Gedichte: Band 2 [Reprint 2020 ed.]
 9783111427270, 9783111062372

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von

Friedrich

Haug.

Auswahl.

Zweiter Band.

Leipzig bei G. I. Göschen und

Hamburg bei Hoffmann und Campe 1 8 2 7.

Sette Der Triumph. 3 Der Seemann. 4 Der Wunsch. 5 Herkules Apotheose. . 6 Agnes an Eduards Grabe. 6 An Psycharion. 7 Viebe zur Natur. 7 Lenzklage. 8 An Sophien. 9 Der vermummte Amor. 9 An Cölestme. IO Wunsch des alternden Sangers. IO Amors Flucht. II An Psyche. 12 Der Lorber. 12 Winter. 13 werden und Hoffen. . 13 An Matthiffon. 15

Seite An Betty. Maria. Nach Balde. Wahre Liebe. Moses. Nach Holberg. Pharao. Hier und dort. Mein Leben. Nach Des

Portes. Herüberruf. Dre schöne Bettlerin. Theoda. Nach Troubadour Arnaud de Marveil. Bel der Kunde von Jakobis Tode. z Anonymus Anklagen. Liebesschmerzen. Nach Sciplone Moffei. An die Gesundheit. Frei, nach Ariphron von Slcyon.

15 16

17 18 18 18

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21 22 23

24

Fünftes

Seite An die Weisheit. . 27 Landleben. . . 23 Laidions Grabhügel. 29 Scheinglanz. . 29 Weiblichkeit. . 30 Amors Macht.' . 32 Grabschrift auf Sophokles. Frei, nach Simmias. 32 Die römischen Dichter. 33 Sappho an Phaon. 33 An ein Waldveilchen. 35 An Fortuna. . 36 Bei Entdeckung eines römi­ schen Grabmahls. . 33 Betrachtungen im Lenze. Frei, nach Amelloni. 33 Die Bücherei. . 42 Socrates. ♦ 43 Im Kartheuserkloster zu Gre-

Sechstes

Der Frühling. ♦ 59 Alexander und Anacreon. 60 Unter Raphaels Madonna, von Müller dem Sohne. 61 An die Freundschaft. 61 Auf dem Kirchhofe. . 62 An den Tod. . 62 An die Weisheit. . 63 DieArgonauten. Nach Balde. 64 An Selmar. . 65 Der Friedhof. . 66 An Phaon. , 67

Buch. Sette noble. Frei, nach Ducis. 44 An Fraud. . 45 An Anacreon. . 46 An Cythere. . 46 Diana und Endymion. 47 Der Gefangene. . 43 Die Knaben auf dem Got­ tesacker. . 49 Klagelied. . 49 Der Frühling. . 50 An Rosa. . 51 Lied im Mondscheine. 51 An die Einzige . 52 An die Geliebte. ., 53 Großväterlicher Gruß. 53 Nicolo Saffi an Petrarch. 54 Der sommerliche Herbst, 1316. . 55 Idas Wunsch. . 55

B u ch. Leid und Freude. . 63Im Garten . 69 Der Nachsommer. . 69 Sehnsucht, frei, nach dem Englischen. . 70 An Woldemar. . 71 An Rosa, die Stumme. 72 Klagen. Nach Racan. 73 An die Morgenröthe. Nach St. Amand. . 74 Eudoxia, frei nach Trou­ badour Giraud le Roux. 75

Sette

Seite

Ehmals und Jetzt. Laidion. An meinen Husten. . Luisen am 5. November. Allwill an seine verklarte Theoda. Hirtenleben. Frei, nach Greffet.

