Die Lautgestalt des Französischen: Typologische Untersuchungen [Reprint 2017 ed.] 9783110958881, 9783484303416

Im Gegensatz zu bisherigen Studien ermittelt das vorliegende Buch die für die Lautgestalt des Französischen als typisch

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German Pages 215 [216] Year 1995

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
0.Einleitung
Teil I .Vorarbeiten zum Vergleich
Kapitel 1. Die Phonem- und Merkmalsysteme der untersuchten Sprachen
Kapitel 2. Untersuchungskriterien und Auswertungsverfahren beim Sprachvergleich
Teil II .Der Vergleich der untersuchten Sprachen
Kapitel 3. Die Teilvergleiche
Kapitel 4. Gesamtergebnisse der Untersuchung
Kapitel 5. Zusammenfassung und Ausblick
Anhang: Phonemfrequenzen
1 .Phonemfrequenzen des Französischen
2 .Phonemfrequenzen des Spanischen
3 .Phonemfrequenzen des Italienischen
4. Phonemfrequenzen des Deutschen
5 .Phonemfrequenzen des Englischen
Literaturverzeichnis
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Die Lautgestalt des Französischen: Typologische Untersuchungen [Reprint 2017 ed.]
 9783110958881, 9783484303416

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Linguistische Arbeiten

341

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Birgit Frank

Die Lautgestalt des Französischen Typologische Untersuchungen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1995

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Frank, Birgit: Die Lautgestalt des Französischen : typologische Untersuchungen / Birgit FrankTübingen : Niemeyer, 1995 (Linguistische Arbeiten; 341) NE: GT ISBN 3-484-30341-7

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co.KG, Tübingen 1995 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren

Inhalt s ver zeichnis

0 Einleitung 0.1 Ziele und Methoden der Typologie 0.2 Interessensschwerpunkte der Typologie im lautlichen Bereich 0.2.1 Probleme der Beschränkung auf die lautliche Ebene 0.2.2 Die phonetisch/phonologische Typologie in der Romanistik . . . 0.3 Standortbestimmung der vorliegenden Arbeit

1 1 6 6 7 13

1

Vorarbeiten zum Vergleich

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1

Die Phonem- und Merkmalsysteme der untersuchten Sprachen . . . 1.1 Die Phoneme der verglichenen Sprachen 1.1.1 Allgemeine Grundsätze 1.1.1.1 Die Behandlung mono- und biphonematisch interpretierbarer Phänomene 1.1.1.2 Die Behandlung der Gleitlaute 1.1.1.3 Die Behandlung von Lauten in Fremdwörtern 1.1.2 Die Phonemsysteme der verglichenen Sprachen 1.1.2.1 Das Phonemsystem des Französischen 1.1.2.2 Das Phonemsystem des Spanischen 1.1.2.3 Das Phonemsystem des Italienischen 1.1.2.4 Das Phonemsystem des Deutschen 1.1.2.5 Das Phonemsystem des Englischen 1.2 Die distinktiven Merkmale der verglichenen Sprachen 1.2.1 Allgemeine Probleme 1.2.1.1 Zum Vergleich herangezogene Merkmale 1.2.1.2 Die Form der Matrix 1.2.2 Die Merkmalsysteme der verglichenen Sprachen 1.2.2.1 Das Merkmalsystem des Französischen 1.2.2.2 Das Merkmalsystem des Spanischen 1.2.2.3 Das Merkmalsystem des Italienischen 1.2.2.4 Das Merkmalsystem des Deutschen 1.2.2.5 Das Merkmalsystem des Englischen 1.3 Alternative Systembeschreibungen als Grundlagen für Sonderauswertungen

19 20 20 20 25 27 27 27 29 30 31 32 33 33 33 39 41 41 45 48 50 53 56

VI 2

II 3

Untersuchungskriterien und Auswertungsverfahren beim Sprachvergleich 2.1 Untersuchungskriterien 2.1.1 Kriterien zur ganzheitlichen Erfassung des Inventars 2.1.1.1 Der Umfang des Inventars 2.1.1.2 Die Effektivität des Systems 2.1.2 Kriterien zur Erfassung der Elemente des Inventars 2.1.2.1 Die Qualität der Einheiten 2.1.2.2 Die Kombinierbarkeit der distinktiven Merkmale . . . . 2.1.3 Kriterien zur Erfassung der Bedeutung einzelner Elemente ("funktionelle Belastung") 2.1.3.1 Die relative Häufigkeit distinktiver Merkmale im Phoneminventar 2.1.3.2 Die relative Häufigkeit distinktiver Merkmale in größeren Einheiten 2.2 Auswertungsverfahren 2.2.1 Verfaliren zur Ermittlung der Distanz zwischen zwei Sprachen . . 2.2.2 Verfahren zur Klassifikation 2.3 Die Untersuchungskriterien und Auswertungsverfahren der vorliegenden Arbeit Der Vergleich der untersuchten Sprachen Die Teilvergleiche 3.1 Gesamtcharakteristika des Inventars 3.1.1 Der Umfang des Inventars 3.1.1.1 Die Zahl der Phoneme 3.1.1.1.1 Die Maßzahlen 3.1.1.1.2 Die Klassifikation 3.1.1.1.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 3.1.1.2 Die Zahl der distinktiven Merkmale 3.1.1.2.1 Die Maßzahlen 3.1.1.2.2 Die Klassifikation 3.1.1.2.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 3.1.2 Die Effektivität 3.1.2.1 Die Maßzahlen 3.1.2.2 Die Klassifikation 3.1.2.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen . . .

59 59 59 59 61 64 64 65 67 68 70 71 72 73 74 77 79 79 79 79 79 80 85 86 86 89 91 93 93 94 98

VII 3.2

4

Die Elemente des Inventars 3.2.1 Die Qualität der verwendeten Merkmale 3.2.1.1 Die Maßzahlen 3.2.1.2 Die Klassifikation 3.2.1.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen . . . 3.2.2 Die Kombinierbarkeit der distinktiven Merkmale 3.2.2.1 Die Maßzahlen 3.2.2.2 Die Klassifikation 3.2.2.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen . . . 3.3 Die Bedeutung einzelner Elemente 3.3.1 Die relative Häufigkeit einzelner Merkmale im Inventar 3.3.1.1 Die Häufigkeit positiver Ausprägungen im Phoneminventar 3.3.1.1.1 Die Maßzahlen 3.3.1.1.2 Die Klassifikation 3.3.1.1.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 3.3.1.2 Die Relevanz der Merkmale im Inventar 3.3.1.2.1 Die Maßzahlen 3.3.1.2.2 Die Klassifikation 3.3.1.2.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 3.3.2 Die Frequenz einzelner Merkmale in Texten 3.3.2.1 Die Frequenz positiver Ausprägungen in Texten . . . . 3.3.2.1.1 Die Maßzahlen 3.3.2.1.2 Die Klassifikation 3.3.2.1.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 3.3.2.2 Die Relevanz der Merkmale in Texten 3.3.2.2.1 Die Maßzahlen 3.3.2.2.2 Die Klassifikation 3.3.2.2.3 Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen

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Gesamtergebnisse der Untersuchung 4.1 Die technische Durchführung des Gesamtvergleichs 4.2 Die Gesamtklassifikation 4.2.1 Ergebnisse der Gesamtauswertungen 4.2.2 Gesamtbetrachtung der Untersuchungen 4.2.2.1 Die erhaltenen Gruppen 4.2.2.2 Der Grad der Integration einzelner Sprachen in ihre Gruppe

153 153 154 154 159 159

111 111 114 117 126 126 127 130 131 131 131 136 139 146 146 148 149

162

VIII 4.2.3

4.3

5

Die Stellung des französischen Phonemsystems im Hinblick auf die untersuchten romanischen und germanischen Sprachen . . . . Lautliche Charakteristika der erhaltenen Gruppen 4.3.1 Korrelationsbündel zur Kennzeichnung der untersuchten romanischen und germanischen Sprachen 4.3.2 Typologische Charakterisierung des Französischen auf lautlicher Basis

Zusammenfassung und Ausblick

Anhang 1 Phonemfrequenzen 2 Phonemfrequenzen 3 Phonemfrequenzen 4 Phonemfrequenzen 5 Phonemfrequenzen Literaturverzeichnis

des des des des des

Französischen Spanischen Italienischen Deutschen Englischen

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193 193 194 195 197 198 201

Einleitung Das Thema der vorliegenden Arbeit ist ein phonologischer Vergleich des Französischen mit vier enger oder weiter mit ihm verwandten und benachbarten Sprachen, dem Spanischen, Italienischen, Deutschen und Englischen. Auf seiner Grundlage sollen Besonderheiten der französischen Lautstruktur aufgedeckt und auf etwaige gemeinsame Grundtendenzen hin untersucht werden. Daneben wird das Französische auch nach dem Grad seiner Affinität zu den verschiedenen anderen Sprachen zu charakterisieren sein. Im Rahmen der vorliegenden Publikation verbietet sich leider eine eingehende Diskussion bereits erfolgter Sprachvergleiche auf lautlicher Ebene sowie ihre theoretische Reflexion hinsichtlich der möglichen Zielsetzungen, aber auch der Vergleichbarkeit von Sprachen an sich. Beides soll in einer gesonderten Arbeit behandelt werden. An dieser Stelle können nur die grundlegenden Prinzipien der Typologie, der die vorliegende Arbeit primär verpflichtet ist, sowie die wichtigsten Ergebnisse romanistischer typologischer Arbeiten im lautlichen Bereich zusammengefaßt werden, die vor allem für die Begründung der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit von Bedeutung sind.

0.1

Ziele und Methoden der Typologie

Anders als die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft und ähnlich wie die Areallinguistik betrachtet die Typologie, als deren früheste Vertreter Humboldt und die Gebrüder Schlegel zu nennen sind, 1 nicht die materiellen, sondern die strukturellen und funktionalen Ubereinstimmungen u n d Unterschiede im Bau von Sprachen. 2 Dabei wird nicht nur von den zeitlichen, sondern auch von den räumlichen Gegebenheiten abstrahiert. Daß dies nicht so verstanden werden darf, daß die typologische Forschung im Gegensatz zur historisch-vergleichenden rein synchronisch ausgerichtet zu sein habe, 3 zeigen z.B. die Untersuchungen von Coseriu und seiner Schülerin Eckert, die den Wandel des Typs einer Sprache im Lauf ihrer Geschichte zum Gegenstand haben. 4 Es bleibt jedoch die Tatsache bestehen, daß das Ziel der Typologie nicht in einer bloßen geographischen oder genealogischen Einordnung einer Sprache besteht, sondern in der Erfassung ihrer Struktur an sich. Daher ist sie auch viel mehr als andere Disziplinen bestrebt, Sprachen in ihrer Gesamtheit zu erfassen, 5 weshalb m a n in typologischen Untersuchungen bemüht ist, vor allem solche Spracheigenschaften, die besonders viel über das "Wesen" 1

2 3

4 5

Weitere frühe Arbeiten auf diesem Gebiet stammen von Pott, Schleicher, Steinthal, Misteli, Winkler und Finck; als Vertreter im frühen 20.Jahrhundert ist Sapir zu nennen. Müller 1971:244, Jakobson 1957:19 Diese Meinung war lange Zeit vorherrschend (siehe Greenberg 1974:12, Brettschneider 1980:2 und Lehmann 1988:14). Siehe etwa Eckert 1986. Alt man n /Lehfeld t 1973:13

