Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Akteurin der Zivilgesellschaft: Eine empirische Untersuchung 9783110737493, 9783110732627, 9783110732726

The non-profit public company (gAG) is the least known legal entity type in Germany, even though it has wide potential f

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German Pages 422 [424] Year 2021

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Table of contents :
Zusammenfassung
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Methodologie
3 Exkurs: Problematik der Kulturfinanzierung
4 Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft
5 Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland
6 Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung
7 Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften
8 Resümee
9 Statistische Beweisführung
10 Register der Aktiengesellschaften
Literaturverzeichnis
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Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Akteurin der Zivilgesellschaft: Eine empirische Untersuchung
 9783110737493, 9783110732627, 9783110732726

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Iris Rozwora Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Akteurin der Zivilgesellschaft

Maecenata Schriften

Herausgegeben von Rupert Graf Strachwitz, Eckhard Priller Siri Hummel

Volume 20

Iris Rozwora

Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Akteurin der Zivilgesellschaft Eine empirische Untersuchung

Iris Rozwora: Die gemeinnutzige Aktiengesellschaft als Akteurin der Zivilgesellschaft – Eine empirische Untersuchung. Dissertation. Technische Universitat Dresden. 2018. Interessenten: Soziologen, Kulturwissenschaftler, NGO-Forscher, Forscher mit dem Schwerpunkt Zivilgesellschaft, NGO-Marketing und NGO-Rechtsformenauswahl Schlagworte: gemeinnutzige Aktiengesellschaft, Zivilgesellschaft, Rechtsformwahl für NGOs und ZGOs, Dritter-Sektor-Organisationen, Professionalisierung, Partizipation, Transparenz, Fundraising, Kunstaktien, Klassifikation, Entwicklung in Deutschland, Historie der Aktiengesellschaft

ISBN 978-3-11-073749-3 e-ISBN (PDF) 978-3-11-073262-7 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-073272-6 ISSN 1866-122X Library of Congress Control Number: 2021934298 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Zusammenfassung Kurzfassung Die allgemeine Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, das Phänomen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft systematisch zu erfassen mit den Mitteln der theoretischen und empirischen Analyse. Zu diesem Zweck werden die einzelnen Teilaspekte des zusammengesetzten Konstrukts, sprich die Gemeinnützigkeit und die Aktiengesellschaft, untersucht immer unter Berücksichtigung des jeweiligen sektoralen Rahmens sowie der organisationalen Konstruktion. Das Nachzeichnen von historischen Wurzeln konkretisierte dabei die wesentlichen Charakteristika der Rechtsform. Auf Basis der erhobenen empirischen Daten werden – unter Heranziehung relevanter Vergleichsdaten aus der Zivilgesellschaft und Wirtschaft – Hypothesen zur Funktionsweise und Ausgestaltung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften erarbeitet, welche nachfolgend einer statistischen Überprüfung unterzogen werden. Darauf basierend erfolgt eine datengestützte Klassifikation von gemeinnützigen Aktiengesellschaften anhand der Merkmale Partizipation, Professionalisierung, Transparenz und Fundraising.

Abstract The aim of this research is to systematically examine the structure of the charitable public limited company (gemeinnützige AG) and its role in civil society. Analysis focuses on charitable obligations, their role and economic impact in society, as well as, the legal form of companies with charitable status. The evolution of these companies is traced back through their historical roots. A data-driven hypothesis was develop based on the first empirical data which are collected about the charitable public limited company in Germany. This paper establishes classifications for the charitable public limited companys, using criteria derived from participation, professionalism, transparency and fundraising.

https://doi.org/10.1515/9783110732627-203

Gender-Prämisse Zur besseren Lesbarkeit wurde generell auf weibliche Endungen innerhalb der Arbeit verzichtet. Selbstverständlich implizieren allgemeingültige Formulierungen generell Personen aller Geschlechter.

Danksagung Eine Dissertation nährt sich von Anregungen, Diskussionen, Kritik, Zuspruch und Zeit. Ich habe von allem viel in Anspruch genommen und möchte nun jenen danken, die mich auf diesem herausfordernden Weg begleitet haben. Zu besonderem Dank bin ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Rehberg verpflichtet für die Betreuung dieser Arbeit durch fachliche Hilfestellungen. Nicht minder dankbar bin ich meinem Zweitgutachter Dr. Strachwitz, der in den letzten Zügen meiner Dissertation inhaltliche Ergänzungen und Verbesserungen angeregt hat. Von institutioneller Seite danke ich der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für das gewährte Promotionsstipendium, ohne welches diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Des Weiteren danke ich dem Forschungscollegium des Maecenata Instituts, welches in der Anfangszeit ein wichtiger Anlaufpunkt für Inspiration und den Gedankenaustausch war. Tief verbunden und dankbar bin ich meinem Gatten, dass er in all den Jahren nie die Lust verloren hat, mit mir über das Thema zu diskutieren und am kritischsten Punkt der Dissertation die rettende Idee hatte, die mich vor der Kapitulation bewahrte. Im gleichen Maße gilt meiner Tochter Dank für ihre Geduld und ihr Verständnis für „Mamas Buch“. Sie ist jetzt wohl die einzige Siebenjährige, die weiß, was eine gemeinnützige Aktiengesellschaft ist. Zutiefst dankbar bin ich Rechtsanwalt Dr. Dieter Ehrle, welcher mit unglaublicher Geduld und zahlreichen Paragrafenverweisen mich kontinuierlich durch alle Hochs und Tiefs der Arbeit begleitet hat. Dankbar bin ich des Weiteren meinen Eltern, sowie meinen Freunden, allen voran Julia Schuh und Steffen Schuster, die mir durch meine gesamte akademische Laufbahn immer den Rücken stärkten. Zu guter Letzt gehört auch R.A. Igor Münter Dank, der mich in seiner Vorlesung an der Dresden International University überhaupt erst auf die Frage brachte, ob es denn auch gemeinnützige Aktiengesellschaften geben könne. Aus dieser Frage heraus hat sich Neugier, Interesse, Wissen und Passion entwickelt.

https://doi.org/10.1515/9783110732627-204

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung | V Danksagung | VII Abbildungsverzeichnis | XIII Tabellenverzeichnis | XVII Abkürzungsverzeichnis | XXIII 1

Einleitung | 1

2 2.1 2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3

Methodologie | 5 Fallauswahl | 5 Datenerhebung | 8 Begrifflichkeiten | 10 Tätigkeitsbereiche | 11 Unternehmensgrößen | 15 Formwechsel | 16 Forschungsdesign | 17 Hypothesentest | 18 Mittelwertvergleiche | 21 Typenvariablen | 23

3 3.1 3.1.1 3.1.2 3.2

Exkurs: Problematik der Kulturfinanzierung | 25 Aktuelle Bewältigungsstrategien | 35 Governance und der aktivierte Staat | 36 Der Kulturinfarkt | 39 Fazit | 42

4 Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft | 45 4.1 Zivilgesellschaft | 45 4.1.1 Aufgabe | 50 4.1.2 Handlungslogik | 51 Exkurs: Prosoziales Verhalten | 56 4.1.3 Zivilgesellschaftliche Organisationen | 59 4.2 Bindeglied: Steuerliche Gemeinnützigkeit | 66 4.3 Die Aktiengesellschaft | 72 4.3.1 Aktien ohne Aktiengesellschaft – ein historischer Abriss | 73

X | Inhaltsverzeichnis

4.3.2 4.3.3 4.3.4

Die Ambivalenz zwischen Gemeinnützigkeit und Aktiengesellschaft | 83 Gemeinnützigkeit in Aktiengesellschaften | 85 Gemeinnützige Aktiengesellschaften | 90

5 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3

Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland | 99 Kerninformationen | 99 Entstehungsjahr | 100 Geografische Verbreitung | 103 Tätigkeitsbereiche | 107 Eckdaten der Gründung | 111 Unternehmensgröße | 111 Gründungskosten | 113 Rechtsformenwechsel | 115 Personalstruktur | 119 Angestelltenstruktur | 119 Vorstand | 122 Aufsichtsrat | 125

6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.4 6.4.1 6.4.2 6.4.3 6.4.4

Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung | 131 Partizipation | 133 Beteiligungsstruktur | 137 Mitbestimmungsrecht | 145 Übertragbarkeit | 153 Fazit | 161 Professionalisierung | 163 Professionalität | 167 Wirtschaftliche Kennzahlen | 175 Öffentlichkeitsarbeit | 189 Fazit | 211 Transparenz | 213 Äußere Transparenz | 218 Innere Transparenz | 227 Fazit | 239 Fundraising | 241 Das Aktienregister | 245 Aktienemission | 253 Kunstaktien | 261 Fazit | 269

7 7.1

Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften | 271 Partizipationsinstrument | 271

Inhaltsverzeichnis | XI

7.2 7.3 7.4 7.5 7.6

Professionalisierungsinstrument | 272 Transparenzinstrument | 273 Fundraisinginstrument | 274 Mischtypen | 275 Potenzialanalyse | 277

8

Resümee | 281

9 9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.3 9.3.1 9.3.2 9.4 9.4.1 9.4.2 9.4.3 9.5 9.5.1 9.5.2 9.5.3 9.6 9.6.1 9.6.2 9.7 9.7.1 9.7.2 9.7.3

Statistische Beweisführung | 287 Kerninformationen | 287 Gründungsjahr * Tätigkeitsbereich | 287 Gründungsjahr * Bundesland | 290 Tätigkeitsfeld * Rechtsform | 292 Eckdaten der Gründung | 294 Zusammengefasste Unternehmensgröße * Tätigkeitsbereich | 294 Unternehmensgröße * maximale Gründungskosten | 296 Unternehmensgröße * Rechtsformumwandlung | 297 Rechtsformumwandlung * Tätigkeitsbereich | 298 Personalstruktur | 300 Unternehmensgröße * Vorstand 2014 | 300 Unternehmensgröße * Aufsichtsrat 2014 | 301 Partizipation | 302 Breite Beteiligungsstruktur: Öffnungsgrad * Anlegerstruktur | 302 Mitsprache | 304 Übertragbarkeit | 306 Professionalisierung | 311 Professionalisierte Geschäftsführung | 311 Wirtschaftliche Kennzahlen | 313 Öffentlichkeitsarbeit | 337 Transparenz | 350 Äußere Transparenz: Unternehmensgröße * äußerer Transparenzgrad | 350 Innere Transparenz | 352 Fundraising | 364 Aktienregister | 364 Aktienemission | 368 Kunstaktien | 374

10

Register der Aktiengesellschaften | 381

Literaturverzeichnis | 387

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28: Abb. 29:

Definierte Unternehmensgrößen für Kapitalgesellschaften im Sinne des § 267 a HGB | 16 Exemplarischer Vergleich Gewerbesteuereinnahmen in Prozent | 31 Spendenaufkommen in Deutschland im Jahre 2015 in diversen Statistiken | 58 Das Arenen-Modell des Maecenata Institutes erweitert um die systematische Einbettung von ZGOs | 66 Zweckbetrieb in steuerbegünstigten Organisationen | 71 Zeitliche Entwicklung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland (N=69) | 101 Verteilung der gemeinnützigen AGs nach Ländern im Jahre 2014 (N=59) | 105 Verteilung der gAGs nach Stadtgröße im Jahre 2014 (N=59) | 106 Aufteilung der Bevölkerung nach Stadtgröße im Jahre 2011 (N = 80.219.695) | 106 Klassifikation der Wirtschaftszweige nach Rechtsformen im Jahre 2014 | 108 Verteilung der Tätigkeitsbereiche der Zivilgesellschaft im Vergleich zu gAGs im Jahre 2014 | 109 Aufgliederung der Rechtsformen nach Tätigkeitsbereichen im Jahre 2012 bzw. 2014 | 110 Unternehmensgröße von gemeinnützigen AGs nach § 267 HGB im Jahre 2014 (N=59) | 111 Tätigkeitsbereiche von gemeinnützigen AGs nach Anteil in summierten Unternehmensgrößen im Jahre 2014 (N=59) | 112 Häufigkeit der maximalen Gründungskosten laut Satzung im Jahre 2014 (N=42) | 114 Gründungskosten laut Satzung im Jahre 2014 (N=42) | 115 Rechtsformumwandlung von gAGs nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=59) | 116 Rechtsform vor der Umwandlung zur gAG nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=11) | 117 Rechtsformwechsel von gAGs nach Tätigkeitsbereich im Jahre 2014 | 118 Anzahl der Arbeitnehmer bei großen gAGs (N=14) | 119 Durchschnittliche Arbeitnehmeranzahl großer gAGs (N=13) | 120 Personalkosten großer und mittelgroßer gAGs pro Arbeitnehmer (N=13) | 121 Vorstandsgröße bei gemeinnützigen AGs im Jahre 2014 (N=59) | 122 Durchschnittliche Vorstandsgröße von gAGs nach Unternehmensgröße (N=384) | 123 Frauenquote in Vorständen von gemeinnützigen AGs nach Unternehmensgröße (N=669) | 124 Aufsichtsratsgröße bei gemeinnützigen AGs im Jahre 2014 (N=57) | 125 Durchschnittliche Aufsichtsratsgröße bei gAGs nach Unternehmensgröße (N=359) | 126 Aufsichtsratsgröße (in Mandaten) bei gAGs nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=57) | 127 Frauenquote in Aufsichtsräten von gAGs nach Unternehmensgröße (N=2.286) | 128

https://doi.org/10.1515/9783110732627-205

XIV | Abbildungsverzeichnis

Abb. 30: Öffnungsgrad von gemeinnützigen Aktiengesellschaften im Jahre 2014 (N=59) | 141 Abb. 31: Anlegerstruktur von gAGs im Jahre 2014 (N=54) | 142 Abb. 32: Zusammensetzung der Anlegerstruktur nach körperschaftlichen Merkmalen im Jahre 2014 (N=54) | 143 Abb. 33: Zusammensetzung des Öffnungsgrades nach Anlegerstruktur im Jahre 2014 (N=54) | 144 Abb. 34: Aktionärsstruktur von gAGs im Jahre 2014 (N=47) | 150 Abb. 35: Aufspaltung der Aktionärsstruktur nach körperschaftlichen Merkmalen im Jahre 2014 (N=42) | 151 Abb. 36: Aufspaltung der Aktionärsstruktur nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=46) | 152 Abb. 37: Ausgabe von Inhaber- und Namens-aktien bei gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 157 Abb. 38: Ausgabe von Inhaber- und Namensaktien bei AGs im Jahre 2014 (N=56) | 157 Abb. 39: Aktienausgabeform nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=59) | 158 Abb. 40: Satzungsmäßig definierte Gründe zur Zwangseinziehung von Aktien im Jahre 2014 (N=14) | 159 Abb. 41: Option der Zwangseinziehung im Verhältnis zum Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 160 Abb. 42: Partizipationstiefe von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 162 Abb. 43: Professionalitätsgrad von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 172 Abb. 44: Gegenüberstellung von haupt- und ehrenamtlichen Führungsgremien im Jahre 2014 (N=59) | 173 Abb. 45: Aufspaltung des Professionalitätsgrades nach Größenklassen i.S. § 267 HGB im Jahre 2014 (N=59) | 174 Abb. 46: Chronologischer Median der Vermögensstruktur nach Rechtsform (N=1.365) | 180 Abb. 47: Vermögensstruktur nach Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58) | 182 Abb. 48: Jährlicher Mittelwert der Anlagenintensität nach Rechtsform (N=1.371) | 183 Abb. 49: Zusammenhang zwischen Anlageintensität und Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58) | 184 Abb. 50: Chronologische Medianentwicklung der Kapitalstruktur nach Rechtsform (N=1.354) | 185 Abb. 51: Kapitalstruktur nach Rechtsform im Jahre 2014 (N=58) | 186 Abb. 52: Jährlicher Mittelwert der Eigenkapitalquote noch Rechtsform (N=1.354) | 187 Abb. 53: Eigenkapitalquote nach Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58) | 188 Abb. 54: Auffindbarkeit von gAG-Web-Präsenzen basierend auf der Zusammensetzung ihrer http-Adresse nach Professionalitätsgrad (N=55) | 202 Abb. 55: Ladezeit der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55) | 203 Abb. 56: Navigation der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55) | 204 Abb. 57: Design der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55) | 205 Abb. 58: Inhaltliche Ausgestaltung von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55) | 206 Abb. 59: Aktualisierung von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55) | 207 Abb. 60: Dialogangebot von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55) | 208 Abb. 61: Verfügbarkeit des Impressums von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55) | 209 Abb. 62: Positionierung eines Partizipationsappells auf gAG-Web-Präsenzen (N=55) | 210

Abbildungsverzeichnis | XV

Abb. 63: Abb. 64: Abb. 65: Abb. 66: Abb. 67: Abb. 68: Abb. 69: Abb. 70: Abb. 71: Abb. 72: Abb. 73: Abb. 74: Abb. 75: Abb. 76: Abb. 77: Abb. 78: Abb. 79: Abb. 80: Abb. 81: Abb. 82: Abb. 83: Abb. 84: Abb. 85: Abb. 86: Abb. 87: Abb. 88: Abb. 89: Abb. 90: Abb. 91: Abb. 92: Abb. 93: Abb. 94: Abb. 95: Abb. 96:

Gesamtbewertung der Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55) | 211 Professionalisierungstiefe von gemeinnützigen AGs (N=59) | 213 Verteilung der äußeren Transparenz von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 222 Online-Verfügbarkeit von gAG-Satzungen im Jahre 2014 (N=59) | 223 Online-Verfügbarkeit von Transparenzkriterien nach gAG-Anzahl (N=59) | 225 Äußere Transparenz von gAGs nach Unternehmensgrößen (N=59) | 226 Verteilung von satzungsmäßiger Zweckbindung von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 232 Satzungsmäßige Zweckbindung von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 233 Aufspaltung Zweckbindung von gAGs nach Einzel- oder Gruppenaktionär im Jahre 2014 (N=52) | 233 Aufsplittung der Zweckbindung nach äußerem Transparenzgrad im Jahre 2014 (N=59) | 234 Verteilung von zusätzlichen Gremien von gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 235 Verteilung zusätzlicher Gremien nach ehren- bzw. hauptamtlichen AG-Organen im Jahre 2014 (N=12) | 236 Verteilung zusätzlicher Gremien nach Ausprägung des äußeren Transparenzgrades im Jahre 2014 (N=59) | 237 Haupt- und ehrenamtliche Geschäftsführung bei zur gAG umgewandelten Organisationen im Jahre 2014 (N=11) | 238 Rechtsformwechsel nach äußerem Transparenzgrad im Jahre 2014 (N=59) | 238 Verteilung der gAGs bezüglich ihrer Transparenztiefe im Jahre 2014 (N=59) | 240 Satzungsmäßige Bestimmungen zu Angaben im Aktienregister im Jahre 2014 (N=54) | 249 Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=54) | 250 Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Aktionärskreis im Jahre 2014 (N=42) | 251 Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Präsenz des Spendenappells auf der gAG-Web-Präsenz (N=50) | 252 Modelle der Aktienemission nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=28) | 257 Präsenz eines Agios nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 258 Aktienausgabe mit und ohne Agio nach Tätigkeitsbereichen im Jahre 2014 (N=59) | 259 Sonderrechte nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 261 Kunstaktien nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59) | 266 Kunstaktien mit und ohne Agio im Jahre 2014 (N=59) | 267 Kunstaktien nach Ausgabeform im Jahre 2014 (N=59) | 267 Typografisch dominierte Kunstaktie der Zoologischer Garten Köln AG | 268 Illustrativ-grafische Kunstaktie der gAG Havelhöhe | 268 Fundraisingtiefe bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften im Jahre 2014 (N=59) | 270 Verteilung der gAGs nach Potenzialdominanz (N=59) | 276 Potenzialanalyse | 278 Potenzialkreise bei gAGs mit unterschiedlichen Potenzialtypen | 280 Potenzialtiefen bei gAGs 2014 | 284

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Tab. 2: Tab. 3: Tab. 4: Tab. 5: Tab. 6: Tab. 7: Tab. 8: Tab. 9: Tab. 10: Tab. 11: Tab. 12: Tab. 13: Tab. 14: Tab. 15: Tab. 16: Tab. 17: Tab. 18: Tab. 19: Tab. 20: Tab. 21: Tab. 22: Tab. 23: Tab. 24: Tab. 25: Tab. 26: Tab. 27: Tab. 28: Tab. 29: Tab. 30: Tab. 31: Tab. 32: Tab. 33: Tab. 34: Tab. 35: Tab. 36: Tab. 37: Tab. 38: Tab. 39: Tab. 40: Tab. 41: Tab. 42: Tab. 43: Tab. 44: Tab. 45: Tab. 46:

Aufspaltung der Potenziale nach Analyseebene | 277 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 287 Kreuztabelle: Gründungsjahr * Tätigkeitsbereich | 287 Chi-Quadrat-Tests | 289 Symmetrische Maße | 289 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 290 Kreuztabelle: Gründungsjahr * Bundesland | 290 Chi-Quadrat-Tests | 291 Symmetrische Maße | 292 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 292 Kreuztabelle: Tätigkeitsbereich * Rechtsform | 292 Chi-Quadrat-Tests | 293 Symmetrische Maße | 294 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 294 Kreuztabelle: Zusammengefasste Unternehmensgröße * Tätigkeitsbereich | 295 Chi-Quadrat-Tests | 295 Symmetrische Maße | 295 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 296 Kreuztabelle: Unternehmensgröße * maximale Gründungskosten | 296 Chi-Quadrat-Tests | 296 Symmetrische Maße | 297 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 297 Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Rechtsformumwandlung | 297 Chi-Quadrat-Tests | 298 Symmetrische Maße | 298 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 298 Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * Tätigkeitsbereich | 299 Chi-Quadrat-Tests | 299 Symmetrische Maße | 299 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 300 Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Vorstand 2014 | 300 Chi-Quadrat-Tests | 300 Symmetrische Maße | 301 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 301 Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Aufsichtsrat 2014 | 301 Chi-Quadrat-Tests | 302 Symmetrische Maße | 302 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 302 Kreuztabelle: Öffnungsgrad *Anlegerstruktur | 303 Chi-Quadrat-Tests | 303 Symmetrische Maße | 303 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 304 Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Beschränkung des Stimmenrechts | 304 Chi-Quadrat-Tests | 304 Symmetrische Maße | 305 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 305

https://doi.org/10.1515/9783110732627-206

XVIII | Tabellenverzeichnis

Tab. 47: Tab. 48: Tab. 49: Tab. 50: Tab. 51: Tab. 52: Tab. 53: Tab. 54: Tab. 55: Tab. 56: Tab. 57: Tab. 58: Tab. 59: Tab. 60: Tab. 61: Tab. 62: Tab. 63: Tab. 64: Tab. 65: Tab. 66: Tab. 67: Tab. 68: Tab. 69: Tab. 70: Tab. 71: Tab. 72: Tab. 73: Tab. 74: Tab. 75: Tab. 76: Tab. 77: Tab. 78: Tab. 79: Tab. 80: Tab. 81: Tab. 82: Tab. 83: Tab. 84: Tab. 85: Tab. 86: Tab. 87: Tab. 88: Tab. 89: Tab. 90: Tab. 91: Tab. 92: Tab. 93: Tab. 94: Tab. 95:

Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Aktionärskreis | 305 Chi-Quadrat-Tests | 306 Symmetrische Maße | 306 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 306 Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Übertragbarkeit | 307 Chi-Quadrat-Tests | 307 Symmetrische Maße | 307 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 308 Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Vinkulierte Aktien | 308 Chi-Quadrat-Tests | 308 Symmetrische Maße | 309 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 309 Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Zwangseinziehung | 309 Chi-Quadrat-Tests | 310 Symmetrische Maße | 310 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 311 Kreuztabelle: e. a. Vorstand * e. a. Aufsichtsrat | 311 Chi-Quadrat-Tests | 311 Symmetrische Maße | 312 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 312 Kreuztabelle: Unternehmensgröße* Professionalisierungsgrad | 312 Chi-Quadrat-Tests | 313 Symmetrische Maße | 313 Zusammenfassung der Fallverarbeitung Vermögensstruktur | 314 Median und Mittelwerte der Vermögensstruktur | 314 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 315 Gruppenstatistik | 315 Test bei unabhängigen Stichproben | 315 Gruppenstatistik | 316 Test bei unabhängigen Stichproben | 316 Gruppenstatistik | 316 Test bei unabhängigen Stichproben | 317 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 317 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Vermögensstruktur | 318 Chi-Quadrat-Tests | 318 Symmetrische Maße | 318 Zusammenfassung der Fallverarbeitung Anlageintensität | 319 Median und Mittelwerte der Anlageintensität | 320 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 320 Gruppenstatistik | 320 Test bei unabhängigen Stichproben | 321 Gruppenstatistik | 321 Test bei unabhängigen Stichproben | 322 Gruppenstatistik | 322 Test bei unabhängigen Stichproben | 323 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 323 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Anlageintensität | 324 Chi-Quadrat-Tests | 324 Symmetrische Maße | 324

Tabellenverzeichnis | XIX

Tab. 96: Tab. 97: Tab. 98: Tab. 99: Tab. 100: Tab. 101: Tab. 102: Tab. 103: Tab. 104: Tab. 105: Tab. 106: Tab. 107: Tab. 108: Tab. 109: Tab. 110: Tab. 111: Tab. 112: Tab. 113: Tab. 114: Tab. 115: Tab. 116: Tab. 117: Tab. 118: Tab. 119: Tab. 120: Tab. 121: Tab. 122: Tab. 123: Tab. 124: Tab. 125: Tab. 126: Tab. 127: Tab. 128: Tab. 129: Tab. 130: Tab. 131: Tab. 132: Tab. 133: Tab. 134: Tab. 135: Tab. 136: Tab. 137: Tab. 138: Tab. 139: Tab. 140: Tab. 141: Tab. 142: Tab. 143: Tab. 144:

Zusammenfassung der Fallverarbeitung Kapitalstruktur | 325 Median und Mittelwerte der Kapitalstruktur | 326 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 326 Gruppenstatistik | 326 Test bei unabhängigen Stichproben | 327 Gruppenstatistik | 327 Test bei unabhängigen Stichproben | 328 Gruppenstatistik | 328 Test bei unabhängigen Stichproben | 329 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 329 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad* Mittelwert Kapitalstruktur | 330 Chi-Quadrat-Tests | 330 Symmetrische Maße | 330 Zusammenfassung der Fallverarbeitung Eigenkapitalquote | 331 Median und Mittelwerte der Eigenkapitalquote | 332 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 332 Gruppenstatistik | 332 Test bei unabhängigen Stichproben | 333 Gruppenstatistik | 333 Test bei unabhängigen Stichproben | 334 Gruppenstatistik | 334 Test bei unabhängigen Stichproben | 335 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 335 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Eigenkapitalquote | 336 Chi-Quadrat-Tests | 336 Symmetrische Maße | 336 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 337 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Web-Präsenz | 337 Chi-Quadrat-Tests | 337 Symmetrische Maße | 338 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 338 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * http-Adresse | 338 Chi-Quadrat-Tests | 339 Symmetrische Maße | 339 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 339 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Ladezeit | 340 Chi-Quadrat-Tests | 340 Symmetrische Maße | 340 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 341 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Navigation | 341 Chi-Quadrat-Tests | 341 Symmetrische Maße | 342 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 342 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Design | 342 Chi-Quadrat-Tests | 343 Symmetrische Maße | 343 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 343 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad* Inhalt | 344 Chi-Quadrat-Tests | 344

XX | Tabellenverzeichnis

Tab. 145: Tab. 146: Tab. 147: Tab. 148: Tab. 149: Tab. 150: Tab. 151: Tab. 152: Tab. 153: Tab. 154: Tab. 155: Tab. 156: Tab. 157: Tab. 158: Tab. 159: Tab. 160: Tab. 161: Tab. 162: Tab. 163: Tab. 164: Tab. 165: Tab. 166: Tab. 167: Tab. 168: Tab. 169: Tab. 170: Tab. 171: Tab. 172: Tab. 173: Tab. 174: Tab. 175: Tab. 176: Tab. 177: Tab. 178: Tab. 179: Tab. 180: Tab. 181: Tab. 182: Tab. 183: Tab. 184: Tab. 185: Tab. 186: Tab. 187: Tab. 188: Tab. 189: Tab. 190: Tab. 191: Tab. 192: Tab. 193:

Symmetrische Maße | 344 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 345 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Aktualität | 345 Chi-Quadrat-Tests | 345 Symmetrische Maße | 346 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 346 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Dialogangebot | 346 Chi-Quadrat-Tests | 347 Symmetrische Maße | 347 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 347 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Impressum | 348 Chi-Quadrat-Tests | 348 Symmetrische Maße | 348 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 349 Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Spendenaufforderung | 349 Chi-Quadrat-Tests | 349 Symmetrische Maße | 350 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 350 Kreuztabelle: Unternehmensgröße * äußerer Transparenzgrad | 351 Chi-Quadrat-Tests | 351 Symmetrische Maße | 351 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 352 Kreuztabelle: Zweckbindung * Unternehmensgröße | 352 Chi-Quadrat-Tests | 352 Symmetrische Maße | 353 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 353 Kreuztabelle: Zweckbindung * Einzelaktionär | 353 Chi-Quadrat-Tests | 354 Symmetrische Maße | 354 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 354 Kreuztabelle: Zweckbindung * äußerer Transparenzgrad | 355 Chi-Quadrat-Tests | 355 Symmetrische Maße | 355 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 356 Kreuztabelle: Gremien * ehrenamtlicher Vorstand | 356 Chi-Quadrat-Tests | 356 Symmetrische Maße | 357 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 357 Kreuztabelle: Gremien * ehrenamtlicher Aufsichtsrat | 357 Chi-Quadrat-Tests | 358 Symmetrische Maße | 358 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 358 Kreuztabelle: Gremien * äußerer Transparenzgrad | 359 Chi-Quadrat-Tests | 359 Symmetrische Maße | 359 Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 360 Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Vorstand | 360 Chi-Quadrat-Tests | 360 Symmetrische Maße | 361

Tabellenverzeichnis | XXI

Tab. 194: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 361 Tab. 195: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Aufsichtsrat | 361 Tab. 196: Chi-Quadrat-Tests | 362 Tab. 197: Symmetrische Maße | 362 Tab. 198: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 362 Tab. 199: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * äußerer Transparenzgrad | 363 Tab. 200: Chi-Quadrat-Tests | 363 Tab. 201: Symmetrische Maße | 363 Tab. 202: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 364 Tab. 203: Kreuztabelle: Aktienregister * Öffnungsgrad | 364 Tab. 204: Chi-Quadrat-Tests | 364 Tab. 205: Symmetrische Maße | 365 Tab. 206: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 365 Tab. 207: Kreuztabelle: Aktienregister * Aktionärskreis | 365 Tab. 208: Chi-Quadrat-Tests | 366 Tab. 209: Symmetrische Maße | 366 Tab. 210: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 366 Tab. 211: Kreuztabelle: Aktienregister * Spendenaufforderung | 367 Tab. 212: Chi-Quadrat-Tests | 367 Tab. 213: Symmetrische Maße | 367 Tab. 214: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 368 Tab. 215: Emission * Öffnungsgrad | 368 Tab. 216: Chi-Quadrat-Tests | 369 Tab. 217: Symmetrische Maße | 369 Tab. 218: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 370 Tab. 219: Kreuztabelle: Agio * Öffnungsgrad | 370 Tab. 220: Chi-Quadrat-Tests | 370 Tab. 221: Symmetrische Maße | 371 Tab. 222: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 371 Tab. 223: Kreuztabelle: Agio * Tätigkeitsbereich | 371 Tab. 224: Chi-Quadrat-Tests | 372 Tab. 225: Symmetrische Maße | 372 Tab. 226: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 372 Tab. 227: Kreuztabelle: Sonderrechte * Öffnungsgrad | 373 Tab. 228: Chi-Quadrat-Tests | 373 Tab. 229: Symmetrische Maße | 373 Tab. 230: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 374 Tab. 231: Kreuztabelle: Kunstaktien * Öffnungsgrad | 374 Tab. 232: Chi-Quadrat-Tests | 374 Tab. 233: Symmetrische Maße | 375 Tab. 234: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 375 Tab. 235: Kreuztabelle: Kunstaktie * Agio | 375 Tab. 236: Chi-Quadrat-Tests | 376 Tab. 237: Symmetrische Maße | 376 Tab. 238: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 376 Tab. 239: Kreuztabelle: Kunstaktie * Übertragbarkeit | 377 Tab. 240: Chi-Quadrat-Tests | 377 Tab. 241: Symmetrische Maße | 377 Tab. 242: Zusammenfassung der Fallverarbeitung | 378

XXII | Tabellenverzeichnis

Tab. 243: Kreuztabelle: Kunstaktie * Tätigkeitsbereich | 378 Tab. 244: Chi-Quadrat-Tests | 378 Tab. 245: Symmetrische Maße | 379

Abkürzungsverzeichnis Abb. Abs. AEAO AG ALR a. n. g. AO BGB DZI EStG EV FWS HGB gAG GG gGmbH GmbH Kfz KStG MicroBilG NGO StGB tech. TMG TSG UmwG u. ä. u.a. wiss. ZiviZ ZGO

Abbildung Absatz Anwendungserlass zur Abgabenverordnung Aktiengesellschaft Allgemeines Landrecht in Preußen anderweitig nicht genannt Abgabenordnung Bürgerliches Gesetzbuch Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen Einkommensteuergesetz Einigungsvertrag (über den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik) Freiwilligen Survey Handelsgesetzbuch gemeinnützige Aktiengesellschaft Grundgesetz gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesellschaft mit beschränkter Haftung Kraftfahrzeug Körperschaftssteuergesetz Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzrechtsänderungsgesetz Non-governmental organization Strafgesetzbuch technisch Telemediengesetz Transsexuellengesetz Umwandlungsgesetz und ähnlich unter anderem wissenschaftlich Zivilgesellschaft in Zahlen Zivilgesellschaftliche Organisation

https://doi.org/10.1515/9783110732627-207

1 Einleitung Die gemeinnützige Aktiengesellschaft ist eine Kapitalgesellschaft, welche nicht wie üblich in der Arena der Wirtschaft agiert, sondern durch ihren steuerlichen Status der Gemeinnützigkeit zu einem Akteur innerhalb der Zivilgesellschaft wird. In der Zivilgesellschaft sind überwiegend Rechtsformen anzutreffen, die sektortypische Ausprägungen aufweisen. Hierzu zählen zunächst der eingetragene Verein und die Stiftung. Zunehmende ökonomische Zwänge sowie die Tendenzen zur Ausgründung, insbesondere unter dem Aspekt der Haftungsbeschränkung, führten darüber hinaus auch zur Realisierung von Kapitalgesellschaften unter gemeinnütziger, mildtätiger oder kirchlicher Zweckbindung. Typischerweise wird hier die Rechtsform der gemeinnützigen GmbH gewählt. Durch die Rechtstatsachenforschung wurde ein Phänomen offensichtlich, das aufgrund seiner lediglich punktuellen Umsetzung bis vor einigen Jahren kaum bekannt war: die Organisation des zivilgesellschaftlichen Engagements in der Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Wissenschaftliche Publikationen zu gemeinnützigen Aktiengesellschaften sind spärlich und vor allem von theoretischen Überlegungen geprägt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Autoren Rainer Sprengel sowie Walter Bayer und Thomas Hoffman, die sich aus zwei verschiedenen Perspektiven dem Sujet genähert haben. Während Bayer und Hoffmann mit einer nüchternen, faktischen Herangehensweise Rechtstatsachenforschung betreiben und vor allem auf die juristischen Aspekte eingehen, ist Sprengels Zugang zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft der des analytischen Sozialwissenschaftlers, welcher die gAG als Akteur der Zivilgesellschaft betrachtet.1 Einen empirischen Zugang hat sich hingegen Barbara Schennerlein gesucht, indem sie in sechs Fällen Vorstandsvorsitzende oder Aufsichtsratsvorsitzende, sowie eine Steuerberaterin von gemeinnützigen Aktiengesellschaften via Experteninterviews danach befragte, ob diese Rechtsform sich langfristig in der Zivilgesellschaft etablieren wird.2 Die genannten Autoren setzten sich zwischen 2004 und 2010 mit dem Thema intensiver auseinander, seitdem ist der wissenschaftliche Diskurs beinahe verstummt.

|| 1 Vgl.: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Neue gemeinnützige Aktiengesellschaften. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2008). S. R531–R532; oder auch: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Die nichtbörsennotierte Aktiengesellschaft. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2008). S. R379–R382; ebenso wie: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG). Renaissance einer Organisationsform für bürgerschaftliches Engagement? Ein sozialwissenschaftlicher Problemaufriß. In: Opusculum / Nr. 15 (2004). S. 39. 2 Vgl.: Schennerlein, Barbara: Gemeinnützigkeit mit Aktienkapital. Vorzüge einer marktwirtschaftlich orientierten Organisationsform. Berlin 2007. S. 12. https://doi.org/10.1515/9783110732627-001

2 | Einleitung

2014 erschien von Iris Janina Weber die erste Monographie zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft, welche in ihrer Herangehensweise den Spuren von Bayer und Hoffmann folgt und sich der gAG auf juristischem Gebiet nähert.3 Während die Rechtswissenschaften das Thema zusehends erschließen, bleibt die sozialwissenschaftliche Forschung hinten an. In den letzten Jahren hat das Thema etwas mehr an Präsenz gewonnen, nicht zuletzt weil die Organisationen in der Rechtsform gemeinnütziger Aktiengesellschaften mit ihrem operativen Geschäft auf sich aufmerksam machten. Dabei kann es sich wie bei der Phineo gAG um positive Aufmerksamkeit handeln oder um Negativschlagzeilen, wie sie von Zeit zu Zeit etwa über die Agaplesion gAG kursieren.4 Innerhalb einschlägiger Publikationen bleibt es indes oftmals bei einem bloßen Verweis auf die Existenz der Rechtsform der gAG. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zum sozialwissenschaftlichen Diskurs bieten, indem sie die Funktionsweise der gemeinnützigen Aktiengesellschaft sowie ihre Sonderposition im intersektoralen Spannungsfeld zwischen der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft analysiert. Der Fokus wird darauf gelenkt, wie zielgerecht eine gemeinnützige Aktiengesellschaft den unterschiedlichen Bedürfnissen von zivilgesellschaftlichen Organisationen und deren Unternehmensgegenstand angepasst werden kann. Diese vertiefende Betrachtung gipfelt letztlich in der zentralen Frage, ob die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft für den Bereich der Zivilgesellschaft von praktischem Nutzen sein kann. Dafür wurden erstmals umfassende empirische Daten zum Phänomen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft in der Bundesrepublik erhoben. Diese Daten bilden die Ausgangsbasis, um zu untersuchen, welche Merkmale dieser arenauntypischen Organisationsform zur Steuerung von zivilgesellschaftlichen Organisationen geeignet sind. Dabei wird insbesondere auf die unterschiedlichen Wirkungsweisen der gleichbleibenden inneren Struktur der Aktiengesellschaft im jeweils gewinnorientierten beziehungsweise gemeinwohlorientierten Bereich eingegangen. Die vorliegende Untersuchung bewegt sich in der Tradition der zivilgesellschaftlichen Forschung, welche von jeher ein interdisziplinäres Forschungsfeld ist. Üblicherweise addiert sich ihre Schnittmenge aus den drei Fächern Soziologie, Ökonomie und Politikwissenschaft; aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung dieser Arbeit wird die politikwissenschaftliche Komponente durch einen rechtswissenschaftlichen Fokus und die Überlagerung des Gesellschaftsrechts durch die steuerlichen Anforderungen der Abgabenordnung substituiert. Die Betrachtung der gemeinnützigen Aktiengesellschaft aus den Blickwinkeln dieser verschiedenen Disziplinen erlaubt einen

|| 3 Vgl.: Weber, Iris Janina: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft. Hamburg 2014. 4 Vgl.: Hannoversche Allgemeine Zeitung: Klinik in Dannenberg lehnt Abtreibungen ab. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 07.02.2017; oder auch: Telgheder, Maike: Expansion auf Evangelisch. In: Handelsblatt 09.08.2016.

Einleitung | 3

Rundumblick, der nicht nur Stärken, sondern auch formelle und kostenverursachende Hürden sowie Grenzen dieser Rechtsform aufzeigt. Aufgrund der erstmalig ausgewerteten Daten handelt es sich hier um eine Explorationsstudie. Ihre Kernaufgabe liegt darin, durch deskriptive Datenanalyse das Randphänomen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft zu erfassen, zu beschreiben und zu kategorisieren, um das sozialwissenschaftliche Forschungsdefizit zu verringern. Zur umfassenden Bearbeitung des Forschungsobjektes schließt sich dieser Einführung ein allgemeiner Abschnitt zur Methodologie an, in welchem die Datenauswahl, Termini und die Vorgehensweisen erläutert werden. Dem folgt ein verkürzter Problemabriss der Kulturfinanzierung, um den Handlungshintergrund der Untersuchung schemenhaft zu umreißen. Ebenso wurden zwei Bewältigungsansätze thematisiert, um zu verdeutlichen, wie innerhalb der Kulturpolitik mit den aktuellen Problemen umgegangen wird. Dieser Vorgehensweise entsprechend wird im darauffolgenden Schritt das Untersuchungsobjekt in seine drei Aspekte: zivilgesellschaftlicher Handlungsrahmen, steuerrechtliche Vorgaben und gesetzlich definierte Organisationsform zergliedert. Der erste Aspekt beinhaltet die vertiefende thematische Auseinandersetzung mit der Zivilgesellschaft, ihren Organisationen sowie deren Handlungslogik. Der zweite Aspekt summiert sich aus den juristischen Ausführungen zur Gewährung des fiskalen Status der Gemeinnützigkeit sowie damit einhergehender Normen. Ergänzt wird dies im dritten Aspekt durch die Entwicklungsgeschichte der Aktiengesellschaft, aus welcher sich ihre heutige Funktionsweise ableitet. Schrittweise wird dann die Rechtsform der Aktiengesellschaft in der Überlagerung der steuerlich motivierten Gemeinnützigkeitsanforderungen geprüft und ihre Verankerung in der Zivilgesellschaft dargelegt. Darauf aufbauend präsentiert die Bestandsaufnahme von gAGs in Deutschland erste empirische Daten zu der Entwicklung, der Verbreitung, den Tätigkeitsbereichen und der personalen Struktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Die Untersuchungsschwerpunkte der vorliegenden Arbeit orientieren sich zum einen an den Potenzialen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft als Organisationsform sowie an den Anforderungen, welche die Zivilgesellschaft und ihre Akteure an die areneninternen Organisationen stellen. Aus dieser Schnittmenge ergeben sich die vier thematischen Kernkompetenzen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft: die Partizipation, die Professionalisierung, die Transparenz und das Fundraising. Die gewonnenen empirischen Daten werden um theoretische Ausführungen bezüglich des Potenzials dieser Rechtsform für die Zivilgesellschaft ergänzt. Der Aspekt der Partizipation beinhaltet die grundlegenden Fragen, wer unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form teilhaben darf. Die Priorität liegt hier in der Offenlegung der quantitativen wie auch strukturellen Beteiligungszusammensetzung, der Dimension der gewährten Mitbestimmungsrechte sowie deren eventuellen Einschränkung.

4 | Einleitung

Die Professionalisierung untersucht Zusammenhänge zwischen der Professionalität von Führungsgremien der gAG und den Kernaufgaben des Vorstands. Hier werden die Entwicklung von wirtschaftlichen Kennzahlen sowie die Qualität der WebPräsenzen als ein Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit zum Gradmesser. Der Untersuchungsschwerpunkt Transparenz summiert sich aus einer inneren wie äußeren Komponente, welche das Unternehmen für Dritte nachvollziehbar vermittelt und eine offene sowie aktionärsbezogene Kommunikation anstrebt. Hier stehen Kriterien des Vertrauensschutzes und vertrauensbildende Maßnahmen im Vordergrund der Betrachtung. Untersucht werden in diesem Zusammenhang das Einhalten sektorspezifischer Transparenznormen, das Berufen zusätzlicher Gremien, die durch die Abgabenordnung gesetzlich vorgegebene Mittel-Zweck-Bindung sowie eventuelle Rechtsformwechsel. Innerhalb der gAG-Forschung wird angenommen, dass der Typus der gemeinnützigen Aktionäre zu differenzieren ist von Spendern und Stiftern, weswegen das Fundraising als vierte Kernkompetenz der gAG betrachtet wird.5 Im Mittelpunkt stehen hier die Instrumente der Aktienemission, welche vom formalen Akt der Führung eines Aktionärsregisters bis zu Marketingaspekten durch die Ausgabe von Kunstaktien reichen. Diese Untersuchungen sollen prüfen, ob und wie die gAGs zielgruppenspezifisch auf ihre potenziellen Anteilseigner zugeschnitten werden können. Es wird jeweils die angewendete Methodik einem jeden Analyseabschnitt vorangestellt. Die statistische Nachweisführung wird zur besseren Übersichtlichkeit im Anhang gebündelt. In Folge der Analyse wird die von Sprengel vorgelegte Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften ausgebaut.6 Diese Arbeit erschließt praxisnahe Parameter zur qualitativen Klassifizierung von Unternehmen in der Rechtsform der gAG. Den Abschluss bildet das Resümee der Analyseergebnisse, welches fortführende Ansatzpunkte bieten wird für weiterführende sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte. Innerhalb dieser Arbeit erfolgt eine Begrenzung auf die Funktionsweise und Potenziale der Rechtsform der gAG. Der Aktionär und seine persönliche Motivation zur Partizipation bleiben dabei unberücksichtigt. Die vorliegende Untersuchung stellt nicht nur die Wechselwirkungen des intersektoralen Charakters der gemeinnützigen Aktiengesellschaft dar, sondern sie leistet einen Beitrag zur Verknüpfung der Erkenntnisse aus den verschiedenen Disziplinen der zivilgesellschaftlichen Forschung und des Kulturmanagements.

|| 5 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 38 f. 6 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) in Deutschland im Spannungsfeld von Bürgerschaftlichem Engagement und Markt. In: Nonprofit-Organisationen und Märkte. 7. Internationales Colloquium der NPO-Forscher im März 2006 an der Universität Freiburg, Schweiz. Wiesbaden 2007. S. 167–177.

2 Methodologie Ein wesentliches Merkmal dieser Studie ist ihre Interdisziplinarität. Es werden nicht nur Methoden der empirischen Sozialforschung, sondern auch angrenzender Fachbereiche wie der Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaft verwendet. Daraus resultiert eine fachübergreifende Spannweite der Ergebnisse unter Wahrung des Praxisbezugs. Die Prämisse dieser Untersuchung bildete das Anliegen, praxisrelevante Resultate zu erlangen. Folglich wurde das Forschungsdesign danach ausgerichtet. Dies resultiert aus zweierlei Annahmen, zum ersten ist der Kulturschaffende deutlich häufiger ein Anwender als ein Theoretiker und zum zweiten soll eine praxisnahe Erforschung des Phänomens der gAGs die mangelnden Erfahrungswerte mit dieser steuerbegünstigten Aktiengesellschaft kompensieren. Erreicht wird dies neben theoretischen Ausführungen durch ein dreistufiges Analysesystem der empirischen Daten. Einleitend werden einige Ergebnisse der deskriptiven Statistik vorangestellt, um ein Bild über den aktuellen Entwicklungsstand zu vermitteln und einen allgemeinen Einblick in die Daten zu den gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland zu gewähren. Diesem Überblick folgt die detaillierte Analyse der vier Kernkompetenzen von gemeinnützigen Aktiengesellschaften, welche jeweils auf Teilaspekte heruntergebrochen werden, um sie einer statistischen Überprüfung unterziehen zu können. Zur kontextbezogenen Einordnung der Ergebnisse werden zusätzlich Daten von zwei Vergleichsgruppen erhoben. Aufgrund der gemeinsamen rechtlichen Grundlage ist die Aktiengesellschaft im erwerbswirtschaftlichen Kontext ebenso geeignet wie die gemeinnützige GmbH, welche als steuerbegünstigte Kapitalgesellschaft bereits seit Jahren in der Zivilgesellschaft etabliert ist. Beide Rechtsformen weisen Schnittmengen mit den jeweils spezifischen Eigenschaften der gAG auf, vor deren Hintergrund das Gegenüberstellen der Ergebnisse erkenntnisreich ist. Anhand dessen können Aussagen dazu gemacht werden, wie prägnant die einzelnen Teilaspekte das Gesamtkonstrukt gemeinnützige Aktiengesellschaft prägen. Der Abgrenzung von außen folgt im dritten Schritt die innere Differenzierung. Hier wird unter Bezug der von Sprengel vorgelegten Typisierung eine verfeinerte Kategorisierung der gemeinnützigen Aktiengesellschaften vorgenommen.

2.1 Fallauswahl Eine systematische Erfassung der Grundgesamtheit der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland ist infolge der uneinheitlichen Eintragungspraxis von gAGs ins Handelsregister nicht möglich. Es findet keine zentrale statistische Erfassung von gAGs statt. Das Oberlandesgericht München entschied im Dezember 2006 (Az. 31 Wx 84/06), dass der Zusatz „g“ in der Firmierung einer Kapitalgesellschaft, welcher für „gemeinnützig“ steht, kein zulässiger Rechtsformzusatz ist und dessen https://doi.org/10.1515/9783110732627-002

6 | Methodologie

Eintragung in das Handelsregister folglich nicht möglich ist, es sei denn, dass dies als Bestandteil des Firmennamens aufgeführt wird. Diesem Umstand folgend wurden das Registerportal der Länder (www.handelsregister.de) sowie das Unternehmensregister (www.unternehmensregister.de) nach den Schlagworten: gemeinnützige Aktiengesellschaft, gemeinnützige AG, gAG durchsucht und die Trefferlisten manuell durchgesehen. Ausgeschlossen wurden dabei offensichtlich erkennbare Wohnungsbaugesellschaften, welche seit dem 1. Januar 1990 mit der Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes ihre Steuerbegünstigung verloren, jedoch ihre Namen beibehalten konnten. Somit gibt es zum Beispiel die „Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaues, gemeinnützige Aktiengesellschaft & Co.“, die zwar die gemeinnützige Aktiengesellschaft im Namen führt, aber tatsächlich eine körperschafts-, gewerbe- und vermögenssteuerpflichtige Kommanditgesellschaft ist. Nach dieser ersten Grobdurchsicht wurden von den verbleibenden Unternehmen die Satzungen hinsichtlich der dort verankerten gemeinnützigen, mildtätigen und kirchlichen Zwecke überprüft. Der sondierten Grundliste wurden jene zoologische Gärten hinzugefügt, die ebenfalls in der Rechtsform der AG geführt werden und steuerbegünstigt sind. Bei den zoologischen Gärten liegt de facto das umgekehrte Problem der Wohnungsbaugesellschaften vor. Diese wurden als Aktiengesellschaft gegründet, haben ihre Gemeinnützigkeit aber erst Jahrzehnte später erlangt. Folglich ist das „g“ als Indiz für steuerbegünstigte Zwecke kein Bestandteil der Firmung der Aktiengesellschaft, die dementsprechend z.B. „Zoo Duisburg AG“ lautet, obwohl die Organisation vom Finanzamt als gemeinnützig eingestuft wird. Um diese mit in die Untersuchung einfließen lassen zu können, wurden alle deutschen Zoos sowie Tierparks auf ihre Rechtsform überprüft und die entsprechenden Einrichtungen in die Teilmenge integriert. Insgesamt konnten mit diesem Vorgehen bis zum Stichtag des 31. Dezember 2014 70 gemeinnützige Aktiengesellschaften identifiziert werden, welche hier als Population betrachtet werden. Diese Gesamtheit umfasst alle Unternehmen, die in der Rechtsform der Aktiengesellschaft gegründet oder in diese umgewandelt wurden, vom Altenpflegeheim über Kultureinrichtungen bis hin zu den eben erwähnten Zoos. Von den erfassten gAGs wurden in einem ersten Schritt allgemeine Daten erhoben, um darauf basierend eine genauere Fallauswahl vornehmen zu können. Ausgeschlossen aus der Gesamtpopulation wurden jene Aktiengesellschaften, die vor dem 31. Dezember 2014 gelöscht wurden, um eine zu diesem Stichtag gültige Datenlage zu erhalten. Inkludiert wurden die Daten der gelöschten gAGs ausschließlich, wenn es um die Darstellung chronologischer Entwicklungen ging. Die verbleibenden 59 gAGs bilden die Grundlage der hier erfolgten Untersuchung und wurden bewusst keiner weiteren Filterung unterzogen, da das Ziel ist, so realitätsnah wie möglich zu arbeiten und den gesamten Facettenreichtum von gemeinnützigen Aktiengesellschaften abzubilden. Die Übersichtlichkeit der verbleibenden Population erlaubte somit eine Vollerhebung.

Fallauswahl | 7

Zur Bestimmung der Vergleichsgruppen wurde aus der Population der gemeinnützigen GmbHs sowie der AGs jeweils eine Zufallsstichprobe gezogen. Die dafür benötigte Bestimmung der Grundgesamtheit erfolgte durch eine Handelsregistersuche mit den Schlagworten: „gemeinnützige GmbH“ beziehungsweise „Aktiengesellschaft“. Am 08. April 2016 wurden auf diese Weise 15.124 Aktiengesellschaften erfasst, wobei diese Zahl nicht die bekannten gemeinnützigen Aktiengesellschaften enthält, welche manuell aussortiert wurden. Für die gGmbHs ergab sich zum 11. April 2016 eine Population von 7.928 steuerbegünstigten Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Diese Liste beinhaltet auch die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG), die rechtlich als kleine Version einer GmbH gilt. Für den Untersuchungsgegenstand ist diese Differenzierung irrelevant, da es sich ebenfalls um eine steuerbegünstigte Kapitalgesellschaft handelt. Der zu ziehende Stichprobenumfang wurde anhand folgender Formel von Kauermann und Küchenhoff kalkuliert: ≥

/

1− + 1−

/

Als Konfidenzniveau wurden 90 Prozent festgelegt, was bei angenommener Normalverteilung einem z-Wert von 1,65 entspricht. p ist die angenommene Fallverteilung, wobei das „Worst Case“-Szenario mit einer 50-50-Verteilung angenommen wurde (in Dezimalschreibweise), e ist der Stichprobenfehler, welcher hier auf 0,1 beziehungsweise 10 Prozent normiert wurde, und N ist die Summe der jeweiligen Elemente der Grundgesamtheit.7 Der vergleichsweise hohe maximale Stichprobenfehler von 10 Prozent sowie ein Vertrauensniveau von 90 Prozent sind dadurch gerechtfertigt, dass diese Vorgaben durch die Heterogenität der Werte, welche sich durch den zu erwartenden Branchenmix ergeben, ohnehin nur Annäherungswerte sein können. Der angeführten Formel folgend ergibt sich ein Stichprobenumfang von jeweils 68 gGmbHs beziehungsweise AGs. Gleichwohl aufgrund der gewählten Datenquelle keine Nicht-Antwort möglich ist, wurde ein Puffer von zwei Unternehmen pro Rechtsform eingeräumt, was letztlich zu einem gesamten Stichprobeumfang von 70 Fällen pro Rechtsform führte. Für die gGmbHs ergab sich daraus eine Wahrscheinlichkeit, für die Stichprobe gezogen zu werden, von 0,008829465, für die AGs von 0,004628405 Prozent. Die Fallauswahl wurde mit SPSS unter der Verwendung der Zufallsstichprobe vorgenommen. Diese zufällig gezogenen Stichproben bilden die nach Rechtsform definierten Vergleichsgruppen.

|| 7 Vgl.: Kauermann, Göran/Küchenhoff, Helmut: Einfache Stichprobenverfahren. Berlin u.a. 2011. S. 40.

8 | Methodologie

2.2 Datenerhebung Um das Phänomen der Aktiengesellschaft präzise beschreiben zu können, wurden in dieser Untersuchung anders als in sozialwissenschaftlichen Erhebungen üblich nicht auf Befragungen oder Beobachtungen zurückgegriffen, sondern es erfolgte die Auswertung obligatorisch zugänglich gemachter Standardinformationen, folglich handelt es sich um eine sekundärstatistische Erhebung. Weitere Informationsquelle waren die Abdrucke des Handelsregisters, dort hinterlegte Satzungen, die im Unternehmensregister abrufbaren Jahresabschlüsse, veröffentlichte Geschäftsberichte sowie die Internetpräsenz der Organisation. Ausschließlich bei zwischenzeitlich gelöschten gAGs erfolgte ein vereinzeltes Ausweichen auf Zeitungsartikel in meist regionalen Printmedien, da die Registereinträge wenig ergiebig waren. Von einer Befragung der Aktiengesellschaften wurde aufgrund der geringen Gesamtmenge abgesehen, da sich durch die eventuell niedrige Rücklaufquote die Untersuchungsobjekte zusätzlich verringert hätten, so dass kaum mehr statistisch relevante Informationen zu erwarten waren. Diese zusätzliche Verengung der Untersuchungsobjekte konnte durch die gezielte Nutzung der Handels- und Unternehmensregistereinträge umgangen werden. Neben dem quantitativen Aspekt spricht auch der qualitative Betrachtungspunkt für diese Methode, denn die so gewonnenen Daten sind von den gAG-Vorständen bzw. Wirtschaftsprüfern kontrolliert worden, was dem Verfälschen von Daten durch unsachgerechtes Ausfüllen eines Erhebungsbogens entgegenwirkt. Die Digitalisierung der Jahresabschlüsse erfolgte erst ab dem Jahr 2006. Folglich wurde der Untersuchungszeitraum von 2006 bis zur Beendigung des Kalenderjahres 2014 festgesetzt. Damit liegen pro Unternehmen im Idealfall neun Jahresabschlüsse vor beziehungsweise bei einer Gründung nach 2006 alle Jahresabschlüsse seit Unternehmensgründung oder Rechtsformwechsel. Der Gesetzgeber regelt die Offenlegungspflicht für Kapitalgesellschaften in den §§ 325 ff. HGB, wobei er eine Staffelung der Publikationspflichten je nach Unternehmensgröße vorsieht. Während bei Kleinstkapitalgesellschaften, definiert nach § 267 HGB, die dauerhafte, elektronische Hinterlegung des Jahresabschlusses bereits die Erfüllung des Hinterlegungsauftrages gemäß § 326 Abs. 2 sowie § 8 b Abs. 3 Nr. 1 HGB bedeutet, sind kleine Kapitalgesellschaften dazu verpflichtet, ihre Jahresbilanz, den verkürzten Anhang sowie den Ergebnisverwendungsvorschlag und -beschluss zu veröffentlichen. Für mittelgroße und große Kapitalgesellschaften gilt dies ebenso. Zuzüglich müssen die Gewinn-und-Verlustrechnung, der Lagebericht, der Bericht des Aufsichtsrats, der Prüfungsvermerk und der Anhang in vollständiger Form vorliegen. Die Unternehmen haben nach Ablauf des Geschäftsjahres zwölf Monate Zeit, die Unterlagen bei der Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft in Köln einzureichen. Ein negativer Nebeneffekt dieser Erhebungsmethode ist, dass keine zusätzlichen Daten abgefragt werden konnten, wenn die gAGs diese nicht freiwillig veröffentlichten.

Datenerhebung | 9

Dies fällt vorrangig bei den Jahresabschlüssen der Kleinstkapitalgesellschaften ins Gewicht, welche seit dem Erlass des Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzrechtsänderungsgesetz (MicroBilG) im Jahre 2012 deutliche Erleichterungen bei der Erstellung ihrer Jahresabschlüsse zuteilwurden. So müssen nur noch eine vereinfachte Bilanz sowie Gewinn-und-Verlustrechnung erstellt werden, der Anhang ist hinfällig und aus der Offenlegungspflicht wird nur noch eine Hinterlegungspflicht. Dies bedeutet, dass die Bilanzen nur noch kostenpflichtig abrufbar sind. Für die Datenerhebung resultiert daraus, dass ab 2012 bei einem Drittel der untersuchten Unternehmen nur noch beschränkte Informationen abrufbar waren. Nichtsdestotrotz gilt auch für die kleinsten Kapitalgesellschaften ein gesetzlich definiertes Mindestmaß an Informationen. Damit spielt das sonst relevante Problem des Nonresponse in dieser Untersuchung eine nachgeordnete Rolle. Eine vollständige Verweigerung der Unternehmen ist nicht möglich, allerdings kann es abhängig von der Unternehmensgröße und den damit verbundenen Publikationspflichten zu sogenannten „Item-Nonresponse“ kommen, sprich es fehlen vertiefende Informationen, die laut Gesetzgeber nicht öffentlich zugänglich gemacht werden müssen. Die erhobenen Daten können in zwei Gruppen differenziert werden: Das eine sind allgemeine Unternehmensinformationen, deren Informationsgehalt einer der obengenannten Informationsquellen entnommen ist, und das andere sind Wirtschaftsdaten, die ausnahmslos aus den im Unternehmensregister veröffentlichten oder hinterlegten Jahresabschlüssen stammen. Im Zuge der allgemeinen Unternehmensdaten wurden der Standort und das Gründungsjahr aus den Handelsregisterauszügen ersichtlich, auch wenn dort explizit darauf hingewiesen wird: „Beim Eintragungsdatum kann es zu systembedingten, fehlerhaften Angaben kommen!“8, ist in keinem der untersuchten Fälle eine auffällige Differenz zwischen der Angabe im Handelsregister und weiteren vorliegenden Unternehmensinformationen offenkundig geworden. Informationen zu den Gründungskosten, zum Rechtsformwechsel sowie Formalitäten zur Aktienemission waren den Satzungen zu entnehmen, welche wenn online vorhanden über das Länderportal des Handelsregisters kostenpflichtig abrufbar sind. War dies nicht der Fall, musste eine postalische Anfrage bei dem entsprechenden Handelsregister vorgenommen werden. Die weiteren Angaben wie Unternehmensgröße, Anzahl der Unternehmensbeteiligungen, Mitarbeiterzahl, Personalkosten, Anzahl ebenso wie Geschlechtsverteilung der Vorstände und Aufsichtsräte wurde den Jahresabschlüssen entnommen. Zusätzlich zu diesen Angaben wurden die Daten der Bilanzen, angelehnt an die in § 266 HGB normierten Gliederung der Bilanz, verzeichnet. Auf der Aktivseite wurden Anlage- und Umlaufvermögen erhoben sowie der Rechnungsabgrenzungsposten und die Summe weiterer, hier nicht separat erfasster Aktivposten.

|| 8 Hinweis bei den Unternehmensträgerdaten des gemeinsamen Registerportals der Länder unter dem vermerkten Eintragungsdatum.

10 | Methodologie

Die Passivseite setzt sich zusammen aus den Werten Eigenkapital – welches wenn möglich differenziert nach Jahresüberschuss, Gewinnrücklagen, gezeichnetes Kapital, nicht eingeforderte Einlagen, Gewinnvortrag und summierten Restposten des Eigenkapitals eingetragen wurde –, Verbindlichkeiten, Rückstellungen sowie der Summe weiterer Passivposten und dem passiven Rechnungsabgrenzungsposten. Darüber hinaus wurde die Bilanzsumme ebenfalls in die Datensammlung aufgenommen. Dieses umfangreiche Erfassen der Bilanzseiten diente dem Vermeiden von Eingabefehlern, in dem jeweils die Aktiv- und Passivsummen zur Kontrolle gebildet wurden. Auf diese Weise wurden insgesamt 1448 Bilanzen erfasst, wobei 423 auf 70 gAGs, 496 auf 70 gGmbHs und 529 auf 70 AGs fallen. Die Schwankung in der Anzahl der inkludierten Bilanzen kommt durch die unterschiedlichen Gründungsjahre zustande. Während die AGs die älteste Rechtsform in der Untersuchung sind und damit im Schnitt 7,6 Bilanzen pro AG aufweisen, liegt der Durchschnitt bei den vergleichsweise jungen gAGs bei nur 6 Bilanzen pro Unternehmen.

2.3 Begrifflichkeiten Wie bereits einleitend erwähnt wird aufgrund der Breite dieser Arbeit jeder Hypothesenüberprüfung ein Abschnitt zum Untersuchungsaufbau vorangestellt, in welchem auch die jeweils eingeführten Kategorien definiert werden. Im Sinne der Transparenz und der besseren Verständlichkeit werden deswegen hier nur solche Begrifflichkeiten erläutert, die zum einen nicht Bestandteil eines eigenständigen Abschnittes sind, wie etwa der Term „Zivilgesellschaft“, und zum anderen jene, die für ein allgemeines Verständnis unabdingbar sind, da ein häufiger Verweis auf sie erfolgt. Innerhalb der Untersuchung wurde meist auf gängige soziale, rechtliche oder auch geografische Definitionen zurückgegriffen. Einleitend sei vorweggenommen, dass, wenn innerhalb dieser Arbeit auf Geschlechterkategorien Bezug genommen wird, sich diese immer auf das sozial gelebte Geschlecht und nicht das biologische beziehen. Im Rahmen der Untersuchung diente der Name als das Indiz für eine bestimmte Geschlechtszugehörigkeit und dessen Änderung kann nach § 1 des „Gesetzes über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen“ (Transsexuellengesetz (TSG)) bereits dann erfolgen, wenn sich eine Person seit mindestens drei Jahren „(…) nicht mehr dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen Geschlecht, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig empfindet (…)“.9

|| 9 § 1 Abs.1 TSG.

Begrifflichkeiten | 11

2.3.1 Tätigkeitsbereiche Bei der Klassifikation der Tätigkeitsbereiche ergibt sich aus den vorliegenden Daten das Problem, dass entweder eine eigene und damit nicht mit anderen Daten vergleichbare Gliederung entworfen werden muss oder sich für eine bereits bestehende Klassifikation entschieden wird, die dann entweder der Wirtschaftswissenschaft oder der NGO-Forschung entspringt. Da Daten aus beiden Bereichen vorliegen, passt keine der vorhandenen Gliederungen perfekt. Aus diesem Grund wurden alle Daten zweifach klassifiziert; einmal mit Kategorien aus der Zivilgesellschaft und einmal mit einer Gliederung kommerzieller Unternehmen. Auf diese Weise kann dann passend zu den Vergleichsdaten ausgewählt werden, auf welche Klassifikation Bezug genommen wird. Weil es sich hier um die erste empirische Datensammlung zu gemeinnützigen Aktiengesellschaften handelt, wurden Anknüpfungspunkte zu bereits bestehenden zivilgesellschaftlichen Forschungs-Projekten geschaffen. In diesem Kontext eignet sich besonders die vom ZiviZ-Survey (Zivilgesellschaft in Zahlen) definierte Aufstellung über die Tätigkeitsbereiche der Organisationen. Dies ist bei der Kategorisierung der gAGs nach Branchenzugehörigkeit sehr gut anwendbar und erlaubt damit nicht nur den Vergleich zu der Stichprobe der gGmbHs, sondern auch zur Gesamtheit der Zivilgesellschaft. Aufgeschlüsselt werden die Tätigkeitsbereiche dort wie folgt:10 Bildung und Erziehung: Träger von Bildungseinrichtungen des schulischen und außerschulischen Bereichs wie Schulen und Förderschulen, Universitäten, Berufsund Fachakademien und Einrichtungen der Erwachsenenbildung; Träger von Betreuungseinrichtungen, Kindergärten, Kinderläden und Horten; Vereinigung von im Bildungssektor Beschäftigten; Fördervereine und Freundeskreise schulischer Einrichtungen und Kindergärten, Elternvereine und -initiativen; Einrichtungen zur Organisation von Austauschprogrammen für Studenten; heilpädagogische und sonderpädagogische Vereine; Stiftungen und Bürgerstiftungen mit Stiftungszweck Bildung Bürger- und Verbraucherinteressen: Verbraucherinteressen, vor allem Lohnsteuer- und Mieterberatung; Rechtsberatung; Grundeigentümerverbände, Verbraucherschutz; Quartiersmanagement, Stadtteilarbeit und Bürgerinitiativen Wissenschaft und Forschung: Forschungsgemeinschaften und -einrichtungen; Stiftungen mit bestimmten Forschungsinteressen; Fördervereine von Forschungseinrichtungen Gesundheitswesen: Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationskliniken; psychiatrische und psychotherapeutische Einrichtungen sowie Anbieter von RehaSport; Gesundheitsberatung; Kneippvereine und Vereine zur Gesundheitsförderung; Anbieter alternativmedizinischer Behandlungsverfahren; Krankentransporte und

|| 10 Vgl.: Krimmer, Holger/Priemer, Jana: ZiviZ-Survey 2012. Zivilgesellschaft Verstehen. Berlin 2013. S. 22 f.

12 | Methodologie

gesundheitsbezogene Rettungsdienste; medizinische Fachgesellschaften; Vereinigungen von im Gesundheitssektor Beschäftigten Internationale Solidarität: Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe im internationalen Kontext; Menschenrechte, Fair Trade; Länder- und Städtepartnerschaften; Fördervereine Kultur und Medien: Künstlerisch aktive Gruppen wie Gesangsvereine und Chöre, Orchester, Kapellen, Theaterensembles, Ballettgruppen; Heimat- und Brauchtumsvereine, die beispielsweise Volks- und/oder Traditionstanz anbieten; Vereine mit regionalem oder ausländischem Bezug, Kulturzentren, Integrationsvereine und lokalhistorische Vereine; Träger von kulturellen Einrichtungen wie Theater- und Konzertveranstalter, Varietés und Kleinkunstbühnen, Kinos, Museen, botanische und zoologische Gärten und Archive; Musik- und Kunstschulen; Betrieb von historischen Gebäuden, Denkmalschutz, Kirchenbauvereine; Internet, Fotografie, Radio-/ TV-Stationen Soziale Dienste: Ambulante Betreuung und Pflege; Heime; Hospizvereine; Behindertenwerkstätten; soziale Beratung; soziale Fürsorgedienste; Dienste der Kinderund Jugendhilfe; Hilfsdienste für Katastrophenopfer, Flüchtlinge, Einwanderer; Fördervereine sozialer Einrichtungen; Selbsthilfegruppen Umwelt und Naturschutz: Ortsgruppen des BUND, des NABU und anderer Umweltorganisationen; Tierschutzvereine; Natur- und Tierschutzstiftungen; Tierheime, Natur- und Nationalparks; Bürgerinitiativen, Agenda-21-Gruppen Wirtschaftsverbände und Berufsorganisationen: Wirtschafts(förder)vereine wie Tourismus- und Werbevereine; Berufsvereinigungen und Fachgesellschaften; Unterstützungs- und Sozialkassen von Firmen und Versorgungswerke; Arbeitervereinigungen Gemeinschaftliche Versorgungsaufgaben: Bau- und Wohnungsbau-Genossenschaften; Fahrdienste; Energie- und Wasserversorgung; Träger von Sportanlagen, z. B. Schwimmhallen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz: Freiwillige Feuerwehren; Organisationen zur Rettung von Personen und Tieren Sport: Vereine aller Art des Wettkampf- und Breitensports, einschließlich Bowling, Kegeln, Darts, Billard, Motorsport, Schach, Reiten, Wandern, sowie Yachtclubs und Schützenvereine; Sportfördervereine wie Vereine zur Förderung von Sportgruppen, aber auch von Sportanlagen wie Vereine zur Förderung von Hallenbädern Freizeit und Geselligkeit: Alle Freizeit- und Geselligkeitsvereine wie Automobilclubs, Fanclubs, Pfadfinder, Studentenverbindungen und Burschenschaften, Ehemaligenvereine, Seniorenclubs und Junggesellenvereine, Karnevalsvereine, Kleingartenvereine, Zuchtvereine (z. B. Kaninchen, Bienen und Obstbäume) und Pokertreffs Kirchen und Religiöse Vereinigungen: Konfessionelle Vereinigungen; Bibelund Koranschulen, interreligiöse Vereine; Fördervereine von Kirchen und Gemeinden

Begrifflichkeiten | 13

Vereine der Kategorie Sonstiges: Wählerlisten, Freie Wähler, Parteien; Jugendgruppen ohne spezifische Angaben, Bürgerwehren, Arbeitsvermittlung, Freimaurer, Kosmetik- und Pflegeberatung; Lions Clubs, Kiwanis, Rotary, Kolping- Gesellschaften; Nachbarschaftsvereine Da in dieser Klassifikation, entsprechend ihres Entstehungsortes, ein Großteil der Wirtschaftszweige fehlen, ist eine Einordnung der meisten in der Vergleichsgruppe befindlichen Aktiengesellschaften in diese Gliederung nicht möglich. Zu deren Kategorisierung der Tätigkeitsbereiche wurde auf die Klassifikation der Wirtschaftszweige vom Statistischen Bundesamt aus dem Jahre 2008 zurückgegriffen.11 Anhand des Hauptbranchen-Codes ist eine verlässliche und vor allem vergleichbare Einordnung der Unternehmen möglich. Zur vereinfachten Nutzbarkeit wurde auf eine zu detaillierte Branchenangabe verzichtet. Stattdessen erfolgte die Einordnung des Tätigkeitsbereichs basierend auf den 21 Abschnitten der Klassifikation der Wirtschaftszweige, ohne ihre Abteilungen, Gruppen, Klassen und Unterklassen weitergehend zu berücksichtigen. Die gAGs sowie die gGmbHs wurden zusätzlich mit dieser Klassifikation versehen, um sie mit den AGs vergleichen zu können, so dass ein Abgleich in beide Richtungen möglich ist. Zusammenfassend beinhalten die hier vorhandenen Kategorien folgende Abschnitte: Abschnitt B – Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden: Kohlenbergbau; Gewinnung von Erdöl und Erdgas; Erzbergbau; Gewinnung von Steinen und Erden; sonstiger Bergbau; Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau und für die Gewinnung von Steinen und Erden Abschnitt C – Verarbeitendes Gewerbe: Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln; Getränkeherstellung; Tabakverarbeitung; Herstellung von Textilien; Herstellung von Bekleidung; Herstellung von Leder; Lederwaren und Schuhen; Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel); Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus; Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern; Kokerei und Mineralölverarbeitung; Herstellung von chemischen Erzeugnissen; Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen; Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren; Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden; Metallerzeugung und -bearbeitung; Herstellung von Metallerzeugnissen; Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen; Herstellung von elektrischen Ausrüstungen; Maschinenbau; Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen; sonstiger Fahrzeugbau; Herstellung von Möbeln; Herstellung von sonstigen Waren; Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen

|| 11 Vgl.: Statistisches Bundesamt: Gliederung der Klassifikation der Wirtschaftszweige. Wiesbaden 2008. Internet: https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/ GueterWirtschaftklassifikationen/klassifikationenwz2008.pdf?__blob=publicationFile. Zuletzt geprüft am 30.11.2018.

14 | Methodologie

Abschnitt D – Energieversorgung: Elektrizitätsversorgung; Gasversorgung; Wärme- und Kälteversorgung Abschnitt F – Baugewerbe: Hochbau; Tiefbau; vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe Abschnitt G – Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen: Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen; Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen); Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)
 Abschnitt I – Gastgewerbe: Beherbergung; Gastronomie
 Abschnitt J – Information und Kommunikation: Verlagswesen; Herstellung, Verleih und Vertrieb von Filmen und Fernsehprogrammen, Kinos, Tonstudios und Verlegen von Musik; Rundfunkveranstalter; Telekommunikation; Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie; Informationsdienstleistungen Abschnitt K – Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen: Erbringung von Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung); mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten Abschnitt L – Grundstücks- und Wohnungswesen: Kauf und Verkauf von eigenen Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen; Vermietung, Verpachtung von eigenen oder geleasten Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen; Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen für Dritte Abschnitt M – Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen: Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung; Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung; Forschung und Entwicklung; Werbung und Marktforschung; sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten; Veterinärwesen
 Abschnitt N – Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen: Vermietung von beweglichen Sachen; Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften; Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen; Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien; Gebäudebetreuung; Gartenund Landschaftsbau; Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen a. n. g. Abschnitt O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung: Öffentliche Verwaltung; auswärtige Angelegenheiten, Verteidigung, Rechtspflege, öffentliche Sicherheit und Ordnung; Sozialversicherung
 Abschnitt P – Erziehung und Unterricht: Kindergärten und Vorschulen; Grundschulen; weiterführende Schulen; tertiärer und postsekundärer, nicht tertiärer Unterricht; sonstiger Unterricht; Erbringung von Dienstleistungen für den Unterricht
 Abschnitt Q – Gesundheits- und Sozialwesen: Krankenhäuser; Arzt- und Zahnarztpraxen; Gesundheitswesen a. n. g.; Pflegeheime; stationäre Einrichtungen zur psychosozialen Betreuung; Suchtbekämpfung u. ä., Altenheime; Alten- und

Begrifflichkeiten | 15

Behindertenwohnheime; sonstige Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime); soziale Betreuung älterer Menschen und Behinderter; sonstiges Sozialwesen (ohne Heime) Abschnitt R – Kunst, Unterhaltung und Erholung: Kreative, künstlerische und unterhaltende Tätigkeiten; Bibliotheken, Archive, Museen, botanische und zoologische Gärten; Spiel-, Wett- und Lotteriewesen; Erbringung von Dienstleistungen des Sports, der Unterhaltung und der Erholung Abschnitt S – Erbringung von sonstigen Dienstleistungen: Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige religiöse Vereinigungen (ohne Sozialwesen und Sport); Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern; Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen
 Eine vollständige und detaillierte Auflistung der Klassifikation der Wirtschaftszweige ist der Gliederung der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamts zu entnehmen.

2.3.2 Unternehmensgrößen Die Kategorisierung der Unternehmensgrößen folgt den vom Gesetzgeber in § 267 HGB sowie im kürzlich ergänzten §267a HGB definierten Größenklassen für Kapitalgesellschaften. Daraus ergeben sich insgesamt vier Unternehmensgrößen, die jeweils zwei der drei genannten Bedingungen nicht überschreiten dürfen, um der jeweiligen Kategorie zugeordnet zu werden. Kleinstkapitalgesellschaften dürfen demnach eine Bilanzsumme von bis zu 350.000 Euro aufweisen, ihr Umsatzerlös pro Geschäftsjahr muss unter 700.000 Euro liegen und sie dürfen durchschnittlich nicht mehr als zehn Arbeitnehmer beschäftigen. Kleine Kapitalgesellschaften erfüllen hingegen zwei der drei folgenden Kriterien: eine Bilanzsumme von weniger als 6.000.000 Euro, einen Umsatzerlös pro Geschäftsjahr von unter 12.00.000 Euro und durchschnittlich sind weniger als 50 Arbeitnehmer beschäftigt. Ein deutlicher Sprung in den Voraussetzungen wird im Vergleich zur mittelgroßen Kapitalgesellschaft ersichtlich, deren Bilanzsumme bis 20 Millionen Euro dreimal höher sein darf als die von kleinen Kapitalgesellschaften, Gleiches gilt für den Umsatzerlös von bis zu 40 Millionen Euro. Die durchschnittliche Arbeitnehmerzahl von 250 Beschäftigten verfünffacht sich im Vergleich sogar. Als große Kapitalgesellschaft gilt von Rechts wegen jenes Unternehmen, das zwei von drei Begrenzungen der mittelgroßen Kapitalgesellschaften überschreitet.

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Größe

Kleinst Klein

Bilanzsumme

≤ 350.000 Euro

Umsatzerlös pro Geschäftsjahr ≤ 700.000 Euro

Durchschnittliche Arbeitnehmer ≤ 10 Arbeitnehmer

≤ 6.000.000 Euro

≤ 12.00.000 Euro

≤ 50 Arbeitnehmer

Mittelgroß

≤ 20.000.000 Euro

≤ 40.000.000 Euro

≤ 250 Arbeitnehmer

Groß

> 20.000.000 Euro

> 40.000.000 Euro

> 250 Arbeitnehmer

Abb. 1: Definierte Unternehmensgrößen für Kapitalgesellschaften im Sinne des § 267 a HGB

Kommt es an geeigneter Stelle aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit zur Komprimierung der Kategorien, so addiert sich die Gruppe der kleinen gAGs aus den Kleinst- und Kleinkapitalgesellschaften und die der großen gAGs aus mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften. Wurde auf die komprimierten Unternehmensgrößen zurückgegriffen, wird darauf verwiesen.

2.3.3 Formwechsel Der Formwechsel ist neben der Unternehmensfusion, Unternehmensspaltung und Vermögensübertragung eine Möglichkeit der Unternehmensumwandlung, die eine Veränderungen der Rechtsform beinhalten mit dem Ziel der Gesamtrechtsnachfolge. Eine rechtsformwechselnde Umwandlung liegt dann vor, wenn sich lediglich die Rechtsform ändert, die Vermögensbestände, Rechtsbeziehungen und anteiligen Kapitalbeteiligungen, sprich die rechtliche Identität, jedoch unangetastet bleiben. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn sich ein eingetragener Verein dazu entschließt, eine gemeinnützige Aktiengesellschaft zu werden, ohne dass sich die Träger des Vereins verändern. Rechtliche Grundlagen dafür werden in §§ 190–312 UmwG definiert, so auch die Richtung, in die umgewandelt werden darf. Ein rechtsfähiger Verein kann eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, eine Personenhandelsgesellschaft, Partnerschaftsgesellschaft, eine Kapitalgesellschaft oder eine eingetragene Genossenschaft werden, umgekehrt kann keine von diesen Rechtsformen in die Organisationsform eines Vereins wechseln. Gleiches gilt für Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sowie nachvollziehbarerweise für Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts. Im Hinblick auf die Untersuchung ist dieser Aspekt interessant, um zu prüfen, ob es Organisationsformen gibt, die bevorzugt in eine gAG wechseln. So wäre denkbar, dass besonders gGmbHs, die mit Kapitalgesellschaften bereits erste Erfahrungen gemacht haben, öfter in die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft wechseln als beispielsweise Vereine, die bisher keine Berührungspunkte mit den Rechtsnormen der Kapitalgesellschaften hatten. Um diesbezüglich eine Aussage machen zu

Forschungsdesign | 17

können, wurden neben dem Fakt des Vorhandenseins bzw. Nicht-Vorhandenseins einer Rechtsformumwandlung auch die vorherige Organisationsform in ihrer üblichen Abkürzung erfasst. Innerhalb der Untersuchung beschränkt sich der Aspekt der Umwandlung lediglich auf eine Rechtsformänderung hin zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Dies ist zum einen eine inhaltliche Beschränkung als auch eine qualitative, da nur ein Fall bekannt ist, in welchem eine gAG in eine andere Rechtsform wechselte.

2.4 Forschungsdesign Eine erste Annäherung an die Vollerhebung der gemeinnützigen Aktiengesellschaften bietet die deskriptive Statistik, da sie wenige qualitative wie quantitative Anforderungen an das Datenmaterial stellt und es gleichzeitig erlaubt, die reichhaltigen Daten zu strukturieren und leichter zugänglich zu machen. Dies ermöglicht einen Überblick über die Entwicklung und Verbreitung von gAGs in Deutschland. Aufgrund der besonderen Ausgangslage und dem bisherigen Datenmangel wurden sowohl Längsschnittdaten als auch Querschnittdaten erhoben, wobei der 31.12.2014 den Stichtag für die Querschnittdaten bildet. Anhand von Grafiken und ersten Parametern werden elementare Fragen von praktischer Relevanz beantwortet. Die Datenaufbereitung erfolgte mit Excel. Der Schwachpunkt der deskriptiven Statistik ist, dass sich ihre Ergebnisse ausschließlich auf Untersuchungsobjekte beschränkt, was im Fall von Stichproben bedeutet, dass keine Rückschlüsse auf die Gesamtheit zulässig sind.12 Aufgrund der hier erfolgten Gesamterhebung ist dieser kritische Punkt zu vernachlässigen. Ausgehend von diesen ersten Daten sowie theoretischen Überlegungen sind Hypothesen entstanden, welche unter der Zuhilfenahme von Instrumentarien der induktiven Statistik mit SPSS analysiert wurden. Als den Daten angemessen erwiesen hat sich zum einen die Hypothesenüberprüfung mit dem exakten Test nach Fisher und zum anderen der t-Test für den Mittelwertvergleich zwischen den gGmbHs, den Aktiengesellschaften aus dem erwerbswirtschaftlichen Kontext und den gAGs. Den Abschluss der Analyse bildet eine auf diesen Typvariablen aufbauende, vertiefende Beschreibung der gAG-Grundtypen.

|| 12 Vgl.: Schwarze, Jochen: Grundlagen der Statistik 1. Beschreibende Verfahren. 1. Bd. 11., vollst. überarb. Aufl. Herne 2009. S. 157.

18 | Methodologie

2.4.1 Hypothesentest Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn ist angewiesen auf die Überprüfbarkeit von formulierten Hypothesen, um anhand deren Gültigkeit oder Nichtigkeit die Theoriebildung voranzutreiben. Ein bewährtes Instrumentarium dafür sind Signifikanztests. Die „klassische“ Vorgehensweise beim statistischen Signifikanztesten besteht aus mehreren Schritten. Ausgangspunkt muss immer eine wissenschaftliche Hypothese sein, welche in eine statistische Hypothese, als Nullhypothese bezeichnet, übersetzt wird. Elementare Bestandteile einer solchen Frage sind die im vermuteten Zusammenhang stehenden Variablen, die mindestens zwei Merkmalsausprägungen besitzen, anderenfalls würde es sich um Konstanten handeln. Die Hypothese, die von der Unabhängigkeit der Variablen ausgeht, wird als Nullhypothese (H0) bezeichnet, da der vermutete Bezug null und nichtig ist. Dabei wird an der Nullhypothese, analog zur Unschuldsvermutung im Strafrecht, so lange festgehalten, bis statistische Indizien gegen ihre Gültigkeit sprechen.13 Ist dieser Fall eingetreten, bedeutet das nicht, dass die Nullhypothese falsifiziert wurde, sondern lediglich, dass ihre formale Gegenhypothese, in der Statistik als Alternativhypothese (H1) bezeichnet, anzunehmen ist. Aus diesem Vorgehen folgt, dass jede Hypothese so formuliert werden muss, dass ein Ablehnen dieser aufgrund der vorliegenden empirischen Daten möglich ist. „Sie ist eine Negativhypothese, mit der behauptet wird, dass die zur Alternativhypothese komplementäre Aussage richtig ist.“14 Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung steht oft vor dem Problem, Kategorien miteinander in Beziehung setzen zu wollen, um Hypothesen statistisch zu überprüfen, was mit dem Repertoire der deskriptiven Statistik, wie etwa Mittelwerten und Streuungsmaßen, allerdings nicht möglich ist, da es sich bei Kategorien um nominale Merkmale handelt, deren Ausprägung unterschiedlich ist und die nicht in eine Reihenfolge gebracht werden können; z.B. Geschlecht, Religion, Wohnort etc.15 Zur Abhängigkeitsüberprüfung zwischen zwei nominalen Merkmalen muss eine Kontingenztabelle erstellt werden. Dafür werden in Spalten und Zeilen die jeweiligen Häufigkeiten eingetragen und die Randverteilungen summiert. Basierend auf dieser Kreuztabelle können dann Unabhängigkeiten errechnet und auf Zusammenhänge geschlossen werden.16 Die einfachste Form der bivariablen beziehungsweise kategorialen Datenanalyse ist die Vier-Feld-Tafel, in welcher zwei Variablen mit jeweils nur zwei Merkmals|| 13 Vgl.: Quatember, Andreas: Der statistische Signifikanztest in der Krise. Bestandsaufnahme einer Vertrauenskrise und Vorschläge zu ihrer Überwindung. Linz 2004. S. 6. 14 Kuckartz, Udo/Rädiker, Stefan/Ebert, Thomas/u.a.: Statistik. Eine verständliche Einführung. Wiesbaden 2013. S. 145. 15 Vgl.: Holland, Heinrich/Scharnbacher, Kurt: Grundlagen der Statistik. Datenerfassung und -darstellung, Maßzahlen, Indexzahlen, Zeitreihenanalyse. 8. Aufl. Wiesbaden 2010. S. 5. 16 Vgl.: Schwarze, Jochen: Grundlagen der Statistik 1 [wie Anm. 12], S. 149 ff.

Forschungsdesign | 19

ausprägungen in Bezug zueinander gesetzt werden. Für die mathematische Berechnung spielt die Anordnung der Zeilen- und Spaltenvariablen dabei keine Rolle. Indes hat es sich so eingebürgert, dass im Fall einer gerichteten Hypothese17 die richtungsgebende Variable als Spaltenvariable angegeben wird.18 Der Chi-Quadrat-Test, oft mit dem griechischen Buchstaben χ2 abgekürzt, ist ein häufig verwendeter Unabhänigkeitstest, allerdings eignet sich dieser für die vorliegenden Daten nicht, da die Grundvoraussetzung ist, dass nicht mehr als 20 Prozent der Zellen eine Häufigkeit von unter fünf aufweisen. Diese Bedingung ist der Berechnungsmethode zuzuschreiben, in welcher der Quotient bei kleinen Häufigkeiten steigt und damit zur Verfälschung des Zusammenhanges führen kann.19 Für die vorliegenden Daten hätte dies einen erheblichen Informationsverlust bedeutet, in dem größere Kategorien hätten gebildet werden müssen. Deswegen wurde mit dem exakten Test nach Fisher gearbeitet, welcher sich auch für kleine Fallzahlen und einen großen Anteil gebundener Werte eignet.20 Entwickelt wurde der exakte Test nach Fisher von dem britischen Statistiker Sir Ronald Aylmer Fisher in den 1920er Jahren, als eine Bekannte meinte, sie könne einer Tasse Tee ansehen, ob erst die Milch oder der Tee eingeschenkt wurde. Fisher führte eine kleine Testreihe durch, in welcher er der Dame acht Tassen Tee vorsetzte, die je zur Hälfte erst mit Milch und erst mit Tee gefüllt wurden. In jeder der zwei Kategorien lag sie einmal falsch. Auf dieser Versuchsreihe aufbauend entwickelte Fisher einen Test, der anders als Chi-Quadrat keine besonderen Anforderungen an die Daten stellte; weswegen dem Verfahren hier der Vorzug gegeben wird.21 Der exakte Test nach Fisher fasst den Zusammenhang zwischen Variablen zusammen, aber nicht dessen Intensität, darüber gibt der Kontingenzkoeffizient Auskunft. Als Zusammenhangskoeffizient wird in dieser Arbeit der Kontingenzkoeffizient nach Cramer herangezogen, da dieser im Gegensatz zu dem Kontingenzkoeffizient C für alle Tabellengrößen geeignet ist und gegenüber dem Phi-Koeffizient den Vorteil hat, dass er nicht nur auf dichotome Variablen anwendbar ist. Dieser Koeffizient basiert zwar auf der Teststatistik von Chi-Quadrat, dient aber anders als dieser als Assoziationsmaß des Zusammenhanges, indem er dessen Höhe beschreibt und nicht dessen Signifikanz. Bei der Abstufung des vorliegenden Zusammenhangs wird der Gradierung von Kuckartz & Co. gefolgt:22

|| 17 Gerichtete Hypothesen beinhalten im Gegensatz zu ungerichteten Hypothesen eine Vermutung über die Wirkungsrichtung einer Variable; sprich Variable A beeinflusst Variable B. 18 Vgl.: Kuckartz, Udo/Rädiker, Stefan/Ebert, Thomas/u.a.: Statistik [wie Anm. 14], S. 88. 19 Vgl.: ebd., S. 69 f.; oder auch: ebd., S. 221; ebenso wie: Bühl, Achim: SPSS 22. Einführung in die moderne Datenanalyse. 14. Aufl. Hallbergmoos 2014. S. 306. 20 Vgl.: Bühl, Achim: SPSS 22 [wie Anm. 19], S. 398 ff. 21 Vgl.: ebd., S. 397. 22 Vgl.: Kuckartz, Udo/Rädiker, Stefan/Ebert, Thomas/u.a.: Statistik [wie Anm. 14], S. 98.

20 | Methodologie

– – – – –

0,0 ≤ Koeffizient < 0,1 kein Zusammenhang 0,1 ≤ Koeffizient < 0,3 geringer Zusammenhang 0,3 ≤ Koeffizient < 0,5 mittlerer Zusammenhang 0,5 ≤ Koeffizient < 0,7 hoher Zusammenhang 0,7 ≤ Koeffizient < 1,0 sehr hoher Zusammenhang

Der Cramer-V spielt in der Betrachtung nur dann eine Rolle, wenn der exakte Test nach Fisher eine Signifikanz ausgewiesen hat. Als signifikant gilt das Ergebnis dann, wenn bei einem festgesetzten Signifikanzniveau von fünf Prozent (α=0,05) der p-Wert kleiner als 0,05 ist. Formal ausgedrückt bedeutet dies eine Ablehnung der Nullhypothese im Fall von: H0: p > 0,05  H1: p < 0,05 Der p-Wert gleicht nicht der Wahrscheinlichkeit, mit welcher die Nullhypothese verifiziert wird, sondern der Wahrscheinlichkeit, mit welcher die erhobenen Messwerte bei Bestätigung der Nullhypothese eintreffen. Anders ausgedrückt: „Beim statistischen Hypothesentest bedeutet die Formulierung, dass ein Ergebnis signifikant ist, lediglich, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dieses zufällig entstanden ist, also aus der Nullhypothese erklärt werden kann, gering ist.“23 Es bleibt eben auch bei statistischen Testverfahren immer eine Fehlerwahrscheinlichkeit. Eine Fehlerquelle ist die Interpretation des Befundes signifikant, da es sich dabei um ein Wort aus dem allgemeinen Sprachgebrauch handelt. Bemüht man den Duden um Auskunft, wird signifikant synonym als „bedeutsam; in deutlicher Weise als wesentlich, wichtig, erheblich, erkennbar, kennzeichnend, typisch“ beschrieben. Dies entspricht allerdings nicht der statistischen Verwendung des Wortes, was im Umgang mit der Auswertung von Signifikanztests beachtet werden sollte, um zu vermeiden, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auf Signifikanzen basieren, deren Erklärungsgehalt in der Praxis minimal oder gar irrelevant ist.24 Ein signifikantes Ergebnis allein beweist nicht die „Existenz“ eines Effekts noch dessen Wirkungsgrad, so wie umgekehrt die Abwesenheit von Signifikanz nicht heißt, dass es einen Effekt nicht gibt. „Über die theoretische Wichtigkeit eines Effekts kann kein mathematisches Verfahren etwas aussagen.“25

|| 23 Ebd., S. 153. 24 Vgl.: Bortz, Jürgen/Döring, Nicola: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Limitierte Sonderausgabe. Heidelberg 2007. S. 28. 25 Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung. München 2008. S. 452 ff.

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Und dennoch ist innerhalb der empirischen Forschung eine Signifikanzjagd entstanden, die gefördert von modernen Statistikprogrammen dazu führt, dass alles getestet wird ohne fundamentierte Theorien dahinter und dass nichtsignifikante Testergebnisse als erfolglose Forschung gelten. Dagegen wendet Quatember berechtigt ein, dass auch das Nichtvorhandensein eines Zusammenhanges durchaus ein Erkenntnisgewinn sein kann.26 Quatembers Grundgedanken folgend werden in dieser Untersuchung auch nichtgültige Hypothesen präsentiert und deren Alternativhypothesen besprochen. Grundsätzlich erfolgte die Berechnung nach dem exakten Verfahren, was im Regelfall hinsichtlich der geringen Variablenausprägung sowie der beschränkten Fallzahl unproblematisch war. Stieß SPSS aufgrund seiner beschränkten Rechenkapazität an seine Leistungsgrenzen, wurde zur Berechnung des exakten p-Wertes auf das Monte-Carlo-Verfahren gewechselt, was eine Beschleunigung bewirkt. „Die MonteCarlo-Methode besteht in der Nachbildung des Eintretens von Zufallsereignissen, indem der Ereigniseintritt aus vorgegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilungen durch die Verwendung von Zufallszahlen bestimmt wird.“27 Verwendet wurde in allen Simulationen die standarisierte Stichprobengröße von 10.000 bei einem Konfidenzbereich von 99 Prozent.

2.4.2 Mittelwertvergleiche Um Aussagen über die wirtschaftlichen Kennzahlen der gemeinnützigen Aktiengesellschaften treffen zu können, soll ein Abgleich mit den Daten der zwei Vergleichsgruppen ermöglicht werden. Im Fokus der Analyse steht nicht die Beurteilung profitorientierter Quotienten, sondern die Frage danach, ob die gAG sich in ihrem wirtschaftlichen Gebären mehr der gGmbH oder der AG annähert. Aufgrund der Datenstruktur eignet sich dafür insbesondere ein Mittelwertvergleich anhand des t-Tests für unabhängige Stichproben. Funktion des t-Testes ist es zu überprüfen, ob sich die empirischen Mittelwerte zweier Variablen systematisch differenzieren und damit ein signifikanter Unterschied in der Merkmalsausprägung zweier Gruppen vorliegt. Essentiell für die Methode ist die Berechnung der Differenz der Gruppenmittelwerte, welche statistisch begründete Aussagen über die Zufälligkeit einer Verteilung zulassen. Wie bei allen Hypothesentests ist es dafür notwendig, dass Hypothesen formuliert werden, welche sich als mathematische Formel ausdrücken lassen, um eine statistische Hypothese zu erhalten. Die Nullhypothese des t-Testes geht prinzipiell

|| 26 Vgl.: Quatember, Andreas: Der statistische Signifikanztest in der Krise [wie Anm. 13], S. 13 ff. 27 Bühl, Achim: SPSS 22 [wie Anm. 19], S. 401.

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davon aus, dass die untersuchten Populationsmittelwerte gleich sind und es damit keine systematischen Unterschiede zwischen Vergleichsgruppen gibt.28 Vor dem Testbeginn wurden die erfassten Daten in eine Long Datei via SPSS umgewandelt, was bedeutet, dass die Fälle nicht mehr den jeweiligen Unternehmen zugeordnet wurden, sondern jeder der idealerweise neun Bilanzjahrgänge einen eigenen Fall darstellte. Der t-Test selbst ist ein zweistufiges Verfahren, indem vor dem eigentlichen Test eine Überprüfung der Anwendungsvoraussetzungen erfolgen sollte. Obwohl t-Tests als robust gelten, sind sie ein parametrisches Verfahren und die Merkmale sollten intervallskaliert, normalverteilt sowie varianzhomogen sein.29 Die Normalverteilung wurde anhand des zentralen Grenzwertsatzes als gegeben angenommen, da die Fallanzahl mehr als moderat ist (n ≥ 30).30 Zur Überprüfung der Varianzgleichheit wurde jeweils der Levene-Test durchgeführt. Dessen Nullhypothese geht von einer Gleichheit der Gruppenvarianz aus, welche vorhanden ist, wenn dessen Ergebnis unter dem definierten Signifikanzniveau von fünf Prozent liegt. War dessen Resultat signifikant, so wurde die Nullhypothese zur Varianzgleichheit abgelehnt und folglich ein t-Test für ungleiche Varianzen durchgeführt. Erwies sich beim Levene-Test keine Signifikanz, kam der t-Test für gleiche Varianzen zum Einsatz. SPSS weist prinzipiell die Werte für eine angenommene Varianzgleichheit wie auch eine nicht angenommene Varianzgleichheit parallel aus. Die Grundannahme des t-Tests lautet, dass es sich bei einer Mittelwertdifferenz nicht um einen systematischen, sondern um einen zufälligen Unterschied handelt. Da unter einem mathematischen Gesichtspunkt ein t-Test keine absolute Gewissheit garantiert, sollte die Nullhypothese nur abgelehnt werden, wenn der t-Wert über dem gewählten Signifikanzniveau, im vorliegenden Fall von 5 Prozent, liegt. Ist dies der Fall, wird von einem systematischen Mittelwertunterscheid ausgegangen. Eine Aussage über die Effekthöhe ist aufgrund des alleinigen t-Tests allerdings nicht möglich.

|| 28 Vgl.: Rasch, Björn/Friese, Malte/Hofmann, Wilhelm Johann/u.a.: Quantitative Methoden. 1. Bd. Berlin 2010. S. 43 ff. 29 Vgl.: Bortz, Jürgen/Döring, Nicola: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler [wie Anm. 24], S. 131 f.; oder auch: Eckstein, Peter P.: Statistik für Wirtschaftswissenschaftler. Eine realdatenbasierte Einführung mit SPSS. 4. Bd. Wiesbaden 2014. S. 259. 30 Vgl.: Hatzinger, Reinhold/Nagel, Herbert: SPSS Statistics. Statistische Methoden und Fallbeispiele. München 2009. S. 198 f.; oder auch: Weigand, Christoph: Statistik mit und ohne Zufall. Eine anwendungsorientierte Einführung. Berlin u.a. 2009. S. 220 ff.

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2.4.3 Typenvariablen Ein letzter Analyseschritt ist die Kompression der gewonnen Ergebnisse in Typenvariablen.31 Dieser Schritt wird jeweils am Ende der einzelnen Potenzialanalyse erfolgen, indem unter Berücksichtigung der vorliegenden Signifikanzen Einordnungen vorgenommen werden. Da die Anzahl der signifikanten Zusammenhänge zwischen den Variablen und dem jeweiligen Potenzial schwankt und mitunter bis zu fünf Variablen umfasst, wird die Potenzialtiefe ausschließlich in den drei Abstufungen: stark, mittel und schwach angegeben. Zur Definition des jeweiligen Niveaus wurden zunächst die zwei Pole niedrig und hoch gebildet, deren Ausprägung exakt vorgegeben wurde und an entsprechender Stelle dargelegt wird. Das mittlere Niveau ergibt sich dann aus der Negativdefinition der anderen beiden Abstufungen, indem es alles umfasst, was nicht die Bedingungen der anderen Variablen erfüllt. Der Nachteil dieser Methode ist, dass es sich zum einen nicht um ein numerisch einwandfreies Verfahren handelt und es aufgrund der Komplexität der Variablen zu Überlappungen kommen kann, da nicht-disjunkte Bereiche auftreten. Im schlimmsten Szenario ist es möglich, dass ein Fall unter Berücksichtigung der diversen Variablen und Ausprägungen mehrfach zugeordnet werden kann. Dies wissend erfolgte nach der Variablenbildung mit dem IF-Befehl in SPSS eine manuelle Überprüfung aller Typvariablen, was gegebenenfalls eine Neuzuordnung von Einzelfällen ermöglichte. Positiver Nebeneffekt dieses Vorgehens ist, dass auch Daten zugeordnet werden können, bei denen eine Merkmalsausprägung nicht empirisch erfasst werden konnte. Anhand dieser Methode entsteht für jeden der vier Potenziale: Partizipation, Professionalisierung, Transparenz und Fundraising eine Kategorisierung, welche als Abschluss der Untersuchung in selber Weise zusammengefasst wird, um die Ausprägung der einzelnen Potenzialmerkmale innerhalb der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland aufzeigen zu können.

|| 31 Vgl.: Baur, Nina/Fromm, Sabine: Datenanalyse mit SPSS für Fortgeschrittene. Ein Arbeitsbuch. Wiesbaden 2008. S. 102 f.

3 Exkurs: Problematik der Kulturfinanzierung Ist von Deutschland und Kultur die Rede, wird häufig auf die Formulierung Kulturnation zurückgegriffen. Ein Konzept, das aus einer Zeit stammt, in der Deutschland gerade keine Nation im rechtsstaatlichen Sinne war.32 Sondern mit seiner Kleinstaaterei den Grundstein für die noch immer existierende Kulturvielfalt der Bundesrepublik legte. Ein Blick in die Zahlen des Statistischen Jahrbuchs 2016 zeigt, dass Deutschland zumindest den Titel als „Nation der Kulturinstitutionen“ verdient hat. Das Statistische Bundesamt erfasste dort über diverse Dachverbände die Kulturlandschaft. Demnach verfügte die Bundesrepublik 2014 über 367 Theater (davon 142 öffentlich und 225 privat) mit insgesamt über 350.000 Plätzen sowie 130 professionelle Opern-, Sinfonie- und Kammerorchester.33 Es erschienen 2015 knapp 77.000 Bücher, die ihren Weg u.a. in die 8.000 Bibliotheken fanden. Darüber hinaus leisteten sich Bund und Länder über 4.846 Museen, 68 Archive, knapp 184.000 Künstler (35 Prozent bildende Kunst; 28 Prozent Musik; 24 Prozent Wort und 14 Prozent darstellende Kunst) und 159 Goethe Institute weltweit.34 Wie groß der Stellenwert der schönen Künste hierzulande ist, zeigt außerdem die Anzahl von 6.935 Kulturpreisen, die in Deutschland von den verschiedensten Akteuren ausgerufen werden.35 Diesem „E“rnsten Sektor der Kultur steht dann noch der gesamte „U“nterhaltende Bereich gegenüber, welcher allerdings schwieriger zu erfassen ist. Stellvertretend seien hier nur Zahlen einiger ausgewählter Dachverbände genannt, um auch für die Laien- und Unterhaltungskultur den Facettenreichtum zu illustriert. 2015/16 sangen mehr als 1,3 Millionen Deutsche in 21.600 Chören, lernten knapp 1,5 Millionen meist junge Bürger in 931 öffentlichen Musikschulen ein Instrument, um vielleicht später einem von 35.000 Orchestern mit etwa zwei Millionen Laienmusikern beizutreten.36 Darüber hinaus gibt es 139 nicht-kommerzielle

|| 32 Vgl.: Lindner, Doris: „Schreiben für ein besseres Deutschland“. Nationenkonzepte in der deutschen Geschichte und ihre literarische Gestaltung in den Werken Stefan Heyms. Würzburg 2002. S. 24 ff. 33 Vgl.: Deutscher Bühnenverein: Theater- und Orchesterlandschaft. Internet: http://www.buehnenverein.de/ de/theater-und-orchester/theater-und-orchesterlandschaft.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 34 Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2016. Wiesbaden 2016. S. 193 ff. 35 Spartenübergreifend: 671; Architektur/Denkmalpflege: 272; Bildende Kunst: 905; Darstellende Kunst: 447; Design/Gestaltung: 467; Film: 747; Literatur: 956; Medien/Publizistik: 950; Musik: 835; Weitere: 685; vgl.: ARCult Media GmbH: Handbuch der Kulturpreise. Internet: http://www. kulturpreise.de/web/index.php?cName=weitere-ua-politische-kultur. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 36 Vgl.: Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände e.V.: Selbstdarstellung. Internet: http://www.orchesterverbaende.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7&Itemid=9. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. https://doi.org/10.1515/9783110732627-003

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Kinos37, 470 soziokulturelle Zentren, Netzwerke und Initiativen38, 2.400 Laienbühnen39, über 900 Volkshochschulen40 und das alles zuzüglich kommerzieller Freizeitangebote wie beispielsweise 1.654 profitorientierter Kinos.41 Ergänzt wird diese Vielfalt durch das kulturelle Erbe in Form von mehr als 15.000 Schlössern und Burgen42 sowie 1,3 Millionen Denkmäler, die von dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz erfasst wurden.43 Zusätzlich belegt Deutschland nach Frankreich Platz vier in der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO mit 40 Denkmälern von internationalem Rang.44 Die Kulturlandschaft Deutschlands ist einzigartig in ihre Quantität und Dichte, was darauf zurückzuführen ist, dass die deutsche Kulturnation sehr viel länger existiert als die Bundesrepublik, die zu den jüngsten Nationalstaaten Europas zählt.45 Aufgrund der Vielfalt entsteht oft der Eindruck, dass Deutschland übermäßig viel für Kultur ausgibt.46 Bei der Analyse der staatlichen Gesamtausgaben für Kultur ist Deutschland mit Frankreich und Großbritannien tatsächlich führend. 2013 gab die Bundesrepublik nach vorläufigen Angaben knapp 9,9 Milliarden Euro für Kultur aus. Was viel klingt, relativiert sich im Vergleich zu anderen Kennziffern. Dies entspricht 0,35 Prozent des BIPs und 1,68 Prozent des Gesamthaushaltes. Pro Einwohner bedeutete dies 2013 eine Aufwendung von 122,48 Euro für Kultur.47 Damit ist Deutschland im innereuropäischen Vergleich gerade einmal Mittelfeld. Ohne Berücksichtigung der Kleinstaaten führt Norwegen mit 379,72 Euro pro Bürger im Jahr 2005, gefolgt von Dänemark

|| 37 Vgl.: Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V.: BkF-Mitglieder nach Städten sortiert. Internet: http://daten.kommunale-kinos.de/staedte.pdf. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 38 Vgl.: Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V.: Verband. Internet: http://www.soziokultur.de/bsz/node/4. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 39 Vgl.: Bund Deutscher Amateurtheater: About us. Internet: http://bdat.info/international/bdat/ about-us/. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 40 Vgl.: Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.: Der Deutsche Volkshochschul-Verband. Internet: https://www.dvv-vhs.de/der-verband/deutscher-volkshochschul-verband-dvv.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 41 Vgl.: Filmförderungsanstalt: Das Kinoergebnis 2016. Internet: http://www.ffa.de/kinoergebnisseuebersicht.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 42 Vgl.: Wagner, Jana: Das sind Deutschlands schönste Schlösser und Burgen. In: Focus online. 2015. Internet: http://www.focus.de/reisen/deutschland/tid-31929/wenn-alte-gemaeuer-verzaubern-das-sinddeutschlands-schoenste-schloesser-und-burgen_aid_1019568.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 43 Vgl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kulturfinanzbericht 2016. Wiesbaden 2016. S. 54. 44 Vgl.: Deutsche UNESCO-Kommission: Welterbeliste. Internet: http://www.unesco.de/kultur/ welterbe/welterbestaetten/welterbeliste.html#c62184. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 45 Vgl.: Merkel, Angela: Kultur und Nation. In: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 26–36; hier: S. 22. 46 Vgl.: Vogt, Gerhard: Die finanzielle Förderung der Kultur. Ein Vergleich Deutschlands mit einigen europäischen Ländern. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2014. 6. Bd. Essen 2015. S. 347–357; hier: S. 347. 47 Vgl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kulturfinanzbericht 2016 [wie Anm. 43], S. 28.

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(353,94 Euro/2005) und Österreich (249,99 Euro/2005) die Liste an. Die Schlusslichter bilden Litauen (34,65 Euro/ 2004) und Griechenland (32,04 Euro /2006).48 An diesen Zahlen lässt sich erkennen, warum auf der einen Seite der Eindruck entsteht, dass sehr viel Geld für Kultur ausgegeben wird, und auf der anderen Seite die Klagen über zu geringe Budgets ertönen. Es wird seitens der öffentlichen Haushalte versucht, mit einer großen Summe ein noch größeres kulturelles Erbe zu erhalten. Bei der Frage danach, wie welche Mittel für welchen Zweck verwendet werden sollen, beginnt die Kulturpolitik; deren Betrachtung nicht ohne ein Begriffsverständnis von Kultur erfolgen kann. Die vorliegende Arbeit versteht den Kulturbegriff im Sinne der UNESCO-Erklärung von 1982. Folglich wird dem zugestimmt, „dass die Kultur in ihrem weitesten Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden kann, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen; dass der Mensch durch die Kultur befähigt wird, über sich selbst nachzudenken. Erst durch die Kultur werden wir zu menschlichen, rational handelnden Wesen, die über ein kritisches Urteilsvermögen und ein Gefühl der moralischen Verpflichtung verfügen. Erst durch die Kultur erkennen wir Werte und treffen die Wahl. Erst durch die Kultur drückt sich der Mensch aus, wird sich seiner selbst bewusst, erkennt seine Unvollkommenheit, stellt seine eigenen Errungenschaften in Frage, sucht unermüdlich nach neuen Sinngehalten und schafft Werke, durch die er seine Begrenztheit überschreitet.“49 Kulturpolitik ist im Zuge dieser Definition keine Repräsentationspolitik, sondern Gesellschaftspolitik, indem sie maßgeblich die sozialen Interaktionen zwischen ihren Bürgern und deren Reflektionskompetenz beeinflusst. Folglich ist es wenig überraschend, dass bei einem Perspektivwechsel auf die einführenden Zahlen sich das monokausale Bild der reichen deutschen Kulturlandschaft ausdifferenziert und sich widersprüchliche Entwicklungen in der Zivilgesellschaft aufzeigen. Das bisher gezeichnete Bild der florierenden Kulturlandschaft in Deutschland wird gestützt von den Wachstums- und Entwicklungszahlen der Branche.50 Setzt man diesem allerdings

|| 48 Vgl.: Hofecker, Franz-Otto: Kulturfinanzierungsanalyse im internationalen Vergleich. Zur Bedeutung Compendium-kompatibler Studien im deutschsprachigen Raum. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2008. 8. Bd. Essen 2008. S. 417–429; hier: S. 417 ff. 49 Deutsche UNESCO-Kommission: Erklärung von Mexiko-City über Kulturpolitik. Weltkonferenz über Kulturpolitik. 1982. Internet: http://www.unesco.de/infothek/dokumente/konferenzbeschluesse/ erklaerung-von-mexiko.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 50 Die Bruttowertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft machte 2006 2,6 % des deutschen Bruttosozialproduktes aus und lag damit im Branchenvergleich auf Platz drei nach der Maschinenbauindustrie und der Automobilindustrie, aber noch vor der chemischen Industrie. In den Jahren von 2006 auf 2008 stieg die Zahl der Selbständigen und abhängig Beschäftigten im Sektor von 938.000 auf über eine Million Erwerbstätige an. Dies entspricht 3,3 % der Erwerbstätigen der gesamt-

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die Kulturausgaben der öffentlichen Hand sowie die privaten Konsumausgaben gegenüber, wird ersichtlich, dass es hier eine Kluft gibt zwischen dem wirtschaftlichen Potenzial des Sektors und seiner Legitimation.51 Ein vertiefender Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten verdeutlicht, dass die dringend benötigte offene und sachliche Diskussion über die Zukunft sowie die Legitimation des kulturellen Erbes in Deutschland nur schwierig zu führen ist, da nicht nur die subjektiven Sichtweisen auf die Kultur und ihren Stellenwert in der Gesellschaft divergent sind, sondern auch die Entwicklungslinien innerhalb der Zivilgesellschaft.52 Im Vergleich zu anderen Politikfeldern hat die Kulturpolitik ein Janusgesicht, das sich einerseits bewusst und oftmals ebenso demonstrativ vom Staat abwendet und dann andererseits als subventionierungswürdig auf ihn zu kommt.53 Diese ambivalente Beziehung von Staat und Kunst rührt aus dem Ungleichgewicht der beiden Sujets her. Während die Bundesrepublik Deutschland als Kulturstaat Verpflichtungen gegenüber der Kunst hat, bleibt die Kunst laut Art. 5 GG frei, das heißt auch, frei von Prätention gegenüber dem Staat. Mit anderen Worten: Der Staat gibt um der Kultur willen und die Kultur tut, was sie will. In Deutschland gilt Kultur als ein meritorisches Gut, was vom Staat garantiert, finanziert und gewünscht wird, da anderenfalls die Versorgung mit dem Gut Kultur als gefährdet gilt. Welches Gut als meritorisch eingestuft wird, ist eine normative Entscheidung resultierend aus den Verhandlungen zwischen Bürgern und Staat, eine universale Definition darüber gibt es nicht.54 Bis vor wenigen Jahren gehörten auch die Post, die Bahn und die Telekom noch in diese Kategorie. Doch mit der

|| deutschen Wirtschaft. Vgl.: Söndermann, Michael/Backes, Christoph/Arndt, Olaf/u.a.: Kultur- und Kreativwirtschaft. Ermittlung der gemeinsamen charakteristischen Definitionselemente der heterogenen Teilbereiche der „Kulturwirtschaft“ zur Bestimmung ihrer Perspektiven aus volkswirtschaftlicher Sicht. Köln u.a. 2009. Internet: https://www.kultur-kreativ-wirtschaft.de/KUK/Redaktion/DE/ PDF/doku-577-gesamtwirtschaftliche-perspektiven-kultur-und-kreativwirtschaft-langfassung.pdf? __blob=publicationFile&v=2. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 51 Die Ausgaben privater Haushalte für Kultur lagen in den Jahren 2005 bis 2009 mit geringfügigen Schwankungen bei ca. 11 Prozent, was einem jährlichen Kulturkonsum von 1.488 € pro Person entspricht. Vgl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Kulturfinanzbericht 2016 [wie Anm. 43], S. 82 ff. Bei den öffentlichen Ausgaben kann ein nominaler Anstieg der Kulturausgaben verzeichnet werden. So ist dieser von 8 Milliarden im Jahre 2005 auf 9,9 Milliarden im Jahre 2013 gestiegen. Vgl.: ebd., S. 12. Diese normativen Zahlen berücksichtigen keinerlei inflationäre Effekte. Wird dieser berücksichtigt, kann bei den privaten Kulturausgaben von einem Rückgang ausgegangen werden und auch der normative Anstieg öffentlicher Zuschüsse relativiert sich. 52 Vgl.: Gottschalk, Ingrid: Kulturökonomik. Probleme, Fragestellungen und Antworten. 2. Aufl. Wiesbaden 2016. S. 68 f. 53 Vgl.: Lammert, Norbert: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 22. 54 Vgl.: Klein, Armin: Zwischen Markt, Staat und (Zivil-)Gesellschaft. Komplexe Arenen und gemischte Strukturen im kulturellen Bereich. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2008. 8. Bd. Essen 2008. S. 45–59; hier: S. 48 f.

