Die griechische Asylie [Reprint 2019 ed.] 9783111600949, 9783111225852

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Table of contents :
Literaturverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Einleitung
Kapitel I. Der Inhalt der Asylie
Kapitel II. Das sakral begründete Sylanverbot und seine staatsrechtlichen Auswirkungen
Kapitel III. Die Formen der Asylie
Schlußbemerkung
Anhang. Verzeichnis der inschriftlich bezeugten Heiligtümer und Städte, die für äσνλος erklärt worden sind.
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Die griechische Asylie [Reprint 2019 ed.]
 9783111600949, 9783111225852

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Die griechische Asylie von

Eilhard Schlesinger Dr. phil.

1933 Kommissions-Verlag yon ALFRED TÖPELMANN in Gießen

Yon der I. Abteilung der philosophischen Fakultät der Universität Gießen als Dissertation angenommen

Druck der Dieterichschen Univ.-Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner) in Göttiiigen.

Literaturverzeichnis. Franz Altheim : Römische Eeligionsgeschichte Bd. II, Berlin 1932. Richard Andree: Votive und Weihetafeln des katholischen Volkes in Süddeutschland, Braunschweig 1904. B. Barth: De asylis Graecorum, Diss. Straßburg 1887. Paul Boesch: &BCDQ6S, Untersuchungen zur Epangelie griechischer Feste, Diss. Zürich 1908. Brunner'-Schwerin: Deutsche Rechtsgeschichte Bd. 1 und 2, Leipzig 1906 u. 1928. Dareste: Le droit des représailles, Revue des études grecques II (1889) S. 303 ff.Alfons Dopsch 2 : Die Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung aus der Zeit von Caesar bis auf Karl den Großen Bd. 1 und 2, Wien 1924. Viktor Ehrenberg: Besprechung von Schaefer, Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte Bd. 53 (1933), Romanistische Abteilung S. 531 ff. Silvio Ferri: La „lex cathartica" di Cirene, Notiziario archeologico del ministero delle colonie, fascicolo IV (1927) S. 91 ff. Paul Foerster: De asylis Graecorum, Diss. Breslau 1847. Rudolf Herzog 1 : Heilige Gesetze von Eos, Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften 1928, Phil.-hist. Klasse Nr. 6, Berlin 1928. Rudolf Herzog 2: Griechische Königsbriefe, Hermes Bd. 65 (1930) S. 455 ff. H. F. Hitzig : Altgriechische Staatsverträge über Rechtshilfe, Festschrift für Regelsberger, Zürich 1907. H. Hommel: Artikel Metoikoi in R. E. Julius Jänisch: De Graecorum asylis, Diss. Göttingen 1868. Kurt Latte 1 : Artikel avX&v in R. E. Kurt Latte 2 : Ein sakrales Gesetz aus Kyrene, Archiv für Religionswissenschaft Bd. 26 (1928) S. 41 ff. Max Lohr: Das Asylwesen im alten Testament, Schriften der Königsberger gelehrten Gesellschaft, 7. Jahr, geisteswissenschaftliche Klasse, Heft 3, Königsberg 1930. Paul Maas: Besprechung von Wilamowitz 1, Deutsche Literaturzeitung 1927 Sp. 1951 ff. Henry A. Ormerod: Piracy in the ancient world, an essay in mediterranean history, London 1924. Max Pohlenz: Die griechische Tragödie Bd. 1 und 2, Leipzig und Berlin 1930. Ernst Rabel: diT*T] i£ovlr]s und Verwandtes, Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte Bd. 36 (1915), Romanistische Abteilung, S. 344 ff. L. Radermacher: Heilige Gesetze, Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, phil.-hist. Klasse, Jahrgang 1927 Nr. 18 S. 182 ff. Hans Schaefer: Staatsform und Politik, Untersuchungen zur griechischen Geschichte des 6. und 5. Jahrhunderts, Leipzig 1932.



1Y



W. Robertson Smith: Die Religion der Semiten, deutsch von Dr. R. Stühe, Freiburg 1899. Fridericus Schroeter: De regum hellenisticorum epistulis in lapidibus servatis quaestiones stilisticae, Diss. Leipzig 1931. J. Wellhausen ' : Reste arabischen Heidentums, Berlin und Leipzig 1927. U. von Wilamowitz-Moellendorff 1: Heilige Gesetze, eine Urkunde aus Kyrene, Sitzungsberichte der preußischen Akademie der Wissenschaften 1927, phil.hist. Klasse S. 155 ff. U. von Wilamowitz-Moellendorff 2: Aischylosinterpretationen, Berlin 1914. U. von Wilamowitz-Moellendorff 3: Der Glaube der Hellenen, Bd. 1 (1931), Bd. 2 (1932). Adolf Wilhelm: Die lokrische Mädcheninschrift, Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts in Wien, Bd. XIY (1911) S. 163 ff. Egon Weiss: Griechisches Privatrecht auf rechtsvergleichender Grundlage, Bd. 1 Leipzig 1923. Friedrich v. Woess: Das Asylwesen Ägyptens in der Ftolemaierzeit und die spätere Entwicklung, Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte, München 1923. Erich Ziebarth: Beiträge zur Geschichte des Seeraubs und Seehandels im alten Griechenland, Hamburgische Universität, Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde, Bd. 30 Reihe A Rechts- und Staatswissenschaften Bd. 2, Hamburg 1929. Die übrige Literatur ist an Ort und Stelle angegeben. Die Inschriftenpublikationen sind mit den in der Epigraphik üblichen Siglen zitiert.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Einleitung

1

Kapitel I : Der Inhalt der Asylie. § 1. Die Wurzel evX- und ihre Ableitungen § 2.

avXjj, avXov u n d avXäv

6

im g r i e c h i s c h e n S t a a t s r e c h t

10

Kapitel II: Das sakral begründete Sylanyerbot und seine staatsrechtlichen Auswirkungen. § 1.

