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German Pages 390 [392] Year 1972
Franz Viktor Spechtler Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg
Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker Begründet von
Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer Neue Folge Herausgegeben von
Stefan Sonderegger und Thomas Finkenstaedt 51 (175)
w DE
G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1972
Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg
Herausgegeben von
Franz Viktor Spechtler
w DE
G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1972
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
ISBN 3 11 001847 0 © 1973 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshan dl ung • J. Gutteotag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer * Karl J. Trübner • Veit & Comp., Berlin 30 • Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
MEINER FRAU
Vorwort Im Jahre 1867 hat Philipp Wackernagel zum ersten Mal die Mehrzahl der geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg im zweiten Band seiner „Geschichte des deutschen Kirchenliedes" herausgegeben, wobei ihm nur ein kleiner Teil der heute bekannten Handschriften zur Verfügung stand. Seither fanden diese Lieder — von wenigen Ausnahmen abgesehen — kaum mehr Beachtung1. Die vorliegende Ausgabe war demnach ein Neubeginn im Sammeln und Sichten der Überlieferung und in der Bearbeitung der Texte selbst. Meine Dissertation bot eine erste Grundlage. Durch eine neuerliche Bearbeitung des gesamten Handschriftenmaterials, durch weitere Bibliotheksbesuche, die Durchsicht von gedruckten und ungedruckten Handschriftenkatalogen, umfangreiche Korrespondenz und die Hilfe vieler konnte ich die Grundlagen wesentlich erweitern und zu den schon in der Dissertation nachgewiesenen Handschriften mit geistlichen Liedern weitere 25 hinzufügen. Dabei ist mir im Laufe der Jahre, die ich mich der Edition widmete, eines deutlich geworden: Vollständigkeit ist beim derzeitigen Stand der Erforschung zahlreicher Handschriftenbestände trotz aller Mühen und der Bearbeitung jedes Hinweises nicht erreichbar. Dennoch scheint mir eine kritische Ausgabe auf der nunmehr erarbeiteten Überlieferungsbreite gerechtfertigt zu sein. Diese intensiven Studien wurden mir erst möglich, als ich mich 1964/65 ein Jahr lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Forschungsgemeinschaft ganz dieser Arbeit widmen konnte. Im Jahr danach, auf dem Marbacher Editoren-Kolloquium von 1966, habe ich manchen wertvollen Hinweis erhalten2. Und im Zuge dieser und weiterer Überlegungen über die Anlage der Edition wurde immer klarer, daß es 1
2
Solche Ausnahmen bilden etwa Ewald Jammers: Ausgewählte Melodien des Minnesangs. Tübingen 1963 (ATB, Ergänzungsreihe 1), S. 222ff.; Hugo Moser und Joseph Müller-Blattau: Deutsche Lieder des Mittelalters von Walther von der Vogelweide bis Zum Lochamer Liederbuch. Texte und Melodien. Stuttgart 1968, S. 185f., 312f. u. 232ff. (weltliche). Mein Referat: Probleme einer Ausgabe der geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. In: Kolloquium über Probleme altgermanistischer Editionen. Hrsg. von Hugo Kuhn, Karl Stackmann, Dieter Wuttke. Wiesbaden 1968, S. 133—137. — Zur Forschungslage mein Aufsatz: Beiträge zum deutschen geistlichen Lied des Mittelalters. In: ZfdPh 90 (1971), Sonderheft S. 169—190.
vin
Vorwort
schwer verantwortbar wäre, die Übertragungen lateinischer Hymnen und Sequenzen ohne die Originale herauszugeben. Daher wurden diesen Liedern die lateinischen Texte beigefügt. Ferner schien ein Erklärungsapparat bei vielen Liedern unerläßlich. Hier werden die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg vorgelegt — dies im vollen Bewußtsein dessen, daß ich damit zunächst nur eine Seite des Dichters und Komponisten zugänglich mache. Bis zur Ausgabe der weltlichen Lieder müssen wir uns mit Mayer-Rietsch behelfen. Ein weiteres Desiderat ist die Bearbeitung der Melodien, wofür bereits begonnene Studien Grundlagen bringen sollen. Es ist mir unmöglich, alle zu nennen, die mich im Laufe der Jahre unterstützt haben. Namentlich danke ich zuerst der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dann der großen Zahl von Bibliotheken, aus der ich die Österreichische Nationalbibliothek (Dir. Dr. F. Unterkirchner, Dir. Doz. Dr. O. Mazal), die Universitätsbibliothek Salzburg (Dir. Doz. Dr. K. Forstner) und die Bayerische Staatsbibliothek (Dr. P. Gichtel, Dr. O. Dreßler) hervorheben möchte. Besonderen Dank schulde ich meinem Göttinger Kollegen Dr. Werner Höver. Folgenden Damen und Herren bin ich zu Dankbarkeit verpflichtet: Ursula Aarburg f , Horst Backhaus, Tilo Brandis, Horst Brunner, Gerhard Croll, Wolfgang Dinkelacker, Gerhard Eis, P. Weringard J. Einhorn, Hanns Fischer f , Kurt Gärtner, Adolf Haslinger, Arne Holtorf, Johannes Janota, Peter Kesting, Eva Kiepe-Willms, Heinrich Koller, Hugo Kuhn, Lotte Kurrass, Helmut Lomnitzer, Hugo Moser, Christoph Petzsch, Walter Roll, Kurt Ruh, Walter Salmen, Karin Schneider, Burghart Wachinger, Otto F. Weber, Walter Weiss, Alois Wolf. Der Theodor-Körner-Stiftungsfonds hat die Arbeit durch die Verleihung eines Preises gefördert. Ohne die dauernde und für mich als einmalig empfundene Hilfe zweier Germanisten wäre die Arbeit aber nie zustande gekommen: Ingo Reiffenstein und Karl Stackmann. Sie haben die Ausgabe nicht nur mit vielen Ratschlägen, sondern auch mit tatkräftiger Hilfe bis zum Schluß gefördert: Prof. Stackmann als Leiter des Vorhabens der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der sie überhaupt erst ermöglicht hat, und Prof. Reiffenstein als mein Lehrer in Salzburg, der mir seine vielfältige Unterstützung angedeihen ließ. Der Verlag — an der Spitze Prof. Dr. H. Wenzel — hat in dankenswerter Weise alles unternommen, um die Ausgabe vorbildlich zu betreuen.
Vorwort
IX
Den Herausgebern, insbesondere Prof. Sonderegger, danke ich für die Aufnahme in die Reihe. Für treue Mithilfe bei den schwierigen Korrekturen bin ich Prof. Stackmann mit seinen Mitarbeitern Renate Grenzmann und Werner Höver sowie Prof. Reiffenstein, H. Gröchenig, Dr. G. Hayer verpflichtet. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich für den Druckkostenzuschuß. Nicht zuletzt gedenke ich meiner lieben Mutter (f 3. 3. 1972), die das Erscheinen des Buches nicht mehr erleben konnte. Salzburg
Franz Viktor Spechtler
Inhaltsverzeichnis Vorwort
VII
Einleitung
1
1. Forschungsbericht
3
2. D e r M ö n c h v o n Salzburg
9
Die Namen- und Personenfrage Der Kreis um den Mönch von Salzburg und Erzbischof Pilgrim 3. D i e geistlichen Lieder Die Zählung Die geistlichen Lieder Die Liederreihung Konkordanzen Alphabetisches Liederverzeichnis 4. D i e Überlieferung Vorbemerkung Die Handschriften mit festen Siglen (Nr. 1—27) Die Handschriften ohne feste Siglen (Nr. 28—83) Die verschollenen Handschriften Die vernichteten Handschriften, die textkritisch wertlosen Handschriften . Zusammenfassung Liste der Handschriften
9 14 26 26 27 29 30 32 34 34 35 73 89 90 92 96
5. D i e Einrichtung der A u s g a b e
100
6. Bibliographie
104
D i e Lieder
111
Anhang
369
Wörterverzeichnis
371
EINLEITUNG
1. Forschungsbericht D e r M ö n c h v o n Salzburg ist — w i e viele andere Dichter des späten Mittelalters — bis heute i m ganzen w e n i g beachtet w o r d e n . D e n n o c h haben i h m etliche Germanisten in den vergangenen gut h u n d e r t J a h r e n ihre A u f m a r k s a m k e i t geschenkt. D i e wichtigsten A r b e i t e n seien kurz besprochen 1 . Bereits 1 8 4 0 machte Franz Pfeiffer die „ K i r c h e n l i e d e r des M ö n c h s v o n Salzburg" in den Altdeutschen Blättern bekannt. D e r Inhalt der aus L a m b a c h stammenden W i e n e r Handschrift 4 6 9 6 (seit M a y e r Rietsch Hs. E, bei Pfeiffer Hs. A ) hatte i h n veranlaßt, „ w e i t e r e Nachweisungen über die geistlichen Lieder des M ö n c h s v o n Salzburg zu geben" (S. 325) 2 . E r druckt z u m ersten Mal aus cgm. 7 1 5 (heute Hs. A ) alle Liederüberschriften und Liederanfänge ab. D i e Handschriften D 1
2
Wie unten S. 9 begründet wird, nennen wir den Dichter und Komponisten einfach den Mönch von Salzburg. Alle übrigen Benennungen, wie Hermann von Salzburg, Johann(es) von Salzburg u. a., erscheinen nach dem heutigen Stand unseres Wissens nicht gerechtfertigt. Auch ist die nhdt. Form einem Münch vorzuziehen. — Zur allgemeinen Forschungslage vgl. u . a . : Helmut de Boor: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Zerfall und Neubeginn, 1. Teil, München 1962, S. Vff. u. ö. Bes. Hanns Fischer: Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spätmittelalters (1230—1500). In: DVjs. 31 (1957), S. 303—345. Die Fortsetzung jetzt von Johannes Janota: Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spätmittelalters (1230—1500) 1957—1968. In: DVjs. 45 (1971) Sonderheft, S. 1*—242*, bes. 214*. — Für laufende Editionsunternehmungen vgl. den Sammelband über das Marbacher Kolloquium (s. o. Vorwort S. 1, Anm. 2; zum Mönch Verf., S. 133ff). Franz Pfeiffer: Die Kirchenlieder des Mönchs von Salzburg. In: Altdeutsche Blätter 2 (1840), S. 325—350. Ferdinand Wolf: Inhalt der Lambacher Liederhandschrift. Ebda. S. 311—316. — Literaturgeschichten und Überblicke tun den Mönch von Salzburg durchwegs kurz ab. Einige seien angeführt (ältere Literatur bei MayerRietsch): Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, 2. Teil, Schlußband, München 1935, S. 595. J . Nagl — J. Zeidler — E. Castle: Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte Bd. 1, Wien 1899, S. 284—300. Karl Otto Wagner: Salzburgs Literatur im Rahmen der deutschen Literaturgeschichte. Wien 1925, S. 14—19. Friedrich Ranke in: Annalen der deutschen Literatur, hsg. v. H. O. Burger, 2. Aufl., Stuttgart 1971, S. 236—237. — Hans Fromm: Artikel „Mariendichtung" in: Reallexikon 2. Bd., 2. Aufl., Berlin 1965, S. 283. Richard Kienast in: Deutsche Philologie im Aufriß, hsg. v. W. Stammler, 2. Bd., 2. Aufl., Berlin 1962, Sp. 105 u. 127 ff. Dazu noch die Lexika-Artikel Anm. 11. — Jetzt Hans Rupprich: Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock. 1. Teil. München 1970 (Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen bis zur Gegenwart v. H. de Boor u. R. Newald 4,1), S. 170—172 (alter Forschungsstand). 1*
4
Forschungsbericht
und E werden kurz vorgestellt3. Ferner nimmt er auf das im gleichen Jahr von Carl Haltaus herausgegebene Liederbuch der Clara Hätzlerin Bezug, das auch Lieder des Mönchs enthält. Der Salzburger Gymnasiallehrer Josef Ampferer kann als der erste bezeichnet werden, der den Mönch ausführlicher würdigt, und zwar im „Programm des kaiserlich königlichen Staatsgymnasiums in Salzburg" Jg. 14 (1864), S. 1—32. Er beschränkt sich hauptsächlich auf die geistlichen Lieder und gibt auch Texte wieder; ferner verzeichnet er ältere Literatur. Von der Uberlieferung waren ihm die Handschriften A, B, C, D, E, F, die inzwischen verbrannten Straßburger Codices und das Liederbuch der Hätzlerin bekannt. Auf Grund dieser Quellen versucht Ampferer auch eine erste Einteilung der Lieder, und zwar gruppiert er sie in solche, die die drei göttlichen Personen zum Gegenstand haben, zweitens in Marienlieder und drittens in Heiligenlieder. In der Tat gibt es, besonders in den größeren Handschriften, Anhaltspunkte für solche Gruppierungen. Hervorzuheben ist ferner, daß den abgedruckten Übertragungen des Mönchs auch die lateinischen Originale im Paralleldruck beigefügt sind, wie zum Beispiel „Christe qui lux es", „A solis ortus cardine", „Lauda Sion salvatorem", „Pange lingua", „Stabat mater" 4 . Philipp Wackernagel schuf im zweiten Band seiner fünfbändigen Kirchenliedersammlung aus dem Jahre 1867 eine erste Ausgabe der geistlichen Lieder des Mönchs. Den Texten wurden die Handschriften A, B oder D als Leithandschriften zugrunde gelegt; Lesarten sind aus C, E, F, H und cgm. 716 verzeichnet. Man findet unter den 61 Nummern 526, 547—606 (außer 587, das mit dem Mönch nichts zu tun hat) und 615 im ganzen 43 geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg. Die Zahl 61 erklärt sich — wie unten die Tabelle S. 32ff. zeigt — daraus, daß mehreren Liedern verschiedene Parallelüberlieferungen beziehungsweise andere Übertragungen der lateinischen Texte, z. B. Nr. 585, beigefügt sind. Das betrifft die Lieder G 8 (584. 585), G 10 (553. 554), G 16 (602. 603. 604), G 2 2 (605. 606), G28 (573. 574), G 33 (555. 556), G37 (557. 558), G 39 (560. 561), G40 (568. 569. 570. 571. 572), G42 (600. 601), G43 (563. 564. 565. 566. 567)s. 3 4
5
Zu den Handschriftensiglen vgl. unten S. 34. Beim „ A solis ortus cardine" steht z. B. auch die Übertragung Heinrichs von Laufenberg. S. 31—32 druckt Ampferer in einem Anhang zu seiner Arbeit einen deutschen Text mit der Überschrift „De quodam moriente. V o n ainem Mann der do Sterben woldt" aus der Salzburger Hs. M III 3 (vgl. unten S. 101) ab. Diese 103 Verse stehen aber entgegen den Vermutungen Ampferers in keiner „Verwandtschaft" (S. 32) zum Mönch von Salzburg. W K S.409 sind die Handschriftensiglen erläutert, in W K I , S. 365—370 finden sich weitere Erläuterungen zur Überlieferung. Bei den Nummern, die Übertragungen
Forschungsbericht
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Bei WK fehlen von den 49 geistlichen Liedern 6 vollständig. Diese finden sich bei: F. J. Mone, Lateinische Hymnen Bd. 1, Freiburg 1853, S. 330—331 (G 9), Herta Noack (G 34. 35. 44. 48) und Mayer-Rietsch (G 45 als Nr. 99, S. 310—313). Ferner gibt es noch verstreut Drucke von einzelnen Liedern, die Mayer-Rietsch im kritischen Apparat zu den entsprechenden Nummern verzeichnen6. Die erste Monographie über den Mönch von Salzburg stammt vom Germanisten Friedrich Arnold Mayer und vom Musikwissenschaftler Heinrich Rietsch. Richard Heinzel hatte die Arbeit angeregt und gefördert7. Mayer, der für die Kapitel I bis IV sowie für die Texte samt den Anmerkungen verantwortlich zeichnet, beschreibt im Teil I (S. 1—28) zunächst die Uberlieferung, wobei der Handschrift D, der Mondsee-Wiener Liederhandschrift, die größte Beachtung geschenkt wird. Abschnitt II (S. 29—68) bringt eine Diskussion über „Der Mönch von Salzburg und Erzbischof Pilgrim II. — Der Hof von Salzburg und salzburgische Lyrik" mit historischen Exkursen. Anhand von Materialsammlungen über Stilmittel, Syntax und Metrum wird die „Autorschaft der weltlichen Lieder der Handschrift" im folgenden Kapitel S. 69—126 erörtert, und Teil IV (S. 127—160) bespricht die „Literarhistorische Stellung Hermanns" mit Hinweisen auf andere spätmittelalterliche Lyriker. S. 219—314 werden die Texte der weltlichen Lieder aus D geboten. Von den geistlichen, die diese Handschrift überliefert, erscheinen mit Ausnahme von G 45 (MR Nr. 99) nur die Überschriften, ferner jeweils die erste Textzeile und im Apparat Zitate der restlichen Überlieferung und der Drucke. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, ist der Anmerkungsteil zu den weltlichen Liedern (S. 383—508) der gewichtigste Teil des Buches. Den musikwissenschaftlichen Beitrag hat Heinrich Rietsch in zwei Abschnitten geleistet. Einmal gibt er im Kapitel V (S. 161—218) an Hand der Untersuchung über Rhythmik, Melodik und musikwissenschaftlicher Stellung der Melodien der weltlichen Lieder eine Einfühvon lat. Hymnen und Sequenzen sind, ist im Apparat von W K jeweils auf die lat. Originale von Bd. 1 verwiesen. Auch Texte aus Drucken sind in W K aufgenommen, z. B. 564, 566m, 567m, 571m, 172 u. a. 6
7
Josef Kehrein druckt z. B. 24 geistliche Lieder aus Hs. D in seinem Werk Kirchenund religiöse Lieder aus dem 12. bis 15. Jh., Paderborn 1853, ab. A. H. Hoffmann v. Fallersleben würdigt den Mönch in seiner Geschichte des deutschen Kirchenliedes S. 239—241 kurz und gibt S. 245—247 ein Verzeichnis der Lieder nach Pfeiffer mit den Nummern von Kehrein sowie einige Texte, zum Teil fragmentarisch, aus Hs. D. Vgl. dort die Einleitung S. III—V. Die Arbeit wurde schon 1889 im A f d A 15, S. 248 und in der Vjs. f. Mw. 2 (1886), S. 310 angekündigt. Bei der Lektüre sind stets die Berichtigungen und Nachträge S. 533—546 zu beachten.
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Forschungsbericht
rung, an die sich dann seine Transkription der Melodien S. 315—382 anschließt. Wilhelm Wilmanns hat in seiner Besprechung am ausführlichsten zu Mayer-Rietsch Stellung genommen8. Seine textkritischen Einwände müssen bei der zukünftigen Ausgabe der weltlichen Lieder diskutiert werden. Bedauern kann man mit dem Rezensenten, daß das Werk unübersichtlich ist und eine eingehende Charakteristik der Dichtung trotz der großen Materialsammlung fehlt. Dennoch stellt es den Ausgangspunkt für die neuere Mönch-Forschung dar. Aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts gibt es nur zwei größere Arbeiten, die sich ausschließlich mit dem Werk des Mönchs von Salzburg befassen: die Dissertationen von Joseph Schabasser (Wien 1936) und von Herta Noack (Breslau 1941). Schabassers Arbeit, die in der Mönch-Literatur lange Zeit unbekannt geblieben ist, gibt nach der Forschungslage der dreißiger Jahre einen musikwissenschaftlichen Überblick über die Melodien, und zwar sowohl über die eigenen des Mönchs als auch über die der lateinischen Hymnen und Sequenzen, die der Dichter übertragen hat. Ferner wird auf eine Tatsache hingewiesen, die auch für diese Ausgabe von Bedeutung gewesen ist: Die Lieder verteilen sich über das ganze Kirchenjahr, und zwar lassen sie sich folgenden Festen zuordnen: Weihnachten, Neujahr, Hl. Drei Könige, Maria Verkündigung, Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Dreifaltigkeitsfest, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, hl. Johannes der Täufer, Apostelteilung, Maria Geburt, hl. Elisabeth von Thüringen. Diese Tatsache ist insofern bemerkenswert, als sie einen Schritt in der Entwicklung zum geistlichen Liederbuch aufzeigt9. Herta Noack, die für ihre Dissertation eine ungedruckte Arbeit Ernst Scheunemanns einsehen konnte, versucht, ihre stilistische Untersuchung mit der These über die Person des Dichters, die Romuald Bauerreiß aufgestellt hat, zu verbinden10. Sie teilt das Werk in wörtliche und freiere Übertragungen lateinischer Hymnen und Sequenzen sowie in selbständige Schöpfungen des Mönchs. Die auf Bauerreiß fußende Zuweisung der Gruppen an Abt Johannes II. von St. Peter 8
9
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A f d A 24 (1898), S. 155—167. Friedrich Vogt besprach die Ausgabe in den Gotting. Gel. Anz. 1899, Jg. 161/Bd. 1, S. 79—86. Dazu ferner Otto Ursprung (s. Bibliographie). Hiermit sei ausdrücklich nur eine Tendenz angedeutet. Eine liturgische Relevanz im kirchenrechtlichen Sinn konnte den Liedern in deutscher Sprache selbstverständlich nicht zukommen. Daß sie aber nachweislich zu bestimmten Anlässen gesungen wurden, zeigen z. B. die vielen Überschriften in Hs. A. Zu diesen Fragen vgl. J. Janota, bes. S. 234ff. u. Spechtler, Beiträge S. 169ff. Zur Personenfrage und der These von Bauerreiß vgl. unten S. 9 ff.
Forschungsbericht
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(f 1375) und den Leutpriester Martin hat schon Ludwig Denecke im Verfasserlexikon mit Recht als bedenklich bezeichnet. Als stilistische Untersuchung behält die Arbeit jedoch ihren Wert11. Josef Kothe würdigt den Mönch im Rahmen der deutschen Osterlieder des Mittelalters als Übersetzer, die musikwissenschaftliche Dissertation von Maria Carmelita (Clothilde) Pfleger berücksichtigt lediglich die Marienlieder G 6 und G 1212. In meiner ungedruckten Dissertation (Innsbruck 1963) ist das gesamte bis zu diesem Zeitpunkt erreichbare Material über den Mönch von Salzburg und seine Lieder gesammelt. Die Zahl der bis dahin bekannten, für die Textkritik wertvollen Handschriften konnte ich um 13 auf 60 erhöhen (vgl. unten S. 92ff. ; Sp S. 11—161). Der zweite Teil der Arbeit (S. 162—213) bietet einen Überblick über die historischen Voraussetzungen für die Regierungszeit des Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (1365—1396), zu dessen prunkvoller Regierungszeit und an dessen Hof der Dichter und Komponist gewirkt hat. Im dritten Teil werden Person und Werk des Mönchs behandelt (S. 214 bis 317). Dann schließen sich S. 318—335 Liedertabellen, Handschriftenfaksimiles und S. 336—364 die Bibliographie an. Als jüngere größere Arbeit über die weltlichen Lieder ist die Dissertation von N. R. Wolf zu nennen, die auf den Texten von Mayer-Rietsch fußt. Für Untersuchungen der geistlichen und weltlichen Lieder sind Neuansätze unter Berücksichtigung der Überlieferung, der Vorlagen, der Aufführungsform, der Liedforschung überhaupt, etc. nötig, wie K. Ameln, J. Janota, P. Kesting, Chr. Petzsch, W. Röll u. a. (s. Bibl.) gezeigt haben. Das Material für die geistlichen Lieder ist mit dieser Ausgabe ausgebreitet13. 11
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Die Arbeit Scheunemanns erwähnt Herta Noack S. 10, Anm. 9 ohne Angabe des Zitats. Sie ist nach einer Mitteilung von Marian Szyrocki, Breslau, nicht mehr auffindbar. — Denecke bespricht die Arbeit von H. Noack im V L 5, Sp. 372f.; dazu V L 2, Sp. 418—421; ferner M G G 6, Sp. 223—228 (in den Handschriftenzitaten ungenau); Allgem. Deutsche Biographie 12 (1880), S. 165; L T h K 5 (1960), Sp. 252. Zu den verschiedenen Namen (Hermann, Johann) in den Nachschlagewerken vgl. oben S. 3, Anm. 1 u. S. 9 ; noch V L 3, 281 f. u. 5, 469; 572; 669 u. 670. Vgl. auch die Arbeiten von H. Rietsch, G. Adler, H. Spies, C. Schneider S. 35—39, H. J. Moser S. 179—188, E. Hintermaier; ferner haben sich noch E. Preussner, E. Tittel, B. Paumgartner, A. Rottauscher, C. Bresgen um den Mönch verdient gemacht (s. Bibliographie). Die Melodie- und Textübertragungen von Paumgartner, Rottauscher und Bresgen sind für den heutigen Gebrauch bestimmt. Die Arbeit von N. R. Wolf muß noch kritisch geprüft werden und vor allem durch Formanalysen unter Berücksichtigung der Melodien u. a. ergänzt werden. Dazu müßte auf die handschriftliche Uberlieferung zur ständigen Kontrolle von MR Rücksicht genommen werden.
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Forschungsbericht Zur Beziehung Mönch—-Oswald und dessen Tageliedduetten, die beim Mönch von Salzburg zum erstenmal im deutschen Lied zu finden sind, Siegfried Beyschlag: Zu den mehrstimmigen Liedern Oswalds von Wolkenstein. Fuga und Duett. In: Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Fs. f. Heinz Otto Burger. Berlin 1968, S. 50—69. Siehe auch Burghart Wachinger: Oswald von Wolkenstein. Eine Auswahl aus seinen Liedern. Ebenhausen bei München 1964, bes. S. 108 ff. mit den berechtigten Hinweisen auf die Beziehung Mönch—Oswald. Zu Oswald s. auch die Arbeiten von Chr. Petzsch. Nach Einreichung des Manuskripts ist mir die Arbeit von N. R. Wolf, Über den Mönch von Salzburg (1969, ersch. 1970, s. Bibl.), bekannt geworden, die ohne Quellenstudien (Hss.-Zitate etc. aus Sp) auf WK und MR fußt und die Hss.-Angaben (s. u. 9ff. die Stellen I—V) zu einfach abtut, obwohl wir über diesen Dichter mehr Angaben besitzen als über viele andere des Mittelalters (s. z. B. Erzbischof Pilgrim = nhd. Pilger, Wolf S. 47). Zudem ist das Reimregister schwerlich verwendbar, weil es sowohl im Text als auch in den alten Numerierungen WK und MR zugrunde legt (s. oben Vorwort Anm. 2 die Veröffentlichung der Numerierungsgrundsätze dieser Ausgabe aus dem Jahr 1968).
2. Der Mönch von Salzburg Die Namen- und Personenfrage Die Fragen nach Namen und Person des Dichters und Komponisten sind so alt wie die Bemühungen um sein Werk, und es ist bis heute noch nicht gelungen, den Künstler urkundlich zu identifizieren. Dennoch wissen wir mehr von ihm als von so manchem anderen mittelalterlichen Dichter 14 . Eine endgültige Lösung ist nicht möglich; man wird weiterhin vom Mönch von Salzburg sprechen müssen. Folgende Handschriftenstellen bilden die Grundlage für die Diskussion um Namen und Person 15 : I. Handschrift A (cgm. 715) l r :
Ein Register mit dewtschn Sequenc^en von vnnser lieben vrawen Auch sequenc^en von etleichen heyligen vnd auch ympnus Auch Geistliche vnd werltliche lied So ein wolgelerter herr her Herman ein Münich Benedictiner Orden c%w Salc^burgk den selben c^eiten mit sampt ainem laypriester hrn Martein gemacht haben vnd dewtsch bracht durch begrüessn vnd an begeren des Hochwirdigii ffürsten vnd herefi herrn Pylgreim Erc^byschof legat Rom ^e Salc^purk Erc^byschof vnd es hat yeder puechstab seins namens ainen vers Darjnn man manige figur aus der Bybel gesamet vnnser lieben vraiven %uge leicht sein vnd ist dy erst gewesen Darvmb jn der bemelt herr den selbn c^eiten ein Ritter pfruent geben hat. II. A 4v (Reg.):
Etleiche kostparleichew hübsche lied so der bemelt herr gemacht hat mit vil ffiguren vnd subtiliteten paide Geistieich vnd werblich. III. C l r (unten):
Dye obgeschribn maistsstuck hat gemacht maists Johanns predigs der ist gewesn pey pischolf Pilgram Salc^purg16. 14
15
16
ordes
Zu Anfang unseres Jahrhunderts hat sich auch die Dichtung des Mönchs angenommen, ihn aber als fahrenden Prediger dargestellt. Vgl. Ottokar Kernstock in dessen Gedichtband „Zwingergärtlein", München 1901, S. 97—99; ferner Johannes Emmer (Pseudonym Hans Kelling): Die Predigten des Mönchs von Salzburg. Eine Schwank-Dichtung. Salzburg o. J. (1927). Vgl. Sp S. 214ff. Die Handschriftenstellen werden römisch durchnumeriert und im folgenden nur mit diesen Nummern zitiert. Sie sind, soweit möglich, buchstabengetreu abgedruckt. Zur Hs. C vgl. unten die Beschreibung. Zwischen Johanns und predig' ein durchgestrichenes p.
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Der Mönch von Salzburg
IV. C 253r: Majster Hans predigers ordes. der gewesen ist pej dem Erc^pjschojf Salc^purg genant pyschoff pjlgram, hat gemacht vnd geticht das nachgeschribn köstlich pet von vnser frauen. Er hat auch geticht die obgeschribn pet von vnser frawe. V. E (Wien 4696) 107r: Dj sequenc^en hat ein gelertter herr her Johanns ain Munich gemacht durch begern vnd bete des Hochwirdigen herren hrrn Pjlgrejm Erc^byschof vnd legat. vnd hat jeder puechstab seins nams ainen vers mit vil hübschen figuren vnnser lieben frawen der mueter Marie c%u geleichet11. Schon R. Bauerreiß zitiert diese Stellen mit Ausnahme von II und folgert: „Das ist zunächst alles an unmittelbaren Nachrichten über unseren Dichter, wenig, aber genug, um reichliche Verwirrung zu schaffen." Diesem Wort können wir heute noch zustimmen, denn an Lösungsversuchen hat es seit Ampferer nicht gefehlt, wobei alle von den Namen —- Hermann oder Johann(es) — ausgehen18. Handschrift A (I) nennt den Mönch Herman und schreibt ihn dem Benediktinerorden zu, C und E nennen ihn Johanns bzw. Hans (III—V). C bezeichnet ihn als Mitglied des Dominikanerordens (III bis IV), E spricht nur von einem gelehrten Mönch Johanns (V). Alle Handschriften bringen ihn mit Erzbischof Pilgrim II. (1365—1396) in Verbindung, ja wir erfahren aus A und E, daß der Mönch die Lieder durch begrüessn vnd an begeren (I) bzw. begern vnd bete (V) des Landesfürsten geschaffen hat. Ferner wird er als Schöpfer von geistlichen (I—V) und weltlichen (I. II) Liedern bezeichnet. Zu C ist noch zu bemerken (III—IV), daß eine Verwechslung mit Johannes Tauler durchaus möglich ist (Johanns), weil in der Handschrift vor den Liedern des Mönchs von Salzburg Predigten Taulers zu finden sind. Auch Johannes Nider ist im Kodex vertreten. Schon Josef Ampferer hat auf Abt Johannes II. vom Salzburger Benediktinerkloster St. Peter (Abt: 1364—1375) kurz hingewiesen, doch im Prior Hermann, der 1424 urkundlich erwähnt wird, den Mönch von Salzburg vermutet (S. 2ff.). Auch Mayer-Rietsch nennen unseren Dichter — wie die meisten Nachschlagewerke — Hermann, wobei sie auch auf einen „Fr. Hermannus presb. et professus s. Petri" aufmerksam machen19. 17 18 19
Zur Hs. E vgl. unten S. 50—52. Bauerreiß S. 207. Vgl. MR S. 43ff. Er wird in Salzburger Nekrologien zu einem 2. Sept. im 14. Jh. genannt. Der Prior Hermann scheidet aus, weil seine Lebenszeit nach der des Erzbischofs und damit des Mönchs liegt.
