n ist f ü r s t e t e n L u f t a b o d e r Z u z u g zu s o r g e n . D a dabei die Luft an und f ü r sich s c h o n s t a r k feuchtigkeitshaltig ist, g e h t in solchen Fällen die T r o c k n u n g n a t u r gemäß langsamer vonstatten. W e r d e n nun noch — w i e m a n dies leider so oft b e o b a c h t e n k a n n — alle F e n s t e r - und A b z u g s ö f f n u n g e n z u m T r o c k e n r a u m e v e r schlossen, so w i r d die T r o c k n u n g f a s t gänzlich u n t e r b r o c h e n . Man e r r e i c h t d a n n d a s g e n a u e Gegenteil v o n einer s a c h g e m ä ß e n K o n s e r v i e r u n g , indem in der s c h w ü l e n T e m p e r a t u r eher die Fäulnis, als die T r o c k n u n g g e f ö r d e r t w i r d . S o h a b e n wir ö f t e r b e o b a c h t e n k ö n n e n , wie frisch a u f g e h ä n g t e W a r e bei einer d e r a r t i g e n B e h a n d l u n g bald s c h m i e r i g und schlüpfrig w u r d e , ein B e w e i s , daß eine leichte V e r wesung eingesetzt hatte. In solchen Fällen m ü s s e n g e r a d e alle Ö f f n u n g e n a u f g e r i s s e n w e r d e n , w e l c h e f r i s c h e L u f t z u f ü h r e n und b e n u t z t e a b l a s s e n k ö n n e n . A n d e r s v e r h ä l t es sich n a t ü r l i c h bei g a n z t r o c k e n e n , zum A b n e h m e n b*
—
fertigen
oder
bereits
68
—
aufgestapelten
Fellposten,
die man
vor
An-
ziehung von Feuchtigkeit schützen will. Am vorteilhaftesten ist eine ganz allmähliche T r o c k n u n g . S o n n e n s t r a h l e n sind überhaupt zu v e r w e r f e n ,
Direkte
auch g r o ß e Hitze ist
den Fellen oft schädlich. Die Kanten, Klauen der l e t z t e r e n rollen sich dabei z u s a m m e n .
Gibt man beim Aufstapeln auf dem L a g e r nicht gut
acht, daß auch das Innere der z u s a m m e n g e z o g e n e n T e i l e vollständig t r o c k e n ist, so findet dort w ä h r e n d des L a g e r n s noch eine Zersetzung statt, die man sich hinterher oft g a r nicht erklären kann. Um in dieser B e z i e h u n g ganz s i c h e r zu gehen und um auch dem Fell seine Stellung und Ausdehnung zu erhalten, setzt man z w i s c h e n die Teile, w e l c h e zum Rollen b e z w . Zusammenziehen neigen, kleine S t ä b e , s o g e n a n n t e Speiler ein.
Eine B e s c h ä d i g u n g
der F e l l e durch
Fäulnis w ä h r e n d des T r o c k n e n s und späteren L a g e r n s ist dann so gut wie
ausgeschlossen.
E n o r m e r S c h a d e n kann ferner bei ungenügender Aufmerksamkeit auf dem L a g e r durch M o t t e n f r a ß resp. S c h a b e n f r a ß entstehen.
Diese
Insekten setzen sich mit großer Vorliebe in den H a a r e n der F e l l e fest, sie finden dort reichlich Nahrung für sich und ihre Maden, und w e l c h e Verwüstungen
diese so kleinen T i e r e dort anrichten
können,
weiß
eben nur der zu beurteilen, der durch S c h a d e n klug g e w o r d e n ist. E s gibt nun eine ganze Reihe sehr guter Schutzmittel, und h' Myrobalanen, „ Vi Divi Divi. V2 „ Vi D a u e r 18—21 Tage. II. Versenk. Dasselbe B r ü h e : 45° Bark., aus V2 Quebracho, oder V2 .. „ V2 .. D a u e r 21—24
Streumaterial. Vi Fichte, Vi Eiche, Myrobalanen, ] 4 „ Vi „ Vi Divi Divi. Tage.
III. Versenk. Dasselbe Streumaterial. B r ü h e : 60° Bark., aus % Quebracho, lA Eiche oder % „ Ki Divi Divi. D a u e r 2 4 - 30 Tage. Aus jedem Versenk ist rein abzuspülen, namentlich aus dem letzten vor dem Versetzen. I. Satz.
4,500 kg Valonea, 1,500 „ Myrobalanen. B r ü h e aus dem letzten früheren Satz, also reine Valoneabrühe. Stärke nicht unter 60° Bark. D a u e r 30—40 Tage. II. Satz. 7,500 kg Valonea. B r ü h e wie zum I. Satz oder frisch angesetzt. D a u e r 40—50 Tage. Die Dauer der Versenke richtet sich nach dem Betriebe, wobei ein längeres Stehen der Qualität zu Gute kommt. Die Qerbedauer läßt sich noch abkürzen, wenn man die letzten Farbbrühen e t w a s s t ä r k e r nimmt und dementsprechend auch die Versenkbrühen. Kommt es auf die Färbung nicht so sehr an, so kann der Eichenextrakt auch
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232
—
fortgelassen, in den ersten zwei Versenkungen zu gleichen Teilen Quebracho und Fichte, im letzten Versenk % Quebracho und lA Fichte genommen werden. An s t a t t d i e L e d e r n a c h d e m V e r s e n k o d e r V e r s a t z mit Valonea einzustreuen, kann man sich eine Valoneabriihe anstellen aus Valonea und Wasser, in welche die Leder auf ca. 14 T a g e gelegt werden, während welcher Zeit ein einmaliges Aufschlagen der Leder und Aufrühren der Brühe stattfindet. Diese Brühe kann häufiger benutzt werden, wenn stets etwas Valoneamehl zugebessert wird. Will man nicht ein so weißes Leder erzielen, so werden die aus der Valonea kommenden Leder in einer klaren Brühe abgespült, mit Leinöl besprenkelt, aufgerieben und getrocknet.
Zurichtung. Aus dem Valonea-Satz werden die Leder herausgenommen, leicht abgeklopft und einige Tage glatt aufeinander gelegt und gut zugedeckt liegen gelassen. In dieser Zeit findet ein leichtes Erwärmen statt, und die anhängende Valonea bildet sich zu einer schleimigen Masse um, welche sich mit etwas Feuchtigkeit leicht auf dem Leder verreiben läßt. Zu diesem Zwecke werden die Leder, 5 bis 10 Stück, auf einen Tisch gelegt, das unterste Leder mit der Fleischseite auf den Tisch, die übrigen mit der Fleischseite nach oben. An jeder Längsseite des Tisches steht eine Schüssel mit klarer Valoneabrühe. Hierin taucht man eine Bürste und besprenkelt damit das Leder; dann bespritzt man mittelst einer Bürste die Leder ganz leicht mit rohern Leinöl und reibt die Fleischseite auf, bis sich eine gleichmäßige weiße Schicht gebildet hat. Dann wird das Leder mit der Narbenseite nach oben gekehrt und dasselbe Verfahren ausgeübt, schließlich das Leder zum Trocknen an dem Kopfe aufgehängt. Zuviel Feuchtigkeit darf nicht angewendet werden, da sonst die verriebene Masse während des Hängens zum Trocknen ablaufen und sich auf dem Leder Streifen bilden würden. Der aufgeriebene Valoneaschleim trocknet mit dem Leinöl sehr fest auf und bildet nach dem Rollen einen weißlichen, glänzenden Überzug. Ein Aufhängen auf Stangen ist auch nicht zu empfehlen. Die Leder bleiben bis zum völligen Trocknen hängen und werden dann auf eine Nacht gepreßt, des andern T a g e s mit reinem W a s s e r von der Aasseite'eingesprenkelt, aber nicht gerieben, zum gleichmäßigen Durchfeuchten wiederum liegen gelassen, und dann zur W a l z e oder zum Hammer gebracht.
Bevor
die L e d e r
unter
233
—
die W a l z e
kommen,
werden
dieselben
von b e i d e n S e i t e n mit e i n e m l a n g h a a r i g e n B e s e n a b g e s t a u b t und d a n n von der Aasseite
gewalzt oder
gehämmert.
B e i d e r n a c h s t e h e n d a b g e b i l d e t e n M a s c h i n e ist s o w o h l d e r o b e r e als
auch
der
eisernen
untere
Ständern
Zugtraversen
schmiedeeiserne
verschraubt
verbunden.
Träger
mit
und a u ß e r d e m
Die
auf
dem
den
noch
unteren
beiden
durch
Träger
guß-
vertikale befestigte
W a l z b a h n b e s t e h t aus h ä r t e s t e m S t a h l , e b e n s o ist d e r auf s e i n e r
Fig. 32.
Lederwalze „ K o s m o s "
beitsfläche hochglanzpolierte
der Badischen
Walzcylinder
aus
Ar-
Maschinenfabrik.
härtestem
Diamant-
Hartguß hergestellt. D i e L a g e r u n g d e s W a l z z y l i n d e r s ist n a c h g i e b i g f e d e r n d im W a g e n eingebaut,
wobei
besonders
hoch
i h r e m D r u c k auf die A c h s e n l a g e r
dimensionierte
D e r W a g e n mit d e m W a l z c y l i n d e r spindel hin- und h e r b e w e g t sitzenden Der
Riemenscheiben
A n t r i e b bei d i e s e r
eines gekreuzten
und in
wird d u r c h e i n e
letztere
durch die an
abwechselnde
Maschine
Pufferfedern
erfolgt
Schraubenihrem
Drehrichtung
mittels
eines
der
Ende
versetzt.
offenen
und
Riemens.
Z u r A u f n a h m e d e s S e i t e n d r u c k e s , den die S c h r a u b e n s p i n d e l Walzen
mit
wirken.
Leder
auf
ihre
Lagerungen
ausübt,
sind
die
beim beiden
ä u ß e r e n S p i n d e l l a g e r als „ S t ü t z k u g e l l a g e r " a u s g e b i l d e t , w o d u r c h j e d e Stoßwirkung aufgehoben
wird.
D i e L e d e r w a l z e ist in i h r e r n e u e s t e n B a u a r t mit e i n e r
patentier-
ten U m s c h a l t u n g a u s g e s t a t t e t , die eine spielend l e i c h t e B e d i e n u n g d e r
— M a s c h i n e erlaubt.
234
—
Da bei dieser Anordnung die bisher über der M a -
schine vorstehenden, mit G e g e n g e w i c h t e n v e r s e h e n e n H e b e l a r m e in W e g f a l l kommen, läßt sich diese L e d e r w a l z e selbst in R ä u m e n
von
geringer Höhe aufstellen. Um das S c h w ä r z e n und Abdrücken der L e d e r k a n t e n beim Aufund Absteigen des W a l z c y l i n d e r s auf dem L e d e r zu v e r m e i d e n , jedes A c h s e n l a g e r mit einer R e g u l i e r v o r r i c h t u n g
ist
versehen.
W e n n der ganze S t a p e l g e w a l z t resp. g e h ä m m e r t ist, wird derselbe g e w e n d e t und mit dem ersten L e d e r begonnen, vom „ N a r b e n " zu walzen und dann zum Austrocknen aufgehängt. dürfen
die Häute, nicht
Presse
zu
legen,
„dörren";
18—24
Narben zu walzen
Stunden
dann
zu
Aber nur trocknen
ist abzunehmen,
pressen,
und, wenn nötig, n o c h m a l s
nochmals
in die
auf
dem
zum T r o c k n e n
auf-
zuhängen. B e i dunklen Ledern kann der V a l o n e a s c h l e i m
auch mit leichter
Seifenbrühe und w e i ß e r Kernseife, mit e t w a s T a l c u m v e r m i s c h t , resp. aufgekocht, im erkalteten Zustande aufgerieben
werden.
Diese leichte und einfache Appretur liefert ein L e d e r von eichenweißer F a r b e und sehr s c h ö n e m Glanz.
Abgekürztes Verfahren. Es läßt sich das G e r b e v e r f a h r e n bedeutend abkürzen, indem man von dem V e r s e n k e n und V e r s e t z e n absieht, die L e d e r in B r ü h e n ausgerbt oder ihnen nur zum Schluß einen V e r s e n k oder V e r s a t z gibt. Zu diesem Z w e c k e müssen die F a r b e n andere S t ä r k e g r a d e haben.
Die
ersten 6 F a r b e n bleiben, wie vorhin a n g e g e b e n ; die zweiten 6 F a r b e n erhalten
steigend
bedeutend
höhere
L e d e r sich ganz a u s g e r b e n können. die
12 F a r b e n
Stärkegrade,
in
welchen
die
Noch b e s s e r ist aber, man läßt
wie bisher und gibt anstatt der V e r s e n k e
steigend
s t ä r k e r e B r ü h e n , die stets z u g e b e s s e r t w e r d e n , sobald der Minimalpunkt e r r e i c h t ist. B e i diesem S y s t e m würden folgende S t ä r k e n notwendig s e i n : 1. F a r b e
5° B a r k o m e t e r lV-i
7. F a r b e 2 0 — 2 5 °
2.
„
„
8.
„
25—30°
3.
„
10°
„
9.
„
30—35°
4.
„
12%°
„
10.
„
35—40°
5.
„
15°
„
11.
„
40—50°
6.
„
„
12.
„
50—60°
Die F a r b e n 7 — 1 2 müssen, je vorhanden
sein,
damit
die Häute
Barkometer
nach dem Einarbeiten, in diesen
Farben
resp.
mehrfach Brühen
— M a s c h i n e erlaubt.
234
—
Da bei dieser Anordnung die bisher über der M a -
schine vorstehenden, mit G e g e n g e w i c h t e n v e r s e h e n e n H e b e l a r m e in W e g f a l l kommen, läßt sich diese L e d e r w a l z e selbst in R ä u m e n
von
geringer Höhe aufstellen. Um das S c h w ä r z e n und Abdrücken der L e d e r k a n t e n beim Aufund Absteigen des W a l z c y l i n d e r s auf dem L e d e r zu v e r m e i d e n , jedes A c h s e n l a g e r mit einer R e g u l i e r v o r r i c h t u n g
ist
versehen.
W e n n der ganze S t a p e l g e w a l z t resp. g e h ä m m e r t ist, wird derselbe g e w e n d e t und mit dem ersten L e d e r begonnen, vom „ N a r b e n " zu walzen und dann zum Austrocknen aufgehängt. dürfen
die Häute, nicht
Presse
zu
legen,
„dörren";
18—24
Narben zu walzen
Stunden
dann
zu
Aber nur trocknen
ist abzunehmen,
pressen,
und, wenn nötig, n o c h m a l s
nochmals
in die
auf
dem
zum T r o c k n e n
auf-
zuhängen. B e i dunklen Ledern kann der V a l o n e a s c h l e i m
auch mit leichter
Seifenbrühe und w e i ß e r Kernseife, mit e t w a s T a l c u m v e r m i s c h t , resp. aufgekocht, im erkalteten Zustande aufgerieben
werden.
Diese leichte und einfache Appretur liefert ein L e d e r von eichenweißer F a r b e und sehr s c h ö n e m Glanz.
Abgekürztes Verfahren. Es läßt sich das G e r b e v e r f a h r e n bedeutend abkürzen, indem man von dem V e r s e n k e n und V e r s e t z e n absieht, die L e d e r in B r ü h e n ausgerbt oder ihnen nur zum Schluß einen V e r s e n k oder V e r s a t z gibt. Zu diesem Z w e c k e müssen die F a r b e n andere S t ä r k e g r a d e haben.
Die
ersten 6 F a r b e n bleiben, wie vorhin a n g e g e b e n ; die zweiten 6 F a r b e n erhalten
steigend
bedeutend
höhere
L e d e r sich ganz a u s g e r b e n können. die
12 F a r b e n
Stärkegrade,
in
welchen
die
Noch b e s s e r ist aber, man läßt
wie bisher und gibt anstatt der V e r s e n k e
steigend
s t ä r k e r e B r ü h e n , die stets z u g e b e s s e r t w e r d e n , sobald der Minimalpunkt e r r e i c h t ist. B e i diesem S y s t e m würden folgende S t ä r k e n notwendig s e i n : 1. F a r b e
5° B a r k o m e t e r lV-i
7. F a r b e 2 0 — 2 5 °
2.
„
„
8.
„
25—30°
3.
„
10°
„
9.
„
30—35°
4.
„
12%°
„
10.
„
35—40°
5.
„
15°
„
11.
„
40—50°
6.
„
„
12.
„
50—60°
Die F a r b e n 7 — 1 2 müssen, je vorhanden
sein,
damit
die Häute
Barkometer
nach dem Einarbeiten, in diesen
Farben
resp.
mehrfach Brühen
—
235
m e h r e r e T a g e v e r w e i l e n k ö n n e n : s o in 7 und 8 je 2 — 3 T a g e . 9 und 10 je 3 — 4 T a g e , 11 und 12 .ie 4 — 8 T a g e . D a nun eine d e r a r t i g e E i n r i c h t u n g bei e i n e m g r o ß e n B e t r i e b e mit Schwierigkeiten
verbunden
gerbung vorzuziehen:
ist,
ist
Die F a r b e n
die f o l g e n d e bleiben
Art
der
w i e bei d e m
Brühet!-
Versenken
a n g e g e b e n , und die a u s g e f ä r b t e n L e d e r k o m m e n in eine B r ü h e , w e l c h e a u s 3 T e i l e n Q u e b r a c h o , ? T e i l e n F i c h t e , 1 Teil M y r o b a l a n e n a n g e s e t z t ist und einen A n f a n g s s t ä r k e g r a d v o n 35° B a r k o m e t e r hat. D i e s e B r i i h e w i r d t a g t ä g l i c h v e r s t ä r k t um 21—45°
..
2—3
„
45—50°
,.
4—6
„
50—55°
,.
4—6
„
55—60°
„
6—8
„
d e r B r ü h e n hat täglich s t a t t z u f i n d e n , n i m m t
der
G e r b s t o f f g e h a l t nicht m e h r ab, s o ist dies ein B e w e i s , daß die L e d e r g e s ä t t i g t sind.
Vacheleder. Die hauptsächlichsten Schuhfabriken. Festigkeit, langt.
Konsumenten
für d i e s e n
Artikel sind
die
E s w i r d v o n d e m s e l b e n wohl ein g e w i s s e r G r a d von
nicht
aber
die
starre
Härte
wie
beim
Sohlleder
ver-
D a s l e t z t e r e ist zu M a s c h i n e n a r b e i t e n d e s h a l b a u c h nicht gut
verwendbar. Elastizität
Dagegen
wird vom
v e r l a n g t , die m a n
V a c h e l e d e r ein h o h e r G r a d
dadurch
erreicht,
daß
man
ihm
von eine
k u r z e Ä s c h e r u n g und a u c h eine w e n i g e r i n t e n s i v e S c h w e l l u n g a l s bei S o h l l e d e r gibt.
Im ü b r i g e n sind a b e r bei d e r G e r b u n g v o n V a c h e l e d e r
d i e s e l b e n K e g e l n zu b e a c h t e n .
—
235
m e h r e r e T a g e v e r w e i l e n k ö n n e n : s o in 7 und 8 je 2 — 3 T a g e . 9 und 10 je 3 — 4 T a g e , 11 und 12 .ie 4 — 8 T a g e . D a nun eine d e r a r t i g e E i n r i c h t u n g bei e i n e m g r o ß e n B e t r i e b e mit Schwierigkeiten
verbunden
gerbung vorzuziehen:
ist,
ist
Die F a r b e n
die f o l g e n d e bleiben
Art
der
w i e bei d e m
Brühet!-
Versenken
a n g e g e b e n , und die a u s g e f ä r b t e n L e d e r k o m m e n in eine B r ü h e , w e l c h e a u s 3 T e i l e n Q u e b r a c h o , ? T e i l e n F i c h t e , 1 Teil M y r o b a l a n e n a n g e s e t z t ist und einen A n f a n g s s t ä r k e g r a d v o n 35° B a r k o m e t e r hat. D i e s e B r i i h e w i r d t a g t ä g l i c h v e r s t ä r k t um 21—45°
..
2—3
„
45—50°
,.
4—6
„
50—55°
,.
4—6
„
55—60°
„
6—8
„
d e r B r ü h e n hat täglich s t a t t z u f i n d e n , n i m m t
der
G e r b s t o f f g e h a l t nicht m e h r ab, s o ist dies ein B e w e i s , daß die L e d e r g e s ä t t i g t sind.
Vacheleder. Die hauptsächlichsten Schuhfabriken. Festigkeit, langt.
Konsumenten
für d i e s e n
Artikel sind
die
E s w i r d v o n d e m s e l b e n wohl ein g e w i s s e r G r a d von
nicht
aber
die
starre
Härte
wie
beim
Sohlleder
ver-
D a s l e t z t e r e ist zu M a s c h i n e n a r b e i t e n d e s h a l b a u c h nicht gut
verwendbar. Elastizität
Dagegen
wird vom
v e r l a n g t , die m a n
V a c h e l e d e r ein h o h e r G r a d
dadurch
erreicht,
daß
man
ihm
von eine
k u r z e Ä s c h e r u n g und a u c h eine w e n i g e r i n t e n s i v e S c h w e l l u n g a l s bei S o h l l e d e r gibt.
Im ü b r i g e n sind a b e r bei d e r G e r b u n g v o n V a c h e l e d e r
d i e s e l b e n K e g e l n zu b e a c h t e n .
—
236
—
W e n n wir im Laufe der Beschreibung der Vaclieleder-Fabrikation die Brühengerbung besprechen, so ist diese ebenfalls für Sohlleder maßgebend und, wo etwaige Verschiedenheiten eintreten sollten, werden wir dieselben einschalten. Zu Vacheleder eignen sich am besten gut gestellte K a l b i n u n d K u h h ä u t e im Gewichte von 30—40 kg, ev. auch darüber, ferner Ochsenhäute, welche zu Sohl- oder Riemenleder zu leicht sind, und z w a r werden sowohl Wild- als Zahmhäute dazu verarbeitet. Die ersteren w e r d e n als W i 1 d v a c Ii e , die letzteren kurz als V a c h e 1 e d c r im Handel geführt.