2 der betreffenden Sprache aussagen, 6 oder aber so viele Merkmale wie irgend möglich zu berücksichtigen. D a die Gesamtheit einer Sprache, ihr Konstruktionsmechanismus, 7 nicht nur die in ihr auftretenden Elemente, sondern auch deren Zusammenwirken im Sprachsystem beinhaltet, werden Merkmale in der Regel auch nicht ohne Zusammenhang zueinander gesehen, wie es in der Areallinguistik geschieht. Man versucht vielmehr, Implikationen in dem Sinn festzustellen, daß die Existenz eines Merkmals A in einer Sprache jeweils mit dem Vorhandensein oder aber dem Fehlen eines Merkmals B gekoppelt ist. 8 Hiermit verbunden ist die Annahme, daß die Systeme einer Sprache insgesamt nach einem einheitlichen Prinzip gestaltet sind, welches es in der typologischen Forschung zu bestimmen gilt. 9 Nun lassen sich wohl kaum alle Erscheinungen einer Sprache auf ein- und dasselbe Grundprinzip zurückführen, wie oftmals postuliert wird; manche Sprachfakten sind wohl eher den Zufällen der externen Sprachgeschichte als einem tatsächlichen Systemzwang zuzuschreiben. 1 0 Die Suche nach verschiedenen Tendenzen, auf die jeweils mehrere sprachliche Erscheinungen zurückgeführt werden können, ist jedoch sicherlich sinnvoll. 1 1 Als eigentlicher Zweck typologischer Bemühungen wird dementsprechend immer wieder die Erfassung der Bauprinzipien menschlicher Sprachen und die Beantwortung der Frage, was eine mögliche menschliche Sprache ist, genannt. 1 2 Hierbei handelt es sich jedoch um ein Fernziel, das erst durch die Synthese verschiedener typologischer Arbeiten erreicht werden kann. In der Praxis beschränken sich typologische Untersuchungen zum Großteil auf enger gefaßte Zielsetzungen. Eines der traditionellen Anliegen besteht darin, mittels einer Klassifikation Ordnung in die Vielfalt der Sprachen der Welt zu bringen. Andererseits kann der Schwerpunkt des Interesses auch auf einer oder wenigen Sprachen liegen; dann wird vor allem gefragt, welches Prinzip hinter deren sprachlichen Erscheinungen steht, wie es sich von Fall 6 7 8

V g l . J a k o b s o n 1957:20. A l t m a n n / L e h f e l d t 1973:15 Diese Vorstellung findet sich bereits bei Georg von der G a b e l e n t z , dem ersten, der d a s Wort " T y p o l o g i e " ü b e r h a u p t verwendete ( H a a r m a n n 1976a:17ff und 1 9 7 6 b : 1 4 f ) ; auch sonst wird sie in der Fachliteratur zur T y p o l o g i e immer wieder angesprochen, so z . B . bei Seiler 1975:9 und 1979:361, Brettschneider 1980:4 und 18, L e h m a n n 1986:39 und Geckeier 1988:55 (über Skalicka).

9

Dieser G e d a n k e , der auf H u m b o l d t zurückgeht (Brettschneider 1980:9) und auch bei S a p i r anzutreffen ist (vgl. Sapirs A n n a h m e eines " b a s i c plan, a certain cut, to each l a n g u a g e " ; zit. nach G r e e n b e r g 1974:28), findet sich g e r a d e auch in der neueren L i t e r a t u r wieder, so etwa bei Eckert 1986:42ff, 32, 38 und 44, L e h m a n n 1986:39 sowie L e h m a n n 1988:3, 8 und 10.

10

Vgl. W a n d r u s z k a 1969:10.

11

Selbst Coseriu, der in neuerer Zeit die E x i s t e n z sprachlicher T y p e n am nachhaltigsten betont hat, geht letztendlich doch von dem gleichzeitigen Wirken verschiedener Prinzipien in einer S p r a c h e a u s . Allerdings ist gerade dies auch kritisiert worden (siehe L e h m a n n 1988:19). Vgl. Hjelmslev (nach Eckert 1986:22), A l t m a n n / L e h f e l d t 1973:15 und Brettschneider 1980:26.

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3 zu Fall manifestiert und (vor allem bei Coseriu) wie es möglicherweise Einfluß auf die Sprachentwicklung nimmt. 1 3 Insbesondere wenn mit dem Begriff der Implikation gearbeitet wird, ergibt sich eine dritte Zielsetzung. Anstatt festzustellen, daß Sprachen mit den Merkmalen A und B dem einen und solche mit den Merkmalen NON-A und NON-B einem anderen Sprachtyp angehören, kann das Hauptaugenmerk auch auf den Implikationen selbst liegen. Dann lassen sich z.B. Aussagen wie "Alle Sprachen mit Merkmal A haben auch Merkmal B" treffen. Hierbei handelt es sich um eine Feststellung, die für alle Sprachen der Welt gilt und somit in den Bereich der Universalienforschung fällt. Umgekehrt beschäftigt sich die linguistische Universalienforschung ihrerseits damit, welche Typen von Sprachen theoretisch denkbar sind. 14 Insgesamt gesehen, decken sich Sprachtypologie und Universalienforschung in dem Ziel der "Aufdeckung der Prinzipien der Organisation der natürlichen Sprachen", 15 so daß heute oft gar nicht mehr zwischen den beiden Disziplinen unterschieden wird. 16 . Aus naheliegenden Gründen wird diese Richtung der Typologie in der vorliegenden Arbeit, die sich ja hauptsächlich mit einer Einzelsprache, dem Französischen, auseinanderzusetzen hat, nicht weiter verfolgt. Anders verhält es sich dagegen mit den beiden anderen Zweigen dieser Disziplin. Einen unmittelbar einsichtigen Bezug zum Ziel der vorliegenden Arbeit besitzen solche Werke, die sich mit der typologischen Charakterisierung oder dem typologischen Vergleich einer bzw. weniger Sprachen oder Sprachgruppen befassen. 17 Manche von 13

14

15 16

17

Manche A u t o r e n , vor allem Albrecht 1970:88f und A l t m a n n / L e h f e l d t 1973:14, betrachten diese Richtung nicht als eigenständiges Gebiet der Typologie bzw. als gar nicht der Typologie zugehörig. Diese Ansicht wird hier nicht geteilt. In der traditionellen Uni Versalienforschung werden implikative Generalisierungen des oben genannten Typs, wie sie vor allem von Greenberg 1963 formuliert wurden, selbst als Universalien betrachtet. In den an dessen Forschungen anknüpfenden europäischen Arbeiten des ehemaligen Leiters des Kölner P r o j e k t s für Universalienforschung und Typologie (UNIT Y P ) , H. Seiler, werden sie allerdings allein dem Gebiet der Typologie zugeschrieben (vgl. Seiler 1977:375); unter dem Begriff "Universal" wird dort ein "der Vielfalt der Sprachen zug r u n d e liegendes Prinzip mit dem wesentlichen C h a r a k t e r der Zweckgerichtetheit" (Seiler 1975:12) verstanden, das auch und gerade in Sprachen komplementären Typs anzutreffen ist (siehe z.B. Seiler 1975:7 und 12 sowie Seiler 1977:392) und das als Antecedens der in der typologischen B e t r a c h t u n g gefundenen Feststellungen aufgefaßt wird (vgl. Seiler 1973:13 und 17, 1975:10 und 1977:375f). Allerdings ist die Typologie hier immerhin ein u n a b d i n g b a r e r Zubringer von Fakten, die dann im universalistischen Sinn interpretiert werden können. Genaueres zu Seilers Ansatz, v.a. seiner Unterscheidung zwischen Generalisierung und Universalie, siehe Seiler 1973:7ff, 1975:9 sowie 1977:372ff und 276; zu bibliographischen Angaben und näheren Informationen zur Universalienforschung generell siehe Brettschneider 1980:20f. Brettschneider 1980:26, Bossong (nach Eckert 1986:20), Lehmann 1986:38 Vgl. Brettschneider: "Seitdem [seit der Konferenz von Dobbs Ferry 1961] lassen sich linguistische Universalienforschung und Sprachtypologie nicht mehr recht voneinander trennen [ . . . ] Eine genaue Klärung des Verhältnisses von Typologie und Universalienforschung steht noch aus" (Brettschneider 1980:6). Vgl. auch Seiler 1979:353. Zu dem folgenden Abschnitt siehe Greenberg 1974:28, Lehmann 1988:5, Brettschneider 1980:4 und Eckert 1986:22.

4 diesen beschränken sich auf die Aufdeckung "markanter", "typischer", "charakteristischer", kurz: auffälliger Eigenschaften der untersuchten Sprache oder Sprachen. Diese Vorgehensweise, die stark der der kontrastiven Linguistik ähnelt, 18 wird oft kritisiert, da sie auf eine als unbefriedigend empfundene, zusammenhanglose Aufzählung von Sprachfakten hinausläuft, die den eigentlichen Zielen der Typologie nicht gerecht wird. In anderen Arbeiten versucht man im Gegensatz dazu, zum "Typ" einer Sprache im Sinn des bereits angesprochenen Prinzips, von dem sich die beobachteten Erscheinungen ableiten, vorzudringen.19 Häufig — allerdings nicht immer, so z.B. nicht bei Mathesius, der aufgrund seines Artikels "On Linguistic Characterology with Illustrations from Modern English" von 1928 generell als Begründer der typologischen Charakteristik gilt — wird dieser "Typ" dann seinerseits als Ausfluß des Denkens und der Wesensart der Sprachbenutzer interpretiert, 20 so z.B. bei Humboldt und Sapir sowie bei Vossler, Lerch, Lewy und anderen Vertretern der Idealistischen Neuphilologie.21 Als Sonderfall der typologischen Charakterisierung ist auch Coserius "integrale Typologie" verstanden worden,22 obwohl Coseriu selbst sich — wohl aufgrund seiner primär historischen Ausrichtung sowie der Tatsache, daß er, anders als traditionell üblich, den Sprachvergleich in der Typologie ablehnt — von dieser Richtung distanziert. 23 Die Relevanz des dritten Zweigs der Typologie, die Klassifikation, für die vorliegende Arbeit ist weit weniger einsichtig. Dies gilt umso mehr, als gerade klassifikatorischen Studien oft der Vorwurf gemacht worden ist, sie trügen der Individualität einzelner Sprachen insofern nicht genügend Rechnung, als diese immer nur als Repräsentanten bestimmter Typen gesehen würden und die auch zwischen ähnlichen Sprachen bestehenden Unterschiede unbeachtet blieben. 24 Nun bezieht sich die genannte Kritik wohl vor allem auf ältere Klassifikationen, bei denen Sprachen tatsächlich oft auf der Grundlage 18

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24

In der Praxis kann oft nur schwer zwischen den beiden Richtungen unterschieden werden; vgl. Altmann/Lehfeldt 1980:15. Siehe Mathesius 1928:56, Greenberg 1974:28 und Eckert 1986:35. Siehe Greenberg 1974:28, Brettschneider 1980:2, Eckert 1986:34 und Lehmann 1988:5. Allerdings hätten sich letztere Autoren wohl nicht selbst als Typologen bezeichnet. Vgl. Lehmann 1988:9. Eckert 1986:2, Geckeier 1988:62. Der Grund für Coserius Ablehnung des Sprachvergleichs ist wohl darin zu sehen, daß er den T y p als eigenständige Ebene der Sprache betrachtet, die zum Sprachsystem in einem ähnlichen Verhältnis steht wie das System zur Norm (Lehmann 1988:7). Aufgrund der Zuordnung des Typs und des Systems zu verschiedenen Sprachebenen hält er es nun für unmöglich, typologische Erkenntnisse durch einen Vergleich von Systemen zu erhalten (Ineichen 1988:34). Außerdem spiegeln sich die abstrakten Verfahren der Sprachgestaltung, mit denen Coseriu den T y p gleichsetzt, seiner Meinung nach auch in solchen Merkmalen wider, welche die zu untersuchende Sprache mit anderen teilt. Manchmal, so meint er, wiesen gerade letztere aufgrund ihrer besonderen Einbindung in das System mehr auf den T y p einer Sprache hin als solche Spracheigenschaften, die bei Vergleichen besonders auffielen (Eckert 1986:39). Letztlich kommt aber auch Coseriu nicht ohne den Sprachvergleich aus; er überläßt es lediglich der allgemeinen konfrontativen Grammatik, ihn auf die Strukturunterschiede zwischen Sprachen hinzuweisen, die zu der Annahme verschiedener Typen überhaupt erst Anlaß geben (Lehmann 1988:15). Albrecht 1970:88, Brettschneider 1980:9, Eckert 1986:18 und 34, Lehmann 1988:5

