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German Pages 278 Year 1892
¿
Die
deutschen
Städte
im Kampfe mit der Sürſtengewalt.
Untersuchungen
zur Geschichte der Entwickelung der fürstlichen Landeshoheit
von
Felix Priebatsch.
Motto. Aber die Städte unter Fürsten sind nicht Potestates für sich selbs , daruinb leidet sichs nicht , dasz sie sich wollten hängen eigenes Gefallens , an wen sie wollten." Brief Luthers an Johann Friedrich zu Sachsen 1534.
Erster Band.
Berlin.
Weidmannsche Buchhandlung. 1892.
Die
und
die
Hohenzollern
Städte
der
im 15. Jahrhundert
von
FÜ RS TL ch. Felir Briebats IC H
BE RG
ST OL
Berlin. Weidmannsche Buchhandlung. 1892.
Mark
Goo4095.4
HARVARD COLLEGE LIBRARY DRESEL FUND June17,1933
Herrn
Professor
Dr.
Caro
ehrerbietigst
gewidmet.
1
1 Vorwort.
Frühere, dem Gebiete der Städtegeschichte des ausgehenden Mittelalters entnommene Studien führten mich dazu , eine Dar stellung der Umwandelung der freien deutſchen Landſtädte in Fürſten städte, eine Schilderung dieses für die Entwickelung der fürstlichen Landeshoheit so wichtigen Prozeſſes zu versuchen . Die hierfür notwendigen Einzeluntersuchungen glaubte ich mit
+
einer Darlegung der märkischen Verhältnisse beginnen zu sollen . Die brandenburgischen Städte ſind verhältnismäßig früh unter worfen worden; andererseits bietet das Vorgehen der Hohenzollern zahlreiche Momente, die auch für Beurteilung der gleichen Fragen in anderen Landschaften lehrreich und intereſſant ſind . Die bisherige Litteratur über den Gegenstand besteht im wesent 1
lichen aus dem Buche von Zimmermann über die märkischen Städte. verfassungen , das aber wegen des einseitigen Standpunktes des
1 Verfassers schwerlich heute noch Beifall finden dürfte , dann aus den einschlägigen Partieen in Droysens Geschichte der preußischen. Politik, aus denen , obwohl hier zuerst auf die hohe Bedeutung der Städtepolitik der Hohenzollern hingewiesen worden ist , doch kein klares Bild des Umwandlungsprozeſſes , der Einordnung der Städte ins Territorium gewonnen werden kann , ferner aus einer Reihe von Untersuchungen Georg Sellos , die die wichtigsten Ab ſchnitte der älteren märkiſchen Geſchichte abſchließend behandeln, und zahlreichen Auffäßen von Schmoller, die den namentlich im 16ten Jahrhundert fühlbaren Widerstreit der territorialen und der ſtädti schen Wirtschaftspolitik an schönen Beiſpielen illuſtrieren. Die Absicht meiner Arbeit ist in erster Linie eine Ergänzung der Droysenschen Bemerkungen und eine Darstellung des langen, offenen oder
latenten Kampfes zwischen den märkischen Stadt
republiken und ihren thatkräftigen Herrschern.
Ich gedenke diesen
Band mit der Regierung Johann Ciceros abzuschließen und die Lage der Städte unter Joachim I. und unter seinen Nachfolgern
nur mit einigen flüchtigen Strichen anzudeuten .
Eine ausführ
lichere Darstellung dieses Zeitraums hoffe ich in einem zweiten Bande , zu dem ich bereits einen großen Teil des Materials ge= sammelt habe, geben zu können. Den
Anfang der vorliegenden Arbeit
bildet
ein längeres
Kapitel über die Städtekämpfe im allgemeinen, deſſen etwas ſkizzen hafter Charakter in der Weitschichtigkeit des Stoffes seine Ent schuldigung finden möge.
Ich glaube hierin die wesentlichsten Ge
sichtspunkte aufgestellt zu haben, die für die Städtekriege in erster Linie in Betracht kommen. Die große Bedeutung , die Albrecht Achilles für die Städtekämpfe besigt , dürfte diese Abschweifungen rechtfertigen. Den Schluß bilden einige bisher noch nicht publizierte Archi valien, die ich lediglich als Belege auszugsweise hier abdrucke; ferner ein Excurs über das Raubwesen in der Mark im 15 ten Jahrhundert. Es sei mir nun noch vergönnt , Herrn Profeſſor Dr. Caro , der mich auf dieses Arbeitsgebiet hingewiesen, für vielfachen, gütigen Rat meinen ergebenſten Dank auszusprechen, ingleichen den Herren Leitern und Beamten der von mir besuchten Archive und Biblio theken für mir bereitwilligst gewährte Unterſtügung. gebührt
dieser
Dank Herrn
Insonderheit
Geheimrat von Mülverstedt
in
Magdeburg, der mir mit gewohnter Liberalität die ausgiebigste Benugung des dortigen Staatsarchivs gestattete, und den Herren Beamten des Magdeburger Archivs. Den Herren Oberlehrer Dr. Hertel in Magdeburg und Dr. phil . Rauprich in Breslau fühle ich mich für dankenswerte Mitteilungen verpflichtet. Breslau , im April 1892 .
Einleitung.
Die deutschen Städte im Kampfe mit der Fürftengewalt.
Die erste große Kraftprobe, die die deutſchen Städte zu beſtehen der Günstige Lage deutschen Städte. hatten, waren die beiden gewaltigen Kämpfe des 14. Jahrhunderts, der Krieg der Hanse gegen König Waldemar, der mit dem Stral ſunder Frieden endigte, und der Kampf der süddeutschen Reichsstädte gegen die Fürsten, in dem die Städte die schwere Niederlage von Döffingen erlitten. Die Hanse ging aus dem Kampfe gegen Waldemar mit Ehren hervor, sie erzielte einen Friedensschluß, der ihr eine Zeit
1
lang gestattete , über die Kronen des Nordens zu verfügen. Die Städte des Südens behaupteten wenigstens ihre Unabhängigkeit und blieben seitdem im wesentlichen unangefochten . sogar für gewöhnlich zu den Reichstagen zugezogen ;
Ja, sie wurden wo man ihre
Mitwirkung brauchte, mußte man sie jezt auch hören, ihnen Teilnahme an den Verhandlungen, wenn auch zunächst nur in sehr bescheideneu Grenzen gestatten ¹ ).
Solche Einladungen ergingen bisweilen auch an
die Städte des Nordens, die in ihrer großen Mehrzahl Landſtädte²) waren und daher nach strengem Rechte nur von ihren Fürsten auf den Reichstagen vertreten werden konnten. übrigen hochentwickelten Gemeinden ,
Dies reizte diese im
ihren Fürsten immer selbst=
bewußter, immer troßiger entgegenzutreten und die Reichsstandschaft mit allem Nachdruck anzustreben. ¹) vgl. Wendt, Der deutsche Reichstag unter Siegismund . Seite 135. " Der Anteil der Städte an den Reichstagsberatungen ist groß , der an den Beschlüssen verhältnismäßig klein." 2) So schreibt Siegismund (Codex . dipl. Lubecensis Urkundenbuch der Stadt Lübeck VI, Nr. 657, Seite 638) an „ ratmannen, burgermeister, reten und gemeinden unserr und des richs stete Lübeke , Lunenborg , Bruns wik, Magdeborg, Halle, Goszlar, Hildensem, Erfort, Mulhusen , Northusen, Lipczk, Quedlinborg, Aschirslebin, Weringerote, Blankenborg, Dorneborg, Helmestede, Schoynigen, Stendal, Tangermunde , Gottingen, Duderstadt. “ 1
2 Zielbewußt sind landsässige und reichsfreie Gemeinden bemüht , benachbartes Territorium nicht blos in wirtschaftliche, sondern auch in politische Abhängigkeit zu bringen, das Stadtgebiet zu mächtigem Stadtstaat zu erweitern . So kauft Ulm eine ganze Grafschaft ¹) , er wirbt Nürnberg, Ortschaften, Burgen und Gerichte bis weit ins Burggrafentum hinein. Königsberg läßt sich von Polen das Sam land versprechen 2 ) . Selbst kleine Gemeinden erwerben Dorf auf Dorf. Es ist hier
nicht der Ort , die
Städte eingehend zu schildern. vorwurf der deutschen
Blüte
der
mittelalterlichen
Es ist dies allezeit ein Lieblings
Geschichtsschreiber gewesen .
Man hat sich
förmlich berauscht an den überlieferten Berichten über den Handel, der die zur Zeit bekannte Welt umſpannte , über das frohe , farben= reiche Treiben auf den Straßen und Plägen in den altersgrauen Kampf um Städten. Hier haben wir es nur mit der Darlegung politischer Ver dielSelb ständigkeit . hältnisse zu thun, nur die Ursachen und Folgen der Streitigkeiten zwischen Fürsten und Städten zu entwickeln und den langen Kampf zu schildern, in dessen Verlauf die deutschen Städte wieder ihre Selb ständigkeit verloren oder zu politiſcher Bedeutungslosigkeit herabſanken .
Dauer des Kampfes.
Der Kampf ist zeitlich auf die lange Regierung Friedrichs III . beschränkt , wenn auch noch nach dessen Tode
vereinzelte Fehden
zwischen Fürsten und Städten zu verzeichnen sind . Mit dem Jahre 1500 ist die Ära der Städtekriege im wesentlichen abgeſchloſſen.
Den
deutschen Städten ist ihre Stellung, die sie im deutschen Staatsleben einnehmen sollen, auf Jahrhunderte hinaus fest zugewiesen .
Machia
velli irrt, wenn er noch im Jahre 1507 in den Städten den Kern des Reiches erblickt. 3) Art des Kampfes.
Es ist schwer, die Erscheinungsformen dieses großen Kampfes sämtlich aufzuführen .
Er tritt zu Tage in der Litteratur, vor
nehmlich in der volkstümlichen ;
er äußert sich in den Protokollen
und Rezessen der Reichs-, Land- und Bundestage ; er zeigt sich aber auch, da der Fürst zugleich die ländlichen ökonomischen Interessen verficht und die Bundesgenossenschaft des Adels und bis zu einem gewissen Grade
auch der Bauern genießt, in einer Reihe wirt
schaftlicher Verordnungen , in dem Erstarken des auf dem Lande, in der Opposition
Gewerbebetriebs
des Landmanns
gegen die
1) Franz Pfeiffer , Handlungsbuch des Ott Ruland . Seite VII (Stutt gart Lit. Ver.). 2) Akten der Ständetage Oſt- und Weſtpreußens , IV 611 . 3) le communità, che sono il nerbo della Germania. Monnier, Litt.-Geſch. der Renaiſſance. S. 255 .
3
städtischen Taxen , Handelspolitik. 1)
gegen
die
Härten
der
egoiſtiſchen
städtiſchen
Aber die folgenreichste Seite des Kampfes ist die politische. Die Unabhängigkeit, die politiſche Macht der Städte mußte gebrochen werden , sollte die Aufrichtung des modernen Staats gelingen, der die vorhandenen Gegensäße nach Möglichkeit auszugleichen und ein heitliche Normen auch für das wirtschaftliche Leben zu schaffen ge eignet war. Die Erfolge in diesem Kampfe tamen in erster Linie den Die Haupt feinde der Städte. Fürsten, den Vertretern des neuen Staatsgedankens , zu gute. Ihre
treuesten Helfer fanden sie in dem Adel .
Obwohl auch dieser von
der erstarkten Fürstengewalt eine Schmälerung seiner Rechte besorgen mußte, erschienen ihm doch die städtischen Prätensionen für den Augenblick bedrohlicher. Die Bauern und die Bewohner der kleinen adligen Mediatſtädte, die mit Erbitterung uud Neid auf die Bürger blickten, standen ebenfalls auf Seiten der Fürsten . Für die hörigen Landleute bewahrt die Stadt zwar die seit Jahr hunderten geübte Anziehungskraft ; der Bauer beugt sich auch respekt- Die Bauern. voll vor der größeren Intelligenz der Städter ; aber ihn kränkt die ge ringſchäßige Behandlung und der Spott, den er in den Städten erfährt. Ist er doch die stete Zielscheibe des Wißes 2 ) in allen städtischen Komödien und Possenspielen .
Auch murrt der Landmann über die
Alles verteuernden monopolisierenden Kaufmannsgeſellſchaften, über den Rat, der dem verkaufenden Bauern treide vorschrieb.
den Preis für sein Ge=
In den Dörfern, die die Städte oder einzelne
reiche Bürger an sich gebracht hatten, war die Lage der Bauern nicht besser als
auf
adligen
Gütern.
Ein
Chronist
aus Halle
scherzt darüber, bürgerliche und hochgeborene Herren bedeuteten für die armen Leute dasselbe , der eine placke sie wie ein Habicht , der andere wie ein Sperber. )
Die städtischen Heerhaufen fallen im
¹) Schmoller, Jahrbücher für Gesetzgebung und Verwaltung, VIII 18, 19. 2) Bezold. Die armen Leute nnd die deutsche Litteratur des späten Mittelalters. v. Sybel. Hist. Zeitschrift, Bd . 41 , Seite 9 ff. Droysen, Ge schichte der preuß. Politik. II 1. 89. 3) Neue Mitteilungen aus dem Gebiet der historischen antiquarischen Forschungen, herausgegeben von Opel. XV. 98. 1469 wollen die Bauern eines städtischen Dorfes gern wieder unter erzbischöfliche Herrschaft kommen, denn es ,,meynten etzliche under on , es were on so lieb, das sie eyn habich krawete, alse das es eyn sperwer thun solde. Als nu der bischoff das dorff geloszt hatte , nam er alsz balde von den luthen darjnne ge sessen den cźehinden pfenning und krawete sie do nach yrem vorigen begir als eyn habich, das sie do wol liber gegunst hetten, das sie dem 1*
4
Kriege erbarmungslos über die wehrlosen Dörfer her.
Sie ver
wüsten die Felder , streuen Salz in die Furchen , durchbrechen die Dämme und verbrennen die in die Kirche geflüchteten Bauern mit samt ihrem Gotteshause.¹ )
Kein Wunder , daß in den Herzen der
Landleute der Haß gegen die Städter Wurzel faßte 2) und sie mit rührender Zuversicht auf Rache hofften. Der Adel.
Ein gefährlicherer Feind für die Bürger war der Adel , ein ruhe loser Gegner, der jeden Anlaß benußte, die Städte zu kränken, ³) ihnen Abbruch zu thun. entlaufene Bauern , 4 )
Der Edelmann sah in den Bürgern nur die
ehedem
in Fuchspelz
und
stinkenden
Stiefeln einhergingen, nun aber , nachdem sie sich durch allerlei Diebeskünfte bereichert , in Samt und Seide stolzierten. Jm 15. Jahrhundert bildeten sich die Unterschiede der Stände feſte heraus .
Der Adlige beanspruchte den ersten Rang ;
durch edle
Geburt, Waffenthaten und treue Pflichterfüllung im Dienſte ſeines Rathe zu Halle noch underthan gewest weren, darczu liesz der bischoff darselbst schengkhusere anrichten, so das sich vil loser gesellen , die jn die stat nicht komen dorften , dohin funden und den luthen vil ubir last teten. 1) vgl. Lünzel Stadt und Diözese Hildesheim. II, 488. 2) In den niedersächsischen Dörfern pflanzte sich eine kleine Geschichte von Mund zu Munde , von Geschlecht zu Geschlecht fort noch Letzner hat ein Jahrhundert nach der Begebenheit durch Hörensagen von ihr vernommen die von einer gelungenen Weiberlist erzählte , die dem städtischen Kriegsvolke, den Göttingern, ihr Opfer , auf dem Kirchhofe eingeſchloſſene Bauern, abjagte. Solche Erzählungen lassen uns die städtefeindlichen Gesinnungen der Bauern erkennen. Siehe Letzner. Dassel- Eimbecksche Chronik. Blatt 38. Die Bewohner der kleinen adligen Mediatstädte sind ungefähr von ähn lichen Gesinnungen erfüllt. Sie sind sehr häufig noch zu Hörigkeitslasten ver pflichtet (Riedel. A. XI. 370. Opel. Neue Mitteilungen. XVI. 136 : Abhängig keit der Stadt Waren vom Adel. Siehe Buchwald . Deutsches Geſellſchaftsleben. II, 106.) und bemühen sich diese los zu werden, aus dem Privatbesitz des Edel manns in den Besitz des Landesherrn zu kommen. Aber auf die größeren Städte blicken sie mit Neid. Diese aber suchen die Entwicklung der Gewerb thätigkeit in diesen Kleinstädten zu hemmen , vornehmlich den dortigen Märkten, dem Brauwesen daselbst Abbruch zu thun. Auch verspotten sie diese kleinen Mediatstädte, deren Bürger arm sind und von Neid verzehrt werden. vgl. die launige Schilderung. Liliencron. Hist. Volksl. Nr. 184. Für das Verhältnis der Kleinstädte zu den Großstädten im Ordenslande sind die Ost- und Westpr. Ständeaften , namentlich während der Zeit des Bundes gegen Gewalt, sehr lehrreich. 3) Die Städte hielten den Adel für jeder Schlechtigkeit fähig . Alb . Kranz, Wandalia, XIII, 7 , schreibt über den Brand von Erfurt : „ Vir ut fere batur militaris conduxit precis perditissimos homines ad id ministerium cum male vellet urbi." 4) Siehe Liliencron, hiſt. Volksl. I. Band . Nr. 90. ,,nun sind si doch nur pauren." ibid. Vers 19. ,,Gelück bestand dem adel bei verpiet den pauren ir geschrei .“
Vers 3.
5
Fürsten zeichne er sich vor
andern aus.
Was thue denn der
Bürger? Er kaufe, er verkaufe, er ziehe von Dorf zu Dorf, während doch der Edle sich Wunden und Leiden im Kriege hole.¹) Troßdem poche der Bürger auf sein Geld2) und verdränge den Edelmann an allen Orten. Er bringe ihn von Haus und Hof, ³ ) überstrahle ihn durch den Glanz seines Auftretens, mache ihm durch sein Geld sein Liebchen abspenstig . " )
Die bäuerlichen Hinterfassen des Ritters ent
laufen ihrem Herrn und finden
in den Städten freudige Auf Überall verkürzen die Bürger das Eigentum, mindern sie die Ehre des Ritters . Und, was das lächerlichste sei, sie schimpfen nahme.
und schelten über den Edelmann , und wissen doch nichts anderes zu thun, als ihm nachzuahmen . Sie stechen und turnieren ) und wollen gerade das treiben , was nur frommen Edelleuten zusteht. ibid. Vers 5. ,,es stund vil basz vor alter Zeit Do fuchsin was pestes klaid und in die stifel stunken" und Liliencron II, Nr. 190. Vers 202. Den Adel ärgert es dasz die paurn wollen werden herren Nu ist es doch kein schalkjar heur Geb den paurn das hellisch feur", und Vers 213 ,,es werden sunst ganz Sweizer darausz ." 1 ) vgl. Burkhardt, Das fünfft Merckisch Buch. Seite 210. 2) Liliencron. Vers 55 . ,,Sie haben gelts ein grosze summ dar von wollen sie haben rum." 3) Der Niedergang des Adels in materieller Hinsicht war landkundig. Alltäglich waren die Fälle , wo ein Edelmann ein ererbtes Besitztum verkaufen mußte. So war in einem thüringisch - bayrischen Briefsteller , den Schum ge funden hat (Opels Mitteilungen, Band XIV, 99 ff.) steht ein Brief eines ver armten Edelmanns , der ſein Gut verkaufen will , 1. c. Seite 130 heißt es ,,Vestre singulari dilecioni manifeste per presentes quod nimis graviter deprimar per sarcina debitorum et sic depressus sublevamen ubique querito et queritans nullum aliud refugium invenio, nisi quo villam meam c. vestrum circa castrum quasi sitam ex necessitate vendere me oportebit. " 4) S. das Lied des Tyroler Minnesängers Oswald von Wolkenſtein, woselbst der Bürger durch sein Geld den tapfern Ritter bei der Schönen aussticht : ,,Ain purger und ain hofmann, begunden zu tisputirn." Beda Weber, Die Gedichte des Oswald von Wolkenstein. S. 118. 5) Liliencron. II. 190. Vers 78. Siehe auch ibid. I. 90. Vers 4. Kung Sigmund was der sinn beraubt do er trummet und pfeifen erlaubt. den steten so gemaine dos hat in pracht gross ubermut es gehört nach rechter gewonhait gut den fürsten zu allaine. vgl. auch Petrus von Andlau p . 120 über die Adelung von Bürgern quos ego non aliter tantipendo, quam idiotam aliquem per Papalem bullam doctoratum.
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Solcher Argumente bediente sich der Haß , der sich am heftigsten bei den süddeutschen Reichsrittern zeigte. Konflikten
zwischen
wohnenden Edlen. Eigentum ;
den
mächtigen
Tagtäglich kam
Reichsstädten
und
es zu
den
um=
Der Ritter vergriff sich sehr häufig an städtiſchem
um einen Grund zur Fehde brauchte er ja nicht ver
legen zu sein .
Aber die Stadt , die kein Schloß in feindlichen
Händen in ihrer Nähe oder an den Wegen, die zu ihr hinführten, dulden wollte,
pflegte unaufhaltsam vorwärts
zu schreiten.
Sie
war oft genug der Angreifer, sie pflegte zehnfach wieder zu fordern, was ihr ihr adliger Feind entrissen.¹ )
Und in der That war es
ihr nicht schwer, ihn an seinen offenliegenden Feldern den Schaden büßen zu laſſen, den er ihr zugefügt. Und wie erfinderisch war die Stadt in den Qualen , die sie dem besiegten Befehder zu ersinnen wußte ; nichts wurde ihm erlassen. Im
Triumphzuge wurde er in die Stadt geschleppt ;
von jung und alt )
erinnerten ihn an sein Mißgeschick.
Spottreden Er wurde
gefoltert und auf schmähliche Weise hingerichtet. In zahllosen Liedern giebt sich die wuterfüllte Stimmung , die Das grausame Härte des Bürgers gegen den Edelmann kund. Kälblein muß der Kuh folgen, der ganze Stamm des Feindes ver derben, damit die Stadt vor der Rache sicher sei. Während der Ritter gefangene ) Bürger des Lösegelds wegen beschaßte , gab es in der Stadt in der Regel keinen Pardon. *) Erst im folgenden Jahr hundert hat sich dies erbitterte Verhältnis zeitweise gemildert.
Das
Erstarken der Fürstengewalt, die auch die adlige Selbständigkeit ge= fährdete, machte die Ritterschaft der Annäherung an die Städte 1) vgl. Buchwald, Deutsches Gesellschaftsleben. I, 110, 111 . 2) Letzner , Dassel - Eimbecksche Chronik. Bl. 41. Verhöhnung des ge= fangenen Hermann von Haus in Göttingen , und Ficker, Geschichtsquellen des Münsterlandes. I, 177 , 178. Ein Herr von Solms wird gefangen ,, Als he do vorde dor Stadtloen, do lepen alle olde wyve do ten wagen und smetten Solms myt drecke und wolden em so doden und reypen schentlike wort. " Seine Burg war allerdings ein arges Raubhaus. ³) Die Erzbischöfliche Partei in der Soester Fehde fing sogar ganz kleine Kinder, um Lösegeld zu erpressen. Hausberg , Die Soester Fehde. Gött. Diff. Seite 49. 4) So wird z . B. die ganze Besatzung des Raubſchloſſes , das Junker Gerd von Oldenburg, um die Schiffahrt der Bremer zu kränken, an der Weſer erbaut hatte, von den Bürgern , nachdem das Schloß gebrochen ( 1465) , hinge richtet. Bothonis Chron. Picturatum bei Leibnitz Scriptores rer. Brunswic. III, 416. Daß die Stadt Münster einen vornehmen Edelmann Hermann von Merveld trotz aller Fürbitten hoher Persönlichkeiten hinrichten ließ , davon ,,krech die stad van Mynster eyn gud geruchte in allen steden und in allen landen.“ Ficker a. a. D. , I, 164-167.
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geneigter , wie dies ihr Wortführer Ulrich von Hutten unermüdlich. empfahl. ¹)` Adel Die Beziehungen des norddeutschen Adels zu den Städten und Städte find nicht ganz so schlimm wie im Süden. Der norddeutsche im Norden. Ritter, wenigstens gewisser Landesteile , ist womöglich noch mehr auf Beute erpicht , als der süddeutsche, der sich als reichsfreier Edelmann mehr durch politische Gesichtspunkte bestimmen läßt. Die Abneigung zwischen Stadt und Adel bildet sich in Norddeutſchland erst später heraus ; wenn es dem Landesherrn Widerstand zu leiſten gilt, find fie oft noch vereint ; freilich ist dem Adel bei solchen Bünd nissen nie recht wohl.2) Durch die Stiche, die der Ritter mitunter der Stadt ver ſeßte, ist er dieser indes nicht allzu gefährlich geworden ; die Stadt pflegte sie ihm mit Kculenschlägen heimzuzahlen. Nur wenn er
Adlige Städtefeinde das Ohr eines Fürsten gewann³) und seinen Einfluß zu Ungunsten als Ratgeber der Fürsten. der Stadt geltend machte , wurde er ein nicht zu unterschäßender Gegner. Dann kam die Maßlosigkeit der Forderungen des Adels zum Vorschein ; die Bürger sollten wieder zu Bauern, in die Hörig keit Wendischer Leute herabgedrückt werden. *) Der Fürst solle nicht eher Frieden schließen, als bis er die Bürger völlig niedergeworfen.
¹) Ulrich von Hutten edid. Böcking III, 527 : ,,Ir frummen stet, nun habt in acht Des gmeinen deutschen adels macht zicht den zu euch, vertrawt jm wol Ich sterb, wo's euch gerewen szol." Der Versuch Siegismunds , aus Rittern und Städten eine Partei zu bilden , auf die er sich zu stützen vermöchte , scheiterte an der unüberwindlichen Abneigung beider Stände gegen einander. Wendt, Reichstag, Seite 133. 2) Šo z . B. will Hans von Zegenberg , der Führer des Bundes wider Gewalt im Ordenslande, troß seiner entschiedenen Abneigung gegen den Orden, doch lieber mit dem Hochmeister paktieren , als mit den Städten gemeinsame Sache machen. Ost- und Westpr. Ständeakten, III, 704, 705. Selbst, wenn der Edelmann in den Verband der Stadt eintrat, hatte die Stadt viel Unannehmlichkeiten durch ihn. Nicht bloß , daß der Fürst über die Aufnahme von Edelleuten ungehalten war - darüber setzte man sich hinweg (Wente de radt mende , wen se tho borger welden nemmen , des en hedden se myt dem heren nicht to doene) - sondern die Edelleute wurden selten gute Bürger. Dies äußerte sich in Berlin und Köln 1442, wo sie sofort zum Kurfürsten übertraten. Ein westfälischer Chroniſt, Arnd Bevergern (Ficker I. c. I. 247) meint, daß die Städte nicht viel Freude von ihren in den Bürger verband aufgenommenen Edelleuten hätten , und er knüpft die Mahnung daran ,daerumme ys den stedden wall noid dat se tho seyn , wat hovelude. dat se to borgeren nemmen." *) vgl. z. B. Lehner, Dassel- Eimbecksche Chronik, Blatt 31. Heinrich von Hardenberg , der Rat Wilhelms des Jüngeren von Braunschweig , ein großer Städtefeind, brachte 1485 deffen Fehde gegen Hildesheim zu Wege. 4) vgl. die bei Liliencron mitgeteilten Lieder der fürstlichen Parteigänger. I. Nr. 40. Vers 1884 rät der Stiftsadel dem Bischof gegen Würzburg. " Man brach die Mur und füll die Graben. " Mit Eiden die meineidigen Bürger ver
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Die Fürsten.
Bei den Landesherrn mußten solche Ermahnungen auf guten Boden fallen .
Die Abrechnung mit den Städten war für sie zur
Notwendigkeit geworden. Auf den Reichstagen hatten sich die Städte schon längst Unbotmäßig teit der Kaiser und Fürsten mißliebig gemacht. Sie pflegten es grund Städte. fäßlich abzulehnen , ¹ ) auf Erörterungen von Fragen einzugehen , die Die Reichs nicht direkt ihr Interesse berührten. Kam man ihnen mit Forde städte. rungen , dann verstanden sie es meisterlich, unter der Maske der Bald fehlten Bereitwilligkeit tausend Ausflüchte vorzubringen . 2) ihren Vertretern Instruktionen, bald schüßten sie die Armut ihrer Gemeinde vor, ohne jedoch jemals nisse gestatten zu wollen.³)
einen Einblick in ihre Verhält
Ein andermal beriefen sie sich auf ihre
Bürger, die von Zahlungen nichts wissen wollten.
Stets waren
ihnen Vorwände zur Hand ; stets galt es ihnen die Sache zu ver schleppen , zu feilschen , von der Höhe der geforderten Summe ab zuhandeln , was sich abhandeln ließ , jede kleine Bewilligung durch neue Rechte , beſſere Garantieen für ihre junge Reichsſtandſchaft zu kompensieren.
Waren nun auch die anderen Stände durchaus nicht
geneigter, Opfer zu bringen, so wurde doch die mangelnde Bereit willigkeit der Städte bei weitem übler vermerkt, weil man bei ihnen bedeutenden Reichtum voraussette.
pflichten, ſei nußlos . Im Bamberger Immunitätenstreit höhnt der Adel über des Bischofs unzeitige Milde. ibid. Nr. 71. Vers 6. ,,Man leit dafür, sol in nicht tun, ich hör wol, slag man in ein hun es mocht den bischof krenken" und II, Nr. 190. Vers 46 ff. ,.Wer ich ein furst, ich armer knecht hie wolt ich wagen gut, leib und leben und was mir got hat verlihen und geben e ich der Nürnberger homut lit Ir frumen fursten vertragt ins nit dasz sie euch so verachten ganz" und ibid. Vers 144 ,,O markgraf Fridrich du edels plut hau frischlich drein" und auf die Bürger im Heidingsfeld ibid . Nr. 196. Vers 241 ff . ,.Man sol ir nit werfen in den Mein sie machen die fisch unrein. Man sol sie in viertelweis henken fur die tor dasz ein ander auch scheuen hab darvor."
1) Wendt 1. c. 136. 2 ) ibidem. Allerdings waren die Städte in hohem Grade belastet, auch muß zugegeben werden , daß auch die andern Stände nicht mehr Opfermut zu bethätigen pflegten. ) ,,So lassen sich weder stet noch ander gern lernen was ein yder habe" heißt es in Albrecht Achilles , Kaiserl. Buch, Bl. 125a . Bamb. Staatsarchiv.
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Ohne Scheu übertraten die Städte Reichstagsbeſchlüſſe, nahmen Pfahlbürger an , erweiterten , wo sie konnten , ihr Stadtrechtsgebiet. Gerieten kaiserliche und fürstliche Interessen
in Zwiespalt, ſo er
griffen sie , weil es ihnen Vorteil brachte , die Partei des Kaisers , ohne ihm aber die wirksame Stüße zu sein, deren er bedurft hätte. Ihr Ziel ist , ein politisches Sonderleben zu führen , unbekümmert um die andern Stände, der Anschläge der Fürsten sich zu erwehren und dem Kaiser , trog aller Reden , die von Reichstreue überflossen, so wenig wie möglich zu leisten.
Freie Bei den Landstädten wiederholt sich dasselbe Spiel . Auch Stellung der sie sind zu großer Macht gelangt, glauben dem Landesfürsten Troß vandstädte. bieten zu können und lehnen unter ähnlichen Ausflüchten wie die Reichsstädte
jede Leiſtung zur Deckung der Bedürfnisse des Landes
oder des Herrschers ab .
Sie besigen Privilegien, die ihre Opposition
legalisieren , sie sind meist zollfrei im ganzen Lande , haben einen Ausweis, daß sie nicht zu neuen können.
Steuern herangezogen werden
Dazu sind fast alle fürstlichen Einnahmequellen , die aus
der Stadt fließen, in deren Besitz übergegangen, teils auf geseglichem Wege, teils durch die Macht der Gewohnheit. Der Erzbischof Günther von Magdeburg erhebt im ganzen Stifte einen Zehnten, aber er wagt gar nicht die Zahlung von seinen vornehmen Städten Halle und Magdeburg zu fordern.¹) Und wenn der Fürst neue Zölle und indirekte Steuern mit kaiserlicher Genehmigung einzuführen sucht, da braust in den Städten die Volksleidenschaft wild
auf.2)
Es kommt zur Fehde und der
Fürst hat meist nicht nur nichts gewonnen , vielmehr nur Verluste zu verzeichnen, ſein Land iſt verheert und die Städte ſind ſo troßig wie zuvor . Was auch der Fürst von den Städtern verlangen mag , fast alles wird abgeschlagen.
ihm unter Berufung auf alte Fürstenbriefe
Kein Wunder,
daß
die Fürsten
dieſer Privilegien ernstlich bedacht waren , ³)
auf Schmälerung
daß ein Heinrich der
¹ ) Opel , Neue Mitteilungen. XV, S. 99. ,, sundirn syne pfaffheit, erbar manschafft und die vornemsten stete liesz er umb den czehinden die czit unbekummert. Er liesz auch die burger von Halle , die doch vil ackers und gutere uszwendig der stat under sinen gnaden legende hatten, mit dem czenden davon zu geben unbelestiget." 2) vgl. z. B. die Hildesheimer Bierfehde 1481-1486 Die Streitigkeiten Albrecht Achilles mit ſeinen Städten wegen des Tonnenzolls. 3) Bischof Bartold von Hildesheim (5. Lünzel 1. c. 474) bemerkt einmal spöttisch, daß er sich nach den städtischen Privilegien nicht richten könnte. Die Bürger könnten ja ein Privileg haben, daß man den Kölner Dom nicht bauen dürfe.
10
Ältere von Braunschweig seiner Hauptstadt alle die Mühlen, Zölle 2c., die ſie beſigt, wieder abfordert ; seine Vorfahren hätten kein Recht gehabt, solch wichtige Privilegien und Besigtitel vom Lande zu ent wenden.¹)
Streben nach Gefährlich war auch das Streben der Städte, die Reichsstand Reichsstand schaft zu erringen, d. h. sich vom Territorium, zu dem sie gehörten, schaft. loszureißen . Mit unglaublicher Zähigkeit hielt eine Stadt an dem Anspruche zum
Reiche
zu gehören
fest ,
wenn einmal die meiſt
mangelhaft unterrichtete, kaiserliche Kanzlei sie zu einem Reichstage geladen oder ihr in einer Reichsmatrikel einen Ansaß gemacht hatte. Sie Die Stadt Halle wird zur Türkensteuer mit veranschlagt. weiß, daß der Erzbischof, ihr Herr, mit dem sie sich nicht überwerfen will, sie auch heranziehen werde ; außerdem ist ihr der Reichsanschlag zu hoch. Troßdem will sie , natürlich nur ,,dem cristlichen glauben zu sterken gein die ungleubigen turken " neben der Zahl, die der Erzbischof von ihr verlangen wird, noch 4 zu Pferde und 8 zu Fuß stellen. Man sieht , sie will sich die Aussicht nicht rauben, einmal direkt unter dem Reiche zu stehen.2) Die Reichskanzlei lädt die meisten Hanſeſtädte , die doch fast durchweg ihren Herrn haben , zu den Reichstagen ein.
Albrecht
Achill ist sehr besorgt, daß dies auch bei seinen märkischen Städten geschehen könnte.³)
Braunschweig , Stettin und Magdeburg steuern
beharrlich auf die Reichsstandschaft los, 4) obgleich die Fürsten, z . B. die welfischen, gar nicht begreifen können, daß eine Stadt , die den Namen des Herzogtums trage , die Kühnheit habe, zu erklären , sie gehöre nicht zu demselben. 5) Ohne Scheu wagen die Städte mit dem Territorium zu Mangeln des Bewußtseins der Zuge brechen. Braunschweig bietet sich einmal dem Bischof von Hildes
zum heim an und will in seinen hörigkeit Territorium.
Stiftsverband
treten. 6)
Prenzlau
1) Rehtmeyer, Braunschw .-Lüneburg. Chronik, 823, 2) Opel, Neue Mitteilungen. XV, 93, ad 1466. Erfurt versteckt sich bei hohen Reichsmatrikeln hinter seine Landsässigkeit, sonst erhebt es den Anspruch, Reichsstadt zu sein. Liliencron , Hist. Volksl. II, Nr. 160. Seite 167. 3) Zeitschrift für preuß. Geschichte und Landeskunde. XIX, 55. 4) Stettin, f. Rachfahl, Stettiner Erbfolgestreit. Seite 93. Braunschweig, s. Priebatsch, Braunschweiger Stadtfehde. Seite 56. Magdeburg, Sybel, Histor. Zeitschrift 66. Band. Seite 193. 1470 wurden noch zum Reiche gerechnet (Münchener Reichsarchiv . Nr. C. III . Lit. dn. 44) Mainz, Hamburg , Hildesheim , Braunschweig , Göttingen, Lemgo, Erfurt, Rostock, Wismar, Bremen, Stralsund, Lüneburg, Quedlinburg, Magde burg u. a. 5) Priebatsch, Braunschweiger Stadtfehde. Seite 70. 6) ibidem. Seite 34.
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hängt sich an die Pommern, ¹ ) Soest an den Herzog von Cleve . Es fehlt den Städten das Bewußtsein, daß sie zu einem bestimmten Gebiete gehören.
Die altmärkischen Gemeinden lassen sich von will
fährigen Regenten bestätigen , 2 ) daß sie sich aus der regierenden Familie einen Fürsten, der ihnen beliebte, aussuchen könnten . Und weiter !
Geriet
der
Fürst
mit den Städten seines
Landes in
Streit und suchte er denselben dadurch zu schlichten , daß er sich auf Kaiser und Kurfürsten oder auf die Stände des Territoriums zu Rechte erbot, so stieß er auch hierbei auf Widerſtand der Bürger. Die Städte erklärten , nur die mit ihnen verbündeten Städte, die Städtebünde. meist fremden Gebieten angehörten, sollten ihre Richter sein . Erzürnt wies Bartold von Landsberg, der Bischof von Hildesheim, ein der. artiges Ansinnen zurück. Die Städte sollten lieber vom eignen Fürsten, von den Ständen des Vaterlandes Recht nehmen, als fremde Gemeinden befragen. ") Aber gerade auf dieser Verbindung mit andern Städten be ruhte ja die Macht des Bürgertums ; der Hanſabund im Norden, dem im Süden die Vereinigungen der Reichsstädte entsprachen , ge= währleistete förmlich einer jeden Gemeinde ihre politische
Selbst:
ständigkeit. Solche Städte waren in der That nicht zu regieren und der Fürst, der nicht wollte, daß die fürstliche Herrschaft an der städtischen Landwehr endigte, mußte auf Kampf gegen die Städte bedacht sein. Die regellosen Zusammenstöße zwischen beiden Gewalten , an denen es bisher nicht gefehlt hatte, hatten nicht vermocht , die feste Stellung der Kommunen zu untergraben. Die Fürsten begannen Die Fürsten fich allmählich klar zu machen , daß der allgemeinen städtischen beginnen gleichfallssich zu Politik, die in den Bünden ihr Bollwerk fand, eine allgemeine fürsteinigen. liche Politik entgegengestellt werden müſſe . Es ist eine weit verbreitete Ansicht , daß das aufkommende das römiſche römische Recht , das sich im 15. Jahrhundert in Deutſchland einRecht.
bürgerte, in den Landesherrn die Gefühle fürstlicher Allgewalt wach gerufen und ihnen zugleich Mittel und Wege gewieſen habe , ihre Machtsphäre den Unterthanen gegenüber zu erweitern .
Es ist nun
1) Siehe unten, und Kranz, Wandalia. XI , 3. Hausberg, Die Soester Fehde. Gött. Diſſ. Seite 43. Auf Mainz (Chron. d. d. Städte, XVIII, 99) wird einmal gesagt : „ hedde myn heer de stad nicht gewunnen, so wolden se deme palsgreven up sonavent eder sondach darna gehuldet und sick van deme stichte gewant hebben. " 2) Götze, Geschichte der Stadt Stendal. 239 ff. 3) Lünzel, Stadt und Diözese Hildesheim. II, 477.
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freilich nicht zu leugnen , daß das römische Recht zur Waffe gegen alte Volksfreiheiten wurde und daß aus ihm Säße zum Beweise der fürstlichen Hoheit erbracht werden konnten.
Aber ein Kampf
mittel von Bedeutung ist es für die Landesherren nicht geworden . Auch die städtischen Advokaten haben es verstanden , in den alten Kaiserrechten oder bei den Glossatoren Stellen aufzuspüren, die sich zur Verteidigung der städtischen Ansprüche benußen ließen , selbst den maßlosesten Forderungen den Schein des Rechts gewährten. Es ließen sich Säße finden, die die städtischen Einungen verteidigten und den Städten auch das Recht zusprachen, sich gegen ihre Herren aufzulehnen .
Die städtischen Advokaten operierten sehr geschickt mit
Säßen wie subditus ¹ ) non debeat esse plus oboediens quam ex pediat oder vasallus agere volens contra suum Dominum prius a judice veniam petere seu impetrare non tenetur, 2) oder Licita est confederatio ad se defendendum et violencie resistendum facta. ) beweisen.
Ein findiger Advokat vermochte eben schon damals alles zu Die Rechtsgelehrten , die Dozenten an den neuen Hoch
ſchulen waren zumeist Bürgerſöhne. * )
Die Städte fragten übrigens
sehr gern bei Universitäten an , während die Fürsten von dort be= zogene Gutachten mitunter verwarfen . 5) 6) Im Zusammenhange mit den neuen Rechtsanschauungen stand aber jedenfalls das Bestreben der Fürsten, längst bedeutungslos ge= wordene Ämter und Titel wieder mit dem vollen Inhalt ihrer früheren Gerechtsame zu erfüllen.
Albrecht von Bayern München
bringt das Stadtſchultheißentum von Regensburg an ſich und dehnt dies Amt bis zur vollen Herrschaft über die Stadt aus . ) Der Kurfürst von Sachsen leitet aus seiner Burggrafengerechtigkeit die Befugnis her, mit Halle direkt unter Umgehung des den Bürgern günstigen Stadtherrn , Erzbischof Friedrich, zu prozeſſieren. 8) ¹ ) Priebatsch, Die große Braunschweiger Stadtfehde. Seite 81 . 2) ibidem. ) ibidem. Seite 79. *) Dr. Heinrich Leubing, ein süddeutſcher Advokat, sagt ,,er sy eyn stede kint" und empfiehlt sich damit den Städten. Janſſen, Franks. Reichskorr. II, 103. 5) Während der großen Braunschweiger Fehde verwarfen die Herzöge und ihr Freund Kurfürst Johann von Brandenburg die von den Universitäten Heidelberg, Erfurt und Basel einlaufenden Gutachten. ,,Dadt brack an dem Marggrafen" äußert sich Henning Brandis (Manuscript der Beverinischen Bibliothek zu Hildesheim). 19 Wente dat droch den Forstenn nicht tho" sagt eine Chronik, Archiv des Hist. Ver. f. Niederſachſeu . 1863. 221 . 6) Doch können auch die Städte ein gewiſſes Mißtrauen gegen die Juristen nicht los werden , die Hanſe will die Stadtſchreiber nicht zu den Hansetagen zulassen. Die füddeutschen Städte sind sehr vorsichtig in der Wahl der Juristen und sehr mißtrauisch in betreff ihrer Treue. Janſſen, 1. c. 103 . 7) Liliencron, II, 182. 8) ſ. unten.
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Über solche Rechtsfragen und Ansprüche konnte natürlich zulezt nur mit Waffengewalt entschieden werden. Die Absicht der Fürsten konnte nur sein ,
die Landstädte ab
hängig und gefügig zu machen , die kleinen Reichsstädte , die als Enklaven in fürstlichen Landen lagen , zu annektieren , ¹) die großen mindestens
zu
politisch
bedeutungslosen
Orten
herabzudrücken .
Albrecht Achill und die Hohenzollern sind in diesem Kampfe die Führer der deutschen Fürstenschaft geworden. Auf Albrecht gehen eine Reihe neuer politischer Maximen zurück, Kampfmitter gegen die Städte. die bei den übrigen Fürsten rasch Anklang fanden. Die Berechtigung, dieſe Grundſäße auf Albrecht zurückzuführen, gründet sich auf die Thatsache , daß Albrecht für die Verkörperung aller Bestrebungen gegen die Städte gehalten wurde, daß ſein ganzes Leben mit Kämpfen gegen das Bürgertum erfüllt war und daß er in diesen Kämpfen die im folgenden geschilderten Hilfsmittel anzu wenden liebte.
Auch hat er sie in seinen Briefen recht oft erwähnt .
Mit Ausnahme der vierten Regel ,
die ein Ausspielen der Demo
kratie gegen den Rat empfahl , ist diese städtefeindliche Taktik vor Albrecht nicht nachzuweisen, während sie durch ihn und nach ihm allgemein bei Fehden zwiſchen Fürsten und Städten zur Anwendung gelangte.
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, daß die sogenannten
„ Meißnischen Regeln " ,") unter welchem Namen man um das Jahr 1500 in Norddeutschland die städtefeindlichen Grundsäße zuſammen: faßte, aus Albrechts Städtepolitik hergeleitet waren.
Wenigstens ist
bei den Städtekriegen der Wettiner kein einziges Mittel zur An= wendung gelangt, das nicht schon vorher durch Albrecht versucht und in Aufnahme gekommen war. Aus Albrechts Briefen und Bestimmungen, mehr noch aus der Art und Weiſe ſeines Vorgehens , lassen sich folgende Kampfmittel gegen die Städte erkennen . Zunächst galt es ihm, die Abneigung Städte
zu benußen ,
des Adels gegen die
ihm diesen Kampf als ureigne Sache der
deutschen Ritterschaft hinzustellen , um für jeden Fall streitbare und ſtreitlustige Kämpen in Menge zur Verfügung zu haben.³) ¹) Kluckhohn, Ludwig der Reiche . Seite 82 . 2) f. Joachim von Wedell, Hausbuch. Seite 21. Jm Kriegsrat Bogislavs, 1504, sagt ein Sachse Dr. Kitscher : ,,man solle zun waffen greiffen und nach den meissnischen regeln die stadt einmahl mit gewalt überwältigen und zum gehorsam bringen.“ 3) Schon in dem großen Bündnis, das Albrecht 1443 mit Gottfried Schend zu Limburg und dem Erzbischof von Mainz schließt, erklärten die Ver
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Dann wollte er nie mit Landstädten direkt verkehren ;
man
sollte sich, wenn man mit ihnen zu thun habe, stets an ihren Herrn wenden. Das hieß den Landstädten die Bedeutung einer staatsrecht lich handlungsfähigen Person nehmen. Albrecht Achill hielt diesen Satz für wichtig genug , um ihn in das Grundgeset ſeines Hauſes, die Dispositio Achillea, aufzunehmen . ¹ ) So oft ein Fürst mit einer Stadt in Händel geriete , sollten alle übrigen Fürsten ihm zu Hilfe kommen , zunächst mit diplo= matischer, sodann mit kriegerischer Unterstüßung . 2) Ferner brächte es Vorteil , sich in der Stadt , gegen die man etwas im Schilde führte , eine Partei zu bilden , um dem Rate Ver legenheiten im Innern zu bereiten.³) Schließlich dürfte man die Städte nie zur lassen.
Ruhe
kommen
Es fände sich ja immer ein verlorener Geselle , der seine
Haut zu Markte trüge , der einer dem Fürsten mißliebigen Stadt auf eigne Faust Fehde ansagte.
Dem könnte man insgeheim Vor
ſchub leisten, ohne sich herauszustellen, und ihn jederzeit verleugnen. Der Stadt würde aber dadurch viel Abbruch geschehen. *) Um den Bürgerheeren mit gleich ausgerüsteten Truppen ent gegentreten zu können , wurde auch mit Vorliebe der Heerbann ge= fügiger oder schon unterworfener zwungenen ins Feld geführt .
Städte
gegen
die
noch
unbe
Noch in späterer Zeit (1500 ) wurde
bündeten, daß sie sich wegen der Unbilden, die dem Adel von den Städten zuge fügt würden, vereinigt hätten. Kreisarchiv Bamberg . S. I , U. 28 L. 3. Fasc . I. , siehe auch Liliencron. I, Nr. 90. ¹) ,,Were es aber gegen einer gemeinen stat , von den sol man sich an recht begnügen lassen von irem hern, dem sie zusteet. " Disp. Achillea in Altmann u . Bernheim. Ausgewählte Urkunden. Seite 269. 2) Allg. deutsche Biographie. I, 245. Artikel Albrecht Achilles . Er ver stand es, seine Sache als die aller Fürsten hinzustellen und fand dadurch überall Unterstützung. vgl. auch unten Cap . 3. 3) Dies Mittel ist unzählige Male zur Anwendung gekommen. In einem fürstlichen gegen Nürnberg gerichteten Parteiliede wird versucht, die Bürger gegen den Rat aufzuregen. Es heißt (Liliencron, II, 190 ) ,, Mich jamert in dem herzen mein , die frumen gemein und handwerksleut. " Auf dieſe Weise vergewaltigte Ludwig der Reiche Donauwörth . (Kluckhohn , Ludwig der Reiche. Seite 79-95 .) * ) Als Urheber dieses Mittels nennt Minutoli, Das kaiserliche Buch_des Markgrafen Albrecht Achilles 404, Albrecht den Beherzten von Sachsen. Doch hat auch Albrecht Achilles, Befehder Nürnbergs , wie z . B. F. von Waldenfels, in wohlwollender Weise gefördert. Zeitschr. f. pr. Geſch. und Landeskunde, IV, 530, ebenso benahmen sich seine Söhne gegen Kunz Schott. Ein Mecklenburgischer Herzog antwortet auf Lüb. Beschwerden wegen Räuberei „ non se satellitio mercatorum militare." Alb. Kranz, Wandalia, Lib. XII, Cap . 13.
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auf das Ausspielen von Städten gegen Städte viel Wert gelegt.¹) Als Kurfürst von Brandenburg hat Albrecht noch zwei weitere Mittel in Anwendung gebracht.
In der klaren Erkenntnis, daß das
bisherige landesherrliche Zollwesen durch die zahlreichen Eremtionen völlig durchlöchert sei , ließ er sich vom Kaiser das Recht verleihen bezw . bestätigen, neue Zollstätten anzulegen, um so die für die alten Zollstellen geltenden städtischen Zollfreiheitsprivilegien unwirksam zu machen.2)
Außerdem hat er durch den Landtag die
verschiedenen
Stände des Landes zusammenzufassen gesucht und mit Eifer den Standpunkt vertreten, daß die Minderheit, d . h. die Städte, sich der Mehrheit, d . h. dem Adel und den Prälaten, die mit ihm Hand in Hand gingen, unterzuordnen habe. Den Nürnbergern, die ihn allerdings stets besonders zu reizen pflegten , scheint er sogar durch kleinliche wirtſchaftliche Maßnahmen zu schaden versucht zu haben.
Wenn er bei Gelegenheit eines Auf
trags, Tücher einzukaufen , an seine Räte schreibt : ,,Man kan sie zu Franckfurt als wol kauffen als zu Nurmberg",3) oder wenn er seinen Sohn ermahnt , lieber in Breslau als in Nürnberg Ein fäufe zu machen , so dürfte hinter diesen Mahnungen, zumal da fie sich wiederholen, schwerlich die bloße Ersparnisrücksicht zu suchen sein. Albrechts städtefeindliche Lehren wurden den deutschen Fürſten rasch geläufig und sind den Reichsstädten und den Landſtädten gegen über unausgesetzt zur Anwendung gekommen. Namentlich die letteren , die die Reichsfreiheit noch nicht verbrieft hatten , sie aber mehr oder weniger anstrebten, wollte man demütigen .
Ihnen¹) wollte
man alle die Privilegien wieder entreißen , die vordem die wenig weitsichtige fürstliche Freigebigkeit oder Schwäche ihnen verliehen. hatte.
Die städtische Verfaſſung sollte zwar bestehen bleiben , aber
nur solche Leute am Ruder geduldet werden , die dem Landesherrn genehm sein konnten.
Die Stadt sollte fortan bis an die Grenze
1) s. von Buchwald , Deutsches Gesellschaftsleben. I, 115. Die Rede Werners von der Schulenburg im Kriegsrat Herzog Bogislavs. 1504. 1562.
2) Schmoller , Die Handelssperre zwischen Brandenburg und Pommern Zeitschr. f. pr. Gesch . und Landeskunde. 19, 202. 3) Burckhardt, Das funfft merckisch Buch.
Seite 146.
*) vgl. Droysen, Gesch. d . preuß. Politik. II, 1, 289. Bündnis Albrecht Achills mit dem Dänenkönig 1473. Ferner kamen sie überein , den Städten in ihrem Lande Macht und Selbstregierung zu nehmen . Keine Stadt ſoll mehr beschließen dürfen über Zoll, Steuer und Recht, dem Fürsteu soll es freistehen, jedes Jahr einen neuen Rat zu setzen, wenn ihm das gut däucht.“
Ziele der fürstlichen Politik.
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ihrer Leistungsfähigkeit für öffentliche Zwecke besteuert, ihr Wohl verhalten durch eine Zwingburg¹ ) überwacht werden . 2) Wie stellten sich nun die Bürger zu diesen ihre Selbständigkeit monarchischen Radikalismus " ? Drei bedrohenden Projekten des Strömungen sind deutlich wahrnehmbar.
Stellung Auf die Kunde von den Plänen und Anschlägen der Fürsten nahme der Bürger zu bildete sich in den meisten Städten eine rührige Aktionspartei, die die den fürstlichen der Stadt so teuren Rechte zu verteidigen entschlossen war . Selbst in Angriffen. Aktions den bedächtigen Ratsherren wallte das Blut rascher auf, wenn ſie partei. auf den Städtetagen, von einem der " heimliches wußte" ) von den Absichten der Fürsten hörten , wie sie zu Wilsnack oder sonstwo im Kreuzgang irgend eines Klosters zusammengekommen und sich „ auf der Städte Ärgstes " verbunden hätten. Da erwachte in den leiten den Kreisen der verschiedensten Gemeinden das Gefühl der Zu sammengehörigkeit.
Man müsse sich jetzt lieb haben, mahnt man in Magdeburg,* ) keine Stadt dürfe die andere in ihrer gerechten Sache verlassen. Energische Offensive empfiehlt man in Hildesheim . Die
Freiheit müsse man sich erkämpfen , ruft man kampfesfreudig in Danzig. Der einsichtige Zollschreiber Bothe in Braunschweig er mahnte zur Einigkeit innerhalb der Hanse .
Es gelte alle Unter
¹) Mathias von Kemnat, s. 26 in den Erörterungen und Quellen zur deutschen Gesch. Amberg wird von Friedrich dem Siegreichen überrumpelt ,,da wart den burgern vil freiheit abgestelt , die burge gefestent mit einem graben und einer sundern schlossbruck vor soliche uffleuffe." 1454. vgl . auch Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz . I, 341 , 342. Berlins Unterwerfung und Schloßbau s. unten. vgl. noch aus dem folgenden Jahr hundert Seidemann, Bauernkrieg in Thüringen. Opel, Neue Mitteilungen. XIV, 392. Von der besiegten Reichsstadt Mühlhausen wird verlangt : „ Die Fürsten sollen den Rabenthurm und den Hochthurm in der Vorstadt fällen und einen Platz abmalen lassen , eine Vestung dahin zu machen , oder die Mauern und Thürme abbrechen, oder sie sollen die Ringmauern ganz lassen und eine Vestung hineinbauen, oder wo sie die Vestung nicht bauen, doch ein Thor für sich behalten und bestellen, freien Aus und Einkommens wegen. " 2) Man ist versucht , Ähnlichkeiten mit dem Gebahren der Italieniſchen Tyrannen zu finden, deren Grundſäße Machiavelli im Principe zusammen gestellt hat. Machiavelli , Opere Vol. III. (Italia 1813 il Principe. Capitolo V.) Quando quelli stati che si acquistano, come è detto , sono consueti a vivere con le loro leggi e in libertà a volerli tenere ci sono tru modi. Il primo è rovinarli , l'altro , andarvi ad abitare personal mente , il terzo, lasciarli vivere con le sue leggi, traendone una pen sione , e creandovi dentro uno stato di pochi che te lo conservino amico. ---- la più sicura via è spegnerle o abitarvi. 3) Janssen , Frankfurts Reichskorrespondenz. II , Nr. 124. „ Also hat der stadschriver von Augspurg gesaget, der vil heimliches wuste." 4) Riedel. A. XV. 315. „,uns under eynander leff to hebbende und eyner dem andern nach syner rechticheid nicht to latende."
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ſchiede im Bunde bei Seite zu laſſen.
In den Städten selbst aber
predigte man Eintracht unter den Bürgern.¹) So lange die Bürger wehrhaft blieben und selbst zu Felde zogen, konnte die Politik entschlossenen Vorgehens gegen die dynastischen Eroberungsgelüfte , konnte der offensive Geist in den Städten noch Boden finden.
Aber seitdem die Bürger den persön
lichen Kriegsdienst als eine drückende Last zu empfinden begannen, seitdem sie sich gewöhnten, ihr Geschick in die Hand von geworbenen Söldnern zu legen, mußten ſie auch bald dahin gelangen, die ganze Sorge für die Sicherheit der Stadt einem mächtigen Herrn anzu vertrauen. Schon längst hatten einflußreiche
Männer
die
überzeugung
ausgesprochen , daß die Städte nicht vermöchten , der Fürstenschaft auf die Dauer Widerstand zu leisten . Sie empfahlen darum , sich mit ihnen gut zu stellen, ja zu einzelnen in ein Schußverhältnis zu treten. Solche Ansichten wurden namentlich dann laut , wenn der Städtebund wieder einmal nicht das geleistet hatte , was man von ihm erwartet haben mochte, oder wenn eine zufällige Unternehmung gegen einen Raubritter Städte und Fürſten zuſammengeführt hatte.2 ) Nach der großen Nürnberger, der Braunschweiger, der Soester Fehde fanden es die Städte für angezeigt , sich nach einem fürstlichen
¹) 1490 bei dem Überfall Hannovers wollten die Sachſenſtädte_mit_Geld= zahlungen den Frieden von den Herzögen erkaufen ; dem widersetzt sich Hildes heim (nach Henning Brandis . Diarien. Manuskript der Beverinschen Bibl. zu Hildesheim). „ Why van Hildesz bewogen nha gelege der sake wordt geldt gewendt nummer gudt , wolden de van Hannover ohr unschuldt wheren, dar hedde wy macht up tho Raden undt daden, thom frede, in der wise wolde wy nicht geven." Danzig sagt ( Scriptores rerum Prussicarum. IV, 641 . ) ,, andere vrie stede hebben ok noot gehad, eer see to der vriheid quemen, begundes ding helped God. " Bothe mahut ( Shigtbok ed . Scheller.) ,,O ji erliken städe der hänse, de ji ût der kedden gefallen syn, hänget ju mid den andern de nog faste by malkander hôlden, wedder tosamede, unde ji anderen, de ji vanander nig geweken sin, unde alletyd styv to hope gebleven, kriget de entfallene lede wedder , alse bäst ji konnen, unde nemet se wedder to juk. Wi maket nog wol eine faste keden, wan ji des nurt gelöven unde truwen mögten," vgl. auch Janssen, Reichskorrespondenz Frank furts. II, Nr. 151. Und sy not das dy stede by einander steen und sich helffen und werde eyn zyt kommen wo es noch mee not sin wurde gein fursten und adel, der den burgern stede fynd sy und ful homuets." 2) Für solche Unternehmungen fanden die Fürsten stets städtische Hilfe. So unterstützten Friedrich II. von Brandenburg auf seinem Zuge gegen die Lauenburgischen Räuber die Städte Stendal, Salzwedel, Seehausen und Perle berg, obwohl sie mit ihm sonst auf sehr gespanntem Fuße standen . Chronicon Luneburgicum bei Leibnit . Scriptores rer. Brunsw. III , 215. Fürsten, die dem Raubadel zu Leibe gingen , fanden in den Städten warme Anerkennung ; ſo Friedrich I. von Brandenburg. Auf Heinrich von Braun 2 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
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Schußherrn umzusehen. ¹ )
Das schien mehr Sicherheit zu bieten , als
die Hilfe , die der schwerfällige und karge Bund bringen konnte. Auch sei, führte man gern aus, den Fürsten dadurch ebenso gedient, da sie vereint mit den Städten den ungehorsamen Raubadel , der den Bürgern und dem ganzen Lande eine Plage sei , leichter nieder halten könnten.
Obwohl die Erfahrungen , die die Städte mit ihren
fürstlichen Schußherren machten , auch nicht befriedigten und man den Vertretern dieser Maßnahmen mit Recht entgegenhalten konnte, ,,man wüßte keinen Herrn , der den Städten treu sein möchte," fo hat diese Politik doch gegen Ende
des
Jahrhunderts
ihre
ent
schiedenen Triumphe gefeiert. Fast alle Städte begaben sich unter den Schuß eines benachbarten Fürsten , der gewöhnlich gegen Jahr geld sich zur Unterſtügung und Hilfeleistung verpflichtete. ") Die Träger dieser Politik waren namentlich die großen Juristen der Zeit, die Göde , die Heimburg³) und andere , die durch ihren Beruf eine Brücke zwischen Fürsten und Städten bildeten. schweig , der den Kaufmann schirmte, sagt der Fortsetzer des Detmar. Grautoff, Lüb. Chron. II, 357. „, 0 riker God, deden alle vorsten ok also , denne weren se aller eren werd unde dat kopper wurde to golde." Graf Heinrich von Schwarzburg , der Bischof von Münster und Administrator von Bremen, will das Raubschloß Delmenhorst (darüber siehe auch Ficker, Münsterl. Geschichtsquellen. I, 323) brechen und wird dafür in den Städten gelobt. ,,De Koepman reisede mit sorgen | De huisman de lied nod | dat schole gi stede marken | unde diszen forsten starken Des hebbe gi eren grot." | Liliencron. II, Seite 171. In der Fehde Wilhelms von Sachsen mit Apel Vittum unterstützten den Herzog die Städte Erfurt und Mühlhausen. In einem städtischen Liede werden die großen Verdienste der Städte um den Herzog her vorgehoben und ihm (Liliencron. I, Nr. 96, Vers 34, 35 ) zugerufen : „ Der stete gunst, brengit gute brunst", ebenso Vers 142 ff. ,, In Doringen lant graf Der stete lob gantz stete halt fürst hoch gestalt ste die bie in noten je keinen zorn fürste hochgeborn keinen mutwillen stiffte | unnd lasz sie nicht vorschrotenn“ ; | ähnlich Liliencron. II, Nr. 160, Vers 11 : 99 Wirdiger furste von Menze so gut haldet die von Erfort in uwer sie konden euch brengen hut is mochte noch komen zu geziten zentusint man zu stormen und zu striten." 1 ) Eikhart Arzt , Chronik von Weißenburg. Quellen und Erörterungen zur bayr.-deutschen Geschichte. II, 170. ,,und wardt ir pundt zerdrent, den sie manich jare gehalten hetten widder die herren , das sich nun mher eyn igliche statt behilfft mit dem herren der ir allerbaszt gelegen ist." 2) Mit Konsequenz verfolgte dieſe Politik z . B. Goslar. Siehe Cruſius, Gesch. der Stadt Goslar. 189, 209. 3) vgl. Droysen , Preuß. Politik , II, 1 , 98 , über Gregor Heimburgs Rede vor dem Kaiser in Sachen der Nürnberger (Flgen, übers. von Aeneas Sylv. in Geschichtsschr. d . d . Vorzeit, S. 208 ), die den Erfolg hatte, in vielen Fürſten Zweifel über die Gerechtigkeit der Städtekriege wachzurufen . Über Dr. Tilo Brandis verweiſe ich auf die Diarien ſeines Bruders , des Bürgermeisters Henning Brandis, die demnächst durch L. Hänselmann publiziert werden dürften . Der Jurist Erwin Erdmann , zugleich Bürgermeister und vertrauter Rat des Bischofs Conrad von Osnabrück , weiß in dieser Doppelstellung der Stadt Osnabrück viel Nußen zu schaffen. Stüve , Gesch. d . Hochstifts Osnabrück. I, 412.
19
Dr. Tilo Brandis aus Hildesheim wußte den Bischof Bartold, dessen Vertrauen er genoß , seiner Vaterstadt günstig zu stimmen . Für die Geschicke der niedersächsischen Kommunen ist der Partei wechsel des streitbaren Bischofs , der sie bisher leidenschaftlich be kämpft hatte, von höchster Bedeutung gewesen. Wenn auch eine solche Politik geeignet war , der städtiſchen Unentschlossenheit Vorschub zu leisten und das Interesse an allge= meinen bündischen Fragen, das ohnehin schon gering war, noch mehr herabzumindern, so lockerte sie doch auch die Geschlossenheit
der
Fürstenpartei, die an Stärke verlor, sobald sich mehrere der Ihrigen von den Städten gewinnen ließen. Die Stimmen
der Männer,
die
auf dem einen oder
dem
anderen Wege die Unabhängigkeit der Stadt zu retten ſuchten, ver hallten aber oft
ungehört im Gewoge des innern
Die breite Maſſe der Bürgerschaft
Parteikampfes .
war durch diesen so verblendet,
daß sie die Gefahren , die der Selbständigkeit ihrer Stadt drohten, gar nicht erkannte. Die Demokratie ,
die
gegen das
oligarchische Stadtregiment
Sturm lief, vergaß völlig , daß die Uneinigkeit im Innern äußern Feinden den Weg ebne.
Gelangte die niedere Bürgerschaft ans
Ruder, dann waren ihre ehrgeizigen Führer einzig und allein darauf bedacht, ihre meist sehr schwer errungene Stellung zu behaupten und gegen sichern.
eine
Wiederkehr
der
verjagten
Ratsgeschlechter
zu
Wußten sie doch , daß alsdann ihr Kopf in Gefahr stand!
Im übrigen lebten ſie, unbekümmert ,
ob auch der lauernde Feind,
der eroberungslustige Fürst eine drohende Stellung einnahm, fröhlich in den Tag hinein und suchten es den vertriebenen Ratsgeschlechtern an Glanz der Lebensführung zuvorzuthun.
Sie prunkten mit der
Menge des Silbergeräts in ihren Häusern, wie Ulrich Schwarz, der Volkstribun von Augsburg , ¹)
oder sie schwelgten ohne Sorge bei
wohlbesezten Tafeln , wie der Braunschweiger Holland und seine Partei.
Ludeke Holland führte ein Leben , so sagte man , wie der
Fürst von Venedig oder der Pfalzgraf vom Rhein.2)
Militärische
Interessen lagen ihnen fern, ³) die Stadtbefestigungen , die Land wehren ließen sie verfallen , mit den Ratskollegien der befreundeten
¹ ) Liliencron. II, Seite 126. 2) Schichtspiel, Chron. der deutſchen Städte. 3) vgl. ibidem .
XVI, 170, 171 . 2*
20
Städte überwarfen ' ) sie sich geflisfentlich, gegen die gefährlichen Ab sichten der Nachbarfürsten ließen sie es an der nötigen Vorsicht fehlen , so daß es diesen leicht wurde , die Schwächen und Blößen Ja nicht selten hat die herrschsüchtige De mokratie in ihrer Blindheit den Fürsten selbst herbeigerufen und ihn zum Schiedsrichter in ihren Händeln mit dem Rate gemacht. Sie
der Stadt zu erspähen.
hat es natürlich dann nicht verhindern können , daß der Fürst die Gelegenheit beim Schopfe ergriff und sich in der Stadt festsette, die ihm die Eroberung allzu leicht machte.
So ist Friedrich II.
nicht mehr aus Berlin herausgegangen , 2 ) nachdem er als erkorner Schiedsmann zur Ordnung der Verhältnisse dorthin berufen worden war, so Erzbischof Ernſt nicht mehr aus Halle, ³) ſo Kurfürst Adolf nicht aus Mainz, 4 ) so Herzog Albrecht nicht aus Regensburg. 5) Gewissenlose Demagogen haben sich auch mitunter einzelnen Fürsten verkauft. Der Regensburger Fuchssteiner 6) hat es auch fertig gebracht , seine Stadt dem Bayernherzoge in die Hände zu ſpielen , während der
Braunschweiger Holland
durch das gleiche
Streben nur selber ins tiefste Elend wandern mußte. Und doch waren ― von solchen übelbeleumundeten Menschen, die zu allem fähig waren , abgesehen - eigentlich alle Kreise der
Bürgerschaft überall darin einig , daß die Unabhängigkeit der Stadt das höchste der Güter sei und unter allen Umständen aufrecht er Nur verdunkelte der leidige Bürgerzwist mit unter hauptsächlich der großen Masse den Blick für die drohende Gefahr. Wenn die Demokratie , was oft vorkam , erst eingeſehen , daß ihr
halten werden müſſe .
Hadern dem Feinde allein zu Gute komme , beſann ſie ſich raſch und trat auf die Seite des Rates.7) Es ist unmöglich , alle die Fehden und Kämpfe herzuzählen, Die Kämpfe zwischen die im Verlaufe des 15. Jahrhunderts zwischen Fürſten und Städten Fürsten und Man kann die hauptsächlichsten am bequemsten Städten entbrannten. 1 ) Chron. der deutschen Städte. XVI, 374. „ Hollant unde de xxiiij man vorsmaden dusse erbaren stede." So will Hans Runge, der Volkstribun von Rostock (s. allg . deutsche Biographie), alle Handelsbeziehungen zu der Hanse abbrechen. 2) Unten 2. Capitel. 3) Chron. Thuringicum bei Menden. Scriptores . Seite 1346 . 4) Kallsen, Gesch. der deutschen Städte. I, 654. 5) Liliencron. II, Nr. 163. Einl. 6) ibidem. 7) So wandte sich im Lüneburger Prälatenkriege 1451-1456 die De mokratie von ihren Führern ab, als sie erfahren, daß diese, um sich zu stüßen, versprochen hätten, die Stadt den Braunschweiger Herzögen unterthan machen zu wollen. (Havemann, Gesch. der Lande Braunschweig und Lüneburg. I, 707.)
21
folgendermaßen einteilen : Erſtens in die Städtekriege der 40er und 50er Jahre, die unstreitig größtenteils durch das Auftreten Albrecht Achills , im Norden auch durch den Fall Berlins worden sind.
hervorgerufen
Zweitens in die Kämpfe der 70er und 80er Jahre,
bei denen sächsische Prinzen im Vordergrunde stehen und eine Reihe norddeutscher Bischofsstädte unterworfen werden.
Hierdurch finden
die städtefeindlichen Grundsäße Albrechts in Norddeutſchland weitere Verbreitung und sind seitdem daselbst unter dem Namen „ Meißnische Regeln" bekannt.
Eine dritte Kategorie dieser Städtekriege, die sich
bis in den Anfang des folgenden Jahrhunderts hinziehen, ſteht mit der deutschen Politik der Dänenkönige Christian und Johann in engem Zusammenhange. In fast allen Fällen wird um die Unab hängigkeit der Stadt gestritten ; aber der Anlaß ist immer gering. Da führt die Stadt einen Zoll ein, ¹ ) den der Fürst nicht genehmigen. will , oder den Bürgern erscheint ein landesherrlicher Zoll, ²) eine neue Abgabe unerträglich. Die Stadt vergreift sich an fremdem Territorium, zieht es ins Stadtrecht ; um sich besser zu befestigen, errichtet sie Wälle , zieht sie Gräben , ohne jedoch genau darauf zu achten, ob sie nicht fürstliches Eigentum dabei verleze.³)
Der Fürst
nimmt Juden auf, der Rat verjagt sie.4) Der Fürst begehrt die Auslösung der der Stadt verpfändeten Rechte. Das wird ihm abgeschlagen.
Er erhebt Anspruch auf städtische Mühlen, Fischteiche
u. s. w., 5) verlangt Aufklärung , worauf sich die städtischen Besiß
So standen in Berlin 1448 Rat und Bürgerschaft zusammen , um das Joch der Landesherrschaft abzuschütteln. So hielt in Braunschweig 1492 die ganze Bürgerschaft gegen die Herzöge zusammen. Einen in Kriegszeiten ausbrechenden demokratischen Putsch mußte der Rat, wie in Königsberg , Danzig , Thorn 1455 nach Kriegsrecht durch Maſſen hinrichtungen im Keime ersticken. Ständeakten von Ost- und Westpreußen. IV, 623 ff. 1 ) Siehe unten. Quellen und Erörterungen zur bayr. und deutschen Geschichte. II, 163. Ulrich von Würtemberg fehdet mit Eßlingen wegen eines städtischen Zolles. 2 ) Chronicon Luneburgicum bei Leibnit . Scriptores rer. Brunsw. III, 202, ad 1443. „ Des sondages vor unses Heren Hemmelfahrtts dage, do hadden de Vorsten van Brunschwigk und Luneborch laten vorboden Praelaten , manschop und stede des landes tho Luneborch in de stadt Ulsen und leten dar ein nye privilegium lesen up einen nyen tollen up der Elmenouwe, dat men scholde geven van dem pundt schwares thwe schillig up und nedder. Den tollen wedderspreken de Rath van Lune borch up der sulven stede." ³) Lünzel, Stadt und Diözöse Hildesheim . II, 479. wegen der Juden verfolgung sehr aufgebracht. Chron. der deutschen Städte. XV, 296, 1449. 5) Bothonis , Chron. Picturatum. Leibnit. Scriptores rer. Brunsw. III, 398, 1422. 99 In düssem jare to betengede de Bischopp Gunter to
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titel gründen. Der Rat verweigert die Auskunft . Fürstliche und städtische Gerichte kollidieren mit einander. Wer hat das Geleit auf der Kirchweih? Wer auf dem oder jenem Wege ? 1 ) Dann er gaben die Pfahlbürgerfrage , die Münze 2c. weiteren Zündstoff.
Die
Stadt zieht Geistliche zu öffentlichen Lasten heran, der Kirchenfürſt nimmt daraus Anlaß, die Bürgerschaft mit geistlichen Waffen zu bekämpfen. 2) Der Anlaß zu den Kämpfen ist für unsere Begriffe meist ge ringfügig.³)
Hunderterlei
Arten
von
Zwisten
mußten sich mit
Naturnotwendigkeit aus den verwickelten Beſiß- und Rechtsverhält nissen ergeben.
Und doch entſprangen hieraus gewaltige Kriege, die
gewöhnlich mit ungemeiner Erbitterung Jahre lang bis zur völligen Erschöpfung beider Parteien fortgeführt wurden . Der Verlauf dieser großen Stadtfehden ist meist der folgende. Verlauf der großen Stadtfehden. Der Fürst sucht Streit mit einer Stadt, richtet an sie Forderungen, die sie nicht erfüllen will. Es kommt zu Unterhandlungen, die sich in die Länge ziehen ; Kaiser, den Papst.
beide Parteien befragen Universitäten , den
Der Fürst wirbt inzwischen bei seinen Standes
genossen um Unterſtügung, die ihm in der Regel gewährt wird . Da die Stadt die Forderungen des Fürsten und seiner Verbündeten rundweg abschlägt, rüſten dieſe zum Kriege. Der Fürst versucht in der feindlichen Stadt die niedere Bürgerſchaft für sich zu gewinnen, indem er ihr seine Friedensliebe und die unbillige Haltung der
Meydehorch eynen unwillen mit der stat to Halle van der Sulten wegen, dat vele wunders unde unwillen aff her quam , dat dar to kemen Heren unde stede to voren de van Meydeborch, so dat yd vele unlympes droch twischen dem Bischoppe und synen beyden steden alse Meydeborch unde Halle." 1) So z. B. der Streit um die Kirchweihgeleite von Affalterbach. Im herrschaftlichen Buch Albrecht Achills von 1476 (Manuskript des Kreisarchivs Nürnberg, Fol. 8b) sagt Albrecht : „ Ist kundig im Reich, das kein furst lich gleit auf der strassen zu einer stat gehort, sondern es gehort zu einem furstenthumb so mag die statt Alltorff kein gleyt haben , es hab es dann in der rinckmaur alls eyn yeglich statt66 oder slosz hatt durch sein bevestigung, obwol das gleit durchaus geet. " 2) Liliencron. I, Nr. 71. Ebenso wird Hildesheim während der Bier fehde gebannt. Den Städten wird (Liliencron , I , Nr. 90, Vers 9) vorge worfen „so si got selbs bekriegen . “ 3) Schon bei der Huldigung ergaben sich oft Streitigkeiten. Der demo kratische Rat von München erklärte , erst dann huldigen zu wollen , wenn die Privilegien bestätigt seien. vgl. Kazmair (Chronik der deutschen Städte. XV, 483). Zwei herzogl. bayrische Diener beraubten Kemptner Kaufleute, sie wurden gefangen genommen , und um sich zu retten , erklärten sie, von Augsburg be stochen zu sein, der Stadt 2 Schlösser zu überliefern. Sie widerriefen zwar bald, doch fußte Herzog Ludwig auf dieſem Geſtändnis und befehdete Augsburg. Chron. der deutſchen Städte. XV, 313.
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Stadtbehörden auseinanderſeßt. Die Inhaber fürstlicher Lehngüter heißt er bei Strafe des Verlustes ihrer Besizungen, ihm zuzuziehen. Aber mit diesen Manifesten erreicht er nicht viel. ſendet er
und seine Bundesgenossen
Schließlich über
der Stadt
Aber auch diese ist bisher nicht säumig gewesen .
den Fehdebrief. Sie besißt weit
reichende Verbindungen, ſogar in der Umgebung des Fürsten. ¹) Nachrichtenwesen Gange. )
unter
Gemeinden
Das
ist gut im
Das Neg von Städten , über die verschiedensten Land
schaften ausgebreitet , förderlich.
den befreundeten
ist der Weitermeldung
wichtiger
Depeschen
Auch die Stadt ist gerüstet .
Es kommt nun zur Fehde. Kette von Verheerungen.
Meist besteht dieselbe aus einer
Der Fürst durchbricht die städtische Land
wehr, plündert die Stadtdörfer und verlegt die zur Stadt führen den Straßen. Überall , auch in den Gebieten der benachbarten Fürsten, die dem Kriegführenden gewogen sind, werden Waaren, die der bekämpften Stadt gehören, weggenommen .
Der städtische Handel
ist lahm gelegt. Aber auch die städtischen Söldner machen Einfälle bis tief ins feindliche Gebiet hinein.
Die Stadt wirbt bei den befreundeten
Gemeinden um Hilfe ; es dauert freilich meist sehr lange, bis die schwerfällige Maschine wirklich zu arbeiten beginnt. Die Beſchießungen von Städten ,
die gelegentlich auch vor
kommen, haben diesen wenig Abbruch gethan.
Die Bürger find
mit Geschüß meist besser versehn als ihre Gegner. Die Fürsten haben die Absicht,
der Stadt alle Hilfsquellen zu
nehmen ; sie wollen verhindern, daß Lebensmittel zu den Belagerten gelangen, damit der Hunger ſie zur Übergabe zwinge oder wenigstens mürbe
mache.
Die Bundesstädte haben nun
die
Pflicht ,
ihren
Freunden Zufuhr zu bringen, doch muß dieser Proviantzug oft erst ein gefährliches Gefecht bestehen, ehe er in die bedrängte Stadt gelangt. Ist dies geglückt, dann muß der Belagerer jede Hoffnung auf eine
1) So wird Braunschweig vor Ausbruch der großen Stadtfehde gewarnt. 2) 1492 Sonnabend Pantaleonis schreibt Magdeburg an Lüneburg " dat itzund vaste sammenyngen und hovewerck hyr ummelangh in den landen vaste wancket und tho hove ryden und sampnynge hebben , wur dat aver hen gilt en moge wy noch thur tyd nicht weten, sunder efft wy es irforen und vormerckeden juwer leve wedder synde und sachwoldich wesende , des en wolde wy juwer ersamenheyd und dem ersamen rade tho Lunenborch unsen frunden , eth were dach edder nacht sunder bode schopp nicht laten. " Vorstehendes Schreiben wurde mir von Herrn Ober lehrer Dr. Hertel in Magdeburg mitgeteilt.
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Bezwingung der Stadt durch Hunger, aufgeben.¹ ) Es kommt zu neuen Friedensunterhandlungen , die sich wiederum Monate , ja Jahre lang hinziehen .
Das Resultat ist schließlich :
nicht überwunden ,
die
Stadt, obwohl
erkauft den Frieden durch beträchtliche
Geld
zahlungen und andere Opfer.2) Diese großen Städtekriege ) sind bemerkenswert durch die uner hörte Grausamkeit der Kriegführung , namentlich durch die Greuel thaten, die die wilden Zebracken oder das franzöſiſche Gesindel der Armagnacs im
Dienste der städtefeindlichen Fürsten
verrichteten ;
aber der Ausgang all dieser gewaltigen Fehden hat den Hoffnungen der Landesherrn wenig entsprochen.
Sie haben, mochte auch der
Wohlstand der Städte mächtig getroffen werden , alleſamt mit einer unrühmlichen Niederlage der Fürstenschaft geendet und den Mut des Bürgertums gestählt und gekräftigt. Eher waren jene unangesagten Fehden , jene mit raffinierter Tücke unternommenen Überfälle , wie sie z. B. Hans von Bieber stein, der Herr von Beeskow und Storkom 1424 gegen Beeskow ins Werk seßte, von Erfolg begleitet. Bei solchen Überfällen *) kam die zur Zeit sehr beliebte Kriegs list, die eignen Leute in Bauernkleider zu stecken , oder sie auf un verdächtig ausschauenden überdeckten Wagen zu posſtieren, häufig zur Anwendung.
Auf diese Weise sollte der Einlaß in die Thore be
werkstelligt und die Stadt überrumpelt werden.5) Aber auch diese Überfälle blieben mitunter erfolglos , so der, den Heinrich der Ältere von Braunschweig 1490 gegen Hannover plante , 6) oder der , den die Herren von der Osten gegen Colberg unternahmen.7) 1) In der Nürnberger Fehde ist ein Ausfallsgefecht an einem Fischteiche entscheidend gewesen. 2) So zahlt Nürnberg nach dem Markgrafenkriege 80 000 fl. 3) Im Rate des Pommernherzogs Bogislav macht der wackere Ritter Werner von der Schulenburg darauf aufmerksam , daß durch die Städtekriege „die stadt in ihrem muthwillen gestärcket" werde, der Fürst aber meist nichts erreiche. Joachim von Wedell, Hausbuch. ad 1504. Kolberg muß dem Herzoge nach der Belagerung eine Summe Geld bezahlen „ die doch klene was jeghen den schaden den he (H. Bogislav) ghenomen hadde." Grau toff, Lüb. Chron. II, 95. 4) Hans von Bieberſtein überrumpelte ſeine Stadt ſogar, während er mit ihr scheinbar im beſten Einvernehmen ſtand. 5) In einer großen Zahl von Fällen erlitten die Städte große Schädigungen durch die Kriegslisten ihrer Gegner ; so Eimbeck 1479. Botho, Chron . Pictu ratum bei Leibnit. Scriptores rer. Brunsw. III , 417. 6) Mittendorf, im Archiv des hist. Vereins für Niedersachsen 1845. 7) Siehe Allg. deutsche Biographie unter Hans Schlief.
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Gefährlicher wurde den Städten die geräuſchloſe Art , mit der die Hohenzollern ohne lange Vorbereitungen, ohne fremde Hilfe mit ihnen abrechneten. Daß der Bürgerzwist und die Parteikämpfe in den Städten die Absichten der Fürsten vielfach gefördert haben, ist schon oben erwähnt worden. ¹ ) Einzelne Städte , die minder mächtigen Herren gehörten , haben wohl den Mut gehabt , sich diesen zu widerseßen , aber sobald ihre Gebieter, des Ungehorsams überdrüssig, sie an mächtige Fürsten ver kauften, verloren sie den Mut und unterwarfen sich ihren neuen Herren. 2) Eine große Anzahl kleinerer und mittlerer Gemeinden kamen schon im fünfzehnten Jahrhundert in wirtschaftlichen Verfall und wurden dadurch unfähig, ihre Selbständigkeit zu behaupten. In sehr wenigen Territorien und bei sehr wenigen Städten kann man von einer direkten formellen Unterwerfung der Kommunen reden.
Das Kriterium, ob für einen Ort die Bezeichnung „ freie
Landstadt“ oder „ Fürstenstadt “ am Plaße ist , liegt nicht in seiner Verfassung oder Verwaltung ,
sondern
in der vorhandenen oder
mangelnden Fähigkeit , fürstliche Forderungen nach Belieben zu be scheiden, Eingriffe des Landesherrn in innere städtische Verhältnisse abzuwehren.
Diese Fähigkeit ging aber den Städten in demselben
Maße verloren, in welchem die Fürstenmacht an Kraft und Ent schlossenheit gewann . In Norddeutschland sind
am Ende
des
fünfzehnten Jahr
hunderts noch eine Reihe von großen Kommunen ) unbezwungen. Aber sie fühlen, daß die kleineren und mittleren Städte, die früher zu ihnen gehalten , jezt unter der Fürstengewalt stehen, daß der Bund somit gelockert und die Zeit der großen städtiſchen Actions politik vorüber ſei .
Die Überzeugung bricht sich Bahn , daß nur
durch äußerste Nachgiebigkeit gegen die Landesherren ein gewiſſes
1 ) " Albert Krantz , Wandalia , Lib. X, Cap . 38 , sagt 29 Consilium erat regis urbium communitates longis et infructuosis gravare impensis ut exorto murmure consurgeret plebs in patres. 2) So Helmstedt, als es vom Kloster Werden an die Welfen verkauft wurde (Rehtmeyer, Braunschw. - Lüneb. Chron. 766) , ſo Hettstädt , als die Wettiner sich einmischten (Spangenberg , Mansfeldische Chron. , Cap . 326), so lenkt Erfurt ein, als ein Wettiner Erzbischof von Mainz werden soll. Lilien cron. I , Nr. 76. 3) Die Staatsrechtslehrer nennen sie Anomalien. Gierke , Genossen schaftsrecht. I , 706. vgl. auch Lancizolle Grundzüge der Geschichte des deutschen Städteweſens, 77 .
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Maß von Unabhängigkeit gewahrt werden könne.
Mehr denn je
empfehle es sich, fürstliche Gönner zu gewinnen . Die Landstädte des Südens sind nie von Bedeutung gewesen. Die Reichsstädte¹ ) treten fast in voller Zahl ins folgende Jahrhundert ein, ihre Reichsstandschaft ist sogar jezt völlig gesichert. Die wenigen, die von den Fürsten bezwungen worden, hat das Reich wieder rekla Aber auch die Reichsstädte haben keinerlei maßgebenden miert. politischen Einfluß, der Schwerpunkt der Politik liegt auch hier nicht mehr in den bürgerlichen Ratsstuben. *
*
Litteratur der Das Schrifttum der Zeit ist natürlich von diesem Gegensage Städtekämpfe zwischen Fürsten und Städten, zwischen Adligen und Bürgern voll= kommen erfüllt.
Die große Sammlung Liliencrons enthält fast
lauter Lieder und Sprüche , die mit den Kämpfen der Fürsten und Ritter gegen Städter
und Bauern
in Deutschland
und in der
Schweiz im engsten Zuſammenhange stehen. Hier erfahren wir die Schlagworte der Parteien ; hier offenbart sich uns der grenzenlose Haß der Kämpfenden , unter deſſen Be thätigung das Reich ſo ſchwer litt .
Mitunter mischen sich klagende
Weiſen ²) in das leidenschaftliche Gezänk der Parteien.
Überall aber
stehen diese Fragen im Vordergrunde des Intereſſes
der Nation.
Die Schreckensnachrichten , die aus der Ferne anlangten , wie die Vergewaltigung Lüttichs durch Karl den Kühnen , 3) oder selbst Er
1 ) Die Reichsstädte betonten auch in Gefahren mit allem Nachdruck ihre Zugehörigkeit zum Reich. Die Nürnberger sagen (Liliencron I, Nr. 91 , Vers 1) : 99 Markgraf Albrecht der fürste kriegt das heilig reich wider recht. " Radolfzell, das sich an Österreich ergeben, beschließen die schwäbischen Städte wieder zum Reiche zurückzuführen. ~ (Kr . Arch. Bamberg, hist. Kat., Bündnisse der Städte zc.) 2) So z. B. Liliencron II , Nr . 226, S. 475 : „ Clagt sich die gemein von Nurmberg zu mal die cleinen kind , so sei es got vom himel clagt, dasz wir so elend sind" So habn wir unser vater verlorn ganz wider got ere und recht ist maniger handwerksmann erschlagen und maniger getreuer knecht. 3) Liliencron II, Nr . 188 , Vers 1-4 : "" Eigner nutz, verborgner hasz , untrewer rat Trojam und Rom zerstoret hat Meinz und Lüttich Würzburg und Nüremberg hüt dich . “
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eignisse aus der grauen Vorzeit, wie den Fall Trojas oder Karthagos, reihte die populäre Litteratur unbedenklich unter die Städtekämpfe ein.
Ja sogar das ungeheure Ereignis , das die ganze Christenheit
mit Trauer erfüllte, die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, erschien hier als Analogon zu den deutschen Städtekriegen . ¹ ) Die historische Litteratur der Zeit ist überwiegend städtefreundlich. Den Standpunkt der Landesherren vertritt eigentlich nur ein Teil der Geschichtsschreiber des Ordenslandes, dann Mathias von Kemnat in seiner Verherrlichung Friedrichs des Siegreichen, oder eine für Heinrich den
Ältern
Partei
nehmende
Darstellung
der
Braun
Die Mehrzahl der Chroniſten ſind Bürger , die schweiger Fehde. geistlichen Schriftsteller sind wenigstens dem raubenden Adel ab geneigt.
Namentlich die Geschichtsschreiber aus hansischen Kreiſen
sehen im Untergange der städtischen Freiheit ein entseßliches Unglück.²) Sie malen gern Scenen aus , wie die folgenden : Der Landesherr reißt die Siegel ab von Privilegien ,
die er selbst beschworen.
Die
Bürger müssen vor ihm knieend huldigen. Die Hohenzollern werden in städtiſchen Darstellungen und Liedern meist abfällig beurteilt , ihre erstaunlichen Erfolge dem Bürgertum gegenüber gern durchgehechelt. In Nürnberg singt man z . B.:³) 29 Des berümen sich die von Brandenburg Es wär wol schemdes wert." Die Siege der Fürsten werden überhaupt meist abgünstig dar gestellt. Noch Thomas Murner spricht über ihre Treulosigkeit.
Durch
füße Worte suchen sie die vertrauensseligen Bürger zu bethören, um 1 ) In einem Gedichte des Hans von Weſternach (Liliencron I, 123a) wird die Eroberung von Gent , Konstantinopel , Wien , Mainz und Lüttich erzählt. Der Verfasser ist der Meinung , daß der Ungehorsam der Städte und ihr schlechtes Regiment die entsetzlichen Katastrophen zur Folge gehabt hätten. 2) Albert Kranz, Saxonia Lib. XIII, Kap . 4, über die Eroberung von Halberstadt durch den Erzbischof Ernst. „ Accepit ille urbem in potestatem et omne ius gubernandae civitatis a consulatu in se transtulit ; Con stituit iudices scabinos et omnia moderatur ex hoc die pro arbitrio. Calamitosa civitas luit damna imprudentie sue et improvide defensionis intus et foris . Jam omnis mercatura deperiit. Quisque suo contenti , non querunt augere patrimonia : Vivant in diem : nec est, qui deformatos muros cum moenibus aut curet, aut cogitet, aut possit reparare. Ita se res in hodiernum usque in ea urbe quondam florente habent." Der allerding schwer geprüfte Spittendorf ſagt einmal (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, XI , 435) : die von Erffurdt wurden fast nieder geleget von der fürsten von Sachsen vorhencknisse wegen, mit welcher billikeit, das weis gott." 3) Liliencron, II, Nr. 226. Es ist bekannt, daß Albrecht Achill z. B. über diese städtischen Lieder recht ungehalten war. vgl. Burkhardt, das funfft merckisch Buch, S. 182 : „ da tichtet man lieder , die wurden zu Onoltz bach gesungen, da redet uns der lecker Ruprecht Haller nach . “
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ſie dann zu bedrücken.¹ )
Ulrich von Hutten klagt, daß die Bürger
von Mainz durch den Untergang ihrer Freiheit verderbt und zu Grunde gerichtet worden. 2) Allerorten betonen die bürgerlichen und bürgerfreundlichen Schriftsteller , die Fürsten wollen die blühende städtische Kultur wieder vernichten , die Städte zu Dörfern machen , die Bürger zu Leibeigenen erniedrigen. immer verloren.3)
Siegt der Fürst , so ist die Stadt für
*
* Folgen Allerdings gab es eine Reihe von Beispielen von Niedergang Unter- und Verfall eroberter Städte. Zum mindeſten war die Übergangs der werfung. zeit, die ersten Jahre nach der Unterwerfung , voll von Unzuträg lichkeiten . Prenzlau öffnete doch freiwillig den gar nicht rechtmäßigen Herrschern, den Pommern, die Thore, aber welchen Übermut mußten
Narrenbeschwörung , herausgegeben von Karl 1 ) Thomas Murner. Gödeke, S. 131 . Sie künnents wol die fürsten , herren E das sie erwelet werden So künnent sie so züchtig berden Und so sanft den schafen scheren Als ob sie luter engel weren Wann sie dann die schlüszel haben So sind es nun die rechten knaben. Darnach ein jeder burger weint Und spricht : „ Ach gott, wer hetts gemeint , Das unser herr wer ein tyrann, So er so siesze wörter kan. " 2) Ulrich von Hutten , ad Böcking, IV, 151. Vadiscus. 99 Wiewol yetzo Meyntz sein eygen eyngeboren volck nimmer hat, ist auch gantz seines alten regiments beraubt und hat sein gewöhnliche gerechtigkeit verloren. " 3) Welches Aufsehen die Eroberung einer Stadt machte, siehe Qu . u. Erört., II, 196. Eikhart, Artzt, Chronik von Weißenburg. „ Item die grosse not von gesleyd und gethone das zu Meintzs was , ee sie gewonnen wart, hort man ein gantze meill wegs, als die sagten in derselben gegent. So was diss auch die aller gröst erschröcklichste sach , die in dissem landt ye gehört wardt , das man eyn solche gutte stat solt also ge waltigen und alle stett erschrockent das gar sere. Es wart auch das grösst gutt darinn genomen und gewonnen von allen stetten und landen , das in dem kauffhausz lag , und auch vom landt herumb darinn ge flohent was, wan yederman meynt, das syn wer do versorgt. Darnach am dritten tag wurdent die von Meintzs alle auszgetrieben von weyb und kinden ; doch wurden sie darnach widder ingelassen und schwurent bischoff Adolffen von Nassaw, der sie gewonnen hatte, wie vorstet und synem stifft sant Martin und allen iren nachkommen ymmer mee eygen und gehorsam zu syn . Und synt nun nicht mer eyn freye statt als vor." Chron. d . deutschen Städte, XXI, Seite 15. Der Erzbischof von Köln ist in der Soester Fehde : „ in meninge, se to vornichtigen . to bedwingen und egen to maken. "
29
die Bürger dulden ! ¹)
Wie schrecklich ist das Gewaltregiment des
Biebersteiners über Beeskow²) , das
er doch nur durch Lug und
Niedertracht bezwungen ! Und wie widerwärtig ist der Übermut des fleinen Herrn bei der überrumpelung der vertrauensseligen Bürger. Der Rat hat einen Bürger wegen gewisser Vergehen gefangen ge= sezt, Bieberstein entreißt ihm den Verhafteten und läßt ihn aufs Schloß schleppen, er wolle jett Richter sein. Wie
oft
kam
es
vor ,
daß
die
Stadt
die
so
teuer er
kauften Privilegien ausliefern mußte, daß sie zu verzichten hatte auf Zölle , Mühlen , Fischerei 2c. ,
lauter
wertvolle Einnahmequellen.