Wässern und Weichen. In der Regel wird diesem P r o z e ß leider nicht die nötige große Bedeutung beigelegt, welche dieser Operation zukommt. Mancher Gerber hält die grünen und frisch gesalzenen Häute schon für weich genug und reif für den Äscher, wenn sie nur kurz abgespült worden sind. Dieses Vorgehen ist jedoch vollständig falsch, denn der Zweck des W ä s s e r n s grüner oder frisch gesalzener Häute ist nicht nur der, die Häute weich zu machen, sondern es soll außerdem Schmutz. Blut etc. entfernt werden, welches die vielen Blutgefäße noch füllt. In der Haut zurückgebliebenes Blut kann bei allen Operationen hinderlich sein, sogar noch in der fertigen W a r e besonders auf der Narbenseite festgestellt w e r d e n . Das Blut ist ein Stoff, welcher leichter in Fäulnis übergeht, als die anderen Teile der Haut. Die Fäulnis kann von dem Blute aus deshalb leicht über die ganze Haut verbreitet werden. Das Blut muß deshalb so schnell wie möglich entfernt werden, und z w a r schon bei dem Reinigen der Haut vor dem Salzen. Um die gesalzenen Häute beim Einweichen vor Fäulnis zu schützen, ist es nötig, die Häute in frischem, kühlem W a s s e r zu wässern. Das Blut kann auf dem Baum durch mechanisches Bearbeiten leicht entfernt w e r d e n . Dabei ist noch einem anderen Stoffe besondere Aufmerksamkeit zu schenken, welcher ebenfalls entfernt w e r d e n muß, w e n n man sich Ärger ersparen will. Diesesistdas F e -t t. Kommen die Häute nämlich mit dem Fett in den Äscher oder die Schwitze, so verseift sich dasselbe und bildet K a l k - und A m m o n i a k s e i f e , welche in den Häuten zurückbleibt. Kommen dann bei der späteren Behandlung w ä h r e n d des G e r b e p r o z e s s e s die Häute mit organischen oder mineralischen Säuren zusammen, so werden d i e s e S e i f e n z e r s e t z t u n d d a s F e t t w i e d e r f r e i . Beim Trocknen der Leder tritt das freigewordene Fett dann an die
Oberfläche
und v e r u r s a c h t
-
237 —
die
dunklen
Flecke,
deren
Fnt-
stehungsursachen dann oft ganz w o anders gesucht w e r d e n und die dem fertigen P r o d u k t ein unschönes Aussehen g e b e n .
D a s F e t t muß
deshalb e b e n s o w i e das B l u t unbedingt vor dem Einbringen in den Ä s c h e r oder in die S c h w i t z e entfernt werden.
Der Enthaarungsprozeß. Nach
dem
Wässern,
welches
bei w a r m e m
Wasser
möglichst
rasch, trotzdem a b e r gründlich geschehen muß, k o m m e n die Häute e n t w e d e r in einen bereits gebrauchten, aber noch reinen ä s c h e r o d e r in einen
einmal
benützt g e w e s e n e n
Weißkalk-
Schwefelnatrium-
ä s c h e r , w e r d e n am nächsten T a g e aufgeschlagen, um an dem darauf folgenden T a g e in einen frischen Äscher ü b e r g e s e t z t zu werden. Häute w e r d e n täglich aufgeschlagen und nach 3 — 5 T a g e n Man
kann die Häute
auch
durch
Anschwöden
zur
Die
enthaart.
Haarlockerung
bringen, w i e wir dies früher beschrieben haben, oder auch durch Einbringen in s t a r k e S c h w e f e l n a t r i u m - B r i i h e , worin dieselben bei steter Bewegung
in 8 — 1 2 Stunden haarlassend
gemacht
werden
könnet;.
B e i l e t z t e r e m Verfahren empfiehlt es sich, die Häute nach dem Enthaaren auf 2 4 — 3 6 Stunden in frischen W e i ß k a l k zu bringen, um einerseits das S c h w e f e l n a t r i u m auszuziehen und a n d e r e r s e i t s das G e w e b e der Haut e t w a s zu lockern.
W e r d e n die Häute im S c h w e f e l n a t r i u m -
ä s c h e r h a a r l a s s e n d g e m a c h t , so nimmt man pro Kubikmeter
Inhalt
1 kg S c h w e f e l n a t r i u m und 6 — 7 kg gebrannten Kalk. M a n hat es nun schon beim Äschern in der Hand, auf mehr oder w e n i g e r große F e s t i g k e i t beim fertigen L e d e r hinzuarbeiten.
Will man
ganz festes, dem S o h l l e d e r sich näherndes V a c h e l e d e r erzeugen, so w e r d e n die Häute a n g e s c h w ö d e t
und erhalten nach dem
Enthaaren
dann keinen frischen i W e i ß k a l k ä s c h e r m e h r ; sollen die L e d e r w e n i g e r s t a r r sein, so w e r d e n die enthaarten Häute noch auf kurze Zeit in einen
frisch
angesetzten
Weißkalkäscher
S c h w e f e l n a t r i u m ä s c h e r gekälkt.
gebracht
oder
ganz
B e i ganz milden V a c h e l e d e r n ,
solche für feine Damerischuhe gewünscht w e r d e n , findet die lockerung im W e i ß k a l k ä s c h e r statt.
im wie
Haar-
Zum Äschern gebraucht man g e -
wöhnlich: a u f 100 kg G r ü n h a u t ca. 3 % kg g e b r a n n t e n K a 1 k , oder auf ten
1 Kubikmeter
Kalk.
Äscherbrühe
ca. 9 kg
gebrann-
—
238
—
Diese L ö s u n g ist a b e r f ü r einen irisch a n g e s t e l l t e n schwach.
Äscher
zu
Zum F r i s c h a n s t e l l e 11 eines n o r m a l e n Ä s c h e r s w e r d e n : 5 kg g e b r a n n t e r \V e i ß k a 1 k a u f 100 k g Q r ii n h a u t , oder 16 k g g e b r a n n t e r F l ü s s i g k e i t gerechnet.
Fig. 33.
W e i ß k a1k
auf
1
Kubikmeter
Rühräscher „Agitator."
Die Ä s c h e r z e i t d e s V a c h e l e d e r s b e t r ä g t 3 bis 5 T a g e . Soll in einer k ü r z e r e n Zeit g e ä s c h e r t w e r d e n , so m u ß eine V e r s c h ä r f u n g d e s Ä s c h e r s mit S c h w e f e l n a t r i u m s t a t t f i n d e n . Beim Ä s c h e r n mit r e i n e m W e i ß k a l k w i r d mit d e r L o c k e r u n g der H a a r e auch gleichzeitig eine H e b u n g d e s H a u t g e w e b e s erzielt, w ä h rend beim Ä s c h e r n mit S c h w e f e l n a t r i u m zur H e b u n g d e r F a s e r ein N a c h ä s c h e r n im f r i s c h e n W e i ß k a l k nötig ist. Um eine g l e i c h m ä ß i g e W i r k u n g d e s K a l k e s auf die H a u t zu erzielen, hat m a n die v e r s c h i e d e n s t e n V e r s u c h e g e m a c h t . M a n h a t v e r sucht, die H ä u t e zu b e w e g e n , indem m a n mit Hilfe eines K r a h n e s den in den E i n h ä n g ä s c h e r g e n a u e i n g e p a ß t e n R a h m e n , an d e m die H ä u t e
239 angehängt
sind, wiederholt
Häute wieder hineinließ.
—
hochhob, die B r ü h e
aufrührte
und
die
Man hat damit ganz gute Resultate erzielt.
Eine noch v o l l k o m m e n e r e W i r k u n g des Ä s c h e r s erreicht man a b e r mit der B e w e g u n g der B r ü h e . stehenden
Abbildung
Durch eine geeignete, aus der nach-
ersichtliche
Vorrichtung
wird
die
Brühe
stetiger, nicht zu s t a r k e r B e w e g u n g erhalten und ein Absetzen
in des
Kalkes am B o d e n des G e f ä ß e s oder in den Falten der Häute v e r hindert.
Der
Riihräscher
M a s ch i n e n f a b r i k
„Agitator"
der
Badischen
zu I) u r 1 a c h hat sich gut b e w ä h r t .
Die B a u a r t dieses R ü h r w e r k e s wird in der W e i s e ausgeführt, daß auf dem Boden der A e s c h e r g r u b e eine Schaufelwelle mit vier Flügeln rotiert, die seitlich durch K e t t e n r ä d e r hält.
Zwischen
der Kette
und den
und Kette ihren eingehängten
Antrieb
Häuten
ist
ereine
Schutzwand aus Flacheisen mit Drahtgeflecht eingesetzt. E b e n s o sind die Rührflügel mit einer halbrunden Schutzvorrichtung aus Flacheisen mit Drahtgeflecht
umgeben.
An den beiden L ä n g s s e i t e n Schlitzen v e r s e h e n e
Winkeleisen
der Äschergrube werden zwei befestigt, w e l c h e die zum
der Häute bestimmten F l a c h e i s e n s t ä b e
aufnehmen.
Letztere
in regelmäßigen Abständen auf den Winkeleisen zueinander
mit
Tragen liegen
parallel.
Die zu äschernden Häute k o m m e n mit der Haarseite nach außen, mit Kopf und S c h w a n z nach unten über die S t ä b e zu hängen. Die Zeit der Ä s c h e r u n g w i r d bedeutend abgekürzt, und die W e i c h teile der Haut bleiben geschont. E s empfiehlt sich, die zum E n t h a a r e n fertigen Häute über Nacht in l a u w a r m e s W a s s e r zu bringen und sie daraus am folgenden M o r g e n zu enthaaren.
D a s Grundhaar kann auf diese W e i s e vollkommen mit
entfernt w e r d e n .
Das E n t h a a r e n kann sowohl von Hand als mit der
Maschine besorgt werden.
In g r ö ß e r e n B e t r i e b e n bedient man sich
heute vielfach der letzteren.
Die Arbeit geht dabei nicht nur schneller
von s t a t t e n ; bei der B e n u t z u n g von starf ätzenden Stoffen, wie sie heute vielfach zur H a a r l o c k e r u n g benutzt w e r d e n , ist der
Arbeiter
dabei auch nicht so Verletzungen an den Händen ausgesetzt.
Die E n t -
h a a r m a s c h i n e „K o n u s " der
Moenus-Gesellschaft-Frank-
f u r t ( M a i n ) , w e l c h e wir nachstehend im Bilde vorführen, b e w ä h r t sich a b e r nicht nur zum E n t h a a r e n , sondern auch zum S t r e i c h e n b e z w . Entkalken. Diese, von der Handarbeit auf dem B a u m ausgehend, b e a r b e i t e t die Häute oder F e l l e durch E i n z e l s t r i c h e nach außen. Als Unterlage dient ein auf einer Schlittenbahn v e r s c h i e b b a r g e lagerter Kegel, auf den die Haut oder das Fell zentral aufgelegt wird,
-
240
—
and d e r d u r c h U m d r e h u n g um seine A c h s e die H a u t s e l b s t t ä t i g u n t e r die W e r k z e u g e bringt, o h n e daß dieselbe d u r c h K l e m m v o r r i c h t u n g f e s t g e h a l t e n w e r d e n muß, d a d e r s e n k r e c h t h e r a b h ä n g e n d e Teil als g e n ü g e n d e s G e g e n g e w i c h t dient. Die W e r k z e u g e sind an einem endlosen R i e m e n b e f e s t i g t und gleiten, d u r c h S c h i e n e n g e f ü h r t , v o n dem M i t t e l p u n k t n a c h außen ü b e r die Haut. Mit d e r G e r a d t ' ü h r u n g ist
Fig.
34.
.Konus", Enthaar- und Reinemachmaschine Moenus A.-G. Frankfurt.
der
Maschinenfabrik
gleichzeitig eine F e d e r u n g v e r b u n d e n , so daß an s t ä r k e r e n Teilen d e r H a u t o d e r bei t i e f e r e m E i n f ü h r e n d e s C o n u s u n t e r die W e r k z e u g e die S p a n n k r a f t d e s R i e m e n s als F e d e r u n g w i r k t . Der A r b e i t e r hat es vollständig in d e r H a n d , d u r c h s t ä r k e r e s o d e r s c h w ä c h e r e s E i n f ü h r e n d e s C o n u s d e n D r u c k zu v e r s t ä r k e n o d e r zu v e r m i n d e r n ; ein W u n d s t o ß e n d e r H ä u t e ist a u s g e s c h l o s s e n . Der C o n u s hat in d e r Regel eine L ä n g e v o n 1,50 o d e r 1,75 m. Bei 80 U m d r e h u n g e n d e r A n t r i e b s w e l l e w i r d eine H a u t in ein bis z w e i M i n u t e n in d e r g e s a m t e n F l ä c h e , bis auf diejenigen T e i l e , die ü b e r d e n C o n u s h e r u n t e r h ä n g e n , b e a r b e i t e t . D a s Ab- und W i e d e r a u f l e g e n der H a u t e r f o r d e r t bei einiger
—
241
—
Übung ca. 15—20 Sek., so daß bei einmaliger Bearbeitung eine Leistungsfähigkeit von ca. 30 Häuten in der Stunde und bei zweimaliger Bearbeitung von 20 Häuten in der Stunde erzielt wird. W e n n man demgegenüber die tätliche Leistung des Handarbeiters mit ca. 25—30 Häuten berücksichtigt, so kann man wohl annehmen, daß die „Conus"-Enthaarmaschine das ca. 6—7 fache Quantum vom Handarbeiter leistet.
Reinemacharbeiten. Nach dem Enthaaren w e r d e n die üblichen Reinigungsarbeiten vorgenommen, welche aber recht rasch, und z w a r möglichst innerhalb 36 Stunden beendet sein sollen. Der Zweck der W a s s e r a r b e i t e n ist, die Häute von Fleisch und Kalk zu befreien, w a s vor dem Glätten durch Salzsäurelösung resp. Anticalcium, wie bereits beschrieben, bewerkstelligt wird. Das Lackmuspapier v e r s a g t liier manchmal, weil die Haut stets neue Säuremengen absorbiert, aber Phenolphtaleinlösung prüft sehr gut. Es wird dazu ein Stückchen Narben abgeschnitten und mit Phenolphtaleinlösung betupft, dieses färbt sich so lange rosarot, bis der Kalk neutralisiert ist. Gestrichen w e r d e n die Häute aus lauwarmem W a s s e r , damit der Narben recht glatt ist. Während man früher die Häute auf dem Baume durch Bearbeiten mit dem Streicheisen kalkrein machen mußte, bedient man sich neuerdings auch hierzu maschineller Einrichtungen. Die unter Fig. 13 abgebildete Maschine eignet sich zum Entfleischen, Enthaaren und Glätten von Kalbfellen, Kipsen, halben und ganzen Häuten, von den leichtesten bis zu den s c h w e r s t e n Sorten. Infolge der selbsttätigen Arbeitsweise ist die Bedienung dieser Maschine äußerst bequem, da der Arbeiter die Haut nur einzuwerfen hat. Alles übrige, das Schließen der Walzen, das Anpressen der Haut an den Arbeitszylinder, das Herausziehen der Haut und das W i e d e r effnen der Walzen besorgt die Maschine selbsttätig. Die Haut wird auf eine Gummiwalze aufgelegt und durch eine mechanische Vorrichtung gegen die feststehend gelagerte Arbeitswalze angedrückt. Der Gummiwalze sind zwei F ö r d e r w a l z e n vorgelagert, von denen die mittlere aus- und einschwingt. W ä h r e n d der Bearbeitung wird die Haut durch die beiden F ö r d e r w a l z e n selbsttätig herausgezogen, so daß der Arbeiter nur einzulegen und beim Herauskommen der Haut diese abzunehmen hat. Borgman, Unterlederfabrikation.
16
—
242
—
Die Grüngewichtskontrolle. Die
gereinigten
Häute
werden
nun
behufs
Feststellung
des
B l ö ß e n g e w i c h t e s auf den B o c k zum Abträufeln g e h ä n g t und gelangen dann von hier aus in die F a r b e n . rationell geleiteten B e t r i e b e rendements
vor.
Grüngewichtes keit
für
eine
die
V o r h e r nimmt man a b e r in einem Herstellung
des
Blößen-
M a n b e z w e c k t damit eine K o n t r o l l e der Häute, sie ist a b e r auch eine
richtige
Kalkulation.
Solange
wir
noch
des
Notwendigdie
Häute
nach dem E i n g a n g s g e w i c h t , d. h. G r ü n g e w i c h t , einkaufen müssen und einzig wiesen
und
allein
sind, ist
auf diese
die
Ehrenhaftigkeit
Kontrolle
des
notwendig.
Verkäufers
Die
ange-
Blößengewichts-
kontrolle gibt dem G e r b e r ferner ein untrügliches Mittel zur B e w e r tung der Häute aus den v e r s c h i e d e n e n G e g e n d e n .
D e r G e r b e r muß
deshalb das B l ö ß e n g e w i c h t bei j e d e r P a r t i e feststellen und auf Grund desselben d e n K o s t e n p r e i s
für das Kilo B l ö ß e
berech-
n e n , denn nur daran sieht er, w e l c h e Häute billig und w e l c h e teuer sind.
Eine B e d i n g u n g ist dabei natürlich, daß eine P a r t i e genau s o
gearbeitet wird, w i e die andere und das B l ö ß e n g e w i c h t j e d e r
ein-
z e l n e n H a u t ermittelt wird. B i s v o r g a r nicht l a n g e r Zeit kannte man noch keine zuverlässige Kontrolle zur F e s t s t e l l u n g des G r ü n g e w i c h t e s , man w a r nur auf das u n s i c h e r e U n g e f ä h r a n g e w i e s e n , w e l c h e s a b e r bei einer Kalkulation nur wenig W e r t hat.
Die unangenehmen E r f a h r u n g e n , w e l c h e
die
Gerber
vom
die
Veranlassung
beim
Einkaufe zu
direktem
Händler Verkehr
gemacht zwischen
hatten,
waren
M'etzgern
G e r b e r n , also zu einer Umgehung des Händlers bei den
und
Auktionen.
S e i t der Zeit ist nun m a n c h e s b e s s e r g e w o r d e n , und z w a r s o w o h l in bezug auf G e w i c h t s r e n d e m e n t
als S c h l a c h t u n g etc.
Der
Findigkeit
des G e r b e r s ist es a b e r auch gelungen, z w e i Methoden ausfindig zu machen, mit deren Hilfe j e d e r F a b r i k a n t die des L i e f e r a n t e n kontrollieren kann.
Griingewichts-Angaben
Und w e n n wir auch noch nicht
in der L a g e sind, dafür allgemein gültige R e g e l n aufzustellen, so ist die Prüfung doch damit einwandfrei auszuführen. Weichgewichtskontrolle
und die
E s sind dies: die
Blößengewichts-
kontrolle. I. Die Weichgewichtskontrolle. Die Ausführung der W e i c h g e w i c h t s k o n t r o l l e ist ä u ß e r s t
einfach.
Die gesalzenen Häute w e r d e n in demselben Zustande, w i e solche geliefert w o r d e n sind, in f r i s c h e s W a s s e r g e b r a c h t , am b e s t e n
einge-
hängt, und z w a r so, daß das W a s s e r alle T e i l e gut berühren
kann.