5 eines einzigen Merkmals oder einiger weniger Merkmale pauschal einer "Klasse" zugeordnet wurden. In der modernen Linguistik ist unter dem Terminus Klasse n u n jedoch keineswegs m e h r eine Klasse im aristotelischen Sinn zu verstehen, der Gegenstände eindeutig nach dem Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Merkmale zugeordnet werden; vielmehr verwendet m a n auch bei der linguistischen Klassifikation heute das Konzept der Sprachij/pen, bei dem berücksichtigt wird, daß Sprachen, ähnlich wie Individuen, oft k a u m w a h r n e h m b a r e , graduelle Unterschiede zueinander aufweisen u n d sich daher meist eben nicht eindeutig einer b e s t i m m t e n Klasse zuordnen lassen. 2 5 Insbesondere mit der Einbeziehung statistischer Methoden seit Greenberg 1954 u n d vor allem der Formulier u n g des K o n z e p t s der quantitativen Typologie, wie sie von A l t m a n n u n d Lehfeldt in Anlehnung an das in Biologie u n d Psychologie verwendete Verfahren der numerischen Taxonomie f ü r die Linguistik vorgeschlagen wurde, 2 6 ist heute nicht nur die Berücksichtigung zahlreicher Sprachfakten bei der Klassifikation möglich geworden, sondern auch die E r m i t t l u n g des größeren oder kleineren A b s t a n d s zwischen Sprachen auch desselben Sprachtyps. G e r a d e letztere Aspekte sind nun aber durchaus auch f ü r die typologische Charakterisierung einer Sprache von Interesse. So kann m a n nicht nur untersuchen, zu welchen anderen Idiomen die untersuchte Sprache eine besondere Affinität zeigt, sondern etwa auch, wie exzentrisch sie sich verhält, d.h. ob der durchschnittliche G r a d ihrer Affinität zu anderen Sprachen hoch ist, so daß sie sich leicht mit ihnen in eine G r u p p e fassen läßt, oder ob sie eine ausgeprägte Eigenständigkeit aufweist. In eine ähnliche R i c h t u n g wie die eben besprochene Kritik zielt der Vorwurf, aus Klassifikationen — mit A u s n a h m e der Skalickas, der nur solche Sprachfakten in die Untersuchung mit einbezieht, von denen er bereits vorher weiß, daß sie miteinander in Verbindung stehen 2 7 — erwachse kein Einblick in die inneren Zusammenhänge der Sprache, denen in der Typologie j a eine zentrale Bedeutung zukomme. 2 8 Es wird j a nicht festgestellt, ob sich die Kopräsenz der Fakten, die letztlich zur Zuordnung verschiedener Sprachen zur selben Klasse f ü h r t bzw. die größere oder kleinere Affinität einer Sprache zu anderen bedingt, zwingend aus deren S t r u k t u r u n d dem in ihr waltenden Prinzip ergibt. 2 9 Tatsächlich kann hier n u r eine an die eigentliche Untersuchung anschließende Interpretation Klarheit erbringen. So sollte im Anschluß an eine Klassifikation nicht nur ü b e r p r ü f t werden, durch welche korrelierten Merkmale sich die in ihr ermittelten Gruppen auszeichnen, sondern auch, ob zwischen diesen auch ein logischer Z u s a m m e n h a n g feststellbar ist bzw. ob die ermittelten Besonderheiten der einzelnen S p r a c h g r u p p e n auf ein bestimmtes Prinzip (oder eventuell auch mehrere Tendenzen) zurückgeführt werden

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Hierzu siehe u.a. Altmann/Lehfeldt 1973:21ff, Greenberg 1974:15ff, Lehfeldt 1975:275 und Seiler 1979:361. Altmann/Lehfeldt 1973 Zu Skalickas Ansatz siehe u.a. Haarmann 1976b:56f, Brettschneider 1980:19 und Geckeier 1988. Siehe z.B. Eckert 1986:32, 34 und 44. Eckert 1986:38 und 44; vgl. Altmann/Lehfeldt 1971:9.

6 können. Darüber hinaus ist abermals von Interesse, inwieweit die E r m i t t l u n g solcher Korrelationen zur Charakterisierung einer Einzelsprache beitragen kann.

0.2 0.2.1

Interessensschwerpunkte der Typologie im lautlichen Bereich Probleme der Beschränkung auf die lautliche Ebene

Bevor n u n näher auf konkrete typologische Arbeiten zur Phonetik u n d Phonologie romanischer Sprachen eingegangen wird, ist noch die Frage zu beantworten, ob die Beschränkung auf eine Systemebene gerade bei einer typologischen Untersuchung überh a u p t zu rechtfertigen ist. Hierbei ist vor allem die folgende Überlegung anzustellen. Aus pragmatischen G r ü n d e n ist es nie möglich, in einer typologischen Arbeit tatsächlich alle Sprachfakten zu berücksichtigen, wie es in theoretischen A b h a n d l u n g e n immer wieder gefordert wird. In der Praxis sind j a nahezu unendlich viele Fragestellungen möglich, zumal auch mit jedem neuen sprachtheoretischen Ansatz neue Aspekte in die Diskussion eingehen. So ist eine gewisse Beschränkung auf b e s t i m m t e Sprachmerkmale doch unumgänglich. Eine Möglichkeit, Sprachen trotz der notwendigen Beschränkung auf wenige Sprachmerkmale weitgehend vollständig zu erfassen, besteht in der Untersuchung von a priori als "wesentlich" erachteten Merkmalen verschiedener Sprachebenen, wie z.B. bei Skalicka. Als Alternative zu dieser notwendigerweise in hohem Maß subjektiven Vorgehensweise bietet es sich an, sich auf ein Teilsystem der Sprache zu beschränken, in diesem d a n n aber möglichst viele verschiedene Eigenschaften zu untersuchen. Im Lauf der Forschungsgeschichte, so hofft m a n , werden d a n n immer m e h r Teilbereiche der Sprache auf diese Weise erfaßt, so daß sich die Einzelergebnisse schließlich zu einem Gesamtbild zusammensetzen lassen. 3 0 N u n sagt allerdings eine Klassifikation, die sich auf Merkmale eines Teilsystems s t ü t z t , nie etwas über die b e t r a c h t e t e n Sprachen an sich aus, d a Klassifikationen auf der Grundlage von Eigenschaften anderer Teilsysteme d u r c h a u s andere Ergebnisse zeitigen können. 3 1 Ein noch größeres P r o b l e m besteht darin, daß bei einer Untersuchung von Teilsystemen keine Einsichten in Zusammenhänge u n d Implikationen zwischen verschiedenen Systemebenen gewonnen werden können, die f ü r die typologische Forschung besonders interessant sind. 3 2 Hierfür würde auch eine Addition der Ergebnisse von 30

31 32

Diese Meinung vertreten unter anderem Müller 1971:247, Haarmann 1976a:34 und Ternes 1976:20; vgl. auch Greenberg 1974:46. Auch Humboldt schlug angesichts des geringen Wissensstandes der Forschung zu seiner Zeit ein solches Vorgehen vor (nach Deszö 1988:48). Haarmann 1976:34a, Ternes 1976:20, Eckert 1986:34 Altmann/Lehfeldt 1973:15, Haarmann 1976a:29f und 1976b:65, Eckert 1986:38 und 40. Gerade nach der Sichtweise Coserius ist dies ein besonderes Manko; seiner Meinung nach soll die Typologie ja nicht nur "global" sein (obwohl auch in einer solchen Typologie schon Zusammenhängen zwischen verschiedenen Systemteilen aufgedeckt werden), sondern "integral", d.h. sie soll sich mit der Aufdeckung des Prägemusters der ganzen Sprache, des hinter allen ihren Teilsystemen stehenden Typs beschäftigen (vgl. Deszö 1988:42fF).

7 Teilsystemtypologien nicht ausreichen; die Zusammenhänge zwischen den in den Einzeluntersuchungen eruierten und bereits interpretierten Fakten müßten vielmehr in einem weiteren Arbeitsgang neu ermittelt werden. Trotz dieser Probleme ist die Beschränkung der Untersuchung auf einen Teilbereich der Sprache gleichwohl eine akzeptable Alternative zu den sogenannten Ganzsystemanalysen, zumal innerhalb eines Teilsystems sicherlich ein höherer Grad an struktureller Kohärenz besteht als zwischen mehreren verschiedenen, 33 so daß die weitaus meisten typologischen Zusammenhänge wohl ohnehin hier anzutreffen sind. Insbesondere der lautliche Bereich weist aufgrund der double articulation du langage, also der Tatsache, daß die Bedeutungsseite der Sprache in der Phonetik und Phonologie normalerweise nicht beachtet wird, eine große Eigenständigkeit auf. Eben daher läßt die Lautebene sich ohnehin nur schlecht in die meist onomasiologisch ausgerichteten Vergleiche anderer Teilsysteme einbeziehen. 34 Es ist bezeichnend, daß sie auch in Ganzsystemtypologien wie denen von Skalicka oder Coseriu nicht oder kaum berücksichtigt wird. So stammt jeweils nur eines der 14 bis 16 Merkmale, die bei Skalicka zur Konstituierung eines Typs herangezogen werden, aus dem lautlichen Bereich; 35 gerade dieses vermag zudem oft am wenigsten zu überzeugen. 36 Coseriu schließlich erhebt zwar den Anspruch, in seiner Typologie auch die Phonetik zu erfassen, geht in der Praxis jedoch überhaupt nicht auf diesen Bereich ein. So stellt denn auch Geckeier, ein Schüler Coserius, fest: "Wie eine Anwendung der sprachtypologischen Konzeption Coserius auf die phonische Ebene aussehen sollte, ist uns völlig rätselhaft." 3 7 Andererseits sollte die lautliche Seite nun aber nicht völlig aus der Typologie ausgeklammert werden. Da sie offensichtlich nur schwer zusammen mit anderen Phänomenen behandelt werden kann, ist es wohl gerechtfertigt, gerade diesen Bereich getrennt von den anderen zu untersuchen. 0.2.2

Die p h o n e t i s c h / p h o n o l o g i s c h e T y p o l o g i e in der R o m a n i s t i k

Bisherige sprachvergleichende Arbeiten im Bereich der Romanistik hatten, sofern sie nicht der historisch-vergleichenden Methode verpflichtet sind, selten die Lautebene zum Gegenstand. Die dennoch vorliegenden Studien verfolgen stets eine der folgenden Zielsetzungen: die Erfassung charakteristischer Eigenschaften einzelner Sprachen, die Klas-

33 34

35

36 37

Haarmann 1976a:31 und 1976b:67, Lass 1984:2, Lehmann 1986:31 Die Eigenständigkeit der phonologischen Typologie ist des öfteren von Skalicka festgestellt worden (siehe Geckeier 1988:64). Als Beleg möge das folgende Zitat gelten: "Die Typologie der phonologischen Systeme kann nicht mit der allgemeinen Typologie in ein näheres Verhältnis gebracht werden — sie ist völlig selbständig." (Skalicka, zit. nach Geckeier, a.a.O.). Haarmann 1976b:58. Zu den dabei verwendeten Kriterien siehe Haarmann 1976b:57f und Skalicka 1964. Geckeier 1988:65 ebda.