D a s avXäv

als S a k r a l f r e v e l ; isgoavXia

u n d ittTsCa

28

§ 2. Die Rechtsfolgen der inersCa

38

Kapitel III: Die Formen der Asylie. § 1. Die persönliche Asylie § 2. Die an den Ort gebundene Asylie

53 59

Schlußbemerkung

68

Anhang: Verzeichnis der inschriftlich bezeugten Heiligtümer und Städte, die für aavlos erklärt worden sind .71

Vorbemerkung. Die Arbeit beschränkt sich auf die Behandlung der Asylie im Mutterland und in Kleinasien. Die von v. Woeas: Asylwesen Aegyptens und Zeitschrift der Savignystiftung, Rom. Abt. 46 (1926) S. 82 ff. behandelten aegyptischen Verhältnisse sind nicht berücksichtigt. Herrn Prof. Herzog, der mir die Anregung zu der vorliegenden Arbeit gab und sie durch seine Kritik und seinen Rat nachhaltig förderte, bin ich zu größtem Danke verpflichtet. Meinem Schwager Prof. Dr. Julius Lewy verdanke ich Hinweise auf die Literatur über das Asylwesen des alten Orients.

Einleitung. Die vorliegende Untersuchung verdankt ihr Entstehen einer Anregung Rudolf Herzogs und ging ursprünglich von seiner Behandlung des Asyliegesetzes des koischeu A s k l e p i e i o n s a u s . Dieses stark verstümmelte Gesetz gehört zu den auf Stein erhaltenen hellenistischen Dekreten, durch deren Fund das alte Problem der griechischen Asylie, das nach den literarischen Quellen schon öfters behandelt war, wieder aktuell wurde, und ist nach ihrem Muster ergänzt. Die Urkunden dieser Art enthalten die Verleihung der Asylie für das Heiligtum eines Staates oder dessen ganzes Stadtund Landgebiet, und die darin ausgesprochenen Verbote zeigen uns deutlich den Inhalt der Asylie. Bemerkenswert ist, daß die uns durch diese Dekrete als &6vtog bekannten Orte zum Teil unter den in der bekannten Tacitosstelle Ann. III, 60ff. genannten griechischen Asylen erscheinen 2 ), und wir so eine Vorstellung von den Urkunden gewinnen, die die griechischen Staaten zur Unterstützung ihrer Ansprüche damals dem Senat vorlegten 3 ). Was man damals unter einem Asyl verstand, ersehen wir aus der angeführten Stelle des Tacitus, an der er über die Revision des griechischen Asylwesens berichtet, die Kaiser Tiberius vom Senat vornehmen ließ. E r sagt dort Kap. 6 0 4 ) : Es nahm in griechischen Staaten die Unsitte zu, ungestraft Asyle einzurichten; die Tempel füllten sich mit den schlechtesten Elementen der Sklaven; unter 1) Herzog 1 S. 33 ff. 2) So besitzen wir Urkunden für Magnesia (Tac. ann. III, 62), Aphrodisias (ebd.), Stratonikeia (ebd.), Hierocaesarea (ebd.), Smyrna (cap. 63), Tenos (ebd.), Kos (IV, 14). 3) III, 60 Ende: magnaque eius diei species fuit, quo senatus maiorum beneficia, sociorum pacta, regum etiam, qui ante yim Romanam valuerant, decreta ipsorumque numinum religiones introspexit . . . etc. 4) crebrescebat enim Graecas per urbes licentia atque inpunitas asyla statuendi; conplebantur templa pessimis servitiorum; eodem subsidio obaerati adversnm creditores snspectique capitalium criminum receptabantnr, nec ullum satis validum imperium erat coercendis seditionibus populi, flagitia hominum ut caerimonias deum protegentis. 1



2



denselben Schutz wurden auch die Schuldner gegen ihre G-läubiger und die, die eines Kapitalverbrechens verdächtigt waren, genommen, und keine Behörde war stark genug, um die aufrührerische Stimmung des Volkes einzuschränken, das menschliche Verbrechen unter Vorgabe religiöser Bräuche schützte". Tacitus versteht demnach unter Asylen Orte, die auf Grund ihres sakralen Charakters denen, die sich in sie flüchten, Sicherheit gewähren. Zur Zeit dieser Revision nun war nach ihm diese Institution zu einem Mittel ausgeartet, dessen sich recht zweifelhafte Existenzen bedienten, um sich dem Arm der Justiz zu entziehen. Er erwähnt Mörder, säumige Schuldner und Sklaven, die ihrem Herrn entlaufen waren. Sehen wir von dieser Ausartung ab und denken uns, daß die Asyle ursprünglich vor allem unschuldig Verfolgten gedient hätten, so stimmt das aus Tacitus gewonnene Bild im Wesentlichen mit dem überein, was wir sonst aus der Kaiserzeit über das griechische Asylwesen erfahren. So finden wir eine vollkommen entsprechende Anschauung vom Wesen des Asyls in der Geschichte von dem Asyl, das Romulus, um die Bevölkerung seiner neugegründeten Stadt zu vermehren, auf dem Kapitol angelegt haben soll 1 ) „ vetere consilio condentium urbes", wie Livius I, 8, 5 sagt. W i r zitieren diese Geschichte in der Fassung von Plutarch Rom. cap. 9,3: "EitsLxa rijg ltöXeas TTJV jtQatTrjv iögvßiv Xafißavovörjs LSQOV TL qpt'>^I(IOV tolg «Q)IßTK(I£VOIS ITQOßRJYÖQSVOV, aäßiv

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( b e i D e m . : -voi)

OJtov av) //.TJ ßvXai möiv 'yl&rjvaioig11. (isvog avrl

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„6s0vXtf(is&a x. r. X. —

TOV tag övXrjdsig GvXag eXsyov.

öxörav

(bei D e m . :

sv Ss roig ¿¡-rjg &6TC£Q s^rjyov¿¡XX6rpta" ( X X X V , 26).

Zu diesen Erklärungen kommt

noch Hesychs Bemerkung: övXov • eveyvQOv. Diese Stellen lenken unsere Aufmerksamkeit auf die pseudodemosthenische Rede gegen Lakritos.