Die Namen- und Personenfrage
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Eingehend bemüht sich Bauerreiß im Anschluß an die soeben genannten Arbeiten um die Person des Dichters sowie um die Männer, die unten als „Kreis um den Dichter" besprochen werden. Bauerreiß stellt in Zweifel, daß ein Kleriker geistliche und weltliche Lieder dieser Art verfassen konnte und diskutiert dann die Entstehungszeiten der Handschriften A, C und E. Dies ist sein Resultat: E drei Jahrzehnte vor A, A „jedenfalls nicht erste Hälfte des XV. s." (S. 212, Anm. 33), C nach E und A. Auf Grund dieser seiner zeitlichen Reihung gibt er E den Vorzug bezüglich des Namens. Und er findet in den Quellen auch einen Träger dieses Namens, nämlich den Abt Johannes II. Rossezz von St. Peter — Ampferer hat diese Lösungsmöglichkeit schon genannt —, der von 1364 bis zu seinem Tod 1375 dem Salzburger Benediktinerkloster vorgestanden ist. Tatsächlich hat sich dieser Ordensmann sehr um das liturgische Leben in seinem Kloster und in dem der Petersfrauen bemüht, wie Bauerreiß und Schellhorn zeigen konnten20. Das Verfahren von Bauerreiß ist bedenklich. Er gründet die Wertung der Namen auf seine Handschriftendatierungen. Abgesehen davon, daß wir mit Menhardt Hs. E zwischen 1470 und 1485 datieren, stellen sich dem Lösungsversuch von Bauerreiß noch andere, schwerwiegende Hindernisse in den Weg 21 . Einmal sind zwei weltliche Lieder, D ( = MR) 18 und 30, verschlüsselt datiert, und zwar auf die Jahre 1392 und 1387. Diese Lieder können wir sicher dem Mönch von Salzburg zuschreiben, denken wir doch daran, daß die Lieder nur in Zusammenhang mit Pilgrim und dessen Hof verständlich sind, abgesehen von der langen Überschrift bei D 18. Abt Johannes ist jedoch schon 1375 gestorben. Zweitens wäre zu fragen, warum ein Abt lediglich als „der Mönch" oder der „Mönch von Salzburg" bezeichnet werden konnte, wo doch die Handschriften, wie zum Beispiel A (I. II) sonst sehr genaue Auskünfte geben22. 20
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Bauerreiß S.215ff. Maurus Schellhorn: Die Petersfrauen. Geschichte des ehemaligen Frauenkonventes bei St. Peter in Salzburg (ca. 1130—1583). In: L K 65 (1925), S. 113—208, bes. S. 149. Es heißt in einer Stiftung der Petersfrauen (Bauerreiß S. 216): „gedachten auch der guttat die uns unser saliger herr abt Johannes unsers vorgenannten abt Otten vorfoder getan hat, besunder an der musik, die er erst in unser chloster bracht hat und wir nur usum gesungen haben und hat uns auch drei antiphonar gancz sechs par und zway gradual in vier paren geschriben und compariert." (Reg. Ottonis, Abt Ottos II. von St. Peter; s. Schellhorn S. 149). Bauerreiß wiederholt die These auch in seiner Kirchengeschichte Bayerns Bd. 4, St. Ottilien 1953, S. 209. Vgl. auch F. Martins Besprechung des Aufsatzes von Bauerreiß in: L K 75 (1935), S. 234 (ablehnend). Wie sind ferner die Stellen zu erklären, in denen deutlich von geistlichen und weltlichen Liedern des Mönchs von Salzburg gesprochen wird (I.II), wenn man die Lieder auf zwei Personen aufteilt? Vgl. auch die Kritik im Verfasserlexikon Bd. 5,
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Der Mönch von Salzburg
Einige Jahre nach Bauerreiß hat Herta Noack die Gedanken des Kirchenhistorikers weitergeführt und mit ihrer stilistischen Untersuchung verbunden. Die Verfasserin teilt das geistliche Werk in zwei große Gruppen: in selbständige geistliche Lyrik sowie in freiere und wörtliche Übertragungen lateinischer Hymnen und Sequenzen23. Auf Grund dieser stilistischen Unterschiede zieht sie folgende Konsequenzen. Ein Dichter könne nicht die Lieder beider Gruppen geschaffen haben. Sie schreibt: „Wir sehen, die inneren Gegensätze der geistlichen Dichtung drängen zu einer Revision der Verfasserfrage." Und weiter: „Es muß unter diesem Namen (Mönch von Salzburg) Dichtung von zwei Verfassern zusammengekommen sein" (S. 51). Sie bespricht die einzelnen Handschriftenstellen bezüglich der Verfasserschaft noch einmal und bestimmt — ähnlich Bauerreiß — den Abt Johannes als den Übersetzer vieler lateinischer Texte und den in A genannten Leutpriester Martin (I), den Bauerreiß identifizieren konnte, als den Schöpfer aller restlichen Lieder. Darunter fallen die freieren Übertragungen, die selbständigen geistlichen Lieder und alle weltlichen. Einige, die sie „volkstümliche geistliche Dichtung" nennt (G 8. 14. 22. 24. 46), schreibt sie keinem der beiden zu24. Fragen der Melodien werden nicht besprochen. Wir können also feststellen, daß sich Herta Noack bezüglich des Namens — und damit der Person (Abt Johannes) — an die Handschriften E und C hält (III—V), aber für den weiteren Ausbau ihrer These sehr viel Wert auf A legt (I—II), wo gemeinsam mit dem von ihr sonst so bevorzugten Martin auch der Name Hermann genannt wird. Mayer-Rietsch wollten diesem Leutpriester Martin wiederum nur die Melodien zudenken28. Auch heute sind wir also einer Klärung der Namens- und Personenfrage noch nicht viel näher als die Forschung vor rund hundert Jahren. Fassen wir zusammen. 372 f. Jetzt I. Reifienstein, Salzburgs deutschsprachige Literatur im Mittelalter (s. Bibl.); auch zum folgenden. 23
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Die Untersuchung wird noch anhand neuerer Literatur überprüft und weitergeführt werden müssen. Vgl. Hennig Brinkmann: Voraussetzungen und Struktur religiöser Lyrik im Mittelalter. In: Mittellat. Jb. 3 (1966), S. 37—54; S. 37, Anm. 1 weitere Arbeiten, z. B. von Horst Backhaus; s. Spechtler, Beiträge S. 171 ff. Aufteilung nach H. Noack S. 78-79 (Noack verwendet die Nummern aus W K ) : Johann: Originale: G 1-4, wörtl. Übertragungen: G 5-7. 13. 15. 17. 19. 26. 31. 32. 39-41. 47. 49. Martin: G 10-12. 20. 23. 33. 36-38. 42. 45; freiere Übertragungen: G 1 6 . 1 8 . 2 1 . 25.27-30. 43; alle weltl. Lieder. Dagegen auch W. Röll S. 140. Nach L T h K 6, 1961, Sp. 993 ist „plebanus" (Leutpriester) etwa seit dem 12. Jh. für den Seelsorgepriester gebräuchlich, genauer: für den Vorsteher an Kirchen mit pfarrlichen Rechten (meist auch Pfründen).
Die Namen- und Personenfrage
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Wie viele Handschriften, die unseren Dichter nur mit „Mönch" in den Liederüberschriften bezeichnen26, so berichten auch die wichtigen Stellen aus A, C und E (I—V) von einem Mönch als Schöpfer der Lieder. Der Hinweis auf den Leutpriester Martin in A (I), der dem Mönch in einer uns nicht bekannten Weise geholfen haben soll, genügt für eine Aufteilung des Werkes keineswegs27. Die genannten Quellen stimmen ferner alle darin überein, daß der gelehrte Ordensmann geistliche Lieder gemacht habe (I). A, deren Register und Liederüberschriften überaus genau sind, schreibt ihm ferner auch(!) weltliche Lieder zu, und dies zweimal (I. II)28. In Handschrift D, die geistliche und weltliche Lieder gemischt bringt, sind allein 25 Lieder mit Überschriften wie des Münichs, Munich und dgl. versehen29. Es gibt daher kaum Gründe, das Werk des Mönchs von Salzburg auf mehrere Verfasser aufzuteilen30. Ferner ist allen Zeugnissen gemeinsam der ausführliche Hinweis auf den Erzbischof und Landesfürsten Pilgrim (1365—1396). Dies gilt für die geistlichen Lieder genauso wie für die weltlichen; G 2 mit dem Akrostichon PYLGREIM ERCZPISCHOF LEGAT — eine Kontrafaktur auf „Lauda Sion salvatorem" — ist offensichtlich als Huldigung auf den Herrscher zu verstehen. Ja der Mönch von Salzburg hat, wie die Stellen I und II deutlich zeigen, geistliche und weltliche Lieder sogar durch begrüessn vnd anbegeren des Erzbischofs geschaffen31. Vgl. im kritischen Apparat zu jedem Lied und in den Handschriftenbeschreibungen die Überschriften und Bemerkungen der Hss. Zu den weltlichen Liedern den Lesartenapparat in MR. In den Handschriften ist der Mönch von Salzburg bis zum Meistergesang ein Begriff (s. u. z. B. Hs. K). 27 Die in dieser Stelle (I) erwähnte Ritter pfruent konnte bis heute noch nicht nachgewiesen werden. Zu Martin unten S. 16. — Vgl. auch Hedwig Heger, ber. S. 25 ff. (die Verschreibung Hermann/Johannes schon V L 5, Sp. 373 erwogen). Von musikwiss. Seite wird gegen die Aufteilung des Werks Stellung genommen; s. J. Schabasser. — Auch W. Roll, ZfdA 99 (1970), S. 140; Reiffenstein (s. o. A. 22). 28 Die Lieder Oswalds von Wolkenstein sind in A und B dem Südtiroler zugeschrieben und damit vom Werk des Mönchs genau getrennt. Vgl. Verf.: Der Mönch von Salzburg und Oswald von Wolkenstein in den Handschriften. In: DVjs. 40 (1966), S. 80—89. Auch Gerhard Eis: Zu zwei unechten Liedern Oswalds von Wolkenstein. In: Neophilologus 48 (1964), S. 28—31. Die Bemerkungen bezüglich der „Aufführung" der Lieder sind in D und A sehr präzise; s. Janota S. 126ff.; Spechtler, ZfdPh 90(1971), 169fT. 28 Hs. D, Bl. 166ff., MR S. 223ff. 30 Vgl. oben S. 7, S. 11 und Anm. 24. Zur Einheit des Werks vgl. die Besprechung von F. Vogt (s. Bibl.). 31 Zum Akrostichon ist zu bemerken, daß der Erzbischof von Salzburg schon damals „Legatus natus" des Hl. Stuhles gewesen ist. Hs. C betont sogar (III. IV), daß der Dichter beim Erzbischof gewesen ist. — Die Lieder unter dem Namen des Erzbischofs Pilgrim zu führen, muß abgelehnt werden (so fälschlich H. Naumann — G. Weydt: Herbst des Minnesangs. Berlin 1936, S. 120 f). 28
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Der Mönch von Salzburg
Trotz dieser Reihe von Informationen herrscht bis heute weder Klarheit über den Namen, noch über die Herkunft oder die Ordenszugehörigkeit des Dichters und Komponisten. A nennt ihn Hermann und einen Benediktiner (I), E einfach gelertter herr her Johanns ain Munich (V), und C spricht von Johanns bzw. Hans (III—IV), wobei hier die Verwechslung mit Johannes Tauler nicht auszuschließen ist. Bei dieser Forschungslage erscheint es nicht ratsam, Thesen über Namen und Person aufzustellen. Die oben bei den diskutierten Lösungsversuchen genannten Kleriker führen uns nicht weiter; auch der Name Johannes gibt keinen eindeutigen Hinweis, denn es lebten im 14. Jahrhundert begreiflicherweise mehrere Patres mit diesem Namen im Salzburger Benediktinerstift St. Peter. Auch Abt Johannes (f 1375), der die Musik gefördert hat, muß nach den oben genannten Gründen ausscheiden. Ein maister Hanns der brediger wird zwar im Rahmen der Kapellknabenstiftung genannt, jedoch geben die Urkunden über ihn keine näheren Angaben32. Wir werden den gelehrten Dichter und Komponisten, dessen Verbindung zum Landesfürsten und zu einem kunstbeflissenen Kreis von Klerikern klar zu erweisen ist, bei künftigen Arbeiten eher am erzbischöflichen Hof und im Domkloster zu suchen haben als im Benediktinerstift St. Peter.
Der Kreis um den Mönch von Salzburg und Erzbischof Pilgrim Es bleibt das unumstrittene Verdienst von Romuald Bauerreiß, den im Zusammenhang mit den Mönch-Liedern überlieferten Namen 32
Vgl. Johannes Peregrinus: Geschichte der Salzburger Sängerknaben oder schlechthin des Kapellhauses. In: L K 28 (1888), S. 3 5 7 ^ 1 6 und 29 (1889), S. 87—212. Vgl. S. 379—380 für maister Hanns der brediger die Stiftung des Salzburger Handelsmannes und erzbischöflichen Rates Konrad Aufner vom Jahr 1432. — Zu erwähnen ist noch, daß ein Namenswechsel bei der Profeß im Kloster St. Peter erst für das Jahr 1434 bezeugt ist. Dazu Pirmin Lindner: Profeßbuch der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg. In: LK 46 (1906), S. 1—328. Zum Namenswechsel S. 12. — Daß noch immer nicht alle Urkunden aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bekannt sind, gibt uns Hoffnung. Vgl. Verf.: Ein Salzburger Formularbuch von etwa 1381. In: LK 106 (1966), S. 51—69; betreffend Hs. 2953, Bl. 211—239 der Österr. Nationalbibliothek. Auch Hs. 9273 d. Österr. Nationalbibliothek, ein Diplomatar der Erzbischöfe Ortolf und Pilgrim II., war bis jetzt unbekannt. Sie enthält jedoch für uns keine neuen Nachrichten.
Der Kreis um den Mönch von Salzburg
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nachgegangen zu sein. Außer den Namen des Erzbischofs Pilgrim und des Mönchs selbst finden wir in den Handschriften noch folgende: Reicher von Radstadt (Akrostichon in G 3), Leutpriester Martin (A lr, I), Jakob von Mühldorf (A lv, Registereintragung zu G 5), Peter von Sachsen (Überschrift von G 9 in K 38v und V 218). Reicher von Radstadt Für ihn lautet das Akrostichon in G 3: RICHERVS PLEBANVS JN RASTAT. Wir sind über den Kleriker gut unterrichtet; das Urkundenmaterial konnte in Sp noch erweitert werden33. Bauerreiß stellt bezüglich Reicher fest: „Er war Hofmeister ("Magister curiae') am erzbischöflichen Hof und hatte als solcher die Kaplanei der St. Johanneshof kapelle inne, um die er sich in Rom beworben hatte. Bei dieser Supplik erfahren wir auch sein Geschlecht. Er gehörte den Etlingern an ('Reicherus de Edingen', 'Reicherus de Etling'), deren Stammsitz ich nicht mit Sicherheit feststellen kann. Er muß der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg nahegestanden sein; denn er wird nicht bloß im Nekrolog, sondern als Wohltäter im Stiftungsbuch (Liber oblatarius) erwähnt 34 ." Zum ersten Mal finden wir ihn als Pfarrer von Radstadt (Land Salzburg) in einer Urkunde vom 1. März 1369, nach der Erzbischof Pilgrim auf Bitten Reichers das Gut Mosellehen nächst Altenrastat (Altenmarkt bei Radstadt) der dortigen Kirche einverleibte35. 1378 erscheint der Name in einer Urkunde, mit der der Erzbischof die Stiftung einer Wochenmesse für die in Radstadt neu errichtete Katharinenkapelle bestätigte. 1380 wird Reicher ausführlich betitelt: . . . Bekennen daß Sye sich mit Herrn Reicharten von Etting Pfarrern Zu Rastat vnd der Zeit Caplan Hoff vergleichen . . ,36. War er 1380 Kaplan zu Hof, so wird er 1384 schon als Hofmeister erwähnt: „Herr Her Reycher Pfarrer ze Rastat ze den Zeiten Hofmaister ze Salzburg", ebenso 138537. 1395 soll er die Kapelle der hl. Anna in Altenmarkt erbaut haben, im 33 34 35
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Sp 249—253. Das erste Wort von G 3 lautet auch Richer bzw. Reicher (Lesarten). Bauerreiß S. 208. Vgl. auch MR S. 46—48. Radstadt hatte 1354 einen eigenen Priester erhalten. 1364 wird ein Wilhelm als Pfarrer genannt. 1359 hatte die Stadt von Erzbischof Ortolf weitgehende Rechte, ähnlich der Landeshautpstadt, erhalten. Sp S. 249 ff. Salzburger Landesarchiv, Geheimes Archiv XI, Nr. 56/17, Bl. 82v—83r. Hier auch die Stiftungen für die Kapelle (s. unten S. 24). Vgl. Sp S. 251. A. Doppler: Die ältesten Original-Urkunden des f.-e. Konsistorialarchivs zu Salzburg. In: LK 12 (1872), S. 179—342 (Nr. 95—207). Zu oben Nr. 151, 1384 Dez. 6. Zum Hofmeister und weiteren historischen Einzelheiten Sp S. 162—213 u. S. 241 bis 248; ferner Widmann u. Martin (s. u. Anm. 56).
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Der Mönch von Salzburg
Jahre 1398 erscheint er wieder in einer Schenkungsurkunde, und wenige Tage später stiftet er selbst eine hl. Messe. Noch 1399 können wir ihn als Pfarrer Reicher von Etling finden; 1410 wird ein Friedrich Lerär als Pfarrer von Radstadt genannt38. Welche Stellung am erzbischöflichen Hof hatte nun der Kleriker, dem der Mönch eines seiner schönsten geistlichen Lieder gewidmet hat? Ein Geschlecht der Etlinger konnte Bauerreiß in Niederaltaich entdecken, doch ist auch eines aus Kärnten bekannt. Es könnte auch der Ort Etling bei Tittmoning, nahe Salzburg, in Betracht kommen. Wichtig ist in unserem Zusammenhang vor allem die Tatsache, daß er zum Hof des Landesfürsten gehört hat und als Hofmeister der Vorstand der Urbarverwaltung gewesen ist. Daß er auch am Hof lebte, bestätigt das „Registrum fratrum et sororum vivorum" des Domstifts. „1384 receptus est Reicherus, rector parochialis ecclesiae in Rastat, quondam magister curiae eccl. Salczburgensis." Und im Nekrolog des Domklosters heißt es von ihm zu einem 11. September des 14. Jahrhunderts: „Reicherus plebanus in rastat fr. n." 39 . Damit kann nur der 11. September 1399 gemeint sein, weil er im Oktober 1398 nachweislich noch am Leben gewesen ist. Reicher von Radstadt, ein einflußreicher Günstling des Erzbischofs, ist also von 1369 bis 1399 urkundlich zu belegen. Martin Über den Leutpriester Martin wissen wir trotz Überprüfung des gesamten derzeit bekannten Urkundenmaterials relativ wenig. Bauerreiß will keine Identität mit unserem Martin behaupten, wenn er auf einen Plebanus Martin verweist, „bei dem wenigstens zeitlich und örtlich und auch seinen sonstigen Beziehungen nach nichts im Wege steht, ihn mit dem gesuchten Martin gleichzusetzen"40. Im „Liber oblatarius" von St. Peter fand er für einen 18. März des 14. Jahrhunderts einen „Martinus plebanus s. Ciriaci" in Werfen (Land Salzburg), der ein Haus am „Chai" an St. Peter geschenkt hat. Ferner wird in einem Papstschreiben von 1370 ein „Martinus Kuchlmeister" als „intrursus", also als Günstling des Landesfürsten bezeichnet, über den 38
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F. Martin: Salzburger Archivberichte, 2. Teil: Die politischen Bezirke Tamsweg, St. Johann im Pongau und Zell am See. Salzburg 1948, Nr. 163 (1398 Okt. 4), Nr. 164 (1398 Okt. 11), Nr. 166 (1399 Febr. 23). Vgl. Sp S. 252. Th. Wiedemann: Die Nekrologien des Domstiftes Salzburg. In: Archiv für Kunde österr. Geschichts-Quellen 28 (1863), S. 1—286. Zitate S. 171 u. 135. — Das Domkapitel hatte bis 1514 die klösterliche Verfassung von regulierten AugustinerChorherren. Bauerreiß S. 209.
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sich der Pfarrer von St. Cyriak zu Werfen in Rom beklagt41. Durch den Titel „Kuchlmeister" ist er mit dem erzbischöflichen Hof in Verbindung zu bringen. Seine Tätigkeit in Werfen kann ebenfalls als Vertrauensstellung gewertet werden, war doch der südlich von Salzburg gelegene Ort mit seiner Burg ein wichtiger Stützpunkt des Landesfürsten. Diese Hinweise bestärken mich in der Annahme, daß es sich um den in Handschrift A (I) genannten Martin handelt. Besonders die Beziehung zum Hof und damit zum Erzbischof spricht dafür. Jakob von Mühldorf Über ihn heißt es in Hs. A l v in der Registereintragung für G 5: Ave virginalis forma ein swer latein. Hat maister Jacob ein Schuelmaister Muldorf gemacht vnd haist das A.b.c. vnd hat jeder puechstab ein vers mit irer melodey42. Damit wird auf die lateinische Sequenz „Ave virginalis forma" Jakobs, die ein Abecedarium darstellt (s. G 1), verwiesen. Sie ist in mehreren Handschriften überliefert. Die Münchener Handschrift clm. 18.735 zum Beispiel nennt den Verfasser Iacobus presbyter de Muldorf-, clm. 12.257 spricht von einem plebanus magister Iacobus in Müldorf13. Und der Mönch von Salzburg hat dieses swer latein ins Deutsche übertragen. Die schwierige Sequenz ist also zur Zeit des Mönchs schon bekannt gewesen, und Bauerreiß dürfte den Dichter und Komponisten Jakob in dem für 1321 bezeugten scholarius Jacobus, Pfarrer von Mühldorf, gefunden haben, der im Dienste des Domkantors Friedrich von Dollnstein gestanden ist44. Über ihn heißt es im Totenbuch des zur Zeit Pilgrims bedeutenden Zisterzienserstifts Raitenhaslach zu einem 10. Mai ante 1380: „Jacobus plebanus in Muldorf, optimus rhetor et musicus 45 ." Auch bei diesem Mann, einem begabten Dichter und Komponisten, können wir die Verbindung zum erzbischöflichen Hof nachweisen. 41
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Ebenda. Dazu Alois Lang: Acta Salzburgo-aquilejensia. Quellen zur Gesch. d. ehem. Kirchenprovinz Salzburg und Aquileja Bd. 1 : Die Urkunden über die Beziehungen der päpstl. Kurie zur Provinz und Diözese Salzburg (mit Gurk, Chiemsee, Seckau und Lavant) in der avignonischen Zeit (1316—1378). Graz 1903, Urk. S. 603. Auch 1369 wird er „Chuchlmaister" des Herren von Salzburg genannt. Dazu auch Sp S. 2531. u. V L 3, 281 f. u. 5, 669. Vgl. unten den krit. Apparat zu G 5. V L 2, 571 u. 5, 443. Lat. krit. Text in An. h. Bd. 54, S. 379—382. Die obigen Zitate S. 382. Die Stadt Mühldorf war im Mittelalter eine Salzburger Enklave, umschlossen von bayerischem Territorium und damit immer ein politisches Problem. Bauerreiß S. 209—210. Zitiert nach Bauerreiß S. 210. 2
Spechtler
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Der Mönch von Salzburg
Jakob stand im Dienste des Domkantors, und dieser war nicht nur für die Musik im Dom, sondern auch für die Domschule verantwortlich. Scholaren halfen ihm dabei. Der Mönch von Salzburg hat Jacobus durch seine Übertragung geehrt. Peter v o n S a c h s e n Der vierte dieses Kreises um den Mönch von Salzburg ist uns nur aus den Handschriften K und V als Verfasser des Liedes Maria gnuhtic %uhtic bekannt46. In K heißt es Bl. 38r zum deutschen Lied: Dyß ist ein Barant ton hs peter von Saßen Das einzige lateinische Lied des Mönchs (G 9 O Maria pia) hat auf demselben Blatt der Kolmarer Handschrift folgende Überschrift: Als her peter von sahsen dem münch vo Salzburg dyß vorgeschoben> par schicket da schicket er yme dyß nachgende latynysch par herwydervmb in dem selbe tone (38v, auch Hs. V, Seite 218). Aus dieser Eintragung entnehmen wir, daß die beiden Dichter in Verbindung gestanden sind. Der Mönch dichtete auf die Melodie Peters ein lateinisches Marienlied, was das Können unseres Dichters unter Beweis stellt47. Leider ist es noch nicht gelungen, diesen Peter von Sachsen (oder Sax?) urkundlich festzulegen. Bauerreiß weist auf ein Geschlecht der Sax westlich von Mühldorf hin, das für Salzburg einmal einen Vizedominus Johann Sax gestellt hat. Dieser wurde später Propst von Berchtesgaden — das unter der kirchlichen Verwaltung des Salzburger Erzbischofs stand — und dann Bischof von Brixen. Auch einen „nobilis Walter Saxo" kennen wir 1318/1319, ferner einen Salzburger Domherren Ulrich Saxo und 1339 einen „Nikla der Sax". Im 14. Jahrhundert gibt es einen „Heinricus Saxo de Muldorf ministerialis s. Ruperti" 48 . Ob unser Peter von Sachsen aus diesem Geschlechte stammte, können wir nicht sagen. Erzbischof P i l g r i m Nachdem wir das Wichtigste über den Kreis um den Salzburger Dichter mitgeteilt haben, seien noch einige Bemerkungen über den 46
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Vgl. VL 3, Sp. 855—858 u. VL 5, Sp. 882; ferner unten den krit. Apparat zu G 9. Bartsch druckte in seiner Ausgabe der Kolmarer Hs. nur die erste Strophe ab. Siehe unten im Anhang den vollständigen Text. Hs. V (Donaueschingen 120) steht in Abhängigkeit zu K. Vgl. unten zu den Hss. K und V. Abgedruckt bei Jammers S. 221—222. Vgl. Moser/Müller-Blattau S. 278—280 das Lied Man sieht leuber teuber (K 39 r) im Ton Peters von Sachsen. Auch die Handschriftenstellen (oben S. 9f.) heben die Gelehrtheit des Mönchs hervor. Bauerreiß S. 210—211.
Der Kreis um den Mönch von Salzburg
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Mäzen des Dichters und den Mittelpunkt des Salzburger Hofes, Erzbischof Pilgrim (1365-1396), angefügt 49 . Salzburg hatte im Mittelalter zwei kulturelle Zentren: das Benediktinerkloster St. Peter und den Dom mit der Domschule und dem Domkloster, das nach der Regel der regulierten Augustiner-Chorherren organisiert war. In St. Peter wirkte 1364—1375 Abt Johannes II., von dem schon die Rede war80. Dieser war es auch, der sich um das musikalische und liturgische Leben der Nonnen des Frauenklosters von St. Peter gekümmert hat61. Daraus dürfen wir schließen, daß er auch in seinem Kloster der Kirchenmusik ein besonderes Augenmerk geschenkt hat. Der prunkliebende Erzbischof Pilgrim hat in noch stärkerem Maß als Mäzen gewirkt. Das haben uns die Handschriftenstellen I und V deutlich gemacht, und die unten besprochene, großzügige Kapellstiftung ist ein weiterer Beweis. Dies alles ist besser zu verstehen, wenn wir uns Pilgrims Laufbahn vor Augen führen. Er stammte aus dem Geschlecht der Puchheimer, die im 13. Jahrhundert das Obertruchsessenamt, eines der vier Erbämter Österreichs, erhalten hatten62. Sie standen in vielfältiger Beziehung zu Salzburg. Pilgrim selbst wird 1353 zum ersten Mal als Domherr von Salzburg genannt, doch erst am 29. März 1354 empfing er in Venedig auf Empfehlung von Erzbischof Ortolf von Salzburg (1343—1365) die Priesterweihe63. Von seinem Bildungsgang wissen wir, daß er sich 1362 zum Studium des Kirchenrechtes nach Avignon wandte, wo er den Titel eines „baccalaureus in decretis" erwarb. Erstaunlich gut waren seine Beziehungen zur Kurie von Avignon: Er wurde 1363 zum päpstlichen Kaplan ernannt54. Dies ist für uns insoferne wichtig, 49
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Die historischen Einzelheiten sind bei Sp. S. 162—213 mit den Quellenhinweisen zu finden. Hier soll zum besseren Verständnis nur ein Uberblick gegeben werden. Für die Musikgeschichte Tgl. die Arbeiten von Tittel, Spies, Preussner, Schneider. Auch Sp S. 264—268. Die Überschriften zu den weltlichen Liedern (vgl. MR) geben ebenfalls Hinweise. Vgl. oben S. 10 und Anm. 20. Abt Johannes stammte aus der Gegend von Mühldorf. Dazu Bauerreiß S. 215 ff. Bauerreiß S. 215ff.; auch Sp S. 269. Die Einzelheiten Sp S. 162ff.; dort auch weitere Nachweise. Hofrat Dr. Herbert Klein, ehem. Direktor des Salzburger Landesarchivs, sei für die Erlaubnis zur Einsichtnahme in seine ungedruckte Arbeit über Pilgrim gedankt. Vgl. H. Wagner — H. Klein: Salzburgs Domherren von 1300—1514. In: L K 92 (1952), S.l—81. Die Ämter Dompropst, Domdekan, Stadtpfarrer (auch: plebanus), Kustos, Scholaster, Kantor, Oblajer, Spitalmeister u. a. wurden mit Domherren besetzt. Lang (oben Anm. 41) Urk. 757, 1363 Okt. 24; dazu L T h K 1, 1957, Sp. 1151 bis 1 1 5 3 ; ferner Ludwig v. Pastor: Geschichte der Päpste im Zeitalter der Renaissance 2*
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Der Mönch von Salzburg
als Pilgrims Ernennung zum Erzbischof gegen den Widerstand der bayerischen Partei des Domkapitels tatsächlich über Avignon erfolgte 66 .
Hiermit berühren wir ein Problem, das sich durch die ganze Geschichte Salzburgs — von der Ankunft Ruperts um 700 bis zur Säkularisation 1803 — zieht: die Stellung des Kirchenfürsten als die eines geisdichen und weltlichen Herrschers. Der Salzburger Oberhirte war schon durch seine Erhebung zum Erzbischof im Jahre 798 der Metropolit der bayerischen Kirchenprovinz mit den Suffraganbistümern Säben (ab etwa 990 Brixen), Freising, Regensburg, Passau und Neuburg (an der Donau, bald aufgelöst) geworden 56 . Von Papst Alexander II. (1061—1073) erhielt der Erzbischof von Salzburg dann das Recht, weitere Bischöfe zu ernennen, zu ordinieren und zu weihen 57 . 1070 wurde so Gurk ein Bistum, 1215 Chiemsee, 1218 Seckau und 1226 Lavant. Diese Verhältnisse machten den Salzburger Kirchenfürsten zu einer wichtigen Persönlichkeit in der Politik der Landesherren von Bayern und Österreich sowie der Päpste. E r war Landesfürst eines Territoriums, das vom 8. bis zum 14. Jahrhundert zu einer beachtlichen Größe angewachsen war. Mit der Erwerbung der Herrschaft Mattsee vom Bistum Passau und des Gerichtes Itter (heute Tirol) vom Bischof von Regensburg hat es unter Pilgrim II. die größte Ausdehnung erreicht 58 . Der Salzburger hatte die Münzhoheit (seit 996), das Berg-, Zoll-, Markt- und Flußregal sowie die Grafschafts- und Gerichtsrechte. Die Beurkundung der Gerichtshoheit durch Rudolf von Habsburg (1278) war eigentlich nur mehr die Bestätigung der schon lange gepflegten Jurisdiktion. Pilgrim war sich dieser Sonderstellung wohl bewußt.
Nach seinem Einzug in Salzburg am 19. Mai 1366 begann seine politische Aktivität auf Landes- und Reichsebene. Er unternahm viele Reisen und stand mit allen wichtigen Persönlichkeiten, angefangen vom Kaiser bis zu allen bedeutenden Herzögen, in engem Kontakt. Seine umfangreiche und riskante Bündnispolitik, die wir hier nicht ausführlich darstellen können, war nicht immer erfolgreich, so daß er von Papst Gregor zur Rechtfertigung seiner Politik gegenüber dem Kaiser in der Urkunde vom 6. Juli 1372 aufgefordert wurde. Für die Verbis zur Wahl Pius II., Bd. 1, 12. Aufl., Freiburg-Rom 1955 (Gesch. d. Päpste seit d. Ausg. d. Mittelalters 1), S. 67—119. Auch Sp S. 179ff. 55
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L . v. Pastor (Anm. 54) S. 71, 77,103—105. Weiteres: Guillame Mollat: Les Papes d'Avignon (1305—1378). Paris 1912, bes. S. 1—128 u. S. 301—402. Zur Wahl Sp S. 181 ff. mit Urkundennachweisen. Pilgrim war der Kandidat der österr. Partei des Domkapitels, unterstützt durch die Herzöge Albrecht III. und Leopold III. Vgl. H. Widmann: Geschichte Salzburgs. 3 Bde. Gotha 1907—1914. Dazu: F. Martin: Kleine Landesgeschichte von Salzburg. 3. Aufl. Salzburg 1957. Ferner die historischen Karten 49 und 50 in: Salzburg-Atlas, hsg. von E . Lendl. Salzburg 1955. Bei der Erhebung Salzburgs zum Erzbistum dürften die guten Beziehungen von Bischof Arno (785—821) zu Karl d. Gr. eine Rolle gespielt haben. — Vgl. ferner: E . Wenisch: Universalhistorische Aspekte der Salzburger Kirchen- und Geistesgeschichte. In: L K 100 (1964), S. 45—75. Seit 1184 führen die Salzburger Erzbischöfe den Titel eines „Legaten des Hl. Stuhls" mit der Erlaubnis, Purpur zu tragen. Vgl. oben Anm. 31. Vgl. Salzburg-Atlas, Karte 49 und Textteil S. 95—98 (s. Anm. 56).
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quickung von Innen- und Außenpolitik sind die langjährigen Streitigkeiten mit den bayerischen Herzögen bezüglich der Propstei Berchtesgaden, die kirchlich dem Salzburger unterstand, charakteristisch. Seine Verträge mit dem Städtebund auf dem Reichstag zu Nürnberg 1387 waren gewagt und führten trotz einer vereinbarten Geheimhaltung zu neuen Auseinandersetzungen mit den bayerischen Herzögen. Diese hatten ihn unter dem Vorwand, sich mit ihm besprechen zu wollen, am 27. Nov. 1387 im Kloster Raitenhaslach in den Hinterhalt gelockt, um von ihm neben einer Geldbuße von 30.000 Gulden die Lösung des Bündnisses mit den Städten und einen fünfjährigen Bündnisvertrag mit Bayern zu erpressen. Das verdient deshalb erwähnt zu werden, weil es eine'rechtshistorisch bedeutsame Aktion auslöste. Es schlössen sich nämlich zur Rettung des Erzbischofs die Salzburger Stände, die Bürger, das Domkapitel und das Kloster St. Peter als Vertragspartner zusammen. Wichtig ist aber vor allem, daß sie dann ihrem Landesherren gegenüber den von ihm in Raitenhaslach geschlossenen Vertrag ablehnten. Und sie erreichten tatsächlich von dem nach Mühldorf entlassenen Pilgrim den Schwur, das mit den Bayern Vereinbarte für nichtig zu erklären. Der darauf erfolgte Einzug Pilgrims in Salzburg soll pompös gewesen sein. Sein ausführliches Schreiben an die Salzburger vom 1. Febr. 1388 spricht von großer Dankbarkeit69. Pilgrims Vermittlerrolle zur Beilegung des großen abendländischen Schismas haben S. Steinherz und H. Klein nach den bis jetzt gefundenen Urkunden beleuchtet60. Er war zu diesem Versuch durch seine Beziehungen in Avignon und den Verbindungen zum König prädestiniert. Sehr geschickt muß er es versucht haben, bei Wenzel über eine eventuelle Anerkennung von Papst Clemens zu sondieren. Aus dem 1386 oder 1387 in Pilgrims Kanzlei entworfenen „Modus procedendi" wissen wir, daß er anregte, die Wahl von Clemens durch Wenzel geheim untersuchen zu lassen. Das Ergebnis hätte dann auf einem Reichstag 59
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Vgl. Sp S. 195—198, dort auch die Urkundenbelege und die Eintragung des Mühldorfer Chronisten, der des Erzbischofs in ehrenden Worten gedachte. — Der Nachfolger Pilgrims, Gregor Schenk von Osterwitz (1396—1403), sah sich sofort nach seiner Wahl einer gut organisierten Vertretung der Stände gegenüber. J a Eberhard III. (1403—1427) mußte ihnen ihre Freiheiten ausdrücklich bestätigen und sie von verschiedenen finanziellen Belastungen (z. B. der Weihsteuer, die anläßlich des Amtsantritts eines neuen Erzbischofs zu entrichten war) befreien. S. Steinherz: Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas. Prag 1932 (Quellen u. Forschungen aus d. Gebiete d. Gesch. H. 11). H. Klein: Zu den Verhandlungen Erzbischof Pilgrims II. von Salzburg um die Beilegung des großen abendländischen Schismas. In: Mitt. d. Österr. Inst. f. Geschichtsf. 48. (1934), S. 434—449.
