Die Gedichte Oisian's: Band 3 [Reprint 2020 d. Ausgabe 1811 ed.]
 9783111565064, 9783111193724

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DIE GEDICHTE

D R I T T E R

OISI ANS.

B A N D .

D I E

G

O

IM

E

D

I

I

S

AUS

DEM

S I L B E N

C

I

H

A

T

E

N '

S .

GAELISC H E N

M A S S E

D E S

O R I G I N A L S

VON

CHRISTIAN

WILHELM

D R I T T E R

LEIPZIG

BEI

6.

J.

AHLWARDT.

B A N D .

GÖSCHEN.

l ß l l .

I

Zur

N

H

A

L

T

.

Zeit Cuinhiil's, des Vaters von

Fionnghal,

w a r d Cleasamor, Fionnglial's M u t t e r h r u d e r , durch einen Sturm in den Flufs Clutha, — jetzt C l y d e , — getrieben,

an dessen Ufern die Stadt der Britten

Baileclütha lag.

R u r m a r , das Oberhaupt des Orts,

n a h m ihn gastfreundlich a u f , und gab ihm seine Tochter Maona zur Ehe. Häuptling, Rurmar, samor.

Lin brittischer junger

der in Maona verliebt w a r ,

besuchte

und b e t r u g sich übermüthig gegen CleaEs erfolgte ein Gefecht, w o r i n der Dritte

getödtet ward.

Sein Gefolge aber griff Cleasamor

h a r t a n , und zwang i h n , in den Clutha zu springen , u n d sich mit Schwimmen in sein Schiff zu retten.

Da der W i n d gerade günstig w a r , so ging

er in See, mit dem Vorhaben, bei Nacht

zurück

6

I N H A L T .

Cleasamör. Gram.

Dieser

stirbt am

vierten

Tage vor

Beide werden in ein Grab gelegt.

Fionn-

ghal befiehlt eine jährliche Feier dieses traurigen Tages.

Oisian's Apostrophe an die Sonne schliefst

das Gedicht. Die Eigennahmen in diesem Gedichte, die anders als im Deutschen ausgesprochen w e r d e n , sind folgende mit der bevgefugten Aussprache: •N ahmen.

Aussprache

Eaileclutha,

bäleclüha.

Carthonn,

cäihon.

Cathul,

kahul.

Cleasamör,

klesamohi

Clutha,

kluha.

Cumlial, i Fionnghal, i Malmhina,

kuwal.

malwina.

Maona,

lnüna.

Mörbheinn,

mörwehn.

fingal.

C

A

R

T

H

O

N

N

.

E i n e Kund' aus der Vorwelt Zeit, Thaten der Tag' entflohener Jahre. Dein Murmeln, o Lora der Ströme, Regt auf die Erinn'rung Entschwundner» 5 O Piauschen Garmallar's des Wald'sl Lieblich ton't mir in's Ohr der Hall. Siehst d u , o Malmhina der Helden, Dort den Fels, und in Heide sein Haupt Drei Föhren entbeugen der Höh sich; 10 Sanft lacht ihm zur Seite das G r ü n .

C A R T H O N N .

8

Dort blüht des Thaies holde Blum', Und wiegt im Wind ihr glänzend H a u p t ; Die graue Diestel auf dem Carn Streut den Bart vor Alter h i n . Zwei Steine, zur Hälfte versunken, Schwärzt Moos und Staub auf dem Feld. Es fliehet dei Hirsch Aon des Carns Rand. Hingestreckt ruht dort ein Held. Ein Schemen, luftig, schwach und kalt, Senkt sich langsam auf's Heldengrab. Die Tapfern am Ufer des Meers, i

Malinhina, umhüllet das G r a b . Eine Kund' aus der Vorwelt Zeit, Thaten der Tag' entflohener J a h r e . Wer jener vom Lande der Fremden, Zur Seit' ihm die Tausend' im S t a h l ? Die Sonn' umstrahlet sein H a u p t ; Im Wind des Meers kämpft sein Gelock.

C A R T H O S » .

Zum Frieden das Gesicht verklärt, 30 Bückt sanft er Ruh, dem Abend gleich, Wann westlich sinkt am Wald der Strahl Auf Cona's strömiges Bergthal. W e r , als Cumhal's des Tapferen Sohn, Der Schlacht und hoher Tugend Fürst, 35 Wieder sehend sein rauhes Gebirg, Sein ht-irlirhes Heer ungeschwächt? Auf! ihr Stimmen, sprach der Bard; Furcht jagte den Feind durch das Blachffld, Ihn, den Sprofs der Ferne des Wests. 40 Es grollet der Schildburg Fürst, Rollt in Stolz die Feueraugen Und zuckt der Könige Schwert. Über das Feld der Thaten entfloh E r , der Sprofs der Ferne des Wests! 45

So erwachte die Stimme der Barden, Als Selma's Burg der König betrat.

io

C A R T H O N N .

Fackeln flammten zu tausend empor, Leuchtungen sprühend in Mitte des Volks Beim Mahl in der Halle des Sieg's. Schnell schwand in Wonne die Nacht hin.

5s

W o ist der Führer grofser Thaten? Sprach Fionnghal des schönen Gelocks; W o , hei der Wonne der Krieger, Der holden Müirne kühner Bruder? Düster, langsam, schleichen die Tag* Ihm im Schauerthal am L o r a .

55



Sieh! dort steigt er herab von der Höh, Dem Hengst, entzügelt und stolz, gleich, Wann Ross' auf der Eb'ne sich zeigen, Und Geruch ihm des Winds in den Nüstern. 60 Heil, Cle'asamör! Heil, Starker, dir! W i e so lange von Selma des Mahls? llückkehrt der König, erwiedert der Fürst, Zum Hügel der Hirsche, mit Ruhm?

C A R T H O N N .

u

C5 Mit Preis, w i e der reisige Cumhal, Im Kampf' umdrängender Schild'? Oft schweiften über den Carunn w i r Zum Land' und dem Wilde der Fremden; Nicht unblutig kehrt' uns der Schild, 70 Nicht erfreute der Schwerterfürst sich. — Warum Erinn'rung an Zeiten der Schlacht? Bis zum Scheitel ergraut ist mein Haar; Nicht Kund' hat des Bogens die Hand; Mein Speer ist leicht jetzt, leicht mein Schild! 75 0 kehrte so die Wonne mir, Als ich ^zuerst das Mädchen sah, Schneeiges Busens, des Auslands, Maona die adle, — ihr wichen die Jungfraun, — Reizender Schönheit, dunkeles Augs! So

Gieb uns, sprach der König sanft, Die Kunde des Mädchens, o Fürst. Gram umhüllt dich, wie Wolken den Lichtstrahl;

12

CARTHONN.

Dein Geist schwimmt trüb dir in Nebel; Nachtschwarz der Gedanke dir, Schlachtsohn, Einsamer am Lora des Hall's. Schleufs den Jugendgram uns auf, Auf uns die Nacht, die dein Alter umdüstert. Tage des Friedens beglückten das Land, Sprach Cleasamor, der Waffen Fürst, Baileclütha's thiirmenden Mauern Annahet' ich im dunkelem Schiff. Meine Segel jagte Wind Zum Hafen am Clutha der Ströme. Drei Tag' erhob sich Mahl und Fest In Rurmar's gastlicher Halle. Dort erblickt' ich den Busen der Liebe, Maona, die Blüthe der Burg' und der Hallen. Froh umkreist' uns die Freude der Muschel, Und Fiurmar gab mir die Jungfrau. Ihr Busen, wie Schaum auf der Flut,

CARTHONN. Ihr Auge, dem Völkergestirn gleich. Schwarz, wie der Rah', ihr Gelock, Schöner, als dies, ihr Gemüth. Wie liebt' ich die Tochter der Herrscher, 105 Maona, die schönste der Ebnen und Höhn] Sieh' ein Sohn der Fremd' erschien, Lenkend, ein Jüngling, die Schritte zu Maona. Laut erscholl in der Halle sein Wort; Halb zuckt' er die Klinge, die breite: no „ W o ist Cumhal, der kühne Schwertsohn, „Der Waller der Thal' im Gebirg? „Ist Cumhal, ist hier sein Heer, „ W e i l so kühn du, so trotzig und keck? Mein Geist, versetzt' ich, o Führer, 115 Flammt hell mir in eigener Glut. Nicht kenn' ich, deckt der Schild mich, Furcht, Umringten zu Tausend mich Tapfre. Grofs sprichst du, o Fremdling im Stahl,

l A R T H O N N.

Weil jetzt Cleäsamör so allein ist; Doch mir xittert mein Schwert, bis zum Griff wach, Wild sich sehnend zu füllen die Hand mir. Kein Wort ferner von Curnhal der Scharen, Sohn Clutha's, den nimmer sein Strom läfst! Zürnend fuhr er voll Jugendkraft auf, Schlug; ihn stürzte, den Führer, mein Stahl. Clutha hört' am Gestade den Kriegsruf; Es blitzten tausend Speer' umher. Kampf begann ich; es siegten die Fremden. Rasch schwang in Clutha's Strom ich mich. Die Segel spannend dem Wind, Durchschnitt ich die düstere Flut. Maona kam in Thranen, die arme, Empor gewandt das Aug des Grams; Traurig scholl die Stimm' und hell. Oftmals lenkt' ich um mein Schiff;

CARTHONN.

»5

Wog' und W i n d des Ostens siegten. Den Clutha sah seitdem ich nie, Noch Maona, schön und braungelockt. Sie sank am Clutha erbleicht; Grausig erschien irir ihr Schemen am Hügel. Mitten in Nacht erkannt' ich den Gang Längs dem Saume der Schauer am Lora, Schwaches Schimmers, dem wachsendem Mond gleich, Der aus Nebel des Himmels blickt, >45 Wann Schneeschwall stürzt vom Gewölk, Und Graun umdüstert die Welt. Sanfte Barden, erhebt den Gesang, Sprach Fionnghal, der Schwinger des Schilds; Preiset das Lob der lieblichen Maona. 150 Schlummre sie unter Gesängen der Höhn! Ladet langsames Lieds ihr Gebild Zum Lande der Meerflut.

i6

C A Ii T H O N It.

Sanft sei ihr Wandeln am Saum des Gebirgs In Morbheinn, dem reizend die Jungfraun, Sonnenstrahlen entschwundener Zeit, Adle Wonne der Helden der Vorwelt. Ich sah Bailechitha's Mauern; Spärlich tön te die Stimme des Volks. Feuer hatte die Halle durchtobt; Nicht mehr kos'ten da Helden und Jungfraun. Verdrängt w a r , — ein Bächlein, — der Strom Durch der Mauern Sturz und Schutt. Dort stand webend im Winde die Diestel. Am Thurm pfiff schaurig das Moos; In seiner Trümmer lag der Fuchs, Den Rücken vom Gras* umwallt. Od ist der Sängerin Maona's Sitz, Dunkel die wimmelnde Halle der Burg. Tön't, ihr Barden, Trauergesang Der Hall' am Meer, die dahin!

C A R T H O N N .

»7

Längst ruh'n unter dem Hügel die Tapfern; Ihr Loos ereilet auch uns. W a s erbau'st du die Halle des Mahls, Du Sohn der Zeit, beschwingtes Flugs? 175 Heut schau'st du von deinem Gethürm h e r ; Morgen deckt dich des Hügels Gestein. Der Jahre Sturmflug weilet nicht, Im Stöfs des Windes düstrer Höhn Durchbrausend die Halle der Herrscher, 130 Die sinken mit Scharen in's G r a b . Komm, Stöfs des Windes düstrer Höhn, Seyn wird Ruhm um uns're Tage, Seyn in Schlachten meines Schwerts S p u r , Seyn mein Nahm' im Bardenlied. >85 A u f , mit Gesang! Lafst kreisen die Muschel! Frohlocket mit Preis um mich h e r ! W a n n einst du sinkst, die dort du strahlst} Sinkst je du einst, du hehres Licht; O. G. III. ß.

2

C A R T H O N N

Lebst eine Zeit n u r , nicht'ge Z e i t , Gleich Fionnghal, dem flüchtig der L a u f : Dauern wird mein Ruhm wie dein Lichtstrahl! So scholl des Königs Feslgesang In Tagen der Helden hoher That. Es lauscheten Barden zu tausend, Sich beugend, der Stimme des Königs. Sie glich der Harfe siifsem T o n , Steigt langsam aus Osten der Hauch. Deine Gedanken, wie herrlich, o Held ! Warum steht schwach Oisian dir nach? Doch, Vater, du stehest allein! W e r gleicht Selma's Herrscher an Ruhm? Schnell schwand hin die Nacht im Gesang; Freudig stieg der Morgen empor. Berg' ergrauten die Wellen hinüber; Wonn' umschwebte das bläuliche M e e r . Mit Schaum umwallte der Wogenschwall

C A R T H O N N .

Den nackten Fels, den fern wir sahn. Nebel rollte vom Meer zu dem Carn Eines Greises trübes Gebild. 210 Nicht wie Sterbliche wallt e9 einher, Noch als Ries', herschreitend vom Meer; Ein Schemen, sich senkend vom Ost, Trug's halb den Himmel hinab. Nach Selma schwamm das Gebild, 215 Niedersinkend schwarz wie Blut. Fionnghal sah die Schreckengestalt, Sah den Tod der Krieger sich nah'n. Kommend zvir Halle der Helden, Fafst Cumhal's Schild der Fürst; 220 Rasselnd tön't der Stahl der Rüstung. Rasch richten die Krieger sich auf; Die Tapfern stehn verstummt umher, Die Augen all' auf Cumhal's Sohn. Krieg schwimmet in seinem Gesicht;

SO

C A R T II 0 N N .

Tod der Völker umkreis't ihm den Speer. Tausend Schilde steigen empor; Viel tausend Schwerter, blau und scharf, Erglänzen hell in Selma's Halle. Traurig tönet der Waffen Geklirr, Dumpf der herrlichen Doggen Geheul; Kein Wortchen, kein Laut in dem Kreise, Den Blick auf Fionnghal's Färb' und Schwert Er enthob der Schulter den Speer: Sprofs von Morbheinn, an Helden reich Nicht Zeit ist der Harf' und dem Fest. Krieg dämmert trüb vor Augen uns; Tod umdüstert die Höhn des Gebirgs. Unsers Ruhmes Freund, ein Geist, Künd't der Feind' Ankunft vom Meer. Der Flut entstieg das Dunstgebild, Uns ein Zeichen hoher Gefahr. Am glattem Speer sei jede Hand,

C A R T H O B N .

Das scharfe Schwert an Jedes Seit', Auf jeglichem Haupte des Helms Nacht; 545 Von jedem Panzer strahle Blitz. Kampf thiirmt sich über uns wie Sturm; Bald ton t schaurig die Stimme des Tod's. Fionnghal erhob sich, ihm folgte sein Heer, Wolkengewog voll Glut und Gekrach gleich, $50 W a n n zucket von Norden der Blitz Dem zagendem Segler, mit Sturm. Auf Cona's Heide weilt der Z u g . Jungfraun weifses Busens schaun ihn, Vergleichbar der Waldung

Gezweig;

255 Schaun den Tod der Jugend der Schlacht. Bang rollt zum Meer langsam ihr A u g , Zum S c h a u m , der w i e Segel heranwallt. Thriinen beströmen die Unschuldswangen; Im Kampf ist ihr Herz für die Tapfern. 260

Hell entstieg dem Meere der Strahl;

I A R T H O N K .

W i e Nebel bedeckten die Flut Schiff', ausgießend das Heer an's Gestad. In Mitte der Scharen ein Held, Dem Piehbock ähnlich der Waldhohn; Sein Schild wölbig, stark und glänzend; E r kraftvoll, schön, der Speere F ü r s t , Schritt zum lieblichem Selma der Hohn Den Scharen voran durch das Feld. Geh', mit des Friedens sanftem Gesang' Geh', Uliin, zum König der Schwerter. Künd' ihm : W i r sind tapfer im K.impf, Die Feinde vermehren die Schemen; Berühmt, wer afs mit lins das Mahl In räumiger, gastlicher Halle. Einst den Kindern zeigt er die Speer* Aus dem Lande der tapferen Fremden. Wunder sind sie dem redlichem Ausland; Es wünschet Heil den Freunden Morbheinn's

CA11TH

ONK.

»3

Unser Siegruhm tönet der Ferne. ¿So Dem Volkszorn zittern die Herrscher, Und uns rühmt und preist die W e l t . Ullin ging mit dem Friedensgesang. E r , der König, gelehnt an den Speer, Sähe den Feind im Gefild. 285

Heil, Heil dem Erzeugtem der Fremde; Langsam, giofs ist vom Meere dein Schritt! Sprach Fionnghal, das Schrecken der Schlacht. Dein Schwert gleicht aus Osten dem Blitz, Schnellzuckendes Strahls, dir zur Seite.

29° Gröfser ist nicht der grofse Mond, Als dein Schild, du Sohn der Schlacht; Piöthlich die Wange dir, jung die Gestalt, Der Locken Pracht um dein Haupt. Schnell vielleicht fallt dieser Baum, 295 Und höret sein Lob nicht im Thal. Schmerz umdiistert die Tochter des Meers,

CARTHONK.

Hinschauend zum Antlitz der Salzflut. Das Knablein erblickend ein Schiff r u f t : „Der König, der König ist

dal"

Deiner Mutter entstiirzen die Thranen Ob

dem

Schlaf,

den

du

schlummerst

Morbheinn I Dies waren des Königes Wort'. Ullin kam, der adle, zum Führer; Er warf den Speer auf die Heide Vor Carthonn, mit gastlichem Frieden, Und er erhob langsam den Gesang: Komm zu dem Mahle von Fionnghal, Held Carthonn vom Thale des Meers;



Komm zum Mahle des Königs h e r , Sonst zucke, nicht siegend, das Schwert. Viel sind der Feinde Schemen uns, Berühmt w i r , und unsere Freunde. Überschau', o Carthonn, das Feld.

( A R T H O \ i\


„ Z u m Hiigel der Hirsche, mit Rulim? „ M i t Preis, wie der reisige Cumhal ,, Im Kampf' umdrängender Schild1 i „ O f t schweiften über den Carunn wir „ Z u m Land und dem Wilde der Fremden; „Nicht unblutig kehrt' uns der Schild, „Nicht erfreute der Schwerterfürst sich. V. 40.

Der

Schildburg

Fürst. —

in diesen W o r t e n , die Macpherson durch der W e l t "

Auch

„König

übersetzte, hat man die Römer, und

den Kaiser der R ö m e r ,

und einen Beweis gefun-

d e n , dafs Fionnghal mit den Römern Krieg geführt.

Nichts kann unrichtiger seyn.

Im Gaeli-

schen steht: „ R i g Ii t a l l a na s g i a t h i o

mheirg.

C A R T H O N N .

Dies

heifst w ö r t l i c h :

der Schilde mafsen

mächtige

,, K ö n i g

Der

König

der

Hall*

( i s t ) i n G r o l l . — J e d e r einiger-

der

Häuptling

heifst

Schilde."

In

bei

der

Oisian

Wohnung

eines solchen Häuptlings ist immer eine H a l l e , w o die S c h i l d e und Harfen zwischen einander an der Mauer

hängen.

D a h e r heifst eine

solche

Halle

bald d i e H a l l e d e r S c h i l d e , bald d i e

Halle

der

Harfe,

Saiten,

und

Oisian

Cath L o d u i n n G. 3 , V .

singt von

der

14:

„ D u , die wohnest in Mitte der Schild', „Und die Führer erhebest vom Gram, „ O Harfe von Cona des Sturms, „ Entsteige der Mauer zu mir . D a f s also nicht der irgend

Kaiser

der R ö m e r , "

ein andrer H ä u p t l i n g ,

a u f den Hebriden,

sondern

oder kleiner

Fürst"

oder am Carunn hier verstan-

den werden m ü s s e , springt in die A u g e n . V . 47.

F a c k e l n , — nicht W a c h s f a c k e l n noch

W a c h s l i c h t e r , sondern lang gespaltenes, trockenes H o l z , oder auch zusammengedrehte trockene Baumwurzeln

(leus),

Volksklasse

die noch jetzt bei der a r m e m

in Schottland und auf

d i e Stelle der Lichter

vertreten.

A n m e r k u n g zu Tighm. 1 ,

491.

den

Hebriden

Man sehe die

C A R T H O N N .

V. 54.

Muirne, —

49

war Fionnghal's Mutter

tml Cleasamor's Schwester. V. 57. von Paris,

Auf

eine ähnliche Art sagt

Homäros

II. 6 , 5 ° 7 -

„ W i e w e n n im Stall ein Rofs, mit Gerste genährt an der K r i p p e , „ M u t h i g die Halfter zerreifst, und stampfendes Laufs in die Felder „ E i l t , zum Bade

gewohnt

des

lieblich wallenden

Stromes, „ Trozender

K r a f t ; hoch

trägt es das Haupt,

und

rings an den Schultern ,> Fliegen

die Mähnen u m h e r ;

doch

stolz auf den

Adel der Jugend, „ Tragen

die

Schenkel

es leicht

zur

bekannteren

W e i d e der Stuten: „ A l s o wandelte Paris daher von Pergamos H ö h e . V. 6 2 . Selna.

Selma des M a h l s , —

das gastliche

Fionnghal, der zu Selma seinen Wohnsitz

h a t e , war wegen seiner Gastfreiheit berühmt. 67.

Carunn,

Grafschaft Stirling.



der Flufs Carron in der

Seiner wird in Oisian's Ge-

dielten öfters erwähnt. O G.

III. B .

4

5o

C A R T H O N N .

V . 70.

Schwerterfürst, lan,"



Fürst

im Gaelischen

,,Triath

11a u

der

Wehr

und

Waffen;

ein ehrendes B e i w o r t , das jedem kriege-

rischem Häuptling beigelegt w i r d . Die Übersetzung, „König

der

Welt,"

womit

der

Kaiser

der

R ö m e r angedeutet w e r d e n s o l l , ist unrichtig. V . 90. am

B a i l e c l u t h a , — wörtlich

Clutha.

Gedichten wie

Sturin

Clutha

in

den

(Jüdischen.

ist u n b e z w e i f e l t der F l u f s C l y d e ,

Tuaid

Stadt

Der

dieStadt

oder

Tu aide

am C l u t h a ,

wohin

verschlagen

ward,

Brittische

Häuptlinge

scheinlich

Dunbar ton.

der

Tweed.