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¿43
—
Alle Anhängsel und jeglicher Schmutz bleiben an der Haut, nichts darf davon entfernt werden. Beim Einhängen verbleiben die Häute ca. 12 Stunden im Bassin, beim Einlegen in den W a s s e r k a s t e n ca. 14 Stunden unter zwei- bis dreimaligem Aufschlagen, nach welcher Zeit sie wieder in den frischen Zustand zurückversetzt w o r d e n sind, wie sie vom Fleischer geliefert wurden. Nach diesem W ä s s e r n w e r d e n die Häute aufgenommen, auf Böcke gehängt, dort 12 Stunden zum Abtropfen hängen gelassen und dann einzeln gewogen. Nach Durchwiegen der ganzen Partie wird das soeben festgestellte Gewicht mit dem fakturierten Einkaufsgewicht verglichen. Das vom Gerber auf diese Art festgestellte W e i c h g e w i c h t soll 3—5 % höher sein, als das notierte Grüngewicht, eine etwaige Differenz von 1 %, auch vielleicht e t w a s mehr, kann man noch akzeptieren, sobald sich aber ein größeres Untergewicht ergibt, liegt eine Unregelmäßigkeit vor, welche vom Gerber sofort beanstandet w e r d e n muß, und man stellt solche Häute am besten dem Lieferanten zur Verfügung. Dieses Verfahren hat außer der Einfachheit noch den großen Vorteil, daß man die R o h w a r e im ursprünglichen Zustande zurückliefern kann. In dem W a s s e r haben die Häute in keiner Weise gelitten, resp. eine Veränderung in ihrer Beschaffenheit erfahren, sie haben vielmehr nur das ihnen beim Salzen entzogene W a s s e r wieder aufgenommen. Soll die Partie zurückgeliefcrt werden oder als Streitobjekt dienen, so w e r d e n die Häute auf den Boden flach ausgebreitet und tüchtig mit trocknein, körnigem Salz aufs neue eingesalzen, w o durch die Häute in den Zustand zurückversetzt sind, in dem sie geliefert wurden. II. Die Blößengewichtskontrolle. Die Ermittelung des Blößenrendements wird schon seit J a h r e n als Grundlage der Kalkulation benutzt, sie kann aber nur unter ganz gleichen Betriebsverhältnissen benutzt werden, sie bleibt auf den Einzelbetrieb beschränkt und ist als allgemeines Fundament nicht zu v e r w e r t e n , denn in jeder Gerberei wird e t w a s anders gearbeitet, so daß sich die Resultate zu Vergleichen unter den verschiedenen Betrieben nicht eignen. Der eine Gerber wiegt die Haut nach dem Scheren, der andere nach dem Streichen, der dritte wiegt die Blöße nach dem Reinmachen und W ä s s e r n ; der eine läßt die Blößen zum Abtrocknen auf dem Bock 3—6 Stunden, der andere 12 Stunden u. s. f., und es wird einem jeden einleuchten, daß bei verschiedenen Fabriken auch ebenso verschiedenartige Rendementsergebnisse h e r a u s k o m m e n müssen. 16*
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244 —
Dort, w o die Feststellung des Blößengewichtes schon seit längerer Zeit nach einem und demselben Schema durchgeführt worden ist, können die dabei gefundenen Prozente sehr gut als Grundlage für die weitere Kalkulation dienen, und diese Feststellung wird für den Gerber um so wertvoller, wenn im Buche, e t w a nach nachstehender Tabelle das Eingangsgewicht eingetragen und die Prozentsätze am Weich-, wie am Blößengewicht berechnet werden. Auf Grund so geführter Tabellen läßt sich eine Kalkulation sehr leicht aufstellen, und es dürfte in einem Streitfalle für den Sachverständigen ein leichtes sein, das Richtige zu treffen. Aber dennoch ist die Feststellung des Blößengewichts — ohne gleichzeitige Weichgewichtsermittelung — sehr wohl zur Kontrolle des reellen Eingangs- bezw. Fakturengewichtes geeignet. Da die Fabriken, welche danach arbeiten, die Ausführung immer in ein und derselben Weise besorgen, stellen sich bei all den Partien sofort auffallende Unregelmäßigkeiten ein, die in unreeller oder fahrlässiger Weise mit zu hohem Gewicht fakturiert worden waren. W e n n z. B. eine Gerberei gewohnt ist, bei nachweisbar reell gelieferter W a r e ein Blößenrendement von 80 % zu erzielen, aber plötzlich eine nach genau denselben Prinzipien gearbeitete Partie nur 70 % ergibt, so ist eben unreell geliefert worden, und wenn die Weichgewichtszahlen auch unter verschiedenen Betrieben nicht vergleichsfähig sind, so sind sie es mit um so größerer Zuverlässigkeit in ein und demselben Betriebe, und der Sachverständige vermag in einem event. Prozesse sein Gutachten auf Grund der Aufzeichnungen des betreffenden Betriebes mit unbedingter Sicherheit einwandfrei abzugeben. Ein Buch für die W a s s e r w e r k s t a t t könnte nach folgendem Schema angelegt werden.
kg
BlößenGewicht in %
BlößenGewicht ^
w
-O
Wassertemperatur
te
Äscherungsmethode
Cd
Weichgewicht in %
no
Weichgewicht
l cn
Wassertemperatur
Laufende No. der Häute
Lieferant-No.
Weich- resp. Blößengewichts-Tabelle. Nr. der Partie — Anzahl und Gattung der Häute
47
1
32
10° C 33,28 + 4%
12° C 25,60 80%
61
2
30
10° C 31,50 + 5%
12° C 24,60 82%
128
3
40
10° C 42,40 + 6%
12° C 34,00 85o/0
—
245
—
B e i der F e s t s t e l l u n g des B l ö ß e n r e n d e i n e n t s ist die Methode der H a a r l o c k e r u n g von g r o ß e m Einfluß.
E s ist ein s e h r g r o ß e r
Unter-
schied, ob die Häutet durch S c h w i t z e n , S c h w e f e l n a t r i u m oder durch Kalk zur H a a r l o c k e r u n g g e b r a c h t
wurden, auch übt die
Verschie-
denheit der T e m p e r a t u r und die B e s c h a f f e n h e i t des W a s s e r s
einen
weit g r ö ß e r e n Einfluß aus, als man für gewöhnlich annimmt.
Bei
kalter W i t t e r u n g erzielt man s t e t s ein h ö h e r e s R e n d e m e n t , als bei warmer
Temperatur.
denjenigen
arbeiten in k ü r z e s t e r werden.
Die
Gerbereien
höchsten
Rendements
erzielt, w o sämtliche
aber
Wasser-
Zeit und in rationellster
Weise
werden und
in
Äscher-
durchgeführt
Infolge g r ö ß e r e r W a s s e r a u f n a h m e g e s c h w o l l e n e r Häute er-
zielt man beim Ä s c h e r n s t e t s höhere Zahlen als beim S c h w i t z e n oder Anschwöden. Von ein
und derselben
Provenienz
liefern f e r n e r
Ochsen-
ein
b e s s e r e s R e n d e m e n t als Kuhhäute, und diese w i e d e r m e h r als Bullenhäute. J a h r e l a n g e V e r s u c h e und Feststellungen, um die sich besonders der leider viel zu früh v e r s t o r b e n e frühere D i r e k t o r der
deutschen
Gerberschule. Herr J . P. C o u r t i e r ,
erworben
große Verdienste
hat, haben nun e r g e b e n , daß reell gelieferte W a r e bei regelmäßiger Schlachtung
mit
Horn,
Ochsen häute
mäßiger
Hirnschale,
ein R e n d e m e n t
leichtem
Schweifbein,
von 8 4 — 9 2 %, je nach
P r o v e n i e n z , und K u h - und B u l l e n h ä u t e
7 7 — 8 5 % . je nach P r o v e n i e n z
ergeben. Schlachtungen o h n e
Horn
und K n o c h e n ,
ohne
Schweif-
b e i n und sonstige F l e i s c h t e i l e geben ein um 5—7 % h ö h e r e s
Ren-
dement. Häute, die mit g r o ß e r lich auch
dementsprechend
Schädeldecke billiger b e r e c h n e t
geliefert und natürwerden,
ergeben
ca.
5 % weniger. Courtier hat fiir die einzelnen P r o v e n i e n z e n mittlere Ziffern e r mittelt, doch dürften diese heute nicht m e h r zutreffend sein, da in den letzten J a h r e n die in f a s t allen T e i l e n des R e i c h s entstandenen Häuteverwertungsgenossenschaften sachgemäß
eine
weit
besser
behandelte Haut liefern, die auch ein
geschlachtete
und
dementsprechend
h ö h e r e s R e n d e m e n t ergibt.
Das Anfärben. Das A n f ä r b e n
resp. A n g e r b e n
der Häute soll in nicht zu
s t a r k e r S a u e r b r ü h e g e s c h e h e n , also nicht in derartig sauren B r ü h e n ,
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246
—
wie beim Sohlleder. Da das Vacheleder bereits durch das Äschern eine gewisse Lockerung erfahren hat, so geht das Aufquellen der Blößen leichter vonstatten als beim Sohlleder; hierzu kommt noch, daß bei Vacheleder die s t a r r e Festigkeit, welche den mit Säuren stark geschwellten Ledern eigen, nicht g e w ü n s c h t wird. Es muß also beim Schwellen des Vacheleders eine mäßige Grenze innegehalten w e r d e n ; denn wird das Leder überschwellt, so ist es kein Vacheleder mehr, da es nicht mehr milde, sondern hart und brüchig ist; aber auch kein Sohlleder, da es dafür zu s c h w a c h und zu flach fällt. Wollte man die kalkreinen Blößen stark schwellen und sie recht prall in die eigentlichen Farben bringen — um e t w a ein vollwichtiges Leder zu erzielen — so w ü r d e man nicht das erreichen, w a s man gewollt; die säureprallen Blößen fallen in gerbstoffreicheren Schwellfarben leicht zusammen, erhalten spröden Narben und liefern schließlich ein hartes, blechiges Fabrikat. Man müßte, um dergleichen zu vermeiden, solche Blößen in gerbstoffarme Farben eintreiben, w o durch aber wieder andere Übelstände entstehen. Bringt man dagegen die Blößen in gerbstoffreichere Schvvellfarben, so findet w e d e r ein Verfallen noch ein Zusammenziehen des Narbens statt. Das Prallsein der Blößen ist vor dem Eintreiben in die Schwellfarben also durchaus nicht nötig, sondern bei Vache von entschiedenem Nachteil. .Will man auf rationellem W e g e ein qualitätsreiches helles Vacheleder herstellen, so sorgt man für Kalkreinheit der Blößen, treibt sie in Farben ein, wo dieselben bei weniger hohem Säuregehalt doch hinreichend schwellen, da die Säure nicht durch noch anhaftenden Kalk neutralisiert wird, sondern ungeschwächt auf die Blöße ihren Einfluß ausüben kann. Auch gerbstoffhaltiger dürfen, ja müssen sogar die Farben bei kalkreincn Blößen sein, denn bei leichterer Schwellung findet der Gerbstoff auch leichteren Eingang, und Schwellung ohne gleichzeitige Angerbung ist v o m Übel. Es sollen bei kalkreinen Blößen nur gesunde, frische F a r b e n benutzt w e r d e n . W e r d e n noch Kalk enthaltende Blößen in die Schwellfarben gebracht, so füllen diese sich allmählich mit Zersetzungsprodukten aus den Blößen, diese w i r k e n der schwellenden Kraft direkt entgegen, und die aus diesen Farben kommenden Blößen tragen F e r m e n t e mit in die folgenden Farben hinüber und v e r d e r b e n diese. Früher glaubte man o h n e m a t t e F a r b e n nicht fertig w e r d e n zu können, weil stärkere, s a u r e F a r b e n ein s t a r k e s Zusammenziehen des Narbens mit sich brachten. Man schrieb dies meist dem Gerbstoff zu. Dies w a r jedoch falsch; nicht der Gerbstoff allein darf dafür verantwortlich gemacht werden, sondern nur in Verbindung mit der
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247
—
in der F a r b e vorhandenen Säure konnte er ein scharfes Zusammenziehen verursachen. In einer reinen süßen F a r b e ist dies nämlich lange nicht so der Fall. Wir ersehen aus dem Gesagten, daß ein zu l a n g e s B e n u t z e n derselben F a r b e vermieden w e r d e n soll, damit diese nicht zu viele F r e m d k ö r p e r in sich aufnimmt und auch nicht zu schwach an Gerbstoff w i r d ; ebenso wenig dürfen d i e A n f a n g s f a r b e n z u s t a r k a n S ä u r e u n d G e r b s t o f f sein, damit ein Zusammenziehen des Narbens vermieden wird. Zur Herstellung eines guten Vacheleders ist aber dennoch eine gewisse Schwellung neben der Angerbung nötig, und es muß auch diese Schwellung w ä h r e n d der ganzen Durchgerbung beibehalten werden. Geschieht dies nicht, läßt man vielmehr die geschwellten Leder zurückfallen, w a s stets der Fall sein wird, wenn nicht für genügend Nahrung an Gerbstoff gesorgt ist, oder wenn die gut geschwellte, aber noch nicht genügend a n g e g e r b t e Blöße in zu gerbstoffreiche, dabei s ä u r e a r m e Brühe gelangt, dann erzielt man nicht allein ein dünnes, leichtes Leder mit gerunzeltem Narben, sondern auch ein blechiges, plattes Leder, welches im Innern überhaupt nicht mehr durchzugerben ist. Ferner kann bei zu gerbstoffarmen Brühen leicht der Fall eintreten, daß ein Umschlag in der Gärung stattfindet, wodurch die Brühen v e r d o r b e n w e r d e n und die in denselben sich befindenden, erst schwach angefärbten Blößen Substanzverluste erleiden, welche nicht mehr zu ersetzen sind. Die frisch eingetriebenen Blößen dürfen sich nicht zu lange in den Anfangsfarben aufhalten, da die Aufnahme der Säure durch die Blöße sehr rasch vor sich geht, w ä h r e n d die Aufnahme des Gerbstoffes sich bedeutend langsamer vollzieht. Da nun die Anfangsfarben sehr wenig Gerbstoff enthalten, dieser auch nur in verdünntem Zustande auf die schwellende Blöße einwirkt, so muß dafür gesorgt sein, daß die prall werdenden Blößen keinen Hunger zu leiden brauchen; man muß die Blößen so schnell als möglich in gerbstoffreichere Farben überführen. Eine gute Schwellung der Blößen allein genügt nicht zur Herstellung eines guten, gewichtigen Vacheleders, sondern der schwellenden Blöße muß die Nahrung zu gleicher Zeit und in richtigem Maße zugeführt werden. Bei richtig geführten Farbengängen ist an ein Zurückgehen der geschwellten Blößen nicht zu denken. In einzelnen Betrieben w e r d e n die kalkreinen Blößen vor d e m Eintreiben in die Schwellfarben erst in einer frischen, ganz süßen Brühe angefärbt, damit der Narben sich angerben kann, wodurch beim späteren Einbringen in s t ä r k e r e Schwelliarben kein Zusammen-
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248
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ziehen des Narbens mehr vor sich gehen kann, da derselbe durch die Angerbung bereits seinen festen Stand hat. Ks kann dann auch die Schwellung in s t a r k e r Schwellbrühe, d. h. an Säuren wie auch an Gerbstoff s t ä r k e r e n sehr rasch vollzogen w e r d e n . Das Anfärben in der süßen Brühe erfolgt am besten im Haspel und kann in ca. bis 1 T a g vollendet sein. Die Herstellung der süßen Brühe geschieht am besten durch Extraktion, wozu man jeden hellfärbenden Gerbstoff benutzen kann. Früher w u r d e zur Herstellung von feinem, gutem Vacheleder nur feine Eichenrinde gebraucht, und man w a r gewöhnt, in gewissen Intervallen irische Rinde zuzubessern resp. die Farben frisch zu machen, der Lohe und der Zeit blieb das W e i t e r e überlassen. In der gegenwärtigen Zeit muß der Gerber aber rechnen können, will er mit seinem Betriebe v o r w ä r t s k o m m e n und auf der Höhe der Zeit bleiben. Man ist heute gezwungen, sich nach billigem Gerbmaterial umzusehen, welches aber trotzdem dem Fabrikat seine guten Eigenschaften läßt. Eines der billigsten Gerbmittel ist das Quebrachoholz, und mar: kann, wenn dasselbe mit anderen Gerbstoffen passend vermischt ist, ein sehr gutes Produkt damit erzielen. Quebracho hat einen großen Gerbstoffgehalt, enthält aber wenig Säurebildner, dagegen viel F a r b stoff, weshalb das Extrahieren des Quebrachoholzes zur direkten V e r w e n d u n g als Brühe nur auf kaltem W e g e geschehen darf, weil sonst die rote F a r b e v o r h e r r s c h e n w ü r d e , wogegen der kalt gewonnene E x t r a k t eine schöne helle F a r b e zeigt. Zum gänzlichen Auslaugen des Gerbstoffes kann ja später w a r m extrahiert w e r d e n , w o nach man den Gerbstoff sich absetzen läßt und die darüber stehende Brühe zur ¡Reinigung über gebrauchte Lohe laufen läßt. Da Quebracho ein s ä u r e a r m e s Gerbmaterial ist. muß ein säurereicher Gerbstoff hinzugezogen w e r d e n , und wir finden diesen in unserer Fichtenlohe. Quebracho und Fichtenlohe w e r d e n deshalb gemischt extrahiert, und z w a r nimmt man zwei Teile Fichtenlohe und einen Teil Quebracho. Aus dieser Mischung stellt man eine Brühe von 1 — l W Be her, worin die Blößen 2—3 Stunden in einem Haspel f o r t w ä h r e n d b e w e g t w e r d e n , nach welcher Zeit die Narbe widerstandsfähig genug g e w o r d e n ist, um in eine s t ä r k e r e Schwellbrühe gebracht zu w e r d e n . Diese aus Fichtenlohe und Quebracho angesetzten süßen Farben können bei täglicher Benutzung 2 bis 3 mal gebraucht w e r d e n , dieselben w e r d e n v o r h e r stets auf iVz0 Be erneuert. Häufiger darf eine Benutzung aber nicht stattfinden, da die Brühen leicht sauer w e r d e n . Süße Anfärbebrühen aus reinem Quebracho können dagegen häufiger a n g e w a n d t werden, weil dieselben weniger
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249
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s ä u e r n . Ein zu l a n g e s B e n u t z e n ist a b e r a u c h nicht a n g e b r a c h t , eine E r n e u e r u n g n a c h 4—5 maligem G e b r a u c h v i e l m e h r zu e m p f e h l e n . Diese g e b r a u c h t e n B r ü h e n sollen nicht fort-, s o n d e r n zur Reinigung über b e n u t z t e V e r s a t z l o h e laufen g e l a s s e n w e r d e n . F i n d e t kein r e g e l m ä ß i g e s E i n t r e i b e n statt, so daß die F a r b e n o f t t a g e l a n g u n b e n u t z t s t e h e n bleiben, so stellt m a n die s ü ß e n A n f ä r b e f a r b e n b e s s e r s t e t s frisch an.
Der Farbengang. V a c h e l e d e r w e r d e n in s c h w a c h e B r ü h e n e i n g e t r i e b e n , e t w a in der S t ä r k e v o n 0,7°—1° Be und in s t e i g e n d e n B r ü h e n w e i t e r g e f ü h r t e n t w e d e r bis zu 2° Be, o d e r , w e n n kein V e r s e n k e n s t a t t f i n d e n soll, bis 4° Be, w o b e i d a n n a b e r der F a r b e n z y k l u s um so g r ö ß e r sein m u ß . W e r d e n die Blößen in den F a r b e n nur a n g e g e r b t und g e h o b e n , so g e nügen 2° Be, sie erhalten dann v o r d e m V e r s e t z e n 1 bis 2 V e r s e n k e ; w e r d e n die Blößen a b e r in den F a r b e n bis auf 4° Be g e b r a c h t , w o b e i sie zu ca. % a n g e r b e n , dann k ö n n e n die V e r s e n k e in W e g f a l l k o m m e n , und einige S ä t z e genügen dann. Will m a n in k u r z e r Zeit ein g e w i c h t i g e s V a c h e l e d e r herstellen, so w ä r e eine B r i i h e n g e r b u n g v o n ca. 6 W o c h e n D a u e r in 1° bis 3.5° Be s t a r k e r B r ü h e zu empfehlen. In dieser Zeit k ö n n e n die Blößen % g a r g e m a c h t w e r d e n . Es ist hier nur zu b e a c h t e n , daß die frischen, d. h. die s t ä r k e r e n B r ü h e n auch g e n ü g e n d s t a r k e n S ä u r e g e h a l t h a b e n , weil s o n s t in den s t a r k e n Q e r b s t o f f f a r b e n die Blößen w i e d e r v e r f a l l e n w ü r d e n , w a s s o f o r t an d e m sich r u n z e l n d e n N a r b e n zu e r k e n n e n ist. T r i t t d i e s e r Fall ein. dann muß mit s t a r k e r S a u e r b r ü h e o d e r mit k ä u f licher o r g a n i s c h e r S ä u r e sofort n a c h g e h o l f e n w e r d e n . D e r G e r b e r w a h r t mit d e r kleinen Ausgabe f ü r die S ä u r e nur sein e i g e n e s I n t e r esse, d e n n w e n n die Blößen z u r ü c k v e r f a l l e n , so ist die Möglichkeit g e n o m m e n , die g e h o b e n e H a u t mit Gerbstoff zu füllen, r e s p . G e w i c h t , Fülle und S t a n d zu erzielen, d e n n in einer v e r f a l l e n e n Blöße bleibt nur w e n i g R a u m zur A u f n a h m e d e s G e r b s t o f f e s , und eine solche k a n n i n f o l g e d e s s e n kein gutes G e w i c h t s r e n d e m e n t liefern. Die A r t d e r G e r b u n g d e s V a c h e l e d e r s richtet sich h a u p t sächlich n a c h den W ü n s c h e n d e r K u n d s c h a f t . Soll solches zu g e n a g e l t e n S c h u h b ö d e n v e r a r b e i t e t w e r d e n , so w i r d ein d e m S o h l l e d e r ähnliches F a b r i k a t v e r l a n g t , und m a n muß bei d e r F ä r b u n g und G e r b u n g d u r c h w e n i g e r Ä s c h e r n und s t ä r k e r e s S c h w e l l e n s c h o n auf m ö g l i c h s t hohe Festigkeit h i n e i n a r b e i t e n . Wenn V a c h e l e d e r z u a u f durchgenähten Schuhsohlen
Rand genähten oder v e r w e n d e t w e r d e n soll, w o
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250
—
dann z w a r festes, aber keinesfalls s p r ö d e s L e d e r v e r l a n g t wird, s o darf d a s L e d e r beim vollständigen U m b i e g e n nicht brechen, die F a s e r soll noch elastisch und mild sein, daß d a s L e d e r sich gut nähen läßt, aber g e n ü g e n d e Zähigkeit besitzt, die Naht auszuhalten. Der N a r b e n muß auf alle F ä l l e sich gut schaben l a s s e n . Bei derartigen Vacheledern ist es erforderlich, daß die Häute im Äscher eine L o c k e r u n g erhalten und in den S c h w e l l f a r b e n w e n i g e r intensiv g e s c h w e l l t werden. B e i g e w e n d e t e n S c h u h w a r e n , w o der Schuh bis zum A b s a t z g a n z umgekehrt gearbeitet und erst nach seiner Vollendung u m g e w e n d e t wird, muß d a s L e d e r eine noch größere Milde besitzen und darf noch weniger S c h w e l l u n g in den F a r b e n erhalten. B e i dieser H e r s t e l l u n g s w e i s e wird die S o h l e ziemlich naß g e m a c h t und erst nach völliger Fertigstellung des S c h u h e s aui dem Leisten in F a c o n geklopft. Ein praktisch erfahrener ü e r b e r muß es verstehen, durch Äschern, S c h w e l l e n und Anwendung geeigneter G e r b s t o f f e ein milderes oder f e s t e r e s L e d e r zu erzielen. In einem rationellen B e triebe ist eine S e r i e von S c h w e l l f a r b e n vorhanden, a u s welchen die Blößen von einem T a g zum andern oder jeden zweiten T a g überg e s e t z t w e r d e n . In letztem Falle genügen 24 T a g e zur v o l l s t ä n d i g e n g u t e n S c h w e l l u n g und A n g e r b u n g . Zum Ansetzen der S c h w e l l f a r b e n w e r d e n die Brühen benutzt, welche durch Auslaugen des g e b r a u c h t e n V e r s a t z m a t e r i a l e s gewonnen sind, welch letzteres a u s Fichtenlohe und Q u e b r a c h o , M y r o balanen etc. bestanden hat. D i e s e Brühen sind gerbstoffreicher als reine Fichten- und Eichenlohbrühen, jedoch auch e t w a s ä r m e r an S ä u r e n , enthalten aber, im Verhältnis von 2 : 1 gebraucht, noch immer S ä u r e g e n u g zu genügender S c h w e l l u n g der kalkreinen Blößen. Will o d e r muß man den S c h w e l l f a r b e n e t w a s mehr Säurebildner zuführen, s o setzt man denselben g r o b geschnittene Fichtenlohe zu. welche l a n g s a m ihren s c h w a c h e n Gerbstoff abgibt, dafür a b e r bald eine s t ä r k e r e S ä u r e e n t w i c k e l u n g hervorruft. Sind die S c h w e l l f a r b e n in guter V e r f a s s u n g , so hat bei zweit ä g i g e m Aufenthalt in jeder der 5 o d e r 6 F a r b e n die S c h w e l l u n g ihren Höhepunkt erreicht. E s muß nun darauf geachtet werden, daß dieser beibehalten wird und kein Zurückfallen stattfindet. Um d i e s e s Zurückfallen zu vermeiden, m ü s s e n die F a r b e n täglich mindestens einmal nachgesehen w e r d e n und, w o zu w e n i g S ä u r e oder zu w e n i g Gerbstoff, von d e m damit B e a u f t r a g t e n d a s Fehlende z u g e s e t z t w e r d e n . E s ist ein himmelweiter Unterschied z w i s c h e n Sauerb'rühen von reiner Eichenrinde oder Fichtenrinde und einer Auslaugung von Fichte und Q u e b r a c h o . In dem letzteren Falle wird der Gerbstoff stets vorherr-
—
251
—
sehend sein, und dieses muß beim Ansetzen der frischen Schwelliarbe wohl berücksichtigt w e r d e n ; denn würde die frischangesetzte F a r b e zuviel Gerbstoff im Verhältnis zur Säure haben, so w ä r e ein Zusammenziehen des Narbens und ein Verfallen der Häute unausbleiblich. Bei Schwellfarben, deren Brühen aus ausgelaugter Fichte, M y r o balane, Quebracho. Eiche und Valonea angesetzt sind, ist die Instandhaltung der richtigen Reihenfolge, d. h. der gleichmäßig steigenden Stärke, weit schwieriger als beim alten Verfahren, weil diese Brühen viel gerbstoffreicher, aber säureärmer sind, in den frischen F a r b e n also der Gerbgehalt überwiegen wird, w ä h r e n d in den am längsten benutzten Farben das Gegenteil der Fall sein wird. Um nun einigermaßen einen Ausgleich herzustellen, kann man neben dem Zusatz junger Fichtenrinde die zum Frischansetzen nötige Brühe 6—8 Tage früher, als solche gebraucht wird, abziehen und durch wiederholtes Aufrühren etwas mehr mit der Luft in Berührung bringen, wodurch sich die Säurebildung v e r m e h r t . Beim alten Verfahren w a r die Eichenrinde schon in der Grube während der Versatzzeit in Säuerung übergegangen und w u r d e , bevor man solche zum Ansetzen von Schwellfarben benutzte, noch auf lange Zeit in der Sauerlohgrube festgetreten aufbewahrt, w ä h r e n d bei dem neueren Verfahren der Gerbstoff kaum eine Woche Zeit zum Auslaugen hat und dabei noch das auszulaugende Material meist aus v i e h w e n i g e r säuerndem, dafür aber um so gerbstoffreicherem Material besteht. Alle diese angeführten Momente sind genau zu beobachten, wenn man das Bestmögliche erreichen will. Es ist dann für den G e r b e r auch ein Leichtes, ein gutes, vollgewichtiges Fabrikat herzustellen. Farbenskala. Die Zahl der Farben richtet sich verhältnissen, auf alle Fälle muß aber durchgeführt werden. Die Führung geschehen: F a r b e No. 1: 5° Bark. . . 2 : iy-i .. .. „ • 3: 10° .. .. 4: 13° „ „ 5 : 15° .. 6: 18° 7: 21° 8: 24'
nach den jeweiligen Betriebsdie Farbenarbeit systematisch der Farben könnte wie folgt - 0,66° Beaume = 1,0° = 1,4° 1,8° -- 2,2° 2,6°
3,0° 3,4°
— Farbe No.