75 76 76 78 79 80

Das Glück der Seelenruhe. Der Schönheit Nachruhm im Liede. Wer ist's? Die Rose. Nach Marino. Liebesklage. Nächtliche Wonne. Frei, nach Moore. '

32

82 83 84 86

87

Erotische Gedichte. Liebeslied, frei, nach P. D. le Brun. 91 Lied der Treue. 92 Rosa. 94 Pastora. 96 Sorgen. Nach dem Italischen. 97 Abschied im Mai. 97 Liebeslied. * 99 Adelaide. ♦ 100 An Sie. Nach des Portes. 101 Thränen der Liebe. 102 'Sehnsucht. . 102 Liebesklage. . 103 Liebesherrschast. . 104 Sie. . 105 Die Wunderholde. . 106 Annas Lied. Frei , nach dem Russischen. . 107 Schwere Wahl. .. 108 Hundstreue. . 109 Liebesarten. . 110 An Minna. . ITO Klage. in

H2 An Pauline. H4 Lieb' an Liebe. 114 Betty. Feldlied. HZ h6 Dämmerung. An die Rosenknospe. (Nach der Prinz. C. v. Salm.) 116 Der wahre Talisman. 117 Sophias Liebe. 118 An Sie. Nach dem von 119 Kürenberg, I, 33. An Feinliebchen, vonKurd.119 Minnelied, nach Rudolf von Rothenburg. . 120 Wilhelm an se.nen Lieblings121 bäum. 122 Küsse. 123 Das wahre Liebesalter. Stellas Bitte. 123 An Franzeska. 124 Aurelias Klage. 1) Um's Frühroth. 2) Am Abend. 124. . 125 Klagen. . 127

Seite

Seite

Erfahrung. . 123 Der Bund. . 123 Ständchen. An die Geliebte. 129 Frühlingsgram. . 130 Macht der Liebe. . 131 Clary. . 131 Nachtständchen. . 132 Glückliche Flußfahrt. 133 Sie. . 134 Beschämung. . 135 Anacreons Leier . 136 An Joduno. . , 139 Bitte an den Liebesgott.

Grabschrift. . 158 Der erste Tag der Liebe. 158 Eheglück. . 160 Unsäglichkeit der Reize, Nach Taffo. . 161 Wagen gewinnt. Nach le

Nach des Portes.

140

An Glorwina, die Mimin. Nach Alfieri. . 140 Leiden ohne Liebe. Nach Ariosts 9. Sonette. 141 Liebeswehmuth. . 142 Der Schäferin Klage. 143 An Cypripor. ♦ 144 Blandinens Monolog. > 144 Ständchen an Feodoren. 145 Schönheit und Sanftmuth. 146 Liebesklage. . • 146 Blandinens Lied. . 147 An Sie. . 143 An Christiane. . 149 Der Ungenannten. . 150 Liebe. ♦ 151 An -Ottilia. . 151 An Zulma. . 152 Der Liebenden Himmel auf Erden. . 153 Bitte. . 153 Der unausführbare Wille, Nach dem Franz. 154 An die kaltsinnige Geliebte. 155 Lied der irren Braut. 156

Pays. Ihr Bild. Entschluß. An die Geliebte.

des Portes.

. .

i6r 162 163

Frei, nach

164

Der Liebesthor. 165 166 Lotte. Treue. 166 167 An Morpheus. Frühlied. 168 Hoffnungslose Liebe. Nach 169 dem Ruffischen. . Wunsch. * 169 Madrigal. Nach Moncrif. 171 Liebesklage. Nach Tobias Sm 0 llet. 171 , 17,2 Herzgefühle. Das Geheimniß. 173 Anmuth. An Ottilien. 174 Minnelied. Nach Moncrif. 176 Der Liebe Zauberdrang. Nach dem Franz. . i77v Sie. Nach Ippolito Ca? piliipi. . 178 Fünfzehn Lieder nach Taffo. 1. Liebchens Hand. 179 2. Das strne Liebchen. 179 3. Die Schlummernde, iso 4. Fecne und Nähe. 130 5. Werth der Schönheit und Tugend. i8i 6. An Psycharion. 131 7« Versöhnung. . 182

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Lied. . Liebesklage. . Ihre Augen. Neue Gefahr. Amors Orakel. Das Thränentuch. Zweierlei Liebe.

Sette i82 i83 i83 134 184 i85 i85

Seite 15. Sehnsucht nach Frie­ den. . 185 Wo ist der Gott der Liebe? 186

Stella und Arabella.

i87

.

i87

Nur Sie.

Amors Pfeile.