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Der Mönch von Salzburg
zu Prag verkündet werden sollen, um so die Einigung der Christen zustandezubringen. Aber die geheimen Pläne schlugen aus bisher nicht bekannten Gründen fehl, obwohl sich die Aufmunterungen durch Clemens bis zum Jahre 1395 verfolgen lassen. Auch so manche andere Vorhaben, die er bei seiner Tätigkeit in der Reichspolitik verfolgte, gingen nicht in Erfüllung, hatte er doch bei seinen großen Aktionen immer Probleme der Landespolitik im Auge. Schon diese Daten lassen eine prunkvolle Hofhaltung und damit eine angemessene Musikpflege voraussetzen. Sie können aber noch bedeutend erweitert werden: einmal durch Hinweise aus den geistlichen und weltlichen Liedern des Mönchs von Salzburg, zum andern durch die in ihrer Art einmalige Stiftung der Pilgrimskapelle, die wiederum zeigt, wieviel Wert der Herrscher auf eine seiner würdige Musikpflege gelegt hat. Zuerst zu den Liedern und ihren Hinweisen61. Von den weltlichen Liedern, die in diesem Rahmen nicht ausführlich besprochen werden können, verweisen einige sogar direkt auf den Hof Pilgrims. In Hs. D finden wir Bl. 190r folgende Überschrift zum weltlichen Lied D ( = MR) 18: Der tenor hai^t der freüdensal nach ainem lusthaws pey Salzburg vnd ist gemachet ^u präg da der von Salzburg dar was komen kaiser ¡veneria der ym abhold was vnd vpot ym hole£ ^u bringen do schuf der von Salzburg kauffen als vil nui^ da% er genug het brennen in seiner kuchen. Das Lied schließt: dein antwurt schreib mir libstei>; E mir Pilgreim her gen senen Stat Gegebn da man %alt M dreü C vor vasnacht ^way vnd neuncagg iar (D 190v). Diese Stellen sprechen klar vom Hof des Erzbischofs und einem Besuch Pilgrims zu Prag im Jahr 1392, den wir urkundlich nicht belegen können. Dagegen wissen wir von einem Fürstentag in Salzburg, der im Sommer desselben Jahres stattfand. Daß Holzstreitigkeiten der Besuchsgrund waren, erscheint nicht sehr glaubhaft. Vielmehr könnte es sich wieder um eine geheime politische Mission gehandelt haben, die auch in diesem Lied und vor der Hofgesellschaft verborgen bleiben mußte. Das Lied ist in die Form eines Liebesbriefes an das „schönste Weib im Freudensaal" gekleidet. Diese Örtlichkeit ist nichts anderes als das heute noch bestehende Schloß Freisaal in Salzburg, das beim 61
Auf die Prunksucht Pilgrims weist auch ein neues, großes Siegel. 1383 sorgte er für neue Glocken; den Dom ließ er renovieren. Zur Pilgrimskapelle unten S. 23 f. Den Text der weltlichen Lieder siehe MR S. 225 ff. Zu weiteren Stellen, die auf den Hof hinweisen, Sp S. 298—300. Auch Spies, L K 81, S. 41 ff. (s. Bibliogr.).
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Mönch von Salzburg damit zum ersten Mal bezeugt ist 62 . Ein anderes weltliches Lied, D 30, stellt einen Brief des Hofgesindes an die zu Hause gebliebenen Damen dar und bringt am Ende die Jahreszahl 1387: die bantfest gar an argen list in des keysers hof geben ist hoch auf der alben in herbst frist da drewc^ehenhundert jar biet krist vnd auch drey scilling an dren> jar (D 198v). Diese Reise an den Hof Wenzels können wir ebenfalls nicht belegen, doch weist sie — wie das ganze Lied — klar auf eine Fahrt des Erzbischofs samt seinem Hofstaat hin. Auch für die Förderung der geistlichen Musik haben wir Zeugnisse. Einmal verweist das geistliche Lied G 2, ein Marienlied, mit dem Akrostichon PYLGREIM ERCZPISCHOF LEGAT auf den Herrscher. Die Handschriften A und E erklären dies eigens (I. V). Außerdem erwähnen sie, daß die Lieder auf Wunsch des Erzbischofs geschaffen worden sind (I. V; auf Pilgrim weisen auch III u. IV) 63 . Zweitens haben wir durch die Urkunde vom 2. Februar 1393 (A. Doppler, LK 12, 1872, S. 259ff.,Urk. Nr. 169) Nachricht von einer großzügigen Stiftung, der sogenannten Pilgrimskapelle. Anstelle der sonst üblichen Schenkungen hat sich der Fürst hier ein seinem Stil gemäßes Monument gesetzt. Er stiftete zu dieser Kapelle in der Nordwestecke des Domes — zur erzbischöflichen Reisdenz hin also — nicht weniger als sechs Altäre, und zwar zu Ehren Mariens sowie der Heiligen Rupert, Virgil, Thiebold, Leonhard, Nikolaus, Petrus, Alban. Zu jedem Altar kam eine Kaplanstelle. Den Priestern stellte er ein Haus am Residenzplatz zur Verfügung, das später Benefiziathaus genannt wurde. Jeden Altar bedachte er mit einer Menge von Pfründen, die zusammen die Zahl hundert überstiegen. Von beiden Päpsten erbat er Das Schloß im heutigen Stadtteil Nonntal am Fuße der Festung Hohensalzburg wird erst 1491 urkundlich erwähnt. Der große Saal im ersten Stock zeigt ein Fresko mit dem prunkvollen Einzug eines Erzbischofs. Vgl. Österr. Kunsttopographie Bd. 13: Die profanen Denkmäler der Stadt Salzburg, Wien 1914, S. 250f. Ferner Sp S. 298ff. u. 325—329 die Abbildungen. 6 3 Vgl. Sp S. 198ff. Ich konnte auch eine Reihe von Salzburger Musikern aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisen (Sp S. 288 ff.), zuletzt LK 106 (1966), S. 51 ff. Daß zahlreiche Musiker nachweisbar sind, ist auch für die Hinweise auf die „Aufführungspraxis" (Blasen, Singen) in D nicht unwichtig. — Die obige Stelle hoch auf der alben konnte bis heute nicht geklärt werden, scilling = 30 (Lexer 2, 737). — Vgl. Diss. Wolf S. 88ff., der der kulturgeschichtlichen Situation nicht gerecht wird. Die Verbindung zum Hof ist m. E. klar erwiesen und für die weltlichen Lieder nicht wegzudenken. 62
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Der Mönch von Salzburg
Ablaßbriefe: von Urban VI. im Jahre 1382, von Clemens im Jahre 1387. Die Stiftung gibt uns Aufschlüsse über die Kirchenmusik. Pilgrim verordnete in der langen Urkunde, daß von den sechs Kaplänen „yeder auf seinem alter täglich mezz Sprech, oder sing, dar nach vnd in angepürt, vnd daz yeder chapplan, zue seinem alter hab hinfür ewichlich ainen Schueler, der über sechtzehen Jar ist, vnd der singen, vnd lesen chünn. Auch stiften, vnd orden wir, wenn der sechs chapplän ainer zuestet, vnd die Mezz singen will, so sullen di andern fümf chapplän mit iern schuelern die Mezz löbleich singen, vnd ob ir ainer vnder der gesungen Mezz auch Mezz sprechen will, oder spricht, als pald der von seiner Mezz ledig wirt, so sol er vnd sein Schueler zu stund den andern helffen ze singen..." Zum Gesang selbst wird dann noch bestimmt: „. . . wellen vnd stiften wir, daz die chapplän alle pfintztag fürderlich ain vigili, vnd dez freytags darnach ain Seiamt singen löbleich mit chertzen, vnd mit aller zuegehorung, vns, vnser vordem, vnd nachkömen zehail, vnd zetrost, zehant nach mittemtag, also daz daran ander gesanckch in dem Münster nicht geirret werde" 64 . Anhand dieser Stellen ist unschwer zu erkennen, welch große Rolle der Kirchengesang in Salzburg gespielt haben muß. Die Kapläne hatten, jeder an einem anderen Wochentage, mit ihren Gehilfen — später Kapellknaben genannt — die hl. Messe zu singen. Die anderen fünf Priester und deren Knaben waren gehalten, dabei zu „helfen" 66 . Sie bildeten also einen kleinen Chor. Daß ihr Gesang nicht der einzige war, darauf weist die Stelle hin, die davon spricht, daß der andere Gesang im Gotteshaus nicht gestört werden solle. Ob bei diesen Gottesdiensten in der Pilgrimskapelle auch deutsche Lieder gesungen wurden, ist nicht auszumachen. Auf jeden Fall weisen die Handschrifteneintragungen zu den geistlichen Liedern auf die „Aufführungspraxis" hin. Sie sind also gesungen worden66. 64
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Vgl. Sp S. 207ff. und S. 270ff. Die Kapelle ist einem Dombrand zum Opfer gefallen. Die in den vergangenen Jahren durchgeführten Domgrabungen, die noch nicht abgeschlossen sind, haben Reste von ihr zutage gefördert. Vgl. H. Vetters: Vierter und fünfter Bericht über die Grabungen im Salzburger Dom. In: L K 108 (1968), S. 1—20. Dazu F. Pagitz: Quellenkundliches zu den mittelalterlichen Domen und zum Domkloster. Ebda. S.21—156. H. Vetters, Frühma. Studien 5(1971), 413ff. Vgl. J. Peregrinus: Geschichte der Salzburger Domsängerknaben oder schlechthin des Kapellhauses. In: L K 28 (1888), S. 3 5 7 - 4 1 6 u. 29 (1889), S. 87—212. Zur Gebrauchsfunktion des geistl. Liedes s. Janota, Studien; Spechtler, Beiträge (mit weiterer Lit.). Die Stiftung wurde später erweitert. Der Salzburger Handelsmann Martin Aufner z. B. stiftete 1432 für weitere vier Knaben im Kapell- oder Predigerhaus den Unterhalt. In diesem Haus wohnte auch der oben S. 14 genannte Hans der Prediger.
Der Kreis um den Mönch von Salzburg
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Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Erzbischof, den der Mönch mit einem Akrostichon in seinem Marienlied G 2 geehrt hat, ein Landesfürst von außerordentlichem Format gewesen ist. Auf Grund all der angeführten Einzelheiten ist der Schluß erlaubt, daß er auch für eine entsprechende Hofhaltung gesorgt haben dürfte. Geistliche und weltliche Lieder des Mönchs nennen ihn in Überschriften und sogar in den Texten. Auf eine Blüte des Kirchengesangs weist die in ihrer Art einzigartige Stiftung der Pilgrimskapelle. Zudem muß erwähnt werden, daß gerade zu dieser Zeit im Bereich von Salzburg die sogenannten „Schönen Madonnen" in großer Zahl geschaffen wurden 67 . An diesem Fürstenhof und in dieser Atmosphäre haben wir uns die Dichter- und Komponistenpersönlichkeit, den Mönch von Salzburg, vorzustellen. 67
Vgl. Paul Becker: Das Bild der Madonna. Skulpturen von der Romanik bis zum Barock. Salzburg 1965. Auch: Dieter Großmann: Schöne Madonnen 1350—1450. In: LK 106 (1966), S. 71—114. Dies deutet, ebenso wie die große Zahl von 20 Marienliedern des Mönchs, auf eine große Marienverehrung.
3. Die geistlichen Lieder
Die Zählung Die weltlichen Lieder werden noch heute nach der Reihenfolge in D zitiert, was auch der Numerierung von MR entspricht68. Für die geistlichen verwendete man bis jetzt meist die Nummern von WK, oder es wurde eine den weltlichen Lieder entsprechende Zitierweise angewendet. Das ist als Provisorium in Sp geschehen69. Es schien aber geraten, für diese Ausgabe eine neue Regelung zu treffen. Sie mußte folgendes berücksichtigen: 1. In dieser Ausgabe wird die eine Hälfte des Werks des Mönchs vorgelegt, seine 49 geistlichen Lieder. Davon ist die Gruppe der weltlichen leicht abzugrenzen. Daher ist es zweckmäßig, wenn die Zählungen Aufschluß darüber geben, zu welcher Gruppe ein Lied gehört; dies geschieht auch im Hinblick auf die künftig e Ausgabe der weltlichen Lieder, bis zu der wir uns mit den Texten von MR behelfen müssen. 2. Das System muß erweiterungsfähig sein, denn es kann nicht ausgeschlossen werden, daß noch weitere Lieder des Mönchs bekannt werden. Denken wir nur an die Handschrift A. Von ihr fehlt der Schlußteil, und zu einigen Registerüberschriften haben wir bis heute noch nicht die entsprechenden Texte70. Diesen Erfordernissen scheint mir die folgende Bezeichnungsart zu genügen, für die ich mich entschieden habe: Die geistlichen Lieder werden mit G und einer Nummer bezeichnet, die weltlichen sollen in meiner künftigen kritischen Ausgabe mit Wund einer Zahl benannt werden, also G 1—G 49 und W lff. D 11 oder MR 11 bezeichnen also das Lied Nr. 11 der Mondsee-Wiener Liederhandschrift (D). Vgl. Sp S. 229. Zu den weltlichen Liedern, die wir dem Mönch zuschreiben, vgl. Sp S. 236 ff. u. 283 ff., ferner die Liedertabelle S. 320 ff. 69 Mit den Haupthandschriften D und A ist das gesamte Werk des Mönchs noch nicht erfaßt. E und K enthalten noch Lieder, die D und A nicht überliefern. Vgl. Sp S. 229 u. mein Marbacher Referat (s. o. Vorwort, Anm. 2). 70 Vgl. unten das Register von Hs. A S. 39ff. 68
Die geistlichen Lieder
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Die geistlichen Lieder Wir besitzen kein Autograph des Dichters. Auch ist keine Handschrift unter der Aufsicht des Dichters entstanden. Daher sind wir verpflichtet, die Quellen auf die Verfasserfrage hin genau zu prüfen und auszuwerten. Dies wird durch das oben über die Person des Dichters und Komponisten Gesagte wesentlich erleichtert. Folgende Einzelheiten sind zu beachten: 1. Akrosticha; 2. Vorreden, Register und Überschriften in den Handschriften, insbesondere in A, C, E, K; 3. weitere Zuschreibungen in den Handschriften (z. B. Münch, des Münichs und dgl.). 1. Das Marienlied G 2 hat das Akrostichon PYLGREIM ERCZPISCHOF LEGAT, G 3 hat RICHERVS PLEBANVS JN RASTAT. Es ist schon oben bei der Diskussion der Namen- und Personenfrage klar geworden, daß wir uns den Dichter am Hof des Erzbischofs vorzustellen haben. Das Akrostichon darf als Huldigung an den Fürsten verstanden werden, dessen Titel „Legat" (Legatus natus des Hl. Stuhles; vgl. oben Anm. 57) richtig erwähnt wird. Reicher von Radstadt konnte, wie der Leutpriester Martin (A, oben Stelle I) und Jakob von Mühldorf (A, lv), urkundlich nachgewiesen werden. Auch er ist mit dem erzbischöflichen Hof in enger Beziehung gestanden, der Mönch hat ihm ebenfalls ein Marienlied gewidmet. 2. Von hervorragender Bedeutung für die Zuschreibung der Lieder sind für uns die oben abgedruckten Handschriftenstellen (I—V), besonders die ausführlichen von A. Alle bestätigen, daß der Mönch in enger Beziehung zum Erzbischof gestanden ist. Die Angaben gehen aber noch weiter, denn sie erhärten ferner, daß der Dichter die Lieder durch begrüessn vnd an begeren (I) des Erzbischofs geschaffen hat (V: durch begern vnd bete). Aber auch über die Lieder selbst geben die Stellen gute Auskünfte, vor allem wieder I und V. Erwähnt E nur G 2 mit dem Akrostichon Pilgrims und den vil hübschen figuren (V), so gibt A recht genau Einzelheiten wieder (I). Sie erwähnt deutsche Mariensequenzen, Heiligensequenzen und Hymnen. Die Übersetzungstätigkeit wird eigens hervorgehoben. Aber wir erfahren noch mehr: An zwei Stellen (I. II) betont A ausdrücklich, daß der ivolgelerte Mönch außer den genannten Liedern Auch Geistliche vnd werltliche lied geschaffen hat. Stelle II betont noch einmal ausdrücklich: paide Geistieich vnd werltlich. Außer den in A überlieferten geistlichen Liedern sind dem Dichter also auch weltliche
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Die geistlichen Lieder
zuzuordnen! Leider sind am Ende der Handschrift Blätter verlorengegangen, so daß wir hier nur die Martinslieder haben. Im Register hingegen finden wir noch andere weltliche Lieder verzeichnet, was im Band der weltlichen Lieder noch besprochen werden wird71. Von Oswald finden wir auch im Textteil Lieder, nämlich Kl 130 und Der werlde vernewung, eine Übertragung des Osterhymnus „Mundi renovatio" 72 . Eine genaue Überprüfung der Handschriftenlage und besonders von A hat ergeben, daß die Übertragungen des Mönchs und Oswalds in den Registern und in den Textteilen gut auseinandergehalten werden. Das kann die Glaubwürdigkeit von A weiter bekräftigen. Ihre genauen Angaben über die „Aufführung" der Lieder geben zusätzliche Sicherheit. Aus den vorgebrachten Gründen ist man berechtigt, die Lieder von A — mit Ausnahme der genau bestimmten Texte Oswalds — dem Mönch von Salzburg zuzuschreiben. Nehmen wir Register und Textteil zusammen, so finden wir hier alle 49 geistlichen Lieder mit Ausnahme von G 9. Dieses lateinische Marienlied kennen wir nur aus K und V, wo es durch eine eigene Überschrift, die uns über die Beziehungen zwischen dem Mönch und Peter von Sachsen unterrichtet, dem Mönch beigelegt wird. 3. Zu alledem bietet uns noch eine große Menge von Zuschreibungen wie des Münchs und dgl. in folgenden Handschriften eine wichtige Stütze: A, D, F, G, H, J, K, S, W, cgm. 351, cgm. 1019, clm. 21. 107, Karlsruhe L 76, St. Gallen 45573. Auf diese Weise sind folgende Lieder außerhalb der schon angeführten Zuschreibungen noch zusätzlich einzeln für den Dichter gesichert: G 1—4. 6—8. 10—13. 18. 20. 21. 23. 28. 33. 3 6 ^ 3 . 45. 4774. Dazu ist noch zu vermerken, daß in mehreren Handschriften solche Hinweise für mehrere Stücke gelten. Auf Grund dieser Quellenlage können wir behaupten, daß der Mönch von Salzburg geistliche und weltliche Lieder geschaffen hat. 71
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Sie dürfte auch Texte v o n Heinrich v o n Mügeln enthalten haben. Vgl. Stackmann S. CLIII. Das unter Pfeiffers Registernummer X X X V genannte Lied „Salve regina" konnte bis jetzt nicht festgelegt werden. Das Lied Maria muter raine maid, das Pfeiffer S. 349 als Nr. 51 anführt, hat mit der Hs. A und dem Mönch nichts zu tun. Dazu vgl. V e r f . , D V j s . 4 0 (1966), S. 80—89, A b d r u c k S. 88—89. Siehe auch G . Eis, Neophilologus 48 (1964), S. 2 8 — 3 1 . A l l e Registereintragungen und Liederüberschriften sind bei den Lesarten abgedruckt, das Reg.von A S. 39ff. Die verschollene Sterzinger Miszellaneenhandschrift (Sp S. 1 3 4 — 1 3 5 ) und cgm. 5 9 1 9 sind in dieser Hinsicht nur f ü r die weltlichen Lieder bedeutsam (s. u. S. 89). Die Zuschreibungen und Uberschriften sind bei den einzelnen Liedern im Lesartenapparat abgedruckt. G 1 z. B. ist dem Mönch allein in 7 Hss. zugeschrieben! V g l . auch W . Röll, S. 1 3 9 — 1 4 0 .
Die Liederreihung
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Die 49 geistlichen erscheinen im ganzen und einzeln recht gut für ihn gesichert. Er hat wörtliche und sehr freie Hymnen- und Sequenzenübersetzungen genauso geschaffen wie eigene Lieder mit eigenen Melodien75.
Die Liederreihung Über die Reihung der Lieder in dieser Ausgabe war nicht leicht zu entscheiden. Wackernagel (WK) druckt sie aus verschiedenen Handschriften ohne ein durchgehendes Ordnungsprinzip ab. Es wechseln Marienlieder mit anderen, auch die Feste werden nur manchmal berücksichtigt, zum Beispiel W K 595ff.; Lieder mit gleichen Melodien erscheinen hintereinander, zum Beispiel W K 550 ff. Mayer-Rietsch bringen, wie oben S. 5 f. schon besprochen, nur die Überschriften der geistlichen Texte in der Reihenfolge der Handschrift D. Nach Abwägung aller Möglichkeiten schien der inhaltliche Gesichtspunkt als der beste. Denn drei große Gruppen bieten sich da von selber an: 1. Marienlieder (G 1—20), 2. Lieder, die die Drei Göttlichen Personen zum Gegenstand haben; dazu auch die Gebete (G 21—44), 3. Heiligenlieder (G 45—49) 76 . Ein weiteres Gruppierungsprinzip, das auch in den Handschriften nachweisbar ist, wurde innerhalb der drei Gruppen verwendet: die 75
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Auch W. Wilmanns, F. Vogt, Mayer-Rietsch u. a. stimmen in dieser Frage überein. Natürlich kann man m. E. andererseits nicht ausschließen, daß der Dichter vielleicht vorhandene Texte benutzt oder verarbeitet hat. O. Ursprung (vgl. Lit.) hat dies für D 17 angenommen; bei G 24 gibt es zahlreiche Zusatzstrophen (vornehmlich Judasstrophen, vgl. WK Nr. 615 ff.) in späteren Gesangsbüchern, doch ist es nicht einzusehen, warum das in A, D und F unter den Mönch-Liedern überlieferte Lied in dieser Fassung nicht vom Mönch von Salzburg stammen sollte. Auch bei G 22, dem heute noch gesungenen „Josef, lieber nefe mein", könnte man Vorstufen vermuten, doch müßte dies erst bewiesen werden, was auf Grund der Handschriftenlage derzeit nicht möglich ist. Es fügt sich übrigens gut in die Reihe der Lieder, die die innige Verbindung zwischen Maria und Jesus beschreiben; s. Ameln; Spechtler, Beiträge; bez. Martinslied Kesting (s. Bibl.). — Mit der sog. Gemeinen Lehre, die S. Sudhoff, V L 5, S. 612f., im Anschluß an Carl Selmer, Das 4. Kapitel der Benediktinerregel in der mhd. Lit., Studien u. Mitt. zur Gesch. d. Benediktinerordens 61 (1947/48), S. 40—45, mit dem Mönch von Salzburg in Verbindung bringt, hat unser Dichter nichts zu tun. H. Noacks Unterscheidung in wörtliche und freiere Übertragungen ist nicht immer eindeutig. Vgl. oben Anm. 24.; Sp S. 275 ff.
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Die geistlichen Lieder
Aufteilung der Lieder auf das Kirchenjahr 77 . Sie umspannen: den Weihnachtsfestkreis, den Osterfestkreis, Pfingsten, das Dreifaltigkeitsfest, Fronleichnam, die Marienfeste und bestimmte Heiligenfeste (G 45—49). Nur die Lieder G 1—9 konnten so nicht angeordnet werden. Sie sind Lieder auf Maria, die der Mönch besonders kunstvoll gestaltet hat (Akrosticha, ABC) und die nach unserer Überlieferung keinem Fest klar zuzuordnen sind.
Konkordanzen Zur besseren Orientierung seien Konkordanzen angefügt, die Aufschluß über die verschiedenen Numerierungen geben. Die Sigle D steht zugleich für MR (vgl. oben A . 68). Bei der ersten Tabelle wird von W K nur die wichtigste Nummer angeführt, auch wenn Parallelüberlieferungen abgedruckt sind (vgl. oben S. 4). G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G 77
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
Ave, Balsams Creatur Plüm gezartet, ros an doren Richer schätz der höchsten freuden Muter, guter sach die pest Ave, grüest pist, magtleich forme Ich grues dich gerne Salve, grüest pist, mueter hailes Got grüeß dich mueter unsers herren O Maria, pia Maria, keusche muter zart Mein trost, Maria, raine mait Maria, pis gegrüsset Des menschen liebhaber Do got in dem throne sas Ave, meres Sterne Maria stuend in swindem smerzen Sälig sei der seiden zeit Wir Süllen loben all die raine Maidieich pluem, der jungkfrawn krön Magt hochgeporen Von anegeng der sunne klar Joseph, lieber nefe mein Die nacht wird schir des himels gast
Sp D 1 D 2 D 3 D 4 A 6 D 67 D 68 A 4
WK 580 581 582 577 590 586 583 584
K10
—
D 7 D 6 D 5 D 69 A 33 A 34 A 12 D 72 D 70 A 7 D 78 D 76 A 26 D 66
553 550 547 576 575 594 602 588 578 591 548 562 605 552
Von einem „Plan eines Kirchenliederbuches" durch den Mönch (Schabasser S. 26ff.) kann man freilich nicht sprechen. Dazu J. Janota S. 84ff. und oben Anm. 9. — Die Verteilung auf das Kirchenjahr ist schon erwähnt bei R. v. Kralik: Zur Geschichte der Wiener Kirchenmusik. In: Musica Divina 2 (1914), S. 12—19; bes. S. 17. Für den Hinweis auf Kralik bin ich J. Janota dankbar.
Konkordanzen G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G
24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49
Sp D 1 D 2 D 3 D 4 D 5 D 6 D 7 D 8 D 9 D 10 D 16 D 61 D 62 D 63 D 64 D 65 D 66 D 67 D 68 D 69 D 70 D 71 D 72
D A A D D A A A A D A A D D D D D D D D A D D D A A
Eia der grossen liebe Heiligs kreuz, ein paum gar aine Schepher und weiser pist Kunig Christe, macher aller ding Aller werlde gelegenhait Sig und säld ist zu bedewten Christus erstuend mit siges van Grüest seist, heiliger tag Kum, hochfeierleiche zeit Kum, senfter trost heiliger gaist Kum, herr schepher heiliger geist Kum, heiliger geist Herr, got allmechtig, drei person Got, in drivaltikait ainvalt In gotes namen Ave, lebendes oblat Lobt all Zungen des ernreichen Lob, o Sion, deinen hailer Allmächtig got, herr Jesu Christ Christe, du bist liecht und der tag O du selige drifaltikait Besniten wirdigkleichen Eia herre got, was mag das gesein Das hell aufklimmen deiner diener stimmen Uns künden all zwelfpoten gar Frew dich, Sion, das ausgangen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G G
1 2 3 4 12 11 10 33 37 36 42 39 46 43 27 24 23 6 7 13 18 28 17
65 23 29 64 71 13 16 30 15 8 46 47 10 9 79 61 73 74 16 63 48 99 62 75 25 24
615 597 593 595 573 598 599 596 589 555 — —
551 557 549 560 568 579 600 563 — —
526 559 —
592
Sp D 76 . . . D 78 . . . D 79 . . . D 99 . .
. . . .
G G G G
21 20 38 45
A A A A A A A A A A A A A A A A A A
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
G G G G G G G G G G G G G G G G G G
8 5 19 16 29 32 30 25 49 48 22 26 31 14 15 34 35 44
4 6 7 12 13 15 16 23 24 25 26 29 30 33 34 46 47 48
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . .
32
Die geistlichen Lieder D 73 D 74 D 75
G 40 G 41 G 47
WK 526 547 548 549 550 55 1 552 553 554 555 556 557 558 559 560 56 1 562 563 564 565 566 567 568 569 570 57 1 572 573 574 575 576
G 46 G 12 G 20 G 38 G 11 G 36 G 23 G 10 G 10 G 33 G 33 G 37 G 37 G 47 G 39 G 39 G 21 G 43 G 43 G 43 G 43 G 43 G 40 G 40 G 40 G 40 G 40 G 28 G 28 G 14 G 13
K10
G 9
WK 577 578 579 580 58 1 582 583 584 585 586 587 588 589 590 59 1 592 593 594 595 596 597 598 599 600 60 1 602 603 604 605 606 615
G 4 G 18 G 41 G l G 2 G 3 G l G 8 G 8 G 6 — G 17 G 32 G 5 G 19 G 49 G 26 G 15 G 27 G 31 G 25 G 29 G 30 G 42 G 42 G 16 G 16 G 16 G 22 G 22 G 24
Alphabetisches Liederverzeichnis Aller werlde gelegenhait G 28 Allmächtig got, herr Jesu Christ G 42 Ave, Balsams Creatur G 1 Ave, grüest pist, magtleich forme G 5 Ave, lebendes oblat G 39 Ave, meres sterne G 15 Besniten wirdigkleichen G 45 Plüm gezartet, ros an doren G 2
Alphabetisches Liederverzeichnis
Christe, du bist liecht und der tag G 43 Christus erstuend mit siges van G 30 Das hell auf klimmen deiner diener stimmen G 47 Des menschen liebhaber G 13 Die nacht wirt schir des himels gast G 23 Do got in dem throne sas G 14 Eia der grossen liebe G 24 Eia herre got, was mag das gesein G 46 Frew dich, Sion, das ausgangen G 49 Got grüeß dich, mueter unsers herren G 8 Got, in drivaltikait ainvalt G 37 Grüest seist, heiliger tag G 31 Heiligs kreuz, ein paum gar aine G 25 Herr, got allmechtig, drei person G 36 Ich grues dich gerne G 6 In gotes namen G 38 Joseph, lieber nefe mein G 22 Kum, heiliger geist G 35 Kum, herr schepher heiliger geist G 34 Kum, hochfeierleiche zeit G 32 Kum, senfter trost heiliger gaist G 33 Kunig Christe, macher aller ding G 27 Lob, o Sion, deinen hailer G 41 Lobt all Zungen des ernreichen G 40 Magt hochgeporen G 20 Maidieich pluem, der jungkfrawn krön G 19 Maria, pis gegrüsset G 12 Maria, keusche muter zart G 10 Maria stuend in swindem smerzen G 16 Mein trost, Maria, raine mait G 11 Muter, guter sach die pest G 4 O du selige drifaltikait G 44 O Maria, pia G 9 Richer schätz der höchsten freuden G 3 Sälig sei der seiden zeit G 17 Salve, grüest pist, mueter hailes G 7 Schepher und weiser pist G 26 Sig und säld ist zu bedewten G 29 Uns künden all zwelfpoten gar G 48 Von anegeng der sunne klar G 21 Wir süllen loben all die raine G 18 3
Spechtler
4. Die Überlieferung Vorbemerkung Bei der großen Zahl von Handschriften, die geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg überliefern, ist es unumgänglich, die Beschreibungen auf das Nötigste zu beschränken. Trotzdem wird versucht, alles zu verzeichnen, was für die Lieder von Wichtigkeit sein könnte. Für die Beschreibungen selbst wurden die von Hans Pyritz und Karl Stackmann ausgearbeiteten Grundsätze entsprechend modifiziert. Im einzelnen sei folgendes bemerkt: 1. Zunächst mußte die Frage der Handschriftenbezeichnungen geregelt werden. Die derzeit 27 Handschriften, die mehr als ein geistliches Lied enthalten, werden durch das große Alphabet und einen Teil des kleinen bezeichnet. Die Reihe reicht bisher von A bis b, wobei die Buchstaben c bis 1 für Neufunde mit mehr als einem Lied reserviert sind. In der Mönch-Literatur bereits eingeführte oder sonst gebräuchliche Siglen wurden beibehalten (z. B. H, L, K u. a.), um nicht unnötige Verwirrung zu stiften. — Die Handschriften mit nur je einem Lied bekommen keine feste Buchstabenbezeichnung und werden daher hinter dem Komplex A—b alphabetisch nach den Aufbewahrungsorten besprochen. Die Buchstaben m—z dienen zur Bezeichnung der Einzelüberlieferungen, und zwar so, daß eine solche Handschrift für das eine Mal, wo sie im Apparat zu einem Lied vorkommt, eine Sigle aus der Reihe m/z erhält.78 Diese Sigle gilt nur für dieses Lied und wird bei den Stellennachweisen zum Lied am Anfang des Lesartenapparats erklärt. Beispiel: Handschrift m ist beim Lied G 1 die Hs. Karlsruhe 74, bei G 3 die Hs. Klosterneuburg 725. 2. Die Handschriftenstellen werden diplomatisch wiedergegeben, jedoch mit folgenden Ausnahmen: Die lateinischen Abkürzungen werden aufgelöst, ferner werden für s und z nur die gängigen Drucktypen verwendet. Daher wird die relativ seltene Abkürzung für -ser (s. Hs. A) aufgelöst. 3. Die Literatur zu den Handschriften ist im Anschluß an die einzelnen 78
Handschriften, die nur weltliche Lieder des Mönchs enthalten, werden in der Ausgabe der weltlichen Lieder besprochen. Aus Sp sind dies: cgm. 379, Wien 2696, Rom 1260. Weitere auch bei W. Roll, S. 142ff. Dieser Bereich wird in der Ausgabe der weltlichen Lieder bearbeitet werden.
