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German Pages 126 [128] Year 1809
Gesundbrunnen Gesänge von Wilhelm Neubeck,
Vier
Valerius
D o c t o r der A r z n e >) w i s s e n s ch a f t.
«Satz/e/w1-
A p i s t ov
jllEV
T) ö ür) p.
Pindar,
Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig, bey G. Z. Göschen.
1809.
Die
Gesundbrunnen.
Erster
Gesang.
Vtetg, Hygiea, vom Himmel herab in die Thale der Erde, Reiche die Lebensschale, gefüllt mit dem Quelle der Zagend, Der durch GoldkieS rollt die krystallene Flut im Olympus,
Reiche dem Tänzer sie dar, daraus Degeistrung ju trinken! Ohne dich singt kein Dichter, du mußt den Geist ihm entwölken.
Daß er schön und frey sich aufzuschwingen vermöge. Komm! mein Genius streut Weihrauch auf deinen Altar dir, Wo du die göttliche Kunst deS kölschen Weisen mir lehrtest.
Dein Geschenk ist mein Lied.
Hinab in die felsigen Grotten
Will ich steigen, wo du den jungen Quellen der Erde Heilende Kräfte verleihst: ich will den schmachtenden, armen.
Hülfe verlangenden Kranken zu beim» heiligen Urnen Führen, damit er hier die goldene Flut der Genesung
Schöpf' und trinke, den Rettungsdank in deinem gefeirten
Tempel zum Opfer dir bring', und dich Lcbenserhalterin nenne!
Doch wer leitet mich hin in das Reich der heilsamen Quellen?
Wer in das Znnre der stillen Behausungen junger Najadrn?
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Erster
Gesang.
0 wer zeigt in der Erd' Abgründen mir jeden verborgnen Hohlen, umnachteten Gang der Natur, wo die werdende Quelle Aus den Adern deS Bergs, mit Heilkraft schwanger, hervorrauscht? Komm, und führe du mich, o vaterländische Nais, Durch der Erde Geklüft hinab, wo deine Geschwister Tanzen mit schwebendem Silbcrfuß in krystallenen Hallen, Unter Trltonengesang, mit Perlengürteln geschmücket. Einst erschienst du ja schon, jungfräuliche Nymfe der Gera, Mir im heiligen Dunkel drü HainS, der deine durchblümten Kräuterwicsen umschirmt, und ihnen erfrischende Lüfte Zuweht. Mittag war's, und des- Sommers glühender Odem Hauchte mir über die vollere Wange deS brennenden Fiebers Flammende Nöthe. Mit Eile verließ ich den sonnigen Heerweg, Voll Staubwolken, und suchte mlt lechzendem Auge die Kühlung Deines einsamen Stroms. Da sah ich über die Wellen, Wie ein blühendes Rosengewölk in der thauenden Frühe, Dich hinschweben im zarten, ambrosischen Aethergewande. War der Erscheinung der Knab' einstwerth, o so neige dem Mann auch Nun dein Ohr — Hal welch ein Gesäusel im tieferen Wald»! — Heil! mein Genius flüstert: die Göttin winkt dir Gewährung.
Südwärts über der Stadt, die vom edlen Aare den Nahmen Führer, da krönt Steineichrngehölz die Gebirge des StromthalS. Hier fließt, kühler im Schatten, die silberblinkende Gera
Erster Ueber gelblichen KieS.
Gesang.
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Um die Wurzeln alternder Bäume
Spielen und drehn sich dir Wellen in kleinen Strudeln, und rauschen
Schnell-duvch die Schilfe-dahin.
Allein mit gehaltener Eile
Wället der Strom in Plauens arkadischen Htttmgefilden. Auf der Natur kunstlosem Altar stehn Schönheit und Einfalt,
Gleich den Grazien, hier in liebenswürdiger Eintracht. Von dem großen Altar dampft jeglichen Morgen der Weihrauch
Würziger Blumen und Kräuter und fröhlich reifender Saaten Dlüthengedüft zum Opfergeruch den Töchtern des Himmels
Festlich empor, bestrahlt vom erhellenden Schimmer der Frühe. Anzuflehn die Nymfe des Stroms trat ich in des ernsten
Waldes Umschaltung, und stand nicht fern von der Grotte der Göttin. Feierlich schwieg der Hain; die ringsum herrschende Stille
Ndachte mich lange verstummen; der Ehrfurcht heilige Schauer Zitterten durch mein Gebein; doch endlich begann ich zu reden:
Hör, untadlige Nymfe, den Bittenden! Leite den Sänger Durch das nächtliche Reich der gesundheitgtbenben Quellen,
Hin in die Tiefen, wo sich die ersten Tropfen zur Welle
Sammeln, und wo die jungen Gewässer in lallender Kindheit Noch mit wankendem Lauf hinmurmeln! Schärfe den Blick mir.
Hohe Najade, verklär' in der Erde cimmerischen Schlünden Du dem sterblichen Auge die Finsterniß! Dumpfiger Klüfte
Kalten betäubenden Dunst schafft dein ambrosischer Odem
Zum elysischen Ambragewölk, und die tödtendcn Lüfte
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Erster
Gesang.
Werden zu FrühlingSwInden, zum linden Säuseln der Mainacht. Komm, und leite mich denn! Mit des Waldes frischestem Moose Will ich in deiner Grotte dir Felswand schmücken, mit Eichen Dein Stromufcr im Thal, wo der Fels nur schattet, umpflanzen. Daß in der grünen Uchwilbung hinfort anmuthige Kühle Dich frischathmend umweh' in des Sommers gewaltigster Glut selbst. Also rief ich flehend der Göttin, und nahte der Felskluft, Kühn durch hohes Vertraun. Zn Thüringens dunkelstem Forste Bilden zerrüttete Felsen die Grotte der reinen Najade. Wild und romantisch umwebet den Eingang rankender Efeu; Ueber ihm wehn zwo Fichten mit kahlen, verwitterten Wipfeln, Von den Gewitterorkanen gebeugt, und drohen den Umsturz. Hohl ist ihr Stamm, und der Erde beraubt umhängen die krummen Alternden Wurzeln den nackten Granttfeis über der Höhle. AuS dem grauen Gestein thränt stets inwendig vom rauhen, Feuchten Gewölbe der Kluft ei» erfrischender Thau zu den grünen Felsensitzen herab, mit Flechten umwachsen und Steinmoo». Tiefer im Dunkel der Halle, von Marmorblöcken gewölbet. Traust mit melodischem Rieseln, wie Silber, ein ewiger Regen Auf den werdenden Quell, der süß und rein sich beständig Ueber dem grünlichen Sand in ruhigen Wallunaen kräuselt. Also bildete Mutter Natur, und schmück»' in der Wildniß Selbst mit schaffender Hand dir dämmernde Wohnung der Göttin.
Gesang»
E r. st e r
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Heilige Schauer umwehn den Wanderer, der dem geweihten
Eingang naht; sie selber verbirgt ein umschattender Nebel, Undurchdringlich dem Blick.
Allein der hohen Begeistrung
Trunkene- Auge schauet entzückt in dem Innern der Mooskluft, Auf die Urne gelehnt, die ruhende Nymfe.
Sie lauscht hier
Lächelnd und halbentschlummernd dem Silbergelispcl der Quelle. Blitzender Thau, wie der Lenz ihn träuft auf knospende Rosen, Perlet ihr um die Stirn, und hängt in den lockigen Haaren.
Gleich wie fliegendeLWassergewülk um den stürzende» Schaumqnell Zwischen den hallenden Felsen emporstäubt, über dem Ufer
Wallend schwebt, so umfloß der Schleier den Liliennackcn.
So wie der Hesperu» hinket dem weißlichen Abendgewölke Lieblich funkelt, so strahlt Hervor das Auge der Göttin
Unter dem bläulichen Schleier.
So kam sie jetzo mit sanfter
Anmuth, Huld im Blick und himmlisches Lächeln im Antlitz,
Schwebend und leicht, wie getragen vom West, hervor. Die geweihte Stille des Hains, zuweilen nur unterbrochen vom Säuseln Einer gelinderen Luft, das heilige Dunkel der Eichen, Alles erhöhte die Feierlichkeit des bezaubernden Anblicks.
Selbst du, große Natur, sahst, schauernd von holder Entzückung, Dieser Erscheinung Wonnegcbild, und feiertest schweigend Deiner unsterblichen Tochter Heraufkunft.
Aber der Göttin
Lippen entflossen, wie Harfengesang, die lieblichen Worte:
Kühn, 0 Sterblicher, ist der Wunsch, ein Land zu betreten,
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Erster
Gesang.
Wo mit verwegenem Tritt noch kein Erschaffener jemahls
Wandelte; doch dir sey er gewährt.
Kein srevles Verlangen,
Keine vermeßne Begier, das Unbekannte zu schauen. Aber den schönen Wunsch, hülfreich und tröstlich den Menschen,
Gleich den ewigen Göttern, zu seyn, erblick' ich im Innern Deiner unsterblichen Seele.
Du hast mir vertraut, und ich wähle
Dich aus unter der Menge, zum hohen Berufe dich weihend. Von den Geschenken der Nymfen ein Lied, unb ihrem Geburtsland Deinem Volke zu singen; geleiten will ich dich selber
Zn die verborgnere Welt, und in's heiljge Dunkel der Werkstatt,
Wo die Natur still wirket und schafft zum Segen der Menschen.
Doch bevor wir hinab in die dunkeln Höhlen der Urnacht Steigen, so lerne vor allem, woher die Quellen den Reichthum
Ihrer Gewässer cmpfahn.
Zum Himmel steigen, vom Himmel
Sinken im ewigen Wechsel die Wasser der künftigen QuelleRegenschauer im Frühling, im Sommer des hohen Gewitters
Dicht herstürzrnde Flut, und die weinenden Wolken des Herbstes Senden des Quells Urstof in den Schooß der waldigen Berge.
Auf den wolkenberührenden Alpen verweilet der Winter Ewig.
Erstarrt liegt er im tiefen, eisernen Schlafe
Weit hinübergestreckt auf ihren unnahbaren Felshöhn.
Seit der Schöpfung trieft au- seinen silberbereiften Haaren zerschmolzenes EiS in großen Tropfen, die schlüpfen
Durch der Berge Geklüft in die Wasserbehälter der Erde.
E v si e k
Gesang.
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Fcrn am luftigen Haupte der dunkelblauen Gebirge Siebst du ruhige Wolken herunterwallen, und langsam Ueber den Tannenforst hinziehn.
Oft lagert ein kaltes
Nebelgewölk, wie ein Kranz, sich dort um die Rtesenschulter»
Unseres Brocken.
Dem Schooß der thauenden Wolken entträufelt
Unablässig ein zarter, befeuchtender Regen, und diesen
Saugt mit tausendmahl taufend offenen Adern der Berg ein. Lauter und rein, wie der Thau vom jungen Blatte der Dirke
Zitternd herabhängt, sinkt, und im Saude leise versieget, Trieft die Feuchte herab zu den O.uellengebirgen der Erde.
Jetzo folge mir nach.
Auf kalten, umnachteten Pfaden
Will ich tief hinab in die schaurigen Grotten dich führen,
Wo die Natur den Brunnen der lebensfrohen Genesung Herzuströmen gebeut auS unerschöpflichen Urnen.
AIS ihr göttlicher Mund aussprach die begnadenden Worte,
Haucht' ihr ambrosischer Obern mir Kraft und Muth in die Seele.
Freudig und demuthSvoll betrat ich sogleich die bemooste Schwelle der Kluft, und wandelte weiter am Arme der Nymfe.
Diamantene Pforten verschlossen den finsteren Eingang Zn die reichen Gefilde der unterirdischen Schöpfung. Eine der Pforten klang auf ihren Angeln, und weit auf That sich das Reich der Ströme, der Erze, der Salze, der Steine.
Dumpfere Donner der fernsten Gewässer mächtiger Flüsse;
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Erster
G e s a y g.
Näherer Wogen Gebrüll, und deSStromfalls schäumender Aufruhr; Stürzender Felsenbäche, gelinderes Rauschen, und kleiner
Sprudelnder Quellen Geriesel begrüßte die .Göttin beym Eintritt
In ihr väterlich Reiche
Aus ihren steinernen Urnen
Lagen der Ströme Beherrscher in weiten Klipvengewölben,
Deren Gestein mit" ungeborgtem, sternichtcm Glanze Funkelte, gleich Thautropfen der Flur im Schimmer Selcnens. Welche Gewässer sich hier durch meyschcnloser Gestade Krümmungen dumpf hinwälzen, besangst du, göttlicher Maro,
Schon mit kühnerem Gcniusflug und unsterblicher Würde. Unnachahmlich und unerreicht fliegt deine Begeistrung
Siegend empor zu dem Tempel des Ruhms; tief bleiben der Nachwelt
Dichter zurück im Thäte, mit ihnen die jüngste der Musen Welche mir stimmte die Leier, geweiht den gütigen Nymfcn. Nur mit ehrfurchtsvollem und tiefbewunderndem Schweigen
Will ich vorübergehn die Fürsten der Ströme; die Nahmen Ihrer Gewässer durchrauschen dein Lied, unsterblicher Barde,
Schon mit erhabnerem Klang. — Erfüllt mit froher Erwartung, Bald die verborgneren Fluten zu schaun, aus denen des Kranken Zitternde Hand der holden Gesundheit heilenden Balsam
Für beii zerrütteten Leib, und den schwermuthvollecen Geist schöpft,
Voll von dieser Erwartung gelangt' ich jetzt mit der Nymf«
Aus der donnernden Welt der herrlichen Ströme zu jenen Stillen Gefilden der Heilungsquellen, und hört« von fern«
Erster
Gesang.
