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German Pages 171 Year 1869
Die Geschichte
der
Herzoglich
Naſſaniſchen
Truppen
bearbeitet
pon
Ph. von
Nößler ,
Hauptmann und Adjutant im Herzoglichen Generalstabe.
Wiesbaden. Druck von
Adolph
Stein.
1.863.
173378
B
.
Seiner Hoheit
dem
regierenden
Herzoge
Adelph
in tiefster Ehrfurcht zugeeignet
von dem Verfaſſer.
12655 6
"
arrrdr
NANANADAANNAA,
Meinen Cameraden übergebe ich in den nachfolgenden Blättern eine kurze Darstellung der Geschichte der Herzog lichen Truppen von
der Errichtung der ersten Bataillone
bis zu den Ausmärschen der neuesten Zeit. Die Arbeit hat den Zweck , daß die in die Truppe Eintretenden sehen können , wie ihre Corps und was sie geleistet haben .
entstanden ſind
Bei der Darstellung sind die
allgemeinen historischen Begebenheiten und die großen Armee Operationen nur in Umrissen und soweit erwähnt worden, als die Wirksamkeit der Naſſauischen Truppen daraus her vorgeht ; ebenso
sind bei
der Beschreibung der Schlachten
und Gefechte nur diejenigen Details hervorgehoben , welche
die Nassauischen Truppen betreffen, oder welche zum allge meinen Verständniß und zur richtigen, unpartheiischen Wür digung der gemeinsamen Erfolge von Bedeutung sind. Als
Quellen
wurden
die
vorhandenen
Akten
und
mehrere in neuerer Zeit erschienene kriegshistorische Schriften benußt.
Da indeß viele Aktenstücke während der Feldzüge
verloren gingen und die meisten Schriften nur sehr spär liche und oft ungenaue Angaben über die Theilnahme eines einzelnen Contingents an den Begebenheiten enthalten , ſo traten der Bearbeitung jezt -
nachdem fast ein halbes
Jahrhundert seit dem Beginn der Feldzüge verflossen ist manche Schwierigkeiten entgegen , durch welche
die Arbeit
wohl die Nachsicht der Leser ansprechen darf. Möchten diese Blätter den Veteranen unserer Truppen eine angenehme Rückerinnerung , den jungen und neu Ein tretenden eine Aufmunterung sein , auch in künftigen ver hängnißvollen Tagen dem erhabenen Vorbilde ihrer Väter zu folgen und den in so schweren Kämpfen erfochtenen Kriegs
―― ruhm der Naſſauischen Truppen stets treu zu bewahren !
Der Verfasser.
Inhalts-Verzeichniss .
کام کے
1. Abschnitt.
Als Einleitung .
Die Naſſauischen Lande gegen Ende des 18ten Jahrhunderts und die Territorialveränderungen in Folge des Lünneviller Friedens.
Fürstlich Nassau-Ufingen'sche und "I -Weilburg'sche Truppen. "! Das Leib-Bataillon , das Bataillon von Kruse , das Jäger Bataillon und seine Uebernahme von Cur-Mainz nebst einer kurzen Darstellung der früheren Geschichte dieses Bataillons ; Organiſation des Bataillons von Holbach ; Errichtung einer reitenden Jäger-Compagnie. Uebernahme der Festung Marr burg nebst der dortigen Garniſonscompagnie. Vereinigung dieser Truppen zu einer Brigade.
2. Abschnitt. Der Feldzug von 1806 und 1807.
3. Abschnitt. Die Feldzüge von 1808-1813 in Spanien und in Oesterreich.
4. Abschnitt. 1813 und 1814. Organisation des 3. Regiments, " Landwehr Regiments und " " freiwilligen Jäger-Corps . " Aufbieten des Landſturms. Belagerung von Mainz.
5. Abschnitt. Der Feldzug von 1815.
6. Abschnitt. Die Periode von 1815 bis auf die jeßige Zeit. Organiſation der Artillerie. Errichtung der Militairſchule 2c. 2c. Kurze Darstellung der Ausmärsche von 1848 und 1849. Gefecht bei Eckernförde.
NNNNNNNU
Hierbei : Uebersichtskarte über sämmtliche Märsche der Nassauischen Truppen während der verschiedenen Feldzüge mit Angabe der statt gehabten Schlachten und Gefechte. Uebersichtskarte des Kriegsschauplates von 1815. Plan von Stralsund während deſſen Belagerung. Plan von Colberg während dessen Belagerung. Gefechtsplan von Quatre-bras. 19 # Waterloo. " Eckernförde. #1 Nassauischer Gefechtskalender. Abbildung der Naſſauiſchen Truppen in den Uniformen zur Zeit der Spanischen Feldzüge.
1
10 22
Sappeure .
Grenadiere.
Druck v. C.Groschwitz -inWiesb.
reitende Jaeger.
Jaeger.
Voltigeur.
DIE HERZOGLICH NASSAUISCHEN TRUPPEN
während ihrer Feldzüge in Spanien .
Tambour.
1
Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts bildeten die Naſſauischen Lande noch vier getrennte Fürſtenthümer : Nassau Oranien, "1 - Saarbrücken , "!
= Usingen und
"
- Weilburg.
In Folge der Franzöſiſchen Revolutionskriege
waren
alle auf dem linken Rheinufer gelegenen Besitzungen an Frank reich gefallen. Der Friede zu Lünneville vom 9. Februar die
daraus
hervorgegangenen
Beschlüsse
1801 und
der Regensburger
Reichsdeputation regulirten den neuen Besitzſtand. Darnach wurde Fürst Wilhelm V. von Naſſau- Oranien linksrheinischen Besitzungen durch das Bisthum
für seine
Fulda, Corvey 2c. entschädigt ; allein schon im Jahre 1806 gingen unter der Regierung seines Sohnes, des Fürſten Wil helm Friedrich nicht allein diese neuen Erwerbungen, sondern auch die Erblande verloren, welche nunmehr größten Theils dem neu gegründeten Großherzogthum Berg einverleibt wurden. 1
2
Erst im Jahre 1814 gelangte der Fürst wieder in den Besitz seiner Erblande, und zwar nur auf kurze Zeit, da er schon im folgenden Jahre den Thron des Königreichs der Niederlande bestieg. Die Nassau - Saarbrücken'sche Linie erlosch 1797 mit dem Fürsten Heinrich Ludwig Carl Albrecht, welcher nach dem Verluste seiner Lande in der Verbannung starb. Seine Erbansprüche waren auf den Fürsten Carl Wil helm von Nassau-Uſingen übergegangen . Die Beschlüsse der Regensburger Reichsdeputation über wiesen demselben als Ersatz für die verlorenen linksrheinischen Besitzungen : die vormals Cur-Mainz'schen Aemter Königstein, Cronen berg, Höchst, Hochheim, Caſtel, Eltville, Rüdesheim 2c. , ferner die vormals Cur- Cölniſchen Aemter Linz , Deuß 2c.
und die Hessischen Aemter Braubach x . ze. In gleicher Weise erhielt der Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg einen veränderten Territorialbesitz, wo bei ihm die Cur-Trier'schen Aemter Limburg, Ehrenbreitstein 2c. zufielen. Aus
diesen
Territorialveränderungen
ging
die neue
Militär-Organisation der Fürstenthümer hervor.
Die Truppen des Fürsten von Naſſau-Usingen bestanden aus zwei Compagnien Infanterie, von denen die eine in Wiesbaden, die andere in Biebrich garnisonirte und einer kleinen Abtheilung Reiter, welche ebenfalls zu Biebrich garnisonirten.
3 ENT Die Truppen des Fürſten von Naſſau-Weilburg formirten eine Jäger- Division von zwei Compagnien, welche in Weilburg in Garnison stand. Diese Truppen erhielten nunmehr nachfolgende For mation : Aus der in Biebrich garnisonirenden Compagnie wurde das 1.
( Leib- ) Bataillon (Major
von Todenwarth)
formirt. Aus der Weilburger
Jäger- Division organisirte der
Major von Kruse das 2. Bataillon. Von Cur-Mainz wurde mit den abgetretenen Landen ein leichtes Jäger- Corps übernommen, welches unter seinem seitherigen Commandanten, Major von Schäffer, nunmehr das 3. (leichte Jäger-) Bataillon bildete . Dieses Bataillon war erst im April 1800 durch den Major von Scheither errichtet worden, und hatte in den kaum zwei Monate später erfolgenden Feldzügen sich bald einen großen Ruf erworben. Es bestand nur aus Freiwilligen, welche auf Kriegsdauer angeworben waren, indeß ſah ſich der Kurfürst
von
Mainz
durch die
ausgezeichnete Tapferkeit,
welche das Bataillon bei allen Gelegenheiten zeigte, veranlaßt, dasselbe auch nach Beendigung des Feldzuges im Dienſte zu behalten. Unter den Gefechten, welche das Bataillon bestanden, sind besonders diejenigen : an der Nidda und bei Rödelheim am 5. Juli, bei Bergen und Bischoffsheim am 12. Juli,
bei Kloster Eberach am Steigerwald am 3. December, 1*
4 O bei Happurg am 16. und 17. December, sowie un mittelbar darauf bei Mirndorf und Bayersdorf zu erwähnen. Major von Scheither war nach dem Friedensschluß in Kaiserlich Oesterreichische Dienste übergetreten und Major von Schäffer ihm in dem Commando des Bataillons gefolgt. Zur Zeit der Uebernahme in Naſſau-Uſingen’ſche Dienſte garnisonirte das
Bataillon
in
Höchst
im
Bolongariſchen
Hause. Die Huldigung fand in Gegenwart des Fürsten am 2. December 1802 bei Höchſt ſtatt. Den Officieren wurden die Cur -Mainz'schen
Patente
bestätigt und ihnen, sowie den Unterofficieren und Soldaten alle Rechte der Nassauischen Truppen verlichen.
Das Bataillon hatte, wie damals die meiste Infanterie, zwei Geschütze.
Diese wurden bei der Uebernahme eingezogen
und die Bedienungsmannſchaften den Compagnien einverleibt. Aus der in Wiesbaden garnisonirenden Compagnie formirte der Major von Holbach das 4. (Mousketier-) Bataillon, und rückte mit demselben am 1. Juni 1803 nach den neuen Garnisonen in den früher Cölnischen und Alten kirchen'schen Aemtern Deutz, Linz 2c. ab. Den neu errichteten Bataillonen wurden die Königsteiner Kreiscompagnie und viele von Cur-Mainz übernommene Leute einverleibt, welche bereits bei den dortigen Truppen, namentlich bei dem kurfürstlichen Grenadier - Bataillon , sowie bei den Regimentern von Faber , von Ruedt und von Gimmich gedient hatten. Neu errichtet wurde durch den Rittmeister von Bis marc eine Compagnie reitender Jäger.
Derselben wurden
die Reiter des Fürsten von Nassau-Uſingen, die noch dienst
5
pflichtigen
Wildenburg'ſchen
Huſaren
aus
der
Herrschaft
Wildenburg, einem Sayn'schen Lehen im jetzigen Regierungs bezirk Coblenz und die Hachenburger Huſaren, welche beide lepteren mit der Grafschaft Sayn an Nassau-Weilburg ge fallen waren, einverleibt ; ebenso einzelne von Hessen über nommene Reiter .
Ein anderer Zuwachs bestand in angewor
benen Leuten des Oesterreichischen Küraſſier-Regiments, deſſen Inhaber der Fürst war. Mit dem Amte Braubach war auch die Festung Mary burg an Naſſau gefallen. Unsere historischen Nachrichten über diese Festung gehen bis zu dem Jahre 1231 zurück, wo sie zuerst erwähnt wird . 1437 ließ Graf Philipp von Katzenellenbogen dort eine Capelle mit einem
Altar zu
Ehren des heiligen Marcus
errichten, woher der Name Marxburg entstanden ist. Unter Johann von Hessen - Darmstadt wurden
1643
die Außenwerke erbaut. Zur Zeit der Uebernahme befand sich eine schwache Garnison Hessischer Truppen auf der Festung ,
welche
am
2. December 1802 für den Nassauischen Dienst vereidigt wurden. Sie sollten dort als Garnisonscompagnie verbleiben. Bezüglich der Organisation
der
Truppen ist Nach
folgendes zu bemerken: Die Bataillone waren in vier Compagnien eingetheilt. Jede Compagnie hatte die Stärke von 3 Officieren 137 Mann und war in zwei halbe Compagnien oder vier Züge. jeder Zug in zwei Pelotons abgetheilt.
Den 1. Zug commandirte der Hauptmann, 2. " der Unterlieutenant, ??
6 INVIN den 3. Zug der Fähnrich und "" 4. " der Oberlieutenant. Die Gesammtstärke eines Bataillons betrug 15 Officiere, 563 Mann. Die Rangirung geschah auf zwei Gliedern ; die größten Leute im Bataillon auf beiden Flügeln und von da nach der Mitte abwärts . Die Zimmerleute ( ein Mann per Compagnie ) waren auf dem rechten Flügel des Bataillons vereinigt. Die Rekrutirung erfolgte durch Aushebung von Con scribirten und durch Anwerbung . Die Conscriptionspflicht war sehr beschränkt, da nicht allein
einzelne
Stände , sondern auch manche
Städte und
Dörfer, welche Truppen zu unterhalten hatten, von der Con ſcription frei blieben. · Die fehlenden Mannſchaften wurden angeworben. Das Einstandscapital Stellvertretung war gestattet. betrug bei der Jufanterie 150 fl. bei der Cavalerie 300 fl. Bei diesen Conscriptionsverhältnissen und besonders in Folge des Werbesystems kamen Deſertionen häufig vor, und wurde dieses Vergehen daher am 3. October 1806 mit der Todesstrafe belegt. Unterofficiere und
Soldaten
erhielten die Heiraths
erlaubniß, wenn sie nachwiesen , daß sie den Unterhalt ihrer Familien bestreiten konnten. Die Bekleidung und Ausrüstung wurde geliefert.
Zu
ihrer Unterhaltung resp . Bestreitung der Reparaturen erhielten die Compagnien ein Pauſchquantum (41% fl . per Monat) . Als
Depot für Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke
wurde das alte Kloster Eberbach im Rheingau eingerichtet.
7 www Die Bekleidung bestand aus einem grünen Uniformsrock, an welchem hinten ein schmaler, nach unten zulaufender Schoß angesetzt war ;
hellgrauen
Beinkleidern
und
Schuhen mit
schwarzen Kamaschen , welch' lettere bis zum Knie reichten und die Beinkleider bedeckten . Das Jäger-Bataillon hatte bei der Uebernahme Hüte mit aufwärts gestülpten Rändern und Pompons ; es erhielt aber bald Tzakows ; ebenso das 2. und 4. Bataillon. Das Leib-Bataillon hatte Helme mit einer längs der Helmnaht hinten herunter laufenden Raupe von schwarzer Wolle.
Auf der rechten Seite des Helmes befand sich ein
gerade aufstehender Busch. Die Uniformen waren anfänglich in der Taille nicht zugeknöpft, sondern so weit offen, daß zwei Knöpfe der Weſte sichtbar blieben.
Später fielen die Westen weg. Kragen,
Aufschläge und
Paspoil waren von rothem
Tuch in verschiedener Farbe. Außerdem unterschieden sich die Bataillone durch weiße und gelbe Knöpfe. Officiere und
Mannschaften trugen bis zum Jahre
1804 Zöpfe und man trennte sich nur allmählich von den selben , indem zuerst der Puder weggelassen wurde ; darauf ließen die Officiere die
Zöpfe
abschneiden und nach dem
weiteren Verlauf einiger
Wochen folgten erst die Mann
schaften diesem Beiſpiel. Die Bewaffnung bestand in glatten Steinschloßgewehren und nur bei dem Jäger-Bataillon wurden die besten Schützen ausgewählt und mit Büchsen ausgerüstet. Das
Jäger - Bataillon hatte schwarzes ,
die übrigen
8
Bataillone gelbes Lederzeug , das Säbelkuppel wurde um den Leib, das Bandelier der Patrontasche um die linke Schulter getragen.
Die Mäntel waren von hellgrauem Tuche. In Betreff der Dienstverhältnisse ist noch zu bemerken, daß jedes Bataillon unter einem Stabsofficier, in der Regel Oberstlieutenant, als Bataillons = Chef stand , welchem ein Major als Bataillons -Commandant untergeordnet war. Der Bataillons -Chef als
Proprietair hatte die end
gültige Entscheidung in allen Dienstangelegenheiten, die Ge richtsbarkeit, die Avancements, Verſetzungen 2c.
Die Berichte
und Eingaben der Compagnien gingen zuerst an den Major, welcher sie dem Bataillons- Chef vorlegte.
Ersterer leitete
auch die Exercierübungen , beaufsichtigte das Rapportweſen 2c. Die Adminiſtration stand unter dem Bataillons- Chef, dem Major und dem Rechnungsführer. In den Casernen machten die Truppen Menage ; auf Märschen und in Cantonnements wurden sie von den Quar tierträgern verpflegt. Nach einem am 30. Auguſt 1806 abgeſchloſſenen Staats vertrage wurden die Fürstlich Naſſau - Uſingen’ſchen und die Fürſtlich Naſſau-Weilburg'schen Truppen zu einer gemein schaftlichen Brigade vereinigt. Fürst Friedrich August , der nunmehrige Herzog zu Nassau , welcher
am 17. Mai
1803 dem Fürsten Carl
Wilhelm von Nassau-Usingen in der Regierung gefolgt war, und diese jetzt gemeinschaftlich mit dem Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg führte , rief die neue Orga nisation in's Leben.
Die Herzoglich Naſſauiſche Brigade ſtand hiernach unter
9
einem
Generalcommando ,
welches
Seine
Durchlaucht der
Herzog persönlich führte. Die Befehle wurden durch einen General - Adjutanten ausgefertigt. Unter dem General-Commando standen die Militär deputation und die Kriegscaſſe. Am 1. Januar 1807 wurde die Militärdeputation zu einem Kriegscollegium organiſirt und dieſem die Kriegscaſſe zugetheilt. Die Truppen bestanden aus den vorerwähnten : vier Bataillonen Infanterie, einer Compagnie reitender Jäger und einer
Garnisons - Compagnie
auf der
Festung
Marrburg. Das 1. (Leib-) Bataillon (v . Pöllnig ) garniſonirte in Biebrich und Wiesbaden; das 2. Bataillon ( v. Kruſe) in Weilburg und Umgegend ; das 3. (1. Jgr.-) Bat . (Meder) in Caſtel, Hochheim 2c.; das 4. Bataillon (v. Holbach) in Deuß, Linz 2c.; die reitenden Jäger (v. Bismarck ) in Biebrich. Unter'm 7. Juni 1803 wurden die Kaiserlich König lichen Reglements und Kriegsgeseße eingeführt . Die Bataillone sollten gleichmäßig organisirt und ein geübt werden. Jedes derselben erhielt eine Fahne von hellgelbem Seiden ſtoff, in deſſen Mitte das Herzogliche Wappen in blauer Seide, mit einer Einfassung von Laubwerk umgeben, gestickt war. Ihre Durchlaucht die Fürstin und die Prinzeß Friederike mit den Damen ihres Gefolges hatten die Stickerei ſelbſt gefertigt.
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Die Fahnen waren den Truppen noch nicht übergeben, als bereits der Kriegsruf erſcholl ; - der Ruf zu den Kämpfen, welche ihnen eine so würdige und glänzende Weihe geben sollten ! ――――― Siegreich flatterten die Naſſauischen Fahnen im hohen Norden wie an den Ufern der Quadiana ; sie waren Zeuge so mancher ruhmvoller Tage, an denen die Truppen durch Treue und Hingebung für ihren Kriegsherrn , durch freudige Ertragung der schwersten
Entbehrungen und Anstrengungen
und durch glänzende Tapferkeit vor dem Feinde sie mit un vergeßlichen Lorbeeren umwanden.
www.
www
11
Ma
Der Feldzug von 1806 und
1807 .
Die triegerischen Begebenheiten während der vorhergehenden
Blättern
erwähnten
Zeitperiode
in den
hatten die
Nassauischen Lande direct nicht berührt. In der Franzöſiſchen Republik war der seitherige erſte Consul Bonaparte am 18. Mai 1804 zum lebenslänglichen Kaiser als Napoleon I. erklärt worden. Nach kurzem Friedensschluß brachen die Feindseligkeiten zuerst zwischen England und Frankreich wieder aus .
Ersteres
fand Bundesgeuossen in Schweden und Rußland , denen sich in Folge der fortwährenden Uebergriffe
Napoleons und
namentlich nach den Ereignissen in Italien auch Oesterreich anschloß. Napoleon hatte den größten Theil seiner Armee an der Nordküste Frankreichs
concentrirt
und
mit einer Landung in England beſchäftigt.
war anscheinend Im Auguſt 1805
ſette er ſeine Armee gegen den Rhein in Bewegung und er öffnete seine Operationen gegen Oesterreich. Es folgten nun die für Oesterreich so
unglücklichen
Begebenheiten, welche mit der Capitulation bei Ulm begannen und mit der Schlacht bei Austerlig endeten. Unter dem 26. December 1805 mußte Desterreich den
12 ~ WA ww Preßburger Frieden schließen, durch welchen es 1000 Quadrat. meilen und 3,000,000 Einwohner einbüßte. Preußen war während dieses Feldzuges neutral geblieben. Eine Zeitlang hatte man dort alle Ursache mit der eingehal tenen Politik zufrieden zu ſein ; indeß bald sah sich das Ber liner Cabinet von den übrigen Mächten isolirt und den Ueber griffen Napoleons preisgegeben, welcher eine solche Mißach tung Preußens zeigte ,
daß der König sich im Auguſt 1806
zum Kriege entschloß. Nach dem Preßburger Frieden hatten die Feindseligkeiten zwischen Frankreich einerseits und Rußland ,
Schweden und
England andererseits noch fortgedauert. Ersteres führte den Krieg an den Mündungen des Cattaró an der Dalmatischen Küste , welche an Frankreich abgetreten worden waren und gab Napoleon dadurch einen erwünschten Vorwand, ſeine Armee gegen die Beſtimmungen des Friedens noch im südlichen Deutschland zu belaſſen.
Am 9. October 1806 erfolgte die Preußische Kriegs erklärung.
Zu dieser Zeit waren Sachsen und die kleineren
norddeutschen Staaten die einzigen Verbündeten Preußens, da man es versäumt hatte, mit England, Rußland und Schweden rechtzeitig Unterhandlungen anzuknüpfen , ſo daß deren Hülfe, welche zwar später zugesagt wurde , für die erste Zeit des Feldzuges verloren ging. Den geringen Preußischen Streitkräften gegenüber ſtand Napoleon , welcher unbeschränkt über das mächtige Frankreich, über einen großen Theil von Italien und über Holland gebot, und mit welchem 16 deutsche Fürsten , worunter auch Naſſau unter dem 12. Juli 1806 ein Schuß- und Trugbündniß ab
13 ^^^^^
v^^^
geschlossen hatten , wonach sie ebenfalls ihre Contingente zu dem bevorstehenden Feldzuge stellten. Die Preußisch- Sächsische Armee war bei Göttingen , Halle und Dresden resp . Chemnitz concentrirt worden. Die Französische Armee rückte aus dem südlichen Deutschland in 3 Colonnen gegen sie vor, und zwar mit dem linken Flügelcorps von Bam berg über Coburg gegen die Saale ; mit der Hauptarmee vom Main über Kranach ,
Saalburg gegen Gera und mit dem
rechten Flügelcorps von Bayreuth gegen Hof und Plauen. Im Verlauf der weiteren Operationen wurde am 14. October die Preußische Hauptarmee bei Auerstädt und deren rechtes Flügelcorps bei Jena angegriffen und geschlagen. Die Naſſauischen Truppen ,
welche
an dem Feldzuge
Theil nahmen, bestanden aus dem Brigadestab (Oberst v den 4 Bataillons
Schäffer) und
zu denen später noch eine Compagnie reitender Jäger nach rückte. Die Infanterie wurde
am
15. September
auf den
Kriegsfuß gesetzt , resp. die Bataillone von 4 auf 6 Com pagnieen gebracht ; sie marschirten
bereits Ende September
und Anfangs October aus ihren Garnisonen successive nach Hanau, wo zunächst ihre mangelhafte Bekleidung und Aus rüstung ergänzt
wurde.
Ebenso
erhielten
viele Leute dort
ihre erste militärische Instruction , da ein großer Theil der Mannschaften aus gänzlich ungeübten Recruten bestand, welche erst unmittelbar vor dem Ausmarsche eingestellt worden waren. Bereits unter dem 2. October erhielt das 3. (Jäger Bataillon) den Befehl zum Corps des Marschalls Augereau zu stoßen, welches bei Frankfurt a. M. formirt worden war.
14 72 Dieses Corps war dem linken Flügel der Franzöſiſchen Armee zugetheilt und mußte schon am 5. October bei Würz burg eintreffen. Von dort rückte es über Bamberg , Saalfeld, Rudol stadt und Orlamünde gegen Jena und nahm daselbst am 14. October an der Schlacht Theil. Das Nassauische Jägerbataillon fam hier während dieses Feldzuges zum ersten Male ins Gefecht und erwarb sich die Zufriedenheit des Corps -Commandanten. Mit den Schlachten bei Jena und Auerstädt beginnt eine Reihe von Unglücksfällen für die Preußische Armee, in Folge deren die Elb- und
Oderlinie
preisgegeben und die
Hauptstadt dem Feinde überlassen werden mußte . Im Verlaufe weniger Wochen verlor Preußen die Festun gen Erfurt, Magdeburg, Küstrin, Stettin, Spandau und die Beste Plassenburg ; der größte Theil der Armee gerieth durch die Capitulationen von Prenzlau , Paſewalk, Anklam, Wolgast, Boldekow , Ratkau und andere in Gefangenschaft ; das ganze Land bis zur Weichsel stand dem Vordringen der Franzosen offen und erst jenseits dieses Fluſſes ſammelte sich ein Preu ßisches Reservecorps von kaum 20,000 Mann , dem Reste der ganzen Armee. Bei dem Vorgehen der Französischen Armee nach der Schlacht bei Jena gelangte das Corps des Marschalls Augereau und mit ihm das Naſſauische Jägerbataillon nach Berlin und Umgegend. Am 5. November marſchirte es von dort ab über Küſtrin gegen Driesen und Posen. Das Naſſauische Jägerbataillon erhielt nun den Befehl, die Bedeckung eines Transportes , welcher von Posen tam bis
15 VOORGEENINDA Magdeburg zu übernehmen und daselbst zu verbleiben , indem es sich hier mit den andern Nassauischen Truppen vereinigen ſollte. Von diesen waren das 1. und 2. Bataillon am 18 . October von Hanau aufgebrochen, um einen großen Transport von Munition und Bagage, welcher von Mainz nach Erfurt gebracht werden sollte, zu bedecken. mehrere Seitencolonnen ,
Auf dem Marsch wurden
worunter namentlich ein größeres
Detachement gegen den Spessart entsendet. Ohne besondere Vorkommnisse erreichten die Bataillone Erfurt und rückten von da am 26. nach Magdeburg , woselbst sich die entsendet gewesenen Colonnen wieder mit ihnen ver einigten. Während ihres Aufenthaltes in Magdeburg wurden die Bataillone zum
Dienste in der Festung verwendet ; bereits
unter'm 12. December erhielten sie jedoch Befehl zum weite ren Vormarsch nach Berlin, um die dortige Garnison zu ver stärken. Bei ihrem Eintreffen in Berlin wurden den Bataillonen die Kasernen in der Klosterstraße zugewiesen . Das 4. Bataillon war bis zum 7. Januar 1807 bei Hanau verblieben . Vor Ausbruch des Krieges waren nämlich Preußischer Seits mit dem Kurfürſten von Heſſen wegen eines Bündniſſes Unter handlungen angeknüpft worden, indeß hatten dieſelben zu keinem Resultate geführt, da der Kurfürst erklärte , eine bewaffnete Neutralität aufrecht erhalten zu wollen. Er mußte um so mehr glauben ,
daß Napoleon dieſe
Neutralität respectiren
würde, da derselbe ihm aus Mainz durch den Fürsten Primas dieserhalb ganz bestimmte Zusicherungen hatte machen lassen.
16 ESS Napoleon hielt ſich indeß nur für so lange an diefelben ge bunden, als es den Heſſiſchen Truppen noch möglich war, ſich mit der Preußischen Armee zu vereinigen. Am 16. October befahl er dem Marschall Mortier mit seinem Armeekorps , welches bei Mainz und Frankfurt formirt worden war , das Fuldaische zu beseßen.
Von dort rückte
derselbe am 9. November in Caſſel ein ; ebenso zu derselben Zeit der König von Holland mit einem Theil der Nordarmee aus der Richtung von Paderborn. Der Kurfürst sah sich hierdurch gezwungen , Cassel zu verlassen, und da ein ernsthafter Widerstand seiner Truppen keinen Nugen haben konnte , so erließ er an alle Garniſonen den Befehl die Waffen abzulegen und die Mannſchaften zu So weit dieſer Befehl nicht mehr vollzogen werden konnte, wurden die Truppen von den Franzosen desarmirt . entlassen.
Der Marschall Mortier nahm Beſitz von allen Kaſſen und Kurfürstlichem Eigenthum. Als Entschuldigung für diese unerhörten Gewaltmaßregeln konnte Napoleon Nichts angeben , als daß es ihm bekannt sei, wie der Kurfürst mit Preußen wegen eines Bündnisses in Unterhandlung gestanden, troß der Neutralität ſeine Rüstungen fortgesetzt und
der Kurprinz Preußische Dienste genommen
habe und daß er die Heſſiſchen Truppen nicht in seinem Rücken belassen könnte . In Folge dieser Begebenheiten war das Nassauische 4. Bataillon in Hanau zurückbehalten worden ; Ende Januar marschirte es zu den andern Bataillonen nach Berlin ab und traf daselbst am 15. Februar ein.
In Berlin wurde die Brigade zum Garnisonsdienste verwendet und gab Detachements
zur Bedeckung zahlreicher
5081
Plan derFestung Stralsund im Jahr
1807 . Beil. I
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Lith v.C Groschwitz in Wiesbaden
Lager der Nassauischen Truppen .
17 **NEMANNCO Transporte, namentlich nach Spandau , Magdeburg , Stettin und selbst nach Warschau. Eine Abtheilung stand permanent
in Spandau , eine
andere auf längere Zeit unter dem Hauptmann Gödecke in Wrießen a. d . O. Die lettere wurde für ihr dortiges gutes Verhalten im Namen des Kaisers Napoleon belobt. Im Januar 1807 rückten das 1. , 2. und 3. Bataillon
unter Befehl des Obristen von Schäffer mit einer mobilen Colonne von Berlin gegen Brenzlau und kehrten zu Anfang Februar wieder zurück. Während die Brigade
in Berlin garnisonirte, hatte
Napoleon das Anſuchen stellen laſſen ,
daß das Naſſauiſche
Contingent um eine Cavalerieabtheilung verſtärkt werden möchte. Das reitende Jägercorps wurde daher auf die doppelte Stärke gebracht und in zwei Compagnieen abgetheilt . Die 1. Compagnie sollte zur Feldbrigade nach Berlin rücken und marschirte am 20. Mai 1807 von Biebrich ab. Sie wurde in Berlin verwendet . Durch den gemeinschaftlichen Dienst mit der Franzö sischen Armee wurden auch deren Gradabzeichen bei den Naſ ſauischen Truppen eingeführt.
Die Officiere erhielten Epau
lettes und Ringkragen nach dem französischen Muster ; die Unterofficiere die französischen Chargendistinctionen (15. Oc tober 1807) .
Als allgemeines Feldzeichen besaßen die Offi
ziere bereits seit dem 28. October 1806 goldene Portepees . Zur Belohnung für persönliche Auszeichnung vor dem Feinde wurde für Unterofficiere und Soldaten durch Edict vom 9. Auguſt 1807 eine goldene und ſilberne Tapferkeitsmedaille gestiftet.
