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German Pages 99 [192] Year 1915
DIE
HANDELSGEWÄCHSE DES UNTER-ELSASS VON
Dr. inr. HANS ADOLF LUTHMER.
E R S T E R TEIL
STRASSBURG VERLAG VON KARL J. TRÜBNER 1915.
DIE
HANDELSGEWÄCHSE DES UNTER-ELSASS VON
Dr. iur. HANS ADOLF LUTHMER.
ERSTER TEIL.
STRASSBURG V E R L A G VON KARL J. TRÜBNER 1915.
ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG, VORBEHALTEN
VORWORT Die vorliegende Arbeit will nur als ein Versuch bewertet sein. Auf Vollständigkeit kann sie bei der großen Fülle des zu verarbeitenden Materials und bei der vielfachen Verschiedenheit der urkundlichen Belege keinen Anspruch erheben. Es kam in erster Linie darauf an, einen Überblick über die hochbedeutende Geschichte unserer Handelsgewächse zu geben und ihren Einfluß auf die Industrie und den Handel, vor allem Straßburgs, darzustellen. Gerade die so außerordentlich interessanten Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Industrie haben in der Literatur bisher nicht die Beachtung gefunden, die sie verdienen; für eine solche Betrachtung eignet sich das Unterelsaß in besonderem Maße. Denn seit alten Zeiten sind hier Handelsgewächse gepflanzt w o r d e n ; verschwand das eine, so trat ein neues an seine Stelle. Damit hat unsere Landwirtschaft eine Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit gezeigt, die der gewerblichen nicht nachsteht. Wenn auch der Anbau der Handelsgewächse im Elsaß sich vornehmlich auf das Unterelsaß beschränkt, so haben doch die oberelsässischen, auch die lothringischen Verhältnisse zum Teil, Berücksichtigung gefunden. Leider ist nur das urkundliche Quellenmaterial nicht sehr umfangreich gewesen. Hie und da zerstreut fanden sich Zehntrechnungen oder Nachlaßaufstellungen, seit dem Ende des 17. Jahrhunderts dann auch Verwaltungsberichte in größerer Zahl. Im Eingehen auf örtliche Überlieferungen fand sich so manche bedeutungsvolle Angabe. Deshalb w u r d e die Lokalgeschichte der einzelnen S t ä d t e und Städtchen ausgiebig benutzt, ganz besonders hat aber die persönliche Anschauung, das Aufsuchen alter Gebräuche, W o r t e und Namen, die Arbeit außerordentlich gefördert. Es ist mir eine liebe Pflicht, den vielen Hunderten von Männern zu danken, die mir, jeder nach seiner Art und seinen Kräften, jederzeit aufs bereitwilligste ihre Unterstützung liehen. Einzelne Namen zu nennen, muß ich mir hier versagen, ihre Zahl ist zu groß; jedem Einzelnen möchte ich aber an dieser Stelle nochmals den herzlichsten Dank sagen. Vor allem den vielen Verwaltungs- und Gemeindebehörden, die mich stets aufs bereitwilligste unterstützt haben, unter ihnen besonders dem Statistischen Landesamt für Elsaß-Lothringen und seinem Vorstand, Herrn Regierungs-
VI
rat Dr. Platzer, dein ich das statistische Material im Anhang zum Teil verdanke. Besonderer Dank sei aber hier meinen verehrten Lehrern Q. F. Knapp und W. Wittich gesagt, in deren staatswissenschaftlichem Seminar die Arbeit vor einer Reihe von Jahren entstanden ist, und die für ihre Weiterentwicklung und Schlußredaktion dem Verfasser stets ein freundliches Interesse entgegengebracht haben. Aus äußeren Gründen mußte der Abschnitt über Tabak und Hopfen zurückgestellt und für einen zweiten Teil aufgespart werden '). In diesem wird es vielleicht auch möglich sein, etwaige neue Tatsachen über die Gewächse des ersten Teiles zu verwerten, und etwaige Irrtümer zu berichtigen. Ich werde daher stets auch für den geringsten Hinweis dankbar sein. Eines möchte ich noch besonders betonen: W e r nicht nur von der ragenden Plattform des Münsters oder von den grünenden Höhen unserer Vogesen ins golden wogende Land schaut, sondern auch mit offenem Herz und mit aufrichtigem Verständnis für die Bewohner unseres reichen, gesegneten Unterelsaß das Land durchstreift, dem werden sich auch die Worte aufdrängen, in die von nunmehr fast 100 Jahren Schwerz, der klassische Schilderer unseres elsässischen Ackerbaues, ausbrach: «Ich fand im Elsaß ein gutes Volk». ') Der zweite Teil wird auch eine ausführliche Zusammenfassung und praktische Vorschläge enthalten.
Zabern, im Juli 1914. Luthmer. NACHSCHRIFT. Ein eigentümlicher Zufall hat es gefügt, daß in dem Augenblick, in dem die Arbeit im Buchhandel erscheinen sollte, am 1. August, der große Krieg ausbrach, der nun auf manche wirtschaftlichen und zollpolitischen Verhältnisse von Grund aus umgestaltend einwirken wird. Dadurch sind manche in dem Buche behandelte Fragen nur noch von historischem Interesse, dafür behandelt es aber die Zeit zwischen den Kriegen von 1870 und 1914 bis zum letzten Tage. Ich freue mich besonders, daß der u n t e r elsässische kernige Bauernstamm in seinem treuen Fühlen für die deutsche Sache das Urteil von Schwerz auf's neue bestätigt hat. Chateau-Salins, Weihnachten 1914. Luthmer.
INHALT. Seite
Literaturverzeichnis Einleitung Gespinstpflanzen Hanf Flachs ölgewächse Färberpflanzen Waid, Safran, Flor Krapp Gewürzpflanzen Senf Rübenpflanzen Zuckerrübe Zichorie Gemüsepflanzen Erbsen Bohnen Küchengewächse Kraut (Sauerkraut) Spargel Erdbeere Zwiebel Sonstige Industrie- und Handelspflanzen Kardendistel Kastanie Kartoffel Getreide ( S t ä r k e ) Anhang
IX 1 22 23 39 41 50 50 56 81 81 88 88 116 120 122 128 130 134 149 154 158 159 159 162 164 164 167
Quellenangaben.
(Es kann hier nur ein Teil der benützten Literatur angeiührt w e r d e n ; weniger oft benutzte W e r k e sind in den Fußnoten im T e x t angegeben. Allgemein bekannte W e r k e , wie das Reichsland Elsaß-Lothringen, Claus' W ö r t e r b u c h , die Statistischen J a h r b ü c h e r u. a. sind weggelassen.) Altmeyer
Aufschlager Bachmann
Becker Berkholz Bock Brucker Camus Candolle Chaptal Cranz Crescentiis Dalloz Darmstädter
Dettmering Eckert
= Altmeyer, Max, Die Rheinschiffahrt Strafiburgs im 19. J a h r hundert, 1902. Annales des Dominicains. Colmar 1846. = Aufschlager, Das Elsaß, 2 Bde., 1825. = Bachmann, G. Aug., Betrachtungen über die dermaligen Verhältnisse im Elsaß, insbesondere in Rücksicht auf die Pfalz-Zweybrückische Besitzungen unter kgl. franz. Hoheit. F r a n k f u r t 1791. = Becker, Joseph, Geschichte der Stadt Hagenau. = Berkholz, Leo, Die Wirkungen der H a n d e l s v e r t r ä g e auf Landwirtschaft, Weinbau und G e w e r b e in E.-L., 1902. = Bock, Hieronymus, Kreutterbuch, 1530 und später (M. Sebitz). = Brucker, J., Straßb. Zunft- und Polizei-Verordnungen, 1889. = Camus, A. G., V o y a g e fait dans les Dép. nouvellement réunis. . ., 2 Bde., 1803. = Candolle, A, de, Origine des plantes cultivées. P a r i s 1883 und s p ä t e r ; deutsch, Leipzig 1884. = Chaptal, comte de. De l'industrie françoise, 2 Bde., P a r i s 1819. = Cranz, Karl, Bemerkungen auf einer vorzügl. in landw. Hinsicht im S o m m e r 1801. . . angestellten Reise. 1805. = P e t r u s de Crescentiis, Von dem Nutz der Ding die in den Äckern g e b a w t w e r d e n . = Dalloz, Répertoire méthodique et alphabétique de législation, de doctrine et de jurisprudence. 1845—1870. = Darmstädter, Paul, Die V e r w a l t u n g des Unterelsaß unter Napoleon I., 1903/04. Description du Dép. du Bas-Rhin (Migneret), I-IV (unvoll.), 1858-71. = Dettmering, W., Beiträge zur älteren Zunftgesch. der Stadt Straßburg, 1903. = Eckert, Chr., Die Rheinschiffahrt im 19. Jahrhundert. Leipzig 1900.
X Eheberg Eichhoff
Quellenangaben. Eheberg, Karl Th., Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtsch.Geschichte der Stadt Straßburg bis 1681, I, (unvoll.). 1899. Eichhoff, J. J., Topogr. stat. Darstellung des Rheins. . . Köln 1814.
Eichelmann
Eichelmann, Karl, Die W a s s e r s t r a ß e n in der els.-lothr. Volkswirtschaft, 1905.
Fesquet Fischer Friese
Fesquet, Voyage de P a r i s à Strasbourg, 1802. Fischer, Dagob., Das ehemalige Zunftwesen in Zabern, 1868. Friese, ö k o n o m i s c h e Naturgeschichte der beiden rheinischen Départ. 2. Aufl., 1807. Friese, E t w a s über die Naturgüter der beiden rhein. Départements, 1796.
Fritz
Fritz, Johannes, Die alten Territorien des Elsasses nach dem Stande vom 1. J a n u a r 1648.
Frost
Frost, Bedingungen für intensiven und extensiven L a n d w i r t schaftsbetrieb in Deutschland. Diss. 1903. Fruhwirth, Die Pflanzen der Feldwirtschaft. Fournel, Les lois rurales de la France, 3 Bde., 1821. Georgica curiosa. Von dem Adelichen Land- und Feldleben (Hohberg), 2. Aufl. Nürnberg 1716. Gérard, Charles, L'ancienne Alsace à table, 1877. Gérard, Charles, Coup d'oeil sur l'industrie et le commerce de l'Alsace au XVI e siècle (Revue d'Alsace, 1850). Grad, Ch., Etudes statistiques sur l'industrie de l'Alsace, I, II, 1879.
Fruhwirth Fournel
Gérard
Grad
Hanauer Haug Hehn Heitz Hertzog
Hoffmann Kirschleger Kroeber Krzymowski Kühn Ladoucette Lambla Laumond
Grad, Ch., L'Alsace, le pays et ses habitants, 1889. Hanauer, A., Weistümer des Elsasses (Grimm), 1866. Hanauer, A., Etudes économiques sur l'Alsace, 2 Bde. 1878. Haug, H., Die Handelskammer zu Straßburg, 1903. Hehn, Victor, Kulturpflanzen und Haustiere. Heitz, Fr. Karl, L'Alsace en 1789 (1860). Hertzog, Aug., Der Handel und die G e w e r b e zum Ausgang des Mittelalters, 1897. Histoire documentaire de l'industrie de Mulhouse. . ., I, II, 1902. Hoffmann, Ch., L'Alsace au XVIII e siècle. . . 4 Bde., 1906 ff. Kirschleger, Fr., Flore d'Alsace, 3 Bde., 1852/62. Kroeber, A., Etat de l'industrie en Alsace v e r s 1735 (Revue d'Alsace 1867). Krzymowski, R., Die W i r t s c h a f t s s y s t e m e und Fruchtfolgen in E.-L., 1908. Kühn, Joh., Das Bauergut der alten Grundherrschaft. Leipzig. Diss. 1912. Ladoucette, baron de, Notice biogr. sur M. le Marquis de Lezay-Marnesia, 1817. Lambla, J. B., D a s Unterelsaß in den J a h r e n 1814—1818. Diss. 1913. Laumond, Statistique sur le Dép. du Bas-Rhin, P a r i s an X.
Quellenangaben.
Leydhecker Loriol Luroth
= •=
Mantoux
—
Martzloff
=
Mutzig
=
Oppenau Paulli
= =
Penot Platzer
= =
Reinhardt Riquaut
= —
Rocke
=
Rößlin
=
Schild
=
Schlipf
=
Schmidt
=
Schmoller — Schwerz
= = =
Serres Spach —
= = =
Stieda
=
Stöber
=
Stolz
=
XI
Lehrbuch für die lanchv. Winterschulen Elsaß-Lothringens, 3 Bde., 1909. Leydhecker, Die Zölle und indirekten Steuern in Elsaß-Lothringen, 1877. Loriol, La F r a n c e (Quadet, Bas-Rhin), 1834. Luroth, L'administration municipale de Bischwiller à partir de l'année 1840. Mantoux, La révolution industrielle au XVIII e siècle. Manuel des a d r e s s e s du commerce et de l'industrie, Strasbourg, 1868 u. a. Manuel du commerce, de l'industrie, des sciences. . . par Strohl, 1824. Martzloff, 0., Die L a n d w i r t s c h a f t im Elsaß im vorigen Jahrhundert unter franz. H e r r s c h a f t . 1913. Mercure alsacien. Répertoire général, 1846. Mutzig. Qeorg, Geschichte der Gemeinde Hatten, 1906. Notes d'arrest du Conseil Souverain d'Alsace, 1742. Oppenau, Fr. v., Christian Philipp Schroeder. . . 1888. Paulli, Sim. Straßburgisches Kauf- und Handelsbüchlein, durchgesehen durch J. H. Henricii. 1672. Penot, Statistique du Dép. du Haut-Rhin, 1828 ff. Platzer, Hans, Die Verteilung der landw. und industr. Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, 1910. Reinhardt, Ludw., Die Erde und die Kultur, Bd. IV, 1910. Riquaut, Description et statistique agricole du canton de Wissembourg, 1860. Rocke, Das Kontinentalsystem und dessen Einwirkung auf die französische Industrie, 1894. Rößlin, Des Elsasses und gegen Lothringen grentzenden W a s g a w i s c h e n Oebirgs Gelegenheit, 1593. Schild, Eusebius, L a n d w . Produktion und Konsumption in E.-L., 1883. Schlipf, J. A., Populäres Handbuch der L a n d w i r t s c h a f t (viele Aufl.), 2. für das Elsaß bestimmte Auflage, 1843. Schmidt, Charles, Les seigneurs, les p a y s a n s et la propriété rurale en Alsace au Moyen-âge, 1897. Schmoller, Die Straßburger Tucher- und W e b e r z u n f t , 1879. Schmoller, Straßburg zur Zeit der Zunftkämpfe, 1875. Schwerz, M., Beschreibung der L a n d w i r t s c h a f t im Niederelsaß, Berlin 1816. Serres, Olivier de, T h é â t r e d'agriculture, 1651. Spach, L., Adrien comte de Lezay-Marnésia, 1854. Spach, L., Lezay-Marnésia, influence de son administration sur l'agriculture du Bas-Rhin, 1848. Stieda, Wilhelm, Zur Entstehung des deutschen Zunftwesens, 1876. Stöber, Aug., Der Kochersberg, ein Landschaftsbild aus dem Unterelsaß, 1857. Stolz, J. L., Elementarhandbuch des eis. Ackerbaus, 1842.
XII
Quellenangaben.
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XIII
Quellenangaben.
Notice des produits de l'industrie et des beaux-arts exposés au château royal de Strasbourg du 28 juillet au 10 août 1834. Recueil des édits, déclarations, lettres patentes, arrests du Conseil souverain, 1771. Recueil officiel des actes de la préfect. du Dép. du Bas-Rhin. Revue d'Alsace. Société Industrielle de Mulhouse. Rapport sur l'expos. des prod. de l'industrie tenue à Mulh. le 13 juin 1838. Stationsstatistik der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen. L'Utilité, journal spécial d'agricult. et d'industrie, 2 Bände, 1844. Verhandlungen des Landesausschusses und Landtages für Elsaß-Lothringen. Verhandlungen des Landwirtschaftsrates von Elsaß-Lothringen. Vierteljahrshefte, Statistische. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Zeitschrift «Die Vogesen». Tageszeitungen. Frankfurter Zeitung; Kölnische Zeitung; Straßburger Bürgerzeitung; Der Elsässer; Straßburger Neueste Nachrichten; Straßburger Neue Zeitung; Straßburger Post. Kollegheft «Elsaß-Lothringen W . Wittich.
in volkswirtschaftlicher Beziehung» von Prof. Dr.
Besondere Literatur zum Abschnitt «Gespinstpflanzen». Brinkmeier Gerig Hecker Kuhnert Mareau Oppenau
Brinkmeier, Der Hanf, sein Anbau, seine Bereitung (versch. Auflagen). Qerig, W., Terminologie der Hanf- und Flachskultur. . . Diss. 1913. Hecker, Der Flachs, 1897 . Kuhnert, Der Flachs, seine Kultur und seine Verarbeitung, 1897. Mareau, Th., Kultur und Zubereitung des Flachses und Hanfes usw., deutsch, Weimar 1866. Oppenau, Fr. v., Der Hanfbau im Elsaß, 2. Aufl., 1896. Flachs und Leinen, Mitteilungen des Verbandes der österr. Flachs- und Leineninteressenten. Seit 1894. Deutsche Seiler-Zeitung, Berlin. Abschnitt
Mandekic
«ölgewächse».
Mandekic, Vinko, Beiträge Rapses. Diss. 1912.
zur Kultur und Züchtung
des
Abschnitt «Färberpflanzen». Lauterbach
Lauterbach, Fritz, Der Kampf des Waid mit dem Indigo. Diss. 1910.
XIV
Quellenangaben. Abschnitt «Krapp».