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Schon mit Silberklang in der Felsenwiege sie lallen. Und die Göttin führte mich tiefer hinab in der Erde GrausrnvolleS Geklüft.
Das unterirdische, weite.
Ungeheure Gewölbe, kein Atlas stützte die Last hier, War mit Diamanten gestirnt; ein eherner Himmel Hing es über mir. Drohend und furchtbar thürmten sich Klumpen Purpurschwarzen Gesteins, mit Eisenerze durchadert.
Hoch auf beiden Seiten empor.
Nur einzelne Schimmer
Streuten des Erzes Adern umher: so funkeln Gestirne Zn der Gewitternacht durch schwarze, zerrissene Wolken.
Aber den ehernen Felsen entrieselten flüchtige Bäche Durch dumpfhallende Wälder gediegenes Eisens, und rollten
Ueber grauen Asbest und Strahlkics ihre Krystallflut.
Seit Jahrtausenden naget der Rost an der tönenden Waldung. Siehe die fliehenden Wellen umlecken der starrenden Wurzeln
Lockere Rinde, verschlucken des Eisens, und tragen eS endlich Durch umnachtete Pfade dahin, wo der Kranke die Heilflut
Schöpfet, oder die Glieder darein, im stärkenden Bade, Taucht, und die schlaffen, zerbrochenen Nerven mit eherner Kraft stählt.
So kommt jeglicher West, der Ceylons Wälder durchsäuselt, Unter deS ZimmtbaumS Blüthen dahin schlüpft, oder des Amra Knospende Wipfel umschwärmt, mit Würzgerüchen beladen
AuS dm Schatten ins offne Gefild, und erquicket den Wandrer, Der, mit Staube bedeckt, sich nun dem düftenden Hainthal
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Erster
Gesang.
Eilender naht und athmender trinkt den erfrischenden Luftstrom.
Lehre mir, sprach ich ««jetzt zu meiner Gefährtin, dir ist ja Alles, o Göttin, kund, drum lehre mir was in dem Heilquell
Jenes lebendige Sprudeln erregt, und die tanzenden Perlen, Die des Gefäßes Rand mit den wechselnden Farbe» der Iris
Lieblich umkränzen, und Silberstaub im Zerspringen umherstreun?
Freundlich erwiederte drauf mit melodischer Stimme die Göttin: Durch die ganze Natur ist ein flüchtiger, geistiger, saurer
Aether verbreitet; von ihm durchdrungen find alle Gewächse, Alle Gewässer und Steine; zu jeder verborgneren Höhlung Unter der Erde gelangt er, umfängt mit der Luft, denn von dieser
Ist er selber rin Theil, den Erdkreis.
Alle Geschöpfe
Athmen ihn ein und leben; sie würden schneller vergehen,
Früher zerfallen in Moder und Staub und vollenden ihr Daseyn,
Wenn der geathmeten Luft eS an diesem Wesen gebräche. Ist ein Dach in der Wüste dem lechzenden Wanderer kühlend.
Süß und erquickend, erfrischt er das Herz dem Müden, so war es Dieses Gewürz der Natur, das schneller den brennenden Durst ihm Stlllete.
Jeglicher Heilungsquell empfängt in der Tiefe
Schon bey seinem Entstehn viel dieses belebenden Aethers
AuS der umgebenden Luft.
Die Geister der flüchtigen Säure
Sind es, welche dem Quell Heilkräfte verleihn, und ihn waffnen
Aufzulösen das Erz des Gcbirgs.
Im Laufe zernagt er
Nun die rostigen Wurzel» des eisernen Waldes, und führe;
Seinen metallischen Raub mit sich fort, nnd vereiniget innig Sich mit ihm; so schwängert sich jede der Wellen mit Eisen. Töne, Leier, das Lob des Eisens im Feiergesange! Unter den mächtigen Barden im heiligen Erbe ThuiSkonS Pries noch keiner die Frucht der deutschen Hrldengebirge. Noch kein feierndes Lied erscholl zum Ruhme deS EisenS Unter den Eichen des Hains, der seine Wurzeln hinabstreckt Zn dem stillen Geklüft, wo dem Samen der Erze zu stimm Mutter Natur gebot, und im leisen Wüchse zu reifen. Heil dir, edles Geschenk der vaterländischen Berge, Das der Sterblichen viele verachten, und thöricht des Goldes Trügenden Glanz, den mehr verehren und gieriger suchen. Als dich, Eisen, unfr deine bescheidneren Schimmer. Verkennt nicht, Hermanns Enkel, verkennt nicht das Kleinod eurer Gebirge! Horcht! ich singe das Lob des vaterländischen Reichthums. Sage, woher, o Krieg, nimmst du dein Waffengefchmeide, Deine geschliffene Wehr zum letzten, entscheidenden Angriff? Eisen, gehärtet zu Stahl in der Esse, gebändigt vom Ambos, Und in den Händen des Künstlers geschärft, bewapnet den Feldherrn; Stählerne Rüstung umpanzert die thatenschwangere Brust ihm. Heil dir, edles Geschenk der vaterländischen Berge! Sey gefeiert im Lied, weil du dem Helden zum Rachschwert Dicnst"1m gerechten Krieg, und ihm über den stolzen Erobrer Siegen hilfst für das Vaterland in der donnernden Feldschlacht.
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Erster
Gesang.
Doch ist im Frieden größer dein Nahm, und schöner drin Segen. Siehe, du bist mir werther, und feuriger grüßt mein Gesang dich,
Wann dich die Amboshand zur blanken Waffe des Friedens Hämmernd bildet, die kein unmenschlicher Krieger im Herzblut
Schlummernder Säuglinge röchet- Die sanftesten, ländlichen Freuden
Schwellen mir immer das Herz, und ergießen in heiligen Hymnen
Sich mir über die trunknere Lippe, wann-ich dich sehe
Blinken am friedsamen Pflug in der scholligen Furche des Hügels, Wann ich höre das Sensmgcklirr aus blühendem Anger; Wann das Sichelgeräusch im Gefilde der sinkenden Halmen Lieblich ertönt, wo das bräunliche Schnittcrmädchen mit blauen
Blumen ein Seil durchsticht, um die schönste der Garben zu binden; Wann in der fröhlichen Lese der Winzer dich schärft auf dem Wetzstein,
Einzuernten den Segen des Herbsts auf Traubengebirgen. Heil dir, nützliches Erz! Der Chor der geselligen Künste
Stimmt in meinen Gesang zu deinem würdigen Lob ein. Kein Praxiteles hätte mit silbernem Meisel den Marmor Ze zum athmenden Bilde geschaffen.
Keine Paläste
Aus den felsigen Rippen des DergS korinthisch erbauet, Thürmken sich ohne das Eisen empor in die staunenden Wolkeu. Ohne dich schüfe die Kunst ArachnenS keine Gemählde
Auf der blendenden Seide, gespannt in den weiblichen Ramm. Trabt das edele Roß, wann Gold dm Huf ihm bekleidet.
Sicherer über das EiS, und hinan den steilen Gebirgspfad?
Erster
Gesang.
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Ohne dich rnheke müßig in Alpenkiüften der Mühlstein,
Der nun voller Gewalt auf eiserner Spindel sich nmschwingt, Und den bekümmerten .Menschen das goldene Alter erneuet, Daß sie, befreyt von den Lasten der Arbeit durch die Najaden,
Schmücken den festlichen Tisch mit geläutertem Marke der Feldfrucht» O wie fände der kühne Pilot in den Wüsten des Weltmeer-
Sicheren Pfad, wann rings am Olymp Sturmwolken, wie schwarze Teppiche, hängen, und ihm die freundlichen Sterne verhüllen. Die durch Labyrinthe von Syrten und strudelnden Wirbeln
Sicher am goldenen Faden ihn leiteten, daß er nicht scheitre?
Durch die schreckliche Nacht bist du, leicht schwebende Nadel,
Zhm ein treues Orakel, das unter magischem Beben
Zhm weissaget, tu welcher umwilkten Gegend des Himmels Sirius strahlt und Arktur, das Siebengestirn und Orion.
Werth bist du dem Steurer nicht nur und dem fleißigen Feldmann, O wohlthätige- Eisen; dich liebt und segnet der Gott auch,
Der mich früh der Natur Geheimnisse lehrte, der weise
Päon. O du, mein Meister, vergieb mir, wann ich den Menschen, Meinen leidenden Brüdern, di« heiligen Lehren eröffne
Deiner göttlichen Kunst, sie nur in den dämmernden Vorhof Führe deines großen, geheimnißverhüllenden Tempels.
Stärkeirdes Eilen crnetzt der Gesundheit blühenden Purpur
Auf der sterbenden Wange der todtenbleichen Entkräftung.
Emstens konnt' ich ein Mädchen, in deren Gesichte die Krankheit
iS
Erster
Gesang.
Schon die Miene des Tods und die Züge der kalten Verwesung Zeichnete, jammernden Aeltern zum Weh, und theuern Geschwistern: Doch fie fand in dem Eisen Genesung wieder, und Leben. Jüngst ach! starb mir ein Freund, dem alle Geheimnisse Päons
Hatte die koische Schule gekehrt; der Blumen und Kräuter
Heilende Kräfte, womit ihr zartes Aderngewebe Angefüllt die Natur; die Kraft der balsamischen TKräne,
Welche die Sommersonne den klüftigen Rinden der Bäume Fern in Indien« Thaten emlotft;- die Tugenden aller
Erden und Salz« waren dem Weifen bekannt; und so ward et Durch die Gegend umher ein Hort und Helfer der Siechen. Dennoch fand Hygieens vertrautester Liebling für seine Krankheit nirgends ein Heilung-kraut: bis endlich die Nymfe» Sein fich erbarmten, und ihm die Genesung am heiligen Borne
Wieder verliehn.
Von neuem begann der Edle zu leben.
0 noch mancher gdims durch ihn, durch ihn, der mit Großmnth Stets dem Dürftig»» half, und am Schrtierzenlager des Siechen
Tief im Herzet» empfand der Erbarmung. heiligen Schauer.
Menschlichkeit war ihm die heiligste Pflicht. Der Seele des Diedern
War'« schon hohe Belohnung, die dankenden Perlen im Auge Armer Geretteter blinken zu fthn, und mit ihnen zu danken
I nein erhabenen Geist, der ihn unter den Pflichten der Wohithun-, Mitten tin Kampf für Mensckenhcil in den besseren Stern jüngst' Aus der Täuschungen Land abrief.
Da weinten dir Guten.
Erster
ry
Gesang.
Er entschlummerte still und sanft; wie der alternden Elche Sanft ein Blatt entsinkt, das Zefyr am herbstlichen Abend Leise dem Zweig entweht: so wehte der Engel deS Todes
Auch sein Lehen hinweg; allein empor zt> dem Himmel. Beide, der Greis und das Mädchen, verdankten den stärkenden Quellen
Ihre Genesung, welche mit Heilkraft mischte deS Eisens
Göttergeschenk, alS ihre Gewässer noch unter der Erde Da noch weilten, wo du dem Sänger, o gütige Nymfe,
Zeigtest deiner Geschwister noch ««erkundete Schätze; Wo mich ein eherner Wald umrauscht', und «in eiserner Himmel Ueber mir hing, wo Schauder und Graun und ewige Nacht herrscht.
Aber in lichteren Gängen der »«betrachteten Tiefe
Deines verborgneren Reichs, Allnährerin Erde, befand ich
Jetzo mich an dem Arme der leitenden Göttin.
Wir traten
Jetzt in dm weiten Bezirk der hohen, chemischen Werkstatt,
Wo die stille Natur den Krystallen der werdenden Salze Bildung und Schönheit giebt. Mich ergriff Dewundmng, ich staunte Vor dem großen Geheimniß der ewigbildenden Schöpfung. Siehe, mir hellte die Götti« den Blick.
Ich sahe mit tiefem.
Wonnevollem Erstaunm krystallen« Wälder, und hohe. Glatte, durchsichtige Felsen, in. mannigfaltiger Wandlung,
Werden und wachsen.