2
18 www Bei seinem Vorrücken gegen die Weichsel hatte Na poleon dem Marschall Mortier den Befehl ertheilt , sein Corps (das 8.) durch heranrückende Verſtärkungen auf 30,000 Mann zu bringen, die Mündungen der Weser, Elbe und Trave zu sichern , die Hanſeſtädte zu besetzen , das Mecklenburg'sche in seinem Namen in Besitz zu nehmen und die Continental sperre aufrecht zu erhalten. Ferner sollte er mit den Hauptkräften eine derartige Aufstellung nehmen, um sowohl gegen die Schweden operiren , als zur Hauptarmee heranrücken zu können. Der König von Schweden hatte Stralsund in Verthei= digungsstand
gesetzt
und
seine
Truppen
in
Schwedisch
Pommern auf etwa 15,000 Mann gebracht, deren Oberbefehl er dem Generallieutenant Essen übertrug.
Der Marschall Mortier hatte seine Aufstellung auf dem rechten Peene-Ufer genommen mit dem Hauptquartier in Anklam. Zu Ende Januar beschloß er gegen Stralsund
vorzu
gehen in der Hoffnung durch ein Bombardement diese Festung zur Uebergabe zu bewegen und sich der Insel Rügen bemäch tigen zu können, da der eingetretene Froſt eine solche Bewegung zu erleichtern versprach. Es gelang ihm nach kurzem Widerstand Stralsund zu erreichen. Diese Festung in der Geſtalt eines Dreiecks erbaut, wird von der Ostsee, dem Franken- und Knieper- Teich begrenzt, so daß nur drei schmale Zugänge vom Lande her bleiben : das Frankenthor von Osten ; das Triebseerthor von Süden und
das Knieperthor von Westen.
19 ^^^~~
Die Umfassung hatte 14 Bastionen ; der Zugang zum Frankenthor war durch das Franken-Ravelin und das Franken Hornwerk, beide mit Wassergräben versehen, gesichert. Ein Retranchoment , von 2000 Schritt Ausdehnung war vor dem Franken-Hornwerk jenseits des Teiches der Art an gelegt, daß es mit dem linken Flügel an die Oftſee, mit dem rechten an den Frankenteich sich anlehnte. Es deckte also ebenfalls den Zugang im Osten und er leichterte hier Offenſivbewegungen der Beſaßung. Das Triebseerthor mit dem hier über den Teich füh renden Damme, sowie das Knieperthor waren durch Brücken köpfe mit naſſen Gräben gesichert. bei Stralsund
gelegene
Die kleine unmittelbar
Insel Daenholm war ebenfalls in
Vertheidigungsstand gesetzt.
Der Plaz hatte somit eine er
hebliche Vertheidigungsfähigkeit , so lange die Teiche nicht zu froren und dadurch überschreitbar wurden. Der Marschall Mortier hatte nach der Einschließung der Festung alsbald mit dem Bau der Angriffswerke begonnen und
zur Unterbrechung der Verbindung zwischen Stralsund
und der Insel Rügen eine Batterie bei Andershof errichten laſſen. Nach kurzer Zeit wurde das Belagerungscorps indeß durch mehrfache Entsendungen bedeutend geschwächt und vom 29.
März an verblieb nur noch die Division Grandjean
daselbst , indem der Marschall Mortier mit dem übrigen Theil seines Corps nach Colberg beordert wurde. Diesen Umstand benutzte der General Essen zu einem Ausfall, durch welchen er die feindliche Contravallationslinie sprengte, den General Grandjean zum Aufheben der Bela gerung und zum Rückzug nach Stettin nöthigte , woselbst er 2*
20 ~~~ am 7. April eintraf und seine Division nach großem Verluste sammelte. Auf diese Nachrichten hin befahl Napoleon dem Mar schall Mortier mit einem Theil des Belagerungscorps von Colberg nach Stettin zurück zu kehren, dort noch die Division Grandjean an sich zu ziehen und die Schweden über die Beene zurückzuwerfen. Einige weitere Verstärkungen wurden ihm zugewiesen, darunter ein Detachement der Nassauischen Brigade unter den Befehlen des Obersten von Schäffer , welches aus 8 Com pagnieen bestand , von jedem der 4 in Berlin garniſonirenden Bataillone zwei Compagnieen. Als das Detachement Berlin verließ , war die nächſte Verbindung mit den Französischen Truppen in Schwedisch Pommern bereits unterbrochen und ein Gerücht , wonach be trächtliche Truppenmaſſen ( Schweden und Engländer) in Stral ſund gelandet ſeien, hatte die Franzöſiſchen Behörden in große Besorgniß gesetzt. Der Schat und alle Kostbarkeiten wurden nach Küſtrin gebracht und Spandau in Vertheidigungsstand gesezt. Oberst von Schäffer war mit seinem Detachement am 15. April in Paßewalk eingetroffen , woselbst der Mar schall Mortier circa 12,000 Mann vereinigte.
In der Nacht zum
16. brachen die Truppen gegen
Ferdinandshoff auf. Dort stand der Schwedische General Armfeld, welcher den Obersten Kardell nach Uckermünde detachirt hatte. Armfeld wurde am 16.
angegriffen ,
geschlagen und
mit großem Verluste auf Anklam zurückgeworfen.
508 Plan der Festung
Colberg im Jahr 1807. Beil. II.
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Lith. v. C. Groschwitz inWiesbaden . Lager der Nassauischen Truppen.
21 PAREN Die Französischen Truppen, welche dahin folgten, hatten durch diese Bewegung den Obersten Kardell abgeschnitten. Der Marschall Mortier detachirte daher am 17. den General Vaux auf Udermünde . Oberst von Schäffer mit seinem Detachement, welches bei Ferdinandshoff mitgefochten , wurde dem General Baux zugetheilt ; außerdem das 72. Französische Infanterieregiment. Nach lebhaftem Widerstande wurde Uckermünde erobert, und dabei 500 Mann zu Gefangenen gemacht und 3 Ge schüße erobert.
Dem Rest der Besaßung gelang es, sich unter
dem Schuße einer Abtheilung der Scheerenflotte , welche die Angreifer beschoß, einzuſchiffen. Nach diesen Begebenheiten schloß der Marschall Mortier am 18. April mit den Schweden einen Waffenſtillstand mit 10-tägiger Auffündigung ab.
Seine Truppen bezogen Can
tonirungen zwischen Stettin und Passewalk ; das Naſſaniſche Detachement folgte ebenfalls dahin. Nach dem Rückzug der Preußischen Armee gegen die Weichsel und der Capitulation von Stettiu war in der Preu ßischen Provinz Pommern die Festung Colberg allein noch nicht in Französische Hände gekommen . rechten Ufer der Persante , unweit
Colberg , auf dem
deren Mündung gelegen,
war wegen seiner großen Entfernung von der feindlichen Ope rationslinie so lange ohne wesentlichen Einfluß auf die Ope rationen ,
als England keinen , entſchiedenen Antheil an dem
Kriege nahm und nicht dort eine Landung größerer Truppen maſſen bewirkte. Die Festung besaß nur einen bastionirten Hauptwall mit Außenwerken und einige wenige detachirte Forts. Eine Ueberschwemmung des anliegenden Terrains zur
22
Erhöhung der Vertheidigungsfähigkeit ließ sich durch Anstau ung sehr leicht bewirken, so daß rings um den Play ein An näherungshinderniß geschaffen werden konnte, welches die feind lichen Unternehmungen gegen die Festung auf einige , wenige und bestimmt vorgezeichnete Punkte beschränkte , durch deren entsprechende
Vertheidigung die Besatzung eine Belagerung
jehr erschweren konnte. Dies gilt besonders von dem Hohen- oder Klosterfelde und dem Binnenfelde, welche eigentlich die einzigen Angriffs punkte blieben. Auf dem letzteren erhebt sich der Wolfsberg etwa 30′ über der Meeresfläche und dominirt das ganze Binnenfeld. Der Feind muß diese Höhe in seine Gewalt bringen, ehe er zum förmlichen Angriff vorschreiten kann. Der Wolfsberg war durch keine permanente Anlage in die Vertheidigungslinie gezogen. Die Behauptung des Hafens und dadurch die Verbin dung mit der See waren sehr schwierig, da das Terrain von der Westseite aus eine Annäherung erleichterte, und wegen der Bodenbeschaffenheit die Anlage von Befestigungen erschwerte. Die Armirung der Festung war äußerst mangelhaft. Bei dem Vorgehen der Französischen Armee gegen die Weichsel war Colberg wohl nur versuchsweise von dem Obersten Mestram im Namen des General Suchet zur Uebergabe aufgefordert worden. Der Parlamentär wurde mit Verachtung zurückgewiesen. Die Besatzung betrug circa 4000 Mann ohne Einrech * nung des Schill'schen Freicorps. Das letztere war " durch den Lieutenant Schill , welcher in der Schlacht bei Auerstädt verwundet und nach mannigfacher Gefahr gefangen
23 A zu werden , glücklich nach Colberg entkommen war , errichtet worden. Dieses Corps hatte durch seine zahlreichen kühnen Unter nehmungen in Pommern sehr wesentliche Dienste geleistet und sich bald einen großen Ruf erworben.
Durch Ranzionirte
und Freiwillige wuchs es zu mehreren Bataillonen, Schwadronen und Batterieen an. Gegen
Ende Februar
begann
die Einschließung der Festung durch den Geueral Teullié , welchem später der Ge= neral Loisson im Commando folgte. Dieser erhielt am 24. April Verstärkungen, darunter das
Detachement
des
Obersten
von Schäffer
von der
Naſſauiſchen Brigade, welches aus seinen Cantonnements zwi ſchen Stettin und Paſſewalk nach Colberg dirigirt worden war. Das Detachement erhielt seine Aufstellung in der Blokade linie zwischen dem Polnischen Regiment des Obersten Fürſten Sulkowski und dem Herzoglich Sächsischen Contingent in dem sogenannten Waldfelde.
Dort verblieb es jedoch nur bis
zum 27. April , indem es Befehl zur Rückkehr nach Berlin erhielt, woselbst der Rest der Brigade geblieben war . Die eigentliche Belagerung von Colberg beginnt Ende April gleichzeitig mit Uebernahme der Vertheidigung durch den neuen Festungscommandanten , Major Gneisenau. Seine Vertheidigung bildet einen Glanzpunkt in dem ganzen für Preußen so unglücklichen Feldzuge, da sie nicht allein mit großer Umsicht , sondern auch mit außerordentlicher Energie und Tapferkeit geführt wurde. Der Major
Gneisenau
beabsichtigte den Angriff
nicht passiv abzuwarten, sondern beschloß Seinerseits dem An greifer mit Werken entgegenzugehen , um ihn erst nach lang=
24
wierigen Kämpfen bis zu dem Punkte gelangen zu laſſen, wo er den förmlichen Angriff beginnen könne ; alsdann aber sollte ihm noch durch unausgesetzte Offenſivunternehmungen jeder Schritt Vorwärts erschwert werden. Der Wolfsberg, welcher in der ersten Periode der Be lagerung fast keine Beachtung gefunden hatte, wurde von Neuem verschanzt und bildete den Hauptſtützpunkt der Vertheidigung. Außerdem entstanden rings um die Festung eine Anzahl an derer Verschanzungen und Blockhäuſer ; die Lauenburger Vor ſtadt wurde in Vertheidigungsſtand geſetzt und die in derselbən gelegene St. Georgenkirche gewissermaßen in eine Art Cavalier verwandelt, indem man den Thurm und das Dach abtrug, mit dem gewonnenen Schutt das Innere der Kirche ausfüllte, die Fenster und Thüren mit Balken versezte und oben Ge schütze placirte. Die Ueberschwemmungen
wurden
noch verstärkt und
zahlreiche andere Anordnungen getroffen, so daß der Feind 45 Tage nach Eröffnung der Tranſcheen noch in einer Entfer nung von der Festung war , in welcher unter gewöhnlichen Verhältnissen die Belagerungen kaum beginnen . Im Laufe der Belagerung , deren detaillirte Darstellung außerhalb des hier vorliegenden Zweckes liegt , hatte Napo leon die vor der Festung stehenden Truppen bis auf 14,000 Mann verstärkt.
Unter diesen Verstärkungen befand sich das
Nassauische. 2. , 3. und 4. Bataillon unter den Befehlen des Obersten von Schäffer , welche von Berlin nach Colberg beordert wurden und am 26. Juni daselbst eintrafen.
Zu
dieſer Zeit war die Festung sowohl auf dem rechten als auf dem
linken
Bersanteufer
eingeſchloſſen ,
der
Wolfs
25
berg in den Besit der Franzosen gelangt und deren Approchen auf dem Klosterfelde bis zu den Mazwiesen vorgedrungen. Napoleon hatte befohlen , sich des Hafeneingangs zu bemächtigen und die Belagerung zu beschleunigen. Die Nassauischen Truppen bildeten mit dem 3. Fran zösischen leichten Regiment die 2. Brigade des Belagerungs corps und ſtanden
unter
dem Befehl des Brigadegenerals
Fririon in einem Lager im sogenannten Waldfelde , auf dem rechten Flügel des Belagerungscorps.
also
Täglich wur
den 300 Mann in die Tranſcheen gegeben und die Arbeiter um 4 Uhr Morgens, 12 Uhr Mittags und 8 Uhr Abends abgelöst.
Außerdem standen von einbrechender Dunkelheit bis
zum Morgen 5 Compagnieen unter dem Gewehr, Auf den verschiedenen Angriffspunkten fanden täglich Gefechte statt ; die Naſſauischen Truppen betheiligten ſich da ran vorzugsweise am 29. und 30. Juni. Während
dieſer Begebenheiten
war
die Franzöſiſche
Armee auch auf den übrigen Theilen des Kriegstheaters ſieg reich vorgeschritten. In Schlesien war der größte Theil der Festungen in ihre Hände gefallen. Die Hauptarmee hatte nach dem Ueberschreiten der Weichsel ihre Operationen gegen die Ruſſiſche Armee begonnen, welche sich dort mit den noch übrig gebliebenen Preußischen Truppen vereinigt hatte. Es folgten nun die Schlachten bei Pultusk, Pr. Eylau, P Heilsberg und Friedland , sowie mehrere kleinere Gefechte, welche mit dem Rückzuge der Alliirten über den Memel endeten. 3 $ Die Festung Danzig hatte capitulirt. Unter dieſen ungünſtigen Verhältniſſen wurde am 25.
26
Juni ein Waffenstillstand mit 4-wöchentlicher Aufkündigung und am 9. Juli der Frieden zu Tilſit abgeschlossen. Preußen verlor darin circa 2700 Quadratmeilen mit 4,800,000 Einwohner also beinahe die Hälfte seiner Länder und Einwohner. In Colberg , woselbst wir das Belagerungscorps
am
30. Juni verlassen, hatte sich um diese Zeit das Gerücht von einer baldigen Beendigung der Feindseligkeiten verbreitet . In Erwartung des Waffenstillstandes wollte General Loisson daher noch einen Versuch machen, durch ein heftiges Bombardement und einen allgemeinen gewaltsamen Angriff die Capitulation zu beschleunigen , allein vergebens. ――― Am 2. Juli, als das Feuer wieder mit Lebhaftigkeit begonnen, über brachte ein Parlamentär die Nachricht von dem abgeschlossenen Waffenstillstande und hiermit endete die Belagerung . -Wir kehren nun zu den Begebenheiten in Schwedisch Pommern zurück, woselbst die Division blieben war.
Grandjean ge
Der König von Schweden war am 12. Mai in Stral fund gelandet und hatte dort den Oberbefehl seiner Truppen übernommen. In Folge einer mit Preußen abgeſchloſſenen Convention sollte auf der Insel Rügen aus Ranzionirten und Freiwilligen ein Preußisches Corps formirt
werden , welches unter die
Befehle des Königs von Schweden treten und ebenfalls an den Operatioen in Schwedisch-Pommern Theil nehmen sollte. General Blücher , welcher diese Truppen formirt und auch einen Theil des Schill'schen Corps von Colberg aus zur See an sich gezogen hatte , rückte in der ersten Hälfte des Monats Juni von Rügen in Pommern ein.
27
Ferner war am 17. Juni zu London eine Convention abgeſchloſſen worden , worin auch England ſich verpflichtete, ein Hülfscorps zu den Operationen in Schwedisch- Pommern zu stellen. In Folge dessen landeten bald darauf 8000 Englisch Deutsche Truppen auf Rügen. Der König von Schweden kündigte am 3. Juli den Waffenstillstand, ſo daß die Feindseligkeiten am 13. desselben Monats beginnen konnten. Die Division Grandjean war bereits zu Anfang Mai unter die Befehle des Marschalls Brune getreten , welcher ein Observationscorps
zwischen Weser und Oder mit dem
Hauptquatier in Schwerin bilden sollte. Unmittelbar nach Abschluß des Waſſenſtillſtandes mit Preußen und Rußland
ertheilte Napoleon dem Marschall
Brune den Befehl , einen Theil des Belagerungscorps von Colberg an sich zu ziehen und mit etwa 40,000 Mann in Schwedisch-Pommern gegen Stralsund vorzudringen.
Unter den Colberger Verstärkungen befanden sich auch die drei Naſſauiſchen Bataillone unter den Befehlen des Obriſten von Schäffer, ſie wurden der Diviſion Pino zugetheilt. Marschall Brune ließ am 13. Juli die Demarcations linie überschreiten .
Die Division Pino rückte über Demmin
auf Grimme vor. Auf Seiten der Schweden gestalteten sich aber jetzt die Verhältniſſe ſehr ungünstig, indem General Blücher mit den Preußischen Truppen in Folge der Waffenſtillstandsbedingungen keinen Antheil mehr an den Operationen nehmen durfte und 1 auch das Englische Hülfscorps sich wieder einschiffte um an einer Unternehmung gegen Kopenhagen Theil zu nehmen.
28
Der König von Schweden wurde dadurch genöthigt, sich nach Stralsund zurückzuziehen, deſſen Belagerung der Marschall Brune nun sofort begann. Nach Wiederherstellung der Contravallationslinie bildete die Division Pino den rechten Flügel des Belagerungscorps . Sie stand vorwärts Voigthagen und lehnte sich an die See. Die Naſſauische Brigade bildete den äußersten rechten Flügel ; sie besetzte die Redouten 4, 5 und 6. Napoleon hatte befohlen, daß der Belagerungspark aus den Festungen Magdeburg , Stettin und Colberg zuſammen gebracht und die Belagerungsarbeiten so viel als thunlich be schleunigt werden sollten. Am 6. Auguſt Morgens 3 Uhr fand daher schon ein allgemeiner Angriff statt , durch welchen die Vortruppen in den gedeckten Weg geworfen wurden ; am 15. Auguſt wurde unter dem Schute einer dichten Tirailleurkette die erste Pa rallele durch 6-7000 Arbeiter erbaut, mittelst welcher man ſich dem Glacis des Franken-Retranchements und der Brückenköpfe bis auf 500 Schritte näherte.
Ohne
weiteren Aufenthalt
schritt man nun zur Armirung der Batterieen und zum Bau der Aprochen. Die Bürgerschaft von Stralsund hatte sich bereits am 28. Juli mit der Bitte an den König gewandt, die Stadt der weiteren Belagerung nicht
auszuſeßen.
Zuerst wurde
sie abgewiesen ; wiederholte aber bald ihr Gesuch und ein gro ßer Theil der Einwohner flüchtete nach der Insel Rügen. Am 18. August hielt der König einen Kriegsrath , in • welchem beschlossen wurde , die Festung ohne den Daenholm den Franzosen zu übergeben . Die Feldartillerie nebst den
29
Munitionsvorräthen wurden nach Rügen gebracht, die Ge schüße der Außenwerke vernagelt und die Laffeten zerstört. Die Truppen schifften sich nun ebenfalls nach
Rügen ein
und nahmen alle Fahrzeuge aus dem Bereiche der Festung. mit sich. Marschall Brune nahm nunmehr Besitz von Stral fund, beschloß aber seine Operatiouen hiermit nicht zu be enden, sondern sobald als möglich zur Eroberung des Daen holms und der Insel Rügen zu schreiten. Alle Fahrzeuge, welche man an der Küste, sowie na mentlich auf den Seeen bei Barth auftreiben konnte, wurden zu Lande nach Stralsund gebracht, so daß man am 23. Auguſt dort bereits an 200 Fahrzeuge besaß. Ebenso schritt man sogleich zur Wiederherstellung der Batterieen, um namentlich die Schwedischen Kanonenboote fern zu halten.
Am 23. und 24. wurde das Fort Dänholm mit großer Heftigkeit beschossen , und hierbei das dortige Pulvermagazin durch eine Bombe in die Luft gesprengt. In der Nacht zum 25.
August setzte der
General
Fririon mit 1200 Mann, welche in 160 Barken eingeschifft wurden, unter dem Schuß der Dunkelheit und eines heftigen Gewitters nach dem Daenholm über. Seine erste Abtheilung wurde erst bemerkt, als sie die Insel beinahe erreicht hatte. Zu gleicher Zeit sollte eine Compagnie Pontoniers eine Floßbrücke nach der Insel herstellen . Es gelang dem General Fririon zu landen , das bastionirte Fort im Rücken zu nehmen und gegen die Mitte der Insel vorzudringen .
30
1 Dort hatte die Schwediſche Beſaßung an einem Wäld chen eine Aufstellung genommen ; sie zog sich aber bald nach zwei am äußerſten Ende der Insel gelegenen Redouten ab, und ergab sich nach geringem Widerstande. 17 Offiziere und 500 Mann waren gefangen und 14 Geschüße erobert worden. Die Französischen Truppen hatten nur einen von 15 Todten und 26 Verwundeten,
Verlust
obgleich sie bei'm
Uebersetzen von Kanonenbopten beschossen worden waren.
Nachdem dieses Unternehmen geglückt war, wollte der Marschall Brune ſich auch der Insel Rügen bemächtigen. Es bedurfte hierzu aber größerer Vorbereitungen,
da
die Insel gut befestigt und durch eine Abtheilung der Scheeren flotte geschützt war.
Zunächst trieb man eine weitere Anzahl Fahrzeuge zu ſammen, namentlich größere Schiffe, welche bei Stettin und Anclam gesammelt und von Wolgast aus ebenfalls zu Lande nach den Einschiffungspunkten transportirt werden mußten. Anfangs September hatte man so viele Fahrzeuge zu sammen, daß 3500 Mann mit Artillerie und 80 Pferden eingeschifft werden konnten . schwimmenden Batterien
Größere Fahrzeuge waren zu
hergerichtet worden ,
unter
deren
Schutz die Ueberfahrt erfolgen sollte. Zur Einschiffung hatte man Neuhof südlich von Stral ſund in Aussicht genommen und wollte mit 3000 Mann bei Goldberg landen , während eine andere Colonne von 1500 Mann bei Stralsund übersetzen und nordwestlich der ersteren landen sollte. Man wollte sich zunächst auf der Insel festsetzen, die Schwedischen Küstenbatterieen nehmen, dieſelben zu den eigenen
31
Zwecken herrichten und sobald Verstärkungen gelandet ſeien ,
unter deren die
Schuß weitere
Operationen gegen
das
Innere der Insel eröffnen. Das Unternehmen kam jedoch nicht zur Ausführung. Der Abmarsch der Preußen und Engländer hatte die Besatzung sehr entmuthigt, Krankheit und Mannschaften erschöpft.
Beschwerden die
Es fehlte an Lebensmitteln und die
bevorstehenden Aequinoctialstürme drohten in kurzer Zeit eine Einschiffung sehr beschwerlich zu machen. Der König von Schweden hatte am 31. Auguſt dem General Toll den Oberbefehl auf Rügen übergeben und den ſelben zu Unterhandlungen bevollmächtigt. Dieser schloß am 7. September eine Convention , wo durch die Schweden allmählich die Inſel räumen ſollten, was bis zum 27. erfolgt war. Am 9. September begannen die Franzosen die Beſeßung. Die
Nassauischen
Truppen
nahmen
während
dieſen
Operationen an dem ersten allgemeinen Angriff am 6. Auguſt so rühmlichen Theil , daß der Divisions - General Pino den nachfolgenden Tagesbefehl erließ :
„ Das
ausgezeichnet gute Betragen , welches das
Naſſauische Regiment bei jeder Gelegenheit bezeugt, kann nicht genug gerühmt werden.
Um die glänzenden Hand
lungen , welche dieses Corps in dem Gefechte am 6. ausgeführt , öffentlich bekannt zu machen, theile ich den Truppen die Meldung des Generals Thouvenot mit : "Ich erachte es für meine Pflicht dem Naſſauiſchen Regiment Gerechtigkeit widerfahren zu lassen , welches nicht eher einen Schuß gethan, als bis es sich ganz in
32
der Nähe des Feindes befand, und denselben bis in seine Werke verfolgte. " Ferner fochten die Nassauischen Truppen am 11., so wie während der Eroberung des Daenholms am 25. August ; nach derselben am 27. , 28. und 29. Auguſt und nahmen am 9. September an der Besizergreifung der Insel Rügen Theil. Nach derselben lagerte das 4. Bataillon auf dem Daen holm, das 2. und 3. Bataillon in dem Lager bei Pütte und später auf der Insel Rügen, wo sie eine Zeit lang mit dem Regiment von Berg eine Brigade bildeten. Sie blieben dort bis zum 14. November, an welchem Tage der Rückmarsch nach Berlin und von da in die Heimath angetreten wurde. Bei'm Abgang der Truppen erhielt der Oberst Schäffer nachfolgendes Schreiben: „Ich bin beauftragt, das Bedauern Seiner Excellenz des Divisions- Generals Pino auszusprechen, welches er empfindet, indem er Sie mit Ihrem tapferen Regiment ſcheiden sieht.
Die ganze Diviſion iſt gleichmäßig durch
drungen von der höchsten Achtung für Ihr Regiment, welche sie demselben für den Eifer, die Tapferkeit und die Disciplin schuldet , als Muster galt.
in denen diese Truppe immer
Wir werden stets wünschen, uns wieder zu finden. und die Erinnerung mit Ihnen zusammen haben, treu bewahren. "
gedient zu
Der Chef des General - Stabs der Division Pino. Mazuchelly.
33 www Eine andere große Belobigung der Nassauischen Truppen wurde in dem Journal „ Nordische Miscellen “ am 10. Januar 1808 veröffentlicht. ;-) Während des
Feldzuges
haben
sich besonders
aus
gezeichnet : Corporal Martin Bopp von Dornaſſenheim. Er war der
erste , welcher bei der Einnahme eines
Blockhauses vor Colberg am 1. Juli 1807 ungeachtet einer erhaltenen Verwundung in dasselbe eindrang und hierbei Ge fangene machte. Er erhielt die goldene Medaille ; Halbmondbläser Philipp Köhler von Singhofen Amts Naſſau, Corporal Peter Brack von Courtray in Frankreich und "1
Johann Reusch von Hofheim
waren ihm gefolgt und hatten sich hierbei ebenfalls besonders ausgezeichnet. Soldat Balthasar Port von der leichten Comp . 3. Bat. Am 16. Juli Abends war Lieutenant Werneck vor Stralsund mit worden.
einem
Detachement auf Piket
commandirt
General Mazuchelli hatte ihm das Emplacement der Vorposten angegeben und dabei auf eine vor der Front ge legene Höhe hinzeigend bemerkt :
„ Diesen Berg werden Sie
mir bis Morgen früh liefern, indem er zu einer Batterie bestimmt ist und wir ihn daher haben müssen. " Mit Tagesanbruch ging Lieutenant Werneck zum An griff vor ; Soldat Port hatte als Spiße sich zuerst der Höhe genähert, war dort auf eine Schwedische Abtheilung gestoßen und hatte diese durch sein unerwartetes und entschlossenes Erscheinen zum Rückzug geuöthigt.
3
34
Auf der Höhe wurde nun die Batterie Nr. 2 errichtet. Soldat Port zeichnete sich später in einem
anderen
Gefechte am 6. August aus, indem er sich auf sehr geringe Entfernung den feindlichen Kanonier-Schaluppen näherte und Er wurde hierbei durch eine Kartätschkugel
diese beschoß.
schwer verwundet. Er erhielt die silberne Medaille. Soldat Peter Rheinfels von Hachenburg und Johann Berg von Vallendar "
behaupteten nach dem Zeugnisse des Generals Thouvenot am 19. Juli 1807 vor Stralsund trotz des heftigsten Feuers der feindlichen Kanonier-Schaluppen ihren Posten ,
obgleich
ein Französischer Cavalerist den Soldaten Rheinfels über reden wollte, mit ihm zurück zu gehen. Sie erhielten die silberne Medaille. Feldwebel Heinrich Krüger von Hameln im Hannöveriſchen führte am 6. August 1807 als Freiwilliger ein Detachement Verstärkungen von der Reserve zu den Plänklern und zeichnete sich hierbei durch große Thätigkeit und Tapferkeit aus. Er erhielt die goldene Medaille. Corporal Anton Acker von Pfaffenhofen wagte sich am 6. August bis auf den äußersten Bunkt vor, und beschoß unausgesezt die feindlichen Schaluppen.
Seines
ausgezeichneten Verhaltens wegen wurde er in einem Tages befehl von den Generalen Pino und Thouvenot belobt. Er erhielt die goldene Medaille. Cadet Wilhelm Schlosser von Weilburg,
Corporal Johann Hanapel von Gerode, Amts Montabaur, ""
"
Kaufmann von Hochheim,
35
Corporal Johann Jost 3. Compagnie, 4. Bataillon, Franz Bettinger von Ehrenbreitſtein, Carl Pabst von Hachenburg , Halbmondbläser Joh. Hornung von Waldthurn, Gefreiter Balthasar Reuter von Meudt , Amts Montabaur, $ "1 Heinrich Ernst von Wallmerod ,
Soldat Andreas Brühl von Sesperod, Amts Montabaur, "
Johann Neiß von Gladbach, Amts Vallendar,
"
Hubert Strecker von Heddersdorf, Amts Neuwied,
"
Christoph Neu von Höhr, Amts Montabaur,
"
Wilhelm Müller von Heiſterbach, Amts Diez,
'"
Joseph Dilliz von Kostheim, Amts Kaſtel,
"
Heinrich Freckel von Pfaffendorf, A. Ehrenbreitſtein, Lembach von Walkenbach, Amts Neuwied, "
"
"
" Kleinmann , leichte Comp. 3. Bat. 3. 2. Carl Klippel, " " 1 3. " " Gottfried Wiegand , leichte
"
Philipp Söhnchen von Bonbaden, Amts Braunfels,
"1
Wilhelm Ordey, 2. Comp. 4. Bat. ,
" "
zeichneten sich sämmtlich durch ihr muthvolles Benehmen am 6. August aus .
Jost , Soldat
Prühl,
Lembach, Müller und Dillig wurden verwundet .
Letterer
Corporal
Kaufmann
und
verlor ein Bein und ließ dennoch keine Klage hören.
Die
anderen verblieben trotz ihrer Verwundung im Gefecht. Soldat Ordey stieß einen feindlichen
Posten nieder
und vertheidigte darauf den gewonnenen Plat sehr tapfer.
J Halbmondbläser Hornung hatte den Major Felix während des Gefechtes auf die exponirtesten Punkte der Vor 3*
36
posten begleitet und ihm als er verwundet wurde , kräftige Hülfe geleistet.
Corporal Kaufmann , Cadet Schlosser und Soldat Klippel hatten sich freiwillig zu einem Angriff des Feindes gemeldet ;
Klippel verfolgte einen
italienischen
Soldaten,
welcher zum Feinde deſertiren wollte, bis zur Bruſt in die See und brachte ihn mit Gewalt zurück. Auf Picket leistete er sowohl wie Soldat Röhrig dem Feinde so lange. tapferen Widerstand, daß die Schüßenlinie Zeit gewann sich einzuschneiden. Röhrig erhielt hierbei einen Schuß durch den Czako, einen anderen in's Gesicht und den dritten in das Bein und ließ sich alsdann erst zurückbringen. In dem
Gefecht am
26.
Juli ,
durch welches die
Schwedischen Vorposten nach Stralsund zurückgedrängt wur den, waren plöglich mehrere Schüsse aus der Flanke, welche man von den Italieuern gedeckt glaubte, gefallen ; dichter Nebel verhinderte die Uebersicht. Major Felix forderte daher Freiwillige vor, um den Sachverhalt aufzuklären. Corporal Bettinger meldete sich hierzu mit den Sol daten Dreßler, Sahlscheider und Engel.