8 sifikation der romanischen Sprachen und die Suche nach dem "romanischen T y p u s " an sich. Bei Versuchen zur Charakterisierung romanischer Sprachen wird, wie eingangs bereits beschrieben, oft versucht, möglichst viele Besonderheiten der Lautstruktur aufzudecken, ohne daß die dabei eruierten Fakten miteinander oder gar mit Erscheinungen anderer Sprachebenen in Verbindung gebracht werden. Auf das Französische bezogen, dem in der vorliegenden Arbeit j a das Hauptaugenmerk gilt, findet sich diese Methode schon bei Vietor 1884 und Passy 1906; später wird sie vor allem in kontrastiven Arbeiten, z.B. bei Delattre (außer Delattre 1953), Hammarström 1957, Esser 1960, Companys Maldonado 1959, Brun 1965, Malmberg 1971 und Malecot 1974 eingesetzt. In bezug auf das Vokalsystem des Französischen wird in diesen Arbeiten immer wieder auf folgende Phänomene verwiesen: • • • •

die die die das

Existenz der vorderen gerundeten Vokale, 38 Existenz der Nasalvokale, 3 9 Existenz des sogenannten e muet40 und Fehlen von Diphthongen. 4 1

Daneben wird die große Häufigkeit vorderer bzw. vorderer runder Vokalphoneme erwähnt. 4 2 Als phonetische Merkmale der Vokale gelten: • der weiche Einsatz (im Gegensatz zum Deutschen), 4 3 • die extrem vordere und geschlossene, den Kardinalvokalen ähnliche Aussprache 4 4 und • die ausgeprägte Lippentätigkeit. 4 5 Im Bereich der Konsonanten werden neben der Existenz des palatalen Nasalkonsonanten [ja] 46 und des Gleitlauts [t[]47 sowie des Fehlens von Affrikaten und des palatalen Laterallautes [X]48 nur phonetische Besonderheiten genannt: • die Abwesenheit der Aspiration bei den stimmlosen Okklusivlauten (im Gegensatz zu den germanischen Sprachen), 4 9 38

39

40 41 42 43 44 45

46 4T 48 49

Delattre 1964b:83, Companys Maldonado 1978:80, Dauzat 1947:24, Lausberg 1947:117, Bec 1971:429f, Mazzotta 1984:144 Dauzat 1947:24, Lausberg 1947:117, Delattre 1964b:83, Brun 1965:1727, Companys Maldonado 1978:81, Mazzotta 1984:144 Dauzat 1947:15, Mazzotta 1984:144 Passy 1906:45f, Hammarström 1957:284, Delattre 1964b:94, Malécot 1974:2509 Hammarström 1957:279 Delattre 1964b:82, Malecot 1974:2517, Sandmann 1976:16 Passy 1906:98, Hammarström 1957:279, Delattre 1964b:82, Malécot 1974:2517 Vietor 1884:81ff, Hammarström 1957:279 und 281, Delattre 1964b:82, Brun 1965:1727, Malecot 1974:2517 Passy 1906:73, Delattre 1964a:167 Passy 1906:82, Hammarström 1957:284 Mazzotta 1984:166 Passy 1906:116, Dauzat 1947:34, Delattre 1964a:196

9 • die dentale Aussprache von /t/ und /d/ (im Gegensatz zum Englischen), 50 • das r grasseyé,51 • die Präsonorisierung stimmhafter Konsonanten 52 und • Aspekte des Assimilationsverhaltens.53 Des weiteren werden als Besonderheiten der Akzentuierung immer wieder angesprochen: • der Satzakzent des Französischen,54 • der oxytonische Charakter des Wortakzents, 55 • die aus seiner Vorhersagbarkeit resultierende nicht-distinktive Funktion des Wortakzents, 56 • der accent d'insistance57 sowie • der geringe Intensitätsunterschied zwischen betonten und unbetonten Silben. 58 In bezug auf die Silben- und Wortstruktur werden folgende Phänomene hervorgehoben: • die hohe Zahl an offenen Silben, 59 • die geringe Zahl an verschiedenen Silbenformen, 60 • die geringe Zahl an Silben pro Wort 61 und • das Phänomen des mot phonétique. Aufgrund der Heterogenität der genannten Besonderheiten bleiben Charakterisierungen des Französischen auf dieser Basis trotz der weitgehenden Objektivität der Ergebnisse recht unbefriedigend. Mehr Einsichten in die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Sprachfakten, wie sie in der Typologie angestrebt wird, geben Untersuchungen, die die Aufdeckung von Kriterien zum Ziel haben, mit deren Hilfe sich die Lautstruktur des Französischen als Ganzes oder zumindest in einem entscheidenden Aspekt erfassen läßt. Die in diesem Zusammenhang genannten Charakteristika sind meist identisch mit den Wesensmerkmalen, die ausgehend von Untersuchungen anderer Sprachebenen traditionell für das Französische postuliert worden sind. Darstellungen dieser Art finden sich vor allem bei den meist auch andere Systemebenen einbeziehenden Studien von Bally 1950 [' 1932],

50

Passy 1906:69, Delattre 1964c:51

51

Passy 1906:77, Hammarström 1957:282, Delattre 1964a:159ff, Malécot 1974:2516, Mazzotta 1984:166

52

Passy 1906:116 Passy 1906:72, 75 und 82

53 54 55

Passy 1906:28 Passy 1906:28fr, Lerch 1933:168, Lausberg 1947:114, Delattre 1963:202f und 1964c:43, Malécot 1974:2513f

56

Hammarström 1957:283, Malmberg 1971:339, Malécot 1974:2514

57

Passy 1906:32flF, Hammarström 1957:287, Delattre 1963:205

58

Passy 1906:28, Delattre 1963:204 und 1964:44

59

Passy 1906:47, Lausberg 1947:112, Esser 1960:70, Delattre 1964c:48, Malmberg 1971:322f, Malécot 1974:2510, Sandmann 1976:13 Malécot 1974:2515 Esser 1960:75

60 61

10 Lerch 1933, Dauzat 1947, Kuen 1953, Wandruszka 1959, Galichet 1964, Kainz 1969 und Sandmann 1976. Neben recht pauschalen Aussagen zur Unauffälligkeit und Farblosigkeit der Lautgestalt des Französischen, 62 die mit der vor allem von Br0ndal aufgestellten These von der Abstraktheit dieser Sprache in Verbindung gebracht worden sind, 63 und einem "Dahinperlen", einer "schwebenden Anmut" der französischen Lautstruktur, 6 4 die der traditionellen Uberzeugung von seiner Eleganz und seiner besonderen Eignung als Sprache der gepflegten Konversation 65 entspricht, ist in der Forschung immer wieder die "netteté" seiner Laute hervorgehoben worden. Diese ist auf verschiedene Sprachfakten, vor allem die klare und deutliche Artikulation von Einzellauten 66 sowie das Fehlen von "sons complexes, composés" (vor allem Diphthongen, Affrikaten und aspirierten Verschlußlauten) 67 zurückgeführt worden; Bally stellte überdies einen Zusammenhang der "netteté" mit dem sonst im Bereich der Morphosyntax postulierten analytischen Charakter des Französischen 68 her, wohl da sie eine relativ große Eigenständigkeit der einzelnen Laute zur Folge hat. Schließlich ist das ebenfalls von Bally postulierte Prinzip der "séquence progressive" zu nennen, die sich auf lautlicher Ebene vor allem im oxytonischen Charakter des Französischen wiederspiegelt, der sich in einer besondere Hervorhebung des letzten Wortes im Satz sowie der letzten Silbe im Wort manifestiert. 69 Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit die diskutierten Kriterien, die offensichtlich aus der Untersuchung anderer Bereiche der Sprache hervorgegangen sind, überhaupt auf die lautliche Ebene angewendet werden können. So bedarf es einer gewissen Geistesakrobatik, um die Aussagen von dem "analytischen" oder gar "abstrakten" Charakter der Lautgestalt einer Sprache nachzuvollziehen. 70 Vor allem zum Nachweis des letzteren Kriteriums mußte daher auch auf die lautliche Struktur größerer Einheiten, nämlich des Wortes und des Satzes, zurückgegriffen werden. Daneben sind Aussagen wie die zur Eleganz einer Sprache oft recht subjektiv. Schließlich stellt sich auch die Frage, in 62

63

64 65 66 67 68 69 70

Siehe v.a. Albrecht 1970:13ff; vgl. Lerch 1933:161, Dauzat 1947:348, Wandruszka 1959:27 und Kainz 1969:459. Als Beleg für dieses Kriterium werden oft auch über die Betrachtung von Einzellauten hinausgehende Phänomene, etwa die Kürze der französischen Wörter, die nur geringen Intensitätsunterschiede zwischen betonten und unbetonten Silben, die häufige Verwendung nicht-phonetischer Mittel zur Hervorhebung von Satzteilen (die Konstruktion c'est ...qui / que) sowie der generelle Mangel an lautlich motivierten Wörtern genannt (Albrecht 1970:14ff). Vgl. Albrecht 1970:14f, der in diesem Zusammenhang die Vorstellung erwähnt, "je unauffälliger die Handhabung des phonischen Materials in einer Sprache sich vollziehe, je eindeutiger der Eigencharakter alles Lautlichen hinter seiner Funktion, Träger von Bedeutungen zu sein, zurücktrete, desto 'intellektueller', 'abstrakter' sei die betreffende Sprache." Siehe Wandruszka 1959:25f; vgl. Dauzat 1947:348, Galichet 1964:19 und Kainz 1969:467. Siehe Albrecht 1970:6; vgl. Dauzat 1947:12 und Sandmann 1976:9. Siehe Dauzat 1947:12 und Galichet 1964:19; vgl. Sandmann 1976:20. Dauzat 1947:24 und 32, Galichet 1964:19, Sandmann 1976:21 Bally 1950:195 Bally 1950:272 Vgl. Albrecht 1970:130ff.