252
—
9 : 21°
Bark.
-
3,8°
10: 30°
„
=
4,3°
„
11: 33°
„
4,8°
.,
12: 36°
.,
5,3°
..
13: 39°
.,
14: 42°
.,
Beaume
5,8° ^
6,0°
D a s Einhängen der Blößen in die F a r b e n ist dem Einlegen
be-
deutend vorzuziehen, da dieselben b e s s e r in der B r ü h e hängen, keine Falten
haben, wodurch Ablagerungen, bunte Stellen etc.
können.
entstehen
B e i m Ueberführen von einer F a r b e zur anderen sind
die
Häute j e d e s m a l in der F a r b e n b r ü h e rein abzuspülen und ablaufen zu lassen,
bevor
sie
umgehängt
werden.
Dasselbe
soll
auch
beim
Aufschlagen aus der F a r b e g e s c h e h e n . Die in der vorstehenden S k a l a in den letzten F a r b e n
angeführ-
ten S l ä r k e g r a d e sind durch Auslaugebrühen selten zu e r r e i c h e n . müssen dazu E x t r a k t e v e r w e n d e t w e r d e n .
Es
Die E x t r a k t e w e r d e n g e -
löst, bis zum G e b r a u c h e 8 — 1 0 T a g e stehen gelassen und den F a r b e n zugesetzt.
Die Auflösung geschieht in B r ü h e von g e b r a u c h t e r
Ver-
satzlohe. B e i dem täglichen Herausnehmen aus den F a r b e n sind die Häute genau zu b e o b a c h t e n , denn dabei kann der d e r b e r am leichtesten b e m e r k e n , wenn e t w a s nicht in Ordnung ist, und in solchen Fällen muß sofort R e m e d u r geschaffen werden. Die nun durchgefärbten und gut a n g e g e r b t e n L e d e r gelangen zum V e r s e n k , d e r s e l b e wird mit einer B r ü h e a n g e s e t z t , deren S t ä r k e d e r kräftigsten F a r b e entspricht, also 4 2 — 4 5 ° B a r k , o d e r 5 , 6 — 6 ° B e stark ist, und erhält als S t r e u m a t e r i a l Eiche. F i c h t e und Quebraciio, kann
die V e r s e n k b r ü h e
D a u e r des V e r s e n k e s
durch
Eichenextrakt
verstärkt
sein.
auch Die
richtet sich n a c h dem B e t r i e b , dürfte jedoch
durchschnittlich auf 4 W o c h e n b e r e c h n e t w e r d e n .
Der zweite Ver-
s e n k erhält eine B r ü h e n s t ä r k e von ca. 48° b e z w . 7°, b e s s e r noch m e h r als w e n i g e r ,
und ist ebenfalls
durch
Eichenextrakt
verstärkt,
das
S t r e u m a t e r i a l b e s t e h t aus 4 Teilen Fichte, 3 Teilen Q u e b r a c h o und 2 Teilen M y r o b a l a n e n .
D a u e r ebenfalls ca. 4 W o c h e n .
J e t z t sind die L e d e r aller W a h r s c h e i n l i c h k e i t nach hinreichend g e g e r b t ; w o dieses nicht der Fall, muß ein dritter V e r s e n k
gegeben
w e r d e n , w e l c h e r aus mit E i c h e n e x t r a k t v e r s t ä r k t e r , noch e t w a s hochgradiger B r ü h e besteht, mit e b e n d e m s e l b e n S t r e u m a t e r i a l w i e beim z w e i t e n V e r s e n k . Zeitdauer w i e bei 1 und 2. Sind die L e d e r nach dem z w e i t e n V e r s e n k g a r genug, so b e k o m m e n dieselben V e r s e n k mit reiner V a l o n e a
und reinem W a s s e r , fest
einen
kurzen
aufeinander-
253
—
liegend. Die Valonea wird nur so stark gestreut, daß solche die Leder trennt. Hierdurch erhalten die Leder eine hellere Farbe und festen Griff. Auch kann man die Häute in Valoneabrühe einlegen. Hierin bleiben die in Hälften getrennten Leder 14 Tage, bei einmaligem Aufschlagen und tüchtigem Durchrühren der Brühe. Ein Verstärken der Valoneabrühe ist nicht nötig, man benutzt dieselbe so lange, als sie ihre milchige Farbe zeigt und nicht sauer geworden ist. In diesen Fällen wird dieselbe warm verdünnt und zum Ansetzen der Versenkblühen im filtrierten Zustande benutzt. Anstatt des zweiten und dritten Versenkes oder anstatt des dritten Versenkes kann auch ein Versetzen stattfinden, und zwar mit denselben Gerbstoffen und mit gleicher Brühenstärke. Aus der Valoneabrühe gelangen die Leder in die Zurichtung.
Reine Brühengerbung. Will man die Vacheleder ganz brühengar machen, ohne Versenk oder Versatz, so richtet man sich die Farbenserie etwas anders mit rascher steigenden Stärkegraden ein und benutzt auch zu den Schwellfarben aus Extiaktlösungen hervorgegangene Brühen. Bei Beginn der reinen Extraktgerbung nimmt man die im Betriebe sehr wahrscheinlich noch vorhandene Schwellbrühe zum Schwellen und Anwerben, verstärkt sie durch Extrakte und geht dann langsam zur reinen Extraktgerbung über. W o aber alte Brühen nicht zur Verfügung stellen, vielmehr eine neue Einrichtung geschaffen werden soll, müssen die Farben aus schwachen und filtrierten Extraktlösungen etwa von Fichten- und Quebracho-Exträkt hergestellt werden. Da sich nun Fichtenextrakt viel leichter löst als Quebracho-Extrakt, so muß die Lösung jede für sich und die Zusammensetzung der Brühen erst nach dem Lösen geschehen. Die Extraktbrühen werden dann auf ihren Stärkegrad geprüft und von jeder das entsprechende Quantum, und zwar 2 Teile Fichte und 1 Teil Quebracho genommen. B e i der Zusammensetzung der Brühen ist aber nicht die Flüssigkeitsmenge dem Mischungsverhältnis zugrunde zu legen, sondern der Stärkegehalt der Lösungen. Man bringt die Extraktlösungen deshalb am besten auf gleiche Stärkegrade, indem man solange Sauerbrühe bezw. W a s s e r zusetzt, bis eine gewisse Verdünnung, etwa 15° B e bei beiden erreicht ist. Dann kann man ohne weiteres im Verhältnis von 2 : 1 mischen. Bei verschiedengradigen Lösungen aber muß der Stärkegehalt zugrunde gelegt werden; zeigt z. B. die Fichtenextraktlösung 15° B e , die Quebrachoextraktlösung aber 20°, so sind — um das Verhältnis von 2 : 1 herzustellen — von ersterer 2% 1 auf je 2 1 Quebrachoextraktlösung zu mischen etc. Dieses
—
254
—
Prinzip ist durch den g a n z e n G a n g d e r G e r b u n g hindurch zu obachten.
be-
D e r beim Lösen der E x t r a k t e z u r ü c k b l e i b e n d e S a t z wird mit geb r a u c h t e r B r ü h e v e r d ü n n t , bis zum S i e d e n e r w ä r m t , tüchtig d u r c h g e r ü h r t , e r k a l t e n gelassen, die k l a r e B r ü h e zur S a m m e l g r u b e ü b e r Die führt und der Satz mit heißem W a s s e r nochmals ausgelaugt. letzte k l a r e B r ü h e k a n n zum L ö s e n frischen E x t r a k t e s v e r w e n d e t und der S a t z nun f o r t g e w o r f e n w e r d e n . W i l l m a n d i e G e r b stoffbrühen durch Extraktion der Gerbmaterialien s e l b s t h e r s t e l l e n , so h a t m a n nur f ü r r i c h t i g e M i s c h u n g der v e r s c h i e d e n e n G e r b s t o f f e S o r g e zu t r a g e n , da bei d e r Brii h e n g e r b ung die Selbstgewinnung der Brühen aus frischem Gerbstoffe nicht n u r m ö g l i c h , s o n d e r n s e h r e r w ü n s c h t ist. W e n n o b e n bei der A n w e n d u n g v o n g e k a u f t e n E x t r a k t e n nur Fichte und Q u e b r a c h o a n g e f ü h r t sind, so soll damit nicht g e s a g t sein, daß dazu keine arideren E x t r a k t e g e b r a u c h t w e r d e n könnten. Die A n f ü h r u n g diente n u r zur E r k l ä r u n g der differierenden S t ä r k e g r a d e . Auch hier ist die B e n u t z u n g a n d e r e r E x t r a k t e , w i e Eichenholz, Kastanie etc. möglich, und die Mischung der v e r s c h i e d e n e n G e r b stoffe für die b e t r e f f e n d e n L e d e r s o r t e n , w e l c h e man damit herstellen will, spielt eine g r o ß e Rolle, s o w o h l bezüglich d e r E i g e n s c h a f t e n der einzelnen Gerbstoffe, als auch des P r e i s e s derselben. F ü r V a c h e eignen sich a u ß e r d e m noch e b e n s o gut Eichen- und Kastanienholze x t r a k t , f e r n e r M i m o s a r i n d e , M y r o b a l a n e n , Valonea, v o r allem a b e r Eichenrinde. Beim B r ü h e n g e r b e n sind die F a r b e n in zwei Abteilungen eingeteilt. Die e r s t e Abteilung zum A n f ä r b e n und Angerben, die z w e i t e Abteilung zum A u s g e r b e n . Es ist i e r n e r darauf zu achten, daß die S t ä r k e d e r Brühen s t e t s a n n ä h e r n d auf derselben Höhe gehalten wird, zu w e l c h e m Z w e c k e ein häufiges G r a d i e r e n in den Anfangsf a r b e n stattzufinden h a t ; w e n n die Minimalgrenze h e r a n r ü c k t , w i r d zugebessert. Es erhalten die F a r b e n Zum A n f ä r b e n : Bark. 5-7^2° F a r b e No. 7^—10° 10—
12V2°
12-2—15° 15—18° 18—21°
=
a. 0,7—1,0° B e a u m e 1,0—1,4° 1,4—1,8° 1,8-2,2° 2,2—2,6° 2,6—3,0° 3,0—3,5°
255 Zum
—
Anxerben:
F a r b e No.
25—30° B a r k . -
ca. 3,5—4,3°
. . 9 :
S:
30—35°
..
„
..
10:
35—40°
..
..
Ii;
40—45°
--
Beaume
4,3—5,0°
--=
..
5,0—5,7°
=
„
5,7—6,4°
12:
45—50°
..
=
..
6,4—7,1°
..
13:
50—55°
..
=
„
7,1—7,9°
..
14:
55—60°
.,
^
.,
7,9—8,5°
Die Grade sind mit einem B r ü h e n m e s s e r gradiert, w o i V i 0 B a r k , auf 1° B e gehen, w o also eine B r ü h e von 60° B a r k o m e t e r
gleich
8° B e ist, eine S t ä r k e , w e l c h e vorhanden sein muß, will man sicher und rasch durchgerben. D a s Gradieren der F a r b e n
von der v i e r t e n F a r b e an, kann in
immer größeren Zwischenpausen geschehen und z w a r um so g r ö ß e r e n , je näher man der letzten F a r b e kommt.
Nimmt in der letzten F a r b e
der S t ä r k e g r a d der B r ü h e nicht m e h r ab, so ist dies ein B e w e i s dafür, daß die L e d e r s a t t g e g e r b t sind.
Das Verbleiben
F a r b e n muß sich nach den B e t r i e b s v e r h ä l t n i s s e n
in den
den beiden Anfangsiarben eine tägliche U b e r s e t z u n g der dritten und vierten
einzelnen
richten, w o b e i in stattfindet,
eine z w e i t ä g i g e D a u e r v o r g e s e h e n
in
ist und
s p ä t e r die Häute mindestens 4 — 6 T a g e in den s t ä r k e r e n B r ü h e n v e r weilen.
W e n n möglich, läßt man die L e d e r
in der letzten
Brühe,
selbst wenn sie nichts mehr aufnehmen, e t w a s länger. Die s a t t g e g e r b t e n L e d e r w e r d e n der B r ü h e entnommen und in eine leichtere Briihe eingehängt, damit der in den äußeren
Partien
sich befindende überflüssige Gerbstoff in die s c h w a c h e B r ü h e geht.
über-
Nach ein oder zwei T a g e n werden die L e d e r auf einem b e -
sonders dazu hergerichteten Aufschlag aufgeschlagen, w e l c h e r nach der Grube zuneigt und die B r ü h e ablaufen läßt.
sich
Die Häute w e r -
den darauf einzeln von beiden S e i t e n mit H a a r b e s e n und B r ü h e aus der Grube a b g e w a s c h e n , w e l c h e immer wieder in die G r u b e zurückläuft, und dann
zum
Abträufeln
aufgehängt.
Sind
alle L e d e r
mit
B r ü h e behandelt, so findet noch ein A b w a s c h e n mit w e i c h e m W a s s e r statt, damit die von den s c h w e r e n
Brühen hinterlassenen
dunklen
Stellen v e r s c h w i n d e n . Die gereinigten L e d e r gelangen nun, nachdem sie halbiert w o r d e n sind wie die mit g e m i s c h t e r Gerbung, in die milchige V a l o n e a b r ü h e und bleiben dort 14 T a g e bei einmaligem Aufschlagen.
Nach Ablaui
dieser Zeit werden die L e d e r aus der V a l o n e a b r ü h e unter Abspülen aufgeschlagen, abträufeln g e l a s s e n , glatt aufeinander gelegt und ein oder z w e i T a g e zugedeckt liegen gelassen.
Hiermit ist der
prozeß 1 beendigt, und es folgt nun die Zurichtung.
Gerb-
—
256
—
Kalkulation. Ehe wir jedoch die Zurichtung beginnen, sei der bisherige Gang der Arbeiten in kurzen Zügen wiederholt und dabei eine Kalkulation angestellt: W ä s s e r n : 2 Tage, bei 3 maligem W a s s e r w e c h s e l , Äschern: 5 Tage mit 3,5 kg gebranntem Kalk und 300 g S c h w e felnatrium auf 100 kg grüne Haut. Aus w a r m e m W a s s e r enthaaren, w ä s s e r n , scheren, entkälken, wieder w ä s s e r n , Blößengewicht feststellen und in die Farben eintreiben. Alle W a s s e r a r b e i t e n sind ohne jeden Aufenthalt in schnellster Folge auszuführen. Die Blößen haben in ca. 6 Wochen 12—14 Farben passiert, und z w a r k'jnnen dabei e n t w e d e r die Blößen in derselben F a r b e hängen bleiben, wobei nur die Brühe weitergeführt wird, oder die Blößen von F a r b e zu F a r b e weitergebracht w e r d e n . Nachdem dieselben durch den Farbengang von 1—3° Be durchgeführt worden sind, hat je nach der S t ä r k e bereits eine gute Anwerbung stattgefunden. Diese Leder erhalten nun e n t w e d e r noch 1 Versenk und 2 bis 3 Sätze oder 2 Versenke und 1 oder 2 Sätze von 6 bis 10 Wochen Dauer. Durchschnittspartien von 25 H a u t m i t c a . 800 kg G r ü n g e w i c h t benötigen an Gerbmaterial in den F a r b e n resp. zu deren Brühen aus den Extraktionsgruben p r o 100 kg G r ü n g e w i c h t : 100 kg Fichtenrinde mit ca. 8 kg reinem Gerbstoff 25 „ Quebracho „ „ 4 „ .. „ 25 „ Myrobalanen „ „ 7 „ zus. 150 kg Gerbmaterial mit 19 kg reinem Gerbstoff Im 1. S a t z :
18 kg Fichtenrinde | 18 „ Eichenrinde J Brühe von ZVi" Be J 8 „ Valonea Im 2. S a t z : 20 kg Eichenrinde | 8 „ Fichtenrinde ;Brühe von 4° Be 10 „ Valonea J Zusammen in den S ä t z e n : 38 kg Eichenrinde mit 2,6 kg Gerbstoff 26 „ Fichtenrinde „ 2,1 „ „ 18 „ Valonea ., 4,3 „ „ 82 kg Material mit 9 kg Gerbstoff Hierzu aus den F a r b e n 19 „ 28
kg Gerbstoff
—
257
—
Sollten die Blößen aus irgend einem Grunde nur 2 bis 3 Wochen in den Farben verbleiben können, so bringen wir dieselben nur zu entsprechender Schwellung und Angerbung, damit der Narben in den folgenden Versenken den starken Brühen und den Eindrücken des Streumateriales widerstehen kann, und in diesem Falle w ü r d e n die Blößen zum Gerben pro 100 kg grüne Haut usw. gebrauchen: In den F a r b e n : 60 kg Fichtenrinde mit 4,8 kg Gerbstoff 20 „ Quebrachoholz „ 3,2 „ „ 80 kg Material mit 8 kg Gerbstoff. (Die Farbbrühen sind Dauer.)