Cleasamor und

in

wohnten, Man

Die

durch deren

ist

eine» Gegend

sthr

sehe

so

wahr-

Caledonia,

B. x , S. 5 4 . V . 106.

Ein

Sohn

Brittischer Häuptling.

der

Fremde,



ein

N a c h Macpherson hiei's

es

Reuda. V. 122. Cumhal

Cumhal

der

Scharen,



auch.

d e s H e e r s , — der kriegerische Cumhal,

Fionnghal's Vater. V. 252.

Cona's

Heide.



Dieser N ä h m e

ist mit der Heide v o n L o r a gleichbedeutend.

Das

C A R T H O N N . Bergthal

Cona,

nordöstlich stand;

jetzt

von

Glencoe,

der

liegt

Gegend,

der N ä h m e Cona

wo

scheint

eigentlich

einst

Seiina

aber z u Oisian'a

Z e i t e n eine g r ö f s e r e A u s d e h n u n g g e h a b t z u h a b e n , als jetzt G l e n c o e , denn die Bay unter S e l m a , die s i c h bis z u m Ausflui's des L o c h E t i v e , W a s s e r f a l l L o r a hin a b z i e h t , hiefs C a l a o d e r die B a y von Cona. Wasserfall L o r a ,

o d e r dem Chonain,

A n dieser Bay b i s z u m

nördlich

der F ä h r e von Conuil,

i s t eine H e i d e , u n g e f ä h r anderthalb englische Meil e n l a n g u n d eben so viel breit. C o n a landete C a r t h o n n .

In der B a y v o n

A u f der Heide v o n

Lora

f o c h t F i o n n g h a l u n d seine T a p f e r n manche S c h l a c h t ; hier

fiel a u c h

Cleasamor

und

Carthonn.

Noch

h e u t zu T a g e stehen siebzehn bis achtzehn g r ö f s e r e und

kleinere

Heide.

Carn,

oder

Grabhügel

auf

dieser

V o n diesen h e i f s t es V. 513.

„Überschau', o Carthonn, das Feld. „ Hoch erragen viele der Hügel, „ D i e Stein' ummoos't, vom Gras' umsaust; „ Fionnghal's Feind' im Grabe die sind'a, ,i Ausländer, die durchfurcht das Meer. Man B. 3 ,

sehe S.

den A n h a n g sii.

der

Gaelischen

Ausgabe

Ü A R T H 0 N N. V. 265.

Im Original:

„ A s g i a t h b h a l l a c h , u a 11 a c h , u a ü u l , o i r . Das letzte Wort

oir,

übersetzt h a b e ,

golden,

das ich

nicht

ist eine offenbare Interpolation,

die das Sylhenmafs verdirbt, indem der Vers durch

um eine Sylbe zu lang wird.

da-

Überdies

sind die ¡Schilde bei Oisian nie mit Gold verziert. Zusätze der A r t , G t d i c h t e n ,1

den und

Ende

singen

welche die spätem Hajisb.nden

die sie Kraft ihres Amts hersagen o der Assonanz wegen dein

mul'sten,

der Verse anflickten, sind nur zu häufig,

und der Text des Dichters bedarf in dieser Rucksicht noch einer strengen V. 272.

Revision.

Der Sinn ist:

Die F e i n d e ,

die uns

angreifen, werden von uns getödtet, und vermehren die Zahl der uns umschwebenden Geister. V. 275.

Zeigt

die

Speere. —

Mit Frem-

den, die zum freundschaftlichem Besuch tauschte man die Waffen.

kamen,

Diese W a f f e n wurden

als Denkmahle der Freundschaft sorgfältig in den Familien aufbewahrt. V. 318-

Waffenschemen, —

Gebilde der

T o d t e n , die b e w a f f n e t erscheinen und nicht schaden können.

C A R T H 0 K S V. 331.

Camhai, der sein Feuer warf,—

¿ u m Verstandnifs möchte Folgendes aus der T r a d i t i o n , die Macpherson a n f u h r t , nicht ü b e r f l ü s s i g seyn:

Cleasamor,

von einein S t u r m nach Baile-

•clutha getrieben, w a r d von dein Häuptling l l u r m h a r g a s t f r e u n d l i c h a u f g e n o m m e n , und heirathete desh i n Häuptling aus der N a h e ,

sen Tochter, diese T o c h t e r ,

Maona,

liebte,

kam nach

der

Baile-

c l u t h a , und betrug Mch übermuthig gegen Cleasamor.

Ein Gefecht w a r die F o l g e , w o r i n Cleasa-

m o r den Häuptling t ö d t e t e , aber von dessen Begleitern

so h a r t bedrängt w a r d ,

Schwimmen

nach seinem Schiffe r e t t e n , und i n

S e e gehen mul'ste. r ü c k zu k e h r e n , zuliohlen,

dai's er sich init

Seine Versuche bei Nacht zuund seine schwangre Gattin ab-

wurden

vom w i d r i g e m W i n d e verhin-

dert , und er mufsto ohne diese nach M o r b h e i m i zurückkehren.

Maona

l l u r m h a r Carthonn auf.

gebar

nannte,

einen

Sohn,

den

und starb bald

dar-

Als Carthonn drei J a h r alt w a r , u n t e r n a h m

C u m h a l , F i o n n g h a l ' s V a t e r , einen Zug gegen die Brittischen H ä u p t l i n g e am C l u t h a , eroberte Baileclutha und steckte es in Brand. bei

dieser E r o b e r u n g

um,

Rurmhar kam

und Carthonn

ward

von seiner W ä r t e r i n gerettet und w e i t e r ins L a n d

C A R T H O N N . hinein gebracht. reift w a r ,

Als Carthonn zum J ü n g l i n g ge-

beschlol's e r , die Zerstörung Baileclu»

thu's an Cumhal's Nachkommen zu r ä c h e n ,

lan-

dete in der Bay von Cona u n d rückte gegen Selma vor.

Der weitere Verlauf der Geschichte

wird

i n den folgenden Verben erzählt, V. 4"o. Feind.



Wie sagt* i c h d e n N a h m e n Dem Feinde seinen

Nahmen

dem sagen,

w a r in dieser Heldenzeit so v i e l , als Veranlassung '•uchen, si«h dein Gefecht zu entziehen. es sich bei Nennung des N a h n i e n s , fahren der S t i e l e n d e n

Ergab

dais die Vorr

freundschaftliche Verhält-

nisse mit einander unterhalten h a t t e n , der Kampf sogleich auf.

Lin M e n s c h ,

so

hörte

der dem

Feinde seinen Kähmen s a g t , und ein F e i g e r , w a r e n daher gleichbedeutend. V. 485-

Macpherson.

C a r t h o n n d e r W a g e n , — s. dio

Anmerk. zu Tighm. 1 , 220. V. 532.

C r a t h m o . — W a s f ü r ein Ort h i e r

gemeint s e i , läfst sich nicht bestimmen. scheinlich lag er am C l y d e , clntha.

Wahr-

n i c h t fern von Baile-

C A R T H O N N . V. 545-

Gorrameall,

gend in Lochiin.



55 eine bergige Ge-

Da der S c h a u p l a t z des Gedichts

die Gegend

von Selma und am L o r a i s t , die an

Bergen und

d.imahls auch an Wäldern so reich

war,

so ist die Verglcichung mit einer so fernen

Briggegenct etwas sonderbar. ginal fehlt. Hast

des

Das Gaelische Ori-

Vielleicht setzte Macpherson in

Ubersetzens

Gormmeall

für

der

Garmallar,

das V. 5- vorkommt. Y. /j^ß. allein.

Schwebt



Nach

die Geister d e r e r , Steiben,

immer

ihr

Oisians Vorstellung

in

Winde.

schweben

die in einem fremdem

nach ihrer

Heimath z u r ü c k ,

sich dort mit befreundeten S c h e m e n , ben

Schemen Lande

vereinigen und schwe-

deren Gesellschaft am G e w ö l k oder Weilen

oder besuchen

sie aber auch in der

ein fremdes L a n d ,

so

am

Fremde,

vereinigen

sie sich nie mit den Scheinen des L a n d e s , sondern schweben allein. h e i t , V. 5t)5,

Darum ist Oisian in Ungewifs-

ob selbst C a r t h o n n ,

der unerkannt

als F r e m d l i n g und Feind von seinem eigenem Vater getödtet

ward,

nach dem T o d e

gleich am G e w ö l k h i n s c h w e b e :

mit jenem

zu-

C A R T H O N N .

„ U n d d u , o Udler C l e a s a m o r , „ W o ist dir die W o h n u n g im W i n d ? Vergisset der Jüngling der W u n d ' , ¡Und fliegt er mit dir am G e w ö l k ?

C A O M H M H Ä L A .

L1N

DRAMATISCHES

GEDICHT.

I

N

H

A

L

T.

C a o m h i n h ä l a , erzählt nach Macplierson die Tiadition,

die Tochter Sarno's des Königs von Innis-

torc,

verliebte sich bei einem Feste in

Fionn-

ghal, der bei seiner Rückkehr von Lochlin nach Aghaidhsneachda's Tode ihren Vater besuchte und gastfreundlich aufgenommen ward.

Ihre Leidenr

schaft war so h e f t i g , dafs sie, als Krieger verkleidet, Fionnghal nach Morbheinn folgte, aber bald von Hidealan, einem der Häuptlinge Fionnghal's, dessen Liebe sie kurz vorher verschmähet hatte, entdeckt w a r d .

Ihre unbegrenzte Liebe

und ihre Schönheit machten

einen solchen Ein-

I N H A L T .

6o

druck auf Fionnghal,

dafs er

sie zu

lieirathen

beschlols, als ihm die Nachricht gebracht dafs Caracul

init

meinem Heere

ward,

im Anzüge

sei

Fionnghal ging ihm bis an den Carunn entgegen, von Laoinhinhala begleitet.

Am Tage der Schlacht

liels er sie auf einer A n h ö h e , von welcher das feindliche Herr sehen k o n n t e ,

sie

und versprach,

wenn er siegte, gegen die Nacht zurück zu kehren. Nach einem harten Kampf siegt Fionnghal.

Hildea-

l a n , der früher als Fionnghal zurückkehrt, erzählt, um

sich

Schlacht

an Caomhmhala verloren

und

zu r ä c h e n ,

Fionnghal

dafs

getödt^t

Caoinhmhala's Klagen und Verzweiflung.

die sei.

Fionn-

ghal kommt zurück unter Siegesgesängen der Barden.

Caomhinhala, um sich von der Angst

zu

e r h o h l e n , worin Hidealan sie versetzt h a t , e n t f e r n t sich in eine Höhle.

Sie stirbt.

Fionnghal b e t r a u -

t e t sie, und verbietet Hidealau, je wieder vor i h m z u erscheinen.

Der Barden Gesang zum

Caomliinhala's beschliefst das Gedicht.

Preise

I N H A L T .

61

Folgende F.igennahmen werden anders als im Deutschen ausgesprochen : Nahmen.

Aussprache.

Ardbheinn,

ardwen.

Caonhmhala,

küwv, äla.

Cünbal,

kuwal.

Dea^sagreine,

dscharsagrene.

Fidtalan,

fidallan.

Hidialan,

hidallan.

Milfhuilchäomha,

mil - hulchüwa.

Möibhcinn,

mörweu.

P E R S O N E N .

FIONNGHAL, HIDEALAN,

König von Morbheinn. ein Häuptling.

CAOMHMHALA,

Sarno's Tochter, des König»

von Innistorc. MILSHUILCHAOMHA, ) V Morni's Töchter. DEARSAGREINE, ) BARDEN.

C A O M H M H Ä L A .

DEARSAGREINE.

Still ist die Jagd, kein Laut jn Ardbheinn, Als Brausen des Stroms von Geklipp. O Tochter Morni's der weifsen Hand, Komm hieher von Crona's Ufern! 5 Komme die Nacht mit Gesang, Und Wonn' auf die Höhen, von Morbheinn 1 MILSHÜILCHAOMHA.

Nacht ist's, o Jungfrau Blaues Augs» Düstre Nacht entsinkt den Höhn.

6/t

CAOMHMHALA.

Einen Hirsch erblickt' ich am Berg Am Strom Crona's langsames Laufs; Ein Felsstück schien er im Dunkel, Doch er sprang schnell hin durch's Thal. Sein Horn umspielte der Nachtblitz, Hellbeglänzend die Seite der Höhn. Es strahlten Gestalten der Ahnen Halbsichtbar aus Crona's Gewölk. DEARSAGREINE. Ein Schemen Gestorbener war's; Es fiel der Schilde Fürst im Schwertkampf. Auf, Caomhmhäla, auf von dem Felsl i Auf, Caracul siegt' in der Feldschlacht! Auf, du Erzeugte von Sarno, in Thränen, Er fiel, dein Geliebter, der Kampfheld! Schwehen sieht man den Geist am Gebirg!

CAOMHMHALA.

IILSHUItCHAOIHA.

Einsam sitzet dort Caomhmhala; «5 Zwei Windhunde graues Haars Am Hügel haschen das Lüftchen, 0

Und schütteln die Ohren so oft. Es ruhet die Wang' auf der Hand ihr, Im Bergwind spielt ihr Gelock. 30 Sanft blickt hin ihr blaues Auge Zur Ebene seines Versprechens. W o ist Fionnghal, mein Theurer? Es zieht sich Nachtgraun rings umher. CAOMHMHALA.

0 Cärunn, o Cdrunn der Ströme, 35 Warum seh' ich dein Wasser in Blut? Nicht hör' ich Getöse, noch Schlachtruf, An deinem Geschlängel und Fels. W i e ? Schlummert von Morhheinn der Held? o. g. rrr. b.

^

66

CAOMHMHALA.

A u f , o du Tochter der Nacht, auf! Blick' herab von des Himmels GeAvölk!



A u f , geschwind, dafs ich schau' in der Hell' ihn Im Schimmer des Panzers und Stahls, Wo er zu seyri versprach nach dem Sieg; Wenn nicht, erscheine, Blitz des Tod's, Du Licht für die Yäter der Vorwelt

45

In Schatten und Dunkel des Nachtgrauns; Komm im Gesprühe von Ardhheinn, Und zeig in Glanz mir den Helden, Der ruht, — ihm wein' ich, — im Tod! Wer schirmt mich jetzt vor dem G r a m ,

50

Wer mich \or der Liehe des Feindes? Lang schau't Caomhmhala in Thränen, Eh' ihr erscheinet der Heerfürst, Piiickkehrend in Mitte des Volks, Strahlend, der Früh' aus Gewölk gleich, Wann vom Himmel Regen sich senkt.

55

C A O M H M I { A L A. H I D E A L A N. Ruhet, Nebel und Graun, auf Crona, Ruhet aiif des Koniges Pfad! Meinem Aug Hüllt seine Schritte; Co Nie komm' in den Sinn mir der Held! Es fehlt der Führer Haupt im Feld; Ihr Schritt umtönt nicht sein Schwert. 0 ("aninn, o Carunn der Ströme, Wirble dein Gewog in Blut, 65 Des Heers Haupt sank in die Nacht! CAOMHMHALA. Wer fiel an Carunn's Gestad, O du Sohn des kalten Nachtgrauns? War weifs e r , gleich dem Schnee der Höhn Dem Regenbogen gleich auf Wassern? 70 War sein Gelock wie Nebel am Berg, Der sanft im Strahl sich wind't /ur Höh?



CAOMHMHALA.

War gleich er dem Donner des Himnjels? So schnell wie Wild des öden Thals? HIDEALAN. Sah' ich doch sie, die der Held liebt, Den Hügel entsteigen in Schönheit,

75

Pioth von Thianen um Fionnghal das A u g , In Locken die Wange verhüllet! A u f , o sanftes Lüftchen, a u f , Hebe mir leis' ihr schweres Gelock, Dafs die weifse Hand ich schaue,

8-

Die Wange so reizend im Gram! C AOMHMHALA. Und fiel e r , Cumhal's Sohn, im Feld? Und fiel e r , Held, defs Kunde trüb ? O Donner, der rollt durch die braunen Höhn, 0 Blitz, der fliegt auf Schwingen der Glut, 85

C A O M H M H A L A

Nicht bellt Caomhmhala vor euch, Seit der Fürst hinsank in Nacht! Sprich, du Mann, defs Kunde so trüb, Ist der Schwinger der Schild' entsel't? H1DEALAN. Ihm zerstreut ist das Heer am Gebirg Es hört des Tapferri Ruf nicht mehr! CAOMHMHALA. Sturm verfolg' im Felde dich, Grofser König , dich Gefahr! Schnell sei dir zum Grabe der Schritt! Eine Jungfrau traure dir nach; Sei sie, gleich Caomhmhala, im Gram, Voll von Thränen in Tagen der Jugend! W a r u m , F ü h r e r , sagtest du mir, Dafs fiel mein tapfrer Held im Streit?

C A O M H M H A L A.

Hoffnung hätt' ich, er kehre vom Berg, Sah' auf dem Fels ihn, oder im Blachfeld Wahnt', ein Baum sei der fheure Freund Hei kommend mit Beut' aus der Schlacht; Hörte ¡.ein Horn in dem W i n d , Der tobend hinbraust am Gebirg. Ich weine, dafs ich dort nicht sitz' A m Gestade des langsamen Carunn, Sanft mit Thranen dort beström' Des Adlen W a n g e , der entsel't!

H I D E A L A S .

Nicht am Gestad ist der H e l d ; Jetzt sinkt er auf der Heid' in's Grab. Blick', o M o n d , von der W o l k e hold, Und beschimmre sanft die Höhn, Dafs schaue den Theuren die Schneeliand In seiner Rüstung mattem Glanz.

CAOMHMHALA,

7i

CAOMHMHALA. Nein, senkt ihn nicht, ihr Söhne des Grab's, Nein, senkt ihn nicht, den Theuren hinab! E r \erliefs mich auf der J a g d ; Ohne Kund' entschwebt' er und Piuhm. 120 I c h , so sprach e r , k e h r e z u r N a c h t . J a er kehrte zur Nacht, der Fürst. W a n i m verkiind'test du nicht, Greis, Du finstrer Bewohner der Bergschlucht, Dafs fallen würde der Heerfürst? 125 Ihn den Jüngling sahst im Blut du, Und künd test das Leid nicht Caomhmhala! MILSHUILCHAOMIIA. Welch Geräusch ist hoch am Berg? Was erglänzet im Thal? W e r , w e r kommt wie die Kraft des Stroms,



CAO

MHMHALA.

Wann zittert beim Strahle des Mond's Die H u t , die sich stürzt von den Höhn? C A O M H M H A L A .

Wer als der Feind Caomhmhala's, Der Sohn des Königs des Meers. Geist Fionnghals, auf Gewolk dich breitend, Gieh Schnelle dii Caomhmhala's Pfeil 1 Fall' Er gleich dem Hirsch auf der Berghöhl —• Ha! Fionnghal im Geisterheer des Volks! Warum kommst d u , dii mein Stolz, Freude mir zu erwccken und Graun? F I O JS N G H A L .

Auf, erhebt, ihr Stimmen des Lied's, Auf, und erhebt die Schlacht am Carunnl Es floh der Feind vor meinem Schwert, Floh so weit durch's Feld des Stolzes.

L A 0 M Ii M II A L A .

S>ein Heer glich Blitzen auf Höhn, 145 Die strahlen um Geister der Nacht, Die sinken am Winde des Wests; Rundum erglänzt die düstre Waldung. — Ich horte fern des Lüftchens Hauch Von Höhn und krummen Thalen her. 150 Ist sie es, Ardbheinn's Jägerin, Sarno's Tochter weifser Hand? Schaue vom Felsen, mein Licht, Deine Stimm' ertön', o Caomhmhala! C A O M H M H A L A .

0 , bring mich zur Kluft, wo du schlummerst, »55 Du Starker, den liebet mein Herz! 4 F l O N N G H A L .

Komme selbst zur Kluft, wo ich schlummre! Hin ist der Sturm, die Sonne strahlt!

CAOMHMHALA.

Komm',

o

Mädchen,

zur

Kluft, w o

ich

schlummre, Du Jägerin kalter Gebirgshohn! C A O M H M H A L A .

Hai er kehrt', und es kehrte sein Piuhm! 160 Mein Theurer ist's, mein Held ist dal Hinten dort, dort will ich ruhn, Bis mir riickkehret der Geist Von Furcht, die rund mich umfängt. Schlagt die Harf', erhebt Gesang,

165

Morni's Jungfraun sanfter Augen! DEAR

SAGREINE.

Drei der Hirsche fällte Caomhmhala; Am Winde steigt das Feuer hoch. Komm zum Mahl der holden Jungfrau, König Morbheinn's waldiger Höhn.

»70

LMOMHMHALA.

nr* t '1

FIONNGIlAt. Hebt die Stimmen, Söhne des Lied's, Vom Kampf der Helden am Carunn, Dafs Freude der Schneehand sei, Wann ich schau' ihr Mahl auf der Berghöh! BAUDEN. 1-5

Ström', o Carunn, ströme hin, Voll Freude walle heut' hinab. Entflohn ist der Feinde Getös; Nicht sieht man ihr Rofs auf den Höhn; Ihr Flügel erschwinget sich fern dort.

>8° Jetzt erhebt sich in Flieden die Sonn', Es sinket die Nacht in Wonn' uns. Auf den Hiigeln tönet der Jagdruf; Die Mauer sieht den Schild des Klangs.

1

Kämpfend bestehn w i r den Feind, der kommt

76

CAOMHMHALA.

Vom Lande der Fremden des Nords»

»85

Und röthen die Hand im Blute Lochlin's. Ström', o Carnnn, ströme hin Voll Freude walle heut' hinab; Entflohn ist-der Feinde Getös! MILSHUILCHAOMHA. Sink', o Nebel, hoch herab;

190

Des Mondes Strahlen, tragt empor Die Sele der reizenden Jungfrau, Die entfärbet am Felsen liegt! Caomhmhala ist kalt und entsel't! FIONNGHAL. Und ist Sarno's Tochter entsel't, S i e , die sehr ich liebte, die Schneehand? Zeig' im Dunkel, Caomhmhala, dich mir Auf Heiden, im Nebel, allein,

195

CAOMHMHALA.