11 welchem Verhältnis die einander oft widersprechenden Tendenzen 7 1 zueinander stehen u n d in welchem A u s m a ß die verschiedenen Tendenzen in der jeweiligen Sprache ausgeprägt sind. Angesichts dieser Schwierigkeiten ist es fraglich, ob die Lautgestalt des Französischen tatsächlich mit Hilfe der diskutierten Methode angemessen erfaßt werden kann. Als weit weniger problematisch erweisen sich Versuche, die Lautgestalt einer Sprache allein a n h a n d lautlicher P h ä n o m e n e zu charakterisieren. In diesem Z u s a m m e n h a n g ist immer wieder auf die Komplexität des französischen Vokalsystems hingewiesen worden, die sich in der hohen Zahl der Vokale, 72 der Existenz verschiedener, in anderen Sprachen nicht üblicher Klassen von Vokalphonemen (Nasalvokale, vordere gerundete Vokale, velares / a / ) sowie der distinktiven Funktion der zugehörigen Merkmale 7 3 manifestieren soll. Daneben h a t Delattre 1953 in einer grundlegenden Arbeit zur Artikulationsbasis des Französischen die drei Prinzipien des mode tendu, des mode antérieur u n d des mode croissant f ü r die Aussprache des Französischen postuliert. Ersterer ist nach Delattre vor allem durch eine "grande dépense d'énergie pour tendre les muscles d'articulation p e n d a n t la p h o n a t i o n " gekennzeichnet, die eine relativ hohe Stabilität der L a u t e im Verlauf ihrer Artikulation zur Folge habe. Dies sei u.a. auch der G r u n d d a f ü r , daß das Französische, anders als das Englische, keine Diphthonge oder Affrikaten besitze u n d auch nicht dazu neige, solche neu zu schaffen. 7 4 Der mode antérieur zeige sich darin, daß die Zentren der Resonanzräume bei Lauten des Französischen meist vorn im M u n d lägen u n d auch die Lippen stark an der Bildung der L a u t e (nicht n u r der vielen gerundeten Vokale, sondern auch der ihnen b e n a c h b a r t e n Konsonanten) beteiligt seien. 7 5 Den mode croissant bringt Delattre grosso modo mit der im Französischen üblichen Tendenz zur offenen Silbe in Verbindung, wobei er auch einige phonetische Detailbeobachtungen anstellt. 7 6 Insgesamt erscheinen die von Delattre genannten Kriterien plausibel, zumal zumindest zwei von ihnen auch von anderen Forschern vertretene Vorstellungen — nämlich die der "netteté" u n d die der "séquence progressive" — von einer anderen W a r t e aus bestätigen. Allerdings läßt sich die Muskelspannung nach Delattres eigenen Angaben experimentell nicht erfassen, 7 7 was die Glaubwürdigkeit des ersten Kriteriums stark einschränkt. In bezug auf den "mode antérieur" fordert Albrecht eine U b e r p r ü f u n g a n h a n d statistischer Untersuchungen, die auch Phonemfrequenzen einbeziehen sollen; 71

72 73 74 75 76 77

So kann die Tendenz zu einer unmotivierten, abstrakten Lautstruktur als Grundlage des Enchaînement in französischen Wörtern und Sätzen betrachtet werden. Gleichzeitig bewirkt letzteres aber im satzphonetischen Rahmen eine Einschränkung des analytischen Charakters des Französischen. Hammarström 1957:280f, Mazzotta 1984:144; vgl. Kuen 1953:423. Brun 1965:1727, Malmberg 1971:305, 340, Mazzotta 1984:144; vgl. Milewski 1970:73. Delattre 1953:59 Delattre 1953:60 Delattre 1953:62f Albrecht 1970:110

12 diese wurden von Delattre nicht geleistet. 78 Schließlich geht Delattre bei seiner Charakterisierung vor allem von dem Kontrast zum Englischen aus; ein Vergleich mit anderen romanischen Sprachen oder z.B. auch dem Deutschen hätte möglicherweise ein anderes Bild entstehen lassen. So liegen auch hier noch keine endgültig gesicherten Ergebnisse bezüglich eines eigenständigen Typus des Französischen vor. Ebenso fehlt es an endgültigen Ergebnissen der zweiten Richtung typologischer Arbeiten in der Romanistik, die sich auf die Lautebene beziehen: die Untergliederung der Romania in Gruppen einander besonders ähnlicher Idiome auf der Grundlage verschiedener, nicht notwendigerweise in logischer Beziehung zueinander stehender synchronischer Sprachmerkmale. Die entsprechenden Einteilungen von Müller 1971, Hess 1975, Ternes 1976 und Kempgen 1980 kommen — wohl aufgrund der Unterschiede bei den dem Vergleich zugrundegelegten Sprachfakten und den Auswertungsverfahren — jeweils zu unterschiedlichen bzw. keinen eindeutigen Ergebnissen bezüglich der Klassifikation der romanischen Sprachen. Speziell für das Französische hat sich jedoch immer wieder bestätigt, daß es sich besonders exzentrisch verhält, d.h. nur schwer mit anderen seiner Schwestersprachen in eine Gruppe zu fassen ist, 7 9 was bekannte Erkenntnisse der historischen Sprachwissenschaft nun auch aus synchronischer Sicht bestätigt. 8 0 Von Bedeutung sind die genannten Arbeiten weniger aufgrund ihrer Ergebnisse als wegen ihrer Methoden. So erfolgt die Klassifikation, anders als bei allgemeinsprachlichen Arbeiten, 81 in der Regel auf der Grundlage einer Vielzahl von Systemeigenschaften, für die stets Maßzahlen berechnet werden, mit deren Hilfe ein relativ objektiver Vergleich der untersuchten Sprachen möglich ist. Daneben basiert auch die Klassifikation meist auf dem Einsatz relativ komplexer statistischer Verfahren. Diese ermöglichen neben der bereits erwähnten Einbeziehung zahlreicher Sprachfakten auch die Berücksichtigung der Tatsache, daß Sprachen bestimmte Merkmale in größerem oder geringerem Grad besitzen und sich auch insgesamt mehr oder weniger ähneln können. Vor allem mit der mathematischen Bestimmung des genauen Grades der Affinität zwischen den verglichenen Sprachen kommen die besprochenen Arbeiten den Erfordernissen einer quantitativen Typologie recht nahe. Die dritte Kategorie typologischer romanistischer Arbeiten im Bereich der Phonetik und Phonologie befaßt sich mit der Frage, ob die romanischen Sprachen insgesamt einem bestimmten Typus angehören. Da die Zuordnung von Sprachen zur Romania nach dem genealogischen Kriterium der Abstammung vom Lateinischen erfolgt, ist ihre

78

Albrecht 1970:108f

79

Müller und Hess sprechen diese T h e m a t i k nur a m R a n d e an; besonders ausführlich wird sie bei Muljacic und Ternes b e h a n d e l t , die eigens Berechnungen zur E r m i t t l u n g der Exzentrizität von Sprachen anstellen (siehe Muljacic 1967:30, 32 und 37 sowie Ternes 1976:42). Zur Exzentrizität des Französischen siehe Muljacic 1967:30 und 37, Müller 1971:253, Hess 1975:303, 176, 234f und 299 sowie Ternes 1976:30, 32, 39 und 45. Siehe z . B . B e c 1970:9.

80 81

z . B . Isacenko 1 9 3 9 / 4 0

13 typologische

Ähnlichkeit nicht zwingend notwendig, wenn auch angesichts des gemein-

samen Ursprungs und zahlreicher Sprachkontakte recht wahrscheinlich. 82 Autoren, die sich mit dieser Thematik befassen, sind oft an der Aufdeckung gemeinsamer typologischer Merkmale der romanischen Sprachen interessiert. Allerdings ist immer wieder festgestellt worden, daß sich solche zumal im phonologischen Bereich kaum finden lassen. 8 3 Angesichts dieser Sachlage behilft man sich oft damit, eine Art Normalfall der romanischen Sprachen zu beschreiben; Abweichungen von ihm werden dann eigens aufgezählt. Allerdings ist es schon insofern problematisch, hier von "Typica" der romanischen Sprachen zu sprechen, als viele der genannten Merkmale auch in zahlreichen nicht-romanischen Sprachen vorkommen. So unterscheidet sich das bei Ternes 1983 angegebene romanische "Normalsystem" lediglich durch das Vorhandensein der Symbole /X/ und / 3 / sowie durch das Fehlen der Symbole / h / , / ? / und /r)/ von der bei Maddieson 1984 angegebenen Liste der häufigsten Phoneme der Welt. 8 4 Gerade die letzteren typologisch interessanten Abweichungen kann Ternes nun aber aufgrund seiner ausschließlichen Betrachtung romanischer

Sprachen nicht feststellen.

Um die Frage nach der typologischen Einheit der romanischen Sprachen zu beantworten, ist es also unumgänglich, auch nicht-romanische Sprachen in die Betrachtung einzubeziehen. Am sinnvollsten erscheint es hierbei, eine typologische Klassifikation sowohl romanischer als auch nicht-romanischer Sprachen zu erstellen und zu untersuchen, ob die dabei erhaltenen Gruppen mit den historischen übereinstimmen. Dies ist jedoch bisher in keiner Arbeit zur Typologie der Romania geleistet worden. 85

0.3

Standorthestimmung der vorliegenden Arbeit

Ausgehend von der im hier vorgegebenen Rahmen nicht weiter zu vertiefenden Besprechung der einschlägigen Literatur zum Sprachvergleich lassen sich die eingangs grob umrissenen Zielsetzungen der eigenen Arbeit in ihren forschungsgeschichtlichen Zusammenhang einordnen. Im Prinzip stellen sie eine Mischung aus den eben dargestellten Fragestellungen dar. Primär soll eine typologische Charakterisierung des Französischen erarbeitet werden, in der seine Besonderheiten herauszustellen und, wenn möglich, auf ein gemeinsames Prinzip zurückzuführen sind. Ähnlich wie bei Delattre 1953 wird dabei allein von der Lautebene ausgegangen; anders als bei ihm sollen die getroffenen Beobachtungen jedoch quantitativ erfaßt, statistisch untermauert und nachträglich auf ihren Zusammenhang 82

Siehe M a l m b e r g 1 9 7 1 : 3 0 1 f und 3 4 0 , Müller 1 9 7 1 : 2 4 4 , K a t a g o c h t c h i n a 1 9 7 1 : 1 1 3 7 , Muljacic

83

Siehe H a m m a r s t r ö m 1 9 5 7 : 2 7 9 und K a t a g o c h t c h i n a 1 9 7 1 : 1 1 3 8 .

84

A u f die prinzipielle Problematik der Gleichsetzung von P h o n e m e n verschiedener Sprachen

85

Der einzige, dessen Untersuchungen in diese R i c h t u n g gehen, ist Guiter 1 9 6 6 , der die Frage

1 9 8 3 : 5 3 5 und Ternes 1 9 8 3 : 5 4 3 f .

kann hier nicht näher eingegangen werden. nach der typologischen Einheit der romanischen Sprachen paradoxerweise überhaupt nicht ins Auge faßt.

14

mit den auf der Grundlage anderer Sprachebenen postulierten Wesensmerkmalen des Französischen hin untersucht werden. Von den prinzipiell möglichen Untersuchungskriterien wird dabei solchen der Vorzug gegeben, die sich auf den Bereich der distinktiven Merkmale beziehen und die auch statistisch erfaßt werden können. Da die meisten der schließlich ausgesuchten Kriterien in der gewählten Form noch nie zum Vergleich des Französischen mit anderen Sprachen eingesetzt worden sind, ermöglichen sie, wenn auch nicht immer die Aufdeckung neuer Fakten, so doch die Überprüfung bereits bekannter Tatsachen von einer neuen Warte aus. Ein grundlegender Unterschied zu anderen Studien zur Charakterisierung einer Sprache besteht darin, daß das Französische in der vorliegenden Arbeit auch durch seine Affinität zu anderen Standard-Average-European-Spiachen gekennzeichnet werden soll. Zu diesem Zweck wird eine an das Verfahren von Altmann und Lehfeldt 1973 angelehnte Klassifikation durchgeführt. 86 Um eine einseitige Einbeziehung nur romanischer Sprachen zu vermeiden, werden neben dem Italienischen und Spanischen auch die germanischen Sprachen Deutsch und Englisch zum Vergleich herangezogen. Dabei kann auch die in der Fachliteratur gelegentlich aufgeworfene Frage geklärt werden, ob die Exzentrizität des Französischen in der Romania so weit geht, daß es möglicherweise einem ganz anderen Typ angehört als diese. 87 Dies wäre dann der Fall, wenn es sich als dritte Sprachgruppe neben der der beiden anderen romanischen und der der beiden germanischen Sprachen konstituierte; andererseits ist auch die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß es den germanischen Sprachen, insbesondere dem Deutschen, dem es sich im areallinguistischen Sinn im Lauf seiner Entwicklung anscheinend angenähert hat (gelegentlich wird sogar von einer "bien connue convergence typologique du français et des langues germaniques" gesprochen), 88 noch ähnlicher sein könnte als den ihm genealogisch näher stehenden romanischen Schwestersprachen. Hierfür liegen als Indizien die Ergebnisse einer allgemeinsprachlichen Klassifikation von Guiter 1966 vor, nach der das Französische eine besondere Affinität zu den germanischen Sprachen aufweist. 89 Bei der genannten Fragestellung sind auch Rückschlüsse auf die typologische Einheit der romanischen Sprachen insgesamt zu erwarten: Sollte sich herausstellen, daß selbst das so exzentrische Französisch eine größere Affinität zu den anderen romanischen Sprachen zeigt als zu solchen einer fremden Familie, ist anzunehmen, daß auch die anderen Sprachen der Romania zumindest in bezug auf die untersuchten Phänomene eine Einheit bilden. Im gegenteiligen Fall wäre die Vorstellung von der Einheit der romanischen Sprachen widerlegt. Sollte das Französische zu gar keinen Sprachen eine besondere Affinität aufweisen, bliebe diese Frage unentschieden; dafür hätte sich die Feststellung seiner Exzentrizität in einem weiterem Rahmen bestätigt. 86 87