Man mußte dulden, daß sich der Fürst, dem noch jedes Gefühl für fürstliche Verantwortlichkeit fehlte, sich über historisches Recht einfach hinwegseßte , immer neue Lasten auf die Stadt wälzte , hier Aus lösung aus der Herberge, ³) dort Darlehn , dort beschwerlichen Kriegs dienst forderte. Nicht selten mußten die überwundenen Städte gegen ehemalige Bundesgemeinden mit zu Felde ziehen . * ) Mit der selb= ständigen Politik der Kommunen war
es natürlich vorbei .
Das
Band , das sie an befreundete Städte knüpfte , war zerrissen , das Besuchen der Städtetage untersagt.
Der Landesfürst verlangte zu
erfahren, wer in den Städten Ratsherr war, und maßte sich das Recht an, ihm unbequeme Personen von der Stadtleitung zu ent fernen.
Mißbilligte er irgend welche Schritte der städtischen Be hörden, so konnte es ihm niemand wehren, sie rückgängig zu · machen. Es war auch unter diesen Umständen bei dem häufigen Eingreifen fürstlicher Beamten oder des Landesherrn selbst nur allzu natürlich,
') Berl. Geh. St.-Archiv R. 21 , 116a. Die Pommern goſſen Unrat von den Thoren herab auf die Bürger. 2 ) Riedel, A., XX, 386. Über das Schicksal Quedlinburgs nach der Eroberung siehe bei Spittendorf. Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, XI, 256. Die fursten hatten den rolandt daselbst zu Quedelburg auch lassen niederwerfen und uff stücke zuhauen . die obersten, die da weck waren, der heuser und gutter, das sie noch do hatten möchten sie die gewaltigen der fursten gebeutet haben. So ging die rede hier zu Halle." vgl. auch Häusser, Gesch. der rhein. Pfalz I, 341 , 342 , über die Er oberung Ambergs . 3) vgl. Ficker, Münsterl . Chron. I, 250. 99 Do rendt de bisschof van Colne myt eynen tall der heren in Lemmegoe unde gemk in des stades wynkelder sytten unde leytt sich guetliken doen. Alszo schattede he de stadt, dat se mosten pryvande uthgeven unde loveden ock umme eyne summen geldes nae syner gedynghe." 4) So mußten im Markgrafenkrieg Bamberg, Forchheim, Kronach, Lichten fels, Koburg , Altorf, Pegniß, Eichstedt gegen Nürnberg mitziehn. (Erh. Schürftab in Quell. u. Erört. VIII , 165) so Frankfurt (Riedel, D. I, 343. ) Helmstedt u. a. (Rehtmeyer 1. c . 826) gegen Braunschweig.
30 daß die alten Ratsgeschlechter, freierer Amtsführung¹ ) und unum schränkter Macht früherer Zeiten eingedenk, sich von den öffentlichen Angelegenheiten, wo sie konnten, zurückzogen und das Regiment Die Hoffnung auf die Leuten von biegsameren Nacken überließen. Wiederkehr besserer Zeiten , die Wiederherstellung der alten Selb Der Fürst pflegte in ständigkeit ward bald als trügerisch erkannt. einer ihm wichtig scheinenden Stadt ein Schloß zu bauen , das die Zu dem Schlosse gehörte dann auch eine zahlreiche Burgmannschaft, 2) lauter unwillkommene Gäste , Bürger Bürger im Zaume hielt.
erster Klasse, die nichts zu den städtischen Lasten beitrugen. Auch der Handel litt unleugbar, der auf persönliche Beziehungen der Großhändler, auf Bekanntschaft und Vertrauen, sowie im Norden auf die hanſiſche Vereinigung gegründet war. Nun , wo die politiſchen Beziehungen der Städte zu einander gewaltsam abgebrochen worden waren, äußerte dies auch seine Rückwirkung auf den Handelsverkehr.³) Hat sich eine Stadt dem Fürsten gefügt , dann verlieren auch ihre Bürger an persönlicher Achtung in der Fremde.
In den andern
¹) Der Bischof von Würzburg bestellte einen gewissen Haaß , einen Bürger von Würzburg, der ihm allerlei Geschichten aus der Stadt zutrug und dadurch den Bürgern, die er nach Belieben günstig oder ungünstig beurteilte, Unannehmlichkeiten zuzog. Nach dem Tode des Bischofs ertränkten ihn die Bürger. Liliencron Nr. 119. 2 ) Über die Rechte der Burgmannen heißt es in einer Urkunde des Kgl. Geh. Staatsarchiv Berlin vom 13. Nov. 1517. Joachim I. verleiht ein Frei haus als burglebens recht und gewonheit ist, nemlich, ob unser schlos alhie zu Colenn darzu das und andere burglehen gelegt sein in zu komenden zeitten, das got lange wende, anigerlei anfall queme, das nott were zu bewern und zu bewahrn , so bald sie ire erben oder ander das erfarn, sollen sy ungefordert von stund uf das genant unser sloss mit irer wehre kommen und das getreulich helffen wehren schutzen und bewahren nach irem besten vermogen und sollen darvon ungeverlich aller andern dinst vertragen sein. auch sollen und mogen die genanten Schmide gebrudere und ire menliche leibs lehens erben besizer des haus und burglehens durch sich selbst oder ir gesynde brauen backen und alle ander nahrung und hantirunge mit kauffen und verkauffen darein und darauf treiben und thun als unser burger zu Berlin alle und ein iglicher zu thun besonder zu thun hat, auch frembde getrencke bier, weyn und mette vor sich und ire gesynde einfuren lassen alles vor denselben unsern burgern zu Berlin und sunst idermeniglich un beschwert und ungehindert. " 3) Ein Aufgeben der wirtschaftlichen Beziehungen ihrer Städte zur Hanse erschien erst den Fürsten des folgenden Jahrhunderts vom Standpunkte ihrer territorialen Handelspolitik aus wünschenswert. Im 14. wollten sie die kommerzielle Verbindung nicht missen, sondern nur eine politische verhindern. So will der Orden seinen Städten den Verkehr mit der Hanse nicht rauben, aber ihnen den Besuch der Städtetage verwehren (Sattler, die Hanſe und der deutsche Orden. Hans. Gesch. B1. XII, 75—76.)
31
Städten nennt man ſie Wendehoiken, ¹ ) ſelbſt im geſchäftlichen Handel und Wandel kritisiert man sie mehr als scharf2) und will nichts von ihnen wissen .
Selbstverständliche Folge des Niedergangs der
Stadt war auch der Wegzug wohlhabender Familien.³ )
Der Ab
gabendruck in den Städten wurde unerträglich, zumal der Rat nach Verlust
einträglicher Einnahmequellen die Steuerschraube schärfer
anziehen mußte. So war in der That der Rückgang einer überwundenen Stadt die unvermeidliche Folge ihrer Niederlage.
Und das trat selbst da
ein, wo ein milddenkender Fürst waltete , der die Wohlfahrt des ganzen Landes ins Auge faßte und auch im Siege Maß hielt. Wo aber war die Schranke für den übelwollenden?
Manches besserte sich freilich, nachdem die Übergangsperiode Der Rückgang' überwunden. Sobald das Mißtrauen, das der Fürst gegen seine istnur vor übergehend. ――――――― Stadt hegte, schwand, und das geschah früher, als daß die brachte das Bürger ihr Mißtrauen gegen den Fürsten aufgaben, landesherrliche Regiment auch Vorteile , die die erlittenen Verluste wenigstens teilweiſe allmählich verschmerzen ließen. Der alte Verkehr fand sich wieder ein, wenn der Fürst in der überwundenen Stadt seine Residenz aufschlug, wenn er hier eine Universität ins Leben rief , oder wenn er für die Bürger Stapel und Handelsgerechtigkeiten vom Kaiser erwarb und seine Städte kräftig dem Ausland gegenüber vertrat. Die Städte Kursachsens, 4) die sich schon während des ganzen Fürſtenſtädte in Sachsen. 15. Jahrhunderts ihren Fürsten willfährig und gefügig erwiesen , wie dies sonst nur noch von den weniger entwickelten bayrischen
Städten bekannt ist, sind darum nicht schlimmer daran als andere auf ihre Freiheit stolze Gemeinden . 1) So Braunschweigs Bürger wegen ihrer Nachgiebigkeit in der Hildes heimer Bierfehde. Chron. d . Städte, XVI, 350. So (Götze, Gesch. der Stadt Stendal , 219.) die Stendaler wegen ihrer Nachgiebigkeit gegen die Bierzieſe forderung Albrecht Achills . Riedel, A. XIV, 483. 2) Ohton, 2.b. lábte, XV, 567. Die Stadt München gerät durch den Wegzug zahlreicher Familien nach ihrer Unterwerfung in solche „ notichait armut und grosse geltschuld, " daß ihr der Herzog 1411 erlaubt " welicher burger oder burgerin nu fürbas aus der stat zu München und aus der steuer varn wil , das derselb burger oder burgerin drey steuer , die darnach nechst nach einander ungeferlich komen, geben und hinder in lassen sullen der stat in die geltschuld darein die stat komen ist oder noch gefallen mocht. " 4) Die Kämpfe der Wettiner gegen die Städte, von denen oben gesprochen worden ist, richteten sich nicht gegen die Städte des Kurfürstentums, sondern gegen eine Reihe von Bischofstädten wie Magdeburg , Halle , Halberstadt, Quedlinburg, Erfurt.
32
In den Wettiner Landen sind die Städte nie jene Fremdkörper im Organismus des Staates gewesen wie anderswo , jene Quelle unendlicher Verlegenheiten für das Herrscherhaus . Der Einfluß des Mochte der Fürst Landesherrn war in allen Fragen entscheidend. auch zeitweise den Städten bedeutende Rechte verleihen, wie er denn das Gericht 1434 an Leipzig, 1484 an Dresden vergab, ¹ ) so liefen doch in seiner Kanzlei alle Fäden zuſammen. Die Verhältnisse Dresdens in der Mitte des fünfzehnten Jahr hunderts zeigen uns den Typus einer Fürstenstadt. 2) vom Kurfürsten bestätigt werden.
Der Rat muß
Die Stadt kann sich nirgends den
Forderungen, zu den öffentlichen Laſten beizutragen, entziehen. Die Vorstellungen der Ratsherren, um Erlaß der Kriegshilfe, werden abschlägig beschieden , im Gegenteil wird der Stadt das zu Leistende genau vorgeschrieben. Unter Aufsicht und nach An ordnung des Vogtes muß sie trog aller Einwendungen Maßregeln zur Befestigung ihres Weichbildes treffen und Nachrichten erkunden über Stellung und Absichten des Feindes . )
Ein ander Mal erhält
der Rat den Auftrag , die Wirtshäuser zu überwachen und nach Spionen zu durchforschen.4)
Dann soll er auf einen berüchtigten
Mordbrenner fahnden5) einen Landflüchtigen in Gewahrſam nehmen, der eingebracht worden ist. “) Ein Brückenmeister ) ist gestorben ; pflichtſchuldigst macht der Rat dem Kurfürsten Anzeige, der seinerseits den Stadtbehörden an befiehlt, in Gemeinschaft mit dem Vogt das Amt des Verstorbenen zu versehen, bis ein Nachfolger ernannt ſei . Der Stadtrat hat für eine Reihe von herrschaftlichen Privat bedürfniſſen zu sorgen. Dem Herzog Ernst soll er ein Pferd, das dieſer zu ſehen wünſcht, zuführen laſſen, 8) der Kurfürstin Tuch be sorgen und nach Meißen senden, ) den Herzögen Albrecht und Ernſt Bettstücke nach Tharand befördern. 10) leiten 11 )
Die Hofjungfern ſoll er ge=
und tüchtige Schneider aufs Meißner Schloß schicken.12),
1 ) Flathe, Gesch. des Kurstaats Sachsen, I , 425, 426. 2) Die folgenden Urkunden stammen sämtlich aus den Jahren von 1440-1480. 3) Codex diplomaticus Saxoniae regiae II, 5 , Nr . 239 , 242-244 , 260, 261 . 4 ) ibid. Nr. 286. 5) ibid. Nr. 256. 6) ibid. Nr. 273. 7 ) ibid. Nr. 245. 8) ibid. Nr. 302 . 9) ibid. Nr. 305. 10) ibid. Nr. 312 . Nr. 333 wünſcht Herzog Albrecht daffelbe. 11) ibid. Nr. 308 . 12) ibid . Nr. 330.
33 Reitpferde und Waffen werden für herzogliche Diener verlangt, ¹ ) ein starkes Pferd für die nach Rom gehende Gesandtſchaft.²) · Dresden wimmelt von Beamten , die der Landesherr ernennt. Da sind Thorwärter, Brückenmeister, Spitalaufseher u. s. w. Wo ein Amt in der Stadt erledigt ist, ob das des Glöckners³ ) zum heiligen Kreuz oder des Leiters der Kinderschule, * ) überall schiebt Der Rat will den Schulmeister der Kurfürst seine Bewerber vor. entlassen, der Kurfürst befiehlt ihm, damit bis zu seiner Rückkunft zu warten. Der Rat hat auf der Weide vor der Stadt Gärten angelegt.5) Der Fürst tadelt, daß dies ohne seine Genehmigung geschehen sei, bestätigt schließlich die Änderung , giebt jedoch genaue Vorschriften über die Höhe
der dabei
anzulegenden Zäune und entzieht ihm
fünf der entstandenen Gärten für andere Zwecke. ") Dem Rat steht zu, die Ordnung innerhalb der Stadt aufrecht zu erhalten , die Bau-, Luxus- und Gewerbepolizei zu handhaben . Aber auch bei diesen Geschäften hat der Kurfürst nicht selten die Initiative.7) Der Rat erläßt ein Verbot, Schnabelschuhe zu tragen, weil es der Fürst so befohlen.®) Auch über die Innungen wahrt sich der Landesherr ſein Auf fichtsrecht.
Ein Schneider , der sich der Forderung seiner Innung,
die ihm zu heiraten gebietet, nicht fügen will, wendet sich an den Kurfürsten und dieſer tritt für ihn ein.9)
Die Kurfürstin verlangt,
man solle einen von ihr empfohlenen Hutmacher, der gar nicht einmal Bürger sei, in der Stadt arbeiten laſſen.10) Der Kurfürft vergiebt Grundstücke in der Stadt zu Lehn und befreit die Inhaber von allen städtischen Laſten.11) Troßdem der Rat das häufige Eingreifen des Landesherrn, die stete Bevormundung durch seine Beamten mitunter lästig
em
pfinden mochte, hatte er doch keinen Grund zur Unzufriedenheit. ¹) ibid. Nr. 326. ibid. Nr. 327. ibid. Nr. 294. s) ibid. Nr. 274. ' ) ibid . Nr. 310. 5) ibid. Nr. 269. 6) ibid. Nr. 279. 7) ibid. Nr. 375. So das Verbot der Einwanderung fremder Schüler wegen Seuchengefahr geht vom Kurfürsten aus. 8) ibid. Nr. 296. 9) ibid. Nr. 254. 10) ibid. Nr. 272. 11) ibid. Nr. 291. 3 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
34
Mit eiserner Hand hielt der Kurfürst die niedere Bürgerschaft, die auch hier emporzukommen ſuchte , im Zaume.¹) Auch ließ er es den Ratsherren gegenüber an freundlichen , anerkennenden Worten und Gunstbeweisen nie fehlen ).
Die Stadt erhielt ein Niederlagsrecht
für die nach Böhmen gehenden Waren.³) Den Besißern von Frei höfen und der Geistlichkeit wurde der Ausschank fremder Biere untersagt und dies Monopol dem Stadtkeller, wo für Rechnung des Rats verzapft ward, erhalten.4) Ein vollmächtiger Rat, der die Bürgerſchaft in Abhängigkeit erhielt, ſelbſt aber von dem Fürsten überwacht und geleitet wurde, -- so wollten die Wettiner ihre Städte regiert wissen. Wie in Dresden schlichtet der Landesherr auch in Freiberg die Frrungen zwischen Gemeinde und Rat zu Gunsten des letteren.
Die Bürger
schaft habe dem Rate zu gehorchen , wo sie Grund zur Beschwerde zu haben glaube, den Richterspruch des Landesherrn anzurufen.5)
Die Stadträte bestanden aus dem Fürsten genehmen und ge fügigen Personen, ihre Wahl wurde erst rechtsgültig, wenn der Landesherr sie gutgeheißen. ") Den Kommunen war natürlich streng unterſagt, städtiſchen Einungen anzugehören, doch erhielt Leipzig bei Gelegenheit eines Vehmeprozeſſes auf sein Ansuchen Erlaubnis, mit andern Städten hierüber zu Rate zu gehn.7) Leipzig erfreute sich übrigens einer besonders wohlmeinenden Zwar vermag es sich den Fürsorge von seiten des Landesherrn. Kriegsdienstverpflichtungen und den Abgaben nicht zu entziehn, aber Kein es blüht fröhlich empor unter dem Schuße seines Fürsten. Mittel scheut Friedrich II., um die Leipziger Messe in die Höhe zu bringen, um das konkurrierende Halle in Schatten zu stellen. Überall ist er auf Hebung und Förderung der industriellen Kraft des Landes bedacht. Nicht bloß die Gruben von Freiberg, der gemeinsame Besitz des ganzen Hauſes , liegen ihm am Herzen ; auch die Bleicherei von Chemnitz sucht er durch Ausfuhrverbote von Garn und roher Leine wand wieder in Flor zu bringen . 8)
¹) 2) ³) 4) 5) 6) 7) 8)
ibid. Nr. 325. Er lädt sie zu Beratungen. Nr. 285. ibid. Nr. 272. ibid. Nr. 295. Codex dipl. Sax. regiae II , XII. Nr. 284. Cod. dipl. Sax. regiae II , 5. Nr. 348 . Cod. dipl. Sax. reg. II, 8. Nr. 340. ibid. II 6 , Nr. 220 u. a.
35
Der wirtschaftlich so tüchtige Stamm der Oberſachſen, dem der Hang zur Bethätigung politiſchen Ehrgeizes immer fremd geblieben ist, hat die Vorteile eines starten Fürstenregiments frühzeitig schäzen gelernt.
Der glückliche Zuſtand des Kurſtaats ist vielfach bezeugt,
die Blüte der Städte, der Reichtum Leipzigs, das bei Cochläus eine glänzende Fürstenstadt genannt wird, ¹ ) das Gedeihen der munteren Bergstädte im Süden des Landes. Auch anderwärts erkannte man, wie sehr die landesväterliche Fürsorge, der haushälterische Sinn der Wettiner ihren Städten zugute komme. Die Vertreter der oben besprochenen, auf ein Zusammengehn von Fürſten und Städten hinzielenden Politik , beriefen sich gern auf die Thätigkeit Wilhelms von Sachsen. Die Landstädte Bayerns 2 ) von Fürstenstädten .
Einzelne
zeigen
gleichfalls
alle
Merkmale In Bayern.
von ihnen haben zwar eine Zeit
lang nach Unabhängigkeit gestrebt , aber nachdem der Versuch miß lungen , geſehen , wie gut es sich unter der fürstlichen Herrschaft leben ließe. Die Teilung der regierenden
Familie
in
zahlreiche Linien
brachte einer ganzen Reihe von Städten den Vorteil, Residenzen zu sein.³)
Auch das bayerische Regiment muß im Rufe gestanden
haben, den Städten förderlich zu sein .
Regensburg begab sich,
allerdings von Demagogen mißleitet, freiwillig unter die Herrschaft der Wittelsbacher ,
weil
es
von
ihnen
Abhilfe
der
zahlreichen
Übelſtände erwartete, an denen es troß aller verbrieften Freiheiten frankte. Die Lage der Fürstenstädte in Sachſen, in Bayern, und weiterhin in der Mark zeigte deutlich, daß das herrschaftliche Regiment denn doch nicht so schlimm war, wie man gefürchtet haben mochte.
1 ) vgl. Cod. dipl. Sax. reg. II 8, Seite XXII. 2) Kazmair (Chron. d. deutschen Städte XV, 482) ſagt von den Fürsten : „ die herren wollen offt petten sein und angerufft. " Der Rat wird von den Fürsten gesetzt. Ist der Fürst durch Krieg oder Abwesenheit verhindert, unterbleibt die Ratsernennung, die Stadt muß warten, bis der Fürst wieder kehrt. So in Landshut (Chron. d . d . Städte XV, 310). Ludwig führt Krieg 1450 verbietet Herzog Heinrich 1462, 29 das der Ratt nit gesetzt wardt. " den Ratsherren, ohne ſein Wiſſen die Pilgerfahrt nach Rom mitzumachen, damit die Stadtgeschäfte nicht unerledigt blieben. (ibid. 297.) 3) Glänzende Schilderung der Fürstenstadt Landshut durch den Abt von Formbach und Veit Arnpeck (Chron. d . d . Städte XV, 269). Der Rat wird durch den Herzog gesetzt, der alle Dinge überwacht. Aber die Stadt blüht. Die Bürger sind so gescheut, als ob sie sämtlich das Recht oder Gottesgelahrt heit studiert hätten. 3*
36
Inwiefern die
So lange Städte und Fürsten einander kampfbereit und als
Herrschaft den Parteien gegenüberstanden , suchte natürlich jeder Teil dem andern, Städten dienlich war. wo er konnte, zu schaden. Der begreifliche Wunsch der Kommunen, sich besser zu befestigen, lieferte, sowie nur ein Titelchen landesherr licher Rechte dabei in Frage kam , stets einen casus belli.¹ )
Der
Orden arbeitete z . B. darauf hin, die Mauern von Elbing verfallen zu lassen. )
Als aber die Städte überwunden waren und
keinen
Anlaß zur Besorgnis mehr gaben, da suchten die Fürsten selber die Bürger
wehrhaft zu machen, begünstigten die Schüßengilden
und
gaben Geld her zum Ausbau der Wälle , der Schanzen und des Mauerrings.
Und so wandelten sich, besserten sich die Verhältnisse
rasch auf allen Gebieten.
Die vermehrten Wohlfahrtseinrichtungen,
die verbesserte Gerichtspflege und vor allem die größere Sicherheit im
Verkehr ließen die Bürger bald den Vorteil einer starken Re
gierung erkennen und sich mit dem Wandel der Dinge befreunden.
Bisher hatten greuelvolle Revolutionen das innere Leben der Städte zerfleischt ; durch Blut watete man auf den Gaſſen, blutig siegte die Volkspartei, blutig rächten sich die Geschlechter. Nun saßen im Rate Männer , die dem Fürsten genehm waren, die er Damit kam Dauerhaftigkeit, die ehedem stets gefehlt schüßte. hatte , in die Verwaltung.
Der Bürgerschaft , die bisher nur im
Straßenkampfe , durch eine Revolution , die Annahme ihrer Forde rungen hatte ertrogen können , stand jeßt der Weg zum Landes Mitunter gewährte ihr dieser eine Anzahl von Ver herrn offen . tretern (Stadtverordneten) , denen es zustand , die Steuern zu be willigen und ihre Verwendung zu kontrollieren. Schatten Allerdings war manche Blüte geknickt , die eben nur die frei Ungebundenheit früherer Zeiten hervorzubringen vermochte. städtische feiten der ehemaligen Unabhängigs Dann Aber ruhte jezt den Kommunen schwer drückende Abgaben feit. vordem waren dieeine Ausgaben last. auch auf nicht gering ge= wesen.
Da verlangte der Städtebund , der seine Matrikel hatte,
¹ ) vgl. Cod. dipl. Anhaltinus .
V, 219, Nr. 264.
2) Bujack , Das Söldnerwesen des deutschen Ordensstaats in Preußen; in Zeitschrift für preuß. Gesch . und Landeskunde. VI, 731. Der Rat der Altstadt Elbing ſagt : „ Auch das wir unser statt gerne hetten gefestent und gebesserd mit also taner gereytschaft alze dorczu gebord, das waz unsem herren y und y czuwedir und eyne sulche besserunge desir statt ny wolden vorhengen." 8) vgl. Schmoller, Das Städtewesen unter Friedrich Wilhelm I. schrift für preuß. Geschichte und Landeskunde. VIII, 525.
Zeit
37
Geldzahlungen.
Da mußte tief in den Stadtsäckel gegriffen werden,
um die zahlreichen Tagfahrten bestreiten zu können , an denen die Beteiligung Pflicht war.¹)
Was verschlang nicht die Verteidigung
der eignen Selbſtändigkeit , 2) was die ewigen Unterſtüßungen , die den Bundesgenossen
geleistet
werden
mußten !
Jeßt
waren
die
Städte wenigstens die Angst los und die Ungewißheit , was ihnen Sie brauchten nicht mehr zu der nächste Morgen bringen würde. fürchten ,
daß
der Landesherr bei anscheinend friedlichem Besuche
einen Handstreich gegen die Stadt beabsichtige.
Jeßt ¡ wurden die
Spione unnötig , die vordem bestellt wurden , um jedes Verdachts moment eiligst zu erfahren.
Die Stadt hatte jezt einen Herrn , an den sie sich in der Not wenden konnte ; seines Schußes gewiß,
brauchte sie nichts mehr zu besorgen. Wie wenig gesichert war doch vormals die Lage der Kom munen geweſen ! Sie mußten Adlige für den Kriegsfall in ihre Dienste nehmen, Leute, denen sie im Grunde nicht trauten und nicht trauen durften. Schlösser
Die adligen Kommandanten der Braunschweiger
übergaben
diese
ohne
Schwertstreich
dem
anrückenden
Feinde. 3) 4 ) Kunz von Kauffungen ward beschuldigt, das Ent kommen Albrecht Achills nach seiner Niederlage bei Pillenreuth be= günstigt zu haben .
Treue bei diesen adligen Herren und Knechten
war überaus selten.
Kempten empfiehlt
einmal den verbündeten
¹ ) Die Reichsstadt Windsheim hatte einen Ratsherrn zu einem Städte tage gesandt. Unterwegs wird derselbe von Albrecht Achill (1455) aufgegriffen und auf 1000 fl. geſchätzt . Er macht nun die Stadt Windsheim regreßpflichtig und verklagt sie vor dem Kaiser. (Kl. Kreisarchiv Bamberg, hist. Katalog 214.) 2) In den Jahren 1431-1442 wuchs die Schuld der Stadt Lüneburg von 320 000 Mark auf 597 000 Mark, hauptsächlich infolge der kostspieligen Unterhaltung der Stadtschlösser Winsen , Rethem , Welpe , Brome, Artlenburg . Siehe Havemann, Gesch. der Lande Braunschweig und Lüneburg. I, 697. Die Hauptlast der städtischen Politik, der Abwehr der fürstlichen Angriffe lag auf den Hauptorten. Auf den Hansetagen wird darüber geklagt, daß die kleinen Städte so säumig seien , ihre Beiträge an die Vororte abzuführen. Hanserezeſſe edidit Frhr. v. d . Ropp . III, 512. Wie sehr sich die Kleinstadt auch auf den Vorort verließ, beweist die Äußerung aus Halle (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, XI, 323) : „ denn das wurde der stadt und uns allen noth sein, das wir die stete darbey haben möchten, so die von Magde burg doch bey viel und manchen handeln und dedingen gewesen sindt und vieleichte mehr wissen umb unser freyheit, denn wir selber."
3) Priebatsch, Braunschw. Fehde.
Seite 29.
*) Die Stadt muß übrigens für ihre Diener haften. schaftsrecht. II, 730.
Gierke, Genossen =
38
Städten, einen seiner Knechte, der sich wacker gehalten, zu belohnen, um damit andern Knechten ein gutes Beiſpiel zu geben . ¹) 2) Auch auf den Bund war kein Verlaß. weil , daß die Städte keinen Ernst hätten. )
Wenigstens klagt Rott Hildesheim nennt die
Göttinger loff und segellosz. *) Welche Zerfahrenheit machte sich auf solchen städtischen Kon greſſen bemerkbar .
Wie wurde gefeilscht und geredet , aber wie
wenig wurde gethan !
Man fand Zeit , die Plagfrage zum Gegen zu machen ") und in Momenten , wo
stand langer Erörterungen
Einigkeit das erste Erfordernis war , geflissentlich schmuzige Wäsche zu waschen und
die trennenden Punkte hervorzukehren . Darum haben auch die verschiedenen städtischen Bünde sich selten zu großen Thaten aufschwingen können , nie die politische Rolle gespielt , die ihnen ihr Reichtum und ihre Menschenfülle ermöglicht hätte. Ihr Einfluß war gering .
Auch die
Reichsstädte des
Südens ,
deren
Klagen und Forderungen nie von der Tagesordnung der Reichstage verschwanden, konnten dieſen nicht den Nachdruck geben, um für sie Berücksichtigung zu finden.
Die Macht der Städte reicht nicht weit. Nürnbergs Rat kann sich wohl erlauben, Albrecht Achill recht lange
antichambrieren zu lassen , 6) aber Thaten von wirklicher politischer Tragweite vermag er nicht zu vollführen . In den Städten wird viel geschrieben , ihre unter einander geführte Korrespondenz , die jedes bedeutsame Ereignis in den Kreis der Besprechung zieht , ist für uns überaus wertvoll. Die Städte sind eben, um ein Bild zu brauchen, das Treitschke auf das Belgien unserer Lage anwendet, 7) die politische Sternwarte der Zeit , auf der jedes neue Gestirn am politiſchen Himmel beobachtet und verzeichnet wird.
Auf diese Be
¹) „ angesehen , das er sich in den Dingen erberklich und redlich gehalten und der stette grösser verlust schmach und schaden durch sin kekhait gewendet hant und das andere der statt diener da by wol eben bild nemen mügen, sich in sollichen sachen dest redlicher zu halten, ob disem knecht solich truw und redlichait vergolten wirdt. vgl. Kreisarchiv Bamberg, hist. Katalog Nr. 217. 2) Opel, Neue Mitteilungen. XV, 94. Die der Stadt Halle befreundeten Grafen von Gleichen und Querfurt beraubten halliſche Bürger. „ Hyr lonte der von Querford den von Halle yrer ere und fruntschafft, das sie om offte yre dynere gelegen , susze wyne , wan er jn yre stat quam ge schangkt hatten. “ 3) das die stette den ernst mit haben wollen. " Bamberger Kreis archiv, hist. Katalog. Bündnisse der Städte und des Adels gegen die Fürsten. Auch wird von der gros untreu" der Städte gesprochen. *) Braunschw. Fehde. 113, nach Henning Brandis, Diarien. 5) Hanserezesse edidit Dietrich Schäfer. III . Band. Seite 346. edidit Frhr. v. d . Ropp . VI , 119. 6) Minutoli, Das Kaiserliche Buch Albrecht Achills . Seite 406. 7) Deutsche Geschichte. IV, 84.
39
obachtung und Weitermeldung beschränkt sich aber meist die Thätig keit der Räte. Wirkliche Politik wird nur selten hier gemacht.
Die städtische Freiheit des 15. Jahrhunderts hat eine traurige Zerfahrenheit , Prinzipienlosigkeit , im Innern entsegliche
Kehrseite.
Revolutionen , das ist der vielgerühmte Zustand , dem die Fürsten wenigstens einiger Landschaften schon im 15. Jahrhundert ein Ende gemacht haben. Abgesehen von den vorübergehenden Nachteilen, die eine Folge der gewaltsamen Umwälzung, der Eroberung sein mußten , hat die fürstliche Herrschaft in den Städten segensreich gewirkt . Freilich hat auch sie nicht vermocht (ebenso wenig wie die autonome Verfaſſung der frei gebliebenen Orte) Märkten den sie verlassenden Handel zu erhalten.
den deutschen Der Rückgang
der deutschen Städte, freier und fürstlicher, der gegen das Ende des 16. Jahrhunderts eintrat, war nicht mehr aufzuhalten. Die Kleinstädte waren schon vorher, seitdem der Verkehr sich an die großen Centren anzuschließen begonnen hatte, ¹) immer mehr verödet und zu bedeutungs losen, dorfähnlichen Ackerstädtchen herabgesunken.
Die
Lage der
übrigen , ſelbſtändigen oder landsäſſigen , zeigt um das Jahr 1600 wenig Verschiedenheit.
In beiden ist die Verfassung verknöchert, der
Handel merklich im Abnehmen.
Aber dieſer Niedergang steht weder
zeitlich noch ursächlich mit der fürstlichen Städtepolitik im Zuſammen hange.
Der dreißigjährige Krieg , der wie eine große verheerende
Flutwelle auch die Städte umbrauste, untergrub vollends die Reste bürgerlichen Wohlstandes. *
*
*
um wandelung geschlossen. 2) in den An In den Tagen der Reformation saß schon ein anderes Bürger schauungen. Mit dem Jahre 1500 ist das Zeitalter der Städtekriege ab
geschlecht in den das
Städten , das sich der Freiheit entwöhnt hatte,
Gut und Leben nicht
mehr für politische Zwecke , für
die
Unabhängigkeit opferte, sondern nur wo es den Glauben, wo es die Freiheit des Gewissens galt.
Selbst die Reichsstädte des Südens
verzichteten, sogar unter Opfern , auf jede Bethätigung politiſcher Selbständigkeit. 1) Dieser Niedergang der Kleinstädte war auch eine notwendige Folge der fürstlichen Handelspolitik, die die großen gegen die kleinen Orte begünstigte. So suchten die Wettiner Dresden, Leipzig, Meißen auf Kosten von Commaßsch und Pirna ( Cod . dipl. Sax. Regiae II 4 131 , II 5 149) , die Hohenzollern Frankfurt auf Koſten von Croſſen, Guben 2c. zu heben. 2 ) Einige, wenn auch minder bedeutende Städtekriege sind auch in den ersten beiden Dezennien des folgenden Jahrhunderts geführt worden.
40
Die städtische Litteratur hüllt sich zwar gern in das Gewand der Resignation.¹)
Wie sie der Stadt mit Vorliebe einen römischen
Kaiser, einen Märtyrer oder einen fagenberühmten Stammesheroen als Gründer andichtet , so prunkt sie auch mit übertriebener Dar stellung der ehemaligen Selbständigkeit des Ortes, erzählt von einer Reichsfreiheit, die er oft gar nicht besessen , berichtet mit besonderer Freude von dem fabelhaften Reichtum der Patrizier der Vorzeit, die quer über die Töpfe des Topfmarktes hinwegzureiten pflegten und dann die erhißten Pferde im Stadtkeller in Wein badeten.2)
Man
fügte hinzu , daß die Enkel dieser begüterten Familien herunterge kommen , ein karges Gnadenbrot in den frommen Stiftungen ver zehrten , die ihre Vorfahren einst freigebig begründet. einer wirklichen Sehnsucht ,
Aber von
die das Verlorene wieder herzustellen
unternimmt, ist nichts zu bemerken. Es kommt noch im
16. Jahrhundert infolge der popularen
Bewegung , die sich an die Reformation knüpfte, zu einzelnen Zu ſammenſtößen zwischen Fürsten und Städten ; auch bildet die Ver schiedenheit des Glaubens Anläſſe zu Zerwürfniſſen . Die nachbar lichen Händel zwischen den Hohenzollern und Nürnberg , 3) den Welfen und Braunschweig kommen selten zur Ruhe.
Aber der alte Haß,
der ehedem ganz Deutschland in zwei Lager gespalten hatte, ist ver raucht. Die mittelalterliche Anschauung, das Gleichartige müsse sich sammeln, scheint ihre Kraft verloren zu haben. Fürsten und Städte sind nicht mehr „ jeder ein Brei ", wie in den Tagen Albrecht Achills.4)
Selbst die heftigen Kämpfe, die der Widerstreit städtiſcher
und ländlicher Interessen, vornehmlich in den norddeutschen Terri torien erzeugte, werden fortan nur noch auf dem Boden des Land tages ausgefochten. Sogar der adlige Staatsmann ,
der den Fürsten beeinflußt
und früher das Feuer schüren half, ist ruhiger geworden und bes greift gar nicht, fürchte.
wovor sich eine Reihe von Städten immer noch
Wozu der Lärm , wozu die Aufregung ?
Schon in der
Braunschweiger Fehde ( 1493) fragt der Erzbischöflich Magdeburgische Diplomat Chr. von Hoym die Bürger : habt ihr denn geglaubt, wenn 1) So z . B. der Brief eines Lübeckers des 17. Jahrhunderts. Hans. Geschichtsbl. III, 149 ff. 2) Riedel D I 80.
Siehe
*) Namentlich Markgraf Friedrich und Markgraf Casimir sind erbitterte Feinde der "Bauern von Nürnberg.“ 4) Droysen, Preuß. Politik. II, 1, 239.
41
der Herzog eure Stadt eroberte , er ließe euch allen die Köpfe ab. hauen ? Der wackere Werner von der Schulenburg nimmt überhaupt die ganze städtische Politik nicht mehr ernsthaft . Er fertigt bürger liche Beschwerden mit Vorliebe mit einem Wißwort ab. Gleichwohl sucht er seinen Fürsten davon abzubringen , den Stralsundern den Krieg zu erklären.¹)
Und daß dieselbe Stadt, getreu ihrer Bundes
pflicht, in den Kampf zwiſchen Lübeck und dem Dänenkönig ( 1507) eingreifen wollte , 2 ) vermag Schulenburgs Landsmann Joachim von Wedell, ) der Verfasser des Hausbuchs, gar nicht mehr zu verstehen. Er weiß nicht mehr , daß das ganze fünfzehnte Jahrhundert die Fürsten nichts so sehr erzürnt hatte, als daß einer angegriffenen Stadt stets ein Dußend andere beisprangen. Er weiß nicht mehr, daß es die Stärke der Städte ausmachte , daß eine sich mit der andern ſolidarisch fühlte. die Sache gar Kirmes sein. "4)
Er schreibt in sein Werk: nichts
an ,
aber sie wollten
„ Eigentlich ging sie halt
auch bei der
In der Nation erlosch allmählich das Verständnis für die ehe Es vollzog sich eine Umwandlung in den Der Glaube, daß die bürgerliche Glückseligkeit an
maligen Städtekriege. Anschauungen.
Formen und Verfaſſungsbestimmungen irgend welcher Art geknüpft sein könne, schwand dahin . In den deutschen Städten begann man sich klar zu machen, daß die Bedeutung einer Stadt auf ihrer geo graphischen Lage , auf ihren guten Beziehungen zur umgebenden Landschaft, auf der Tüchtigkeit ihrer Bewohner beruhe, daß aber die Privilegien, die man besaß, und das politische Sonderleben, das man vordem geführt hatte, nur wenig zur Blüte der Stadt beizutragen vermöchten.
1) Brandis, siehe Braunschw . Fehde. Seite 54. 2) Buchwald, Gesellschaftsleben. I, 114 ff. 3) v. Wedell, Hausbuch (Stuttgarter Literar. Verein) . ad 1507 . 4) Für seinen Standpunkt sind die folgenden Äußerungen bezeichnend : Seite 17 : „ Es ist Keine muthwillige widersetzung , ungehorsam oder auf ruhr recht, wie gerechte sache auch einer immer haben mag, und ist wider der obrigkeit gewalt kein besser remedium als das liebe gebet, und durch wol verursachtes seuffzen die appellation zu dem obersten richter gott im himmel. Dann ob wir gleich noch so edel reich und gewaltig und heren sein, auch des teuffels ist dennoch gottes wille, dasz wir uns demüthigen vor unserer herrschafft und obrigkeit. Wann es aber ja von der obrigkeit gantz wil übermachet werden und kein de müthigen flehen und bitten mehr statt finden kan, haben sich die unter thanen endlich wol des schildes, aber des schwerdtes init nichten zu gebrauchen, das ist i recht megen sie zu ihrem schutz wol vor die hand nehmen gewalt aber und muthwillen mit nichten, denn dat hat gewisz bösen ausgang und äussersten verderb auf sich . “
42
Ansichten Martin Luthers.
Wenn Erfurt völlig ausbrennte , würde troßdem daselbst eine bedeutende Stadt liegen, sagt Luther, der auch klar wie irgend einer erkannt hat, daß die Zeiten der kommunalen Selbstherrlichkeit vor über seien.¹)
Von den süddeutschen , reichsfreien Rathauspolitikern
und der Macht, die hinter ihnen ſtand, dachte er geringſchäßig, ²) er warnte aber seinen Herrn geradezu , sich mit fremden Landstädten, die ihren Fürsten hätten , der ihre Obrigkeit sei , ins Einvernehmen zu sehen.
Das sei gefährlich und wider das Recht.³) * * *
Die Hohenzollern sind die Träger und Gestalter dieser städte feindlichen Gedanken geworden.
Sie leiteten die deutsche Fürsten
schaft in dem blutigen aber schließlich doch segensreichen Kampfe . In ihrem eigenen Lande , der Mark Brandenburg, haben sie früh zeitig und mit Thatkraft ihre Städte im Interesse einer größeren Gemeinschaft gehorchen gelehrt .
Sie hatten es mit wilden und
selbstbewußten Gemeinden zu thun, nicht wie die Wettiner mit nach giebigen und politisch lauen , oder wie die Wittelsbacher mit wenig entwickelten. Die folgenden Kapitel sollen den Anteil , der den Herrschern
an
diesen
rühmlichen
Erfolgen
zukommt,
einzelnen
festzustellen
versuchen. 1) Luther, ges. Werke. Ausg. von Irmischer, LXII, 417. *) ibid. LXV, 225. „ Dass man aber mit Reichsstädten sich ver einiget, wiewohl ich wenig Trost darauf setze. " ³) ibid. „ Das gebührt sich in keinem Wege , die Städte , so ohn Mittel andern Fürsten zugehören in Schutz und Bündnis zu nehmen . Denn was wäre das anders , denn in frembde Oberkeit greifen und durch diesen Schein den andern Fürsten Land und Leute entziehen . Und so dieses unserm Theil recht sein sollte, möchte der Gegentheil dasselbige auch üben mit unsern Städten uud Adel, deren noch viel sind , die noch Lust dazu hätten , sich an andere Fürsten zu hängen . “
1. Kapitel.
Friedrich I.
Das vierzehnte Jahrhundert, eine Zeit glänzenden Aufschwungs für die norddeutschen Städte überhaupt, ¹ ) ist auch den märkischen Bürgerschaften ungemein förderlich gewesen . Der Kolonistenzufluß, der dem Lande noch immer thätige Kräfte
zuführte , eine rege Handelsthätigkeit , die sich in den Bahnen der Hanse bewegte, steigerten ihre Bedeutung und ihren Wohlstand . Die kraftlose Regierung des stets geldbedürftigen Markgrafen Jobst er möglichte es ihnen, wichtige landesherrliche Rechte und Beſigtitel zu erkaufen oder pfandweiſe an sich zu bringen ; die feste Organisation, die sie sich durch die Gründung des märkischen Städtebundes ge= geben, verschaffte ihnen auch politische Macht.
Berlin fühlte ſich
als Hauptstadt des ganzen Landes und begann als Vorort
ſchon
der märkischen Stadtgemeinden aufzutreten. )
Frankfurt und die
fieben Kommunen der Altmark waren angeſehene und reiche Handels pläge.
Leştere bildeten die Brücke zur Hanse.
Im Havellande
blühte die alte Doppelstadt Brandenburg , Prenzlau in der Ucker mark,
Perleberg
in
der
Priegniß.
Hinter
den
Hauptorten
standen eine große Anzahl kleinerer Gemeinden , auch sie bevölkert von streitbaren, in Fehden erprobten Bürgern. In den städtischen Räten behauptete sich meist noch, wenn auch schon durch manchen Sturm erschüttert , eine einſichtige Aristokratie. Sie unterhielt gute Beziehungen zu den andern Ständen. ) Es tam vor , daß Landedelleute in
das städtische Patriciat aufgenommen
Das Urkundenbuch zur Berlinischen Chronik wird in folgendem als B. U. B. citiert. Bei Citaten aus Riedel wird unter Weglassung des Titels des Werkes nur die Abteilung mit Buchstaben , der Band mit römischen , die Seite mit arabischen Ziffern angegeben. 1) Dietrich Schäfer, Die Hansestädte und König Waldemar. Seite 180. 2) Markgraf Jobst fordert Berlin auf, die märkischen Städte zu Be ratungen zu vereinigen (B. U. B. 274) , desgleichen die Einladungen zu den Landtagen zu erlassen (ibid . 276), vgl . auch Heidemann, Die Mark unter Jobst von Mähren, Seite 88, und von Mülverstedt, Landſtände, Seite 57. 3) Die v. d. Schulenburg z. B. setzen den Rat zu Salzwedel zu Testaments vollstreckern eines Anverwandten ein. A XIII 231.
Die märkischen Städte um 1400.
44
wurden , es war nichts seltenes , daß ratsfähige Geschlechter in die Von dem Haß und der wütenden Feind
Mannschaft übertraten .
schaft zwischen Adel und Bürgern , die in Süddeutschland schon die Regel waren , ist in der Mark um diese Zeit noch nichts zu be merken. Raubwesen.
Freilich fehlte es auch nicht an Zerwürfnissen . Nachdem Kaiser Karl die Augen geschlossen hatte , häuften sich die Fehden zwischen Adligen und Städten , zwischen Adligen untereinander und zwischen Märkern und benachbarten Ausländern .
Vor allem waren
es wenige erst in lezter Zeit hochgekommene adlige Familien, unter deren Fehden und Raubzügen das Land unsäglich litt. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß die Raubluſt durch alle Stände ging , daß auch einzelne Städte, wie Lenzen und Zieſar, ¹) wie Rathenow und Plaue , stohlenen Gutes
als
Raubneſter , als
einen bösen Ruf hatten.2)
Bergeplätze ge
Selbst
auf einigen
großen und weithin gekannten Gemeinwesen lastete der Makel der „Nahmen und Zugriffe . " 3)
Die Quizows.
Doch diese Ausnahmen abgerechnet, war das märkische Bürger tum diesen ewigen Kriegen mit all der Unsicherheit und dem Elend, das sie im Gefolge hatten, abhold .
Es sehnte sich nach Ruhe, ebenso
die Geistlichkeit und die Mehrheit des Adels .
Den Haß und den
Abscheu , den man gegen die raublustigen Friedbrecher , wie z . B. das mächtige Geschlecht der Quißows , empfand , zeigt der bekannte Scheltbrief eines Luckauer Bürgers , in welch merkwürdigem Schreiben dem Haupte der genannten Familie , Dietrich von Quizow , Falsch heit, Meineid und jegliche Nichtswürdigkeit vorgeworfen wird . Die Schinderei zu Luckau wird ihm schließlich als ein für ihn paſſendes Amt angetragen. *) Dietrich von Quißow war in der ganzen Mark gefürchtet. Überall in den Städten zitterte man vor ihm und seinen Genossen, die stets den Brandpfeil zur Hand hatten.
Die kleineren Orte
wenden sich unaufhörlich mit flehentlicher Bitte um Hilfe
an die
¹) A. X 37. 2) B. U. B. 271. Der Magdeburger Erzbischof klagt über die Räubereien der Bürger von Straußberg , Neustadt und Nauen. Jan von Bredow klagt (ibid. 306) über Raubanfälle von Seiten der Bürger von Rathenow. 3) Der Abt von Zinna beschwert ſich (ibid. 313) über räuberische Bürger von Berlin. Der Herzog von Mecklenburg über Räubercien der Perleberger. A I 182 . 4) B. U. B. 290.
45 größeren.¹)
Und dieſe , ſelbſt Berlin, sind dem verſchlagenen , viel
gewandten Feinde gegenüber selten im Vorteil. Während sonst
der
märkische
Adel
den städtischen
Ratsge
ſchlechtern, troß aller Abneigung, ein Gefühl innerer Verwandtschaft nicht verleugnete , 2 ) verschmäht es Dietrich von Quizor nicht, die Bürgerschaft gegen das Stadtregiment aufzurufen und so dem Rate innere Schwierigkeiten zu bereiten. Dietrich entreißt den Berlinern ihr Schloß Köpenik, raubt die städtischen Herden und tötet die nacheilenden Bürger. Ihn haßt man überall in den Städten . war ,
Als es ihm gelungen
einen Mecklenburgischen Herzog gefangen zu nehmen , finden
die Versuche der Herzogin, ihren Gatten zu befreien, in der Neustadt Brandenburg die wärmste Unterſtüßung. ³) Zahllos sind die Beschwerden , die über die Quißows bei den märkischen Statthaltern oder in Brünn bei dem Markgrafen ſelbſt einlaufen. Auch an Siegismund wenden sich die Städte mit der Bitte um Hilfe , nachdem die Mark an ihn nach dem Tode seines Vetters zurückgefallen war. Der starken bürgerlichen Abordnung , die ihn zu Ofen aufsuchte, gab der neue Landesherr in der That viel gute Worte .
Er ver
sprach ihr einen gerechten und tüchtigen Statthalter , „ einen heren de on hulplik scholde wesen"; 4 ) er nannte den in seinem Dienſte erprobten Burggrafen von Nürnberg . Aber er zeichnete auch den zugleich anwesenden Caspar Gans zu Putliz, das anerkannte Haupt desjenigen Teils des Adels, gegen den man Beistand erwartete, öffentlich aus , sodaß die städtischen Deputierten seine Versprechungen. nicht ohne Mißtrauen entgegennehmen konnten. Die Hoffnungen der Städte wurden noch mehr herabgemindert durch das ganz erfolglose Auftreten des Edlen Wend von Jleburg, 1) Hilfegesuch Eberswaldes bei Berlin (B. U. B. 278). Klage des Rats von Gransee bei dem Berliner. ibid. 283. Die herrschende Unsicherheit und die Rechtlosigkeit beleuchtet u. a. das Schreiben Brandenburgs (ibid . 269), daß es wegen der Unsicherheit der Straßen nicht zum Landtage senden könne. Drohbriefe Quißows an die Bauern zweier Berliner Stadtdörfer (ibid. 300, 301) - über den Plan, Bernau in Asche zu legen. ibid. 317. Schreiben Prenzlaus an Eberswalde über feindliche Versuche , die vermeintlich Templin zum Ziele haben. ibid. 273. Erzählung von der gewaltsamen Wegnahme eines Sees, der zwei Brandenburgern gehörte, durch Putlitz. Siehe Wusterwitz bei Riedel DI 34. 2) So lehnen die Alvensleben z. B. die Bundesgenossenschaft , die ihnen einzelne demokratische Verschwörer von Braunschweig anbieten, ab. Chron. der deutschen Städte. XVI, 386 . 3) Wusterwitz 1. c. 31 ff. Magdeb. Schöppenchronik. ed. Janicke, Chron. d . d . Städte. VII, 332 .
Burggraf Friedrich.
46
den Burggraf Friedrich an seiner Statt in die Mark vorausgesandt hatte.
Wend hatte im Namen König Siegismunds von den Pfand
inhabern der
landesherrlichen
Schlösser
Herausgabe
der
Burgen
gegen Erlegung des Pfandschillings gefordert, war aber damit weder bei den Adligen noch auch bei der Stadt Berlin , die ihr Schloß Köpenik gerade wieder den Quißows abgerungen hatte , durchge drungen.
Die Pfandschloßinhaber nahmen eine drohende Haltung
an, die Städte und der übrige Teil der Ritterschaft warteten ab, bis sich die Dinge geklärt haben würden ; nur die Geistlichkeit , die allerdings in den lezten Jahren besonders schwer gelitten hatte, hielt in ihrer Mehrheit treu zu den neuen Gewalten. So lagen die Dinge, als Burggraf Friedrich sich entschloß, in die Mark zu gehen. Jm Juni 1412 erschien er , von einem mäßig großen Gefolge fränkischer Edler begleitet, in Brandenburg.
Er begab sich sofort
nach Berlin , wo er, wie später überall , die Privilegien ohne Ent gelt bestätigte und die Huldigung empfing.
Betreffs Köpeniks wird
er dem Rate eine gerichtliche Entscheidung in Aussicht geſtellt haben. Die Städte Jedenfalls hat ihn Berlin anerkannt. Innere Zwistigkeiten , die für ihn. sogar eine Bürgerverschwörung zur Folge hatten , mögen den Rat zur Nachgiebigkeit bewogen haben.¹ ) Besonderes Wohlwollen brachte die Stadt indessen den neuen Gebietern noch nicht entgegen. Von außergewöhnlichen Geschenken und fürstlicher Bewirtung wird uns nichts gemeldet.
Wir erfahren nur, daß ihm eine Tonne Bier zur
Verehrung gespendet wurde. Die Quißows waren, als sie zeitweilig mit Berlin gut standen, hier ganz anders aufgenommen worden . 2) Hatte der Rat von Berlin sich nur im Gedränge mit inneren Feinden zur Anerkennung der neuen Gewalten
verstanden , ) so
1 ) Riedel, Suppl. 269. 2) So haben sie ihn auch sonsten mit vielen feinen ehrlichen Ge schencken unnd gaben verehret Item es haben ihm die fürnembsten und reichesten in Berlin und Cöln offt zu herrlichen pancketen geladen , dabey köstlicher Wein , allerlei Seitenspiel , schöne Weibesbilder und was dergleichen mehr zur frewde und fröhligkeit dyenen müge gewesen. Ihn auch dess Abends mit Laternen , Fackeln gesängen und andern frewdenspielen zu Hause begleitet. Hafftit Seite 50. In Frankfurt wurde Friedrich später sehr prunkvoll empfangen. Siehe Stains Riedel D I 423. die Notiz „ Der Burggraf hat verzehret 68 Schock 19 groschen. Spende hat gestanden 1 Schock 37½ groschen " ist für das Jahr 1411 sicher falsch, wenn sie sich nicht auf die Sendung nach Ofen bezieht. 3) Der Versuch Heidemanns , die Spaltungen der Berliner Bürgerschaft von dem Schlösserauslöſungsprojekt herzuleiten , ist zum mindesten nicht von starken Beweisen geſtützt. Das iſt allein ſicher. Gleichviel aus welcher Ursache
47
bewies der Landtag, ¹ ) der am 10. Juli zu Brandenburg verſammelt war, wie wenige zur Zeit Friedrichs Glücksterne vertrauten. Nur der Huldigung ,
Adel
ebenso
von
Lebus
mehrere
und
Städte.
Teltow In
verstand sich zur
Nauen , Spandau und
in Brandenburg selbst hatte der Burggraf persönlich die Huldigung empfangen und die alten Freiheiten bestätigt.
Caspar Gans zu Putlig , der für den Adel der alten Mark und der Priegniß das Wort führte , versuchte Siegismund gegen Friedrich auszuspielen. Unter seiner und der Quißows Führung bildete sich namentlich im westlichen Teile der Mark eine mächtige Partei, die zum äußersten Widerstand entschlossen war. Sie wußte auch einzelne Städte und Prälaten , die dem Anschluß an Friedrich geneigt waren, durch Einschüchterungen hiervon abzuhalten. Aber in anderen Landstrichen machte der Burggraf entschieden Fortschritte. Unbeirrt durch das Drängen Siegismunds , begnügte er sich, langſam Stadt für Stadt aufzusuchen und sie für sich zu gewinnen. Inzwischen
reiften seine
diplomatischen
Verhandlungen
Nachbarfürsten und gediehen zum Abschluß.
mit den
Seine geistlichen Unter
händler aber führten ihm diejenigen Kreise des Adels zu , die an der Schlösserfrage nicht interessiert waren und ebenso wie die Städte den Landfrieden herbeisehnten.
Noch im Laufe des Monats Juli
hatte er Beliz , 2) Müncheberg , 3) Straußberg , 4 ) Eberswalde 5 ) und Frankfurt a. D. ) für sich gewonnen, bald folgten Wrießen 7) und andere Orte.
Auch begann man dem neuen Landverweser schon
Vertrauen entgegenzubringen. burg und dem dortigen Schiedsrichter. )
In einer Streitſache zwiſchen Branden
Domkapitel wählte ihn die Stadt zum
Ja, als die Pommern in die Mark einfielen nnd
ihnen Friedrich auf dem Cremmer Damme entgegentrat , genoß er dabei städtische, zum mindeſten Berliner Unterſtüßung. die Unruhen flossen , so lange die Bürgerschaft zwiespältig war , konnte dem heranziehenden Burggrafen die Huldigung gar nicht verweigert werden. Schloß Köpenik blieb auch nach der Huldigung zunächst in den Händen Berlins . ¹) Intereſſant ist die Äußerung Albrecht Achills (Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde, XIX, 29) „ Es haben auch unser vater noch bruder uf lanttegen nichts von der huldigung mit ine gehandelt , sunder in welche stet sie kommen sind, dahin haben sie geschickt. Und hub unser vater zu der Trewen Briechsen ane. " 2) Belitz 12. Juli A IX 484. 3) Müncheberg 20. Juli A XX 153. *) Straußberg 27. Juli A XII 81. ) Eberswalde 29. Juli A XII 319. 6) Frankfurt a. O. siehe bei Staius 1. c. 1412. 7) Wrießen 21. August A XII 426. 8) A IX 88 30. Dezember 1412.
48
Hatte er auch in dem übrigens rühmlich bestandenen Gefechte große Verluste erlitten
und
auch manchen seiner Getreuen
aus
Franken fallen sehen, so war er doch jezt schon Herr in der Mittel mark, auf deren Streitkräfte er zählen durfte. der Altmark aufbrechen.
Er konnte nun nach
Auch hier fielen ihm die Städte überraschend schnell zu . ')
Die
Gegner mußten den Umschwung klar erkennen und unterwarfen sich wenn auch noch mit mancherlei Vorbehalten.
Untergang der Quitows.
Es ist bekannt , wie bald sich ihr Schicksal dennoch erfüllte.2) Weitere Raubzüge, die sie unternahmen, boten dem Burggrafen den vielleicht sehr willkommenen Anlaß, diese eigenwilligen Männer völlig zu vernichten.
Er plante eine Heerfahrt in großem Stile .
In die Städte der Mark kommt nun eine
gewaltige Be
wegung. War doch der allgemeine Landfriede, den Friedrich wollte, auch für sie stets ein Gegenstand der Sehnsucht gewesen . Über den Ernst des Burggrafen konnte man nicht im Zweifel sein, da er sich mit allen ſeinen Nachbarn , den Schlesischen und Lauſißer Fürsten, mit Sachsen und Magdeburg , mit Pommern und Mecklenburg zur Niederhaltung des Raubweſens vereinigt hatte.
Daß die Quizows
gehaßt wurden, wissen wir , nun konnte man mit ihnen abrechnen. Frankfurt Wir erfahren von großartigen Leistungen der Städte. verwandte 538½ Schock Groschen auf diese Heerfahrt³.) Die Bürgermeister von Brandenburg bewogen die feſte Stadt Rathenow ,
die bisher
ein Stüßpunkt der Quißows gewesen war,
zum Abfall von ihnen und zum Anschluß an den Burggrafen.4) Der freiwillige übertritt der wohlgelegenen Stadt war schon darum 1 ) Am 14. November ist er in Stendal (A XV 209) , am 21. in Salz wedel (A XIV 222) , am 11. Dezember in Werben (A VI 412). Gardelegen ſcheint sich zuerst für Friedrich erklärt zu haben . Suppl. 53 . 2) vgl. Sello in der Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. XIX 78.
3) Staius 1. c. ad 1413. 4) Wusterwitz 1. c. 40. Der Raht beyder Städte Brandenburg hat heimlich mit dem Raht der Stadt Rathenaw gehandelt , dass sie bey Nachte mit Johan von Bentzdorff , Bürgermeister der newen Stadt Brandenburg gen Berlin zum Herrn Burggraffen ziehen und ihm von wegen der Stadt Rahtenaw, welche Diedrich von Quitzaw in versatzung hette, huldigten und im zusagten, wenn er oder jemand seinetwegen für die Stad käme, dasz sie im bald ire Stadtthor öffnen und einlassen wolten : Welchs auch also geschehen. Disz ist dem Herrn Burggraffen lieb und angeneme gewesen und hat mit inen Bertram von Bredaw ge schickt, der ein bruder war Herrn Hennings desz Bischoffs zu Branden burg , der hat die Stadt Rathenaw ohn alle mühe und unkosten einge nommen und den von Quitzaw wider entwendet. "
49
ein Vorteil für Friedrich, weil er ihn der Auseinanderſeßung mit dem Erzbischofe überhob , die erfolgen mußte , wenn der Einnahme eine Belagerung vorangegangen war. Weit über die Grenzen der Mark hinaus erfaßt die Städte ein wilder Drang , die Raubburgen zu brechen . Die Zerbster , die Magdeburger , die Laufißischen Städte ¹ ) beteiligen sich daran. Die Hundelufft
der
Wallwiße ,
Schloß
Finsterwalde
und schließlich
die Burgen der Quißows werden bezwungen und die Städte leisten hierzu gute Dienste. In allen Teilen des Kriegsschauplages ver: richten sie wackere Thaten. Da beſtürmen im Süden die Bürger von Beliz und Treuenbrießen Schloß Beuthen, 2) da spüren die von Brandenburg Hans von Duißow, der flüchtig die Seinen verlassen, im Havelgestrüpp auf.³) Mochten
auch einzelne
Stadtgemeinden ,
gegen
den
Strom
schwimmend, der Partei des Gegners günstig bleiben , der Rat von Havelberg¹ ) z. B. noch nach dem Falle von Schloß Plaue mit Putlig brieflich verkehren , oder die Bürger von Lenzen dem landflüchtigen Dietrich von Quizow Unterkunft gewähren, ³) das waren nur Aus nahmen. Die Grundstimmung der märkischen
Bürgerschaften
spiegeln
jedenfalls die Lieder wieder , die von Volkssängern verfaßt und ge= ſungen , voll sind des Lobes jenes hochsinnigen Fürsten , der der Mark ihren Frieden wiedergegeben. ")
überall Frohlocken ) über den
neuen Landfrieden, überall Staunen über Friedrichs unerhörtes Glück im Festungskriege und wahrscheinlich auch die beim mittelalterlichen Bürger selbstverständliche Schadenfreude über den Sturz der be siegten Ritter. Auch was Friedrich für Landeswohlfahrt that, wurde anerkannt.
Erste
Zum Schuße des Landfriedens verlangte er von Prälaten, Städten Friedrichs. und Mannen ein Verzeichnis der in ihrem Solde stehenden Be=
1) Magdeb. Schöppenchronik 1. c. 338. „ Dez sulven jares darna vor pingsten togen de stede des landes to Lusitz mit oren hovetluden hern Berken und Hans van Pollentz vor dat slot Vinsterwalde und legen dar so lange vor, dat se dat in dem sommer ok gewunnen.“ 2) Wusterwitz, Seite 40. 3) Wusterwitz, Seite 41. 4) A I 309 . Siehe unten. 6) Liliencron I, 223. 7) Magdeb. Schöppenchronik 1. c. 338. „ alsus worden in korten tiden und jaren der rovere lantsaken und rofslote vele gesturet unde ge wunnen. Dit mochte wol eyn sunderke schickunge van der gnade godes wesen." Priebatsch. Die Hohenzollern u. d . St. d . M. 4
50
waffneten.
Während er Knechte, die keinen Gebieter hatten, die seit
langem eine Landplage waren, überhaupt nicht mehr duldete, machte er die Herren für ihre Untergebenen verantwortlich und zwang fie, die Leute zu überwachen.¹)
Den Gerichtsherren gebot er , gutes
Gericht zu halten, den geistlichen Tribunalen verwehrte er es , welt: liche Sachen vor ihren Richterstuhl zu ziehen . 2)
Eine den Städten
jehr willkommene Maßregel war eine neue Tuchmacherordnung, 3) die den Verkauf der in der Fremde gefertigten billigen Tuche auf die Jahrmärkte beschränkte.
Die Tuchmacherei war in der Mark
seit alter Zeit ein wichtiges , zahlreich vertretenes Gewerbe.
Der
burggräfliche Erlaß überhob die brandenburgischen Tuchmacher der fremden Konkurrenz.
Friedrich in Conften
Jedenfalls war Friedrich kein Städtefeind, wie schon so mancher seiner Standesgenossen ; hatte er doch eben jeßt einen rechtskundigen Magdeburger Bürger als Rat in seine Dienste genommen und ihm gestattet, sich jeglicher gegen seine Vaterstadt gerichteten Thätigkeit zu verwahren.¹)
Friedrich konnte auch schon bemerken , daß man im
Lande, vornehmlich in den Städten, freudig zu ihm aufzublicken be gann.
Er hatte die Genugthuung , mit einem märkischen Gefolge
in Constanz , wohin ihn Siegismund zu den Konzilsverhandlungen berufen hatte, erscheinen zu können . Auch Ratsgesandte von Frank furt an der Oder waren darunter. 5) In seiner Abwesenheit erhob freilich die geschlagene Partei der Quißows wieder ihr Haupt.
Dietrich durchzog raubend die Mark
und fand bei einzelnen Adligen (Holzendorf) und auch bei der Stadt Lenzen
Unterschlupf.
Für Hans ,
der in Erzbischöflich Magde
burgischer Gefangenschaft schmachtete , warb seine Gemahlin Agnes Anhänger.
Zugleich fielen Mecklenburgische und Pommersche Edle
in das Land ein und brandschaßten namentlich in der Gegend von Prizwalk.
Dietrich von Quißow zündete die Stadt Nauen an.®)
Aber war auch der Burggraf abwesend und nicht imstande , dem Unheil zu wehren , so hatten doch seine Erfolge im vergangenen
1 ) vgl. Droysen, Gesch . der preuß. Politik. I, 221 . 2) B. u. B. 330 1413 30. November. 3) Edikt vom 2. Juli 1415. B. U. B. 333. 4) B III 220. 1414 15. Juni . 5) Wusterwit 1. c. 42. „ So hat auch der Rath von Franckfurt an der Oder ihre Legaten dahin abgefertiget. " vgl. auch Ulrich von Richental. Stuttg. Lit. Ver. ČLVIII. Seite 208. Dienstages nach Assumtionis Marie 6) Wusterwitz 1. c. 42. eben zu der zeit da die arme Leute eingeerndtet unnd das Getreide in die Schewren gebracht hatten. " vgl. A VII 294.
51
Jahre es zu Wege gebracht , daß die Städte es diesmal wagten, allein den Friedensstörern thatkräftig entgegenzutreten. Sie ließen fich durch Dietrichs Drohung , er werde sämtliche Städte der Mark in Flammen aufgehen lassen ,
nicht
das schreckliche
betroffen
Schicksal, das Nauen
einschüchtern , hatte ,
obwohl
begründete
Furcht einflößen konnte. Brandenburg ließ vier Gesellen aufgreifen und aufs Rad flechten und, da diese auf Agnes von Quißow als Mitwisserin bekannt hatten , ward dieſe Frau aus dem Lande ge= trieben.
Sie flüchtete
Bürger wollten sie dulden. ¹)
nach Magdeburg ,
Friedrich zu
Als Friedrich aus Constanz
aber auch die
Liebe
dortigen
nicht in ihren Mauern
zurückkehrte ,
wo
er inzwiſchen
Markgraf geworden war , fand er nur noch geringen Widerstand. Bei den Städten bedurfte es allerdings auch noch einiger könig licher Mahnungen, ) bis sie ihm huldigten. die übrigens
Aber diese Opposition,
rasch aufgegeben ward , ³) war
wohl nur durch die
Ängstlichkeit der Bürger hervorgerufen worden , hätten, hätte.
daß
Siegismund
sie
mit Hand
die lieber geſehen
und Mund losgegeben
Auch scheint es , daß sie die Absicht gehabt haben , von dem
neuen Landesherrn weitere Begünstigungen herauszuschlagen .
Die
Freiheitsbriefe, die Friedrich ihnen dieſes Mal giebt, find faſt durchweg wortreicher und ausführlicher als die früheren. ) Sie zählen meist die einzelnen Rechte der Stadt auf, versichern sie vor Verpfändung und machen auch allen kommenden Markgrafen kostenlose Bestätigung der Privilegien zur Pflicht.
Einzelnen Städten , meist solchen , die in
den verflossenen Kriegsläuften besonders geschädigt worden, oder die erst jezt aus Privatbesig in die Hand des Landesherrn gekommen waren , wurden besondere Begünstigungen zu teil. So wurde die Stadt Nauen auf zehn Jahre
von
allen
Zahlungen an die Landesherrschaft befreit und den Bürgern be fohlen , alle Einnahmen , die der Stadt zufließen würden , zum Wiederaufbau
des
zerstörten
Ortes
zu
verwenden . 5)
Auch die
1) Magdeb. Schöppenchronik 1. c. 338. 2) B III 237. 9) Wusterwitz 1. c. 42. „ Es haben sich zwar die Städte anfänglich ein wenig geweigert. " 4) B. U. B. 333 ff. Riedel A VI 143, XII 169, 360, 428, XIV 227 , XV 209, XX 154, und anderswo. 5) A VII 352. Der Niedergang der Stadt durch das Brandunglück war aber so bedeutend, daß noch 1436 Markgraf Johann von der Stadt Not und Verderben spricht. 4*
52
Bürger von Kyriß¹ ) und
Straußberg 2 ) erhielten Steuernachlässe.
Die Stadt Potsdam, die noch vor kurzer Zeit dem älteren Wichard von Rochow gehört hatte, erhielt das Recht , eine Havelbrücke zu bauen. ) Da mehrere Städte , namentlich die an der Nordgrenze gelegenen, durch Einfälle Pommerscher oder Mecklenburgischer Be fehder arg beeinträchtigt worden waren , ließ sie Friedrich ein Ver zeichnis
der
erlittenen
Verluste
aufstellen , 4)
um
gelegentlich
Schadenersaß zu fordern oder Repreſſalien zu üben. Namentlich den märkischen Kleinstädten gegenüber zeigt er sich sehr entgegen kommend. Er verleiht ihnen mit freigebiger Hand Jahrmärkte, Zölle, Mühlen, Gerichte, begünstigt die Gründung neuer Städte, den Ausbau älterer. 5)
Er erzeigt ihnen Gnade, selbst wo sie sich schwer
vergangen haben.
So verzeiht er der Stadt Lenzen , während er
den gleich schuldigen Holzendorf (Lenzen sowohl wie dieser Ritter hatten Dietrich von Quißow beherbergt) wegen Felonie belangt und verurteilen läßt. )
Von Begünstigungen für
fahren wir allerdings weniger.
die Hauptstädte er
Berlin , das dem Markgrafen doch
schon viele Ergebenheitsbeweise geliefert hatte, erhält Köpenik nicht wieder und wird auch mit seinem Wunsche, einen Teil der Holzen= dorfschen Güter an sich zu bringen , zurückgewiesen.
Doch erweist
er sich als wohlwollender und gerechter Richter , so oft ihn Städte als Schiedsmann anrufen . Den Streit der Neustadt Brandenburg mit dem dortigen Domkapitel - es handelte sich um Äcker und ――――― Brüche, Ziegelerde und Weidepläge entschied er folgendermaßen : Der Acker dürfe von keiner Partei benußt werden , die Weiden seien gemeinſam , die Ziegelerde solle geteilt werden. Doch möge , wenn ein Teil den andern um Ziegelerde bitte , dieser verträglich sein. und dem Wunsche willfahren. 7)
Friedrichs städtefreundliche Grundsätze.
Da Friedrich, zurückgehalten durch die Geschäfte des Reiches, stets nur kurze Zeit in der Mark verweilte und immer mit großer Vorsicht und Behutsamkeit auftrat , so konnte er sich bis an seinen Tod die Sympathieen seines Landes , vornehmlich der Städte , er halten.
Dankte man ihm doch den Frieden , den das Land genoß,
¹) A I 379. 2 ) A XII 86. 3) A XI 160. Sello, Potsdam . Seite 16. 4) Verzeichnis der Beschädigungen, die Pritzwalk durch die Mecklenburger erlitten. B IV 6. 5) vgl. unter anderem A IX 126, XII 16, 173, 391 , XIX 323, XX 154, XII 384, 50. 6) A XII 240 ff. 7) A IX 97.
53
den er durch die Begnadigung seiner ehemaligen Gegner , ¹ ) sowie durch Bündnisse mit den Nachbarfürsten weiterhin sicherte.
Wußte
man ihn doch frei von dem Hochmut seiner Standesgenossen , ihn, der sich mehrmals in Streitfragen dem Urteil von Städten unter warf, 2 ) den Städte oder einzelne Bürger der verschiedensten Land ſchaften um Schuß und Hilfe anriefen.³) zeigte sich auch übermäßige
Höhe
darin , der
daß
er
auf dem Reichstage gegen
Geleitszölle
Kaufmann so beschwerlich war. )
Seine Städtefreundlichkeit
sprach,
die
dem
die
fahrenden
Als späterhin in den Huſſiten
friegen das zuchtlose Reichsheer die Städte an Böhmens Nordrand zu plündern begehrte, da war er es, der dem beutegierigen Kriegs volke entgegentrat und , Städte rettete.5)
wie das Volkslied von ihm rühmte, die
99 uns ist das nicht bevolhen worden dasz wir das statvolk sollen morden. ". In Süddeutschland galt er allgemein für einen warmen Freund der Städte. Bei fast allen Zerwürfnissen zwischen Fürſten und Städten
war
er der Vermittler ,
und
ein Vermittler , der
wesentlichen die Sache der Städte verfocht.
im
So greift er frieden
stiftend in die Streitigkeiten der Wittelsbacher mit ihren Städten ein, 6) so erscheint er während der Belagerung von Bamberg im Immunitätenſtreit als Vermittler , zur Freude der Bürger , zum großen Ärger des städtefeindlichen Stiftsadels , der mit Friedrichs Ankunft seine Sache verloren giebt. Darum sagt in einem Volks liede Veit von Rotenhan verzweifelnd : „der markgraf ist kumen her die reis wirt sich verkeren" Und weiter heißt es :
„der markgraf der reit in die stat er zochs nicht lang, er ging zu tat er kunt die sach verrichten das tet Jörgen von Schanberk zorn es gefil im gar vernichte. “ 1) Dasselbe geschah inbetreff Wichards von Rochow auf Bitten der Stadt Brandenburg. Wusterwit 1. c. 43 und A X 139. Urfehde Caspars zu Putlit. Raumer, cod. cont I 63. 2) So dem von Magdeburg und Stendal in dem Streite , den er mit Heise von Steinfurt hatte. B III 369. *) So Fritz Regeler aus Breslau . B VI 120, ferner C III 40 . 4) Reichstagsakten unter Siegismund I, 274. 5) Liliencron, I , Nr . 68, Vers 49, 50. 6) Chron. d. d. Städte, XV, 441 u. a.
54
Schon vorher war Friedrich für die Bürger eingetreten, die zur Abwehr der Husfiten ihre Stadt besser befestigen wollten, aber von dem Bischofe daran verhindert worden waren . Friedrich hatte ihnen vom Kaiser die Erlaubnis zum Mauerbau ausgewirkt.¹) Friedrichs Verhältnis zu Nürnberg war andauernd vortreff lich.2) Das erhellt aus den Geschenken, die ihm der Nat bei jeder Gelegenheit überreichte, aus der glänzenden Bewirtung, die er auch seinen märkischen Unterthanen zuteil werden ließ, wenn sie in Süd deutschland erschienen. Zum Jahre 1438 enthalten die Nürnberger Stadtrechnungen folgende Eintragung : ,, It ded. 2 M. 19 sz. 6 hlr. haben Pauls Vörchtel und Karl Holczschuher vertzert geynr Cadolczburg , als sie von rats wegen dahingesant wurden, unsern herrn marggraf Friedrich zu besuchen und zu klagen an seiner Kranckheit." Die intimen Beziehungen , die Friedrich zu den Hanſeſtädten unterhielt, und die rege Korrespondenz, die er mit ihnen führte, die auf die Unterdrückung des in der Priegniß und im Lauenburgischen noch in Blüte stehenden Raubwesens zielte , waren den dortigen Adligen dermaßen verdächtig, daß sie über die beiderseitigen Brief= boten herfielen und die Briefschaften durchwühlten oder den Boten auf allen Wegen auflauerten.³) In der Mark blieb es nicht unbemerkt, daß er einen wichtigen Teil seiner Regalien der Stadt Nürnberg überantwortete und so zu ihrer Größe und Blüte wesentlich beitrug.4) Kein Wunder, daß ein solcher Fürst beliebt wurde und beliebt blieb.
Die Stadt Perleberg bestrafte jemanden, der sich Schmäh
worte gegen den Markgrafen erlaubt hatte.5)
In allen märkischen
Städten war Friedrich der glänzendſten Bewirtung gewiß; vor allem
¹) Liliencron, I, Nr. 71 . *) Daß die Stadt Nürnberg an der Zerstörung der burggräflichen Beste durchaus unbeteiligt gewesen, ja sogar in dem Vorgehen Bayerns eine Gefahr erblickt hat, darüber siche Chron. d . d. Städte, I, 370, 440. Reichstagsakten unter Sigismund 1, 219 heißt es in Nürnberger Rechnungen : „ propinavimus den von Berlin und dem burgermeister แ von frankenfort an der Uder und dem probst ausz der Mark 10 gr. 3) Lüb. Urk. Buch, VI, 6. BJan. 1420. Lübeck beklagt sich, daß Bernd von Plessen einen Briefboten Friedrichs I., der der Stadt einen Brief über bringen sollte, festgenommen und den Brief erbrochen habe. Ebenso schreibt der Lübecker Gesandte Protonotar von Hagen (ibid . 123) an den Rat. " Do ik to Ratnowe qwam ervur ik van den burgermesteren , wo ik by daghe reden hadde , dat ik were geschindet worden , wente de rovere den gantzen dach up allen wegen vor Ratnowe hadden geholden etc.“ 4) Hafftitz bei Riedel Ď I 60. 5) A I 175.
55
thut sich Frankfurt durch großen Prunk bei ſeiner Aufnahme hervor.¹) Von Berlin konnte Friedrich allerlei kleine Gefälligkeiten , wie Be zahlung seiner Fuhrleute ,
verlangen.2)
Durch
Darlehn ,
Bürg
schaften, Steuern, erleichtern die Städte die finanziellen Schwierig keiten des Landesherrn. )
Ratmannen von Frankfurt und Berlin Es gelang
begleiten ihn im Jahre 1416 nach Süddeutſchland.4)
ihm , die märkischen Städte für größere Heerfahrten und Unter nehmungen zu gewinnen, sei es, daß es galt ein einzelnes Schloß zu brechen, sei es , daß Abwehr der feindlichen Nachbarn notwendig wurde. Mit ihrer Hilfe eroberte er 1421 Neu-Angermünde, das den Pommern in die Hände gefallen war , zurück.
Namentlich Frank
furt ſcheint ſich für den Markgrafen in Schulden gestürzt zu haben. Der Eifer der Stadt wird von ihm dadurch anerkannt, daß er ihr Den neun Jahre Sicherheit vor ihren Gläubigern gewährte.5) glänzendsten Beleg dafür , daß die Politik Friedrichs den Städten willkommen war ,
bietet ihr Eintreten für ihn in seinen bekannten
Streitigkeiten mit Ludwig von Bayern. 1 ) Staius 1. c. ad 1420. „Ausrichtung dem Markgrafen und dem 1421 Spende Jungen Herrn, allhier beschern 40 Schock 18 groschen. 1 Schock, vor vier 3 Scheffel Korn. Den jungen Markgrafen Friedrich w. s. F. g. kegen Polen gezogen , 1/2 Achtel Rhinisch Bier , 2 Fuder blanken Wein, 4 Stübchen Welsch Wein, Ein rehe, 3 Schillinge ( Schock) Haselhüner, 12 Schock vor Fische, 3 '/2 Schock 6 groschen. 1422. Wie Markgraf friedrich der Churfürst inn das Land zu Polen gezogen , hat die Auslösung alhier gestanden 102 Schock 5 groschen, Inn der Wieder kunft 17 Schock 40 groschen, Zur Folge I. Ch. g. kegen treuen Britzen 24 Schock 7 groschen. 1426 F. G. des Markgrafen Auslösung allhier 5 Schock 46 groschen 6 pfennig. 1428. Den Markgrafen zum geschenk 10 Schock 24 groschen. 1433. Dem Markgrafen ( gemeint ist Albrecht Achilles, siehe Riedel, A., XXIII, 200, Freitag n. Quasimodogeniti) auszulösen aus der Herberge, wie s. Ch. f. g. zwischen denen von Crossen und dem Rathe gethedinget 28 schock 14 groschen, eidem 6'2 schock 21 groschen. 2) B. U. B., 267. 3) Erwähnt wird z B. die Landbede von Perleberg, Pritzwalk, Kyritz 1. Havelberg, A I 174. Dieſelbe beträgt 500 Schock böhm. Groſchen ; ferner fiche B. U. B. 344 u. a. +) Glänzende Aufnahme derselben in Nürnberg. Reichstagsakten unter Siegismund I., 219. 5) Riedel A XXIII 163 , vgl. Staius 1. c. ad 1414. Landschoss von Frankfurt 36 Schock. 1415 Beitrag zur Heerfahrt. 1417 zur Heerfahrt gegen Fürstenwalde 3 Schock. 1419 " Vorschosz zur herfahrt und Krige wider die Stettinischen und Mechelburgischen herren, von den Bürgern, die nicht Pferde der Stadt gehalten haben, thut 43 Schock 4 groschen ― Ch. f. g. zur Folge kegen der Neustadt, Prenzlau und in dem Landt zu Mechelburgk 5 Schock 40 groschen, Zanttoch das schlos zu ber rennen 1 Schock 14 groschen zu Folge kegen Strausperg und Neustadt 4 Schock 6 groschen mehr 4 Schock 12 groschen , Zur Folge in die Wiese 1 Schock 41 groschen, Zur Folge kegen Drossen 2 Schock fünf groschen , Zur Folge in die Wiese 3 Schock 9 groschen , Zur Landt wehre in die Neustadt 3 Schock 2 groschen, Zur Folge kegen Berwalde
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Der Herzog hatte sich nicht gescheut, die märkischen Städte zur Empörung gegen ihren Herrn aufzustacheln , er hatte ihnen in den bekannten Scheltbriefen Friedrichs Bild in den häßlichsten Farben gezeichnet, ihn Landplage genannt und allerhand gehässige Vorwürfe auf ihn gehäuft.¹)
Vielleicht wollte er Wittelsbacher Erinnerungen
wieder in Brandenburg aufleben lassen. Die märkischen Städte gaben ihm darauf eine bündige, unzweideutige Antwort. Sie ſeßten Friedrich von dem hinterhaltigen Treiben seines Gegners in Kenntnis und zeigten ihm die Briefe , die der Herzog ihnen ge schrieben. Der Markgraf dankte ihnen dafür, er schrieb dem Bayern, daß all solche Aufhebungen bei den " frommen “ Brandenburgischen Städten vergeblich sein würden .
Voll Stolz weist er auf seine
Politik den Unterthanen gegenüber hin ; allerdings habe er andere Grundsäße als Ludwig von Bayern. Nie habe er , so sagt er in diesem Scheltbrief , der nahezu Alles enthält, was Friedrichs po= litisches Programm in Bezug auf die Städte umfaßt haben mag, gewissenlos Land und Leute verpfändet, nie seinen Unterthanen be schwerliche Lasten auferlegt, wie doch Ludwig, über den seine Landes finder täglich Klage führen müßten .
Was er zu des Landes Not
durft gebraucht habe, habe er erbeten und darum auch erlangt. hoffe, daß ihn die Mark gern als Herrn habe.
Er
Alte Freiheiten,
altes Herkommen habe er stets geachtet und nie wie Ludwig ge
20 Schock 2 groschen, Zur Folge kegen Strausberg 1412 Schock sechs groschen , Zur Landtwehr in der Neustadt 39 Schock 46 groschen. 1420 Vor dem schaden, denen die Bürger in diesem Herzuge genommen, 78 Schock 22 groschen, denen Furleuten in selben Kriege 3 Schock 10 groschen, In die Wiese und an die Warthe 1 Schock 5/2 groschen. Zur landwehre kegen Zantoch 712 Schock 8 groschen. Zur Folge kegen Pachenau (? ) und Lentzen 45 Scock 912 groschen. Zur Landwehr zu Angermunde 12 Schock 62 groschen mehr zur Landwehr daselbst 812 Schock, Zur Folge auf Angermunde 11 Schock 40 groschen, Vonn allen vorigen Folgren 31 Schock 42 groschen etc. ―― Wie s. Ch. g. kegen Angermunde vorrükt gestehet die Geschenk, so die Stadt gethan 32 Schock 18 groschen. Dies Jar , Sontags vor Margarethe hat Mark graf Friedrich das Schlos Demitz eröbert, da Sie J. Ch f. g. zuegeschickt 1422 zur zu 10 Schock , Item zu 11 Schock , Item zu 16 Schock. Folge J. Ch. g. kegen treuen Britzen 24 Schock 7 groschen. 1423. Die Folge hat gestanden 1912 Schock 9 groschen, dem Markgrafen zur Bethe 500 Schock.“ über ähnliche Leistungen ibidem auch aus den folgenden Fahren. 1 ) vgl. Riedel C I 84 ff., 147–150 , 166 u . a. ibid. 166 Wann wir auch ye zu unser und des lands notdurfte ettwas an die unsern begert haben, So haben wir sy gutlich darumb gebeten. So haben sy uns auch mit guten willen zu gesagt. So hoffen wir auch , wir haben es bis her also mit In gehalten mit allen Iren freyhaiten gewonhaiten und altem herchomen , das sy nichtz args von uns clagen.
57
handelt,
der
von
den Bürgern von Ingolstadt
ihre Privilegien
unter dem Vorwande fie bestätigen zu wollen verlangt und diese dann vernichtet habe. Friedrich durfte sich auf seine Handlungen Nicht der berufen und konnte sich auf seine Städte verlassen. Schatten eines Zwiespaltes hatte bisher ihr Verhältnis getrübt ; Aber er hatte in ihnen die Stüße seines Regimentes gesucht. jeder weitsichtige Beurteiler mußte doch die Unhaltbarkeit dieſer glücklichen Zustände voraussehen, da sie sich nur auf Friedrichs milde und nachsichtige Persönlichkeit gründeten und ein wirkliches Bewußt sein einer Interessengemeinschaft zwischen ihnen und den Fürsten bei den Städten noch nicht vorhanden war. Friedrich hatte unleugbar eine große Vorliebe für die Städte. Den
Ausspruch seines Kaisers ,
„das Reich sind die Städte, "
deſſen oberster Berater er war,
billigte er jedenfalls .
Auch er sah
in den Bürgern den Kern der Nation ; er hatte ja das gewaltige Anwachsen, das rasche Aufblühn der großen Städte in der Nachbar schaft seiner süddeutschen Heimat wahrgenommen, hatte geſehen, wie fie ihre Fangarme schon über das platte Land ausstreckten , Burgen, Gerichte,
Pfahlbürger
staaten entwickelten.
erwarben
und sich zu
machtvollen Stadt
Auch scheint er in den Städten schon den
Hort der neuen Bildung geahnt zu haben. heißt er seine Söhne, die
In seinem Testamente
ansehnliche Bücherei, die er erworben,
einem Kloster oder einer Stadt zu geben.
In seinen Söhnen wirkte
jedoch schon der neue fürstliche Geist. Der Hochmut der süddeutschen Großstädte kränkte sie, der ungeheure Reichtum, auf den diese pochten, erfüllte sie mit Neid . Sie dachten wie der fränkische Reichsadel, in dessen Mitte sie aufwuchsen ; dieselben bürgerlichen Kräfte , von denen ihr Vater sich nur Segen versprach,
galten ihnen als das
schwerste Hindernis für Erreichung ihres Lebenszieles, des Ausbaus der fürstlichen Landeshoheit. Ringen mit den Städten,
Ihr ganzes Leben sollte
ein stetes
ein Kampf ohne Ende sein , obwohl ihr
Vater es auch in seinem Teſtamente an Mahnungen nicht hat fehlen laſſen , mit den Städten , halten.¹)
vornehmlich mit Nürnberg , Frieden zu
Und Friedrich ging ſchon im Jahre 1426 für immer aus der Mark, in der er auch vorher stets nur kurze Zeit geweilt hatte. Als Statthalter bestellte er erst den Franken Wyrich von Treucht lingen, nachher seinen ältesten Sohn, den Markgrafen Johann.
1) Zeitschr. für preuß. Gesch. und Landeskunde. IV, 528.
Markgraf Johann als Statthalter.
58
Über Johann ist meist absprechend geurteilt worden.
Man hat
es ſogar tadelnswert gefunden, daß er, befangen im Vorurteile ſeiner Zeit, der Kunst des Goldmachens über Gebühr ergeben gewesen sei.¹) Aber wird man es im Ernst rügen wollen , daß er,
was ihm die
Armut seines Landes, oder die Kargheit seiner Stände versagte, sich Seine Stellung war so auf andere Weise zu verschaffen suchte. unklar, die Selbständigkeit, die man ihm ließ, so gering, daß er bei der Riesenarbeit , fonnte.
die auf ihm lastete ,
unmöglich Erfolge haben
Hier die Pommern, dort die Huſſiten!
Da unwillige und bald
auch rebellische Städte , dort ein Adel , der grollend beiseite stand ! Hier Aufgaben, die die ganze Kraft des Landes und seines Regenten erforderten , dort der alte Kurfürst , der die schwachen Mittel der Mark schon für Zwecke des Reichs und seiner großen Politik ver wandt wissen wollte! So im Gedränge mit seinem Vater , den jeder Unzufriedene im Lande mit Klagen aufsuchte, von ihm , der den Verhältnissen bald ganz fern stand, bevormundet, oft im Stich gelassen, konnte Johann nichts leisten, wenigstens nicht die Aufgaben erfüllen, deren Löſung ſpäter ſein Bruder Friedrich mit glücklichſtem Erfolge in die Hand nahm . Wohl hat auch er den Verſuch gemacht, die Landeshoheit den Städten gegenüber zur Geltung zu bringen und die durch demokratiſche innere Bewegungen entkräfteten Gemein weſen zu bezwingen .
Wohl pflegte er energisch durchzugreifen und
scheute sich nicht, auch märkische Bürgermeister dem Henker zu über liefern, doch konnte er sein Werk nicht vollenden, weil zwiſchen ihm und seinen Unterthanen sein Vater stand.
in
anderen Anschauungen lebender
Friedrich I. hatte ſein Kurfürstentum verlassen, in erster Linie wohl, weil er seine süddeutschen Interessen doch nicht dauernd ver= nachlässigen konnte, dann aber auch, weil ihm die Mark weniger zusagte, als sein schönes Frankenland. Vielleicht hatte er auch wahrgenommen , daß sein fränkisches Gefolge , das er auch in der Mark gern um sich sah, für die Brandenburger ein Stein des An stoßes blieb.
Noch zu den Zeiten Albrecht Achills mochte sich der
Märker mit den Franken nicht recht befreunden .
Wenn auch der
Name „Hungerfranken “ , 2) mit dem man in späterer Zeit die süd deutschen Begleiter der Markgrafen belegte, für diese Zeit noch nicht
1 ) Droysen 1. c. I 425. 2) Siehe unten.
59
bezeugt ist, so ist doch sicher, daß sich das fremde Gefolge Friedrichs So hielt es Eberhard in der Mark nicht recht heimisch fühlte. Windecke¹ ) trog
einträglicher Stellung nicht lange in Berlin aus .
Da muß wohl die Bevölkerung mit Schuld daran gehabt haben. Franken erschienen übrigens recht oft im Lande, meist Ritter, Boten, Räte, einmal auch Bürgermeister der fränkischen Stadt Hof, 2) die den Kurfürsten in Tangermünde um Bestätigung ihrer Urkunden ersuchten. Gar mancher Franke besaß schon Lehen , bekleidete wichtige Ämter in märkiſchen Landen ; ein Rotenhan saß als Bischof in Lebus . Das erregte jedenfalls eine partikulariſtiſche Mißſtim mung.
Der einheimische Adel fühlte sich zurückgesezt, die Städte
hielten auch mit der Klage darüber nicht zurück. Noch weniger behagte ihnen die äußere Politik ihrer Herrscher, Abneigung der Städte Die unruhigen gegen seine zumal diese sie stets zu großen Opfern zwang. äußere Nachbarn im Norden waren durch Friedrich, der seine Lehnsherrlichkeit Politik, Sie über sie immer ernstlich betonte, in der That gereizt worden. führten darum ununterbrochen Krieg mit der Mark ,
oder sie ge
statteten wenigstens ihrer Mannschaft, in den Grenzgebieten zu rauben.³) Die Abwehr dieser Angriffe erforderte angestrengte Leistungen auch von Seiten der Städte. die Gemeinden ,
Wir erfahren auch , daß
die an der Peripherie lagen ,
denen alſo dieſe
Plünderungszüge in erster Linie galten , sich thatkräftig zur Wehr jezten.*) Strasburg schlägt die Angriffe der Pommern ruhmvoll
ab,
Havelberg nimmt mehrere feindliche Ritter gefangen, Perleberg und Prißwalk vergelten die Raubzüge der Gegner durch glückliche Ein fälle ins feindliche Land.