-

15 —

In ihr handelt es sich um eine Klage auf Rückzahlung eines Darlehens, das ein athenischer Bürger einem Phaseliten für eine Reise nach dem Pontos geliehen hatte. Die Schuld sollte nach Rückkehr des Phaseliten nach Athen zurückgezahlt werden. Jedoch verweigert der Schuldner die Rückzahlung, und es kommt zum Prozeß. Der Vertreter der Anklage wirft im § 26 der Rede der Gegenpartei vor: ¿v yäg %fj nöXsi x f j rjftsxBga avz&v, ovösv aSvxovvxsg

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xSQ* avz&iv !d&rjvaCmv. KXXO ovofi'

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aXXöxgia.

Der Verfasser der Rede meint also: „In unserer eigenen Stadt haben uns die Phaseliten, obwohl wir ihnen kein Unrecht zugefügt haben und keine Buße schuldig waren, unseres Eigentumes beraubt, als ob den Phaseliten ein övXov1) gegen Athener gegeben worden wäre. Denn mit welchem anderen Namen soll man das Verhalten belegen, wenn die Schuldner nicht das zurückgeben wollen, was sie empfingen?" 6vX&v ist hier offensichtlich in dem schon bekannten Sinne gebraucht. Es wird in dem zweiten Satz gleichgesetzt mit ocq>cciQsi0d'ai ßla und bezeichnet das unrechtmäßige Zurückbehalten des geliehenen Geldes. Jedoch erfolgt dieses ßvXäv in einem ganz besonderen Zusammenhange. Es würde nämlich zu Recht bestehen, wenn den Phaseliten ßvXai oder ßvXa gegen die Athener gegeben worden wären. In diesem Falle wäre das ßvX&v eine eigenmächtige Zurückhaltung fremden Gutes, um einen gegen diesen Fremden bestehenden Rechtsanspruch durchzusetzen. Denn da der Redner sagt, daß die Phaseliten das evXäv vornehmen, als ob sie övXui gegen die Athener gehabt hätten, muß in dem Begriffe der 0vXai etwas liegen, was die Beschlagnahmung begründen würde. Es ist also in diesem Worte ein Rechtsanspruch auf ßvX&v d. h. gewaltsame, eigenmächtige Pfandnahme enthalten. Dies wird noch deutlicher aus einer Stelle der pseudaristotelischen Oikonomika II, aus der wir auch den Ausdruck ävXag öidövai xaxcc xivog besser verstehen können. Es heißt dort I I 1347b 20: XaXxrjSövIOI ös

ifvcov

cevxoig

ev

(110&ÖV

xoXixmv Xaßstv, ovra

t f j noXei ovx

»J ¡isxoixav

ßvXov

«7Coygccif)a6&cii. slg

xov

6vyivS>v

rjdvvavzo

xövxov

1) Man kann 2TASIN fassen.

ituQ

avroig

ÖiaXvßai.

e%u xaxcc itöXemg

¿TtoyQaipafisvav ¿0vXcov

¡isxä

yiyvonevcov,

¿vrjyyeiXav

ij iöimxov

ds 6v%vcbv, itgo[ioX6yt]6av xai iifg'O'Jivfro 'Ä\QXiöiveig öipeileiv [AXe^avdgmi aQyvgio\v . . . x.t.X. es folgt die Zahl . . . xai ¿%e6TAitxB6&at oder Bvs%vQa£e6d'(u). An dieser Pfandnahme kann der Betroffene, wenn er sich im Recht glaubt, wieder in bestimmten Formen den Gläubiger oder dessen Beauftragte eigenmächtig hindern (z. B. B%CXIBIV). Diese Hinderung darf jedoch, wenigstens in den historisch greifbaren Verhältnissen, nicht mit Gewalt geschehen. Wird der Gläubiger ordnungsgemäß an der Pfandnahme gehindert, so muß er davon Abstand nehmen. Es bleibt ihm jedoch die Möglichkeit, gegen den Hindernden die d(xt) ¿^ovXns zu führen d. h. den Prozeß wegen unberechtigter Hinderung an berechtigter Pfandnahme. Stellt sich bei der Gerichts1) A. Wilhelm hat in seiner Behandlung der lokrischen Mädcheninschrift (österr. Jahreshefte XIV (1911) S. 163 ff.), eines Gesetzes, in dem persönliche Asylie verliehen wird, den Versuch gemacht, diese zweite Bedeutung für avläv zu bestreiten. Er will aus der Tatsache, daß Qvaiafciv und avläv oft nebeneinander stehen (S. 195 ff.), erkennen, daß avläv stets nur die kriegsrechtliche Gewaltanwendung bezeichne, während die eigenmächtige Gewaltanwendung zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen stets durch gveiafeiv bezeichnet werde. Ob Latte in seinem Artikel avläv in der R. E. sich dieser Scheidung anschließt, ist nicht ganz ersichtlich. M. E. ergibt sich die Unmöglichkeit der Ansicht Wilhelms aus dem oben vorgebrachten literarischen und inschriftlichen Material, z. B. aus der auch von ihm selbst herangezogenen Pseudodemosthenesstelle XXXV, 26, Hesychs Erklärung avlov £VS%VQOV, den pseudaristotelischen Oikonomika II usw. 2) Zur Terminologie ist zu vergleichen Rabel S. 347 u. Anm. und Weiss passim. 3) Diese sind ausführlich von Rabel und Weiss behandelt.



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Verhandlung heraus, daß die Pfandnahme des Gläubigers wirklich auf einen begründeten Rechtsanspruch zurückgeht, so wird der Schuldner, der ihn daran gehindert hat, zum Schadenersatz verurteilt, und die Zwangsvollstreckung kann nun auch erfolgen. Auch diese innerstaatliche Zwangsvollstreckung heißt nun ebenso wie die zwischenstaatliche ßvXov. In einer Inschrift aus Kalydon in Aitolien 1 ), die in diesen Zusammenhang zu gehören scheint, bedeutet TÖs TS>V OQICOV. it äs rig »a ayrj 7) ¡>v6iah,rj 7) ¿noßici^atto 7} SiByyvaay, vn6Si%ov elpev x. T. I. Hier erscheint der Inhalt der Asylie, wie wir ihn oben definierten.