Handschrift A
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Beschreibungen verzeichnet und erscheint in der Regel nicht mehr in der Bibliographie, außer es handelt sich um Mönch-Literatur. Es wurde jeweils das Wichtigste verzeichnet, voran Handschriftenbeschreibungen, dann weitere Literaturhinweise, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Die Handschriften mit festen Siglen 1. H a n d s c h r i f t A München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 715, MR Hs. Nr. 1 (MR S. 20—21). Signatur: Auf dem 1951 erneuerten Rücken weißes Papierschild, Aufdruck: „Cod. germ.", darunter mit Hand (Tinte): 715. Bl. lr, 182v, 183v und ungezähltes Vorsatzblatt: Ovalstempel der Bayerischen Staatsbibliothek: BIBLIOTHECA REGIA MONACENSIS. Geschichte: Sie stammt, wie cgm. 716, aus dem Kloster Tegernsee (s. u. a. Hs. Nr. 50 u. S. 79). Eintragung auf ungez. Vorsatzblatt: Tegernsee attinet 1790 (von derselben Hand wie in cgm. 716). Auf der unteren Hälfte des gleichen Blattes folgende Eintragung Schmellers: Er^bischof Pilgrim II. von Salzburg, aus der Familie von Puchaim; von 1366—1396. Bl. 183v ebenfalls von der Hand Schmellers (kurrent, schlecht leserlich:) Dieses einzelne von H. GR. Hochenricher aus des Freysing. Antiquars Methler Samlung erhalten(ey Blatt samt den Codd.germ. 1018. 1019. 1020 im J. 1833 v. H. Hochenricher an die Bibliothek verkauft, klebt hier, als am schicklichsten Platte fest, 22. April 1833 SchmKellery. Bl. 183, auf das sich Schmellers zweite Bemerkung bezieht, überliefert das Martinslied Wol auf Hehn geselln und ist im Format etwas größer als die Blätter der Hs., was beweist, daß es ursprünglich nicht zum Codex gehört hat. Der Text paßt, wie Schmeller bemerkt, gut zu den Martinsliedern am Ende der Hs., wo Blätter fehlen, was die Registereintragungen beweisen (vgl. auch Stackmann S. CLIII). Blatt^ahl, Format: 1 ungez. Bl. + 183 numerierte Blätter, 218/ 142 mm, Bl. 183 (vgl. oben dazu) um etwa 30 mm breiter, daher eingebogen. Keine Wasserzeichen, die letzten Blätter an den Rändern beschädigt (Wassereinwirkung). Zwei Blattzählungen: eine römische aus der Entstehungszeit der Hs. am oberen Rand in der Mitte und eine arabische aus dem 19. Jh., vermutlich von Schmeller, in der rechten oberen Ecke. Diese berücksichtigt die unbeschriebenen Blätter nicht. 3*
36
Die Handschriften mit festen Siglen
Leere, nicht foliierte Blätter: 1 vor dem Bl. 1, ferner: 5/6 1 Bl. (VI), 27/28 2 Bl. (XXIX u. XXX), 45/46 2 Bl. (IL, L), 134/135 1 Bl. (XXVIII), 144 zweimal arab. foliiert (144 u. 144»). Heute wird nach der arab. Numerierung 1—183 zitiert. Außerdem ist auf den äußeren oberen Ecken streckenweise eine arabische Seitenzählung jüngeren Datums (19. Jh.) festzustellen (Bleistift). Sie beginnt erst nach dem Register mit 6r als 1. Zu den verschiedenen Blattzählungen vgl. unten die Tabelle (Lagen). Schreiber, Entstehungs^eit: Alles (Register, Lieder, Noten) mit Ausnahme von Bl. 183 (vgl. oben dazu) von einem Schreiber. Schwarze Tinte. Die Helligkeit wechselt öfter, z. B. lr—5v dunkel, 6r—24r heller, ab 24r wieder dunkler. Gleichmäßige Schrift, 160v-—165v wegen Platzmangels etwas kleiner. Die Noten sind sorgfältig ausgeführt, vierlinige Systeme. Text und Noten entsprechen sich genau. Nach Vergleichen mit anderen Münchener Hss. und nach Schmeller Entstehungszeit: 15. Jh. (ca. Mitte). Das von Schmeller eingeklebte Bl. 183 stammt von einer anderen Hand (15. Jh.). Bl. 41r, 46r, 76r, 92r, 134r, 165r finden wir Eintragungen, die vermutlich von Schmeller stammen und auf cgm. 716 und cgm. 270 hinweisen bzw. auf andere Blätter der Hs. Nicht zum Liedertext gehörig 84v unten: andern tagc^eiten bis auf phingsten III S VII XXIV Der ympnus t(e phingstenn Veni creator spiritus mentes wer den spricht pey tag oder pey nacht, dem mag kainer seiner feint sichttig' noch vnsichtiger nicht geschaden XXV Veni sancte spiritus dy sequenctQt nach dem text darjnn man den heyligen geist anrüeft vmb sein heylig syben gab ^e geben XXVI Der ympnus von der heyligen dryfaltikait O lux beata Trinitas XXVII Von Gotesleichnam derympnus Pange ligwa gloriosi CI XXVIII Lauda syon saluatorem dy sequenc% nach dem text CHI XXIX Ave viuens hostia ain swerer text fremde dewtsch CXI XXX Von sand Johanns dem Tauffer ein swerer ympnus Vt queant laxis CXI XXXI 4r Von der C^welfpoten taylung in alle werllt Celi enarrant gloriam dei XXXII Von sand Elyr^abethen der lanndtgrafin von hessen dy sequenc^ Gaude syon quod egressus
30
139v
G 31
13
77v
G 29
14 79r G 28 32 143r O.v.W. 16
85r
G 30
15
82r
G 32
—
—
G 34
—
•—
G 35
—
—
G 44
17
89r
G 40
18
92v
G 41
—
—
G 39
19
99r
G 47
25
120r
G 48
24
116r
G 49
42
Die Handschriften mit festen Siglen
Zw den weynachten der fröleich ympnus A 25 a solis ortu cardine (a bei 25 erg.) X X X I I I a Vnd so man da^ kindel wiegt über das 26 Resonet in laudibus hebt vnnser vraw an singen in ainer person Yoseph lieber neve mein So antwurt in der andern person Yoseph Geren liebe mueme mein Darnach singet der kor dy andern vers in aines dyenner weis Darnach der kor XXXIV Ein lied des münich% c%w den weynachten 36 mit vil figuren aus der Bybel Salue regina glorie XXXV Das Guidein %jpel ein tagweis XXXVI 27 4v Etleiche kostparleichew hübsche lied so der bemelt herr gemacht hat mit vilffiguren vnd subtiliteten paide Geistieich vnd werblich
127v
G 21
130r
G 22
154r
G10
131r
G 46
28 133r
G12
39 167v
G11
40 171v
G 36
42
G 38
XXXIII
X X X V I a Das Guidein Ave Maria vnd es hat yedes wortt ainen stoln darinn man vnnser lieben vrawen an rueft (a bei X X X V I erg.) X X X V I I Ein kostleich lied genannt da% guidein fingerlein darjnn dye %welff maned des jares begriffn sint Auch Edelstain dy vnnser liebe vraw in den Tempel tragen hat Vnd was lobleicher c^eit in ainem yegleichen maned ist von vnnser vrawen vnd andern heylign durch daZjar (XXXVIII fehlt bei Pfeiffer) XXXIX Ein letaney darjnn man all heyligen an räeft vnd da% mag man singen dem Salue XL Von Adam vnd Eva anfang in dem paradeis vnd wie vnnser vraw widerbracht hat Eva in aue Ein ander lied XLI 5r ZE weynachten fünf kostlich lied mit vil figuren aus der Bybel gec^ogen XLII Von dem heyligen Geist fünff lied mit vil syben gaben kunstn Sigiln vnd begabung vnd haimlichait so Johannes jn Apokalipsi gesehen hat XLIII Von der heyligen Dryfaltikait vnd von Gotesleichnam vnd da£ Melchysedech der erst priester gewesen ist vnd von wirdikait vnd tugent auch kraft des heylign Sacramenc%
177r
36 154r G10 (auch XXXIV) 38 162r G 33
37 158r
G 37
43
Handschrift B
XLIV
Der Passion vnnsers heren von den syben tagc^eiten XLV Ein Cysioianus von dem ganc^en jar aller heylign XLVI 5v DAs Benedicite vnd Gracias des Munich£ XLVII Sand Marteins gesellschaft Wolauf lieben gesellen XLVIII Ein rädel von sand Martein XLIX Ein rädel von wirtten L Von den klaffern vnd verratern vnd sehender priester vnd vrawen sint Judas c^ugeleicht LI Zum Newn jar Von anräeffen geselln LH Von der Graserin pey perlein vndpey spangn LIII Oswald wolkchenstainer von gespot der vrawen Der may Das gefräß May dein LIV Von den vier Complexion LV Von Arabien wie sy kunst lerne sollen Astronomia vnd phylosophia auch physica LVI Von des hymmels vmbswaif in wievil jaren LVII Von der planeten Regirung
—
—
G 23
—
—
G 45
43 44
179v 180r
G 42 A44
45
182r
A45
Literatur zur Handschrift: Pfeiffer S. 325—349 (vgl. oben S. 2). Cat. cod. 5, S. 119. Stackmann S. CLIII. B. Wachinger, A f d A 74 (1963), S. 29f. MR S. 20—21. Sp S. 68—81. Janota S. 127f. u. ö.
2. H a n d s c h r i f t B München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 1115, MR Hs. Nr. 4. Uber die Geschichte ist nichts bekannt. Fest steht, daß die beiden Handschriftenteile Bl. 1—20 und 21—39 ursprünglich nicht zusammengehört haben und erst in jüngerer Zeit zusammengebunden worden sind. Blatt^ahl, Format: 39 numerierte Blätter, 275/200 mm. Arabische Blattzählung in der rechten oberen Ecke: 1—39. Römische Blattzählung in der Mitte über dem Schriftspiegel: Im ersten Teil nur Bl. 15—19: CCLXIX—CCLXXIII, Bl. 20 keine röm. Foliierung. Liederteil: XXI bis IXL. Entstehungs^eit, Schreiber: Liederteil (Bl. 21—39) 15. Jh. (Mitte?) nach Schmeller u. Mitt. d. Bibl.; Bl. 1—20 mehrere Hände, Liederteil ein Schreiber, der die Lieder sorgfältig mit Noten aufzeichnete. Mda.: bair.
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Die Handschriften mit festen Siglen
Aufbau: Lagen: 1—8. 9—12. 13 (Pergamentbl.). 14 an Pergamentblatt angeklebt. 15—20. 21—30. 31—39. Der Liederteü (21—39) entstammt einer größeren Hs., weil 21 r die letzte Zeile von G 6 enthält und das Lied G 46 mitten in der ersten Str. Bl. 39v abbricht. Einrichtung und Ausstattung: Jede Seite des Liederteiles hat acht vierzeilige Liniensysteme. Die Noten sind sorgfältig ausgeführt wie bei Hs. A. An Zeilenenden meist senkrechte Abteilungsstriche in den Notensystemen. Rot ausgeführt: Notenlinien, senkrechte Doppellinien, die die Systeme begrenzen, bescheiden ausgeführte Initialen. Der Einband stammt aus neuerer Zeit. Je ein blaues Papierblatt und ein Pergamentblatt als Vorsatzblätter. Inhalt: Zwei Blätter vor Bl. 1 sind leer, lr—19v: Legende von der hl. Katharina (lat.), Wunder der hl. Barbara (lat.), ferner lat. Abhandlungen theologischen Inhalts. 13r—13v „Arbor affinitatis "und" Arbor consanguinitatis" (Zeichnungen, die die Verwandtschaftsgrade darstellen). 20r ist leer, 20v obere Hälfte mit lat. Text beschrieben. 21 r—39v: Geistl. Lieder mit Melodien: 21 r: G 6 (nur die letzten fünf Wörter unter dem obersten Notensystem). Dann mit folgenden Überschriften: 21 r: Ave virginalis forma: G 5 24r: Maria virgo: G 4 25r: Mittit ad virginem noch dem text: G 13 26r: Arn ander Mittit ad virginem noch dem text: Oswald von Wolkenstein, Kl. 130 Von Got so wart gesant. .. 27v: Als verbum bonum: G 18 28v: Vterus virgineus: G 19 30r: Von vnnser liebenfr amen die Sequenc^n Österleicher c^eit: G 17 31 r: Zw öster leicher c%eit Mundi renouatio: G 28 32r: Ain ander Mundi renouacio: Oswald von Wolkenstein: Der werlde vernewung (Text: Spechtler, DVjs. 40 (1966), S. 88—89) 33r: Von dem heyligen Geist dy sequenc^n Veni sancte spiritus: G 35 34r: Der ympnus: G 34 Von der heyligen Dryfeltikait: G 44 34v: Von Gotes leichnä Prosa: G 41 37r: Der Ympnus Pange ligwa: G 40 Ave viuens hostia: G 39 38r: Von sand Johanns dem Gotes Tawffer der ympnus Vt queant laxis: G 47 39r: Zw weynachten der ympnus A solis ortus: G 21 Vber das Resonet in laudibus vnnser fraw Joseph der knecht auch der kor: G 22
Handschrift C
45
39v: Von den heyligen dreyen kiinign ain tagwaiss haist das Guidein Cyppel: G 46 (nur Teil der Str. I, mit 39v bricht Hs. ab) Literatur zur Handschrift: Cat. Cod. 5, S. 170. Schabasser S. 16—17, W K I, S. 365—366, Sp S. 90—91. Janota S. 131 u. ö.
3. H a n d s c h r i f t C München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 628, MR Hs. Nr. 2, aus Tegernsee. Geschichte: Wie die Eintragung auf der Innenseite des Vorderdeckels und auf Bl. l a (Bl. vor Bl. 1) beweisen, stammt die Hs. aus dem Kloster Tegernsee (dazu vgl. auch die Eintragungen in Hs. A): l a v : Das püch ist des closters Tegernsee . . . (s. u). Blatt^ahl, Format: 255 arab. durchfoüierte Papierblätter, 315/ 215 mm. Entstehungs^eit, Schreiber: Abschrift des Rebdorfer Codex cgm. 627. Dieser stammt aus dem Jahr 1458 und enthält lr—227v Predigten Taulers. Der Tegernseer Bibliothekar Ambrosius Schwertzenbeck wurde von Virgil Redlich als Schreiber der Lieder von C identifiziert. Die Abschrift ist Bl. 250v und 253r mit der Jahreszahl 1468 datiert. Mda.: bair. Einrichtung und Ausstattung: Die Lieder ab 250v ohne Noten, zweispaltig, sorgfältig geschrieben. Initialen: W auf Bl. 250v zu Beginn von G 18 und 253r ein A am Beginn von G l . Bl. 253r, Spalte 2, beginnt die Schrift flüchtiger zu werden. Einband: Von gemustertem Leder überzogene Holzdeckel, 318/ 215 mm. 15. Jh. Sechs Rückenrillen, Spuren von zwei Schließen. Inhalt: Wichtig ist zunächst das Register auf Bl. lar: Das püch ist des closters Tegernsee dar jnn geschriben stanndt der ander tail der predig maister Hanns Tauler prediger ordens Item das püch von den xxiiii gülden härpfen (jetzt folgt, von flüchtiger Schrift) des maysfjohäs Johanns Nyd'pdig' ordens. (Jetzt weiter in der kleineren Schrift vom Anfang:) Item Ain auslegung vber den pater noster herr Niclas von Cusa Cardinal vnd pischolf ^u Brixen Item Ain maistergesannck von vnnser lieben frauen hymelfart (Zu G 18. Jetzt folgt, wieder in der flüchtigeren Schrift:) Von vnser fraue der österlichn c%eit (zu G 17) Von vnser frauen kündung (zu G 14)
46
Die Handschriften mit festen Siglen
lr—250v:
250v—255v: 250v: 251r: 251v: 252v: 253r:
Das guidein Aue maria (zu G 12) Das guidein vinger Iii von den c^welf monatn (zu G 11) Von vnser fraun gepurdt (zu G 20) Ayn köstlich stuck von vnser fraue Aue walsams creat* (zu G 1) Dye obgeschribn mayst8stuck hat gemacht maist* Johanns (jetzt ein durchgestrichenes p) predig' ord.es der ist gewesn pey pischolf Pilgram Salcs^purg. Johannes Tauler: Predigten, 2. Teil. Dann Predigten, Betrachtungen in der Art Taulers. Johannes Nider: Die 24 goldenen Harfen. Nikolaus Cusanus: Über das Vaterunser. Sieben Marienlieder des Mönchs von Salzburg: Von vnser frawn hymel fart: G 18 Von vnser lieben frawn %w der österlicher %eit: G 17 Von vnser lieben frawn chundung: G 14 Das guidein aue maria: G 12 Das guidein vingerlein vö den %weliff monatn des jars (zweimal, 1. Mal durchgestrichen) mit edeln gestain: G 11 Von vnser lieben frawn gepurd: G 20 Mayster Hans predigers ord.es. der gewesen ist pey dem Erc%pyschoff Salc^purg genant pyschojf pylgram. hat gemacht vnd geticht das nachgeschribn köstlich pet von vnser frauen. Er hat auch geticht die obgeschribn pet von vnser frawe: G 1 Literatur zur Handschrift:
Cat. cod. 5, S. 101. Bauerreiß S. 213. Sp S. 84—85. Koch, J.—H. Teske (Hsg.): Cusanus-Texte. I. Predigten. 6. Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten. Heidelberg 1940 (Abh. d. Heid. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., 1938/39, 4. Abh.). S. 147. Redlich, Virgil: Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jh. München 1931, S. 194. Spamer, Adolf: Über die Zersetzung und Vererbung in den deutschen Mystikerttxten. Gießen 1910, S. 88.
4. H a n d s c h r i f t D Wien, Österreichische Nationalbibliothek Hs. 2856 (olim Lunaelac. [Mondsee] fol. 119); sogenannte Mondsee-Wiener Liederhandschrift (MR), Mondseer Liederhandschrift (Ursprung S. 11), auch: Spörlsches Liederbuch (MGG 9, Sp. 456). Diese Bezeichnungen gelten nur für den II. Hauptteil der Hs. (Menhardt S. 463 ff.), den Liederteil, der 100 Lieder mit Melodien enthält (Bl. 166r—284v; Lieder: 166v—282v).
Handschrift D
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Die Mischhandschrift ist von MR, Menhardt, H. Heger u. a. so ausführlich beschrieben worden, daß es genügt, die für uns wichtigen Angaben zusammenzufassen. Geschichte: Der Codex ist 1795 mit weiteren über 600 Hss. aus dem von Joseph II. aufgelösten Benediktinerstift Mondsee (gegr. 748) an die Österr. Nationalbibliothek gekommen (s. auch H. Heger S. 9). Mondsee galt als hervorragende Pflegestätte von Kunst und Wissenschaft; von etwa 60 Mönchen ist ein literarischer Nachlaß vorhanden. Blatt^ahl, Format, Einband: 414 Papierblätter, Format 275/210 mm. Zählung des 19. Jahrhunderts. Der Liederteil Bl. 166—284 war ursprünglich selbständig. Dies beweist einmal die Tatsache, daß das erste Blatt abgegriffen ist und zweitens die eigene Paginierung in der Mitte über den Liniensystemen: 1—C21 ( = 121). Die drei Hauptteile der Hs. waren „wohl schon im 15. Jh. vereinigt" (Menhardt S. 478). Halbledereinband des 19. Jahrhunderts mit Teilen des alten Einbandes Bl. Ir und 414v. Entstehungs^eit, Schreiber: Menhardt bestimmt die gesamte Hs. mit Ausnahme des Schreibers Bl. 2—20 (14. Jh.) für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Daran wird man — entgegen H. Heger — festhalten können. Das Papier des Liederteils gehört nach den Wasserzeichen noch ins 14. Jh. (Stackmann S. CXXXVII—CXXXIX). Die Lieder sind nach Menhardts Zählung von den Schreibern 7, 8, 9 geschrieben (Menhardt S. 478 die Aufteilung der Hände), Mayer-Rietsch beschreiben die Schreibereigenheiten (dort Schreiber a, ß, y ) genau S. 13—18. Der Entstehungsort ist danach auf bairisch-österreichisches Sprachgebiet zu lokalisieren, eventuell nach Salzburg. Von den Eintragungen, die bei Mayer-Rietsch, Menhardt und Heger zusammengestellt sind, ist für uns ein Name wichtig: Peter Spörl. 252v: nach dem weltlichen Lied D 88: Item das puech ist Peter Spörl 1472.
282v: unmittelbar nach D 100 (Schluß des Liederteils): Peter Spörll. Dies gibt uns zwei Anhaltspunkte. Einmal ist der Liederteil Nr. 1—88 sicher im Jahre 1472 fertig gewesen. Ob Spörl den Rest, D 89—100, in Auftrag gegeben hat (MR S. 11—13), ist nicht sicher zu sagen. Auch dafür wird 1472 als terminus ante quem gelten. NaglZeidler haben den aus Wasserburg stammenden Goldschmied S. 289 schon für 1465 als Salzburger Bürger nachgewiesen (s. auch H. Heger S. 14ff.). Als zweite wichtige Tatsache ist anzumerken, daß die Liederhandschrift — und damit die Dichtung des Mönchs von Salzburg —, etwa
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Die Handschriften mit festen Siglen
ein halbes Jahrhundert nach dem Wirken des Dichters und Komponisten in Salzburg geschätzt wurde (vgl. auch Hs. M). Spörl hatte aber noch mehrere ehemalige Mondseer Handschriften, die heute in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt werden, in seinem Besitz. Folgende Eintragungen beweisen dies: Wien 2870 (olim Lunael. fol. 80; Menhardt S. 489): 3r: Item das puech ist peter Spörl goltsmid salc^burg anno domini MCCCC72 1472. 146r: Peter Spörl/ 1472. Die Hs. enthält Heinrichs von Mügeln „Valerius Maximus" und wurde 1431 abgeschlossen (vgl. Bl. 146r). Wien 2953 (olim Lunael. 4° 62; Menhardt. S. 659—662): 288v: Peter Spörl. Die Hs. überliefert geistliche Traktate (s. Menhardt S. 659ff., Heger S. 15), ein Salzburger Formularbuch (veröff. Spechtler, LK 106, 1966, S. 51—69) und Fachliteratur. Wien 3617 (olim Lunael. Q 208; Menhardt S. 932, Heger S. 16): 275v : Item das puechl ist peter Spörl 1472. Diese Eintragung ist durchgestrichen, darunter (15. Jh.) : Notandum Uber iste est monasterii sancti Michaelis lunelacensis. Dominus Benedictas huius assercionis testis est veridictus de karinthia. Theologische Sammelhandschrift. Ein paläographischer Vergleich all dieser Eintragungen, die Spörl nennen, zeigt, daß sie vom gleichen Schreiber stammen, der auch die Eintragung in D gemacht hat. Ob es der Goldschmied selbst gewesen ist, muß offen bleiben, ist aber zu erwägen. Festgehalten muß werden, daß zu dieser Zeit unter Erzbischof Bernhard von Rohr (1466 bis 1481) die Schreib- und Malkunst in hoher Blüte stand (s. Reiffenstein-Spechtler). Aufbau, Einrichtung, Ausstattung: Zum Aufbau vgl. Menhardt S. 478, MR S. 3—13, Heger S. lOff. mit Tabellen; zu Heger und besonders zur Aufzeichnung der ersten (mehrstimmigen) weltlichen Lieder meine Besprechung, Literaturwiss. Jb. 11, 1970. Unregelmäßigkeiten erklären sich durch eingeklebte Blätter; Hauptschreiber: Hände 7 und 8; die Lieder, gruppiert in geistliche und weltliche (Ausnahme Nr. 16 = G 42). Rot: Notenlinien, Initialen und Überschriften (vgl. Heger; Faksimiles bei Nagl-Zeidler-Castle zwischen S. 296 und 297; MR Faksimiles I—IX). Inhalt: Ich gebe hier nur die Großgliederung wieder, ferner die Liedernummern, doch ohne die Überschriften, die bei Menhardt, MR und für die geistlichen Lieder unten bei den Texten buchstabengetreu verzeichnet sind.
Handschrift D
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lr—165v: I. Hauptteil: Rechtsbücher (Bayr. Landrecht 1346, Münchener Stadtrecht 1347), Salamander von Karthago: Einladung zu einem Fest für alle, versch. Rechtssatzungen, Schwäbisches Landrecht, Schwäbisches Lehensrecht, Legende von den hl. drei Königen. 166v—282v: II. Hauptteil: Liederhandschrift (arab. Nummern die Reihenfolge in der Hs.). 166v: Nr. 1—10: Geistl. Lieder G l . G2. G 3. G4. G12. G 11. G 10. G 33. G 37. G36. 185v: Nr. 11—15: Wehl. Lieder D 11—D 15. 189v: Nr. 16: Geistl. Lied G 42. 189v: Nr. 17—60: Wehl. Lieder D 17—D 30. Nr. 31 = D 13. D 32—D 39. Nr. 40 = D 20. D41—D 51. Nr. 52 kein Mönch von Salzburg (Peter vor Arberg). D 53—D 60. 221r: Nr. 61—79: Geistl. Lieder G 39. G 46. G 43. G 27. G 24. G23. G6. Gl. G 13. G 18. G28. G 17. G40. G41. G 47. G 21. Nr. 77 = G 43 (zweites Mal). G20. G38. 245v: Nr. 80—88: Weltl. Lieder, Nr. 80 = D 11. D 81. Nr. 82 Heinrich von Mügeln (Stackmann Str. 329—333). D 83 bis D 88. 253r: Nr. 89—98: Keine Lieder des Mönchs von Salzburg (Heinrich von Mügeln, Klingsor, Regenbogen, Lesch; vgl. Menhardt S. 4 7 5 ^ 7 7 u. MR S. 308—310, Heger S. 31ff.; Mügeln: Stackmann Str. 113—181. 182—193. 35—37. 296—313). 278v: Nr. 99: Geistl. Lied G 45 279r: Nr. 100: Heinrich von Mügeln, Die Bibel und die Propheten (Stackmann Str. 71—109). 285r—414v: III. Hauptteil: Konrad von Megenberg, Buch der Natur. Literatur zur Handschrift: Mondsee-Wiener Liederhandschrift aus Codex Vindobonensis 2856. Wissenschaftlicher Kommentar Hedwig Heger. Graz 1968 (Codices Selecti 19). — Dazu die Besprechung von Franz Viktor Spechtler in: Literaturwiss. Jb. 11 (1970), S. 403 ff.—Ingo Reiffenstein und Franz Viktor Spechtler: Bernhard von Rohr als Büchersammler. In: LK 109 (1969), Fs. f. Herbert Klein, S. 95—104. Mayer-Rietsch S. 3—20. Teilausg. S. 223—314. Melodien S. 315—382. Faks. I—IX. Hier auch die ältere Lit. — Dazu auch die Besprechungen von Ursprung, Vogt und Wilmanns (s. Lit.-Verz.). Menhardt S. 461—478. Nagl-Zeidler-Castle S. 284—300. Schabasser S. 1—10. Stackmann S. CXXXVIIff. Sp S. 19—28. Menhardt S. 461—478. Stackmann S. CXXXVIIff. Sp S. 19—28. Wessely, Othmar: Mondsee-Wiener Liederhandschrift in: MGG 9, 1960, Sp. 456 bis 458 (mit musikwiss. Lit.). 4
Spechtler
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Die Handschriften mit festen Siglen
5. H a n d s c h r i f t E Wien, Österreichische Nationalbibliothek Hs. 4696, MR Hs. Nr. 12. Lambacher Liederhandschrift (F. Wolf). Geschichte: Sammelhandschrift aus dem Benediktinerstift Lambach, Oberösterreich, wo sie Primisser 1822 noch benützt hat (Menhardt S. 1059). Lambacher Signaturzettel auf dem Rücken aus dem 15., 16. und 18. Jh.: „M. cart. 251". Bl. l r oben: „251" (18. Jh.). Auf dem Vorderdeckel innen: Ex dono Monasterii Lambachprocurante P. los. Chmel hibliothecario San-Florianensi. XV. Febr. 1830. Auch die Wiener Hss. 3044, Ser. n. 3614, 3616 stammen aus Lambach. E fehlt in Chmels Wiener Katalog. Blatt^ahl, Format: 230 Blätter nach Zählung des 19. Jahrhunderts, 213/140 mm. Näheres Menhardt S. 1058—1059, auch für alle folgenden Daten. Rote röm. Blattzählung aus dem 15. Jh. im Liederteil: 107—134: XXI—XL. XI—XX 153—166: I—X. LXI—LXX 177—188: CI—CXII Röm. Zählung springt: XIII auf XV, XVI auf XVIII, III auf VII, VIII auf X, LXIII auf LXV, LXV zweimal, LXV (2. Bl.) auf LXVII, LXVII auf LXIX. Nach dieser Zählung fehlen Blätter (Menhardt S. 1059); doch keine Lücken in den Texten, also röm. Numerierung vor Niederschrift anzusetzen. Liederreihung nach röm. Numerierung: I—X (153—158): G 6 XI—XX (127—134): G 7 XXI—XL (107—126): Vorrede. G2. G 3. G 4 LXI—LXX (159—166): G 5 CI—CXII (177—188): G 40. G41. G 39 Bl. 135—152 und 167—175 im Liederteil keine röm. Numerierung. Entstehungss^eit, Schreiber: Liederteil von Hand 2, die sonst nicht vertreten ist, um 1470—1485 (Menhardt; Bauerreiß ungenau, vgl. oben S. 11). Mda.: bair. -österr. Eine Eintragung Sittaw' Bl. 168r von dieser Hand 2 nach dem Amen des Tischsegens G 42 weist vielleicht auf den Namen des Schreibers (fehlt im Schreiberregister Menhardts). Aufbau: Selbständiger Liederteil, im 15. Jh. mit den übrigen Teilen vereinigt. Die Hs. zeigt Liederreihung nach Themen, wenn wir die Aufstellung nach der röm. Numerierung betrachten. Hs. bedeutsam auch wegen der weltlichen Lieder A44. A 45. D 17. E 20 (dieses nur in dieser Hs.) und der Oswald-Lieder Kl. 130 und das in Kl fehlende (vgl. Spechtler, DVjs. 40, 1966, S. 80ff.), die beide auch in A stehen (zu den weltl. vorläufig Sp).
Handschrift E
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Einrichtung, Ausstattung: Fünf Liniensysteme pro Seite zu je vier oder fünf Notenlinien, ohne Noten 22—26 Textzeilen. Rot ausgeführt: Römische Foliierung, Notenlinien, Randstriche, Überschriften, Initialen. Einband: 15. Jh., Holzdeckel (vgl. Menhardt S. 1059). Inhalt: lr—104v: Versch. Traktate (vgl. Tab. Cod. 3, S. 353—354): Richardus Fitz-Ralph: Defensio curatorum adversus fratres mendicantes. 35r: Henricus de Hassia: De quattuor homini novissimis u. a. 94r: Sermo in epistolam Jacobi. 105r bis 106v leer. 107r—188v: Liederteil mit Melodien: 107r: Dy sequenc^en hat ein gelertter herr her Johanns ain Munich gemacht durch begerñ vnd bete des Hochwirdigen herren hrrñ Pylgreym Erc^byschof vnd legat. vnd hat jeder puechstab seins nams ainen vers mit vil hübschen figuren vnnser lieben frawen der mueter Marie c%u geleichet etc. 107v: Ain kostliche Sequenc^ß: G 2 (dazu 112v über den Notensystemen: Zwelff fremd vnnser frawen) 115v: Rycherus plebanus jn Rastat hat jeder puechstab ein vers von vnnser frawen mit vil hübschen subtilitetñ: G 3 123v: Maria virgo von vnser frawen: G 4 127r: Salue mater saluatoris nach dem text: G 7 135r: Mittit ad virginem nach dem text: G 13 139r: Ain ander Mittit ad virginem\ Oswald von Wolkenstein Kl 130 143r: Zu Österleicher c^eit Mundi renouatio: G 28 145v: Ain ander Mundi renouatio: Oswald von Wolkenstein (vgl. Spechtler, DVjs. 40 (1966), S. 80—89) 149r: Von dem heyligñ Geist der ympnus Veni creator spiritus: G 34 (Hs. A nur im Reg.) 150r: Dy sequenc^en Veni sánete spiritus: G 35 (Hs. A nur im Reg.) 152r: Von der heyligen Dryfaltikait der ympnus: G 44 (Hs. A nur im Reg.) 153r: Ave preclara nach dem text: G 6 159r: Ave virginalis forma nach dem text: G 5 167r: Das Benedicite: G 42 (1. Teil). Das Gracias (2. Teil) 168r: Von sand Marteins fremden: Weltl. Lied A 44 (s. Sp) 170v: Ain Rädel von drein stymmen: Weltl. Lied A 45 (s. Sp) 171r: Ain tagweis vö den heyligñ dreyn künigñ das gülden Cyppel: G 46 172v: Zw dem Newen jar ain lied: D 17 174r: Ain lied: E 20 (weltl., s. Sp; Bl. 176r—176v leer)
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Die Handschriften mit festen Siglen
177r: Der Ympnus von Gotes leichnam Pange ligwa (\)gloriosi Darnach dy sequenc^en Lauda syon saluatorem Darnach Ave viuens hostia das alles nach dem iext (nur diese Eintragung auf 177r, 177v beginnt Text): G 40 178v: Dy sequenc^en nach dem text Lauda syon saluatorem: G 41 186v: Ave viuens hostia nach dem text: G 39 189r—230r: Versch. Traktate, Rezepte u. dgl. Vgl. Menhardt. Literatur zur Handschrift: Menhardt S. 1053—1059. Tab. Cod. 3, S. 353—354. Schabasser S. 19. Sp S. 29—34. Wolf, Ferdinand: Inhalt der Lambacher Liederhandschrift. In: Altdt. Blätter 2 (1840), S. 311—316.