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Privatisierung ist der Bürger dort zum Kunden geworden und der Markt hat die Aufgabe des Staates übernommen.55 Das im Zusammenhang mit staatlichen Subventionen am häufigsten angeführte Argument lautet: „Das war schon immer so“ oder „Das ist historisch gewachsen.“ Dabei ist die Geschichte der staatlichen Kulturförderung eine kurze. Sie begann erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis dato oblag die Förderung von Kunst und Kultur den Mäzenen aus Bürgertum und Kirche, sofern sie nicht zum hoheitlichen Repräsentationsapparat gehörte. Kam es dennoch zu vereinzelten öffentlichen Subventionen, hatten diese eine erkennbare Agenda und waren oft an entsprechende Eingriffe in die künstlerische Leitung gebunden. Beispielsweise wurden von den Hamburger Philharmonikern fünf volkstümliche Konzerte pro Saison im Gegenzug für finanzielle Zuschüsse gefordert.56 „Als das erstarkende Bürgertum die wirtschaftliche Trägerschaft der Theater- und Opernhäuser im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert von den fürstlichen Höfen übernahm, geschah dies im Bewusstsein, dass die kommunalen Haushalte von ihm finanziert und durch seine Vertreter kontrolliert wurden.“57 Zu jener Zeit waren Theater Kommunikationszentren des Gemeinwesens und nicht wie heute eine von vielen Rezeptionsmöglichkeiten.58 Ein Blick auf die Besucherzahlen der letzten 20 Jahre zeigt, dass sich der Stellenwert des Theaters stark verändert hat, was auch für die wirtschaftliche Führung nicht ohne Folgen bleibt. In der Spielzeit 1991/1992 verzeichnete der deutsche Bühnenverband 47.710 Zuschauer pro Spielstätte, in der Saison 2014/15 waren es knapp die Hälfte mit 24.954 Besuchern pro Spielstätte.59 Dieser Fakt alleine verdeutlicht bereits, dass die kalkulatorische Subventionierung pro Theaterplatz in den letzten Jahren merklich zugenommen hat, doch fügt man dem die Steigerung der finanziellen Zuwendungen von 25 % für Kultur insgesamt (1992: 13,7 Mrd. DM60; 2013: 9,9 Milliarden Euro) noch hinzu, wird augenscheinlich, dass jeder Zuschauersitzplatz sich verteuert hat. Die Ausführungen zur sinkenden Besucherzahl in der Theaterlandschaft sind exemplarisch und deuten auf eine Tendenz hin, wie sie in vielen anderen Teilbereichen der Kultur ebenso erkennbar ist. || 55 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Kultur von allen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2006. 6. Bd. Essen 2006. S. 303–310; hier: S. 305. 56 Vgl.: Litzel, Susanne: Zur Situation der privaten Kulturförderung. Anregungen zum Perspektivwechsel. In: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 238–250; hier: S. 243. 57 Opielka, Michael: Kunst und Kultur im Wohlfahrtsstaat. In: Aus Politik und Zeitgeschichte /B 12 / 2003. S. 21–27; hier: S. 23. 58 Vgl.: Hippe, Wolfgang: Welches historische Erbe? Notizen zum deutschen Stadttheatersystem. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2004. 4. Bd. Essen 2004. S. 107–113; hier: S. 111. 59 Vgl.: Haselbach, Dieter/Klein, Armin/Knüsel, Pius/u.a.: Der Kulturinfarkt. Von Allem zu viel und überall das Gleiche. 3. Aufl. München 2012. S. 112. 60 Vgl.: Kultusministerkonferenz: Mehr als 14 Milliarden DM für Kunst und Kultur. 1999. Internet: https://www.kmk.org/presse/pressearchiv/mitteilung/mehr-als-14-milliarden-dm-fuer-kunst-undkultur.html. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017.

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Vor diesem Hintergrund scheint der Fakt, dass 2014 die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde, zwiespältig, weil sich die Frage nach dem Zweck damit verbindet. Während die einen die Musealisierung der Ist-Situation fürchten, hoffen die anderen auf noch mehr staatliche Zuwendung.61 Viele Einrichtungen vegetieren seit Jahren am Existenzminimum und kürzen dann an der oftmals einzig möglichen Stelle: an den Personalkosten. Damit tragen die Künstler die Lasten der kulturellen Vielfalt, denn trotz akademischer Ausbildung sind ihre Verdienste unterdurchschnittlich. So verdienen darstellende Künstler zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr durchschnittlich 8.615 Euro pro Jahr. Dies entspricht dem Drittel eines durchschnittlichen Einkommens und liegt damit unter der Armutsgrenze von 11.749 Euro im Jahr.62 Der Kürzungsdruck bei den Personalkosten innerhalb vieler gemeinnütziger Institutionen hat, jenseits des künstlerischen Personals, zu einer vermehrten Beschäftigung von Ein-Euro-Jobern geführt, was insbesondere in der Soziokultur dem Herausbilden einer stabilen Personalstruktur mit entsprechender Sicherung des Wissenstransfers entgegenwirkte.63 Der wachsende finanzielle Druck, das rückläufige Besucherinteresse sowie die soziale Selektivität von Kultureinrichtungen erhöht den Legitimationsdruck auf die Kulturpolitik und wird geschürt von zunehmenden regionalen Disparitäten, dem Aufbrechen alter Konfliktlinien sowie den neu entflammten Verteilungskämpfen innerhalb des Sektors.64 Dabei muss sich die Kulturpolitik zunehmend der Frage stellen, ob manche Problemherde nicht selbst gemacht sind, da hier und da großzügig weitere Museen oder Konzerthallen gebaut werden, während anderswo Theater schließen müssen.65 Die Legitimation erfolgt sofort in floskelhaft klingenden Ausführungen wie folgt: „Ohne Kultur ist unsere Gesellschaft nicht denkbar – sie ist ihr Fundament. Sie beeinflusst unser Leben. Sie ist ein Mittel zur Orientierung und Identitätsbildung.“66 Dies ist ein Argument, dem man beipflichten möchte, doch wenn dann deutlich wird, || 61 Vgl.: Richter, Andreas: Unesco-Weltkulturerbe. In der Kapelle brennt noch Licht. In: Die Zeit. 15.01.2015. Internet: http://www.zeit.de/kultur/musik/2015-01/deutsche-orchester-unescoweltkulturerbe. Zuletzt geprüft am: 12.4.2018; sowie: Klein, Armin: Der exzellente Kulturbetrieb. 3. Aufl. Wiesbaden 2011. S. 104 f. 62 Vgl.: Zimmer, Olaf: Kulturpolitik auf den Punkt gebracht. Kommentare und Begriffe. Berlin 2014. S. 22; ebenso: Fuchs, Max/Zimmer, Olaf: Höhen und Tiefen des Arbeitsmarktes Kultur. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2008. 8. Bd. Essen 2008. S. 327–335; hier: S. 332 f. 63 Vgl.: Zimmer, Olaf: Kulturpolitik auf den Punkt gebracht [wie Anm. 62], S. 29. 64 Vgl.: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S.: Einleitung. Neue Kulturpolitik der Länder. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 17–27; hier: S. 20. 65 Vgl.: Lammert, Norbert: Alles nur Theater? [wie Anm. 53], S. 17. 66 Pawelski, Rita: Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Zusammenspiel mit Augenmaß zwischen Kultur- und Wirtschaftspolitik. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2008. 8. Bd. Essen 2008. S. 215– 219; hier: S. 215.

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dass nach optimistischer Schätzung gerade einmal 10 Prozent der Bevölkerung auf dieses Fundament zurückgreifen, ist man abermals bei der Legitimationsfrage angekommen. Antworten auf diese gibt es wohl so zahlreich wie Kultureinrichtungen in Deutschland. Die Pole reichen dabei von „Kunst hat keinen Zweck. Wofür auch immer sie in Anspruch genommen wird, ist ihr nicht wesentlich, sie mag einen Zweck erfüllen, den sie nicht hat, nur zweckfrei erfüllt sie ihren Zweck.“67 Über etwas gemäßigter: „Kunst legitimiert sich durch Einspruch und Widerstand gegen das, „was übermächtig sich aufbaut vor unseren Augen.“ Unser Kulturbetrieb hat das heute fast völlig vergessen.“68 Bis hin zu: „Eine ziellose öffentliche Kulturförderung aber muss zwangsläufig scheitern, weil sie politisch nicht legitimierbar ist, und ein hemmungslos diversifiziertes Kulturangebot hat noch geringere Chancen, weil es nicht mehr finanzierbar ist.“69 Wie ziellos die Kulturförderung jahrzehntelang betrieben wurde, indiziert bereits die Tatsache, dass zwischen 1975 und 1995 die Kulturausgaben der Kommunen schneller zunahmen als die Gemeindehaushalte.70 Das Problem, das sich daraus ergibt, ist zum einen, dass die entstandenen Strukturen nicht je nach Haushaltslage aufgebaut oder stillgelegt werden können, und zum zweiten, dass das kulturelle Erbe mancherorts der einzige Anziehungspunkt ist, das aber zum eigenen „haushälterischen Grab“ werden kann.71 Der strukturelle Schwachpunkt der öffentlichen Finanzen ist die starke Abhängigkeit und Schwankung der Gewerbesteuereinnahmen, wie in Abbildung 2 exemplarisch dargestellt, die neben der Grundsteuer die primäre Einkommensquelle für die Gemeinden ist. 2000 zu 2001 46,4%

-64,7%

Leverkusen

10,3%

-50,3%

Krefeld

2010 zu 2011

24,0%

-48,1%

Rostock

74,6% 10,9%

-9,0% -38,3%

Frankfurt a.M.

-38,8%

Leipzig

-33,0%

Stuttgart

Abb. 2: Exemplarischer Vergleich Gewerbesteuereinnahmen in Prozent72

|| 67 Lammert, Norbert: Alles nur Theater? [wie Anm. 53], S. 23. 68 Iden, Peter: Mehr Geld. Aber wofür? Nicht leere Kassen die Haltlosigkeit ist das Problem gegenwärtiger Theaterarbeit. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2004. 4. Bd. Essen 2004. S. 75–83; hier: S. 82. 69 Klein, Armin: Zwischen Markt, Staat und (Zivil-)Gesellschaft. Komplexe Arenen und gemischte Strukturen im kulturellen Bereich [wie Anm. 54], S. 58. 70 Vgl.: Haselbach, Dieter/Klein, Armin/Knüsel, Pius/u.a.: Kulturinfarkt [wie Anm. 59], S. 17. 71 Vgl.: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S.: Neue Kulturpolitik der Länder [wie Anm. 64], S. 22. 72 Vgl.: Deutscher Städterat: Gemeindefinanzbericht 2016. Internet: http://www.staedtetag.de/ imperia/md/content/dst/veroeffentlichungen/gemeindefinanzbericht/gfb_2016_langfassung.pdf. Zuletzt geprüft am: 26.4.2017.

32 | Exkurs: Problematik der Kulturfinanzierung

Je nach Bundesland und Verteilungsschlüssel wirkt sich diese instabile Situation unterschiedlich auf die Kulturausgaben aus. Die Co-Finanzierung der Kulturausgaben der Länder durch die Gemeinden ist ebenfalls heterogen. Während 2007 in Nordrhein-Westfalen 80 Prozent der Ausgaben für Kunst und Kultur von den Kommunen getragen wurden, waren es im Saarland nur 40 Prozent.73 So findet sich von Seiten der Kulturschaffenden immer wieder der Kritikpunkt, dass öffentliche Kultureinrichtungen infolge der Kameralistik keine langfristige und somit kostengünstigere Finanzplanung realisieren können.74 Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse verpflichtet die Länder dazu, ab 2020 keine neuen Schulden mehr aufzunehmen. Die Folgen für die bereits jetzt chronisch unterfinanzierte kulturelle Infrastruktur dürfen zu Recht als verheerend angenommen werden, wenn es nicht vorher zu einer Strukturänderung kommt.75 Wie notwendig diese ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass die bisher betriebene Sparpolitik vielerorts bereits an ihre Grenzen stößt und ein professioneller Betrieb mit zusätzlichen Einsparnissen nicht mehr praktikabel ist. Erschwerend komm hinzu, dass die Bevölkerungsentwicklung Deutschlands erheblich variiert je nach Land und die Kulturpolitik der Länder vor jeweils spezifische Probleme stellt. So wird Brandenburg beispielsweise bis 2030 ein Bevölkerungsrückgang um eine Viertel Million vorhergesagt, was ein Minus von 10,5 Prozent bedeutet, doch 98 Prozent des Kulturetats des Landes sind langfristig bereits gebunden, so dass kaum ein finanzieller Spielraum bleibt, um auf diese neue Situation reagieren zu können.76 Der zahlenmäßig größte Einwohnerverlust wird Nordrhein-Westfalen bevorstehen, wo über 1,1 Millionen Bewohner (−6,1 Prozent) wegfallen werden. Das prozentual einschneidendste Defizit wird Sachsen-Anhalt verkraften müssen: Dort werden über 21 Prozent der Bevölkerung (506.000 Einwohner) verlustig gehen. Nur das Land ohne Bestimmungen zu Kunst und Kultur in der Verfassung, Hamburg, kann ein Ansteigen der Einwohnerzahl um 4,6 Prozent erwarten.77

|| 73 Vgl.: Nitt-Drießelmann, Dörthe: Öffentliche Kulturfinanzierung in Deutschland. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 217–235; hier: S. 227. 74 Vgl.: Roth, Martin: Raffael und die Rentabilität. Museen in Zeiten des Neoliberalen Ökonomismus. Eine Polemik aus gegebenem Anlass. In: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 373–394; hier: S. 389. 75 Vgl.: Kosminski, Burkhard C.: Offener Brief von Burkhard C. Kosminski. „Die Kultur erlebt einen Bedeutungsschwund in erschreckendem Ausmaß“. In: Spiegel Online. 2014. Internet: http://www.spiegel.de/ artikel/a-974465.html. Zuletzt geprüft am: 27.5.2015. 76 Vgl.: Kunst, Sabine: Verlässlichkeit und Flexibilität. Brandenburgs neue Kulturpolitische Strategie setzt Schwerpunkte und will Innovationen ermöglichen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 115–120; hier: S. 116 f. 77 Vgl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Demografischer Wandel in Deutschland. Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern. Wiesbaden 2011. Internet: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/DemografischerWandel/ BevoelkerungsHaushaltsentwicklung5871101119004.pdf?__blob=publicationFile. S. 21. Zuletzt geprüft am: 27.5.2015.

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Welche Konsequenzen der zunehmende Alterungsprozess der Gesellschaft für die Kultur hat, soll nachfolgend abermals anhand des Theaters verdeutlicht werden. 1990 waren die Besucher jenseits des 70. Lebensjahrs (36,3 Prozent der Altersgruppe) genauso selten im Theater zu finden wie die 14- bis 19-Jährigen (35,0 Prozent der Jugendlichen). Im Vergleich zu 2014 hat sich deren kulturelle Teilnahme an Theater und Oper allerdings deutlich verändert. Gehen nur noch 21,4 Prozent der 14- bis 19-Jährigen regelmäßig in das Theater oder die Oper, sind es bei den über 70-Jährigen inzwischen 47,3 Prozent. Das bedeutet, während die Jugend sich überproportional vom Theater verabschiedet, ersetzten die 65- bis 85-Jährigen diese.78 Durch solch eine Entwicklung ist das Oper- und Theaterpublikum stärker gealtert als der Bundesdurchschnitt. Für die Theater ist das ein skurriler Glücksfall, denn ohne den zunehmenden Alterungsprozess des Publikums wären die Besucherzahlen noch rückläufiger als sie augenblicklich ohnehin sind. Keine Finanzierungsdebatte kommt ohne die Forderung nach mehr privaten Geldgebern aus, wobei meist im selben Atemzug die Begriffe Sponsoring, Fundraising und Merchandising angeführt werden. Tatsächlich generieren sich durch private Geldgeber gerade einmal vier bis sechs Prozent der staatlichen Kulturausgaben,79 ohne dass der oftmals unterschätzte personelle und zeitliche Aufwand hinter diesen Maßnahmen gegengerechnet wird. Ein weiterer Begriff, der oft seinen Weg in die Kontroverse um die Kulturfinanzierung findet, ist jener der Investition. Der ehemalige Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Bernd Neumann erörterte 2010: „Kulturförderung ist keine Subvention, sondern eine unverzichtbare Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“ Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist diese Ausführung inadäquat, da die einzige Gemeinsamkeit zwischen den beiden das mit dieser Ausgabe eingegangene Risiko ist. Der zu erwartende finanzielle Rückfluss in mindestens derselben Höhe wie der Betrag der „Investition“ konnte auch mit dem Argument der Umwegsrentabilität bisher nicht nachgewiesen werden.80 Der zu erwartende Return of Investment erfolgt bei kulturellen Transfers unter der Maßgabe einer gesellschaftlichen Vorleistung, die sich durch die „Kompetenz frei zu sein und frei zu handeln“81 auszahlt und nicht in Form eines Cashflows. Obwohl

|| 78 Vgl.: Reuband, Karl-Heinz: Der Besuch von Theatern und Opern in der Bundesrepublik. Verbreitung, Trends und paradoxe Altersbeziehungen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2014. 14. Bd. Essen 2015. S. 359–373; hier: S. 370 ff. 79 Vgl.: Scheytt, Oliver: Kulturstaat Deutschland. Plädoyer für eine aktivierende Kulturpolitik. Bielefeld 2008. S. 277. 80 Vgl.: Haselbach, Dieter/Klein, Armin/Knüsel, Pius/u.a.: Kulturinfarkt [wie Anm. 59], S. 155. 81 Priddat, Birger P.: Umverteilung. Von der Ausgleichssubvention zur Sozialinvestition. In: Wohlfahrtsstaatliche Grundbegriffe. Historische und aktuelle Diskurse. Frankfurt am Main 2003. S. 373– 394; hier: S. 380.

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kein „Gewinn“ im klassischen materiellen Sinne zu erwarten ist, sollte die Wirkung einer Subvention immer im Vorfeld reflektiert werden, da der Eingriff in den Markt auch im Kulturbereich zu Verzerrungen führt. Ein Umstand, der insbesondere private Kulturunternehmen unter Druck setzt, indem sie ein Preis-Leistungs-Verhältnis erreichen müssen wie bezuschusste Kultureinrichtungen. Die Notwendigkeit, trotz fehlender Parameter der Effizienz öffentliche Kulturbetriebe zu unterhalten, ergibt sich zum einen aus der subjektiven Wirkung von Kultur auf den Einzelnen, wie auch aus dem Schutz der Kultur vor einer Reduktion zur Repräsentation oder wirtschaftlichen Wertschöpfung.82 Der Schritt in eine eigene Rechtsform kann dabei ein Schritt weg vom Staat und auf den Kulturbürger zu sein. Die dabei entstehende Selbstbehauptung „bedeutet für viele Problemstellungen der entscheidende Schritt hin zu Hilfe durch Selbsthilfe.“83 Aus der Perspektive der Kulturpolitik zeigt sich, dass trotz aller Widerrufe die Ökonomie gravierender und dauerhafter auf das Kulturleben eingewirkt hat als alle Kunstwerke zusammen.84 Künftig wird dies noch viel stärker der Fall sein, denn schrumpfende Etats, mangelnder finanzieller Spielraum für Neues, Künstler, die auf staatliche Zusatzleistungen angewiesen sind, und die Besucher, die sich zunehmend von klassischen Formen der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wie etwa Theater entfernen, werden zwangsläufig zu prägnanten Veränderungen der Strukturen führen müssen, auch wenn es schmerzlich ist. Aber das bloße Erhalten alter Strukturen um der Tradition willen rechtfertigt nicht die Kultur, denn wenn sie die Kraft verloren hat, der Gesellschaft den Spiegel entgegenzuhalten, dann hat sie auch ihre Legitimation verloren. Das Dilemma fordert eine Entscheidung, die mit mehr öffentlichen Mitteln noch etwas hinausgezögert werden könnte, letztlich jedoch trotzdem getroffen werden muss. Soll die Kultur nur Erbe und damit Vergangenes sein oder auch Gegenwart und Zukunft? Dafür braucht es Freiraum, finanziellen, künstlerischen und geistigen. Diese Bedingungen können kurzfristig in einer so umfangreichen Infrastruktur aber nicht mehr erreicht werden, wenn immer weniger Menschen in öffentlich geförderte Einrichtungen gehen. Die Konsequenz ist das Beschneiden der bestehenden Struktur, damit zum einen wieder Licht auf den fruchtbaren Boden fällt und sich neues Leben entwickeln kann und zum anderen das Bestehende mehr Platz zum Wachsen hat, ohne sich zu verbiegen.

|| 82 Vgl.: Fuchs, Max: Kulturpolitik in Zeiten der Globalisierung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte /B 12 / 2003. S. 15–20; hier: S. 17. 83 Ohnesorg, Franz Xaver: Künstler, Manger, Mäzene. Anmerkungen zur zeitgemäßen Führung von Kulturbetrieben. In: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 395–421; hier: S. 404 f. 84 Vgl.: Bendixen, Peter: Kultur und Wirtschaft. Zwei Seiten einer Medaille? In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2008. 8. Bd. Essen 2008. S. 33–44; hier: S. 37.

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3.1 Aktuelle Bewältigungsstrategien Die vorangegangene Problemanalyse zeigt schwerpunktartig, wo in der Finanzierungsdebatte der Handlungsbedarf der Kulturpolitik in den nächsten Jahren liegt, sowie die sich aus den vertikalen und horizontalen Strukturen der Bundesrepublik ergebenden Zuständigkeiten der Kulturakteure. Während auf Bundesebene Kulturpolitik vor allem Ordnungspolitik ist, welche sich mit Rahmenbedingen wie z.B. Urheber- und Verwertungsrechten befasst, liegt der Fokus der Länder und Kommunen auf der Finanzierung der kulturellen Infrastruktur, derweil die Interessenvertretung den jeweiligen Verbänden obliegt.85 Das staatliche Kulturgefüge ist kein Monopol, sondern nur einer der drei Kulturpole, wobei die anderen beiden die freie und die kommerzielle Kulturarbeit bilden. Zwischen diesen drei Punkten entwickelt sich die Vielfalt des kulturellen Angebotes in Deutschland.86 Damit ist klar, dass Kulturpolitik die Rahmenbedingungen für die Kultur definiert, ohne selbst Kultur zu schaffen.87 In Deutschland engagieren sich etwa 616.000 gemeinnützige Organisationen, wovon die Hälfte weniger als 10.000 Euro Jahreseinnahmen verbuchen. Im Hinblick auf die Finanzierung der Zivilgesellschaft bedeutet dies, dass in den kommenden Jahren eine Demokratisierung, Privatisierung und Monetisierung zu erwarten ist. Für öffentliche, institutionelle und private Geldgeber stellt sich gleichermaßen in Zukunft immer häufiger die Frage nach dem Wirkungspotenzial ihrer Förderung. Somit werden Wirkungsnachweise für viele gemeinnützige Organisationen künftig zur Eigenmotivation werden. Denn wer nachweisen kann, dass sein Projekt gut ist und nicht nur seine Intention, bewirkt nicht nur Gutes, sondern wird es auf dem Spenden- und Fundraisingmarkt einfacher haben.88 Dies soll nicht gleichgesetzt werden mit der Reform der Prager Kulturförderung, wo die Subventionshöhe an den wirtschaftlichen Erfolg des Vorjahres gekoppelt ist, also die lukrativsten Kultureinrichtungen die höchsten öffentlichen Förderungen erhalten89, sondern es geht um das zielgenaue Einsetzen von zur Verfügung gestellten Mitteln. Vor diesem Hintergrund spielt konzeptorientierte Kulturpolitik eine zunehmende Rolle, um der Multidimensionalität der Gesellschaft und ihrer Entwicklungen gerecht zu werden. Kultur drängt in immer mehr Politikfelder, was die Akteure sowie ihre oftmals fachspezifische Sicht auf

|| 85 Vgl.: Fuchs, Max: Kulturpolitik in Zeiten der Globalisierung [wie Anm. 82], S. 16. 86 Vgl.: Scheytt, Oliver: Kulturstaat [wie Anm. 79], S. 256; sowie Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S.: Neue Kulturpolitik der Länder [wie Anm. 64], S. 17. 87 Vgl.: Wanka, Johanna: Kulturpolitik und Kulturentwicklungskonzept des Landes Niedersachsen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 29–33; hier: S. 32. 88 Vgl.: Alberg-Seberich, Michael/Backhaus-Maul, Holger/Nährlich, Stefan/u.a.: Über die Zukunft von Engagement und Engagementpolitik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 65. Jahrgang/14–15/2015 (2015). S. 15–21; hier: S. 19 ff. 89 Vgl.: Wiesand, Andreas Joh.: Götterdämmerung der Kulturpolitik? Anmerkungen zur Karriere der »creative industries«. In: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 122/III/2008. S. 51–55; hier: S. 51.

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Kultur multipliziert und Entscheidungsvorgänge komplexisiert.90 Nachfolgend werden zwei aktuelle Bewältigungsansätze mit divergenten Strategien im Umgang mit den bestehenden Herausforderungen diskutiert.

3.1.1 Governance und der aktivierte Staat Dass das Wachstumsparadigma vermehrt an seine Grenzen stößt, wird nicht nur im Kultursektor immer offensichtlicher. Bereits jetzt erfordert der Erhalt der kulturellen Infrastruktur vielerorts Einzelfalllösungen.91 „Der Staat wird auf Kooperation setzen müssen, weil er in einer dynamischen Welt keine andere Chance hat. Der Staat verfügt über kein Wissen, über das die Gesellschaft – die Bürger wie ihre Wirtschaft – nicht längst besser verfügt.“92

Um diese komplexen Strukturen zu managen, wird oft auf das Schlagwort der Governance verwiesen, dieser „anerkannt uneindeutige Begriff“93 kann aufgrund der Ermangelung einer allgemeingültigen Definition nur anhand einiger genereller Charakteristika beschrieben werden.94 Die Schwammigkeit des Begriffes rührt von der periodischen Diziplinübertragung des Terminus her, der ursprünglich aus der Institutionsökonomie kam und nun ebenso in den Gesellschafts-, Politik-, Kultur- und Verwaltungswissenschaften beheimatet ist. „Governance wird zum einen als Oberbegriff aller Formen sozialer Handlungskoordination und zum anderen als Gegenbegriff zu Hierarchie-Steuerung verwendet. Governance umfasst danach die Gesamtheit »aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Reglung gesellschaftlicher Sachverhalte: von der institutionalisierten zivilgesellschaftlichen Selbstreglung über verschiedene Formen des Zusammenwirkens staatlicher und privater Akteure bis hin zu hoheitlichem Handeln staatlicher Akteure.«“95 Grundsätzlich ist unter Governance das gemeinwohlorientierte Handeln von öffentlichen und privaten Akteuren zu verstehen, die durch Kooperation statt Verantwortungs- und Aufgabenabgrenzung zur Lösung gesellschaftlicher Problematiken

|| 90 Vgl.: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S.: Neue Kulturpolitik der Länder [wie Anm. 64], S. 21. 91 Vgl.: Föhl, Patrick S.: Governance im Kulturbereich. Neue Konzepte braucht das Land? Sicherheit und Unsicherheit. Wie weiter mit der kulturellen Infrastruktur? In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 79 f. 92 Priddat, Birger P.: Umverteilung. Von der Ausgleichssubvention zur Sozialinvestition [wie Anm. 81], S. 393. 93 Schuppert, Gunnar Folke: Governance – auf der Suche nach Konturen eines „anerkannt uneindeutigen Begriffs“. In: Governance in einer sich wandelnden Welt. Wiesbaden 2008. S. 13–40. 94 Vgl.: Benz, Arthur/Dose, Nicolai: Governance – Regieren in Komplexen Regelsystemen. Eine Einführung. 2., veränd. Aufl. Wiesbaden 2010. S. 13. 95 Scheytt, Oliver: Kulturstaat [wie Anm. 79], S. 63.

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beitragen wollen, indem die gegenseitige Konkurrenz für das Wohl des Zieles überwunden wird. Der Lösungsansatz wird von einer langfristigen, gesamtgesellschaftlichen Perspektive hergedacht und nicht aus rein ökonomischen Gesichtspunkten, was das Entstehen von Netzwerken und Gemeinschaften begünstigt anstelle der Fokussierung auf einzelne Institutionen.96 Durch Meinungs- und Wissenstransfers innerhalb des Prozesses entsteht Transparenz sowie im Idealfall gegenseitige Empathie, was das Verständnis für die Zusammenhänge verbessert.97 So groß das Potenzial dieses Konzeptes ist, so groß sind auch seine Risiken. Die Palette der Gefahren reicht dabei vom Retardieren des Entscheidungsprozesses, zum Entstehen eines völligen Entscheidungsvakuums über das Absinken der Selbstverwaltungskompetenzen der Gemeinden bis hin zum Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung. Sie sind begleitet vom Verlust der politischen Legitimation sowie der Steuerbarkeit des Prozesses. Für die Kultur birgt der permanente Druck zum Konsens die Gefahr, dass es letztlich zur Einigung auf Mittelmäßigkeit kommt und so Innovationspotenzial dauerhaft verloren geht oder gar im Entscheidungsprozess Einzelmeinungen in derartiger Dominanz auftreten, dass sie den demokratischen Charakter des Prozesses verzerren.98 Trotz dieses Gefahrenpotenzials bietet der Ansatz, gesellschaftliche Probleme nicht mehr ausschließlich als Staatsproblem zu betrachten, sondern die Zivilgesellschaft an der Problemlösung aktiv mitwirken zu lassen, im Vergleich zu vorher fokussierten Konzepten wie des New Public Managements den Vorteil, dass ein Selbstregulierungspotenzial innerhalb der Gesellschaft entsteht, welches dem nachhaltigen Gemeinwohl zuträglich ist.99 An diesen Punkt knüpft das Konzept des aktivierenden Staates von Scheytt an. Kulturpolitik sieht er in der Vermittlerrolle innerhalb des offenen Prozesses der Willensbildung durch die Partizipation diverser Akteure.100 Die Transparenz des Dialoges soll die Kulturkompetenz des Bürgers fördern und ihm seine Rolle als Konsument, Akteur und Förderer vergegenwärtigen. Gefordert wird das Lossagen vom Bildungsbürger und das Hinwenden zum Kulturbürger, der nicht nur mitentscheidet, sondern auch die Verantwortung für seine Entscheidung mitträgt. Nicht allein der Bürger, sondern auch Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft sollen in diese neue Verantwortungspartnerschaft mit der öffentlichen Hand und den Kulturschaffenden integriert werden. Dies steckt die drei Wirkungspunkte der Kulturpolitik nach Scheytt ab, welche sich auf das Individuum, die Gesellschaft und letztlich auch auf den Staat beziehen, || 96 Vgl.: Deutscher Bundestag: Kultur in Deutschland. Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages. Berlin 2007. S. 92. 97 Vgl.: Föhl, Patrick S.: Governance im Kulturbereich [wie Anm. 91], S. 85. 98 Vgl.: ebd., S. 87. 99 Vgl.: Benz, Arthur/Dose, Nicolai: Governance – Regieren in komplexen Regelsystemen [wie Anm. 94], S. 23. 100 Vgl.: Scheytt, Oliver: Kulturstaat [wie Anm. 79], S. 63.

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indem durch Kulturbürger eine Kulturgesellschaft und damit ein Kulturstaat definiert wird, welcher durch seine Kulturpolitik wiederum zur Identitätsausformung der Gesellschaft und damit des Einzelnen rückwirkt.101 Die Grundelemente des aktivierten Staates sind die vier „Ks“: aktive Kommunikation, die Konsensfindung durch Zieldiskussionen, die Kooperation mit diversen Akteuren und die Koordination von Netzwerken. Das tragende Instrumentarium dafür ist die Bereitstellung von Ressourcen in Form von Subventionen, personeller Unterstützung, schützenden Rechtsgrundlagen und der Schaffung von stabilen Rahmenbedingungen. Hinzu kommt das Definieren von Zielvorgaben, welche in transparenten Prozessen erarbeitet werden sollen. Die dafür benötigte Diskussionsbereitschaft über die jeweils eigene Position setzt voraus, dass Differenzen anerkannt werden müssen, um darüber ins Gespräch zu kommen. Der Unterschied ist der Motor dieses Ansatzes. Die Schwierigkeit dieses Systems liegt in der Umsetzung der Partizipationsverfahren, die trotz aller Anteilhabe unverzüglich, überschaubar, finanzierbar und verständlich sein müssen, um letztlich den verschiedenen Perspektiven gerecht zu werden und die verträglichste Lösung für alle zu finden. Dabei stellt sich auch hier die Frage, ob die Mehrheitsmeinung genug Raum für Kunst zulässt und nicht jede Innovation aus Angst vor zu viel Neuem erstickt.102 Mit der Aktivierung des Staates ist nicht nur sein institutionelles Gerüst, sondern auch sein Kern, der Bürger, gemeint, indem der Bürger zum Souverän wird.103 Ziel ist es, durch eine partnerschaftliche und flexible Struktur den „Interessenkonflikt zwischen „Obrigkeitsstaat“ und „aktiver Bürgergesellschaft““ langfristig aufzuheben. Gleichzeit bleibt die Verpflichtung zur Finanzierung und Unterstützung der kulturellen Infrastruktur sowie die Zugänglichkeit der Kultur für die breite Masse bestehen.104 Die öffentliche Destination ist eine Neuformulierung des Diktums: „Kultur für alle“. Hier sollen sich Künstler entfalten, Geschichte vermittelt werden, kulturelle Bildung entstehen und daraus die Kulturkompetenz des Einzelnen erwachsen. Um dies zu erreichen, setzt Scheytt auf definierte Zielvorgaben, die vermeiden, dass Kulturpolitik wie -mangement zum bloßen Verwalten von Infrastruktur verkommen.105 „Ein Zuviel an Kulturstaat entspricht dem Grundgesetz eben so wenig wie ein Zuviel an gesellschaftlicher Kulturgestaltungsmacht. Steuerung im Sinne einer aktivierenden Kulturpolitik heißt daher nicht nur moderieren, sondern mit eigener Position motivieren und anstoßen.“106

|| 101 Vgl.: ebd., S. 14 ff. 102 Vgl.: ebd., S. 254 ff. 103 Vgl.: ebd., S. 150. 104 Vgl.: ebd., S. 284. 105 Vgl.: ebd., S. 262. 106 Ebd., S. 148.

Aktuelle Bewältigungsstrategien | 39

Der aktivierende Kulturstaat erfordert nicht nur ein Umdenken auf der Ebene der Kulturverantwortlichen, sondern auch maßgeblich auf der Ebene der Bürger. Deren Partizipation ist die größte Stärke und Schwäche dieses Ansatzes, denn nur wenn dies im repräsentativen Maße erfolgt, hat dieser Ansatz auch seine Berechtigung. Anderenfalls sind schwerfällige, zeit- und geldintensive Entscheidungsprozesse zu erwarten, die nicht von der breiten Masse getragen werden.

3.1.2 Der Kulturinfarkt So sehr Kultur- und Wirtschaftspolitik sich unterscheiden beziehungsweise unterscheiden wollen, so sehr sind sie doch derselben Steigerungsspirale zum Opfer gefallen und folglich diagnostizieren die Autoren Haselbach, Klein, Knüsel und Opitz der deutschen Kulturlandschaft denselben Zusammenbruch wie dem Finanzsystem. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von einem Kulturinfarkt. Der Glaube daran, dass der Kultur immer mehr Geld zur Verfügung gestellt wird und sich damit das Kulturangebot anhaltend ausdifferenziert, stößt vermehrt auf die Grenzen der Auslastung sowie der finanziellen Belastbarkeit.107 Dies ist grundsätzlich keine neue Feststellung, wie die vorangegangenen Betrachtungen bereits gezeigt haben. Die Zuspitzung und Polemik, wie sie im Kulturinfarkt von angesehenen Mitstreitern der eigenen Reihen erfolgt, ist allerdings neu und hat über die Grenzen der Kulturpolitik hinaus für Aufsehen gesorgt. Die einen sahen es als einen „Dolchstoß ins Herz der kulturpolitisch Aufrechten“108, die anderen als willkommene Begründung für Kulturkürzungen. Hinter dem zugegeben schrillen Aufschrei steckt aber nicht der Versuch, die deutsche Kulturlandschaft zu betonieren, sondern zu reformieren. Sie soll verschnitten werden, damit Neues entstehen kann. Doch da die Autoren statt mit der Heckenschere mit dem Getöse eines Bulldozers anrücken, schrecken sie viele Kulturschaffende so gewaltsam auf, dass sie ihre Refugien verbarrikadieren und nun umso vehementer an ihnen festhalten. Dabei sind die Grundforderungen nach mehr Unternehmergeist, mehr Publikumsorientierung und weniger Allmachtsphantasien weder unangemessen noch übertrieben.109 Insgesamt werden sechs mehr oder weniger belegte Hauptkritikpunkte formuliert. Der erste ist das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage. Dem Autorenquartett zufolge wird das Kulturangebot stetig erweitert, ohne dabei die tatsächlichen || 107 Vgl.: Sievers, Norbert/Eichler, Kurt: Kulturpolitik als Strukturpolitik am Beispiel NordrheinWestfalen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2012. 12. Bd. Essen 2012. S. 45–55; hier: S. 46. 108 Scheytt, Oliver/Sievers, Norbert: Der Kulturinfarkt – eine Kontraindikation. In: Blog der Kulturpolitischen Gesellschaft. 2012. Internet: https://kupoge.wordpress.com/2012/03/22/der-kulturinfarkteine-kontraindikation/. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. 109 Vgl.: Haselbach, Dieter/Klein, Armin/Knüsel, Pius/u.a.: Kulturinfarkt [wie Anm. 59], S. 14.

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Bedürfnisse zu berücksichtigen; dem Argumentationsstrang folgend, wenn Kultur vor der Haustür stattfindet, werden die Leute schon hingehen.110 Dieser Ansatz sei aber gescheitert und damit auch die „Kultur für alle“, da immer nur dieselben fünf Prozent der Population von den Kulturangeboten profitieren. Auch der Versuch, durch staatliche Subventionen die Preise erschwinglich zu halten, hat daran nichts geändert, denn schließlich verliere an Anziehungskraft, was sich aufdränge, so zur Begründung.111 Kritikpunkt Nummer zwei ist die Entmündigung des Bürgers in Kulturbelangen, da die Programme noch immer an der ästhetischen Erziehung des Menschen festhalten.112 Erst durch die Kultur sei der „reparaturbedürftige“ Bürger zu retten, ein Muster, das sich in der gesamten Historie des deutschen Kulturstaates wiederfinden lässt, wo der Bürger nicht Handelnder, sondern stets zu Errettender ist.113 Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Einrichtungen agieren müssen bzw. sollen, sind der dritte Punkt auf der Mängelliste. Hier wird nicht nur das Besserstellungsverbot114 kritisiert, sondern auch die offenkundige Bereitschaft der Konsumenten, für Leistungen aus dem Unterhaltungssektor, z.B. Popkonzerte oder Musicals, üppige Kartenpreise bereitwillig zu zahlen, während Theater und Opernplätze mit dem Argument der Zugänglichkeit für alle subventioniert werden. Zur Veranschaulichung wird hier auf Biokost verwiesen, die durch ihr Versprechen von mehr Qualität auch mehr kosten darf, während bei Kultur das Verhältnis genau umgekehrt ist. Dieses staatlich geförderte Preisdumping führt bei den Privaten zu einem enormen Kostendruck, so dass sich hier im Gegenzug mehr am Kunden orientiert wird, um die eigenen Preise rechtfertigen zu können.115 Ein weiterer Punkt der Beanstandung sind interne Trennlinien innerhalb der Kultur wie die Differenzierung zwischen E-(rnster) und U-(nterhaltender) Kunstformen. Diese hat seit den 70er Jahren zweifelsohne an Spannung verloren, aber dafür zeichnet sich eine neue Demarkationslinie zwischen weißer und farbiger; europäischer und euroexterner Kultur ab. Dies gilt nicht nur für die Besetzung von Leitungspositionen in den Einrichtungen selbst, sondern auch für die Auswahl an subventionierten Programmen, deren Schwerpunkt bis auf einen marginalen Teil auf westlicher Kultur liegt. Hier wird insbesondere der Vorwurf erhoben, dass Subkulturen in der aktuellen Kulturpolitik nur mangelhaft berücksichtigt werden und durch die vehemente Propaganda der Hochkultur die Spaltung der Gesellschaft weiter vorangetrieben wird.116 Mit

|| 110 Vgl.: ebd., S. 22 f. 111 Vgl.: ebd., S. 205. 112 Vgl.: ebd., S. 24 f. 113 Vgl.: ebd., S. 88 ff. 114 Dies bedeutet, dass es geförderten Kultureinrichtungen untersagt ist, ihre Arbeitnehmer besser zu bezahlen als diejenigen der geldgebenden Instanz. Dass die Entlohnungen aber insbesondere im Bezug auf die Altersversorgung oftmals kaum zu vergleichen sind, bleibt unberücksichtigt. 115 Vgl.: Haselbach, Dieter/Klein, Armin/Knüsel, Pius/u.a.: Kulturinfarkt [wie Anm. 59], S. 116 f. 116 Vgl.: ebd., S. 80.

Aktuelle Bewältigungsstrategien | 41

dieser Beurteilung der aktuellen Kulturarbeit sind die Herren besonders bei Kollegen angeeckt, die sich im Bereich der Soziokultur engagieren. Weniger strittig dagegen sind die Ausführungen zur Ökonomisierung, wo nicht etwa mehr Managementtools gefordert werden, sondern sich mehr die Einsicht widerspiegelte: „Messen kann man nur, was messbar ist. Manches, was uns an Kultur wichtig ist, mag aber gar nicht messbar sein.“117 Was folgt, ist ein Plädoyer für wirtschaftliches Handeln im Sinne von Oppenheimer, aber eben auch eine klare Trennung zwischen den beiden Sphären. „Kunst ist gerade nicht Wirtschaft.“118 „Die Freiheit der Kunst (…) als Befreiung von der Nachfrage“119 wird allerdings kritisch bewertet, da die Autoren in der unternehmerischen Freiheit von Kultureinrichtungen die Voraussetzungen für Innovation sehen.120 In diesem Zusammenhang wird dann schon mal auf Goethe als Intendant verwiesen: „Nichts ist für das Wohl eines Theaters gefährlicher, als wenn die Direktion so gestellt ist, dass eine größere oder geringere Einnahme der Kasse sie persönlich nicht weiter berührt und sie so in der sorglosen Gewissheit hinleben kann, dass dasjenige, was im Laufe des Jahres an der Einnahme der Theaterkasse gefehlt hat, am Ende desselben aus irgendeiner anderen Quelle ersetzt wird. Es liegt einmal in der menschlichen Natur, dass sie leicht erschlafft, wenn persönliche Vorteile oder Nachteile sie nicht nötigen.“121

Der letzte und sechste Kritikpunkt richtet sich an das Kulturfördersystem im Allgemeinen, welches in seiner jetzigen Form ein Ungleichgewicht zu Gunsten staatlich geförderter Hochkultur erzeugt. Dabei wird die Inschutznahme der Kultur gegenüber der Wirtschaft durch den Staat infrage gestellt. Vielmehr wird darauf verwiesen, dass Subventionen ein Eingriff in den Markt sind und viel zu selten vorher hinreichend begründet werden müssen, da so die Konkurrenz zwischen staatlichen bzw. staatlich unterstützten und privaten Kultureinrichtungen geschürt wird. Als Ausweg schlagen Haselbach, Klein, Knüsel und Opitz vor, die Hälfte der öffentlichen Kultureinrichtungen zurückzubauen. Die so frei werdenden zwei Milliarden Euro sollen zu je einem Fünftel zur Verbesserung der verbleibenden Infrastruktur, der Laienkultur, der Kunsthochschulen, der bisher nicht existierenden Kulturindustrie und der gegenwartsbezogenen kulturellen Bildung zukommen. Private Gelder sollen nur solche Organisationen einwerben können, die keine öffentlichen Mittel bekommen, damit private Förderung tatsächlich eine Alternative wird. Die öffentliche Förderung soll insofern verändert werden, dass sie ohne staatliches Werteurteil auskommt. Genannt werden in diesem Kontext Bürgerentscheide sowie die Vergabe nach dem Rotationsverfahren auf Los-Basis. Nach einer rudimentären || 117 Ebd., S. 39 ff. 118 Ebd., S. 171. 119 Ebd., S. 24. 120 Vgl.: ebd., S. 183 f. 121 Ebd., S. 139.

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Prüfung hätten alle Projekte dieselbe Chance auf Förderung, so dass auch Experimente und Innovationen realisiert werden können.122 Anders als der „aktivierte Kulturstaat“ ist der Kulturinfarkt kein ausgereiftes Konzept, sondern eine gut gemeinte Polemik, welche in Ansätzen neue Möglichkeiten beschreibt, ohne sich durch Details zu angreifbar zu machen. So ist zwar beispielsweise von der Schließung jeder zweiten öffentlich finanzierten Kultureinrichtung die Rede, doch nach welchen Kriterien dies passieren soll, bleibt offen, dabei wären die zu beachtenden Faktoren von einer diffusen Vielfältigkeit. So könnten neben offensichtlich ökonomischen Aspekten auch der Zustand der Bausubstanz, Besucherzahlen, die Dichte an Kultureinrichtungen, die Qualität der Darbietungen, das soziale Engagement der Einrichtung etc. berücksichtigt werden. Genau hier liegt das eigentliche Defizit des Kulturinfarkts: Es mangelt an der Konkretisierung. Nicht umsonst ist die Rede vom Teufel im Detail. Ganz davon abgesehen, dass es mehr als fragwürdig ist, ob der mündige Kulturbürger, den auch diese Autoren beschwören, der Schließung von Kultureinrichtungen vor der eigenen Tür zustimmen würde zum Wohle der kulturellen Vielfalt. Das Gedankenexperiment ist reizvoll, doch eine Realitätsprüfung würde es wohl nicht überstehen.

3.2 Fazit Der individuelle Eigenwert von Kultur liegt für immer weniger Bürger unmittelbar auf der Hand123 und selbst die Kulturschaffenden tun sich schwer mit den Zielen ihrer Institutionen. Im Sommer 2014 schrieb der Intendant des Mannheimer Nationaltheaters Kosminski in einem offenen Brief: „Es gibt keine Ziele mehr jenseits des Sparzwangs. Es gibt keine verbindenden Werte jenseits der Ökonomie.“124 Und doch steigt die Zahl an Kultureinrichtungen insgesamt stetig mit der makabren Folge, dass keine hinreichende Finanzierung mehr sichergestellt werden kann. Zusammengefasst lauten die Herausforderungen der Kulturpolitik für die folgenden Jahre: Schließungen als ein Mittel zur Wahrung der kulturellen Vielfalt betrachten, wenn keine anderen Finanzquellen erschlossen werden, mehr kundenorientierte Kulturangebote sowie ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Traditionspflege und Innovationsentwicklung zu etablieren. Zur künftigen Gestaltung der Kulturlandschaft in Deutschland setzen die Kulturpolitiker auf die aktive Mitgestaltung des neuen Kulturbürgers. Dies beinhaltet nicht nur ein Mehr des bürgerlichen Engagements in Form von ehrenamtlichen Tätigkeiten, sondern insbesondere ein Mehr an finanziellen Zuwendungen von privaten

|| 122 Vgl.: ebd., S. 184 ff. 123 Vgl.: Ohnesorg, Franz Xaver: Künstler, Manger, Mäzene [wie Anm. 83], S. 396. 124 Kosminski, Burkhard C.: Offener Brief [wie Anm. 75].

Fazit | 43

Geldgebern, um die Fülle kultureller Einrichtungen in Deutschland zu erhalten. Die hierfür benötigte Veränderung in der Selbstwahrnehmung der Bürger wird aber nicht durch die Beschwörung des anglo-amerikanischen Systems gelingen; zu groß sind nicht nur die kulturellen Differenzen, sondern auch die des politischen und wirtschaftlichen Systems. Geringere Abgaben in den USA lassen mehr Spielraum für persönliche Spendenvorhaben, wobei es anders als in Deutschland keine Obergrenze für die Absetzbarkeit dieser wohltätigen Ausgaben gibt.125 Um dieses System allein politisch übertragbar zu machen, müsste sich der Staat selbst rückbauen und die Steuerlast senken. Ein Szenario, das aus sich heraus abwegig ist. Hinzu kommt das in Deutschland spezifische Missverstehen von Gerechtigkeit als „Berechtigkeit“ im Sinne von „Was dem einen zusteht, steht auch mir zu“ anstelle der Minderung zusätzlicher Benachteiligung.126 Der Bürger stellt damit an die Bundesregierung deutlich höhere Ansprüche, als das in den USA der Fall ist. Eine dieser Forderungen ist auch das Erhalten des kulturellen Erbes. Die permanenten Forderungen des Bürgers gegenüber dem Staat führen inzwischen sogar bei vereinzelten Autoren zu der Überlegung, ob nicht der Staat vor den Bürgern geschützt werden sollte als anders herum.127 „Zivilgesellschaftliche Modelle für Deutschland sind folglich erst einmal Bürgerselbstbewusstseinstrainingsvorschläge, Programme der Autonomieentwicklung und Zivilcouragierung, d.h. vornehmlich mit der endgültigen Abschaffung des Souveräns als Adressaten von Gerechtigkeitsansprüchen beschäftigt.“128 Deutsche Kultureinrichtungen müssen ihren eigenen, neuen Weg finden, um ihre Interessenten, Financiers und Konsumenten an sich zu binden. In den 1990er und den 2000er Jahren wurde eine Lösung damaliger kulturpolitischer Probleme in den gemeinnützigen GmbHs gesehen. Mit dem Einzug der Kapitalgesellschaften in den Kultursektor kam es auch zu punktuellen Gründungen von gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Die vorliegende Untersuchung analysiert, ob diese bisher selten verwendete Rechtsform bisher ungenutzte Potenziale zur Bewältigung aktueller sowie zukünftiger finanzierungspolitischer Problematiken bieten kann.

|| 125 Vgl.: Ohnesorg, Franz Xaver: Künstler, Manger, Mäzene [wie Anm. 83], S. 417. 126 Vgl.: Priddat, Birger P.: Umverteilung. Von der Ausgleichssubvention zur Sozialinvestition [wie Anm. 81], S. 386. 127 Vgl.: Spinnen, Burkhard: Der plaudernde Staat. Zur Situation des politischen Sprechens. In: Alles nur Theater? Köln 2004. S. 180–186; hier: S. 186. 128 Priddat, Birger P.: Umverteilung. Von der Ausgleichssubvention zur Sozialinvestition [wie Anm. 81], S. 388.

4 Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Sujet einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung kann nur im Kontext der Zivilgesellschaft analysiert werden. Da dieses neue Milieu, in dem zu agieren die AG gezwungen wird, ihre Besonderheiten und Potenziale für diesen Bereich herausbildet. Folglich ist ein tiefgreifendes Verständnis der Zivilgesellschaft als Handlungsrahmen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft unumgänglich. Der Fokus liegt hierbei nicht nur auf einem begrifflichen Verständnis, sondern insbesondere in der Differenzierung von Handlungslogiken. Prosoziales Verhalten ist die Grundlage unserer Gesellschaft. Doch gerade da, wo der Staat sich zurückzieht und der Bürger aktiv wird oder werden muss, spielt dieses Verhalten eine übergeordnete Rolle, insbesondere seit der Wohlfahrtsstaat zusehends die Wohlfahrtsgesellschaft fordert.129 Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, gibt es klassische Rechtsformen wie den Verein, die Stiftung oder auch die Genossenschaft. Die Organisationsform der Aktiengesellschaft wurde vom Gesetzgeber jedoch so strukturiert, dass sie in der Wirtschaft bestehen kann. Überführt man nun mithilfe des Steuerrechts diese Organisationsform in einen anderen gesellschaftlichen Teilbereich, verändert sich nicht ihre innere Struktur, aber ihre Wirkungsweise. Um dies hinreichend aufzeigen zu können, erfolgt ihre Zerlegung in die zwei Hauptmerkmale: Aktionsbereich, sprich Zivilgesellschaft, und Rechtsform. Als Bindeglied zwischen der Zivilgesellschaft als Handlungsrahmen und der Aktiengesellschaft als Organisationsform fungiert die steuerlich definierte Gemeinnützigkeit, welche ebenfalls in ihren Grundrissen skizziert wird.

4.1 Zivilgesellschaft Die schematische Darstellung von politischen Ordnungskonzepten orientiert sich oftmals an Säulen, welche symbolisch die Gesellschaft tragen oder stützen sollen, wie es etwa von der Gewaltenteilung bekannt ist. Dass die Gesellschaft sich ebenso aus drei Teilbereichen summiert, ist eine vergleichsweise neue Erkenntnis, die auf den US-amerikanischen Ökonom Richard Cornuelle zurückgeht. Er beschrieb 1965 einen unabhängigen Sektor, welcher sich jenseits der bis dato erfassten Sektoren, Staat und Wirtschaft, befand.130 Seiner Verortung entsprechend betitelte ihn 1973 der US-

|| 129 Vgl.: Sachsse, Christoph: Freiwilligenarbeit und private Wohlfahrtskultur in historischer Perspektive. In: Engagierte Bürgerschaft. Oplanden 2000. S. 75–88; hier: S. 75. 130 “When you push back the curtain that has strangely hidden the independent sector from the public eye, one surprise follows another. You notice dozens of agencies that serve you daily. The https://doi.org/10.1515/9783110732627-004

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amerikanische Soziologe Amitai Etzioni in seinem Aufsatz „The Third Sector and Domestic Missions“ nicht nur als den „Dritten Sektor“, sondern beschrieb auch seine Aufgabe: „Actually this third sector may well be the most important alternative for the next few decades, not by replacing the other two, but by matching and balancing their important roles.“131 Damit gab es im gesellschaftspolitischen Ordnungsmodell nun neben dem Staat und der Wirtschaft eine dritte Säule. In der schrittweisen Erforschung dieser neu entdeckten Sphäre kam es bezüglich des Terminus sowie der Durchlässigkeit der Abgrenzungen zu weitreichenden Veränderungen. Da erst seit einigen Jahrzehnten anerkannt wird, dass die beiden ersten Sektoren nicht nahtlos ineinander übergehen, sondern es dazwischen „ein wenig beachtetes Niemandsland“132 gibt, beflügelte „The Third Sector and Domestic Missions“ einen vielfältigen Diskurs in den amerikanischen Verwaltungswissenschaften sowie in der theoretischen Ökonomie. Maßgebende Wirtschaftswissenschaftler wie Bert A. Weisbrod führen die Entstehung des „Dritten Sektors“ auf das Versagen von Staat und Wirtschaft zurück.133 Folglich spricht er dem „Dritten Sektor“ eine Eigenmotivation ab, die jenseits der Lücken-Füll-Funktion liegt. In der Literatur, wie auch in dieser Arbeit, wird der „Dritte Sektor“ allerdings als eine eigene, alternative Kraft zur Aktivierung von Engagement betrachtet.134 Kontroversen wie diese wurden in Europa und Deutschland sehr viel zögerlicher und vor allem später geführt. Der deutsche Diskurs stand vornehmlich unter dem Einfluss der Neo-Korporatismusforschung135, welche eine Fokussierung auf steuerungstheoretische Belange mit sich brachte.136

|| sector’s dimensions are fantastic, its raw strength awesome.” Cornuelle, Richard C.: Reclaiming the American Dream. The Role of Private Individuals and Voluntary Associations. New Brunswick 1993. S. 35 zitiert nach: Blankart, Charles B./Gehrmann, Björn: Der Dritte Sektor in der Europäischen Union. Daseinsvorsorge aus ökonomischer Sicht. In: Jahrbuch Recht und Ökonomik des Dritten Sektors. Baden-Baden 2006. S. 36–71; hier: S. 36. 131 Etzioni, Amitai: The Third Sector and Domestic Missions. In: Public Administration Review Vol.33/Nr. 4 (1973). S. 314–323; hier: S. 315. 132 Blankart, Charles B./Gehrmann, Björn: Der Dritte Sektor in der EU [wie Anm. 130], S. 36. 133 „(…) the undersatisfied demand for collective type goods is a government „failure“ analogous to private market failure. That is, the combined willingness of part of the population to pay for additional collective-type goods exceeds the incremental cost of providing them and yet government, responding to majoritarian interests, does not provide them.“ Weisbrod, Burton A.: The Nonprofit Economy. Cambridge 1988. S. 26. 134 Vgl.: Pankoke, Eckart: Freies Engagement. Steuerung und Selbststeuerung selbstaktiver Felder. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart 1998. S. 251–270; hier: S. 254. 135 Neokorporatismus beschreibt ein Konzept der Politikwissenschaft, welches sich mit den gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten innerhalb politischer Entscheidungsprozesse befasst. Das entscheidende Element des Neokorporatismus ist die Freiwilligkeit der Organisationen, an Entscheidungsprozessen teilzuhaben. 136 Vgl.: Zimmer, Annette/Priller, Eckhard/Schwalb, Lilian/u.a.: Gemeinnützige Organisationen im gesellschaftlichen Wandel. Ergebnisse der Dritten-Sektor-Forschung. 2. Aufl. Wiesbaden 2007. S. 19.

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Das 1990 gestartete Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project erzeugte erstmals ein breites internationales Interesse am „Dritten Sektor“ und wurde vielerorts die Grundlage für vertiefende Forschung. Das gesteigerte Interesse war besonders empirischer Natur und führte zu zahlreichen Studien in der Politik- und Sozialwissenschaft. Damit änderte sich der einst stark rechtliche, ökonomische und staatstheoretische Ansatz hin zum Individuum, welches sich engagiert. Die Fragestellungen des „Dritten Sektors“ haben sich also von: „Welches ist die günstigste Organisationform für die effektive Erledigung von hoheitlichen Aufgaben?“ über „Wie werben Vereine möglichst viele Spendengelder ein?“ bis hin zu „Unter welchen Voraussetzungen werden Bürger selbst aktiv?“ erweitert. Dieser neue Fokus auf die Partizipationsmöglichkeiten der Bürger innerhalb der Gesellschaft ist dabei in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt der Forschung gerückt. Aus dieser neuen Schwerpunktsetzung heraus manifestierte sich letztlich der auch im Deutschen sowie in dieser Untersuchung verwendete Terminus der Zivilgesellschaft, welcher im Vergleich zu zahlreichen anderweitigen Begriffen eine internationale Anschlussfähigkeit besitzt.137 Doch nicht nur die Begrifflichkeiten haben sich verändert, sondern auch die Durchlässigkeit der einzelnen Bereiche fand zunehmend Berücksichtigung. Vor diesem Hintergrund zeigte sich, dass die starre Darstellung der drei Sektoren nur dann sinnbringend ist, wenn es um die Differenzierung von Akteuren sowie deren Handlungslogik geht. Es stößt aber deutlich an seine Grenzen, wenn die gesellschaftliche Komplexität aufgezeigt werden soll, da die wenigsten Akteure der Zivilgesellschaft ausschließlich einem Bereich zuzuordnen sind. Diesem Umstand Rechnung tragend wird hier dem Ansatz des Maecenata Institutes gefolgt, die Teilbereiche als Arenen zu verstehen, in deren Zentrum der Mensch angesiedelt ist. Getreu dem Verständnis: „ein Teil von dem, was wir sind, (ist) ein Teil des Wir (…), zu dem wir gehören.“138 Demnach steht im Mittelpunkt nicht mehr die Gesellschaft oder wie bei Hegel der Staat, welcher auf das Individuum wirkt, sondern der Mensch selbst steht im Fokus von Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft. In dieser Zentrierung des Menschen liegt

|| 137 Die übergangsweise benutzten Begrifflichkeiten wie „freiwilliger Sektor“, „gemeinnütziger oder steuerbegünstigter Sektor“, „intermediärer Bereich“, „NGO-Sektor“, „Nonprofit-Sektor“, „philanthropischer Sektor“, „Unabhängiger- oder Wohlfahrtssektor“ legten in ihrer Benennung den Fokus immer wieder auf einen einzelnen Teilaspekt der Zivilgesellschaft wie etwa der freiwilligen Leistungserbringung, steuerliche Aspekte, systematischen Verortung, Autonomie gegenüber dem Staat, dem Gewinnausschüttungsverbot. All diesen Begriffen ist gemein, dass sie Abhängigkeitsverhältnisse beschreiben und vor allem durch Negativdefinitionen diesen Bereich begrifflich fassbar machen wollen. Vgl.: Statistisches Bundesamt/ Centrum für soziale Investitionen und Innovationen: Zivilgesellschaft in Zahlen. Abschlussbericht Modul 1. 2011. S. 151; hier: S. 15 f.; ebenso: Strachwitz, Rupert Graf: Zivilgesellschaft – immer gut? In: Observatorium Nr. 23 – März 2018. S. 2. 138 Etzioni, Amitai: Übers Ego zum Wir. Neue Chancen für die globale Gemeinschaft. Köln 2009. S. 64; hier: S. 16.

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gleichzeitig die normative Grundannahme des Konzeptes.139 Die Ablehnung eines hierarchischen Gesellschaftsmodells ist allerdings etwas, das sich bereits bei Luhmann oder auch Habermas wiederfinden lässt.140 Das politische Ordnungsmodell der Arenen erlaubt es, die statische Trennung vorheriger Ansätze zu überwinden, indem ein ständiger Wechsel zwischen den agierenden Arenen durch den Menschen selbst möglich ist. Dies geschieht mit jeder Form von sozialer Interaktion, welche sich jenseits der familiär-persönlichen Sphäre ereignet und zum Zwecke des kollektiven Handelns das Ein- oder Austreten in die verschiedenen Arenen erfordert. Durch die anerkannte Durchlässigkeit der Grenzen werden Hybridbereiche eingeräumt, die jedoch die Aussagekraft der Darstellung nicht schmälern.141 „Zivilgesellschaft ist in diesem Kontext eine der drei Arenen, in denen sich der Mensch jenseits seines unmittelbaren Umfeldes, also der Familie, bewegt, und zwar in aller Regel ebenso gelegentlich wie in den übrigen.“142

Um die wissenschaftlich notwendige Enge des Terminus Zivilgesellschaft zu finden, ist ein Blick in die Etymologie des Wortes hilfreich. Das seit dem 16. Jahrhundert im deutschen Sprachraum verwendete Adjektiv „zivil“ verweist zwar auf die lateinische Wurzel „civilis“, gelangte in die deutsche Sprache aber über den Umweg des französischen „civil“ und bezeichnete ursprünglich das „Bürgerliche“, wobei der Bürger als Haus- oder Gemeindegenosse verstanden wurde. Die lateinische Wurzel des Wortes ist darüber hinaus mit dem germanischen Wort für Familienangehöriger und Gatte verwand. Zivil bezeichnete also einst den geografisch und genealogisch nahen Personenkreis eines Menschen. Die antonyme Verwendung zu militärisch entstand erst im 18. Jahrhundert, als jeder Nicht-Soldat unter dem Wort Zivilist kategorisiert wurde. Das deutsche Wort des Bürgers leitet sich aus dem althochdeutschen „burga“ ab und bedeutete sinngemäß Burgverteidiger und später Burg- oder auch Stadtbewohner, was seit dem 12. Jahrhundert gleichbedeutend mit vollberechtigtes Mitglied eines Gemeinwesens war. Die Wortbedeutung geht damit ebenfalls auf das lateinische „civilis“ zurück.143 Auf diese Provenienz gründend ist die heute oftmals synonyme Verwendung von Zivilgesellschaft und Bürgergesellschaft wenig überraschend, dennoch unterscheiden sich die Termini durch die differenzierte Perspektive auf einen vergleichbaren || 139 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Zivilgesellschaft – immer gut? [wie Anm. 137], S. 3. 140 Vgl.: Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung, 2. Bd. Soziales System, Gesellschaft, Organisation. Oplanden 1974. S. 51 ff.; ebenso: Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Berlin 1990. S. 275 ff. 141 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Achtung vor dem Bürger. Freiburg 2014. S. 62 ff. 142 Ebd., S. 64. 143 Vgl.: Dudenredaktion: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. 5. Aufl. Berlin 2013.

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Sachverhalt. Wenn von Bürgergesellschaft die Rede ist, so impliziert dies stets die Verlagerung von Staatsaufgaben oder staatsnahen Aufgaben in politikfernere Bereiche, in denen der Staat nur bedingt Verantwortung übernehmen muss. Die Bürgergesellschaft wird somit zur staatlichen „Entlastungsformel“. Sie ist die dekorative Hülse eines sich zurückziehenden Staates, der dies nicht als Kapitulation, sondern Alternative deklarieren will und sich deswegen dieses blumig-utopischen Begriffes bedient. Darüber hinaus besteht in der Bundesrepublik eine „schon notorische Verwechslung von Bürgertum und Bürgerschaft. Das neuere Begriffsverständnis von Zivilgesellschaft öffnet nicht nur den Horizont für wechselnde Trägerschichten, sondern unterscheidet auch genauer zwischen Wirtschaft (…), Staat und Zivilgesellschaft.“144 Der Terminus der Zivilgesellschaft stellt wiederum das Wissen um das Limit staatlicher Leistungsfähigkeit an zentraler Stelle dar. Damit wird versucht, diese nicht änderbare Situation effektiv zu nutzen durch die Etablierung einer partizipativen Entwicklungsstrategie, die der politischen Resignation vorbeugt.145 Diese unterschiedlichen Standpunkte werden vor allem von den kontrastierenden Akteuren eingenommen. Während die Politik von der zukünftigen Bürgergesellschaft zur Entlastung des Staates spricht, also mehr Bürgerengagement verlangt und durch mehr oder weniger gezielte Maßnahmen fördern will, sprechen die Akteure innerhalb der Gesellschaft von der Chance auf eine Zivilgesellschaft und setzen damit auch die Bereitschaft der Bürger voraus. Diesen Argumentationen folgend wird hier ausschließlich der Terminus der Zivilgesellschaft benutzt, wohl wissend, dass die Begriffsbestimmung noch im Prozess ist. Das Konzept der gemeinnützigen Aktiengesellschaft geht ebenfalls davon aus, dass aus der Gesellschaft heraus Kräfte entwickelt werden müssen, um aus der aktuellen Situation eine Chance werden zu lassen. Während die Bürgergesellschaft ein Handlungskonzept ist, welches mit normativen Urteilen behaftet ist, wird der Terminus der Zivilgesellschaft hier in klarer Differenz zu diesem benutzt. Indem er als Äquivalent zum englischen Terminus „civil society“ verwendet wird und somit eher der deskriptiven Natur einer Bereichslogik entspricht. Dennoch kann im Kontext dieser Untersuchung eine normative Konjugation nicht pauschal vermieden werden, da sich diese per Definition aus dem Untersuchungsobjekt der Aktiengesellschaft ableitet, indem der vom Fiskus bescheinigte Gemeinnützigkeitsstatus zur Grundvoraussetzung wird.146

|| 144 Klein, Ansgar: Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Anmerkung zum begrifflichen Hintergrund und zur reformpolitischen Diskussion. In: Philanthropie und Zivilgesellschaft. Ringvorlesung des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Frankfurt am Main 2006. S. 198–229; hier: S. 198. 145 Vgl.: Münkler, Herfried: Konzepte der Zivilgesellschaft. In: Philanthropie und Zivilgesellschaft. Ringvorlesung des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Frankfurt am Main 2006. S. 42–54; hier: S. 43. 146 Wie nachfolgend erläutert wird, liegen dieser Bescheinigung, neben lobbyistischen Erfolgen, auch normative Vorstellungen zu Grunde, indem der Maßstab der Dinge das Allgemeinwohl ist.

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4.1.1 Aufgabe Unterschieden werden kann die Zivilgesellschaft laut Klein anhand ihrer drei wesentlichen Funktionsweisen: der politischen Aufgabe, der kulturellen Aufgaben und nach ihrer Funktion als Koproduzent sozialer Leistungen. Zu den drei politischen Arbeitsweisen zählen die von Habermas erkannte Frühwarnfunktion bei offenen Problemstellungen in der Gesellschaft, die Interventionsfunktion im Sinne des Lobbyismus sowie die politische Selbstregulierung. Die sozialintegrativen Funktionen sowie die Zivilgesellschaft als tocquevillsche „Schule der Demokratie“ zählen zu den kulturellen Aufgaben der Sphäre. Bei der Rolle des Koproduzenten steht vor allem die Funktion der sozialen Selbsthilfe primär im Fokus.147 Diese erste Einteilung von Klein ermöglicht einen theoretischen Überblick, welcher um den praxisorientierteren Ansatz von Strachwitz ergänzt wird.148 Demnach gliedern sich die Aufgaben der Zivilgesellschaft wie folgt: Die politische Aufgabe der Zivilgesellschaft summiert sich aus: 1. der Wächterfunktion im Sinne der Überwachung und Prüfung handelnder Akteure, wie dies etwa Human Rights Watch praktiziert, 2. der Themenanwaltschaft, in welcher Organisationen, wie zum Beispiel der NABU, für ein bestimmtes gesellschaftliches Ziel kämpfen, 3. der politischen Mitgestaltung sowie Deliberation durch Lobbyismus und Parteienarbeit. Zu den kulturellen Aufgaben der Zivilgesellschaft zählen vorrangig: 1. die Selbsterfüllung im Sinne der sozialintegrativen Funktion, in welcher Partizipation, Integration, Reputation, Eigenverantwortung, sozialer Frieden, Subsidiarität sowie Demokratisierung erprobt und vermittelt werden durch soziale Interaktionen, 2. die Aufgabe zur Gemeinschaftsbildung innerhalb einer Gesellschaft, welche als sozialer Kitt fungiert. Die Funktion als Koproduzent sozialer Leistungen lässt sich wie folgt ausdifferenzieren: 1. das Erbringen von Dienstleistungen füreinander, 2. die Selbsthilfe als klassisches Aktionsfeld der Zivilgesellschaft, in welcher Engagement für andere oft aus eigenen Erfahrungen heraus erwächst,

|| 147 Vgl.: Klein, Ansgar: Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Anmerkung zum begrifflichen Hintergrund und zur reformpolitischen Diskussion [wie Anm. 144], S. 208 ff. 148 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Transparente Zivilgesellschaft? Accountability und Compliance in Non-profit-Organisationen. Schwalbach am Taunus 2015. S. 54 ff.; ebenso wie: Strachwitz, Rupert Graf: Zivilgesellschaft – immer gut? [wie Anm. 137], S. 4.

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3.

das Ausüben einer Mittlerfunktion etwa durch Dachverbände oder Förderstiftungen, in welchen selbst nicht aktiv gehandelt, sondern das Agieren anderer ermöglicht wird.

Diese Auflistung und Zuordnung zeigt, dass eine Beschränkung der Zivilgesellschaft auf die Funktion der Dienstleistungserbring nicht nur drastisch reduziert, sondern entscheidende gesellschaftsrelevante Aufgaben unberücksichtigt lässt. Eine Problemstellung, die im Zuge dieser Unterschlagung häufig angeschnitten wird, ist die Frage nach vorhandener beziehungsweise fehlender Legitimation. Dabei ergibt sich die Legitimation aus der ureigenen Legitimität des agierenden Bürgers, wie es das Grundgesetz in Art. 20 Abs. 2 bestimmt. Wenn die Bürger durch ihre Stimme den Staat legitimieren, dann muss dem Bürger selbst sowie seinem bürgerlichen Handeln eine Legitimität innewohnen. Wer dem Bürger dieses abspricht, kann den Staat nicht durch deren Stimmenabgabe als legitim betrachten. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach der Legitimität der Zivilgesellschaft eine widersinnige. Da hier ein mangelnder Demokratisierungsprozess zum Bestandteil, manchmal sogar zur Voraussetzung einer durch Handlungen artikulierte Meinungsäußerung gemacht werden soll, die keinen andere Zweck verfolgt, als mit einem Totschlagargument einen unliebsamen Diskurs zu beenden oder zu verhindern. Doch Repräsentation ist nicht Legitimation, sondern diese ist ein permanenter, auf Problemlösung orientierter Prozess. Innerhalb dieses Prozesses muss eine gesellschaftliche Akzeptanz erreicht werden, um Legitimität zu erreichen. Ist dies der Fall, sollte der Zivilgesellschaft die Legitimität nicht verweigert werden, da sich in ihr die zur gesellschaftlichen Entwicklung notwenige Kreativität und Innovationskraft entfaltet.149

4.1.2 Handlungslogik Die Handlungslogik der Zivilgesellschaft grenzt sich idealtypisch von dem der anderen beiden Arenen nicht nur durch einen eigenständigen Steuerungsrahmen ab, sondern auch durch ein eigenes Steuerungsmedium. Die Wirtschaft, welche oft ungenau mit Markt bezeichnet wird, nutzt als Handlungsrahmen den Markt, in dem sie interagiert und welchen sie durch das Medium Geld steuert. Diese Maßeinheit kann präzise berechnet, ja sogar in andere Unterformen der Einheit (Währungen) umgerechnet werden. Zur Bestimmung der Marktsituationen gibt es unter anderem tagesaktuelle Kennzahlen und Prognosen, was diese Arena aber nicht einfacher lenkbar macht als die anderen, wie die vergangenen internationalen Wirtschaftskrisen mit ihren globalen Folgen vor Augen führten. Aber es erlaubt eine Vergleichbarkeit von Ergebnissen und darauf aufbauend den Einsatz || 149 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Achtung vor dem Bürger [wie Anm. 141], S. 86 ff.

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von Instrumenten, um das vordefinierte Ziel zu erreichen. Die Wirtschaft produziert somit Güter, welche auf dem Markt angeboten werden, um dort eine im Idealfall vorhandene Nachfrage durch Bezahlung, als moderne Version des Tausches, zu stillen. Die zweite Arena, der Staat, funktioniert im Rahmen der Hierarchie und nutzt dazu das Medium der Macht. Je nach Nation wird in einem mehr oder weniger demokratischen Prozess eine Volksvertretung gewählt, welche die Legitimation zur Machtausübung erhält. Im Falle Deutschlands ist die staatliche Hierarchiepyramide durch den Föderalismus vergleichsweise kleinteilig konstruiert. Der Kontrollmechanismus des Staates heißt Wahlen bzw. Wahlbarometer und gibt den Machthabern eine Rückmeldung über die von ihnen realisierte Politik. Aufgabe des Staats ist es, Sicherheit in seinen unterschiedlichen Ebenen zu gewähren, genauso wie national ausgehandelte meritorische Güter wie beispielsweise Bildung bereitzustellen. Ausgehend von diesen beiden Arenen wird deutlich, dass keiner dieser Steuerungsmechanismen für die Arena der Zivilgesellschaft hinreichend erklärend ist, gleichwohl auch innerhalb der Arena Attribute wie Macht und Geld eine Rolle spielen, sind sie nicht das bindende Glied. Die Zivilgesellschaft beruht auf der Bereitschaft, freiwillig etwas von sich für Andere zu geben. In diesem Kontext wird häufig von Philanthropie gesprochen. Die Wurzeln des Wortes liegen im Griechischen und reichen weiter zurück als der heute damit verbundene Gedanke der selbstlosen und gleichzeitig steuerlich absetzbaren Spende an eine vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannte Organisation.150 Philanthropie summiert sich aus den beiden Begriffen philos (Freund/ Liebe)151 und anthropos (Mensch).152 Der antiken Terminologie folgend ist „Phila“ als „Freundesliebe“ einer der drei Formen der Liebe, neben „Eros“ – der sinnlichen Liebe – und „Agape“ – der Nächstenliebe, nach okzidentalem Verständnis. Aristoteles versteht die „Phila“ als die Basis der Gesellschaft, denn „sie ist in Hinsicht auf das Leben (in der Gemeinschaft) höchst notwendig.“153 Gleichwohl diese Aussage noch Gültigkeit hat, setzte Aristoteles zu seiner Zeit ein persönliches Verhältnis und die Erwiderung der Gefühle für den Anderen zum Entstehen der „Philia“ voraus. Die aktuelle Realität differenziert sich sehr stark von dem antiken Verständnis der Menschliebe, weil die mit ihr verbundenen Handlungsformen der Fürsorge immer seltener zwischen zwei Individuen stattfinden. Die von Aristoteles beschriebene, auf Zuneigung basierende individualisierte Beziehung, die zum gegenseitigen Nutzen sein konnte, weist im

|| 150 Vgl.: Schervish, Paul G.: Beyond Self-Interest and Altruism. Care as Mutual Nourishment. In: Coversations on Philanthropy. Energing Questions on Liberality and Social Thought. 2009. S. 33–44; hier: S. 40. 151 Die zweideutige Übersetzung des Begriffes kommt daher, dass im Altgriechischen keine Differenzierung zwischen Liebe und Freundschaft vorgenommen wurde. 152 Vgl.: Schervish, Paul G.: Beyond Self-Interest and Altruism. Care as Mutual Nourishment [wie Anm. 150], S. 39. 153 Aristoteles: Nikomachische Ethik. Stuttgart 1986. S. 213.

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heutigen Kontext der Philanthropie keine Allgemeingültigkeit mehr auf.154 Da der Lebensraum der Familie sich durch Migration und die „Verallgemeinerung des (notwendig egoistischen) Geistes der Berechnung“ immer mehr minimiert, ersetzt der Staat zusehends die ursprüngliche Form der „Philia“.155 Folglich eignet sich der Terminus nicht zur einwandfreien Differenzierung von der staatlichen Handlungslogik. Stattdessen wird von den Steuerungselementen „Solidarität und Sinn“ ausgegangen, die ebenfalls über eine Reziprozität verfügen und kausale Motivationen widerspiegeln. Als Steuerungsrahmen der Zivilgesellschaft dienen Demokratie und Tradition mit den komplexen und schwierig zu erzeugenden Steuerungselementen Solidarität und Sinn.156 Der Sinn kann dabei die unterschiedlichsten Ausprägungen wie beispielsweise sozialer Sinn, Gemeinsinn oder auch Eigensinn beinhalten und entspricht damit soziologischen Konzepten wie Identität, Solidarität oder auch Kommunalität.157 Eine der wesentlichsten Ausformungen der Sinnschaffung, welche für die Zivilgesellschaft charakteristisch ist, ist beispielsweise die Spende. Sie ist eine freiwillige und nicht auf Gegenleistung beruhende Zuwendung in Form von monetären Mitteln, Gütern und Leistungen für Zwecke des Allgemeinwohls.158 Insbesondere der Aspekt der nicht vorhandenen, rechtlich sogar untersagten Gegenleistung unterscheidet die Spende vom fälschlicherweise oft synonym verwendeten Fundraising und Sponsoring, wo ein Äquivalent vorher explizit vereinbart wurde.159 Neben der monetären Unterstützung ist besonders die Zeitspende eine wesentliche Säule der Zivilgesellschaft. Ehrenamtliche Tätigkeiten werden per Definition nicht vergütet.160 Dieses Engagement charakterisiert die Enquete-Kommission als || 154 Vgl.: ebd., S. 216 f. 155 Bourdieu, Pierre: Die Ökonomie der symbolischen Güter. In: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. 2. Frankfurt/New York 2005. S. 139–156; hier: S. 154. 156 Vgl.: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen. Ein systemtheoretischer Zugang zu Nonprofit Organisationen. In: Handbuch der Nonprofit Organisation. Struktur und Management. 4. überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 141–164; hier: S. 161. 157 Vgl.: Pankoke, Eckart: Freies Engagement [wie Anm. 134], S. 253; oder auch: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen [wie Anm. 156], S. 144. 158 Vgl.: Priller, Eckhard/Sommerfeld, Jana: Wer spendet in Deutschland? Eine sozialstrukturelle Analyse. Berlin 2005. S. 51; hier: S. 9. 159 Nur unter Ausschluss eines geflossenen Gegenwertes ist gemäß § 10b Abs.1 EStG die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden an steuerbegünstigte Zwecke im Sinne der §§ 52 bis 54 AO möglich. Diese Begünstigung beschränkt sich allerdings lediglich auf Leistungen, die ins Steuerungselement Geld umgerechnet werden können. Zahlreiche Leistungen des sozialen Engagements wie Empathie, Reputation, Kreativität und Zeit bleiben davon ausgenommen. Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Spenden und bürgerschaftliches Engagement. Aspekte einer politischen Kontextualisierung. In: Prosoziales Verhalten. Spenden in interdisziplinärer Perspektive. Stuttgart 2010. S. 1–20; hier: S. 3. 160 Vielmehr sieht das Gesetz lediglich vor, dass eine Aufwandsentschädigung z.B. für An- und Abfahrten vom Wohnort zum Einsatzort gezahlt werden darf. Diese kann in Form der sog. Ehrenamtspauschale derzeit in Höhe von bis zu 720 € steuerfrei an ehrenamtliche Helfer gezahlt werden.

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eine freiwillige, also weder gesetzlich noch ökonomisch erzwungene Aktivität, welche nicht in erster Linie auf einen materiellen Zugewinn ausgerichtet ist und sich im öffentlichen Raum der Zivilgesellschaft, jenseits von Wirtschaft, Staat und privater Gemeinschaft abspielt. Die Freiwilligkeit kann allerdings durch die persönlich empfundene Notwendigkeit zum Handeln motiviert werden und damit ein Aktivwerden auslösen oder gar erzwingen.161 Darüber hinaus handelt es sich bei dem Engagement um eine auf das Allgemeinwohl gerichtete, sich wiederholende Tätigkeit zu Gunsten Dritter. Der Aspekt der Regelmäßigkeit der Engagementausübung setzt ein Mindestmaß an institutioneller Einbettung voraus, welche gleichzeitig die Konstante des Engagements ist.162 Die unentgeltliche Entlohnung kann jedoch in unterschiedlichster Form erfolgen. Die klassischen nicht monetären Gegenleistungen sind steigender Einfluss, Referenzen, öffentliches Ansehen, Macht, zusätzliche Qualifikationen, Beruhigung des eigenen Gewissens, Anerkennung und Achtung. Daraus leiteten Badelt und More-Hollerweger vier wesentliche Komponenten für zivilgesellschaftliches Engagement ab. 1. Eine altruistische Komponente im ökonomischen Sinne, da aus gutem Glauben geholfen wird und kein monetärer Gegenfluss zu erwarten ist. 2. Eine Tauschkomponente, weil aufgrund der Reziprozität eine wie auch immer geartete Form der ideellen Gegenleistung zu erwarten ist. 3. Eine Eigenwertkomponente, welche das Bedürfnis nach persönlicher Zufriedenheit, der Erhöhung des eigenen sozialen Status, einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung oder auch dem erfüllen von gesellschaftlichen Normen bedient. 4. Eine Investitionskomponente, indem das Engagement als Möglichkeit zur beruflichen Qualifikation oder auch als Chance zum Wiedereinstieg ins Berufsleben gesehen wird.163 Zivilgesellschaftliches Engagement verbindet unter Berücksichtigung der obigen Motivations-Komponenten die beiden Pole Fremd- und Eigennutzen und belebt so die alte Dichotomie in der Forschung um soziales Handeln.164

|| 161 Vgl.: Deutscher Bundestag: Bürgerschaftliches Engagement. Auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft. Berlin 2002. S. 32. 162 Vgl.: Corsten, Michael/Kauppert, Michael/Rosa, Hartmut: Quellen bürgerschaftlichen Engagements. Die biographische Entwicklung von Wir-Sinn und fokussierten Motiven. Wiesbaden 2007. S. 13; oder auch: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland. Berlin 2009. S. 10. 163 Vgl.: Badelt, Christoph/More-Hollerweger, Eva: Ehrenamtliche Arbeit im Nonprofit Sektor. In: Handbuch der Nonprofit Organisation. Struktur und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 503–531; hier: S. 514 ff. 164 Vgl.: Adloff, Frank/Sigmund, Steffen: Die gift economy moderner Gesellschaften. Zur Soziologie der Philanthropie. In: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. 2. Aufl. Frankfurt/New York 2005. S. 211–235; hier: S. 214 ff.

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Zur Präzisierung des Engagements werden dem Wort zahlreiche Adjektive wie bürgerschaftliches, ehrenamtliches, freiwilliges, gemeinwohlorientiertes, politisches, soziales etc. vorangesetzt. Diese werden oftmals synonym verwendet, gleichwohl jedem von ihnen ein anderes Konzept beziehungsweise System zu Grunde liegt. Die Spannweite reicht dabei von demokratietheoretischen Auslegungen über die Integrations- und Qualifikationsfunktion bis hin zur Kompensation von Staatsversagen.165 Exemplarisch sei dies am Terminus bürgerschaftliches Engagement demonstriert. Diesem Begriff liegt das stark normative Konzept der Bürgergesellschaft zugrunde, in welcher die Bürger ihre Rechte und Pflichten ausleben können. Das impliziert die Partizipations- und Demokatisierungsfunktion des Engagements für das Gemeinwohl und dient gleichzeitig als Gegenmodell zum momentanen Versorgungsund Verwaltungsstaat.166 Dem bereichslogischen Konzept der Zivilgesellschaft folgend wird hier ausschließlich von zivilgesellschaftlichem Engagement gesprochen. Dem kritischen Einwand, dass damit eine Begrenzung auf formell organisierte Engagementformen erfolgt, kann die hier verwendete „erweiterte“ Definition der Zivilgesellschaft entgegengesetzt werden. Danach ist Zivilgesellschaft der öffentliche Raum zwischen den Arenen Wirtschaft und Staat sowie jenseits der Familie. Der Begriff impliziert somit auch unterstützende Tätigkeiten zwischen einzelnen Personen, sofern sie nicht dem Familien- oder Freundeskreis angehören.167 „Der Überblick soll verdeutlichen, dass Zivilgesellschaft einerseits eine spezifische Handlungslogik besitzt, dass es sich aber anderseits bei den hier anzutreffenden Akteuren um soziale Organismen handelt, die Effekte produzieren, die denen der Akteure in anderen Arenen vergleichbar sind und als Mechanismen jeder Kollektivität gelten können.“168

|| 165 Vgl.: Daphi, Priska/Berger, Angela/Rasch, Sandra/u.a.: Engagierte Menschen. Vier Fallstudien. In: Opusculum /Nr. 43 (2010). S. 8. 166 Vgl.: Deutscher Bundestag: Bürgerschaftliches Engagement [wie Anm. 161], S. 25. 167 Vgl.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bericht zur Lage des bürgerschaftlichen Engagements [wie Anm. 162], S. 11. 168 Strachwitz, Rupert Graf: Transparente Zivilgesellschaft? [wie Anm. 148], S. 71.

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Exkurs: Prosoziales Verhalten169 In der Sphäre von Solidarität und Sinn fühlt sich besonders die Spezies des Homo Reciprocans170 wohl, wie das Ultimatumsspiel von Güth, Schmittberger und Schwarze 1982 belegte.171 Die Versuchsreihe sah vor, dass ein Geldbetrag geteilt wird, wobei eine Person das Vorschlagsrecht hat. Lehnt der Gegenüber den Vorschlag ab, bekommen beide nichts, nimmt er an, bekommt jeder den vereinbarten Anteil. Rational-Ökonomisch betrachtet würde der Vorschlagende seinem Gegenüber einen Cent anbieten und beide müssten zufrieden sein, weil sie mehr hatten als vorher. Die Realität sah anders aus, denn nur wer einigermaßen fair (60 Prozent : 40 Prozent) handelte, konnte sichergehen, dass der Andere dem Handel zustimmte, bei geringeren Teilungsverhältnissen lehnten viele Testpersonen ab.172 Faires Verhalten ist demnach also nicht zwangsläufig eine Form der Selbstlosigkeit, sondern vielmehr der bedingten Kooperation. Dies indiziert, dass egozentrische oder „rein“ selbstlose Motive nicht hinreichend den vieldeutigen Prozess des Gebens erklären, sondern dass es eine Verknüpfung zur Pflichterfüllung und Freiheit gibt.173 Diese Querverbindung hat in den 1920er Jahren bereits der Neffe von Emile Durkheim, der französische Soziologe und Ethnologe Marcel Mauss entdeckt und beschrieben. Seine ethnologischen Beobachtungen von nordamerikanischen Indianerstämmen führte zu der Erkenntnis, dass Geben, Nehmen und Erwidern kollektive Basisaktivitäten sind, die sich in wechselnden Rollenverhältnissen ständig wiederholten, wobei das geschenkte Objekt stets mit der Identität des Gebenden verknüpft ist. Seine Beobachtung, dass die Gabe „ein totales soziales Phänomen (ist): In ihr verschmelzen ökonomische, politische, moralische, religiöse, expressive und ästhetische Aspekte“,174 hat bis heute nichts an Gültigkeit verloren. Dabei muss die Reziprozität des Kreislaufes nicht der subjektiven Wahrheit des Gebers entsprechen, dieser kann ohne die Implikation eines Äquivalentes schenken; und trotzdem eröffnet er damit objektiv den Kreislauf und die damit verbundenen Verpflichtungen.175 || 169 Prosoziales Verhalten wird hier als Konzept der Motivationspsychologie entlehnt. Es wird herangezogen, da die innere Motivation der Handlung in den Hintergrund tritt zu Gunsten des praktizierten Verhaltens. Vertiefende Informationen u.a. bei: Heckhausen, Heinz: Motivation und Handeln. 2., überarb. Aufl. Berlin 1989. S. 343–351. 170 Vgl.: Adloff, Frank/Mau, Steffen: Zur Theorie der Gabe und Reziprozität. In: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. 2. Aufl. Frankfurt/New York 2005. S. 9–58; hier: S. 35. 171 Vgl.: Güth, Werner/Schmittberger, Rolf/Schwarze, Bernd: An experimental analysis of ultimatum bargaining. In: Journal of Economic Behavior & Organization /Volume 3, Issue 4 (1982). S. 367–388. 172 Vgl.: Güth, Werner/Kliemt, Hartmut/Napel, Stefan: Wie Du mir, so ich Dir! Ökonomische Theorie und Experiment am Beispiel der Reziprozität. Jena 2002. S. 34; hier: S. 6. 173 Vgl.: Adloff, Frank/Sigmund, Steffen: Die gift economey [wie Anm. 164], S. 219. 174 Ebd., S. 221. 175 Vgl.: ebd., S. 220 f.

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Dort, wo sich heute der Gebende und der Bedachte nicht mehr gegenüberstehen, übernehmen Mittlerorganisationen das Ingangsetzen der Reziprozitätskette durch öffentliche Anerkennung, Spendenquittungen und ähnliches. Am Grad der Fertigkeit, diese Reziprozitätskette zu nutzen, entscheidet sich letztlich der Erfolg des Spendensammelns. Denn die Verlinkung von Gabe und Identität als Zeichensystem und Medium des Selbst dient dem Spender als „Vehikel ihrer Identität“, was geschickte Fundraiser nutzen, um die Großspender zu agonalen Gaben zu bewegen.176 Die Ausführungen von Mauss beschreiben das Spannungsfeld, in dem sich Spender jeder Art mehr oder weniger bewusst bewegen, und es verdeutlicht, wie schwierig es ist, tatsächlich von „reinem“ Altruismus auf der einen und bloßem Eigennutz auf der anderen Seite zu sprechen. „Entscheidend ist eben, was „Eigennutz“ heißt, worin also Belohnungen liegen – in der Ehre etwa (die sich selbstverständlich auch auszahlen kann), in der Erhöhung von Macht- und Einflusschancen, in monetärer Entlohnung, in sozialer Sicherung, in der besonderen Herausforderung eines Lebens oder indem man jemandem seine Ruhe lässt.“177 Historisch betrachtet hat sich nicht nur der Personenkreis der Spender erweitert, sondern aufgrund der entstandenen Mediengesellschaft auch die Spendenmöglichkeiten. Diese hat den Spendenradius von einst familiär über lokal bis jetzt global erweitert; es fand demgemäß sowohl eine gesellschaftliche wie räumliche Erweiterung der Spendenbereitschaft statt.178 Dies bringt den Vorteil mit sich, dass Spenden zur „freien Meinungsäußerung“179 wurden. Der Nachteil dessen ist jedoch, dass es den Bürgern an einem Kriteriengerüst fehlt, um zu entscheiden, für wen sie spenden wollen. Erschwert wird dies von der Intransparenz des Spendenmarktes. Exemplarisch sei hier auf die Gegenüberstellung von Statistiken rund ums Spenden in Deutschland verwiesen.180

|| 176 Vgl.: Adloff, Frank: Die Institutionalisierung und Sakralisierung des Gebens. Ein kultursoziologischer Blick auf das Stiften und Spenden. In: Prosoziales Verhalten. Spenden in interdisziplinärer Perspektive. Stuttgart 2010. S. 225–245; hier: S. 228 f. 177 Rehberg, Karl-Siegbert: Institutionen, Kognitionen und Symbole. Institutionen als symbolische Verkörperungen. Kultursoziologische Anmerkungen zu einem handlungstheoretischen Forschungsprogramm. In: Neuer Institutionalismus. Frankfurt am Main/New York 2002. S. 39–56; hier: S. 40. 178 Vgl.: Priller, Eckhard/Sommerfeld, Jana: Spenden in Deutschland. Analysen, Konzepte, Perspektiven. 2. Aufl. Berlin 2010. S. 173. 179 Bosch, Ise: Warum spenden? Einblick in die Sicht der Spenderinnen und Spender. Spendenmotivation, Hemmnisse und deren Überwindung – und Folgerungen für die Spendenwerbung. In: Handbuch Spendenwesen – Bessere Organisation, Transparenz, Kontrolle, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit von Spendenwerken. Wiesbaden 2011. S. 115–125; hier: S. 122. 180 Vgl.: Priller, Eckhard/Schupp, Jürgen: Zur Empirie des Spendens. In: Prosoziales Verhalten. Spenden in interdisziplinärer Perspektive. Stuttgart 2010. S. 41–63; hier: S. 51.

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Quelle

Jahr

DZI-Umfrage181

Spendenquote

durchschnittl. Spendenhöhe

nationales Spendenvolumen

2015

-

-

6,73 Mrd. €

Deutscher Spendenmonitor

2015

42 %

147 €

4,0 Mrd. €

GfK Chartity Scope183

2015

34 %

37 €

5,5 Mrd. €

182

Abb. 3: Spendenaufkommen in Deutschland im Jahre 2015 in diversen Statistiken

Die mitunter gravierenden Differenzen illustrieren die Vielfalt der Forschungsdesigns, die damit einhergehende Schwierigkeit des Vergleichs sowie die Problematik von Hochrechnungen. Der Deutsche Spendenmonitor erhebt seit 1995 Daten zum Spendenverhalten der Bundesbürger und dokumentiert eine relativ stabile Spendenquote, welche im Regelfall bei circa 40 Prozent liegt plus minus fünf Prozent. So hat sich in der langfristigen Entwicklung über zwanzig Jahre gezeigt, dass 2015 die Spendenquote lediglich ein Prozent über der von 1995 lag. Dies ist in Anbetracht von stetig steigenden Vermögenswerten, wachsender Professionalisierung des Fundraisings und der 1998 eingeführten Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit ein unerwartetes Ergebnis. Dies lässt vermuten, dass wenig neue Spender mobilisiert werden, es aber gelingt, bereits aktive Geldgeber zu höheren Spenden zu motivieren. Dafür spricht auch, dass die durchschnittliche Spendenhöhe sich im Beobachtungszeitraum beinah verdoppelt hat. Das Schenken von Geld und Sachgütern oder Leistungen ist nur eine Form des zivilgesellschaftlichen Engagements in der Zivilgesellschaft. Eine weitere ist das Aufwenden von Zeit in Form des Ehrenamtes. Der Ursprung des Terminus Ehrenamt ist eng mit dessen Entstehungsgeschichte verbunden und impliziert bereits das ehrenvolle Abtreten von Ämtern an Bürger. Zurückzuführen ist die staatliche Indienstnahme von damals ausschließlich männlichen Bürgern auf die preußische Reformierung der Städteordnung vom November 1808. Hier erhielten erstmals Bürger im großen Stil freiwillig und unbezahlt städtische Ämter. Dies war die Geburtsstunde des Ehrenamts. || 181 Vgl.: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen: Spendenbilanz 2015. Berlin 2016. Internet: http://www.dzi.de/dzi-institut/ueber-uns/presse/presse-detailansicht/?13992. Zuletzt geprüft am: 9.7.2018. 182 Vgl.: Deutscher Fundraising Verband: Deutscher Spendenmonitor 2015. Berlin 2015. Internet: http://fundraisingverband.de/assets/verband/Pressemappe/Pressemitteilungen/2015/Deutscher%20 Spendenmonitor%202015%20Presse.pdf. Zuletzt geprüft am: 9.7.2018. 183 Vgl.: Deutscher Spendenrat e.V.: Bilanz des Helfens 2016. Berlin 2016. Internet: http://www.spendenrat.de/wp-content/uploads/2016/02/Bilanz_des_Helfens_2016.pdf. Zuletzt geprüft am: 9.7.2018.

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Die Übernahme von städtischen Aufgaben führte primär zu einer lokalen Verwurzelung des Ehrenamts. Dies kommt auch in dem 1853 eingeführten sozialen Ehrenamt im Bereich der Armenpflege zum Tragen.184 Auch wenn sich das heutige Ehrenamt mehr aus der bürgerlichen Vereinskultur ableiten lässt als von preußischen Verordnungen, so hat sich doch an der Definition des Ehrenamts nichts verändert. Noch heute wird darunter eine freiwillige Arbeitsleistung verstanden, welcher keine monetäre Kompensation gegenübersteht. Als „wirtschaftlich nicht adäquate“ Gegenleistung werden die gelegentlich gezahlten Aufwandsentschädigungen betrachtet. Diese haben ohnehin einen latenten Be- und Entlohnungscharakter. Das Problematische an ihnen ist die Tendenz zur Unterlaufung von marktüblicher Bezahlung für qualifizierte Arbeit.185 Die wirtschaftliche Relevanz des Ehrenamtes ist nicht zu unterschätzen. 2009 wurden in der Bundesrepublik etwa 4,6 Milliarden Ehrenamtsstunden geleistet, was bei einem Stundenlohn von 7,50 € einer Arbeitsleistung im Wert von 35 Milliarden Euro entspricht.186 Ausgehend von derselben Stundenzahl und dem aktuellen Mindestlohn von 8,84 Euro würde dies 2017 einem Wirtschaftsvolumen von 40,6 Milliarden Euro entsprechen. In Anbetracht dieser Rechnung ist es verblüffend, dass „Zeit, die oftmals als unendliche Ressource angesehen wird“ und deswegen eher ohne „Gegenleistung“ zur Verfügung gestellt wird als Geld.187

4.1.3 Zivilgesellschaftliche Organisationen Das zivilgesellschaftliche Engagement wird größtenteils innerhalb von mehr oder weniger formal strukturierten Organisationen erbracht. Die Frage danach, ob eine Organisation der Zivilgesellschaft zugehörig ist, wird anhand einer Bereichslogik beantwortet, welche die Einordnung anhand „objektiver“ Kriterien vornimmt. Allerdings nicht ohne sich bewusst zu sein, dass auch hier ein völliger Verzicht auf normative Zuschreibungen nicht möglich ist.188 Bevor Zivilgesellschaftliche Organisationen (ZGOs) definiert werden, ist es wichtig, ein einheitliches Verständnis des Terminus „Organisation“ zu erlangen, da dieser

|| 184 Vgl.: Sachsse, Christoph: Freiwilligenarbeit und private Wohlfahrtskultur [wie Anm. 129], S. 76 f. 185 Vgl.: Badelt, Christoph/More-Hollerweger, Eva: Ehrenamtliche Arbeit im Nonprofit Sektor [wie Anm. 163], S. 503 f. 186 Vgl.: Nährlich, Stefan: Spenden und Ehrenamt, Vereine und Stiftungen. In: Diskurs Service Learning. Unterricht und Bürgerengagement verbinden. Berlin 2011. S. 55–63; hier: S. 56. 187 Vgl.: Jonas, Kai J.: Psychologische Determinanten des Spendenverhaltens. In: Prosoziales Verhalten. Spenden in interdisziplinärer Perspektive. Stuttgart 2010. S. 193–214; hier: S. 198. 188 Strachwitz, Rupert Graf: Zivilgesellschaft – immer gut? [wie Anm. 137], S. 2 f.

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nicht mit dem der „Institution“189 gleichzusetzen ist. „Als „Organisationen“ werden hier formale Zusammenschlüsse von Mitgliedschaftsgruppen im Kontext zweckorientierter Aufgabenerfüllung (mit Mitgliedschaftsregeln, Organen und Instanzen, Normierungens-, Führungs- und Verwaltungskompetenzen etc.) verstanden.“190 Die besondere Form der Zivilgesellschaftlichen Organisationen hat das Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project charakterisiert als selbstverwaltendes, auf Freiwilligkeit beruhendes, nicht gewinnorientiertes Gefüge mit einem institutionellen Aufbau, der von Staat und Markt getrennt ist.191 Mit zunehmendem Forschungsstand sind zu diesen Kriterien noch hinzugekommen: ein Mindestmaß an Kohärenz und Nachhaltigkeit.192 Grundsätzlich hat diese Definition an Gültigkeit jedoch nichts verloren, einzig die Bezeichnung dieser Organisationen als Nonprofitorganisationen (NPOs) erscheint unpassend geworden zu sein. Zum einen liegt dies daran, dass Non-profit zu oft mit Verlustgeschäft gleichgesetzt wird. Diese Assoziation steht allerdings im deutlichen Kontrast zu den Spar- und Effizienzzwängen, in welchen sich solche Organisationen sehen. Zum anderen erscheint der Terminus der NPO im Kontext der Zivilgesellschaft unpassend, da er sich lediglich von der Wirtschaft durch die Ablehnung ihrer Handlungslogik abgrenzt, nicht aber vom Staat. Aufgrund dieser asymmetrischen Abgrenzung und der Divergenz zwischen Wortsinn und Realität wird in dieser Arbeit der Begriff Zivilgesellschaftliche Organisation verwendet. Bereits aus der Bezeichnung kann abgeleitet werden, dass diese Organisationen der sozialen Handlungslogik der Zivilgesellschaft unterliegt. Die sozioökonomischen Konzepte siedeln ZGOs im „Restsektor“ zwischen Staat und Wirtschaft an, wo sie Leistungen erbringen, welche die anderen beiden Arenen nicht liefern können. Dieser bipolare Spannungsbogen wirkt mit seiner Abgrenzung und Negativdefinition weder nach innen noch nach außen identitäts- oder sinnstiftend. Die Erklärungsansätze, warum ZGOs überhaupt entstehen, sind ebenso vielfältig wie die Benennung der Arena.193 Der Klassiker sind „Substitutivmodelle“, welche

|| 189 Institutionen sind soziale Geflechte, welche die menschlichen Handlungen beschränken und lenken, um ihnen Verhaltenssicherheit zu garantieren, wie etwa die Ehe und das Bildungswesen. 190 Rehberg, Karl-Siegbert: Weltrepräsentanz und Verkörperung. Institutionelle Analyse und Symboltheorien. Eine Einführung in systematischer Absicht. In: Institutionalität und Symbolisierung. Köln/Weimar/Wien 2001. S. 3–49; hier: S. 10. 191 Vgl.: Statistisches Bundesamt/Centrum für soziale Investitionen und Innovationen: Zivilgesellschaft in Zahlen [wie Anm. 137], S. 21 ff.; oder auch: Blankart, Charles B./Gehrmann, Björn: Der Dritte Sektor in der EU [wie Anm. 130], S. 37. 192 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Transparente Zivilgesellschaft? [wie Anm. 148], S. 52 f. 193 Vgl.: Badelt, Christoph: Zwischen Marktversagen und Staatsversagen? Nonprofitorganisationen aus soziökonomischer Sicht. In: Handbuch der Nonprofit Organisation – Struktur und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 98–119; hier: S. 105 ff.

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davon ausgehen, dass solche Organisationen Staats- oder Marktversagen kompensieren.194 Gegen diese Annahme spricht die Feststellung, dass sich zahlreiche ZGOs nicht substituierend zum Staat, sondern ergänzend zu ihm entwickelt haben. In diesem Zusammenhang wird von der „Third Party Governments“ gesprochen.195 So ist nicht jede Auslagerung von staatlichen Aufgaben eine Entstaatlichung, sondern oftmals die Umgehung von öffentlichen Standards mit dem Mittel der finanziellen Abhängigkeit zum Preis der Entdemokratisierung.196 Die Tatsache, dass viele ZGOs durchaus kommerzielle Geschäftszweige zur Finanzierung ihres Anliegens unterhalten, widerspricht ebenfalls der Theorie des Staatsversagens. Weisbrod unterstreicht diesen Sachverhalt in seiner Bezeichnung der Multiproduktunternehmen.197 Diese Multiproduktunternehmen können als Folge des „Kontaktversagens“ entstehen, wonach in der Zivilgesellschaft insbesondere solche Leistungen erzeugt werden, deren Qualität schwer zu definieren ist, weil der Konsument einem nicht gewinnorientierten Unternehmen mehr Vertrauen entgegenbringt. Die Annahme, dass nicht gewinnorientierten Unternehmen mehr Vertrauen entgegengebracht wird, trifft allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen zu, denn Gewinnorientierung und Professionalisierung sind oft eng miteinander verbunden. Bisher ist es für viele Teilbereiche der Zivilgesellschaft gelungen, Erklärungsansätze zu finden, doch die Heterogenität des Bereiches vereitelt stets die Verallgemeinerung. Eine soziologische Annäherung an die Frage, warum ZGOs entstehen, akzeptiert anders als der ökonomische Ansatz, „daß die Weltgesellschaft sich selbst nicht über Ziele oder Normen oder Direktiven steuert, deren regionale Beachtung dann geprüft und eventuell korrigiert werden kann, sondern daß die Zentren der Weltgesellschaft (vor allem natürlich die internationalen Finanzmärkte) Fluktuationen erzeugen, die dann

|| 194 Vgl.: Hammack, David C.: Nonprofit Organizations in a Market Economy. Understanding New Roles, Issues, and Trends. San Francisco 1993. S. 60 ff. 195 Vgl.: Salamon, Lester M.: Partners in Public Service. Government-Nonprofit Relations in the Modern Welfare State. Baltimore 1995. S. 6 und 16. 196 Vgl.: Simsa, Ruth: NPOs und die Gesellschaft. Eine vielschichtige und komplexe Beziehung. Soziologische Perspektiven. In: Handbuch der Nonprofit Organisation – Struktur und Management. 4. überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 120–140; hier: S. 124. 197 „In this model, nonprofits are viewed as multiproduct organizations potentially producing three types of good that contribute in various direct and indirect ways tot he organization’s mission. The first type of good comprises the organization’s output mission: This involves some type of good comprises that organization’s ence research, medical care fort he poor, or preservation of endangered animal species or cultural heritage. It may also involve public „trust“ that an organization will not act opportunistically against ill-informed consumers. The other two types of good involve private goods, which are not in themselves the mission but are potential sources of revenue for financing the primary, mission-related output.“ Weisbrod, Burton A./Arrow, Kenneth J.: Modeling the nonprofit organization as a multiproduct firm. A framework for choice. In: To Profit or Not to Profit. 1998. S. 47– 64; hier: S. 48.

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regional zu dissipativen Strukturen und zu Notwendigkeiten der Selbstorganisation führen.“198 Eine sichtbare Konsequenz dieser Unsteuerbarkeit der Gesellschaft ist die Globalisierung und die sich daran verdeutlichende „Grenze der Lösungskompetenz von Politik“. Dies entlädt sich an immer aktiver werdenden Bürgern, die hohe Erwartungen an die Organisationen stellen, in denen sie sich engagieren, und gleichzeitig auf die Stärkung der demokratischen Gesellschaftsordnung à la Tocqueville hoffen.199 Das politische Interesse an der Zivilgesellschaft ist eine Reaktion auf den Mangel an politischen Lösungskonzepten in einer Zeit, in der Alternativen zur Gestaltung der gesellschaftlichen Veränderungen gesucht werden. Das Resultat dessen ist die Instrumentalisierung des Bereiches, je nach politischer Couleur. Während die Liberalen von der „Renaissance der privaten Initiativen“ und der Selbstverwaltung als Inbegriff von Freiheit sprechen, sehen sozialistische Strömungen darin ein frühsozialistisches Ideal und die Verwirklichung des genossenschaftlichen Denkens, während es die Pluralisten als Dritte Kraft zu Staat und Wirtschaft deklarieren.200 Die ZGOs fungieren oftmals als Schnittstellen gesellschaftlicher Teilbereiche wie zum Beispiel Politik, Wirtschaft, Rechtssystem, Gesundheitswesen und Steuermittelverwendung. Um als solche operieren zu können, ist eine Symbiose der Schnittmengen nötig, was zu einer internen Verselbstständigung führt und damit zur Steigerung der inneren Komplexität.201 Angesichts der divergenten Handlungslogik der Arenen stellt dies eine enorme Herausforderung für ZGOs dar, da Sinn eine schwierig zu erzeugende Einheit ist. Dies manifestiert sich insbesondere in der Gründungsphase von Organisationen, in welcher aus flüchtigem Engagement für eine Idee eine verlässliche Konstante erwachsen muss, ohne dass die Flexibilität im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen verloren geht.202 Damit definieren sich ZGOs wesentlich über moralische Werte und nicht wie Organisationen anderer Sektoren an der „neutralen“ Einheit Geld. Dieses Wertefundament kann Motivation und Engagement der Mitglieder ebenso bestärken wie Irrationalität, Kompromisslosigkeit und Isolation der Gruppe.203 Beruhend auf dieser komplexen Ausgangssituation ergeben sich für ZGOs oftmals diverse strukturelle Probleme, welche aber nicht als solche erkannt werden, sondern es kommt zu einer Verklärung von Leistung oder Fehlern der einzelnen

|| 198 Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft. 8. Aufl. Berlin 1998. S. 365. 199 Vgl.: Simsa, Ruth: NPOs und die Gesellschaft [wie Anm. 196], S. 123. 200 Vgl.: Badelt, Christoph: Zwischen Marktversagen und Staatsversagen? [wie Anm. 193], S. 102; oder auch: Badelt, Christoph/Meyer, Michael/Simsa, Ruth: Ausblick. Entwicklungsperspektiven des Nonprofit Sektors. In: Handbuch der Nonprofit Organisation – Struktur und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 620–642; hier: S. 622. 201 Vgl.: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen [wie Anm. 156], S. 147 f. 202 Vgl.: ebd., S. 147 f.; oder auch: Willke, Helmut: Systemtheorie. Stuttgart 2000. S. 36 ff. 203 Vgl.: Simsa, Ruth: NPOs und die Gesellschaft [wie Anm. 196], S. 128.

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Akteure. Diese Personalisierungstendenz ist letztlich die Folge von Egalitätsneigung, die dem Leitbild der Gleichberechtigung aller Mitglieder folgt und damit zu einer Tabuisierung von Macht sowie mangelnder Ebenendifferenzierung beiträgt. Das Fehlen von Organisationsstrukturen befördert Informalitätstendenzen sowie informelle Handlungsabläufe, was zum Nährboden von Misstrauen wird. Das Bedürfnis nach Einheit und Harmonie führt zur Unterdrückung solcher Missstände und wird selten als Ansatz für Veränderungen genutzt.204 Luhmann charakterisierte dies als einen „ständigen Kleinkrieg der Organisation gegen sich selbst.“205 Dies veranschaulicht, welchen starken organisatorischen Widersprüchen ZGOs ausgesetzt sind und wie wenig Spielraum sie haben, um den an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Obwohl ihnen eine hohe Identifikation der Mitglieder und gesellschaftliche Integrationskraft zugeschrieben wird, bleibt ein Effizienzdefizit bestehen, was nicht auf Missmanagement zurückzuführen ist.206 Effizienzdefizite können dadurch hervorgerufen werden, dass diese Arena nicht der Handlungslogik des Geldes folgt, aber nach dieser bewertet wird. Die Knappheit monetärer und personeller Ressourcen zieht semiprofessionelle Strukturen mit informellen Zuständigkeitsbereichen und unklaren oder nicht existierenden Delegationsstufen nach sich, die den Arbeitsprozess prägen. Dass die Problematik der Effizienzdefizite auch innerhalb der gAGs relevant sein könnte, legt zum einen bereits der Terminus selbst nah, welcher eine scheinbare Diskrepanz zwischen den zwei Handlungslogiken der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft paraphrasiert. Im Zentrum der Zivilgesellschaft stehen jene Organisationen, die aus sozialen Bewegungen heraus entstanden sind und sich durch Mitgliederbeiträge sowie Spenden finanzieren. Ihr Kern ist das Erfüllen eines gemeinwohlorientierten Zwecks, im Idealfall durch ehrenamtliche Unterstützung der Mitglieder, ohne dabei eine markttaugliche Dienstleistung bzw. Produkt anzubieten noch staatliche Aufgaben zu übernehmen. Basisnahe Organisationen der Zivilgesellschaft sind üblicherweise etablierte, langfristig bestehende, regionalverwurzelte Vereine sowie Stiftungen. Doch auch Initiativen, die aus aktuellen politischen Anlässen wie beispielsweise der massiven Flüchtlingskrise entstehen, gehören zu den basisnahen Organisationen der Zivilgesellschaft. Das wesentliche Merkmal dieser basisnahen Organisationen ist ihre Einbettung in ein Umfeld, welches unabhängig von politischen oder ökonomischen Dynamiken ist und damit vergleichsweise streng der Handlungslogik der Zivilgesellschaft folgt.207 Durch den zunehmenden Ökonomisierungsdruck innerhalb der

|| 204 Vgl.: ebd., S. 126 f.; oder auch: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen [wie Anm. 156], S. 150 f. 205 Luhmann, Niklas: Organisation und Entscheidung. Oplanden 2000. S. 336. 206 Vgl.: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen [wie Anm. 156], S. 141. 207 Vgl.: ebd., S. 149.

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Zivilgesellschaft reduziert sich die Basis an ZGOs zu Gunsten der osmotischen Grenzen gegenüber Staat und Wirtschaft. Dies trifft besonders auf die Tätigkeitsbereiche soziale Dienste, Bildung und Erziehung sowie das Gesundheitswesen zu, wie eine empirische Studie des WZBs belegt.208 Die im Grenzgebiet zum Staat agierenden ZGOs übernehmen oftmals sozialstaatliche Aufgaben in der rechtlichen Organisationsform der gemeinnützigen GmbH. Als staatsnahe ZGOs gelten folglich jene Organisationen, die kontinuierlich mit staatlicher und kommunaler Verwaltung interagieren, vornehmlich durch Leistungsverträge etwa bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen oder durch öffentliche Zuschüsse in Form von Projektfinanzierung oder institutioneller Förderung. 69 Prozent der von Priller befragten gGmbHs gaben an, sich in Kooperation mit staatlichen oder kommunalen Organisationen zu befinden, wobei darunter auch Informationsaustausch, Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und ähnliches gezählt wurde. Insgesamt bejahten über 61 Prozent der befragten ZGOs, sich an einer solchen Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen zu beteiligen. Dies zeigt, wie schwierig es für ZGOs ist, mit den aktuellen kulturpolitischen Herausforderungen ohne staatliche Unterstützung auszukommen. Durch diese Form der Zusammenarbeit gibt es zwar Synergieeffekte, doch ebenso das Risiko, dass staatliche Aufgaben zusehends in eine Arena abgeschoben werden, wo vor allem staatsübliche Entgeltrichtlinien oder Tarifverträge für den öffentlichen Dienst umgangen werden können durch eine teilweise oder auch vollständige Privatisierung. Den staatsnahen ZGOs gegenüber liegen jene Organisationen, die an der Arena der Wirtschaft angrenzen. Diese wirtschaftsnahen Organisationen der Zivilgesellschaft verfügen nicht nur über einen anderen Finanzierungsmix, sondern bedienen sich auch zunehmend den Managementtools und -instrumenten des Marktes, was zu einem ausgeprägteren Professionalisierungsgrad führt. Im Gegensatz zu staatsnahen und basisnahen ZGOs zeichnen sich die wirtschaftsnahen ZGOs durch eine unabhängigere Finanzierung aus, die ihren Schwerpunkt nicht auf Mitgliedsbeiträge, Spenden oder ähnliche Mitteleinwerbung legt, sondern stattdessen Leistungsentgelte und selbsterwirtschaftete Mittel fokussiert. Befragt nach ihren Kooperationen gaben ein Viertel der ZGOs an, Kooperationen mit der Wirtschaft zu unterhalten. Der überwiegende Teil davon ist in den Rechtsformen der gGmbH und Genossenschaft organisiert, also Organisationsformen, die aus dem Erfahrungsbereich der Wirtschaft stammen und damit auch größere Akzeptanz in ihr finden. Die klassischen Tätigkeitsbereiche liegen in den gemeinschaftlichen Versorgungsaufgaben wie etwa Wohnungsbau oder Energie- und Wasserversorgung.209

|| 208 Priller, Eckhard/Alscher, Mareike/Droß, Patrick J./u.a.: Dritter-Sektor-Organisationen heute. Eigene Ansprüche und ökonomische Herausforderungen. Ergebnisse einer Organisationsbefragung. Berlin 2012. Internet: www.wzb.eu/org2011. Zuletzt geprüft am: 19.9.2018 209 Vgl.: ebd., S. 16.