77

Beim Sitzen am Strom des Gebirgs, Wann einsam ich bin im Nachtgraun 1 H I D E A L A N .

Schwand

die Stimme

der

Jagd

von

Ardbheinn? Warum trübt' ich des Mädchens Gemiith? Wann, erblick' ich in Freude die Schneehand Aufstörend das Wild, und umkreist vom Volk. F I O N N G H A L .

Jüngling, schwarz von Gestalt' und Gemüth, Nie siehest du förder mein Mahl, Verfolgst mit dem Speer nicht den Feind, Theilst Siege mit mir nicht im Feld! Hinweg, du Jüngling schwarzer Farbe! — Zeigt mir, wo die Holde schläft; Lafst mich schau'n der Schönheit Bild! —

CAOMHMHALA.

Bleich am Fels liegt sie, mein Stolz! Kalt weht der Nachthauch durch ihr Haar Es tönet ihr Bogen im Wind, Und vom Falle zerbrach ihr der Pfeil.

215

Erhebet der Jungfrau Preis, Sarno's Tochter, des Herrscher's der Flut; Ihren Nahmen erhebet am Wind! BAUDEN. Sieh, Blitz' umflammen die Jungfrau; Strahlen des Vollmonds tragen empor Die Sele des lieblichen Madchens! Aus dem dichtem Gewölk umher Schau'n Geister des Heldengeschlechts. Held Sarno düstrer Braun' ist dort, Und glühendes Auges Fidealan. Wann erhebt sich vom Hügel die Schneehand? Wann ertönt auf der Heid' ihr R u f ?

225

CAOMHMHALA.

Es kommen sie suchend die Jungfraun, Sie finden nicht der Locken Preis. Urnen erscheinst du im T r a u m , Ihr trauerndes Herz zu erheitern. L a n g tönt ihrem Ohre dein L a u t ; Froh sind ihre Gedanken im Schlaf, Der rückführt die Holde dem Blick! S i e h , Blitz' umflammen die Jungfrau Strahlen des Vollmond's tragen empor Die Sele des lieblichen Mädchens!

A N M E R K U N G E N Z U

C

V. i.

M

H

M

Ardbheinn,



s. die A n m e r k u n g z u

Fionngh. 2 , V . 3.

A

O

H

A

L

A.

475.

Morni, —

tigen S t a m m s ,

mit

H ä u p t l i n g eines sehr m ä c h -

dem F i o n n g h u l ' s V a t e r

lange

K r i e g f ü h l te, u n d d e n F i o n n g l i a l er.dlich sich unterwarf.

D e r B r u d e r der T o c h t e r M o r n i ' s w a r

einer der g r ö f s t e n Helden V . 4.

Crona, —

Gall,

Fionnghal's.

ein B a c h , o d e r k l e i n e r F l u f s ,

d e r s i c h in den C a r u n n , dem j e t z i g e m C a r r o n , e r g i e f s t ; s. A u s g a b e des G a e l i s c h e n ü i s i a n B. ö. S. /)r>7. V.

iQ.

V . 20.

Der

Schilde

Fürst,



FionnghaJ.

C a r a c u l , — ein m ä c h t i g e r am C a r i n i i

"Wohnender H ä u p t l i n g .

Dai's Caracalla

der

Sohn

des S e v e r u s , d e r e i n e n K r i e g s z u g gegen die B r i t t e n i m J a h r 2 1 1 . u n t e r n a h m , hier g e m e i n t w e r d e ,

dafs

f o l g l i c h O i s i a n ' s G e d i c h t e in den A n f a n g des d r i t ten J a h r h u n d e r t s g e s e t z t w e r d e n m ü s s e n , i s t eine d e r a l b e r n s t e n H y p o t h e s e n , die j e a u s g e h e c k t w o r den

sind,

wie

weisen werde,

ich

an

einem

Bassianus,

andern

Orte

be-

der S o h n des S e v e r u s ,

C A O M H M H A L A .

erhielt l a n g e

n a c h d e m Z u g e gegen die B r i t t e n

erst den N a h m e n Caracalla, Dichter

81

Oisian

nicht

konnte

schon

folglich

vor

dem

dem Zuge

u n t e r diesem Nahmen bekannt seyn. V . 59.

Tochter

der im G a e l i s c h e n ,

der N a c h t , —

der M o n d ,

w i e in den meisten

Sprachen,

w e i b l i c h e n Geschlechts ist. V . 47. Nacht,

Der Sinn i s t :

Komm,

o lllitz

f l a m m e n d von A r d b h e i n n h e r ,

und

der zeige

m i r F i o n n g h a l ' s G e i s t , w i e er am G e w ö l k s c h w e b t , als

einen

sichern B e w e i s ,

dal's der

Held

in

der

S c h l a c h t fiel. V. 51.

Des

Feindes,



Hidealan's,

H ä u p t l i n g s , dessen L i e b e Caoinhmhala

eines

verschmäht

hatte. V. 53. V. 57.

Der Heer f ü r s t , —

Fionnghal.

Hidealan w a r von F i o n n g h a l an C a o m h -

mhala a b g e s c h i c k t , um i h r seine A n k u n f t anzuzeigen,

U m sich w e g e n verschmähter L i e b e z u rächen,

berichtet e r ,

dal's F i o n n g h a l

in der Schlacht ge-

fallen u n d jetzt begraben w ü r d e . V. 63.

Carunn

grofser Strom. bei Oisian

ein

der

Ströme,



Carunn

E i n S t r o m der S t r ö m e Strom,

in

welchcn

sich

heifst

mehrere

andre Bäche u n d Flusse ergiefsen. V. 66 — 74. O. G.

III. B.

Hidealan kommt spät ain Albend,

C A O M H M H A L A ,

und berichtet, ei.

dafs F i o n n g h a l

Caoinhmhala,

erkennt wenig

ihn

die

im Kampf

seine S t i m m e

iin D u n k e l

gefallen

zwav

n i c h t so g l e i c h ,

liört,

eben

so

w i e er sie.

V . 74.

Sie,

die

mhala, Fionnghal's V . 93.

der Held

liebt, —

Caomh-

Geliebte'.

Grofser

König,



der

mächtige

Häuptling Caracul.

Im G j e l i & c h e n . a r i g h 111 Ii o i r.

lligh,

wie

Hoinäros

Oisian

jeder

bei

mächtige

ßasiXtvs,

Häuptling,

heilst

bei

auch

die

und

S ö h n e der H ä u p t l i n g e , z . B . O i s i a n , O s c a r , C u i l i u l lin

und

dafs

andre

unter

mehr.

Die

Behauptung

der B e n e n n u n g G r o f s e r

folglich,

König

der

Kaiser der Römer z u verstehen sei, fällt v o n selbst in i h r N i c h t s V . 122. Druiden,

zurück. Greis,

die,

und verjagt, Gebirgen V.



und

wieder

sich

noch

in

den

Der

Sohn

des

Königs

des

Caracul, der, wie Fionnghul, auf dem

Lande und

auf

schen steht:

der S e e m ä c h t i g w a r .

Mac

pherson durch world",

e i n e r der verdrängt

hin



aufhielten.

133.

Meers,

wahrscheinlich

von Fionnghal's Stamme

righ

„ T h e

und —

Im

an d o m h a i n ,

son

of the hing

das M a c of

welches mich w u n d e r t , —

Macfarlan durch F i l i u s

regis

orbis

Gaeli-

the selbst

übersetzt,

C A O M H M H

ALA,

85

v i e l l e i c h t v o n eben dem V o r u r t h e i l w i e M a c p h e r s o n b e f a n g e n , dafs h i e r C a r a c a l l a , der Sohn des Severus, geineint werde. d 0111 h a i n , Zweifel. 146 u n d

D a s W o r t d o m h a n , im G e n i t i v

heifst die W e l t .

Dies leidet keinen

In dieser B e d e u t u n g 6teht es C a r t h o n u 231.

„ A n d o m h a n fo s m ü r gu

leir,

„ I s a n d o m h a n a' l u a i d l i

oirnne.

E b e n so s i e b t e s Jesaias 54» 5-

Dia an

domhairi

uile g o i r e a r ris, — G o t t der ganzen W e l t wird

er

genannt. —

auch t i e f , Meer.

Aber d o r r l i a i n

heifst

u n d als S u b s t a n t i v d i e T i e f e ,

das

So s t e h t es T i g h m . 7 , 2Ö9-

,,A' d e a l r a d h

air d o m h a n nan sian

„Sein Funkeln a u f ' s M e e r der Stürme. I n dieser B e d e u t u n g m u f s es h i e r genommen w e r den;

d a n n v e r s c h w i n d e t C a r a c a l l a , der S o h n des

Severus, vielen

d e s K ö n i g s d e r W e l t , der d o c h a u s

andern

Gründen

hier

nicht Statt

finden

k a n n , v o n selbst. V. 137.

Caomhmhala,

dafs F i o n n g h a l Fionnghal

getödtet

in

sei,

der V o r a u s s e t z u n g , g l a u b t , da sie j e t z t

m i t seinem Volke kommen s i e h t ,

dafs

F i o n n g h a l ' s Geist, u m g e b e n von einer S c h a a r a n d r e r G e i s t e r , i h r e r s c h e i n e ; eine E r s c h e i n u n g , die i h r e Sole m i t F r e u d e zugleich u n d m i t Schmcrz e r f ü l l t .

C A O M H M H A L A .

84 V. 140.

Fionnghal nahet s i c h ,

ohne Caomh-

mhala gewahr zu werden. V. 1 5 0 .

A r db h e i n 11's J ä g e r i n , —

Caomh-

mhala. V. 1.54-

Caomhmhala wähnt noch immer, dafs

die Erscheinung Fionnghal';) Geist st i , und bittet daher,

sie nach

führen.

dein Grabe ihres Geliebten

zu

Fionnghal V. i5

fsrùmoxi.

Suilmhath,

fsulwa.

L

A

T

H

M

0

N.

D i r verstummt sind, Selma, die Hallen; Kein Laut t ö n t durch Morbheinn's Wald. Die Well' umwogt das Gestad. Still glänzet der Strahl auf's Gefild. Morbheinn's Jungfraun kommen hervor, Dem Bogen der Schauer vergleichbar. Sie schauen zum grünendem Eirinn Nach Fionnghal's weifsen Segeln h i n . Er hatte gelobet die Heimkehr;

LATHMON. Ihm stiegen die Winde des Nords. W e r geufst sich von östlichen Höhn, Vergleichbar dem Strome der Nacht? Lathmon ist's und sein Heer. Er hörete Fionnghal's Entfernung, Vertraute den Winden des Nords. Ihm strahlet die Sele vor Freude. Warum kommst, o Lathmon, du? Die Tapfern sind nicht in Selma. Warum vorwärts senkst du den Speer? Heischen Morbheinn's Jungfraun Kampf? Hemm', o mächtiger Strhm., den L a u f ! Sieht Lathmon nicht die Segel dort? Warum schwindst du, o Lathmon, hinweg W i e Nebel, entstiegen dem See? Doch hinter dir stürmet die Windsbraut; Held Fionnghal verfolgt dir den Schritt. Vom Schlaf empor fuhr Morbheinn's Fürst

l a t h m o m .

Als auf der blauen Flut w i r glitten. E r streckte zum Speere die Hand, 30 Die Tapfern umkreisen den Held. Ihm waren erschienen die V ä t e r . Oft schwebten im Traum sie zu i h m , E r h o b der Feind das S c h w e r t dem L a n d , Und dämmerte Schlacht um uns h e r . 35 W o h i n entflohst d u , o W i n d ? S p r a c h Morbheinn's hoher G e b i e t e r . Durchbrausest du Hallen des S ü d ' s ? Verfolgst in die Fremde die S c h a u e r ? W a r u m blähst du die Segel m i r n i c h t ? 1

4o Hauchst nicht auf's Antlitz meiner F l u t ? Der Feind ist im Lande von M o r b h e i n n , Und Fionnghal so weit in der F e r n ' ! A u f , jeder umpanzre die B r u s t , Und jeder ergreife den Schlachtschild. 45 Uber die Flut streck* jeder den S p e e r ,

»43

L A T H M O N .

Und jeder zucke das Schwert. Mit dem Heer steht Lathinon vor uns, E r , der floh vor Fionnghal auf Lona. Doch er kehrt, wie schwellend ein Strom, Und biüllet auf unseren Berghohn.

50

Dies waren die Worte des Königs. W i r stürmten in Carmun's Bucht. Oisian stieg den Hügel empor, Dreimahl schlagend den wölbigen Schild. Morbheinn's Felsen verhallten den Klang;

55

Dem Lager entsprang das Gewild. Mein Nahen bestiirzet den Feind; Er sammelt sein düsteres Heer. Ich stand, wie am Hügel Gewölk, Frohlockend in Waffen der Jugend. Morni safs beschattet vom Baum Am brüllendem Wasser des Sruthmon, In alternden Locken des Greises,

6r

L A T H M O N .

i45

Voriibergebeuget am S t a b . 65 Gall sitzt ihm zur Seite, der Jüngling, Und horchet den Schlachten des Vaters. Oft fahrt e r , die Sele voll Glut, auf Bei Morni's mächtigen Thaten. Der Greis hört' Oisian's Schild; 10 E r kannte das Zeichen der Schlacht. Auf einmahl sprang er e m p o r ; Ihm theilt sich das graue Gelock. Sie k e h r t , die Eririn'rung der Vorwelt. Mein Sohn, sprach er zum blondem Gall, 75 Ich höre das Tosen des Kriegs. Gekehrt ist der König von Morbheinn, Es strömt in den W i n d sein Panier. Geh zu den Hallen von Sruthmon, Und bringe du Morni die W e h r , 8° Den Schild, den mein Vater als Greis schwang; Schon beginnt mir die Schwäche des A r m s . O. G. Iii. B.

«o

146

L A T H MÜ »

Nimm deine Bewappnung, o Gall, Und stürm' in die erste der Schlachten. Dein Arm erreiche der Väter Ruhm; Dein Lauf im Feld sei Adlersflug. Warum solltest du fürchten den Tod? Der Tapfere sinket mit Preis. Sein Schild lenket den Strom der Gefahr; Ruhm schwebt um sein greises Gelock. Ei blicket dein Aug' nicht, o Gall, Wie Ehre folgt des Greises Schritt? Morni ergeht sich im Volk: Ihm wandelt entgegen mit Ehrfurcht Die Jugend, und rollet die Augen Mit schweigender Freud' ihm nach. Nie floh ich Gefahren, o Sohn; Mein Schwert durchflammte der Schlachten Nacht. Mir schmolzen die Fremdlinge h i n ;

L A T H M O N.

Die Stolze« zerstoben vor mir. wo

Gall brachte Morni die W e h r ; Den grauen Helden hüllt der Stahl. Es fafste die Hand den Speer, Vom Blute der Tapfern befleckt. Er eilte zum Konig von Morbheinn;

105 Seinen Schritt begleitet der Sohn. Voll Freude stand ihm Fionnghal auf, Als im grauem Gelock er kam. Führer vom brüllenden Sruthmon, Sprach Fionnghal mit steigender Wonne, 10 Bist du's, den bewappnet ich seh, Da schon dir schwindet die Kraft? Oft glanzete Morni in Schlachten, Gleich der Sonn' erwachendem Strahl, Wann die Stürme der Höhn sie zerstreut, » •> Und Ruh dem erhelltem Gefild bringt. Warum rastest im Alter du nicht?

147

»48

L A T H M O N

Es lebt im Gesänge dein Ruhm. Dich siehet das .Volk, und r u f t , Heil,5 Heil dem scheidendem Strahl zu. Warum rastest im Alter du nicht? Der Feind wird schwinden vor Fionnghal. Sohn Cumhal's, erwiedert der Fürst, Es schwand die Kraft von Morni's Arm. Ich versuche zu zucken das Schwert Der Jugend: es bleibt, wo es haftet. Ich werfe den Speer der Schlacht, Doch nimmer erreicht er das Ziel. Ich fühle des Schildes Gewicht. W i r welken wie Gras auf den Höhn; Nimmer kehret die Kraft uns zurück. M i r , Fionnghal, mir ist ein S o h n , Den Morni's Thaten hoch erfreun. Nie schwang den Stahl er gegen Feind', Und noch begann nicht sein Ruhm.

L A

T H M O N.

149

135 Ich ziehe mit ihm in den Krieg, Seinen Arm zu lenken im Kampf. Sein Ruhm wird den Geist mir bestrahlen, Wann scheidend ich sink' in die Nacht. O würde vergessen Morni's Nahm' Im Volk, und sprachen die Tapfern: Seht d o r t den E r z e u g e r von

Gall!

Fürst von Sruthmon, entgegnet der Held, Gall soll schwingen den Stahl im Gefecht, Doch schwingen vor Fionnghal ihn n u r ; 45 Mein Arm soll schirmen den Jüngling. Ruh dii in der Halle von Selma, Und höre von unserem Ruhm. Lafs schlagen die Harfe der Saiten, Lafs tonen die Stimmen der Barden, 5» Dafs Tapfre, die fallen im Kampf, Sich freuen des steigenden Ruhms, Und Morni's Geist in Wonne strahl'.

»5o

L A T H M O I .

Oisian, du hast in Schlachten gekämpft, Blut der Fremden trank dein Speer, Gall's Lauf begleit' in den Kampf;

155

Doch ferne von Fionnghal dich nicht, /

Dafs euch der Feind nicht find' allein, Und vor mir euch schwinde der Ruhm. Ich sah Gall in seinem Geschmeide; Mein Geist verschmolz mit dem seinem.

160

Ihm glänzten die Augen von Kampfgier, Er blickte mit Wonn' auf den Feind. Wir flisterten Worte der Freundschaft. Vereint flammt' unsrer Schwerter Blitz; * Wir zuckten sie hinter dem Wald,

165

Der Arme Kraft in der Luft versuchend. Nacht senkte sich nieder auf Morbheinn. Fionnghal safs bei der Eiche Strahl; Held Morni safs ihm zur Seit', Umwallet vom grauem Gelock.

170

[, A T H M O IX.

Ihr Wort w a r von Tagen der Vorwelt, Von mächtigen Thaten der Ahnen. Drei Barden schlugen zu Zeiten;. Die Harfe von Selma des Sturms. 1-5 Nah war UUin mit seinem Gesang; Er sang von dem mächtigem Cumhal. Da wölkte trüb sich Morni's Stirn; Auf Uliin rollt' er sein flammend A u g . Urplötzlich verstummte der JBard. i"o Fionnghal schaut' auf den alternden Held, Und begann mit; .Milde zu ihm: Fürst von Sruthinon, warum so trüb? Lafst der Vorzeit uns vergessen. Unsre Väter bekämpften mit Krieg sich, J

S5 Aber lins gesellet das Mahl. Unsre Schwerter sind gekehrt Den Feinden unsers: Lands entgegen. Sie schmelzen vor 11ns im Gefild.

152

L A T H I O K .

Lafst der Vorzeit uns vergessen, Du Held vom moosigem Sruthmon.

190

König Morbheinn's, erwiedert der Fürst, Deines Vaters gedenk' ich mit Wonn'. Im Kampf war schrecklich der Held, Todbringend des Tapferen Grimm. Es schwelleten Thranen mein Aug,

195

Als der -König der Helden fiel. Die Tapferen fallen, o Fionnghal, Der Feigfen schont auf den Höhn das Schwert. Wie viele der iidelsten iHelden Schwanden hin in Morni's Tagen!

200

Doch nimmer vermied ich die Schlacht; Noch floh ich der Tapferen Kampf. Jetzt lafs Fionnghal's Freunde ruhn, Denn rund um dämmert die Nacht, Dafs kraftvoll sie sich erheben Zur Schlacht mit Lathmon der Wagen.

205

L A T H M 0 3 Schon hör' ich, es toset sein Heer, Wie Donnergeroll an den Höhn. Oisian, dii blondlockiger Gall, Ihr seid jung und schnell im Lauf; Von jener Waldhöh späh't den Feind, Doch ohne zu sehr euch zu nah'n; Der Vater Schild ist euch entfernt. Nicht sink' auf einmahl euer. Ruhm, 215 Vom Muthe der Jugend verleitet! Froh hörten wir des Führers Wort; W i r eilten im Klange des Stahls, Hinschreitend zur waldigen Höh. Der Himmel glüht mit allen Sternen; 22< Todesfeuer schiefsen durch's Feld. Des Feindes Tosen schallt von fern. Da sprach im Gefühle des Muths Gall, Und juckte zur Hälfte das Schwert: Sohn Fionnghal's, wie glüht mir die Sele!

I/ATHMOM.

»54

Warum klopft hoch mir das Herz? Warum mir die Schritte so unstät? Mir zittert am Schwerte die Hand. Versend' ich den Blick auf den Feind, Dann Hammt niir die Sele voran. Dort seh' ich ihr schlafendes Heer. Zittern so die Tapfern im Speerkampf? Wie würde jubeln Morni's Geist, Stürzten wir uns unter den Feind! Grofs würd' unser Ruhm im Gesang, Herrlich wir in den Augen der Helden! Sohn Morni's, erwiedert' ich ihm, Meine Sei' ergötzt sich an Krieg, Zu glänzen allein im Gtifecht, Zu tönen im Bardengesang. Wie aber, wenn siegte der Feind? Kann schau'n ich die Augen des Königs? i

Furchtbar sind sie, wann zürnet der Held,

L A T H M O K ,

i55

Sie gleichen verzehrender Glut. Doch ich will sie nicht scfiauen im Grimm; ¡245 Oisian sieget, oder stirbt. Wird steigen der Ruhm der Besiegten? Sie schwinden wie Schatten dahin. Heben soll sich Oisian's Puihm, Er gleichen an Thaten den Vätern! 250 Gestürzt mit dem Schwert in' den Feind; Sohn Morni's, gestürmt in den Kampf 1 Und kehretest, Gall, du zurüfekr Geh zu Selma's hoher Halle, Sag Eimhir, ich fiel mit Ruhm. 255 Bring Brano's Tochter dieses Schwert, Dafs einst sie Oscar es,gebe, Wann zum Jüngling empor er gereift. Sohn Fionnghal's, erseufzete Gall, Soll ich kehren, wann Oisian sinkt? " 6o

Was

würde mir sagen der Vater?