Aber mochten auch die Pommern und
Mecklenburger Fortschritte machen , mitunter sogar die Polen über die Neumark hinaus in die Mark eindringen, die Städte im Innern des Landes spürten von der Not des Landes nur wenig.
Es kam
ja vor, daß einmal ſelbſt ein paar Bürger aus Berlin in Gefangen schaft gerieten.
Aber das machte die Städte doch nicht zur Über
nahme der großen Lasten bereit, die Johann von ihnen forderte. 5) 1) Eberh. Windecke, Leben Siegismund (in Geſchichtschreiber d . deutschen Vorzeit, übers. v . v. Hagen, Seite 12). 2) 1420, 3. October, Riedel, C. III, 172. 3) vgl. die Schadensrechnungen der Priegniter Städte. A J 185, B IV 6, 45. Auch die Polen streiften manchmal bis über die Neumark hinaus. ¹) A I, 182, 186. B IV, 93. 5) Johann muß seine Forderung an Brandenburg (8 Gewappnete zu schicken) mehrmals wiederholen. A IX 130. Seine Forderungen waren übrigens mitunter recht bedeutend. Anno 1424 fordert er von derselben
60
So berichtete schon am 29. Juli 1426 der Vogt der Neumark an den Hochmeister über die Unlust der Märker, sich an den Kriegen mit den Nachbarn zu beteiligen.¹ ) ,,Tydinge wete Juwe gnade van des Heren marckgreven und der Stettinschen Heren krige, dat de Stettinschen Heren nu bynnen achte dagen hebben des marckgreven Mannen eyn gut gemuret Slot Griffenberge genannt affgewunnen und alse ick vorneme ,
so light die manschop unde die marckeschen
Stede deme marckgreven nicht allthumechtigen by , so alse, sie wol vormuchten und bylleken scholden. “ Große Erfolge konnte Johann unter diesen Umständen nicht erringen , ja es
war erklärlich, daß einige arg bedrängte Stadt
gemeinden an der Grenze sich von ihrer Landesherrschaft, die nichts für sie thun konnte, verlaſſen wähnten, und um sich zu retten, An schluß an den Feind suchten.
Schon der Statthalter Wilhelm von
Meißen hatte die märkischen Städte energisch davor warnen müſſen, sich leichtfertig an fremde Fürsten zu hängen.2) gefühl,
Dasselbe Angst
das ehedem einige von ihnen den Quißows in die Arme
geführt hatte,
trieb
jezt die Mediatstadt des Brandenburgischen
Parteigängers Hans von Bieberſtein, Beeskow, ja ſogar das wichtige Prenzlau zum Anschluß an den Landsfeind . Beeskow wurde aller dings sehr bald von seinem Herrn überfallen³ ) und grausam be= straft.4) Prenzlau ,
das seit mehr als
einem Jahrzehnt unausgesezt
der Zielpunkt feindlicher Angriffe gewesen war5) und sich derselben lange erwehrt hatte, wurde durch eine Partei in der Bürgerſchaft, die ans Ruder gelangen wollte, an die Pommern verraten.6)
Viel
Stadt (Riedel A IX 127) 30 Reiter und 100 Schüßen mit voller Ausrüstung auf zwei Monate. Auch ein Ratsherr soll mitziehn. Man vergleiche damit die Höhe des Brandenburgischen Kontingents in der Matrikel des märkischen Städtebunds von 1393. Es stellte acht Gewappnete und drei Schüßen. ibid. XI 66. ¹) A XVIII 335. 2) B. U. B. 283. 3) Riedel A XX 386. 4) ibid. 395. 5) 1415 bittet es den Markgrafen inständigst um Hilfe, seine Ratsherren zeichnen als : 99 Iver gnaden underdenigsten Radmanne tho Prempslaw. " B IV, 10. 6) Hafftit 1. c. 60 erklärt , daß „ etliche von den Einwonern der selbigen Stadt untrewlich (darff nicht verrheterisch sagen) gehandelt, die Thore geöffnet unnd die hertzogen eingelassen. " Hafftit empfindet immer Scheu, wenn er jemanden des Verrats bezichtigen soll. So z. B. ad 1440. Die Magd. Schöpp . - Chron. 1. c. 374 sagt : 99 Wente de borger gar uneyns und twidrechtich weren, de meinheit und de oversten. Wente
61 Dank ernteten die Ungetreuen übrigens nicht.
Von den Stadt
thoren herab goſſen die übermütigen Feinde Unrat auf die Bürger und kränkten ſie in Wort und That durch eine demütigende Be handlung.
Johann, der diesmal zur Wiedergewinnung der festen und überaus wichtigen Stadt den Beistand der übrigen Städte der Mark erhielt, eroberte Prenzlau schnell zurück und hielt im Beisein von Abgesandten der märkischen Hauptorte ein strenges Strafgericht. Die Verfassung der Stadt wurde geändert ; die Haupträdelsführer
des Abfalls, darunter einige Bürgermeister, starben den Tod durch Henkershand. Waren die märkischen Städte schon nicht geneigt , die für die Sicherung des Landes notwendigen Mittel zu bewilligen, wenn sie nicht ein ſo außerordentliches Ereignis wie der Abfall von Prenzlau dazu zwang , um wieviel geringer mußte die Bereitwilligkeit sein, für Dinge, die überhaupt außerhalb der märkischen Interessensphäre lagen, Opfer zu bringen ! Die Huſſitengefahr hatte bekanntlich zu weitgehenden Reichs- gegen die Reichspolitik der beschlüssen geführt. Die bewilligte allgemeine Reichssteuer¹ ) sollte Hans von Rotenhan , ein fränkischer Edelmann und Bruder des Sohenzollern. Lebuser Bischofs , eintreiben.
im Bereiche
des Kurfürstentums Brandenburg
Auf einem Landtage, 2) der in dieser Sache berufen wurde und dem auch Markgraf Johann beiwohnte, zeigten sich die Städte, Frankfurt voran ,
völlig abgeneigt, für das Reich Opfer zu bringen und am
Kampfe gegen die entlegenen böhmischen Kezer teilzunehmen. Frankfurt hatte allerdings schon stark für die Landesherrschaft geblutet und mit den wilden Raubheeren der Huſſiten war man noch nicht in Berührung gekommen. Wie etwa Trient und andere Städte an den Grenzen des Reiches , erklärten auch die märkischen Gemeinden , fie seien zu entlegen, um an diesen Kämpfen teilzunehmen.
Hans
von Rotenhan schreibt³ ) in seinem Bericht über den Landtag und die Stimmung in der Mark. ,,ez wirt leider manche unnütze rede uf solliche sache der heiligen cristenheit getrieben. "
de meinheit hadde somelike ut dem Rade vorstot, als de besten und de vornemesten de se in der stad hadden und de meinheit wolde regeren. Darover nemen se unvorwinliken groten schaden und vorloren de stad so jammerliken “ ¹) Bezold, Reichskriege gegen die Hussiten, II, 146. 2) Juli 1428, Reichstagsakten, IX, 237 . 3) ibid. Anm.
62
Unruhen des Jahres 1428.
Überall war man über die Zumutung, für das Reich steuern zu sollen , unwillig und empört. In Frankfurt, in Havelberg gährte es.
In Brandenburg hatte der Bischof, weil man auch
dort den Kezerschoß verweigert hatte, Kirchenstrafen verhängt. Da Unzweideutig
rüber war es zur offenen Empörung gekommen. ' ) zeigten
die märkischen
politik
ihres Herrscherhauses
der
Ungehorsam
Städte ,
wuchs.
daß sie nichts
wissen
wollten .
Das war
von Die
unzweifelhaft
der Reichs Unruhe eine
und
Revo
lution. Der Wirbelwind , der von der huſſitiſchen Bewegung aus ging , trug überall hin in die deutschen Lande das Samenkorn der Empörung. An allen Enden des Reiches verspürte man die Zuckungen. Und in der Mark, wo noch unter der folgenden Regierung ein Huſſit den Feuertod starb, 2) wird wohl auch in dieſen ſturmbewegten Tagen die soziale und revolutionäre Propaganda der Prager Schwärmer ihren Einfluß mächtig geäußert haben. Johann wich vor dem drohenden Sturme und verließ auf kurze Zeit das Land.³) Der Langmut und die Überredungskunst des Bischofs Chriſtoph von Lebus gelang es schließlich, die widerseßlichen Städte doch noch zu beſtimmen, „ sich nicht von der gantzen Cristenheit zu setzen ." Die immer näher rückende Gefahr
eines feindlichen Einfalls der
Böhmen, also der Selbſterhaltungstrieb, mahnte zur Nachgiebigkeit. Troßdem konnte Johann den Ärger über die Unbotmäßigkeit, Streit mit Frankfurt. die namentlich die Frankfurter an den Tag gelegt hatten, so schnell nicht verwinden.
Ob die Stadt den Kezerschoß
voll bezahlt hat, ist noch die
Frage.
Der Heeresfolgeverpflichtung hat sie sich allerdings nicht entzogen. * ) Dagegen hatte sie von der vom Landtage bewilligten Landbede nur die Hälfte geben wollen.5) 1 ) vgl. ibid. 2) Nach Flacius Illyricus, siehe Schwebel, Gesch. der Stadt Berlin, I, 369. vgl. auch Sello, Die Einfälle der Hussiten (Zeitſchr. für preuß. Gesch. und Landesk., XIX, 633) . 3) Reichstagsaften IX 237. Zur Folge in dem Landt zu Meissen 4) Siehe Staius ad 1428. 8 Schock 482 groschen. 5) ibid. ad 1427. Sie bezahlt 250 Schock, Markgraf Johann klagt (bei Riedel A XXIII, 194 ) : „ sondern sy hebben uns vorbeholden dy Helfte van der bede und holden uns noch vor und hebben uns dat ge dan tho hohn und schmacheit und schaden , den wy achten uf dride half hundert schock groschen und fragen umme recht , ob sy uns icht dy Helfte der Bede, alse wy dy geachtet hebben, betalen unde uns den hohn smacheit unde Schaden vorbüten sullen , edder wat darinne recht sy ."
63
Außerdem lag der Frankfurter Rat noch seit langem mit dem dortigen markgräflichen Richter im Streite, da dieser sich über Ein griffe der Stadtbehörden in seine Jurisdiktion beschwerte.
Ferner
stritten beide noch über größere Geldsummen . Der Richter hatte dieserhalb schon den Schiedsspruch der Städte Berlin und Köln an gerufen . ¹) Markgraf Johann, den die Frankfurter soeben erſt ſchwer ver legt hatten und der inzwiſchen einer tiefgehenden Gährung in den altmärkischen Städten, auf die wir noch zurückkommen werden, mit Glück ein schnelles Ende bereitet hatte , wollte auch in diesem Falle seine Überlegenheit zur Geltung bringen. Er wandte sich an die Stände mit einer Klage Bürger.
über die
Sie riſſen ohne Fug und Recht Lehngüter an ſich, maßten
sich herrschaftliche Zölle an, verweigerten die Zahlung der Landbede, die sie selbst mit bewilligt.
Weitere Vorwürfe betrafen ihre eigen
mächtige Vornahme von gerichtlichen Handlungen ( er warf ihnen sogar Hinrichtungen von Unschuldigen vor. 2) Parallel mit diesem Gerichtsverfahren, das er auf Grund dieser Anklagen durch die . Stände gegen Frankfurt einleiten ließ, lief, wie es scheint, noch ein zweites vor dem Hofgerichte zu Tangermünde. ³) Gegen die lettere , dem Herkommen allerdings widersprechende Vorladung remonstrierte die Stadt sofort auf energische Weise. Zunächst befragte sie den Schöppenstuhl zu Magdeburg, ob sie nach Sachsenrecht
verpflichtet sei ,
der
außerhalb ihrer Stadt Folge zu leiſten.
landrechtlichen
Vorladung
Die weiſen Schöppen, die
in dieser Zeit recht oft von märkischen Städten befragt wurden, namentlich von Beeskow, ¹) das über die drückende Gewaltherrschaft der Herren von Bieberstein sehr häufig Klage führte, erklärten die Vorladung für rechtswidrig.5)
Demgemäß verweigert der Rat ſein
Erscheinen vor dem Hofrichter, appelliert an Friedrich®) und sucht Verbindungen in Magdeburg und Lübeck anzuknüpfen.
Dem Magde
1 ) ibid. 191 . 2) ibid. 192 ff. 3) ibid. 185 ff. 4) 1424 fragt Beeskow den Schöppenſtuhl , ob es verpflichtet ſei , ſeinem jungen Herrn von Bieberstein die Huldigung zu leisten, da es schon den Pommern Erbhuldigung geleistet habe. Die Schöppen raten, sich durch befreundete Mannen oder deren Oberherrn belehren zu laſſen. Riedel A XX 386. 1427 fragt dieselbe Stadt, nach ihrer Vergewaltigung durch Hans von Bieber stein , ob ihr Herr befugt sei , ihr in ihre Polizeiverordnungen hineinzureden. A w Die Schöppen verneinen dies. w ibid . 395. ww 5) A XXIII 190. 6) Riedel A XXIII 185.
64
burger Rat sendet er seine wichtigsten Privilegien ein , dasjenige von Waldemar vom Jahre 1307 und seine Bestätigung durch Friedrich aus dem Jahre 1415, worauf ihm von dort aus Bestätigung und Beglaubigung der genannten Schriftstücke zugeht.¹ )
( 1429 10. Mai .)
Durch diese entschiedene Weigerung , vor seinem Gerichte zu er scheinen , wird Johann noch mehr erbittert ; er rüstet zum Kriege, wenigstens laſſen große Haferkäufe , die er in diesem Jahre macht, seine Absicht deutlich erkennen. )
Auch wirbt er um Hilfe.
An
den Hochmeister schreibt er Ende September 1429 : 9 ) ,,Auch be sunder lieber herre und frundt, lassen wir ewer liebe wissen, das wir mit ettlichen den unsern und nemlichen den von Franckenfurt czwitrechtig , die uns ungehorsam , rechtes und Hirumb bitten wir ewer liebe , mit gar redligkeit vor sein . besunderm fleis, Ir wollet mit ewerm voigte in Newenmarcken bestellen , wenn und auff welch czeyt wir Im schreiben und bitten werden , das er denn mit den ewern bey unser hielff wieder die genanten von Franckenfurd und ander der unsern , die sich noch wider uns setzen werden , bleibe und wollet euch hirinn beweisen etc." Wie weit der Hochmeister auf Johanns Absichten einging, ist nicht klar zu ersehen.
Er plante
jedenfalls, Truppen in der Neumark zuſammenzuziehen, und forderte auch von seinen Ständen
die
nötigen Mittel ,
motivierte¹) aber
diese Forderung mit der Hussitengefahr , über die er durch den Markgrafen Johann des Näheren unterrichtet worden sei.
Zum
Kriege mit der Oberstadt ist es troß dieser Vorbereitungen nicht gekommen.
Der Frankfurter Stadtſchreiber Staius 5) berichtet auch
nur , daß man mit dem Markgrafen „ gerechtet " habe.
Wir sind
aber nicht darüber unterrichtet, wie sich Johann mit der Stadt aus einandergesezt hat ,
ob Friedrichs
Schiedsspruch die
Streitfragen
schlichtete , ob der kaiserliche Erlaß, 6) der wegen der Hussitengefahr alle Fehden untersagte, oder dieſe ſelbſt die streitenden Parteien ver
¹ ) ibid . 188 190. 2) Riedel CI 191. In Berlin und Spandau läßt er für 75 Schock böhm . Groschen Hafer einkaufen . Vielleicht ist die Notiz der Wittenberger Stadtrechnungen ad 1430 (Opels Neue Mitteilungen XV 391 ) „ den von Berlin und Brysen 2 schützen gelegen, das hat gekost 8 grs. “ auf die Rüstungen der Städte zu beziehen. 3) Riedel A XXIV 314. 4) Schreiben des Hochmeisters an die Stände vom Ende November 1429. Ständetage der Provinzen Ost- und Westpr. I, 526-528. 5) ad 1428 übrigens . 6) 14. März 1431. Riedel B XX 116.
65
söhnte. In einem Punkte hat die Stadt sicherlich nachgegeben.
Sie
hat die Landbedequote, die sie noch schuldig war (250 Schock), nach träglich bezahlt.¹ ) Die Streitigkeiten zwiſchen dem kurfürstlichen Richter und dem Rate über die Gerichtsbarkeit haben erst im folgenden Jahrhundert ihr Ende gefunden. Entscheidendes hat Johann gegen Frankfurt jedenfalls nicht ausgerichtet. Aber trotzdem blieb in den mittelmärkischen Städten eine starke Erbitterung gegen ihn zurück.
Sie hatten schon vorher
lieber mit dem fernen Vater im Frankenlande , als mit dem an= wesenden Sohne verkehrt.
Friedrich war ja ihr Freund und mochte
er auch den bedeutungslosen, fränkischen Städtchen gegenüber seine Herrschaft zur Geltung bringen , 2) mit den märkischen Städten ver mied er es ebenso wie mit Nürnberg in Händel zu geraten. Zahl reiche städtische Abordnungen an ihn lassen sich nachweisen , die ja, da
ein
Statthalter
im
Lande
war ,
der zur
Vornahme
aller
Handlungen befugt zu sein erklärte , eine Umgehung desselben be deuteten.³) Auch kam es in dieſen Jahren zu einem festen Zuſammenſchluß der Städte Berlin , Brandenburg und Frankfurt , derselben Städte, deren vereinten Kräften Johann in der Frankfurter Sache gewichen zu sein scheint. )
Johann, der bisher nicht selten in Berlin geweilt
hatte, hielt es unter dieſen Umständen für geraten, Berlin völlig zu meiden.
Er verlegte seine Residenz nach Spandau.5)
Auch in der Altmark waren böse Händel vorgefallen ; doch trugen die Unruhen hier einen entschieden demokratischen Charakter. In der Neustadt Salzwedel 6) verlangten die Tuchmacher nach dem Rechte des Gewandschnitts ; in Stendal ') kam es aus noch nicht aufgeklärtem 1) Staius ad 1432. „ Versessene Landbette dem jungen Herrn 250 schock. " 2) Lang, Gesch. von Bayreuth. 3) Am 22. Dezember 1427 schreibt Frankfurt an Berlin , es werde am Sonntag in der Weihnachtswoche nach Berlin Ratmannen ſenden, um über die Abordnung an den alden Markgrafen " zu beraten. Auch Brandenburg bittet es dazu zu laden . B. U. B. 346. Weitere Gesandtschaften an Friedrich) in der Frankfurter Sache, wegen eines Vehmprozeſſes u . s . w . 4) In dem oben citierten Schreiben an den Hochmeister spricht Johann von denen von Frankfurt und andern, die sich gegen ihn setzen würden. 5) Er ist seitdem fast nie in Berlin. Nur in den letzten Jahren seines märkischen Aufenthalts ist er, wenn auch sehr selten, wieder dorthin gekommen. 1436, am 24. August, gab er dort eine Urkunde für einen Berliner Patrizier. Riedel A XII 396. 6) Riedel A XIII 245. 7) Riedel A XV 230, 232. Stendal besaß seit 1427 pfandweiſe das Gericht. 5 Priebatich . Die Hohenzollern u. d. St. . M.
Unruhen in der Altmark.
66
Anlaß ,,des Schepens wegen" zu lärmenden Auftritten . hausen
und
Langermünde
verhielten sich
ruhig .
Nur See
Die Unruhen
steigerten sich, man versagte auch der Landesherrschaft, die vermutlich zur Eintracht ermahnt hatte, den Gehorſam ; ſchließlich riß man auch den widerstrebenden Rat, die kurfürstlichen Lehnsträger und die vor nehmeren Gilden mit sich fort.
Es soll zu groben Vergehen gegen
die Landesherrschaft, selbst zu eigenmächtiger Errichtung eines Stapels an der Elbe beim Stendaler Stadtdorfe Hemerten gekommen sein . ' ) Johann mußte einschreiten , schnell und energisch dämpfte 2 ) er den Aufstand, strafte die Rädelsführer, vor allem die Tuchmacher , und belohnte die treu gebliebenen Gemeinden. )
Die städtischen Räte
erhielten wieder ihr altes Ansehen, der von Stendal das Kooptations recht.
Johann hatte sehr wohl erkannt, daß die leitenden Kreiſe in
den altmärkischen Städten keinerlei Schuld treffe , daß sie nur ge zwungen mit der verhaßten, aber in diesen Jahren mächtig auf strebenden Demokratie gemeinsame Sache gemacht hätten .
Johann Johann unterschied sich auch in seiner Abneigung gegen die städtiſche ein Feind der Demokratie von seinem Vater ; während Johann sie hier in ihre Demokratie, die sein Schranken zurückwies, billigte dieser die Beteiligung der Bürgerschaft Bater begünstigt an der Stadtverwaltung. So hatte Friedrich in Frankfurt, wo Bürger schaft und Rat entzweit waren (im Jahre 1420 ) bestimmt, 4 ) daß die Gewerke 12, die Gemeinde 6 Mann dem Rate vorschlagen dürften. Von diesen solle der Rat die Hälfte auswählen und sie gegen das Versprechen unverbrüchlichen Stillschweigens in die Stadtsachen ein weihen.
Diese 9 Stadtverordneten sollten die Interessen der Bürger
schaft wahrnehmen, die Steuern sammeln, zählen, abliefern. 14235 ) Er gestattet ihnen zu giebt er der Bürgerschaft weitere Rechte. ihren Schmäusen
und
Hochzeiten Wildpret
aus
den
städtischen
Forsten zu entnehmen, nur dürften sie ihre Jagdbeute nicht verkaufen. Der Stadtkeller solle Armen und Reichen "1 um ihre Pfennige gleich dienen “ . Alle Käufe und Verkäufe des Rats find an die Zustimmung der Bürgerschaft gebunden , die durch ihre Vertreter eine Kontrolle über die Einnahmen und Ausgaben des Rats ausübt .
Auch anderen
1) Siehe Buchholz, Gesch. der Churmark. III, 98. 2) Am 15. Apr 1429 ist ohann in Stendal (ibid. 234) , am 1. Mai desselben Jahres (ibid. XIII 245) in Salzwedel. 3) Seehausen erhält wegen seiner Treue eine Elbfähre (Riedel A VI 365), 1432 sogar das oberste Gericht. Tangermünde erhält für sein Getreide die Freiheit vom Geleitszwang auf der Elbe 12. April 1429 (ibid . XVI 52) , 1430, 19. August, den Worthzins aller Häuser daselbst. ibid. 55. 4) A XX 256. 5) ibid. XXIII 164.
67
populären Forderungen , wie der der Einseßung eines weltlichen Stadtschreibers
statt
eines
geistlichen
oder
dem
Begehren nach
Stetigkeit der Münze hatte er zugestimmt. Auch in Treuenbrießen erfüllte der Kurfürst eine Reihe Forde rungen der Bürgerschaft und schlichtete ihren Streit mit dem Rate, deſſen Recht, die Gilden zuſammenzurufen und Zahlungen für Bot schaften an den Landesherrn zu verlangen , er indes anerkannte.¹ ) Johann dagegen nahm , als er 1426 die Prenzlauer Verfaſſung neu ordnete , den Rat gegen alle Vorwürfe der Bürger in Schuß und erklärte dieselben sämtlich für unbegründet .
Auch verbot er
den Bürgern, sich ohne Wissen der Stadtbehörden zu versammeln, oder gar Verbindungen einzugehen und Abmachungen zu In Brandenburg³ ) scheint ihm im
Jahre
1427 das
treffen. 2) divide et
impera vorgeſchwebt zu haben , durch das sein Bruder später so große Erfolge erzielte.
Dem Rat gab er Vollmacht zu allen Dingen,
den Stadtverordneten die Befugnis , die Rechenschaft desselben zu hören. In Streitigkeiten zwischen beiden Körperschaften solle man sich an den Landesherrn wenden. Auch in Berlin - Köln Bewegung sehr hoch.
gingen die Wogen der demokratischen
Schließlich behauptete sich die Aristokratie,
indem sie, wie Sello glaubhaft gemacht hat , Bürgerschaft
durch Formierung
eines
den Wünschen der
Stadtverordneten - Kollegs
Rechnung trug. * ) Die demokratische Bewegung , die in den Spree städten nach Geltung rang , ist aber verknüpft mit den langen Streitigkeiten , die die Städte Berlin und Köln selbst gerade in dieſen Jahren entzweiten . Streitigkeiten zwischen einzelnen Städten sind in der Mark natürlich fast eben so häufig wie zwiſchen Städten und ihren adligen oder geistlichen Nachbarn. Treuenbrießen 5) schließt sich gegen alle andern Städte der Mark ab und verbietet fremden Schustern, in der Stadt, außer am Jahrmarkt, Leder zu verkaufen.
Beeskow ) streitet
1) Riedel A IX 409. 2) A XXI 260. 3) ibid. IX 129. * ) Sello in Märk. Forsch. XVII , Seite 53 , nimmt an , daß die Aristo fratie das Recht der Ratswahl durch den alten Rat sich jetzt statutarisch ver sichern läßt, und daß das Stadtverordnetenkolleg , das nachmals 1442 wieder aufgehoben ward, in dieser Zeit eingesetzt worden. 5) Riedel A IX 406. 6) ibid. XX 258. -*
68
mit Fürstenwalde um die Fischerei ,
Werben mit dem Städtchen
Nizom um Hutungen. ¹ ) Entstanden nun solche Mißhelligkeiten zwischen zwei räumlich eng verbundenen Städten, wie etwa zwischen der alten und der neuen Stadt Brandenburg,
Alt- und Neu- Salzwedel oder Berlin und
Köln, zwischen Gemeinden , die auf einander angewiesen waren , so waren sie für beide Teile folgenreich und empfindlich.
Streitig
Im Jahre 1420 verklagte die Altstadt Brandenburg die dortige Neustadt teitenzwischen vor dem Kurfürsten. Es waren eigentlich recht alte den Städten Alt- und Streitigkeiten , sie rührten noch von der Zeit der Quißows her, Neu Brandenburg. von dem Sonderfrieden , den die Altstädter mit den Duißows ge Alt- und schlossen hatten, als diese die Bürger der Neuſtadt wegen des Ver Neu Salzwedel, Berlin suchs, Johann von Mecklenburg zu befreien, zu züchtigen unternommen und köln.
hatten. ) Dazu waren eine Reihe gegenseitiger Beeinträchtigungen gekommen. Die Altstädter verboten die Einfuhr Neustädtischen Bieres, die Neustädter störten den Altstädter Wochenmarkt.
Erst
im Jahre 1423 wurden die Streitigkeiten durch Nachgiebigkeit auf beiden Seiten aus der Welt geschafft. ) Zwischen Alt- und Neusalzwedel fehlte es ebenfalls nicht an Streitigkeiten ; 1426 stritten sie wegen einiger Wiesen ; sie einigten sich schließlich dahin , daß sie jedem ihrer Bürger , gleichviel welcher Gemeinde er angehörte, die Ansiedlung auf den in Frage stehenden Ländereien freistellten. ) Noch größere Ausdehnungen als die ge nannten Händel gewann der heftige Streit , den Berlin und Köln in dieſen Jahren miteinander führten.5) Die
wirtschaftliche
Bedeutung
beruhte hauptsächlich darauf , daß
einer
mittelalterlichen
es ihr allein
Stadt
zustand , in ge=
wissem Umkreise die wichtigsten Waren zu erzeugen und zu vertreiben. Selbstverständlich wurde daher die Marktgerechtigkeit zu Berlin stark beeinträchtigt, wenn man zur selben Stunde dicht vor den Thoren
¹ ) ibid . XIII 14. 2) Engelb. Wusterwitz 1. c. 32 ſagt darüber : „ und haben sich also die Altstädter von den Burgern der newen Stadt abgesondert und Johan von Quitzaw angehangen. Ist derwegen eine grosse zwiespalt und trennung zwischen inen erwachsen , also dass sie auch in Zechen, collationibus und andern versamlungen einander gescholten und ubel aussgemacht. Welche uneinigkeit dadurch viel hefftiger worden , dass die Burger der alten Stadt Johansen von Quitzaw speise und andere, notturfft verkaufft und ihm auff das Schloss Plawe haben zuführen lassen." 3) vgl. A IX 109-119. 4) 25. September 1426. A XIII 235. 5) B. U. B. 376 -- schon vorher (B. U. B. 343) gab es Plackereien 1423 ,
69
zu Köln dieselben Waren feilbot.
Wenn Berlin mit beträchtlichen
Kosten einen Wundarzt anstellte, so konnte es nicht verhindern, daß deſſen Kunst auch den Kranken der Nachbarstadt zu Gute kam. Es deuchte den Berlinern nun unbillig, daß Köln sich weigerte, an den hierfür erforder lichen Zahlungen teilzunehmen.
Auch sonst hatte die kleinere Nachbar
gemeinde sich den Berlinern nicht unterordnen wollen und namentlich die Wiedererstattung von Geldern , die für gemeinsame Zwecke veraus lagt waren , abgelehnt . Berlin wandte sich an den Kurfürsten Friedrich ) und ersuchte ihn um übernahme des Schiedsrichteramts. In dem Klagschreiben erwähnte die Stadt die vielen Fehden , die Allein fie für den Landesherrn stets freudig durchgefochten. Friedrichs Bemühungen, die streitenden Gemeinden zu waren von keinem Erfolge gekrönt. ſendeboten
von Frankfurt und
versöhnen,
Dagegen gelang es den Rats
Brandenburg ,
die
Berliner
und
Kölner zu bestimmen, ihre beiden, auf einander angewiesenen Ge meinden zu einer einzigen Stadt zu vereinigen. ") Dem größeren Orte
Berlin
wurden
einige Ratsstellen
mehr
zugestanden ,
Leistungen der beiden nun verbundenen Gemeinwesen
die
genau be=
stimmt, auch die Markttage , die schon so oft Anlaß zu ärgerlichen Händeln gegeben hatten, festgesezt und geregelt. Der neuen Stadtver faſſung lag, wie Sello nachgewieſen hat, ³) ein Entwurf aus dem Jahre 1380 zu Grunde , deſſen Annahme König Siegismund¹) schon da= mals warm empfohlen hatte.
Die Vereinigung der beiden Städte
war ohne Friedrichs Mitwirkung
erfolgt , aber keineswegs gegen
seinen Willen. Die Kölner, die der Verschmelzung ihres Gemein weſens mit dem größeren Berlin widerstrebten , - was daraus geschlossen werden darf, daß sie erſt ſehr ſpät³) in die Vereinigung ―― gewilligt haben würden andernfalls für ihre Opposition einen Rück halt gehabt und nicht so leicht nachgegeben haben. Dann aber hat Friedrich zwei Jahre darauf denselben Schritt den beiden Städten Salzwedel empfohlen. ")
Ja , weil diese beiden Städte sich zunächſt
nur zur vorläufigen Vereinigung verstehen wollten, hat er die Hoff ¹) B. u. B. 376. 2) B. U. B. 352. 3) Die Trennung der Zünfte hielt man nach Sello aufrecht, um die De mokratie zu schwächen. Märk. Forsch. XVII 53. 4) Er riet dass ihr eynen Rat habit in beidin Stetin." C III 43. 5) Erst am 6. Dezember 1432. 6) A XIV 255. ,,Und weres sach , das sich die vorgeschrieben unser Stete Salczwedel jn unser herreschafft und derselben statt nutcz und fromen zu evigen czeiten so zu bleiben , fürder unter einander ver tragen worden, das sol uns wolgevallen.“
70
nung ausgesprochen, daß die Zukunft dies Band zu einem dauernden machen möchte.
Gewiß bedeutete die Verbindung Berlins mit Köln
eine Kräftigung der Spreeſtädte, aber Friedrich, der Städtefreund, wird auch dagegen nichts zu erinnern gehabt haben . Selbst in den erregten jüngst verflossenen Jahren , in denen Johann einen ge waltigen Städtekrieg auf märkischem Boden zu entfesseln versucht hatte, ist Friedrichs Verhältnis zu den Bürgern , soweit wir sehen Seine Gemahlin , die Markgräfin können , ein gutes geblieben . Elsa, ¹) ward vom Berliner Stadtrate zu einem Fastnachtsschmause Johann geladen ; ſie ſoll auch auf dem Rathause erschienen sein. aber residierte zu Spandau, den Berlinern grollend . den märkischen Städten unwandelbar wohlgesinnt.
Friedrich blieb Er zeigte das
durch eine neue Straßenordnung, 2) in der er die Zollstätten , an denen Durchfuhrabgaben entrichtet werden mußten, verminderte, be ziehungsweise sich auf Zollerhebung an den althergebrachten Orten beschränken zu wollen erklärte. Er trat auch für die Städte mann haft ein, so oft ihnen durch Ladung vor die westfälische Vehme Unheil zu erwachſen drohte.³) Den Freigerichten wollte auch Johann keine Übergriffe in ſein Territorium erlauben. Sein Verhältnis zu den Städten ist übrigens mit der Zeit etwas besser geworden .
Die Not der Huſſiteneinfälle,
deren Spuren der Markgraf durch eifrige Fürsorge zu verwischen bemüht war , mußte ja zur Eintracht zwischen Fürsten und Unter thanen mahnen.
Bei der Pilgerfahrt, *) die er im Jahre
unternahm, wurde er auch von einzelnen Bürgern begleitet.
1436 Aber
das Mißtrauen, das man gegen ihn seit dem unruhigen Jahre 1429 hegte, ist nie wieder ganz geschwunden. Die Städte pflegten ihn gern zu umgehen und sich mit Vorliebe an seinen wohlwollenden Vater zu wenden .
Man konnte es ihm nicht vergessen, daß er das
1) Chron. Berol. ad 1434 (Berlinische Chronik, Seite 179) : domina marchionissa fuit invitata a Senatu ad Carnis privium in Curiam et venit, et fuit vino Gallico . et mulso consumtum 3 Schock 4 gr. 2 ) Am 10. Februar 1433 befreite er die Bürger von Berlin und Köln von den Zoll- und Geleitsabgaben in der Mark , ausgenommen zu Trebbin, Plaue, Saarmund , Belitz , Wriezen und Oderberg , sowie den Zollstätten , die sich in Privatbesitz befänden. B. U. B. 354. Dieselbe Verschreibung erhielt Neustadt Brandenburg. A IX 134. 3) über die Klage des Tile Losen zu Magdeburg gegen Berlin siehe B. U. B. 347, 348, 350. Eine andere bei der Vehme gegen Frankfurt anhängig gemachte Klage wird von dieser selbst an Friedrich verwiesen 1428 , A XXIII 184 , ebenso wie die Appellation des Fritz von Rochow an den Kaiser (gegen Stendal) von diesem an Johann verwiesen wurde. Riedel A XV 249 . 4) C III 216.
71
alte Brandenburger Recht angetastet, daß er Bürger aus ihrer Stadt zu laden gewagt hatte. am
1. Februar
Märkische Städtebünde.
Darum blieb auch der Bund bestehen, den
1431 , sicherlich
beeinflußt ¹ )
durch die
Gefahr
die Räte der Oderstadt, der beiden Gemeinden zu Man hatte Brandenburg und der Spreeſtädte geſchloſſen hatten. sich damals verpflichtet , jeder bedrängten Stadt , jedem bedrängten Frankfurts ,
Bürger in allen Nöten beizustehen.
Der Bund sollte ein Ver
teidigungsbund sein , darum sollte keine Stadt selbständig etwas thun dürfen , wodurch andere Städte in Mitleidenschaft gezogen . Die Verbündeten wollten unter sich ihrer gegen= werden könnten. seitig zu Rechte mächtig sein , wichtige Nachrichten sich ungesäumt zukommen laſſen und in jedem Frühjahr in einer der verbündeten Gemeinden einen Bundestag abhalten.
Das Raubwesen wollten sie
nach Kräften niederhalten. Der Landesherrschaft war in dem ganzen Vertrage mit keinem Worte gedacht worden, dagegen ward geplant, den Anschluß der Ritterschaft und ein Bündnis mit ihr zu erlangen. Ein Bund zwischen Adel und Städten ! Eine Verwirklichung solcher Ideen und Plane hätte auch leicht die Mark in einen Abgrund hineinziehen können , ähnlich dem, in dem schließlich der Ordensstaat ver sank. Von den kleinen Städten war in diesem Städtebunde gar nicht die Rede. Mit dieſen zu ihren Sprachen gehörigen Gemeinden ver banden sich die Hauptstädte am 28. Oktober 14342) zur Abwehr der Übergriffe der Vehme. Da die Abneigung Friedrichs gegen die Freirichter bekannt war und auch Johann in dem Punkte die Ge sinnungen seines Vaters teilte , wenn er auch nicht mit Konsequenz danach handelte, bedeutete diese Einigung keine Feindseligkeit gegen die Landesherrschaft. Doch gab sich der Bund eine Matrikel³) und verlangte Zahlungen von den einzelnen Gliedern der Einung , die insgesamt die Höhe von 180 fl. erreichten. 1) B. u. B. 349. 2) B. U. B. 355. 3) Berlin und Köln Alt- u. Neu-Brandenburg je 30 fl. } Frankfurt Wriezen je 12 fl. Spandau Bernau Nauen 8 fl.
Eberswalde Straußberg Drossen je 6 fl. Rathenow Mittenwalde Müncheberg Ruppin je 4 fl. Belitz Potsdam Aus einer Vergleichung dieser Matrikel mit der des Städtebundes von 1393 (A XI 66) erhellt die intereſſante und auch sonst bezeugte Thatsache des Rückganges der Kleinstädte, die damals über 18 mehr als die Hauptstädte auf brachten, und jetzt nur ebensoviel steuern.
72
Auch die altmärkischen Städte verbinden sich gegen die Vehme und das Raubwesen.
Zugleich betonen sie ihre Zugehörigkeit zur
Hanse, auf deren Zusammenkünften sie sich aus Sparsamkeitsrücksichten durch eine einzige Stadt vertreten lassen wollen.¹ )
über das Raub
wesen führen auch die Städte der Priegnig Klage ; Johann, der ihnen nicht Abhilfe zu schaffen weiß, gestattet ihnen schließlich ſelbſt, zum Zwecke der Sicherung, den Zusammenschluß.2) So standen die märkischen Städte dem Statthalter gegenüber, geeint und gerüstet.
Johann vermeidet einen Zuſammenstoß.
Nur
auf den Landtagen, wo ihn die Opposition der Bürger, namentlich wo es sich um Geldfragen handelte, schwer reizen mußte, mag er mit ihren Vertretern hart zusammengeraten sein.
Die Städte der
Altmark versprachen darum ihrem Wortführer auf den Ständetagen Schuß gegen jegliche Inanspruchnahme und Anfeindung. ³) Johann vermag dem städtischen Troße nicht zu wehren.
Er
zieht von Ort zu Ort und giebt auch einzelnen von Unglücksfällen Schließlich pilgert er
heimgesuchten Gemeinden Gnadenbeweise. 4 )
nach dem heiligen Lande und verweilt nach seiner Rückkehr nur noch kurze Zeit im Lande , um dann das Amt des Statthalters und damit die Anwartschaft auf den Besiß der Mark seinem jüngeren Bruder Friedrich zu überlaſſen. 1437 zieht er sich nach Franken zurück und ist nur noch ein einziges Mal wieder in die Mark gekommen.
Aber daß man ſeiner
in Kurbrandenburg mit Ehren gedachte, beweist die schöne, in der Bevölkerung fortlebende Geschichte von der Belagerung von Prenzlau, wo er auf dem Rücken eines der Seinigen, in festem Glauben an die Treue der Märker, den Fluß durchschritten .
¹) A VII 120. „ Ok wan men dachvaert to Lubeke edder anders wur van der hentze wegen besenden scal , so wille wy dy myt eyner stad besenden und utrichtunge doen to vorsparende unnutte koste und eventure. 2) A II 37. 3) Ähnlich auch im Ordenslande (Acten der Ständetage I 728) . „ Wer nach Eintracht des Landes und der Städte Wort führt vor der Herr schaft und auch was die Lande und Städte unsern Herrn für das Beste rathen, dass die von der Herrschaft keine Noth und Hindernisse darum leiden sollen." 4) Der Stadt Strasburg erlaubt er Finkenaugen zu schlagen. A XIV 355. Das ganze Gericht giebt er pfandweise an Eberswalde (ibid. XII 321 ), das halbe an Havelberg (ibid. III 300) . Weitere Vergünstigungen für Müncheberg ibid . XX 155, Strausberg XII 96 , Bernau XII 99, Werben, Seehauſen, Osterburg XII 174. Die meisten der genannten Städte waren durch die Hussiten, die letztgenannten durch Überschwemmungen schwer geschädigt worden.
73
Nur in den Städten hat er Feinde gefunden, die er heftig bekämpfte und die ihn darum gehaßt haben.
Wider seinen Willen
und sein redlich Bemühen hatten sie unter ihm eine gefahrdrohende Macht erlangt.
Eng verbunden mit der Hanſe , an deren Be
ratungen und Tagfahrten sie sich in diesem Zeitraum ſtärker als zu allen anderen Zeiten beteiligen, ¹ ) unter einander geeint und ge rüstet , geschult in zahllosen, meist glücklichen Fehden mit benach barten Rittern , stets zur Selbsthilfe ihre unbequemen Nachbarn im
bereit und oft in der Lage,
düsteren Keller "
der Stadt zur
Urfehde zwingen zu können , stehen sie im Jahre 1437 stark und fähig da ,
auch dem neuen Regenten
ständigkeit behaupten zu können .
gegenüber
die alte
Selb
Aber in ihrem Innern nagte der
arge Wurm demokratischer Parteiungen.
Hier war der Hebel, wo
Markgraf Friedrich II . ansehen sollte. 1) Im Jahre 1434 (Frhr. v. d. Ropp , Hanſerezeſſe , I, 164, 168, 174, 190), am 5. Juli, sind auf dem Hansetage zu Lübeck Ratmannen von Frank furt, Berlin, Salzwedel, Stendal. Vorher hatten sie ihr Nichterscheinen ange kündigt wegen drohenden Einfalles wohl der Huſſiten, Stendal außerdem wegen einer Gesandtschaft an das Baſeler Konzil (vgl. hierüber Riedel A V 203 ) . Am 30. Juli bitten die Frankfurter Ratsſendboten um Urlaub nach Hauſe, da sich die Unterhandlungen in die Länge zogen.
2. Kapitel.
Friedrich II .
Stimmung Unter günstigen Vorzeichen iſt Markgraf Friedrich nicht nach der Brandenburg gekommen. Wir besißen ein Stimmungsbild aus der Städte. Mark, einen Vertragsentwurf , den die altmärkischen Städte denen der Mittelmark in diesen Tagen vorlegten. ')
Dieſer Entwurf er
innert in seiner Fassung an das altmärkische Bündnis vom Jahre 1436 , dem manche Stelle wörtlich entlehnt ist.2)
Er plant , die
märkischen Städte der verschiedenen Landesteile zu einem großen Städtebunde zu vereinigen, und spricht sich unter einer allgemeinen Versicherung der Treue für den „ gnädigen Herrn ", die entweder nicht ernst gemeint war bezog,
oder sich nur auf den alten Kurfürsten
energisch gegen die alten Plagen , das Raubweſen und die
¹) A XXII 487. z. B. 2) Item so wi belaret sint , dat die vrigreven In westvalen upp desse syd der wesere neyn gerichte hebben , worde dar en boven wie von uns uth unsen Steden be sweret, dat denne eyn ichlike Stad dar van Protestire, so dat sy willen bliven by eren vorsten unde privi legien der gulden bullen unde Stad gerichte , dat ok denne die Stede, dar me des von begerende were, sy vorscreven , ere unde recht bi den to plegende vor eren heren unde gerichte, dar sy dinghplichtigh sin, unde bidden die vrigreven die kleger dar to sendende , ere unde recht to nemende unde wie sy dar en boven yo vorvolgen wolde dat wie die vor neyne vorwisede lude hilden unde neyne vordernisse, dar to don unde dat die Stede desses to uthdrach by eynander bliven.
1436 A VI 120. Ok so we beleret syn , dat de vrygreven in westvalen uppe desser syd der wesere neyn gerichte en hebben , worde dar en boven we van uns und us unsen steden be sweret, dat denne eyn Jowelke stat dar van protestire, zo dat se willen blyven by eren forsten unde privi ligien der gulden bullen und stat gerichte , dat ok denne dy stede, dar men des van begerende were ire vorscreven ere und recht beden to plegende vor eren hern und gerichte, dar se ding plichtich syn und bydden de vrigreven de cleger dar to sendende ere und recht to nemende und we se dar en boven vorvolgen wolde , dat we de vor neyne vorwisede lude helden und neyne vordernitze dar to don und dat de stede desses to eyner ut dracht by eyn ander bliven.
75
Vehme aus.
Aber das waren geringere Sorgen !
Allenthalben
ängstigte die Ratsherren das gewaltige Hochkommen der Demokratie, Man plante die schon bedenklich an den Ratsstühlen rüttelte. daher Abwehr
ihrer Agitationen ,
etwa
nach dem Vorbilde
der
Hanse, die gegen die Aufrührer, die Volkspartei , stets die härtesten Dann aber folgten noch gewichtigere Maßregeln bereit hatte. Artikel, die die Landesherrschaft betrafen.
Dem neuen Statthalter
wollte man weder jest , noch nach dem Tode seines Vaters
eine
Erbhuldigung leisten. Ohne Volbort aller märkischen Städte sollte er keine Landbede erhalten. Nach auswärts wollte man ihm keine Heeresfolge leisten und nur solche Fehden mit durchfechten, die den städtischen Interessen dienten. Desgleichen verpflichteten sich die Städte , für ihren Sprecher auf dem Landtage , ebenso für jeden bedrängten Bürger mit allen Kräften einzutreten. Die Gemeinden der Mittelmark und der Altmark sollten zusammen halten und sich nicht gegen einander gebrauchen lassen. Eine überfallene, angegriffene Stadt auch diese Möglichkeit ward alſo ſchon ins Auge gefaßt wollte man mit allen Kräften unterſtüßen, zunächst mit den Mitteln der Nachbarstädte. Der Entwurf ist zwar wahrscheinlich nie zum rechtskräftigen Vertrage geworden ; welcher
Wind
Städten, wehte.
aber
er läßt doch mit Sicherheit
augenblicklich,
vornehmlich
in
den
erkennen,
altmärkischen
In der Mittelmark schaute es auch nicht anders
aus, denn sonst wäre der Versuch der altmärkischen Gemeinden, hier Zustimmung zu dem mitgeteilten, durchaus revolutionären Pro gramm zu suchen , nicht erklärlich. In einzelnen Städten trübte zwar ein heftiger Parteikampf der Bevölkerung den klaren Blick für die der
Selbständigkeit durch den
drohenden Gefahren.
Aber die
neuen
rege
energischen Statthalter
Beteiligung
der
märkischen
Kommunen an den Hansischen Versammlungen , denen sie gerade in diesem Jahrzehnt ein auffälliges Interesse entgegenbringen , beweist doch, daß man eine Anlehnung an Lübeck suchte.¹ )
Auch scheint
aus den selbst von kleinen Städten wie Eberswalde 2) z. B. ge= machten Versuchen, sich eine bessere militärische Verfassung zu geben, hervorzugehen , daß man überall in der Mark es für zweckdienlich hielt, gegenüber den noch nicht enthüllten Absichten des neuen Statt= halters gerüstet und im Verteidigungszustande zu ſein.
1) Siehe oben Seite 73. 2) A XII 325.
76
Friedrich hatte auch wirklich eine Zeit lang mit Widerstand
Friedrich
beruhigt Städte.die und Unbotmäßigkeit zu kämpfen . Mußte doch der alte, noch immer beliebte Kurfürst mehrmals zum Gehorsam gegen seinen Sohn auf fordern. ¹) So lange sein Vater am Leben war, hielt Friedrich mit seinen städtefeindlichen Ansichten zurück.
Gerade die altmärkischen Städte,
die doch, wie ihm jedenfalls nicht unbekannt war , der Herd der gegen ihn gerichteten Bewegung gewesen waren , behandelte er mit Sein Schiedsspruch zwischen unzweideutigem Entgegenkommen. Stendal und einigen benachbarten Adligen - es handelte sich um ――――――― Unterhaltung eines Teichs war der Stadt günstig . 2) Dem Nat zu Salzwedel unterwarf er die empörten Bürger. 3) Werben be= freite
er wegen
erlittener
Brandschäden
von
der
Zahlung des
Schosses . *) Gardelegen, das er verpfändete, beruhigte er durch einen Schadlosbrief. 5) Friedrich hat der Punkt des väterlichen Testamentes , wonach die Altmark und die Priegniß dereinst an seinen gleichnamigen, noch unmündigen Bruder fallen sollten , sicher mißfallen .
Er hat sich
nachher lange gegen die Herausgabe der Erbschaft geſträubt.
Denkbar
wäre es also, daß er mit Hilfe der Bevölkerung die beiden wichtigen. Landschaften beim Kurfürstentum zu erhalten gehofft und darum ſelbſt die ihm feindseligen Städte durch wohlwollende Behandlung für seine Absichten zu gewinnen versucht hätte. Doch dem sei wie ihm wolle.
Friedrichs behutsames Auftreten
hat jedenfalls die erregten Gemüter in der Altmark versöhnlicher gestimmt.
Die Städte, die sich vordem verbunden und verschworen
hatten, ihm gar nichts zu bewilligen, übernahmen die Bürgschaft für ein größeres
von ihm
in Lüneburg
aufgenommenes
Darlehn.®)
Bei einer Fehde gegen den Lauenburger Herzog leiſteten die Städte der Altmark und Priegniß Heeresfolge.7) An einen Angriff auf die Städte schien Friedrich überhaupt Eher beschäftigte ihn ein Vorstoß gegen Mecklen nicht zu denken. burg oder Pommern, zu welchem Zwecke er von Perleberg ein Ver zeichnis der erlittenen Beschädigungen verlangt haben . mochte. ) Im 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)
C III 54. B. U. B. 364. A XV 253. 28. September 1437. A XIV 262. 23. Juli 1438. A VI 417. A VI 122. 1437 26. Dezember. A XV 254. Leibnitz, Scriptores III . Chron. Luneburgicum. 1438 11. Jañuar. A I 185.
Seite 215 .
77
übrigen zog er von Ort zu Ort ; Berlin mied er nicht mehr scheu wie sein Bruder, sondern war alle
Augenblicke dort und konnte
so den Parteikampf aus nächster Nähe betrachten , der das eben erſt geeinte Gemeinwesen Berlin-Köln zerrüttete . Als der alte Kurfürst im Jahre 1440 die Augen geschlossen hatte , fand Friedrich , so weit wir sehen , keinen Widerstand mehr. Auch das Mißtrauen der Städte gegen ihn war geschwunden. Die Huldigung in den verschiedensten Landesteilen ging
ohne
Zwischenfall vor sich. Der neue Landesherr bestätigte die kommu nalen Privilegien in vollem Umfange. In Berlin zich man sich aber nachher sträflichen Leichtsinns ,
weil man es unterlassen hatte,
den Kurfürsten durch Schwur und Anrufung der Heiligen zu ver pflichten. )
Daß man es verabsäumen konnte , beweist ,
daß man
Friedrichs Absichten nicht mehr für verdächtig hielt. An ihn wandte sich auch Eberswalde in einem Streite mit dem Choriner Kloster, und Berlin und Frankfurt in einem Prozeß mit dem Kaufmann Hans Lange. bei der Vehme vorgebracht.
Lezterer hatte schon seine Ansprüche Der Kurfürst aber , der ebensowenig
wie sein verstorbener Vater die Gerichtsbarkeit der Freigrafen in Brandenburg dulden wollte, trat auf die Seite seiner Städte.2) Noch ein zweites mal wurde in den Spreeftädten seine Ent scheidung begehrt. Der Vertrag vom Jahre 1432 und sein wesentlichster Bestand teil, die Vereinigung Berlins und Kölns , war weiten Kreisen der Bürgerschaft, wohl vornehmlich der Kölnischen , wieder lästig ge= worden.
Außerdem gab es fortwährend innere Unruhen , durch die
Schickung böser Leute, wie das Stadtbuch meldet, womit wahrschein lich die die Ratsfähigkeit verlangenden Männer der niedern Bürger schaft gemeint sind. )
Friedrich, dem von der dem Rate feindlichen
Partei das Schiedsrichteramt Stadt ,
erledigte
die
übertragen wurde ,
Streitfragen ,
willfahrte
erschien in der
den
vorgetragenen
Wünschen, die in erster Linie auf Lostrennung Kölns von Berlin und auf die Beteiligung von Gilden und Gemeinheit an der Stadt
¹) B. U. B. 374. 2) B. U. B. 368, 372. 3) Wenn nicht etwa die Unruhen Folge einer Hungersnot gewesen sind. Eine solche war infolge falten Winters im Jahre 1442 im benachbarten Pommern nach Beckmanns Strals. Chronik ausgebrochen. Mohnike u. Zober, Strals. Chroniken, Seite 83.
1
78
verwaltung hinausliefen , machte sich zugleich aber zum Herrn der beiden Städte. Über den wichtigen , merkwürdigen Vorfall haben wir leider nur unzureichende Nachrichten . Wir besißen den Bericht des Fort sezers des Detmar, ' ) der wertvoll ist, weil er mitteilt, was man in Lübeck über die Begebenheit erfuhr und wie man sie beurteilte, und die spätere Erzählung des Herganges bei Hafftiß, die aber ungenau ist und zwei oder drei Ereignisse ineinandermengt , überdies noch unter falscher Jahresangabe . ") Dazu kommen noch zwei Urkunden.
Die erste vom 26. Februar
1442 besagt :) Kurfürst Friedrich wird von den dem Rate feind lichen Elementen zur Entscheidung
ihrer
Die Ratsherren legen ihre Ämter in und liefern ihm die Schlüssel aus. ganze Stadt bittet ihn nun , einen
Streitfragen
angerufen.
die Hände des Kurfürsten
Die Stadt ist ohne Rat. Die neuen Rat zu ernennen , was
Friedrich auch sowohl in Berlin wie in Köln, deren Verbindung er auflöst, thut.
Er beruft in denselben Männer aus den vier Werken
und der Gemeinde, aus welchen Bestandteilen der Bürgerschaft auch in Zukunft der Rat vorzugsweise zuſammengeseßt sein solle.
Doch
jolle er, der Kurfürst, das Recht haben, die neugewählten Magistrats personen ablehnen oder bestätigen zu dürfen, zu welchem Zwecke ihm von jeder vollzogenen
Wahl Mitteilung gemacht
werden müßte.
Seine Zustimmung ist zu allen Bündnissen des Rats erforderlich. Die bisherigen Städtebündnisse sind kraftlos uud hören auf. Die zweite Urkunde ist vom 29. August desselben Jahres .
In
der zwischenliegenden Zeit weilt Friedrich meist in der Altmark oder an der Nordgrenze. Die zweite Urkunde¹) enthält die Erklärung der beiden Städte Berlin und Köln, worin sie auf Niederlage und Gerichte verzichten und dem Kurfürsten einen geeigneten Plaß zum Bau eines Schloſſes abtreten.
In den einleitenden Säßen wird von der schweren Un
gnade, in die die Städte beim Landesherrn gekommen, und von der mannigfachen Schulde und Ansprache, die er zu ihnen habe, gesprochen . Das Dorf Tempelhof läßt ihnen Friedrich unter der Wahrung der landesherrlichen Gerechtsame.
¹) 2) 8) 4)
Grautoff, Lüb. Chroniken. II, 83. Hafftitz 62. B. U. B. 378, 383. 29. August 1442. B. U. B. 381 .
79
Aus diesen urkundlichen Nachrichten , die aber unter sich jeden Zusammenhang vermiſſen laſſen, und den dürftigen Mitteilungen bei den erwähnten Schriftstellern dürfte sich folgender Hergang der Be gebenheit als wahrscheinlich herausstellen. Die niedere Bürgerſchaft ruft den Kurfürsten gegen den Rat zu Hilfe.
Dieser wiederum liegt ,
wenn wir der Nachricht bei
Hafftig Glauben schenken dürfen, im Streite mit den Stadtbehörden . Den Rat behan= Er nimmt das angebotene Schiedsrichteramt an . delt er dabei mit auffälliger Schroffheit.
Er entfernt ihn nicht nur
für jezt von der Stadtleitung , sondern er trifft auch Vorkehrungen, um den Einfluß der Geschlechter für immer zu brechen.
Dieses
harte Verfahren gegen den Rat kann doch nicht allein darin seinen Grund haben, daß Friedrich als Schiedsrichter dessen Sache als die schlechtere erfand.
Es müssen zwischen Rat und Kurfürsten schon
vordem Streitpunkte gewichtiger Art bestanden haben.
Es wäre
sonst auch gar nicht die große Mutlosigkeit der Ratsherren zu er klären, der Verzicht auf alle Ämter, die Übergabe der Thorſchlüſſel u. s. w., wenn Friedrich nur ihr Schiedsmann, nicht ihr Feind ge wesen wäre. Solche Streitpunkte lassen sich mit ziemlicher Sicherheit fest= stellen. 1. Nach Hafftig Nachricht hat der Kurfürst gleich nach der Huldigung ein Stadtthor verlangt, ohne damit bei dem Rate durch zudringen.
Die Nachricht ist recht glaublich, da Friedrich, wie wir
oben gesehen haben, schon während seiner Statthalterschaft ſehr häufig in Berlin ſeinen Aufenthalt genommen hatte und daher aller Wahr scheinlichkeit nach wegen des Einreitens mit den Stadtbehörden in Streit gekommen sein mußte. Ein zweiter Streitpunkt wird das Dorf Tempelhof betroffen haben , das in der zweiten Urkunde eigens erwähnt wird . Die stürmische Art der Erwerbung und der fehlende landesherrliche Conſens wird Friedrich Anlaß gegeben haben , hier Ansprüche zu erheben, die er allerdings dann fallen ließ.
Auch hat die Stadt vielleicht
den Versuch gemacht , diesen ihren Besit ins Stadtrecht zu ziehen . Darauf deutet wenigstens die Stelle in der Urkunde, die die landes herrlichen Gerechtsame in Tempelhof scharf betont. Drittens wird der Kurfürst beabsichtigt haben , eine Reihe von fürstlichen Rechten und Besizungen, die pfandweiſe oder käuflich von der Stadt erworben worden waren, wieder in seine Hand zu bringen. Seine ganze Regierung ist von diesem Bestreben erfüllt und Berlin
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hat sich noch mehrmals zur Herausgabe landesherrlicher Besißstücke verstehen müssen. Wann Friedrich mit dieſen Forderungen, die er vor der Unter werfung an den aristokratischen Rat gerichtet haben mag , an den neuen demokratischen Rat herangetreten ist, läßt sich nicht genau be stimmen. Eine Ablehnung seiner Vorschläge, wie sie ihm in dem patrizischen Rate begegnet war, hatte er von den neuen Machthabern, die er ganz in seiner Hand hatte, nicht zu gewärtigen . Den ganzen Sommer über , faſt ein halbes Jahr , ist er von Berlin fortgeblieben.
Nur gegen die Mitte des April ist er noch
einmal auf wenige Tage aus der Priegniß nach Berlin gekommen, um sofort wieder ebendahin zurückzukehren .
In den
Spreeſtädten
müſſen zur Zeit ungeordnete Zustände geherrscht haben ; wenigstens ist uns bezeugt, daß in Köln seit Februar erst wieder am 17. Mai ein Gerichtstag stattgefunden hat. ')
Friedrichs kurze Anwesenheit in
Berlin scheint eine Wiederkehr geordneter Zustände zur Folge gehabt zu haben. Er hat vielleicht in diesen Tagen die neuen Vorschriften über den Amtsantritt der Ratspersonen erlassen. Anfang Mai weilt Friedrich schon wieder an der Nordgrenze ; von da geht er in die Altmark.
Doch ist er auch in der Fremde
anhaltend damit beschäftigt, seine neu gewonnene Machtſtellung über Berlin und Köln zur Erfüllung seiner lang gehegten Wünsche zu benußen. Sein nächstes Ziel ging auf Begründung einer Reſidenz. Friedrichs Hang zum städtischen Leben ist bekannt. Er wußte den Wert und die Annehmlichkeit wohl zu schäßen , die die Städte für fürstliche Hofhaltungen und Zusammenkünfte besaßen. Voll Stolz erwähnt er einmal seinem Bruder Albrecht gegenüber (es handelte sich um einen Fürſtentag), er habe in ſeinem Lande Städte genug, 2) die sich zu fürstlichem Aufenthalte eigneten. Er und ebenso Johann Cicero haben im Gegensaß zu Albrecht und Friedrich I. die hohe Bedeutung , die ein fester Regierungssit für das ganze Land habe , erkannt , während jene ein Umherziehen im Lande, ein Hofhalten heut an dem, morgen an jenem Orte, für förderlicher erklärten. Wir sehen auch, daß Friedrich, selbst wo er fern von Berlin weilte, die Gründung der Residenz eifrig betrieb.
Von Tangermünde
¹) Pusthius Chron., Seite 12, ad 1442. Feria V. ante festum pente costes facta est dies juridica prima in Cöln post destructam unionem civitatis. 2) ,, so wir selber Stete gnugk haben." C I 525..
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aus vergiebt er an einen seiner Hofdiener , den Trompeter Johann Schwanenschnabel, ein Freihaus¹ ) in Berlin.
Man erkennt aus der
Urkunde, daß die kurfürstlichen Getreuen sich schon in Berlin anzu siedeln beginnen . Um aber mit Sicherheit und Befriedigung in der Stadt leben zu können , mußte der Fürst gewisse Herrschaftsrechte über sie besißen. Der Rat durfte kein Recht haben, die Größe seines Ge folges zu bestimmen, der Fürst mußte frei ſein von den kleinlichen ſtädtiſchen Polizeimaßregeln, er mußte bei Händeln zwiſchen Bürgern und ſeinem Gesinde , die ja nicht ausbleiben konnten , in der Lage ſein, für die Seinigen einzutreten. Friedrich legte hierauf be sonderen Wert. Noch in seinen leßten Regierungsjahren , als er schon mit dem Gedanken der Thronentsagung völlig im Reinen war und nur noch über die Ruhegelder mit Albrecht unterhandelte, er ſchien ihm der Vorschlag seines kargen Bruders, er solle ein Schloß, aber ohne Herrschaftsrechte über das dazugehörige Amt, als Ruheſiß erhalten , ganz unannehmbar.
Der Gedanke dünkte ihm unerträg
lich, seine Hofleute könnten mit den Einwohnern des Burgstädtchens tief drunten am Fuße der Plassenburg in Streit geraten ,
ohne
daß er imftande wäre, die übermütigen Bürger zu bestrafen. Lieber wolle er ein ganzes Reich verlieren , als vor den Bürgern ſo in Ohnmacht dastehen. ") Um aber eine Stadt zu beherrschen , dazu diente am besten ein Schloß in ihren Mauern.
Als
der
Kurfürst
die
Überlassung
eines
Stadtthores
ge=
fordert hatte , mag er an dacht haben.
einen Ausbau des hohen Hauſes ge Jeßt aber erschien ihm dies ungenügend . Es sollte
hier ein Schloß erstehen , das die Zahl der kurfürstlichen Burgen erhöhte und den Gürtel von Festungen , mit denen er das Land sichern wollte , zu schließen geeignet war.3) Verteidigung
der
Residenz
eine
Auch mußte hier zur
zahlreiche Schloßgemeinde unter
¹ ) CI 251. 13. Juli. uf dem berge sitzen 2) C I 526. ,,Auch solten Wir . gleich als der habicht uf eym Rick Und der Burger uch der Zuge horungen nicht macht noch gebot über sy haben , des fünden Wir In Uns selbs noch an Rat nicht zu erleiden . Sich mocht licht einer mit Unsem hofgesind hadern oder uns Uppige wort geben , wenn wir nicht gebott uber sy hetten ; das tet uns weiher unnd möcht uns mer gremen, dann ob wir hir umb ein ganz Land wigeten. " 3) Albrecht Achill nennt (3. herrsch. Buch 124) Berlin unter den sechs großen Landesschlössern. Die andern heißen Potsdam , Saarmund , Spandau, Köpenick, Oderberg. 6 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
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gebracht werden. Zu alledem war ein größeres Terrain erforderlich, über deſſen Überlassung der Kurfürst mit den beiden Städten unter handeln mußte. Lange wird sich auch der neue demokratische Rat gegen dies neue schwer wiegende Begehren , das nun zu den früheren , gleich falls
noch
unerfüllten
Forderungen
hinzutrat ,
gesträubt
haben,
aber daß es wegen dieser Postulate, wie oft behauptet wird , oder aus anderer Ursache zu Unruhen in den beiden Städten gekommen sei, ist
nirgends
bezeugt , ja es
ist
nicht einmal
wahrscheinlich.
Die lange, ein halbes Jahr währende Abwesenheit Friedrichs wäre dann nicht zu erklären ; auch ist die umständliche Reiseroute , die er nahm (von Langermünde über Trebbin nach Spandau), Beweis genug, daß ihn nicht dringliche Angelegenheiten nach Berlin riefen. Am 24. Auguſt iſt er in Spandau, vom 29. Auguſt und zwar aus Berlin , ist die Urkunde datiert , nach welcher Berlin und Köln einen Plaß für den Schloßbau zur Verfügung stellten und das Gericht sowie die Niederlage verloren. Man hat in dieſem Akte eine neue Bestrafung dieser beiden Städte für erneute Widerſeßlichkeit sehen wollen.
Es mag ja manche
Unordnung vorgekommen sein, aber nichts, was eine Bestrafung der Wenn Friedrich ganzen Städte hätte zur Folge haben können. strafen mußte, dann strafte er die Schuldigen und nicht die ganze Stadt. )
Selbst 1448 , wo sich doch Berlin - Köln so schwer gegen
ihn vergangen, hat er doch den Schwesterstädten keine weitere Buße auferlegt, sondern nur die Leiter der Erhebung in eine , allerdings sehr harte Strafe genommen . Wer konnten aber hier die Schuldigen sein ?
Die Demokratie,
die am Ruder saß, gewiß nicht , denn sonst hätte der Kurfürst doch keinesfalls denselben Männern 1448 nach der zweiten Niederwerfung der Spreeftädte das Regiment wiederum anvertraut. Die Aristo kratie kann aber ebensowenig dem Landesherrn zu erneutem Ein schreiten Grund gegeben haben , da gerade sie jezt von Friedrich wieder zu Gnaden angenommen wird und schon im folgenden Jahre wiederum im Besiz einer Anzahl von Ratsstellen erscheint. Es kann somit, was auch immer in Berlin -Köln im Sommer des Jahres 1442 geschehen sein mag
(wenn etwas geschehen ist),
¹) 1468 erklärt er in Gardelegen (Urk. des Stadtarchivs Gardelegen), daß er die Stadt hätte empfindlich ſtrafen können , sich aber begnüge , die Schuldigen zu strafen.
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die Schuld hierfür nur untergeordneten Leuten aufgebürdet werden, für deren Thaten die Geschlechter sowohl wie die Demokratie füglich die Verantwortung ablehnen durften. Um deren Verschulden konnte Friedrich unmöglich die Stadt ſo ſtreng strafen. Auch ein Mißbrauch des Gerichts, der sonst sehr häufig Städten den Verlust des Gerichts zugezogen hat, ist nicht wahrscheinlich , da Friedrich doch nachher den Städten die Ernennung der
Schöppen
überläßt und ihnen auch einen beträchtlichen Theil der Rechtspflege, Polizei und Polizeigerichtsbarkeit gestattet. Von einer Bestrafung der Städte, von einem gerichtlichen Ver fahren gegen sie, ist überhaupt nirgends die Rede.
Deutlich genug
erklären die Bürger ihren freien Willen , was ja nur bei
einer
schiedsrichterlichen Entscheidung , bei einem Vertrage , nicht aber bei einem gerichtlichen Urteil , bei dem willenloſe Unterwerfung Pflicht war , Sinn hätte.
Von einer Sühne für Vorfälle irgend welcher
Art, die den Kurfürsten erbittert, ist in der Urkunde nichts zu finden. Es wird nur ganz allgemein von der Ungnade Friedrichs gesprochen , die ebenso gut eine Folge des langen Sträubens der Bürger , auf seine Vorschläge einzugehen, gewesen sein kann. Das Eintreffen Friedrichs ( Ende August) versezte die Bürger in eine Zwangslage , sie konnten die Forderungen des Kurfürsten nicht mehr abweisen.
Ratmannen von Bernau, Spandau und Frank
frrt a. D., die zu vermitteln verſuchten , erreichten aber wenigstens, daß der Kurfürst eine Reihe seiner Forderungen ermäßigte.
Doch
mußten die Bürger ihm den zum Schloßbau nötigen Plag abtreten und sich zur Rückgabe der ihnen verpfändeten Besißungen verstehen . (Auch im folgenden Jahre mußte der Rat in die Wiedereinlöſung der Spandauer Heide willigen).
Die Bürger bequemten sich zu der
Erklärung , daß die vom Kurfürsten beanspruchten Beſigſtücke , die Gerichte und die Niederlage ehedem zur Markgrafschaft gehört hätten und jet an sie zurückfallen sollten.
Von einer Entschädigung, die
an die Städte gezahlt wurde , erfahren wir nichts .
Doch giebt
Friedrich dem Nate das Recht , die Schöppen zu erwählen und Übermut , Selbsthilfe und Gewalt in der Stadt niederzuhalten. Auch befreit er Niederlage.
bürgerliches
Gut
von
der
jezt ihm
gehörenden
In Bezug auf den dritten Streitpunkt , das Dorf Tempelhof, giebt Friedrich nach;
er bestätigt der Stadt ihr Besißtum, jedoch
unter ausdrücklicher Wahrung der fürstlichen Gerechtsame. 6*
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Die Abwickelung der Geschäfte, die Durchsetzung der landes herrlichen Forderungen muß sehr glatt gegangen sein. Friedrich verläßt auch, nachdem er am 1. September noch die Schöppen in Pflicht genommen, ¹ ) schon am 2. oder 3. September wieder die Stadt.
Berlin und
Den beiden Städten ist er ,
KölnUnter nach der seitdem entschieden wohlgesinnt. werfung
Briefe.
erfreut über ihre Zugeständnisse, Das äußert sich im Tone seiner
Die Aristokratie, die sich in lezter Zeit besonders dienſt
beslissen gezeigt haben mochte, um der Popularpartei den Rang ab= zulaufen, wird wieder zu Gnaden angenommen . Berlin und Köln waren seit dem 26. Februar aus der Reihe der selbständigen Städte ausgeschieden.
Sie mußten seitdem alle
Forderungen des Landesherrn, mochten sie betreffen was sie wollten, gutheißen.
Sie hatten jezt schon die Niederlage , die Gerichte ver
loren , ein Schloß dulden müssen, weiteres stand ihnen noch bevor. Inzwischen richtete sich der Berliner Rat ,
der nun Vertreter
aller Stände umfaßte , so gut es ging in den neuen Verhältnissen ein.
Er ließ Honigbeuten in der Stadt anlegen²) ,
traf mit dem
Kloster Spandau ein Abkommen in Betreff des Fiſchens³ ) und rief den Beistand des Kurfürsten mit Erfolg an , als die Schuhmacher von Frankfurt den Schuſtern der Spreeſtädte den Besuch ihres Re miniſcere-Marktes verwehren wollten.4)
Wie Friedrich hier für sie
eintrat , so bewies er sich auch sonst als
ein wohlwollender Herr.
Er belehnte eine Reihe von Bürgern , er betraute Berliner Bürger meister mit ehrenvollen Kommissionen.
Er zog sie z . B. in den
ständischen Ausschuß5), den er wegen des geistlichen Gerichts berufen hatte, und lud sie ein, ihn auf einer Fahrt zu begleiten, die er zum Zwecke der Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Kloster Zinna und dem Lebuser Bischofe unternahm . 6) Andererseits wurde der Stadtrat bei Übernahme des Amtes von ihm stets an seine Abhängigkeit erinnert.
Auch mußten sich
die Behörden gefallen lassen, daß er, wie oben erwähnt, die Span dauer Heide, einen Pfandbesig von Berlin, wieder einlöſte. ) Schloßbau schritt rüstig vorwärts .
Sein
Friedrich erwarb noch weitere
Grundstücke, eins vom Kloster Lehnin8) , dem er ein anderes Frei haus dafür in Aussicht stellte.
¹) 2) 3) 4)
B. U. B. 383. B. U. B. 390. A XI 102. A XXIII 224.
5) 6) 7) 8)
Von der Stadt Köln ließ er sich
CI 273 1445 . B. U. B. 389. B. U. B. 386. A X 277.
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die Badstube abtreten.¹ ) Er zog Adlige in die Stadt, die sich teils selbst ankauften, oder die er unterbrachte . 2) So stattete er auch seinen Küchenmeister Ulrich Zeuschel , der das Berliner Bürgerrecht gewonnen, mit Nugungen und Rechten freigebig aus.³)
Am 31. Juli 1443 wurde die Grundsteinlegung zum Schloſſe vollzogen. *) Aber wie schwer es dem Rate bei allem guten Willen wurde, Konflikten aus dem Wege zu gehen, bewies ein unbedeutender Vor fall, der sich im Jahre 1446 auf den Straßen Berlins abspielte. Ein Fremder (ein uthländischer Mann) verübte Unfug in der Stadt, bedrohte und verwundete einen Mönch und ward dafür vom Rate gefangen gesetzt. Der Rat war dabei der Meinung gewesen , er sei troß des Verlustes der Gerichte befugt, Selbsthilfe , Gewalt und Übermut " in seinen Mauern niederzuhalten.
Der Kurfürst nannte
aber das Vorgehen des Rats einen Eingriff in seine Rechte und zwang die Stadtbehörden , den Übelthäter schließlich gegen Urfehde freizugeben. 5) So auf allen Wegen gehemmt und gedrückt , fühlten die Rat Versuche, die Freiheit mannen in den beiden Städten , wie viel sie verloren . Auch die wieder zu erringen. Bürgerschaft murrte. Dort ragten schon die Grundmauern des neuen Residenzschlosses empor.
Alle Straßen der Stadt erfüllten
fürstliche Gefolgsmannen; ein Teil von ihnen dachte schon daran, in den Städten seßhaft zu werden , ohne daß er irgend welche bürger liche Last auf sich zu nehmen gemeint war. In den Trinkstuben wurden Schmähreden gegen den Kurfürsten laut.
Man ballte die Faust,
vorerst allerdings nur in der Tasche. Aber darin war alles einig : wenn man ihnen draußen in der befreundeten Welt die Hand böte, dann wollte man losschlagen und die verlorene Freiheit wieder gewinnen. Und in den befreundeten Städten liefen seltsame Ge rüchte um ; da erzählte man von den armen Berlinern , von dem bösen Markgrafen, von den zerrissenen Freiheitsbriefen.
Das käme
von der Zwietracht der Bürger , statt der alten Freiheit drückende Knechtschaft. )
1) Cod. cont. I 214. 2) vgl. B. u. V. 387. *) A XI 363. 4) 1443 31. Juli. B. U. B. 388 . 5) B. u. B. 393. 6) Der Bericht des Fortsetzers des Detmar wird ein Niederschlag solcher Erzählungen sein. (Sello.)
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Einigkeit war notwendig , sollte der große Wurf gelingen , ſie war die Vorbedingung, wenn überhaupt der Versuch gewagt werden sollte, die alte Freiheit wieder zurückzuerobern .
Die Patrizier waren
durch ihr Ansehen, durch ihre Erfahrung und ihre Geschichte die be rufenen Führer im Kampfe.
Es ging eine freudige Erregung durch
die von neuer Hoffnung belebten Massen. seits .
Nur wenige standen ab
Das waren zunächst einige der Männer von 1442, die ver
mutlich infolge ihrer eigenen Unfähigkeit schließlich wieder von den Geschlechtern
verdrängt
worden waren und sich um die Früchte
ihres verhängnisvollen Verrats gebracht sahen.
Dann eine Reihe
zugewanderter Edelleute , wie z. B. Balthasar von Boytin, dem durch Erbschaft bedeutendes bürgerliches Eigentum zugefallen war und der nun im Rate der Stadt saß. halb ,
weil
er
die
allgemeine
Boytin kam, wohl des
Strömung
bekämpfte ,
liche Händel , die ihn nötigten , Berlin zu verlaſſen .
in
ärger
Von draußen
ersuchte er den Rat brieflich um freies Geleit zum Verkaufe seiner Besizungen. ſchaffen ,
Der Rat aber wollte oder konnte ihm dies nicht ver
troßdem auch Friedrich für
seinen
Getreuen
eintrat.¹ )
Balthasar sagte daraufhin dem Rate Fehde an²), die er ſofort und nicht ohne Glück eröffnete . Der Rat mußte wissen, daß die Verweigerung des Geleits für Boytin eine Beleidigung des Kurfürsten einschloß, die dieser nicht dulden konnte. zu bieten.
Aber er wagte es schon , auch diesem die Stirne
Die Verhältnisse lagen für das Berliner Unternehmen gar Nicht bloß war Friedrich durch die Pommerschen nicht ungünstig. Händel in Anspruch genommen , seine Macht hatte auch durch die eben erfolgte Abtretung der Altmark und der Priegniß an seinen Zudem war er in Bruder eine beträchtliche Einbuße erfahren . Streitigkeiten mit dem Lauenburger Herzog geraten und dieser hatte sich mit den Städten Hamburg und Lübeck gegen die Mark ver bunden.³) Somit war auch , da das Oberhaupt der Hanse mit dem Kurfürsten auf gespanntem Fuße stand , auf Hilfe von dem Bunde zu rechnen. Berlin und die Hanje.
Am 26. Februar 1442 hatte der Kurfürst zwar jede Betei ligung an inländischen und ausländischen Städtetagen streng unter
1) B. U. B. 395. 2) B. U. B. 398. ³) 1447 2. Juli. B IV 396. 451, 454, 458 u . a.
vgl. auch Cod. dipl. Lub. VIII 447,
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jagt. Das Verbot hatte auch jedenfalls eine Zeitlang abschreckend gewirkt; selbst die Städte der Altmark, die sonst die Brücke zwischen den Brandenburgischen Gemeinden und der Hanſe bildeten , wagten zunächst nicht, die Tagfahrten zu besenden.
Aber die Zugehörigkeit
zur Hanse war darum doch nicht gelöst. Die norddeutschen Städte hatte der Fall Berlins beſorgt ge= macht ; sie begannen an Maßregeln für die denken.
eigene Sicherheit zu
Ein Lüneburger Städtetag vom 16. Juli 1443¹ ) beriet
über ein festes Bündnis zum Schuße der städtischen Selbständig= keit, zur Aufrechterhaltung der Verfassung gegen innere Feinde und zum gegenseitigen Beistand gegen die Fürsten. Am 30. Auguſt 2) desselben Jahres ward der hier besprochene Entwurf zu Lübeck zum Beschluß erhoben.
Dem Bunde wurde, gemäß dem Lüneburger Pro
jekte , eine festere Organisation gegeben , er wurde in drei Drittel eingeteilt ;
die
mittelmärkischen
Städte
wurden
dem
wendischen
Drittel, dessen Vorort Lübeck war , zugewiesen , während die fünf in dem Rezeß aufgeführten altmärkischen Gemeinden unter Hamburg, als Vorort, gestellt wurden.
Die altmärkischen Städte hatten sich
an dem Lüneburger Tage nicht beteiligen können, weil der Kurfürft zur selben Zeit in der Altmark weilte und sie unter seinen Augen seine Gebote nicht übertreten konnten. Sie schrieben daher diese Versammlung
großen Einfalls wegen, der ihnen begegnet sei ," ab,
erklärten sich aber zur Haltung ihnen annehmbarer Beſchlüſſe bereit.³) An den Lübecker Tagen haben sie sich aber vielleicht direkt beteiligt. Wenigstens
erklärt Stendal , seine Ratsherren nicht zu einem um
dieselbe Zeit vom Kurfürsten nach Frankfurt a. D. berufenen all gemeinen märkischen Landtage senden zu können,4) vermutlich weil diese sich zur Zeit an der Trave befanden. Die Städte der Mittel mark waren auf dem Lübecker Tage allerdings nicht vertreten ge wesen, aber Lübeck hatte vorher Umfrage gehalten und sich um ihre Zustimmung bemüht ; am 25. Juni hatte es die Städte, über die es die Aufsicht üben sollte , zu einer Vorbesprechung nach Stralsund geladen.5) Von den märkischen Städten , deren ſchwierige Stellung es würdigte, verlangte es gar nicht, daß sie ihre Ratsherren zu der Ver sammlung senden sollten.
Es stellte ihnen anheim , entweder ihre
') Hanſerezeſſe ed, v. d . Ropp , III, Seite 24. 2) ibid. Seite 35. 1443 14. Juli. Ropp III , Seite 24. 4) Urk. des Berl. Geh. Staatsarchivs 27. September 1443. Ost- und Westpr. Ständeaften, II, 589. 5) Cod . dipl. Lubecensis VIII 178.
vgl. auch
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Schreiber statt der Ratsmitglieder zu schicken , was weniger auf fallen konnte , oder aber ihre Vollmacht an andere Städte zu über tragen. Das leßtere wird wohl geschehen sein, und so finden wir Berlin, Brandenburg und Frankfurt in der Matrikel vertreten. Das große Entgegenkommen, das Lübeck den märkischen Gemeinden durch Dispensation vom
Besuch der Kongresse erwies , zeigt, daß man
in den hansischen Kreisen Wert darauf legte , sich die märkischen Städte zu erhalten.
Hatte doch ihr Bund in der kurzen Zeit seines
Bestehens eine große Regsamkeit und vielversprechende Rührigkeit an den Tag gelegt. Auf der großen hansischen Versammlung vom 10. Juni 1447, ¹) woſelbſt eine neue Einteilung des Bundes in vier Viertel beſchloſſen wurde, sind die märkischen Städte , teils durch eigne Sendboten, teils durch Vollmachten , vertreten .
Auch hier wird jeder einzelnen
Stadt energischer Schuß zugesichert, für den Fall, daß sie durch Fehde oder Kränkung ihrer alten Rechte bedrückt würde, oder wegen Teil nahme an dieser Vereinigung , die übrigens geheim bleiben ſollte, in Ungelegenheiten käme. Wenn solche Bundessaßungen , solche papierne Rüstungen Schuß bieten konnten , dann war Berlin vor trefflich gerüstet. Die märkischen Städte.
Minder erfreulich waren die Verhältnisse des märkischen Städte bundes. Hier , wo man die Machtstellung des Kurfürsten genau kannte , gab man sich nicht so fanguinischen Hoffnungen hin , wie die Berliner. Von den hansischen Bündnissen mochte man sich nicht direkt ausschließen , da es für Frankfurt als Handelsplaß und für Brandenburg als
sehr
junges
Mitglied
des Bundes
leicht üble
Folgen haben konnte ; aber zu einer Erhebung gegen den gewaltigen Landesherrn mochte man keine Hand bieten. Frankfurts Kaufmanns aristokratie hielt sich klüglich zurück und Brandenburg, das sich das ganze Jahrhundert hindurch der Leitung vorsichtiger und diplomatisch gewandter Ratsherren
erfreuen durfte , war sogar bemüht , durch
allerlei Gefälligkeiten dem Kurfürsten seine Ergebenheit zu beweisen. Es stellte der nach Sachsen reisenden Gemahlin Friedrichs Pferde ; es lieferte Steine zum Bau der Zwingburg Berlins.2 )
Die kleinen
Städte, die durch Wegzug wohlhabender Familien , durch Brand schäden und Kriegsunfälle seit langem in unaufhaltsamem Nieder gange begriffen waren , bedeuteten nichts mehr. Berlin wird bei
1 ) Cod. dipl Lubecensis VIII 478 . 2) A IX 160.
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allen diesen Städten vorher angeklopft und ermunternde Worte ge hört haben , obwohl die Bereitwilligkeit , das gegebene Wort einzu lösen, nirgends eine große war. Auch bei einigen Fürsten sollen die Spreeſtädte um Hilfe ge worben haben, so vielleicht bei Friedrichs Feinde, dem Lauenburger. Der Kurfürst von Sachsen hat wahrscheinlich dem Vorhaben Berlins dasselbe Entgegenkommen erzeigt , wie den Nürnbergern im Mark grafenkriege.
Bernd Ryke , der Führer der Bürger während des
Aufstands, fand dann bei ihm eine Zufluchtsstätte.¹ ) Den Berlinern müssen die Verbindungen , die sie nach allen Erhebung der Städte. Seiten hin angeknüpft hatten, ausreichend erschienen ſein, um, auf ſie geſtüßt, das große Werk zu wagen . Als die Seele der Unab hängigkeitspartei erscheint nach allen Berichten der Bürgermeister Bernd Ryke. Daß der Kurfürst von dem nahen Spandau aus die Bewegung nicht im Keime erstickte , ist in der That wunderbar.
Unmöglich
konnte er über die Absichten der Bürger im Unklaren sein, da sie ja das Gespräch in allen Weinkellern bildeten 2 ) und die Berliner Briefboten auf allen Straßen dahinjagten .
Entweder müssen ihn
die Leiter des Aufſtandes zu täuschen verstanden haben, oder andere dringliche Geschäfte , wie etwa die Auseinandersetzung mit seinem ungeduldigen Bruder,
ihn
ganz
in
Anspruch genommen
haben.
Dann mochte er seine schon in Berlin untergebrachte, zahlreiche Beamtenschaft für stark genug halten, die Stadt zu behaupten. Er scheint keine Ahnung gehabt zu haben von der Stärke der Bewegung, die, sobald ein Anlaß zum Losschlagen gefunden war, mit überraschender Kraft hervorbrach. Die Bauherren des Schlosses hatten , um den Graben der Burg mit Wasser zu füllen, die Spree durch eine Arche gestaut. Das wurde in der Stadt als unberech tigter Eingriff verschrieen. Das Volk rottete sich zusammen. Die Man stürmte das hohe lang verhaltene Wut machte sich Luft. Haus, die alte Residenz der brandenburgiſchen Markgrafen, erbrach das Archiv , verjagte die fürstlichen Beamten . Das alles war das Werk weniger Tage. Die Grundmauern des neuen Schloßbaues zog man, da sie nicht in der Eile demoliert werden konnten, durch einen Blockzaun in die Befestigungen der Stadt . folgter,
Ein sofort er=
maßvoll gehaltener Befehl Friedrichs , die Arche
1) Hafftitz Seite 62. 2) B. u. B. 405 Nr. 1.
wieder
90 herzustellen , ¹ ) fand keine Beachtung.
Die alte Verfassung vom
Jahre 1432, die Union der beiden Städte wurde wieder hergestellt. Eine Reihe von Verschreibungen, die die Bürger jezt bereuten und die man im erbrochenen kurfürstlichen Archive vorfand, wurden ver nichtet. Man schien es förmlich darauf angelegt zu haben , den Kur fürsten empfindlich zu kränken. Friedrich bekannte auch , in diesen Tagen manches erlitten zu haben, was ihn mehr schmerze , als der Verlust von 30 000 Gulden.
Man hatte seine Briefſchaften durch
wühlt, seine Getreuen verjagt oder in den Kerker geworfen. diesem letteren Punkte war er bekanntlich besonders reizbar .
In Er
wollte, daß die Bürger in den kurfürstlichen Beamten die Diener ihrer Herrscher ehrten, und säumte nicht, fie mit Strenge zu be strafen ,
wenn sie
gegen
sein
Gefolge Ausschreitungen
begingen.
Solche Vergehen nicht strafen zu können, schien ihm, wie oben er: wähnt worden, noch im hohen Alter unerträglich.
Friedrich führte in einem langen Schreiben , das er — das Datum ist nicht bekannt -- an die Stände richtete, 2) alle die Un bilden aus, die er von den Berlinern erlitten. Aus den Ständen bildete er einen Gerichtshof, vor den er die Berliner und Kölner, deren neuerdings erfolgte Wiedervereinigung er gleichfalls entschieden mißbilligte, lud. Die Städte, die ihre Verurteilung vor diesem Gerichtshofe voraussehen mußten, sandten doch einen Vertreter zu den Gerichtsverhandlungen, den aber Friedrich als Geisel für seine Besonders in Berlin gefangen gehaltenen Getreuen zurückbehielt. wirksam und den Berlinern verderblich waren die Rundreisen, die Friedrich nach den verschiedensten Städten unternahm, um sie bald durch Zureden, bald durch Drohungen von einer Unterstützung der beiden empörten Gemeinden abzubringen. Da
kam bald
Trübung
in die allgemeine Freude
an der
Spree. über die Stellung der meisten Städte verbreiten eine Anzahl von Briefen, die wir noch besigen, Licht.
Diejenigen Schreiben, die
vom Anfange der Erhebung bis zum Beginn des April ſtammen, lauten im allgemeinen für Berlin günstig, sie zeigen, daß die hier Die herrschende Begeisterung auch anderwärts geteilt ward. folgenden beweisen die überall rasch eingetretene Mutlosigkeit und 1) 18. Januar 1448. 2) B. u. B. 404.
B. U. B. 396.
91
das Umschlagen der Stimmung. Ratsherren von Mittenwalde ¹) erschienen zum Beispiel beim Ausbrechen der Rebellion zu Berlin und
versprachen Hilfe.
gleichfalls Beistand zu. handlung.
Neu- Ruppin2 )
und
Prenzlau³ ) sagten
Lezteres zunächst für die gerichtliche Ver
Aber die Botschaften der Städte, die Friedrich aufgesucht
hatte, lauteten gar nicht ermutigend.
Eberswalde¹) erklärte , daß
der Kurfürst ihm das Recht seiner Sache auseinander gesezt hätte, drum werde es zu ihm halten.
Spandau schrieb5) dem Berliner
Rate ein paar Zeilen höflichen Bedauerns,
teilte ihm aber mit,
daß es ihm keinerlei Durchzug durch die Stadt, kein Geleit für seine Boten gestatten könnte.
Nur Neu- Ruppin verweigerte seinem
Herrn, dem Grafen von Lindow , die Heeresfolge , die dieser als märkischer Vasall gegen Berlin leistete und selbst von seiner Stadt forderte.
Die Städte der Altmark mochte Friedrich der Jüngere,
der sich zur Unterwerfung der Berliner mit seinem Bruder ver bunden hatte , im Zaume halten. Die Gemeinden der Hanse warteten jedenfalls erst ab , ob ihre Hilfe von nöten sein würde, indem sie ihren Saßungen gemäß zunächst die Unterſtüßung der Berliner den märkischen Bundesgliedern anheim stellten. Dies Ausbleiben jeglicher Hilfe äußerte seine Rückwirkung auf Als nun gar Balthasar Boytin die Stimmung der Bevölkerung . und auch der Kurfürst mit raſch aufgebotenen Truppen ) Fortschritte machten, entsank einem großen Teile der Bürgerschaft der Mut. Vornehmlich die Gewerke und unter diesen die Schuhmacher erscheinen schwankend .
Ein Schuhmacherprivileg , das der Rat am
7. April erließ, 7) worin er den Mitgliedern dieſes Gewerks
das
Monopol des Lederkaufs gab und fremde Gesellen vom Meister werden in Berlin und Köln ausschloß, scheint darauf berechnet ge= wesen zu sein , diese wichtige Innung bei der Sache der Unab hängigkeit festzuhalten.
Da aber der Kurfürst nach der Unter
werfung der Städte einen Vertreter des Schuhmachergewerks®) zum
1 ) A XI 245. 2) B. U. B. 396. 11. Februar 1448 . 3) 4. März 1448 . ibid . 398. 4) 10. April 1448. A XII 328. 5) 4. Mai 1448. B. U. B. 400 . 6) Er hatte auch den Hochmeister um Hilfe gebeten (Vogt , Orden VIII, 175, Anm. 3, 1448, Drei Könige), auch Friedrich d. I. hatte sich mit ihm ver einigt. B. U. B. 391 . 7) B. U. B. 398. 8) Claus Schulze wird 1448 am 27. Mai Bürgermeister von Berlin (B. u. B. 402) ; daß er Schuster war, geht aus Seite 418 , Urk. 179 ibid. hervor.
92
Bürgermeister Schluß ziehen ,
von Berlin
ernannt
hat ,
dürfen
daß die Versuche des Rats ,
wir
wohl
den
die Schuhmacher zu
gewinnen, vergeblich gewesen sind . Die Mutlosigkeit, die sich eines großen Teiles der Bürgerschaft bemächtigt hatte, nötigte auch die leitenden Kreiſe, ernstlich an Unter handlungen zu denken. Nieder werfung des
Die Nachricht bei Hafftiß, wonach durch den Verrat oder das
eigentümliche Verhalten eines Berliner Bürgermeisters dem Kur Aufſtandes. fürſten die Bezwingung der Spreestädte erleichtert worden , wird schon durch die harte Strafe widerlegt, die nachher alle drei Bürger meister getroffen hat. Der Hergang bei der Niederwerfung des Aufstandes ist im einzelnen nicht näher bekannt.
Fest steht nur :
am 25. Mai¹ ) unterwerfen sich die beiden
Städte der Entscheidung eines in drei Wochen nach Spandau zu berufenden Landtags. Am 27. Mai ernennt2) Friedrich einen neuen Rat für jede Stadt, vermutlich, weil er die jeßt amtierenden, vielleicht auch ohne seine Bestätigung gewählten Behörden nicht anerkennen mochte.
In
dieſen neuen Räten saßen teils Getreue des Kurfürsten (im folgen den Jahre wurde sogar Balthasar Boytin³) Ratsherr), teils die Männer von 1442, auf die Friedrich wieder zurückgriff. Am 19. Juni¹ ) unterwarfen sich Berlin und Köln dem Aus spruche der Stände und verpflichteten sich zur Haltung der Verträge von 1442. Aber troß dieser Erklärung war die Ruhe in den Spreeſtädten noch immer nicht hergestellt.
Noch am 1. September bietet5) der
Hochmeister dem Kurfürsten seine Hilfe gegen
die Berliner an.
Anlaß zu neuen Zwistigkeiten mag die Absicht Friedrichs
gegeben
haben , die Rädelsführer der Erhebung zur Verantwortung zu ziehen, worin die Städte allerdings am 19. Juni gewilligt hatten . Schließlich mußten sie aber doch völlig nachgeben .