Nach Bret. 188

Ernste und heit're Distichen. Vier Bücher.

191—242

Legenden unt Volkslieder. Nothburga. . 245 Der Gemsenjager. . 243 Klärchen und Valentin. 250 Die . kranke Mutter und das blinde Kind. 2Z2 Die drei Wünsche. Nach Wendunmuth. . 254 Kindleinsmord. . 257 Stadt und Land. . 259, Emmas Entschluß. 260 Ritters Lied. . 261 Die drei Ritter. . 262 Hellelild. . 263 Gute Nacht. . 265 Nanny. . 266 Schön-Anna. . 263 St.FranziskusunddieMetze.269 Legende. . 270 Beatrix Tod. . 272

Pauline. Nach John Carr. 273 David. . 275 Der verlorne Falke. 276 Lord Randal. . 277 Die -Erscheinung. . 273 Rettung. Nach einem alten Volksliede. . 231 Jesus, der Knabe. 233 Aage und Else. Nach dem Altdanischen. . 283 Das Mädchen und die Hasel. 235 Lilis Erzählung. . 236 Altes Lied. . 287 Der Hund. . 233 Die Wahl. . 239 Nach einem alten Liede. 290 St. Christoph mit dem Jesus­ kinde. . 292 Drei Legenden. . 293

Versifizirte Anekdoten. Seit; Die schwarze Bohne. 297 Die Geschenke. . 299 Grabschrift eines Matrosen. 300 Der Beitrag für Arme. 300 Die feine Beichte. . 301 Scharfe Kritik. . 302 Der Lord und der Oculist. 303 i8ii. Wein. . 303 Sechs versifizirte Bulls. 304 Die fünf ersten Monate der Ehe. . . 305 Die Rache. Ein Schwank. 310 Regenten - Systeme. 313 Climax. . . 314 Die kristallnen Becher. 315 Der Graf und der Arzt. 316 Der gnädige Herr und sein Kutscher. . . 316 Der junge Aar. . 317 Die Schläfer. . 318 Kurzer Liebesroman. 318 Nudiskar und sein Arzt. 319 Die Aerzte und der Kranke. 319

Seite Das Matrönchen und der Quaker. . 320 Der Reiche, wie es viele giebt. . . 320 Täuschung. . . 32i Parabel. . . 321 Wasser und Wein. . 322 Waps und Erwin. 323 Neue Kunstansichten. s) Danneckers Ariadne. 324 b) — kolossale Büste Schillers. . 324 O Laocoon. ♦ 324 Der Fürst und Hofprediger. 325 Schneider Koppuö. 325 König Friedrich und sein Page. . . 326 Irischer Bull. . 326 Grund zum Betteln. 327 Der Amtmann und der Bauer. . . 327 Mißbrauch. . 323 Beichtanecdote. . 329 Kleinere Anecdoten. 329—342

OdeNViertes

B u

ch.

Seinem Freunde Conz geweiht-

Der Triumph. Blick eines Sehers

in die Nachwelt.

(Frei, nach Ioh. Valentin Andrea, geb. 1536.

f 1654.)

Endlich waren besiegt Hochsinn und Freiheit und Unschuld, Und in der siebenhüglichen Stadt hielt römischen Einzug

Despotismus, am Tage der Blutschuldfeier der Menschheit. Festlich zog von besoldeten Meuchlern und feilen Druiden

Ihm entgegen ein Zug, ein langer.

Der schreckliche Held kam.

Von der Bartholomäusnacht, vom Edicte von Nantes

Greuelgemählde voran, von Amerikas wilder Befreiung, Autodafes, und Basrelief noch das Wappen des Alba.

Dann viel Spotten (frech entwandt den Hütten der Unschuld Und der Freiheit) gewaschen in Blut; doch dem Haufen entragten Hehr die Geschenke des Unterreiches, des finstern, die Schwerter Aller Mörder von Uranfang, Pechkränze der Hölle. Lämmer, in Stricke gekuppelt, und girrende Tauben im Käficht Folgten, und unter Drommeten - und Paukengetümmel Heloten,

Priester der Zeitengeschichte genannt, Siegshymnen und Lügen Jauchzend.