1 bis 2° Be stark, bei 3 wöchentlicher
Im 1. V e r s e n k : 25 kg Fichtenrinde, Brühe Im 2. V e r s e n k : 10 kg Fichtenrinde, Brühe 10 „ Quebrachoholz, „ „ 5 „ Mimosarir.de, Im 3. V e r s e n k : 10 kg Fichtenrinde, Brühe 5 „ Mimosarinde, „ 10 „ Quebrachoholz, „ 10 „ Myrobalanen, „ Im 4. V e r s e n k oder I . S a 30 kg Eichenrinde* Brühe 10 „ Valonea „
von 2.5 Be, Dauer 2 W o c h e n von 3° Be, Dauer 3 Wochen ,. 3° „ „ 3 „ 3° „ „ 3 „ von 3,5 Bc, Dauer 5 Wochen „ 3,5 „ „ 5 „ „ 3,5 „ „ 5 „ „ 3,5 „ „ 5 „ tz: von 4° Be, Dauer 8 Wochen „ 4° „ „ 8 „
Zusammen
in Versenken und S ä t z e n : 45 kg Fichtenrinde mit 3,6 30 „ Eichenrinde „ 2,1 10 „ Mimosarinde „ 3,1 20 „ Quebrachoholz „ 3,2 10 „ Myrobalanen „ 2,8 10 „ Valonea „ 2,4 125 kg Material mit 17,2 In den Farben 80 „ „ „ 8 Sa. 205 kg Material
kg Gerbstoff, „ „ „ „ „ „ „ „ „ kg Gerbstoff
mit 25,2 kg Gerbstoff.
Die Angaben des den Gerbmaterialmengen entsprechenden r e i n e n Gerbstoffquantums beziehen sich auf den von der Haut erfahrungsgemäß aufgenommenen Teil des Gesamtgerbstoffes. Borgmao, Unterlederfabrikation.
17
—
258
—
Da bei Vacheleder nun durchschnittlich 100 kg grüne Haut ca. 80 kg n a s s e B l ö ß e und 27 kg l u f t t r o c k e n e B l ö ß e liefern, so ergeben 100 kg g r ü n e Haut ein L e d e r r e n d e m e n t von 52—55 %, denn lufttrockene Blöße — 27 kg — plus aufgenommenen Gerbstoff — 25,2 bezw. 28 kg — ergeben an fertigem Leder 52,2 bezw. 55 kg. Will man mit reiner Eichenrinde gerben, so braucht man nur den benötigten Gerbstoff von ca. 25 kg a u f 100 kg G r ü n g e w i c h t = 860 kg E i c h e n r i n d e sachgemäß für die An- und Ausgerbung zu verteilen. — Ein anderes Verfahren stellt sich wie folgt dar: Zur Herstellung der Brühen für die Farben werden genommen für: „120 H a u t ä 29 kg D u r c h s c h n i t t s g e w i c h t = 3480 kg Grüngewicht": 325 kg Mimosarinde (zu 35 %, weniger 4 % Rückstand) = 31 % =
100,75 kg rein. Gerbstoff
950 kg Fichtenrinde (zu 11 %, weniger 3 % Rückstand) = 8 % =
76
300 kg Myrobalanen (zu 32 %, weniger 4 % Rückstand) = 28 % =
84
„
„~
1575. kg Material 260,75 kg Gerbstoff. A 1 s o p r o 100 kg G r ü n g e w i c h t : 45 kg Material mit 7,50 kg reinem Gerbstoff. Farbenskala. .1. Farbe 1° Be = 7,50° Barkometer. 2. „ 1,1° „ = 8,25° 1,2° „ = 9° 3. „ 1,3° „ = 9,75° 4. „ 1,4° „ = 10,50° 5. „ 6. „ 1,5° „ = 11,25° 7. „ 1,6° „ = 12° 8. „ 1,7° „ = 12,75° 1,8° „ = 13,50° 9. „ 10. „ 1,9° „ = 14,25° 2° 11. „ „ = 15° 2,1° „ = 15,75° 12. „ Die Farbbrühen werden von dem gebrauchten Material der Versenke und Sätze gewonnen und von Zeit zu Zeit mit dem oben ausgeführten frischen Brühenmaterial zugebessert.
—
Pro 35 kg Fichtenrinde 5 „ Myrobalanen 10 „ Eichenrinde
259
—
Versenk. 100 kg g r ü n e H a u t : zu 8 % = 2,80 kg reiner Gerbstoff „ 28 % = 1,40 „ „ 7 % = 0,70 „
50 kg Material mit 4,90 kg reinem Gerbstoff A b t r ä n k b r ü h e : 2,5 — 3° Be = 18,75 — 22,50° Barkometer. D a u e r 14 bis 21 Tage. 30 10 20 10
kg „ „ „
Fichtenrinde Eichenrinde Quebrachohqlz Myrobalanen
I. Satz. zu 8% „ 7 % „ 16 % „ 28 %
— = = —
2,40 0,70 3,20 2,80
kg Gerbstoff „ „ „
70 kg Material mit 9,10 kg reinem Gerbstoff. A b t r ä n k b r ü h e : 3° B e ~ 22,50° Bark. D a u e r : 6 Wochen. Anstatt Quebrachoholz kann Mimosarinde im passenden Verhältnis v e r w e n d e t w e r d e n , für 20 kg Quebrachoholz ä 20 % nimmt man 11,50 kg Mimosarinde ä 35 %. II. Satz. 20 kg Fichtenrinde zu 8 % — 1,60 kg Gerbstoff 20 „ Eichenrinde „ 7 % = 1,40 „ 20 „ Quebrachoholz „ 16 % = 3,20 „ 10 „ M y r o b a l a n e n „ 28 % ~ 2,80 „ 70 kg Material mit 9,00 kg reinem Gerbstoff. A b t r ä n k b r ü h e : 3,5° Be = 26,25° Bark. D a u e r : 8 Wochen. 25 kg Eichenrinde 35 „ Valonea
III. Satz. zu 7 % — 1,75 kg Gerbstoff „ 24 % 8,40 „
60 kg Material mit 10,15 kg reinem Gerbstoff. A b t r ä n k b r ii h e : 4° Be = 30° Bark. D a u e r : 10 Wochen. Verbrauch im ganzen p r o 100 kg g r ü n e H a u t : IndenFarben 45 kg Material mit 7,50 kg Gerbstoff Im V e r s e n k 50 „ „ ,, 4,90 „ ,, Auf d e m I. S a t z 70 „ „ „ 9,10 „ H 70 97 ,, II* ii ' V H ii ii ii „ III. „ 60 „ „ „ 10,15 „
,,
Z u s a m m e n : 295 kg Material mit 40,65 kg Gerbstoff. Bei diesem zweiten praktischen Beispiele haben 100 kg Grüngewicht einen M e h r v e r b r a u c h von 90 kg Material mit 15,45 kg Gerbstoff.
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Dieses ist aber nur scheinbar, da von dem benutzten Gerbmaterial ein größeres Quantum an Gerbstoff mit in die Extraktionsgruben gelangt als dieses bisher der Fall w a r , und demgemäß kann die Extraktion des frischen Gerbmateriales zur Verstärkung der Farbbrühen für die Zukunft fortfallen, so daß bereits hier ein Minus von 45 kg Material = 7,50 kg Gerbstoff in Anschlag zu bringen ist, dann also nur noch ein M e h r v e r b r a u c h von 45 kg Material = 7,95 kg Gerbstoff vorhanden w ä r e , welcher sich aber durch das b e s s e r e Kendement des mit diesem größeren Quantum Gerbmateriales hergestellteri Leders zum Vorteile des Gerbers ausgleicht. Anstatt der angegebenen 52—55 % Rendement Leichtigkeit 56 %, auch 57 I i erzielt w o r d e n .
sind hier
mit
Zurichtung des Vacheleders. Die fertig gegerbten Vacheleder w e r d e n , wenn solche in den letzten Sätzen nicht mit hellmachenden Gerbmaterialien versetzt w a r e n , in eine leichte, kalt ausgelaugte Brühe aus Myrobalanen und
Fig. 35.
Ausstoß- und Ausreckmaschine „Rapid".
Valonea eingelegt und innerhalb einiger Tage häufiger aufgeschlagen, damit die Brühe überall und gleichmäßig aufhellend w i r k e n k a n n : oder man unterwirft die Häute einem Bleichprozeß, wie v o r n be-
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schrieben. Dann w e r d e n die Leder abgespült, mit Leinöl auf dem Narben leicht abgeölt und zum Abwalken aufgehängt. Vacheleder, welche mit hellmachenden Gerbmaterialien, wie Eiche, Myrobalanen. Valonea usw. in den Gruben behandelt w o r d e n sind, benötigen keines aufhellenden Bades mehr. Nachdem die Leder genügend abgewelkt sind, w e r d e n sie von der Aasseite mit einer Aasschmiere ausgerieben, dann vorgestoßen, nochmals leicht abgeölt und wieder zum Antrocknen aufgehängt. Das Aussetzen, Stoßen und Ventieren ist eine sehr wichtige Arbeit und soll nur von einem geübten Arbeiter oder von einer guten Maschine ausgeführt w e r d e n .
Fig. 36.
Tafel-Ausreck- und Ausstoßmaschine „Ideal" der Bayerischen Maschinenfabrik, Regensburg.
Es existieren hierzu nun die verschiedensten S y s t e m e ; eine bew ä h r t e Stoßmaschine ist z. B. die Ausstoß- und Ausreckmaschine „ R a p i d " der B a d i s c h e n M a s c h i n e n f a b r i k zu D u r l a c h (vgl. Fig. 35). Eine ähnliche Maschine ist die vorstehend abgebildete der Bayerischen Maschinenfabrik (Fig. 36). Bei der mit Schlickertrommel arbeitenden Maschine „Rapid" ist die W e r k z e u g w a l z e in einem Karren gelagert, der sich in horizontaler Richtung in den Führungen des Maschinengestells hin- und h e r b e w e g t . Der zur Auflage des L e d e r s dienende Holztisch erhält einen starken Zinkbelag. Dadurch, daß sein L a u f k r a n z auf Rollen ruht, ist er leicht beweglich, so daß die Tischplatte w ä h r e n d des Arbeitens leicht gedreht w e r d e n kann. Ebenso läßt sich der ganze untere W a g e n im rechten Winkel zur Wegrichtung der W e r k z e u g w a l z e auf zwei Laufschienen hin- und herfahren. Die Schlickertrommel dieser Maschine erhält ihren Antrieb durch einen endlosen Riemen, der über Rollen geleitet wird. Sie ist nachgiebig federnd im Karren gelagert, und
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ihre Druckeinstellung läßt sich vom Arbeiterstand aus durch ein H a n d r a d regulieren. Die selbsttätige Vor- und R ü c k w ä r t s b e w e g u n g des K a r r e n s mit der W e r k z e u g w a l z e erfolgt mittels einer Treibkette, w ä h r e n d seine Umsteuerung automatisch durch die Maschine oder von Hand des Arbeiters bewirkt wird.
Figur 37. Ausstoßmaschine der Maschinenfabrik H. R. Gläser, Wien
Zum Ausstoßen und gleichzeitig auch zum Auswaschen dient auch die vorstehend abgebildete Maschine der Maschinenfabrik Gläser. Diese neue Konstruktion dient als Ausstoßmaschine für Vachelederhälften, Sohllederbäuche, Köpfe etc. und auch als Rollmaschine für Riemenkroupons, Blankleder etc. Die Einstellung und Druckregulierung erfolgt an der verstellbaren Arbeitsbahn. Ein Fußtritthebel gestattet im Bedarfsfalle ein sofortiges Senken des Tisches. Besonders h e r v o r z u h e b e n ist bei dieser neuen Maschine die Anordnung
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eines selbsttätig wirkenden Festhalters für das Leder, welcher den die Maschine bedienenden Arbeiter wesentlich unterstützt. Ungefähre Leistung pro Tag ä 10 Stunden 200—250 Hälften, Kraftbedarf ca. 1—IV2 P S , Bedienung 1 Mann. Die ziemlich angetrockneten Leder werden dann nochmals von der Aasseite appretiert, nachgestoßen, bis solche vollständig flach liegen bleiben, der Narben sauber abgerieben, mit dem feuchten öllappen überstrichen und zum Trocknen aufgehängt. Das Ausreiben der Aasseite hat den Zweck, daß dieselbe glatt und gleichmäßig in Farbe wird sowie beim Stoßen besser auf der Tafel haftet. Mitunter kommt es vor, daß einzelne Leder, namentlich bei Häuten von jungen Tieren, sich nicht beim Verstoßen flach auf den Tisch ausbreiten lassen. In solchen Fällen ist es ratsam, nicht gleich zum Messer zu greifen und einzuschneiden, sondern sie mit der Narbenseite nach außen fest aufzurollen und einige Zeit aufgerollt liegen zu lassen; sind die Leder nicht zu üppig, dann geben sie beim nächsten Bearbeiten meistens nach. Sobald dann die gestoßenen Leder beinahe trocken sind, werden dieselben abgenommen und gepreßt, damit sie eine schöne glatte Lage erhalten, sie w e r d e n dann zum vollständigen Austrocknen wieder aufgehängt, von beiden Seiten vorsichtig angefeuchtet und schließlich von beiden Seiten gewalzt, zuerst von der Aasseite mit der großen Walze, dann auf dem Narben mit der Pendelwalze. Es hat sich hierzu neben den schon weiter vorn erwähnten Walzen auch die nachstehend abgebildete Walzmaschine der Firma R. H. G l ä s e r in W i e n gut bewährt, bei der der Tisch unter dem Zylinder so angeordnet ist, daß er federt. Dieses L e d e r w a l z w e r k eignet sich zum Walzen der größten s c h w e r s t e n Häute, für Sohl-, Vache-, Riemenleder etc., gleichviel welcher Qerbung und ist, mit den neuesten Verbesserungen versehen, v e r m ö g e seiner eigenen, zweckmäßigen, äußerst kräftigen Bauart ohne komplizierten Mechanismus. Durch diese Einrichtung wird bewirkt, daß das Aufsteigen und Ablaufen des Walzzylinders auf das Leder, bezw. von demselben nicht unter Druck stattfindet, ebenso daß beim Leergang der Tisch von dem Walzzylinder nicht berührt, sondern demselben nur eng genähert wird. Erst beim Aufsteigen auf das Leder kommt der Walzzylinder unter vollen Druck. W e i t e r e wesentliche Neuerungen an dem W a g e n der Maschine bestehen in der Verwendung von hohen Spiralfedern sowie in der Anordnung leicht beweglicher Wälzenlager. Hieraus resultiert ein
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überaus gleichmäßiger Druck, ebenso ein leichtes und schnelles Anpassen der Walze an die ungleiche Stärke des Leders, welche durch die Stellung der Haut bedingt wird. Die Steuerung der Maschine erfolgt durch Fußtritt, was den großen Vorzug bietet, daß der Arbeiter seine beiden Hände zur B e wegung des Leders immer frei hat. Nach dem Walzen, wo die Leder neben dem Qlanz auch eine gleichmäßig helle Farbe zeigen sollen, was vom Treffen des richtigen Feuchtigkeitsgrades abhängt, werden dieselben zum vollständigen Austrocknen aufgehängt und dann auf einige Tage in die P r e s s e gelegt, womit die Zurichtung beendigt ist. Die Häute werden dann sortiert und auf das Lager gebracht. Ein Hauptgesichtspunkt bei der Sortierung ist die S t ä r k e der Häute. f£
Fig. 39.
Lederdickenmesser der Maschinenfabrik Turner A.-G.,
Frankfurt a. M.
Es ist von Wichtigkeit, die genaue Stärke resp. Dicke des Leders möglichst schnell ermitteln zu können. Mit dem bloßen Auge ist dies aber nicht möglich, auch der Griff läßt uns oft im Stiche. Ein wichtiges Hilfsmittel zur genauesten Ermittelung der Lederdicke ist deshalb der vorstehend abgebildete Leder-Dickenmesser, welcher von der M a s c h i n e n f a b r i k T u r n e r A. - Q. hergestellt wird. Das Messen geschieht in der Weise, daß man den Apparat einfach auf das Leder aufschiebt, d. h. das Leder zwischen die beiden T a s t e r des Apparates legt. Der eine T a s t e r ist fest, der andere dagegen beweglich und durch den Druck auf den Hebel verstellbar. Infolge Federdruckes schließt sich der Taster von selbst und bewirkt dadurch ein gleichmäßiges Aufsitzen auf dem Leder. J e d e Bewegung des verstellbaren Tasters wird durch den Zeiger auf dem Zifferblatt der Uhr angegeben. Das Zifferblatt ist in 0,1 -= 7 1 0 mm geteilt und umfaßt 1 cm, so daß man bis zu 1 cm starkes Leder nach V 1 0 mm messen kann. Um zu prüfen, ob das Leder überall gleichmäßig stark ist, zieht man den Dickenmesser einfach über das Leder hinweg und kann man
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an der Bewegung des Zeigers sehen, ob und wieviel das Leder teilweise stärker oder schwächer ist. Die Messer werden in einer Bügeltiefe bis zu 100 cm hergestellt, so daß man in der Lage ist, bei den größten Häuten noch die Mitte zu messen. A a s s c h m i e r e für Vacheleder. Man macht sich hierzu einen Brei aus Mehl, Talkum und Wasser, oder man kocht isländisches Moos, bis eine gallertartige Masse entsteht und setzt derselben etwas Gummitraganth, Mehl und Talkum zu. Je mehr Mehl und Talkum genommen werden, desto heller wird die Fleischseite; um aber keine zu unnatürlich helle Aasseite zu erhalten, setzt man der Gesamtmischung irgend eine gelbliche Farblösung zu. Der Brei darf nicht zu dick aufgetragen werden, und zwar geschieht das Auftragen im halbtrockenen Zustande des Leders vor dem ersten Stoßen.
Nebensorten. Nachdem wir die hauptsächlichsten Unterledersorten in ihrer verschiedenen Herstellungsweise kennen gelernt haben, sind nur noch einige Ledergattur.gen zu erwähnen, die wohl ebenfalls zur Hauptgruppe der Unterleder gehören, die in ihrer Gerbung und Zurichtung aber dem Vacheleder außerordentlich ähnlich sind. Hierher gehört zunächst:
Das China-Vache. Dasselbe wird nach den dazu verwendeten Chinahäuten so benannt, während es im übrigen ein leichtes Wildvache darstellt, seitens der mechanischen Schuhfabrikation aber sehr gern gekauft wird. Es ist hier ein geschätztes Leder zur Besohlung von Damenschuhen aller Art und wird vor allem gern zu gewendeter Naht verarbeitet. Die Chinahaut kommt sowohl gesalzen als auch, und zwar zum größten Teil, getrocknet in den Handel, sie zeichnet sich durch gute Stellung, vor allem aber durch einen schönen, gleichmäßig zarten Narben aus und ist somit auch ein geschätztes Rohmaterial für die Oberlederfabrikation. Die leichteren Gewichte arbeitet man dann auch zu Ober-, die schwereren zu Unterleder. Die Häute werden zunächst vollkommen e r w e i c h t . Man bringt sie in frisches Wasser, läßt sie 1—2 Tage — je nach der Jahreszeit — im Gefäß unter Zufluß neuen Wassers aufweichen und schlägt sie nach 1—2 Tagen wieder auf. Ein Einlegen in fließendes Wasser
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ist auch bei trockenen Häuten nicht zu empfehlen; weit zweckmäßiger ist die Zuhilfenahme mechanischer Hilfsmittel zum Weichmachen, falls sich das bloße W a s s e r als nicht ausreichend erweist. Man bringt die schon v o r g e w e i c h t e n Häute einfach ins Walkfaß, läßt sie unter Zufluß von höchstens lauwarmem, im Sommer von n a t u r w a r m e m W a s s e r ca. 20 Minuten laufen, wonach sie genügend erweicht sind, in frischem W a s s e r nur noch gespült werden und nun sofort zur Haarlockerung gebracht werden können. Diese geschieht im Scliwefelnatriumäscher. Die Häute verbleiben darin nur solange, bis sie das Haar gut lassen, sie werden unter Zufluß von l a u w a r m e m W a s s e r im Walkfasse enthaart und bekommen nun noch auf ca. 2—3 Tage — je nach der Jahreszeit — einen frischen Weißkalkäscher. In vielen Gerbereien weicht man die Häute zunächst in reinem W a s s e r ca. 12 Stunden vor, dann schärft man die Weiche an, indem man ihr Schwefelnatrium zusetzt. Auf 100 Pfd. trockene Haut nimmt man e t w a 5 Pfd. Schwefelnatrium, löst es in w a r m e m W a s s e r auf und mischt die Lösung unter das Weichwasser. In der so angeschärften Weiche verbleiben die Häute — welche am besten vorher ca. 12 Stunden in einer schon einmal benutzten Brühe gelegen haben — zunächst 12 Stunden, werden dann aufgeschlagen, wieder eingelassen, nach 12 Stunden nochmals aufgeschlagen und nach Verlauf von abermals 12 Stunden herausgenommen. Sie sind jetzt genügend erweicht, um dem Äscher übergeben zu werden. Die benutzte angeschärfte Weichbrühe läßt man nicht fortlaufen, sondern weicht darin die nächste P a r t i e vor. Die Ä s c h e r u n g geschieht nun statt in Schwefelnatrium in reinem Weißkalk; die Häute werden zunächst in einen schon einmal gebrauchten Äscher gebracht, am 2.—3. Tage schon in frischen Weißkalk überführt und daraus nach täglichem Aufschlagen nach ca. 3 bis 4 Tagen enthaart. Das Enthaaren kann sowohl auf dem Baume als auch im F a s s e geschehen. Einhängäscher sind den gewöhnlichen Äschern natürlich vorzuziehen. Das erstere Verfahren liefert mildere, das zweite festere Fabrikate. Die Häute w e r d e n nun entfleischt, und z w a r wird die Fleischseite nur ganz leicht abgedeckt, es soll eben nur anhängendes wirkliches Fleisch fortgenommen werden, w ä h r e n d von der bloßgelegten Ader ab alles der Haut erhalten bleiben soll. Im Sommer ist ein Streichen nicht notwendig, wohl aber empfiehlt es sich, die Häute im W i n t e r leicht zu streichen; überflüssig ist das Streichen ferner in Gerbereien, die stark mit Fichte arbeiten und wenn die Blößen in Farben eingezogen werden, die Fichtenbrühe enthalten, eventuell
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durch ein leichtes Salzsäurebad gezogen und sofort in die Farben gebracht w e r d e n . Die G e r b u n g gleicht der bei Vacheleder beschriebenen. Sie kann e n t w e d e r nur in Farben, die man in den letzten Stadien mit käuflichen oder selbsthergestellten Extrakten verstärkt, durchgeführt werden, oder man gibt den Häuten nach dem Farbengange noch einen Versenk, bei kurzem Farbengange, aber schwereren Häuten eventuell sogar noch einen leichten Satz. Die Einrichtung des Ganges der Qerbung sowohl, als auch die Art der zu benutzenden Gerbmaterialien hängen von den örtlichen Verhältnissen, der zu erzielenden Qualität und den Marktverhältnissen ab. E m p f e h l e n s w e r t e Gerbmaterialien für ein billiges China-Vache sind: Fichte, Quebracho, Myrobalanen. In den Farben gibt man Fichtenlohe, versetzt mit einem Gemisch von Fichte und Myrobalanen, dem man schließlich auch e t w a s Eichenlohe zusetzen kann, und tränkt mit durch Quebrachoextrakt v e r stärkter Brühe ab. Auch ein Gemisch von ca. % Fichte und K) Quebrachoholz als Streumaterial und eine Verstärkung der Abtränkbrühe durch Q u e b r a c h o - E x t r a k t geben gute Resultate. Eine w e i t e r e b e w ä h r t e Kombination ist: Fichte, Eiche, M y r o b a lanen und Q u e b r a c h o - E x t r a k t als Verstärkungsmittel der Abtränkbrühen. Um möglichst hohe Festigkeit zu erzielen, empfiehlt es sich, besonders bei s c h w e r e n Häuten, den Satz mit Eiche-Valonea zu geben, w ä h r e n d die Häute im Versenk ein Gemisch von Eiche, Fichte und Myrobalanen bei Verstärkung der Brühe durch Quebracho-Extrakt und in den Farben ebenfalls Eiche und Fichte erhalten. Auch Mimosa ist mit gutem Erfolg zu v e r w e n d e n , sie muß aber so in die Kombinationen eingesetzt sein, daß ihre färbenden Eigenschaften nicht stark zum Ausdruck gelangen können. Denn auf möglichst gleichmäßig helle F a r b e ist stets hinzuarbeiten, diese ist ein Haupterfordernis eines guten Fabrikates. Die Z u r i c h t u n g weicht von der des eigentlichen Vache ebenfalls nicht ab. Nur bei überwiegender Verwendung von starken Extraktbrühen oder stark färbenden Gerbmaterialien ist ein Aufhellen notwendig. Auf die Ausführung der verschiedenen Bleichmethoden kommen wir noch bei der F a ß g e r b u n g zurück. Aus der Gerbung w e r d e n die Häute mit frischem W a s s e r , dem man zur Verbesserung der F a r b e e t w a s Schwefelsäure oder Salzsäure zugesetzt hat, aber nur soviel, daß das W a s s e r nur eben ganz leicht säuerlich schmeckt, ausgewaschen, mit klarem W a s s e r nachgebiirstet und auf der Narbe
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mit Leinöl gut abgeölt. Man hängt die H ä u t e d a n n in Hälften auf, t r o c k n e t sie leicht an, nimmt sie auf die Tafel, und s t ö ß t sie e r s t v o n d e r Fleischseite. Dann b ü r s t e t man diese mit e i n e r A a s s c h m i e r e tüchtig auf, w e n d e t die Haut, stößt von der N a r b e n s e i t e und h ä n g t sie w i e d e r z u m T r o c k n e n auf, n a c h d e m man die N a r b e s a u b e r g e p u t z t und n o c h m a l s leicht a b g e b t hat.