L A I H M O N .

Was Fionnghal, der König der Helden? Auf mich würde der Feige schaun, Und sagen: Siehe da G a l l , Der seinen Freund im Blute liefs! Ihr sollt mich nicht schauen, ihr Feigen,

265

Als mitten im Glänze des Ruhms. Oisian, oft vom Vater vernahm ich Die tapferen Thaten der Helden, Tapfre Thaten, allein vollbracht; Denn die Sele wächst in G e f a h r .

270

Sohn Morni's, erwiedert ich i h m , Und schritt vor ihm durch die Heide, Preisen sollen unsern M u t h , Unsern Fall betraurend, die Väter. Ihren Geist bestrahlet die Freude,

275

Schwillt gleich von Thränen ihr A u g . „Nicht „Sie

ruhmlos

fielen unsre

spreiteten Tod



Söhne,

um sich h e r .



L A T H M O N.

»57

Doch was denken an's enge Haus w i r ? 230 Die Tapfern beschirmet das Schwert; Der Feigen Flucht verfolgt der Tod, Und nimmer ertönet ihr Nachruhm. — Wir stiirmeten hin durch die Nacht. Wir kamen zum Brüllen des Stroms, 285 Defs blauer Lauf den Feind umkreiste, Von hallender Waldung bekränzt. W i r kamen zum Ufer des Stroms, Und sahen das schlafende Heer. Der Ebene Feuer erloschen, 290 Fern waren die Schritte der Späher. Ich streckte vor mir den Speer, Zu schwingen mich über den Strom; Doch Gall ergriff mir die Hand, Und sprach der Tapferen W o r t : 295

Wie? Fionnghal's Erzeugter sich stürzen Im Dunkel auf schlafende Feind'?

i58

L A 1 H M Ü K .

Er kommen dem Windstofs gleich bei Nacht, Der heimlich stürzt den jungen W a l d ? So errang nicht Fionnghal sich Ruhm; Nicht ruhet ob Thaten, w i e diese, Ehr' auf Morni's grauem H^upt. Schlag', Oisian, schlage den Schild, Lais ihre Tausend* erwachen; Lafs Gall sie im erstem Kampf bestehn, Zu prüfen, w i e stark ihm der Arm sei. Mein Geist frohlockte dies Kriegers, Die Thränen entstürzten dem A u g .



Den Feind sollst, Gall, du bestehn, Ruhm soll steigen dem Sohne Morni's. Doch stürme zu weit nicht, o Held; Oisian nah sei dein blitzender Stahl. Lafst uns würgen die Feinde vereint. Gall, schauest dort du den Fels? Gfau flimmert die Seit' ihm im Sternlicht.

L A T H M O N .

5 i5

»

Sollt' uns obsiegen der Feind, Dann deck' uns den Rücken.der Fels. Furcht hemmt sie, unserm Speer zu nahn, Denn Tod dräu't unsere Hand.



Dreimahl schlug ich den hallenden Schild; 320 Betäubet sprang der Feind empor. W i r stürmten ein im Klang des Stahls; Sie flohen gedrängt durch die Heide. Sie wähnten, Fionnghal's Schwert sei d a ; Gelähmt war ihrer Arme K r a f t . 325 Es braust' ihr Fliehn, w i e die G l u t , Die prasselt im dorrendem W a l d . Da flog der Schlachtspeer Gall's voll K r a f t , Da stieg mit Geblitz ihm das S c h w e r t . CreaHhmor sinkt und der mächtige L e i t h , 53o Dunthormod wälzt sich im B l u t . Durch Crotha's Seite stürmt der Stahl, \

Als am Speer er gebeugt sich erhob.

i6o

L A T H M (J l\ .

Ein schwarzer Strom schofs aus der Wund', Und zischt' an dem glimmendem Eichstamm. Cathmin sah des Verfolgenden Schritt, Stieg einen dürren Baum empor; Von hinten durchbohrt' ihn (1er Speer. Winselnd, röchelnd, stürzt' er hin. Moos folgt ihm und dürres Gezweig, Gall's blaues Geschmeide bestreuend. Dies waren deine Thaten, Gall, Im erstem deiner Gefechte. Auch schlief nicht zur Seite dein Schwert, Du letzter von Fionnghal's Geschlecht. Oisian stürmte dahin voll Kraft; t

Es schwanden die Scharen vor ihm, Wie Gras vor dem Stabe des Knaben, Wann längs dem Gefild' er pfeift, Abmähend die Barte der Disteln; Er wandelt so sorglos dahin,

L A T H M O N.

Zur Wüste gerichtet den Schritt. Grau dämmernd erhob sich der Morg Rund um uns; die schlängelnden Stiöm' Erglänzten hell die Heid' entlang. 355 Es sammelt auf Höhn sich der Feind, Und Lathmon's Zorn erwacht. Er senkt sein gliihes Aug voll Grimm, Verstummet im steigendem G r a m . Oft schlägt er den wölbigen Schild, 360 Die Schritt' auf der Haide sind unstät. Fernher sah ich düster den Held, Und sprach zum Erzeugtem von M o r n i : Fürst von Sruthmon der W a g e n , Erblickest dort du den Feind? 565 Er sammelt sich grimm auf den Höhn; Lafst xins hinschreiten zum König. Er wird sich erheben in Kraft, Und verschwinden Lathmon's Heer. O. G. III. B.

162

L A T H M O

N,

Uns, o Krieger, umkreiset der lluhm; Des Greises Auge v.ird sich freu'n. Lafst fliehn uns, Erzeugter von M o r n i , S i e h , Lathmon entsteiget der Höh. So lafs die Schritte langsam seyn, Sprach Gall mit dem blondem Gelock, Dafs lächelnd nicht sage der F e i n d : Da sehet die Krieger der Nacht! Graus sind sie im Dunkeln, wie Geister; Am Frühstrahl schmelzen sie h i n . Oisian, nimm du Gormar's Schild, Der dir sank unter dem S p e e r . Frohlocken werden die Greise, Wann sie der Söhne Thaten schau'n. So redeten wir in dem Blachfeld: Da trat Suilmhath vor Lathmon der Wag' Suilmhath, Führer von Dutha, An Dubhbhranna's düsterem S t r o m :

L A T H M O M .

W a r u m stürmst du nicht einher, S o h n Nuath's mit tausend der Krieger? W a r u m eilest du nicht hinab 390 M i t deinem H e e r , bevor sie fliehn? Iin Friihlicht glänzet i h r

Stahl,

S i e schreiten vor uns auf der Heide. Sprofs schwacher H a n d , sprach L a t h m o n , Soll eilen hinab mein H e e r ? 395 Nur z w e i sind i h r e r , Dutha's S o h n ; Sollen tausend erschwingen den S t a h l ? Nuath wiird' in der Halle trauren O b seinem scheidendem

Fiuhm,

W ü r d e wenden von L a t h m o n sein Aug, 4Er allein erkannte den Held: — Warum bist du so trüb, Hidealan? Ist dir nicht geworden dein Preis? Oisian's Lieder tönten dir; Hell glänzet' im Winde dein Geist, Als vorgebeugt aus deiner Wolke

£12

D E R K1V1EG M I T

CAROS.

Du lauschtest dem Bardengesang. Schau't dein Aug, sprach Oscar, den Führer, Ähnlich trübem Gebilde der Nacht? Kiind' uns, Raoinne, wie fiel Hidealan, Berühmt in den Tagen der Vater? rioth tön't sein Nahm' auf Cona's Felsen; Oft sah ich seine Gebirgsström'. Held Fionnghal, versetzte der Bard, Bannt' Hidealan aus seinen Kriegen. Es traurte der Fürst um Caomhrnhäla, Sehn nicht konnte den Führer sein Aug. Einsam, traurig längs der Heide Wallt' er langsam, schweigendes Schritts. Achtlos hing zur Seit' ihm die W e h r ; Los spielt um die Stirne sein Haar. Thränen stehn im gesenketem Aug; Den Busen schwellt halblaut Geseufz. Allein, nnd von keinem gesehn,

DER

KRIEG

MIT

CAROS.

100 Irrt' er drei der Tag' umher, Eh' er kam zur Halle Lämhmhor's, Der moosigen Halle der Vater Am schlängelndem Strome von Balbh. Dort safs Lamhmhor allein am Baum; 105 Es zog mit Hidealan sein Volk. Zu seinen Fiifsen flofs der Strom; Am Stahe ruhte sein graues Haupt. Erloschen w a r des Alters Aug. Er summte Gesänge der Vorzeit. »>o Ihm rauscht' Hidealan's Fufs ins Ohr; Er kannte die Schritte des Sohns. Ist Lämhmhor's Erzeugter gekehrt? Oder schwebet sein Geist mit Geräusch? Fielst an Carunn's Ufern du, lI

6 Sohn Lämhmhor's mit grauem Gelock; Oder hör' ich die Fiifse Hidealan's? Wo sind sie, die Tapfern des Kriegs?

«14

DER K R I E G MIT

CAROS.

W o , Hidealan, wo ist mein Volk, Das mir kehrt' in der Schilde Getön? Erldg'i an den Ufern des Carunn ? Nein, erwiederte seufzend der Jiingling Sie leben die Tapferen Lamhmhor's. S i e , Vater, sind berühmt im Kampf; Doch Hidealan's Ruhm ist dahin 1 Einsam mufs ich sitzen am Balbh, Erhebt sich das Biiillen der Schlacht. Nie saisen einsam deine Väter, Sprach Lamhmhor mit steigendem Stolz; Nie safsen sie einsam am Balbh, Erhob sich das Brüllen der Schlacht. Erblickst du dort nicht ein G r a b ? Mein Blick erkennt es nicht mehr. Dort ruht Gairmaluin der adle, Der nimmer entfloh dem Gefecht. Komm, ruft er, du Schlachtenberühmter,

DER KRIEG MIT CAROS.

ai6

Komm zu deiner' Väter Grab. Wie, Gairmäluin, bin ich'berühmt? Mein Sohn ist entflohn dem Gefecht! O König von Balbh der Ström', *4o Erwiederte seufzend Hidealan, Warum mir verwunden die Sele? Lamhmhor, ich bin nie geflohn! Morbheinn's Fürst, Caomhmhala betraurend, Bannt' Hidealan aus seinen Kriegen: 145 „ G e h zu d e i n e n g r a u e n „Modre

gleich

der

Strömen;

entblätterten

Eiche, „ V o n W i n d e n g e s e n k t auf den B a l b h , „ D e r nie mehr k e i m e t das L a u b } So mufs ich hören, sprach der Held, »5o Hidealan's einsamen Fufstritt? Wenn Tausende strahlen im Schwertkampf, Soll am Heimathsstrom er gebeugt stehn?

DER K R I E G MIT

CAROS.

O Geist Gairmäluin's des ädlen, Führe Lamhmhor zur State der Rull. Sein Aug ist trüb, die Sele traurt, Sein Sohn hat verloren den Kriegsruhm! W o , sprach linle.ilan, such' ich lluhm, Um Lamhmhor's Geist zu erfreun? Von mannen kehr' ich heim init Preis, Dafs meiner Bewappnung Geklirr Ihm lieblich ertöne dem O h r ? Wenn ich gehe zur Jagd des Gewild's: Nimmer wird mein Nähme gehört. Meine Hunde betastet nicht L a m h m h o r , Froh wann ich gekehrt von den Höhn; Nicht fragt er nach seinem Gebirg, Nach der Heide braunem Hirsch nie. Fallen mufs ich, erwiederte L a m h m h o r , Achl gleich der entblätterten E i c h e ; Sie wuchs auf dem Felsen e m p o r ,

DER

KRIEG

MIT

CAROS.

äi 7

Sie schmetterte nieder der S t u r m i Mein Geist wird schweben am Hügel Voll Trauer um meinen Hidealan. Ihr Nebel, indem ihr emporsteigt, »75 Verbergt ihn vor meinem Gesicht I Sohn, gehe zur Halle von Lamhmhor, Dort hangen die Waffen der Vater; Bringe mir Gairmaluin's Schwert, Das einst er entrissen dem Feind. »8°



E r ging und brachte das S c h w e r t , Mit allem Prunk des Geriems. E r reichte dem Vater es hin. Der Held mit dem grauem Gelock Prüft tastend die Spitze des Stahls. L A M H M H O R .

i8r>

S o h n , führe mich zum Grab Gairmaluin's, Dort steigt es am rauschendem Baum.

215

DER KRIEG

MIT

CAROS.

Verwelkt umwallt es der Graswuchs, Von Lüften, ich hör' es, durchsäuselt. Nicht fern ihm sprudelt ein Quell, Hinsendend sein Wasser dem Balbh. Dort lafs mich r u h n , der Mittag glüht; Die Sonne bestrahlt das Gefild. — Er führt' ihn hin zum Grab Gairmaluin's. Der Greis durchstiefs des Sohnes Seite. Sie schlafen im Grabe vereint. Es modern ihre alten Hallen. Geister schweben am Mittag dort. Tiefes Schweigen herrscht im Thal; Lamhmhor's State meidet das Volk. — Traurig, o du Sohn der Vorzeit, Sprach Oscar, tönet die Kunde. Es seufzt um Hidealan mein Herz; Er fiel in den Tagen der Jugend. Nun schwebt er am Hauche der Wüste,

DER KRIEG MIT CAROS.

i'9

205 Hinirrend zum Lande der Fremden. Ihr Söhne von Morbheinn des Halls, Jetzt naht euch den Feinden von Fionnghai. Unter Liedern verschwinde die Nacht uns; Wachsam spähet Caros Macht! 210 Oscar geht zu dem Volke der Vorzeit, Den Schatten der stillen Gebirgshöhn, W o trüb sitzen in Wolken die Väter, Und schauen die Kriege der Zukunft. Und weilst auch du, Hidealan, dort, s.15 Gleich dem halberloschenem Luftbild: Erschein' in deinem Grame m i r , Du Führer vom schlängelndem Balbh. — Die Krieger schreiten fort mit Sang; Die Höh ersteiget langsam Oscar. 2io

Nachtblitze durchzucken die Heide. Schwach braust ein entferneter Bergstrom. Unstät rauscht durch die Eichen ein Windßtofs.

DER

KRIEG

MIT

CAROS

Halbsichtbar sinket rler Mond Trüb und roth am Hügel hinab. Leise Stimmen durchflistern die Heide.

223

Held Oscar entblöfste das S c h w e r t . Kommt, sprach e r , ihr Geister der Vater, Ihr Bekämpfer der Herrscher des Meers, Gebt mir Kunde der kommenden Zeit, Was in euren Klüften ihr kos't

23"*

Im Wechsel vertrauter Gespräche, Wann die Söhn' ihr im Heldengefild schau't. Treunmor kam von seiner Berghöh, Beim Rufe des tapferen Sohns. Ein Gewölk, wie der Fremdlinge Rofs, Trug die luftigen Glieder des Helden. Sein Kleid ist vom Nebel des L a n o , Der Völkern entsendet den T o d ; Sein Schwert ein verlöschender Blitzstrahl, Gestaltlos sein Antlitz und trüb.

*'«>

DER K R I E G MIT

CAROS.

Dreimahl seufzt' er über ihm schwebend; Dieirnahl brüllten die Winde der Nacht. Viel waren der Wort' ihm mit Oscar, Nur halb erreichten sie unser Ohr. »45 DunUtl glichen sie Sagen der Vorzeit, Eh das Licht des Gesangs sie erhellt. Langsam schwand er, wie Nebel, dahin, Der schmilzt an besonneten Höhn. Damahls war es, o Tochter von Toscar, 250 Als mein Sohn zu trauren begann. Voraus sah er, es falle sein Stamm. Oft stand er gedankenvoll und trüb, Gleich der Sonne, die hüllt ein Gewölk; Bald blickt sie hervor aus dem Dunkel, 255 Und strahlt auf Cona's grüne Höhn. Oscar weilt bei den Vätern die Nacht; Ihn fand die graue Früh' am Carunn. Ein grünes Thal umschlofs ein Grab,

DER KRIEG

MIT

CAROS,

Es ätieg in den Tagen der Vorwelt. Nah erhoben Hügel ihr Haupt, Streckend die alternden Bäum' in den Wind. Dort safsen die Krieger Von Caros; Sie gingen über den Strom bei Nacht. Sie glichen Stämmen alter Tannen Im blassem Schimmer des Frühlichts. Oscar stand dem Grabe genaht; Dreimahl hob er die schreckliche Stimme. Zitternd hallten die Hügel umher; Auffahrend entsprang das Gewild. Bang flohen die Geistlr der Todten, Hinwinselnd an ihrem Gewölk. So schrecklich war sie, Oscar's Stimm', Als zur Schlacht er die Freunde berief. Tausend Speer' erhoben umher sich; Zugleich erhob sich Caros Volk. Warum, Malmhina, die Thräne?

der

krieg

mit

caros.

325

Mein Sohn, obgleich allein, ist stark., Oscar gleichet dem Wetterstrahl, E r zuckt, und es stürzet das Volk. 28« Die Hand gleicht eines Geistes A r m , Wann aus dem Gewölk er ihn streckt; Unsichtbar bleibt die Luftgestalt, Aber Völker sterben im Thal. Mein Sohn sah nahen den Feind; 235 Furchtbar stand er in stiller Kraft. Bin ich allein, sprach Oscar, hier In Mitte von tausend der Feinde? Mancher Schlachtspeer funkelt dort, Manch dunkelrollendes A u g . 390 Soll fliehn ich auf die Gebirgshöhn? Flohen meine Väter je? Tausend Schlachten verkünden ihr Schwelt. Auch Oscar wird berühmt wie sie! Kommt, trübe Gestalten der Väter,

¿24

DER KRIEG MIT

CAROS.

Schaut meine Thaten des Kriegs. Fallen kann ich, doch will ich berühmt seyn, Gleich dem Stamme von Morbheinn des Halls.— Grofs stand er in schwellender Kraft, Gleich der Flut in der Enge des Thals. Der Kampf begann .

Sie stürzten h i n ;

Blutbeströmt w a r Oscar's Schwert. Am Crona hört sein Volk das Tosen, Es wogt, wie hundert Ström', einher. Die Krieger von Caros entflohn. Allein blieb Oscar zurück, Dem Fels in der ebbenden Flut gleich. Jetzt wälzte dunkel und tief heran Caros mit allen Rossen die Heersmacht. Seinem Lauf versiegen die Bäche, Die Erd' erzittert umher. Schlacht ergeufst sich von Flügel zu Flügel, Zehn tausend Schwerter auf einmahl

DER

KRIEG

MIT

CAROS.

235

Zucken blitzend empor in die L u f t . — Warum sollt* Oisian Schlachten singen? 515 Nie mehr funkelt in Schlachten mein Stahl. Gramvoll denk' ich der Tage der J u g e n d , Wann ich fühle die Schwache des Arms. Glücklich die in der Jugend fielen In Mitte der Thaten des Ruhms! 32> Sie sahn nicht die Gräber der Freunde, Noch fehlte dem Arme die Kraft, Zu spannen den eibenen Bogen. 0 glücklich bist d u , mein Oscar, Hinschwebend in deinem Windstofs! 325 Oft besuchst du die Felder des Piuhins, Wo Caros deinem Schwert entfloh. Dunkel wälzt sich mir über die Sei', 0 schöne Tochter von Toscar; Mir erscheint nicht mein Sohn am Carunn, 33° Am Crona nicht Oscar's Gestalt. O. o. m. B

15

DER

KRIEG

MIT

CAROS.

Brausend führten ihn W i n d e hinweg j Dem Vater ist traurig das Herz. 0

leite Malnihina mich hin

Zu meiner Walder Gesause, Zum Brüllen meiner Gebiigsström'. O lafs mich hören Cona's Jagd< Mich denken der Tilge der Vorzeit! A u f , bringe die Harfe m i r , Holde, Zu schlagen die Saiten des Klangs, W a n n das Licht mir erwacht in der S e l e . S e i n a h e , zu lernen das L i e d , Dann hören mich kommende

Zeiten.

Einst werden die Söhne der Ohnmacht Erheben die Stimm' auf C o n a . Sie schauen empor zu den Und sagen:

Hier

Felshohn,

wohnt' Oisian

S i e staunen den Führern der

einst.

Vorwelt,

Dem tapferem S t a m m , der dahin i s t .

DER

KRIEG

MIT

CAROS.

2

Wir schweben an unserm Gewölk d a n n , 35o Malmhina, auf Flügeln des Sturms. Dann werden zu Zeiten ertönen Unsre Stimmen im Nebel der Wüste, Und wir singen im Lüftchen der Felshöhn,

A N M E R K U N G E N 7* U

D E M

V. x.

K R I E G E

Toscar's

MIT

C A R O S.

Tochter,



Malmhina,

die Gattin Oscar's, Oisian's Sohns. V. 9.

C r o n a , — ein F l u f s , der sich in den

Cai'umx ( C a r i 011) ergiefst. V. 14* Sinn ist:

Von

ihm, —

von dem Nebel.

Der

Zerstöret, ihr W i n d e , den Nebel nicht,

wenn Oscar's Gestalt xnir darin « s c h e i n t . V. 2 1 .

R a o i n n e , — einer der angesehensten

von Fionnghal's

Barden ,

dessen

oft in

Oisian's

Schwinge

seines

Gedichten gcdacht w i l d . V. ¿6. Stolzes?

Rauscht —

die

Macpherson versteht dies von dem

Römischen Adler.

Dies ist sicher f a l s c h , wie man

leicht erweisen kann. Original S g i a t h

Wahrscheinlich stand im

11a m ö r c h u i s ,

wortlich

Flü-

g e l d e s S t o l z e s , oder auch S c h i l d d e s S t o l zes;

denn S g i a t h

Schild.

Nimmt man die letzte Bedeutung

so ist der Silin: »tolz

den

heilst d e r F l ü g e l und d e r Erschwingt

Schlachtschild?

Caros —

an,

noch

Mir scheint

DER

KRIEG

MIT

CAilOb.

die andre Erklärung die richtige zu seyn.

Ein

Helm mit Adlerfedern war die Auszeichnung des Oberbefehlshabers V. 414 —

eines Heers.

Tighmora

G. a,

4^7—

Oisian's A u g . . .

erschaut

,, Den Helm der Könige Eirinn'g, „ V o m AdlerfltigeL umkreist, „ D e r w o g t in dem Nachthauch.