1) B. U. B. 400. 2) B. U. B. 402 . 3) Boytin erhält am 12. Mai Lehngüter , die bisher Berliner Bürgern gehört hatten. 4) B. U. B. 402 Vielleicht dürfte die am 21. Juni 1448 „ wegen der Ungnade" des Kurfürsten erfolgte Amtsniederlegung des Spandauer Kloster propstes Tylemann Pellen mit den Berliner Ereigniſſen im Zusammenhange stehen. A XI 106 . 5) Vogt VIII, 175, Anm . 3, de dato Aegidii.
93
In den leßten Tagen des Septembers und den ersten des Oktobers erkennen die furfürstlichen Räte¹ ) über die Vergehen der einzelnen Bürger. Erst im November ist die Anwesenheit Friedrichs in Berlin urkundlich belegt. 2)
Aus den über die untreu befundenen Bürger geführten Listen erfahren wir , daß es überwiegend die Aristokratie war , die den Kampf gewagt, und daß sich ihr auch einige Anhänger der Volks partei angeschlossen hatten, ohne sich jedoch wie diese zu kompro mittieren. )
Die einzelnen Bürger wurden, soweit sie der Rebellion
bezichtigt waren , nach Spandau vorgeladen und dort wieder zu Gnaden angenommen . Einige von ihnen verloren ihre Lehen, andere bezahlten sie von neuem und zwar , wie es scheint , recht teuer. Andere erlitten Geldstrafen, wieder andere mußten auf Summen, die der Kurfürst ihnen schuldete, verzichten. Im ganzen hat Friedrich über 30000 fl. von den Männern von Berlin und Köln erhalten. Die Demokratie, die der Kurfürst wieder an die Spitze der Verwaltung der beiden Städte berufen hatte, vermochte sich nicht dauernd am Nuder zu erhalten . Eine Reihe von Mitgliedern der alten Familien Kölns
und
Berlins erscheinen in den folgenden Jahren wieder im Rate ; ihre Neigung durfte sie kaum dahin getrieben haben, jezt noch unter den veränderten Verhältnissen, unter der steten Kontrolle des Kur fürsten ein solches Amt zu führen . Aber der eiserne Wille Friedrichs , der ihre bewährte ererbte Fähigkeit nicht entbehren Den meisten wollte, zwang sie zur Annahme derartiger Mandate. von ihnen ist der Landesherr übrigens recht bald gesinnt.
wieder wohl
Mehreren , die er mit dem Verluste ihrer Lehngüter be
straft hatte, giebt er dieselben
wieder zurück , 4 ) oder
entschädigt
sie auf andere Weise. Andere , wie Wilke Blankenfelde , erfreuen sich seiner besonderen Gunst und stimmen ihn auch dem ganzen Gemeinwesen gegenüber milder.
Das Recht des Siegelns mit rotem
Wachse, das durch Blankenfeldes Bemühungen dem Rate gewährt wurde, ist ein Zeichen der wiederkehrenden Gnade. Nur einer fiel als Opfer der letzten großen Erhebung.
Bernd
Ryke, der nach allen Nachrichten das Haupt der Unabhängigkeits ¹) B. u. B. 409. 2) A X 366. 3) Siehe Anhang Tabelle. Die Aristokraten sind entschieden die am schwersten bestraften. *) z . B. an Hans Mewes. B. U. B. 432 .
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partei gewesen , wurde , nachdem er sich in Spandau gedemütigt und durch Verlust seiner Lehen und eines beträchtlichen Teils ſeines Vermögens bestraft worden war , aus Berlin verwiesen .
Auch in
Spandau und den andern vier Hauptstädten durfte er sich nicht aufhalten.
Er ging nach Sachsen, wo man mit Friedrich auf ge
spanntem Fuße stand.
Aber, da dieser lezte Vorkämpfer für bürger
liche Selbständigkeit, noch immer ungebrochen an Leib und Seele, gefährlich werden konnte, wurde er, wie man später berichtete, von einem , der Hofedank verdienen wollte , aus dem Wege geräumt.¹) Durch die Volkssage wurde der trozige Republikaner, der durch den Wankelmut der Menge und ihre Zagheit in den Gefahren Habe und Heimat verloren, zum tragischen Helden. Der Schloßbau
ging
ungefährdet
der Vollendung entgegen.
Von Berlin und Köln drohte dem thatkräftigen Monarchen keinerlei Gefahr mehr. Nur noch einmal hat es eine Stadt gewagt, wenn auch nur Das eine Zeit lang dem mächtigen Kurfürsten Troß zu bieten. war Stendal. Die Altmark hatte an dem jüngeren Friedrich einen Regenten, Den der seinem thatkräftigen Bruder in keiner Weise gleichkam. ihrer mit nur er , weil lassen lang Zügel Städten mußte er den Hilfe die übermächtigen schloßgeſeſſenen Adligen niederhalten konnte. Aber es gelang ihm keineswegs, das Raubweſen und die ewigen Fehden zu unterdrücken, weil er stets auf halbem Wege stehen blieb und sich vor ernsthaften Schritten scheute , obwohl er nicht bloß bei seinen Bürgern, sondern auch bei allen umwohnenden Fürsten, vor nehmlich den Braunschweigern, reichliche Unterſtüßung gegen den Adel gefunden hätte. Ein längerer Streithandel mit Stendal , aus dem er sich für sich allein schwerlich hätte mit Ehren ziehen können , wurde durch die thatkräftige Hilfe, die ihm sein Bruder , der Kurfürst , leistete, zu seinen Gunsten entschieden.
Der Streit betraf die Juden.
Die Juden der Mark waren zwar allem Anschein nach nicht eigentlich reich - schon Johann hatte z . B. den Juden von Perle berg ihre Steuern ermäßigen müſſen²) ― aber troßdem immerhin eine landesherrliche Einnahmequelle , die ins Gewicht fiel. Sie wurden darum von den meisten Markgrafen geduldet und geschüßt,
1) Hafftit, Seite 62. 2) 1427 A XXI 265.
95
trog des Widerstrebens der Bevölkerung .
Auch Kurfürst Friedrich
bestätigte ihnen bei seinem Regierungsantritt ihre Privilegien¹ . ) Im Jahre 1446 aber verjagte er sie aus seinen Landen, weil er vom Kaiser dazu aufgefordert worden war. 2 ) Nur in den Kreiſen der höheren Geistlichkeit³) fand Friedrichs Vorgehen und die damit verbundenen Gütereinziehungen
Mißbilligung.
In andern Kreisen,
vornehmlich in denen der Bürger , begrüßte man die Vertreibung der Juden zweifellos mit Freude und war daher um so unan genehmer überrascht , als der Kurfürst seinen Befehl sehr bald wieder zurücknahm und sein Bruder, vermutlich um seiner Geldnot abzuhelfen , betrieb.
ihre
Wiederaufnahme
in
seine
Staaten
mit
Eifer
Friedrich der Feiste siedelte Juden in allen Städten seines Ge bietes an, 4) so in Perleberg, Osterburg, Langermünde und anderen Orten. Er begünstigte die neuen Einwanderer durch verhältnis mäßig geringe Steuerſäße für die ersten Jahre ; 5 ) einzelnen gab er ſogar für dies erste Jahr Steuerfreiheit . 6) Gern gesehen wurde diese Aufnahme von Juden nirgends, aber die meisten Städte wagten nicht , ihrem Landesherrn in der Ausübung eines unzweifelhaften Rechtes entgegen zu ſein. Nur Gewerke und Rat von Stendal widerſeßten sich den Be fehlen ihres Markgrafen so
energisch, daß dieser sich an seinen
Bruder, den Kurfürsten, mit der Bitte um Unterſtüßung wenden mußte.
Dieser, allezeit bereit und entſchloſſen, wo es galt, städtiſchen
Troß zu brechen, erschien in der aufgeregten Stadt und suchte die Bürger umzustimmen. Aber auch er richtete nichts aus . Am 7. November 1453 ermahnte er die Gewerke, die Hauptgegner der Einwanderung der Juden, doch einzulenken und nicht der Herrschaft den Gehorsam
zu
verweigern , da diese mit der Aufnahme der
Juden doch nur ein unbestrittenes Fürſtenrecht ausübe.7)
Dem Rate,
¹) CI 240. 2) B IV 287. 3) So Bischof Bodeker von Brandenburg (A XVI 253) : " Male ergo faciunt principes , qui Iudeos ex cupiditate inauditos et sine justa causa rebus suis spoliant et trucidant seu ad carceres ponunt et si bona quibus sic spoliantur sunt acquisita per usuram , principes tenentur ad resti tutionem. " 4) A XVI 81, 82, 84, XXV 69. Ihre Steuern ſchwanken zwiſchen 3–5 fl. Zum Vergleiche diene die Steuersumme des Krügers vom Tangermünder Schloffe , der auch 5 fl. zahlte. A XVI 84. 6) So ein Tangermünder Jude. ibid . 81 . 7) 7. November. A XVI 248 .
96
der sich darauf berief, daß ja auch der Kurfürst die Juden aus dem Lande gejagt habe ,
erklärte er , daß er damit noch nicht auf sein
Herrschaftsrecht , Juden aufzunehmen , überhaupt verzichtet habe.¹ ) Er bäte den Rat, schloß er, um Fügſamkeit und versicherte ihn als dann seiner gnädigen Erkenntlichkeit.
Die Antwort des Rats (vom
17. November) lautete wieder ablehnend . ")
Die Gilden , die doch
auch ein Wörtlein mitzusprechen hätten , blieben bei ihrer Weigerung, ſie ſeien einmal gegen die Juden.
Dagegen sei er völlig machtlos .
Nun wandte sich der Kurfürst an die Stände .
Er verlangte
von ihnen, sie sollten die von Stendal veranlassen , die Juden bei sich zu dulden, zumal alle andern Städte der Altmark ſchon längst eingewilligt hätten und auch den Gemeinden der übrigen Landesteile die Rückberufung der vertriebenen Juden genehm gewesen wäre . Er würde , fügte er hinzu , nötigenfalls energische Maßregeln an wenden müssen. Auch Friedrich der Jüngere, der schon ungeduldig geworden war, begann zu drohen.
Der Rat fühlte, daß es an der Zeit ſei, einzulenken.
Er wolle , so betonte er in einem weiteren Schreiben , ³) sich ja durchaus nicht gegen die Herrschaft auflehnen , sondern mit Gut und Blut alle Zeit zu ihr stehen.
Die Juden aber könne er trog
dem nicht bei sich wohnen lassen .
Das sei schlechterdings unmög
lich.
Er bitte, dies nicht unbillig aufzunehmen.
Friedrich der Jüngere erklärte dies und ähnliche Schreiben für ausweichend ) und nur darauf berechnet, ihn hinzuhalten ; er verlangte endgültigen Bescheid .
Schon wies er darauf hin, daß die Bürger des
Gerichtes ohne Fug und Recht gebrauchten, und rügte insbesondere ein in Stendal übliches , die Landesherrschaft umgehendes Sühne verfahren.5)
Man sieht ,
es wurde hier schon ein Angriff gefähr
lichster Art gegen die städtischen Freiheiten und Privilegien überhaupt vorbereitet. Es war hohe Zeit , daß sich die Bürger besannen . Und sie erkannten in der That auch, was auf dem Spiele stehe. Der Rat richtete ein Schreiben an die ständische Kommiſſion , die auf Wunsch des Kurfürsten mit der Stadt in Verhandlung getreten war. Der Kurfürst, so führte er darin aus , habe ihm vor einigen Jahren ein Mandat des Papstes und des römiſchen Kaiſers
¹) 2) 3) +) 5)
ibid. 247. 17. November 1453. ibid . 249. A XVI 250. 31. Dezember 1453. ibid. 249, 250. Götze, Gesch. von Stendal, 280.
97
gezeigt, worin die Austreibung der Juden aus der ganzen Christen . heit für ewige Zeiten befohlen worden. Darum habe man die Juden auch aus der Mark verjagt.
Jett möge man keine mehr.
Doch wollte seine Gnaden den Juden Geleit geben, in Stendal zu wohnen, dann würde man nichts dagegen thun.
Das Gericht aber
gehöre der Stadt, er bäte um gütige Fürsprache, sie dabei zu belaſſen.¹) Die Versöhnung kam auch auf dieser vom Rate gewünschten Grundlage im Februar 1454 zu stande.
In der
Judensache gab
die Stadt nach, die Gerichtsfrage ward Prälaten , Grafen , Herren und Städten der Altmark zur Entscheidung überwiesen. 2 ) Stendal war also nahe daran, ein gleiches Schicksal wie Berlin Köln zu erleiden, oder doch in einen harten Kampf mit dem eiſernen Kurfürsten verwickelt zu werden , aus dem es schwerlich als Sieger hervorgegangen wäre. Auch Salzwedel wurde einmal beim Kurfürsten verklagt , und zwar von der Markgräfin Agnes , die nach dem Tode ihres Gatten, Friedrichs des Jüngeren, hier ihren Witwensiß hatte.³) Wir wissen leider nicht , wie weit der Kurfürst ihre Wünsche berücksichtigt hat. )
Sie stritt mit der Stadt um Holzungen, Zölle und Gerichte.
Sie klagte, daß der Rat die Richter mit ernennen wolle und daß er fordere , daß das Stadtrecht nicht bloß im Bereiche der Ring mauern , ſondern im ganzen Gebiete der städtischen Landwehr Geltung habe.
Weiter beschwerte sich die Fürstin ,
daß die Bürger ihr
nicht dienten , daß sie , um ihre fürstlichen
Gerichtseinnahmen zu
ſchmälern ,
sogar
Morde und andere schwere
Verbrechen
gütlich
beilegten. Auch Brandenburg schwebte in Gefahr , wegen der Judensache Aber der einflußreiche Kanzler in Ungelegenheiten zu kommen . Friedrich Sesselmann , der spätere Bischof von Lebus , trat für die Stadt, die sich vielleicht auch gegen die Aufnahme von Juden ge= sträubt hatte, ein.
Er forderte nachher von dem Rate Bezahlung
für sein erfolgreiches Eintreten und seine Bemühungen . 5) * * *
1) Anf. 1454. A XVI 252. 2 ) 30. Januar 1454. A XVI 255. 3) C III 94. 4) vgl. aber CI 362 1464 15. März. „ doch dat sy mit den Steden Soltwedel und mit der manschap nicht schal to donde hebben, Sundern die vorgenannten Unse stede unnd dy manschap dar to horende, in der Voytie darsulvest scholen up uns warden mit beden , mit dinsten und allen andern saken." 5) A IX 177. 1452 10. Oftober. 7 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. .M.
98
Die Städte im Staate Friedrichs.
Friedrich ist im weiteren Verlauf seiner Regierung vor Kon liften mit seinen Landstädten bewahrt geblieben. Er gliederte die Städte in sein straff geordnetes Syſtem der Landesverwaltung ein und wußte sie dauernd in Abhängigkeit zu erhalten. Generelle Verfügungen¹ ) hat er ſehr selten erlaſſen ;
er hat
feine neuen Formen gefunden , er arbeitete mit dem überlieferten Apparate des mittelalterlichen Staatswesens. Aber dabei hat er es verstanden , diese Formen mit neuem Leben zu erfüllen , ſeine fürſt liche Macht überall zu bethätigen , seinen fürstlichen Willen in allen Verhältnissen zur Geltung zu bringen.
Seine politischen Grundsäße
bedingten überall Eingreifen des Landesherrn.
Über jede Einzelheit
wird der Fürst von seinen Beamten unterrichtet ; er entscheidet als dann entweder selbst oder läßt sich durch seine Räte , die in seinem Sinne handeln, vertreten . aller Dinge im Lande.
Er selber aber bleibt immer der Herr
In den Reichsangelegenheiten oder in seiner
weitaussehenden äußeren Politik , namentlich soweit sie Böhmen und Pommern betraf , erholte er sich oftmals Rat bei seinem Bruder Albrecht, zu dem er aufblickte, — in der Mark ist er selbständig, hier handelt er nach eignem Ermessen.
Diese Selbständigkeit zeigt er auch
in seinem Verkehr mit den Unterthanen , vor allem Bischöfen und Städten gegenüber . Wie vordem , so amtieren auch jezt in den einzelnen Land ſchaften Hauptleute , deren Besoldung teils in Lehngütern , städtischen Zuschüssen liegt.2)
Es
teils in
existiert ein Gerichtswesen , bei
welchem den alten Besißern die Nuznießung und die Ausübung ihres Amtes gelassen ist.
Auch die Stadtgerichte werden respektiert.
Aber überall soll , wenigstens bemüht sich der Kurfürst es durchzu jeßen, die
Rechtsprechung im Namen
werden. )
Er selbst entscheidet , wie die Markgrafen der früheren
des
Landesherrn ausgeübt
Zeit, zahlreiche Rechtshändel , oder er läßt , wo er nicht alles be wältigen kann, durch seine Räte richterliche Entscheidungen treffen. Er scheut sich nie, in den Gang der Prozesse einzugreifen.
Bei
wichtigen Rechtshändeln verlangt er mitunter sogar Vertagung der Sache und Verschiebung auf eine ihm gelegene Zeit.4)
über allen
partikularen Gerichtshöfen steht das kurfürstliche Hofgericht , dessen
1 ) Für die Städte der Uckermark hat er eine Stadtordnung erlaſſen , die aber im wesentlichen nur Lurusverordnungen enthält. 1465. A XXI 328. 2) vgl. Isaacsohn, Gesch. des preuß. Beamtentums . I, 125. 3) Raumer, cod. cont. I, 213. Siche A IX 200.
99
Siß er von der Brücke zu Tangermünde nach Köln an der Spree verlegt.¹) Auch anderswo bestehen fürstliche Gerichtshöfe, 2) die dem städtischen Richter oft unerwünscht in den Arm fallen. Die Städte ſuchen sich dieser Übergriffe, soweit sie können, zu erwehren, sie ver bieten die Anrufung nicht städtischer Gerichtshöfe bei Verlustes des Bürgerrechts.³)
Strafe des
Aber viel Erfolg haben sie damit
nicht. Friedrich will die städtischen Gerichte durchaus nicht schmälern, er will nur eine Stätte schaffen , dem
anderswo der
Rechtsschuß
an die sich Jeder wenden könne, verweigert worden , und
an die
jeder, der mit dem Ausspruche niederer Gerichtshöfe unzufrieden sei, feine Berufung richten könne. *) Auch über städtische Angelegenheiten wird vor dem Hofgerichte nicht selten verhandelt.
So z. B. über die Zollfreiheit der Berliner
auf dem Freienwalder Jahrmarkte, 5) über die Freiheit der Stadt Wriezen vom Quilizer Zolle, 6) über die Fischereistreitigkeiten zwiſchen Köpenick und den dortigen Kießern . Ein kurfürstlicher procurator fisci³) nimmt die landesherrlichen Interessen, vornehmlich bei Rechtshändeln , wahr. über allgemeine Landesangelegenheiten urteilt , wie bisher , ein ständischer Ausschuß. Gegen die Übergriffe der Vehme wehrt sich Friedrich und bestreitet ihr das Recht , ihre Wirksamkeit auf seine Territorien auszudehnen. 9)
Später aber, als die Vehme ein In
strument wird, auf dem er in seiner auswärtigen Politik zu spielen gedenkt, giebt er seine schroffe Stellung, die er bisher gegen sie ein genommen, auf. Das Bestreben des Kurfürsten, verpfändete Regalien, Beſigungen and Hoheitsrechte wieder auszulösen, 10) ist aus vielen Versuchen und Maßnahmen Friedrichs deutlich zu erkennen. Nur stand leider seine finanzielle Kraft selten mit seinem Willen in Einklang. Die Städte aber, die er durch die Niederwerfung Berlins ge schreckt hatte, und die an offenen Widerstand nicht zu denken wagen , ¹) B. 11. B. 417. 2) So an Küstrin , wohin er ( A IX 194) 1459 einen Brandenburger Juden citiert. ³) Suppl. 352, § 42 . 4) Siehe die Altmärkiſche Gerichtsordnung von 1460. A XVI 89 . 5) 1464. A XII 399. 6 ) 1451. A XII 447. 7) A XII 23 . *) B. u. B. 436. Cod. cont. I, 232. 9) So rügt er die Appellation der Leineweber von Beeskow an den freien Stuhl . A XX 420. vgl. Kühns Märk. Gerichtsverfaſſung. I , Seite 86-92. 10) Cod. cont . I, 239. 7*
100
sondern ihre
Gehorsamspflicht gegen ihn laut bekennen , sind im
Staate Friedrichs zu ganz anderer Stellung als in allen übrigen deutschen Territorien gelangt. Nur in Kursachsen und einem Teile Bayerns finden die hiesigen Verhältnisse ein Gegenbild . Kurfürst Friedrich verweigerte seinen Städten durchaus nicht die Bestätigung ihrer Privilegien, wenn er auch darauf bedacht war, ihnen diejenigen, die allzu große Macht in ihre Hände legten, wieder nach und nach zu entziehen .
Er wünschte die Städte bei Wohl
stand und Bedeutung zu erhalten.
Er versprach ihnen seinen gnä
digen Schuß , wie er es auch seinen Hauptleuten und Vögten zur Pflicht machte, die Bürger zu behüten. ') Aber er verlangte von den Städten nun Leistungen , während fie bisher jegliches Opfer für die Allgemeinheit abgelehnt hatten. Er sah in den Städten Festungen , die teils durch ihre Lage, teils durch ihre Mauern , geeignet wären , dem Lande Schuß zu bieten.
Darum befahl er den verschiedensten Gemeinden , an ihren
Mauern zu bessern , die Festungswerke
in stand zu halten.
Er
ſelbſt gab dazu namhafte Summen her, den Perlebergern schenkte er 30 Schock Groschen, 2) der
Stadt Prenzlau verlieh er zu dieſem
Zwecke eine Feldmark und mehrere Seeen . ) Die Bürger suchte er durch Begünstigung der Schüßengilden in wehrhafter Verfaſſung zu erhalten. Aber er wünschte natürlich nicht, daß die starken Mauern dieser befestigten Orte zum Bollwerk gegen ihn dienen könnten. Darum versuchte er , die Städte in seine volle Gewalt zu bekommen , als dann war der Nuzen , den sie als Festungen gewährten , ſein und des Landes.
Dazu diente ihm in Berlin - Köln , in Spandau , in
Langermünde ein Schloß, das die Stadt beherrschte ; auch unterließ er nicht, in solchen strategisch wichtigen Orten eine zweite Gemeinde neben der eigentlichen Bürgerschaft heranzubilden, deren einzelne An= gehörige von ihm ein Freihaus
erhielten und von den städtischen
Laſten frei blieben, dafür aber die Verpflichtung übernahmen, nötigen falls die Burg , die ihrem Schuße anvertraut war , zu verteidigen und ihr als Besatzung zu dienen. )
Die häufig unternommenen
¹) Das befiehlt auch Friedrich der Jüngere dem Inhaber von Schloß Gardelegen, Werner von Alvensleben . A VI 125, vgl. auch A XI 244. 2 ) 1466. A I 193. 3) 1465 6. August. A XXI 331 . 4) Das erste Burglehn zu Berlin - Kölln erhielten Ulrich Zeuschel und Georg von Wallenfels. C I 303, ferner ibid. 356 . Friedrich erklärte, daß die Burgfassen nur vor ihm verklagt werden könnten (B. u . B. 436) , ein Freihof in Peit wird von ihm 1443 vergeben. B V 1 .
101
Versuche der Bürgerschaft, diese Schloßgemeinden zu absorbieren , hat Friedrich stets im Keime erstickt, das Ansinnen Langermündes, ein kurfürstliches Lehnhaus ins Stadtrecht zu ziehen, sofort energisch zurückgewiesen . ¹) Wo ein solches Schloß sich befand , da konnte der Landesherr auch seine Reſidenz aufschlagen. Friedrich hat sich , wie wir oben bereits erwähnten , um die Ausbildung einer ständigen Hofhaltung ein großes Verdienst erworben. Auch wenn er fürstliche
Gäste empfangen wollte, wenn ein
Friedenskongreß in Aussicht stand , sah er es gern, wenn man eine seiner Städte zum Versammlungsorte wählte. Da er mit Vorliebe in Städten weilte und sich fast aus schließlich in ihnen aufhielt , begann er bald von den Bürgern be deutendere Leiſtungen auch für seinen fürstlichen Haushalt zu fordern, die ihnen oft beschwerlich dünkten , während andererseits das Vor handensein einer Residenz, bei der ausgebildeten Privatwirtschaft des Hofes, der Stadt zur Zeit wenig greifbaren Vorteil brachte. Der Hof besaß die zur Befriedigung all seiner Bedürfniſſe nötigen Handwerker .
Er hatte seine Schieferdecker, 2) Hofzimmer
Leute,³) eine lange Reihe von Hoflieferanten und Beamten, deren Mehrzahl als Angehörige des Hofstaats von allen städtischen Lasten freiblieben. Der Hof besaß seine Bäcker und nur zu ihrer Kontrolle ließ er manchmal daneben in der Stadt backen.4) Fremde und einheimische Kaufleute zahlten ihre Geleitsabgaben in Waren, die sie für den fürstlichen Haushalt, meist für die Tafel lieferten.5)
Hierfür ſteuerten auch mehrere Gewerke ,
vornehmlich
die Fischer, die einen Teil ihres Fanges abliefern mußten.6)
Nach
der Hofordnung ) Albrechts sollten nur eine Reihe von Gewürzen auf dem Markte gekauft werden , anderm Wege beschafft.
alles
übrige wurde meist auf
Waren, die dem Kurfürsten gehörten, unterlagen natürlich auch nicht den städtischen Accisen . Er bleibt für seine Person, wie für
¹) 1443 19. Mai. A XVI 74. 2) CI 300. 3 ) CI 298. 4 ) von Buchwaldt, Deutsches Gesellschaftsleben. II, 42 . 5) 1459 nimmt Friedrich den Kaufmann Hans Amelreich in Köln für ein Faß wälschen Weins in seinen Schutz. CI 330. 6) A XII 367 , A XVI 97. 7) C II 115, 126 . . „ als smalez , wurtz , zucker - und was er sust mit gelt uf dem markt kaufft. “
102
alle seine Bedürfnisse völlig frei¹) von allen städtischen Zöllen und Abgaben , während er von kommunalen Gefällen und Einnahmen, wie z . B. von den Oderberger Marktstrafgeldern , häufig einen Teil für sich reklamierte 2. ) Drückend erschien den Städten auch die Forderung , für kur fürstliche Reisen oder Botschaften Pferde ") zu stellen.
Unter den
folgenden Regierungen erfuhr diese Verpflichtung noch weitere Aus bildung. Noch drückendere Lasten legte Stadt auf.
ein kurfürstlicher Besuch einer
So schreibt Friedrich 1468
an Prenzlau , er werde
dorthin kommen und seine Fouriere voraussenden .
Er befiehlt Vor
kehrungen für seinen Aufenthalt zu treffen , ordnet an , daß alles Brot in den Häusern gezählt werden solle , damit für einen red lichen Pfennig etwas zu bekommen sei. wird für das Gefolge nicht in Abrede
Die Zahlungsverpflichtung. gestellt,
aber der Kurfürſt
verlangt, man solle nicht Barzahlung fordern , sondern Nachsicht üben und Stundung gewähren.4 ) Ebenso zwang er die Städte , für ihn große Bürgschaften zu übernehmen , oder ihm Gelder vorzustrecken. ihm im Jahre 1462 300 Schock Groschen.5)
Treuenbrießen leiht Brandenburg und
seine Sprache wird 1469 von Friedrich in überaus freundlichem Tone gebeten, ihm 100 Schock vorzustrecken.6) schon
vorher
oftmals
Geld
Brandenburg hatte
für Friedrich hergegeben ,
so
1446
2089 fl . zum Pommernkriege. ) Für die Stadt Stendal ſtellt der Kurfürst 1465 einen Schuldbrief aus.8) Königsberg zahlt ihm 1464 die Summe von 500 fl.9) In demselben Jahre nehmen Belig und Treuenbrießen 1000 fl. für ihn auf.¹º) Bernau leiſtet 1440 für ihn Bürgschaft, ¹¹) ebenso Spandau¹²) 1461 und zahlreiche andere Städte.
1) Von dem Schiffszoll zu Brandenburg iſt kurfürstl. Gut frei. A IX 186. Von dem Brückenzoll auf der Potsdamer Brücke sind auch Prieſter und Hof leute frei. A XI 176. 2) A XII 367. 3) So verlangt er 1442 von der Altstadt Brandenburg 3 gute Wagen pferde zur Reise seiner Gemahlin nach Sachsen. A XXIV 429. *) A XXI 338. 5) A IX 429. 6) ibid . 201. ) ibid . 166. 8) A XV 297. 9) A XIX 395. 10) A IX 492. 11) A XII 174. 12 ) XI 111.
103
Der Steuerbruck, 1 ) der auf den Städten lastete, war nicht leicht.
Nauen muß z. B., um die Steuern zu zahlen, ſelbſt Geld
aufnehmen. Die häufigen Kriege, die Friedrich unternahm, bedingten auch die Übernahme zahlreicher militärischer Dienstleistungen. So fordert er die beiden Städte Brandenburg zum Sachsenkriege auf.2 ) So verlangt er 1454 zehn Gewappnete von ihnen , ebenso von Frank furt. Aus jedem Hause von Berlin muß ihm ein Bewaffneter folgen. ³) Daß die Städte in diesen Kriegen auch große Verluste erlitten, beweist das sächsische Verzeichnis märkischer Gefangener, in dem viele Bürger erwähnt sind¹.) Das beweisen die Schaden-Rechnungen der Städte Kyrig und Verleberg und die Äußerung der lettge= nannten Stadt, die in einer Urkunde von 1452 von dem Schaden ſpricht ,, den wi nemen vor Distelouw In deme lande to Wenden, dar wi unsem heren na ghereden weren. "5) Außer der Heeresfolge wurde nicht selten auch Geld zu Kriegs zwecken von ihnen verlangt.
So fordert der Landvogt der Lauſiz
1462 von Berlin, die Stadt solle ihm die Trabanten des Kurfürsten bezahlen. )
Auch konnten die Bürger nicht wie der Adel die Kosten
der Verpflegung
und Ausrüstung
auf den Landesherrn
wälzen,
sondern mußten , solange der Krieg währte , ihr Kontingent aus eignen Mitteln erhalten.7)
¹) Die Urbeden sind häufig verpfändet. Perleberg verstand sich zu einer erhöhten Urbede , sie wird auf 100 Echock festgesetzt. (A III 442. ) Prenzlau zahlt 1443 200 fl. (A XXI 298), 1464 200 fl. und 300 fl. „ dat ander gelt “ und noch 500 fl. (ibid. 325) , 1465 am 4. September 250 fl. ( A XXI 332), am 12. Dezember 500 fl. , am selben Tage 200 fl. (A XXI 331) , am 21. Dezember, vielleicht für die ganze Uckermark, 1900 fl. Landbede (ibid. 334), 1466 zahlt Prenzlau (ibid. 335) 234 fl. , Landschoß wird noch erwähnt von Berlin-Kölln 1466 (B. u . B. 439) , und von Guben 1452 (C II 18) . Daß die Landbede nicht immer glatt einging und daß die Bürger oft mehrmals darum gemahnt werden mußten , zeigt Berlin und Königsberg ( Suppl. 321). Auch Friedrich der Jüngere empfing bedeutende Urbeden aus seinen Städten ; doch verpfändete er sie häufig. Urbede von Salzwedel A XIV 295. 2) Forderungen an Brandenburg 1454. A XIV 440. A IX 153. Suppl. 510. 1470 zum Pommernkriege, A IX 202, ebenſo Königsberg . A XIX 440 . 5) B. u. B. 416. 4) Suppl. 66. 1450 z . B. „ Fryscede von Soltwedel . Laurenz Tel von der Altstadt Brandenburg. Eyn Becker ist entlaufen usz der Sperrye und ist truwelos . " 5) A III 454. 6) B. u. B. 435. 7) B. U. B. 414. Siehe den Aufsatz von Kotelmann , Zeitschrift für preuß. Geſch. und Landeskunde. III, 445 .
104
Die Handhabung der Straßenpolizei legt Friedrich häufig den Städten auf, denen allerdings am meisten an sicheren Straßen ge Legen sein mußte. 1) Wir hören auch nur selten Klagen über Raubanfälle , den dem Kurfürsten selbst unterstellten Landesteilen wären.
die in
vorgekommen
Friedrich hat auch frühzeitig die den Mitgliedern der kommu nalen Körperschaften innewohnende diplomatische Befähigung und Gewandtheit schäßen gelernt. Er verwandte sie darum mit Vor liebe in seinen und des Landes Geschäften ,
er beauftragte sie in
zahlreichen Fällen mit vertraulichen Missionen oder der Ausrichtung von Botschaften . Ratmannen von Frankfurt a. D. führen mehr mals in seinem Namen Unterhandlungen mit Bevollmächtigten Polens
und
des
Ordenslandes ; 2 )
Ratmannen
von
Berlin
und
Brandenburg beruft er häufig zur Entscheidung von Streithändeln. Bürgermeister und Ratsherren werden unter ihm allmählich zu kur fürstlichen Beamten. Bei der Menge von Hilfsquellen, die die Städte ihm dar bieten konnten, mußte er bestrebt sein , seine Herrschaft über die Städte völlig zu sichern. in den Städten wehte,
Vor allem mußte er wissen, welcher Wind
und danach trachten, das Regiment in den
Städten in die Hände von fügsamen Leuten zu legen.
Das Recht
der Bestätigung der Ratswahlen hat er sich nur von Berlin und Köln geben lassen ;
erst spätere Regenten verallgemeinerten dieſe
Bestimmung , ohne sie jedoch auf alle märkischen Gemeinden auszu dehnen.³) Doch sorgte er dafür, daß er aus gewiſſen Städten über jeden wichtigen Vorgang durch zuverlässige Leute regelmäßige Nach richten erhielt. So berichtete der Bischof von Lebus4 ) von Zeit zu Zeit über Frankfurt an der Oder. Friedrich sah in einem vollmächtigen Rate, der von der Herr schaft gestüßt die Bürgerschaft im Zaume hielt, die beste Regierung 1) 1444 fordert er die Städte der Priegnitz auf, dem Raubwesen zu steuern, A I 188, ebenso 1484 die Stadt Prenzlau . A XXI 313 . 2) So 1464 mit den Räten von Polen. A XXIII 246. 1452 find 4 Ratsherren aus den Hauptſtädten Mitglieder des Regent schaftsrats für Friedrichs Sohn während der Abwesenheit des Kurfürsten. CI 307. 3) Noch in den Jahren 1602 und 1603 ſind die Städte Pritzwalk, Granſee, Straußberg, Wusterhausen, Neuruppin, Angermünde, Nauen, Lychen, Rathenow und Altstadt Brandenburg unbeschränkt bei der Ratswahl. Märk. Forschungen. I, 361 ff. 4) A XXIII 253. A XX 288.
105
seiner Städte.
Darum hob er in Berlin , in Köln und Potsdam ¹)
die Stadtverordnetenkollegien auf, die eine Organisation der Bürger schaft bedeuteten und dieselbe bisher vertreten hatten.
Rechenschaft
sollte der Rat nach Ablauf seiner Amtsperiode nur ſeinem Nachfolger ablegen.
In Potsdam erhielt auch der kurfürstliche Vogt die Be
fugnis, den Rechenschaftsbericht mit anzuhören, 2 ) in Berlin und Köln, wo Friedrich den vier Werken Dank erzeigen wollte, stand dies auch diesen zu. Das ist aber der
einzige Fall ,
Bürgerschaft eine Zeit lang stattete.
wo Friedrich der niederen
Einfluß auf das Stadtregiment ge
Auch hier hatte er es sehr eilig , sofort , wie Ruhe ein
gekehrt war, die Demokratie von der Stadtleitung wieder zu ent= fernen. Friedrich war ein abgeſagter Feind der Demokratie, wenn er sich auch ihrer zuweilen bediente. Die populare Bewegung, die in den dreißiger Jahren so mächtige Stürme erregt hatte und die auch unter der folgenden Regierung sofort wieder sich kräftig hervor wagte, hat unter ihm brach liegen müſſen .
In Gardelegen³) hat
er im Jahre 1468 die Gewerke, die sich gegen den Nat empört hatten, diesem wieder unterworfen . Er nahm ihnen jede Verbindung mit der Gemeinde und legte den Gewerksmeistern folgenden Treueid auf ,, wir schweren unser erbherrschaft marggraven zu Brandenburg, treu und hold zu sein , dem rahte gehor sam und treulichen bey zu liegen unser wercke rechtigkeit , dar wir zu gekohren sint, dis iahr nach inhalt unser briefe mit treuen vor
zu
stehen
und der
stad
gleich
und recht zu
thuende, als uns gott helffe und die heiligen." Auch sein Bruder, der Regent der Altmark, hat die Bürger schaften im Zaume gehalten und die aus Braunschweig verjagten Alt= Aufrührer, die in seine Lande geflüchtet waren, vertrieben.4) märkische Stadtstatuten ) zeigen uns das Bestreben des Rats , mit 1 ) A XI 182. 2) ibidem . 9) Urkunde des Stadtarchivs Gardelegen de dato 15. Juni 1468 Brandenburg. 4) B IV 490, 491 , 1455. 5) z . B. die von Gardelegen 1450 (A XXV) , woselbst die Ratsherren als im Schutz und Schirm des Landesherrn stehend für die alleinigen Herren, denen alles gehorsam sein müſſe, erklärt werden, und verboten wird, auf Fürſten, Ratsherren, Priester 2c. Böses zu reden. Wer von einem Anschlag auf einen Ort, eine Stadt, ein Dorf des gnädigen Herrn erfährt , hat dem Rate ſofort
106
Hilfe der landesherrlichen Unterstüßung die Bürger unumschränkt zu regieren. ¹ ) Der Kurfürst sah es gern, daß die alten Familien in den Städten sich den öffentlichen Angelegenheiten widmeten .
Er kannte
und würdigte ihre politiſche Befähigung und ihr Verwaltungstalent ; hatte er sie doch nicht selten in den Geschäften des Landes erproben können . Aber da die schwergekränkten Patrizier aus unterworfenen Städten wie Berlin unter dem neuen Regime wenig Neigung zur Beteiligung an kommunalen Dingen verrieten und auf sie gefallene Wahlen lieber ablehnen mochten , gab er im Jahre 1443 den Be fehl ,
daß ein jeder ein ihm angetragenes Amt unter allen Um
ständen anzunehmen habe.2) Friedrich hat sich nie gescheut, in die städtischen Verhältnisse Da rügte er, einzugreifen , so oft sich ihm dazu ein Anlaß bot. daß Tangermünde ein Burglehnshaus ins Stadtrecht gezogen , ³) da hob er das Stadtverordnetenkolleg von Potsdam auf, da untersagte er den Frankfurtern die Erhebung eines Zolles , der nach seiner Meinung der Herrschaft gebühre, ¹) oder er verlangte von ihnen un verzüglich Freilassung eines Gefangenen , den der Rat wider Recht und wider des Kurfürsten Willen in Haft halte. ") Wie die Stadträte gewöhnlich für kommende Geschlechter oder für bessere Zeiten genau ihre Wünsche oder die übelstände, die sie abgestellt wissen wollten , aufzeichneten, 6) so hat auch Friedrich Schrift stücke städtefeindlichen Inhalts abfaſſen laſſen, die zu späterer Geltend machung Material liefern sollten .
So wurden im Jahre 1450 Be
schwerdepunkte gegen Spandau zuſammengestellt. 7) Es mißfällt ihm, daß die Spandauer ohne Konsens der Herr ſchaft ,,vierteynnacht" brauen , daß sie aus kurfürstlichen Forsten Holz holen und anderes mehr.
Dann will Friedrich ,, dat men mit
Anzeige zu machen. „ Nachdem eyn Radt In der herschop von Branden burg beschut und bescherminge ock besondern geleide Is und de hoch bemelte unse erbherschop von Brandenburg den Rathe wil vordedigen, hanthaben und by mocht beholden, zu dem die herschop des Radts alle tidt tho gelike und recht mechtig . " 1 ) Nur aus wenigen Städten ist uns eine Mitwirkung der Bürgerschaft an öffentlichen Angelegenheiten ersichtlich. Von Frankfurt heißt es 1446 (A XX 48) bei seinem Verkauf : „ Consenciente toto consulatu et quatuor operibus tota communitate convocata.“ 2) B U. A. 387 . 3) Cod. cont. I 162. *) 1459 A XXIII 241. 5) 1463 ibid. 243. Siehe Schäfer, Die Hanſeſtädte und König Waldemar. Seite 183. 7 ) 1450 A XI 109.
107
on redet , umme die fry Arcke, dat sie die nicht wenns on gelust."
upthien
Dann müßten die Fuhrleute von Berlin in
Spandau einen Distelpfennig geben, während die Spandauer Fuhr leute denselben Zoll in Berlin und anderswo verweigerten.
Sie
führten fremde Fuhrleute am kurfürstlichen Zolle in Berlin vorbei und beeinträchtigten diesen somit, sie erdreisteten sich also, etwas zu thun, was weder die Hauptstädte noch andere Städte des gnädigen Herrn jemals gewagt hätten. Sie hätten von Berlin und Köln Nie derlage gefordert , was doch dem Kurfürsten zu „ hone unde to vordrite geschehe." Gelegenheit zur Einmischung in städtische Dinge erhielt die Landesherrschaft dadurch, daß die Städte oder einzelne Kreise oder Personen innerhalb der
Städte sie fortwährend um Entscheidung
von Streitigkeiten oder um
Schuß
anriefen.
An Friedrich den
Jüngeren wendet sich z . B. ein Bürgermeister von Osterburg ,
den
seine Kollegen willkürlich aus dem Rate ausgeschlossen hatten.¹) Die schiedsrichterlichen Urteile , die der Kurfürst fällt , sind meist aus gleichender Natur.
Die Streitigkeiten ) betreffen in einer großen
Zahl von Fällen Fischereigerechtigkeiten, Wiesen, Teiche, Holzungen oder Gräben , durch die einer der Nachbarn in seinem Betriebe gestört zu werden behauptete.
Zur Vermeidung von Differenzen,
die aus der leztgenannten Ursache resultieren , empfiehlt er einmal, bei der Anlage derartiger Waſſer, vorerst sich mit den Interessenten zu verständigen. ") Auch in die Gepflogenheiten der Gewerke griff er ein, namentlich das vielumworbene Recht des Gewandschnitts hat er mitunter eigen mächtig vergeben. 4) So dem fortwährenden Eingreifen des Kurfürsten ausgeseßt, hatten die Städte häuflg nur das eine Mittel , sich durch Geschenke Männer aus der Umgebung des Landesherrn zu verpflichten und mit ihrer Hilfe sich gegen außergewöhnliche Forderungen sicher zu stellen.
Dem klugen Rate von Brandenburg ist es sogar gelungen,
den verdienstvollen Kanzler Friedrich Sesselmann in sein Intereſſe zu ziehen.
¹) A XVI 358, 359, 361 . 2) A IX 157 , 171 , 180. XI 172. X 310. VII 440. XXIV 436 . XXIII 247. XIII 279. VI 132. IX 161. X 283. IX 423. XX 413. C III 62. 3) A V 210. *) A IX 189. III 301 .
108
Der Zusammenhang der Städte mit den ehemaligen Verbün deten im Auslande löste sich seit dem Falle Berlins plößlich und für immer. Wenigstens war der Kurfürst jeßt wachsam. Auch die Drohung der Ausschließung
aus dem Bunde hat die märkischen Städte nicht bewegen können , sich weiter auf den Hansetagen ver treten zu lassen. Als Lübeck sie später einmal um Verwendung bei Friedrich behufs Rückgabe konfiszierten Lübiſchen Gutes ersuchte, wagten nur die noch unbezwungenen altmärkischen Gemeinden dem Wunsche Folge zu leisten .
Berlin und Frankfurt nahmen die zeit weilige Entfernung des Kurfürsten zum Vorwand , um das Gesuch in höflicher Form abzulehnen . ¹) Die Verbindung der märkischen Städte untereinander wurde, soweit sie auf der Städtevereinigung von 1431 beruhte , natürlich zerrissen. Die alten Städtesprachen blieben aber bestehen und den Hauptstädten verblieb ihr Übergewicht über die Kleinſtädte. 2) Friedrichs aufrichtiger Wunsch ist es, die Städte zu heben, sie Seine kräftige Regierung ist in blühendem Zustande zu sehen. ihnen auch förderlich gewesen.
Er selbst hat wirtschaftliche Unter
nehmungen begünstigt, ³ ) den Städten neue Märkte verliehen, * ) ihr Bannmeilenrecht geschüßt ;
Städten , die schwere Verluste erlitten ,
Steuernachlässe und Indultes) gegeben.
Rathenow, das arg herab
gekommen, erhält das Salzmonopol, 6) Mittenwalde die Mühlen vor den Thoren. )
Neugewonnene Orte ) wie Kottbus , Lychen oder
Königsberg erhalten besondere Privilegien, namentlich das der Zoll freiheit. Kottbus und Lychen, das ,,in etzliche Wege verwüstet ist", bekommen den Judenſchuß.9) Kottbus bekommt auch das Recht, von Erbschaften den zehnten Teil als Abschoß zu nehmen, 10) und als ein furchtbares Brandunglück die Stadt heimgesucht , verwendet sich der Kurfürst auch in Sachsen für die davon betroffenen Bewohner und bittet, Nachsicht gegen sie in Schuldangelegenheiten zu üben.¹¹)
1) Siehe unten. 2 ) A IX 201 spricht er von 99 den kleinern Stätten zu ewer gesprech gehörende. " vgl. v. Mülverstedt, Brandenb. Landtag. Seite 52. 3) Privileg für die Bernauer Bierausfuhr. A XII 181. Er erlaubt die Anlage einer Schäferei in Belitz. A IX 486. 3. B. der Stadt Oderberg. A XII 367 u. a. 5) An Werben, Kottbus und zahlreiche andere Orte. 6 ) 1446 A VII 435. 7) 1455 A XI 245, ebenso Müncheberg A XX 156. 8) vgl. A XIX 381 , XIII 107. 9) 1448 B V 6. 1467 A XIII 108. 10) B V 69. ¹¹) B V 132.
109
Andere Städte erhalten Ehrenrechte, Berlin darf mit rotem Wachse fiegeln ; ' )
diese Vergünstigung scheint die Bürger
über manchen
schweren Verlust , den sie durch den Kurfürsten erlitten , getröstet zu haben.
Stein Rückgang der Städte. lichen Rückgange der brandenburgischen Stadtgemeinden noch nicht sprechen. Der Krieg oder verheerende Brände haben einzelne Städte Für die Regierungszeit Friedrichs darf man von einem wirk
in der That zu Grunde gerichtet ; die Politik des Kurfürsten ver nichtete keine einzige. Er forderte viel von ihnen , aber nichts Un mögliches. Noch immer sind die meisten Städte , ja sogar viele ihrer Bürger reich genug , dem Kurfürsten bedeutende Geldsummen vorzuſtrecken, ihm Regalien abzukaufen , 2) ſich Grundbesiß zu erwer ben³) oder wie wir es von Brandenburg wissen, einflußreiche Männer in der Umgebung des Kurfürsten für sich zu gewinnen.¹) Zahlreiche Gewerbeſtatuten , darunter solche , die von der Zu sammenfassung bisher isoliert betriebener Induſtrieen reden , zeigen, daß auch im gewerblichen Leben kein Stillstand zu bemerken war.5) Stellenweise vernehmen wir auch Forderungen der Gesellen , die einen Stücklohn, eine Bezahlung nach Maßgabe der geleisteten Ar beit, verlangten. ") Wir hören von dem Stolz, der die Handwerker in den Städten beherrschte, von dem Adel der Geburt, über den fie eifersüchtig wachten.7)
Noch immer zieht das Landvolk gern in die
Städte, die das ersehnte Ziel für Tausende bleiben .
Nach wie vor
sind die Städte der wirtschaftliche Mittelpunkt der umgebenden Land schaft , obwohl die Klagen über Handwerksbetrieb außerhalb des Weichbilds sich mehren
und
der Kurfürst durch Verleihung von
Marktrechten an adlige Mediatſtädte³) und Begünstigung klösterlichen Handels Konkurrenten ) schafft.
In den städtischen Mauern herrscht
¹ ) B. U. B. 428. 2) Brandenburg erwirbt das oberste Gericht , ebenso pfandweiſe Mühlen hebungen. A IX 197. 3) A X 152. Cod . cont. I 187. B. U. B. 432. A III 463. A XIX 97. A XI 170. A XIII 174. A XII 179. B. U. B. 419, 435. 4) A IX 177. 5) Privileg für die Züchner , CI 469 , für die Bader von Köln und Berlin. Suppl. 316. 6) A 35. 7) A XX 420 . ) So an Apenburg , das den v. d . Schulenburg gehörte , A V 419 , ſo an Werder , das dem Kloster Lehnin gehörte, A X 303 , ebenso an Bukow. XX 295. 9) Marktverleihung für Kloster Lehnin , A X 284 , Zollfreiheitsprivileg für die Frankfurter Kerthäuser für ihren Wein , A XX 52, 3ollfreiheit für Kloster Pforte, B IV 461 , vgl. auch A X 319.
110
noch immer das frohe
Leben des
Mittelalters .
Der Fürst be.
günstigt das waffenstolze Üben der Schüßengilden , das die Bürger wehrhaft erhalten soll . ) Man feiert die Ruhmestage der städtischen Geschichte. 2)
Man beteiligt sich lebhaft an frommen Werken , nach
des glaubensstarken Kurfürsten Vorbild und Beiſpiel. Man ver bietet die Sonntagsarbeit gemäß den Beschlüssen des Landtages.³) Es entstehen fromme Brüderschaften, in denen sich die Fürsten und Hofleute mit den Bürgern zusammenfinden . Prenzlau gründet ein Hospital, *) Perleberg ein Kloster.5) Frankfurt wird belobt ob seines Eifers für Auslösung von Christensklaven aus türkischer Gefangen schaft. ) Auch die alte Selbsthilfe ist noch nicht ganz außer Übung ge kommen, wenn auch die Bürger sich daran gewöhnen , lieber in allen Fällen die kurfürstliche Hilfe anzurufen. Berleberg und Priz walk brechen die Winterfeldsburg, 8) selbst Berlin kann noch mitunter eigene Fehden führen. ")
Die Städte der Priegniß ,
die Friedrich
zu strenger Handhabung der Straßenpolizei auffordert, und Prenzlau, das jeden eingefangenen Räuber nach Friedrichs Privileg¹º) richten darf, gehen mit Energie und unerbittlicher Strenge gegen die Fried brecher vor. Die Wehrkraft der Städte ist noch immer bedeutend .
Wir er
kennen das aus ihren Leistungen in den zahlreichen Kriegen Fried richs , dann auch aus einer Ratsinstruktion von Salzwedel, 11 ) die für die Bürger militärische Exerzitien unter Aufsicht der jüngeren Natsherren anordnete.
Das Geschüßwesen ist bekanntlich überall und so auch in der Mark von den Städten frühzeitig adoptiert worden. 12) Wagten die Städte Widerstand zu leisten , —
auch nicht mehr der Landesherrschaft völlig niedergeworfen waren sie darum
¹) über Schützengilden vgl. A XX 403, A II 160, XX 284. 2) So findet in Bernau ein Dankfest für die Errettung der Stadt 1432 statt. A XII 176. 3) A XII 396. Cod. cont. I 237 . 4) A XXI 299. 5) A III 439. 6) A XXIII 323. 7) Brandenburg führt z . B. 1442 eine Fehde , über die sich Sachsen be schwert, B IV 277, ähnliches A I 114, 379, XXI 309 û . ſ . w . 8) 1444 A I 189. 9) B. U. B. 419 . 10) A XXI 313. 11 ) Siehe Salzwedeler Stadtstatuten. A XIV 306 . 12) Schon 1433 läßt Prenzlau eine Büchſe gießen . A XXI 421.
111
denn doch noch nicht.
Sie waren immer noch, allerdings bescheidene
Machtfaktoren , mit denen der Kurfürst rechnen und die er schonen mußte, wenn er anderweitig bedrängt war. Für gewöhnlich läßt er den Städten gemessene Befehle zu gehen, ¹ ) aber wenn er ihrer besonders bedarf, wie etwa 1448 zur Zeit der Berliner Erhebung, dann kleidet er das Gebot in die Form der Bitte und scheut es nicht, die Städte selbst aufzusuchen und die Bürger für sich zu gewinnen. Später , als der Ausgang der Pommernkriege ihn besorgt machte, da richtete er an das allzeit treue Brandenburg die flehent liche Bitte, 2) ,, das Ir mit den kleinern Stätten zu ewer gesprech gehörende Uns wollet auszrichten 100 schock groschen bran denb. wehrung etc. ... · Lasset uns vor diss mal in unszen nöthen gar nicht unterliegen. Wir sein dessen sehr noth dürftig. . . . dafür wir euch dancken und wollen solches in Gnaden zu erckennen nicht vergessen . Auch lassen wir euch wissen , das wir eine starcke Wagenburg haben von Unsern Reisigen Zeuge
und guten
unser lebtage jemahls gehabt
gewapneten Männern haben ,
alsz
wir
wir wollen der sachen
bald ein ende schaffen, ob Gott will. Schicket uns je eher je lieber das Geldt mit ewern eigenen Bottschafft hieher , wir verlassen uns gäntzlich darauff. " Zeigt dieser Brief schon das Vertrauen, das Friedrich der alten Havelstadt entgegenbrachte, so wissen wir auch aus andern Dingen , welch' begünstigte Stellung Brandenburg unter ihm und auch in der Folgezeit einnahm . Der Kurfürst steht auf gespanntem Fuße mit Sachſen ; sofort warnt er die Bürger vor dem Betreten des sächsischen Bodens . 3) Den Brandenburger Ratsherren schnitts, 4)
giebt er das Recht des Gewand
von der Stadt erkaufte Ländereien bestätigt er bereit
willigst, er nimmt sie in Schuß gegen ihre Bedränger, einen Schulen burg. 5)
An ihn wendet sich die Neustadt um Wiederbeschaffung der
¹ ) , darumb begeren heyszen und bevelhenn wir uch mit disem orieff" 1466. In derselben Sache 1448, 16. April, schreibt er: 77 wollet uch hir Innen gutwillich beweyssen, daran thut Ir uns czu dancke und wollen das gerne gen uch erkennen 66 A XX 162. 2) 1469 28. Juli . A IX 201. 3) Suppl. 510. 4) A IX 189 1456. 5) A IX 202. Letzteres geschieht kurz vor seinem Weggange aus der Mark im April 1470.
Glänzende Stellung Branden burgs.
112
Zollfreiheit in Salzwedel , ¹ ) dem Ruhestz der städtefeindlichen Witwe Friedrichs des Jüngeren. Kein Wunder, daß an eine so begünstigte Gemeinde auch mächtige Adlige sich gern anschlossen , ein Dietrich von Rochow²) sich den Zutritt zum städtischen Rathause erwirbt. Brandenburg bleibt auch unter Friedrichs Nachfolgern in privi legierter Stellung.
Albrecht rät seinem Sohne Johann, sich mit den
Brandenburgern gut zu stellen. Joachim giebt der dortigen Altstadt den Vorrang vor allen Gemeinden des Landes. Durch die Gunst der Kurfürsten und die Staatskunst der Rathsherren, die allezeit gute Freunde und Fürsprecher
im Gefolge des Landesherrn zu finden
wußten, ist es der alten Stadt gelungen, ihr Schifflein sicher durch alle Fährlichkeiten hindurch zu steuern und die freie Ratswahl und den alten Schöppenſtuhl hinüberzuretten in die Zeit der fürstlichen Allgewalt.
Frankfurt a. d. der.
Auch Frankfurt a. D. bestrebt sich auf jede Weise , den Kur fürſten zufrieden zu stellen, und es ist der Stadt dies auch geglückt. Denn der Kurfürst hat nichts gegen Frankfurt unternommen , ob wohl er mitunter nicht übel Lust zeigte, auch hier die allzu üppig gewordene Freiheit
einmal zu beschneiden.
Das
Gericht in der
Stadt bildete bekanntlich während des ganzen 15. Jahrhunderts den Zankapfel zwischen Herrschaft und Stadtrat. Friedrich ließ sich auch mehrmals von dem getreuen Bischof von Lebus Bericht über die Frankfurter erstatten .
Aber obwohl ihm dieser schrieb , daß die
furfürstlichen Gerichte arg geschwächt seien und daß Gefahr vor liege, daß
der Rad und borger wurden des Gerichts gerech
tickeit gantz under sich brechten, 3)" begnügte sich der Kurfürst doch damit, stets einen Richter für Frankfurt zu bestellen und deſſen alleinige Befugnis, Recht zu sprechen , mehrere Male zu betonen.4) Aber zu ernstlichem Einschreiten boten ihm die klugen Ratsherrn feinen Anlaß. Die Städte der Altmark bewahrten noch die alte Unabhängig feit, auch als sie nach Friedrichs des Feisten Tode wieder an den Kurfürsten zurückfielen. Dieser war jezt so sehr mit ſeinen äußeren Verwickelungen, mit dem Kampf um die Nachfolge in Pommern be= schäftigt, daß er ihr Thun und Treiben weniger beachtete.
¹) CI 376. 2) Dietrich von Rochow (A X 153), später gerät er wieder in Streit mit der Stadt , wobei lettere sich auf den Kurfürsten beruft. A X 155. 3) A XXIII 251. 4) A XXIII 252.
113
Troßdem hätte keine von ihnen den Mut gefunden , sich gegen Der Kurfürst ist unbedingter Herr ſeiner Friedrich aufzulehnen. Städte. Nur in Hofkreisen mißtraut man den Bürgern noch immer, und in Franken, in der Umgebung Albrechts, erzählt man gern von dem Troß und dem Ungehorsam der großen märkischen Hauptſtädte. ¹ ) Einen Nachahmer fand Friedrich in Wenzel von Bieberſtein, dem Herrn von Beeskow und Storkow.
Auch dieser ließ sich von
seiner Stadt Beeskow ein Stück Land zum Schloßbau abtreten.2) Doch erfahren wir aus dieser Zeit nichts von jenen Gewaltakten, wie sie unter Hans von Bieberstein an der Tagesordnung waren. Die Städte des Grafen Lindow verharren in der ihren Herren stets gezeigten Unbotmäßigkeit.
Neuruppin war die einzige märkische
Gemeinde, von der wir genau wissen, daß sie 1448 dem bedrängten Berlin die Bundestreue gehalten hat.
Ihrem Grafen , der sich an
Friedrichs Unternehmung gegen Berlin , von der er eine günstige Rückwirkung auf seine
eigenen Städte erwarten durfte ,
beteiligte, verweigerte die Stadt die Heeresfolge . ) fich bald nachher wieder mit ihm aus .
mit Eifer
Doch söhnte fie
*
* Glücklich im Kampf gegen die Städte wie kein andrer Fürst seines Zeitalters , unbedingter Herr4) seiner zuverlässigen Geistlich keit, hat Friedrich dem Adel allein bedeutende Zugeſtändniſſe machen müssen. Er war keineswegs gewillt, seiner Ritterschaft Raub und Wege lagerei hingehen zu laſſen und ihre ungeseßlichen Fehden zu dulden. Er strebte danach, den Adel zu heben, ihm neue Ideale zu schaffen, feinen Sinn und ſeine Sitten zu mildern.
In den Schwanenorden,
der alle adligen Familien von Ansehn umfaſſen und zu neuen ritter lichen Zielen vereinigen sollte, nahm er keinen Quißow auf, obwohl
1) Burkhardt, Das funfft merkisch Buch. Seite 111. 2) A XX 419 15. Juni 1457; auch hier wird 1454 ein Hofgericht er wähnt. A XX 417 1454. Burglehne errichtet Bieberstein auch in Storkow. 1450 ibid. 405. 3) A IV 197. Doch sind die Städte der Herrschaft Ruppin in enger Vereinigung unter sich, so verbinden sie sich z. B. 1466 zur Unterhaltung eines Baders, A IV 341 , und nehmen innerhalb der Herrschaft eine sehr angeſehene Stellung ein. So werden sie 1456 zu dem Bündnis zwischen Conrad von Havelberg und ihrem Grafen zugezogen. A II 506. 4) In einem Briefe an Brandenburg dementiert er das verleumderische Gerücht, daß er den Bischof von Brandenburg gemißhandelt habe ; es sei dieser immer eine treue Stüße seiner Herrschaft gewesen. A VIII 431. Der Biſchof von Lebus bekleidete den Kanzlerposten. 8 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
Friedrich und der Adel.
114
diese Familie längst wieder mächtig und in des Landes Geschäften mit Eifer thätig war.1) Gewiß hat ein großer Teil des märkischen Adels den Hoff nungen des Kurfürsten vollkommen entsprochen .
Er hat ihn freudig
gegen äußere und innere Feinde unterstüßt. Seine begabtesten Ver treter ――― man denke an Busso von Alvensleben ―― haben sich in der Schule Friedrichs zu tüchtigen Staatsmännern herangebildet.
Aber
durch die Eremtionen2 ) und Privilegien , die er forderte, und durch Der Landtag den Nachdruck , den er diesen Forderungen auf den Landtagen zu geben verstand , hat er einen Keil in die großartigen Schöpfungen des hochstrebenden Fürsten getrieben. Es war ja natürlich, daß der Kurfürst, mit Sachsen, Böhmen und Pommern im Streit , die eignen Mittel rasch erschöpft hatte und sich unaufhörlich an den Landtag wenden mußte. Aber während die gedemütigten Städte
ohne weiteres stets zustimmen
mußten , konnte die Ritterschaft die Gelegenheit wahrnehmen , sich „Wo der jede Bewilligung durch Privilegien bezahlen zu laſſen . Edelmann richtet, hat der Landrichter nicht zu richten . " ³)
So kam
manche Lücke in das großartig gewollte System der Landes- und Gerichtsverwaltung des Kurfürsten. ſeinem
Bruder
einmal
gelang ,
Auch , wenn es Friedrich oder einen Stegreifritter
oder Land
beschädiger zu fassen , wenn er ihm schon sein Schloß abgewonnen, von dem aus er den Landesgeſeßen Hohn gesprochen hatte, da muß er ihm jedesmal „ auf Bitten der Stände “ das schwer Errungene wieder zurückgeben.4)
Der
Einfluß
des
Landtages
wird
immer
mächtiger.5) *
* *
Friedrichs städte
Man würde die Stellung, die dem Kurfürsten Friedrich in der deutschen Städtegeschichte gebührt, einseitig auffassen, wollte man
Politik fremden Städten gegenüber.
ihn bloß nach dem beurteilen, was er ſeinen eignen Bürgerſchaften gegenüber durchgesezt hat.
Hier war er der Monarch der zum
Ausbau der Landeshoheit unbedingt eine Unterwerfung der Städte
1) Vermutlich weil der Name immer noch als der von Räubern einen üblen Klang hatte. C I 268. 2) Exemtionen adliger Familien vom Hofgericht. A XII 513. 3) welk erbare man over dy synen richten wil und richttet, dar over schal dye lantrichter nicht richtten. " CI 439. 4) A II 338. A XIII 367. Cod. cont. I 223. = 5) vgl. auch das Privileg, das Otto von Pommern-Stettin im Jahre 1464 in Gegenwart Friedrichs den Landständen seines Herzogtums giebt. C III 66.
115
fordern mußte ; als sie ihm gelungen, war er ein milder und wohl wollender, seiner fürstlichen Verantwortlichkeit sich bewußter Regent. Und wenn auch die Städte oft über die Härte seines Systems murren mochten , schließlich mußten sie ihm doch Dank wissen , da ſein kräftiges Regiment für das Land eine größere Wohlthat war, als die partikularen Freiheiten mit all dem Aufwand, den ihre Er haltung und Verteidigung nötig machte. Friedrich ist aber auch mit vielen Städten anderer Landschaften in Berührung gekommen und hier offenbart sich der Städtehaß, der ihn wie die meiſten Fürsten seiner Zeit beseelte. Die Bischöfe und Dynasten hatten längst von ihren bürger lichen und ritterlichen Widersachern gelernt , sich in Einungen zu ſammenzuschließen.
Es gab eine fürstliche Partei im Reiche ,
zu
der auch Friedrich zählte und deren Führer er in Norddeutschland war. Sein monarchisches Gefühl empörte sich auch über Aufstand und Ungehorsam, der fremden Fürsten begegnet war, und er drang unablässig auf gemeinschaftliche Bekämpfung des störriſchen Geistes der Unterthanen. niederzuhalten.
Den Ritter suchte er zu gewinnen, den Bürger
Während man ihn darum in den Kreisen der Bürger haßte, lobte man ihn an den Höfen und auf den Ritterburgen.¹) Man hatte ihm und seinem kräftig emporstrebenden Hauſe die Bewunde rung nie versagt, jest wußte man sich eins mit ihm in einer der wichtigsten Fragen.
alle
Die innern Verhältnisse der Mark waren derartige , wie fie andern Fürsten in ihren Landen herbeizuführen wünschten.
Hier allein in Norddeutschland gab es eine hohe Geistlichkeit , die sich dem Landesfürſten willig fügte, einen Adel, der bei aller Unbot mäßigkeit doch schon viel für die Landesinteressen leistete , Städte, deren Macht gebrochen war, die sich gehorsam von ihrem Herrn leiten ließen.
Schreibt der Fürst eine Steuer aus, so zahlen sie sie ;
ſie ziehen mit ihm zu Felde, strecken ihm Geld vor, lassen sich ver pfänden, ³) empfangen ihn königlich.
Und diese Unterwerfung war
so spielend leicht von statten gegangen , da
war keine lange Be
lagerung, kein landverderbender Krieg nötig gewesen.
Das ersehnte
¹ ) vgl. die Lobsprüche, die ihm die Laufiger Stände spenden, die ihn zum König von Böhmen haben wollen. C I 324. vgl. auch die Lobsprüche , die ihm der Edle Heinrich von Plauen widmet. Fontes rerum Austricarum H Abt. 42, Seite 56, 57. 2) z . B. Wriezen 1446 an den Johanniterorden. Cod. cont. I 189. 8*
116
Ziel, das allen norddeutschen Fürsten vorschwebte , hatte sich hier zuerst verwirklicht, hier fanden alle Fürsten ihren Lehrmeister, deſſen Gunst fie suchten , wenn sie etwas gegen ihre Städte im Schilde führten. Friedrich hat ihren Wünschen entsprochen. Mit eiserner Strenge riß er seine Städte von der Hanse los. Selbst die Gemeinden der Altmark, die unter Friedrich des Feisten minder kraftvollem Regi ment größere Freiheiten genossen, wagen ſelten und nur ſehr ſchüchtern die alten Freunde aufzusuchen.¹)
Nie wird einer märkischen Stadt
erlaubt, für eine fremde einzutreten.
In der Folgezeit , in der ge
waltigen Fehde, die 1492 um Braunschweigs Mauern tobte, ziehen brandenburgische Gemeinden ſchon im Dienſte der Landeshoheit gegen die
bürgerliche
Freiheit zu
Felde. )
Friedrich hat
zahlreichen
Fürsten Beistand gegen ihre auffässigen Städte versprochen.
Noch
mehr wirkte er durch sein Beispiel , durch seine erfolgreiche Nieder werfung der Kommunen im eigenen Lande. Ropp hat die auffällige Thatsache konstatiert, ³) daß sofort nach dem Falle Berlins eine Reihe norddeutscher Fürsten Streitigkeiten mit ihren Städten vom Zaune brechen , daß zu Wilsnack fürstliche Konferenzen stattfinden, die der Städtefrage gewidmet sind , daß eine Reihe von Bündnissen, die eigens gegen die bürgerliche Selbständig keit gerichtet sind, zu stande kommen. Daß Friedrich der Mittelpunkt dieſer Bestrebungen war, äußert ſich darin , daß die Städte gerade ihn5) am meisten haßten , daß die Fürsten-Kongresse auf märkischem Boden tagten , daß zahlreiche norddeutsche Landesherren sich gegen Nürnberg „ zu Feind schrieben, " was ja, da eine praktische Beteiligung an der entlegenen Fehde nicht ¹ ) 1450 wird ihnen mit Verhansung gedroht. 1459 finden wir Stendal und Tangermünde in einem Bündnis der Sachſenſtädte, A XV 289, im letzten Drittel von Friedrichs Regierung steht Stendal wieder in recht regem Verkehr mit Lübeck 2c. ibid. 304, 308, 298, 305, 306, 315. 2) Siehe Staius ad 1492 . 3) Hansische Geschichtsblätter. XVI, 44 ff. *) Zwischen_Kurbrandenburg und Braunschweig 1443 , 21. Februar, B IV 279, und Kursachsen 1441 , 18. Juli. „ Es sol auch unnser keiner des anndern lande und lute , Slosz oder Stete wider den andern nit eynnemen verteydingen oder In hilff noch rate wider den andern tun in dhein Weise on geverde." Mit Mecklenburg 1442 , B IV 264 , mit dem Hochmeister 1443. ibid . 293. *) Goslar, Magdeburg, Braunschweig und Halle klagen über die Rechts verlegungen, die einige andere Sachsenstädte durch ihre Herren mit Unterſtützung Friedrichs erlitten. A XXII 496 1467 7. April. Siehe Havemann , Gesch. der Lande Braunschweig und Lüneburg. I, 660.
117
denkbar war,
nur auf einen Freundſchaftsbeweis für das Haus
Hohenzollern hinauslief. Albrecht ist der Führer des Kampfe
gegen
die stürmische
die Art,
Hörnern zu packen ,
süddeutschen Herrenstandes
Städte geworden , mit der
er
es
weil sein liebte
den
im
ganzes Wesen, Stier
bei
den
die mächtigſte Stadt, Nürnberg , zunächst an
zugreifen , ihm Freunde und Helfer in Menge werben mußte. Sein Bruder Friedrich ist geräuschloser zu Werke gegangen , er hat keine gewaltigen Städtekriege entfesselt, aber er hat troßdem an der Spiße der norddeutschen Fürstenschaft gestanden, seitdem er durch die rasche Bezwingung
Berlins
überall
Staunen
hervorgerufen.
Hierzu kommt noch, daß Friedrich, da die Städtefrage für sein Ter ritorium bereits gelöst war (nach dem Falle der Spreeſtädte wagte ja keine Stadt mehr sich gegen ihn aufzulehnen) , bei den Bündniſſen, die er zur Unterdrückung der Städte einging , anscheinend
der un
eigennüßig gebende Teil war , während die Fürsten , die mit seiner Hilfe ihre eigenen Städte zu überwinden hofften, von ihm empfingen. Klar sagt das unter anderem eine Abmachung mit Lauenburg.¹) Dort wird von Herzog Bernhard gewünscht : „ Item alse unse El deren unde vorvaren Mollen versettet und vorpendet hebben den van Lubek, edder effte wi anders wes vorpendet hadden van unsen landen unde luden ,
und den wi
dat vorsettet
hadden , uns tor losinge nicht staden wolden , da
schal uns
unse leve swager to behulpen wesen, wedder to krigende vor gelt."
Selbst dem Haupte der norddeutschen Städte, selbst Lübeck
gegenüber hoffte der kleine Fürst auf Erfolge ,
wenn er sich des
Beistandes des mächtigen Brandenburgers sicher wußte.2) In zahlreichen Streitigkeiten norddeutscher Fürsten mit ihren Städten ist Friedrichs Hand mit im Spiele.
Er verträgt die Äbtiſſin
von Quedlinburg mit ihrer Stadt, ³) die Fürsten von Anhalt mit Zerbst ,* ) die Herzöge von Braunschweig³ ) mit den Sachſenſtädten. Dem Hochmeister verspricht er, ihn mit dem großen Bunde ver gleichen zu wollen, und dieser bekundet häufig sein Vertrauen zu Friedrich. Er hält es z . B. für unmöglich, daß der Kurfürst unter Umgehung des Ordens direkt mit den preußischen Städten verhan=
¹) Suppl. 72. 2) vgl. übrigens Buchholz, Gesch. der Churmark, III, 147 über Friedrichs Reise nach Lübeck in dieser Sache. ³) 1444 12. Dezember. B IV 350. 4) 1440 17. September. B IV 214. 5) B IV 395. 1447 9. Juni. 1467 29. Mai. B V 110.
118
deln könnte, obwohl Danzig dies ausſagt. ' )
Es beweist das , wie
fest man davon überzeugt war, daß Friedrichs fürstliche und städte feindliche Gesinnung keiner Wandlung und keiner Abweichung fähig sei.
Ein ander Mal verbietet der Kurfürst , der Stadt Belgard
irgend welchen Beistand zu leisten ,
weil sie ihren Herren , den
Grafen von Naugard, und anderen pommerschen Geschlechtern das Recht verweigere. 2 )
An Rostock, das mit den mecklenburgischen Her
zogen stritt, schrieb er mehrmals zornige Briefe und ermahnte die Bürger zum Gehorsam. Ganz
ohne politischen Nußen
ist das Eintreten für andere
Fürsten in Sachen , die ihm eigentlich fremd waren , für Friedrich doch nicht geblieben. Es verpflichtete jene zur Gefolgschaft, zur Unter ftüßung des Kurfürsten, und er hat auch mehrmals davon Gebrauch gemacht. Aus den Unterhandlungen zwischen dem Hochmeiſter und dem großen Bunde, die er vermittelte, fiel für ihn als reise Frucht die Erwerbung der Neumark ab.
Jm Pommernkriege genoß Friedrich die Unterſtüßung aller derer, die er durch seine Städtepolitik ſich zu Freunden gemacht hatte. Zum mindeſten publizierten ſie ſein Verkehrsverbot in Bezug auf Stettiner Waren, auch in ihren Landen.³) Ferner hörten die Versuche der Nachbarfürsten, märkische Ritter oder Städte zum Abfall und zum Anschluß an ihr Territorium zu ver locken, unter Friedrich im allgemeinen auf. Auch fühlten sich Fried richs fürstliche Bundesgenossen verpflichtet, ihrer Mannſchaft das Rauben in der Mark zu untersagen.4) Der Eifer, mit dem sich Friedrich wenigstens in der ersten Hälfte seiner Regierung der Städtepolitik widmete, hat ihn unstreitig zum ersten Mann in der Fürstenschaft Norddeutschlands gemacht, aber er hat ihm zugleich in den Städten selbst Feinde erweckt , die
ihn Zeit seines Lebens mit unversöhnlichem Haſſe verfolgten. Die Man konnte sich in den Städten der Hanse nicht verhehlen, Wilsnacker Fürstentage. welch' große Gefahr dieser Kurfürst und sein Haus für sie alle Furcht der Städte. bildete ; so oft irgend ein Fürst etwas gegen die kommunale Freiheit ¹ ) Akten der Ständetage Oſt- und Weſtpreuß. , III , Seite 289. 1451 sagt der Hochmeister : 29 Hetten ouch die herren marggraffen czu euch irkeyne sache der entsagunge, sie wussten wol, das ir unser undirsassen seit, sie wurden sich ouch yo ken uns dorinne vorwaren , als wir ihn andirs nicht czu getruwen. " vgl. hierzu Seite 14 dieser Arbeit über die zweite Regel Albrechts. 2) С III 97. 8) über Friedrichs fürstliche Bundesgenossen gegen Pommern, siehe Rach fahl, Der Pommerſche Succeſſionsſtreit. Seite 200. *) vgl. die Einung mit Sachsen. B IV 245 ff.
119
beabsichtigte, erholte er sich bei dem Markgrafen Rat ; auf märkischem Boden, bei der berühmten Wunderkirche zu Wilsnack , wurden alle diese verderblichen Pläne geschmiedet, die die Ratsherren der reichen Handelsstädte ewig in Atem hielten.
Danzig empfängt 1443 die
Kunde von den Absichten des Dänenkönigs Christoph,
es erfährt,
,,dat Christoffer hefft to dem hilghe blode weset to Wilsnacke unde dar sint vele landesheren by em weset - Cristoffer sterket sich mit groter macht. " ¹) Diese Wilsnacker Versammlungen sollten ein Menschenalter hin durch den Städten schwere Sorge machen, zumal auch die Nachfolger Friedrichs derselben städtefeindlichen Politik huldigten. 1483 z. B.2) ward
auf dem Lübecker Tage
Im Jahre
ein Brief verlesen :
„ Item wart ghelesen eyn sendebreff der vame Stralessunde , dar inne se deme rade to Lubeke schriven, dat vele heren tor Wilsnacke to myt vasten sik werden vorsammelende , de denne uppe desser stede argeste eyn verbunt to makende sin in willen etc. begerende derwegen to bestellende , men irvaren unde to wetende kryghen konde, wes dar worde vorhandelt." Man mußte auf alles aufmerken ,
was in der Mark vorging.
Albrecht und Friedrich , die beiden zollernschen Brüder ,
erschienen
den Städten als die geschworenen Feinde jedweder Freiheit, im Norden wie im Süden.
Bei den beiden großen Stadtfehden der
Nürnberger und der Soester, die um die Mitte des Jahrhunderts die Blicke Deutschlands auf sich zogen , waren sie die Anstifter der einen und galten bei der anderen wenigstens als beteiligt.³ ) Es iſt bekannt, welch' namenlose Angst auch die norddeutschen Städte in dieſen Jahren ergriffen hat, welch' paniſcher Schrecken den böhmischen Hilfs truppen des Cölner Bischofs vorausging , wie man überall in den deutschen Städten um Nürnbergs Schicksal zitterte. Mit einem Schlage wurde es ihnen klar, daß alle diese einzelnen Unter nehmungen der Fürsten gegen einzelne Gemeinden Glieder eines großen fortlaufenden
Kampfes
seien,
nichtung ihrer Selbſtändigkeit bedrohe. wenn auch zunächst nur
der
die
Städte
mit Ver
Mit Recht sagen sie , daß,
eine Stadt Ziel des Angriffs sei , doch
1) Infolge des Ausbleibens des Herzogs Adolf von Schleswig endete der Tag ergebnislos . Schon 1437 hatte Friedrich mit dieſem Herzoge Zusammen künfte zu Wilsnack , hernach zu Salzwedel verabredet , die aber nicht zu ſtande famen. C II 13. 2) Hanſerezesse ed. Dietr. Schäfer. I, Seite 409, § 114. 3) vgl. Chron. der deutschen Städte, XXI , Lippstädter Reimchronik der Soester Fehde. Seite 259, Vers 2644 .
120 ,,Wii besorgen uns alse men sy meynt, dat men uns allen ok also meynen mochte ! " ) Die sächsischen
der Kampf allen gelte.
Städte dringen 1450 auf eine Tagfahrt ,,von des overfallendes wegene over der stede unde gruntlikes vorderves, so de heren unde fursten dagelix begynnen unde den van Nurenberge unde mer steden myt ernste klarliken bewisen. " ) Und Hildesheim schreibt angstvoll an Erfurt , ³) es habe erfahren ,,wii itlike heren in den overlanden mit velem mechtigen volke sammen , de denne villichte itlike stede unde lande, darmede dengken over tho theinde, unde doch nicht erfaren kunnen, wur sek sodane toch hennekeren wille." Die Hohenzollern , die die Hauptbeteiligten lichen Bewegungen
dieser Jahre
aller städtefeind
gewesen waren ,
haben seitdem
überall in den Städten Mißtrauen , Abneigung und Anfeindung er fahren. Die Auch Friedrich haben die Städte ihre Abneigung zu zeigen norddeutschen Städte haſſen nie unterlassen , obwohl er doch zeitweilig mit einigen von ihnen, Friedrich. wie Halberstadt und Quedlinburg u . a., Bündniſſe geſchloſſen¹) und den Lüneburgern ) die ererbte Freundschaft bewahrt hat. Berichtet doch der Kurfürst selbst, daß ihm die üble Nachrede der Berliner in den Seestädten, Magdeburg und anderswo ,,Grossen Schaden un gelumpf und swechungen unnser herschafft“ zugefügt habe. “) Im Jahre 1450 befürchtet der Kaiser, Kurfürst Friedrich wolle sich dauernd in der Lausiß feſtſeßen ; er erläßt darum dieſem feind selige Mandate.
Sofort beeilt sich die Stadt Magdeburg, die Er
klärung abzugeben, daß sie dem Kurfürsten keinerlei Beistand leiſten werde.7) Im Jahre 1458 versucht Lübeck mit dem neugewählten Böh menkönige, Georg Podiebrad , Verbindungen anzuknüpfen .
Durch
große Geldsummen will die Stadt den König für einen Krieg gegen die Mark gewinnen. Sie verspricht ihm die Hilfe der Hanse. Der Preis des Kampfes dürfte eine Wiederbefreiung der märkischen Städte geweſen ſein.8) 1) 2) 3) *) 5) 6) 7) 8) Albrecht
Hanserezesse ed. v . d . Ropp . II, 355. ibid. 582. ibid. 431 . 1440 7. Dezember. B IV 221 . B IV 201. B. u. B. 408. 1450 20. April. B IV 433. Fontes rer. Austr. II Abt. 42 Bd . 223. 9. April 1458 schreibt an Friedrich : „ Auch lieber bruder lassen wir ewer liebe im besten
121
Noch gefährlicher wurde dem Kurfürsten die Gegnerschaft der Städte in den pommerschen Händeln ; sie trug nicht unwesentlich dazu bei, die gehoffte Gebietsvergrößerung zu vereiteln. Kommunen , Stettin voran , das
Die dortigen
nach der Reichsfreiheit strebte, ¹ )
mochten eben einen ihnen so feindlichen Mann nicht als Regenten dulden.
Obwohl der Kaiser für Friedrichs Erbrecht eintrat und
ſeine Anerkennung auch den Hanſeſtädten zur Pflicht machte , 2) der Kurfürst selbst es an Huldbeweisen für seine neuen Unterthanen nicht fehlen ließ, wurde doch all sein Wirken vor der felfenfesten Abnei= gung der pommerſchen Städte zu nichte. Die Hanſeſtädte blieben zwar neutral, doch zeigten sie unzweideutig, 3 auf welcher Seite ihre Sympathieen waren. Friedrich schrieb an die Stettiner erst in sehr freundlichem Tone; als ihm aber die Stadt jegliche Huldigung verweigerte , be= gann er zu drohen ,
erreichte aber damit auch nichts. )
Ebenso
lehnt z . B. die Stadt Neustargard die Bitte der märkischen Ge meinde Arnswalde um Herausgabe gefangener Mitbürger ab und motiviert dieſe Ablehnung mit der Hartnäckigkeit des Kurfürsten . der auf den Vorschlag der Wolgaster , vor Kaiser und Papst zu Rechte zu stehen, nicht eingehen wollte.4)
Stettin blieb bei seiner
starren Gegnerschaft , obwohl der Kurfürst der Stadt allen Handel mit seinem Lande untersagte , 5) die Fürsten von Mecklenburg ) und Kursachsen ) sich, Friedrich zu Liebe , diesem Vorgehen anschlossen,
wissen im grossen gehaym das die von Lubeck ir treffenntlich botschafft gehabt haben bey dem newen erwelten zu Beheym von ir und der anndern Henüsischen stete wegen. Und haben sich berümt ettlicher Merckischer stete , das sie der macht haben , das sie sich mitsampt ine und andern Henyschen steten verpindten wollen zu der kron als verrn sie der new erwelt wil auf nemen. Doch so ist an uns gelanngt der koenig wolle das thun und die von Lubeck sind wider hinder sich , das bey irn freunden zu bear beiten und zu wegen zu bringen und haben zu worzaichen geschennckt dem newen konig zween gulden koppff und in yeden koppff tausent gulden. Darum deucht uns gut sein , das in erforschung in der sach hett der puntnüsshalben der Henyschstete, was wars oder gelogens dorinnen were, Und biten ewr liebe , diesen brief, so bass ir den verlesen habt, auch zu verreyssen ." 1) Rachfahl, Der Pommersche Successionsstreit. 93. 2) 1465 21. März. B V 79. Cod. cont. I 265, 273, C I 511 , B V 96, ebenso an Pasewalk Cod. cont. I 271. 4) CI 485. 5) Rachfahl, 1. c. 194, 195. 6) C 1 437. ') B V 113, C I 438.
122
und ein Brandenburgischer Unterhändler Schritte that , auch den König von Dänemark dafür zu gewinnen.¹) Die Verkehrssperre ward übrigens so streng durchgeführt, daß auch die andern Hansestädte davon in Mitleidenschaft gezogen wurden. Vorstellungen um Milderung des Handelsverbots blieben erfolglos , 2) ebenso wie die Versuche , die Lübeck in dieſem Jahre machte, Bürgern, deren Gut im Lande Lebus weggenommen Aber alle ihre
worden war, Schadenersaß zu verschaffen.³) Der Kurfürst klagte um gekehrt über Begünstigung der Stettiner durch Lübeck und erklärte das geraubte Lübiſche Gut für geschmuggeltes Stettiner . Intereſſant wird diese Streitfrage , die noch unter der folgenden Regierung mehrfach auftaucht, durch die Einmischung anderer Hanſeſtädte,4) und besonders durch die Versuche Lübecks, die Städte der Mark Branden Frankfurt burg zur Einwirkung auf den Kurfürsten zu bewegen . Klein den Angelegenheit mit versprechen , die Köln Berlin und städten ihrer Sprachen zu erörtern und dann dem Kurfürsten, ſo Mehr als bald er wieder nach der Mark komme , vorzutragen.5) dieses , so weit wir wissen , wohl kaum eingelöste Versprechen leisten die altmärkischen Gemeinden, vornehmlich Stendal, 6) deſſen großen Eifer Lübek rühmend anerkennt, indem es die Erklärung abgiebt, daß ihre Stendaler Ratsfreunde ,, vele arbeides unde mercklike Koste to velen tyden deshalven gedan hebben . "") Kurfürst Friedrich versteht sich auch schließlich zu einer Entschädigung der Beraubten, 8) Die kann aber die festgesezten Zahlungstermine nicht innehalten . geschädigten Kaufleute verlangen darum als Repressalie Beschlag nahme märkischen Gutes und der Rat von Lübeck billigte dieſe Stendal und die Städte, die durch solche Maßnahmen allein getroffen wurden , baten natürlich ſofort , davon Abstand zu Lübeck willfahrt ihnen auch 9) und seht noch eine Frist, nehmen.
Forderung.
indem es noch immer hofft, daß selbst ein so „ großmächtiger “ Fürſt der Stimme des Rechtes Gehör geben werde. Aber Friedrich will oder kann die weitgehenden Ansprüche der Hansestadt nicht befriedigen. ¹) auf den 2) 3) *) *) 6) 7) 8) 9)
C III 92. Dies Schreiben bezieht sich nicht auf den Kaiſer , ſondern König von Dänemark. A XXI 488 . B V 122. Vornehmlich Hamburgs. A XXIII 250, B V 116. 1459 8. Auguſt. A XV 289, 299, 307. A XV 300. B V 82. A XV 317.
123
Auch mit der Stadt Halle hat Friedrich einmal einen Streit gehabt, der wenig bekannt ist und auch von Herzberg in seiner Ge schichte von Halle unrichtig dargestellt ist.¹ ) Nicht erst nach dem Jahre 1459, sondern im Jahre
1457
wollte Friedrich auf einer Reise nach Merseburg in den Ostern Halle passieren.
Der Durchzug ward ihm aber verwehrt , weil er
sich nicht zur Zahlung eines Wegzolles verstehen wollte , den die Stadt unter Zustimmung des Kaiſers im Jahre hatte.
1453
eingeführt
Es kam zu erregten Scenen und der Kurfürst mußte vor der
drohenden Haltung der Bürgerschaft nach dem Giebichenstein reti rieren. Aufs äußerste gereizt , verklagte er die Stadt bei der Vehme, die sofort ein Verfahren gegen Halle einleitete. Mit Friedrich verband sich der Kurfürst von Sachsen, der mit Hallischen Intereſſen in Böhmen in Konflikt geraten war und den Halles feindselige Haltung gegen die mit seinen Messen konkurrie renden Leipziger erbittert hatte . Halle fühlte die Größe der Gefahr , warb um Hilfe bei den befreundeten Städten und weigerte sich, unterstüßt von ihrem Herrn, dem Erzbischof von Magdeburg , der ein Eingreifen der Vehme in ſein Territorium nicht dulden wollte , vor den Freirichtern zu er scheinen. Der Erzbischof nahm sich seiner Stadt, die sich auf ihn zu Rechte erboten hatte, an und gab in einem Schreiben an Friedrich von Brandenburg seiner Verwunderung darüber Ausdruck , daß der Kurfürst seine Unterthanen vor auswärtige nicht kompetente Gerichte zöge.
Er riet, ihm die Entscheidung der Händel zu übertragen, er
sei der allein befugte Richter der Seinigen, er werde auch die Sache gütlich beizulegen wissen.
Friedrich ging auf den Vorschlag des
Kirchenfürsten ein , ohne jedoch das Verfahren bei der Vehme ab zustellen.
Zugleich erinnerte
er den Erzbischof nochmals an die
Schmach und Verhöhnung , die ihm von den Bürgern von Halle widerfahren. Der Erzbischof beraumt einen Tag zu Zerbst an, den aber der Kurfürst dringender Geschäfte halber, die ihn nach der Lauſiß riefen, abschreibt.
Einen Tag zu Jüterbogk , den Friedrich an Stelle des
Zerbster in Aussicht nimmt , kann Auch die Stadt Halle unterläßt ¹) vgl. die Dokumente im Anhang. Halle 415--418.
der Erzbischof nicht es ,
ihn zu besenden.
besuchen. Kurfürst
Siehe Hertzberg, Geſchichte der Stadt
Friedrichs Streit mit Halle.
124
Friedrich beginnt allmählich die Geduld zu verlieren , er verständigt ſich mit Sachſen und einige seiner Edlen überfallen hallische Bürger, die nach Zerbst zum Markt ziehen, auf Anhaltiſchem Boden und im Geleite der dortigen Fürsten.
Von dem Erzbischof über diesen Vor
fall zur Rede gestellt und wegen solcher Beraubungen mitten im Frieden scharf getadelt, erklärt Friedrich, er sei an dem Geschehenen völlig unschuldig , er werde auch die Thäter, soweit sie seine Unter thanen seien, zur Rechenschaft ziehen . Auf einem beiliegenden Zettel aber bekennt er offenherzig, wenn den Bürgern von Halle noch viel Schlimmeres passiert wäre , würde es ihn troßdem freuen.
Eine
Besprechung des Magdeburger Dompropstes Treskow mit branden burgischen Räten zu Wilsnack bleibt wiederum erfolglos.
Die Un
sicherheit wächst ; der Erzbischof erklärt , nicht bis nach Jüterbogk, wohin ihn Friedrich neuerdings einlädt, kommen zu können. Die beiden Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg ver ſtändigten sich unterdes dahin ,
daß sie keiner ohne den andern
etwas unternehmen wollen , teilen ihre enge Verbindung dem Erz bischofe mit und suchen mit der Drohung , sie würden andernfalls zu Gewaltmitteln schreiten müſſen, die Annahme ihrer Forderungen Die Bürger erwidern hierauf , daß sie bei Halle zu erzwingen. ihr Geschick in die Hände ihres Herrn gelegt hätten. Der Erzbischof trägt nochmals seine Vermittlung an . Noch wisse er gar nicht, schreibt er, was die beiden Fürsten wollten. Er erhält die Antwort, die brandenburgischen Ansprüche müßten ihm bekannt sein, die säch sischen könnte er auf Zusammenkünften , wenn
er solche besuchen
1 wollte, erfahren. Inzwischen bittet Halle auch den Herzog Wilhelm von Sachsen, den Bruder des sächsischen Kurfürsten, um seine Vermittlung, die dieser , da die beiden Kurfürsten gegen seine Person zuwenden haben, annimmt.
nichts ein
Friedrich von Sachsen schreibt freilich
an ſeinen Bruder, wenn er auch in Verhandlungstage willige, wolle er doch nicht hoffen, daß Wilhelm glaube, er oder der Kurfürst von Brandenburg würden persönlich mit den Bürgern von Halle zu Tagen reiten. Auch sei er entschieden dagegen , daß die halliſche Sache auf den für andere Zwecke in Aussicht genommenen Tagen zu Bamberg oder Leipzig verhandelt würde.
Er sei übrigens in
allen Dingen vollkommen mit dem Markgrafen von Brandenburg einig, auch in Betreff des Zufuhrverbots . ¹ ) 1) Letteres wird in einer offenbar verschriebenen Stelle erwähnt. Anhang.
Siche
1
125
Die Stadt Halle sett große Hoffnungen auf den Beistand Wilhelms von Sachsen. Die Erbietung auf ihn, der doch ein Ver wandter und Bundesgenosse ihrer Feinde sei, solle zeigen, wie sehr sie sich ihres guten Rechts bewußt sei .
Die Stadt legt große
Rührigkeit an den Tag , um sich ihrer Gegner zu erwehren . läßt sich vom Kaiser
nochmals
eine
Sie
Bestätigung des Wegzolles
geben, der die Veranlassung ihres Zerwürfnisses mit dem Branden burger gewesen . Sie wird nicht müde, den Erzbischof für ihre Sache zu interessieren.
Bei den befreundeten
Städten wirbt sie
um Hilfe ; Dortmund ersucht sie, sich bei den Freirichtern für Ab stellung des Gerichtsverfahrens zu verwenden.
Vom Papst erwirkt
sie mehrere Befehle gegen ihre westfälischen Bedränger ; ſchließlich wird von Rom sogar der Bannstrahl gegen die Vehmrichter geschleudert. Die Verwendung des Rats von Dortmund bei den Freigrafen, wie bei deren Oberherrn, dem Kölner Kurfürsten , bleibt jedoch er folglos.
Auch die gleichen Schritte des Erzbischofs von Magdeburg
haben nicht bessere Resultate.
Der Kurfürst von Köln , bei dem er
sich über den Eingriff der Vehme in ſein Territorium beschwert, erklärt , gegen das Vorgehen der Freirichter nicht einschreiten zu können, weil dies in ihren alten Gerechtsamen begründet ſei. Schließlich scheint die Stadt, nachdem sie wegen Verſäumens eines im April 1460 zu Arnsberg abgehaltenen Gerichtstages zu einer sehr hohen Geldstrafe verurteilt worden, nachgegeben und zu einem neuen Termine ( 28. April 1461 ) Vertreter geſandt zu haben. Weitere Verhandlungen vor der Behme folgten um Michaeli des selben Jahres .