Fig. 40.
Lederabwelkpresse,, Matador".
A n s t a t t die H ä u t e in n a s s e m Z u s t a n d e a u f z u h ä n g e n und a b z u liiften, bedient man sich h e u t e vielfach der L e d e r a b w e l k p r e s s e , w i e w i r eine solche v o r s t e h e n d im Bilde v o r f ü h r e n . Diese P r e s s e hat den Z w e c k , das W a s s e r aus d e m n a s s e n L e d e r h e r a u s z u p r e s s e n , so daß zur w e i t e r e n V e r a r b e i t u n g eine n o c h m a l i g e Abliiftung überflüssig w i r d . Die L e d e r b e k o m m e n d u r c h diese A u s p r e s s u n g eine gleichm ä ß i g e T r o c k e n h e i t , und d a d u r c h w i r d d a s u n b e q u e m e Ablüften e r spart. Bei der h y d r a u l i s c h e n A b w e l k p r e s s e mit O b e r d r u c k ist d e r P r e ß z y l i n d e r z w i s c h e n den o b e r e n Q u e r b a l k e n d e s M a s c h i n e n g e stelles eingebaut, das g a n z aus S c h m i e d e e i s e n und S t a h l h e r g e s t e l l t
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ist. Der bewegliche Preßkolben ist als Plunger ausgebildet, welcher die hölzerne Druckplatte trägt. Die P r e s s u n g erfolgt mittels der für Riemenbetrieb eingerichteten Druckpumpe, wobei ein M a n o m e t e r den auf den Pumpenkolben wirkenden Flüssigkeitsdruck anzeigt. Dieser Qesamtdruck wird im Verhältnis der Querschnitte beider Kolben v e r größert auf den Plunger im Preßzylinder der A b w e l k p r e s s e übertragen. Diese Maschinen w e r d e n mit festen und a u s f a h r b a r e n Preßplatten geliefert. Letztere sind jedoch nicht zwangsläufig auf einem Schienengeleise geführt, sondern derart ausgebildet, daß dem W a g e n beim Herumfahren in dem Arbeitslokale jede beliebige Richtung erteilt w e r d e n kann. Die Preßplatten der W a g e n sind mit z w e c k e n t s p r e chenden Ablaufrinnen versehen. Bei V e r w e n d u n g von zwei fahrbaren Preßplatten kann man die eine derselben mit Ledern beladen, b e z w . diesen Stapel abnehmen, während mittels der zweiten Platte unter der Maschine gepreßt wird. Die gepreßten Häute werden dann sofort auf die Tafel genommen, zum ersten Male gestoßen, nachdem auf die Fleischseite die Appretur und auf der Narbenseite ein leichter Leinölanstrich gegeben sind, und dann aufgehängt. Im halbtrockenen Zustande nimmt man die Hälften wieder ab, stößt sie auf der Narbe mit der Stoßmaschine, nachdem man die Fleischseite v o r h e r erforderlichenfalls nochmals aufgebürstet und mit einem zweiten leichten Auftrag von Appretur v e r s e h e n hatte. Dann trocknet man die Hälften ziemlich ganz auf, legt sie einige Zeit unter die P r e s s e , spritzt sie dann vorsichtig mit einer langfaserigen Bürste oder einem Strohwedel leicht mit klarem W a s s e r an, läßt sie über Nacht zum Durchziehen auf Haufen fest zusammengeschichtet liegen und walzt sie am Morgen auf einer guten Walze, wie wir solche weiter vorn kennen gelernt haben. Es empfiehlt sich, die Häute erst auf der Fleischseite und dann nochmals von der Narbenseite zu walzen. Durch das leichte Anfeuchten kommt der Glanz besonders schön hervor, natürlich muß dabei Maß gehalten w e r d e n , da zu feuchte Stellen sich beim Walzen dann als dunkle, streifige Stellen abheben.
Kipsvache ist ein weiterer Nebenartikel der Unterlederfabrikation. Dieser Artikel ist in der Herstellung dem China-Vache vollständig gleich und unterscheidet sich eigentlich von diesem nur durch sein geringeres Gewicht. Man v e r w e n d e t dazu in der Hauptsache ostindische Kipse
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und zwar die schweren, die aber dennoch meist noch etwas leichter sind als die Chinahäute. Der Qerbung geschieht bei den besseren Sorten in Farben, einem Versenk und einem leichten Satz, weniger feine Marken werden in reiner Brühengerbung oder in solcher mit einem Versenk ausgegerbt, während man in neuerer Zeit sich wohl meist der Faßlgerbung bedient, die sich gerade für diesen Artikel gut bewährt.
Kipsbrandsohlleder. Wie Brandsohlleder gewissermaßen das Surrogat der Sohllederfabrikate darstellt, so ist Kipsbrandsohlleder das Surrogat für alle leichteren Wildvachesorten. Man bezeichnet nicht nur aus wirklichen Kipsen hergestelltes Brandsohlleder als Kipsbrandsohlleder, sondern auch aus überseeischen Häuten, ostindischen Kipsen, China-, und Javahäuten, sogar aus afrikanischen und australischen Häuten hergestelltes, das sich infolge geringerer Qualität hierfür besonders eignet. Die Erweichung und Äscherung geschieht genau nach den Prinzipien der Vachelederherstellung. Um möglichst hohes Gewicht zu erzielen, wird Kipsbrandsohlleder nur leicht geschabt. Nach dem Schaben werden die Häute eingezogen, in den Farben angefärbt und entweder auch brühegar gemacht oder im Faß gegerbt. Ein Versetzen findet seltener statt. Man läßt die Häute oft nur leicht durchbeißen, so daß der Schnitt durchgefärbt ist. Bei der Zurichtung gibt man den Häuten dann eine kräftige Appretur, die sowohl etwa noch anhaftendes Fleisch etwas deckt, als auch den Häuten einen besseren Stand gibt, der aber noch durch das Walzen zum Schluß der Zurichtung erhöht wird.
Die Faßgerbung. Wir kommen zum Schluß noch zur Besprechung eines Qerbsystems, welches — als seine Vorzüge von seinen geistvollen Erfindern in die Welt hinausposaunt wurden — auf den ersten Blick berufen schien, eine förmliche Umwälzung in der Ledererzeugung herbeizuführen. Sollte es doch nach diesem neuen Schnellgerbverfahren möglich sein, ein gleich gutes Leder wie nach dem alten Verfahren in ebenso viel Stunden herzustellen, wie man früher Monate gebraucht hatte. Das neue System besteht darin, daß man die Häute mit starken Brühen in ein bewegbares Gefäß, die Gerbtrommel oder das Gerbfaß, brachte und beides solange einer rotierenden Bewegung
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und zwar die schweren, die aber dennoch meist noch etwas leichter sind als die Chinahäute. Der Qerbung geschieht bei den besseren Sorten in Farben, einem Versenk und einem leichten Satz, weniger feine Marken werden in reiner Brühengerbung oder in solcher mit einem Versenk ausgegerbt, während man in neuerer Zeit sich wohl meist der Faßlgerbung bedient, die sich gerade für diesen Artikel gut bewährt.
Kipsbrandsohlleder. Wie Brandsohlleder gewissermaßen das Surrogat der Sohllederfabrikate darstellt, so ist Kipsbrandsohlleder das Surrogat für alle leichteren Wildvachesorten. Man bezeichnet nicht nur aus wirklichen Kipsen hergestelltes Brandsohlleder als Kipsbrandsohlleder, sondern auch aus überseeischen Häuten, ostindischen Kipsen, China-, und Javahäuten, sogar aus afrikanischen und australischen Häuten hergestelltes, das sich infolge geringerer Qualität hierfür besonders eignet. Die Erweichung und Äscherung geschieht genau nach den Prinzipien der Vachelederherstellung. Um möglichst hohes Gewicht zu erzielen, wird Kipsbrandsohlleder nur leicht geschabt. Nach dem Schaben werden die Häute eingezogen, in den Farben angefärbt und entweder auch brühegar gemacht oder im Faß gegerbt. Ein Versetzen findet seltener statt. Man läßt die Häute oft nur leicht durchbeißen, so daß der Schnitt durchgefärbt ist. Bei der Zurichtung gibt man den Häuten dann eine kräftige Appretur, die sowohl etwa noch anhaftendes Fleisch etwas deckt, als auch den Häuten einen besseren Stand gibt, der aber noch durch das Walzen zum Schluß der Zurichtung erhöht wird.
Die Faßgerbung. Wir kommen zum Schluß noch zur Besprechung eines Qerbsystems, welches — als seine Vorzüge von seinen geistvollen Erfindern in die Welt hinausposaunt wurden — auf den ersten Blick berufen schien, eine förmliche Umwälzung in der Ledererzeugung herbeizuführen. Sollte es doch nach diesem neuen Schnellgerbverfahren möglich sein, ein gleich gutes Leder wie nach dem alten Verfahren in ebenso viel Stunden herzustellen, wie man früher Monate gebraucht hatte. Das neue System besteht darin, daß man die Häute mit starken Brühen in ein bewegbares Gefäß, die Gerbtrommel oder das Gerbfaß, brachte und beides solange einer rotierenden Bewegung
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aussetzte, bis eine volle, satte Durchgerbung erreicht w a r . Es w u r den von verschiedenen Seiten aui bestimmte Ausführungsarten d e r F a ß g e r b u n g P a t e n t e genommen, w ä h r e n d die Grundidee der Schnellgerbung in beweglichen Fässern oder Behältern k e i n e s w e g s neu w a r . L i e t z m a n n e r w ä h n t nämlich bereits in seinem 1870 (Qeorgi, Bonn) erschienenen W e r k : „ D i e H e r s t e l l u n g d e r L e d e r i n i h r e n c h e m i s c h e n und p h y s i k a l i s c h e n V o r g ä n g e n " die Faßgerbung. Er macht darin Angaben über Qerbung in geschlossenen Gefäßen mit stark konzentrierten Lösungen, die mit den später gestellten P a t e n t a n s p r ü c h e n fast vollständig übereinstimmten. Nachdem auf Seite 141 und 142 des genannten Buches die Schnellgerbmethode im geschlossenen Gefäß mit fortgesetzter Bewegung' unter Zusatz von Baumöl, Terpentin, Petroleum oder anderen Kohlenwasserstoffen beschrieben ist, sagt er auf Seite 143 wörtlich: „Nimmt man die stark konzentrierte Lösung tannin- und protelnhaltiger Vegetabilien, füllt damit ein verschließbares Gefäß, setzt Baumöl, Terpentin oder Petroleum hinzu, sowie die zu gerbende Haut und bringt das alles zusammen in heftige Bewegung, so beginnt sofort der Gerbeprozeß. Es schrumpft bei noch so starker Tannin-Lösung das zu gerbende Fell nicht zusammen, sein innerer Kern wird durch eine von außen nach innen sich bildende, gegerbte Schicht nicht schroff begrenzt. Der Ruhe überlassen, setzt sich über der Gerbbrühe eine gallertartige Schicht ab, welche zum größten Teil aus Fett, aus Pflanzeneivveiß und Farbstoffen besteht und hierdurch bekundet, daß auch in dieser Hinsicht, durch das Auswaschen dieser Stoffe aus der Gerbbrühe, die letztere liquider g e w o r d e n ist. Ferneres, heftiges Schütteln bringt alles von neuem in B e w e g u n g und hilft den begonnenen Gerbeprozeß beschleunigen. Wird anstatt der ätherischen Öle Baumöl genommen, so v e r m e h r e n kleine Dosen Essigsäure diese Erscheinung, und nach wenigen Tagen ist die so bearbeitete Haut durchgegerbt. Gibt man dieser Mischung eine Dosis in Schwefelkohlenstoff gelöster P h e n y l o x y h y d r a t e , so vollzieht sich der Gerbeprozeß in wenigen Stunden. Die P r a x i s hat sich dies G e r b v e r f a h r e n in neuerer Zeit auch zu eigen gemacht. Dasselbe ist zu empfehlen — wenn eben mit den zu v e r w e n d e n d e n Stoffen, wie in der Zeitdauer des G e r b p r o z e s s e s das richtige Maß gehalten wird — für Fabrikate, bei deren Herstellung überhaupt eine Einwirkung auf die leimgebende Substanz nicht verlangt wird. Die Erfahrung, welche die Praxis gemacht hat, daß auf diese Weise hergestellte Fabrikate nicht nur eine überaus satte Gare zeigen, sondern auch eine verhältnismäßig höhere Gewichtszunahme, sind begründet in dem unge-
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273
—
hinderten Austausch der Flüssigkeiten bis zum Schluß des Gerbeverfahrens, wodurch ein Einlagern der die Gewichtszunahme bewirkenden Stoffe ermöglicht wird." Das Gerben in rotierenden Gefäßen ist also eine keineswegs neue Methode; Ende der 60 er Jahre kamen schon mehrfach ixl einer rheinischen Gerberei nach Faßgerbung hergestellte P o s t e n Sohlleder auf den Markt, doch konnten sich dieselben gegenüber den nach der alten soliden langsamen Grubengerbung hergestellten Fabrikaten auf die Dauer nicht behaupten. Man hat nun in neuerer Zeit, um die Gestehungskosten zu verbilligen, auch die Faßgerbung so v e r ä n d e r t und vervollkommnet, daß die Qualität der jetzt danach hergestellten Leder doch eine wesentlich bessere als damals ist. Freilich sind ganz beträchtliche Summen von den Mißerfolgen verschlungen worden, und z w a r von Mißerfolgen, die teils auf rein technischem, teils aber auch auf wirtschaftlichem Gebiete liegen. Das Experimentieren ist in der Gerberei ein kostspieliges Vergnügen; die ersten Versuche lieferten meist nach irgend einer Richtung hin verdorbene W a r e , deren Realisierung für die betr. Fabrikanten mit empfindlichen Verlusten verknüpft w a r . Auf der anderen Seite ließ man sich, als man technisch Erfolg hatte, infolge der enormen Verkürzung der Gerbdauer verleiten, die Produktion in einem Umfange zu steigern, der weder im Verhältnisse zu den finanziellen Mitteln der betr. Betriebe, noch zu der Aufnahmefähigkeit des Marktes stand. Die dadurch hervorgerufene Überproduktion führte zu einer erheblichen Entwertung des Artikels L e d e r und damit zum Ruine zahlreicher großer Betriebe. Die anfangs so viel gerühmte Faßgerbung, die infolge der dabei eintretenden Vorteile an Zeitersparnis etc. der Retter in der Not w e r d e n sollte, hatte der gesamten Gerberei daher mehr geschadet als genützt. Wie bei neuen Erscheinungen vielfach beobachtet, schießt man bei der Nutzbarmachung solcher zunächst meist über das vernünftige Maß hinaus. Schien es nämlich anfangs sehr leicht, bei sachgemäßer Anwendung dieser Gerbmethode in gewissen Fällen ganz gute Resultate zu erzielen, d. h. die Gerbung auf wenige Tage abzukürzen, so ruhte man nicht eher, als bis man es in wenigen Stunden erreicht hatte. Dieses Forcieren w a r aber nur auf Kosten der Qualität möglich; man ist deshalb auch wieder davon abgekommen. Dagegen ist nicht zu bestreiten, daß man bei sachgemäßer Handhabung für gewisse Ledergattungen gute Resultate erzielt. Es w e r d e n heute große IVlengen Deutsch- und Wildvaches, Kipsvaches, Brandsohlleder, besonders aber Abfälle im F a s s e gegerbt. Bei solchen Ledersorten, die als Innensohle dienen, also äußerer AbBorgman, Unterlederfabrikatiou.
]g
274 nutzung nicht a u s g e s e t z t sind, oder solchen, die zu L e d e r w a r e n und allen ähnlichen Z w e c k e n V e r w e n d u n g finden, w o es auf große Z e r reißfestigkeit und Haltbarkeit nicht so sehr ankommt, w o man a b e r infolge des niedrigen P r e i s e s ein möglichst hohes G e w i c h t
erzielen
muß, bedient man sich mit Erfolg der Faßgerbung, w ä h r e n d es e r s t in allerletzter Zeit gelang, damit ein wirklich gutes Sohlleder, w e l c h e s sich
den
nach
alter,
langsamer
Grubengerbung
brikaten ebenbürtig zur S e i t e stellen kann,
hergestellten
Fa-
hervorzubringen.
Faßgerbung für Vacheleder. Die Vorbereitung der Häute ist genau dieselbe wie bei den zu einer anderen G e r b a r t bestimmten Blößen. macht
und
für
die
Gerbung
bereit,
so
Sind dieselben rein gekann
man
dieselben
e n t w e d e r sofort ins Gerbfaß bringen, nachdem sie in einem g e w ö h n lichen F a r b e n g a n g e angegerbt worden sind und im F a s s e ganz ausg e r b e n ; o d e r a b e r man gerbt sie erst im F a s s e und gibt ihnen eine kräftige Nachgerbung.
Eine weitere Modifikation ist die, daß man die
Häute in einem gewöhnlichen
Farbengange
angerbt, ihnen j e
nach
S t ä r k e einen o d e r g a r zwei V e r s e n k e gibt und dann in F ä s s e r füllt. a) Die reine Faßgerbung.
Erforderlich ist zur F a ß g e r b u n g
nächst ein gut funktionierendes Gerbfaß.
zu-
Ein solches bringen wir in
n a c h s t e h e n d e r Abbildung.
Fig. 41.
Gerbfaß „Columbus" der Bayerischen Maschinenfabrik, (F. J. Schlageter), Regensburg.
B e i d i e s e r d e r B a y e r i s c h e n Maschinenfabrik
Regensburg F.
J.
S c h l a g e t e r , R e g e n s b u r g , patentierten Konstruktion ist das F a ß s o w e i t (d. h. ca. Zweidrittel seines D u r c h m e s s e r s ) in einem mit W a s s e r g e füllten B a s s i n v e r s e n k t , daß sein Eigengewicht, s o w i e das der Füllung vom W a s s e r getragen
wird.