Ein Wink, und «ine krystallene Wildniß
Lag in stifter Pracht vor meinem bewundernden Auge.
2o
Erster
Gesang,
Ueber der glänzenden Wildnlß, in bläulich dämmernder Ferne, Bildeten, gleich den Ei-palästen der Gletscher, sich hohe
Säulen von Salz, ein Wunder zusschauni So thürmet «imSlorbpoI Scholl' auf Scholle sich auf, und ein milde- Gemisch von ödm Ei-eilanden erhebt dumpftosend empor ln die Nacht sich. Niel«- lehrte die Göttin mich hier von der Salze Verwandtschaft,
Non den Geheimnissen viel der unergründlichen Schöpfung; Und sie begann und sprach zu dem Kcnntnißbegicrtgen also:
Wisse, nicht ohne Gesetz« verbinden die salzigen Stoffe Hier sich untereinander; ein jegliche- Theilchen gesellt sich Stet- dem ähnltchm zu.
Dle Natur gab diese Gesetze
Seit der Schöpfung Beginn: daher der wandelnden Welten
Großer Verein, und de- Sfärengesang- ? harmonischer Volltlang. Alle Planeten und Sonnen, bevor sie schwebcten diesen
Kreisenden Tanz, und die Sfären den Chorpsalm donnerten, stiegen Au- dem gebärenden Chaos, wie zahllos fliegende Funken
Au- dem brennenden Wald, ganz ohne Gesetz« der Ordnung.
Aber nicht lange, so zogen die größeren Körper die kleinern. Anfang- taumelten, schwankten in ihren Dahnen di« Welten, Dis da- Gleichgewicht der ziehenden Kräfte der Sonnen Mit der enteilenden Kraft der Wandelsterne de- Kreislauf-
Ewige Grenzen bestimmt' am blauen Aethergcwöibe. Selber der Menschen Geist bezog der Weltencrschaffer Mit den harmonischen Saiten der sympathetischen Freundschaft.
Erster
Gesang.
21
Daß sie mit innigem, süßem Verlangen, und liebender Sehnsucht
Gern sich suchten, und unter den zärtlichsten Regungen fänden;
Daß sie einander sich liebten, und" liebend empfänden, im weiten Alk, was groß und wahr ist, und schön; süß schwärmender Wehmuth
Voll, in der Maiflur lauschten dem Machtigallengesange, Oder mit denkendem Ernst anstaunten den Ocean Gottes, Wo Gestirn an Gestirn hinschwimmt, gleich goldenen Znseln.
Hier verstummt« die Nymfe.
Mich mahnte die ernste Belehrung,
Zhr geliebten Entfernten, an euch,'an die Feier der Freundschaft Zn der geselligen Laube, wann durch die blühenden Wipfel
Uns der Abendstcrn zur sanfter» Fröhlichkeit einlud.
Ahndend suchten, erkannten wir uns, und vom Munde zu Munde Scholl da< festliche DundeSwort: Auf ewig! Wir fthieden;
Doch, mit der Treue Gurt zur Lrbensreise gegürtet,
Denken wir froh deS Wiedersehns dort über de» Sternen.
Zeho vernahm ich melodisches Rauschen, das leiser und leiser
Stets sich dem Ohre verlor.
E« war das Rauschen der Bäche)
Die den krystallenen Grotten enrsprudelten.
Still an dem Ufer
Stand ich, und sah wie die Quelle das Salz im Entstehn in sich aufnimmt.
Einige glitten dahin, als hätte der Winter mit Froste Sie bedeckt, und andre zerstäubte» (in fliegende» Sturze.
Nur «in dämmernder Tag weilt hier.
Dom bleicheren Zwielicht
Sanft brschimmert, entstieg ein Gewölk dem stürzenden Wasser.
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r st q r
G e s Kehr', o Friede, zurück! Mit Sehnsucht harren die Völker. Komm und pflanze MinervenS lebendig grünenden Oelbauin Statt des verdorrenden FrcyheitSbaumS in Galliens Ebnen. Kehr', o Friede, zurück, und winde den heiligen Oelzwrig Meinem Vaterland um die Stirn auch! Fähre die Streiter Aus dem blutigen Felde zurück in die Fluren der Heimath, In den empfangenden Znbelgesang zurufender Städte, Und zu den sprudelnden Urnen der segensreichen Najaden, Daß die geschlagne Wunde vernarbe, das zehrende Fieber, Durch die Fäulniß entflammt, den verstümmelten Gliedern entweiche!
Feyre, Gesang, das Genesungsbad der pannvnifchen Nymfen, Jeglichen Sommer besucht von den reichen Bewohnern der hohen Kalserstadt. Den Gehalt der weichen Gewässer erforschte Jüngst erst Dolta's Kunst; doch feit Iahrhunderten'sticg schon Aus den Strömungen hier bleichwangigrr Siechlinge Menge, Die der Genesung Glück verdankten dem kräftigen Heilbad. Hier, ich bin.eS gewiß, hier hätte die brünstige Sapfo Sichrer die wüthende Flamme getilgt, und Heilung gefunden, Als durch jenen gefährlichen Sprung vom lenkadischen Felsen
Zweyter
Zn das ionische Meer.
Gesang.
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Der Badende taucht sich gemächlich
Hier in die wallende Flut, und die lauliche Welle besänftigt Mählich das glühend« Blut in den Adern, empört von dem Fieber, DaS im Verborgenen flammt, und das Oel des Lebens verzehret.
Dich, Selteria, will ich, im Chor der najadischen Zungfraun,
Singen «»jetzt, und der schönen Krystallflut Tugenden kund thun. Weit umher in den Städten TeutonienS, gütige Göttin, Wird dein Nahme gepriesen, und herrlicher immer erhebt sich
Dein unsterblicher Ruhm.
Dich weihete bey der Geburt schon
Zur wohlthätigen Macht die Natur.
Dein mütterlich Erbtheil
Ward dir im heiligen Sprudel vcrliehn, deß Hut dir vertraut ist Dort in des Westerwaldes Umschattungen, wo der Najaden
Freundin Halcyone liebt am Forellenbache zu wohnen. Ais dich zuerst der Felsen gebar, und die liebliche Quelle
Zn hellspielenden Bächen entricselte, purpurten ringsum Sprossende Farben die Flur, und es thauetcn silberne Tropfen
Dir von dem duftenden Schleyer herab auf junge Violen. Hiehcr tragen die Mädchen im Frühlinge Körbe mit Blumen Dir zum Wrihegeschenk, und, vom Wonnegefühl der Gesundheit
Neu beseliget, kehren, den Chariten ähnlich, sie alle
Wieder zur heimischen Flur in erneueter Zugend und Schönheit. Drinm Urnen enlschöpft der denkende Fleiß der Erquickung
Nektar, und ehrt dich im stillen Gebet, und mit dankenden Hymnen.
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Zweyter
Gesang.
Wem die stöhnende Brust einengt die Gewalt der Beklemmung, Oder ein stockender Wust das feine Geäder der Lungen Anfüllt, trinket den Quell, und athmet freyer die Luft ein. Athmet den FrühlingSäther, durchwürzt mit balsamischem Hainduft.
Tadel verdiente die Muse, wofern sie zu nennen verschmähte Dich, wohlthätiger Nymfenchor im Lande der Kalten. Zehn Stahlquellen, verkündet der Ruf, rnttieseln in Schmalbachs Waldigen Thälern dem hohlen Geklüft erzreicher Gebirge, Jede mit Heilkraft schwanger, und reich an flüchtigem Aethcr. Krankende, deren Gebrechen der Kunst der Meister nicht wichen, Schieden getröstet von hier und dankten den helfenden Npmfen.
Bald wetteiferst du, bald! mit dem Chor« dieser Najaden, Nymfe, die dort an des Rheins Wetnhöhn die Grotte bewohnet. Traue der Muse, sie schaut der Zukunft fern« Gefilde. Dieß weissaget ihr Mund: Bald bist du berühmt, wie die Schwester, Kränze sprossen dir schon, wie sie Clevia's Locken umwehen. Die nicht ferne von deinem Gebiet in dem Schatten des LusthainS Spendet dir silberne Flut dem hülfevrrlangenden Kranken. Nimm di«ß Dlumengeflecht, den Herold künftiger Kränz« Und unsterbliches Ruhms, nimm's, hold« Nymfe! dir bringt es Als ein Wrihegefchenk die heilweissagende Muse.
Zweyter
Gesang.
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Dein auch, Decia, warten hinfort Dankhymnm und Kränze, Die dich unter den Menschen dereinst verherrlichen werden. Bald wallfahrten zu dir, wie züm Dorn der geprtesensten Nymfen, Mädchen und Jünglinge; bald entschöpft graulockiger Greise Zitternd« Hand dein Helles, verjüngendes Wasser dem Urquell, Wo'S in der Fülle der Kraft, mit geistigem Aether geschwängert. Nahe dem friedlichen Dorf vollströmenden Urnen entrauschet. Dich auch segnete schon zahlloser Geretteter Menge, Nymfe des OsterlandS. Lustwälder und blühende Gärten Pflanzt' ein gütiger Fürst um deinen gefeierten Quell her. Allda verweilst du gern, wann still am sterntgen Himmel Wandelt der Mond, und die schlummernde Welt mit silbernem Flor deckt. Zu dir gesellet sich oft drS Thalquells Schwesternajade; Und die verschwiegene Nacht lauscht euren erhabnen Gesprächen Ueber das göttliche Amt, wozu der ewige Pan euch Weiheke: wohlzuthun, der Menschen Geschlecht zu beglücken.
Heil und Huldigung dir, Emseria, göttliche Nymfe! Mütterlich nährte dich selbst die Natur in thauender Grotte, Wo sie dich einsam erzog, und ewig blühend in Jugend Sahst du Aeonen «ntflirhn. Alt ist dein Ruhm, Hyqieens Priester verehrten dich schon in den grauen Tagen der Vorzeit. 0 sey, Göttin, hinfort auch jeglichem hold und gewogen.
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Zweyter
Gesang.
Der Mit frommen Gelübden dir naht. Dor allen erbarme Dich der Verlassensten, die den bekümmerten Arzt um Genesung Trostlos flehn, damit dich dereinst noch Sänger der Nachwelt Durch unsterblich« Lieder verewigen unter den Menschen!
Welch ein gefälliges Opfer, o du, Schntzgöttin der Quelle Dort an den Traubengestaden der Mofel, weihet der Dichter Dir auf ländlichem Rasenaltar? Erfreun dich Violen? Oder, gewunden zum Kranz, jungfräuliche Lilien? Liebst du Mehr die festliche Rose, die Charis unter den Blumen? Lieb dir sind Diolen, noch lieber die festliche Rose, Und am liebsten zum Kranz jungfräuliche Lilien; dennoch Zst die willkommenste Gabe Gesang dir. — Wer den Najaden Darbringt was er vermag, mit reinem Herzen, zum Opfer, Solchen belohnt Wohlfahrt und Gebethn in der Fremd' und daheim stets. Trage, Degeistrung, mich hin zu den Höhn des wolkigen Taunus, Einer gepriesnen Najade geheiliget, welche zum Sitz ihn Unter den Bergen erkor. Obsthaine, bekräuterte Wiesen Schmücken das fruchtbare Thal, hinauf am sonnigen Abhang Glüht fruchtfchwer das Nebengelänbrr vom traubigen Herbste. Siehe, die Lese beginnt, und der Most schäumt unter der Kelter, Künftig die Freude des Mahls und die Labung des schwer Erkrankten. Dir, p Nymfe, verdanket allein di« balseunische Traubs
Zweyter
Gesang.
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Feuer und Kraft. Nirlarmlg durchströmt dein Quell des GebirgeKaltes Geklüft, verweilet in schaurigen Grotten, und spendet Fruchtbarkeit auS: da füllet Gedeih» die schwellende Rebe. Doch in der Traube Gold nicht allein vergeudest du Segen; Denn im wimmelnden Thal grüßt unter lautem Gesprudel Dein aufwallender Dorn dm Tag al- laulicheS Heilbad.
Einen Gesang, wie der Schwan an Danbusia's Ufern der Nachwelt Tönte, verdient schon längst Zmnau's hellperlender Kraftquell. Als noch in diesem Bezirk deS Thasstlo mächtiger Abstamm Waltete, damahls waren der Heilflut Tugenden keinem Der Mltlebenden kund; nur arbeitselige Schnitter Labte sie, oder erquickte den Wanderer, dem in des Thales Erlen mit quackendem Ruf ein Frosch anzelgte den Sprudel. — Welch Frohlocken umher! Weckt Erntcjubel den Nachhall? Oder ein ländliches Fest? Der Feirenden freudiger Päan Preißt Hygiea's Macht an dem Heiligthum einer Najade, Welche die Göttln weihte zur guten Gehülfin der Aerzte.