29 —

stets ein Sylanverbot bezeichnet wird, das auf Grund einer staatsrechtlichen Einschränkung des Sylerechtes, das wir oben behandelten, besteht. Es ist jedoch ohne weiteres einleuchtend, daß dies nicht die älteste Form der Einschränkung dieses allgemeinen Kriegsrechtes sein wird, das ja gerade durch das Fehlen zwischenstaatlicher Verträge und Beziehungen notwendig und bedingt ist. Wir haben die älteste Form des Sylanverbotes vielmehr auf einem Gebiet zu suchen, das unabhängig von politischen zwischenstaatlichen Regelungen allgemeine Geltung hat, und das ist das Gebiet des Sakralen, das LSQÖV. Das ispöv nämlich ist von dem Gewohnheitsrecht des ßvkäv ausgeschlossen, da das Heilige wie bei allen anderen Völkern so auch bei den Griechen schon auf primitivster Entwicklungsstufe vor jedem menschlichen Zugriff und jeder Gewalttat geschützt ist 1 ). Wir brauchen für Deutschland nur auf das Beispiel der Donareiche zu verweisen. Diese Unverletzlichkeit des Heiligen, die wir auf das Verhältnis des primitiven Menschen zur Gottheit, das wir Tabu zu nennen pflegen, zurückführen können, steigert sich soweit, daß sogar das Betreten heiligen Grundes verboten ist2). Dazu kommt das Verbot des Weidens von Vieh, des Schlagens von Bäumen im heiligen Hain etc.3). Das Heiligtum, das durch Tabu geschützt war, bedurfte der Kenntlichmachung seiner Grenzen, die in Griechenland durch opot erfolgte, wo natürliche Grenzen nicht genügten4). aevUa

1) Vgl. Weiss I S. 155 mit Anm. und für die Semiten: Smith-Stiibe S. 102ff. 2) Vgl. Weiss a. a. 0. So wird im Griechischen profaner Boden als ßeßijXov direkt dem isgov gegenübergestellt z. B. Oid. auf Kol. v. 10. 3) Vgl. Weiss a. a. 0. und an Gesetzen z. B. I. G. II/III» 1362 s. IV«- (Athen), Leg. Graec. sacr. 58, § 15 = Syll. 3 736a. 92». (Andania), 81 (Magnesia), 87 und 107 aus Euboia, 153 (Kreta), Schwyzer 62 § 8 s. IV M - und aus Kos: Herzog 1 Nr. 12, 11, 8 § 4 und die diaygatpa des Asklepieions, aus der S. 56 ein diesbezüglicher Teil abgedruckt ist. Für Arabien: J. Wellhausen S. 106. 4) Zu den ogoi ist zu vergleichen Herzog 1 S. 34 ff. Solche opot sind in großer Anzahl gefunden worden. Es seien hier nur die angeführt, die uns auch für unser Thema besonders interessieren: I. G. V, 1, 1325 Großer Stein aus Thalamae in Lakonien mit der Inschrift: vyinov xoig äovloig gemacht wird, xcifl'cbs uv oC LSQOI CC7IOÖSI£a>vTi tov xoitov und in einem delphischen Dekret für ein chalkedonisches Heiligtum Syll.3 550 s. III0X-: aevlov %al (pvxxifiov elpiv &ito ndvtcov, ai xal axälai dpifrvTi ytaxa xav xov &sov ¡iccvxeiav x. X. Grenzsteine des Heilig-



30 —

Aus diesen Anschauungen erklärt es sich, daß das övläv, das an sich ein allgemein anerkanntes Gewohnheitsrecht bezeichnet, am CSQOV vollzogen zum Frevel wird, der mit dem Worte CSQOÖVUU bezeichnet wird 1 ). Das Verbum dazu ist LSQOÖVXSG), der die tsgoevkia Begehende heißt IspöövXog. Diese Bildungen sind aber erst von Aristophanes ab nachweisbar 2 ). In früheren Texten wird dieser Frevel am ISQOV einfach durch övläv bezeichnet, das dann als Akkusativobjekt immer einen heiligen Gegenstand oder eine heilige Person haben muß. övläv ohne ein derartiges Objekt trägt nie illegalen Charakter. Zum ersten Mal findet sich «SvXäv in diesem Sinne bei Aischylos, bei dem wir im Prometheus sehen, daß övläv gern zur Bezeichnung des Raubes von Göttergut gebraucht wird. Hier spielt allerdings die Frage des Sakralfrevels eine geringere Rolle, weil Prometheus ja selber ein Gott und unter den Göttern ist v. 82 f.: ¿vwv&cc vvv vßgife xal &eäv ys'gcc Övläv ¿(prjllEQOlßt, %QOÖti&£i

und v. 761 mit Anspielung auf den kommenden Sturz des Zeus: %gbg rov

TVQCCVVCC

öxrjiztga

övXrj^estai',

Aber in den Persern wird es von den Persern gesagt, um sie als Heiligtumschänder zu bezeichnen v. 809 f.: oi yfjv fwXövtsg 'EXXdd' oi &säv ßgitt] rjöovvTO övläv ovde ituntgävai vscog. Ebenso bei Herodot 6, 101: oi ds ¿ösX&övteg ig T^V JCÖXIV rovto fisv tä [QCC övXijöavtsg ¿veitgrjöav . . . x.t.X. und ähnlich von einem Apollonstandbild 6, 118: äyalfia 'ATCÖXXCOVOS . . . ¿xvv&dveto BXB&SV öaövltj(i£vov ein] x. t. X. sowie 8 , 3 3 : xal tovto tö tgbv övXtjöccvteg