Gewicht
-
275
Auf diese Weise werden die Faßböden und die Drehzapfen fast vollständig entlastet, so daß zum Antrieb eine sehr geringe Kraft genügt. Die Entlastung beschränkt sich aber nicht auf die Faßböden allein. Vielmehr w e r d e n auch die bei freigelagerten F ä s s e r n infolge des Gewichtes der F ä s s e r selbst und der Füllung unvermeidlich auf-
Fig. 42.
Freistehendes Q e r b f a ß mit automatischer Umsteuerung.
tretenden wechselnden Biegungsbeanspruchungen der Dauben mieden, wodurch die Lebensdauer bedeutend erhöht wird.
ver-
W e i t e r wird durch die beiderseitige Benetzung des F a s s e s das Schwinden und Stocken des Faßholzes verhindert, w o d u r c h eine dauernde Dichtheit und lange Lebensdauer des Fasses gesichert ist. Die V o r d e r w a n d der Grubenrnauer ist aus dünnem Eisenbeton und der Deckelverschluß sehr nieder gehalten, so daß die Faßöffnung ganz dicht an die Bassinwand und den Arbeiterstand heranreicht. Aut diese W e i s e ist die Entleerung des „Columbus"-Fasses genau so einfach wie die gewöhnlicher F ä s s e r in versenkter Anordnung. Eine Ablaufgosse überbrückt den nur einige Zentimeter breiten Spalt 18*
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276
—
zwischen Faß und G r u b e n w a n d , so daß keine Brühenverluste stehen.
ent-
Ein sicher wirkendes Ventil dient zur Entlüftung und Beseitigung des Gasdruckes im Faßinnern. Da die Betongrube selbst nicht tiefer zu sein braucht als bei den gewöhnlichen F ä s s e r n mit Tiefgang, so bestehen für dieses „Columb u s " - F a ß hinsichtlich der Grundwasserverhältnisse keine größeren Schwierigkeiten als bei den gewöhnlichen Fässern. Die obenstehende Abbildung zeigt eine andere Gerbfaßkonstruktion. Der Antrieb des F a s s e s erfolgt vermittelst Stirnrad-Übersetzung und Riemen, e n t w e d e r für kontinuierliche oder für wechselnde Drehrichtung. Die Häute w e r d e n in einem r e g u l ä r e n F a r b e n g a n g e von fünf bis sechs Farben gut gefärbt. Als Gerbmaterial v e r w e n d e t man dazu in den ersten drei F a r b e n E i c h e u n d F i c h t e g e m i s c h t und in den drei letzten Fichtenlohe und Quebrachobrühe, die man sich durch Extrahieren von Holz selbst herstellt. Oft nimmt man auch mit ebenfalls gutem Erfolge e t w a s Myrobalane unter die Fichtenlohe. Die Häute verbleiben in der ersten schwächsten F a r b e ca. zwei Tage, in jeder weiteren drei und in der letzten stärkeren ev. auch vier. Im allgemeinen ist die Führung des Farbenganges genau wie auf Seite 252 angegeben. Die Häute müssen aus der letzten F a r b e n i c h t n u r g u t a n g e g e r b t , sondern auch hinreichend gehoben herauskommen, damit das fertige Leder dann genügende Festigkeit besitzt. Auch bei der Faßgerbung ist die Führung der F a r b e n zum großen Teil bestimmend für die mehr oder weniger große Festigkeit b e z w . Milde des fertigen Fabrikates. M a n hat es nämlich auch hier in der Hand, durch die V e r w e n d u n g von stark schwellenden Gerbmaterialien, wie Fichte, Eiche, Myrobalanen oder gar künstlichen S ä u r e n (Milch-, Essig- oder Schwefelsäure) in den Farben auf große Festigkeit, bezw. durch mehr Quebracho- oder Faßbrühe von einer v o r h e r g e g a n genen P a r t i e auf w e n i g e r hohe Festigkeit, sondern eher auf Milde und Gefügigkeit hinzuarbeiten. Haben die Häute einen F a r b e n g a n g passiert, so hängt man sie auf den Bock zum Ablaufen, reibt sie auf der Narbenseite gut mit Leinöl ein und gibt sie ins Faß. Anstatt die Häute einzuölen, wodurch ihre F a r b e heller bleiben, auch ein Zusammenkleben bei der Bew e g u n g im F a s s e vermieden w e r d e n soll, kann m a n das ö l auch direkt ins Gerbfaß bringen. Der Effekt ist in beiden Fällen fast derselbe. Zunächst stellt m a n das Gerbfaß mit neuer b e z w . v e r s t ä r k t e r
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277
—
B r ü h e nicht an, s o n d e r n läßt die H ä u t e e r s t ca. d r e i bis v i e r S t u n d e n m i t d e r B r ü h e laufen, in d e r die H ä u t e d e r l e t z t e n P a r t i e a u s g e g e r b t w o r d e n sind. D i e s e B r ü h e w i r d bei r e g e l r e c h t e m B e t r i e b e e i n e S t ä r k e v o n 48—50° B a r k .
6V2—7° B e h a b e n .
Haben
die
Häute
drei
TW
Be,
S t u n d e n r o t i e r t , so v e r s t ä r k t m a n die B r ü h e auf 52° B a r k . =
l ä ß t w i e d e r d r e i S t u n d e n l a u f e n , m i ß t die B r ü h e , b e s s e r t auf 56° B a r k . =
8° B e zu u n d läßt d a s F a ß ca. s e c h s S t u n d e n
laufen.
Dann
mißt m a n
die B r ü h e a b e r m a l s ,
w i e d e r u m auf 56° B a r k . = wegung.
ununterbrochen
stellt d e r e n
Stärke
8° B e und s e t z t d a s F a ß w i e d e r in B e -
An d e r Schnelligkeit und d e m U m f a n g e d e r A b n a h m e d e r
B r ü h e n s t ä r k e w ä h r e n d d e r G e r b u n g e r k e n n t m a n , d a ß die H ä u t e i h r e r Durchgerbung
entgegen
gehen.
Man
schneidet
die
Häute
auch
w i e d e r h o l t an, u m die F a r b e und Bildung d e s S c h n i t t e s und d a m i t die Durchgerbung festzustellen. In d e r R e g e l d ü r f t e V a c h e l e d e r m i t t l e r e n G e w i c h t e s n a c h o b i g e r B e h a n d l u n g durchgegerbt sein; s c h w e r e Häute e r f o r d e r n meist noch eine längere Gerbungsdauer.
Auch gibt m a n s o l c h e n n o c h k o n z e n -
t r i e r t e r e B r ü h e n ; ein Z u s a m m e n z i e h e n o d e r eine s o n s t i g e M i ß b i l d u n g d e r N a r b e ist a u s g e s c h l o s s e n .
Auch die F a r b e d e r H ä u t e ist b e i g u t e r
A n g e r b u n g in F i c h t e n - o d e r E i c h e n f a r b e n jetzt g a n z gut.
Zur Ver-
s t ä r k u n g b e z w . A n s e t z u n g d e r B r ü h e n fiir's G e r b f a ß k a n n m a n die v e r s c h i e d e n s t e n E x t r a k t e v e r w e n d e n , je n a c h d e r Q u a l i t ä t d e s L e d e r s , das man herzustellen beabsichtigt.
Am m e i s t e n zu e m p f e h l e n sind
f ü r V a c h e a b e r K a s t a n i e n - und E i c h e n l i o l z e x t r a k t e , f e r n e r M i s c h u n g e n aus Kastanien-
und Q u e b r a c h o h o l z e x t r a k t .
Eine w e s e n t l i c h e
Ver-
b e s s e r u n g d e r F a r b e e r z i e l t m a n , w e n n m a n d e r F a ß b r ü h e s t e t s eine g e w i s s e M e n g e M y r o b a l a n e n e x t r a k t beigibt. Die d u r c h g e g e r b t e n
Häute
werden
dann
herausgenommen,
e i n e r s c h w a c h e n B r ü h e o d e r in k l a r e m W a s s e r
a b g e s p ü l t , auf
in der
N a r b e leicht m i t W a s s e r a u s g e b ü r s t e t , d a s d u r c h Z u s a t z v o n S c h w e f e l s ä u r e leicht a n g e s ä u e r t w o r d e n ist, mit k l a r e m W a s s e r n a c h g e s p ü l t , kräftig abgeölt
und a b g e w e l k t , und z w a r
entweder
P r e s s e o d e r d u r c h A u f h ä n g e n im T r o c k e n r a u m e .
m i t Hilfe
der
Die Z u r i c h t u n g ist
g e n a u w i e bei a n d e r e n G e r b a r t e n b e s c h r i e b e n . b) Die kombinierte Faßgerbung.
Eine A u s f ü h r u n g s a r t d i e s e r be-
s t e h t d a r i n , d a ß m a n d e n H ä u t e n a u ß e r d e m F a r b e n g a n g e n o c h einen o d e r z w e i V e r s e n k e gibt und sie d a n n im F a s s e s a t t g e r b t .
Man
v e r w e n d e t h i e r b e i a m b e s t e n einen F a r b e n g a n g v o n s e c h s o d e r a c h t F a r b e n , s o r g t in d e r e r s t e n H ä l f t e d e r s e l b e n d u r c h Z u b e s s e r u n g v o n Fichtenlohe
für genügende
Schwellung,
während
man
die
zweite
H ä l f t e mit V e r s e n k b r ü h e v e r s t ä r k t und b e r e i t s g e r i n g e M e n g e n s e l b s t
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278
—
hergestellter stärkerer Myrobalanen- oder Quebrachobrühen zubessert. Die erste Farbe gibt man auf zwei Tage, die folgenden auf drei bis vier. Dann werden die Häute zunächst auf vier Wochen versenkt. Als Streumaterial dient ein Gemisch von Fichte, Quebrachoholz, Myrobalanen oder Eiche, Fichte, Myrobalanen etc. etc. Abgetränkt wird mit der schon einmal gebrauchten Faßbrühe. Nach vier Wochen wird der Versenk gezogen und die Häute entweder im Fasse sofort ausgegerbt oder erst ein zweiter Versenk mit gleichen Streumaterialien und einer durch käufliche Extrakte verstärkten Abtränkbrühe gegeben und dann erst die Sattgerbung im Fasse vorgenommen. Man gibt in beiden Fällen im Fasse gleich eine 60° Bark. = 8° Be starke Brühe und kann in 2—3 Touren ä 6 Stunden eine üppige volle Qerbung konstatieren. Bei der zweiten Art der k o m b i n i e r t e n Faßgerbung werden die Häute in derselben Weise behandelt wie bei der reinen Faßgerbung, anstatt sie nach der Ausgerbung im Fasse gleich zuzurichten, kürzt man die letzte Faßtour etwas ab oder läßt sie ganz fallen und gibt den Häuten eine Nachgerbung in recht kräftigen Myrobalanen- oder Valoneabrühen. Dies hat nicht nur den Zweck, der Haut die nötige Fülle und das Gewicht zu geben, sondern sie auch aufzuhellen bezw. ihre Farbe zu verbessern. Häufig gibt man den Häuten einen vollständigen Satz von reinem Valonea- oder Myrobalanenpulver. Besonders für bessere Häute ist dieses Verfahren zu empfehlen, denn die fertige Ware ist als Faßgerbung kaum zu erkennen, da auch der (jriff meist ein außerordentlich fester ist. Bei der Zurichtung aller Art faßgegerbter Leder ist auf die Zuhilfenahme einer guten Walze Wert zu legen, es ist nämlich oft ein Fehler der faßgegerbten Leder, daß sie zu weich sind und nicht genug Stand haben. Man kann das Übel wesentlich mildern durch eine gute Walze und durch die Beobachtung des richtigen Feuchtigkeitsgrades beim Walzen selbst.
Faßgerbung für Kipsvache, Kipsbrandsohlleder etc. Für billigere Unterledergattungen, also alle Sorten Kipsvache, Kipsbrandsohlleder etc. hat man in der reinen oder besser noch der kombinierten Faßgerbung, sofern sie in mäßigem Grade, d. h. bei nicht übertriebener Forcierung angewendet wird, eine geeignete Schnellgerbemethode gefunden. Die Anwendung derselben erfolgt hier in derselben Weise wie bei dem eigentlichen Vacheleder. Alle Arten
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279 —
Wildhäute haben jedoch eine dickere Narbe als unsere einheimischen Häute, die — da diese Gattungen meist in trockenem Zustande in den Handel kommen — sehr leicht spröde und brüchig wird. Man muß deshalb bei diesen Ledersorten eine intensivere Angerbung vornehmen, ehe man die Ausgerbung im Fasse bewerkstelligt. Im übrigen kann man auch diese Sorten ebenso wie Vache lediglich im Fasse oder nach einem kombinierten Faßgerbverfahren ausgerben.
Faßgerbung für Abfälle. Wir betonten bereits, daß infolge der schwierigen Verhältnisse in der Gerberei der Fabrikant jeden Vorteil auszunutzen,bestrebt sein müsse. Auf der Suche nach Verbilligung ist man auch bald dazu gelangt, den einzelnen Teilen der Haut eine ihrem Werte angemessen«» verschiedene Gerbung zu geben: man krouponiert die Häute schon aus dem Äscher bezw. aus den Farben, gibt dem wertvollen Kroupon eine gediegene Gerbung mit edleren Gerbstoffen, während man die weniger wertvollen Abfälle auf billigerem Wege mit Hilfe preiswerterer Gerbmaterialien gerbt. Hierzu eignet sich die Faßgerbung nun sehr gut, und zwar ist die Handhabung nach genau denselben Gesichtspunkten durchzuführen, die wir oben angaben.
Das Bleichen bezw. Aufhellen des Leders. Bei der V e r w e n d u n g gewisser exotischer Qerbmaterialien, die meist als E x t r a k t e V e r w e n d u n g finden, zeigen die fertigen L e d e r oft einen unangenehmen dunklen F a r b e n t o n ; vor allem bei faßgegerbten L e d e r n w i r k t die dunkle F a r b e oft recht störend. Man hellt die Häute deshalb nach vollendeter (lerbung wieder auf. Die Schwierigkeit dabei ist nun meist, diese Behandlung so einzurichten, daß d e m L e d e r
Fig. 43.
Walk-, A u s w a s c h - u n d Färb Faß der Bayerischen Maschinenfabrik.
dabei nicht Bestandteile — und damit Gewicht — verloren geht. Man ist deshalb von dem einfachen Verfahren des W a l k e n s der Häute mit dem Bleichmittel mehr oder weniger abgekommen und entschließt sich dazu nur in besonders schwierigen Fällen, oder man benutzt dazu ein Walkfaß, bei dem die Häute nicht so stark geworfen w e r d e n . Ein geeignetes Faß ist das vorstehend abgebildete. Die Böden des F a s s e s sind mit breiten Verdopplungen versehen, welche eine kräftige Bodenversteifung bilden. Im Innern kann das Faß mit Zapfen oder Schaufeln ausgerüstet werden. Die Einwurfsöffnung kann e n t w e d e r im Mantel, also in den Dauben, oder aber in einem Seitenboden angebracht und sowohl mit
Das Bleichen bezw. Aufhellen des Leders. Bei der V e r w e n d u n g gewisser exotischer Qerbmaterialien, die meist als E x t r a k t e V e r w e n d u n g finden, zeigen die fertigen L e d e r oft einen unangenehmen dunklen F a r b e n t o n ; vor allem bei faßgegerbten L e d e r n w i r k t die dunkle F a r b e oft recht störend. Man hellt die Häute deshalb nach vollendeter (lerbung wieder auf. Die Schwierigkeit dabei ist nun meist, diese Behandlung so einzurichten, daß d e m L e d e r
Fig. 43.
Walk-, A u s w a s c h - u n d Färb Faß der Bayerischen Maschinenfabrik.
dabei nicht Bestandteile — und damit Gewicht — verloren geht. Man ist deshalb von dem einfachen Verfahren des W a l k e n s der Häute mit dem Bleichmittel mehr oder weniger abgekommen und entschließt sich dazu nur in besonders schwierigen Fällen, oder man benutzt dazu ein Walkfaß, bei dem die Häute nicht so stark geworfen w e r d e n . Ein geeignetes Faß ist das vorstehend abgebildete. Die Böden des F a s s e s sind mit breiten Verdopplungen versehen, welche eine kräftige Bodenversteifung bilden. Im Innern kann das Faß mit Zapfen oder Schaufeln ausgerüstet werden. Die Einwurfsöffnung kann e n t w e d e r im Mantel, also in den Dauben, oder aber in einem Seitenboden angebracht und sowohl mit
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281
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dichtschließendem, als auch mit einem Gitterdeckel v e r s e h e n werden. Für die Zuleitung von W a s s e r w ä h r e n d des Laufes des F a s s e s können die Böden auch in der Mitte durchbohrt werden. Die großen AchsRosetten, an welchen sich auf der gegen die Faßböden zugekehrten Seite des Randes Ansätze befinden, welche in die Bodenverdopplungen eingelassen w e r d e n und die so die Rosetten vor Verdrehung schützen, laufen mit ihren Drehzapfen in kräftigen Hauptlagern mit Dauerschmierung und kugelbeweglichen Lagerschalen, welche den Lauf zwanglos gestalten. Die Hauptlager ruhen auf s c h w e r e n Bogenständern. Die Antriebsverhältnisse des Fasses sind sehr günstig gehalten: Zahnkranz und Getriebe gewährleisten einen leichten und ruhigen Gang. — Der Zahnkranz besteht aus 6 Segmenten, so daß darin keine gefährlichen Gußspannungen auftreten können, welche einen vorzeitigen Bruch verursachen könnten. Falls durch irgendeine äußere Einwirkung einmal an einem Segment Zahn- oder sonstige Brüche vorkommen sollten, kann dieses Segment ohne w e i t e r e s gegen ein neues ausgetauscht werden. Im allgemeinen wird das Faß nur für einfache Drehrichtung mit je 1 Voll- und Leer-Lauf-Scheibe und Riemenausrücker ausgestattet. Die einfachste, aber nicht in allen Fällen ausreichende Methode zum Aufhellen ist das Auswaschen in frischem klaren W a s s e r : man läßt hierbei die Häute einfach ca. 5—10 Minuten im Auswaschfaß laufen. Ferner kann man eine wesentliche Aufhellung durch Zusatz von Schwefel- oder Salzsäure zum A u s w a s c h w a s s e r erzielen. Man säuert dasselbe aber nur so weit an, daß es ganz wenig säuerlich schmeckt und walkt damit die Häute eine kurze Zeit oder w ä s c h t bezw. bürstet dieselben auf der Narbenseite damit aus, worauf mit frischem W a s s e r nachzuspülen ist. Fin weiteres Aufhellungsnüttel ist Zinnchlorür. Dasselbe wird in W a s s e r zu 3—5 % aufgelöst und mit der Lösung die Narbenseite gebürstet. Ferner erzielt m a n gute Resultate mit getrennten Bädern von Schwefelsäure und Bleizucker. Von beiden stellt man sich ca. 3 % ige Lösungen her und z w a r in so großen Gefäßen, daß man die Haut bequem darin b e w e g e n kann. Man zieht nun die Häute der Reihe nach einzeln zunächst durch die Bleizucker-, dann durch die Schwefelsäurelösung und wiederholt dies, bis man eine genügende Aufhellung konstatiert. Es gibt noch eine Anzahl weiterer Bleich- bezw. Aufhellungsverfahren, z. B. mit Hilfe von Wasserstoffsuperoxyd, J a v e l l w a s s e r etc. Die vorstehend angeführten sind aber vollkommen ausreichend und am einfachsten in der Ausführung. Die Schnelligkeit und Einfachheit in der Ausführung ist nämlich die Hauptsache, damit den Häuten bei längerem Verweilen
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282
—
o d e r Hin- und H e r w e r f e n aus einem B a d e ins a n d e r e kein v e r l o r e n g e h e n kann. oder jenem Wasser
Gewicht
N a c h d e r Behandlung d e r H ä u t e mit
Bleichmittel
nachzuwaschen
sind dieselben in jedem und
stets
mit
Leinöl
Falle
mit
abzuölen,
diesem reinem
damit
die
N a r b e elastisch und milde bleibt.
BarkometerGrade
TwaddleGrade
Spezifische Gewichte
. 9,0 9,75 10,5 11,25 12,0 12,75 13,5 14,25 15,0 18,8 22,5 26,3 30,0 33,8 37,5 41,35 45,0
Eitnersche Grade
0,75 1,5 2,25 3,0 3,75 4,5 5,25 6,0 6,75 7,5 8,25
Beau m éGrade
1,4 2,0 2,7 3,4 4,1 4,8 5,5 6,2 6,9 7,6 8,2 8,9 9,6 10,3 11,0 11,7 12,4 13,1 13,8 17,3 20,9 24,4 28,0 31,6 35,3 38,9 42,6
Spezifische Gewichte
0,7
TwaddleGrade
Eitnersche Grade
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 1,10 1,20 1,30 1,40 1,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00
BarkometerGrade
BeauméOrade
Vergleichende Tabelle für die gebräuchlichsten Brühmessergrade und die spezifischen Gewichte.