Bosch
= Bosch, van den, J. O. J., Over den b o u w en de bereiding der M e e r k r a p . Dehérain = Dehérain, P. P., Traité de chimie agricole, 1892. Qnelim = Qnelim, Die Anthracenfarbstoffe. B r a u n s c h w e i g 1897. H a n d w ö r t e r b u c h der Chemie, Neues. Braunschweig 1881, 3 Bde. Kopp = Kopp, Geschichte der Chemie. B r a u n s c h w e i g 1843. — = Kopp, B e i t r ä g e zur Qesch. der Chemie, B r a u n s c h w e i g 1869. — = Kopp, Emile, Recherches sur la garance d'Alsace, o. J, Duhamel = Duhamel de Monceau, Mémoires sur la g a r a n c e et sa culture, 1757. Rupe = Rupe, Die Chemie der natürl. Farbstoffe, 1900. Schultz = Schultz, Gustav, Die Chemie des Steinkohlentheers, 2 Bde., 3. Aufl., 1900/01. Schützenberger = Schützenberger, Die Farbstoffe. . . Deutsch von Schrceder, 1870 (siehe ferner die dort Seite 281—285 aufgeführte Literatur, chemisch). Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Berlin 1869/70. Die chemische Industrie. Berlin 1882 (Relig). Tydschrift vor Nyverheid, Haag, XXXI-XXXVII. Mémoire apologétique pour le sieur Isaac B e r t r a n d de Bischwiller en BasseAlsace, 1759. Mémoire pour Isaac Bertrand, négociant de Bischwiller, appellant . . ., 1756. Opérations du magistrat d'Hagenau concernant Isaac B e r t r a n d de Bischwiller, 1757. Literarische Beilage zur Gemeinde-Zeitung für Elsaß-Lothringen vom 2. April 1881. In den Bulletins de la Soc. Ind. de Mulh. finden sich eine große Anzahl von Aufsätzen Uber Krapp von Kopp u. a. Abschnitt «Zuckerrübe». Bodenstein Deiß
Felber Grunelius Heliot Kaufmann Lensch Lippmann Ostermeyer Paasche Schippel Schulze
= Bodenstein, C., Die Zuckerfabrikation in Elsaß-Lothringen, 1883.. = Deiß, Anleitung zum Anbau der Zuckerrübe, 1837. Fabrication des sirops et sucre de raisin dans le Dép. du Bas-Rhin, 1810. = Felber, A., Die Kultur der Zuckerrübe. = Grunelius, M., L'industrie sucricre en Alsace, 1895. = Heliot, Le sucre de b e t t e r a v e s en France, 1900. = Kaufmann, Die Zuckerindustrie, 1878. = Lensch, Paul, Die Wandlungen in der Verfassung der Zuckerindustrie. Diss. 1900. = Lippmann, von, Geschichte des Zuckers, Leipzig 1890. = Ostermeyer-Chatelain, La b e t t e r a v e à sucre en Alsace, 1884. = Paasche, H., Zuckerindustrie und Zuckerhandel der Welt, 1905. Prospektus, Raffinerie alsacienne, o. O. u. J. = Schippel, Max, Zuckerproduktion und Zuckerprämien. = Schulze, Fr. G., Die deutsche Zuckerfrage. J e n a 1850.
Quellenangaben. Spenlé-Legrand
Vogel
XV
=
Spenlé-Legrand, Rapport sur les a v a n t a g e s que présenterait l'installation d'une fabrique de sucre brut en Alsace, 1883. Sucrerie de Hilsheim, 1838. = Vogel, H., Die Vorteile des Zuckerrübenbaues, 1884. (In der Landw. Zeitschrift für Elsaß-Lothringen 1874, 1880 bis 1885, 1893-96, seit 1900, finden sich Aufsätze in großer Zahl über den eis. Zuckerrübenbau.) Abschnitt «Zichorie».
Baumann Bibra Fries
= Baumann, D., Ausführlicher Unterricht über den Zichorienwurzel- und gelbe Rübenbau für den eis. Bauern, 1819. = Bibra, Baron v., Der Kaffee und seine Surrogate. München 1858. = Fries, P r a k t i s c h e Anleitung zum Kaffeezichorienbau, 2. Aufl., 1886. Der Kaffee, Gemeinverst. Darstellung, herausgeg. vom K. Gesundheitsamt Berlin, 1903. Katholische Schulzeitung für Elsaß-Lothr. 1907, Seite 121. Abschnitt «Gemüsepflanzen».
Krzymowski
=
Krzymowski. R., Der Feldgemüsebau in Elsaß-Lothringen, 1913. Lebbin und Baum = Lebbin, Georg, und Baum, Georg. Deutsches Nahrungsmittelrecht, I, 1907. Konservenzeitung, Deutsche, Leipzig (Klinckhardt), seit 1899. Abschnitt «Kraut». Recueil des Principaux T e x t e s relatifs à la Répression des Fraudes. P a r i s 1913. Rosenthal-Wehner = Rosenthal-Wehner, Reichsgesetz gegen den unlauteren W e t t b e w e r b vom 7. Juni 1909, 1911. Abschnitt «Weberkarde». Bourguignon Cullmann Dehio
= Bourguignon, E., Bischwiller depuis cent ans, 1875. = Cullmann, Geschichte von Bischweiler, 1826. = Dehio, K., Die Bischweiler Tuchindustrie, 1912. Archive.
Bezirks-Archiv Straßburg, Bezirks-Archiv Colmar. Stadtarchiv Straßburg, S t a d t archive in Bischweiler, Buchsweiler, Colmar. Hagenau, Molsheim, Wasselnheim, Zabern (die betr. Nummern sind meist in den Fußnoten angegeben. Archiv der Handelskammer zu Straßburg, Protokollbücher der Handelsk a m m e r zu Straßburg.
EINLEITUNG.
Unter Handelsgewächsen versteht man solche Pflanzen, die der Landwirt entweder gar nicht, oder nur zu einem verhältnismäßig kleinen Teil für die eigene Wirtschaft baut, die vielmehr feldmäßig zum Zweck des Verkaufs als Handelsware oder als Rohstoff für gewisse Zweige der Industrie gepflanzt werden. Sie erfordern infolge des Interesses des Bauern an möglichst hohen und guten Erträgen eine intensive Bodenkultur, und stellen auch an die Arbeitsund Kapitalkraft des einzelnen Besitzers höhere Anforderungen als die übrigen Gewächse. Wenn auch in der Regel fruchtbares Ackerland zu ihrem Anbau gewählt wird, so ist das doch nicht unbedingt erforderlich. Auch in weniger fruchtbaren Böden w e r d e n Handelsgewächse gepflanzt. Landwirtschaftlich-technisch gehören nur bestimmte Gruppen von Pflanzen zu ihnen: Gespinst-, ö l - , G e w ü r z - und Färberpflanzen. In diesem Sinne pflegt auch die Statistik den Begriff «Handelsgewächse» zu bestimmen. Allein diese Gruppierung darf für die v o r liegende Arbeit nicht maßgebend sein. Heute muß der Begriff der Handelspflanzen auch auf andere Gewächse ausgedehnt werden, die ausschließlich für den Handel oder die industrielle Verarbeitung gepflanzt w e r d e n (Zuckerrüben, Spargel, Erbsen usw.). Freilich darf man andererseits den Begriff nicht zu sehr dehnen. Auch Getreide, Kartoffeln w e r d e n heute hauptsächlich für Handel oder Industrie gepflanzt. Doch fehlt es bei diesen Gewächsen an der Intensivkultur, die den Handelsgewächsen eigentümlich ist. Man kann die Handelspflanzen wieder in Handelsgewächse im engeren Sinne und in Industriepflanzen scheiden. Zur ersteren Klasse gehören Spargel, Erdbeeren, (im Mittelalter: Kastanien), zur letzteren Zuckerrüben, W e b e r k a r d e , Tabak u. a. Doch finden sich auch Zwischenstufen, wie ein großer Teil der Gemüsepflanzen, die heute sowohl für den Handel (Verkauf durch Zwischenhändler auf dem L u t Ii m e r,
Handelsgewächsc
des
Untcrclsaß
I.
1
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Einleitung.
Markte), w i e zur industriellen V e r a r b e i t u n g in K o n s e r v e n f a b r i k e n gepflanzt w e r d e n '). Bei dem C h a r a k t e r der Pflanzen als H a n d e l s g e w ä c h s e muß der L a n d w i r t sich mit seinem Anbau und d e r G r ö ß e seiner Anbaufläche nach der A b s a t z m ö g l i c h k e i t und der K o n j u n k t u r richten. D a h e r finden w i r g e r a d e bei diesen P f l a n z e n ein a u ß e r o r d e n t l i c h e s S c h w a n k e n der Anbaufläche und die K u r v e ihrer statistischen D a r stellung zeigt eine c h a r a k t e r i s t i s c h e W e l l e n b e w e g u n g . Die H a n d e l s g e w ä c h s e v e r l a n g e n e r h ö h t e Arbeit, v e r m e h r t e s Betriebskapital und zum Teil auch b e s o n d e r e Anlagen des b ä u e r lichen Hofes zur A u f b e w a h r u n g der E r n t e . M a n c h e G e w ä c h s e haben s o g a r auf die B a u a r t der H ä u s e r ( T a b a k ) oder auf das Aussehen einer g a n z e n G e m a r k u n g (Hopfen, S p a r g e l ) einen b e s t i m m e n d e n Einfluß g e h a b t . S t e t s a b e r m a c h t sich ihr Anbau in d e m steigenden W o h l s t a n d der B e v ö l k e r u n g g e l t e n d 2 ) . Vor allem w i r d der L a n d w i r t durch den intensiven Anbau g e z w u n g e n , selbst h a r t zu a r b e i t e n . «Nur die fleißigen B a u e r n pflanzen T a b a k und Hanf» heißt es in einem Bericht aus Erstein v o m J a h r e 1769 : ! ). Die E r z i e h u n g zur Arbeit bleibt a b e r nie ohne Erfolg, selbst w e n n für den Augenblick nichts d a v o n zu m e r k e n ist. Ihre W i r k u n g zeigt sich auch nicht bloß äußerlich. Sie liegt v o r allem in der Einw i r k u n g auf den C h a r a k t e r , der sich durch die E r z i e h u n g der Arbeit festigt, zu s t r e n g e r und sittlicher L e b e n s f ü h r u n g nötigt. D e r e r n s t e G r u n d t o n des C h a r a k t e r s läßt sich h e u t e in den v o r w i e g e n d H a n d e l s g e w ä c h s b a u t r e i b e n d e n u n t e r e l s ä s s i s c h e n D ö r f e r n (z. B. G e u dertheim, G e r s t h e i m , Olwisheim, Schleithal u. a. m.) noch wohl erkennen. Das U n t e r e l s a ß ist und w a r von jeher ein reiches L a n d , das seine w i r t s c h a f t l i c h e K r a f t dem A c k e r b a u v e r d a n k t e , und auch h e u t e durch die innigen W e c h s e l b e z i e h u n g e n seiner L a n d w i r t s c h a f t zur Industrie in b e s o n d e r e m M a ß e b e g ü n s t i g t ist. Rößlin, der gelehrte Arzt und Schriftsteller schreibt im J a h r e 1593, d a s d a m a l s g e b r ä u c h l i c h e S p r i c h w o r t , nach d e m d a s j e n i g e L a n d das b e s t e sei, in w e l c h e m 5 W g e f u n d e n w ü r d e n : «Weitzen, *) Auch die Rebe, die im Unterelsaß auch heute noch v o n großer Bedeutung ist, gehört an sich zu den H a n d e l s g e w ä c h s e n . Doch muß sie aus dem R a h m e n der vorliegenden Betrachtung ausscheiden, da ihre Geschichte im Lande bekannt und auch bereits des öfteren dargestellt w o r d e n ist (vergl. Dr. Julius Frick, Die wirtschaftlichen Verhältnisse des W einbaues und W e i n h a n d e l s im Elsaß seit 1871, Straßburg, 1911. und die dort auf S e i t e VII bis IX a n g e g e b e n e Literatur). -') Im Bezirks-Archiv Straßburg. C 391, finden sich B e l e g e fiir das 18., in Migneret 3 a. a. 0 . , III, fiir das 19. Jahrhundert. ) Bezirks-Archiv Straßburg, C 213.
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Einleitung.
Wein, W a s s e r , Waid, W ä l d » , w e r d e im Elsaß noch durch ein sechstes W g e k r ö n t : Wildfur oder Wildpret. Münster, Merian, B o c k , nach ihnen Arthur Joung und S c h w e r z , alle Schriftsteller des Mittelalters und der Neuzeit, die vom Elsaß reden, rühmen den Reichtum des Landes und die hohe Entwicklung seiner Landwirtschaft. Die Industrie hat im Unterelsaß nie die Rolle gespielt w i e im Oberelsaß oder in neuerer Zeit in Lothringen, und eigentümlich w a r ihr stets der landwirtschaftliche Anstrich der einzelnen F a b r i k zweige. S c h o n anfangs des 18. Jahrhunderts fanden sich Getreidemühlen größeren Umfanges in einzelnen Gemeinden, und später überall im Lande zerstreut Krapp-, W a i d - und Ölmühlen und -darren, Hanfreiben und Bleichereien. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden T a b a k - und Zuckerfabriken, Brauereien, und in neuerer Zeit hat sich die Mühlenindustrie im Lande zu außergewöhnlicher Bedeutung emporgeschwungen, die die sämtlichen ähnlichen Unternehmungen Siid- und W e s t - D e u t s c h l a n d s sehr weit hinter sich läßt. Daneben sind große Konservenfabriken entstanden, und eine Kleinindustrie, die S a u e r k r a u t - und Senffabrikation. B e i manchen kleineren B e t r i e b e n ist heute noch die bäuerliche Anlage zu erkennen, bei der der v i e r e c k i g e fränkische Bauernhof auf einer S e i t e vom Wohnhaus, auf der zweiten vom Stall, auf der dritten und vierten von den für die Ölmühlen, Rötfabriken usw. dienenden Gebäuden umschlossen wird (der Röthof in Ingweiler, B r a u e r e i Haag, die Ölmühle in Wilwisheim u. a. m.). D e r Handel mit elsässischen Landesprodukten w a r von jeher bedeutend. W i e elsässer W e i n seit dem 12. und 13. Jahrhundert in Norddeutschland berühmt w a r , so gesucht w a r elsässer Getreide in Süddeutschland und der S c h w e i z , die das Elsaß (allerdings wohl mehr den Sundgau) ihre Kornsclieuer nannte. Elsässer Hanf, elsässer Krapp und elsässer Flor brachten neben Getreide im 18. und 19. J a h r hundert dem straßburger Kauimannsstande Reichtum und Ansehen. Der Handel mit Landesprodukten w a r der Geschäftszweig, dem die meisten und bedeutendsten Mitglieder der straßburger Handelskammer im1 vorigen Jahrhundert angehörten, unter denen vor allem ihr langjähriger Präsident J e a n - G e o r g e s Humann hervorragt, der lange J a h r e hindurch französischer Finanzminister und vorher in S t r a ß b u r g Zuckerfabrikant gewesen w a r 4 ) . Die Bedeutung
der Handelsgewächse
für die
des Unterelsaß hat der leider früh v e r s t o r b e n e
Landwirtschaft Landwirtschafts-
lehrer Dr. Heß in seiner Dissertation b e h a n d e l t 5 ) . Die Arbeit er') Vergl. Haug, Die Handelskammer zu Straßbiirg i. E., Seite 5 ff.
B
) Dr. J a k o b
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Einleitung.
streckt sich allerdings nicht auf alle Handelsgewächse und auch insoweit fast nur mit Beziehung auf die gegenwärtigen Verhältnisse. Die Bedeutung der Handelsgewächse, die geschichtliche Entwicklung ihrer Beziehungen zu Handel und Industrie des Unterelsaß zu schildern, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Für diese Darstellung lagen zwei W e g e offen: Einmal konnte in fortlaufender, historisch sich entwickelnder Darstellung e t w a von Jahrhundert zu Jahrhundert der Anbau der einzelnen Pflanzen zusammengefaßt geschildert werden. Diese Darstellung hätte den Vorteil gehabt, den Überblick zu erleichtern, die Übergänge von einer Art zur anderen deutlicher hervortreten zu lassen, hätte aber allerdings die Darstellung der einzelnen Pflanzen zerrissen und häufige Wiederholungen bedingt. Aus diesem Grunde ist hier die zweite Möglichkeit gewählt worden, eine Aneinanderreihung von Monographien der einzelnen Gewächse in historischer Beschreibung, die natürlich oft miniaturartig schildern kann, wie das bei der ersteren Art der Darstellung nicht möglich w ä r e , die aber doch einen mosaikmäßigen Uberblick über die Handelsgewächse allgemein ermöglicht. Leider muß aber für die allgemeine Darstellung einzelner Pflanzen in neuerer Zeit, erst recht für das Mittelalter, das gelten, w a s Graf Chaptal, der bekannte französische Minister des Innern unter Napoleon I. und bedeutende Schriftsteller, im J a h r e 1819 bezüglich des Hanfes und Flachses gesagt h a t 6 ) : «Cette petite culture, qui n'emploie qu'un carré de jardin, ou quelques ares de terre dans les champs, est immense, parce qu'elle est générale; mais on ne peut pas l'apprécier pour la faire entrer dans un état de recensement». Der Mangel an statistischem Material aus früheren J a h r hunderten machte sich gerade bei der vorliegenden Arbeit unangenehm geltend. Zum besseren Verständnis und zur Vermeidung überflüssiger Wiederholungen sind einige Vorbemerkungen unerläßlich als äußerer Rahmen für die Darstellung der einzelnen Gewächse. a) Vorbemerkungen allgemeiner, geographischer und landwirtschaftlich-technischer Art. Die Bedeutung des Handelsgewächsbaues für die Landwirtschaft des Unterelsaß gegenüber der des Oberelsaß und Lothringens ergibt sich daraus, daß im Unterelsaß im J a h r e 1912: 3 % des Acker- und Heß, D i e B e d e u t u n g d e r H a n d e l s g e w ä c h s e B e r l i n 1909. D i e A r b e i t ist in E i n z e l h e i t e n
für die L a n d w i r t s c h a f t im nicht i m m e r
G e s a m t ü b e r b l i c k klar und g e w i s s e n h a f t g e s c h r i e b e n .
g e n a u , ist
Unterelsaß,
a b e r für
den
C h a p t a l a. a. O. I,
Einleitung.