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Die ZGOs lassen sich anhand ihrer angrenzenden Arenen folglich in staatsnahe, wirtschaftsnahe und basisnahe ZGOs differenzieren. Alle drei Untertypen folgen dabei unterschiedlich stark der Handlungslogik der Zivilgesellschaft und je nach Grenznähe werden sie mehr oder minder von der Systemsteuerung der unmittelbar benachbarten Arena beeinflusst.210 Das Engagement von Bürgern innerhalb dieser Organisationen wird als zivilgesellschaftliches Engagement verstanden. Der Umkehrschluss ist wiederum nicht zulässig, da zivilgesellschaftliches Engagement, wie bereits ausgeführt, weiter gefasst ist als Engagement innerhalb einer ZGO.211 Als Zivilgesellschaft wird die Gesamtheit von Assoziationen und natürlichen Personen jenseits der Arenen Wirtschaft und Staat verstanden, die freiwillig miteinander kooperieren, um selbstbestimmend sowie autonom ein gemeinsames Ziel zu realisieren. Die Infrastruktur dafür wird von spezifischen Organisationen getragen, die als Zivilgesellschaftliche Organisationen bezeichnet werden und gleichzeitig als Träger sozialer Investitionen wiederum die Infrastruktur für die Zivilgesellschaft bereitstellen.212 Überträgt man diese Überlegungen in das Arena-Modell des Maecenata Institutes, kann die Arena der Zivilgesellschaft präziser abgebildet werden, was insbesondere für die Untersuchung von Relevanz ist, da es hier um rechtlich definierte Körperschaften geht, die mitunter in starker Interaktion zur angrenzenden Arena stehen. Die Zivilgesellschaft differenziert sich dann je nach Funktionsweise an den Rändern aus in Form von staatsnahen ZGOs und wirtschaftsnahen ZGOs, während basisnahe ZGOs den Kern der Zivilgesellschaft bilden. Den Steuerungsrahmen dieses Bereiches bilden Demokratie und Tradition. Innerhalb dieses Raumes dominiert die Handlungslogik von Solidarität und Sinn als reziprokes Medium. Als Konsequenz dessen ist das Ziel von ZGOs nicht die Profitoptimierung oder der Hierarchieaufbau, sondern die Aktivierung von auf Solidarität basierendem, freiwilligem Engagement in all seinen Facetten zur Weiterentwicklung und Verbesserung des Allgemeinwohls.

|| 210 Vgl.: Zauner, Alfred: Über Solidarität zu Wissen [wie Anm. 156], S. 161. 211 Vgl.: Priller, Eckhard/Zimmer, Annette: Der Dritte Sektor in Deutschland. Seine Perspektiven im neuen Millennium. Münster 2001. S. 17; hier: S. 3. 212 Vgl.: Strachwitz, Rupert: Bürger, Zivilgesellschaft, Staat. Der gesellschaftliche Diskurs im Licht des Grundgesetz. In: Philanthropie und Zivilgesellschaft. Ringvorlesung des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Frankfurt am Main 2006. S. 291–305; hier: S. 297 ff.

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Abb. 4: Das Arenen-Modell des Maecenata Institutes erweitert um die systematische Einbettung von ZGOs213

4.2 Bindeglied: Steuerliche Gemeinnützigkeit Die vorangegangenen Ausführungen beschreiben ein „Refugium sozialer Logik“ mitten in einer individualisierten, ökonomisierten und optimierten Gesellschaft.214 Das Spektrum dieses Refugiums dokumentiert der Gesetzgeber, aus seiner fiskalischen und hoheitlichen Perspektive heraus, in seiner 25 Positionen umfassenden Liste für steuerbegünstigte gemeinnützige Betätigungsfelder, welche von Altenpflege bis Zivilschutz reicht.215 Dies präzisiert die Multifunktionalität der Arena, die gleichzeitig mit einer steuerlichen Privilegierung einhergeht. Selbst für kleinere Organisationseinheiten sind die Eintrittshürden innerhalb der Zivilgesellschaft gering; deshalb ist es ihnen möglich, schnell und flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen oder Bedürfnisse zu reagieren frei von staatlichen Einflüssen. Diese niedrigen Eintrittshürden für zivilgesellschaftliches Engagement sind ein weiteres Charakteristikum vieler ZGOs. Trotz

|| 213 Strachwitz, Rupert Graf: Transparente Zivilgesellschaft? [wie Anm. 148], S. 43. 214 Vgl.: Zimmer u.a.: Gemeinnützige Organisationen im gesellschaftlichen Wandel, S. 16. 215 Der seit dem 01.01.2007 geltende Katalog listet alle gemeinnützigen Zwecke in § 52 Abs.2 der AO abschließend auf. Die mildtätigen und kirchlichen Zwecke werden in den folgenden §§ 53 und 54 AO aufgeführt.

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der freien und zahlreichen Entfaltungsmöglichkeiten innerhalb der Zivilgesellschaft ist gleichzeitig darauf zu achten, dass die arenenimmanente Handlungslogik der Zivilgesellschaft eingehalten wird.216 Zimmer und Priller sprechen in diesem Kontext von einer Transformationstendenz.217 Das breite Spektrum der Zivilgesellschaft führt auch zu ihrer ausgeprägten Heterogenität sowohl bezüglich der Organisationsformen, Arbeitsweisen und Selbstverständnisse. Sport- und Kultureinrichtungen zum Beispiel sind im täglichen Leben vieler Bürger sehr präsent. Sie dienen nicht nur zum Gestalten der Freizeit, sondern auch als Ort des Engagements sowohl in Form von finanzieller Unterstützung als auch durch unentgeltliche ehrenamtliche Mitarbeit. Diesem Teilbereich der Zivilgesellschaft stehen u.a. die Gesundheits- und Sozialinstitutionen gegenüber, welche stark professionalisiert sind, die eine hohe Anzahl von hauptamtlichen Mitarbeitern aufweisen und durch Körperschaften des öffentlichen Rechts (zum Beispiel Rentenversicherungsträger oder gesetzliche Krankenkassen) teilweise oder überwiegend mitfinanziert werden. Einen Aspekt, der viele der heterogenen Organisationen innerhalb der Zivilgesellschaft vereint, ist das staatliche Zugeständnis von Steuerbegünstigungen. Damit will dieser der Positionierung jenseits vom Markt und Profitorientierung sowie der Wahrung von staatlicher Autonomie trotz der Erfüllung von teils staatlichen Aufgaben Rechnung tragen.218 Die allgemeinen Bestimmungen zur umgangssprachlich, aber rechtlich ungenau als „Gemeinnützigkeit“ titulierten Steuerbegünstigungen sind in den §§ 51–68 AO normiert und in dem entsprechenden Anwendungserlass konkretisiert.219 Die Gemeinnützigkeit ist kein eigenes Rechtsgebiet, sondern summiert sich aus der Abgabenordnung, dem Einkommsteuerrecht, dem Gewerbesteuerrecht, dem Körperschaftssteuerrecht sowie dem Umsatzsteuerrecht. Der Begriff der „Gemeinnützigkeit“ ist insofern unzutreffend, als er eine Verallgemeinerung von mehreren Tatbeständen der Steuerbegünstigung ist. So sind neben den gemeinnützigen Zwecken auch kirchliche und mildtätige Zwecke laut § 51 AO darunter gefasst. Die Unterscheidung der

|| 216 Diese ist von der Maxime der Selbstlosigkeit im Sinne von § 55 Abs.1 Ziffer 1 AO bestimmt. Danach ist eine Förderung oder Unterstützung dann selbstlos, wenn dadurch nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Erlöse eigenwirtschaftlicher Zwecke zur Erfüllung gemeinnütziger Satzungszwecke dienen. Die AO gibt somit eine quantitative und eine qualitative Beschränkung für wirtschaftliche Betätigungen von gemeinnützigen Organisationen vor. 217 Vgl.: Zimmer, Annette/Priller, Eckhard/Schwalb, Lilian/u.a.: Gemeinnützige Organisationen im gesellschaftlichen Wandel [wie Anm. 136], S. 212 ff. 218 Vgl.: Kallmeyer, Harald u.a: GmbH-Handbuch. 19. Abschnitt. Die Non-Profit-GmbH. Köln 2011. S. RZ 6352. 219 Vgl.: Nowotny, Christian/Fida, Stefan: Rechtliche Gestaltungsformen für NPOs. In: Handbuch der Nonprofit Organisation – Struktur und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 202–230; hier: S. 204.

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drei Zwecke war insbesondere bis zum 31.12.2006 von Interesse, da ihnen unterschiedliche Höchstbeträge für die jährlich steuerlich absetzbare Spendenhöhe zugrunde lagen, welche mit der Einführung des „Gesetzes zur weiteren Förderung des Bürgerlichen Engagements“ auf 20 Prozent der Gesamteinkünfte von natürlichen Personen vereinheitlicht wurden. Gekennzeichnet werden diese steuerbegünstigten Körperschaften durch den Rechtsformenzusatz „g“ vor der Organisationsform. Intention dieses Rechtsformzusatzes ist die Kategorisierung in ideelle und kommerzielle Unternehmen. Dass diese Kategorisierung heute unzureichend ist, zeigen Bezeichnungen wie „social enterpreneur“, eine Melange, welche die beiden Wertvorstellungen und unterschiedlichen Handlungslogiken miteinander verbinden will. Anrecht auf den steuerbegünstigten Status haben Körperschaften laut § 52 Abs. 1 Abgabenordnung (AO), „wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern“ und dabei nicht gegen Rechtsnormen und gute Sitten verstößt. Das Kriterium zur Förderung der Allgemeinheit ist allerdings nur dann erfüllt, wenn der Mitgliederkreis einer Organisation nicht durch unangebracht hohe Aufnahme- oder Mitgliederbeiträge auf Exklusivität ausgelegt ist. Darüber hinaus können nur Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen im Sinne des Körperschaftssteuergesetzes (§ 1 KStG) die Steuerbegünstigung bei ihrem örtlichen Finanzamt beantragen. Dies impliziert folgende Rechtsformen: AG, GmbH, Genossenschaften, eingetragene sowie nicht eingetragene Vereine, Stiftungen und Eigenbetriebe von Körperschaften des öffentlichen Rechts. Praxisrelevant sind überwiegend steuerbegünstigte GmbHs, Stiftungen und Vereine. Die gemeinnützige Aktiengesellschaft ist dagegen, wie später empirisch belegt wird, sehr selten. Das Verständnis von Gemeinnützigkeit ist in dessen Interpretation an führende soziale, politische und ökonomische Tendenzen gebunden, was eine jeweils gültige Auflistung aller als förderwürdig angesehenen Satzungszwecke notwendig macht. § 52 Abs. Abgabenordnung: (2) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 sind als Förderung der Allgemeinheit anzuerkennen: 1. die Förderung von Wissenschaft und Forschung; 2. die Förderung der Religion; 3. die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, insbesondere die Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten, auch durch Krankenhäuser im Sinne des § 67, und von Tierseuchen; 4. die Förderung der Jugend- und Altenhilfe; 5. die Förderung von Kunst und Kultur; 6. die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege; 7. die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe; 8. die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder, des Umweltschutzes, des Küstenschutzes und des Hochwasserschutzes;

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9. die Förderung des Wohlfahrtswesens, insbesondere der Zwecke der amtlich anerkannten Verbände der freien Wohlfahrtspflege (§ 23 der Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung), ihrer Unterverbände und ihrer angeschlossenen Einrichtungen und Anstalten; 10. die Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte, für Flüchtlinge, Vertriebene, Aussiedler, Spätaussiedler, Kriegsopfer, Kriegshinterbliebene, Kriegsbeschädigte und Kriegsgefangene, Zivilbeschädigte und Behinderte sowie Hilfe für Opfer von Straftaten; Förderung des Andenkens an Verfolgte, Kriegs- und Katastrophenopfer; Förderung des Suchdienstes für Vermisste; 11. die Förderung der Rettung aus Lebensgefahr; 12. die Förderung des Feuer-, Arbeits-, Katastrophen- und Zivilschutzes sowie der Unfallverhütung; 13. die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens; 14. die Förderung des Tierschutzes; 15. die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit; 16. die Förderung von Verbraucherberatung und Verbraucherschutz; 17. die Förderung der Fürsorge für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene; 18. die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern; 19. die Förderung des Schutzes von Ehe und Familie; 20. die Förderung der Kriminalprävention; 21. die Förderung des Sports (Schach gilt als Sport); 22. die Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde; 23. die Förderung der Tierzucht, der Pflanzenzucht, der Kleingärtnerei, des traditionellen Brauchtums einschließlich des Karnevals, der Fastnacht und des Faschings, der Soldatenund Reservistenbetreuung, des Amateurfunkens, des Modellflugs und des Hundesports; 24. die allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens im Geltungsbereich dieses Gesetzes; hierzu gehören nicht Bestrebungen, die nur bestimmte Einzelinteressen staatsbürgerlicher Art verfolgen oder die auf den kommunalpolitischen Bereich beschränkt sind; 25. die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke.

Das Gesetz bietet unter Hinweis auf die dem Katalog der Nr. 1–25 folgende Regelung am Ende von Absatz 2 die Möglichkeit, über den Katalog hinaus Aktivitäten im Bereich der Förderung der Allgemeinheit auf materiellem, geistigem und sittlichem Gebiet durch die zuständigen Finanzbehörden für gemeinnützig erklären zu lassen. Neben diesen Grundvoraussetzungen müssen weitere Bestimmungen kumulativ vorliegen. Allen voran die Selbstlosigkeit im Sinne des § 55 AO. Dies bedeutet, der Fokus einer Organisation darf nicht in eigenwirtschaftlichen Zwecken liegen, sondern nur in der Mittelverwendung für einen der unter § 52 AO aufgeführten steuerbegünstigten Zwecke. Für die Praxis leitet sich daraus ab, dass weder Spendeneinnahmen noch Mitgliedsbeiträge zur Kompensation von etwaigen Verlusten aus wirtschaftlichen Aktivitätsfeldern verwendet werden dürfen.220 Da wirtschaftliche Geschäftsbetriebe von gemeinnützigen Organisationen regelmäßig in Konkurrenz zu gewerblichen Unternehmen stehen, soll ausgeschlossen werden, dass hier ein || 220 Vgl.: § 64 AO.

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Wettbewerbsvorteil auftritt, indem Spenden zur steuersubventionierten Finanzierung von wirtschaftlichen Aktivitäten verwendet werden. Für Kapitalgesellschaften im Allgemeinen und Aktiengesellschaften im Besonderen leitet sich daraus das ebenfalls gesetzlich normierte Gewinnausschüttungsverbot ab. Demnach stehen gemeinnützigen Aktionären keine Zuwendungen von Seiten der gAG zu. Dies exkludiert auch die im gewerblichen Bereich üblichen Dividenden. Vielmehr werden die Gewinne einer gemeinnützigen Kapitalgesellschaft ausschließlich für die gemeinnützigen Zwecke verwendet. Neben der Selbstlosigkeit muss ebenso der Grundsatz der Ausschließlichkeit laut § 56 AO zwingend erfüllt sein. Gemeint ist damit die Absolutheit in der Wahrnehmung des steuerbegünstigten Satzungszwecks, ohne dass dies eine völlige Exklusion von wirtschaftlichen Geschäfts- und Zweckbetrieben bedeutet. Vielmehr haben diese eine dienende Funktion. Darüber hinaus gilt das Prinzip der Unmittelbarkeit, welches in § 57 AO normiert ist. Der Gesetzgeber verlangt darin, dass der Satzungszweck direkt von der steuerbegünstigten Organisation realisiert wird und nicht durch Mittlerorganisationen. Wenn hingegen die Organisation lediglich Geld einsammeln möchte für andere gemeinnützige Organisationen, somit als Mittelbeschaffungskörperschaft wie zum Beispiel ein Förderverein auftritt, so muss dies zwingend in der Satzung entsprechend geregelt werden, da dies eine Abweichung vom gesetzlichen Regelfall darstellt. Die Prämissen der Selbstlosigkeit, Ausschließlichkeit und Unmittelbarkeit dienen einerseits der Unterstützung von Körperschaften, die dem Allgemeinwohl dienen, und andererseits zum Schutz von gewerblichen Unternehmen, indem eine Wettbewerbsverzerrung vermieden werden soll. Um insbesondere Letzteres durch lokale Finanzbehörden überprüfen zu können, ist im Buchwerk von gemeinnützigen Organisationen eine Unterteilung wie folgt zu bewerkstelligen: ideeller Bereich (hier werden Spenden verbucht und Mitgliedsbeiträge), Vermögensverwaltung soweit vorhanden, Zweckbetriebe und wirtschaftliche Geschäftsbetriebe. Der ideelle Bereich stellt dabei buchhalterisch den per Satzung definierten gemeinnützigen Kernbereich der Organisation dar und ist damit auch steuerfrei. Die Vermögensverwaltung im Sinne von § 14 AO ist befreit von der Körperschafts- und Gewerbesteuer, unterliegt aber einem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 %. Derselbe Paragraph definiert den kommerziellen Teilbereich wie folgt: „Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist eine selbstständige nachhaltige Tätigkeit, durch die Einnahmen erzielt werden und die über den Rahmen einer Vermögensverwaltung hinaus gehen.“ Für alle hier erzielten Einkünfte fallen die üblichen Steuersätze für Umsatz-, Körperschafts- und Gewerbesteuer an. Gilt dieser Unternehmensteil jedoch als Zweckbetrieb, wie es § 65 AO definiert, ist er abgesehen vom ermäßigten Umsatzsteuersatz (7 %) von der Ertragssteuerpflicht entbunden.

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Steuerbegünstigte Körperschaft Vermögensverwaltung

Wirtschaftlicher Geschäftszweig

Ideller Kernbereich

Wirtschaftlicher Geschäftszweig keine KSt keine GewSt 7 % USt

keine KSt keine GewSt keine USt

KSt-pflichtig GewSt-pflichtig 19 % USt

Zweckbetrieb

keine KSt keine GewSt 7 % USt

Abb. 5: Zweckbetrieb in steuerbegünstigten Organisationen

„Die Regelung über den Zweckbetrieb stellen eine besondere Form der Steuerbegünstigung dar, weil sie dem betroffenen Körper eine wirtschaftliche Betätigung im steuerlich begünstigenden Raum ermöglicht.“221

Diesem Umstand folgend sind viele Institutionen im hohen Maße von externen Finanzquellen abhängig. Obwohl es zahlreiche rechtliche Bestimmungen für das Erlangen des steuerbegünstigten Status gibt, ist die Obergrenze für Verwaltungskosten auffällig vage. Hintergrund dafür ist § 55 Abgabenordnung (AO). Danach dürfen Mittel von gemeinnützigen Organisationen nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet werden, und dazu sollen Verwaltungskosten eben nicht gehören. So bestimmt Abschnitt 46 AEAO zu § 55 AO, Nr. 18, dass die Verwaltungskosten nicht über die Hälfte der Einnahmen verbrauchen dürfen. In Einzelfällen kann auch ein darunterliegendes Verhältnis als unangemessen bewertet werden. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat in seinem Label „Spendensiegel“ eine maximale Obergrenze für Verwaltungskosten von 30 % der jährlichen Gesamtausgaben festgeschrieben.222 Dies ist insofern bemerkenswert, als dass daran die Diskrepanz deutlich wird zwischen rechtlichen Vorschriften zum Schutz des Marktes auf der einen Seite, aber Vernachlässigung von Spenderinteressen auf der anderen. Für die steuerbegünstigten Körperschaften ist das Erlangen und Erhalten dieses Status mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand verbunden sowie mit der Gefahr, bei dem Verstoß gegen die gesetzlichen Grundlagen und dem damit folgenden Entzug der Gemeinnützigkeit Steuerforderungen der letzten zehn Jahre zu begleichen. Der Vorteil für spendengenerierende ZGOs liegt vor allem in der Möglichkeit, potenziellen

|| 221 Gersch, Eva-Maria: zu § 55 AO, Randnummer 13. In: Abgabenordnung (AO). Kommentar / Einschließlich Steuerstrafrecht. 10. Aufl. München 2006. 222 Vgl.: DZI Spenden-Siegel: Leitlinien für die Vergabe des DZI Spenden-Siegel. Berlin 2010. S. 17.

72 | Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft

Spendern einen finanziellen Ausgleich für ihre Gabe bieten zu können. Der Gesetzgeber berücksichtigt hier nicht nur finanzielle Aufwendungen in Form von Spendenquittungen, sondern auch Steuerfreiheit bei nebenberuflichen Tätigkeiten in einer begünstigten Körperschaft (§ 3 Nr. 26 EStG) oder auch Freibeträge bis zu 720 Euro pro Jahr (§ 3 Nr. 26a EStG) für ehrenamtlich Engagierte. Erfüllt eine ZGO all diese Bedingungen, wird sie von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt und fortan berechtigt, für Spendeneinnahmen Spendenbescheinigungen auszustellen, welche die Spender bei ihrer Steuererklärung geltend machen können. Damit steckt aus staatlicher Sicht in jedem „Spendeneuro auch ein Stück Steuerverzicht“223 und für jeden Bürger die Möglichkeit, über die Verwendung eines Teils seiner Steuerbelastung frei zu verfügen. Der Abzug der Spendenhöhe vom steuerpflichtigen Einkommen ist allerdings eine deutsche Besonderheit. Innerhalb der EU erfolgt die Absetzbarkeit von Spenden nach ganz unterschiedlichen Modellen. In Frankreich wird der Betrag von der Steuerschuld abgezogen, in Italien können per Zweckbindung die eigenen Steuern anteilig bestimmten Organisationen zukommen, in Finnland gibt es keine Abzugsmöglichkeiten und in Griechenland werden Spenden besteuert.224 Dies zeigt, wie mannigfaltig der Umgang mit der bürgerlichen Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement von staatlicher Seite reglementiert wird. Die Steuerbegünstigung ist ein Charakteristikum, welches in Deutschland ausschließlich Organisationen der Zivilgesellschaft aufweisen können. Doch nicht jede Organisation innerhalb der Zivilgesellschaft muss steuerbegünstigt sein. Beispielsweise sind Golfclubs wegen ihrer oftmals immensen Einstiegsgebühren davon ausgeschlossen, gleichwohl sie sich in ihrer sozialen Funktionsweise nicht wesentlich von Fussballclubs unterscheiden. Außerdem können ZGOs die Gemeinnützigkeit verlieren, dennoch ihren sozialen Zweck beibehalten. Der Staat agiert hier in der Tradition des überwölbenden Staates à la Hegel, in dem das Steuerrecht von Aufsicht, Kontrollzwang und Misstrauen geprägt ist, anstatt einem zivilgesellschaftlichen Leitbild zu folgen.225

4.3 Die Aktiengesellschaft Aufbauend auf den Ausführungen zu den Grundlagen und wesentlichen Funktionsweisen der Zivilgesellschaft, wird nun detailliert auf die Handlungslogik und Funktionsweise der Aktiengesellschaft als Rechtsform in diesem zivilgesellschaftlichen Teilbereich eingegangen. Diese Perspektive ist aus mehreren Gründen zwingend: Zum Ersten weil die gAGs mit ihrem steuerlichen Privileg einem Gewinnausschüttungsverbot unterliegen und || 223 Interview mit Rupert Graf Strachwitz in: Kortz, Vroni: Reformansätze im Bereich der gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland. Eine steuerrechtliche Analyse. In: Opusculum /Nr. 22, Berlin 2007, S. 89. 224 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Spenden und bürgerschaftliches Engagement [wie Anm. 159], S. 10. 225 Vgl.: Strachwitz, Rupert Graf: Achtung vor dem Bürger [wie Anm. 141], S. 70.

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sich in dieser Hinsicht grundlegend von dem wirtschaftlichen Ziel gewerblicher Aktiengesellschaften unterscheiden. Diese sind ausschließlich den wirtschaftlichen Interessen ihrer Aktionäre verpflichtet, welche in der Ausschüttung von Dividenden kulminiert. Zum Zweiten weil die Aktionäre einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft der Handlungslogik der Zivilgesellschaft als dessen Akteure folgen. Die Betrachtung der gemeinnützigen Aktiengesellschaft im Kontext der Zivilgesellschaft erfolgt in mehreren Teilabschnitten. Einleitend wird in einem knappen Exkurs die Entwicklungsgeschichte der Aktiengesellschaft und ihrer Vorläufer skizziert, um das allgemeine Verständnis für diese Rechtsform zu fördern. Darauf aufbauend wird das Spannungsverhältnis zwischen der Aktiengesellschaft und der Gemeinnützigkeit beleuchtet. Im Anschluss wird zum einen auf die Gemeinnützigkeit in der auf Gewinnerzielung orientierten Aktiengesellschaft sowie zum anderen auf die gemeinnützige Aktiengesellschaft detaillierter eingegangen. Die gAG wird anhand ihrer inneren Funktionsweise, Organe und Aktienausgabe dargestellt.

4.3.1 Aktien ohne Aktiengesellschaft – ein historischer Abriss Eine historische Betrachtung der Aktiengesellschaft muss lange ohne ihre Benennung auskommen; denn ihre Vorläufer sind zeitlich punktuell und geografisch weitläufig, was eine lückenlose Ableitung vereitelt. Darüber hinaus kommt hinzu, dass die heutige Ausprägung der Aktiengesellschaft ein andauernder Prozess war, was dazu führt, dass alle vorherigen Formen aus der gegenwärtigen Perspektive heraus unvollständig sind und nur Entwicklungsetappen darstellen können. Dies gilt insbesondere für die Zeit vor dem Code de Commerce von 1807. „Je weiter sie (die AG) von ihm zurückweichen, desto mehr schwindet die Uebereinstimmung. Ein Glied nach dem anderen verliert sich in den Jahrhunderten bis zu den montes und maonae, das feste Grundkapital, die Zerlegung in eine bestimmte Anzahl gleicher Theile, die Inhaberaktien, die beschränkte Haftung nach Innen, die beschränkte Haftung nach Aussen, die korporative Gestaltung, die feste Gebundenheit, der Wechsel der Mitgliedschaft, ja schliesslich die Dividende – alles wird unsicher und schwankend, bald tritt dieser, bald jener Punkt in den Vordergrund.“226 In der Literatur sind dennoch immer wieder Bezüge in das antike Rom zu finden, wo es drei Organisationsformen zur Realisierung von kollektiven Unternehmungen gab; die „societas“, die „societas publicanorum“ und das „peculium“. „Der Typus der Kapitalassociation prägt sich in der römischen societas publicanorum unter den

|| 226 Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts bis zum Code de Commerce. Berlin 1895. S. 1 f.

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antiken Gesellschaftsformen am schärfsten aus“227 und doch weist sie eklatante Strukturdifferenzen auf, wie Fleckner sehr quellennah belegte. So waren antike Zusammenschlüsse Zweckgesellschaften von privaten Kapitalgebern, mehrheitlich zeitlich beschränkt und dienten einer definierten Intention wie beispielsweise einer allein nicht zu finanzierenden Handelsreise, nach deren Beendigung die Gesellschaft gelöscht wurde. Bezüglich der Struktur dieser Organisationsform existiert weder die Trennung zwischen Management und Investor noch eine beschränkte Haftung der Anteilseigner oder eine Kapitalsicherung innerhalb der Gesellschaft, ebenso wenig waren die Anteile mehrheitlich frei übertragbar. – Damit existierten die wesentlichen Charakteristika der modernen AG in den antiken Handelsgesellschaften nicht.228 „Ähnlich sind sich die moderne Aktiengesellschaft und die „societas publicanorum“ damit lediglich hinsichtlich ihres Zweckes: der Finanzierung kapitalintensiver Vorhaben, als die Verwirklichung der Idee (…). Aber die Gemeinsamkeit des Zwecks allein macht die „societas publicanorum“ nicht hinsichtlich ihrer Struktur und Funktion zur Aktiengesellschaft oder mit letzterer strukturell und funktional vergleichbar.“229 Auch wenn das antike Rom nicht als Wiege der modernen Aktiengesellschaft gesehen werden kann, so vermuten einige Autoren einen bedeutenden Anverwandten der AG dennoch in Italien, genauer in der Republik Genua – die Casa di San Giorgio.230 Zum Verständnis dieser oft als „erste Aktiengesellschaft“ bezeichneten Bank ist ein kurzer Exkurs in das Genueser Finanzwesen notwendig. Ein Charakteristikum des Stadtstaates war dessen chronischer Mangel an Geld, was ein Blick auf die Staatsbilanzen belegt. Ein wesentlicher Teil des Staatshaushaltes wurde für militärische Zwecke wie z.B. den Krieg gegen Frankreich und das Osmanische Reich oder zur Niederschlagung des Volksaufstandes auf Korsika benötigt.231 Das Ganze ging so weit, dass der Staat sämtliche Einnahmequellen an Gläubiger verpfändete und seine Fixkosten durch deren Darlehen finanzierte. Ergo stand die staatliche Finanzverwaltung einer Vielzahl von Kapitalgebern gegenüber, die mehr oder minder organisiert waren und verschiedene Besteuerungsrechte sowie das sehr lukrative Monopol des Salzhandels innehatten. Da diese freiwilligen Kredite nicht ausreichten, um die Staatsfinanzen zu

|| 227 Lehmann, Karl: Das Recht der Aktiengesellschaften. Berlin 1898. S. 13. 228 Vgl.: Fleckner, Andreas M.: Antike Kapitalvereinigungen. Ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft. Wien u.a. 2010. S. 628; oder auch: Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 13 ff. 229 Fleckner, Andreas M.: Antike Kapitalvereinigungen [wie Anm. 228], S. 636. 230 Vgl.: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 5; oder auch: Goldschmidt, Levin: Handbuch des Handelsrechts. Stuttgart 1891. S. 290 ff.; oder auch: Heinrich Fick: Über Begriff und Geschichte der Aktiengesellschaften. In: Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht 5. Jahrgang (1962). S. 1–63; hier: S. 22 ff. 231 Vgl.: Kirk, Thomas Allison: Genoa and the Sea. Policy and Power in an Early Modern Maritime Republic. 1559–1684. Baltimore 2005. S. 46.

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sanieren, setzte Genua wie einige andere italienische Städte auf Zwangsanleihen, was die Armada der Gläubiger weiter wachsen ließ. Vor diesem Hintergrund kam es 1407 zur Gründung der Casa di San Giorgio. In dieser Institution fusionierten alle bisherigen Kreditgebervertretungen unter staatlicher Aufsicht. Die so entstandene Bank, welche eigentlich ein Zusammenschluss von Staatsgläubigern war, gewährte einen einheitlichen Zinssatz von sieben Prozent und bürgte für die Zwangskredite.232 Ziel war es, so dem Staat mehr Zugang zu Fremdkapital zu ermöglichen. „Schon früh theilte man den projektirten Fonds in eine Anzahl von Betrage nach gleicher Antheile, „Partialobligationen“, und führte über die Inhaber der einzelnen Antheile ein Staatsschuldbuch (Cartulario), nach dem Eintrag in das Buch wurden die Antheile loca „luohi“ genannt. Die von den Gläubigern nicht kündbaren Antheile gewähreten dem Inhaber (luogararius) in Höhe des Nominalbetrages eine Forderung gegen den Staat auf Kapital und hohe Zinsen.“233 Das verfügbare Grundkapital summierte sich aus 476.706 Anteilen à 100 Lire, die frei übertragbar waren, obwohl sie auf den Namen lauteten, welcher im Register erfasst wurde. Der Vermerk im Staatsschuldbuch wurde zwar quittiert, diese Bescheinigungen konnten jedoch nicht als juristisch relevante Aktienurkunde verstanden werden.234 „In exchange for the loan to the state the creditor bought the right to collect the duty or a proportion of the duty assigned to the extinction of that particular debt.“235 Dieser Praxis folgend gehörten diverse staatliche Ländereien sowie Kolonien vorübergehend der Casa di San Giorgio. Dies zeigt, wie diffus die Grenzen zwischen staatlicher und wirtschaftlicher Sphäre waren. Das Ausmaß der Privatisierung kommentiert Niccolo Machiavelli wie folgt: „E s’egli avvenisse, che col tempo in ogni modo avverrà, che San Giorgio tutta quella città occupasse, sarebbe quella una Repubblica più che la Vineziana memorabile.“236 Bereits die Gründungsbedingungen lassen erkennen, dass es sich hierbei nicht um wirtschaftliches Agieren der Bürger handelt, wie es einer Aktiengesellschaft entspräche, sondern um einen Bestandteil staatlicher Finanz- bzw. Schuldenverwaltung.237

|| 232 Vgl.: Sieveking, Heinrich: Genueser Finanzwesen mit besonderer Berücksichtigung der Casa di S. Giorgio. 3. Bd. Freiburg 1898. S. 12 ff.; oder auch: Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 42. 233 Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 42 f. 234 Vgl.: ebd., S. 43 ff. 235 Kirk, Thomas Allison: Genoa and the Sea [wie Anm. 235], S. 47. 236 Machiavelli, Niccolò: Istorie fiorentine. Florence 1857. S. 420, zitiert nach: Kirk, Thomas Allison: Genoa and the Sea [wie Anm. 231], S. 216. Sinngemäß übersetzt: „Wenn es sich ereignet, was mit der Zeit zwangsläufig der Fall sein wird, dass Saint Georg die gesamte Stadt (gemeint ist Genua) besetzt, wäre dies eine erinnerungswürdigere Republik als Venedig.“ 237 Vgl.: Sieveking, Heinrich: Die Casa di S. Giorgio [wie Anm. 232], S. VI.

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Weitere Unterscheidungsmerkmale zur modernen Aktiengesellschaft werden bei der Betrachtung der Innenstruktur der Casa di San Giorgio offenkundig. Für die Verwaltung waren jeweils acht auf ein Jahr gewählte „protettori“ (Vorstände) und „procuratori“ (Unterdirektoren) zuständig, die von den fungierenden Amtsträgern und 24 weiteren Hauptschuldnern gewählt wurden. Neben diesen Organen gab es bereits eine Versammlung der Anteilseigner „consil“, welche mit einer Hauptversammlung vergleichbar ist. Hier wurde via Ballotage238 über diverse Anträge der „protettori“ und „procuratori“ verbindlich abgestimmt sowie über deren Neubesetzung. Den Protectoren oblag damit die Executive und dem „consil“ die Legislative. Ein signifikanter Unterschied zur modernen Aktiengesellschaft bestand allerdings darin, dass die Versammlung der Anteilseigner „consil“ direkten Einfluss auf die Gesellschaftsführung hatte, indem sie selbst und direkt über ihre Beschlussvorlagen abstimmte. Drei auf Lebenszeit gewählte Direktoren und diverse Rechnungsprüfer (sindicatori) vervollständigten die administrative Struktur der Casa di San Giorgio. Voraussetzung für ein Amt innerhalb der Bank war die Gewährung eines Darlehens an die Staatskasse von mindestens 1.000 Lire, wobei die Höhe des Kredits im direkten Zusammenhang mit der Wichtigkeit des erlangten Amtes stand. Damit war die Geschäftsführung nicht wie heute unabhängig von den Aktionären, sondern diametral. Zum einen oblag es den Aktionären, in der Administration ihre eigenen Interessen zu vertreten, vornehmlich gegenüber dem Staat, und zum anderen waren die Anteilseigner Personen des öffentlich-politischen Lebens. Bedingt durch diese Konstellation entstand ein enges, kaum zu durchdringendes Geflecht zwischen der Casa di San Giorgio und dem Stadtstaat.239 Sieveking spricht in diesem Kontext von einem „Staat im Staate“.240 Im Vergleich zum antiken Rom können in der Casa di San Giorgio bereits mehr Parallelen zur modernen Aktiengesellschaft aufgezeigt werden, wobei ebenso deutlich wird, dass es noch unüberbrückbare Differenzen gibt.241 Die Casa di San Giorgio war kein auf Spekulation basierendes Handelsunternehmen, sondern im Wesentlichen ein Verband von Staatsgläubigern, die auf ihre Zinsen zählen konnten.242 Es gibt auch hier keine Indizien, die auf eine stringente Entwicklung hin zur Aktiengesellschaft schließen lässt, insbesondere da es keine nennenswerten Versuche zur Nachahmung des genuesischen Modelles gab.

|| 238 Dies ist ein geheimes Abstimmungsverfahren, für welches kleine weiße und schwarze Kugeln (frz.: ballotte) verwendet werden. 239 Vgl.: Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 44; sowie: Sieveking, Heinrich: Die Casa di S. Giorgio [wie Anm. 232], S. 17 f.; und: Kirk, Thomas Allison: Genoa and the Sea [wie Anm. 231], S. 48. 240 Sieveking, Heinrich: Die Casa di S. Giorgio [wie Anm. 232], S. 20. 241 Wobei in Betracht gezogen werden muss, dass es in diesem Punkt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Quellenmangel der Antike und den vergleichsweise vielfältigen Überlieferungen aus Genua geben könnte. 242 Vgl.: Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 45.

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Einzelne Elemente der Aktiengesellschaft lassen sich auch in anderen Rechtsformen des Spätmittelalters finden. So war bereits die Spekulation mit Wertpapieren in Deutschland seit dem 15. Jahrhundert in Bergbaukuxen oder auch den Reedereien „societas navalis“ üblich. Diese zerlegten das für den Schiffsbau benötigte Kapital in frei handelbare Anteile, die als Basis für die Gewinnberechnung dienten.243 Signifikante Veränderungen gab es ab dem 17. Jahrhundert durch die anfänglich in Großbritannien sowie den Niederlanden gegründeten Handelsgesellschaften und der von ihnen ausgehenden Signalkraft. Der aus den Niederlanden stammende Begriff der „Actien“244 verdrängte zusehends die länderspezifischen Termini für Geschäftsanteile.245 „Strahlenförmig also verbreitet sich der Ausdruck über die germanischen und sodann romanischen Länder mit Ausnahme von England, das sich sein „share“ bis heute bewahrt hat, dagegen wissen wir nichts über die Verbreitung des „luogo“ über das italienische Gebiet hinaus.“246 Damit gab es die „Actie“ weiter vor der Aktiengesellschaft, denn die Kompanien dieser Zeit wurden noch immer nicht als solche betitelt. Dem entgegen bürgerte sich der „Aktionär“ oder auch „Aktionist“ im 18. Jahrhundert graduell ein und existiert parallel zum gängigen „Interessenten“.247 Eine immense Anzahl an Interessenten lockte die 1602 gegründete „Vereinigde Nederlandsche Geoctroyeerde Oostindische Compagnie“ (VOC) an. Intention der Kompanie war die Finanzierung von Handelsreisen, welche durch den im 16. Jahrhundert entdeckten Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung nach Fernost völlig neue Dimensionen des Gewürzhandles erlaubten. So verlockend die Gewinnaussichten waren, so risikobehaftet war die Unternehmung. Von den im Jahre 1598 gestarteten 22 Schiffen kehrten nur ein Dutzend wohlbehalten wieder in ihren Heimathafen zurück.248 In Anbetracht dieser Rückkehrquoten scheint der Wille verständlich, insbesondere den Verlust auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Wie der römische Vorläufer existierte die Ostindienkompanie nur für eine beschränkte Zeit von 21 Jahren mit der Möglichkeit auf Liquidierung nach zehn Jahren. Die revolutionären Neuerungen dieses Modelles waren, dass es eine Öffnung der Unternehmung mit dem Ziel der Beteiligung möglichst vieler Gesellschafter gab sowie eine Haftungsbeschränkung auf die eingebrachten Anteile. Alle Bürger konnten sich an der Companie beteiligen,

|| 243 Vgl.: ebd., S. 28; oder auch: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 49 ff. 244 Angemerkt sei an dieser Stelle, dass sich die niederländische „Actie“ ihrerseits aus dem lateinischen „action“ für Handlung/Tätigkeit zurückführen lässt. Vgl.: Hoffmann-Becking, Michael: Münchener Handbuch des Gesellschaftsrechts. Aktiengesellschaft. 4. Bd. 3., bearb. Aufl. München 2007. S. 1. 245 Vgl.: Strieder, Jakob: Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen. Monopole, Kartelle und Aktiengesellschaften im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit. München 1925. S. 112 f. 246 Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 10. 247 Vgl.: Cordes, Albrecht/Jahntz, Katharina: Aktiengesellschaft vor 1807? In: Aktienrecht im Wandel: 1807–2007. 1 Bd. Entwicklung des Aktienrechts. Tübingen 2007, S. 18. 248 Vgl.: Ferguson, Niall: Der Aufstieg des Geldes. Die Währung der Geschichte. Berlin 2010. S. 115 f.

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unabhängig von ihrem sozialen Status, Religion oder Beruf.249 „Allen Einwohnern der vereinten Provinzen soll es freistehen, an dieser Compagnie mit soviel oder sowenig, als es ihnen gefällig ist theilzunehmen.“250 Auf diese Weise konnte ein Grundkapital von 6,45 Millionen Gulden aufgebracht werden, das die VOC zur reichsten Handelsgesellschaft ihrer Zeit machte.251 Im Vergleich dazu scheint das Kapital der East India Company mit 820.000 Gulden deutlich bescheidener. Doch nicht nur die Summe des aufgebrachten Grundkapitals war neu, auch die Vielzahl von Anteilseignern. Die Einlagen der britischen Companie wurden von insgesamt 219 Investoren gestellt, im Vergleich dazu gab es allein in Amsterdam 1143 Personen, die sich finanziell an der VOC beteiligten.252 Was die Gewinnverteilung der VOC anbelangte, so wurde per Satzung eine Ausschüttung ab einem Kapitalzuwachs von fünf Prozent festgesetzt. Waren nicht genügend liquide Mittel vorhanden, konnte auch eine „gepfefferte“ Dividende in Form von Gewürzen ausgegeben werden. Obwohl sich Berührungspunkte zur modernen AG abzeichnen, fehlen nach wie vor wesentliche Bestandteile wie: definierte Geschäftsjahre, annuelle Gewinn-und-Verlustrechnung oder auch die jährliche Hauptversammlung zwecks Berichterstattung.253 Die Hoffnung auf hohe Dividenden auf der einen Seite und die mit dem Gewürzhandel verbundenen Machtkämpfe, welche ein nicht kalkulierbares Wagnis waren, auf der anderen führten dazu, dass seit der Gründung ein reger Handel mit den frei übertragbaren Aktien erfolgte.254 Bereits 1607, also nur fünf Jahre nach der Gründung, waren ein Drittel der Aktien nicht mehr im Besitz des Erstkäufers. So entstand der erste Aktienmarkt, welcher als Sekundärmarkt das Kaufen und Verkaufen von Anteilen ermöglichte. Fanden die Transaktionen dieses liquiden Marktes anfangs noch unter freiem Himmel auf informellen Märkten statt, wurde 1608 entschieden, eine überdachte „Beurs“ in der Nähe des Amsterdamer Rathauses zu bauen. „Mit ihrem rechteckigen Innenhof, ihren Kolonnaden und ihrem Uhrenturm sah die erste Aktienbörse der Welt wie ein Oxforder College aus. Aber was an jedem Werktag zwischen neune und vierzehn Uhr in ihr passierte, war revolutionär.“255

|| 249 Vgl.: Cordes, Albrecht/Jahntz, Katharina: Aktiengesellschaft vor 1807? [wie Anm. 247], S. 17. 250 Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 33. 251 Das Grundkapital wurde vorher nicht festgesetzt, sondern summierte sich aus der eingeworbenen Summe. Vgl.: ebd., S. 34. 252 Vgl.: Ferguson, Niall: Der Aufstieg des Geldes [wie Anm. 248], S. 116. 253 Vgl.: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 35. 254 Bis zum Waffenstillstand mit Spanien 1608 verdiente das Unternehmen mehr Geld mit dem Kapern von feindlichen Schiffen als mit dem Gewürzhandel. Im Laufe der Jahre änderte sich dies jedoch. In den 1620er Jahren kehrten 50 Schiffe mit Waren in die Niederlande zurück und in den 1690er Jahren bereits 156. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts verdoppelte sich die Gesamttonnage der niederländischen Schiffe abermals; vgl.: Ferguson, Niall: Der Aufstieg des Geldes [wie Anm. 248], S. 122. 255 Ebd., S. 119.

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Folglich ist es kaum überraschend, dass es anders als bei der Casa di San Giorgio hier zahlreiche Nachahmer gab wie z.B. die Dänische Ostindien-Kompanie (1616), die Niederländische Westindischen-Kompagnie (1621) oder auch die Schwedische Ostindien-Kompanie (1626). Gleichwohl sich die Aktiengesellschaften in den Ländern divergent entwickelten, haben sie doch alle eins gemein: Der Aktionär hat immer ein Recht auf seine Einlagen und auf eine Dividende.256 Trotz der deutlichen Parallelen zwischen den Handelskompanien und den modernen Aktiengesellschaften orientierte sich der Gesetzgeber bei der Kodifizierung dennoch an den klassischen Personengesellschaften, was auch hier gegen eine direkte Ableitung der Aktiengesellschaft von den Handelskompanien spricht.257 Erste Versuche einer rechtlichen Regelung der auf Aktien basierenden Gesellschaften gab es in Preußen; diese können allerdings nicht als maßgeblich betrachtet werden. Denn das Allgemeine Landrecht (ALR) von 1794 bietet „für die neue Gesellschaftsform „Actienverein“ (noch immer) keinen angemessenen rechtlichen Rahmen“. Lediglich zwei Paragraphen befassen sich mit aktienrechtlichen Vorschriften, alle anderen Belange der inneren und äußeren Struktur obliegen nach wie vor der auferlegten Satzung. Im Laufe des 18. Jahrhunderts ergibt sich gewohnheitsmäßig eine gewisse Rechtspraxis mit der Verbriefung von Anteilen, dem Festlegen des Grundkapitals und deren Zerlegung in gleiche Nennbeträge, der Etablierung einer Hauptversammlung sowie der Haftungsbeschränkung für Anleger auf den Nennbetrag ihres Gesellschaftsanteils.258 Den ersten rechtlichen Rahmen für die seit knapp 200 Jahren auf Basis von Aktien agierenden Unternehmen schuf der 1807 im französischen Hoheitsgebiet in Kraft tretende Code de Commerce. Dieser betitelt zwar noch nicht die Aktiengesellschaft, aber er differenziert die „Société anonyme“ gegenüber der Offenen Handelsgesellschaft und der Kommanditgesellschaft.259 Entgegen heutiger Maßgaben erfolgte die Gründung damals nicht durch eine gesetzlich geregelte Konzession, sondern durch Einzelfallentscheidungen des Landesherrn, indem er ausgewählten Kompanien Privilegien, oft auch „Octroi“ genannt, verlieh. Diese normieren stellvertretend, aber nicht allgemeingültig, das Verhältnis der entstehenden Gesellschaft zum Staat und konnten satzungsähnliche Vorschriften enthalten. Das Einräumen derartiger Sonderrechte war ein verbreitetes Instrument

|| 256 Vgl.: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 66. 257 Vgl.: Cordes, Albrecht/Jahntz, Katharina: Aktiengesellschaft vor 1807? [wie Anm. 247], S. 22. 258 Vgl.: Hadding, Walter/Kießling, Erik: Anfänge deutschen Aktienrechts. Das Preußische Aktiengesetz von 1843. In: Der praktische Nutzen der Rechtsgeschichte. Heidelberg 2003. S. 159–190; hier: S. 162 f. 259 Vgl.: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 1; sowie: Hoffmann-Becking, Michael: Münchener Handbuch des Gesellschaftsrechts. Aktiengesellschaft [wie Anm. 244], S. 1; oder auch: Lehmann, Karl: Recht der Aktiengesellschaften [wie Anm. 227], S. 3.

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der merkantilistischen Wirtschaftspolitik und weniger ein Mittel des Anlegerschutzes, wie es im Konzessionssystem der Fall ist.260 In Hinblick auf ein eigenständiges Aktiengesetz versucht der preußische Gesetzgeber bei den Gesetzesrevisionen ab 1817 sich zunehmend der Problematik anzunähern, da insbesondere die „Eisenbahngesellschaften „bahnbrechend“ für die Verbreitung der Rechtsform der AG“ waren.261 Dies wird bei einem Blick in die Statistik ersichtlich. Von 1838 bis 1843 waren ein Drittel der 85 neugegründeten Aktiengesellschaften in Preußen diesem Wirtschaftszweig zuzurechnen. Bemerkenswert ist, dass sie zwar nur ein Drittel aller deutschen Aktiengesellschaften ausmachten, dabei aber über 80 % des eingesetzten Kapitals verfügten. Werden die stetig wachsenden Zuliefererbranchen des Bahnwesens addiert (Bergbau, Hüttenwerke, Eisenverarbeitung und Maschinenbau), wird die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges sowie dieser neuen Rechtsform offenkundig.262 Eben das mündete 1843 im „Gesetz über die Aktiengesellschaften“, was die Aktiengesellschaft als Rechtsform manifestierte. Damit wird erstmals im deutschen Recht „ein Personenzusammenschluss, der nur private d.h. eigennützige Interessen verfolgt, als Träger von Rechten und Pflichten und damit zwangsläufig als ein von den Mitgliedern abstrahiertes Rechtssubjekt anerkannt.“263 In Zuge dessen kommt es auch zur rechtlichen Differenzierung zwischen Namens- und Inhaberaktien, wobei Letztere bis ins 18. Jahrhundert hinein eher die Ausnahme waren.264 Was aus der Sicht der gemeinnützigen Aktiengesellschaft auf den ersten Blick spannend erscheint, ist der Fakt, dass das „Gesetz über die Aktiengesellschaften“ eine Differenzierung zwischen kommerziellen und nicht kommerziellen AGs, laut § 9 preußisches AktG265, vornimmt und verlangt, dass eine Aktiengesellschaft einem gemeinnützigen Zweck folgen muss. Dies ist aber in keinem Fall mit der heutigen

|| 260 Vgl.: Schäfer, Carsten/Jahntz, Katharina: Gründungsverfahren und Gründungsmängel. In: Aktienrecht im Wandel: 1807–2007. 1 Bd. Tübingen 2007. S. 217–285; hier: S. 226; oder auch: Cordes, Albrecht/ Jahntz, Katharina: Aktiengesellschaft vor 1807? [wie Anm. 247], S. 15. 261 Hoffmann-Becking, Michael: Münchener Handbuch des Gesellschaftsrechts. Aktiengesellschaft [wie Anm. 244], S. 2. 262 Vgl.: Kießling, Erik: Eisenbahnbau und Industrialisierung als Katalysator der Entwicklung des Aktienrechts. In: Aktienrecht im Wandel. 1807–2007. 1 Bd. Entwicklung des Aktienrechts. Tübingen 2007. S. 98–125; hier: S. 124 f. 263 Hadding, Walter/Kießling, Erik: Anfänge deutschen Aktienrechts [wie Anm. 258], S. 165 ff. 264 Vgl.: Lehmann, Karl: Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts [wie Anm. 226], S. 26; sowie: Strieder, Jakob: Geschichte kapitalistischer Organisationsformen [wie Anm. 245], S. 123; ebenso: Hadding, Walter/Kießling, Erik: Anfänge deutschen Aktienrechts [wie Anm. 258], S. 171. 265 § 9 preußisches AktG: „Die Aktiengesellschaften, welche auf Gewerbe- oder Handelsunternehmungen gerichtet sind, haben kaufmännische Rechte und Pflichten. Uebernehmen sie Wechselverbindlichkeiten, so ist gegen sie zwar der Wechselprozeß zulässig, die Exekution findet jedoch nur in das Vermögen der Gesellschaft statt. An Orten, wo kaufmännische Korporationen bestehen, sind sie denselben beizutreten verpflichtet.“

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Klassifizierung von steuerbegünstigten Aktiengesellschaften (siehe Kap. 4.3.4) zu verwechseln, schon allein weil es keine allgemeingültigen Kriterien für die Gemeinnützigkeit gab. „Der geforderte gemeinnützige Zweck stellte damit bloß ein Motiv für die Genehmigung der Gesellschaft, also keine Gründungsvoraussetzung dar.“266 Hintergrund dieser Unterscheidung ist das damals dominierende Octroisystem, welches mittels Privilegien öffentliche Aufgaben an Kompanien weitergibt und diese insofern der Allgemeinheit dienen.267 „Der „gemeinnützige Zweck“ (II 6§ 25 ALR)268 wurde bislang eng verstanden, wie der Entwurf ausdrücklich zugesteht: „Das Königliche Handelsministerium (ist) bisher von dem Grundsatze ausgegangen, daß diese Rechte nur solchen Gesellschaften zu gewähren seyen, welche einen fortdauernden, gemeinnützigen Zweck haben und daß die Gemeinnützigkeit des Zwecks nur aus dem Gesichtspunkte des allgemeinen Landes-Interesses und nicht nach Rücksichten des PrivatInteresses der Gesellschaft beurtheilt und gewürdigt werden müsse. Demgemäß sind den auf den Betrieb eines Gewerbes oder Handelsgeschäfts berechneten gesellschaftlichen Vereinigungen nur in besonderen Fällen, wo das Unternehmen wegen eines allgemeinen staatswirthschaftlichen Interesse auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit Anspruch machen durfte, die Rechte einer moralischen Person beigelegt worden (…).““269

Obwohl dieses Gebaren nur sehr bedingt mit modernen Aktiengesellschaften vergleichbar ist, sind doch einige Ähnlichkeiten zu heutigen steuerbegünstigten Aktiengesellschaften augenscheinlich. So verteilt der Staat auch gegenwärtig Sonderrechte in Form von Steuerbefreiung bzw. -erleichterung sowie öffentliche Fördergelder, die an den steuerlichen Status der Gemeinnützigkeit, Mildtätigkeit oder Kirchlichkeit gebunden sind, um das Allgemeinwohl zu fördern. Ebenso erfolgte die Übernahme von öffentlichen Aufgaben durch private Hände. Allerdings hat sich der Maßstab dahinter eminent verändert; denn unter Allgemeinwohl wird heute primär das Befinden des Bürgers verstanden und nicht mehr die Maximierung der Staatseinnahmen. Ein essenzieler Schritt zur Öffnung der Rechtsform war die Aktiennovelle von 1870. Mit dieser entfiel die Zustimmungspflicht der Behörden, sobald alle seit 1861 im Allgemeinen Handelsregister definierten Mindestvorgaben erfüllt waren, was zu einem wahren Gründungsboom führte, wie 479 Gründungen für das Jahr 1872 dokumentieren. Die niedrigen Gründungsbestimmungen sorgten nicht nur für zahlreiche AGs, sondern auch für eine Vielzahl an unseriösen und unwirtschaftlichen Unternehmungen, weswegen sich der Gesetzgeber 1884 gezwungen sah, das Aktienrecht zu reformieren und die Gründungsmodalitäten deutlich zu verschärfen. || 266 Bayer, Walter/Habersack, Mathias: Aktienrecht im Wandel. 1807-2007. 2 Bd. Grundsatzfragen des Aktienrechts. Tübingen 2007. S. 228. 267 Vgl.: Hadding, Walter/Kießling, Erik: Anfänge deutschen Aktienrechts [wie Anm. 258], S. 174 f. 268 II 6§ 25 ALR: Die Rechte der Korporationen und Gemeinden kommen nur solchen vom Staate genehmigten Gesellschaften zu, die sich zu einem fortdauernden gemeinnützigen Zweck verbunden haben. 269 Hadding, Walter/Kießling, Erik: Anfänge deutschen Aktienrechts [wie Anm. 258], S. 175.

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Eine umfassende Neustrukturierung des Aktienrechts erfolgte erst durch das Aktiengesetz des Jahres 1937. Aufgrund des gewonnenen Umfangs erfolgt die Rechtslegung als eigenes Gesetz jenseits des Handelsgesetzbuches. Dabei wurden insbesondere die Verbesserung der Publizität sowie der Rechnungslegung im Sinne des in den 1920er Jahren begonnen Prozesses fortgesetzt. Alle bisherigen Aktiengesetze dienten der Überarbeitung und Behebung von bestehenden Mängeln, dies änderte sich mit dem Aktiengesetz vom 06.09.1965, welches erstmals „längerfristige rechtspolitische Zielsetzungen“ verfolgte.270 Diese bestanden darin, große Publikumsgesellschaften zu etablieren und ihnen den Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Eine Nutzung der AG für mittelständische Unternehmen wurde somit nicht fokussiert, was ihnen den Zugang zum Eigenkapitalmarkt erschwerte und in die Rechtsform der GmbH drängte. „Gerade angesichts der vielfach in der Literatur beklagten Eigenkapitalschwäche deutscher Unternehmen war diese Entwicklung bedenklich.“271 Eine gravierende Anpassung der Rechtslage an die Bedürfnisse der Wirtschaft fand 1994 mit dem „Gesetz zur kleinen Aktiengesellschaft“ statt. Durch die Herabsetzung der Gründungsvoraussetzungen gewann die AG an Attraktivität für mittelständische Unternehmen und öffnete den nicht-börsennotierten Eigenkapitalmarkt für sie.272 Zu diesem Zwecke wurde u.a. eine abhängig von der Unternehmensgröße vereinfachte Buchführung eingeführt sowie die Publikationspflicht der einer GmbH angepasst. Wie erfolgreich dieses Gesetz war, zeigen die Zahlen: 1994 gab es 3.527 AGs, sechs Jahre später waren es 10.582.273 Die gesetzlichen Änderungen machten die Rechtsform der Aktiengesellschaft auch erstmals für gemeinnützige Organisationen interessant. Es kam von da an vermehrt zu punktuellen Gründungen von gAGs im gesamten Bundesgebiet. Die seitdem erfolgten Novellierungen wie 1995 das Umwandlungsgesetz, 1998 das Gesetz zur Zulassung von Stückaktien oder 1998 das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KoTraG) dienten vor allem zur detaillierten Ausbesserung.274 Die stufenweise Entwicklung und schrittweise Anpassung der Rechtslage belegt zwei Dinge. Erstens: Das „Aktienrecht spiegelt wie kein anderer Bereich des Gesell-

|| 270 Hoffmann-Becking, Michael: Münchener Handbuch des Gesellschaftsrechts. Aktiengesellschaft [wie Anm. 244], S. 2 ff. 271 Helm, Roland: Motive der Rechtsformwahl. Die Aktiengesellschaft als Rechtsform mittelständischer Unternehmen. In: AG – Die Aktiengesellschaft /AG 2004 (2004). S. R369–R371; hier: S. R369. 272 Die exakten Änderungen können im Anhang folgenden Artikels nachvollzogen werden: Seibert, Ulrich: Gesetzentwurf. Kleine AG und Aktienrechtsderegulierung. In: Zeitschrift für Wirtschaftsrecht /3 (1994). S. 247–254. 273 Vgl.: Habersack, Mathias: Wandlungen des Aktienrecht. In: AG – Die Aktiengesellschaft /AG 2009 (2009). S. 1–14; hier: S. 2 ff. 274 Vgl.: Hoffmann-Becking, Michael: Münchener Handbuch des Gesellschaftsrechts. Aktiengesellschaft [wie Anm. 244], S. 6.

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schaftsrechts die allgemein- und wirtschaftspolitische Großwetterlage wider und ist damit selbst „politisches” Recht, es ist auf das Engste verzahnt mit Fragen des Börsen-, des Wertpapierhandels- und des Übernahmerechts, es reflektiert trotz seines nationalen Charakters die Globalisierung der Märkte (…)“275; und zweitens, dass die wahre Leistung der AG die Demokratisierung der Kapitalbeschaffung ist.276 Die schrittweise Entwicklung durch diverse aktienbasierende Gesellschaften war eine Notwendigkeit für die Schaffung einer rechtlichen Basis, die immer wieder der gegenwärtigen Rechtspraxis angepasst wurde. Die moderne Aktiengesellschaft kann nicht als ein fertiges Produkt betrachtet werden, da die sich geänderte bzw. ergänzende Nutzung als gemeinnütziger Träger auch neue Anforderungen an das Modell der Aktiengesellschaft sowie deren rechtlicher Novellierung stellt.

4.3.2 Die Ambivalenz zwischen Gemeinnützigkeit und Aktiengesellschaft Die Demokratisierung des Kapitals kann als eine Errungenschaft der Aktiengesellschaft betrachtet werden; doch gleichzeitig dient sie als Projektionsfläche von intersektoralen Disharmonien. Denn durch ihre Partizipationsmöglichkeiten ist sie in der Gesellschaft verwurzelt, funktioniert aber nach der Handlungslogik der Wirtschaft. Die AG schlägt somit zwangsläufig eine Brücke zwischen diesen beiden Teilbereichen. Ein positives Image verschaffte dies der Rechtsform jedoch nicht. Vielmehr ist gegenteilig zu beobachten, dass die Aktiengesellschaft mit den Wachstums- und dem Gewinnzwang des Kapitalismus assoziiert wird.277 Dieses Stereotyp spiegelt die ökonomische Dominanz dieser Organisationsform wider ohne Berücksichtigung einer Börsennotierung und unter Ausblendung der absoluten Zahlen. Von den 3,6 Millionen Unternehmen in Deutschland entfallen knapp 680.000 auf Kapitalgesellschaften und von diesen sind wiederum nach Recherchen Bayers zum 01.01.2014 lediglich 534 börsennotierte Gesellschaften im Sinne von § 3 Abs. 2 AktG.278

|| 275 Habersack, Mathias: Wandlungen des Aktienrechts [wie Anm. 273], S. 1. 276 Vgl.: Strieder, Jakob: Geschichte kapitalistischer Organisationsformen [wie Anm. 245], S. 117. 277 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 22. 278 Vgl.: Bayer, Walter: Aktienrecht in Zahlen II. In: AG – Die Aktiengesellschaft. Sonderheft Oktober 2015. S. R375–R377 Die genaue Anzahl der kommerziellen Aktiengesellschaften ist ähnlich schwierig zu erfassen wie die von gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Die hier genannte Zahl ist deutlich geringer als die aus dem Factbook des Deutschen Aktieninstitutes oder die auch vom Bundesministerium der Justiz veröffentlichen Schätzwerte von 850 börsennotierten Unternehmen. Aufgrund der akribischen Herleitung von Bayer wird seiner Einschätzung der Vorrang gegeben. Eine Erfassung von Kapitalgesellschaften durch das Statistische Bundesamt erfolgt seit 1992 aus Kostengründen nicht mehr. Stattdessen erfolgt nur noch eine indirekte Dokumentation in den internen Justizstatistiken des Bundesamtes für Justiz.

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Die Superiorität dieser wenigen, aber in der Öffentlichkeit übermäßig stark wahrgenommenen Aktiengesellschaften lässt den Gedanken an eine Paradoxie des Begriffes „gemeinnützige Aktiengesellschaft” aufkommen. Der ökonomische Erfolg sowie die Profitorientierung von AGs stehen, egal ob börsennotiert oder nicht, im ausgeprägten Kontrast zu den Organisationen der Zivilgesellschaft, die vor allem der Handlungslogik der Solidarität folgen und mitunter drittmittelabhängig sind. Doch nicht nur die unterschiedliche Logik, sondern auch der Mangel an Beispielen stärkt die Idee einer Paradoxie des Wortpaares. Der Umstand, dass sehr wenige gAGs existieren und diese zudem kaum medial wahrgenommen werden, hat bisher die Entstehung einer positiven öffentlichen Wahrnehmung erschwert. Demgegenüber vermittelt die gemeinnützige Aktiengesellschaft den Eindruck, dass sie sich wechselseitig ausschließende Charaktereigenschaften in sich vereinige. Infolge dessen bleibt die Möglichkeit zur Gründung einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft oft unbedacht. Umso exotischer erscheinen daher die tatsächlich existierenden gAGs.279 Dieser „Kreislauf der Realisationshemmnisse“ bestärkt den Eindruck der Paradoxie, in welcher sich die scheinbaren Gegensätze zwischen Gewinnstreben und Fördermentalität gegenüberstehen. „Kultur und Wirtschaft stehen in einem spannungsreichen Verhältnis. Wenn wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund treten, können die kulturpolitischen Motive vernachlässigt werden, derentwegen Kunst und Kultur als öffentliche Güter gefördert werden. Andererseits können die wirtschaftlichen Aspekte aus dem Blick geraten, wenn ein zu enges Kulturverständnis vorliegt, nach dem Kunst und Kultur für sich in Anspruch nehmen, allein künstlerischen Wert bzw. ästhetischen Maßstäben zu folgen und ökonomische Aspekte ihnen fremd seien. Dieses Paradigma hat in Deutschland eine lange Geschichte.“280

Seinen Ursprung hat es in der Aufklärung, seine Aktualität aus der Moderne, wo es zur Separation zwischen der rational-logischen Ökonomie sowie der emotionalen, empfindsamen Kunst kam. Diese Trennung ist allerdings mehr als eine theoretische und ideologische zu betrachten statt als ein praxisnahes Dogma. Die Nähe zu finanzkräftigen Mäzenen oder auch bürgerlich organisierten Kunstvereinen bestand trotz dieser gedanklichen Kluft. Viel zu sehr eigneten sich Kunst und Kultur zur Selbstdarstellung und Prestigesteigerung; viel zu groß war die ökonomische Strahlkraft von Kunst. Als das finanzkräftige Bürgertum nach zwei Weltkriegen in großem Maße entmachtet und enteignet war, übernahm der Staat die Rolle des Kunst- und Kulturförderers. Damit „wurde die stillschweigende Übereinkunft „Kunst habe nichts mit

|| 279 Sprengel führt als möglichen Grund für die seltene Realisierung außerdem den Betriebskonservativismus an, wonach die zweitbeste Lösung immer noch besser ist, wenn man sie kennt, als die beste, wenn sie unbekannt ist. Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 23. 280 Deutscher Bundestag: Kultur in Deutschland [wie Anm. 96], S. 333.

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Ökonomie zu tun“ institutionalisiert.“281 Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufschwung des Wirtschaftswunders konnte dieses Vorgehen noch finanzieren, doch schon Mitte der 60er Jahre wurden Stimmen wie von Baumol und Bowen laut, die vor der „cost disease“ und dem zunehmenden monetären Druck für Kultureinrichtungen warnten. Als die prognostizierte Mittelkürzung einsetzte und neue effizientere Finanzierungskonzepte unabdingbar wurden, mehrten sich die Bedenken gegen die „Ökonomisierung“ der Kunst. „Dahinter steckt die Befürchtung, Kunst und Kultur könnten den ihnen eigenen Zauber, das Entrückte, Mystische und Unerklärliche und Unantastbare verlieren.“ Zu präsent war bzw. ist die Trennung zwischen den Sphären in den Köpfen; dabei versteht sich die moderne Wirtschaftswissenschaft nicht als ein Mittel zur Reichtumsanhäufung, sondern vielmehr als ein Wegweiser zu zweckrationalem Verhalten in Problemfällen.282 Aufgrund dieses neuen Selbstverständnisses der Wirtschaftswissenschaften ist ein Blick in ihr Repertoire durchaus sinnbringend; insbesondere da die gAG in der Wirtschaft verwurzelt ist und gleichzeitig einem Zwang zur Effizienz unterliegt. Die Vermutung einer Paradoxie im Wortpaar der gemeinnützigen Aktiengesellschaft kann – der Argumentation sowie der Entstehungsgeschichte folgend – nicht verifiziert werden. Vielmehr handelt es sich um die zu Tage tretende Ambivalenz zwischen zwei Arenen, die durch eine mediale Überpräsenz von börsennotierten AGs geschürt wird und kaum Raum für Betrachtungen jenseits des Stereotyps lässt.

4.3.3 Gemeinnützigkeit in Aktiengesellschaften Die Diagnose der intersektoralen Ambivalenz gilt dabei keineswegs nur für das Konstrukt der gemeinnützigen AG, sondern sie gilt auch für gemeinnützige Betätigungen in gewinnorientierten Aktiengesellschaften. Die Grundfrage lautet im Kontext von erwerbswirtschaftlichen AGs: „Läuft nicht die korporative Freigebigkeit den Renditeinteressen der Aktionäre zuwider und schmälert sie nicht den ausschüttbaren Gewinn der Gesellschaft?“283 Dies kann bejaht werden, wenn Gewinnorientierung und Ausgaben für gemeinnützige Zwecke als antagonistisch und nicht ergänzend verstanden werden. Die Vorstände von Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext stehen vor der Herausforderung, auf der einen Seite die finanziellen Interessen des Aktionärs wahren zu müssen, indem sie zur Gewinnerzielung verpflichtet sind, ohne dabei die

|| 281 Ebd., S. 333 f. 282 Vgl.: Gottschalk, Ingrid: Kulturökonomik. In: Kompendium Kulturmanagement – Handbuch für Studium und Praxis. München 2004. S. 233–262; hier: S. 233 ff. 283 Fleischer, Holger: Unternehmensspenden und Leitungsermessen des Vorstands im Aktienrecht. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2001). S. 171–181; hier: S. 173.

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Liquidität der Gesellschaft für die Zwecke der Dividendenoptimierung des Anlegers zu gefährden. Dieser Handlungsrahmen bietet dem Vorstand auf den ersten Blick kaum Spielraum für soziales Engagement, da dies rein kapitalismustheoretisch immer als Dividendenminimierung betrachtet werden muss. Konzepte, deren Herausforderung darin liegen, die Balance zwischen Stakeholder-Interessen, sozialer Verantwortung und ökonomischem Nutzen zu finden, sind „Corporte (Social) Responsibility“ oder „Corporate Citizenship“. Die Leitlinien dieser Strategien werden immer wieder in dem Stichwort „ethics pays“ paraphrasiert.284 Der Kern dieser Strategien ist, Ausgaben für den „guten Zweck“ mit Unternehmenszielen zu verbinden und sich so als „guter Bürger“ zu präsentieren, während gleichzeitig die Absatzwahrscheinlichkeit angekurbelt wird. Dieser Ansatz verlangt den Entscheidungsträgern allerdings ein Effizienzeinschätzung von sozialen Aufwendungen ab: „In einem ökonomischen Modell mag die Festlegung auf den Shareholder Value zu eindeutigen Ergebnissen führen, bei einer Übertragung auf die Lebenswirklichkeit geht diese rechnerische Exaktheit jedoch schnell verloren.“285 Im Umkehrschluss bedeutet die Maxime der Gewinnerzielung bezogen auf die Rechtfertigung von Sozialausgaben, dass, wenn ethisches Handeln nicht wirtschaftlich rentabel ist, es keine Berechtigungsgrundlage in der Wirtschaft hat. Würde diese Annahme stringent praktiziert werden, ließen sich nur dann Sozialausgaben rechtfertigen, die unmittelbar zu einem messbaren Nutzen führen. Doch empirische Belege für den ökonomischen Nutzen gibt es kaum; dies gilt insbesondere in Branchen ohne Endverbraucher, dort sind derartige Belege kaum erbringbar. Den Konzepten von „Corporate (Social) Responsibility“ oder „Corporate Citizenship“ „liegt eine systemische Verwechslung zugrunde. Verantwortliches Handeln soll hiernach nicht aus innerer Überzeugung fließen, sondern durch monetäre Belohnung erzeugt werden. Systematisch gesehen wird hier etwas versucht, was nicht funktionieren kann. Instrumentell-strategisches Handeln ist kein moralisches Handeln (…), sondern eben a-moralisch!“286 Die deutsche Umsetzung dieser britischen Management-Strategie weist in der Realität so manche Differenz auf. Die Briten „sähen, geprägt vom Sozialphilosophen David Hume, das Gute im Nutzen, sagt der Eichstätter Wissenschaftler André Habisch, während die Deutschen unter der Kantschen Ethik-Knute im Guten und im Nützlichen bestenfalls Zufallsbekannte erkennen wollten.“ Das Fazit von Christian Ramthun

|| 284 Vgl.: Schreyögg, Georg: Ökonomische Fragen der sozialen Verantwortung von Unternehmen. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2009). S. 758–766; hier: S. 758; sowie: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? Wider die ökonomistische Rechtfertigung von Corporate Social Responsibility. In: AG – Die Aktiengesellschaft /AG 2011 (2011). S. 101–113; hier: S. 103 f. 285 Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 108. 286 Schreyögg, Georg: Ökonomische Fragen der sozialen Verantwortung von Unternehmen [wie Anm. 285], S. 765 f.; sowie: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 104.

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lautet deswegen: „Immer mehr Unternehmen verstärken ihr gesellschaftliches Engagement – und praktizieren oft Philanthropie zu Lasten ihrer Aktionäre.“287 Gemeint ist damit nicht, dass Aktionäre sich pauschal gegen gemeinnützige Aktivitäten von AGs richten, sondern insbesondere gegen solche gemeinnützigen oder mildtätigen Zuwendungen, die nicht direkt mit dem Unternehmensziel vereinbar sind. Diese Forderung nach ökonomischem Nutzen zeigt den Spannungsbogen zwischen ökonomischer Effizienz und selbstlosem Geben, in welchem sich Gemeinnützigkeit in profitorientierten AGs bewegt. Dieser Kontext lässt verständlich werden, warum 23 der 30 Dax-Unternehmen ihre sozialen Engagements in oft gleichnamige gemeinnützige Stiftungen ausgelagert haben. Es vermeidet einen permanenten internen wie externen Interessenkonflikt mit den Anlegern.288 Firmenintern spielt dann vor allem Sponsoring eine wichtige Rolle, da hier deutlicher die Unternehmensinteressen vertreten werden können. „Sponsoring bedeutet die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von Geld, Sachmitteln oder Dienstleistungen durch Unternehmen zur Förderung von Personen und / oder Organisationen (…) verbunden sind, um damit gleichzeitig Ziele der Unternehmenskommunikation zu erreichen.“289 Die Analyse des Engagements der 30 Dax-Unternehmen hat gezeigt, dass inzwischen bei den meisten AGs das Sponsoring tatsächlich dem Unternehmensziel dienlich ist; dabei gibt es nur wenige AGs, die – wie die Bayer AG – noch über einen bunten Strauß verschiedenster gemeinnütziger Projekte verfügen.290 Die Kombination von Fremd- und Eigennutzen lieferte exemplarisch der Pharmahersteller Merck & Co. Dieser investierte mehrere Millionen Euro, um ein Präparat gegen die Flussblindheit zu entwickeln. Als das Produkt marktreif war, wurde es an die Erkrankten in Afrika verschenkt und die Lieferungen auch in abgelegene Gebiete sichergestellt. Mit diesem Schritt gelang Merck die Etablierung auf dem afrikanischen Markt. Diese Mehrwertorientierung des freiwilligen Engagements sowie die mit dem Sponsoring immer verbundene Gegenleistung wirft die Frage auf, „inwieweit || 287 Ramthun, Christian: Corporate Citizenship statt Philanthropie. In: WirtschaftsWoche Nr. 026 vom 17.04.2004. S. 148 f. 288 Stand Februar 2017: Allianz Kulturstiftung, BASF Stiftung, Bayer-Stiftungen, BMW Stiftung, Commerzbank-Stiftung, Daimler und Benz Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Deutsche Börse Photography Foundation, Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung, Deutsche Post Stiftung, Deutsche Telekom Stiftung, E.ON Stipendienfonds, Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, Fritz Henkel Stiftung, Linde-Stiftung, Merck Finck Stiftung, Münchener Rück Stiftung, RWE Stiftung, SAP-Stiftungsfonds, Siemens Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Volkswagen Stiftung, Vonovia Stiftung. 289 Bruhn, Manfred: Sponsoring, Unternehmen als Mäzene und Sponsoren. Frankfurt am Main 1991. S. 21. 290 Vgl.: Ramthun, Christian: Corporate Citizenship statt Philanthropie [wie Anm. 287], S. 149. Die Bayer AG weist nach wie vor ein extrem breites Spektrum an geförderten Aktivitäten auf. Diese reichen vom Akkordeonorchester bis zum Verein für Deutsche Schäferhunde.

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derartige Maßnahmen überhaupt noch als soziale Aufwendung im eigentlichen Sinne zu qualifizieren sind.“291 Steuerrechtlich stellt dieser Spannungsbogen des Sponsorings eine Besonderheit im Vergleich zur Spende dar. „Das Steuerrecht dient der Mittelbeschaffung zur Erfüllung von Staatsaufgaben sowie der Verwirklichung politischer Ziele. Eine Übernahme staatspolitischer oder fiskalischer Zweckmäßigkeitserwägungen ist dem Gesellschaftsrecht als Teil des Privatrechts fremd.“292 Sponsoring ist eindeutig eine Betriebsausgabe ungeachtet des geförderten Gegenstandes, die Sponsoringleistungen des Sponsors sind aus steuerrechtlicher Sicht der Preis, den der Sponsor für die Öffentlichkeitsarbeit der gesponsorten gemeinnützigen Körperschaft zugunsten des Sponsors leistet. Von Seiten des Gesetzgebers kann es kaum ein Interesse geben, Ausgaben für gemeinnützige, kirchliche und mildtätige Zwecke vollständig zu unterbinden. Diese Tendenz weist auch die aktuelle Rechtslage sowie Rechtsprechung auf, indem der Fokus von Kapitalgesellschaften nicht auf kurzfristige Gewinnausschüttung gelegt wird, sondern auf dauerhafter Rentabilität.293 Für die Herleitung der aktienrechtlichen Freigiebigkeit gibt es unterschiedlichste Begründungsebenen. Eine Herleitungsebene bedient sich der neueren Geschichte des Aktienrechts.294 Im Jahr 1937 wurde § 70 AktG mit folgendem Wortlaut eingeführt: „Der Vorstand hat unter eigener Verantwortung die Gesellschaft so zu leiten, wie das Wohl des Betriebes und seiner Gefolgschaft und der gemeine Nutzen von Volk und Reich es fordern.“ Diese Norm impliziert eine direkte Verantwortung der AG gegenüber der Allgemeinheit, ohne zu spezifizieren, wie diese Förderung auszusehen hat. In der Novellierung von 1965 wurde diese Bestimmung abgeschafft, unter anderem um durch die Reihenfolge der Aufzählung keine Wertung zu ermöglichen. Aber im Schrifttum hält sich hartnäckig die Auslegung, dass die Gemeinwohlklausel nach wie vor Bestand hat. Auf die Wiedergabe des Disputes wird hier verzichtet, da eine nicht mehr existierende Rechtsnorm sich kaum eignet, um die aktuelle Rechtslage zu erhellen.295 Ein weiterer Legitimationsversuch orientiert sich stattdessen an der Sozialpflichtigkeit nach Art. 14 Abs. 2 Satz 2 GG, welche die Kapitalabflüsse von Gesellschaften zum Gemeinwohl verfassungsrechtlich legitimiert. Demnach ergibt sich für das Unternehmen die Verpflichtung, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen, mit dem

|| 291 Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 102. 292 Ebd., S. 110. 293 Vgl.: Laub, Detlef: Grenzen der Spendenkompetenz des Vorstands – Zugleich Besprechung von BGH v. 6.12.2001 – 1 StR 215/01. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2002). S. 308–313; hier: S. 309. 294 Vgl.: Fleischer, Holger: Unternehmensspenden und Leitungsermessen des Vorstands im Aktienrecht [wie Anm. 283], S. 175. 295 Ebd.; sowie: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 106 f.

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positiven Nebeneffekt der Imagepflege.296 Gegen eine solche Herleitung spricht vor allem die deutsche Marotte, „Einzellösungen für einfachgesetzliche Interessenkonflikte aus der Verfassung abzuleiten und in ihr zu verankern.“297 Ein anderer Zugang ergibt sich ausgehend von der Tatsache, dass ein Unternehmer frei über seine Mittel verfügen kann, selbst wenn dies einen Vermögensverlust beinhaltet. Die Stellung des Vorstandes einer Aktiengesellschaft in seiner Funktion eines Prinzipals und Treuhänders ist in diesem Punkt jedoch problematischer. Dem Gebot der Eigenverantwortlichkeit laut § 76 Abs. 1 AktG folgend, steht dem Vorstand zunächst einmal grundsätzlich dieselbe Führungskompetenz zu wie einem Unternehmer, der sein eigenes Unternehmen führt. Jedoch gibt es einige rechtliche Einschränkungen dieser unternehmerischen Freiheit von Seiten des Unternehmensinteresses.298 Gemeinnützige Spenden standen in der Vergangenheit auch immer im Fokus strafrechtlicher Untersuchungen. Dem Vorstand obliegende Vermögensbetreuungspflicht zu Gunsten der von ihm geleiteten Aktiengesellschaft könnte im Sinne des Untreuetatbestands des § 266 StGB relevant sein. „Man könnte umgekehrt eine radikale These wagen: Das Strafrecht steht der Übernahme sozialer Verantwortung durch Unternehmen über § 266 StGB entgegen, wenn dadurch für das Unternehmen Kosten verursacht werden, die nicht durch eine dem Unternehmen gleichzeitig zufließende Gegenleistung ausgeglichen werden.“299 Diese Argumentation ist schwammig, weil nicht definiert wird, wie diese Gegenleistung auszusehen hat; damit kann ein (kaum messbarer) Imagegewinn oder die Steigerung der Attraktivität für Arbeitnehmer bereits eine solche Gegenleistung darstellen.300 Das BGH-Urteil vom 06.12.2001 grenzte erstmals strafrechtliche Konsequenzen des Vorstandes bei der Spendenvergabe ein und gewährt ihm Handlungsspielraum für Spenden, welche durch die unternehmensinterne Angemessenheitsprüfung beschränkt sind. Aus gesetzlicher Sicht sind keine betragsmäßigen Obergrenzen definiert. Dass die Auswahl aus der Vielzahl der Engagement-Möglichkeiten nicht objektiv geschehen muss, sondern durchaus persönlichen Präferenzen folgen darf, ist zulässig, solange keine private Liebhaberei auf Firmenkosten betrieben wird.301

|| 296 Vgl.: Laub, Detlef: Grenzen der Spendenkompetenz des Vorstands [wie Anm. 293], S. 309. 297 Fleischer, Holger: Unternehmensspenden und Leitungsermessen des Vorstands im Aktienrecht [wie Anm. 283], S. 175. 298 Vgl.: Deiters, Mark: Organuntreue durch Spenden und prospektiv kompensationslose Anerkennung. In: Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik 4/2006. S. 152–160. 299 Ransiek, Andreas: Soziale Verantwortung von Unternehmen im Wirtschaftsstrafrecht. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2009). S. 782–786; hier: S. 783. 300 Vgl.: ebd., S. 783 f. 301 Vgl.: Laub, Detlef: Grenzen der Spendenkompetenz des Vorstands [wie Anm. 293], S. 308 ff.; sowie: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 110.

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Damit ist der Kern der Frage, ob und wenn ja wie Aktiengesellschaften gemeinnützig aktiv sein können und dürfen, vor allem „ein Kompetenzproblem, das uns zur zentralen Figur moderner Aktiengesellschaften führt: dem Vorstand.“302 Grundlage dieser Diskussion sind die in § 58 Abs. 4 AktG303 verankerten Gewinnansprüche von Aktionären, welche durch das Tätigen einer Spende unweigerlich reduziert werden. Der Wortlaut des Paragraphen lässt bereits erkennen, dass es sich hierbei nur um den Gewinn handelt, der nicht „anderweitig verwendet“ wird; daraus folgt nicht, dass der Geschäftsführung Maßnahmen untersagt sind, die zur Gewinnminderung führen, was faktisch einem bedingungslosen Gewinnmaximierungsgebot gleichkommen würde.304 Weder die Hauptversammlung noch der Aufsichtsrat verfügen über die Entscheidungskompetenz bei Spenden, auch nicht, wenn diese in Spendenhöhe oder -zweck außergewöhnlich sind.305 Der Vorstand ist also im Rahmen seiner Eigenverantwortung i.S.d. § 76 Abs. 1 AktG zum Spenden berechtigt und verfügt über einen ausgedehnten Ermessenspielraum in Bezug auf die Form und Höhe von finanziellen Zuwendungen. Orientierungspunkt muss dabei gem. § 93 Abs. 1 Satz 2 AktG das Wohl der Gesellschaft sein. Bei einem Verstoß gegen diesen Grundsatz und beim Überschreiten dieses Ermessenspielraums kann die AG jedoch Schadensersatzforderungen nach § 93 Abs. 2 Satz 1 AktG gegenüber ihrem Vorstand geltend machen.306 Ob der Effizienzgedanke den gesellschaftlichen Nutzen des unternehmerischen Engagements mindert, muss an anderer Stelle diskutiert werden. Aber es scheint, dass für die subjektive Bewertung dieses Sachverhaltes nicht die Differenz zwischen Wirtschaft und Kultur, sondern zwischen den philosophischen Ansätzen von Hume versus Kant überwunden werden muss.

4.3.4 Gemeinnützige Aktiengesellschaften Die gemeinnützige Aktiengesellschaft ist weniger den Wertungswidersprüchen der Arenenlogik unterworfen als eine Aktiengesellschaft mit Gewinnerzielungs-Maxime,

|| 302 Fleischer, Holger: Unternehmensspenden und Leitungsermessen des Vorstands im Aktienrecht [wie Anm. 283], S. 175. 303 § 58 Abs.4 AktG: „Die Aktionäre haben Anspruch auf den Bilanzgewinn, soweit er nicht nach Gesetz oder Satzung, durch Hauptversammlungsbeschluß nach Absatz 3 oder als zusätzlicher Aufwand auf Grund des Gewinnverwendungsbeschlusses von der Verteilung unter die Aktionäre ausgeschlossen ist. Der Anspruch ist am dritten auf den Hauptversammlungsbeschluss folgenden Geschäftstag fällig. In dem Hauptversammlungsbeschluss oder in der Satzung kann eine spätere Fälligkeit festgelegt werden.“ 304 Vgl.: Laub, Detlef: Grenzen der Spendenkompetenz des Vorstands [wie Anm. 293], S. 309. 305 Ebd., S. 310; sowie: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 109. 306 Vgl.: Müller-Michaels, Olaf/Ringel, Wiebke: Muss sich Ethik lohnen? [wie Anm. 284], S. 105.

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die sich gemeinnützig engagiert. Denn sie vereint in sich die Rechtsform der AG nach dem Aktiengesetz sowie die steuerlichen Vorschriften für gemeinnützige Organisationen nach der Abgabenordnung und ist damit eine Aktiengesellschaft unter steuerrechtlich privilegiertem Status. Aus diesem Kontext heraus ergibt sich das wichtigste Merkmal und Unterscheidungskriterium zur AG: das Gewinnausschüttungsverbot. Wie vorangegangen bereits erläutert sichert § 58 Abs. 4 AktG den Aktionären Gewinnansprüche zu; dieses Gebot der Gewinnausschüttung wird als wesentliches Charakteristikum der AG verstanden und in der gAG außer Kraft gesetzt. Damit entschärft sich der Gegensatz zwischen der Logik der Gesellschaft und der Wirtschaft, gleichwohl die vermeintliche Paradoxie im Wortpaar „gemeinnützige Aktiengesellschaft“ bestehen bleibt. Um als gemeinnützige AG zu gelten, muss sich nicht nur die Geschäftsführung an die steuerrechtlichen Bestimmungen der Gemeinnützigkeit halten, sondern dieses Unternehmensziel muss in der Satzung fixiert sein; daraus resultiert eine substanzielle statutarische Differenzierung zwischen gAG und AG, die weder eine Ausschüttung der Gewinne an die Aktionäre noch anderweitige Zuwendungen an die Aktionäre aus den Mitteln der gAG gestattet. Das bedeutet folgerichtig auch, dass im Fall einer Unternehmensauflösung oder eines Entzugs der Gemeinnützigkeit, die Aktionäre maximal ihr eingezahltes nominales Kapital307 oder den gemeinen Wert der eingebrachten Sacheinlage zurückerhalten wie § 55 Abs. 1 Ziffer 4 AO definiert. Ein entscheidender Schritt von der gAG als theoretische Möglichkeit hin zur praktischen Umsetzung dieser Organisationsform war die Verfeinerung der Klassifizierungen von Unternehmensgrößen und den damit einhergehenden Erleichterungen bezüglich der handelsrechtlichen Publizitätsvorschriften. Die „kleine“ AG, i.S.d. § 267 Abs. 1 HGB, hat durch das Herabsetzen der formalen Hürden dazu geführt, dass es vermehrt zur Gründung von steuerlich begünstigten AGs kam. Während an dem benötigten Startkapital von 50.000 Euro (bzw. zu jener Zeit 100.000 DM) festgehalten wurde, minimierte sich der Verwaltungsaufwand. Dies beinhaltete etwa die Verringerung der Mindestzahl von fünf Gründern auf einen Gründungsaktionär oder auch die Verringerung der Publikationspflichten. Laut § 121 Abs. 4 AktG kann die Hauptversammlung erstmals durch Einschreiben und nicht ausschließlich durch die Bekanntmachung im Bundesanzeiger einberufen werden. Darüber hinaus wurden auch weitere bürokratisch verursachte Kostenposten reduziert, etwa dadurch, dass nur noch in Sonderfällen eine notarielle Beglaubigung von Hauptversammlungsbeschlüssen nötig ist. Diese Vereinfachungen schufen den Rahmen, in welchem die AG auch für gemeinnützige Organisationen interessant wurde.

|| 307 Der Nominalwert einer Aktie muss nicht dem Ausgabepreis entsprechen. Ein Unternehmensanteil von 1 € kann für ein Vielfaches erworben werden. Rückerstattet wird allerdings nur der tatsächliche Anteil am Stammkapital ohne das eingezahlte Aufgeld.

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„Trotz der Erleichterungen für die „kleine AG“ bleibt die AG immer noch die komplexeste und am wenigsten flexible unter den Gesellschaftsformen.“308 Diese Komplexität spiegelt sich in einer Vielzahl von Rechtsvorschriften wider; so umfasst das Aktienrecht über 400 Paragraphen, während das Gesetz betreffend der Gesellschaften mit beschränkter Haftung auf 90 Rechtsnormen kommt. Für die gAG gelten zuzüglich der vielschichtigen Vorschriften des Aktienrechts auch noch die steuerlichen Maßgaben, die beachtet werden müssen, um die steuerliche Anerkennung als „gemeinnützig“ zu ermöglichen. Das Gewinnausschüttungsverbot beinhaltet allerdings nur wirtschaftlich relevante Güter; damit ist ein ideeller Mehrwert für den Aktionär nicht ausgeschlossen. Diese Form des „Gewinns“ entspricht der Logik des sektoralen Umfeldes, in dem die gemeinnützige AG agiert, wo der Gewinn nicht in geldwerte Vorteile münden darf. Die „Entökonomisierung“ der AG durch die gesetzlichen Gemeinnützigkeitsanforderungen führt zu einer Minderung der Widersprüche zwischen der Arena, aus der sie kommt, und der Arena, in der sie agiert. Die Betrachtung von sozialem Engagement im Kontext der Aktiengesellschaft hat präzisiert, was der Unterschied zwischen gemeinnützigen AGs und AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext ist. Jenseits der Vorschriften über die Gewinnausschüttung differenzieren sich die beiden Konstrukte allerdings nicht; dies ergibt sich schon aus der Tatsache, dass für beide Ausprägungen der AG das Aktiengesetz die gemeinsame Rechtsbasis ist, während sich bei der gAG lediglich steuerrechtliche Vorgaben addieren. Die Vorgaben bezüglich der inneren Struktur und Funktionsweise sind identisch und sollen an dieser Stelle übersichtsartig dargestellt werden. Die AG zählt zu den Kapitalgesellschaften unabhängig davon, ob sie steuerlich begünstigt ist. Sie ist damit eine juristische Person im Sinne von § 1 Abs. 1 Satz 1 Aktiengesetz. Die AG ist vom Grundsatz der „formellen Satzungsstrenge“ nach § 23 Abs. 5 AktG geprägt. Dieser Grundsatz schränkt die Gestaltungsfreiheit in der Satzung so weit ein, dass darin nur dann zusätzliche Regelungen getroffen werden dürfen, wenn diese der Gesetzgeber ausdrücklich vorsieht. Mehr Autonomie besitzt die AG in der Ausgestaltung von Nebenvereinbarungen, wo Raum für Richtlinien jenseits der Satzung geschaffen wurde. Das Prinzip der „formellen Satzungsstrenge“ beinhaltet aber nicht nur Beschneidungen, sondern auch Pflichtangaben wie den Namen der AG (Firma), deren Sitz, die Höhe des eingebrachten Grundkapitals, die Festlegung auf eine oder mehrere Aktienarten, die Anzahl der Vorstandsmitglieder, Angaben zur Publizitätspflicht sowie die Benennung des eigentlichen Gesellschaftszwecks. Entspricht die

|| 308 Horstig, Barbara von: Exkurs. Die Aktiengesellschaft (AG) mit kommunaler Beteiligung und die gemeinnützige AG. In: Die GmbH mit kommunaler Beteiligung und die gemeinnützige GmbH. 3., bearb. Aufl. Stuttgart 2009. S. 61–72; hier: S. 63.

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Satzung den rechtlichen Anforderungen und liegt das Grundkapital von mindestens 50.000 € in Bar- oder Sacheinlagen vor, dies entspricht dem doppelten Stammkapital der GmbH, können die Aktien von den Gründern übernommen werden. Gründer einer Aktiengesellschaft können sowohl natürliche als auch juristische Personen sein. Die Aktiengesellschaft kann allerdings auch durch einen Rechtsformwechsel entstehen, etwa wenn sich ein eingetragener Verein in die Rechtsform einer Aktiengesellschaft umwandelt, siehe dazu §§ 273–282 UmwG. Erst nach der vorschriftsmäßigen Wahl des Vorstandes sowie des Aufsichtsrates kann die Eintragung ins Handelsregister beantragt werden. Mit der Eintragung ins Handelsregister ist die AG eine juristische Person, deren Haftung nach außen sich auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, ebenso wie bei einer GmbH. Was sich von der Gesellschaft mit beschränkter Haftung allerdings deutlich unterscheidet, ist die innere Struktur der AG. 4.3.4.1 Organe Der Gesetzgeber sieht für eine AG drei verpflichtende Organe vor. Der Hauptversammlung der Aktionäre steht es frei, weitere Gremien zur Kontrolle oder fachlichen Beratung in der Satzung zu installieren. Dass davon gelegentlich Gebrauch gemacht wird, zeigt die Faktizität beratender Kuratorien oder betrieblicher Beiräte. Schennerlein hat in ihrer Untersuchung in diesem Kontext herausgefunden, dass insbesondere lokale und regionale Prominenz in diese fakultativen Gremien berufen wird, um die Verwurzelung und Akzeptanz in der Region zu fördern.309 Dies ist unter Berücksichtigung der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ von Georg Franck eine wohlüberlegte Strategie, denn allein die Präsentation eines bekannten Namens sichert Aufmerksamkeit, die andernfalls schwer erzielt wird.310 4.3.4.1.1 Der Vorstand Das geschäftsführende Organ der AG ist der für maximal fünf Jahre benannte Vorstand. Er leitet das Unternehmen entsprechend §76 Abs. 1 AktG eigenverantwortlich nach innen und nach außen; dementsprechend ist er nur dem Wohl der Körperschaft verpflichtet und nicht den Aktionären. Der Zweck der AG muss nicht ausschließlich die Gewinnausschüttung an seine Aktionäre sein, sondern es kann auch die Verfolgung eines gemeinwohlorientierten Zwecks sein, sofern die Satzung dies beinhaltet. Damit der Vorstand im Rahmen der Satzung frei agieren kann, unterliegt er nicht den Weisungen anderer Organe. Er ist jedenfalls an die Regelungen der Satzung und des Gesetzes gebunden.

|| 309 Vgl.: Schennerlein, Barbara: Gemeinnützigkeit mit Aktienkapital [wie Anm. 2], S. 21 f. 310 Vgl.: Franck, Georg: Ökonomie der Aufmerksamkeit. In: Merkur Nr. 534/535/47 Jg. (1993). S. 748– 761.

94 | Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft

Weder Aufsichtsrat, Hauptversammlung noch (Haupt-)Aktionäre können in den unternehmerischen Ermessenspielraum des Vorstandes grundsätzlich eingreifen.311 Mit diesen Rechten kommen auch Pflichten der Vorstandsmitglieder. Zu diesen gehören von Rechts wegen: das Planen und Abhalten der Hauptversammlungen, eine regelmäßige Berichterstattung gegenüber dem Aufsichtsrat, das Führen der Bücher sowie das Anfertigen von Geschäftsberichten und Jahresabschlüssen. Um diese Aufgaben autonom und zum Wohle des Unternehmens erledigen zu können, sieht das Gesetz eine deutlich stabilere Position für den AG-Vorstand vor, als dies beispielsweise bei der GmbH oder dem Verein der Fall ist. Kommt es allerdings zu einer groben Verletzung der Pflichten, so kann vor dem Ablauf des Mandats eine Abberufung erfolgen gemäß § 84 Abs. 1 AktG. Die Enthebung des Vorstandes kann ausschließlich vom Aufsichtsrat vorgenommen werden; durch Vertrauensentzug können die Aktionäre den Aufsichtsrat dazu ermächtigen, wie § 84 Abs. 3 Satz 2, 3. Alt. AktG normiert. Letztere Variante spielt eher eine Rolle bei einem vergleichsweise kleinen Aktionärskreis oder der Dominanz eines Hauptaktionärs, welcher die Mehrheit hält.312 Für diese Handlungsfreiheit in der Unternehmensführung haftet der Vorstand laut § 93 AktG wie folgt: „Vorstandsmitglieder, die ihre Pflichten verletzen, sind der Gesellschaft zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens als Gesamtschuldner verpflichtet. Ist streitig, ob sie die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters angewandt haben, so trifft sie die Beweislast.“ Das Risiko der privaten Haftbarkeit für Fehlentscheidungen dient häufig als Legitimation von teils enormen Vorstandsgehältern. Das abgabenrechtliche Gebot der Selbstlosigkeit wirkt derartigen Gehaltsdimensionen bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften entgegen. Daraus resultiert, dass der Vorstand einer gAG dasselbe Risiko tragen muss wie bei einer kommerziellen AG. Dieser Umstand kann es für Aktiengesellschaften in der Zivilgesellschaft schwieriger machen, Vorstandsposten mit qualifiziertem Personal zu besetzen, insbesondere wenn ein ehrenamtliches Engagement vorausgesetzt wird. 4.3.4.1.2 Der Aufsichtsrat Die Kontrolle des Vorstandes obliegt dem nach seiner Funktion benannten Aufsichtsrat. Der von der Hauptversammlung gewählte Aufsichtsrat setzt sich aus mindestens drei natürlichen Personen313 zusammen, welche Abgesandte der Aktionäre (und bei mitbestimmten AGs auch der Arbeitnehmer) sein müssen. Gewählt wird der Aufsichtsrat, wie der Vorstand, für maximal fünf Jahre. Bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrates räumt der Gesetzgeber mit § 101 Abs. 2 AktG den Hauptaktionären die || 311 Vgl.: Horstig, Barbara von: Exkurs. Die Aktiengesellschaft [wie Anm. 308], S. 64. 312 Vgl.: ebd. 313 Werden in der Satzung mehr als drei Personen in den Aufsichtsrat berufen, so ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Mandate stets durch drei teilbar sein muss.

Die Aktiengesellschaft | 95

Möglichkeit ein, bis zu einem Drittel der Aufsichtsratsmandate zu stellen; dies stellt eine mittelbare Einflussnahme auf die Unternehmensführung dar. Allerdings unterliegen auch entsendete Aufsichtsräte der Verschwiegenheitsverpflichtung nach § 116, 93 Abs. 1 Satz 3 AktG; deren Verstöße strafrechtliche Konsequenzen haben können. Nicht direkt entsendete Aufsichtsräte können nur durch eine qualifizierte Dreiviertel-Mehrheit ihres Amtes enthoben werden. Der Aufsichtsrat ist ebenfalls nur dem Wohl der Gesellschaft verpflichtet und unterliegt wie der Vorstand keiner Weisungsbindung. Neben der Bestellung und Abberufung des Vorstandes hat das Organ vor allem die Aufgabe der stetigen eigenverantwortlichen Überwachung und Kontrolle des Vorstandes (§ 111, Abs. 1 AktG) sowie die Einberufung der Hauptversammlung. Um diese Kontrollfunktion ausüben zu können, hat der Aufsichtsrat das Recht zur Einsicht in Bücher, Konten und relevante Dokumente der Geschäftsführung. Die Legitimation der Kontrollfunktion beschränkt sich dabei nicht nur auf vergangene Aktivitäten. So kann laut § 111 Abs. 4 AktG für bestimmte Geschäfte ein Zustimmungsvorbehalt des Aufsichtsrates in der Satzung fixiert werden, damit eine zukunftsorientierte Überprüfung möglich ist. Auch wenn der Aufsichtsrat gegenüber dem Vorstand diverse Überwachungsfunktionen hat, so darf er sich dennoch nicht die Geschäftsführung anmaßen, vielmehr obliegt die Vertretung der AG nach außen sowie die Geschäftsführung laut § 76 Abs. 1 AktG ausschließlich dem Vorstand. 4.3.4.1.3 Die Hauptversammlung Über ein breites Mitbestimmungsrecht, mit geringer Macht, verfügt die jährlich einberufene Hauptversammlung.314 Durch die Bestellung des Aufsichtsrates hat sie indirekt die Möglichkeit, in die Unternehmensführung einzugreifen, da dieser den geschäftsführenden Vorstand ernennt. Die Hauptversammlung bietet den Aktionären den Raum, um ihr Stimmrecht wahrzunehmen. Die Stimmenberechtigung kann unterschiedlich verteilt werden; entweder pro Aktie oder pro Eigentümer eine Stimme. Es gilt also nur bedingt die Devise „mit einer Aktie redet man mit, mit mehr Aktien redet man mehr mit“315. Laut § 119 AktG hat die Hauptversammlung neben der Berufung des Aufsichtsrates noch folgende Funktionen: Benennen eines Abschlussprüfers, Votieren über die Verwendung von Bilanzgewinnen, etwaige Satzungsänderungen sowie Maßnahmen zur Änderung des Kapitalstocks. Üblicherweise ist eine einfache Mehrheit ausreichend. Ausnahmen sind jedoch Satzungsänderungen sowie Kapitalerhöhungen; hier müssen mindestens drei Viertel des bei dem Votum anwesenden Grundkapitals einen solchen Schritt befürworten.

|| 314 Vgl.: Schrader, Leif/Götting, Friedemann: Die AG als Start-up. Berlin 2002. S. 55. 315 Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 10.

96 | Die Zivilgesellschaft und die Aktiengesellschaft

Die Hauptversammlung dient nicht nur den Aktionären als Podium, sondern sie bietet auch den Vorständen eine Bühne, sich und das Unternehmen zu präsentieren. Dabei hinterlässt die Inszenierung der Hauptversammlung oftmals ein anderes Bild als die offizielle Unternehmenskommunikation sich wünscht. „Denn deren Rednerpult (das der Aktionäre) stand häufig am Rand, etwa auf Knöchelhöhe der Vorstände. Meist stehen die Rednerpulte auch noch rechtwinklig zur Bühne. Das hat zwei Effekte: Zum einen vermeiden die Organisatoren so den Eindruck einer Anklage wie vor Gericht, weil der Redner nicht frontal vor dem Vorstand seine Kritik loswerden kann. Zum anderen erhält der Sprecher aber auch keine Rückendeckung vom Publikum und vertritt eine vermeintlich marginale Einzelposition. Die Phrase „langfristiger Partner“ wird so zur Karikatur.“316 Das Fazit von Biehls Untersuchung ist, dass die Unternehmen zwar darum bemüht sind, Vertrauen zu erzeugen, indem Investorennähe kommuniziert wird, aber dass dies eben oft nur eine Strategie und keine gelebten Werte sind. Augenscheinlich wird dies häufig an einer erstaunlich großen Kluft zwischen AG und Aktionären auf der Hauptversammlung, wie im Zitat beschrieben. Studien wie diese belegen auf eine ganz neue Weise eine weitere wichtige Aufgabe der Hauptversammlung. Diese liegt darin, dem Aktionär die Chance zu geben, sich von dem Unternehmen, das er mitfinanziert, im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild zu machen. Das Instrument, das diese Partizipationsmöglichkeit abbildet, ist die Aktie. 4.3.4.2 Aktien Grundvoraussetzung für die Partizipation auf der Hauptversammlung ist der Besitz von mindestens einer Aktie der gAG. Unterschieden wird hierbei nach der Art und Weise, wie das Grundkapital zerlegt wird. Entweder legt die gAG eine definierte Anzahl von Aktien fest und teilt diese durch das Grundkapital, um den Wert der einzelnen Aktie zu berechnen; dann wird von Stückaktien gesprochen. Oder es wird genau umgekehrt vorgegangen und den Aktien wird ein Wert, der größer als ein Euro ist, zugeschrieben und dann das Grundkapital durch diesen Betrag geteilt, um die Anzahl der Aktien zu bestimmen; in diesem Fall handelt es sich um Nennbetragsaktien. Der Unterschied bei diesem Vorgehen ist, dass Aktien zu differenzierten Nennwerten angeboten werden können, während bei Stückaktien alle Aktien denselben Anteil am Grundkapital repräsentieren. Dieser Anteil am Grundkapital bzw. der Nennwert einer Aktie ist nicht zwangsläufig identisch mit dem Handelswert. Die AG ist verpflichtet, sich in der Satzung für eine der beiden Ausgabeformen zu entscheiden, die Emission beider Modelle ist laut Gesetz nicht möglich. Neben der Segmentierungsform des Grundkapitals wird auch nach dem Publizitätsgrad des Aktionärs differenziert. Gibt eine Gesellschaft Inhaberaktien aus, besitzt

|| 316 Biehl, Brigitte: Der perfekte Auftritt. In: Harvard Business Manager /05/2007 (2007). S. 18 f.

Die Aktiengesellschaft | 97

sie keinerlei Information über den Besitzer der Aktie und dem mit ihr verbundenen Stimmrecht. Während die Inhaberaktien ohne Wissen und Zustimmung der Gesellschaft gehandelt werden können, bedarf eine Übertragung von Namensaktien mindestens der Kenntnisnahme der AG, da die Registrierung im Aktienbuch geändert werden muss. Laut § 67 Abs. 1 AktG sind die AGs, die Namensaktien ausgeben, zur Führung eines Aktienregisters u.a. unter Angabe des Namens, Geburtsdatums, der Adresse und Beteiligungshöhe verpflichtet. Seit Mitte der 1990er Jahre ist diese Aktienform wieder vermehrt benutzt worden, und zwar nicht nur unter börsenfernen AGs. Als im März 2016 die ProSiebenSat1 Media AG in den Dax aufgenommen wurde, gewannen die Namensaktien innerhalb der Top 30 AGs in Deutschland die Oberhand. Dies markiert einen Trend, den 2008 die E.on AG begonnen hatte und welcher sich seit dem peu á peu durchsetzte.317 „Die Umstellung auf Namensaktien bietet sowohl Vorteile für die Aktionäre als auch das Unternehmen. So ermöglicht die Namensaktie eine noch bessere und direktere Kommunikation mit den Anteilseignern und sie vereinfacht für den Aktionär den Anmeldeprozess und die Stimmabgabe im Rahmen der Hauptversammlung. Darüber hinaus ergeben sich Kosteneinsparungen für das Unternehmen, unter anderem durch den direkten und zunehmend auch elektronischen Versand der Einladungen für die Hauptversammlung an die Aktionäre.“318

Die Digitalisierung des Aktienregisters sowie der Kommunikationsmittel sorgt dafür, dass der administrative Mehraufwand sich durch anderweitige Ersparnisse auszahlt.319 Darüber hinaus bieten Namensaktien anders als bei den Inhaberaktien nach § 68 Abs. 1 AktG die rechtliche Option, die Übertragbarkeit des Wertpapieres an die Zustimmung der Gesellschaft zu knüpfen. Es wird dann von vinkulierten Namensaktien gesprochen. Diese haben neben der Kontrollfunktion sowie der Verfügung über die Kontaktdaten der Aktionäre noch eine weitere Funktion. Nur über sie erlaubt § 101 Abs. 2 Satz 2 AktG die bereits erwähnten Entsendungsrechte für maximal ein Drittel der Aufsichtsratsmandate. Vinkulierungsklauseln galten lange als GmbH-typisch, wo sie aufgrund des durchschnittlich kleineren Inhaberkreises als Kontrollinstrument dienen. In das Leitbild einer agilen, erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaft passte diese Form der Abschottung nicht. Untersuchungen des Instituts für Rechtstatsachenforschung der Universität Jena zeichneten ein anderes Bild. Von den 399 untersuchten AGs besaßen

|| 317 Dax-Unternehmen, die Namensaktien ausgeben (Stand: März 2017): Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, E.ON, Infineon Technologies, ProSiebenSat1 Media AG, Munich Re, Siemens, Vonovia AG/ Inhaberaktien: Beiersdorf, BMW, Commerzbank, Continental, Fresenius Medical Care, Fresenius SE, HeidelbergCement, Henkel, Linde, Merck, RWE, SAP, ThyssenKrupp, Volkswagen. 318 Schrader, Leif/Götting, Friedemann: Die AG als Start-up [wie Anm. 314], S. 55. 319 Vgl.: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Namensaktien bei Börsen- und Nichtbörsen-Aktiengesellschaften. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2007). S. R528–R532; hier: S. R528 f.

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ca. zwei Drittel Namensaktien und immerhin 161, dies entspricht knapp 40 Prozent, eine Vinkulierungsklausel. Besonders signifikant waren in der Untersuchung die Verbreitungsunterschiede zwischen börsennotierten AGs und solchen, die nicht am Kapitalmarkt gehandelt wurden.320 Diese Schutzfunktion der Vinkulierung geht auch im Kontext der Zivilgesellschaft nicht verloren. Vor allem im Vergleich zum Verein bieten vinkulierte Namensaktien Schutz vor „feindlichen“ Übernahmen, da der Aktienverkauf und damit auch das Mitbestimmungsrecht blockiert werden kann, was eine inhaltliche Neuausrichtung einer bestehenden gAG vereitelt.

|| 320 Vgl.: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Vinkulierungsklauseln bei Aktiengesellschaften. In: AG – Die Aktiengesellschaft (2007). S. R375–R377; hier: S. R376.

5 Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland Die Empirie zum Phänomen der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland ist bisher so lückenhaft, dass sie kein verlässliches Bild der aktuellen Situation dieses Randphänomens der Zivilgesellschaft zulässt. Aus diesem Grund werden hier die Daten, die zwar erhoben wurden, aber für die Thesenbearbeitung nicht relevant waren, aufgearbeitet präsentiert werden. Damit wird dem Anspruch einer Explorationsstudie entsprechend eine Forschungslücke geschlossen und mangelnder Erfahrungswert kompensiert. Wie dringend eine umfassende und standardisierte Erfassung der Rechtsform notwendig ist, zeigen Publikationen wie die von Martina Köster, welche basierend auf einer Genios-Datenbank-Abfrage Zahlenmaterial vorlegte, welches den Eindruck erweckt, es würde mehrere hundert gemeinnützige Aktiengesellschaften geben. Faktisch handelt es sich dabei aber um eine fehlerhafte Erhebung in einer ungeeigneten Datenbank zuzüglich unterlassener manueller Durchsicht und Überprüfung der Suchergebnisse. Dies führt dazu, dass Köster auch alle jene Wohnungsbaugesellschaften als gemeinnützige Aktiengesellschaft verstand, welche ihrem Namen nach noch den Eindruck vermitteln.321 Wie bereits im Kontext der Methodologie erwähnt ist das „Gemeinsame Registerportal der Länder“322 zur detaillierten Recherche von gemeinnützigen Aktiengesellschaften als Primärquelle vorzuziehen. Eine verlässliche Bestimmung der Gemeinnützigkeit eines Unternehmens ist ausschließlich durch die Satzungseinsicht möglich. Die nachfolgenden aufgearbeiteten Daten zu den gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland sind eine Skizze zum Stand des Jahresendes 2014.

5.1 Kerninformationen Als Kerninformationen werden wesentliche äußere Faktoren der gemeinnützigen Aktiengesellschaften erfasst, die es erlauben, eine geografische, chronologische sowie branchenbezogene Einordnung der gAGs vorzunehmen. Durch diese Darstellungen werden Tendenzen und allgemeine Entwicklungen ersichtlich, die es erlauben, die bisherige Entstehung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften nachzuvollziehen und anhand von Datenmaterial zu belegen. Zu diesem Zwecke werden in die Analyse || 321 Vgl.: Köster, Martina: Prüfungen und Kontrollen bei gemeinnützigen Kapitalgesellschaften. Eine empirische Untersuchung zur Anerkennung und Sicherstellung des Gemeinnützigkeitsstatus. Lohmar/Köln 2014. S. 7 f. 322 Erreichbar unter: https://www.handelsregister.de. https://doi.org/10.1515/9783110732627-005

100 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

auch inzwischen gelöschte gAGs einfließen, um beide Dimensionen der Implementierung abzubilden. Zusätzlich wird untersucht, ob es zwischen den drei Einzelfaktoren: Eintragungsjahr, Tätigkeitsbereich oder geografische Verbreitung statistisch nachweisbare Zusammenhänge gibt. Da die Logik nahelegt, dass es zum einen spezifische Tätigkeitsbereiche gibt, von welchen aus die Verbreitung der gAG ihren Anfang genommen hat, sowie zum anderen, dass es bei der Entwicklung von gAGs geografische Ausgangspunkte gegeben haben könnte. Die Überprüfung dieser Vermutungen geschieht anhand des exakten Tests nach Fisher.

5.1.1 Entstehungsjahr Die nachfolgende Abbildung 6 illustriert, dass es eine lange Phase der Stagnation gab, in welcher nahezu keine gemeinnützigen Aktiengesellschaften gegründet wurden. In den sechs Jahren vor 1996 kam es lediglich zu einer einzigen gAG-Eintragung. Erst ab 1997 ist ein minimales, aber kontinuierliches Wachstum der Neueintragungen zu verzeichnen. Als Ursache kann, aufgrund des Zahlenmaterials, das am 10. August 1994 erlassene „Gesetz für kleine Aktiengesellschaften und zur Deregulierung des Aktienrechts“ gedeutet werden. Dieses öffnete die Rechtsform der gAG. Als Folge etablierten sich kleine AGs mit erleichterten Publikations- und Organisationspflichten. Die Novelle des Aktienrechts zielte nicht darauf ab, die Rechtsform der erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaft für die Zivilgesellschaft zu öffnen, sondern hatte mittelständische und kleinere Unternehmen im Blick. Das könnte auch die Verzögerung von über zwei Jahren erklären, mit der diese Neuerung im steuerbegünstigten Bereich ankam. Am 10. Januar 1997 wurde die Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld als erste neue gAG gegründet.

Kerninformationen | 101

-5

0

5

1990

5

1991

6

1992

6

1993

6

1994

6

1995

6

1996

6

1997

6

10

25

30

35

40

45

50

55

60

0 3 9

1999

10

0 0

1 3

2000

13

2001

14

1 3 3

17

2003

20

2004

21

2005

20

1

1998

2002

15

1 0

4

0

5

25

2006

-1

2007

-1

2008

-2

2009

-2

2010

-1

2011

-1

2012

-1

50

2013

-1

51

2014

-1

4

30

5

33

5

37

6

40

5

44

3

48

2 3 6

53 bestehende gAGs

jährliche Neugründungen

gelöschte gAGs

Abb. 6: Zeitliche Entwicklung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland (N=69)

65

102 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Vorläufiger Höhepunkt an Neugründungen war das Jahr 2009 mit sechs neuen gAGs. In der Dekade nach der ersten Neugründung schwanken die Zahlen der gAG-Eintagungen zwischen einer und fünf neuen gAGs pro Jahr. Dies entspricht einem Mittelwert von 2,4 Neugründungen. Die Wirtschaftskrise der 2000er Jahre scheint bei den gAGs mit etwa zwei Jahren Verspätung anzukommen, sie fand ihren Höhepunkt im September 2008 mit der Insolvenzanmeldung der Investmentbank „Lehman Brothers“ und führte aber erst 2011 zu einem vergleichsweise starken Absinken der Neugründungsquote bei gAGs. Wie im Fall der Gesetzesnovelle wird auch hier wieder eine zeitliche Verschiebung sichtbar. Das deutet darauf hin, dass marktbezogene Ereignisse erst mit etwas mehr als zwei Jahren Verzögerung in der Zivilgesellschaft ankommen, da sie nur über eine indirekte Rückkopplung verfügen. Hatten sich die Neugründungen in den Jahren 2004 bis 2010 bei durchschnittlich 4,6 gAG-Eintragungen pro Jahr eingepegelt, kam 2011 eine Reduktion auf drei gAG-Neugründung zum Tragen und erreicht ein Jahr später mit nur zwei Neugründungen ihren Tiefstand seit 2003. Seit dem letzten Tiefpunkt hat allerdings ein Erholungsprozess eingesetzt. 2014 wurde mit sechs gAG-Gründungen zum zweiten Mal seit 2009 ein Höchststand erreicht. Zum 31.12.2014 konnten in der Bundesrepublik Deutschland 59 gemeinnützige Aktiengesellschaften gezählt werden. In den Jahren 2004 bis 2014 ist mit durchschnittlich 4,4 gAG-Gründungen pro Jahr der Mittelwert im Vergleich zur ersten Dekade, seit der Novellierung, um das Anderthalbfache gestiegen. Insgesamt betrachtet ist festzuhalten, dass seit dem erstmaligen Anwenden des „Gesetzes für kleine Aktiengesellschaften und zur Deregulierung des Aktienrechts“ in der Zivilgesellschaft ein ununterbrochener jährlicher Zuwachs an Neueintragungen von gAGs zu verzeichnen ist. In den zwei Dekaden nach der Gesetzesnovelle hat sich ein durchschnittliches jährliches gAG-Wachstum von elf Prozent etabliert. In totalen Zahlen betrachtet entspricht dies 2,5 neue gAGs pro Jahr und ist damit verglichen mit den anderen Rechtsformen der Zivilgesellschaft323 faktisch ein marginaler Zuwachs mit einem sukzessiven, aber kontinuierlichen Aufwärtstrend. Im Zuge dieser Zahlen von einem sprunghaften Boom der gAGs zu sprechen wie Bayer und Hoffmann, scheint

|| 323 Laut Angaben des „Tag der Stiftungen“ legten diese im Jahr 2015 um 2,8 Prozentpunkte zu, was 583 Neugründungen entsprach. Die Vereine konnten 2014 einen Zuwachs um 38.384 Organisationen und 6,5 Prozentpunkte verzeichnen, wie aus der Zusammenstellung der Geschäftsübersicht der Amtsgerichte für die Jahre 1995 bis 2015 ersichtlich ist. Vgl.: Bundesamt für Justiz: Zusammenstellung der Geschäftsübersichten der Amtsgerichte für die Jahre 1995 bis 2015. 2016. Internet: http://www.bundesjustizamt.de/DE/SharedDocs/Publikationen/Justizstatistik/Geschaeftsentwicklung _Amtsgerichte.pdf%3F__blob%3DpublicationFile%26v%3D5+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de&client= firefox-a, Zuletzt geprüft am: 20.4.2017. Ebenso: Tag der Stiftungen: Stiftungen in Zahlen. Internet: https://www.tag-der-stiftungen.de/de/informieren/stiftungen-in-deutschland/stiftungen-inzahlen.html. Zuletzt geprüft am: 12.9.2016.