Er endeckte den Feind, welcher versuchen wollte, durch , zudringen, ging ihm kühn entgegen und hielt ihn durch wohl angebrachte Schüsse auf. Major Felix wurde dadurch in den Stand gefeßt, die geeigneten Gegenanordnungen zu treffen. Corporal Peter Bickel von der Grenadier -Compagnie des Leib-Bataillons , war vom 13. November 1806 bis 15. Februar 1807 einem " Französischen Pontonier - Detachement
37
unter dem Befehle des Lieutenants Noailles zugetheilt und wohnte den Belagerungen von Glogau und Breslau bei .
Auf Grund eines
von
diesem Officiere ausgestellten
Attestes erhielt er für sein Verhalten während dieser Zeit die filberne Medaille.
Der Rückmarsch von Stralsund erfolgte zunächst nach Berlin, woselbst die drei Bataillone am 24. November ein trafen. Dort vereinigten sie sich mit dem
1. Bataillon und
der 1. Schwadron, welche ohne Unterbrechung in Berlin ge blieben waren .
Am 26. wurde von Berlin abmarſchirt und zwar zu nächst nach Bayreuth ,
wo die Naſſauischen Truppen zum
Beobachtungscorps des Generals Legrand ſtoßen ſollten. Sie trafen dort am 9. December ein, erhielten indeß schon am 17. den Befehl zum weiteren Rückmarsch und trafen am 31. December in Frankfurt a. M. ein. Am 1. Januar 1808 war bei Königstein große Revue vor dem hochseeligen Herzoge Friedrich August , bei welcher nachfolgender Tagesbefehl an die Truppen erlassen wurde :
" Der heutige Tag
gewährt mir das angenehme
Vergnügen , bei Rückkehr der Brigade in's Vaterland dem Herrn Obersten , sämmtlichen Stabsofficieren und dem ganzen Officiercorps , sowie jedem Unterofficier
38
und Soldaten für die geleisteten Dienste, für ihr ruhm volles Betragen und musterhafte Disciplin, wodurch sie den Namen Nassau ehrenvoll bekannt gemacht und sich die Achtung der
ersten jetzt lebenden Helden erworben
haben, für Mich und Mein Haus und im Namen des Staates Meine vollkommenste Zufriedenheit zu bezeugen und Meinen Dank abzustatten 2c.
Biebrich, den 1. Januar 1808. Friedrich Auguſt.
Zugleich wurde der Oberst von Schäffer zum General major befördert. Die Truppen bezogen nunmehr ihre Friedensgarnisonen. Bereits im Jahre 1806 waren Deutz, Königswinter 2c. an das neue Großherzogthum Berg, Caſtel und Kostheim an Frankreich abgetreten worden und dagegen Neuwied , Wied Runkel, Diez, Schaumburg 2c. an Naſſau gefallen. Die Truppen erhielten daher folgende Garnisonen : Brigadestab
Biebrich.
1. (Leib- ) Bataillon Biebrich und Wiesbaden. 2. Bataillon Weilburg .
3.
"
4.
"
Limburg und Diez, je zur Hälfte. Neuwied.
reitendes Jäger-Corps Biebrich.
Die Garnisonscompagnie auf der Festung Marrburg war während des Feldzugs auf die doppelte Stärke gebracht worden und bildete nunmehr zwei Compagnien , von denen
39 www die eine auf der Marxburg, die andere zuerst in Diez und darauf in Ehrenbreitstein garnisonirte.
Die lettere sollte bei künftigen Ausmärschen als Depot compagnie verwendet werden. Die beiden Garnisonscompagnien zählten zusammen 9 Officiere und 194 Unterofficiere und Soldaten. Außerdem wurde im Februar 1808 befohlen, daß in allen Orten des Herzogthums Landjäger - Compagnien errichtet werden sollten , welche zunächst für den Dienst im Innern des Landes bestimmt waren. Die Idsteiner Compagnie, welche sich bei verschiedenen Gelegenheiten ausgezeichnet hatte , sollte dabei dienen. ― Sodann wurden zwei
als Muster
Militärgerichte organisirt ; das
eine in Wiesbaden für alle Aemter auf dem linken Lahnufer, das andere in Ehrenbreitstein für diejenigen auf dem rechten Lahnufer. Die compagnien ,
Mannschaften sowie
alle
der
Garnisons- und
Militärpensionäre und
Landjäger Invaliden
waren denselben untergeordnet. Nachdem die Brigade in den neuen Garnisonen ein getroffen war ,
wurde sie auf den Friedensfuß gesezt und
demzufolge die Bataillone von 6 wieder auf 4 Compagnien gebracht. Die Erfahrungen, welche man hinsichtlich der Bekleidung und Ausrüstung der Truppen bei'm Beginn des Feldzuges gemacht hatte, sollten dazu benutzt werden, das Fehlende als bald zu ergänzen.
40
Gleiche Aufmerksamkeit wandte man einer verbesserten Ausbildung der Truppen zu und schon die nächste Zukunft brachte reichlichen Lohn für diese unausgesetzte Thätigkeit, denn die Zeit des Friedens war nur eine kurze , und schon das Jahr 1808 ließ die Truppen wieder auf einem anderen Kriegstheater erscheinen .
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Feldzüge in Spanien und in Desterreich. 1808-1813. König Carl IV. von Spanien hatte 1795 mit Frank reich den für letteres so günstigen Baseler Frieden und bald darauf das Offensiv- und Defensiv Bündniß zu St. Jlde fons abgeschlossen. Hierdurch in den Krieg mit England
verwickelt, traf
ihn durch die Schlacht bei Trafalgar der Verlust seiner Flotte, uud
während
ein Heer englischer Agenten im Innern des
Reiches Zwietracht und Gährung hervorrief , mußte der Kö nig mit zunehmender Beſorgniß auf das benachbarte Frank reich blicken , welches mit der Thronbesteigung Napoleons eine so bedrohende Macht und Größe errungen hatte. Er wagte es nicht dem Ansinnen Napoleons entgegen zutreten, als dieſer 1806 zwei Spanische Hilfscorps verlangte. Das eine derselben wurde nach Toscana, das andere nach Dänemark geführt. Nach dem Feldzuge von 1807 , welcher für Frankreich so glücklich endigte, glaubte der König sich noch mehr an Na poleon anschließen zu müssen und willigte im October 1807 in eine Uebereinkunft , nach welcher Spanien und Frankreich ein gemeinschaftliches Heer von 55,000 Mann gegen Portu gal stellen sollten .
42
An der Spitze der dortigen Regierung ſtand der Prinz Regent Johann, der nachmalige König Johann VI. Sein Cabinet theilte sich in zwei Partheien, Englische und die Französische.
in die
Beide suchten den Prinzre
genten zu einer Entscheidung in der auswärtigen Politik zu drängen.
Frankreich verlangte den Anschluß an das Conti
nentalsystem, England dagegen drohte in diesem Falle mit der Wegnahme aller außereuropäiſchen Beſizungen , machte aber für den Abschluß eines Bündnisses sehr günstige Anerbietungen. Während der
Prinzregent in ſeinen Entſchlüſſen noch
schwankte, rückte der General Junot mit zwei franzöſiſchen Corps gegen Portugal vor und gleichzeitig sollte ein Spaniſches Heer unter dem General Caraffa einrücken. Hierdurch gedrängt , erklärte sich der Prinzregent zum Anschluß an Frankreich und Spanien , führte aber im Ge heimen Verhandlungen mit England , um die königliche Fa milie, alle Schäße und einen Theil des Heeres nach Braſi lieu überzuschiffen. Es gelang ihm jedoch nicht ,
durch diesen scheinbaren
Anschluß den Marsch Junots auf Lissabon zu verzögern. Der Prinzregent
erließ daher
ſein Volk, worin er erklärte ,
eine Proclamation an
daß er bis
zum allgemeinen
Frieden seinen Hof nach Rio Janeiro verlege, seßte eine Re gentschaft ein und begab sich mit der ganzen königlichen Fa milie, den Großen des Reiches und einem Theil seines Heeres an Bord der Flotte. Am Tage nach seiner Abfahrt rückte der Vortrupp der Französischen Armee in Lissabon ein ; bald waren auch die festen Pläge besetzt und Junot ließ das Land für eine dem großen Kaiserreiche einverleibte Provinz proclamiren.
43
Während dieser Vorgänge in Portugal waren Franzö sische Heeresmaſſen gegen das Innere von Spanien , angeb lich zum Schuße gegen Englische Landungen und zur Erobe rung Gibraltars eingedrungen ; ſie hatten die Festungen Pam plona , Figueras , San Sebastian und Barcelona in Besitz genommen. Konnte man nach den Vorgängen in Portugal , wo die Französische Armee ebenfalls unter bundesfreundlichen Versi cherungen eingedrungen war , schon Schlimmes befürchten , so wurde die allgemeine Gährung durch englische Agenten noch genährt und durch die Spaltungen am Hofe bald zum Aus bruch geführt. Als die Französischen Truppen sich der Hauptstadt nä herten, brach die Revolution in Aranjuez aus, in Folge deren der König zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand VII . der Krone entsagte. Französischem Einflusse gelang es jedoch sehr bald , daß der König
diese Thronentsagung für
erzwungen widerrief,
und seine Geschicke in die Hände Napoleons legte , indem er dessen Vermittelung und Hülfe nachsuchte. König Ferdinand wurde zu seinem Unglücke überredet, ebenfalls Napoleons Vermittelung
anzunehmen und reiſte
in das Kaiserliche Hoflager nach Bajonne, woselbst kurze Zeit nachher auch sein Vater eintraf. Schon der erste Empfang des jungen Königs war nicht ermuthigend, während sein Vater mit allen Ehren der König lichen Majeſtät und ganz ungewöhnlichem Glanze empfangen wurde, und schon die nächſten Verhandlungen ließen jede Aus sicht zu schwinden.
einer günstigen
Gestaltung
seiner
Angelegenheiten
44 wwwANNENA Er mußte der Krone zu Gunsten seines Vaters wieder entsagen und dieser trat am 5. Mai 1808 ſeine Rechte an den Kaiser Napoleon ab.
Ferdinand, nunmehr seiner Hoffnungen beraubt und durch die Ungunst der Verhältnisse gedrängt, folgte mit seinen Brüdern am 10. Mai dem Beiſpiele seines Vaters und ent sagte ebenfalls zu Gunsten Napoleons . Der Königlichen Familie wurden verschiedene in Frank reich gelegene Domänen zum Aufenthalt angewiesen und Jahr gehalte ausgesetzt. Napoleon ernannte nun seinen Bruder Joseph zum Könige von Spanien.
Deſſen Regierung sollte indeß keine
ruhige und keine glückliche sein.
An demselben Tage , an
welchem er auf den Thron erhoben wurde, erklärte die Junta von Sevilla Frankreich den Krieg ; sie forderte die Nation zur Erhebung auf und erklärte die Waffen nicht eher niederlegen zu wollen, bis das Land von den Französischen Truppen ge räumt , König Ferdinand seinen Unterthanen zurückgegeben und die Unabhängigkeit des Reiches gesichert sei . Der Aufstand ward bald allgemein ; in vielen Orten,
wo die Bewohner die stärkeren waren , wurden die schwachen. Französischen Besatzungen auf eine barbarische Weise nieder gemacht ; die Geistlichkeit predigte den Krieg, Mönche verließen die Klöster und griffen zu dem Dolche, Heiligenbilder wurden zum Wunderwirken in Thätigkeit geſetzt und Alles aufgeboten, die Nation zu begeistern. Zugleich schritt man zur Organiſation eines ſtehenden Heeres, welches bald durch Deserteure der Königlichen Trup pen eine ansehnliche Stärke erhielt. Die Feindseligkeiten begannen mit Wegnahme der Fran
45 wwwwww. zösischen Flotte im Hafen zu Cadix.
Dieses Ereigniß und
die immer drohender werdende Bewegung im
Süden ver
anlaßte die ersten Französischen Operationen , indem General Dupont im Mai 1808 Befehl erhielt , mit 18000 Mann durch die Mancha nach Andalusien aufzubrechen. 1 Es gelang མ་ demselben auch bis dahin vorzudringen , indeß mußte er nach mehreren Gefechten von großer Uebermacht gedrängt und ſei nes Rückzugs beraubt, sich mit seinem ganzen Corps , bei Bay len ergeben. f Obgleich nun die Französische Armee im Norden glück licher war, so gestalteten sich doch die allgemeinen Verhältniſſe so ungünstig , daß sie am 1. Juli Madrid verließ und sich hinter dem Ebro concentrirte. Der Rückzug forderte unzählige Opfer , denn jeder er schöpfte oder erkrankte Soldat wurde eine Beute des Todes und endete, wenn er den Einwohnern in die Hände fiel, unter ¦ unsäglichen Martern . Die Junta schloß ein Schuß- und Truzbündniß mit England, welches durch seine Flotte Herr der ganzen Küſte war. Es sandte Hülfstruppen , unterstützte die Spanier mit Geld, Waffen und Munition, und so bereitete sich bei der einmüthigen Erhebung der Nation ein Kampf, welcher in der Geschichte der Völker kaum ſeines Gleichen findet. Die geographische Beschaffenheit des Landes begünstigte die Kriegführung der Spanier in hohem Grade ; im Inneren boten undurchdringliche Gebirgszüge kleineren und versprengten Heeresmaſſen eine sichere Zuflucht ; von Außen gestattete die große Küstenausdehnung den Engliſchen Hilfstruppen bald an dieſem , bald an jenem Ort zu landen und unter dem Schuße
46
ihrer Flotte auch stets wieder einen gesicherten Rückzug zu nehmen. Die Französischen Heere betraten das Land ohne Kennt niß des Terrains , rings von erbitterten Feinden umgeben, welche unermeßliche Hülfsquellen besaßen und deren Ausdauer und Beharrlichkeit mit ihren Niederlagen nur wuchs . Mancher glänzende Sieg begleitete die Franzöſiſchen Waffen, aber auch jeder rief wieder neue Feinde, neue Schwie rigkeiten hervor.
Oftmals wurden die Spanischen Heeres
maſſen zertrümmert und gesprengt , indeß während man ſie vollständig vernichtet glaubte, sammelten sich die Flüchtlinge in entfernteren Provinzen wieder , oder sie zogen sich in die Gebirge zurück und führten von dort den Partheigängerkrieg. Bei der Beschaffenheit des Landes und der einmüthigen Gesinnung der Bevölkerung waren diese Partheigänger Guerilla's -den Französischen Truppen in hohem Grade gefährlich.
Von allen Seiten umschwärmten sie
die Corps
auf den Märschen, in ihren Quartieren und in den Bivouaks, unterbrachen ihre Verbindungen ,
überfielen jede
vereinzelte
oder schwächere Abtheilung und erschwerten die Zufuhr der Lebensmittel in solchem Grade , daß die Truppen in Mitten der fruchtbarsten und reichsten Provinzen oft bitterem Mangel preisgegeben waren. Ueberall von Verrath umgeben , boten selbst die festen Pläge keine Sicherheit, denn ohne vom Feinde belagert oder eingeschlossen zu sein, mußte die Besatzung sich jeder Zeit 3 auf einen Ueberfall vorbereitet halten.
Dazu kamen
schwörungen unter den Einwohnern , welche bald
viele Ver mit dem
Dolche, bald mit dem Gift ſich der fremden Eroberer zu ´ent ledigen suchten. Der Dienst war dadurch in hohem Grade
47 ^^^^^^^^^^^^NA anstrengend und mancher brave Soldat zahlte seine Unacht # ſamkeit oder eine geringe Unvorsichtigkeit mit dem Leben. Die
große Ausdehnung
des Kriegstheaters und die
Vertheilung der feindlichen Streitkräfte führte nothwendiger Weise auch die Zersplitterung der Französischen Armee mit sich.
Die nächste Folge hiervon war, daß die einzelnen Corps
nicht mit der nöthigen Uebereinstimmung operirten , und daß die Vortheile , welche man in manchen Provinzen erreichte, auch wieder verloren gingen , sobald die Truppen sich nach andern Punkten hin wendeten. Fehler, welche man in der oberen Leitung des Krieges beging, deren Betrachtung aber außerhalb des Zweckes dieser Specialgeschichte liegend ,
füglich
trugen natürlich viel zum
übergangen
Mißlingen bei .
werden kann, Das • Resultat
dieses denkwürdigen Krieges war, daß nach beinahe ſiebenjäh rigem Kampfe es den vereinten Anstrengungen der Engliſch Spanischen Armee gelang, die Französischen Heere zum Rück zuge zu nöthigen, das ganze Land bis zu den Pyrenäen wieder zu erobern und den rechtmäßigen König Ferdinand VII. zurückzuführen. Die zahllosen Gräuelthaten, welche Seitens der Spanier • während des Krieges begangen wurden und die verwerflichen Mittel, welche sie oft zur Erreichung ihrer Zwecke anwendeten, er 2 füllen das menschliche Gefühl unwillkührlich mit Abſcheu und Verachtung, aber die großartige Ausdauer und Beharrlichkeit, mit welcher das Volk für sein angestammtes Königshaus und die Unabhängigkeit der Nation' kämpfte , verdienen die vollſte # 10.0 Bewunderung. 14 ** Die Französischen Heere mußten Spanien nach einer ** langen Reihe glänzender Siege verlassen, die fruchtbaren Ge
48
filde dieses von der Natur so sehr begünstigten Landes waren verwüstet, viele Städte und Dörfer verödet und tauſende und abertauſende tapferer Krieger hatten hier fern von der Heimath ihr Grab gefunden , aber die Thaten jener Helden verdienen dem Gedächtniß treu bewahrt zu bleiben und der Antheil, welchen die Nassauischen Truppen an denselben nahmen, bildet den schönsten Theil unserer Militärgeschichte.
Er hat in dem Werk des gegenwärtig zur Disposition gestellten Generallieutenants Hergenhahn : „Antheil der Herzoglich Naſſauischen Truppen am Spanischen Kriege 1808-1814. Wiesbaden 1840 " seine Bearbeitung gefunden und soll deßhalb hier nur in Kürze dasjenige nachgetragen werden , was zum Zusammenhang der vorliegenden Arbeit und
zum Verständniß
der beigefügten
Operationskarte nothwendig ist. In Folge einer von Napoleon geſtellten Aufforderung sollte von Nassau ein Regiment von 1728 Mann und eine halbe Batterie werden.
zur
Spanischen
Später wurde dies
Operationsarmee
dahin abgeändert ,
gegeben
daß ſtatt der
Artillerie eine Schwadron reitender Jäger marſchirte. Am 2. Auguſt 1808 wurde das 2. und 3. Bataillon auf den Kriegsfuß gesezt, resp . von 5 auf 6 Compagnieen gebracht und daraus das 2. Regiment organisirt , deſſen Commando der Oberstlieutenant von Kruse erhielt.
Die beiden zugehen
den Compagnieen waren von dem 1. und 4. Bataillon abge geben und zur Completirung des Regiments circa 300 Re cruten eingestellt worden . Das Regiment marſchirte am 20. Auguſt ab, traf am 11. October in Bayonne ein und ſezte alsbald seinen Marsch
49
nach dem Kriegsschauplage fort ; am 25. October kamen seine Vorposten bei Durango zuerst in's Gefecht. Napoleon hatte aus seinem Hauptquartier Bajonne die Leitung der Operationen übernommen und war nach den siegreichen Schlachten bei Espinosa , Burgos und Tudela mit der Hauptarmee bis Madrid vorgedrungen. * Das Herzogliche 2. Regiment hatte gegen das Spa nische Heer des Generals Blake bei Durango , Zornoſa und Valmaseda gefochten , war dem geschlagenen Feinde bis Sau-. tander an der Küste gefolgt und von da zur Franzöſiſchen Hauptarmee nach Madrid gczogen worden , woselbſt es am 9. December eintraf. Die zweite Schwadron der reitenden Jäger
war am
15. September von Biebrich abmarschirt , und am 13. No vember in Burgos eingetroffen.
Sie verblieb daselbst bis
zu Ende des Jahres zur Beförderung von Correspondenzen. Napoleon hatte nach seinem Einzuge in Madrid sich zunächst mit der 19 inneren Organiſation Spaniens beschäftigt. Die Inquisitionsgerichte wurden aufgehoben , die Klöster ver mindert und deren Güter eingezogen, allgemeine Amnestie ver sprochen und die Nation zur Unterwerfung unter die neue Re gierung aufgefordert. König Joseph hielt am 22. December seinen feier lichen Einzug in Madrid. Zugleich wurden Vorkehrungen getroffen, um die Haupt ſtadt gegen die zerstreuten feindlichen Corps zu schüßen und demgemäß Truppenabtheilungen in den verschiedenen Richtun gen vorgeschoben. Während dieser Zeit wurden aber
die Begebenheiten
in Portugal drohender , indem Englische Corps dort gelandet 4
50
und den General Junot genöthigt hatten , eine Capitulation: abzuschließen ,
nach welcher Portugal von der Französischen
Armee geräumt und die Truppen zur See nach Frankreich ge bracht wurden. Die von dem
Prinzregenten eingesetzte Regentschaft
wurde wieder hergestellt , und die festen Pläße der Englischen Armee übergeben, welche durch dieselben und das angrenzende Meer in den Besitz einer vollkommen gesicherten Basis für ihre weiteren Operationen gelangte. Am 27. October brach General John Moore von Lis sabon in der Richtung von Salamanca und Valladolid , also . gegen den Französischen rechten Flügel und Rücken auf. Bei der Nachricht von seiner Annäherung ging ihm Napoleon mit dem größten Theil seines Heeres von Madrid entgegen ; die deutsche Diviſion verblieb als Garniſon in der Haupt stadt. Moore sah sich dadurch wieder zum Rückzuge genöthigt, welchen er in der Richtung auf Coruna antrat und es gelang ihm ohne sehr erheblichen Verlust sich wieder einzuschiffen. Napoleon hatte die weitere Verfolgung des Englischen Heeres den Marschällen Soult und Ney übertragen
und
reiste am 21. Januar 1809 nach Paris , weil die inzwischen ernster gewordenen Verhältnisse mit Oesterreich seine Anwe senheit in der Hauptstadt erforderten. Den Oberbefehl in Spanien erhielt König Joseph.
51
Feldzug gegen Oesterreich.
Der Feldzug des Jahres 1805 , welcher für die Oeſter reichischen Waffen so unglücklich endete , hatte den Kaiſerſtaat in die Nothwendigkeit versetzt , sich der Theilnahme an den nachfolgenden kriegerischen Begebenheiten in den benachbarten Ländern
zu
enthalten.
Die Niederlage Preußens
in dem
Jahre 1806 und 1807 hatte auch Oesterreich jede Aussicht auf Erfolg von einer neuen Erhebung geraubt , so daß es den Ereignissen unthätig zusehen mußte. Als jedoch im Jahre 1809 Napolon mit dem größten Theil seiner Armee in Spanien beschäftigt war , glaubte Kaiser Franz die Waffen von Neuem ergreifen
und
gegen die maßlosen Uebergriffe
Napoleons den Kampf auf Leben und Tod aufnehmen zu müſſen. Die politische Idee des Krieges war die Existenz des Oesterreichischen
Staates ; man
erkannte
dieselbe in ihrer
vollen Bedeutung und bot daher alle Kräfte auf,
welche der
auf 23 Millionen Einwohner reducirte Kaiſerſtaat noch besaß. Unter dem 27. März erließ der Kaiser ein Manifest, in welchem alle Beschwerden gegen Napoleon zuſammenge faßt waren.
Die Führung der Armee übertrug er dem Erz-
herzog Carl , deſſen Ernennung zum Generalissimus bei ſei nen erprobten Feldherrntalenten und dem unbegrenzten Ver trauen, welches er bei der Armee besaß , mit großer Freude begrüßt wurde.
Die Rüstungen wurden mit vieler Energie
betrieben, alte Mißstände und Mängel beseitigt und alle An ordnungen versprachen eine gedeihliche Entwickelung in Mitten der kritischen und gefahrvollen Begebenheiten.
4*
52
Das Glück der Waffen sollte aber auch dies Mal die Desterreichische Armee nicht begünstigen. Napoleon besaß in Deutschland ansehnliche Streit kräfte, deren Concentrirung an der oberen Donau er bereits im Monat März befohlen hatte ; bedeutende Verstärkungen waren aus Frankreich und Spanien im Anmarsch. Am 9. April war Oesterreichischer Seits den Corps Commandanten Kenntniß von der Kriegserklärung gegeben und die Armee Tags darauf zum Beginn der Feindseligkeiten gegen den Inn in Bewegung gesetzt worden. Es folgten nun die Begebenheiten von dem Gefecht bei Landshut am 16. April bis zu den Schlachten bei Aspern und Wagram und dem Gefechte bei Znaim, worauf am 14 . October der für Oesterreich so unglückliche Frieden zu Wien abgeschlossen wurde. Napoleon hatte schon von Valladolid aus die Fürsten des Rheinbundes zur Aufstellung neuer Contingente aufgefor Darnach sollte von den Herzoglichen Häusern von dert. Nassau und Aremberg, den Fürstlichen Häusern von Salm Salm, Salm-Kyrburg, Hohenzollern -Hechingen und Sigma ringen, Isenburg, Lichtenstein und Leyen eine Brigade von 2 Regimentern
Infanterie mit zugehörigen Artillerie- und
Sappeur- Compagnien unter Nassauischem Oberbefehl organi sirt und in das Feld gestellt werden. In einem Separatvertrag der Regierungen dieſer Staa ten übernahm Nassau die Stellung des Contingents dieser Staaten mit Ausnahme der beiden Hohenzoller'ſchen Fürſten thümer und Isenburg. Unter'm 15. März 1809 wurde deshalb aus dem 1.
53
und 4. Bataillon und den Contingenten der vorgenannten drei Fürstenthümer das Herzogliche 1. Regiment errichtet. Oberst von Pöllnig erhielt das Commando desselben. Bereits unter'm 8. April erfolgte der Abmarsch von Wiesbaden, und am 22. Juni rückte das Regiment in Wien ein. Mit Ausnahme eines kleinen Gefechtes bei Pfaffen hofen, welches ein von Hohenzollern anrückendes Ergänzungs detachement gegen die Oesterreicher bestand , fand nichts Er hebliches statt , und da der Waffenstillstand bereits unter'm 12. Juli abgeschlossen wurde, verblieb das Regiment bis zum 21. October in Wien. An diesem Tage erhielt es Befehl zum Abmarsch nach Passau, woselbst das Regiment bis zum 22. December ver blieb. Von dort wurde es nach Mannheim dirigirt, überschritt zufolge inzwischen eingegangener weiterer Ordre den´ Rhein und setzte sogleich den Marsch nach Spanien fort. Am 4. März rückte es in Perpignan, am 16. und 17 . in Barcelona ein.
Fortsetzung des Feldzugs
in Spanien,
bis zu Ende des Jahres 1813.
In Spanien hatten wir das 2. Regiment in Madrid , die 2. Schwadron in Burgos verlassen.
Trotz mehrmaligen
Ansuchens gelang es nicht, die Vereinigung der Nassauischen Truppen zu erlangen.
54
Das 1. Regiment verblieb bis gegen Ende des Jahres 1813 in Barcelona und machte von dort viele Expeditionen in der Provinz Catalonien mit.
Die 2. Schwadron verließ im Februar 1809 Burgos und rückte nach Madrid ; sie war eine Zeitlang
mit dem
2. Regiment vereinigt, welches zahlreiche glänzende Gefechte in der Estremadura, Alt- und Neu-Castilien , der Mancha und in Murcia 2c. bestand. Im März 1813 war König Joseph durch die Erfolge des Englisch- Spanischen Heeres gezwungen, Madrid zu ver laſſen und sich nach mehrfachen Verlusten gegen Bayonne zu rückzuziehen. Das Herzogliche 2. Regiment traf am 10. November daselbst ein. Die 2. Schwadron rückte nach der Schlacht bei Vittoria über
Pamplona ,
Saracum
und
Ariscum
nach
St. Be
und vereinigte sich daselbst am 6. Juli 1813 mit der 1 . Schwadron. Diese war am 13. März
1813
von
Biebrich ab =
marschirt, am 17. Mai in St. Jean de Luz eingetroffen und eine Zeit lang zur
Versehung
des
Ordonanzdienstes
dort
zurückbehalten worden . Nach ihrer Vereinigung fochten beide Schwadronen ver eint bei Pamplona und erhielten am 15. October den Befehl zur Armee von Catalonien abzugehen ; sie trafen am 19. No vember in Geronna ein. Das Herzogliche 2. Regiment war wie oben erwähnt, der Französischen Hauptarmee bis Bayonne gefolgt, und ging dort in Folge eines von Seiner Durchlaucht dem Herzoge
55 www eingetroffenen Befehls am 9. December zu den Engländern über .
Es wurde nach dem Hafen von Passages zurückgeführt , dort eingeschifft und nach England gebracht ; von da im März 1814 nach Holland, wo wir es in einem späteren Abschnitt wieder finden werden. Während der Ueberfahrt von England
nach Holland
strandeten in Folge der Nachlässigkeit und Sorglosigkeit der Schiffscapitäns zwei Schiffe an der Haaksbank. 3 Officiere und 26 Mann , welche in den Maſtkorb des einen Schiffes gestiegen waren , und dort zwei Tage und zwei Nächte unter den größten Anstrengungen und Entbehrun gen der Gewalt der tobenden Elemente widerstanden hatten, entgingen dem Tode, indem sie von den Bewohnern der Jnſel Texel bemerkt und auf einigen Kähnen nach der Küste gebracht wurden ; 12 Officiere und 218 Mann fanden ihren Tod in den Wellen. Sie hatten die zahllosen Gefahren des Spaniſchen Feld zuges glücklich überwunden und mußten hier - so nahe am Ziele
das Ende ihrer ruhmvollen Laufbahn finden ! Bei dem 1. Regiment und den beiden Schwadronen
kam der Befehl zum Uebergang zu den Engländern nicht mehr zur Ausführung ;
das
1. Regiment
wurde in Barcelona ,
die Schwadronen in Geronna desarmirt und als Kriegsge fangene nach Frankreich geführt. Einem Theil der Officiere und Mannschaften gelang es sich zu befreien und auf Umwegen nach vielen Abentheuern und Gefahren die Heimath zu erreichen.
Die Uebrigen kehr
ten erst nach dem allgemeinen Friedensschlusse zurück.
wwwma
56
Schlachten und Gefechte der Naſſauiſchen Truppen in Spanien :
1. Regiment 1810-1813.
www.
===
11
Gefecht auf dem Monserrat 21. März 1810. bei Manresa 22. " "" " 22. " auf dem Col de David " " bei Manresa 23. und 24. " ?? " 25 auf • dem Monserrat " " "1 bei Manresa . " 2. 5. April " a la Cruz cubierta 15. "I " 7. Det. " " bei Hospitalet (Brat) " (beide bei Barcelona) 25. " bei Barcelona " "1 31 . " " " " Molinos del Rey 19. Nov. " "" " San Andres (bei Barcelona) " " Barcelona 19. März 1811 . 5. April " "" "" Trenta Passos 25. Mai " #1 " St. Celoni (Hostalrich) 11. Juli " " " Mataro 25. "" auf dem Monserrat . " " 13. Aug. " bei Diana (bei Moncada) " 21. Sept. " "" "I Moncada . Mataro 12. Novbr. " Alta Fulla 24. Jan. 1812. Granollers 6. Mai " " St. Vincens (bei Molinos del " • 20. Rey) "" 26. n. 31. "" " " " Molinos del Rey · 1. Juni " diesem Orte und Palleja " Matorell 6. " " "/ auf dem Monserrat " 29. Juli " Matorel bei l 31 . " " " " "1 St. Celoni 7. Aug. " 6. Sept. " " Mataro " 7. " " Palleja " " 30. Nov. "1 " "" Villa franca Mataro 20. Dec. " " 18. Mai 1813. " " Bisbal " " Tarragona 15. Aug. " " Villa franca !! 14. Sept. "
57 ~~~~~ www 2. Regiment 1808–1813.