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Gartenlandes, im Oberelsaß nur 0,5 und in Lothringen gar nur 0,1 % dem Handelsgewächsbau gewidmet w a r 7 ) . Allerdings wird diesesBild e t w a s dadurch verschoben, daß man zu den Handelsgewächsen auch Erbsen, Bohnen, Linsen, die von der Statistik unter der Rubrik «Getreide und Hülsenfrüchte» gezählt sind, rechnen müßte. Diese Pflanzen werden in Lothringen und im Oberelsaß viel angebaut, so daß sich die dortige Prozentziffer e t w a s erhöhte. Andererseits w ü r d e auch die Ziffer des Unterelsaß durch die Zuzählung der Anbauzahlen von Zuckerrüben, Kraut und Feldkohl, die jetzt unter der Rubrik «Hackfrüchte und Gemüse» gezählt werden, wieder beträchtlich erhöht. Die Bodenverhältnisse der oberrheinischen Tiefebene, speziell des Unterelsaß, sind für den Handelsgewächsbau günstig. Von Lauterburg ab ist die ganze Ebene südwärts bis Mülhausen zusammengesetzt aus den verschiedensten Gesteinsarten, aus v e r wittertem Granit und Sandstein, die teils der Rhein aus den Alpen angeschwemmt, teils die III und ihre zahlreichen Nebenflüsse in der Ebene abgelagert h a b e n s ) . Dazu kommt der Löß und Lehm, der sich an den verschiedensten Stellen des Landes abgesetzt hat. Alle diese Gesteinsarten trifft man in bunter Reihenfolge an, und sie äußern sich in den mannigfaltigen Kulturen, die wir oft in ein und derselben Gemarkung im Elsaß nebeneinander antreffen. Eine weitere Quelle der Fruchtbarkeit, auf die Dr. Heß ganz mit Recht hingewiesen hat, ist für die ganze Ebene das Grundwasser, das die verschiedenen Kalk- und Kiesmassen langsam zerreibt und in fruchtbares Erdreich übergehen läßt. Es führt dem Boden stets von unten die nötige Feuchtigkeit zu, da die Ebene nicht sehr regenreich ist, und nimmt wieder das überflüssige W a s s e r durch die leichte Durchlässigkeit des Bodens auf, und leitet es langsam nach Norden ab. Der Boden des Elsasses ist im ganzen leicht bestellbar. Die Fruchtbarkeit nimmt im Süden des Elsasses langsam ab und verschwindet ganz im Lügenfelde bei Mülhausen. Deshalb finden wir dort auch die bedeutende Industrie, während das Unterelsaß überwiegend agrarischen Charakter trägt. Zu den günstigen Bodenverhältnissen gesellt sich nun noch das für die gesamte Landwirtschaft so vor>teilhafte Klima. Große W ä r m e , geringe Feuchtigkeit sind die Merkmale der klimatischen Verhältnisse in der Ebene. Im Verein mit 7 S e i t e 184. ) Vergl. die Tabellen Nr. 1 und 2 im Anhang. Der Reichsdurchschnitt betrug 1900: 0,7 % nach dem Stat. Jahrbuch für das D e u t s c h e Reich, 8 1913. ) D a s Reichsland Elsaß-Lothringen I, S e i t e 8 und 9 (Qerland).
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Einleitung.
dem Boden und dem so vorteilhaften Grundwasser bilden sie die Grundlagen der hochentwickelten Intensivkultur. Dazu kommen noch die günstigen Besitzverhältnisse und die Dichte der Bevölkerung. Die Gesamtbevölkerungszahl betrug nach der Volkszählung am 1. Dezember 1910 im Unterelsaß: 700 938, im Oberelsaß: 517 865 Personen. Im J a h r e 1907 w a r e n in der Landwirtschaft tätig im Unterelsaß: 244 050 Personen (35,71 %), im Oberelsaß: 142 962 » (27,96 %), in Lothringen: 181145 » (28,96 %). Durchschnittlich w a r e n also 31,21 % im J a h r e 1907 gegen 37,96 % im Jahre 1895 und 41,93 > 9
) Dr. Heß, a. a. O., Seite 17. Vergl. die Tabelle Nr. 3 im Anhang. Dr. Thisse, 10 a. a. O., Seite 20 ff. ) Siehe die Tabellen Nr. 4 und 5 über die Anbau-
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Einleitung.
Der Anbau der H a n d e l s g e w ä c h s e e r s t r e c k t sich nun nicht über das ganze Unterelsaß. Er wird, abgesehen v o m Weinbau, nur in der Ebene betrieben und auch hier nur in den Kreisen S t r a ß b u r g Land, Erstein, Schlettstadt, H a g e n a u , W e i ß e n b u r g . Der gebirgige nordwestliche Teil des Kreises Zabern ist für die H a n d e l s g e w ä c h s kultur ganz ungeeignet, und auch in den Kantonen der Ebene desselben Kreises sind die Handelspflanzen nur s c h w a c h v e r t r e t e n . Desgleichen scheiden die oberen Teile des B r e u s c h - und Weilertales für den Anbau der H a n d e l s g e w ä c h s e aus. Als Anbaugebiet bleibt daher ein Vieleck, im Norden b e g r e n z t e t w a vom S c h i e n e n s t r a n g e der Linie W e i ß e n b u r g - L a u t e r b u r g , im Osten v o m Rhein, im W e s t e n von einer Linie W e i ß e n b u r g - I n g w e i l e r - W a s s e l n h e i m - B a r r , im Süden von der B e z i r k s g r e n z e des U n t e r - und Oberelsaß. Oft finden sich g e w i s s e Arten von H a n d e l s g e w ä c h s e n nur auf den Fluren w e n i g e r Gemeinden, sei es, daß diese ein Monopol besitzen (im Mittelalter: Krapp), oder daß sich nur ihr Boden zum Anbau eignet: Senf, Kraut, sei es aus anderen, in den w i r t s c h a f t lichen Verhältnissen der Gemeinde liegenden G r ü n d e n : Spargel, zum Teil auch T a b a k und Hopfen.
b) Vorbemerkungen geschichtlicher, politischer, zollpolitischer und wirtschaftlicher Art. In historischer Beziehung läßt sich das Unterelsaß s c h w e r isoliert b e t r a c h t e n ; es g e h ö r t e mit dem Oberelsaß, mit DeutschLothringen zum Teil, und auch mit verschiedenen Teilen der Pfalz aufs engste z u s a m m e n . Die wirtschaftliche Entwicklung unseres L a n d e s vollzog sich in ganz anderen Bahnen als die politische. Schon in den ersten J a h r h u n d e r t e n unserer Zeitrechnung w u r d e der A c k e r b a u lebhaft betrieben. Bis zum J a h r e 250 h e r r s c h t e römische Kultur, das Land w a r dicht besiedelt, von guten Straßen durchzogen, der Ackerbau muß damals schon lebhaft betrieben w o r d e n sein. Seit dem J a h r e 350 kamen die G e r m a n e n über den Rhein herüber, 50 J a h r e später die Alemannen. Der Einfall der Hunnen im J a h r e 451, die plündernd und v e r w ü s t e n d nach W e s t e n zogen, b e d e u t e t e für die L a n d w i r t s c h a f t im Elsaß das Ende des Niederganges, der seit den Durchzügen der G e r m a n e n eingesetzt hatte. Erst seitdem die salischen F r a n k e n die Alemannen u n t e r w o r f e n fläche
der
Erhebung
einzelnen über
Handelsgewächse
die B o d e n b e n u t z u n g
vom
im
Anhang.
Jahre
1913 sind
") Die noch
Zahlen
nicht
der
endgültig
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Einleitung.
und das Königreich Austrasien gegründet hatten, zu dem auch das Unterelsaß gehörte, setzt eine neue Kulturperiode ein, die durch die Gründung der großen Klöster Maursmünster (Lochweiler, um 600), später Weißenburg (660), Ebersmünster (660), Neuweiler (725), außerordentlich gefördert wurde. Zur Regierungszeit Karls des Großen stand der Ackerbau bereits auf einer hohen Entwicklungsstufe. Wenn auch die Capitularien, besonders das berühmte Capitulare de villis in ihrem Geltungsbereiche auf bestimmte Teile des südlichen Frankenreiches beschränkt gewesen sein mögen 1 2 ), so ist jedenfalls soviel sicher, daß der elsässische Ackerbau auf fast ebenso hoher Entwicklungsstufe stand als der aquitanische. Elsässer Wein w a r damals schon weit berühmt. In den folgenden Jahrhunderten wird das Elsaß bei den oftmaligen Versuchen von deutscher und französischer Seite, das Land zu erobern, mehrmals v e r w ü s t e t ; desgleichen bei den Einfällen der Ungarn in den Jahren 917 und 925. Erst die Zeit der Hohenstaufen brachte wieder eine Blütezeit für die ländliche Wirtschaft, aus der heraus in diesen Jahren die Stadtwirtschaft sich entwickelte, die von Friedrich Barbarossa und seinen Nachfolgern außerordentlich begünstigt w u r d e (Verleihung des berühmten Stadtrechtes an Hagenau 1164). Diese günstige Entwicklung w u r d e durch die energische und fördernde Verwaltung einer Reihe tatkräftiger Landvögte (Wölflin) in außerordentlichem Maße begünstigt. In den Städten entstand ein rege pulsierendes Leben. Das H a n d w e r k und der Handel standen vor allem in Straßburg in hoher Blüte; früh finden wir dort große Märkte, auf denen die Erzeugnisse des Landes feilgeboten wurden, sei es zum sofortigen Verbrauch oder zum Handel und zur Verarbeitung. So förderte die Landwirtschaft die Stadtwirtschaft und umgekehrt. Bis zu dieser Zeit w a r e n die Handelsgewächse nur zum eigenen Bedarf gepflanzt worden. Ackerbau und Handel w a r e n früher auch kaum geschieden gewesen. Die städtischen Gewerbetreibenden pflanzten selbst die Gewächse, die sie zur Verarbeitung nötig hatten. Doch mit der Zunahme des Absatzes und mit der Erweiterung der Handelsbeziehungen trat die Trennung zwischen Land- und Stadtwirtschaft ein. Als das emporstrebende straßburger Bürgertum im J a h r e 1262 die Gewalt des Bischofs gebrochen, von seiner Herrschaft sich befreit hatte, w a r aus dem ackerbäuerlichen Städtchen eine 1S ermittelt. ) Nach D o p s c h (a. a. O. I, S e i t e 54) ist d a s C a p i t u l a r e d e villis eine v o n L u d w i g d e m F r o m m e n f ü r A q u i t a n i e n e r l a s s e n e W i r t s c h a f t s o r d n u n g v o m Jahre 794/5. D o p s c h h a t z u m e r s t e n Mal ü b e r z e u g e n d d a r g e t a n , d a ß die C a p i t u -
Einleitung.
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Handelsstadt ersten Ranges geworden, die vor allem Wein, Korn und auch elsässische Handelsgewächse versandte 13 ). Schon Karl der Große hatte 775 auf Bitten des Bischofs Etto die «homines ecclesie St. Marie» in Straßburg von Zoll und Abgaben bei ihrem Handel im ganzen Reiche befreit mit Ausnahme der Plätze Q u e n t o w i c h , Sluis, Dursteede. Dieses Zollprivileg w a r 831 erneuert worden. Schon damals müssen also Handelsbeziehungen bestanden haben, die räumlich von Quentowich (England) und Dursteede (Dänemark) bis nach Italien reichten 14 ). Dieser Handel w a r in der Zwischenzeit außerordentlich gewachsen. 1349 w a r die Stadt schon so mächtig geworden, daß sie es w a g e n konnte, zur Vermeidung gewisser Zölle des Kaisers den Rhein zu sperren und den Verkehr zu unterbinden. Mit der Beseitigung der alten Rheinfähre Ende des 14. Jahrhunderts und dem Bau der Rheinbrücke bei Straßburg konnte der Verkehr sich noch lebhafter entwickeln. Die Handelsgewächse wurden bis dahin nicht auf den Äckern gepflanzt, sondern in besonderen Gärten, die abseits von der Feldmark in der Nähe des Hauses lagen. Diese «horti», die aus ursprünglicher Allmende abgesondert waren 1B), w a r e n eingehegt (Garten vom gotischen gairdan); der Acker, die «frumentiferi et pratorum agri» 10) dienten zum Körnerbau und als Wiesen. Dort pflanzte man siligo (Winterweizen), triticum (Weizen); auch Roggen, avena (Hafer), ordeum (Gerste) wird erwähnt. Der anfangs fast überall vorhandene Eigenbetrieb der Grundstücke w u r d e schon früh aufgegeben. Im 8. bis 10. Jahrhundert bestand jeder Hof aus einem Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Nebengebäuden und einer bestimmten Menge Feld und Wiesen. Der grundbesitzende Herr, Bischof oder Kloster, der früher mittels besonderer Beamten (Meier) eigene Landwirtschaft betrieben hatte, gab die von ihm selbst bebauten landwirtschaftlichen Grundstücke fort und behielt sich nur noch das Obereigentum mit den Regalien, Jagd, Fischerei, Bergbetrieb, Zölle und Abgaben vor. Doch der Ackerbau kommt nur bei freiem Betriebe v o r w ä r t s . Deshalb hatten im 9. und 10. Jahrhundert bei dem sich weiter aus13 laden in unserer Gegend keine Geltung gehabt haben können. ) Wiegand, Straßb. Urk.-Buch I, Seite 15. Achtnich, Karl, Der Bürgerstand in Straßburg, Seite 2. " ) Sluis = Sclusas soll der Paß über den Mont Cenis nach Italien sein (vergl. Sitzungsberichte der K. Preußisch. Akad. der Wissenschaften, 1905, XXVII). 15 ) Hansen, Agrarhistorische Abhandlungen, Seite 160; Fritz Joh., Das Territorium 10 des Bistums Straßburg um die Mitte des XIV. Jahrhunderts, Seite 179. ) Straß-
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Einleitung.
breitenden S y s t e m des O b e r e i g e n t u m s w e i t e L a n d s t r i c h e b r a c h gelegen. F r ü h w a r schon die D r e i f e l d e r w i r t s c h a f t eingeführt, und die feldmäßige H a n d e l s g e w ä c h s k u l t u r b r a c h t e auch vielfach eine b e s o n d e r e F r u c h t w e c h s e l w i r t s c h a f t mit sich. Die A c k e r b a u g e r ä t e sind bis zum 19. J a h r h u n d e r t gleich geblieben I 7 ). Auch das Mergeln kannte man seit E n d e des 13. J a h r h u n d e r t s ( Q i p s g r u b e n in T ü r k h e i m , Waltenheim). W ä h r e n d das 13. J a h r h u n d e r t das Elsaß zu h o h e r Blüte führte, w a r seit dem 14. J a h r h u n d e r t das L a n d von m a n c h e r l e i Mißgeschick heimgesucht. 1313 und 1348 w ü t e t e die P e s t , ebenso 1427. 1365 fielen die «wilden Engländer» plündernd ins L a n d , 1439 und 1444 die A r m a g n a k e n . 1447/48 w u r d e durch den W a s s e l n h e i m e r Krieg ein Teil des Unterelsaß v e r w ü s t e t . Gleichzeitig gingen die H e r r e n mit der Einführung des römischen R e c h t e s darauf aus, die B a u e r n r e c h t e einzuschränken. Mancherlei B e d r ü c k u n g a n d e r e r Art f ü h r t e dann zur E r h e b u n g der B a u e r n , z u n ä c h s t im s c h l e t t s t a d t e r Qebiet (1493); dann 1503 und 1525 ] S ) im g a n z e n Elsaß, und zu ihrer U n t e r w e r f u n g . 1592 w u r d e bei dem S t r e i t z w i s c h e n d e m p r o t e s t a n t i s c h e n Adminis t r a t o r Markgraf J o h a n n G e o r g von B r a n d e n b u r g in S t r a ß b u r g und dem katholischen Bischof Karl von L o t h r i n g e n in Z a b e r n w i e d e r ein großer Teil des k o c h e r s b e r g e r L a n d e s v e r w ü s t e t ; in der ersten Hälfte des 17. J a h r h u n d e r t s k a m e n die G r e u e l des dreißigjährigen Krieges, w ä h r e n d dessen 1622 Mansfeldische T r u p p e n , 10 J a h r e später die S c h w e d e n die F e l d e r v e r w ü s t e t e n , und von 1636 auf 37 T r u p p e n B e r n h a r d s von W e i m a r und die F r a n z o s e n im L a n d e lagen, in w e l c h e m große H u n g e r s n o t h e r r s c h t e . Es ist ganz auffallend, w i e sich bei diesen a n d a u e r n d e n P l ü n d e r u n g e n und V e r h e e r u n g e n die L a n d w i r t s c h a f t d e r a r t entwickeln konnte, daß ihre E r z e u g n i s s e weithin im deutschen L a n d e und ü b e r dessen G r e n z e n hinaus b e r ü h m t und g e s u c h t w a r e n . E b e n s o auffallend ist es auch, daß die elsässischen G r u n d h e r r e n , v o r allem das Bistum S t r a ß b u r g , nach dem Kriege zur H e b u n g des B a u e r n standes, zur L i n d e r u n g seiner Not nichts g e t a n h a b e n . Die F ü r s o r g e maßregeln k a m e n von außen. Vom f r a n z ö s i s c h e n König w u r d e die E i n w a n d e r u n g ins Elsaß begünstigt, indem nicht nur u n b e b a u t liegende L ä n d e r e i e n zu niederen P r e i s e n o d e r unentgeltlich a n g e boten, sondern auch zeitweilige S t e u e r f r e i h e i t in Aussicht gestellt I7 burger Urk., Bucli I, S e i t e 190. ) S i e h e Annales des Dominicains, S e i t e 231. Kiserne Pflüge kommen schon im 9. Jahrhundert v o r (Weißenburger Urbar). '") Kiener, Zur Vorgeschichte des B a u e r n k r i e g e s am Oberrhein, 1904. Zeitschr.