Kerninformationen | 103

allerdings eine Übertreibung zu sein.324 Der vergleichsweise starke prozentuale Zuwachs ist der extrem niedrigen Ausgangszahl zuzuschreiben. Sollte in den nächsten zwanzig Jahren nochmals eine Verzehnfachung der gAGs erreicht werden und 2034 tatsächlich um die sechshundert gemeinnützig AGs existieren, wäre die Diagnose des Booms angemessen. Parallel zu diesem jährlichen Zuwachs an Aktiengesellschaften kam es seit 2006 erstmals zur Löschung von neugegründeten gAGs. Die erste Löschung betraf die sieben Jahre zuvor formierte „Europa Akademie der musischen und bildenden Künste gemeinnützige Aktiengesellschaft“. Die Löschungsquote liegt zu jedem Zeitpunkt der Untersuchung unter jener der Neugründungen und überstieg nie die jährliche Löschung von zwei Aktiengesellschaften. Durchschnittlich entsprach dies in den letzten zehn Jahren 1,1 gAGs, die sich auflösten. Insgesamt kam es bis 2014 zur Löschung von 11 gemeinnützigen Aktiengesellschaften. In nahezu allen Fällen wurde die Gesellschaft aufgrund fehlender Mittel aufgelöst. Es ist nur der Fall der 2013 gelöschten Joblinge gemeinnützige AG Bayerwald bekannt, in welcher nicht Mittelknappheit, sondern die beendete Zweckerfüllung zur Auflösung der gAG führte.325 Es ist zu konstatieren, dass seit der Novelle des Aktienrechts aus dem Jahre 1994 sich die Anzahl der gAGs nahezu verzehnfacht hat und damit der Gesetzgeber der Zivilgesellschaft eine neue Möglichkeit zur rechtlichen Organisation und Selbstbestimmung eröffnet hat, deren Potenzial bisher jedoch größtenteils ungenutzt oder unbekannt ist. Einen Zusammenhang zwischen der zeitlichen und örtlichen Entstehung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften konnte anhand des exakten Tests nach Fisher mit p=0,079 ebenso wenig belegt werden wie ein Zusammenhang mit einem bestimmten Tätigkeitsfeld (p=0,750). Damit ergibt sich kein statistischer Zusammenhang, welcher von einer bestimmten Branche oder einem Bundesland ausgeht, auch wenn die geografische Verbreitung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften gewisse Brennpunkte erkennen lässt.

5.1.2 Geografische Verbreitung Bei der Verteilung der gemeinnützigen Aktiengesellschaft nach Bundesländern zeigt sich, dass Nordrhein-Westfalen als einwohnerstärkstes Bundesland mit vierzehn gAGs vor Baden-Württemberg mit elf und Berlin mit neun gAGs in Führung geht.

|| 324 Vgl.: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Neue gemeinnützige Aktiengesellschaften [wie Anm. 1], S. R531. 325 Die Joblinge gemeinnützige AG Bayerwald hatte als Satzungsziel, die Jugendarbeitslosigkeit in der Region zu reduzieren, und tatsächlich nahm diese in den folgenden fünf Jahren in einem solchen Maße ab, dass die Tätigkeit der gAG in der Region nicht fortgeführt werden konnte oder musste.

104 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Während sich von der Nordsee bis in die Mitte Deutschlands eine Tabula rasa abzeichnet, der sowohl Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umfasst, ebenso wie das Saarland. Die geografische Verteilung der gAGs weist, wie in Abbildung 7 ersichtlich, weder ein Ost-West- noch ein Nord-Süd-Gefälle auf. Vielmehr kommt es zur punktuellen Konzentration in einwohnerstarken Regionen wie Berlin, dem Großraum München und dem Ruhrgebiet. Bezogen auf die Einwohnerzahl ergibt sich im Jahr 2014 eine gAG-Dichte von einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft auf 1,34 Millionen Bundesbürger beziehungsweise 0,073 gAGs auf 100.000 Einwohner. Verglichen mit der Stiftungs- und Vereinsdichte wird die minimale Verbreitung dieser Rechtsform abermals offenkundig. Im Bundesdurchschnitt kommen auf 100.000 Einwohner etwa 26 Stiftungen sowie 700 Vereine.326 Berlin weist mit 0,267 gAGs pro 100.000 Einwohner die höchste gAG-Dichte der Bundesrepublik auf, dichtauf ist Mecklenburg-Vorpommern mit 0,250 gAGs auf 100.000 Einwohner. Auf Platz drei folgt mit einigem Abstand Hamburg (0,115), dann Baden-Württemberg (0,104), Brandenburg (0,082), Nordrhein-Westfalen (0,080) sowie Sachsen mit 0,074 gAGs auf 100.000 Einwohner. Letzteres liegt damit knapp über dem Bundesdurchschnitt von 0,073 gAGs auf 100.000 Einwohner. Darunter liegen Bayern (0,064), Rheinland-Pfalz und Hessen mit jeweils 0,050, den letzten Platz der Bundesländer mit gAG-Vorkommen belegt Schleswig-Holstein mit 0,036 gAGs auf 100.000 Einwohner.

|| 326 Vgl.: Krimmer, Holger/Priemer, Jana: ZiviZ-Survey 2012 [wie Anm. 10], S. 19; sowie: Bundesverband Deutscher Stiftungen: Stiftungen in den Bundesländern im Überblick. 2015. Internet: https://www.stiftungen.org/uploads/tx_templavoila/Rechtsfaehige_Stiftungen_im_Ueberblick_ 2015.jpg. Zuletzt geprüft am: 20.4.2017.

Kerninformationen | 105

Abb. 7: Verteilung der gemeinnützigen AGs nach Ländern im Jahre 2014 (N=59)

Als letzter Punkt zur geografischen Verbreitung von gAGs wurde untersucht, in welchen Städten gAGs sich am häufigsten etablieren. Bei der Definition der Stadtgrößen wurde der statistische Stadtbegriff auf Basis der Einwohnerzahl, wie er 1887 vom Statistiker-Kongress bestimmt wurde, übernommen, sich dessen bewusst, dass es sich bei diesem um einen geografischen und nicht einen soziologischen Terminus handelt, da kaum Angaben über die städtische Funktion damit möglich sind.327

|| 327 Vgl.: Baumgart, Sabine/Overhageböck, Nina/Rüdiger, Andrea: Eigenart als Chance? Strategische Positionierungen von Mittelstädten. Berlin 2011. S. 8.

106 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Demnach sind alle Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohner eine Landstadt, sich daran anschließend folgt bis 20.000 Einwohner die Kleinstadt, gefolgt von der Mittelstadt mit weniger als 100.000 Einwohnern und der Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Ab einer Million Einwohner wird dann von einer Metropole gesprochen. Die Analyse der Stadtgröße hat laut Abbildung 8 ergeben, dass 68 Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften sich in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern befinden. Im Vergleich zur Verteilung der Bundesbürger sind allerdings nur 20 Prozent der Bevölkerung in Großstädten und Metropolen ansässig. Der größte Anteil von gAGs entfällt mit 41 Prozent auf Großstädte und über ein Viertel der gAGs sind in Metropolen ansässig.

Land-

Klein-

stadt

stadt

3%

Metropole

Mittel-

27%

stadt

2%

Gemeinden Landstadt unter

16%

5%

24%

22%

5.000 Kleinstadt über 5.000

17%

Mittelstadt über 20.000

Großstadt 41%

nicht städische

Großstadt über

43%

100.000 Metropole über 1 Mio

Abb. 8: Verteilung der gAGs nach Stadtgröße im Jahre 2014 (N=59)

Abb. 9: Aufteilung der Bevölkerung nach Stadtgröße im Jahre 2011 (N = 80.219.695)

Ein weiteres knappes Viertel entfällt auf Mittelstädte. Dies entspricht auch in etwa dem Bevölkerungsanteil, welcher in Mittelstädten lebt. Lediglich acht Prozent der gAGs sind in Klein- und Landstädten verortet, auf welche etwa die doppelte Anzahl der Bevölkerung entfällt. Das aktuelle Zahlenmaterial konnte keine gAG in einer nichtstädtischen Gemeinde belegen, obwohl dort 37 Prozent der Bevölkerung lebt. Bei der Gegenüberstellung der gAG-Verteilung nach Stadtgröße und jener der Bevölkerungsverteilung (Abb. 9) wird auf den ersten Blick sichtbar, dass die gAG ein städtisches Phänomen ist. Dieser Befund präzisiert sich, wenn klar wird, dass es in jeder dritten Großstadt eine gAG gibt, während nicht einmal jede tausendste Landstadt über eine gemeinnützige Aktiengesellschaft verfügt. Damit sind gAGs in

Kerninformationen | 107

Deutschland nicht nur ein rein städtisches, sondern ein überwiegend großstädtisches Phänomen.328

5.1.3 Tätigkeitsbereiche Eine erste Darstellung der Tätigkeitsbereiche (Abb. 10) von gemeinnützigen Aktiengesellschaften in der vom Statistischen Bundesamt entworfenen Klassifikation der Wirtschaftszweige dokumentiert, dass gAGs lediglich in 6 von insgesamt 21 Wirtschaftszweigen zu finden sind. 35,6 Prozent der gAGs entfallen damit auf das Gesundheits- und Sozialwesen, 27,1 Prozent auf die Erbringung von sonstigen Dienstleistungen, 15 Prozent agieren im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung, 8,5 Prozent fokussieren sich auf Erziehung und Unterricht und jeweils 6,8 Prozent betätigen sich in den Zweigen Öffentlicher Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung sowie Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Im Vergleich zur Stichprobe der gemeinnützigen GmbHs werden zwei Differenzen augenscheinlich.

|| 328 Die Vergleichszahlen zur Verteilung der Bundesbürger nach Stadtgröße wurden anhand der Angaben des Statistischen Bundesamtes berechnet. Demnach ergab sich auf dem aktuellen Zensus 11 beruhend folgende Verteilung von Einwohnern: Metropolen: 7.925.504, Großstädte: 18.336.497, Mittelstädte: 21.670.940, Kleinstädte: 11.089.342, Landstädte: 1.242.626 und nichtstädtische Gemeinden 29.954.786. Vgl.: Statistisches Bundesamt: Daten aus dem Gemeindeverzeichnis. Städte in Deutschland nach Fläche und Bevölkerung auf Grundlage des Zenus 2011 und Bevölkerungsdichte. Gebietsstand: 31.12.2016. Wiesbaden 2018. Internet: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/ LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/Administrativ/Aktuell/05Staedte.html. Zuletzt geprüft am 30.11.2018.

108 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

36%

Gesundheits- und Sozialwesen

1%

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen

16%

Kunst, Unterhaltung und Erholung

15%

4% 9%

Erziehung und Unterricht

Freiberuflichen, wiss. und tech.… Gastgewerbe

1% 7% 7% 6%

37%

1%

Bergbau und Gewinnung von Steinen und… Energieversorgung

1% 3% 1% 3%

Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe

4%

Information und Kommunikation

6% 3% 7%

Wirtschaftliche Dienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen

10%

Handel; Instandhaltung und Reparatur von…

11% 1%

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 0% gemeinnützige AGs (N=59)

21%

1%

Öffentliche Verwaltung etc.

44%

27%

14% 10%

20%

30%

gemeinnützige GmbHs (N=70)

40%

50%

AGs (N=70)

Abb. 10: Klassifikation der Wirtschaftszweige nach Rechtsformen im Jahre 2014

Die gGmbHs sind in ihren Tätigkeitsbereichen vielfältiger, indem zu den genannten Sektoren noch das Gastgewerbe, das verarbeitende Gewerbe sowie die Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen als auch Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hinzukommen. Bei der Gegenüberstellung mit Aktiengesellschaften aus dem erwerbswirtschaftlichen Kontext wird eine Verschiebung der Tätigkeitsbereiche evident. Die AGs aus der gezogenen Stichprobe sind insgesamt in über der Hälfte der 21 Wirtschaftszweige zu finden. In den Tätigkeitsbereichen der gemeinnützigen Kapitalgesellschaften ist die erwerbswirtschaftliche AG allerdings deutlich unterrepräsentiert ausgenommen der Zweig „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“. 39 Prozent der AGs mit erwerbswirtschaftlichem Charakter entfallen auf die Wirtschaftszweige, in welchen die gemeinnützige Aktiengesellschaft tätig ist und 37

Kerninformationen | 109

Prozent davon allein auf die Kategorie „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“. Der exakte Test nach Fisher hat hier einen hoch signifikanten Zusammenhang zwischen Rechtsform und Wirtschaftszweig von p=0,000 und V=0,658 ergeben. Die Aufschlüsselung der sektorspezifischen Branchen nach Tätigkeitsbereichen (Abb. 11), in welcher dem ZiviZ-Survey gefolgt wurde, ergab, dass auch hier gAGs nicht in allen Tätigkeitsbereichen zu finden sind. Mit 36 Prozent sind sie am stärksten auf die sozialen Dienste konzentriert, gefolgt von 22 Prozent im Bereich Kultur und Medien, 17 Prozent in Bildung und Erziehung, 14 Prozent im Gesundheitswesen, 5 Prozent internationale Solidarität und dann jeweils 2 Prozent in den Tätigkeitsbereichen: Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Umwelt- und Naturschutz, Wirtschafts- und Berufsverbände sowie Bürger- und Verbraucherinteressen.

Soziale Dienste Kultur/Medien

18% 17% 14% 14%

Bildung/Erziehung Gesundheitswesen Internatinonale Solidarität Bevölkerungs-/Katastrophenschutz Umwelt-/Naturschutz Wirtschafts-/Berufsverbände Bürger-/Verbraucherinteressen

3% 5% 2% 2% 3% 2% 3% 2% 2% 2% 2%

Sport 8%

Sonstiges

Wissenschaft/Forschung Versorgungsaufgaben

22%

25%

Freizeit

Kirche/Religiöse Vereinigungen

36%

8%

6% 3% 2% 1%

gemeinnützige Aktiengesellschaften

Organisationen des Dritten Sektors

Abb. 11: Verteilung der Tätigkeitsbereiche der Zivilgesellschaft im Vergleich zu gAGs im Jahre 2014329

|| 329 Die Vergleichszahlen des Dritten Sektors wurden den ZiviZ-Survey 2012 entnommen. Vgl.: Krimmer, Holger/Priemer, Jana: ZiviZ-Survey 2012 [wie Anm. 10], S. 21.

110 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Prägnant sind die Unterschiede zwischen den gAGs und dem Sektordurchschnitt innerhalb der sozialen Dienste sowie des Gesundheitswesens. Hier sind gemeinnützige Aktiengesellschaften viereinhalb Mal öfter zu finden als andere Rechtsformen. Demgegenüber sind gAGs in 40 Prozent der Tätigkeitsbereiche der Zivilgesellschaft nicht vertreten. Obwohl ein Viertel der ZGOs sich im Feld des Sportes betätigt, gibt es nicht eine gAG in diesem Tätigkeitsfeld, trotz der Relevanz des Sports für die Zivilgesellschaft. Die Aufschlüsselung der Tätigkeitsbereiche der Zivilgesellschaft nach Rechtsformen in Abbildung 12 zeigt, dass der Fokus der Kapitalgesellschaften in der Zivilgesellschaft vergleichbar ist, wobei die gAGs den gGmbHs im Regelfall nachstehen.

gAGs

36

gGmbHs

42

Genossenschaft… 2 4 2 Vereine

22

19 22

0% Soziale Dienste Bildung/Erziehung Sonstiges Sport

3

29

20

6

Stiftungen

17 10

9 13

2

72 13

3

14 20%

14

23 40%

27

31 6

32

60%

80%

13 100%

Kultur/Medien Gesundheitswesen Gemeinschaftliche Versorgungsaufgaben

Abb. 12: Aufgliederung der Rechtsformen nach Tätigkeitsbereichen im Jahre 2012 bzw. 2014330

Ausgenommen im Gesundheitswesen, in welchem prozentual mehr gAGs als gGmbHs aktiv sind, und im Bereich Medien und Kultur. Im Tätigkeitsbereich Medien und Kunst ist die größte Differenz zwischen den beiden Formen der Kapitalgesellschaft erkennbar. Während nur rund 3 Prozent der gGmbHs in diesem Bereich tätig sind, entfällt knapp ein Viertel der gAGs auf diese Kernaufgaben. Dies legt bereits hier die Vermutung nah, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften im Tätigkeitsbereich Medien und Kunst eine breitere Einsatzmöglichkeit bieten als gGmbHs und nicht nur als reines Managementinstrument für Sozial- und Gesundheitsdienstleister dienen.

|| 330 Die Aufschlüsslung der Haupttätigkeitsbereiche nach Rechtsform (mit Ausnahme der gAG) wurden auf Anfrage vom ZiviZ-Survey bereitgestellt.

Eckdaten der Gründung | 111

5.2 Eckdaten der Gründung Als Eckdaten der Gründung werden nachfolgend Daten, die mit der Unternehmensgründung korrespondieren, ausgewertet. Dazu zählen neben den Gründungskosten und der Unternehmensgröße auch eventuell erfolgte Rechtsformwechsel. Die Ergebnisse geben einen Einblick in die reale Umsetzung der Rechtsform. Wie bei den Kerninformationen werden Zusammenhänge anhand des exakten Tests nach Fisher ermittelt, um zu verdeutlichen, wo die Variablen sich nicht nur theoretisch, sondern auch faktisch beeinflussen.

5.2.1 Unternehmensgröße Im einleitenden Kapitel zur Methodologie wurde die rechtliche Grundlage zur Definition der Unternehmensgrößen bereits besprochen. Aus den in § 267 HGB normierten Kriterien leiten sich danach für gemeinnützige Aktiengesellschaften vier Kategorien ab: Kleinst-gAGs, kleine gAGs, mittelgroße gAGs sowie große gemeinnützige Aktiengesellschaften. Die vorliegenden Daten zum Stichtag des 31.12.2014 lassen eine tendenzielle Abnahme der Häufigkeit mit zunehmender Unternehmensgröße erkennen. So zeigt Abbildung 13, dass mit 44 Prozent die Kleinst-gAGs die häufigste Unternehmensgrößenkategorie innerhalb der gemeinnützigen Aktiengesellschaften sind, gefolgt von den kleinen gAGs mit 32 Prozent. Der geringste Anteil entfällt auf mittelgroße gAGs, welche 10 Prozent ausmachen und damit aus der allgemeinen Trend Tendenz herausfallen. Der Anteil großer gAGs liegt bei knapp 14 Prozent.

große gAGs 14% mittelgroße gAGs 10%

Kleinst-gAGs 44%

kleine gAGs 32%

Abb. 13: Unternehmensgröße von gemeinnützigen AGs nach § 267 HGB im Jahre 2014 (N=59)

112 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Kumulativ bedeutet dies, dass über drei Viertel der gemeinnützigen Aktiengesellschaften Kleinst- bis Kleinunternehmen sind. Dieser Befund entkräftet das öffentliche Stereotyp der großen Publikums-AG und belegt, dass die Rechtsform der Aktiengesellschaft auch für kleine gemeinnützig orientierte Organisationsstrukturen geeignet sein kann. Die spezifischere Betrachtung der einzelnen gAGs und der Heterogenität ihrer Tätigkeitsbereiche sowie die unterschiedlichen Unternehmensgrößen lässt die Vermutung aufkommen, dass es Tätigkeitsbereiche gibt, in denen tendenziell mehr größere als kleiner gAGs, und umgekehrt, geben könnte. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang z.B. auf Krankenhäuser, die schon der Natur der Sache nach nicht Klein- und Kleinst-gAGs sind. Die grafische Darstellung der Verteilung (Abb. 14) der beiden summierten Unternehmensgrößen zeigt, dass die Streuung innerhalb der Tätigkeitsbereiche durchaus differenziert ist. Dennoch konnte der exakte Test nach Fisher mit den zwei kumulierten Kategorien kleiner gAGs, welche sich aus Kleinst- und kleinen gAGs summiert, und große gAGs, welche sich aus den mittelgroßen und großen gAGs zusammensetzen, mit p=0,332 keine statistische Signifikanz nachweisen.

7,1%

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz Wirtschaftsverbände &… Umwelt- und Naturschutz

2,2% 2,2% 28,6%

Soziale Dienste

37,8% 28,6%

Kultur und Medien

20,0%

Internatinale Solidarität

6,7% 28,6%

Gesundheitswesen Bürger- & Verbraucherinteressen Bildung und Erziehung

große gAGs (N=45)

8,9% 2,2% 7,1% 20,0%

kleine gAGs (N=14)

Abb. 14: Tätigkeitsbereiche von gemeinnützigen AGs nach Anteil in summierten Unternehmensgrößen im Jahre 2014 (N=59)

Eckdaten der Gründung | 113

Lediglich in zwei der neun Tätigkeitsbereiche gibt es auffällige Unterschiede in der Umsetzung nach Unternehmensgrößen. Dies sind zum einen Bildung und Erziehung, wo 20 Prozent der summierten kleinen gAGs aktiv sind, während dies auf nur 7,1 Prozent der kumulierten großen gAGs zutrifft. Beim Gesundheitswesen verhält es sich umgekehrt: 28,6 Prozent der zusammengefassten großen gAGs sind hier tätig, aber nur 8,9 Prozent der addierten kleinen gAGs. In den Bereichen Kultur und Medien sowie Soziale Dienste ist die Differenz zwischen den verschiedenen Unternehmensgrößen jeweils rund 10 Prozent. Dies zeigt, dass von der Unternehmensgröße her keineswegs eine Beschränkung auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld abgeleitet werden kann, sondern dass die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft den Gründern einen großen Gestaltungsfreiraum lässt, der innerhalb des rechtlichen Rahmens unabhängig von Satzungszweck und eingebrachten Mitteln ist.

5.2.2 Gründungskosten Durch die Gründung und der daraus obligatorisch folgenden Eintragung ins Handelsregister ergeben sich für die neu etablierten gemeinnützigen Aktiengesellschaften Kostenposten, die bei der Kapitalbeschaffung zu berücksichtigen sind. Diese Ausgaben setzen sich aus Eintragungsgebühren, Notarkosten sowie benötigten Rechtsberatungskosten zusammen. Rechtlich gilt, dass dieser Gründungsaufwand nicht höher als zehn Prozent des eingetragenen Grundkapitals sein darf und nach § 26 AktG in der Satzung festgesetzt sein muss. Grundsätzlich müsste der Gründungsaufwand von den Gründern getragen werden; das Gesetz bietet mit der Übernahme der Gründungskosten durch die neu gegründete Gesellschaft jedoch eine Ausnahme von den Kapitalerhaltungsvorschriften. Von den 59 untersuchten gAGs beinhalteten die Satzungen von 42 gAGs, dies entspricht über 70 Prozent, Angaben zum maximalen Gründungsaufwand. Bei der Lektüre der folgenden Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass es sich um einen maximalen Gründungsaufwand handelt. Der faktische Gründungsaufwand kann damit deutlich unter dem festgelegten Wert liegen. Die Spannweite des maximalen Gründungsaufwandes liegt zwischen 2.000 und 100.000 Euro und lässt damit eine beachtliche Heterogenität der Werte erkennen. Dies zeigt sich auch beim Vergleich des Mittelwertes und des Medians. Der Mittelwert der Gründungskosten liegt bei 11.011,90 Euro, während der Median bei 5.000 Euro liegt. Die Häufigkeiten der einzelnen maximalen Gründungskosten zeigt hier eine klare Tendenz. Der tabellarischen Darstellung in Abbildung 15 ist zu entnehmen, dass knapp 60 Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in ihren Satzungen die Übernahme eines maximalen Gründungsaufwands von 5.000 Euro vorsehen. Finden die unter dieser Marke liegenden Werte ebenfalls Berücksichtigung, ergibt sich ein Prozentsatz von über 80 Prozent der gAGs, deren maximaler Gründungsaufwand unter 5.000

114 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Euro liegt. Insgesamt ist auffällig, dass die Einteilung bis zur 10.000-Euro-Marke kleinteilig ist, während ab einem fünfstelligen maximalen Gründungsaufwand die Abstufung deutlich gröber wird, was der nach oben offenen Skala zuzuschreiben ist.

Gründungskosten (in €)

Häufigkeit

Gültige Fälle (in %)

2.000

2

4,8

2.500

2

4,8

3.000

2

4,8

3.500

1

2,4

4.500

2

4,8

5.000

25

59,5

8.000

1

2,4

10.000

2

4,8

20.000

2

4,8

42.000

1

2,4

100.000

2

4,8

Abb. 15: Häufigkeit der maximalen Gründungskosten laut Satzung im Jahre 2014 (N=42)

Da der maximale Gründungsaufwand durch die Höhe des eingebrachten Kapitals beeinflusst wird, ist anzunehmen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem maximalen Gründungsaufwand gibt. Der exakte Test nach Fisher hat mit p=0,037 und V=0,664 diese Vermutung bestätigt, wie im statistischen Anhang unter 9.2.2 detailliert ersichtlich ist. Folglich ist es sinnvoll, den maximalen Gründungsaufwand abhängig von den Unternehmensgrößen zu betrachten. Die Analyse der Unternehmensgröße hat zum einen ergeben, dass faktisch von keiner der sechs mittelgroßen gAGs Daten zu den maximalen Gründungskosten verfügbar sind. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Kategorie zu zwei Drittel aus Zoos und Tierparks besteht, die als historisch gegründete gAGs vor der Novellierung des Aktiengesetzes gegründet wurden. Gleiches gilt für die zwei verbleibenden jeweils vor 1994 gegründeten mittelgroßen gAGs: die Acura Kliniken Rheinland-Pfalz AG und die Nordakademie gemeinnützige Aktiengesellschaft.331 Die grafische Aufarbeitung der verbleibenden Daten (Abb. 16) demonstriert die Differenzen der maximalen Gründungskosten anhand der jeweiligen Unternehmensgrößen.

|| 331 Die Acura Kliniken Rheinland-Pfalz AG wurden 1951 gegründet und die Nordakademie gründete sich 1992 als gGmbH und unterzog sich 1997 einem Rechtsformwechsel in eine gAG.

Eckdaten der Gründung | 115

40.000 €

36.250 €

30.000 € 20.000 € 20.000 €

10.000 €

14.893 €

4.542 € 5.000 €

5.000 €

0€ Kleinst-AGs

kleine AGs Mittelwert

große Ags

Median

Abb. 16: Gründungskosten laut Satzung im Jahre 2014 (N=42)

Während bei den Kleinst-gAGs Median und Mittelwert sehr dicht beieinander liegen und das Spektrum der Daten insgesamt lediglich 8.000 Euro umfasst (Minium: 2.000 Euro, Maximum: 10.000 Euro), gibt es bei den kleinen gAGs bereits deutlichere Differenzen. Hier liegt der Mittelwert mit knapp 15.000 Euro beinahe um das Dreifache über dem Median. Markant wird die Differenz bei den großen gAGs. Die Spannweite umfasst maximale Gründungskosten von 3.500 Euro bis 100.000 Euro, was bezüglich des Nominalwerts des Grundkapitals der größten Differenz zwischen dem Median und Mittelwert entspricht. Hier gibt es eine Differenz von über 16.000 Euro, welche relativ betrachtet mit knapp dem zweifachen Mittelwert im Vergleich zu den kleinen gAGs jedoch geringer ausfällt.

5.2.3 Rechtsformenwechsel Der Rechtsformwechsel zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft ist wie im Teilabschnitt Methodologie bereits ausgeführt eine Option, die für Gesellschaften des Privatrechts, Personenhandelsgesellschaften, Kapitalgesellschaften, Partnerschaftsgesellschaften ebenso wie eingetragene Genossenschaften und eingetragene Vereine zur Verfügung steht. Faktisch zeigt sich in Abbildung 17, dass diese gesetzlich gewährte Möglichkeit 11 von 59 gemeinnützigen Aktiengesellschaften genutzt haben, was 19 Prozent entspricht.

116 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

9% Neugegründete gAGs 81%

Umgewandelte gAGs 19%

36% 27% 27%

Kleinst-AGs

kleine gAGs

mittelgroße gAGs

große gAGs

Abb. 17: Rechtsformumwandlung von gAGs nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=59)

Im häufigsten Fall handelt es sich mit 36 Prozent um große Aktiengesellschaften, gefolgt von jeweils 27 Prozent für die Kleinst- und kleinen gAGs und neun Prozent entfallen auf mittelgroße gAGs. Kumuliert nach kleinen und großen gemeinnützigen Aktiengesellschaften überwiegen die Umwandlungen von Kleinst- und kleinen gAGs um vier Prozent. Eine statistische Signifikanz zwischen der Unternehmensgröße und dem Rechtsformwechsel liegt mit p=0,118 nicht vor. Die exakte statistische Beweisführung ist dem entsprechenden Kapitel 9.2.3 zu entnehmen. Im Vergleich mit Abbildung 13 zeigt sich, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen der allgemeinen Aufteilung der Unternehmensgrößen gibt und jenen, die nach einer Rechtsformumwandlung entstanden sind. Der Anteil der kumulierten kleinen gAGs, die durch eine Rechtsformumwandlung entstanden, ist auf 54 Prozent gesunken, während sie in der Gesamtbetrachtung 76 Prozent ausmachen. Der Anteil der kumulierten großen gAGs stieg hingegen auf 36 Prozent im Vergleich zur allgemeinen Verteilung der Größenklasse von 24 Prozent. Besonders markant sind die Abweichungen bei den mittelgroßen gAGs, welche bei der Rechtsformumwandlung 27 Prozent ausmachen, in der Gesamtverteilung der Unternehmensgröße allerdings nur 10 Prozent. Der Schritt zur Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft legt nahe, dass dies vorgeblich von Organisationen realisiert wird, die bereits Erfahrungswerte mit Kapitalgesellschaften in der Zivilgesellschaft haben. Es ist zu erwarten, dass kapitalmarktferne Organisationsformen wie Vereine oder Genossenschaften die gAG seltener als Alternative zur bisherigen Rechtsform betrachten.

Eckdaten der Gründung | 117

Die vorliegenden Daten können diese Vermutung nicht hinreichend beantworten, da die Fallzahl erstens sehr gering ist und zweitens die Fallverteilung beinahe gleich ist, wie Abbildung 18 illustriert. Von den elf gemeinnützigen Aktiengesellschaften, die sich bisher einem Rechtsformwechsel unterzogen haben, waren vorher 45 Prozent als Verein organisiert und 55 Prozent als gGmbH. Die Differenz von 10 Prozentpunkten entspricht einem Fall. Als vorläufiges Fazit kann daraus nur geschlussfolgert werden, dass ein Rechtsformwechsel in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft für Personengesellschaften im nahezu gleichen Maße interessant ist wie für Kapitalgesellschaften.

große gAGs 17%

KleinstKleinst-

gAGs

mittel-

gAGs

gGmbH

e.V.

große gAGs

33%

55%

45%

17%

kleine gAGs

große gAGs 60%

20% kleine gAGs 20%

33%

Abb. 18: Rechtsform vor der Umwandlung zur gAG nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=11)

Die Aufspilttung der vorherigen Rechtsform nach Unternehmensgröße der umgewandelten gAG ergibt ein informatives Resultat. Danach wandeln sich 60 Prozent der Vereine in große Kapitalgesellschaften um, während gGmbHs sich in zwei Drittel der Fälle als Kleinst- oder kleine gemeinnützige Aktiengesellschaften neu formieren. Dies führt zu der These, dass vor allem Vereine, die ihrer Rechtsform aufgrund der aktuellen Organisationsstruktur entwachsen sind, sich für die gemeinnützige Aktiengesellschaft entscheiden. Bei den gGmbHs hingegen sind es eher die kleinen Organisationen der Zivilgesellschaft, welche sich für einen Rechtsformwandel entscheiden. Dies lässt die begründete Vermutung zu, dass vor allem das Motiv der Öffnung des Beteiligungskreises zur Realisierung des Satzungszieles ausschlaggebend ist. Anderenfalls ist der administrative Mehraufwand für gGmbHs kaum zu rechtfertigen. Von diesem Befund ausgehend stellt sich die Frage, ob der Tätigkeitsbereich einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft im Zusammenhang mit einer möglichen Rechtsformumwandlung steht, da sich vor allem komplexe Vereine in große gemeinnützige AGs umwandeln und kleine gGmbHs in Kleinst- oder kleine gAGs formieren.

118 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Wirtschaftsver. & Berufsorg. (N=1)

100%

Umwelt- & Naturschutz (N=1)

100%

Bürger- & Verbraucherinteressen (N=1)

100%

Soziale Dienste (N=21)

5%

95%

Kultur & Medien (N=13)

8%

92%

Internatinale Solidarität (N=3)

33%

67%

Gesundheitswesen (N=8)

38%

63%

Bildung & Erziehung (N=10)

40%

60%

Bevölkerungs- & Katastrophenschutz (N=1)

100% 0%

Umwandlung

20%

40%

60%

80%

100%

Neugründung

Abb. 19: Rechtsformwechsel von gAGs nach Tätigkeitsbereich im Jahre 2014

Die Darstellung in der Kreuztabelle (Abb. 19) lässt sofort augenscheinlich werden, dass es Bereiche gibt, in denen Umwandlungen einen nennenswerten Anteil ausmachen: Zum Ersten den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, wo 100 Prozent der im Tätigkeitsbereich aktiven gAGs umgewandelt wurden. Da dies allerdings nur einem Fall entspricht, ist die Aussage wenig gehaltvoll. Relevanter sind hingegen die Tätigkeitsbereiche Bildung und Erziehung, wo 40 Prozent der gAGs umgewandelte Aktiengesellschaften sind, und zum anderen das Gesundheitswesen, wo die Umwandlungsquote bei 38 Prozent liegt. Aus der grafischen Darstellung der Kreuztabelle geht darüber hinaus hervor, dass in einem Drittel der Tätigkeitsbereiche von gemeinnützigen Aktiengesellschaften keine Rechtsformumwandlung bisher stattgefunden hat. Dies sind die Bereiche: Bürger- und Verbraucherinteressen, Umwelt- und Naturschutz sowie Wirtschaftsverbände und Berufsorganisationen. Alle drei Bereiche sind eher Randgebiete für die Aktivität von gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Der exakte Test nach Fisher hat mit einem p=0,037 und V=0,488 eine Signifikanz mittlerer Höhe zwischen den Tätigkeitsbereichen der gemeinnützigen Aktiengesellschaften und einer Rechtsformumwandlung ergeben. Die Umwandlung einer ZGO in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft hängt damit weniger von ihrer aktuellen Unternehmensgröße oder bisherigen Rechtsform ab als vielmehr von ihrem Tätigkeitsfeld.

Personalstruktur | 119

5.3 Personalstruktur Unter der Rubrik Personalstruktur werden jene Daten ausgewertet, die einen Einblick in die personelle Ausstattung der gemeinnützigen Aktiengesellschaften bieten und vom Gesetzgeber standardisiert sind, um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Dies beinhaltet Angaben zur Arbeitnehmeranzahl sowie zur Zusammensetzung des Vorstandes und Aufsichtsrates. Der Informationsgehalt zur Personalstruktur innerhalb der Bilanz steht im engen Zusammenhang mit den nach § 267 HGB definierten Unternehmensgrößen. Insbesondere Kleinst- und Klein-Unternehmen sind davon befreit, Angaben zur ihrer Personalstruktur zu veröffentlichen. Daraus folgt, dass bei der Personalstruktur lediglich mittelgroße und große gemeinnützige Aktiengesellschaften berücksichtigt werden können. Die Angaben zu den Führungsgremien der gAGs wurden den Bilanzen beziehungsweise Handelsregistereintragungen entnommen und liegen für alle Unternehmensgrößen vor.

5.3.1 Angestelltenstruktur In die Auswertung eingeflossen sind die Daten aller sechs mittelgroßen und aller acht großen gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Insgesamt belief sich die Arbeitnehmerzahl dieser beiden Unternehmensgrößen zum 31.12.2014 auf 14.000 Arbeitnehmer. Die chronologische Darstellung (Abb. 20) zeigt, dass dies seit dem Untersuchungsbeginn im Jahre 2006 einem Zuwachs von über 55 Prozent entspricht. Dieser Anstieg erfolgte im Generellen peu á peu.

15.000 13.000

12.015

12.201

2009

2010

12.743

13.082

13.207

2012

2013

14.000

11.000 9.000

8.020

8.169

2006

2007

8.711

7.000 5.000 2008

Abb. 20: Anzahl der Arbeitnehmer bei großen gAGs (N=14)

2011

2014

120 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Einzige Ausnahme ist der sprunghafte Anstieg zwischen den Jahren 2008 und 2009 um mehr als 3.000 Arbeitnehmer. Dieser erklärt sich durch den Rechtsformwechsel der Kliniken Südostbayern von der gGmbH zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Abgesehen davon hat sich ein jährlicher Zuwachs von rund 3,5 Prozent etabliert, was knapp vierhundert Arbeitsplätzen entspricht. Auf die großen und mittelgroßen gAGs verteilt, ergibt sich eine durchschnittliche Arbeitnehmerzahl im Jahre 2014 von rund 1.077 Mitarbeitern. Bei der Analyse der Personalstruktur (Abb. 21) konnten nur die Datensätze jener gAGs berücksichtigt werden, welche kontinuierlich Angaben zur Beschäftigungszahl sowie den Lohnkosten publizierten, um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden. Die Kehrseite dieses Vorgehens ist, dass die folgenden Zahlen lediglich Annäherungswerte sind, welche keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Anders als bei den totalen Zahlen ist hier über den Beobachtungszeitraum ein ausgeprägteres Bewegungsprofil ersichtlich. Hatten die großen und mittelgroßen gAGs 2006 durchschnittlich noch 1.146 Mitarbeiter, sank dies in den folgenden zwei Krisenjahren um knapp ein Viertel auf 871 Mitarbeiter pro gAG ab. Seit 2009 wurde dann die Marke von 1.000 Arbeitnehmern pro großer und mittelgroßer gAG nicht mehr unterschritten. Vielmehr hat sich die Zahl stabilisiert in einem Schwankungsbereich von 1.000 bis 1.100 Mitarbeitern. Obwohl die Arbeitnehmerzahl pro großer und mittelgroßer gAG im Untersuchungszeitraum tendenziell gesunken ist, um sechs Prozent von 1.146 im Jahre 2006 auf 1.077 2014, konnte für die letzten zwei Jahre wieder ein leichter Anstieg verzeichnet werden.

1.146 1.092

1.100

1.109

1.077

1.060 1.006

1.016

2012

2013

908 871

900

700 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2014

Abb. 21: Durchschnittliche Arbeitnehmeranzahl großer gAGs (N=13)

Eine besonders praxisrelevante Auswertung ist die Entwicklung der Lohnkosten. Diese wurden aus den Gewinn-und-Verlustrechnungen der untersuchten gAGs

Personalstruktur | 121

entnommen. Sie umfassen die Positionen „Löhne und Gehälter“ sowie „Sozialabgaben“ und „Aufwendungen für Altersversorgung“. Im Untersuchungszeitraum haben sich die Gesamtausgaben für Personal nahezu verdoppelt und stiegen von 303 Millionen Euro zu Beginn der Untersuchung auf 598 Millionen Euro im Jahre 2014. Die jährliche Erfassung der Personalkosten pro Mitarbeiter illustriert in Abbildung 22 zum einen diesen Anstieg und relativiert ihn andererseits. Kostete ein Mitarbeiter die großen und mittelgroßen gAGs 2006 durchschnittlich 37.765 Euro jährlich, waren es 2014 rund 42.739 Euro. Dies entspricht einem Lohnkostenanstieg pro Mitarbeiter von 12 Prozent. Berechnet auf die acht vorliegenden Jahre entspricht dies rechnerisch einem Lohnkostenanstieg von 1,5 Prozent pro Jahr. Für die Mitarbeiter selbst entsprach dies 2014 einem durchschnittlichen Bruttolohn von knapp 35.000 Euro, was bei zwölf Monatsgehältern einem Gehalt von 2.917 Euro gleichkommt und damit unter dem Bundesdurchschnitt von monatlich 3.527 Euro lag.332 Wird der Umstand berücksichtigt, dass insbesondere Frauen in der Zivilgesellschaft tätig sind, und der Geschlechterdifferenz im durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst Rechnung getragen, zeigt sich, dass das Ergebnis der gAGs immer noch unter dem durchschnittlichen Monatsverdienst von Frauen in Deutschland mit 3.075 Euro lag.333

43.188 €

43.000 € 41.204 € 41.000 € 39.000 € 37.000 €

40.415 € 39.024 €

42.739 € 41.522 €

40.179 € 39.332 €

37.765 € 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Abb. 22: Personalkosten großer und mittelgroßer gAGs pro Arbeitnehmer (N=13)

|| 332 Vgl.: Statistisches Bundesamt: Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste. Internet: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/ VerdiensteVerdienstunterschiede/Tabellen/Bruttomonatsverdienste.html. Zuletzt geprüft am: 21.2.2017. 333 Laut der Organisationsumfrage des WZB waren 2012 68 % der Beschäftigten Frauen; vgl. auch: Priller, Eckhard/Alscher, Mareike/Droß, Patrick J./u.a.: Dritter-Sektor-Organisationen heute. Eigene Ansprüche und ökonomische Herausforderungen. Ergebnisse einer Organisationsbefragung [wie Anm. 208], S. 31.

122 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

5.3.2 Vorstand Der Vorstand als geschäftsführendes Organ kann je nach Bedürfnissen und personellen Kapazitäten der gemeinnützigen Aktiengesellschaft unterschiedlich stark besetzt sein. In der Praxis zeigt sich (Abb. 23), dass mit 31 von 59 gAGs über die Hälfte sich jeweils für nur ein Vorstandsmandat entschieden. Ein weiteres Drittel von gAGs wird von einem zweiköpfigen Vorstand geführt.

5 Mandate 3%

3 Mandate 10%

1 Mandat 2 Mandate

53%

34%

Abb. 23: Vorstandsgröße bei gemeinnützigen AGs im Jahre 2014 (N=59)

Lediglich acht gemeinnützige Aktiengesellschaften (13 Prozent) entscheiden sich für einen Vorstand mit mehr als zwei Mandaten. Bei ausgedehnteren Vorständen von mehr als zwei Personen handelt es sich bei den gAGs immer um eine ungerade Zahl an Mandaten, vermutlich um Pattsituationen im Vorstand zu vermeiden. So verfügen 10 Prozent der gAGs über drei Vorstandsmandate und 3 Prozent über einen Fünf-Personen-Vorstand. Ein vertiefender Blick in die Daten unter Zuhilfenahme der Unternehmensgröße illustriert in Abbildung 24, wie sich im Laufe des Untersuchungszeitraumes die durchschnittliche Vorstandsgröße entwickelt hat. Bei den Kleinst-gAGs zeigt sich seit 2012 ein deutlicher Abwärtstrend. Während es zum Untersuchungsbeginn durchschnittlich 2,17 Vorstände gab, waren es 2014 nur noch 1,38. Kleine gAGs weisen demgegenüber eine beinahe entgegengesetzte Entwicklung auf, indem sie einen Anstieg von 1,78 Vorständen auf zeitweise 2,31 und letztlich 2,0 Mandate durchliefen. Weniger augenfällig sind die Entwicklungen von mittelgroßen und großen Aktiengesellschaften in Bezug auf die Vorstandsgröße. Mittelgroße gAGs verfügten 2006 über 1,80 Mandate, erreichten kurzzeitig die Zwei-Personen-Vorstands-Marke und pendelten sich dann zum Ende des Untersuchungszeitraumes bei 1,67 Vorständen ein. Die

Personalstruktur | 123

großen gAGs wiesen anfänglich 2,20 Mandate auf, fielen dann unter die Zwei-Personen-Vorstands-Marke, welche sie seit 2007 nicht wieder überschritten haben. 2014 hatten die großen gAGs durchschnittlich 1,88 Vorstände.

2,50 2,31

2,20 2,00

2,17

2,00 1,88

1,80

1,88 1,67

1,78 1,50 1,52

1,50

1,38

1,00 2006

2007

Kleinst-gAGs

2008

2009

kleine gAGs

2010

2011

2012

mittelgroße gAGs

2013

2014 große gAGs

Abb. 24: Durchschnittliche Vorstandsgröße von gAGs nach Unternehmensgröße (N=384)

Dieser Tatbestand führt zu der Vermutung, dass es zwischen der Unternehmensgröße und der Anzahl von Vorstandsmandaten einen direkten Zusammenhang geben könnte. Der exakte Test nach Fisher für das Jahr 2014 bestätigt mit p=0,004 und V=0,366 die vermutete Signifikanz zwischen der Unternehmensgröße und der Vorstandsgröße. Die umfangreicheren Drei- und Fünf-Personen-Vorstände entfallen, wie im statistischen Anhang 9.3.1 zu entnehmen, demnach nicht auf die großen oder mittelgroßen gAGs, sondern auf die Kleinst- und Klein-gAGs. Dieser Befund überrascht im ersten Augenblick, da insbesondere kleinere Organisationen unter einem größeren Ressourcendruck bzw. -mangel stehen, erklärt sich aber dadurch, dass gerade deswegen die Verantwortung eher auf mehrere Schultern verteilt wird. Da wie bereits erwähnt die Quote weiblicher Arbeitnehmer in der Zivilgesellschaft deutlich höher ist als die der Männer, wurde vor diesem Hintergrund untersucht, ob sich dieser Befund auch auf die Führungsebene der gemeinnützigen Aktiengesellschaften übertragen lässt. Das Fazit aus Abbildung 25 ist ernüchternd: Große gemeinnützige Aktiengesellschaften haben im gesamten Untersuchungszeitraum keinen einzigen Vorstandsposten mit einer Frau besetzt. Die mittelgroßen gAGs wiesen vorübergehend eine Frauenquote von 22,2 Prozent im Jahre 2012 auf. In den folgenden zwei Jahren ist diese allerdings auf null abgesunken.

124 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

40%

30%

38,9% 30,8% 26,1% 22,2%

20%

10%

18,4%

20,0%

13,9%

12,5%

0,0%

0,0%

0% 2006

2007

2008

Kleinst-gAGs

2009

2010

kleine gAGs

2011

2012

2013

2014

mittelgroße gAGs

Abb. 25: Frauenquote in Vorständen von gemeinnützigen AGs nach Unternehmensgröße (N=669)

Die kleinen gAGs haben mit einer Frauenquote von 12,5 Prozent begonnen, sind auf 5,6 Prozent gesunken und haben von dort im Folgejahr 2010 ihren Höchststand von über 26 Prozent erreicht. Seitdem ist ein kontinuierlicher Rückgang des Frauenanteils in den Vorständen zu erkennen. Ende 2014 lag der Frauenanteil bei 18,4 Prozent. Noch drastischer sind die Einbrüche der Frauenquote bei den Kleinst-gAGs. Diese haben insgesamt einen Rückgang um 25 Prozentpunkte über die Jahre erlitten. Erreichten die Kleinst-gAGs 2007 den höchsten Frauenanteil in Vorständen mit fast 39 Prozent, lag dieser 2013 bei nur noch 12,5 Prozent. Es setzte, wie bei den kleinen gAGs, eine leichte Erholungstendenz zum Jahre 2014 ein, doch ob dies als Zeichen für einen Trendwechsel gilt, bleibt offen. Im Vergleich zu den Entwicklungen am Markt, wo 2014 nur 5,4 Prozent der Vorstandsposten von Frauen besetzt waren, ist der Frauenanteil in den gemeinnützigen AGs zwar höher. Es zeigt sich aber, dass trotz einiger Schwankungen die Quote 2014 mit 12,12 Prozent 0,12 Prozentpunkte niedriger war als 2006. In der Zivilgesellschaft ist aktuell die Frauenquote der Vorstandsposten auf einem schleichenden Abstiegskurs, während sie in der freien Wirtschaft kontinuierlich wächst, wenn auch mit einem erheblichen Niveauunterschied.334

|| 334 Vgl.: Holst, Elke/Kirsch, Anja: Managerinnen- Barometer 2016. Berlin 2016. Internet: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.524057.de/16-2.pdf. S. 32. Zuletzt geprüft am: 27.10.2017.

Personalstruktur | 125

5.3.3 Aufsichtsrat Der Aufsichtsrat formiert sich aus einer Anzahl von Personen, die durch drei dividierbar ist. Seine Zusammensetzung ist verpflichtend beim Handelsregister einzutragen. Bei der Auswertung der Daten wurde so verfahren, dass, wenn eine nicht durch drei teilbare Anzahl an Aufsichtsräten vorhanden war, auf die nächstkleinere durch drei teilbare Summe abgerundet wurde. Grundlage dieses Vorgehens war die Annahme, dass es sich bei den zusätzlichen Namen um Ersatzaufsichtsräte handelte. Diesem Vorgehen folgend ergibt sich nachstehende Verteilung der Aufsichtsratsmandate (Abb. 26).

18 Mandate; 2% 6 Mandate; 16%

21 Mandate; 2%

9 Mandate; 25% 15 Mandate; 2% Andere; 9%

3 Mandat; 51%

12 Mandate ; 4%

Abb. 26: Aufsichtsratsgröße bei gemeinnützigen AGs im Jahre 2014 (N=57)

Über die Hälfte der gemeinnützigen Aktiengesellschaften werden von einem dreiköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert. Ein weiteres Viertel der gAGs entschied sich, die Kontrollfunktion einem Aufsichtsrat mit neun Personen zu übertragen, gefolgt von 16 Prozent, die sich für sechs Aufsichtsratmandate entschieden. Weniger als 10 Prozent der gAGs wählten ein Kontrollgremium, welches mehr als neun Aufsichtsräte umfasste. Vier Prozent entfielen auf einen 12-köpfigen Aufsichtsrat und jeweils 2 Prozent, sprich ein Fall, auf 15, 18 und 21 Aufsichtsratsposten. Damit votierten, wie bei den Vorstandsposten, die meisten gemeinnützigen Aktiengesellschaften für die gesetzliche Mindestanforderung und verzichteten auf die personelle Aufstockung ihrer Kontroll- und Führungsgremien. Im Mittelwert entsprach dies 2014 einer durchschnittlichen Aufsichtsratsstärke von 6,05 Personen und ist damit im Vergleich zu 2006 (6,95) um knapp ein Vorstandsmandat geschrumpft. Die Ausdifferenzierung der durchschnittlichen Anzahl von Aufsichtsratsmandaten nach den Unternehmensgrößen lässt sehr deutlich in Abbildung 27 erkennen, dass es erhebliche Unterschiede gibt.

126 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

Die Kleinst-gAGs liegen mit Ausnahme der Jahre 2008 und 2009 im Schnitt knapp über der Fünf-Mandatsmarke und haben sich damit insbesondere in den letzten drei Jahren merklich den Werten der kleinen gAGs angenähert. Diese wiesen zum Untersuchungsbeginn 5,57 Aufsichtsräte aus, haben dann für die Jahre 2007 und 2008 einen Anstieg auf 6,0 Aufsichtsräte verzeichnet. Aktuell ist mit 5,50 Aufsichtsratsmandaten ihr zweiter Tiefpunkt nach 2010 (5,25) erreicht.

11 10

10,00 9,50

9 8

8,50

9,00 8,40 7,50

7

7,00

6,95

6,05

6 5,57 5

5,50

5,25

5,25

5,04

4 2006

2007

2008

2009

2010

2011

Kleinst-gAGs

kleine gAGs

große gAGs

Gesamtergebnis

2012

2013

2014

mittelgroße gAGs

Abb. 27: Durchschnittliche Aufsichtsratsgröße bei gAGs nach Unternehmensgröße (N=359)

Die mittelgroßen gAGs zeichnen sich durch das durchschnittlich größte Kontrollgremium innerhalb der gAGs aus sowie dadurch, dass sie die einzige Unternehmensgröße sind, deren Aufsichtsratsgröße sich im Untersuchungszeitraum vergrößert hat. Formierte sich 2006 der durchschnittliche Aufsichtsrat einer mittelgroßen gemeinnützigen Aktiengesellschaft noch aus 8,50 Personen, waren es 2014 10 Aufsichtsräte. Über den Gesamtzeitraum betrachtet unterlag die Aufsichtsratsgröße der mittelgroßen gAGs auffällig wenigen Schwankungen und hat ihren Höchstpunkt von 10,0 Mandaten in zwei Drittel der untersuchten Jahre erreicht. Die großen gemeinnützigen AGs hatten mit 8,40 Mandaten einen vergleichbaren Ausgangspunkt, haben von diesem ausgehend aber eine gegenteilige Entwicklung eingeschlagen und haben im Vergleich zu 2014 beinah einen Aufsichtsratsposten (7,50) eingebüßt. Den Kulminationspunkt erreichten die großen gAGs 2009 mit 9,00 Aufsichtsratspositionen.

Personalstruktur | 127

Die vorgelegte Ausdifferenzierung der Aufsichtsratsmandate nach Unternehmensgrößen legt nahe, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Mandatsanzahl gibt. Dieser Bezug konnte für das Vergleichsjahr 2014 durch den exakten Test nach Fisher mit p=0,027 und V=0,419 als mittelstarke Signifikanz statistisch bestätigt werden. Die als Grundlage dienende Kreuztabelle konkretisiert die Verteilung der Mandate nach Unternehmensgrößen in Abbildung 28. Dies zeigt, dass vor allem Kleinstund Klein-gAGs in hohem Maße auf kleine Aufsichtsräte zurückgreifen, während tendenziell mit der zunehmenden Unternehmensgröße auch die Anzahl der Aufsichtsratsmandate steigt. Auffällig ist, dass über 85 Prozent der mittelgroßen gAGs einen Aufsichtsrat haben, welcher mehr als sechs Mandate umschließt, und jeder zweite Aufsichtsrat sich aus neun Mitgliedern formiert. Bei den großen gAGs hingegen spielt der standardmäßige Drei-Personen-Aufsichtsrat eine deutlich maßgeblichere Rolle, da von ihm jede zweite große gAG überwacht wird.

100%

6% 28%

17%

75%

17%

13% 13%

17% 12%

13%

22%

13%

50%

60%

18 15 12

50% 25%

21

9 56%

50%

6 3

17% 0% Kleinst-gAGs

kleine gAG

mittelgroße gAGs

große gAG

Abb. 28: Aufsichtsratsgröße (in Mandaten) bei gAGs nach Unternehmensgröße im Jahre 2014 (N=57)

Die geschlechtliche Zusammensetzung der Aufsichtsgremien weist einige bedeutende Abweichung auf im Vergleich zum Frauenanteil in den Vorständen. Bereits auf den ersten Blick auf Abbildung 29 wird ersichtlich, dass die Frauenquote in den Aufsichtsräten deutlich höher liegt als bei den Vorständen, und zum anderen wird eine steigende Tendenz evident.

128 | Bestandsaufnahme gemeinnützige AGs in Deutschland

25% 23,61% 20,83%

19,61%

21,43%

21,67%

20%

20,00% 19,05% 16,95%

15,87%

15%

17,17% 16,67%

12,12% 10%

10,26% 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Kleinst-gAGs kleine gAGs mittelgroße gAGs Abb. 29: Frauenquote in Aufsichtsräten von gAGs nach Unternehmensgröße (N=2.286)

Zum Untersuchungsbeginn lag der durchschnittliche Frauenanteil in Aufsichtsräten von gemeinnützigen Aktiengesellschaften bei 16,99 Prozent. Am höchsten war er bei mittelgroßen gAGs mit 19,61 Prozent, gefolgt von den kleinen und großen gAGs mit je 19,05 Prozent. Die niedrigste durchschnittliche Frauenquote im Aufsichtsrat wiesen demnach die kleinen gAGs mit 10,26 Prozent auf. In den folgenden drei Jahren holten die kleinen gAGs diesbezüglich deutlich auf und erreichten 2009 den Spitzenwert für kleine gAGs von 21,05 Prozent. Seitdem hat eine kontinuierliche Absenkung der Frauenquote eingesetzt, die 2014 ein Niveau von 17,17 Prozent erreichte. Trotz dieser Entwicklung konnte ein Gesamtzuwachs der Frauenquote um knapp sieben Prozentpunkte dokumentiert werden, was der höchsten Wachstumsrate nach Unternehmensgrößen entspricht. Auch bei den großen gAGs macht sich seit 2013 eine Reduktion des Frauenanteils bemerkbar. War 2012 noch jeder fünfte Aussichtsrat in großen gAGs eine Frau, war es 2014 nur noch jeder sechste. Über den gesamten Beobachtungszeitraum ist somit der Frauenanteil in Aufsichtsräten von großen gAGs um 2,38 Prozentpunkte gesunken. Mittelgroße gAGs weisen in der langfristigen Tendenz eine schwache, aber positive Wachstumsrate der Frauenquote auf. Der Anteil der Frauen ist im Aufsichtsrat von 2006 bis 2014 um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Sechsmal höher war indes der Zuwachs der Frauen in den Kontrollgremien von Kleinst-gAGs. Diese erreichten 2010 den Spitzenwert von knapp 24 Prozent Frauenquote.

Personalstruktur | 129

Insgesamt betrachtet liegen die gAGs 2014 mit einem Anteil von 19,2 Prozent Frauen in Aufsichtsratspositionen nur knapp vor der Frauenquote der Top-200-Unternehmen von 18,4 Prozent.335 Die Annahme, dass Frauen in der Zivilgesellschaft leichter in eine Führungsposition kommen, ist zumindest für die Aufsichtsratmandate von gemeinnützigen Aktiengesellschaften zu bejahen, wenn als Vergleichsbasis der Markt herangezogen wird und nicht die Erwartung einer faktischen Gleichverteilung von Spitzenpositionen.

|| 335 Vgl.: Holst, Elke/Kirsch, Anja: Managerinnen-Barometer 2016 [wie Anm. 334] S. 32.

6 Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung Die gemeinnützige Aktiengesellschaft stellt sowohl im Kontext der Zivilgesellschaft als auch aus der Perspektive des Marktes eine hybride Rechtsform dar. Innerhalb des Non-Profit-Bereiches führt die gAG ein Exotendasein336 und zieht den Verdacht der Ökonomisierung der Zivilgesellschaft auf sich. Aus monetärer Sicht wiederum ist diese Rechtsform um ihr zentrales Attribut, die Gewinnausschüttung, beschnitten.337 Der Blick in die geschichtliche Entwicklung der AGs hat gezeigt, dass Aktien allein noch keine Aktiengesellschaft ausmachen, sondern dass es die rechtlichen Rahmenbedingen sind, die das Wesen der AG definieren. Der Gesetzgeber fokussierte bei der Normierung der Aktiengesellschaft eine kommerzielle Nutzung der Rechtsform, was eine primäre Ausprägung der Aktionärsrechte mit sich brachte. Diese stark an Investoreninteressen orientierte Konzeption der AG ist keineswegs nur für den profitorientierten Aktionär gewinnbringend. In einer Organisationsbefragung von zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung aus dem Jahre 2012 beklagten 44 Prozent der Untersuchungsteilnehmer eine Zunahme marktförmiger Strukturen sowie Effizienz- und Konkurrenzdruck und über die Hälfte (51 Prozent) empfanden eine zu starke Abhängigkeit von öffentlicher Finanzierung. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Rückgang öffentlicher Zuschüsse. Im Vergleich zum Jahre 2005 gaben 39 Prozent der Organisationen an, weniger öffentliche Gelder erhalten zu haben, während nur 19 Prozent einen Anstieg verzeichneten.338 Dies belegt den zunehmenden Wettbewerbsdruck und Finanzierungskampf von ZGOs. Im Zuge dessen gibt es innerhalb des Sektors etliche Versuche, das Vertrauen der Geldgeber zu festigen. Die Aktiengesellschaft, die vorrangig die Belange der Anleger schützt, gewinnt in diesem Kontext Attraktivität, insbesondere mit der Option, Satzungsbestimmungen zu fassen, die sie von der Gewinnausschüttung entbinden. In der gemeinnützigen Aktiengesellschaft stecken damit rechtlich manifestierte Potenziale und Lösungsansätze für aktuelle Problemstellungen in der langfristigen, autonomen Finanzierung von ZGOs. Ausgehend von der Entkommerzialisierung der Aktiengesellschaft und ihrer gleichzeitigen Investorenausrichtung konnten vier wesentliche, theoretische Kernstärken der gemeinnützigen Aktiengesellschaft für die Zivilgesellschaft || 336 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 36. 337 Vgl.: Rozwora, Iris: Eine Skizze der „gemeinnützigen AG-Landschaft“ in Deutschland. In: Ressourcenmobilisierung durch Nonprofit-Organisationen. Linz 2015. S. 344–354; hier: S. 344 f. 338 Vgl.: Alscher, Mareike/Droß, Patrick J./Priller, Eckhard/u.a.: Vereine an den Grenzen der Belastbarkeit. Berlin 2013. Internet: https://www.dosb.de/fileadmin/fm-dosb/aktuell/Pro_Ehrenamt/ Ehrenamt_WZBrief_Zivilengagement_042013.pdf. Zuletzt geprüft am: 25.9.2017. S. 3 ff. https://doi.org/10.1515/9783110732627-006

132 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

herausgearbeitet werden: die Partizipation, die Transparenz, die Professionalisierung und das Fundraising.339 Diese Potenziale entsprechen in wesentlichen Zügen Sprengels gAG-Klassifizierung, obwohl sie sich aus rechtsstrukturellen und nicht aus der Praxis stammenden Überlegungen ableiten. Sprengel ist es gelungen, aus einer praxisbezogenen Perspektive heraus die vom Gesetzgeber geschaffenen Rahmenbedingungen der gAGs aufzugliedern. Der unterschiedliche Zugang erklärt die terminologischen Differenzen sowie die mitunter abweichende inhaltliche Gewichtung. Die Partizipation ist das historisch gewachsene Hauptelement der AG. Sie steht bei erwerbswirtschaftlichen AGs für die Mitspracherechte der Investoren mit dem Ziel der Vermehrung des angelegten Geldes. Bei der gemeinnützigen AG wird dasselbe Partizipationsrecht wie bei erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaften gewährt. Liegt von Seiten des Aktionärs ein profitfreies Interesse vor, kann dieser durch die Hauptversammlung den Vorstand der gAG beeinflussen. Somit wird der Investor nicht nur zum Geldgeber, sondern zum aktiv partizipierenden Teil des Unternehmens, was ein markanter Unterschied zum Beispiel gegenüber Spendern oder Zustiftern ist. Das zweite Potenzial der gAG ist die Professionalisierung. Die formelle Satzungsstrenge des Aktienrechts (§ 23 Abs. 5 AktG) gewährleistet eine vordefinierte Struktur der Organe mit normierten Pflichten und Aufgaben, die für jedermann ersichtlich sind. Die Differenzierung zwischen Vorstand (§ 76 Abs. 1 AktG), Aufsichtsrat (§ 101 AktG) und Hauptversammlung (§ 119 AktG) garantiert eine strikte Separation zwischen Gesellschafter- und Unternehmensinteressen und ist somit nicht nur der Professionalisierung, sondern auch der strukturellen Transparenz dienlich. Die Transparenz ist etwas, worum sich zahlreiche ZGOs ohnehin bemühen und der Aktiengesellschaft von Rechts wegen innewohnt, weswegen sie als drittes Potenzial verstanden wird. Die gAG zählt ungeachtet ihres steuerlich bestimmten Gewinnausschüttungsverbots (§ 55 Abs. 1 Ziffer 1 AO) zu den Kapitalgesellschaften und unterliegt somit den gesetzlichen Bilanzierungs- und Publikationspflichten. Dies bedeutet, dass die Jahresabschlüsse und ab einer gewissen Unternehmensgröße auch die Gewinn-und-Verlustrechnung offengelegt werden müssen und somit – zumindest in verkürzter Form – einsehbar sind. Diese öffentliche Einsehbarkeit in die Finanzstruktur ist weder bei Vereinen noch Stiftungen gegeben und garantiert monetäre Transparenz, wie sie die Zivilgesellschaft bei anderen Rechtsformen nicht kennt. Aus der Perspektive der Zivilgesellschaft ist das vierte Kernpotenzial das Fundraisingpotenzial. Fundraising ermöglicht das Einwerben von Ressourcen nach Möglichkeit von verschiedensten Geldgebern zur Realisierung eines gemeinnützigen Zwecks. Durch die etwaige Führung eines Aktionärsbuches ergibt sich für gemeinnützige Aktiengesellschaften die Chance, verpflichtende und umfassende Informationen über

|| 339 Vgl.: Rozwora, Iris: Eine Skizze der „gemeinnützigen AG-Landschaft“ in Deutschland [wie Anm. 337], S. 344 ff.

Partizipation | 133

ihre Anleger zu erlangen, welche die Basis von gezielten Fundraisingmaßnahmen bilden kann. Dieser kurze Überblick skizziert bereits, welche theoretischen Chancen in der gemeinnützigen Aktiengesellschaft als neuartiges Finanzierungs- und Steuerungsinstrument stecken, jenseits von anonymer Zustiftung, nicht zurückholbarer Spende, bürokratisch zu übertragender gGmbH-Geschäftsanteile und wiederkehrenden Mitgliederbeiträgen in Vereinen. Die Kontroll- und Transparenzstrukturen der AG ermöglichen dabei ein Mindestmaß an Überprüfbarkeit und fordern weniger als z.B. ein Verein einen „Vertrauensvorschuss“ ein. Doch die bisher eher zurückhaltende Realisation von gemeinnützigen Aktiengesellschaften wirft die Frage auf, ob das Potenzial bisher nicht erkannt wurde und deswegen kaum Umsetzung findet, oder ob die Neugründungen aufgrund mangelnder Kommunikation über die Chancen, welche die Rechtsform mit sich bringt, unterbleiben. In beiden Fällen ist ein Defizit an zugänglichen Informationen zu beklagen, da es kaum Abhandlungen zu gemeinnützigen Aktiengesellschaften gibt, die sich jenseits der Rechtswissenschaften oder Betriebswirtschaft befinden. In dieser Analyse werden die theoretischen Überlegungen einer empirischen Überprüfung unterzogen, weniger um deren Richtigkeit zu prüfen, als vielmehr um einen aktuellen Entwicklungsstand der gemeinnützigen Aktiengesellschaft in Deutschland aufzuzeigen. Dem folgend wird im kommenden Kapitel jede der vier Kernkompetenzen der gAG präzisiert und in sich nochmals unterteilt. Die so entstehenden Teilhypothesen werden anhand einzelner, nachprüfbarer Aspekte der gemeinnützigen Aktiengesellschaft untersucht, um letztlich Aussagen über die Intensität beziehungsweise Nutzungsform des beschriebenen Potenzials empirisch untermauern zu können.

6.1 Partizipation Der Grundgedanke der Partizipation geht nicht nur von der Komponente der Teilhabe im Sinne der Mitbestimmung aus, sondern er impliziert als Folgeschluss des „Teil habens“ die Zugehörigkeit zu etwas Übergeordnetem, dem „Teil sein“. Im ökonomischen Gefüge von Organisationen ist Teilhabe im Regelfall ausschließlich durch die Übernahme finanzieller Verpflichtungen möglich, aber keineswegs pauschal garantiert. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang z.B. auf zu zahlende Mitgliederbeiträge in einem Verein, die je nach der internen Gestaltung zwar Voraussetzung zum „Teil sein“ darstellen können, aber nicht zwangsläufig ein Stimmrecht garantieren. So verfügen Fördermitglieder regelmäßig über kein Stimmrecht. Konträr dazu verhält sich die monetäre Zuwendung wie Spenden oder Zustiftungen. Diese setzen zwar eine Identifikation mit der entsprechenden ZGO voraus und damit auch des „Teil seins“, aber sie garantieren lediglich durch die Zweckbindung der Mittel ein einmaliges, rudimentäres Mitspracherecht.

134 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Ganz vergleichbar sieht es mit der Zeitspende aus. Sie ist die typische Form des „Teil seins“ sowie ein primärer Bestandteil der gesamten Zivilgesellschaft und doch ist Mitmachen kein prinzipieller Garant für organisationsinternes Mitspracherecht, gleichwohl das Aktivwerden auf gesellschaftlicher Ebene dem „Teil haben“ entspricht. Diese zwei Bausteine des „Teil habens“ und „Teil seins“ sind die Grundlage für das Verständnis von Partizipation im Allgemeinen. Auf die Zivilgesellschaft angewendet bedeutet dies, dass Partizipation nicht nur als bloßes Recht zum Mitmachen verstanden wird, sondern auch als Recht auf Mitgestaltung. „Der Dritte Sektor mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und Angeboten zu bürgerschaftlichem Engagement ist ein seit langem traditioneller Bereich für Gemeinschaftserfahrungen, der darüber hinaus auch einen Zugang zu gesellschaftlicher Partizipation bietet.“340

Das zivilgesellschaftliche Engagement, als Vehikel der Partizipation, wird gemeinhin differenziert zwischen der monetären Zuwendung, welche in Form von Sach- oder Geldspenden erfolgen kann, und einer Zeitspende, die in ihrer Gestaltung von einem einmaligen Aushelfen bis hin zur Übernahme eines dauerhaften, ehrenamtlichen Leitungspostens reicht. In der Literatur wird im Kontext des zivilgesellschaftlichen Engagements häufig von einer selbstlosen Geste gesprochen. Die inzwischen regelmäßig stattfindenden Befragungen von Ehrenamtlichen, wie beispielsweise der Deutsche Freiwilligen Survey (FWS), erlauben detaillierte Rückschlüsse bezüglich der Motivationen von engagierten Bürgern. Ein Punkt, der in den letzten beiden FWS an zweiter Stelle stand, war der Wunsch, mit anderen Menschen zusammenzukommen. Im aktuellsten Bericht von 2014 stimmten dem immerhin 82 Prozent der Befragten zu. Dies lässt sich mit der sich stark verändernden Gesellschaftsstruktur erklären, in welcher immer mehr Menschen nach einer sozialen Zugehörigkeit jenseits der traditionellen Akteure wie Familie und Religion suchen. Der Wunsch nach Gemeinschaftserfahrung in Form von Zugehörigkeit zu etwas Übergeordnetem lässt sich anhand des ehrenamtlichen Engagements erfüllen. Dem sind allerdings natürliche Grenzen gesetzt, insbesondere, da etwa die Hälfte der Ehrenamtlichen erwerbstätig ist (49,4 Prozent) und ein Viertel familiären Verpflichtungen durch Kinder nachkommt, was die für ein zusätzliches Engagement am dringendsten benötigte Ressource Zeit zu einem knappen Gut werden lässt.341 Dem gegenüber steht die Form der monetären Teilhabe. Das Spektrum dafür reicht, wie bereits ausgeführt, von der Spende bis hin zur Initiierung einer Stiftung.

|| 340 Rudolph, Brigitte: Neue Kooperationsbeziehungen zwischen dem Dritten und dem Ersten Sektor. Wege zu nachhaltigen zivilgesellschaftlichen Partnerschaften? In: Der Dritte Sektor. Partner für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Wiesbaden 2013. S. 36. 341 Vgl.: Simonson, Julia/Vogel, Claudia/Tesch-Römer, Clemens: Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Berlin 2016. S. 437 f.

Partizipation | 135

Alle diese Möglichkeiten bieten im Kontrast zum Ehrenamt üblicherweise keine oder nur eine sehr geringe Gemeinschaftserfahrung. Wenn sie denn stattfindet, beschränkt sie sich vor allem auf größere Financiers, denen entweder öffentlich gedankt wird oder die im Rahmen von Fundraisingveranstaltungen zwar Geselligkeit im gehobenen Ambiente geboten bekommen, dies aber an eine konsequente Erwartung von weiterer finanzieller Zuwendung gebunden ist. All diese Optionen, sich selbst einzubringen, bewegen sich dabei im Rahmen bekannter und in der Zivilgesellschaft üblicher Rechtsformen wie Stiftungen, Vereine oder auch gemeinnütziger GmbHs. Die Form der Anteilshabe ist dabei vordefiniert, entweder es geht um monetäre Unterstützung oder um persönliches Engagement, auch wenn sich beide nicht wechselseitig ausschließen. Die Zugehörigkeit zu einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft stellt im Gegensatz zu diesen traditionellen Formen der Integration einen Hybrid dar. Die monetäre Teilhabe ist mit einem Gemeinschaftsmoment verbunden, welcher darüber hinaus weniger zeitintensiv ist als die meisten Ehrenämter, die bei über 40 Prozent der Ehrenamtlichen mehr als drei Wochenstunden beanspruchen.342 Doch nicht nur im Bezug auf die Komponente des „Teil seins“, sondern auch im Bezug auf die Teilhabe stellt die gAG eine Sonderform zu anderen Rechtsformen dar, indem sie finanzielle Teilhabe an ein aktives Mitbestimmungsrecht koppelt. Normiert wird das Recht der Aktionäre im Aktiengesetz sowie in der jeweiligen Unternehmenssatzung. Ungeachtet deren spezifischen Regelungen hat jeder Anleger das gesetzlich garantierte Recht, an der Hauptversammlung teilzunehmen und dort, nach vorheriger Anmeldung, auch angehört zu werden. Bedingt durch die Gewinnausschüttungsabstinenz der gAG ist dies Ausdruck vitaler Partizipation des Aktionärs im Rahmen der Ausübung seiner Aktionärsrechte. Gleichzeitig findet eine Gemeinschaftserfahrung statt, deren Ausgestaltung in den Händen der jeweiligen gemeinnützigen AG liegt. Wie sehr eine solche Hauptversammlung ins Gedächtnis der Aktionäre eingehen kann, haben die Anleger von Daimler belegt, wo ein Streit um Würstchen zwischen zwei Aktionären so weit eskalierte, dass die Polizei einschreiten musste.343 Bei der AG wird flächendeckende monetäre Unterstützung an ein Recht auf aktive Mitsprache gebunden, ohne dabei die Souveränität der Gesamtunternehmung zu gefährden. Wichtig ist, dass es sich dabei um ein Recht und keine Pflicht der Mitsprache handelt, wer sich seiner Stimme enthält, kann nicht zu einer Stimmabgabe genötigt werden. Dennoch würde es die Geschicke des Unternehmens lähmen, käme kein Aktionär seinem Recht nach. So sieht das Aktienrecht z.B. für eine Satzungsänderung (§

|| 342 Vgl.: ebd., S. 419 ff. 343 Vgl.: Spiegel Online: Büfett auf Hauptversammlung. Daimler-Aktionäre streiten über Würstchen. In: Spiegel online. Internet: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wuerstchenstreit-zwischen-daimler-aktionaeren-provoziert-polizeieinsatz-a-1085886.html. Zuletzt geprüft am: 13.9.2016.

136 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

179 AktG) vor, dass „mindestens drei Viertel des bei der Beschlußfassung vertretenen Grundkapitals“ einer solchen Entscheidung zustimmen. Eine Stimmenenthaltung entspricht faktisch also der Ablehnung dieses Antrages. Die gemeinnützige Aktiengesellschaft vernetzt auf eine einzigartige Weise das „Teilhaben“ und „Teil sein“. Mit diesem dualen Grundprinzip der Partizipation verfügt die gemeinnützige Aktiengesellschaft über ein Gemeinschaftsmoment, ein wesentliches Charakteristikum der zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie diverse, kapitaleinbringende und folglich mitspracheberechtigte Eigentümer, üblicherweise ein Merkmal erwerbswirtschaftlicher Unternehmen. Gerade die Abwesenheit von Eigentümern wird Organisationen in der Zivilgesellschaft immer wieder als Mangel angekreidet, da sie sich damit ihrer Verantwortlichkeit entzögen.344 Dieser Befund exkludiert gemeinnützige Kapitalgesellschaften, deren Eigentümerstruktur explizit definiert ist. Im Bezug auf ihr Partizipationspotenzial ist die gAG nicht nur ein Hybrid zwischen Zivilgesellschaft und Wirtschaft, sondern eine Verschmelzung bisher üblicher Partizipationsmöglichkeiten innerhalb der Zivilgesellschaft. Die Partizipationsintensität in einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft ist höher zu bewerten als in anderen ZGOs: Sie besteht bei der gAG unabhängig von periodischen Mitgliedszahlungen, wie sie für eine Vereinsmitgliedschaft typisch ist. Sie ist außerdem bei der gAG nicht einschränkbar, wie sie bei Vereinen durch die Unterscheidung zwischen ordentlichen Mitgliedern und Fördermitgliedern stattfindet. Sie ist im Verhältnis zur Geld- oder Sachspende mit nur beschränkter Option zur Mitsprache intensiver, indem sie ein auf Dauer angelegtes Mitspracherecht in Form des aktiven Stimmrechts gewährt. Andererseits bietet die gAG die Möglichkeit zur Partizipation ohne notarielle Beurkundung wie beispielsweise bei einer gGmbH. Damit unterscheidet sich die Partizipation innerhalb einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft hinsichtlich ihrer einmaligen Einlageverpflichtung, ihrer Zeitintensivität, ihrer Nachhaltigkeit sowie ihrer garantierten Mitsprache von den anderen Teilhabemöglichkeiten. Die Analyse des Partizipationspotenzials innerhalb der gAGs fokussiert den Aspekt der „Teil habe“, da die vorliegenden Daten sich fast ausschließlich darauf beschränken. Dabei ist berücksichtigt, dass durch die jährlich abzuhaltende Hauptversammlung zwangsläufig ein Gemeinschaftsmoment impliziert ist.345 Abgeleitet aus den theoretischen Argumentationen ergibt sich für die Partizipation folgende Potenzialhypothese: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft ermöglicht aufgrund ihrer rechtlichen Struktur die uneingeschränkte Teilhabe zahlreicher sowie

|| 344 Vgl.: Harris, Thomas: Strategie und Finanzierung gemeinnützigen Handelns. Zur Wechselwirkung zwischen Entwicklung, öffentlicher Wahrnehmung und Fundraising. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a. 2002. S. 463–474; hier: S. 463 ff. 345 Um die Komponente des „Teil seins“ detailliert zu analysieren, wären Aktionärsbefragungen oder Beobachtungen auf Hauptversammlungen vorstellbar.

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unterschiedlicher Investoren. Zur statistischen Überprüfbarkeit dieser Potenzialhypothese erfolgt eine Zerlegung in folgende Teilhypothesen: gAGs zeichnen sich durch eine breite Beteiligungsstruktur aus und garantieren Mitspracherecht ebenso wie unbeschränkte Übertragbarkeit.

6.1.1 Beteiligungsstruktur Das Recht auf Mitbestimmung innerhalb einer Aktiengesellschaft obliegt den Aktionären, wobei der Gesetzgeber eine genaue Definition des Aktionärs offen lässt, vielleicht sogar weil bis vor einigen Jahrzehnten die Antwort offensichtlich war. Aktionär war, wer die Aktie vorlegen konnte, doch seit § 10 AktG die Einzelverbriefung ausschließt und die Zahl der „Direkt-Anleger“ nach Angaben des DAI noch immer geschwächt ist346 zugunsten von Depotverträgen, gewinnt die Frage an Präsenz.347 Die Richtlinie 2007/36/EG des europäischen Parlaments und Rates „über die Ausübung bestimmter Rechte von Aktionären in börsennotierten Gesellschaften“ nimmt ebenfalls nur eine umrissartige Begriffsbestimmung vor. In Artikel 2 (b) heißt es dazu: „‚Aktionär‘ bezeichnet die natürliche oder juristische Person, die nach dem anwendbaren Recht als Aktionär anerkannt ist“. Für die Bundesrepublik bedeutet dies, dass die Mitgliedschaft eines Aktionärs an einer AG von dem Erwerb einer Aktie abhängig ist, was mit der vollen Leistung der entsprechenden Einlage (§ 54 AktG) einhergeht.348 Die Aktie steht in diesem Kontext nicht für das haptische Wertpapier, sondern für die Mitgliedschaft im Unternehmen, mit welcher auch ein Mitbestimmungsrecht auf den Aktionär übergeht. Innerhalb der Zivilgesellschaft ist Mitbestimmung von Geldgebern ein zweischneidiges Schwert. Sie öffnet Türen und lässt Projekte möglich werden, doch sie schürt auch die Angst vor zu viel Fremdeinfluss. Die Pluralität der ZGOs legt verständlicherweise Wert auf ihre Autonomie und fürchtet bei größeren Financiers die Konditionen des Gebens sowie die damit oftmals verbundene Abhängigkeit von diesem. Die rechtlichen Strukturen der Aktiengesellschaft bieten den Organisationen die Möglichkeit, sich durch die offene Teilhaberstruktur breiter aufzustellen und unterschiedlichste Aktionäre dauerhaft in ihre Unternehmung zu integrieren. So ist denkbar, dass öffentliche Institutionen, Privatpersonen und Unternehmen gemeinsam eine gemeinnützige Aktiengesellschaft als Aktionäre finanzieren.

|| 346 Von 6,2 Millionen Anlegern im Jahr 2001 ist die Zahl auf 3,5 Millionen im Jahr 2008 gesunken und seitdem wieder in einem langsamen Aufwärtstrend, liegt allerdings mit 4,4 Millionen Anlegern 2015 immer noch weiter hinter dem Höhepunkt zurück. Vgl.: Deutsches Aktieninstitut: Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts 2015. Frankfurt am Main 2015. S. 5. 347 Vgl.: Noack, Ulrich: Die Aktionärsrechte-Richtlinie. In: Festschrift für Harm Peter Westermann. Köln 2008. S. 1203–1220; hier: S. 1216 f. 348 Ossola-Haring, Claudia/Jaschinski, Susanne/Horstig, Barbara von: Die kleine AG. Recht, Steuern, Praxis. 2., bearb. Aufl. München 2008. S. 170.

138 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Im Hinblick auf die gesetzlich definierte Trennung zwischen Geschäftsführung und Investoren ist die gAG ein optimaler Rechtsrahmen, wenn es um die Integration von mehreren Geldgebern geht. Das vermeidet die in diesem Kontext bestehende Gefahr des Identitätsverlustes.349 Die Stabilität der Geschäftsführung ist innerhalb einer gAG deutlich ausgeprägter, als das beispielsweise in der gGmbH oder in einem Verein der Fall ist. Dort werden diese durch einfache Abstimmung zwischen den Mitgliedern beziehungsweise Gesellschaftern bestellt und gegebenenfalls abberufen. Innerhalb des rechtlich definierten Gefüges der AG ist dies nur durch den Aufsichtsrat möglich, der Hauptversammlung kommt dieses Recht unter keiner denkbaren Situation zu. Neben dieser gesicherten Position der Geschäftsführung erlaubt auch die deutlich einfachere Übertragbarkeit von Unternehmensanteilen die Integration verschiedenster Anleger. Diesen theoretischen Überlegungen folgend scheinen Aktien ein geeignetes Instrument zur Öffnung neuer Finanzwege bei gleichzeitiger Wahrung der eigenen, organisationalen Autonomie zu sein, auf Basis dessen sich zivilgesellschaftliches Engagement entwickeln kann. Das Emittieren von Aktien ist vorrangig ein Instrument der Kapitalausstattung und eignet sich nicht für eine langfristige Deckung von laufenden Kosten. Die theoretisch abgeleitete Hypothese zur Beteiligungsstruktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften lautet daher: Aktiengesellschaften sind auf das formell einfache Integrieren von unterschiedlichen und zahlreichen Geldgebern sowie deren Interessenvertretung orientiert. Das prädestiniert die gAG für einen Anlegermix aus privaten, öffentlichen und privatwirtschaftlichen Ressourcen. 6.1.1.1 Untersuchungsaufbau Um das Spektrum des Beteiligungsgefüges beurteilen zu können, wurde die Aktionärsstruktur der gAGs unter zwei Gesichtspunkten ausgewertet. Der erste Akzent innerhalb der Untersuchung ist der Öffnungsgrad der gemeinnützigen AGs. Dieser gibt Auskunft darüber, wie viele Aktionäre an der Unternehmung partizipieren. Er ermittelt die Streuung von Unternehmensanteilen an unterschiedliche Körperschaften und Personen. Der Öffnungsgrad ist damit ein rein quantitativer Bestimmungsgrad zur Kategorisierung der Aktionärsanzahl. Das Erfassen der Anlegerzahl ist für die gAGs nur dann möglich, wenn die Aktiengesellschaft ein Aktionärsbuch führt, also Namensaktien ausgibt und damit Informationen darüber hat, wer wie viele Unternehmensanteile hält; oder es sich um einen begrenzten Aktionärskreis handelt. Es gibt keine gesetzlich normierte Offenlegungspflicht hinsichtlich der Aktionärsstruktur, folglich ist diese von außen nicht immer erkennbar.

|| 349 Vgl.: Simsa, Ruth: NPOs und die Gesellschaft [wie Anm. 196], S. 131.

Partizipation | 139

Lagen die expliziten Zahlen nicht vor, weil die Aktien beispielsweise in Streubesitz sind, wurde auf den vorhandenen Informationen basierend eine Einordnung vorgenommen. Dies war bei zehn gAGs (17 Prozent) der Fall. Die ergänzenden Informationen, die herangezogen wurden, waren Satzungen, Web-Präsenzen oder Geschäftsberichte, die verlässliche Aussagen bezüglich der Beteiligungsstruktur zuließen, ohne explizites Zahlenmaterial zu beinhalten. Ergänzt wurde die Beurteilung des Öffnungsgrades durch eine Inspektion der Satzungen im Hinblick auf das Vorliegen einer satzungsmäßigen Aktionärsbeschränkung. Zur besseren Übersichtlichkeit der Daten wurden nach der Erhebung des Zahlenmaterials entsprechende Kategorien entworfen.350 Unterteilt wurde der Öffnungsgrad der gemeinnützigen Aktiengesellschaft hin zu einem breiten Publikum in drei Kategorien. In der ersten Kategorie werden jene Unternehmen erfasst, die nur wenige Anteilseigner haben. Anlass für eine enge Fassung der Kategorie sind inhaltliche Überlegungen. Zum Ersten sollte eine Erfassung eines größeren Gründerkreises möglich sein, weswegen keine Beschränkung auf Alleinaktionäre vorgenommen wurde. Zum Zweiten wurde eine Beschränkung auf wenige Aktionäre vorgenommen, da sich die gAG nicht der ursprünglichen Intension ihrer Organisationsform folgend dem Kapitalmarkt öffnet. Folglich werden gAGs mit einem bis 15 Aktionären in dieser Untersuchung als geschlossene gAGs definiert. Es wurde hingenommen, dass die erste Kategorie eine Vielzahl von Einzelanlegern umfasst, welche sich zwar qualitativ von anderen Anlegern differenzieren, doch aus quantitativer Perspektive ist dies an jener Stelle zu vernachlässigen. Kommt es deswegen zu Überschneidungen bei den Vergleichen von qualitativen Aspekten, wird dies bei der statistischen Auswertung berücksichtigt und darauf hingewiesen. Als semigeöffnete gAGs werden Aktiengesellschaften mit einem erweiterten, aber immer noch nicht öffentlichen Kreis von Anteilseignern verstanden. Dies kann sowohl gAGs im Gründungsprozess beinhalten wie auch etablierte Organisationen, die keine weitere Öffnung ihrer Aktiengesellschaft anstreben oder aus Ressourcenmangel erreichen. Diese Definition beinhaltet Aktionärskreise zwischen 16 und 75 natürlichen wie auch juristischen Personen. Ab 76 Aktionären wird im Rahmen dieser Studie von einer geöffneten gAG gesprochen, welcher ein Interesse an einem breiten Publikum unterstellt wird. Die Begrenzung der Kategorien erfolgte anhand der Datenkenntnisse. Auf Grundlage dieser Kategorisierung werden nachfolgend Hypothesen mit Bezug zum partizi-

|| 350 Bei der Bildung der Kategorien wurde eine inhaltliche Herangehensweise gewählt, wie es in der deskriptiven Statistik möglich ist, da die zur Verfügung stehenden statistischen Verfahren, wie z.B. die mathematische Bestimmung der zu bildenden Kategorien sowie deren Spannbreite oder das Bilden von Kategorien anhand des Medians oder Mittelwerts, hier ungeeignet sind. Vgl.: Bühner, Markus/Ziegler, Matthias: Statistik für Psychologen und Sozialwissenschaftler. München 2009. S. 30 ff.

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pativen Charakter der gAGs überprüfbar, indem Variablen miteinander in Beziehung gebracht werden können. Der zweite Fokus der Analyse ist der Anlegermix der gemeinnützigen gAGs. Hierfür wurde die Beteiligungsstruktur auf Grundlage der institutionellen Form des Anlegers untersucht und zwischen privaten, öffentlichen und institutionellen Körperschaften differenziert. Als Privatanleger gelten natürliche Personen, institutionelle Anleger sind jene juristischen Personen, die nicht der öffentlichen Hand zuzuordnen sind, diese werden als öffentliche Anleger definiert. Dieser Klassifikation folgend wurde jeweils der entsprechende Anteil am gezeichneten Kapital zugeordnet, somit ist überprüfbar, ob die gAG zur Einbindung unterschiedlicher Aktionärsformen genutzt wird oder es eine Konzentration auf nur eine Anlegerform gibt. Die erhaltenen Ergebnisse wurden dann differenziert nach der Menge der integrierten Aktionärsform. Ist nur eine Art von Aktionär an der gAG beteiligt, liegt ein primärer Anlegermix vor, bei zweien wird von einem sekundären Anlegermix gesprochen. Sind alle drei Anlegerformen vertreten, liegt eine tertiäre Anlegerstruktur vor. Diese mehrschichtige Analyse erlaubt ein Urteil darüber, inwieweit die gAGs von dem der Aktiengesellschaft innewohnenden Charakteristikum der offenen Teilhabe Gebrauch machen. Abgeschlossen wird die Analyse der Beteiligungsstruktur durch einen Hypothesentest, welcher Auskunft über eine etwaige Signifikanz und die Höhe des Zusammenhangs zwischen der quantitativen und qualitativen Dimension der Beteiligungsstruktur, dem Öffnungsgrad und der Anlegerstruktur, gibt. Auf eine Zusammenführung der beiden Komponenten in einer weiteren Variable wurde bewusst verzichtet, um durch missing values die Untersuchungsanzahl nicht weiter zu beschneiden. 6.1.1.2 Ergebnisse Teilhypothese: Gemeinnützige AGs nutzen die gesetzlich definierte Struktur der Aktiengesellschaft, um eine breite Beteiligungsstruktur zu erreichen, sowohl zahlenmäßig als auch strukturell. Es zeigt sich, dass von den vorliegenden 59 Satzungen knapp 14 Prozent (8 gAGs) der gemeinnützigen Aktiengesellschaften eine satzungsmäßige Beschränkung ihres Anlegerkreises vornehmen. Diese reicht vom Ausschluss von „Institutionen der kommunalen Selbstverwaltung und Gliederungen politischer Parteien“351 über die Beschränkung auf natürliche Personen, die Festsetzung eines maximalen Anteils körperschaftlicher Anleger bis hin zur exakten Definition des Anlegerkreises; wie sie etwa bei der EuSiB gAG europäische Stiftung für innovative Bildung zu finden ist. Laut § 8 der Satzung kommen vorrangig Eltern, deren Kinder die Freie Schule Rerik besuchen, Angestellte, Mitglieder des Gründungsvereines sowie die gründenden || 351 § 9 Abs.2 Satzung der Bürgerstiftung Duisburg Gemeinnützige Aktiengesellschaft.

Partizipation | 141

Körperschaften selbst oder Unternehmen mit Beteiligung als Aktionäre in Frage. Dritte, die keiner dieser Gruppen zugehörig sind, dürfen demnach nicht mehr als fünf Prozent des Grundkapitals halten.352 Den restlichen 51 gAGs (86 Prozent) kann eine grundsätzliche theoretische Bereitschaft zur Öffnung ihres Unternehmens unterstellt werden, da sie laut der gegebenen Satzung keine Restriktion ihres Anlegerkreises vorgenommen haben. Die detaillierte Analyse indiziert allerdings, dass dies nicht der praktischen Umsetzung entspricht. Die folgende grafische Darstellung (Abb. 30) veranschaulicht, dass knapp zwei Drittel der im Jahre 2014 bestehenden gemeinnützigen Aktiengesellschaften sich keinem strukturell vielfältigen Publikum öffneten. Eine Betrachtung der kommerziellen gAGs, deren größter Öffnungsgrad ein Börsengang ist, zeigt, dass von 15.124 AGs353 lediglich 1.164354 große Publikumsgesellschaften sind. Dies versinnbildlicht die Diskrepanz zwischen öffentlichem Image der börsennotieren AGs und dem überwiegenden Teil der AGs sowie zwischen Rechtstheorie und Rechtspraxis. Vor diesem Hintergrund relativieren sich die 17 Prozent geöffneter gemeinnütziger AGs. Insgesamt 36 Prozent der gAGs sind halboffene oder geöffnete Unternehmen.

geöffnete gAGs 17% semigeöffnete gAGs

geschlossene

19%

gAGs 64%

Abb. 30: Öffnungsgrad von gemeinnützigen Aktiengesellschaften im Jahre 2014 (N=59)

Bei einem Perspektivwechsel auf die Anlegerstruktur indiziert sich ein vergleichbares Bild in Abbildung 31. Mit 63 Prozent ist bei dem größten Teil der gemeinnützigen Aktiengesellschaften die Anlegerstruktur homogen und setzt sich damit ausschließlich

|| 352 § 8 Abs. 1 Satzung der EuSiB gAG europäische Stiftung für innovative Bildung. 353 Eigener Abruf des Handelsregisters am 08.04.2016. 354 Eigener Abruf der Börsendaten am 29.07.2016.

142 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

aus institutionellen, öffentlichen oder privaten Aktionären zusammen. Einem guten Drittel der ZGOs, welche sich für die Rechtsform der gAG entschieden haben, ist es gelungen, monetäre Mittel aus unterschiedlichsten Händen zu generieren. Dies signalisiert, dass die Inklusion verschiedener Anteilseigner in einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft mehr als ein theoretisches Gedankenexperiment ist und tatsächlich praktikabel ist. Innerhalb dieses Anteils entfallen die meisten Fälle auf gAGs mit einer sekundären Anlegerstruktur (14 von 54 gAGs) und sechs Fälle (11 Prozent) auf gAGs mit tertiärer Anlegerstruktur.

11% primäre Anlegerstruktur 26% 63%

sekundäre Anlegerstruktur tertiäre Anlegerstruktur

Abb. 31: Anlegerstruktur von gAGs im Jahre 2014 (N=54)

Ein detaillierter Blick auf die primäre Anlegerstruktur (Abb. 32) zeigte, dass es sich in 73 Prozent der Fälle (25 gAGs) um institutionelle Anleger handelte; der Rest verteilt sich zu 18 Prozent (6 gAGs) auf private und 9 Prozent (3 gAGs) öffentliche Anleger. Innerhalb der sekundären Anlegerstruktur sind die institutionellen und privaten Aktionäre fast gleichauf, während die öffentlichen Anleger in dieser Form ähnlich selten partizipieren (10,7 Prozent) wie bei der primären Anlegerstruktur (8,8 Prozent).

Partizipation | 143

40 Anzahl privater 30

6

Beteiligungen

3

3 10

Anzahl

13

20

25

öffentlicher 6

Anzahl 6

12

Beteiligungen

institutioneller Beteiligungen

6

0 primäre

sekundäre

tertiäre

Anlegerstruktur

Anlegerstruktur

Anlegerstruktur

Abb. 32: Zusammensetzung der Anlegerstruktur nach körperschaftlichen Merkmalen im Jahre 2014 (N=54)

Gleichzeitig dominiert bei der sekundären Anlegerstruktur die Verbindung zwischen privaten und institutionellen Anlegern, welche in 11 von 14 Fällen (79 Prozent) vorhanden ist, während es nur eine gAG gibt, die institutionelle und öffentliche Körperschaften als Anleger hat. Die Kombination von privaten und öffentlichen Aktionären war mit nur zwei Fällen eher eine Ausnahme. Die Implementierung einer gemischten Anlegerstruktur, die alle drei Aktionärsformen beinhaltet, ist sechs von 54 gAGs (11 Prozent) gelungen. Diese Ergebnisse lassen die Vermutung zu, dass für das Einbinden institutioneller Anleger der Partizipationsaspekt der gemeinnützigen Aktiengesellschaft weniger relevant ist als für private oder öffentliche Aktionäre, wie sich daran zeigt, dass 73 Prozent der gAGs mit primärer Anlegerstruktur von institutionellen Anlegern dominiert werden. Diese ersten Befunde sind ein Indiz für die eingeschränkte Gültigkeit der anfänglich formulierten Annahme, dass gAGs die gesetzlich definierte Struktur der AG nutzen, um eine breite Beteiligungsstruktur zu erreichen. Zur statistischen Überprüfung der Annahme wurde folgende bivariable Hypothese abgeleitet: Bei gemeinnützigen AGs besteht ein Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des Aktionärskreises und der Einbindung körperschaftlich unterschiedlicher Aktionäre. Der exakte Test nach Fisher hat bezüglich eines nachweisbaren Zusammenhangs zwischen dem Öffnungsgrad und der Anlegerstruktur mit p=0,000 und V=0,522 einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der

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dreifachen Abstufungen der Anlegerstruktur nachgewiesen (siehe Statistischer Anhang, Kap. 9.4.1). Die visualisierte Kreuztabelle mit den Variablen Öffnungsgrad und Anlegerstruktur (Abb. 33) zeigt, dass von 54 gAGs deren Öffnungsgrad und Anlegerstruktur bestimmt werden konnten, dreißig geschlossene AGs eine gleichzeitige Beschränkung der Anlegerform auf einen Aktionärstyp aufweisen. Bei diesem Befund ist die Häufigkeit von Einzelanlegern in der Kategorie geschlossene gAGs zu berücksichtigen. 15 der 33 geschlossenen gAGs werden demnach von nur einem Aktionär gehalten. Folglich ist der Anteil der primären Anlegerstruktur in dieser Kategorie schon per Definition erhöht. Damit verfügen 91 Prozent der geschlossenen gAGs über eine primäre Anlegerstruktur. Zum Vergleich entfallen bei den semigeöffneten gAGs 27 Prozent und bei den geöffneten gAGs 10 Prozent auf die primären Anlegerstruktur.

100%

7%

5% 14%

28%

75%

tertiäre Anlegerstruktur

50%

93% 81%

56%

sekundäre Anlegerstruktur

25%

primäre

17%

Anlegerstruktur

0% geschlossene gAGs semigeöffnete gAGs (N=33)

(N=11)

geöffnete gAGs (N=10)

Abb. 33: Zusammensetzung des Öffnungsgrades nach Anlegerstruktur im Jahre 2014 (N=54)

In Bezug auf die zu beantwortende Teilhypothese ist der Schluss zulässig, dass die Rechtsform der gAG in der Tat eine breite Beteiligungsstruktur ermöglicht. Bisher setzten dies aber nur ein Drittel (20 von 54 gAGs) der gemeinnützigen Aktiengesellschaften praktisch um, indem sie sich entweder einer größeren Anlegerzahl (21 von 54 gAGs) oder Aktionären aus unterschiedlichen institutionellen Zusammenhängen (20 von 54 gAGs) zugänglich machen. Das vorhandene Potenzial ist damit noch nicht ausgeschöpft, wobei eingeräumt werden muss, dass entsprechend der Sprengelschen

Partizipation | 145

gAG-Differenzierung nicht jeder gAG-Gründer nach einem breiten Publikum sucht, was insbesondere bei rein institutionellen Anlegern zutreffend ist. Die Öffnung der gAGs geht in den meisten Fällen mit einer gleichzeitigen Fixierung auf einen bestimmten Anlegertypen einher.

6.1.2 Mitbestimmungsrecht Wie bei den historischen Vorläufern ist auch die gemeinnützige Aktie ein Bruchteil des Grundkapitals und die gesetzlich definierte Grundvoraussetzung für die Mitbestimmung auf der Hauptversammlung. Das Aktienrecht garantiert in § 12 Satz 1 AktG jeder Aktie das Stimmrecht, unter Ausschluss der Mehrstimmrechte, und fügt in Satz 2 hinzu, dass stimmrechtslose Vorzugsaktien ausgegeben werden können. Der Nutzen von Vorzugsaktien besteht im erwerbswirtschaftlichen Sektor darin, dass ihr im Falle der Dividendenausschüttung die Priorität gewährt wird, das heißt, ihre Inhaber werden als Erstes bedient. Diese Bevorzugung geht oft mit dem Verzicht des Stimmrechts auf der Hauptversammlung Hand in Hand. Damit das Mitbestimmungsrecht der Aktionäre dennoch gewahrt bleibt, darf die Ausgabe von stimmrechtslosen Vorzugsaktien bis maximal zur Hälfte des Grundkapitals erfolgen. Die aktienrechtliche Basis für die Ausgabe von Vorzugsaktien bilden die §§ 139 bis 141 AktG, welche auch dem stimmrechtslosen Aktionär alle sonstigen Rechte eines Aktieninhabers zusichert. Für gemeinnützige Aktionäre, die angesichts des steuerlichen Status der gAG auf die Gewinnausschüttung verzichten, bringen Vorzugsaktien keine positiven Eigenschaften mit, da diese ihre Rechte nur beschneiden, ohne dass die Aktionäre einen Nutzen davon hätten. Durch die Stammaktie, dem rechtlichen Gegenstück der Vorzugsaktie, erwirbt der Aktionär, wie auch ein Vereinsmitglied, Mitspracherecht. Anders als bei Vereinen, ist dieses für Stammaktien rechtlich immer gewährleistet; es ist keine AG ohne Partizipation der Aktionäre auf der Hauptversammlung möglich. Beim Verein hingegen besteht die Option, zwischen ordentlichen und fördernden Mitgliedern zu differenzieren, wobei das Mitspracherecht auf Erstere beschränkt bleibt. Dieses Modell steht dem der Vorzugs- und Stammaktien diametral gegenüber. Bei den Vorzugsaktien wird auf das Stimmrecht verzichtet, um bei der Gewinnverteilung vorrangig bedacht zu werden, und bei Fördermitgliedern wird Geld zur Unterstützung eines gemeinnützigen Zwecks selbstlos gegeben, ohne dafür den Anspruch auf Mitspracherecht zu erheben. Das Mitspracherecht ist allerdings für Fördermitglieder nicht vollkommen ausgeschlossen; vielmehr stehen ihnen unentziehbare Mitgliedschaftsrechte zu, insbesondere das Recht zur Teilnahme an allen Mitgliederversammlungen sowie das Rede- und Antragsrecht. Stiftungen gewähren entsprechend ihrer Ausrichtung auf die Erfüllung ihres Stiftungszwecks weder Zustiftern noch Spendern das Recht auf Mitbestimmung innerhalb der Organisation. Demgegenüber verstehen sich Genossenschaften als

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demokratische Organisation und gewähren allen Beteiligten unabhängig von ihrer Kapitaleinlage das gleiche Stimmrecht, indem nach Köpfen abgestimmt wird.355 Lediglich die gGmbH bietet ihren Gesellschaftern ebenfalls nach der Größe oder der Anzahl ihrer Geschäftsanteile gewichtete Mitsprache-, sprich Stimmrechte. Allerdings ist die Übertragbarkeit von Anteilen einer gGmbH wie bereits ausgeführt an eine notarielle Beurkundung gebunden, so dass die Übernahme von Geschäftsanteilen vergleichsweise kostenintensiv und nicht spontan möglich ist. Dagegen ist die Möglichkeit, durch Aktienkauf Aktionär zu werden, wie der Beitritt in einen Verein oder das Tätigen von Spenden, ohne nennenswerte zusätzliche finanzielle und zeitliche Aufwendungen möglich. Um partizipationsberechtigt zu sein, müssen in allen genannten Gesellschaftsformen monetäre Einlagen getätigt werden. Das Erwerben eine Aktie ist eine einmalige Mittelaufwendung und an keine weiteren finanziellen Leistungen gebunden. Dieser Sachverhalt trifft ebenso auf die gGmbHs, Stiftungen und allgemeine Spenden zu. Lediglich der Beitritt in einen Verein ist mit einem in der Satzung definierten regelmäßigen Geldaufwand in Form des Mitgliedsbeitrags und/oder Kostenumlagen verbunden. Wird dieser Beitrag nicht geleistet, erfolgt im äußersten Fall der Ausschluss aus dem Verein ungeachtet der bereits eingebrachten finanziellen Mittel. Die gAG erlaubt den Interessenten im Gegensatz dazu bereits Mitsprache ab einer einmaligen Zahlung, die jedoch abhängig von den Satzungsbestimmungen binnen einiger Tage vor der Hauptversammlung erfolgt sein muss. Der Gesetzgeber definiert nicht nur das Stimmrecht, sondern auch das Gewicht der einzelnen Stimmen. Dazu heißt es in § 134 Abs. 1 AktG wie folgt: „Das Stimmrecht wird nach Aktiennennbeträgen, bei Stückaktien nach deren Zahl ausgeübt.“ Dies bedeutet de facto, dass sich das Stimmrecht im Regelfall nach der Höhe der Kapitaleinlage bemisst. Für nicht börsennotierte AGs räumt derselbe Paragraph folgende Möglichkeit ein: „Für den Fall, daß einem Aktionär mehrere Aktien gehören, kann bei einer nichtbörsennotierten Gesellschaft die Satzung das Stimmrecht durch Festsetzung eines Höchstbetrags oder von Abstufungen beschränken.“ Eine solche Maßnahme gilt dann allerdings immer für alle Anleger und kann nicht auf einzelne Aktionäre begrenzt sein. Das durch Aktienkauf erworbene Stimmrecht befähigt die Aktionäre, direkt oder indirekt auf die Geschicke des Unternehmens Einfluss zu nehmen, wie bereits im Kapitel 4.3.4.1.3 vertieft ausgeführt wurde. Die Option, vom „passiven“ Spender zum aktiven Teilhaber zu werden und Einfluss darauf zu nehmen, was mit seiner Unternehmensbeteiligung passiert, offeriert eine neue Alternative des sozialen Engagements. Die Gestaltungsmöglichkeiten für Satzungsregelungen sind bei der Aktiengesellschaft grundsätzlich stark eingeschränkt und es bestehen wenige Möglichkeiten, von den gesetzlich verbindlichen Normen abzuweichen. Hierzu bestimmt § 23 Abs. 5

|| 355 Vgl.: Hettlage, Robert: Die Genossenschaften. Unternehmen oder Organisationen des Dritten Sektors? In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a. 2002. S. 141–161; hier: S. 151.

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AktG: „Die Satzung kann von den Vorschriften dieses Gesetzes nur abweichen, wenn es ausdrücklich zugelassen ist. Ergänzende Bestimmungen der Satzung sind zulässig, es sei denn, daß dieses Gesetz eine abschließende Regelung enthält.“ Interessanterweise gewährt das Aktienrecht insbesondere für nichtbörsennotierte AGs die Möglichkeit, den Grad der Partizipation graduell auszugestalten. Damit ist der Gestaltungsfreiraum der Gründer umrissen und das erlaubt es, die rechtlichen Maßgaben der eigenen Situation in einem gewissen Maße anzupassen, was insbesondere für gemeinnützige AGs von Interesse sein sollte, da sie sich einer Rechtsform mit erwerbswirtschaftlichem Charakter bedienen, um in einem primär nicht profitorientierten Sektor zu agieren. Folglich ist davon auszugehen, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften kaum eine im gesetzlichen Rahmen zulässige Beschränkung des Mitspracherechts praktizieren, da dies nicht nur dem Wesen der Aktiengesellschaft an und für sich widerspräche, sondern auch der Handlungslogik der Zivilgesellschaft, die prinzipiell die Partizipation breiter Bevölkerungskreise für die Gestaltung ihrer Lebensräume befördern möchte. 6.1.2.1 Untersuchungsaufbau Die Bedeutung des Anlegerstimmrechts wurde aus den drei Perspektiven Vorzugsaktien, Stimmengewichtung und Beschränkung des Mitspracherechts beleuchtet, sie alle sind für die Bedeutung der einzelnen Stimme maßgeblich. Der erste Analyseschritt bestand in der Satzungsdurchsicht; diese erfolgte unter den zwei Schwerpunkten: Vorzugsaktien und Stimmrecht. Es wurde erfasst, ob es entgegen der Vermutung gAGs gibt, die Vorzugsaktien ausgeben beziehungsweise ihre Emission laut Satzung zumindest zulassen. Darüber hinaus wurde dokumentiert, ob es Fälle einer satzungsmäßigen Begrenzung des Stimmrechts gibt. Diesem ersten Analyseschritt schloss sich der zweite an, in welchem die tatsächliche Aktionärsstruktur durch die höchste Beteiligung am Grundkapital dokumentiert wurde. Da es keine allgemeingültige und durchgängig abgestufte Definition der Aktionärsklassen gibt, wurde angelehnt an übliche Begriffe eine detaillierte Gliederung dieser vorgenommen. Die Differenzierung nach Unternehmensanteilen richtet sich nach dem höchsten Anteil am Grundkapital der gAG in Prozent, der von einem Aktionär gehalten wird, und gibt damit Informationen über Macht- und Kontrollmöglichkeiten. Als Alleinaktionär wird verstanden, wer hundert Prozent des Grundkapitals einer Kapitalgesellschaft inne hat. Liegt der Prozentsatz zwischen 99,99 und 50 Prozent, wird innerhalb dieser Arbeit von einem Hauptaktionär gesprochen, welcher das Unternehmen aufgrund seiner Dominanz maßgeblich prägt. Liegt im Vergleich zu den anderen Anteilsinhabern ein ausgeprägtes Übergewicht eines Aktionärs vor, weil er zwischen 49,99 und 10 Prozent der Unternehmensanteile inne hat, wird hier von einem Großaktionär gesprochen. Vereinigt der größte Anteilseigner unter zehn und

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über drei Prozent des Grundkapitals auf sich, handelt es sich um einen Kleinaktionär. Besitzt keiner der Aktionäre mehr als drei Prozent der Aktien, wird hier von Streubesitz gesprochen. Die so erhaltenen Informationen wurden zusätzlich einem statistischen Hypothesentest unterzogen, um Aussagen über deren Signifikanz treffen zu können. Aufgrund von nonresponse items kann im zweiten Schritt nur auf eine reduzierte Fallzahl zurückgegriffen werden. 6.1.2.2 Ergebnisse Teilhypothese: Gemeinnützige AGs gewähren ihren Aktionären das gesetzlich vorgesehene Mitbestimmungsrecht, ohne deren Begrenzungsoptionen zu nutzen. Von den 59 überprüften gAG-Satzungen sahen unerwarteterweise zwei Unternehmen (3,4 Prozent) den möglichen Einsatz von Vorzugsaktien vor. In § 5 Abs. 3 der Satzung der Kesting-Fischer gemeinnützigen Stiftungs AG heißt es: „Die Ausgabe von stimmrechtslosen Vorzugsaktien ist zulässig.“ Die Arbeit und Zukunft Ortenau gAG formuliert in § 5 Abs. 2 ihrer Satzung: „Durch die Ausgabe von stimmrechtslosen Vorzugsaktien können auch diese am Grundkapital beteiligt sein.“ Beide gAGs zeigen eine identische Aktienausgabestruktur, indem sie vinkulierte Namensaktien ausgeben und einen geschlossenen Aktionärskreis führen. Die hinter der Ausgabe von Vorzugsaktien stehende Intention konnte nicht erschlossen werden, da Vorzugsaktien nur im Kontext einer erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaft mit Dividendenausschüttung von Nutzen sind. Entfällt diese Gewinnausschüttung durch steuerliche Maßgaben gemäß § 55 Abs. 1 Ziffer 1 AO356, verwandelt sich die Vorzugsaktie in eine „Nachteilsaktie“, da sie dem Aktionär keinen Vorteil bieten kann und ihn stattdessen um sein Stimmrecht auf der Hauptversammlung beschneidet. Zu einem weiteren interessanten Fund kam es bei der Analyse zur Beschränkung des Stimmrechts. Es zeigte sich, dass vier der 59 gAGs (6,8 Prozent) von dieser Regelung Gebrauch machten und das Stimmrecht pro Aktionär beschränkten. Die Zoologischer Garten Berlin AG verfügte in § 9 Abs. 4 ihrer Satzung: „Es kann jedoch kein Stimmberechtigter mehr als 300 Stimmen auf sich vereinigen“; was einer Begrenzung auf 0,9 Prozent des gezeichneten Kapitals entspricht. Auch die Nordakademie gemeinnützige Aktiengesellschaft setzt in § 19 Abs. 2 ihrer Satzung eine Obergrenze an Stimmrechten fest, indem es heißt: „Auf je 510 EURO Nennbetrag der Aktien entfällt eine Stimme; das Stimmrecht ist auf höchstens 5 Stimmen beschränkt.“ Dies entspricht einem Anteil von 0,04 Prozent am Grundkapital. Diese beiden Fälle zeigen, dass einige Gründer zum Schutz ihrer

|| 356 § 55 Abs.1 Ziffer 1 AO: „Die Mitglieder oder Gesellschafter dürfen keine Gewinnanteile und in ihrer Eigenschaft als Mitglieder auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln der Körperschaft erhalten.“

Partizipation | 149

Mehrheitsverhältnisse und somit aus machtpolitischen Motiven heraus auf rechtlich gewährte Optionen zurückgreifen. Die folgenden Satzungsauszüge gehen hingegen noch einen Schritt weiter: Die Satzung der Bürgerstiftung Duisburg gAG regelt in § 20 Abs. 2 wie folgt: „Verfügt ein Aktionär über mehrere Aktien, so bewendet es bei nur einer Stimme („Ein Mann: Eine Stimme“).“

In der Satzung des Ordens der Georgs-Ritter gAG § 20 heißt es: „Jeder Ritter hat in Capitel nur eine Stimme ungeachtet der Anzahl seiner Aktien.“ Die Beschränkung von einer Stimme pro Aktionär entspricht nicht der Systematik des Aktiengesetzes und doch liegt sie im Rahmen des gesetzlich Möglichen. Dennoch vermittelt dies den Eindruck, dass damit die Bestimmung „Das Stimmrecht wird nach Aktiennennbeträgen, bei Stückaktien nach deren Zahl ausgeübt“357 ausgehebelt wird. Ob ein solcher Schritt als basisdemokratisch oder konträr bewertet wird, hängt von der zugrunde liegenden Perspektive und ihrer Handlungslogik ab. Aus ökonomischer Sicht ergibt sich eine dem System innewohnende Schizophrenie, da dem, der das größte unternehmerische Risiko trägt, auch das meiste Mitbestimmungsrecht bei wirtschaftlichen Entscheidungen zustehen sollte. Aus dem Blickwinkel der dritten Arena heraus ist dies weniger prägnant, da der Aktionär nicht in so direkter Form vom unternehmerischen Erfolg profitiert, wie dies bei erwerbswirtschaftlichen und damit Dividende ausschüttenden AGs der Fall ist. Außerdem ist basisdemokratische Mitbestimmung, die unabhängig von der Höhe der finanziellen Einlagen gewährt werden, für die Zivilgesellschaft nicht unüblich. Genannt seien hier beispielsweise Vereine, die unterschiedliche Tarife für Senioren, Studenten, Alleinerziehende sowie Unternehmen berechnen und nicht auf die Idee kämen, die Stimmberechtigung von Vollzahlern im Verhältnis zu den Ermäßigungen zu berechnen. In Bezug auf die Unternehmensstabilität könnte die Differenzierung der Stimmberechtigung allerdings zur Frustration bei Großanlegern führen und äußerstenfalls sogar, dass Aktien einer derartigen gAG gar nicht erst gezeichnet werden. Bezüglich des Mitbestimmungsrechts stellt die Bürgerstiftung Duisburg gAG einen Sonderfall dar, es handelt sich um eine geöffnete gAG mit einem tertiären Anlegermix, wobei der Hauptteil der Aktien mit weit über 80 Prozent auf natürliche Personen entfällt. Damit ist die Bürgerstiftung Duisburg gAG eine der wenigen gAGs, in denen Privatpersonen den größten Teil der Anleger ausmachen. Insgesamt betrachtet ist festzustellen (Abb. 34), dass knapp zwei Drittel der gAGs von Aktionären dominiert werden, die mindestens die Hälfte des gezeichneten Kapitals auf sich vereinen. 32 Prozent entfallen auf Alleinaktionäre. Die Minorität bilden gemeinnützige Aktiengesellschaften, die komplett im Streubesitz sind, gefolgt von

|| 357 § 134 AktG.