Aachen, dich nennet der Ruhm vor vielen herrlichen Städten, Denn du beherbergst gern in den alterthümlichen Mauern Jährlich der Fremdlinge Schar; die Bekümmerten kommen belade» Ach! mit Krankheitöqual, und die Wiedergeburt zu dem Leben
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Zweyter
Gesang.
Ist daS holde Geschenk, das ihnen die sanften Slajaben
Nach der keuschen Umarmung zum Angedenken gewähren.
Winkt nicht Baden mir dort mit den grauen Ruinen der Berghöh,
Wo noch wandeln die Geister der alten Heroen im Mondlicht?
Die du mit Matthision einst die bemoosten Trümmern der alte»
Veste bpsangst, o Muse, so schön auch Echo die Töne Wiederhallet, so viel dein Lied auch Herzen gewinnet.
Auch mich hat eS entzückt, zum schöneren würden dich hier noch Diese Ruinen begeistern, zum schönern die reihende Gegend. Schau, dort über der Stadt die Reihe der Tranbengebirge,
Wo der schneitelnde Winzer den sonnigen Felsen hinanklimmt.
Schau, wie ringsumher aus purpurner Ferne der Thürme Kuppeln, vom Abend beglänzt, herglühn, und hier in dem grüne» Thäte der Strom die Bilder der farbigen Wolken zurückstrahlt!
Schau, wie der bläuliche Rauch dort abendlich über dem Landsitz,
Rings mit Hopfen umpflanzt, zum heitern Himmel emporwallt'. Welch anmuthiges Hirtengeheg dort winkt dem Naturfreund,
Der hier weilt, und um Wiedergenesung die Nymfe des Quells fleht, Der am Fuße des Bergs einladet zum heilsamen Bade! Welch etn Gewühl um den Dom der Najad«! Welch ein Getümmel!
Schau,wte drängt sich der Schwarm der Grsunden und Kranken am Eingang Rings um den Marmor her mit der halbverloschenen Zuschrift,
Welche dem Wanderer sagt, daß schon in den Tagen der Dorwelt
Zweyter
Gesang.
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Hier der Gebrechliche wieder empfing das goldene Kleinod, Dessen Besitz den Genuß der holden Güter deü LebcoS Einzig würzt, und dessen Verlust der Sterblichen letzte. Letzte Reise zum Lande der nichtigen Schatten beschleunht.,
Schwebe, Gesang, vom Giebichenstein hinab in SalinenS Schattige Thäler, hinab in Lauchstädts Ebenen! Siehe, Don des erwachenden Tagü aufglühendem Schimmer geröthet. Blinkt dort über dem Brunnen der Dom, aus Quader» erbauet. Brecht, Saxonicns Töchter, an siegenden Reitzungen Hellas Huldinnen gleich, an schlanker Gestalt und schwebendem Hergang, Aber an zartes Gefühl den rosigen Mädchen von LesboS, Brecht mir Blumen im Hain mit euern Lilienhänden, Leiht mir vom seidenen Haar, das euch um Dusen und Schultern Lockicht ruht, zur goldenen Fessel des duftenden Kranze-! Flechtet ihn selbst, ihr Holden, und bringt ihn freundlich dem Sänger, Daß er dort in dem Garten, im Duste des dämmernden Fruchthains, Der sie Mit Blüthen bewehr, die wandelnde Nymfe bekränze! Euch wird lohnen dafür mit freundlicher Hülfe die Göttin, Euch mit segnender Hand selbst reichen die Flut der Genesung, Wann MorbonenS Hauch die Purpurblume des MundeS Plötzlich versenget und bleicht, und die Kraft austrocknet der Nerven, Oder «in langsam Fieber umflort den Blick der Gesundheit,
4S
Zweyter
G e fa wg.
Der sonst Herzen bezwang, und nun stilltrauernd verglühet. Gleich dem erlöschenden Stern am Saum der tagenden Wolke.
-Folget mir nach, ihr Bürger der KinigSstadt, an das Ufer Jenes besegelten Stroms! Dort nachbarlich quillet ein Brunnen
Zm anmuthigen Thal.
Hoch preisen die Meister der Heilkunst
Seine gesegnete Flut, die zum Heil dem entkräfteten Siechling
Strömt, und von neuem die Glieder mit Lebenswärme beseelet. Wie sich um schmachtende Kräuter verbreitet des Thaues Erfrischung Nach anhaltender Dürre: die Blumen erheben die Häupter
Wieder, und rings errithet von purpurnen Keimen der Anger:
So durchdringet da- Herz dem Badenden hier der Genesung Wonne; Gesundheit wirft ihr Rosengewand um den Leib ihm; Freudiger blicken umher die anmuthstrahlenden Augen,
Freudiger wallt in den Adern das Blut, die Wangen umströmt Glut.
Thüringens Auen, empfangt den Sänger und Freund der Najaden, Daß er besuche den Quell der einsamen Nymfe zu Bibra.
Fleuch in dieses Gefild, »Freund, der entzogenen Muße, Fleuch aus lärmenden Städten in diese verschwiegenen Haine, Wo kein Laut, als jener von singenden Vögeln ertönet
Zu dem sanften Gelispel der lenzgenähreten Wipfel. Hier laß unter der Laubherberge die Nymfe dir reichen
Ihren, Nepenthekelch, und athme den würzigen Feldduft,
Zweyter Gesang
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Wann der Morgen den Schmelz vielfarbiger Wiesen bepnrpurt. Wie der östliche Strahl die fliehenden Schatten verkläret
Einer Gewitternacht, und die säuselnden Lüftchen der Frühe Alle Gewölk« zerstreun: so wird den düsteren Nebel
Der den Blick dir umflort, der Nelkenhauch der Genesung
Mählich verwehn; bald kehrt mit verjüngenden Strahlen die Sonne Deiner Freuden zurück und übrrgüldet die Zukunft.
Noch einladender winkt der bergetnfledrlnden Nymfe
Sitz an dem Frlsabhange der alterthümlichett Waldburg
Liebenstetn.
Von Dryaden gepflegt, wehn schattige Buche»
Um die dämmernde Grotte, der dort Lustwandelnden Ruhort,
Die der heitere Morgen zum Quell tief. — Hier, 0 Natur, nimm
Unter des frühen Haines Umduftungen, wo von bemoosten
Felsen der Tempel sich wölbt, hier nimm, Allmutter Natur, mich An dein Herz! Hier will ich, an deinen Altar hlnsinkend,
Heiligen Dienst dir, so lang' ich mit Lebenden wandle, geloben.
Muse, verschweige sie nicht, die heilsamen ländlichen Nymfe» Dort in Bohemiens Flur.
Hervor im gesellige»» Landhof
Quillt vollwallend der Born der gelobtesten; viele der Schwestern
Ströinen im freyen Gefild aus steinerner Urne die Salzflut.
Wessen Verdauung der Wust fchwarzgalliget Schärfen verschlämmetDrin sich der Keim entwickelt zu langsam tödtenden Uebeln,
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Zweyter
Gesang.
Die, wie der gierige Wurm die gesundeste Pflanze des Gartens, Endlich, die »ährenden Wurzeln deö LebenSkaumes benagen: Zbm beut hier die Genesung den goldenen Decher der Heilung,
Und zu Tlsisonens Reich entflieht das wüste Vrrderbniß.
Bist du HesprrienS Thälern entfloh», Egeria? Bist du Jene Najade,.dte, gleich der helfende» Jlllhyia
Einst anricfen die Mütter der weltbeherrschenden Roma? Bist du-selber die Götti» Egeria? Oder empfingst du Nur den ehrenden Nahmen von Numa'S ernster Gespielin?
Wer du auch seyst, dich grüßt mein Lied mit dem herrlichen Nahmen,
Nennt dich Egeria, Götti» und Helferin, weil du den Hetlquell Hier im blühenden Thal hinströmst zum Segen der Menschen. Wenn nicht ernster Gesetze Verwaltung, o Hoym,Dich zurückhält, Denen ein Bolt willfährig gehorcht, deß Rechte Du schützest; Du nicht ehe» verweilst in des Staats - urkundendem Tempel,
Wo daS gemeinsame Wohl Dein anvertrautes Geschäft ist: Dann, Ruhmvoller, entneige Dein Ohr nicht dem Liede deS Sängers,
Den die Muse zum Lob heilbringender Quellen begeistert, Welche den Thälern und Höhn in Silefiens Gauen entströmen. Selbst Du schufst den Dryaden und Rymfen den reihenden Park ja.
Holder Gesundheit Lteblingsgang, Dein ländliches Tibur,
Dort an Biabrus Uftrn, das jüngst Dein König besuchte.
Zweyter
Gesang.
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Und die bescheidene Kunst mit Deyfallslächeln belohnte; Sie, dir «rfindrisch der hehren Natur selbstständiges Urbild
Nachjubtlden verstand in dem hohen Geiste der Dritten.
Seyd mir gegrüßt, ihr Sudeten! Zn euer» arkadischen Thaleu Weilt die Begeisterung gern, und Hallers unsterbliche Muse,
Wandelt' in diesen Gefilden ihr Fuß, erhübe von neuem Ihren entzückenden Flug, wie vordem zum Lobe der Alpen.
Reich sind eure Wälder an Heilungskräutern, und reich auch Ringsumher das Land an heilsamen Quellen.
Bezeug' es.
Du vor allen, du schönste Najade der grauen Sudeten,
Die mit wolkigem Haupt in deine Fluren herabschaun,
O Landecka l deren Krystall aus rauhem Gestein hell Ueber bemoosete Klippen herab in das grünende Thal fällt.
Sag« verbreitet, ein Hirt, zur Zeit wo des Sirius Gluthauch
Wälder und Saaten versengt, sey lechzend zur Quelle gekommen. Aber sobald er des Wassers gekostet, habe sein Antlitz
Ob dem Schwefelgeruch sich verzerrt, und dem herben Geschmacke. Doch die Gegend umher verdankt ihr Heil der Entdeckung. PodaliriuS Enkel erkundeten dieser Gewässer
Kraft und Gehalt, und geboten der Schar bleichwangiger Siechen Oft in das heilende Bad die gelähmten Glieder zu tauchen.
Wem entbrannt von der Glut, so lehrt die Kunde der Weifen, Schwärt die Wimper der Augen, und trieft von giftiger Schärfe,
so
Zweyter
Gesang,
Wem ein zuckender Krampf den Leib mit Spannungen ängstigt, Oder die krümmende Gicht auflist das Gebein und die Sehnen: Zedem zum Heil entstürzt Landecka's Urnen die Welle. Gehe, Gesang, nicht vorüber der vtelgefeierten Nymfen Liebliches Kleeblatt dort in der wild romantischen Dergflur. Zayrlich schleicht um die Hallen der segensreichen Najaden Müd und schwer, hohläugig und bleich die verdrossene Schwermuth, Während die Grazie Freude mit frischen Wangen, und freyem, Lockicht fliegendem Haar, wie der Schmetterling eine Cypresse, Leicht sie vorüber schwebt, doch oft den rosigen Nacken Umdreht, Thränen im Blick, und die Leiden der Dulderin mitfühlt.
Freunde begleitet mich hin, begleitet den Sänger zu jenem Silbcrsprudelnden Born, der seinen gefälligern Nahmen Einer der edelsten Frauen verdankt aas altem Geschlechte. Hier wallt heitere Ruh durch stille, friedliche Schatten; Hier umsäuselt der Geist der hohen Verklärten noch oftmahls Ihre Geliebten; es weihte zum Genius dieser Gefilde Ibn Allvater, und segnend umschwebt er in heiligen Nächten, Wie «in Silbergewilk den Sternengürtel deS Himmels, Also umschwebt er segnend den mondbrschimmerten Heilquell.
Werth auch ist des Gesangs die ländliche Nymfe zu Salzbrunn Dort in den goldenen Auen des Fürstensteins. Mit den beiden
Zweyter
Gesang.
5i
Schwesternajaden erhebt sie den Fuß jum festlichen Reigen Oft in der duftenden FrühlingSnacht um den silbernen Heilborn, Dis den Morgen die Schwalbe dem Dorf hellschwirrend verkündigt. Reinerz, deinen Bewohnern ergießt ein heilsamer Dergquell Seine perlende Flut. Laß glänzender «obere Städte, Laß sie begüterter blühn, und mit Schätzen der Kunst und des Handels Prangen! Verlieh Allwuttcr Natur nicht anderen Reichthum Dir? DaS Segensgefchcnk der genefungströmenden Urnen? Siehe, vor vielen erhebst du dein Haupt, ein gepriesener Hetlort.