6. H a n d s c h r i f t F Wien, Österreichische Nationalbibliothek Hs. 2975 (Iur. civ. 244), MR Hs. Nr. 14. Herkunft unbekannt. Bleistiftnotiz 12r: praecedentia folia impressa ad Collectionem editionum saec. XV. translata sunt 23. Juni 1780 (dazu Menhardt S. 711). Blatts^ahl, Format: I + I* + 173 + 1 Bl. nach einer Zählung des 18. Jahrhunderts. 210/145 mm. Entstehungs^eit, Schreiber: Hand 3 (Menhardt S. 711): 87r—121r, 123r—173r (Liederteil), datiert: 121r u. 149r: 1465. Hand 1 (lr—3r) 15. Jh., Hand 2 (13r, 14r—83r) Martin Erlinger von Attenheim (südl. Elsaß), datiert: 1477. Hs. vermutlich schon bald nach den Schreiberdatierungen gebunden, I*v Inhaltsangabe des 16. Jahrhunderts. Mundart: bair.-österr. Einrichtung und Ausstattung: Rote Initialen, ab 87r teilweise rote Überschriften. Keine Noten. Einband: 20. Jh., 16. Jh. schon sicher zusammengebunden. Inhalt: lr—3r: Ausgemalte Federzeichnungen und Sprüche über die sieben freien Künste. 14r—83r: Reformation Kaiser Sigismunds. 1439 (vgl. Koller). 87r—121r: Jakob von Cessolis: Schachzabelbuch (vgl. Schmidt). 123r—149r: Offenbarung Johannis 149r—160v: 18 geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg: 149r: Sequitur sequencia de beata virgine sub melodia lauda syon: G 2 150r: Sequitur sequencia sub melodia Salüe mater saluatoris et quaelibet littera habet vnum versum et etiam monachy: G 3 151r: Sequitur sequencia Salue mater saluatoris secundum textum monachus: G 7
Handschrift G
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152r: Item alia sequencya secundum textum Salue mater saluatoris monachus: G 8 152v: Sequitur sequencia marya virgo et quaelibet litter a habet suum versum sub melodia veni sancte spiritus monachus: G 4 153r : Sequitur sequencia auepraeclara secundum textum monachus: G 6 154r: Sequitur sequencia mittit ad uirginem secundum textum monachus: G 13 154v: Sequitur sequencia mittit ad uirginem secundum textum walkchenstainer( ! ) : Oswald von Wolkenstein Kl. 130 155r: Sequitur de beata virgine psalmuspasca sub melodia mundy renouacia(l): G 17 De beata uirgine sub melodia verbum bonum: G 18 155v: Sequitur sequencia mundy renouacia (!)secundum textum monachus: G 28 156r: Item sequitur eadem sequencia secundum textum mlkenstain' mundy renouacio: Oswald von Wolkenstein, Der welde verneuung (Text: Spechtler, DVjs. 40 (1966), S. 88£.) Sequitur sequencia lauda syon secundum textum : G 41 157r: Sequitur Aue viuens hostya secundum textum: G 39 158r: Sequiturympnuspange lingwa: G 40 158v: Sequitur de sancto Johanneymnus vt queant laxis: G 47 159r: Sequitur ymnus de nativitate a solis ortus cardine: G 21 159v: Sequitur ymnusjn jeiunio ad completorium Christe qui lux : G 43 Sequitur ymnus rex Christe factor omnium: G 27 160r: vber das laus tybi Christe vinsts mettn c^eit : G 24 161r—173r: ProzeBbuchlein, vgl. Menhardt S. 711. Literatur zur Handschrift: Menhardt S. 705—711. W K I, S. 369—370. Sp S. 38—41. Koller, Heinrich (Hsg.): Reformation Kaiser Siegmunds. Stuttgart 1964 (MGH. Staatsschriften des späten Mittelalters 6), S. 36—37. Schmidt, Gerard F. (Hsg.): Das Schachzabelbuch des Jacobus de Cessolis, O. P. in mhd. Übersetzung. Berlin 1961 (Texte des späten Mittelalters 13), S. 16.
7. H a n d s c h r i f t G München, Bayerische Staatsbibliothek clm. 4423, MR Hs. Nr. 6. Geschichte: Die Hs. stammt aus dem Kloster St. Ulrich und Afra, Augsburg (Mitt. d. Bayer. Staatsbibl.). Blatt^ahl, Format: 326 gezählte Blätter, zwischen 1 u. 2 sind zehn ungezählte Blätter leer, dasselbe zwischen 325 u. 326, 150/110 mm.
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Die Handschriften mit festen Siglen
Entstehungs^eit, Schreiber: Viele Hände. Der Liederteil ist von einem Schreiber geschrieben. Expl. 60v: p frem lehn hawß 81° dyonisy (9. Okt. 1481). 66t: 1482. Aufbau, Einrichtung: Mischhandschrift, lat. u. deutsche Texte, viele Schreiber. Initiale im Liederteil nur A (Ave) 53r. Keine Noten im Liederteil, wohl 61 r ff. (Ave rosa bella). Einband: Alte Holzdeckel (15. Jh. ?), innen mit altem Pergament beklebt. Inhalt: lr—52v: Lat. und deutsche Texte geistl. Inhalts. Bl. 1 leer. 35v: deutscher Text: Müter der parmherc^ikait Maria du vil raine tnaid (3 Str.) 53r—60v: 7 geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg: 53r: Monachus: G 1 55r: Von vnser frawen himlfart: G 18 Von vnser liebii frawn s>n> osflich' cvgyt: G 17 55 v: Von vnser liebii frawen küdüg: G 14 56v: Das guldn Aue Mata: G 12 57v: Das gülden vinglein von den %welijf monatii d's jars mit edln gestain: G 11 59v: Von vnser liebii frawn gepurd: G 20 61r—326v: Lat. u. deutsche geistliche Texte, z. B.: 61r: Aue rosa bella . . . (Marienlied mit Noten) 64r: Mein herr mein got o iesu crist (WK Nr. 739, auch cgm. 858, Bl. 123r) 140r: Grüst seyst vol aller ersamkayt o Margaretha edle mayd (WK Nr. 890) 294r: Ave Maria vulgariter. Inc.: Gegeruesset seyst Maria vol genaden . . . Literatur zur Handschrift: Cat. cod. 1/2, S. 193—195. MR S. 22. Sp S. 93—94. Janota S. 75—76.
8. H a n d s c h r i f t H Prag, Knihovna Narodniho musea Ms. X A 12 (olim Böhmisches Museum Hs. 325), Liederbuch der Clara Hätzlerin, MR Hs. Nr. 29. Aus Augsburg. Da Hanns Fischer in seinem Nachwort zum Neudruck der Ausgabe des Liederbuches über alle Einzelheiten Aufschluß gibt, seien hier nur die Lieder des Mönchs von Salzburg (6 geistliche, 1 weltliches) in der Reihenfolge der Hs. angeführt. Datierung der Hs.: 1470 u. 1471.
Handschrift J
181v: 183v: 185v: 187v: 239v: 241v: 244v: 296r: 329v:
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Nr. II, 63: von dem hailigen Gaist der Münich von Salzburg: G 33 Nr. II, 64: von dem hailigen fronleichnam Cristi: G 37 Nr. II, 65: von der hailigen driualtikait der Münich von Salt^burg: G 36 Nr. II, 66: von vnser frawen der Münich etc.: G 10 Nr. II, 82: Von den grossen haubtsünden: ACh vatter Crist ich clag mitgir (kein Lied des Mönchs von Salzburg, vgl. Haltaus-Fischer S. 395) Nr. II, 83: Die siben tag^eitt des Münichs von Salzburg: G 23 Nr. II, 84: Tag^eitt vnser frawen: Maria müter raine maid (kein Lied des Mönchs von Salzburg, vgl. Haltaus-Fischer S. 395, Sp S. 320 zu tilgen). Nr. 1,45: Weltl. Lied des Mönchs von Salzburg: D 59 (Text MR S. 292f.) Nr. 1,107 : G 42 Literatur zur Handschrift:
Ausgabe Haltaus-Fischer (s. Bibl.; mit Literatur). — Die übrigen Hss. der Clara Hätzlerin bei Haltaus-Fischer S. 370 f. Noch hinzuzufügen Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter Hss. b XII 19a u. 1 9 b (Der Heiligen Leben). — Sp S. 125—126. Geuther, Karl: Studien zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle 1899. Schlosser, H. D.: Untersuchungen zum sogenannten lyrischen Teil des Liederbuchs der Klara Hätzlerin. Hamburg 1965. (Leider spricht Schlosser S. 14 wieder von „Martin Kuchlmeister" als dem Mönch von Salzburg. Siehe oben S. 9ff.).
9. H a n d s c h r i f t J Wien, Österreichische Nationalbibliothek Hs. 3741 (olim Lunaelac. f. 195). MR Hs. Nr. 13 (dort Hs. d). Geschichte: Die Hs. stammt wie D aus Mondsee (vgl. oben S. 47). Blatt^ahl, Format: I + 304 + I Blätter (Zählung des 19. Jahrhunderts), 294/220 mm. Entstehungs^eit, Schreiber: Die Lieder des Mönchs von Salzburg wurden von Hand 1 (1440—1450) u. 3 geschrieben (Menhardt S. 945). Außau: Sie ist zur Verherrlichung Mariae angelegt, was die lat. Traktate (bes. die Bullen vom Basler Konzil) und die Marienlieder des Mönchs beweisen. Sechserlagen mit Ausnahme von Bl. 35—44. Einrichtung und Ausstattung: Liedertexte einspaltig, Schriftraum 220/140 mm, 14—35 Zeilen. Rote Überschriften, Initialen (vgl. bes. l l r u. 12r), Striche zur Begrenzung des Schriftblocks. Einband: 15. Jh., Holzdeckel, graues Leder, je 5 Knöpfe und 2 Schließen abgerissen, Rücken: Inhaltsangabe des 16. Jahrhunderts, darunter zweimal: 195.
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Die Handschriften mit festen Siglen
Inhalt: lr—lOv: Lat. Schriften von Kirchenvätern; „Flores de dignitate et excellencia beatae marie virginis" des hl. Bernhard, 7v bis lOr leer. l l r : Monachus: G 1. Am Schluß des Liedes 13v: In eternum fiat. 13v: „Bulla de festo Conceptionis beatissime virginis Marie que facta est in generali Concilio Basiliensi" (1439). 14v folgend: „Bulla de festo visitacionis . . . virginis Marie" (1431, Basler Konzil). 16v: Von vnnss frawn hjmelfart: G 18 Von vnns* lieben frawn österlich1 %eit: G 17 17r: Von vnns* liebm frawn chündüng: G 14 17v: Das guidein aue maria: G 12 18v : Das guidein vinger lein von den Riveli ff monatti des jars mit edelii gestdyn: Gli 20r: Von vnns' liebm frawn gepürd: G 20 21r—282v: Bis 23v leer, dann ab 24r lat. Traktate über die unbefleckte Empfängnis Mariae, 59r : lat. Traktat auf Maria von Nikolaus von Dinkelsbühel u. a. 163r: lat. Traktate auf Maria von Johannes Geuss, Thomas Ebendorfer, St. Hieronymus, Nicolaus aus Gräz, hl. Augustinus. 283r: Albertus episcopus Ratisbonensis : „Sermo de gloria et sanctifìcatione S. Johannis Baptistae". Ferner: „Versus de passione apostulorum" und „Sermo de S. Johanne Baptista". 303v: Inhaltsübersicht über die Hs. Iar: G 42 (2. Deckel innen) Literatur zur Handschrift: Menhardt S. 943—945. Tab. Cod. 3, S. 72—74 (daraus auch die obigen lat. Titel). Sp S. 35—37.
10. H a n d s c h r i f t K München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 4997, Kolmarer Liederhandschrift. MR Hs. Nr. 3. Die Hs. ist von Bartsch, Ursula Aarburg, Stackmann, Husmann u. a. beschrieben und untersucht worden, so daß hier wenige Bemerkungen und die Übersicht über unsere Lieder genügen. Wichtig ist die Hs. einmal deshalb, weil in ihr eine stattliche Zahl von Liedern des Mönchs von Salzburg überliefert ist und Töne (Melodien) des Mönchs zu Kontrafakturen verwendet wurden (Bartsch,
Handschrift K
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Meisterlieder, K 712. K 717). Die Töne tragen Namen (Hofton, langer Ton, zarter Ton, süßer Ton, Chorweise, kurzer Ton), was auch zeigt, daß sie Wertschätzung fanden (vgl. Aarburg, Verzeichnis S. 130). Deshalb wird man die Lieder des Mönchs auch nachträglich ins Konzept der Handschrift nach dem Traumton Heinrichs von Mügeln aufgenommen haben (Husmann). Das beweisen die Eintragungen Blatt 644r (Beginn der für den Mönch nachträglich reservierten Lage 48): Ausradiert: Traumton Müglin. Dann: darnach müche vö salc^b'g. Darunter als Überschr. für G 36: De% müchs parier don. Doch der Schreiber fand mit der Lage 48 nicht das Auslangen. Obwohl 662r, der Beginn der Lage 49, mit Reyms fraw ern don nicht für den Mönch vorgesehen war, wurde des Mönchs „Jahrweise" G 45 noch auf das erste Blatt der Lage geschrieben. Die nach Stackmann frühestens 1470 (S. LXXXVI) abgeschlossene Hs. ist für uns aber noch deswegen bedeutsam, weil sie das einzige lateinische Lied des Mönchs mit der Bemerkung über Peter von Sachsen (vgl. oben S. 18) überliefert, wovon die übrigen großen Hss. nichts wissen (nur Hs. V, Donaueschingen 120, dazu unten bei Hs. V). Dies weist uns wiederum darauf hin, daß wir es beim Mönch von Salzburg mit einer komplizierten Überlieferung zu tun haben. Nach Husmann S. 241 ff. enthält die Hs. bis Lage 55 genau die „Meister". Dieser Grundstock entstammte einer Hauptvorlage, eine andere Quelle habe den Tugendhaften Schreiber, andere Sänger und „jedenfalls die Kompositionen des Mönchs von Salzburg" (S. 243) enthalten. Gesine Freistadt setzt „mehrere Vorlagen" an, für den Mönch von Salzburg eine kleinere Hs., „die ungefähr die Zeilenlänge und wohl auch eine ähnliche Einrichtung hatte wie die Mondsee-Wiener Liederhandschrift" (S. 40). Inhalt: Ich nenne die Lieder des Mönchs von Salzburg und solche, die mit diesen in Zusammenhang stehen. Zu den Foliierungen und dgl. vgl. Stackmann, bes. S. XCIV—XCV. 38r: Dyß ist ein Barant ton hs peter von Saßen: Maria gnuchtig ^uchtig (vgl. Anhang). 38v: A.ls her peter von sahsen dem münch vo salc^burg dyß vorgeschritten} par schicket da schicket er yme dyß nachgende latynysch par herwydervmb in dem selbe tone: G 9 39r: (über dem Schriftblock:) Pet8 vö sahsen Barät ton (über dem Lied:) Ein ander par in dyse tone vonn meye ei pryßl(ied)>: Man sieht leuber teuber (Moser/Müller-Blattau S. 278—280). (Den weiteren Inhalt vgl. Bartsch S. 6 ff.) 644r: darnach müche vö salc^b'g (darunter:) des^ müchs smarter don: G 36 645r: In de\ muches hoffdone: G 20
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Die Handschriften mit festen Siglen
646r: Im müch von salc^g (jetzt: korwyse durchgestr., dann:) lang! tone: G 33 (Alt: Ein anders in dysem tone von d* megtliche gehurt: G 10 648r: Ein and*s von dem sacment in dysem ton: G 37 650r: Ein ander par sym bofdon genotiert da forn. v. blett*: G 38 652r: In des mänchs süßen ton etlich spreche korwyse: Ich bit dich geber guter dige (Ton des Mönchs, s. o.) 653v: De^ müchs von salc^burg guldin abc: G 1 657v: Dyß ist da^ Taghorn de% munchs vö salc^purg: weltl. Lied D 12 658r: Da% nachthorn: weltl. Lied D i l 658v: Dyß ist de^ müchs korwyse: G 23 660v: Ein ands par i dysem: Got vater son heiliger geist (Ton d. Mönchs) 661r: In de^ müchs vö salc^bgk kurc^e ton: G 12 662r: (über dem Schriftspiegel links:) d' monch (über dem Lied:) De^ müches Cisioianus die jarwyse: G 45 824r: G 46 als Str. 8—13 u. 15 im Lied Marien wart ein bottgesät. Üb.: Graff peters vö arberg tagewyse (Röll Nr. 31 mit alter Blattzählung 810r). Abdruck W K Nr. 526. Zum weiteren Inhalt Bartsch S. 68 ff. Literatur zur Handschrift: Aarburg, Ursula: Kolmarer Liederhandschrift. I n : M G G 7 (1958), Sp. 1415—1419 (mit älterer Lit.). Aarburg, Ursula: Verzeichnis der im Kolmarer Liedercodex erhaltenen Töne und Leiche. I n : Fs. Heinrich Besseler. Leipzig 1961, S. 127—136. Bartsch, Karl (Hsg.): Meisterlieder der Kolmarer Handschrift. Stuttgart 1862 (Bibl. d. Lit. Ver. Stuttgart 68). Nachdruck Hildesheim 1962. Boueke, Dietrich: Materialien zur Neidhart-Uberlieferung. München 1967 ( M T U 16), S. 38—39. Freistadt, Gesine: Zur Abhängigkeit der Liederhandschriften Kolmar und Donaueschingen. Diss. (masch.) Göttingen 1966 (S. 9ff. Forschungsbericht; S. 56ff. Vergleich der Melodien, Mönch S. 81. 100. 160—166. 301—305). Husmann, Heinrich: Aufbau und Entstehung des Cgm. 4997 (Kolmarer Liederhandschrift). I n : D V j s . 34 (1960), S. 189—243. Runge, Paul: Die Sangesweisen der Colmarer Handschrift und die Liederhandschrift Donaueschingen. Leipzig 1896. — Scharfe Kritik von Heinrich Rietsch in: AfdA 24 (1898), S. 167—177, und Hugo Riemann in: Musikal. Wochenblatt 28 (1896/97), S. 1—2, 17—18, 33—34, 45—46, 61—62 u. 353f. Stackmann S. L X V — X C V . Vgl. dazu auch den Nachtrag S. 648—649. — Brandis S. 86. — Sp S. 85—89.
11. H a n d s c h r i f t L Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz Ms. mus. 40.613. Lochamer-Liederbuch. MR Hs. Nr. 31. Nürnberg (2. H. 15. Jh.).
Handschrift M
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Auf Grund der Faksimile-Ausgabe von Konrad Ameln und der Arbeiten von Petzsch-Salmen sind wir gut über die Hs., das Lochamer-Liederbuch, informiert. Es genügen daher wenige Angaben. Der Name weist auf den Besitzer des Liederbuches, Wolf lein von Lochamer, zurück und nicht etwa auf einen Ortsnamen. Dazu der Besitzervermerk auf S. 37 der Hs.: Wolf lein von Lochamer ist das gesenngk püch. Die Hs. enthält nur zwei Lieder des Mönchs von Salzburg, ein geistliches, nämlich den Tischsegen G 42, und ein weltliches, das Neujahrslied D 17, beide mit Noten. S. 32: Bndicite: G 42 S. 39: D 17 (dreistimmig S. 38) S. 78: zweistimmiger Orgelsatz von G 42, S. 77: Sequitur Tenor Benedikte Almechtiger got. Literatur zur Handschrift: Locheimer Liederbuch und Fundamentum organisandi des Conrad Paumann. In Faksimiledruck hsg. von Konrad Ameln. Berlin 1925. Jetzt die kritische Ausgabe: Das Lochamer-Liederbuch.Einführung und Bearbeitung der Melodien von Walter Salmen. Einleitung und Bearbeitung der Texte von Christoph Petzsch. Wiesbaden 1972 (Denkmäler der Tonkunst in Bayern, Neue Folge, Sonderband 2). Petzsch, Christoph: Das Lochamer-Liederbuch. Studien. München 1967 (MTU 19). Hier und in der Ausg. umfassende Literaturangaben.
12. H a n d s c h r i f t M Wien, Österreichische Nationalbibliothek Hs. 3946 (Salisb. 68), MR Hs. Nr. 16. Geschichte: Die Hs. stammt, wie auch die alte Signatur zeigt, aus Salzburg, und zwar aus dem Domkapitel. Der Einband aus dem Domkapitel (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) beweist dies ebenfalls. Zu den restlichen über 20 Salzburger Hss. der Österreichischen Nationalbibliothek vgl. Menhardt, Register, und Sp S. 43—44. Blatt^ahl, Format: I + 477 Blätter nach Menhardts Zählung, 293/214 mm. Entstehungs^eit, Schreiber: Der lat. Teil ist mit 1424 und 1425 datiert (193v, 466r). Hand 2 (Menhardt S. 961), die unsere Lieder geschrieben hat, 15. Jh. Mda.: bair.-österr. Auflau: Die Lieder des Mönchs von Salzburg wurden am Schluß der Hs. von Hand 2, die auch l v die Inhaltsangabe verfaßte und Verschiedenes ergänzte, angefügt. Einrichtung und Ausstattung: Rote Initialen, Schriftspiegel 180/ 120 mm. Keine Noten.
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Die Handschriften mit festen Siglen
Einband: Weißer Ledereinband des Salzburger Domkapitels aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Diagonal- und Rahmenstriche, 2 Schließen abgerissen, Spur einer Kette, Titelschild d. 15. Jh.: „Mammotrectus". Rücken: Inhaltsangabe 16. Jh. u. a. Inhalt: lr—470v: Johannes Marchesini: „Mammotrectus super biblia cum expositione sequentiarum et hymnorum" (Tab. cod. 3, S. 123—124). 470v: Übersetzung des Lauda Sion (fehlt WK): Deynen haylant lobe syon deine scheppfer gib lobes don . . . 471 v: Sequencia de beata virgine verbum bonum: G 18 Salue mater saluatoris: G 8 472v: Sequencia de resurrectione Mundi renouacio: G 28 473r: Drei lat. Kyrie eleison, 475r—477v leer. Literatur zur Handschrift: Menhardt S. 960—961. Tab. Cod. 3, S. 123—124. Sp S. 43—45.
13. H a n d s c h r i f t N Klosterneuburg, Bibliothek des Chorherrenstiftes Hs. 533, MR Hs. Nr. 35. Nach einer Mitteilung des Stiftsbibliothekars (DDr. Floridus Röhrig Can. Reg.) ist der Codex eine Sammelhandschrift mit verschiedenen lat. Sermones von verschiedenen Händen (viele Seiten leer). Sie trägt einen Besitzervermerk der Bibliothek aus dem 15. Jh. Ob sie in Klosterneuburg geschrieben wurde, ist nicht sicher, doch wurde sie hier gebunden. Die Abschriften unserer Lieder sind beide datiert: 4r und 5r: 1418. Keine Noten. 197r hat ein Traktat die Jahreszahl 1409. Lieder: 3r: Lauda syon saluatorem: G 41 4r: Aue preclara: G 6 Literatur zur Handschrift: Zeibig, Hartmann Josef: Die deutschen Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. In: Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur 11 (1850), S. 101—109 u. 123—125. Zur Hs. S. 107. — Sp S. 55 f. Cernik, Berthold: Das Schrift- und Buchwesen im Stifte Klosterneuburg während des 15. Jahrhunderts. In: Jb. d. Stiftes Klosterneuburg 5 (1908), S. 99—176. Der Katalog von Pfeiffer-Cernik, 2 Bde., Wien 1922—1931, endet mit Hs. 452.
Handschrift O, P
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14. H a n d s c h r i f t O München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 427. Mischhandschrift aus 253 Blättern, 15. Jh. Herkunft und Schreiber unbekannt. Sie enthält zwei geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg am Anfang. Inhalt: lr: Ein lied von vnnser framn von den festen in den ywelff Manaten des iars Vnnd von %welff Edeln stainen Vnnd haist das guidein vinger lein: G 11 3v: Ein lettanej von allen heyligen: G 36 6c: Traumbuch des Hans Lobenzwei von Riedling (VL 5, 619). 21t: Konrad von Megenberg: Buch der Natur u. a. 76r: Deutsche Fassung der in cgm. 277, Bl. 106r—176v enthaltenen „Bavariae imprimis ejus monasteriorum historia"; ferner geschichtliche Daten, besonders über bayerische Regentenfamilien des 15. Jh. (Cat. Cod. 69—70). Literatur zur Handschrift: Cat. cod. 5, S. 69—70. Sp S. 101—102.
15. H a n d s c h r i f t P München, Bayerische Staatsbibliothek cgm. 444, MR Hs. Nr. 5. Mischhandschrift, 221 Bl., 15. Jh., enthält zwei fragmentarische Abschriften von geistlichen Liedern des Mönchs von Salzburg (ohne Noten). Inhalt: l r : Traktate vom Würfelspiel u. a., dann: 14r: Zwei lat. Strophen des Ave vivens hostia, folgend die Übersetzung des Mönchs von Salzburg G 39 (2 Str.), 14v leer. 15r: Victimae paschali laudes (nur lat.) u. a. 17v: Magnum nomen, dann die Übersetzung: Da gabriel der engel elar (WK 610) u. Puer nobis nascitur (WK I, 327) 20r: Dies est laetitiae ,dann Ubersetzung: Der tag der ist so frewdenreich (WK 689 ff.), 22r leer 22v: Das thewcv^ pange lingwa: Lobe v^unge cristi leichnam (WK 569, bei WK fälschlich unter den Liedern der Mönchs von Salzburg) 23v: Verschiedene Texte: „Regimen scholae solemnitatis", Arzneibuch lat. und deutsch u. a. 91v: G 1, Str. 13—24 (am Rand ein Vermerk des 19. Jh.: „Bruchstück aus dem ABC des Münchs von Salzburg von Lit. N—Z")
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Die Handschriften mit festen Siglen
95r: Versch. Fragmente und Traktate, z. B. Stücke aus Freidanks Bescheidenheit, Reime über die 10 Gebote, Rezepte (mehrere Schreiber). Literatur zur Handschrift: Cat. cod. 5, S. 73. Sp S. 92—93. Janota S. 137—138.
16. H a n d s c h r i f t Q München, Bayerische Staatsbibliothek clm. 5879 (Ebersberg 79). Mischhandschrift, 234 Blätter, verschiedene Traktate, datiert 1. Hälfte 15. Jh. (siehe Inhalt). Die Lieder sind am Ende der Hs. hinzugefügt worden (15. Jh.). Inhalt: l r : „Liber expositionis missae" (Titel nach Cat. cod.) 99r: „Speculum clericorum Alberti Dyssensis" 192r: „Bartholomaei magistri introductiones in practica ypocratis", datiert: 1417 203r: Traktate über Krankheiten, Tierkreiszeichen (deutsch), datiert 1409 232v: De Corpore Christi: G 37 (nur Str. III—V), am Rand: Münch von Salzburg (19. Jh.) 233r: De sancto spiritu: G 33 (am Rand von Hand d. 19. Jh.: Bartsch Kolm. Hdsch. p. 66) Weitere Datierungen: 191v: 1423, 209v: 1415. Literatur zur Handschrift: Cat. cod. 3/3, S. 48. Sp S. 105. Janota S. 210 u. 214.
17. H a n d s c h r i f t R München, Bayerische Staatsbibliothek clm. 5967, olim Ebersberg 167. MR Hs. Nr. 11. Mischhandschrift, 15. Jh., 366 Blätter, viele kleinere Abschnitte, lat. und deutsche Texte wechselnd. Der Codex stammt aus Ebersberg (clm. 5801—6059), wie auch die Signatur 167 auf dem schadhaften Einband beweist. Mitten unter den Traktaten (269v bis unten lat. Text) die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg mit Noten (außer G 18). 270r: Das guidein Aue maria: G 12 271 r: d* osfleichen c^eit dy sequenc% Mundi Renouatio nach dem text: G 28 272r: Aue preclara d' sequenc^ nach dem text item: G 6
Handschrift S
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273v: G18 274r: Lat. Traktat über Maria und andere lat. Texte. 345r wieder deutscher Text: Ich sündiger mensch ich vergich den almechtigen got . . . (Schuldbekenntnis), dann wieder lat. Texte. Literatur zur Handschrift: Cat. cod. 3/3, S. 60. Sp S. 98.
18. H a n d s c h r i f t S München, Bayerische Staatsbibliothek clm. 14.574. Die Handschrift ist von Karl Stackmann beschrieben worden, so daß einige Anmerkungen genügen. Sie stammt aus der Benediktinerabtei St. Emmeram (zwischen 1810 und 1812 säkularisiert). 186 Blätter, 220/146 mm. Unsere Lieder stammen von Schreiber B, 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Stackmann); einspaltig, rote Überschriften und Strophennummem am Rand. Mischhandschrift: Pseudo-Aristoteles, Augustinerchorherrenregel, Predigten und geistl. Traktate, solche über das Basler Konzil und eine medizinische Abhandlung. Inhalt: 137r: Drei Str. im langen Ton Heinrichs von Mügeln (unecht). 138r: Heinrich von Mügeln, Buch 12 (296—313), 18 Str. 140v: Drei Str. im langen Ton Heinrichs von Mügeln (unecht). 141 v: Heinrich von Mügeln, 15 Str. im kurzen Ton, Buch 7 (Str. 281—295). 143v: Heinrich von Mügeln, lat. Version des 7. Spruchbuches. 147v: Härder: „Guldin Schilling", 10 Str. (vgl. Brandis S. 88). 149r—153r: Mönch von Salzburg: G 12. G 10. G 37 149r: Der Münich item: G 12 149v: Sequitur Aliud: G 10 151v: G 37 (Bl. 151r unten schon Hinweis auf G 37: Aliud sequitur). 153r—184v: Spruch Nr. 68 des Teichners (153r), dann eine Predigt, Beschreibung der hl. Stätten in Jerusalem, deutsche Prosachronik u. med. Traktate. Literatur zur Handschrift: Stackmann S. XCVI—CVIII. Brandis S. 88.
19. H a n d s c h r i f t T Berlin, Staatsbibliothek, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. 4° 979. MR Hs. Nr. 47.
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Die Handschriften mit festen Siglen
Zur Geschichte ist zu bemerken, daß sie jene Gregoriushandschrift aus dem Schloß Spiez am Thunersee ist, die B. Hidber 1876 im Besitz von Großrat F. Bürki, Bern, gefunden hat. Blatt^ahl, Entstehungs^eit: 222 Blätter, Seiten durchgezählt, 15. Jh., Gregorius-Hs. J, alem. Einrichtung und Ausstattung bescheiden, einspaltig, größere Initiale Seite 195: G. Inhalt: Hartmann von Aue, Gregorius, Überlieferung J. S. 195: G 37 (ohne Überschrift) S. 201: G 10 (ohne Überschrift) S. 208: Marienklage, Inc.: Ussermlti cristanhait nuhelfent klagen mit grossem lait .. . Dann folgen Gebete, darunter eine Übersetzung von Psalm 51. Literatur zur Handschrift: Degering, Hermann: Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek Bd. 2, Berlin 1926 (Mitt. d. Preuss. Staatsbibl. 8), S. 164. — Sp S. 124. Dittmann, Wolfgang: Hartmanns Gregorius. Untersuchungen zur Uberlieferung, zum Aufbau und Gehalt. Berlin 1966 (Philolog. Studien u. Quellen 32), S. 33ff. Hidber, B.: Eine neue Handschrift von Hartmanns Gregorius. In: Beitr. 3 (1876), S. 90—133. Dazu die Bemerkungen von Hermann Paul im selben Band S. 133 bis 139. Paul, Hermann: Geistliche Stücke aus der Berner Gregoriushandschrift. In: Beitr. 3 (1876), S. 358—372.
20. H a n d s c h r i f t U Berlin, Staatsbibliothek, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. 8° 137. MR Hs. Nr. 34. MR nennen S. 25 eine „Hs. in 16° aus der ersten Hälfte des 15. Jhs., die früher dem Wiener Antiquar Kuppitsch gehörte"; dazu wird bemerkt: „Wo die Hs. jetzt sich befindet, ist nicht bekannt." Nach einer Mitteilung der Staatsbibliothek Berlin handelt es sich um die bei MR genannte Hs. Sie stammt aus dem St. Katharinenkloster Nürnberg und dürfte nach 1839 nach Berlin gekommen sein. Mischhandschrift. 6 + 265 Papierblätter. Datiert 196r: EIN gutes Seliges newes jar mit synnen vnd verstantnus klar. Circumcisio domini 1444. Inhalt: Genau aufgeführt bei Degering, schon von Karajan bekanntgemacht. l r : Versch. deutsche geistl. Texte, wie Regeln für Nonnen, Gebete, Predigten, ab 127r Gedichte: 127r: Ach Zeitt, Ach %eitt, Ach edlen c^eitt . . . (vgl. Karajan S. 147)
Handschrift V
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127v: Got grüß dich lauter sterne glanc% (eine Übertragung des „Ave praeclara maris Stella")
134r: Ave praeclara in ein ander weiße: Ich grüß dich gerne meres sterne den heyden leuchtestu so verne . . . (weitere Übertragung des „Ave praeclara maris Stella")
135v: Ein A.b.c. vö Marie: G 1 139r: Geistl. Gedichte: Wer sich got wolle keren Eine list wil ich in leren . . . Ferner: Mensch wiltu frumer cristen sein So tu es mit den werken schein .. . 148v: Rudolf von Ems: Von dem buch Barlaam ein Exempel (116,21 bis 120, 24 von Balaam und Josaphat) 151v: Sequencia de corpore Christi uulgaris et latina vt eciam possit cantari cum nota: G 41 (mit Orig. zw. Str.; fragm., 151/152 fehlt Bl.) 153r: Dy sequen^ pfingsten vom heilgf geist: G 34 (mit Orig. wie G 41) 155r: Gebete zu Maria und Jesus, Inc.: Milte kunigiñgotes Mut' ich ermä dich des he'^en leides vñ bifkeit so du bettest . . . 158v: Sequencia Aue virginalisforma: G 5. Expl. 160r: Explicit Sequencia Aue virginal forma in wlgari cöpasita (!). 160v: Deutsche geistl. Traktate („Visio Philiberti", über das Jüngste Gericht, Neujahrspredigt, Pseudo-Bernhard u. a., vgl. Degering S. 55). Literatur zur Handschrift: Degering Bd. 3, S. 54—55. Bauerreiß S. 206, Anm. 9. Sp S. 121—122. Kara jan, Theodor Georg v o n : Frühlingsgabe für Freunde älterer Literatur. Wien 1839, S. 145—150.