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Einleitung.
w u r d e ; und in gleicher W e i s e s o r g t e die H a n a u - L i c h t e n b e r g i s c h e und die P f a l z - Z w e i b r ü c k i s c h e H e r r s c h a f t in ihren Gebieten. Der dreißigjährige Krieg hat d e m Elsaß und seiner L a n d w i r t s c h a f t a b e r nicht in d e m M a ß e g e s c h a d e t , w i e m a n gemeinhin annimmt. Viel schlimmer sah es nach B e e n d i g u n g des niederländischen E r b f o l g e k r i e g e s im L a n d e aus. D e r G r o ß e K u r f ü r s t h a t t e als V e r b ü n d e t e r der Niederlande den F r a n z o s e n v o m Elsaß aus in den R ü c k e n fallen wollen und w a r hier auf die T r u p p e n des P r i n z e n von C o n d e und T u r e n n e s gestoßen. 3 bis 4 J a h r e lagen d a m a l s die F r a n z o s e n und die Kaiserlichen im L a n d e und von ihrem Tun und T r e i b e n gibt uns h e u t e noch m a n c h e alte U r k u n d e Aufschluß. In den R e c h n u n g e n des Stiftes N e u w e i l e r zum Beispiel heißt es aus den Dörfern der z a b e r n e r , b u c h s w e i l e r und hochfelder G e g e n d : «es ist w e g e n b e s t ä n d i g e r K r i e g s g e f a h r , und weilen die leuth nit b e y h a u s s w o h n e n könen gar w e n i g g e b a u t , unnd W a s g e b a u t g e w e s e n von den Kayserlichen und F r a n z o s e n v e r d e r b t w o r d e n » 10 ). D e r M a t t e n zins konnte nicht erhoben w e r d e n , weil seit 1674 «niemand g e m ä h t oder die Soldaten». Und g a r m a n c h e r B a u e r «hat in der P l u n d e r e i Alles v e r l o r e n , haben die F r a n z o s e n alles g e n o m m e n und ist er gestorben» (1678). Noch im J a h r e 1683 finden w i r aus so m a n c h e m Dorfe den E i n t r a g : «Ist noch eine Einöde.» G e r a d e in dieser Zeit setzt eine neue B l ü t e p e r i o d e im A c k e r b a u ein. Im D e z e m b e r 1682 und N o v e m b e r 1687 erließ der König neue Edikte zum Anbau b r a c h liegender L ä n d e r e i e n . Die Kultur der H a n delspflanzen n a h m neben dem G e t r e i d e b a u einen neuen A u f s c h w u n g . Dieser Neuanpflanzung der H a n d e l s g e w ä c h s e s t a n d e n auch w e n i g e r S c h w i e r i g k e i t e n g e g e n ü b e r als heute, w o der Ü b e r g a n g von einer Fruclitart zur a n d e r e n sich nur s c h w e r b e w e r k s t e l l i g e n läßt. D a mals w a r eben in dem neu zu b e b a u e n d e n Boden nichts gepflanzt gewesen. Zum großen Teil e n t s p r a n g e n diese f ö r d e r n d e n M a ß n a h m e n auch wohl selbstsüchtigen Interessen der H e r r e n , die von d e m «kleinen Zehnt», der von Hanf und Flachs, T a b a k , W e l s c h k o r n , Kraut und R ü b e n , S a f r a n und ö l g e w ä c h s e n erhoben w u r d e , h ö h e r e Geld- oder b e s s e r zu v e r w e r t e n d e N a t u r a l e r t r ä g e als von dem «großen (Getreide-) Zehnt» erhofften. Allmende w u r d e in A c k e r l a n d u m g e w a n d e l t und an die B ü r g e r der kleineren S t ä d t e ( B i s c h w e i e r , H a g e n a u ) und B a u e r n zum H a n delsgewächsbau verpachtet. Gleichzeitig k a m e n Industrien ins L a n d , hauptsächlich solche, die die L a n d e s p r o d u k t e v e r a r b e i t e t e n , für die Gesch. des Oberrheins, N. V. XIX, S e i t e 479 ff.
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) Bezirks-Archiv
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Die reicheren - F a b r i k a n t e n b e s c h ä f t i g t e n sich auch noch vielfach selbst mit d e m A c k e r b a u und trieben Handel mit den h o c h w e r t i g e n Gewächsen. Dieser Handel w u r d e durch die f r a n z ö s i s c h e Zollpolitik m ä c h t i g a n g e r e g t . Ein A r r ê t des Conseil d ' E t a t v o m 3. O k t o b e r 1680 h a t t e alle Zölle auf dem «plat pays», königliche w i e h e r r s c h a f t l i c h e , aufgehoben. Nur diejenigen an der G r e n z e von S t r a ß b u r g , Lothringen, der. S c h w e i z und der P f a l z blieben b e s t e h e n , «pour les droits dus à S a M a j e s t é à l'entrée et à la sortie de la province» 2 0 ). D e r V e r k e h r im Elsaß w a r f r e i ; nach der Kapitulation v o n S t r a ß b u r g (1681), w u r d e n auch die G r e n z e n dorthin geöffnet. Im J a h r e 1698 e r n e u e r t e der Intendant de la F o n d die Freiheiten und b e s t i m m t e , daß alle W a r e n , die aus S t r a ß b u r g mit der B e s t i m m u n g nach D e u t s c h l a n d über die R h e i n b r ü c k e g e s a n d t w ü r d e n , und alle elsässischen W a r e n mit der B e s t i m m u n g nach d e m Auslande, zollfrei sein sollten. S o kann m a n unter diesen günstigen H a n d e l s v e r h ä l t n i s s e n einen Aufs c h w u n g auf allen Gebieten v e r f o l g e n . G r o ß e r R e i c h t u m k a m in die Stadt, der sich h e u t e noch in einer Reihe v o n P r u n k b a u t e n in S t r a ß b u r g w i e im übrigen Elsaß kundgibt. D a s «Elsässische H a l b frankreich», w i e es G o e t h e b e s c h r i e b e n hat, w a r aller Vorteile teilhaftig, die d a m a l s die Z u g e h ö r i g k e i t zu d e m einheitlich und fest regierten F r a n k r e i c h v e r m i t t e l t e , es w a r a b e r v o n den L a s t e n befreit, mit der die übrigen f r a n z ö s i s c h e n P r o v i n z e n diese Zugehörigkeit bezahlten. E s w a r bis zur f r a n z ö s i s c h e n Revolution eine « P r o v i n c e é t r a n g è r e effective», a b e r nicht nur in zollpolitischer Hinsicht. F ü r die G ü t e d e r ins Ausland g e h e n d e n W a r e n w u r d e durch g e n a u e P r ü f u n g in S t r a ß b u r g , in H a g e n a u und den a n d e r e n handeltreibenden Städten gesorgt. W u r d e n die W a r e n in dieser P r ü f u n g für schlecht b e f u n d e n , so w u r d e n sie ohne w e i t e r e s ins W a s s e r g e w o r f e n o d e r v e r b r a n n t . W a r e n sie gut, so w u r d e n sie durch ein a u f g e d r ü c k t e s Siegel u n t e r den S c h u t z der S t a d t gestellt und so v e r s a n d t 2 1 ) . Eine Reihe tüchtiger Intendanten s o r g t e n für die L a n d w i r t s c h a f t in jener Z e i t 2 2 ) . Auch jetzt w u r d e w i e d e r u n g e b a u t e s , b r a c h liegendes L a n d dem A c k e r b a u erschlossen, und v o r allem der G e treidebau g e f ö r d e r t . G e n a u e B e r i c h t e w u r d e n e i n g e f o r d e r t über den S t a n d der L a n d w i r t s c h a f t im allgemeinen, ü b e r die einzelnen G e so Straßburg, Q 5542. ) Reuß, Histoire d'Alsace, 1912, S e i t e 159 u. a. ) Loriol, La France, S e i t e 58 u. a. Um die Mitte des 18. Jahrhundert gab man 22 diese Prüfung auf. ) Le Pelletier (1700—1716), Angervilliers (1716—1724), de Brou (1728—1743), Lucè (1753—1764), später der Präfekt L e z a y - M a r n e s i a
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wachse und über das Maß der Selbstversorgungsmöglichkeit der einzelnen Gemeinden mit Getreide 2:!). Aus diesem Grund sah man wohl den Anbau von Handelsgewächsen damals nicht so gerne, da er dem Getreidebau Ackerland entzog. Aber mit dem Aufschwung des Handels wurden einzelne Zweige der Handelsgewächskultur (Krapp) mächtig gefördert, und ihr Anbau regte wiederum die Industrie und den Ausfuhrhandel in hohem Maße an. Straßburg vor allem gewann infolge der günstigen Zollverhältnisse, und auch durch seine vorteilhafte Lage am Kreuzungspunkt zweier großer Verkehrsstraßen und am Endpunkt der Rheinschifffahrt eine außerordentliche Bedeutung als Handelsstadt für den Ausfuhr- und Durchgangsverkehr. Mehr als drei Viertel des ganzen Handels von England und dem Niederrhein nach der Schweiz (über 100 000 Zentner W a r e n jährlich) ging durch das Elsaß, 5000 Fuhrleute mit 20—26 000 Pferden bewältigten ihn. Straßburger Schiffer nahmen schon seit langer Zeit eine Monopolstellung auf dem Rhein ein. Es w a r eine Zeit ungeheueren Aufschwunges, während in Frankreich selbst die Revolution sich langsam vorbereitete. Der Ausbruch der Revolution hatte auch für das Elsaß schwerwiegende Folgen 24 ), ganz abgesehen von den politischen Ereignissen der damaligen Zeit in unserem Lande. Durch das Zollgesetz vom 15. Mai 1791 w u r d e der Handelsverkehr auf der elsässischen Seite unterbunden. Das Elsaß w u r d e in die französischen Zollschranken mit einbezogen, es gehörte von da ab auch wirtschaftlich zu F r a n k reich. Z w a r w u r d e der Transithandel durch die Gesetze vom 10. Juli 1791 und 7. September 1792 ausdrücklich begünstigt, diese Vorrechte durch ein weiteres Gesetz vom 24. Juli 1793 aber wieder aufgehoben. Es sei unklug, so begründete die Nationalversammlung das Gesetz, dem Auslande den Verkehr mit den Grenzstädten zu gestatten. Diese Maßregel richtete sich vor allem gegen den straßburger Handel, sie vernichtete ihn. In kurzsichtiger Weise hat auch in der Folgezeit die französische Gesetzgebung den alten Handel unterbunden und vermochte ihn auch später nicht mehr zu beleben, zumal die Gesetze vom 8. Floreal XI und später vom 28. März 1819 die Durchfuhr, wenn überhaupt, so doch nur unter erschwerten Bedingungen erlaubten. Trotz ungünstiger Wegeverhältnisse ging der 23 (1810—1814). ) Bezirks-Archiv Straßburg, C 391 u. a. " ) Die diesbezüglichen Ausführungen bei W i e b a c h : Beiträge zur Kenntnis der Volksdichteänderung im Unterelsaß, S e i t e 26, gehen vollständig fehl, haben allerdings im Rahmen der fachwissenschaftlich tüchtigen Arbeit wenig Bedeutung.
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V e r k e h r auf die r e c h t s r h e i n i s c h e S e i t e h i n ü b e r u n d hielt sich d o r t , z u m T e i l bis h e u t e . Mit d e r E i n b e z i e h u n g d e s E l s a s s e s in d a s f r a n z ö s i s c h e Z o l l g e b i e t im J a h r e 1791/92 w u r d e n s e i n e l e b h a f t e n H a n d e l s b e z i e h u n g e n mit Deutschland und der S c h w e i z a b g e b r o c h e n . Aus einem intern a t i o n a l e n V e r k e h r u n d E x p o r t w a r ein l o k a l e r g e w o r d e n . Die Ausfuhr von H a n d e l s g e w ä c h s e n w a r damit ebenfalls unmöglich. A l l e r d i n g s w u r d e d a d u r c h m a n c h e s K a p i t a l f r e i , d a s n u n in d e r h e i m i s c h e n I n d u s t r i e a n g e l e g t w e r d e n k o n n t e , die i n f o l g e i h r e s charakteristischen landwirtschaftlichen Anstriches dem Ackerbau einen E r s a t z f ü r die f e h l e n d e n A b s a t z m ö g l i c h k e i t e n im H a n d e l b o t . E i n e w e i t e r e F ö r d e r u n g e r f u h r die L a n d w i r t s c h a f t in j e n e r Zeit d u r c h die g r o ß e n G e s e t z e d e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g . Die F e u d a l h e r r s c h a f t w u r d e in d e m D e k r e t v o m 4. A u g u s t 1789 a b g e s c h a f f t , u n d im G e s e t z v o m 28. S e p t e m b e r / 6. O k t o b e r 1789 die F r e i h e i t d e s Bodens, des Anbaus g e w ä h r l e i s t e t : «Le t e r r i t o i r e d e F r a n c e , d a n s t o u t e son é t e n d u e , est libre c o m m e t o u t e s les p e r s o n n e s qui l ' h a b i t e n t . L e s p r o p r i é t a i r e s s o n t l i b r e s d e v a r i e r à l e u r g r é la c u l t u r e et l ' e x p l o i t a t i o n de l e u r s t e r r e s . . .» Die f e u d a l r e c h t l i c h e n A b g a b e n u n d L a s t e n w u r d e n a b g e s c h a f f t , d e r V e r k a u f d e r N a t i o n a l g ü t e r a m 14. M a i 1790 a n g e o r d n e t , w o d u r c h m a n eine V e r k l e i n e r u n g d e s B e s i t z e s u n d V e r m e h r u n g d e r B e t r i e b e zu e r z i e l e n h o f f t e , die a l l e r d i n g s nicht e r r e i c h t w u r d e . D o c h e n t w i c k e l t e sich g e r a d e u m die W e n d e d e s 18. u n d 19. J a h r h u n d e r t s die e l s ä s s i s c h e L a n d w i r t s c h a f t in V e r b i n d u n g m i t d e r L o k a l i n d u s t r i e , die in d e n v e r s c h i e d e n e n u n t e r e l s ä s s i s c h e n S t ä d t e n r e g e s L e b e n e n t f a l t e t e . D e r H a n d e l s v e r k e h r a l l e r d i n g s r u h t e in d i e s e n J a h r e n auf e i n e r u n g e s u n d e n u n d u n n a t ü r l i c h e n B a s i s : Die d a u e r n d e n K r i e g e h i e l t e n ihn auf e i n e r g e w i s s e n H ö h e , d e n n die e n g l i s c h e S e e m a c h t m a c h t e die E i n f u h r v o n K o l o n i a l w a r e n ü b e r die f r a n z ö s i s c h e n S e e h ä f e n u n m ö g l i c h , s o d a ß m a n sie v o n H o l l a n d d e n R h e i n h e r a u f einführen mußte, und ebenso mußten französische W a r e n ü b e r S t r a ß b u r g in n e u t r a l e S e e h ä f e n e x p o r t i e r t w e r d e n , und die V e r p f l e g u n g d e r in D e u t s c h l a n d s t e h e n d e n A r m e e n m u ß t e den W e g ü b e r S t r a ß b u r g nehmen. Die K o n t i n e n t a l s p e r r e , die D e k r e t e v o m 21. N o v e m b e r 1806, 17. D e z e m b e r 1807, 11. J a n u a r 1808 u n d 5. A u g u s t 1810, u n t e r b a n d e n a u c h d i e s e n H a n d e l . D o c h w a r e n sie a n d e r e r s e i t s f ü r m a n c h e H a n d e l s g e w ä c h s e d e r Q r u n d h o h e r B l ü t e 2r>). F r e i l i c h w a r die S p e r r e 25) Vergl. den A b s c h n i t t
«Zuckerrübe».