88 89

Zum genauen Vorgehen hierbei siehe Kapitel 2.2. Für die Morphologie ist dies von Coseriu bereits postuliert worden. Zur genannten Fragestellung siehe auch Müller 1971:252f. Madonia 1979:44; vgl. Dauzat 1947:348. Ähnlich stellt Delattre 1964c bei einem Vergleich sogar eine größere Affinität zwischen dem Französischen und dem Deutschen fest als zwischen dem Deutschen und dem Englischen.

15 Sollte sich bei der Klassifikation ergeben, daß sich die genealogisch ähnlichsten Sprachen auch typologisch am nächsten stehen, was eigentlich zu erwarten ist, tut dies dem Wert der Untersuchung keinen Abbruch. Denn zum einen wird dann von einer neuen Warte aus weitgehend objektiv nachgewiesen, was vorher nur eine Vermutung war. Zum anderen lassen sich aus dem Erzielen eines zu erwartenden Ergebnisses auch Rückschlüsse auf die Güte der Klassifikation ziehen. Somit wäre die in den folgenden Kapiteln noch vorzustellende Methode des Vergleichs bzw. der Klassifikation — eine Untersuchung auf statistischer Grundlage und unter Verwendung von distinktiven Merkmalen als Tertium Corrvparationis — validiert und könnte für strittigere Probleme eingesetzt werden. Die nun folgende Arbeit gliedert sich in zwei Teile, von denen jeder zwei Kapitel umfaßt. Der erste Teil ist Vorarbeiten zum eigentlichen Vergleich vorbehalten. Zunächst wird eine Deskription der einander gegenüberzustellenden Phonem- und Merkmalsysteme geleistet. Bei der Besprechung der Phonemsysteme werden auch allgemeine Probleme wie die Behandlung der Affrikaten, Diphthonge und anderer Lautphänomene behandelt, die in der Fachliteratur nicht einheitlich gehandhabt werden; bei der Erörterung der distinktiven Merkmale steht zunächst die Erstellung eines Inventars von Merkmalen im Vordergrund, die in den verglichenen Sprachen als distinktiv betrachtet werden können. An die allgemeinen Betrachtungen schließt sich jeweils die Beschreibung der Systeme des Französischen, Spanischen, Italienischen, Deutschen und Englischen an. In einem weiteren Kapitel werden die in der vorliegenden Arbeit einzusetzenden Untersuchungskriterien und Auswertungsverfahren bestimmt. Der dritte und letzte Teil der vorliegenden Arbeit ist dem eigentlichen Vergleich der untersuchten Sprachen gewidmet. Zuerst erfolgen Teil vergleiche nach verschiedenen Untersuchungskriterien, die auch stets Klassifikationen der verglichenen Sprachen einschließen; in einem weiteren Kapitel wird eine Gesamtklassifikation anhand aller vorher eingesetzten Kriterien erstellt und eine Gesamtbetrachtung der Einzelklassiiikationen geleistet. Dabei ergeben sich dann auch die für die vorliegende Arbeit endgültigen Aussagen zur Affinität der einzelnen Sprachen zueinander. Für jede Klassifikation werden im übrigen verschiedene Sonderauswertungen vorgenommen, die unterschiedliche Prämissen z.B. bezüglich der Sprachdeskription zur Grundlage haben. Mit ihrer Hilfe soll festgestellt werden, inwieweit verschiedene Voraussetzungen zu unterschiedlichen Vergleichsergebnissen führen und ob trotz edlem noch einheitliche Tendenzen der einzelnen Sprachen auszumachen sind. Als letztes wird jeweils versucht, die Besonderheiten der sich ergebenden Sprachgruppen sowie des Französischen als Einzelsprache zu benennen; daneben wird überprüft, ob zumindest einige der Charakteristika auf gemeinsame Grundlagen zurückzuführen sind, die mit einem der jeweiligen Sprache zugrundeliegenden Prinzip in Verbindung gebracht werden könnten. An dieser Stelle möchte ich noch allen jenen meinen herzlichen Dank aussprechen, die durch ihre Unterstützung das Gelingen meiner Arbeit erst ermöglicht haben. Als erstes sei Prof. Dr. Pötters für seine stets freundliche Unterstützung und die viele Zeit, die er sich für mich nahm, gedankt. Die Diskussionen mit Prof. Dr. Standop über

16 die Vergleichbarkeit von Sprachen im lautlichen Bereich haben mich in der Wahl des Themas bestärkt. Prof. Dr. Burgschmidt hat mir mit seiner Lektüre der Rohfassung und seinen Hinweisen, vor allem zur funktionellen Belastung, ebenfalls sehr geholfen. Prof. Dr. Habicht möchte ich für meine Beschäftigung an seinem Lehrstuhl und sein persönliches Interesse danken. Mein besonderer Dank gilt meinem Mann Stefan, ohne dessen tatkräftige Mithilfe bei den Computerauswertungen und der Handhabung des Textverarbeitungssystems die Arbeit in der gegenwärtigen Form nicht existieren würde. Auch seine Geduld und sein Verständnis waren mir eine große Hilfe. Meiner Mutter sei für die vielen Stunden Babysittens gedankt — und meinem Sohn Alex dafür, daß er mir mit seinem Frohsinn immer wieder Auftrieb gab.

Teil I

Vorarbeiten zum Vergleich

Kapitel 1

Die Phonem- und Merkmalsysteme der untersuchten Sprachen Wie bereits erwähnt, soll der Sprachvergleich der vorliegenden Arbeit vor allem im Bereich der distinktiven Merkmale durchgeführt werden. Diese gehören einerseits zum phonologischen System der Sprachen, das f ü r die auf das Funktionieren von Sprache ausgerichtete Typologie interessanter ist als phonetische Detailinformationen; andererseits stehen sie aber der L a u t s u b s t a n z , die sich als übersprachliches Tertium Comparationis bei Sprachvergleichen im lautlichen Bereich anbietet, immerhin näher als Phoneme. Auch wenn m a n heute nicht m e h r der Ansicht ist, daß distinktive Merkmale direkt über die L a u t s u b s t a n z definiert werden können, 1 sondern von ihrer weitgehend a b s t r a k t e n N a t u r ausgeht, 2 finden sich doch relativ regelmäßige Entsprechungen zwischen auf der E b e n e der F o r m definierten distinktiven Merkmalen einerseits u n d Bündeln von akustischen oder artikulatorischen Korrelaten 3 andererseits, wobei zwar nicht die genauen phonetischen Realisierungen der einzelnen Merkmale, aber doch zumindest die dabei relevanten phonetischen Dimensionen von Sprache zu Sprache relativ konstant sind. 4 Die Gleichsetzung von Merkmalen verschiedener Sprachen erscheint mithin weitaus weniger problematisch als die von P h o n e m e n . 5 Daneben lassen sich auch Fälle, in denen Allophone eines P h o n e m s einer Sprache denen von verschiedenen P h o n e m e n anderer Sprachen entsprechen, z.B. bei den Phonemen / e / des Spanischen u n d / e / u n d / e / des Französischen, mit Hilfe von distinktiven Merkmalen adäquater erfassen als bei einem Vergleich von P h o n e m e n . In Arbeiten, die Sprachen d a r a u f h i n vergleichen, welche P h o n e m e sie gemeinsam h a b e n u n d in welchen sie sich unterscheiden, wird das spanische / e / in der Regel mit dem französischen / e / gleichgesetzt, w ä h r e n d das französische / e / als P h o n e m gewertet wird, das im Spanischen keine Entsprechung besitzt. 6 Diese Sichtweise wird der Sachlage aber nicht ganz

2 3 4

5

6

Zu früheren Meinungen hierzu siehe z.B. Fischer-J0rgensen 1957:470. Vgl. z.B. Ladefoged 1979:25. Siehe z.B. Fischer-j0rgensen 1975:163. So spielen z.B. das Vorhandensein und die Qualität des Stimmtons, die sogenannte Voice Onset Time sowie das Verhältnis der Dauer eines Konsonanten und des vorangehenden Vokals in allen der hier untersuchten Sprachen bei der Realisierung des normalerweise als stimmhaft] oder [ifortis] bezeichneten Merkmals eine Rolle (siehe z.B. Keating 1984:292ff). Eine ausführliche Darstellung dieser Problematik ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich; es ist aber eine weitere Publikation geplant, in der ausführlich auf die genannten Fragestellungen eingegangen werden soll. So etwa bei Delattre 164b:76 und implizit bei Hess 1975:174.

20 gerecht, da sp. / e / ja neben dem Allophon [e] auch das Allophon [e] kennt. Bei einem Vergleich auf der Grundlage von distinktiven Merkmalen wird der Unterschied dagegen schon dadurch erfaßt, daß das Merkmal [±geschlossen} im Französischen bei Vokalen mittleren Offnungsgrades distinktiv ist und im Spanischen nicht. Mit der Konzentration auf die Untersuchung distinktiver Merkmale ergibt sich zwangsläufig ein weitgehender Verzicht auf die Betrachtung von Lauteigenschaften, die sich auf die suprasegmentale Ebene beziehen (Akzent, Intonation, Positionsbeschränkungen, Phonemkombinationen, Silbenstruktur, phonologischer Aufbau von Wörtern). Dieser läßt sich auch damit begründen, daß aus praktischen Erwägungen ohnehin eine Beschränkung auf eine begrenzte Zahl von Phänomenen erfolgen muß. Dabei ist es sicherlich am besten, ein komplettes Teilgebiet, hier eben die suprasegmentale Ebene, die ohnehin eine recht große Eigenständigkeit aufweist, 7 auszusparen. Im vorliegenden Kapitel wird nun als Vorstufe des Vergleichs eine Deskription der zu untersuchenden Merkmalsysteme geleistet. Da diese ihrerseits von den für die jeweiligen Sprachen angesetzten Phonemsystemen abhängen, wird zunächst jedoch auf diese einzugehen sein.