150 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Unternehmen, die von Kleinaktionären dominiert werden, was nur in zwei der 47 untersuchten gAGs der Fall war. Anhand dieses Befundes wird offenkundig, dass die Partizipation einer breiten Masse zwar möglich ist, es aber in den meisten gAGs einen tragenden Aktionär gibt, der dann auch auf der Hauptversammlung die meisten Stimmen auf sich vereint.

Kleinaktionäre

Streubesitz

4%

2%

Alleinaktionär

Großaktionär

32%

26% Hauptaktionär 36%

Abb. 34: Aktionärsstruktur von gAGs im Jahre 2014 (N=47)

Die Aufspaltung der Aktienstruktur nach körperschaftlicher Zugehörigkeit (Abb. 35) zeigt eine klare Dominanz institutioneller Anleger sowohl bei den Allein-, Haupt- und Großaktionären. Bei den Alleinaktionären entfallen mit 13 von 14 Fällen 93 Prozent auf institutionelle Anleger, bei den Hauptaktionären machen sie mit insgesamt 9 gAGs, was 53 Prozent entspricht, etwa die Hälfte aus und bei den Großanlegern mit neun von elf gAGs über drei Viertel. Die Dominanz öffentlicher Aktionäre ist dagegen sehr viel seltener; sie machen mit nur einem Fall sieben Prozent unter den Alleinaktionären aus, sie sind bei den Hauptaktionären dann allerdings mit 6 gAGs deutlich präsenter.

Partizipation | 151

20

2

15 1

6 10

Private Aktionäre 2 kommunale

13 5

Aktionäre 9

9

Institutionelle Aktionäre

0 Alleinaktionär

Hauptaktionär

Großaktionär

Abb. 35: Aufspaltung der Aktionärsstruktur nach körperschaftlichen Merkmalen im Jahre 2014 (N=42)

Dass private Anleger stimmführend sind, ist hingegen der Ausnahmefall. In den untersuchten gemeinnützigen AGs konnte dies in nur vier von 42 Unternehmen festgestellt werden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es den begründeten Verdacht gibt, dass insbesondere gAGs mit einem von natürlichen Personen dominierten Aktionärskreis dazu neigen, ihre Aktionärsstruktur nicht öffentlich zu machen. Zur Durchführung eines Signifikanztests wurden von der einleitend genannten Annahme ausgehend die folgende Hypothese zur statistischen Überprüfung mit dem exakten Fisher-Test formuliert: Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der Beschränkung des satzungsmäßigen Mitspracherechts. Diese Annahme hat mit p=0,483 Bestand, da keine statistische Signifikanz festgestellt werden konnte. Die zweite Nullhypothese ist: Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der stimmrechtlichen Zusammensetzung der Aktionäre. Aufgrund eines p-Werts von 0,001 und des Cramer-V-Kontingenzkoeffizienten von 0,487 ist von einem signifikanten Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAGs und der Aktionärsstruktur auszugehen (siehe statistische Beweisführung Abschnitt 9.4.2.2). Bei der Interpretation des statistischen Zusammenhangs zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der stimmrechtlichen Zusammensetzung (Abb. 36) ist zu berücksichtigen, dass es zwischen den Kategorien Schnittmengen gibt. So kann ein

152 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Alleinaktionär ausschließlich in geschlossenen gAGs vorkommen und der Streubesitz nie in geschlossenen und nur bedingt in semigeöffneten gAGs vorhanden sein.

100% 25,8%

12,5%

14,3%

12,5%

14,3%

75% 25,8%

75,0%

28,6%

Streubesitz Kleinaktionäre

50%

Großaktionäre

48,4% 42,9% 25%

Hauptaktionäre Alleinaktionär

0% geschlossene gAGs semigeöffnete gAGs (N=31)

(N=8)

geöffnete gAGs (N=7)

Abb. 36: Aufspaltung der Aktionärsstruktur nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=46)

Bleiben die durch Kategoriengrenzen erzeugten Befunde außen vor,358 zeigt sich, dass vor allem die Hauptaktionäre ein verbreitetes Modell sind und diese in allen Öffnungsgraden zum Einsatz kommen können. Selbst innerhalb der geöffneten gAGs entfallen auf die Haupt- und Großaktionäre mehr als zwei Drittel der untersuchten Fälle. Der Anteil jener geöffneten gemeinnützigen AGs, welche von Großaktionären dominiert wird ist mit insgesamt zwei Fällen vergleichsweise gering. Noch marginaler sind die Aktien im Besitz von Kleinaktionären oder im Streubesitz mit jeweils nur einem Fall. Die Sicherung der eigenen Machtbasis bei gleichzeitiger, wenn auch unterschiedlich starker Öffnung hin zum Kapitalmarkt scheint für viele gAGs eine relevante Strategie zu sein. Dieser Befund ist vor allem im Kontext des Gewinnausschüttungsverbots zu betrachten. Anders als bei erwerbswirtschaftlichen AGs, wo die Aktionärsmotivation zu erheblichen Teilen in der Gewinnausschüttung liegt, ist das übergeordnete Motiv der gemeinnützigen Aktionäre deutlich abstrakter und individueller. Das Mitsprache|| 358 Durch die Bildung der Kategorien entfallen per Definition bereits die 15 gAGs die im Besitz von Einzelaktionären sind auch automatisch in die Zuordnung geschlossene gAG.

Partizipation | 153

recht kann ein wesentlicher Antrieb zum Aktienerwerb sein. Folglich könnte die stimmrechtliche Dominanz einzelner Aktionäre als pejorativ empfunden werden und Ressentimentsgefühle bei den Aktionären verursachen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die gAGs bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Zoologischer Garten Berlin AG) ihren Aktionären das rechtliche Mitbestimmungsrecht gewähren. Das Implementieren von Instrumentarien wie Vorzugsaktien (3,4 Prozent) oder Stimmrechtbeschränkungen (6,8 Prozent) findet nur sehr begrenzt statt. Die Gewichtung der einzelnen Aktionärsstimme erfährt vielmehr dadurch Beschneidung, dass die gAGs zu einem erheblichen Teil (62 Prozent) von mind. einem Haupt- oder Großaktionär dominiert werden. Diese Dominanz kommt in der Hauptversammlung zum Tragen, wirkt sich jedoch nicht direkt auf die Geschäftsführung der gAG aus, was etwa im Vergleich zu Vereinen ein erheblicher Vorteil für die Unternehmensführung ist.

6.1.3 Übertragbarkeit Neben der Struktur des Aktionärskreises und der Ausgestaltung des Mitspracherechts gibt es noch einen weiteren Aspekt, der die Partizipationsmöglichkeiten von Aktionären prägt: die Art und Weise der Aktienübertragbarkeit. Die Gliederung der Aktienausgabeform folgt den vom Gesetzgeber vorgesehenen Normen in der Differenzierung zwischen Nennbetrags- und Stückaktien sowie Namens- und Inhaberaktien, inklusive der Option zur Beschränkung ihrer Übertragbarkeit. Während die Unterscheidung zwischen Nennbetrags- und Stückaktien insbesondere für das Fundraising interessant ist, ist für die Frage der Partizipation die Aufteilung in Namens- und Inhaberaktien von Bedeutung. Eine Inhaberaktie ist ohne Einschränkung übertrag- und handelbar, sie gehört demjenigen, der sie besitzt. Die Inhaberaktie war lange Zeit die Standardform der an der Börse gehandelten Wertpapiere. Namensaktien differenzieren sich von Inhaberaktien dadurch, dass § 67 AktG den Aktionär dazu verpflichtet, der AG die Angabe seines Namens, Geburtsdatums und der Adresse sowie der Stückzahl oder der Aktiennummer und bei Nennbetragsaktien des Betrags mitzuteilen, um diese im Aktienregister einzutragen. Aktionär ist demnach nur, wer im Aktienbuch steht, und nicht unbedingt jener, der die Aktienurkunde in Besitz hat. Bis Ende der 1970er Jahre galt die Inhaberaktie als Normalfall, da ihr fungibles Wesen den Bedingungen des Börsenhandels entsprach. In den letzten Jahrzehnten hat hingegen die Namensaktie an Bedeutung gewonnen. Dieser Wandel ist auch an der Börse sichtbar, wo immer mehr Unternehmen von der Inhaberaktie zur

154 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Namensaktie wechseln. So zeigt sich, dass 2017 von den 30 Dax-Unternehmen bereits 16 und damit über die Hälfte den Wechsel zur Namensaktie vollzogen haben.359 Seit der Überarbeitung des Aktiengesetzes von 2015 gelten Namensaktien als der gesetzliche Regelfall. Inhaberaktien können demnach nur noch ausgegeben werden, wenn die AG börsennotiert ist oder ein Ausschluss des Anspruches auf Einzelverbriefung in der Satzung festgelegt wurde.360 Einer unter vielen Gründen des Wandels war auch das zunehmende Bedürfnis der Unternehmen, eine aktive Bindung zu ihren Aktionären zu etablieren, was sich vereinfacht, wenn die Aktionäre bekannt sind. Die Digitalisierung hat diesen Bemühungen in die Hände gespielt, indem das Führen des verpflichtenden Aktienregisters sich durch das Etablieren von entsprechender Software deutlich vereinfacht hat. Neben diesem auch für gemeinnützige Aktiengesellschaften interessanten Aspekt der besseren Zugänglichkeit der Aktionäre durch die Hinterlegung von Kontaktdaten dürfte ein weiterer Umstand die Namensaktie für gAGs attraktiv machen: die Vinkulierung. Nach § 68 AktG haben Aktiengesellschaften das Recht, die Übertragbarkeit von Namensaktien durch eine Vinkulierung zu begrenzen. Dies bedeutet, dass die Übertragbarkeit der Unternehmensanteile von der Zustimmung der Gesellschaft abhängig ist, was den Unternehmen ein hohes Maß an Selbstkontrolle gewährt. Im Vergleich zu anderen Rechtsformen der Zivilgesellschaft ist dies ein Vorzug, da dort die stetige Erweiterung des Mitgliederkreises für Vereine sowie gGmbHs die Fraktionsbildung begünstigt und die Gefahr von politischen Umsturzversuchen birgt, welche zu einem Austausch der Geschäftsleitung sowie zu Beschlüssen von Satzungsänderungen führen können. Damit stellt das Partizipationsprinzip für diese beiden Rechtsformen durchaus eine Gefahr zur Überfremdung des Mitgliederkreises dar, welche bei einer gAG aber von Rechts wegen merklich erschwert wird und durch die Option der Vinkulierung vollends vereitelt werden kann. Die Übertragbarkeit von Aktien inkludiert nicht nur den Erwerb von Seiten des Aktionärs, sondern auch die Rückübertragung von Aktien an die Aktiengesellschaft. Einer Aberkennung des Stimmrechts beziehungsweise den diesem Vorgang zugrunde liegenden Zwangsverkauf von Aktien, im Fachjargon Squeeze-out genannt, sieht der Gesetzgeber nur in Ausnahmefällen laut § 237 AktG vor. Gesetzliche Grundlage dafür ist, dass eine Zwangseinziehung in der Satzung angeordnet oder gestattet wurde. „Dies bedeutet, dass gegenüber dem Aktionär, dessen Aktien eingezogen werden, die Möglichkeit der Zwangseinziehung bereits zum Zeitpunkt des Aktienerwerbs

|| 359 Nach einer eigenen Erhebung vom 01.03.2017 haben bereits die folgenden 16 Dax-Unternehmen zur Namensaktie gewechselt: Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Post, Deutsche Telekom, E.ON, Infineon, Lufthansa, ProSiebenSat1 Media, Muenchener Rueck, Siemens und Vonovia. 360 § 10, Abs. 1 AktG.

Partizipation | 155

bestanden haben muss.“361 Hintergrund dieser Norm ist, dass der Aktionär bereits beim Erwerb der Anteile über das Risiko einer Zwangseinziehung unterrichtet gewesen sein muss und durch das Zeichnen der Aktie dieser Bestimmung nicht widersprochen hat. Die Benennung von Voraussetzungen für den Zwangseinzug sowie deren genaue Durchführung überlässt der Gesetzgeber den Aktiengesellschaften selbst gemäß § 237 Abs. 2 Satz 2 AktG: „In der Satzung oder in dem Beschluß der Hauptversammlung sind die Voraussetzungen für eine Zwangseinziehung und die Einzelheiten ihrer Durchführung festzulegen.“ Auf dieser rechtlichen Grundlage basierend können die Aktiengesellschaften selbst Einziehungsgründe definieren. Denkbar sind Regelungen im Fall eines ausbleibenden Übertragungsbeschlusses des Vorstandes bei der Emission von Namensaktien. Vermehrt werden hier Einziehungsgründe auf Seiten des Aktionärs angegeben, wie etwa eine Insolvenz des Selbigen. Neben der Regelung der Einziehungsgründe erfolgt gleichzeitig die Regelung zum Entziehungsentgelt in der Satzung, da eine „gesetzliche Regelung zu der Frage, ob überhaupt und wenn ja in welcher Höhe ein Einziehungsentgelt zu zahlen ist, fehlt.“362 Die bisherigen Ausführungen indizieren, dass Aktiengesellschaften rechtliche Instrumente zur Verfügung stehen, um aktiv Einfluss auf ihren Aktionärskreis zu nehmen und diesen im Extremfall sogar selbst zu selektieren oder unter definierten Maßgaben sogar auszusortieren. Angesichts der bisherigen Befunde bezüglich der Anlegerstruktur und des Öffnungsgrades ist anzunehmen, dass allen voran die gAGs von diesen Schutzklauseln Gebrauch machen, welche ohnehin ihre Anlegerzahl und/oder Anlegerstruktur reduzieren, um sich vor nicht erwünschten Aktionären zu schützen. 6.1.3.1 Untersuchungsaufbau Wie bei den vorangegangenen Überprüfungen der Zwischenthesen ist auch hier die Satzungsdurchsicht das Mittel der Wahl, da die erhaltenen Informationen notariell beurkundet sind, was unzutreffende Angaben ausschließt und für die Aussagekraft der Daten vorteilhaft ist. Im Fokus lagen Paragraphen mit inhaltlicher Ausrichtung zur Aktienausgabe sowie der Zwangseinziehungen. Die Vorschriften bezüglich der Aktieneinziehung wurden genauer inspiziert und deren Bestimmungen über die Gründe für die Einziehung, die benötigten Zustimmungen beziehungsweise Mehrheiten sowie die Modalitäten zur Zahlung einer Einziehungsvergütung jeweils separat erfasst. Aufbauend darauf wurde unterschieden, ob es sich um eine gestattete oder angeordnete Zwangs-

|| 361 Henn, Günter: Handbuch des Aktienrechts. 8. überarb. Aufl. Heidelberg 2009. S. 260. 362 Vgl.: ebd., S. 260 ff.

156 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

einziehung handelt; dies entspricht der Unterscheidung, wie sie das Aktiengesetz vornimmt. „Wenn die Satzung die zwangsweise Einziehung „angeordnet“ hat, ist kein Hauptversammlungsbeschluss erforderlich (§ 237 Abs. 6 S. 1 AktG363). An dessen Stelle tritt die Entscheidung des Vorstands über die Einziehung.“364 Demnach ist eine gestattete Zwangseinziehung eine von der Zustimmung der Hauptversammlung abhängige Option, während die angeordnete Zwangseinziehung deutlich mehr einem Automatismus unterliegt. Bei der Erfassung der Ausstellungsform der Aktie wurde ebenfalls die gesetzliche Klassifikation zwischen Inhaber- und Namensaktien übernommen. Diese entsprechen § 23 Abs. 5 AktG und müssen in der Satzung manifestiert werden und sind bei Disponibilität der Satzung zweifelsfrei bestimmbar. Bei der Ausgabe von Namensaktien wurde eine zusätzliche Überprüfung auf eine eventuelle Vinkulierung der Aktien vorgenommen. Die so erhaltenen Daten wurden dann mit denen der Stichprobe der erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaft abgeglichen, um eine bessere Einordnung der Ergebnisse zu ermöglichen. Zur statistischen Überprüfung der theoretischen Überlegungen wurde der Signifikanztest nach Fisher herangezogen. 6.1.3.2 Ergebnisse Teilhypothese: Da gemeinnützige AGs wie bereits aufgezeigt im Durchschnitt eine geringe Anlegerzahl aufweisen, wollen sich die gAGs schützen, indem sie die rechtlichen Möglichkeiten zur Übertragungsbeschränkung nutzen. Die Auswertung der Ausgabeform von Aktien (Abb. 37) hat eine klare Präferenz für Namensaktien erkennen lassen. Über 91 Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften bevorzugen diese Aktienform, die ihnen nicht nur die Namen der Anleger liefert, sondern deren Übertragbarkeit an die gesellschaftliche Zustimmung gebunden ist. Der Blick auf die 54 gAGs, die Namensaktien ausgeben, zeigt, dass knapp 89 (48gAGs) Prozent von ihnen das Instrument der Vinkulierung nutzen. Damit wird die vinkulierte Namensaktie bei über drei Viertel der gemeinnützigen Aktiengesellschaften eingesetzt.

|| 363 § 237 Abs. 6 S. 1 AktG: „Soweit es sich um eine durch die Satzung angeordnete Zwangseinziehung handelt, bedarf es eines Beschlusses der Hauptversammlung nicht. In diesem Fall tritt für die Anwendung der Vorschriften über die ordentliche Kapitalherabsetzung an die Stelle des Hauptversammlungs-beschlusses die Entscheidung des Vorstands über die Einziehung.“ 364 Henn, Günter: Handbuch des Aktienrechts [wie Anm. 361], S. 260.

Partizipation | 157

100%

100% 10%

75%

75%

nicht 27% 50%

50% 81%

vinkuliert 25%

25%

vinkuliert

43% 30%

0%

8% Inhaberaktien Namensaktien

Abb. 37: Ausgabe von Inhaber- und Namensaktien bei gAGs im Jahre 2014 (N=59)

0% Inhaberaktien Namensaktien

Abb. 38: Ausgabe von Inhaber- und Namensaktien bei AGs im Jahre 2014 (N=56)

Ein vergleichender Blick auf die Daten der Stichprobe erwerbswirtschaftlicher AGs (Abb. 38) zeigt, dass auch in diesem Bereich die vinkulierte Namensaktie sehr verbreitet ist, wenn auch in einer deutlich abgeschwächten Favorisierung (43 Prozent). In der Stichprobe emittierten knapp 70 Prozent der AGs mit erwerbswirtschaftlichem Charakter Namensaktien, wovon zwei Drittel vinkuliert sind. Die fünf gemeinnützigen AGs, die sich entgegen dieses Trends für Inhaberaktien entschieden haben, sind ausgesprochen heterogen. Sie sind in den unterschiedlichsten Branchen tätig, junge ebenso wie etablierte gAGs, Neugründungen oder Umwandlungen, Kapitalgesellschaften aller Größenordnungen, ebenso divergent in ihrer Anlegerstruktur und dem Öffnungsgrad. Es können keine vertiefenden Aussagen über gAGs getroffen werden, die Inhaberaktien ausgeben, außer dass sie heterogen sind. Einen ähnlichen Befund lassen die Daten über gAGs zu, welche Namensaktien ohne Vinkulierungen ausgeben. Das einzige Merkmal, das alle gAGs gemein haben, ist die Beteiligung institutioneller Anleger. Hier reicht die Spannweite von 0,24 bis 100 Prozent Beteiligung. Fünf der sechs gAGs ohne Vinkulierung der Namensaktien wurden als geschlossene gAGs klassifiziert; dies kann als Indiz verstanden werden, dass ohnehin geschlossene Aktionärskreise eher auf die Vinkulierung verzichten. Die einzige gAG, die diesem Kriterium nicht entspricht, ist die Zoologischer Garten Berlin AG. Diese wird ebenso wie die Münchner Tierpark Hellabrunn AG an der Börse gehandelt, wobei das Gewinnausschüttungsverbot unverändert gilt. Infolge des

158 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Börsengangs ist eine Vinkulierung der Namensaktien nach § 68 AktG zwar nicht ausgeschlossen, aber zumindest grob ungeeignet für den Verkehrsplatz. Es zeigt sich, dass bei den gAGs eine Anpassung der Ausgabeform an die Arena stattgefunden hat. Nicht nur die AG wurde durch ihren steuerlichen Gemeinnützigkeitsstatus entkommerzialisiert, sondern auch die Aktie als wesentliches Merkmal der Rechtsform wurde der neuen Handlungslogik der Zivilgesellschaft entsprechend instrumentalisiert. Sie wurde ihres fungiblen Charakters nahezu völlig entbunden. Statt beliebiger Austauschbarkeit ist die typische Aktie gemeinnütziger Aktiengesellschaften von Kontrolle und Informationsaustausch dominiert. Der statistische Zusammenhang zwischen der Ausgabeform der Aktien und dem Öffnungsgrad der gemeinnützigen Aktiengesellschaften (p=0,048 V=0,356) ist nur schwach ausgeprägt.

100%

5% 30%

75%

50%

95%

Inhaberaktien

100% 70%

Namensaktien

25%

0% geschlossene gAGs semigeöffnete gAGs (N=38)

(N=11)

geöffnete gAGs (N=10)

Abb. 39: Aktienausgabeform nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=59)

Die grafische Aufarbeitung der Kreuztabelle (Abb. 39) visualisiert, dass Inhaberaktien bis auf zwei Ausnahmen ausschließlich in geöffneten gAGs zu finden sind. Zwischen der Vinkulierung der Aktien und dem Öffnungsgrad konnte mit dem exakten Test nach Fisher (p=0,254) keine statistische Signifikanz festgestellt werden. Die thematische Analyse zur Zwangseinziehung (Abb. 40) indiziert, dass von den 59 vorliegenden Satzungen mit 14 gAGs ein knappes Viertel die Zwangseinziehungen gestatteten (43 Prozent) oder gar anordneten (57 Prozent); wobei die Verteilung

Partizipation | 159

beider Einziehungsformen in etwa gleich ausfiel. Die häufigsten Gründe für eine Zwangseinziehung von gemeinnützigen Aktien sind demnach in absteigender Reihenfolge: Insolvenz (23 Prozent), Pfändung (19 Prozent) sowie gleichauf Gesamtrechtsnachfolge, Zwangsvollstreckung und geschäftsschädigende Gründe nach § 140 bzw. 133 HGB365 (je 13 Prozent).

Insolvenz

23%

Pfändung

19%

Gesamtrechtsnachfolge

13%

Zwangsvollstreckung

13%

wichtige Gründe nach § 140 HGB

13%

andere Gründe

11%

Keine Zustimmung zur Übertragung

9% 0%

10%

20%

30%

Abb. 40: Satzungsmäßig definierte Gründe zur Zwangseinziehung von Aktien im Jahre 2014 (N=14)

Die Beweggründe der gAGs signalisieren, dass überall dort, wo eine Übernahme der Aktie von ungenehmigten Dritten droht, ein Viertel der gAGs mit einer Zwangseinziehung reagiert. Ein rechtlich brisanter Fund wurde in vier der Satzungen mit Zwangsentzugsbestimmungen entdeckt. So heißt es beispielsweise in der Satzung der Arbeit und Zukunft gAG § 7 Abs. 1: „Wird über das Vermögen eines Aktionärs das Insolvenzverfahren eröffnet, so kann die Einziehung der Aktie des entsprechenden Aktionäre mit einer ¾ Mehrheit der anwesenden bzw. vertretenen, stimmberechtigten Aktionäre in der Hauptversammlung beschlossen werden. Eine Abfindung an den ausscheidenden Aktionär wird nicht bezahlt.“ Der hier von der gAG satzungsmäßig festgeschriebene unentgeltliche Zwangsentzug einer Aktie ist nach aktuellem Spruchverfahren des Bundesgerichtshofes vom 22. Januar 2013 nicht zulässig. Die Urteilsbegründung kommt zu folgendem Schluss: „Ein

|| 365 § 133 Abs. 2 HGB: Ein solcher Grund ist insbesondere vorhanden, wenn ein anderer Gesellschafter eine ihm nach dem Gesellschaftsvertrag obliegende wesentliche Verpflichtung vorsätzlich oder aus grober Fahrlässigkeit verletzt oder wenn die Erfüllung einer solchen Verpflichtung unmöglich wird.

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entschädigungsloser oder nur mit einer unangemessen geringen Abfindung verbundener Ausschluss greift unzulässig in die vermögensmäßige Rechtsposition des Aktionärs ein und verstößt deshalb grundsätzlich gegen das Eigentumsgrundrecht aus Art. 14 Abs. 1 GG und gegen die guten Sitten nach § 138 Abs. 1 BGB.“366 Auch der Einwand, dass der Aktionär sich mit der schuldrechtlichen Abrede bei Zeichnung einer Aktie einverstanden erklärt hat, wird hier zurückgewiesen, da dies zwar der Fall sei, doch der Tatbestand der ausgleichslosen Rückübertragung der Aktie das Eigentumsrecht des Aktionärs verletzt und damit keinen Bestand hat. Einzige Einschränkung, die der Urteilsspruch vornimmt, ist, dass es sich um entgeltlich erworbene Aktien handeln muss. Bei der Entschädigung von gemeinnützigen Aktionären ist neben der genannten Grundgesetznorm ebenso § 55 Abs. 1 Nr. 2 AO zu berücksichtigen, wobei den Aktionären nicht mehr als ihr eingezahltes Kapital zusteht. Setzt man die Zwangseinziehung und den Öffnungsgrad der gemeinnützigen Aktiengesellschaften ins Verhältnis (Abb. 41), ergibt sich ein eindeutiger Befund. So ist die Zwangseinziehung ein Instrument, welches insbesondere, wenn auch nicht ausschließlich, von semigeöffneten gAGs benutzt wird.

100% 10%

16% 75% 64%

Zwangseinziehung 50% 90%

84%

keine Zwangseinziehung

25% 36% 0% geschlossene gAGs semigeöffnete gAGs (N=38)

(N=11)

geöffnete gAGs (N=10)

Abb. 41: Option der Zwangseinziehung im Verhältnis zum Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59)

|| 366 Bundesgerichtshof: Az II ZR 80/10. 2013. S. 21.

Partizipation | 161

Aus der Kreuztabelle heraus ist es evident, dass geöffnete gAGs im Vergleich zu gAGs mit beschränktem Anlegerkreis kaum von dieser Option Gebrauch machen, lediglich eine von 14 gAGs mit der Option zur Zwangseinziehung (7 Prozent) entfällt auf offene gAGs. Die Zwangseinziehung ist damit ein Mittel, dem sich überwiegend gAGs mit einem semigeöffneten Öffnungsgrad bemächtigen, um sich langfristig die eigene institutionelle Souveränität zu sichern und gleichzeitig von der Öffnung zu mehreren Kapitalgebern zu profitieren. Mithilfe des exakten Tests nach Fisher konnte eine hohe Signifikanz (p=0,05) zwischen dem Aspekt der Zwangseinziehung von Aktien sowie dem Öffnungsgrad der gAGs errechnet werden (siehe statische Beweisführung Abschnitt 9.4.3.3). Mit V=0,452 ist von einer mittleren Höhe des Zusammenhangs auszugehen. Im Laufe der Auswertung wurde evident, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften dazu neigen, die Übertragbarkeit der Unternehmensanteile verhältnismäßig häufig zu restringieren. Das Schutzbedürfnis ist übermäßig stark ausgeprägt, wobei offen bleibt, gegen wen sich diese „Schutzmaßnahmen“ richten. Es könnte allenfalls mit einem vermeintlichen allgemeinen Kontrollbedürfnis zu begründen sein. Es zeigt allerdings, dass die freie Zugänglichkeit von Aktien, wie sie im erwerbswirtschaftlichen Sektor zu finden ist, innerhalb der Zivilgesellschaft signifikant beschnitten wird. Weniger als ein Viertel der Aktien sind frei übertragbar. Ein nicht unerheblicher Teil der gAGs behält sich selbst nach dem Eintritt des Aktionärs noch das Recht der Zwangseinziehung vor.

6.1.4 Fazit Das Herunterbrechen der Potenzialhypothese: „Die gAG erlaubt aufgrund ihrer rechtlichen Struktur die unbeschränkte Teilhabe zahlreicher, unterschiedlicher Investoren“ in die drei Teilhypothesen: Beteiligungsstruktur, Mitbestimmungsrecht und Übertragbarkeit hat gezeigt, dass es diverse signifikante Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Partizipationsmerkmalen gibt. Während kein statistischer Zusammenhang des Öffnungsgrades als konstante Variable der Partizipation, mit der satzungsmäßigen Beschränkung des Stimmrechts oder dem Vinkulieren von Aktien festgestellt werden konnte, ergaben sich jeweils signifikante Zusammenhänge zwischen dem Öffnungsgrad sowie der Anlegerstruktur und dem Aktionärskreis, der Übertragbarkeit und der Option der Zwangseinziehung. Um diese Ergebnisse zu summieren, werden sie als Grundlage der Typvariable „Partizipationstiefe“ herangezogen. Als hochpartizipativ gelten demnach gemeinnützige Aktiengesellschaften, die bezüglich der Beteiligungsstruktur entweder als geöffnet gelten oder über einen tertiären Anlegermix verfügen. Hinsichtlich des Mitbestimmungsrechts werden sie danach definiert, dass ihre Aktien in Streubesitz sind oder Kleinaktionäre die größten

162 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Anteile halten. Bezüglich ihrer Übertragbarkeit sollte es sich im Optimalfall um Stückaktien handeln und/oder eine Zwangseinziehung ausgeschlossen sein. Das Gegenstück zu dieser Definition bilden die gAGs mit schwacher Partizipationstiefe, die sich durch einen geschlossenen Öffnungsgrad oder eine primäre Anlegerstruktur auszeichnen, die von Allein- oder Hauptanlegern dominiert werden und ihre Übertragbarkeit durch Namensaktien reduzieren oder Maßgaben zur Zwangseinziehung vorsehen. Bewegten sich gAGs zwischen diesen beiden Definitionen, wurde ihnen eine mittlere Partizipationstiefe bescheinigt. Die sich daraus ergebende Typvariable „Partizipationstiefe“ (Abb. 42) zeigt, dass lediglich zwei gAGs (3,4 Prozent), namentlich die Bürgerstiftung Duisburg Gemeinnützige Aktiengesellschaft und die Gemeinnützige Aktiengesellschaft Havelhöhe, über eine starke Partizipationstiefe verfügen, während die deutliche Mehrheit im Mittelfeld liegt mit knapp 60 Prozent. Jede dritte gAG weist in Deutschland eine schwache Partizipationstiefe auf.

75% 59,3% 50% 37,3%

25%

3,4% 0% stark

mittel

schwach

Abb. 42: Partizipationstiefe von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Die Daten sprechen für eine verhaltene Nutzung des theoretisch identifizierten Potenzials der Rechtsform der gemeinnützigen AG, da zwar einerseits keine flächendeckende oder systematische Beschränkung des Mitspracherechts der gemeinnützigen Aktionäre vorliegt, sich andererseits aber die stimmrechtliche Dominanz von vereinzelten Aktionären als ein wesentliches Charakteristikum der gAG herausstellt. Der theoretisch primäre Aspekt der Partizipation wird in der praktischen Umsetzung mit der sehr häufigen Nutzung (78 Prozent) der gesetzlich möglichen Option der Vinkulierung abgeschwächt. Die überwiegende Anzahl der gAGs kreiert mit der Vinkulierung ihrer Aktien Einstiegshürden und einige sogar Hintertüren durch das

Professionalisierung | 163

satzungsmäßige Recht auf Zwangseinziehung, in dessen Spannungsfeld sie dann allerdings die Partizipation für den genehmigten Anlegerkreis ermöglichen. Die Partizipation ist damit für die wenigsten gAGs ein bedeutender Faktor, sondern scheint vielmehr eine Begleiterscheinung der Rechtsform zu sein, welcher kein übermäßiges Interesse beigemessen wird. Die Partizipationstiefe indiziert, dass die wenigsten der bisher existierenden gAGs das theoretisch vorhandene Partizipationspotenzial voll ausnutzen. Die Gründe dafür mögen neben mangelndem Potenzialbewusstsein vielfältig sein, ein Punkt ist aber sicherlich auch die unterschiedliche Nutzung der Rechtsform, wie sie Sprengel bereits projektiert hat.367

6.2 Professionalisierung Studien wie der Deutsche Freiwilligen Survey skizzieren eine facettenreiche Landschaft zivilgesellschaftlichen Engagements, während in der Fachliteratur die Spaltung der Bürgergesellschaft diskutiert wird und gleichzeitig die Anforderungen an ehrenamtlich Aktive stetig zunehmen.368 „Entsprechend finden sich dann auch eher die hochkompetenten und hochaktiven sozialen „Eliten“, die als die „neuen Ehrenamtlichen“ alle Verantwortung an sich ziehen.“369 Dies ist eine Diagnose, die sich auch in der Erhebung des FWS widerspiegelt, wo der Anteil der Ehrenamtlichen mit Hochoder Fachschulabschluss mit 54,1 Prozent mehr als doppelt so hoch war wie derjenigen ohne berufliche Ausbildung (23,5 Prozent).370 Vor diesem Hintergrund vollzieht sich in den letzten Jahren eine zunehmende Professionalisierung innerhalb der Zivilgesellschaft. Der Gedanke der Professionalisierung rührt schon rein etymologisch vom Wirtschaftssektor her, da es dem französischen „profession“ entlehnt ist, was wiederum auf das Lateinische „professio“ zurückgeht. Gemeint war seinerzeit damit ein „öffentliches Bekenntnis“ zu einem Gewerbe oder Geschäft.371 Als klassische Professionen gelten bis heute beispielsweise die Medizin, die Rechtswissenschaften sowie die Theologie. Verbunden sind damit || 367 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 2. 368 Vergleiche dazu u.a.: „Während auf der einen Seite die modernen Bürger Netzwerke knüpfen und ihre Interessen über zivilgesellschaftliche Arbeit potentiell in den staatlichen Entscheidungsprozess einbringen können, verabschieden sich die gesellschaftlich Benachteiligten samt ihrer ganz anders gelagerten Bedürfnisse aus der öffentlichen Wahrnehmung.“ aus: Klatt, Johanna/Walter, Franz: Entbehrliche der Bürgergesellschaft? Sozial Benachteiligte und Engagement. Bielefeld 2011. S. 45. 369 Pankoke, Eckart: Freies Engagement, zivile Kompetenz, soziales Kapital. Forderung und Förderung aktivierender Netzwerke und Lernprozesse. In: Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Wiesbaden 2013. S. 73–87; hier: S. 74. 370 Vgl.: Simonson, Julia/Vogel, Claudia/Tesch-Römer, Clemens: Freiwilligensurvey 2014 [wie Anm. 341], S. 429 ff. 371 Vgl.: Dudenredaktion: Das Herkunftswörterbuch [wie Anm. 143].

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vor allem definierte berufliche Werte, anspruchsvolle wissenschaftliche Ausbildungszeiten und staatliche Lizenzierung, welche dann zu berufsständischer Selbstverwaltung und Autonomie führen. In der soziologischen Professionsforschung wird der inzwischen inflationär verwendete Begriff betreffend seines Bezugsrahmens unterschieden. Besonders im anglo-amerikanischen Raum wird explizit differenziert zwischen der Profession als Institution, der Professionalität als Wert sowie der Professionalisierung als Prozess.372 Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht überwiegend die Professionalität als Prozess innerhalb des Managements. Geprägt hat dieses Konzept u.a. Julia Evetts. Diese differenziert zwischen “occupational professionalism”, welcher an Durkheimer angelehnt ist, und dem “organizational professionalism”, welcher Max Webers Organisationsmodellen nahesteht. Als “organizational professionalism” bezeichnet Evetts die von jeder Art von Management ausgeübten Kontroll- und Führungsstrategien. Demgegenüber definiert sie den „occupational professionalism“ als berufsbezogene Professionalität.373 Für Evetts zeichnet sich im Bezug auf Profession und Professionalität ein modernes Paradoxon ab: „The concepts of profession and ‘professionalism’ are increasingly applied to work and workers in modern societies. Yet the conditions of trust, discretion and competence which historically have been deemed to be necessary for professional practice are continually being challenged, changed or ‘regulated’“374 Als Resultat dessen geht sie von einem Bedeutungsgewinn der organisierten Professionalität auf Kosten der beruflichen Professionalität aus. Jene Verschiebung führt dazu, dass professionelles Wissen, Innovation und kontextspezifische Kompetenzen immer mehr in den Mittelpunkt des Professionalisierungskonzeptes rücken.375 Dieser Prozess lässt sich anhand von ZGOs nachvollziehen, denn geht es in der Zivilgesellschaft um Professionalisierung, bezieht sich dies meist auf die organisierte Professionalität, die zu Lasten der beruflichen Professionalität geht. Mangelndes || 372 Vgl.: Langer, Andreas/Schröer, Andreas: Professionalisierung im Nonprofit Management. Wiesbaden 2010. S. 12. 373 Vgl.: Evetts, Julia: Professionalism. Value and ideology. Nottingham 2012. S. 4 ff.; oder auch: Evetts, Julia: The Concept of Professionalism. Professional Work, Professional Practice and Learning. In: International Handbook of Research in Professional and Practice-based Learning. New York 2014. S. 29–56. 374 Sinngemäße Übersetzung: Die Konzepte von Professionalität und Professionalisierung gelten in zunehmendem Maße für Arbeitsverhältnisse und Angestellte in der modernen Gesellschaft. Dennoch werden die Bedingungen von Vertrauen, Diskretion und Kompetenz, welche als historisch gewachsene Bedingungen für berufliche Tätigkeiten gelten, ständig herausgefordert, verändert und reguliert. Evetts, Julia: The Management of Professionalism. a contemporary paradox. In: Zeitschrift für Sozialreform (2008). S. 97–106; hier: S. 97. 375 Vgl.: Langer, Andreas/Schröer, Andreas: Professionalisierung im Nonprofit Management [wie Anm. 372], S. 15.

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Vertrauen und Autonomie sollen durch Management und Verantwortlichkeit ersetzt werden, während die Verberuflichung von Ehrenamtlichen nur eine Begleiterscheinung dessen ist. Folglich wird dieses Prinzip der Professionalisierung innerhalb der Zivilgesellschaft kritisch bewertet, da es als Wegbereiter der Ökonomisierung verstanden werden kann. Ein typisches Symptom dafür ist die Tabuisierung von monetären Belangen, da diese als selbstbezogen gelten und damit im direkten Konflikt zu den selbstlosen und vor allem ideellen Zielen stehen. Das Zugestehen von selbstbezogenem Handeln auch innerhalb ehrenamtlichen Engagements ist eine wesentliche Aufgabe der Problembewältigung im Umgang mit ökonomischen Methoden innerhalb der Zivilgesellschaft.376 Angesichts des Zahlenmaterials ist es erkennbar, dass immer mehr gut Ausgebildete sich aktiv engagieren und damit auch ihr innerhalb ihrer Profession erworbenes Wissen in ihr ehrenamtliches Engagement einbringen. Diese Relation indiziert, dass Professionalisierung im Rahmen dieser Untersuchung nicht nur das Ersetzen des ehrenamtlichen Engagements durch hauptberufliche Kräfte beinhalten kann, sondern auch das Erbringen fachmännischer Leistungen ungeachtet der dafür gewährten oder ausgeschlossenen Gegenleistung integrieren muss. Während die Entscheidung für Professionalität von den ZGOs grundsätzlich bewusst getroffen wird, ist die Professionalisierung ein schrittweise einsetzender Prozess. Diese Veränderung kann sich aufgrund ökonomischer Adaptionen aufzwingen. Die Rahmenbedingungen müssen dabei keineswegs automatisch negative Mechanismen wie zunehmender Konkurrenzdruck sein, sondern sie können auch für ein starkes Interesse am Produkt oder der Dienstleistung der Organisation stehen. Die Professionalisierung kann sich allerdings auch im Zuge der Beschäftigung von „neuen Ehrenamtlichen“ ergeben, indem sie freiwillig ihr Know-how einbringen. Diese Form der Selbstintegration führt dazu, dass Instrumente, die Bestandteil des beruflichen Arbeitsalltags des Aktiven sind, automatisch Eingang in sein ehrenamtliches Engagement finden. Der FWS gibt zwar keinen Anhaltspunkt über die genauere berufliche Tätigkeit der Befragten, doch es darf angenommen werden, dass der überwiegende Teil der Akademiker routinemäßig diverse Managementverfahren praktiziert oder Bestandteil dessen ist. Die Relevanz der Professionalisierung ergibt sich für gemeinnützige Unternehmungen aller Art nicht allein aus der wachsenden Konkurrenz untereinander, sondern auch aus den zunehmenden Verbindungen zwischen der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft. Diese buhlen nicht nur um die Gunst gemeinsamer Kunden, wie etwa in der Freizeitgestaltung, wo exemplarisch der gewinnorientierte Filmpalast mit dem Laientheater im Wettbewerb steht, sondern ZGOs sind auch zunehmend auf die Zusammenarbeit mit wirtschaftlich rentablen Unternehmen angewiesen, um ihre

|| 376 Vgl.: Haibach, Marita: Spezifika der Finanzierung des Dritten Sektors. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a.. 2002. S. 475–490; hier: S. 479.

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eigenen Projekte realisieren zu können. „Eine große Anzahl von (z.B. basisnahen) NPOs hat keine Möglichkeit, sich „über den Markt“, d.h. über den Absatz von Gütern oder Dienstleistungen zu finanzieren und ist von externen KapitalgeberInnen abhängig. Für ihre wirtschaftliche Existenz ist die Pflege der bestehenden sowie die Erschließung neuer Finanzierungsquellen von großer Bedeutung.“377 Vor dem Hintergrund der beschriebenen finanziellen, sachlichen und personellen Ressourcenknappheit wird die Frage des professionellen Auftretens zunehmend präsenter. Dies beinhaltet nicht zwangsläufig eine Abkehr vom ehrenamtlichen Engagement, sondern vielmehr eine Hinwendung zum fachgerechten Umgang mit den Herausforderungen des Managements von ZGOs. Eine weitere Herausforderung wird in Zukunft das Effizienzprinzip sein, welches sich zur Grundlage der Legitimation institutionalisierten Handelns innerhalb der Zivilgesellschaft entwickelt. Langfristig ist anzunehmen, dass die Professionalisierung einen qualitativen Selektionsprozess auslöst, der zur Reduzierung von Leistungsangeboten führen könnte. Letzteres ist die Konsequenz der praktischen Umsetzung des Effizienzprinzips. Die Organisationsform der gAG gewährt durch ihre rechtlich garantierte Partizipation von Seiten der Anleger bei gleichzeitig weisungsungebundener Geschäftsführung ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Effizienzprinzip und dem gemeinnützigen Satzungszweck. Professionalisierung wird nicht als reine Erwerbstätigkeit verstanden, sondern auch als eine Form der sachverständigen Selbstdarstellung unter Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Mittel. Im Bezug auf eine Debatte um die Professionalisierung scheint eine Entideologisierung des Diskurses notwendig, um hinter den Gefahren auch das Potenzial neuer Unternehmensmodelle wie beispielsweise der gAG überhaupt erfassen zu können. Strategie- und Finanzplanung sowie eine kontinuierliche und koordinierte Öffentlichkeitsarbeit sind inzwischen viel kopierte Instrumentarien wirtschaftlicher Unternehmen. „Der Professionalisierungsdruck des Dritten Sektors, der nicht mehr allein das „gut gemeint“, sondern vor allem das „gut gemacht“ zum Maßstab der Beurteilung werden läßt, sorgt im Tagesgeschäft für eine Annäherung der Usancen in den beiden Bereichen.“378 Doch trotz übernommener Instrumente bleibt aufgrund des Gewinnausschüttungsverbotes und des zivilgesellschaftlichen Engagements die Membran zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft nur halbdurchlässig. Dies regt einen

|| 377 Littich, Edith: Finanzierung von NPOs. In: Handbuch der Nonprofit Organisation. Strukturen und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 322–339; hier: S. 323. 378 Kaehlbrandt, Roland: Der Dritte Sektor und die Wirtschaft. Chancen einer fruchtbaren Beziehung. Das Beispiel Bertelsmann. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a. 2002. S. 383– 399; hier: S. 384.

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Austausch von Perspektiven und Methoden an, ohne eine tatsächliche Vermischung der beiden Sphären zu riskieren. Die Potenzialhypothese zur Professionalisierung lautet: In einer Vielzahl von gAGs gibt es Professionalisierungsprozesse in den Führungsebenen, die sich in der Unternehmensführung widerspiegeln. Die mannigfaltigen Aspekte des Professionalisierungsprozesses innerhalb gemeinnütziger AGs werden aufgezeigt durch die Bestimmung des Professionalitätsgrades. Dazu wird analysiert, inwieweit leitende Positionen innerhalb der gAGs von hauptamtlichen Vorständen oder Aufsichtsräten geführt werden. Darauf aufbauend werden zwei Kernbereiche des Managements, die ökonomische Struktur und die Öffentlichkeitsarbeit, herangezogen, um zu überprüfen, ob es bei den gAGs einen flächendeckenden Professionalisierungsprozess gibt, welcher in Kombination mit dem Professionalitätsgrad Signifikanzen beinhaltet.

6.2.1 Professionalität Die Aktiengesellschaft zeichnet sich gegenüber den arenaüblichen Rechtsformen durch eine fast statische innere Struktur aus, welche im Wesentlichen auf die formelle Satzungsstrenge und die daraus resultierenden obligatorischen Organe zurückzuführen ist.379 Dieses Prinzip der Unabdingbarkeit von gesetzlichen Bestimmungen stellt dabei nicht nur einen Kontrast zur historischen Entwicklung von Unternehmen auf Aktienbasis dar, sondern auch zu anderen Körperschaften. Darauf basierend sind die Organe einer jeden Aktiengesellschaft in Deutschland verpflichtend definiert, nicht nur in ihrer Stellung innerhalb des Unternehmens, sondern auch in Bezug auf ihre Rechte und Pflichten. Dieser verbindliche Aufbau gilt sowohl für Aktiengesellschaften mit erwerbswirtschaftlichem Charakter wie auch für gemeinnützige AGs. Die definierten Führungs- und Kontrollstrukturen, die der Gesetzgeber im Aktienrecht vorgibt, können für steuerbegünstigte Körperschaften zum einen maßgeblich die Neugründung erleichtern, da eine Entscheidung für diese Rechtsform zwangsweise auch eine Entscheidung für die beschriebene innere Struktur ist. Darüber hinaus wird hier die Leitung und Kontrolle einer Institution auf mehrere Personen verteilt, was einem in vielen Vereinen herrschenden „Personenkult“ entgegenwirkt. Gleichzeitig mindert dieser Aufbau bei ehrenamtlich Verantwortlichen die Belastung durch die Splittung der Verantwortung, was die Bereitschaft zur Übernahme eines leitenden Ehrenamtes steigert. Diese Verteilung der Verantwortung auf mehrere

|| 379 Vgl.: § 23 Abs. 5 AktG normiert die Satzungsstrenge für Aktiengesellschaft. Dies bedeutet, dass Aktiengesellschaften nur dann vom rechtlichen Rahmen abweichende Reglungen in die Satzung aufnehmen dürfen, wenn diese der Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen hat.

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Schultern kann für steuerbegünstigte Organisationen allerdings auch ein Hindernis darstellen, da zum einen personelle Ressourcen oft knapp sind und zum anderen qualifiziertes Leitungspersonal für solche Posten, wenn überhaupt, weniger lukrativ entlohnt wird als in der freien Wirtschaft. Anders als bei AGs mit erwerbswirtschaftlichem Charakter sind den gAGs mit dem Tatbestandsmerkmal der Selbstlosigkeit, gemäß § 55 Abs. 1, Ziffer 3 AO, unverhältnismäßige Vergütungen untersagt. Als Richtmaß gilt, dass die Verwaltungskosten, zu welchen auch die Vorstandsgehälter zählen, laut Finanzverwaltung maximal die Hälfte der durchschnittlich zur Verfügung stehenden Mittel verbrauchen dürfen.380 Dies obstruiert die Personalsuche im Bereich der Ehrenamtlichen, so dass eine Professionalisierung der Leitungsebene hin zur Professionalität aufgrund der komplexen Rechtsvorschriften sowie der Haftung des Vorstandes bei einer gAG sinnvoll sein kann. Für steuerbegünstigte Träger kann sich allerdings aus der Professionalität auch ein Problem ergeben, wenn sich ehrenamtliches Engagement und unternehmerische Verantwortung kreuzen. So wies Schennerlein darauf hin, dass es bei gAGs nicht unüblich sei, dass Aufsichtsratsmitglieder sich auf Basis von ehrenamtlichem Engagement auch operativ betätigen.381 Dieses bisher in der Rechtsprechung noch nicht untersuchte Problem ist in der Praxis auf den Mangel von Personalressourcen zurückzuführen. Die Schwachstelle der gesetzlichen Grundlagen ergibt sich aus dem erwerbswirtschaftlichen Kontext, in welchem der Einsatz von Kapitalgesellschaften vom Gesetzgeber vorgesehen wird. Ob die Konstellation des ehrenamtlich operativ tätigen Aufsichtsrates wünschenswert ist oder gar gegen geltendes Recht verstößt, muss die Rechtsprechung künftig entscheiden. Sicher ist allerdings, dass es der Intention der Ämtertrennung zuwiderläuft und die geforderte Kontrollfunktion des Aufsichtsrates ausgehöhlt wird bzw. ein Interessenskonflikt entsteht, wenn das betreffende Mitglied des Kontrollorgans selbst Teil des operativen Agierens wird.382 Die mit der Rechtsform der gemeinnützigen AG verbundenen Ansprüche an das Management einer ZGO sind verglichen mit dem des Vereines deutlich komplexer. Dies liegt nicht nur an der zunehmenden Offenlegungspflicht sowie der doppelten Buchführung, sondern auch an der Partizipationsberechtigung aller Aktionäre. Diese bedarf einer Geschäftsführung, die jährlich bereit ist, sich selbst als Person sowie ihre fachlichen Entscheidungen einem öffentlichen Diskurs mit den Aktionären zu stellen sowie gegenüber dem Kontrollgremium des Aufsichtsrates die eigene Geschäftsstrategie zu verteidigen. Die rechtsformspezifischen Anforderungen der gAG an die Geschäftsführungen kommen dem inzwischen immer öfter geforderten Umdenken des

|| 380 Vgl.: Gersch, Eva-Maria: zu § 55 AO, Randnummer 13 [wie Anm. 221]. 381 Vgl.: Schennerlein, Barbara: Gemeinnützigkeit mit Aktienkapital [wie Anm. 2], S. 18. 382 Harris, Thomas: Strategie und Finanzierung gemeinnützigen Handelns. Zur Wechselwirkung zwischen Entwicklung, öffentlicher Wahrnehmung und Fundraising [wie Anm. 344], S. 464.

Professionalisierung | 169

gemeinnützigen Managements entgegen. „Üblicherweise nehmen Direktoren von NonProfit-Organisationen für sich in Anspruch, daß sie vor allem für das Programm oder die Dienstleistung und nicht etwa für Fundraising verantwortlich sind. (…) Die oberste Verantwortung des Vorstands einer großen Gesellschaft ist nicht das Produkt, sondern die Marketingstrategie. Mit Hilfe der Aufsichtsorgane hat er vor allem für ausreichende Kapitalisierung und die Befriedigung von Kundenbedürfnissen zu sorgen.“383 All jene Bedingungen neben einer hauptberuflichen Tätigkeit sowie einem Privatleben zu erfüllen, verlangt dem ehrenamtlichen gAG-Vorstand einiges an Motivation und Engagementbereitschaft ab. Die Professionalität kann diesen Interessenkonflikt sowohl von Seiten des Aktiven wie auch von Seiten der ZGO entschärfen, da der Rekrutierungspool für hauptamtliche Mitarbeiter den gesamten Arbeitsmarkt beinhaltet, während ehrenamtliche Mitarbeiter überwiegend im direkten geografischen sowie sozialen Umfeld der Organisation gefunden werden müssen. Ab einer gewissen Organisationsgröße stellt sich die Frage, ob die erhoffte und benötigte Qualität überhaupt ehrenamtlich einforderbar ist oder ob es der Organisation nicht dienlicher wäre, in eine sichere exekutive Leitung zu investieren, statt gemeinnützige Leitungsstellen an diejenigen zu vergeben, welche diese zwar unentgeltlich, aber unter Umständen eben auch ohne die hinreichende Qualifikation übernehmen wollen.384 Die strikte Eigentümer-Geschäftsführer-Struktur der gemeinnützigen AG bringt hier in einer anderen Weise als der Verein eine Rechtfertigungspflicht ein, welche die Besetzung des Vorstandsmandates aus Mangel an Alternativen mit nicht ausreichend qualifizierten Ehrenamtlichen qualitativ mindert. In Bezug auf die Professionalisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften dient der Professionalitätsgrad des Managements als ein Gradmesser für den Verlauf des internen Professionalisierungsprozesses. Anhand dessen werden im weiteren Verlauf der Untersuchung Bezugs- und Vergleichspunkte zu anderen typischen Instrumentarien des Professionalisierungsprozesses hergestellt. 6.2.1.1 Untersuchungsaufbau Um den Professionalitätsgrad der gAGs zu bestimmen, musste die Vergütung der Vorstände und Aufsichtsräte erfasst werden. Letzteres war im Regelfall ohne Schwierigkeiten zu bewerkstelligen, da die Satzung standardmäßig Vorgaben zur Vergütung der Aufsichtsräte enthält, um die in § 113 Abs. 1 AktG genannte Option zur Vergütung des Aufsichtsrates genauer zu definieren. Die Vergütung der Vorstände hingegen wird durch einen Dienstvertrag geregelt und ist damit kein obligatorischer Bestandteil der Unternehmenssatzung. Trotzdem || 383 Ebd. 384 Vgl.: Schwarz, Gerhard: Die Rolle der Wirtschaft für den Dritten Sektor. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a. 2002. S. 439–445; hier: S. 442.

170 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

gab es vereinzelte gAGs, die in ihrer Satzung das ehrenamtliche Engagement ihres Vorstandes normierten. Abgesehen von diesen Einzelfällen mussten Informationen darüber, ob der Vorstand vergütet wird, dementsprechend anderweitig recherchiert werden. Die Bilanzen dienten hier als Informationsquelle, da die Bezüge der Geschäftsführung ab einer bestimmten Unternehmensgröße offengelegt werden müssen. Als ein Indiz für einen hauptamtlichen Vorstand wurde auch die Unterlassung über die Angabe der Vergütungshöhe unter Berufung auf § 286 Abs. 4 HGB385 in den Jahresabschlüssen gewertet, da ein Verweis auf die gesetzliche Norm überflüssig wäre, würde es sich um einen ehrenamtlichen Vorstand handeln. Zuzüglich wurden veröffentlichte Geschäftsberichte und Web-Präsenzen betreffend des ehrenamtlich tätigen Vorstandes durchgesehen. Wurden keine Angaben gefunden, die unmissverständlich für einen ehrenamtlichen Vorstand sprachen, wurde davon ausgegangen, dass eine Entlohnung stattfindet. Kodiert wurden die Angaben einmal in einer Nominalskala, um darauf basierend Hypothesentests durchführen zu können. Die Null wurde eingetragen, wenn es sich um ehrenamtliches Engagement handelte, die Eins, falls eine Professionalisierung vorlag. Zusätzlich dazu wurde der Quotient erfasst, um Mischformen innerhalb eines Organs ausdrücken zu können, beispielsweise wenn ein Vorstand ehrenamtlich arbeitet und der andere Vorstand eine Vergütung erhält; im genannten Beispiel ist dieser Quotient 0,5. Nicht relevant bei dieser Kategorisierung war die Höhe der Vergütung. Die immer unschärfer werdende Trennlinie zwischen Vergütung und etwaigen Aufwandsentschädigungen wurde der Wortwahl der gAGs entsprechend gezogen. Normierte die Satzung einen ehrenamtlichen Aufsichtsrat, welche eine Aufwandsentschädigung erhielten, wurde der Aufsichtsrat als ehrenamtlich gewertet, während ein Vorstandsvorsitzender, welcher monatlich 800 Euro Vergütung erhält, als hauptamtlich eingestuft wird. Anhand der verwendeten Daten ist keine genauere Überprüfung der gezahlten Aufwandsentschädigung möglich, weswegen dieses Vorgehen gewählt wurde. In der Fachliteratur findet der Terminus Professionalitätsgrad oft Eingang. Eine einheitliche Berechnungsgrundlage hat sich bisher nicht etabliert, da diese im erheblichen Maße von der zu untersuchenden Datenlage abhängt.386 In dieser Untersuchung erfolgte die Berechnung anhand der geschilderten Codierung durch folgende Formel:

|| 385 § 286 Abs. 4 HGB: Bei Gesellschaften, die keine börsennotierten Aktiengesellschaften sind, können die in § 285 Nr. 9 Buchstabe a und b verlangten Angaben über die Gesamtbezüge der dort bezeichneten Personen unterbleiben, wenn sich anhand dieser Angaben die Bezüge eines Mitglieds dieser Organe feststellen lassen. 386 Vergleiche dazu die unterschiedlichen Zugänge von Bastgen, Sarah: Die Demokratisierungspotenziale europäischer NGOs. Zwischen Professionalisierung und Linkage. Wiesbaden 2015; oder auch: Reiser, Marion: Zwischen Ehrenamt und Berufspolitik. Professionalisierung der Kommunalpolitik in deutschen Großstädten. Wiesbaden 2007.

Professionalisierung | 171

ä

ℎ$%&'$(')*+ℎ , 1%2/*+ℎ'/,$' ℎ$%&'$(')*+ℎ , -.,/'$ 0 " 3 + 1 $ℎ) -.,/'$ 0/($ 0$' 1 $ℎ) 1%2/*+ℎ'/,$'($ 0$' = 2

Dieser Quotient, der immer zwischen null und eins liegt, gibt den Professionalitätsgrad an. Beträgt er null, liegt keine Professionalisierung der Geschäftsführung vor, ist er gleich eins, handelt es sich um eine vollständige Verberuflichung, und beläuft er sich auf einen Wert dazwischen, liegt eine teilweise Professionalisierung vor. Diese Kennzahl kann bei entsprechender Datenlage ergänzt werden und ähnlich dem aus dem Rechnungswesen bekannten Liquiditätsgrad Abstufungen erhalten.387 Der Professionalitätsgrad I, welcher sich nach der oben genannten Formel berechnet, bezieht sich ausschließlich auf die Geschäftsführung und deren Verberuflichung. Im Anschluss an die Auswertung des Professionalitätsgrads erfolgte nach dem erläuterten Verfahren die Hypothesenüberprüfung mithilfe des exakten Tests nach Fisher. 6.2.1.2 Ergebnisse Teilhypothese: Aufgrund der komplexen Rechtsform gibt es bei den gAGs eine Professionalitätstendenz innerhalb der geschäftsführenden Organe, welche mit der Unternehmensgröße zunimmt. Die Analyse des Professionalitätsgrades I (Abb. 43) ergibt, dass der größte Teil der gAGs (40,7 Prozent) von semiprofessionellen Organen bestimmt ist. Gefolgt von einem guten Drittel (21 gAGs) der gemeinnützigen Aktiengesellschaften, deren Geschäftsführung vollständig hauptamtlich agiert. Ein knappes Viertel (14 gAGs) der untersuchten 59 gAGs weisen danach eine rein ehrenamtliche Führungsstruktur auf.

|| 387 Von der oben genannten Formel können vertiefende Professionalitätsgrade berechnet werden, welche auch die Mitarbeiterstruktur berücksichtigen. So könnte im Professionalitätsgrad II die Verwendung hauptamtlicher Mitarbeiter integriert werden. Zu diesem Zwecke wird deren Verwendung nur grob durch Null für Nein und Eins für Ja angegeben. Die erweiterte Formel lautet dann: ä ℎ$%&'$(')*+ℎ , 1%2/*+ℎ'/,$' ℎ$%&'$(')*+ℎ , -.,/'$ 0 + + 5.0* ,% 6 ℎ$%&'$(')*+ℎ 7*'$,8 *' ,3 1 $ℎ) -.,/'$ 0/($ 0$' 1 $ℎ) 1%2/*+ℎ'/,$'($ 0$' = 3 "

Eine weitere Verfeinerung der Berechnung wäre durch die Verwendung des Mitarbeiter-Quotienten möglich, indem ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Daraus würde sich der Professionalitätsgrad III berechnen lassen. ä ℎ$%&'$(')*+ℎ , 1%2/*+ℎ'/,$' ℎ$%&'$(')*+ℎ 7*'$,8 *' , ℎ$%&'$(')*+ℎ , -.,/'$ 0 + + 3 1 $ℎ) 1%2/*+ℎ'/,$'($ 0$' :%(( , 0 , 7*'$,8 *' , 1 $ℎ) -.,/'$ 0/($ 0$' = 3 "

Der Professionalitätsgrad II und III wären vor allem Kennzahlen für das interne Controlling, um die Entwicklung des organisationsinternen Verhältnisses von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern Abbilden zu können.

172 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

23,7% 35,6%

professionalisiert semiprofessionell

40,7%

nicht professionalisiert

Abb. 43: Professionalitätsgrad von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Im Vergleich mit den Daten der Organisationsbefragung des WZBs zeigt sich, dass der Anteil ehrenamtlicher Organisationsführung bei den gemeinnützigen Aktiengesellschaften deutlich schwächer ausgeprägt ist. In der 2011 durchgeführten Befragung gaben 93 Prozent der untersuchten Institutionen an, dass mindestens eines ihrer Organe ausschließlich ehrenamtlich besetzt war.388 Die gAGs liegen deutlich unter dem Studiendurchschnitt des WZVs, da bereits 35,5 Prozent der gAGs vollständig professionalisierte Organe aufweisen. Dies spricht einerseits dafür, dass die gAGs tatsächlich häufiger professionalisiert sind als ZGOs in anderen Rechtsformen, andererseits aber dafür, dass nur ein kleiner Teil der gemeinnützigen Aktiengesellschaften vollständig professionalisiert ist. Die ausführliche Betrachtung der in den Professionalitätsgrad eingeflossenen Daten verdeutlicht anhand der nachfolgenden Grafik (Abb. 44), dass von 59 gemeinnützigen AG-Vorständen 66 Prozent (39 Vorstände) hauptamtlich tätig sind, während es bei den Aufsichtsräten über 22 Prozentpunkte weniger sind.

|| 388 Vgl.: Priller, Eckhard/Alscher, Mareike/Droß, Patrick J./u.a.: Dritter-Sektor-Organisationen heute. Eigene Ansprüche und ökonomische Herausforderungen. Ergebnisse einer Organisationsbefragung [wie Anm. 208], S. 14.

Professionalisierung | 173

100% 34% 75%

56% Ehrenamtlich

50%

Hauptamtlich 66% 25%

44%

0% Vorstand

Aufsichtsrat

Abb. 44: Gegenüberstellung von haupt- und ehrenamtlichen Führungsgremien im Jahre 2014 (N=59)

Einen genaueren Einblick in die Datenstruktur gibt die Darstellung in einer Kreuztabelle, aus der ersichtlich wird, dass es in 36 der 59 Fälle eine Übereinstimmung in der Vergütungsform der Führungsgremien gibt. Davon arbeiten mit 58 Prozent (21 gAGs) bei über der Hälfte der gAGs sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat hauptamtlich, während sie in den verbleibenden 15 gAGs beide keine Vergütung erhalten. Demgegenüber weisen 23 (39 Prozent) der untersuchten gAGs eine differenzierte Vergütungsstruktur zwischen den beiden Gremien auf. In der deutlichen Mehrheit der Fälle (78 Prozent) bedeutet dies, dass der Vorstand eine Vergütung erhält, während der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion ehrenamtlich ausübt. Der auf Basis dieser Kreuztabelle (siehe Abschnitt 9.5.1.1) durchgeführte exakte Test nach Fisher konnte mit p=0,052 keinen Zusammenhang zwischen der Vergütungsform von Vorständen und Aufsichtsräten feststellen. Der Umstand, dass gAGs häufig eine höhere Professionalisierung aufweisen als in der Zivilgesellschaft üblich, legt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang mit der Organisationsgröße gibt, welche bedingt wird durch die höheren Gründungshürden einer AG. Dem Gedanken nachgehend wurden die vom Gesetzgeber definierten Größenklassen von Kapitalgesellschaften im exakten Test nach Fisher dem errechneten Professionalitätsgrad gegenübergestellt. Mit p=0,002 und V=0,428 ergab dieser eine hohe Signifikanz mit einem mittleren Zusammenhang. Die nachfolgende Grafik (Abb. 45) veranschaulicht die zugrunde liegende Kreuztabelle. Demnach ist auffällig, dass große gAGs, im Sinne des § 267 HGB, ausschließlich professionalisierte Geschäftsorgane unterhalten. Mittelgroße gAGs neigen weniger stark zur Professionalisierung und präferieren stattdessen eine Mischung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen, während sie ausschließlich ehrenamtliche Führungsgremien ablehnen.

174 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100% 23%

professionalisiert

26%

33%

75%

semiprofessionell

38% 50%

100%

53%

nicht professionalisiert

67% 25% 38%

21%

Kleinst-AG

kleine AG

mittelgroße AG

große AG

(N=26)

(N=19)

(N=6)

(N=8)

0%

Abb. 45: Aufspaltung des Professionalitätsgrades nach Größenklassen i.S. § 267 HGB im Jahre 2014 (N=59)

Kleine und Kleinst-gAGs sind hingegen für alle Vergütungsformen offen. Die kleinen gAGs konzentrieren sich auf eine gemischte Finanzierungsform für die Vorstände und Aufsichtsräte, nutzen aber zu fast gleichen Teilen auch die zwei anderen Möglichkeiten. Kleinst-gAGs setzen ihren Fokus auf ehrenamtliche oder gemischte Organe. Sie beschäftigen seltener (23 Prozent) hauptamtliche Führungspositionen. Resümierend kann festgehalten werden, dass gAGs wie vermutet im Vergleich zu anderen ZGOs eine hohe Professionalitätstendenz aufweisen, wobei am häufigsten eine Mischung von ehren- und hauptamtlichen Leitungsorganen eingesetzt wird. Der vermutete Zusammenhang zwischen der Professionalität und der Unternehmensgröße konnte bestätigt werden. So hat sich herauskristallisiert, dass sich insbesondere große gAGs, im Sinne des § 267 HGB, ausschließlich auf professionelle Geschäftsführer verlassen. Darüber hinaus wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Vergütung von Vorstands- und Aufsichtsratsmandaten festgestellt. Wird nur ein Führungsorgan entlohnt, ist dies meist der Vorstand, was aufgrund seiner ständigen Tätigkeit sowie seiner Haftungsexposition plausibel ist. Gemeinnützige Aktiengesellschaften können also im Vergleich zu anderen ZGOs in Bezug auf ihre Geschäftsführung als professionalisierter bezeichnet werden, sind dabei aber weit entfernt von einem Professionalitätsgrad, wie er in AGs mit erwerbswirtschaftlichem Umfeld zu erwarten ist.

Professionalisierung | 175

6.2.2 Wirtschaftliche Kennzahlen Ein gravierender Bestandteil der Professionalisierung von zivilgesellschaftlichen Organisationen ist die Übertragung von Verfahren und Vorgehensweisen aus dem erwerbswirtschaftlichen Kontext. „Die Wirtschaft weiß, so scheint mir, besser als der real existierende Dritter Sektor, wie wenig auf dieser Welt machbar ist. Die Wirtschaft ist es gewohnt, mit den Realitäten zu leben und Grenzen anzuerkennen. Die NPO sind weitgehend ein Produkt des Idealismus und dementsprechend wollen sie die Welt verändern und glauben auch es tun zu können.“389

Trotz der skeptischen Tendenz, die das Resümee von Gerhard Schwarz hat, drückt es den Nutzen von betriebswirtschaftlichen Maßstäben in ZGOs präzise aus. Sie bringen ein Organisationsgerüst in den Idealismus und schaffen die Voraussetzungen, um diese Ziele und die dafür erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Das Spannungsverhältnis, in dem das gemeinnützige Finanzmanagement sich bewegt, ist deutlich fragiler, als dies bei marktbestimmten Unternehmen der Fall ist, welche außer ein paar gesetzlichen Eckpfeilern in ihrer Handlungsfreiheit kaum beschränkt sind. Gemeinnützige Organisationen sind jedoch darauf angewiesen, das sensible Gleichgewicht zwischen idealer Zielverfolgung, Mitteleinwerbung und Wahrung der Gemeinnützigkeit nicht zu verletzen. Diesem Tatbestand wird innerhalb der unterschiedlichsten Rechtsformen kaum Rechnung getragen, da der Fokus bewusst auf den ideellen Zielen liegt und finanzielle, steuerliche und buchhalterische Aspekte kaum berücksichtigt werden, was die Finanzen als notwendiges Übel oft in den Hintergrund rücken lässt. „Der Mangel an zwingender Verantwortlichkeit gegenüber KapitalgeberInnen ist für die finanzielle Absicherung von NPOs von Nachteil. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Mehr an (kostenverursachender!) Professionalisierung in diesem Bereich dem längerfristigen Fortbestand der NPO durchaus nützen kann.“390 Diejenigen ZGOs, die sich der Risiken ihrer kommerziellen Aktivitäten, die in wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben durchgeführt werden, bewusst sind, lagern diese in selbstständige Körperschaften aus. Der Verein als meistverwirklichte Rechtsform in der Zivilgesellschaft sieht als einziges formales Instrument des Finanzmanagements den Kassier oder auch Schatzmeister vor. Der Tätigkeitsschwerpunkt dieser Funktion liegt mehr auf einer eintreibenden und verwaltenden, als einer planenden oder gar kontrollierenden Rolle innerhalb der jeweiligen Organisationsstruktur. Das Finanzmanagement spielt eine dem gemeinnützigen Zweck nachgeordnete Rolle, da keine zwingende Notwendigkeit zu diesem gesehen wird, solange es mit dem minimalsten Aufwand betrieben werden kann. Hinzu kommt, dass administrative Kosten als illegitim angesehen

|| 389 Schwarz, Gerhard: Die Rolle der Wirtschaft für den Dritten Sektor [wie Anm. 384], S. 439. 390 Littich, Edith: Finanzierung von NPOs [wie Anm. 377], S. 323.

176 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

werden, da sie dem normativen Vereinszweck nicht direkt dienen. Dass ein weitsichtiges Management eine primäre Voraussetzung zur Realisierung von gemeinnützigen Programmen ist, bleibt dabei oft unberücksichtigt.391 Die innere Struktur der gemeinnützigen AG ist von Rechts wegen zur selben, größenabhängigen Buchführung wie kommerzielle Kapitalgesellschaften verpflichtet und zwingt die Organisationen zunächst zu einer Professionalisierung der Buchhaltung. Der Zwang zu einer umfassenden Buchhaltung ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einer Ökonomisierung des gemeinnützigen Zieles. Stattdessen ist er bedingt durch die für ZGOs typische Diskontinuität des Mittelzuflusses, welche unter anderem durch saisonale Spendenwellen oder konjunkturgebundene öffentliche Subventionen verursacht werden kann und bei dem Zusammentreffen mit einer mangelhaften Finanzplanung zu einem Existenzproblem wird. Damit folgt das Hauptfinanzziel von ZGOs, konträr zu dem der erwerbswirtschaftlichen Unternehmen, einer anderen Handlungslogik: Nicht die Rentabilität, also die „Verzinsung“ des eingebrachten Kapitals, sondern die Liquiditätserhaltung steht im Fokus. Diese aus Sicht der traditionellen Finanzierungstheorie inverse Gewichtung von Unternehmenszielen muss bei der Betrachtung und Auswertung von Bilanzen gemeinnütziger Unternehmen zwingend Berücksichtigung finden. Der Mangel an liquiden Mitteln ist für ZGOs deutlich schwieriger zu kompensieren als für Unternehmen mit erwerbswirtschaftlichem Charakter. Letztere steuern ihre Liquidität hauptsächlich durch Umsatzerlöse, Lieferantenkredite und Bankkredite. Theoretisch gilt dies auch für gemeinnützige Kapitalgesellschaften. Doch spielen Lieferantenkredite für Waren, die in einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb vertrieben werden, und die daraus resultierenden Umsatzerlöse typischerweise nicht die dominante Rolle wie bei Unternehmen in einem erwerbswirtschaftlichen Kontext. Außerdem finanzieren sich ZGOs typischerweise nicht durch Bankkredite, da sie häufig keine Bonität besitzen. Die Gratwanderung des gemeinnützigen Finanzmanagements liegt darin, hinreichend liquide zu sein, ohne „unangemessen hohe“ Liquiditätsreserven anzuhäufen. Bezeichnenderweise gebietet die Abgabenordnung, dass Gelder zeitnah zu verwenden sind. „Daraus ergibt sich, dass eine möglichst präzise Liquiditätsplanung die wesentliche Voraussetzung für den friktionsfreien operativen Ablauf einer NPO darstellt.“392 Betriebswirtschaftliche Kennzahlen stammen aus der auf Gewinnerzielung orientierten Wirtschaft. Ihre Anwendung auf NPOs ist daher problematisch. Es gibt kaum Kennzahlen für gemeinnützige Organisationen. Dabei ist der oben entwickelte Professionalitätsgrad ein Instrument zur internen Ausrichtung von zivilgesellschaftlichen Organisationen, da er einen Prozess sichtbar macht, welcher den Organisationen nicht zwangsläufig bewusst ist. Zur Auswertung der Bilanzen wurden vor allem Kennzahlen herangezogen, die Aufschluss über die Stabilität und die Vermögensstruktur der gAGs

|| 391 Vgl.: Haibach, Marita: Spezifika der Finanzierung des Dritten Sektors [wie Anm. 376], S. 481. 392 Vgl.: Littich, Edith: Finanzierung von NPOs [wie Anm. 377], S. 324 ff.

Professionalisierung | 177

sowie den Vergleichsunternehmen geben. Die Analyse von Bilanzkennzahlen kann nur Aussagen in einem Vergleich treffen, da sie andernfalls gehaltlos sind. Der gesetzte Schwerpunkt ergibt sich aus dem delikaten Spannungsfeld, in dem gemeinnützige Organisationen agieren. Dies führt dazu, dass sie häufig unterkapitalisiert sind, was ihren Spielraum für unternehmerische Fehlentscheidungen drastisch reduziert.393 Das verdeutlicht den vermuteten Zusammenhang zwischen Professionalität und Professionalisierung, denn ein Verständnis – ungeachtet dessen, ob es praktisch oder akademisch erworben wurde – für diese Problematik setzt die Grundvoraussetzung dafür, dass Finanzmanagement eine Säule des Existenzerhalts und der Nachhaltigkeit bildet. Finanzmanagement in gemeinnützigen Organisationen ist damit der Garant dafür, dass die Verfolgung des ideellen Zieles überhaupt langfristig möglich ist. Folglich wird davon ausgegangen, dass es mit der zunehmenden Professionalität eine Annäherung an die AG im erwerbswirtschaftlichen Kontext gibt beziehungsweise mit sinkender Professionalität eine Annäherung an die gGmbH. 6.2.2.1 Untersuchungsaufbau Bei der Auswahl zu vergleichender Kennzahlen wurden zwei Gesichtspunkte berücksichtigt: zum Ersten die inverse Gewichtung zwischen Liquidität und Rentabilität und zum Zweiten das durch die Bilanzanalyse vorliegende Zahlenmaterial. Durch das Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzrechtsänderungsgesetzes (MicroBilG) 2012 hat sich die Angabe der Bilanzpositionen drastisch verknappt, was sich direkt auf die Auswahl der berechenbaren Kennzahlen auswirkt. Das MicroBilG sollte die Anforderungen an die Offenlegung der Bilanzen vereinfachen, es erschwert allerdings im Rahmen dieser Untersuchung die Auswertung von relevanten Daten. Die Bilanzanalyse ist nur gehaltvoll, wenn die Ergebnisse im Vergleich zu anderen Daten betrachtet werden können, wozu in diesem Rahmen Vergleichsdaten von gGmbHs sowie AGs mit erwerbswirtschaftlichem Charakter erhoben wurden. Um die Daten dieser heterogenen Unternehmen vergleichen zu können, wird auf Quoten zurückgegriffen, die dem Rechnungswesen entlehnt sind.394 Die aussagekräftigste vertikale Bilanzkennzahl ist die Eigenkapitalquote. Sie setzt den Anteil des Eigenkapitals zum Gesamtkapital ins Verhältnis und ermöglicht so einen Einblick in die Finanzstruktur der Kapitalgesellschaft, indem sie ein Indiz für die Risikobehaftung oder Bonität ist. Mit zunehmender Eigenkapitalquote steigt die Unabhängigkeit gegenüber Geldgebern und damit auch die finanzielle Stabilität des analysierten Unternehmens. Eine Soll-Quote wird nicht definiert, da die

|| 393 Vgl.: Harris, Thomas: Strategie und Finanzierung gemeinnützigen Handelns. Zur Wechselwirkung zwischen Entwicklung, öffentlicher Wahrnehmung und Fundraising [wie Anm. 344], S. 470. 394 Vgl.: Hail, Luzi: Kennzahlenanalyse Beurteilung von Abschlussinformationen mit Hilfe finanzieller Kennzahlen und Kennzahlensysteme. In: Der Schweizer Treuhänder 1–2/02 (2002). S. 53–66; hier: S. 53 f.

178 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Differenzen zwischen den Branchen erheblich sein können und die Fachliteratur des Bereiches Rechnungswesen von einer allgemeingültigen Definition absieht. Die Berechnung der Quote erfolgt nach dem vereinfachten Verfahren aus:395 Eigenkapital Eigenkapitalquote =

× 100 Bilanzsumme

Wie bereits erwähnt spielt für gemeinnützige AGs die Frage der Mittelbindung eine wesentliche Rolle, da ein Liquiditätsengpass schwieriger durch zusätzliche Kredite oder andere Liquiditätsquellen zu kompensieren ist. Auskunft über die Vermögensstruktur gibt das Verhältnis von langfristig gebundenem Anlagevermögen zum Umlaufvermögen, welches direkt verfügbare Mittel wie Bank- und Kassenbestand beinhaltet. Anhand dieser Kennzahl ist erkennbar, welche Form der Kapitalbindung vorliegt. Dies gibt auch Aufschluss über die verfügbaren liquiden Mittel, welche mit den Liquiditätserfordernissen korrelieren sollten. Die Berechnung erfolgt nach:396 Anlagevermögen Vermögenskonstitution =

× 100 Umlaufvermögen

Präzisiert wird diese Kennzahl durch die Anlagenintensität. Ist diese hoch, liegt eine langfristige Kapitalbindung mit geringer Flexibilität vor bei gleichzeitig hohem Kapitalbedarf im Fall von Ersatzinvestitionen. Diese Kennzahl unterliegt den üblichen branchentypischen Schwankungen, da produzierende Gewerbe und Handelsunternehmen bezüglich ihres Anlagevermögens sehr heterogen aufgestellt sind. Die Berechnung erfolgt nach der folgenden Formel:397 Anlagevermögen Anlagenintensität =

× 100 Bilanzsumme

Abschließend wird eine weitere Finanzierungskennzahl berechnet, um zu überprüfen, wie ausgewogen die Kapitalstruktur einer gAG ist. Die Gegenüberstellung von Eigenkapital und Fremdkapital wird oft von Kreditinstituten genutzt, um

|| 395 Wulf, Inge/Wieland, Jeremy: HGB-Kennzahlen Deutsch-Englisch. Weinheim 2013. S. 90. 396 Pepels, Werner: Expert-Praxislexikon betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Instrumente zur unternehmerischen Leistungsmessung. Renningen 2008. S. 181. 397 Wulf, Inge/Wieland, Jeremy: HGB-Kennzahlen Deutsch-Englisch [wie Anm. 395], S. 36.

Professionalisierung | 179

Mindestanforderungen für Kreditvergaben zu definieren. Im Rahmen dieser Untersuchung soll allerdings bestimmt werden, ob es gemeinnützigen AGs grundsätzlich möglich ist, im vergleichbaren Maße wie kommerzielle AGs kreditwürdig zu sein. Die Berechnung des Fremdkapitals erfolgt hier der vereinfachten Form durch die Summierung von Rückstellungen und Verbindlichkeiten. Die weitere Berechnung erfolgt der nachstehenden Formel entsprechend:398 Eigenkapital Ausgewogene Kapitalstruktur = Fremdkapital Um einen Vergleich der Ergebnisse zu ermöglichen, werden alle Daten ins Verhältnis zu kommerziellen Aktiengesellschaften gesetzt, wobei es sich in der Stichprobe um einen zufälligen Branchenmix handelt. Wie bereits erwähnt, sind einige Werte branchenspezifisch different, weswegen die Resultate auch mit denen von gGmbHs, welche ein ähnliches Tätigkeitsspektrum wie die gAGs aufweisen, abgeglichen werden. Die Untersuchung der Mittelwerte erfolgt anhand des Zweistichproben-t-Tests, wobei jeweils die gGmbHs sowie die AGs mit den Mittelwerten der gemeinnützigen Aktiengesellschaft verglichen werden. Zur Überprüfung von Zusammenhängen bezüglich des Professionalitätsgrades sowie den beschriebenen wirtschaftlichen Kennzahlen wurden die entsprechenden Quoten pro Unternehmen unter Einbeziehung aller vorliegenden Jahresbilanzen ermittelt, kategorisiert und anschließend mit dem exakten Test nach Fisher berechnet. Die Kategorisierung der Eigenkapitalquote sowie der Anlagenintensität erfolgte in den vier Kategorien: unter 25 Prozent Eigenkapital/Anlagenintensität, zwischen 25 und 50 Prozent eigene Mittel/Anlagenintensität, 50 bis 75 Prozent Eigenkapital/Anlagenintensität und mehr als 75 Prozent eigene Mittel/Anlagenintensität. Die Untergliederung der Vermögenskonstitution erfolgte in 50-Punkte-Schritten bis zur abschließenden Kategorie, die alle Werte über 200 Prozent summiert. Die Kapitalstruktur wurde danach differenziert, ob das Fremdkapital dominiert. Dies ist dann der Fall, wenn die Quote unter 0,75 beträgt oder eine Balance zwischen beiden Finanzströmen vorliegt, dies bedeutet, dass der Wert bei eins plus minus 0,25 rangiert, oder ob das Eigenkapital dominiert, was als gegeben gilt, sobald die Quote 1,25 übersteigt.

|| 398 Vollmuth, J. Hilmar: Kennzahlen: TaschenGuide. Planegg 2006. S. 71.

180 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

6.2.2.2 Ergebnisse Teilhypothese: Gemeinnützige Aktiengesellschaften weisen aufgrund ihrer „hybriden“ Rechtsform eine eigene Finanz- und Investitionsstruktur auf, die sich sowohl von gemeinnützigen GmbHs innerhalb der Zivilgesellschaft wie auch von Aktiengesellschaften im Markt differenziert. Je nach Professionalitätsgrad wird eine Annäherung an die Wirtschaft beziehungsweise die Zivilgesellschaft erwartet. Den vorangegangenen Erklärungen folgend, wird davon ausgegangen, dass sich die Finanz- und Vermögensstruktur von ehrenamtlich und hauptamtlich geführten gemeinnützigen Aktiengesellschaften sichtlich unterscheidet. Zum Vergleich wurden jeweils zwei Kennzahlen aus der Investitions- und der Finanzanalyse herangezogen. Bei der Investitionsanalyse liegt der Fokus auf der Vermögensstruktur, hierfür wurde die Vermögenskonstitution und die Anlagenintensität errechnet. Bei der Finanzanalyse wurde der Schwerpunkt auf die Finanzierungsstruktur gelegt, insbesondere auf den Eigenkapitalanteil und die Kapitalstruktur.399

175% 150%

163,4%

144,8%

125%

125,9% 115,6%

100% 78,4%

75% 56,2% 50%

48,6%

42,4% 38,6%

25%

30,4%

37,7%

21,5%

45,5% 34,3% 29,7% 18,6%

0% 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Vermögensstruktur gAGs

Median der Vermögensstruktur gAGs

Vermögensstruktur gGmbHs

Median der Vermögensstruktur gGmbHs

Vermögensstruktur AGs

Median der Vermögensstruktur AGs

Abb. 46: Chronologischer Median der Vermögensstruktur nach Rechtsform (N=1.365)

|| 399 Vgl.: Strunz, Herbert: Finanzanalyse, Finanzplanung und -controlling. 3. Aufl. Brandenburg 2012. S. 19 ff.

Professionalisierung | 181

Die Vermögensstruktur setzt Anlage- und Umlaufvermögen zueinander ins Verhältnis, was Aufschluss über die lang- oder kurzfristige Mittelbindung gibt. In der grafischen Aufarbeitung des chronologischen Mediaverlaufs (Abb. 46) wird sichtbar, dass sich die Vermögensstruktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften deutlich von denen der Vergleichsgruppen differenziert. Der Median der Vermögenskonstitution lag bei den gAGs 2014 vierfach über dem der AGs und war noch doppelt so hoch wie jener der gGmbHs. In der Gegenüberstellung mit dem Mittelwert relativiert sich dieser erste Befund etwas, indem gGmbHs (184,6 Prozent), AGs (371,46 Prozent) und gAGs mit 539,23 Prozent sich etwas mehr annähern; doch an der offensichtlichen Differenz ändert dies nichts. Die Ergebnisse des t-Tests belegen systematische Mittelwertunterschiede sowohl zwischen der Vermögensstruktur der gAGs und AGs (p=0,01) als auch zwischen den gAGs und den gemeinnützigen GmbHs (p=0,000). Zwischen den beiden Vergleichsgruppen selbst konnten keine systematischen Mittelwertunterschiede festgestellt werden (p=0,877). Damit ist davon auszugehen, dass die Vermögenskonstitution einer gAG eine Besonderheit hat, die sie sowohl von anderen Kapitalgesellschaften im gemeinnützigen Sektor als auch von derselben Rechtsform im erwerbswirtschaftlichen Sektor unterscheidet. Erklärbar ist die überdurchschnittlich hohe Vermögenskonstitution der gAGs durch hohes Anlagevermögen und niedrige Umsätze. Diese sind exemplarisch bei Kulturzentren mit größeren Immobilien oder auch Krankenhäusern zu erwarten. Der Effekt wird verstärkt, wenn die Kapazitäten nicht voll ausgelastet sind. Diesem Befund folgend liegt die Hypothese nahe, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer hohen Vermögenskonstitution und dem Professionalitätsgrad der gAGs gibt. Mit p=0,042 und V=0,375 gilt der vermutete Zusammenhang als statistisch erwiesen. Die Gegenüberstellung von Professionalitätsgrad und Vermögenskonstitution (Abb. 47) lässt klare Tendenzen erkennen. Professionalisierte gAGs weisen in 50 Prozent der Fälle eine Vermögenskonstitution von über 200 Prozent auf, demgegenüber weisen bei den ehrenamtlich geführten gAGs über 75 Prozent der Organisationen eine Vermögenskonstitution von unter 50 Prozent auf, was einer starken Annäherung an die Werte der gGmbH bzw. der AG bedeutet. Bei den gAGs mit einer gemischten Führungsstruktur liegt eine Fokussierung mit jeweils einem Drittel der Fälle auf die beiden Ränder, unter 50 Prozent und über 200 Prozent, vor. Die ehrenamtlichen gAGs weisen damit am häufigsten eine Vermögensstruktur auf, die mit dem der gGmbH oder auch der AG vergleichbar ist in dem sie unter 50 Prozent liegt.

182 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100% 20% 33%

80% 10% 60%

15%

8%

5%

8%

unter 50% 50 bis 100%

17%

40%

20%

79%

100 bis 150% 150 bis 200%

50% 33% 21%

über 200%

0% Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=24)

professionalisiert (N=14)

Abb. 47: Vermögensstruktur nach Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58)

Einen vertiefenden Einblick in die Vermögensstruktur gewährt die Kennzahl der Anlagenintensität, indem sie das Anlagevermögen als langfristig gebundenes Vermögen ins Verhältnis zur Bilanzsumme stellt. Ein niedrigeres Anlagevermögen bedeutet weniger Kapitalbindung und somit auch Fixkosten (insbesondere in Form von Unterhalts- und Instandhaltungsaufwand), was die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens steigert. Im Umkehrschluss bedeutet mehr Anlagevermögen weniger Flexibilität. Wie bei der Vermögenskonstitution liegen die jährlichen Mittelwerte der gemeinnützigen Aktiengesellschaft über denen der gGmbHs und AGs mit erwerbswirtschaftlichem Charakter, wenn auch mit einem geringeren Abstand. Zwischen den beiden Vergleichsgruppen gibt es eine geringere Differenz als zur gAG. Generell ist zu erkennen, dass die Anlagenintensität der gemeinnützigen GmbH über dem der Aktiengesellschaft liegt. Der t-Test hat mit p=0,020 einen systematischen Mittelwertunterschied in der Anlagenintensität zwischen den gemeinnützigen GmbHs und den Aktiengesellschaften ergeben. Im Vergleich zur gemeinnützigen Aktiengesellschaft ergab sich ebenfalls eine systematische Mittelwertdifferenz mit p=0,000 sowohl für die gGmbHs als auch für die AGs. Abbildung 48 visualisiert, dass gAGs im Durchschnitt eine um 15 Prozentpunkte höhere Anlagenintensität haben als dieselbe Rechtsform im erwerbswirtschaftlichen Kontext sowie zehn Prozentpunkte über dem Mittelwert der anderen Kapitalgesellschaft in der Zivilgesellschaft liegt.

Professionalisierung | 183

55,0% 52,0%

49,2%

48,8%

50,0%

50,1% 47,5%

45,0%

45,0% 41,8%

40,0%

35,0%

44,6%

41,2%

39,8% 37,4%

36,1%

37,6%

33,8% 33,0% 33,1% 32,3% 30,0%

34,5% 30,0% 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Anlagenintensität gAGs

Mittelwert der Anlagenintensität gAGs

Anlagenintensität gGmbHs

Mittelwert der Anlagenintensität gGmbHs

Anlagenintensität AGs

Mittelwert der Anlagenintensität AGs

Abb. 48: Jährlicher Mittelwert der Anlagenintensität nach Rechtsform (N=1.371)

Die höhere Anlagenintensität bedeutet indessen kein rechtsformimmanentes Merkmal, wie im Vergleich zu den gGmbHs und AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext ersichtlich, vielmehr bedingt die geplante Anlagenintensität die Motivation der Gründer, die Rechtsform der gAG zu wählen. Je höher bei einer Umwandlung die Anlagenintensität bzw. bei einer Neugründung die zu erwartende Anlageintensität, desto attraktiver wird der Einsatz der Rechtsform der gAG. Überdurchschnittlich hohe Anlagenintensitätswerte könnten aus wirtschaftlicher Perspektive negativ bewertet werden.400 Im Kontext der Zivilgesellschaft kann sie jedoch als eine positive, langfristige Mittelbindung interpretiert werden. Diese ist regelmäßig mit dem Umstand verbunden, dass die zum Beispiel durch Spenden oder Fördermitteleinnahmen generierte Liquidität nicht frei verfügbar ist, sondern für den Unterhalt der Anlagen zweckgebunden ist. Dies kann zu Liquiditätsengpässen führen, wenn zum Beispiel anstehende Sanierungsmaßnahmen nicht fristgerecht ausgeführt werden können.

|| 400 Vgl.: Hail, Luzi: Kennzahlenanalyse Beurteilung von Abschlussinformationen mit Hilfe finanzieller Kennzahlen und Kennzahlensysteme [wie Anm. 394], S. 60.

184 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Der vermutete Zusammenhang zwischen dem Professionalitätsgrad (Abb. 49) und der Anlagenintensität hat sich mit p=0,003 als hoch signifikant herausgestellt. 79 Prozent der ehrenamtlich geführten gAGs neigen eher zu einer geringen Anlagenintensität von unter 25 Prozent, während die rein hauptamtlich geführten gAGs in 65 Prozent zu einer Anlagenintensität von über 50 Prozent neigen. Lediglich zehn Prozent von ihnen haben eine Anlagenintensität unter 25 Prozent.

100% 10% 80%

29% 25%

60%

21%

79%

20 bis 50%

30% 40%

50 bis 75% 33%

20%

unter 25%

über 75%

35% 17%

21%

0% Professionalisiert (N=20)

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=24)

(N=14)

Abb. 49: Zusammenhang zwischen Anlageintensität und Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58)

Die semiprofessionellen gAGs sind bezüglich der Anlagenintensität heterogen mit einer leichten Tendenz zu einer Anlagenintensität unter 25 Prozent oder zwischen 50 und 75 Prozent. In Bezug auf die Anlagenintensität weist keiner der Professionalitätsgrade eine nennenswerte Annäherung an die gGmbH oder AG auf. Korrespondierend zu der Analyse der Vermögensstruktur wird auf der Passivseite der Bilanz die Kapitalstruktur des Unternehmens sichtbar. Hierfür wird das Eigenkapital in Beziehung zum Fremdkapital gesetzt. Liegt das Ergebnis dieser Division unter eins, ist mehr Fremdkapital als Eigenkapital im Unternehmen, während jede Zahl größer als eins angibt, wie viel mehr Eigenkapital als Fremdkapital vorhanden ist.

Professionalisierung | 185

3,0 2,63

2,5 2,2 2,0

1,94

1,77

1,73

1,67 1,52 1,37 1,28

1,5 1,52 1,0

1,27 0,81

0,76

0,64 0,64 0,55

0,5 0,0 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Kapitalstruktur gAGs

Median Kapitalstruktur der gAGs

Kapitalstruktur gGmbHs

Median Kapitalstruktur der gGmbHs

Kapitalstruktur AGs

Median Kapitalstruktur der AGs

Abb. 50: Chronologische Medianentwicklung der Kapitalstruktur nach Rechtsform (N=1.354)

Die chronologische Darstellung (Abb. 50) des Medians der Kapitalstruktur indiziert, wie sich über die Jahre die Kapitalstruktur der gemeinnützigen Kapitalgesellschaften immer mehr angenähert oder gar überschnitten haben. Während im reinen Mittelwertvergleich die gAGs (12,18) sich abermals deutlich von den gGmbHs (4,85) und AGs (22,92) unterscheiden, zeigen die Mediane der gemeinnützigen Kapitalgesellschaften mehr Ähnlichkeiten miteinander als zu den im erwerbswirtschaftlichen Kontext agierenden AGs. Insgesamt ist bei allen drei Rechtsformen eine Verringerung der Kapitalstruktur, und damit verbunden die Abnahme von Eigenkapital, im Vergleich zum Beginn des Untersuchungszeitraums ersichtlich. Obwohl die Mediane von gAG und gGmbH ähnlich verlaufen, weist der t-Test mit p=0,000 ebenso wie im Vergleich zu den Aktiengesellschaften einen systematischen Mittelwertunterschied auf. Zwischen AG und gGmbH konnte mit p=0,190 dieser nicht bestätigt werden. Von den gAGs besaßen 15 Organisationen eine Kapitalstruktur, in welcher das Eigenkapital mindestens fünfmal so hoch war wie das Fremdkapital. Die höchste ermittelte durchschnittliche Kapitalstruktur lag bei 58,13.

186 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100%

75%

40%

33%

13%

29%

21% 0 bis 0,75

50% 30%

0,75 bis 1,24 mehr als 1,25 54%

25%

50%

30% 0% Professionalisiert (N=20)

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=24)

(N=14)

Abb. 51: Kapitalstruktur nach Rechtsform im Jahre 2014 (N=58)

In Bezug auf den Professionalitätsgrad (Abb. 51) wird registriert, dass sowohl semiprofessionalisierte wie auch ehrenamtlich geführte gAGs in über 50 Prozent der Fälle mehr Eigenkapital als Fremdkapital aufweisen und in rund ein Drittel der Fälle mehr Fremdkapital als Eigenkapital. Bei den vollständig professionalisierten gAGs liegt eine nahezu gleiche Verteilung der Fälle vor. Bei 40 Prozent der gAGs liegt eine Dominanz des Fremdkapitals vor und eine Annäherung an den Median der gGmbHs. Die verbleibenden 60 Prozent verteilen sich zu gleichen Teilen auf das ausbalancierte Verhältnis von Fremd- und Eigenmittel sowie die Eigenmitteldominanz. Insgesamt betrachtet neigen 45 Prozent aller gemeinnützigen Aktiengesellschaften zu einer erhöhten Eigenmittelverwendung, was ein Indiz dafür sein kann, dass es für gemeinnützige Unternehmen gesamtheitlich betrachtet schwieriger ist, an Fremdkapital zu gelangen, oder dies aus unternehmensstrategischen Gründen nicht gewünscht ist. Ein signifikanter Zusammenhang konnte anhand des exakten Tests nach Fisher zwischen der Kapitalstruktur und dem Professionalitätsgrad nicht festgestellt werden (p=0,475). Die Eigenkapitalquote als Gradmesser der internen finanziellen Stabilität erlaubt Rückschlüsse auf die finanzielle Unabhängigkeit, Investitionsfähigkeit und Insolvenzanfälligkeit. Grundsätzlich gilt, je höher die Eigenkapitalquote, umso höher die Unabhängigkeit und Selbstfinanzierungskraft. Unter erwerbswirtschaftlichen Bedingungen ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine hohe Eigenkapitalquote mit der Minderung der Eigenkapitalrentabilität einhergeht. Dies ist verbunden mit der

Professionalisierung | 187

Annahme, dass es unter Renditegesichtspunkten günstiger erscheint, den Wirkungsgrad des eingesetzten Eigenkapitals durch die Aufnahme von Fremdkapital zu heben.401 Dieser Aspekt ist für ZGOs irrelevant. Als Richtwert findet sich in der Literatur oft eine Mindestquote von 30 Prozent, welche als erstrebenswert gilt.402

65% 61,5%

55%

56,7% 54,1% 48,3%

45%

53,5%

51,7% 52,5%

47,7%

47,4% 46,3%

46,3%

43,9% 41,6%

37,3%

42,3% 38,9%

35% 2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Eigenkapitalquote gAGs

Mittelwert Eigenkapitalquote der gAGs

Eigenkapitalquote gGmbHs

Mittelwert Eigenkapitalquote der gGmbHs

Eigenkapitalquote AGs

Mittelwert Eigenkapitalquote der AGs

Abb. 52: Jährlicher Mittelwert der Eigenkapitalquote noch Rechtsform (N=1.354)

Ein Blick auf die chronologische Entwicklung der Eigenkapitalquote der gAGs sowie der Stichproben (Abb. 52) zeigt, dass dieser Richtwert hier unzutreffend ist. Es ist ersichtlich, dass der jährliche Mittelwert der gemeinnützigen Aktiengesellschaft mit über 56 Prozent sowohl über dem der gGmbHs als auch dem der AGs liegt. Wobei die gAGs und AGs einen beinahe konstanten Abstand von zirka 15 Prozentpunkten zueinander haben, ohne sich je wesentlich anzunähern. Die Differenz zwischen den Mittelwerten der Eigenkapitalquoten der gemeinnützigen Rechtsformen nähert sich über den Untersuchungsverlauf hin deutlich an. Auffällig ist, dass beide steuerbegünstigte Organisationsformen in Folge des Krisenjahres 2008 die höchste Eigenkapitalquote erreichten. Das könnte darauf zurückgeführt werden, dass gemeinnützige Organisationen nach der Krise einen deutlich erschwerten Zugang zu Fremdkapital hatten || 401 Vgl.: ebd. 402 Vgl.: Diehm, Jürgen: Controlling in Start-up-Unternehmen. Praxisbuch für junge Unternehmen und Existenzgründungen. Wiesbaden 2014. S. 289.

188 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

aufgrund eines sehr restriktiven Vergabeverhaltens der Kreditinstitute, oder auch auf einen Vertrauensverlust von Seiten der ZGOs in das Finanzsystem. Nach der Wirtschaftskrise von 2008 gehen die Stichprobenmittelwerte der gGmbHs und AGs auseinander, obwohl sie davor zwei Jahre beinahe deckungsgleich waren. Darüber hinaus ist zu verzeichnen, dass alle drei Graphen ähnlichen Schwankungen unterliegen wie das gemeinsame Einknicken im Jahr 2013 besonders deutlich erkennen lässt. Die Mittelwerte pro Rechtsform belegen die bereits in der chronologischen Abbildung erkennbaren Differenzen der Mittelwerte. Demnach liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquote von gAGs rund 15 Prozentpunkte über dem der AGs und etwas 10 Prozentpunkte über dem der gGmbHs. In beiden Fällen handelt es sich bei einer angenommenen Varianzgleichheit mit p=0,000 um eine systematische Differenz der Eigenkapitalquote. Die dem Hypothesentest zugrunde liegende Kreuztabelle (Abb. 53) erlaubt folgende Befunde: Alle ehrenamtlich geführten gAGs verfügen über eine Eigenkapitalquote von über 25 Prozent.

100% 10% 29% 75%

30%

46% 21%

50%

50 bis 75% EK

13% 40%

25 bis 50% EK 17%

25%

50% 20%

über 75% EK

unter 25 % EK

25%

0% Professionalisiert (N=20)

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=24)

(N=14)

Abb. 53: Eigenkapitalquote nach Professionalitätsgrad im Jahre 2014 (N=58)

Bei semiprofessionalisierten gAGs ist in 46 Prozent der Fälle eine sehr hohe Eigenkapitalquote von über 75 Prozent feststellbar. Bei den hauptamtlich geführten gAGs weisen über die Hälfte (60 Prozent) eine Eigenkapitalquote von unter 50 Prozent auf. Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der summierten Eigenkapital-

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quote pro gAG und deren Professionalitätsgrad mit p=0,026 ermittelt werden. Es handelt sich dabei um eine Signifikanz von mittlerer Stärke (V=0,338). Resümierend wird festgehalten, dass es nicht nur erhebliche Unterschiede innerhalb der Finanz- und Investitionsstruktur einer gAG im Vergleich zu den erwerbswirtschaftlichen Aktiengesellschaften und den gemeinnützigen GmbHs gibt, sondern sich die gAGs auch anhand ihres Professionalitätsgrades erheblich voneinander differenzieren. Eine pauschale Annäherung an die beiden Vergleichsgruppen konnte nicht festgestellt werden, aber eine mitunter erhebliche Differenz innerhalb der Professionalisierungsstufen. Die deutet darauf hin, dass es bezüglich der wirtschaftlichen Unternehmensführung und des Professionalitätsgrades enge Zusammenhänge gibt, die wiederum auf ein verstärktes Problembewusstsein bezüglich der Organisationsfinanzierung schließen lassen. Die ökonomische Struktur der gemeinnützigen Aktiengesellschaft weist weder eine eindeutige Tendenz zur Zivilgesellschaft auf, noch kann ihr eine evidente Annäherung an Unternehmen mit erwerbswirtschaftlichem Charakter unterstellt werden. Folglich verfügt die gAG über eine eigene hybride Finanzierungs- und Kapitalstruktur, die sich deutlich von jener der gGmbH und AG differenziert.

6.2.3 Öffentlichkeitsarbeit Der spanische Soziologe und Medientheoretiker Manuel Castells begann sein 2005 in Deutsch erschienenes Buch „Die Internet-Galaxie“ mit den nachstehenden zwei Sätzen: „Das Internet ist das Gewebe, auf dem unser Leben beruht. Wenn die Informationstechnologie für unsere Zeit das ist, was die Elektrizität im Industriezeitalter war, so lässt sich das Internet sowohl mit dem Stromnetz oder dem Elektromotor vergleichen, denn es besitzt die Fähigkeit, die Kraft der Information über den gesamten Bereich menschlicher Tätigkeit zu verbreiten.“403

In den letzten zwanzig Jahren ist die Rate der deutschen User kontinuierlich angestiegen. In der Altersklasse 16 bis 24 Jahre waren 2013 99 Prozent der Befragten online. Im bundesdeutschen Durchschnitt nutzen 81 Prozent der Bürger das Internet aus privaten Gründen.404 Bereits an diesen Zahlen wird eine komplexe gesellschaftliche Veränderung ersichtlich, deren Fokus immer mehr auf Teilhabe sowie der Ausdifferenzierung von Vorlieben und Bedürfnissen beruht.405 Diese Modifikation fordert auch ein Umdenken

|| 403 Castells, Manuel: Die Internet-Galaxie. Internet, Wirtschaft und Gesellschaft. Berlin 2005. S. 9. 404 Vgl.: Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2016 [wie Anm. 34], S. 202. 405 Vgl.: Zerfaß, Ansgar/Pleil, Thomas: Handbuch Online-PR. Strategische Kommunikation in Internet und Social Web. 2. Aufl. Konstanz 2015.

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bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit für gemeinnützige Organisationen weg von der monologischen Selbstdarstellung hin zu dialogischen Netzwerken.406 Noch 2007 attestierte Voss der Öffentlichkeitsarbeit von Nichtregierungsorganisationen, dass sie das Internet als „einseitiges Informationsmedium, als ein „pull“-Medium ohne Rückkoppelung nutzen.“407 Inzwischen findet durch das Internet nicht mehr nur ein Informationsaustausch statt, sondern es wird auch ein gezielter Dialog möglich, der mit social-media-Networks, Apps und Blogs vergleichsweise kostengünstig geworden ist. An die Digitalisierung der Kommunikationswege ist die Hoffnung gebunden, dass durch den Wegfall der Vermittlerfunktion klassischer Medien eine direkte Beziehung zur Zielgruppe entsteht.408 Gleichzeitig existiert die Gefahr, dass die Ansprüche der anvisierten Zielgruppe nicht oder nicht hinreichend erfüllt werden, da eine komplexere Kommunikationsstrategie nur für ein Fragment innerhalb einer heterogenen Zielgruppe konzipiert wurde. Gelingt das Mobilisieren einer virtuellen Öffentlichkeit, dient dies einerseits der Sicherstellung des institutionellen Fortbestandes durch finanzielle und personelle Zuläufe, andererseits bewirkt die selbst erzeugte virtuelle Aufmerksamkeit auch das Aktivwerden entsprechender politischer Akteure. Langfristig ist davon auszugehen, dass tendenziell jene Organisationen politisch durchsetzungsfähiger sind, denen es gelingt, im Netz aktiv und erfolgreich zu agieren.409 Wie wichtig das Instrument für die Öffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung politischer Aussagen der jeweiligen ZGOs ist, zeigt die Organisationsbefragung aus dem Jahre 2007. Als Prämisse der Öffentlichkeitsarbeit wurden „Themen in die öffentliche Debatte zu bringen“ genannt, gefolgt von den gleich favorisierten: „Politische Entscheidungen beeinflussen“ sowie „Themen in den politischen Prozess bringen“.410 Die digitale Erreichbarkeit von Personen ist augenblicklich auf die jüngeren Generationen konzentriert, langfristig betrachtet sind dies aber die potenziellen Spender und Ehrenamtlichen von morgen. Dies lässt Web-Präsenzen zu einem zwingenden Bestandteil zeitgemäßer Kommunikation werden. Basierend auf dem Internet

|| 406 Vgl.: Schulze, Anne/Preusse, Joachim: Erwartung und Ansprüche von Nutzern an den Auftritt intermediärer Organisationen. In: Politische Interessenvermittlung und Medien. Funktionen, Formen und Folgen medialer Kommunikation von Parteien, Verbänden und sozialen Bewegungen. BadenBaden 2014. S. 314. 407 Voss, Kathrin: Öffentlichkeitsarbeit von Nichtregierungsorganisationen. Mittel – Ziele – interne Strukturen. Wiesbaden 2007. S. 108. 408 Vgl.: ebd., S. 16; oder auch: Schulze, Anne/Preusse, Joachim: Erwartung und Ansprüche von Nutzern an den Auftritt intermediärer Organisationen [wie Anm. 406], S. 314. 409 Vgl.: Schulze, Anne/Preusse, Joachim: Erwartung und Ansprüche von Nutzern an den Auftritt intermediärer Organisationen [wie Anm. 406], S. 315 ff. 410 Vgl.: Voss, Kathrin: Öffentlichkeitsarbeit von Nichtregierungsorganisationen [wie Anm. 407], S. 97 f.

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werden die Unterstützungsmöglichkeiten via Crowdfunding immer kleinteiliger sowie individueller.411 Kondition für das Partizipieren am Digitalisierungsprozess ist eine zeitgemäße, gut strukturierte Web-Präsenz, die als digitale Visitenkarte fungiert. In der von Voss durchgeführten Organisationsbefragung gaben knapp drei Viertel der Organisationen an, dass ihnen ihre Web-Präsenz mindestens „eher wichtig“ ist. Das Vorhandensein einer Web-Präsenz war ein Auswahlkriterium für das Sample. Inhaltliche Schwerpunkte der Online-Präsenz lagen mit jeweils 96 Prozent auf „allgemeine Informationen zur Arbeit der Organisation“ und „Hintergrund-Infos zu verschiedenen Themen“.412 Im Vergleich zu anderen, insbesondere selbst hergestellten Medien bietet das World Wide Web die Möglichkeit, schnell, preisgünstig und unkompliziert die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auf diesen Kriterien beruht für gemeinnützige Projekte und Unternehmen der Mehrwert von Web-Präsenzen. Eine gut gestaltete WebPräsenz trägt maßgeblich zu einem positiven Image bei, was geeignet ist, die Spendenbereitschaft zu stimulieren. Im Umkehrschluss diskreditiert eine ungepflegte oder laienhafte Organisationspräsenz die ehrenamtlichen Bemühungen ihrer Mitglieder. Da die Konzipierung, Umsetzung und Pflege einer Web-Präsenz sowohl finanzielle als auch kontinuierlich zeitliche Ressourcen beansprucht, wird in Bezug auf die gAGs angenommen, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Professionalitätsgrad und der öffentlichen Darstellungsform im Internet gibt. 6.2.3.1 Untersuchungsaufbau Zur Bewertung von Web-Präsenzen ist ein allgemeines Verständnis der Begrifflichkeiten notwendig. Die Web-Präsenz ist bildhaft gesprochen das digitale Pendant einer Immobilie. Sie kommen in verschiedenen Formen, Farben und Größen und setzen sich aus mehr oder weniger vielen Zimmern zusammen. Die Eingangstür eines solchen Gebildes wird im Web als Homepage betitelt, sie gibt einen ersten Eindruck und entscheidet darüber, ob ein Besucher eintritt oder nicht. Die geöffnete Eingangstür erlaubt dem Eintretenden bereits eine erste Orientierung, welche umso besser ist, wenn die geschlossenen Türen zum Beispiel mit Badzimmer, Küche etc. beschriftet sind. Die jeweiligen Zimmer des virtuellen Hauses werden im Fachjargon als Sites bezeichnet. Das Ziel einer jeden Homepage sollte es sein, dass der eben eingetretene Besucher nicht nur schnellstmöglich den von ihm gewünschten Raum findet, sondern auch das darin vermutete Item meist in Form von Information. Wie bei der Erkundung eines neuen Hauses leiten sich die Kriterien zur Bewertung einer Web-Präsenz von den bisherigen Erfahrungswerten der User ab und sollte || 411 Vgl.: Sporn, Barbara: Informationstechnologie und NPOs. In: Handbuch der Nonprofit Organisation. Strukturen und Management. 4., überarb. Aufl. Stuttgart 2007. S. 362–375; hier: S. 373. 412 Vgl.: Voss, Kathrin: Öffentlichkeitsarbeit von Nichtregierungsorganisationen [wie Anm. 407], S. 102 f.

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diese auch bedienen. Die etablierten Standards helfen dem Benutzer, sich zu orientieren und sein Ziel zu erreichen. Die Bewertung der Web-Präsenz gemeinnütziger AGs basiert auf neun Parametern, anhand deren die Qualität der untersuchten Web-Präsenz für den Nutzer ersichtlich ist. Die Reihenfolge beinhaltet keine Wertung. Jeder Aspekt wurde auf einer Skala von eins bis fünf beurteilt. Es wurde eine Ordinalskala verwendet, welche sich in umgekehrter Reihenfolge an der Notenskala orientiert. Guten Bewertungen wird folglich die höchste Punktzahl zugeordnet und umgekehrt. Die Höchstpunktzahl von fünf wird für sehr gute Ergebnisse verwendet, die vier für gute, die drei für befriedigende, die zwei für mangelhafte und die eins für ungenügende. Die umgekehrte Codierung hat den Vorteil, dass am Ende die höchsten Punktzahlen den besten Leistungen entsprechen. Die Bewertung erfolgte aufgrund von objektiven Skalen. Bei Design- und Ästhetik-Aspekten kann trotz aller Bemühungen eine gewisse subjektive Wahrnehmung nicht verhindert werden. Durchgeführt wurde die Bewertung in der Zeit vom 03. bis 10. Oktober 2016. 1.

Auffindbarkeit Die Grundlage der Bewertbarkeit von Internetseiten liegt darin, sie ausfindig machen zu können.413 Verantwortlich für die Auffindbarkeit von Web-Präsenzen ist deren http-Adresse. Die http-Adresse sollte möglichst so gewählt werden, dass sie sich gut merken oder gar vermuten lässt. (Dies gilt auch für der Homepage untergeordnete Seiten, die alle über eine eigene http-Adresse verfügen sollten.)414 Konnte die Adresse durch das Anhängen von .de an den Organisationsnamen ermittelt werden, erhielt sie die beste Note, wurden Sonderzeichen wie Minus oder Bindestrich hinzugefügt, gab es die Bewertung gut. Bei der Verwendung von in Deutschland unüblichen Endungen wie .info, .com oder .net wurde eine Abstufung auf befriedigend vorgenommen. Mangelhaft waren Kombinationen aus

|| 413 Ein wichtiger Bestandteil der Auffindbarkeit von Web-Präsenzen ist neben der http-Adresse auch ihre Auffindbarkeit innerhalb von Suchmaschinen wie google.de oder dessen Konkurrenten Bing, Yahoo, T-Online. Da das Ergebnis nicht nur von der Suchmaschine, sondern auch von dem eingegebenen Schlagwort sowie der vorherigen Suchanfragen abhängt, wurde hier davon abgesehen. Die im Handelsregister erfasste rechtliche Firmierung ist nicht zwangsläufig das, was der User googeln würde. So würde wohl kaum jemand nach der „Aachener Tierpark Gemeinnützige AG“ suchen, sondern eher die Schlagworte „Zoo Aachen“ eingeben. Eine durchgeführte Nebenuntersuchung hat ergeben, dass 95 Prozent der gAGs auf der ersten Ergebnisseite von Google auftauchen, wenn man ihre Firmierung ins Suchfeld einträgt. Aufgrund der sich zeigenden Differenz zwischen möglichem Versuchsaufbau und der sich ergebenden Abweichung von der Realität wurde auf eine Einbeziehung dieser Ergebnisse in den Faktor Aufmerksamkeit verzichtet. 414 Vgl.: Wandke, Hartmut/Hurtienne, Jörn: Psychologische Analysen und Gestaltungsvorschläge zur Informationsauswahl im World Wide Web. In: Selektion im Internet. Heidelberg 1999. S. 271–293; hier: S. 275.

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unüblicher Endung und Sonderzeichen oder das Hinzufügen von Zusätzen oder weiteren Unterseiten, um zur gesuchten gAG zu gelangen, wie etwa bei der http://www.sabel.com/freital-dresden. Konnte von der http-Adresse gar nicht mehr auf die gAG geschlossen werden, bedeutet dies ungenügend. 2.

Ladezeit Die Ladezeit umfasst die benötigte Zeitspanne von dem Moment, an dem der User die Navigation zur Seite beginnt bis zum fertigen visuellen Aufbau derselbigen. Sie stellt neben der Auffindbarkeit eine weitere Hürde der Zugänglichkeit dar. Um in dem anfänglich gewählten Bild zu bleiben: Wenn der Besucher geklingelt hat und niemand öffnet die Tür, dann wird er vermutlich spätestens nach dem dritten Versuch von dannen ziehen. Getestet wurden die Web-Präsenzen über ein von AOL entwickeltes und Google unterstütztes Open-source-Projekt, das unter: www.webpagetest.org zugänglich ist. Vorteil dieses Vorgehens ist, dass alle Tests unter denselben Bedingungen stattfanden. Die ausgewählten Parameter lauten: Standort: Frankfurt, Browser: Firefox und Anschlussform: Kabel. Nielsen verweist auf die Auswertung mehrerer Studien, wonach User bei einer Ladezeit von unter einer Sekunde sich frei und zufrieden im Netz bewegen. Folglich zählt als sehr gute Ladezeit alles im Hundertstelsekundenbereich, beträgt die Spanne zwischen einer und zwei Sekunden, ist sie gut, bei zwei bis fünf Sekunden befriedigend, bei fünf bis zehn Sekunden liegt eine mangelhafte Ladezeit vor. Beträgt die Wartezeit mehr als zehn Sekunden, wird dies als ungenügend bewertet, da dies die Zeitspanne der Fokussierungsfähigkeit übersteigt.415

3.