Ein unabsehbares Heer von brüllenden Leuen,

Grimmigen Hunden, geschäftigen Stieren und edelen Rossen Mußte gefesselt ihm nach, der Göttin Verzagtheit ein Opfer. Fluchend, Mord im Aug', und geronnenes Blut an den Fäusten

Schritten die Knecht' umher des Despotismus. Erröthen Müßte wohl manches der Länder Europas, nennt' ich die Männer,

Die mein staunender Blick erkannt', auch Männer des Volkes,

Das so theuer mir ist — O laßt mich seufzen und schweigen! —

All' die Gefangnen, gekrümmt in ehernlastende Fesseln,

Folgten, je zwei dem Triumphzug nach, und weh! an der Spihe Religion und Lugend, dann Seelenadel und Freiheit,

Wohlseyn, eignen Werthes Gefühl, und Weisheit und Freimuth.

Höhmschlachend beschlossen den Zug des abscheulichen Siegers Günstlinge, Wille, Gelüst, Staatsgrund Machtspruch, und Gennhnheit. Prangend auf stattlichen Rossen, bekleidet mit köstlichem Purpur,

Palmenkränz' um ihr Haupt.

Jetzt wirbelten süß Melodien

Von Parasiten, von Kupplern, Novettenverbreitern und Klimprern.

Beifall, Sklavenstnn, zwei Schergen verkündeten jubelnd:

„Unsere Gottheit kommt!" Acht Tiger zogen den Herrscher, Trunken von Menschenblut wankt', unter der blitzenden Kryn-

Rings von spitzigen Dolchen, sein Haupt. Des Entsetzlichen Thronsttz Trug der Scheiterhaufen Gestalt. Sein Gewand war Umnachtung, Furchtbar von blutigen Flecken durchglänzt. Um das Uygethümlagen

Bluturtheile, Verbannungsbefehle,, Rekrutenregister. Endlich folgte der Troß von Freigelassenen lustig,

Knechte der Intoleranz, der Verstellung und der Kabale. Und Er zog in der Grausamkeit Burg.

Den Pöbel entzückten

Freiheitsbriefe, für heute die Zügellosigkeit gönnend. Vivat! scholl es umher von zehenmalhunderttausend Zum Todschlag' und Plündern besoldeten Menschenmaschinen.

Siehe, der Finsterniß Geist weiht' Er ein prächtiges Opfer Von Blutzeugen der Wahrheit in unabzählbarer Menge. All' die Scheuet beschloß dann ein karaibisches Gastmahl.

Der Seemann. (Fragment aus the Corsair s a tale, London I8I4) Unsere Seelen so frei, und unsre Gedanken so gränzlos,

Als der azurnen See zuströmende fröhliche Wasser,

Ja, so weit Orkane weh'n, und der Wogen Gebraus tobt,

Ueberschauen wir unser Reich und unsere Heimath,

Unermeßliche Zonen des Oceanes beherrschend. Unsere Flagge wie hehr und allgebietrisch winkt sie!

Unser Leben ist wild, im Aufruhr wechselnd von Arbeit

Zur erquicklichen Ruh, und Wonnen kostend im Wechsel. O wer kann sie besingen? — Nicht Du, Hohnsklave des Luxus, Dessen Geist in dem Ungestüm der Wellen verginge!

Du nicht, eitler Besitzer genußerbeutenden Mammons, Den kein Schlaf mehr labt, dem nimmer lüstet die Wollust! O wer kann es nur mahlen, der aufgereizteren Pulse Wildes Spiel, das Entzücken auf Pfaden, schaurig und spurlos?

Nur weß Herz im Triumph aufhüpft' ob den ewigen Wassern.