21. H a n d s c h r i f t V Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek, Hs. 120. MR Hs. Nr. 43. Donaueschinger Liederhandschrift (Bezeichnung des Liederteils S. 205—322). Geschichte: Nach der Eintragung von Bischof Greith, Freund des Freiherrn Joseph von Lassberg (gest. 1855), auf Seite 3 „ex coenobio Hermetschwyl mense Maji 1852 C. Greith" stammt die Hs. aus Hermetschwil, Aargau. Eine weitere Eintragung erwähnt die Vorbesitzerin Meliora Mucherin (Hinweise von Prof. Kurt Ruh und Bibliothekarin Erna Huber). Blatt^ahl, Format: 322 gezählte Seiten, 282/210 mm, Schriftspiegel 210/150 mm. Entstehungs^eit, Schreiber: Husmann datiert die Abschrift „gegen Ende des 15. Jh." und erweitert dies: „wenn nicht sogar erst nach 5
Spechtler
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Die Handschriften mit festen Siglen
1500".Frühere Datierungen: Anfang 15. Jh. Mda.: hochalem., so daß Husmanns Bemerkungen bezüglich des Entstehungsorts, „vielleicht Elsaß", fraglich erscheint. Nach G. Freistadt dürften Y und K zur selben Zeit entstanden sein (um 1470, s. K). Nach Auskunft der Bibliothek haben Traktate und Liederbuch verschiedene Wasserzeichen, ebenso zwei verschiedene Schreiber. Der Buchschmuck jedoch, einschließlich der Initialen, stammt aus einer Werkstatt. Außau: Zwei Teile, theol. Traktate und Liederteil (S. 5—204 und 205—322), die vielleicht von Anfang an zusammen gehörten (Mitt. d. Bibl.). Nach Husmann gliedert sich der Liederteil in Lage 10 (S. 205—224), die Lagen 11—14 (S. 225—311) und Zusätze. Bartsch hielt die Hs. für eine Abschrift von K, Runge setzt eine gemeinsame Vorlage an. Gesine Freistadt bestimmt auf Grund von Eintragungen in V (S. 212) und K (Index) den Schreiber A von Hs. K, nämlich Nestler von Speyer, als den Mann, der diese Auswahl aus der Reihe von Vorlagen von K für V zusammengestellt hat (S. 325 ff.). Einrichtung, Ausstattung: Einspaltig, große Initialen etwa S. 218 u. 219 bei G 9 mit Gesichtern. Fünflinige Notensysteme, schwarze Semibreven, selten (S. 213) weiße Notenköpfe. Einband aus dem 19. Jh. Inhalt: S. 5—116: Hugo Ripelin von Straßburg, Compendium theologicae veritatis (Buch I—II, c. 11; s. Steer S. 83) S. 117—204: Traktat gegen die Juden S. 205—322: Liederteil. 21 Töne, zusammen 39 Liedertexte (Kanzler, Scriptor, Peter von Sachsen, Lesch, Mönch von Salzburg, Reinmar von Zweter; s. Husmann) S. 216: Maria gnutig %-uchtig (Mel., s. K 38r u. unten Anhang S. 369f.) S. 218: Als her Peter von sachsen dem münch vö Salzburg, dis von geschriben par schickte. Da schickt er im dis nach gende lathinisch par her wider vmb. in dem selben thon: G 9 S. 219: Ave maria dich lobet música (Mel.) S. 222: G 33 (Mel., nur Z. 1—26) Literatur zur Handschrift: Barack, K. A . : Die Handschriften der fiirstlich-fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. Tübingen 1865, S. 123. Bartsch, Meisterlieder S. 90—92. Runge, Sangesweisen S. 189—191 (s. o. Hs. I aus dem Kloster Mondsee, 195 Blätter (nach Menhardts Zählung), 108/70 mm, 1. Hälfte 15. Jh. Sammelhandschrift (lat. und deutsch) geistl. Inhalts, 82r: G 42 (ohne Mel.), 82v ist leer. Lit.: Menhardt Bd. 2, S. 922—923. — Sp S. 49—50.
79. W i e n 4494 Österreichische Nationalbibliothek Hs. 4494 (olim Theol. 505), MR Hs. Nr. 15. 112 Papierbl. 215/143 mm, Mitte 15. Jh. Geistl. Sammelhandschrift, lat. und deutsch. Nach dem lat. Hymnus (mit Noten) A solis ortus cardine 62r: Ymnus vulgaris idem: G 21 (mit Mel.). Lit.: Menhardt Bd. 2, S. 1041—1042 (mit älterer Lit.). — Sp S. 41—42.
80. W i e n 14.863 Österreichische Nationalbibliothek Hs. 14.863 (Suppl. 2074). 214 Papierbl. 300/210 mm. Geistl. Sammelhandschrift (lat. und deutsch aus Friesach?), 1. Hälfte 15. Jh. 214r: G28 (ohne Mel.). Lit.: Menhardt Bd. 3, S. 1375. — Sp S. 51—52.
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Die Handschriften ohne feste Siglen
81. W i e n Ser. n. 3344 Österreichische Nationalbibliothek Hs. Ser. nova 3344 (Suppl. 3344). I + 267 + I Papierbl., 290/210 mm. 15. Jh. (1431—1466). Besitzvermerke aus dem Jahr 1457 von Georg Schrat, Pfarrer zu St. Peter in Wien (urk. 1450—81) Bl. lOOr, 116r, 126r, 131v, 239v. Schreiber: L. Eghenfelder. Bl. lr—lOOr Leopold Stainreuter, Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften; ab lOOv Lieder, beginnend mit einem Gegrüßt seist du, Maria, lOlr: G 46 als Str. 3—9 des Maria ward ein pot gesandt (mit Mel.; vgl. K 824r u. Heidelberg cpg. 372, 103v, s. o. Hs. 40). Menhardt Bd. 3, S. 1485—1494. Jetzt: Lomnitzer, Helmut: Liebhard Eghenvelders Liederbuch. Neues zum lyrischen Teil der sog. Schratschen Handschrift. In: ZfdPh 90 (1971), Sonderheft, S. 190 ff. (genauer Inhalt).
82. W i n d s h e i m 94 Stadt Bad Windsheim, Stadtbibliothek, Hs. 94 (alte Sign. 111). II -f 239 Papierbl., 215/150 mm. Geschrieben von Frater Johannes Strubel, Bl, 238r datiert: 1404. Enthält zur Gänze Werke von Antonius de Parma (de Azario); „Sermones de tempore" und „Quadragesimale" (lat., bei Stahleder die genaue Beschreibung). Auf dem vor dem Buchblock befindlichen Bl. Ilr (IIv leer, Mitt. d. Bibl.) G 42, Str. 1—4, ohne Mel. Über dem Schriftspiegel: Assit nobis gratia sancta maria meo (!) etc. dominum Johannem Sträbl ordinis Thewtonicorum. Rechts davon noch einmal: assit nobis gratia (bei Stahleder zu erg.). Lit.: Stahleder, Erich: Die Handschriften der Augustiner-Eremiten und Weltgeistlichen in der ehemaligen Reichsstadt Windsheim. Würzburg 1963 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 15), S. 169—170. Freundl. Hinweis auf die Hs. von Johannes Janota.
83. Z w i c k a u 79, 1 Ratsschulbibliothek Zwickau (Sachs), Mus. 79, 1 ( = Vollhardt, Nr. 8; Mitt. d. Signaturen durch die Bibl.), Musikalie der Bibl. aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Innerhalb des ersten Magnifikat dreimal je die ersten zwei Zeilen von G 2 2 : Bl. 31 v—32r, 32v, 33v (mit Mel.). Lit.: Albrecht, Hans: Ein quodlibetartiges Magnificat aus der Zwickauer Ratsschulbibliothek. In: Fs. Heinrich Besseler. Leipzig 1961, S. 215—220; bes. S. 218. Roll Nr. 19. Freundl. Hinweis auf die Hs. durch Walter Röll.
Die verschollenen Handschriften
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Die verschollenen Handschriften Trotz aller Bemühungen sind einige Handschriften nach wie vor unauffindbar. Ich verzeichne hier die, welche geistliche Lieder enthalten sollen, mit den nötigen Literaturangaben, um künftiges Suchen zu erleichtern79. 1. K r u m a u e r H a n d s c h r i f t MR Hs. Nr. 50a (MR S. 535), Papierhs. ohne Signatur, nach Mourek im Minoritenkloster Krumau, 15. Jh. Sie soll G 13 enthalten. (Ich konnte keine Angaben erhalten.) Lic.: Mourek, V . E.: Krumauer Papierkodex altdeutscher geistlicher Texte. In: Sitzungsberichte der kgl.-böhm. Ges. der Wissenschaften, philos.-histor. Kl. Bd. 3 (1890), S. 410—448. — Sp S. 137.
2. S t e r z i n g e r M i s c e l l a n e e n - H a n d s c h r i f t Früher im Archiv zu Sterzing, Südtirol, MR Hs. Nr. 41a, 1. Hälfte 15. Jh. Große Liedersammlung (vgl. Zingerle), darunter die weltl. Lieder D 12, D 15, D 26 und die geistl. Lieder G 21, G 40, G 43 des Mönchs von Salzburg. Sie ist heute unauffindbar. Lit.: Zingerle, Ignaz Vincenz: Bericht über die Sterzinger Miscellaneen-Handschrift. In: Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. Wiss., phil.-histor. Klasse 54 (1866, erschienen 1867), S. 293—340. — Dazu Sp S. 134—135. Thurnher, Eugen: Wort und Wesen in Südtirol. Die deutsche Dichtung Südtirols im Mittelalter. Innsbruck 1947, S. 116—123. Auch: Noack S. 87—89.
3. U d i n e (ohne S i g n . ) Zingerle berichtet von einer Handschrift im „Stiftsarchiv in Udine in Friaul". Sie soll G 13, G 18, G43 enthalten haben. Er hat sie nicht selbst gesehen, sondern für seine Veröffentlichung einen Brief Ferdinand Wolfs benützt. — Anfragen bei verschiedenen Bibliotheken in Udine blieben erfolglos. Lit.: Zingerle, Ignaz Vincenz: Mönch von Salzburg. In: Germania 23 (NF 11) (1878), S. 30—31. — Sp S. 136. — MR Hs. Nr. 42a.
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Die Danziger Hs. 2015, in Sp S. 137 noch unter den verschollenen, konnte ich inzwischen festlegen (oben S. 74).
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Vernichtete und wettlose Handschriften
4. W i e n 447 Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Böhm Nr. 447, MR Hs. 42b, 34 Papierbl. Diplomatar der Grafen von Görz, in welches Urkunden von 1202 bis 1400 eingetragen worden sind. Nach Böhm soll die Hs. die erste Str. von G 42 mit Noten enthalten haben. Wie die Leitung des Österr. Staatsarchivs mitteilt, ist sie 1921 mit anderen Hss. nach Italien ausgeliefert worden. Ihr Verbleib ist jetzt unbekannt. Lit.: Böhm, Constantin Edler von: Die Handschriften des kaiserlichen und königlichen Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien 1873, S. 139. Dazu MR S. 535; Sp S. 134 u. 143. Nach MR S. 535 besaß „Prof. Adler in Prag eine ,photographische Reproduktion'" dieser Hs. Auch der Verbleib der Kopie ist unbekannt.
5. K a l o c s a 20672 Erzb. Bibl. Hs. 20672 (olim C 5 F 3. 17.), 15. Jh. Nach der Angabe von R. Gragger, auf die mich W. Röll hingewiesen hat, soll die Hs. einige Zeilen von G 42 (ohne Mel.) enthalten. Ich konnte bis heute keine Kopie der Hs. erhalten. Lit.: Gragger, Robert: Deutsche Handschriften in ungar. Bibliotheken. Berlin und Leipzig 1921 (Ungar. Bibl. 1. Reihe Nr. 2), S. 30—31. — Röll Nr. 3.
Die vernichteten Handschriften, die textkritisch wertlosen Handschriften 1. S t r a ß b u r g A 82 Stadtbibliothek Hs. A 82, MR Hs. Nr. 28. Sie soll G 10 enthalten haben. Sie ist 1870 verbrannt. Lit.: W K S. 420. — Sp S. 139.
2. S t r a ß b u r g B 121 Stadtbibliothek Hs. B 121, auch Straßburger Liederhandschrift genannt (Müller), MR Hs. Nr. 27, 15. Jh. Sie hat G 1. 10. 28. 33 enthalten und ist 1870 verbrannt. Lit.: Stackmann S. CLIII. — W K S. 528. — Sp S. 139. Müller, Eduard Richard: Heinrich Loufenberg. Eine literar-historische Untersuchung. Diss. Berlin 1888, S. 9—16.
Vernichtete und wertlose Handschriften
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3. S t r a ß b u r g M 222 C 22 Stadtbibliothek Mus. M 222 C 22, soll Bl. 71 das Lied G 42 enthalten haben. Sie ist ebenfalls verbrannt. Lit.: Röll Nr. 4 (mit Lit.; freundl. Hinweis auf die Hs. durch W. Roll).
4. B e r l i n 451 Deutsche Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. 2° 451, 720 Papierbl., 19. Jh., Abschrift von H (Schreiber: F. H. v. d. Hagen) mit G 23. 33. 36 (Mitt. d. Bibl.). Lit.: Sp. S. 143. Haltaus-Fischer (vgl. Hs. H), S. IX u. S. 367, Anm. 1.
5. D o n a u e s c h i n g e n 129 Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Hs. 129, Papierhs. d. 19. Jh., VIII u. 508 Seiten, 2°. Abschrift von H durch Laßberg. Lit.: Sp S. 143. — Haltaus-Fischer (vgl. Hs. H), S. 367.
6. H e i d e l b e r g 392 Universitätsbibliothek Cod. pal. germ. 392, Bartsch Hs. Nr. 214, MR Hs. Nr. 21, 133 Papierbl., 152/201 mm, 2. Hälfte 15. Jh. Liedersammlung, darunter Lieder in Tönen des Mönchs von Salzburg, keine Texte des Mönchs. 8v: In des munich korweis: Ich wil gar frelich heben an . . . 20r: In der korweis^ munichs von Sal^b.: Gotgrües mein lieb aller stund... 26r: Mülichs hofton: Ich hat ain schiens lieb . . . 26v: In des mülichs hofton (darüber geschrieben:) in der morgenweis maister Conrat Wir^burg: Got griis mein lieb ain liechte morgen Sterne . . . Die Hs. beweist, wie beliebt die Melodien des Mönchs gewesen sein müssen. Dies gilt bis ins 19. Jh. 80 . 80
Auch hier befinden wir uns noch im Stadium des Sammeins und Sichtens, wenn wir die Rezeptionsgeschichte der mhd. Lyrik im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit ansehen. Einige Einzelheiten hat mir Dr. Horst Brunner, Erlangen, freundl. mitgeteilt. Es sind in folgenden Hss. Melodien des Mönchs von Salzburg zu finden: Berlin, Ms. germ. fol.24, 1 5 8 v — 1 6 1 v ; Weimar Q 576.1, lOOv—104r; Stadtbibliothek Nürnberg Will 111.792,7v; ebenda Will III.793,61v. — Mehrstimmige Sätze in L, auch im Buxheimer Orgelbuch (s. bei G 42); Mel. auch im Singebuch des Adam Puschmann, hsg. v. G. Münzer, Leipzig 1906, Nr. 87 u. 88.
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Zusammenfassung
Lit.: Bartsch (vgl. Hs. W) S. 119ff.—Stackmann S. XXXIIff. (genaue Beschreibung, weitere Lit.).
Zusammenfassung Zunächst ist die neue Zahl v o n 83 Handschriften mit geistlichen Liedern zu erläutern. Nach dem Ausscheiden der bei Mayer-Rietsch angeführten Handschriften, die keine Lieder des M ö n c h s enthalten (Sp S. 1 3 — 1 5 ) , u n d der verschollenen, sowie f ü r die Textkritik w e r t l o s e n Zeugnisse ergab sich aus Mayer-Rietsch die Zahl 4 7 (Sp S. 1 5 1 — 1 5 2 ) . D u r c h eigenes Suchen u n d durch V e r w e r t e n v o n Hinweisen konnte ich f o l g e n d e 1 3 Handschriften in meiner Dissertation z u m erstenmal bekannt machen: Hs. O (cgm. 427), Hs. Q (clm. 5879), G r a z 2 7 1 , G r a z 3 4 7 , G r a z 9 5 1 , G r a z 1 6 0 9 , cgm. 4 5 6 , cgm. 834, clm. 2 1 . 1 0 7 , Salzburg M III 3, Wien 2696, Wien 3584, Wien 14.84381. Diese 6 0 Handschriften habe ich n o c h einmal ü b e r p r ü f t , w o b e i sich bei der Durchsicht v o n cgm. 8 1 1 herausstellte, daß er nicht, w i e in S p S. 99 angegeben, das L i e d G 4 0 enthält, sondern W K Nr. 5 6 9 , eine andere 81
Die Hs. Wien, Österr. Nationalbibl. 19290 (Menhardt S. 1434—1436) war Sp (S. 140) auch neu, doch ist sie eine für unsere Textkritik wertlose Abschrift des 19. Jahrhunderts. Sie enthält acht weltliche Lieder des Mönchs von Salzburg (D 17. M R Anh. Nr. 4. D 12. D 13. D 14. D 11. MR Anh. Nr. 1 u. Nr. 2) und zwei weltliche Oswalds von Wolkenstein (Kl 72 u. 48), alle in moderner Notenschrift, D 17 vierstimmig von R. Kaudelka. Schreiber: Simon von Molitor, R. Kaudelka, Anton Schmid. — Weitere Anmerkungen zu verschiedentlich zitierten Hss.: Die Sp S. 138 angeführte Londoner Hs. British Museum Additional Ms. 16581 (vielfach fälschlich 16851, so W. Salmen, MGG 6, Sp. 225) enthält nach einer Überprüfung an Hand des Films kein Lied des Mönchs (s. R. Priebsch: Deutsche Handschriften in England Bd. 2. Erlangen 1901, S. 147ff.). Die Hs. 10 der Ratsschulbibl. Zwickau (MR S. 25) enthält kein Lied des Mönchs, sondern Bl. 76 v—81 v nach Überprüfung WK Nr. 585. Die bei Röll Nr. 9, Hs. Dresden, Landesbibliothek, Cod. M. 60, genannte Überlieferung von G 10 war im Codex nicht auffindbar (Mitt. d. Bibl.). Von der Hs. Breslau, UB, Musikalien aus dem Gymnasium zu Brieg Nr. 22, die als Nr. 4 das Lied G 22 enthalten soll, konnte ich keine Angaben oder Kopien erhalten (Röll Nr. 20). Außer schon genannten enthalten folgende Hss. keine geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg: Wien, Bibl. d. Schottenstifts, Cod. 316 u. 508 (Mitt. d. Bibl., s. Salmen, MGG 6, Sp. 225); Wien, österreichische Nationalbibliothek, Hss. 14208, 15041, 15078 (Salmen; sie enthalten nur lat. Hymnen und Sequenzen). Die bei C. Pfleger S. 12, Anm. 15 zit. Hs. Berlin Ms. germ. 8° 1008 gibt es nicht; auch 4° 1008 enthält das Lied G 24 nicht (Mitt. d. Bibl.).
Zusammenfassung
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Übertragung des „Pange lingua", die nicht vom Mönch von Salzburg stammt. Andererseits war es möglich, den Verbleib der Sp S. 137 als verschollen bezeichneten Danziger Hs. 2015 nachzuweisen und von ihr Photokopien zu bekommen. Heidelberg 372 konnte nach genauer Überprüfung entgegen Sp S. 13 aufgenommen werden. Sp enthält also 61 textkritisch brauchbare und 14 verschollene bzw. textkritisch wertlose Handschriften. Für die Ausgabe der geistlichen Lieder scheiden von den 61 folgende drei aus, weil sie nur weltliche Lieder enthalten: cgm. 379 (Augsburger Lb., MR Hs Nr. l a , Sp S. 82—83), Rom 1260 (aus Heidelberg, Noack S. 79—87, Sp S. 131), Wien 2696 (Sp S. 47—49). Seit 1963 (Jahr des Abschlusses von Sp) konnte die Zahl von 58 Handschriften mit geistlichen Liedern um folgende 25 Zeugnisse, von denen Kopien und Informationen zu erhalten waren, auf 83 erhöht werden: Hs. S (clm. 14.574), Hs. a (Breslau 58), Hs. b (Melk 808), Ansbach 161, Bamberg Msc.lit. 176, Bamberg Msc.nat. 6, Ljubljana 140, cgm. 268, cgm. 809, cgm. 817, cgm. 858, cgm. 5241, cgm. 5249/60, clm. 5023, München UB 4° 489, Nürnberg 7222, Nürnberg 23212, Nürnberg 42549, Nürnberg VI 38, Paris 117, Prag VII C 10, Rostocker Lb., Wien Ser. n. 3344, Windsheim 94, Zwickau 79, 1. Weitere sind heute noch immer verschollen bzw. es sind keine Kopien und Nachrichten erreichbar, andere vernichtet oder für die Textkritik der geistlichen Lieder wertlos (s. o. S. 90ff.). Die Handschriften mit nur weltlichen Liedern sollen in der künftigen Ausgabe dieser Lieder beschrieben werden82. Die Angaben über die Herkunftsorte können gegenüber Sp erweitert werden, obgleich man einige Angaben mit Fragezeichen versehen muß: Augsburg: G (cgm. 4423) H (Liederbuch der Clara Hätzlerin) W (Heidelberg 109) cgm. 270 Benediktbeuren: clm. 5023 82
Tabellen über Siglen wie in Sp S. 144ff. sind hier nicht mehr nötig, weil die Hss. nach Siglen bzw. nach Aufbewahrungsorten (bei Einzelüberlieferungen Hss. Nr. 28 ff.) geordnet sind. Die älteren Siglen sind mit folg. heute nicht gravierenden Ausnahmen beibehalten: Pfeiffer hatte statt D die Sigle B, statt E die Sigle A verwendet. Doch schon Ampferer, W K und MR verwendeten die heutigen (s. Sp S. 144). Die Sigle S von MR wurde nicht übernommen; MR Hs. d ist in dieser Ausgabe Hs. J.
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Zusammenfassung Dan2ig: Danzig 2015 Ebersberg: Q (clm. 5879) R (clm. 5967) Engelberg: Z (Engelberg 314) Hermetschwyl, Aargau: V (Donaueschingen 120) Indersdorf: cgm. 268 Klosterneuburg (?): N (Klosterneuburg 533) Klosterneuburg 725 Lambach: E (Wien 4696) Lichtenthai: Karlsruhe L 76 Melk (?): b (Melk 808) Mondsee: D (Wien 2856) J (Wien 3741) Wien 3027 Wien 3584 Neuberg: Graz 271 Graz 951 Neumarkt: a (Neumarkter Kantional) Nürnberg: L (Lochamer — Lb.) U (Berlin 8° 137) Nürnberg VI 86 Nürnberg VII 24 Pettau: Graz 347 Regensburg: S (clm. 14.574) clm. 5919 Rostock: Rostocker Lb. Salzburg (Dombibl.): Wien 3946 D 1472 im Besitz von Peter Spörl St. Florian: St. Florian XI 37 St. Georgen im Schwarzwald: Karlsruhe G 74 Spiez am Thunersee: T (Berlin 4° 979) Straßburg: Paris 117 Tegernsee: A (cgm. 715) C (cgm. 628) cgm. 716 cgm. 809 cgm. 817 cgm. 834 cgm. 858 Thierhaupten: clm. 21.107 Weingarten: Stuttgart HB I 38 Wien: Wien Ser. n. 3344
Zusammenfassung
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Windsheim: Windsheim 94 Zwickau: Zwickau 79,1 Wie wir sehen, ist die Streuung breit, dennoch steht — wie bei einem Salzburger Dichter und Komponisten nicht anders zu erwarten — das österreichische und bayerische Gebiet weit an der Spitze. Die Klöster Mondsee und Tegernsee sind besonders wichtig, stammen aus ihnen doch die zwei größten und bedeutendsten Handschriften D und A sowie neun weitere. Von großer Bedeutung ist auch E aus dem Stift Lambach, Oberösterreich, mit Liedern, die in A nur im Register genannt werden, unter den Liedern aber nicht aufscheinen. Es verdient ebenfalls betont zu werden, daß Wien 3946 aus Salzburg stammt und der Salzburger Goldschmied und Bürger Peter Spörl zur Regierungszeit Erzbischof Bernhards von Rohr (s. ReiffensteinSpechtler und bei D) die Mondsee-Wiener Liederhandschrift sowie drei weitere ehemalige Mondseer Handschriften im Jahre 1472 besessen hat83. Bei den Entstehungszeiten der Handschriften ist das Bild einheitlicher, das heißt, alle großen, nämlich ABCDEFK, sind schon ein gutes halbes Jahrhundert nach dem letzten datierten Lied des Mönchs (weltliches Lied D 18: 1392) entstanden. Hervorzuheben sind N, dessen Abschrift mit 1418 datiert ist, und Z, die wir vorsichtig für das Ende des 14. Jahrhunderts festlegen können, auch Heidelberg 372 (nach 1382) und Windsheim (nach 1404). Mit Ausnahme der folgenden fünf, die in das 16. Jahrhundert gehören, stammen also fast alle aus dem 15. Jahrhundert: W (1. H. 16. Jh.), cgm. 834 (1509, doch Liedeintragung älter), cgm. 5919 (1510), Prag VII C 10 (1556), St. Gallen 392 (16. Jh.), Zwickau 79,1 (1. H. 16. Jh.). Diese Überlieferungslage läßt auf eine rasche Verbreitung der Lieder schließen. Dies scheint nicht von einer großen „Urhandschrift" aus geschehen zu sein, sondern die Lieder dürften sehr bald nach der Entstehung auch einzeln schnell verbreitet worden sein. Dies beweisen zum Beispiel die Handschriften N und Z. Folgende Handschriften enthalten auch Melodien : ABDEKLRVZa, ferner: Danzig 2015, Donaueschingen 111, Graz 347, Leipzig 1305, cgm. 716, St. Gallen 392, Wien 4494, Wien S. n. 3344, Zwickau 79,1. Trotz der vielen Daten und Neufunde, die im Laufe der Jahre zusammengetragen wurden, sind die genauen Handschriftenzusammenhänge 83
Die drei Hss. sind: Wien 2870, 2953, 3617 (Sammelhandschriften geistlichen Inhalts; vgl. oben bei D). Die Salzburger Dombibliothek existiert nicht mehr. In den Salzburger Bibliotheken der Klöster St. Peter und Nonnberg konnte ich trotz Durchsicht der Bestände keine einzige Hs. mit einem Lied des Mönchs von Salzburg finden.
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Liste der Handschriften
im Dunkeln geblieben. Auch beim Mönch von Salzburg sind wir auf Grund der heutigen Handschriftenlage weder berechtigt, ein Stemma aufzustellen, noch im Stande, konkret Abhängigkeiten zwischen Handschriften zu beweisen84. Fest steht, daß wir ADEK zusammen brauchen, um alle geistlichen Lieder des Mönchs erfassen zu können. D und A sind die großen Mönchlieder-Sammlungen. In ersterer wechseln sich Gruppen von geistlichen und weltlichen Liedern ab (vgl. oben bei D), am Schluß finden wir Lieder von anderen Dichtern. A hat mit Ausnahme der Martinslieder Bl. 180 ff. nur geistliche Texte, doch weist das Register Bl. 1 r—5 v darauf hin, daß noch einige weitere Lieder (auch weltliche) vorhanden gewesen sind. Zahlreiche Lieder von A finden wir in D nicht und umgekehrt. Letzteres gilt besonders für die weltlichen Lieder. Zu A und D bildet E eine wichtige Ergänzung, weil sie Texte enthält, die in A nur im Register genannt werden, B ist ein Teil eines größeren Kodex, der noch mehrere Lieder enthalten haben dürfte, in CFGHJK zum Beispiel sind die Liederüberlieferungen jeweils größere Abschnitte, in vielen anderen Handschriften sind sie wieder gut zum übrigen Inhalt gefügt (z. B. STUVWXYZab). Bei dieser Überlieferungslage sind alle Versuche, eine sogenannte „Ursammlung" herauszudestillieren, fehlgeschlagen. Denn in der Tat finden wir nur kleine Gruppen von zwei bis drei Liedern, die manchmal zusammen überliefert sind. Daher ist eine mehrsträngige Überlieferung von Anfang an eher anzunehmen als eine Sammlung. Einzelne Lieder dürften, wie N und Z zeigen, bald verbreitet worden sein (vgl. auch Gl).
L i s t e der H a n d s c h r i f t e n Auf das Kurzzitat jeder Handschrift folgt nach dem Doppelpunkt die Handschriftennummer dieser Ausgabe (1—83). Ansbach, Regierungsbibliothek: Ms. lat. 161: 28 Bamberg, Staad. Bibl.: Msc. lit. 176: 29 Msc. nat. 6: 30 84
Ein Stemma könnte zudem nur für jedes Lied extra aufgestellt werden, und da nur für die, die ziemlich oft überliefert sind. Vgl. die ähnlich schwierige Lage bei Heinrich von Mügeln, Stackmann S. CLYI. — Die Stemmaskizzen bei Bauerreiß S. 212 (noch eingeengt durch das Problem des Namens) und die in Sp S. 161 muß man heute als wenig brauchbar bezeichnen.