¿vBJCgrjöav. Euripides gebraucht övläv in diesem Sinne Danae frg. 328 (Nauck) = Stob. Flor. 16, 6: xav »säv övläv ßghiq x. t. L, ebenso [Euripides] Rhesos 516: fteäv aväxtogcc övXävtct. Piaton ford e r t in den Gesetzen 864 d eine frsöig t&v vö^av icegi täv övXmvtmv tovg &sovg und ebendort 871 d bezeichnet oi tä isgä övXävteg eben-

falls die s K i r c h e n r ä u b e r I n einer Ehrung für Lysimachos s. III™heißt es Syll. 3 372: vvv \te r]ovg aösß^öavtag sig .to [sgoy xcci [i]y%£LQiq6avT]jrö täv ßaöiltay xal [t]äv ccXXmv 'EXXrjvcoy xal ^qt^öavtag [¿[ijitgriöai to tums in Arabien (Nugb) bei Wellhausen S. 105, für die Semiten allgemein vgl. Smith-Stübe S. 119 f. 1) Zur icQoavlia vgl. Wilamowitz 3 I, S. 292 und K. Latte: Heiliges Recht S. 85. 2) Wilamowitz sucht das Aufkommen des Terminus damit zu erklären, daß durch das häufige Aufstellen wertvoller Weihgeschenke der Anreiz zum Diebstahl von Göttergut besonders groß war.



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tenevog xäv &emv x. x. X.1). Zur Bezeichnung der Grabschändung wird es verwandt I. Gr. IX, 2,185 aus Theben v. 6 : ¡irjds xig oitv rv(i[ßov

d'avfiaöis, ovx av&Qci)TCLvov 0b xaxbv ovöh fteiov XIVEI rö vvv iici xi)v LEQOÖVXLUV itQOZQtxov ievai x. t. X. Die i'sgoövXia begehen heißt LEQOSVXEIV.

Dieses Verbum findet sich schon früher bei Aristophanes Wespen 844: xovxl ti eßxiv; %OLQOXO(ieIOV 'Eöxiag. eI&' LSQOövXrjßag cpegstg; x. x. X. und bei Antiphon 5 , 1 0 : tpael äs av xo ys CCJCOXXSCVSIV [isya XCCXOVQyr^ia elvai, xal eyco dnoXoyä (Ityi0x6v ys, xal xö fepoffvXsiv xal xo Ttgodidövai, xijv nöXiv. Den, der das Verbrechen der IsgoßvlCa be-

geht, den [spößvXog bezeichnet Hesych s. v. als r« fsgä xXinxmv. Das Wort liQÖövXog kommt ebenfalls bei Aristophanes zum ersten Male vor Plutos 28: ¿ya &E06Eßrjs xal Slxaiog &v avi]Q xaxmg Engaxxov xal XEvrjg ijv. — oida tot. — EXSQOI QOI, d. h. solchen, die zu den heiligen Spielen einladen oder sich dorthin begeben3). Um die Sicherheit dieser &ECJQOI ZU gewährleisten und auch sonst 1) Ferner sei noch verwiesen auf Dem. X X I V , 182 und Isokrates Panegyr. 96, 155, Archid. 19 und Helene 214 c. 2) iSQÖavXos als Schimpfwort ist bei Menander häufig; vgl. den Index zur Ausgabe von Jensen. 3) Vgl. Boesch: Oecogos

passim.



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einen ruhigen Verlauf der Spiele zu ermöglichen, wurde für die Zeit der großen Agone die sxsxsiQicc verkündet 1 ). Jedoch wird diese Unverletzlichkeit der zu den heiligen Spielen Reisenden auch cttivUa genannt 2 ). Daß diese Unantastbarkeit nicht immer durchgeführt wurde 3 ), interessiert uns hier weniger als dieses Prinzip, das ebenfalls international und noch heute in K r a f t ist. Wenn wir somit gesehen haben, daß das LSQOV das Einzige ist, das von dem GvX&v von Anfang an ausgeschlossen ist, so sehen wir leicht, daß es für den j-aVog, der jeder Gewalttat an Leib und Gut ausgeliefert war, ursprünglich nur eine Möglichkeit zu seiner Sicherung geben konnte, nämlich sich irgendwie an der Unverletzlichkeit des isQov Anteil zu verschaffen. Die wohl älteste Form dafür, die auch bei Homer verschiedentlich begegnet, ist das Gastrecht 4 ). Die Ehrfurcht vor Zsvg %sviog verbietet, den Gast zu verletzen. Aus dieser Gastfreundschaft kann sich ein dauerndes Verhältnis entwickeln 5 ), und damit hängt nun eng eine Form des Sakralschutzes für den Fremden zusammen, die uns bei Homer noch nicht begegnet, aber in der attischen Tragödie eine große Rolle spielt: die ixsrsla, mit der wir uns jetzt beschäftigen wollen. Neben der Tragödie ist als Quelle besonders wichtig die von "Wilamowitz unter dem Titel „Heilige Gesetze von Kyrene" behandelte Inschrift 6 ), deren letzter Teil Bestimmungen über drei Arten von Ixstai enthält. Ixhrjg hängt mit dem Verbum ixvsofiai, zusammen, was schon daraus hervorgeht, daß z. B. Soph. Oid. auf Kol. 275 Ixvovfica, das doch eigentlich „komme" bedeutet, wie ixersvco (z. B. 241) gebraucht wird in der Bedeutung: ich flehe an 7 ). Ixsrrjg ist also wohl ursprünglich der Fremde, der ankommt und, weil er ja, wie wir schon oft betont haben, im fremden Lande recht- und schutzlos ist, sich an die Götter des Landes und damit auch indirekt an die Bürger als Schutzflehender wendet. Diese Bedeutung ist aber 1) Vgl. z. B. Thuk. V, 1. Szanto s. v. snt%UQia in R. E . 2) Vgl. den Suidasartikel aavXov oben S. 4, Plutarch Aratos c. 28 und den

Königsbrief für die Koer (a. 240) Herzog 2 S. 464 A . . . Tj^iovv äavUav roig snl TU. 'AavlrinCsia TtaQuyivofiivoiq ... n.t.X. 3) Vgl. Boesch S. 52 f. 4) Vgl. Schaefer S. 1 ff. Für die Juden Lohr S. 188, für die Araber SmithStübe S. 53 f . : „Seit den ältesten Zeiten des semitischen Lebens wurde die Rechtlosigkeit der Wüste, in der jeder Fremde ein Feind ist, durch den Grundsatz, daß der Gast unverletzlich ist, gemildert". 5) Vgl. die Erzählung von Glaukos und Diomedes Z. 119 ff. 6) Wilamowitz 1. 7) Vgl. Hesych s. v. inse&cti.