Die Bürger von Halle bleiben aber dabei , dem
Kurfürsten jedes Recht, ſie anzuklagen, den Freirichtern jede Befugnis, fie zu verurteilen, abzusprechen. Parallel mit diesem Gerichtsverfahren , dessen sich die Stadt fchließlich durch Appellation an den heiligen Stuhl erwehrte, laufen Friedenskongresse , die Wilhelm Magdeburg einberufen.
von Sachsen
und Friedrich von
Solche Versammlungen tagen am 8. August 1460 und am 10. Januar 1462 im Domkreuzgange zu Merseburg und vorher am 17. März 1460 zu Zerbst. Als brandenburgische Diplomaten erscheinen der Edle von Torgow und Graf Hohenlohe.
Auf dem erstgenannten
Kongresse gaben die Hallenſer eine wesentlich andere Darstellung des Hergangs der Geleitsverweigerung , die ihnen der Kurfürst von Brandenburg so übel genommen. Sie hätten ihm nicht nur nicht
126
das Geleit versagt, sondern sogar Geschenke für ihn vorbereitet, die sie ihm bei seinem Einzuge zugedacht hatten.
Da hätte ihnen Graf
Beichlingen, der Bruder ihres Erzbischofs, mitgeteilt, Friedrich wolle auf Schloß Giebichenstein und nicht in seiner gewohnten Herberge nächtigen.
Von dem Wegzoll hätten sie in der That nicht laſſen
können , da von seinen Erträgen die Straßen in stand gehalten werden müßten. In gleicher Weise suchten sie die Vorwürfe des Kurfürsten von Sachsen zu entkräften.
Sie hätten ihm, so führen sie aus, nie in
Böhmen entgegengearbeitet, ſie beſäßen sogar Dankschreiben von ihm für die geleistete Hilfe. Die Streitigkeiten zogen sich noch Jahre lang hin, doch ist es zu kriegerischen Ereignissen nicht gekommen ; nur Plänkeleien, Raub anfälle und dergleichen werden berichtet.
Unter welchen Umständen
der Ausgleich zustande gekommen , ist nicht bekannt. haupt fiel er ins Jahr 1467.¹) sollte Friedrich von
In den Streitigkeiten mit Sachſen
Brandenburg
als
Schiedsrichter
Die Stadt muß sich mit ihm also völlig hat ihm sogar Hilfstruppen
Nach Drey
entscheiden.
ausgesöhnt haben ;
zum Pommernkriege gesandt.2)
sie Die
Vehme wurde vom Papste 1469 nochmals in ihre Schranken ver= wiesen und der neuert.
Stadt ihr Privilegium
de
non evocando
er=
Diese wenig bekannten Händel zeigen uns Friedrich völlig ab weichend von seiner bisherigen Städtepolitik.
Zwar der Haß, den
er gegen die Bürger im Herzen trug , deren Zölle er nicht achtet, deren Beraubung ihm erwünscht ist , mit denen er nicht zu Kon greſſen reiten mag, ist derselbe geblieben, wie ja auch der Hallenser eigentümliches Verhalten gegen ihn sich nur aus der bürgerlichen Abneigung gegen den städtefeindlichen Fürsten erklären läßt. Aber die Klage bei der Vehme, deren Gerichtssprengel er doch über die Weser zu verweisen pflegte, ist sonst in seiner Politik nicht nachzu weisen.
Auch der oberste Grundſaß der Städtepolitik seines Hauſes ,
in Streitigkeiten mit fremden Unterthanen nur von deren Herren Recht zu nehmen, ist hier verlegt. Wir haben hier die auffällige Thatsache , daß Friedrich voll kommen von jenen
Regeln
und
Grundsäßen
abwich ,
die
ſein
Bruder Albrecht aufgestellt hatte und deren Befolgung dieser als
1) Dreyhaupt, Saalkreis . II, 436 . 2) Opels Neue Mitteilungen aus dem Gebiet hist. antiqu. Forsch. XV, 95.
127
Ehrenpflicht jedes Fürſten hinzustellen liebte. Aber diese Abweichung kann uns nicht wundern , da ein so praktischer Staatsmann wie Friedrich sich an diese Regeln jedenfalls nur solange band , als sie ihm förderlich schienen, sie aber verwarf, sobald sie ihn zu hindern anfingen.
*
* *
So hat Friedrich in den 30 Jahren seiner Regierung unauf- Bedeutung von hörlich Städte zu Widersachern gehabt , und nicht leicht hat ein Friedrichs andrer der norddeutschen Fürsten von ihrer Seite soviel Anfeindung Städtepolitit. erfahren, wie er.
Wie schlecht man von ihm dachte, beweist der
Bericht des Fortseßers des Detmar über die Niederwerfung Berlins . In dieser Darstellung wird erzählt , wie Friedrich seine allzu ver trauensseligen Städte bethört, Herr der Stadt wird und dann die von ihm und der langen Reihe seiner Vorfahren beschworenen Frei heitsbriefe vernichtet und die Bürger eigen macht. Die Städtepolitik Friedrichs enthält aber die folgenreichste Seite seiner Wirksamkeit. Denn die auf Machterweiterung seines Kurstaats gerichteten Versuche endeten , die Erwerbung der Neumark abgerechnet , nicht glücklich. Er erreichte wenig gegen Pommern, weniger gegen Böhmen , die kleinen Ländchen , die er im Süden ſeinem Gebiete angliederte , bedeuteten keinen beträchtlichen Macht zuwachs. formen
Selbst die für uns in großen Zügen erkennbaren Re im Verwaltungs-
und
Gerichtswesen
wurden
durch die
Sonderprivilegien, die der Adel mit Hilfe der steigenden Macht des Landtags ihm abgewann, arg beeinträchtigt. Nur den Städten gegenüber hat er ganz seinen Willen durch gesetzt, die mit der Würde der Monarchie unverträgliche Unbot mäßigkeit der märkischen Kommunen gebrochen.
Und dazu genügte
ihm ein Schlag , den er gegen eine einzige Gemeinde geführt hat. Durch sein Beispiel aber und die Erfolge, die er hier errang, hat er sich auch zum Lehrmeister und damit zeitweilig zum Führer der norddeutschen Fürsten gemacht.
3. Kapitel . Kurfürft Albrecht Achilles .
Als Friedrich II . fich im Jahre 1470 mißmutig nach Franken zurückzog und die Regierung der Mark seinem Bruder Albrecht überließ , war die Städtebewegung in Deutschland schon längst in ein anderes Stadium getreten.
Albrecht hatte seine Kräfte nußlos gegen Nürnberg verschwendet und seitdem seine Angriffe gegen das Bürgertum nach und nach ganz eingestellt.
Infolgedessen begannen seine Rivalen, die Wittelsbacher,
namentlich gegen die kleinen Reichsstädte vorzugehen . Dadurch sah er sich mittelbar auch bedroht. Er mußte erkennen, daß diese freien Kommunen , so wenig er sich sonst zu ihnen hingezogen fühlte , sich doch als
Bollwerk
gegen
die
Vergrößerungsgelüfte des Hauses Es wurde ihm klar ,,was hewt an den von Norlingen Ist , ist morgen an mir" und er hielt es
Wittelsbach benußen ließen.
darum für angezeigt, die Städte gegen Bayern zu ſchüßen. Im Norden waren die Städtekämpfe ſeit den vierziger Jahren ſeltener
geworden.
Einzelne
Fürsten
und
einzelne
Gemeinden
gerieten zwar immer noch aneinander , namentlich Friedrich hatte, wie wir oben geſehen haben , mehrfach unter der Abneigung der Städte gegen ihn zu leiden,
aber weder er noch andere Fürsten
fühlten sich dazu berufen, wiederum gewaltige Städtefehden zu ent fesseln.
Erst in den
70er und 80er Jahren, als es sächsischen
Prinzen geglückt war , mehrere nord- und mitteldeutſche Bistümer zu erlangen, erregt das Haus Wettin neue Städtekämpfe. In glänzendem Siegeslauf überwindet es Quedlinburg, Halber ſtadt, Halle , erhält es das stolze Magdeburg in der Landſsässigkeit, zwingt es Erfurt zum Nachgeben. Noch einmal wurden die alten Grundsäße , die Albrecht Achilles vordem anzuwenden liebte, jezt
129
als "1 meißnische Regeln "
ins Feld
geführt .
sich so sieghaft, so folgenreich bewährt.
Noch nie hatten sie
Verblüfft blieb die Hanse
thatlos, den Fürsten aber dünkten die Wettiner Triumphe verlockend genug,
um wieder
einmal einen
Vorstoß gegen die Städte zu
machen. Die Welfen rüsteten mit Macht gegen ihre noch freien Land städte . Noch einmal vereinigte sich die norddeutsche Fürstenschaft zum Ansturm gegen die Bürgerschaften. Auch die Krone Däne mark , die unversöhnliche Gegnerin der Seeſtädte von der Hanſe, glaubte ihre Zeit gekommen.
Sie plant ein weitreichendes Bündnis,
will Wettiner, Welfen und Hohenzollern für ihre Zwecke benußen. Die Losung lautete : Alle Fürsten sollten zusammenstehen, um Nor wegen und Dithmarsen, dann alle Städte in Deutschland gehorchen zu lehren.
Auch der alternde Albrecht fing nochmals Feuer ; dieſe
verführerischen Töne, die für ihn der Inbegriff alles Fürstlichen und Großen waren, klangen in seiner Brust nach. Er hat sich in weit ausschauende Bündnisse
mit dem Dänenkönige
eingelassen.
Auch
Johann, sein Sohn und Nachfolger, hat sich in die Neße einer Städtepolitik verstricken lassen , die seinem Lande nicht förderlich war, lediglich fremden Interessen diente und ihn den klaren Blick für wirklich erstrebenswerte Ziele verlieren ließ. Die Verbindung Albrechts mit dem Dänenkönige¹)
ist ohne
Folgen geblieben. Zwar wurden lange Verhandlungen gepflogen, mitunter auch wieder zu Wilsnack, wo man den Städten mit Worten und auf dem Papier gewaltig zu Leibe ging.
Aber der alternde
Kurfürst schreckte doch davor zurück, nochmals einen großen Städte krieg zu wagen, ja er bewies seinen eignen märkischen, wieder be denklich unruhigen Gemeinden ein solches Maß von Geduld , wie man es von einem Manne , der doch ,, aller grossen krige und uffrure In dissen landen Swaben, francken, Bayern am Reyn · unnd In Sachssen zwisschen fürsten unnd Steten enstanden ursecher, Hetzer und Jeger gewest❝2) schwerlich er wartet hätte. Es bleibt in der That wunderbar, daß Albrecht, der doch wie kaum ein andrer Fürst für die Ausbildung der monarchischen All gewalt glühte, fie in der Mark, wo sie fast schon erreicht war, teil
¹) Droysen, Preuß. Politik. II, 1 , 284. 2) CI 380. Urteil des Pfalzgrafen. Priebatsch. Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
9
130
weise wieder untergraben hat.
Vieles, was unter Friedrich schon
errungen worden war, ging jest wieder verloren . Ritter, Städte, der Landtag wurden unter ihm unbotmäßiger, denn je zuvor . Die Erklärung für diese rückläufige Bewegung liegt aber etwa in seiner Gleichgültigkeit märkischen Dingen gegen über, die man so häufig er war mehr Kurfürst als Markgraf, pflegt man zu sagen¹) bei ihm hat finden wollen. Im Gegen nicht
teil, sein ganzer Briefwechsel zeigt ,
mit welchem Eifer er sich mit
den märkischen Angelegenheiten beschäftigte. Nur sein körperliches Befinden und der Wunsch, im Alter wohlverdienter Ruhe zu pflegen, verhinderte ihn, dauernd in der Mark seinen Siß zu nehmen.
Von
einer Abneigung gegen die Mark zeigt sich bei ihm keine Spur . Kein andrer der Markgrafen des 15. Jahrhunderts hat so herrliche Worte zum Lobe Brandenburgs gefunden , wie gerade er. Wie preist er dies Land, das groß wie ein Königreich sei²) und für alle Zeiten dem Hause Hohenzollern eine Heimstätte sein werde. Mit unter spricht er auch von den Annehmlichkeiten des Lebens in der Mark, von dem Jagen und Reiten und von dem Tanzen mit den schönen Frauen von Berlin.³) Der Mark ist er übrigens kein Fremder geblieben , wie man immer behauptet. Der Ruhm seiner Tapferkeit , der durch alle Lande ging , erweckte ihm auch hier Bewunderung . kein günstiger Beurteiler der
Hafftig , ſonſt
meisten Fürsten vom Hohenzollern
stamm, wird nicht müde, von dem deutſchen Achilles zu erzählen und dies ehrende Beiwort fortwährend zu wiederholen. Nicht Widerwille gegen die Mark, sondern
eine allzu rosige
Auffassung der märkischen Dinge kennzeichnet Albrecht .
Ihn schied
von seinen Brüdern ein heitrer lebensfroher Sinn , der stets den Dingen eine gute Seite abgewann , der sich über fehlgeschlagene Erwartungen rasch mit neuen Hoffnungen zu trösten wußte.
Einen
einzigen Sonnenstrahl , der durch das Dunkel der Wolken brach, nahm er für klaren Himmel. Ein gewiegter Finanzmann, wie nur wenige unter seinen Standesgenossen , hat er sich doch nie davon freimachen können, die Einnahmen vorher höher anzuſchlagen, als
1) Treusch von Buttlar, Der Kampf Joachims gegen den Adel seines Landes. Seite 9. 2) Burkhardt, Das funfft merckisch Buch. 3) Drittes herrsch. Buch. Fol. 124 a.
Seite 73.
131
fie nachher wirklich wurden.¹ ) er gar nicht zu denken.
An unvorhergesehene Ausfälle schien
Optimist durch und durch, hat er sich auch
zeitlebens über die Stimmung in der Mark getäuscht.
Er ahnte
bei dem festlichen Empfange, den ihm im Jahre 1471 ganz Kur brandenburg , vornehmlich die Bürgerschaften bereiteten ,
nicht, daß
nach der glänzenden Feierlichkeit, bei der alles von Ergebenheit und Liebebeteuerung überfloß, der Stadtschreiber vielleicht einen Bericht ins städtische Merkbuch eintrug , der von Bosheit und übelwollen stroßte. 2) Da er die Schattenseiten der Dinge zu übersehen gewohnt war, konnte er nicht die Mittel finden, die hier not thaten.
Gar
manches hat er wieder verfahren, was seit Friedrichs Tagen schon im richtigen Gange war.
Die Unlust der Märker, zu dienen und
zu steuern, wurde unter ihm gestärkt und sein Sohn, der den Dingen näher stand und sie oft ganz richtig beurteilte, ward von ihm vielfach gehemmt und gehindert. *
*
* Albrecht ist nicht leichten Herzens in die Mark gegangen.
Er
hatte von dem Troß der märkischen Hauptstädte viel gehört , das ihn bedenklich machte. ") Auch forderte Friedrich als Ruhegehalt mehr, als er, ſparſam wie er war, ihm gewähren mochte. Zudem steckte das Land voller Schulden, die Verwicklungen mit Pommern schienen unlösbar. Aber diese pessimistische Stimmung Albrechts schlug rasch in ihr Gegenteil um. Die Abtretung der Mark an ihn vollzog sich übrigens
ohne
große Schwierigkeiten. Am 2. und 3. Juni fand ein Landtag zu Berlin statt, auf welchem Bischöfe, Prälaten und Ritterschaft der meiſten Landesteile, unter Vorbehalt der Einbringung von Beschwerden, die aber der Herrschaft nicht zuwider ſein ſollten, die Huldigung zuſagten.
Die
Prälaten und die Ritterschaft der Altmark und der Priegniß , die
1 ) vgl. Kotelmann, Die Finanzen des Kurfürsten Albrecht Achilles, Zeit schrift für preuß . Geschichte und Landeskunde , 3 , 420 ; er spricht von einer Schätzung, die bei Albrechts Art gewöhnlich zu hoch ausfiel. " 2) Siehe unten. 8) Burkhardt a. a. D. Seite 111. Albrecht schreibt, daß 99 man grosz ,und die poppen doaussen von den grossen haubtsteten gesagt hat" grosz macht auch vestigkeit der Stete und die truncken weisz hett uns etlichermasz sorgfeldig gemacht. " 9*
Albrechts Anhänger in den Marken.
132
nicht stark vertreten¹) geweſen zu ſein ſcheinen, baten vorerst mit zw Rate gehn zu dürfen .
Sie versprachen, am 18. Juni mit einer ge=
horsamen Antwort zur Stelle zu ſein .
Auch die Städte der ganzen
Mark suchten um dieselbe Frist nach.
Zugleich gaben sie die Er
klärung ab ,
daß
sie
nicht
Lust hätten , die Trabanten , die sie
so lange in Garz unterhalten hätten, auch weiterhin zu bezahlen. Albrecht schrieb daraufhin in sehr verbindlichem Tone an die vier Hauptstädte Berlin, Brandenburg , Prenzlau und Frankfurt, ſeßte die große militärische Wichtigkeit von Garz auseinander und bat, die Truppen wenigstens noch bis zu seiner Ankunft , um Michaeli erfolgen sollte, zu unterhalten.
die bestimmt
Auch von einer ganzen
Reihe anderer Städte verlangte er Kriegshilfe.
Aber allem An=
schein nach hat er bei den Städten nicht viel Entgegenkommen ge funden, obwohl er es selbst nicht für möglich hielt, daß sie etwas, was sie seinem Vorgänger solange gewährt, ihm , der ihnen doch noch nichts zuleide gethan, abschlagen könnten.
Die gute Gesinnung
¹ ) Über diesen Landtag siehe erstes herrschaftliches Buch Albrecht Achills, Königl. Kreisarchiv Nürnberg, Fol. 67. Item als mein g. here marggrave Fridrich von meiner g. hn. marggrave Albr. zcu Gera gescheiden ist, so ist der lanttag zu Berlin (Spandau wird dazu noch von Friedrich eingeladen, Riedel A XI 113) , gewest ame sonnabende vor Exaudi und der handel ist gewest am sontag Exaudi . Item die Bisschoffe prelaten und ritter schaft usz der mittelmarke, usz dem Ukerlande und usz dem lande zu Sternberg haben zu gesagt die huldung zu thunde , wann mein g. h. marggrave Albr. kompt und haben denn etliche sachen seiner g. vor zu halten, die doch nicht unpillig seien sollen , so das geschen ist , wollen sye dorann gehorszamlich gefunden werden. Item die prelaten und ritterschaft usz der Alten marke und Prig nictz, die dar geweszt sein haben auch zu gesagt die huldung zu thunde, doch ein frist gebeth bisz uf montag nach trinitatis , so wollen sie dar wider komen und die andern mit sich bringen und hoffen die andern werden sich auch gehorsamlich dar innen halten. Item die stete usz allen landen haben eine rügge sprache gebeten und wollen uf montag nach Trinitatis volkomen antwurt sagen. Item die stete haben meinen g. hern , marggraven Hanszen und den statheltern abgesagt , das sie die trabanten zu Gartz nicht lenger halten wollen , dann bisz uf Sant Johannis tag, bitten marggraff Hans und stathelter etliche gute büchszenmeister uszurichten und auch 2c trabanten und die fordzich ye ehr ye besser hin ein zu schicken. “ Albrecht antwortet auf diese Mitteilung , daß es zu spät ſei , bis Exaudi den Räten noch Weisungen zukommen zu laſſen. Item von den 2c tra banten wegen zu schicken und buchsenmeistern, sol man den vier steten Brandburg, Berlin , Franckfurt und Prenztzlaw und ir iglich besunder schreiben , sich mit den cleinen steten , die in ir sprach gehorn zu be sprechen , das sie solch volck als sie biszher zu Gartz gehalten haben meinen gnedigen hern zu lieb fürter haben bisz sein gnad persönlich hinein kompt. "
133
Prenzlaus, das ihn von den Umtrieben der Pommern in Kenntnis ſeßt, ¹ ) erkennt er lobend an. Auch den größten Teil des folgenden Jahres verbrachte Al brecht noch in Franken, während sein Sohn und der Kanzler Bischof Friedrich von Lebus
inzwischen die Regierung der Mark führten.
Am 14. September 1471 kündigte er jedoch seine Ankunft an.
Er
teilte zugleich mit , daß er einen Teil der Städte selbst aufsuchen und die Deputationen der übrigen in Berlin empfangen wolle. Einen Landtag wegen der Erbhuldigung zu berufen, sei nicht notwendig ; er denke auch nicht daran , nachdem Friedrich ihm das Land ab= getreten, Kaiser und Kurfürsten ihn anerkannt, weiter über die Nach folge zu verhandeln .
Er werde nicht viel Leute aus Franken mit
bringen, nur sein gewöhnliches Hofgesinde.
Er freue sich, daß, wie
er es auch gar nicht anders erwartet habe, die märkischen Räte den fränkischen Beamten freundlich entgegenkommen wollten. )
Für den
märkischen Adel und das Bürgertum blieben diese Franken aller dings ein Stein des Anstoßes. Als Albrecht Ende 1471 günstigen Empfang ,
im Lande erschien , fand
er einen
wie er ihn kaum erhofft zu haben scheint.
Hatte er doch stets viel von dem Troße der märkischen Städte ge= hört und soeben selbst bei seinen Forderungen für Garz erfahren müssen, wie gering ihre Opferwilligkeit war. Doch diese trübe Stimmung, die schlechte Meinung, die er sich bereits von seinen neuen Unterthanen gebildet hatte , wich bei der glänzenden Aufnahme, die man ihm bereitete, rasch der gegenteiligen. Ansicht.
Seine Briefe, ³) namentlich die an seine Räte in Franken,
geben davon beredtes Zeugnis.
So rühmt er den Empfang in
Berlin und Köln (ganz glatt kann hier die Huldigung nicht von statten gegangen sein , denn Albrecht bestätigte die Privilegien erst im Jahre 1473 ; 4) auch anderswo verlief die Huldigung befriedigend. Selbst die kleinen Städte hatten sich gewaltig angestrengt, ihn würdig zu empfangen (unse G. H. hedde vele kleiner Stede , de öhn
1 ) A XXI 340, siehe auch erstes herrsch . Buch, Fol. 87a : „der warnung halben der von Prenitzla und ander , die thun das Im Besten als uns nicht zweivelt." 2) Zeitschrift für preuß. Geſch. u. Landeskunde. *) z . B. Burkhardt a. a. D. Seite 9.
XIX, 27.
4) Nach dem Chron. des Puſthins , Seite 13 , bezahlte man hier 40 fl. für die Bestätigung.
134
mit allerleye quiteren nnd noch grot Gheld to schencke ge geven hedden.) ¹) Und dabei hatte Albrecht, entgegen dem Brauche seines Vaters, die
Bestätigung der Privilegien von bedeutenden Zahlungen ab=
hängig gemacht, während
doch sonst nur kleine Gebühren für die
Kanzlei entrichtet wurden. (den Cenzlern gaff me wol 2 Rhynsche Gulden to drankgelde vor ein schenke.) Von Salzwedel ver langte Albrecht gar 100 Fl., eine Forderung , die den Natsherren in der That ungeheuerlich schien . Die Stadt hatte Albrecht einen Empfang bereitet , der „,gliek einem groten feste to Ehren der Stad ," man konnte aber schon im Verlaufe des kurfürstlichen Aufenthaltes in Salzwedel wahrnehmen, daß der neue Kurfürst zum mindeſten kein freigebiger Herr sei. Die städtischen Diener, die ihm Geschenke in ſein Quartier brachten, er hielten von ihm nicht einmal ein Trinkgeld . Der Stadtschreiber hielt die Thatsache für wichtig genug, sie aufzunotieren . Sein Bericht ) iſt für uns eine interessante Quelle zur Beurteilung der in den mär kischen Städten herrschenden Stimmung . Er ist von der Mißgunſt diktiert und enthält sicherlich große übertreibungen , aber er lehrt uns, daß Albrecht sich von dem Schaugepränge und den Loyalitäts beteuerungen in den Städten, die er für bare Münze nahm, täuſchen ließ , daß die Bürger zwar eine freundliche Miene machten , im Herzen aber ganz anders , durchaus nicht freundlich über den neuen Markgrafen dachten.
Die Ratsherren erinnerten , nach dieser Dar
stellung ,
den Kurfürsten
Albrecht
antwortete
mit
ihrer
Privilegien.
allgemeinen Versicherungen ,
erhielt die
an
die
Bestätigung
Huldigung und ward mit einem glänzenden Bankette geehrt. Beim Festmahl fiel den Bürgern die Gier und die Unmäßigkeit des frän kischen Gefolges auf. Sie balgten sich um die dargebotenen Lecker bissen , ohne daß der Kurfürst dazwischen fuhr . Um die altmärki schen Edelleute bekümmerte er sich gar nicht , auch an der Tafel kamen sie zu kurz , da die Hungerfranken alles für sich begehrten. Der Rat aber, der mit ihnen in Freundschaft leben wollte , entschä= digte sie durch freiwillige Geschenke. Schon am Nachmittage merkte man in Salzwedel, daß die von Stendal, die erst nach der Beſtäti gung der Privilegien die Huldigung hatten leisten wollen, flüger ge= wesen. Als sie nämlich nach der Mahlzeit an Albrecht mit der
¹) A XIV 349. 2) A XIV 348.
135
Bitte um Bestätigung der alten Freiheitsbriefe herantraten, wies fie dieſer an den Kanzler.
Der aber verlangte 100 Fl. und Bezah
lung aller dem Kurfürsten in Salzwedel erwachsenen Ausgaben. Zu der letteren Forderung verstand sich die Stadt, nachdem es ihr ge= lungen war, die Neustadt zur Tragung der halben Kosten zu ver anlassen.
Die Bestätigung ihrer alten Urkunden erreichte sie jedoch
erst im Auguſt des folgenden Jahres gegen Zahlung von 51 Fl. Weitere Ausgaben waren ihr noch aus zahlreichen Sendungen zu Verhandlungstagen in dieser Sache und aus den Kanzler Seſſelmann Alvensleben erwachsen.¹ )
„ Verehrungen “ für
und den altmärkischen Hauptmann von
Aber Albrecht ließ sich durch dergleichen unangenehme Vorfälle nicht stören; in seinen Briefen an den Mainzer Kurfürsten und an Er spricht die Räte des Frankenlandes erwähnt er nichts davon . nur voll Freude von der Willigkeit seiner Unterſaſſen, und Optimiſt, wie er ist, entwirft er schon glänzende Zukunftspläne für die Größe Er tadelt alle , die ihm Unwahres von den großen Hauptstädten berichtet und ihn vor ihnen gewarnt hätten. Nun wisse er, dies alles sei nicht wahr. Er denkt bereits an große ſeines Hauſes.
Schäße , die er unfehlbar in der Mark sammeln werde , da die Unterthanen ihm die bedeutenden Schulden seines Bruders 2) tilgen wollten. Das Leştere mußte sein Hauptziel sein.
Dann aber hatte er
die Mittel für den Pommernkrieg zu beschaffen für den Fall , daß dieser nicht beigelegt werden könnte.
Minder heißblütig
als sein
Bruder, wünschte er den friedlichen Austrag der pommerschen An= gelegenheit. Mark.
Er verlangte nur Pasewalk , das Einfallsthor in die
Auch einer dynaſtiſchen Verbindung mit dem pommerſchen
Fürstenhauſe war er nicht abgeneigt, obgleich der Mangel an Wahr haftigkeit und der beschränkte Gesichtskreis der Herzöge weder ihm noch seinem Sohne zusagten . Albrechts fiskalischer fiskalischen Standpunkt. Durch ihn ist auch ein neuer Zug in die Standpunkt. Landesverwaltung gekommen. Albrecht betonte in der Mark, wie in Franken ,
überall den
Friedrich hatte ihn einmal getadelt , daß er allzuſehr , wie ein Kaufmann, auf das Materielle bedacht sei. Albrecht hat ihm darauf mit einem andern Vorwurfe geantwortet :
1) A XIV 349. 2) Verzeichnis der Landesschulden Friedrichs.
Du kannst nicht haus
CI 543.
136
halten.¹)
Auf Sparsamkeit , Vermehrung der Einnahmen und ge
naue Überwachung der Ausgaben hat Albrecht schon in Franken ein scharfes Auge gehabt.
Er wollte zwar als Fürst auftreten , und
nichts war ihm peinlicher, als auf Reisen für einen umherziehenden Kaufmann gehalten zu werden.2)
Sein Hof sollte einen gewiſſen
Glanz entwickeln , er liebte es , fremde Herrscher durch den Prunk, den er entfaltete ,
durch den Reichtum , den die Rathäuser seiner
Städte ) aufwiesen, zu blenden . schwendung
und
unnüße
Wallfahrten¹ ) oder auf
Aber verhaßt waren ihm Ver
Ausgaben ,
wie
etwa
auf kostspielige
Pfeifer und Trompeter. "5)
Sein Sohn,
Markgraf Hans , hat manch zorniges
Tadelswort hören
wenn er ihm zu schlecht wirtschaftete.
Albrecht giebt ihm genaue
müſſen,
Vorschriften über die Zahl der Hofleute, die er mit dem Gefolge „der alten Frau " auf höchstens 100 normiert.
Ebenso soll Johann
nicht mehr als 100 Pferde mit allen Last- und Mühlpferden in Friedenszeiten halten.
Im Falle eines Feldzuges solle die Berliner
Residenz aufgegeben und in einer festen Stadt in der Nähe des Kriegsschauplates Hof gehalten werden. teuer.
Zwei Reſidenzen seien zu
Albrecht giebt genaue Vorschriften über die Verpflegung des
Gesindes , dem er z . B. den Schlaftrunk verweigert.
Er bestimmt,
was von fremden Kaufleuten, was aus der Mark oder aus Franken zur Tafel geliefert werde. 6 )
Er warnt seinen Sohn vor Verpfändungen,
vor Erteilung von Anwartſchaften , ) vor Verkäufen herrschaftlichen Eigentums ; denn dadurch würde die Kraft des Landes geschwächt. Wie ein echter Renaissancefürst, weiß er die Einnahmen zu mehren, zuſammenzuhalten, neue Quellen erfinderiſch aufzuspüren .
Aber Er
höhung der Lehnware, 8) Abgaben für die Privilegienbeſtätigung 2c. reichten nicht aus, die gewaltige Schuldenlaſt zu decken, die Friedrich zurückgelaſſen.
Hier wurden außergewöhnliche
Mittel
notwendig .
Albrecht mußte sich also an den Landtag wenden. Albrechts Die intereſſanten Verhandlungen des Kurfürften mit den Stän Steuerpolitit. den sind von Raumer auf grund der Aufzeichnungen, die von Albrecht ¹) „mercken wir auch , das ir nicht wisst , wie man haus heldet. " CI 529. 2) C II 115. ³) An Stendal ſchreibt er 1479 1. Auguſt ( C III 118 ) : „ und richtet es suszt uff dem Rathuse uff das scheinparest und brechtichst czu , so die konigin, unsers Sones Gemahel und die andern Fremden bye uch komen das sie auch sehen, was wir Stete haben , das uns und uch erlich ist. “ 4) C II 93. 5) С II 198. 6) vgl. die Hofordnung Albrechts. C II 115 ff. 7) C II 260, 180. - 8) vgl. C II 58.
137
oder einem seiner Räte herrühren , ausführlich dargestellt worden.¹) Es genügt deshalb, sie hier nur kurz zu erwähnen.
Die Darstellung
der späteren Stadien und des Ausgangs des Streites bedürfen aller dings einer Berichtigung. Albrecht glaubte , mit einer Bierziese am ehesten durchdringen zu können, und fand mit dieſem Projekte auch Anklang bei Adel, In Prälaten und den beiden Städten Osterburg und Stendal. den übrigen Städten , namentlich in denen der Altmark , wallte die Leidenschaft der Bürger , die von indirekten Steuern , vornehmlich von solchen auf Bier , nichts wissen wollten , wild auf.
Stendal
und Osterburg zogen sich durch ihr zustimmendes Votum den Haß der anderen Gemeinden zu.2) Der Kurfürst mußte bald erkennen , daß die Stimmung im Lande eine direkte Steuer bevorzugte . Der Landtag ward auch nach langen Verhandlungen über eine solche einig, nachdem Albrecht sich entschlossen hatte, von dem alten landes üblichen Verteilungsmodus der Steuer , nach welchem 62 000 Fl. auf die Städte, 38 000 Fl. auf die andern Stände entfielen, abzu gehen. Albrecht minderte die städtische Quote auf 50 000 Fl . herab, den andern Ständen wies er 30 000 Fl. zu und für den Rest wollte er selbst einstehen. ³) Das war anscheinend eine befriedigende Lösung, die namentlich den Städten (außer Stendal und Osterburg, die zunächst bei der Ziese blieben) zusagte.
Nur bedachten sie nicht, daß der Markgraf doch
nicht so ohne weiteres in der Lage war , die fehlenden 20 000 Fl. selbst aufzubringen .
Mochte hiervon auch ein Teil durch das zu er
wartende Heiratsgut seines Sohnes gedeckt werden können , den an deren mußte Albrecht durch neue Umlagen , wie er es dem Land tage auch vorher nicht verhehlt hatte , zu begleichen suchen. kaiserliches Privileg
Ein
von 1456 gestattete dem Landesherrn , neue
Zölle im Gebiete der Mark einzuführen.4)
Albrecht ließ sich nun dies
¹ ) Märkische Forschungen. Band I. 2) „ Hiermede quemen de van Stendel und Osterborg uth der Stede gesprake. Dar nah, wo de borgher van Stendal und Osterborg quemen, warden se behonslaget und angeropen in allen Steden Wendehoike und Karrenberger. A XIV 351 . *) 1472 24. August. C II 62. 4) 1456 23. Juli (B V 18) hatte sich Kurfürst Friedrich ein General privileg, Zölle zu erhöhen , vom Kaiſer geben laſſen , nachdem er schon vorher (1444) um die gleiche Vergünstigung bezüglich des Eberswalder Zolles nachge sucht, um diesen dem Berliner Zolle gleich machen zu können. Bei dem letzteren scheint er auch Neuerungen getroffen zu haben, was aus der Erbttterung der Berliner gegen den kurf. Zöllner Lobeſyn hervorgehen dürfte. B. U. B. 405 , Nr. II.
138
Privileg von neuem
von Friedrich III . bestätigen. Gestüßt auf diese Urkunde verkündete er einen neuen Tonnenzoll. Für die Tonne Fische , Heringe, Honig , Wein , Schmalz , Teer und Talg ſollten von nun an 3 Groschen Zoll erlegt , in Körben oder in Tüchern eingebrachte Waren entsprechend verzollt werden. Ein Viertel Wein gelte für 2 Tonnen.
Für schon einmal an den neu einge richteten Zollstätten verzollte Waren sollten Zollzeichen ausgegeben werden. Verfahrene Habe wird konfisziert. Bier ist bei den neuen Zollstätten frei, nur an den alten wird der bisherige Zoll erhoben. ¹) Gegen den neuen Zoll gab es keine Exemtion ; den zahlreichen Städten, die auf ihr Recht der Zollfreiheit hinwiesen, wurde mitge= teilt, daß diese bei dem neuen , mit kaiserlicher Genehmigung ein
geführten Zolle keine Geltung haben könne.2) In den Städten erhob sich sofort nach dem Bekanntwerden der Man meinte von neuen Auflage ein Sturm der Entrüstung . Albrecht betrogen zu sein.³ )
Nur darum hatte man sich zur Land
bede verstanden , weil der Kurfürst zugleich weitere Abgaben nicht zu fordern, versprochen hätte.
Zudem war der Zoll offenbar wieder
ein Schlag gegen den städtischen Handel ; er sollte ja nur von Kauf leuten , nicht von
„ erbaren Leuten "
gefordert
werden.4)
Dann
fürchtete man eine starke Verteuerung der in dem neuen Tarif nam haft gemachten Waren, die zumeist Lebensmittel waren.
Unzufriedene
Geistliche schürten die Flamme ; in der Altmark, der Priegniß ,
im
Havellande , ebenso in Frankfurt zeigte die Bevölkerung eine be= drohliche Stimmung. Albrecht hielt dies alles für Strohfeuer , für Folgen geistlicher Er versuchte die erregten Bürger durch Deduktionen,
Umtriebe.
wonach der Kaufmann allein , nicht aber der Konsument von dem Zolle getroffen würde , oder daß der ausländische Händler den Zoll Er wies darauf hin , daß er keineswegs zahle, zu beruhigen.5 ) städtische Fabrikate der Besteuerung unterworfen habe. Der mär Wer tische Konsument verspüre von dem Zolle jedenfalls nichts . äße denn gesalzene Fische in der Mark, bei dem Überfluſſe an friſchen ? Auf den Vorwurf der Hinterhaltigkeit antwortete er, er hätte ſchon ¹) Das Edikt siehe A XIV 357. 2) Der Stadt Neu-Landsberg teilt er mit , daß dieser Zoll ihren Privi legien und ihrer Niederlage keinen Abbruch thun werde. A XVIII 427. 3) In einer Salzwed. Relation der Vorgänge heißt es : „ düt was falsche List." A XIV 351. 4) C II 93. 5) Märk. Forsch. I, 349.
139
bei der Bewilligung der Landbede erklärt , daß er zur Deckung der auf ihn entfallenden 20 000 Fl. ein Mittel werde finden müssen . Ungeld, Kopfsteuer und Bierziese hätte sich der Landtag verbeten. Da bliebe nur der Zoll übrig .
Hierzu ſei aber die Genehmigung
des Landtages nicht erforderlich, da die Befugnis , neue Zölle ein= zuführen, nicht aus ständischer Bewilligung, sondern aus kaiserlicher Verleihung und kurfürstlicher Obrigkeit fließe.
Aber mochte auch
Albrecht den Städten versichern , er beabsichtige durchaus nicht, die alten Zollfreiheits- oder Niederlagsprivilegien anzutaſten , er wolle bloß mit Hilfe dieser leicht erträglichen Abgabe das Land völlig schuldenfrei und die
Landstraßen sicher
machen ,
die Aufregung,
namentlich in den altmärkischen Städten, wuchs von Tag zu Tage. Auch der Hauptmann Busso von Alvensleben¹ ) erreichte mit seinen Ermahnungen hier nicht das mindeste.
Vergebens führte er aus ,
daß dieser Zoll ein kaiserlicher sei , gegen den sich aufzulehnen , sie weder vor Gott noch vor dem Kaiser verantworten könnten. Albrecht glaubte den Gehorsam erzwingen zu können .
Er lud
diejenigen Städte, die troß aller Vorstellungen und Rechtsbelehrungen im Widerstande verharrten, vor ein ständisches Gericht. Prälaten , Herren , Mannen , Städte und Landschöppen sollten ihr Urteil abgeben, ob die Altmärkischen Kommunen und die Städte aus andern Landesteilen, die gleiche Sache mit ihnen machten , ge= halten wären, den vom Kaiser genehmigten Zoll zu ertragen oder nicht. Das Urteil fiel und konnte nur bejahend ausfallen. Damit waren die Zollverweigerer zur Anerkennung des kurfürstlichen Edikts verpflichtet.2) Albrecht dachte , hiermit genug gethan zu haben ; er war der Johann als Meinung , die ungehorsamen Städte würden nunmehr , wo der Statthalter. Er glaubte sogar , es wagen zu Landtag gesprochen , sich fügen. können, die Mark jezt sich selbst zu überlassen.
Er begab sich nach
Franken und überließ das Regiment in den Kurlanden seinem Sohne Johann und seinem Vertrauten, dem Bischofe von Lebus . Die Schwierigkeiten, mit denen sein Sohn und dessen geistlicher Helfer zu kämpfen haben würden , scheint er nicht geahnt zu haben. Da war zunächst die drückende Geldnot, die noch empfindlicher wurde, als die Pommern ihre Angriffe erneuten und Miene machten, die verlorene Stadt Garz wieder an sich zu reißen . Den Zoll ¹) Alvensleben weilt im Oktober 1472 vergeblich in Salzwedel. A XIV 358 . 2) C II 88. 8. März 1473.
Unruhen im Lande.
140
wollte nun ,
wo der Kurfürst außer Landes war , niemand zahlen.
Selbst Brandenburg , das doch mitgeholfen hatte , die altmärkischen Städte zu verurteilen, pochte auf die Zollfreiheit seiner Bürger, ob wohl derartige Privilegien nach der
ausdrücklichen Erklärung des
Kurfürsten, dem neuen Zoll gegenüber belanglos waren .
Gestüßt auf ihre guten Beziehungen zu einigen kurfürstlichen Beamten , er=
reicht die Stadt, daß der Hauptmann zu Golzow ihr keinen Zöllner zusendet, was sie dankbar, aber mit dem Hinweis , daß es so Rechtens ſei, anerkennt.¹ ) Die Städte der Altmark zahlten jezt nicht einmal ihre Quote von der Landbede , geschweige denn , daß sie den Zoll ertrugen oder zum Entsaße des schwer bedrängten Garz Kriegshilfe leisteten.
In Stendal drohte man, den Bischof von Lebus und den
Hauptmann
von
Alvensleben
totzuschlagen.
In
Langermünde
richtete man die Büchsen von der Höhe des städtiſchen Kirchturms auf das gegenüberliegende Schloß. ) und so unterblieb die Beschießung.
Zum Glück riß das Seil Allenthalben gährte es ; in
Rathenow, in Salzwedel fielen grobe Exceffe vor, noch ärger ſtand es in Havelberg, wo man schon mehrere Zöllner verjagt hatte.³) Wie Johann und sein Mitregent unter dieſen Umständen wirt ſchaften sollten , war allerdings schwer zu sagen.
Am 10. April
1473 schreibt der junge Markgraf an ſeinen Vater, ¹) daß er nicht in der Lage sei , die gerade fälligen Zinsen zu bezahlen , und dabei würden ihm täglich neue , oft ganz unbekannte Schuldſcheine prä sentiert.
Selbst die wenigen Städte , die wie Brandenburg die
Landbede noch zahlten, rechneten doch ihre eignen, nicht unbeträcht lichen Forderungen ab ,
sodaß auch aus
wesentliche Summe erwachſe.
ihren Zahlungen keine
Nun sei gar noch die Ausſteuer von
Markgraf Friedrichs Tochter zu besorgen.
Er habe zu diesem Zwecke
vom Landtage, der am 24. März zu Berlin versammelt geweſen ſei, 10 400 fl. gefordert , aber bisher nur von den Prälaten der Mittel mark eine Zusage erhalten.
Die Ritterschaft aus beiden Marken
erklärte hingegen, sie hälfe ihrer Herrschaft gern, wo sie nur könnte, doch bäte sie, auch die Städte heranzuziehen.
Jhre, schon genugsam
belasteten armen Leute würden es kaum ertragen können, wenn sie auch diese Steuer wieder allein auf sich nehmen müßten.
¹) 2) 8) 4)
C II 98. Brief des Bischofs von Lebus an den Kurfürsten. C II 111 . Brief Alvenslebens an den Kurfürſten. C II 101 . B V 201 ff.
141
Aus der Priegniß war nur der Havelberger Bischof erschienen, der die dortige Mannschaft bisher nicht zu verſammeln imſtande gewesen war.
Nun gar die
Städte !
Die sieben Gemeinden der
Altmark waren gar nicht erschienen, die der Priegnig fehlten auch und zwar ohne Entschuldigung.
Prenzlau schrieb in so
unbot
mäßigem Tone ab, daß Johann sich entschloß, dieſen Brief ſeinem Vater zu übersenden. Selbst die gemäßigtste Antwort der Städtedeputierten lautete : Albrecht habe bei seinem Regierungsantritt den Städten Freiheit von allen weiteren Abgaben zugesagt. neuen Steuer verpflichtet.
Daher
wären sie zu keiner
Außerdem würden ihre Bürger gewiß
keine neue Abgabe zahlen , bevor nicht das drückende , unerträgliche Ungeld abgeschafft wäre.
Die Städte haben, so schließt der Prinz,
nichts Gutes im Sinn.
Frankfurts Bürgerschaft, so meldet ein
dortiger Ratsherr, tobe gegen den Zoll und wolle dem Kurfürsten Fehde ansagen. Perleberg erklärt, ſo lange die Städte der Altmark den Zoll verweigern, habe es auch keine Lust, ihn zu zahlen .
Dieſe
aber und mit ihnen Rathenow und Havelberg waren nach dem Berichte des Hauptmanns v. Alvensleben in offener Empörung.¹) Steuerverweigerung an allen Orten, dabei der Pommernkrieg und so viele andere dringend nötige Ausgaben , die sich nur mit städtischer Hilfe regeln ließen - wie sollte da die Regentschaft nicht verzweifeln, zumal ihr Albrechts starker Arm fehlte. Der Bischof Friedrich von Lebus versuchte ohne besonderen Erfolg , die Behörden in den aufgeregten Städten versöhnlich zu stimmen.
Einem Ratsherrn von Frankfurt hielt er alle die Privi
legien vor (betreffs Urbede, Zoll und Niederlage), durch die die Stadt vor allen andern Städten der Mark ausgezeichnet ſei.
Er bat ihn,
doch zu verhindern, daß die Stadt nach dem Kopfe des großen Haufen handle und alle ihre Freiheiten verwirke.2) Es half auch nichts, daß Albrecht das Urteil, das der ständische Gerichtshof über die Zollverweigerer gefällt hatte, vom Kaiſer be ſtätigen ließ³) und die hierüber ausgefertigte Ürkunde Johann über sandte. Die Regentschaft blieb machtlos. Johann mußte auch den väterlichen Vorschlag, die Residenz nach Tangermünde zu verlegen , um die altmärkischen Städte besser beobachten zu können, ablehnen.4)
¹) B V 214. 2) B V 206. 3) C II 88. B V 214.
142
Denn erstens , schrieb er , könnte er die Kosten für eine doppelte Hofhaltung nicht erschwingen und zweitens würde , wenn er in die Altmark ginge, die Ohnmacht der Herrschaft den Bürgern erst recht offenbar werden. Unter solchen Umständen konnte natürlich der äußere Feind Alle Bitten um Heeresfolge ungehindert Fortschritte machen . wurden von den Städten und auch von einem Teile der Ritter schaft mißachtet.
Werner von der Schulenburg¹ ) klagt über Lauheit
im Uckerlande, Busso von Alvensleben über Unbotmäßigkeit in der Altmark.
Außer Landes, erklärte man letterem, würde man keines
falls mitziehen ; einen Angriff des Feindes auf die eigne Landſchaft abzuschlagen, sei man bereit und gerüstet, aber man sei nicht ver pflichtet, außerhalb des Landes zu kämpfen.2) Frankfurt sendet statt der verlangten 40 nur 12 Mann und das wegen des Zolles.³ )
Von allen Seiten hört der Markgraf, falle nicht der Zoll, so gedenke keine Stadt, ihn im Kriege zu unter ſtüßen. Selbſt Brandenburg , das seine Verpflichtung stets erfüllt hatte, erklärte laut, jest bereue es, was es gethan. Auf einem Landtage vom 18. Juli¹) erklärten die Städte , würde nicht die „ Unmöglichkeit “ abgeschafft , könnten sie nichts leisten , auch nicht das Ehegeld der Prinzeß Margarete mit tragen helfen. Sie forderten auch die anderen Stände auf, mit ihnen gemeinschaftlich gegen den Zoll Front zu machen ; mit Mühe vereitelte Friedrich von Lebus diesen Zusammenschluß und den Versuch, den ganzen Landtag gegen die Anordnungen des Kurfürsten aufzuwiegeln. Johanns Stimmung war durch derartige Vorkommnisse sehr gedrückt.
Prenzlau, Garz und andere am Kriegsschauplaße gelegene
Orte baten ihn unaufhörlich um Hilfe.
Wie lange konnten sie noch
aushalten, wie lange noch Lust haben ,
allein mit ihren eignen
Kräften ohne die Unterstüßung des Landes dem Feinde zu wider ſtehen.5)
Bot sich ihnen doch die verlockende Aussicht, zum Pommern
herzoge überzugehen, deſſen Sonne ja entschieden im Steigen war. Die Hansestädte, alte Feinde der Hohenzollern schon seit Friedrichs II. Tagen, hezten namentlich Garz zum Abfall. Diese Ausſtreuungen fielen auf guten Boden. In den Grenzstädten, namentlich in Garz, 1) 2) 3) 4) 5)
С II 133. Brief Alvenslebens an den Kurfürsten vom 6. Juli. C II 135. B V 221 . Brief Johanns an Albrecht vom 8. Juli. B V 217. B V 231 .
143
bildete sich eine Pommersche Partei , deren Vorhandensein Johann zwar nicht verborgen blieb , gegen deren Treiben er aber machtlos war.
Garz mußte mit Seidenfingern angefaßt werden. Und die Not und Gefahr, die das Vordrängen Herzog Wratis
laws verursachte , war allen Städten im Lande wohl bekannt. Darauf gründeten sie ihren Plan, sich vom Zolle frei zu machen.
Ohne
Abschaffung des Zolls , ¹ ) so lautete ihr Ultimatum , keine Heeres folge, keine Fräuleinsteuer. In dieſen kritiſchen Zeiten, in den Wirren des Jahres 1473 und der folgenden Jahre, mag Johann den Haß gegen die Städte eingesogen haben, den er nachher ſo oft bethätigte. Für jezt aber mußte er daran denken, den Zoll auf irgend eine Art aus der Welt zu schaffen ; wollte er doch endlich seine Braut heimführen, seiner Baſe die versprochene Mitgift auszahlen und dem Siegeslaufe der Pommern Einhalt thun .
Wenn er auch seinem
Vater schrieb, er fürchte die Drohungen der Städte nicht, so schien es ihm doch unvermeidlich, für den Augenblick Nachgiebigkeit walten zu lassen.
Es stand ja alles auf dem
Spiele.
Zudem wurden
auch die Zollschranken nirgends beachtet, in Frankfurt einfach durch brochen. Aber sein Vorschlag ,
den Zoll mit jährlich etwa 4000 fl.
abzulösen, fand keinen Anklang. dem
Schließlich mußte er doch, nach er mit einer für einen so jungen Mann besonders rühm
lichen Thatkraft bald hier, bald dort eingreifend ,
wenigstens ver
hindert hatte, daß die Landesherrschaft völlig zum Gespött der Unter thanen und der Nachbarn würde , ernstlich darauf dringen, daß sein Vater in die Mark käme.2) Albrecht erschien auch ( 1476). Er machte den Versuch, seine Gegner zu trennen . Von Perleberg, Prißwalk und Kyriß ließ er sich den Tonnenzoll für 1500 Fl. abkaufen ; ³) die Städte Rathenow und Havelberg beruhigte er durch Verleihung eines Brückenzolles , dessen Erträge halb an die Stadtkasse und halb an die Herrschaft fließen sollten. Frankfurt und die Kommunen der Altmark wollte er dagegen beugen ; lettere sollten den Zoll ungeschmälert entrichten , ja sogar ¹) vgl. Johanns Brief vom 21. Juli 1473. B V 229. 2) Er hatte schon vorher oft Albrechts Intervention gewünscht , aber es bedurfte bei dem Kurfürsten mehrmaliger Aufforderungen , bis er ſich wirklich entschloß, in die Mark zu gehen. 8) A I 194 19. Juli 1476.
albrechts Rückkehr.
144
noch 5000 Fl. rückständiger Beträge hinzufügen.
Frankfurt machte
er das Anerbieten , die Zollstätten von Müllrose und Lossen in die Stadt zu verlegen, und drohte - sollten die Bürger den Vorschlag ablehnen - mit energischen Maßregeln, zunächst mit Entziehung des Obergerichts . ¹) Frankfurt scheint auf die Verlegung eingegangen zu ſein, hat aber nachher der Erhebung des Zolles in der Stadt dieselben Schwierigkeiten bereitet . Die Städte der Altmark beugten sich gleichfalls ; sie lösten den Zoll mit 6000 Fl. ab.²) Albrechts kurzer Aufenthalt in der Mark hatte in der That Wunder gewirkt. Er ärgerte sich später selbst , daß er von den Altmärkern nicht 10 000 Fl. gefordert.
Er hätte sich mit guten
Worten sättigen lassen ; sie aber wären entschieden auch zu größeren Bewilligungen zu bringen geweſen.³) Johann hat durch das energische Auftreten seines Vaters neue Kräftigung erhalten.
Er beruft Anfang
1477
eine Reihe von
Städten zu sich zur Rechnungslegung wegen der bewilligten fünf jährigen Steuer.4 )
über erneute Widerseßlichkeit von Seiten der
Städte hat er sich zunächst nicht zu beklagen. Städte,
Nur die altmärkiſchen
aber auch sie diesmal nicht vollzählig , 5) schließen wieder
einen Bund, durch welchen sie sich gegen fürstliche Steuerprojekte, sowie gegen die Versuche ihre Freiheit anzutasten, sicherstellen wollen. Schlimmer gestaltete sich dagegen die allgemeine Lage des Landes. Der Krieg mit Hans von Sagan hatte gewaltige Ausdehnung ge= wonnen, seitdem der König von Ungarn für ihn Partei ergriffen. Die Pommern drangen vor.
Garz war durch Verräterei der Bürger,
die es müde waren, sich für Brandenburg aufzuopfern, ihnen in die Hände gespielt worden.
Auch Vierraden war in feindlichem Besize.
Im Süden hatte ein Parteigänger des wilden Saganers Beliz überrumpelt. Arnswalde und andere Orte in der Neumark waren überfallen worden, die Vorstädte von Frankfurt in Flammen auf gegangen.
1) Instruktionen für Johann 31. August 1476. C II 186, 192. 2) vgl. Zeitschrift für preuß. Geschichte und Landeskunde. XIX 43 . Am 18. März 1477 quittirt Johann die altmärkischen Städte über 13 642½ fl. ge= zahlter Landbede. A XV 367. 3) Drittes herrsch. Buch, Fol . 103. 4) 1477 21. Januar. A IX 216. 5) Gardelegen fehlte. A XXV 399.
145
Unter solchen Umständen konnten allenfalls die Städte der Altmark, die weit vom Kriegsschauplaße entlegen von der allge meinen Not nichts spürten, daran denken , ihre Opposition gegen die Herrschaft fortzuseßen.¹)
Die Städte im Norden, im Süden,
im Often und im Innern des Landes
mußten im Interesse der
eignen Sicherheit treu zum Fürstenhause stehen, von dessen Hilfe allein Abwehr der Feinde , Endigung des Kriegselends erwartet werden konnte. Die Wiedereroberung von Beliz2) war der erste Erfolg, den Johann mit Hilfe der Städte errang .
Aber weder er,
noch seine Unterthanen glaubten, daß das Kriegsglück ſich völlig zu ihren Gunften
wenden
würde ,
führte
nicht der
Albrecht seine Märker wieder gegen den Feind. Städten wünschte man,
waffengewaltige Und auch in den
daß der alte Markgraf wieder ins Land
käme, und man beteiligte sich an Abordnungen, die ihn in Franken aufſuchen und um schleunige Hilfe anflehen sollten.³) Als nun der Kurfürst wirklich im Lande erschien, fand er bei Albrecht zum einem Landtage,*) der über die Rüstungen beraten sollte , williges dritten Male in der Mart. Entgegenkommen . Auch die Städte machten keine Schwierigkeiten, selbst die altmärkischen bürgerlichen Deputierten wagten die geforderte Truppenzahl (600 Mann, darunter 100 Reiter ) nicht direkt abzu lehnen, sondern baten nur , vorerst bei ihren Gemeinden anfragen zu dürfen. Den Städten der Priegnig waren 500 Fußsoldaten und 100 Reiter, die man ihnen gleichfalls zumutete, zu viel ; fie gaben sich aber zufrieden , als der Kurfürst seine Forderung auf 300 Fußsoldaten und 30 Reiter ermäßigte. Die Hauptstädte der Mittelmark baten, über das von ihnen geforderte Kontingent , 500 Mann, darunter 100 Reiter, daheim Rücksprache nehmen zu dürfen. Die Kleinstädte waren mit dem Anſaß einverstanden ; die Städte der Uckermark versprachen sogar „,nach Irem hochsten vermogen tzu helffen, desz mein gnediger Herr uff daszmal gesettigt sind . "5) Allerdings hatten sie als Grenzorte den größten Nugen davon. Das
war endlich
einmal ein befriedigender Landtagsschluß.
Die Städte haben in dem nun folgenden Feldzuge ihre Pflicht gethan,
¹) C II 205. 2) Liliencron, II, Seite 150. ³) C II 210. 4) Nach Lätare 1479. Cod. cont. II 38 . 5) Lenzen wurde außerdem noch auf 30 Mann , darunter 6 Berittene, angeschlagen. 10 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
146
selbst die Bürger der Altmark, nach des Kurfürsten cignem Zeugnis, Kriegshilfe geleistet. ¹ ) Albrecht rechtfertigte übrigens das Vertrauen , das man zu ihm hegte, durch glückliche Unternehmungen, denen bald Waffenſtillſtände Albrechts erneute Landbede forderung
und Friedensschlüsse folgten. Er konnte nun endlich versuchen, die Regelung der Ausstattung seiner Nichten und die Deckung der Landesschulden , die inzwischen wieder die Höhe von mehr als 100 000 Fl. erreicht hatten, in An griff zu nehmen. Die eine dieser beiden Forderungen hatte er schon an den Landtag vom 11. April gerichtet, wobei er zu seiner Freude er kennen konnte, daß auch die Städte keinerlei prinzipielle Einwendungen erhoben. 2) Auch in der Frage der Schuldentilgung erwies sich ein großer Teil der Kommunen sehr entgegenkommend. Nach zwei ergebnislosen Landtagen (zu Brandenburg und Berlin)
erklärten sich auf einem
dritten , der am 13. Auguſt zu Tangermünde ſtattfand , ³) Branden burg , Berlin , Köln und Prenzlau bereit, mitsamt den zu ihren Sprachen gehörigen Kleinstädten und der Stadt Frankfurt ,4) die diesmal fehlte , aber den erschienenen Gemeinden Vollmacht gegeben hatte, den auf sie entfallenden Teil der Schuld, und zwar 38 600 Fl., in 12 Jahren abtragen zu wollen, wofern auch Prälaten und Ritter schaft ihre Quote übernähmen. Am nächsten Martinstage sollte der erste Zahlungstermin sein. Diesmal sollte die Schuld unter allen Um ständen gedeckt und der Tilgungsplan auf einem demnächst einzu Die Schuldforderungen berufenden Landtage festgestellt werden. der Städte sollten jezt endlich volle Befriedigung finden. ward den Städten Erhörung ihrer
alten Klagen
Ferner
in betreff der
Juden, des Raubweſens, der Gerichte zugesagt ; auch wird die Führung eines neuen Angriffskrieges
an die vorgängige Genehmigung des
Landtages geknüpft. Ursprünglich hatten die mittelmärkischen Städte eine Frist oder Schonzeit erbeten, da sie für jezt zu erschöpft seien ; auch hatten sie sich an der Höhe der kurfürstlichen Schulden gestoßen.
Albrecht be=
gnügte sich schließlich damit , 100 000 Fl. zu verlangen, und ver sprach, davon auch das Heiratsgut für Markgraf Friedrichs Tochter zu bestreiten. Die Städte der Priegniß meldeten , daß sie sich allen Mehr heitsbeschlüssen fügen würden.
1) 2) 3) 4)
Ein Brückenzollprivileg, das Albrecht
Siehe Anhang. Auch die altmärkischen Städte hatten Zusagen gegeben. Siehe Anhang. Siehe Anhang. A IX 219.
147
in diesen Tagen an ihren Vorort , Perleberg , verlieh , iſt auf die zustimmende Erklärung wahrscheinlich von Einfluß geweſen. ¹) Mit den altmärkischen Gemeinden geriet aber der Kurfürst auch bei dieser Gelegenheit wieder hart zusammen. Unter der Beteuerung der tiefsten Ergebenheit bestritten²) die dortigen Städte jegliche Verpflichtung , decken zu helfen , habe.
von dem man
die Kosten
eines
ihnen vorher nichts
Krieges mitgeteilt
Sie erklärten weiter, daß die Ausstattung von Prinzeſſinnen
nicht ihre Sache sei .
Der Vater des Kurfürffen, Friedrich I., habe
vier Töchter verheiratet, verlangt.
aber dazu
nie
etwas von den Städten
In ihren Büchern fände sich keinerlei Ausweis darüber,
daß sie je für derartige, ihnen fremde Zwecke etwas gegeben hätten. ßlich baten sie , ihre bekannte Armut zu berücksichtigen ; zum mindesten müßten sie 4 Jahre Frist fordern. Dieſes ablehnende und troß aller zur Schau getragenen Demut empörend widerseßliche Schreiben war die Antwort auf einen³) äußerst liebenswürdigen Brief, den Albrecht von Langermünde aus an die altmärkischen Städte gerichtet hatte. Er schrieb ihnen noch ein zweitesmal (14. Auguſt) .
Er straft
darin ihre Behauptung Lügen , daß sie vom Kriege nichts erfahren hätten, indem er ihnen vorhält, daß sie doch selbst mitgewesen. Die Fräuleinberatung zu übernehmen , sei Pflicht des Landes ; ob es ihnen etwa lieber sei , wenn er , wie es
anderswo
pflege , die Prinzessinnen mit Land ausstattete !
zu geschehen
Schließlich droht
er mit gerichtlicher Entscheidung. Albrecht mußte voraussehen, daß die Städte sobald nicht nach geben würden .
Aber er hatte nicht Lust , den Verlauf der Ange=
legenheit in der Mark abzuwarten, zumal die Verhandlungen sich dank der vollendeten Verschleppungskunst der Städte , unfehlbar bis ins folgende Jahr hineinziehen mußten. Troß und Widerſeßlichkeit von dieser Seite war er schon so sehr gewöhnt , daß er sie faſt als selbst verständlich ansah.4) Er hoffte felsenfest darauf, daß sich hier der einst , wenn nicht mehr durch ihn selbst , so doch durch seine Söhne ein gerechtes Strafgericht vollziehen werde. Nachdem er noch einige male mit dem Dänenkönige zu Stendal und zu Wilsnack
1) A III 481. Sonntag vor Laurentii. 2) Siehe Anhang. 3) Siehe ibid. 4) Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. XIX 34. " wir sinnd widerwertigkeit von denselben gewant. " 10*
148
zusammengekommen ,
woselbst er wohl , wenigstens in seinen
Ge
ſprächen, ſeinem Städtehaß Luft gemacht haben wird , überließ er Ende September das Regiment in der Mark und damit die Er ledigung der altmärkischen Sache wieder seinem Sohne Johann und begab sich nach Franken . Der Beitritt der Prälaten und Ritterschaft zu dem Votum der mittelmärkischen Städte erfolgte auf einem Mittwoch nach Judica 1480¹) abgehaltenen Landtage. Statt der Landbede hätten Prä laten und Edelleute lieber eine Bierziese gesehen. Selbstverständlich flammerten sich aber die Städte an die Langermünder Beschlüsse, die nun auch Gefeßeskraft erhielten. )
Sie baten nur noch um
Abrechnung der von Frankfurt³) und Prenzlau bereits freiwillig ge zahlten Hilfssummen und um Schonung der verarmten Kleinstädte . Die altmärkischen Kommunen , nach deren Haltung sich Albrecht in jedem Briefe erkundigte , ſeßten ihr altes Spiel auch im folgen den Jahre fort. Johann aber , der mit Recht der Meinung war, hier Nachsicht walten zu laſſen, hieße selbst die Treuen zum Abfall verleiten, zog bald andere Saiten auf.
Es stand ja jest um die
Mark nicht wie anno 1473 und in den darauf folgenden Jahren. Es gab jezt keinen Krieg mehr , in Frage stellte.
der den Bestand des Staates
Die altmärkischen Städte merkten wohl, daß ihre Sie stellten darum auch ihre
Lage eigentlich eine sehr prekäre war.
Verpflichtung , an den Zahlungen teilzunehmen , bald gar nicht mehr in Abrede und baten nur noch um eine zweijährige Frist zu ihrer Erholung von den erlittenen Kriegsschäden. Albrecht erkennt nun ,
daß die Städte mürbe gemacht worden,
und ist darüber hocherfreut ; auch gefällt ihm die Willigkeit der Gemeinden der Mittelmark.4) Johann , so schreibt er , habe mehr erreicht, als er selbst sich durchzusehen getraut hätte. So rosig5) lagen die Verhältnisse allerdings noch nicht. Frank furt, das doch im allgemeinen stets in den Grenzen des Gehor.
1) Cod. cont. II 47. 2) Doch wurden statt der 12 Jahre 6 Jahre gesetzt. 3) Frankfurt erhält Donnerstag nach Judica von Johann ein Zollprivileg, Cod cont. II 46, vermutlich als Lohn für seine Bewilligungen. 4) C II 289. Der Brief Albrechts ist abgesandt am Montag Quasimodi geniti und bezieht sich nicht auf das Jahr 1482 , wie Riedel datiert , sondern auf 1480 , wie die Datirung einer Abſchrift desſelben im dritten herrschaftlichen Buche ergiebt. 5) Albrecht schreibt Lichtmeß abend (Herrsch. Buch Fol. 61) an Johann : 29 Lieber sone. ir schreibt uns. dorauff wir antworten . zum ersten : die antwort der altmerckischen stete in einer zettel ist irer vorigen antwort gemesz und gebessert mit zweyen, sie nemen zwey jar frist, der ist vor
149
fams geblieben war, zögerte sehr mit der Wiedererſtattung größerer Summen, die wahrscheinlich im Kriege mit Hans von Sagan aus der Herrschaft Beutel bei ihnen verzehrt worden waren. ¹ )
Auch war
es den altmärkischen Städten noch lange nicht Ernst mit der Nach giebigkeit. Das Argument des Kurfürsten , wenn neun Teile Ja gesagt haben, müſſe auch der zehnte zustimmen , leuchtete ihnen durch aus nicht ein.
Johann dagegen , ungeduldiger als sein Vater, dessen
„ Ende
gut alles gut " 2) dem Sohne nicht das heiße Blut zu stillen ver mochte, dachte an energische Maßregeln . Auch die Ernennung des Ritters Busso von Alvensleben zum Obermarschall, wodurch er seine Hauptmannsstellung in der Altmark aufgab, ) steht wohl mit diesen Maßnahmen im Zuſammenhange. Alvensleben besaß großen Einfluß in den Städten seiner Haupt mannſchaft, da er , obzwar ein Gegner der oppositionellen Politik dieser Gemeinden, doch allezeit zu vermitteln und die schroffen Ge= genfäße zu mildern beslissen war. Den Kurfürsten macht die Nach Er schreibt: ,, unnd laszt richt von seiner Entfernung ängstlich. unns In geheym wissen, wie Er Bosze von Alveszleven ab ist kommen, mit willen oder unwillen . Er hat ser gedint Unnd das er alleyn Rauberei weret mochten wir in wol preysen für Ein guten getrewen vernuftigen Dinstman unnd was die State auch sein freuntschaft darczu hat."
sagenn ,
das man Ine entsetzt
Am 13. Oktober 1480 lud Johann die auffäſſigen Städte vor das ständische Gericht. *) Dasselbe sezte sich aus 66 Personen zusammen . Vertreter von Städten waren darunter (je
Auch 18
2 von Brandenburg,
Berlin-Köln, Frankfurt, Prenzlau , je einer von Spandau, Bernau, Müncheberg, Treuenbrießen, Eberswalde, Perleberg, Prißwalk, Kyriß, Havelberg und Lenßen). Leştere hatten zwar den Markgrafen dringend ersucht, sie doch mit diesem , ihnen naturgemäß höchst peinlichen Richteramte ver
viere gewesen. das ander wollen sie mit rat der andern, prelaten, hern, mannen und steten antworten. das haben sie vor nit wollen thun , sunder sich gesundert in dem gesprech in der sach , so kan es ob got wil, nit argk werden, nachdem sie es selber zugesagt haben. “ 1) Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. XIX 34. 2) ibid. 3) ibid. Seite 37. +) Cod. cont. II 55, 56.
150
schonen zu wollen :
er hätte doch Herren , Mannen , Richter und
Landschöppen genug in seinen Gebieten.
Johann lehnte diese Bitte
indes ab , da es für ihn von Vorteil war, die Unbotmäßigkeit der Altmärkischen gerade von Städten verurteilen zu laſſen.¹)
Auch die
Fürbitte, die die Stände der Altmark für die Verklagten eingelegt hatten, ) wies er entschieden zurück. ) Er bemerkte dazu, ihn wundere das Eintreten der ehrbaren Prälaten und Mannen für so ungehor ſame Unterthanen, mit denen sowohl er wie sein Vater ſeit länger als Jahresfrist nuglose Verhandlungen geführt habe. Die Klage Johanns¹) enthielt zahlreiche Punkte.
Die wichtig
ſten derselben betrafen die Weigerung der 7 Städte, die schuldige Landbede zu zahlen.
Dann ward den Bürgern vorgeworfen , daß
ſie eine Reihe verdammungswürdiger Statuten gemacht hätten, daß sie z . B. die Appellation an die Herrschaft untersagten, den Richter zwängen , statt an festgesezten Terminen dann Recht zu sprechen, wenn es ihnen beliebte, daß sie Pfahlbürger aufnähmen, 5) und troß des Edikts, wonach der Münzhammer zur Zeit ruhen sollte, Münzen ſchlügen . Das Urteil des Gerichtshofes konnte nicht anders lauten , als : „ die altmärkischen Städte sind pflichtig, die Bede mit zu bezahlen. " Den Einwand der dortigen Kommunen , der Kurfürst habe ihnen 1472 eine Urkunde ausgestellt, wonach sie von jeder weiteren Steuer befreit wären, konnten die Richter nicht anerkennen . hatte schon damals drei Ausnahmen angegeben ,
Denn Albrecht
bei denen er sich
das Recht, Landbeden zu fordern, vorbehalte : bei Ausstattung einer Prinzessin , bei einem vom Landtage gutgeheißenen Kriege und bei einer Niederlage des Herrschers .
Die beiden ersten Fälle waren
aber eingetreten, und somit eine Berufung auf das angezogene Pri vileg durchaus unhaltbar.
Die Städte konnten froh sein, daß die
Richter nicht auf die übrigen Beschwerdepunkte des Markgrafen ein gingen ; das Urteil hätte alsdann viel härter ausfallen müſſen . Diese Rechtsentscheidung gefiel auch dem Kurfürsten ; er billigte es auch, ihr mit den Waffen in der Hand Geltung zu verschaffen, glaubte jedoch, die Städte würden nun nachgeben. Käme es aber zum Kriege , dann sei für die Bürger auch die Elbe kein Wall ;
') Cod. cont. II 55. 2) Cod. cont. II 57. 3) ibid. 58. 4) ibid. 58 ff. * Letzteres ist eine adlige Beschwerde, die sehr oft auftaucht. werden auch in Garz erwähnt.
Pfahlbürger
151
man könnte sie ja von den befreundeten Territorien Magdeburg oder Braunschweig aus angreifen.
( 18. Dezbr. ) ¹)
Doch brachte auch das folgende Jahr vorerst noch keine Erle digung der Streitfragen.
Albrecht erkundigte sich mehrmals nach
dem Stande der Angelegenheit und erteilte ſeine Ratschläge. Die Städte waren jezt isolierter denn je ; auch die altmärkischen Ritter, die bisher als Vermittler für sie eingetreten waren , nun zur Zahlung
ihrer
Landbedequote
erklärten sich
bereit, gleichviel , ob die
Städte sich daran beteiligten oder nicht. )
Die leßteren bieten nun
statt der geforderten 17 000 Fl.
7000 Fl. an , während Albrecht Das mit ungefähr 13000 Fl. allenfalls zufrieden sein will. lächerlich geringe Angebot von 7000 Fl., meint Albrecht , werde
wohl nur im Hinblick auf sein Alter gewagt.
Die Städte vergäßen
aber, ſagt er, daß er Söhne habe, die wohlgerüstet ſeien und denen das Herz nach Thaten stehe.
Trieben ihn die Bürger zum Äußerſten,
dann wolle er seine Freunde anrufen , von Kaiser und Papst Acht und Bann auf sie niederfallen lassen und sie schon zum Nachgeben zwingen. Aber er hofft trozdem noch, daß die Sache sich zum Guten wenden werde.³) Am 8. Juni schrieben die 7 Gemeinden an den Kurfürsten : 4) Sie wüßten gar nicht, was Johann mit ihnen vorhätte ;
sie hätten
doch allezeit starke Opfer für ihre Herrschaft gebracht, in den Kriegen Gut und Blut für sie aufgezehrt, im Jahre 1472 durch eine große Bewilligung alle weiteren Steuern abgelöst .
Johann habe sie vor
Gericht geladen und dabei nicht beachtet , daß sie die ernannten Richter für ihre Feinde und für voreingenommene , parteiiſche Leute erklärt hätten.
Andere unverdächtige Richter habe man ihnen ab=
geschlagen. Der Grund , daß sie in der Minorität seien, habe nichts auf sich, das hätten ſie ſchon einigen Herren, die sich zu ihnen bemüht, auseinandergesezt.
Es sei altes Herkommen, daß jeder in der Alt
mark seine eigne Stimme habe und selbst erkläre, was er bezahlen wolle. Wenn aber andere Leute ein Recht bekämen, Steuern, die fie selbst nicht zahlten, zu bewilligen, dann würde das ganze Land zu Grunde gehn und alles wieder wüft werden.
1) 2) 3) 4)
Zeitschrift für preuß. Geſch. und Landeskunde. Cod. cont. II 61, 62. Herrsch. Buch Fol . 103. Siehe Anhang.
Denn wohin solle
XIX 49.
152
es führen , wenn alle Steuern auf Bürger und Bauern abgewälzt würden. Der gerechteste Verteilungsmodus wäre : Stände des Landes trägt 1/4 der Landbede.
ein jeder der vier Doch wie dem auch
sei , obgleich sie zu nichts verpflichtet wären , hätten sie sich bereit erklärt , troßdem 7000 Fl. zu zahlen. Das sei doch eine sehr an= fehnliche Summe und die möge der Kurfürst nicht zurückweiſen. Albrechts Antwort vom 22. Juni¹) zählt nochmals die kur fürstlichen Verdienste um das Land auf und weist auf die Schulden last hin, die er im Interesse der Mark auf sich genommen habe. Er wiederholt die drei Fälle, die er sich bei Bewilligung der Land bede von 1472 vorbehalten habe.
Zwei derselben ſeien eingetreten,
drum sei er berechtigt, Landbede zu fordern.
Auch habe bei der
Hochzeit des Markgrafen Johann die altmärkische Festgesandtschaft eine
Steuer zu leisten zugesagt.
Darum
mögen sie das wahr
machen und nicht die höchsten Prälaten und Richter schmähen .
Ihr
Angebot von 7000 Fl. fei beleidigend ; 17 000 Fl. betrage ihr Anteil, 10000 Fl. weniger zu bieten, sei eine Schmach.
Wem wollten sie
es denn weismachen, daß sie nicht im ſtande wären, die geringfügige Steuer zu zahlen, sie, unter denen sich Stendal befinde, die reichste Stadt des Landes ? Er fordere sie auf , vernünftig zu sein und ihm die Anwendung von Gewaltmaßregeln zu ersparen. Die Städte erklärten einige Zeit darauf, daß höchstens 13000 Fl. auf sie kämen, und Albrecht , dem dieser Vorschlag schon eher paßt, will damit zufrieden sein , 2) wofern die Stände diese Verringerung der Summe oder einen anderen Bezahlungsmodus gutheißen würden. Auch an Johann schreibt er, er solle sich lieber mit 13000 Fl. be gnügen, als Gewalt anwenden . War nun auch die Höhe der zu zahlenden Summe vereinbart, so nahmen die Städte doch noch Veranlassung, den Ausgleich hin zuziehen, indem sie nun wieder eine dreijährige Frist verlangten, die ihnen Albrecht aber keineswegs zugestehen wollte . zwischen Aussicht auf Hilfe erschienen.
Es war ihnen in
Wiederum war ein hansisches
Bündnis zu stande gekommen , 3) an dem auch sie teilhatten ;
dann
scheint sogar der König Matthias von Ungarn mit ihnen in Ver=
1) Siehe Anhang. 2 ) So 10. Oktober 1481 (C II 267 ) , da er 13 000 in einem Jahre für besser hält als 17 000 in 6 Jahren. 3) 1482 A XV 388.
*
153
bindung getreten zu sein.¹) Mark selbst.
Auch erhielten sie Genossen in der
Ritterschaft und Städte der Priegniß erklärten , so
lange die Altmärkischen die Landbede verweigerten, würden auch sie ihre Zahlungen einstellen. Albrecht ist auf die Kunde von den Vorgängen in der Priegnit entrüstet: ,,was sie redeten, das wer erlogen," ruft er aus, und ,,Wie kombt der satel uf das pferd ? Was sie zugesagt haben und mit der bezalung eingangen sein, hinfur nicht zugeben, Wenn drey schuldig sind, die Ihenen thon es denn auch. der
ane
zalt , der ander
zalt nicht sol darumb
der dritt
auch nicht zalen , das ist allem wesen widerwertig ; auch wollen die alltmerckischen doch geben, sie byeten nur alleyn ein mildrung.
von der mildrung wegen wolten sie gar nichtz
geben , sie wolten nicht alleyn nicht wider sie sein , sondern sie stercken, das sie uns nichtz geben ." Ende des Jahres 1482 riß Albrecht die Geduld.
Er schreibt
am Weihnachtstage an Johann, 2) er solle im Geheimen gegen die Städte rüsten; er nennt ihm eine Reihe von Fürsten, die die Hilfe gegen die rebellischen Kommunen nicht verweigern würden . Um Pfingsten des folgenden Jahres sollte er losschlagen.
¹) Herrsch . Buch Fol. 149a . „und hett es den von Stendal als wol gesmeckt, als zu raten mit dem Konig von Hungern sich hinder dem Keyser dem ganzen reich und mir und unsern erblanden hieaussen understeen auszusonen , sie hetten irn pflichten nach und nach ge sprochner urteil vorlangst bezalt. " 2) Herrsch. Buch Fol . 168. 27 item wir wolten nemen brief von den hern von Sachsen, Magdeburg, Hildeszheim, brief von den hern von Braunsweig und Lunenburg auch Stettin und Meckelburg und den Slesischen fursten auch Tennemarck und Beheim, sovil euch der werden mocht desgleichen von unser lantschafft dartinnen und hir aussen an die stete, euch von unsern wegen zu entrichten nach laut gesprochner urteil und abtrag , wandel , karung , kosten und scheden , dann wo des nit geschee , wolten sie euch von unsern wegen nicht nachlassen des kounen die Sechsischen nit vorsein , so ir sie von unsern wegen bitt, dann wir sind in der eynung , doch so ir die brieff uberschicken wult, solt ir uff das myndst haben 1 m zu ross und zu fussen zu Tangermundt, in der stat und sloss und darnach erst die brief hinschicken und unser lantschafft dort innen ein teyding lassen anstossen so die hern von Sachsen und die andern auffbuten wir hieaussen und ir dort innen von unsern wegen, so seyt ir gericht und durfft kein pferd darumb satteln und es muszt sein umb pfingsten und yederman also geschickt ob es nit verfeing, das man mit der that volzug, das mogen sie nit erleiden dann der schad wer vast grösser ir denne die lantbete und mussten es dannoch thun und wult auch on wandel die haubtsum mit nemen , dornach so die brief aussgingen dann es leidt kein verzücken, so die brieff hingeen und sie bezaln billich den koszten und die zurichtigung und dancken got, das es in darzu kombt, wo man es also handelt und in geheym holdt. “
154
Doch troß dieser kriegerischen Absichten ist es zur Waffen entscheidung diesmal noch nicht gekommen. Johann hielt sich zwar kurz vor Pfingsten des folgenden Jahres,
wie es ſein Vater gewollt hatte, einige Zeit in Tangermünde auf. Der große Fürstenbund aber, den Albrecht geplant, scheint nicht zu Der Bischof von Hildesheim und die stande gekommen zu sein. Herzöge von Braunschweig z . B. waren durch die große , gerade jezt ausbrechende Hildesheimer Bierfehde vollauf in Anspruch ge nommen. Die altmärkischen Städte scheinen sich demnach inzwischen mit der Landesherrschaft ausgeföhnt zu haben. Johann füllt seinen Langermünder Aufenthalt mit Handlungen aus , die keine städte feindliche Deutung zulaſſen .
Er belehnt eine Reihe Langermünder,
er legitimiert einen unehelich geborenen Stendaler.¹) Auch von dem Widerstande der Kommunen der Priegnig hören wir nichts mehr , wir wissen nur ,
daß sie im Jahre 1482
von
dem Havelberger Bischofe , aber wohl kaum ihrer Haltung in der Landbedefrage wegen, mit Fehde überzogen wurden . 2) Leider wissen wir nicht , auf welcher Grundlage sich die Aus söhnung zwischen Fürst und Städten vollzogen hat.
Da dem Kur
fürsten sowohl wie den Bürgerschaften die Summe von 13 000 Fl. genehm waren, kann es sich bloß um die Fristen gehandelt haben. Die Landesherrschaft hat den Städten gegenüber wenigstens Wie sie die Ablösung des Zolles
keine direkte Niederlage erlitten.
gestattet hatte, so bewilligte sie jezt eine beträchtliche Ermäßigung der ursprünglichen Forderungen. Resultate von Albrechts Regierung
Aber mochte auch das äußerliche Decorum gewahrt sein , die geringe Energie, mit der der alternde Albrecht hier die Sachen an faßte , konnte ja nur die eine Folge haben , überall den schon ge bändigten städtischen Troß mit erneuter Kraft aufleben zu lassen. Und so haben diese Steuerzänkereien , die als Gerippe der ganzen Regierung Kurfürst Albrechts erscheinen , die allen andern Fragen und Verhältnissen des Landes
gleichſam als Hintergrund dienen,
ein gut Teil der Lebensarbeit
des zweiten Friedrich wieder zu
Grabe getragen.
So kam es, daß die geistliche Gerichtsbarkeit sich
trog aller päpstlichen Bullen wieder Übergriffe auf weltliches Gebiet ¹) A XV 390. XXV 411. A XVI 106. 2) Leuthinger, Topographia Marchiae, Kap . 33, meldet : „ Pritzwaldum olim Putlitiorum Megelburgiorum impressione hostili multoties vexatum, ingeniis et agris fertile , cum civitatibus Prignitii oppugnavit anno M. CCCC LXXXII praesulem Havelbergensem Vedegonem et Fridericum II Electorem." (sic !)
155
erlaubte, ¹) daß die Kapitel versuchten, dem Landesherrn zum Troß die Bischofswahl wieder an sich zu reißen, daß der Adel sein Haupt mächtig erhob und der Landtag zur Waffe gegen die Hohenzollern wurde und auf ihm ein Geiſt eigenwilliger, störriſcher Auflehnung Plaz griff, der Albrecht manch entrüstetes Zornwort entlockte. ,,Aber nach der weisz der furhaltenus unser merckischen Rete prelaten heren mannen und Stet , richten.
konnen wir uns nichtsz
Sie antworten des man sie nit fragt und nit not ist
zu fragen." ") Auch in die Städte , selbst in die fügſamſten , fand der neue War es doch nur allzu Zug der Oppoſition wiederum Eingang. natürlich, daß sie sich, nachdem das kraftvolle Regiment Friedrichs zu Ende gegangen , mit der Hoffnung trugen , unter seinem Nach folger wenigstens einen Teil der drückendsten Härten des fridericia nischen Systems loszuwerden.
Und Albrechts häufige Abwesenheit,
die geringen Machtmittel , über die ſein Sohn verfügte, waren dazu angethan, diese Neigung zu verstärken. Es ist ein seltsames Zuſammentreffen , daß gerade der Fürst nicht im stande war, die Städte in ihrer Botmäßigkeit und Unter ordnung festzuhalten , der den Kampf gegen die Städte sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte und in deſſen Perſon ſich die bürger feindlichen Prinzipien förmlich verkörperten. Albrecht dachte über die Städte noch radikaler als sein Bruder.
Er hielt Bürger und
Edelleute für streng gesonderte Stände , die man in ihrer natür lichen Trennung belassen sollte. Er wünschte weder , daß sich der Ritter in der Stadt seßhaft mache, noch daß der Bürger ein adliges Lehngut erwerbe.³) System gebracht.
Er hat die Bekämpfung der Städte in ein Er verwarf es z . B. entschieden , mit Städten
direkt unter Umgehung ihrer Herren zu unterhandeln , was doch Friedrich bisweilen gethan . Er hat den Sag ) ,,Were es aber gegen einer gemeinen Stat , von den sol man sich an recht begnügen lassen von Iren hern , dem sie zusteet" einen Plag ¹ ) vgl. B V 171. Auch die Vehme greift wieder oft nach Brandenburg A XXIV 456. A XI 114. 2) C II 229. 3) Item man sol auch kein Rittergut den burgern leihen. Auch soll man kein burgergut den Edelleuten leyhen , sonder ydes in seinem wesen lassen, als es ist. " C II 180 . *) C II 76. vgl. auch in einer Einung mit Kurmainz und andern Fürsten am 10. August 1465. B V 89. n Was auch ein gantz Commun antrifft , die sollen gericht werden vor dem Hern under unns , dem sie gewant sind. " über.
156
in sein Staatsgrundgeset , die Dispositio Achillea , aufgenommen und ihn dadurch zu einem politischen Ariom des Hauſes Hohen= zollern erhoben.
Mit dem Könige von Dänemark hat er Einungen
geplant, ¹ ) die die Freiheit sämtlicher deutschen Kommunen bedrohten. Für die Fürsten von Sachſen und Mecklenburg trat er in ihren Streitigkeiten mit den Städten Erfurt2) und Rostock ein. Auch unter ihm tagten zu Wilsnack³) öfter die den Städten so unheim lichen Fürstenkongreſſe. Auch in der Verwaltung der Mark hielt Albrecht , soweit er konnte, an dem System Friedrichs fest .
Burglehn und Freihäuſer
wurden an kurfürstliche Getreue wie früher ausgeteilt , 4)
Bürger
aus ihrer Stadt geladen und vor landesherrliche Gerichte citiert.5) (Der Kurfürst betonte , daß die Appellation vom Stadtgerichte an ihn, als den obersten Richter , freistehen müſſe.)
Er nötigte die
Städte, Bürgschaften für fürstliche Anleihen zu übernehmen , oder ihm Geld vorzuschießen. Dazu kam die kostspielige Bewirtung fürſt licher Personen , 6 ) ferner bedeutende bedingte.
Lasten, die
die
Heeresfolge
Namentlich für Kriegszwecke mußten die Städte unter Albrechts Regierung, zumal, wenn der Feind im Lande war, sehr viel auf wenden.7) In strategisch wichtigen Orten trat die Landesherrschaft ganz selbständig auf.
Die Stadtbehörden mußten es sich gefallen laſſen,
daß Albrecht z. B. in Garz ein Schloß baute, )
oder in Anger
münde neue Vorschriften für den Wachtdienst an den Thoren erließ.9) Aus alledem erkennt man, daß Albrecht von den Städten die selben Leistungen forderte, die Friedrich von ihnen zu fordern be gonnen hatte, daß er ihnen dieselbe Stelle im Staatsleben anwies, an die dieser sie gestellt hatte.
Aber die Energielosigkeit, die er
in den Steuerangelegenheiten zeigte , mußte den Städten den Ge 1) Siehe oben. Seite 129. 2 ) vgl . B V 322, 337 , 354. Auch in Halle ſagt man im Streite mit dem Erzbischof (Spittendorf 1. c . 213) : „ sie wussten auch anders nicht, Marg graff Albrecht wurde es mit den fursten halten. “ 3) vgl. Hanserezesse ed . Dietrich Schäfer, I, Seite 409, § 114. 4) C II 68. A VI 143. C II 146, 282, 291 . 5) A IX 129. Cod. cont. II 180. 6) vgl. die Aufforderung an Stendal 1479. C III 118. Was alles zu einer fürstlichen Zusammenkunft gehörte, siehe A XXV 123. 7) vgl. die Leistungen Brandenburgs . A IX 215. B V 241. A IX 206, 216, 218, 221 . 8) vgl. C II 112 u . a. 9) A XIII 193 19. November 1483 .
157
danken nahe legen, den verhaßten Druck abzuftreifen und sich den Dies Bestreben lästigsten Verpflichtungen allmählich zu entwinden. erfüllt auch die städtische Politik dieses Zeitraums . Schon vor Albrechts erstem Erscheinen in der Mark hatten sie sich geweigert , tragen.
den beschwerlichen
Pommernkrieg
Auch späterhin haben sie
länger zu
er
die Forderungen und Bitten
um Kriegshilfe sehr oft abgeschlagen, oder doch nicht voll erfüllt. Frankfurt schickt statt 40 Mann nur 12.¹) Den von Albrecht ein geführten Tonnenzoll nahmen viele Kommunen zum Vorwand, um überhaupt vom Kriege fern zu bleiben. Den Berlinern macht Albrecht selbst eine Konzeſſion. 2 )
Statt
mit ins Feld zu ziehen , sollten sie bloß Besatzungstruppen stellen. (,,Item mit den am Berlin zu handeln, das die sach zu ende lauff , die werden lieber mit der helfft schicken In die Slosz zu legen, denn das sie zu velde mit wagen sein solten .") Um ihre Willfährigkeit, mitunter sogar ihre Treue zu erkaufen, mußte Albrecht die städtiſchen Behörden einzelner Städte umſchmeicheln. Namentlich die Ratsherren von Garz waren gar gewichtige, vielum worbene Personen. Der Kurfürst verlieh ihnen Gnaden und Privilegien , ³) um ſie leider vergeblich vom Abfall zu den Pommern zurückzu halten. Namentlich das kurfürstliche Gerichtswesen war den Städten sehr im Wege.
Die altmärkischen Städte ,
auch Brandenburg, 4)
verboten ihren Bürgern die Apellation an dieſe Tribunale.
In der
Stadt beleidigte man die kurfürstlichen Beamten und kritisierte ihre Richtersprüche, so in Berlin , 5) wo Thomas Blanckenfelde, ein Pa trizier und Hauptgläubiger ) des verstorbenen Markgrafen, den am Hofe sehr beliebten Richter Brackow Brackow war die
Stadt Berlin
gröblich beleidigte.
Gegen
überhaupt sehr aufgebracht ; er
besaß mehrere Häuser in der Stadt, die er, wie man ſagte, ſämt lich ins Burglehnsrecht ziehen wollte.7)
1) 2) *) *) 5) 6) 7)
Siehe oben Seite 142. Cod. cont. II 27. Jahrmarktsprivileg für Garz . B V 264. A IX 219. B. U. B. 445. vgl. C I 527. vgl . Cod. cont. II 181. B. U. B. 451.
vgl. ferner B V 210.
158
Im Jahre 1472 oder 1473
änderte der Berliner und der
Kölner Rat völlig eigenmächtig den Bürgereid und ließ die Betonung der Treue gegen den Kurfürsten fort.¹ ) Ein ähnliches, gleich unerquickliches Bild zeigen die Städte aus allen anderen Teilen der Mark. Die Briefe Johanns berichten aus führlich davon : die Grenzstädte sind voll von Verrätern, aller Orten erhebt die von Friedrich niedergehaltene Demokratie
wieder
ihr
Haupt. In Soldin versprechen die Gewerke und die Gemeinde `einem Widersacher des Rats , ihm gegen diesen zu Rechte zu verhelfen.² ) In Perleberg mengen sich die Gewerksdeputierten im Stadtverord= netenkolleg in die Ratswahlen und verwerfen jeden , der nicht von ihrer Partei ist. )
In Prenzlau wird ein dem Kurfürsten besonders
genehmer Bürgermeister , der gleichzeitig das Richteramt bekleidete , unter verleumderischen Vorwänden ( — man gab ihm schuld, in einer Schlacht seinen Poſten verlassen zu haben — )
verjagt.
Albrecht
führt ihn 1479 zurück, 4) doch muß er infolge der drohenden Haltung der Bürgerschaft von neuem weichen. überall ein Durchkreuzen landesherrlicher Verordnungen , ein Geist störrischer Opposition! All die Dinge, die Friedrich mit Eifer und Geschick seinen Städten abgewöhnt hatte ――― enge Verbindung der Gemeinden des Landes untereinander , Beteiligung an den städtischen Händeln des Auslandes — waren wieder zu rügen.
Die friedericianiſche Ver
faſſung ließ den Hauptstädten ihr Übergewicht über die kleineren Orte, schied aber die Hauptstädte
der verschiedenen Landschaften
streng von einander , indem sie ihr Bundesverhältnis für aufhob.
immer
Nun korreſpondierten die Städte wieder flott mit einander,
Frankfurt läßt sich von Berlin, Prenzlau und Brandenburg auf einem Landtage vertreten.5) Selbst mit den Städten des feindlichen Pommern®) finden wir die märkischen Gemeinden in regem und freundschaftlichem Brief wechsel.
Lübeck ersucht die altmärkischen Städte noch mehrmals
¹ ) B. U. B. Seite 448, Nr. 257. 2) A XVIII 493. 3) 99 dat sick diesulven teyn manne uth den wercken understan hebben von solicken nyen ratluden to entsetten und to verwerpen, wen sie wolden und die der erer parthie nicht weren. " A I 198 . 4) A XXI 352. b) A IX 219. 6) A XXIII 257. A XIX 402. XXI 349.
159
um weitere Bemühungen in der Kastorfschen Angelegenheit. gestattet es ihnen wieder den Handel nach Lübeck.¹ )
Dafür
An allen han
sischen Fragen nimmt Stendal als Vorort der Altmark lebhaften Anteil. 2) Es klagt vereint mit Magdeburg über die holländischen Zöllner ; es berät mit derselben Stadt über die Einberufung eines Städte tages, der unter den jezigen Verhältnissen, bei der steten Bedrohung durch die Fürsten unumgänglich notwendig sei .