Auf einen solchen Helm spielt der Dichter an.

Der Sinn ist:

Schreitet

s t o l z mit seinem Helm zur

Schlacht

V. 2 Vater w a r T o s c a r , der zu Lutha

Schöne Weiber heifsen o f t bei Oisian des

ein

in Moibheinn wohnte. Strahlen

Lichts. V. 30.

von Selma

C a r m u n , — eine B a y , die nicht w e i t entfernt w a r ;

s. die Anmerkung

zu

Lathmon V. 5 2 . V. 32. bei einem Schutz

E i n z e r b r o c h e n e r S c h i l d . — Wer König oder mächtigem

Häuptling

um

und Beistand flehete, hielt in der einen

Hand einen Mutigen S c h i l d , und in der andern einen abgebrochenen

Speer.

Der erste w a r

ein

Symbol des Todes seiner F r e u n d e , der andre ein Sinnbild seiner eigenen

hulflosen Lage.

Wollte

der Mächtigere Hülfe leisten, so reichte er dem

CATHLINN

^56

VON

CLüTHA.

Flehenden die gastliche Muschel zum Zeichen seiner freundschaftlichen Gesinnung. Mit dieser Sitte hatte ein andrer in Gaelischen Gedichten o f t erv> ahnter G ebrauch ,

Cranntära,

der noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Schottland herrschte, einige Ähnlichkeit.

Wann ein Häuptling Nachricht erhielt, dafs

Feinde anruckten,

tödtete er sogleich mit seinem

Schwert eine Z i e g e , tauchte in das Blut ein Stück angebranntes

Holz,

und sandte

es durch

seiner Knechte in das nächste Dorf. zeichen ging zu Dorf.

einen

Dies Losungs-

dann in der gröfsten Eile von Dorf

In wenig Stunden w a r der ganze Clann

unter W a f f e n ,

und versammelte

sich

an

einein

bestimmtem Orte, dessen Nähme das einzige Wort war,

das bei liberbringung

sprochen ward.

des C r a n n t a r a

Durch dieses Zeichen

ge-

des A u f -

gebots bedrohete der Häuptling alle, die zu seinem Clann gehörten, dafs er sie mit Feuer und Schwert verfolgen w ü r d e , wenn sie sich nicht zu seiner F a h n e versammelten.

Man

sehe

Smith's

Gaelische Alterthümer, Edinburgh 1 7 3 0 . 4- S. 155Cranntara

heifst d e r B a u m

Versammelns.



Ein

(das Holz)

ähnlicher

des

Gebrauch

herrschte auch bei andern nördlichen V ö l k e r n , w i e Olaus Magnus erzählt.

CATHLINN V. 42.

VON

CLUTHA.

257

C l u h a , — ein Hafen auf Innisuaine,

( d e r grünen Insel) worunter vielleicht

die Insel

Man verstanden w i l d ; s. die Anmerkung zu Tighm. G. 2. V. 269. V. ^9.

Z u s e i n e m G e i s t e r h i i g e l , — s. die

Anmeikung zu dem Kriege mit Curos V. 2 1 0 . V. 66. vater;

T r e u n m o r , — Fionnghal's Urgrofs-

s. die Aumeik. zu l'ionngh. G. 3. V. 3 3 i .

V. 102.

T o n n t h e i n e . — Was f ü r ein Stern

gemeint werde, ist schwer zu bestimmen.

Seiner

wird a u i h Tighin. G. 7. V. 2Q5- gedacht. V. lo'i.

L u m o n , — ein Berg auf Innisuaine.

V. 1 1 7 .

R a t h c o l d e s G r a s e s , — das gras-

reiche Rathcol, e i n e B a y und Gegend auf Innisuaine. V. Ii)1).

O s c a r v o n L e g o . — Lego w a r ein

See in Conn.iught in Ireland. Gaelischen

Gedichten

Oscar li Doch siifsere Töne vernehm' ich, Alpinn s Stimme, des Sohn's des Gesangs Er wehklagt über die Todten. Gebeugt ist von Alter sein Haupt, Von Thränen geröthet sein Aug. »75 O Alpinn, du Sohn des Gesangs, W a r u m allein am stillem Hügel? Was klagst du mit dumpfem Getön, i Dem Windstofs ähnlich im W a l d , Der Wog' am ödem Gestad gleich? AL P I NN. igo

Meine Thräne strömt den Todten, Meine Stimme den Söhnen des Grab's. Schlank, Raoinne, bist auf den Hohn du Schön unter den Söhnen des Thals.

D I E L I E D E R VON

SELMA.

Aber einst fällst du wie Morfhear; An deinem Grabe sitzt der Traurer. Dich kennen die Höhen nicht mehr; Dein Bogen liegt in der Hall' entspannt. Du wärest, o Morfhear, so schnell, Dem liehe der Wüste vergleichbar; Furchtbar gleich den Glitten der L u f t . Dein Zorn war ähnlich dem Sturm, Dein Schwert im Kampf dem Blitz im Blachfeld Deine Stimme dem Strom nach Regen, Dem Donner gleich an fernen Höhn. Viele sanken deinem A r m ; Sie frafs die Flamme deines Grimms. Aber kehrtest vom Krieg du zurück: Wie friedsam war dir die Stirne! Der Sonne nach Piegen glich dein Antlitz, Dem Mond im Schweigen der Nacht; Fiuhig, gleich dem Busen des Sees,

D I E L I E D E R VON

SELMA.

Wann verbrauset des Windes Gebrüll. Eng ist jetzt die Wohnung d i r , Und düster die State der Ruh. 205 Mit drei Schritten mefs' ich dein G r a b , D u , der so grufs du warst zuvor. Vier Steine bemoosetes Haupts Sind das einzige Denkmahl dir. Ein Baum, fast gänzlich entlaubt, 210 Langes G r a s , das flistert im W i n d , Bezeichnen dem Auge des Jägers Das Grab des tapferen Morfhear. M o r f h e a r , traun, du sankest tief! Keine Mutter klaget dich, Kein Mädchen mit Thränen der L i e b e . ,

1

Todt ist sie, die dich gebar, Gefallen die Tochter von Morghleann. W e r jener dort, vom Stab gestützt? W e r j e n e r , von Alter das Haupt w e i f s ? O. G. Iii. D.



32^

DIE L I E D E R

VON

SELMA.

Defs Auge von Thränen so roth? Der zittert bei jeglichem Schritt? f

Es ist, dein Vater, o Morfhear, Der Vater des einzigen Sohnes. Er hörte deinen Hriegesrnhm, E r hörte der Feinde Vernichtung. E r hörte vom Ruhm des Erzeugten; Warum von seiner Wunde nicht? W e i n ' , o Vater Morfhear's, d u ! W e i n ' ; aber dich hört nicht dein S o h n ! Tief ist, ach! der Todten Schlaf, Niedrig ihr Bette des Staubs. Nie hört er deine Stimme mehr, Nie meht erwacht er deinem Piuf. Wann wird's Morgen werden im Grab, Zu rufen dem Schlummrer: E f w a c h e ! Lebe wohl, du Haupt der Helden, Du Sieger im Felde der Schlacht!

D I E L I E D E R VON S E L M A .

323

Doch das Schlachtfeld sieht dich nie m e h r , Nie wird der Schimmer deines Stahls 840 Erhellen das Dunkel des Walds, Du liefsest keinen Sohn zurück; Doch im Lied soll lehen dein Nähme. Von dir soll hören die Nachwelt, Soll hören, w i e Morfhear der Held fiel. — 245

Gram erwacht' in aller Herzen; L a u t brach Armin's Seufzer hervor. E r dachte des Todes des Sohns, Der fiel in den Tagen der Jugend. Ciarmor stand dem Helden nah,

250 Der Fürst von Gealmheall des Halls, CIARMOR, Was bricht Armin's Seufzer hervor? Ist Ursach dir zu trauren da? Das Lied erklingt mit seinen Tönen,

32 - hew.

Tighmora i

tschiinora.

Ti uthil,

trühil.

Usnotb,

usnoh.

ache.

D

E

A

R

D

U

I

L

.

Schön bist du, o Tochter des Himmels, Deines Antlitzes Schweigen ist hold! Du wallest hervor voll Liehreiz. Deine bläulichen Schritt' im Ost 5 Begleitet das Funkeln der Sterne. Vor dir freun sich die Wolken, o Mond, Von Glanz bestrahlt die braunen Säume. Wer am Himmel gleichet dir, 0 Tochter der schweigenden Nacht. 10 Vor dir stehen die Sterne beschämt, Wegwendend die funkelnden Augen.

D E A R D U I L ,

Wohin entfernst du deinen L a u f , W e n n des Antlitzes Dunkel dir wächst? Hast du deine Halle wie Oisian? Wohnst du im Schatten des Grams? Fielen dir vom Himmel die Schwestern? Sind j e n e , die sonst in der Nacht Mit dir sich erfreuten nicht mehr? J a sie fielen, holdes L i c h t , Und zur Trauer entfernst du dich oft. Auch du schwindest eine Nacht, Des Himmels blauen Pfad verlassend. Dann ei heben die Stern' ihr Haupt, Die vor dir sich schämeten, freun sich. Jetzt bist du gekleidet in Lichtglanz, Schau' aus deinen Pforten der Luft. Zersprenge die W o l k e n , o W i n d , Dafs herschaue die Tochter der Nacht, Dafs erglänzen die buschigen Höhn,

DE

A R D Ü I L .

30 Und däfs hinrolle das Meer Seine schäumenden Wogen in Licht. Held Nathos schwebt auf der Flut, Und Althos, der Strahl der Jugend. Ihnen nah' ist der Bruder Ardan. 35 Sie schreiten im Dunkel des L a u f s , Usnoth's Sohne schreiten in Nacht, Vor Cairbre's Grimm, des Herrschers Eirinn's. Wer dämmert trüb' an ihrer Seite? Nacht hat ihre Schönheit verhüllt. 40 Im Wind des Meeres seufzt ihr Haar; In diistern Wellen wogt ihr Gewand. Sie gleicht dem holdem Geist der Luft In Mitte des schattigen Nebels. t

Wer anders ist es als Dearduil, 45 Die erste der Mädchen von Eirinn? Sie floh vor der Liebe Cairbre's Mit Nathos der bläulichen Schilde.

DE

378

A R D U I L .

Dich täuschen die W i n d ' , o Dearduil, Deinen Segeln Etha versagend. $

Dies sind nicht, Nathos, deine Berge, Nicht dies das Brüllen deiner Brandung. Die Hallen von Cairbre sind nah, Des Feindes Burg erhebt ihr Haupt. Grün streckt Ullin sein Haupt in das Meer T u r a s Bucht nimmt auf das Schiff. Wo wäret ihr Winde des Süd's, Als meine Geliebten sich tauschten? Ihr spieltet längs den Eb'nen hin, Verfolgend die Barte der Disteln. O rauschtet ihr in Nathos Segel, Bis Etha's Hügel sich hoben, Bis in ihrem Gewölk sie sich hoben, Und sahen den kehrenden Führer. Lang warst du entfernet, o Nathos; Deiner Rückkehr Tag ist dahin.

D E A II D U I L .

579

Aber lieblich erfand dich das Ausland, Lieblich v»ärst du in Dearduil's Augen. Dein Antlitz glich dem Morgenlicht, Dein Haar dem Gefieder des Rahen. 70 Deine Sele war herrlich und mild, Der scheidenden Sonne vergleichbar; Deine Worte wie Säuseln des Schilfs, Wie Lora's gleitender Strom. Doch erhob sich das Toben der Schlacht, 75 Dann wärst du ein Meer im Sturm. Furchtbar war dein Waffengeklirr; Vor deines L a u f s Klang schwand das Heer. So warst d u , als Dearduil dich sah Vom Gipfel ihres moosigen Thurms, 80 Von Selma's ragendem Thurm, Dem Wohnsitz ihrer Erzeuger. Lieblich bist du, o Fremdling, begann sie, Und zitternd erhob sich ihr Heiz;

DE

ARDÜIL.

Schön bist du in Mitte 3er Schlacht, Du Freund des gefallenen Cormac. Was stürmst du her in deiner Kraft, Du Jüngling der röthlichen Wange? Wenig sind dir der Hand' in der Schlacht Gegen Cairbre des finsteren Blicks. O war' ich seiner Liebe frei, Vor dir mich zu freuen, o Nathos. Heil, Heil den Felsen von Etha, Sie sehn die Schritte seiner Jagd; Sie sehn die Weifse seiner Brust, Wann im Wind hinströmt sein Gelock! Dies waren deine Worte, Dearduil, In Selma der moosigen Thürme. Doch jetzt umkreist dich die Nacht; Es tauschten dein Segel die Winde. Sie täuschten dein Segel, o Dearduil; Laut prasselt ihr schmetternd Gebrüll.

D I'. A K 1) II I L .

38

Verstumm' ein W e i l c h e n , o Nordwind, Lafs mich hören die Stimme der Holden. Deine Stimm' ist lieblich, o Dearduil, In Mitte der sausenden Windsbraut. fl E A R D O I L . Sind dies die Felsen von Nathos? Dies seiner Ströme Gebrüll? Glänzt jener Schimmer des Lichts Aus Usnoth's nachtlicher Halle? Der Nebel geufst sich rund umher; Entfernet und schwach ist der Lichtstrahl. Doch das Licht der Sele Dearduil's Strahlt einzig im Führer von Etha. Erzeugter des ädelen Usnoth, W a r u m der gebrochene Seufzer? Sind im Land der Fremden w i r , Du Führer von Etha des Halls ?

332

D L A R D U I L

N A T H O S .

Dies sind nicht die Felsen von Nathos, Dies nicht seiner Ströme Gebrüll. Kein Licht entstrahlt den Hallen E t h a ' s , i

Denn die sind weit in der F e r n e ! W i r sind in dem Lande der F i e m d e n , Im Lande Cairhre's der W a g e n . Uns tauschten die W i n d ' , o Dearduil. Uliin ht-bt hier seine H ö h n . D u , Althos, wandre gegen N o r d e n ; Längs der Kiiste schieit', o A r d a n , Damit der Feind nicht komm' im Dunkel, Und uns schwinde die Hoffnung nach E t h a . Ich geh 7.11 dem moosigein T h u i m dort, Zu spah'n, w e r wohn' um jenen S t r a h l . Piuh, o Dearduil, hier am Gestad; Ruh in F l i e d e n , du liebliches L i c h t ; Nathos S c h w e r t umschirmet dich rings,

D E A R D U I L .

383

135 Dem Blitze des Himmels vergleichbar. Er ging.

Sie safs allein;

Sie hörte der Wogen Geroll. Giols stehet die Thrän' in dem A u g i h r . Sie schauet nach Nathos Zurückkunft; i/to Ihr bebt bei jedem Hauch die Sele. Sie lauscht dem Tritte seiner Fiifse; Den Tritt der Füfse hört sie nicht.

D E A R D U I L . I

W o bist d u , meiner Liebe S o h n ? Hier umkreist mich des Sturmes Gebrüll. 145 Die wolkige Nacht ist so düster, Und Nathos kehrt nicht zurück. W a s weilet dich, Führer von Etha? Traf der Held auf den Feind im Nachtgraun ? — Er kehrte, doch triib w a r sein Antlitz; 150 Er sah den gefallenen Freund.

304

DEARDUIL.

Dies waren die Mauern von T u r a ; Cuchullin's Geist schritt einsam d o r t . Häufig seufzt' er aus »tönender Brust; Graus war der Augen matte Glut. Sein Speer war eine Nebelsäule. Tiuh durchblinketen Sterne den Schemen. Die Stimme war ähnlich dem W i n d , Der hohl durchheulet die ßergkluft. Sein Aug war fernem Lichte gleich. Er tön te die Kunde des Grams. Die Sele von Nathos war traurig, Gleich der Sonn' in den Tagen des Nebels, Wann dunstig ihr Antlitz und trüb ist. W a r u m so traurig Etha's Fürst? Sprach Colla's reizende Tochter. Du bist Dearduil ein Strom des Lichts; Ihrer Augen Wonn' ist Nathos. W e r ist mein Freund, als Etha's Fürst?

ü E A 11 D U 1 L

405

Mein Vater, mein Bruder, sie fielen. 170 Es wohnet Schweigen in S e l m a ; Trauer schwebt um die Ströme der Heimath. Mit Cormac fielen meine Freunde, Eninn's Schlachten erwürgten die Starken. O hör', Erzeugter von Usnoth, »75 Hör', o Nathos die Kunde des Grams. Der Abend dämmert' im Blachfeld. Dem Blicke schwand der Ströme Blau. Unstat fuhr mit Gesaus' ein Windstofs Durch Selrna's Wipfel der Eichen. 180 Mein Sitz war unter einem B a u m , Nah den Mauern meiner Väter. Truthil schwebt' am Geist mir vorüber,, Der Bruder der innigsten L i e b e ; E r , der abwesend mir war 185 Im Kriege mit Cairbre der Wagen Gestiitzt auf seinen Speer O. G. III. B

586

D E A 11 D U I L.

Kam Colla mit grauem Gelock, Das Antlitz gesenket und d ü s t e r , Die Sele von Kummer g e t r ü b t . Dem Helden zur Seit' ist das S c h w e r t , In seiner Hand der Vater Helm. Von Kampfgier schwoll ihm die Brust; E r rang zu verbergen die T h r a n e : Dearduil, meine Tochter, sprach e r , Von Colla's Stamm bist dii die L e t z t e ! Truthil ist gefallen im S t r e i t ; Der Fürst von Selma ist nicht m e h r . Cairbre naht mit seinem Heer Den thürrnenden Mauern von Selma. Seinem Stolz will Colla begegnen, Und rächen den Tod des Erzeugten. W o find' ich Sicherheit d i r , O-'Dearduil mit braunern Gelock? Du bist h o l d , w i e der sonnige Strahl,

D E A R D Ü I L ,

387

205 Und deine Freunde, — sie sanken! Und fiel er der Sohn der Schlacht? Begann ich im Drange der Seufzer. Hort' auf die adle Sele Truthil's, Zu strahlen im Felde des Piuhms? £10 Dieser Bogen ist Schutz mir, o Colla. Das Wild zu durchbohren erlernt' ich. Gleicht nicht Cairbre dem Hirsche der Wiiste, Vater Truthil's, der fiel in dem Streit? Freud' erstrahlt' in dem Antlitz des Greises» 215 Thränenström' entdrängten dem Aug sich, Und Colla's Lippen erbebten. Im Winde pfiff sein grauer Bart. Du, sprach er, bist die Schwester Truthil's, Du glühst im Feuer seiner Sele. B2o Nimm, 0 Dearduil, diesen Speer; Nimm diesen ehernen Schild; Nimm diesen schimmernden Helm,

388

D E A R D Ü I L .

Von einem Krieger die B e u t e , Dem Sohne der früheren J u g e n d . Steigt über Selma der Lichtstrahl, Gehn entgegen w i r Cairbre der W a g e n . Halte nah dich Colla's A r m , Unter'm Schatten meines Schilds. Einst konnte dich schirmen dein V a t e r ; Jetzt zittert vor Alter die Hand i h m . Dahin ist seines Armes K r a f t ; Die Sei' ist getrübt ihm von G r a m !



W i r brachten in Kummer die Nacht hin. Das Licht des Morgens stieg e m p o r . Ich glänzt' in den W a f f e n der Schlacht Vor mir schritt graulockig der Held. Selma's Söhne sammelten sich Um Colla's hallenden Schlachtschild. Wenig waren der Krieger im Blachfeld, Und ihre Locken ergrau't.

D E A R D ü I I.

Die Jünglinge sanken mit Truthil Im Treffen Cormac's der Wagen. Jugendfreunde, begann der Fürst, So saht ihr mich in Waffen nie! a.'i5 So schutt ich zur Schlacht dicht einher, Als Ceannfada, der grofse, mir fiel. Doch ihr seid heiastet mit Gram. Des Alters Dunkel kommt heran, Dein Nebel der Wüste vergleichbar. 250 Meinen Schild zernagte die Zeit; Hoch hangt mein Schwert an seiner State. Zu meiner Sele sprach ich schon: Ruhig soll dein Abend seyn, Dein Scheiden ein schwindender Lichtstrahl. 255 Mir wiedergekehrt ist der Sturm; Er beugt mich gleich der alten Eiche. Meine Aste zerbrachen in Selma; Mir zittern die Wurzeln umher.

D E A R D U I L ,

W o bist du, mein Truthil der W a g e n , Mit deinen gefallenen Helden? Du schweigst, hinschwebend am W i n d s t o f s ! Es trauert die Sele des Vaters! Doch ich will nicht länger trauern; Cairbre, oder Colla fallt. Sie kehrt, ich fühl' es, des Arms Kraft! Es hüpft mein Herz beim Schlachtgetös! Held Colla zuckte sein S c h w e r t ; Die Klingen seines Volk's erglänzten. Sie schritten längs der Eb'ne h i n ; Im Winde strömt' ihr graues Haar. Cairbre safs beim Muschelfest, Auf der schweigenden Ebene Lena's. E r sah der Helden Herankunft; E r tön'te den Führern den Kriegsruf. Warum sollt' ich Nathos verkünden, W i e das Schlachtgewühl sich erhob ?



D E A R D ü I L.

Dich sah in der Tausenden Mitt' i c h , Dein Blitze des Himmels vergleichbar; Schon flammt, doch f u r c h t b a r sein S t r a h l , aß' Sein g l ü h t i Lauf rafft hin das Volk. Colla's Arm erschwang den S p e e r ; Er dachte der Schlachten der J u g e n d . Ein Pfeil kam zischend d a h e r , Durchbohrte die Seite dem Held. 285 Er sank auf den hallenden Schild. Hoch f u h r mir die Sele vor Angst auf. Ich streckt' über den Krieger die Tartsche; Doch mein Busen schwoll e m p o r . Caiibre kam mit seinem S p e e r ; 290 Er schaute das Mädchen von Selma. Freude stieg ihm ins b r a u n e Gesicht; Ihm sank der erhobene S p e e r . Er liefs Colla erheben das G r a b ; Mich f ü h r t ' er weinend nach S e l m a .

D E A 11 D U I L.