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z. T. vollkommen verblaßt, und ixhrjs ist einfach der Schutzflehende, ohne daß er aus fremdem Lande kommt, so daß z. B. Sophokles den Philoktetes v. 470 zu Neoptolemos sagen lassen kann: ixsrrjs i x v o v f i t a , obwohl doch Neoptolemos zu ihm nach Lemnos kommt und nicht umgekehrt. Daneben aber ist vielfach — und auf diese Stellen kommt es uns hauptsächlich an — die andere Bedeutung deutlich erkennbar. Die ixEtsltt beruht auf dem Prinzip, daß derjenige, der sich mit den Abzeichen des ixsttjs in ein Heiligtum flüchtet oder an einem Altar niederläßt, dadurch gewissermaßen zu einem Glied des TSfievog und somit ISQOS wird1); auf diese Weise erhält er Anteil an der Unverletzlichkeit des ISQOV 2) und sich an ihm zu vergreifen ist isgoavlCa3). Dieser Schutz, den das UQOV verleiht, nehmen nicht nur Fremde sondern auch andere hilfsbedürftige und rechtlose Personen z. B. Sklaven und Verbrecher in Anspruch. Für diese spielt die IXETSIK auch im innerstaatlichen Leben eine Rolle. Da wir im Kähmen dieser Untersuchung nicht auf die ganze Erscheinung eingehen können, sondern uns hauptsächlich mit dem Fremdenrecht beschäftigen müssen, sei für die IXETEIU im innerstaatlichen Leben nur auf den Alkmeonidenfrevel verwiesen, der darin besteht, daß die Anhänger des Kylon von den Altären 1) In Arabien geht der Grundsatz, daß alles, was in das Hima ( = Tspsvos) gerät, dem Gott verfällt, so weit, daß selbst Vieb, das sich ins Hima verlaufen hat, dem Eigentümer nicht mehr zurückgegeben wird, sondern Eigentum des Gottes bleibt. Wellhausen a. a. 0. S. 54 und 107, Smith-Stübe S. 108. 2) Auch dies gilt für wohl alle Völker. Für das christliche Mittelalter vgl. oben S. 3 f. und Bichard Andree S. 49, für Arabien und den semitischen Orient überhaupt Smith-Stübe S. 107 ff. So heißt es z. B. von dem Heiligtum des heidnischen arabischen Gottes AI Fals bei Wellhausen S. 52 aus dem Götterbuch des Ibn al Kalbi: „Wenn ein Gefährdeter dorthin kam, war er sicher; und wenn einer geraubte Kamele forttrieb und mit ihnen dorthin flüchtete, so wurden sie gelassen und das Asyl des Gottes wurde nicht verletzt". 3) Der Ausdruck [sgoavXia findet sich zwar direkt vom Wegreißen der l%irai vom Altar nirgends in älterer Zeit, wie er ja überhaupt erst verhältnismäßig spät aufkommt; aber analog den oben angeführten Stellen, in denen das evXäv mit einem CSQOV als Akkusativobjekt einen Frevel bezeichnet, nennt Pelasgos den Herold der Aigyptossöhne, der die Danaiden mit Gewalt vom Altar wegreißen will, Aisch. Hik. 927 avXrjtcoq &sä>v. Dazu ist auch zu vergleichen, was Theseus im Oidipus auf Kolonos v. 921 zu Kreon, der die Töchter des Oidipus mit Gewalt wegführen will, sagt: ovä' av a' BTtaiviaeiav (sc. ©rjßaioi), el itv&olato evXwvza TAFIA «ai TU TÖ>V 9sätv jt. r. ¡1. Ebenso heißt es in den Herakliden des Euripides v. 243 f.: tl ycig nccQrjam zovSe avXäa&ai ßia ¡¡¿vov TZQOS avSgog ßa/iöv, wobei die Beraubung des Altars darin besteht, daß die insxai von ihm weggerissen werden sollen. 3