Dich, Skarsina, verschweigt nicht mein Mund. Dein stärkenderQuell strömt Jedem, der schöpfet und trinkt, den Balsam der holden Gesundheit. Oft entfliehet der thürmenden Stadt rinkerkernden Mauern Pallas Geweihter, und sucht in deinen elysischen Gärten Neues Lebensglück in der Jugend des purpurnen ZahreS. Zu dir flüchtet der Gram, einsiedlerisch saß er den Winter Dort im dumpfen Gemach, und Schwcrmuth bleichte die Wang ihm; Stehe der Elende trinkt dein flüssiges Silber, und lebet. Huldiget, Saiten, der Nymfe, die dort in dem ländlichen Fltnsberg Oft sich zum fröhlichen Mahl mitsetzt in der Hütte des Landmann-. Zürnemir, Göttliche, nicht, daß meine Leier nicht längst schon Tönt« dein würdiges Lob und deinen verjüngenden Nektar Pries der horchenden Welt. Schon lange liebt' ich dich, Holde,
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Zweyter
Gesang.
Seit du den Rosen der Jugend auf meiner Glycerion Wangen Wieder zu blühen gebotst. Dir weihe SilestenS Dichter Seiner Begeisterung Flug, und steige dem Schwane vom Bober Nach zum hohen Olymp, wo Friedrichs Ehre der Sternnacht Blitzendes Diadem mit neuem Schimmer verherrlicht! Was gedenk' ich der Nymfe, die dort in dem Thale der Freude Unten am jchroffen Gebirge bewohnt die dämmernde Grotte, Wo stch ihr geistiger Quell ergießt? Was deiner, Codowa, Deren erfrischende Flut aus sieben Mündungen herstrbmt? Was auch endlich der sanften Najade, welche der schönsten Bergstadt nachbarlich wohnt, und den Freund der hehren Natur oft Winkt in das tcmpische Thal, wo deS.KynastS ragende Waldburg Abendlich glänzt, wann Hefper die Gipfel bestreut mit den Rosen Aus dem glühenden Kranz, der seine Locken umduftet? Hunderte kennen sie ja von SilestenS biederen Söhnen, Hunderte, welche den Urnen der Nymfen Jugend und Frohsinn Jährlich «ntschöpfen, und neu die Weit, und entwölkter begrüßen; Hunderte kennen sie ja von SilestenS rosigen Töchtern, Denen der Fluten Krystall, die purpurnen Adern durchströmend, Kläret den Blick und den Demantglanz der Augen erneuet.
Gern' auch rühmte mein Lied dich, Nymfe d«S fruchtbaren Gränthals, Doch dein heitsamer Quell strömt dürftig jetzt, und verachtet.
Zweyter
Gesang»
5$
DormahlS warst du berühmt; dein Heilbad scheuchte das Siechthum,
Wie mir ein Weiser erzählt, und war der Gebrechlichen Zuflucht.
Ach nun rinnt es dahin in das Schilf des sumpfigen Weihers Fruchtlos.
Einst vernahm mein Ohr dein elegisches Klaalied,
Als ich im blühenden Thal lustwandelte.
Trauernd erhobst du
AuS den Schilfen dein Haupt und lispeltest: Wehe mir Armen!
All mein Ruhm ist dahin, und meine Kränze verwelken.
Kein mitleidiger Freund erbarmt sich mein, der Verlaßnen, Ach und ich war doch tröstlich und hülfretch immer dem Elend, Dem ich reichte den Kelch der Genesung.
Weh« mir Armen!
All mein Ruhm ist dahin, und mein« Kränze verwelken. Also klagtest du.
Mir scholl, wie der Aeolusharfe
Leises Getön, dein Abendgesang, und rührender stimmte Eln in der Wehmuth Lied FilomelenS flötende Kehle.
0 wer leitet zum Tempe der fruchtbaren Fuldischen Fluren Meinen Fuß, in die Rebengefilde der Fränkischen Saale, Hin zu den Reigen der Nymfen in Würzburg« Auen? Zch komme.
Reicht mir die perlende Flut, ihr Najaden, reicht sie dem Sänger
Frisch, mit ambrosischer Hand! O nehmt in des innersten Haines Kühlste Grotte mich auf, und laßt in der Frische mich auSruhn, Daß von dem Nektar gestärkt sich mein Genius wieder erhebe, Fvrtzuwandrln den Pfad, auf den ihn geführt di« Degeistruvg?
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Z' w eyter
Gesang
Erläuterungen.
Kallirrhoe. S. 33. I- r. Eine Quelle in Iudaa, nicht weit vom Jordan, deren sich Herodes in seiner letzten Krankheit be diente. Phiala hieß die Quelle des Jordans.
Die heilsamen Quellen zu Baja. S. 33- I. n- Baja, oder Baja, eine kleine Stadt in Campanien, deren Heilquellen von mehreren römischen Dichtern, und nahmentlich vom Horaz, gepriesen worden. Avonia. S. 33. I. 15. Der Gesundquell zu Bristol in Eng land, von dem nachbarlichen Fluß Avon so benannt, an dessen Ufer Stratford, der Geburtsort Shakspear's, liegt. Die Bader zu Bath entspringen in derselben Gegend. In Tauriens Steppen. S. 34. Z. 2. Die Sauerquelle bey Pogromma in Tannen. S. Pallas Reise. Th. III. S- 249.
Zarizinens Gesang. ©. 34. I. Z. Das Mineralwasser bey Zarizin (zu Sarepta in der Saratowschen Statthalterschaft,) ist gegenwärtig im russischen Reiche das berühmteste.
Zweyter
Gesayg.
Am Ufer der Töpla. S. 35. Z. n. bad in Böhmen am Töpelflusse. K a l k u l 0 f u r i a.
S- 35. I. 22.
Dort selber Bilina. bey Silin in Böhmen.
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Das berühmte Karls
Der Stein, calculus.
S. 36. I. ig.
Der Sanerbrunnen
Der Franken unglückseliges Volk. S. 37. 3- i0. Diese Stelle schrieb der Verfasser um die Zeit, wo, wie unser Klopstock sagt: „Gallia sich zur Wilden erniedrigte, schaffend sogar Marat, den Scheusal, zum Gott." Der pannonischen Nymfen. S. 38- Z. i5. pannoniae, die warmen Bader zu Baden bey Wien.
Thcrmac
Selteria. S. 39. I. 5. Die bekannte Mineralquelle zu Nie der-Selters im Chur-Trierschen.
Im Lande der Katten. S- 40. I. 6. Die Geschichtforscher leiten den Nahmen der Grafschaft Katzenellenbogen von dem uralten deutschen Volke der Katten her. Nymfe, die dort an des Rheins Wein höhn. 40. Z. 13. Anderthalb Stunden von Bonn entspringt in der Nahe de alten Schlosses Godesberg ein sehr wirksamer Stahlbrunnen. In der selben Rheingegend liegt die Stadt Cleve mit ihrem Gesundbrunnen, der in dem schön angelegten Thiergarten entspringt.
Decia. ©. 41. Z. i. Unweit Diez an der Lahn quillt bey dem Dorfe Fachingen ein sehr kräftiger Heilquell, der aber bloß ver sendet wird. N y m f e d e s O st e r t a n d.s. ©. 41. 3, 9, Das Mineralwasser bey Ronneburg in dem Theile, des meißnischen Kreises, der ehvdew
56
Zweyter
Gesang.
das Ofierland hieß. Der Hauptquell entspringt ungefehr tausend Schritte von der Stadt: eine zweyte Quelle liegt in einer andern Gegend des Thals, in dem sogenannten Eulenhofe, und heißt der Thalquell. Emseria. ©. 41. 3. 17. Die Emserbäder gehören unter die ältesten in Deutschland, und entspringen zwischen den Derfschaften Embs und Tosenau in der Wetterau.
Dort an den Traubengestaden der Mosel. S-42. 3* 6. Die lauwarme Mineralquelle bey dem Dorf Bertlich unweit der Mosel, im Churfürstenthum Trier. Taunus. S. 42. 3Die Gebirgskette, welche sich von Friedberg hinab an den Rhein erstreckt. 3« Tacitus Zeiten führte bloß der Feldberg diesen Nahmen. Daß das Emser - und Wisbad schon den Römern bekannt war, vermuthet man aus einer Stelle des PliniuS, Lib. XXXI. Cap. 1. Sunt et Mattiaci in Germania fontes calidi trans Rhenurn, quorum haustus triduo fervet.
Imnau's hellp.erlender Kraftque.lt. S- 43. 3« 8. Eine Meile von dem Brunnenort Imnau in Schwaben liegt die uralte Bcrgveste der Hohenzollern, deren Stammvater Thassilo vor tausend Jahren diese Grafschaft in Besitz nahm.
ImanmuthigenThal. S. 46. 3* Z. Die Mineralquellen bey Freienwalde, sechs Meilen von Berlin.
An dem Felsabhange der alterthümlichen Wald burg. S. 47» Z. 9. Die romantischen Umgebungen des Berg schlosses Liebenstein haben vornehmlich dazu beygetragen, daß dieser Brunnen seit einigen Jahren mehr in Ruf gekommen.
Dort in Bohemiens Flur. S. 47. 3- *8- Die Gesund quellen zu Sedlitz und Saidschitz im Leutmeriyer Kreise.
Zweyter Sg eria.
8* 5.
S.48.
Den reifenden Park.
67
Gesang, Das Egerwasser in Böhmen.
S. 48. Z. 20.
Den schönen engli
schen Garten zu Dyhrnfurth an der Oder»
O Landeck a.
S. 49. 8» I2-
Die Bader zu Landeck in der
Grafschaft Gtaz. Der vielgefeierten Nymfen liebliches Kleeblatt.
S. 50.
8- 4*
Die drey Mineralquellen zu Altwasser in Rieder-
Schlesien, zwey Meilen von Schweidnitz.
8«
jenem
silbersprudetnden
Born»
S. 50.
Der Charlottenbrunnen bey dem Dorfe Tannhausen
jetzigen Rahmen
von
Z. 12.
erhielt seinen
seiner ersten Besitzerin Charlotte,
gebornen
Reichsgräfin von Pickler, vermählten Freyfrau von Seher-Thoß. Skarsina.
S. Ai.
8- 10.
Die Mineralquellen
bey dem
Dorfe Skarstne, drey Meilen von Breslau.
Dem
Schwane
vom
Bober.
@. 52.
8*3.
Martin
Opitz von Boberfeld, dieser treffliche Dichter, der an klassischem Sinn
und Gedankenfülle über sein 8ettalter emporragt.
Seiner Heimat
gedenkt er selbst in dem Gedichte 8latna, oder von der Ruhe des
Gemüths:
„Ihr Thaler, ihr Gebirg', ihr Brunnen und du Strand Des Bobers, da man mich zum ersten auf der Hand
Herum getragen hat." Friedrichs Ehre.
S. 52. 8» 4»
schen Perseus und Kassiopea.
Das neue Sternbild zwi
Es ist aus einem Schwert, einer
Feder, einem Oel - und Lorberzweige zusammengesetzt, worüber eine
Strahlenkrone steht.
58
Zweyter
Gesang.
Im Thäte der Freude. S. 52. J. Der Gesundbrun nen in der schlesischen Minderherrschaft Freudenthal.
C 0 d 0 w a. S. 52. J. 8- Da- jetzt so beliebte Mineralwasser zu Codowa in der Grafschaft Glaz. Der schönsten Bergstadt. Warmvrunn bey Hirschberg.
S« 52. J. 10.
Die Bader zu
Nymfe de- fruchtbaren Grünthals. S. 52. A. 21. Bey Liegnitz in dem anmuthigen Grüntbate entspringt eine Stahtquelke, die ehemahls häufig als Heilbad genutzt wurde. Jetzt ist sie ganz in Verfall gekommen.
Die fruchtbaren Fuldischen Fluren. S. 53- J. 15. Die Mineralquellen zu Brückenau im Fuldischen, in welcher Gegend auch der Wernarzer Brunnen entspringt, so wie in den Thälern der fränkischen Saale das Bockleter, Kissinger und Sinnberger Mineral wasser.
Dritter
Gesang.
«Jtfco gebührt uns dem Wink HygkeenS willig ju folgen Zu de- gefeierten Tempels vrakelrrdendem Altar,
Wo den ehernen Tafeln der Rath der Weifen vertraut ist, Wo der Göttin Hand mit diamantenem Griffet
Auch für dm Trinker der Heilungsquellen die Regeln der Weihe
Eingrub.
Ohne Gelübde gewähren die reinen Najaden
Nie der Genesung Glück; dem Gelobenden strömet allein nur Ihr Hrilwasser zum Segen.
Wohlauf, ihr Musen, enthüllet.
Was euch Päon gelehrt, im Gesang, und bestreuet der Vorschrift Oft zu dornigen Pfad mit des PtnduS duftenden Blumen 1
Wenn du zu kostm begehrst die Frische des Quells ander Grotte,
Wo die Nymfe dir selbst darretcht die Flur der Genesung, Leme zuerst recht wählen die Zeit zur glücklichen Heilung.