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von zu k u r z e r D a u e r , um n a c h h a l t i g e W i r k u n g e n h e r v o r z u r u f e n . Das T a b a k m o n o p o l , das E n d e des J a h r e s 1810 erlassen w u r d e , die Einfuhr des Z u c k e r r ü b e n b a u e s zeigen, daß die R e g i e r u n g damals ein l e b h a f t e s I n t e r e s s e an der L a n d w i r t s c h a f t n a h m , das im Unterelsaß durch den t a t k r ä f t i g e n P r ä f e k t e n L e z a y - M a r n e s i a in vorbildlicher W e i s e zum A u s d r u c k g e b r a c h t w u r d e . D a s b e r ü c h t i g t e F i n a n z g e s e t z v o m 28. April 1816 v e r b o t bald nach der A u f h e b u n g der K o n t i n e n t a l s p e r r e zugunsten der f r a n z ö sischen H a n d e l s m a r i n e und der S e e h ä f e n die Einfuhr von Kolonialw a r e n ü b e r die L a n d e s g r e n z e n . S t a t t auf dem Rhein m u ß t e m a n nun die W a r e n zu viel höheren P r e i s e n aus H a v r e beziehen. Damit w a r der internationale H a n d e l s v e r k e h r S t r a ß b u r g s endgültig v e r n i c h t e t , b e s o n d e r s da ein w e i t e r e s G e s e t z v o m 27. Juli 1822 die Zollformalitäten noch e r s c h w e r t e . D e r Handel S t r a ß b u r g s , der bis dahin v o r w i e g e n d in nord-südlicher Richtung g e g a n g e n w a r , nahm nun ostw e s t l i c h e Richtung an. Die wirtschaftlichen Verhältnisse mußten sich nach der f r a n z ö s i s c h e n V o l k s w i r t s c h a f t richten, auch die H a n d e l s g e w ä c h s e mußten ihren A b s a t z z u n ä c h s t im L a n d e selbst und dann jenseits der V o g e s e n suchen. In m a n n i g f a c h e n S c h w a n k u n g e n hat seit dieser Zeit die elsässische L a n d w i r t s c h a f t die Geschicke der f r a n z ö s i s c h e n geteilt, doch ü b e r r a g t e sie nach B e w i r t s c h a f t u n g s weise, E r t r a g und A b s a t z die der meisten D e p a r t e m e n t s . Arthur J o u n g und S c h w e r z h a t t e n den niederelsässischen A c k e r b a u vorbildlich g e n a n n t , — er w a r es noch bis w e i t in die Mitte des J a h r h u n d e r t s hinein, durch R e g i e r u n g und g e l e h r t e Gesellschaften g e f ö r d e r t . Die reine D r e i f e l d e r w i r t s c h a f t mit u n a n g e b a u t e r B r a c h e w a r schon lange Zeit a u f g e g e b e n , seit um rund 1760 der P f a r r e r Christian Philipp S c h r o e d e r zu Schillersdorf den Klee aus d e m H u n s r ü c k ins Elsaß g e b r a c h t und in der B r a c h e g e s ä t hatte, und so zur v e r b e s s e r t e n D r e i f e l d e r w i r t s c h a f t g e k o m m e n w a r . In a n d e r e n Teilen des L a n d e s ( P f a r r e r Oberlin im Steintal) pflanzte m a n e t w a um dieselbe Zeit F u t t e r p f l a n z e n und Kartoffeln in der B r a c h e . An m a n c h e n Stellen des L a n d e s w a r m a n schon l ä n g e r e Zeit, g e r a d e infolge der H a n d e l s g e w ä c h s k u l t u r , zur F r u c h t w e c h s e l w i r t s c h a f t ü b e r g e g a n g e n (Zweifelder — freie — W i r t s c h a f t ) 2 f i ) . Es stand auch betriebstechnisch der elsässische A c k e r b a u auf hoher S t u f e zu derselben Zeit, als Albrecht T h a e r in D e u t s c h l a n d seine ersten V e r 29
) Leider konnte das z. Zt. angekündigte W e r k : Die landwirtschaftlichen W i r t s c h a f t s s y s t e m e Elsaß-Lothringens, von Dr. R. K r z y m o w s k i nicht mehr benutzt w e r d e n .
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suche machte. Die Wirtschaftsweise verdiente das Lob F e s q u e t s 2 7 ) : «Quel colosse de force, de richesse serait la France, si dans toute son étendue la culture des terres y était entendue comme dans ce département!» Jahrzehnte hindurch behauptete die Landwirtschaft ihre hohe Entwicklungsstufe; der Absatz w u r d e durch die Kanäle und durch die früh gebauten Eisenbahnen noch gefördert. Da kamen die kriegerischen Ereignisse des J a h r e s 1870 und die Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens für das neue Deutsche Reich. Nun sah das Land seine Handelsbeziehungen mit dem Westen plötzlich abgeschnitten, um der deutschen Volkswirtschaft vollständig fremd gegenüber zu stehen. «Erprobte und erworbene Käufer müssen verlassen werden, um unsicheren, zufällig aufgefundenen nachzulaufen, während den alten oder früheren bekannten Verbindungen unvorbereitete oder unbekannte mit ungewissen Schuldnern sich unterschieben. Das sind die Folgen der Umwandlung des Marktes 28).» Unter dem Umschwung der politischen Verhältnisse hatten die Handelsgewächse im allgemeinen nicht so sehr zu leiden. Wohl sahen die straßburger Brauereien, die bisher an Frankreich einen starken Abnehmer gehabt hatten, sich nun auf ein Absatzgebiet angewiesen, das schon von einer großen Zahl anderer Brauereien versorgt wurde. Doch blieb ihnen der elsässische Markt, und auch der französische erschloß sich ihnen bald wieder. S c h w e r e r litt der Anbau des Tabaks. Die französische Regie hatte so günstig gewirkt, daß die Anbaufläche von rund 4000 ha im J a h r e 1808 auf rund 7400 ha im J a h r e 1860 im Unter- und Oberelsaß gestiegen w a r . Doch zog man nur schweren Tabak, der zu Kau- und Schnupfzwecken verarbeitet wurde, und zur Erzielung möglichst großer Quantitäten stark mit Jauche und stickstoffhaltigem Stallmist gedüngt w a r . Der deutsche Konsument wollte feineren, leichteren T a b a k ; elsässer Tabak w a r für die Zigarren zu schwer. So sank die Anbaufläche bedeutend bis in die neunziger Jahre. Schwerer als diese Umwandlung des Marktes w a r e n für unsere Handelsgewächskultur die Folgen des Übergangs von der Volkszur Weltwirtschaft und die Erleichterung und Verbesserung der Verkehrsverbindungen. Ausländische W a r e n kamen in großen Mengen ins Land und bewirkten einen rapiden Rückgang einiger unserer Handelspflanzen. " ) Anfang des 19. Jahrhunderts. V o y a g e de Paris à Strasbourg, S e i t e 34. ) Charles Grad im «Bericht über die Industrie im Elsaß» für die W i e n e r W e l t ausstellung, 1873, Seite 3.
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Einleitung.
Neuzeitliche Erfindungen und E n t d e c k u n g e n trugen d a s Ihrige z u m A u s s t e r b e n a n d e r e r G e w ä c h s e bei. D i e s e Kulturen sind natürlich nicht im E l s a ß allein z u r ü c k g e g a n g e n ; sie sind auch in anderen G e g e n d e n mit der v e r ä n d e r t e n Konjunktur v e r s c h w u n d e n . A b e r im E l s a ß m a c h t e sich ihr N i e d e r g a n g g e r a d e in jener Zeit b e s o n d e r s fühlbar. S e i t d e m J a h r e 1870 hat die e l s ä s s i s c h e W i r t s c h a f t alle W a n d lungen der d e u t s c h e n V o l k s w i r t s c h a f t m i t g e m a c h t . U n s e r L a n d w a r nur durch seine a b g e s c h n i t t e n e L a g e in der S ü d w e s t e c k e d e s R e i c h e s u n g ü n s t i g gestellt, w o im S ü d e n die S c h w e i z , im W e s t e n F r a n k r e i c h sich durch hohe Z o l l s c h r a n k e n a b s c h l ö s s e n , und im O s t e n d a s n a c h b a r l i c h e B a d e n mit seiner h o c h e n t w i c k e l t e n L a n d w i r t s c h a f t und Industrie in s c h a r f e n W e t t b e w e r b mit dem E l s a ß trat. Für u n s e r e H a n d e l s g e w ä c h s e k o m m t daher z u n ä c h s t der A b s a t z im eigenen L a n d e in F r a g e . D o c h haben auch die für die L a n d w i r t s c h a f t w i c h t i g e n industriellen Z w e i g e nach und nach in A l t d e u t s c h l a n d festen Fuß gefaßt, und eine g ü n s t i g e W e i t e r e n t w i c k l u n g darf hier e r w a r t e t w e r d e n , b e s o n d e r s da auch der Handel sich lebhaft entwickelt. Durch alle P h a s e n der u n t e r e l s ä s s i s c h e n W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e ziehen sich s t e t s die H a n d e l s g e w ä c h s e ais w i c h t i g e r F a k t o r für den Handel und d a s G e w e r b e in den kleineren S t ä d t e n und v o r allem für die s t r a ß b u r g e r Industrie. B a l d mehr, bald w e n i g e r a n g e b a u t , haben sie die alten ländlichen F a b r i k a t i o n s z w e i g e zu hoher B l ü t e g e b r a c h t und üben auch heute noch auf Industrie und Handel große W i r k u n g a u s . S t a d t w i r t s c h a f t in e n g s t e m Verein mit der L a n d w i r t s c h a f t — s o w a r s t e t s d a s G e p r ä g e der u n t e r e l s ä s s i s c h e n W i r t schaftsgeschichte. M e r k w ü r d i g e r w e i s e ist d a s E l s a ß a b e r trotz d e s k a u f m ä n n i s c h e n E i n s c h l a g s in seiner l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n B e t r i e b s v e r f a s s u n g ein L a n d mit einer bäuerlichen N a t u r a l w i r t s c h a f t g e w e s e n und g e blieben, w i e w i r sie in a n d e r e n G e g e n d e n mit ähnlichen B e t r i e b s b e d i n g u n g e n l a n g e nicht in d i e s e m Maße finden. U n s e r B a u e r zieht auf s e i n e m A c k e r die R o h s t o f f e für seine N a h r u n g , K l e i d u n g und B e l e u c h t u n g ; : er b a c k t heute, wenn es irgend möglich ist, sein B r o t noch selbst, s e l b s t wenn der B ä c k e r nur w e n i g e H ä u s e r w e i t e r w o h n t ; bis in die letzten J a h r e trug er einen Kittel a u s s e l b s t g e w o n n e n e m und s e l b s t g e s p o n n e n e m Hanf und F l a c h s , leuchtete sich mit ö l a u s R a p s von s e i n e m A c k e r . Die G r u n d l a g e d i e s e r K o m b i n a t i o n von G e l d - und N a t u r a l w i r t s c h a f t ist in der e n o r m e n B o d e n k r a f t zu suchen, die g e r a d e d e m H a n d e l s g e w ä c h s b a u s o förderlich w a r . Zur E r k l ä L u t Ii in e r, liaiic!cls£e\vüclisc des Untcrelsaß I.
2
18
Einleitung.
rung dieser auffallenden E r s c h e i n u n g m ü s s e n w i r bis in die z w e i t e Hälfte des 17. J a h r h u n d e r t s z u r ü c k g e h e n . Es w a r die Zeit der Not nach den S t ü r m e n des dreißigjährigen Krieges und nach den V e r w ü s t u n g e n des niederländischen E r b f o l g e k r i e g e s . D a m a l s pflanzte m a n Getreide zunächst nur für die eigene W i r t s c h a f t . Ängstlich suchte die R e g i e r u n g die Gemeinden dahin zu bringen, soviel Körnerf r ü c h t e zu bauen, daß sie v o m eigenen G e t r e i d e sich selbst das .Jahr hindurch e r n ä h r e n konnten 2!l ). B a u t e n sie zu w e n i g , so m u ß t e h i n z u g e k a u f t w e r d e n , da m a n d a m a l s die Kartoffel als Volksnahrungsmittel noch nicht oder w e n i g k a n n t e . Mit den L e h r e n des M e r k a n t i l s y s t e m s ließ sich der Ankauf a u s w ä r t i g e n G e t r e i d e s aber s c h w e r v e r e i n b a r e n . D a h e r m u ß t e m a n gleichzeitig a n d e r e Pflanzen v e r k a u f e n , die einen höheren E r t r a g e r b r a c h t e n als G e t r e i d e : Die H a n d e l s g e w ä c h s e . Zunächst v e r k a u f t e m a n den Ü b e r s c h u ß , den m a n zum V e r b r a u c h im eigenen Haushalt nicht nötig hatte. Bald ging m a n a b e r dazu über, ausschließlich zum Verkauf zu pflanzen und nur der Ü b e r s c h u ß v e r b l i e b zurück. Die wirtschaftlichen B e d ü r f n i s s e a n d e r e r L ä n d e r , v o r allem Hollands und der S c h w e i z , die beide der Sitz b e d e u t e n d e r Industrien w a r e n , regten den M a r k t v e r k e h r mit Handelspflanzen an, der durch den D u r c h g a n g s h a n d e l b e g ü n s t i g t und g e f ö r d e r t w u r d e . Nach allen Seiten ging das Gut, von allen Seiten s t r ö m t e die W a r e herbei. Diese günstigen A b s a t z b e d i n g u n g e n , die vortreffliche V e r k e h r s l a g e ließen die B o d e n k r a f t des L a n d e s zur vollen Entfaltung k o m m e n und bildeten die G r u n d l a g e für die b ä u e r l i c h e Geldwirtschaft'' 1 0 ). W o h l b r a u c h t e auch die S t a d t G e t r e i d e . D a s b e z o g sie a b e r aus den reichen Einkünften der Zehnten, die an die G r u n d h e r r s c h a f t e n a b g e liefert w e r d e n mußten und von ihnen v e r k a u f t w u r d e n . Konnten kleinere M e n g e n der Handelspflanzen nicht a b g e s e t z t w e r d e n , so w u r d e n sie in der eigenen W i r t s c h a f t v e r b r a u c h t . M a n c h e G e w ä c h s e hatten ü b e r h a u p t m e h r die B e s t i m m u n g , im H a u s halt v e r b r a u c h t zu w e r d e n , w i e die ö l g e w ä c h s e zum Beispiel. Durch die hohen B e l a s t u n g e n der ländlichen W i r t s c h a f t h a t t e der B a u e r w e n i g Geld zum Ankauf der S a c h e n , die er benötigte. D e r Boden w a r aber reich, er konnte sich alles selbst ziehen. G r ü n d e der S p a r s a m k e i t w a r e n es, die u n s e r e m B a u e r n s t a n d die n a t u r a l w i r t s c h a f t 29
nur
) Dagsburg, zum Beispiel, das damals noch zum Unterelsaß gehörte,
für z w e i
1750 und
Monate
das
1760, H a g e n a u
nötige
nur
für
Getreide sechs
erzeugen,
Monate.
in 30
den )
Jahren
Daher
konnte
zwischen
stammt
auch
die e i g e n t ü m l i c h e , in D e u t s c h l a n d s e l t e n e Z w e i f e l d e r w i r t s c h a f t , die s i c h m e i s t b e i m Kleinbetrieb
in den K r e i s e n
Straßburg-Land.
Hagenau,
auch
Erstem,
findet
und
19
Ririleitimg.
liehe L e b e n s w e i s e erhielten. Dieser n a t u r a l e n W i r t s c h a f t sind u n s e r e B a u e r n selbst sich g a r nicht recht b e w u ß t . Sie fällt a b e r d e m B e s c h a u e r sofort auf, w e n n er u n s e r e r B a u e r n L e b e n s a r t mit der der b e n a c h b a r t e n G e g e n d e n vergleicht. Nur in den G e b i r g s g e g e n d e n des S c h w a r z w a l d e s und der Eifel, auch in N i e d e r b a y e r n , finden w i r die N a t u r a l w i r t s c h a f t noch in ähnlicher W e i s e deutlich a u s g e s p r o c h e n w i e bei uns. Dort sind a b e r die w i r t s c h a f t l i c h e n V e r h ä l t nisse a n d e r e r Art. Die Höfe liegen w e i t a u s e i n a n d e r und w e i t entfernt von den S t ä d t e n , und nur w e n i g und u n b e q u e m e V e r b i n d u n g s w e g e v e r m i t t e l n den V e r k e h r . Um so auffallender muß die N a t u r a l w i r t s c h a f t bei uns erscheinen, w o überall kleinere S t ä d t e , die seit langen J a h r h u n d e r t e n ein M a r k t r e c h t haben und auf guten W e g e n zu erreichen sind, den Mittelpunkt der D ö r f e r ihres G e b i e t e s bilden, und w o v o r allem mit S t r a ß b u r g , seit alten Zeiten für das g a n z e L a n d die «urbs», leichte V e r b i n d u n g s m ö g l i c h k e i t e n und enge p e r sönliche und w i r t s c h a f t l i c h e Beziehungen bestehen. Die n a t u r a l w i r t s c h a f t l i c h e L e b e n s a r t u n s e r e r B e v ö l k e r u n g hängt w i e d e r mit ihrem schon a n g e d e u t e t e n k o n s e r v a t i v e n 1 " ) G r u n d c h a r a k t e r zus a m m e n , der sich allerdings da unliebsam ä u ß e r t , w o es gilt, neue Kulturen einzuführen, eine neuzeitliche Art der B e w i r t s c h a f t u n g und B o d e n b e a r b e i t u n g an die Stelle des alten S c h l e n d r i a n s t r e t e n zu lassen. G l ü c k l i c h e r w e i s e für u n s e r e w i r t s c h a f t l i c h e n Verhältnisse im Unterelsaß ist die Industrie s t a r k dezentralisiert. D a d u r c h w o h n e n viele F a b r i k a r b e i t e r auf dem L a n d e . Sie betreiben gleichzeitig e t w a s L a n d w i r t s c h a f t (Gemüse-, E r b s e n b a u usw.) und w e r d e n so z u m lebendigen Bindeglied z w i s c h e n L a n d w i r t s c h a f t und Industrie. Von 100 industriellen Arbeitern im L a n d e w a r e n .34,5 im J a h r e 1895, 37 im J a h r e 1912 auf dem L a n d e angesiedelt. D a r a u s folgt einmal, daß L a n d w i r t s c h a f t und Industrie bei uns eng a u f e i n a n d e r a n g e w i e s e n sind, a n d e r e r s e i t s bietet die Z u n a h m e der Dezentralisation der Industrie eine G e w ä h r dafür, daß die Aus- und A b w a n d e r u n g e n , w i e die S a c h s e n g ä n g e r e i so m a n c h e r männlicher P e r s o n e n aus d e m O b e r e l s a ß oder dem westlichen Teil des Kreises Z a b e r n und des Kreises S a a r b u r g in den lothringer Industriebezirk, in den Kreisen der E b e n e unterbleiben w i r d . Es ist so auch eine G e w ä h r d a f ü r g e g e b e n , daß die kleinbäuerliche W i r t s c h a f t und mit ihr der Anbau die e i n e i n t e n s i v e W i r t s c h a f t s w e i s e und s t a r k e P r o d u k t i o n g e s t a t t e t . politisch
zu v e r s t e h e n ,
politisch
zu
obwohl
rechtsstehenden
ein
großer
Parteien
Teil der
unterelsässischen
(Konservative.