Navigation Damit der User in einer ihm unbekannten Umgebung agieren kann, gleicht er diese mit bisherigen Erfahrungswerten ab und entwirft sich einen kognitiven Lageplan, anhand dessen er sich orientiert.416 Je mehr diese Erwartungskonformität sich an dem „Prinzip der geringsten Überraschung“ orientiert, umso besser befriedigt es die Bedürfnisse der User, indem das vorliegende Navigationsmenü seinen Erwartungen entspricht und somit die schnelle Handhabung der Webseite ermöglicht.417

|| 415 Vgl.: Nielsen, Jakob: Designing Web Usability. Indianapolis, Ind 1999. S. 42. 416 Vgl.: Nielsen, Jakob/Tahir, Marie: Homepage Usability. 50 enttarnte Websites. München 2002. S. 37. 417 Vgl.: Wandke, Hartmut/Hurtienne, Jörn: Psychologische Analysen und Gestaltungsvorschläge zur Informationsauswahl im World Wide Web [wie Anm. 414], S. 276 f.; oder auch: Thissen, Frank: Kompendium Screen-Design. Effektiv informieren und kommunizieren mit Multimedia. 3. Aufl. Berlin 2003. S. 50 ff.

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Grundlage zur Beurteilung einer gelungenen Web-Navigation sind die Richtlinien von David und Jean Farkas.418 Der erste Punkt ist die Erkennbarkeit von Hyperlinks, die den User zu weiterführenden Seiten navigieren. Innerhalb des digitalen Hauses sind die Hyperlinks – umgangssprachlich inzwischen nur noch „Links“ genannt – die jeweiligen Zimmertüren. Es muss ersichtlich sein, wo es sich um Navigationspunkte handelt und vor allem wo diese bei Betätigung den User hinführen. Deswegen ist von Wortneuschöpfungen oder Zweideutigkeiten zu Gunsten kurzer, prägnanter und allgemein verständlicher Begriffe abzusehen. Wie in einem Hotel sollte jede Tür beschriftet sein und dem Besucher schon vor dem Öffnen sagen, was genau dahinterliegt. Beispielsweise ist die Beschriftung Wellnessbereich nicht präzise, wenn sich hinter der Tür nur ein Pool befindet. Die Ankündigung wurde nicht erfüllt und somit Erwartungen enttäuscht. Gehen von dem dahinterliegenden Raum aber weitere Räume mit der Aufschrift Sauna, Pool, Solarium und Massage ab, war es eine zielführende Information. Darüber hinaus sollten Links so platziert werden, dass Nutzer sie ohne zu scrollen finden können und eine farbliche Veränderung bei Aktivierung des Hyperlinks anzeigen, wo der User bereits war. Waren die fünf Unterpunkte Platzierung, optische Identifizierung, begriffliche Prägnanz, Zielgenauigkeit und Aktivierungsanzeige erfüllt, wurde die Erkennbarkeit der Hyperlinks mit sehr gut bewertet, für jede Nicht-Erfüllung eines Kriteriums wurde ein Bewertungspunkt abgezogen. Darüber hinaus sind Webpräsenzen so angelegt, dass die Abfolge der einzelnen Seiten einem für den Benutzer identifizierbaren Ordnungsprinzip folgt. Differenziert wird dabei zwischen hierarchischer, sequentieller und vernetzter Verknüpfung, die auch in Mischformen realisiert werden. Eine sequentielle Verknüpfung basiert auf einer linearen Struktur. Von dem Eingangsbereich aus gibt es nur eine Tür im Haus und jeder weitere Raum ist ein Durchgangszimmer mit zwei Türen. Dabei gibt es keine Möglichkeit, zurück zum Korridor zu gelangen, ohne den gesamten beschrittenen Weg wieder zurückzulegen. Eine vernetzte Struktur ist vorhanden, wenn jeder Raum bzw. jede Site den gleichen Rang hat und prinzipiell mit jedem anderen Raum/Site verbunden sein kann. Dies entspricht beispielsweise der üblichen Struktur von Wohnhäusern. Ab einer gewissen Anzahl von Vernetzungspunkten entsteht dabei schnell eine nicht zu überblickende Struktur. Bei der hierarchischen Ordnung hingegen liegt eine strukturelle Überordnung zugrunde wie etwa im Hotel, wo die Gästezimmer getrennt vom Restaurant, dem Wellnessbereich und der Verwaltung sind. Dabei differenziert sich jede

|| 418 Vgl.: Farkas, David K./Farkas, Jean B.: Guidelines for Designing Web Navigation. In: Technical Communication /Vol. 47, No. 3 (2000). S. 341–358.

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dieser Hierarchiestufen weiter aus, etwa in Standard- und Komfortzimmer sowie Suiten. Für die Navigation im virtuellen Raum hat sich die hierarchische Struktur als die zielführendste herausgestellt. Innerhalb der hierarchischen Navigation erhöhen flache Hierarchien die Wahrscheinlichkeit, die gewünschte Information tatsächlich zu finden und nicht entlang des Weges verloren zu gehen, da sie visuell schneller erfassbar sind. Ob eine geeignete Strukturierung der Web-Präsenz vorliegt, kann nicht pauschal definiert werden, sondern ist stark an den Content der Seite gebunden. Die Beurteilung folgt hier der subjektiven Wahrnehmung. Des Weiteren sind Orientierungsinformationen prägnant und gut sichtbar bereitzustellen. Zu solchen zählen neben dem Homepagenamen auch der Betreiber sowie der Betreibungszweck. Darüber hinaus sollte der Zusammenhang zwischen Start- und Unterseiten dem User immer klar sein. Insbesondere bei tiefen Hierarchien sollten auch die Unterseiten Orientierungsinformationen bieten, etwa durch die Angabe des Firmenlogos/-namens oder direkte Verlinkung zur Anfangsseite. Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass Benutzer oft zurück zu Seiten gehen, die sie bereits kennen, weswegen eine Rückkehrfunktion für ein schnelleres und effizienteres Handling vorteilhaft erscheint.419 Sind alle fünf Punkte erfüllt, gab es eine sehr gute Bewertung, pro Nichterfüllung wurde ein Punkt abgezogen. Der letzte Aspekt ist die Link-zu-Link-Navigation, welche durch Sitemaps, Indexe oder auch Suchfunktionen ermöglicht wird. Auch hier gilt, wie in einem Haus, wenn der Grundriss vorliegt, kann direkt der schnellste Weg eingeschlagen werden. Dabei ist es zum einen besonders hilfreich, wenn der aktuelle Standort markiert wird, und die Zugänglichkeit der Link-zu-Link-Navigation von überall her gewährleistet ist. Waren alle Bewertungskriterien erfüllt wurde dies mit sehr gut benotet anderenfalls wurde pro Mangel eine Bewertungseinheit abgezogen. Der Teilaspekt Navigation einer Web-Präsenz unterteilt sich folglich in die vier Bereiche: Hyperlinks, Ordnungsprinzip, Orientierungsinformation sowie Link-zu-Link-Navigation. Diese wurden anhand der Skala mit sehr gut bis ungenügend bewertet. Der Durchschnitt der vier Einzelwertungen ergibt das Gesamtergebnis für den Bereich Navigation. 4. Design Die erhebliche Informationsauswahl durch mannigfaltige Urheber, die enorme Komplexität sowie die durch die Vernetztheit bedingte Unübersichtlichkeit, welche von der hohen Dynamik zusätzlich geschürt wird, führen bei Usern zu Phänomenen wie kognitiver Überlastung, Desorientierung und Ablenkbarkeit. Eine

|| 419 Vgl.: Wandke, Hartmut/Hurtienne, Jörn: Psychologische Analysen und Gestaltungsvorschläge zur Informationsauswahl im World Wide Web [wie Anm. 414], S. 279 ff.

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einfache Struktur sowie kognitive Übersichtlichkeit durch räumliche Gliederungen wie etwa Absätze, Einzüge, Hervorhebungen etc. reduzieren diese Phänomene. Das ist die wesentliche Aufgabe des Web-Designs. Obwohl die Frage nach dem passenden Design immer auch eine Frage nach dem persönlichen Geschmack und subjektiven Eindrücken ist, wurden einige objektive Anhaltspunkte zur Bewertung von Web-Präsenz-Designs erarbeitet. Das Design einer Web-Präsenz ist der erste persönliche Eindruck. Wie bei einem Haus entscheidet bereits das Äußere darüber, ob der User Interesse verspürt, sich hier nach den zu suchenden Informationen umzusehen. Im Idealfall unterstützt das Design der Homepage das gemeinnützige Anliegen der gAGs visuell oder verhält sich neutral zu diesem; dagegen können ungünstige Designentscheidungen negativ auf das wohlgemeinte Anliegen zurückfallen. Ein Indiz für ein gelungenes Design ist die Anzeige der kompletten Seite im Browserfenster eines 15-Zoll-Monitors, ohne dass gescrollt werden muss. Diverse Studien haben belegt, dass der Nutzer erst dann ans Scrollen denkt, wenn er die gesuchte Information nicht sofort erblickt und auch keinen Link findet, welcher darauf hindeutet. Dies gilt ebenso für längere Fließtexte, wo das Springen zu einem Ankerlink dem Abwärtsscrollen in 90 Prozent der Fälle vorgezogen wird.420 Folglich gilt als eine im Design sehr gute Homepage diejenige, die einladend wirkt und komplett auf einem 15-Zoll-Monitor angezeigt wird. Vermittelt die erste Seite einen guten Eindruck, ist aber nicht so angelegt, dass sie auf einem 15-ZollMonitor komplett ersichtlich ist, wird sie mit gut bewertet. Ein neutraler, aber technisch gut umgesetzter Einstieg in die Webpräsenz ist befriedigend. Eine neutrale Startseite, die nicht vollständig auf einem 15-Zoll-Monitor erscheint, gilt als mangelhaft; eine nicht einladende Homepage als ungenügend. Ein weiterer existenzieller Punkt ist das Vorhandensein eines Corporate Designs (CD). Dabei geht es nicht um die Frage, ob dieses gefällt, sondern vielmehr um den Fakt, dass es vorhanden ist und konsequent durchgehalten wurde. Die konsequente Umsetzung des Corporate Designs sowie die Integration der WebPräsenz in dieses wird als sehr gut beurteilt. Gibt es bei der Realisation der Homepage erkennbare Abweichungen vom CD, erhielt die gAG ein gut. Ist das CD vorhanden, doch die Homepage ist kein Bestandteil dessen, wurde dies mit befriedigend bewertet. Wurde kein Corporate Design definiert, aber bei der Gestaltung der Web-Präsenz ist es gelungen, einen optischen Zusammenhang zu erzeugen, gab es ein mangelhaft, konnte überhaupt kein optischer Zusammenhang zwischen Homepage und Unterseiten ermittelt werden, lautet das Fazit ungenügend. Die Farbauswahl sowie deren Wirkung auf den Nutzer ist sehr individuell und zielgruppenabhängig. Während der eine Rot mit Liebe und Leidenschaft assoziiert, steht es in einem anderen Kontext für Aggressivität und Gewalt. Bei der || 420 Vgl.: ebd., S. 271 ff.

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Bewertung dieses Kriteriums wurde bewusst auf die subjektive Wahrnehmung als elementaren Bestandteil von Designentscheidungen gesetzt, deshalb wurden keine Vorgaben zur Beurteilung vorgegeben. Grafische Elemente wie Bilder, Icons und Animationen sind ein wesentlicher Bestandteil des Designs und eine Gratwanderung, während zu viele Bilder vom Inhalt ablenken sowie die Ladezeit der Seite verlängern, ist ein Verzicht auf sie ebenso fragwürdig, da sie nonverbalen Content wie Emotionen vermitteln. Bei der Bewertung war wichtig, dass die grafischen Elemente mit dem Thema der Seite korrespondierten, in einer entsprechenden Auflösung vorlagen und gut platziert waren. Trafen alle drei Kriterien zu, gab es ein sehr gut. Gab es Mängel bei der Platzierung oder Auflösung, gab es ein gut, lagen Mängel in beiden Punkten vor, nur ein befriedigend. Mangelhaft wurden grafische Elemente bewertet, wenn sie in keinem Zusammenhang mit dem Thema der Seite standen. Gab es keine oder übermäßig viele grafische Elemente, wurde mit ungenügend beurteilt. Das Design soll nicht vom Inhalt ablenken, sondern ihn unterstützen. Dies ist besonders bei der Kontrastauswahl zu berücksichtigen, da sie die Lesbarkeit der Webseiten beeinflusst. Diese ist wiederum durch weitere objektive Kriterien wie mindestens anderthalb bis zwei Zeilen Abstand und einen bewussten Einsatz von Serifenschrift deutlicher qualifizierbar. Darüber hinaus erweisen sich kursive, blinkende oder unterstrichene Hervorhebungen als negativ in der Wahrnehmung, da all diese die Leserlichkeit beeinträchtigen und bei Letzterem die Verwechslungsgefahr zu einem Link besteht; dies geht zu Lasten der Orientierungsfähigkeit des Users. Ebenso helfen regelmäßige Absätze dem Auge, sich im Text zu orientieren und so schneller vorwärtszukommen.421 Bei der Beachtung aller fünf Unterpunkte gab es ein sehr gut für Leserlichkeit, für jeden Mangel wurde ein Bewertungspunkt abgezogen. Der Durchschnitt der Kategorien Erfassung der Startseite, Corporate Design, Farbgestaltung, grafische Elemente und Leserlichkeit bildet die Bewertung der Komponente Design. 5.

Inhalt Der Inhalt einer jeden Homepage hängt von dem Initiator der Web-Präsenz sowie den damit anvisierten Usern und deren Erwartungen zusammen. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Seiten sollte berücksichtigt werden, dass das Lesen am Bildschirm um 25 Prozent langsamer ist als auf Papier, folglich sollten die Texte leicht zu überfliegen sein.422 Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass der

|| 421 Vgl.: Thissen, Frank: Kompendium Screen-Design [wie Anm. 417], S. 94 ff.; oder auch: Nielsen, Jakob: Designing Web Usability [wie Anm. 415], S. 289 f. 422 Vgl.: Thissen, Frank: Kompendium Screen-Design [wie Anm. 417], S. 92 ff.; oder auch: Nielsen, Jakob: Designing Web Usability [wie Anm. 415], S. 101.

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Inhalt das primäre Kriterium für den User ist, nur deswegen ist er im Web unterwegs. Nielsens Charakterisierung des Internetnutzers bringt dies entschieden auf den Punkt: „Because web users are so goal-driven and so impatient, content needs to be much more oriented toward providing fast answers and being useful to the user.“423 Obwohl die gAGs heterogen in ihren Tätigkeitsbereichen sowie ihrer Professionalisierung sind, gibt es ein Interesse an vergleichbaren Grundinformationen. Als Erstes sollten die Fragen nach dem Ziel bzw. dem satzungsmäßigen Zweck der gAG beantwortet werden, um dann auf das Produkt oder die Dienstleistung, die angeboten wird, vorzubereiten. Diese sollte vertiefend erläutert werden und mit weiterführenden Informationen wie Öffnungszeiten, Preise, Programme etc. versehen sein. Der dritte Aspekt sind Informationen zur Geschäftsführung der gAGs sowie schließlich auch zu der ungewöhnlichen Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft selbst. Dabei geht es in beiden Fällen nicht um eine Nennung, sondern um vertiefende Informationen. Der letzte Bewertungspunkt ist das Bereitstellen von zusätzlichen Informationsmaterialien wie Flyern, Pressemappen, Referenzlisten und Vergleichbarem. In der Organisationsbefragung von Voss verfügten 81 Prozent der Organisationen über einen vertiefenden Pressebereich mit Pressemitteilungen, Hintergrund-Infos, Bildern zum Herunterladen etc.424 Um eine subjektive Bewertung zu vermeiden, wird lediglich das Vorhandensein beziehungsweise das Fehlen von Informationen beurteilt. Werden alle fünf Aspekte bedient, wird ein sehr guter Inhalt bescheinigt, ist dies nicht der Fall, weil ein Aspekt nicht berücksichtigt wurde, wird nur noch ein guter Informationsgehalt bescheinigt. Diese Abstufung setzt sich fort bis zu einer ungenügenden Informationsbereitstellung, indem nur noch einer der genannten Bereiche bedient wird. 6.

Aktualität Die Aktualität einer Homepage ist relevant für die anzunehmende Verbindlichkeit der dargebotenen Informationen. Eine seit Jahren nicht aktualisierte Seite hat kaum noch einen Aussagewert für den User und ist damit keine verlässliche Quelle. Ihr Anliegen des Informationsaustausches ist obsolet geworden. Die Studie von Voss hat ergeben, dass über ein Drittel der befragten Organisationen ihre Web-Präsenz nur unregelmäßig aktualisieren, während das andere Drittel es täglich tut.425

|| 423 Nielsen, Jakob: Designing Web Usability [wie Anm. 415], S. 160. 424 Vgl.: Voss, Kathrin: Öffentlichkeitsarbeit von Nichtregierungsorganisationen [wie Anm. 407], S. 104. 425 Vgl.: ebd., S. 105.

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Dem Tätigkeitsbereich von ZGOs ist es immanent, dass nicht tagesaktuelle Änderungen zwingend sind. Im Rahmen dieser Untersuchung wird eine sehr gute Aktualität bescheinigt, wenn eine Änderung innerhalb der letzten Woche erfolgte. Änderungen im Monatsabstand entsprechen einer guten Aktualität, innerhalb der letzten zwei bis sechs Monate einer befriedigenden. Die gAGs, die innerhalb der letzten sechs bis zwölf Monate ihre Web-Präsenz überarbeiteten, erhielten ein mangelhaft. Lag das letzte Update noch länger zurück oder die Seite enthielt kein Änderungsdatum, wurde ein ungenügend vergeben. 7.

Dialogangebot Das Web 2.0 lebt von der Partizipation seiner User, folglich erwarteten die Webbesucher auch die Möglichkeit der Vernetzung und Kontaktaufnahme vorzufinden. Bereits in der Organisationsbefragung von Voss gaben 55 Prozent der befragten Organisationen an, Interaktionsmöglichkeiten anzubieten. Während damals noch SMS-Verteiler und Mailinglisten ein übliches Mittel waren, hat sich in der letzten Dekade der Fokus stark hin zur Einbindung sozialer Medien bewegt.426 Wie genau dieses Dialogangebot aussieht, kann sehr unterschiedlich sein und von einem digitalen Besucherbuch, über Kommentarfunktionen, Kontaktformulare, RSSFeeds, Newsletter bis hin zu Vernetzungsmöglichkeiten mit sozialen Netzwerken wie facebook, twitter, google plus, instagram und ähnlichem reichen. Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders „Ein-Klick-Optionen“, wie etwa liken oder teilen, komplexeren Dialogoptionen vorgezogen werden.427 Dies wissend wird bei der Beurteilung mit sehr gut oder gut bewertet, wer mehrere oder eine Ein-Klick-Option zur Auswahl stellt.428 Bieten die gAGs demgegenüber nur komplexere Formen der Dialogbereitschaft an, wird dies mit befriedigend bewertet, wenn mindestens zwei unterschiedliche Möglichkeiten angeboten werden. Nur eine Option gilt als mangelhaft und kein Dialogangebot als ungenügend. Die Angabe einer Telefonnummer und Adresse im Impressum wird nicht als Dialogangebot verstanden, da dies lediglich der Erfüllung rechtlicher Auflagen entspricht.

8. Rechtliche Pflichtangaben Das Telemediengesetz (TMG) normiert in § 5 die allgemeinen Informationspflichten von Teledienstanbietern, wonach folgende Informationen „leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar“ sein müssen: Name, ladungs|| 426 Vgl.: ebd., S. 103 f. 427 Vgl.: Schulze, Anne/Preusse, Joachim: Erwartung und Ansprüche von Nutzern an den Auftritt intermediärer Organisationen [wie Anm. 406], S. 331. 428 Quantität wird hier vor Qualität bewertet, da sich zum einen mit mehr sozialen Medien die Reichweite erhöht und zum anderen die aktuellen Trends in der bevorzugten Nutzung von sozialen Medien einfacher bedienen lassen.

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fähige Anschrift (also kein Postfach), Rechtsform, Vertretungsberechtigter, Angaben zu einer elektronischen Kontaktaufnahme, gegebenenfalls zuständige Aufsichtsbehörde, bei Eintragungen ins Handels-, Vereins-, Partnerschaft- oder Genossenschaftsregister die Registernummer sowie die Umsatzsteueridentifikationsnummer nach § 27a Umsatzsteuergesetz oder die Wirtschaftsidentifikationsnummer nach §139c AO. Sind alle Pflichtangaben leicht erkennbar und verfügbar, sprich ohne scrollen und mit maximal einem Klick, wird die Note sehr gut vergeben, trifft eines dieser Kriterien nicht zu, weil das Impressum nicht sofort zugänglich ist und mehr als ein Klick oder auch Scrollen notwendig ist, gibt es ein gut. Wurde mit einem Klick ein unvollständiges Impressum aufgerufen, entspricht dies einer befriedigenden Bewertung, waren mehrere Klicks notwendig, um ein unvollständiges Impressum aufzurufen, gab es mangelhaft. Konnte kein Impressum oder nur eins mit mehreren Verstößen gefunden werden, wurde dies als ungenügend beurteilt. 9.

Aufforderung zum Mitmachen Zusätzlich zu den allgemeingültigen Kriterien einer Homepagegestaltung wurde für die gemeinnützigen AGs noch der Aspekt der direkten Aufforderung zum Mitmachen einbezogen. Darunter wird verstanden, ob die Seite einen expliziten Appell zum Spenden, Aktienkauf oder ehrenamtlichen Engagement an den User richtet. Eine an prominenter Stelle, sprich Homepage, platzierte ausformulierte Aufforderung wird als sehr gut vermerkt. Ein in der Navigation angelegter Link, der zu einer Unterseite mit dem entsprechendem Content führt, wird als gute Aufforderung verstanden. Wird hingegen nur im Fließtext ohne besondere Hervorhebung um Hilfe gebeten, ist dies lediglich ein befriedigender Aufruf zur Unterstützung. Ist sogar nur das Spendenkonto ohne Aufforderung genannt, liegt faktisch keine Handlungsaufforderung mehr vor, was als mangelhaft vermerkt wird. Als ungenügend gilt jedweder Verzicht auf den Unterstützungsappell.

Eine Abstufung oder Gewichtung der einzelnen Bewertungsaspekte wurde bewusst nicht vorgenommen, da alle neun Merkmale innerhalb des Hyperlinksystems relevant sind und dessen Zusammenspiel letztlich die Charakteristik jeder Web-Präsenz ausmacht. Folglich bilden die neun Teilsummen der Eigenschaften Auffindbarkeit, Ladezeit, Navigation, Design, Inhalt, Aktualität, Dialogangebot, Impressum sowie die Aufforderung zum Mitmachen die Ausgangsbasis für die Gesamtbewertung. Je höher die Punktzahl, umso qualitativ hochwertiger ist die Homepage; je niedriger, umso laienhafter. Anschließend wurden die Ergebnisse in Kategorien zusammengefasst, um anhand des Professionalitätsgrades eine Hypothesenüberprüfung mit dem exakten Test nach Fisher vornehmen zu können. Zur Definition der Kategorien wurde die Differenz zwischen dem erreichten Minimal- und Maximalwert errechnet und durch drei dividiert, um eine dreistufige Skala zum Qualitätsniveau der Web-Präsenzen zu erhalten.

Professionalisierung | 201

Demnach wird eine niedrige Qualität der Web-Präsenz attestiert, wenn der Wert unter 26 Punkten liegt. Eine mittlere Qualität liegt vor, wenn die gAGs zwischen 26 und 32 Punkten erreichten. Ab einer Punktzahl von 32 lag eine hohe Qualität vor. 6.2.3.2 Ergebnisse Teilhypothese: Die steigende Professionalität einer gAG zeichnet sich in der Umsetzung der firmeneigenen Web-Präsenz als integraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit ab. Knapp sieben Prozent (4 gAGs) der untersuchten 59 gemeinnützigen Aktiengesellschaften konnten keine eigene Web-Präsenz vorweisen oder sie konnte trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. Es gab einige Fälle, in welchen die gAG entweder als Holding fungierte oder Bestandteil eines übergeordneten Unternehmens war. Hier mussten Einzelfallentscheidungen darüber bestimmen, ob die Web-Präsenz in die Untersuchung integriert wird oder nicht. Ausschlaggebender Punkt war die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der gAG und der Web-Präsenz. Verfügte die gAG innerhalb einer übergeordneten Web-Präsenz über eine eigene Selbstdarstellung, wurden diese Seiten in die Bewertung einbezogen. Dies war beispielsweise bei den verschiedenen Regionalgesellschaften der Joblinge der Fall. Diese weisen eine gemeinsame Web-Präsenz über den „Joblinge e.V.“ auf. Ähnliches gilt für die „Hallo Kongo gemeinnützige Aktiengesellschaft“. Im Zuge der Einzelfallentscheidung wurden auch die „Kreuzberger Kinderstiftung gemeinnützige Aktiengesellschaft“429 sowie die „Ricker BildungsArt AG“430 inkludiert, während die „EuSiB gAG Europäische Stiftung für innovative Bildung“431 ausgeschlossen wurde. Dies ist damit zu begründen, dass sie keine eigene Homepage aufweist und kein operatives Geschäft betreibt, sondern lediglich eine Holdingfunktion ausübt. Ein Sonderfall innerhalb der untersuchten gAGs ist die „gut.org gemeinnützige AG“, welche laut Impressum für zwei Web-Präsenzen verantwortlich ist. Einmal die Spendenplattform Betterplace.org und daneben das betterplace lab. Zur Integration in die Untersuchung wurden beide Seiten bewertet und im Anschluss deren Durchschnitt pro Bewertungseinheit gebildet. Bei den verbleibenden 55 gAGs wurden die neun Teilaspekte erst unabhängig voneinander überprüft und dann deren summierte Kategorien ins Verhältnis zum Professionalisierungsgrad der gAGs gesetzt. Insgesamt betrachtet lag der Durchschnitt der Web-Präsenzen bei 30,1 erreichten Punkten von 45 möglichen Punkten. Die Skala reichte dabei von 19,9 Punkten für die || 429 Grund dafür ist, dass der Vorstand der gleichnamigen Stiftung in Personalunion die gAG führt sowie diese der Träger aller Programme außerhalb des Kinder- und Jugendengagements ist. 430 Sie ist der Träger der Freien Schule Rerik, was der satzungsmäßige Zweck der gAG ist, weswegen die Web-Präsenz der Schule als Web-Präsenz der gAG gewertet wird. 431 Diese gAG ist an mehreren in der Region Rostock agierenden sozialen Unternehmungen beteiligt, verfügt aber über keine eigene Web-Präsenz.

202 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Web-Präsenz des „Recht§haus Kulturförderung gemeinnützige AG“ bis zu 38,4 Punkten für die „gut.org gemeinnützige Aktiengesellschaft“. Insbesondere hauptamtlich geführte gAGs schnitten mit ihren Internetauftritten gut ab. Durchschnittlich erzielten sie 29,2 Punkte. Ihr Durchschnitt lag vor den semiprofessionalisierten gAGs, welche 28,3 Punkte erhielten, und den ehrenamtlich geführten gAGs mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 26,1. Aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Untersuchungsaspekten ergeben sich folgende Resultate. Die Zusammensetzung der http-Adresse, als Schlüsselkomponente der Auffindbarkeit von Web-Präsenzen, hat eine hohe Signifikanz mit dem Professionalitätsgrad der gAGs (p=0,004 und V=0,448) ergeben. In Abbildung 54 zeigt sich, dass professionalisierte gAGs sehr gute (15 Prozent) bis gute (50 Prozent) Ergebnisse erzielt haben, während ehrenamtlich geführte gAGs bei der Gestaltung ihrer http-Adressen zu über zwei Drittel die Note mangelhaft erhielten.

100% 15%

18% 31%

75%

14% sehr gut 50% gut

32%

50%

befriedigend 69% 25%

15%

mangelhaft

23%

ungenügend

15% 0%

5%

14%

Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=22)

professionalisiert (N=13)

Abb. 54: Auffindbarkeit von gAG-Web-Präsenzen basierend auf der Zusammensetzung ihrer httpAdresse nach Professionalitätsgrad (N=55)

Der Bereich der semiprofessionalisierten gAGs deckt das gesamte Bewertungsspektrum ab, wobei der Hauptanteil auf befriedigend entfällt (32 Prozent), gleichwohl es ebenso die höchste Anzahl sehr gut (18 Prozent) und ungenügend (14 Prozent) für die gewählten http-Adressen umfasst.

Professionalisierung | 203

Die Ladegeschwindigkeit der Web-Präsenzen ist in Abbildung 55 erkennbar. Prozentual betrachtet haben die ehrenamtlichen gAGs und hauptamtlichen gAGs mit 15 Prozent einen identischen Anteil an Web-Präsenzen, die sich in weniger als einer Sekunde laden. Die professionalisierten gAGs haben jedoch gleichzeitig auch den größten Anteil an Seiten, die zwischen fünf und zehn Sekunden Ladezeit benötigen. Dies hat vermutlich seine Ursache in der Größe der Web-Präsenzen. So handelt es sich oft um vergleichsweise große Netzpräsenzen, die etwas länger benötigen.

100%

5% 15%

15% 23%

75%

15%

unter 1s 1s bis 2s

15% 2s bis 5s

50%

35%

5s bis 10s 45% 62%

25%

mehr als 10s

20% 23% 15% 5%

8%

Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=22)

professionalisiert

0%

(N=13) Abb. 55: Ladezeit der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55)

Mit p=0,111 konnte keine statistische Signifikanz nachgewiesen werden. In der Gruppe der professionalisierten gAGs weisen 65 Prozent der Seiten eine Ladezeit von unter fünf Sekunden auf, bei den semiprofessionalisierten gAGs liegt dieser Anteil um acht Punkte höher bei 73 Prozent, während er bei den ehrenamtlichen gAGs auf 30 Prozent absinkt.

204 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Im Untersuchungsschwerpunkt Navigation (Abb. 56) wurde festgestellt, dass mit 95 Prozent im Wesentlichen alle Web-Präsenzen über eine befriedigende bis gute Navigation verfügten, während die Note sehr gut nicht einmal vergeben wurde. Die ehrenamtlichen gAGs liegen ausnahmslos in diesem Spektrum, während es bei semiprofessionalisierten gAGs und hauptamtlichen gAGs vereinzelt Ausreißer nach unten gibt.

100%

75% 68% 80%

85%

50%

gut befriedigend mangelhaft ungenügend

25% 23% 15% 0%

15%

5%

5% 5%

Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=22)

professionalisiert (N=13)

Abb. 56: Navigation der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55)

Professionalisierung | 205

Auch im Bewertungsschwerpunkt Design (Abb. 57) wurde keine Seite mit sehr gut bewertet, wobei aus der Kreuztabelle eindeutig hervorgeht, dass professionalisierte gAGs beim Design bessere Bewertungen erzielt haben als die beiden anderen Professionalitätsgrade.

100%

8% 27%

75%

55%

50%

45%

77%

gut befriedigend mangelhaft

25% 25% 20%

27%

15%

0% Professionalisiert (N=20)

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=22)

(N=13)

Abb. 57: Design der Web-Präsenzen von gAGs nach Professionalitätsgrad (N=55)

Wie auch bereits in anderen Teilbereichen ist beim Web-Design zu beobachten, dass die durchschnittliche Bewertung mit dem Professionalitätsgrad absinkt. Erhielten hauptamtlich geführte gAGs auf der fünfstufigen Skala eine durchschnittliche Bewertung ihres Designs von 4,26 Punkten, lag sie bei semi-professionalisierten gAGs bei 3,96 und bei ehrenamtlich geführten gAGs bei 3,82. Der exakte Test nach Fisher ergab mit p=0,029 und V=0,316 einen signifikanten Zusammenhang von mittlerer Höhe.

206 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Betreffend der inhaltlichen Ausgestaltung ist, wie in Abbildung 58 zu erkennen, auffällig, dass 92 Prozent der ehrenamtlich geführten gemeinnützigen AGs mit gut bis sehr gut abschneiden, gefolgt von den professionalisierten (60 Prozent) und letztlich den semi-professionalisierten gAGs mit 55 Prozent. Während bei den ehrenamtlich geführten gAGs ein befriedigend die schlechteste Bewertung ist, kommt bei jedem weiteren Professionalitätsgrad eine noch niedrigere Bewertungsstufe hinzu. Eine statistische Signifikanz konnte mit p=0,167 nicht belegt werden.

100% 25%

23% 32%

75% sehr gut 35%

23%

gut

50% 69%

befriedigend mangelhaft

25%

0%

30%

41%

5% 5%

5%

Professionalisiert (N=20)

ungenügend

8%

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=22)

(N=13)

Abb. 58: Inhaltliche Ausgestaltung von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55)

Professionalisierung | 207

Das regelmäßige Aktualisieren eigener Web-Präsenzen indiziert mit p=0,021 und V=0,405 eine Signifikanz mittlerer Höhe zwischen dem Professionalitätsgrad der gAGs und dem Aktualisierungszeitraum der Web-Präsenzen. Abbildung 59 illustriert, dass am aktuellsten die Web-Präsenzen von semiprofessionalisierten gAGs waren. Ein knappes Drittel wurde innerhalb der letzten sieben Tage aktualisiert und ein weiteres gutes Viertel innerhalb des letzten Monats. Dementgegen wurden die Seiten von ehrenamtlich geführten gAGs viermal weniger aktualisiert. Schwerpunktmäßig liegt deren Aktualisierungsturnus in 77 Prozent der untersuchten Fälle zwischen einem und sechs Monaten. Professionalisierte gAGs bevorzugen demgegenüber längere Aktualisierungsintervalle, ein Drittel von ihnen hat innerhalb der letzten 12 Monate keine für den User erkennbare Aktualisierung der eigenen Internetseiten vorgenommen.

100% 15%

15% Letzte 7 Tage

32% 75%

50%

25%

20% 5%

Letzter Monat 27%

62%

Monate 5% 9%

Letzte 7 bis 12 Monate

25% 35%

Letzte 2 bis 6

8% 27%

15%

Mehr als 12 Monate

0% Professionalisiert (N=20)

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=22)

(N=13)

Abb. 59: Aktualisierung von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55)

Markant war bei der Analyse des Dialogangebotes (Abb. 60), dass die gAGs entweder eine oder mehrere Ein-Klick-Dialogangebote bereithielten oder sich nur auf eine komplexere Kommunikationsform beschränkten. Mehr als zwei Ein-Klick-Dialogangebote boten knapp die Hälfte der semiprofessionalisierten gAGs an. Bei den professionalisierten gAGs waren es 40 Prozent, bei den ehrenamtlich geführten gAGs knapp acht Prozent. Eine Ein-Klick-Option hielten hingegen 62 Prozent der ehrenamtlich geführten gAGs bereit und jeweils rund 20 Prozent der semi- oder vollständig professionalisierten gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Nur eine komplexe Kommunikationsoption für den Nutzer stellten 40 Prozent der hauptamtlichen gAGs, 32 Prozent der semi-

208 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

professionalisierten gAGs und 23 Prozent der ehrenamtlichen gAGs zur Verfügung. Während 70 Prozent der ehrenamtlichen gAGs mindestens ein Ein-Klick-Dialogangebot anbieten, sind es bei den semiprofessionellen nur noch 63 Prozent und bei den hauptamtlichen 60 Prozent.

mind. zwei Ein-

100%

75%

8% 40%

45%

Klick-Optionen

eine Ein-KlickOption 62%

50%

20%

mehrere 18%

komplexe Formen 8%

25% 40%

32%

eine komplexe Form

23% 5%

0% Professionalisiert (N=20)

kein Dialog-

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=22)

angebot

(N=13)

Abb. 60: Dialogangebot von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55)

Wenn Ein-Klick-Dialogangebote bereitgestellt werden, bedienen semi- und vollprofessionalisierte gAGs meistens mehr als nur eine Social-Media-Plattform. Mit p=0,037 und V=0,372 konnte bezüglich des Professionalitätsgrades und der Dialogbereitschaft eine Signifikanz mittleren Zusammenhangs aufgezeigt werden. Bezüglich des Impressums hat sich herausgestellt, dass über drei Viertel der gAGs die gesetzlichen Vorgaben des Telemediengesetzes erfüllen. Bei mehr als zwanzig Prozent fehlte allerdings mindestens eine Pflichtangabe, in einem Fall sogar das gesamte Impressum. Jeweils vier der neun Fälle entfielen dabei auf professionalisierte oder auch semiprofessionalisierte gAGs. Mit p=0,708 ist dies kein statistisch relevanter Befund.

Professionalisierung | 209

100% ein Klick,

15% 27%

25%

komplett

75%

50%

mehrere Klicks,

60% 55%

50%

25%

ein Klick, 20% 18%

0%

komplett

25%

unvollständig

5% Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=22)

professionalisiert (N=13)

mehrere Verstöße

Abb. 61: Verfügbarkeit des Impressums von gAG-Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55)

Im letzten Bewertungsabschnitt der Partizipationsaufforderung (Abb. 62) zeigte sich, dass über 90 Prozent der rein ehrenamtlich geführten gAGs ihre Web-Präsenz nutzen, um aktiv zum Mitmachen oder Spenden aufzufordern, während dies bei nur 45 Prozent der hauptamtlich geführten gAGs der Fall ist und bei 64 Prozent der semiprofessionalisierten gAGs. Die am häufigsten verwendete Form ist dabei die Einbettung eines entsprechenden Links zu vertiefenden Seiten in der Hauptnavigation der WebPräsenz. Diese Form der Partizipationsaufforderung wird von allen drei Professionalitätsgraden bevorzugt eingesetzt. Dem folgt jeweils mit erheblichem Abstand eine direkt auf der Startseite der Web-Präsenz platzierte Aufforderung zum Aktivwerden. Interessanterweise gab nicht eine einzige ehrenamtlich geführte gAG nur das Spendenkonto an, ohne eine Aufforderung zu formulieren; zudem verzichtete nur eine von dreizehn gAGs auf einen Partizipationsappell. Mit p=0,043 und V=0,0357 konnte eine statistische Signifikanz zwischen dem Partizipationsappell und dem Professionalitätsgrad festgestellt werden, wenn dieser auch nicht sehr ausgeprägt ist.

210 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100% 15% 75%

18%

8%

Link in

25% 32% 5%

50%

25%

Navigation 77%

5% 9% 55%

Homepage

Appell im Fließtext Nur

36%

Spendenkonto 8% 8%

0% Professionalisiert

Semiprofessionalisiert

Nicht

(N=20)

(N=22)

professionalisiert

Kein Appell

(N=13)

Abb. 62: Positionierung eines Partizipationsappells auf gAG-Web-Präsenzen (N=55)

Bei der Gegenüberstellung des Professionalitätsgrades mit den einzelnen Bewertungselementen der Homepage zeigte sich, dass die vier Teilaspekte Ladezeit (p=0,111), Navigation (p=0,373), Inhalt (p=0,167) und Impressum (p=0,708) keine Signifikanz aufwiesen, während dies bei der Auffindbarkeit, der Aktualität, dem Dialogangebot, der Partizipationsaufforderung und dem Design der Fall war. Insgesamt betrachtet konnte bei den 55 gAGs, welche über eine Web-Präsenz verfügen, in der Gegenüberstellung von Professionalitätsgrad und Web-Präsenz mit p=0,026 ein signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Variablen nachgewiesen werden. Aus der grafisch aufgearbeiteten Kreuztabelle (Abb. 63) werden vor allem zwei Dinge offensichtlich. Zum Ersten steigt tendenziell mit dem Professionalitätsgrad auch die hohe Qualität der gAG-eigenen Web-Präsenz und zum anderen sind mangelhafte Web-Präsenzen bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften mit 13 Prozent der Ausnahmefall, der sich allerdings in allen Professionalisierungsformen wiederfindet. Daraus kann geschlossen werden, dass die meisten gemeinnützigen Aktiengesellschaften sich der Notwendigkeit von digitaler Kommunikation bewusst sind und folglich um eine vorteilhafte Selbstdarstellung bemüht sind. Über 85 Prozent der gAGWeb-Präsenzen weisen mindestens eine mittlere Qualität auf, 40 Prozent sogar eine hohe.

Professionalisierung | 211

100%

8%

hohe Qualität

75%

45%

55% mittlere Qualität

50%

85% geringe

40%

Qualität

32%

25% 15%

14%

0% Professionalisiert (N=20)

8%

Semiprofessionalisiert Nicht professionalisiert (N=22)

(N=13)

Abb. 63: Gesamtbewertung der Web-Präsenzen nach Professionalitätsgrad (N=55)

Die Grafik lässt erkennen, dass die Qualität der Web-Präsenzen sich mit zunehmendem Professionalitätsgrad steigert, gleichwohl die voll professionalisierten gAGs nicht den höchsten Prozentsatz von qualitativ hochwertigen Online-Präsentationen aufweisen. Dieser entfällt stattdessen auf die semi-professionalisierten gAGs. Bei den ehrenamtlich geleiteten Organisationen indiziert sich sehr prägnant, dass die Qualität der Web-Präsenzen abnimmt und sich im Mittelmaß stark konzentriert. Es gibt nach oben und unten jeweils nur einen Fall Abweichung. Damit zeigt sich, dass positiv wie negativ auffallende Web-Präsenzen häufiger bei semi- oder vollständig professionalisierten gAGs vorkommen.

6.2.4 Fazit Die Analyse des Professionalisierungsprozesses hat ergeben, dass es im Bezug auf die ökonomische Struktur des Managements von gemeinnützigen Aktiengesellschaften signifikante Zusammenhänge zwischen haupt- und ehrenamtlicher Geschäftsführung gibt. Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass diese aber zahlenmäßig weniger sind als die signifikanten Mittelwertdifferenzen zu den Vergleichsgruppen aus gGmbH und AG. Für die Kapitalstruktur gilt, dass sie keine statistischen Unterschiede zur gGmbH, AG oder den verschiedenen Professionalitätsgraden innerhalb der gAGs aufweist. Statistisch relevante Signifikanzen konnten bezüglich der Vermögensstruktur, der

212 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Anlageintensität sowie der Eigenkapitalquote von gAGs im Vergleich zu den anderen Rechtsformen als auch zum eigenen Professionalitätsgrad berechnet werden. Der Professionalitätsgrad der Geschäftsführung kommt allerdings nicht nur innerhalb der Finanz- und Investitionsstruktur der gemeinnützigen Aktiengesellschaften zum Tragen, sondern auch in den Belangen der Öffentlichkeitsarbeit. Die Vorstände und Aufsichtsräte der meisten gAGs sind sich der unabdingbaren Bedeutung von Öffentlichkeitspräsenz ihrer Unternehmen bewusst, ebenso wie ihrer tragenden Rolle zur erfolgreichen Umsetzung des gewählten gemeinnützigen Zieles. In fünf der neun untersuchten Bewertungsrubriken konnten signifikante Unterschiede zwischen ehrenamtlichen, semiprofessionalisierten und professionalisierten gAG-Geschäftsführungen festgestellt werden, welche mitunter hoch signifikant waren. Die Typvariable „Professionalisierungstiefe“ setzt sich aus den drei Teilkomponenten Professionalitätsgrad, wirtschaftliche Kennzahlen und Qualitätsgrad der Web-Präsenz zusammen. Um den ökonomischen Quotienten, von denen drei der vier eine Signifikanz zum Professionalitätsgrad aufwiesen, nicht übermäßig Gewicht zu verleihen, wurden diese in einem Faktor zusammengefasst. Die Abstufung der Kennzahl ergab sich in Anlehnung an die Vergleichsgruppen, wobei die Werte, die nah an die der Aktiengesellschaften mit erwerbswirtschaftlichem Charakter grenzten, als marktähnlich eingestuft wurden und jene, die denen der gGmbH gleichen, als sektorähnlich. Konnte keine eindeutige Zuordnung vorgenommen werden, wurde dies als Mischform notiert. Für eine hohe Professionalisierungstiefe musste eine gAG zwei der folgenden drei Bedingungen erfüllen: eine ausschließlich hauptamtliche Geschäftsführung, eine marktähnliche Finanzierungsstruktur und eine qualitativ hochwertige Web-Präsenz. Von einer geringen Professionalisierungstiefe wird gesprochen, wenn ebenfalls mindestens zwei der folgenden Kriterien zutreffen: die gAG wird rein ehrenamtlich geführt, es liegt eine sektorähnliche Finanzstruktur vor und die Web-Präsenz zeichnet sich durch eine geringe Qualität aus oder ist nicht vorhanden. Bei Merkmalsausprägungen, die nicht diesen Ausformungen entsprachen, wird von einer mittleren Professionalisierungstiefe ausgegangen.

Transparenz | 213

75% 62,7% 50%

25%

18,6%

18,6%

0% stark

mittel

schwach

Abb. 64: Professionalisierungstiefe von gemeinnützigen AGs (N=59)

Abbildung 64 illustriert die Fallverteilung der Professionalisierungstiefe. Die meisten gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland (62,7 Prozent) besitzen demnach eine mittlere Professionalisierungstiefe. Dieser Befund zeigt, dass sich allein mit der Rechtsform der gAG im Generellen keine marktähnliche Professionalisierung vollzieht. Lediglich 11 der 59 untersuchten gAGs verfügen über einen hohen Professionalitätsgrad und weisen damit in mindestens zwei der drei untersuchten Bereiche Ähnlichkeiten mit kommerziell geführten AGs auf. Die gleiche Anzahl an gAGs nutzt die strukturellen Vorteile der gAG jedoch nicht, um ihre Professionalisierung zu befördern. Als Konklusion ist festzuhalten, dass insbesondere ehrenamtlich geführte gAGs oft dem Klischee der ZGOs, d.h. ohne übermäßiges Interesse für wirtschaftliche Belange entsprechen, was nicht damit gleichzusetzen ist, dass sie nicht wirtschaftlich agieren. Dies wird allerdings häufig durch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit kompensiert, welche einen wesentlichen administrativen Schwerpunkt bildet.

6.3 Transparenz Die Funktionsweise von Organisationen basiert auf einem Vertrauensvorschuss gegenüber den gesellschaftstragenden Institutionen. Giddens subsumiert dieses Phänomen unter dem Begriff „blind trust“432, der sich im Fall von ZGOs in der freiwilligen Gabe von monetären oder zeitlichen Kapazitäten niederschlägt. Wird den Organisationen das Vertrauen entzogen, verlieren sie ihre Handlungsfähigkeit durch Ressourcenknappheit und/oder Klientelmangel. || 432 Giddens, Anthony: The Consequences of Modernity. Stanford 2009. S. 33 ff.

214 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

In der letzten Dekade hat die Aberkennung des Spendensiegels bei Unicef433, die regelmäßige Manipulierung von Preisverleihungen des ADAC e.V.s434, Risiko-Termingeschäfte, in denen 3,8 Millionen Euro bei Greenpeace in Amsterdam verloren gingen435, sowie die Wirtschaftskrisen der 2000er Jahre einen zunehmenden öffentlichen Diskurs zum Umgang mit Spendengeldern sowie öffentlichen Zuschüssen angeregt. Geschürt wird dieser Prozess des öffentlichen Hinterfragens von der Entwicklung hin zu einer „audit society“, wie sie Michael Power Mitte der 1990er Jahre bereits beschrieb. Die Gesellschaft tendiert durch einen institutionellen Vertrauensverlust zu einer vermehrten Rechtfertigungspflicht von Institutionen gegenüber der Gesellschaft selbst. „The audit society is a society that endangers itself because it invests too heavily in shallow rituals of verification to the expense of other forms of organizational intelligence.“436 Luhmann sieht gerade in den so entstehenden Verfahren, welche grundsätzlich ergebnisoffen sind, die allerdings auch camouflierte Rituale mit bekannten Ergebnissen sein können, die Möglichkeit des Einzelnen, ihn von seinem individuellen Versagen zu entbinden. Durch diese Auslagerung der eigenen Versagensängste kann institutionelles Vertrauen ungeachtet dessen erzeugt werden, dass das verwendete Verfahren eventuell fehlerhaft ist.437 Caspar Hirschi führt diesen Ansatz fort, indem er aufzeigt, dass sinkendes Systemvertrauen durch immer neuere immer komplexere Verfahren kompensiert werden muss.438 Dieser Effekt ist auch in der Transparenzbewegung der Zivilgesellschaft verifizierbar. Grundsätzlich gilt, dass alle steuerbegünstigten Organisationen der Zivilgesellschaft obligatorisch der Aufsicht und Kontrolle der jeweils zuständigen Finanzbehörde unterliegen. Die Ergebnisse der steuerlichen Kontrollausübung fallen allerdings unter das Steuergeheimnis und sind damit der Öffentlichkeit nicht zugänglich.439 Zusätzlich können je nach Rechtsform weitere Aufsichtsbehörden oder -instanzen dazukommen wie bei der rechtsfähigen Stiftung des bürgerlichen Rechts die

|| 433 Vgl.: Denso, Christian: Entzauberung des Guten. In: Die Zeit Nr. 07 (2008). 434 Vgl.: Schwere Vorwürfe gegen den ADAC. In: Zeit online (14.01.2014). Internet: https://www.zeit.de/mobilitaet/2014-01/adac-vorwuerfe-wahl-lieblingsauto 435 Vgl.: Kramer, Sarah: Festgeld statt Risikogeschäft. In: Der Tagesspiegel 23.06.2014. 436 Power, Michael: The Audit Society. Rituals of Verification. Oxford 1999. S. 123. 437 Vgl.: Luhmann, Niklas: Legitimation durch Verfahren. München 1975. 438 Vgl.: Hirschi, Caspar: Transparenz ist nur eine andere Form von Intransparenz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 6/08.01.2014. S. N 4. 439 Vgl.: Krimmer, Holger/Weitemeyer, Birgit/Vogt, Benedikt/u.a.: Transparenz im Dritten Sektor. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme. Hamburg 2014. S. 10; ebenso: Anheimer, Helmut/Beller, Annelie/ Haß, Rabea: Accountability und Transparenz des Dritten Sektors in Deutschland – Ein Paradox? In: Forschungsjournal Soziale Bewegung 24. Jg. 3 (2011). S. 96–105; hier: S. 97.

Transparenz | 215

Stiftungsbehörde des Landes oder die Stiftungsaufsichtsbehörde oder wie bei Vereinen und Kapitalgesellschaften die Ebene der internen Kontrolle durch das Organ der Mitglieder- oder Anteilseigner-Versammlungen. Zu diesen differenzierten Transparenzinstanzen können weitere Instanzen der freiwilligen Selbstverpflichtung hinzutreten, die andere Qualitätsparameter für Transparenz bieten als die formalrechtlichen Anforderungen beispielsweise der Abgabenordnung. Momentan gibt es drei wesentliche nicht staatliche Initiativen: das Transparenzsiegel des Transparency International Deutschland e.V., das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen und die Überprüfung durch die privat finanzierte Phineo gAG, welche sich als Zertifizierer unter Ansatz qualitativer Prüfparameter zu etablieren versuchen. Keine der erwähnten Initiativen kann mehr als ein Prozent der ZGOs auf sich vereinen.440 Die geringen Realisierungszahlen verdeutlichen eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem theoretischen Anspruch und der realisierten Praxis. Der Weg zur zertifizierten Transparenz ist undurchsichtig. Innerhalb der Forschung wird in diesem Zusammenhang von der „Multiple Accountabilities Disorder (MAD)“ gesprochen. Es beschreibt das Spannungsfeld von Rechenschaftspflichten, in welche ZGOs aufgrund ihrer Finanzierungs- und/oder Organisationsform geraten können, wobei die jeweiligen Anforderungen sich deutlich unterscheiden, mitunter sogar widersprechen können.441 Augenscheinlich wird dies etwa im Fall einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft, die dem Finanzamt ihre Jahresabschlüsse vorlegen muss. Die Anforderungen der Finanzbehörden unterscheiden sich evident von denen der Aktionäre, die aufgrund des Gewinnausschüttungsverbotes primär an dem Wirkungsgrad des investierten Geldes interessiert sein dürften. Das Ziel aller Transparenzbestrebungen ist das Gewähren von Einblicken in die Struktur und Finanzierung von steuerbegünstigten Organisationen. Hierbei gilt es, die Komplexität dieser internen Abläufe auf den minimalsten gemeinsamen Nenner herunterzubrechen, um eine Vergleichbarkeit mit anderen Organisationen herzustellen. Transparenz der Zivilgesellschaft hat das Ziel, offenzulegen in welchem Verhältnis der Mitteleinsatz zum Realisierungsgrad der satzungsgemäßen gemeinnützigen Zwecke steht. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass der Transparenzansatz vor allem an finanzierungsbezogene Publizitätspflichten gebunden ist, so dass Aspekte wie Rechtsform, Wirkung und die Art der Mittelbeschaffung nicht inkludiert werden.442 || 440 Vgl.: Anheimer, Helmut/Beller, Annelie/Haß, Rabea: Accountability und Transparenz des Dritten Sektors in Deutschland – Ein Paradox? [wie Anm. 439], S. 98. 441 Vgl.: Renz, David O.: The Jossey-Bass Handbook of Nonprofit Leadership and Management. San Francisco 2010. S. 103 f. 442 Vgl.: Krimmer, Holger/Weitemeyer, Birgit/Vogt, Benedikt/u.a.: Transparenz im Dritten Sektor. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme [wie Anm. 439], S. 3.

216 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die Zweckmittelbindung, als eine Bereitstellung von Mitteln zu einem vordefinierten Zweck, ist ein wesentlicher Bestandteil von steuerbegünstigten Institutionen und dient der Nachhaltigkeit der ZGOs. Nachhaltigkeit wird hier im Sinne der Brundtland-Kommission als ein auf Langfristigkeit angelegtes Handeln verstanden und ist somit eine weitere Konsequenz der „formellen Satzungsstrenge“ bei gAGs.443 Diese Dauerhaftigkeit in der Verfolgung des Satzungszwecks liegt zwischen dem unveränderlichen Gründungszweck einer Stiftung und dem veränderbaren Vereinsziel. Das bedeutet, dass eine Entscheidung für eine AG-Gründung oder -Umwandlung letztlich auch eine Entscheidung für die zukünftig konsequente, aber nicht starre Verfolgung des definierten Satzungszwecks ist. Diese Rechtsform bedingt nicht nur eine gewisse Beständigkeit, sondern auch Transparenz, die über die eines Vereins weit hinausgeht, ohne die relative Unveränderlichkeit einer Stiftung hinsichtlich ihres Stiftungszwecks einzunehmen. Demgegenüber ist das Konstrukt deutlich schwerfälliger als ein Verein, was zu einer Minderung der Flexibilität führt. Ob dies ein Vorteil oder ein Nachteil ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Die Strahlkraft gegenüber potenziellen Aktionären und Spendern schmälert diese Kontinuität sicher nicht, da sie sich nicht nur auf den Satzungszweck erstreckt, sondern auch auf die innere Struktur sowie die Nachvollziehbarkeit von monetären Mitteln. Innerhalb der in der Zivilgesellschaft verwendeten Rechtsformen unterliegen nur die Kapitalgesellschaften größenabhängigen Bilanzierungs- und Publikationspflichten. Rechenschaftslegung gegenüber homogenen Interessengruppen und gesetzlich verordnete Publizität werden beide als Bestandteil von Transparenz verstanden, garantieren aber für sich allein genommen noch keine Transparenz. Wie bereits erwähnt unterliegen die Aktiengesellschaften genauso wie die GmbHs Publikationspflichten, wie sie in der Zivilgesellschaft einzigartig sind. Stiftungen und Vereine zählen nicht zu den Kapitalgesellschaften und sind somit von der doppelten Buchführungspflicht, welche § 5 EStG für Kapitalgesellschaften vorsieht, entbunden. Stattdessen sind sie zur Rechnungslegung im Rahmen einer vereinfachten Buchführung verpflichtet, die das BGB regelt. So erklärt § 27 Abs. 3 BGB die Vorschriften des Auftragsrechts für analog anwendbar. Deshalb ergibt sich die Pflicht zur Rechnungslegung aus § 666 BGB („Auskunfts- und Rechenschaftspflicht“). Aus dieser Vorschrift folgen die grundlegenden Pflichten des Vereinsvorstands: die Berichtspflicht, die Auskunftspflicht und die Rechenschaftspflicht. Aus der Rechenschaftspflicht folgt die Pflicht zur geordneten Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben. Diese Minimalstandards machen ein Vergleichen von Erfolgsrechnungen der spendensammelnden Organisationen schwer möglich, insbesondere unter Berücksichtigung der

|| 443 „Dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Vgl.: Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Hrsg. v. Volker Hauff. Greven 1987. S. 46.

Transparenz | 217

mangelnden Publizitätspflicht. Zwar verlangen die Finanzbehörden eine Strukturierung der Rechnungslegung der Vereine in den ideellen Bereich, die Vermögensverwaltung, Zweckbetriebe und wirtschaftliche Geschäftsbetriebe. Allerdings ist diese Unterscheidung fiskal motiviert und verhilft Spendern oder Mitgliedern von Vereinen in keiner Weise in ihrem Wunsch nach Transparenz und Messung der Effizienz. Somit bleibt ein Vergleich zwischen der Effizienz der Zweckerreichung eines Vereins mit derjenigen einer gemeinnützigen Kapitalgesellschaft unmöglich. Um diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, erarbeiteten Mitarbeiter der Georg-August-Universität Göttingen das „Konzept für eine Erfolgsrechnung spendensammelnder Organisationen“. Dieses beinhaltet als zentrale Forderung eine Gliederung der Bilanzen nach Funktionsbereichen statt nach den übergreifenden Posten der Aufwandsart. Darüber hinaus wird die Verwendung eines erläuternden Anhangs empfohlen, um das Informationsbedürfnis der Spender zu stillen.444 Das Bedürfnis nach verwertbaren Informationen wird bei Kapitalgesellschaften bereits vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Der Vollständigkeit halber sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass für „kleine“ und „Kleinst-“AGs, die bisher den Großteil der gAGs in Deutschland ausmachen, weniger strenge Publikationspflichten gelten. Die Minimalstandards für Kapitalgesellschaften müssen sie jedoch erfüllen, was eine Offenlegung der Bilanz anhand ihrer alphabetischen Posten beinhaltet. Gemeinnützige Aktiengesellschaften verfügen demnach über einen weiteren organisatorischen Vorteil, indem ihre Transparenzanforderungen im direkten Verhältnis zu ihrer wirtschaftlichen Größe stehen. Dieser Aspekt kommt aufgrund der aufgezeigten gesetzlichen Vorschriften weder bei Stiftungen noch bei Vereinen zum Tragen. Aktiengesellschaften müssen ab einer mittleren Größe neben den jährlichen Bilanzen auch ihre Gewinn-und-Verlustrechnung offenlegen. Diese Veröffentlichungen können von jedem Interessierten eingesehen werden und erlauben somit auch potenziellen Aktionären sich über das wirtschaftliche Gebaren einer Institution zu informieren.445 Dieser gesetzlich vorgeschriebene, öffentlich nachvollziehbare Umgang mit finanziellen Ressourcen ist für die Zivilgesellschaft und ihre Organisationen der Ausnahmefall. In Zeiten öffentlicher Sparzwänge kommt den Spendern zunehmende Bedeutung zu, was deren Selbstbewusstsein und kritische Aufmerksamkeit bestärkt. In diesem Kontext wird Transparenz zu einem Wettbewerbsvorteil und „Verkaufsargument“. Sie vermittelt dem Spender die Chance zu kontrollieren, ob sein Geld sinnvoll investiert und verwendet wurde. || 444 Vgl.: Schruff, Lothar/Busse, Simon: Die Informationspflicht zur Spendenverwendung. Die Rechnungslegung spendensammelnder Organisation als Informations- und Kontrollinstrument für Spender. In: Handbuch Spendenwesen – Bessere Organisation, Transparenz, Kontrolle, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit von Spendenwerken. Wiesbaden 2011. S. 81–91; hier: S. 82 ff. 445 Dies ist z.B. unter www.unternehmensregister.de möglich. Hier sind alle Bilanzen von Kapitalgesellschaften seit 2006 öffentlich und ohne besondere Zugangsvoraussetzungen einsehbar.

218 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die Potenzialthese zur Transparenz lautet folglich: Die gesetzlich definierten Publikationspflichten von gAGs werden dem Bedürfnis der Zivilgesellschaft nach Transparenz gerecht. Die gesetzlich normierten Anforderungen an Transparenz innerhalb der Aktiengesellschaft kann den Organisationen im steuerbegünstigten Tätigkeitsfeld einen Wettbewerbsvorteil verleihen. Zur empirischen Überprüfung dieser These wird zum einen ein Abgleich des gesetzlich normierten und des von der Zivilgesellschaft gewünschten Transparenzgehaltes vorgenommen, was nachfolgend als „äußere Transparenz“ bezeichnet wird, und zum anderen die Transparenz der inneren Organisationsstruktur analysiert, soweit diese von außen ersichtlich ist. Die nachfolgende deskriptive Auseinandersetzung mit den beiden Dimensionen des Transparenzkonzepts soll die verkürzt dargestellte normativ geführte Diskussion nach Zielen und Standards für die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft anhand empirischer Daten Praxisbezug verleihen und eine Faktenbasis für vertiefende Zieldiskussionen schaffen.

6.3.1 Äußere Transparenz Die Frage danach, ob ein flächendeckender Transparenzstandard für die heterogenen Organisationen der Zivilgesellschaft realistisch ist, mischt sich aus Sicht der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre mit der Sorge darum, dass in vertraulichen Bereichen zu viel Informationen abverlangt werden, während in legitimationsrelevanten Sektionen wie etwa der Finanzierung nicht hinreichende Transparenz entsteht.446 Angesichts dieser Herausforderung startete der Transparency International Deutschland e.V. 2010 die „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ mit dem Ziel, einen einheitlichen Transparenzstandard für die Zivilgesellschaft zu schaffen, der über die gesetzlichen Pflichtangaben hinausgeht. Anhand einer Selbstverpflichtung erklärt sich jede unterzeichnende Organisation bereit, die zehn folgenden Angaben online leicht auffindbar und in einem vorgegebenen Format zugänglich zu machen: 1. Name, Sitz, Anschrift und Gründungsjahr der Organisation 2. Vollständige Satzung oder Gesellschaftervertrag sowie weitere wesentliche Dokumente, die Auskunft darüber geben, welche konkrete Ziele verfolgt und wie diese erreicht werden sollen (z.B. Vision, Leitbild, Werte, Förderkriterien) 3. Datum des jüngsten Bescheides des Finanzamts über die Anerkennung als steuerbegünstigte (gemeinnützige) Körperschaft, sofern es sich um eine solche Körperschaft handelt 4. Name und Funktion der wesentlichen Entscheidungsträger (z.B. Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsorgane)

|| 446 Vgl.: Krimmer, Holger/Weitemeyer, Birgit/Vogt, Benedikt/u.a.: Transparenz im Dritten Sektor. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme [wie Anm. 439], S. 3.

Transparenz | 219

5.

Bericht über die Tätigkeiten der Organisation: zeitnah, verständlich und so umfassend wie mit vertretbarem Aufwand herstellbar (z.B. Kopie des Berichts, der jährlich gegenüber der Mitglieder- oder Gesellschafterversammlung abzugeben ist) 6. Personalstruktur: Anzahl der hauptberuflichen Arbeitnehmer, Honorarkräfte, geringfügig Beschäftigte, Zivildienstleistende, Freiwilligendienstleistende; Angaben zu ehrenamtlichen Mitarbeitern 7. Mittelherkunft: Angaben über sämtliche Einnahmen, dargelegt als Teil der jährlich erstellten Einnahmen-/Ausgaben- oder Gewinn-und-Verlustrechnung, aufgeschlüsselt nach Mitteln aus dem ideellen Bereich (z.B. Spenden, Mitgliedsund Förderbeiträge), öffentlichen Zuwendungen, Einkünften aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb, Zweckbetrieb und/oder der Vermögensverwaltung 8. Mittelverwendung: Angaben über die Verwendung sämtlicher Einnahmen, dargelegt als Teil der jährlich erstellten Einnahmen-und-Ausgaben- oder Gewinnund-Verlustrechnung sowie der Vermögensübersicht bzw. der Bilanz 9. Gesellschaftsrechtliche Verbundenheit mit Dritten, z.B. Mutter- oder Tochtergesellschaft, Förderverein, ausgegliederter Wirtschaftsbetrieb, Partnerorganisation 10. Namen von juristischen Personen, deren jährliche Zuwendung (inkl. Beiträge, Leistungsentgelte, Gebühren, Projektmittel, Spenden etc.) mehr als zehn Prozent der gesamten Jahreseinnahmen ausmachen. Angaben zu entsprechenden Spenden von natürlichen Personen werden nach Zustimmung derselben veröffentlicht, in jedem Fall aber als „Großspenden von Privatpersonen“ gekennzeichnet.447 Die zehn Punkte der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ konzentrieren sich nicht nur auf wirtschaftliche Aspekte, sondern versuchen die Organisation im Ganzen zu erfassen, indem auch Tätigkeitsberichte, Personalstruktur und gesellschaftliche Verflechtungen angegeben werden müssen. Für Kapitalgesellschaften sind viele dieser Angaben über das Handels- bzw. Unternehmensregister abrufbar. Diese Faktizität ist allerdings als obligatorische Transparenz zu verstehen, da es sich dort um gesetzliche Publizitätspflichten handelt, deren Einsichtnahme regelmäßig kostenpflichtig ist und einer Online-Voranmeldung bedarf. Den Angaben auf der Homepage zufolge haben sich bis zum November 2016 insgesamt knapp 800 gemeinnützige Organisationen diesem Ansatz freiwillig verpflichtet. Dies ist bei mehr als einer halben Million ZGOs zwar ein marginaler Teil (weniger als 0,2 Prozent), aber immerhin ein Anfang. In Bezug auf die gemeinnützigen Aktiengesellschaften ist zu bemerken, dass fünf von 59 gAGs sich an dieser Initiative

|| 447 Initiative Transparente Zivilgesellschaft: Selbstverpflichtung. Fassung April 2016. Internet: https://www.transparency.de/fileadmin/pdfs/Themen/Nonprofit/SVE_Initiative_Transparente_ Zivilgesellschaft_SV_Ver._1.1_16-04-10.pdf. Zuletzt geprüft am: 17.11.2016.

220 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

beteiligen, was mit 8,5 Prozent vergleichsweise viel ist.448 Ein Grund für die hohe Selbstverpflichtung der gAGs könnte sein, dass sie durch ihrer Rechtsform ohnehin zu einer Vielzahl von Angaben verpflichtet sind, so dass die Umsetzung des angestrebten Transparenzstandards keinen wesentlichen Mehraufwand bedeutet. Gemeinnützige Aktiengesellschaften sind von vornherein einer Transparenzmehrfachanforderung ausgesetzt. Es hat sich in den letzten Jahren allerdings gezeigt, dass es in Bezug auf Aktiengesellschaften eine beachtliche Diskrepanz zwischen „bürokratisch überbordenden Anforderungen und geringer empirischer Relevanz“449 gibt; u.a. diese Erkenntnis hat den Gesetzgeber zur Änderung von Publikationspflichten veranlasst. Entgegen der allgemeinen Transparenzbestrebungen hat das Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzrechtsänderungsgesetz von 2012 die Offenlegungspflichten von Kleinstkapitalgesellschaften drastisch verringert, so dass besonders für Kleinstorganisationen die angenommene Transparenz zusehends verloren geht, da sie vom Gesetzgeber auf ein Minimum reduziert wurde. Hintergrund des MicroBilG war, dass Kleinstkapitalgesellschaften von ähnlichen Erleichterungen wie Einzelkaufleute profitieren sollten. Dadurch wird der Informationsgehalt für Kapitalgeber deutlich beschnitten, denn den Kleinstunternehmen wird die Pflicht zur Erstellung eines Anhangs ebenso wie die Gewinn-und-Verlustrechnung erlassen und eine verkürzte Bilanz gewährt, welche optional offengelegt oder beim Unternehmensregister hinterlegt werden kann. Daraus leitet sich die Teilthese ab, dass die Transparenzbereitschaft von gAGs ganz wesentlich mit ihrer Unternehmensgröße verbunden ist und insbesondere die Kleinst-gAGs einen geringeren Transparenzgrad aufweisen, indem sie sich die neuen gesetzlichen Erleichterungsvorschriften zu Nutze machen. 6.3.1.1 Untersuchungsaufbau Zur Bewertung der äußeren von gAGs wurde nach einem Punktesystem verfahren, dass sich an den Vorgaben der Selbstverpflichtung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft orientiert. Den Offenlegungspflichten der Kapitalgesellschaften Rechnung tragend, wurden auch die Angaben im Handels- und Unternehmensregister berücksichtigt, da diese als erste und verbindliche Datenquelle für Unternehmensdaten gilt. Waren die allgemeinen Daten: Name, Sitz, Anschrift und Gründungsjahr im Handels- und/oder Unternehmensregister zugänglich, gab es für jeden Aspekt einen Punkt. Konnten die Informationen auch der Web-Präsenz entnommen werden, gab es je einen zusätzlichen Punkt. Nach gleichem Vorgehen wurde verfahren, wenn die Satzung beim Handelsregister hinterlegt war und kostenpflichtig abgerufen werden || 448 Dieser prozentual hohe Anteil entsteht durch die vergleichsweise geringe Population von gAGs. 449 Vgl.: Krimmer, Holger/Weitemeyer, Birgit/Vogt, Benedikt/u.a.: Transparenz im Dritten Sektor. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme [wie Anm. 439], S. 8.

Transparenz | 221

konnte. War sie über die Firmenseite kostenfrei verfügbar, gab es einen weiteren Extra-Punkt. Gleiches gilt für jedes weitere Dokument wie Vision, Leitbild, Werte, Förderkriterien. Konnte die Bescheinigung der Steuerbegünstigung des Finanzamts eingesehen werden, gab es einen weiteren Punkt. Waren die Namen der Vorstände und Aufsichtsräte im Handels- und/oder Unternehmensregister ersichtlich, wurde dies durch einen weiteren Punkt honoriert, bei der Angabe auf der eigenen Web-Präsenz erhielten die gAGs pro Organ eine weitere Bewertungseinheit. Konnten dem Handels- und/oder Unternehmensregister Tätigkeitsberichte und Personalstruktur sowie die Anzahl ehrenamtlicher Mitarbeiter entnommen werden, wurde dies mit je einem weiteren Punkt vermerkt, standen die Informationen auf der Web-Präsenz zur Verfügung, gab es jeweils einen zusätzlichen Punkt. War der aktuelle Jahresabschluss kostenfrei über das Unternehmensregister abrufbar, gab es zwei Punkte, war der Jahresabschluss nur hinterlegt und konnte nur gegen eine Gebühr eingesehen werden, gab es nur einen Punkt, war er über die Web-Präsenz der gAG zugänglich, wurde dies mit drei Bewertungseinheiten honoriert. Lag kein aktueller Abschluss vor, wurde dies mit einem Minuspunkt vermerkt.450 Erfolgte innerhalb des Jahresabschlusses eine Aufschlüsselung nach Mitteln aus dem ideellen Bereich, öffentlichen Zuwendungen, Einkünften aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb, Zweckbetrieb und/oder der Vermögensverwaltung, gab es einen Punkt. Eine weitere Bewertungseinheit erhielten die gAGs, die ihre Mittelverwendung via Einnahmen-und-Ausgaben-Rechnung oder Gewinn-und-Verlustrechnung veröffentlichten. Die letzten beiden Punkte wurden vergeben, wenn gesellschaftsrechtliche Zugehörigkeiten offengelegt wurden, ebenso wie die Zuwendungen von juristischen oder privaten Personen, welche mehr als zehn Prozent der gesamten Jahreseinnahmen ausmachten. Gab es Unterschiede zwischen den Angaben beim Handels- und Unternehmensregister und der gAG eigenen Web-Präsenz, wurde zu Gunsten der gAG bewertet. Die summierten Punkte wurden im Anschluss kategorisiert. Die Kategorisierung folgte hier nicht inhaltlichen Überlegungen, sondern mathematischen Verfahren. Zur Schaffung von drei Kategorien mit jeweils der gleichen Kategoriebreite wurde die maximal zu vergebende Punktzahl von 37 durch die Anzahl an Kategorien dividiert. Daraus ergibt sich eine „schwache äußere Transparenz“, wenn unter 12 Punkte erreicht wurden. Lag die Punktzahl bei mindestens 12 und unter 25, erfolgte die Einordung in die Kategorie „mittlerer äußerer Transparenzgrad“, ab einer Punktzahl von 25 wird von einem „hohen äußeren Transparenzgrad“ gesprochen. Darauf basierend wurde anhand des exakten Tests nach Fisher Signifikanzen zwischen Unternehmensgröße und äußerem Transparenzgrad berechnet, um die formulierte Hypothese zu überprüfen.

|| 450 Für diese Form der Gewichtung wurde sich entschieden, da ein zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht vorliegender Jahresabschluss für 2014 der Nichterfüllung rechtlicher Notwendigkeiten entspricht und damit keine fakultative Entscheidung ist, sondern ein rechtlicher Verstoß.

222 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Es ist zu beachten, dass der äußere Transparenzgrad im Kontext der Transparenzansprüche der Zivilgesellschaft gelesen wird und nicht als Gradmesser zur Erfüllung rechtlicher Pflichten zu verstehen ist. 6.3.1.2 Ergebnisse Teilhypothese: Die äußere Transparenz einer gAG steht im Zusammenhang mit den gesetzlich definierten Unternehmensgrößen. Ein erster Überblick über die Daten der äußeren Transparenz (Abb. 65) hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der gAGs (54 Prozent) eine mittlere äußere Transparenz aufwiesen. Gefolgt von 29 Prozent der gAGs mit einer hohen äußeren Transparenz. Damit macht die Gruppe jener gAGs, die eine niedrige äußere Transparenz haben, lediglich 17 Prozent aus.

29%

17%

niedrige äußere Transparenz mittlere äußere Transparenz

54%

hohe äußere Transparenz

Abb. 65: Verteilung der äußeren Transparenz von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Daraus lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen. Zum Ersten: Der Anteil der gAGs mit niedriger äußerer Transparenz ist mit 10 gAGs (17 Prozent) zwar nicht marginal, liegt aber deutlich unter der Summe aller Kleinst- und kleinen gAGs (45 gAGs). Dies kann als Indiz gewertet werden, dass es auch kleinen Kapitalgesellschaften, trotz gesetzlicher Erleichterungen, nicht gelingt, sich vollständig der Transparenz zu entziehen. Damit senkt das MicroBilG den Transparenzstandard nicht in einem so starken Maße, dass Kleinst-gAGs pauschal an Transparenz verlieren. Zum Zweiten erreichen mehr als nur die fünf gAGs, welche die Selbstverpflichtung unterschieben haben, eine hohe äußere Transparenz. Lediglich eine der fünf sich selbstverpflichtenden gAGs hat keine hohe äußere Transparenz. Die „Hand in gAG“ konnte die gesetzten Standards nicht mehr erfüllen, da die Angaben seit Jahren

Transparenz | 223

nicht aktualisiert worden waren. Dies mag in diesem besonderen Fall daran liegen, dass die gAG im Jahr 2016 durch Rechtsformwechsel in eine gGmbH umgewandelt wurde.451 Ein detaillierterer Blick in die Daten zeigt, wo besonders die Stärken und Schwächen der gAGs nach Unternehmensgröße liegen und welche Informationen der Selbstverpflichtung besonders häufig oder selten öffentlich zugänglich gemacht wurden. Die Erhebung der äußeren Transparenz hat ergeben, dass über 90 Prozent der gAG-Satzungen beim Handelsregister gegen eine Gebühr online abrufbar waren. 16 gAGs (27 Prozent) stellten darüber hinaus ihre Satzung auf der eigenen Web-Präsenz mindestens auszugsweise online zur Verfügung. Im Fall von fünf gAGs musste die Satzung bei dem zuständigen Handelsregister postalisch angefragt werden. Die Aufgliederung der Online-Verfügbarkeit von gAG-Satzungen (Abb. 66) zeigt, dass 83 Prozent (5 gAGs) der mittelgroßen gAGs ihren Interessenten die Satzung durch die eigene Web-Präsenz kostenfrei zur Verfügung stellen, während bei den kleinen und großen jeweils deutlich weniger gAGs so verfahren. Bei den Kleinst-gAGs ist auffällig, dass sie den höchsten Teil der gAGs ausmachen, deren Satzung nicht digital verfügbar ist, sondern nur auf postalischem Weg beantragt werden kann.

100% 17% 75% 69%

68%

75%

50%

Web-Präsenz

83% 25%

Handelsregister

nicht online 15% 15%

0%

abrufbar

26% 25% 5%

Kleinst-gAGs

kleine gAGs

mittlere gAGs

große gAGs

(N=26)

(N=19)

(N=6)

(N=8)

Abb. 66: Online-Verfügbarkeit von gAG-Satzungen im Jahre 2014 (N=59)

|| 451 Sie ist damit der einzig bekannte Fall einer Rechtsformumwandlung von einer gAG in eine gGmbH.

224 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Zusätzliche firmenstrategische Dokumente wie ein Leitbild, Vision, Werte oder Vergleichbares stellten insgesamt 70 Prozent der gAGs zur Verfügung (Abb. 67). Knapp 21 Prozent davon (9 gAGs) machten mindestens drei solche Dokumente öffentlich zugänglich, während knapp 30 Prozent der gAGs (17 gAGs) keine vertiefenden Strategiepapiere veröffentlichten. Die Mehrheit publizierte zwei Dokumente zur Unternehmensphilosophie online. Der Aufforderung nach der Zugänglichkeit der Steuerbefreiung vom Finanzamt kamen 15 Prozent, sprich neun gAGs nach. Zwei Drittel davon entfielen interessanterweise auf Kleinst-gAGs. Am häufigsten erfüllten die gAGs das Kriterium, ihre Vorstände zu nennen, was in über 100 Prozent der Fälle auch getan wurde. Bei den Aufsichtsräten nahm die Quote bereits ab; die namentliche Nennung der Aufsichtsräte wurde nur von knapp 95 Prozent der gAGs erfüllt. Auch zur weiteren Personalstruktur gab nur die Hälfte (30 gAGs) der untersuchten gAGs Auskunft. Noch zögerlicher war die Informationsbereitschaft zum Thema ehrenamtliche Mitarbeiter. Hier machten nur gut ein Viertel (16 gAGs) konkrete Angaben. Den über die gesetzlichen Pflichtangaben hinausgehenden Tätigkeitsbericht stellte ein Drittel (21 gAGs) online zur Verfügung. Der Jahresabschluss 2014 konnte bei allen Untersuchungsobjekten über das Unternehmensregister abgerufen werden. Knapp 14 Prozent (8 gAGs) legten ihren Jahresabschluss auf der eigenen Web-Präsenz vor, obwohl dieser wie üblich auch über das Unternehmensregister kostenfrei abrufbar war. Ein Fünftel hinterlegte ihren Jahresabschluss beim Unternehmensregister, so dass die Einsichtnahme gebührenpflichtig war. Innerhalb der Jahresabschlüsse wurde von 36 Prozent (21 gAGs) eine Gewinn-und-Verlustrechnung vorgelegt, welche in zehn Fällen online über die Firmenseite abrufbar war. Abbildung 67 demonstriert, wie aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ab der mittleren Unternehmensgröße 100 Prozent der gAGs Gewinn-und-Verlustrechnungen offenlegen, sowie dass dies bei Kleinst-gAGs selten der Fall war. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Mittel nahmen 23 gAGs (39 Prozent) vor. Über 55 Prozent (33 gAGs) machten konkrete Angaben zur gesellschaftsrechtlichen Zugehörigkeit, 70 Prozent davon (23 gAGs) online über die eigene Web-Präsenz. Die Offenlegung von Mittelzuwendungen, die über zehn Prozent der Jahreseinnahmen umfassten, erfolgte von 14 gAGs (24 Prozent).

Transparenz | 225

Adresse

26

19

6

8

Gründungsjahr

26

19

6

8

Jahresabschluss

26

19

6

8

Vorstand

26

19

6

8

Aufsichtsrat

24

Satzung

22

Vision 11

Rechtliche Zugehörigkeit

10

14 12

8

5

Tätigkeitsbericht

8

6

1

6

8 8

5

7 8

7

3 4

3

8

6

Ehrenamtlich

9

5

Zuwendung

8

4 11

Steuerbegünstigung

3

6 5

5

12

Aufschlüsselung

6

18

18

Personalstruktur

GuV

18

2

6 2 1 0

10

20

30

40

Kleinst-gAGs (N=26)

kleine gAGs (N=19)

mittlere gAGs (N=6)

große gAGs (N=8)

50

60

Abb. 67: Online-Verfügbarkeit von Transparenzkriterien nach gAG-Anzahl (N=59)

Die vollständige Auflistung (Abb. 67) aller von der Initiative Transparente Zivilgesellschaft formulierter Kriterien für eine transparente ZGO zeigt, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften die vier Kriterien: Adresse, Gründungsjahr, Vorstand und Jahresabschluss zu 100 Prozent erfüllen, gefolgt von 95 Prozent bei den Aufsichtsräten, 92 Prozent bei den Satzungen und 71 Prozent bei unternehmensstrategischen Papieren. Die größten Defizite liegen hingegen in den Bereichen: Bescheinigung der Steuerbefreiung (15 Prozent), Offenlegung der Zuwendung über 10 Prozent der Jahreseinnahmen (24 Prozent) sowie dem Ausweisen von ehrenamtlichen Mitarbeitern, was nur 27 Prozent der gAGs taten.

226 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die Gegenüberstellung von Stärken und Schwächen der gAG-Transparenz belegt, dass die Stärken vor allem im erwerbswirtschaftlichen Kontext bestehen, während die für die Zivilgesellschaft relevanten Informationen deutlich seltener zugänglich sind. Dies ist unter anderem damit zu begründen, dass der Gesetzgeber sich bei den Publikationspflichten für Kapitalgesellschaften an erwerbswirtschaftlichen Unternehmen orientierte und nicht an steuerbegünstigten. Die Hypothese des Zusammenhangs von Unternehmensgröße und äußerer Transparenz konnte anhand des exakten Tests nach Fisher mit p=0,320 nicht bestätigt werden. Damit ist die Alternativhypothes anzunehmen, die besagt, dass es zwischen der Unternehmensgröße der gAGs und deren äußerer Transparenz keinen Zusammenhang gibt. Der Blick in die Kreuztabelle (Abb. 68) lässt dennoch erkennen, dass eine schwache äußere Transparenz vor allem ein Phänomen der Kleinst- und kleinen gAGs ist. Er zeigt aber auch, dass eine schwache äußere Transparenz bei kleinen Unternehmen nicht der Normalfall ist.

100% 27%

16%

75%

schwache

50%

äußere 50%

42%

88%

58%

Transparenz mittlere äußere

25%

Transparenz

50% 31%

26%

13%

0% Kleinst-gAGs

kleine gAGs

mittlere gAGs

große gAGs

(N=26)

(N=19)

(N=6)

(N=8)

Abb. 68: Äußere Transparenz von gAGs nach Unternehmensgrößen (N=59)

Ab einer mittleren Unternehmensgröße garantiert die Rechtsform der gAG mindestens eine mittlere äußere Transparenz basierend auf den gesetzlich definierten Publikationspflichten. Gleichzeitig zeigt sich allerdings, dass die gesetzlich verordnete Transparenz nicht komplett den Ansprüchen der Zivilgesellschaft entspricht und allein die gesetzlich bestimmten Pflichtangaben nicht das Informationsbedürfnis einer aktiven Zivilgesellschaft abdecken, da nur vier von vierzehn gAGs mit erweiterten Publizitätspflichten auch eine hohe äußere Transparenz erreichen. Neben den erwähnten Mankos der gesetzlich vorgeschriebenen Pflichten garantieren sie, dass zumindest eine verkürzte Bilanz einer jeden gAG öffentlich zugänglich

Transparenz | 227

ist. Dies gilt insbesondere für jene gAGs, die nicht über eine eigene Web-Präsenz verfügen und somit zu einer Transparenz verpflichtet werden. Andererseits bleibt die Frage offen, wie viel ein interessierter Gönner tatsächlich einer verkürzten Bilanz ohne Gewinn-und-Verlustrechnung sowie ohne Mittelherkunft entnehmen kann und ob ihn dies in seiner Entscheidung zur Unterstützung dieser gAG motiviert. Insgesamt ist zu erkennen, dass die gAGs, die sich für eine Selbstverpflichtung entschieden haben, nicht zwangsläufig einer bestimmten Unternehmensgröße zugerechnet werden können. Es gibt aber eine starke Tendenz dazu, dass vor allem gAGs mit gesetzlich beschränktem Publikationszwang sich freiwillig zu mehr Transparenz verpflichten.

6.3.2 Innere Transparenz Transparenz ist keineswegs nur ein nach außen gerichteter Prozess, der das Organisationsinnere nicht tangiert, sondern es ist ein gesamtheitlicher Ansatz, der Wirkungskraft nach innen wie außen aufweist. Dementsprechend kann im Rahmen der Untersuchung die innere Transparenz nicht unberücksichtigt bleiben, gleichwohl sich aus der aktuellen Untersuchungsperspektive sowie der daraus resultierenden Datenlage die Schwierigkeit ergibt, innere Transparenz anhand äußerer Faktoren abzuleiten. Es gibt jedoch neben den gesetzlichen Vorgaben zur Publikationspflicht, die sich vorrangig auf die äußere Transparenz einer Organisation beziehen, auch rechtliche Orientierungspunkte zur Verbesserung der inneren Transparenz. Der Gesetzgeber erließ im Mai 1998 das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG), um genau jene internen Strukturen zu stärken. Ziel war es, den Ansatz der Corporate Governance in deutschen Unternehmen zu etablieren, um Risiko- und Chancenmanagement durch einen gezielteren Informationsaustausch zu begünstigen. So heißt es in § 91 Abs. 2 AktG: „Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden.“ Wie die „geeigneten Maßnahmen“ aussehen, bleibt nach dem Gesetzestext offen und kann von einem gut koordinierten Controlling über eine interne Revision bis hin zu komplexen Risikomanagementverfahren, die aufgrund mangelnder Expertise oftmals eingekauft werden müssen, reichen. Für Aktionäre von gemeinnützigen Aktiengesellschaften stellt die Zweckbindung eine Besonderheit innerhalb der gesetzlich verankerten Kontrollmechanismen dar. Diese ist in der Mustersatzung als Anlage 1 zur Abgabenordnung normiert und beinhaltet, dass im Fall einer Unternehmensauflösung die nach Bereinigung aller Verpflichtungen, insbesondere aller Verbindlichkeiten verbleibenden Mittel ausschließlich ebenfalls steuerbegünstigten Zwecken zukommen dürfen wie § 5 Anlage 1 AO festlegt. Dies entbindet den Vorstand einer gAG in keinster Weise von § 91 Abs. 2

228 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

AktG, aber es stellt für den Aktionär sicher, dass selbst bei Auflösung „seiner“ gAG dennoch das investierte Geld einem gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Zweck zukommt. Dieser Form der Investitionsnachhaltigkeit unterliegen grundsätzlich alle vom Finanzamt anerkannten steuerbegünstigten Organisationen. § 55 Abs. 1 Nr. 4 AO gewährt den steuerbegünstigten Unternehmen hier die Wahlmöglichkeit zwischen der Zweckbindung an einen selbstbestimmten Unternehmenszweck oder zur konkreten Benennung einer zu begünstigenden Organisation u.a. im Liquidierungsfall. Damit steht jeder steuerbegünstigten ZGO die Chance zu, dass ihr zur Verfügung gestellte Mittel dauerhaft über den eigenen institutionellen Bestand hinaus an einen Zweck gebunden werden. Aus der Perspektive des Geldgebers heraus ist dies nahezu ein Garantieversprechen, wenn von internem Mittelmissmanagement abgesehen wird, dass seine Investition, wenn auch nicht in Gänze, dem angedachten gemeinnützigen Zweck zukommen wird. Die Bestimmungen der Mustersatzung traten zum 1.1.2009 in Kraft. In § 5 ist die Benennung eines konkret bezeichneten Begünstigten im Falle der Auflösung oder bei Wegfall der steuerbegünstigten Zwecke gefordert. Satzungen, die bereits vor dem 1.1.2009 in Kraft waren, müssen spätestens bei Satzungsänderungen an die Erfordernisse der Mustersatzung angepasst werden. Es ist davon auszugehen, dass gAGs das Instrument der Bestimmung der Mittelverwendung nutzen, um eine Kontinuität der Mittelverwendung nach außen sicherzustellen und damit den äußeren Transparenzgrad zu ergänzen. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) hat als Artikelgesetz u.a. im Aktiengesetz und Handelsgesetzbuch erstmals gesetzliche Rahmenbedingungen erschaffen, in denen Auskünfte über interne Unternehmenssteuerung extern zugänglich gemacht werden müssen. Mit dem KonTraG wurden nicht nur die Kompetenzen des Geschäftsführungsorgans der Gesellschaft erweitert, sondern auch die Aufsichtsratstätigkeit bei börsennotierten AGs. Die verpflichtende Sitzungsanzahl wurde pro Jahr verdoppelt (vgl. § 110 Abs. 3 AktG) und eine Berichtspflicht des Aufsichtsrates gegenüber der Hauptversammlung eingeführt. Diese Berichtspflicht, entsprechend § 171 Abs. 2 AktG, beinhaltet ebenso die vom Aufsichtsrat gebildeten Ausschüsse und ihre Tätigkeiten. Obwohl kein Zwang zur Konstituierung von Aufsichtsratsausschüssen besteht, kann dies als gesetzliche Empfehlung zur Verbesserung der internen Transparenz interpretiert werden, wobei sich diese Anregung keineswegs ausschließlich auf börsennotierte Aktiengesellschaften beschränkt.452 Zurückkommend auf die gemeinnützigen Aktiengesellschaften leitet sich daraus ab, dass neben den freiwilligen Selbstverpflichtungen auch gesetzliche Anregungsnormen als Wahlmittel zur Transparenz verfolgt werden können. Es ist davon

|| 452 Vgl.: Warncke, Markus: Prüfungsausschuss und Corporate Governance. Einrichtung, Organisation und Überwachungsaufgabe. Berlin 2010. S. 44 ff.

Transparenz | 229

auszugehen, dass insbesondere gAGs mit ehrenamtlichen Vorständen und/oder Aufsichtsräten als Entlastung sowie zur fachlichen Beratung auf Beiräte zurückgreifen. Rechtlich betrachtet entfallen auf die Beiräte keine Haftungsansprüche, da sie meist keine Entscheidungsbefugnisse innehaben, sondern lediglich beratend agieren. Dadurch ist das aufzubringende Zeitpensum beschränkter als bei der Übernahme von Vorstands- bzw. Aufsichtsratsmandaten, so dass diese Posten tendenziell leichter zu besetzen sind. Es ist davon auszugehen, dass vorwiegend gAGs mit einem hohen äußeren Transparenzgrad den gesetzlichen Anregungsnormen zu mehr innerer Transparenz folgen als jene Unternehmen, die bei dem Thema Transparenz eher zurückhaltend agieren. Den Ausführungen zur inneren und äußeren Transparenz folgend ist der Entschluss, sich in die Rechtsform einer gAG umzuwandeln, ein Bekenntnis zur Transparenz, vor allem wenn es sich um eine bereits existierende Organisation handelt, die vorher ein Verein war. Der Schritt vom nahezu undurchsichtigen Verein zur klar strukturierten Aktiengesellschaft mit zwingenden Publikationspflichten ist aus der Perspektive der Transparenz eine enorme Entwicklung, die weit über einen bloßen Rechtsformwechsel hinausgeht. Es ist ein Mentalitätswechsel, der sich vollzieht und im Rechtsformwechsel sein rechtliches Pendant findet. Demgegenüber ist die Umwandlung von einer gemeinnützigen Kapitalgesellschaft, wie etwa einer gGmbH, in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft aus Sicht der Transparenz weniger einschneidend, da insbesondere die Normen zu den Offenlegungspflichten im Handelsgesetzbuch gebündelt sind (§§ 325 bis 329 HGB) und somit gleichermaßen Anwendung für Aktiengesellschaften wie Gesellschaften mit beschränkter Haftung finden. Folglich ist eine Umwandlung von einer gGmbH in eine gAG weniger von der Rechtsform als von der Unternehmensgröße, welche die Publikationspflichten definiert, geprägt. Die innere Transparenz ist bei gGmbHs weniger stark ausgeprägt als bei gAGs. Bedingt durch die direkte Weisungsabhängigkeit von den Gesellschaftern ist die Position des Geschäftsführers merklich instabiler als die eines gAG-Vorstandes. Hier kommt die Ermangelung des obligatorischen Kontrollorgans des Aufsichtsrates zum Tragen. Die Umwandlung eines Vereins oder auch einer gGmbH in eine gAG führt zu einer weitgehend unabhängigen und nicht weisungsgebundenen Geschäftsleitung, welche sich in einem deutlich geringeren Maß gegenüber Gesellschaftern rechtfertigen muss, da sie ausschließlich dem Wohle der gAG verpflichtet ist. Es liegt nahe, dass diese Form der zweckgerichteten Geschäftsführung vor allem in Bereichen notwendig ist, wo Konkurrenz- und Marktmechanismen nicht im ausreichenden Maße greifen und eine staatliche Intervention nicht stattfindet. Daraus ist abzuleiten, dass die Umwandlung in eine gAG entweder eine administrative Entscheidung ist oder ein Schritt hin zu einer partizipativen Rechtsform. Letzteres kann auch Vorteile für das strategische Fundraising nach sich ziehen. Demgemäß werden Zusammenhänge zwischen dem Tätigkeitsbereich von gAGs, deren

230 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

haupt- beziehungsweise ehrenamtlichen Geschäftsführung sowie dem Öffnungsgrad und einer Rechtsformumwandlung vermutet. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass, wenn die Umwandlung nicht nur ein theoretisches Instrumentarium zu mehr innerer Transparenz ist, es ebenso eine Signifikanz zwischen ihr und dem äußeren Transparenzgrad gibt. Innere Transparenz setzt sich aus noch weiteren Faktoren zusammen als den bisher aufgezeigten, wie insbesondere interner Unternehmenskommunikation, klar definierten Stellenbeschreibungen, festgelegten Informationsprozessen. All diese Aspekte sind von außen nicht ersichtlich, weshalb eine Beschränkung auf die drei Faktoren Aufsichtsratsgremien, Zweckbindung und Rechtsformumwandlung erfolgte. Anhand dieser drei Teilaspekte der inneren Transparenz in Kumulation zum äußeren Transparenzgrad sind Schlüsse auf die gesamtheitliche Transparenz von gemeinnützigen Aktiengesellschaften möglich. Die Teilhypothese geht davon aus, dass es zwischen den beiden Transparenzformen einen signifikanten Zusammenhang gibt, indem gAGs mit einem hohen äußeren Transparenzgrad auch zu einer höheren inneren Transparenz tendieren. 6.3.2.1 Untersuchungsaufbau Gemeinnützige Aktiengesellschaften unterliegen bei ihrer Auflösung beziehungsweise beim Verlust der Steuerbegünstigung generell § 55 Abs. 1 Nr. 4 AO. Die Mustersatzung als Anlage 1 zur Abgabenordnung gibt den gAGs die Möglichkeit, selbst Bestimmungen zur Mittelverwendung des verbleibenden Kapitals zu treffen. Diese Satzungsregelungen wurden nach zwei Gesichtspunkten ausgewertet. Zunächst wurde dokumentiert, ob es überhaupt eine genauere Bestimmung zur Zweckbindung gibt und wenn ja ob sich diese auf eine konkret benannte Organisation oder Körperschaft bezieht oder ob lediglich festgelegt wird, dass die verbleibenden Mittel einem bestimmten steuerbegünstigten Zweck zugeführt werden sollen. Im Anschluss wurden die Kategorien unter Zuhilfenahme von SPSS dem exakten Test nach Fisher unterzogen, indem die p-Werte für die Zusammenhänge zwischen Zweckbindung und Unternehmensgröße, Einzelgesellschaftern und dem äußeren Transparenzgrad ermittelt wurden. Ein ähnliches Vorgehen ergab sich bei der Erhebung der Daten bezüglich zusätzlicher Gremien. Basierend auf den Satzungsauswertungen wurde erfasst, ob die Satzungen die Bildung zusätzlicher Organe und/oder Gremien wie Beiräte oder Kuratorien vorsehen. Innerhalb der Erhebung wurde keine Differenzierung zwischen Beirat, Kuratorium und Fachausschuss vorgenommen, da es sich zum einen um einen sehr kleinen Datenpool handelt und zum anderen es keine bindende rechtliche Differenzierung gibt, auch wenn bei einer etymologischen Betrachtung der Begrifflichkeiten

Transparenz | 231

durchaus differenzierte Nuancen erkennbar sind.453 Die erhobenen Daten wurden dann via Kreuztabelle mit den Aspekten ehrenamtliche Führungsgremien sowie dem äußeren Transparenzgrad ins Verhältnis gesetzt, um mit dem exakten Test nach Fisher Signifikanzen zu berechnen. Es wurde gezielt darauf verzichtet, den zusammengefassten Professionalitätsgrad zu verwenden, welcher sich aus der ehrenamtlichen Tätigkeit des Vorstandes sowie des Aufsichtsrates summiert, um präzisere Ergebnisse zu erhalten. Der Tatbestand der Rechtsformumwandlung wurde den Handelsregistereinträgen oder auch den Satzungen entnommen. Berücksichtigt wird für diese Auswertung allerdings nur die Umwandlung von einer anderen Organisationsform in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Umwandlungen von einer gAG in eine andere Rechtsform wurden exkludiert. Zur Überprüfung von statistisch signifikanten Zusammenhängen wurde auch hier der exakte Test nach Fisher durchgeführt. Gemäß den theoretischen Ausführungen wird ein Abgleich mit den ehrenamtlichen Führungsgremien sowie dem Grad der äußeren Transparenz durchgeführt. 6.3.2.2 Ergebnisse Teilhypothese: Transparenz ist im Idealfall ein ganzheitliches Konzept, weswegen innere und äußere Transparenz sich gegenseitig bedingen. Ein erster Blick auf die Daten zur Zweckbindung (Abb. 69) zeigt, dass die Zweckbindung als ein Mittel der inneren Transparenz von 51 Prozent der gAGs nicht genutzt wird. Von den 29 gAGs bzw. 49 Prozent der gAGs die davon Gebrauch machen entfällt der Großteil von 36 Prozent (21 gAGs) auf Unternehmen, die in ihrer Satzung eine konkret zu begünstigende Organisation nennen. 14 Prozent (8 gAGs) beschränken sich hingegen auf die Nennung eines expliziten Zwecks, dem die verbleibenden Mittel zukommen sollen.

|| 453 Das Kuratorium leitet sich von dem Verwalter oder staatlichen Beamten ab, dem Entscheidungsbefugnisse obliegen, während der Beirat durch das Präfix „Bei“ degradiert wird zu einer machtnahen Struktur ohne eigentliche Befugnisse.

232 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

konkrete Organisation 36% expliziter Zweck

51%

14%

keine genaueren Angaben

Abb. 69: Verteilung von satzungsmäßiger Zweckbindung von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Aufgespaltet nach den gesetzlich definierten Unternehmensklassen ergibt sich folgendes Bild (Abb. 70): Tendenziell steigt mit zunehmender Unternehmensgröße der bewusste Umgang mit dem Instrument der Zweckbindung. Dies wird evident im Vergleich von Kleinst-gAGs und mittelgroßen gAGs. Der Prozentsatz der gAGs, die keinerlei Zweckbindung vorsehen, hat sich mit der höheren Unternehmensklasse um das Vierfache reduziert. Derart prägnante Differenzen sind beim Vergleich von kleinen und großen gemeinnützigen Aktiengesellschaften nicht ersichtlich. Eher gegenteilig ist der Anteil der Satzungen ohne Zweckbindung mit 37 (7 gAGs) bzw. 38 Prozent (3 gAGs) fast gleich hoch. Lediglich innerhalb der Ausgestaltung der Zweckbindungen werden geringfügige Abweichungen zwischen den beiden Unternehmensgrößen erkennbar, deren Präferenz allerdings letztlich in der Benennung von Organisationen liegt.

Transparenz | 233

100% konkrete

19% 75%

38%

42%

8%

Organisation expliziter Zweck

83% 50%

21%

25%

37%

38%

keine genaueren Angaben

73% 25% 17% 0% Kleinst-gAGs

kleine gAGs

mittlere gAGs

große gAGs

(N= 26)

(N=19)

(N=6)

(N=8)

Abb. 70: Satzungsmäßige Zweckbindung von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Der exakte Test nach Fisher hat mit p=0,027 und V=0,344 eine Signifikanz mittlerer Höhe zwischen der Zweckbindung und der Unternehmensgröße ergeben, damit ist die Alternativthese anzunehmen, welche von einem Zusammenhang zwischen den zwei Variablen ausgeht. Der Zusammenhang zwischen der Zweckbindung und einer gAG im Einzelbesitz konnte nicht belegt werden, obwohl eine nachhaltige Kapitalbindung, eventuell sogar an weitere eigene Organisationen, im Interesse des Einzelanlegers liegen würde. Schon aus der Kreuztabelle (Abb. 71) ist erkennbar, dass sich der Anteil der Zweckbindung zwischen Alleinaktionär und Aktionärsgruppe lediglich um zehn Prozentpunkte unterscheidet.

100% 75%

57%

47%

43%

53%

Einzelaktionär

Mehrere Aktionäre

(N=38)

(N=14)

50% 25%

Zweckbindung

0%

keine Zweckbindung

Abb. 71: Aufspaltung Zweckbindung von gAGs nach Einzel- oder Gruppenaktionär im Jahre 2014 (N=52)

234 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Der mit dem exakten Test nach Fisher errechnete p-Wert von 0,605 zeigt keine Signifikanz an. Dies erlaubt die These, dass die Kapitalbewahrung bei der Entscheidung für eine bewusste Zweckbindung eine untergeordnete Rolle spielen muss, da die Mittelbindung zu Gunsten Dritter (wobei der Dritte insbesondere in einem Konzernverbund mit der Muttergesellschaft identisch ist) nicht ökonomischen Überlegungen folgt. Folglich muss es bei den gemeinnützigen Aktiengesellschaften, welche sich für eine Zweckbindung entschieden haben, ein anderes als ein ökonomisches Motiv geben. Die Auffassung, dass dieses Motiv eventuell mit dem Transparenzbestreben innerhalb einer Organisation zu tun haben könnte, kann mit einem p-Wert von 0,277 bei dem Gegenüberstellen von Zweckbindung und äußerem Transparenzgrad ebenfalls verworfen werden. Vielmehr zeichnet sich in Abbildung 72 eine gewisse schwankungsanfällige, aber tendenziell gleiche Verteilung innerhalb der Ränder der äußeren Transparenz ab.

100% 20% 75%

10%

29% 44%

konkrete Organisation

6% expliziter

50%

19% 70%

Zweck 65%

25% 38%

keine genaueren

0%

Angaben schwacher äußerer

mittlerer äußerer

hoher äußerer

Transparenzgrad

Transparenzgrad

Transparenzgrad

(N=19)

(N=36)

(N=4)

Abb. 72: Aufsplittung der Zweckbindung nach äußerem Transparenzgrad im Jahre 2014 (N=59)

Es ist offensichtlich, dass gAGs mit mittlerer äußerer Transparenz häufiger (44 Prozent) als die Vergleichsgruppen die konkrete Benennung einer zu begünstigenden Organisation vornehmen. Die Anzahl jener gAGs, die keine vertiefenden Angaben in der Satzung manifestieren, beläuft sich bei einem mittleren äußeren

Transparenz | 235

Transparenzgrad auf den niedrigsten Wert von 38 Prozent. In den beiden anderen Ausprägungen des äußeren Transparenzgrades machen über 65 Prozent der gAGs keine Angaben. Das Instrument der Zweckbindung wird von rund der Hälfte aller gemeinnützigen Aktiengesellschaften genutzt, ist aber entgegen seines theoretischen Potenzials kein bedeutsames Kriterium der inneren Transparenz. Gleichzeitig scheinen auch nicht ökonomische Anwendungskriterien ausschlaggebend bei der Entscheidung für eine Zweckbindung zu sein. Die Auswertung der Satzungen (Abb. 73) hat erbracht, dass 20 Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften (12 gAGs) der gesetzlichen Anregungsnorm gefolgt sind und in ihrer Satzung neben den obligatorischen Organen auch fakultative Gremien vorsehen.

20% Zusätzliche Gremien

Keine zusätzlichen 80%

Gremien

Abb. 73: Verteilung von zusätzlichen Gremien von gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Die fakultativen Beratungsgremien sind dabei eher selten an nur ein Organ der gAG gebunden als vielmehr generell zum allgemeinen Wohl der gAG errichtet. Innerhalb der Satzungen entschieden sich zwei Drittel der gAGs (acht von zwölf gAGs) für den Terminus des Beirates, während der Rest eine Titulierung als Kuratorium vornimmt. Zwei der gAGs sehen neben der Errichtung eines Kuratoriums oder Beirates auch das Installieren von Fachausschüssen als weitere Gremien vor. Die Gegenüberstellung von ehrenamtlich engagierten Vorständen und den gebildeten zusätzlichen Gremien in Abbildung 74 zeigt deutlich, dass 92 Prozent der erweiterten Gremien in gAGs mit ehrenamtlichen Vorständen errichtet werden. Mit p=0,044 hat der exakte Test nach Fisher hier einen signifikanten Zusammenhang ergeben, welcher mit V=0,273 eine schwache Ausprägung hat. Diese Signifikanz beschränkt sich allerdings auf den Vorstand, da mit p=0,521 kein signifikanter Zusammenhang für die Aufsichtsräte und die erweiterten Gremien vorhanden ist. Nur ein Drittel der Zusatzgremien entfällt hier auf gAGs mit ehrenamtlichen Aufsichtsräten.

236 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100%

8%

75% 67% 50%

hauptamtlich

92%

ehrenamtlich

25% 33% 0% Zusätzliche Gremien nach

Zusätzliche Gremien nach

Vorstand (N=12)

Aufsichtsrat (N=12)

Abb. 74: Verteilung zusätzlicher Gremien nach ehren- bzw. hauptamtlichen AG-Organen im Jahre 2014 (N=12)

Dies impliziert, dass insbesondere ehrenamtliche gAG-Vorstände von Beiräten unterstützt werden, wohl nicht zuletzt, um die Lasten des zivilgesellschaftlichen Engagements auf mehreren Schultern zu verteilen und Fachkompetenz bereitzustellen, die auf der Ebene der ehrenamtlichen Vorstände nicht erwartet werden kann. In Bezug auf den äußeren Transparenzgrad ergibt die Abbildung 75 ein vergleichbares Ergebnis für alle drei Abstufungen des äußeren Transparenzgrads. Den prozentual höchsten Anteil an zusätzlichen Gremien weisen gAGs mit einem hohen äußerer Transparenzgrad (24 Prozent) auf, gefolgt von gAGs mit einem schwachen äußeren Transparenzgrad. Dieser sehr ähnlichen Verteilung folgend ergab der exakte Test nach Fisher mit p=0,908 keine Signifikanz.

Transparenz | 237

100% 20%

19%

24%

75%

zusätzliche Gremien

50% 80%

81%

76%

25%

Keine zusätzlichen Gremien

0% schwacher äußerer

mittlerer äußerer

hoher äußerer

Transparenzgrad

Transparenzgrad

Transparenzgrad

(N=10)

(N=32)

(N=17)

Abb. 75: Verteilung zusätzlicher Gremien nach Ausprägung des äußeren Transparenzgrades im Jahre 2014 (N=59)

Wie im Kapitel 5.2.3 bereits ausführlich beschrieben und dargestellt entstanden von den 2014 existierenden gAGs 19 Prozent durch Umwandlung und 81 Prozent durch Neugründungen. Der Rechtsformwechsel ist unter den hier besprochenen Instrumentarien das einzige, welches nicht pauschal allen gAGs zugänglich ist, da dieser nur von bereits existierenden Körperschaften anwendbar ist. Der zu erwartende administrative Mehraufwand, welcher mit der Rechtsform sowie ihren Transparenz- wie auch Publikationspflichten verbunden ist, führt zu der Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen einer hauptamtlichen Geschäftsführung sowie der Umwandlung als Instrument der inneren Transparenz gibt. Die Zerlegung des Professionalitätsgrades in seine zwei Bestandteile hat ergeben, dass es zwar eine Signifikanz zwischen ehrenamtlichen Vorständen und der Umwandlung gibt (p=0,011 und V=0,343), dies jedoch nicht für die Aufsichtsratmandate gilt (p=0,511). Hundert Prozent der elf umgewandelten gAGs werden aktuell durch einen hauptamtlichen Vorstand geleitet (Abb. 76). Der Aufsichtsrat wird in über der Hälfte der durch Rechtsformwechsel entstandenen gAGs ebenfalls für seine Tätigkeit entlohnt.

238 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100%

50%

ehrenamtlich

45%

75% 100%

hauptamtlich

55%

25% 0% Vorstand

Aufsichtsrat

Abb. 76: Haupt- und ehrenamtliche Geschäftsführung bei zur gAG umgewandelten Organisationen im Jahre 2014 (N=11)

Dieser Fakt entspricht der theoretischen Ausführung, wonach der mit dem Formwechsel verbundene administrative Mehraufwand durch eine hauptamtliche Beschäftigung des Vorstandes kompensiert wird. Die Umwandlung ist somit nicht nur ein Schritt hin zu mehr Transparenz, sondern auch zu einem steigenden Professionalitätsgrad. Die Gegenüberstellung von äußerer und innerer Transparenz (Abb. 77) zeigt, dass Rechtsformwechsel bis auf eine Ausnahme bisher immer nur in gAGs mit einem mittleren äußeren Transparenzgrad umgesetzt wurden. Die Daten stützen damit nicht die Annahme, dass jene gAGs, die großen Wert auf äußere Transparenz legen, aus Transparenzüberlegungen heraus durch eine Umwandlung entstanden sind.

100% 21% schwacher

75%

äußerer 50%

46%

91%

Transparenzgrad mittlerer äußerer Transparenzgrad

25% 33% 9%

0% Neugründung

Rechtsformwechsel

(N=48)

(N=11)

Abb. 77: Rechtsformwechsel nach äußerem Transparenzgrad im Jahre 2014 (N=59)

Transparenz | 239

Bei der Umwandlung als Instrument der inneren Transparenz wird allerdings offensichtlich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem äußeren Transparenzgrad und dem Rechtsformwechsel hin zur gAG gibt. Dieser konnte mit p=0,033 und V=0,356 statistisch belegt werden. Die detaillierten Untersuchungen haben ergeben, dass von den drei Aspekten der inneren Transparenz – im Einzelnen: die zusätzlichen Gremien, die Zweckbindung und die Rechtsformumwandlung – lediglich die Umwandlung im signifikanten Zusammenhang mit der äußeren Transparenz steht. Transparenz innerhalb der gAGs ist also weniger ein ganzheitliches Konzept als vielmehr ein nach außen gerichteter Prozess, der auch ohne öffentliches Bekenntnis zur Selbstverpflichtung erreicht werden kann.

6.3.3 Fazit Die Zerlegung des Transparenzaspektes von gAGs in die innere und äußere Transparenz hat ergeben, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften zwar einem erheblichen Publikationszwang unterliegen, dass dieser im Umkehrschluss aber nicht vollständig das Informationsbedürfnis der Zivilgesellschaft abdeckt. Insbesondere die gesetzlichen Veränderungen der letzten Jahre haben zur Verringerung der rechtlich garantierten Transparenz bei gemeinnützigen Kapitalgesellschaften geführt. Dies wirkt der Transparenzbewegung der Zivilgesellschaft in doppelter Hinsicht entgegen, zum einen weil es die Kleinstorganisationen sind, die sich ohnehin weniger an das Thema Transparenz wagen, und zum anderen weil genau diese Organisationen jetzt einen rechtlichen Schutzschild erhalten haben, hinter den sie sich zurückziehen können. Die Kleinst- und Klein-gAGs bleiben bisher trotz dieser neuen rechtlichen Möglichkeiten zum allergrößten Teil im Mittelfeld der äußeren Transparenz. Darüber hinaus hat sich herausgestellt, dass mit den steigenden, an die Unternehmensklasse gebundenen Publizitätsstandards auch der äußere Transparenzgrad zunimmt. Allerdings wird nie ohne Zutun der gAG und damit auch einer gezielten Entscheidung für Transparenz das Transparenzziel der Zivilgesellschaft erreicht. Dies war daran zu erkennen, dass keiner Unternehmensgröße pauschal eine hohe äußere Transparenz bescheinigt werden konnte. Die äußerlich erkennbaren Gradmesser der inneren Transparenz wie Zweckbindung, fakultative Gremien oder eine Rechtsformumwandlung legen nahe, dass diese Mittel nicht mit dem Ziel nach mehr innerer Transparenz eingesetzt werden, sondern öfter das Resultat unternehmensstrategischer Entscheidungen sind, die im gesetzlich definierten Bezugsrahmen der gemeinnützigen Aktiengesellschaft getroffen werden. Damit ist nachgewiesen, dass die innere und äußere Transparenz sich nicht im erwarteten Maße kumulieren. All diese Informationen zusammengefasst ergibt sich eine starke Transparenztiefe für jene gemeinnützigen Aktiengesellschaften, die eine hohe äußere Transparenz

240 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

aufweisen und mindestens zwei der drei folgenden Kriterien der inneren Transparenz erfüllen. Sie verfügen über zusätzliche Gremien, sind durch eine Rechtsformumwandlung entstanden und verfügen im Liquidationsfall über eine Zweckmittelbindung zu Gunsten einer konkret bezeichneten Organisation oder zu Gunsten eines bestimmten steuerbegünstigten Zwecks. Den Gegenpol bilden die gAGs mit einer schwachen Transparenztiefe, die sich dadurch auszeichnet, dass ein schwacher äußerer Transparenzgrad vorliegt sowie bezüglich der inneren Transparenz mindestens zwei der folgenden Merkmale zutreffen: keine zusätzlichen Gremien, keine Zweckmittelbindung und keine Rechtsformumwandlung. Allen anderen Merkmalsausprägungen wird eine mittlere Transparenztiefe zugeschrieben. Den Vorgaben der Typvariable folgend ergibt es für acht gemeinnützige Aktiengesellschaften eine ausgeprägte Transparenztiefe. Drei Viertel der Fälle haben eine mittlere Transparenztiefe. Bei 6 gemeinnützigen Aktiengesellschaften (10,2 Prozent) wurde eine geringe Transparenztiefe festgestellt.

100% 76,3% 75% 50% 25%

13,6%

10,2%

0% stark

mittel

schwach

Abb. 78: Verteilung der gAGs bezüglich ihrer Transparenztiefe im Jahre 2014 (N=59)

Summierend ist festzuhalten, dass das theoretische Transparenzpotenzial der Rechtsform mit überwältigender Mehrheit in einem gewissen Umfang realisiert wird. Lediglich die Kleinst- und kleinen gAGs umgehen eine mittlere Transparenztiefe, indem diese die vom Gesetzgeber geschaffenen Vereinfachungsvorschriften zu den Publizitätspflichten für sich in Anspruch nehmen und sich so in ein organisationsstrukturelles Schneckenhaus zurückziehen. Alle anderen Unternehmensgrößen weisen überwiegend eine mittlere Transparenztiefe auf, indem sie die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Eine Steigerung derselben ist allerdings nur durch einen organisationsinternen Selbstantrieb möglich.

Fundraising | 241

6.4 Fundraising Fundraising ist im Idealfall das zivilgesellschaftliche Pendant zu dem, was in der Ökonomie gemeinhin als Shareholder-Value-Ansatz gilt. „Das Shareholder Value-Konzept ist eine Unternehmensstrategie, bei der der Vorstand einer börsennotierten Aktiengesellschaft durch alle Maßnahmen, die er in seinem Unternehmen entwickelt und umsetzt, den Unternehmenswert im Sinn des Marktwertes des Eigenkapitals steigern soll. Dabei wird der Gewinn als Maßgröße des Unternehmenserfolges in Frage gestellt. Zielgröße ist das Aktionärsvermögen. Demnach sind Geschäftseinheiten, deren Renditen unterhalb der durchschnittlichen Kapitalkosten der Unternehmung liegen, zu veräußern und die Erlöse ggf. an die Aktionäre (Shareholder) auszuschütten, da es andernfalls zur Wertvernichtung kommt.“454

Die gesamte Unternehmensstruktur ist nach den Vorschriften der Abgabenordnung darauf ausgerichtet, den gemeinnützigen Zweck der gAG zu realisieren, während die Organisationsform der Aktiengesellschaft auch der Repräsentation von Anlegerinteressen dient. Ein Shareholder Value kann und darf im ökonomischen Sinne nicht verfolgt werden, weil einerseits die Abgabenordnung eine Ausschüttung von Gewinnen an die Aktionäre einer gAG verbietet. Andererseits wird durchaus ein ideeller Mehrwert verfolgt, da der Vorstand bei stringenter und erfolgreicher Umsetzung von Maßnahmen und Projekten im Rahmen der gemeinnützigen Zwecke seinen Aktionären die Bestätigung „schenken“ kann, dass ihre Investition in die gAG sinnvoll war. Unter Gemeinnützigkeitsgesichtspunkten ist es geboten, dass das Aktionärsinteresse hinter dem Interesse der Organisation zur Verwendung der finanziellen Mittel für ihre gemeinnützigen Ziele und Zwecke zurücktritt. Insofern bleibt es beim Paradigmengegensatz zwischen gewinnorientierter und gemeinnütziger AG. Die gAG wird durch die Realisierung ihrer Zwecke zu einem durch engagierte Bürger betriebenes Vehikel gesellschaftlicher Veränderungsprozesse. Fundraising wird als ein gesamtheitliches Marketingkonzept verstanden, das darauf abzielt, jede Form von Unterstützung für einen steuerbegünstigten Zweck einzuwerben. Dabei liegt keine Beschränkung auf monetäre Zuwendungen vor. Zu erbringende Dienstleistungen, Sach- und Zeitspenden können ebenfalls als Ziele einer Fundraising-Strategie definiert werden. Fundraising wird hier als systematisches Einwerben ohne Gegenleistung verstanden. Fundraising ist somit sowohl für natürliche wie auch für juristische Personen relevant. Darüber hinaus ist für juristische Personen außerdem das Sponsoring interessant. Es basiert jedoch auf dem Gegenleistungsprinzip. Im Zentrum des Sponsorings steht das Kommunikationsziel der Geldgeber.

|| 454 Heldt, Cordula/Breuer, Wolfgang/Breuer, Claudia: Stichwort. Shareholder Value. In: Gabler Wirtschaftslexikon. Internet: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/9868/shareholder-valuev10.html. Zuletzt geprüft am: 6.2.2017.