0,14 0,28 0,40 0,54 0,69 0,82 0,96 1,10 1,24 1,38 1,52 1,64 1,78 1,92 2,06 2,20 2,34 2,48 2,62 2,76 3,6 4,4 5,1 5,8 6,5 7,2 8,0 8,8
1,0007 1,0014 1,0020 1,0027 1,0034 1,0041 1,0048 1,0055 1,0062 1,0069 1,0076 1,0082 1,0089 1,0096 1,0103 1,0110 1,0117 1,0124 1,0131 1,0138 1,0173 1,0209 1,0244 1,0280 1,0316 1,0353 1,0389 1,0426
6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00 9,50 10,00 11,00 12,00 13,00 14,00 15,00 1600 17,00 18,00 19,00 20,00 21,00 22,00 23,00 24,00 25,00 26,00 27,00 28,00 29,00 30,00
46,3 50,1 53,9 57,6 61,5 65,3 69,2 73,1 81,0 89,0 97,1 105,4 113,8 122,3 131,0 139,8 148,7 157,8 167,0 176,3 185,8 195,5 205,3 215,3 225,4 235,7 246,2 256,9
48,8 52,5 53,3 60,0 63,8 67,5 71,3 75,0 82,5 90,0 97,5 105,0 112,5 120,0 127,5 135,0 142,5 150,0 157,5 165,0 172,5 180,0 187,0 215,3 225,4 235,8 246,2 256,9
9,6 10,4 11,2 12,0 12,7 13,4 14,2 15,0 16,6 18,2 20,0 21,6 23,2 25,0 26,8 28,6 30,4 32,2 34,2 36,0 38,0 39,9 42,0 44,2 46,2 48,4 50,4 52,5
1,0463 1,0501 1,0539 1,0576 1,0615 1,0653 1,0692 1,0731 1,0810 1,0890 1,0971 1,1054 1,1138 1,1223 1,1310 1,1398 1,1487 1,1578 1,1670 1,1763 1,1858 1,1955 1,2053 1,2153 1,2254 1,2357 1,2462 1,2569
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282
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o d e r Hin- und H e r w e r f e n aus einem B a d e ins a n d e r e kein v e r l o r e n g e h e n kann. oder jenem Wasser
Gewicht
N a c h d e r Behandlung d e r H ä u t e mit
Bleichmittel
nachzuwaschen
sind dieselben in jedem und
stets
mit
Leinöl
Falle
mit
abzuölen,
diesem reinem
damit
die
N a r b e elastisch und milde bleibt.
BarkometerGrade
TwaddleGrade
Spezifische Gewichte
. 9,0 9,75 10,5 11,25 12,0 12,75 13,5 14,25 15,0 18,8 22,5 26,3 30,0 33,8 37,5 41,35 45,0
Eitnersche Grade
0,75 1,5 2,25 3,0 3,75 4,5 5,25 6,0 6,75 7,5 8,25
Beau m éGrade
1,4 2,0 2,7 3,4 4,1 4,8 5,5 6,2 6,9 7,6 8,2 8,9 9,6 10,3 11,0 11,7 12,4 13,1 13,8 17,3 20,9 24,4 28,0 31,6 35,3 38,9 42,6
Spezifische Gewichte
0,7
TwaddleGrade
Eitnersche Grade
0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 1,00 1,10 1,20 1,30 1,40 1,50 1,60 1,70 1,80 1,90 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00
BarkometerGrade
BeauméOrade
Vergleichende Tabelle für die gebräuchlichsten Brühmessergrade und die spezifischen Gewichte.
0,14 0,28 0,40 0,54 0,69 0,82 0,96 1,10 1,24 1,38 1,52 1,64 1,78 1,92 2,06 2,20 2,34 2,48 2,62 2,76 3,6 4,4 5,1 5,8 6,5 7,2 8,0 8,8
1,0007 1,0014 1,0020 1,0027 1,0034 1,0041 1,0048 1,0055 1,0062 1,0069 1,0076 1,0082 1,0089 1,0096 1,0103 1,0110 1,0117 1,0124 1,0131 1,0138 1,0173 1,0209 1,0244 1,0280 1,0316 1,0353 1,0389 1,0426
6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00 9,50 10,00 11,00 12,00 13,00 14,00 15,00 1600 17,00 18,00 19,00 20,00 21,00 22,00 23,00 24,00 25,00 26,00 27,00 28,00 29,00 30,00
46,3 50,1 53,9 57,6 61,5 65,3 69,2 73,1 81,0 89,0 97,1 105,4 113,8 122,3 131,0 139,8 148,7 157,8 167,0 176,3 185,8 195,5 205,3 215,3 225,4 235,7 246,2 256,9
48,8 52,5 53,3 60,0 63,8 67,5 71,3 75,0 82,5 90,0 97,5 105,0 112,5 120,0 127,5 135,0 142,5 150,0 157,5 165,0 172,5 180,0 187,0 215,3 225,4 235,8 246,2 256,9
9,6 10,4 11,2 12,0 12,7 13,4 14,2 15,0 16,6 18,2 20,0 21,6 23,2 25,0 26,8 28,6 30,4 32,2 34,2 36,0 38,0 39,9 42,0 44,2 46,2 48,4 50,4 52,5
1,0463 1,0501 1,0539 1,0576 1,0615 1,0653 1,0692 1,0731 1,0810 1,0890 1,0971 1,1054 1,1138 1,1223 1,1310 1,1398 1,1487 1,1578 1,1670 1,1763 1,1858 1,1955 1,2053 1,2153 1,2254 1,2357 1,2462 1,2569
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Moderne Methoden der Unterlederfabrikation. Während noch vor ganz kurzer Zeit es beinahe als unumstößliches Axiom in Qerberkreisen galt, daß es unmöglich sei, gute Qualitäten des alten in Monate langer mühevoller Arbeit hergestellten Grubenleders mit rasch arbeitenden modernen Methoden zu erreichen, hat die Praxis gezeigt, daß es dem Eindringen der Wissenschaft in die, Qerbereimethoden zu danken ist, daß heute Unterleder hergestellt werden kann, von einer Qualität, welche noch vor 15 Jahren unerreichbar war. Es muß allerdings zugegeben werden, daß im Handel wegen jenes eben erwähnten Vorurteils das Qrubenleder allen andern Unterlederarten bedeutend vorgezogen wird. Allerdings nicht immer mit Recht. Für den Verkauf von Unterleder kommt als erschwerend für die Einführung von Neuerungen noch in Betracht, daß die alte unpraktische Methode des Handelns nach Gewicht sich nicht hat verdrängen lassen, so daß gewissermaßen eine Prämie auf zwecklose und sinnwidrige Füllung und Beschwerung gesetzt ist. Auch bei dem Unterleder wird man in der nahen Zukunft einsehen, daß es vorteilhafter ist, auf die tatsächlichen Eigenschaften Wert zu legen an Stelle der Wertschätzung nach Gewicht. Gerade die Damen legen den größten Wert darauf, daß der gesamte Schuh ein möglichst geringes Gewicht besitzt, so daß Schuhe mit leichten Sohlen beliebter sind, als solche mit möglichst schwerem Sohlenleder. Nur der Aberglaube, daß recht dickes und schweres Unterleder haltbarer sei als dünnes Sohlenleder, ermöglicht noch heute die Beibehaltung des Verkaufes des Sohlenleders nach Gewicht. Hierzu kam noch, daß allein mit Chrom gegerbtes Unterleder trotz seiner absoluten Wasserbeständigkeit die unangenehme Eigenschaft zeigte, in Wasser etwas anzuquellen, ohne allerdings an Festigkeit einzubüßen. Durch die Anquellung werden aber die chromgegerbten Sohlen so schlüpfrig, daß ein Ausgleiten zu befürchten ist. Freilich gelingt es, durch ganz einfache Methoden dieses Schlüpfrigwerden der Chromledersohlen zu beseitigen und absolut wasserbeständiges mineralgegerbtes Unterleder herzustellen. Die modernen Methoden der Unterlederfabrikation können zweckmäßig in drei Kapiteln besprochen werden. Es handelt sich um die Herstellung von Unterleder 1. durch Chromgerbung, 2. durch Eisengerbung, 3. durch Kombinationsgerbung.
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Die Herstellung von Unterleder durch Chromgerbung. Chromleder w e r d e n in Deutschland wie in andern Ländern heute noch sowohl nach dem Z w e i b a d v e r f a h r e n als auch nach dem Einb a d v e r f a h r e n hergestellt, obwohl das letztere Verfahren, weil einfacher, aber ebenso sicher, sich immer m e h r Boden erobern wird. Die C h r o m g e r b u n g beruht auf der Vereinigung der Fibrillensubstanz mit basischen Chrombestandteilen. Man erkennt Chromleder ohne weiteres, einerlei wie es hergestellt w o r d e n ist, an einer s c h w a c h blaugrünen Färbung, die nicht immer in der P r a x i s angenehm, aber sich s c h w e r zur Farblosigkeit zurückführen läßt. Die Haltbarkeit des Chromleders ist eine''derartig große* daß nur noch die modernen Eisengerbeverfahren und natürlich auch die Komfoinationsgerbung ebenso haltbares L e d e r herzustellen v e r m ö g e n . Die Flaltbarkeit des so sehr in allen Lehrbüchern gerühmten g r u b e n g a r e n Kernleders ist eine ganz bedeutend geringere, w a s immer w i e d e r hervorgehoben w e r d e n muß gegenüber der durch Tradition fortgeleiteten Behauptung von der Unerreichbarkeit der Qualität des früheren Grubenleders. Ein ganz besonderer Vorzug des Chromleders nach beiden Verfahren ist seine Beständigkeit gegen kaltes und sogar gegen kochendes W a s s e r , durch welches richtig fabriziertes Chromleder nicht merklich geschädigt w e r d e n darf. Die ausführliche Beschreibung des C h r o m g e r b e v e r f a h r e n s wird in diesem Handbuch in einem besonderen Bande „Die Chromlederg e r b u n g " beschrieben. Hier sei nur ganz kurz darauf hingewiesen, in welcher Weise Unterleder nach dem C h r o m v e r f a h r e n hergestellt w e r d e n kann. Bei dem Z w e i b a d v e r f a h r e n benutzt man Kaliumbichromat als Ausgangsmaterial, obwohl dieses Salz selber keine Gerbwirkung ausübt und man daher zwei B ä d e r braucht, nämlich das Chromierungsbad, in welchem die H y d r o x y l v e r b i n d u n g e n des Chroms sich bilden und mit den Hautfibrillen sich vereinigen. Im Chromierungsbade säuert man die Lösung zunächst an, weil die Haut freie Chromsäure adsorbiert, nicht aber Chromkali, die sauren C h r o m b ä d e r also bei weitem besser ausgenutzt w e r d e n und die Verluste durch Auswaschen geringer w e r d e n . In wissenschaftlich noch nicht ganz aufgeklärter W e i s e hat sich ein Zusatz von Kochsalz zu dem Chromierungsbade als sehr vorteilhaft erwiesen, indem die Haut aus schwacher saurer Lösung C h r o m s ä u r e besser absorbiert bei der G e g e n w a r t von Kochsalz. Das Kochsalz wirkt schwellungswidrig und verhindert die so gefürchtete Zusammenziehung des Narbens beim Trocknen des
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Chromleders. Für 100 kg grüne Blöße rechnet man bei Faßgerbung 200 Liter 2 prozentige Kaliumbichromatlösung, zu der noch 3 kg Salzsäure von 20° Beaume und e t w a 3 kg Kochsalz zugesetzt w e r d e n , iti einer Lösung, welche auf 10 Teile Salz 3 Teile Salzsäure enthält. Wird gepickelt, so muß die Säuremenge im Chromierungsbade herabgesetzt werden. Das Durchdringen der Blöße mit C h r o m s ä u r e geht in kurzer Zeit vor sich. Im zweiten Bade, dem Reduzierbade, wird die Chrornsäure itj C h r o m o x y d umgewandelt. Man verwendet iür diese Reduktion das Fixiersalz des Photographen, auch Antichlor oder unterschwefligsaures Natron oder Natriumthriulfat genannt. Das Fixiersalz geht bei B e r ü h r u n g mit der Chromsäure durch den Sauerstoff, den es dieser entzieht, in schwefelsaures Salz über, während das Chromoxyd, das auf diese Weise entstanden ist, jetzt als B a s e wirkt und sich mit der Schwefelsäure zu schwefelsaurem Chrom vereinigt. W ä h r e n d die Chromsäurelösung orange gefärbt w a r , sind die schwefelsauren Chromsalze intensiv blaugrün. Durch Schwefelabscheidung wird das Reduzierungsbad getrübt, indem aus dem Fixiersalz w i e d e r ein Teil, w i e oben geschildert, zu Schwefel reduziert wurde. Für die praktische Gerberei genügt es, die Farben der zu v e r w e n d e n d e n Lösung genau zu beobachten und innezuhalten, während die genauere Kenntnis des chemischen Prozesses unwesentlich ist. Für die Praxis rechnet man auf 8 kg Chromkali 24 kg Fixiersalz, wozu noch 10 kg Salzsäure von 21° Beaume kommen. Gibt man die S ä u r e ganz allmählich zu, so vermeidet man die Verluste an schwefliger Säure sowohl wie eine reichliche Ablagerung von Schwefel in den Häuten, welche nicht in allen Fällen erwünscht ist. Größere Mengen Schwefel im Leder können zur Entstehung von Schwefels ä u r e in späterer Zeit Veranlassung geben und damit zum V e r d e r b e n des Leders. Ebenso kann bei Anwendung oxydierender Fette wie T r a n oder Degras ein sehr unangenehmer Geruch auftreten. Es sind daher die Leder mit geringem Schwefelgehalt vorzuziehen. W i e das Verfahren zeigt, ist das Zweibadverfahren nicht so ganz einfach und erfordert große Aufmerksamkeit von Seiten des Gerbers, w ä h r e n d das Einbadverfahren, wenn genau nach den Vorschriften gearbeitet wird, so gut wie gar nicht mißglücken kann. Als Beispiel einer Einbadbriihe diene folgendes Rezept. Man nehme 300 Teile Natriumbichromat, löse sie in 1000-Teilen kalkfreien W a s s e r s und füge dann vorsichtig in kleinen Portionen 150 Teile Schwefelsäure zu, nach Zusatz von 24 Teilen von Rohglyzerin. Es tritt ein starker Geruch nach Ameisensäure auf. Diese Lösung wird
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erhitzt und ist alsdann gebrauchsfähig. Man beginne beim Einbad mit verdünnten Brühen und verstärke diese nach und nach, bis das Leder durchgebissen ist, w a s man an der blaugrünen Färbung an der dicksten Stelle des Leders kontrolliert. Das Einbadverfahren kann ebenfalls auf gepickelte Blößen angewendet werden. Setzt man sehr viel S a l z zum Pickeln zu, so erhält man sehr narbenglatte und narbenfeste Leder, die sich durch Stand und Festigkeit auszeichnen, wie es für Unterleder erwünscht ist. Das Wesentlichste für das Gelingen des an sich so sicheren Einbadverfahrens der Chromgerbung ist das sorgfältige Kalkfreimachen der Blößen, da durch zurückgebliebene Kalkmengen sich fast alle Fehler erklären, welche bei Chromleder vorkommen. Das Schlüpfrigwerden der Sohlen, die mit Chrom gegerbt sind, kommt nicht mehr vor, seit die Gerber gelernt haben, durch Imprägnierung mit Harzen und Wachsen das Eindringen von W a s s e r in die Chromledersohlen zu verhindern. Man kann eigentlich verlangen, daß, nachdem es der Industrie gelungen ist, die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Herstellung von mineralgarem Unterleder zu überwinden, nicht immer dieselben Vorwürfe und Ablehnungen von Seiten der Praktiker eingewandt werden.
Unterlederfabrikation durch Eisengerbung. Die Beschreibung der Herstellung von Unterledern mit Hilfe der Eisengerbung leidet an der Schwierigkeit, daß die Veröffentlicher dieses Verfahrens in ihren Patentansprüchen nicht immer dem W o r t laut des Ratentgesetzes entsprechend verfahren. Nach dem Patentgesetz sollten die Verfahren so beschrieben werden, daß dem L e s e r nicht nur die Einsicht in das Verfahren ermöglicht wird, sondern daß auch ein Fachmann nach den dort geschilderten Anweisungen das Verfahren sollte ausüben können; beim Gerbeprozeß kommt es aber wie beim Kochen derartig auf kleine Handgriffe häufig an, daß es leicht gelingt, Verfahren wahrheitsgemäß zu beschreiben, ohne daß ein anderer ohne weiteres im Stande wäre, nach dieser Anweisung praktisch brauchbare Resultate zu erzielen. Die Schilderungen der Patentinhaber von den Qualitäten der erzielten Leder entsprechen durchaus nicht immer den Erfahrungen der Praxis. Trotzdem kann an dieser Stelle betont werden, daß es gelingt, mit Eisensalzen an Stelle der Chromsalze, welche aus dem Ausland bezogen werden müssen, brauchbare Unterleder zu erzielen, unter Zuhilfenahme nur in Deutschland einheimischen Materiales. Man hat Unterleder mit Eisengerbung hergestellt, welche nach 6 jähriger Lager-
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zeit die gleiche gute Beschaffenheit wie kurz nach der Herstellung aufgewiesen haben, ohne daß Fehler, welche der Eisengerbung vorgeworfen werden, wie Unschmierbarkeit mit den üblichen Tranen oder Zerfressen der Nähfäden durch Nachsäuerung, zu Taige getreten wären. Von den vielfachen Verfahren der Eisengerbung zeichnet sich das Verfahren von Bystron und Vietinghoff durch besondere Einfachheit und Übersichtlichkeit aus. Die damit erzeugten Leder sollen ( ? ) in der P r a x i s befriedigt haben. Die Blößen werden gut gepickelt in eine ziemlich gesättigte Lösung von Eisensulfat (Ferrosulfat) eingelegt und hier wird durch den Luftsauerstoff zugleich die Oxydation des Ferrosalzes und die Gerbung durch entstehende ausfallende Eisenoxydsalze bewirkt. Als Katalysator bei der Sauerstoffübertragung benutzen die Verfasser verschiedene Oxydantien, zuerst Eisennitrat, Eisenchromat und Eisenchlorat; zuletzt gingen sie dazu über, nur der, Luftsauerstoff in Verbindung mit Stickoxyd zu benutzen. D a s Verfahren soll eine restlose Ausnutzung sämtlicher Brühen gestatten, so daß die Kosten für die Qerbmittel eigentlich auf die im Leder zurückbleibenden Eisensalze sich beschränken. Auf 100 kg Blöße kann man etwa 70 kg Eisenvitriol rechnen. Die geringen Mengen von Stickoxyd kommen kaufmännisch kaum in Betracht. Die Verfasser behaupten. daß sie bei der von ihnen so genannten Ferroxgerbung Leder erzeugt hätten, die doppelt so viel gebundene Eisensalze enthielten, als Hautsubstanz, bei Erhaltung aller Eigenschaften, die von einem guten Leder verlangt werden. Bei Tragversuchen durch Postboten soll festgestellt sein, daß die nach dem Ferroxverfahren gegerbten eisengaren Sohlen sechs Monate und darüber halten, während gleichzeitig verwendete lohgare Sohlen bereits nach 6 Wochen erneuert werden mußten. Interessant sind auch Verfahren zur Eisengerbung, wonach das Leder in Eisensulfat (Ferrosulfat) vorbehandelt Vnd alsdann mit Eisennitrat nachbehandelt wird. Wenn die Eisenleder in unserer Zeit, wo ein Kauf der Chromsalze aus dem Ausland unerhörte Kosten verursacht und auch die vegetabilischen Gerbstoffe unerschwinglich teuer werden, sich noch nicht alle Märkte erobert hatten, so liegt dies an dem konservativen Charakter der Lederkäufer und den zäh festgehaltenen Erinnerungen an die Fehler der Eisengerbung, welche wie bei allen Verfahren bei Beginn der Eisengerbepraxis tatsächlich aufgetreten waren und nur durch wissenschaftliches Eingehen auf den Gerbeprozeß überwunden werden konnten.
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Von dem Bearbeiter dieses Buches wurde in allerletzter Zeit unter Verwendung aller Erfahrungen der Vorgänger ein neues Verfahren zur Herstellung von Unterleder mit Hilfe von Eisensalzen ausgearbeitet, welches Leder herzustellen gestattet, namentlich in Kombinationsgerbungen, wie sie der früheren Grubengerbung niemals gelungen waren. Die Schwierigkeit, welche die Eisengerbung früher bot, erscheint überwunden, und die neuen Eisenleder zeigen nicht diejenigen Fehler, welche man den früheren Eisenledern vorwerfen Konnte. E s steht zu hoffen, daß Deutschland in Zukunft durch die neuen Eisenverfahren in der Lage sein wird, ohne B e z u g ausländischen Materiales die Ansprüche der Lederindustrie beiriedigen zu können.
Kombinationsgerbung. Für die Fabrikation von Unterledern kommen als Kombinationsgerbungen eine ganze Reihe neuerer Qerbverfahren in Betracht, namentlich die Kombination der Qerbung mit Formaldehyt, Eisensaizen, ferner mit Chrom und Eisensalzen, aber auch von Mineralgerbung in Verbindung mit Lohgerbung und der Qerbung in allen Arten vegetabilischer Materialien. Als beachtenswerter Faktor ist in neuester Zeit noch die Anwendung synthetischer Qerbmittel hinzugekommen, welche sich täglich neuen Boden erobert und noch viel schneller voran kommen würde, wenn nicht der konservative Lederhandel auf seinem Mißtrauen gegen jede neue Lederherstellungsart verharren würde, ein Mißtrauen, das. freilich nicht immer ohne Grund gewesen sein muß und der vorzeitigen und vorschnellen Veröffentlichung unausprobierter Verfahren seine Entstehung verdankt. Die Reihe der möglichen Kombinationen für die Unterlederfabrikation ist derartig groß, daß an dieser Stelle der obige Hinweis genügen muß, daß so ziemlich alle Kombinationen in Betracht kommen können für die Fabrikation von Unterleder, welche bei der großen Zahl von verschiedenen Gerbmaterialien möglich sind. W i e schon oben erwähnt, würde die Mannigfaltigkeit der hergestellten Unterleder (Sohlenleder) sofort erheblich steigen, wenn diese Leder nicht nach Gewicht verkauft würden, wodurch die technisch wertvollsten Lederarten von der Benutzung als Sohlenleder ausgeschlossen werden.
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