Zentrum)
3I
) Nicht
Landwirte
hinneigt,
unter
g l e i c h z e i t i g e r V e r b i n d u n g mit f o r t s c h r i t t l i c h e n Ideen. A u c h hierin ä u ß e r t s i c h
die
20
Einleitung.
g e w i s s e r h o c h w e r t i g e r P f l a n z e n (Gemiise u. a.) nicht v e r n a c h l ä s s i g t werden wird. W e n n sich auch Mangel an Dienstpersonal b e m e r k b a r m a c h t — die unterelsässische L a n d w i r t s c h a f t w i r d d a v o n nicht so b e t r o f f e n ; die H a n d e l s g e w ä c h s k u l t u r kann durchschnittlich von dem kleinbäuerlichen Besitzer und seiner Familie selbst b e t r i e b e n w e r d e n 3 2 ) . Nur müssen sich die L a n d w i r t e m e h r d e m A b s a t z a n z u p a s s e n lernen, unter gleichzeitiger F e s t h a l t u n g an einem b e s t i m m t e n F r u c h t f o l g e n s y s t e m . Im G e g e n s a t z zur Pfalz, B a d e n , H e s s e n w i r d bei uns zu oft g e w e c h s e l t . W e n n der d o r t i g e L a n d w i r t auch einmal w e n i g e r löst, er pflanzt die b e t r e f f e n d e F r u c h t a r t doch, weil er sich s a g t , sie gehört in den T u r n u s , ich m u ß sie pflanzen. Diese Ü b e r l e g u n g e n und B e r e c h n u n g e n fehlen unseren B a u e r n zum großen Teil; auch w ä r e vielfach eine k a u f m ä n n i s c h e r e O r g a n i s a t i o n dringend nötig; der patriarchalische B e t r i e b hat a u f g e h ö r t , die A b s a t z v e r h ä l t n i s s e erfordern hier ein w a c h s a m e s Auge. D e s h a l b muß die g e n o s s e n s c h a f t liche Organisation w e i t e r a u s g e b a u t w e r d e n , auch w ä r e eine U m g e staltung der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n S c h u l v e r h ä l t n i s s e w ü n s c h e n s w e r t , die sich z w a r d u r c h a u s b e w ä h r t haben, a b e r doch noch m e h r g e r a d e für die Kleinbauern und industriellen A r b e i t e r auf dem L a n d e auszubauen wären. Das landwirtschaftliche Versuchswesen müßte noch w e i t e r ausgebildet w e r d e n , denn nur w e n n er es p r a k t i s c h v o r g e z e i g t b e k o m m t , läßt sich der L a n d w i r t belehren. Die L a n d w i r t s c h a f t s s c h u l e n liegen oft zu w e i t entfernt von den einzelnen Gemeinden. Es w ä r e deshalb praktisch, in den abliegenden G e meinden W a n d e r k u r s e abzuhalten, zu d e r e n Kosten n e b e n d e m S t a a t v o r allem die G e m e i n d e k a s s e n und G e n o s s e n s c h a f t e n b e i t r a g e n müßten. Auf diesem W e g e m ü ß t e auch für eine v e r m e h r t e B e n u t z u n g l a n d w i r t s c h a f t l i c h e r Maschinen g e s o r g t w e r d e n , ein Gebiet auf d e m a n d e r e G e g e n d e n (Pfalz, Hessen) uns w e i t v o r a u s sind. Vor allem m ü ß t e a b e r der O b s t b a u in ganz a n d e r e m M a ß e betrieben w e r d e n als heute. Von n e n n e n s w e r t e r B e k ä m p f u n g der O b s t s c h ä d linge ist bei uns keine R e d e . F r ü h e r ging es ja auch ohne Spritzen, denkt der B a u e r . W a r u m soll elsässer Obst hinter dem a n d e r e r 32 m e r k w ü r d i g e Verbindung von Natural- und Geldwirtschaft. ) Allerdings widerstreben ihr oft die weiblichen Familienglieder, auf die ein großer Teil der Arbeiten entfällt; denn sie haben infolge vermehrter Kälber- und S c h w e i n e a u f zucht und vergrößerter Milchwirtschaft mehr Hausarbeit als früher und suchen deshalb die Feldarbeit einzuschränken. Übrigens rührt der Mangel an w e i b l i c h e n Dienstboten in den Städten, a b g e s e h e n von der Zunahme der Fabrikbeschäftigung der Mädchen auf dem Lande, daher, daß infolge des Fehlens v o n Dienstboten auf dem Lande die Bauerntöchter g e z w u n g e n sind, zu Hause zu bleiben.
Einleitung.
21
Länder zurückstehen? Könnte es nicht ebensogut eine besondere A r t der Handelsgewächse werden, von derselben Berühmtheit, wie sie die elsässer Kastanie im Mittelalter genoß? Die wirtschaftliche Bedeutung der Handelsgewächse im Unterelsass erheischt eine tatkräftige Förderung durch Regierung und Vereine. Der unterelsässische Ackerbau ist ganz besonderer Art, er läßt sich mit dem anderer Länder nicht unter ein Schema bringen. Daher kann man die Mittel zur Hebung des Bauernstandes und der ländlichen Wirtschaft aus anderen Ländern nicht ohne weiteres auf unsere Verhältnisse übertragen. Von der geschichtlichen Grundlage ausgehend, müssen wir dieser Eigenart des unterelsässischen Ackerbaues Rechnung tragen und vor allem einzelne hochwertige Handelspflanzen, deren Anbau sich besonders für Boden, Klima und Besitzverhältnisse eignet, pflegen. Es sollten uns nicht wieder andere Gegenden mit schlechterem Boden durch bessere Bewirtschaftung ihrer Felder, durch bessere Verarbeitung der Erzeugnisse ins Hintertreffen drängen! Die elsässischen Handelsgewächse w a r e n im Mittelalter die Grundlage, auf die der alte Ruhm von der Fruchtbarkeit des Landes sich stützte, sie sollen sich auch heute einen Ehrenplatz unter den deutschen Gewächsen erringen und erhalten.
22
Gespinstpflanzen.
Die Gespinstpflanzen.
Die Gespinstpflanzen, Hanf und Flachs, sind wohl die ältesten in unserem L a n d e a n g e b a u t e n H a n d e l s g e w ä c h s e . W i r wissen, daß sie schon zu Römerzeiten bei uns heimisch w a r e n , wahrscheinlich noch früher. Damals w u r d e nicht nur die B a s t f a s e r der Pflanzenstengel zum Spinnen benutzt, der Flachs b e s o n d e r s w u r d e w e g e n seines ölreichen S a m e n s zum Verspeisen gepflanzt. Die Triboker, die in der b r u m a t h e r Gegend ihre Niederlassungen hatten, sollen sich besonders auf den Hanfbau v e r s t a n d e n haben, schon zu R ö m e r zeiten. Nachweisen läßt sich das natürlich kaum, doch w e r d e n ja schon früh L e i n e n g e w ä n d e r als Kleidung e r w ä h n t , und die Kunst des Spinnens und W e b e n s w a r im Altertum weit verbreitet. Seit dem frühen Mittelalter hat der elsässische Bauer Hanf und Flachs g e b a u t 1 ) , geerntet und selbst die F a s e r zubereitet. In gleicher Weise spann man den Faden für die L e i n w a n d auf den Höfen, Schlössern und Burgen w i e in der kleinen Bauernhütte. Doch entstand schon im 13. .lahrhundert als b e s o n d e r e s G e w e r b e die F a s e r bearbeitung in besonderen Mühlen (Hanfreiben), noch früher das G e w e r b e der W e b e r , die teils auf dem Lande blieben, zur V e r a r beitung des selbstgesponnenen Garnes, teils in die S t ä d t e zogen und sich dort zu mächtigen Organisationen zusammenschlössen. Noch bis in das v e r g a n g e n e J a h r h u n d e r t hinein fand man in jedem B a u e r n hause das Spinnrad, und landauf landab die Hanfreiben, in denen die grobe F a s e r fein gerieben w u r d e . Mit Hanf und Flachs stellte man alle Sorten F a d e n her, Seilerw a r e n , feine und g r ö b e r e Leinwand, D a m a s t z e u g , Leib- und Bettwäsche, sowie P a c k - und Segeltuch. Für die feineren G e w e b e , für Spitzen w u r d e mehr der w e i c h e r e Flachsfaden v e r w a n d t . Schon früh im Mittelalter w u r d e «hänffen und flachsen garn» ein Handelsartikel von großer Bedeutung für den s t r a ß b u r g e r Markt. Im 13. J a h r h u n d e r t entstanden schon v e r s c h i e d e n e M ä r k t e im Unterelsaß, auf denen a u s w ä r t i g e Kaufleute den Hanf roh aufkauften und ausführten. Berühmt w a r e n die Märkte in Hatten und in Ehl bei Ben*) D i e
früher
in
anderen
Gegenden
auch
als
Gespinstpflanze
angebaute
B r e n n e s s e l s c h e i n t im E l s a ß nicht o d e r nur in g e r i n g e m U m f a n g e k u l t i v i e r t w o r d e n z u s e i n . U b e r die B r e n n e s s e l
in der h e u t i g e n W i r t s c h a f t v e r g l . : W o l f f ,
D i e J u t e und ihre S u r r o g a t e , D i s s . H e i d e l b e r g .
1914, S e i t e
29.
Richard,
Gespinstpflanzen.
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feld; und noch im 18. J a h r h u n d e r t w a r der Hanf für die s t r a ß b u r g e r Kaufleute von g r o ß e r W i c h t i g k e i t . S c h w e r z k o n n t e noch in einem b e k a n n t e n Zitat die B e d e u t u n g des H a n f e s für das E l s a ß der des W e i n e s für die M o s e l g e g e n d o d e r des L e i n s für F l a n d e r n g l e i c h s e t z e n . D o c h b e i d e Pflanzen sind im letzten J a h r h u n d e r t so s t a r k z u r ü c k g e g a n g e n , daß sie j e t z t fast v o l l s t ä n d i g v e r s c h w u n d e n sind.
Der Hani. S e i n A n b a u ist seit J a h r h u n d e r t e n im w e s e n t l i c h e n gleich g e blieben. E r ist mit sich s e l b s t s e h r v e r t r ä g l i c h , und so g a b es in m a n c h e n G e g e n d e n b e s o n d e r e Ä c k e r , auf denen alle J a h r e Hanf g e b a u t w u r d e . E r g e r ä t auch gut nach H a c k f r ü c h t e n , Kartoffeln und T a b a k , für a n d e r e P f l a n z e n ist er eine gute V o r f r u c h t , w e i l er kein U n k r a u t a u f k o m m e n läßt und ein reines F e l d hinterläßt. L e g t m a n auf f e i n e s G e s p i n s t W e r t , so sät man dichter als w e n n m a n zur S a m e n g e w i n n u n g Hanf pflanzt, da der L i c h t - und L u f t m a n g e l den S t e n g e l in die Höhe treibt und ihn s c h l a n k und w e n i g e r holzig w e r d e n läßt. M a n u n t e r s c h e i d e t b e i m Hanf m ä n n l i c h e und w e i b l i c h e P f l a n z e n . Die m ä n n l i c h e n , k l e i n e r e n ( d a h e r i r r t ü m l i c h e r w e i s e F e m m e l v o n f e m m e l l a = W e i b c h e n g e n a n n t ) t r a g e n B l ü t e n mit S t a u b g e f ä ß e n , die w e i b l i c h e n ( M a s c h e l , v o m lateinischen m a s c u l u s ) w e i b l i c h e B l ü t e n mit S t e m p e l n . E n d e Juli o d e r Anfang August findet die E r n t e s t a t t . S i e e r f o l g t e früher teils durch A u s r a u f e n , teils durch A b s c h n e i d e n . B e i den a u s g e r a u f t e n S t e n g e l n m u ß t e z u n ä c h s t die W u r z e l a b g e h a u e n w e r d e n . D e r w e i b l i c h e Hanf w i r d e t w a s s p ä t e r g e e r n t e t , da der S a m e e r s t im S e p t e m b e r reift. Zur S a m e n g e w i n n u n g w e r d e n die S a m e n t r ä g e r zum T r o c k n e n s c h r ä g g e s t e l l t o d e r g e l e g t . Nach einigen T a g e n w i r d der S a m e in G e f ä ß e a u s g e s c h ü t t e t und a u s g e k l o p f t , auch auf L e i n tüchern g e d r o s c h e n . W e n n der S a m e h e r a u s g e n o m m e n ist, w e r d e n die S t e n g e l n a c h ihrer D i c k e a u s g e m u s t e r t und zur F a s e r g e w i n n u n g g e r ö s t e t . U m den B a s t v o n d e m holzigen T e i l des S t e n g e l s zu t r e n n e n , muß der s i e v e r b i n d e n d e P f l a n z e n l e i m a u f g e l ö s t w e r d e n . D i e s g e s c h i e h t in der T a u - o d e r W a s s e r r ö s t e durch B a k t e r i e n , in der m o d e r n e n D a m p f r ö s t e durch D a m p f o d e r C h e m i k a l i e n . Zur T a u r ö s t e w e r d e n f e u c h t e W i e s e n o d e r W e i d e n g e w ä h l t , auf denen die S t e n g e l r e i h e n w e i s e dünn n e b e n e i n a n d e r g e l e g t w e r d e n . D u r c h den W e c h s e l v o n S o n n e n s c h e i n , R e g e n und T a u bilden sich
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Gespinstpflanzen.
Sporpilze, die den pektinhaltigen Stoff lösen und die F a s e r von M a r k und Rinde trennen. J e nach der W i t t e r u n g ist d e r Hanf nach 3 bis 5 W o c h e n auf diese W e i s e «geröstet», so daß der B a s t sich v o m Stengel abziehen läßt. Dann w i r d er z u s a m m e n g e s t e l l t und an der Luft in der Sonne g e t r o c k n e t . Bei der W a s s e r r ö s t e w i r d der Hanf in fließendes W a s s e r gelegt, um dort die G ä r u n g vollziehen zu lassen. Seit E n d e des 18. J a h r h u n d e r t s legte m a n b e s o n d e r e G r u b e n an in der Nähe eines B a c h e s oder Flusses, in die m a n F l u ß w a s s e r leitete, d a s oben l a n g s a m ein-, unten unter M i t n a h m e des S c h l a m m e s auslief. In diese G r u b e n w u r d e n Holzkisten g e s e n k t , in denen der Hanf z u s a m m e n g e b u n d e n nebeneinander gestellt w a r . Die W a s s e r r ö s t e d a u e r t e 8 bis 14 T a g e . Der Hanf w u r d e dann a u s g e w a s c h e n und 14 T a g e z u m T r o c k n e n und Bleichen auf eine W i e s e gelegt. Gelegentlich w u r d e er auch bis zum D e z e m b e r aufbew ahrt und kam dann auf die S c h n e e r ö s t e ; so lange der S c h n e e lag, blieb er draußen liegen. Die T a u - w i e die W a s s e r r ö s t e w u r d e n bis in die letzten J a h r e a n g e w a n d t . Die l e t z t e r e m e h r im Ried, in der G e g e n d der A l t w ä s s e r des Rheins z w i s c h e n Rhein und III. Die W a s s e r r ö s t e w a r l ä n g e r e Zeit hindurch G e g e n s t a n d b e s o n d e r e r A u f m e r k s a m k e i t der f r a n z ö s i s c h e n R e g i e r u n g 2 ). Durch D e k r e t vom 15. O k t o b e r 1810 w u r d e die H a n f r ö s t e im großen auf fließendem W a s s e r den E t a b l i s s e m e n t s insalubres et d a n g e r e u x eingereiht, weil man glaubte, die Fische gingen durch die Sporpilze zu G r u n d e , und das W a s s e r w e r d e dadurch v e r d o r b e n und T r ä g e r d e r Cholera. V e r s c h i e d e n e V e r o r d n u n g e n des f r a n z ö s i s c h e n Ministers des Innern befahlen, die H a n f r ö s t e n im kleinen möglichst fern von menschlichen W o h n u n g e n zu v e r l e g e n " ) . Nach dem «Rösten» w i r d die H a n f f a s e r v o m Stengel gelöst und v e r a r b e i t e t . D a s «Dörren» o d e r «Dllifen» beginnt. Zu diesem Z w e c k e w u r d e in der Nähe des D o r f e s eine tiefe G r u b e a u s g e h o b e n , in die ein s c h r ä g e r Z u g a n g führte, das Dulfloch. Hier w u r d e unten ein F e u e r a n g e z ü n d e t , der Hanf über dem F e u e r auf E i s e n s t a n g e n , S t ä b e n oder B r e t t e r n a u s g e b r e i t e t und d a u e r n d hin- und h e r g e w e n d e t . E t w a 10 S t u n d e n w u r d e der Hanf hier g e r ö s t e t , v o n m o r g e n s bis a b e n d s oder a b e n d s bis m o r g e n s . Zur F e u e r u n g w u r d e Holz v e r w a n d t . Im vorigen J a h r h u n d e r t v e r l e g t e man das Dulfloch, gelegentlich auch «Knitschloch» genannt, in ein b e s o n d e r e s G e b ä u d e , in dem eine G r u b e a u s g e m a u e r t w u r d e , zu der eine T r e p p e f ü h r t e . 2
) Dalloz, Rep. «rouissage». agric. corresp., 1807—1840.
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) B e z i r k s - A i x h i v S t r a ß b u r g , M, adm. gen.