Wunsch. Wenn ein Fürst nun mit des Erbrechts und Verdienst- Glanz

Auf den Thron steigr, und das 'Volksglück zu erhöh'n schwört,

Wenn das Volk dann, nach Gesehnorm

Zum Gehorsam sich verpflichtend, Mit Ergebung Ihm, mit wahrkindlichem Herzdrang Und mit Heilahnungen huldigt — ist ein Anblick

Noch ersinnbar, der so tief rührt Und beseligt, ja, vom Urland Der Verklärtheit auf den Schauplatz der Entzückung

Auch die unsichtbaren Lichtgeister herablockt? —

O erschein' uns, (denn ein Volk harrt, Für die Zukunft sich Beglückung,

Sie, kein Traumbild, prophezeiend) O erschein' uns, Der du nah' bist, schön und glorreich, Tag des Eidschwurs

Und der Lust Tag! Du des Heils Tag Für das Reich, wie für die Nachwelt!

Herkules Apotheose. Nein, Sohn Alkmenes! Zärtlicher Heros! Dir Schuf Nessus Kleid nicht plötzlichen Feuertod.

Die Gluth von hundert Liebesküssen Wallte von Ader zu Ader tödtlich. Du starbst, und Amors Priester erhuben dich

Zum Gottz die Nachwelt preißt noch, wie Schiller, dich.— Glorreiches Heil, wenn auch Luise

Diese Vergötterung mir vergönnte!

Agnes an Eduard'S Grabe. Ach,

Eduard, mein Einziger, lebe wohl!

In Freud', in Unschuld wuchsen wir liebend auf;

Uns einigten Natur und Schicksal;

Wären zusammen wir doch gestorben! Bei Deinem Treusinn, welcher dem meinen glich, Bei Deinem herzanlockenden reinen Geist, Bei des getreuen Bundes Wonnen

Schwör' ich Dir ewige Liebe, Todter! Verriegelt ist mir künftig der Freude Bahn. Mein Liebeshimmel sank in die Gruft mit Dir.

Auch keinen Freund wag' ich zu wählen,

Weil ich, wie Dich, ihn verlierbar ahne. Willfahrend gab Fortuna mir Gold und Rang; Des Pindus Jungfrau'» lächeln mir, trösten mich;

Doch, seit Dein edles Herz vermodert,

Ist mir verriegelt die Bahn der Freude.

Ach, Eduard, mein Einziger, lebe wohl!

Auf Deinen Hügel Pflanz' ich Vergißmeinnicht. Ein Dach umschloß uns oft; nun wohnst Du,

Seliger, ewig in meinem Herzen. Mit jedem Frühroth wein' ich die Wehmuth aus

An Deines Hügels blumenumwundnen Kreuz, Und lisple: bald seh'n wir uns wieder.

Einziger, Lieber, auf bess'rem Sterne!

An Psycharlon. Mir zugelächelt hast Du, Psycharion!

Dein Blick hat flammend lange verweilt auf mir!

Ach, schon genug zu süßem Taumel, Aber zu wenig dem Wunsch der Sehnsucht. Mich quält und übermannt ein geheimes Weh. Zu sterben wähn' ich, kommst und verschwindest Du.

In vollen Zügen trank aus Amors Zauberpokal ich das Gift der Liebe.

O! Mich Gefährlichkrankcn, in Phantasie'» Aus goldner Zeit Versunkenen rette! Komm! Ach, wenn Dein Herz mein Fieber mitfühlt,

Will ich nicht mehr zur Vernunft genesen.

Liebe zur Natur. Sympathetisch, Natur, schlägt dir mein treue- Herz. Deiner Jugendlichkeit widergeborne Kraft —

Sie verdoppelt mein Leben. Wirst du frostig, ich fröstle mit.

Wenn die Knospe zum Blatt sich an den Aesten dehnt.

Dehnt ein seliger Drang magisch auch meine Brust,

Und ich athme nur Wonne In dem ruhigen Sonnenstrahl.

Mit dem Segen der Flur fühl' ich gesegnet mich. Mit den Pinien hebt sternenan sich mein Geist,

Und die Gipfel der Berge Wandeln mir in Altäre sich.

Mit des Frühlinges Licht bin ich erneut, entflammt, Hoffen ganz und Begier, schmachtend in Himmelslust, Mit dem Herbste vertraurigt Und verhärtet sich auch mein Herz.

Daß ich Einsamer dann, Erde, den langen Schlaf Theilen könnte mit dir, rasten, und früher nicht

Auferwachte zum Leben,

v

Als mit Deinem Beginn, o Lenz!