Gefecht bei Zornosa . Durango Schlacht"bei " "1 Valmaseda Gefecht bei Jaraicejo " " Miravette " " Lugar nuevo " " Almaraz
==
25. Oct. 1808. 26. " " 31. " " 8. Nov. "I 24. Jan. 1809. · 25. " " • 26 . " " 27. Jan. 3. 9. 10. n. 15. Febr. " • 17. März " " Talavera la vieja . " 17. " " " "1 Mesa de Ibor 27. " " Medellin 28. " Schlacht bei " 16. - 20. Mai Gefechte bei Merida " Schlacht bei Talavera de la Reyna 27. u. 28. Juli Gefecht , Toledo 8. u. 9. Aug. " Almonacid 11. Schlacht " " 21. " Gefecht bei Fuenti duena " • 22. "I " " Villa maurique 19. Nov. " Schlacht bei Ocana Gefecht bei Puerto la Piche 27. April u. 16. Mai 1810. 29. Juli " " Sta Cruz de Mudela " " Soquellamos 7. Sept. " "! 30. Jan. 1811. " Penas de San Pedro " 5. u. 6. März " " "1 Albacete Villa nueva de los Infantes 6. " "1 " • 12. Juli 1811 . " " Alcaraz 17. " H " Lezuza " " Villarobledo " 6. Aug. " 25. "1 " Alcaraz " 17. Oct. " " " Sta Cruz Villa nueva de la Fuente 2. Nov. " " " " los Infantes 20. " " " " " uud 31. März 1812. 17. Juli " " "1 Mora Vertheidigung von Consuegra 25. Ang. -22. Sep. " Gefecht bet Arinuela (bei St. Domingo) 18. Juni 1813 . Schlacht bei Vitoria 21. "I " 24. " " Gefecht bei Pamplona an der Bidassoa • 31. Aug. " " 16. Dec. bei Bajonne " " ==
58
Reitende Jäger.
2. Schwadron 1809-1813. 21. Aug. 1809. 23. " " 25. Nov. N 2. Dec. " 19. 1. Mai 1810. 24. " " 4. Juli " 18 . " " Au 3. g. " 25. " " 26. " " 7. Sept. " 12 . " 15. Sct. " 17. " "7 16. Nov. " 18. " " 12. Dec. " 5. März 1811 . 17. Juli 7. Aug. 2. Nov. " 31. Dec. 16. Jan. 1812 . 18. " "! 25. April " 1. Juli " 1. Aug. " 14. Nov. " 8. Mai 1813. 18. Juni "! 21 . " " 22 :
Gefecht bei Escaray " Logrono "1 " Brivieska (bei Burgos) " " Villovejo " " " Prieva " " "I " "! Malagon "/ la Motta " " Villa nueva de los Infantes " " Mestanza bei Puertolano . " " Malagon "! " Abenojar " " Agudo " " Soquellamos "1 " la Nova . " " Picon (bei Ciudad- Real) " " Malagon " " Puertolano 11 " Argamasilla " " " Migueltura " " Albacete " " Lezuza " Villarobledo " " Villa nueva de la Fuenta " • " Ciudad-Real "! • " " Almagro ·"l " Porzuna . " " Quintanar del Orden " Colmenar el viejo 11 " Navas del Marques " " Salamanca " " Valladolid " " St. Domingo ་་ Schlacht bei Vitoria لام کو وحنا گویا کرا رها کرد
1. und 2. Schwadron. 28. Juli 1813. Gefecht bei Pamplona
59 www
1813-1814.
Während die Nassauischen Truppen
auf dem fernen
Spanischen Kriegstheater kämpften , hatten die Verhältniſſe in Deutschland eine vollkommen veränderte nommen.
Gestaltung ge
Napoleons Niederlage auf den Schlachtgefilden von Leipzig hatte seine Herrschaft in Deutschland gebrochen und siegreich
folgten
ihm
die verbündeten Heere Oesterreichs,
Preußens und Rußlands gegen den Rhein.
Unter'm 16. November 1813 erklärten Herzog Fried rich August und Fürst Friedrich Wilhelm zu Naſſau ihren Beitritt zum Bunde gegen Frankreich. Sie befahlen den Uebergang ihrer Truppen in Spanien zur Englischen Armee , die Errichtung eines dritten Linien Regiments , eines Landwehr- Regiments
und
eines
Corps
Naſſauiſcher Jäger zur Verstärkung der Feldtruppen und das Aufbieten eines
allgemeinen Landsturms
zur Vertheidigung
des eigenen Heerdes und zum Dienſte innerhalb des Landes . Die Landjäger-Brigade wurde aufgelöst und alle zum Felddienste taugliche Mannschaft derselben, sowie das Depot Bataillon dem 3. Regiment einverleibt . Das Landwehr-Regiment und das Jäger- Corps sollten nur für die Dauer des Krieges organisirt und hauptsächlich aus Freiwilligen gebildet werden.
60
Dem letzteren wurden alle entbehrlichen Revierförster, Forstcandidaten , Forstaufseher , die freiwillig ſich meldenden Mitglieder von Schüßengesellschaften und alle im Scharf schießen mit Büchsen geübten Leute zugetheilt. Der Landsturm sollte 29 Bataillone zu 6 Compagnien ( fünf Miliz und eine Reſerve- Compagnie ) bilden und die Compagnien eine Stärke von 200 Mann erhalten. Jedes Ba taillon stand unter den Befehlen eines Landoberſten. Die Reserve-Compagnien waren beſtimmt an die Stelle des Depot-Bataillons und der Landjäger -Regimenter zu treten. Alle noch nicht dienenden unverheiratheten Leute vom 17. bis 26. Lebensjahre wurden ihnen zugewiesen.
Sie erhielten voll
ständige Bekleidung und Bewaffnung.
Je vier
Reserve
Compagnien konnten zu einem Bataillon zusammen gezogen werden. Für die Miliz- Compagnien waren alle noch übrigen Männer vom 26. bis 60. Lebensjahre dienstpflichtig . So lange deren
Einkleidung nicht geschehen konnte,
sollten sich die Leute durch eine orangefarbene Binde unter scheiden, welche am linken Oberarm getragen wurde und mit den Buchstaben N. L. St. ( Naſſauiſcher Landſturm ) , ſowie dem Namen des Bataillons versehen war. Noch ehe die neue Formation der Truppen in's Leben treten konnte , strömten Freiwillige aus allen Theilen des Landes nach Usingen , der damaligen Residenz, um sich zum Eintritt zu melden. Jeder wollte , soweit es in seinen Kräften ſtand, im Dienste und durch bereitwillige Hingebung
dem erhabenen
Beiſpiele folgen, mit welchem das Herzogliche Haus den Unterthanen in so glänzender Weise vorleuchtete.
61 ~ Viele und
ausgezeichnete Staatsdiener traten in die
Reihen der Freiwilligen, als einer der Ersten der General Director der indirecten Steuern Regierungsrath von Mül mann.
Er erhielt als Oberst das Commando des Landwehr
Regiments. Der Oberstallmeister , Oberst à la suite von Win zingerode übernahm die Organiſation des Jäger-Corps und erhielt dessen Commando. Das 3. Regiment wurde dem Obersten von Steuben anvertraut. Bereits nach wenigen Wochen waren die Truppen voll zählig ; das 3. und Landwehr-Regiment hatten je zwei Ba taillone zu vier Compagnien.
Das Jäger- Corps wurde in
vier Compagnien eingetheilt. Die Formation der Truppen erfolgte zu Usingen und Umgegend .
Von dort rückte das Landwehr-Regiment nach
Weilburg, bald darauf aber beide Regimenter und das Jäger Corps nach Wiesbaden und umliegende Orte. Sie bildeten eine Brigade , deren Commando dem Obersten von Bis= marck übertragen wurde. Das Brigadestabsquartier kam nach Wiesbaden, das 3. Regiment nach Wiesbaden , Erbenheim , Hoch heim 2c., das Landwehr-Regiment nach Walluf, Eltville 2c., das Jäger-Corps nach Biebrich und Schierstein. Gegen Castel wurden Posten und Patrouillen vorge= schoben, die Salz-, Kupfer-, Hammer ,
Spelz- und Kur
fürsten-Mühle , ſowie der Holzhof in Biebrich in Verthei digungsstand gesezt, und auf der Höhe vor Mosbach gegen Wiesbaden eine große Redoute erbaut , in welche sich bei
62
einem etwaigen Ausfall der Franzosen aus Castel die Vor posten zurückziehen sollten. Zu
deren frühzeitiger
Thoren von
Wiesbaden
Unterstützung
waren vor den
sowohl neben der Biebricher als
Erbenheimer Chauſſee je eine Compagnie ständig auf Picket. Naſſau hatte jetzt zwei Regimenter ( das . 1. und 2. ) und zwei Schwadronen reitender Jäger in Spanien, zwei Regimenter (das 3. und Landwehr-), sowie das Jäger- Corps : vor Caſtel resp . Mainz und 29 Bataillone oder 36,400 Mann Reserve und Landſturm unter den Waffen.
Bei dem Anrücken der alliirten Heere gegen den Rhein erhielt die Nassauische Brigade den Befehl zum 5. deutschen Armee-Corps unter dem Commando des Herzogs von Coburg Gotha zu stoßen und an der Belagerung von Mainz Theil zu nehmen.
Sie paſſirte am 17. Februar 1814 bei Walluf
und Eltville den Rhein and bildete nunmehr den linken Flü gel des jenseitigen Belagerungscorps. Das Stabsquartier des Obersten von Bismarck be . fand sich in Algesheim ſpäter in Ingelheim ; die Vorposten lehnten sich an den Rhein. Russische Truppen waren über Erbenheim und Hochheim, Preußische über Wiesbaden und Biebrich herangerückt, hatten ober- und unterhalb Caſtel den Rhein überschritten und die Festung auf beiden Flußufern eingeschlossen. Eine regelmäßige Belagerung unterblieb. Die Nassauischen Truppen hatten deshalb keine erheb= lichen Gefechte zu bestehen ,
aber mit desto größeren Ent
behrungen und Anstrengungen zu kämpfen, da sie nur noth dürftig, ohne Mäntel und großen Theils nur mit leinenen Beinkleidern gekleidet waren . Die Bosten vor der Festung
63 6
www mußten daher durch die strenge Kälte während der Monate Februar und März viel leiden. ――― Inzwischen hatte die verbündete Hauptarmee den Rhein ebenfalls überschritten und war nach einer Reihe von Schlach ten und Gefechten bis Paris vorgedrungen. Dort griff sie am 30. März die ihr gegenüberstehenden Französischen Corps an, schlug dieselben und rückte Tags da rauf in Paris ein . Der Krieg war hiermit beendigt. am
Napoleon abdicirte
7. April zu Fontainebleau und wurde auf die Insel .
Elba verwiesen.
Frankreich erhielt die früheren Grenzen ;
der Thron Ludwig XVIII . wurde restituirt und die ver bündete Armee begann am
1. Juni den Rückmarsch · aus
Frankreich. Nach den Friedensbedingungen sollten die von Frank reich abgetretenen Festungen, worunter sich auch Mainz be fand, bis zum 4. Mai von den Französischen Besaßungen geräumt werden . An
diesem Tage
erfolgte
daher die Uebergabe der
Festung ; das Belagerungscorps marſchirte vor derselben auf, ließ die Besatzung mit militärischen Ehrenbezeugungen paſ ſiren und hielt darauf seinen feierlichen Einzug in der Festung. Das Jäger- Corps und das 1. Bataillon des 3. Regi ments blieben wenige Tage als Garniſon in derselben, rückten aber alsdann mit der Brigade in Cantonnements bei Worms . Von dort marſchirte das Jäger- Corps am 18. Mai nach Biebrich zurück, und wurde aufgelöst. Die anderen Truppen folgten erst am 16. Juni ; das 3. Regiment paſſirte bei Budenheim, das Landwehr-Regiment bei Bingen den Rhein ; lezteres wurde nach der Revue bei
64
Ex Geisenheim nach Kloster Eubingen dirigirt, woselbst die Aus rüstung und Bekleidung abgeliefert und die Mannschaften ent laſſen wurden. Bei dem Abgang vom 5. Armeecorps ließ der General Hünerbein, welcher dem Herzoge von Coburg- Gotha in dem Commando des Corps gefolgt war, den Naſſauischen Truppen seine besondere Zufriedenheit für ihre Leistungen und ihre gute Haltung aussprechen. Das Jäger-Corps hatte sich in dem ganzen Armeecorps einen sehr vortheilhaften Ruf erworben und wurde daher dem Obersten
von Winzingerode in einem Tagesbefehl für
seine vielen und ausgezeichneten Dienste noch besonders ge dankt. ― Das 3. Regiment wurde auf den Friedensfuß gesetzt und später dem Depot des 1. Regiments einverleibt.
Wie bereits zu Anfang dieser Blätter erwähnt wurde, war in Folge der Ereignisse
des
Jahres
1813
auch die
Nassau-Oranische Regierung restituirt worden. Die Truppen dieses Fürstenthums hatten bis zum Jahre 1806, wo sie aufgelöſt und größten Theils dem Großherzog thum Berg zugetheilt wurden, aus einem Bataillon Infan terie und einer Abtheilung Husaren bestanden.
Ersteres gar
niſonirte je zur Hälfte in Dillenburg und Diez ; lektere in Dillenburg . Die Husaren werden unter dem Namen ,,Dillenburger Husaren" vielfach genannt und sind in ihren glänzenden, rothen
65
Uniformen noch jezt im Gedächtniß älterer Leute aus der dortigen Gegend. ―――――
Nach Wiedereinsetzung der Oranischen Regierung schritt man sofort zur Reorganisation der Truppen und formirte unter dem Oberſtlieutenant von Schaffner ein Regiment von zwei Bataillonen, sowie eine Jäger- Compagnie , welche an der Blokade von Mainz Theil nahmen und dort mit den Herzoglich Nassauischen Truppen vereinigt waren. Die Jäger z Compagnie war dem Corps des Oberſten von Winzin gerode ganz zugetheilt. 173
1 wwwwwar 2
3
5
66 152~ ^N
Feldzug
1815.
Die verbündeten Heere hatten nach dem Pariser Frieden Frankreich verlaſſen und
den Rückmarſch in ihre Heimath
angetreten. In den Niederlanden waren ein Englisches Corps und an der Französischen Grenze drei Preußische Armeecorps stehen geblieben. Die Monarchen Europa's mit ihren Abgesandten ver sammelten sich am 1. November 1814 in Wien zu einem Congreß , um die künftigen Verhältnisse ihrer
Staaten zu
regeln. Mehrfache Differenzen, welche hierbei entstanden, schie nen zu
ernſten Zwistigkeiten Anlaß geben zu wollen, bis
unter'm 8. Februar 1815 eine Uebereinkunft zu Stande kam, auf Grund deren die Verhandlungen gang nehmen konnten.
einen gesicherten Fort
In Frankreich war seit dem Regierungsantritt Lud wig XVIII. neben der allgemeinen Unzufriedenheit eine so bemerkbare Spaltung und Uneinigkeit der verschiedenen Par theien eingetreten, daß die Elemente einer Revolution wesent lich genährt wurden und deren baldigen Ausbruch tünden drohten.
zu
ver
67 wwwUDUDE Napoleon, auf dieſe Verhältniſſe vertrauend, verließ am 26. Februar 1815 mit etwa 1000 Soldaten die Insel Elba und landete in Frankreich. Sein Erscheinen führte die Armee zu seinen Fahnen zurück, der größte Theil der Nation jubelte ihm entgegen und ohne Widerstand bestieg er den Thron Ludwig XVIII., von welchem er ein Jahr zuvor und zufällig an demselben Tage : abgetreten war. Ludwig XVIII . verließ bei der Annäherung Na po leons das Land." So glücklich Napoleon aber in Frankreich war, so wenig gestalteten sich die politischen Verhältnisse Europa's zu seinen Gunsten. Die Nachricht von seiner Landung traf am 6. März iu Wien ein, woselbst die Monarchen noch versammelt waren. In richtiger Erkenntniß der gemeinsamen , Gefahr ver einigten sie sich sogleich zu einem Bunde gegen Napoleon, welcher in die Acht erklärt wurde und der Oberherrschaft in Frankreich für " immer verlustig werden sollte. Diesem Bunde traten alle Staaten Europa's mit Aus * nahme von Schweden und Portugal bei , welche eine active Theilnahme an dem Kriege A ablehnten. Die Heere der Alliirten sollten in vier Armeen an der Grenze von Frankreich gesammelt werden und zwar : , 7 1) in den Niederlanden unter dem Herzoge von Wel lington die Engliſch-Niederländische Armee, 2) am
Niederrhein unter dem Feldmarschall Fürsten
Blücher die Preußische (Niederrheinische) Armee, 3) am Mittelrhein die Russische und
5*
68
4) am Oberrhein und in Italien die Desterreichische Armee. Zu Anfang Juli glaubte man diese Aufstellung beendigt zu haben ; bis dahin sollte die Englisch - Niederländische und die Niederrheinische Armee in ihren Stellungen verbleiben und hoffte man alsdann mit etwa 800,000 Mann die Operationen beginnen zu können. Napoleon wartete jedoch diesen allgemeinen Angriff nicht ab, sondern begann zu Anfang des Monats Juni seine Operationen gegen die Englisch-Niederländische und die Nieder rheinische Armee, in der Hoffnung diese zuerst schlagen und ſich dann gegen die später anrückenden Heere wenden zu können. Von den Nassauischen Truppen nahmen die nachfolgen den Corps an dem Feldzuge Theil :
Das Herzogliche 1. Regiment ; 2. 11 募 "1 Regiment Nassau -Oranien ; die freiwilligen Jäger von Naſſau - Oranien. Das
1.
Regiment ,
welches im
Lande
garnisonirte,
wurde am 1. April 1815 auf den Kriegsfuß gesetzt, um ein drittes (Landwehr-) Bataillon
vermehrt
und die Zahl der
Compagnieen von 4 auf 6 gebracht. Der Effectivſtand des Regiments betrug hiernach 71 Officiere, 2974 Mann. Oberst von Steuben commandirte das Regiment, Oberstlieutenant von Hagen
war zweiter Stabsoffizier,
Major von Weyhers commandirte das 1. Bataillon,
11
"
Nauendorf
"
das 2. Bataillon,
"
"
Breen
"!
das Landwehrbataillon.
Die Eile, in welcher das Regiment in einem Zeitraum
69 AGAA von kaum 6 Wochen organisirt und ausgebildet werden mußte, verursachte große Schwierigkeiten.
Es fehlte an Officieren
und an Mannschaften.
Zur Besetzung der Offiziersvacan 僇 4 zen wurden viele junge Leute aus dem Civildienste bei der Truppe angeſtellt ;
die fehlenden Mannschaften wurden durch
neu ausgehobene Recruten ergänzt ,
welche erst unmittelbar
por dem Ausmarsche die nothwendigſte militärische Ausbil dung erhielten. Der gute Geist und der vortreffliche Wille, welcher Alle beſcelte, wußte aber auch diese Schwierigkeiten zu über winden , so daß das Regiment
am 21. Mai 1815 abmar
schiren konnte. Dasselbe sollte mit den am Niederrhein stehenden Preu ßischen Truppen vereinigt werden; indeß wurde dieſer Befehl bald dahin geändert , daß das Regiment zur Englisch-Nieder ländischen Armee stoßen und daselbst mit dem 2. Regiment vereinigt werden sollte. General von Kruse war bestimmt , das Commando der Brigade zu übernehmen und reiſte demzufolge am Mai nach Brüssel ab.
15.
Das 1. Regiment traf am 7. Juni daſelbſt ein. ´Seine Durchlaucht der Hochſelige Herzog Wilhelm, damals Erbprinz , faßte den Entschluß die Campagne mitzu machen und trat als Oberst im Stabe des Herzogs von Wellington ein. Das Herzogliche 2. Regiment war zu dieser Zeit der Kö niglich Niederländischen 2. Division des Generallieutenants von Berponcher zugetheilt und bildete mit den Nassau Oranischen Truppen die 2. Brigade dieſer Diviſion.
Oberst
von Gödece commandirte dieselbe und hatte sein Stabs
70 www quartier in Hautain le val.
^^n
Da ihm aber in Folge eines
Pferdeschlages ein Bein gebrochen war , ging das Commando an den Obersten Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar, den Commandanten des Regiments Naſſau-Oranien über. Das Regiment hatte 3 Bataillone zu 6 Compagnieen 1
und zählte 89 Officiere, 2738 Mann.
Major Sattler führte das Commando des Regiments, Hauptmann Büsgen
Major Ph. von Normann Major Hegmann
dasjenige des 1. Bataillons , 11. " " "1 2 . "? 3. ??
Das Regiment Naſſau-Oranien war in zwei Batail lonen formirt und zählte 39 Officiere , 1427 Mann, dazu eine Compagnie freiwilliger Jäger mit 3 Officieren und 166 Mann , sodaß im Ganzen 193 Officiere und 6832 Mann, oder 7025 Combattanten an dem Feldzuge Theil nahmen. *) Der Herzog von Wellington hatte dem General von Kruse
am 15. Juni Abends die Vereinigung des 1.
und 2. Regiments nochmals
zugesichert , indeß kam dieſelbe
nicht mehr zur Ausführung , da wenige Stunden nachher die Nachricht von dem stattgefundenen Vorgehen der Französi schen Armee und dem Beginn der Feindseligkeiten in Brüffel eintraf. Das 1. Regiment wurde in diese Stadt beordert , traf am 16. Morgens daselbst ein und setzte nach Empfang der Lebensmittel seinen Marsch auf der Straße von Genappe fort.
*) Dieſe Truppen nahmen auch sämmtlich an der Schlacht bei Waterloo Theil. Die meisten Schriftsteller enthalten hierüber ungenaue und unrich tige Angaben.
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Uebersichtskarte des Kriegsschauplatzes II lis von 1815 .
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71 SONGS~~~ Ehe wir nun zur Darstellung der Begebenheiten über gehen, erscheint es nothwendig einige Bemerkungen über die Situation der beiderseitigen Heere am 14. Juni, einzuschalten. Die Armee des Herzogs
von Wellington stand in
Cantonirungen mit dem rechten Flügel bei Gent und vou da über Grammont , Soignies , Nivelles gegen Genappe ,
also
mit dem linken Flügel bis zu der von Brüssel nach Charles roi führenden Straße. Die Division Perponcher bildete den äußersten linken Flügel und cantonirte bei Genappe, Frasnes und Nivelles. Das Herzogliche 2. Regiment befand sich : mit dem Regimentsſtab und dem 1. Bataillon in Hautain le val;
mit dem 2. Bataillon in Frasnes und Villiers Peruin ; mit dem 3. Bataillon in Bezy , Sart à Mavelins Quatre-bras.
und
Dem am meisten vorgeschobenen 2. Bataillon war eine Niederländische reitende Batterie zugetheilt. Als
Versammlungsplatz
der
Brigade
bei
etwaigem
Allarm war Quatre-bras vorgeschrieben. Das Hauptquartier befand sich in Brüssel.
des Herzogs von Wellington
Die Armee des Feldmarschalls Fürsten Blücher stand bei Charleroi, Namur, Eineh und Lüttich. Sie sollte sich also mit ihrem rechten Flügel an den linken Flügel der Niederländischen Armee anschließen. Da sowohl der Herzog von Wellington als auch der Fürst Blücher die bestimmte Weiſung erhalten hatten, die Französische Grenze nicht eher zu überschreiten , bis von den verbündeten Souveränen der Befehl zur Eröffnung 5 der
72
Feindseligkeiten erfolgen würde, so befanden sich beide Feld herrn bezüglich 2 der Französischen Armee nur auf die Nach richten aus dem Bereiche ihrer Vorposten und auf das be schränkt ,
was
ihnen
von ausgesandten Spionen
gemeldet
wurde. Dieser Umstand und die Lage der Cantonements , welche zur Schonung der Bevölkerung und zur bequemen Unterbrin gung der Truppen eine zu große Ausdehnung erhalten hatten, machten es möglich , daß Napoleon die verbündeten Heere vor ihrer Vereinigung überraschen und angreifen konnte. Seinem Operationsplane zufolge waren die Franzöſi schen Corps, welche auf diesem Kriegstheater verwendet werden sollten, der Art in Marsch gesetzt worden , daß sie am 14. Juni an der änßersten Grenze zwischen Sambre und Maas, Charleroi gegenüber vereinigt standen .
Am 15. Juni wurde der Feldzug eröffnet . Vor Anbruch des Tages brach die Französische Armee aus ihren Bivouaks auf und drang gegen die Sambre in der Richtung auf Charleroi vor.
Sie wollte sich zunächst in den
Besitz der Sambre-Uebergänge ſeßen und von Charleroi aus gegen den Vereinigungspunct der beiden feindlichen - Armeen vordringen, um sich zwischen diese zu schieben und alsdann die Preußische Armee in das Thal der Maas , die Englisch Niederländische gegen die Schelde zurückzuwerfen.
Kaum war die Französische Grenze überschritten. als die. Avantgarde auch schon auf die Preußischen 1 Vortruppen stieß, welche sich in guter Ordnung zurückzogen.
>
Nach geringem Widerstande war die Französische Armee so weit vorgerückt, daß sie am Nachmittage zwischen 2 und
73
* 3 Uhr bei Charleroi 通 stand und größten Theils die Sambre bereits überschritten hatte.
Den Preußischen Divisionen Fleurus abzuziehen.
war
es gelungen gegen
Die Division Steinmetz , welche sich
bei Goßelies gesammelt, und in dieſer Aufstellung nicht allein den Abzug der anderen Divisionen gedeckt , sondern auch das weitere Vordringen der Französischen Truppen auf der Straße nach Brüſſel verhindert hatte , zog um 5 Uhr von dort ab und zwar ebenfalls gegen Fleurus . Napoleon hatte das 2. Corps
(Reille)
gegen sie
vorgeschickt, welches indeß nur bis Gößelies vordrang und sich darauf beschränkte, gegen die abziehenden Preußen zu plänkern . Zu dieser Zeit erhielt der Marschall Ney den Befehl über das 1. Corps Erlon , das 2. Corps Reille; die leichte Reiterdivision Piré und die Jäger und Ulanen der Garde, mit dem Auftrage über Goßelies vorzudringen . Ney ließ zunächst die Diviſion Piré auf der Brüſſeler Straße vorgehen und folgte derselben mit der leichten Garde Cavalerie. Noch ehe er bis Frasnes vorgedrungen , scholl ihm von dort Kanonenfeuer entgegen. Die Diviſion Piré war auf den Feind gestoßen ; es war das 2. Bataillon des Naſſauischen 2. Regiments mit der ihm zugetheilten Batterie. Am 15. früh hatte man in Frasnes aus der Richtung von Charleroi heftiges Kanonenfeuer gehört, welches man für 8 Schießübungen der Preußischen Artillerie hielt , da man von dem Anrücken des Feindes keinerlei Nachrichten hatte und die Preußische Artillerie in der letzten Zeit öfters solche Uebungen vornahm .
74 Notann Als das Feuer jedoch am Nachmittage heftiger wurde, nahm der Major von Normann mit seinem Bataillon und der Batterie Position hinter Frasnes auf der Chauffee_nach Quatre-bras, so daß seine Artillerie das vorliegende Terrain bestreichen konnte, entsandte einen Beobachtungsposten jenseits Frasnes in der Richtung auf Goſſelies vor und ließ von den getroffenen Anordnungen dem Regiments - Commando Meldung machen, welches seiner Seits die Meldung an das Diviſions Commando weiter beförderte. Etwa um 6 Uhr war das vorgeschobene Piquet des 2. Bataillons von der Avantgarde der Division Piré ange griffen und verdrängt worden .
Gleich darauf wandte sich
diese Cavalerie gegen das Bataillon ,
welches nunmehr die
Artillerie an der Tete den Rückmarsch gegen Quatre-bras, den vorgeschriebenen Vereinigungspunkt, antrat. Da die feindliche Cavalerie stark nachzudrängen ver suchte, ließ der Major von Normann an einer günſtigen Stelle halten, die Batterie Position nehmen und ſein Batail lon deploiren.
Hierdurch empfing er den Feind mit einem
so wirksamen Artillerie- und Kleingewehrfeuer, daß derselbe durch empfindlichen Verluſt aufgehalten wurde. Prinz Bernhard hatte, ohne weiteren Befehl abzuwar ten, auf die erſten Nachrichten vom Vordringen der Fran zösischen Truppen seine Brigade bei Quatre-bras concentrirt. Zwei Compagnien des 1. Bataillons detachirte er in das Gehölz von Boſſu, um deſſen gegen Frasnes zu gelegene Lisiere zu beseßen und die Verbindung mit dem 2. Bataillon aufzusuchen. Der Rest des 1. Bataillons , das 3. Bataillon, sowie
Plan des Treffens bei Quatre-bras .
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Nassau : 2 Rgt. Rgt. Oranien. K. Niederl . Truppen.
75
das Regiment Oranien standen um 6 Uhr vorwärts Qua tre-bras. Der Feind versuchte nicht mehr vorzudringen, sondern beschränkte sich auf die Behauptung von Frasnes.
Die Bri
gade bivouakirte daher bis zum nächsten Morgen in ihrer Poſition. In dem Hauptquartiere des Herzogs von Wellington war am Vormittage des 15. die erste Nachricht von dem Erscheinen Franzöſiſcher Truppen an der Sambre eingetroffen. Die Unsicherheit dieser Nachricht und verschiedene andere Um ſtände veranlaßten, daß erst im Laufe des 15. die Divisionen den Befehl zur Vereinigung in sich erhielten. Abends erfolgte der weitere Befehl zur
Um 11 Uhr
Concentrirung der
Armee auf deren linkem Flügel. Bereits im Monat Mai war zwischen dem Herzog von
Wellington und dem Fürsten Blücher die Verabredung ge troffen worden, daß im Falle eines feindlichen Angriffes auf einen der inneren Flügel des verbündeten Heeres , die Enge lisch-Niederländische Armee sich bei Quatre-bras, die Preußische Armee bei Sombreffe concentriren sollte. Dem Fürsten Blücher war es gelungen, bis zum 15. Abends den größten Theil seiner Armee bei Sombreffe ver einigt zu haben.
Das 4. Corps Bülow , welches
allein
noch fehlte, war im Anmarsche ; indeß konnte dasselbe in die nächsten Ereignisse nicht mehr eingreifen.. Napoleon kehrte am Abend des 15. nach : Charleroi zurück und ertheilte von dort am nächsten Morgen um 8 Uhr früh seine Dispositionen.
Nach denselben wurde die Französische Armee in zwei Flügel und eine Reserve getheilt.
Der rechte Flügel unter
76 MINNOW dem Marschall Grouchy sollte gegen die Preußische Armee in der Richtung von Sombreffe auf Namur operiren , der linke Flügel unter dem Marschall Ney gegen die Englisch Niederländische Armee über Quatre-bras w gegen Brüſſel vor dringen ; mit den Reserven, welche etwas rückwärts bei Fleu rus concentrirt wurden, wollte Napoleon den einen oder den anderen Flügel je nach den Umständen verstärken ; auch hatte er seine Anordnungen dahin getroffen , daß ein Flügel zu Gunsten des anderen geschwächt werden konnte. Um 2 Uhr Mittags entschloß Napoleon sich zum An griff der Preußischen Armee und befahl zu gleicher Zeit dem Marschall Ney ebenfalls
diejenigen
Truppen
anzugreifen,
welche ihm gegenüber stehen sollten, und nachdem dieselben geworfen seien, gegen den Rücken der Preußischen Armee zu operiren. Dem Marschall Ney gegenüber hatten die Naſſauiſchen Bataillone unter dem Prinzen Bernhard ihre Position vor wärts Quatre-bras während der Nacht inne behalten.
Zu
ihrer Verstärkung beorderte Generallieutenant von Perponcher die zweite Brigade Bylandt ebenfalls dahin ; dieselbe traf um 4 Uhr Morgens ein. Gegen 6 Uhr langte auch der Prinz von Oranien, welcher am Abende zuvor bis zur Ausfertigung der Befehle zur Concentrirung der Armee im Hauptquartier des Herzogs von Wellington zurückgehalten worden war , bei Quatre bras an und übernahm den Oberbefehl. Major von Normann wurde mit dem 2. Bataillon zu einer Recognoscirung gegen Frasnes vorgeſchickt ; er stieß nur auf ein feindliches Cavalerie-Piquet, welches zurückwich und ging daher bis zur Höhe diesseits Frasnes vor, ſo daß
77
er die am einnahm .
vorherigen Tage inne gehabte Stellung wieder
Um 11 Uhr traf der Herzog von Wellington ein, beritt die Position und ließ dem Major von Normann den Befehl ertheilen, durch zwei Compagnien mit den gegenüber stehenden feindlichen Truppen ein Gefecht zu engagiren , Der Feind zeigte sich nun in größerer Stärke, indeß verblieb es bei gegenseitigem Plänkern.