An allgemeinen
hansischen Versammlungen beteiligen sich die altmärkischen Städte mit großem Eifer , sie suchen hier eine Stüße , für den Fall , daß der Kurfürst sie angreifen sollte. Albrecht ist aber bei der gesamten Hanse ein Gegenstand des Hasses, so wie es schon sein Bruder gewesen. Garz auf, zu den Pommern abzufallen.³) sehr gewundenen Erklärung , 4 )
Die Seestädte heßen
Lübeck lehnt , mit einer
das Gebot des Kaisers ab , Albrecht
gegen Pommern zu unterſtüßen. Und Stendal beteiligt sich an mehreren hansischen Bündnissen,
so an der Einung der Sachſenſtädte von 1476,5) die dann noch durch den Beitritt der wendischen Gemeinden verstärkt wurde, ebenso auch an dem Bunde von 1482. Es unterstüßt das von seinem Erzbischofe, dem Wettiner Ernst, bedrängte Halle durch mehrfache Sendungen, 6) ebenſó unterſtüßt es und zwar mit Waffengewalt das von seinem Bischofe angegriffene Hildesheim. Hildesheim war bei seinem Widerstande gegen die bischöflichen Bierzieseforderungen in einer ähnlichen Lage wie die altmärkischen Auch hier hatte der Landesherr mit Bewilligung Städte selbst.7) der Stände eine Bierzieſe eingeführt, für welche sich Kapitel, Mann schaft und, wenn auch mit Widerstreben, die kleinen Landstädte er= klärt hatten.
Die Hildesheimer behaupteten zu keiner Zahlung ver
¹) A XV 319, 321 , 326. 2) A XV 320. 3) B V 231 . Herzog Wratislaw von Stettin dankt 1478 den Stralsundern für ihre Kriegshilfe gegen die Mark. B V 284. +) B V 174. 5) A XV 358. 6) Spittendorf in Geschichtsqu. der Prov . Sachsen, XI , Seite 19, 162, 324, 403 u. a. 7) vgl. hierüber Lünzel , Stadt und Diözese Hildesheim. II, 473. Die folgende Erzählung beruht hauptsächlich auf den Diarien des Henning Brandis und der Darstellung des Jesuiten Elbers, beides Handschriften der Beveriniſchen Bibliothek zu Hildesheim.
160
pflichtet zu sein und verlangten zugleich, daß die Bierziese gänzlich abgeschafft würde.
Der Bischof gestattete ihnen hierauf, die Zieſe
für ihr Stadtgebiet abzulösen, erklärte aber dabei, daß die Abgabe, die er außerhalb ihres Weichbildes erhöbe, sie nichts anginge. Da aber draußen wenig Bier gebraut wurde und das blühende Hildesheimer Braugewerbe
das
ganze
Stift mit Bier versorgte,
glaubte die Stadt auf der Abſchaffung der Zieſe beſtehen zu müſſen, obwohl ihr die befreundeten niedersächsischen Gemeinden die An nahme einer so leicht erträglichen Sache , wie einer Biersteuer, em pfahlen.
Bei den zahlreichen Unterhandlungstagen , die die Zähig
keit der beiden Parteien, der Stadt und des Bischofs , nötig machten, hat sich auch Stendal sehr rege beteiligt.¹) Die Bierziese ward denn auch in der That abgeschafft. Bischof erhielt 3000 Fl. als Entschädigung .
Der
Aber seine Geldnot
trieb ihn dazu, die Stadt von neuem zu bedrohen.
Er verband sich
mit dem Herzoge Wilhelm von Braunschweig, der Hildesheim wegen der Unterstützung seines ihm verhaßten Bruders Friedrich strafen wollte. Ende 1483 kam es sogar zum Kriege , den Wilhelm von Braunschweig mit der Überrumpelung und Gefangennahme seines Bruders eröffnete. Hildesheim wird in der folgenden , an Wechſelfällen reichen Fehde von einer großen Anzahl westfälischer Dynaſten unterſtüßt, die für die Befreiung des gefangenen Herzogs Friedrich die Waffen ergriffen. Doch blieb dieſes unnatürliche Bündnis zwiſchen Fürſten und Städten nicht lange in Kraft. Herzog Bogislaw von Pommern, Schwager Heinrich des Älteren von Braunschweig (Sohn und Nach folger Wilhelms ), wußte die westfälischen Herren von der Sache der Stadt zu trennen. Nach langem, entscheidungslosem, aber verheeren dem Kriege, unter deſſen Getöse auch die Mandate des Kaiſers und der von ihm
bestellten Schiedsrichter (Johann von Brandenburg
und Albrecht von Sachſen) wirkungslos verhallten, kam es zu einem Frieden, bei dem niemand etwas gewann .
Sowohl bei den Frie
densverhandlungen wie bei dem Kriege hat Stendal den Hildes
1 ) So heißt es z. B. bei Henning Brandis (Manuskript der Beverinischen Bibl. zu Hildesheim) : „ do wordt angebracht dorch de rede Goslar, Brauns wich undt Eimke, undt begerden den steden tho Braunswich fürgaddert (18.-20. April siehe Schäfer, Hanſerezeſſe I 286) frundtlichen handell, gelich alsze m. H. gedan hadde. de rede kemen hir , whoren Magdeborch, Braunswich, Stendell , Gottinch, Halberstadt, Hannover, undt Northem . "
161
heimern thätige Hilfe geleistet.¹)
Es war dies die lezte Fehde, in
der die altmärkischen Städte selbsthandelnd auftraten.
Stendal muß
damals schon mit der Landesherrschaft ausgeföhnt gewesen sein, denn es hat hier für fremde Zwecke schwere Opfer gebracht. Albrecht hätte ein solches Eintreten für eine Stadt , die er selbst zur Ruhe ermahnt hatte , bedenklich machen müſſen .
Es war
hohe Zeit , der sich immer mehr steigernden Unbotmäßigkeit der märkischen Gemeinden entgegenzutreten.
Hatte man doch schon in
der kaiserlichen Kanzlei auch die brandenburgischen Hauptstädte wie die Bischöfe zu den Reichstagen laden wollen. ) Zweifellos hätte eine solche Ladung ――― die übrigens der Kurfürst noch rechtzeitig zu vereiteln wußte die Städte noch trogiger gemacht und ihren Blick auf eine freie, reichsunmittelbare Stellung gerichtet, wonach fie bisher, soweit unsere Zeugniſſe reichen , noch nicht gestrebt hatten. Johann hat diese Gefahren klar erkannt.
Während der ganzen
Regierung seines Vaters hat er nichts mehr beklagt, als deſſen all zurosige Anschauung vom Stande der märkischen Dinge und deſſen Abneigung davor, sich noch in seinen alten Tagen in einen Städte krieg einzulassen .
Johann hätte zwar ohne seinen Vater die gefähr
liche Klippe von 1476 nicht umschifft, auch 1479 war dem äußeren Feinde gegenüber der gewaltige Klang von Albrechts Heldennamen gewiß ein trefflicher Harnisch. Aber in den inneren Schwierigkeiten hätter auch jezt schon die Mittel, die Johann später als Kurfürst anwandte, viel Nußen gestiftet. Und auch als Statthalter hat er vollauf seine Pflicht gethan. Man muß erstaunen , mit welcher Geschicklichkeit und Gewandtheit er in den oben erwähnten Händeln und Streitfällen aufgetreten ist. Durch schleunige Entſendung eines seiner Räte nach Prenzlau zwingt er die Bürger zur Nachgiebigkeit und zur Wiederaufnahme des verjagten Richters . )
In
Berlin wird der Richter Brackow
sowohl gegen die Angriffe der Stadt Berlin , wie gegen die Belei
1 ) So heißt es bei Brandis 14. Oktober 1485 : „ fridages nha der meindtwecken kemen hir de rede und ruiter Goszler, Meideborch, Brauns wich, Luneburch, Stendel , Gottingen. " November 1486 : „ Sondages andren dages Katharinen kemen de van Luneborch, Mandach darnha de van Meideborch undt Stendell." Beim Friedensſchluſſe war zugegen Merten Apoteker aus Stendal. 2) Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. XIX 55. 3) Cod. cont. II 53. 11 Priebatsch. Die Hohenzollern u. d . St. d. M.
Thätigkeit Johanns .
162
digungen Blanckenfeldes¹ ) in Schuß genommen und den Räten von Berlin und Köln die
eigenmächtige Veränderung des Bürgereides
rechtzeitig verwiesen und eine neue Formel mit ihnen vereinbart. ") In Perleberg ward das Stadtverordnetenkolleg durch zwei Mitglie= der aus Wantschneidern und Gemeinde verstärkt und die Ratswahlen seinem Einflusse entzogen. in
Die Stadtverordneten braucht der Rat
Stadtsachen nicht mehr einzuweihen, nur Auflagen soll er mit
ihnen vorher beraten , damit dieſe ſie dann in den Burſpraken der Bürgerschaft auseinanderſeßen könnten.³) Hart war das Schicksal von Wittstock , das sich gegen seinen Herrn, den Havelberger Bischof, empört hatte¹) und mit ihm um den Befit einiger Mühlen ftritt.
Hier erging das erste jener schweren
Verdikte, die Johann nachmals
noch über eine ganze Reihe von
Städten verhängt hat. Er befahl den Bürgern, dem Bischofe die Schlüssel zu allen Thoren der Stadt zu überantworten und die Rats wahl seiner Bestätigung zu unterwerfen . Die neuen Ratmannen müssen dem Stadtherrn und dem Kapitel Treue schwören. Der Rat hat des Bischofs Geheimnisse zu wahren , ihm die Mühlen ab zutreten und den jeßigen Besißern derselben das Kaufgeld heraus zuzahlen. 2000 Fl. beträgt die Buße für den Aufruhr ,,und nach dem vil Irnus mancherlei czwitracht abnemen und verderbe der Stete durch die werck und gulde ensteen und gescheen, sollen die von Wistock forder mehr kein werk und gulde haben, sunder dem Bischoff, seinem Capittell und dem Rath gantz undertenig und gehorsam sein. "5)
Johann erblickte alſo
schon damals in den Gilden die Hauptfeinde Städteentwickelung.
einer
gedeihlichen
Aber troß dieser Erfolge, die Johann über mehrere Städte er rang, war doch die Städtefrage in ihrer Allgemeinheit immer noch ¹ ) ibid. II 181 und B. U. B. 451 . 2) Bei der Vereinbarung der neuen Formel war allerdings sowohl Albrecht wie Johann zugegen. B. U. B. 448. 3) 1482 20. Januar. A I 198. 4) Nach einer Chronik der Bischöfe von Havelberg (Manuskript I F 29 der Königl. Bibl. zu Breslau) war der Zwistgrund einige Mühlen. Eines Morgens laufen die Bürger mit ihren Gewehren auf die Burg, um diese zu zerstören. Die verständige Rede des Kommandanten derselben hält sie aber ab. Der Bischof zürnt, will die Stadt in Brand schießen laſſen, fürchtet aber, daß das Feuer bei dem herrschenden Winde auch die Burg ergreifen könnte . Es kommit zu einem Gefecht, in welchem die Stadt Verluste erleidet. Der Rat bittet einige Ritter um Vermittelung , welche schließlich Johann übernimmt. 1480 erscheint er in Wittstock, wird jedoch durch die in Berlin erfolgte Geburt eines Prinzen (?) abberufen. 1482 legt er die Sache bei. 5) A III 486 .
163 . nicht gelöst. Denn die Städte waren unter Albrechts Regierung durch mancherlei Vergünstigungen , die ihnen die Geldnot des Kur fürsten oder seines
Sohnes zuteil werden ließ, wirtschaftlich be
deutend in die Höhe gekommen und deshalb widerstandsfähiger. Allerdings hatten die Kriegsschäden¹) und gewaltige Brände, wie sie Köpenick , Beliz (durch Jan Kuck) ,
Mittenwalde , Crossen,
Prenzlau, Bernau, Landsberg a. W. erlitten, eine Reihe von ihnen heimgesucht.
Aber da das meist Grenzpläge waren , mußte der
Landesherr für ihren schleunigen Wiederaufbau Sorge tragen.
Er
machte es darum den Nachbarn Prenzlaus zur Pflicht, die abge= brannten Bürger durch Holzfuhren zu unterſtüßen.2)
Sonst verlieh
er meist Steuernachläſſe und andere Vergünstigungen, ³) man müſſe ,,den leuten friheit geben,
sol die Stat besetzt und gebawt
werden , als das die notdurfft fordert, wann dieselbig Stat ein slüssel des landes ist." 4) Selbst
das unter
Albrechts Regierung üppig
aufwuchernde
hat die städtische Macht mehr gefördert, als dem Mochte es auch vorkommen , daß städtischen Wohlstand geschadet. einzelne Bürger solchen Straßenschindern in die Hände fielen, oder Raubwesen³)
daß man in der Fremde märkische Kaufleute aufgriff, als Re - die Regierung preſſalie für in der Mark geplünderte Landsleute, mußte zur Unterdrückung des Raubweſens , wegen dessen Ausbrei= tung in der Mark man Albrecht überall , namentlich in Sachsen, verspottete, die Städte frei gewähren laſſen und ihnen das Richten Aller Beschwerden der Ritterschaft un von Edelleuten nachsehen. geachtet, die der Wahrheit gemäß behauptete, daß der Markgraf ſie den Städten dadurch ans Messer liefre, haben die Städte, nament lich die im Westen , unter dem Vorgeben , der Kurfürst hätte es
1) Namentlich Frankfurt war im Kriege sehr geschädigt worden. (A XXIII 275.) Biele Bürger von Prenzlau in feindlicher Gefangenschaft. (Cod. cont. II 34. A XXI 433.) Schadensrechnung über die pommerschen Kriege. (Cod. cont. II 239.) 2) A XXI 360. 3) So erhält Schifelbein den Anfall des Stadtgerichts und eine Feld mark (A XVIII 259), weiterhin die Jagd zc. (A XXIV 196. ) Prenzlau wird die Urbede zeitweise erlaſſen. (Cod. cont. II 186. ) Indult für Beliz . (A IX 496.) vgl. ferner B V 408 , A XI 248 , XXI 359 , XII 188 , XVIII 428, XII 26 u. a. *) A XI 247. 5) Hierüber vgl. B V 194, A III 480, B V 305, C II 236, B V 336, 264, 164, 166, 327, A I 197, B V 186, 308 , 329, 332, 413, C II 63, BV 255 u. a. 11*
164
ihnen also geboten, manchen unbequemen Edelmann für sich un schädlich gemacht, beraubt, gefangen und hingerichtet. Die Städte befinden sich noch unstreitig auf der Höhe des alten Wohlstandes .
Die Möglichkeit ,
Gerichte , Mühlen , Dörfer,
von der Landesherrschaft zu kaufen , ¹) ihr oder einzelnen von der Mannschaft größere Darlehn machen zu können, lag ja nur vor, wenn die Städte reich und begütert waren. Wir sehen die kommunalen Behörden bemüht, durch sorgsame Pflege des Ziegeleiweſens, 2) durch Ankauf von Mühlen, ³) durch Gewerbe- und Lurusſtatuten den Wohl ſtand zu fördern und schädliche Einflüsse fernzuhalten.
Berlin und
Köln nehmen einen Apotheker für ihre Städte an ; 4 ) auch die Buch druckerkunst findet in der Mark Eingang. Die Bedeutung , welche die Städte z. Z. noch besaßen, erhellt bei jeder Gelegenheit , bei der sie hervortreten.
Die einflußreiche
Stellung der altmärkischen Städte zeigt sich in der altmärkischen Deichordnung vom Jahre 1476, ihr Ansehen innerhalb der Hanse, die den riesigen Umfang des Stendaler Handels nach den Nieder landen wohl zu schäßen wußte, ist noch ungeschmälert. Auch Branden burg bewahrt seine
glänzende Stellung.
Albrecht schreibt seinem
Sohne vor, die Stadt gut zu behandeln , Dinge, die sie betreffen, selbst in die Hand zu nehmen, „,, weil es haubstat berurt."5) Wie unter Friedrichs Regierung , so hat die Stadt auch jezt warme Freunde unter der Beamtenschaft.
Die Stadt ist viel umworben .
Balthasar von Schlieben ersucht sie um ihre Büchsen ,6) ein Herr von Bredow und die Grafen von Lindow bitten fie um Entsendung von Delegierten zu einem Rechtstage. )
Ihr Schöppenstuhl wird
auch von Albrecht in Ehren gehalten und häufig befragt.³)
Nur eine Reihe kleinerer Städte sind arg verschuldet und gehen auch unter dieser Regierung immer mehr zurück.
In den übrigen
zeigt sich wieder ein stark freiſtädtiſcher Geiſt. wenn die Hohenzollern man von Berlin-Köln und dem Mediatſtädtchen Wittstock absieht ― Die alten Verfassungen
hatten
bisher unverändert bestehen lassen. ¹) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)
Es kam ja auch nicht auf das
Cod. cont. II 73, 14. A VII 443 u. a. B. U. B. 447. A XVI 110. A XII 333. B. U. B. 450. Drittes herrsch. Buch Fol. 181 . A XI 418. A VII 171 . A IX 216, 220.
165
größere oder geringere Maß von Freiheiten an , das den Stadt gemeinden blieb, wenn nur die leitenden Männer nicht mehr wagten, eigenmächtig oder gar gegen den ausgesprochenen Willen der Landes herrschaft zu handeln , wenn sie sich endlich als Beamte des Staates fühlen lernten . Friedrich war mit den alten Verfassungen ausge kommen, der Schrecken der Berliner Ereignisse hielt vor. Aber als er die Mark verlassen und sein Nachfolger Albrecht, meist in Franken weilend, den Städten manche Ungehörigkeit nachſah, ſtieg wieder ihr Übermut, ihre Lust zu eigenmächtigem Handeln , ihr freiſtädtiſches Selbstgefühl. Johann, der in den Jahren , wo er im „ Schachmatt " ſizen mußte, zu lernen verstanden, hat als Kurfürst die Städte wieder ins richtige Fahrwasser gelenkt. Er strebte danach, zu allen Zeiten über die Zusammensetzung der Ratskollegien unterrichtet zu sein , um ihr Meister bleiben zu können .
Die Beamten der städtischen Selbſt=
verwaltung wurden unter ihm vollends zu kurfürstlichen Beamten, mit dem Ansehen , aber auch der Abhängigkeit , die diese Stellung bedingte.
Diese Wandlung hatte freilich ihre Schattenseiten. Johann den von ihm bestätigten Ratsherren
Indem
eine
faſt unumschränkte Gewalt verlieh, schuf er eine Oligarchie, die, wie der Gutsherr auf dem Dorfe , nicht allzusehr auf das Wohl der Regierten bedacht war , sondern bald , sowie sie ihre Stellung genügend gefestigt glaubte, auf den Landtagen auf den Wegen des Adels wandelte und von der geldbedürftigen Herrschaft Pri vilegien
und Sondervorteile für sich verlangte.
Solche
gewinn
Manöver, dazu ein grenzenloſer Mißbrauch der Amts gewalt führten zu immer schlimmerer Korrumpierung des städtischen Lebens , zu immer tieferer Herabwürdigung der ehedem hochange süchtige
sehenen bürgerlichen Ehrenämter. Aber wenn auch mehrere Ge meinden zeitweilig sanken , andere für immer verdarben , ― dies Opfer war notwendig
im Interesse des Staatsganzen ,
das eine
Niederhaltung der bürgerlichen Meisterlosigkeit gebieteriſch forderte. Das war seit langem eine Lebensfrage für die Mark, die endgiltig und im Sinne Friedrichs II. gelöst und aus der Welt geschafft zu haben, Markgraf Johanns Verdienst bleibt.
4. Kapitel.
Johann Cicero.
Johanns politische An=
Per Tod des Vaters ſezte Johann in die Lage , ſein großes Talent frei zu bethätigen.
schauungen. Spielraum gelassen , ihn
Hatte der Vater ihm nur geringen
oft Worte voll zornigen Tadels hören
laſſen und ihn einen noch völlig unerfahrenen Jüngling gescholten, ,,Hanns ist den sachen noch zu jung" schrieb er noch 1482, ¹) so war er nun im stande , die Fehler , die Albrechts
allzublinder
Optimismus , ſein Alter und sein Aufgehen im Reichsdienst ver schuldet hatten , wieder gutzumachen. Bisher war er an Mitteln so überaus schwach gewesen, da sein Vater die Dinge in der Mark faſt nie für bedenklich ansah.
Und wie lange hatte er sich schon
danach gesehnt, in geeigneten Verhältnissen seine Kraft zeigen zu können !
Wie rührend hatte er einst seinen Vater angefleht, 2) ihn
doch mitzunehmen auf die Reichstage und die großen Fürstenver sammlungen, damit er sich bilde und die Welt sehe.
Denn er
wolle nicht wie diese Fürsten Norddeutschlands tagaus tagein als ein Jäger leben , ohne Höheres zu kennen , ohne nach Höherem zu streben. Und doch fühlte er sich mit diesen Fürsten eins , wenn es den Trog ungehorsamer Unterthanen zu brechen galt. Der adlige Fried brecher war ihm ebenso zuwider, wie die aufrührerische Stadt. ³)
¹) C II 277. 2) C II 143. 3) Den Mecklenburger Otto von Malzan, der einen andern Ritter nieder geworfen und sich auf sein Recht als Edelmann beruft, weist er von sich. (C II 418. ) Mit den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg (B V 456) und anderen Nachbarn verbindet er sich zur Abwehr des Raubweſens , der alten Plage der Mark. Mächtigen Familien , wie den Alvensleben , macht er es mitunter zur Pflicht, die Reisenden sicher zu geleiten. (A XVII 171.) Seinem Amtmann auf dem Schlosse Salzwedel befiehlt er , für die Sicherheit der Straßen Sorge zu tragen. Er schreibt auch an die Städte Hamburg und
167 Von den Städten hat Johann oft genug Unbilden erfahren und Beleidigungen einstecken müſſen , jeßt beſaß er die Macht , sie Er wahrte sein Recht gegen eigene und fremde
ihnen zu vergelten .
Städte, so gegen Görlik wegen seines Hofdieners Adam Swab, so gegen eintrat.¹)
Lüneburg , wo er für
einen
geschädigten Unterthanen
Wo eine Stadt gegen Fürsten im Kampfe steht, ermahnt er sie zum Gehorsam, so Erfurt gegen die Wettiner , Rostock gegen die Herzöge von Mecklenburg. In leßterem Streite, in der sogenannten Domfehde, fordert er die Stadt auf, sich ihrem Gegner unterzuordnen, 662) als ihrem ,,naturlichen erbboren Landszfursten und Herren . "" Er beruft auch zahlreiche Friedenskongreſſe , um die Händel zu schlichten ; meist finden dieselben zu Wilsnack statt.
Der ge=
waltige Plan des verschlagenen Welfen Heinrichs des Älteren, ſeine übermächtige Landſtadt Braunschweig durch Waffengewalt sich unter thänig zu machen, fand auch Johanns wärmste Unterſtüßung. der Markgraf hielt bei ihm aus, ³)
Und
als ihn alle anderen schon
verließen, als der Dänenkönig fern blieb, als der Magdeburger Erz bischof, ja Heinrichs Lüneburger Vetter sich den Bürgern verkauften. Zuſammen mit Ernst von Magdeburg zum Schiedsrichter
erwählt,
erſchien er persönlich auf dem großen Fürstentage zu Zerbst (Juli 1493). Auf den zahlreichen Friedenskongressen hat er kostspielige Gesandtschaften unterhalten, einzig und allein in der Absicht, den Herzog nicht gegen seine rebellischen Bürger erliegen zu lassen.
Er
entzweite sich mit dem Erzbischofe , der die Sache der Stadt zu führen begonnen hatte, und verhinderte durch seinen Machtspruch , 4 ) daß die Gutachten der Universitäten zu Heidelberg, Baſel und Erfurt, die allzugünstig für die Stadt lauteten, zur Grundlage des Friedens vertrages gemacht würden. So erzielte er schließlich für den besiegten Herzog einen Frieden mit Ehren , der ihm zwei städtische Schlösser beließ und eine erhebliche Geldsumme zubilligte.
Einzig und allein
Salzwedel, daß jezt die Straße nach leterem Orte ungefährdet passiert werden könne, und wünscht, daß alle fremden Fuhrleute davon erfahren möchten . (A XIV 433.) Völlig hat er zwar die Unsicherheit nicht beseitigen können. Überwachung und Zügelung des raublustigen Adels empfiehlt er im Teſta mente, wie erzählt wird, seinem Nachfolger. ¹) B V 378, 423. 2 ) C II 359. ) vgl. Priebatsch, Die große Braunschweiger Stadtfehde, Seite 82. *) ibid. Seite 88. Henning Brandis äußert sich : „ dadt brack an dem Marggrafen. "
168
die
Abneigung gegen die städtiſche Unbotmäßigkeit kann Johann
veranlaßt haben, entgegen dem eigentlichen Intereſſe ſeines Landes, das die Lösung anderer Aufgaben erforderte , hier für den liftigen Braunschweiger Opfer zu bringen. Sein ganzer Adel lag vor den Wällen Braunschweigs , auch seine Städte zwang er , die un willkommene Heerfahrt mitzumachen.
Aber während seine erleſene
Mannschaft an der Oker focht, ¹ ) mußte der Kurfürst dem an dringenden Pommernherzoge Konzessionen machen , die die Arbeit ſeiner Vorgänger, die Mühen eines Menschenalters in nichts ver finken ließen.
In der Heerfahrt gegen Braunschweig , also in der
Städtepolitik Johanns, hat man die Lösung des Rätsels zu suchen, das das merkwürdige Zurückweichen²) des Markgrafen in der Pom merschen Sache in sich schließt. Die städtische Litteratur über die Braunschweiger Fehde giebt dem Markgrafen Schuld , durch sein Eintreten für die Herzöge die Stadt um die Frucht ihrer rühmlichen Erfolge gebracht zu haben. Die norddeutschen Städte sind durch Johanns städtefeindliche Wenn die Städte auch mit Politik in hohem Maße beunruhigt. unter, im Vertrauen auf sein Rechtlichkeitsgefühl und ſeine bewährte. Kunst, Streitfragen zu entscheiden - der er ja den Namen Cicero ihm ein Schiedsrichteramt übertrugen , 3) so konnten verdankte ― sie sich doch keinen Augenblick schwerer Befürchtungen vor ihm ent schlagen. Wie sehr man ihn fürchtete , zeigt eine Lüneburger Rats Er wollte im genannten instruktion aus dem Jahre 1487.4) Jahre mit einigen anderen Fürsten dort eine Zuſammenkunft ab= halten.
Der Rat vermag seine Angst nicht zu bemeistern , befiehlt,
auf jedes Wort, das die fürstlichen
Gäste sprechen
würden , zu
1) Der Fehdebrief an Braunschweig (Archiv des hist. Ver. für Nieder sachsen 1863, 189 ff.) enthält u. a. 2 Putlig , 2 Rochow , 1 Stülpnagel, 2 Quizow, 4 Ziethen , 1 Diderickes , 1 Rezow , 7 Rohr , 5 Alvensleben, 5 Schulenburg , 2 Jagow , 2 Schenk, 1 Bismarck, 3 Knesebeck, 1 Redern, 3 Lüderitz, 1 Borstell, 1 Kruſemarc , 2 Runtorf, 2 Königsmarck , 1 Jtenplit, 1 Schlegel, 2 Wenkstern , 2 Möllendorf, 2 Grevenit, 4 Kliping, 1 Winterfeld, 1 Plessen , 3 Stechow , 2 Ratenow , 1 Bartensleben , 1 Quast , 1 Schlabren dorf, 3 Bredow, 2 Arnim, 1 Crummensee, 1 Hake , 1 v. d . Hagen, 1 v. Zieſar, 1 Britzke, 2 Schlieben, 2 Bardeleben, 1 Boytin und viele andere, darunter alle Bülows c. In der Fehde fällt z . B. ein Curt von Schläbrendorf , ein märkischer Edelmann. ibid . 202. 2) Droysen , Gesch. der preuß. Politik. II, 1 , 365. Droysen erwähnt die Braunschweiger Fehde überhaupt nicht. 3) Suppl. 126. Magdeburg und Braunschweig wählen ihn 1448 zum Schiedsrichter. *) Archiv des hist. Ver. f. Niedersachsen 1881 101 .
169
horchen, jede verdächtige Äußerung bringen.
den Bürgermeistern zu hinter
Die Stadtbehörden fürchten allen Ernstes , Johann und
seine Begleiter könnten bei Gelegenheit des Besuchs einen Handſtreich planen.
*
*
Als erstes und wichtigstes Ziel in der inneren Politik er unterwerfung der schien Johann die Zügelung der Unbotmäßigkeit ſeiner Unterthanen. altmärkiſchen Städte. Von dem Übermut, der altmärkischen Städte und den seltsamen Blüten, die derselbe zu Albrechts Zeiten getrieben hatte , ist im vorigen Kapitel die Rede gewesen.
Erneute Steuerforderungen der
Herrschaft und deren Ablehnung durch die märkischen Städte ſollten den Anlaß zu neuen , diesmal erfolgreicheren Streitigkeiten zwischen Städten und Fürsten werden. Nach langen Unterhandlungen kamen die Stände der ganzen Mark am 9. Februar 1488¹) überein , dem Kurfürsten zieſe zu bewilligen.
eine Bier
Der Vorschlag drang durch, nachdem für ihn
geltend gemacht worden war, daß eine derartige Zieſe jedenfalls die erträglichſte Art der Besteuerung sei .
Zudem wurde die Steuer hier
noch ganz besonders dadurch erleichtert , daß sie nur 7 Jahre in Kraft bleiben und während dieſer Zeit die einzige Abgabe bilden sollte. Auch durften die Städte von den 12 Pf., die für eine Tonne ein heimischen Bieres zu entrichten waren , den dritten Teil für ihre eigene Kasse einziehen und zur Erhaltung der städtischen Festungs werke verwenden. Die Höhe der Steuer sollte unverändert bleiben, vorausgesezt , daß der Münzfuß keine Änderung erfahre ; um dies zu vermeiden , sollten die Städte ihre Münzhammer ruhen laſſen, so lange der Kurfürst nicht auch münze.
Adel und Geistlichkeit
blieben von dieser Abgabe frei , durften aber natürlich selbst kein Bier brauen.
Die alten Maße sollten nicht verändert werden, das Fuder
gelte 6 Tonnen ; werden. 2)
auch der Preis dürfe nicht ungebührlich erhöht
¹ ) C II 333. 2) Jeder, der Bier braut und ausschenken will, hat dies dem Rate ſeiner Gemeinde zu melden und nach Anzahl der Tonnen binnen 14 Tagen die vor geschriebene Steuer zu entrichten ; zahlt er nicht, so kann ihn der Rat pfänden und sein Bier versteigern. Fässer, die der Steuer entzogen worden sind , werden konfisziert und verfallen dem Kurfürsten. Den kleinen Städten wird die Brau gerechtigkeit, so weit dieselbe in Zweifel gezogen worden war, gelassen und ihnen dieselben Bedingungen wie den großen betreffs Entrichtung der Bierziese vor geschrieben. Fremde Biere unterliegen wie bisher einem Einfuhrzoll, den Adel und Prälaten nicht zu zahlen brauchen. Bernauisches Bier darf in jede Stadt eingeführt werden. Die Maße für Wein sollen gleichfalls unverändert bleiben.
170
Außer dieser Bierziese ward auf demselben denkwürdigen Land tage noch durchgefeßt : Die Städte haben kein Recht, ¹) den Bauern den Preis des Getreides vorzuschreiben ; jeder Landmann dürfe ſo teuer verkaufen wie er wolle. Den Städten der Altmark, die die Vierziese zunächst noch ver weigerten, waren für den Fall der Annahme dieselben Vorteile, die den mittelmärkischen Gemeinden bewilligt worden waren, das Drittel des Ertrages, in Aussicht gestellt. Hier war man aber nicht gesonnen, sich den Beschlüssen des Landtages zu fügen. Allerorten tobte die Stendal, das Haupt der Bürgerschaft über die neue Zumutung. fieben Gemeinden , das erst vor kurzem dem aus gleicher Ursache bedrängten Hildesheim zum Siege verholfen , dachte natürlich nicht daran, selbst in der gleichen Sache zu weichen . Der Rat und die vornehmeren Gilden trauten sich allerdings nicht die Kraft zu, dem Willen des ganzen Landes , dem Machtspruch des Kurfürsten ent gegen zu sein , zumal auch von der Hanse wenig zu erwarten war. In Braunschweig, wohin sich die Städte der Altmark zunächſt hätten wenden müſſen , hatte die Demokratie unter dem leichtfertigen , ge sinnungslosen
Ludeke
Holland
das
Regiment.
Der
allgemeine
Hansetag, der im vorigen Jahre zu Lübeck stattgefunden , hatte un befriedigend geschlossen . 2) Er war nur schwach besucht gewesen, viele Mitglieder waren ohne Entschuldigung fern geblieben. Überall zeigte sich Abspannung, Lauheit und Zerfahrenheit. Der wohlunter richtete Hildesheimer Henning Brandes meldet von den Stendaler Ratsherren : ³) „ In der stadt Braunswich wasz de uplop , dadt se am troste der stede twifelden undt wolden sich tho handel geven einnesz betren hopende." Doch von der Gewalt der nie deren Gewerke und der Gemeinde fortgerissen, schlossen sich auch die höheren Stände der Opposition an , soweit es ihnen nicht glückte, In den Hauptstädten und den kleinen Immediatſtädten ſammelt der Rat die Steuern , in den Mediatſtädten der Stadtherr oder der Pfarrer, die ebenfalls das Pfändungsrecht säumigen Zahlern gegenüber besitzen. ¹) C II 335. "9 Item das unser gnediger herr verbeut den Steten satzung und wilkor zu thun , desz korns unter sich , wie dewer Ir mit burger das und nicht anders kauffen sollen als ettliche biszher gethan sollen haben ausz der ursach, das der gemeine mann und sonderlich der pawer bey seiner narung unverdorben bleiben. Sunder brengt ymandt korn zu marckte, mag das verkoufen so tewer, als er kan, und der borger nach das koufen, als sie nechst konnen. " 2) Sämtliche Sachſenſtädte waren auf diesem Tage ausgeblieben, worüber die erschienenen Städte sehr ungehalten waren. Hanserezesse ed. Dietrich Schäfer II, Seite 193. 3) H. Brandis , Manuskript der Beverinischen Bibl. zu Hildesheim.
171
aus der Stadt zu entkommen.¹ )
Es kam namentlich in Stendal
zu gräulichen Pöbelscenen ; mehrere kurfürstliche Beamte und Bot ſchafter, einige Adlige der Umgegend fielen der Volkswut zum Opfer. Die Städte unternahmen verwüstende Raubzüge in die Umgegend, brannten und raubten in adligen Dörfern, thaten aber , soweit wir sehen können, nichts, was ihnen im Falle eines ernstlichen Angriffs hätte Schuß bieten können.
Der Adel der Altmark , mit dem die
Städte gerade in diesem Jahrzehnt sehr schlecht standen , während fie in früheren Zeiten auf ein gutes Verhältnis
mit ihnen bedacht
gewesen waren , überlief den Kurfürften mit Klagen über bürger liche Übergriffe.2) Altmark.
Und dieser erschien wirklich Ende März in der
Langermünde wagt keinen Widerstand und unterwirft sich ihm am 25. März.³)
Es versteht sich zur Zahlung einer Biersteuer
von 12 Pfennig, und zwar für 14 Jahre, es verzichtet auf die freie Ratswahl und kehrt reumütig zum Kurfürſten zurück. Johann ver brachte hier einige Wochen , vermutlich mit Rüstungen beſchäftigt, denn er mußte sich auf heftigen Widerstand der noch unbezwungenen Gemeinden gefaßt machen .
Am 29. März lehnt er die vom Kaiser erbetene Kriegshilfe ab mit Rücksicht auf die schweren Händel , in die er zur Zeit mit seinen ungehorsamen Städten in der Altmark verwickelt sei.*) Als er aber mit Truppenmacht etwa drei Wochen darauf vor den Thoren von Stendal erschien , wagte auch diese Stadt keinen Widerstand mehr und unterwarf sich bedingungslos auf Gnade und Ungnade. Ihr Schicksal war natürlich ein hartes ; 5) ſie mußte nicht bloß die Rädelsführer der Erhebung ausliefern - drei derselben wurden hingerichtet
sie verlor auch die Münze und die Gerichte.
Dann ward ihr auferlegt, die Familien von Vinzelberg und von Borſtell und andere für ermordete Verwandte zu entschädigen. Statt der ursprünglich geforderten 12 Pfennig zahlt sie jezt 2 Groschen Biergeld und zwar 14 Jahre lang ; auch fiel die Vergünstigung, ein Drittel der Eine Erträge für die Stadkaſſe einziehen zu dürfen, jeßt weg. Reihe alter Privilegien wurden der Stadt entrissen , sie mußte die Urkunden ausliefern, die die Verpflichtung der Bürger, dem Fürſten 1) gehalten. 2) 3) 4) 5)
A XV 416.
Verzeichnis der Bürger von Stendal, die zum Kurfürſten
A XV 407. Urk. vom 25. März 1488 des Berl. Königl. Geh. Staatsarchivs. vgl. Anhang. A XV 408. 22. April 1488.
172
zu dienen, auf das städtische Weichbild beschränkten und der Stadt das Recht gaben, bei Bedrückung durch die Herrschaft sich an einen andern Herrn zu halten , oder wenn zwei Markgrafen vorhanden wären , sich einen von beiden als Herrscher auszuwählen. Ein anderes, jezt vernichtetes Privileg hatte ihre Verpflichtung, Steuern zu zahlen, auf die bekannten drei Fälle, Niederlage des Landesherrn, mitbewilligter Landkrieg und Aussteuer , beschränkt. Den 5 Ge werken , Bäckern , Pelzern , Burnwebern , Schustern und Laken= machern, ward zwar ihr Zuſammenſchluß zu Gilden auch ferner er laubt, doch wurde ihnen jeder Einfluß auf die Stadtverwaltung ge= nommen ; auch mußten sie für die Erlaubnis , weiter als Gilde bestehen
zu dürfen ,
bedeutende
Summen
erlegen .
Die Haupt
schuldigen, die Tuchmacher , verloren ihr Gewerkshaus . Die Rats wahl wurde auch hier der Bestätigung des Kurfürsten unterworfen. Die vornehmen Gilden , die am Aufruhr gar nicht oder nur wider Willen teilgenommen hatten , ebenso die kurfürstlichen Lehns mannen, wurden von Johann wegen ihrer bewiesenen Treue belobt.¹) Die ganze Bürgerschaft huldigte knieend von neuem, sie lag ihm zu Füßen ,,alse quek," schreibt der Hildesheimer Brandis . Eine ein heimische Chronik aber faßt ihr Urteil über die Vorgänge in die Worte zusammen: ,,da was grosz Jammer und unvorwindlicher Schaden, das niemand kan glauben der nun lebet." ) Nachdem das Haupt der altmärkischen Städte so schnell be= zwungen, verzweifelten auch die führerlosen anderen Gemeinden. Johann ging zunächst nach Osterburg , wo er der Stadt nur die verfänglichen Privilegien abforderte , ihr die freie Ratswahl nahm und die Entrichtung der Bierzieſe in vollem Umfange auferlegte. Der Rat von Salzwedel schickte in seiner Angst Gesandte an den Kurfürsten, die ihm die Unterwerfung anboten ,
aber er konnte es
nicht verhindern, daß ein Haufe Bürger dem heranrückenden Landes Herrn den Weg zu verlegen suchte .
•
In Salzwedel hatte Johann nicht
bloß die Ablehnung der Bierzieſe zu rügen, sondern er mißbilligte auch die Vereinigung der alten und der neuen Stadt zu einem Gemein wesen (man hatte die Thorflügel wieder ausgehoben). ward jest wieder aufgehoben. den übrigen Städten beschränkt.
Die Einung
Die Ratswahl wurde hier wie in Ursprünglich hatte der Kurfürst
von der Stadt 2 Groschen Biergeld , wie in Stendal, und den Ab ¹) A XV 413, 414, 420. 2) Aus Joh. Werner Pistorius † 1711 Chronik (Excepte aus Möring u. a. Manuskript des Berl. Geh. Staatsarchivs. R 21 , 155 F. )
173
bruch aller der Bürgerhäuser, die dem Schlosse zu nahe waren, ver langt. Aber er ließ¹ ) es schließlich bei einem Groschen bewenden und verzichtete
auf den Abbruch der Häuſer.
Die Stadt mußte
auch ihre Munition und die Kriegsvorräte ausliefern
und ebenso
eine Reihe alter Urkunden herausgeben. die jezt kaſſiert wurden, befand sich ein
wie ihre Bundesgenossen
Unter den Urkunden, Bundbrief gegen die Bierziese , eine Verschreibung, die den Wider stand gegen die Herrschaft zuließ, und eine andere , die zur Zer ſtörung der altmärkischen Adelsburgen aufforderte. Die durch die Raubzüge der Bürger getroffenen Edelleute, ſowie die Familien der Getöteten mußten nun durch die Stadt entschädigt werden.
Der Kurfürst rügte hierbei sehr streng das städtische Ge
richtsverfahren gegen Adlige (wie wol wir uch an unsz . Erbr. Manschafft keinerley Gericht gesteen odr gestetten wollen und uch also des gericht miszbraucht). Die Gilden, die Johann überhaupt aufgehoben wissen wollte, ließ er schließlich, wenn auch nur zu rein gewerblichen Zwecken, bestehen ; die hohe Strafsumme, die er der Stadt anfangs zudiktiert hatte , hat er ihr alsdann in Gnaden erlassen. Der Rat ging aus diesen Wirren neu gestärkt hervor , der Bürgerschaft ward unbedingter Gehorsam gegen ,, den Rate in den Steten Soltwedel, die in statt unnsers Gnedigen Herrn sitzen" anbefohlen.
Am 2. Mai empfing Johann die Unterwerfung von
See
hauſen, 2) am 4. von Werben, ³ ) am 6. von Gardelegen. 4) Werben wurde wie Osterburg und Langermünde behandelt. Gardelegen muß 1500 Fl. Strafgeld zahlen, die es durch sofortige Umlage (Grund oder Vermögensteuer) , aber nicht durch Aufnahme von Darlehn aufzubringen hat. Seehausen muß gar 2000 Fl . hergeben. dortigen Schuster treten ihr Gewerkshaus dem Rate ab.
Die Die
Biersteuer wird überall erhöht, die Bündnisse mit fremden Städten werden streng untersagt , die Ratswahlen der landesherrlichen Be stätigung unterworfen . Die Verlängerung der Bierziese , die im Jahre 1495 nach Streit mit ſiebenjähriger Dauer ablief, stieß wiederum und zwar diesmal, wie Frankfurt. es scheint, im östlichen Teile des Landes auf erbitterten Widerstand. Frankfurt mußte in dem Jahre 1496, vermutlich aus ähnlicher Ur ¹) 2) 3) 4)
A XIV 414, 418. A VI 384. ibid. 431 . ibid. 149 .
174
sache wie vordem die Städte der Altmark, die Obergerichte abtreten, mußte sich zu einer 11 Jahre lang zu zahlenden Bierzieſe (von 12 Pf. pro Tonne) verstehen ; auch ward die Urbede von nun an auf jährlich 100 Schock erhöht.
Die Ratswahlen unterliegen der
kurfürstlichen Bestätigung. ¹) *
* *
Die Städte Mit den Frankfurter Ereignissen waren die Städtekämpfe für unter Johann in der die Mark abgeschlossen. Mochten auch die Frankfurter Ratsherren übergangs mitunter kleinlicher Weise in die Thätigkeit des kurfürstlichen Richters periode von freien zu hemmen, ihm den Gerichtsdiener oder einen Gefängnisraum verwei Fürsten städten gern , 2 ) oder die von Salzwedel ihrem Ärger über die Ereignisse von 1488 durch ein Dokument , das sie hoch oben im Turmknopf niederlegten, ³) Luft machen - offenen Widerstand wagte keine der Städte mehr. Gerade diejenigen Kommunen , die vordem die Brennpunkte des politischen Lebens gewesen waren , Berlin-Köln, Frankfurt , die Städte der Altmark waren nun gedemütigt und völlig in der Hand der Herrscher. Auf die Gemeinden der Priegniß hatte wohl die Bestrafung von Wittstock ihren mäßigenden Einfluß ausgeübt. Brandenburg war klug genug , alles zu vermeiden, was der Herrschaft hätte Verdacht geben können. Die Städte der Uckermark und der Neumark sowie der südlichen Grenzlande gingen. entweder ganz in den Kämpfen oder der Abwehr der Angriffe feindlicher Nachbarn auf, oder sie waren so unbedeutend oder herab gekommen , daß auch von ihnen nichts zu fürchten stand. Eine Städtefrage, d. h. eine Gefahr , daß die politischen Strebungen der Kommunen den Bestand des Territoriums oder die Landeshoheit beeinträchtigen könnten, gab es nicht mehr. In der landläufigen Auffassung erscheint Johann als der Mann, der den lezten Rest städtischen Troßes bricht , es dann aber zuwege bringt , daß die Bürger sich schnell mit den neuen Zuständen ver söhnen , daß die gebeugten Städte unter seinem milden Szepter wieder fröhlich emporblühen. Diese Ansicht stüßt sich wohl darauf, daß Johann selbst den altmärkischen Städten wieder ein wohlwol lender Herr geworden ist, und ſogar den bestraften Gilden ihre Gewerks ¹ ) Spieker, Geſch. der Stadt Frankfurt a. O. 102–104. 2) A XXIII 302 . 3) Götze, Gesch. von Stendal, 243. Es enthielt die Worte : „ Damals be drückte Markgraf Hans unser Herr , diese arme Stadt und liesz zweien Bürgern auf dem Markte die Köpfe abhauen und nahm die Schlüszel von allen Thoren und alle Gerechtigkeit und setzte als Ziese auf jede Tonne Bier 12 Stendalsche Pfennige. "
175
Häuser zurückgegeben hat ; ¹) dann vielleicht auch die Thatsache, daß Johann als erster der hohenzollernschen Markgrafen dauernd ſeinen Sit in der Mark nahm , was den Unterthanen einerseits Vorteile brachte , andererseits auf
ein Aufhören der Widerseßlichkeit gegen die Fürsten, die ehedem allen Regenten den Aufenthalt in Branden=
burg verleidet hatte, mit Sicherheit schließen läßt. Dieser landläufigen Ansicht von der Hebung der Städte durch Johann steht aber zunächst entgegen , daß wir nur eine sehr kleine Zahl von Vergünstigungen des Kurfürsten für seine Städte kennen. Ein Dieselben sind auch zumeist sehr geringfügiger Natur. paar Indulte für abgebrannte Orte, 2) zwei Jahrmarktsprivilegien, ³) ein Zoll für Frankfurt, der durch große Abtretungen erkauft war, 4) die Vergebung des Judenschußes an Spandau , 5 ) des Obergerichts an Wriezen , ) des Gewandschnitts an die Kroffener Tuchmacher, 7) die Bestätigung des Ausschlusses fremder Gesellen vom Schneider handwerk zu Berlin ; ) das ist so ziemlich alles . Von den Er trägen der Privilegien fließt meist ein Teil in den Säckel der Herrschaft.
Selbst das Niederlagsprivileg für Frankfurt, von dem weiter unten die Rede sein wird , scheint zunächst gar keine Wirk samkeit ausgeübt zu haben, höchstens , daß es auch jetzt schon eine Reihe kleinerer Orte benachteiligt hat.
Völlig widerlegt wird aber die Anschauung von einer Blüte der Städte unter Johann Nachfolgers Joachim.
achtet, die beſſernde Hand legen.
durch das vollgültige Zeugnis
seines
Dieser hat es bekanntlich für notwendig er an die Verfaſſungen seiner Städte zu
Dabei hat er es deutlich ausgesprochen , daß er die Städte
in tiefem Niedergange vorgefunden.
Teils nennt er die Ursachen
des Verfalls , teils zeigt er durch seine Maßnahmen , was er als ſolche betrachtete. Die Übelſtände, die er tadelt und beseitigen will, gipfeln in dem Verthun und Verpraffen des Stadtvermögens durch die Ratsherren , in ihrem Mangel an Initiative, in ihrer schlechten Verwaltung. ¹) A XV 426, 432. Über Vergünstigungen für die altmärkischen Städte siehe A XV 438, 456, XVI 118, XV 425, 440, XIV 432, XIV 453, Cod . cont. II 86. 2 ) A VI 433 , A VI 249 , A XVIII 341 , B V 464 , A XVIII 46, A XIX 55, A III 497, B VI 130. 3) A XIII 193, XIX 103. 4) Spieker, Gesch. der Stadt Frankfurt a. D. 103. *) A XI 120. 6) A XII 459, 464. 7) B V 464. 8) B. u. B. 460.
176
Aber alle diese Dinge waren noch den Tagen Albrechts fremd . Das zeigt das starke politische Leben , von dem die damalige Zeit getragen war , das Hochkommen der Demokratie, deren Spürnaſe eine schlechte eigennüßige Wirtschaft verhindert hätte.
Solche Miß
stände müssen sich, wenn unter Albrecht noch nicht , unter Joachim schon vorhanden , haben.
unter der
Regierung
Johanns
herausgebildet
Unter Johann vollzog sich der Übergang der märkischen Städte von freien Gemeinden in Fürstenstädte.
Alle Nachteile , die eine
solche Übergangsperiode im Gefolge zu haben pflegte , mußten sich jezt hier äußern. Friedrich hatte die Städte zwar schon bezwungen , fie fügten sich aber nur für den Augenblick und gaben darum noch nicht den Gedanken auf, die alte Freiheit unter einem anderen Regenten wieder zu erringen. erfüllt.
Unter Albrecht ist ihr ganzes Thun von diesem Streben Johanns Regiment mußte die leßte Hoffnung schwinden
laffen.
Mutlosigkeit und Verzweiflung beherrschten seitdem die Ge
müter.
Diese allgemeine peſſimiſtiſche Seelenstimmung der Bürger,
dazu eine Reihe von Härten des neuen Syſtems , ließen die Städte zeitweilig in Verfall geraten. Untersuchen wir die eigentlichen Gründe dieses Verfalls ! Die Summen, ¹) die die Städte zu den Kosten des Hofhalts und der Landesverwaltung beizutragen hatten, waren nicht unbe deutend.
Joachim
versteht
sich
nachher
dazu ,
die
Urbede
Frankfurt, die ihm allzu hoch erſchien, zu ermäßigen.2)
von
100 Fl.
beträgt auch die Urbede von Perleberg und „ darzu sollen die Städte in der Prignitz 30 schock marckische Groschen , wie die vormahls einen hauptmann geben seyn worden, ausrichten und geben . " ) Dazu traten die Heeresfolgeverpflichtungen , die gewiß doppelt ungern ertragen wurden, wenn man wie 1492/93 gegen eine Hanſe stadt, wie Braunschweig, ziehen mußte. Berlin-Köln verpflichtet sich 1489 , die Trabanten des Kur fürsten, jeden mit
2 Fl. pro Woche zu besolden.4)
Brandenburg
1 ) Daß sich die Städte in finanzieller Not befanden, erhellt aus Darlehen, die sie aufnehmen müssen , z. B. B VI 138. Der Rat von Salzwedel sieht sich genötigt, für Ausfertigung von versiegelten Briefen 4 Schill. zu erheben. A XIV 461. 2) A XXIII 305. 3) A III 495, A I 317. 4) B. u. B. 458.
177
wird 1488 von Johann aufgefordert , den Durchzug von Hilfs völkern, die dem Herzog von Pommern zuziehen wollen, zu ver hindern.¹ ) 1493 wird es um Bezahlung von Hilfsgeldern gemahnt, 2) 1495 gegen einen Friedbrecher aufgeboten. " ) Recht erheblich waren auch die Darlehen, die Johann ver langte.4) Dazu wurden immer mehr Häuser, namentlich in Berlin, zu Freihäusern erklärt. 5) Der Kurfürst ließ es ſich nicht nehmen, die Braunahrung nach Belieben zu vergeben. ") Doch die wirklichen Gründe des Niedergangs lagen auf anderem Gebiete. Selbständig von den Städten erlassene
Statuten waren oft
von der Landesherrschaft , als ohne ihre Genehmigung gefaßte Be schlüsse ,
als unbefugte Neuerungen getadelt und nicht selten aus
diesem Anlaß eine schwere Bestrafung über die Städte verhängt worden.
Hierdurch belehrt, hielt man es in den Städten für ge=
raten, lieber bei allem, was man that oder thun wollte, vorher bei dem Fürsten anzufragen , seine Zustimmung zu erbitten , um vor seiner Einsprache gesichert zu sein.
Der Landesherr hatte ja so oft
eigenmächtiges Handeln gerügt , daß man sich nicht mehr getraute, bei irgend einer Sache selbständig vorzugehen.
So kam man dahin,
die Landesherrschaft bei jeder Gelegenheit zu überlaufen, von ihr Ab hilfe für jede Beschwerde zu verlangen , eignen Thuns sich zu ent wöhnen.
Die Erhaltung der Niederlage bildete doch für Frankfurt
ein Lebensinteresse, aber der Rat wagte troßdem nicht, mit den Breslauer Sendboten, die darauf abzielende Vorschläge überbrachten, auf eigene Fauft zu unterhandeln. )
Er wies die Gesandten an
den Landesherrn , der dann auch den Vertrag vom Jahre 1490 zu stande brachte. Des Kurfürsten häufiges Eingreifen in städtische Verhältnisse war an sich heilsam, wie denn auch z . B. die Knochenhauerordnung von
¹) A IX 242. 2) A IX 246. 3) A IX 247. 4) A XV 418, 423, XIV 435, XV 426. 5) C II 427, B V 458, A XVI 120, XX 169, C II 327 , 339. 6) A VII 174. Kurfürstliche Beamte, wie ſein Augenarzt (B. U. B. 463), erhielten Abgabenfreiheit. 7) Diese Notiz verdanke ich Herrn Dr. phil. Rauprich in Breslau , Ver fasser einer demnächst erscheinenden Geschichte des Breslauer Stapels . Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M. 12
178
Berlin oder die Bestimmungen über Dirnen und Arbeitsscheue, ¹ ) die er anregte, gewiß nur wohlthätig wirken konnten, aber es hatte zur Folge, daß die Ratsherren bald auch jenen Grad von Selb ständigkeit verloren ,
der
bei
dem
immer
noch dezentralisierten
Charakter des Staatslebens, selbst vom fürstlichen Standpunkte aus, wünschenswert gewesen wäre. Zudem mußte sich die Qualität der Ratmannen verschlechtert haben , da die Unlust der alten verdienten Familien , ſtädtiſche Ämter zu bekleiden, anhielt.2)
jezt noch
Es schien eine Belohnung
zu sein, jemandem die Annahme bürgerlicher Ehrenposten zu laffen. ")
er=
Die Erfahrungen während seiner Regentschaft, die Pöbelſcenen, die sich 1473 und dann 1488 , namentlich in den
altmärkischen
Städten, abgespielt hatten, mußten Johann der niederen Bürger schaft abhold machen ; auch sein politischer Lehrmeister , Friedrich von Lebus , hatte es für verwerflich erklärt, nach dem Kopfe des großen Haufens zu handeln.4) Darum festigte Johann, so weit er konnte, die Macht des Rates , hielt die Demokratie in Schranken und gebot den Bürgern, ohne Weigerung den städtischen Behörden, die für sie die Landesherrschaft repräsentieren sollten, zu gehorchen. Er erklärte, er wolle nicht dulden, daß die Gewerke über den Rat regierten ; 5) er minderte oder beseitigte die Befugnis der Bürger ſchaft, die Rechenschaft der abtretenden Behörden zu hören. Die Folge war, daß der Rat, der Kontrolle überhoben , nie manden zu fürchten hatte und bald in unerhörter Weise für seinen eigenen Beutel zu wirtschaften begann, sodaß schon Johanns Nach folger Joachim gegen die schlimme Korruption, die in den städtiſchen Ratsstuben herrschte, einschreiten mußte. Auch die Wehrhaftigkeit der Bürger war im Schwinden be griffen.
Man pflegte die Heeresfolge durch Zahlungen abzulösen.
Die Mauern verfielen, obwohl die beträchtlichen Summen, die aus dem Drittel der Bierzieseerträge, auf welches der Kurfürst verzichtet hatte, in die Stadtkasse flossen, bestimmungsgemäß zu Befestigungszwecken ¹) B. U. B. 455. Über das Eingreifen Johanns in die Stadtgerichte siehe z . B. A IX 248 , 250. 2) vgl. Cod. cont. II 85 . 3) vgl. Cod. cont. II 82. 4) B V 206. 5) „ dann wir nicht wollen gestatten , das die gewercke uber unnser Rete Inn Stettenn regierenn " , sondern er wolle den Kat als „ unnser Rete“ beſchirmen. A IX 241 .
179
verwandt
werden
sollten .
Derartige
Ausgaben
erschienen
den
Städtern unnük, seitdem das Rechtsmittel der Fehde, die Selbsthilfe außer Übung gekommen und alle Streitigkeiten, die in die Kommunen verwickelt wurden, in Prozessen vor den kurfürstlichen Beamten ihren Austrag fanden. Auf die wirtschaftlichen Zustände hat Johanns Regiment zu nächst nicht so einschneidende Wirkungen geäußert. Zahlreiche Baustellen fand Joachim zwar verödet, aber dieſelben lagen zumeist in Kleinstädten ,
und diese befanden sich schon seit
langem in sehr prekärer Lage.¹ )
Wie Schmoller nachgewiesen hat,
strebt die vollendete Fürstengewalt nach Vereinfachung der wirt schaftlichen Verhältnisse, sie begünstigt die großen Städte und giebt ihnen die kleinen Preis .
So hat auch Johann dem Frankfurter
Stapel zu Liebe Krossen und andere märkische Städte benachteiligt. Seit den Husfitenkriegen 2) war der Breslauer Handel, weil die Straßen Schlesiens nicht genügende Sicherheit boten, ſehr zurück gegangen.
Der Kaufmann aus dem Reich, der nach Polen handelte,
benußte lieber den immerhin noch sichereren Weg auf den märkischen oder lausißischen Straßen.
In dem Bestreben, den Verkehr wieder
an sich zu ziehen, beschloß Breslau nun, ihn mit Frankfurt, das nicht allzusehr konkurrierte, zu teilen, es wollte nur, daß alle dazwischen liegenden Pläße gesperrt würden .
Johann hat diesem Plane die
Genehmigung erteilt, ³) obgleich ſeine Durchführung die märkischen Oderstädte außer Frankfurt ruinieren mußte. Nur hat er den Breslauer Kaufleuten die Pflicht auferlegt, bei Reiſen ins Reich den Weg durch die Mark zu nehmen . Das Verbot der städtischen Getreidetaren für den verkaufenden Landmann deutet · darauf hin , daß Johann an eine Begünstigung der Landwirtschaft den Bürgern gegenüber dachte, . bezw . daß er die hierauf abzielenden Wünsche des Adels auf dem Landtage berück sichtigte.
In die gleiche Kategorie den Landwirt begünstigender Maß
regeln gehört wohl auch das Verbot, das er im Jahre 1488 in 1 ) vgl. 3. B. A XI 118 über Spandau. Johann sagt : „ dat etlicke drepelickesten und mercklickesten ore medeborger , die die borden und unplicht der stat tom meystenn scholdenn helpen dragenn , so sie ore fordel erkennen , sick mit orer have und gut in ander stede und lant wenden und thyhenn und en over alle nichts to afschote geven dadorch die stat von den bewegesten und rikesten ok anderen Redeliken borgeren vast wuste und geswecket wert , auch dodurch an oren mauren, graven, wickhuser und Inwendigen gebeude sere affnemen. " 2) Die folgenden Mitteilungen verdanke ich gleichfalls Herrn Dr. Rauprich. 3) vgl. A XXIII 293. 12*
180
> der Altmark verkündigte, wodurch er den Ankauf von Wolle im benachbarten Auslande unterſagte¹ ) und somit die Tuchmacher zwang, ihren Bedarf an Wolle von den einheimischen Landwirten zu ent= nehmen. Es beginnt somit schon in diesem Jahrzent jener bisher latente wirtschaftliche Antagonismus zwiſchen Bürgern und Landleuten, der sich das ganze folgende Jahrhundert hindurchzieht, von Bedeutung zu werden. Der Landbewohner denkt an Repressalien gegen den Städter.
Dem umherziehenden Kaufmann werden ungebührlich hohe
Vergütungen für Flurſchaden abgefordert. Eine rege Gewerbthätigkeit beginnt außerhalb der Städte heimisch zu werden. Der Landwirt, vornehmlich der größere, fängt an, unter Umgehung der benachbarten städtischen Märkte, direkt ans Ausland zu verkaufen. Der Handel mit der Hanse scheint langsam abgenommen zu haben. Aufgehört hatte er zur Zeit noch keineswegs . Auf dem Hansetage von 1450 war den nicht erschienenen Städten, darunter Aber diese allen märkischen, Verlust der Hanſe angedroht worden. Drohung scheint bloß gegenüber Brandenburg und
den
kleineren
altmärkischen Städten, d . h . verhältnismäßig jungen oder bedeutungs losen Genossen ausgeführt worden zu sein.2 )
Berlin , Frankfurt,
Stendal und Salzwedel werden auch später noch nicht selten in hanſiſchen Schriftstücken erwähnt. In hansischen Kreisen klagte man über die märkischen Städte, sie wollten alle Vorteile der Gemeinschaft genießen , sich aber allen Lasten derselben, den politischen Anforderungen entziehen. Als Bundesstädte zählten die märkischen Städte eigentlich nicht mehr mit, wie sie denn auch hansische Tagfahrten nicht mehr be= sandten. Das Verhältnis zwischen der Hanse und den märkischen Städten verschlechterte sich von Jahr zu Jahr . Der Ton des Briefwechsels wurde gereizt.
Die Städte traten schließlich ( 1518)
freiwillig aus dieser Gemeinschaft aus. Von Versuchen der Hohenzollern des 15. Jahrhunderts , die Brandenburgischen Städte von dem Handel mit den hansischen Ge meinden loszureißen, ist nichts bekannt ; es ist dies auch nicht wahr scheinlich, da fast alle diese Herrscher Städten wie Lüneburg und Hamburg, Hauptorten der Hanſe, die ihnen allerdings nie politisch
1) Götze, Gesch. von Stendal. 335. 2) Diese Orte erſcheinen faſt nie mehr in den Matrikeln der Hanſe.
181
unbequem wurden wie Lübeck, kommerzielle Vorteile in ihren Landen zugewandt haben. Auch 1565 bei dem geplanten Wiedereintritt der märkischen Städte in die Hanse berufen sich dieselben auf die Zu stimmung des Kurfürsten Joachims II.¹) Aus den handelspolitischen Maßnahmen Johanns ,
von denen
wir allerdings nur sehr wenige kennen , dürfte sich schwerlich so Der schnell ein merklicher Schaden für die Städte ergeben haben. Schwerpunkt der Übelſtände, die diese Übergangsperiode herbeiführte, lag eben in der Entwöhnung der Bürger von selbständigen Ent schließungen, in dem Mangel an Festigkeit der Ratsherren nach oben, in ihrer Schroffheit nach unten. Bleischwer lag noch auf den Gemütern das Bewußtsein deſſen, was man verloren ; und doch reifte nirgends mehr ein Gedanke an Wiedereroberung der Unabhängigkeit, an Befreiung.
Das Bürgertum
hatte noch nicht gelernt , mit der alten Zeit , deren Ideen erst all mählich die Herrschaft über die Köpfe verloren , abzuschließen , mit der neuen sich vollkommen zu befreunden. Der noch nicht ganz ausgetragene Widerstreit dieſer beiden Anschauungen, der freiſtädtiſch-partikulariſtiſchen und der monarchiſch territorialen, läßt auch die Regierung Johanns noch unbefriedigend erscheinen. Aber die erstere der beiden Anschauungen war schon über wunden und für alle Zeiten abgethan. Wenn sich auch noch mitunter der populare Unwille über neue Steuern oder die Mißwirtschaft des Rats in Aufläufen entlud, das war nicht politiſche Bewegung mehr wie in alter Zeit ,
das war
bedeutungsloser Straßenunfug und unfruchtbarer thörichter Lärm, der verstummte, sobald der kurfürstliche Beamte sichtbar ward. 1) Siehe Götze, Gesch. von Stendal. 418 ff Zur Beurteilung dieser ſcharfen Kritik, die die andern Hanſeſtädte an märkischen Waren üben , ist der von Hamburg am 8. Mai 1504 an Salzwedel geschickte Brief sehr lehrreich. Es heißt darin : 29 dat sollich lynnewand unduchtich isz unnd ok quade mathe levererennt , daraver se In schaden komen und vorwith von den kopluden mothen gedulden - Isz darumme unnsze begerte, by den Jennen, de sollich lynnewand myth Juw warderen ; also mit ernste vor fugen, dat de dinghe gebetert werden , beyde In der gude unnd ok de lenghe unnd darby ok lathen straffinge geschen , uppe dat de kopman des blive sunder schaden unnd nicht von noden derve syn , darto na notturfft togedengkende." A XIV 483 .
5. Kapitel.
Joachim
I.
Die Geschichte der deutschen Städte im späten Mittelalter, vornehmlich der Landstädte im Norden, zeigt deutlich drei Perioden ganz verschiedenen Charakters. In der ersten, die etwa bis in das vierte Dezennium des 15. Jahrhunderts reicht, stehen die Städte noch vollfrei und im Wesentlichen unangefochten da. Sodann beginnt
ein schweres
Unwetter
gegen sie
herauf
zuziehen ; der Kampf mit der Fürstengewalt hebt an , ein Ringen, Das Resultat ist ein nachhaltiger das fast 50 Jahre andauert. Sieg der Fürstenschaft, deren alles umspannender Macht sich nur sehr wenige Gemeinden zu entziehen vermögen. Es währt aber noch eine geraume Zeit , bis sich die Städte an die neue Stellung, die ihnen im Rahmen des Territoriums zu gewiesen ist, gewöhnen. Selbst aus den Urkunden und dürftigen Nachrichten der Zeit heraus ist das verglimmende Feuer bürgerlichen Thatendrangs und ihre Unzufriedenheit mit der neuen Herrschaft
zu
erkennen , ist
wahrzunehmen , wie schwer es den Städten wurde , ganz und ohne Vorbehalt im Territorium aufzugehen. All diese Kriterien der Übergangsperiode zeigte das märkische Bürgertum zur Zeit der Regierung Johanns.
Unter seinem Nach
folger, Joachim I., änderten sich die Verhältnisse rasch zum Besseren, die Unzufriedenheit wich, die Städte überwanden die mannigfachen Schäden, die die gewaltsame Unterwerfung ihnen einst verursacht
183
hatte.
Beschleunigt wurde dieser Prozeß
Stellung, geriet. ¹)
in die
der
durch die eigentümliche
neue Fürst zu dem Adel seines Landes *
Joachim kein eigentlicher Freund ist er besonders schroff aufgetreten. Die Städte pflegten raubende der Städte. Edelleute, deren sie habhaft wurden, häufig selbst zu richten. Auch Ein eigentlicher „ Städtefreund “ ist Joachim gewiß nicht zu nennen. Gegen die letzten Spuren kommunaler Selbstherrlichkeit
Friedrich II. und Albrecht hatten das gut geheißen oder stillschweigend geschehen lassen. und die Stadt
Joachim verbot dies jedoch der Stadt Rathenow²) Frankfurt hatte _ _ _ _ _ _ _ wenn die Erzählung nicht
apokryph ist die ganze Wucht seines Zornes wegen der Hinrichtung eines adligen Beschädigers zu ertragen. ") Die zahlreichen Privilegien, die so manche märkische Stadt noch besaß, bedeuteten ihm eine arge Schmälerung kurfürstlicher Gerechtsame.
" Welche Verdienste habt Ihr Euch um die Herrschaft
erworben, um Privilegien von solchem Umfange zu rechtfertigen ? " 4) fragte er bei der Huldigung die Bürger von Spandau. In dem Vergleich des Staates mit dem menschlichen Organis mus, den Joachim , wie erzählt wird, im Munde zu führen pflegte, 5) fällt allerdings die Rolle des Herzens den Städten zu .
Joachim
kannte den Wert und die Bedeutung der Städte und da er ſie tief gesunken fand , auch keinen Grund hatte , ihrer Loyalität zu miß trauen, suchte er, ihnen wieder aufzuhelfen . Gewiß war
es
eine
wohlthätige
Wirkung der
Arbeit der
früheren Regenten gewesen, daß die Städte sich der Selbsthilfe ent= wöhnten und bei Beschwerden zu der Landesherrschaft , die ja eine Stätte ſein sollte, wo das Recht seinen Schuß fände , ihre Zuflucht nahmen. Aber daraus war ein Appellieren ohne Ziel und Ende geworden. Streitende Parteien wandten sich an den Kurfürsten, um die Sache zu verschleppen, das Urteil hinzuhalten. Die Stadt behörden trauten sich nichts mehr zu und fragten lieber bei jeder einigermaßen bedenklichen Sache bei der kurfürstlichen Kammer an, um sich nicht wegen eigenmächtigen Handelns Unannehmlichkeiten
1) vgl. hierüber Treusch von Buttlar , Der Kampf Joachims mit dem Adel seines Landes. 2) A VII 445. 3) Staius 348, Hafftitz 82. *) A XI 500. 5) Droysen, Preuß. Politik. II, 2, 33.
184
zuzuziehen.
Hatte ehedem ein raubender Edelmann die Stadt be
lästigt , dann ließ der Rat die Bürger gewappnet ausziehen , und meist brachte man den trußigen Befehder gefangen heim , ließ ihn im düsteren Keller schmachten , bis er Urfehde schwor, wenn man Ließen jezt sich ihm nicht gar gleich kecklich das Haupt abſchlug . Bewaffnete, von denen man Böſes witterte, innerhalb der städtischen Landwehr blicken, so bat man flehentlich den Kurfürsten um Unter Das mochte ſtüßung und wäre es gegen einen einzelnen Mann. korrekt verfahren sein, aber Joachim kränkte solcher Mangel an Ent schlossenheit. Die Städte hatten ja auch die Aufgabe, einen Feind der öffentlichen Ordnung niederzuhalten, wenn ihnen auch nicht das Recht zustand , ihm das Leben zu nehmen. Das besagt auch der mitunter (so von Buttlar) ¹ ) mißverstandene Brief des Kurfürsten an Salzwedel , 2) aus dem uns ein derartiger Tadel deutlich entgegen= flingt. Sie sollten sich doch, schreibt er ihnen , solchen Befehders selbst erwehren, allenfalls einige Bewaffnete des Landeshauptmanns zu Hilfe nehmen. Fortwährend von den Städten angerufen ,
mit Klagen , Be
schwerden und Bittgeſuchen überlaufen, entschloß er sich, das Appel lieren an seine Person einzuschränken . nüße Kosten.³)
Es verursache das bloß un
Auf leichtsinnige, ungegründete Berufungen ſeßte er
Geldstrafen. Er gab durch solche Einschränkung des Appellierens nichts aus der Hand, da es ihm nach wie vor freistand, es ihm ja auch niemand wehren konnte, in die städtischen Verhältnisse von freien Stücken, ungerufen, einzugreifen, so oft es ihm beliebte. Während er so darauf hinwies , daß man nicht alles von oben, von der Landesherrschaft erwarten sollte, stärkte er dadurch auch die Magistrate und Stadtrichter, gegen deren Entscheidungen man bisher den Kurfürsten so oft angerufen hatte. Die Stadträte beſeßt.
waren in den meisten Gemeinden nicht voll
Die patrizischen Familien mochten diese Ämter nicht mehr
als erstrebenswert ansehen , seitdem die landesherrlichen Beamten Allen Verboten zum Troß war die sich in alles mischen durften. Ablehnung obrigkeitlicher Würden durch die Gewählten überaus häufig. Auch hiergegen schritt Joachim ein, er bedrohte, wie schon seine Vor 1) Der Kampf Joachims I. gegen den Adel seines Landes. Seite 69, 70. 2) A XVII 358. Die entscheidende Stelle ist dann unser meynung nicht ist umb solche oder andere gewaldege that alwege zuclagen sunder uns der widerwere zu gebrauchen . “ 3) A IX 257.
185
gänger, aber wie es scheint, mit besserem Erfolg, die Verweigerung der Annahme eines Amtes, mit strenger Strafe. ¹ ) Das Recht, die Wahlen bestätigen zu können, hat er auf Trebbin ausgedehnt. 2) Die Verwaltung der meisten Orte war grundschlecht .
Den
Krebsschaden, das eigennüßige Wirtschaften der städtischen Oligarchen, hat er sehr früh erkannt.
In fast allen Städten, für die er refor=
mierende Stadtbestimmungen erließ, betonte er warnend die Gefahren dieser nur für sich sorgenden Amtsführung .
Um aber einer Ver
schleuderung des Stadtvermögens, wie ſie in zahlreichen Gemeinden zur Regel geworden war , wirksam entgegenzutreten, ³) errichtete er eine Rechenschaftsbehörde.
Er brachte die so lange verpönten Stadt
verordnetenkollegien¹) wieder zu Ehren und gab ihnen die Befugnis, die Einnahmen und Ausgaben des Rats zu überwachen. Auch dafür trat er ein , daß die zum Bürgerrecht gehörigen Grundstücke nicht durch Verkauf an Personen anderen Standes der Stadt entfremdet würden ; wo dies einmal geschehen, sollten sie nach dem Tode der derzeitigen Besißer wieder ins Bürgerrecht zurück fallen. 5) Er befahl auch den sofortigen Wiederaufbau verödeter Stellen, 6) er verschaffte durch Errichtung von Kalköfen und Ziegel ſcheunen den Bürgern billiges Baumaterial. Er verbot das Be leihen städtischer Grundstücke.
Durch bessere Löschvorrichtungen sucht
er den entsetzlichen Bränden zu wehren. " ) Solche Grundsäße wollte er durch die Stadtordnungen, die er mehreren Gemeinden gab, zur Geltung bringen. Die früheste ist die von Frankfurt , mit welcher Stadt er sich schon 1499 aus • einandersetzte. 8) 1) So in Gardelegen , wo er die Annahme einer Wahl zum Schöppen anbefiehlt. A VI 157. 2) Cod. cont. II 215. 3) vgl. A IX 438, 439, Nr. 2. 4) So in Brandenburg (Neustadt), wo er (A IX 255) 32 Stadtver ordnete einsetzt. 5) A XIII 195. 6) A XIV 503. 7) A IX 258. 8) A XXIII 305 , 306 . Er erhielt damals gegen Ermäßigung der Urbede vom Rate das Ver sprechen, sich in die Gerichte nicht mehr mengen zu wollen. Trotz dieser Ver einbarung blieben doch die Gerichte auch weiterhin ein Gegenstand des Streites zwischen Stadt und Fürsten. Joad,im verlangte darum 1502 (A XXIII 312 ) die Privilegien , auf die der Rat seine Ansprüche gründe, zu sehen. Bis die Streitfrage entschieden sei haben die kommunalen Behörden dem kurfürstlichen Richter einen Gefängnisraum und einen Schlüssel dazu zu übergeben, und ihm den Stadtknecht als Gerichtsdiener zur Verfügung zu stellen. 1505 giebt er
Die Stadt ordnungen.
186
Bei den meisten Stadtordnungen ¹ ) beschränkte sich Joachim darauf, Vollzähligkeit der Ratmannen zu verlangen und dem Ma gistrate ein Stadtverordnetenkolleg
an die Seite zu stellen .
In
Trebbin hat auch der neue Rat , der Zöllner und der Hauptmann neben den 6 Vertretern der Gemeinde die Rechenschaft des alten Rates zu hören. )
In der Landsberger Verfassung findet sich ein
Passus, der gegen das Heraufschrauben der Dienstlöhne gerichtet ist . ³)
dem Rate das Gericht in den Stadtthoren und den 4 Stadtknechtshäusern (A XXIII 319) ; dazu fügt er 1/3 der Brüchen, die von Vergehen im Stadt keller oder den gemeinen Häusern herrührten. Der Rat solle hier bessere Auf ficht üben. 1509 überläßt er den Stadtbehörden wiederkäuflich das Ober- und Niedergericht. (ibid. 345.) Er behält sich nur die Bestrafung von Vergehen, die gegen die Herrschaft gerichtet sind, vor, ebenso Münzvergehen, unechte Erb fälle u. dergl. 1533 verordnete er noch (ibid . 448), daß die Gerichtsschöppen sich bei dem Stadtrate Belehrung in zweifelhaften Sachen holen sollten ; in Fällen, wo sie und die Ratmannen uneins seien, wolle er entscheiden. Joachim II. hat nachmals die Rechte des Stadtgerichts noch bedeutend vermehrt. Auch über die städtische Gewerbepolizei in Frankfurt hat Joachim Be stimmungen erlaſſen. ( A XXIII 312, 1502. ) Er verordnete, daß der Rat in Ver bindung mit Gewerks- und Gemeindedeputierten auf gutes, großes Brot,,,nachdem der kauff von getreyde ist", zu halten habe. Minderwertiges Brot ſolle an die Hospitäler ausgeteilt werden. Solche gemischte Polizeikommiſſionen wurden auch zur Überwachung der Fleischer gebildet. Der Rat erhielt noch den Auf trag, darauf hinzuarbeiten, daß er seine Schulden los würde ; zu welchem Zwecke er auch seinen Bürgern eine leidliche Steuer auflegen dürfte. Er beffere an den Stadtbefestigungen ; er darf in anbetracht der Wichtigkeit der Stadt als Festung die gemeinen Bürger zu den Schanzarbeiten u. s. w . verwenden; auch habe er ein Auge darauf, daß die Stadtbewohner sich in den Waffen üben und daß die Söhne der reichen Familien nicht ihr väterliches Erbteil vergeuden. Der Kurfürst mochte bei letzter Vemerkung den unerhörten Aufwand, den z . B. die Belkows trieben und den er bei der Huldigung der Stadt mit ansehen konnte, im Sinne haben. Die vom Kurfürsten eingesetzten Polizeikommissionen erregten jedoch das größte Mißvergnügen der also überwachten Gewerke. Namentlich die Bäcker murrten, so daß der Kurfürst 1505 noch einmal eingreifen mußte. (A. XXIII 319, 1505.) Er befahl auch jetzt Wegnahme mindergewichtigen Gebäcks und Verteilung desselben an die Hoſpitäler. Bei fernerer Unbotmäßigkeit der Zunft sollten 2 Bäcker frei von der Gilde backen dürfen. Weigern sich die Bäcker auch dann noch, in den Häusern der Bürger zu backen, dann werde er fremde Bäcker, die williger wären, in die Stadt aufnehmen. Die Aufsichtskommiſſionen sollten aber von Vierteljahr zu Vierteljahr aus anderen Personen bestehen. Wein und Bernauer Bier muß der Stadtkeller führen ; auch jeder einzelne Bürger darf sich mit diesen Getränken versehen. Jeder , der wider diese kur fürstliche Ordnung verstoße, solle ohne Gnade bestraft werden. Noch einmal hat sich Joachim längere Zeit mit Frankfurt beschäftigt, als er die Versuche des Lebuser Bischofs, ein Herrschaftsverhältnis über die Stadt zu gewinnen, nachdrücklich zurückwies . ( 1528 A XXIII 437. vgl. Spieker, Gesch. von Frankfurt a. D., Seite 108, 109. ) ¹ ) A XXI 383, IX 438 , Cod . cont. II 215 , 221 , A XVIII 432, 509. 2) Cod. cont. II 215.
3) A XVIII 432.
187
In Prenzlau wird z . B. außer dem Appellieren in Bagatellsachen¹) das Anrufen geistlicher Gerichte in weltlichen Sachen, das Aufnehmen von Bauern , die ihren Herren entlaufen sind , verboten. Dafür sollten die Adligen die Bürger nicht in ihren Gerichten beschweren . 2) In Treuenbrießen wird eine gute Versorgung des Stadtkellers be fohlen.³) Durch solche Verordnungen, die wieder politisches Leben in den Städten schaffen sollten , durch Lurusgeseße , die den Aufwand bei öffentlichen und privaten Festlichkeiten regelten , durch genaue Vor schriften und Überwachungsmaßregeln für Gewerbe und Markt suchte der Kurfürst seinen Städten wieder zu neuer Blüte zu ver helfen.
Außerdem gab er eine ganze Reihe von Jndulten, 4) Steuer
nachlässen (ſelbſt in Bezug auf das Biergeld ) Stundungen, Zölle ") und zahlreiche andere Vergünstigungen.7) Auch mit dem Gerichtswesen ist unter ihm eine große Verän Tie Städte erhalten derung vorgegangen. In Gardelegen erlaubt er zwei Drittel der die Gerichte wieder. Gerichte an die Stadt zu verpfänden. ) In Stendal , 9) Neustadt Brandenburg, 10) Berlin, 11) Perleberg, 12) Rathenow, 13) Frankfurt¹¹) überließ er das Gericht den städtischen Räten.
Freilich behielt er
fich - außer einem Teile der Bußen , die er mitunter verlangte ― die Oberaufsicht vor. Auch bestand er auf dem Rechte, ein Ur teil umſtoßen zu dürfen 15) und wahrte sich die Gerichtsbarkeit über
1 ) 79 Und als wir Unterrichtung empfangen , dass offt und Viel in geringen Sachen mehr aus Muhtwillen und Verlengerung der Sachen, dann aus Nottdurfft Appellation an obberührten unserm Stadtgerichte an Unns geschehen dadurch mannigfaltig Unkosten und Zehrung den Parteyen entstehet, wollen und setzen Wir, dass man denselbigen muht willigen und ungegründeten Appellationen nemlich in geringen Sachen, die in oder unter die 15 Gülden wirdig , nicht stat geben noch zulassen soll. " A XXI 383. 2) ibid . 3) A IX 438. 4) A XVIII 271 , 517 , VII 381 , XVIII 154, XVI 377 u. f. w. 5) A IX 262, XXI 435, XVIII 270. 6) A XIV 487 , XVI 376 , XX 112 , IX 433 , XXI 388 , XII 123, XVIII 52. 7) A XII 129, XX 172, XVIII 356, XXI 377, IX 251 , 265, XII 379, XVIII 438 . 8) A VI 161 . 9) A XV 490 . 10) A IX 271 . 11) Cod. cont. II 241 . 12) A XXV 144. 13) A VII 445. 14) A XXIII 345. 15) A XXI 383.
188
ſeine Hofleute und Beamten , über den Adel, das Vermögen der Selbstmörder, die Aburteilung
einer Reihe peinlicher Verbrechen.
Er ermahnte die Ratsherren , für arm und reich in gleich unpar teiischer Weise Recht zu sprechen und gute Polizei über Bürger und Handwerker (in Berlin vornehmlich über Goldschmiede und Kanne gießer) zu halten.
Universität Frankfurt.
Die
Gründung
der
Universität zu Frankfurt an der Oder
wurde ein neues Band zwischen dem Fürsten und seinen Städten . Schon bei der Eröffnungsfeier bekundete sich das allgemeine Inter esse ; zahlreiche Bürgermeister aus allen Teilen der Mark erschienen zu dem Akte.
Frankfurt selbst hat natürlich für die neue Hochschule Die Stadt verschreibt 100 Fl. für den
große Opfer gebracht.
ersten Rektor Wimpina, sie gestattet den Studierenden und Lehrern Grundbesitz zu erwerben, ohne dabei städtische Pflichten übernehmen zu müssen. Nur wenn sie Bürgernahrung trieben , sollten sie dasselbe leisten , was jedem anderen oblag . Sie erleichtert ihnen die Weinzufuhr zu ihren Schmäufen und Promotionen . Sie läßt dem Rektor alle Jurisdiktion über Buchdrucker, Rubrizierer, Buch binder ,,dieweile solche Hantirung den glidmassen der Uni versitet anhendig," soweit sie nicht durch Erwerb von städtiſchem Grundbesig und Betrieb bürgerlicher Gewerbe von selbst in den kommunalen Verband traten. Den Pedellen gestattete sie mit Rücksicht auf ihre geringe Besoldung , Butter , Käse , Licht, Papier und Pergament zu verkaufen.¹)
Der Kurfürst ermahnte die Bürger, den Studenten selbst bei Aufläufen freundlich zu begegnen . Aller dings mußte der Rat die Zahl der Stadtknechte vermehren , da mancherlei Ausschreitungen der Studenten energische Gegenmaßregeln notwendig machten. Auch in den Rechnungen der meisten anderen Städte finden
fich namhafte Posten für die
neue Universität ; 2) meist sind
es
Stipendiengelder für zu Frankfurt studierende Bürgerkinder. Unter den Dozenten der Hochschule befand sich auch der Doktor der Rechte Johann Blanckenfelde , ³) aus altem Berliner Patriziergeschlecht, der noch zu höheren Ehren aufzusteigen bestimmt war. Ward hier der Stadt Frankfurt ein großes Glück in den Schoß geworfen , das gewissermaßen einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit
¹) A XXIII 334. 2) Siehe Suppl. 320. A IX 459. 3) Cod . cont. II 250.
189
darstellte, da Berlin Residenz geworden war , Brandenburg offiziell für die erste Stadt des Landes erklärt wurde und nun auch Frank furt als Siz der Universität, wonach es seit langem gestrebt hatte, wieder zu neuen Ehren kam, so ward auch durch ein anderes Er eignis ein alter städtischer Wunſch erfüllt .
Es war unter Albrechts und Johanns Regierung fast kein Die Juden Landtag vorübergegangen, ohne daß die Ritterschaft und mit ihr die vertreibung. Städte energisch die Austreibung der Juden verlangt hätten.
Von
Erfolg waren dieſe Anträge allerdings vorerst nicht gekrönt worden. Hatten ja auch die altmärkischen Städte, die auf eigene Faust die Juden verjagt zu haben scheinen, ſie nach den Ereigniſſen von 1488 wieder bei sich aufnehmen müssen.¹ )
Doch
war
ihnen
wieder
holt das Versprechen erteilt worden , die Juden nach Ablauf der ihnen zugebilligten Frist nicht mehr im Lande dulden zu wollen. Als nun Kurfürst Joachim am 10. Dezember 1509 wiederum einer Reihe von Juden den Aufenthalt
in verschiedenen
Städten
des
Havellandes , der Altmark und der Priegniß verlängerte , vielleicht auch neue Juden aufnahm , da schwieg auch die Opposition nicht länger.
Am 10. Dezember 15092) war das Privileg erteilt worden und schon am 13. Februar³) des folgenden Jahres erreichte den
Kurfürst die Nachricht, daß fast durchweg
eben dieſelben Juden,
denen er den Aufenthalt gestattet hatte, in ein schweres Verbrechen verwickelt worden waren. Da es sich um Kirchenraub und Hoftien frevel handelte, mußte der Kurfürst einschreiten .
Die Strafe lautete
(Urteil des Berliner Schöffengerichts ) auf Feuertod für die schuldig Befundenen, auf Landesverweisung für alle übrigen Juden . den Juden
Außer
von Berlin betraf der Prozeß nur die Juden der
jenigen Landesteile , für welche das Privileg Joachims I. gegeben war. Es dürfte demnach gerechtfertigt sein , einen ursächlichen Zu sammenhang zwischen Privilegium und Anklage anzunehmen.4) Die Voruntersuchung führten die Bürgermeister von Branden burg, und es lag somit in ihrer Hand, dem Prozeß die Ausdehnung zu geben, die ihnen beliebte.
Sie klagten z . B. den Juden Ackyn
¹) A XXV 441 . 2) Cod. cont. II 236. 3) vgl. darüber Holze, Das Strafverfahren gegen die märkischen Juden . Schriften des Vereins für Gesch. der Stadt Berlin. XXI. Sello (Forschungen zur Brandenb. -Preuß. Gesch. , IV, 1. Abt. ) macht auf die große Schnelligkeit des Prozeſſes aufmerksam.
190
oder Akiba von Braunschweig an, denselben, der als Hauptgläubiger des Grafen von Lindow auch sie , die für den Grafen gut gesagt, deswegen in Anspruch nahm.¹) Durch die prozeß
als
ein
erwähnten Umstände politischer
Akt ,
kennzeichnet sich der Juden dessen
Spiße
sich
insofern
auch gegen den Landesherrn richtete, als er die nun in die Anklage verwickelten Juden kurz vorher in seinen Schuß genommen hatte. Joachim hat auch später den Juden von Schwerſenz und Meseriß, wohin die Vertriebenen sich gewandt haben dürften, den Handel mit jeinen Landen und den Besuch märkischer Jahrmärkte gestattet.2) Einigen Städten, wie z . B. Tangermünde, gelang es jezt, die leerstehenden Judenhäuser an sich zu bringen.³) Unruhen wegen der Bierzieje
Minder glücklich waren die Städte in ihrem Streben, die Bier ziese, die sie schon zwei Dezennien getragen, los zu werden. 1511 schlug nämlich Joachim vor , das Biergeld in eine ſtän dige Abgabe zu verwandeln.
Die altmärkiſchen Städte, belehrt durch
das noch nicht vergessene Unglück, waren diesmal die ersten, die ihre Zusage gaben. )
Sie erhielten dafür nun den dritten Pfennig des
Ertrages , den sie sich unter Johann verscherzt hatten.
Außerdem
sprach sie der Kurfürst von der Verpflichtung, weitere Steuern tragen zu müſſen, frei.
Ausgenommen blieben nur die vier Fälle : Prin
zessinnenausstattungen , Empfang der Regalien, Verteidigungskriege und Dienste für das römische Reich. Käme troß dieser Versicherung doch wieder einmal eine neue Steuer , so sollten die altmärkischen Städte das Biergeld nicht mehr zu entrichten haben.
In anderen Städten bäumte sich aber die Bevölkerung gegen diese im ganzen Mittelalter unpopuläre Steuer auf. In Berlin sah sich der Kurfürst sogar genötigt, eine Reihe städtiſcher Beamten abzuſeßen und die Annahme der Ziese mit Gewalt zu erzwingen.5) Der Lebensabend
Joachims
schweres Zerwürfnis mit
wurde
noch einmal
einigen Städten getrübt.
durch
ein
Zwistigkeiten
mußten sich dadurch ergeben , daß der Kurfürst mit Eifer an dem katholischen Glauben festhielt, während das Land sehnsüchtig nach der neuen Lehre verlangte.
¹) A IX 251. 2) B VI 385. 3) Geh. Staatsarchiv Berlin. Seite 15. 4) A XV 476, C III 210. 5) Pusthius Chron., Seite 14.
R 78. 25.
Kopialbuch Joachims I.
191
In die Stadtordnung von Treuenbrießen vom Jahre 1525¹ ) sezte Joachim sogar einen Paragraphen , der den Bürgern das Verbleiben im römischen Bekenntnis anbefahl. Lutherische Prediger ließen sich wohl manchmal in der Mark blicken , aber sie wurden nirgends
geduldet.
Durch diese Verjagung
während der Abwesenheit
des Kurfürsten ,
erbittert ,
erhob sich
am Himmelfahrtstage
1530 , die niedere Bürgerschaft in Stendal , 2) stürzte das Stadt regiment, das, weniger waghalsig, sich nicht mit dem Kurfürsten überwerfen wollte, und führte das neue Bekenntnis ein.
Auch in
Langermünde fand dies Beispiel Nachahmung. Aber Joachim stellte, zurückgekehrt, rasch die Ordnung wieder her, nahm der Stadt Stendal ihre bisherige Zollfreiheit und ver urteilte sie zur Zahlung einer beträchtlichen Strafſumme. ³) Auch Langermünde mußte von nun an die doppelten Steuern zahlen.¹) Die Söhne des Kurfürsten waren mit Bitten für die in Ungnade gefallenen Gemeinden eingetreten. Wir sehen also , daß Joachim stets Meister der Dinge blieb und feinen Willen immer zur Anerkennung brachte , wenn er auch durch Verleihung neuer, allerdings der Herrschaft unſchädlicher Pri vilegien den Städten mehr Wohlwollen erwies , als alle ſeine Vor gänger. Er scheute sich auch nicht, in die Verhältnisse aller Kom munen ganz nach Belieben einzugreifen ; die Ratsherren sind für ihn kurfürstliche Beamte , die er kontrolliert und
deren Ernennung
in
den wichtigsten Städten durch das Bestätigungsrecht in seiner Hand liegt.
Das Gericht, das jetzt faſt überall in den Händen des Rats
war, überwachte er und wahrte sich jederzeit das Recht, ihm miß fallende Urteile umzustoßen.5) In die Handwerkerprivilegien griff er ebenfalls oft ein, nicht bloß in Frankfurt. So gab er in Tangermünde den Handel mit Eisen, Stahl und Nägeln, den die Schmiede als ihr Monopol an ſahen, allen frei , 6) in Stendal den Tuchmachern den Gewand schnitt. ) Umgekehrt verlieh er seinem Hofbarbiers) das Recht des ersten Verbandes bei allen in beiden Städten, Berlin und Köln vor kommenden Verwundungen . 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)
A IX 438 ff. Suppl. 417, 418. Götze, Gesch. der Stadt Stendal, 356 ff. A XV 526. A XVI 143. Siehe oben. A XVI 137, 139. A XV 462. C III 197, 272.
192
Die Städte braucht Joachim als Festungen, die Bürger als Der Rat hat darauf zu achten, daß die Mauern in Soldaten. gutem Zustande erhalten werden, daß die Bürger sich in den Waffen üben. Zu lezterem Zwecke giebt Johann den Gemeinden jeder Land schaft einen Musterer, dessen Besoldung ihnen auch obliegt.1) Ferner begünstigt er in hohem Maße das städtische Schüßenweſen . 2 ) Mehrmals wird den Städten befohlen , sich kriegsbereit zu halten ) oder mit ihren Kontingenten zu ihm zu stoßen .
Im Jahre
15294) stellen die Städte Neuruppin , Gransee und Wusterhausen 30
Berittene
mit Fußvolk und Geschüß , in Salzwedel werden
die Witwen ) zu Geldzahlungen herangezogen , Havelberg ) stellt 10 Bewaffnete, Lenzen 9.
Brandenburg ) erhält einmal den Be
fehl, 6 Reiter dem kurfürstlichen Geleitsmann zu Treuenbrießen zur Verfügung zu stellen . Sehr drückend empfanden die Städte
die Last für den Hof,
für Reiſen des Kurfürsten Pferde stellen ) zu müssen.