1.1

Die Phoneme der verglichenen Sprachen

Für eine ausführliche Erörterung der Phonemsysteme der einzelnen Sprachen ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit kein Raum. Aufgrund ihrer entscheidenden Bedeutung für die Ergebnisse des Sprachvergleichs 8 sollen die Probleme, die sich bei ihrer Erstellung ergeben, jedoch zumindest in groben Zügen skizziert werden. 1.1.1 1.1.1.1

Allgemeine Grundsätze Die B e h a n d l u n g m o n o - und b i p h o n e m a t i s c h interpretierbarer P h ä nomene

Besondere Schwierigkeiten bei der Erstellung von Phonemsystemen bereiten stets solche Lautgebilde, die sich ihrem Verlauf nach theoretisch in zwei Phasen untergliedern lassen und die daher sowohl als einfache Phoneme als auch als Kombinationen aus zwei Phonemen aufgefaßt werden können. Hierbei handelt es sich vor allem um die Langvokale, die Diphthonge, die Affrikaten und die Geminaten. Langvokale können bei einer monophonematischen Interpretation entweder als Varianten der entsprechenden kurzen Vokale oder als eigenständige, mit den Kurzvokalen in Opposition stehende Phoneme gesehen werden; bei einer biphonematischen Lösung sind drei Interpretationsansätze möglich: als Kombinationen aus je zwei kurzen Vokalen, als

Vgl. Burgschmidt/Götz 1974:204. Vgl. Altmann/Lehfeldt 1080:107.

21 Kombinationen aus einem Vokal und einem Gleitlaut und als Kombinationen aus einem Kurzvokal und einem abstrakten Phonem, etwa dem Chronem "Länge". 9 In den romanischen Sprachen stellt sich die Frage nach der Interpretation der Langvokale kaum, da sich heute nur noch im Französischen überzeugende Minimalpaare zwischen einem Lang- und einem Kurzvokal, nämlich den Phonemen [e:] und [e] (z.B. maitre 'Meister' - mettre 'stellen, legen'), finden. Diesen Gegensatz betrachten Martinet/Walter 1 0 noch als distinktiv. Da die Opposition jedoch nur noch bei wenigen Sprechern, deren Zahl offensichtlich schwindet, und selbst bei ihnen nur im Bedarfsfall realisiert wird, wird in der vorliegenden Arbeit von einer Aufnahme eines gelängten Phonems / e : / ins System des Französischen abgesehen, zumal dieses dort ohnehin eine isolierte Stellung einnähme. 11 In den anderen beiden romanischen Sprachen lassen sich phonetisch auftretende Langvokale ohnehin stets durch das Zusammentreffen zweier kurzer Vokalphoneme an der Morphemgrenze erklären (z.B. in it. dormii [dor'mi:] 'ich schlief' und sp. mi hijo [mi:xo]). 12 Im Deutschen und Englischen besitzt das Phänomen der Vokallängung dagegen eindeutig phonologische Relevanz, wie zahlreiche Minimalpaare, z.B. bieten - bitten, beten - bäten - betten, Höhle - Hölle, Bahn - Bann bzw. pool - pull, beat - bit usw. zeigen. Gerade hier wurde oft eine biphonematische Interpretation vorgeschlagen, um gewissen Ähnlichkeiten im Verhalten von Langvokalen, Diphthongen und Gruppen aus einem Kurzvokal und einem Konsonanten Rechnung zu tragen. 1 3 In der vorliegenden Arbeit wird dieser Praxis nicht gefolgt, da einerseits oft kaum zu entscheiden ist, welche Kurzvokale phonologisch den auf der phonetischen Ebene vorhandenen Langvokalen zugeordnet werden sollen 14 und andererseits Deutungen als Vokal + Gleitlaut oder Vokal + abstraktes Chronem "Länge" phonetisch oft zu unrealistisch sind. 1 5 Die Interpretation der deutschen und englischen Langvokale als eigenständige Phoneme bietet sich gerade auch im Hinblick auf den Sprachvergleich an, da die Unterschiede zu Sprachen ohne phonologisch relevante Vokallängung unter diesen Voraussetzungen schon bei einem Vergleich der Systeme erfaßt werden können. Probleme bezüglich einer mono- oder biphonematischen Interpretation ergeben sich auch bei den Diphthongen, vokalischen Lauten, während deren Verlauf sich die Zungenposition, die Lippenrundung oder der Öffnungsgrad des Mundes ändert, so daß man zwischen einem Ausgangs- und einem Endpunkt unterscheiden kann. 16

9

Siehe hierzu z . B . Hockett 1955:75fF, Moulton 1956, Hess 1975:83f und R o t h e 1978:40f.

10

M a r t i n e t / W a l t e r 1973:32 und 35

11

Klein 1973:51, M a l m b e r g 1968b:33, M a r t i n e t / W a l t e r 1973:32 Zu A n s ä t z e n , die auch für diese beiden Sprachen Langvokale annehmen, siehe Hess 1975:154. Siehe z . B . Moulton 1956:374.

12

13 14

S o entspricht weder d t . [e:] und [e:] noch engl, [a:] eindeutig einem Kurzvokal der gleichen Sprache.

15

S o etwa die Interpretation von d t . [e:] (wie in See)

16

Gimson 1980:128

als

/elf.

22 F ü r die r o m a n i s c h e n Sprachen werden gelegentlich die historisch a u s M o n o p h t h o n gen e n t s t a n d e n e n D i p h t h o n g e , z.B. frz. [wë], [wa] u n d [tp], als P h o n e m e b e t r a c h t e t . 1 7 D a sie sich synchronisch gesehen j e d o c h g e n a u s o v e r h a l t e n wie a n d e r e D i p h t h o n g e , sollten sie auch b e h a n d e l t werden wie diese. Gegen deren m o n o p h o n e m a t i s c h e Interp r e t a t i o n spricht n u n a b e r , daß sich s t e t s M i n i m a l p a a r e finden lassen, in denen beide E l e m e n t e der fraglichen L a u t g e f ü g e k o m m u t i e r t werden k ö n n e n , 1 8 was M a r t i n e t 1 9 als Beleg f ü r die b i p h o n e m a t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n komplexer Lautgebilde b e t r a c h t e t . In der vorliegenden Arbeit wird d a h e r von der A u f n a h m e von D i p h t h o n g e n ins System der drei r o m a n i s c h e n S p r a c h e n verzichtet. In A r b e i t e n zu d e n germanischen Sprachen ist f ü r V e r b i n d u n g e n a u s Gleitlaut + Vokal n u r im Fall von [ju:] eine m o n o p h o n e m a t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n vorgeschlagen w o r d e n . 2 0 D a z u m i n d e s t im a b s o l u t e n A n l a u t beide Bestandteile dieser L a u t v e r b i n d u n g k o m m u t i e r b a r s i n d 2 1 u n d / j u : / z u d e m eine isolierte Stellung im System des Englischen e i n n ä h m e , wird a u c h diese V e r b i n d u n g in der vorliegenden Arbeit b i p h o n e m a t i s c h interpretiert. Die d e u t s c h e n L a u t g e f ü g e [al], [aü] u n d [ol] sowie engl, [ei], [al], [ol], [ao], [aü] u n d gegebenenfalls [la], [ea], u n d [ua] werden in der vorliegenden Arbeit — wie in der Fors c h u n g s t r a d i t i o n allgemein üblich — dagegen als m o n o p h o n e m a t i s c h e D i p h t h o n g e bet r a c h t e t , d a die K o m m u t a t i o n ihrer Bestandteile nicht oder n u r mit E l e m e n t e n eines Lautgebildes, bei d e m ebenfalls viel f ü r eine m o n o p h o n e m a t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n spricht (z.B. d a s jeweils erste Segment in Eile u n d Eule)

möglich ist. 2 2 D a m e h r e r e P h o n o -

logen in letzter Zeit, meist auf der G r u n d l a g e einer s o g e n a n n t e n K o m m u t a t i o n m i t "Null" (z.B. Maus - muß), befürworten 17 18

19 20 21

22

23

23

eine b i p h o n e m a t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n deutscher D i p h t h o n g e

u n d im Englischen, a n d e r s als im Deutschen, in j e d e m Fall K o m m u t a -

So bei Rothe 1978:59ff; ähnlich Navarro Tomas 1968:16 für das Spanische. Der Minimalpaartest sei hier nur für die Gruppe / j 5 / beispielhaft vorgeführt, wobei die Kommutation von [j] aufgrund des unsilbischen Charakters dieses Lautes allerdings nur mit einem Konsonanten möglich ist. So kommutiert [5] mit [ë] in lion 'Löwe' - lien 'Band'; [j] kommutiert mit [1] in pion 'Bauer im Schachspiel' - plomb 'Blei'. Als Beispiel für Kommutationen in nachvokalischer Stellung seien solche für die Lautkombination / o j / angeführt: (je) paille [paj] 'ich bedecke mit Stroh' - (je) paye [pej] 'ich bezahle' und paille [paj] 'strohfarben' - pâle [pal] 'bleich'. Martinet 1939:96f Siehe Cohen 1971:56. Vgl. z.B. use [ju:s] 'Gebrauch' - yes [jes] 'ja' und use [ju:s] 'Gebrauch' - noose [nu:s] 'Schlinge' Zu dieser Kommutation siehe Ungeheuer 177:126. Die hier vorgeschlagene Interpretation entspricht auch den phonetischen Verhältnissen, da im Deutschen und Englischen beide Elemente eines Diphthongs selbst dann zu derselben Silbe gehören, wenn ein weiterer Vokal folgt. So läßt sich z.B. das Wort Eier in die Silben / a l / und / a / zerlegen (Trubetzkoy 1967:51). In den romanischen Sprachen wird das unsilbische Element in ähnlichen Fällen dagegen zur zweiten Silbe hinübergezogen, wie in sp. reyes [rre-jes] 'Könige', it. baia [baja] 'Scherz' und frz. feuillage [fce-ja3] 'Blattwerk' (vgl. Trubetzkoy 1967:50ff; siehe auch Alarcos Llorach 1986:151 und Lichem 1969:72). So z.B. Ungeheuer 1977:126 und Meinhold/Stock 1980:88 für das Deutsche.

23 tionen mit anderen Lauten, wenn auch wiederum nur mit Elementen anderer, ebenfalls möglicherweise monophonematisch zu interpretierender Diphthonge, möglich sind, 2 4 soll allerdings eine Sonderauswertung angestellt werden, in der auch die deutschen und englischen Diphthonge als Kombinationen aus verschiedenen Phonemen betrachtet werden. Bei den Affrikaten, die in zwei charakteristische Phasen, den Totalverschluß des Mundes und dessen langsames, mit einem Reibegeräusch einhergehendes Offnen, untergliedert werden können, 2 5 ist die Problematik ähnlich gelagert wie bei den Diphthongen. Allein im Französischen stellt sich die Frage nach dem phonologischen Status der Affrikaten gar nicht erst, da solche Verbindungen auch auf phonetischer Ebene nicht existieren. Im Spanischen wird die einzige in Frage stehende Lautverbindung, [tf], üblicherweise schon deshalb monophonematisch interpretiert, weil das Phon [J] in dieser Sprache nur nach [t] vorkommt, weshalb es auch unmöglich ist, [t] in der genannten Umgebung mit einem anderen Laut zu kommutieren. 2 6 Das gleiche Argument gilt für it. [4j], allerdings mit der Einschränkung, daß das Phon [3] gelegentlich in Fremdwörtern auftritt. Bei it. [tf], [ts] und [dz] spricht für die monophonematische Lösung, daß sich jeweils lediglich Kommutationen mit "Null" nachweisen lassen. 27 Im Deutschen und Englischen läßt sich je nach Sichtweise bei jeder der in Frage stehenden Affrikaten — dt. [pf] und [ts] sowie engl, [tf] und [dj] — sowohl eine mono- als auch eine biphonematische Lösung vertreten. 2 8 So sind bei den deutschen Affrikaten in nachvokalischer Stellung beide Elemente mit einem anderen Laut kommutierbar. 2 9 A m Wortanfang läßt sich dagegen jeweils nur ein Bestandteil problemlos kommutieren. 3 0