Unterdeſſen hatte der
Prinz von Oranien seine Aufstellung beendet.
Seine Truppen bestanden aus : Der Brigade des Prinzen Bernhard oder den drei
Bataillonen des Herzoglichen
2.
Regiments,
dem
Regiment Oranien und den Jägern von Oranien ; Bier Bataillonen der Brigade Bylandt. Das fünfte Bataillon dieſer Brigade war in Nivelles geblieben und wurde noch erwartet. Hierbei waren 16 Geschüße sowie ein Detachement Preußischer Husaren von 50 Mann, welches am vorher gehenden Tage abgedrängt worden war und hier zurück behalten wurde.
Im Ganzen circa 7000 Mann. Der Prinz von Oranien stellte das 1. und 3. Bat. des Herzoglichen 2. Regiments und das Regiment Oranien mit der Jäger-Compagnie in das Gehölz von Boſſu mit dem Auftrage, gleichzeitig den Pachthof le grand Pierre - Pont zu besetzen. Zwei Holländische Bataillone kamen links der Chauſſee auf gleiche Höhe mit Gimioncourt, 11 Geſchüße zu beiden Seiten der Chauffee, 2 Geschüße bei le grand Pierre- Pont
78 ~~
DANI
und als Reserve 2 Holländische Bataillone mit : 3 Geschützen bei Quatre-bras. Der Herzog von Wellington hatte diese Anordnungen gebilligt und dem Prinzen von Oranien das Erwarten 2 ausgesprochen, daß er sich in seiner Position so lange behaup ten würde, bis die rückwärtigen Corps angerückt seien. Hierauf begab er sich zu dem Fürsten Blücher und verabredete mit diesem die gemeinschaftlichen weiteren Ope rationen. Blücher entschloß sich die Schlacht anzunehmen und Wellington versprach, ihn von Quatre-bras
aus zu
unterſtüßen. Darauf kehrte Wellington nach Quatre-bras zurück. Gegen Mittag war das Herzogliche 2. Bataillon in seiner
Position durch das
3.
Bataillon abgelöſt und zur
Deckung der großen Batterie zu beiden Seiten der Brüsseler Straße zurückgezogen worden . : Um 2 Uhr begann der Marschall Rey , welcher zu dieser Zeit über circa 9000 Mann Infanterie, 1850 Pferde und 22 Geschüge disponirte, den Angriff. Er wandte sich zunächst rechts gegen die vier Hollän diſchen Bataillone, drängte diese nebst der großen Batterie bis gegen Gimioncourt zurück und besette Pireaumont . Vergebens setzte sich der Prinz von Oranien an die Spize seiner Truppen und K ging dem Feind entgegen ; er gerieth in die größte persönliche Gefahr, mußte zurückweichen 4 und konnte erst auf dem Plateau von Quatre-bras wieder Position nehmen. Gimioncourt fiel nach lebhaftem Widerstande If in die Hände der Franzosen. A Unterdessen hatte die Brigade Jamiu den
Angriff
79 Vw gegen das Gehöfte le grand Pierre- Pont und das Gehölz von Bossu begonnen. Die hier stehenden Nassauischen Bataillone behaupteten fich indeß in demselben und würden noch durch ein Hollän disches Bataillon, welches von Nivelles ankam, unterſtüßt . Um 3 Uhr wurde die Brigade Jamin durch die Di viſion Quilleminot´abgelöſt. Die Division des Prinzen von Oranien befand sich jezt in einer sehr bedenklichen Lage ; ihr rechter Flügel stand bei le grand Pierre-Pont, der linke auf dem Plateau von Quatre-bras ; ein großer Theil der Truppen war nach so be deutenden Verluſten ſehr erschöpft, ſo daß die Diviſion Ge fahr -lief, durch die große Ueberlegenheit der Franzosen gegen Nivelles zurückgedrängt zu werden, wo sie einer Niederlage faum entgehen konnte.. 3 11 #.
Ueberdies formirte sich jetzt die Diviſion Quilleminot
8000 Mann stark zum Angriff des, Pachthofes le grand Pierre-Pont und des Gehölzes. Das Gehöfte wurde genommen , dagegen gelang es dem 道具 tapferen Widerstande der Naſſauischen Truppen sich in dem Gehölze zu behaupten und alle gegen dasselbe gerichteten, so sehr überlegenen feindlichen Angriffe abzuweisen. Nunmehr näherten sich die ersten Verstärkungen dem Schlachtfelde. Es waren die Holländische Brigade van Merlen und die Englische Division Picton, zusammen 7000 Mann, 1100 Pferde und 12 Geſchüße; unmittelbar hinter denselben der Herzog von Braunschweig mit einem Theil seiner Division etwa 3000 Mann und 800 Pferde.
Bei dem Anrücken der ersten Verstärkungen beschloß
80 W
der Prinz von Oranicn sogleich zum Angriff vorzugehen, um das Plateau wo thunlich wieder zu gewinnen. Zu dieser Zeit traf der Herzog von Wellington , von ſeiner Zuſammenkunft mit Blücher zurückgekehrt, wieder bei Quatre-bras ein und übernahm das Commando . Die ersten Angriffe , welche der Prinz von Oranien angeordnet hatte, waren nicht geglückt, und die Truppen muß ten sich nach erheblichen Verlusten wieder zurückziehen . Der Marschall Ney formirte jetzt seine Truppen zu einem verstärkten Angriff gegen den rechten Flügel und das Centrum der Verbündeten. Der Herzog von Wellington stellte ihm die neu angelangten Verstärkungen entgegen und beschloß seiner Seits ebenfalls vorzugehen. Die Truppen der 2. Brigade des Prinzen von Ora
gezogen ; die Brigade des Prinzen Bernhard dagegen und das zu ihrer Verſtärkung eingetroffene Holländische Bataillon verblieben zur Vertheidigung des Gehölzes in demselben. Während nun das Gefecht auf dem Plateau fortwäh rend zunahm und mit abwechselndem Erfolge geführt wurde, trafen auf beiden Seiten beträchtliche Verstärkungen ein , so daß Wellington zulett 37,000 Mann vereinigt hatte, denen gegenüber 21,000 Franzosen in's Gefecht kamen . Neh versuchte
zu wiederholten Malen das feindliche
Centrum zu durchbrechen und den linken Flügel zurückzuwer fen ; seine Sturmcolonnen erreichten momentane Vortheile, ſeine Cavalerie durchbrach mehrmals die feindlichen Linien, die Jäger zu Pferd drangen im Handgemenge mit den Braun schweigischen Husaren bis Quatre-bras vor, und hätten bei nahe den Herzog von Wellington gefangen genommen ; doch
GAD
nien wurden aus dem Gefechte zurück und in die Reserve
81 VISIONISSIN
Alles vergebens !
Der Kampf neigte sich gegen Abend zu
Gunsten Wellingtons . Die Nassauischen Truppen waren während des ganzen Nachmittags
ohne
ausgesezt gewesen , hauptet. ihnen
Unterbrechung den feindlichen Angriffen und hatten sich in ༄ , ihrer Position be
An der Bertheidigung des Gehölzes nahm außer Schotten und seine JJ Abtheilung
noch ein . Bataillon
Braunschweiger Theil, welch' lettere an diesem Tage den + ſchweren › Verlust - ihres ‹ heldenmüthigen Herzogs zu beklagen hatten. Er war während der Schlacht durch eine Gewehrs $113 fugel tödtlich verwundet worden. Nach 7 Uhr ließ Wellington die neu eingetroffene Division Cooke
rechts
vom Gehölze
vorgehen ; Quille
minot , welcher bis jezt unausgefeßt ´um deſſen Besitz mit den Naſſauischen
Truppen
gefochten hatte ,
mußte zurücks
weichen ; ebenso mißlang im Centrum ein neuer Angriff der Division Piré ; die Truppen Wellingtons bei : Quatre bras hatten sich inzwischen geordnet und rückten nun ebenfalls vor.
Da entschloß sich der Marschall Ney , welchem nun
alle Hoffnung auf einen günſtigen Erfolg ſeiner Anstrengun gen schwinden mußte, zum Rückzuge auf Frasnes .
Gegen 9 Uhr endete das Gefecht, und könne „St Die Armee des Herzogs von Wellington bezog Biế vouaks 1 zwischen dem Gehölze von " Boſſut. ' und · Pireaumont ; T die Nassauischen Truppen verblieben in dem Gehölz an der Stelle, wo sie während des Tages gefochten hatten.
34
Der Verlust an Todten und Verwundeten betrug auf 19. MAN jeder Seite über 4000 Mann. Seine Durchlaucht der
Erbprinz hatte der
Schlacht
beigewohnt und befand sich längere Zeit bei dem 3. und ſpä
6
82
ter bei dem 1. Bataillon des 2. Regiments , als diese mit dem Feinde engagirt waren. Darauf kehrte
er zu
dem Herzog von Wellington
zurück. Als dieser , von seinem Stabe umgeben , bei Quatre bras die neuen Dispoſitionen für die Corps ertheilte, befand sich der Erbprinz im Kreise, fein Pferd neben sich am Zügel haltend. Mehrere ganz nahe bei dem Herzog einschlagende Granaten hatte denselben nicht veranlassen können , seinen Platz zu än dern ; plöglich schlug eine Kanonenkugel dem Pferd des Erb prinzen durch den Hals, so daß dasselbe nach wenigen Mi nuten tödt zusammenbrach. Bis zu Ende der Schlacht
verblieb der Erbprinz an
der Seite des Herzogs. — Das Herzogliche 1. Regiment, welches wir am Mor gen auf dem Marsche von Brüssel gegen Genappe verlassen haben, traf erst gegen Abend in der Nähe von Quatre-bras ein und J nahm keinen Antheil mehr an der Schlacht. Es 单 生 bivouakirte unweit dieses Ortes. Durch die Begebenheiten, bei Quatre-bras war der Her zog von Wellington verhindert worden , sich der Verabre dung gemäß mit der Preußischen Armee zu vereinigen ; Na poleon griff dieſelbe am Nachmittage an , durchbrach deren Centrum bei Ligny und nöthigte dieselbe zum Rückzuge, wet cher am wurde.
Abend
in
der Richtung
auf Wavre
angetreten
Am 17. Morgens erhielt Wellington erst die Nach richt von dem unglücklichen Ausgang der Schlacht bei Ligny und dem Rückzuge der Preußischeu Armee.
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44444 Plan der Schlacht
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Waterloo . Beil .V.
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Französische Armeeld Schlachtliniequil baimes die Stellung 5 Uhr Abends bangedeutet. 29. 1.5 Jod...Inde
Lith. v. Groschwitz in Wiesbad. Englisch Niederländische Armee. Nassauische Truppen : bobs?, a, 1.Bat. b, 2 Bat. c, Ldro. Bat desHerzl. I. Rgts I " d, 1. Bat. e, 2. Bat. f, 3. Bat. des " g. 1.Bat.h, 2.Bat. i, Jgr. Comp.v.Nass:Oranien. Anmarsch der Preufs : Armee .
83
Er beschloß nunmehr ebenfalls zurückzugehen und ließ Blücher mittheilen, daß er in der Stellung bei Mont St. Jean von Neuem die Schlacht annehmen werde, wenn er auf die Mitwirkung fönnte.
zweier
Preußischen
Armeecorps
rechnen
Um 10 Uhr Morgens erfolgte der Abmarsch, welcher vom Feinde wenig gestört wurde, so daß Wellington noch bei guter Zeit die neue Stellung erreichte. Dort erhielt er die Antwort Blüchers : „Ich werde zu Ihnen kommen , aber nicht blos mit
:..
2 Corps, sondern mit meiner ganzen Armee und wenn der Feind Sie am 18. nicht angreift , werden wir ihn am 19. zuſammen angreifen. “ Am 17, und in der Nacht zum 18. bivouakirte die
Armee Wellingtons in der Linie zwiſchen Braine l'Alleud und Frischemont.
Wellington hatte hier eine Stellung
bereits vor geraumer Zeit ausgewählt und war nunmehr ent schlossen, in derselben die Schlacht anzunehmen. Heftige Regengüsse , welche " während der Nacht herab fielen, hatten den Boden aufgeweicht, und die Wege grundlos gemacht.
Erst um 6 Uhr hörte der Regen auf,
Himmel war noch mit schweren Wolken bedeckt.
aber der
Die Armee
rückte jet in die Schlachtordnung wie solche auf dem anlie genden Plane eingezeichnet ist. Der rechte Flügel unter den Befehlen des General lieutenants Hill stand zwischen Braine l'Alleud und der Chauſſee von Nivelles.
Er bestand aus der Brigade Mit
chell, von der Diviſion Colville und den Divisionen Chaffé und Clinton. Das Centrum unter den Befehlen des Prinzen von 6*
84 AIVAN Oranien stand zwischen den Chauſſeen von Nivelles Charleroi.
Es bestand
aus den Divisionen Alten,
und Cooke
: (englische Garde) und dem Herzoglichen 1. Regiment. Der linke Flügel unter dem Oberbefehl des Genes rallieutenants Picton stand zwischen der Chauſſee von Char leroi und la Hahe.
Er bestand aus einer Brigade der Di
viſion Cole : und den Diviſionen Picton und Perponcher, bei welch' letterer sich das Herzogliche 2. Regiment , das Regis .. ment Oranien und die freiwilligen Jäger von Oranien be fanden. Zwei Englische Reiter-Brigaden zwischen dem linken Flügel und Ohain. Die Reserve bestand aus der Braunschweigischen Divi fion, der Brigade Lambert von der Diviſion Cole, der Ca valerie-Division Collaert und den beiden schweren Cavaleries Brigaden Somerset und Ponsonby. Zuſammen circa 55,000 Mann Mann Cavalerie und 159 Geschüße.
Infanterie ,
13000
Braine l'Alleud , das Schloß Hougomönt , sowie
die
Bachthöfe von la Haye sainte, Papellotte , und la Haye 2c. waren zur Vertheidigung hergerichtet und besetzt. D Das Herzogliche 1. Regiment stand ſomit im Centrum der Schlachtlinie, das 1. Bataillon im 1., das 2. und Land wehrbataillon im 2. Treffen.
Die beiden Flanqueur- Compagnieen waren nach la Haye sainte detachirt , welches sie mit einem Bataillon der deut * ſchen. Legion unter dem Befehle des Majors Baring besett 14 ? hielten. Vom Herzoglichen 2. Regiment war gegen 10 Uhr in der Frühe das 1. Bataillon nach der Ferme Hougomont de
85
tachirt worden... Zu deren Vertheidigung
waren außerdem
1. Compagnie Braunschweiger, 2 Compagnieen Hannoveraner, 4 Compagnieen Englischer Garde und die Division Cooke to beſtimmt worden... j' Das 2. und 3. Bataillon des Herzoglichen 2. Regi ments und links neben demselben das Regiment Oranien mit der freiwilligen Jäger - Compagnie bildeten den äußersten linken Flügel der Aufstellung. Papelotte war durch die Flanqueur-Compagnie des 3. 14
Bataillons besetzt . K
Die Ferme Hougomont bestand aus dem Schloß
einem großen Wohnhause
der Pächterwohnung , einer Ca
pelle und den Wirthschaftsgebäuden ,
welche
zusammen ein
geschlossenes Viereck bildeten. Dasselbe hatte zwei Eingänge, an der Süde und an der Nordseite. Destlich stieß ein großer Garten an das Schloß , wel cher an der Nordseite von einer Hecke, auf den anderen Sei ten von einer 4 Fuß hohen Mauer umgeben war.
An diesen
Garten stieß östlich ein noch größerer Baumgarten , welcher auf den äußeren Seiten mit dichten Hecken eingefaßt war, hinter denen sich ein ziemlich tiefer Graben befand. Südlich des Schlosses und der beiden * Gärten erstreckte sich längs derfelben ein lichtes Gehölz, an welches östlich eine mit Hecken eingefaßte . Wiese , grenzte.
westlich ein
eben
solcher
Baumgarten
14
Die Gebäude waren von dem rückwärts gelegenen Pla teau dominirt.
Die Umfassungsmauern waren crenelirt, und
hinter denselben ein Banquet für die Schüßen aufgeworfen. Hauptmann Büsgen besetzte nach seiner Ankunft die Gebäude mit der Grenadier- Compagnie, den daranſtoßenden
86
Garten mit zwei Compagnieen, den großen Garten mit 1 Compagnie ; an den Saum des Gehölzes , welcher Braunschweigiſchen Compagnie besetzt war ,
von der
die Voltigeur
Compagnie und in das Gehölz zu deren Reser ve 1 Compagnie.
Der Bachthof la Haye sainte bildete ebenfalls ein ge= ſchloſſenes Viereck, an welches zwei Gärten , der eine südlich, der andere nördlich angrenzten. Dieselben waren mit Mauern und Hecken umgeben. Der Hof hatte zwei Eingänge , den einen im Osten, den andern im Westen.
Außerdem noch ein Thor, welches in
eine Scheine führte, aus welcher man in den Hof gelangen konnte und eine kleine Thüre , welche aus dem Garten nach dem Hof führte. Die Umfaſſungsmauern waren crenelirt. Papelotte war in ähnlicher Form erbaut und mit einem , von Hecken eingefaßten Baumgarten umgeben , an welchen ein Wiesenthal grenzte. Außerhalb des Baumgartens standen noch einige kleine Häuſer . Die Schlachtlinie wurde im linken Flügel
durch den Weg
Centrum
und
auf dem
von Braine . l'Alleud nach
Ohain bezeichnet , welcher an einzelnen
Stellen tief einge
ſchnitten, an- anderen mit Hecken und Buſchwerk verſehen war. Die Aufstellung der Truppen war
der Art , daß die
selben durch eine Terrainfalte , welche sich hinter dem Höhen rücken herzog, gegen das feindliche Artilleriefeuer ziemlich ge deckt waren. Vor der Fronte und längs derselben waren Geſchüße placirt. Napoleon hatte nach der Schlacht bei Ligny am 17.
87
gegen
Mittag dem Marschall Grouchy mit
Mann die Verfolgung der
etwa 33,000
Preußischen Armee übertragen.
Den Rest seiner Truppen führte er gegen Quatre-bras , um sich mit dem Marschall Ney zu vereinigen und alsdann mit etwa 72,000 Mann gegen die Englisch-Niederländische Armee zu operiren. • Die Teten der Französischen Colonnen trafen nach 6 Uhr bei dem Wirthshause la belle Alliance ein , die Infan terie war noch weit zurück , da sie sich auf dem durchweichten Boden nur langſam vorwärts bewegen konnte. Nachdem Napoleon sich überzeugt hatte , daß die ver einigte Englisch-Niederländische Armee ihm gegenüber stehen geblieben war , beſchloß er deren Angriff bis zum nächſten Tage zu verschieben und ließ seine Truppen zwischen Mon Plaisir und Plancenoit Bivouaks beziehen . Ein großer Theil traf erst in der Nacht ein. Am folgenden Morgen gegen 9 Uhr begann der Auf marsch der Franzöſiſchen Armee in die Schlachtlinie und ge gen 11 Uhr war derfelbe beendet. Napoleon gab nunmehr seine ersten Dispositionen. Nach denselben sollte der Marschall Neh den Angriff in der Richtung auf Mont St. Jean beginnen.
Das 1. Corps
Erlon, das 2. Corps Reille mit einer zahlreichen Artil lerie und einem
Theil der Reserve- Cavalerie waren hierzu
beſtimmt. Um 111/2 Uhr begann das Geschütz- und Gewehrfeuer auf der ganzen Linie ; die Diviſion Quilleminot wandte sich zum Angriff gegen Hougomont. 5 Bataillone ,
gedeckt durch eine starke Blänkerkette
drangen in dem Gehölze vor ; bald mußten indeß eine zweite
88
Brigade und zwei Reserve-Batterien zu ihrer Unterſtüßung verwendet werden . ... 3 Es gelang ihnen das Gehölz zu nehmen und bis zu der ersten Umfassung vorzudringen.
Dort wurden sie aber
plöglich mit einem mörderischen Feuer empfangen und vom weiteren Vordringen
aufgehalten.
Die
eine Brigade hatte
fich links gezogen , den kleinen Baumgarten genommen , und war bis zum
nördlichen
Eingange
des Schlosses
vorge
drungen. Trotz des heftigen Feuers gelang es dies Thor zu öff nen und mit einigen Leuten einzudringen, indeß schon nach wenig
Augenblicken waren die Eingedrungenen gefallen und
das Thor wieder geschlossen. Vorzugsweise hatte die Naſſauiſche Grenadier-Compagnie sie mit dem Bajonnet angegriffen und zurückgeworfen.
In gleicher Weise war es vergeblich versucht
worden , die Gartenmauer zu übersteigen und an
einzelnen
lichten Stellen zwischen den Hecken durchzudringen .
Als jezt
ein Braunschweigischer Bataillon und vier Compagnien Eng lischer Garde zur Verstärkung eintrafen und in Gemeinschaft mit den Vertheidigern vordrangen, mußte die Diviſiou Quille ' minot bis zur Mitte des Gehölzes zurückweichen. Unterdeſſen war das Feuer auf der ganzen Schlacht linie fortgesetzt worden. Gegen
11/2
Uhr
befahl Napoleon dem Marschall
Ney den Angriff des 1. Corps.
Die Brigade Quiot wandte sich zuerst gegen la Haye fainte ,
rechts derselben der übrige Theil des Corps staffel weise gegen das Plateau vorrückend . Der Vormarsch in
dem aufgeweichten Boden durch das hohe Getraide hatte die Ordnung der Truppen gelöst ; auf der Höhe angekommen,
89
wurden sie von einem überraschenden Feuer ihrer verdeckt ge standenen Gegner empfangen , und bald darauf von der Dra goner- Brigade Ponsonby, welche Wellington bei Annäherung der feindlichen Colonnen nach seinem linken Flügel beordert hatte, überfallen, und zum Rückzuge genöthigt. 9. Dieser günstige Erfolg riß die Dragoner fort ; sie folg ten dem Hang herunter durch das Thal , wurden aber dort von 2 Französischen Küraſſier- und 1 Ulanen-Regiment gleich zeitig attaquirt und mit großem Verluste wieder geworfen. Die rechte Flügelcolonne der Franzosen unter rutte war glücklicher gewesen.
Du
Sie hatte bei ihrem Vor
gehen Abtheilungen gegen Papelotte und la Haye vorgeschoben, war auf der Höhe angelangt und hatte dort wesentliche Fort schritte gemacht , als die leichte Dragonerbrigade Vandeleur gegen sie anrückte.
Sie wurde dadurch zum Rückzuge ge=
nöthigt, führte denselben aber ohne großen Verlust . aus . Durch diese Begebenheiten war der Angriff auf dem linken Flügel der Englisch-Niederländischen Armee mißlungen . Die Brigade Quiot, welche gegen la Haye sainte ge= fochten hatte, war durch den Baumgarten zu beiden Seiten des Gehöftes vorgedrungen und hatte dasselbe erreicht.
Aller
Anstrengungen ungeachtet gelang es indeß nicht in den Hof einzudringen.
Major Baring hatte das Hannover’ſche Land
wehr-Bataillon Lünneburg zur Verstärkung erhalten, war den Angreifern mit dem Bajonnet entgegengegangen
und hatte
reinen Theil des Baumgartens wieder genommen, als er plöz lich durch die Küraſſier -Brigade Dubois angegriffen wurde, und
einen großen Theil seiner Mannschaften ,
welche nicht
mehr in das Gehöfte gelangen konnten , verlor. 2 Der Garten gerieth dadurch in den Besitz der Franzosen.
90
Die Kürassiere versuchten nun diesen Erfolg weiter zu benutzen, drangen bis zur Höhe vor und attaquirten die dort ſtehenden Quarrés.
Es gelang ihnen jedoch nicht einzudringen.
Wellington, welcher sich dort befand und kurz vorher das
Vorgehen
der
Dragonerbrigade
Ponsonby® angeordnet
hatte , ließ die schwere Gardebrigade Sommerset gegen die Kürassire vorbrechen.
Die letteren wurden in das Thal zu
rückgeworfen und erst dort durch die Brigade Quiot aufge nommen. 2 Während dieser Begebenheiten auf dem Franzöſiſchen rechten Flügel, hatte der Kampf um Hougomont ohne Unter brechung fortgedauert. Die Division Foy war zur Verstärkung Guilleminot's dahin dirigirt worden. Der Baumgarten wurde wiederholt genommen und ver loren.
Man focht mit abwechselndem Erfolge , aber auf bei
den Seiten mit ungeheuren Verlusten, besonders Franzöſiſcher Seits , wo bereits 10,000 Mann gegen diesen Punkt im Gefecht waren.
Um 3 Uhr ließ Napoleon eine Haubißbatterie gegen die Gebäude auffahren.
Sie waren bald ein Raub der Flam
men, in denen Hunderte von Verwundeten ihren Tod fanden. Die tapferen Vertheidiger aber behaupteten sich hinter den Umfassungsmauern, im Garten und im großen Baumgarten. F In la Haye sainte hatte sich die Befaßung ebenfalls behauptet und war durch 4 Compagnien der deutschen Legion verstärkt worden.
Der Baumgarten verblieb im Besitz der
Franzosen. auf
dem Französischen rechten
Flügel hatten sich die Truppen
Nach den Vorgängen
von Neuem geordnet , die
91
Batterien eröffneten ihr Feuer wieder, die Tirailleurs nahmen ihre früheren Positionen ein und auf der ganzen Linie von la Haye bis Braine l'Alleud war das Gefecht engagirt.
Napoleon beschloß nunmehr einen Hauptangriff gegen die Mitte des Engliſch -Niederländischen Centrums zu richten. Beinahe 4 Stunden waren ſeit dem Beginne der Schlacht verfloſſen, ohne daß er auf irgend einem Punkte einen erheb lichen Erfolg erreicht hatte. Seine Lage sollte sich aber noch ungünſtiger geſtalten, denn es war bald die . Engliſch-Nieder ländische Armee nicht mehr
allein ,
welche ihm gegenüber
ſtand ; auf 1 den Höhen von St. Lambert formirten sich die Colonnen der 1 Preußischen Armee, deren Eingreifen in die Schlacht jetzt nicht mehr verhindert werden konnte. Blücher hatte sein Versprechen gehalten.
Es war ihm
gelungen, nach dem Verluste der Schlacht bei Ligny ſich der Verfolgung der Französischen Armee unter Grouchy zu ent ziehen, indem er den Rückzug auf Wavre nahm und dadurch seine Vereinigung bewirkte.
mit der Englisch-Niederländischen Armee
Bereits um 1 Uhr ,
als das Gefecht bei Hougomont
kaum etwas vorgeschritten war, bemerkte Napoleon auf den Höhen bei Chapelle St. Lambert (etwa 11/2 Stunden vom Schlachtfelde) das Erscheinen eines Truppencorps, und erhielt 1 bald darauf durch ausgeschickte Recognoscirungs -Abtheilungen sowie durch die Depeschen eines aufgefangenen Preußischen I' Husaren die Nachricht, daß es das Corps des Generals von Bülow fei, welches von der Höhe herabstieg. Trotz dieses unerwarteten Ereignisses beschloß Napo 1 I leon die Schlacht fortzusehen ; er beorderte das 6. Corps Lobau nach seinem rechten Flügel, um durch dasselbe die
92 wwwNSNINA Preußen festzuhalten und schickte dem Marschall Ney gegen 3 Uhr den Befehl , seinen Angriff mit der Wegnahme von la Haye sainte zu beschleunigen.
Bei diesem Gehöfte gelang
es nun auch den Franzöſiſchen Truppen in die Scheune und von da in die Gebäude und den Hof einzudringen. Major Baring, dessen Truppen bis auf einen, kleinen Haufen zuſammengeschmolzen waren, mußte endlich der größen Uebermacht weichen und sich nach der Höhe zurückziehen... Ein späterer Verſuch zu ſeiner Unterſtüßung und Wie dernahme des Gehöftes mißlang. * Während des Gefechtes um la Haye sainte hatte Na dem * Englisch-Niederländischen Centrum gegenüber " zwei zwölfpfünder Batterien auffahren lassen , um den be
poleon
schlossenen Hauptangriff vorzubereiten. Wellington sah sich dadurch genöthigt , seine hier stehende erſte Linie gegen 4 Uhr etwas zurückzunehmen, um den Truppen hinter dem Kamm der Höhe größeren Schuß zu gewähren. Obgleich die Artillerie und die Blänkerketten stehen blieben, mochte Napoleon diese Bewegung dennoch für den Beginn des Rückzuges halten. Er befahl dem Marschall Ney: mit dem 4. (Küraſſier-) Corps Milhaud's , unterſtüßt durch die Jäger zu Pferde und die Ulanen der leichten Garde- Division Lefebre- Desnouettes, zusammen etwa 5000 Pferden, zum Angriff vorzugehen. Wellington hatte seiner Artillerie befohlen, das Feud bis zum lezten Augenblick zu unterhalten, alsdann die Prozen im Galopp zurückzubringen und die Bedienungsmannſchaften in die Quarrés aufzunehmen.
Die letzteren bestanden aus je
zwei Bataillonen und waren schachbrettförmig in zwei Linien aufgestellt.
93
Troß des heftigen Feuers gelang es den Küraſſieren, la Haye sainte rechts laffend , die Höhe zu erreichen.
Unter
dem Rufe : „ Es lebe der Kaiser ! " stürzten sie sich auf die Quarrés und griffen dieselben zuweilen auf mehreren Seiten gleichzeitig an , allein die Tapferkeit der Infanterie überſtieg die Kühnheit der Angreifer, welche von mörderischem Gewehr feuer empfangen , vergeblich 1 einzudringen versuchten. Sie geriethen in Unordnung und wurden plötzlich von den drei Cavalerie-Brigaden Sommerſet , Trip und Dörnberg , welche Wellington gegen sie vorgehen ließ, angegriffen und geworfen. Ney sammelte ´seine Küraſſiere unter dem Schuße der • Garde-Regimenter , welche Lefebre = Desnouettes in Res serve gehalten hatte, und ging nunmehr mit dieſen zum An ļ griff vor. Es gelang ihm die 3 feindlichen Brigaden, welche durch die Verfolgung der Küraſſiere in Unordnung gerathen waren, aufzuhalten und hinter ihre Infanterie zurückzudrängen .
Die
Quarrés wurden nun von Neuem angegriffen , indeß aber mals vergebens. Nach ungeheuren Verlusten sah Ney sich endlich genö thigt, in das Thal zurückzugehen.
Während dieser Vorgänge im Centrum hatten die An griffe auf Hougomont ohne Unterbrechung fortgedauert.
Die
Divisionen Guilleminot und Foy waren durch die Division Bacheln noch unterstützt worden , konnten aber dennoch keinen entscheidenden Vortheil erringen.
Ebenso ging es dem Fran
zösischen rechten Flügel , welcher nach der Wegnahme von la Haye sainte nur bis zu dem Ohainer Weg vordringen konnte und Papellote zu wiederholten Malen vergeblich angriff. Ney ordnete nun seine Cavalerie zu einem dritten An
94 wwww
wwww
griff ; das Küraſſiercorps Kellermann wurde ihm zur Unter ſtützung zugewiesen , so
daß er abermals mehr als 4000
Reiter unter seinen Befehlen hatte. Aber auch Wellington hatte seine Gegenmaßregeln getroffen; die Diviſion Chaſſé war von Braine, l'Alleud ab gerufen und als dritte Linie im Centrum eingerückt ; neben und hinter ihr die gesammte Reiterei mit Ausnahme der Bri gaden Vivian und Vandeleur, welche auf dem linken Flügel verblieben.
…?