Wann am hohen Gebälk schon Progne die Nestlinge füttert,
Zesyr bereits tm Gefild des Fruchlbaums Blüthen umherweht. Wann der hrprltchm Maja Gestirn hrrstrahlt in der Frühe,
62
Dritter
Gesang.
Schon zur Heumahd schärfet die Sense der ämsige Feldmann; Wann der feuchtende Frühling entflieht, und der heitere Sommer
Nun das schwellende Jahr mit strahlendem Zepter beherrschet: Dann, ihr Stechen, enteilt, enteilt der verpesteten Stadtluft,
Eilt auf stäubenden Rädern den Berg hinan, und hinunter
Wieder zum Thal, hindurch den Wald zum reihenden Tempe,
Wo die Nymfe des Quells euch zuruft frohen Willkommen. Horch! so tönt ihr Gesang zum Empfang auS dämmernderMovskluft: Kommt, ihr Geweihten der Qual! Ihr Opfer der blassen Morbona!
Seyd mir willkommen im Thal! Für Lebenskummer und Mühsal
Quillt Vergessenheit hier; hier blühn hesperische Gärten; Kein blauschuppiger Drache bewacht sie; hier ist das Eiland
Heiterer Ruh, wo jeder in forgenzerstreuender Muße
Selige Tage verlebt; hier säuselt ein grünendes Dafn«, Lächelt ein duftendes Enna, bewässert mäandrischer Bäche
Silber ein tempisches Thal; ein Zdyllenleben zu führen
Winkt ein Arkadien hier, wo jeder Jüngling ein Hirt ist,
Schäferin jegliches Mädchen; wo Grazien Tänze beginnen; Ja, wo selber di« Musen des PinduS goldenes Hainthal
Wiederfinden, und oft dem entzogenen Waller erscheinen. Wann er einsam im Dunkel entlegener Schatten verweilet.
Naht euch ohne Verzug, ihr Heilungfuchenden, naht euch Meinem Gebiet! Hier wird in der Kühle des luftigen Haines Euch unsichtbar begegnen die lebensfroh« Genesung,
Dritter Gesang»
6z
Euch mit dem Nelkenodem umwehn auf einsamen Pfaden,
Euch erquicken im süßen, balsamischen Schlummer, und huldvoll
Nach vollendeter Heilung zurück in die Heimat begleiten.
Sey'S Emferia's Quell, wohin dein Roß dich getragen,
Sey'S die bergige Flur der gepriesenen Spadakrene, Oder das Felsenthal der «isbrhangnen Sudeten,
Stets mit sorgsamer Wahl betrachte die Lage der Wohnung.
Laß dich warnen, «in Haus zu beziehn am sumpfenden Moorteich,
Wo nur Schilfe gedeih», Irrlichter in nächtlicher Stille Tanzen im feuchten Busch mit stygischrn Dünsten «mwölket;
Auch nicht im niedrigen Thal, von überhangcnden Felsen
Rings umragt; in dem Schattendom des tieferen Forsts nicht, Wo der belebende Nord die faulenden Blätter am Boden Nimmer zerstreut, und der Zweige Gewölb kein Regen durchnetzet ;
Nicht, wo von keinem Winde bewegt, der faule Morast ruht. Keiner berede dich je dem Heerd hier deine Penaten
Anzuvertraun, und chürmte sich auch von penthetifchem Marmor H»cr ein Palast mit hundert Gemächern empor in die Wolken.
Kiese die Villa dort an des Hügels bekräutertrm Abhang, Wo der blüdende Quendel umher Gerüche verbreitet;
Wo den knospenden Tannen balsamischer Duft, und der reinste Aerher im Sonnenlicht entströmt; wo jeglichen Morgen Durch dein Fenster, von Reben umrankt, das goldene Frühroch
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Dritter
Gesang.
UuS dem Schlummer dich weckt; an jeglichem Abend ein Bächlein,
Dessen Krystall durch rauhes Geklipp hinab in das Thal rollt. Dich in de« Schlaf etnwiegt mit leisem, melodischem Rieseln.
Oder gefällt dir mehr der ländlichen Hütte bemoostes
Halmendach, so liege fie dort in heiterer Freye, Vorn mit Pappeln umpflanzt, dahinter «in schattiges Gattchen, Wo die Nachtigall ihr Nest in dem Haselgebüsche
Neben dem sanften Falle des KtrselöacheS bewohnet.
Schau, dort winket dir auch der taubrnumflattette Landsitz, Wo vielleicht ein alter Palämon in ländlicher Muße
Ruhige Tage verlebt; vielleicht ein Vertrauter der Musen, Der dich in seinem romantischen Tibur gerne beherbergt; Oder ei« gastlicher Freund deö mmschenerhaltenden Feldbaus,
Der dem Fremdlinge gern in den Hallen seines Seillonte «Linzukehren verzinnt, und den Wanderer gerne bewirthet.
Dieß von der Wohnungen Wahl.
Anjetzt, heilkundige Muse,
Melde, wie jeglicher soll der Heilung Weihe beginnen.
Wann das braune Gewölk am Saum der fliehendem Nacht sich Sanft in rithlichen Duft ausiist um die Pforten des Aufgangs,
Und in der Heitre zerfließt zum schimmernden Schleier Hemerens; Ringsum wirbelt der Wald mit tausend Stimmen; die Lerch«
Schwebt im azurnen Aether mit glänzenden Schwingen und jubelt Frödlich dm Mvrgeng.sang; die balsamathmende Rose
Oeffnet de« himmlischen Busen dem buhlendm Strahle der. Sonne,
Dritter Gefavg.
65
DK mit flüssigem Golde den Berg krönt; Teklus «kröchet, Gleich der erwachenden Braut, «nd prangt im blitzenden Frühchau:
Wenn euch dieses entzückt, und es euch kein CelsuS verbietet, Aus dem Gemache zu gehn, zu verlassen das-tvrichlich« Lager:
Dann dlt ohne Verzug, dieß ist die Stunde der Weihe, Abzuschütteln dm Schlaf; dann eilt zu den Hallen der Nymfen, Schöpft mit Hellem Krystall ans sprudelnder Urne dir Krischt,
Schöpfet und trinkt, wker perlet und schäumt, dm derauschmden Nektar!
Welch ein erfrischender Trunk i an begeisternden Tugmdm reicher. Als der kastalisch« Quell, der oft unheilige Trinker Treibt zur rasenden Wuth, und selbst dm Geweihten der Dichtkunst,
Dm im innerstm Hai« Welpvmene selber bekränzte,
Oft zu stürmisch entflammt, ihn treibt bey nächtlicher Lampe
Sich mit erbleichenden Wangen zum frühm Grabe zu finge«.
Welch ein erfrischender Trunk! der selbst dk Pfeile des Todes Abzustümpfm vermag, «nd das schwarze Verhängniß zu frmen;
Der zum froherm LebeasgmNß dk Sterblichen kräftigt. Schärfet des Genius Blick, «nd die Sinne zum schönsten Verein stimmt.
Daß in dem Helden die hohe Begierde wieder erwachet Nach unsterblichem Ruh« «nd lorberwürdigen Thaten;
Der firn des Barden Stirn des Trübsinn» Wolken zerstreuet,
Daß fei« mtfesselter Geist die Flügel rascher entfaltet, Gleich dem steigenden Aar sich emporschwingt über der Schöpfung
Grmzm hinan», und den Donnergrsavg der Ssärm belauschet. 9
66
Dritter
Gesang.
Welch ein erfrischender Trunk! der selbst des wankenden Alters
Erdwärts sinkendes Haupt, und den matte» Blick, der das Grab sucht,
Wieder emporhebt, daß «S sich gürtet von neuem zu leben; Der den Jüngling erquickt, daß ihm das Leben zum Leben Wird, er stark sich fühlt, nach großen Thaten zu jagen;
Der das Mädchen erquickt, mit den Purpurblüthen der Hebe Ihm die steyere Stirn bekränzt, daß unter dem Kranze
Wieder die Schalkheit lacht, und den Liebling wieder bezaubert. Der in der Heimat Auen der Wtedergeneftnen harret.
Heilsam war eö nicht selten dem ganz entkräfteten Siechling,
Wann er den lauteren Sprudel, versüßt mlt lieblicher Milch, rrank. Nähre zu solchem Gebrauch die erlesenste Ziege der Heerdr Dir mit Genesunqskräutern, und laß in der Frühe sie melken,
Um Noch fau mit dem Quelle Vie duftende Milch zu vermischen. Auch nicht minder gewinnt an Heilkraft mancher Najade
Segensborn, und Dor allen di« Flut der selterischen Urnen,
Wann du jeden Pokal mit balsamischem Honige würzest.
Nie verleite der Rath drü unberufenen Klüglings Dich, in den köstlichen Gaben der gütigen Nymfen zu schwelgen.
Trinke gemach und wandle dabey' So lautet die Regel. Duftiq wehet der Morgen, und kühl; drum wandere langst»«
Dort in dem Fruchtbaumwäldchen umher, und lauschedem Sumsen
Dritter
Gesang.
67
Honigsammelnder Bienen im goldbeschimmerten Wipfel; Oder geselle dich auch zu dem Schwarm der Waller im Dunkel Gelblichblühender Linden, und heitre den'Geist im Gespräch auf.
Ist dir ein Pylades unter der Menge, so wandle mit diesem
Unter sokratischem Scherz in des Lusthains. grünen Gehägcn, Oder am ruhenden See, von dem Sommermorgen geröthet.
Bist du Verehrer des holden Geschlechts, kein strenges Geheiß wehrt Dir auch hier an der Quelle der Nymfen den weiblichen Umgang.
Fruchtlos ist das Getändel der Fantasie für den Trist nicht. Welcher sich abzuspannen gedenkt; umnachtet ihn Tiefsinn,
Eine Musarion, eine Diotima wird ihn erheitern.
Jünglinge, lauscht dem Gesang! ihn singt kein grämelnder Eifrer^ Dem die gerunzelte Stirn sich wölkt ob dem lieblichen Taumel
Selbst der edleren Liebe.
Bekannt mit dem jungen Verlangen,
Das in dem zärtlichen Dusen entflammt der Zauber der Schönheit, Werd' ich durch finsteren Ernst nie wagen, euch in dem holden. Wahne zu stören, der euch in den süßesten Stunden vergöttert.
Ich auch habe geliebt; dieß Herz, noch warm, wie das eure.
Huldigt dem zarten Geschlecht; noch ruht dieß Auge mit Wonne Auf der schönen Gestalt und den Zügen weiblicher Anmuth.
Fürchtet darum kein Tadlergesicht, das die Miene der Weisheit Heuchelt, und Freuden verdammt, die selbst die strengere Tugend Billiget.
Aber vernehmt die Stimme der sanfteren Warnung.
Sittliche Grazie weihe veredelnd eure Gefühle,
63
Dritter Gesang.
Euer zartes Verlange», und eure gelieb leren Wünsche!
Fürchtet, sobald thr diese beleidigt, den Zorn Hygteens. Zwar an den» Schuldigen rckcht sich nicht selbst der Göttinnen beste, Rur zum Segen der Welt erkor sie der Water der Menschen,
Aber sie wendet sich weg von dem Frevler, und winket der hehre»
Nemesis.
Wehr dem Unglückssohn, -en dies« versetzet!
Wem mit richtendem Ernst di« Vergelterin Böses verhänget. Solcher entrinnt «ns Erden hinfort herziragendem Gram nicht. Freundlos irrt er umher, und klagt fein banges Geschick nur,
Bey wehr rotzender Bögel Geächz, «inödtzen Wälder».
Ihm bekränzt umsonst sich der May; fei» Hellester Wohllaut
Tönt ihm wie Todteogesang. Seiner Wangen dahin!
Und ach! wie welket di« Blüthe
Wie bleicht frühzeitiges Alter
Ihm dir Locken! Beweint ihr Nymftn, beweinet den Jüngling!
Zh» yr rette» vermag selbst euer belebender Quell nicht;
Dem». Hygiea zürnt, und Nemesis rächet die Götti». Doch bey der goldenen Schal« der Enkelin PäonS beschwör' ich
Dich, zanMlmde Freundin, und jeglichen Trinker der Heilflut,
Selber dm Wonnetaumel der hohm vcredeltm Lieb« Hier an den heiligen Quellen zu flieh».
Gefährlicher Taumel!
Wo der Gerst entschwebt in das Reich der lieblichen Träum«,
Hin in das Feengebiet des dichtrifchen, goldenen Alters,
Unb Ui die Zaubergef ^e der holde», milefischen Mährchar; Selbst dem Gesund»» gefährlich, wofern er allzu begierig
Dritter Gesang.