242 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die gezielte Unterstützung einer Organisation ist somit ein Mittel zum Zweck und weniger von philanthropischen Überzeugungen geleitet. Grundlage des Fundraisings ist es, die Bedürfnisse und Wünsche der potenziellen Aktionäre zu erschließen, um diese zu einem Beitritt zur gAG sowie weitergehender und möglichst dauerhafter Unterstützung zu motivieren. Welche Herausforderung dies für eine ZGO darstellen kann, zeigt sich daran, dass ein Mensch schätzungsweise zwischen 560 und 1.800 Kommunikationsbotschaften pro Tag aufnimmt. In der Regel erfordert es drei bis zehn Wiederholungen, bis ein Aktivwerden der Zielperson einsetzt. Folglich ist eine zielgruppengenaue Kommunikation erforderlich, um das Fundraisingziel zu erreichen.455 Die bisher beschriebenen strukturellen Charakteristika der Partizipation, Professionalisierung und die natürliche Transparenz einer Aktiengesellschaft bieten steuerbegünstigten Trägern in diesem Zusammenhang ungewohnte „Verkaufsargumente“, um Förderer für ihren Zweck zu gewinnen.456 Dieses gilt vor allem deshalb, weil gemeinnützige Aktiengesellschaften noch der Seltenheitsfaktor zugutekommt, welcher bei entsprechendem Marketing Neugier und Interesse weckt. Der Gedanke des Auf-sich-aufmerksam-Machens ist dann relevant, wenn es eine ausgeprägt örtliche oder inhaltliche Konkurrenz mit anderen Institutionen gibt. Organisationen der Zivilgesellschaft handeln mit „weichen Faktoren“, so dass sich ihre Konkurrenzfähigkeit aus normativen Werten, individuellen Überzeugungen, dem vermittelten Image sowie dem öffentlichen Bekanntheitsgrad summiert.457 Daran anknüpfend bietet die Rechtsform der Aktiengesellschaft durch Partizipation, Professionalisierung und Transparenz interessierten Bürgern die Chance, sich über die monetäre Ebene hinaus an einem Projekt zu beteiligen. Zum einen vereinfacht die gAG eine Mischfinanzierung von natürlichen und juristischen Personen als Geldgeber.458 Zum anderen bietet sie für beide Seiten Anreize, sich in einer gAG zu engagieren. Den institutionalisierten Anlegern, egal ob öffentliche Hand oder Privatwirtschaft, ist die Rechtsform in ihrer Gesamtheit oftmals geläufiger als die Handhabung von Vereinen oder Stiftungen, was ein Vorteil sein kann. Sie kennen die Rechte und Pflichten der Organe und haben aufgrund der eigenen Erfahrung mit der Rechtsform der Aktiengesellschaft weniger Berührungsängste mit der vertrauten Organisationsform in einer neuen Arena.459

|| 455 Vgl.: Haibach, Marita: Spezifika der Finanzierung des Dritten Sektors [wie Anm. 376], S. 483. 456 Vgl.: Gottschalk, Ingrid: Kulturökonomik [wie Anm. 282], S. 253. 457 Vgl.: Lakes, Beate: NPO im Spannungsfeld von Solidarität und Wettbewerb. In: Dritter Sektor – Dritte Kraft. Stuttgart/Berlin u.a. 2002. S. 447–462; hier: S. 452. 458 Vgl.: Meyer, Bernd: Betriebsform in Kultureinrichtungen. Neue Betriebsformen als Aladins Wunderlampe? In: Handbuch Kultur-Management. Stuttgart 1998. S. 11. 459 Vgl.: Zschiedrich, Iris: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft. Eine effiziente Variante der Kapitalisierung für den Nonprofit-Bereich? – Eine exemplarische Fallstudie am Dresdner Lingnerschloss. Dresden International University 2010.

Fundraising | 243

Für natürliche Personen gelten diese Vorzüge gleichermaßen, auch wenn davon auszugehen ist, dass die Rechtsform per se ein nachgeordnetes Kriterium ist. Es sei denn, die gemeinnützige AG wird aus Marketing- und/oder Fundraisingaspekten heraus explizit beworben. Ist dies nicht der Fall, sind Berührungsängste vorstellbar, da die Rechtsform als zu fremdartig empfunden werden kann. Dazu trägt insbesondere das derzeit wenig glanzvolle Image einiger börsennotierter Publikumsgesellschaften wie etwa der Volkswagen AG bei. Die formell einfache Anteilhabe und das damit verbundene Partizipationsmoment stellen eine gute Basis für die Entwicklung von persönlichen Beziehungen zwischen AG und Aktionär dar. Wie wichtig dies ist, haben Studien aus den USA gezeigt, wo immerhin 80 % der Interviewten angaben, dass sie zu einer Spende bereit wären, wenn sie jemand fragt, den sie gut kennen.460 Ergebnisse wie diese zeigen deutlich, wo das Fundraising-Potenzial von gAGs liegt, da sie anders als Vereine keine regelmäßig fälligen Beiträge erheben und gleichzeitig die Aktionäre einmal jährlich persönlich einladen, um an der Hauptversammlung teilzunehmen. Auch wenn diese nicht zu einem Fundraising-Event umfunktioniert werden sollte, da dies schnell den Eindruck vermittelt, dass man die Aktionäre nicht integrieren, sondern ausnehmen will, ist dies von Seiten der gAG eine prädestinierte Plattform, um nach dem „Raise-Friendship-Prinzip“ zu agieren.461 Diesem folgend sind persönliche Beziehungen zwischen den Repräsentanten der gAG und ihren Aktionären das wesentliche Fundament für späteres Fundraising, welches entweder in Form von Spenden oder einer Kapitalerhöhung und Zeichnung neu emittierter Aktien durchgeführt werden kann. Neben dem persönlichen Dialog bietet sich der gAG auch die Chance, die Stimmung innerhalb der Anlegerschaft zu erkunden und sie nach ihren Wünschen zu befragen. Diese Form des Anlegermanagements als Bestandteil des Fundraisings sollte viel Beachtung beigemessen werden, wenn die Anteilseigner als primärer Fundraisingkreis in Frage kommen. Dass dies sinnvoll sein kann, wenn es sich um eine geöffnete gAG mit gemischter Anlegerstruktur handelt, dokumentieren die Fundraisingkosten. Der Kostenaufwand ist bei einem anonym geworbenen Erstspender oftmals so hoch wie die eigentliche Spende. Erst bei einer wiederholten Zuwendung pendelt sich das Kostenniveau zwischen 20 und 25 Prozent des Ertrages ein.462 Die gesetzlichen Rahmenbestimmungen der Bundesrepublik Deutschland sind bezüglich der Verwaltungskosten, zu welchen auch die Kapitaleinwerbeausgaben || 460 Vgl.: Heinrichs, Werner: Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. München 1997. S. 183. 461 Vgl.: ebd.; oder auch: Lissek-Schütz, Ellen: Fundraising. In: Kompendium Kulturmanagement – Handbuch für Studium und Praxis. München 2004. S. 349–374; hier: S. 351; oder auch: Meyer, Bernd: Betriebsform in Kultureinrichtungen. Neue Betriebsformen als Aladins Wunderlampe? [wie Anm. 458], S. 212. 462 Vgl.: Harris, Thomas: Strategie und Finanzierung gemeinnützigen Handelns. Zur Wechselwirkung zwischen Entwicklung, öffentlicher Wahrnehmung und Fundraising [wie Anm. 344], S. 463.

244 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

zählen, unübersichtlich. Grundsätzlich gilt, dass mindestens 50 Prozent der Gesamteinnahmen dem steuerbegünstigten Zweck zukommen müssen, ausgenommen das erste Jahr der Tätigkeitsaufnahme. Die Trennung ist aufgrund von nicht einwandfrei zuordenbaren Kostenposten wie beispielsweise Personalkosten, welche nicht eins zu eins dem wirtschaftlichen oder ideellen Zweck zugeschrieben werden können, allerdings schwammig.463 Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat im Rahmen des Spendensiegels Verwaltungskosten unter 10 Prozent als „niedrig“, zwischen 10 und 20 Prozent als „angemessen“ und 20 bis 35 Prozent als „vertretbar“ definiert.464 Die Hauptversammlung, mit dem ihr innewohnenden Partizipationsmoment, eignet sich besonders für dezente Spendenaufrufe, da die Aktionäre bereits im Verlauf der Versammlung mitsprechen durften, sich ernst genommen fühlen und so bei ihnen weniger das Gefühl entsteht, lediglich als Fundraisingpotenzial wahrgenommen zu werden und nur im Fall von benötigter Hilfe kontaktiert zu werden. Die Hauptversammlung hilft den gAGs sich öffentlich als eine aktiv operierende Organisation zu präsentieren, deren Hauptziel nicht das Fundraising, sondern der Satzungszweck ist.465 Das ist bei gemeinnützigen Organisationen von Relevanz, wenn Kunden und Anleger nicht deckungsgleich sind. Sind Kunden und Aktionäre verschiedene Personen, ist zu berücksichtigen, dass deren Bedürfnisse divergent sein können und auch als solche wahrgenommen werden sollten, ohne den Fokus auf eine Personengruppe zu beschränken.466 Gleiches gilt für die unterschiedlichen gemeinnützigen Aktionäre, welche von der Privatperson, über juristische Personen bis hin zu Körperschaften des öffentlichen Rechts reichen können. Jede Aktionärsgruppe hat ihre eigene Motivation und Intention, welche sie mit ihrem Engagement verfolgen will, was sich in der Unternehmenskommunikation widerspiegeln sollte. Bereits an dieser Stelle wird offensichtlich, dass Fundraising wie Marketing eine zeit- und kostenintensive Angelegenheit ist, welche nicht nebenbei abzuhaken ist. Es erfordert Feingefühl, Menschenkenntnis und Geduld, um ein verlässliches Fundraisingnetzwerk zu initiieren und letztlich auch zu pflegen, denn wie Partizipation, Professionalisierung und Transparenz ist auch das Fundraising ein dauerhafter Prozess,

|| 463 Vgl.: Sprengel, Rainer/Strachwitz, Rupert Graf/Rindt, Susanne: Die Verwaltungskosten von Nonprofit-Organisationen. Ein Problemaufriss anhand einer Analyse von Förderstiftungen. In: Opusculum Nr. 11 (2003). S. 18. 464 Vgl.: Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen: Werbe- und Verwaltungsausgaben Spenden sammelnder Organisationen. Berlin 2015. S. 3. Internet: https://www.dzi.de/wp-content/pdfs_DZI/ Verwaltungskostenkonzept. pdf. Zuletzt geprüft am: 9.7.2018. 465 Vgl.: Harris, Thomas: Strategie und Finanzierung gemeinnützigen Handelns. Zur Wechselwirkung zwischen Entwicklung, öffentlicher Wahrnehmung und Fundraising [wie Anm. 344], S. 463. 466 Vgl.: Haibach, Marita: Spezifika der Finanzierung des Dritten Sektors [wie Anm. 376], S. 483.

Fundraising | 245

dessen Ziel nicht der Stillstand, sondern die stets maßstabsgerechte Anpassung an veränderte Bedingungen ist. Die Analogie zwischen der Aktienemission und dem auf „Rising-Friendship“ beruhenden Fundraising macht die gemeinnützige Aktiengesellschaft als neues Finanzierungsmodell für ZGOs interessant.467 Es kann davon ausgegangen werden, dass dieses neue Modell der Partizipation durch monetäre Anteilhabe neue Milieus erschließt oder bereits zivilgesellschaftlich Aktiven eine anderweitige Einbringungsmöglichkeit bietet. Für bereits Engagierte ist es möglich, ohne einen wesentlichen zeitlichen Mehraufwand dauerhaft in ein Projekt involviert zu sein und dies ab der geleisteten Einmalzahlung. Immerhin sind knapp die Hälfte der Ehrenamtlichen erwerbstätig und für Kinder unter 18 Jahre zuständig.468 Die Aktienemission erlaubt die Transformation von Ressourcenformen. Das Partizipationsmoment, welches oft mit einem mehr oder weniger starken Einsatz der natürlich limitierten Ressource der Zeit verbunden ist, wird durch den monetären Einsatz garantiert. Die gemeinnützige Aktiengesellschaft ist nicht nur ein neues Finanzierungsinstrument innerhalb der Zivilgesellschaft, sondern sie bietet den in der Zivilgesellschaft aktiven Personen neue Optionen, sich noch mehr zu integrieren und mitzubestimmen, sowie bisher nicht involvierte Milieus zu erreichen. Für all jene Personen, die Mitbestimmung ohne überbordenden Mehraufwand und Vereinsmeierei wollen, bietet die gAG eine bisher selten genutzte Alternative. Von diesen theoretischen Ausführungen leitet sich die Potenzialhypothese ab, dass die strukturelle Konstruktion der gemeinnützigen Aktiengesellschaft Hilfsmittel beinhaltet, die sich für Fundraisingprojekte instrumentalisieren lassen.

6.4.1 Das Aktienregister Die bisher besprochenen Aspekte der Aktiengesellschaft sind, wenn auch in anderer Form als bei der gAG, alle in der Zivilgesellschaft festzustellen. Was die gemeinnützige Aktiengesellschaft für den Anleger von den anderen Rechtsformen differenziert, ist der Erwerb von Unternehmensanteilen. Hier kommt es zu einem Austausch von gegenseitiger Verantwortung. Der Anleger investiert in einen vordefinierten Unternehmenszweck und ist, anders als sonst bei Geldgaben üblich, nun ein Bestandteil eines Unternehmensorgans, der Hauptversammlung, und partizipiert aus dieser Position an der Umsetzung des Unternehmensziels.

|| 467 Vgl.: Schennerlein, Barbara: Gemeinnützigkeit mit Aktienkapital [wie Anm. 2], S. 19; ebenso: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 8. 468 Vgl.: Simonson, Julia/Vogel, Claudia/Tesch-Römer, Clemens: Freiwilligensurvey 2014 [wie Anm. 341], S. 440 ff.

246 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Grundsätzlich kann die Aktienausgabe in Bezug auf den Aktionär in zwei Formen erfolgen, als Inhaberaktien oder als Namensaktien. Während die Inhaberaktie für das zusätzlich Fundraising nahezu keine Bedeutung hat, bietet die Namensaktie einen fundamentalen Vorteil für steuerbegünstigte Körperschaften mit Fundraisinginteressen. Die gAGs verfügen bei Namensaktien direkt über die Kontaktdaten von Aktionären und können diese aufgrund derer mit gezielten Kommunikationsmaßnahmen ansprechen.469 Diese Datensätze sind somit nicht nur für das gezielte Fundraising von Bedeutung, sondern ebenso für das Ermöglichen einer „Beziehung“ zu den Aktionären, den sogenannten Investor-Relations. Elementare Grundlage für ein aktionärsbasiertes Fundraising ist das Aktienregister. § 67 AktG reguliert eine obligatorische Eintragung von Aktionären, die Namensaktien halten, ungeachtet ihrer Verbriefung. Demnach sind die Aktionäre gesetzlich verpflichtet, folgende Informationen an die gAG weiterzuleiten: Name, Geburtsdatum, Adresse, Stückzahl der Aktien, Aktiennummer sowie gegebenenfalls den Nennbetrag der Aktie. Nicht börsennotierten Aktiengesellschaften räumt § 67 Absatz 6 AktG ein, in der Satzung weitere Pflichtangaben von den Aktionären zu erheben und diese Daten für Werbezwecke zu nutzen, wenn der Anleger nicht widerspricht. Damit wird das Aktienregister nicht nur zu einem Adressbuch für Fundraisingaktionen, sondern es bietet der gAG auch demografische und geografische Aktionärsinformation. Anhand des Namens lässt sich das Geschlecht ableiten, aus dem Geburtstag das Alter und aus der Adresse die regionale Verwurzlung sowie eine grobe Milieuzugehörigkeit. Die Ausgabe von Namensaktien erlaubt es anhand der gegebenen beziehungsweise zusätzlich erfragten Aktionärsinformationen der „Erosion der Millieus“ entgegenwirkende und zielgruppenspezifische Marketing-strategien zu erarbeiten. Von Seiten der gAG ist zu überlegen, welche Aspekte zusätzlich zu den rechtlich normierten Angaben abgefragt werden könnten. Es ist zu beachten, dass der Aktionär keinen Fragebogen ausfüllen will, er ist durch die Ausgabeform der Namensaktien ohnehin bereits zu einem Mindestmaß an Publizität verpflichtet, welche nicht überstrapaziert werden sollte. Alternativ empfiehlt sich, so wenig Daten wie nötig mit höchstmöglicher Aussagekraft zu erheben. Soziografische Kriterien wie Bildungsstand und Berufstätigkeit sind beispielsweise sinnvolle Ergänzungen zu den ohnehin vorhandenen Daten und erlauben eine genauere Einordnung, ohne zu sehr in die Privatsphäre der Anleger vorzudringen. Durch die Ausgabe von Namensaktien besteht die Möglichkeit, Aktionäre direkt anzusprechen, was die Entstehung einer ideellen Bindung fördert. Dies bringt zwei Vorteile mit sich. Der Aktionär wird zum Konsum der eigenen Leistungen oder Produkte angeregt, z.B. regelmäßige Besuche der Theaterstücke bei einer Theater gAG,

|| 469 Vgl.: Bayer, Walter/Hoffmann, Thomas: Namensaktien bei Aktiengesellschaften [wie Anm. 319], S. R529.

Fundraising | 247

und es erhöht sich die theoretische Wahrscheinlichkeit, klassische Spenden für die Organisation zu tätigen, an der man ohnehin Miteigentümer ist. Um die direkte Ansprache kostengünstig oder kostenneutral nutzen zu können, sind auch Angaben zur digitalen Kommunikation etwa via E-Mail oder diverser Messenger-Dienstleister vorstellbar. Dies erlaubt über den persönlichen Kontakt der Hauptversammlung hinaus den regelmäßigen Austausch mit dem Anleger sowie eine persönliche Einladung der Aktionäre zur Hauptversammlung, was wiederum die Präsenzquote positiv beeinflussen könnte im Vergleich zu einer anonymen Einladung. Wie genau dieser Austausch gestaltet wird, ist letztlich immer eine Frage von personellen Kapazitäten sowie dem jeweiligen Unternehmenszweck. Doch gerade wenn Aktionäre und Konsument deckungsgleich sind, ergibt sich dadurch die Option, unkompliziert auf Veranstaltungen und Angebote hinzuweisen. Die deutlich reduzierte Reaktionszeit der digitalen Medien erlaubt auch kurzfristige Angebote wie etwa Restkarten den Anlegern anzubieten oder bei dringend benötigter Hilfe durch beispielsweise ausgefallene ehrenamtliche Mitarbeiter Unterstützung zu erbitten. Zusätzlich können anhand digitaler Kommunikation kleine Aufmerksamkeiten wie das Versenden von Geburtstags- oder Festtagsgrüßen dem Aktionär das Gefühl vermitteln, ein wesentlicher Bestandteil zu sein, so dass spätere Kontaktaufnahmen mit positiven Emotionen assoziiert werden und nicht das Gefühl einer einseitigen Beziehung entsteht in dem Sinne von: „Da meldet sich nur jemand, wenn er Hilfe benötigt oder etwas verkaufen will.“ Die Fundraising-Vorteile der Namensaktien sind mit dem administrativen Mehraufwand dieser Aktienform verbunden, da das Aktienregister permanent aktuell zu halten ist. Die aktuelle Datenlage zeigt, dass gemeinnützige Aktiengesellschaften, die Namensaktien ausgeben, durchschnittlich 205 Aktionäre haben, was einen überschaubaren Verwaltungsaufwand nach sich zieht. Zudem ist die Fluktuation nicht mit den an der Börse emittierten Wertpapieren vergleichbar. In diesem Kontext ist zu berücksichtigen, dass ohnehin 89 Prozent der gemeinnützigen Aktien in Deutschland vinkuliert sind und damit nur mit der Zustimmung des Vorstandes übertragen werden können. Dieser Argumentation folgend wird angenommen, dass insbesondere gemeinnützige Aktiengesellschaften, die über eine breite Beteiligungsstruktur verfügen, vom Aktienregister als Fundraisinggrundlage Gebrauch machen. 6.4.1.1 Untersuchungsaufbau Die theoretischen Ausführungen haben das Fundraisingpotenzial von gemeinnützigen Aktiengesellschaften konkretisiert. In der Analyse wird vertiefend herausgestellt, ob die Satzung jener 54 gAGs, welche Namensaktien ausgeben, Indizien enthalten, die darauf schließen lassen, dass die gAGs das Aktienregister über seine gesetzliche Aufgabe hinaus beanspruchen. Differenziert wurden die erhobenen Daten in vier Kategorien.

248 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die erste Kategorie weist keine Nennung des Aktienregisters in der gAG-Satzung auf. Die zweite kennzeichnet sich dadurch, dass innerhalb der Satzung lediglich auf das Aktienregister verwiesen wird mit Sätzen wie: „Bei der Gesellschaft wird ein Aktienregister geführt.“470, ohne dabei aber die genaueren Details der Eintragung zu benennen. Die Dritte Kategorie umfasst alle Satzungen, welche die gesetzlichen Vorgaben explizit nennen oder auf den entsprechenden § 67 AktG verweisen. In der letzten Gruppe wurden jene Satzungen erfasst, welche neben den Rechtsvorschriften weitere Pflichtangaben in ihr Aktienregister aufgenommen haben. Trafen auf eine Satzung mehrere Kategorien zu, wurde die präziseste als gegeben eingetragen, um eine eindeutige Kategorisierung zu ermöglichen. Dies war besonders häufig der Fall, wenn gAGs zusätzliche Angaben festlegten. In diesem Zusammenhang wurde zum einen auf das Aktienregister verwiesen sowie die gesetzlichen Pflichtangaben genannt. Die gewonnenen Daten wurden anhand des exakten Tests nach Fisher mit dem Öffnungsgrad und der Aktionärsstruktur ins Verhältnis gesetzt, um eine Überprüfung auf einen statistisch relevanten Zusammenhang zwischen den jeweiligen Variablen und der Ausgabe von Namensaktien als Fundraisingoption durchzuführen. Zur vertiefenden Analyse wurden die Einzelkomponenten des Spendenappells aus der WebPräsenzauswertung als weitere Variable herangezogen, da sie Informationen darüber enthält, ob die jeweilige gAG überhaupt Spenden generieren möchte oder ob sie nur eine operative Einheit mit geminderter Steuerlast ist. 6.4.1.2 Ergebnisse Teilhypothese: Die gesetzlich integrierten Fundraisingoptionen des Aktienregisters werden vorrangig von gemeinnützigen Aktiengesellschaften mit einem breiten Anlegerkreis genutzt. Die Auswertung der 54 gAG-Satzungen (Abb. 79), welche die Ausgabe von Namensaktien vorsehen, hat ergeben, dass mit 39 Prozent der größte Teil der gemeinnützigen Aktiengesellschaften innerhalb ihrer Satzungen mit keinem Wort auf das Aktienregister eingehen. Hier wird vorausgesetzt, dass der Aktionär so viele Fachkenntnisse besitzt, dass ihm bewusst ist, dass Namensaktien ausnahmslos in einem Aktienregister registriert werden. Ein Drittel der gAGs erwähnt, ohne weitere Details zu den Eintragungsmodalitäten zu geben, dass ein Aktienregister geführt wird und fügen oftmals hinzu, dass nur im Zusammenhang mit der Eintragung des Aktionärs dieser als legitimer Anteilseigner von der Gesellschaft anerkannt wird.

|| 470 Satzung der Fairantwortung gAG.

Fundraising | 249

Lediglich 29 Prozent der gAGs weisen explizite Angaben über die im Aktienregister erfassten Daten auf. Der überwiegende Teil dieser Satzungen enthält Ergänzungen zu den gesetzlichen Standards.

Zusätzliche Angaben

22% 39%

Explizite Angaben 7%

32%

Registerverweis Keine Angaben

Abb. 79: Satzungsmäßige Bestimmungen zu Angaben im Aktienregister im Jahre 2014 (N=54)

In elf von zwölf Satzungen mit ergänzenden Bestimmungen beinhalteten diese die Angabe einer E-Mail-Adresse. Aus Sicht der gAG ist dies eine effiziente Ergänzung zu den rechtlichen Vorgaben, da sie die Kommunikationskosten reduziert und gleichzeitig die Reaktionsfähigkeit erhöht. Jede vierte gAG wollte darüber hinaus, dass Körperschaften ihre entsprechende Registernummer angeben, in einem Fall auch das Registergericht. Eine gAG erbat, dass wenn vorhanden eine Faxnummer hinterlegt wird, was aus kommunikationsstrategischer Sicht zur Erreichbarkeit von Privatpersonen keine zeitgemäße Ergänzung ist. Eine gAG erbat die Angabe der Nationalität. Dies ist nur bei ZGOs, welche im internationalen oder interkulturellen Bereich agieren, eine gehaltvolle Erweiterung, um beispielsweise die Kommunikationssprache anpassen zu können. Erstaunlicherweise gab es keine einzige Satzung, die Informationen aus dem soziografischen Bereich erforderte, was den Schluss nahelegt, dass sich die gemeinnützigen Aktiengesellschaften entweder nicht ihrer Optionen bewusst sind oder kein Interesse am aktionärsbasierten Fundraising haben. Diese These stützt auch der Befund, dass es keine statistischen Signifikanzen zwischen dem Öffnungsgrad der gAGs und dem satzungsmäßig geregelten Umgang mit dem Aktienregister gibt (p=0,295), wie aus Abschnitt 9.7.1.1 im statistischen Anhang erkennbar ist.

250 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100% 28%

18% 29%

80% 6%

27%

60%

Zusätzliche Angaben 31%

43%

40%

Registerverweis 55%

20%

Explizite Angaben

36%

keine Angaben 29%

0% geschlossene

semigeöffnete

geöffnete gAGs

gAGs (N=36)

gAGs (N=11)

(N=7)

Abb. 80: Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Öffnungsgrad im Jahre 2014 (N=54)

Der Anteil von gAGs, die keinerlei Angaben zum Aktienregister in der Satzung machen, ist interessanterweise bei den semigeöffneten gAGs am höchsten, was nicht zu erwarten war (Abb. 80). Es wurde vermutet, dass mit dem Öffnungsgrad auch der Informationsgehalt bezüglich des Aktienregisters zunimmt. Gegenläufig zu dieser These ist die Erkenntnis, dass geschlossene und geöffnete gAGs im gleichen Grad zusätzliche Angaben ins Aktienregister inkludieren. Anhand der Natur dieser Informationen sowie der Verteilung dieser nach dem Öffnungsgrad sind diese Daten ein starkes Indiz für die unterschiedlichen Funktionsweisen von gemeinnützigen Aktiengesellschaften, indem deutlich wird, dass gAGs nicht zwangsläufig als Fundraisinginstrument betrachtet werden. Ausschlaggebender für den satzungsmäßigen Informationsgehalt zum Aktienregister als der Öffnungsgrad ist die Zusammensetzung des Aktionärskreises. Hier haben die Daten beim exakten Test nach Fisher eine deutliche Signifikanz mittlerer Stärke (p=0,008 und V=0,423) zwischen dem Aktionärskreis und den Angaben zum Aktienregister ergeben. Der Blick in die dementsprechende Kreuztabelle (Abb. 81) zeigt, dass innerhalb der zusätzlichen Angaben eine deutliche Konzentration auf die Klein- und Großaktionäre stattfindet.

Fundraising | 251

100% 13% 75%

Zusätzliche Angaben

13%

50%

38%

73% 50%

15%

Explizite Angaben

40%

100%

Registerverweis 25%

50%

46%

9% 33% 18%

0%

keine Angaben

Abb. 81: Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Aktionärskreis im Jahre 2014 (N=42)

Die Hälfte der gAGs, die von Kleinaktionären dominiert werden, erhebt in ihrer Satzung zusätzlich Angaben zu den rechtlichen Normen des Aktienregisters, bei den Großaktionären – jene Anleger, die zwischen 10 und 49,9 Prozent halten – sind es sogar 73 Prozent, bei den Hauptaktionären noch 13 Prozent. Im Fall von Alleinaktionären oder Streubesitz ist bisher keine gemeinnützige AG bekannt, welche zusätzliche Daten erhebt. Der Umstand, dass gAGs, welche ihre Aktien flächendeckend vertreiben, keine zusätzlichen Daten über ihre Aktionäre einholen, obwohl sie die rechtliche Möglichkeit dazu haben, deutet auf ein mangelndes Potenzialbewusstsein. Um besser beurteilen zu können, ob gAGs prinzipiell kein Interesse an Fundraising haben oder nur das ihnen zur Verfügung stehende Instrument unzureichend nutzen, wurde das exakte Testverfahren nach Fisher auch nochmal für die im Rahmen der Web-Präsenz erhobene Datenreihe „Spendenappell“ ins Verhältnis gesetzt. Hierbei hat sich gezeigt, dass es starke Signifikanzen zwischen dem Spendenappell auf der Web-Präsenz der gAGs sowie dem satzungsmäßigen Informationsgehalt bezüglich des Aktienregisters gibt (p=0,004 und V=0,399). Trotz der hohen Signifikanz enthält die grafische Aufarbeitung (Abb. 82) der zugehörigen Kreuztabelle einige paradoxe Ergebnisse.

252 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

100%

75%

6%

33%

20%

33%

52% 67%

50%

5%

33%

80% 24%

25%

61% 33%

33%

Angabe des

19% 0% präsenter

Unterseite

Appell im

Appell (N=5)

(N=21)

Fließtext (N=3)

keine Angaben

Registerverweis

Keine

Spendenkontos Aufforderung (N=3)

Explizite Angaben

(N=18)

Zusätzliche Angaben

Abb. 82: Angaben zum Aktienregister in der Satzung nach Präsenz des Spendenappells auf der gAG-Web-Präsenz (N=50)

Zum einen erheben insbesondere jene gAGs zusätzliche Informationen, welche auf ihrer Web-Präsenz an primären Stellen um Spenden werben (jeweils 20 und 52 Prozent), was zu erwarten war, und andererseits sind es genau diese gAGs, welche das Aktienregister in ihrer Satzung unerwähnt lassen (80 und 19 Prozent). Dieser Befund ist durch die unterschiedliche Nutzungsweise der Rechtsform erklärbar. Während sie einerseits besonders von Unternehmen genutzt wird, die nicht innerhalb ihres eigenen Anlegerkreises neue Mittel generieren wollen und die gAG eher als ein Managementtool nutzen, gibt es andererseits gemeinnützige Aktiengesellschaften, die den Fokus mehr auf den Aktionär legen und damit den partizipativen Aspekt der Organisationsform der Aktiengesellschaft betonen. Die Ausgangsthese der Teiluntersuchung, welche davon ausgeht, dass es zwischen dem Aktienregister und einem breiten Anlegerkreis einen Zusammenhang gibt, ist damit nur partiell zutreffend. Da es zwar eine Signifikanz zwischen dem Aktionärskreis und den satzungsmäßigen Bestimmungen zum Aktienregister gibt, indem diese überwiegend von Großaktionären benutzt werden, jedoch keine Signifikanz im Bezug auf den Öffnungsgrad der gAGs vorliegt. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass in diesem Zusammenhang abermals die Sprengel’sche Typdifferenzierung der gAGs relevant ist.

Fundraising | 253

6.4.2 Aktienemission Neben der Differenzierung der Aktien nach den Formalitäten ihrer Übertragbarkeit können Aktien auch anhand ihres Anteils am Grundkapital unterschieden werden in Stückaktien, welche alle den gleichen Anteil am Eigenkapital aufweisen, und Nennwertaktien, welche in der Beteiligungshöhe am Gesamtkapital variieren können. Beide Formen der Aktienausgabe sind für das strategische Fundraising bei der Aktienemission relevant und können je nach Präferenz den Zielgruppen entsprechend moduliert werden. Die größere Gestaltungsvielfalt lassen die rechtlichen Rahmenbestimmungen bei der Ausgabe von Nennwertaktien zu. Mit unterschiedlichen Nennwerten können differenzierte Zielgruppen erreicht werden, indem der Nennwert sowie der Ausgabepreis den finanziellen Gegebenheiten und Bedürfnissen eines bestimmten Milieus angepasst wird. Bei der Aktienausgabe könnten zum Beispiel Geschäftskunden berücksichtigt werden, indem Aktien kreiert werden, welche unter der jährlichen Absetzbarkeitsgrenze von 35 Euro für Geschenke an Mitarbeiter oder auch Geschäftskunden liegen. Eine diesem Nennwert angepasste zielgruppengerechte Kommunikationsstrategie, welche insbesondere die institutionellen Anleger anspricht, präsentiert die Aktien als sozialverantwortliches Geschenk. Dementsprechend sollte die Betonung des Nutzens auf die Bedürfnisse der Aktionäre zugeschnitten werden. Für die „Geschenkaktie“ essentiell ist nicht nur die „gute Tat“, sondern der Fakt des werbewirksamen Vermittelns. Ganz nach dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Für institutionelle Anleger wird darauf basierend ein positives Image mit einem exklusiven Geschenk verbunden. Um auf das Beispiel der „Geschenkaktien“ zurückzukommen, tut der institutionelle Anleger nicht nur Gutes, sondern er zeigt es auch, ohne dass es sich dabei um Sponsoring handelt. Er erwirbt exklusive Geschenke, womit sich für den Unternehmer gleich mehrere Aspekte erfüllen. Ähnliche Synergieeffekte lassen sich abhängig vom jeweiligen Organisationszweck auch für andere Zielgruppen definieren, wenn der Mehrwert für die Kunden bei der Aktieneinteilung berücksichtigt wird. Je nach Organisation ist zu überlegen, wer als Aktionär angesprochen werden soll und was die möglichen Motive für einen Aktienkauf sind. Die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Ausgabe von Stückaktien sind dadurch beschränkt, dass die Anteilsbeteiligung am Finanzstock immer gleich groß sein muss. Diese rechtliche Vorgabe reduziert zwar die Varianzmöglichkeiten, eliminiert sie allerdings nicht. So kann das Fundraisingkonzept die Ausgabe von Aktienpaketen in unterschiedlichen Höhen vorsehen, um heterogene Zielgruppen anzusprechen. Kostet eine Aktie exemplarisch zehn Euro, könnten beispielsweise Aktienpakete in der Staffelung von fünf Aktien für 50 Euro, zehn Aktien für 100 Euro und 20 Aktien für 200 Euro angeboten werden. So wird zielgruppenfokussiertes Fundraising/ Marketing auch mit Stückaktien möglich. Zu beachten ist bei dieser Ausgabeform, dass, wenn nichts anderes in der Satzung festgelegt wurde, jede Aktie auch einer Stimme

254 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

entspricht. Folglich hat der Aktionär, der das Aktienpaket mit 20 Aktien für 200 Euro gekauft hat, in der Hauptversammlung auch 20 Stimmen. Bei Nennbetragsaktien ist zu berücksichtigen, dass sich im gesetzlichen Regelfall das Stimmrecht nicht an die Aktienanzahl wie bei Stückaktien gebunden ist, sondern sich an den Aktiennennbeträgen orientiert, wie § 134 Abs. 1 AktG normiert. Aus dieser Vorgabe resultiert, dass die Nennbeträge immer das Vielfache des kleinsten Nennbetrags sein müssen, um eine akkurate Stimmenverteilung zu gewährleisten. Wird als kleinster Nennwert ein Euro festgelegt, lassen sich allerdings alle weiteren Nennwerte davon ausgehend völlig frei bestimmen. Die Aktienemission bietet nach § 9 AktG noch eine weitere Form des Fundraisings. Der Gesetzgeber schreibt vor: „(1) Für einen geringeren Betrag als den Nennbetrag oder den auf die einzelne Stückaktie entfallenden anteiligen Betrag des Grundkapitals dürfen Aktien nicht ausgegeben werden (geringster Ausgabebetrag). (2) Für einen höheren Betrag ist die Ausgabe zulässig.“

Damit ist es möglich, Aktien bei der Ausgabe mit einem Aufschlag, im Fachjargon Agio genannt, zu versehen und dieses nicht als Grundkapital verbuchen zu müssen, sondern als Kapitalrücklage, wie § 272 HGB bestimmt. Für die gemeinnützigen Aktiengesellschaften beinhaltet das, um in die Termini der Zivilgesellschaft zurückzukehren, dass sie die Emission ihrer Wertpapiere sinnbildlich mit einer obligatorischen „Spende“ versehen können und so über die reine Einwerbung des Grundkapitals hinaus eine finanzielle Starthilfe generieren. Vergleichbare Optionen gibt es bei Vereinen sowie der gemeinnützigen GmbH. Bei Vereinen können in Abstimmung mit der Beitragsordnung Aufnahmegebühren anfallen, die, wenn sie im Durchschnitt unter 1534 Euro pro neu aufgenommenes Mitglied liegen, im Einklang mit der Steuerbegünstigung des Vereins sind.471 Von Seiten des Vereins ist ein solcher Schritt allerdings gut zu überlegen, da das Modell auf regelmäßigen Mitgliedszahlungen basiert, so dass eine solche Aufnahmegebühr eine zusätzliche Eintritts-Hürde ist. Demgegenüber ist bei einer Einmalzahlung, wie dem Aktienkauf, das Toleranzniveau der Interessenten vermutlich höher. Gemeinnützige GmbHs können mit der Anteilsübertragung im selben Maße wie gemeinnützige Aktiengesellschaften ein Agio erheben. Der beschränkte Eigentümerkreis sowie durch die Übernahme entstehende Kosten sind in dem Falle jedoch zu berücksichtigen. Die Höhe dieser Aufwendung orientiert sich am buchwertkorrigierten Eigenkapital unter Geltung der 2,0-Gebühr nach Nr. 21100 Notargebührenordnung. Dies bedeutet, je nach Höhe des zu übertragenden Anteils liegen die Kosten

|| 471 AEAO Nr. 1.1 zu § 52.

Fundraising | 255

zwischen mindestens 30 Euro für alle Anteile unter 500 Euro bis zu knapp 46.000 Euro für Geschäftswerte bis 30 Millionen Euro.472 Das Ausgabeverhältnis des Agios sollte in Relation zu den wirtschaftlichen Zielen der gAG berechnet werden und bildet mit dem addierten Nominalwert der Aktie den Ausgabebetrag, für welchen der Aktionär das Wertpapier übernimmt. Damit ergibt sich aus dessen Perspektive kein doppelter Kostenposten, was durchaus ein Kriterium für die Beteiligung an der Gesellschaft sein kann. Der kaschierte Kostenposten sowie das Ausbleiben von obligatorischen Folgekosten sind die Stärken des Agios bei der gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Einen weiteren Anreiz bei der Zeichnung von Aktien kann das Einräumen von Sonderrechten bieten. Dies ist eine Methode, die vor allem das Anerkennungsbedürfnis von privaten Förderern bedient und im Fall der gemeinnützigen Aktiengesellschaft weitere Kaufmotivation schaffen kann.473 Beim Gewähren dieser Rechte ist darauf zu achten, dass das Gebot der Selbstlosigkeit aus § 55 AO beachtet wird. Dies bedeutet, dass den Anlegern keine finanziellen Vorzüge auf Kosten der Körperschaft zukommen dürfen. Die Regelung bezieht sich nicht nur auf des markante gAG-Charakteristikum des Gewinnausschüttungsverbots, sondern beinhaltet jede Form von Bevorteilung. Wie schmal die Gratwanderung zwischen dem Status der steuerbegünstigten ZGO und den Bemühungen zur Schaffung von attraktiven Kaufanreizen für Aktionäre sein kann, hat 2001 die „Zoologischer Garten Berlin AG“ am eigenen Leib erfahren müssen, als das zuständige Finanzamt mit dem Entzug der Gemeinnützigkeit drohte, da den Aktionären jeweils mit vier Begleitern seit jeher ein kostenloses Eintrittsrecht in den Zoologischen Garten eingeräumt wurde.474 Darin sah das Finanzamt eine unzulässige Vorteilsgewährung. Eine steuerlich unbedenkliche Form der Sonderrechte ist etwa den Aktionären Bestimmungsoptionen bezüglich der auf sie anfallenden, aber dem Ausschüttungsverbot unterliegenden Dividenden einzuräumen. Ob dies aus strukturellen Überlegungen heraus sinnvoll ist, ist eine Einzelfallentscheidung. Es ist zu bedenken, dass dadurch eine nicht steuerbare Zweckmittelbindung entsteht. Bei den vielfältigen Fundraisingoptionen, welche die Aktienemission bietet, sollte berücksichtigt werden, dass sich diese Instrumente nicht zur Finanzierung laufender Kosten eignen und die gemeinnützige Aktiengesellschaft nicht von einem tragfähigen betriebswirtschaftlichen Konzept entbindet. Die These lautet damit, dass die Ausgabe von Aktien zu unterschiedlichen Konditionen die Integration zahlreicher und unterschiedlicher Anleger ermöglicht. Wie bereits bei dem Fundraisinginstrument Aktienregister wird ein Zusammenhang zwischen den rechtlichen Gestaltungsoptionen mit unterschiedlichen Nennwerten oder

|| 472 Vgl: § 54 GNotKG sowie die Gebühren nach Tabelle B (§ 34 GNotKG). 473 Vgl.: Haibach, Marita: Spezifika der Finanzierung des Dritten Sektors [wie Anm. 376], S. 486. 474 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 9.

256 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Aktienpaketen, dem Agio sowie den eingeräumten Sonderrechten und dem Öffnungsgrad der gAGs vermutet. Es ist davon auszugehen, dass insbesondere gAGs mit einem großen Anlegerkreis sich solcher Maßnahmen bedienen, um die heterogene Zielgruppe der gemeinnützigen Aktionäre zu erschließen. 6.4.2.1 Untersuchungsaufbau Um Daten zu den Ausgabemodalitäten der Aktienemission zu erheben, wurde in zwei Schritten vorgegangen. Hat die gAG Nennwertaktien ausgegeben, wurde die Satzung als Informationsquelle herangezogen, da dort die Aufstellung der Aktien festgeschrieben ist, woraus sich ableitet, ob diverse Nennwerte oder nur ein Nennwert definiert wurden. Bei der Emission von Stückwertaktien ist die Ausgabe von Aktienpaketen nicht der Satzung zu entnehmen, da es sich um eine Marketingstrategie handelt. Hierfür wurde die Web-Präsenz der gemeinnützigen Aktiengesellschaften mit Stückwertaktien als Informationsbasis herangezogen mit der Annahme, dass ein solches Mittel für gAGs mit Stückaktien nur dann Sinn macht, wenn dies auch öffentlichkeitswirksam kommuniziert wird. Im Anschluss wurde zum einen für jede Ausgabeform separat sowie für die gemeinnützigen Aktiengesellschaften insgesamt der exakte Test nach Fisher mit SPSS durchgeführt, um zu überprüfen, ob der vermutete statistische Zusammenhang zwischen diversen Instrumentarien der Aktienausgabe sowie einer zahlreichen und breiten Anlegerschaft statistisch untermauert werden kann. Das Agio muss im gegebenen Fall in der ersten Unternehmenssatzung festgeschrieben sein, so dass für diese Zwecke alle Satzungen der gAGs durchgeschaut und entsprechend codiert wurden. Zur Fehlervermeidung wurden die so erhobenen Daten mit den Informationen auf den Web-Präsenzen der gemeinnützigen Aktiengesellschaften überprüft und im Fall einer Diskrepanz die aktuellere Information als korrekt angenommen. Im Anschluss erfolgte ebenfalls eine Signifikanzberechnung mithilfe des exakten Tests nach Fisher. Dieselbe Systematik kam bei den gewährten Sonderrechten zum Einsatz. Als Datenbasis dienten die laut Satzung mit der Aktienausgabe verbundenen Sonderrechte, die den Aktionären über den gesetzlichen Pflichtrahmen hinaus gewährt wurden. Erhoben wurde dabei zum einen der Fakt, ob den Aktionären Sonderrechte eingeräumt werden, ebenso wie die genaue Ausprägung dieser zusätzlichen Sonderrechte, um im Anschluss einen Überblick zu den eingeräumten Sonderrechten geben zu können. 6.4.2.2 Ergebnisse Teilhypothese: Die Ausgabe von Aktien zu unterschiedlichen Konditionen ermöglicht die Integration zahlreicher und unterschiedlicher Anleger.

Fundraising | 257

Die Analyse hat gezeigt, dass lediglich 17 Prozent, sprich 10 der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland die Möglichkeit nutzen, durch Aktienpakete oder variierende Nennwerte gezielt unterschiedliche Aktionäre anzusprechen. Gestaffelt nach den Ausgabeformen greifen rund dreißig Prozent der gAGs (8 gAGs) mit Nennwertaktien auf diese Fundraisingoption zurück, während nur sechs Prozent (2 gAGs) der gAGs mit Stückaktien Wertpapierpakete vermarkten. Das aufwendigste Ausgabemodell verwendet die Soziale-Aktien-GesellschaftBielefeld, welche laut § 5 Abs. 2 ihrer Satzung insgesamt Aktien mit sieben verschiedenen Nennwerten ausgibt zu je 1 Euro, 5 Euro, 20 Euro, 25 Euro, 30 Euro, 40 Euro und 50 Euro. Über 60 Prozent der gAGs (entspricht 5 Fällen) mit gestaffelten Nennwerten beschränken sich auf die Ausgabe von Aktien mit zwei unterschiedlichen Nennwerten. Die zwei einzigen Aktiengesellschaften mit Stückaktienpaketen sind zum einen die Schaubühne Lindenfels gAG, diese gibt Pakete von zehn Anteilsscheinen aus, und die Karo gAG, welche Aktienpakete in der Staffelung von 4, 20 und 40 Wertpapieren anbietet.

100% 11% 75%

20%

22%

50% 40%

50%

100%

100%

67% 25%

40%

50%

0% 1 Nennwert

2 Nennwerte

3 Nennwerte

>3 Nennwerte

Aktienpakte

(N=18)

(N=5)

(N=2)

(N=1)

(N=2)

geschlossene AG

semigeöffnete AG

geöffnete AG

Abb. 83: Modelle der Aktienemission nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=28)475

|| 475 Die verbleibenden 31 gAGs geben Stückaktien aus, sehen aber nicht die Ausgabe von Aktienpaketen vor.

258 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die grafische Aufarbeitung der Kreuztabelle (Abb. 83) belegt die Vermutung, dass mit dem Differenzierungsgrad des Emissionsmodells auch progressiv der Öffnungsgrad zunimmt. So nutzt jede zweite geöffnete gAG diese Mittel, um sich für einen breiten Publikumskreis attraktiv zu machen. Der exakte Test nach Fisher wurde für die beiden Ausgabeformen einzeln sowie insgesamt durchgeführt. Bei den Nennwertaktien ist mit p=0,266 keine Signifikanz belegbar, während bei den Stückaktien mit p=0,038 und V=0,601 ein hoher Zusammenhang besteht. Insgesamt betrachtet ergibt sich für die gAGs mit p=0,011 und V=0,410 ein signifikanter Zusammenhang mittlerer Höhe zwischen einem gestaffelten Ausgabemodell und dem Öffnungsgrad der gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Bei der Aktienausgabe setzten knapp 14 Prozent, sprich acht von 59, der gemeinnützigen Aktiengesellschaften ein Aufgeld auf die gezeichneten Unternehmensanteile fest. Die Aufschlaghöhe ist divergent und variiert von vorgegebenen Festbeträgen bis hin zu einer Aufschlaghöhe von 20 Prozent bei der Öchsle-Bahn Aktiengesellschaft. Dort sieht § 4 der Satzung beim höchsten Aktiennennwert von 5.200 Euro ein Aufgeld von 1.300 Euro vor.

100%

75%

8% 20% geöffnete AG 75% semigeöffnete AG

50%

geschlossene AG

73% 25% 13% 13%

0% Aktienausgabe ohne Agio

Aktienausgabe mit Agio

(N=51)

(N=8)

Abb. 84: Präsenz eines Agios nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Insgesamt zeigt sich bei der Veranschaulichung der aus den Daten resultierenden Kreuztabelle (Abb. 84) die erwartete progressiv zunehmende Realisierung des Aktienaufgeldes mit dem Anstieg des Öffnungsgrades. Die Aktienausgabe mit Agio erfolgt in 75 Prozent der Fälle von geöffneten Aktiengesellschaften, welche durch das Instrument des Agios Mittel einwerben. Mit p=0,000 und V=0,617 handelt es sich hier um einen hoch signifikanten Zusammenhang von ausgeprägter Stärke.

Fundraising | 259

Auffällig war bei der Auswertung, dass die Liste der gAGs, welche sich des Agios bedienten, eine Konzentration auf bestimmte Tätigkeitsfelder erkennen ließen (Abb. 85). Von den acht Tätigkeitsfeldern, in welchen Aktiengesellschaften in der Zivilgesellschaft agieren, bedienten sich ausschließlich Organisationen aus den drei Teilbereichen Kultur und Medien (67 Prozent) sowie Soziale Dienste und Gesundheitswesen mit jeweils 17 Prozent des Agios.

100% Soziale Dienste; Soziale Dienste; 75%

38%

Bildung & 50%

17%

Erziehung; 19%

Kultur & Medien; 67%

Kultur & Medien; 17% 25%

0%

Gesundheitswes en; 13% Andere

Gesundheitswes

Tätigkeitsbereic

en; 17%

he; 14% Aktienausgabe ohne Agio

Aktienausgabe mit Agio

(N=51)

(N=8)

Abb. 85: Aktienausgabe mit und ohne Agio nach Tätigkeitsbereichen im Jahre 2014 (N=59)

Der exakte Test nach Fisher hat hier mit p=0,006 und V=0,629 eine hohe Signifikanz mit starker Ausprägung ergeben. Dieser Befund lässt sich damit erklären, dass dies drei Tätigkeitsbereiche sind, die primär mit normativen Werten und Emotionen verbunden sind, so dass der Aufschlag „moralisch gerechtfertigt“ sein kann, indem der Aktionär zum gesellschaftlichen Verantwortungsträger avanciert. Die Position des gesellschaftlichen Verantwortungsträgers können die Aktiengesellschaften durch das Übertragen von Entscheidungsbefugnissen, die über das Aktiengesetz hinausgehen, an die Aktionäre weiterleiten. Es hat sich herauskristallisiert, dass zusätzliche Entscheidungsbefugnisse das am seltensten genutzte Fundraisinginstrument im Zuge der Aktienemission sind. Drei von 59, sprich fünf

260 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften gewähren ihren Anteilseignern mehr Rechte als gesetzlich notwendig. Die Soziale-Aktien-Gesellschaft Bielefeld räumt ihren Aktionären das umfassendste Sonderrecht innerhalb der deutschen gAG-Landschaft ein. So heißt es in § 6 Abs. 6 der Satzung: „Der Erwerber von ausgegebenen Aktien hat das Recht beim Erwerb einer ausgegebenen Aktie entsprechend seines erworbenen Aktienkapitalanteils einen konkreten steuerbegünstigten gemeinnützigen Verwendungszweck des jährlichen Bilanzgewinnanteils zu bestimmen, der sich anteilig entsprechend des Gesamtaktienkapitalvermögens aus seinen Aktien ergibt.“ Mit diesem Sonderrecht wird der Aktionär nicht zum einmaligen Anleger, sondern zum Entscheider darüber, für welchen gemeinnützigen Zweck sein anteiliger Gewinn verwendet werden soll. Das Gewähren eines so weitreichenden Eingriffsrechts von Seiten der Aktionäre ist dadurch vertretbar, dass die gAG selbst nicht operativ tätig ist, sondern ihren Zweck in der Mittelbeschaffung sieht. Die Zugeständnisse der anderen zwei Fälle sind damit verglichen zurückhaltender. Die Zoo Duisburg Aktiengesellschaft räumt nach § 3 Abs. 4 den Aktionären das fragwürdige Recht ein: „Bei der Übernahme von Aktien durch den Ersterwerber wird auf Wunsch eine Spendenbescheinigung § 10b EStG von der Gesellschaft ausgestellt.“ Diese Regelung suggeriert, dass Anteile von gemeinnützigen Aktiengesellschaften pauschal von den Steuerbehörden als absetzungswürdig anerkannt werden. Ein Fakt, der in der Realität allerdings umstritten ist. Anders als bei Stiftungen und Spenden, wo die Reduzierung der Steuerlast rechtlich definiert ist, befindet man sich bei der Absetzbarkeit von gemeinnützigen Aktien in einem Graubereich, da innerhalb der jeweils zuständigen Finanzbehörden diverse Handhabungen üblich sind; dies dürfte nicht zuletzt auf die geringe Verbreitung der Rechtsform zurückzuführen sein. Eine einheitliche, verbindliche Rechtsgrundlage zur Absetzbarkeit der Geldbeträge für die Zeichnung von gemeinnützigen Aktien bleibt der Gesetzgeber bisher schuldig. Der Umstand, dass Unternehmensanteile von gemeinnützigen Aktiengesellschaften wieder veräußert werden können, legt ohnehin nahe, dass die Absetzbarkeit von gemeinnützigen Aktien auf jene gAGs beschränkt bleibt, welche den Wiederverkauf streng reglementieren. Dies berücksichtigend scheint es ein riskantes, impliziertes Versprechen zu sein, das möglicherweise nicht realisierbar ist, wenn das für den Aktionär zuständige Finanzamt diese Spendenbescheinigung nicht anerkennt. Bekanntschaft mit der schlecht vorhersehbaren Verwaltungspraxis von Finanzbehörden machte die Zoologische Garten Berlin AG. Nach jahrzehntelanger Praxis stellte das zuständige Finanzamt plötzlich die Gefährdung der Gemeinnützigkeit fest. Die Auseinandersetzung mit dem Finanzamt endete darin, dass die alten Regeln überarbeitet wurden und nun § 5 Abs. 2 eingeschränkte, jedoch steuerverträgliche Sonderrechte für die Aktionäre einräumt. „Jeder Inhaber einer oder mehrerer Aktien kann gegen Entrichtung einer einmaligen, von der Hauptversammlung im Einklang mit den Vorschriften des Abschnittes steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung, insbesondere mit § 55 AO ihrer Höhe nach festzusetzenden Zahlung für sich und zwei

Fundraising | 261

Angehörige das Recht erhalten, die zoologischen Einrichtungen der Gesellschaft zu betreten.“ Der geringen Fallzahl zum Trotz ergab der exakte Test nach Fisher einen signifikanten Zusammenhang (p=0,024) mittlerer Stärke (V=0,345) zwischen dem Öffnungsgrad der gAGs und dem Gewähren von Sonderrechten. Die grafische Wiedergabe der Kreuztabelle (Abb. 86) zeigt, dass auch hier eine schrittweise Zunahme mit erweitertem Öffnungsgrad vorliegt.

100% 14% 18%

75%

67% geöffnete AG

50%

semigeöffnete AG

68%

25%

33%

geschlossene AG

0% keine Sonderrechte

Sonderrechte

(N=56)

(N=3)

Abb. 86: Sonderrechte nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Die Annahme dieser Teilanalyse, dass die rechtlichen Gestaltungsoptionen bei der Aktienemission überwiegend von gemeinnützigen Aktiengesellschaften genutzt werden, die einen breiten Anlegerkreis haben, gilt anhand der vorliegenden Daten als verifiziert.

6.4.3 Kunstaktien Das Instrumentarium der Kunstaktie ist ein Mittel, das anders als das Aktienregister und die Gestaltungsoptionen bei der Aktienemission nicht von Rechts wegen vorgesehen wird und damit auch nicht gesetzlich definiert ist. Innerhalb dieser Arbeit wird die Kunstaktie als die Ausgabe von verbrieften Unternehmensanteilen verstanden, die nach künstlerischen und ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet wurden. Das Design geht dabei über die rein formale Funktionalität von verschriftlichten Inhalten hinaus, indem gezielt Gestaltungselemente in die Realisierung des Aktienzertifikates einfließen.

262 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Die Definition der Kunstaktie legt nahe, dass es sich bei der aktienausgebenden Organisation ausschließlich um eine Aktiengesellschaft handelt. Die Praxis belegt allerdings, dass es Modelle gibt, in denen Kunstaktien von anderen Rechtsformen ausgegeben werden. Grundsätzlich existieren neben den gemeinnützigen Aktiengesellschaften noch steuerbegünstigte Vereine und Stiftungen, welche Kunstaktien ausgeben. Zu verweisen sei an dieser Stelle auf: den Kunsthaus Langenberg e.V., den PRIMA Neanderthal! e.V. oder auch die Kulturstiftung Trier. Bei der Übertragung der hier angebotenen Papiere handelt es sich rechtlich betrachtet nicht um Aktien, sondern mehr um eine künstlerisch gestaltete Spendenquittung, da faktisch keine Unternehmensanteile übertragen werden. Die scheinbare Emittierung von Kunstaktien ist somit eine Marketingstrategie, die mit den der Aktie zugeschriebenen Attributen taktiert. Darüber hinaus bedienen sich auch kommerzielle Unternehmen, welche im Kunstsektor agieren wie etwa die Uferhallen AG oder auch die „Bar jeder Vernunft“ Veranstaltungs-Organisations-GmbH, beide in Berlin ansässig, dem künstlerisch gestalteten Ausgabeschein. Wie bei dem historischen Vorläufer der aktuellen Kunstaktie, welche die Beteiligungsscheine der Kunstvereine des 19. Jahrhunderts waren, verdeutlicht die aktuelle Auflistung, dass die Kunstaktien nicht exklusiv auf Aktiengesellschaften im Allgemeinen beziehungsweise gemeinnützige Aktiengesellschaften im Besonderen beschränkt sind.476 Die Ausgabe von Kunstaktien bietet fundraisingaffinen gAGs Vorteile im Vergleich zu ordinären Aktienurkunden oder dem völligen Verzicht auf die Beurkundung, nach § 10 Abs. 5 AktG. Die gemeinnützigen Aktiengesellschaften können ein auf Kunstaktien basierendes Anreizsystem modulieren. Zur Effektsteigerung empfiehlt sich eine Kombination von ausdifferenzierten Nennwerten oder Aktienpaketen und kunstvoll gestalteten Aktienzertifikaten. Die Absetzungsoptionen steigen mit zunehmender Berücksichtigung der heterogenen Bedürfnisse der anvisierten Aktionäre. Je nachdem, wie präzise die Zielgruppen vor der Emittierung bestimmt wurden, kann deren ästhetisches Wohlempfinden in die Gestaltung der Kunstaktien einfließen. Bei späteren Kapitalerhöhungen können neue Editionen oder Auflagen von Aktien herausgegeben werden, was die Ankaufwahrscheinlichkeit durch bereits existierende Aktionäre erhöht. Das ästhetische Aktienzertifikat intensiviert den Werbeeffekt für die gemeinnützige Aktiengesellschaft, wenn es an einer repräsentativen Stelle angebracht wird. Die gAG bleibt präsent und der Aktionär bekommt gelegentlich die Chance, von seiner

|| 476 Vgl.: Schmitz, Thomas: Die deutschen Kunstvereine im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kultur-, Konsum- und Sozialgeschichte der bildenden Kunst im bürgerlichen Zeitalter. Neuried 2002.

Fundraising | 263

„guten Tat“ zu erzählen, was unbewusst die Bindung zum Unternehmen festigt. Dies berücksichtigend sollte überlegt werden, ob die Zertifikate nicht bereits in einem Rahmen geliefert werden. Um auf das vorher bereits verwendete Beispiel der 35-Euro-Aktie zurückzukommen, bedeutet die Emission der Wertpapiere als Kunstaktie einen Zugewinn an Attraktivität. Das verschenkende Unternehmen kann das Kundengeschenk steuerlich geltend machen und präsentiert sich gleichzeitig als sozialverantwortlicher Akteur bei dem beschenkten Kunden, welcher im Idealfall statt der hundertsten Werbetasse einen geschmackvollen Kunstdruck bekommt. Für den Aktionär birgt die Kunstaktie den Vorteil, dass er seinen Unternehmensanteil visualisieren kann. Je nach ideeller Ausrichtung und Tätigkeitsbereich der Aktiengesellschaft könnten die Anteilsscheine des Unternehmens ein Sinnbild für den Satzungszweck sein und bereits eine Dividende im nichtmonetären Stil bedeuten. Dies trifft insbesondere auf gAGs im Tätigkeitsbereich Kultur und Medien zu, wo sich der Aktionär der Kunst und Kultur verpflichtet fühlt und im Gegenzug ein Stück Kultur in Form eines limitierten Kunstdruckes erhält. Damit haben die Kunstaktien nicht nur einen dekorativen Wert, sondern sie lassen den Satzungszweck permanent visuell präsent sein. Außerdem können Aktionäre trotz Gewinnabstinenz mit einer eventuellen Wertsteigerung des haptischen Wertpapieres gelockt werden. Dieser „de-facto-Börseneffekt“ kann entstehen, indem die Aktienurkunde, also das Wertpapier im wahrsten Sinne des Wortes, durch seine ästhetische Gestaltung selbst zu einem Wertgegenstand wird. Ermöglicht wird dies durch die Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern oder nationaler Prominenz. Jene können dem Aktienzertifikat einen eigenen Wert unabhängig von dem Unternehmensanteil, den dieses eigentlich repräsentiert, verleihen, welcher in Sammlerkreisen Begehrlichkeiten weckt. Ein Beispiel für eine solch gelungene Umsetzung ist die gemeinnützige Aktiengesellschaft Havelhöhe, wo zum Beispiel Ben Becker oder auch Udo Lindenberg Aktien entworfen haben. Die Frage danach, an welche Künstler herangetreten werden sollte, ist heikel und nur im Zusammenhang mit dem Satzungszweck, der geografischen Verortung sowie dem Image der Organisation zu beantworten. Je größer die Strahlkraft der gemeinnützigen Aktiengesellschaft, umso einfacher lassen sich vermutlich renommierte interessierte Kreativtätige finden. Handelt es sich eher um kleine Kulturbetriebe, scheint die Suche innerhalb der ortsansässigen Künstler gewinnbringender zu sein, da sie eher einen Bezug zum Projekt haben und so bereit sind sich auf diese Weise in ihrem näheren sozialen Umfeld zu engagieren. Bereits an diesem Punkt wird deutlich, wie zeit- und damit auch kostenintensiv die Suche nach Gestaltern von gemeinnützigen Aktien sein kann. Hier ist von Seiten der gAG viel Recherchearbeiten nötig, um überhaupt Künstler zu finden, die zumindest potenziell Interesse am Projekt haben könnten; sei es durch eigene Betroffenheit, regionale Verbundenheit, persönliche Kontakte, Liebhaberei, politischer Gesinnung, religiöser Überzeugung, Kompatibilität mit eigenen Wertvorstellungen oder

264 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

vergleichbaren persönlichen Motivationen. Dies trifft umso mehr zu, wenn die gemeinnützigen Aktiengesellschaften das Werk als ein zivilgesellschaftliches Engagement sehen und dem Künstler keinen monetären Ausgleich für seine Arbeit bieten. Doch nicht nur die Künstlerarretierung ist ressourcenintensiv, sondern auch die Herstellungskosten der Wertpapiere sowie die damit verbundenen Verwaltungs-, Versand-, Verpackungs- sowie Druckkosten sind zu decken. Dies sind die Kehrseite der Kunstaktie. Sie bietet zahlreiche Optionen, ist aber wie jedes Fundraisinginstrument auch mit einem personellen und monetären Mehraufwand verbunden. Ergo kann die Ausgabe von Kunstaktien mit einem Agio versehen werden, um die zu entstehenden Fundraisingkosten zusätzlich zu generieren. Der Umstand, dass die Aktie den ZGOs die Option gibt, die Fundraisingkosten auf den einzuwerbenden Betrag draufzuschlagen, ist einerseits natürlich eine Kehrseite der Kunstaktie, weil die Kosten überhaupt anfallen, andererseits auch die Chance, diese auf den Financier umzulegen. Die Kunstaktie ist in erster Linie dem Fundraisinggedanken einer gAG dienlich, da sie nicht nur Vorteile für die Mitteleinwerbung birgt, sondern in Addition mit den rechtlichen Vorgaben der Aktiengesellschaft ein wirkungsvolles Fundraisingkonstrukt bildet. Dies führt zu der Teilthese, dass die Ausgabe von Kunstaktien, aufgrund ihrer Komplexität, nur eine Fundraisingoption für geöffnete gAGs ist. Folglich wird einerseits ein signifikanter Zusammenhang mit dem Öffnungsgrad als auch mit dem satzungsmäßigen Aufschlag auf den Unternehmensanteil angenommen. Außerdem wird vermutet, dass jene gAGs, die sich so um ihre Aktionäre bemühen, diese per Aktienregister auch namentlich kennen wollen, um eine Basis für weiteres Fundraising insbesondere in Form von Kapitalerhöhungen und damit einhergehend der Ausgabe einer neuen Edition von Kunstaktien zu schaffen. Hinzu kommt, dass die Gestaltungsform der Aktie, welche durch die künstlerische Aufwertung selbst zu einem habbaren Stück Kultur wird, vorrangig im Tätigkeitsbereich Kultur und Medien realisiert wird. Aus ihrer Perspektive heraus gibt die Kunstaktie den gAGs die Option, den Aktionären eine direkte, idelle Dividende in Form eines wortwörtlichen „Wertpapieres“ zu bieten. Was einer substanziierten Marketingstrategie zugutekommt. 6.4.3.1 Untersuchungsaufbau Wie bereits ausgeführt handelt es sich bei der Kunstaktie nicht um ein gesetzlich normiertes Instrument der Aktiengesellschaft. Folglich ist in der Satzung nicht zwingend die Ausgabe eines künstlerisch gestalteten Aktienzertifikates festzuschreiben, dennoch aber möglich. Um alle Kunstaktien zu erfassen, wurde deswegen nach einem zweistufigen Suchverfahren vorgegangen. Im ersten Schritt wurden alle Satzungen der gemeinnützigen Aktiengesellschaften durchgesehen, um Indizien zur Ausgabe von Kunstaktien zu erfassen. Im zweiten

Fundraising | 265

Schritt wurden die Web-Präsenzen nach denselben Kriterien durchgesehen. Wobei auch hier wieder als Grundannahme dient, dass, wenn eine gAG Kunstaktien ausgibt, sie dies öffentlichkeitswirksam und somit auch digital nachvollziehbar tut. Die erfassten Informationen wurden wie üblich mit SPSS dem exakten Test nach Fisher unterzogen, um eine Signifikanzprüfung durchzuführen. Ergänzend zu dieser faktischen Dokumentation wurden auch die Aktienzertifikate selbst erfasst. Hierfür wurde auf die Bildsuche von google.de zurückgegriffen, falls eine bildliche Abbildung der Zertifikate nicht direkt über die jeweilige Web-Präsenz abrufbar war. Gibt eine gAG mehr als eine gestaltete Kunstaktie heraus, wurden alle verfügbaren Auflagen integriert. Die so entstandene Sammlung erlaubt es, einen genaueren Eindruck von der Gestaltungsvielfalt von Kunstaktien zu bekommen. Im Verzeichnis der Kunstaktien wurden auch inzwischen gelöschte gAGs mit ihren Anteilsscheinen berücksichtigt, um ein größeres Spektrum abbilden zu können. Im Signifikanztest bleiben sie allerdings unberücksichtigt, um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden. Anhand der so entstandenen Übersicht wird eine auf äußeren Merkmalen basierende Kategorisierung von künstlerisch gestalteten Aktienzertifikaten ermöglicht, ohne eine Wertung der künstlerischen Qualität dieser Wertpapiere vorzunehmen. 6.4.3.2 Ergebnisse Die Annahme: Aufgrund der Komplexität von Kunstaktien ist davon auszugehen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der Verwendung von Kunstaktien gibt. Die Datenerhebung hat konkretisiert, dass von 59 zum Stichtag existierenden gemeinnützigen Aktiengesellschaften sechs, sprich zehn Prozent, gestaltete Aktienzertifikate ausgeben. Von diesen sechs gAGs, welche Kunstaktien ausgeben, hat nur eine dies in ihrer Satzung explizit verankert. So bestimmt § 7 der Satzung der SozialeAktien-Gesellschaft Bielefeld: „Die Aktien werden in Form von durch Künstler/innen gestalteten Graphiken oder Drucken oder anders gestalteten künstlerischen Werken in Serien ausgegeben.“ Im folgenden Absatz legt die Satzung darüber hinaus fest, dass alle Aktien mit einer Auflage von unter 1.000 Stück vom Künstler zu signieren sind, was ein wichtiges Charakteristikum der Kunstaktie darstellt. Erst ab einer höheren Auflage wird die maschinelle Signatur in diesem Fall gestattet. Den verbleibenden gAG-Satzungen sind keine Informationen zur Zeichnung von künstlerisch gestalteten Wertpapieren zu entnehmen. Obwohl vergleichsweise wenig gAGs das Mittel der Kunstaktie nutzen, hat das Kunstaktienverzeichnis ergeben, dass seit der Gesetzesnovellierung 2004 um die 74 verschieden Motive als Kunstaktie ausgegeben wurden, ohne die verschiedenen Versionen ein und derselben Edition zu berücksichtigen. Von diesen 74 Motiven entfallen mit 35 Wertpapieren, knapp die Hälfte, auf die Soziale-Aktien-Gesellschaft

266 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Bielefeld. Durchschnittlich haben die gAGs mit Kunstaktien zwölf Editionen pro gAG ausgegeben. Die wiederholte Ausgabe von neuen Editionen der Kunstaktie ist ein Indiz, das auf einen Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Öffnungsgrad der ausgebenden gAGs hindeutet. Untersucht man den vermuteten Zusammenhang genauer, wird bereits an der Wiedergabe in Form der Kreuztabelle (Abb. 87) offensichtlich, dass hundert Prozent aller gAGs, die Kunstaktien emittieren, einen geöffneten Anlegerkreis haben, aber nicht alle geöffneten gAGs Kunstaktien ausgeben. Mit 60 Prozent nutzen über die Hälfte der geöffneten gAGs die ZertifikatGestaltung als Fundraisinginstrument zur Aktionärswerbung.

100% 75%

8% 21%

50%

100%

geöffnete AG semigeöffnete AG

72% 25%

geschlossene AG

0% ordinäre Aktien

Kunstaktien

(N=53)

(N=6)

Abb. 87: Kunstaktien nach Öffnungsgrad der gAGs im Jahre 2014 (N=59)

Der Signifikanztest nach Fisher hat mit p=0,000 und V=0,745 einen hoch signifikanten Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Öffnungsgrad der gemeinnützigen Aktiengesellschaft ergeben. Ein geöffneter Aktionärskreis kann damit als Voraussetzung für die Ausgabe von Kunstaktien bestimmt werden. Die erste Betrachtung der Fallverteilung (Abb. 88) bei der Nutzung des Aufgeldes lässt erkennen, dass ein Drittel der gemeinnützigen Aktiengesellschaften, die Kunstaktien ausgeben, kein Agio aufschlagen, während sich die Mehrheit der gAGs des Aufgeldes bedient. Dabei ist die Verwendung des Agios aber nicht auf die Kunstaktie beschränkt. Acht Prozent der Unternehmen mit rechtlich normierten Anteilsscheinen schöpfen diese Fundraisingoption bisher aus.

Fundraising | 267

100%

8%

75% 67% 50%

Agio

92%

kein Agio

25% 33% 0% ordinäre Aktien

Kunstaktien

(N=53)

(N=6)

Abb. 88: Kunstaktien mit und ohne Agio im Jahre 2014 (N=59)

Der exakte Test nach Fisher hat p=0,002 und einen Cramer-V-Wert von 0,522 ergeben. Dies spricht für eine hohe Signifikanz zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Aufschlagen eines Agios auf den Nennbetrag des Unternehmensanteils. Weniger offensichtlich ist die Verteilung der Kunstaktien nach Ausgabeform. Bei den Namensaktien machen sie 7,4 Prozent (4 gAGs) aus, bei den Inhaberaktien 40 Prozent (2 gAGs). Innerhalb der Kunstaktien selbst ist das Verhältnis allerdings divergent (Abb. 89), da zwei Drittel aller Kunstaktien auf Namen lauten und ein Drittel lediglich an ihren Inhaber gebunden sind. Vor diesem inkohärenten Hintergrund ergab die Signifikanzanalyse nach Fisher einen p-Wert von 0,076, was gegen einen statistisch nachweisbaren Zusammenhang von Kunstaktien und Aktienausgabeform spricht.

100%

6% 33%

75% 50%

94%

Inhaberaktien 67%

25% 0% ordinäre Aktien

Kunstaktien

(N=53)

(N=6)

Abb. 89: Kunstaktien nach Ausgabeform im Jahre 2014 (N=59)

Namensaktien

268 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Ähnlich verhält es sich bei der Analyse von Tätigkeitsbereichen, wo entgegen der Annahme mit p=0,340 keine Signifikanz vorliegt, gleichwohl die Kreuztabelle eine Fokussierung auf Tätigkeitsbereiche erkennen lässt. Ein Grund für dieses Ergebnis kann in der Strukturierung der Daten liegen. So ist die Objektmenge an gAGs mit Kunstaktien gering, die Differenzierung nach Tätigkeitsbereichen allerdings sehr umfassend. Zwei Drittel aller gemeinnützigen Aktiengesellschaften, die Kunstaktien zeichnen, sind demnach im Bereich Kultur und Medien tätig, gefolgt vom Gesundheitswesen und den sozialen Diensten mit jeweils 16,7 Prozent. Damit entspricht die Verteilung der des Agios in Abbildung 85. Die Ausgabe von Kunstaktien als eine Fundraisingstrategie ist damit, wie vermutet, stark an den Öffnungsgrad sowie das Aufgeld gebunden, steht allerdings in keiner relevanten Wechselwirkung zum Tätigkeitsfeld der Aktiengesellschaft oder zur Übertragbarkeit der Wertpapiere an und für sich.

Abb. 90: Typografisch dominierte Kunstaktie der Zoologischer Garten Köln AG477

Abb. 91: Illustrativ-grafische Kunstaktie der gAG Havelhöhe478

Neben dieser faktischen Herangehensweise hat die subjektivere Auswertung der formellen Gestaltung der Aktien gezeigt, dass es grundsätzlich zwei Formen von Kunstaktien gibt. Zum einen typografisch dominierte Wertpapiere und zum anderen illustrativ-grafische Aktien. Als typografisch dominierte Aktien gelten diese, in deren Mittelpunkt Text steht, der von grafischen Elementen umrahmt wird, wie zum Beispiel in Abbildung 90. Bei den illustrativ-grafischen Aktien verhält es sich genau umgekehrt, hier steht das künstlerische Werk im Zentrum des Wertpapieres, welches oft von formal notwendigem Wortwerk umgeben wird, wie in Abbildung 91 illustriert. Letzteres || 477 Abbildung befindet sich auf der Seite des ausführenden Designers: https://oschulz.blogspot. com/ 2010/07/aktie-zoologischer-garten-koln.html (zuletzt abgerufen: 01.07.2018). 478 Abbildung der Web-Präsenz der gAG Havelhöhe entnommen: http://www.gag-havelhoehe.de/ katinka-pilscheur.html (zuletzt abgerufen: 01.07.2018).

Fundraising | 269

Kriterium ist keine obligatorische Bedingung, als vielmehr eine häufig realisierte Umsetzung von rechtlichen Notwendigkeiten. Darüber hinaus fällt auf, dass bei typografisch dominierten Kunstaktien oft eine Sinneinheit zwischen den verwendeten grafischen Elementen und dem Satzungszweck der gemeinnützigen Aktiengesellschaft ersichtlich ist. Ein Befund, der so nicht auf die illustrativ-grafischen Kunstaktien übertragen werden kann, welche sich durch einen ausgeprägteren Abstraktionsgrad charakterisieren. Die illustrativ-grafische Form der Kunstaktien ist mit über 65 Aktien die geläufigere Form. Während die typografisch dominierte Kunstaktien eher von Einrichtungen mit größerem historischen Bezug wie etwa Tierparks und Zoos oder auch Museumsbahnen genutzt werden.

6.4.4 Fazit Die Analyse hat gezeigt, dass aus der Perspektive der Zivilgesellschaft heraus einige klassische Charakteristika der Aktiengesellschaft als Ansatzpunkt für ein strategisch konzipiertes Fundraising dienen können, gleichwohl der Gesetzgeber mit der Normierung des Aktienregisters sowie der Kapitalgliederung dies nicht implizierte. Neben diesen obligatorischen Entscheidungen für oder gegen Inhaber- beziehungsweise Namensaktien sowie für oder gegen Stück- beziehungsweise Nennwertaktien bietet die Aktiengesellschaft das fakultative Element der Kunstaktie an. Die Komprimierung der Daten in der Typenvariable basiert auf der sich anschließenden Definition. Demnach weisen gAGs eine starke Fundraisingtiefe auf, wenn die Aktienemission durch unterschiedliche Nennwertaktien bzw. bei Stückaktien Aktienpakete erfolgt, Kunstaktien ausgegeben werden und zwei der drei folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. Es werden zusätzliche Daten der Aktionäre durch das Aktienregister erhoben, 2. es wird ein Agio erhoben, 3. es werden gesetzlich nicht vorgesehene Sonderrechte einräumt. Konträr dazu liegt eine schwache Fundraisingtiefe vor, wenn weder Kunstaktien emittiert noch gestaffelte Nennwerte oder Aktienpakete ausgegeben werden sowie mindestens zwei der drei folgenden Bedingungen gegeben sind: 1. Das Aktienregister wird nicht zur Datengewinnung genutzt, 2. es wird kein Agio verlangt, 3. es werden keine Sonderrechte eingeräumt. Alle gAGs, die nicht eindeutig einem dieser Pole zugeordnet werden können, gelten als Organisationen mit mittlerer Fundraisingtiefe. Ein Blick auf das sich daraus ergebende Schaubild (Abb. 92) zeigt, dass von 59 gemeinnützigen Aktiengesellschaften nur die Schaubühne Lindenfels Aktiengesellschaft und die Soziale-Aktien-Gesellschaft Bielefeld das Fundraisingpotenzial dieser

270 | Das theoretische potenzial und dessen praktische Umsetzung

Rechtsform praktisch umsetzen. Knapp 17 Prozent der gAGs zeigen eine mittlere Fundraisingtiefe und knapp 80 Prozent der gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland bleiben mit einer geringen Fundraisingtiefe deutlich hinter dem Potenzial der Rechtsform zurück.

100% 79,7% 75% 50% 16,9%

25% 3,4% 0% stark

mittel

schwach

Abb. 92: Fundraisingtiefe bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften im Jahre 2014 (N=59)

Die Empirie hat verdeutlicht, dass die theoretischen Potenziale sich bisher nicht voll entfaltet haben, was mit den verschiedenen Ausformungen von gemeinnützigen Aktiengesellschaften zu begründen ist. Anders als bei der Partizipation, der Professionalisierung und der Transparenz, wo sich diese Unterscheidung zwar andeutet, wird dies beim Fundraising evident. Das Fundraisingpotenzial der gemeinnützigen Aktiengesellschaft kommt nur dann zum Tragen, wenn sich die Organisation bewusst dafür entscheidet, die rechtlich optimierten Rahmenbedingungen dieser Rechtsform aktiv für die Mitteleinwerbung zu nutzen. Im Bereich des Aktienregisters wird offensichtlich, dass selbst gAGs, die sich dem Instrument bewusst sind, dies nicht ausreichend nutzen, indem überwiegend Zusatzinformation zur schnelleren Kommunizierbarkeit abverlangt werden, aber keine Daten, die eine genauere soziologische Einordung des Aktionärs erlauben würden. Positiver hingegen ist das Resultat bei der Auswertung von angepassten Unternehmensanteilen ausgefallen. Hier ergriff die Hälfte aller geöffneten gAGs die Chance, durch Aktienpakete oder differenzierte Nennwerte heterogene Zielgruppen zu erreichen. Bei der Ausgabe von gestalteten Aktienzertifikaten lag der Anteil der geöffneten gAGs, die sich der Kunstaktie bedienten, mit 60 Prozent sogar noch höher, während semigeöffnete ebenso wie geschlossene gAGs dieses Mittel der Investorenbindung nicht praktizieren. Eben dieser Umstand ist es, der am Fundraisingpotenzial der gemeinnützigen Aktiengesellschaft besonders die unterschiedlichen Nutzungsweisen der Rechtsform erkennen lässt.

7 Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften Eine erste funktionale Typologie der gemeinnützigen Aktiengesellschaften hat Rainer Sprengel 2007 vorgelegt, indem er anhand von Beispielen vier verschiedene gAG-Typen herausarbeitete.479 Er differenziert die gAGs im Bezug auf Charakteristika der Rechtsform. So unterscheidet er zwischen der gemeinnützigen AG als „manageriales Steuerungsinstrument“, als Marketinginstrument, als Partizipationsinstrument sowie als Fundraisinginstrument. Seiner Vorgehensweise entsprechend handelt es sich bei der Beschreibung der verschiedenen Kategorien um Ableitungen aus Einzelfällen heraus, indem er als exemplarisch erkannte gemeinnützige Aktiengesellschaften genauer untersucht hat. Die hier vorliegende empirische Untersuchung knüpft an diese ersten Ableitungen von Sprengel an und unterlegt sowie ergänzt diese mit den neu gewonnenen Daten. Ziel war es, Sprengels Grundgerüst zu folgen und anhand der im Rahmen der vorliegenden Arbeit erhobenen Daten allgemeingültige Kriterien zu entwerfen, die eine zuverlässige Einordnung von Aktiengesellschaften innerhalb ihres Funktionsquartetts der Zivilgesellschaft ermöglichen.

7.1 Partizipationsinstrument Die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Partizipationsinstrument zeichnet sich nach Sprengel besonders dadurch aus, dass zahlreiche Anteilseigner gleichberechtigt integriert werden, um ihnen ein Recht auf Partizipation zu gewähren. Der Aktionär wird als ein Partner der Organisation verstanden, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.480 Dieser Typus geht auf das einleitend beschriebene Grundanliegen der Aktiengesellschaft zurück: das Einwerben umfangreicher Teilbeträge zum Verwirklichen einer großen Mission. Waren dies einst Handelsmissionen, sind es heute oftmals eher soziale oder kulturelle Aufträge. Dabei wird die Rechtsform der Aktiengesellschaft bewusst eingesetzt, um intersektorale Bezugspunkte zu erzeugen. Von Sprengels erster Differenzierung ausgehend wurde untersucht, ob es gAGs gibt, welche sich durch eine breite und differenzierte Anlegerschaft charakterisieren lassen. Im Laufe der Untersuchung wurden die gAGs mit einer starken Partizipationstiefe durch folgende Kriterien definiert:

|| 479 Vgl.: Sprengel, Rainer: Die gemeinnützige Aktiengesellschaft [wie Anm. 1], S. 2. 480 Vgl.: Sprengel, Rainer: gAGs im Spannungsfeld [wie Anm. 6], S. 172 f. https://doi.org/10.1515/9783110732627-007

272 | Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften

1.

2. 3.

Gemeinnützige Aktiengesellschaften, die als Partizipationsinstrument verwendet werden, verfügen über einen geöffneten Anlegerkreis oder einen tertiären Anlegermix. Die Unternehmensanteile befinden sich in Streubesitz oder werden zum größeren Teil von Kleinaktionären gezeichnet. Ergänzt werden diese zwei Merkmale durch die Ausgabe von Namensaktien oder auch dem Ausschluss von Zwangseinziehungen.

Von den untersuchten gAGs erfüllten lediglich zwei Unternehmen, sprich 3,4 Prozent, diese Kriterien. Bezüglich ihrer Potenzialtiefen zeigt sich, dass die Professionalisierungstiefe sowie die Fundraisingtiefe mittelmäßig bis stark ausgeprägt sind, während die Transparenztiefe mindestens im mittleren Bereich liegt. Gemeinnützige Aktiengesellschaften, die diesen Kriterien entsprechen, sind die Gemeinnützige Aktiengesellschaft Havelhöhe sowie die Bürgerstiftung Duisburg Gemeinnützige Aktiengesellschaft. Interessanterweise ist die von Sprengel in diesem Kontext angeführte „Nordakademie Hochschule der Wirtschaft gAG“ nicht dabei, da sie sich in ihrer Ausprägung zwar öffnet, aber zum einen nur institutionelle Anleger partizipieren lässt und zum anderen von einem Hauptaktionär dominiert wird, damit nutzt sie das Partizipationspotenzial der Rechtsform nicht vollständig. Der Fokus, ausgehend von Sprengels anfänglicher Beobachtung hin zur Herausarbeitung der Typenmerkmale, hat sich deutlich verengt.

7.2 Professionalisierungsinstrument Der zweite Typus gemeinnütziger Aktiengesellschaften, den Sprengel beschreibt, ist die gAG als „manageriales Steuerungsinstrument“. Laut Sprengel zeichnen sich jene gAGs demnach durch beträchtliche Einnahmen sowie Beschäftigungszahlen und überwiegend institutionelle Anleger aus, welche das operative Geschäft durch Unternehmenskäufe und Fusionen expandieren und in die Hände einer durch den Aufsichtsrat kontrollierten professionellen Geschäftsführung übertragen. Im Mittelpunkt dieser Ausformung stehen vor allem die strukturellen Merkmale der Rechtsform.481 Innerhalb dieser Untersuchung wird von einer gAG als Professionalisierungsinstrument gesprochen, da es sich bei „managerial“ um eine Übernahme aus dem Englischen handelt und der Fokus innerhalb des Terminus „managerial“ vor allem auf betriebswirtschaftlichen, innerbetrieblichen Prozessen liegt. Diese Fokussierung wurde allerdings als zu eng empfunden, um die Funktionsweise dieses bestimmten gAG-Typs zu beschreiben, insbesondere da es signifikante Zusammenhänge

|| 481 Vgl.: ebd., S. 170 f.

Transparenzinstrument | 273

zwischen haupt- bzw. ehrenamtlicher Geschäftsführung sowie der Finanzierungsstruktur der gAGs gibt. Auf die gAGs, welche vorrangig als Professionalisierungsinstrument genutzt werden, treffen mindestens zwei der drei folgenden Merkmale zu: 1. Professionalisierte gAGs charakterisieren sich durch eine vollständige Professionalisierung der Geschäftsführung. 2. Ihre Finanzierungsstruktur ist als hybrid bis marktkonform einzustufen. Als marktähnliche Finanzstruktur gilt eine Eigenkapitalquote zwischen 25 und 75 Prozent sowie eine Anlageintensität von 25 bis 50 Prozent. Demgegenüber ist die Vermögensstruktur mehrheitlich über 200 Prozent und damit eher arenenspezifisch. 3. Die gAG unterhält eine qualitativ hochwertige Web-Präsenz von wenigen Ausnahmen abgesehen. Die Untersuchung hat ergeben, dass 11 der 59 gAGs die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft vorrangig als Professionalisierungsinstrument nutzen. Bezüglich der Potenzialtiefen wurde sichtbar, dass die Partizipationstiefe mittelmäßig bis schwach ist, da eine starke Tendenz zu einem geschlossenen Anlegerkreis zu verzeichnen ist und somit Einzel- und Großaktionäre bestimmend sind. Reglementierungen zu Zwangseinziehungen sind für diesen Grundtyp nicht atypisch. Die Transparenz ist mittelmäßig ausgebaut, wobei eine Häufung von Rechtsformumwandlungen auffällig ist. Die Fundraisingtiefe ist als schwach einzustufen. Als ein Beispiel für eine solche gAG hatte Sprengel in seiner Typisierung auf die EJF gemeinnützige AG hingewiesen. Diese zeichnet sich auch im Rahmen dieser Untersuchung durch ihren hohen Professionalisierungsgrad aus. Andere Beispiele für professionalisierte gAGs sind etwa die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG oder auch die St. Vincentius-Kliniken gemeinnützige Aktiengesellschaft.

7.3 Transparenzinstrument Neben diesen zwei gAG-Typen führte Sprengel auch die gemeinnützige Aktiengesellschaft als Marketinginstrument ein. Diese charakterisiert sich dadurch, dass innerhalb des Kommunikationskonzeptes ein starker Bezug zu der seltenen Rechtsform hergestellt wird, um den „Neuigkeitsfaktor“ innerhalb der Marketingstrategie zu nutzen. Auf diese Weise soll eine der Zielgruppe entsprechende geografische Verwurzelung der Organisation erreicht werden, die sowohl institutionelle wie private Aktionäre inkludiert.482

|| 482 Vgl.: ebd., S. 172.

274 | Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften

Dieser Ansatz wurde innerhalb dieser Untersuchung verengt, da sich im Rahmen der Unternehmensetablierung eine Tendenz zum Wegfall dieses Kriteriums ergeben kann. Auf Sprengels Grundgedanken aufbauend wurde der Marketingfokus reduziert hin zu einem Transparenzinstrument, welches allerdings aus marketingstrategischen Überlegungen heraus gewählt werden kann. Gemeinnützige Aktiengesellschaften, welche vorrangig als Transparenzinstrument benutzt werden, lassen sich an folgenden Merkmalen erkennen483: 1. Die gemeinnützigen Aktiengesellschaften verfügen über einen hohen äußeren Transparenzgrad.484 2. Die innere Transparenz wird gewährleistet, wenn mindestens zwei der drei folgenden Kriterien zutreffen: Die gAG verfügt über zusätzliche Gremien, ist durch eine Rechtsformumwandlung entstanden und/oder verfügte für den Liquidationsfall über eine Zweckmittelbindung für konkrete Organisationen. Diese Vorgaben erfüllen lediglich drei gemeinnützige Aktiengesellschaften, was insgesamt 5,1 Prozent entspricht. Im Kontext der Potenzialtiefen heißt dies, dass der Partizipationsaspekt ebenso wie die Professionalisierungstiefe von mittlerer bis starker Ausprägung sind. Dabei handelt es sich um gAGs mit geschlossenem Öffnungsgrad, deren Geschäftsführung zumindest semiprofessionalisiert ist. Die Fundraisingtiefe bei transparenten gAGs ist schwach. Es werden weder Kunstaktien, Agios, gestaffelte Nennwerte noch das Gewähren von Sonderrechten eingesetzt. Die von Sprengel beispielhaft genannte „Würzburg gAG“ ist nach dieser erweiterten Funktionsbeschreibung kein geeignetes Beispiel mehr, da sie nur über eine schwache Transparenztiefe verfügt. Stattdessen ist hier auf die „PHINEO gemeinnützige AG“ oder die „gut. org gAG“ zu verweisen.

7.4 Fundraisinginstrument Das Fundraising wurde als weiteres Einsatzgebiet der gAG von Sprengel benannt, da es sich vom „Urmotiv der Aktiengesellschaft: Kapitalisierung durch das Einsammeln (privater) Gelder“ herleitet.485 Eine als Fundraisinginstrument agierende gAG ist demnach nicht zur Verwirklichung eines gemeinnützigen Zwecks selbst und unmittelbar tätig, sondern fungiert als Mittelbeschaffungskörperschaft. Beispielsweise gibt es die

|| 483 Dieses Kriterium der Analyse ist immer im Kontext der Zivilgesellschaft zu verstehen, wo wie ausgeführt Transparenzbestrebungen aufzeigbar sind und folglich die Entscheidung für eine Rechtsform mit hohen Offenlegungspflichten Publikationslasten reduzieren kann. Im Bezugsrahmen des Marktes verliert dieser Aspekt seine Bedeutung. 484 Dieser gilt als gewährleistet, wenn 80 Prozent der Selbstverpflichtung nach der Initiative Transparente Zivilgesellschaft öffentlich zugänglich sind. 485 Sprengel, Rainer: gAGs im Spannungsfeld [wie Anm. 6], S. 173.

Mischtypen | 275

sogenannten Fördervereine, welche die von ihnen eingeworbenen Spenden an andere gemeinnützige Organisationen weiterleiten.486 Diese von Sprengel vorgelegte Definition wurde erweitert, indem nicht nur mitteleinwerbende gAGs darunter verstanden wurden, sondern ebenso jene Unternehmungen, die durch gezielte Maßnahmen den Verkauf der eigenen Aktien fördern. Dabei war nicht ausschlaggebend, ob die gAG selbst operativ tätig ist. Gemeinnützige Aktiengesellschaften, die vordergründig als Fundraisinginstrument genutzt werden, kennzeichnen sich durch mindestens zwei der drei folgenden Merkmale aus: 1. Das Führen eines Aktienregisters, wobei verpflichtend zu gebende Daten über den gesetzlichen Mindeststandards liegen können, 2. die Ausgabe von Kunstaktien, 3. das Nutzen von Agios, zielgruppenspezifischer Ausgabemodi oder dem Gewähren von Sonderrechten zur Mitteleinwerbung. Insgesamt konnte nur zwei gAGs eine Realisierung der gAGs als Fundraisinginstrument bescheinigt werden. Die Auswertung der Potenzialtiefen hat ergeben, dass die fundraisingstarken gAGs eine mittlere Partizipationstiefe aufweisen, mit einem hohen Öffnungsgrad sowie einer gemischten Anlegerstruktur, die allerdings von Großund Hauptaktionären getragen wird. Die Professionalisierungs- ebenso wie die Transparenztiefe sind schwach. Ehrenamtliche Geschäftsleitung sowie arenenspezifische Wirtschaftsquotienten sind ebenso Indizien dafür wie eine mittlere bis schwache äußere Transparenz. Vertreter dieses gAG-Typus ist die Schaubühne Lindenfels gAG. Aber auch die von Sprengel genannte „Sozialaktien-gesellschaft Bielefeld“ weist ein starkes Fundraisingpotenzial auf.

7.5 Mischtypen Insgesamt konnten die vier gAG-Grundtypen durch die Daten bestätigt werden, wobei offensichtlich wurde, dass diese Grundtypen in ihrer Reinform vergleichsweise selten vorkommen. Nur in 15 Fällen war eine systematisch einwandfreie Einordnung der gAG in einen der vier Grundtypen möglich, da eine Potenzialtiefe die höchste Ausprägung besaß. In vier Fällen verfügten die Unternehmen über zwei dominante Potenzialtiefen mit maximaler Ausprägung. Lässt man eine Erweiterung des Grundtyps zu, indem auch jene gAGs einem Grundtyp zugeordnet werden dürfen, deren stärkste Potenzialtiefe von mittlerer Ausprägung in einem Potenzial ist, können sechs weitere Fälle in das Grundschema eingeordnet werden. Das folgende Schaubild impliziert, dass mit den Grundtypen ein gutes Viertel der gAGs adäquat beschrieben werden können.

|| 486 Vgl.: ebd., S. 170 ff.

276 | Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften

30 21 20

19 16

10 3 0 Grundtypen

duale Mischform

Tripel-Mischformen

(erweitert)

äquivalente Mischform

Abb. 93: Verteilung der gAGs nach Potenzialdominanz (N=59)

Die Melange der vier Potenziale ist die primäre Stärke der gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Bei vier Merkmalen mit jeweils dreifacher Abstufung ergeben sich mathematisch 81 Kombinationsmöglichkeiten. Umgesetzt wird bisher allerdings nur ein geringer Teil dieser rechnerischen Vielfalt. Die 59 gAGs wiesen insgesamt 24 verschiedene Merkmalskombinationen auf. Um eine erste grobe Einordnung der Merkmalskombinationen zu ermöglichen, werden Mischformen mit zwei gleich stark ausgeprägten Potenzialtiefen als duale Mischform bezeichnet. Auf diese entfallen mit 16 gAGs. Innerhalb der dualen Mischform gab es besonders häufig (56 Prozent) die Kombination von mittlerer Professionalisierungs- und Transparenztiefe bei schwacher Partizipations- und Fundraisingtiefe. Sind drei Merkmale gleich stark ausgeprägt, wird im Rahmen dieser Untersuchung von Tripel-Mischformen gesprochen. Mit 19 Fällen ist dies der am häufigsten verwendete Mischtyp. Auffällig ist, dass von diesen Tripel-Mischtypen 85 Prozent gleiche Merkmale aufweisen. Sie verfügen jeweils über eine mittlere Partizipations-, Professionalisierungs- und Transparenztiefe sowie über eine schwach ausgeprägte Fundraisingtiefe. Liegt keine Dominanz eines bestimmten Potenzials vor, wird dies als äquivalente Mischform bezeichnet, da die Potenzialausprägung in allen vier Domänen gleich hoch oder niedrig ist. In der Untersuchung konnten drei gAGs mit einer solchen Potenzialverteilung identifiziert werden. Sie verfügten über eine mittlere Potenzialtiefe in allen vier Kernpotenzialen der gAG.487

|| 487 Aus theoretischer Perspektive heraus beinhaltet die äquivalente Mischform ebenso die gleich starke oder schwache Ausprägung der vier Faktoren. Wenn sich solche Ergebnisse in der Praxis vermehrt feststellen lassen, ist eine weitere Ausdifferenzierung dieses Typs zu bedenken. Die bisherigen empirischen Befunde lieferten dafür allerdings keine Grundlage.

Potenzialanalyse | 277

7.6 Potenzialanalyse In einem letzten Analyseschritt werden die Zusammenhänge entsprechend ihrer Zuordnung in ein Schema eingetragen, um zu verdeutlichen, wie die einzelnen Potenziale zueinander im Verhältnis stehen. Zu diesem Zweck wurden die Zusammenhänge, die sich innerhalb eines Potenzials unter den einzelnen Teilaspekten ergaben, nicht berücksichtigt. Der Vollständigkeit halber wurden jedoch nicht nur jene Signifikanztests in der Darstellung vermerkt, welche im Laufe der Untersuchung zur Beantwortung der Teilhypothesen notwendig waren, sondern es wurden alle zwanzig Unterkriterien gegeneinander getestet. Die Aufspaltung der Potenziale ergibt sich gemäß des Analyseablaufes wie folgt: Tab. 1: Aufspaltung der Potenziale nach Analyseebene Partizipation

Professionalisierung

Transparenz

Fundraising

Öffnungsgrad Mitsprache – Beschränkung des Stimmrechts – Aktionärskreis Übertragbarkeit – Vinkulierung – Zwangseinziehung

Professionalisierungsgrad Wirtschaftliche Kennzahlen – Vermögensstruktur – Anlageintensität – Kapitalstruktur – Eigenkapitalquote Öffentlichkeitsarbeit/ Qualität der Web-Präsenz

Äußere Transparenz Innere Transparenz – Zweckbindung – Gremien – Rechtsformumwandlung

Aktienregister Aktienemission – Emission – Agio – Sonderrechte Kunstaktien

Durch dieses Vorgehen konnten die komplexen Zusammenhänge visualisiert werden, ohne eine Verzerrung durch die inhaltliche Schwerpunktsetzung bei der Analyse zu riskieren. Durch die Verwendung von Plus, Minus und Rundungszeichen wurde jeweils die grobe Tendenz des Signifikanztests angegeben.488 Das sich so ergebende Schaubild (Abb. 94) veranschaulicht, dass es vor allem zwischen den markttypischen Potenzialen Professionalisierung und Transparenz sowie den zivilgesellschaftstypischen Potenzialen Fundraising und Partizipation eine hohe Anzahl von Zusammenhängen gibt. Bei der Partizipation und dem Fundraising ist insbesondere der Öffnungsgrad einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft der am meisten auftretende Faktor. Bei den markttypischen Potenzialen ist der am meisten vorkommende Aspekt der äußere

|| 488 Auf das Anhängen der nicht direkt mit der Untersuchung in Verbindung stehenden Signifikanztests wurde verzichtet.

278 | Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften

Transparenzgrad. Die Bezüge zwischen den angrenzenden Potenzialen sind unterschiedlich stark ausgeprägt.

Abb. 94: Potenzialanalyse

Potenzialanalyse | 279

Während die Transparenz vergleichsweise wenig mit der Partizipation und dem Fundraising interagiert, ist die Professionalisierung wesentlich ausgeprägter in der Anzahl ihrer Zusammenhänge, allen voran die Merkmale Professionalisierungsgrad und Anlageintensität weisen Beziehungen mit den seitlichen Nachbarn auf. Interessant ist, dass bei der Auswertung der Potenzialtiefen das Fundraising am schwächsten abgeschnitten hat, weil dessen Möglichkeiten bisher kaum genutzt werden. Trotz schwacher Realisierung der Fundraisingtiefe zeigt sich in Abbildung 94 sehr deutlich, dass das Fundraising zahlreiche Zusammenhänge mit anderen Potenzialen aufweist. Mit 14 Zusammenhängen nimmt es nach der Professionalisierung, mit 17 Zusammenhängen, den zweiten Platz ein. Auf dieser Potenzialanalyse aufbauend kann ein Bezugsmodell für Potenzialtiefen innerhalb von gemeinnützigen Aktien entworfen werden. Anhand der ersichtlichen Zusammenhänge kann von einem Potenzialkreis mit unterschiedlich starker Ausprägung ausgegangen werden. Innerhalb des Potenzialkreises stehen sich vertikal die zivilgesellschaftstypischen Potenziale Partizipation und das Fundraising gegenüber sowie horizontal die markttypischen Potenziale Professionalisierung und Transparenz. Jedes dieser Kernpotenziale wird in seine drei Ausprägungsstärken schwach, mittel und stark aufgeteilt. Aufgrund der bewiesenen Zusammenhänge kann erwartet werden, dass die gegenüberstehenden Werte sich annähern, da sie zu Synergieeffekten führen können, indem sich die Faktoren gegenseitig ergänzen. Durch das Gegenüberstellen sich gegenseitig beeinflussender Potenziale können gAGs auf ihre Potenzialbalance hin untersucht werden. Diese Methode kann bei der Einzelfallbetrachtung Unstimmigkeiten beziehungsweise Verbesserungsmöglichkeiten innerhalb der Potenzialausnutzung identifizieren. Wobei die gewünschte Unternehmensausrichtung als Beurteilungsmaßstab gilt. Es zeigt sich, dass der Potenzialkreis dazu geeignet ist, die internen Strategien konzentriert sichtbar werden zu lassen und so einen Abgleich zwischen gesamtheitlicher Unternehmensausrichtung und Einzelmaßnahmen zu erlauben. Der Potenzialkreis ist ein Kontrollinstrument, das nicht nur für etablierte gAGs geeignet ist, sondern bereits in den Vorbereitungen zur gAG-Gründung oder -Umwandlung berücksichtigt werden kann. Durch den Einsatz des Potenzialkreises besteht so von vornherein die Möglichkeit, sich der Potenziale der gemeinnützigen Aktiengesellschaft bewusst zu werden und diese für die eigenen Unternehmenszwecke zu instrumentalisieren, indem ausgehend vom gewünschten Gleichgewicht Einzelmaßnahmen entwickelt oder gar rechtliche Regelungen in der Satzung verankert werden. Die beispielhaften Potenzialkreise der verschiedenen gAG-Typen489 (Abb. 95) zeigen, wie sich zum einen die Potenzialtiefen innerhalb eines gAG-Typs gegen-

|| 489 Auf die Darstellung des äquivalenten Mischtyps wurde verzichtet, da von Definitionswegen alle Potenziale gleich stark ausgeprägt sind.

280 | Typisierung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften

überstehen sowie zum anderen wie die Potenzialbalance innerhalb der einzelnen Typen aussieht. Durch diese exemplarischen Potenzialkreise wird die aktuelle Datenlage erfassbar und bietet eine punktuelle Beschreibung des Zustandes der gAG-Landschaft in Deutschland zum Jahresende 2014.

Abb. 95: Potenzialkreise bei gAGs mit unterschiedlichen Potenzialtypen

8 Resümee Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, empirisch die Funktionsweise der gemeinnützigen Aktiengesellschaft im Spannungsfeld der Zivilgesellschaft aufzuzeigen, um herauszufinden, welche Aspekte der gemeinnützigen Aktiengesellschaft geeignete Werkzeuge zur Steuerung von Organisationen innerhalb der Zivilgesellschaft sind. Zur besseren Orientierung innerhalb der gAG-Landschaft in Deutschland wurde ein erster statistischer Gesamtüberblick über die gemeinnützigen Aktiengesellschaften in Deutschland gegeben. Die faktische Überprüfung des Verbreitungsgrades der gAG zeigt, dass die gemeinnützige Aktiengesellschaft zwei Dekaden nach der Einführung der kleinen AG eine überwiegend singuläre Erscheinung bleibt mit einem durchschnittlichen Zuwachs von zweieinhalb gAGs pro Jahr. Gleichzeitig indizierte die geografische Verbreitung der gAG, dass dort, wo ein Anfang gemacht wurde, oft weitere gAGs entstanden. Das bestätigt die Sprengel’sche Argumentation über die mangelnden Erfahrungswerte sowie das unzureichende Bewusstsein für die Rechtsform als Hindernis in der Umsetzung von gemeinnützigen Aktiengesellschaften. Darüber hinaus hat die Explorationsstudie vor allem dokumentiert, dass die gemeinnützigen Aktiengesellschaften nicht nur in ihren Tätigkeitsfeldern heterogen sind, sondern auch in der strukturellen Ausgestaltung der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Rahmenbedingungen. Die gemeinnützigen Aktiengesellschaften sind eine Schnittmenge von jeweils areneninternen Charakteristika unter Berücksichtigung der sich aus der Abgabenordnung ergebenden Gemeinnützigkeitsbindung sowie der aktienrechtlichen Vorgaben. Aus dieser Konstellation ergeben sich die vier Kernpotenziale: Partizipation, Professionalisierung, Transparenz und Fundraising. Jeder dieser einzelnen Bestandteile wurde empirisch, sozialwissenschaftlich sowie juristisch beleuchtet. Für die Partizipation hat sich gezeigt, dass keine systematischen oder pauschalen Beschränkungen des Mitspracherechts vorgenommen wurden. Die Beteiligungsstruktur war in lediglich acht Fällen begrenzt, die Beschränkung des Stimmrechts erfolgte in vier Fällen und 14 gAGs räumten in ihrer Satzung die Option der Zwangseinziehung ein. Parallel dazu hat sich jedoch herauskristallisiert, dass 81 Prozent der gAGs ihre Unternehmensanteile mit einer Vinkulierung versehen. Zusätzlich zu dieser Eintrittshürde wurde die stimmrechtliche Dominanz von Haupt- und Großaktionären ersichtlich, welche die Gewichtung von Einzelaktionären abschwächt. Damit kann der Potenzialhypothese, dass zahlreiche und differenzierte Investoren eingebunden werden, nur unter Vorbehalt zugestimmt werden. Bezüglich der Professionalisierung hat sich erwiesen, dass es wie in der Potenzialhypothese angenommen tatsächlich umfassende Professionalisierungsprozesse in der Führungsebene von gAGs gibt. So galten 2014 über ein Drittel der gAGs als Professionalisiert und 41 Prozent als semiprofessionell. Dabei war der Vorstand mit 66 https://doi.org/10.1515/9783110732627-008

282 | Resümee

Prozent am häufigsten hauptamtlich tätig. Signifikant war, dass vor allem bei kleineren gAGs Professionalisierungsprozesse innerhalb der Organisation nicht stattfanden. Der statistisch nachweisbare Zusammenhang zwischen der Professionalisierung, der Anlageintensität, der Vermögensstruktur, der Eigenkapitalquote belegte den zweiten Teil der Potenzialhypothese, wonach sich diese Professionalisierungsprozesse in der Unternehmensführung niederschlagen. Im Kontext dieser Untersuchung haben sich zusätzlich prägnante Unterschiede in der Finanzierungsweise von gAGs im Vergleich zu den beiden Stichprobengruppen gGmbH und AG herausgestellt. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit, welche in Form der Web-Präsenz untersucht wurde, konnte der angenommene Zusammenhang zwischen ehrenamtlichen, semiprofessionellen und professionalisierten gAGs sowie der Qualität ihrer Web-Präsenzen aufgezeigt werden. Dies verdeutlicht, dass die Professionalisierungsprozesse innerhalb der Führungsebene einer gAG sich maßgeblich in der Unternehmensführung widerspiegeln. Die Potenzialhypothese, dass die Publikationspflichten der Rechtsform der gAG den Transparenzbestrebungen der Zivilgesellschaft entsprechen, musste verworfen werden. Es wurde offenbar, dass die gAGs zwar über deutlich mehr Publikationspflichten verfügen als vergleichsweise ein Verein oder eine Stiftung, doch ihr Umfang hängt primär von der Unternehmensgröße i.S. von § 267 HGB ab. Selbst bei großen gAGs sind die Publikationspflichten nicht deckungsgleich mit den Transparenzbestrebungen der Zivilgesellschaft. Nur durch die Erfüllung rechtlicher Notwendigkeiten und ohne organisationsinternen Selbstantrieb konnte der Informationsbedarf der Zivilgesellschaft nicht gedeckt werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die zwei Instrumentarien der inneren Transparenz, Zweckbindung und Rechtsformwechsel, anders als zusätzliche Gremien, keine Signifikanz zur äußeren Transparenz aufweisen. Im Zuge dessen kann angenommen werden, dass Transparenz bei den meisten gAGs vor allem ein nach außen gerichteter Prozess ist, der von den gesetzlichen Richtlinien zur Bedürfniserfüllung der Aktionäre geprägt ist. Das Fundraisingpotenzial der gAG leitet sich aus der strukturellen Beschaffenheit der Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft ab. So bieten das Führen eines Aktienregisters, die Gestaltungsoptionen der Aktienemission sowie die Ausgabe von Kunstaktien den Organisationen zahlreiche Möglichkeiten, diese Mittel zur Schaffung einer dauerhaften Aktionärsbindung zu nutzen. Ungeachtet der zaghaften Realisierung dieser Möglichkeiten zeigten sich mitunter hoch signifikante Zusammenhänge zwischen strukturellen Instrumentarien und deren Nutzung als Fundraisinginstrument. Am häufigsten nutzten die gAGs, mit 12 Fällen, das Aktienregister zum Erheben zusätzlicher Daten fürs Fundraising. Gefolgt von der aktiven Gestaltung der Aktienemission in Form von variierten Nennwerten oder der Ausgabe von Aktienpaketen, welches zehn gAGs praktizierten. Acht gAGs nutzten die Option des Agios, drei gewährten Sonderrechte und sechs gaben Kunstaktien aus. Von diesen strukturellen Instrumentarien der gAGs wiesen die Aktienemission, das Agio, Sonderrechte und

Resümee | 283

Kunstaktien eine Signifikanz mit dem Öffnungsgrad auf. Anhand der sich ergebenden Signifikanzen konnte die Potenzialhypothese, dass sich aus der strukturellen Konstruktion der gAG Instrumentarien für ein aktives Fundraising ableiten lassen, bestätigt werden. Die Gegenüberstellung der Ausprägung der Potenzialtiefen (Abb. 96) zeigt sehr prägnant, wie die eher wirtschafstypischen Potenziale (Professionalisierung und Transparenz) in ihrer Ausprägungstiefe durchschnittlich deutlich höher abschneiden als die zivilgesellschaftstypischen Potenziale (Partizipation und Fundraising). In der stärksten Ausprägungstiefe kommen beide auf nur 3,4 Prozent, während die stärkste Professionalisierunsgtiefe mit 18,6 Prozent über das Fünffache höher ist und die stärkste Transparenztiefe mit 13,6 Prozent ebenfalls um ein Vielfaches stärker. Bezüglich der mittleren Ausprägung der Potenzialtiefen findet mit Ausnahme des Fundraisings (16,9 Prozent) eine deutliche Annäherung der drei Potenzialtiefen statt, gleichwohl die zivilgesellschaftstypischen Potenziale nach wie vor hinter den wirtschaftstypischen Potenzialen zurückbleiben. Die höchste Anzahl von gAGs vereint in der mittleren Potenzialtiefe die Transparenztiefe auf sich (76,3 Prozent), gefolgt von der Professionalisierungstiefe mit 62,7 Prozent und Partizipation mit 59,3 Prozent. Am häufigsten tritt die schwache Potenzialtiefe des Fundraisings auf. Knapp 80 Prozent der gAGs fallen in diese Kategorie. Damit ist das Fundraising das 2014 am wenigsten realisierte Potenzial, gefolgt von der Partizipation. Die zwei wirtschaftstypischen Potenziale erfahren demgegenüber eine deutlich evidentere Nutzung. Am häufigsten wird durchschnittlich das Transparenzpotenzial genutzt, dicht gefolgt von dem Professionalisierungspotenzial.