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Hier w u r d e unten das F e u e r a n g e z ü n d e t , zu dem man infolge Holzm a n g e l s und zur Erzielung gleichmäßiger W ä r m e und V e r m e i d u n g hoher F l a m m e n C o k s benutzte. Dorthin bringen auch heute noch die B a u e r n ihren Hanf und lassen ihn für ihre R e c h n u n g dulfen oder darren. Um nun die holzigen Teile von der F a s e r zu lösen, w i r d der Hanf nach dem D ö r r e n g e b r o c h e n und g e s c h w u n g e n . E r w i r d auf ein Qestell gelegt, an dessen einem E n d e ein Hebel befestigt ist, der sicli mit dem freien Ende auf- und a b b e w e g e n läßt. Auf der nach unten gerichteten Seite dieses Hebels sind zwei Schienen a n g e b r a c h t , die in drei Schienen auf dem Qestell hineinpassen. Mit der linken Hand w e r d e n die Stengel quer über das Qestell gelegt, der Hebel mit der rechten Hand n i e d e r g e d r ü c k t . D a d u r c h w i r d der holzige Teil der Stengel zwischen den Schienen z e r d r ü c k t , geknickt, und fällt beim H e r a u s z i e h e n der Stengel zu Boden. In n e u e r e r Zeit hat m a n a n g e f a n g e n , B r e c h m a s c h i n e n zu v e r w e n d e n , durch die der Hanf gezogen wird, und die die holzigen Teile, die Ageln, h e r a u s p r e s s e n . Nach diesem maschinellen B r e c h e n oder «Knitschen» k o m m t heute der Hanf n o c h m a l s in die Handknitschen. Nach dem B r e c h e n w i r d der Hanf, die vom holzigen Teil des S t e n g e l s gelöste F a s e r , mit dem S c h w i n g m e s s e r a b g e s t r i c h e n , «geschwungen». Man hält ihn dabei w i e d e r mit der linken Hand fest. Durch Abschütteln w i r d das hierbei sich a b t r e n n e n d e W e r g h e r a u s g e b r a c h t , die k u r z e n und dicken F a s e r n , die mit den Ageln z u s a m m e n zum Anfeuern v e r w a n d t w e r d e n . Nach diesem S c h w i n g e n w e r d e n die F a s e r n in Zöpfe geflochten und in Bündeln a u f g e s p e i c h e r t , bis die Händler k o m m e n , oder bis die F a s e r n in der eigenen W i r t s c h a f t gebraucht werden. Zur besseren V e r a r b e i t u n g b r a c h t e und bringt m a n den Hanf nach dem B r e c h e n und S c h w i n g e n noch in die H a n f r e i b e n . Eine H a n f r e i b besteht aus einem «Königsstock» in der Mitte, der s e n k r e c h t auf einem großen runden Steinblock steht Um den Königsstock drehen sich s c h w e r e Mahlsteine. Unter diese Mahlsteine w i r d der Hanf g e w o r f e n und bei der D r e h u n g hin- und h e r g e s c h ü t t e l t und gerieben, auch mit der H a n d ö f t e r s g e w e n d e t . Die Steine w e r d e n w i e in den Ölmühlen durch ein Q ö p e l w e r k mit P f e r d e a n t r i e b in B e w e g u n g gesetzt. W a r der B a s t hier einige S t u n d e n gerieben, so w a r er ganz fein, weich und silbergrau. Außer dein durch die T a u - und W a s s e r r ö s t e zubereiteten s o g e nannten S c h w a r z - und Weißhanf kennt man noch den Schleißhanf, der im U n t e r e l s a ß w e n i g , m e h r im O b e r e l s a ß angepflanzt w u r d e .
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Er w i r d nicht g e b r o c h e n und nicht g e s c h w u n g e n ; die B a s t f a s e r w i r d vom S t e n g e l a b g e z o g e n , geschlissen. Man v e r w e n d e t nur den großen Hanf dazu, dessen F a s e r n vornehmlich zu T a u e n v e r a r b e i t e t w e r d e n , weil sie länger und s t ä r k e r sind. Die Händler hecheln den Hanf v o r der V e r a r b e i t u n g noch einmal. Er wird dabei über eine P l a t t e g e z o g e n , auf d e r in s c h r ä g e n Reihen nach oben s t e h e n d e Z a c k e n o d e r Spitzen befestigt sind, die beim Durchziehen des H a n f e s den B a s t f a d e n in einzelne Teile spalten und die kurzen F a s e r n und die g r o b e n , das W e r g , ausscheiden. Es gibt Hecheln v e r s c h i e d e n e r Größe, m a n v e r w e n d e t z u n ä c h s t die großen, mit weit a u s e i n a n d e r stehenden Z a c k e n , dann zum Schluß die feineren. Die V e r a r b e i t u n g des gehechelten H a n f e s w i r d seit J a h r h u n derten in gleicher oder ähnlicher W e i s e betrieben. Aus dem Anfang des 14. J a h r h u n d e r t s schon findet sich wohl mit die älteste h e u t e erhaltene bildliche D a r s t e l l u n g der L e i n w a n d b e r e i t u n g in g r ö ß e r e m Umfang im ehemaligen K a n o n i k a t s h a u s des C h o r h e r r e n s t i f t e s von St. Johann in Konstanz. In einem Zyklus von Bildern von Leinenund S e i d e n w e b e r i n n e n , in d e m drei Reihen von je sieben Bildern übereinanderstehen, w i r d auch die H a n f b e r e i t u n g dargestellt mit erläuterndem T e x t : 1. Hanf ich wol reitur (bereiten) kan (Ein M ä d c h e n rieffeit den Hanf durch einen engen Kamm). 2. thesens ( = S c h w i n g e n ) m u s i m b e g a n (Sie b e a r b e i t e t den B a s t mit dem S c h w i n g h o l z ) . 3. Hecheln wil ich tribe. 4. W e r c h kan ich wol riben (Sie hechelt und k r a t z t den Hanf auf). 5. D a s leg ich an mit sinnen (Sie befestigt ein Bündel Hanf am Rocken). 6. S o kan ich es wol gespinnen. 7. ? Ich haspel ses peng gebein (Sie haspelt das im Bild 6 g e s p o n n e n e G a r n auf eine W i n d e ) . 8. Garn w i d e n (winden) kan ich rein (Sie wickelt das G a r n von der W i n d e auf eine kleine Spule) usw.4). Diese d a m a l s in der B o d e n s e e g e g e n d a n g e w a n d t e V e r a r b e i t u n g s m e t h o d e w i r d auch bei uns üblich g e w e s e n sein, da ja d a m a l s vom Oberrhein zum B o d e n s e e g e b i e t m a n n i g f a c h e Kultur- und Hati*) W i e n e c k c , H e r t h a . K o n s t a n z e r M a l e r e i e n S e i t e 13, und die dort a n g e f ü h r t e
Literatur.
d e s 14. .Jalirli. U i s s . H a l l e ,
1912,
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delsbeziehungen b e s t a n d e n . Zum Spinnen b e n u t z t e man d a m a l s die Handspindel, die aus einem e t w a 30 Z e n t i m e t e r langen, oben und unten zugespitzten Holze b e s t a n d , an dem unten eine S c h w u n g m a s s e , ein Stein oder Zinn befestigt w a r ; der g e h e c h e l t e Hanf w u r d e um den Spinnrocken gewickelt, die einzelnen F a s e r n w u r d e n mit der rechten Hand a u s g e z o g e n , w ä h r e n d die linke H a n d die Spindel drehte, an der der F a d e n so befestigt w a r , daß er sich mitdrehen mußte. Die S c h w i n g m a s s e hielt die Spindel w e i t e r in D r e h u n g , w e n n die H a n d sie losgelassen hatte. Die Spindel s a n k allmählich zu Boden und hing an dem sich bildenden F a d e n . W e n n sie zum Boden gesunken w a r , w u r d e der F a d e n an ihrem o b e r e n E n d e a b g e löst, a u f g e w i c k e l t , von neuem eingehakt, und die Spindel w i e d e r in drehende Bewegung gesetzt. Eine b e d e u t e n d e E r l e i c h t e r u n g in der Spinntechnik b r a c h t e das S p i n n r a d , bei dem die H a n d nur noch die F ä d e n zu ordnen hat, w ä h r e n d das Spinnrad selbst den F a d e n dreht und aufwickelt. Auch hierbei u n t e r s c h e i d e t m a n T r i t t - und H a n d r ä d e r . Eine g e n a u e r e Beschreibung w ü r d e hier aber zu weit führen. Das g e s p o n n e n e Qarn w u r d e zum W e b e r g e b r a c h t , deren es in jedem Dorfe, w o Hanf gepflanzt w u r d e , m e h r e r e gab. Sie w o b e n am W e b s t u h l das Q a r n zu L e i n w a n d . Schon früh haben sich diese L e i n e w e b e r aus Arbeitern auf den Höfen der Adeligen und der Klöster zu selbständigen H a n d w e r k e r n e m p o r g e s c h w u n g e n . Doch blieben sie meist auf dem L a n d e w o h n e n , im G e g e n s a t z zu den W o l l w e b e r n auch im 13. und 14. J a h r h u n d e r t , als die Zünfte in der S t a d t sich zu organisieren b e g a n n e n und auf die politische und w i r t s c h a f t l i c h e L a g e ihren machtvollen Einfluß a u s ü b t e n . Mit R e c h t e r k l ä r t Dr. H e r t z o g aus dem ländlichen C h a r a k t e r das g e r i n g e Ansehen der L e i n e w e b e r den s t ä d t i s c h e n W o l l w e b e r n g e g e n ü b e r , das sich bis auf den heutigen T a g in dem alten Volksliede «Die L e i n e w e b e r haben eine s a u b e r e Zunft» erhalten hat. E n d e des 18. J a h r h u n d e r t s muß diese H a u s i n d u s t r i e der L e i n e w e b e r auf dem L a n d e w e i t v e r b r e i t e t und sehr s t a r k b e t r i e b e n w o r d e n sein; seit dem A u f k o m m e n der o b e r e l s ä s s i s c h e n Textilindustrie läßt sich aus Berichten und Akten ein R ü c k g a n g feststellen, ohne ihn allerdings genau bestimmen und u m s c h r e i b e n zu können. Die noch g r a u e L e i n w a n d w u r d e darauf gebleicht, auf W i e s e n von Kindern ausgebreitet, b e g o s s e n und g e w e n d e t . Um die Mitte des 18. J a h r h u n d e r t s e n t s t a n d e n b e s o n d e r e Bleichereien, die d a s Bleichen für f r e m d e R e c h n u n g b e s o r g t e n . F a s t in jedem D o r f e g a b
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es solche. Heute noch erinnert vielfach ein Gewann «die Bleich» lind ähnliche an diese alten Betriebe. Nach dem Bleichen w a r die Leinwand fertig zur Verwendung als Leib-, Bett- oder Tischwäsche, oder, nachdem sie gefärbt war, als Kittel. In den verschiedensten Verwendungsarten kam der verarbeitete Hanf nach Straßburg, nach Hatten, nach Schlettstadt usw. auf den Markt. «Flächsen und hänffen Garn» w u r d e von Straßburg in großen Mengen ausgeführt, Spinnhanf, gehechelter Hanf, Strenhanf (chanvre long = Hanf in Strängen) spielten im mittelalterlichen straßburger Handel eine große Rolle, auch Hanfsaat w u r d e ausgeführt. Die Henfer und Seyler waren eine berühmte Zunft in Straßburg, an die noch die Seilergasse erinnert. Die Ausfuhr des Hanfes wurde seit dem 14. Jahrhundert besteuert. Damals schon versuchte man, die Zölle zu hinterziehen, indem man die Handelsniederlassungen außerhalb der Stadtgrenze gründete. Auf derartige Schliche nimmt ein Erkenntnis der Fünfzehner wegen des Hanfzolles Bezug um die Mitte des 15. Jahrhunderts: «Ouch so ist den XV fürkommen, das hanf in der W a n z e n ö w e verkouft, do gewegen, gelifert und geladen wurt, dodurch nu der Statt ir Zölle ouch gemynret und abgezogen werdent. das verkündent üch die XV ouch solichs zu versehen und dazu zu tunde, als sich geburt. actum sabato Oswaldi anno 1458 n ).» Später mußte der lange (Stren-) Hanf ein Schaugeld von 8 Pfennig Straßburger pro Zentner zahlen, das teils bei der Hanfw a g e im Straßburger Kaufhaus, teils draußen erhoben w u r d e : Schau-geld vom Strenhanff. (chanvre long). Der Strenhanff-Schaw ist nur unterworffen der jenige Strenhanff welcher hier gearbeitet / oder von solchen orten herein gebracht wird / wo keine ordentliche Schaw auffgerichtet ist / dann wann von den Schawern an denen orthen / wo solche Schawen seind / ein Schein erteilt und in dem Kauffhauß vorgewiesen wird / so bezahlt dergleichen Strenhanff kein Schawgeldt. Von dem jenigen aber so hier geschauet wird / oder worüber kein Schaw-Zedul fürhanden ist / hat der Verkäuffer / oder w e r denselben herein führen läßt / dem Kauffhauß vom Centner einen Batzen zu erlegen / davon gehören der Statt zwei dritte Theil, der übrige 5
) Abgedruckt in Eheberg I, Seite 179.
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dritte Theil aber / w i r d u n t e r die S c h a w e r ihrer Mühe halben vertheilt. A n d e r e G a t t u n g e n Hanffs w e r d e n nicht g e s c h a w t / dannenhero sie auch des S c h a w g e l d t s b e f r e y e t s e y n d " ) . Außer dem von den einzelnen H e r r s c h a f t e n auf Hanf und Flachs gelegten Zehnt, m u ß t e vielfach auch ein Spinngeld gezahlt w e r d e n , zum Beispiel im Amte Hatten, in dem jeder B a u e r g e z w u n g e n w a r , jährlich 2 Hanf für die H e r r s c h a f t spinnen zu lassen. W e r nicht spinnen wollte, konnte sich durch einen Schilling v o m P f u n d «loskaufen» 7 ). Aus den R e c h n u n g s a u f s t e l l u n g e n über den E r t r a g dieses Spinngeldes läßt sich auf die u n g e f ä h r e V e r b r e i t u n g des Anbaus zu damaliger Zeit schließen: Aus dem J a h r e 1684 ist uns eine Zahl im Amt Hatten erhalten. Es w u r d e n dort 106 P f u n d Hanf g e l i e f e r t s ) . D a n a c h kann der H a n f anbau d a m a l s nicht m e h r sehr s t a r k g e w e s e n sein, allerdings ist zu berücksichtigen, daß nach den Kriegen in den siebziger J a h r e n jenes J a h r h u n d e r t s viele Ä c k e r noch nicht bestellt w u r d e n B ). Aus den J a h r e n kurz v o r den V e r w ü s t u n g e n dieses Krieges findet sich im bischweiler G e m e i n d e - A r c h i v eine g e n a u e B e r e c h n u n g über den H a n f z e h n t 1 " ) . Im J a h r e 1667 sollte «jeder A c k e r so Hanf g e t r a g e n , g n ä d i g s t e r H e r r s c h a f t (der herzoglich P f a l z - Z w e i brückischen) 10 P f u n d g e b r e c h t e n Hanf» geben. Nach der B e r e c h nung mußten 65 B ü r g e r 409V> P f u n d geben, so daß d a m a l s 41 A c k e r Hanf gepflanzt w u r d e n (rund 8 H e k t a r ) . Auf den einzelnen B ü r g e r entfällt d e m n a c h rund 12 Ar im Durchschnitt. D e r Anbau des H a n f e s w u r d e also in B i s c h w e i l e r nur im kleinen b e t r i e b e n . Doch k a n n diese einzelne R e c h n u n g n ) nicht d a r ü b e r täuschen, daß der H a n f b a u im Elsaß auch d a m a l s noch im großen für den Verkauf b e t r i e b e n w u r d e , und daß die V e r a r b e i t u n g des B a s t e s weit über den R a h m e n einer gewöhnlichen hausindustriellen T ä t i g k e i t hinausging, wie H i e r o n y m u s B o c k um die Mitte des 16. J a h r h u n d e r t s b e z e u g t : «Die S e y l e r und diejenigen so sich spinnens ernehren wissen den besten b r a u c h 6
) Ordnung oder Tarif der Verzollung in der Stadt Straßburg Kauf7 haus 1685, Seite 74. ) Die Bedeutung dieser Bestimmung ist viel größer, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn sie zeigt uns, daß der unterelsässische Bauer zu damaliger Zeit schon ein hohes Maß von wirtschaftlicher Selbständigkeit dem Herrn gegenüber hatte. War der Hanf billig, so zog man vor, in natura zu liefern, war er hoch im Preis, konnte man die Geldabgabe wählen. In Lothringen war das Recht, die Lieferung des Zehnt in Geld oder in natura zu verlangen, auf 8 Seiten des Seigneurs, der es natürlich zu seinem Vorteil ausübte. ) Mutzig, 9 10 Hatten, Seite 101. ) Vergl. Einleitung. Seite 11. ) J J 10. ") Es finden sich aus dem 18. Jahrhundert im Straßburger Bezirks-Archiv in Rechnungen für das Stift Neuweiler und des Bistums Speier it. a. verschiedene Aufstellungen.