...Die Division Clinton im Werbe-Brainer Thale bildete nunmehr den äußersten rechten Flügel und vor demselben ſtan den 4 Bataillone zur Vertheidigung von Hougomont. Es war etwa 5 Uhr, als der Marschall Ney sein Vorrücken begann .
Die leichten Batterieen , welche er, mit
führte, schmetterten Kartätschlagen auf die Quarrés und mit vollstem Siegesvertrauen stürzten sich seine Massen nun aber mals auf die Gegner. • Die ersten Angriffe wurden abge schlagen, aber sofort wieder erneuert.
Die Englisch-Nieder
ländische Cavalerie eilte den Bataillonen zu Hülfe, mußte aber wieder weichen , und so entspann sich ein fast zweistün diger ununterbrochener Kampf , welcher in den Annalen der Kriegsgeschichte kaum seines Gleichen findet. : Die Quarrés waren zu kleinen Haufen zusammenge schmolzen, die meiſten Cavalerie-Regimenter hatten kaum noch die Stärke einer Schwadron. ***Geschüße und Fuhrwerke was ren zerstört und das Schlachtfeld mit Leichen und Verwunde ten bedeckt...... Der Herzog von Wellington war während dieses Kampfes ununterbrochen
zugegen
und hatte mit seiner be
95
wunderungswürdigen Ruhe
und Kaltblütigkeit alle Verthei 31.1
digungsanordnungen persönlich getroffen. ****
Seine. Durchlaucht der Erbprinz , welcher sich vom
frühen Morgen an zu seiner Seite befand , wurde gegen 6 Uhr durch einen Granatſplitter an der rechten Schulter ver wundet und mußte das Schlachtfeld verlassen. LEA 94.5 Die meiſten Generalstabsofficiere Wellingtons wa
ren getödtet oder verwundet. Gegen 7 Uhr endlich, nachdem Ney ſelbſt ſeine letzte Abtheilung in das Gefecht geführt und mehr als ein Dritt theil seiner Leute verloren hatte, gab er den Angriff auf und zog sich von der Höhe zurück. Auf den übrigen Theilen der Schlachtlinie hatte der Kampf gleichmäßig fortgedauert ;
in Hougomont
war der
Baumgarten mehrmals von den Franzosen genommen, aber auch wieder verloren worden.
Wellington hatte die Bri
gade Duplot der Diviſion Clinton dahin beordert , und es konnte den Angreifern nicht gelingen , den Posten zu nehmen . Ebenso behauptete sich der linke Flügel der Engliſch Niederländischen Armee in seinen Positionen. Frischemont, Smohain, la Haye und Papelotte wurden vergebens angegriffen. In dem letteren Ort stand die 3. Flanqueur-Com pagnie unter den Befehlen des Hauptmanns von Rettberg. Sie hatte die vorgelegenen Häuser und die Hecken beſeßt und die feindlichen Tirailleurs , welche in dem Wiesenthal vorge drungen waren, zurückgeworfen . Zwischen 3 und 4 Uhr rückte eine verstärkte Tirailleur Linie gefolgt von Infanterie- Colonnen vor.
Hauptmann von
Rettberg wurde dadurch genöthigt, die vorgelegenen Häuſer
96 الا گیا تو با همه ها وFUNwww
zu verlassen und sich auf Papelotte, welches er in Verthei 1
digungsstand geſetzt hatte, zurückzuziehen.
Nunmehr trafen die 10. , 11. und 12. Compagnie zur Verstärkung ein, gingen • den Französischen Truppen mit dem Bajonnet entgegen und warfen sie bis zu den Hecken zurück. Hier wurden sie aber von dem überlegenen Feinde und dem Feuer einer Batterie aufgehalten , und mußten sich daher auf die Vertheidigung von Papelotte beschränken , welches sie während der ganzen Schlacht behaupteten. *) Das Bülow'sche Corps hatte seit vier Uhr in die Schlacht eingegriffen und war im Vorrücken in der Richtung auf la belle Alliance gegen das Lobau'sche Corps im Gefecht gewesen. Es hatte die Stärke von circa 30,000 Mann. Lobau war durch dieses Corps genöthigt worden, bis in die Höhe von Plancenoit zurückzugehen, so daß er ſeinen rechten Flügel an dieses Dorf lehnte.
}
I
Die Preußischen Geſchützkugeln schlugen ſchon in die Colonnen der bei la belle Alliance . stehenden Franzöſiſchen Garden ein. Napoleon entsandte daher die Division Duhesme der jungen Garde mit 3 Batterieen gegen Plancenoit.
Das Dorf
wurde genommen und wieder verloren ; als jedoch auch einige Bataillone der alten Garde dahin beordert wurden, gelang es 1 den Franzosen sich in demselben zu behaupten . 1 CUL VAN 20 *) Die meiſten Schriften enthalten hierüber unrichtige oder unge naue Angaben. Die Mehrzahl behauptet, daß Papelotte von den Fran zosen genommen und • von den Preußen wieder erobert worden sei.
97 MANU ww Es war jest 7 Uhr, und Napoleon beschloß durch einen letzten entscheidenden Schlag gegen das Centrum der Engliſch-Niederländischen Armee die Schlacht zu beenden. Die einzige Reserve, worüber er noch disponiren konnte, waren 10 Bataillone der alten Garde. Hiervon behielt er 4 zurück ; die anderen sollten in 6 Angriffscolonnen formirt das Plateau nehmen.
Sie wurden
dem Marschall Ney überwiesen und demselben aufgetragen, alle rechts von Hougomont befindlichen Truppen zuſammen zu ziehen und mit ihnen den Angriff zu unterſtüßen . Die Cavalerie, soweit sie noch intakt war, sollte eben falls mitwirken. Napoleon ordnete alle Maßregeln persönlich, feuerte die Truppen durch seine Rede an, und um ſie in der Hoff nung auf einen nahen Sieg zu beſtärken , ließ er das falsche Gerücht von Grouchy's Annäherung verbreiten. Die Batterieen verstärkten ihr Feuer, und unter dem Schall der Trommeln erstiegen die Colonnen der Garde das. Plateau; einige Bataillone, welche sich in ihrer Nähe geſam melt hatten, sowie der Rest der Reiterei schlossen sich ihnen an; zwei Batterien der reitenden Garde-Artillerie auf dem linken Flügel selben. -
der
Colonne
deckten
den
Vormarsch
der
Sie langten auf dem Plateau an , allein dort hatte auch Wellington sich zum äußersten Widerstande vorbereitet. Er sowohl als der Prinz von Oranien und Lord Hill hat ten ihre Bataillone von Neuem geordnet und sie zur Aus dauer und Beharrlichkeit aufgefordert. Der Hauptangriff der Garde wendete sich gegen die Braunschweigischen und Naſſauischen Bataillone. 7
1
98
Die ersten versuchten es , die Sturmcolonnen zurück zuweisen, mußten aber weichen ; darauf setzte sich der Prinz von Oranien an die Spiße des Herzoglichen 1. Regiments und ging der Garde entgegen ; vom Pferde ;
er stürzte jedoch verwundet
die Bataillone geriethen in einige Unordnung
und mußten wieder zurückgehen . Das Plateau war dadurch in der Mitte frei ; auf bei den Seiten hielten die Truppen jedoch Stand .
Der Rest
des 1. und 2. Bataillons schloß sich hier an das Landwehr Bataillon an. Ebenso scheiterte ein Versuch , welchen drei Bataillone der Division Chassé machten ; die Französischen Sturmcolonnen glaubten sich des Sieges bereits gewiß , als sich plötzlich die bis jezt durch eine Terrainfalte gedeckte Englische
Gardebri
gade Maitland erhob und die Franzöſiſchen Colonnen mit einem mörderischen Feuer empfing. Die Colonnen stockten, deploirten ohne Befehl, geriethen dabei in Unordnung und be gannen das Feuer zu erwiedern. Diesen Moment benutte Chassé und ging mit drei anderen Bataillonen in geſchloſſener Colonne gegen die linke Flanke der Franzosen ,
während Wellington die Brigade
Maitland in der Fronte gegen sie vorführte. zösischen
Die Fran
Garden wurden nun zum Rückzuge genöthigt und
verließen das Plateau. Zu derselben Zeit wurde der Französische rechte Flügel von einer neuen und größeren Gefahr bedroht, denn es er schien am Ausgange
des
Pariser Holzes die Avantgarde
des Ziethen'schen Corps, welchem zwei Divisionen und die Reiterei Pirch I. folgten .
99
Blücher führte diese Truppen persönlich an und brachte mit denselben eine neue Verstärkung von 30,000 Mann. Als ihre Tirailleurlinien sich dem linken Flügel der Englisch-Niederländischen Armee näherten , hielten sie die bei Papelotte stehenden Naſſauiſchen Truppen für Franzosen und beschossen sich mit denselben.
Nach etwa zehn Minuten klärte
sich der Irrthum indeß auf. Die Diviſionen Marcognet und Durutte, welche hier entgegenstanden, traten den Rückzug an . Ziethen ließ 32 Geschütze gegen ſie auffahren und ſeine Reiterei aufmarschiren. In diesem Moment hatte Napoleon seine letzte Re serve, die vier Bataillone der alten Garde, in Marsch gesetzt, um sie gegen das Plateau vorrücken zu lassen.
Nach diesen
Vorgängen auf seinem rechten Flügel hielt er dieſelben aber zurück und ließ sie in 4 Quarrees zwischen la Belle Alliance und la Haye Sainte Stellung nehmen, in der Hoffnung die in zunehmender Verwirrung zurückgehenden Diviſionen Mar cognet und Durutte zu sammeln ; allein vergebens. Bei
dem Erscheinen
des
Ziethen'schen Corps hatte
Wellington die Reiterbrigaden Vivian und Vandeleur von seinem linken Flügel nach dem Centrum beordert und
auf
seiner ganzen Linie das Vorgehen angeordnet. Hauptmann von Rettberg schloß sich bei Papelotte mit den unter seinen Befehlen gestandenen Abtheilungen den Preu ßischen Tirailleurlinien an, und rückte bis gegen Planchenois vor. Das Centrum und der rechte Flügel der Franzosen wur den zum Rückzuge genöthigt, la Haye Sainte wieder genom men und die Garde in das Thal zurückgedrängt. Ney for mirte dieſelben rückwärts
gegen la Belle Alliance in zwei 7*
100
Quarrees, um dadurch den Rückzug der anderen Truppen auf zuhalten.
In diesem Augenblick brachen aber die Reiterbrigaden
Vivian und Vandeleur vor ,
und warfen die zurückgehenden
Truppen in großer Unordnung gegen la Belle Alliance. Napoleon schickte ihnen seine Escorde entgegen, allein auch sie wurde geworfen. Ebenso wenig gelang dem Marschall Ney . ein Versuch, die Truppen rechts der Brüsseler bringen.
Straße zum Stehen zu
Der kleine Haufen, welchen er zusammengebracht,
wurde gesprengt ; Planchenois war nach sehr erbittertem Kampfe in die Hände der Preußen gefallen, und von dort sowohl wie von Hougomont mußten die Franzosen weichen .
In jeder
Minute wuchs die Unordnung, und Nichts vermochte mehr die Truppen aufzuhalten. Napoleon eilte zu den beiden auf der Höhe von Ro somme stehenden Bataillonen des 1. Grenadier-Regiments und versuchte die Fliehenden hier nochmals zu sammeln,
allein
auch dies gelang nicht mehr. Darauf begab er sich nach Génappe, in der Hoffnung dort eine Arrieregarde zusammen zu bringen. Es war 9 Uhr geworden, und die ganze Franzöfifche Armee befand sich in voller Flucht ; nur die beiden Quarrés anf der Höhe von Roſomme hielten noch Stand ; indeß wur den auch sie bald gesprengt und was nicht niedergehauen oder gefangen wurde, suchte sich durch eilige Flucht zu retten ; die ganze Französische Armee war in vollständiger Auflöſung be griffen . Blücher und Wellington trafen sich bei la Belle Alliance und verabredeten die weiteren Anordnungen zur Ver folgung der Französischen Armeè.
101
Ein Theil der
Preußischen unter der Führung des
Generals Gneisenau übernahm dieselbe. Die Englisch-Niederländische Armee bivouakirte auf dem Schlachtfelde. Nach 9 Uhr kehrte der Hauptmann von Rett berg mit seinen Leuten von Planchenois zurück und verblieb während der Nacht in Mont St. Jean. Am anderen Morgen vereinigte er sich wieder mit dem 3. Bataillon. In Anerkennung ihres ausgezeichneten Verhaltens wäh rend der Schlachten bei Quatre-bras und Waterloo wurden mit dem Königlich Niederländischen Wilhelmsorden decorirt : 1) Seine Durchlaucht der Erbprinz,
2) General von Kruse, 3) Major von Breidbach-Bürresheim, 4) Hauptmann von Bose,
5)
"
vou Morenhoffen,
6)
"
Graf Walderdorff,
7) Oberst von Steuben, 8) Major von Weyhers, 9) Major von Nauendorf, 10) Hauptmann Schüler, 11) "" Alefeld, Weiz, 12) "
13) Oberlieutenant Gemmer, 14) Lieutenant Zander, 15) Oberstlieutenant von Hagen, 16) Major von Breen, 17) Major Sattler,
18) Hauptmann Frensdorf, 19) 20)
"
von Rettberg, Büsgen,
102 www 21) Hauptmann Werneck, Schmidt, " 22)
Ebel,
23)
""
24)
""
Keim,
25)
"
Müller,
26) 27)
""
von Mülmann,
"
Trittler ,
28)
"
von Reichenau,
29)
""
von Malapert,
30)
"
31 )
??
von Trapp, Wirths,
32)
"
Schumann,
33) Oberlieutenant Müller , "
Harz,
35)
"
Weber,
36)
"
Quint,
37)
"
Dümler,
34)
38) Lieutenant von Schmiedern, von Gödecke, "
39)
40) 41) 42)
"
Hilf,
""
Humbel, Weth.
Von den Unterofficieren und Mannschaften zeichneten sich die nachfolgenden beſonders aus : 1) Fahnenträger Anton Schäfer von Volkmarsen in West
hatte früher bereits die silberne Medaille. In der Schlacht bei Waterloo trug er durch seinen Muth und seine Todesverachtung viel dazu bei, daß die junge
Nga va ajen naman
phalen,
103 ^^ Mannschaft mit Ruhe und Festigkeit die Französischen Cava lerie-Angriffe erwartete und bei'm Avanciren ihm folgte. — 2) Sergeant Heinrich Kuhn von Neuhof, Amts Wehen. Als die links der Fahne stehenden Rotten wiederholt zusammengeschossen waren und zulegt eine explodirende Gra nate dort großen Verlust verursacht hatte, zögerte die junge Mannschaft einen Augenblick , die Lücke wieder auszufüllen. Sergeant Kuhn sprang in dieselbe, forderte einige Leute der hinter ihm stehenden Division auf, neben ihn zu treten und veranlaßte durch sein gutes Beispiel , daß die Rotten um die Fahne stets geschlossen blieben. 3) Soldat Carl Franz Förg von Breslau . Er benahm sich bei den heftigsten Cavalerie- Angriffen sehr tapfer und unerschrocken.
Als der Hauptmann Schüler
in Gefangenschaft gerieth, versuchte er denselben zu befreien, wurde aber
von
einigen
Cavaleristen gleichzeitig
attaquirt,
und vertheidigte sich so lange, bis er 5 Hiebe, 2 Stiche und durch einen Schuß das rechte Auge verloren hatte. Bei den nämlichen Angriffen zeichneten sich 4) Sergeant Gerhard Schollenberg von Wehrheim, Amts Ufingen, 5) Sergeant Peter Fassel von Bilkheim, bei Meudt, 6 ) Feldwebel Wilh . Käsberg von Sayn , Amts Vallendar, 7) Feldwebel Michael Fatscher von Geisenheim,
Amts
Rüdesheim, 8 ) Corporal Leonhard Lindscheid von Montabaur, aus. ―
Winden,
Amts
Schollenberg, Fassel und Käsberg sprangen
aus der Reihe der Schließenden in das die Leute dadurch standhafter zu machen.
1. Glied vor , um
104 NENES Käsberg wurde verwundet und verließ erst auf Be fehl seines Compagnie- Commandanten das Schlachtfeld. Fatscher zeigte
eine große
Geistesgegenwart in den
kritischsten Momenten. Lindscheid hatte bei'm Herannahen der feindlichen Garde-Kürassiere seine Cameraden aufgemuntert ,
den Feind
mit möglichst kaltem Blute bis auf wenige Schritte heran rücken zu lassen, so daß das Feuer seiner und der neben ihm stehenden Rotten hauptsächlich dazu beitrug , den feindlichen Angriff an dieser Seite des Quarrés zu vereiteln. 9) Soldat Georg Mathias von Lindenholzhausen, Amts Limburg, 1. verblieb troß einer nicht unbedeutenden Verwundung im Ge fecht und zeichnete sich durch großen Muth und Standhaftig- · teit aus. 10) Soldat Sebastian Schmidt von Bilkheim, Amts Wallmerod, war faſt ununterbrochen vor dem Quarré als Tirailleur und zeigte dabei sehr viel Unerschrockenheit und Kühnheit. 11 ) Corporal Georg Keller von Holzhagen, Amts Greifenstein, befand sich in La Haye Sainte und wurde sehr frühzeitig verwundet.
Troßdem verließ er die Compagnie nicht und als
der Feind es versuchte, durch ein Eingangsthor in das Ge höfte zn dringen , sprang er ihm kühn entgegen ; Leute traten hinzu ,
mehrere
und so gelang es , den Feind wieder
hinauszudrängen .
Sämmtliche erhielten die goldene Tapferkeitsmedaille.
105 пиритлам 22 12 ) Corporal Heinrich Clemens von Rambach, Amts Wiesbaden , wirkte während der Schlacht durch große Standhaftigkeit und Entschlössenheit sehr vortheilhaft auf die übrige Mannschaft. Einen besonderen Beweis von Aufmerksamkeit und kal tem Blute gab er dadurch ,
daß in einem Augenblick , wo
mehrere Geschütze reitender Artillerie von der feindlichen Ca valerie geworfen und durch einzelne Reiter verfolgt , dicht an der linken Seite des Quarrés vorbei prellten und einige Re fruten auf dies pêle mêle ohne Befehl feuerten , er - augen blicklich hinzusprang , diesem steuerte und den Leuten befahl, ihre Gewehre wieder in Arm zu nehmen. 13 ) Feldwebel Philipp Eckhard Rossel von Doßheim, Amts Wiesbaden. Beim Zurückgehen der Flankeur- Compagnie des 2. Bataillons aus la Haye sainte sprang Feldwebel Rossel nach einer Ein gangsthüre, um dieselbe zu vertheidigen. Durch dieses Beispiel wurden mehrere Leute veranlaßt ihm beizuspringen , so daß der Feind eine Zeit lang aufge halten wurde.
14) Sergeant Jacob Köhl von Eltville zeichnete sich bei dieser Gelegenheit dadurch aus , daß er sich mit 8-10 Mann sehr vortheilhaft in einem Graben poſtirte, den Abzug der Compagnie, welche sich verschossen hatte, deckte und mit seinen Leuten erst nachfolgte , nachdem er durch meh rere Französische Pelotons aus dieſer Poſition vertrieben wor den war. 15) Corporal Jacob Gärtner von Delkenheim, Amts Wallau. Als in der Schlacht durch das andauernde Artilleriefeuer und
106 wwwwwNNA die wiederholten Cavalerie-Attaquen die Ordnung
sehr ge=
litten hatte und das Bataillon von Neuem rangirt werden sollte, sprang er in die Bataillelinie vor und veranlaßte da durch die Leute sich nach ihm zu richten , so daß die Ord nung bald wieder hergestellt wurde. In ähnlicher Weise wie die vorhergehenden haben sich ferner ausgezeichnet : 16 ) Tambour-Sergeant Christian Ludwig von Diez. 17) Feldwebel Adolf
Eberhard
von
Gemünden ,
Amts
Usingen. 18) Corporal Ernſt Donges von Groferda , Amts Hohen Solms. 19) Soldat Philipp Senz von Eltville. 20) Corporal Caspar Henzel von Anspach, Amts Uſingen. 21) Corporal Georg Amos von Wied. Amts Hachenburg. 22) Soldat Wilhelm Richter von Flörsheim, Amts Wallau. 23) Sergeant Conrad Ohly von Westerfeld , Amts Usingen. 24) Corporal Heinrich Mappes von Geisenheim , Amts Rüdesheim. 25) Corporal Heinrich Heynemann von Oberſeelbach, Amts Jdstein. 26) Corporal Jacob Köhler von Kettenbach, Amts Wehen. 27) Soldat Conrad Becker von Oberems , Amts Jdstein. 28) Soldat
Reinhard
Busch
von
Kraftſolms ,
Amts
Braunfels. 29) Sergeant Philipp Dittmann Amts Usingen.
von Rod
an der Weil,
30) Sergeant Johann Himming von Runkel . 31) Sergeant Wilhelm Stein von Hillscheid , Amts Val
lendar.
107
32) Soldat Philipp Dehlis von Flörsheim, Amts Wallau. 33) Soldat Heinrich Brand von Daaden bei Friedewald . 34) Sergeant Ferdinand Weiß von Diez. 35) Soldat Johann Jung
von
Lindenholzhausen ,
Amts
36) Corporal Sebaſtian Klepper von Flörsheim, Wallau.
Amts
Limburg.
37) Corporal Franz Lemp von Mainz . 38) Corporal Heinrich Gilſen von Ehrenbreitſtein. 39) Soldat Jacob Haag von Meroth , Amts Driedorf. 40) Sergeant Wilhelm Meudt.
Munsch
41) Soldat Friedrich Friß von
von
Kolbingen ,
Amts
Gräveneck , Amts Weil
burg. 42) Sergeant
Caspar
Röhrig
von
Ebersgonz ,
Amts
Atzbach. 43) Sergeant Johann Jung von Dernbach bei Freusburg. 44) Beter Krag von Erbenheim, Amts Wiesbaden. 45) Fourier Anton Travers von Lorch , Amts Rüdesheim. 46) Corporal Johann Muth von Eschbach , Amts Limburg . 47) Corporal Lorenz
Leonhard
von
Hambach,
Amts
Altenwied. 48) Soldat Johann Jäger von Schenkelberg, Amts Herſch bach. 49 ) Fahnenträger Franz Schneider von Ehrenbreitſtein. 50) Sergeant Eberhard Quirin von Oberursel. 51) Sergeant Johann Christian Zimmermann von Lim burg. 52) Feldwebel August Bell von Niederhattert , chenburg.
Amts Ha
108 www 53) Corporal Johann Meder von Ehrenbreitstein . 54) Corporal Johann Remy von Mogendorf, Amts Selters . 55) Feldwebel Carl Pretz von Ehrenbreitstein. 56 ) Soldat Lorenz Heß von Rheinbreitbach , Amts Linz . 57) Feldwebel
Peter
Sommer von Pfaffenwiesbach, Amts
Usingen. 58) Sergeant Johann Engel von Köstert, Amts St. Goars hausen. 59) Corporal Georg Röder von Caub. 60) Sergeant Jacob Flugel von Münſter, Amts Höchſt. 61) Corporal Philipp Stöhr von Kahlbach, ursel.
Amts Ober
62) Feldwebel Joseph Danhäuser von Höchst. 63) Feldwebel Friedrich Mantua von Würzburg. 64) Fourier Carl Weber von Weilburg . 65) Soldat Peter Henninger von Schloßborn, Amts Kö
nigstein. Er erhielt bei den Cavalerie-Angriffen 2 Stiche und 1 Hieb, ebenso 66) Corporal Peter Heller von Dorschen bei Friedewald, eine starke Wunde am Kopfe.
Beide verblieben im Gefecht. 67) Sergeant Heinrich Hirsch von Jdſtein er wurde zweimal verwundet und ließ sich alsdann erſt zu rückbringen.
68) Sergeant Philipp Roose von Wehrdorf , Amts Greifenstein , er verlor am Abend ein Bein.
109
II. Regiment. 1 ) Soldat Peter Strauß von Urban, Amis Ehrenbreitstein. Während des Gefechtes bei Quatre-bras commandirte Sergeant Kaiser
ein kleines Detachement im Walde von
Bossu. Als er geblieben war, übernahm Soldat Strauß das Commando, trieb mit seinen Leuten den in den Wald bereits eingedrungenen Feind wieder aus demselben und deckte dabei den Rückzug einer Kanone, welche vom Feinde bedroht war. 2) Feldwebel Johann Loz von Weſterfeld , Amts Usingen, war während des Gefechtes bei Quatre-bras mit einer Sec tion detachirt, wieß mit derselben einen sehr überlegenen Ca valerie-Choc ab und rettete dadurch zwei Kanonen. In demselben Gefechte zeichneten sich aus : 3) Feldwebel Johann Quirnbach von Würges , Amts Montabaur , welcher beim Tirailliren immer der erste war und die Leute zu ihrer Pflicht anhielt. 4) Sergeant Jacob Hesselbach von Weyer , Amts Runkel, welcher freiwillig mit den Plänkern vorging und sich lange gegen einen überlegenen Feind hielt. 5) Sergeant Caspar Wierz von Niederfelters , Amts Limburg, war mit 15 Mann im Walde von Bossu detachirt und zeigte dabei ebensoviel Bravour als Geistesgegenwart. 6) Corporal Georg Adrian von Oberursel und 7) Corporal Jacob Wittgen von Burgschwalbach, Amts Kazenelnbogen,
21
bewiesen hei einem gegen die Compagnie gerichteten Cavalerie
110 www Angriff ein ausgezeichnet tapferes Betragen, und trugen viel dazu bei, daß der Angriff mißlang. Adrian wurde dabei blessirt , Wittgen verlor ein
Bein. 8) Soldat Stephan Scheid von Waldbreibach bei Meuer burg und 9) Soldat Adam Diener von Hochheim waren in den Tirailleurchainen immer die vordersten und zeig ten vielen Muth.
10) Sergeant Ludwig Hofmann von Maſſenheim, Amts Wallau ,. wurde blessirt, ebenso 11 ) Soldat Johann Herbert von Hallgarten, Amts Eltville. Sie verblieben aber trotzdem am 16. und 17. bei ihrer Compagnie. 12) Halbmondbläser Joseph Enderich von Münster , Amts Höchst. 13) Corporal Peter Krick von Niederkleen, Amts
Atzbach und 14) Sergeant Philipp Völpel von Merenberg , Amts Weilburg. Ferner am 18.:
15) Feldwebel Johann Seifert von Wehrheim, Amts Usingen und 16) Stabshalbmondbläser Jacob Hornung von Waldthürn, welche bereits die silberne Tapferkeitsmedaille besaßen. In der Ferme Hougomont gingen sie an der Spize einiger Grenadiere dem eingedrungenen Feind entgegen und
111 wwwww. trieben ihn wieder
aus
derselben zurück.
Dabei
tödtete
Horuung einen Französischen Officier , welcher einen Eng lischen Officier gefangen genommen hatte, und denselben weg führen wollte. wieder.
Der lettere erhielt hierdurch seine Freiheit
17) Feldwebel Chriſtian Henkel von Hachenburg schlug dort drei andere sehr starke feindliche Angriffe ab und verblieb trog einer erhaltenen Verwundung im Gefecht. Außer diesen zeichneten sich bei Hougomont aus : 18) Bataillonsadjutant Ludwig Simon von Kirchheim. 19) Sergeant Wilhelm Küfler von Obererlenbach bei Hanau. 20) Corporal Andreas Bertram von Scheuern, Amts Linz. 21) Soldat Joseph Gelhard von Nauort, Amts Vallendar. 22)
"
Joseph Mohr von Münster, Amts Höchſt.
23)
??
Joseph Menninger von Nauort , Amts Val lendar.
Letterer hatte sich bereits früher und auch in dem Ge fechte am 16. ausgezeichnet. Am 18. hatte Sergeant Stahl in den Gärten von Hougomont eine Section unter seinem Commando und war durch große feindliche Uebermacht genöthigt worden , sich mit seinen Leuten zurückzuziehen.
Tödtlich bleſſirt blieb er unter
wegs liegen und war dadurch in Gefahr gefangen zu werden . Soldat Menninger hob ihn auf und trug
ihn im
stärksten feindlichen Feuer mit Gefahr selbst gefangen zu wer den, zurück. Auf den anderen Punkten des Schlachtfeldes zeichneten sich aus :
112 www 24) Corporal Anton Becker von Garbenheim, Amts Aßbach. 25) Soldat Friedrich Guterding von Greifelbach, Amts Braunfels . 26) Soldat Heinrich Windisch von Wiesbaden. Diese drei waren am 15.
16. und 18. immer die
ersten freiwilligen. Tirailleurs und zeichneten sich dabei sehr aus.
Windisch wurde blessirt, that aber trotzdem noch drei
Schuß und ließ sich alsdann erst zurückbringen. 27) Soldat Conrad Dreher von Odersbach , Amts Weilburg, hatte sich ebenfalls
in den vorerwähnten 3 Gefechten durch
seinen Muth und seine Entschlossenheit besonders ausgezeichnet . Durch sein entſchloſſenes Vorgehen befreite er einen bleſſirten Cameraden, welcher schon vom Feinde umzingelt war. 28) Soldat Anton Sahl von Arfurt , Amts Runkel , zeichnete sich bei der Befreiung eines schwer blessirten Offi ciers, welcher Gefahr lief in Gefangenschaft zu gerathen, sehr rühmlich aus . Ferner 29) Bataillons -Adjutant Adam Rothenbacher von Weilbach, Amts Wallau.
30) Sergeant Andreas Buchsieb von Fahr, Amts Neuwiedź 31 ) Corporal Matthias Schmidt von Salz, Amts Montabaur. 32) Fourier Christian Breitheisen von Oberraden, Amts Heddesdorf. 33) Sergeant Adam Graß von Mehrenberg, Amts Weilburg. 34) Corporal Johann Angstein, von Rüdesheim. 35) Soldat Friedrich Braun von Eltville.
113 www.n 36) Soldat Martin Schäfer von Lorsbach , Amts Wallau. 37 ) Corporal Andreas Freund von Hofheim , Amts Höchst. 38) Soldat Johann Timpel von Nied , Amts Höchſt. 39) Soldat Wilhem Nink von Niederfelters , Amts Limburg. 40) Soldat Franz Knapp von Montabaur. 41) Sergeant Johann Sittig von Kriftel, Amts Hofheim. 42) Corporal Conrad Werner von Jdstein. 43) Soldat Johann Schmidt von Marxheim, Amts
Hochheim. 44) Soldat Matthias Weber von Ellenhausen , Amts Vallendar. 45) Soldat Peter Maurer von Niederlaufen, Amts Usingen. 46) Soldat Andreas Baldus von Gehlert, Amts Hachenburg. 47) Corporal Georg Heinrich Becker von Braubach. 48) Sergeant Heinrich Erbe von Gräfenwiesbach, Amts Usingen. 49) Corporal Jacob Müller von Bendorf, Amts Vallendar. 50) Soldat Johann Arzheimer von Niederlahnstein, Amts Braubach. 51 ) Sergeant Jacob Ohlbach von Rüdesheim. 52) Feldwebel Andreas Uber von Wiesbaden . 53) Fourier Friedrich Will von Limbach, Amts Jdstein. 54) Soldat Wilhelm Draisbach von Nordenstadt , Amts Wiesbaden.
114 WARN 55) Soldat Johann Fuhr von Ransbach , Amts Vallendar. 56)
"
"!
Christ von Zeilsheim, Amts Höchst.
57)
19
"
Schamle
von
Sessenhausen ,
Amts
Herrschbach. Sie erhielten sämmtlich die Tapferkeitsmedaille. Außerdem erhielten den Königlich Niederländischen Wil
helmsorden : 1 ) Feldwebel Kupper. Ortel. 2) " Dillmann. "1 3) 4)
"
5)
""
Lind. Enders .
6)
"1
Müller.
7)
"
Kober.
8)
"
Über.
9) Sergeant Rumpp. 10)
"
11)
??
12)
"
13)
"
Hummer. Schott.
14)
"1
Flach .
15)
"1
Fischer.
16)
""
17)
11
Groß. Granz.
18) 19)
"1
"1
Feir Dumbach.
20)
"
Weyer.
21)
"1
Brunnenwasser.