69
Schlürft das bezaubernde Gift bet schwärmerisch Mßen Gefühls,
Welches zuletzt die Blüthe der männlichen Tugenden rödlet. Noch unseliger ist verschmähter Zärtlichkeit Angstttauw» Hoffnung, Sorge» und Furcht, und die Mattem der «üstmAietv
Eifersucht, wie zerquälen sie wechselnd den.Dusen des Atmend Wendet, ihr Götter, von jedem Geweihte» besserer Liebe,
Wendet den schrecklichen Wahn, und straft damit bett Verbrechet,
Straft beti Wüstling damit, und den schlauenBerführer der Unschuld^ Schützet vor diesem Zammergeschtck, 0 schützet vor allen,
Die den Urnen der Nymftu entschipfen dm Trunk der Genesirngl Auch nicht andere Sorge bewältige jebo das Herz. dir.
Selten genas der Grämling. Hinweg mit dem prarrgmden Sinn auch,
Hier, «0 gleiches Gefühl sich und ähnliche Wünsche begegn«. Hierin dem Schooß derNamr 1 Zn derSradt glanzreiches Gefängniß
Sey die Begier des Goldes verbannt, der Stoig in Paläste! Selten genas auch jener, den zagende Furcht vor dem Tode
Uebernahm, den die Schreckengestalt des Gefürchteten rastlos, Wie sein eigener Schatte», verfolgete.
Heißere Lebens»
Liebe verkürzt, ausartend in Gier, ja selber des Daseyns
Heileren süße» Genuß.
Der Elende, welcher beständig
Mit fchrvermüthigem Blick hinstarrt in die Nacht der Verwesung^ Stirbt schon.
Waffne demnach mit der WeiSheft goldenen AegiS
Gegen die bängste der Sorge» de» Geist. Der Unsterblichkeit Erbst»
7y
Dritter
Gesang.
Psyche verachte den Tod, und die Flucht der blühenden Zahre Trüb« den Blick ihr nie, dem schönere Welten sich aufthun. —
Auf den Redlichen sehn mit belohnender Huld dir Najadrn, Dem kein Frevel die Seele verunrelnt.
Ach und verschönt noch
Dün unsträfliches Leben der Menschlichkeit edelste Tugend, Welche dtn.Bitten der Noth mit göttlicher Milde zuvoreilt:
0 dann heb« den Blick zu den waltenden Mächten der Hrilflut Boller Vertraun! Sie verleih» zum Vergelte dir süße Genesung.
Einmahl ist nicht genug, den schäumenden Becher zu leeren,
Angefüllt mit der Flut der gefundheitgebenden Quelle.
Mehrmahls kehre zurück zu den Hallen der guten Ngjade, Schöpfe von neuem und trink und wandele wieder nach Willkühr, Bis die neunte der Morgenhoren entzündet den Mittag, Schon im schwüleren Aether der Thau der Wiese sich aufiöst,
Filonwle bereits verstummt, und die leichtere Frühkost
Dich von dem Morgengang «inladet zur dämmernden Laube. Wann der Himmel entglüht, der sanften Etesten Hauch nur Leise die nickenden Halmen bewegt im sonnlgen Saatfeld,
Nur eintönig der Sommergesang der braunen Cikade Noch in der Mittagsglut durchschwtrret di« laubigen Wipfel;
Dann vollbring HygieenS Gebot.
Der schattige Dom winkt
Dich in seine verschwt eenen Marmorhallen zum Bade.
Dein« Glieder umfange mit schmeichelnder Well« die Flut hier.
Dritter Gesang.
71
Einst in der Jugend der Welt, wo noch ungeschwächt v»N det Krankheit
Gtirderlösendem Gift der Menschen schöne Geschlechter Biüheten, tauchte» Gesunde sich nur in da- stärkende Strombad^
Religion und' Gesetz gebot den Völkern des AufgangReinigung, eh sie zum Mahl sich lagerten, «der am Altar
Opferten. Jünglinge stählten den Arm zur Schlacht sn dem Sebbaki
Schwammen entgegen dem Strom, abhärtettd die nervige»Gliedes Nach mühseliger Heldengefahr tu Thrtnakien- Eiland Spülte sich wieder an Thermopyl die Kraft de- HerakleAb den Staub und den Schweiß, und e- kehrte dem badendenHaibgott Wieder die mächtige Stärke zurück, die Löwen besiegte.
Sparta stürzte, sich einst in die Strömungen reißender Flüsse,
Und es entstieg ein Geschlecht der Heroen der kalten KrystallflutTodverachtende, töwenbeherzk« Tyrannenbezwingcr. Doch als mählich da- Heer hinraffender Seuchen hereinbrach,
Siechthum die Menschen ergriff, und eia früheres Alter de- Jüngling-
Locken versilberte, priesen der Heilkunst Meister da- Bad an, Bleicher Entkräftung zum Heil.
Der Vater der kölschen Schitle
Lehrte zuerst der Bäder Gebrauch die freyen Pela-ger. Ais, entarteter schon, sich die stolzen Quirlten entnervten
Beym Falernerpokal, und am Busen schlauer Korinnen. Sendet« Musa's Kunst den Imperator gen Dajä,
Und in der keuschen Umarmung der Nymfen krönte-Genesung Ihn mit schönerem Kranz , als Rom ihm gab im Triumszug
7
fen, Eh« die goldene Föbe, zum drittenmahl sich erneuend. Wieder am Himmel erschien; doch manche bezahlten der Göttin Erst nach längerer Frist, der Erhaltung froh, ihr Gelübde. Auch nicht selten verließ ein mitleidSwürdig^ Fremdling Trostlos wieder den Quell, und getäuscht von eikeler Hofnung. Siehe, dem armen betrübt heimkehrenden eilt» die Gattin,
Dritter
GSsia «
Eilten die Kinder entgegen, and jubelten.
75
Jetzt, ihn umarmend,
Ahnden fie kaum, inbrünstig vom trautesten Vater geliebkvst, Daß ihr inniges heißes Gebet um stin« Genesung,
Ach! deS zärtlich geliebten, umsonst war.
Schuldiget deß nicht,
Ihr Unglücklichen, nein, nicht schuldiget deß die Najaden, Denn sie helfen Bekümmerten gern, und wenden die Plage.
Strömten Biiina's Urnen umsonst ihm ihre Krystallstut, 0 so quillct vielleicht in Egeria'S Hainen dem Dulder Segen und Heil.
Es erwacht der Natur allheilende Kraft einst
Wieder im Lenz, und, erhört von der menschenerhaltrnden Göttin, Feiert er hochfrohlockend das Fest der erneuten Gesundheit.
Jetzo vernimm die Gebote, mit welchrrley Speisen vergönnt istWährend die Weihe dauert zur frohen Wiedergenesung,
Dir zu besetzen den Tisch.
Zwar bebt btt schüchterne Muse,
Solches in Worte zu fassen; es weigert die Sprache den Ausdruck;
Doch ich gürte mich kühn unwegsame Pfade zu wandeln.
Wo nur einzeln« Blumen dem rauheren Boden entsprießen. Duftende Kränze zu reihn zum Schmuck der aonischen Mädchen.
Gleich Einsiedlern zu fasten, zw darben am reichen Naturmahl,
Ist nicht der Göttii» Befehl, nur Prassergerichte versagt sie. Mäßigkeit, unterm Gefolg Hyqieens die lieblichste Huldin, Scy Vorlegerin dir.
Demeter besehe vor allen
Dir.mit dem Marke der Aehre den Ttsch, mit Früchten Pomona,
76
Dritter
Gesang.
PaleS mit nährender Milch, und, wenn di« Gewalt der Gewohnheit
Fordert deS Fleisches Genuß, mit der Blüthe der rithlichrn Heerde, Oder dem heurigen Spätling der Trift. Dir nähret der Bergforst
Zartes Gewtld, den Fasan, das Haselhuhn und den Birkhahn. Daß zu kosten dich nimmer gelüste von jenem Gefieder, Welche- ritt Schilfmoor nistet der Wildniß, oder den Sumpfteich
Mit Schmimwfüßen durchrudert! Sein Fletsch zwar nennet der Prasser Schmackhaft? doch dich verleite sein Lob zum verbotnrn Genuß nicht! Nur des Ackerers Hunger bezähmt die büotifche Nahrung, Welche der Bataver preßt, und der Hirt in den Thaten der Alpen.
Ceres Geschenk, zu festen, gequollenen Klumpen gekündet, Und- in dem wallenden Kessel zum zähen Teige verdichtet,
Sey nur dem Fr-hnliug und Drescher ein viclwillkommnes Gerichte.
Nur die Kraft deS Athleten verdaut die gesalzene Nahrung,
Durch 6en Rauch des HrerdeS gehärtet im rußigen Schorstein. Feindlicher aber der Dauung und unheilbringender ist ihr Ketnerley Kost, als thierisches Fett und d.,s Orl der Gesäme,
Sammt dem schtneidigen Mark der dunkelgrünen Olive.
Auch der Speisen Genuß, von Indiens feurigster Würze Duftend, verwehrt dem Siechen der Rath heilkundiger Männer. Nie belaste den Tisch der gallischen Küche Gemengsel!
Nie, wenn selbst dir ein König sie rühmte, die scharfe Polenta! Fürchte den Brauch, das Mahl zu beschließen mit künstlichem Naschwerk, Das den befriedigten Gaum anreitzt zum lüsternen Hunger.
Dritter
Gesang.
77
Traun! ein Feind Hygierns erfand den heillosen Misch «inst,
Allzugeschickt durch Außengestalt den Näscher zu locken. Daß er begieriger ihn zu seinem Verderben genießet. Aber wie preist mein Lied den Freund einfacher Gerichte? Siehe, di« Dörferin bringt in dämmernder Frühe deS Hofes
Zartes Geflügel ihm bar, und die Zucht blauhaisiger Tauben; Dringt im reinlichen Korb ihm der Eyer gesammelten Vorrach, Die sie dem Neste geraubt, bevor dem zerknickten Gehäuse
Unter der brütenden Dritter entschlüpften die piependen Kindlrin;
Dringt ihm, träufelnd von Thau, vollsaftige Gartengewächse, Süße, balsamische Kräuter und nahrunggebende Wurzeln,
Liebliche Sommerfrüchte, geschirmt mit Laub, und den Nektar, Den aus weißlichem Klee, süßduftenden Linden und ThymuS
Aemsige Dienen gesaugt, und in wächsernen Speichern bewahret. Selber die Nymfen ernähren in ihrem krystallenen Reiche
Ihm das behende Geschlecht der silberfloßigen Fische,
Draungesprenkelte Ss>merlen, und rothgefleckte Fvreüen, Die vor allem Gewimmel der Wafferwelt die Najaden
Sich zu Lieblingen kohren, wiewohl die glänzende Schleihr Schönere Farben spielt, und mit goldenen Schuppen bedeckt prangt;
Denen die Gütigen selbst mit eigenen Händen die Atzung Ueber den Pcrlengrund in den feuchten Dehauhmgen htnstreun. Und sich am fröhlichen Spiele der launigen Schwimmer rrgetzen» Kiese für deinen Tisch vor allen Wafferbewohneri»
78
Dritter
Gesang.
Auch den Salm und den Hechts und dm stiberschuppigen BirS noch. Aus den Korallenpalästen der Thetis in salziger Meerflut Sey dir, wie meinem Schmit, nur willkommen die zarte Sardelle, Bald zur Abendkost, und bald zum Gewürze der Brühen! Auch das Geschenk Neptuns, die gepriesene Auster, vergönnet Dir ein kundiger Arzt, wenn deinem Geschmack sie genehm ist. Doch zn bestimmen vermag selbst Päon der Nahrungen Wahl nicht; Jenem behagt ein Genuß, der andern in Gift sich verwandelt. Jeglicher sey sein eigner Berather, oder erkunde. Was ihm frommet, und was ein unergründlicher Abscheu Ihm zu kosten verbeut, den noch kein Weiser enttäthselt. Zückert lehre dich endlich den Vorrath heilsamer Speisen, Welche dem schwer Erkrankten und wieder Genesenden fruchten. Rheinwein kröne das Mahl! Im goldenen Becher vermähl' ihn Mit dem lauttrn Krystall des bluterfrischenden Heilquells. Während das flüßige Silber sich unter Geschäum und Gesprudel Rasch mit dem blinkenden Traubengold im Pokale vereinbart. Trinke den perlenden Trank, der alle Sinne begeistert. Labender ist kaum jenes Getränk der ceylonischen Palmfrucht, Das in der Sandeinöde den durstigen Wandrer erfrischet. Lieblicher würzt kein Quell den herzerfreuenden Decher, Duftend von Bacchus Geschenk, als der Selteria's Urnen Sttbcrn entströmt. Doch wohnt den Hallen des heiligen BorneNachbarlich ein« Najade, mit deren Krystall sich der Wein auch
Dritter
Gesang.
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Brausend vermählt, und herzerquickend im vollen Pokal Perlt.
Hast du solches vollbracht, dann laß nicht während dem Nachtisch
Dich beschleichen de» Schlaf.