Die Fahrten
Joachims zu den Reichstagen verschlangen viel Geld und auch hierzu ließ er die Städte beisteuern. Brandenburg muß z. B. die Tra banten des Kurfürsten bezahlen. 9) Sonst hat der geldbedürftige Fürst recht oft größere Summen von den Städten leihweise erbeten. Er erhält Darlehen von den Städten der Priegniß, von Beliz, Stendal,
Gardelegen,
Werben,
Langermünde , Frankfurt , Beliz , Altstadt Brandenburg u . a.10) Dem postulierten Erzbischof von Magdeburg, Markgrafen Albrecht, überreichten die Städte ein namhaftes Geldgeschenk. ¹¹) Viel kosteten die Städte auch die kurfürstlichen Besuche. Der glänzende Empfang , den Frankfurt dem Landesherrn bei der Huldigung bereitete, ist bei Hafftig beſchrieben.12) Es erregte Aufsehen , daß der Stadtjunker Belkow in kostbaren Sammethoſen ¹ ) 1511 ernennt er L. Hüter zum Musterer der Brandenburger Sprache (A IX 261 ) , 1509 einen Muſterer für die Altmärfer (A XXV 482 , C III 203). 2) Schützenfest von Berlin 1521. A IX 270. *) C III 308, A IX 258, A X 31, С III 262 , A IX 275 2c. 4) A IV 366 . 5) A XIV 500, 6) A XXV 126 . 7) A IX 275. 8) A IX 264. Dieselbe Forderung richtet der Lebuſer Bischof an Beeskow A XV 514. 9) A IX 200. 10) A IX 496, XI 129 , XV 476, 484, 501 , XIX 425, IX 265, XXIII 335, XXV 116, XVI 127, XV 461 , VI 435, VI 160, XXV 111, XVI 266. 11) C III 231 . 12) Hafftitz, Seite 80.
193
durch den tiefsten Kot watend, neben dem Kurfürsten einherging, um sein Pferd am Zügel zu führen.
Nauen , ¹ ) dem der Besuch
des Landesherrn angekündigt ist, bittet die Stadt Brandenburg um Mehl, weil es nicht in der Lage sei , die große Menge von Lebens mitteln , die der Kurfürst und sein großes Gefolge brauche , selbst aufzubringen. Die zahlreichen Streitigkeiten der einzelnen märkischen Städte mit ihren adligen Nachbarn, mit Klöstern oder anderen Städten zu verfolgen , hat kein Interesse ;
sie fanden meist vor dem kurfürft
lichen Kammergerichte ihre Erledigung. Die Neustadt Brandenburg 3. B. versuchte wieder einmal , dem Jahrmarkte der alten Stadt Abbruch zu thun. )
In der Neustadt Salzwedel unternahm man
es, den Rathausbau von Alt- Salzwedel zu stören, ³) indem man den altstädtischen Ziegelmeister gefangen seßte. Später aber finden wir die beiden Gemeinden wieder im besten Einvernehmen ; jedem Bürger der einen Stadt wird erlaubt, auch in der anderen zu wohnen und dort sein Handwerk zu treiben.4 ) Die Frage der Verteilung der Umlagen und der militärischen Leistungen führte oft zu langwierigen Streitigkeiten unter den Städten der einzelnen Landschaften . Der Kurfürst schlichtete die selben, indem er den kleinen Städten unbedingten Gehorsam gegen alle Anordnungen des Vorortes ihrer Sprache zur Pflicht machte. 5) Größere Ausdehnung gewann ein Streit, der zwischen allen Haupt städten um die Ehre des Vorrangs bei Aufzügen und Heerfahrten entbrannte®).
Es ist bekannt,
welche Rolle
ſpäteren Mittelalter spielten ,
derartige Fragen
im
ganzen
welche Streitigkeiten sie selbst auf
Reichstagen und den Zusammenkünften der hansischen Ratssende boten hervorriefen . Der Kurfürst gewährte schließlich der Altstadt Brandenburg den Vortritt , während den andern großen Städten ehrenvolle Stellungen an den Hauptbannern zufielen . Stendal er hielt übrigens durch Joachim auch das Recht , mit rotem Wachse ſiegeln zu dürfen. ')
¹) 2) 3) *) ) 6)
A VII 381. A IX 260. A XIV 489, 491 . A XIV 499. A I 67. Anm. 2. A XV 505. Götze, Gesch. von Stendal, 369. Priebatsch, Die Hohenzollern u. d . St. d. M.
13
194
Die Konflikte Joachims mit dem Adel seines Landes hatten für die Städte natürlich viel Vorteil im Gefolge. des Raubwesens
Die Ausrottung
konnten sie ja nur mit Freude begrüßen .
den Landtagen fanden die städtischen Wünsche
jest eher
Auf Gehör.
Die Grundruhr, die jenseits der Oder noch gebräuchlich war, wurde abgeschafft,
die
ungebührlichen
Forderungen
der
Gutsherren
an
die Kaufleute für Flurschadenvergütung wurden eingeschränkt, ¹ ) der Gewerbebetrieb auf dem Lande, auch Bierbrauen
und Verschank,
untersagt.²) Auch die Mediatſtädte werden dadurch, daß sie die Landbede direkt an die Herrschaft zu entrichten ) haben , dem Einfluß ihres Stadtherrn etwas entzogen.
Joachim hat mehrere solcher Städtchen
unter sein eigenes Regiment gebracht.
Als Schiedsrichter zwischen
der Mediatstadt Gramzow und deren Beſißern, dem dortigen Kloster, hat er die Hörigkeitslaſten der Bürger gemildert.4) Die Städte des Ländchens Ruppin, die lange ein Sonderleben geführt hatten, kamen durch das Aussterben der Grafen von Lindow unter die direkte Herrschaft der Hohenzollern. war ihnen äußerst unwillkommen .
Das neue Regiment
Bisher hatten sie sich zwar an
märkischen Angelegenheiten ziemlich rege beteiligt, Herrentage be= sandt, Kriegshilfe geleistet, 5) aber ihren eigenen machtlosen Grafen wenig Respekt , noch weniger Gehorsam bezeigt.
Diese Tage der
Selbständigkeit hörten nun natürlich auf. Die Bürger hätten gern, wie Hafftit schreibt, die alten Herrscher mit Nägeln aus der Erde gefragt ; 6)
so
wenig behagten ihnen
keinerlei Widerseßlichkeit duldeten.
die neuen Machthaber , die
Gleich im Jahre des Heimfalls
der Grafschaft ( 1524) , verlangten die kurfürstlichen Beamten von der Stadt Neuruppin 1000 Fl. zur Ausstattung der Gräfin Anna. Die
Stadt
mußte zahlen ,
obwohl sich
die
Bürgerschaft lange
sträubte.7) Es ist nicht zu leugnen, daß die märkischen Städte schon unter Joachim jene Spätlingsblüte entwickelten, von der Schmoller spricht, ³) 1) Cod. cont. II 227. 2) vgl. auch B VI 172, A XVIII 513, 514, C III 229. Die Städte versuchen dagegen, auf die Bauern viele Lasten zu wälzen, 3. B. das Aufräumen der Landgräben. Suppl. 400. 3) vgl. u . a. A XI 122. Cod. cont. II 227. 4) A XXI 505. 5) vgl. A IV 342. 6) Hafftit, Seite 89. 2) A IV 366. 8) Schmoller, Das Städtewesen unter Friedrich Wilhelm I. Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. VIII, Seite 525.
195
daß sie sich in einer Periode fröhlichen, wenn auch kurzlebigen Auf schwungs befanden.
Das beweisen die zahlreichen neuen Gewerks statuten aus den verschiedensten Städten , das beweist der wieder erwachende Bürgerſinn, der in der Altmark einzelne Bürger zu
hochherzigen
Spenden an ihre Städte antrieb. So giebt der Bürgermeister Dietrich Brun zu Salzwedel im Jahre 1529 50 FI. zur Erbauung eines Walles und zwei Jahre darnach und dann nochmals 1535 wieder dieselbe Summe namens der Gewand schneidergilde.¹ ) Frankfurt wird vom Kaiser Maximilian admodum insigne et populosum, vom Kurfürsten ein emporium multarum nationum genannt ; 2) in den rhetorischen Reden und Proklamationen , die bei Gelegenheit der Universitätsgründung verfaßt wurden , wird die Stadt mit einer Fülle glänzender Beiwörter überschüttet, die zwar fämtlich übertrieben sein dürften ,
aber doch einen Schluß auf das
Ansehen und die Bedeutung der Oderſtadt zulaſſen . Mochte der Verkehr mit England und den Niederlanden infolge des Abbruchs aller hansischen Beziehungen³) - alle Versuche, die ſpäter unter Joachims Nachfolger gemacht wurden, dieſelben wieder anzuknüpfen, wurden von Lübeck schroff zurückgewieſen *) - immer mehr sich mindern5) ――― den östlichen Handel wenigstens ſuchte der Kurfürst seinem
Lande
zu retten ,
indem
vom Jahre
er die
1490
Abmachungen
Frankfurts
mit Breslau
auch seinerseits
stätigte.6)
Den Städten der Altmark erwirkte er vom Kaiſer das
be=
Recht, die Hamburger Niederlage umgehen zu dürfen.7) Aus den Schußbriefen, ) die für die die Mark besuchenden Kaufleute ausgestellt wurden, ersehen wir, daß Händler aus Leipzig, Poſen, Nürnberg, Hannover, Magdeburg, Braunschweig, Stralsund, Frankfurt, Augsburg (Welserkompanie) Genua und Florenz in der Mark thätig waren. Nur fremde Tuchhändler wurden im Intereſſe • der einheimischen Tuchmacherei nicht geduldet.9) Viele der Reformen Joachims sind ohne bleibende Nachwirkung geblieben. ¹) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9)
Seine
Stadtordnungen
waren
Mittel ,
die
A XVI 271 , 272, 276, ebenſo in Stendal A XVI 271. A XXIII 309. Götze, Gesch. von Stendal, 418 . ibid. 419. Siehe oben Seite 181 . A XXIII 361 , 365, 354, 370, 372, C III 248. B VI 291, 322. C III 141 , 286, 287. C III 224. 13*
für
den
196
Augenblick trefflich anschlugen, aber das städtische Leben nicht dauernd in gesunden Bahnen zu halten vermochten. Aber sie hielten die Entwickelung zum Schlimmeren, die in allen deutschen Städten im fünfzehnten Jahrhundert Plaß griff, wenigstens ein Weilchen auf und sie beweisen ebenso wie Joachims sonstiges Verhalten, daß troß aller Wahrung der fürstlichen Stellung und des landesherrlichen Interesses ein gutes Verhältnis zwischen dem Fürsten und seinen Bürgern möglich war. Im Verkehr mit den Berlinern zeigte Joachim Leutseligkeit und Freude an derben Späßen .
Er lud städtische Deputierte auch
aus Hamburg zu ſeiner Hochzeit ein.¹)
Auch fremde Orte, wie Lübeck,
Goslar und Hamburg, begaben sich in ſeinen Schuß.2) Die Strenge, mit der er die Raubritter bestrafte, gewann ihm viel bürgerliche Sympathien.
Und all die Erzählungen , die über ihn in Umlauf
waren und auch zum Teil ihren Weg in die Chroniken gefunden haben, wie die von dem Kaufmann, der frei vor den Kurfürsten hintretend
aus
dessen
Umgebung
eine
angesehene
Person
des
Raubes bezichtigt , die dieser ohne Rücksicht auf alle Gefühle der Freundschaft nach strengem Recht verurteilen läßt ― all solche Geschichten zeugen ,
mögen sie wahr oder erfunden sein , doch von
dem Wohlwollen, mit dem man in städtischen Kreiſen des Kurfürsten auch nach seinem Hinscheiden gedachte.
Nur der Wunsch nach reli
giösen Reformen, denen er sich so energisch widerseßte, ließ vielleicht den Tod, der ihn schon im Jahre 1535 ereilte , als ein nicht un willkommenes Ereignis erscheinen.
Sein Name blieb den Bürgern:
unvergessen und wurde von ihnen in Ehren gehalten. ¹) C III 142. 2) Lübeck 1508 B VI 218 , Goslar 1528 B V1 352 , Hamburg 1509 B VI 227.
Schluß.
Fassen wir die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung zu fammen. Unter der traurigen Regierung des Markgrafen Jobſt ſtehen die Städte in trostloser Hilflosigkeit den Angriffen jener Schar ver wegener Adliger gegenüber , als deren Führer man die Quizows zu bezeichnen pflegt.
Die Bünde, die die Städte aufrichten, bleiben
wirkungslos ; ebenso wenig gelingt es ihnen , durch Demütigungen und Zahlungen , die Gunſt dieſer kleinen Herren dauernd zu er= kaufen. Erst der Burggraf Friedrich, vor dessen klugem und furchtlosem Auftreten die Herrlichkeit der Quißows jählings zuſammenbrach, befreite sie von diesen lästigen Feinden.
Dafür zollten die märkischen
Städte dem neuen Regenten ein gewiſſes Maß von Dankbarkeit und da auch Friedrich in Fehden zwischen Fürsten und Städten keinen Vorteil erblickte , bildete sich zwiſchen beiden ein sehr gutes Ver hältnis heraus , das durch keinen Zwiespalt getrübt wurde. Aber schon Friedrichs ältester Sohn Johann , der etwa ein Jahrzehnt als Statthalter in der Mark residierte , geriet mit den Städten hart zusammen. Er richtete an sie beträchtliche Forderungen, die sie nicht erfüllen mochten. Sie weigerten sich entschieden , im Interesse der Landesverteidigung , oder gemäß den Beschlüſſen der Hussitenreichstage,
zur
Abwehr
der
Keter
Opfer
zu
bringen.
Namentlich in den Jahren 1428 und 1429 finden wir eine tiefe Gährung in den märkischen Städten, Auflehnung der Städte gegen die Herrschaft, der Bürger gegen die Ratsherren. Johann dämpft die Bewegung , hält die Volkspartei nieder und verpflichtet sich dadurch die regierenden Familien. Aber sein unzeitiger Angriff auf die Stadt Frankfurt a. D. , zu deren Be kämpfung er auch ausländische Hilfe anruft, offenbart seine städte feindlichen Absichten.
198
Auf den Landtagen wird die Sprache der bürgerlichen Depu tierten heftiger. Die märkischen Städte vereinigen sich gegen ihn, suchen Rückhalt bei der Hanse und machen seine Stellung im Lande immer schwieriger , immer unhaltbarer.
Johann weicht schließlich,
sein Bruder Friedrich der Ältere, löst ihn ab. Zunächst, so lange sein Vater lebt , sucht Friedrich II. die Städte zu beschwichtigen ; es gelingt ihm dies selbst bei den altmär kischen, die von vornherein gegen ihn die größte Erbitterung gezeigt hatten.
Berlin und Köln rufen ihn als Schiedsrichter an ; er be=
nußt diese Gelegenheit, um die hadernden Gemeinden zu unterwerfen. Einen Versuch der Spreestädte , sich wieder frei zu machen , schlägt er im Jahre 1448 mit bewaffneter Hand nieder. Friedrich ist seitdem unbedingter Herr seiner Städte, er scheut sich nicht, in die Verhältnisse einer jeden einzugreifen und keine der selben findet den Mut, ihm zu widerstehen.
Die Kommunen werden
zu Steuern, Heeresfolge , Leistungen für den kurfürstlichen Hofhalt herangezogen . Die Amtsführung ihrer Räte unterliegt thatsächlich. der kurfürstlichen Oberaufsicht ; über dem Stadtrichter.
der kurfürstliche Gerichtshof steht
Die fremden Fürsten blicken mit Bewun
derung auf Friedrich und erbitten seine Hilfe , um ihre eigenen noch freien Städte zu Fürſtenſtädten zu machen. Die fremden Städte sehen auf ihn mit Besorgnis . Die Gemeinden der Mark , deren. Wohlstand sich unter Friedrichs kräftigem Regiment jedenfalls nicht verringert hat, hoffen noch immer auf Wiederbefreiung , vertagen aber diese Hoffnungen bis auf des Kurfürsten Tod . Unter seinem Nachfolger Albrecht versuchen sie sofort, einen Teil der Lasten wieder abzuschütteln und wollen wieder unabhängig. werden.
Bestärkt wird diese Neigung durch die Nachgiebigkeit des
Kurfürsten in den Steuerfragen . Daß es den Städten nicht völlig gelang, wieder die alte Selb ſtändigkeit zu erringen, war im wesentlichen das Verdienst des jungen Statthalters , des Markgrafen Hans .
Als Kurfürst brach er die
legten Regungen bürgerlicher Selbstherrlichkeit. Schwer fanden sich reiche und freiheitsstolze Städte, wie Frank furt und Stendal , in die Rolle von Fürstenstädten .
Man fühlte,
daß die alte Freiheit unwiederbringlich verloren war ; Mißmut und Niedergeschlagenheit beherrschten die Bürger.
Man fühlte sich ge=
drückt , hatte kein Streben mehr , die Schaffenslust war gelähmt, die Städte gingen zurück. Sie waren in der Übergangsperiode von
199
freien zu Fürstenstädten, sie krankten an einer Reihe von Gebrechen, deren Heilung der folgende Regent, Joachim I., unternahm. Joachim beginnt den Städten sein Wohlwollen zuzuwenden , sucht die Schäden , die die Politik seiner Vorfahren hervorgerufen, wieder auszugleichen , die Stadtstatuten hatten
Städte zu heben ; seine Reformen und
indes keinen bleibenden , nachhaltigen Erfolg.
Für die Fürsten existiert seitdem eine Städtefrage nicht mehr , die Landesregierung hat von den Bürgern nichts zu befürchten .
Daș
gegen machen sich die Gegensäge zwischen Handelsegoismus der Städte und territorialer Handelspolitik¹ ) der Regierung noch lange bemerkbar ebenso wie die zuwiderlaufenden Interessen zwischen Stadt und Land die unfreundlichen Beziehungen zwischen Rat und Bürgerschaft noch gar oft zu Beschwerden Anlaß bieten. Es waren namentlich die kleineren Orte, die unter Joachims I. Nachfolgern über ihren Niedergang jammerten und flehentlich um Erhaltung ihrer ,
den Großstädten zuliebe
bedrohten Privilegien,
um Abschaffung der ihr Braugewerbe schädigenden Abgaben und Zölle nachsuchten. Zahlreiche Beschwerden - das Einbringen von Beschwerden wird jezt das wichtigste Recht der Kommunen , über dessen Verkümmerung sie manchmal laute Klage führen - beschäf tigen sich mit dem ungeheuren Steuerdruck, unter dessen Last viele Orte erliegen zu müſſen glaubten.2)
Besonders lästig erscheint den
Städten die Pflicht , zu den Reisen des Landesherrn Pferde stellen zu müssen. )
Sie beklagen sich ferner über die Kosten, die der
feierliche Empfang der Fürsten den Städten¹) verursache und rügen 1) Hierüber vergleiche die schönen Aufsätze von Schmoller, Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde (XIX 197, Die Handelssperre zwischen Branden burg und Pommern), und Jahrb. für Gesetzgebung und Verwaltung. VIII 1 . 2) Osterburg flagt (Berl. Geh. Staatsarchiv R 21 , 111 ) wohl 1598 darüber , daß die Stadt , die vormals in der ganzen Kurmark ſteuerfrei ge wesen , nun zollen müßte. Sie habe eine Schuldenlast von 13 000 Thalern. Oderberg flagt (R 21 , 112) 1572 , daß sein Obstbau zu Grunde gegangen, daß es unmöglich sei , von jedem Hause und jeder Feuerstelle 11/2 Thaler Vorschoß und vom Schock einen Neugroſchen zu geben. Die meiſten Häuſer ſeien verfallen (1602 erklären sie auch ihr Rathaus und die Mauern für verfallen), faum 10-12 Fl. wert, drinnen sei nicht eines Thalers Wert. Sie bitten um Aufrechterhaltung ihrer Niederlagsprivilegien. Dieselben werden 1634 von der Stadt gegen das Obergericht eingetauscht. Schmoller, Jahrb. VIII, 30, ähnlich Küstrin, R 21 , 28 a, 1 . 3) Darüber beschwert sich 1572 Prenzlau (R 21 , 116a), das zum mindesten bittet , daß die Kosten hierfür nicht immer aufs Rathaus geschlagen würden. Spandau bittet von den 4 Pferden , die es jetzt unterhalten müsse, ihm 2 zu erlassen (R 21, 139a) 1598 . 4) über die 800 Thaler , die die Huldigung für Joachim Friedrich 1599 kostete, entbrannte ein langer Streit unter den beteiligten Städten. R 21 , 96 .
200
sie die ihnen unwürdig scheinende Zumutung, auf die Jagden des Landesherrn mitziehen zu sollen , was doch höchstens der Bauern Sache sei.¹ ) Auch mit kurfürstlichen Beamten gerieten die Städte oft in Konflikt, namentlich mit den Forstbeamten , die den Bürgern das Holzholen aus den herrschaftlichen Waldungen verwehren wollten.2) Solche Streitigkeiten nahmen oft einen erregten Verlauf, und der Rat, der sich auf seine Privilegien berief, hatte die Antwort zu gewärtigen, diese Privilegien taugten nichts und wären wert, durch stochen zu werden. 3) Der wirtschaftliche Gegensatz zwischen Stadt und Land ver schärfte sich noch im 16. Jahrhundert. Die Städte klagten , und nicht ohne Grund, daß der Gewerbebetrieb auf dem Lande zunehme, ja daß ihre eigenen Bürger und Handwerker der besseren Nahrung wegen aufs Land verzögen. ) Sie beschwerten sich ferner darüber, daß der Bauer anfange mit seinen Produkten Handel zu treiben, klagten über die Großwirtschaft des Adels, 5) die den Erwerb und die Nahrung des Bürgers verkürze, da ja der Adel ſein und ſeiner Bauern Getreide ins Ausland verkaufe , oder unter Umgehung der benachbarten Märkte in die Großstädte schaffe. Die kleinen Orte klagten unaufhörlich, daß auf ihren Märkten nichts mehr zu be= kommen sei. Im geschäftlichen Verkehr ließ sich der Landmann die bürgerlichen Maße längst nicht mehr gefallen , verlangte vielmehr, selbst die Preise zu diktieren, mit eigenem Maße zu messen. " ) Recht drastisch wird in städtischen Klageſchriften ausgeführt , wie die Bürger wie Bettler vor der reichen Edelleute Thüre treten müßten , um 1 ) „ Es 1st den Burgernn nicht allein an Irem Burgerlichenn stande eine grosse vorkleynerung , sondernn es gehet Inen auch schwerer un kost und vorseumbung darauff, das sie in schweine unnd wolffs Jagten neben den Paurn ufm Lande beschweret werden." (Gravamina von Prenzlau 1572. ) R 21 , 116a. 2) 1609. Gravamina von Rathenow Nr. 3 und 4 (R 21 , 129a) , und Köpenick R 21 , 30 1599, und Belitz R 21 , 16. 3) R 21 , 124. Gravamina der Stadt Potsdam 1598 . 4) Gravamina der Stadt Gardelegen 1572. R 21 , 58. 5) Rathenow flagt 1598 R 21 , 129a) : Vordem hätten die Bauern noch Getreide in die Stadt gebracht , jetzt , wo der Adel die Bauern auskaufe̟ und der alleinige Grundherr sei , bringe er aus Geiz , der die Wurzel alles Übels sei, nichts nach der Stadt , sondern verkaufe alles an die Hamburger , die das Getreide aus dem Lande und in ferne Königreiche führten und im Lande ent setzliche Teuerung hervorriefen. Der Kurfürst folle dem Adel das Bauernlegen verbieten, damit alle im Lande den reichen Kornſegen genießen könnten ; dann solle er den Adel zwingen , sein Korn auf den städtischen Märkten zu billigen Preisen zu verkaufen. 6) Beschwerden von Treuenbrießen. R 21 , 15.
201
einen Scheffel Gerſte für einen Thaler , einen Scheffel Roggen für 32 Groschen zu erkaufen.¹ ) Gegen den Edelmann war man in den Städten überhaupt sehr erbittert.
Man behauptete ,
er nuße seine
persönliche Zoll- und Steuerfreiheit über Gebühr aus , indem er sie auch auf seine Unterjassen und Diener ausgedehnt wissen wolle. Wenn der Adlige 2) , was sehr oft geschah, in die Stadt verzog, wollte Die städtischen er nicht an den bürgerlichen Laſten teilnehmen . Ackerbürger klagten über den Schaden , den ihnen die Jagden der Edelleute verursachten, ³) der Rat beschwerte sich über den Mutwillen, Die Stimmung
den sie , wenn sie in die Stadt kamen , verübten .
der Bürger gegen den Adel war jederzeit eine gereizte .
Ganz un
bedeutende Ausschreitungen bei adligen Zechgelagen hatten große Bürgeraufläufe zur Folge, bei denen nicht selten viel Blut floß.4) Für die hörigen Landleute war die Stadt noch immer das Ziel der Sehnsucht, wo die Freiheit winkte , und sie blieb es auch selbst noch nach dem großen Kriege , zu Pufendorfs Zeiten. Aber in den Städten war man sich des stolzen Wortes , Stadtluft macht frei , nicht mehr bewußt.
Die Stadtmagistrate begannen in dem
Zufluß vom Lande keinen Vorteil mehr, nur noch eine Quelle lästiger Verwickelungen zu sehen. Sie verlangten , daß das Volk, das den Edelmann verlassen, um den harten Frohnden zu entgehen, auch in der Stadt frohnden und dem Rate dienstbar sein solle.5) ¹) R 21 , 129 a. 2) Rathenow bittet 1609, Adligen und Pfarrern nur auf kurze Zeit das Niederlaſſungsrecht zu gewähren. Nach Ablauf eines Jahres sollten sie ent weder das erkaufte Bürgergut wiederum an Bürger verkaufen müſſen, oder den Bürgereid leiſten und alle Bürgerpflichten auf sich nehmen. (R 21 , 129a.) Streit Salzwedels mit den v. d . Knesebeck, die sich weigern , von ihren Frei häusern zu schossen 1560. ( R 21 , 157 a.) Treuenbrießen beschwert sich über ein geplantes Freihaus. R 21, 15. ³) Rathenow 1609 1. c. flagt über die Adligen , vornehmlich die von Bredow, bei deren Jagden und Ritten „ der lieben saatt unnd dem stehen den Korn nichtt verschonett wirdt. " 4) Rathenow klagt 1. c. über der Unfug , den der Adel , wenn er in die Stadt käme, mit Schlagen, Stechen, Schießen, Schmähen und Lästern (er ver greife sich sogar an Ratspersonen ) verübe. Der Rat bittet um Instruktionen, wie er sich solchen Verbrechern gegenüber verhalten sollte. Der Rat von Lenzen verlor 1587 das Gericht (R 21, 84a) , weil er die Bürger zusammengerufen gegen die Gäste einer adligen Wittwe, deren einem aus Versehen ein Schuß losgegangen. 5) Küstrin bittet 1598 (R 21 , 28a, 1 ) : „ Hauszleute und Vorstetter die zuvor untter Edelleuten gewonett und mit vilen diensten beschwertt worden alhier In die Vesten eindringen, Keiner ander meinung, das sie alhier gar frei sein und nichts zu thun gedencken , das man denselben auch gleich den Landtags Abschide, Sintemal sie sich der Stad freyheit so woll als ander Einwohner gebrauchen, belegen mochte. "
202
Und wenn die regierte Klaſſe in der Stadt ihre Lage mit der der umwohnenden Landbevölkerung verglich , dann nahm sie wenig Unterschied wahr.
Der Ton, dessen sich manche Bürgermeister , die
ja auch als Lehngutsbesizer häufig bäuerliche Unterthanen besaßen, gegen ihre eigenen Bürger bedienten, war unerträglich herrisch.
In
einem Streitliede sang man sogar auf einen Bürgermeister von Stendal: „Laſſen wir ihn so weiter schalten, Wird er uns wie seine Bauern halten.“ ¹) Die Bürgerschaft glaubte auch, daß die regierenden Geschlechter alle Lasten auf die Regierten , gerade so wie der Adel auf seine Unterthanen wälze . Die weisen Bestimmungen Joachims I. sollten den Bürgern die Möglichkeit schaffen , sich über Ausgaben und Einnahmen der Stadt ein Urteil zu bilden , Verschleuderung und Unterschleif durch größte Öffentlichkeit aller Verhandlungen ausschließen.
Diese Re
formen Joachims, die auf eine Beteiligung der Bürger an kommu nalen Dingen abzielten, hatten aber ihren Urheber nicht lange über Lebt. Der Rat unterließ es sehr bald , die kurfürstlichen Verord nungen, wie Joachim gewollt hatte , alljährlich verleſen zu laſſen, ®) Stadtverordnete zu erkieſen³) und mit ihnen über Ausgaben und Einnahmen zu beraten.
Verlangte die Bürgerschaft einen Rechen=
schaftsbericht, dann hieß es wohl hochfahrend , das Haupt brauche dem
Leibe
Schwanze. )
nicht
Rechenschaft
zu
geben ,
geschweige
denn
dem
Diese Heimlichkeit und Geheimnisthuerei , in der sich
der Rat gefiel , mußte aber in der Bürgerschaft den Verdacht ent stehen lassen , daß da oben im Rathause nicht alles mit rechten Dingen zugehen könne .
Sah man doch, wie wenige Familien sich in
alle städtischen Ämter teilten, ) wie sie ausschließlich über städtisches Eigentum , und zwar häufig in offenbar fügten.
eigennüßiger Weise , ver
Es fiel auf, daß der Rat nie sagen wollte ,
wie hoch
sich die vom Kurfürsten geforderte Landessteuer belaufe, um die Bürger dann beliebig schaßen zu können .
Skandalöse Vorfälle fehlten
1) R 21 , 155 C. 2) Treuenbrießener Beschwerde von 1609. R 21 , 15. *) R 21 , 57b, I. Frankfurts Bürgerschaft beklagt sich, daß keine Stadt verordneten mehr gewählt würden. 4 ) R 21 , 69 a. Beschwerde der Bürgerschaft von Havelberg 1595. 5) Treuenbrießener Veschwerde von 1609 (R 21 , 15) : „ Es kan auch eine gemeine burgerschafft dieser stadt nicht vor gut ansehen , das alhier ein freundt Raht sey , rechte bruder seindt Burgermeisters , die
203
nicht, so z. B. verschwand einmal die soeben eingesammelte Türken= steuer sofort nach der Einlieferung aus dem Rathauſe. ¹) Die Stimmung der Bürgerschaft ist überall pessimistisch. Nie mand traut den Stadtbehörden . ,,Steuer zahlen sei so gut , wie das Geld in die Havel werfen. " Die Beschwerden der Bürgerschaft, die sehr oft an der höchsten Stelle einlaufen , werden aber dort meist sehr kurz abgefertigt und fast stets abschlägig beschieden. )
Im Interesse der Ordnung glaubte
die kurfürstliche Regierung, die Bürgerschaft niederhalten zu müssen. Vor allem waren ihr die Versammlungen der Bürger verhaßt, in denen derartige Gravamina beraten und verfaßt wurden. Wenn der Rat sich auf die Anklageſchrift der Bürger hin verantwortete, unterließ er nicht zu bemerken, daß dieselbe ein Ausfluß einer Kon ſpiration sei , die an geheimen und " ungewöhnlichen Örtern " aus geheckt worden³) - und hatte damit meist das Spiel gewonnen . Die Strafen , die die kurfürstliche Kammer über die Führer der Bürgerschaft in solchen Streitigkeiten verhängte , waren recht hart, lauteten sogar mitunter auf langjähriges Gefängnis .
Der positive
Erfolg der Beschwerden war immer ein sehr geringer. Bei den Kurfürsten mag zu der Überzeugung, daß der Bürger fich der Obrigkeit unter allen Umständen unterzuordnen habe , die Scheu, in ein Wespennest zu stechen, dazugekommen sein.
Sie über
ließen späteren Regenten den Ruhm, die Mißwirtschaft der städtiſchen Magistratskliquen beseitigt zu haben. Doch wenn auch von seiten der Landesherrschaft wenig geschah, die schlechte Verwaltung in den Städten durch eine bessere zu er=
andern alle seindt schwagere , vettern , und nahe verwantten , ob nun solches darin recht zu gehen kan, geben wir solches Ewer Churf. G. zu erkennen, ob solches abgeschafft werden kennte. “ ¹) ibidem . 2) Interessant iſt der Aufruhr von Havelberg , woselbst im Jahre 1596 dem kurfürstlichen Zöllner gehöriges Getreide von den Bürgern weggenommen, ausgemessen und verteilt wurde. Auch wurde ein Gehölz, deſſen Besitz zwischen dem Rate und der Bürgerschaft streitig war , von letzterer umgehauen. Der Kurfürst schritt, nachdem er zunächst die Leipziger Schöppen befragt und diese ein Urteil gefällt, das ihm zu milde erschien, mit äußerst strengen Strafen gegen die Rädelsführer ein. (R 21 , 58.) Ebenso nimmt Johann Georg gegen die Bürger Prenzlaus Partei in deren Streit mit dem Rate. R 21 , 117. 3) vgl. Frankfurter Beschwerde 1571. Der Rat verteidigt sich hiermit (R 21, 57b, I) ; er fügt hinzu : Qui servit Rei publicae et Mulieri , perdit hodie quod lucratus est heri. Er bittet um nachdrückliche Bestrafung der Rädelsführer.
204 ſeßen — eine Reihe vortrefflicher Verordnungen gehen doch auf sie zurück.
Wir erkennen ihr Streben , die Städte in gerechter und
billiger Weise zu den allgemeinen Lasten heranzuziehen und ihren Wohlstand zu fördern.¹) Auch in der Bürgerschaft, deren politiſchen Wünschen der Landesherr so wenig Entgegenkommen bewies , hielt man doch den Fürsten für den festen Punkt im Staatsleben , an den man vertrauend , Recht suchend sich wenden könne, nannte ihn pater patriae ) und den einzig sicheren Schuß auf der weiten Welt.³) Der Religionswechsel Johann Siegismunds hatte
an vielen
Orten eine heftige Erregung zur Folge ; man verhöhnte und ver= jagte die „ Calvinistischen Schelme " , bis der Kurfürst, der in dieſen Szenen gefährliche Unruhen sah , die man mit dem Deckmantel der Religion beschönigen wolle, dagegen ernstlich einschritt.4 ) Unruhen entstanden im selben Jahrzehnt aus und Wipper. Auftritten.
Weitere
Anlaß der Kipper
In Prenzlau³), in Salzwedel ) kam es zu furchtbaren In Prenzlau erklärte die Bürgerschaft trußig, sie wolle
jezt selbst Bürgermeister und Rat ſein. Wenige Jahre danach ist der Lebensmut der märkischen Bürger gebrochen, ihre Städte entvölkert, der behagliche Wohlstand, den noch das 16. Jahrhundert entfaltet, vernichtet und verderbt. Wehrlos lagen die Städte da, wie bereit zur Plünderung für die feindliche Horden. Alle Mahnungen der Herrschaft, sich besser zu befestigen, die Bürger wehrhaft und in der Übung der Waffen zu erhalten , hatte man in den langen Friedenszeiten stets leichtsinnig in den Wind geschlagen ; allen darauf abzielenden Forderungen
wenigstens passiven Wider
1) Siehe Anhang. Dann auch R 21, 48. 1579 schreibt Johann Georg an Brandenburg, Köln, Berlin und Neuruppin, sie möchten der hart bedrängten und verschuldeten Stadt Frankfurt durch Bürgschaften zu Hilfe kommen, „weil nun in solch nöten eine Stadt der andern nach müglichem vleis billich die hulfliche hand reichen soll. "
2) R 21, 145 . ) Schreiben der Frankfurter Bürgerschaft, an Joachim II. 1555. R 21, 57b, I. 4 ) R 21 , 155g. Johann Siegismund verbietet die Sache lau zu be handeln. 27 Nachdem in unserer Stadt Stendall itziger Zeit wunderlich gehauset auch alles mit dem Deckmantell der religion behüllet und be schöniget werden will."
5) R 21 , 117. 6) R 21 , 156.
205
stand entgegengeseßt.¹)
Nun zitterten die Ratsherren, verzweifelten
die Bürger. Ihrer geängstigten Bruſt entrang sich ein qualvolles2) ,,Christe in quae tempora nos reservasti !" Ein Jahrzehnt noch und
es
erschien der Retter , der große
Kurfürst!
1) Brandenburg hatte sich z. B. 1563 entschieden geweigert, mehr für die städtischen Musterer aufzuwenden. 1633 berichteten die Obersten Kracht und Volkmann dem Kurfürsten aus Brandenburg,,,dasz die Wälle und Schantzen sehr zu grunde gehen, ja bereits bald gar eingefallen sein." R 21 , 9a, b. 2) R 21 , 111. Wilhelm 1627.
In einer Eingabe der Stadt Osterburg an Georg.
Excurs .
Das Raubweſen in der Mark. Pie Hohenzollern haben auch die Feſſellosigkeit des märkiſchen Adels ein Jahrhundert lang bekämpfen müſſen. Den ersten Zusammenstoß beider, den Untergang der Quißows , hat Georg Sello behandelt, ¹) die endgültige Ausrottung des Raub wesens durch Joachim I. gestellt worden.2)
ist von Curt Treusch von Buttlar dar
Wie Joachims Vorgänger sich zu dieſer in der
Mark stets brennenden Frage verhalten haben , darüber ist bisher noch keine Untersuchung geführt worden . Es liegt mir fern , im Rahmen dieses Excurses eine vollstän= dige Darstellung des Ringens zwischen den Herrschern und Rittern geben zu wollen. Ich will nur die wichtigsten Maßregeln der Markgrafen anführen, weil die Städtepolitik der Hohenzollern in ihrer Politik gegen den Adel ihr natürliches Gegenstück findet und oft von ihr beeinflußt worden ist.
Nachdem Friedrich I. die Quißows
niedergeworfen , waren ihm in den Städten die überſchwänglichſten Und mit Recht. Lobeserhebungen zu Teil geworden.³) Denn es war eine große That gewesen , die Anarchie dieser kleinen Herren, die schon über zwei Dezennien das ganze Kurfürstentum gepeinigt hatten, beseitigt zu haben.
Nach dem Falle der Quißows beugte
Friedrich noch einige andere stolze Häupter des Adels, so die Alvens leben in der Altmark, die Holzendorf in der Mittelmark.
Durch
ein Landfriedensedikt¹) suchte er die Fehden einzuschränken und das Land namentlich von der Plage der zahlreichen herrenlosen Knechte und andern Gesindels zu befreien. 1) Zeitschrift für preuß. Gesch. und Landeskunde. IX 99 ff. 2) Der Kampf Joachims I. gegen den Adel seines Landes. ³) Albert Kranz, Saxonia Lib . XI , Kap . 4, ſagt auf ihn : Indoluit princeps bonus in suis finibus eam vigere improbitatem . *) Droysen I 221. vgl. auch oben Seite 49.
207
Troßdem hörten die Landbeschädigungen nicht auf. Zunächst waren es die feindlichen Nachbarn , die Unterthanen des Erzbischofs von Magdeburg, der Herzoge von Lauenburg, Meck lenburg , Pommern , die nicht ohne die Billigung ihrer Herrscher plündernd in die Mark einfielen. Namentlich der Herzog von Lauen burg wurde , wie so mancher kleine deutsche Dynast , des direkten Einverständnisses mit den Räubern bezichtigt.
Friedrich hat es an
Versuchen nicht fehlen lassen , diese fremden Friedensbrecher nieder zuhalten.
Er hat sich zu diesem Zwecke mit den Städten Hamburg
und Lübeck eng verbunden ;
doch konnte er ,
auf vielen anderen
Seiten bedroht, sich schließlich an der geplanten Züchtigung des Lauenburgers nicht persönlich beteiligen.
Die Abwehr der feind
lichen Angriffe blieb somit hauptsächlich auf den Schultern des ein heimischen Adels . Vor allem zeichnete sich hierbei die Ritterschaft der Priegniz aus.
Hier gab es nicht, wie in der Altmark, eine Reihe mächtiger,
schloßgesessener Geschlechter ; hier saß eine große Zahl kleiner Herren, die in den ewigen Fehden zu einer großen kriegerischen Übung ge langt waren , dabei aber völlig verwildert , jeder Zucht entbehrten . Man kann die Quißows bezeichnen.
als den Typus dieses Priegnißer Adels
Auch durch den jähen Sturz dieses Hauses war der
störrische Geist, der in den Genossen lebte, nicht gebändigt worden. Waren nun auch diese
waffengeübten Männer sehr wohl am
Plaße, den feindlichen Einfällen die Spiße zu bieten oder durch glückliche Streifzüge an dem raubenden Nachbar Vergeltung zu üben, so hatte doch diese ihre Thätigkeit als ständige Wachtposten der Mark im Nordwesten auch viele Nachteile im Gefolge. Diese fort= gesezten Plünderungszüge wurden den Priegnißer Adligen bald so zur Gewohnheit , daß ſie ſchließlich nicht mehr lange fragten und untersuchten, wen sie überfielen, und so der eigenen Landschaft, die sie schüßen sollten, zur Plage wurden. ') „ Ich raubte, wo ich konnte “ , sagte ein wegen Friedbrüchen zur Rede gestellter Ritter, 2 ) und ein späterer Markgraf erwidert auf eine Klage über Einfälle von Märkern in Mecklenburg , daß diese selben Leute die Mark ebenso schädigten.³)
So wurde denn in der That
über das Treiben der Priegnißer Edelleute in der Mark viel Un ¹ ) vgl. A I 181 , 182, 183, IV 515, XXI 272 , XIII 105. ¹) ,,ick rowete, wor ick des bekomen kunde baven der herren frede." A II 311. 3) B V 342.
208
willen laut.
Nur ein Teil ihrer Friedbrüche war wohl auf wirk
liche Differenzen zwischen ihnen und benachbarten Städten und Klöſtern zurückzuführen . gier,
Gleichwohl geschahen die übrigen weniger aus Beute
als wie selbst ein hervorragender städtischer Chroniſt, Albert
Kranz, bei dem man schwerlich Sympathieen für das Rittertum finden wird, zugesteht , aus einem wilden Drange nach kriegerischen Thaten.¹) Die Bemerkungen , die Kranz über diese Priegnißer Fried brecher macht, sind recht intereſſant. Nach ihm sind es Leute trozigen Schlages, die auf das Recht des Stärkeren pochen, 2) denen die Beraubung der Wanderer und Kaufleute, die durch ihre Land schaft ziehen, als rechtmäßiger Erwerb gilt , über dessen Verküm merung (z. B. als in einem strengen Winter die gefrorene Ostsee als Straße benußt wurde) ſie entrüstet sind.³) ihre
persönliche Ehrenhaftigkeit rühmend an ,
Dabei erkennt er erzählt z . B. ,
daß
fie ihr gegebenes Wort, sich dem Sieger zu stellen , nimmermehr brechen würden. 4 )
Albert Krang findet auch , daß ein Ausrotten
dieser lang eingewurzelten Gewohnheit schwer zu ermöglichen ſei. Einem " Raubritter " , so berichtet er , ist sein Schloß weggenommen worden ; er selbst entkam , überfiel eine andere Burg und betrieb von dort sein Raubhandwerk von neuem.5) Friedrich ist es nicht gelungen, diese unerträglichen Zustände zu beseitigen.
Seine enge Verbindung mit Lübeck und Hamburg
erregte allerdings in den Kreisen des Priegnißer Adels große Be fürchtungen.
Der Adel überfiel die beiderseitigen Briefboten , um
sich von dem Inhalt ihrer Korrespondenz in Kenntnis zu ſeßen. Aber gerade bei dieser Gelegenheit offenbarte sich die ungeheure Schwäche des kurfürstlichen Regiments. Die landesherrlichen Beamten in der Altmark wagten z. B. nicht , den Lübischen Gesandten von
¹) Albert Krant, Saxonia XI, Kap . X. „, non tam prede causa quam memorabilis ad posteros facinoris. Ita student inclarescere sceleribus, qui non possunt eminere gloriosis facinoribus." 2) Albert Krantz, Wandalia X, Kap . XIX . 3) vgl. Albert Kranz, Wandalia, Lib . XII, Kap. 13. ,,veterem quaestum difficile fuit intermittere Prignisse habitatoribus Wandalorum vera pro pagine ; qua de re, sive causam pretenderent , sive nullam habentes ad depredationem publicorum intinerum , quem illi prope iustum habent questum semper sunt expediti. “ 4) vgl. Albert Kranz, Saxonia, Lib. XI, Kap. 27. „ A dominis manum tradi iussit, hoc est captivitatis solenne , ire quo vellet permisit , redi turos cum et quo revocarentur. Id genus promissionis sacramento vali dius habent militares." 5) ibidem .
209
Hagen das Stückchen Weges von Tangermünde nach Rathenow zu geleiten, weil die Straßen von Räubern wimmelten, die dem Lübecker Sendboten auflauerten . Nur im Dunkel der Nacht konnte Hagen den Ritt unternehmen.¹ ) Klagen über Unsicherheit in anderen Landschaften sind uns nicht erhalten, woraus wohl geschlossen werden darf, daß außerhalb der Priegnig im allgemeinen bessere Zustände geherrscht haben .
An
Friedrichs Pommernkriegen hat sich der märkische Adel mit Eifer beteiligt , wodurch er den kleinen Fehden der engeren Heimat ent rückt ward. Aber sowie der Kurfürst nach Franken zurückgekehrt war, hatte Johann, sein Statthalter, sofort wieder mit dem störrischen Sonder geiste des Adels, mit der Unlust, sich an ernstlichen Kriegen zu be teiligen , mit der Neigung zu ungeseßlichen Fehden, zu kämpfen. In der Priegniß war die Räuberei ſo arg , daß Johann , der in keiner Weise Abhilfe zu schaffen wußte, 2) den dortigen Städten die Erlaubnis gab, ") gemeinsam gegen die Angreifer vorzugehen. Auch in der Altmark verbanden sich die Städte zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit.4 )
Hier handelte es sich nicht um klein
liche Überfälle und Beraubungen, sondern um große Fehden, in die die dortigen beschloßnen, reich begüterten adligen Familien verwickelt waren. Auch in dem mittelmärkischen Städtebunde ) wird Widerstand gegen die Friedbrecher geplant.
Hier scheint es sich hauptsächlich
um untergeordnete Leute, herrenlose Knechte ,
allerlei Gesindel ge=
handelt zu haben ; der Edelmann scheint hier der Nahmen und Zu griffe nicht verdächtigt worden zu sein , da die Städte den Beitritt des mittelmärkischen Adels zu ihrem Bündnisse wünschen . Als nun Markgraf Johann abberufen wurde , verblieb seinem Bruder Friedrich, der ihm folgte, auch die schwere Aufgabe der Be friedung der Mark.
*
*
* ¹) vgl. oben Seite 54. 2) Er befiehlt zwar seinem Hauptmann Hans von Rohr die Unterdrückung der Privatfehden. A II 287. Die Rohr galten als schlimme Räuber. 3) A II 37. 4) 1436 1. September. A VI 120. über Raubwesen in der Altmark vgl. 3. B. A V 395. 5) Siehe oben Seite 71 . 14 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d . St. d. M.
210 Zunächst wandte er sich gegen die ausländischen Räuber.
Er
unternahm einen Rachezug gegen den Lauenburgischen Herzog, wobei ihm die Städte Hilfe leisteten .
Zur Niederhaltung der märkischen Friedbrecher bediente sich Friedrich der folgenden Mittel : Er suchte durch den Schwanenorden den Adel an sich zu ketten und seine wilden Sitten zu mildern, seinem Leben einen neuen Inhalt zu geben. Dann war er bestrebt, mit den Nachbarfürsten gute Beziehun gen zu unterhalten und mit ihnen vereint Vorkehrungen zur Ab. wehr der Räuber , zur Beugung und Unterwerfung ungehorsamer Unterthanen zu treffen.¹)
Am zweckdienlichsten erschien ihm aber,
die Städte gegen die Friedbrecher zu benüßen.
Die Städte, vor
nehmlich die der Priegniß, waren zwar durchaus nicht von der Nei gung zu Gewaltthätigkeiten frei ; troßdem klagten sie unaufhörlich Sie ertrugen es auch über schwere Schädigung durch die Ritter. unwillig, daß man sich in der Fremde bei jedem Übergriffe märkischer Unterthanen in anderen Territorien an städtiſches Gut hielt.2) Von der richtigen Vorausseßung ausgehend, daß die Städte für ein Vorgehen gegen den Adel stets zu haben wären, hat Friedrich den Kommunen der Uckermark und Priegniß, wo die größte Un ficherheit herrschte , die Niederhaltung der Räuber zur Pflicht
ge=
macht und ihnen auch die Hinrichtung der eingebrachten Gefangenen gestattet. ) Wir sehen darum die Städte der beiden nördlichen Land schaften recht schneidig gegen die Friedbrecher vorgehen, die Winter feldsburg brechen, * ) zahlreiche Befehder unschädlich machen.5) Die Zahl der aus der Regierungszeit Friedrichs gemeldeten Raubfälle ist sehr gering ; auch ist das Urteil der Lauſißischen Stände über Friedrichs Regiment ein vollgiltiges Zeugnis dafür , daß hier der Zügellosigkeit mit starker Hand gewehrt wurde. ") Auch Albrecht vergleicht einmal die Unsicherheit, die er so oft tadelte , mit den glücklichen Zuständen, die vor ihm geherrscht hatten.7) 1 ) vgl. z . B. 1438 A II 224 , 225 die Abmachung mit Mecklenburg gegen Friedbrüche ,,darup schollen de obgenanten Heren orer yewelk des andern lande und lute glike sinen eigenen landen und luten schütten, den oren neyner roverye edder togrepe schermen und vordedingen und 66 nicht gestaden ane geverde." 2) vgl. z. B. A I 182, 184. 9) A XXI 313, A I 188. 4) A I 189 u. a. 5) A I 191 , XIII 356, I 379, I 505. 6) Siehe oben Seite 115. 7) C III 63.
211
Durch Friedrichs eifriges Bemühen um gütlichen Ausgleich von Streitigkeiten scheint in der That die Praxis , Händel durch rechtliche Entscheidungen auszutragen, sich immer mehr eingebürgert zu haben. Ritter Dietrich von Rochow
giebt z . B.
einen Gefangenen los,
weil Friedrich die Sache verhören will.¹ ) Nur in den lezten Jahren von Friedrichs Regierung, in denen er mit den äußeren Kriegen vollauf beschäftigt und durch ihren nicht glücklichen Ausgang niedergedrückt war, erhoben sich wieder die alten friedbrecherischen Gelüste , wie sich denn überhaupt an jede Fehde des
Landesherrn
unzählige
kleine
adlige
Streifzüge
anschlossen .
Friedrich stand z . B. mit Halle auf gespanntem Fuße , aber noch nicht direkt feindlich ; sofort benußen einige Ritter Friedrichs Miß stimmung gegen Halle, um der Stadt Abbruch zu thun , 2) da sie wiſſen konnten, daß der Kurfürst Beschädigungen eines ihm nicht befreundeten Ortes kaum nachdrücklich ahnden würde.
Auch während
des Pommernkrieges wurden eine Anzahl fremder Kaufleute , nicht bloß Stettiner , auf märkiſchem Boden beraubt, ohne daß Friedrich ernstlich dagegen einschritt.
Doch hat er auch in den lezten Jahren
seiner Regierung nicht unterlassen , einen Quißow, ³ ) einen der ge fährlichsten Landbeschädiger , burg seine Fehden verweisen. *)
gefangenzuſeßen und einem
Schulen
gegen die Stadt Brandenburg ,,hertlich“ zu
Zwei Dinge verhinderten aber, daß Friedrich troß aller Energie den Sondergeist des Adels völlig bändigte.
Das war einerseits die
Notwendigkeit, auf den Landtag Rücksicht zu nehmen , wodurch er statt strenger Strafen , die gegen die Friedbrecher allein am Plaze gewesen wären, sich stets mit einer Entschuldigung von seiten der besiegten Räuber ,
mit
einem pater peccavi begnügen mußte.5)
Friedrichs Bruder , der Regent des westlichen Teiles der Mark, nahm sogar einen wegen ungeſeßlicher Fehden bekriegten Ritter nach seiner Besiegung ſofort in ſein Hofgesinde auf. 6)
Ein zweiter Übel
stand bestand in der testamentarischen Bestimmung Friedrichs I., wonach die Altmark und die Priegniß, d . H. gerade die gefährlichsten Landſchaften , von den übrigen Landesteilen losgelöst werden und an Friedrich II . jüngsten Bruder fallen sollten .
1) 2) 3) ¹) 5) *)
vgl. A X 156. Siehe oben Seite 125. vgl. A III 466 . A IX 202. vgl. oben Seite 114. A II 312.
14*
212
Unter Friedrichs des Jüngeren Regierung wurde in den beiden westlichen Landschaften unausgesezt über Raub und wilde Fehden¹ ) Klage geführt. Beschädigungen fremder Kaufleute , Magdeburger, Lübecker, Braunschweiger und Breslauer waren nichts Seltenes. In den Städten der Altmark mag viel geraubtes Gut zum Verkauf ausgeboten worden sein, in städtiſchen Statuten der Zeit wird dieses durch hohe Strafen zu verhindern gesucht.2) Friedrichs
des
blieben wirkungslos .
Jüngeren Maßregeln gegen
das Raubwesen
Selbst die große Expedition, die er mit Hilfe
der Stadt Braunschweig und der dortigen Herzoge gegen die Alvens leben unternahm, endigte unbefriedigend, weil die Fürsten ein völliges Unterliegen der angegriffenen Familie gar nicht wollten .
Städtische
Chroniken warfen den vereinten Fürsten Intriguenspiel und Mangel an Ernst vor.³) Auch aus der Neumark, die schon zur Zeit der Ordensherrschaft ein Tummelplaß der wildesten Fehden gewesen war , werden viel Friedbrüche gemeldet. Eine besondere Plage bildeten hier die sehr häufigen Einfälle der Polen.4) * * * Unter Albrecht Achills Regierung steht das Raubweſen wieder in voller Blüte. Es scheint, als ob der Adel , ebenso wie die Städte, sofort beim Regierungsantritt des neuen Herrschers auf Wiederkehr der alten, durch Friedrich doch wesentlich beschränkten Unabhängigkeit, gehofft habe.
Bestärkt wurde beim Adel diese Neigung vielleicht
dadurch, daß Albrecht lange zögerte, ehe er selbst im Lande erschien, daß er dann gefährliche Friedbrecher ,
wie den von Friedrich ge=
fangengesetten Quißow , aus der Haft entließ5) und durch seine gegen die Städte gerichtete Finanzpolitik dem Adel Nachsicht erzeigen mußte. 1 ) vgl. A XVII 286 , B V 53. 2) In Gardelegen heißt es 1450 (A XXV 349 , Nr. 19 ) : „,, Roffgut darumme eyn Radt van desser Stadt wegen muchte angededinget werden , schal nemant kopen." 3) Chron. d. d. Städte VI 333. ,,Also wonden de van Alvensleve uppe der borch tho Arcksleve, de beroveden de borger to Brunswick, so dat de Rad anvellen ore fursten , hertoghen Hinricke unde hertogen Otten, so dat se myt ganser macht togen vor de borch to Arcksleve unde kostede merklick gelt dem Rade, wuwol bleff de borch ungewunnen van schyvelyge mangk den fursten. “ 4) A XIV 165, 166 u . a. 5) 1472 A III 466, I 314. Bezeichnend für die Quizzows ist die Ur funde A II 229. Ein Quizzow vermacht einem Kloster ein Gut zu Seelen messen. Seine Erben schädigen das Kloster durch allerlei „, inval “ und „ Un wille", bis es nachgiebt und das Gut fahren läßt.
213
Albrecht war dabei der festen Absicht , dem Raub- und Fehde weſen auf jede Weise entgegenzuarbeiten ; zunächst wohl schon des halb , weil dasselbe für ihn wickelungen
eine Quelle von unangenehmen Ver
mit den Nachbarstaaten war .
Besonders ungehörig
erſchienen ihm die selbständigen Fehden, die seine Amt- und Haupt leute unternahmen, weil er für deren Thun haftbar gemacht werden konnte. ' )
Albrecht publizierte auch im Jahre 1472
ein Edikt2)
gegen die Friedbrecher und versprach, mit den Erträgen der Land bede und des Tonnenzolles für tragen zu wollen.
die
öffentliche Sicherheit Sorge
Während der großen Kriege , in die die Mark in den 70er Jahren verwickelt war , steigerte sich aber das Raubwesen derartig, daß Albrecht selbst über seine gewaltige Ausdehnung erschrak³) und es um so bitterer empfand , diesen hochbedenklichen Zuständen ohnmächtig Besonders peinlich berührte es ihn, daß er durch die Fessellosigkeit seiner Adligen und durch die Naubthaten , die sie so oft in befreundeten Ländern begingen , in Gefahr geriet, die gegenüberzustehen.
Freundschaft seiner treueſten Verbündeten , der sächsischen , mecklen burgischen und braunschweiger Fürsten zu verlieren . ) Die Ver stimmung der Wettiner über die im Jahre 1473 erfolgte Gefangen nahme ihrer Gesandtschaft durch märkische Edle hielt Jahre lang an, zumal Albrecht nicht im stande war, den Gefangenen Befreiung Albrecht sah sich durch solche und Genugthuung auszuwirken.5) Während Vorfälle in eine unerquickliche Doppelstellung gedrängt . er den fremden Fürsten gegenüber, die sich über Räubereien märki ¹) A V 218. „ Am Montag nach Trinitatis haben mancherlei Rot usz Pomern , Stetin und der marck darunder etlich unser Amptleute, Rete, Mannen und Diner gewest sein, dem von Biberstein zu griffe ge than, der uns dann anrufft."66 Zeitschrift für preuß. Geschichte und Landes funde. XIX 17. Albrecht schreibt : „ Es töcht uns auch sonst nicht des unser amptleut vehde anheben , denn es sind nicht gemein leut , wann was sie anhuben muszten wir verantworter sein.“ 2) C III 63. ³) Es muß z. B. sogar eine Elbfähre verlegt werden an eine vor Räubern fichere Stelle. A III 480. 4) 1479 Cod. cont II 41 . ,, Item man sol allen vleis ankern , das uberall Rauberey gewert und gestat werd und sunderlich durch den Adel bestellen an den ortern, damit sie ander furstenthumb bed und leut nicht angriffen oder beschedigen, dann wir und unsern land haben anfals ge nug und ist nicht not , das man uns mehr zu zeucht und unser frund und gesellen verleust die uns sunst gern hulffen , es ist genug ver sewmnusz, das uns einer nicht dinet so statlich als er billich tut und pfleg ist und erfordert unszer oder der unsern nottorft noch minder, nicht ander abzuwenden oder unns und unszern landen zu widerwillen reizen." 5) vgl. B V 373, C II 268, A II 290, 293, 294.
214
scher Adliger beschwerten , diese verleugnete und bestritt , ' ) daß sie seine Vasallen wären, wies er gleichzeitig seinen Sohn Johann an, die Händel auf jede Weise zu vertragen , weil bei den jeßigen Kriegszeiten auf die Mithilfe dieſer Adligen unmöglich verzichtet werden könnte. ") Albrecht mußte erkennen , daß er durch die offenbare Unbot mäßigkeit seiner Vasallen entschieden Einbuße an Ansehen in der Fremde erlitt. Die Sprache der sächsischen Kanzlei gegen ihn war geradezu grob. ) Die dortigen Herzoge rächten sich für das Attentat auf ihre Gesandtschaft durch Ausplünderung märkischer Reisender. 4) Sie waren lange genug von Albrecht hingehalten worden.
Aus den brandenburgischen Städten, 5) die sich mit Albrecht
sehr unfreundlich standen, trug man ihnen recht bezeichnende Nach richten über das Verfahren der märkischen Regierung gegen die Friedbrecher zu, z . B. daß der Bischof von Havelberg, der für eine der treuesten Stüßen des Kurfürsten galt, es nicht verschmäht hatte, von geraubtem Gute einen Anteil zu nehmen und daß er vier der besten Pferde der sächsischen Gesandtschaft auf einem seiner Güter versteckt halte ; oder man erzählte ihnen von der Ungeniertheit, mit der die Friedbrecher oder deren Angehörige sich auf den Rechtstagen bewegten. Standen wirklich Männer, wie der Bischof von Havelberg, der nachher sogar einige Raubburgen gebrochen hat, im Einverständnisse mit den Räubern, konnte es ungeahndet hingehen, daß selbst ein Buſſo von Alvensleben , 6) ein abgeſagter Feind des Raubweſens und kur fürstlicher Hauptmann in der Altmark , auf seine eigenmächtigen Fehden nicht verzichten wollte, dann war allerdings auf Beseitigung der Unsicherheit in der Mark sobald nicht zu rechnen. Albrecht hatte einmal den Plan geäußert, 7) eine Handelsſtraße durch die Priegniß und die Uckermark zu legen und auf dieſer mit 1) So z. B. auch B V 164, 320, vgl. auch A II 293. 2) So z. B. Zeitschrift für preuß. Geschichte und Landeskunde. XIX 64. ,,Item der altmerkischen ritterschaft halben Brawnsweig und anders berurend ist unser rat das Ir Euch in die teyding slahet, die Ding güt lich beyzulegen denn es ist nicht zeit itzund die lewt zu ver lirn." 3) vgl. B V 194. 4) B V 269, 292, 326. 5) B V 320. 6) 1477 B V 268 heißt es : ,,von der togrepe wegen als er Busse von Alvensleve . . nechst jm lande to Lunenborg gedan hebben.“ 7) 1472 B V 208. Zweck der Straße ,,das den landen Prignitz und meckelburg dardorch gut fride und nutzung ersprosse ."
215
Hilfe der Nachbarstaaten und der Seeftädte die öffentliche Sicherheit mit allem Nachdruck zu schüßen.
Dieser Versuch scheint aber nicht
über das Stadium der Vorberatungen hinausgekommen zu ſein. Erst als die äußeren Kriege um das Jahr 1480 ihr Ende ge funden , wurde in der gegangen.
That ernstlich gegen den Raubadel vor
Namentlich Johann hat sich hierbei kräftig und umsichtig
gezeigt.¹) Zur Anwendung kamen dieselben Mittel , wie unter Friedrich, enge Verbindung der benachbarten Dynasten , die gemeinſam jeden Raub verfolgen zu wollen erklärten , 2) stillschweigende Duldung der städtischen Angriffe gegen den Adel und Zulassung der Hinrichtung gefangener Befehder durch die Städte. 3)
Auch bei den Landfriedens
bünden mit anderen Fürsten steht die städtische Hilfe stark im Vor dergrunde. Die märkische Regierung nahm jezt nicht mehr wie unter Friedrich auf den Landtag Rücksicht. 4) Sie blieb fest, obwohl der Adel auf den Herrentagen über
das Vorgehen der
Städte gegen ihn bittere Klage führte, 5) jede Gemeinſchaft mit den Räubern zurückwies und
nur bat , daß die Herrschaft über etwa
schuldig Befundene selbst urteilen möge und nicht den Städten die Erlaubnis gebe, widerrechtliche Justiz an den Edelleuten des Landes zu üben.
Ebenso klagte der Adel über die kurfürstlichen
Räte,
Richter und Beamten , und seine Vorwürfe steigerten sich schließlich zu einer überaus scharfen Kritik der Landesregierung überhaupt. Aber diese ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. ") Wilhelm von Pappenheim, der Nachfolger Bussos von Alvensleben in der Hauptmannschaft der Altmark, unternahm vereint mit dem oben erwähnten Bischofe von Havelberg einen Zug in die Priegniß, wobei er eine große Anzahl Raubburgen zerstörte.
Auch in der
1) vgl. seine Botschaft an die altmärkischen Stände. A XXV 412. 2) A I 197 , fo 1480. Bündnis Johanns mit Mecklenburg . Sie ver pflichten sich zur unverzüglichen Verfolgung der Räuber in beiden Landen und zum Brechen der Raubburgen ; mit Ungarn und Böhmen 1480. B V 336. vgl. auch ibid. 305. 3) Mit Hilfe der Bürger von Frankfurt ist 1471 ein Friedbrecher ge fangen und gerechtfertigt worden. B V 164. 4) Noch 1475 , wo die Regierung den Landtag brauchte , mußte Johann auf Bitten der Stände Schloß Neuenburg den von Reſtorf, denen er es wegen Räuberei abgenommen, wieder zurückgeben. A XXV 78. 5) vgl. C II 246. Er bittet, falls ein Adliger ſtrafbar befunden würde, ,,das sein gnad die straf selbst über sie leszt gescheen und nicht soliche den steten vergunne." 6) Edikt Johanns . (Botschaft an die altmärkischen Stände. A XXV 412.) Es verlangt vor allem Abthun der Fehden, und befiehlt Anrufung der ordent lichen Gerichte.
216
Altmark suchte er unter kluger Benußung der Antipathie der Städte gegen den Adel die Fehden zu vermindern und die Unsicherheit nach Kräften zu beseitigen. Die Städte der Altmark hatten bisher Wert darauf gelegt, sich mit dem umwohnenden Adel gut zu stellen, 1 ) und hatten auch an ihm bei ihrem Widerstande gegen die Landbede einen Rückhalt gefunden.
Als sie sich aber gegen Ende des Jahres 1482 mit der
Herrschaft ausgeföhnt hatten, begannen sie unter dem Schuße Pappen heims ganz energisch gegen den benachbarten Adel vorzugehen und ließen
sich dabei wohl auch manche
kommen.
Gesezwidrigkeit
zu schulden
Jedenfalls erbitterten sie den Adel dermaßen, daß er, als
die Städte 1488 von neuem mit der Landesherrschaft in Konflikt gerieten , diese mit Klagen überlief²) und die Kataſtrophe , die über die sieben Städte hereinbrach, nicht zum wenigsten mit verursacht hat. Kurfürst Johann hat dann auch die besiegten Städte verurtei t, die während der lezten Jahre von ihnen beeinträchtigten Familien zu entschädigen.³) Er erklärte ferner in aller Form, daß den Kom munen keinerlei Recht zustehe , über Edelleute zu richten.4 ) War nun nicht zu leugnen , daß die Städte viel Mißbrauch mit dieser, ihnen bald offen, bald stillschweigend gewährten Erlaubnis getrieben hatten, so war ihre Zurücknahme zur Zeit doch wohl inopportun. Die Unsicherheit wuchs , die Städte, die bisher , soweit es in ihren Kräften stand , sie nicht ohne Glück zu beseitigen versucht hatten, blieben jezt in ängstlicher Reserve, und die Maßnahmen des Kur fürsten Erfolg.
gegen die Räuber hatten troß allen Eifers keinen rechten Eine ganze Reihe größerer Fehden spielten sich im folgenden
Dezennium auf dem Boden des westlichen Teils der Mark ab. Die fast allgemeine Beteiligung des Adels dieser Landschaften an der Braunschweiger Stadtfehde von 1492/3,5) wie sie uns durch die Fehdebriefe und chronikalischen Notizen bezeugt ist, kann nur eine Folge der Initiative Johanns gewesen sein , der ja , wie es seinen städtefeindlichen Grundsäßen entſprach, mit in vorderster Reihe gegen Braunschweig ankämpfte.
Johann mag aber daneben beabsichtigt
¹ ) Noch im Jahre 1478 war die Stadt Salzwedel von dem Hildesheimer Bischof gebannt worden wegen Versäumnis und Zulaſſung eines Raubattentats gegen zwei Kleriker durch Friedrich von Wustrow. A XIV 381 . 2 ) vgl. A XV 407, 293. 3) Siehe oben. 4) A XIV 422. 5) Siehe oben.
217
haben, den Thatendrang und die Fehdeluft seines unruhigen Adels auf andere Gegenden abzulenken. In den
übrigen Landschaften der Mark mögen auch nicht
sicherere Zustände geherrscht haben. war eine schwere Plage.
Namentlich der Adel der Lauſig
Johann muß einem dieser Edlen eine
jährliche Besoldung für die Freigabe einiger Gefangenen versprechen. ¹) Seitdem durch die Niederwerfung des lezten Restes städtischen Widerstandes die Städte als selbständig handelnder Faktor nicht mehr in Frage kamen, war dem adligen Troße nur sehr schwer zu wehren. Johann hatte allen Grund, feinem Sohne die ernstlichsten Maßnahmen gegen dieſe Unbotmäßigkeit anzuempfehlen , und ſo war denn auch Joachims Thätigkeit in erster Linie gegen dieſe gerichtet. ¹) 1494 16. Oktober.
II.
Pie nebenstehende Tabelle, die übrigens lediglich auf den An gaben des Urkundenbuchs zur Berliniſchen Chronik beruht,
möge
die Parteigruppierungen in Berlin z. 3. der Unterwerfung veran schaulichen. Sie zeigt in erster Linie, daß die Anhänger Friedrichs, die er im Jahre 1442 in den Rat berief, aus zwei verschiedenen Bestand teilen sich zuſammenſeßten, von denen der eine im Jahre 1447/48 mit der Aristokratie gemeinsame Sache machte und dafür vom Kur fürsten in Strafe genommen wurde , während der andere auch in dieſen erregten Tagen
auf seiten
der Kurfürsten gestanden hat,
wofür ihm nach der zweiten Unterwerfung eine große Zahl Rats stellen überwiesen worden sind . Nach dem Jahre 1451 wieder ans Ruder.
gelangt
die Aristokratie
allmählich
Hansze . Ratenowe Augustynus Volcker . Bartholomeus Pletze . . Schulten Palme . Schulten Clawsze Hinrick Walsleven . Matthewsze Arndes . . Mewsze Casper Hansze Hadewige . Nickel Valkenb erge . Hansze Francke . n Jacob Heinsz .
1442 Februar 26.
Thomas . Winse Peter dGroben .v Kaufman . Mattise Wullewever . . Schonhusen Arnde Hanns Dylis . Balczar Boytin , . Trebusz Peter Claus Junge . Buchholcz Strobant . Bartolt Peter . Garnkouffer Hannse Junge Markowen .
1443 April 16.
Bernd Ryke .
Domes . Wins
1448 April 7. am amtieren noch
.v GPeter droben
Claws . Schultze . Walsleve Heinrich Mattisz . Arndes .Caspar Mews . Hadewich Hanns
ein Kurfürst sett der
Michel . Heisze Simon Lynam . Blumen Simon . hagen Baltzar . Hake Peter . Molner Michel Tuchman .
1448 Mai 27.
.Hans Delisz Baltzer Boytin .
Jacoff Kouffmann |(?)
Benedictus Schultze . Mattisz .Mattiasz Uden .Hans Nickel .Sachsze Thews Ritter . Veldrever . Claws Junge Schultze .
Gernekoufer Peter
Clauws Buchholtz .(?)
1449 April 27.
1450
. Molner Peter
Simon Lynam .
Peter dGroben .v
Claus . Schultze Walsleve .Hinrick . Arnd Mattisz . Mewesz Caspar Hanns Hadewig .
. Stroband Bertold Thews Peter . Garnkoufer Bernd Ryke
. Trebusz Peter
Hans . Franck Thomas Wynsz .
.Hans Ratenow Volker .Volcker AAugustin ugustinus BartholomeusPl
Aus den Strafliſte n über die Teilnehm er 1448 . am Aufstand
Claws Junge Schulte . Hanns Tymmermann . Czibichen Henitz 8. .u w
Nickel . Sasse
. Mattis
BenedictusSchulte .
Claws . Bucholt
Hanns Dylusz .
Peter Grne .(?)
1451
Zu vorstehender Arbeit wurden Manuskripte eingesehen aus folgenden Bibliotheken und Archiven. 1. Dem Königl. Kreisarchiv zu Bamberg. a) Urkunden. (Beziehungen der fränkischen Hohenzollern zu Würzburg, Kurpfalz, Kurmainz, Würtemberg und Baden, ferner zu verschiedenen fränkiſchen und schwäbischen Reichsſtädten. ) b) Das zweite und das dritte kaiserliche Buch Albrecht Achills. c) Reichstagsakten Band V.- VIII . d) Zwei Faszikel-Akten : Bündnisse der freien Städte und des Adels gegen die Reichsfürſten. e) Zwei Bände Brandenburgische Rezesse und Verträge. f) Fehde-Akten. g) Akten, betreffend die Stiftung eines dreijährigen Friedens durch Albrecht Achilles in der Fhde zwischen Heinz Rüd von Collenberg und den Städten Rothenburg und Dinkelsbühl. h) Chronik der Stadt Rothenburg 1461-1463. 2. Dem Königl. Geh. Staatsarchiv zu Berlin R 21, 9a, b, 15, 16, 23 a, 26, 28a, 1 , 30, 48, 57b, I 57c, I 58, 69a, 69b, 84a, 96, 97, 111 , 112, 116a, 117, 118, 124, 129a, 139a, 139 b, 145, 155a, b, 155f, 155i, k, 155g, 155d, 155c, 155e, 156, 164a, 165, 157a , R 78, 14, R 78, 25, R 78, 26. Urkunden. 3. Der Königl. und Universitätsbibliothek zu Breslau. Die Manuskripte der ehemaligen Universität zu Frankfurt a. O., vor= nehmlich I F 22 29 51. 4. Aus dem Stadtarchiv zu Gardelegen. Urkunden. 5. Aus dem Königl. Staatsarchiv zu Magdeburg. Urkunden. Streitigkeiten mit Halle ( II 760). U VIII 77-79. 6. Aus dem Königl. Alg. Reichsarchiv zu München , Reichstagsakten, Regensburger Serie. 7. Aus dem Königl. Kreisarchiv zu Nürnberg. Drei herrschaftliche Bücher Albrecht Achills. 8. Aus dem Stadtarchiv zu Salzwedel. Urkunden.
Ferner hat der Verfaſſer bei Gelegenheit früherer Arbeiten angefertigte Excerpte aus Henning Brandis Diarien. (Manuskript der Beverinischen Bibliothek zu Hildesheim) auch diesmal stellenweise verwertet.
Anhang.
I. Friedrichs Streit mit Halle. Königl. Staatsarchiv Magdeburg.
Erzstift Magdeburg II. 760.
Repert. A II, Tit. XXVII, Halle 12 . A. 15. Juni 1457.
Vigilia Corpus Christi .
Schreiben der Stadt Halle an den Erzbischof Friedrich von Magdeburg : uff sontag trinitatis erstlichen had uns dy friegraffe zu Arensberg ettliche schrifft gesant , wie uns der hochgeborne furste , her Frederich marggrave von Brandem burg unser gnediger herr vor dem heymlichen gerichte da selbst beclaget had in meynung uns villichte zuvorfolgen in massen wir uwern gnaden eyn abeschrifft sulchs brieffs hyr inn myt vorsloszen senden , nu uns dann der gnante furste, her Friderich margrave zu Brandemburg vormals vor uwen gnaden nach vor nymands ny vorclaget had, wir auch nicht enwissen, das wir synen gnaden wes phlichtig weren, do von wir bitten myt fliesze ,
uwer gnade wolle
uns kegen den
gnanten hern Ffrederich marcgraven zu Brandemburg unszen gnedigen hern vorschrieben und vorbitten
das
sine
gnade
ober uns und dy unszn keyn uszwendigs gerichtes clegede vorfolgunge ader beswerungk gehn lasse , sundern vormeynte sine gnade sachen anspruche ader clegede kegen uns ader dye unsern zu haben , dar inn sal uwer gnade unser und der unsern nach syner gnaden schulden und unsern antwurten zu Anm. Bei Manuskripten aus dem 15. Jahrhundert ist im allgemeinen nach den von Weizsäcker in den Reichstagsakten I. aufgestellten Regeln be treffs der Orthographie verfahren worden.
222
eren , glich und rechte fulmechtig syn , kegen syne gnaden nicht unrecht zu syen, das wollen wir umb uwer gnaden williclichen gerne vordyenen.
2. 17. Juni 1457. Erzbischof Friedrich an Kurfürst Friedrich II.: Dysse ingesloszen brive , dy uwer liebe wol
vornemen wirdet, haben uns unser lieben getruwen , der rath unser stad Halle gesant, also han wir uwer spruche die uwer liebe zu den unsern von Halle vermeynt zuhaben vor nicht vernomen , so uwer liebe derhalben keyn schrift, noch sust an uns gethan , nach verclaget had und nach dem wir dann der unsern von Halle gein uwer liebe zu gliche , eren und rechte gantz mechtig sint, bitten wir uwer liebe mit allem fliesse gutlichen , ir wollet solich vornemen , myt den heym lichen gerichten gein den unsern abestellen und keyne vor folgunge nach beswerunge uber sie uszgehen lassen , sundern vermeint uwer liebe schulde ader spruche su yn zu haben und sie ane antedinge nicht zu lassen, wolle uwer liebe uns zuvorstehene geben , so wollin wir uns sollich sache in gute und sust abezutragene und zuvorfugene , muhen und be flieszigen, so das sollich vornemen und furderunge der heym lichen gerichte nicht bedurffe noth werden ; uwer liebe wolle sich so hyr inne finden lassen , als wir des eyn sunderlich vortruwen zu uch haben, das wolle wir umb uwir liebe alle bitten uwer richtig beschrieben ant geben zu Gebichenstein am fritage nach unsers hern lichmans tage anno dm. etc. L septimo . zeit gerne vordyenen.
wurt.
3. 23. Juni 1457. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg an den Erzbischof von Magdeburg: Friderich von gots
gnaden
margrave
zu Brandenburg
kurfurste dem ernwerdigsten in got unserm besundern lieben heren und frunde heren Friderich erzbischoff zu Magdeburg. Unsern
fruntlichen dinst zuvoren ,
ernwerdigster in got
besundern lieber herr und frund, uwer liebe schriben von der von Halle wegen uns yczt gethan und yren bryff myt gesant
223
dabey vermeldende ,
das ir unser zusprach gegen die von
Halle vor nicht habt vornomen, das haben wir alles wol vor standen und hetten gemeint, ir hett das wol gewyset, so ist es uwer liebe vorgessen, als wyr hybie wol vormercken [ hir¹) wirdet verlutet margraff Friderich spruch zu den von Halle] und vermanen uwer liebe
des indechtig zu sien bey dem
warzeychen , das wir desselben mals uff uwerm slosse zum Gebichenstein lagen , und mit uwerm bruder guten malmasy truncken und wol lebeten, als uns dy von Halle on schult in die stad nicht lassen nicht gleiten, nach nicht herbergen, wo und hette wir nicht zuflucht gewisset zum Gebychenstein, so hetten wir dy nacht mit den unser in derselben osterlichen heiligen
zit
muszen
uff
dem felde legen , darzu wer
uns
euer bruder unser heymlicher sunderlicher guter frunt nicht entgegen komen und uns hinden uff uwer slosz gebracht, sie hetten uns villeichte andern homut beweiset, des wyr doch umb sy ny vorschult haben und solt eynen solcher loblicher zeyt nicht gescheen etc.
geringern zu
doch wy dem, so
wollen wir uwer liebe zu willen und fruntschaft eyns frunt lichen tages daran zu machen gern gehorn, an geleglich stete, kan uns dann vor sulchen hon und zusprach von on genug gescheen, dar wollin wir gerne zuschicken, doch das das ge schee bynnen solcher zeit als yn der frygrave geschreben had und konde wir uwer liebe zu willen und dinst gesien, das teten wir gerne . Dat Coln an der Spreu am dornstag sand Johans Bap tisten abend anno dm. 1457.
4. 1. Juli 1457.
Antwort des Erzbischofs : • • Als uwer liebe uns
uff unser schriefte am
nehsten von der unsern von Halle wegen , an uch gethan wedder geschrieben had
uszdruckende die
zuspruche ,
die
uwer liebe zu den selben von Halle vormeint zu haben, be rurende mitte , ir wollet uns zu willen und fruntschaft eyns fruntlichen tages daran zumachen gehoren und dar gerne zu
1 ) Folgt am Rande.
224
schicken, doch das das geschee bynnen sollicher zeit, als yn der friegrave geschrieben habe etc. sollichs dancken wir uwer liebe mit allem fliesse sere und bitten die selbe uwer liebe myt besunderm gantzem fliesze , ir wollet uwer rete uff den nehsten fritag nach sente Margareten tage, schirst gen Czerwest uff den abend in der herberge zu szene schicken , do selbst wyr dann unser rete mit den unsern von Halle gen uwern reten senden wollen , die sache nach nottdurfft zuvorhoren und zuversuchene, ob man dy in guthe abegetragen und bie legen mochte . uwer liebe wolle sich des nicht swere sien lassen und uns hieran furder zuwillen werden . das wollen wir umb uwer liebe besundern gerne vordinen . antwurt.
bitten uwer
gebin zu Calbe am fritage nach Petri et Pauli Aposto lorum anno dm . 1457.
5.
6. Juli 1457. Friderich von gots gnaden , marcgrave zu Brandenburg kurfurste, dem ernwerdigsten in got unserm besundern lieben heren und frunde, hern Ffriderichen erzbischoff zu Magdeburg. Unsern fruntlichen dinst zuvor erwerdigster in got be sunderen lieber herre und frund , uwer schrieben von wegen der von Halle uns yezt widder gethan bittende unser rete bie die uwern uff eynen tag zuschicken gein Czerwst am fritage nach Margarethe haben wir wol vorstanden und wern des nach uwerm begeren in willen gewest , vorhindert uns doch daran , das wir notiges umb die zit in das lant zu Lusitz rietten und sust auch zu den sachen ettlicher unser frund rete bescheiden mussen , das wir das an der gnanthen stad und so kurz nicht geschickin konnen, doch uwer liebe nach zu willen wollin wir unser raht umb der sache wille bie die uwen schicken
in uwer liebe eygen stad gein Juterbogk,
das die gewiszlich am sontag nach Margarete uff den abend sulcher sachen zuwarten und kunden wir
dar sein sullen ,
uwir liebe mehr zu willen und dinste gesein , das teten wir gerne. Dat Coln an der Spreu am mittewochen nach visitacionis Marie. anno dm. 1457 .
225 6.
11. Juli 1457. Antwort des Erzbischofs : Er teilt mit ""das wir uns uff hute zu abend her gein Isleuben uff eynen tag der irrenisse halben zwusschen unserm hern und frunde von Halbirstad und unszem ohemen von Stalberg uff eyne und unserm ohemen von Reynstein uff dy andern siethe enstanden , gefuget haben , uns dar inne als eyner der gerne wolt, das die in gute zufurt werin flieszigen zu muhen, und wissen nicht , wann sich der tag geendigen moge von derwegen und umb kurze der zit, ferre der stete und auch ,
das wir fast unser rete hie bie uns haben , wir vorhindert werden , die unsern uff gedachte zit und steteg ein den uwern zusendene und bitten uwer liebe myt besundern und allem fliesse, ir wollet solche sache gein den unsern von Halle ane furder regen und in guthe bis das uwer liebe und wir selbs zu sampne komen ruhen und bestehen lassen, oder ap uwer liebe , des furder nicht vormeinte zuthune zu sien, wann danne uwen liebe sachen darumb ir uch itzund ins land zu Lusitz fugen musset, entlestiget und uns sollicher der unsern von Halle sache halben eynen andern tag gein Zerwst und vierzehen tage zuvorn zuschriben wirdet , wollin wir unser rete myt den unsern von Halle gein uwen reten gerne schicken , wann wir ye der unsern von Halle gein uwer liebe zu eren und rechte gantz mechtig sind ; uwer liebe geruche sich hirynne uns zu willen gutwillig finden zulassen , wollen wir umb dieselbige uwer liebe allezeyt gerne vordyenen. bittende des uwer richtig antwurt. gebin zu Iszleuben am mantage nach Kiliani . anno 1457." 7.
17. Juli 1457 . Friderich von gots gnaden bischoff zu Lubus dem er wirdigsten in got unserm besunderen lieben heren unde frunde, heren Friderichen erzbischoff zu Magdeburg. Unsern fruntlichen dinst zuvoren ernwerdigster in got besunder lieber herre und frund , als dann die uwern von Halle uff hute gebung disses briefes dy yren von yres rats wegen gein unsers gnedigen hern des marcgraven von Brandemburg reten her gein Juterbogk sulden zu tagen ge 15 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d. M.
226
schickt haben, dar dann uwer liebe rete lichte auch zukomen soldin sien, den selben tag haben wir von des gnanten unsers gnedigen beren wegen , myt anderen
syner gnade trefflichen
reten und mitsampt unsers heren von Sachsen trefflichen reten uff hute albyr besucht ... haben dy von Halle zu demselben tage nymands gesand , sundern als wir also mit des gnanten unsers gnedigen und auch myt unsers heren von
Sachsen
reten bie eynander gewesin sin , ist uns uwer liebe brieff bracht an den obgnanten unsern gnedigen heren lutende, den wir uff gebrochin und gelesen haben und wollen den forder an sine gnade bringen , und wes wir uwer lieben gedinen mugen, das thun wir allezeit gerne.
gebin zu Juterbogk am sontag Allexii. 8. 6. September 1457. Erzbischof von Magdeburg an Friedrich von Brandenburg : • 29 wir fugen uwir liebe wissen , das am dornstage nach sent sent Bartholomeus tage nehstvorgangen Jacoff von Polenczk und Poppe von Kokericz myt yren frunden und helffern , die wir uch hie inne namhaftig vorzeichent senden in der hochgebornen unsern besundern lieben heren gefattern und frunde heren Jurgens heren Adolffe und heren Albrachts fursten zu
Anhalt
land und herschaft
und durch yre ge
twenge gezogen sint und haben uff dy unsern von Halle , dy yren fryen marc
in yrer stad Zerwst besucht hatten , ge
halden, sie in der gnanten unser heren und frunde van An halt lande und in yrem gleite nedder zulegene und zube schedigen , so das auch durch schrieft der gnanten unser heren und frunde von Anhalt an uwer liebe gelangen wirdet, eyn solichs die vorgnanten unser lieben heren und frunde von Anhalt und wir uns zu den uwern ye nicht vorsehin hetten und des gantz umbesorget und unvorwart von on gewest sint und so wir dann mit uwer liebe nach unser beyder selbs zu sampne vorsprachen , so ir wiszt gar gutlich daran sitzen und des zusiene zu uwer liebe in unzwivelichem vortruwem sint , vorsehin wir uns gantz das uwer liebe deshalben gein den uwern ye eyn missegevallen haben werdet und bitten uwer liebe mit allem fliesze uffs so gutlichst wir mogen , ir wollet die selben dy uwen so anhalden und haben das den
227
obgnanthen unsern lieben heren und frunden von Anhalt uns und den unsern umb eyn sollichs von den uwen wandel und sovil eyn notdurft ist , geschee und von yn mehr zu begehen vorwart werden und uwer liebe wolle sich, so hiran beweysen und halden, dadurch das uch sollichs leyt sie und uwer ernst darynne irkanth werde, so wir des und alles guthen eyn ganz zuversicht zu uch tragen.
das wollin wir umb uwer liebe in
glichem und anderm allezeyt fruntlich gerne vordyenen ; bitten uwer richtig antwurt. gebin zu Gebichenstein am dinstage nach Egidii anno dm. 1457."
9. 10. September 1457. Friderich von gots gnaden marcgrave zu Brandburg kur furste etc. dem erwerdigsten in got unserm besundern lieben heren und frunde heren Friderich erzbisschoff zu Magdburg. Unsern
fruntlichen dinst zuvoran erwerdigster in got
besundern lieber herre und frund uwer schrieben und itzunt gethan über etzliche , der namen ir uns in eyner zettel ge sant, die dann uff dy uwern von Halle gehalden und die uff unser obeym von Anhalt strassen dermlegen¹ ) haben wolden, das habin wir vorstanden, so sein ettlich in der cedeln vor zeichent, dy die unsern nicht sein, doch welch die uns ange horen, den wollen wir uwir schrieft verhalten und sie darumb zureden setzen und hoffen dieselben werden sich gein uwer liebe nicht unrecht halten. gebin zu Rathenow am sonnabend nach nativitatis Marie 1457.
Zettel. ,,Auch lieber herre und frund weisz uwer liebe wol wie es
zwisschen
sollichs
uns
und
den
von
Halle
gewand
ist ,
wer
ader grossers an in gescheen , das wer uns
nicht leyt wiewoll dach das an unser wissen willen und volbord gescheen ist. Dat. ut. supr.
des uwer liebe in warheyt gleuben sal. "
¹ ) wohl derniederlegen.
15*
228 · 10.
4. Dezember 1457.
Antwort des Erzbischofs : ,, als
der
wirdige
er
Arnt
Treszkouw
unser
thumprobst zu Magdburg und lieber andechtiger von uwer liebe uff dem tage zur Wilsznack von sache wegin , so ir zu den unsern von Halle wegin vermeynt zu haben abge scheiden ist , das ir die bisz uff winachten schirst gerne in gute ruhen und bestehen und derhalben tage in unser stad Juterbogk warten lassen woldet etc. so konnen wir unsicher heyt und auch sust veler ander sache halben der unsern von Halle gein Juterbogk zu tagen nicht geschicken sunderen wir bitten uwer liebe mit vliesze , ir wollet des tages zu leistene zu Czerwst wartende sien und uns die nach dyssen schirsten winachten zuschrieben und dy sache bisz zu sollichen tagen in gute ruhen und anstehen lassen und wolde uwer liebe dem so thun , so welden wir unser rete mit den von Halle do selbsthin gein uwern reten gerne schicken usz sullichen sachen nottdurfftigen handel zu haben , zu vorsuchene ,
das man dy
in guthe abe getragen und bie gelegin muchte ; uwer liebe wolle das sich hyr inne uns zu willen gutwillig finden lassen. uwer
wollin
wir umb dy selbige bittende uwer antwurt .
liebe
gerne
vordinen .
gebin zu Calbe am sont. sente Barbaren tage 1457."
11. 7. Dezember 1457 . Antwort Friedrichs von Brandenburg : ,,als uns uwer liebe von der von Halle wegen geschrieben had tags halben nach dissen wyhnachten mit in zu Czerwst lassen besuchen und uwer liebe den zu zu schrieben etc. haben wir wol vornomen ; also stet uns in den dingen hinder unserm lieben
swager
herzog Friderich
von
Sachsen mit in nichts an zugeen , wann wir uns ytzund zu sampne vortragen haben , sich eyner an den andern mit in nicht zurichten , dem wolle uwir liebe dorumb auch schrieben und sulchs schribens und vormanung ytzund mit dem gnanthen unserm swager an sie gethan, uns nicht vor ubel haben, dann als uns uwer liebe so lang nichts dovan geschrieben hat,
229
dachten wir, ir hett des vorgessen, sundern das gutlich stehen sal unser halben zwusschen bir und winachten glichwol ge halden werdin, in massen wir uch vor bey uwerm thumprobst zu entbotten haben ; konde wir uch wo mit an dinste gesien, teten wir gerne . Dat. Syeser am mittewoch nach Nicolai 1457." 12.
7. Dezember 1457.1) Friedrich von Brandenburg und Friedrich von Sachsen an die Stadt Halle : 11 Unsern grus zuvoren ersamen wiesen, lieben bisundern , wir haben zuspruche zu uch , ist unser ernste begerung , das ir uns dorumb in dyssen nehsten virzehentagen uszrichtung tut und
uns domit nicht ferrer vorzihet ; werdet ir dem so
nicht tun, mussen wir wege furnemen , das wir derhalben so vil sichs gebort an uch erlangen ; uwer beschrieben richtig antwurt. gebin zu Juterbogk ȧm mittewochin nach Barbare anno 1457." 13.
8. Dezember 1457 . Antwort der Ratmannen und Innungsmeister von Halle an die beiden Kurfürsten : 29 Unsere willigen dinst uwen gnaden allezeit bereyt. hochgebornen fursten , gnedigen lieben heren , als uwer beyder gnaden uns itźund geschriebin han, ir habet zuspruche an uns ,
sey uwer ernste begerunge uch darumb in dyssen
nehsten vierzehentagen uszrichtunge zu thun und uch damit nicht ferrer vorzihen , wurden wir dem so nicht thun , mustet ir wege furnemen , das ir derhalben so vil sich geborte er langetet.
gnedigen heren , wir haben uwer beyder gnaden
zuspruche nicht vernomen , uns ist auch von keynen zuspruchen, die ir zu uns gehaben mochtet, wyszlich, doch so wolden wir gein uwern gnaden ye ungerne unrecht nach uch glichs und rechts uszgehende sien , und so uns uwer beyder gnaden zu ¹) Zwei andere Abschriften desselben Schreibens, die gleichfalls im ſelben Volumen enthalten ſiud, haben am ,,Mantage nach Barbare", das wäre am 5. Dezember.
230
spruche zuvorstehen gegeben werden , ist unser gnediger herr von Magdburg unser so wir sinen gnaden gewand und die sinen sind , darzu uwen gnaden das von ym uff tagen , do sine gnade uns zu uff und abe sicher und felich bringen mag zuthune
und zupflegen gantz
und
fulmechtig ; womitte wir
uwern gnaden zu willen gesin konnen, thun wir gerne . gescrieben under unser stad secret
am dornstage unser
lieben frauwen tag concepcionis anno dm. 1457." 14.