3?2

Er sprach die Worte der Lieb'; i

Aber mir war traurig die Sei'. Ich sah die Schilde meiner Vater, Das Schlachtschwert Truthil's der Wagen; Ich sah die Geschmeide der Todten, Und Thränen beströmten die Wange. Da kamst du, o Nathos, daher, Und Cairbre, der finstere, floh; Er floh dem Geist der Wüste gleich, Der fleucht vor dem Morgenstrahl. Ihm war nicht nahe sein Heer, Und deinem Stahl war schwach sein Arm. Warum so traurig, Etha's Fürst? Sprach Colla's reizende Tochter. Ich bestand, erwiedert der Held, Schon Schlachten in früherer Jugend. Nicht schwingen konnte mein Arm den Speer Als zuerst sich erhob die Gefahr.

D I A IV D I7 I I,

Mein Geist flammt' entgegen dem Krieg, Dem grünem, engem Thale gleich, 51c Wann die Sonne verströmet den Strahl, Eh' im Sturm sie verbirget ihr Haupt. Trübe Freude fühlt der Wandrer, Er sieht das Dunkel langsam nahn. Mir flammte der Geist in Gefahr, 520 Eh die Schöne von Selma ich sah, Eh dich ich sah, dem Sterne gleich, Der den Hügel bestrahlt in der Nacht; Es nahet sich langsam Gewölk, Und dräuet dem lieblichem Licht. 1

•,25

Wir sind in dem Lande der Feind'! Uns täuschten die Wind', o Dearduil! Nicht unsrer Freunde Macht ist nah, Nicht nah die Gebirge von Etha. Wo find' ich Frieden für dich,

33° O Tochter des mächtigen Colla?

D E A R D U I L .

Die Brüder von Nathos sind t a p f e r , Sein eignes S c h w e r t blitzt' oft in Schlachten Doch was sind sie die Söhne von U^noth Gegen Cairbre's, des düsteren, H e e r ? O hätten W i n d e hergeweht Dein S e g e l , O s c a r , Haupt der H e l d e n ! Du hattest versprochen zu kommen Zur Schlacht des gefallenen

Gormac!

Dann würde stark mir seyn die F a u s t , Gleich dem flammendem Blitzen des T o d ' s ! Cairhre würd' in der Hall' erzittern, Fried' umwohnen die reizende D e a i d u i l . Doch w a r u m sinkest d u , mein

Geist?

Siegen können die Sohne von Usnoth! Und sie werden siegen, o Nathos, Sprach das Mädchen mit steigendem M u t h . Nie w i r d Dearduil's Auge schaun Die Hallen des düsteren Cairbre's!

D E A IV D Ii I L

59'-

Gieb mir jene Waffen von E r z , 55° Die schimmern im zuckendem Nachtblitz. Ich sehe sie dunkel im Schiff dort. Dearduil will bestehen den Schwertkampf. O Geist des iidelen Colla, Schau' ich dort dich an jenem G e w ö l k ? 555 Wer daminert so trüb dir zur Seit'? Ist's Truthil, der Lenker des Wagens? Soll dessen Hallen ich sehn, Der Selma's Fürsten erschlug? Nein, nein, ihr Geister meiner Liebe, 560 Nimmer wird sie Dearduil sehn! Nathos Antlitz verklärete Freud', Als er hörte die Worte der Jungfrau. NATHOS. Tochter Selma's, du strahlest ins Herz mir. Komm mit deinen Tausenden, Cairbre,

596

D E A R D U I L .

Gekehret ist Nathos die K r a f t . Nie sollst, ergraueter Usnoth, D u h ö r e n , dafs dein Spröfsling f l o h . Ich denk' an deine W o r t ' in E t h a , Als ich die Segel gab dem W i n d ' , Als ich sie spannte nach E i r i n n , Nach Tura's moosigen M a u e r n . Du gehest, begann e r , o Nathos, Du gehest zum König der Schilde, Zu Cuchullin, dem Haupte der Helden, Der nimmer entfloh vor G e f a h r . Lais nicht s c h w a c h seyn deinen

Arm,

Nie sei dein Gedank' an Flucht] Dafs Seuma's Erzeugter nicht sage, Entnervt sei Etha's Geschlecht. Sein W o r t könnt' Usnoth

erreichen,

Und trüben die Sei' in der Hall' i h m .



Die Thräne stand auf seiner W a n g ' ;

D E A R D Ü I L .

397

E r gab mir dies blitzende S c h w e r t . Ich kam zu der Bucht von T n r a ; 585 Doch Schweigen herrscht' in Tura's Hallen. Ich schaut' umher, ich fand nicht einen, Der Kunde gäbe von Seuma's S o h n . Ich ging in die Halle der Muscheln, W o hingen die Waffen der Vater \ 39° Doch *verschwunden war die W e h r , Der alte Lamhmhor safs in Thränen. Woher das Geklirre des Stahls? Sprach Lamhinhor und hub sich empor. Der Blitz des Speers war lang' entfernt 595 Von Tura's düsteren Mauern. Kommt ihr vom Gewoge des Meers, Oder von Hallen der Trauer Tighmora's? — W i r kommen, sprach ich, vom Meer, Von Usnoth's ragenden Thürmen. 0

400 W i r sind die Söhne von Sliosfheimh,

D E A R D U I L.

Der Tochter Seuma's der Wagen. W o , wo ist der Führer von T u r a , Du Sohn der schweigenden Halle? Doch, warum sollte Nathos fragen ? Denn ich sehe deine Thranen.

K>5

Wie sind sie gefallen die Tapfern, Du Sohn der einsamen Tura ? Er fiel nicht, entgegnete Lamhmhor, Einem schweigendem Stern der Nacht gleich, Der flammt durch das Dunkel, und schwindet. 410 Er glich der Erscheinung am Himmel, Die hinschiefst in entfernetes L a n d ; Tod begleitet den furchtbaren Lauf} Sie selbst ist ein Zeichen des Kriegs. Traurig sind die Gestade des Lego, Und des reifsenden Laia Gebrüll. Dort fiel der tapfere Held, Der Sohn des ädelen Usnoth*

4»5

D E A R D U 1 I,

U n d f i e l er in M i t t e der 420 B e g a n n Sein

ich im D r a n g e d e r

Arm

war

s t a r k im

399

Mordschlacht! Seufzer.

Gefecht;

D ä m m e r n d s c h i e b t e d e r T o d u m sein S c h w e r t . Wir Wir .¡25

nahten L e g o ' s

fanden

Trauerufern;

sein r a g e n d e s

Grab.

S e i n e F r e u n d ' in d e r S c h l a c h t sind S e i n e Bai den des süfsen

Gesangs.

Di ei T a g e b e t r a u r t e n den Held Am

viertem

Froh 430

schlug ich

umringten

Erschwingend Nah

war

435

Schild.

Helden, Schlachtspeer.

C o r l a t h m i t seinem

kamen

Seine Helden

wir;

Cathbaid's

den strahlenden

D e r F r e u n d von Wir

u n s die

dort,

C a i r b r e der

Heer,

Wagen.

dem S t r o m e d e r N a c h t g l e i c h ;

sanken

uns.

A l s e r w a c h t ' im T h a l e das

Volk,

E r b l i c k t ' es sein B l u t in d e m

Frühlicht.

400

1) L A K D U I L .

W i r rollten, wie Nebelgewog, Zu Connacs erschallender Halle. W i r schwangen die Schwerter empor, Zu schirmen Artho's Erzeugten. Tighmora's Hallen waren leer; Gefallen war Cormac, der Jüngling. Der König Eirinn's war nicht mehr. Ullin's Söhn' ergriff die Trauer. Trüb zogen sie langsam zurück, Vergleichbar dem dunklem G e w ö l k , Das lange mit Regen bedrohend Hinschwindet hinter die Berghöhn. Usnoth's Söhne schritten voll Gram Nach Tura's hallender Bucht. W i r wandelten Selma vorüber. Cairbre w i c h , wie der Nebel von L a n o , Den vor sich her forttreibt der Sturm. Damahls sah' i c h , dich, o Dearduil,

DEARDÜI

L,

455 Dem Sonnenlicht auf Etha gleich. i

L i e b l i c h , sprach ich, i s t d e r

Strahll

Seufzer schwellten die Brust mir empor. Du kamst in deiner Schönheit, Dearduil, Zu Etha's trauerndem Führer. 460 Uns haben getäuschet die Winde, Colla's Tochter, und nah' ist der Feind 1 J a , nah' ist, o Nathos, der Feind, Sprach Althos stürmische Kraft. Ich hört' am Strand ihr Waffengeklirr. 465 Ich sah, -wie die Fahne von Eirinn In düsteren Schwingungen wogte. Hervor tön't deutlich Cairbre's Stimme, Laut wie Cromla's fallender Strom. Er sah auf dem Meere das Schiff, 47° Eh dämmernd sich senkte die Nacht. Auf Lena's Eb'ne wacht sein Heer, Zehn tausend Schwerter erhebend. O. G. Iii. B.

26

D E A R D U I L .

Lais zehntausend Schwerter sie h e b e n , Sprach Nathos, und lächelte stolz, Die Söhne von Usnoth der Wagen Werden nie vor Gefahren erzittern. Warum wogst in der Fülle des Schaums du, Lautbrüllendes Meer von Eirinn ? Warum braust ihr auf düsteren Schwingen. o 7 I h r heulenden Stürme der L u f t ? Wähnt i h r , ihr S t ü i m ' , ihr vermöchtet, Hier Nathos zu halten am Strand? Nein, nein, ihr Kinder der Nacht, Ihn hält nur die eigene S e l e ! Althos bring mir des Vaters Geschmeid', Es glänzet, du siehst es, im Sternlicht. Bringe Seuma's Speer der Schlacht, Es steht in dem dunkelem Meerschiff. Althos ging, und brachte die W e h r ; Nathos hüllte die Glieder sich ein

>

D E A R D U I L.

In ihren erglänzenden Stahl. Heizend sind die Schritte des Führers; Die Freude seines Augs ist schreckbar. Er schaute Cairbre's Nahn entgegen. 495 Der Wind durchsauste sein Haar. Schweigend steht zur Seit' ihm Dearduil, Den Blick auf den Führer geheftet. Sie strebt, der Seufzer Drang zu hemmen Zwei Thranen schwellen im Aug' ihr. 5°°

Althos, sprach der Führer von Etha, Ich seh' im Fels dort eine Kluft. Auf, führe Dearduil dahin. Lafs staik seyn den schirmenden Arm. W i r , Ardan, bestehen den Feind.

5o5 Ruf den finsteren Cairbre zur Schlacht. 0 kam' er im Rasseln des Stahls Entgegen dem Sohne von Usnothl 0 Dearduil, entgingst der Gefahr d u ,

4°4

D E A 11 D U I L.

Rieht' auf Nathos Fall dein Aug nicht! Erhebe die Segel, o Althos, Nach den hallenden Wäldern der Heimath. Verkünde dem Herrscher von Etha, Dafs sein Sohn gefallen mit Ruhm; Dafs mein Schwert nicht scheute die Schlacht. Verkünde dem tapferem Helden, Ich fiel in der Tausenden Mitte. Lafs grofs der Wehmuth Freud' ihm seyn. Tochter Colla's, rufe die Jungfraun Zu Etha's schallender Halle. Lafs um Nathos sich heben ihr Lied, Wann kehret der schattige Herbst. O dafs sie, die Stimme von Cona, Dafs Oisian tön'te meinen Preis! Dann würde mein Geist sich erfreun In Mitte des sausenden Bergwinds. —

»

D E A R D U I L .

4o5

O I S X A N. J a , sie soll dich preisen die Stimme, Du Führer von Etha des

Walds;

Oisian's Stimm' erheben Preis d i r , Erzeugter des ädelen Usnoth! 530 Warum w a r ich nicht auf L e n a , Als das Brüllen der Schlacht sich erhob? Dann schirmte dich Oisian's S c h w e r t , Oder selber sank er im Blachfeld!



W i r safsen jene Nacht in Selma, 555 Die Kraft der Muscheln kreist' umher. Draufsen saust' in den Eichen der W i n d . Dumpf brüllte der Geist des Gebirgs. Durch die Halle rauscht' ein Windstofs Und rührte meine Harfe sanft. 540 Der Klang w a r traurig und tief, E r glich dem Gesänge des Grab's.

4o6

D E A II D U I L.

Fionnghal vernahm ihn zuerst; Ihm schwoll vom Seufzerdrang die Brust. Meiner Helden einige fielen, Sprach Morbheinn's ergraueter König. Ich hör' an der Harfe den Tod'slaut. Oisian schlage die Seiten des Klangs, Und lafs sich erheben die W e h m u t h , Dafs voll Freud' hinschweb' ihr Geist Zu Morbheinn's waldigen Höhn. Ich schlug vor dem König die Harfe, Der Klang war traurig und tief. Beugt euch nieder von eurem Gewölk, So sprach ich, ihr Geister der Väter! Beugt euch nieder! Entkleidet euch, Der grausen Flammen eures Laufs. Empfanget den fallenden Führer, Er komme vom Lande der Fremd', Er steige vom Wogengewälz.

D E A R D U I L .

560 Nah sei ihm sein Nebelgewand, Sein Speer aus Wolken gebildet. Umgiiitet der Seite der Helden Halb erloschene Gluten der L u f t , Gestaltet zum Schwerte der Schlacht. 565 Und achl lafst hold ihm seyn das Antlitz, Ddfs seine Freunde sich freuen, Wann ihnen sein Schemen erscheint. Beugt euch nieder von eurem Gewölk, So sprach ich, ihr Geister der Väter. — 570

Dies w a r mein Gesang in Selma Zur sanft erzitternden Harfe. Doch Nathos war an Eirinn's Strand, Umkreiset vom Dunkel der Nacht. Er hörte die Stimme des Feind's

575 Im Brüllen der wogenden Flut. Schweigend hört' er die Stimme des Feind's Gelehnt auf den Speer der Schlacht.

48

DEARDÜIL.

Die Frühe stieg mit ihrem Strahl. Die Söhne von Eirinn erschienen, Graufarbigen Klippen vergleichbar,

580

Von ihren Gebüschen umkreist. Sie breiten sich längs dem Gestade. Cairbre stand in ihrer Mitte. Grimm lacht' e r , als er sah den Feind. Nathos stürmte voran voll Kraft,

585

Auch Dearduil blieb nicht zurück. Sie nahte zugleich mit dem Helden, Erschwingend den blitzenden Speer. Und wer sind jen' in ihrer W e h r , Im schwellendem Stolze der Jugend?

59°

W e r , als die Erzeugten von Usnoth, Althos, und Ardan mit dunklem Gelock. Komm, sprach Nathos, komm, Du Fürst der hohen Tighmora. Lais unsern Kampf hier seyn am Strand

595

D E A R D U I L.

Um's weifsbusige Mädchen von Selma. Seine Scharen umkreisen nicht Nathos, Sie weilen fern jenseit des Meers. Warum führst die Tausenden du 600 Entgegen dem Führer von E t h a ? o o I

Du flohest vor ihm in der Schlacht, Als Freunde seinen Speer umkreisten. c A 1 R B R E. O Jiingling des Herzens voll Stolz, Mit dir soll Eirinn's König kämpfen? 605 Dir waren berühmt nicht die V ä t e r , Auch nicht von der Herrscher Geschlecht. Prangt ihre Burg mit Feindes W e h r ? Mit Schilden verflossener Zeit? In Tighmora ist Cairbre berühmt; 610 E r kämpft nicht mit Kindern der Ohnmacht. Die Thrän' entstürzte dem A u g

D E A R D U I L .

Des ädelen Nathos der W a g e n . E r wandt' auf die Brüder den Blick. Auf einmahl flogen die Speere. Drei Helden sanken zur E r d e . Empor flammt ihrer Schwerter Blitz; Es weichen die Reihen von Eirinn, W i e düstere Wolkengebirge Dem stürmischem Hauche des W i n d s . Da gebot dein Heere Cairbre; Sie spanneten tausend der Bogen. Tausend Pfeile flogen d a h i n ; Usnoth's Söhne sanken in Blut. Sie sanken gleich drei jungen Eichen, Die standen allein auf dem Hügel. Der W a n d r e r sah die holden Bäum', Und staunte des einsamen Wuchses. Der Hauch der Wüste kam bei Nacht, Und stürzt' ihr grünendes H a u p t .

D E A 11 D ü I L

650 Er kehrte den folgenden Tag, Sie waren dürr', und leer die Höh. Dearduil stand im schweigendem Gram, Und sähe den Fall der Geliebten. Keine Thräne bebt ihr im Aug; 635 Voll wilder Trauer ist ihr Blick. Die reizende Wang' ist so bleich. Es stammelt die bebende Lippe Halbgebildte gebrochene Laut'. Im Winde strömt ihr Piabenhaar. 640

Es nahet der finstere Cairbre. W o , wo ist jetzt dein Geliebter, Der Führer von Etha der Wagen? Hast du gesehn die Hallen Usnoth's? Gesehn die braunen Hügel Fionnghal's?

645 In Morbheinn brüllte meifte Schlacht, Hätten Winde nicht Dearduil gehemmt. Fionnghal selbst sank' hin in den Staub mir,

412

DE ARD

VIL.

Und Kummer wohnet' in Selma. Der Schild entsank von Dearduil's A r m , Ihr schneeiger Busen erschien, Erschien, doch beströmet mit Blut. Es steckt' ein Pfeil in der Brust; Sie sank auf den gefallnen Nathos, Vergleichbar dem stürzendem Schneeschwall. Ihr Haar umspreitet weit sein Antlitz; Es mischt umher sich ihr Blut. Colla's Tochter, du sankst in den Staub, Sangen Cairbre's hundert Barden; Schweigen herrscht an Selma's Strömen, Truthil's ädeler Stamm ist dahin. W a n n hebst du dich wieder in Schönheit, Du erste der Mädchen von Eirinn? Dein Schlaf ist lang in dem Grab', Und weit der Morgen entfernt. Nicht kommt zu deinem Bett die Sonn',

D E A II D ü I L .

Und spricht erwach', o Dearduil! Erwache, du erste der Jungfraun, Draufsen säuseln die Lüfte des Frühlings; Es schütteln die Blumen ihr Haupt 670 Auf des Hügels grünender Höh. Es wiegt der Wald sein junges L a u b . Zurück, o Sonne, Deaiduil schläft. Nicht schreitet sie hervor in Schönheit; Nie wandelt sie wieder einher 675 Im Schritt holdseliger Anmuth. — So tön'te der Barden Gesang Als Dearduil das Grab sie erhoben. Ich sang nachher auf dem Grabmahl, Als kam der König von Morbheinn, 680 Als zum grünendem Eirinn er kam, Zu kämpfen mit Cairbre der Wagen.

A N M E R K U N G E N ZU

Y. t.

D E A R D U I L .

Der Mond ( g e a l a c h )

schem weiblichen

Geschlechts;

der Dichter e i n e T o c h t e r d e s V. /)5-

ist im Gaeli-

daher nennt

ihn

Himmels.

T u r a , — s. die Anmerkung zu Cuchul-

lin's Tod V. 3 7 j7V. 73.

Lora's Strom,

verengte Loch Etive;

— das zum Strom

s. die Anmerkung zu Fionn-

ghal G. 3. V. 22. und zu Carthonn V. 3. V. 123.

Cairbre

der

Wagen,



s. die

Anmerkung zu Tighm. G. 1. V. ü2o. V. 159 fehlt in Macpherson's erster Ausgabe. V. 166. lar

of

Bei Macpherson: „ T h o u a r t

light

to D a r t h u l a .



a

Was hier iin

Original stand, ist nicht leicht auszumitteln. viel ist indels gewifs, dafs das Original Ausdruck h a t t e , der durch P i l l a r o f l i g h t setzt werden mufste. Pillar

of light

pil-

Wahrscheinlich

So

keinen über-

ist dieser

aus derselben F a b r i k ,

woher

D E A R D Ü I L .

4i5

der P i l l a r o f d a r k n e f s , Fionngh. G. 1. V. 405» der den fiühern Übersetzern

so

vielen Kummer

inachte; s. Tcutscbcr Merkur i Q i o , Mai S. 6 1 . V. 174 und 1 7 5

fehlen in der ersten Ausgabe,

und sind wahrscheinlich aus Macplierson's Gehirn. Stollberg macht bei diesen Versen die sehr lichtige Bemerkung: ,, Ich vermuthe, Macphers 011 habe der Deutlichkeit wegen das hinzugefügt, es schwächt aber den Eindruck.

Abgerifsne Rede gezietnt der

Leidenschaft, sie geziemt dem holdschwärinenden Mädchen, sie geziemt der hohen Poesie, und ist Ossian eiaenthümlich. " o V. iö~7- Colla gehörte zu den wenigen Häuptlingen,

die nach Cuchullin's Tode dem jungem

Könige Cormac treu blieben. Y.

Oisian

Iäfst Dearduil sich mit der

Rüstung bekleiden, die man einst von einem im Treffen erschlagenem Jüngling erbeutet hatte. Rüstung

eines

alten Helden würde ihrem

Die Alter

unpassend, und gegen alle Wahrscheinlichkeit gewesen seyn. V. ¿43.

D e r F ü r s t , — Colla, Dearduil'sVater.

V. 2,51.

Krieger von hohen J a h r e n , oder die

bei abnehmenden Kräften sich zu Krieg und Schlachten untüchtig fühlten, hingen unter gewissen Feierlichkeiten ihre W a f f e n in der grofsen Halle auf,

D E A R D U I L .

4i6

w o sie ihrem Clann das Festmahl ( f e i l l , Anmerkung zu Fionngh. pflegten.

G. 1. V. 1 1 )

s. die

zu geben

Von dieser Zeit an erschienen

sie

nie

wieder in der Schlacht. V. 271.

Muschelfest. —

Cairbre gab sei-

nem Heer dieses Fest wegen des Sieges,

den

er

über T r u t h i l , den Sohn Colla's, und den Anhänger Cormac's erfochten hatte.

Die Ebene

Lena

(bei Macpherson steht unrichtig L o n a ) war nicht weit von der Küste entfernt. V. 307 und 301}. — Diese Verse kommen schon V. 164 u. 165 vor.