24

25 26 27 28

29

30

Vgl. die Minimalpaare bait [belt] 'ködern' - bite [balt] 'beißen' und bay [bei] 'Bucht' - bed [bed] 'Bett'. Gimson 1980:34 Siehe Trubetzkoy 1967:50ff und Martinet 1939:97. Siehe Muljacic 1969:408 und Hess 1975:86. Die Affrikate [tf] wird von deutschen Phonologen meist nicht berücksichtigt, da sie anders als [pf] und [ts] lautgeschichtlich nicht auf einen Laut zurückzuführen ist und auch nur nachvokalisch erscheint. Da eine Kommutation von [/] jedoch nur mit "Null", mit dem zweiten Bestandteil der ebenfalls möglicherweise monophonematisch zu interpretierenden Affrikate [ts] oder in Wörtern, die keine echten Minimalpaare darstellen, möglich ist (so z.B. in Kitsch - Kitt, Kitsch - Kitz oder zwitschern - Witwe; Philipp 1974:38), wäre eine monophonematische Interpretation immerhin denkbar. Da sich der in der vorliegenden Arbeit anzustellende Sprachvergleich zu einem großen Teil auf die Ergebnisse von Frequenzuntersuchungen anderer Autoren stützt, bei denen [tf] generell nicht als Phonem, sondern als Lautkombination betrachtet wird, ist eine Aufnahme dieser Affrikate ins System jedoch schon aus pragmatischen Gründen ausgeschlossen. So kommutiert beispielsweise [p] mit [r] in Topf - Torf und [f] mit [f] in hüpf - hübsch [hYpJ1], wobei letzteres Beispiel allerdings etwas weit hergeholt ist (Philipp 1974:38, Ungeheuer 1977:75); zu [ts] vgl. das Wortpaar Latz [lats] - Lachs [laks] (Philipp 1974:38). [s] ist hier allerdings nur mit [/] kommutierbar (Kitz - Kitsch)-, wenn man [tf], wie oben besprochen, als Phonemverbindung betrachtet, ist diese Kommutation jedoch gültig. Vgl. Pfahle - prahle, Zank - Trank (Ungeheuer 1977:75), aber nur Pflug - Flug. Bei [ts] ist nicht einmal eine Kommutation von [t] mit "Null" möglich, da das Phonem /s/ im Deutschen nicht im Anlaut zugelassen ist (Martinet 1939:98).

24 Bei engl, [tf] und [dj] kann stets nur das zweite Element ersetzt werden 31 das erste Element ist dagegen nur mit "Null" kommutierbar, wobei dies bei /d}/ sogar nur in einer einzigen lautlichen Umgebung, nämlich in intervokalischer Position, möglich ist. 32 In der vorliegenden Arbeit wird in Fällen wie dem des Deutschen generell die biphonematische Lösung bevorzugt. 33 Allerdings setzen sich so viele Autoren für eine monophonematische Wertung ein, 34 daß diese immerhin auch berücksichtigt werden sollte. Für das Englische ist ohnehin wohl eher eine monophonematische Interpretation vorzuziehen. Eine akzeptable Lösung des Problems besteht wohl darin, in der Hauptauswertung eine monophonematische Interpretation aller der genannten Affrikaten vorzunehmen, daneben jedoch auch eine Sonderauswertung vorzunehmen, in der diejenigen Affrikaten, bei denen Zweifel bezüglich des Phonemstatus bestehen, biphonematisch zu interpretieren sind. Dies ist besonders deshalb angeraten, weil die hier abgelehnten Kommutation mit "Null" immer öfter anerkannt wird; unter dieser Voraussetzung sind nun aber nicht nur dt. [pf] und [ts], sondern auch it. [tf], [ts], dt. [pf], [ts] und engl, [tf], [dj] als Verbindungen aus verschiedenen Phonemen zu betrachten. Angesichts des umstrittenen Status der restlichen Affrikaten des Italienischen werden auch diese in der Sonderauswertung biphonematisch gewertet. 35 Somit gilt nur die Affrikate / t f / des Spanischen, an deren Status als Einzelphonem praktisch nie gezweifelt wird, weiterhin als monophonematisch. Weitere Laute, bei denen sich des öfteren die Frage nach einer mono- oder einer biphonematischen Interpretation stellt, sind die sogenannten Geminaten, d.h. Konsonanten, die gelängt und mit größerer Stimmspannung und Intensität gesprochen werden als andere, wobei man der traditionellen Meinung nach zwischen zwei verschiedenen Gipfeln unterscheiden kann. 36 In der vorliegenden Arbeit wird von derartigen Lauten nur sp. / r r / als Phonem betrachtet, das etwa in dem Wortpaar perro 'Hund' - pero 'aber' in Opposition mit dem entsprechenden Einzellaut [r] steht und auch im Wortanlaut und somit in einer Position im Wort vorkommt, in der es nicht als Resultat eines Zusammentretens gleicher Konsonanten an einer Silben- oder gar Morphemgrenze interpretiert werden kann. 37 In den anderen hier betrachteten Sprachen ist die letztere Deutung dagegen stets möglich, so z.B. in frz. il éclaira [ileklera] 'er erhellte' - il

31 32

33

34 35

36 37

Vgl. chip 'Splitter' - trip 'Reise', jell 'gelieren' - dwell 'wohnen'. Zu / t f / vgl. chip 'Splitter' - ship 'Schiff'; zu / / » / , / a / , / o / , / o / , / u / , / e / , /

1—1

Bezüglich des Abstands zwischen Französisch und Spanisch ergibt sich also z.B. bei der Hauptauswertung folgende Rechnung:7

D(FY, Sp)

=

VCO-36 - ° - 2 5 ) 2 + ( ° - 1 9 - ° - 0 7 ) 2 + ( ° - 1 7 - ° - 1 8 ) 2

«

0.16310.

In der folgenden Tabelle sind die Distanzwerte aufgelistet, die sich bei der Hauptauswertung für alle Sprachenpaare ergeben;8 daneben wird die Summe der Distanzwerte jeder Sprache zu den jeweils anderen angegeben, die als Maß für ihre Exzentrizität gelten soll.9 Fr Fr SP It Dt Engl Summe:

-

0.16310 0.12329 0.05099 0.09899 0.43637

Sp 0.16310 -

0.06164 0.19950 0.24536 0.66960

It 0.12329 0.06164 -

0.14900 0.19131 0.52524

Dt 0.05099 0.19950 0.14900 -

0.04899 0.44848

Engl 0.09899 0.24536 0.19131 0.04899 -

0.58465

Euklidische Distanzen nach dem Vergleich der Phonemzahl — Hauptauswertung (1} Das Französische erweist sich hier nach der Summe seiner Distanzwerte überraschenderweise als die am wenigsten exzentrische Sprache. Auf diese Tatsache wird gleich noch zurückzukommen sein.

Alle Berechnungen wurden intern mit zwölf Nachkommastellen durchgeführt und Zwischenergebnisse auf f ü n f Stellen g e r u n d e t . In den Tabellen wurden zur besseren Lesbarkeit abschließende Nullen meist weggelassen. Die A n g a b e mancher Distanzwerte ist r e d u n d a n t , d a z . B . der A b s t a n d FranzösischS p a n i s c h j a mit dem A b s t a n d Spanisch-Französisch identisch ist. Im Sinn einer größeren Übersichtlichkeit der Darstellung werden dennoch alle A b s t ä n d e angegeben. Vgl. die Einleitung.

82 Zunächst seien die Abstände jeder Sprache zu den jeweils anderen jedoch noch in Form von Balkendiagrammen dargestellt, in denen die Höhe der Balken die Werte für die euklidischen Distanzen widerspiegelt:10

0.2-

0.2-

0 Fr

0 FS IDE

Sp

0.2-

0.2-

FS IDE

0

It

FS IDE

0

Dt

0.2-

n

FS IDE

0

EL

Engl F S I D E

Balkendiagramm der Distanzen nach dem Vergleich der Phonemzahl — Hauptauswertung (1) Wenn man die Sprachen in der Reihenfolge ihrer Ähnlichkeit zueinander anordnet, 11 ergibt sich folgende Tabelle: Fr: Sp: It: Dt: Engl:

Dt It Sp Engl Dt

Engl Fr Fr Fr Fr

It Dt Dt It It

Sp Engl Engl Sp Sp

Reihenfolge der Ähnlichkeit nach dem Vergleich der Phonemzahl — Hauptaus Wertung (1) Die dem Französischen in bezug auf die Phonemzahl am nächsten stehende Sprache ist also keine romanische Sprache, sondern das Deutsche; danach folgt das Englische, während die romanischen Sprachen Italienisch und Spanisch dem Französischen überraschenderweise am unähnlichsten erscheinen. Die dem Spanischen am nächsten stehende Sprache ist das Italienische; dann folgen mit beträchtlichem Abstand das Französische, das Deutsche und schließlich das Englische. Analog lassen sich die Ähnlichkeitsverhältnisse der anderen Sprachen aus den Tabellen ablesen. In bezug auf eine Klassifikation ist dabei bereits festzustellen, daß sich das Spanische und das Italienische einerseits sowie das Englische und das Deutsche andererseits jeweils gegenseitig deutlich am ähnlichsten Die einzelnen Diagramme zeigen die Abstände der jeweils mit einem der Kürzel Fr, Sp, It, Dt und Engl bezeichneten Sprache zu den anderen auf. In den Balkendiagrammen wurden letztere aus Platzgründen mit den Buchstaben F , S, I, D und E abgekürzt. 11 Vgl. 2.2.1. 10

83 sind, was für ihre Zuordnung zu jeweils derselben Sprachgruppe spricht. Das Französische steht keiner anderen Sprache am nächsten; allerdings sind seine Abstände zu den anderen Sprachen nur ungefähr durchschnittlich groß, und es stellt von jeder Sprache aus gesehen die zweitähnlichste Sprache dar. Diese Beobachtungen erklären auch die niedrige Summe seiner Distanzwerte zu anderen Sprachen. Insgesamt ist also festzustellen, daß das Französische, das sich bisher in rein romanischen Typologien immer wieder als besonders ausgefallen erwiesen hat, im Rahmen der vorliegenden Untersuchung, in die auch germanische Sprachen einbezogen werden, keineswegs als exzentrisch zu betrachten ist. Vielmehr nimmt es wohl eine Mittelstellung zwischen der Gruppe Englisch-Deutsch und der Gruppe Italienisch-Spanisch ein, wobei es allerdings dem Englischen und Deutschen insofern näher steht, als seine Distanzwerte zu diesen beiden Sprachen kleiner sind als die zu den anderen romanischen Sprachen. Dem Deutschen steht es dabei besonders nahe. Die endgültige Klassifikation kann nach den bereits beschriebenen Verfahren 12 aus den Distanzwerten abgeleitet werden. Nach dem Clustering-Verfahren gehören, wie bereits vermutet, das Englische und Deutsche, die die geringste Distanz überhaupt voneinander aufweisen (nämlich 0.04899), einer Gruppe an; da das Deutsche die dem Französischen am nächsten stehende Sprache darstellt, fällt dieses in die gleiche Gruppe. Sonst ist keine der verbliebenen Sprachen mehr einer der bereits erfaßten am ähnlichsten; daher wird nun eine neue Gruppe aufgestellt, die die Sprachen Spanisch und Italienisch enthält, welche sich wie das Deutsche und das Englische einander jeweils am nächsten stehen. Dies läßt sich graphisch folgendermaßen darstellen: Engl

Dt