Härtes. Dern.
22) Fourier Schneider. 23) Corporal Zöller.
115
24) Corporal Rengel.
25)
"
Bott.
26)
"
Pflug.
27)
"1
Eisermann.
28) Soldat Heupel.
29)
"
Hackers.
30)
"1
Klein.
31)
"
Routrötz.
32)
"1
Weymer.
33)
"1
Ninkel.
34)
"
Ludwig.
35)
"
Deelmann .
In seinem unmittelbar nach der Schlacht eingegebenen Berichte an Seine Durchlaucht den Herzog sagte der Ge neral von Kruse über das 1. Regiment, bei welchem er sich befunden hatte :
„ Der Muth und die Standhaftigkeit des Regiments waren bewundernswerth ; nur hat es sich hier leider gezeigt, daß in kritischen Augenblicken Muth allein nicht ausreicht und eine ungeübte Truppe das wird.
Opfer der Unerfahrenheit
„Wären die beiden Regimenter vereinigt
gewesen , so
bin ich überzeugt , der Sieg über Napoleons Garde hätte an diesem Tage den Naſſauischen Truppen unsterblichen Ruhm gebracht. „ Das Betragen der Officiere war musterhaft ,
viele
haben sich ausgezeichnet, und unter diesen vorzüglich der Oberſt lieutenant von Hagen , die Hauptleute Schüler und Weiz . Major von Preen , Hauptmann Alefeld , Des Barres ; 8*
116
die Lieutenante Rückert , Bickel und Gemmer und meh rere, die der Tod dem Dieuste entriß.
,,Ebenso kann ich nicht umhin , das Betragen sämmt licher Officiere meines Stabes
zu rühmen , von denen der von Bose bles
Major von Breidbach und Hauptmann
ſirt wurden, dem Lieutenant , Graf von Walderdorff ein Pferd getödtet wurde. "
Am 20. Juni brach die Engliſch- Niederländische Armee zum Beginn der weiteren Operationen am 21. die Französische Grenze . Paris , wo man erwartete ,
auf und überschritt
Das Operationsziel war
daß Napoleon nochmals eine
Schlacht annehmen würde. Am 23. Juni
wurde das 1. und 2. Regiment ver
einigt ; sie bildeten die 4. Diviſion des Prinzen Friedrich von Oranien ; indeß kamen ſie ſchon am folgenden Tage zum Englischen 2. Armeekorps des Lord Hill und bildeten deſſen 2. Diviſion. Am 4. Juli langte die Diviſion
vor Paris
an und
stellte sich unter den Kanonen des Mont martre en bataille auf. ―――― Ihr gegenüber vor
der
Barriere Glichy stand
eine
starke feindliche Colonne , meistens Kürassiere . Dieselbe bil dete einen Theil der bei Paris concentrirten Französischen Armee, deren Stärke sich auf 60,000 Mann belief. Da es nicht zum Gefecht kam , so vermuthete man be reits, daß Unterhandlungen eingeleitet seien.
117 CA Gegen 9 Uhr Abends bezog die Diviſion den Bivouak bei St. Quen. Nachts 11 Uhr paſſirte ein höherer Französischer Be amte die Vorposten und eilte nach dem Hauptquartier .
Er
überbrachte die abgeschlossene Waffenſtillstandsconvention , nach welcher Paris den Alliirten übergeben wurde und die Franzö sische Armee hinter die Loire zurückging. Napoleon hatte abdicirt und der Krieg war beendet. Am 6. besetzten die Alliirten die Barrieren von Paris, die Nassauische Diviſion die Barrieren Glichy , Monceau und Roule.
Tags darauf bezog sie Bivouaks im Bois de Bou
logne und erhielt später noch einige nahe gelegene Cantonne ments. Am 22. Juli fand eine große Parade des verbün deten Heeres auf den Eliséischen Feldern vor den alliirten Monarchen statt. Seine Durchlaucht der Erbprinz war der Armee nach Paris gefolgt und wohnte häufig den Uebungen der Herzog lichen Truppen im Bois de Boulogne bei .
Am 27. Auguſt
kehrte er in das Land zurück. Am 18. October fand
auf dem Marsfelde die
Ge
dächtnißfeier der Schlacht bei Leipzig statt. Am 30. October wurden die Geschüße und Wagen ver theilt, welche in der Schlacht bei Waterloo erbeutet waren. Die Naſſaniſche Division erhielt davon : vier 6-pfünder Kanonen , zwei 7-pfündige Haubißen und 12 Fuhrwerke. Am 8. November verließ das 2. Regiment die Division und trat in die Königlich Niederländische 2. Division über.
118 wwwwwwAN Statt seiner wurde wiesen.
das
Naſſau-Oranische Regiment über
Durch den Staatsvertrag vom 31. Mai 1815 waren 832 Mann des 2. Regiments Preußische Unterthanen ge worden ; sie wurden am 28. November gegen eben so viele Leute des Oranischen Regiments umgetauscht. Am 1. December wurde der Rückmarsch in das Land angetreten. Die Division paſſirte am 27. desselben Monats den Rhein bei Mainz und Budenheim auf Kähnen, da die Brücke wegen des Eisgangs abgefahren war und bezog Cantonnements zwischen Wickert und Erbach. Am 28. fand der Einzug in Wiesbaden und zwar in folgender Ordnung ſtatt :
1 ) 2 Bataillone des 1. Regiments ; 2) die eroberten Geſchüße und Führwerke ; 3) das 3. Bataillon des 1. Regiments ; 4) das Regiment Oranien.
Am 29. fand auf dem Felde bei Biebrich eine Revue statt, in welcher die zur Erinnerung an den erfochtenen denk würdigen Sieg von Sr. Durchlaucht dem Herzoge gestifteten Waterloo-Medaillen ausgegeben wurden. Am 3. Januar 1816 wurde das Regiment Oranien aufgelöst ,
und diejenigen Mannschaften, welche
Nassauische
Unterthanen geworden waren , dem 1. Regiment einverleibt ; diejenigen , welche
an Preußen
gefallen waren, wurden am
10. Januar auf der Kursaalwiese zu Wiesbaden an den fünf tigen Regiments - Commandanten , den Königlich Oberstlieutenant Schleyer übergeben .
Preußischen
119
Das Landwehr-Bataillon des 1. Regiments wurde nun ebenfalls aufgelöst
und seine dienstpflichtigen
den beiden andern Bataillonen
einverleibt.
Mannschaften Diese
erhielten
Wiesbaden als Garniſon und gaben Detachements nach Weil burg und Biebrich.
Das Herzogliche 2. Regiment rückte mit der Königlich Niederländischen 2. Division nach Holland und garnisonirte bis zum Jahre 1820 in verſchiedenen Orten , namentlich in : Na
Bergen op Zoom und Herzogenbusch, Loewen ,
Breda ,
mur, Philippeville, Wilhelmstadt, Antwerpen 2c.
Am 22. Juli
1820 trat es den Rückmarsch nach der Heimath_an. Viele Niederländischen Blätter , welche zu dieser Zeit erschienen, beklagen den Verlust des Regiments und nennen es die Zierde und den Kern der Armee. Am 11. August erfolgte der Einmarsch in Wiesbaden ; am 15. war große Revue in der Wilhelmsstraße ; Tags da rauf wurde das 3. Bataillon aufgelöst und am 20. desselben Monats den beiden andern Bataillonen die Caserne zu Wies baden überwiesen. Das Regiment war 12 Jahre vorher und zufällig an demselben Tage aus der Garniſon abmarſchirt. Der Stab und das 1. Bataillon des 1. Regiments wurden nach Weilburg , das 2. Bataillon nach Diez dislocirt.
120
Die Periode
nach dem
bis zum
uge Feldz Feldzuge
von 1815
Jahre 1848.
Nach der Demobiliſirung des Herzoglichen 2. Regiments bei dessen Rückkehr aus Holland bestand die Brigade
nur
noch aus
2 Regimentern Infanterie zu 2 Bataillonen und der Garnisons-Compagnie auf der Feſtung Marrburg . Die Bataillone hatten je:
1 Grenadier-, 4 Jäger- und 1 Voltigeur- Compagnie, welch' lettere seit dem 6. April 1814 die Bezeichnung ,, Flan queur-Compagnie “ erhalten hatte. Als obere Militärbehörde bestand das Kriegs -Collegium bis zum 1. Januar 1821.
Neben ihm war am 8. Sep
tember 1810 als ſelbſtſtändige Behörde die General-Direc tion der Militär- Verwaltung" errichtet worden, indeß wurde dieselbe am 1. Januar 1815 mit dem Kriegs-Collegium ver schmolzen. An die Stelle des letteren trat am 1. Januar 1821 das General- Commando .
121 VWV Ne Die reitende Jäger-Division war nach der Rückkehr der Mannschaften aus Spanien nicht wieder formirt, ſondern aufgelöſt und ſtatt derselben im Jahre 1822 die Herzogliche Dieselbe formirte ursprünglich Artillerie errichtet worden. cine Compagnie mit 8 und 2 Haubigen) .
Geſchüßen ( 6 sechspfünder Kanonen
Ferner wurde zu derselben Zeit die Zeughaus -Verwal tung mit den Werkstätten errichtet. Den erhöhten Anforderungen entsprechend , welche man in wissenschaftlicher Beziehung an die Officiers - Aſpiranten stellte, wurde im Jahr 1819 die Herzogliche Militärschule errichtet, und bestimmt, daß sämmtliche als Officiersaſpiran ten dienenden jungen Leute ihre wissenschaftliche Ausbildung in dieser Anstalt erhalten und sich über ihre Befähigung vor der Beförderung zum Officier durch eine Prüfung ausweisen sollten. Diese für das Officiercorps und die ganze
Truppe
gleich wichtige Anstalt wurde durch den, gegenwärtig zur Dis position stehenden General-Lieutenant von Hadeln errichtet und eine Reihe von Jahren geleitet. Demſelben Officier war die Organisation der Artillerie, die Construction und der Bau des Materials, ſowie die Ein richtung der Zeughauswerkstätten übertragen und wurden von ihm ausgeführt . Außer den oben erwähnten Truppen bestand zur Auf rechthaltung der Ordnung im Innern des Landes die Reſerve, wie solche im Jahre 1813 und 1814 bei'm Aufbieten der allgemeinen Landesbewaffnung aus den Landsturm -Bataillonen formirt worden war.
122
Sie zählte 27 Compagnien, welche in 4 Inspectionen, die Rheinische,
"
Taunische,
"I Lahn- und "
Dill-Inspection,
getheilt waren und unter einem gemeinschaftlichen Oberbefehl ſtanden.
Am 3. Februar 1821 wurden diese Compagnien auf gelöst und statt derselben ein Reserve-Bataillon mit 8 Com pagnien formirt, von denen je eine in Hochheim, Usingen, Camberg, Eltville,
Nastätten, Herborn,
Freilingen und Hadamar ſtationirt war. Jede Compagnie hatte in ihrem Bezirk einige Dienſt ſtationen ( zusammen 27 ) , deren jeder ein Unterofficier vor stand. Diese Formation erhielt ſich bis zum Jahre 1849, wo die Reserve aufgelöst und statt derselben das jetzt bestehende Landjäger-Corps errichtet wurde.
Durch die Beschlüsse der Bundesversammlung vom 9. April 1821 c. und die daraus hervorgegangene Kriegs-Ver faſſung des deutschen Bundes wurden die Herzoglichen Trup
123 CAN pen dem IX. Armeecorps zugetheilt, zu welchem außer ihnen die Contingente des Königreichs Sachsen, des Kurfürstenthums Heſſen und
des Herzogthums Limburg zählen. Die Herzogliche Brigade erhielt am 1. Januar 1831 nachfolgende Formation :
I.
Die Infanterie. -
Zwei Regimenter zu zwei Linien- und einem leichten Bataillon von je vier Compagnien. Die Grenadier - Compagnien verloren
ihre
besondere
Bezeichnung und bildeten die Flügel-Compagnien der Linien Bataillone; sie wurden wie die anderen Compagnien uni formirt. Die Linien-Bataillone zählten 688 Mann und rangir ten auf 3 Gliedern, die leichten Bataillone 460 Mann auf 2 Gliedern. Die Flanqueur-Compagnien wurden den leichten Batail lonen einverleibt, dort bei jedem Regiment zwei Compagnien neu organisirt und dagegen zwei Jäger -Compagnien aufgelöſt. Am 10. Mai 1842 wurden alle Bataillone auf gleiche Stärke gebracht und gleichmäßig auf drei Gliedern rangirt, auch begann man zu dieser Zeit Scharfschüßen in den Com pagnien auszuwählen und als solche besonders auszubilden .
124 w ~~ MA^~ II. Die Artillerie erhielt vom 15. März 1833 an die Bezeichnung Artillerie Division und bestand nunmehr aus dem Stabe und zwei Compagnien. Bei Aufstellung des Hauptcontingents ſollten 8 Geschütze und der Reservepark ; bei Aufstellung des Haupt- und Reſervecontingents dagegen : eine sechspfünder Batterie von 6 Kanonen und 1/2 Haubitz-Batterie von 4 Piecen mit den er forderlichen Parks mobil gemacht werden .
wurde 1831 ,
Dieſe Truppen-Formation beſtand im Wesentlichen bis zu dem Jahre 1848 und den damals erfolgenden neuen Aus märschen ; indeß erlitt die innere Organiſation der Corps viel fache und wesentliche Aenderungen. Die Conſcriptionsbeſtimmungen der Höchſten Edikte von 1808, 1816 und 1844 hatten den Ersatz neu normirt und die allgemeine Militärpflicht mit bedingter Stellvertretung eingeführt. Die Reglements , sowie die Dienst- und Verwaltungs Vorschriften waren großen Theils durch neue Bestimmungen, deren specielle Erwähnung außerhalb des Zweckes dieser Blät
THAN
IV. Der gemeinschaftliche Bagage - Train
1833 neu organisirt. —
-
III. Das Pionier - Detachement
125
ter liegt, ersetzt, und ebenso die Ausrüstung und Bekleidung den Zeitverhältnissen entsprechend mehrfach geändert worden. 1831 wurden die Percuſſionsgewehre, 1846 die erſten gezogenen Gewehre eingeführt . Die Bekleidung der Truppen, wie solche in der Beilage dargestellt 1 ist
und
Einführung kam ,
während der
Spanischen Feldzüge zur
wurde nach dem Feldzuge von 1815 zu
nächst dahin abgeändert, daß die Epeaulettes der Mannschaften wegfielen und statt derselben Whings nach dem Muſter der Englischen Armee eingeführt wurden. 1831 wurden die Kolbaks abgeſchafft und von allen Truppen Tzakows von gleicher Form jedoch mit verschiedenen Decorationen getragen. Die anderen, wesentlichen Aenderungen in der Bekleidung erfolgten erst in der späteren Zeit. Hinsichtlich der Garnisons -Verhältniſſe iſt Nachfolgen des zu bemerken : Das 1. Regiment garnisonirte mit
einem Bataillon
und von 1831 an mit zwei Bataillonen in Weilburg , mit einem Bataillon in Diez. Das 2. Regiment in Wiesbaden ; 1833 wurde ein Ba taillon nach Biebrich detachirt ; die Artillerie und die Pioniere in Wiesbaden. Die Garnisons - Compagnie
verblieb
auf der Festung
Maryburg, bis zum Jahre 1849, wo die Compagnie auf gelöst und die Invaliden pensionirt wurden. Das Kriegs-Collegium und später das General - Com mando befanden sich in Wiesbaden. Präsident des Kriegs -Collegiums , beziehungsweise Ge neral-Commandant der Truppen war nach dem Abgang des
126
Generals von Schäffer , welcher 1813 in Großherzoglich Badische Dienste übertrat ,
der General von Kruse von
1814-1837 ; General von Preen von 1837-1848 und von da an General Alefeld. In diese Zeitperiode fällt eine Mobilmachung der Her zoglichen Brigade, deren hier zum Schluß noch mit einigen Worten gedacht werden soll :
Nach den politischen Vorgängen im Königreich der Nie derlande war durch Bundesbeschluß vom 18. März 1831 be ſtimmt worden, daß ein Corps von 24,000 Mann schlag fertig aufgestellt und als Executionscorps nach dem Luxem burgischen entsendet werden sollte. Dieſes Corps sollte aus dem X. Bundes -Armee- Corps und der 2. Division des IX . Armee-Corps (Kurfürstenthum Heſſen und Naſſau) formirt werden. In
Folge
dessen wurde die Brigade mobil gemacht
und bestimmt, daß dieselbe unter dem Commando des Gene rals von Kruse mit 6 Bataillonen und einer Batterie von 6 Geschützen ausmarschiren sollte. Der Abmarsch aus den Garnisonen unterblieb indeß und noch im Laufe desselben Jahres fand die Demobiliſirung 7 statt.
127
Die
Ausmärsche
in
den
Jahren
1848
und
1849. Nach dem Ausbruch der Revolution im Großherzog= thum Baden (März 1848) wurden die Contingente verſchie dener Staaten , darunter auch dasjenige des Herzogthums Naſſau zur Unterdrückung des Aufstandes dorthin berufen. In Folge dessen wurden alle großbeurlaubten Mann schaften eingezogen und bestimmt, daß
der Brigadestab ( Oberst Alefeld), das 1. Regiment mit dem 1. und 2. Linien-Batail lon (Oberst Keim) , desgleichen das 2. Regiment ( Oberſtlieut. Gerau), die Artillerie- Division mit 1 Batterie (Hauptmann Müller) und
das Pionier-Detachement ausmarschiren sollten. Zur Verstärkung der Linien-Bataillone wurde denselben je eine leichte Compagnie zugetheilt, ſo daß von jedem Regi ― ment nur zwei leichte Compagnien zurückblieben. Der Abmarsch aus zweiten Hälfte des
den Garnisonen erfolgte in der
Monats April ; die
Truppen wurden
größtentheils per Eisenbahn nach Baden befördert.
128
Den Oberbefehl über alle zur Unterdrückung des Auf standes daselbst concentrirten Truppen führte der Feldmarschall, Prinz Carl von Bayern . Das Herzogliche 1.
Regiment verblieb in Mannheim
und wirkte dort bei der Desarmirung der Bürgerwehr mit, in Folge deren es am 26. April zu einem Gefecht kam . Das 2. Regiment wurde in das Badische Oberland dirigirt ; das 1. Bataillon desselben nahm am 24. April an der Einnahme von Freiburg , welches von Freischärlern ver theidigt wurde, Theil ; später befanden sich beide Bataillone nebst dem Brigadestab in Offenburg und Umgegend , wo sie dem Observationscorps des Großherzoglich Badischen Gene rals von Gayling zugetheilt waren. Aus diesen Standquartieren wurden mehrinals mobile Colonnen nach entfernteren Districten entsandt, ohne daß et was Erhebliches vorfiel.
Die Batterie und das Pionier Detachement waren in Mannheim resp. Schwetzingen 2c. verblieben. Im Monat Juni erfolgte der Rückmarsch aller Corps in die Garnisonen und nach der Ankunft daselbst wurden die einberufenen Mannschaften wieder entlassen. Wenige Wochen nachher fand jedoch schon eine zweite Mobilmachung statt, da inzwischen der Krieg mit Dänemark ausgebrochen war und ein Naſſauiſches Contingent auch dort hin verlangt wurde. Zu Anfang des Monats Auguſt rückten :
der Brigadestab ( General Alefeld) , ein combinirtes Regiment (unter der Bezeichnung
"F Feldregiment, "
von dem damaligen Chef des
129 wwwwwww. Generalstabs
Oberſtlieutenant von Reichenau
commandirt),
und eine Batterie (Hauptmann Heimann) von Wiesbaden ab. Das Feldregiment war aus : dem 1. Bataillon des 1. Regiments, " 2. "I " 1. " und einem leichten Bataillon bestehend aus vier leichten Com pagnien (zwei jeden Regiments , welche an dem Ausmarsch nach Baden nicht Theil genommen hatten) zusammengeseßt. — Diese Truppen wurden mittelst Dampfboote und Eiſen bahnen nach Holstein befördert und dort einer combinirten Brigade zugetheilt, deren Commando dem General Alefeld übertragen war. Die Brigade bestand aus den erwähnten drei Batail lonen von Nassau , einem Bataillon von Frankfurt , Bataillon
von
Sachsen - Weimar
und
einem} einer Batterie von
Nassau. Sie bezog am 23. Auguſt Vorposten den Dänen gegen über bei der Insel Alsen. Der unerwartet erfolgte Abschluß eines Waffenſtillſtan des veranlaßte jedoch, daß keine Gefechte mehr stattfanden und die Truppen schon im nächstfolgenden Monat wieder den Rückmarich aus Holſtein antraten. Sie sollten in gleicher Weise , wie auf dem Hinweg mittelst Eisenbahnen und Dampfschiffen befördert werden und waren bereits nach ihren Garnisonen dirigirt, als neuerdings im
Großherzogthum Baden ausgebrochene Unruhen Veran
laſſung gaben, sie dorthin zu beordern, um zu einem mobilen Corps zu stoßen , welches unter den Befehlen des Königlich 9
130 VA^^^^ VODAR Preußischen Generals von Dunker bei Mannheim concen trirt wurde. Dort verblieben sie bis zum Monat December und kehrten alsdann erst in ihre Garniſonen zurück. Im Frühjahre 1849 brach der Krieg mit Dänemark von Neuem aus . Das Herzogliche Contingent zu dieſem Feldzuge beſtand
aus : dem Brigadestab, dem 2. Regiment und einer Batterie. Die Batterie unter den Befehlen des Hauptmans M ü l= ler marschirte Mitte März aus und rückte am 25. des jelben Monats in der Stadt Schleswig ein. Das 2. Regiment unter dem Commando des Obersten Gerau verließ seine Garnison am 17.
April und wurde
bei'm Eintreffen in Holstein zuerst nach der Westküste in die Gegend von Mehldorf zc. und von da nach dem Sundewitt dirigirt. Kurz nach dem Ausmarsche dieser Corps brach die Re volution im Großherzogthum Baden abermals aus . Sie verbreitete sich über das ganze Land und bedrohte die benach barten Staaten ; die Badischen Truppen waren abgefallen und die Festung Rastatt in die Hände der Aufständischen gelangt, deren Zahl sehr bald bis auf circa 30,000 Mann wuchs. Der erste Versuch die Revolution auf das benachbarte Großherzoglich Hessische
Gebiet fortzupflanzen, scheiterte an
der Zuverlässigkeit und Tapferkeit der Hessischen Truppen. Die Aufständischen beschränkten sich daher auf die Ver
131
theidigung der Neckarlinie und Bedrohung der Festungen Ger mersheim und Landau. Zur Bekämpfung dieses Aufstandes wurden drei Armee corps unter dem Oberbefehl Preußen bestimmt :
$
S. K.
H. des Prinzen von
Das erste ( 1. Preußisches Armeecorps unter dem General-Lieutenant von Hirschfeld), das zweite ( 2. Preußisches Armeecorps unter dem General-Lieutenant Graf von der Gröben) und das dritte (Neckar-Corps aus den Contingenten ver ſchiedener Staaten zuſammengesetzt und von dem Königlich Preußischen General - Lieutenant Peucker befehligt). Dem letteren wurden zwei Bataillone des Herzoglichen
1. Regiments unter den Befehlen des Oberstlieutenants von Morenhoffen und des Majors Dümler zugetheilt, welche am 23. resp . 29. Mai ihre Garnison verließen. Es blieben also auch während dieser Periode von der Herzoglichen Brigade im Ganzen nur vier Compagnien im Lande zurück. Die Operationen in Baden begannen gegen Mitte des Monats Juni nnd endeten mit der
Capitulation von
Rastatt am 23. Juli. Der Aufſtand war damit niedergeschlagen und in allen Theilen des Landes die Großherzogliche Regierung reſtituirt. Das Bataillon des Majors Dümler nahm an den Gefechten bei Großsachsen am 16. Juni, 22 . " " Sinsheim 29. Gernsbach " und
9*
132 NO 100 Dos am 30. Juni Theil und wurde später mit den übrigen Truppen des Neckar Corps zur Beseßung der Schweizer Grenze verwendet ; es kehrte am 12. September zurück. Das Bataillon des
Oberstlieutenants von Moren
hoffen nahm an dem Gefechte bei Dos am 30. Juni Theil, fantonirte später bei Dettingen und Umgegend und traf am 16. October wieder in der Garnison ein. ---Das 2. Regiment war in
Schleswig der Reserve
Division des Kurfürstlich Hessischen Generallieutenants Bauer zugetheilt worden und bildete mit
einem Bataillon von Anhalt- Dessau, einem
"!
""
einer Compagnie " einer Schwadron " einer Batterie
"
Anhalt-Köthen-Bernburg, Hessen-Homburg, Braunschweig und "
die erste oder Avantgarden-Brigade dieser Diviſion. Seine Hoheit der Herzog, welcher seinen Truppen das Glück zugedacht hatte, fie persönlich im Felde zu führen, über nahm
das
Commando dieser
befand sich zu
Brigade ; das
Stabsquartier
Stenderup und später als die Brigade in
zweite Linie gezogen wurde, zu West- Schnabeck. Die Reserve-Division war bestimmt , den Rücken der nach Jütland vorgedrungenen Bundes-Armee zu sichern und einem etwaigen Angriff der Dänen von der Insel Alfen aus entgegenzutreten.
Die Avantgarde hielt zu dem Ende die
Düppeler Höhen besetzt und hatte dieſe Poſition durch forti ficatorische Anlagen in
einen vortrefflichen Vertheidigungs
stand gesezt.
Die Batterien waren mit schwerem Geschütz armirt
Plan des Gefechts bei Eckernfördered ab9190
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Fregatte BatReuss Linienschiffam Nachmittag Nasauische Batterie chmittags)
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Fregatte bis 10 Uhr Wrack Südbatterie g
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D. Sandkrug
NassauischeBatterie Morgens
Schnellmark hola
A Schnellmark Get tor Ki na ch fu el BatCoburgGotha 342
Lith v. C.Groschwitz in Wiesb:
I ■l . VI.
Bell
Boats &
133 yxan und durch Abtheilungen einer K. Preußischen und einer Schles wig-Holstein'schen Festungsbatterie beſegt. Dieser Position gegenüber standen die feindlichen Vor posten , gesichert durch einen Brückenkopf , von welchem die Verbindung mit der Insel Alſen unterhalten wurde und ge schützt durch zahlreiche Kanonenboote ,
sowie durch mehrere
auf Alfen erbaute und mit schwerem Geschütz armirte Bat terien. Es kam zu einigen Vorpostengefechten, an denen sich die beiderseitigen Batterien sowie die feindlichen Kanonenboote betheiligten. Am bedeutendensten wurde das Gefecht am 6. Juni . Nach Abschluß des Waffenstillstandes verließen die Trup pen das Land ; der Brigadeſtab und das 2. Regiment trafen am 10. August in der Garnison ein.
Die Batterie war nach ihrem Eintreffen in Holstein der Brigade S. H. des Herzogs von Sachsen-Coburg - Gotha zugetheilt worden, welche zwischen Eckernförde und Kiel Can tonnements bezogen hatte und zum Schuße dieſer beiden Hafen pläge sowie der dazwischen gelegenen Küstenstrecke beſtimmt war. Die Brigade beſtand aus 1 Bataillon von Sachsen-Coburg -Gotha, 1
"
"
Sachsen-Meiningeu,
1
"
"
Reuß und
der Naſſauischen Batterie ( 4 sechspfünder Kanonen und 2 ſiebenpfündige Haubißen). Später *) kamen noch : 1 Bataillon von Württemberg , *) Nach dem Gefecht bei Eckernförde.
B
134
1 Bataillon von Baden, 2 Schwadronen Hanſeaten und 1 Batterie von Großherzogthum Hessen hinzu. Zur nächsten Vertheidigung der Eckernförder Bucht waren die im anliegenden Plane verzeichnete Nord- und Südbatterie erbaut ; erstere mit 6, lettere mit 4 Geſchüßen schweren Ca libers armirt und durch Abtheilungen der 5. Schleswig-Hol ſtein'schen Festungs -Compagnie ( Hauptmann Jungmann ) besezt ; außerdem war circa 100 Schritte hinter der Süd batterie eine Redoute errichtet.
Das 3. Schleswig -Holstein'
sche Reserve-Bataillon war zur Besetzung der letzteren und zur Deckung der beiden Batterien bestimmt . Dänischer Seits wurde beschlossen , mit einer Flotille unter den Befehlen des Capitains Paludan bestehend aus : dem Linienschiff Christian VIII . mit 84, der Fregatte Gefion mit 48 , den Dampfern Geyser und Hekla mit 16 , zusammen 148 Kanonen meiſt ſchweren Calibers und einigen Mörsern, denen auf drei Yachten eine Compagnie Landungs truppen folgte , am 4. April in der Dämmerung in dem Meerbusen von Eckernförde einzulaufen, die Vertheidiger zu alarmiren, auf verschiedenen Stellen eine Landung zu bewerk ſtelligen , die Strandbatterien zu nehmen oder zu zerstören und sich zu Herren von Eckernförde zu machen . dieses
Punktes
Der Besitz
hätte der Dänischen Armee gestattet,
eine
Diversion im Rücken des in Jütland eingedrungenen Bun desheeres zu machen , werden konnte. ―
welche von
außerordentlichem Erfolg
An dem genannten Tage gegen 4½
Uhr Nachmittags
traf die Meldung von dem Erscheinen der feindlichen Escadre
135
in einer Entfernung
von etwa zwei
Eckernförde bei dem Herzoge ein ,
Stunden östlich von
welcher in der richtigen
Vorausseßung, daß der Angriff weniger dem gesicherten Hafen von Kiel als demjenigen von Eckernförde gelten würde , be fahl, daß: das Bataillon von Coburg-Gotha mit der Nassauischen Batterie über Gettorf nach der Bucht von Eckernförde, das Bataillon Reuß nach Eckernförde vorrücken und das Bataillon Meiningen sich bei
Gettorf
aufstellen
sollte , von wo dasselbe eventuell auch gegen Kiel verwendet werden konnte. ---Das Bataillon von Coburg und die Nassauische Bat terie trafen gegen 4 Uhr Morgens nach Durchsuchung des Schnellmarker Holzes , an deſſen dem Strande zu gelegenen Ausgange ein und nahmen dort auf der Straße ihre Auf stellung. Capitain Paludan hatte sich am 4. April durch un günstigen Wind veranlaßt geſehen, den Angriff bis zum fol genden Tage zu verſchieben und lag am 5. Morgens 6 Uhr noch ruhig vor Anker. Da jezt der günſtige Zeitpunkt zu einer Landung vor über zu sein schien, erhielten die Truppen den Befehl in ihre މ Cantonnements zurückzukehren, mit Ausnahme von zwei Ge schüßen der Naſſauischen Batterie , welche unter dem Com mando des Oberlieutenants Werren nach Eckernförde de tachirt wurden. Der Rest der Batterie mit dem Bataillon Coburg waren kaum 3/4 Stunden zurückmarschirt, als man von einer Anhöhe das feindliche Geschwader mit vollen Segeln in den Meerbusen einlaufen sah.
136 JAAKKAAPinces Der Commandant des Bataillons, Major von Bran denstein und Hauptmann Müller entschlossen sich daher sofort zurückzukehren ; lezterer eilte der Batterie voraus und beschloß bei der ungünstigen Beschaffenheit des Terrains die Geschütze, welche unterdeſſen im Trabe gefolgt waren, an der nordwestlichen Spize des Schnellmarker Holzes Strande aufzustellen.
am offenen
Die Progen wurden in einer nahe
gelegenen Terrainvertiefung , der Park außer Kanonenschuß weite aufgestellt. Oberlieutenant
Werren war inzwischen mit seinen
beiden Geschützen in Eckernförde eingerückt und befand sich dort am Pflegehause als der erste dem Herzoge ,
Schuß fiel .