Oisian wiederhohlt häufig am

Schlufs einer Episode den Anfang derselben,

um

den Hörer wieder auf die Haupthundlung zu leiten. Hier indefs scheint mir die Wiederhohlung ziemlich unpassend zu seyn. V. 3x7 Ausgabe.

u. 3 i ß

fehlen in Macpherson's

erster

Das Gleichnifs scheint durch diesen Zu-

satz nicht gewonnen zu haben. V. 37,6.

Cairbre hatte

Oscar's, des Sohns Oisian's, Weise getödtet. Oscar

schon

Cathul,

den

Freund

meuchclinöiderischer

Um diesen Mord zu rächen, hatte

lange

mit

einem Kriegszug gegen

Cairbre gedrohet. V. 340. arm



Bei Macpherson: „ A s t h e death"



Wie

der

flaming

flammende

D E Ä R D Ü I L .

A r m des T o d e s . — dem A r m

Der T o d , der mit f l a m m e n -

in der Schlacht einherschreitet,

ist ein

B i l d , das unserm Dichter ganz fremd ist. scheinlich

stand

im Gaelischem:

„mar

bais," —

wie

heil'bt, w i e

ein t o d t e n der B l i t z , —

druck, habe

theine

ein B l i t z des T o d e s , —

der hei O i t i a n

ich

Wahr-

ein A u s -

Öfters vorkommt.

hier aufgenommen.

N a c h b i l d u n g schöner f i n d e t ,

Wer

das

Diesen

Macpherson's

der andre z u

seiner

E r b a u u n g diesen Vers s o : „Gleich

V.

d e m f l a m m c n d e m A r m e des T o des."

T i g h m o r a ' s Hallen der

Trauer.

•— T r a u e r herrschte in T i g h m o r a über den j u n g e n K ö n i g C o r m a c , den Cairbre ermordet hatte. V . 440.

Artho's Erzeugter, —

V . 4-52.

L a 11 o , —

Cormac.

ein See in L o c h i i n ,

der

w e g e n seiner bösen Nebel und A u s d ü n s t u n g e n be-» lüchtiget

war.

V. 4 A l t h o s ,



der V. 126 ausgeschickt

w a r , u m den F e i n d z u spähen, kehrt z u r ü c k . V . 467.

Cairbre's

Stimme

tön't.



C a i r b r e , um F i o n n g h a l ' s L a n d u n g ( s . T i g h m . G. 1. V . ¿6.) zu h i n d e r n , h a t t e sein Heer nach Ullin's Küste h i n a u f g e z o g e n , und schlofs die Bai von T u r a , w o h i n w i d r i g e W i n d e Natlios Schiff getrieben hatO . G.

III. B.

27

4>8

D E A R D U I L.

t e n , von allen Seiten e i n , so dafs kein Entrinnen möglich war. V. 460. C r o m l a , — ein Gebirg an der Küste von Ullin ( U l s t e r ) . V. 475. U s n o t h d e r W a g e n , — s. die Anmerkung zu Tightn. G. 1. V. 220. V. 487S e u m a ' s S p e e r . — Seuma w a r Nathos Grofsvater von mütterlicher Seite. Den hier erwähnten Speer erhielt Usuoth hei seiner Verheirathung. Es war S i t t e , dafs der Schwiegervater seinen Schwiegersohn mit Waffen beschenkte. Macpherson. V. ß22. S t i m m e v o n C o u a , — Oisian. Das Thal Cona (Glencoe) war Oisian't, Wohnsitz. V. 535. K r a f t der M u s c h e l n , Anmerkung zu Fionngh. G. x. V. 537.

— s. die

V. 537- G e i s t d e s G e b i r g s . — Das dumpfe Tosen in der L u f t , das in den engen Bergthälern vor einem Sturm vorhergeht, und in dein Hoch" lande unter dem Nahmen O s 11 a r o t h i g h i n n n a s h i a n bekannt ist. V. 601. Dieser Vers spielt auf Cairbre's Flucht von Selma an. V. 660. T r u t h i l , — w a r der Stammvater von Dearduil's Geschlecht.

DIE S C H L A C H T

VON

LORA.

I

N

H

A

L

T

.

N a ch der Besiegung Suaran's in Eirinn gab Fionnghal bei

der Rückkehr

in

(Ireland) Morbheinn

seinen Kriegern und Vasallen ein grofses Festmahl ( f e i l l , s. die Anmerkung zu Fionngh. G. 1 . V. 1 1 E r v e r g a f s , zwei Häuptlinge,

Ailt und Mathron-

n a n , die dem Kriegszuge nicht beigewohnt hatten, einzuladen.

Durch diese Vernachlässigung

sich

gekränkt fühlend segeln sie nach S o r u c h , — vielleicht

einer

der Orkneys,



und

bieten

dem

Könige Feirgthonn ihre Dienste a n , der sie auch annimmt.

Nach einigen gluckliclicn Kriegszügen

I N H A L T .

kehren sie nach Sorucb zurück. thonn's

Gattin,

L o m r a d h , Feirg»

verliebt sich in A i l t ,

und

flieht mit ihm nach Selma zu Fionnghal.

entFeirg-

t h o n n bringt ein Heer zusammen, segelt dem E n t f ü h r e r n a c h , und landet gerade

als Fioniighal's Krieger

auf der Jagd sind. fühlt,

in der Bai von

mit

den

in

weiter

Cona, Ferne

F i o n n g h a l , der sich zu schwach wenigen Greisen,

die

um

ihn

s i n d , Feirgthonn Widerstand zu leisten, läfst ihm durch seine Tochter ßosmhina Friedensvorschläge machen,

die aber verworfen werden.

Unterdes-

sen kehren Fioniighal's Krieger z u r ü c k , und die Schlacht beginnt.

Ailt

F e i r g t h o n n , und fällt. getödtet.

stöfst

im

Treffen

auf

Feirgthonn wird von Gall

Fionnghal läfst den Friedensgesang durch

die Barden

erheben,

u n d Feirgthonn

begraben.

L o m r a d h , die Ailt's T o d e r f ä h r t , stirbt vor Gram. Das G e d i c h t ,

welches

seinen Nahmen

von der

I

N H A L

T.

423

Heide von Lora, dem Schauplatz der Schlachten Fionnghal's, hat, s. die Anmerkung zu Carthonn V. 2 5 2 ,

schliefst eben so, wie es anfängt, mit

einer Apostrophe an einen einsam lebenden Druiden.

Folgende Eigennahmen weichen von der Deutschen Aussprache ab: Nahmen.

Aussprache.

Ailt

alt.

Bosmhina 1

boswina.

Diarmad »

dschiar - mad (zweisylbig)-

Eirinn Feirgthonn

erin. »

ferg - hon.

Fearghus,

färjus.

Lomradh,

lomra.

Mathronnan »

mahronnan.

Morbheinn

mörwehi».

Neartmor

närtmor.

I N H A L T .

4*4 Ji

ahmen.

Aussprache.

Selma,

schelma.

Saaran,

fsuaran ( zweisylbig ).

Trathai,

trähal.

Treunrcor,

trenmohr.

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

Sohn des entferneten Land's, Bewohner der einsamen Bergkluft, Hör' ich deines Waldes Sausen? Ist's die Stimme von deinem Gesang? Laut rauscht in das Ohr mir der Giesbach, Durchtön't von des Lied's Melodien. Hallt dein Preis den Führern der Heimath, Oder Geistern, die schweben am W i n d ? Du einsamer Felsenbewohner, Schau hin auf die Eb'ne der Heide.

436

DIE SCHLACHT

VON

LORA.

Grüne Gräber erblickest du dort Mit üppigem, säuselndem Grase, Mit Steinen bemoosetes Haupts. Du erblickst sie, Felsensohn, Doch Oisian's Aug' ist erblindet. Ein Bergstrom brüllet hinab, Und strömet den Schwall der Gewässer Hund um eines Hügels Grün . Vier Stein', umwachsen mit Moos, In Mitte des welkenden Grases Erheben ihr Haupt auf der Höh. Zwei Bäume, von Stürmen gebeugt, Spreiten sausend umher ihr Gezweig. Dies ist deine Wohnung, o Feirgthonn; Dies deine enge Behausung. Längst ward sie vergessen in Soruch Deine klingende Muschel des Mahls. Rost schwärzt deinen Schild in der Hall'.

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

O Feirgthonn, König der Schiffe, 50 Du Fürst des entferneten Soruch, Wie fielst du auf unseren Berghöhn? Wie sank er, der Held, in den Staub? Du Sohn der einsamen Bergkluft, Ergötzen dich Lieder der Vorzeit? 55 Auf, höre von Lora die Schlacht! Längst verhallt' ihr Klirren des Stahls So brüllet auf düsteren Höhn Der Donner, und schwindet dahin; Die Sonne kehrt mit stillem Strahl; 4o Es lächeln die schimmernden Felsen, Und das grünende Haupt des Gebirgs. Cona's Bucht nahm unsre Schiff' auf Aus Eirinn's rollenden Wogen, o Los hingen die Segel am Mast. 45 Es brüllten die stürmischen Winde Hinter Morbheinn's ragenden Waldern.

427

4*8

D I E S C H L A C H T VON

LORA.

Das Horn des Königs erklang. Das Wild fuhr auf von dem Felsen. Unsre Pfeile durchflogen den W a l d . Rings um ward verbreitet das Mahl. Grofs war unsere Freud' auf den Berghöhn Ob dem Falle des furchtbaren S u a r a n . Zwei Helden vergafs man beim Festmahl. Ihres Busens Wuth entbrannte. Sie rollten still die glühen Augen. Seufzer strömte die schwellende Brust. Man sah im Gespräch sie beisammen; Sie warfen zur Erde den Speer. Sie warfen uns zwei düstre Wolken In Mitte der jubelnden Freude; Nebelsäulen auf ruhigem Meer gleich; Sie schimmern im Strahle der Sonne, Doch der Seemann fürchtet den Sturm. Spannt die Segel, sprach Mathronnan,

DIE

SCHLACHT

\ 0 N

LORA.

65 Spannt die Segel den Winden des Wests, A u f , lafst uns durchstiirmen, o Ailt, Den Schaum des Gewoges des Nords! Beim Festmahl sind wir vergessen, Und doch röthete Blut uns die Wehr. 70 Lafst uns scheiden von Fionnghal's Gebirgen Und dienen dem König von Soruch. Grimm wohnt ihm im finsterem Antlitz; Krieg umdunkelt seinen Speer. Lafst berühmt uns werden, 0 Ailt, 75 In Schlachten entferneter Lande! Erfassend das Schwert und den Schlachtschild Stürmten hin sie zu Lümhaire's Bucht. Sie kamen zu Soruch's stolzem König, Dem Lenker feuriger Rosse. 80 Feirgthonn war gekehrt von der Jagd, Sein Speer w a r geröthet von Blut.

430

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

E r senkte sein düsteres Antlitz, Und p f i f f , indem er einher ging. Er lad'te die Fremden zum Mahl. Sie kämpften siegreich seine Schlachten. Ailt kehrte zurück mit Ruhm Nach Soruch's ragenden Mauern. Ihn erblickte vom Thurme der Burg Die Gattin des Königes Feirgthonn, Lomradh, feuchtes, rollendes A u g s . Gelb strömt im W i n d des Meers ihr Haar. Weifs steiget ihr schwellender Busen, Dem Schnee auf der Heide vergleichbar, W a n n sanft gehoben vom W i n d ' , Er langsam woget im Lichtglanz. Dem Strahle der scheidenden Sonn' A u f Soruch gleich, naht' Ailt sich ihr. Es seufzt' ihr zärtliches H e r z ; Ihr Aug' erfülleten Thräner».

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

IOO Es stützt' ihr weiiser Arm das Haupt. Sie safs drei Tag' in der Hall', Einhüllend in Freude den Gram. Am viertem entfloh sie mit Ailt, Längs dem dunklem Gewoge des Meers. 105 Sie kamen zu Selma's Gethürm, Zu Fionnghal dem König der Speere. 0 Ailt, du Sele des Stolzes, Sprach Fionnghal und flammt' in Zorn a u f , Soll schirmen ich dich vor der Wuth ho Von Soruch's beleidigtem König? Und wer wird künftig mein Volk Aufnehmen in seine Behausung? Wer wird laden die Fremden zum Mahl, Seit Ailt mit der kleinlichen Sele 115 Meinen Nahmen in Soruch entehrt hat? Fleuch zu deinen Höhn, du Schwächling; Fleuch; verbirg dich in Kluften der Heimath.

432

D I E S C H L A C H T VON

LORA.

Unselige Schlacht, die uns nah i s t , Mit Soruch's finsterem König! O Geist des ädelen T r e u n m o r , Wann w i r d Fionnghal rasten vom Kampf Gehören ward ich unter Schlachten. Schreiten mufs ich zum Grabe durch Blut Nie kränkte meine Hand den S c h w a c h e n ; Nie traf Wehrlose mein S t a h l . Ich sehe deine S t ü r m ' , o Morbheinn, Die meine Hall' einst niederschmettern, Wann in Schlachten gefallen mein Stamm Und Selma kein Bewohner bleibt. Dann werden die Schwachlinge k o m m e n ; Aber keiner kennt mein G r a b . Mein Piuhm lebt blofs im G e s a n g . Dann werden die Thaten von Fionnghal Seyn der kommenden Zeit w i e ein T r a u m . U m Feirgthonn sammelt sein Heer sich

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

435

W i e Stürme rund um den Nachtgeist, W a n n von Morbheinn's Höhn er sie r u f t , Sie rüstend zum Flug in das Ausland. Er" kam ans Gestade von Cona. 140 Er sandte zum König den Barden, Zu heischen den Kampf mit der Heersmacht, Oder Morbheinn's waldige Hohn. Fionng'hal safs in seiner Hall', Umkreist von den Fxeunden der J u g e n d . »45 Die jungen Krieger w a r e n f e r n , Das Wild auf der Heide verfolgend. Die Helden mit grauem Gelock Erzahlten sich Kunden der Vorzeit, Grofsthaten der eigenen Jugend, *5o Als Neartmor erschien, der Greis,

*

Der Führer von Lora der Ströme. Jetzt ist's nicht Zeit, begann der F ü r s t , Zu hören die Kunde der Vorwelt. O. G.

Iii. B.

ai

434

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

Feirgthonn dräut am Gestade des Meers, Und schwingt zehntausend der Schwerter. Düster schreitet der Konig einher In seiner Tapferen Kreis'. Er gleicht dem verfinstertem Mond In Mitte der Gluten der Nacht, Wann längs seinem Saum sie schweben, Und über die Scheib' ihm verbreiten Den Lichtglanz, der ihm entschwand. Komm, sprach Fionnghal, aus deiner Halle, Komm, o Tochter meiner Liebe, Komm, Bosmhina, aus deiner Halle, Du Mädchen vom strömigem Morbheinn. Neartmor, nimm sie die Rosse des Auslands, Begleite die Tochter von Fionnghal. Soruch's Herrscher lade zum Mahl sie In Selma's beschattete Mauern. Beut den Frieden der Helden ihm, Bosmhin',

DIE SCHLACHT

VON

LORA.

435

Und die Habe des ädelen Ailt. Unsre Jünglinge sind in der Fernej Das Alter bebt an unsrer Hand. 175

Sie kam zu den Tausenden Feirgthonn's, Wie ein Strahl des Lichts zum Gewölk. Die Rechte hielt der Muschel Glanz, Die Linke den goldenen Pfeil; Die Muschel, des Fliedens Bedeutung,

• 8« Den Pfeil, ein Zeichen des Kriegs. Vor ihr ward Feirgthonn erheitert, Wie ein Fels vor dem plötzlichem Strahl, Der zerrissenen Wolken entströmt, Die theilte des Windes Gebrüll. ,g5

Erzeugter von Soruch der Ferne, Sprach sanfterröthend die Jungfrau, Komm zum Mahle des Königs von Morbheinn, Zu Selma's beschatteten Mauern. Nimm den Frieden der Helden, o Fürst, an;

436

D I E S C H L A C H T VON

LORA.

Lafs ruhn an der Seite das Schlachtschwert. ( W ä h l s t du lieber der Könige R e i c h t h u m ? Dann hör' auf Ailt's, des ädlen,

Wort.

Hundert Rosse beut er F e i r g t h o n n , S i e alle Kinder des Z a u m s ; Hundert Madchen aus fernem L a n d ; Hundert Falken mit Schwingen des W i n d s , Die weit durchkreuzen den L u f t r a u m . Dein sollen hundert Gürtel seyn, Hochbusige Frauen zu b i n d e n , Giirtel, Freunde der Heldengeburten, Genesung der Söhne der W e h e n . Zehn Muscheln mit Steinen besetzt, Sollen glänzen in Soruch's B u r g . Ein helles Wasser blinkt an ihren

Sternen,

Und gleichet dem funkelndem W e i n . Sie erfreuten die Herrscher des Meers einst In Mitte der tönenden Halle.

DIE SCHLACHT

VON

LORA.

Dieses, Held, soll alles dein seyn, Chler die Gattin mit schneeigem Busen.) 210 Lomradh soll in deiner Halle Wieder rollen die strahlenden Augen, Licht Fionnghal gleich den ädlen Ailt, Fionnghal, der nie Helden kränkt, Ist gleich so stark ihm der Arm. £i5

Du liebliche Stimme von Cona, Sprach Feirgthonn, sage dem König, E r spendet vergebens sein Mahl. (Lafs Fionnghal hier um mich her Seine Beute des Kriegs ausbreiten;)

220 Lafs ihn sich beugen meiner Macht. Mir geb' er die Schwerter der Ahnen, Die Schilde der Zeiten der Vorwelt. Dafs meine Kinder sie »chauen In meinen Hallen, und sagen:

437

453

DIE SCHLACHT VON

LORA.

Dies h i e r sind d i e W a f f e n von F i o n n ghal. Nie sehn sie die Waffen von Fionnghal In deinen Hallen, o König, Sprach der Jungfrau steigender Stolz. Sie sind in den Händen der Helden, Die nie sich ergaben im Krieg. O König von Soruch des Halls, Dort schwärzet ein Sturm auf den Höhn sich. Ahnst deines Volkes Fall du nicht, Du Spröfsling des Landes der Fremde? — Sie kam nach Selma's stiller Halle. Fionnghal sah ihr gesenketes Aug. In seiner Kraft erhob er sich, Schüttelnd sein ergrautes Gelock. Er fafste den klirrenden Panzer, Die Rüstung des tapferen Treunmor; Den dunkelbraunen Schild der Väter.

DIE SCHLACHT

VON

LORA.

Dunkel füllte die Halle von Selma, Als die Hand er streckte zum Speer. Es nahten sich Schemen zu tausend; 215 Sie sahn den Tod des Volks voraus: Es glänzte von furchtbarer Freude Das Antlitz der alternden Helden. Sie stürmten entgegen dem Feind. Sie dachten der Thaten der Jugend, 250 Und des Ruhms, der dem Grab entblüht. Jetzt an Trathal's altem Denkstein Erschienen die Hunde der Jagd. Der jüngeren Krieger Zurückkunft Erkannte der König von Morbheinn. -55 Er hemmet die Mitte des Laufs. Held Oscar erschien zuerst, Dann Morni's Sohn, und Nemi's Sprofs. Fearghus zeigte die düstre Gestalt, Diarmad Haar weht dunkel im Wind.

440

DIE SCHLACHT

VON

LORA

Der letzte war Oisian , der Sänger.

260

Ich summte Gesänge der Vorzeit. Meine Schritte stützte mein Speer, Als über die Bachlein ich sprang. Ich dachte der Helden der Kraft. Fionnghal schlug den wölbigen Schild,

2G5

Und gab des Blutkampfs grauses Zeichen. Tausend Schwerter, gezuckt auf einmahl Blitzten über die wogende Heide. Drei graulockige Sohne des Lieds Tönen melodische Laute der Trauer.

a-ro

Dicht und düster, mit donnerndem Schritt Stürmten hin w i r in dunkelen Pieihn, Gewitterschauern vergleichbar, Wann aufs engere Thal sie sich giefsen. Fionnghal safs auf seiner Höh. Es welit der Sonnenstrahl der Schlacht, Hinströmend im Hauche des Winds.

275

DIE SCHLACHT

VON

LORA.

441

Nah sind ihm die Freunde der Jugend, Umwallet vom grauem Gelock. fiSo Freud' erhob sich im Auge des Helden, Als die Söhn' er sah in der Schlacht; Als von Schwertern umblitzt er uns sah, Gedenkend der Thaten der Väter. vFeirgthonn

stürzt einher in Kraft,

»35 Wie brüllend ein wintriger Strom. Sein Fufs zertritt umher die Schlacht; Trüb schreitet zur Seit' ihm der Tod. Wer kommt mit dem Sprunge des Rehs, Gleich dem Hirsche des hallenden Cona? 290 Sprach Fionnghal, der Konig von Morbheinn ; Ihm schimmert zur Seite der Schild; Furchtbar tönet sein Waffengeklirr. Er trifft auf Feirgthonn im Streit. Schauet der Tapfern Gefecht! 2

95 Es gleichet dem Kampfe der Geister

44^

D I E SCHLACHT VON

LORA.

Im düsterem Sturme der Nacht. W i e ? fällst du Erzeugter des Hügels? Färbt Blut dir die schneeige Brust? O wein', unglückliche Lomradh, Dein Ailt ist auf ewig dahin! — Fionnghal fafste den Speer der Kraft; Ailt's Fall betrübte sein Herz. Tod blicket sein Auge dem Feind. Doch Gall begegnet Soruch's König. Wer kann der Helden Kampf erzählen? Der tapfere Fremdling erlag. Laut rief Fionnghal: Ihr Söhne Cona' 0 hemmet den Arm des Tod's! Stark war, der jetzt in den Staub sank. Viel wird er betrauert in Soruch. Zu seiner Halle kommt der Fremdling, Und staunet, warum sie so schweigt. Es fiel der König, o Fremdling;

DIE

SCHLACHT

VON

LORA

44*,

Verstummt ist seines Hauses Freude. 315 Lausch dem Sausen seines Walds, Dort flistert sein Geist vielleicht. Doch er lieget entfernet in Morbheinn Unter eines Fremden Schwert. — Dies waren die Worte von Fionnghal, 520 Als des Barden Friedensgesang scholl. Wir hemmten den Schwung des Stahls, W i r schonten der Schwäche des Feinds. W i r legten Feirgthonn ins Grab. Ich erhob die Stimme der Trauer. 325 Nieder sank die Nacht mit Gewölk. Manche sahn den Schemen Feirgthonn's. Sein Antlitz w a r wolkig und diister; Halb dehnt ihm ein Seufzer die Brust. Heil deiner Sele, Soruch's Fürst, Dein Arm war furchtbar im Kampf! Lomradh safs in der Halle von Ailt,

444

DIE S C H L A C H T

VON

LORA

Sie safs an der Flamme der Eich'. Es senkte sich nieder die Nacht; Nicht Kehrte zurück der Geliebte. Die Sele Lomradh's ist traurig. L O M R A D H.