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weggerissen werden 1 ). Die Albmeoniden werden dadarch ffvlrjrogeg &eäv, wie Pelasgos den Herold der Aigyptossöhne nennt. Daß die ixsxsla nicht anbedingt in einem Heiligtum, also als „T e m p e l f l u c h t w i e es v. Woeß nennt, zu erfolgen brauchte, sondern auch an anderen Orten möglich war, zeigt neben der schon angeführten Philobtetstelle z. B. eine Stelle im Aias 2 ), wo Teukros den Eurysakes als [xsxtjs an die Leiche seines Vaters stellt, um dadurch zu verhindern, daß sich die Feinde des Kindes bemächtigen. Aus Furcht vor dieser Möglichkeit hatte er schon v. 985 ff. Tekmessa beauftragt, das Kind herzuholen 3). E s gehört hier nur das Abzeichen der ixsxsia, die abgeschnittenen Haare, dazu, um zu verhindern, daß der Knabe von der Leiche des Aias weggerissen wird. Den, der die CxexsC« nicht respektiert, soll der Fluch des Teukros treffen 4 ). Wir lernen hier gleichzeitig als anderen Ausdruck für txexrjs itQoßxQÖitaiog kennen. In den meisten Fällen findet die I X S X B I U jedoch am Altar statt. Die ursprünglichste Vorstellung ist bei all dem wohl, daß der Gott den txexrjs, der sich zu ihm flüchtet, schützt, wie es Apollon in den Eumeniden mit Orestes tut, der sich an seinen Omphalos nach Delphi vor den Eumeniden geflüchtet hat 5 ). Die ixsxeia war als Schutzmittel für den Fremden in ganz Hellas bekannt und anerkannt. Die Abzeichen des Schutzflehenden, meist mit Wolle umwundene Zweige, sind in Aischylos' Hiketiden das einzige, was Pelasgos an der Erscheinung der Hiketiden, die nichtgriechische Gewänder tragen, 1) Thuk. I, 126, 10: ot ö' aXXoi . . . xa&i&vatv inl TOV ßtofiov ix&ai TOV iv rfl ¿KQOTtolei ... Ku&efa(ievovs Se rivas xai iitl T&V asfiv&v &s&v zois ßtopois (v rfi TtaQoSta &.n£%QTfiavto. Kai &nh rovrov ivaysis xal cclitrjgioi tfjS &sov ttuvoi TS IXAXOVVTO xai TO yivoq. 2) v. 1171: eo itai, itqöoil&e ÖSVQO xul e r a ^ s l s nilag IKSTTIS ecpaipai naTQ6S, OS A' iytivaro. 9axsi 6s 7TQ0ETQ0ITAI0S iv %SQOIV i%a>v KÖfiae epcis *al TrjoSs nal eavrov TQCTOV LKTTIQIOV fhjoavgoV. 3) oh% oaov xd%os äijT' avTÖv ä£sig äsvgo, (irf TI$ mg nsvfjs Gnvfivov IsaivTjs Sva¡isvwv avagitdarj; vgl. auch den Kommentar von Radermacher zu beiden Stellen. 4) y. 1177: * a x ö ? xoturne «Castros ¿xitsaoi %&ov6s, yivovq liitavTOS QL^av IfTjfiJifitvos, avrws oncaOTiSQ T&VÖ' iya> TS/ivto nloxov. 5) v. 179 weist Apollon die Göttinnen aus seinem Tempel: i|to, xsXsio>, r&vSs ScofiäTiav TCC%OS und sagt 232 ff.: iyi> 8' &Qii£a> TOV LXSTTJV TS Qvaofiai. ¿SiVT] yCLQ fv ßgOTOldl K&V »SOiS iislsi TOV nQ00TQ0itaC0v lifjvis, sl itQoSS) aq> snmv.



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vertraut ist 1 ). Meist ist es Aufnahme im fremden Lande, worum der IxBtrjg, der sich mit seinen Zweigen am Altar niedergelassen h&t, bittet 2 ). Er kann aber auch nur kommen, um Unterstützung von dem fremden Staat zu erbitten, wie z. B. die Mütter der vor Theben Gefallenen in den Hiketiden des Earipides wegen der Auslieferung ihrer Söhne um die Unterstützung Athens nachsuchen. In das Asklepiosheiligtum zu Epidauros kommt der fastrig, um Heilung vom Gott zu erflehen3). Oft handelt es sich nicht nur um Aufnahme der Landflüchtigen, sondern der CxEzqs bittet auch um Schutz vor seinen Verfolgern 4 ). Der Hüter des Altars, an dem sich der ixsrrjs niedergelassen hat, ist verpflichtet, die Unverletzlichkeit der IXErat zu garantieren, d. h. zu verhindern, daß diese vom Altar weggerissen werden und damit eine isQottvlCa begangen wird. Tut er dies nicht, so zieht er sich den Zorn der Gottheit zu 5 ). Die Gottheit, die insbesondere den ixetiqs schützt, 1) v. 241 ff.: xXccäoi ys ¡liv äi] v.aza vojiovs ¿¡cpixtigiov xsivrai nag' vpiv ngos fteois ¿cyiovioig. fiovov x¿S' 'Ellas %&o)v avvotaszai azö%on. Zu den Abzeichen vgl. auch noch 22 f . : evv Toiaä' WSTCOV iy%sigiäioi.s, igioexinxoiai nldäoiaiv. und Oid. Tyr. v. 3: ixzTjgtois xXciäoieiv lt,taz£(ifiivoi. 2) Hiket. v. 24: mv noXis, 3>v yfj xal Xsvxov vSag vnazoi zi &col xai ßaovzLfiot %&6vtoi Irinas xazs%ovTts, xal Ztilg aazije ZQIZOS, olxorpvXai; belmv &vägä>v, in{zr\v. Oidipus auf Kol. 44: ¿11' i'Xtca '(is zbv insxriv äe^aiazo. tus oi% i'ögas yfjs zfjad' av ¿¡¡eXdoi/i izi. Auch sind hier die kyrenischen Gesetze zu vergleichen, auf die wir unten eingehen werden. 3) Herzog: Wunderheilungen von Epidauros passim. 4) Aisch. Hiket. z. B. bitten die Danaiden, sie nicht den Aigyptossöhnen auszuliefern v. 337: ulzovai fir] 'xäovg naialv Atyvnxov itäXiv. In den Herakliden steht 97 die Bitte, die Kinder nicht an die Leute des Eurystheus auszuliefern: (njV ixäo&ijvai firjxe ngos ßiav &ewv z&v amv ¿noaitac&evziq eis "Agyos fioXeiv. 5) Hik. 429 ff.: ¡ii) zi zXijig zav ixiziv slaiäeiv &7cb ßgsxeav ßCai Sixas ¿yopevtev LitnaSbv ¿/JJCVXCDV noXvfiixtov, TttnXcav z' ¿niXaßag ¿¡i&v. i'e&i yag, itaial zdde xal ädfiotg, bnoztg' uv xxlei\is, fkivsi "Aget xlvuv bfioiav frifiiv.