Liste der Handschriften
Berlin, Staatsbibl., Stiftung Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. fol. 742: 31 Ms. germ. 4° 979 = T: 19 Ms. germ. 8° 137 = U: 20 Ms. germ. 8° 360: 33 Ms. mus. 40.613 = L (Lochamer-Lb.): 11 Danzig (Biblioteka Gdanska): Ms. 2015: 33 Donaueschingen, Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl.: Hs. 82: 34 Hs. 111: 35 Hs. 120 = V: 21 Engelberg, Stiftsbibl.: Hs. 314 = Z: 25 Graz, Universitätsbibl.: Hs. 271: 36 Hs. 347: 37 Hs. 951: 38 Hs. 1609: 39 Heidelberg, Universitätsbibl.: Cod. pal. germ. 109 = W: 22 Cod. pal. germ. 355 = X : 23 Cod. pal. germ. 356 = Y: 24 Cod. pal. germ. 372: 40 Karlsruhe, Badische Landesbibl.: Hs. Lichtenthai 76: 41 Hs. St. Georgen 74: 42 Klosterneuburg, Stiftsbibl.: Hs. 533 = N: 13 Hs. 725: 43 Leipzig, Universitätsbibl.: Ms. 1305: 44 Ljubljana (Laibach), National- und Universitätsbibl.: Hs. 140: 45 Melk, Stiftsbibl.: Hs. 808 = b: 27 München, Bayer. Staatsbibl.: cgm. 268:46 cgm. 270: 47 cgm. 351: 48 cgm. 427 = O: 14 cgm. 444 = P: 15 7
Spechtler
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Liste der Handschriften
cgm. 456: 49 cgm. 628 = C: 3 cgm. 715 = A : 1 cgm. 716: 50 cgm. 809: 51 cgm. 817: 52 cgm. 834: 53 cgm. 858: 54 cgm. 1019: 55 cgm. 1115 = B : 2 cgm. 4997 = K: 10 cgm. 5241: 56 cgm. 5249/64: 57 cgm. 5919: 58 clm. 4423 = G: 7 clm. 5023: 59 clm. 5879 = Q: 16 clm. 5967 = R: 17 clm. 14.574 = S: 18 clm. 21.107: 60 München, Universitätsbibl.: Hs. 4° 489: 61 Nürnberg, German. National-Museum: Hs. 7222: 62 Hs. 23212: 63 Hs. 42549: 64 Nürnberg, Stadtbibl.: Cent. VI 86: 65 Cent. VII 24: 66 Cent. VII 38: 67 Paris, Bibl. Nat.: Ms. allem. 117: 68 Prag, Nationalmuseum: Ms. X A 12 = H: 8 Prag, Universitätsbibl.: Hs. VII C 10: 69 Rostock, Universitätsbibl.: Ms. phil. 100/2 (Rostocker Lb.): 70 Salzburg, Universitätsbibl.: Hs. M III 3: 71 St. Florian, Stiftsbibl.: Hs. XI 37: 72
Liste der Handschriften
St. Gallen, Stiftsbibl.: Hs. 392: 73 St. Gallen, Stadtbibl.: Hs. 455: 74 Stuttgart, Württemberg. Landesbibl.: Cod. HB I 38: 75 Cod. theol. et phil. 8° 19: 76 Wien, Österr. Nationalbibl.: Hs. 2865 = D (Mondsee-Wiener Liederhs.): 4 Hs. 2975 = F: 6 Hs. 3027: 77 Hs. 3584: 78 Hs. 3741 = J : 9 Hs. 3946 = M : 12 Hs. 4494: 79 Hs. 4696 = E: 5 Hs. 14.863: 80 Hs. Ser. n. 3344: 81 Windsheim, Stadtbibl.: Hs. 94: 82 Wroclaw (Breslau), Bibl. Kapitulna: Hs. 58 = a: 26 Zwickau, Ratsschulbibl.: Hs. Mus. 79,1: 83
7*
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5. Die Einrichtung der Ausgabe Wie schon im Kapitel über die Lieder ausgeführt wurde, benötigen wir die vier Handschriften A, D, E, K, um alle Texte erfassen zu können. Von diesen ist D die umfangreichste Mönch-Handschrift, und sie enthält, wie Vergleiche zeigen, die bessere Überlieferung als A. Daher wurde D bei allen 30 geistlichen Liedern, die sie überliefert, als Leithandschrift gewählt. Für 15 Lieder stammt der Leittext aus A, für drei (G 34. 35. 44) aus E, für das lateinische Lied G 9 aus K. — Die sprachlichen Unterschiede der Leithandschriften A, D, E sind unerheblich (zum Beispiel in D gelegentlich i für mhd. ie u. a.). Im einzelnen habe ich die Ausgabe folgendermaßen eingerichtet. I. Der kritische Text: Über dem Liedertext erscheint zunächst die neue Liedernumerierung mit den ersten Wörtern des Liedes. Darunter folgen die Überschrift aus der jeweiligen Leithandschrift, am Rand in gleicher Höhe die Sigle der Leithandschrift mit Angabe der Blattzahl und darunter die Siglen der weiteren Überlieferung, doch ohne die Blattzahlen. Im zweiten Apparat sind noch einmal alle Siglen mit den Blattzahlen angeführt, als erste wieder die der Leithandschrift. Links vom kritischen Text sind die Strophen römisch, die Zeilen arabisch durchnumeriert. Der Blattwechsel der Leithandschrift ist rechts vom kritischen Text mit den jeweiligen Blattzahlen vermerkt. Fällt dieser Wechsel nicht mit einem Zeilenanfang zusammen, so ist der Wechsel innerhalb der Zeilen durch einen Schrägstrich gekennzeichnet. Bei Übertragungen von lateinischen Hymnen und Sequenzen werden die Originale aus den Analecta hymnica beigegeben, und zwar so, daß nach jeder deutschen Strophe sofort die lateinische im Kleindruck mit (arabischer) Strophenzählung aus den An. h. folgt. Am Anfang des ersten Apparats ist dann genau nachgewiesen, wo in den An. h. die lateinischen Texte zu finden sind. Eine eigene Textkritik für die lateinischen Originale konnte und wollte ich nicht leisten. Da die Texte aus den letzten Bänden der An. h. stammen und über einen umfangreichen Lesartenapparat samt Bemerkungen der Herausgeber verfügen, schien dieses Verfahren legitim. Allerdings mußte mit Rücksicht auf die deutsche Überlieferung bei mehreren Liedern der lateinische Text nach den Varianten der An. h. verändert werden, was durch
Die Einrichtung der Ausgabe
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Kursivsatz kenntlich gemacht und am Anfang des ersten Apparats erläutert wird. Die lateinischen Zeilen werden nach dem Gebrauch der An. h. nach Strophe (arabisch) und Zeile zitiert (2,2 ist zum Beispiel die zweite Zeile der zweiten Strophe). Die Normalisierungen des kritischen Textes halten sich im üblichen Rahmen. Im einzelnen ist anzuführen: 1. Vokalisch erscheint u statt handschriftlich v, i statt j, konsonantisch v statt u, j statt i. Ausnahmen: Akrosticha. 2. Ein y der Vorlage ist durch i ersetzt (ausgenommen Akrosticha). Die Wörter nie, die, hie, ie, wie, iedoch, ieglich, ieder, ie^t, ieman und dgl. erscheinen ungeachtet aller Überlieferungsvarianten in dieser Schreibweise, auch knie. 3. Es wird nur rundes s gebraucht, auch statt z als Spirant (z. B. selten da%); ß wird beibehalten. 4. Es wird nur z verwendet; und cz gebe ich nach kurzen Vokalen als tz wieder, sonst auch als z. 5. Die im Bairischen vorkommenden Wechsel b/w und w/b (einige Male in D z. B.), werden ausgeglichen. 6. Konsonantenhäufungen werden beseitigt, wie etwa: alt statt allt, bant statt bannt, für statt ffür, tugent für tugenndt usw. 7. Einzelwörter wurden — außer den oben schon genannten — folgendermaßen geregelt: hirt statt hiert, werlt (weit nur zweimal), hiess, wird, landjlant, handjhant, niemand, sie (Personalpron., diphth. Form sei nur viermal), du, nu, ichts, nichts. 8. Abkürzungen sind aufgelöst, die Komposita werden nach Lexer behandelt. Zur Großschreibung habe ich mich bei den Anfängen der Überschriften, bei den Strophenanfängen, Akrosticha (diese halbfett) und bei den Eigennamen (einschließlich Mönch von Salzburg) entschlossen, deren Abkürzungen ebenfalls aufgelöst sind (z. B. Jesus Christus; Ausnahme: Akrosticha). 9. Die Setzung moderner Zeichen wurde vorsichtig gehandhabt, doch so, daß sie als Lesehilfe dienen können. 10. Alle Eingriffe in die jeweilige Leithandschrift werden in der üblichen Form im Lesartenapparat vermerkt und im Text folgendermaßen gekennzeichnet: Wird Text der Leithandschrift weggelassen, so stehen an diesen Stellen zwei eckige Klammern []; wurde Text aus anderen Handschriften ergänzt, so steht er in Winkelklammem. Bei Zeilenumstellungen erscheint jeweils die erste Zeile kursiv. Der Apparat enthält die nötige Erläuterung. Alle übrigen Eingriffe in die Leithandschrift — auch in den aus anderen Handschriften ergänzten Text — erscheinen kursiv. — Auf weggelassene bzw. eingefügte tonlose e wird nicht hingewiesen.
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Die Einrichtung der Ausgabe
11. Trotz aller Bemühungen sind mir einige Stellen unklar geblieben. Bei unklaren Ein2elwörtern steht im kritischen Text vorher die Crux, längere unverständliche Stellen haben vorne und hinten je eine Crux. II. Der erste Apparat (Erklärungsapparat)-. Bei den Arbeiten am kritischen Text hat sich herausgestellt, daß manche Lieder ohne die lateinischen Originale bzw. ohne Bemerkungen zum deutschen Text schwer verständlich sind. Deshalb stehen bei Liedern, die lateinische Hymnen und Sequenzen zur Vorlage haben, in diesem ersten Apparat zunächst die Nachweise aus den An. h. und, falls notwendig, Bemerkungen zum lateinischen Text. — Die Anmerkungen zum deutschen Text dienen einzig und allein als Lesehilfe, ein Kommentar war nicht beabsichtigt. III. Der zweite Apparat (Lesartenapparat): Er enthält: 1. die Überlieferungsnachweise aus allen Handschriften, wobei die Leithandschrift an erster Stelle steht, dazu Hinweise auf Melodieüberlieferungen und auf eventuell im Anschluß an den kritischen Text abgedruckte Parallelfassungen sowie gegebenenfalls auf Drucke und Orgelsätze (Handschrifteneditionen, z. B. Bartsch und Runge für K, sind bei den Hss. genannt, WK in den Tabellen S. 30ff), doch ohne Anspruch auf Vollständigkeit; 2. die Überschriften aus den Handschriften außer der Leithandschrift; 3. die Lesarten. Bei der Masse der Handschriften mußte eine Lesartenauswahl getroffen werden. Es wurden daher aufgenommen: 1. abweichender Wortbestand, 2. abweichende Wortfolge, 3. andere grammatische Formen (z. B. Dativ statt Akkusativ, Präsens statt Präteritum usw.). Für zu starke Abweichungen wurde Separatabdruck gewählt, auf den am Anfang des zweiten Apparats bei der entsprechenden Handschrift durch den Verweis „Separatabdruck" hingewiesen wird. Diesen Texten ist die Strophen- und Zeilenzählung des kritischen Textes beigefügt. Pluszeilen werden mit den Buchstaben des kleinen Alphabets bezeichnet. Die Texte werden im Anschluß an den kritischen Text diplomatisch abgedruckt, doch sind Abkürzungen aufgelöst. Die Lesarten werden grundsätzlich buchstabengetreu wiedergegeben, jedoch mit folgenden Ausnahmen: 1. Lateinische Abkürzungen werden aufgelöst.
Die Einrichtung der Ausgabe
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2. Es wird nur rundes s verwendet (daher ist die Abk. für -ser aufgelöst, z. B. Hs. A), ferner nur ungeschwänztes z. 3. Varianten folgender Art wurden nicht aufgenommen: dojda, zulze> nit\nicht, seitjseind, loben\lobent, sintjsein, magt\meid, mnnjwann, dennj dann, gen\gegen, lernen\leren u. dgl. Im Zweifelsfalle habe ich mich immer für die Aufnahme einer Lesart entschieden. Auf diese Weise ist es dem Leser möglich, den Wortlaut der sonstigen Überlieferung zu rekonstruieren, aber nicht alle einzelnen Lautformen. Dies gilt besonders dann, wenn mehrere Überlieferungen zusammengefaßt werden, z. B. ACFK. Hier richte ich mich in der Schreibung der Lesart jeweils nach der zuerst genannten Handschrift, also im angeführten Beispiel nach A.
6. Bibliographie Vorbemerkung Außer der Literatur über den Mönch von Salzburg sind hier auch Werke angeführt, die im Rahmen der Ausgabe abgekürzt zitiert werden. Weitere Angaben und Verweise finden sich in den Fußnoten verzeichnet. Literatur zu einzelnen Handschriften erscheint hier nur dann, wenn sie über die Handschriftenbeschreibung hinausgehende Informationen bietet. — Die Werke werden grundsätzlich mit Familiennamen plus Seitenzahl zitiert; Ausnahmen sind vermerkt.
Siglen und Abkürzungen Ahlden
Ahldén, Tage: Der- = Er-, Geschichte und Geographie. Göteborg 1953 (Acta Universitatis Gotoburgensis 1953:5). An. h. Analecta hymnica medii aevi. Hsg. v. G. M. Dreves u. C. Blume. 55 Bde. Leipzig 1886—1922. Nachdruck New York u. London 1961. AfdA Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur. AfMw Archiv für Musikwissenschaft. Behaghel Behaghel, Otto: Deutsche Syntax. Eine geschichtliche Darstellung. 4 Bde. Heidelberg 1923—1932 (German. Bibl. I. Sammlung germ. Elementar- und Handbücher, 1. Reihe: Grammatiken 10). Beitr. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Lit. BMZ Beneke, G. F. - Müller, W. - Zarncke, F.: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1854—1861. Cat. cod. Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae Regiae Monacensis. 5 Bde. München 1866 ff. Dt. Wb. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Leipzig 1854—1960. DVjs. Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Götze Götze, Alfred: Frühneuhochdeutsches Glossar. 6. Aufl. Berlin 1960 (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 101). JLH Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. Kl Die Lieder Oswalds von Wolkenstein. Unter Mitwirkung von Walter Weiß und Notburga Wolf hsg. von Karl Kurt Klein. Musikanhang von Walter Salmen. Tübingen 1962 (Altdeutsche Textbibliothek 55). (Die Nummern nach Kl sind die Liednummern bei Klein.) Kranzmayer Kranzmayer, Eberhard: Historische Lautgeographie des gesamtbairischen Dialektraumes. Wien 1956. Lexer Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872—1878. LK Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskunde. LThK Lexikon für Theologie und Kirche. Menhardt Menhardt, Hermann: Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der österreichischen Nationalbibliothek. 3 Bde. Berlin
Siglen und Abkürzungen
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DIE LIEDER
G 1 A v e , Balsams Creatur Das guidein abc des Münchcz
Ave, Balsams Creatur, Du Englische Figur, Got Hat Jn Keuschlichem Lob Mariam Naturen Ob; 5 Prich Qual, Ruff Sündlichen Toren Vnd Wend Xpisto Ymmer Zoren. II
D 166v A C G J K P U Y Karlsruhe G 74 cgm. 270 clm. 21.107 Salzburg M III 3 Ansbach 161 Nürnberg 42549
Balsams riechen süss und stark, du jüngest plut und mark; wer in Sünden ist veraltt,
Abecedarium; zudem bilden die Anfangsbuchstaben der Worter von Str. I auch das Alphabet. Vgl. „Abecedarium" in: LThK 1, 1957, Sp. 12—13; Lexikon für Marienkunde 1, 1967, Sp. 17—19; „AkrostiZis" ebda. Sp.98—101; RL 1, S. 14—15; LThK 1, Sp. 247. Auch Bertau S. 209 u. ö. D 166v(Mel.).A46r (Mei). C 253r. G5dr. f 11r. K 653v (Mei). P 91v (ab XIII). U 135v. r 90P. m = Karlsruhe G 74, 22r. n = cgm. 270, 197P. o = clm. 21. 107, 98P. p = Salzburg M III 3, 418r. q = Ansbach 161, 30r (nur Z. 1—73). r = Nürnberg 42. 549, 1r. — Druck Degering, fahresgabe, 1916, nach dem Frühdruck von Heinrich Knoblochtzer, Straßburg ca. 1481—1484 (Roll Nr. 14). Ferner der Frühdruck Quart, 4 Blatt (erstes verloren), gedruckt durch Melchior Ramminger zu Augsburg 1512 (s. Degering, fahresgabe S. 4, WKS. 443, Roll Nr. 15). Einblattdruck, Folio, um 1474: Sequentz von vnser lieben fröwen, deß münichs von saltzburg, optime composita . . . Zu vlm gedruckt durch Johannem tzeiner von Rutlingen (s. Roll Nr. 13). — Überschr.: Das Guidein A. b. c. darinn manige kostleiche figur von Edeln gestainen Vögeln Tyeren vnd vii subtiliteten maniger hantgetat begriffen vnd czugeleicht sint mit verketten reymen A 1p (Reg.). Das guidein Abc mit vii subtilitetfi A 46r. Ayn köstlich stuck von vnser frauè Aue walsams creat3 Dye obgeschribn maystsstuck hat gemacht maist3 Johanns predig 3 ordes der ist gewesn pey pischolf Pilgram zu Salczpurg C 1r (Reg.). Mayster Hans predigers ordès. der gewesen ist pey dem Erczpyschoff zu Salczpurg genant pyschoff pylgram. hat gemacht vnd geticht das nachgeschribn köstlich pet von vnser frauen. Er hat auch geticht die obgeschribn pet von vnser frawè C 253r. Monachus G 53r. Monachus f 11r. Dez müchs von salczburg guldin abc K 653p. Ein A. b. c. vö Marie U 135P. Ain gut lied vö dem abcde m 22r. Das ist das abc jn dewtsch n 197P. Sequencia von vnser lieben frowen des minchß von saltzburg opprime composita o 98v. 1 4 6 8
balsamus m, palsam np. Marie CUq. xpi Uq. jungest] vingest p. 8
Spechtler
3 5 7 9
keuschn C, cheuschem no. rief o. suntlich K. tron q. Balsam p. veraltjseer alt r.
G 1 Ave, Balsams Creator
114
10 der gewinnt ain gut gestalt, wes du dich, f r a w , wilt annemen, der mag got nicht widerzemen. III
Creatur, in g o t gerigelt, versigelt, 15 nach dem geprek gepunzinirt und durchflorirt. des pist du, f r a w , in g o t gesmukt, darin gedrukt
167r
hat g o t sein menschlich pild. IV
20 D u pist in gütlichem herzen mit scherzen, f r a w , ie und ie gewesen schon, küng Salomon dir des gestatt. dein keuscher nam 25 g o t machet zam, der aller werld was wild.
V
Englische sunderlich, dein herz was munderlich, da du so wunderlich
12 widerzemen widerstreben, mißfallen' mit Dat. 15 geprek mhd. gebraeche sin. , Gepräge' (Lexer 1, 758, mit Hinweisen auf Cant. 1, 11 u. 7,2). punzenieren swv. ,kostbare, in Metall getriebene Arbeit machen' (Lexer 2, 309), hierfür die kostbar geschaffene Maria. Dt. Wb. 4/1/2, 3534. 17 smucken swv. ,schmiegen' (Lexer 2, 1018).
10 gewint vö dir eyn Co. 11 frö an wilt nemen m. 12 Der] Dem r. 13 vrigelt KY. 15 Nach] Mit AU. geberge p. gepunzirt Gf, gespontzieret Y, gepunknert r. 16 Vnd gantz vnd gar geflorieret «. Und fehlt p. 17 Daz du fraw bist i ÄT. Daz AUYqr. 18 Vnd auch darein n. 19 Er ('Got r) hat seyn Cor. 20 götlichn C, goliche K. 24 Dir des gestat] Dir das gehilt Y, Der das bestat m. des] diß K, daz r. cheuschen n. 25 Du machest zam Gfq, Macht got zam V. In got Y. machte K. 26 Der all der w. K. alle der w. r. 27 Englisch mq. 28 was so wunencliche n. wunderlich (Uber dem w ein m) C, müterlich Gq, wüdelich (w durchgestrichen, darüber m) K, wuneklich U. 29 Da] Daz K. du] er mp. wuderlich q, mynenclich r.
G 1 Ave, Balsams Creatur
115
30 den keuschen mut erdecht, unfruchtper was verfluchet, des hast du klain geruchet, keusch frucht hast du gesuchet, kain glübd ward nie so recht. VI
35 Figur in rainikhait, got hat dein ainikhait lib für gemainikhait; punct in der zirkelmass, die got und uns / umbvahet; 40 wol im, der dar zu nahet, wend, fraw, wer davon gahet, das in dein hilf icht lass.
VII
167v
Got vater hat sein maisterschaft an dir, Maria, wol behaft; 45 er gab dir eer, schön, kunst und kraft, er straich dich aus seins herzen saft mit scharfen pemslen ungezitert; dein schön sein götleich aug erwitert.
30 erdecht 2. Sg. Prä/, swv.; die Form dachte statt dähtest in Angleichung an das st. Verb mhd. schon belegt, s. Mbd. Gr. § 168, A. 3. 37 Bedeutet: ,Gott liebt dich mehr als die Gemeinschaft der Menschen.' 38 zirkelmass stf. Kreis' (Lexer 3, 1134). Maria als Mittelpunkt vgl. Bartsch, Meisterlieder 1, 72. 23, 25. 184, 13. 47 pemsel ,Pinsel' Schmeller I, 393. 30 31 33 35 36 37 38 40 41 42 44 45 46
Den] Din Yp, Des n. erdekt AG f . was] wart A. 32 fehlt Y. Des] Das mnp. getuchet p. 34 Kain fehlt ACGfKUYmnopq. aynigkait Cn, einheit o. raynigkait Cn, reinheit o, ainhait m. für] vor Kp. gemainhait mo, mainheit p. Punct] Gepuncktiert n. zirckel mase n. dar zu] zu dir q. Wend] Werd K, Wand U. wer] der Gf. davon] da zu K. Das im d. hilft n. din gut nit 1. K. icht] nit CYmnor. Mariam A. eer] ein p, fehlt Yr. kunst fehlt m. Dich ("Die CYmop) straich (strich o, sprach p) er aus ACKUYmnopq. seins ACGJUYmnopq\ des DK. 47 scharffem pemsel AK. p. gar u. m. pemßel nr, beseln o. vnvzittert U. 48 fehlt A. äugen Gfqr. 8*
116
G 1 Ave, Balsams Creatur
VIII
Hat ie hievor der minne pfeil so drei ganz person so gar subteil geloket zu der üben eil, das in genadenricher weil verainet ward als feur und stahel got mensch der schönsten praut gemahel?
IX
55 In alchimei den / höchsten garat hat dein krei, pei deinem ward nie chain plei, quiksilber wil sein fewers frei, flamm wont dem swebel pei; 60 chain widerpart got an dir wold denn gut in gut fein eitel gold, glänz in des fewers plikch.
X
168r
Keuschlichem leib gab recht lidmass die modelscheib, 65 trutz, das chain element zutreib
49 Kern S. 101—102! 56 Etwa: ,den höchsten Wert hat dein Anruf (wenn du angerufen wirst)'. 57/58 Erz und Blei s- Falzer S. 313f.; z» erg.: Num. 31, 22 u. Jer. 6, 27ff. 61 Gold s. Salzer S. 227ff., himml. Metall: Majestät, blendender Glanz, höchste Vollkommenheit und Reinheit; Tugend.
49 50 52 54 55 56 57 58 60 61 62 63 64 65
h. liebe pfeil C. mine spil od3 pfyl m. pfeil] spil GfYqr. ganz fehlt m. gar] gantz o. 51 liebe Co. Das] Dy A. 53 Weraynet C. also K, alles p. schönsten] hochstn GJUYnq. schöst ir w s d g. K. alchay C, archinn m. Der höchste grat K. grad den hStt U. g. den (durchgestr.) haut auch (durchgestr.) dein ». gradat A, grad CYmnop, graden qr. Pei d.] Vm de K, By aine m. ercz CKUYmnopqr] ärczt DAGJ. ward] wont Y. Zwecksilber K. 59 F. der w. U. wont] ist Ampr. widerpart] wider werck Y. an] in q. Wenn got in got vmb ytel m. Denn] Wan CKopr, Wenn U, fehlt n. eitel] edel K. Glanz] Gancz GK. Kuschliche lieb K. Künschlicher mp, Kunschem o. Recht lydemaß aß m. K. gelidmaß AG. die] din m. Trutz] Trut m. zertrib Ump.
G 1 Ave, Balsams Creatur
117
missvell d e m j u n k f r e u l e i c h e n w e i b ; rtich, was der haiden s c h r e i b : dich hat gezartet J e s u s Christ, das chain planet dawider i s t ; 70 er pieg dir sein g e n i k c h . XI
L o b aller frawen, la dich s c h a w e n in himels awen. a r m seel v e r h a w e n
168v
75 z u k aus klawen des teufels trawen. sein h o h e s p r a n g e n ist g e v a n g e n , du hast d e j slangen so haup ü b e r g a n g e n , sein b e l a n g e n hat laid e n p f a n g e n . XII
M a r i a m eeren süll w i r g e r e n , 85 wann sie kan leren v o n Sünden keren, guttat meren, säld nicht enperen,
76 trawen, dröuwen ,drohet?. 79 Schlange s. Schmidtke S. 395ff.
66 Missvall dir icht junckfrowlich w. U. Mißfall dim j. fjunckfrälicher n) üb Yn. Daz missvall A, Missvall CGKJUYnopqr, Misfallen m. junckfrewlichem oqr. weib] leib A Ynpq, liben m, leib vor weib durchgestr. Go. 67 Rüch] Enruch nit U, Enrüch np. 68 Dich] Dir K. geziret CYo. 69 planeten wider m. 70 pieg] bied Kmpr, preng U. dir fehlt U. sinen p. genikch] genist m. 71 Lieb ob alle K. 72 anschowen Y. 73 awen] ougen U. 74 Armen sei vorhawen GJ. 75 Z. vns klawE auß (Zeile) it. a. den k. C. aus] auf A.. clahn GJ. 76 drahn GJ. 79 des AKU] der CDGJYmnopr. 81 erlangn GJ, gelange m. 83 M. billich eren K. 84 begern p. 85 Wann fehlt Cmop. 87 Umstellung: 87. 90. 91. 88. 92 m. Güetikait AC, Gutheit KUYop, Göthait m. 88 fehlt n. Seldn U, Solt K.
118
G 1 Ave, Balsams Creatur gen himel stellen, 90 zu der hellen sich nicht gesellen, sie kan verswellen die uns wellen laidüch vervellen.
XIII
XIV
95 Naturen der gestain groß und klain kanst du ain keusch und rein mit adel übergeuden. rubin ward nie in goldes zain versetzet / noch in helphant pain, ioo der möcht gehaben ain gemain gen tausentvalten freuden, die w o l dein unvermailter gruss üblich und süss dem sünder zaigen mag. Ob aller kreuter art 105 trüg ein gart, der all vart
169r
wer gar zart
89 92 94 98
stellen hier ,streben' (Lexer 2, 1171). verswellen ,;verderben1 (Lexer 3,261). vervellen swv. ,verderben' (Lexer 3, 286). rubin s. Salier S. 248ff., Edelstein Resting S. 14f.; auch G 3,57. 11, 10 u. 85. zain stmn. hier ,Metallspange' (Lexer 3, 1050). Etwa: ,solch ein Rubin .. .' 100 gemain mhd. gemein(e) s t f . Gemeinschaft, Anteil'. 105/106 gart ,Kräutergarten' s. Satyr S. 15f. alle vart ,immer' (Lexer 3,25). Vgl. G 7, 13. 8, 13. 10, 4. 11, 48. 89 fehlt m. Khein hymellgestelle (Zeile) U. Gan hymmeln C. 90 der] den Cmop. 94 Laitlichen feilen m. Leit feilen p. erfeilen A, derfelln U. 95 gesain m. 96 Groß u. k. kusch vnd rein kanst du ein Kmp. du wol (durchgestr.) fein vnd n. kanst du] hastu GJ. keusch und rein] rein vein P. keusch] fein AUr, khewsches GJ. 97 Gantz mit a. über guidein ». vbergülden CPn, vb'gangn GJ, über gütten m. 98 goldes] gottes m. zain] schein r. 99 Versetzet] Gesetzet Umn, Gesetz p. 101 Gen] Mit m. tausentfeltigen A. 102 Die wil din vnümeldet8 p. unvermailter] ymmer wemder A, vnuermayligter Co, vnvmelt s KUY, vnüzalter P. 103 Leiplich P, Libliche Un. sund' gancz erczaygn mach (mag J ) GJ. de süd s n zeuge mag K. s. wol erzögen m. Y. erzaige mnp. 104 kreuter] ctur K, creatur Pr, creaturen n. 105 Trüg] Trueg AJKPUmn, War Co. all5 GJ. vart] iart P. wer] wurdt Co, ward mp. gar] so m.
G 1 Ave, Balsams Creatur
119
mit aller würzen früchten, dem legs doch in dem winder hart, so ist dein kraft gar unverschart, die voll genad hat dich pewart 110 mit aller gut genüchten. ie me du paremherzig pist, ie völler ist dein vas von tag zu tag. XV
XVI
Prich gotes zoren, fraw, und sprich: ,sich, ich han schon gesauget dich, 115 mein / kind, du musst geweren mich, durch all dein güt so pald nicht rieh; wie leicht dein parmung in entwich, so war der teufel fro. mein kind, tü nicht also; 120 du solt sie ee ergeben mir, die du gepildet hast nach dir!'
169v
Qual straffet uns umb sündenval. smal zal in gut, vil pöser wal such wir in disem jamertal. 125 frau, das bedenk in deinem sal,
107 Etwa: ,der hat dennoch im Winter (unter Frost) leiden'. 110 genuht ,Fülle'. 123/. Etwa übertragen: ,Wenig (smal zal, Akk. Sg.J an Gutem, viel an böser Wahl (d. h. viel Böses; auf Grund der Erbschuld, s. Z. 122) suchen wir in diesem Jammertal (auf dieser Welt). 125 sal ,Himmelssaal', vgl. G 8, 38. 106 a. gut geezeuget (Ende d. Z.) P. allen giiten f. n. allen mp. wurtze fruchte U. früchten] geruchte Y. 107 lag fläg J ) es ym \v. GJ. lag (lag AY) es in ACKPUYmnopr. 108 dein güet so gar vnuerspart A. dein] die m. vnuerkart CGJYo. 109 voll] wol A. dich] in A. 110 fehlt P. allen gueten benüchten (gnuchten o) Co. allen glitten mnp. guter genuchte Y. genúchte U. 112 ist fehlt p. vas] was A. von] zu C. 114 Sich durchgestrichen, darüber sun C, fehlt n. schon fehlt KY. gesauget] besorget p, geswaiget mnr. 115 Sich mein n. musst] solt CGJUYno. 116 fehlt A. 117 Wann so dein GJ.in]jm m. entwicht mop. 119 künd o. 120 si ergeben gantz mir n. ee fehlt Cmo. geben P. 122 vns in sündñ qual n. umb] von A, in p. sünde val Cm. 123 in gut fehlt P. gut] got m. 125 Daz bedenk vraw in A. Daran gedenck n.
120
G 1 Ave, Balsams Creatur da du hörst aller engel schal, in solchem hochem preis götlicher süsser speis ain alte schüssel uns hersend, 130 die uns all werblich lust erwend.
XVII
Ruff uns recht als der leo tût, speis uns mit peükanes plût, jüng / als der fenix in der glût, sih uns recht als der straus die prüt, 135 stell plik gar hoch in adlars mût, maid, das ainhorn vah in gût, gib elphants sterk für sünden flût, du wol geplüte Aarons rût, halt uns allzeit in deiner hût, 140 das leib und seel behalden werd.
170r
129 alte schüssel J\ Ex. 16, 33 u. Hebr, 9, 4. Gemeint: Gefäß, das das Manna (= Eucharistie, Christus) enthält. Vgl. vas G 1, 112. 7,2. 8,2. 39,9. 131 Tiervergleiche s. Salier S. 43ff.; Scbmidtke S. 231 ff.; Lome S. 331 ff., Pelikan S. 367ff., Phönix S. 377ff., Strauß S. 415ff., Adler S. 231 ff; vgl. G 5, 3 5 f f . 136 ainhorn für Christus s. Satyr S. 44ff., Schmidtke S. 269ff; vgl. G 5, 40. 137 Elefant s. Schmidtke S. 272ff. 138 Aarons grünender Stab Num. 17, 16ff., vgl. G 2, 35. 10, 71. Kesting S. 10—11.
126 hortest der e. n. h. der fröden sch. mp. aller] der Co. engel schal] eren preis P. engel] dreuden Kr. 127 In solcher weis (Zeile) P. hohen ACGJKYmpr. 128 fehlt P. Götliche süsse Y. suß K. 129 Din hilff vns herabe s. r. Din barmung vns Y. hersend] hsab send P, her sanndt G. 130/131 Zwischen 130 u. 131: Daß tügst ('tust n) du muter an ynß'm end Un. 130 all weit üch glüst e. m. allen P. werntlich U. gelüst p. 131 uns] vnd C. recht] fraw r, fehlt P. der fehlt C. leube C, lowe Yop. 132 pellicom J, pellicano ». 133 Jüng vns als f. C. Jüng vns als Pnp. Vnß jüng als f. o. 134 fehlt r. Sich vff vns alz K. vns nit (fehlt P) an als CP. vns als reht der U. die] sein Pno, der p. 135 fehlt P. Stell] Selle m. adler A. 136 fehlt Pm. O magt vach vns deyn aynhürn in C. Magt vnß din ainhorn vahe güt o. O magt K. aingehueren sacht in A. ayngehüm GfUYr. 137 helffens C. für] durch AGJKPUmopr, in CYn. flut] flücht Gf. 138 geblümte ACPYKopr, gepluende Un, geplomter m. Aaron mp. 139 Halt] Hab GJY. 140 Das sei vnd lib b. mp. gehalten CY.
G 1 Ave, Balsams Creatur XVIII
XIX
142 146 149 155
Sündlichen menschen huld gewinn, so in der guten werch zerinn; wie klain der sünder guts beginn, o himelische kaiserinn, 145 die drümer dann zusamme spinn, würch plümlein mit subtilem sinn, lustleich zu sehen gotes minn; dein kind treut üblich pei dem kinn und sprich: / ,wend, das der mensch icht prinn; 150 die blümlein sendt er dir von erd.'
121
170v
Toren vichtet torhait an: seind der erst man sich nicht besan, wie kan der mensch dann widerstan der werlt, im selbs, des tifels pan? 155 so im der gaist nu seiden gan, so zeucht der leichnam in herdan; darinn pist du der sälden van,
in ,ihnen'. Blumen G 11, 27. 28, 19. 31, 12 u. ö. Fürbitte Mariens für uns bei ihrem ,Kind' auch G 3, 7 7 f f . u. ö. gan mhd. gunnen: ,/« dem Maß wie ihm der Geist das Glück (ewige Seligkeit) Zieht ihn der Körper weg.' Vgl. G 10, 123.
gönnt,
141 Süntlicher mensch m. menschen] toren GfUY. 142 in] im mn. zerrintn. 143 fehlt Pn. gewyn durchgestr. C. 144 O du himelschine n. künigin P. 145 dann] du CY, da K, alle P, in o. 146 blümen K, plümlach n. 147 fehlt m. Lüstlichen ze schawen g. P. Lustleich] Kuschlich Y. sechend o, schauwen pr. gotes] götlich C. 148 Nym dyn trut kint lieplich p. traüt leibulich (darunter durchgestrichen: nim es) n. tritt nym es bey U. treut] truk Y. leyplich G. dem] der P. kinn] kind G. 149 Vnd spricht wend das sein sei nit prin n. Und fehlt P. sprich fehlt mp. wend fehlt P. icht] nit Y. 150 sendestu von P. sät K. er] ich Co, ich er gebessert n. 151 Toren] Torhait n. secht die torhait m. vicht die t. Co. 152 Sit daz d8 K. besan] vsan Un. 153 fehlt P. kan] kond U, solt Y. 154 fehlt Y. Er feit ga' dik aufs tewfls G. Er feilt gar dich auf t. /. Er weit im AUn. Der erweit im P. selb APmpr. 155 So] Ob Un. im] nw AUn, in P. gaist] gast p. nu] im AUn, der K. seiden] gutes CGJYmop. 156 z. in der 1. herdan An. zeucht] czuckt C. der lichtlich man yn p. der mensch 1. U. 1. hyn dan Gf. herden] fast dran K, hindan Y. 157 Darinn] Dar vmb CKor. sälden] eren P, seden U, selbe m.
122
G 1 Ave, Balsams Creatur
dein parmung nie zeran. Maria, höchster trost, 160 weis uns zu dem, der uns erlost. XX
XXI
Vnd hiet ains getan all sünd, so die abgründ es nu verslünd, noch kund dein trost für hellisch pünd erdenken paremherzig fünd. 165 dein fleglich peet da / nicht erwünd bis got sein zoren gar verswünd und dir die sei zu lösen günd, darumb der engel münd dich lobent manigvalt, 170 das du genad hast und gewalt.
171r
Wend uns ewigs achen, ler uns swachen vestikleich wachen, das wir icht erkrachen in dem rächen des fewrein trachen 175 als die dürren spachen.