284 | Resümee

100% 10,2% 18,6% 37,3% 75%

79,7% 50%

62,7%

schwach

76,3%

mittel stark

59,3% 25%

18,6% 0%

16,9% 13,6%

3,4%

3,4%

Partizipations- Professonalisietiefe

rungstiefe

Transparenz-

Fundraising-

tiefe

tiefe

Abb. 96: Potenzialtiefen bei gAGs 2014

Aus der Nutzungstiefe und Variation ergeben sich für die gAGs verschiedene Kategorien. Zum einen die vier Grundtypen (Partizipationsinstrument, Professionalisierungsinstrument, Transparenzinstrument und Fundraisinginstrument), die sich an der höchsten Ausprägung eines der Kernpotenziale der gAG orientieren, und zum anderen Mischtypen, welche sich dadurch auszeichnen, dass nicht nur ein Potenzial dominant ist. Je nach Häufigkeit der Dominanz werden diese gAGs als duale, Tripeloder äquivalente Mischform bezeichnet. Auf die Grundtypen entfallen 21 der 59 untersuchten gAGs. Damit sind über 60 Prozent der gAGs einem der drei Mischtypen zuzuordnen. Die Mehrheit der gAGs zeigt, dass die Melange der vier Potenziale die primäre Stärke der gemeinnützigen Aktiengesellschaft ist. In dieser Individualität der Ausgestaltung, bei gleichzeitiger Stabilität des Gesamtkonstrukts, liegt die Stärke dieser Rechtsform für die Zivilgesellschaft. Es sind flexible Einzelfall-Lösungen möglich, ohne nach außen an Transparenz und Verständlichkeit zu verlieren. Mit dieser strukturierten Flexibilität bietet die gAG neue Ansatzpunkte für die aktuellen Probleme der Zivilgesellschaft. Neben dem offensichtlichen Lösungsansatz

Resümee | 285

zur Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten beinhaltet die gAG einen Legitimationsmoment. Das Einwerben von Mitteln in Form von Aktienkapital von unterschiedlichsten Kapitalgebern zur Realisation von gemeinnützigen Projekten führt zu einem Legitimationsprozess im Sinne der Daseinsberechtigung. Dies gilt insbesondere in Bereichen, wo staatliche Institutionen oder Unterstützungen wegfallen. Dabei kann die gAG als ein Selektionsinstrument genutzt werden, um Phänomene des Kulturinfarktes zu kompensieren. Dem auf öffentlicher oder Landesebene geäußerten Ruf nach der Schließung von Kultureinrichtungen können bürgerschaftliche Initiativen, die sich der Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft bedienen, entgegengesetzt werden. Gelingt es den Betreibern von kulturellen Infrastrukturen, durch die Aktienemission Projekte und Maßnahmen zu erhalten, indem sich neue und heterogene Geldquellen auftun, findet ein Legitimationsprozess von unten statt. Dieses Vorgehen würde drei der sechs genannten Kritikpunkte entgegenwirken: Die Bedürfnisse der Besucher würden in den Fokus rücken, der Bürger wird zum mündigen Kulturfinancier, die bisherigen Trennlinien, welche die Spaltung in Sub- und Hochkultur befördern, würden aufweichen. Jenseits der Finanzierungs- und Legitimationsproblematik kann die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft auch innovative Zugänge im Umgang mit den Problemstellungen der Zivilgesellschaft bieten, indem Teilhabe neu definiert wird. Engagement setzt nicht mehr in einem großen Umfang die Ressource Zeit voraus, fortlaufende Zahlungen oder mitbestimmungsloses Spenden. Je nach fokussierter Zielgruppe einer gAG können individuelle Ansprache- und Aktienkonzepte erarbeitet werden, welche sich an den spezifischen Bedürfnissen der künftigen Aktionäre orientieren. Die gAG ist damit vor allem eine Rechtsform, die dafür geeignet ist, innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft Menschen zur Partizipation an gemeinnützigen Projekten zu motivieren. In diesem Prozess werden Interessen, Wertvorstellungen und Kapital gebündelt, um etwa an Gemeinnützigkeitszwecken orientierte Infrastrukturen zu schaffen oder wiederzubeleben. Diese Kompetenzbündelung zeichnet sich im Vergleich zum Verein durch mehr Stabilität der Machtstrukturen und Nachhaltigkeit einerseits sowie im Vergleich zur Stiftung durch mehr Mitsprache und Flexibilität andererseits aus. Parallel zu diesen Vorzügen, welche Organisationen innerhalb der Zivilgesellschaft aus der Organisationsform der Aktiengesellschaft erwachsen können, wurden allerdings auch die Grenzen der Rechtsform erkennbar. Die hohen administrativen Ansprüche sowie die Haftungsbedingungen der Geschäftsführung einer gAG stehen im Kontrast zu ehrenamtlicher Verantwortungsübernahme. Hier bleibt im Einzelfall abzuwägen, ob die geforderten Qualifikationen und Haftungsübernahmen tatsächlich ehrenamtlich erbracht werden können. Doch nicht nur die Problematik der personellen Ausgestaltung, sondern auch der finanziellen Ausstattung wurden hinreichend thematisiert. Dabei wurde wiederholt betont, dass die Rechtsform der Aktiengesellschaft nur für Projekte ab einer gewissen Größenordnung beziehungsweise

286 | Resümee

erforderlichen Kontinuität sinnhaft ist. Dies gilt nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass das Instrument der Aktienemission zwar reizvoll sein mag, aber auch ressourcenintensiv ist. Dreh- und Angelpunkt einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft sind und bleiben die aktiv werdenden Aktionäre in Form einer partizipativen Zivilgesellschaft, welche die finanziellen Mittel bereitstellen und im Rahmen einer Aktivierung des Kulturstaates im Sinne von Scheytt zu dessen Entfaltung beitragen. Ohne zivilgesellschaftliches Bewusstsein, selbst aktiv in die Gestaltung ihres unmittelbaren Lebensumfeldes einzugreifen, bleibt die gemeinnützige Aktiengesellschaft ein lebloses Konstrukt der Möglichkeiten oder maximal ein reines Managementinstrument. Als Handlungsempfehlung ist festzuhalten, dass für die weitere Dokumentation des Verbreitungsgrades von gAGs eine Erfassung der gAGs von Rechts wegen im Zuge amtlicher Statistiken durch das Statistische Bundesamt sachdienlich scheint. Dies wäre etwa durch eine entsprechende Rückmeldung der Finanzbehörden, die ohnehin jeder gemeinnützigen Aktiengesellschaft die Steuerbegünstigung ausstellen, möglich. Ebenso hilfreich wäre die Erfassung der gAGs über das Handelsregister oder zumindest über das öffentliche Registerportal durch eine entsprechende Indizierung des Gemeinnützigkeitsstatus von Aktiengesellschaften als Filter-/Suchfunktion. Neben der statistischen und registerlichen Erfassung bleibt auch die steuerlich einheitliche Absetzbarkeit des Zeichnungsbetrags von gemeinnützigen Aktien derzeit problematisch ebenso wie die Einführung einer qualitativen Erfolgsrechnung für spendensammelnde Organisationen, wie die Universität Göttingen sie angeregt hat.490 Während sich für die Politik daraus die Aufgabe ergibt, bei der Schaffung von Rechtsnormen auch die entkommerzialisierte, gemeinnützige Aktiengesellschaft in ihrem Wirkungsbereich jenseits der Wirtschaft zu berücksichtigen, sind die Theoretiker gefordert, um den bisherigen Erfahrungsmangel mit empirischen Daten zu kompensieren. Die Ansatzpunkte für eine vertiefende gAG-Forschung sind vielfältig und reichen von der Erforschung der Motivation der gemeinnützigen Anleger bis hin zu Ländervergleichen mit Österreich oder der Schweiz, wo die gemeinnützigen Aktiengesellschaften bereits etablierter sind. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die gemeinnützige Aktiengesellschaft durch ihren vielschichtigen Aufbau in ihrer Funktion als „SchnittmengenProduzent“ Divergenzen überwindet und Legitimationsprozesse innerhalb der Zivilgesellschaft anstoßen kann. Darin liegt trotz ihres aktuellen Status als Randphänomen das große Potenzial der gemeinnützigen Aktiengesellschaft für die Zivilgesellschaft.

|| 490 Vgl.: Schruff, Lothar/Busse, Jan Simon/Wellbrock, Jens M.: Konzept für eine Erfolgsrechnung spendensammelnder Organisationen. In: Die Wirtschaftsprüfung (WPg) Heft 13/2008. S. 591–599.

9 Statistische Beweisführung 9.1 Kerninformationen 9.1.1 Gründungsjahr * Tätigkeitsbereich H0 Kerninfo a): Bei gAGs besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Gründungsjahr und dem Tätigkeitsbereich der Organisation. Tab. 2: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Gründungsjahr * Tätigkeitsbereich

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 3: Kreuztabelle: Gründungsjahr * Tätigkeitsbereich

Bürger- & Verbraucherinteressen

Gesundheitswesen

Internat. Solidarität

Kultur und Medien

Soziale Dienste

Umwelt- und Naturschutz

Wirtschaftsverbände & Berufsorganisationen

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Gründungsjahr

Bildung und Erziehung

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

1859

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1900

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1951

0

0

1

0

0

0

0

0

0

1

1959

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1970

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1990

1

0

0

0

0

0

0

0

0

1

1997

1

0

0

0

1

1

0

0

0

3

1998

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

1999

0

0

0

0

0

1

0

0

0

1

2000

0

0

1

0

0

0

0

0

0

1

2001

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1

https://doi.org/10.1515/9783110732627-009

288 | Statistische Beweisführung

Bildung und Erziehung

Bürger- & Verbraucherinteressen

Gesundheitswesen

Internat. Solidarität

Kultur und Medien

Soziale Dienste

Umwelt- und Naturschutz

Wirtschaftsverbände & Berufsorganisationen

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

2002

0

0

1

0

0

0

0

1

0

2

2003

0

0

0

0

0

1

0

0

0

1

2004

1

0

1

0

0

1

0

0

0

3

2005

0

0

0

0

2

3

0

0

0

5

2006

1

0

1

0

1

0

0

0

0

3

2007

0

0

0

0

1

1

1

0

0

3

2008

0

0

0

1

0

2

0

0

1

4

2009

1

0

2

1

1

1

0

0

0

6

2010

1

0

0

1

0

3

0

0

0

5

2011

0

0

0

0

0

3

0

0

0

3

2012

1

0

0

0

0

1

0

0

0

2

2013

1

0

1

0

0

1

0

0

0

3

2

1

0

0

1

2

0

0

0

6

10

1

8

3

13

21

1

1

1

59

2014 Gesamtsumme

Kerninformationen | 289

Tab. 4: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (2-seitig)

Monte-Carlo-Sig. (zweiseitig) Sig.

Monte-Carlo-Sig. (einseitig)

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Sig.

Obergrenze

151,797a

184

,960

,835b

,826

,845

Likelihood-Quotient

102,938

184

1,000

,782b

,772

,793

Exakter Test nach Fisher

273,882

,750b

,739

,761

,730b

,718

,741 ,385b

Pearson-ChiQuadrat

Zusammenhang linear-mit-linear

,143c

Anzahl der gültigen Fälle

1

,706

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Obergrenze

,372

,397

59

a. 216 Zellen (100,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,02. b. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 334431365. c. Die standardisierte Statistik ist −,378.

Tab. 5: Symmetrische Maße Wert

Näherungsweise Sig.

Monte-Carlo-Sig. Sig.

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Nominal bezüglich Phi Nominal Cramer-V Anzahl der gültigen Fälle

c

Obergrenze

1,604

,960

,835

,826

,845

,567

,960

,835c

,826

,845

59

c. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 334431365.

H0_Kerninfo a) hat Bestand, da mit p=0,750 kein Indiz gegen die Gültigkeit der Nullhypothese vorliegt.

290 | Statistische Beweisführung

9.1.2 Gründungsjahr * Bundesland H0_Kerninfo b): Bei gAGs besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Gründungsjahr und dem Bundesland. Tab. 6: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Gründungsjahr * Bundesland

Fehlend

Prozent 59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent 59

100,0 %

Tab. 7: Kreuztabelle: Gründungsjahr * Bundesland

Berlin

Brandenburg

Hamburg

Hessen

Rheinland-Pfalz

Sachsen

SchleswigHolstein

Gesamtsumme

1859

0

0

0

0

0

0

0

1

0

0

0

1

1900

0

0

1

0

0

0

0

0

0

0

0

1

1951

0

0

0

0

0

0

0

0

1

0

0

1

1959

0

0

0

0

0

0

0

1

0

0

0

1

1970

0

0

0

0

0

0

0

1

0

0

0

1

1990

1

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

1

1997

1

0

0

0

0

0

0

1

0

0

1

3

1998

0

1

0

0

0

0

0

0

0

0

0

1

1999

0

0

0

0

0

0

0

0

1

0

0

1

2000

1

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

1

2001

1

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

1

2002

0

1

0

0

0

1

0

0

0

0

0

2

2003

1

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

1

2004

0

0

1

0

0

1

1

0

0

0

0

3

2005

1

1

0

0

0

0

0

2

0

1

0

5

2006

0

0

3

0

0

0

0

0

0

0

0

3

2007

0

0

0

1

0

0

0

2

0

0

0

3

MecklenburgVorpommern NordrheinWestfalen

Bayern

Gründungsjahr

BadenWürttemberg

Bundesland

Kerninformationen | 291

Bayern

Berlin

Brandenburg

Hamburg

Hessen

Rheinland-Pfalz

Sachsen

SchleswigHolstein

Gesamtsumme

2008

2

1

0

0

1

0

0

0

0

0

0

4

2009

0

3

1

0

0

0

2

0

0

0

0

6

2010

0

0

2

1

0

0

0

2

0

0

0

5

2011

0

0

0

0

0

1

0

1

0

1

0

3

2012

0

0

0

0

0

0

0

2

0

0

0

2

2013

1

1

0

0

0

0

0

1

0

0

0

3

2

0

1

0

1

0

1

0

0

1

0

6

11

8

9

2

2

3

4

14

2

3

1

59

2014 Gesamtsumme

MecklenburgVorpommern NordrheinWestfalen

BadenWürttemberg

Bundesland

Tab. 8: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (2-seitig)

Monte-Carlo-Sig. (zweiseitig) Sig.

99 % Konfidenz intervall Untergrenze

,344

,411b

,398

,424

LikelihoodQuotient

153,077 230

1,000

,069b

,062

,076

Exakter Test nach Fisher

304,899

,079b

,072

,086

Zusammenhang linearmit-linear

1,120c

Anzahl der gültigen Fälle

Sig.

Obergrenze

238,040a 230

Pearson-ChiQuadrat

Monte-Carlo-Sig. (einseitig)

1

,290

,316b

,304

,328

238,040a 230

,344

,411b

,398

,424

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

,153b

,143

Obergrenze

,162

a. 264 Zellen (100,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,02. b. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 1451419960. c. Die standardisierte Statistik ist −1,058.

292 | Statistische Beweisführung

Tab. 9: Symmetrische Maße Wert

Nominal bezüglich Nominal

Phi

Näherungsweise Sig.

2,009

Cramer-V

,635

Anzahl der gültigen Fälle

Monte-Carlo-Sig. Sig.

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Obergrenze

,344

,411c

,398

,424

,344

c

,398

,424

,411

59

c. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 1451419960.

Mit p=0,079 liegt keine Signifikanz zwischen dem Gründungsjahr einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft und dem Bundesland der Gründung vor, H0_Kerninfo b) hat Bestand.

9.1.3 Tätigkeitsfeld * Rechtsform H0_Kerninfo c): Innerhalb der Untersuchung besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Tätigkeitsbereich eines Unternehmens und seiner gewählten Rechtsform als gAG, AG oder gGmbH. Tab. 10: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Tätigkeitsfeld * Rechtsform

199

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

199

100,0 %

Tab. 11: Kreuztabelle: Tätigkeitsbereich * Rechtsform Tätigkeitsbereich

Rechtsform

GesamtgGmbH summe

gAG

AG

B: Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

0

1

0

1

C: Verarbeitendes Gewerbe

0

2

1

3

D: Energieversorgung

0

2

0

2

Kerninformationen | 293

Tätigkeitsbereich

Rechtsform

GesamtgGmbH summe

gAG

AG

F: Baugewerbe

0

3

0

3

G: Handel; Instandhaltung & Reparatur von Fahrzeugen

0

8

0

8

I: Gastgewerbe

0

0

1

1

J: Information und Kommunikation

0

4

0

4

K: Erbringung von Finanz/Versicherungsdienstleistungen

0

10

1

11

L: Grundstücks- und Wohnungswesen

0

7

0

7

M: Erbringung von freiber., wiss. & tech. Dienstleistungen

4

26

4

34

N: Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen

0

5

2

7

O: Öffentl. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

4

0

1

5

P: Erziehung und Unterricht Q: Gesundheits- und Sozialwesen R: Kunst, Unterhaltung und Erholung

5

1

15

21

21

1

31

53 12

9

0

3

S: Erbringung von sonstigen Dienstleistungen

16

0

11

27

Gesamtsumme

59

70

70

199

Tab. 12: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (2-seitig)

Monte-Carlo-Sig. (zweiseitig) Sig.

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Pearson-ChiQuadrat

172,237

LikelihoodQuotient

203,313

Exakter Test nach Fisher

168,035

Zusammenhang linearmit-linear

,497c

Anzahl der gültigen Fälle

Monte-Carlo-Sig. (einseitig) Sig.

Obergrenze

30

,000

,000b

0,000

,000

30

,000

,000b

0,000

,000

,000b

0,000

,000

,484b

,471

,496

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Obergrenze

a

1

,481

,246b

,235

,257

199

a. 36 Zellen (75,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,30. b. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 2000000. c. Die standardisierte Statistik ist −,705.

294 | Statistische Beweisführung

Tab. 13: Symmetrische Maße Wert

Näherungsweise Sig.

Monte-Carlo-Sig. Sig.

99 % Konfidenzintervall Untergrenze

Nominal bezüglich Nominal

Phi

,930

Cramer-V

,658

Anzahl der gültigen Fälle

Obergrenze

,000

,000c

0,000

,000

,000

c

0,000

,000

,000

199

c. Basierend auf 10000 Stichprobentabellen mit dem Startwert 2000000.

H0_Kerninfo c) wird zu Gunsten von H1_Kerninfo c) verworfen, da mit p=0,000 innerhalb dieser Untersuchung ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen dem Tätigkeitsbereich eines Unternehmens und seiner gewählten Rechtsform nachgewiesen wurde.

9.2 Eckdaten der Gründung 9.2.1 Zusammengefasste Unternehmensgröße * Tätigkeitsbereich H0_Eckdaten a): Es wird angenommen, dass es bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften keinen relevanten Zusammenhang zwischen der kumulierten Unternehmensgröße und dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens gibt. Tab. 14: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Zusammengefasste Unternehmensgröße * Tätigkeitsbereich

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H 59

Prozent 100,0 %

Eckdaten der Gründung | 295

Tab. 15: Kreuztabelle: Zusammengefasste Unternehmensgröße * Tätigkeitsbereich

Zusammengefasste Unternehmensgröße

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Wirtschaftsverbände

Umwelt- & Naturschutz

Soziale Dienste

Kultur & Medien

Intrnat. Solidarität

Gesundheitswesen

Verbraucherinteressen

Bildung & Erziehung

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

kleine gAGs

9

1

4

3

9

17

1

1

0

45

große gAGs

1

0

4

0

4

4

0

0

1

14

10

1

8

3

13

21

1

1

1

59

Gesamtsumme

Tab. 16: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

9,783a

8

,281

,290

Likelihood-Quotient

10,566

8

,228

,295

Exakter Test nach Fisher

8,756

Zusammenhang linear-mit-linear

b

,586

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,332 1

,444

,485

,247

59

a. 14 Zellen (77,8%) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,24. b. Die standardisierte Statistik ist ,765.

Tab. 17: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,407

,281

,290

Cramer-V

,407

,281

,290

59

Mit p=0,332 gibt es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den kumulierten Unternehmensgrößen und den Tätigkeitsbereichen der gemeinnützigen gAGs, damit hat die H0_Eckdaten a) Bestand.

296 | Statistische Beweisführung

9.2.2 Unternehmensgröße * maximale Gründungskosten H0_Eckdaten b): Es wird angenommen, dass es bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften keinen relevanten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und den maximalen Gründungskosten der AG gibt. Tab. 18: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * maximale Gründungskosten

Fehlend

Prozent

42

H

71,2 %

Gesamtsumme

Prozent

17

H

28,8%

Prozent

59

100,0 %

Tab. 19: Kreuztabelle: Unternehmensgröße * maximale Gründungskosten

5.000 €

8.000 €

10.000 €

20.000 €

42.000 €

100.000 €

2

2

2

0

2 15

0

1

0

0

0

24

0

0

0

1

0

9

1

1

0

1

1

14

0

0

0

0

0

1

0

0

2

0

1

4

2

2

2

1

2 25

1

2

2

1

2

42

4.500 €

3.500 €

Gesamtsumme

3.000 €

große gAGs

2.500 €

Unternehmens- Kleinst-gAGs größe kleine gAGs

2.000 €

maximale Gründungskosten

Gesamtsumme

Tab. 20: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

37,015a

20

,012

,018

Likelihood-Quotient

30,736

20

,059

,023

Exakter Test nach Fisher

26,530

Zusammenhang linear-mit-linear

8,362b

1

,004

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,037 ,008

,008

42

a. 31 Zellen (93,9%) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,10. b. Die standardisierte Statistik ist 2,892.

Eckdaten der Gründung | 297

Tab. 21: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,939

,012

,018

Cramer-V

,664

,012

,018

Anzahl der gültigen Fälle

42

Mit p=0,037 und V=0,664 ist H0_Eckdaten b) widerlegt und H1__Eckdaten b) wird aufgrund einer Signifikanz mit einem hohen Zusammenhang angenommen. Demnach besteht eine Verbindung zwischen der Unternehmensgröße und den Gründungskosten.

9.2.3 Unternehmensgröße * Rechtsformumwandlung H0_Eckdaten c): Es wird angenommen, dass es bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften keinen relevanten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem Rechtsformwechsel besteht. Tab. 22: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * Rechtsformumwandlung

Prozent 59

100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 23: Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Rechtsformumwandlung Rechtsformumwandlung

Unternehmensgröße

Gesamtsumme

Gesamtsumme

Nein

Ja

Kleinst-gAGs

23

3

26

kleine gAGs

16

3

19

mittelgroße gAGs

5

1

6

große gAGs

4

4

8

48

11

59

298 | Statistische Beweisführung

Tab. 24: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

6,169a

3

,104

,107

Likelihood-Quotient

5,093

3

,165

,211

Exakter Test nach Fisher

5,304

Zusammenhang linear-mit-linear

,118

b

4,628

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

1

,031

,036

,027

59

a. 5 Zellen (62,5 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,12. b. Die standardisierte Statistik ist 2,151.

Tab. 25: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,323

,104

,107

Cramer-V

,323

,104

,107

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,118 besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und Rechtsformumwandlung, damit gilt H0_Eckdaten c).

9.2.4 Rechtsformumwandlung * Tätigkeitsbereich H0_Eckdaten d): Es wird angenommen, dass bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften kein relevanter Zusammenhang zwischen dem Rechtsformwechsel sowie dem Tätigkeitsbereich vorliegt. Tab. 26: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Rechtsformumwandlung * Tätigkeitsbereich

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Eckdaten der Gründung | 299

Tab. 27: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * Tätigkeitsbereich

Rechtsformumwandlung

Umwelt- & Naturschutz Wirtschaftsverbände Bevölkerungs- und Katastrophen-

Soziale Dienste

Bildung & Erziehung Verbraucherinteressen Gesundheitswesen

Internationale Solidarität Kultur & Medien

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

Nein

6

1

5

2

12

20

1

1

0

45

Ja

4

0

3

1

1

1

0

0

1

14

10

1

8

3

13

21

1

1

1

59

Gesamtsumme

Tab. 28: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

14,056a

8

,080

,083

Likelihood-Quotient

13,805

8

,087

,091

Exakter Test nach Fisher

13,926

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

3,405

Exakte Sig. (einseitig)

,037 1

,065

,068

,041

59

a. 14 Zellen (77,8%) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,19. b. Die standardisierte Statistik ist −1,845.

Tab. 29: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,488

,080

,083

Cramer-V

,488

,080

,083

59

Die Nullhypothese Eckdaten d) ist aufgrund von p=0,037 zu verwerfen. Stattdessen wird die Gültigkeit der Alternativhypothese angenommen, wonach es einen Zusammenhang zwischen dem Rechtsformwechsel und dem Tätigkeitsbereich gibt.

300 | Statistische Beweisführung

9.3 Personalstruktur 9.3.1 Unternehmensgröße * Vorstand 2014 H0_Personalstruktur a): Es wird angenommen, dass es bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften keinen relevanten Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße sowie der Vorstandsgröße gibt. Tab. 30: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * Vorstand 2014

Fehlend

Prozent

59

100,0 %

H

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 31: Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Vorstand 2014 Vorstand 2014 1 Mandat Unternehmensgröße

2 Mandate 3 Mandate

Gesamt4 Mandate summe

Kleinst-gAGs

18

6

2

0

26

kleine gAGs

10

3

4

2

19

mittelgroße gAGs

2

4

0

0

6

große gAGs

1

7

0

0

8

31

20

6

2

59

Gesamtsumme

Tab. 32: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

23,662a

9

,005

,008

Likelihood-Quotient

23,996

9

,004

,004

Exakter Test nach Fisher

19,417

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

2,136

Exakte Sig. (einseitig)

,004 1

,144

,153

,088

59

a. 12 Zellen (75,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,20. b. Die standardisierte Statistik ist 1,462.

Personalstruktur | 301

Tab. 33: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,633

,005

,008

Cramer-V

,366

,005

,008

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,004 und V=0,366 ist eine Signifikanz zwischen Unternehmensgröße und Vorstandsmandaten belegt, somit gilt die Alternativhypothese anstelle der Nullhypothese.

9.3.2 Unternehmensgröße * Aufsichtsrat 2014 H0_Personalstruktur b): Es wird angenommen, dass bei gemeinnützigen Aktiengesellschaften kein relevanter Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße sowie der Größe des Aufsichtsrates vorliegt. Tab. 34: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * Aufsichtsrat 2014

Fehlend

Prozent

57

H

96,6 %

Gesamtsumme

Prozent 2

3,4 %

H

Prozent

59

100,0 %

Tab. 35: Kreuztabelle: Unternehmensgröße * Aufsichtsrat 2014 Aufsichtsrat 2014 3 Unternehmensgröße

6

9

12

15

18

21

Gesamtsumme

Kleinst-gAGs

15

3

7

0

0

0

0

25

kleine gAGs

10

4

3

0

0

1

0

18

0

1

3

1

1

0

0

6

4

1

1

1

0

0

1

8

29

9

14

2

1

1

1

57

mittelgroße gAGs große gAGs Gesamtsumme

302 | Statistische Beweisführung

Tab. 36: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (einseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

30,033a

18

,037

,034

Likelihood-Quotient

26,111

18

,097

,043

Exakter Test nach Fisher

25,768 b

Zusammenhang linear-mit-linear

5,105

Anzahl der gültigen Fälle

,027 1

,024

,022

,017

57

a. 25 Zellen (89,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,11. b. Die standardisierte Statistik ist 2,259.

Tab. 37: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,726

,037

,034

Cramer-V

,419

,037

,034

Anzahl der gültigen Fälle

57

Die Nullhypothese wird aufgrund von p=0,027 und V=0,419 verworfen, da diese eine Signifikanz zwischen Unternehmensgröße und Aufsichtsratsmandaten belegen.

9.4 Partizipation 9.4.1 Breite Beteiligungsstruktur: Öffnungsgrad * Anlegerstruktur H0_Beteiligung: Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad des Unternehmens und der Einbindung körperschaftlich unterschiedlicher Aktionäre. Tab. 38: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Anlegerstruktur

Prozent 54

91,5 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 5

8,5 %

H 59

Prozent 100,0 %

Partizipation | 303

Tab. 39: Kreuztabelle: Öffnungsgrad *Anlegerstruktur Anlegerstruktur tertiäre Anle- Gesamtgerstruktur summe

primäre Anle- sekundäre Angerstruktur legerstruktur Öffnungsgrad

geschlossene gAGs

30

2

1

33

semigeöffnete gAGs

3

6

2

11

geöffnete gAGs

1

6

3

10

34

14

6

54

Gesamtsumme

Tab. 40: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

29,396a

4

,000

,000

Likelihood-Quotient

31,851

4

,000

,000

Exakter Test nach Fisher

30,440

Zusammenhang linear-mit-linear

b

22,790

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,000 1

,000

,000

,000

54

a. 5 Zellen (55,6 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,11. b. Die standardisierte Statistik ist 4,774.

Tab. 41: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,738

,000

,000

Cramer-V

,522

,000

,000

54

Mit p=0,000 und V=0,522 ist H0_Beteiligung widerlegt und H1_Beteiligung wird angenommen mit einem hohen Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der körperschaftlichen Zusammensetzung der Aktionäre.

304 | Statistische Beweisführung

9.4.2 Mitsprache 9.4.2.1 Öffnungsgrad * Beschränkung des Stimmenrechts H0_Mitsprache a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der Beschränkung des satzungsmäßigen Mitspracherechts. Tab. 42: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Beschränkung des Stimmenrechts

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent 59

100,0 %

Tab. 43: Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Beschränkung des Stimmenrechts Beschränkung des Stimmenrechts

Öffnungs-grad

Nein

Ja

Gesamtsumme

geschlossene gAGs

35

3

38

semigeöffnete gAGs

10

1

11

8

2

10

53

6

59

geöffnete gAGs Gesamtsumme

Tab. 44: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

1,287a

2

,525

,717

Likelihood-Quotient

1,097

2

,578

,717

Exakter Test nach Fisher

1,607 1

,304

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

1,058b

Exakte Sig. (einseitig)

,483 ,406

,123

59

a. 3 Zellen (50,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,02. b. Die standardisierte Statistik ist 1,029.

Partizipation | 305

Tab. 45: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,148

,525

,717

Cramer-V

,148

,525

,717

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,483 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Mitsprache_a). 9.4.2.2 Öffnungsgrad * Aktionärskreis H0_Mitsprache b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und dem Dominanzverhältnis innerhalb des Aktionärskreises. Tab. 46: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Aktionärskreis

Fehlend

Prozent

46

H

78,0 %

Gesamtsumme

Prozent

13

H

22,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 47: Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Aktionärskreis Aktionärskreis

Öffnungsgrad

Streubesitz

Kleinaktionäre

Großaktionäre

Hauptaktionäre

geschlossene gAGs

0

0

8

8

15

31

semigeöffnete gAGs

0

1

1

6

0

8

geöffnete gAGs

1

1

2

3

0

7

1

2

11

17

15

46

Gesamtsumme

Einzel- Gesamtaktionär summe

306 | Statistische Beweisführung

Tab. 48: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

21,778a

8

,005

,004

Likelihood-Quotient

24,366

8

,002

,001

Exakter Test nach Fisher

20,403

Zusammenhang linear-mit-linear

,001

b

9,997

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

1

,002

,001

,001

46

a. 12 Zellen (80 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,15. b. Die standardisierte Statistik ist −3,162.

Tab. 49: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,688

,005

,004

Cramer-V

,487

,005

,004

Anzahl der gültigen Fälle

46

Mit p=0,001 und V=0,487 ist H0_Mitsprache_b) widerlegt und H1_Mitsprache_b wird angenommen mit einem hohen Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und dem Dominanzverhältnis innerhalb des Aktionärskreises.

9.4.3 Übertragbarkeit 9.4.3.1 Öffnungsgrad * Übertragbarkeit H0_Übertragbar a): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der Ausgabeform der Aktien. Tab. 50: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Übertragbarkeit

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Partizipation | 307

Tab. 51: Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Übertragbarkeit Übertragbarkeit Namensaktien Öffnungs-grad

Gesamtsumme

Inhaberaktien

geschlossene gAGs

36

2

38

semigeöffnete gAGs

11

0

11

7

3

10

54

5

59

geöffnete gAGs Gesamtsumme

Tab. 52: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

7,497a

2

,024

,035

Likelihood-Quotient

6,357

2

,042

,025

1

,042

Exakter Test nach Fisher

5,344

Zusammenhang linear-mit-linear

4,154b

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,048 ,051

,051

59

a. 3 Zellen (50,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,85. b. Die standardisierte Statistik ist 2,038.

Tab. 53: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,356

,024

,035

Cramer-V

,356

,024

,035

59

Mit p=0,048 und V=0,356 ist H0_Übertragbar_a widerlegt abgelehnt da eine schwache Signifikanz zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der Ausgabeform der Aktien nachgewiesen wurde. Es gilt damit H1_Übertragbar_a.

308 | Statistische Beweisführung

9.4.3.2 Öffnungsgrad * Vinkulierte Aktien H0_Übertragbar b): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der Vinkulierung der Aktien. Tab. 54: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Vinkulierte Aktien

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 55: Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Vinkulierte Aktien Vinkulierte Aktien

Öffnungs-grad

Nein

Ja

Gesamtsumme

geschlossene gAGs

7

31

38

semigeöffnete gAGs

1

10

11

4

6

10

12

47

59

geöffnete gAGs Gesamtsumme

Tab. 56: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

3,331a

2

,189

,230

Likelihood-Quotient

3,129

2

,209

,254

Exakter Test nach Fisher

3,000

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

1,269

Exakte Sig. (einseitig)

,254 1

,260

,298

,179

59

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,03. b. Die standardisierte Statistik ist -1,127.

Partizipation | 309

Tab. 57: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,238

,189

,230

Cramer-V

,238

,189

,230

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,254 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Übertragbar_b). 9.4.3.3 Öffnungsgrad * Zwangseinziehung H0_Übertragbar c): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad und der Option der Zwangseinziehung von Aktien. Tab. 58: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Öffnungsgrad * Zwangseinziehung

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Tab. 59: Kreuztabelle: Öffnungsgrad * Zwangseinziehung Zwangseinziehung

Öffnungs-grad

Gesamtsumme

Nein

Ja

Gesamtsumme

geschlossene gAGs

32

6

38

semigeöffnete gAGs

4

7

11

geöffnete gAGs

9

1

10

45

14

59

310 | Statistische Beweisführung

Tab. 60: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

12,045a

2

,002

,003

Likelihood-Quotient

10,586

2

,005

,005

Exakter Test nach Fisher

10,054

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

,423

Exakte Sig. (einseitig)

,005 1

,515

,556

,319

59

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,37. b. Die standardisierte Statistik ist ,650.

Tab. 61: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,452

,002

,003

Cramer-V

,452

,002

,003

59

Mit p=0,005 und V=0,452 ist H0_Übertragbar_c widerlegt abgelehnt da eine schwache Signifikanz zwischen dem Öffnungsgrad der gAG und der Ausgabeform der Aktien nachgewiesen wurde. Es gilt damit H1_Übertragbar_c.

Professionalisierung | 311

9.5 Professionalisierung 9.5.1 Professionalisierte Geschäftsführung 9.5.1.1 ehrenamtlicher Vorstand * ehrenamtlicher Aufsichtsrat H0_Professionalisierung a): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Professionalisierung des Vorstandes und des Aufsichtsrates. Tab. 62: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H e.a.Vorstand *e.a. Aufsichtsrat

59

Fehlend

Prozent

H

100,0 %

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H

Prozent

59

100,0 %

Tab. 63: Kreuztabelle: e. a. Vorstand * e. a. Aufsichtsrat e.a. Aufsichtsrat

e.a. Vorstand

Nein

Ja

Gesamtsumme

Nein

15

5

20

Ja

18

21

39

33

26

59

Gesamtsumme

Tab. 64: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

b

Likelihood-Quotient

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig) ,052

,032

,052

,032

4,463a

1

,035

3,369

1

,066

4,631

1

,031

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,052 4,387c

1

,036

,052

,032

59

a. 0 Zellen (0,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 8,81. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist 2,095.

312 | Statistische Beweisführung

Tab. 65: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Phi

,275

,035

,052

Cramer-V

,275

,035

,052

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig.

59

Mit p=0,052 ist H0_ Professionalisierung a) gültig. 9.5.1.2 Unternehmensgröße * Professionalisierungsgrad H0_Professionalisierung b): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Professionalisierung der Geschäftsführung und der Größenklasse der gAG im Sinne von § 267 HGB. Tab. 66: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * Professionalisierungsgrad

59

Fehlend

Prozent 100,0 %

H

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 67: Kreuztabelle: Unternehmensgröße* Professionalisierungsgrad Professionalisierungsgrad ProfessionaliSemisiert professionalisiert Unternehmensgröße

GesamtNicht professionalisiert summe

Kleinst-gAGs

6

10

10

26

kleine gAGs

5

10

4

19

mittelgroße gAGs

2

4

0

6

große gAGs Gesamtsumme

8

0

0

8

21

24

14

59

Professionalisierung | 313

Tab. 68: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

21,643a

6

,001

,001

Likelihood-Quotient

24,732

6

,000

,001

Exakter Test nach Fisher

18,546

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,002

b

13,454

1

,000

,000

,000

59

a. 7 Zellen (58,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,42. b. Die standardisierte Statistik ist −3,668.

Tab. 69: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,606

,001

,001

Cramer-V

,428

,001

,001

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,02 und V=0,428 ist H0_Professionalisierung b) widerlegt und die Alternativhypothese wird aufgrund einer hohen Signifikanz mit einem mittleren Zusammenhang angenommen.

9.5.2 Wirtschaftliche Kennzahlen 9.5.2.1 Mittelwertvergleich Vermögensstruktur H0_Vermögensstruktur a): Die Vermögensstruktur von gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Vermögensstruktur b): Die Vermögensstruktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften und gemeinnützigen gGmbHs weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Vermögensstruktur c): Die Vermögensstruktur von gemeinnützigen GmbHs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf.

314 | Statistische Beweisführung

Tab. 70: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Vermögensstruktur Fälle Eingeschlossen H

Ausgeschlossen

Prozent

H

Gesamtsumme

Prozent

H

Prozent

Vermögensstruktur 2005 * Rechtsform

90

43,1 %

119

56,9%

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2006 * Rechtsform

110

52,6 %

99

47,4 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2007 * Rechtsform

119

56,9%

90

43,1 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2008 * Rechtsform

128

61,2 %

81

38,8%

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2009 * Rechtsform

140

67,0 %

69

33,0 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2010 * Rechtsform

154

73,7 %

55

26,3 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2011 * Rechtsform

166

79,4 %

43

20,6 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2012 * Rechtsform

176

84,2 %

33

15,8%

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2013 * Rechtsform

182

87,1 %

27

12,9%

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2014 * Rechtsform

190

90,9%

19

9,1 %

209

100,0 %

Vermögensstruktur 2014

Vermögensstruktur 2013

Vermögensstruktur 2012

Vermögensstruktur 2011

Vermögensstruktur 2010

Vermögensstruktur 2009

Vermögensstruktur 2008

Vermögensstruktur 2007

Vermögensstruktur 2006

Rechtsform

Vermögensstruktur 2005

Tab. 71: Median und Mittelwerte der Vermögensstruktur

Mittelwert 685,325 458,584 327,080 315,947 416,767 2007,42 1270,10 780,978 1330,95 539,231 gAG

H

22

29

33

38

42

48

49

52

52

57

Standard- 1000,34 655,169 500,710 408,121 754,217 7663,01 4542,42 2135,36 4716,39 1218,68 ab. Median

275,601 144,786 135,199 150,297 115,615 138,669 124,789 105,887 163,391 78,4413

Mittelwert 235,703 388,010 334,861 400,176 401,052 253,041 298,798 277,730 280,021 371,458 AG

H

35

43

48

49

51

56

59

63

65

68

Standard- 495,777 795,731 782,579 1227,32 1139,52 675,738 701,670 739,918 728,832 1256,40 ab. Median

38,7073 37,7004 37,1977 33,8607 38,6172 30,3095 21,4725 26,3964 23,0876 18,5776

gGmbH

Mittelwert 286,735 266,511 256,277 250,846 307,605 439,625 322,987 897,428 173,254 184,616 H

33

38

38

41

47

50

58

61

65

65

Standard- 590,245 534,076 475,643 410,266 595,739 1503,40 746,963 5246,23 347,754 358,099 ab. Median

23,3356 42,3521 49,7402 56,2139 50,2116 50,2795 48,6253 38,0755 30,3525 34,3274

Professionalisierung | 315

Tab. 72: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Vermögensstruktur gAG

Fehlend

Prozent

H

Gesamtsumme

Prozent

H

Prozent

369

100,0 %

0

0,0 %

369

100,0 %

AG

470

100,0 %

0

0,0 %

470

100,0 %

gGmbH

432

100,0 %

0

0,0 %

432

100,0 %

Tab. 73: Gruppenstatistik Rechtsform Vermögensstruktur

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

358,9870

604,83006

31,48620

AG

470

229,4585

536,10440

24,72865

Tab. 74: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test T-Test für die Mittelwertgleichheit der Varianzgleichheit

Vermögensstruktur

F

Varianzgleichheit angenommen Varianzgleichheit nicht angenommen

Sig.

t

6,439 ,011 3,282

df

Sig. MittelStan- 95 % Konfidenzin(2-seitig) wertdardtervall der differenz fehlerDifferenz differenz Unterer Oberer

837

,001 129,528 39,460

52,074 206,98

3,235 740,83

,001 129,528 40,036

50,930 208,12

Aufgrund des p-Wertes von 0,001 wird die H0_Vermögensstruktur a) abgelehnt, da ein systematischer Unterschied in den Mittelwerten der Vermögensstruktur zwischen gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext belegt wurde.

316 | Statistische Beweisführung

Tab. 75: Gruppenstatistik Rechtsform Vermögensstruktur

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

358,9870

604,83006

31,48620

gGmbH

432

224,5300

408,33294

19,64593

Tab. 76: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Vermögensstruktur

F

Varianzgleichheit angenommen

T-Test für die Mittelwertgleichheit

Sig.

t

df

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

21,81 ,000 3,731

799

,000 134,457 36,0356

63,7214

205,1926

3,623

628,92

,000 134,457 37,1125

61,5774

207,3365

Varianzgleichheit nicht angenommen

Aufgrund des p-Wertes von 0,000 wird die H0_Vermögensstruktur b) abgelehnt, da ein systematischer Unterschied in den Mittelwerten der Vermögensstruktur zwischen gemeinnützigen AGs und gemeinnützigen GmbHs bewiesen wurde. Tab. 77: Gruppenstatistik Rechtsform Vermögensstruktur

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

AG

470

229,4585

536,10440

24,72865

gGmbH

432

224,5300

408,33294

19,64593

Professionalisierung | 317

Tab. 78: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Vermögensstruktur

F

Varianzgleichheit angenommen

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

Sig. Mittel(2-sei- wertdiffetig) renz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

3,837 ,050 ,154

900

,877

4,92847 31,9386

−57,754

67,61139

,156

870,50

,876

4,92847 31,5827

−57,058

66,91566

Varianzgleichheit nicht angenommen

H0_Vermögensstruktur c) bleibt gültig, da mit p=0, 877 kein systematischer Mittelwertunterschied zwischen gGmbHs und AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext belegt werden konnte. 9.5.2.1.1 Professionalisierungsgrad * Mittelwertvergleich Vermögensstruktur H0_Vermögensstruktur d): Die Vermögensstruktur von gemeinnützigen AGs steht in keiner Verbindung mit dem Professionalisierungsgrad derselbigen. Tab. 79: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Mittelwert Vermögensstruktur

58

Fehlend

Prozent 98,3 %

H

Gesamtsumme

Prozent 1

1,7 %

H 59

Prozent 100,0 %

318 | Statistische Beweisführung

Tab. 80: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Vermögensstruktur Mittelwert Vermögensstruktur unter 50 %

50 bis 100 %

100 bis 150 %

150 bis 200 %

4

über Gesamt200 % summe

Professiona- Professionalisiert lisierungssemiprofessionalisiert grad nicht professionalisiert

2

3

1

10

20

8

2

2

4

8

24

11

0

0

0

3

14

Gesamtsumme

23

4

5

5

21

58

Tab. 81: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

16,271a

8

,039

,031

Likelihood-Quotient

18,389

8

,018

,035

Exakter Test nach Fisher

13,801

Zusammenhang linear-mit-linear

b

6,890

Anzahl der gültigen Fälle

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (einseitig)

,042 1

,009

,009

,005

58

a. 9 Zellen (60,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,97. b. Die standardisierte Statistik ist −2,625.

Tab. 82: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,530

,039

,031

Cramer-V

,375

,039

,031

58

Die H0_Vermögensstruktur d) wird mit p=0,042 abgelehnt. Stattdessen wird die Alternativhypothese angenommen, welche von einem schwachen, aber signifikanten Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad und der Vermögensstruktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften ausgeht.

Professionalisierung | 319

9.5.2.2 Mittelwertvergleich Anlageintensität H0_Anlageintensität a): Die Anlageintensität von gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Anlageintensität b): Die Anlageintensität von gemeinnützigen Aktiengesellschaften und gemeinnützigen gGmbHs weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Anlageintensität c): Die Anlageintensität von gemeinnützigen GmbHs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. Tab. 83: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Anlageintensität Fälle Eingeschlossen H

Prozent

Ausgeschlossen H

Prozent

Gesamtsumme H

Prozent

Anlageintensität 2005 * Rechtsform

90

43,1 %

119

56,9%

209

100,0 %

Anlageintensität 2006 * Rechtsform

110

52,6 %

99

47,4 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2007 * Rechtsform

119

56,9%

90

43,1 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2008 * Rechtsform

129

61,7 %

80

38,3 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2009 * Rechtsform

140

67,0 %

69

33,0 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2010 * Rechtsform

154

73,7 %

55

26,3 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2011 * Rechtsform

167

79,9%

42

20,1 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2012 * Rechtsform

176

84,2 %

33

15,8%

209

100,0 %

Anlageintensität 2013 * Rechtsform

184

88,0 %

25

12,0 %

209

100,0 %

Anlageintensität 2014 * Rechtsform

192

91,9%

17

8,1 %

209

100,0 %

320 | Statistische Beweisführung

Mittelwert gAG

H

AG

Anlageintensität 2014

Anlageintensität 2013

Anlageintensität 2012

Anlageintensität 2011

Anlageintensität 2010

Anlageintensität 2009

Anlageintensität 2008

Anlageintensität 2007

58,839 51,978 45,797 48,762 45,691 49,185 48,037 44,977 50,142 44,6156 22

29

33

38

42

48

50

52

53

58

Standardab.

34,747 36,833 35,313 34,383 36,403 37,756 37,248 35,455 34,861 36,3619

Median

70,661 59,148 43,159 54,616 53,048 57,582 55,999 54,633 59,645 42,9579

Mittelwert

36,097 39,812 36,394 34,507 36,084 34,106 32,619 31,716 30,027 32,2878

H

gGmbH

Anlageintensität 2006

Rechtsform

Anlageintensität 2005

Tab. 84: Median und Mittelwerte der Anlageintensität

35

43

48

49

51

56

59

63

66

69

Standardab.

31,553 34,480 33,082 32,496 33,872 32,765 33,217 32,778 32,409 33,3150 3

Median

27,905 23,336 26,801 24,240 23,943 20,772 17,676 18,966 17,144 15,8750

Mittelwert

35,239 37,641 37,648 41,846 39,485 41,210 39,247 36,828 33,099 32,9554

H

33

38

38

42

47

50

58

61

65

65

Standardab.

33,629 33,239 33,093 33,290 32,315 32,998 33,772 33,378 30,973 31,1081

Median

18,920 29,648 22,761 35,140 32,356 33,370 31,208 24,010 22,671 23,4689

Tab. 85: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Anlageintensität

Fehlend

Prozent

H

Gesamtsumme

Prozent

H

Prozent

gAG

369

100,0 %

0

0,0 %

369

100,0 %

AG

470

100,0 %

0

0,0 %

470

100,0 %

gGmbH

432

100,0 %

0

0,0 %

432

100,0 %

Tab. 86: Gruppenstatistik Rechtsform Anlageintensität

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

49,0211

32,07804

1,66992

AG

470

33,5826

30,86863

1,42386

Professionalisierung | 321

Tab. 87: Test bei unabhängigen Stichproben LeveneTest der Varianzgleichheit F

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

Sig. (2- Mittel- Standard- 95 % Konfidenzinseitig) wertdif- fehlerdiftervall der ferenz ferenz Differenz

Anlage-intensität

Unterer Varianzgleichheit angenommen

2,77 ,096 7,06

Varianzgleichheit nicht angenommen

Oberer

837

,000 15,4385

2,18440

11,150 19,7260

7,03 775,83

,000 15,4385

2,19454

11,130 19,7464

Die H0_Anlageintensität a) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Anlageintensität von gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext ausgeht. Tab. 88: Gruppenstatistik Rechtsform Anlageintensität

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

49,0211

32,07804

1,66992

gGmbH

432

38,3411

30,62036

1,47322

322 | Statistische Beweisführung

Tab. 89: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Anlageintensität

F

Varianzgleichheit angenommen

2,336

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

,127 4,81

Varianzgleichheit nicht angenommen

df

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

799

,000

10,680 2,21875

6,32474

15,03526

4,79 767,03

,000

10,680 2,22688

6,30849

15,05151

Die H0_Anlageintensität b) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Anlageintensität von gemeinnützigen AGs und gemeinnützigen GmbHs ausgeht. Tab. 90: Gruppenstatistik Rechtsform Anlageintensität AG gGmbH

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

470

33,5826

30,86863

1,42386

432

38,3411

30,62036

1,47322

Professionalisierung | 323

Tab. 91: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Anlageintensität

F

Varianzgleichheit angenommen

,025

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

,874 −2,32

Varianzgleichheit nicht angenommen

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

900

,020

−4,758 2,04954

−8,7809

−,73605

−2,32 894,78

,020

−4,758 2,04885

−8,7796

−,73739

Die H0_Anlageintensität c) ist aufgrund von p=0,020 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Anlageintensität von AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext und gemeinnützigen GmbHs ausgeht. 9.5.2.2.1 Professionalisierungsgrad * Mittelwertvergleich Anlageintensität H0_Anlageintensität d): Die Anlageintensität von gemeinnützigen AGs steht in keiner Verbindung mit dem Professionalisierungsgrad derselbigen. Tab. 92: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Mittelwert Anlageintensität

58

Fehlend

Prozent 98,3 %

H

Gesamtsumme

Prozent 1

1,7 %

H 59

Prozent 100,0 %

324 | Statistische Beweisführung

Tab. 93: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Anlageintensität Mittelwert Anlageintensität unter 25 % Professionalisierungsgrad

20 bis 50 %

50 bis 75 %

über 75 %

Gesamtsumme

Professionalisiert

2

5

6

7

20

semiprofessionalisiert

7

5

8

4

24

nicht professionalisiert

11

0

0

3

14

20

10

14

14

58

Gesamtsumme

Tab. 94: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

20,937a

6

,002

,001

Likelihood-Quotient

25,728

6

,000

,001

Exakter Test nach Fisher

20,640 b

Zusammenhang linear-mit-linear

8,982

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,001 1

,003

,003

,001

58

a. 8 Zellen (66,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,41. b. Die standardisierte Statistik ist −2,997.

Tab. 95: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,601

,002

,001

Cramer-V

,425

,002

,001

58

Die H0_Anlageintensität d) wird mit p=0,001 abgelehnt. Stattdessen wird die Alternativhypothese angenommen, da ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad und der Anlageintensität von gemeinnützigen Aktiengesellschaften nachgewiesen wurde.

Professionalisierung | 325

9.5.2.3 Mittelwertvergleich Kapitalstruktur H0_Kapitalstruktur a): Die Kapitalstruktur von gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Kapitalstruktur b): Die Kapitalstruktur von gemeinnützigen Aktiengesellschaften und gemeinnützigen gGmbHs weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Kapitalstruktur c): Die Kapitalstruktur von gemeinnützigen GmbHs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. Tab. 96: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Kapitalstruktur Fälle Eingeschlossen H

Prozent

Ausgeschlossen H

Prozent

Gesamtsumme H

Prozent

Kapitalstruktur 2005 * Rechtsform

90

43,1 %

119

56,9%

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2006 * Rechtsform

110

52,6 %

99

47,4 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2007 * Rechtsform

119

56,9%

90

43,1 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2008 * Rechtsform

128

61,2 %

81

38,8%

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2009 * Rechtsform

139

66,5 %

70

33,5 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2010 * Rechtsform

152

72,7 %

57

27,3 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2011 * Rechtsform

165

78,9%

44

21,1 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2012 * Rechtsform

174

83,3 %

35

16,7 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2013 * Rechtsform

181

86,6 %

28

13,4 %

209

100,0 %

Kapitalstruktur 2014 * Rechtsform

186

89,0 %

23

11,0 %

209

100,0 %

326 | Statistische Beweisführung

Mittelwert gAG

H

Standardab. Median Mittelwert

AG

H

Standardab. Median

gGmbH

Mittelwert H

16,362 7,5351 10,092 7,7968 9,1769 8,3407 18,274 22,305 11,851 23

29

33

38

42

47

50

53

Kapital-struktur 2014

Kapital-struktur 2013

Kapital-struktur 2012

Kapital-struktur 2011

Kapital-struktur 2010

Kapital-struktur 2009

Kapital-struktur 2008

Kapital-struktur 2007

Kapital-struktur 2006

Rechtsform

Kapital-struktur 2005

Tab. 97: Median und Mittelwerte der Kapitalstruktur

9,4390

53

53

53,142 11,875 15,396 10,881 13,244 14,264 59,172 72,017 32,435 21,4001 ,8257 2,2249 2,6304 2,0163 1,8987 1,6498 1,7286 1,5060 1,4380

1,2811

2,4326 69,283 32,387 38,906 6,8890 4,8484 5,1824 5,3312 19,338 37,4537 35

43

48

48

51

56

59

63

65

69

5,4240 373,79 178,28 236,33 15,057 11,734 15,485 17,112 138,49 206,319 0 054 076 539 83 94 37 28 767 53 ,5262

,5534

4,4725 4,6506 5,5547 3,0941 2,9083 4,8963 3,4369 10,944 3,9603

,6139

,8098

3,6201

32

,6823

38

,6823

38

,7608

42

,5987

46

,6492

49

,5661

56

58

63

64

Standardab.

7,9685 10,614 16,265 4,7003 4,3392 8,2546 5,4288 56,546 9,0050 6,21405

Median

2,4341 1,7704 1,5626 1,5449 1,5817 1,7085 1,5203 1,9413 1,2686

1,3723

Tab. 98: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Kapitalstruktur

Fehlend

Prozent

H

Gesamtsumme

Prozent

H

Prozent

gAG

369

100,0 %

0

0,0 %

369

100,0 %

AG

470

100,0 %

0

0,0 %

470

100,0 %

gGmbH

432

100,0 %

0

0,0 %

432

100,0 %

Tab. 99: Gruppenstatistik Rechtsform Kapitalstruktur

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

6,6098

11,74984

,61167

AG

470

3,3043

10,43079

,48114

Professionalisierung | 327

Tab. 100: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit F

T-Test für die Mittelwertgleichheit

Sig.

t

df

Sig. Mittel- Standard(2-sei- wertdif- fehlerdiftig) ferenz ferenz

95 % Konfidenzintervall der Differenz

Kapitalstruktur

Unterer Varianzgleichheit angenommen

34,219

Oberer

,000 4,309

837

,000 3,30551

,76719 1,79967 4,8113

4,247

741,52

,000 3,30551

,77823 1,77772 4,8333

Varianzgleichheit nicht angenommen

Die H0_Kapitalstruktur a) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Kapitalstruktur von gemeinnützigen AGs und jenen AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext ausgeht. Tab. 101: Gruppenstatistik Rechtsform Kapitalstruktur

H

Mittelwert Standardabweichung Standardfehler Mittelwert

gAG

369

6,6098

11,74984

,61167

gGmbH

432

2,5531

5,97510

,28748

328 | Statistische Beweisführung

Tab. 102: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Kapitalstruktur

F

Varianzgleichheit angenommen

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

127,18 ,000 6,287

Varianzgleichheit nicht angenommen

df

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

799

,000 4,05665

,64520

2,79017

5,32314

6,002 526,5

,000 4,05665

,67586

2,72894

5,38437

Die H0_Kapitalstruktur b) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Kapitalstruktur von gemeinnützigen AGs und gemeinnützigen GmbHs ausgeht. Tab. 103: Gruppenstatistik Rechtsform Kapitalstruktur

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

AG

470

3,3043

10,43079

,48114

gGmbH

432

2,5531

5,97510

,28748

Professionalisierung | 329

Tab. 104: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Kapitalstruktur

F

Varianzgleichheit angenommen

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

13,63 ,000 1,312

Varianzgleichheit nicht angenommen

Sig. Mittel- Standard- 95 % Konfidenzin(2-sei- wertdif- fehlerdif- tervall der Differenz tig) ferenz ferenz Unterer Oberer

900

,190

,75114

,57257 −,37258

1,87486

1,340 758,454

,181

,75114

,56048 −,34913

1,85142

H0_Kapitalstruktur c) bleibt gültig, da mit p=0, 190 kein systematischer Mittelwertunterschied zwischen gGmbHs und AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext belegt werden konnte. 9.5.2.3.1 Professionalisierungsgrad * Mittelwertvergleich Kapitalstruktur H0_Kapitalstruktur d): Die Kapitalstruktur von gemeinnützigen AGs steht in keiner Verbindung mit ihrem Professionalisierungsgrad. Tab. 105: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Mittelwert Kapitalstruktur

58

Fehlend

Prozent 98,3 %

H

Gesamtsumme

Prozent 1

1,7 %

H 59

Prozent 100,0 %

330 | Statistische Beweisführung

Tab. 106: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad* Mittelwert Kapitalstruktur Mittelwert Kapitalstruktur

Professionalisierungsgrad

mehr als 1,25

Gesamtsumme

6

6

20

3

13

24

0 bis 0,75

0,75 bis 1,25

Professionalisiert

8

Semiprofessionalisiert

8

nicht professionalisiert Gesamtsumme

4

3

7

14

20

12

26

58

Tab. 107: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

3,479a

4

,481

,495

Likelihood-Quotient

3,603

4

,462

,488

1

,276

Exakter Test nach Fisher

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (einseitig)

3,562

Zusammenhang linear-mit-linear

1,189b

Anzahl der gültigen Fälle

,475 ,289

,161

58

a. 4 Zellen (44,4 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,90. b. Die standardisierte Statistik ist 1,090.

Tab. 108: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,245

,481

,495

Cramer-V

,173

,481

,495

58

Die H0_Kapitalstruktur d) behält mit p=0,475 ihre Gültigkeit.

Professionalisierung | 331

9.5.2.4 Mittelwertvergleich Eigenkapitalquote H0_Eigenkapitalquote a): Die Eigenkapitalquote von gemeinnützigen AGs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Eigenkapitalquote b): Die Eigenkapitalquote von gemeinnützigen Aktiengesellschaften und gemeinnützigen gGmbHs weist keinen systematischen Unterschied auf. H0_Eigenkapitalquote c): Die Eigenkapitalquote von gemeinnützigen GmbHs und Aktiengesellschaften im erwerbswirtschaftlichen Kontext weist keinen systematischen Unterschied auf. Tab. 109: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Eigenkapitalquote Fälle Eingeschlossen H

Prozent

Ausgeschlossen H

Prozent

EK-Quote 2005 * Rechtsform

91

43,5 %

118

EK-Quote 2006 * Rechtsform

109

52,2 %

EK-Quote 2007 * Rechtsform

117

56,0 %

EK-Quote 2008 * Rechtsform

128

EK-Quote 2009 * Rechtsform EK-Quote 2010 * Rechtsform EK-Quote 2011 * Rechtsform EK-Quote 2012 * Rechtsform

Gesamtsumme H

Prozent

56,5 %

209

100,0 %

100

47,8%

209

100,0 %

92

44,0 %

209

100,0 %

61,2 %

81

38,8%

209

100,0 %

139

66,5 %

70

33,5 %

209

100,0 %

152

72,7 %

57

27,3 %

209

100,0 %

165

78,9%

44

21,1 %

209

100,0 %

172

82,3 %

37

17,7 %

209

100,0 %

EK-Quote 2013 * Rechtsform

182

87,1 %

27

12,9%

209

100,0 %

EK-Quote 2014 * Rechtsform

190

90,9%

19

9,1 %

209

100,0 %

332 | Statistische Beweisführung

Tab. 110: Median und Mittelwerte der Eigenkapitalquote

Rechtsform Mittelwert

EKQuote 2005

gAG

EKQuote 2008

EKQuote 2009

EKQuote 2010

EKQuote 2011

EKQuote 2012

EKQuote 2013

EKQuote 2014

23

29

33

38

42

48

50

50

53

58

Standardab.

33,794 35,817 34,379 31,876 32,131 32,713 30,935 30,776 31,643 29,7890 1

Median

39,369 51,893 72,455 63,070 62,262 60,495 55,307 53,834 50,250 52,3408

Mittelwert

38,540 46,306 47,688 46,178 45,510 41,616 41,681 39,394 37,336 38,8920

H AG

EKQuote 2007

50,112 54,090 59,224 60,173 61,497 58,056 57,434 55,931 52,467 53,4785

H

gGmbH

EKQuote 2006

35

43

48

49

51

55

58

62

65

67

Standardab.

26,289 32,171 33,060 33,488 33,068 31,939 31,278 32,855 32,074 32,6420

Median

37,980 43,185 40,557 40,657 43,208 36,774 37,608 36,076 34,476 35,1684

Mittelwert

54,986 48,301 46,628 45,137 46,942 51,690 49,051 48,948 43,892 46,2834

H

33

37

36

41

46

49

57

60

64

65

Standardab.

32,453 31,414 31,562 31,195 30,378 30,953 30,261 34,012 34,882 33,8741

Median

59,976 47,160 43,299 43,226 47,471 50,450 48,380 56,393 42,314 49,7307

Tab. 111: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Eigenkapitalquote

Fehlend

Prozent

H

Gesamtsumme

Prozent

H

Prozent

gAG

369

100,0 %

0

0,0 %

369

100,0 %

AG

470

100,0 %

0

0,0 %

470

100,0 %

gGmbH

432

100,0 %

0

0,0 %

432

100,0 %

Tab. 112: Gruppenstatistik Rechtsform Eigenkapitalquote gAG AG

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

369

55,4215

29,58663

1,54022

470

40,7574

27,99070

1,29111

Professionalisierung | 333

Tab. 113: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit F

Sig.

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

Sig. (2-seitig)

Mittel- Standard- 95 % Konfidenzinwertdif- fehlerdif- tervall der Diffeferenz ferenz renz

Eigenkapitalquote

Unterer Varianzgleichheit angenommen

6,898 ,009 7,345

Varianzgleichheit nicht angenommen

Oberer

837

,000 14,6640

1,99642

10,745 18,5826

7,296 768,963

,000 14,6640

2,00979

10,718 18,6094

Die H0_Eigenkapitalquote a) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Eigenkapitalquote von gemeinnützigen AGs und jenen AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext ausgeht. Tab. 114: Gruppenstatistik Rechtsform Eigenkapitalquote

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

gAG

369

55,4215

29,58663

1,54022

gGmbH

432

47,5883

29,68551

1,42824

334 | Statistische Beweisführung

Tab. 115: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Eigenkapital-quote

F

Varianz,015 gleichheit angenommen

T-Test für die Mittelwertgleichheit

Sig.

t

df

,903 3,728

Varianzgleichheit nicht angenommen

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

799

,000

7,8331 2,10107

3,70890

11,95742

3,729 780,333

,000

7,8331 2,10051

3,70983

11,95649

Die H0_Eigenkapital b) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Eigenkapitalquote von gemeinnützigen AGs und gemeinnützigen GmbHs ausgeht. Tab. 116: Gruppenstatistik Rechtsform Eigenkapitalquote

H

Mittelwert

Standardabweichung

Standardfehler Mittelwert

AG

470

40,7574

27,99070

1,29111

gGmbH

432

47,5883

29,68551

1,42824

Professionalisierung | 335

Tab. 117: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit

Eigenkapitalquote

F

Varianzgleichheit angenommen

Sig.

6,718 ,010

Varianzgleichheit nicht angenommen

T-Test für die Mittelwertgleichheit

t

df

−3,557

Sig. Mittel(2-sei- wertdiftig) ferenz

Stan95 % Konfidenzinterdardvall der Differenz fehlerOberer differenz Unterer

900

,000

−6,830 1,92056

−10,600 −3,06162

−3,548 881,97

,000

−6,830 1,92532

−10,609 −3,05217

Die H0_Eigenkapital b) ist aufgrund von p=0,000 abzulehnen. Folglich gilt die Alternativhypothese, welche von einem systematischen Unterschied in der Eigenkapitalquote von AGs im erwerbswirtschaftlichen Kontext und gemeinnützigen GmbHs ausgeht. 9.5.2.4.1 Professionalisierungsgrad * Mittelwert Eigenkapitalquote H0_Kapitalstruktur d): Die Eigenkapitalquote von gemeinnützigen AGs steht in keiner Verbindung mit ihrem Professionalisierungsgrad. Tab. 118: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Mittelwert Eigenkapitalquote

58

Fehlend

Prozent 98,3 %

H

Gesamtsumme

Prozent 1

1,7 %

H 59

Prozent 100,0 %

336 | Statistische Beweisführung

Tab. 119: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Mittelwert Eigenkapitalquote Mittelwert Eigenkapitalquote

Professionalisierungsgrad

25 bis 50 %

50 % bis 75 %

Professionalisiert

4

8

6

2

20

Semiprofessionalisiert

6

4

3

11

24

nicht professionalisiert

0

7

3

4

14

10

19

12

17

58

Gesamtsumme

Über 75 %

Gesamtsumme

unter 25 %

Tab. 120: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

13,230a

6

,040

,037

Likelihood-Quotient

16,331

6

,012

,022

Exakter Test nach Fisher

13,688

Zusammenhang linear-mit-linear

b

1,921

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,026 1

,166

,179

,096

58

a. 8 Zellen (66,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,41. b. Die standardisierte Statistik ist 1,386.

Tab. 121: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,478

,040

,037

Cramer-V

,338

,040

,037

58

Die H0_Eigenkapitalquote d) wird mit p=0,026 abgelehnt. Stattdessen wird die Alternativhypothese angenommen, da ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad und der Eigenkapitalquote von gemeinnützigen Aktiengesellschaften nachgewiesen wurde.

Professionalisierung | 337

9.5.3 Öffentlichkeitsarbeit 9.5.3.1 Professionalisierungsgrad * Web-Präsenz H0_Öffentlichkeit a): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Qualität der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 122: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Web-Präsenz

Fehlend

Prozent

55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

H

6,8%

Prozent

59

100,0 %

Tab. 123: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Web-Präsenz Web-Präsenz geringe Qualität

hohe Qualität

Gesamtsumme

8

9

20

mittlere Qualität

Professionalisie- Professionalisiert rungsgrad Semiprofessionalisiert

3 3

7

12

22

nicht professionalisiert

1

11

1

13

7

26

22

55

Gesamtsumme

Tab. 124: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

10,205a

4

,037

,036

Likelihood-Quotient

11,252

4

,024

,035

Exakter Test nach Fisher

10,244

Zusammenhang linear-mit-linear

1,130b

1

,288

Anzahl der gültigen Fälle

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (einseitig)

,026 ,303

,177

55

a. 3 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,65. b. Die standardisierte Statistik ist −1,063.

338 | Statistische Beweisführung

Tab. 125: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,431

,037

,036

Cramer-V

,305

,037

,036

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,026 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit a) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und der Qualität der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht. 9.5.3.2 Professionalisierungsgrad * Auffindbarkeit H0_Öffentlichkeit b): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Auffindbarkeit, in Form der http-Adresse, der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 126: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * http-Adresse

Fehlend

Prozent

55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

H

6,8%

Prozent

59

100,0 %

Tab. 127: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * http-Adresse http-Adresse gut

sehr gut

Gesamtsumme

ungemannügend gelhaft

befriedigend

Professiona- Professionalisiert lisierungsSemiprofessionalisiert grad nicht professionalisiert

1

3

3

10

3

20

3

5

7

3

4

22

0

9

0

4

0

13

Gesamtsumme

4

17

10

17

7

55

Professionalisierung | 339

Tab. 128: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

22,060a

8

,005

,003

Likelihood-Quotient

25,317

8

,001

,003

Exakter Test nach Fisher

19,559 5,048

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,004

b

Zusammenhang linear-mit-linear

Asymp. Sig. (zweiseitig)

1

,025

,026

55

a. 1Zellen (73,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,95. b. Die standardisierte Statistik ist −2,247.

Tab. 129: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,633

,005

,003

Cramer-V

,448

,005

,003

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,004 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit b) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und der Auffindbarkeit der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht. 9.5.3.3 Professionalisierungsgrad * Ladezeit H0_Öffentlichkeit c): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Ladezeit der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 130: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Ladezeit

55

Fehlend

Prozent 93,2 %

H

Gesamtsumme

Prozent 4

6,8%

H 59

Prozent 100,0 %

340 | Statistische Beweisführung

Tab. 131: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Ladezeit Ladezeit mehr als 10s

5s bis 10s

Professiona- Professionalisiert lisierungsSemiprofessionalisiert grad nicht professionalisiert

3 1

Gesamtsumme

unter Gesamt1s summe

2s bis 5s

1s bis 2s

4

7

3

3

20

5

10

5

1

22

1

8

2

0

2

13

5

17

19

8

6

55

Tab. 132: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

12,898a

8

,115

,112

Likelihood-Quotient

14,363

8

,073

,131

Exakter Test nach Fisher

12,078 b

Zusammenhang linear-mit-linear

,857

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,111 1

,355

,392

,201

55

a. 11 Zellen (73,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,18. b. Die standardisierte Statistik ist −,926.

Tab. 133: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,484

,115

,112

Cramer-V

,342

,115

,112

55

Mit p=0,111 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Öffentlichkeit c).

Professionalisierung | 341

9.5.3.4 Professionalisierungsgrad * Navigation H0_Öffentlichkeit d): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Navigationsfähigkeit innerhalb der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 134: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Navigation

Fehlend

Prozent 55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

H

6,8%

Prozent 59

100,0 %

Tab. 135: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Navigation Navigation ungenügend

mangelhaft

befriedigend

gut

Gesamtsumme

Professionalisie- Professionalisiert rungsgrad Semiprofessionalisiert

0

1

3

16

20

1

1

5

15

22

nicht professionalisiert

0

0

2

11

13

1

2

10

42

55

Gesamtsumme

Tab. 136: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

2,886a

6

,823

,951

Likelihood-Quotient

3,671

6

,721

,951

Exakter Test nach Fisher

3,121

Zusammenhang linear-mit-linear

,054b

1

,816

Anzahl der gültigen Fälle

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,951 ,893

,469

55

a. 9 Zellen (75,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,24. b. Die standardisierte Statistik ist ,233.

342 | Statistische Beweisführung

Tab. 137: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,229

,823

,951

Cramer-V

,162

,823

,951

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,951 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Öffentlichkeit d). 9.5.3.5 Professionalisierungsgrad * Design H0_Öffentlichkeit e): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und dem Design der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 138: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Design

Fehlend

Prozent 55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

H

6,8%

Prozent 59

100,0 %

Tab. 139: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Design Design mangelhaft Professionalisierungsgrad

befriedigend

gut

Gesamtsumme

Professionalisiert

4

5

11

20

Semiprofessionalisiert

6

10

6

22

nicht professionalisiert

2

10

1

13

12

25

18

55

Gesamtsumme

Professionalisierung | 343

Tab. 140: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

10,971 4

Exakte Sig. (zweiseitig)

,027

,026

,022

,032

Exakte Sig. (einseitig)

a

Likelihood-Quotient

11,465 4

Exakter Test nach Fisher

10,436

Zusammenhang linear-mit-linear

3,001b

Anzahl der gültigen Fälle

55

,029 1

,083

,094

,053

a. 4 Zellen (44,4 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,84. b. Die standardisierte Statistik ist −1,732.

Tab. 141: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Phi

,447

,027

,026

Cramer-V

,316

,027

,026

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig.

55

Mit p=0,029 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit e) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und dem Design der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht. 9.5.3.6 Professionalisierungsgrad * Inhalt H0_Öffentlichkeit f): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und dem Inhalt der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 142: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Inhalt

Fehlend

Prozent 55

93,2 %

H

Gesamtsumme

Prozent 4

6,8%

H

Prozent 59

100,0 %

344 | Statistische Beweisführung

Tab. 143: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad* Inhalt Inhalt ungenügend Professionalisierungsgrad

mangelhaft

befriedigend

gut

sehr gut

Gesamtsumme

Professionalisiert

1

1

6

7

5

20

Semiprofessionalisiert

1

0

9

5

7

22

nicht professionalisiert

0

0

1

9

3

13

2

1

16

21

15

55

Gesamtsumme

Tab. 144: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat

df

10,483 8

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

,233

,212

,173

,193

Exakte Sig. (einseitig)

a

Likelihood-Quotient

11,543 8

Exakter Test nach Fisher

10,204

Zusammenhang linear-mit-linear

1,534b

Anzahl der gültigen Fälle

55

,167 1

,216

,244

,127

a. 9 Zellen (60,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,24. b. Die standardisierte Statistik ist 1,238.

Tab. 145: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,437

,233

,212

Cramer-V

,309

,233

,212

55

Mit p=0,167 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Öffentlichkeit f).

Professionalisierung | 345

9.5.3.7 Professionalisierungsgrad * Aktualität H0_Öffentlichkeit g): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Aktualität der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 146: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Aktualität

Fehlend

Prozent 55

H

Gesamtsumme

Prozent

93,2 %

4

H

6,8%

Prozent 59

100,0 %

Tab. 147: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Aktualität Aktualität mehr letzten 7 letzten 2 als 12 bis 12 bis 6 MoMonate Monate nate Profes- Professionalisiert sionali- Semiprofessionalisiert sienicht professionalisiert rungsgrad Gesamtsumme

letzter Monat

letzten 7 Tage

Gesamtsumme

7

1

4

5

3

20

6

2

1

6

7

22

2

1

8

2

0

13

15

4

13

13

10

55

Tab. 148: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

18,000a

8

,021

,018

Likelihood-Quotient

19,375

8

,013

,026

Exakter Test nach Fisher

16,404

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

,011

Exakte Sig. (einseitig)

,021 1

,917

,953

,483

55

a. 11 Zellen (73,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,95. b. Die standardisierte Statistik ist ,105.

346 | Statistische Beweisführung

Tab. 149: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,572

,021

,018

Cramer-V

,405

,021

,018

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,021 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit g) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und der Aktualität der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht. 9.5.3.8 Professionalisierungsgrad * Dialogangebot H0_Öffentlichkeit h): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und dem Dialogangebot der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 150: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Dialogangebot

Fehlend

Prozent 55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

6,8%

H

Prozent 59

100,0 %

Tab. 151: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Dialogangebot Dialogangebot kein Dialogangebot

eine komplexe Form

mehrere eine Einmind. komKlickzwei Einplexe Option Klick-Op- GesamtFormen tionen summe

Professiona- Professionalisiert lisierungsSemiprofessionalisiert grad nicht professionalisiert

0

8

0

4

8

20

1

7

0

4

10

22

0

3

1

8

1

13

Gesamtsumme

1

18

1

16

19

55

Professionalisierung | 347

Tab. 152: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

15,246a

8

,055

,026

Likelihood-Quotient

15,498

8

,050

,037

Exakter Test nach Fisher

13,883

,037

b

Zusammenhang linear-mit-linear

,008

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

1

,928

,947

,490

55

a. 9 Zellen (60,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,24. b. Die standardisierte Statistik ist −,090.

Tab. 153: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,527

,055

,026

Cramer-V

,372

,055

,026

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,037 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit h) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und dem Dialogangebot der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht. 9.5.3.9 Professionalisierungsgrad * Impressum H0_Öffentlichkeit i): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und dem Impressum der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 154: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Impressum

Fehlend

Prozent 45

76,3 %

H

Prozent 14

23,7 %

Gesamtsumme H

Prozent 59

100,0 %

348 | Statistische Beweisführung

Tab. 155: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Impressum Impressum mehrere Verstöße

Profes-sionalisierungsgrad

mehrere Klicks, unvollständig

ein Klick, mehreren unvollKlicks, ständig komplett

ein Klick, komplett

Gesamtsumme

Professionalisiert

1

2

2

12

3

20

Semiprofessionalisiert

0

0

3

12

6

21

nicht professionalisiert

0

0

1

2

1

4

1

2

6

26

10

45

Gesamtsumme

Tab. 156: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

5,264a

8

,729

,748

Likelihood-Quotient

6,341

8

,609

,767

1

,182

Exakter Test nach Fisher

6,409

Zusammenhang linear-mit-linear

1,783b

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,708 ,227

,115

45

b. Die standardisierte Statistik ist 1,335.

Tab. 157: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,342

,729

,748

Cramer-V

,242

,729

,748

Anzahl der gültigen Fälle

45

Mit p=0,708 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Öffentlichkeit i).

Professionalisierung | 349

9.5.3.10 Professionalisierungsgrad * Spendenaufforderung H0_Öffentlichkeit j): Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad des Unternehmens und der Partizipationsaufforderung innerhalb der firmeneigenen Web-Präsenz. Tab. 158: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Professionalisierungsgrad * Spendenaufforderung

Fehlend

Prozent

55

H

93,2 %

Gesamtsumme

Prozent 4

H

6,8%

Prozent

59

100,0 %

Tab. 159: Kreuztabelle: Professionalisierungsgrad * Spendenaufforderung Spendenaufforderung kein nur Appell Link in Appell Spenden- im Fließ- Navigakonto text tion Profes-sionali- Professionalisiert sierungsgrad Semiprofessionalisiert nicht professionalisiert Gesamtsumme

Homepage

Gesamtsumme

11

1

0

5

3

20

8

2

1

7

4

22

1

0

1

10

1

13

20

3

2

22

8

55

Tab. 160: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (einseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

14,011a

8

,081

,067

Likelihood-Quotient

15,681

8

,047

,071

Exakter Test nach Fisher

13,395

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

5,621

,043 1

,018

,019

,010

55

a. 10 Zellen (66,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,47. b. Die standardisierte Statistik ist 2,371.

350 | Statistische Beweisführung

Tab. 161: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,505

,081

,067

Cramer-V

,357

,081

,067

Anzahl der gültigen Fälle

55

Mit p=0,043 gibt es Anlass, die H0_Öffentlichkeit j) zu verwerfen zu Gunsten der Alternativhypothese, welche von einem Zusammenhang zwischen dem Professionalisierungsgrad der gAG und der Partizipationsaufforderung innerhalb der firmeneigenen Web-Präsenz ausgeht.

9.6 Transparenz 9.6.1 Äußere Transparenz: Unternehmensgröße * äußerer Transparenzgrad H0_äußere Transparenz: Bei gAGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem äußeren Transparenzgrad. Tab. 162: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Unternehmensgröße * äußerer Transparenzgrad

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H 59

Prozent 100,0 %

Transparenz | 351

Tab. 163: Kreuztabelle: Unternehmensgröße * äußerer Transparenzgrad äußerer Transparenzgrad schwacher mittlerer äußerer äußerer Transparenzgrad Transparenzgrad Unternehmensgröße

Hoher äußerer GesamtTransparenzgrad summe

Kleinst-AGs

7

11

8

26

Kleine AGs

3

11

5

19

Mittelgroße AGs

0

3

3

6

Große AGs Gesamtsumme

0

7

1

8

10

32

17

59

Tab. 164: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

8,044a

6

,235

,239

Likelihood-Quotient

10,013

6

,124

,183

1

,404

Exakter Test nach Fisher

6,680

Zusammenhang linear-mit-linear

696,b

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,320 ,460

,232

59

a. 8 Zellen (66,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,02. b. Die standardisierte Statistik ist ,834.

Tab. 165: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,369

,235

,239

Cramer-V

,261

,235

,239

.59.

Mit p=0,320 gibt kein statistisches Indiz gegen die H0_ äußere Transparenz.

352 | Statistische Beweisführung

9.6.2 Innere Transparenz 9.6.2.1 Zweckbindung 9.6.2.1.1 Zweckbindung * Unternehmensgröße H0_innere Transparenz a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen einer präzisen Zweckbindung von Mitteln im Fall einer gAG-Löschung und der Unternehmensgröße. Tab. 166: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Zweckbindung *Unternehmensgröße

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 167: Kreuztabelle: Zweckbindung * Unternehmensgröße Unternehmensgröße

Zweckbindung

KleinstgAGs

Kleine gAGs

mittelgroße gAGs

Große gAGs

Gesamtsumme

konkrete Organisation

5

8

5

3

21

expliziter Zweck

2

4

0

2

8

19

7

1

3

30

26

19

6

8

59

keine genaueren Angaben Gesamtsumme

Tab. 168: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

13,983a

6

,030

,027

Likelihood-Quotient

14,265

6

,027

,043

Exakter Test nach Fisher

12,699

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

5,546

Exakte Sig. (einseitig)

,027 1

,019

,020

,011

59

a. 8 Zellen (66,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,81. b. Die standardisierte Statistik ist −2,355.

Transparenz | 353

Tab. 169: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,487

,030

,027

Cramer-V

,344

,030

,027

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,027 und V=0,344 ist H0_innere Transparenz a) nicht zutreffend, da ein signifikanter Zusammenhang zwischen der satzungsmäßigen Zweckbindung und der Unternehmensgröße errechnet wurde. 9.6.2.1.2 Zweckbindung * Einzelaktionär H0_innere Transparenz b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen einer präzisen Zweckbindung von Mitteln im Fall einer gAG-Löschung und den Einzelaktionären. Tab. 170: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Zweckbindung * Einzelaktionär

52

Fehlend

Prozent 88,1 %

H

Prozent 7

11,9%

Gesamtsumme H

Prozent 59

100,0 %

Tab. 171: Kreuztabelle: Zweckbindung * Einzelaktionär Einzelaktionär

Zweckbindung

konkrete Organisation expliziter Zweck keine genaueren Angaben

Gesamtsumme

Gesamtsumme

Nein

Ja

13

7

20

5

1

6

20

6

26

38

14

52

354 | Statistische Beweisführung

Tab. 172: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

1,179a

2

,554

,605

Likelihood-Quotient

1,184

2

,553

,605

Exakter Test nach Fisher

1,091

,605

b

Zusammenhang linear-mit-linear

,753

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

1

,386

,412

,241

52

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,62. b. Die standardisierte Statistik ist −,868.

Tab. 173: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,151

,554

,605

Cramer-V

,151

,554

,605

Anzahl der gültigen Fälle

52

Mit p=0,605 hat der exakte Test nach Fisher kein Indiz gegen die Richtigkeit von H0_inerbracht.

nere Transparenz b)

9.6.2.1.3 Zweckbindung * äußerer Transparenzgrad H0_innere Transparenz c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen einer präzisen Zweckbindung von Mitteln im Fall einer gAG-Löschung und dem äußeren Transparenzgrad der gAG. Tab. 174: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Zweckbindung *äußerer Transparenzgrad

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H 59

Prozent 100,0 %

Transparenz | 355

Tab. 175: Kreuztabelle: Zweckbindung * äußerer Transparenzgrad äußerer Transparenzgrad schwacher mittlerer äußerer äußerer Transparenzgrad Transparenzgrad Zweckbindung

Hoher äußerer GesamtTransparenzgrad summe

konkrete Organisation

2

expliziter Zweck

1

6

1

8

keine genaueren Angaben

7

12

11

30

10

32

17

59

Gesamtsumme

14

5

21

Tab. 176: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

5,417a

4

,247

,252

Likelihood-Quotient

5,644

4

,227

,291

Exakter Test nach Fisher

4,994

Zusammenhang linear-mit-linear

,000b

1

,989

1,000

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,277 ,536

59

a. 4 Zellen (44,4 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,36. b. Die standardisierte Statistik ist −,014.

Tab. 177: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,303

,247

,252

Cramer-V

,214

,247

,252

59

Mit p=0,277 hat H0_innere Transparenz c) weiterhin Gültigkeit.

356 | Statistische Beweisführung

9.6.2.2 Gremien 9.6.2.2.1 Gremien * ehrenamtlicher Vorstand H0_Gremien a): Bei gemeinnützige AGs besteht kein Zusammenhang zwischen zusätzlich eingerichteten Gremien der gAG und einem ehrenamtlichen Vorstand. Tab. 178: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Gremien * e.a. Vorstand

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 179: Kreuztabelle: Gremien * ehrenamtlicher Vorstand e.a. Vorstand

Gremien

Nein Ja

Gesamtsumme

Gesamtsumme

Nein

Ja

19

28

47

1

11

12

20

39

59

Tab. 180: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

b

Likelihood-Quotient

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

4,394a

1

,036

3,078

1

,079

5,257

1

,022

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

4,319c

1

,038

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,044

,033

,044

,033

,044

,033

,044

,033

59

a. 1 Zelle (25,0 %) hat die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 4,07. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist 2,078.

Transparenz | 357

Tab. 181: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,273

,036

,044

Cramer-V

,273

,036

,044

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,044 und V=0,273 ist H0_Gremien_a) nicht zutreffend, da ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und zusätzlichen Gremien ermittelt wurde. 9.6.2.2.2 Gremien * ehrenamtlicher Aufsichtsrat H0_Gremien b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen zusätzlich eingerichteten Gremien der gAG und einem ehrenamtlichen Aufsichtsrat. Tab. 182: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Gremien * e.a. Aufsichtsrat

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H

Prozent

59

100,0 %

Tab. 183: Kreuztabelle: Gremien * ehrenamtlicher Aufsichtsrat e.a. Aufsichtsrat

Gesamtsumme

Nein Gremien

Nein Ja

Gesamtsumme

Ja

25

22

47

8

4

12

33

26

59

358 | Statistische Beweisführung

Tab. 184: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

b

Likelihood-Quotient

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

,704a

1

,401

,264

1

,608

,718

1

,397

,692b

1

,405

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,521

,307

,521

,307

,521

,307

,521

,307

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

59

a. 0 Zellen (0,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 5,29. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist −,832.

Tab. 185: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Phi Cramer-V

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

−,109

,401

,521

,109

,401

,521

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,521 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Gremien_b). 9.6.2.2.3 Gremien * äußerer Transparenzgrad H0_Gremien c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen zusätzlich eingerichteten Gremien der gAG und dem äußeren Transparenzgrad der gAG. Tab. 186: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Gremien * äußerer Transparenzgrad

59

Prozent 100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H 59

Prozent 100,0 %

Transparenz | 359

Tab. 187: Kreuztabelle: Gremien * äußerer Transparenzgrad äußerer Transparenzgrad schwacher mittlerer hoher äußerer äußerer äußerer GesamtTransparenzgrad Transparenzgrad Transparenzgrad summe Gremien

Nein

8

Ja Gesamtsumme

26

13

47

2

6

4

12

10

32

17

59

Tab. 188: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

,157a

2

,924

,908

Likelihood-Quotient

,155

2

,926

,908

1

,781

Exakter Test nach Fisher

,331

Zusammenhang linear-mit-linear

,077b

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,908 ,815

,487

59

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 2,03. b. Die standardisierte Statistik ist ,277.

Tab. 189: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Phi

,052

,924

,908

Cramer-V

,052

,924

,908

59

Mit p=0,908 gibt es kein Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Gremien_c).

Exakte Sig.

360 | Statistische Beweisführung

9.6.2.3 Rechtsformumwandlung 9.6.2.3.1 Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Vorstand H0_Umwandlung a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen Organisationen, welche einen Rechtsformwechsel zur gAG vorgenommen haben, und einem ehrenamtlichen Vorstand. Tab. 190: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Rechtsformumwandlung * e.a. Vorstand

59

Fehlend

Prozent

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 191: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Vorstand e.a. Vorstand

Rechtsformumwandlung

Nein

Ja

Nein

20

28

48

0

11

11

20

39

59

Ja Gesamtsumme

Gesamtsumme

Tab. 192: Chi-Quadrat-Tests

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur b Likelihood-Quotient

Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

6,934a

1

,008

,011

,006

,006

,006

,011

,006

,011

,006

5,199 10,360

,023 1

,001

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

c

6,816

1

,009

59

a. 1 Zellen (25,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 3,73. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist 2,611.

Transparenz | 361

Tab. 193: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,343

,008

,011

Cramer-V

,343

,008

,011

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,011 und V=0,343 ist H0_Umwandlung_a) nicht zutreffend, da ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem Rechtsformwandel zur gAG und einem ehrenamtlich tätigen Vorstand identifiziert wurde. 9.6.2.3.2 Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Aufsichtsrat H0_Umwandlung b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen Organisationen, welche einen Rechtsformwechsel zur gAG vorgenommen haben, und einem ehrenamtlichen Aufsichtsrat. Tab. 194: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Rechtsformumwandlung * e.a. Aufsichtsrat

59

Fehlend

Prozent

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 195: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * ehrenamtlicher Aufsichtsrat e.a. Aufsichtsrat

Rechtsformumwandlung

Nein Ja

Gesamtsumme

Gesamtsumme

Ja

Nein

28

20

48

5

6

11

33

26

59

362 | Statistische Beweisführung

Tab. 196: Chi-Quadrat-Tests

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,602a

1

,438

,511

,328

,193

1

,660

,598

1

,439

,511

,328

,511

,328

,592b

1

,442

,511

,328

b

Likelihood-Quotient Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

59

a. 1 Zellen (25,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 4,85. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist ,769.

Tab. 197: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,101

,438

,511

Cramer-V

,101

,438

,511

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,511 gibt es kein statistisches Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Umwandlung_b). 9.6.2.3.3 Rechtsformumwandlung * äußerer Transparenzgrad H0_Umwandlung c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen Organisationen, welche einen Rechtsformwechsel zur gAG vorgenommen haben, und dem äußeren Transparenzgrad der gAG. Tab. 198: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Rechtsformumwandlung * äußerer Transparenzgrad

Prozent 59

100,0 %

Fehlend H

Gesamtsumme

Prozent 0

0,0 %

H

Prozent 59

100,0 %

Transparenz | 363

Tab. 199: Kreuztabelle: Rechtsformumwandlung * äußerer Transparenzgrad äußerer Transparenzgrad schwacher mittlerer hoher äußerer äußerer äußerer GesamtTransparenzgrad Transparenzgrad Transparenzgrad summe Rechtsformumwandlung

Nein

10

22

0 10

Ja

Gesamtsumme

16

48

10

1

11

32

17

59

Tab. 200: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

7,469a

2

,024

,032

Likelihood-Quotient

9,404

2

,009

,016

Exakter Test nach Fisher

6,656

Zusammenhang linear-mit-linear

,023b

1

,879

1,000

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,033 ,536

59

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,86. b. Die standardisierte Statistik ist −,152.

Tab. 201: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,356

,024

,032

Cramer-V

,356

,024

,032

59

Mit p=0,033 und V=0,356 ist H0_Umwandlung_c) nicht zutreffend, da ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem Rechtsformwandel zur gAG und dem äußeren Transparenzgrad der gAGs identifiziert wurde.

364 | Statistische Beweisführung

9.7 Fundraising 9.7.1 Aktienregister 9.7.1.1 Aktienregister * Öffnungsgrad H0_Aktienregister a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Umgang mit dem Aktienregister und dem Öffnungsgrad der gAG. Tab. 202: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Aktienregister * Öffnungsgrad

Fehlend

Prozent

54

91,5 %

H

Gesamtsumme

Prozent 5

H

8,5 %

Prozent

59

100,0 %

Geöffnete gAGs

Gesamtsumme

Tab. 203: Kreuztabelle: Aktienregister * Öffnungsgrad Öffnungsgrad geschlossene gAGs Aktienregister

explizite Angaben

semigeöffnete gAGs

2

2

0

4

keine Angaben

13

6

2

21

zusätzliche Angaben

10

0

2

12

Registerverweis

11

3

3

17

36

11

7

54

Gesamtsumme

Tab. 204: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

6,796a

6

,340

,348

Likelihood-Quotient

9,142

6

,166

,234

Exakter Test nach Fisher

6,805

Zusammenhang linear-mit-linear

,012b

1

,914

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,295 ,924

,496

54

a. 9 Zellen (75,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,52. b. Die standardisierte Statistik ist ,108.

Fundraising | 365

Tab. 205: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Phi

,355

,340

,348

Cramer-V

,251

,340

,348

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig.

54

Mit p = 0,295 gibt es kein statistisches Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Aktienrregister a). 9.7.1.2 Aktienregister * Aktionärskreis H0_Aktienrregister b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Umgang mit dem Aktienregister und dem Aktionärskreis der gAG. Tab. 206: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Aktienregister * Aktionärskreis

42

Fehlend

Prozent

H

71,2 %

Gesamtsumme

Prozent

17

28,8%

H

Prozent

59

100,0 %

Tab. 207: Kreuztabelle: Aktienregister * Aktionärskreis Aktionärskreis Streubesitz Aktienregister

KleinGroßHauptaktionäre aktionäre aktionäre

Einzelaktionär

Gesamtsumme

explizite Angaben

0

0

0

2

2

4

keine Angaben

0

1

2

5

6

14

zusätzliche Angaben

0

1

8

2

0

11

Registerverweis

1

0

1

6

5

13

1

2

11

15

13

42

Gesamtsumme

366 | Statistische Beweisführung

Tab. 208: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

22,563a

12

,032

,026

Likelihood-Quotient

25,634

12

,012

,009

Exakter Test nach Fisher

21,540 ,911

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,008

b

Zusammenhang linear-mit-linear

Exakte Sig. (zweiseitig)

1

,340

,353

,194

42

a. 19 Zellen (95,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,10. b. Die standardisierte Statistik ist −,954.

Tab. 209: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,733

,032

,026

Cramer-V

,423

,032

,026

Anzahl der gültigen Fälle

42

Mit p=0,008 und V=0,423 ist H0_Aktienrregister b) nicht zutreffend, da eine Signifikanz mittlerer Stärke zwischen dem Aktionärskreis und den satzungsmäßigen Vorschriften des Aktienregisters identifiziert wurde. 9.7.1.3 Aktienregister * Spendenaufforderung H0_Aktienrregister c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Umgang mit dem Aktienregister und dem Spendenapell auf der firmeneigenen WebPräsenz. Tab. 210: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Aktienregister * Spendenaufforderung

50

Fehlend

Prozent 84,7 %

H

Prozent 9

15,3 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Fundraising | 367

Tab. 211: Kreuztabelle: Aktienregister * Spendenaufforderung Spendenaufforderung kein Appell Aktienregister

explizite Angaben keine Angaben

Appell im Link in NaFließtext vigation

Homepage

Gesamtsumme

1

0

0

0

2

3

11

1

1

5

3

21

0

0

0

10

2

12

6

2

0

5

1

14

18

3

1

20

8

50

zusätzliche Angaben Registerverweis Gesamtsumme

nur Spendenkonto

Tab. 212: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

23,826a

12

,021

,043

Likelihood-Quotient

26,869

12

,008

,004

Exakter Test nach Fisher

23,277 1

,983

1,000

Zusammenhang linear-mit-linear

,000b

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,004 ,511

50

a. 16 Zellen (80,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,06. b. Die standardisierte Statistik ist ,021.

Tab. 213: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,690

,021

,043

Cramer-V

,399

,021

,043

50

Mit p=0,004 und V=0,399 ist H0_Aktienrregister c) nicht zutreffend, da eine Signifikanz mittlerer Stärke zwischen dem Aktionärskreis und dem Spendenappell auf der Web-Präsenz der gAG ermittelt wurde.

368 | Statistische Beweisführung

9.7.2 Aktienemission 9.7.2.1 Emission * Öffnungsgrad H0_Aktienemission a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Formen der Aktienemission und dem Öffnungsgrad des Unternehmens. Tab. 214: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Emission * Öffnungsgrad

59

Ausgeschlossen

Prozent

H

100,0 %

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H

Prozent

59

100,0 %

Tab. 215: Emission * Öffnungsgrad Nennwert der Aktie

Öffnungsgrad geschlossene semigeöffnete gAGs gAGs

Nennwert Aktien

Emission 1 Nennwert

12

4

2

18

2 Nennwerte

2

2

1

5

3 Nennwerte

1

0

1

2

Mehr als 3 Nennwerte Stückaktien

Gesamtsumme

Geöffnete GesamtgAGs summe

0

0

1

1

Gesamtsumme

15

6

5

26

Emission

23

5

3

31

1 Nennwert

0

0

2

2

Gesamtsumme

Aktienpakte

23

5

5

33

Emission

1 Nennwert

35

9

5

49

2 Nennwerte

2

2

1

5

3 Nennwerte

1

0

1

2

Mehr als 3 Nennwerte

0

0

1

1

Aktienpakte

0

0

2

2

38

11

10

59

Gesamtsumme

Fundraising | 369

Tab. 216: Chi-Quadrat-Tests Nennwert der Aktie Nennwert Aktie

Wert

Asymp. Sig. Exakte Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (zweiseitig) (einseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

7,434c

6

,283

,258

Likelihood-Quotient

6,710

6

,349

,508

Exakter Test nach Fisher

6,827

Zusammenhang linear-mit-linear

d

4,114

,266 1

,043

,042

11,923e

2

,003

,038

Likelihood-Quotient

8,360

2

,015

Exakter Test nach Fisher

7,131

Zusammenhang linear-mit-linear

8,950f

Anzahl der gültigen Fälle Stückaktien

df

,038

26

Pearson-Chi-Quadrat

,038 ,038

1

,003

19,832a

8

,011

,010

15,686

8

,047

,024

Anzahl der gültigen Fälle

,019

,019

33

Gesamt- Pearson-Chi-Quadrat summe Likelihood-Quotient Exakter Test nach Fisher

15,304

Zusammenhang linear-mit-linear

13,444b

Anzahl der gültigen Fälle

,011 1

,000

,000

,000

59

a. 12 Zellen (80,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,17. b. Die standardisierte Statistik ist 3,667. c. 11 Zellen (91,7 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,19. d. Die standardisierte Statistik ist 2,028. e. 5 Zellen (83,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,30. f. Die standardisierte Statistik ist 2,992.

Tab. 217: Symmetrische Maße Nennwert der Aktie Nennwert Aktie

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Nominal bezüglich Nominal

,535

,283

,258

Cramer-V

,378

,283

,258

26 Phi

,601

,003

,038

Cramer-V

,601

,003

,038

Anzahl der gültigen Fälle Gesamtsumme

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig.

Phi

Anzahl der gültigen Fälle Stückaktien

Näherungsweise Sig.

33 Phi

,580

,011

,010

Cramer-V

,410

,011

,010

59

370 | Statistische Beweisführung

Mit p = 0,011 und V = 0,410 ist H0_Aktienemission a) nicht zutreffen, da eine Signifikanz mittlerer Stärke zwischen den verschieden Formen der Aktienemission und dem Öffnungsgrad der gAG identifiziert wurde. 9.7.2.2 Agio * Öffnungsgrad H0_Aktienemission b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Verwendung eines Agios und dem Öffnungsgrad des Unternehmens. Tab. 218: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Agio * Öffnungsgrad

Ausgeschlossen

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 219: Kreuztabelle: Agio * Öffnungsgrad Öffnungsgrad

Agio

Nein Ja

Gesamtsumme

geschlossene gAGs

semigeöffnete gAGs

Geöffnete gAGs

Gesamtsumme

37

10

4

51

1

1

6

8

38

11

10

59

Tab. 220: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

22,460a

2

,000

,000

Likelihood-Quotient

17,421

2

,000

,000

Exakter Test nach Fisher

16,625

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

18,697

Exakte Sig. (einseitig)

,000 1

,000

,000

,000

59

a. 2 Zellen (33,3 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,36. b. Die standardisierte Statistik ist 4,324.

Fundraising | 371

Tab. 221: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,617

,000

,000

Cramer-V

,617

,000

,000

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,000 und V=0,617 ist H0_Aktienemission b) nicht zutreffend, da eine hohe Signifikanz zwischen der Verwendung eines Agios und dem Öffnungsgrad des Unternehmens identifiziert wurde. 9.7.2.3 Agio * Tätigkeitsbereich H0_Aktienemission c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Verwendung eines Agios und dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens. Tab. 222: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Gültig H Agio * Tätigkeitsbereich

Fehlend

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

Prozent

59

100,0 %

Tab. 223: Kreuztabelle: Agio * Tätigkeitsbereich

Kultur und Medien

Soziale Dienste

Umwelt- und Naturschutz

Wirtschaftsverbände & Berufsorganisationen

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Gesamtsumme

Internationale Solidarität

Ja

Gesundheitswesen

Nein

Bürger- & Verbraucherinteressen

Agio

Bildung und Erziehung

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

10

1

8

3

7

20

0

1

1

51

0

0

0

0

6

1

1

0

0

8

10

1

8

3

13

21

1

1

1

59

372 | Statistische Beweisführung

Tab. 224: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

23,310a

8

,003

,006

Likelihood-Quotient

20,847

8

,008

,003

Exakter Test nach Fisher

17,490

,006

b

Zusammenhang linear-mit-linear

1,921

Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

1

,166

,179

,094

59

a. 14 Zellen (77,8%) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,14. b. Die standardisierte Statistik ist 1,386.

Tab. 225: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,629

,003

,006

Cramer-V

,629

,003

,006

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,006 und V=0,629 ist H0_Aktienemission c) nicht zutreffend, da eine hohe Signifikanz ausgeprägter Stärke zwischen der Verwendung eines Agios und dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens belegt wurde. 9.7.2.4 Sonderrechte * Öffnungsgrad H0_Aktienemission d): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen dem Öffnungsgrad des Unternehmens und dem Gewähren von Sonderrechten gegenüber den Aktionären. Tab. 226: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Sonderrechte * Öffnungsgrad

59

Prozent 100,0 %

Ausgeschlossen H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Fundraising | 373

Tab. 227: Kreuztabelle: Sonderrechte * Öffnungsgrad Öffnungsgrad geschlossene gAGs Sonderrechte

Nein

Geöffnete gAGs

Gesamtsumme 56

38

10

8

0

1

2

3

38

11

10

59

Ja Gesamtsumme

semigeöffnete gAGs

Tab. 228: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Pearson-Chi-Quadrat

7,011a

2

,030

,024

Likelihood-Quotient

7,008

2

,030

,024

Exakter Test nach Fisher

6,495 1

,009

Zusammenhang linear-mit-linear

6,878b

Anzahl der gültigen Fälle

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,024 ,019

,019

59

a. 3 Zellen (50,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,51. b. Die standardisierte Statistik ist 2,623.

Tab. 229: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,345

,030

,024

Cramer-V

,345

,030

,024

59

Mit p=0,024 und V=0,345 ist H0_Aktienemission d) zu verwerfen, da eine Signifikanz mittlerer Stärke zwischen dem Öffnungsgrad des Unternehmens und dem Gewähren von Sonderrechten gegenüber den Aktionären identifiziert wurde.

374 | Statistische Beweisführung

9.7.3 Kunstaktien 9.7.3.1 Kunstaktien * Öffnungsgrad H0_Kunstaktien a): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Öffnungsgrad des Unternehmens. Tab. 230: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Kunstaktien * Öffnungsgrad

Ausgeschlossen

Prozent

59

H

100,0 %

Gesamtsumme

Prozent 0

H

0,0 %

59

Prozent 100,0 %

Tab. 231: Kreuztabelle: Kunstaktien * Öffnungsgrad Öffnungsgrad

Kunstaktien

Nein Ja

Gesamtsumme

geschlossene gAGs

semigeöffnete gAGs

Geöffnete gAGs

Gesamtsumme

38

11

4

53

0

0

6

6

38

11

10

59

Tab. 232: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

32,728a

2

,000

,000

Likelihood-Quotient

25,337

2

,000

,000

Exakter Test nach Fisher

21,402

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

24,267

Exakte Sig. (einseitig)

,000 1

,000

,000

,000

59

a. 3 Zellen (50,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist 1,02. b. Die standardisierte Statistik ist 4,926.

Fundraising | 375

Tab. 233: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,745

,000

,000

Cramer-V

,745

,000

,000

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,000 und V=0,745 ist H0_Kunstaktien a) zu verwerfen, da ein hoch signifikanter Zusammenhang ausgeprägter Stärke zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Öffnungsgrad der gAG erkannt wurde. 9.7.3.2 Kunstaktien * Agio H0_Kunstaktien b): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Aufschlagen eines Agios auf den Nennwert der Aktie. Tab. 234: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Kunstaktien * Agio

59

Prozent 100,0 %

Ausgeschlossen H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Tab. 235: Kreuztabelle: Kunstaktie * Agio Agio

Kunstaktien

Nein Ja

Gesamtsumme

Nein

Ja

Gesamtsumme

49

4

53

2

4

6

51

8

59

376 | Statistische Beweisführung

Tab. 236: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

b

Likelihood-Quotient

df

Asymp. Sig. Exakte Sig. (zweiseitig) (zweiseitig)

16,072a

1

,000

11,424

1

,001

10,832

1

,001

15,800c

1

,000

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,002

,002

,002

,002

,002

,002

,002

,002

59

a. 1 Zellen (25,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,81. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist 3,975.

Tab. 237: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,522

,000

,002

Cramer-V

,522

,000

,002

Anzahl der gültigen Fälle

59

Mit p=0,002 und V=0,522 ist H0_Kunstaktien b) zu verwerfen, da ein hoch signifikanter Zusammenhang ausgeprägter Stärke zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Aufschlag eines Agios beim Erwerb gemeinnütziger Aktien erkannt wurde. 9.7.3.3 Kunstaktien * Übertragbarkeit H0_Kunstaktien c): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und der Ausgabe von Namens- oder Inhaberaktien. Tab. 238: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Kunstaktien * Übertragbarkeit

59

Prozent 100,0 %

Ausgeschlossen H

Prozent 0

0,0 %

Gesamtsumme H 59

Prozent 100,0 %

Fundraising | 377

Tab. 239: Kreuztabelle: Kunstaktie * Übertragbarkeit Übertragbarkeit Namensaktien Kunstaktien

Nein

Inhaberaktien

50

3

53

4

2

6

54

5

59

Ja Gesamtsumme

Gesamtsumme

Tab. 240: Chi-Quadrat-Tests Wert

Pearson-Chi-Quadrat Kontinuitätskorrektur

b

Likelihood-Quotient

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

5,321a

1

,021

2,352

1

,125

3,550

1

,060

5,231c

1

,022

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakter Test nach Fisher Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

Exakte Sig. (einseitig)

,076

,076

,076

,076

,076

,076

,076

,076

59

a. 2 Zellen (50,0 %) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,51. b. Berechnung nur für eine 2×2-Tabelle. c. Die standardisierte Statistik ist 2,287.

Tab. 241: Symmetrische Maße

Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Wert

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,300

,021

,076

Cramer-V

,300

,021

,076

59

Mit p=0,076 gibt es kein statistisches Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Kunstaktien c).

378 | Statistische Beweisführung

9.7.3.4 Kunstaktien * Tätigkeitsbereich H0_Kunstaktien d): Bei gemeinnützigen AGs besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausgabe von Kunstaktien und dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens. Tab. 242: Zusammenfassung der Fallverarbeitung Fälle Eingeschlossen H Kunstaktien * Tätigkeitsbereich

Ausgeschlossen

Prozent

59

H

100,0 %

Prozent 0

Gesamtsumme H

0,0 %

Prozent 59

100,0 %

Tab. 243: Kreuztabelle: Kunstaktie * Tätigkeitsbereich

Kultur und Medien

Soziale Dienste

Umwelt- und Naturschutz

Wirtschaftsverbände & Berufsorganisationen

Bevölkerungs- und Katastrophenschutz

Gesamtsumme

Internationale Solidarität

Ja

Gesundheitswesen

Nein

Bürger- & Verbraucherinteressen

Kunstaktien

Bildung und Erziehung

Tätigkeitsbereich

Gesamtsumme

10

1

7

3

9

20

1

1

1

53

0

0

1

0

4

1

0

0

0

6

10

1

8

3

13

21

1

1

1

59

Tab. 244: Chi-Quadrat-Tests Wert

df

Asymp. Sig. (zweiseitig)

Pearson-Chi-Quadrat

8,683a

8

,370

,418

Likelihood-Quotient

8,680

8

,370

,319

Exakter Test nach Fisher

9,283

Zusammenhang linear-mit-linear Anzahl der gültigen Fälle

b

,349

Exakte Sig. (zweiseitig)

Exakte Sig. (einseitig)

,340 1

,555

,596

,321

59

a. 14 Zellen (77,8%) haben die erwartete Anzahl von weniger als 5. Die erwartete Mindestanzahl ist ,10. b. Die standardisierte Statistik ist ,591.

Fundraising | 379

Tab. 245: Symmetrische Maße Wert Nominal bezüglich Nominal Anzahl der gültigen Fälle

Näherungsweise Sig.

Exakte Sig.

Phi

,488

,080

,083

Cramer-V

,488

,080

,083

59

Mit p=0,340 gibt es kein statistisches Indiz gegen die Gültigkeit von H0_Kunstaktien d).

Professionalisierungstiefe

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

2

2

3

Aachener Tierpark Gemeinnützige AG

Aachen

1970 Kultur & Medien

kleine gAG

2

2

2

3

www.euregiozoo.de

Acura Kliniken Rheinland-Pfalz AG

Bad Kreuz- 1951 Gesund- mittlere 2 nach heitswe- gAG sen

2

2

3

www.kh-acurakliniken.com

Agaplesion gAG

Frankfurt am Main

2002 Gesund- kleine heitswe- gAG sen

2

1

2

3

www.agaplesion.de

Aktiengesellschaft für Kind und Familie

Worms

1999 Soziale Dienste

große gAG

2

3

2

2

www.agfuerkindund familie.de Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln

Köln

1859 Kultur & Medien

mittlere 2 gAG

2

1

2

www.koelnerzoo.de Kunstaktien

Arbeit und Zukunft Ortenau gAG

Offenburg

1990 Bildung & Erziehung

kleine gAG

2

3

2

3

www.afoeg.de Rechtsformwechsel

BildungsArt AG

Rerik

2009 Bildung & Erziehung

Kleinst- 2 gAG

2

2

2

Bürgerstiftung Duisburg Gemeinnützige Aktiengesellschaft

Duisburg

2005 Soziale Dienste

Kleinst- 1 gAG

3

1

3

www.buergerstiftungduisburg.de

Denkwerkstatt der Montag Stiftungen

Bonn

2010 Soziale Dienste

kleine gAG

2

2

3

www.montagstiftungen.de

3

Homepages/ Besonderheiten

Partizipationstiefe491

3

Tätigkeitsbereich

kleine gAG

Gründungsjahr

2013 Soziale Dienste

Stadt

Aachener Aktienge- Aachen sellschaft zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen

Gemeinnützige AGs

Unternehmensgröße

10 Register der Aktiengesellschaften

|| 491 Die Potenzialtiefen wurden von 1 bis 3 bewertet, wobei die 1 einer starken, 2 einer mittleren und 3 einer schwachen Ausprägung entspricht. https://doi.org/10.1515/9783110732627-010

Unternehmensgröße

Partizipationstiefe491

Professionalisierungstiefe

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

Homepages/ Besonderheiten

Tätigkeitsbereich

Gründungsjahr

Stadt

Gemeinnützige AGs

382 | Register der Aktiengesellschaften

große gAG

3

1

2

3

www.drf-luftrettung.de Rechtsformwechsel

gemeinnützige Aktiengesellschaft

DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG

Filderstadt 2008 Bildung & Erziehung

Edener ApfelKräuter- OranienGarten Gemeinnütburg-Eden zigeAktiengesellschaft

2007 Umwelt& Naturschutz

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.edenerapfelkraeutergartenag.de

EJF gemeinnützige AG

Berlin

2004 Soziale Dienste

große gAG

3

1

1

3

www.ejf.de

Europa Museum gemeinnützige Aktiengesellschaft

Duisburg

2007 Kultur & Medien

kleinst gAG

3

2

3

3

EuSiB gAG Europäische Stiftung für innovative Bildung

Rostock

2004 Bildung & Erziehung

kleine gAG

2

2

2

2

Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Fairantwortung gAG

Karlsruhe

2014 Bürger- Kleinst- 2 & VergAG braucherinteressen

2

2

3

www.fairantwortung.org

Fantasia AG

Rostock

2014 Kultur & Medien

2

3

2

www.fantasia-rostock.de Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Gemeinnützige Aktiengesellschaft Havelhöhe

Berlin

2006 Gesund- kleine heitswe- gAG sen

1

2

2

2

www.gag-havelhoehe.de Kunstaktien

gut.org gemeinnützige Aktiengesellschaft

Berlin

2010 Internat. kleine Solidari- gAG tät

2

2

1

3

www.gut.org Rechtsformwechsel

HagenSchule gemeinnützige Aktiengesellschaft

Hagen

2012 Bildung & Erziehung

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.hagenschule.info

Kleinst- 2 gAG

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

Homepages/ Besonderheiten

Partizipationstiefe491

Unternehmensgröße

Tätigkeitsbereich

Gründungsjahr

Uhldingen- 2008 Internat. Kleinst- 2 Mühlhofen Solidari- gAG tät

Professionalisierungstiefe

HALLO KONGO gemeinnützige Aktiengesellschaft zum Erhalt der ACCADEMIA Schule

Stadt

Gemeinnützige AGs

Register der Aktiengesellschaften | 383

3

2

3

www.hallo-kongo.de/ verein/hallo-kongogag.html

hand in gemeinnüt- Taufkirzige AG – Institut für chen handlungsorientierte Erfahrungsintegration

2008 Soziale Dienste

Kleinst- 3 gAG

2

1

3

www.jas-muenchen.de

Initiative 500 gemeinnützige AG

Ettlingen

2013 Bildung & Erziehung

kleine gAG

2

2

2

3

www.initiative500.de

Jagsttalbahn gemeinnützige Aktiengesellschaft

Dörzbach

2001 Kultur & Medien

Kleinst- 3 gAG

2

3

3

www.jagsttalbahn.de

Joblinge gemeinnützige AG Berlin

Berlin

2010 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/berlinpankow/profil/

Joblinge gemeinnützige AG Frankfurt

Frankfurt am Main

2011 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/frankfurt-ammain/profil/

Joblinge gemeinnützige AG Hanse

Hamburg

2014 Soziale Dienste

kleine gAG

2

2

2

3

www.joblinge.de/ aktuelles/gag-hanse/

Joblinge gemeinnützige AG Köln

Köln

2011 Soziale Dienste

Kleinst- 3 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/koeln/profil/

Joblinge gemeinnützige AG Leipzig

Leipzig

2011 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/leipzig/profil/

Joblinge gemeinnützige AG München

München

2009 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/muenchen/ profil/

Joblinge gemeinnützige AG Ruhr

Essen

2012 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

2

2

3

www.joblinge.de/ standorte/essen/profil/

Joblinge gemeinnützige AG Stuttgart

Stuttgart

2014 Soziale Dienste

kleine gAG

3

2

3

www.joblinge.de/ standorte/stuttgart/ profil/

3

Partizipationstiefe491

Professionalisierungstiefe

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

Homepages/ Besonderheiten

kleine gAG

2

2

2

2

www.karo.ag Kunstaktien, Ausgabe von Aktienpaketen

Kesting-Fischer gemeinnützige Stiftungs AG

Hamburg

2008 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

1

2

3

www.kf-stiftung.de

KiNiKi gAG

Stuttgart

2003 Soziale Dienste

kleine gAG

2

2

2

3

www.kiniki.de

Klinik Josephinum gemeinnützige AG

München

2013 Gesund- kleine heitswe- gAG sen

3

2

2

3

www.josephinum.de

Kliniken Südostbayern AG

Traunstein

2009 Gesund- große heitswe- gAG sen

3

1

2

2

www.klinikensuedostbayern.de Rechtsformwechsel, Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Klinikum Fulda gAG

Fulda

2004 Gesund- große heitswe- gAG sen

3

2

2

3

www.klinikum-fulda.de

Kreuzberger Kinderstiftung gemeinnützige Aktiengesellschaft

Berlin

2014 Bildung & Erziehung

Kleinst- 3 gAG

1

2

3

www.kreuzbergerkinderstiftung.de

KWA Kuratorium Wohnen im Alter gemeinnützige AG

Unterhaching

2005 Soziale Dienste

große gAG

2

1

2

3

www.kwa.de Rechtsformwechsel

Landesausschuss für Potsdam Innere Mission – Dienste für Menschen gemeinnützige AG

2010 Soziale Dienste

große gAG

3

2

2

3

www.lafim.de

Medien-Akademie Ruhr gemeinnützige Aktiengesellschaft

Essen

2010 Bildung & Erziehung

Kleinst- 3 gAG

2

2

3

www.medienakademie. ruhr Rechtsformwechsel

Montag Stiftung Urbane Räume

Bonn

2005 Soziale Dienste

kleine gAG

2

2

3

www.montagstiftungen.de

Tätigkeitsbereich

2009 Kultur & Medien

Gründungsjahr

Rostock

Stadt

KARO AG (gemeinnützig)

Gemeinnützige AGs

Unternehmensgröße

384 | Register der Aktiengesellschaften

3

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

Homepages/ Besonderheiten

1

3

www.hellabrunn.de

Nordakademie gemeinnützige Aktiengesellschaft

Elmshorn

1997 Bildung & Erziehung

mittlere 2 gAG

2

2

3

www.nordakademie.de Rechtsformwechsel

Öchsle Museumsschmalspurbahn

Biberach an der Riß

1997 Kultur & Medien

kleine gAG

2

3

2

2

www.oechsle-bahn.de Kunstaktien, Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Orden der GeorgsDuisburg Ritter Gemeinnützige Aktiengesellschaft

2007 Soziale Dienste

Kleinst- 2 gAG

3

3

3

PHINEO gemeinnützige Aktiengesellschaft

Berlin

2009 Internat. kleine Solidari- gAG tät

2

2

1

3

www.phineo.org

Recht§haus Kulturförderung gemeinnützige AG

Berlin

2006 Kultur & Medien

Kleinst- 2 gAG

1

3

3

www.recht-haus.net

Sabel Freital gAG

Freital

2014 Bildung & Erziehung

kleine gAG

3

2

2

3

www.sabel.com/ freital-dresden/ Rechtsformwechsel

Schaubühne Linden- Leipzig fels Aktiengesellschaft

2005 Kultur & Medien

Kleinst- 2 gAG

1

2

1

www.schaubuehne.com Kunstaktien, Rechtsformwechsel, Ausgabe von Aktienpaketen

Sozial-Aktien-Gesell- Bielefeld schaft Bielefeld

1997 Soziale Dienste

kleine gAG

3

2

1

www.sozialaktiengesellsc haft.de Kunstaktien, Sonderrechte für Aktionäre, Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Partizipationstiefe491

2

Unternehmensgröße

mittlere 2 gAG

Tätigkeitsbereich

1998 Kultur & Medien

Gründungsjahr

München

Stadt

Münchener Tierpark Hellabrunn AG

Gemeinnützige AGs

Professionalisierungstiefe

Register der Aktiengesellschaften | 385

gemeinnützige Aktiengesellschaft

2

Professionalisierungstiefe

Transparenztiefe

Fundraisingtiefe

Homepages/ Besonderheiten

www.vincentiuskliniken.de Rechtsformwechsel

Kleinst- 3 gAG

3

2

3

www.pro-wettbewerb.eu

Süddeutsches Insti- Fürstentut für Logo-therapie feld-bruck und Existenzanalyse gemeinnützige AG

2009 Gesund- Kleinst- 2 heitswe- gAG sen

2

2

3

www.logotherapie.de Rechtsformwechsel

SÜSSES LÖCHLE gemeinnützige Aktiengesellschaft

2005 Kultur & Medien

Kleinst- 2 gAG

3

3

3

www.suesses-loechle.de

Würzburg AG Gesell- Würzburg schaft zur Förderung der Region Würzburg

2002 Wirtschaftsverbände

Kleinst- 2 gAG

3

2

3

www.wuerzburg-ag.de

Zoo Duisburg AG

Duisburg

1959 Kultur & Medien

mittlere 2 gAG

2

2

3

www.zoo-duisburg.de Sonderrechte für Aktionäre

Zoologischer Garten Berlin AG

Berlin

1900 Kultur & Medien

mittlere 2 gAG

1

1

2

www.zoo-berlin.de Sonderrechte für Aktionäre, Aktien mit unterschiedlichen Nennwerten

Unternehmensgröße

3

Tätigkeitsbereich

2

Gründungsjahr

1

Stadt

3

Gemeinnützige AGs

Partizipationstiefe491

386 | Register der Aktiengesellschaften

St. Vincentius-Kliniken gemeinnützige Aktiengesellschaft

Karlsruhe

2000 Gesund- große heitswe- gAG sen

Stiftung Pro Wettbewerb gemeinnützige Aktiengesellschaft

Berlin

2006 Bildung & Erziehung

Lahr

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