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ist Zeus, der in dieser Eigenschaft in Aisch. Hiketiden ¿upCxrcog (v. 1), ecjT»jp (v. 27), Ixtalog (v. 385) und ähnlich genannt wird. An und für sich ist aber jeder Gott und jedes Heiligtum für die txexsla geeignet. Oidipus wendet sich an die Eumeniden1), die Danaiden, wie wir gesehen haben, an alle Götter des Landes, und der Sohn des Oidipus läßt sich in Athen am Altar des Poseidon als Schutzflehender nieder 2 ); die Mütter der vor Theben Gefallenen kommen nach Eleusis zu Demeter3). Die Sicherheit des ixsrrjg dauert nur so lange, wie er mit den Abzeichen der [xstsCa am Altar oder dem heiligen Ort sich befindet. Legt er seine Zweige nieder und begibt sich auf profanen Boden, so hört die Sicherheit auf 4 ). Aus dieser Institution der ixetsia glauben wir nun auch den Begriff des q>v£itiov, den wir in der Einleitung schon streiften, erklären zu können. Für den, der als ixs'trjs kommt, ist nämlich jeder heilige Ort, dessen sakraler Charakter dem sonst Vogelfreien Sicherheit bietet, g>v^t[ioi>, wenn wir das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung fassen. In der Odyssee s 359, wo es uns zuerst begegnet, bedeutet es einfach den Zufluchtsort, das Land, wo Odysseus endlich Erlösung von seinen Irrfahrten finden soll: & [ioc ¿yä, f i y rtg (ioi vqiaCvrjöLv dölov avxe aQ-avatoov, ots fis 0%£Öiyg ajcoßrjvai. avaysi. aX\& fidl' ov na neiGofi', ensl exäg öcp&cikiioiäiv yatccv symv ¿ööfiJjv, o&t, (ioi v%ifiov eivai. Diese Worte ruft Odysseus aus, als er angesichts des Landes der Phaiaken, das ihm als Zufluchtsort verheißen war, von dem heim1) z. B. v. 84 f.: a> noxviai Stivwntq, svrs vvv sSgas •XQwzmv iq>' vfiäv rfjoäs yrjs sxa[iip' lym . . . 2) v. 1156 ff.: cpaaiv TIV' TjfiCv avöga, aoi ¡isv tanoJ.iv ovv. ovta, avyysvii Si, ngoansaövxa na>s ßcofim Ka&fjG&ccL x&> Iloasiämvog, nag' M &VCOV

3) v. 1/2: v. 33/34:

(HVQOV

. . .

V..T.X.

AjjfnjTCQ sariov/ 'Elsvaivog %&ovbs Tf/oä' ÖL TS vaovs £%STS TiQoanoXoifts&S.. . psv £svs, fit] SfjT' &äixrjfrä aoi niBtsvaag xat fietavaazasX : ov TOI [iijitOTS a' IN T&VS' sSgavav, a> yt'gov, änovTCC Tis ci|ft ... V..T.X. und die Hiketiden sagen zu Pelasgos, der sie auffordert, vom Altar wegzugehen,

v. 509: «al nms ßsßjjXov aXaog av gvoiro ¡is\

— kehrenden Poseidon

wieder

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mit



einem U n w e t t e r

verfolgt

wird.

Das W o r t iiäg%siv avxoig stöitXovv xal exnXovv xal itoXafiov xal slgrjvrjg xal ev övXoig aßvXCav x. x. X.

Dasselbe findet sich, wie mir R. Herzog mitteilte, in einem unpublizierten Dekret des III. Jahrh. aus Naxos für koische Richt e r : slvai

ös avxoig

ev ßvXoig ¿cevXlav xal ifi noXe'fim EI'gijvrjv1). Die

Formel besagt, daß. in dem Zustand, wo svXov zwischen den Staaten besteht, für den Geehrten Asylie sein soll, wie im Kriege Frieden. Für die Verleihung der Asylie an alle Angehörigen eines Staates seien genannt: Athen für Aphytaia I. G. I 2 58 s. V : fi[s XOXVEV de 'A&svuiov (isdh %GV][I[IA%OV xöv 'A&evaiov [¡isSeva 'AtpvxaCog 1) Vgl. auch noch: los I. G. XII, 5, 9 ; Andros I. G. XII, 5, 715; Tenos I. G. XII, 5, 798, 800, 801, 802, 820, 821.

— 56 — XQBfiatu ay]sv ickiv

[ISVOL

deC . . .

òitó&ev

av ßokov[xai,

'A&lèvu^s

xal

aysv

¿XX' hyjSsvai 'Ayvxaiov

'Afrsvaloig

X]QÉ{IATA

x]öi

¿6viel

ßoko-

xal

aö\nov-

x.x.X.

„Keiner der Athener oder ihrer Bundesgenossen soll die Aphytaier hindern, Waren, woher sie wollen, einzuführen, sondern es soll den Aphytaiern erlaubt sein, wenn sie wollen, nach Athen zu segeln und den Athenern Waren sylonlos und ohne besonderen Vertrag zu bringen." Epidauros für eine Tochterstadt I. G. IV 2 , 47 s. IV : ®s6g, xvya

àya&a.

gi'av

èovói

¿So!;e xotg 'EitidavgCoig xal

svegystcug

àxsXsiav

'Aexvnakaisvei sifisv

àitoixoig

icävxav

xal

'Emdav-

¿SvXiav

xal

iv

A. Interessant für die Wirkung dieser Asylieverleihung und auch für die atsXsia ist Syll. 3 355 c. a. 300 : Tstäavögai, Alß%ivrii, Xaigdvai

xal

sv itoXs'FIOU xal

QÓitiiiji, NixaßiSixai yStaig

avtoìg

òvrjxai ¿àv eivai 6iv

ös

Agißxo^svov s'yyóvoig

fj

maga

XOVTCOV

xig

TtQd^rjxat,

ds xal aövXCav xal yrjg xal olxiäv

'IXisiag xivog

xal

sivai

xal

aSixävxai

ds xal xò xoivòv

xaxà

slg

y&v xal xaxà

itatffl

TevsdCoig

'IXislg sdoäav

avxolg

xal

àitodóxa sv itoXéjioii

dxsXrjg sórta xò

xal èv sigiivrji

tpvXijv

jjv av &ÉXm6iv.

xo 'IXisav

...

xov

xsXog xolg

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%èvc!>v, èl-etvai

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Ttàvxav ' xal

xal äXXov oxov stóióvxag

X. X.

itgo^svoig

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JtmXiji Ttgbg xovxovg, òsxanXovv

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