Mit lethaischcm Möhn« bestreut et
Sonst.die Schläfe dir, ach! und du sinkest in dumpfen Schlummer; Aus dem trüb uyd bewölkt du wieder erwachst, und entkräftet. Suche den schattigsten Gang, und mische dich unter die Menge,
Wo man mit fröhlichem Scherz die zögernden Stunden beflügelt..
Oder wofern du liebst allein zu seyn, so durchblättre.
Was mit treffendem Witz ein Rabener schrieb und ein Wieland. Mehr noch frommt es, den alten Gesang des grafischen Barden
Laut und in vollerem Ton von der Lippe strömen zu lassen. Kräftigend hebt und erweitert den Geist dte Bewundrung der Großmacht Tapfrer Heroen mit Göttern im Kampf; und heilsam bewegen
Durch der geflügelten Stimme Gewalt sich des Lebens Organe
In der erschütterten Brust-
Reiht dich landliebender Musen.
Feldlied mehr, so bild es mit sanfterem Laute dem Ohrt,
Leicht und schön, und erheitre dir so die einsamen Stunden.. Eins nur müsse dir jetzt dein Genius warnend verbieten, Glühte vielleicht in der Brust der Begeisterung Funke dir selber;
Weder den Helden mit Lvrber noch das arkadische Mädchen Unter den Lämmern mit Blumen, im eigenen Liede, zu kränzen.
Ach! schnell welkte der Kranz; dein L»ed, mißtönend, versänke
Zn der Vergeffcnheil Nacht; dich selbst, früdalternd, umwölkte Düsterer Ernst, und dir reichten umsonst die Nymfe» den Heilkelch.
8Q
Dritter
Gesang.
Andre Zerstremmgett find noch übrig die Zeit dir zu kürzen.
Edtige liebe» das Spiel mit dem elfenbeinernen Balle,
Den der Spielende tvelß mit hingchefrekcm Blicke Und mit gemessenem Stoß auf grünem Teppich zu rollen,
Daß er behend, wie der Pfeil zu dem Ziel, in da- Netz mit Getös eilt. Andere wählen die Scheibe, gefiellk auf blumiger Ebne,
Ihrem Geschoß zum Ziel, und eifern mit Lust um den KampfprriS, Den die Ehre des Stegs dem trefflichsten Schützen erbeutet. Oftmahls sah ich den Freund der Musik die Stunden beflügeln,
Der den Cremonasaiten entlockte melodische Töne, Oder die sanftere Flöte mit Zefyrhanche beseelte.
Dir, tonkundiges Mädchen, gebührt's an die Harfe gelehnet. Durch die fröhlichsten Tine mit rosigen Fingern zu rausche»,
Oder ein lesbisches Lied zur klingenden Laute zu singen. Ist dein leiseres Ohr der rauschenden vollen Musik nicht
Abhold, dann lustwandle gemach in den schattige» Park dort.
Wo der dorischen Muse geflügelter Hall die Versammlung Heitert, oder die Hörer ein OrfeuS - Himmel bezaubert.
Diesen Gesehen getreu, fand jüngst Arete, die Gattin Meines geliebten Theofron in Spa's Elysium wieder WaS ihr dir Krankheit nahm: Cyrherens blühende Reitze,
Ha! und den schöneren Zauber des Geistes, den weiblichen Frohsinn. Felderdbeerm, und was noch von milden Gewächsen der Sommer
Dritter
Gesang.
si
Zeitiget, lockeres Brot, mildnährende Pflanzen und Wurzeln Schmückten das ländliche Mahl, und alter, balsamischer Steinwein.
Nüchternheit deckte den Tisch; als Trachstn würzte die Freude ZebeS gesunde Gericht; und der Witz deS launigen Porik,
Oder die Scherze der Margot mit ihrem grämelnden Freunde, Den die Liebe getäuscht; dein holdes Geschwätz, o MusäuS,
Wenn mit der Zitter der Mährchey, die dir Thalia besaitet. Du von Dorfe zu Dorf, ein reisender Minstrel, umherztehst.
Machte die Heitere froh, schuf Hebens rosige- Lächeln
Zhr um den freundlichen Mund, und erhöhte die Frische der Wangen.
Zugendlichschön, wie der May, wann unter den Hymnen des Hains er
Sanft erröthend erwacht an FlorenS duftendem Dusen; Hold, wie die junge Dione dem Meer entstieg, und zum grünen Ufer der Prrlenwagen sie trug auf murmelnden Wellen:
Also kam si« zurück in des liebenden Gatten Behausung.
Süße- Gefühl de« Wiedersehns nach länger Entfernung!
Was gleicht unter dem Monde der unauöstngbaren Wonne, Welche dke Liebenden dann in der ersten Umarmung beseligt!
Häusliche« Glück, du bliebst allein von des goldenen Alters
Paradiesischen Freuden zurück auf Erden, und rufest Oft sie alle vom Himmel zurück, wohin sie geflohen.
Unschuld, fröhlicher Muth, Eintracht und goldene Treu« Hei! si« steigen herab auf morgenröthiichen Wolken,
Gleich den strahlenden GdttergestÄlten Her herrlichen Vorwelt,
82
Dritter
Gesang.
Unter dem wirthlichen Dach zu wohnen mit ihren Geweihten. Friede sichert den Heerd und facht die Glut mit dem Oclzweig, Daß sie lodert und flammt, gleich Vesta'S ewigem Feuer. Himmlische Großmuth, reineS Vertraun, vollherzige Liebe Sind des HaufeS Penaten, und freundlich pfleget die Güte ZhreS Altars, und streut in die Flamme köstliches Räuchwerk. Häusliche Ruh baut unter dem Dach ihr sicheres Netz sich. Und die Zufriedenheit würzt zum frohen Genusse das Leben. Heiter und mild naht endlich der Abend, «in freundlicher Herold, Der den Beglückten verkündet des Tages verklärteren Aufgang Drüben in himmlischen Aun. Die Fackel des irdischen HcsperS Zittert, verlöscht, und mit breitem Gefieder decket di« Nacht sie, DiS zum großen Erwachen am festlichen Morgen der Schöpfung. Also fließet ein klarer, melodisch rieselnder Bach hin Durch ein User, worauf der Lenz, ausruht in den Blumen; Tiefer im Thale verbirgt er sein silbernes Haupt in der Erde Kühlem Geklüft, um bald von neuem in schöneren Auen H-ller emporzuströmen, und über Perlen und Goldkies Durch ein Eden zu gleiten, wo rings ein ewiger Lenz blüht.
Allzulange verschloß ich den Gram um die traute Genossin Schon in der Brust, schon allzulang verstummte den Manen Meiner Lina der Saite Getön; jetzt wecket Erinnrung
Dritter
Gesang,
83
Mir den innigsten Schmerz und nicht länger erduld' ick ihn schwelgend. Jetzt wehklage, mein Lied! dich selbst auch liebele Lma. Ach! wir Hoffeten einst, o du! wie nennen sie dort dich, Wo du dem Bruder nunmehr in elysischen Hainen gesellt bist? Freudig hofften wir einst in der Abendspäte des Lebens Beide zugleich in der Ruhe Gefild hinüber zu wallen, Wenn in gemeinsamer Urne versenkt nun unser Gebein lag: Doch wir HofftenS umsonst, das seltene Glück. Früh trennte, Weil dein Morgen noch schien. Holdselige, trennte der Tod uns. Ach, wir HofftenS umsonst. Zu rein, um länger zu weilen Hier im Staub, entfloh dein Geist zu seinem Geburtsland, Allzufrüh für unseren Bund in den Hütten der Trennung, Wo du verklärungsnah schon wandeltest, hold wie die Tugend, Der dein seliges Leben geheiliget bis in den Tod war! Wo wart ihr? Ach! welches Gefild, Schuhgittinnen, hielt euch. Als am schwüleren Tag die Gefahr wuchs? Rettende Nymfen, 0 wo wart ihr? Warum, heilbringende Mächte, warum nicht Eiltet ihr beyzustehn der Verschmachtenden, ach, in des Sommers Dörrender Glut? — Umsonst gelobet' ich Dankhekatomben Feierlich darzubringen den Himmlischen; nirgend erschien mir Flehenden, nirgend ein Gott, der unserer Noth sich erbarmte. Helfende'Nymfen, ihr selber erhöretet eures Geweiheten Ruf nicht; kund war euch des Verhängnisses hehre Gewißheit:
84
Dritter
Gesang.
Daß die menschlichste Seele die Gottheit würdigte, früh schon Emzugehn in die große Versammlung seliger Geister. Sey den Deinigen hold, srühglückliche Seele! vergiß nicht Uns, wir hoffens ju dir, in der Seligen Hütten, und bleibe.
Wenn mein Flehn dich noch rührt, du Liebende, bleibe der Treuen
Schutzgeist, welche dich «inst anbeteten, ach, und dir jetzo Zwar mit Thränen, allein mit den sanfteren Thränen der Hoffnung, Dich in Elysium wieder zu sehn, die Urne bekränzen.
Dritter
Gesang.
85
Erläuterungen.
Wo den ehernen Tafeln. S» 6r. I. 3. In dem Zeit alter Griechenlands, wo die Heilkunst noch in den Tempeln ausgeübt wurde, grub man die Nahmen der Kranken, ihre Krankheit und die Mittel, wodurch fie geheilt wurden, in metallene Tafeln oder Säulen. Einige Inschriften dieser Weihtafeln (tabulae votivae) haben sich Noch big auf Unsere Zeiten erhalten. S. Hundertmark de increnientia artis medicae per expositionem aegrotorum in vias publicas et templa. 4. Lips. 1749.
Der herrlichen Maja Gestirn. S. 6r. J. 16. Mit dem Frühaufgange der Plejadcn, oder des Siebengestirns, begann den Alten die angenehme Sommerzeit, oder der Svätfrühling. Die Plejaden waren Töchter des Atlas, und eine davon, die Mutter Merkurs, hieß Maza.
Spadakrene.
S* 63. J- 5.
Die Spaquelle.
Wo den knospenden Tannen. S. 63. J. 21. Der lieb liche Geruch der Tannenblüthe hat sehr viel Aehnlichkeit mit dem Dufte der Wernblüthe. „Gesunder kann wohl, schreibt Lemin, die Luft zu keiner Jert seyn, so gefährlich man auch die Gerüche macht, die Blumen in verschloffenen Zimmern streuen. — JDU habe ich
Dritter
86
Gesang
gedacht, drey Wochen Aufenthalt in solcher herrliches Luft würde die langwierigsten Lungenschäden sicherer und weit angenehmer heilen , als das Kontubermum im Kuhstalle."
Der reinste Aether im Sonnenlicht.
S. 6z. I. 21.
Nack Ingen - Houß Beobachtungen entlocket das Sonnenlicht dem
Pflanzengrün eine große Menge defloglstiflrter Luft.
Am meisten
strömt die untere Flache der Blatter Diese Luftart aus, die, weil sie
schwerer ist als die gemeine, sich von den Baumen als ein wohlthä tiger Regen in die Tiefe senkt, und die atmosfärrsche Luft verbessert. In den Hallen seines Scillonte.
S. 64. Z. 14.
Der
Rahme von Xenofons Landgute im Peloponese. Bey der goldenen Schate der EnkekinPaonS.
Z. 17.
©.6g.
Pausanias unterscheidet ausdrücklich die Tochter des Askle
pios von der Göttin Pallas Hygiea, welche zu Athen verehrt wurde. Erstere, die Tochter Aeskulaps, dessen Mutter Koronis, nach einem
thessalischen Mythus, Apollon heimlich umarmte, hatte ihre Tempel bey Titane, Epidaurus, und an mehrern Orten Griechenlands, und
wurde yorgcstellt als ein blühendes Mädchen von schlankem Wuchs, in einen langen Talar gehüllt.
In der Hand hielt sie eine Schale
voll Maza, oder Gerstenbrot, woraus eine Schlange fraß.
S Ver
such einer pragmatischen Geschichte der Arzneykunde von Kurt Spren
gel.
Erster Theil.
S. 119-
Die Kraft des Herakles.
S. ?r. J. 9-
les, dem, wie der Dichter Pisander singt,
Oder des Herku
die Göttin Pallas zu
Thermopylä ern warmes Bad entspringen ließ, als er von feinem
Abenteuer in Sicrlien, dem alten Thrinakien, zurückkam, woselbst er
die Ochsen des Geryon vor sich her trieb.
Rach ihm nannten die
Griechen ui der Folge alle warmen Bäder 'Hpankeia 'Ko-uipa» oder Herkulesbader.
Dritter
Gesang
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Den Imperator. S. ?r. Z- 22. Casar OctavianuS Augu stus badere sich auf den Rath seines Freygelassenen, und nachher in den Rmerstand erhobenen Arztes Antonius Musa zu Baza, und genas. Unglücklicher fiel die Badekur des Marcellus, des Sohnes der Octavia aus, der nach dem Gebrauche dieser Bader starb.
Am grünlichen Abendhimmel.