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Gespinstpflanzen.
lind genieß der H a n f k r e u t t e r / solches alles zu b e s c h r e i b e n ein eigen Buch b e d ö r f f t e 12 ).» Nach wie vor ging der Hanf als H a n d e l s w a r e hauptsächlich die R h e i n s t r a ß e a b w ä r t s . E n d e des 18. J a h r h u n d e r t s k a m e n Händler aus Italien und Spanien, die mit den f r a n z ö s i s c h e n und elsässischen Hanfhändlern in W e t t b e w e r b t r a t e n . Zum S c h u t z des einheimischen H a n f b a u s legte d a h e r ein A r r e s t v o m 17. M ä r z 1773 einen erhöhten Zoll auf ausländischen H a n f 1 : ! ) . In dieser Zeit s t a n d der elsässische Hanfbau in seiner höchsten Blüte. Überall w u r d e Hanf gepflanzt, Hanfreiben, H a n f r ö s t e n e n t s t a n d e n in den v e r s c h i e d e n s t e n G e g e n den ] 4 ). S c h w e r z berichtet, daß im U n t e r e l s a ß allein 60 000 Zentner gehechelten Hanfes e r z e u g t w u r d e n , sodaß d a m a l s rund 8000 H e k t a r mit Hanf g e b a u t w o r d e n sein m ü s s e n , die sich auf die G e m a r k u n g e n von 194 Dörfern verteilten. Einzelne D ö r f e r m ü s s e n d a h e r eine ganz außerordentliche H a n f a n b a u f l ä c h e g e h a b t haben. Die P r e i s e gingen unter oft b e d e u t e n d e n S c h w a n k u n g e n l a n g s a m in die H ö h e 15 ). Viele Berichte der B ü r g e r m e i s t e r und der einzelnen Intendanten und P r ä fekten heben den w o h l t u e n d e n Einfluß v o r allem der H a n f k u l t u r unter den übrigen H a n d e l s g e w ä c h s e n auf den W o h l s t a n d der B e v ö l k e r u n g hervor, und im G e g e n s a t z z u m O b e r e l s a ß 1(i) w u r d e der Hanf mehr und m e h r zum Verkauf gepflanzt. Mit dem U m s c h w u n g der Zollverhältnisse im J a h r e 1791 ging der H a n f b a u s t a r k z u r ü c k . Z w a r w u r d e das Elsaß, o b w o h l zollpolitisch n u n m e h r mit F r a n k r e i c h vereint, von d e m d o r t zugunsten der f r a n z ö s i s c h e n Marine erlassenen H a n f a u s f u h r v e r b o t v o r d e r h a n d ausdrücklich freigelassen. Aber doch w a r nun die Ausfuhr e r s c h w e r t , und die K o n k u r r e n z des badischen H a n f e s g e w a n n m e h r und m e h r an Boden zum S c h a d e n des elsässischen A n b a u e s . Es k a m dabei außer dem für das Elsaß ungünstigen P r e i s v e r hältnis noch die schlechte, u n s a c h g e m ä ß e Art der B e r e i t u n g der F a s e r hinzu. Der Hanf w u r d e schon in der R ö s t e unrichtig b e h a n d e l t . Bei der W a s s e r r ö s t e w u r d e er in s c h l a m m i g e m W a s s e r gehalten und bei der T a u r ö s t e mit R a s e n s t ü c k e n z u g e d e c k t . Er erhielt d a durch eine s c h m u t z i g - g r a u e F a r b e , die auch in den H a n f r e i b e n nicht mehr zu entfernen w a r , und m u ß t e zu niedrigen P r e i s e n v e r k a u f t w e r d e n . V e r s c h i e d e n e V e r o r d n u n g e n der damaligen P r ä f e k t e n L a u m o n d und Shee, so vom 16. T h e r m i d o r VIII und 16. T h e r m i dor X 1T ), vom 22. Messidor X I 1 S ) nahmen sich d e s h a l b des H a n f " ) S e i t e 126 V. Archiv
Straßburg,
13
14
) B e z i r k s - A r c h i v S t r a ß b u r g , C 671, C 148.
C 166,
207,
387,
579,
700
J3
u. a. m.
)
) Bezirks-
Schwerz
gibt
75 F r a n k e n an, im B e z i r k s - A r c h i v S t r a ß b u r g w i r d oft 48 und 50 l i v r e s pro Z e n t n e r angegeben.
"') B e z i r k s - A r c h i v
d e s a c t e s de la pref. du B a s - K h i n .
Colmar,
III, S e i t e
M 123. 494.
") R e c u e i l 18
J Rccucil
officiel
officiel
des
31
Gespinstpflanzen.
b a u e s an. Einmal w u r d e die W a s s e r r ö s t e in Flüssen v e r b o t e n , g e m ä ß der Vorschrift des f r a n z ö s i s c h e n Ministeriums des Innern, die eing a n g s schon e r w ä h n t w u r d e . Zur V e r b e s s e r u n g des V e r f a h r e n s bei der R ö s t e sollte ferner in allen G e m e i n d e n , w o es die örtlichen V e r hältnisse zuließen, unter Anleitung der Ingenieure des B r ü c k e n - und S t r a ß e n w e s e n s F l u ß w a s s e r auf eine W i e s e geleitet w e r d e n . Das Ausheben der erforderlichen G r ä b e n , die H e r b e i s c h a f f u n g von Steinen, die man zur B e s c h w e r u n g des H a n f e s statt der R a s e n s t ü c k e a n w e n d e n sollte, w u r d e durch den G e m e i n d e r a t den einzelnen B ü r g e r n a u f g e t r a g e n ; die Kosten h a t t e teils der Einzelne zu t r a g e n (eine Art F r o n d e , a b e r nicht im Interesse der g e s a m t e n G e m e i n d e , sondern nur in dem des h a n f p f l a n z e n d e n Teiles der B ü r g e r ) , teils ü b e r n a h m sie der S t a a t ( E n t s c h ä d i g u n g der B e a m t e n ) . A n d e r e P o l i z e i v e r o r d n u n g e n sorgten für einen g e o r d n e t e n und g e r e g e l t e n G e s c h ä f t s b e t r i e b beim Verkauf des Hanfes. Durch V e r b o t e w u r d e dem S c h w i n d e l e n t g e g e n g e t r e t e n , der b e s o n d e r s bei dem Verkauf des gehechelten H a n f e s durch D a z u s t e c k e n von u n g e h e c h e l t e m unter die gehechelten Hanfzöpfe betrieben w u r d e , w o d u r c h die W a r e schlechter und durch die holzigen Teile an Gewicht schwerer wurde. E l s ä s s e r Hanf w u r d e d a m a l s viel für die Marine (Segeltuch, T a u w e r k ) , a b e r auch in ausländischen F a b r i k e n v e r b r a u c h t . Durch ein D e k r e t v o m 11. P l u v i o s e XI w u r d e d a h e r zu Gunsten der f r a n zösischen M a r i n e die Ausfuhr aus dem Elsaß v e r b o t e n , d a s alte f r a n zösische H a n f a u s f u h r v e r b o t aus dem J a h r e 1792 nun auch auf d a s Elsaß a u s g e d e h n t 1 9 ) , da m a n in der f r a n z ö s i s c h e n Marine h ä n f e n e G e w e b e und T a u e nötig b r a u c h t e . Damit ging der H a n f b a u im Elsaß s t a r k z u r ü c k . Durch den T r a n s p o r t nach B r e s t auf dem Rhein oder nach Toulon (Saone und Rhone) w u r d e der R e i n g e w i n n so h e r a b g e m i n d e r t , daß der Anbau nicht m e h r lohnend erschien und die B a u e r n sich m e h r dem Hopfen-, T a b a k - , bald auch dem Z u c k e r r ü b e n b a u z u w a n d t e n . O p p e n a u b e r e c h n e t einen R ü c k g a n g der H a n f a n b a u f l ä c h e von e t w a 8000 H e k t a r in den J a h r e n 1778 bis 1802 auf 5400 H e k t a r im J a h r e 1811. J e d e n falls h a t t e das V e r b o t vom J a h r e 1802 eine einschneidende W i r k u n g , die sich in vielfachen noch erhaltenen Bittschriften und B e s c h w e r d e n äußert. Die s t r a ß b u r g e r H a n d e l s k a m m e r berichtet am 19. J a n u a r 1809 s o g a r , die Anbaufläche sei im J a h r e 1808 w e g e n des A u s f u h r v e r b o t e s und auch w e g e n der d a m a l s für den T a b a k gezahlten hohen P r e i s e actes
de la pref. du B a s - R h i n ,
IV. S e i t e
249.
ia
) Bulletin
d e s lois
de
la
32
Gespinstpflanzen.
um die Hälfte z u r ü c k g e g a n g e n . Sie b e k l a g t sich v o r allem d a r ü b e r , daß das A u s f u h r v e r b o t a u f r e c h t erhalten w e r d e , w o doch elsässer Hanf für die Marine g a r nicht in B e t r a c h t k o m m e n k ö n n e und zur V e r a r b e i t u n g als feinere L e i n w a n d und zum Spinnen für den H a u s bedarf viel g e e i g n e t e r sei. Glücklicherweise liegen g e r a d e für das J a h r 1811 einige statistische Tabellen vor, die die Anbaufläche in den einzelnen Kantonen angeben. Man pflanzte d a m a l s im U n t e r e l s a ß 2 0 ) : Arrondissement Schlettstadt : 809,70 » Weißenburg : 1667,26 Im Kanton B i s c h w e i l e r : 213,00 » » Wasselnheim : 105,60 » » Molsheim: 116,00 » » Qeispolsheim : 477,00 » » 194,58 Hagenau : » » 504,00 Brumath : » » Truchtersheim : 596,00 » » O b e r h a u s b e r g e n : 514,00 » » Buchsweiler: 97,50 Zusammen
ha Hanf » » » » » » » » » » » » » » » » » » »
5284,64 ha Hanf.
Bei dieser Aufstellung fehlen außer dem A r r o n d i s s e m e n t Z a b e r n einige Kantone ( S t r a ß b u r g ) , in denen w e n i g Hanf gepflanzt w u r d e . Allerdings sind beim A r r o n d i s s e m e n t W e i ß e n b u r g die h e u t e nicht m e h r zum Linterelsaß g e h ö r e n d e n K a n t o n e B e r g z a b e r n , Kandel, L a n d a u m i t g e r e c h n e t , in denen allein 872 ha Hanf angepflanzt w u r d e . Jedenfalls ist die von O p p e n a u b e r e c h n e t e Zahl von 5400 H e k t a r also noch e t w a s zu hoch gegriffen. In dieser statistischen T a b e l l e fällt der außerordentlich große Anbau im k o c h e r s b e r g e r Land auf, in den Kantonen T r u c h t e r s h e i m , O b e r h a u s b e r g e n und B r u m a t h . Von hier w u r d e viel Hanf im großen an Händler v e r k a u f t . In anderen Kantonen, W a s s e l n h e i m z. B., w u r d e nur zum H a u s b e d a r f g e b a u t . Auf den M ä r k t e n in S t r a ß b u r g , H a g e n a u , Bischweiler, Z a b e r n , Pfaffenhofen, B u c h s w e i l e r u. a. v e r k a u f t e n die B a u e r f r a u e n den übriggebliebenen Hanf im kleinen zu 3, 4 oder 5 P f u n d . Die E r t r ä g e s c h w a n k t e n in den einzelnen Kantonen a u ß e r o r d e n t lich. W ä h r e n d man im Durchschnitt 525 Kilogramm Rohhanf und République,
Nr.
246
(XI).
20
) Zusammengestellt
aus
den
allerdings
g a n z ü b e r e i n s t i m m e n d e n T a b e l l e n in M. adrn. g é n . I n d u s t r i e et C o m m e r c e . Iridustr.
1806-12:
M. a d m . g é n . Agricult. an VIII-1RI1:
M. a d m .
gén.
nicht Statist.
Agricult.
33
Gespinstpflanzen.
450 Kilogramm g e s c h w u n g e n e n Hanf erhielt, w u r d e der E r t r a g in m a n c h e n Kantonen nur auf die Hälfte a n g e g e b e n . Der G e s a m t e r t r a g b e t r u g im A r r o n d i s s e m e n t 4754 Dz. zu je 115 f r c s 2699 » » » 120 » 9070 » » » 110 » 5557 » » » 120 »
Zabern: Schlettstadt: Straßburg Weißenburg:
Eine Reihe von F a b r i k e n v e r a r b e i t e t e n den Hanf d a m a l s im Elsaß. In S t r a ß b u r g w a r die g r ö ß t e die der G e b r ü d e r S a u m in R u p r e c h t s a u , mit über 3000 A r b e i t e r n (meist H e i m a r b e i t e r n ) und 230 Bleichern und W e b e r n . Sie a r b e i t e t e nur für die R e g i e r u n g , der sie jährlich 50 000 M e t e r S e g e l t u c h liefern konnte. A u ß e r d e m g a b es eine kleinere F a b r i k von V e t t e r , die seit 1791 b e s t a n d und 46 A r beiter 21 ) b e s c h ä f t i g t e , von B e r n a r d , dessen F a b r i k allerdings kaum von h a n d w e r k s m ä ß i g e m B e t r i e b sich unterschied (7 Arbeiter), eine F a b r i k von Zaepfel und eine von Vogt mit 6 und 9 A r b e i t e r n . D a n e b e n g a b es 137 kleinere s e l b s t ä n d i g e W e b e r mit i n s g e s a m t 144 Arbeitern und 54 Seilereien mit 73 Arbeitern in S t r a ß b u r g . In H a g e n a u , F e g e r s heim (700 Arbeiter), Mutzig (200 H e i m a r b e i t e r ) , in P f a f f e n h o f e n g a b es Spinnereien, in Herlisheim eine Zwillichmanufaktur. In BiSchweiler a r b e i t e t e die F a b r i k von Christian B e r t r a n d schon l ä n g e r e J a h r e . Sie w a r mit a n d e r e n B e t r i e b e n v e r b u n d e n 2 2 ) . A u ß e r d e m g a b es eine g r o ß e Anzahl H a n f r e i b e n und Bleichereien im L a n d e . Die H a n f r e i b in S c h w i n d r a t z h e i m , die 1811 drei A r b e i t e r b e s c h ä f t i g t e , ist h e u t e noch zu sehen, w e n n auch schon seit langen J a h r e n nicht m e h r im B e t r i e b . Im O b e r e l s a ß g a b es 1811/12 w e n i g F a b r i k e n , die elsässischen Hanf v e r a r b e i t e t e n . D a dort m e h r zum H a u s b e d a r f gepflanzt w u r d e , finden sich in g r ö ß e r e r Zahl Bleichereien und H a n f r e i b e n überall im Lande verstreut23). E r n e u t e d r i n g e n d e Vorstellungen der s t r a ß b u r g e r H a n d e l s k a m m e r in P a r i s führten endlich im J a h r e 1816 die A u f h e b u n g des H a n f a u s f u h r v e r b o t e s , der sich stets die M a r i n e v e r w a l t u n g w i d e r s e t z t hatte, herbei. Damit stieg der Anbau w i e d e r , w e n n auch nicht in dem von H a n d e l s - und Industriekreisen e r w a r t e t e n Maße. Denn mittlerweile h a t t e B a d e n einen b e d e u t e n d e n V o r s p r u n g erzielt. B a d i s c h e r 2l 1807-40; Bezirks-Archiv Straßburg. ) 1806-12 sind 98 Arbeiter angegeben. zu Straßburg, II. Der N a m e Bertrand wird 23 erwähnt. ) Bezirks-Archiv Colmar,
L u t h m c r,
Ilandelsscwätlisc
des
In M. adm. gen. Industr. et Commerce, "") Protokollbuch der Handelskammer in dem Abschnitt über den Krapp oft M 127.
Uutcrclsaß
1.
3
34
Gespinstpflanzen.
Hanf h a t t e die M ä r k t e e r o b e r t , badisclie H a n f s a a t m a c h t e der elsässischen b e d e u t e n d e Konkurrenz, und s o g a r ins Elsaß w u r d e b a d i s c h e r Hanf zur Seilfabrikation geliefert. So blieb der A b s a t z des Rohhanfes, der schon durch die Zollverhältnisse von 1790/91 und durch das Ausf u h r v e r b o t s t a r k gelitten, allerdings die elsässische Industrie dadurch a n g e r e g t hatte, auf das Elsaß in e r s t e r Linie b e s c h r ä n k t . Die v e r arbeiteten S e i l e r w a r e n w u r d e n auch noch an die f r a n z ö s i s c h e , auch holländische Marine geliefert, gelegentlich auch an d e u t s c h e Schiffe. Die große S e g e l t u c h f a b r i k von Sautn k o n n t e in den J a h r e n von 1820—1830 durchschnittlich 300 000 M e t e r im J a h r e liefern, auch an anderen O r t e n b e s t a n d e n S e g e l t u c h f a b r i k e n oder Spinnereien 24 ), zum Beispiel in Düppigheim, in Biblisheim bei H a g e n a u (Saglio und Comp., deren N a m e uns ebenfalls bei der K r a p p f a b r i k a t i o n b e g e g n e t ) , in S t r a ß b u r g (Qebr. Gau 25 ), und in Hönheim. F a s t jeder B a u e r , jeder T a g e l ö h n e r , pflanzte d a m a l s ein S t ü c k Land mit Hanf zum H a u s b e d a r f . In jedem D o r f e g a b es W e b e r , in jedem H a u s e das S p i n n r a d , an d e m die H a u s f r a u und die T ö c h t e r den Hanf und F l a c h s spannen, w ä h r e n d die M ä g d e d a s W e r g zupften und zum F a d e n a u s z o g e n . Die W e b e r arbeiteten auch für den B e t r i e b der großen F a b r i k e n . So konnten die 58 W e b e r m e i s t e r in H a t t e n im J a h r e 1825 mit 80 W e b s t ü h l e n 30—40 000 Ellen L e i n w a n d nach S t r a ß b u r g liefern 2 0 ). In diesen J a h r e n erblühte der H a n f b a u im Elsaß aufs neue. Er v e r s o r g t e das lokale Bedürfnis, und Segeltuch und Seile f a n d e n auch im Ausland w i e d e r A b s a t z . Die S t r a ß b u r g e r H a n d e l s k a m m e r k o n n t e im F e b r u a r 1831 dem Militär-Intendanten in einer statistischen D a r stellung berichten 2 7 ), der Hanf sei eines der reichsten E r z e u g n i s s e des L a n d e s . Die E r n t e im U n t e r e l s a ß s c h ä t z e m a n auf jährlich 50 000 Doppelzentner, in 150 D ö r f e r n b e t r e i b e m a n seinen Anbau. F ü r R u p r e c h t s a u allein w i r d die E r n t e des J a h r e s 1837 auf 1290 Doppelzentner angegeben 2 , 8 ), und 1838 b e t r u g die Anbaufläche im Unterelsaß w i e d e r 5263 H e k t a r . Um die Mitte des vorigen J a h r h u n d e r t s m a c h t sich jedoch ein s t a r k e r R ü c k g a n g im H a n f b a u b e m e r k b a r . Er e r k l ä r t sich einmal aus der größeren Rentabilität a n d e r e r H a n d e l s g e w ä c h s e ( T a b a k , Hopfen, auch Kartoffeln und Getreide), a n d e r e r s e i t s aus der b e q u e m e n und billigen Beschaffungsmöglichkeit von G e w e b e n und Zeugen der o b e r 2