164 fund ,Kunstgriff \ hier: ,Rettung' (Lexer 3, 569). 174 Drache s. Schmidtke S. 265f. 175 spache swmf. ,dürres Reisholz' (Lexer 2, 1062). 158 159 160 161
Dein] Dein' GfY, Der U. erparmung Un. nye an im ('in mop) z. Cmop. M. o höchster A. O Maria du uil höchster n. hoher p. Weis] Hilff GJKUn. lost K. Nach erlost: fiat J. Zeilenumst.: 160. 171—178. 161—170. 179ff. P. ains] ain mensch CJo. h. gethan ain mesch all G. 162 Ee die a. in v. Co. So es die a. nun v. n. nu] nit Y, in o. 163 Noch kundestu für Y. Dein trost chünd (Zeile) n. kündet GJ. pünd] pund Cp, sind o. 165 fehlt A. Dein kläglich pär da C. fleglich] flyßlich KY, fleissig P. flaischlich (darüber: fleglichj gepet ». erwünd] verswünd p, verschünd m. 166 fehlt Jmp. Pys das got Co. gottz z. K. seinen n. 167 die] der U. din m. losend Yo, Hessen n. 168 mund CGKno. 169 1. gar m. n. 170 Das] Des A. du habest genad vn auch n. Unter dem Schriftblock nach dieser Str.: Secundus m. 171 Wend von vns ewig P. Wenn das ewig m. ewign Gf. 172 vns armen vnd s. Un (armen vnd durchgestr. n). swachen fehlt KP. vestenlichen C, vestiglichen Unr, vestlich P. 173 erkachen P, enkrachen Y, krachen p. 174 In des fewres drachn P. dem] dinem Y. fewrein] fewrs GfYm, tuffels Un. 175 fehlt P.
123
G 1 Ave, Balsams Creatur
in den Sachen solt du frid machen, das wir frölich werden lachen under deines mantels vachen. XXII
XXIII
Xpisto solt du pringen 180 zu gedingen uns mit gelingen, hilf uns darnach ringen, das wir twingen der hochvart swingen. mach uns dahin dringen, da erklingen englische singen, 185 das wir siglich werden springen als künch David mit der slingen. Ymmer pei der majestat ist dein rat, das fürgat dein getat. wer dir dann gedinet hat 190 fru und spat, den verlat nicht so drat dein hilf, das flamm sein sei icht prat. du machest rain der sei unflat und klaidest sie mit weisser wat,
180 gedingen sav. ,das Vertrauen auf jem. set^er?, Inf. (Lexer 186 David s. I Reg. 17, 3 8 f f . Vgl. G 2, 43. 10, 85. 188 Etwa: ,daß deine (Gnaden-) Werke vorangeben.'
176 177 179 180
171v
1, 772).
du fraw frid n. frid] frewd G. froliche Un. werden fehlt K. Xpum n. soltu zü dringen p. du zu bringen m. Vns zu trost vnd gedingen (Z.) K. Mit gedingen das vns mög g. Co. Vns czu PUnNn zü m. Vnd zu dingen p. uns mit gelingen fehlt Kmnp. uns] vnd Y, fehlt U. mit gut g. P. 181 Ler vns dar zü nach ringen m. Daz wir darnach A. Hilf] Lern GJ, Ler CKPUYopr, Vnd ler n. 182 der] dy GfY. Daz über durchgestr. Vnd; twingen d' über durchgestr. vns von n. 183 fehlt P. vns frolich bringen K. dahin] fröleich ACGfUYmopr, vesticlichen n. 184 Da] Dar C. 185 Nach vns gelingen (Zeile) P. Vnd das A. siglich] frolich GJKY. 186/187 ^wischen den Z.: Lustlich zu schöen gottes mynn m. 186 künch] der C, her o. 188 daz din fürgat K. getat] handgetat Y. 189 Wer] Für K. dir dann] dan dir r. 190 den drat fehlt P. vhalt G f . so] ze m. 191 Dein hilf fehlt r. Dein durchgestrichen n. icht] ich C, nit K. praht U. 192 Du wascht der K. seien KYp. 194 fehlt P.
G 1 Ave, Balsams Creatur
124
gewürket mit der sälden nat 195 kostlich in deinem namen. XXIV
Zoten an dem jüngsten tag gar verjag, das gedag unser klag, so die aigen schuld uns nag. frau, so sag, das / uns mag gotes slag 200 erwenden, das kain mensch verzag, seind unser trost ie an dir lag. Maria, unser schuld denn trag, das uns das urtail wol behag pei den erweiten. Amen.
197 gedagen sivv. ,schweigen',
172r
,verstummen'.
195 Kostlich] Kunstlich K, Kuschlich UY, Kostlichn mn, Lüstlich P. in fehlt m. dinen m. 196 an] am K. dem fehlt Gf. 197 v. so daz n. das gedas vnnser slag A. das gedag] so betag Co, fehlt p. gedag] für getag K, bedag m. unser] vns m. 198 schuld] sund K. nag] nach G, nahe p. 199 vns Gotes plag A. mag erwenden gottes plag n. 200 Erwenden] Erwend A, Erwenden hilf Co, Hilff n. Erwenden das] Herwend K. mensch nicht v. A. mensch werd zag m. 201 fehlt P. Seind dz u. Gf. ie] gancz A. 202 fehlt P. vnser hulde trag m. vns r. schilt K. denn fehlt Cop. 203 Hilff das vns die u. P. Das die wurtail m. vns die vrtail wolgehag C. vns die u. Unopr. 204 Pei] Mit Gf. den] dinen Y. ausserwällten Umno, austerweiten C. Amen fehlt mp. Nach Amen: In eternum fiat]. Nach Z.: nü bietend got daz des werd rat der diß geschr' hat AMEN. p.
G 2 Plüm gezartet, ros an doren Pilgreim Münchs I
II
III
Plum gezartet, ros an doren, frucht aus aller frucht erkoren, hailsam aller christenhait, Y e und ie in got gepildet, 5 sein genad sich dir nie wildet, gotes muter, keusche mait. Loblich ward du pei den sachen, da got alle ding wolt machen durch den sun, den du geperd. 10 Got dem slangen hat versprochen: sein haup von / dir wurd zeprochen, dem dein trit noch tut beswerd.
D A E F
172r
172v
Red und werch der heiigen väter ist pei dir bestätt ie stäter 15 nach der prophecien sag. E v e fluchen legt hin dein keuscher leib, pei dir suchen genad sol man und weib, den du wendest all ir klag.
Zum Akrostichon PYLGREIM ERCZPISCHOF LEGAT s. oben Einleitung S. 23. — Zum Lied auch Rietsch, S. 307ff. 7 ward du: Analogieform nach Prät.-Präs., s. Weinh., B. Gr. § 291, Mhd. Gr. § 374 (ohd. seit dem 14. Jh.). 9 geperd 2. Sg. Prät., gebern stv. (Lexer 1, 752) Nebenform durch Angleichung von st. und sw. Prät., Weinh., Mhd. Gr. § 374 (14. Jh.). 10/11 Gen. 3, 15. 16 hinlegen ,vernichten'. D 172r (Mel.), A 6r (Mel.), E 107v (Mel.), F 149r. — Überschr.: Lange Registereintragung A lr s. oben in der Beschreibung von A, S. 39. Pylgreim Erczbyschof vnd legat. ein vers hat yeder puechstab A 6r. Lange Registereintragung E 107r, s. oben die Beschreibung von E, S. 51. Ain kostliche Sequenczn E 107v. Sequitur sequencia de beata virgine sub melodia lauda syon F 149r. Zwelff frewd vnnser frawen E 112v (über den Liniensystemen von Str. IX). 7 11 12 14
wer AEF. 10 dem] der F. Sein] Ir F. h. wurd von dir geprochen AEF. Durch dein sun von hocher art (den du gepärd gestr.) F. pei] in A, an EF. 17 sol] mues AEF.
126
G 2 Plüm gezartet, ros an doren
IV
In der alden ee betreutet, 20 manig zaichen dich bedeutet: Enoch in dem paradeis, Mit der archen Noe dein hilf begraif, Nemrot starchen des turnes kraft entslaif, sprach umb hochvart ward unweis.
V
25 E s chom tröstung Abrahamen zu Caldea in den flamen, Isaacs J ward zu Palestein Reichlich von dem küng gepflegen, Jacob ward der heilig segen, 30 Josephs träum die wurden schein.
VI
173r
Chintlich Moises ward gefunden auf dem wasser und enpunden von des künges tochter schon. Z u der zeit der pusch ward glüen, 35 Aarons dürre rüt ward blüen, Josue slueg Gabaon.
19 betreutet ^u mhd. triuten swv. ,liebkosen' (Lexer2, 1519; betriuten nicht belegt), hier: ,hochschätzen, besonders ehren', nämlich durch die Präfigurationen des Alten Testaments (in der alten ee); erg.: wurdest du (Maria). 21 Enoch Gen. 5, 24. 22 Noe Subj., doch auch als Obj. möglich, dann hilf Subj.: ,den Noe hat mit der Arche deine Hilfe ergriffen.' 23 Nemrot Dat. Sg., s. Gen. 10, 8 f f . 24 sprach: Hinweis auf die einheitliche Sprache vor der Sprachenverwirrung; wegen hochvart wurde die Sprache verwirrt. Gen. 11, 1 ff.; Nemrod der Herr von Babel, Gen. 10, 10. 25 Gen. 15, 7 f f . 27 Gen. 26, I f f . 29 Gen. 28, 1 ff. 30 Gen. 37, 5 f f . 31 Ex. 2, 6. 34 Ex. 3, 1. 35 Num. 17, 16. Vgl. G 1, 138. 10, 71. 36 los. 9, 2 2 f f . Vgl. G 5, 1 9 f f .
19 getrewtet AEF. 26 den] dem F. 30 Yoseph AE.
24 umb] vnd DAEF. 27 Ysaac AEF.
G 2 Pltim gezartet, ros an doren
VII
Port Ezechiel erleuchtet, Gedeonis fei gefeuchtet, Daniel den drakchen tött. 40 In luft Abakuk gefüret, Isaias dich oft rüret, Jeremias klagt dein nöt.
VIII
Sling küng Davids zu gelingen, dich lobt Salomones singen. 45 Hester, Thamar, Ruth, Judit Chünnen sagen mit figuren, das du wendest alles truren aller menklich wer dich pit.
IX
Hoch Sibill in dem gestiren so zaigt den jüngling und ein diren, die Octavianus sach. O wie tröstlich allen seien, da dir got sant Gabrielen, der dir süsslich Ave sprach.
X
55 Fro macht dich Eisbeten eren und dein junkfräulich geperen, der küng opfer nach dem steren und der tempelgank zuhant. Lieb was von Egipten fügen, 60 dein kind funden gab genügen
127
173v
37 EZ. 44, 2. Ps. 147, 13. Apoc. 3, 7. Satyr S. 2 6 f f . , Kesting S. 11. 38 lud. 6, 36. Kesting S. 11. G 10, 72 u. o. 39 Dan. 14, 2 2 f f . Zu den weiteren Präfigurationen s. Salier S. 601 ff. 43 Schlinge (Schleuder) Davids s. I. Reg. 17, 40 u. 50. Salier S. 488. 49/51 Vgl. F. Vogt: Über Sibyllen Weissagung. In: Beitr. 4 (1877), S. 48—100. S. 67: da sach ich einen Sternen an dem himel stan und einen kreis darumbe gan dar inne sach ich ein maget und ein kind und manig zukünftige ding. S. 66 Octavianus als röm. Kaiser in den Eingangsversen der Weissagung genannt. 52 ff. Lc. 1,26ff. 55ff. Marias Besuch bei Elisabeth, Lc. 1, 3 9 f f . : Hl. Drei Könige, Darstellung im Tempel, Flucht nach Ägypten und Rückkehr (Mt. 2,1 ff). 60 genügen attr. z» wein Akk. Sg. m., ,,hinreichend' (Lexer 1, 866). 42 not F. 58 der] des F.
50 den] dem A, ain F. 59 fügen] füeren AEF.
128
G 2 Plûm gezartet, tos an doren
wein aus wasser in sex krügen, urstend, aufvart, gaist gesant. XI
Ewig hail ward dir beraitet, do dein kind dich hin belaitet, 65 dein freud ewikleich sich praitet, frau, nu tröst betrübte herz. Gib uns freud in guten dingen und behüt vor misselingen, das wir frölich dahin ringen, 70 da chain laid ist noch chain smerz.
XII
Ave, muter aller christen, du solt uns auf pessrung fristen, ner uns vor des teufels listen, sleus auf der genaden chisten, 75 so erschrekt uns niemants dro. Trost von himel solt du senden Eve kinden / den eilenden, schaff mit Jesu Christ an wenden unser täg mit sälden enden, so das wir werden mit dir fro.
174r
174v
78 an mhd. âne. 68 b. vns vö F. 69 wir darczw £. r. A.. dahin] darczu EF. 80 O d w fdw fehlt F) suesse Maria AEF (Zeile).
G 3 Richer schätz der höchsten freuden Reicherus plebanus in Rastat, des Munichs I
Richer schätz der höchsten freuden, den chain zung nicht mag volgeuden, pist du, keusche Maria, In dem höchsten tron gechrönet, 5 dein schön all schön überschönet, du pist aller engel fra.
II
Creatur ward nie gemachet, die die gothait hab umbvachet als dein junkfraulicher leib. io Hail und seid hast uns erworben als wir solten sein gestorben von dem / allerersten weib.
III
D 174v A E F b Klosterneuburg 725 cgm. 716
175r
Engelischer gruss dich grüsset, götlich süss dich übersüsset, is dein süss wais chain pitterkhait. Rainer frucht ward nie geboren, gotes muter auserkoren pist du, minnikliche mait.
1 Zum Akrostichon RICHERVS P L E B A N V S J N R A S T A T s. Einleitung S. (erstes Wort des Liedes: Richer). 6 fra = frau ,Herrin' (Weinh., B. Gr. §40).
15
D 174v (Mtl.). A 12r (Mtl.). E 115v (Mel.). F 150r. b 107v. m = Klosterneuburg 725,209P. n = cgm. 716, 170r (Mel.). Überschr.: Rycherus plebanus in rastat A 1v (Reg.). Rycherus plebanus in Rastat, hat yeder puechstab ein vers A 12r. Rycherus plebanus jn Rastat hat yeder puechstab ein vers von vnnser frawen mit vil hübschen subtilitetn E 115v. Sequitur sequencia sub melodia Salüe mater saluatoris et quaelibet littera habet vnum versum et etiam monachy F 150r. Salue mater saluatoris b 107v. Salue mater saluatoris m 209v. 1 Reicher AEFbmn (Name!). 2 4 / 6 fehlen m. wechrönet F. 8 9 Am Rand: salve virgo perpetua m. 10 15 Am Rand: porta clausa m. wais] was 18 minnikliche] liepleiche b. 9
Spechtler
den] die F. mag] kan A. hab] hat bmn. hast du vns AEFb. E.
130
G 3 Richer schätz der höchsten freuden
IV
Vor und nach und in der pürdt 20 man noch mail dein leib nie spürt, keusch in keusch das keusch gepar. Sälig pist du hie und dort, frau, sleus auf der sälden hört hie der christenlichen schar.
V
25 Pflegerinn der taugenhait, die got menschlich hat bechlait, aller tugent überspring, Liblich / er sich an dich smog, do er deine prüstlein sog, 30 der da speiset alle ding.
VI
Er wil freien die anschreien dich, Mareien, als wir seien hie in disem jamertal. Balsam früchtig, mach got züchtig, 35 so wir süchtig werden flüchtig under deines mantels val.
VII
Ave, du gepar den löser, dir ward nie zu pös chain pöser, der dich angeruffet hat. 40 Nie chain mensch hast du verlassen;
175v
20 man und mail Akk. Sg., vgl. G 7, 2. 40 mensch Akk. Sg. m., auch G 11, 135.
19 gepurd AEF. 20 Noch man». dein E. 21 Am Rand: Salve decus virginum m. Über dt. Text: casta in castitate castum genuit«. 23 hört] pfard m. 25 Überschr.: flos campi m. 26 got hat menschleich b. n. 27 tugent] werlt ein AEF, tugenden mn. überspring] vrsprung bmn. 29 prüstel b. 31 Überschr.: Tu celestis paradysus m. frewen die dich a. b. 32 Dich fehlt b (s. 31). 33 jamertail m. 34 macht b. züchtig] guetig b. 35 So] Als m. 37 Überschr.: Tu tronus m. du] die m. gepärst (verbessert aus gepärdj E. 40 menschs m.
G 3 Richer schätz der höchsten freuden
131
trutz, der Sprech: ,in solchen massen ist zu gross mein missetat.' VIII
Vf genad pist du / geartet, die dem sünder allzeit wartet, 45 ie mer sünd ie grösser trost. Schätz, ob sie sich chund erparmen; dich umbvecht mit praiten armen, die Theophilum erlost.
IX
Jesus hat ain senft gemüt, so wenn er siht dein prüstlein an, sein geschos prich ab mit gut, so er scheusset weib und man, Nim es in dein parmig hend und prich got den zoren ab. 55 frau, erparmig pis an end, die uns got zu muter gab.
X
Rubein roter, fein poliret, keuscher smaragd, durchfloriret, diamant ward nie so vest. 60 Aller kreuter frucht zu rümen
176r
176v
41 Sprech 3. Sg. Konj. Präs. Das Stiitzwort für den Relativsatz (dem) fehlt neben trutz. Etwa: Trot^ se* dem geboten, der da spräche: „Meine Missetat (Schuld) ist allzu groß." 57 Rubin s. Satyr S. 248ff. Vgl. G 1, 95ff. G 11,10 u. 85. Edelstein Kesting S. 11 ff. 58 Smaragd s. Salzer S. 267ff. Vgl. G 11,9. 59 Diamant s. Satyr S. 216ff. Vgl. G 11,12 u. 129. 60 Kraut s. Satyr S. 305 u. 534. Vgl. G 1, 104. 41 der da sprach in söleicher masse E. t. das da sprach A. soliche' masse Fm. 42 Ist zw dir fluchtig wardn (Zeile) b. Es ist AEF. 43 Überschr.: Palmam prefers m. 44 dem] dein F. 46 Schätz] Schaw b. chünn Fbmn. 47 Die dich b. enpfacht m, enpfachtz n. praiten] peden b. 49 Überschr.: Sol, luna m. 50 Wenn] So AEb. deine AEFb. prüstel b. an] guet b. 51 Seine AEFbmn. schos AEm. prächt b. 52 scheusset] speysset m. 53 parmüng Fbm. 54 prich] sprych F, pit m. 55 Frau] Sprich AE. erparmig] der parmung AEFbmn. 56 Seind dich got vns zu F. Dy dich g. A, Seit dich g. E. uns fehlt b. 57 Überschr.: Salve mater pietatis m. 60 frucht] vas m, frücht n. 9»
132
G 3 Richer schätz der höchsten freuden
chan dein nam hoch überblümen, wann Maria ist der pest. XI
Schön, ob aller schön gemessen, got hat nichts an dir vergessen 65 seind du zu im pist gesessen, pei dem küng, du küniginn. Trost, zu ganczer freud geschiket, da der tievel ab erschriket, so dein parmig aug erbliket 70 sünder und die sünderinn.
XII
An dem end solt du verjagen pös gaist, das wir nicht verzagen, die all unser schuld dann sagen, hilf die swären purd uns tragen, 75 mit genad streich durch die schuld. Treut dein kind gar minnikleichen, sprich: ,den zoren lass entweichen, wann ich wil sie immer reichen, sie sint menschen mein geleichen, so kind, gib in die ewig huld.'
61 62 63 64 66 68 70 72 73 1A 75 76 77 78 80
177r
Chan den hahn plueme singn (Zeile) b. nam] vas m. der] die b. Überschr.: O Maria Stella m. allem schein g. b. hat an dir nichts v. b. nicht mn. 65 Seind] Do A. du pist zu im g. m. du] dy AEFbmn. 67 ganczer] aller m. geschricket n. 69 parmüg F. anplicket mn. die] den AE, auch m. 71 Überschr.: In procinctu constituti m. nicht] icht m. Dy dan all vnnser schuld sagen E. dann fehlt m. schuld] sünt bn. vns ze tragen m. genaden m. sterkch b. die fehlt m. Traut (darüber: traw) deim E. minnikleichen] liepleich b. Prich d. z. das er entweich b. laß dir e. AEF. Wann] Sprich b. 79 mein] mir m. die] dein AEFmn. huld. Amen bm.
G 4 Muter, guter sach die pest Maria virgo des Münichs
D
177r
A
I
Muter, guter sach die pest, Christen fristen solt du vest vor des tievels listen prait. Anger, swanger mit dem wort, 5 2üchtig früchtig edler hört, du hast Even fluch verjait.
II
Richten, slichten sol dein güt krummes, tummes falsch gemüt gar in aller christenhait. 10 Järüch klärlich ist der tag, heilig, selig, da got pflag füren dich in ewikhait.
III
Achten, trachten hin zu got, geren leren sein gepot 15 mach uns, frau, allzeit berait. Vnder wunderleichem sinn steuren, feuren sol dein minn, die uns zu dem pesten lait.
IV
Iungen, tungen sol dein huld 20 alter kalter herz in schuld, die in sünden sint verzait.
4 6 19 21
Akrostichon MAR JA VIRGO. Maria anger stm. ,Acker'. Salier S. 3 f f . Vgl. Gen. 3, 16. tungen sav. ,erfrischen, stärken'. verzait: verzaget.
B E F
177v
Himmelfahrt?
D 177r (Mel.). A 66r (Mel., lückenhaft, Zeilenfolge: 1—6. 10—12. 22—24. 13—17. 21. 19. 20. 22. 23 einschl. süntleich; 20 u. 22 ein Liniensystem ohne Text, nachher 6 Systeme, die Noten enden aber schon 67r). B 24r (Mel.). E 123v (Mel.). F 152v. —• Überschr.: Maria virgo hat yeder vers ein puechstabn von vnnser liebn vrawen krönung A 2r (Reg.). Von vnnser vrawen Schiedung A 66r. Maria virgo B 24r. Maria virgo von vnser frawen E 123v. Sequitur sequencia marya virgo et quaelibet littera habet suum versum sub melodia veni sancte spiritus monachus F 152v. 10 Reichleich freyleich ist A. 15 vns müeterleiche maid (Ende) A. 16 wunderleichtem AE. wunderleichten B.
134
G 4 Mutter, guter sach die pest
Reihlich freilich ist dein trost, süntlich grüntlich sei erlost gar aus aller aribait. V
25 Geben leben immer mer süslich grüslich lust dein er, das chain zung dein güt volsait. Oben loben got und dich, leiden meiden ewiklich 30 hilf uns, müterleiche mait.
23 erlost ,erlöst du' (Mhd. Gr. § 196, Anm. 2). 26 lust < lustet ,erfreut'; lusten mit Akk. (Lexer /, 1992). 22 Jarleich klarleich ist A. 23 Grüntieich süntleich sei A.
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme Ave virginalis forma Ain swere sequenz A v e virginalis forma I
Ave, grüest pist, magtleich forme, der gothait erfolte norme, Ïambes Sion tempel. Beintrawb, / cypper, balsam tiiftet, 5 die got geist süeß hat durchlüftet in frides exempel.
A 33v B E U 34r
1. Ave, virginalis forma, Deitate piena norma, Agni Sion templum. 2. Botrus Cypri balsamatus, Austro pneumatis perflatus In pacis exemplum. 11
Chlar grüest wol geist in propheten, gar süeß volleist, frid in steten, du blüender tugent palme. 10 Der götleichen / schön ein zir, gar notleichen, vrawe, sein wir, du grüender jugent galme.
34v
An. h. 54, S. 379—382. Abecedarium wie G 1; s. dort. Zu Jakob v. M. s. o. S. 17. 1 forme j-. Salier S. 322. 2 ervollen swv. vollenden"' (Lexer 1, 692). norme vgl. lat. Orig., wie viele Reime in diesem Lied dem lat. Orig. nachgebildet. 3 tempel s. Salier S. 36. 4 cypper ,Zyperblume'; Cant. 1,13, beginnt mit Botrus cypri wie die 2. Str. des lat. Orig. 8 volleist stmf. , Vollendung, Beistandfrid s. Salier S. 563. 12 galm bei Salier S. 329 nur dieser Beleg. ^ 33v (Mel.). B 21 r (Mtl.). E 159r (Mel.). U 158v. — Überschr.: Ave virginalis forma ein swer Latein. Hat maister Jacob ein Schuelmaister ze Muldorf gemacht vnd haist das A. b. c. vnd hat yeder puechstab ein vers mit irer melodey A 1v (Reg.). Ave virginalis forma B 21r. Ave virginalis forma nach dem text E 159r. Sequencia Aue virginalis forma U 158v. Explicit Sequencia Aue virginal forma in wlgari compasita(!) U 160r. 1 5 8 10 12
Aue bis grüst m. U. gots U. erlüfftet U. süeß] sust U. zirde U. Gründer tugend g. U.
4 7 9 11
balsami U. wol] vol U. Du fehlt BU. iugent U. n. fron sin wirde U.
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme
136
3. Chere, numen in prophetis, Yere lumen, pax in metis, Regnans virtus alma. 4. Dei caritate culta, Spei claritate fulta, Praegnans myrtus, palma. III
Engadi weinreb besniten, gult in margariten, is kewscher keusche keusch gepurd. Forme der materie / erge bracht in höchster wesen kerge, gotleich wird ee ichts ie wurd.
35r
5. Engaddina vitis mitis, Pretium in margaritis, Casta generatio. 6. Forma, quae senile hylae Esse duxit ad subtile, Noys veneratio. IV 20
Gabaon der stat sigeswunn, sighafte ware sunn Josue des kemphen. Höchste wird, der genaden thron, sunn enmitten f pfen-/den fron Moisi an demphen f .
35v
13 Engadi Cant. 1, 13. 14 gult entspr. lat. pretium, mhd. gülte s t f . hier ,Wert'; daher etwa: ,Du Schate unter den Perlen', was auch dem lat. Orig. entspricht. 16 Vgl. lat. Orig.: Forma, quae senile hylae esse. Forme Subj., der m. erge Ohj.; vgl. erge des silbers ,geringer Gehalt der Münze' (Lexer 1, 627). 17 in h. w. kerge (Feinheit) für lat.: duxit ad subtile. 18 Neuerlicher Anruf an Maria:,göttliche Würde bevor je etwas entstand'. 19 Gabaon los. 10, 1 f f . , vgl. auch G 2, 36. 20/21 Siegessonne Josues j\ Salier 5. 392. Vgl. auch G 2, 36 u. G 10, 73f. 23/24 Ex. 34, 29 ff. das strahlende Gesicht des Moses. 13 14 16 18 20 21 23
E. besnyten weinreb (sitten U) BEU. Wynreb lust in margritte U. 15 küschs geburde U. der] die BU. 17 hoher E. Götliche w. e ihtsid würde U. ee ye icht wurd B. ichs E. Sighafftigs siges sunne U. Sighaftige B. ware fehlt BE. demphen B. in mittel B. Sonn inmittel brehndem fron U.
137
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme 7. Gabaon in Victoria, Sol lucens in gloria Iosue victoris. 8. Honor throni gratiae, Eous in f a d e Cornuti lictoris.
V
25 Jaspis, du stain, den der gelauè rainikleich hat gepolirt. der slangen schein mit posem rat den hat nie verir/, der in Eve herz sich span. 30 Karissima, liebst aller lieb, [] wunschel, Aus naturen, du rainsti, ja an sünden stieb, àem palm dein*? figure wol sich zugeleichen kan.
36r
9. Iaspidina Praedaritas, Quam fides polivit, Aspidina Disparitas Quam nunquam attrivit In cor Evae sata. 10. Karissima Deliciis Adfluens natura, Rarissima E vitiis Est palmae statura Tua similata.
25 Jaspis Apoc. 4, 3; s. Satyr S. 234. 31 wunschel (Lexer 3,997): ,Inbegriff des Schönsten, men' (Lexer 3, 423). 32 stieb mhd. stiebe stn. ,Staub'. 33 palm ,Palmbaum' Cant. 7, 8; Salier S. 180ff.
25 26 28 29 31 32 33
Vollkommensten'.
Aus
Ausströ-
den der BEU] der den A. gelaub BEU] gelauben A. Hät reynlich gepollirte U. 27 Des slanges s. m. bröde rot U. hat] hart E. verirt] verirte ABE, vergirte U. h. gespan U. Wünschel f. (fehlt B) n. UB. Aller lieb w . AE. Du] Dy ABEU. reynste ¡7] reinsten ABE. Dem U] Den ABE. deine] deiner ABE, den U. figurn U.
138 VI
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme
35 Lebentiger leo, schre, der uns jünget von Adames schäme, dex fenix gluet fruet, der uns jün-/get 36v von tödleichem kraise, das von erst her auf uns dos. Maidieich stainwant, nam in dir pelikanus same, 40 ainhurnes sin in flüchte gir todes fraise, maide zart, in deiner kewsche schos? 11. Leonis vox mox suscitans Nos ab Adae clade, Phoenicis phos nos renovans A letali mali Primaevo prooemio. 12. Materia, qua latuit Pelicanus sanus, Unicornis vis patuit Mortis pyrgo, virgo, Tuo casto gremio.
35/42 In beiden Versikeln der Str. (35—38. 39—42) ist jeweils die zweite Z. eine Waise. Dies auch im lat. Orig. ; hier reimen auch die Schlußzeilen der Versikel miteinander wie im deutschen Text ( Z. 38 u. 42). 35 schre ,Ruf, Schrei' (Lexer 2, 790) ; Salier S. 538, Schmidtke J . 331ff. Vgl. G 1, 131. 36 Phönix s. Salier S. 60; auch G 1, 133; Schmidtke S. 377ff. 37 mhd. kreiz stm. ,Schrei' (Lexer 1, 1719). 39/42 stainwant stf. ,Steinwand, Felswand', Bildfür die unberührte Maria, s. Dan. 2, 34ff., Salier S. 7f., so: Maria, godes edle steinwant, von der âne menschen hant ein stein wart gehowen (Pass. 148, 64; Lexer 2, 1169), auch G 17, 30. Pelikan s. Salier S. 58ff., Schmidtke S. 367ff., Maria als Nest des Pelikans Schmidtke S. 206. Einhorn s. Salzer S. 44ff., Schmidtke S. 203ff. ». 269ff., J. W. Einhorn, Diss. — Etwa: Jungfräuliche Steinwand! Nahm in dir (nicht) der Pelikanssame ( = Same, aus dem ein Pelikan wird), des Einhorns Sinn ( = Gesinnung, belogen auf die Inkarnation in Demut und Todesbereitschaft ; ev. auch Kraft, Macht, s. vis im lat. Orig., vgl. G 1,136) — Zuflucht begehrend — die Todesnot attf sich, fungfrau %art, in deiner Keuschheit Schoß? ('flüchte Gen. zu g'r: missio filii = fuga, s. Kern S. 189!). Denkbar auch Aussagesatz mit Verb-Spitzenstellung (Es nahm . . .; s. Bebaghel 4, S. 37—39, bes. in vom Lat. abh. Texten). Mhd. vreise stswf. swm. ,Gefahr, Schrecken' (Lexer 3, 497).
35 37 39 40 41
vns müget vö Adame U. 36 Des BU] Der AE. Von] Vor B. kraise] kreichen U. M. st. stant nam i. d. pellicane sane U. sin] sun U. flüchte] flüchtes ABEU. fraise] freyde U. 42 keuschen U.
der fehlt U.
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme
VII
Noe-/mi, du pist die schön an pitter gar, zwar klar far Sar, paradeise, 45 darinn got mensch kam zu weise frei vor aller Sünden spor. Ordens recht ee, firmenung der trinitat, rat phat, sat stat natür-/leichen, erd und himlisch dir weichen, so •(• voraus Dagon und verpir. f
139 37r
37v
13. N o e m i sine Mara, Clara, cara, Gnara Sara, Paradisus, In qua Deus h o m o visus Expers omnis criminis. 14. Orthodoxa, firmata, Grata nata, Vata rata, Sata, soli Regens cardines ac poli, Stupor Dagon liminis. 43/50 Die ersten Zeilen der beiden Versikel sind Waisen (43. 47) ; 46 u. 50 reimen unrein. verpir offenbar verderbt. 43 Noemi s. Ruth 1, 20. Noemi gibt sich selbst den Namen Mara wegen der Bitterkeit, die über sie gekommen ist. 44 far Adj. ,gefärbt, aussehend' (Lexer 3,20). Saras Schönheit Gen. 12, 11 u. 12, 15: pulchra nimis. Zeile: ,wahrlich herrliche Sara, oh Paradies'. 45 Z. etwa: ,in dem (Anschluß an Paradies = Maria) Gott und Mensch zu seiner Art (Art der Menschen) kam''. 47/48 firmenung wörtl. Anschluß an den lat. Text (s. auch Z. 1—3. 6. 44 u. ö.), doch im deutschen Text erweitert. — rat phat wäre, auch im Hinblick auf sat, mit,gerader Weg' ZU übertragen; Maria als Symbol für den rechten Weg zum ewigen Heil; bei Albertus Magnus im Anschluß an Sap. 10, 10 für Maria z• B- •' ostendit nobis beata virgo viam rectam (Salzer S. 541). — sat (vgl. sataj häufig für Maria (Salzer S. 3. 67. 346), die als Mensch vor ms steht fnaturaliter/natürleichen, also nicht aus dem Nichts geschaffen, sondern aus dem Menschengeschlecht geboren) und der wegen ihrer Gottesmutterschaft (Frucht Christus aus dieser Saat) alle auf Erden und im Himmel weichen, daher auch die Götzen (Z. 50). 50 Z. offenbar verderbt, doch ist im Zusammenhang mit 48/49 zu erkennen, daß auch Dagon (alttest. Götze I Reg. 5, 2: gestürzte Statue) der fungfrau weichen muß. Der lat. Text spielt auf diese Bibelstelle an (Schwelle des Tempels, in dem Dagon umgefallen und zerbrochen ist). Die Lesart von U weist auch in diese Richtung, scheint aber ebenfalls verderbt ZU sein. 44 Zwär war für klär p. U. paradeise] paradise ABEU. Vgl. G 2, 21. 8, 31. 20, 7 u. ö. 45 In dem got k ö m mensch zu U. 46 spür U. 47 ee fehlt U. 48 Rat stat phat sat n. BE. Rat spat pfat sat n. U. 49 himelehs U. 50 Schrickt uf dagon vndertün (Zeile) U.
140 VIII
G 5 Ave, grüest pist, magtleich forme
Port verklauset, dich durchslaiche von Bosra der schöne, rain dich pauset sein umbraiche, das ein bluende vrawe du wart voller selikait. 55