Er erhielt von
welcher sich nach dem bedrohten Eckernförde
begeben hatte, den Befehl nach der Nordbatterie abzurücken und namentlich gegen eine etwaige Landung zu wirken . Capitain Paludan hatte ſeinen Angriff in nachfol gender Weise angeordnet : Das Linienschiff und die Fregatte sollten die Strand batterien angreifen , die beiden Dampfer außer dem Bereich des Feuers der Nordbatterie längs der Südküste vorgehen und mit ihren vordersten Kanonen Bomben
in die
Süd
batterie werfen , zugleich aber sich bereit halten, die beiden ersteren Schiffe nöthigen Falls zum Verlaſſen der Bucht ins Schlepptan zu nehmen. Dieser Disposition gemäß lief die Flotille um 71/2 Uhr Morgens ein ; das Linienschiff und die Fregatte nahmen ihre Pläge, welche zwischen der Nord- und Südbatterie so gewählt waren, daß sie beide mit der ganzen Breitſeite der Schiffe zu beschießen hofften, ein. Der Hauptstoß war gegen die Nordbatterie gerichtet.
137
Das unerwartete Auftreten der Nassauischen Batterie ( Hauptmann Müller ) bewirkte nun, daß die beiden Dam pfer der ursprünglichen Disposition entgegen nicht mehr längs der Südküste vorgehen konnten, da sie sogleich in das Feuer der ersteren gerathen wären, sowie ferner, daß die Aufmerk ſamkeit der beiden größeren Schiffe schon bei'm Beginn des Gefechtes auch auf die Nassauische Batterie gezogen wurde, während sie in dieser Richtung ursprünglich nur der Südbatterie zugewendet war. -
Die Kanonade hatte in dem Augenblick begonnen, als die Schiffe auf Kanonenschußweite herangekommen waren ; sie nahm rasch zu und wurde bald so heftig, daß die ganze Küſte von dem mächtigen Geschützdonner wiederhallte. Die Nassauische Batterie richtete ihr Feuer zuerst auf den Dampfer Geyſer , ſpäter auf die Fregatte, bis gegen 1/2 10 Uhr , wo diese etwas weiter in den Hafen einlief und außer Schußweite fam. Die Nordbatterie, gegen welche außer dem Linienschiff und der Fregatte auch der Dampfer Hekla feuerte, litt am meiſten, indem nach einiger Zeit zwei Geschütze in derselben de montirt waren, ein drittes von der Geschützbank herunterfiel und ein viertes kaum noch bedient werden konnte ; doch dies Alles vermochte nicht den Muth der tapferen Besatzung zu erschüt tern, welche unerschrocken die noch übrig gebliebenen Geschüße weiter bediente. Die Fregatte gerieth während dieses Gefechtes sehr bald in die ungünstige Lage, daß sie nur die Batterie von einer Seite gebrauchen konnte und dem feindlichen Feuer der Länge nach ausgesetzt war.
Der Commandant ließ deshalb dem Geyser
138 V ... das Signal geben , herbeizukommen , um das Hinterende so weit gegen den Wind hinaufschwenken zu machen, daß man Kaum war jedoch das
ein Warp-Anker fallen lassen könne.
Bugsirtau angelegt, als es durchschossen wurde ; hierauf ver ſuchte der Dampfer die Fregatte von vorne ins Schlepptau zu nehmen, als indeß seine Maschine so erheblich beschädigt wurde ,
daß er sich eiligst aus
dem
Gefechte zurückziehen
mußte, was ihm mit großer Anstrengung gelang .
Oberlieutenant Werren hatte nach dem Verlaſſen von Eckernförde eine schwierige
Aufgabe.
Das Zunehmen des
Dänischen Feuers und das Schwächerwerden des Holſtein'ſchen trieben zur größten Eile an ; dennoch konnte er den kürzesten, längs des Meeresſtrandes nach der Nordbatterie führenden Weg nicht benutzen, weil auf einer großen
Strecke desselben
seine Geschüße dem directen Feuer der feindlichen Schiffe aus gesezt gewesen wären, und mußte sich daher entſchließen auf Umwegen an den Ort seiner Bestimmung zu gelangen . Terrains unkundig ,
welches
Des
durch die vielen Kniggs jede
Uebersicht in hohem Grade erschwerte und den Marsch der Artillerie doppelt bedenklich macht , gelang es ihm nur mit großer Mühe und durch Hülfe eines unterwegs aufgefangenen Führers etwa um 9 Uhr den Louiſenberg zu erreichen. Von da führte er im feindlichen Feuer seine Geſchüße im
Galopp
und nahm
den Hang seitwärts
hinunter
gegen
derselben hinter
die
einem
Nordbatterie Knigg
seine
Aufstellung, welche er auch während des ganzen Tages inne behielt. Oberlieutenant Werren begab sich zunächſt in die Nord batterie , um zu sehen , ob er in dieser Batterie einen geeig
139 22 ^^^^n neten Aufstellungspunkt fände ; da dies aber nicht der Fall war, kehrte er zu seinen Geſchüßen zurück und ließ aus der gewählten Position das Feuer eröffnen.
Alsbald wurde dasselbe von den
Schiffen erwiedert,
mithin theilweise von der Nordbatterie abgezogen, ſo daß es dort gelang das heruntergefallene Geschütz wieder in gefechts fähigen Zustand zu bringen. Der Kampf wurde nun von beiden Strandbatterien und den Geſchüßen des Oberlieutenants Werren so lange fort gesezt bis dem Hekla das Steuer abgeschossen wurde und er sich aus dem Gefecht zurückziehen mußte.
Die beiden größe
ren Schiffe richteten nun den Angriff vorzugsweise gegen die Südbatterie, wobei Oberlieutenant Werren wegen zu großer Entfernung das Feuern einstellte. Während dieser Zeit hatten auch die Infanterie- Ba taillone ihre Pläge zum Schutz der Batterien eingenommen und die Vorpostenlinie geschlossen. Zwei Compapnien von Reuß ſtanden vor Eckernförde, die beiden anderen führte der Herzog bei dem Angriff auf die Südbatterie
gegen
den Strand vor ,
um
dort
einer
etwaigen Landung entgegen treten zu können . Das Gefecht hatte nun bereits einige Stunden gewährt ohne daß es den Schiffen gelungen war, auf irgend einem Punkte einen entscheidenden Vortheil zu erreichen. Dabei wurde ihre Lage mit jedem Augenblick bedenklicher : der zu nehmende Ostwind drohte das Verlassen der Bucht fortwäh rend zu erschweren, auf die Hülfe der beiden Dampfer war nicht mehr zu rechnen und von dem Commandanten der Fre gatte hatte Capitain Paludan die Meldung erhalten, „ die
140
Takelage sei so zerschoffen , daß er unmöglich unter Segel gehen könnte. " Unter diesen Umständen wählte Paludan einen an deren Versuch , um sich aus seiner mißlichen Lage zu be freien : Er ließ gegen Mittag die Parlamentärflagge aufziehen, das Schießen einstellen und nachdem letzteres auch von Seiten der Strandbatterien geschehen war, sandte er einen Officier mit einem Schreiben an den Höchſtcommandirenden , worin er sich bereit erklärte, vom Angriff auf die Batterien abzu stehen , wenn diese ihn unbehelligt würden abziehen lassen ; widrigen Falls würde er die
Stadt , welche er bisher ver
schont, mit Granaten bewerfen lassen. Darauf erhielt er indeß die Antwort : daß man sich nicht veranlaßt finde , die Schiffe ohne Weiteres abziehen zu lassen ; wolle er die offene Stadt beschießen , ſo ſei dies ein Vandalismus, der ihm zur Last fallen müsse. Die Zeit der Waffenruhe war auf beiden Seiten nach Möglichkeit benugt worden.
Die Schiffsmannſchaft arbeitete
mit größter Anstrengung um die Schiffe hinauszuwarpen, was indeß nicht gelang , vielmehr wurde das Linienschiff durch den starken Ostwind auf 4-500 Schritte von der Küste ſo auf den Grund getrieben, daß es festsaß. - In den Strandbatterien wurde Alles aufgeboten, um die erlittenen Beschädigungen aus zubessern und die gefechtsunfähigen Geschütze wieder aufzurichten oder durch andere zu ersetzen. Ferner
erhielt Hauptmann
gegen 3 Uhr Gefechtes die Süd=
Müller
den Befehl bei'm Wiederbeginn des batterie zu unterstützen, zu welchem Zweck ihm die hinter der
141
selben gelegene Redoute als muthmaßlich geeignet bezeichnet wurde. Die Chaussee, welche die Batterie paſſiren mußte, führt vom
Schnellmarker Holze dicht am Strande hin und lag
nicht nur im Bereiche des Kanonenschusses beider Schiffe, ſondern auch im Kartätſchſchuß des Linienſchiffes. Hanptmann Müller ließ deshalb die Geſchüße und Wagen die rechte Hälfte der Chauſſee einhalten und unter sich Abstand von 10 Schritten nehmen, um bei schneller Gangart das Aufprellen zu verhüten und jeder Zeit das Ausbrechen zu ermöglichen. Hierauf ließ er die Mannſchaft aufſigen und ging in gestrecktem Trabe bis zum Sandkruge vor, von wo er einen Seitenweg einschlug, welcher durch die Höhe gedeckt nach der Redoute führte. Dort fand er die Aufstellung für seine Geſchüße nicht so entsprechend, um mit Sicherheit auf einen günstigen Feuer effect rechnen zu können und faßte daher den kühnen Entschluß, mit der Batterie bis zum Strande herunter zu rücken und dort hinter einem Knigg Position zu nehmen . Die Aufſtellung, welche er wählte, bot den Vortheil, daß das Linienschiff nur etwa 4-500 Schritte dayon entfernt lag und ihm den Spiegel zuwendete , mithin von allen Geschoßarten der Länge nach ge troffen werden konnte. Der Knigg, obwohl nur aus losem Sande gebaut und unfähig
den
Geschossen schweren Calibers zu widerstehen,
wurde eiligst mit schießschartähnlichen Einschnitten versehen, um das Linienschiff bis zum Wasserspiegel befchießen zu kön nen. Die Pferde wurden nach dem Park geschickt und um die Mannschaften durch Abholen der Munition aus den Prozen
142 wwwwm nicht zu sehr zu exponiren, wurde ein beträchtlicher Vorrath an den Knigg herangebracht und mit Mänteln bedeckt. In dieser gefahrvollen
Stellung beschloß Hauptmann
Müller den Kampf gegen das an Geſchüß ſo ſehr über legene
Linienschiff aufzunehmen.
Der Erfolg
mußte
ein
großartiger werden, so lange es dem Schiffe nicht gelang sich frei zu machen ; alsdann genügte aber auch eine einzige, wohl angebrachte Lage der Breitſeite, um der Batterie den schwer sten Verlust beizubringen. Während dieser Vorbereitungen wurde auf dem Schiffe mit größter Thätigkeit gearbeitet um loszukommen ; es gelang auch mit vieler Mühe eine kleine Drehung zu bewerkstelligen, darauf blieb das Schiff aber in der neuen Stellung liegen ――――― (L) ; die Fregatte lag in F. Gegen 4 Uhr versuchte ein Dampfer ſich nochmals den Schiffen zu nähern , nach längerem
um sie zu befreien ,
Gefecht genöthigt ,
indeß
umzukehren ;
wurde er
der Kampf
war dadurch wieder eröffnet und wurde nun geführt : von der Nordbatterie mit 4 Geschüßen und dem Oberlieutenant Werren mit 2 Geschüßen gegen die Fregatte und den Dampfer ; von der Südbatterie mit 2 Geschüßen und dem Hauptmann Müller mit 4 Geſchüßen gegen das Linienschiff. Die Fregatte erwiederte ( aus Gründen) das Feuer nicht mehr.
unbekannt gebliebenen
Die Südbatterie feuerte mit glühenden Kugeln gegen den Rumpf des Schiffes , während Hauptmann Müller zu
143 www nächst mit Granaten und Kartätschen das Takelwerk beschoß . In Folge des letteren trat bald eine solche Zerstörung ein, daß ( wie Capitain Paludan in seinem Berichte angibt ) „durch dieses Feuer in wenigen Minuten alles laufende Gut des Großmarsſegels so zerschossen wurde , daß das Schiff nicht mehr zu steuern gewesen sei. " Darauf richtete Hauptmann Müller sein Feuer un unterbrochen gegen die feindliche Artilleriebedienungsmannſchaft und brachte auch dort eine solche Zerstörung zu Werke, daß das Feuer in Lagen ,
welche anfänglich rasch auf einander
folgten, immer mehr ins Stocken gerieth. Nach ungefähr einer Stunde hatten die Kugeln der Südbatterie so in dem Schiff gezündet, daß dasselbe ganz in Rauch gehüllt war, und daher das Feuern der Batterien auf einige Minuten eingestellt wurde .
Als das Schiff wieder
sichtbar war, wurde mit erneuerter Heftigkeit begonnen. Gegen 6 Uhr bemerkte man , wie aus den Kanonen lucken zahlreiche Eisenmunition in die See geworfen wurde, worauf sich das Schiff etwas hob und gegen die Naſſauische Batterie drehte ; dann feuerte es noch ein Mal gegen dieſelbe, ſtrich den Danebrog und ergab sich. Die Fregatte Gefion ergab sich fast gleichzeitig ( nach dem Berichte des Capitains Paludan etwas früher) und strich ebenfalls die Flagge. Lauter Jubel der heldenmüthigen Vertheidiger, in wel chen die hinzuströmenden freudig bewegten Einwohner Eckern förde's mit voller Brust einstimmten , begrüßten diesen glän
144 даване ,то поло zenden
Sieg , welcher Dänemark zwei stattliche Kriegsschiffe
mit vielem Material und 1257 Todten, Verwundeten und Ge fangenen kostete. Das Linienschiff wurde nun vom Winde noch etwas gegen Süden getrieben, bis es an der Stelle aufstieß, welche im Croquis mit W. bezeichnet ist. Nachdem der Herzog die Capitulation entgegengenom men und man mit Ausschiffung der Gefangenen begonnen hatte, griff leider das Feuer auf dem Linienschiff so um sich, daß es (Abends 8 Uhr) die Pulverkammer erreichte und da durch die Explosion des Schiffes herbeiführte. Drei Officiere, (worunter ein Arzt) und 100 Mann flogen mit in die Luft, so daß der Strand und die See mit Schiffstrümmern und verstümmelten Leichen bedeckt waren . Die Nassauische Batterie hatte das große Glück nicht einen
einzigen
Mann
zu
verlieren ,
(zwei
Pferde
den im Park von einer Kanonenkugel getödtet) . fast während gestanden ihrer
und
des
ganzen
die
Gefechtes
Verwüstung
Aufstellungspunkte ,
sowie
in
im
feindlichen Feuer
unmittelbarer
viele
wur
Sie hatte
ohne
Nähe
Nachtheil
ge
bliebenen Beschädigungen des Materials zeigten nur zu sehr, welcher großen Gefahr sie ausgesetzt war.
Das General- Commando erließ nachfolgenden :
General - Befehl : An dem Siege bei Eckernförde am 5. April d. J., welchen die Geschichte als eine der schönsten Waffenthaten aufbewahren wird , hat die Herzogliche Batterie unter dem Befehle des Herrn Hauptmann Müller sehr ruhm vollen Antheil genommen.
145
Seine Hoheit der Herzog geruhen diesem Officier für die Tapferkeit und geschickte Aufstellung, der man es verdankt, daß wir keinen Verlust an Menschenleben zu beklagen haben , einen Ehrensäbel zu verleihen und behalten sich vor, den übrigen Officieren, Unterofficieren und sämmtlicher
Mannschaft
noch besonders Beweise
Höchst Ihrer Zufriedenheit zu geben . Wiesbaden, den 13. April 1849. Alefeld.
In Folge dessen wurde zur Erinnerung an dieses denk eine Medaille
würdige Ereigniß
geprägt
und sämmtlichen
Officieren und Mannschaften, die an dem Gefechte Theil ge= nommen hatten, verliehen. Ferner erhielten durch Bekanntmachung des General Commando's vom 20. September 1849 eine öffentliche Be lobigung : 1) für ihre bei dem Gefecht erwiesene Unerschrockenheit vor dem Feinde : Oberlieutenant Werren, Lieutenant von Hadeln II., Feuerwerker Alex. Fischer,
"
Reinhard Specht,
Jacob Diehl, Bombardier Karl Koch, Oberkanonier Michael Petri, Fußkanonier Peter Ruckes, "
Peter Trapp .
10
146 ~~~ 2) Für seine in Eckernförde und Kiel erwiesene schicklichkeit und unermüdete Verwundeten und Kranken :
Ges
Sorgfalt in Behandlung der
Bataillonsarzt Dr. Dörr. Die Batterie rückte nach abgeschlossenem Waffenſtill stande am 9. August in der Garniſon ein.
9
assanischer
16. 18. 24. " 25. 26. 27. 30.
Januar. 1812. reitende Jäger. Gefecht "" 1809. 2. Regiment. "' 1812. 1. " 1809. 2. "I 2. " " 2. "1 " " 1811. 2. "1
18. bei ,, " " "1 " "
Almagro. Porzuna. Jaraicejo. Alta Fulla. Miravette. Lugar nuevo. Almaraz. Penas de San Pedro.
19. 20. " 24. 25. 26. 31 .
Gefechtskalender.
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3. 1809. 2. Regiment. 9. 2. "" " 10. 2. " " 15. 2. "/
Gefecht bei Almaraz. "/ " "" " "1 "/
März. 5. 1811. 2. Rgt. u. rtde. Jäger. 6. 1811. 2. "1 6. 1811. 2. 17. 17.
1809.
19. 21. 22. "
1811. 1810.
" Villa nueva de los Infantes. 2. "/ Gefecht bei Talavera la vieja. 2. " ,, Mesa de Ibor. 1. Rgt. Gefecht bei Barcelona. ,, auf dem Monserrat. ,, bei Manresa. " " " " auf dem Col de David (bei Barcelona). ,, bei Manresa. " "" " " "/ " " ,, auf dem Monserrat. 2. " ,, bei Medellin. " "1 Schlacht bei Medellin. " " Gefecht bei Villa nueva de los Infantes.
"1 "" 1809.
1812.
24. 25. 26. 27.
April. 1. Rgt. Gefecht bei Manresa. "1 "1 "1 "1 "1 " " " "/ Trenta Passos. "/ "1 "" Artillerie. " " Eckernförde. 2. 3. 4. Bataillon. Gefecht bei Pasewalk. 1. Rgt. Gef. à la Cruz cubierta bei Barcelona. 2. 3. 4. Bat. Schlacht bei Ferdinandshoff. " "1 " " Gefecht bei Uckermünde. 1848. 2. Rgt. " Freiburg. 1812. rtde. Igr. Gefecht bei Quintanar del Orden. 1848. 1. Rgt. Gefecht bei Mannheim. 1810. 2. " ". Puerto la Piche.
1. 6. 8. 16. " 17.
1810. 1812. 1813. 1809. 1810. 1809.
2. 3. 4. 5. 5. 5. 15. "1 16. 17.
18. 18. 21. 22. 24.
29. 29. 30. "/
7
23. 24. 25. 27. 28. 31.
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Gefecht bei Albacete.
Juni.
1. 5. 6. " 15. 16.
1810. " "1 "" 1811 . 1849. 1807. 1810. 1807.
Mai. rtde. Igr. Gefecht bei Malagon. " " Granollers. 1. Rgt. rtde. Igr. " ་ Valladolid. " ." Merida. 2. Rgt. "I "1 Gefecht bei Puerto la Piche. " " "/ Merida.
1812. 1. Rgt. Gefecht bei Molinos del Rey und Palleja. 1809. " " "" "! Pfaffenhofen. 1812. "/ " " Matorell. "/ 1849. 2. auf den Düppeler Höhen. 1815. Treffen bei Quatre- bras. " "/ "1 1849. 1 . "1 Gefecht , Großfachsen. 1813. 2. ,, und rtde. Igr. Gefecht bei Arinuela bei St. Domingo. 1815. 1. 2. Rgt. Schlacht bei Waterloo. 1813. 2. Rgt. und rtve. Igr. Schlacht bei Vitoria . 1849. 1 . " Gefecht bei Sinsheim. 1813. 2. " ",, Pamplona. 1807. 2. 3. 4. Bat. Gefecht bei Colberg . 1849. 1. Rgt. Gefecht bei Gernsbach. 1807. 2. 3. 4. Bat. Gefecht bei Colberg. 1849. 1. Rgt. ,, Dos.
Juli. 1. 1812. rtde. Jgr. Gef. bei Colmenar el viejo . 4. 1810. " "1 Villa nueva de los Infantes. 11. 1811. 1. Rgt. Mataro. " 12 . 2. " "! " " Alcaraz. 17. " " und rtde. Igr. Gef. bei Lezuza. 17. 1812. " Gef. bei Mora. 18. 1810. rtde. Igr. Gef. bei Mestanza bei Puertolano. 22. 1807. 2. 3. 4. Bat. Gef. bei Stralsund. 23. " "/ 25. 1811. 1. Rgt. Gef. auf dem Monserrat. 27. 1807. 2. 3. 4. Bat. Gef. bei Stralsund. "1 1809. 2. Rgt. Schlacht bei Talavera de la Reyna. 28. "1 "/ "1 "1 1813. rtde. gr . Gef. bei Pamplona. 29. 1810. 2. Rgt. Gef. bei Sta Cruz de Mudela. 1812. 1. " " " auf dem Monserrat. 31 . bei Matorell.
1812. 1810. 1807. 1811. 1812. 1809. " 11. 1807. 1809. 1. 3. 6. 7. 7. 8. 9.
Auguft. Gefecht bei Navas del Marques. "! Malagon. 2. 3. 4. Bat. " "1 Stralsund . 2. Rgt. und rtde. Jgr. Gef. bei Villarobledo. 1. Rgt. Gef. bei St. Celoni. 2. " Toledo. " " " " 2. 3. 4. B. Gef. bei Stralsund. 2. Rgt. Schlacht bei Almonacid.
rtde. Igr.
1811. 1. Rgt. Gef. bei Diana (bei Moncada.) 1813. , " Tarragona. 1809. 2. "1 "" Fuenti duena. "1 !! rtde. Jgr. Gef. bei Escaray. 2. Rgt. "1 "1 Villa maurique. rtde . Igr . "/ "1 Logrono. 1807. 2. 3. 4. Bat. " " Stralsund. 1810. rtde. gr. " " Abenojar. 1811. 2. Rgt. "I " Alcaraz. 1810. rtde. Jgr. "/ "1 Agudo. 1807. 2. 3. 4. Bat. "1 Stralsund. "" "/ "" "I " "" " " " 31. 1813. 2. Rgt. Gef. an der Biddassoa. 13. 15. 21. " 22. 23. 25. " " 26. 27. 28. 29.
6. 7. "! 9. 12. 14. 21. 22.
September. 1812. 1. Rgt. Gef. bei Mataro. 1810. 2. " und rtde. Igr. Gef. bei Soquellamos. 1812. 1. "1 " Palleja. 1807. 2. 3. 4. Bat. Besizergreifung der Insel Rügen. 1810. rtde. Jgr. Gef. bei la Nova. 1813. 1. Rgt. Gef. bei Villa franca. 1811. , " Moncada. 1812. 2. " Vertheidigung von Consuegra.
October. 7. 1810. 1. Rgt. Gef. bei Hospitalet (Brat bei Barcelona.) 14. 1806. 3. (Sgr.) Bat. Schlacht bei Jena. 15. 1810. rtde. Jgr. Gef. bei Picon (bei Ciudad Real). 17. "1 Malagon. 1811. 2. Rgt. " "1 " Sta Cruz. 25. 1808. " 17 Zornosa. 1810. 1 . " "/ " "1 Barcelona. 26. 1808. 2. " " Durango. 31. Schlacht " " 1810. 1. Gef. bei Molinos del Rey.
November. 2. 8. 12. 14. 16. 18. 19. !! 20. 25. 30.
1811. 2. Rgt. u. rtde. Jgr. Gef. b. Villa nueva de la Fuente. 1808. "1 Schlacht bei Valmaseda. Mataro. 1811. 1. Rgt. Gef. 1812. rtde. Jgr. "1 "1 Salamanca. 1810. "1 "1 Puertolano. !! Argamassilla. 1809. 2. Rgt. Schlacht , Ocana. 1810. 1. , Gef. bei San Andres bei Barcelona. 1811. 2. " " " Villa nueva de los Infantes. 1809. rtde. Jgr. Gef. bei Brivieska (bei Burgos). ", Villa franca. " 1812. 1. Rgt. Dezember.
1809. 1813. 1810. 1809. 20. 1812. 31. 1811. 2. 10. 12. 19.
rtde. Jgr. 2. Rgt. rtde. Igr. " 1. Rgt. rtde. Igr.
Gef. " " "! 1/ "
bei Villovejo. Bayonne (Arbonne) . " Migueltura. "1 Prieva. "/ Mataro. " Ciudad Real.
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Beilage zu v. Rössler's Geschichte der Herzogl.Nass. Truppen.
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Truppen.
Feldzug von 1806 und 1807. 1. 2. 3. u. 4. Bat. und 1. Schwadr. reit. Jäger. Operationen und Märsche. Schlacht bei Jena 14. October 1806. Gefecht bei Pasewalk 15. April 1807. Schlacht bei Ferdinandshoff 16. April 1807. Gefecht bei Uckermünde 17. April 1807. Gefechte bei der Belagerung von Colberg 29. 11. 30. Juni 1807. Gefechte bei der Belagerung von Stralsund 22. 23. 27. Juli, 6. 11. 25. 27. 28. 29. August 1807. Bestbergreifung der Insel Rügen 9. Septbr. 1807. Rückmarsch. Feldzug von 1809. K 1. Regiment. Operationen und Märsche. Gefecht bei Pfaffenhofen 5. Juni 1809. Rückriarsch bis Mannheim. Feldzüge in Spanien. Operationen und Märsche des 1. Regiments. des 2. desgl. der reitenden Jäger. desgl. 1. Regiment 1810-1813. Gefecht auf dem Monserrat 21. März 1810. bei Manresa " 22. " 27 ?? auf dem Col de David 22. " " FR bei Manresa 23. und 24. " 17 " 25. " auf dem Monserrat " bei Manresa " 2.- 5. April " a la Cruz cubierta 15. 12 " " bei Hospitalet (Brat) 7. Oct. " (beide bei Barcelona) " " Barcelona 25. " " 17 31. n " Molinos del Rey "1 " " San Andres (bei Barcelona) 19. Nov. 19 19 Barcelona 18 19. März 1811. " "7 Trenta Passos 5. April " " St. Celoni (Hostalrich) 25. Mai -17 " " Mataro 11. Juli " " auf dem Monserrat 25. " Monc ada) 13. Ang. " " bei Diana (bei "1 11 "I Moncada 21. Sept. 17 Mataro " 12. Nobbr. 11 4/
Nassauischen
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Gefecht bei Albacete Gefecht bei Alta Fulla 24. Jan. 1812. 5. und 6. März 1811. 6. Mai 17 " "1 Villa nueva de los In17 Granollers " aspe fantes 6. 17 P #1 St.Vincens (beiMolinos Alcaraz 20. 12. Juli " del Rey) 19 17. " " "" SP " Molinos del Rey 26. u. 31. " Lezuza Villarobledo 6. Aug. "1 17 #F #2 diesem Orte und Palleja 1. Juni " Alcaraz 25. 11 6. 11 27 11 22 Matorell " 19 Sta Cruz 17. Oct. " 29. Juli "P auf dem Monserrat Villa nueva de la Fuente 2. Nov. " bei Matorell 31. " " 11 17 19 los Infantes 20. Nov. "1 09 78 St. Celoni 7. Ang. Mataro 1811 und 31. März 1812. 17 6. Septbr. " Mora 17. Juli 1812. 7. 11 18 Palleja " ?? " 30. Nov. " Villa franca Bertheidigung v. Consuegra 25. Aug. - 22. Sept. ,, " #7 Mataro 20. Decbr. " 19 Gefecht bei Arinuela ( bei St. Domingo ) 18. Juni 1813 . 18. Mai 1813. 77 Bisbal Schlacht/bridVitoria 0:21. Juni 1813. 41 15. Aug. " " Tarragona 818 Gefecht bei Pamplona " " Villa franca 14. Septbr. "1 11 zdiqs 24. " Que 18 08ashi an der Bidassoa 31. Ang. 11 2. Regiment 1808-1813. 10. Decbr. 11. 9, o bei Bajonne 25. Octob. 1808. Gefecht bei Zornosa 26. " " Durango 034 Reitende Jäger. 2. Schwabron 1809-1813. 31. " Schlacht bei " Valmaseda 8. Novbr. 11 Gefecht bei Escaray " "1 21. Aug. 1809. 24. Jan. 1809. " Logrono 17 Gefecht bei Jaraicejo 23. "P ?? 25. IP Miravette "1 Brivieska (bei Burgos) 25. Nov. " 11 " # 26. " "1 Villavejo 17 " 2. Decbr. "7 " 11 #1 Lugar nuevo 9! Prieva 19. "1 19 " Almaraz 27. Jan. 3. 9. " " 27 Malagon 18 10. und 15. Febr. 1. Mai 1810. Mott a la 17. März Talavera la vieja "1 24. 17 " 17 17. in Villa nueva de los In" " 17 " Mesa de Ibor " fantes 27. 17 #1 Medellin P 17 4. Juli "1 28. " Mestanza bei Puertolano 18. 17 Schlacht bei 〃 " 17 " Gefechte bei Merida 16. - 20. Mai " " " Malagon 3. Aug. " "1 25. IF Schlacht , Talavera de la Reyna " Abenojar " Agudo 27. und. 28. Juli " N 26. " 8. und 9. Aug. " " Soquellamos 17 Gefecht " Toledo 7. Sept. " 11. Schlacht bei Almonacid 17 la Nova ?? 12. " 11 21. 17 #7 Picon (bei Ciudad- Real) 15. Oct. 11 Gefecht bei Fuenti duena 19 !! 22. " " Malagon 17. 17 79 Villa maurique "P " 11 #1 Puertolano Schlacht bei Ocana 19. Nov. 16. Nov. " ,, Argamasilla 502 18. " Gefecht bei Puerto la Piche 27. April u. 16. Mai #t 1810. ,, Migueltura 12. Decbr. 17 Alb 018 ace te 1 Sta Cruz de Mudela 29. Juli 1810. 11 79 5. März 1811. " Lezuza 7. Sept. " "7 Soquellamos 17. Juli "1 " " Villarobledo 12 Penas de San Pedro 30. Jan. 1811 . 7. Aug. "
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Busammen 11 Shlachten und 133 Gefechte.
Gefecht bei Villa nueva de la Fuenta 2. Nov. 1811. 31. Decbr. 11 Ciudad-Real 16. Jan. 1812. 19 Almagro "1 18. Jan. #1 19 } Porzuna 87 11 Quintanar del Orden 25. April ", 1. Juli ?? "1 Colmenar el viejo 1. Aug. " " " Navas del Marques 14. Nov. ?? "} Salamanca "P 8. Mai 1813. "1 Valladolid " 18. Juni "/ St. Domingo "P 21. 11 Schlacht bei Vitoria 1. und 2. Schwadron. Gefecht bei Pamplona 28. Suli 1813. Feldzug von 1814. 3. Regiment, Landwehr - Regiment und freiwilliges Jäger-Bataillon. Belagerung von Mainz. 2. Regiment. Belagerung von Bergen op Zoom. Feldzug von 1815. 1. Regiment. Rückmarsch Operationslinie und Märsche. Schlacht bet Waterloo 18. Juni 1815. 2. Regiment. Operationslinie bis zur Schlacht bei Waterloo. Von da mit dem 1. Regiment. Treffen bei Quatre-bras 15. nnd 16. Juni 1815. Schlacht bei Waterloo 18. Juni 1815. Feldzüge in Baden 1848 und 1849. Märsche resp. Eisenbahntransporte. 1. Regiment. Gefecht bei Mannheim 26. April 1848. 11 !! Großsachsen 16. Juni 1849. " 11 Sinsheim 22. " #f "1 # Gernsbach 29. ?? 30. "1 D08 "1 2. Regiment. Gefecht bei Freiburg 24. April 1848. Feldzüge inHolstein und Schleswig 1848 und 1849. 2. Regiment. Märse resp. Dampfschiff- u. Eisenbahntransporte. Gefecht auf den Düppeler Höhen 6. Juni 1849. Artillerie. Gefecht bei Eckernförde 5. April 1849.