13. Dezember 1457. Ratmannen und Innungsmeister teilen dem Erzbischofe von Magdeburg mit, daß ihre beiden Gegner, die Kurfürsten von Sachſen und Brandenburg, ihnen eine Schrift übersandt hätten : ,,dar inne sie beruren zuspruche zu uns haben in massen uwer gnade yre schrift vorder wol vornemen ܢwirt ; gnediger lieber herre, wir enhaben der beyder fursten unser gnedigen hern zuspruche nicht vernomen, wolden auch ungerne in yren schulden ader zuspruchen sein und wenn uns yrer beyder gnaden zuspruche zuvorstehende gegaben werden, so ist uwer gnade unser nach der gnanten fursten unser gnedigen heren schulden und unser antwert zu gliche, ere und rechte uff tagen, do uwer gnade uns zu uff und abe sicher und felich bringen mag, zuthun und zupflegen ganz fulmechtig , in be sundern flies bitten uwer gnade wolle uns kegen die gnanten fursten unser gnedigen heren vorbitten und vorschriebin wollen wir umb uwer gnade williclichen gerne vordinen . gebin under
unser stad secret am dinstage Lucie vir
ginis anno 1457. “
15. 13. Dezember 1457. Erzbischof von Magdeburg an Friedrich von Sachsen
(desgl.
ein gleichlautendes Schreiben an Friedrich von Brandenburg) in be= treff des von den beiden Kurfürsten an Halle gesandten Briefes (Nr. 12) :
,, wir hetten uns sollicher schriefte und so an dy unsern zuthunde, nachdem es zwischen uwer liebe und uns gewant ist ye nicht vorsehin und hetten wol gemeynt , hette uwer liebe einiche zuspruche zu den unsern von Halle meynet zu
231
haben , ir hettet uns darumb geschrebin und uns dy vorluten lassin, als wir auch nach meynen billich sei vorstehen lasset, wie dem alles mag uwer liebe die unszn von Halle umbethe dinget nicht lassen, sint wir yrer zu gliche und rechte ganz fulmechtig. wurmitte wir uwer liebe zu dinste und willin ge sin mochten, tetin wir gerne. gebin zu Calbe am dinstage Lucie virginis , anno
domini 1457." 16. 26. Dezember 1457. Die beiden Kurfürsten an den Erzbischof : ,,So ir uns itzund von der von Halle wegen geschr. habt, das ir uch sollicher schrift an sie gethan zu uns nicht vor sehin hett, so es zwisschen uns gewant sey etc., hoffen wir, das wir nicht unbillichs furgenommen habin, wann uch unser margrave Fridrichs zuspruch vormals durch schrift geuffen bart und uch nach wol unvorgessen ist , so wirdet yn unser herzog Friderichs anclag, wann sy des zu tagen komen auch nicht vorhalden und getruwen gantz sollicher hon und ober farung, den sy uns gethan habin , sey uch leyt , kan sie nu uwer liebe dozu vermogen, das sy kurzlich zu gelegen tagen komen und uns in fruntlichkeyt darumb gnuge thun , némen wir lieber dann mit anderer harten manung liebe antwort.
und des uwer
gebin zu Missen am mantag Sthephani prothomartiris under unserm herzog Friderichs insigel , des wir marcgrave Friderich hirzu uff dismal gebruchen . anno dom. etc. 58.“ 17. 31. Dezember 1457.
Schreiben der Ratmannen und Innungsmeister von Halle an den Erzbischof in betreff des Schreibens Nr. 16 : ,,und als sy dann beruren uwen gnaden sey sin marc graff Friderichs zuspruch vormals durch schrift wol geuffin bart und uns werde sin herzog Friderichs anclag wann wir des zu tagen komen , auch nicht vorhalden und
getruwen
sollicher hon und oberfarunge, den wir yn gethan sollin han uwen gnaden leyt sey und
kondet yr uns
dazu vermogen,
das wir kurzlich zu gelegin tagen qwemen und yn in fruntlich
232
keyt dar umb gnuge teten, nemen sy liber dann mit anderer harten manung ; gnediger lieber herre uwen gnadin sint unser glichs ere und rechts gebote, die wir gein dem gnanten marc graven Friderichen vormals uff uch getan han wol wiszlich und uwer gnade ist unser nach also und ab er uwer gnade vorslahen wurde der hochgeborne furste und herre , here Wilhelm herzog zu Sachsen lantgrave in Doringen und marc grave zu Myssen unser gnediger lieber herre auch also gantz und fulmechtig des uff gelegeliche tage vor uwer ader sine gnade, welchen er uffnemen wirdet zu komen und ym nach sinen zuspruchin und unser antwert zu flegin , sovil wir ym pflichtig gesien mogen uwer gnade und der obgnante unser gnediger herre herzog Wilhelm sind unser auch gein dem obgnanten herzogen Friderichin , ym nach luthe der eynunge und vorschribunge dor inne uwer gnade mit uwem stifte landen und luthen mit ym und sinen landen und luten sitzet, so wir dy uwen und damitte begryffen sind zuthune , sovil geborlich und wir schuldig gesin mogen, fulmechtig. uns ist auch unwiszlich, das wir den obgnanten herzog Friderichen von Sachsen und marcgraven Friderichen von Brandemburg eynichen hon und oberfarunge gethan hettin, wolden das auch ungerne thun ; uber das alles so ist uwer gnade und der ergnante unser gnediger herre herzog Wilhelm von Sachsen unser zu fruntlichin gelegen tagen , dar zu uff und widder von dann in unser gewarsam uwer gnaden uns sicher und felich bringen mogen mechtig und wollin uns gein den ob gnanten fursten nicht unredelich nach unrecht findin lassin und bitten uwer gnade mit undertenigen fliesse , ir wollet sollichs vor uns bietende und uns das von uns ufftonnemen und nicht zuvorslahen und uns darbobin umbenotiget zulassen gnediglichen vorbittende sin ; das wollin wir umb uwer gnade allezeit williglich gerne vordinen . gegeben under unser stad secret am sonnabende Silvestri pape anno etc. 58°." 18. Undatiert. Schreiben des Erzbischofs an die beiden Kurfürsten : ,,uwer schrifte uns ytzund von der unseren von Halle wegin widder gethan, han wir vernomen und die unseren lieben getruwen rathmannen und meystern der innungen der gnanten
233
unser stad Halle furder zu verstehin gegebin , dy uns dann dar uff den ingeslossen bryff fur antwurte
widder
gesant
habin, das usz yr yre meynung und irbyetung wol vornemen wirdet, als bitten wir uwer liebin mit allen fliesse , ir wollet sulliche erbietung der unsern uffnemen und nicht verslahen und es nach den zu gelegelichin tagen und usztregin komen lassen , wanne uns das die unsern von Halle uch hon und oberfarung thun solden nicht lieb were und getruwen uch gantz ir werdet uch so hyr inne zum bestin finden lassin als es zwusschin uch und uns gewand ist; das wollin wir umb uwer lieben gerne vordinen.
des uwer richtig antwort. "
19. 9. Januar 1458. Schreiben der beiden Kurfürsten an den Erzbischof über den Vorschlag , Wilhelm von Sachsen und den Erzbischof als Schieds richter anzunehmen : ..... ,,slaben wir umb mehir glimpfs willen den gnanten nnsern bruder und swager nicht usz , sundern wann die von Halle denselbin unser bruder und swager vermogin , sollichs an sich zunemen uns beyden sollichen tag an gelegeliche stete in kurz zulegen uud zu zuschriben und dem allem also nachzukomen, wollin wir unser rete dazu fertigen und schicken die sachin zu handeln lassin, domit sie zu fruntlichem usztrage nach unser beyder nottdurft bracht und in der gutlichkeyt also zufurt moge werdin, bittende hyruff uwer richtige unsu meliche antwurt. gebin zu Torgau am mantage nach epiphanie anno etc. 58. under unserm herzog Ffriderichs insigel , des wir marcgrave Frederich zu dyssem mal myt gebruchin. "
20. 14.
Januar 1458.
Antwort der Ratmannen und Innungsmeiſter von Halle an den Erzbischof auf das ihnen mitgeteilte vorige Schreiben (Nr. 19 ) : ,,Gnediger herre, uwer gnade had unser glichs ere und rechts gebote, die wir vormals und nehst und umb uszbrei tunge willen meres glympfs und ferrer, dann wir bedurft usz gehin lassen, wol vornomen, so uns nicht zwivelt die gnante
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herzog Ffrederich und marcgrave Friderich auch gethan habin dem sal von uns nach gegangen werdin. wir wullen auch den vorgnanten unsern gnedigen hern herzog Wilhelm von Sachsen sollichs nach unsern gethanen gebothen an sich zu nemen und tage zu setzen uffs vlieszigste und demutigste ersuchen und bitten , so uwer gnade merkt, das wir das an sinen gnaden nicht anders dann myt bethe und nicht durch vermugen er langen konen und konde uwer gnade uns gein den obgnanten fursten herzog Fredrichen von Sachsen und marcgrave Fride richen von Brandemburg den angehaben gedrang gein uns abezustellen und vorder zuerlassen vorbitten , das weren wir umb uwer gnade zu vordynende willig. gegeben under unserm secret am sonnabend Felicis in pincis anno dom. etc. 58 °."
21. 14. Januar
1458.
Erzbischof Friedrich an die beiden Kurfürsten : · ,,so wir uwir lieben am nehisten uff uwer widder schrift umb die unszn von Halle geschrebin , habin wir wol den selbighen uwen bryff den unsern von Halle vorder zuvor stehin gebin und auch des by unser eygin botschaft widder schriebin als habin wir sulche uwer schrifte an die unsern von Halle vort gelangen lassin , die uns danne daruff den in geslossin brief gesandt haben , den ir wol vornemen und es nach der unsern gethanen geboten so wir uns zu uwer liebin ye nach wol vorsehin zu usztrage komen lassen werdit. gebin zu pincis 1458."
Gebichensteyn
am
sontag
nach
Felicis
in
22 .
8. Januar 1460. Schreiben des Erzbischofs an den Kurfürsten von Sachsen: (gescr. uff. der von Halle schrifte von des brives wegen Sander Vullenspeits frigreven) . ,, den ingeslossen bryff uns
von dem
ersamen
rathe unser stad Halle unsern lieben getruwen zugesand, wirdet uwer liebe wol vornemen , als zwivelt uns nicht uwer liebe sey noch in guter gedechtnis , wie sich die unsern von Halle der spruche halben so yr zu yn vor meynt zu haben ,
vormals erbothin habin auch der betedin
235
gunge durch den hochgebornen fursten heren Wilhelmen herzogen zu Sachsen etc. unsern besundern liebin heren und frund, uwen bruder nest zu Merseburg gescheen und versigilter recesz daruber gegebin und durch uwer rethe vorwilligt und uffgenomen und nach dem dann die unsern von Halle sich allezeit getanen yren geboten und auch betedigunge nach zu komen und gnug zu thune uberbotig gewest und auch nach sind, meynen wir yn das uwer liebe sollichs vornemens gein den unsern nicht nott were , so uwer liebe auch weisz ,
das
ich nach luthe unser fruntlichin eynunge und verschriebunge daran mit uwer liebe setzen das so furzunemene nicht geburt, so in derselbten eynunge clerlich uszgedruckt ist , wie unser beiderseit und auch der unsern gebrechen abgetragen und ver richt werden sollen , do von bittin wir uwer liebe mit gantzem vliesz , ir wollet der unsern von Halle gliche erbiethungen betey digunge des gnanten unsers lieben heren und frundes uwers bruders und auch wie uwer liebe und wir
gein
einander
vereynt verbunden und verschrieben sint, ansehen die sachen so zu usztrage (zu) komen zu lassen und dorbobin nicht ander nach fremde vorderungen gein den unsern furnemen , so wir des zu uwer liebe nach eyn gud vertruwen haben uff das uns furder schrifte und ferrers ersuchens derhalbin nicht not werden durffe , wollin wir
umb uwer liebe gerne vordinen .
bittende uwer beschrebin antwurt, darnach wir und die unsern von Halle uns zu richten haben. gebin 1460."
zu Gebichenstein am
mittwochin nach epiphanie
Dasselbe Schreiben an Kurf. Friedrich an Brandenburg : ,,uff die furnemen der heimlichen gerichte." Nur heißt es vom Merseburger Tage : „ recesses daruber gegebin und durch uwen geschigkten secretarien vorwilligt und uffgenomen."
24. 22. November 1468. Schreiben des Erzbischofs Johann an Halle : · ,,als yr nebst der brive halben uch nuwelich von
unsern heren dem keiser zugeschickt von uns abgescheiden seyt; begern wir, ir wollet uff dornstag nach Andree uff den haben
wir uff
fritag darnach zeitlich zu halbem mittage unserm
Capittel
abend merglichen gein Calbe
schicken ,
so
236
und dem rate unser alden stad Magdburg auch vor uns be scheiden usz sollichen schriften und sachen nach nottdurft zu handelne und zu ratslagen ; des nicht verhalden ist uns zu danck .
gebin zu Calbe am dinstage Cecilie.
anno dom. 1468.“
25. 24. Mai 1468. Schreiben Friedrichs von Sachsen an Halle: ,,uns haben vorbracht der rath zu Pegau unsere lieben getruwen, das in eyner den sie uch wol nennen werdin gedrawet hat zu mortbornen , der selbige denne oft in uwer stad zu Halle zu halt habin sulle , alszie uns das undericht habin. davon begern wir mit gantzim flisze bittende ab die selbigen unser rath adder stad von Pegau komen zu uch, schickin adder irsuchen werden , in alszden das rechten zu im zu gunnen helffen und gestatin alsze wir uns das gentzlich zu uch vorsehen , das wollin wir in allim gute widderumb kein uch erkennen und thut uns dar an eyn gantz grosz wol gefallin. gebin zu Missen am anno 1468.
dinstag
nach vocem iocunditatis
20. 2. Februar 1458. Friedrich von Sachsen an seinen Bruder Wilhelm : ,,Bruderliche liebe mit gantzen truwen
allzeidt zuvoren
hochgeboren furst lieber bruder, als uwer liebe uns am nechsten eyne abschrift der van Halle briffs an uch gelangt, zugesandt und under andern in eyne stucke berurt habt das ir nach willig seit gutliche tage daran zumachen ,
als ferre uch das
von unsem lieben swagern und uns verwilligt wirt , und alles das furzunemen ,
das
zu
eynickeit und gutwesen
allethalb
dinte , bittende uns willig , dar innen zu finden lassen , mit sundern inholt des selbin stucks etc. habin wir uwer liebe am jungsten in eyner zedeln daruff geantwort wie wir unser botschaft an unsem swagern darumb hedten unde walten uch des auch in kurz eyn wissen thun, nu had uns derselbe unser swager des syne meynungen wieder zu erkennen gebin, unde steht daruffe, wanne uwer liebe uns beiden der sachen halben eynen tag an geleginliche stete ,
in kurz zuschriebet
dach uszwendig der tage zu Bamberg und zu Liptzk , die ir
237
wal wiszet , so wullin wir unser rethe gerne darzu schicken und uwer liebe gutlichs handels lieber dann sust imandts in den sachen vergunnen , das abir unser swager und wir gein den
von
Halle
personlicken
zutagen
rithen
solten , des syn wir also nicht gemeyndt , es walt auch nicht fuglich sin, die sachen mit den van Halle uff dem tage zu
Liptzk
zuhandeln lassen ,
dann uwer liebe weisz wol,
was merglichen sachen durch die fursten uff dem selben tage zu Liptzk sind furzunemen den dann die Hallische sache mocht hinder nus gebin, so die auch solt furgenommen werden, so ist auch unser swager nicht willens das verbieten zufurens den von Halle die wiele zucugen lassen und zu offenen , es sei dann das solch sache uszgetragen werde , des wir mit ym also auch eyn sindt , nach dem die sache uns beiden berurt , disz schrieben wir uwer liebe zu von unser beider wegen, bittende uch solchs tage setzens in obgerurter masse also anzunemen dann so es zu tagen kompt, wirdet uwer liebe usz unsem zu spruchen und schulden gein den van Halle wul verstehin, das unser swager und wir geyn yn nicht unrecht
sindt und
getruwen uwer liebe wal ir werdet uwers vermogens guten vliss thun, domitt unser swager und uns notdurftige erstatnus van den von Halle in der gutlichkeid derhalben wiederfare, wellen wir umb uwer lieben gerne vordinen . gebin zu Turgaw am dornstage purificacionis beate Marie virginis gloriose. anno 1458." 27. brief als die frigen scheppen vor die von Halle schriben , sal mynen hern von Kollen gewiszet werden. ,,Item disser
und darby vorzelen laszen das unsze herre herzoge Wilhelm eyn wissender fryger schepphe des heiligen richs ist und wenne sich die von Halle nicht uff ire grosze gerechtickeit verliszen , so were on swer , das sie sulche ire gerechtikeit uf eynen fursten der in frembde ist und deme widerteile so fruntlich gewand ist , setzen solden ; man sal sinen gnaden auch vorzelen , das unszre gnedige hern von Sachsen und Brandeburg
alle
von des kriges wegen zu Francken behaft
und die fursten alle synd unszem hern herzogen Wilhelm und myn herre herzoge Wilhelm in wider so fruntlich gewand, das sie in sampt in eyner hulffe
syn ,
so ist unsze gnanter
238
gnediger here herzoge Wilhelm den von Halle keyns gewand ane alleyne sich der sache durch manchfaldiger erbytunge die der erwirdigiste unszer gnediger herre von Magd , uft vor die sinen von Halle gethan under zogen had."
28. Gravamina des daß er
Kurf.
von
Brandenburg.
Friedrich erklärt,
,,in meininghe zu Halle zuherbergen und die hilgin ostir lichin tage do zuweszen und habe deszhalbin syne bodeschaft gheschickt zu Halle in die stad und lassin werbin umb geleythe und herberge, des allis dann ym vorweigerung gescheyn sie von dem rathe zu Halle und im besundern habe sichs irgebin, das der gnante furste von Brandemburg syner ersten bode schaft habe nachgeschickt eynen andern synen knecht , der uff der brucken zu Halle derselben ersten bodeschaft beiegent sye, so sy dye erste bodeschaft die geleythe und auch her berge an deme rathe zu Halle nicht mochte irlanghin faste myt ylende und snellichim riethen
komen
uff dy brucken
durch verkundighen scuthun synem herren dem marcgraben das synen gnaden sothane geleythe und herberge von denen von Halle nicht werden moghin und habe den anderen knecht ungeverlichen von der brucken gestossin und synt an iren heren den marcgraven geranth und gerouffin,,,wal umbe wal umbe, wyr enmoghen von den von Halle keyn geleythe noch herberge haben" und so habe der marcgrave und dye synen sich musszen obir die
Sale
furin
lassin und
sye
keghen
Gebichinsteyn ghekommen, dar denn geherbergit sye von unszm heren von Magdeburg und hette der marcgraff syn herre nicht obir die Sale gefarin were vorsorchlich gewest, die von Halle hettin om vordir arg zugefugit alsz dann der marcgraff eyn erbir herre und des hilgen richs kurfurste sie und yhe denen von Halle nicht zemelich adir geburlich gewest sie , om und den synen geleyt und herberge scuvorsagen, sie er in sulchir masz von on gehont und vorsmehit, das er zu herzen gnomen habe , und wolde eyn sulchs nicht umb 5 tusent gulden geleden habin und dye wandil zu thun,
von Halle
sien
darumb schuldich
2) Wie das sye sich woldin habin mit den Behemen voreynt und wedir on gesatz den Behemen hulffe und biestand
239 zuthun dem marcgraven synen landen und luthin zu schaden und zuvordrize aber synen heren den marcgraben zu hone und wedirwillen das denn den von Halle nicht zemelich, nicht geborlich gewest sye und heisschit deszhalben von den von Halle wandel etc. 3 ) Wie das sie in irer stad uff gesatz hetten eynen nuwyn zol ane irlobe der herschaft, die des nach rechte macht haben und den zol habin die
von Halle vil iar uffgenomen
von des marcgrave undirsetzin des denn er und die synen schadin geledin habin uff zwintzig tusent guld . Antwort der Stadt Halle: ,,Die jhenne , hetten daz
die
die rath
des
marcgraven
gnade vorgebracht
von Halle on geweigert hettin geleyte
und herberge zu geben und zu staten in irir stad hettin om ser unrecht und ungutlichin ghetan, wenn sye sulchin erbaren fursten adir einichin andern fromen luthin ungerne gelets und herberge weigeren weldin ; war das an sie irlangcte und sie hetten dar
selbist zu Merszburg
mitt sich uff deme taghe
eynen der scu den ghetzidin or rathsmeistern gewest were van deme hettin sie vorstandin , das an on geworbin were von des marcgraben weghin umb geleythe und der hette des marcgraven botschaft eyn uffruchtig geleythe zu ghesagt und derselbe hette auch bestalt by irir stad dyner dar er warthin solde , wanne der marcgrave keme in ore synen gnaden von des raths und der stad
stad
und dann
ire gheschenk
bringen, usz dem men wol vormerckin muchte, daz on unrecht und ungutlich ghescheyn were vam dem die dem marcgraven eyn sulchs vorgebracht hette. auch liessen die von Halle wider sagen
das graff Gunthir von Bichelingin
iris
heren
von Magd . bruder hette lassin saghen in die herberge dar der marcgraff vor der zyd phlag die herberge zu haben , men solde sich uff den marcgraven mit keyner bereydunge richten , wenn er welde on von synes heren wegin zu Gebichenstein furen und do solde her herbergen. Uff dy andern beschuldunghe von des marcgraben weg hin vorgebracht liessin die von Halle sagen und antworten, sie weren sulchs unschuldich, alszdann yrim heren von Magd . wol kuntlich und bewust were und zwivelten nichts der konthe und sie des wol zuentschuldigen." Den Zoll entschuldigen sie mit Wegebesserungsverpflichtungen.
240
II. Zur Politik Johanns von Dänemark. Urk. 236-238 des Königl. Staatsarchivs Magdeburg. 17. November 1493. Schreiben König Johanns von Dänemark an den Erzbischof von Magdeburg : Johann van got gnaden to Dennemarcken Norwegen der Wende unde Gotten konnig gekorne to Swedenn hertoge to Sleswig to Holstein Stormarn unde der Ditmersschen etc. Unsern fruntlichen gruth unde wes wy mehr lieves unde gudes vermogen tovorn ernwerdigester in got vader hochge borner furste lieve ohme unde swager , wy sint bericht dat Zerbst twisschen juwe am latesten gehalden dage lieve unde die hochgebornen fürsten unse lieve ohmen swager herren Heinrichen dem eldern unde herren Heinrichen dem jüngern • (Br)unswig unde Luneburg hertogen et nicht liche einünge unde verdracht besproken un . tom ende vullentogen sein schöle hebben wy umme ver meidung forder errunge .
. jar durch entstaen müchte
unde fruntliche verwantnusz angesehen unde die werdigen in got vader herren Curde bisschop to Ossenbrugge unsen lieben ohme • • · unde den gestrengen hern Hannse van Ilevelde ritter unsern rath und lieven ...... ... wen an juwe lieve und die hochgeborn fursten herren Johansen marggraven .
Brandemburg , curfursten etc. , und unse
ohmen van Brunswig unde Luneburg obgemelt juwer unde erer lieven landen und lüden to nutte guden und besten ge schickt in den dingen mit juwer und eren lieven to redende unde to handelnde, dat so dane fruntliche verdracht und einunge noch eyn fortgang gewynnen möchte und so wy denn durch die sulwige unse geschickten bericht sein , gy mit sampt eren lieven uns to wolgefallen handel vergunnet hebben, des wy juwer lieven fruntlich bedancken , hebben dar up die sulvigen unse geschickten eyne fruntliche verdracht unde einunge begrepen , die wie juwer lieve hiermede over szenden, bidden darumme fruntlich juwe lieve, die also aver syhen und oft dar artickle die iuwer lieven nicht gefallen mede sein uns die schriftlich na juwem gefallen
verandern
unde
wedder iegenwardigen to schicken willen wy denn forder allen
241
vlit ankeren, dat
sodanne fruntliche einunge und verdracht
moge fullentogen werden unde wes wy juwer lieve die wy dem almechtigen wol mogen befehlen mehr to willen und wol gefallen don mogen, syn wy geneigt. dat to Cupenhavenn am sondage na Briccy confessoris.
Urf. VIII 77 ff. Wir n. n. und n. erkennen offentlich vor ydermenniglich als dann der durchluchtigst furst unde herre, herre Johannsz zu Dennemarcken etc. konnig etc. unser lieber herre ohme unde swager dem almechtigen gott zu lobe, der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen reiche zu ehren und ausz sünderlicher verwanter geneigter lieben treue unde fruntschaft volgent puntenis und vereinunge durch sein dar mergliche treffliche botschaft hat thun vorslagen , haben wir bemelten fursten sulliche liebe treue unde fruntschaft auch die sweren und swynden loifte szo
sich
allenthalben in
dem
heiligen
reiche begeben unde zukunftiglich als zubesorgen ist entstein und sich begeben muchten retlich bedacht unde zu herzen genommen unde uns dar uff zehen jar lang mit eynander ge setzt vereiniget unde verbunden und dem gemelten unsern . . . wir nicht umbillichen be herren ohmen und swager wogen, zu unserm öbermann nach lauth unde inhalt volgender artickel gekorn und erwelt setzen und einigen und verbinden uns kyeszen und erwelen auch den bemelten unsern herren zu ohmen unde swager de . ko. w. zu Dennemarcken et dissem unserm buntenisse obermann in crafft und macht disses briefs jegenwertiglich und wie hier nach geschrieben steit und also. Wir sollen und wollen uns wie van alterm herkommen bruderlich unde fruntlich jegen eynander halden erzeigen und beweisen unde sal kein fürst in benanter zeit des andern fursten veyhand werden dar zu des andern veyhande
und
beschediger in seynen landen nit leyden, wedder husen noch hegen wissentlich und mit vorsasse das ouch den synen zuthund nit gestatten, vergunnen , noch in eynerley weise ver hencknusz vorschub hulfe unde forderung thun in keynem weg treulich und angeferdt. 16 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d . St. d. M.
242
Es sal auch kein furst des andern amptleute und vogete geleyten noch die schützen und vortedingen noch des nye mands verhengen noch gestatten, vil weiniger sein land unde gebiete einnehmen und ander sein underthan(n ) vertedingen , domit allenthalben widdersetzigkeit vormyeden noch yemands zuthun gestatten , sundern treulich helfen widderstand thun, das sullichs nach bleibe. Wurde darober ymands der fursten , es weren irer eigenen edder andern undertanen edder sust wer die weren mit der that veyhand den sollen die fursten zu und öber die oben angezegten artickel auf das dem fursten
höchste widderstand thun und
auf sein ermanung alle behelff unde
einrede
hinden gesetzt mit volck unde anderm hilf und beystand thun . Were nu sache, das eynem fursten sein land und fursten tumb oberzogen vor slosser und stet gelegert, dem sollen die andern fursten auf ermanunge des selbigen getreulich hilflich rathlich und beystendich sein , nach yrem besten vermogen van stundt an alle widderrede und erkentnusz . Wurde auch der fursten eyner van im selbs unde an der andern willen und wissen eynen kreig anfahn und die fursten seyn zu recht nit mechtig , szo sollen sey om hulfe zuthund nit plichtig sein , aber wo die fursten desselbigen fursten zu recht mechtig weren, szo sal ynen van iglichem fursten zwentzig gewapender iglichen gewapenden mit dreyen pferden und zu schutzen guter hoffleute auf der fursten abentheur und desz kost und futter dem sullich hilf noth sein werdet, nach not torft szenden in ire slosse und stete darselbs sey nach synem gefallen bisz zu ende des kreiges haben sollen doch also , was an esse, vehe adder andern stucken das zu der kost ge höret , beiaget werdet ,
das sal bleiben in des küchen ,
dem
die hilf gescheut , nehmen aber der geszanten edder des andern fursten hoffleute andern fromen , es were in reissiger habe dignisz gefangen edder sust alles , was an eyn beuthe gehoret, das sal mann teylen nach anzal gewapender leuthe , alsz vorberurt ist. Wo aber sullich hilf nit verslan wil , alsdenn sollen die fursten zusamen schicken die orsachen des angefangen kreiges und gelegenheit der handel allenthalben ermessen und sich darauf förder hilf in manets frist vereinigen auch wie mannen sich darinnen zu gewinst und verlost halten sal vertragen.
243 Begeb sich das eyn furst edder mehr mit den andern zuthund gewynnen szo sal eyn iglicher ankleger dem clagen den teyl folgen und den beclagten fursten vor sein prelaten unde eddeln rethen szo aufs mynste zwelfe niddergesatzt sollen und in manets frist erfordert ansprechen sal in der sühen edder recht in sechs wochen entlichen austrag werden
erlangen ,
es were denn das ordenung der
recht
sullichen
eylenden austrag nit dulden mucht und was do gesprochen unde zu rechte erkant , dar bey sal es bleiben ane weige runge dar zu sal der clagende teyl edder sein anwaldt, doch das es ober zweyhundert nit habe mit genuchlichem geleite zu und abe versorget und der rechtag sal dem clagende teyl aufs negst an die grenitz ernohmet unde gelegt werden un geferlich.
entstunden nun
etzliche gebrechen dar inne die
selben fursten irrig wurden und yglicher vermeinte an den selbigen es weren slosse , stete , holtzungen , wiltbanen edder andere gerechtickeit zu heben unde in der gewere zu seynde damitt gedecht clegers stat entladen zu seinde, da sollen van iglichen dar selbigen fursten zwelf yrer prelaten unde eddeln reth verordent die sollen auf zweyer manet frist an gelegen ende beyden fursten eyn rechttag ernennen und so die er scheinen szo sollen die rethe van irst van beiden fursten yre gethanen eyde und pflicht damit sie ynen verwant gantz ledig und losz gezalt werden unde auf eyn newes zum rechten eydt und pflicht thun sich dar inne, wes sich eigend und ge böret zu halden und was alsdenn wie mann anfahn wolfarn und handeln van dem niddergesetzten vorgenohmen auch zu recht erkant wirdt dem sal nachgegangen und ane weigerunge weres denn sache, das die vier und zwenzig niddergesetzten rethe der orteyl nicht vereynigen und dar inne zweispeldig worde befunden , szo sollen sie alsdenn alle
volge gescheen.
und igliche gerichts handel getreulich wie die eingebracht zu samen bringen und dem durchluchtigen hochgebornen fursten herren Johannsen zu Dennemarcken konnige, den die bemelten fursten in sollicher yrer einung zu yrem obermann bewilligt und angenomen , zu schicken was dann darauf van syner k. w. zu rechte erkant und ausgesprochen , do hemn sal es ane
weigerung
bleiben unde unverbrochlich gehalten unde
verfolgt werden .
16*
244
Ob auch eyn furst mit synen eigen underthanen durch widdersetzigkeit ungehorsam edder in anderwege zuthun ge wynnen und die selbigen vor sein prelaten und eddeln rethen gefordert
unde dar erkentnisz geschee , sich gehorsam und den andern gleichmessig zu machen das alsdann die andern fursten wo des die nottorft erfördert und dar zu geeisschet . sullich erkentnusz zu bekreftigen zu hanthaben zubeschuttzen und zuverfolgen behulfen sein sollen hochsten vermogen an einrede .
und wollen nach yrem
Wurde auch uns fursten mannen diehner eyner edder mehr mit den andern fursten zuthund gewynnen und yn aver zusprochen vermeint szo sal ein der selbig furst vor sein prelaten und eddeln rethe eyn tag ernennen. zu recht fur komen und im
in
dreyen
maneten
ane
lenger
varzyhen
recht widderfaren lassen ein auch mit ... fryd und geleit, dar zu abe und zu mit den jennen , so er mit sich bringt ver sorgen. gewinne aber eyn underthan eynes fursten mit eynes andern fursten underthannen zuthund und one ane ansprache nit verlassen wolde ,
szo
sal er vor dem fursten , dar under
der clagende teyl gesessen und gehörich edder vor seynen rethen recht fordern und sich daran genügen lassen , wo das aber borger edder buer gegen eynander anlangt, den sal mit rechte in den gerichten , dar der antwerder gesessen ist von: eynander helfen. Und des halben wie obenberürt, sal nyemands des andern van den underthanen vor gericht dar er nicht gesessen und sunderlichen aussen landes furladen, worde es aber darober gescheen, so sal alsdenn auf abfordern des fursten der cleger in die gericht seyner furstenthumb und land geweiset und dar solls nach inhalt disser einunge recht wedderfaren unde gescheen. Alle disse obengeschrieben stucke , puncte und artickel haben wir obgenanten fursten an eynander bey unsen furst lichen werden unde hantgebenden treuen gelobt , geredt und zugesagt, stete, veste und unverbrochlichen zu halden , szollen noch wollen die auch nicht articuliren noch der ander aus legen edder versteen sunder der noch yren slechten formen ( ?) worten unde inhalt getreulich nachkomen ane
allerley behelf
eintrag auszöge und sunder alle argelist unde
geferde und
des alles zu mehrer orkunde ewigr gedechtnysz und steter
245
bevestigung haben wir obgenanten n. n. und n. vor uns unser ingesigel alles
mit guten wissen an dissen brief lassen hengen,
das getreulich zu halten dat in dissem briefe von uns
geschrieben steit ane geferde. gescheen und geben etc.
Zweiter Entwurf. 1494. Durchleuchtiger konig unser willig fruntlich dinste und was wir liebs und guts vermogen eurer koniglichen wirde allzeit zuvor, lieber herre und swager eurer koniglichen wirde schrifte mit ingelegter begreifung etlicher artikel einer fruntlichen ver eynigung und vertracht zwischen den hochgeboren fürsten unsern lieben öhmen und swager den herzogen von Brunszwig und Luneburg zuverfolgen etc. ( uns uf sontag nach epiphanie nehstverganghen behendigt) haben wir zusampt eurer ko . wirde wolmeynung und erbietung inhalts vernomen und solchs von eurer liebe dangknehmig angenommen , geben doruff eurer ko . wirde zuerkennen , das wir ehir zukomen solicher eurer liebe schrifte uns mit den gnanten unsern ohmen und swager solicher fruntlichen vertracht halben eins tags vereynigt den wir mit yren liebden uff nehstvergangen donrstag zu Wulffen buttel verfolgt und doch doselbst soliche vertracht und ver buntnishalben noch nicht gantz beschlosszen . wulte¹ ) aber die fortgang gewynnen und dem hochgeborn fursten hern Johansen marggraven zu Brand . churfursten
etc. , unsem lieben hern
ohmen , swager und bruder mitte dar inn zu komen gelieben wurde, des warn wir auch geneigt, so aber solichs vorbleibe wolten wir eurer koniglichen wirde , der wir behegelich und fruntlich dinste zuerzeigen gewilligt sein solicher vereynigung und vertracht halben fruntlichs handels vor andern gerne ge staten und sovil uns und gemeiner unser landschaft leydelich verfolgen.
gebin zu Halberstad nativ. etc. 1494.
mantags
octava
epiphani
anno
¹) Die Bemerkungen über Johann von Brandenburg folgen am Rande.
246
III. Aus Albrecht Achilles Herrschaftlichen Büchern.
1. Aus einem Brief Albrechts an Johann vom 20. Juni 1470 : ,,so schreiben wir hiemit den vier steten Brandemburg, Berlin, Franckfurt und Prenczlau bestellung halb der trabanten gein Garcz und Lockenicz als ir in disen hir inligenden ab schrift vernemen werdent die wollet ine zum furderlichsten behendigen und auch bey ine allen vleys ankern , damit es geschehe, das wollen wir in sundern gnaden gein ine er kennen . dann was wolten sie uns zeyhen , das sie uns ein sulchs kurze zeit das abslugen , das sie unserm lieben bruder biszhere lang zeit gewillfart haben. allen sachen das beste furnemen."
wollet auch sunst in
An die vier Städte: Lieben getreuen als ir mit andern den unsern biszhere zu verwarung der stat Garzez etlich trabanten unserm lieben bruder und dem ganczen land zu nucz und gut gehalten und noch habet und sich aber nu hat gefuget , das uns der ge melt unser lieber bruder das kurfurstenthum mitsambt dem ganczen land der Marck zu Brandemburg etc. und anderm etc. darzu gehorig uber und zu unsern handen gegeben hat , so. bewegen wir nicht cleinscheczig wie mercklich und grosz uns und dem ganczen land an der gemelten stat Garcz gelegen ist , besunder angesehen wie es noch zwischen uns und des Wolgastischen hern ein gestalt hat , so sich aber ye durch. anligender bewegnus willen unsern halb nicht schicken kan, das wir uns so bald als wir gern theten in eygner person mogen hinein gefugen dann uns wie auch vor allen dingen das bequemlichst und nuczist beduncken , uns so wir es am statlichsten mogen geschicken zu der k. m. zu fugen des kurfürstenthumbs und des lands mitsambt irn regalien und allen andern uff das ubergeben uns von unserm lieben bruder gescheen als sich geburt, auch des lands zu Stetin und ander uns angefallen land halben notturftiglich bey seiner k. gnaden zu handeln und uns darnach zu stund an in eigner person. hinein in unser land und zu euch zu fugen , das als wir mit der hilf gottes meynen uff Martiny geschehen werde und die
247
weil ir biszhere dem obgedachten unserm lieben bruder auch unserm lieben sune m. Johansen so gutwillig gewest seyt und die stat Garcz mit den trabanten versehen habet, wollen wir yn der unzweyfenlichen zuversicht sein , ir werdet uns auch nicht mynder in sulchem zu meinem gefallen wille faren und dieselben stat mit den trabanten bis uff Martini schirst eures teils fursehen, wie biszhere geschen ist, des wir euch mit allem vleysz gar gutlich biten und so wir uff die selben zeyt hinein komen, wollen wir es in dem und anderm nach eurem rate halten und wollen euch des yn sulch zeyt ausz nicht . . . . . lassen, noch es dafur versteen, als ob uns solt betaurn die stat selbs zu bestellen dann an zweivel wo es not thun wurde, wollen wir nicht allein in sulchem, sunder unser leib und gut und alles unser vermogen on hinder sich halten zu euch und der land nucz , notturft und wolfart un erspart setzen und ye des getrauens sein, ir werdet uns dar in willefaren und thun als wir uns des und alles guten gencz lich zu euch versehen das im anderm erstatten und mit allem willen gern und gnediglich gen uch erkennen wollen .
dat ut supra.
8. August 1479. Schreiben Albrechts an jede der alten märkischen Städte. Lieben getruwen .
nach allem herkomen der sach seit ir
uns pfleg die freulin zu bezaln irs heyrat guts, uns unser dargelyhen gelt und uns und unsern erben , was die krigs leuft boven das hir innen costen die herschaft, das heten wir gelassen schaden und
auf zimlycheit mit unser und unser erben hetten myner dann die helft genohmen den
landen zu gut, dar bey wir es nach den vertragen steen lassen zu irer an zale ; sagt ir ab auf meynung ir vermögt sein nicht. das findet sich nicht, wolten ungern fordern un mugliche ding ;
so haben wir euch gefordert deszhalben zu
recht fur prelaten heren und ritterschaft in unserm kurfürsten tumb der Marck zu Brandenburg gesessen und geerbt uns zu komen des zu rechtlich leutrunge weliche solichs vermeynen nit pfleg zu sein , des habt ir under anderm rugksprakh ge nohmen, ist uns auf das rechtlich erfordern eur meynung nicht entdeckt, fordern wir schriftliche antwort uns nach
248 unser notturft rechtlich wissen dor innen zu haben und das solich antwort uns vor freytags neigst hirher kome. dat Tangermund am sontag nach Ciriaci anno etc. 1479.
Unsern lieben getruwen borgermeyster ratman virwerck und gantzer gemeynde unser stat Stendall, deszgleichen an die andern sechs stede, 12. August 1479. Antwort der Städte: Unse underteinigen willigen unvortdraten dinste und west wy gutes vermogen tovor irluchte hochgeboren furste gnediger liver here . ytzt schriven uns iwe gnad , dat wy na allem herkomen der saken iwen gnaden pleg sind , de frowlin to betalen ores heyrat guts oft eegelts , darto wes desz kriegesz leuft gekost hebben etc. mit andern mehr inholten wend uppet end dat up iwen gnaden alse dat schrivet unse meynung noch nicht endecket schulle sin erfordernde schriftlicke ant wort darnach sick iw gnad der notturft wette to
holden,
hebben wy verstanden.
gnediger her ir schrivet nach allem herkomen der saken, wy weten neyn herkomen. iwer gnaden her vater zeiliger unse gnedige her gewesen , heft vier frowlin uth beraden , wy hebben aver nye darto gegeven alse iw gnaden ok sulves nicht twivelende hat, wann wy weten hedden wes darto verpflicht gewest, wer versenlick (? ) dem wer also na gegan, es isz nicht in mynsliken dancken, wy finden ok in unsen bokern, reversalen, noch den registern nicht. darumb gnedige her , sie dat anbegynne iwer gnaden schrift up dat herkomen dar met also verantwertet und so wy denn nicht verpflicht sin werden iw gnaden uns nicht twivelen dat wol gnediglich affstellen .
des geldes halven in den krigszlouften
verteret alse iw gnad anslegt hebben wy to iwen furstliken gnaden unse rades sendbaden vor mehr wan eyns umb der nicht erlangunge von iwer gnad burgeren unsen medeburgeren den gemeynen geschickt und seggen laten , wy weren darto vele to arm und deger unvormogende, kondend iwen gnaden nicht uthrichten meynende unse notsaken iwen gnaden vor gnuck vertalt, men
iwer
nicht etc.
angesehen es
gnaden
schrift
scholde dar by sin vorbleven, vermeldent
es
fundet
sick
so
gnediger her es ysz nicht myn es eygend sick ichtes wes to verantwerten, iw gnad hebben ein privilegien
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versegelt, iw. gnad wettende over wy dar wy in gefulbort hebben noch dat sulve to willen an genohmen noch unse revers
dar
gegen
gegeven
scholden
nu
de
prelaten
und
mannen hir in der olden marck ok in der nyen und middel marck mit den wy in der sprak do nicht to donde hadden so wy vor uns spreken , se ok ein jewelk bsondern vor sik wes nemen
efte to seggen, konnen iw. gnad wol sundern
und kennen, es wer uns swerlich und vel to na, dorumb moten wy gnedige her dat by den ersten antworten iwen gnaden gesecht verbliven laten und konnen vorwar nicht anders er langen nach lenger ursaken halven hiran clevende, dat wy den grunt der krigszlouft ny gewust hebben noch dar to geraden.
iw gnaden weten ok wy iwen gnaden des krigs
schadlos to holden nicht gesecht hebben , so iwe gnad in unsen vorigen schriften und briven dar wy dat affgeschreven wol clar gnug hebben vernohmen, bitten dorumb iw. furstlick gnad willen dat also gnediglich von uns stellen und dar med to freden sin , wy willen iwen gnaden
war med wy sunst
mogen gerne willich sin und ungespartes vlites vordynen . gescreven under iwen gnaden stat Stendal secret, wy uns allen sambtliken hir to Laurency. anno etc. 1479 .
Blatt 49. a.
des
gebruken am donrstag na
Item wir haben gedanckt prelaten hern
mannen und steten und sie ersucht , das sie sullen hulfen die schuld hynnen zu bezaln, so wollen wir in nachlassen ob LXXX m gulden , die wir haben dargelihen. haben sie ge fragt, wievil der schuld sey. haben wir in die lassen legen. hat ettliche hundert uber hundert tausent und XX m gulden troffen ausserhalben der freulein schuld unser beider tochter. haben sie uns gedanckt und dorauf eynmutiglich geantwort, sie sind uns pfleg zu helfen , doch das man es treglich fur neme , aber ir sey der mynder teyl do und bitten ein hern tag zu machen, dohin alle prelaten hern mannen und stete kommen uff das was man uns zusage das es gehalten und eyns werde wie die hilf am besten furzunemen sey und ame badenlichsten ; haben wir gesagt sie kommen bis an den jungsten tag nymer alle zu haufen , aber wir wollen sie statlich besenden und wer do kemen, den wollen wir fur prelaten
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hern mannen und stete halten , und haben lassen auszschreiben einen tag gein Brandemburg do haben prelaten hern mannen und ritterschaft zugesagt die das mans treglich mach .
schuld hir innen zu bezalen
haben wir geantwurt wir begern
von in nicht mer dann nach anzal als sich gebur zu einer lantbete gegen andern, die in der lantbete sitzen oder ir guter haben , das mogen sie bezaln mit lantbete zeysen ader anderm wie es den landen am bequemlichsten ist damit zu einer yeden zeit das gelt werd zu bezalung der schuld hir innen. haben die altmerckischen stete geantwurt und gebeten sisz zuerlassen. so haben die mittelmerckishen stete geant wort ine drey oder vier iare frist zugeben dann sie haben sich hart verzert und vermugen des itzund nicht.
haben wir
nicht wollen thun und gesagt, sie sind uns des pfleg zu thun dem versigelten recesz auch irm glaublichem zusagen nach als wir herein zugen am jungsten, uns mit leib und gut zu helfen auf den ersten anfang ires antwortes zu Berlin als wir sie ersucht haben die schuld zu bezaln auch sind sie es pfleg nach allem herkomen . ramet gein Tangermunde.
und haben ein andern tag be
sind die stette aber dahin komen,
haben die altmerckischen stete gebeten wie vor die mittel merckischen stete gebeten umb frist vier jare ;
haben wir
furgeslagen sie sullen geben hundert tausent und XX m gulden in zehen jarn prelaten hern mannen und stete, so wollen wir der freulein und alle schuld darein ziehen und nachlassen die VI m gulden, auch was wir sindt dargelihen haben , das sich trift uff XX m gulden . sind sie wider kumen und aber ge beten wievor. haben wir geantwort wievor und die sum ge ringert fur alle schuld uff hundert tausent gulden und uff Martini uber ein jarr anzuheben die ersten bezalung das treff zwelf jar frist das eyn iar, do wir itzund innen sind dor innen sich der frid angefengt hab , das ander von Martini uber ein jar und die zehen jar nach einander volgend lantbete zugeben und zugesagt was man den steten oder irn burgern schuldig sey an solcher landbete herab zu ziehen . haben die altmerckischen gebeten man sal die ding in rue stellen bis uff zukunft unsers sones wider herein , in des wollen sie sich underreden mit irn gemeynen und so dann unser sone hern tege auszschreib geburlich antwort geben ; doch am letzten abgeschiden und uff gestern sontag vor Laurenti zu antworten, also sind sie
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uff gestern komen und haben solchs abgesagt uff meynung sie vermugen sein nicht.
haben wir sie zu recht gefordert fur
prelaten heren und ritterschaft in
getrauen ,
sie sind das
pfleg zu thun und welche vermeynen des nit pfleg zu sein, wollen wir prelaten , hern und ritterschaft der Marck zu Brandemburg in recht erkennen lassen nach laut unser brief ine zugeschickt umb alle schuld die wir dargelihen haben und die man suszt schuldig ist auch unser sone marggrave Hanns dargelihen und verzert hat, des fordern wir antwort vor freitag.
so haben die mittelmerckischen stete rucksprach
genomen bis uff den nechsten donerstag nach Laurenty wirt man ir meynung auch vernemen , so haben die Prignicirischen stete geantwort, was ander prelaten hern man und stete thun das wullen sie auch thun. Actum Tangermunde. fol . 51. a.
Abschid uff dem letzten heren tag zu Tanger
mund der landtbete halben. Item auf heut freytag nach Laurenti anno etc. im LXXIX . haben uns unser lieb getreuen die sendbotten beder unser stette Branndemburg , Berlin , Coln , Premtzlau mitsambt den cleinen stetten so in ir sprach geen, zugesagt ir anzale hunder zu + geben , das dann mitsambt der von
thausend gulden
Frannckfort teyle nemlich achtunddreissigk tausend und sechs hundert guldin trift, so fern prelaten heren und ritterschaft ir anzal auch daran geben und die bezalung in zwelf jaren und sollen mit der ersten bezalung alls yetzund sand Martinsz tage nechst uber ein jare anheben . so wollen wir vor allen dingen sie losen und was man in schuldig ist daran abziehen und soll sollich gelt eins yeden jars zu haufen eingelegt und nynders anderswo einkomen oder gegeben werden dann an die schuld und das mit rat und wissen prelaten hern mannen und steden , wo es am nützlichsten ist zu bezalen und losung vorbestimbt ausz gegeben werden und des soll unser sone ein hern tag setzen gein Berlin umb Martini nechst und solichen tag vierzehen tag zuvorn verkundigen,
die ding zu
rethen auch der losung einsz zu werden , das yederman nach sein anzal thue und die ding
gleich gehalten werden wie
dann yedermann nach anzal nechst gegebener landtbetden vorbenembten sone gepurdt.
252
Item es ist billich das wir und unser erben inen ir frey heit brief und sigel halten :
item
der Juden, rauberey und
gericht halben soll es auf dem vorbenannten hern tag nach rath prelaten hern mannen und steden gehalten werden. es ist auch unser bevell, meinung und wollen , das unser sone kein haubtkrieg
soll anheben on rat prelaten hern mannen
und stett, er must es danne der gegenwer halben thon. umb die altmerckischen stete, wo wir ader unser sone uns nit gutlich mit in vertragen , wollen wir recht darumben von in vor prelaten, hern , mannen und steden nemen ; item des an lehen halben unserm sone zu thon setzen wir weder leib oder gut von im, sovil an uns ist und wollen das getreulich an brengen in sein gegenwertigkeit, so wurdt er selbs , allsz wir getrauen und sovil an uns ist geburlich antwort empfahen.
Act. Tanngermund ut supra. fol. 52. b. u. 53. a. Städte.
Schreiben Albrechts an die altmärkischen
14. August 1479.
Un
grus zuvor lieben getreuen .
ir habt uns geant
wort und nicht geschriben verpflicht dinst und seyt uns doch mit glubden und eyden erblichen verpflicht , welch eur schrift uns befremdt in manchen weg billich und als ir schreibt alts herkomen und zehet unsern vater selicher gedechtnus dar ein haben wir es nicht gesetzt nach altem oder jungem her komen, wir haben es in unsern brive gesezt nach herkomen ir ziht an, ir habt unsers vaters seligen tochtere nicht helfen beraten , hat man euch des verhaben (?) habt ir der herschaft dester mehr zu dancken. es ist aber kundig der sach.
in mehr erzheusern und furstenthumen , das die fursten die tochter verheyraten und do land auszsteuren nach dem sie nichts
an den landen haben dan ir mitgab, so schreibt ir, wir haben verneynt eur unvermogen, ist noch in uns und wer
uns leydt, das ir all nicht sibenzehentausent gulden her zu zaln
in zehen jarn, so ist aber in frischen dechtnus und kundig in der marck zu Brand . das ir unserm bruder seligen
und uns in unsern noten und notdurften auch bezalung der schuld mit leib und gut geholfen habt mitsambt andern den ferrer so melt ir, ir wost im anfanck der krigszleuft nicht ist kundig, das ir uff unsers sons marggrave unsern bir innen .
253
Johansen etc. hochzyt uff unser ersuchen uns zu habt gesagt . unserm son hilf und beystant zuthun von unsern wegen, unsere tochter nicht zuverlassen und habt dorauf gedinet vor der Freyenstat und anderswo . so hat unser son hin ausz zu uns geschickt ausz prelatten , ritterschaft und steten nemlich unsern frund den bischoff von Brand. den apt von Lenyn , Nickoll Pfull ritter , Baltzar von Slieben , die borgermeistere Valentin Gotzke von Brand . und Stillentin Kyn von Berlin. umb hilf uns angeruft ,
darnach uff dem herntag zu Berlin
uf unser antwort dy wir in gar statlich gaben und uns hilf erboten zugesagt nach laut des recesz uns mit leib und mit leben.
darnach als der herzog von Stetin uns das unser an
gewonen het und darnach erst unser feindt wurdt, und wir ein herntag gen Berlin ausschriben und uns dor uff her ein fugten habt ir uns zugesagt mit leib und mit gut zu helfen. und doruff mit uns uff die herzogen von Stetin gezogen, darnach zum streit in die Slesy, der mit gots hilf durch unsern son und dy unsern erobert ist worden und in unser hilf als gemeine landt geholfen habt ; des haben wir mercklich dargelihen uns und
den
landen
zu
gut mit soldnern und
anderem, das wir alles haben gelassen zu bezalung der schuld hir inn wo es geschicht, welcher krig stet zu friden und teydigung bys uf Viti als ir wist und als ir melt des recesz halben ist besprochen uf den dreyen heren tagen , dy die zeyt waren, als wir am ersten in unser curfurstentum herein. komen ausz und ein gesatzt in dy notell uf dem letzten heren tag beslossen und des recesz gegeben prelatten heren mannen und steten und ist nye gehort worden das ymants anders recesz geb denne der landtzfurst und nach dem vor dem recesz
der
freyheit mercklich und zugesagt wurd
hilf zu
bezalung der schuld von prelatten heren mannen und steten begaben wir vil der landbette halben und anders deszmals dargegen und bevestigen das mit unsern sigillen zu halten . des halben ist nicht not gewesen uber furstlich sigelle reversz. zu fordern an dem end dan was wir uns dor innen vorbe hielten das ist gescheen mit zeytigem rate unser rete und mit wissen prelatten heren mannen und stete , das kundig ist; dorumb wer eure antwort in allweg uff diszmall wol nach gebliben uf die form , dan wir haben uf das mal nicht mehr antwort gefordert dan prelatten heren ritterschaft und stete
254 das erkennen zu lassen so doruf nicht verstentlich antwort uns von euch gefallen ist, mossen wir keyn antwort auch ein antwort lassen sein , auch ist uns nicht sere not doruf vil antwort ferrer zu fragen , wen es billich ist uns gerecht zu werden , so ir euch der billichkeyt an recht nicht gemesz wolt machen den so wir euch mit recht furnemen wert in der billickeyt nach als sich zymet wol geburlich in rechten antworten, da wirt sich erfinden, was recht ist nach her komen und gestalt der sach , als dan solchs nnd anders von unsern wegen klerlich zu seiner zeyt im rechten statlich fur bracht
soll
werden
dar
ausz
unparteysch
den grunt der
billicheyt unsernthalben erkennen werden, in getrauen ir last es nicht der zu komen das wir mit euch rechten dorfen sundern macht euch der billicheyt nach den merhen teylen prelatten heren mannen und steten gemes, euch gnad forderung guten willen, als den unsern in anderm zu erzeigen und ge treulich vor zu sein sind wir als eur her geneigt und bevelhen euch in unserm abwesen unserm son und den stathaltern in seinem abwesen gehorsam zu sein in all unser der herschaft und der land notdurft gegenwer treffen als ir uns pfleg seyt.
rauberey und anders an
des verlassen wir uns gantz zu
euch und wollen das mit gnaden gunstlich erkennen. den
dat Tangermund am sonabent nach Laurency anno 1479 steten Stendal , Saltzwedel , Tangermund , Sehausen,
Osterburg , Gardelege , Werben etc. geschrieben ir yeden in sunderheit .
Fol. 110.
8. Juni 1481. Der Städte Brief an Albrecht :
Unsern undertenig willig und unverdrossen dinst und was wir guts vermogen zuvor irleuchter hochgeborner furste gnedige lieber her, nach den kriegsleuften , do die im land zu Stetin als uns verdenck (?) gepflegen waren hat eur gnad von stund einen gemeinen hern tag zu Berlin ausz ernannt, darzu prelaten, hern, mannen und stete zu komen verschriben. und aldo furstlichs states gratiarum
acciones
einen iglichen nach seinem state
gesagt ,
dar
zu
die
gestalt
derselben
krigszleuft wie eur gnade her in diez landt ausz Francken gekomen were und was der krieg gekostet hett repetieret, be gernde sulchs vor prelaten hern mannen und stetten wider
255
auszzurichten , darauf haben uns dann eur gnade rucksprach gegonnet und darnach wider zu Brandemburg mit antwurt zu komen beschayden
alsz haben wir unser ratsfrunde daselbst
uff ausgesatzte zeit erscheinen und euren gnaden antwurten lassin, das wir zu sulcher summen auszzubringen zu arm und gancz unvermogend weren , könnten auch darauf von euren gnaden burgern, unsern mit burgern den gemeinen nicht macht erlangen
angesehn
wie
allgereyt
hundert tausend
gulden,
dafur wir von aller unpflicht schulden frey sein solten, helfen ausrichten. auch das wir uns in den kriegen ser ver zert hetten und baten des nicht in ungnaden auf zunemen etc. und so eur gnade dar wenig gesettigt gewest seyt, haben eur gnade einen andern tag darnach zu Tangermund ausgesazt und die summ auf hundert tausent gulden angeslagen als vor gegeben were, begernde darauf auch antwurt zu sagen kurz lich zu oder ab, das wir dann auch gnediger her mit der ersten antwurt durch unsere ratsfrunde ursachen halben auch vorberurt haben verantwurten lassen,
in guter hoffnung eur
gnad hetten damit zu friden gewest ; wie dem nu sey das lassen wir besteen sundern als wir dabey here under anderm eins zwey drey durch unser geschickt ratsfrunde stetes und uff das letst der hendel liessen anreichen das eur gnad dem land frid schickte und liessent uns dar versteen , wenn dann die sachen nach rate prelaten hern mann und stete nach altem herkomen wurden furgenomen , so wolten wir jo eur gnaden sunder hilf und rate nach moglichkeit nicht lassen, haben dasselb auch in eurer gnad abwesen
eurer
gnaden
sune marggrave Johannsen unserm gnedigen lieben hern oft und vil sagen lassen , so hat doch derselb eur gnaden sun an eur gnaden stat bald darnach einen brive an uns lassen auszgeen die vorrede (?) ausz fordrung fur prelaten hern mannen und stete die er zu gericht setzen wurd zuerscheinen , darumb das
wir auf manigfeltig
siner
gnaden
ersuchen
auch uff
fordrung des erwirdigen in got vaters des bischoffs von Lebus euren gnaden zu bezalung der schuld auch auszrichtigung eurer gnaden mumen und zu hilf der kriegsleuft , nach laut per zusagen und verwilligung, so euren gnaden und darnach seinen gnaden selbst an eurer gnaden stat durch alle andere prelaten hern mann und stete geschehen solt sein zu ent richten
widersessig sein solten,
des wir uns doch jo auz
256
gutem gruud mit guter beschaydenheit die ding also furzu nemen nicht vermutet hetten ; es ist auch alhie in der alten marck so lang bis
an eur gnade nicht gewonlich gewesen
also haben wir doch gleich wol nicht dester weniger unsere ratssendende boten auf den terminn in dem brieve benent gegen Berlin zu eur gnaden sun geschickt nicht in meynung aldo vor sulchen gesatzten personen zu antwurten sunder allein sein gnade biten zulassen , das er sulch furnemen gegen uns mochte abstellen und lasse uns bey freyheit, gerechtigkait alter gewonheit und confirmacien, die uns eur furstlich gnade vestiglich zu halten versigelt gegeben hat mit erzelung dabey das uns die personen zu gericht gesatzt gancz verdechtlich weren und mochten auch im rechten als richter in aigen sachen zu seczen und zuvor ausz ine etlicher dusser nicht be steen, wolten auch darein nicht volworten sundern mochte uns. sein gnade unbeteidingt nicht lassen alszdann wolten wir seinen gnaden vor prelaten mannen und andern steten , die seinen gnaden und uns gancz unverdechtiglich weren , thun sovil sich behoret ; das alles hat uns gegen seinen gnaden nicht
mogen
gedeyhen ,
sundern
hat
durch den
eynanten
bischoff von Lebus lassen auszsprechen, das wir seinen gnaden an eurer gnaden stat wiewol wir nicht hatten zugesagt noch eynich gelt gelobet unsern anteyl der hundert tausend gulden die durch prelaten, hern, ritter, mann und den andern steten der neuen und mittelmarcken , die die maysten sein solten und wir die myndsten solten sein zugesagt und nachdem wir eins hern leut weren mit auszzurichtende verpflichtet sein solten und ob das nit geschehe, das sich sein gnade alszdann unser guter , wo wir die hetten an mossen underwinden und fur sulch zugericht gelt so lang wir gleich andern steten gehorsam wurden annemen etc. sind doch darzu als recht ist, so wir des von hern und frunden gnug beleret sein , nicht ge haischt worden, das haben wir nu alles dahin gestellet in guter hoffnung sein gnad wirde uns ie bey freyheit und recht bleiben lassen . Darnach sind zu uns auf unserm rathaus zu Stendal die wirdigen ,
edeln, wolgebornen, gestrengen wol
tuchtigen und ersamen der abt von Lenyn , graff Hanns von Reppin , Busse Gans , her Bosz von Alvenszleben ritter etc., Wernher von der Scholenburg , Bernd von Alveszleben zu Rogesz gesessen und burgermeister von Brandemburg gekomen
257
furgebende so und nachdem die ausszprechung durch den bischoff von Lebus auf den anslag als hin vor geschehen were beten sie als gut mitler wir uns zu unserm anteil der hundert tausent guld . noch
mochten schicken und helfen die
summen also mit auszzubringen , ungnad und gram, die darausz entsteen mochten
zuvermeyden das wir dann jo uns damit,
das wir eurn noch seinen gnaden auch hetten zu gesagt ver antwurt haben meynende wir weren darumb auch zu gebende nicht verpflichtet.
liessen darzu den gnanten abt , den hern
von Reppin und den andern ein rechtes belerung uff den an slag und sunderlich in den punct vor dem myndsten teil dem maisten zu volgen lautend lesen, also sollet uns jo , des got gedanckt sey das recht nit ab, so wir die myndsten sein das wir darumb den meisten zu volgen verpflichtet sein; eur furstlich gnade sein des auch selbs wo es sich geburet , ver nuftig und gelert gnung, doch haben wir sovil lenger daran verantwurtet und gesagt, das wir seinen gnaden nicht aller ding absagten, so wir auch eure gnaden , wann uns frid ge schaft wurde und das von uns erholen mochten nicht abge sagt hetten, wurde dann sein gnade der tag eins auch gein Tangermund komen und prelaten, mann und stete verschreiben, wir wolten zu seinen gnaden unsers teils gern komen uns auch wol billich und geburlich halten.
also ist marggrave
Johanns nicht lang vergangen gein Tangermund komen , do hat es sich also begeben , das wir mit seinen gnaden in handlung gewest sein und ine des landes der alten marck gelegenheit mit den umbstenden wie bequemlich und nicht bequemlich das gelt sey auszzubringen erzelt, es sein prelaten, ritter, mann und stete inn der alten marck ein yederman fur sich , hat sein stym , auch gesagt ein yederman fur sich zu und nicht einer fur den andern . nu were es pillich, das also ein yederman fur sich selbs auch gebe ; wenn solten die purden allein uff eur gnaden burger und gebaur als man das vor hat gelegt werden , wie koundt eur gnaden landt , das die leng ertragen? es must wust werden ; dasselb haben wir unserm gnedigen hern marggrave Johannsen erzelt und erinnert. mocht es dann also nach dem gleichsten sein zugegangen, das
die summen
in vier teil
der
stammen
hette geteilet
worden und das ein yederman gegeben hett , wir wolten uns dar in erlich und billich gehalten haben , wenn zu zusagen 17 Priebatsch, Die Hohenzollern u. d. St. d . M.
258
und nicht zu geben, do stunde wol felen an ; darausz versteen wir keinen furgangk , haben doch gleichwol das mer ist ( ? ) umb gute nachsagen und glimpfs
willen unserm gnedigen
hern an eur gnad stat ein herlich geschenck , wie wol wir allgereyt vil gegeben und uns ser verzert haben , nemlich siben tausent gulden auf sechs frist zugeben mit solchem be schaid, das alle ungnade und forderung zu Berlin abgethan wurde und das man uns auch mit rechte furter beschweret, wann von alter her gewonlich gewest ist , auch sofern das sulch gelt in der landes nucz gebracht wirde ,
geboten ,
das sein gnad nu zu danck will aufnemen , oder nicht.
ob der
haben wir kein verstentnus , sein gnad had uns also versteen lassen ; es sey im also nicht gnugig , kan er das kriegen , so nem er das zu danck , kan er der aber nicht kriegen , mag
er der
ennperen ,
solang er das
also
nit gebessern kan,
darausz gnediger her vernemen wir von seinen gnaden nicht grosse gnad noch gunst, solten wir mit seinen gnaden also daran sein, were uns armen leuten gantz swere. uns beduncket siben tausent gulden , es sey ein hubsch erlich geschencke uber das wir nicht verpflicht sein, das wir eur furstlich gnad biten zu wissen (?) nicht zweivelnde , es sey eurn gnaden auch algereit wol wissend worden , darumb gnediger lieber her ist unser vleyssig, demutig bete eur gnad wolle die ding also verfugen und bestellen, wir bey unser freyheit gerechtig kait und alter vorwerenden gewonheit bleyben mogen und unser gnediger her marggrave Johanns unser gnediger her sey, wir 6 wollen widerumb als es sich geburt , eur und seiner gnaden getreu underthan sein in keinen widerwillen erfunden werden, das wollen wir umb dieselben eur furstlich gnad auch eur gnaden sun mit unsern willigen undertenigen dinsten gern vordienen und bitten des eur gnaden gnedige antwort. bei disem gegenwertigen geschriben under unserm der von Stendal secret , des wir alle hiemit gebrauchen am frei tage nach exaudi 81 . burgermeister und ratmannen der stete Stendal, wedel , Gardelege , Werben.
Sehausen ,
Tangermund ,
Saltz
Osterburg und
259
22. Juni 1481. Albrechts Antwort (Fol . 113) .
Lieben getreuen , als ir uns geschriben habt haben wir verlesen und gefelt uns eur erbietung im jungsten eurs briefs also lautende der pillichkeit nach , wir sullen eur gnediger her sein , so wollet ir widerumb unser getreu underthan sein und in keinem widerwillen erfunden werden, wo ir dann also thut, erfordert die pillichkeit euch ein gnediger her zu sein, desgleichen unser kinder und in aller geburnus euch gnad und furdrung zu erzeigen als unsern getreuen und gehorsamen underthanen ; die andern ding , die ir anzeigt in eur langen schrift versteen wir mer zu widerwertigkeit dinende , denn eur erbietung nach. es ist kundig in der gantzen marck zu Brandemburg, das unser vater , brüder und wir in unser und unser land bestes ob zehen mal hundert tausent gulden frenckisch guts von der herschaft wegen mit den landen dor innen zugesetzt haben. reuet uns nichts und ist wol angelegt, wo man es uns unsern kinden und den landen zu gut halten wil, so wollen wir es ob es not geschehe, des got wende, mer thun und uns bey den landen halten wir und unsere kinder als eur gnedige hern. nun holdt sich der handel , sindt unsers regiments wie hernach volgt nach unsers bruders marggrave Fridrichs des eltern tod , dem got gnad, haben wir uns ge •
fugt in unser vaterlich erbe hinein und haben dar funden bey leufig zweymal hundert tausent gulden schuld , mit dem das wir dargelihen hetten und uns unser bruder schuldig war, auch die empfahung die lehen und erwerbung des Stetinischen lands das kuntlich auszzufurn ist, haben wir gebeten die lant schaft und uns mit in vereynt , uns hundert tausent gulden zu geben die uberigen schuld wolten wir bezaln von dem unsen hie aussen und do innen. ward von prelaten, hern, mannen und steten zugesagt und gewan ein irrung, wie man es bezaln solt, einer wolt es bezaln mit landtbeten, der ander teil mit ungelt ,
redeten auch
ettlich von
andern auflegen.
wir gaben zu , das es yederman bezalet , wie er wolt , also das die hundert tausent gulden bezalt wurden in funf jaren, do blayb es bey denn das die von steten walten prelaten und ritterschaft solten es halbgeben , so wolten sie es halb geben das was nit gleich nach altem herkomen. nach er 17*
260
baten wir prelaten und ritterschaft unschedlich hinfür dem alten herkomen , das sie es solten eingeen , wir wolten mit vorgunst unsers sones sein heiratgelt die xx m gulden in hilf darzu lassen dienen , das sie nicht mer dann xxx m gulden durften geben , uff das wir der ding zufrieden komen und die schuld bezalt wurd und begaben dagegen die landthete nicht zu nemen , dann in dreyen sachen, solt man uns die geben. nemlich so man ein tochter beriet ausserhalben unser marggrave Albrechts tochter , oder so man ein niderlag thet, das her oder die seinen ernider legen oder so man ein niderlag thet , das her oder die seinen ernieder legen , oder so man ein lantkrieg mit rat der lantschaft ubet , was die vorgeschriben drey stück kosteten, die solt man bezaln, durch hilf der land mit lantbete und befalhen darauf unserm canzler dem von Lubus, das man sehe, das es nicht wort, sunder werck weren, wer sein dann begert von prelaten, hern mannen oder steten von uns gegen in solchs zuverschreiben zuhalten das er in des unser brief und sigil geb,
sind wir
dort innen durch rat prelaten hern mann und stete zu kriegen komen nottorft halb unser tochter uff das ir uns thet uff der hochzeit zu Berlin , unser tochter nit zu verlassen ,
demnach
hat sich der krieg gelengert und ist herzog Buxlaff unser veindt worden und uff bete unsers sones und prelaten hern mannen und stete dar zu uns geschickt wurden , haben wir uns erhaben mit unser altem krancken leib und mit uns bracht weib und kinder , leut und gut und mit gots hilf den krieg helfen volenden , bis uff die stat als es noch stet und haben alle darlegung von frenckischem gut von uns und den unsern geschehen, geschenckt und keinen pfenning wider begert, in glaublicher warheit, kost es uns und die unsern bey hundert tausent gulden und haben dem vertrag nach vor angezeigt uff das darlegen in der Marck geschehen von dem unsern dart innen auch die schuld , die man deszhalben dor innen gemacht hett auch die bezalung unser bruder tochter drey, nemlich frauen Dorothea, frauen Margrethen und frauen Mag dalen fur das alles solt man uns geben hundert tausent gulden und dancketen darauf getreuer hilf uns geschehen desgleichen empfiengen wir wider dancksagung von prelaten hern mannen und steten und baten des geltz halben ein be dacht ; das gaben wir und legten des ein tag gein Brandem
261
burg, dornach gein Tangermund , darnach von uberflussigkeit wegen aus gnaden als der der gern mit lieb abschide , be stellten wir den vierden tag wider gein Tangermund .
ward
uns zugesagt zu Brandemburg von prelaten und ritterschaft, zu Tangermund am jungsten uff den vierden tag von allen steten aus den marcken , die wir anstrengcten, on von euch den siben steten in der alten marck , die gaben zu antwort sovil wirs behalten haben, so unser sone widerkeme, solt er beschicken prelaten hern mannen und stete, woltent ir in der zeit mit der gemeyn arbeiten zu dem tag komen als die ge horsamen und geburlich antwurt geben als ir getrauet der herschaft nicht zu miszfallen. dorauf als unser sone hinein ist komen hat er dem also gethan mit grosser kost und mue euch gar gutlich ersucht als er uns geschriben und bericht hat alles unverfencklich, hat sein nottorft von unsern wegen . erfordert uff das aller widerwille vermitten blibe ,
sich das
recht von unsern wegen settigen lassen, vor prelaten, hern, mannen und steten und euch dafur gefordert als sich geburt uff getrauen , die recht auf geslagen , die uff dem tag warn, solten was guts erlangen von irn frunden der pillichkeit nach , wie mir angezeigt ist , auch der merernteil nach zu volgen verswig nicht dadurch unser sone gedrungen wurd dem rechten seinen gangk zu lassen. versehet aber nicht und erbiet euch ,
das wir mer haben fur ein spot und ver
achtung zu smehe der herschaft und prelaten hern mannen und steten denn das wir es einen gebot gleich schetzen Vll m gulden . sibenzehentausent gulden geburt euch siben steten zu ,
an hundert tausent gulden nach altem herkomen ;
ist die irrung umb x m gulden .
merckt ob siben stete da
runder mechtiger comun zwey und treffenlichst an gut zu Stendal , das in der Marck mag sein , dafür wir es haben . und wolt eurn rechten hern und die gantzen land unangesehen der herschaft grosz darlegen vor angezeigt , verachten , und euch als die ungehorsamen entsliessen und von den andern setzen, was guten grunds oder willen doran abzunemen sey in getrauen ir werdt die vernuft und treu der
pillichkeit
nach den eigen willen brechen lassen und euch als die ge horsamen neben andern balten. des habt ir gut gerucht gegen der werlt, von eurm hern gnad zusambt der pillichkeit und von den landen gunst und danckparkeit und laut basz
262
denn zu
smehen die
gericht und
hochsten prelaten
und
das
gehalten
eurn rechten hern, als ob er ungericht gegen
euch getriben und furgenomen hett auch neuerung furnemet, die eur brief anzeigt, dorausz irrsal in dem gantzen land ent spriessen mocht ,
ermanen euch dorauf,
als die unsern,
den
wir mit gnaden zugewandt sind unserm anzeigen hievor volg zu thun , denn solten wir das unsern haubtern von euch clagen und geistliche und werntliche hilf des rechten
er
fordern , die wir vor erlangt und euch aus gnaden begeben haben umb ein kleine erkentnus Vl m gulden, die ir uns dofur gabt zu abtrag umb die zolle nach unserm gefallen solten halten und glaublichs eur zusagen nymermer uns widersetzig zu sein , sunder uch als gehorsam bey uns und den landen hinfur zu halten als wir getrauen , ir thun werdt , denn wir ye gar ungern wider euch die hilf des rechten erfordern und gebrauchen wolten, wo wir sein entlestigt bleiben mogen und des nach der pillichkeit eur antwort. dat Onoltzbach am freitag nach corpus Chr. 1481 .
3. August 1481 . Albrecht an die Städte (fol. 116). Lieben getreuen . als ir uns geschriben habt mancherley haben wir vermerckt und ist nicht not zu im allen zu ant worten dann uff funferley . das eyn . ir meldt eur privilegia. den begern wir nit abbruch zu thun. das ander. ir meldt den vertrag habt ir nicht gevolbort. ist kundig, das uff dem tag, do der vertrag gemacht ward zu Berlin von prelaten , hern , mannen und steten eynmutiglich gevolbort ist und zu danck uffgenomen , damit man die landtbete in ander wege zunemen, dann in dreyen stucken, abkome und gebeten doruff des privilegia zu geben. haben wir unserm canzler und frund von Lubus bevolhen, wer das erforder, das er im die gebe als auch dem merernteil gegeben ist ausz prelaten, hern, mannen und steten uns nit anders bewoszt. das dritt als ir meldet es treff nit mer denn XIII m gulden , des haben wir kein streit. man kum zu redlicher rechnung vor prelaten , hern, mannen und steten, und was sich erfindt das euch nach anzal angeburt , das gebt. des sind wir gesettigt . das vierd eur willig erbietung im anfang, mittel und ende. setzen wir in keinen zweivel , das ir euch anders halten werdent, dann
263
als unser getreu underthan sich bey der herschaft eurn erb hern billich halten solt und als ir meldet, ir habt die schrift nicht gethan in argk, sunder in guter meynung do lassen wir es aufsteen und wurdt sich in volziehung der bezalung von euch als den gehursamen als wir getrauen der pillichkeit erwinden und gesprochen urteil und allem herkomen nach desterwilliger sind wir geneigt euch zuwillefarn in geburnus als eur gnediger her zu dem ir euch billich gnad und alles guten versehet. dat Nuremberg am freitag nach ad vincula Petri 1481. Zedula eadem manu .
Lieben getreuen . ob prelaten hern mann und stete meynten , ir werdt beswert mit dem neuen vertrag und wolt lieber die alten weysz halten mit der landtbete , wo solichs an uns gelanget von prelaten hern, mannen und steten durch ir ersuchen und bete unvergriffenlich der itzundigen landtbete die zugesagt ist zu hilf vergangen kriegslouft die schuld und unser bruder tochter davon zu entrichten wolten wir nach rate gar geburlich antworten , dann wir sind geneigt zu der herschaft und gemeinem nutzen . dat u. s.
Drittes kaiserliches Buch. Kgl. Kreisarchiv Bamberg. Cop . fol. 104 a. Kurfürst Johann an seine Brüder. 29. März 1488. Was wir in bruderlichen treuen , dinst, liebs , und guts vermogen alle zeit zuvor hochgeborne fursten fruntliche liebe bruder eur schreiben an uns iczt mit eingelegten abschriften wie unser oheim der pfaltzgrave an euch der eylenden hilf halben zu entrettung unsers gn . hern des Romischen konigs und widerstand seiner ungehorsamen zu thun gelangt, haben wir vernomen, nun ist uns unsers lieben hern und oheyms des Romischen konigs widerwertigkait und enthalt von gantzem herzen mit treuen laidt und wern genaigt seinen gnaden mit allem unserm vermogen zu hilf zu komen wo die land uns so ferren nit gelegen wern auch die hundert zu pferd und hundert zu fuesz zuschicken auf Georg zu Franckfort zu
1
264
sein, wollen doch die gescheft , so wir mit unsern ungehor samen und widerwertigen stetten in dieser alten Marck haben . auch die kurze der zeit solhs nit leiden die unsern auf disz mals zuschicken dann sie ferrer wenn anderhalb hundert meil von hynnen aus gein Franckfort und furder in Nyeder lant zu reiten hetten mogen eur lieben abnemen wie fugsam das sein wolt deszhalben ist unser bruderliche und freuntliche bete ir wollet, von unsern wegen da aussen hundert zu rosz und hundert zu fuesz bestellen und mit den eurn hinab schicken,
was
solhs
allenthalben
mit
zerung
costen und
anderm gesteen wirt, darumb wollen wir uns mit eurn lieben gantz bruderlich und freuntlich vertragen ,
dann
wir euers
schadens ungern und nit begern wolten, in gantzer zuversicht ir werdet uns zu enthaltung unsers glympfs da mit nit lassen und solhs in ander maynung nit versteen dann aus obgedachten unsern anligen erzelten ursachen ; das komet zu dancknemen gefallen widerumb zu allenzeiten umb dieselben eur lieben bruderlich zu verdienen. datum Tangermund am Balmabent im LXXXVIII. In der Antwort der
Markgrafen Friedrich und
Siegmund
(Montag in den Ostern Cop. Bl. 105) erklären dieselben , daß sie ſein Ausbleiben in Würdigung seiner schwierigen Lage (nachdem wir dann auch euer lauf in der Marck zu bedacht genomen , das wir besorgt haben eur lieb mocht villeicht nit wol ausz komen) entschuldigen wollen.
Gerichtsprivileg Joachim II für Frankfurt.
Kgl. Bibliothek zu Breslau I F. 22 Blatt 32/33. Eines Rathesz habende Verschreibung über die Ober- undt Niedergerichte allhier. Wir Joachim etc. bekennen undt thun kundt offentlich mit diesem
Brieffe für unsz,
unsere Erben und alle nach
kommende Marggraffen zu Brandenburgk Nachdem wir unsern lieben getrewen Burgermeistern und Rath unser Stadt Franck furt an der Oder hievor etwan im anfang unser Regierungk und sonderlich auf Zeit , alsz wir die Huldung daselbst ge nommen
gnädiglichen
bewilliget und
zugesaget,
dasz
wir
265
Ihnen ferner
unterthänigst
auf ihr ansuchen die
Gerichte,
Ober- und Nieder in jetz gemehlter unser Stadt Franckfurt ausz besondern gnaden und in aller massen , wie dieselben vormahlsz bey der stadt an allen Zinsen frey und unbe schweret gewesen, erblich und eigenthumblich wieder umb gebührliche wolten .
Vergleichungk
zu
kommen
und
folgen
lassen
Und wir aber jeziger Zeit darauff von genandtem
Rate unterthänigst solcher unser gnädigen Zusage
erinnert
und umb zustellung derselben fürder angelanget ; dasz wir unsz demnach in betrachtung gethaner Zusage, und sonder lichen umb Ihrer getrewen dienst und gehorsambsz willen, so Sie unsz in Zeit unser Regierung willig und gerne gethan, auch fürder thun und leisten sollen und wollen , so fern mit Ihnen eingelassen und vergliechen, dasz
Sie unsz in einer
Summa bahr uber funffzehen hundert guter thaler gr. wie sie dieser Zeit im landt zu Sachsen und allhir gänge und gebe sein, Zu unsern handen verrichtet, entrichtet und bezahlet haben ; die wir auch von Ihnen dergestalt und in unsern und unser Herrschaft nuz und frommen gekart und angewandt haben ; dargegen Wir Ihnen hienwieder berürt gerichte, alsz ober und Nieder wie obstehet , in unser Stadt Franckfurt zu sampt aller seiner zu und eingehörungk, an Zinsen , pächten , Wiesen, Sehen, Strassen und sonst aller andern nüzung, so altersz her darvon gefallen und darzu gebraucht worden, gar nichtsz auszgenommen , gnädiglich zugestalt, erblich verkaufft und vereiniget haben, Zustellen, verkauffen und voreignen gemelten unserm Rath und ihren Nachkommen solch Gerichte, wie vorstehet , in krafft und macht dieses brieffes , folgender Gestalt und also , dasz sie nunmehr und hinfüro zu ewigen Zeiten derselben Gerichte und aller Botmässigkeit vor und in der Stadt unvorhindert an allen Zinsen frey und unbeschwert gebrauchen und in übung halten mögen Wir und unser Erben und Nachkommen wollen auch d . sie derselbigen nachfolgen den Zeit umb keinerley ursach, wie auch dieselbigen Nahmen haben möchten ,
entsagt ,
privirt,
noch
entwendt
werden,
Sondern dabey für und für sollen bleiben geruhiglich. wann auch bisz anher erfahren ,
Und
dasz sich die Bürger und
Einwohner mehrgedachter unser Stadt Franckfurt zueweiblen widersetzigk gemacht und auch umb wohlverschuldte sachen dem Rath und den Gerichten nicht straffbahr sein , noch ge
266
horsamb halten wollen, Sondern sich zu vielen mahlen umb geringer und keiner ursachen willen, anher an unsz oder unsere Hoffräthe beruffen und dorauf Verhör und vorbescheidt erlanget haben ,
dadurch dann ein Rath und die Gerichte
Zue vielen vergeblichen Unkosten offt veruhrsachet ; Wollen wir hinführo dergleichen beruffung nicht ehe
stadt
geben,
oder in unserm Cammergerichte einige Citation decernieren, oder auszgehen lassen ; Wir haben dann vormahlsz unsersz Rathsz
oder der Gerichte
antwort
oder kegennothdurft
in
schriften gehöret und angenommen, da wir unsz alsdann nach gestalt der sachen mit benennung einesz verhör tagesz oder abweisung der muthwilligen und ungehorsamen Bürgerr die gebühr verhalten und erzeigen wollen . Und in ein fahll, da klagender theil in solcher verhör seines fürhabensz unge gründet befunden , wollen wir denselbigen nicht allein wiederumb an den Rath oder die Gerichte remittieren, Sondern sie auch nach gelegenheit ihresz verbrechensz
durch
den Rath mit
Zeitlichen gefengnüsz oder einer geldbusse straffen und be legen lassen, damit also durch den weg der gerichtszzwang desto mehr gefördert und wir und unsere nachkommen auch in unnöthigen und muthwilligen sachen verschonet
bleiben
mögen. Deszgleichen wollen wir uberd. auch keinen bürger wie vormahlsz beschehen ausz der stadt Gerichtszzwang un erhörter
ding
oder
gnungsame
rechtmässige
ursachen
in
unsern schirm und geleite nehmen , Sondern einem bey dem andern der Stadt Gericht und botmässigkeiten, sampt aller ihrer habe und gütern unterworffen sein undt bleiben lassen . Wie wir dann auch uber diesz mit allen gnaden fordern wollen, wasz zu Handhabung und erhaltung desz Rathsz und der Gerichte nützlich bequem und fuglich sein kan Getrewlich und ungefehrlich.
Uhrkundlich mit unserm Handsecret versiegelt und mit unsern eignen Henden unterschrieben. Geben zu Cölln an der Spreu , mitwochsz nach Michaelis nach Christi unsersz lieben Herren und Selichmachersz geburt tausendt fünff hundert und im funff und funffzigsten Jahre .
267
Ein Ratschlag aus dem 16. Jahrhundert zur Besserung der Städtischen Verhältniſſe.
Geh. Staatsarchiv R. 21. 164 a. "",Wann der Stedte sachenn aus dem grunde soltte ge hulffenn unnd die Zue Rechtem bestandt gebracht werdenn Muste erstlich angelegett werdenn , was sie ahnn schulden uf sich liegen hettenn und was zuertragenn möglich ihnen gelaszen , Das unmuglich aber von Ihnenn genommen, oder an Jher lichem einkommenn soviel verschaft werdenn , das sie damit haubtsummen und Jerliche Zinse auch andere Zugehörige un kosten davon tragenn und geltenn köntten ;
dieser Punct ist
baldt gesagtt, wirdt aber groszer und gueter Rathschlege be dürffen. Wann das unmuglich uf ein mugliches gerichtet, Hetten die Stadte zu deliberiren, was eine Jede Stadt Jherlich zue erhaltung solches werckes contribuiren solte ; Die Taxen musten ubersehen , die ungleichheiten abgeschaft gleichheit getroffen, Die vermugenen mit mehrem belegett und die Zu hoch beschwertte nicht allein die Stedte in genere , sondern auch einer Jeden Stadt bürger in specie , also erleichtert werdenn, das einer bei dem andernn beibleiben, unnd das werck der schuldenlast fein richtig erhaltenn werden köntte. Zue dieser arbeit wurden auch nicht etliche tage, Sondern lange Zeit unnd gar unparteiliche Personen gehörenn . Nach gelegtem solchen fundament wurde von abschaffunge der beschwerungen, so die Stedte an nahrunge verhindern, und vonn anrichtung gueter gewerbe auch handel und wandel damit die Burger soviel erwerbenn muchtenn, das sie die Belegungen davon ertragenn könttenn Inmaszen gestriges tages hievon der anfang gemacht, Zu redenn sein . Dieser Punct wurde auch nicht leicht auszu seinn , Dann zubesorgen, das deswegen auch die Stende unter sich, da einer das, ein ander ein anders wurde
arbeiten
habenn wollenn, in disputation gerathenn wurdenn , unnd weill Churf. G. nicht alleine uff einem , sondern uf alle Stende , wie einer bei den andern beibleiben könne, wurde sehen muszenn , als wurde hierinne gueter vorsichtigkeitt und bescheidenheit vonnöthenn seinn.
268
Ueber die Versammlungen der Städte im sechszehnten Jahrhundert. Stadtarchiv Salzwedel.
Urkunden 14.
Anno XV und twe und twintwich am deme dage santi Galli up eynen geholten tage tho Werben in jegenwardichen der Oltmerckeschen und Priggenitzer stede hebben de van Soltwedel und van Gardelege dorch den borgermeister Dide rich Brun van Soltwedel den van Stendel gantz afgesecht mit den steden to Werben wider nicht dagelestunge to holtende, wente id isz on all to wiet und moten twe nacht buten syn ; bisundern willen de van Stendal de Oltmerkeshen sampt den Priggenitzer steden wider vorsamen, den dach scolen sie to Szehusen ansetten .
dat ut supra.
1514.
Verordnung Joachims I. über ftädtiſche Wehrangelegen= heiten. Städtisches Archiv zu Gardelegen.
,,als wir mit euch vorfugt, das ein iglich hauss sein eigen harnisch und were haben soll , so werden wir itzund bericht,
wann ein burger sein hauss verkauft und auch so
sich ein erbfal begibt, das der verkeufer und erbnemer den harnisch und die wer, dar zu mit sich wegk neme und also die heuser desselbigen entblössen , das uns mit nichte leidlich ist.
darum
setzen , ordnen und wollen wir ,
das hinfur ein
iglicher harnisch und were dar zu gehorig, bey dem hauss, es wer verkauft , vererbet oder welcherley gestalt dasselbig hauss verandert oder in ander hende komet , bleyben und der verkaufer und erbnemer mit sich nicht hinwegknemen soll,
bey vermeydung
unser
straff und
ungnad ,
sich ein
iglicher nach diser unser veste meynung wissen und haben zu richten. Datum Koln an der Sprew. Marie anno etc. 14 to .
am freytag nach visitationis
Inhalt. ww Einleitung.
Die deutſchen Städte im Kampfe mit der Fürſtengewalt. C. 1-42.
Günstige Lage der deutschen Städte am Anfange des fünfzehnten Jahr hunderts, S. 1. Der Kampf um die Selbſtändigkeit, S. 2. Dauer des Kampfes . Art des Kampfes, S. 2. Die Hauptfeinde der Städte : a . die Bauern, S. 3 ; b. der Adel , S. 4. Adel und Städte im Norden, S. 7 . Adlige Städtefeinde als Ratgeber der Fürsten, S. 7. c. die Fürsten, S. 8. Unbotmäßigkeit der Städte : a. die Reichsstädte, S. 8 ; b. die Landſtädte, S. 9. Streben nach Reichsstandschaft. Mangeln des Bewußtseins der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Territorium, S. 10. Städtebünde, S. 11. Das römische Recht, Seite 11. Kampfmittel gegen die Städte, S. 13. Ziele der fürstlichen Politik, S. 15. Stellungnahme der Bürger zu den fürstlichen Angriffen, S. 16. Die Kämpfe zwiſchen Fürſten und Städten, S. 20. Verlauf der großen Stadtfehden, S. 22. Litteratur der Städtekämpfe, S. 26. Folgen der Unterwerfung einer Stadt, S. 28. Der Rückgang meist nur vorübergehend , S. 31. Lage der Fürstenstädte : a. in Sachsen, S. 31 ; b. in Bayern, S. 35. Inwiefern die fürstliche Herrschaft den Städten dienlich war, S. 36. Schattenseiten der ehemaligen Unabhängigkeit, S. 36. Umwandlung der Änschauungen, S. 39. An sichten Martin Luthers, S. 42.
1. Kapitel. Friedrich I., S. 43-73. Die märkischen Städte um 1400, S. 43. Raubweſen. Die Quißows, S. 44. Burggraf Friedrich als Statthalter , S. 45. Die Städte für ihn, S. 46. Untergang der Quißows, S. 48. Erste Maßregeln Friedrichs, S. 49. Friedrich in Constanz, S. 50. Friedrichs städtefreundlichen Grund sätze , S. 52. Markgraf Johann als Statthalter, S. 57. Abneigung der Städte gegen seine äußere Politik, S. 59, gegen die Reichspolitik der Hohenzollern, S. 61. Unruhen des Jahre 1428, S. 62. Johanns Streit mit Frankfurt, S. 62. Unruhen in der Altmark, S. 65. Johann ein Feind der Demokratie, die sein Vater begünstigt, S. 66. Streitigkeiten zwischen den Städten Alt- und Neubrandenburg, Alt- und Neusalzwedel, Berlin und Köln, S. 68. Märkischer Städtebund, S. 71. 2. Kapitel. Friedrich II. , S. 74— Stimmung der Städte, S. 74. Unterwerfung von Berlin - Köln , Unterwerfung , S. 84. Versuche,
127. Friedrich beruhigt die Städte, S. 76. S. 77. Berlin und Köln nach der die Freiheit wiederzuerringen, S. 85.
Berlin und die Hanse, S. 86. Die märkischen Städte, S. 88. Die Er hebung Berlins , S. 89. Niederwerfung des Aufſtandes , S. 92. Streit mit Stendal, S. 94. Die Städte im Staate Friedrichs, S. 98. Kein Rück gang der Städte, S. 109. Glänzende Stellung Brandenburgs, S. 111 . Frankfurt a. D., S. 112. Friedrich und der Adel, S. 113. Der Landtag, S. 114. Friedrichs städtefeindliche Politik fremden Städten gegenüber, S. 114. Die Wilsnacker Fürstentage, Furcht der Städte, S. 118. Die norddeutschen Städte haffen Friedrich, S. 120. Friedrichs Streit mit Halle, S. 123. Bedeutung von Friedrichs Städtepolitik, S. 127. 3. Kapitel. Kurfürst Albrecht Achilles, S. 128-165. Allgemeines über Albrecht, S. 128. Albrechts Anfänge in den Marken, S. 131. Albrechts fiskalischer Standpunkt , S. 135 , seine Steuerpolitik, S. 137. Johann als Statthalter, S. 139. Unruhen im Lande , S. 140. Albrechts Rückkehr, S. 143. Albrecht zum dritten Male in der Mark, S. 145. Albrechts erneute Landbedeforderungen , S. 146. Resultate von Albrechts Regierung , S. 154.
Thätigkeit Johanns, S. 161 .
4. Kapitel. Johann Cicero, S. 166-181 . Johanns politische Anschauungen, S. 166. Unterwerfung der altmärki schen Städte, S. 169. Streit mit Frankfurt, S. 173. Die Städte befinden sich unter Johann in der Übergangsperiode von freien zu Fürstenstädten, S. 174.
5. Kapitel. Joachim I., S. 182-196. Joachim , kein eigentlicher Freund der Städte , S. 183. Die Städte ordnungen, E. 185. Die Städte erhalten die Gerichte wieder, S. 187. Universität Frankfurt, S. 188. Die Judenvertreibung, S. 189. Unruhen wegen der Bierzieſe, S. 190. Die Städte im Staate Joachims, S. 191 . Schluß.
S. 197-205.
Rückblick , S. 197. Die märkischen Städte im 16. Jahrhundert bis zum dreißigjährigen Kriege, S. 199. Excurs. Das Raubweſen in der Mark, S. 206–217. Berlin 1442-1448, S. 218, 219.
Die Parteien in
Beilagen. Friedrichs Streit mit Halle, S. 221. Zur deutschen Politik Johanns von Dänemak, S. 240. Aus Albrecht Achilles herrschaftlichen Büchern, S. 246. Aus dem dritten kaiserlichen Buche, S. 263. Ein Ge richtsprivileg Joachims II. für Frankfurt, S. 264. Ein Ratschlag, betreffend Besserung der städtiſchen Verhältniſſe , S. 267. Über die Städtesprachen unter Joachim I., S. 268. Verordnung Joachims I. über die städtische Wehrverfassung, Seite 268.
Nachträge und Berichtigungen.
Seite 2, 3eile 5. Das Komma hinter Nürnberg fällt fort. Seite 4, Anm. 2 Zur Verspottung der kleinen Städte siehe auch den Brief Gregors von Heimburg über Kitzingen. (Höfler, das kaiserliche Buch, S. 211.) ,als wenn Kizingen als gut wurd als Köln 80 wern die 1600 gulden iglicher virzig wol wert, das brecht 64000 Fl. Do fregt ir wie mocht das kummen. Ich antwort : Es mocht Nurmberg, Wurzburg, Bamberg , Sweinfurt verderben und Kizingen aufgeen ; alle grosse ding haben anfenk gehabt. " Seite 5, Anm. 3 , Zeile 3 ist zu lesen statt „ So war “ „ Sogar “. Seite 38 , Zeile 3 von unten muß es heißen statt „ brauchen“ „ gebrauchen “. Seite 41. Die Anmerkung 1 bezieht sich auf das Wort „ abhauen“ Zeile 2 . Seite 59, Anm . 1 statt „ Siegismund “ ist zu lesen „ Siegismunds “. Seite 121 , Zeile 12 der Anmerkung ist statt in der sach “ zu lesen „ ir der sach" . Seite Seite Seite Seite
155, 170, 175, 220,
Zeile 1 von unten die Worte „ cinen Platz“ fallen fort. Zeile 6 von unten statt „ Brandes “ „Brandis “ . Zeile 1 von oben statt „ auch “ ist „auf“ zu lesen. ad 5, statt „ Streitigkeiten mit Halle II 760 “ ist zu lesen „ Erz stift Magdeburg II 760 ".
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