Was weilet dich, Jager von Cona? Du versprachst m i r , heim zu kehren. War zu weit entfernt das W i l d ? Ersewfzen die düsteren Winde Rings um dich her auf der Heide? / Ich hin in dem Lande der Fremden! Wer ist aufser Ailt mein Freund? Komm von deinen hallenden Berghöhn, 0 du, den innig ich liebe! — Sie rollt zu der Pforte den Blick; Sie horchet dem rauschendem Luftstrom Ailt's Fufstritt wähnt sie zu hören,

DIE SCHLACHT

VON L O R A .

445

Und Freude verkläret ihr Antlitz. Doch es kehrte zurück ihr der Gram, 550 Wie Flockengewölke dem Mond. L o M RA DH.

A c h , willst du nicht kehren, Gelichter! Lafs mich schaun auf das Antlitz der Höhn! Es strahlet im Osten der Mond; Still und hell ist der Busen des Sees. 355 Wann werd' ich seine Hunde schaun Heimkehrend vom Jagen des Wilds? Wann werd' ich seine Stimme hören, Laut und fern hertönend am Wind? Komm von deinen hallenden Berghöhn, 360 Du Jager des waldigen Cona! — Sein Schemen erschien auf dem Felsen, Gleich dem mattem und wafsrigem Lichtstrahl, Wann plötzlich die Scheibe des Monds

DIE SCHLACHT

VON

LORA

Zwischen zwei Graun wölken hervorrollt, Und mitternächtliche S c h a u e r Herab sich stürzen aufs Gefild. S i e folgte dem Schemen durch die Heide. S i e wufste jetzt des Helden F a l l . Ich hört' ihr Schrein sich nahn im W i n d , Gleich der traurigen S t i m m e des Hauchs Der durchseufzt das Gras der Kluft. Sie k a m ; sie fand den Geliebten. Ihre Stimm' ertön'te nicht mehr. S i e rollte schweigend die A u g e n , W a r bleich und wild im trübem G r a m . W e n i g waren der Tag' ihr auf C o n a . S i e sank in das Dunkel des Grab's. Morbheinn's König gebot den B a r d e n ; S i e sangen Lomradh's Todtenried. Morbheinn's Töchter betraureten sie Einen Tag in jeglichem J a h r ,

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

447

Wann rückkehrten die Stürme des Herbstes. — Du Sohn des entferneten Lands, Du wohnst im Gefilde des Ruhms. 385 Lafs zu Zeiten sich heben dein Lied Zum Preise derer, die fielen. Lafs ihre luftigen Schemen Frohlocken rings um dich her. Dann lafs die Sele von Lomradh 39° Herschweben auf mattem Strahl, Wann du nieder dich legest zur Ruh, Und der Mond dir blickt in die Kluft. Dann wirst du sie reizend erschaun, Doch immer die Wange voll Thränen.

A N M E R K U N G E N ZU

DER

V. i.

SCHLACHT

VON

LORA.

S o l i n des e n t f e r n e t e n L a n d s , —

wahrscheinlich einer der vertriebenen Druiden, die in den Gebirgen zerstreut lebten. V. 24.

F e i r g t h o n n . — Macpherson nennt

ihn Erragon, erzählt aber,'dafs die Tradition ihn Annir nenne.

Iii einer Irischen Ballade heilst er

A i r g i n M a c A n n i r , — Airgin ein Sohn Annir's. V. 42.

C o n a ' s B u c h t , — der rechts über

Dunstafnage gelegene Meerbusen.

Cona wird hier

in einein erweitertein Sinne genommen. V. 47.

H o r n , — Schlachthorn, das auch als

Jagdhorn gebraucht ward;

s. die Anmerkung zu

Fionngh. G. 2. V. £¿8V. 77.

L u m h a i r e ' s B u c h t . — Welche Bai

hierunter verstanden werde, läl'st sich nicht bestimmen.

DIE

SCHLACHT

V. 120.

Treunmor,

VON —

LORA.

449

s. die Anmerkung

zu Fionngh. G. 3. V. 361V. 1 2 2 . geboren,

Fionnghal ward gerade an dem T a g e

als sein Vater Cumhal in der Schlacht

gegen den Claim Morni getedtet w a i d . V. 1 7 7 — i(Jr>.

Diese Verse scheinen mir ein

späteie» F i n s c b u b s e l zu s e y n , wie denn überhaupt kein

Gediiht

Oisian's

mehr

interpolirt i s t ,

als

gerade dieses. V.

1 9 1 — ¿09.

Diese in Klammern

schlossene Stelle trägt

einge-

so sichtbare Zeichen

der

Interpolation au» neuer Z e i t , und zwar der alberns t e n , w'öinit. je ein guter Dichter entstellt i s t , an der S t i r n e , duls os mich sehr wundert, d,ils weder Macpherson,

noch irgend einer seiner Ubei setzer

dabei anstiefsen.

E i n kleiner,

einein mächtigem

Oberherrn unterworfener Häuptling, der so unbedeutend i s t , dafs er bei einein Festmahle ( f e i l l ) , -wozu alle Vasallen eingeladen w e r d e n ,

übersehen

w i r d , nimmt diese Vernachlässigung so ü b e l , dafs er ins Ausland f l i e h t ,

und dort einem

Fürsten

seine Dienste anbietet.

Nach einigen Kriegszügeu

im Dienst dieses Fürsten verfuhrt er dessen F r a u , und kehrt zu seinem altem Oberherrn z u r ü c k , der ihm V. 107 giebt,

u. f. gebührend sehr harte Verweis«

und im Geiste voraussieht, dafs der belei-

O. G. III. B.

450

DIE

SCHLACHT

VON

LORA.

digte Gatte bald mit einem Heer den Rauher verfolgen werde. abzuwenden,

Dies geschieht.

Uin das Ungewitter

erbietet sich der R ä u b e r ,

ein aim-

seliger V a s a l l , zu dem ungeheuersten Ersatz 1)

liundeit

schulgferechten R o s s e n ;

2)

von

hundert

Mädchen aus fremden Landen, — einem ganz artigem Serail, von welchem man nicht h e g i e i f t , wie sie in den Besitz des armen, so eben nach einer langen

Abwesenheit

zurückgekehrten

Häuptlings

kamen', und was der, dem sie angeboten weiden, damit machen solle; — Reigerbeize, —

wovon

3)

hundert Falken zur

bei Oisian und in

allen

'ächtalten Gaelischen Gedichten auch nicht die Spur ist;

4)

hundert mystischen Gürteln zur Erleich-

terung der Geburten, — einer Ei findung späterer Zeit,

w o man

mit den Reliquien

der

Aberglauben t r i e b , — und ß) — r i s u i n tis

ainici!



zehn

kostbaren

Heiligen tenea-

Trinkmuscheln,

die mit Ädelsteinen von dem herrlichstem Wasser besetzt sind, und woran einst nach Marpherson's Ubersetzung d i e K ö n i g e d e r W e l t , das heifst, nach dessen E i k l ä r u n g — d i e R ö m i s c h e n

Kai-

s e r — ihre Freude h a t t e n , die bekanntlich, nicht aus Kammmuscheln tranken. — Diese Albeinheiten noch w e i t l ä u f i g e r widerlegen w o l l e n , und Papier verderben.

hiel'se Zeit

Nach L a i n g , der sich mit

DIE

SCHLACHT

VON

Recht üher diese Stelle lustig

LORA. macht,

45»

sind

alle

diese Herrlichkeiten aus einer Irischen Ballade entlehnt.

In dieser hält Fionngh.il's

Tochter

zwei

goldne Apfel in ihrer rechten Hand, die der Gaelische Interpolator weislich in eine Fi iedensinuschel, und

in

einen

goldenen

Pfeil,

als Zeichen

des

K r i e g s , abgeändert hat. V. 194.

Kinder

des

Zaums,



zugerit-

t e n e , gebändigte Kosse, um damit reitet» und fahren zu können. V. 198 — 2 0 1 . — schrobene

Der Bombast und das Ge-

dieser Verse

beweisen

unläugbur

ein

späteres A l t e r , wenn die gehiiinnil'svollen Gürtel, w e l c h e die G e b u r t der Helden und

die Wehen erleichtern,

befördern auch nicht so

modern w ä r e n , w i e sie es wirklich sind. V. ~ o ' t , 5.

Die Adelsteine, welche die Trink-

muscheln zierten, w a r e n , wie es scheint, als Rosetten geschliffen und ä j o u r gefafst. w i " ¿04 andeutet,

Ob es aber,

Diamanten, oder w i e V. 2 0 5 ,

Rubinen w a r e n , wage ich nicht zu entscheiden. V. 206.

Herrscher

des

Meers.



Bei

Macpherson K o n i g e d e r W e l t ,

mit der Erklä-

rung — „ R ö m i s c h e K a i s e r . "

Uber die Un-

richtigkeit dieser Erklärung s. die Anmerkung zu Caomhmhala V. 1 3 3 .

452

DIE V. 2 1 0 .

SCHLACHT

VON

LORA.

L o m r a d h , — Feirgthonn's Gattin.—

S c h n e i d e t m a n das u n n ü t z e Einschiebsel von V. 191 b i s 209 w e g , v e r b i n d e t V. 190 m i t V. 210 telbar,

unmit-

u n d w i r f t a u c h V. 2 i ß u n d ¿19 als über-

f l ü s s i g a u s dem T e x t : so k o m m t ein g u t e r Z u s u m h a n g in das Ganze. V. 2 5 1 .

Trathai,—

V. 276.

Sonnenstrahl

Fionnghal's Grofsvater. der S c h l a c h t . —

So hiel's F i o n n g h a l ' s grofse F a h n e , deren i n Gaelischen Gedichten häufig gedacht wird. V. 2 9 1 .

I h m , — Ailt, nicht Fionnghal.

V. 303-

Der D i c h t e r r e d e t den a l t e n D r u i d e n

wieder an;

s. die A n m e r k u n g zu V. 1.

B A R R T H Ó N N A .

I

N

H

A

L

T

.

D a s Gedicht beginnt mit einer Elegie auf Malmhina'» Tod.

Nach der Tradition, die Macpherson

a n f u h r t , soll Oisian es kurz vor seinem Tode gesungen h a b e n , daher es auch Oisian's letztes Lied genannt wird.

Das Historische ist folgendes:

A u f der Reise nach Lochiin, wohin Fionnghal von dem König Starno, dem Vater Aghaidhsneachda's, eingeladen w a r , s. Fionngh. G. 5. V. 40 u. f . , landete er auf Barrthonna^ einer Insel, die dem Häuptling L a r t h m o r , L o c h i i n , gehörte.

einem Vasallen des Königs

von

Durch seine gastfreie Aufnahme

gewann Larthmor Fionnghal's Freundschaft.

Einige

I N H A L T .

456

J a h r e n a c h h e r e m p ö r t e U t h a l , L a r t h m o v ' s Sohlt, sich gegen seinen V a t e r , w a r f i h n ins G e f ä n g n i f s , u n d b e m ä c h t i g t e sich der Burg. freund Larthinor's,

floh

Snitho,

ein J u g e n d -

n a c h Seiina,

und

gab

F i o n n g h a l von Uthal's schändlichein Betragen Nachricht.

Fionnghal

sandte

Oisian

u n d Toscar

ab,

uin L a r t h t n o r zu b e f i e i e n , u n d U t h a l zu s t r a f e n . Auf

ihrer F a h r t h ö r t e n

sie n i c h t

f e r n von Barr-

t h o n n a auf einer w ü s t e n Insel die klagende S t i m m e eines Mädchens. thoma,

§ie n ä h e r n sich.

die T o c h t e r

d i e sich

in

Es war Nina-

eines b e n a c h b a r t e n

Uthal verliebt h a t t e ,

Fürsten,

u n d mit

ihm.

e n t f l o h » w a r , u n d w e l c h e er n a c h h e r , von e i n e r a n d e r n Liebe g e f e s s e l t , verlassen u n d h i e r in eine H o h l e am Meer eingesperrt h a t t e .

Oisian b e f r e i t

s i e , segelt mit i h r n a c h B a r r t h o n n a , schlägt U t h a l ' s Schaven,

und

todtet

Uthal

mit

eigener

Hand.

Kinathoina, die, Trotz Uthal's grausamer Behandlung,

noch

i m m e r m i t u n e n d l i c h e r L i e b e an i h m

h ä n g t , eilt b e i der N a c h r i c h t von seinem T o d e a u f s

I N H A L T .

457

Schlachtfeld,

sucht ihn a u f , stürzt sich a u f die

Leiche,

stirbt vor Schmerz.

und

Oisian

läfst

Zwei

Tage

beide zusammen in ein Grab legen. nachher

wird

eingesetzt, betrauret

Larthmor

in seine

ei fährt den Tod

Würde

wieder

seines S o h n s ,

ihn mit grofser Innigkeit.

und

Oisian u n d

Toscar kehren nach Selma zurück.

Das

Gedicht

schliefst mit der Sehnsucht des D i c h t e r s , zu seinen Vätern versammelt zu w e r d e n , und mit Ahnungen eines baldigen Todes und daurenden Ruhms. F o l g e n d e Eigennalimen,

wovon

jedoch

einige

nicht Gaelischen Ursprungs s i n d , weichen von der Deutschen Aussprache a h : Nahmen.

Aussprache.

Aghaidhsneachda,

üjjischnechda.

liarrthonna,

bar - honna.

Conlaoch,

könlüch.

Cuinhal,

küwal.

Finthormo,

fin-hormo.

Larthmor,

la'rhinör.

458

I N H A L T .

Nahmen.

Aussprache.

Lethmall,

lehmall.

Lutha,

lüha.

Malmhina,

malwina.

Morbheinn,

morwehn.

Ninathoma,

ninahoma.

Rcthma,

roh-ma.

Selma,

schelma.

Snitho,

schniho.

Torlutha,

torlüha.

Torthoma,

torhöma.

Uthal,

uhal.

B A R R T H O N N A

L e n k ' , o Strom, den blauen Lauf Um die schmale Fläche Lutha's. Lafs von ihren Hügeln das Grün Der Waldungen drüber sich senken, Lafs drauf schauen am Mittag die Sonne. Dort steht-auf dem Felsen die Diestel Und schüttelt den Bart in den Wind. Die Blume senkt ihr schweres Haupt, Und nicket zu Zeiten im Lüftchen. Warum weckst du mich Lüftchen des Frühlings So scheinet die Blume zu sagen. —

BARllTHONNA.

Mich bethaueten Tropfen des Himmels. Meines Welkens Zeit ist n a h , Nah der Sturm, der die Blatter umheretreut. Morgen wird der Wandrer kommen, Der in Schönheit mich sah, wird kommen. Suchen wild im Gefild mich sein Aug, Aber finden wird es mich nicht! So wiid man suchen vergebens Die Stimme von Cona des Halls, Nachdem sie verstummt' im Gefild. Kommen wird am Morgen der Jäger, Und meiner Harfe Laut nicht hören. W o ist der Sohn von F i o n n g h a l Wagen? Die Thräne bebt auf seiner W a n g e . Dann komm Malmhina, o komm Mit all der melodischen Stimme. Leg' Oisian dann in Lutha's Eb'ne.

dejr

BARRTHONNA.

Lais steigen empor sein Grab 30 In deinem holdem Gefild. Malmhina, du Tochter von Toscar, W o bist du mit deinen Gesängen, Mit deiner Schritte süfsem Schall? Sohn Alpinn's, Bist du mir nahe? 35 W o ist sie, die Tochter von Toscar? ALPINN'S

SOHN.

Ich ging vorüber, Fionnghal's Sohn, Bei Torlutha's moosigen Mauern. Kein Rauch stieg auf aus der Hall'; Es schwiegen am Hiigel die Bäume. 40 Die Stimme der Jagd war verhallt. Ich sah die Töchter des Bogens; Ich fragte, wo ist Toscar's Tochter? Aber keine gab mir Antwort. Sie wandten das Antlitz hinweg.

4o Umfangen von Dunkel und Schweigen: Dennoch lebet unser Ruhm In vier ummoosten, grauen Steinen. Oisian's Stimme hörte man einst; Es klang die Harfe von Selma. 5°5 Komm, Oisian, spricht er, komm zu mir, Fleug mit dem, der dich zeugt', am Gewölk.

B A R R T H O N N A.

488

OISIAK.

Ich komm, ich komm, du Fürst der Helden! Das Leben Oisian's sinket schon. Zu schwinden beginn' ich auf Cona. Meinen Schritt sieht Selma nicht mehr.

5»°

An Mora's Fels werd' ich entschlummern. Durchsäuselnd mein graues Gelock, '

i

Werden mich nicht erwecken die Wind'. Entschweb', o W i n d , auf deinen Flügeln! Du kannst des Barden Kuh nicht stören.

5»5

Die Nacht des Grabes ist lang, Aber schwer sind ihm die Augen. Entschwebe du rauschender Windstofs. Warum traurest du, Fionnghal's Erzeugter? Warum dunkelt Gewölk dir die Sele? Dahin sind die Führer der Vorwelt; Ohn' ihren Ruhm entschwanden sie. Kinder kommender Zeiten vergehn,

-52°

BARRTHONNA.

4BS>

Es erhebt sich ein andres Geschlecht. 525 Völker sind den Wellen des Meers gleich, Gleich den Blättern des waldigen Morhheinn's. Sie schwinden im rauschendem W i n d s t o f s , Und anderer -Blätter Geschlecht' Erheben ihr grünendes H a u p t . 530

W a r dauernd deine Schönheit, Roinne? Blieb die Kraft d i r , Oscar der W a g e n ? Fionnghal selber schied dahin < Die Hallen seiner Erzeuger Vergafsen der Schritte des Helden.

555 Du solltest bleiben, alter B a r d e , Da hinschwanden die Tapferen a l l ? Aber bleiben w i r d mein R u h m , Und wachsen gleich der Eiche M o r b h e i n n ' s , Die breit ihr H a u p t erhebt dem S t u r m , 54o Und im Strome des W i n d e s sich f r e u t .

A N M E R K U N G E N Z U

V . 2.

B A R R T H O N N A .

Lutha,



ein T h a l in

Morbheinn,

w o T o s c a r , Malmhina's V a t e r , wohnte. V. 20.

Coua

des Halls,



das hallende

C o n a ; s. die Anmerkung zu Fionngh. G. x. V . 131. V. 24.

F i o n n g h a l der W a g e n , —

s. die

Anmerkung zu Tightn. G. 1. V. 2üo. V. 34.

S o h n A l p i n 11's, —

ein Barde, des-

sen Tighm. G. 5. V. 5 und G. 7. V. 3pß gedacht wird. V. 37.

T o r 1 u t h a, —

wörtlich

L u th a*s

T h u r m , scheint Toscar's Burg in dem T h a l L u t h a gewesen zu seyn. V . 41. Jägerinnen.

Töchter

des

Bogens,



Die Töchter der Häuptlinge vergnüg-

ten sich mit der Jagd. V . 49.

)»"ge

Holder Strahl, —

Malmhina.

B A R R T H O N N A . V. 57•

Gluten

d e r L u f t , — D ü n s t e , die

sich in der L u f t e n t z ü n d e n , u n d als Feuerkugeln, oder in andern Gestalten h e r u n t e r schiefsen; E r scheinungen , die in dem Hochlande sehr gewöhnlich sind. V. V. 100.

s- die Anmerkung zu V. 5 f . J u n g f r a u e n , — welche den Tod-

tengesang an Malmhina's Grabe s a n g e n . V. 148.

Die gastliche Muschel

reichte,

— gastfreundlich a u f n a h m u n d bewirthete.

Mail

trank aus grofsen Kaminmuscheln. V. 1 5 1 .

A g h a i d h s n e a c h d a , — die Tochter

Starno's des Königs von L o c h i i n ; s. Fionngb. G. 3. V. 81 — 1 jo. V. 1 6 1 ,

B r e n n e n d e E i c h e , — s. die An-

merkung zu Cuchullin's T o d V. 37. V. 172.

Der Sinn dieser Stelle, nach Macpher-

son's richtig er Bemerkung, i s t : F i o n n g h a l w a r entschlossen, gegen Uthal den Kriegszug zu

unter-

nehmen , allein der Gedanke an seine grol'sen That e n , und an den geringen R u h m ,

der bei diesem

Zuge gegen einen so unbedeutenden Häuptling z u erwerben w a r , hielt i h n davon ab. V. 139.

Laute geschiedener

Barden,—

Töne gestorbener Barden, deren Schemen an den

B A R R T H 0 N N A.

493

Wolken schweben, und die Musik luftiger Harfen ertönen lassen. V. 2 1 7 .

Finthormo,



der Nähme von

Uthal's Burg. V. 247. Oisian

Ich

freute

des B l u t s m i c h .

sieht die Erlegung des Ebers bei



seiner

Landung für eine gute Vorbedeutung a n , dafs ihm auch seine übrigen Unternehmungen auf der Insel gelingen werden. V. ¿72. s. die Anmerkung zu V. 24. V. 28ß. C u i n h a l ' s E r z e u g t e r , — Fionnghal. V. 348. his

face

Ich bin der Lesart der altern Ausgabe gefolgt.

Die neuesten Ausgaben lesen

h e r f a c e , welches mir dein Zusammenhange nicht angemessen zu seyn scheint. V. 456.

Oisian redet sich selbst an.

V. 530.

Roinne,



Sohn, dessen Tod Fionngh. G.

Fionnghal's

jüngster

V. ¿oQ u. f. erzählt

w i r d , war wegen seiner Schönheit und Schnelligkeit beiühmt. V. 531.

O s c a r , — Oisian's S o h n , einer der

tapfex-sten Helden,

ward

6. Tighm. Ü. 1 , V. ¿86.

von Cairbre

u. f.

ermordet;