Lenz klage. Süßer Frühling, du kommst mit deinem holden Geleite, Flammen um's Haupt, den Mantel geschmückt mit lieblichen Blumen:

Weste bewegen nur sanft das Grün und die Blüthen der Bäume.

Leichtes Gewölke beperlt durch Freudenthränen die Thale. Süßer Frühling, du kommst, doch meine wie seligen Stunden,

Seligern Tage, sie kehren mit dir, Heilbote, nicht wieder, aiur (in meinen Verlust, den unvergütbaren, großen

Mahnst du wiederkehrend. -Ich sink' in Traurigkeit unter. Du bist noch, der du warst, schön, freundlich, wonneverbreitend :

Aber Sie, nicht für Gold, für Edelgestein nicht erweckbar,

Ist, mein zweites Leben, dahin!

O göttliche Schönheit,

Unglückselige Tugend! Die Frühlinge scheiden und kommen, Aber die Deinigen sind verborgen, vergessen, im Grabe!

An Sophien.

Sprich, woher, wenn Du nahst, die mein Herz durchrieselnden Schauer? Wenn mein Auge Dich schaut, die so rasche Verwirrung der Sinne?

Mein Erbeben, mein schleuniges Glüh'n, mein süßes Erbangen,

Mein Versuch, zu lüsten die Brust, und doch mein Verstummen? Sprich, woher bei'm steten Gedanken an Dich die Zerstreuung?

Deines Blick's Aufsuchen, und Finden, um ihn zu vermeiden? Und mein heimliches Feuer, mein Zittern der innersten Nerven,

Wenn Dein zierlicher Fuß im Nu den meinen berührte? Meine Gestalt so fern, doch immernahe mein Geist Dir?

Deinen Nahmen, ihn seufz' und jauchz' ich in einsamer Stille, Schreib' ihn, und wähn' ihn zu hören allüberall und zu lesen.

Deinen Reiz verwünsch' ich und bet' ich an, wenn mich Hoffnung Oder Sorge beherrscht.

Ich schwöre zu fliehen) ich brenne,

Dich zu schau'n. Ich schaue Dich an und zerfließ' in Thränen.

Länger trag' ich es nicht. Erliegen muß ich dem Kummer,

Wenn sich Dein Herz mir verschließt. Ich muß hinsterben und will es. Ach, wenn Du mein nur zuweilen auf meinem Grabe gedächtest, Der ich umsonst mein Glück, und vielleicht auch Deines ersehnte.

Der vermummte Amor. Wenn uns Kupido tückisch bethören will,

Steh'n ihm wohl tausend Blendungen zu Gebot. Jüngst sah im tiefsten Eichendünkel,

Denn er ist überall — ich den Losen.

Trotz seiner Mummung, Agnes, erkannt' ich ihn Am feinen schalkhaftlächelnden Angesicht, Nur leise wallt' er, ohne Köcher,

Bogen und Pfeile, der Fernhintreffer.

O wie verhüllt' er künstlich das Flügelpaar!

Kein Augenband umflort' ihn; mit Rosen war Bekränzt die Stirn; in seiner Rechten Hielt noch der Täuschende Hymens Fackel.

Mißtraut der süßanködernden Larvnerei, Ihr Schönen! — Amor, wenn er die Rolle spielt Des Ehegottes, Hoffnung weckend,

Lockt er die Sprödesten in die Falle.

An Coelestine. Ja, du vereinigst Grazie, Geist, Talent. Ein Jahr entfleucht mit Dir, wie ein Wonnetraum.

Ja, Du bist Hebe, Flora, Cypris,

Aber von Allen die schönste Schönheit. Du bist Vernunft, und Glück und Gefühl zugleich,

Der Tugend nachahmwürdigstes Ebenbild,

In Rath und That erprobte Freundschaft, Und in dem Mantel der Weisheit — Liebe.

W unsch des alternden Sängers. Apoll und Amor, die ihr mein Saitenspiel

Und Haupt mit Lorbern, Myrten und Rosen schmückt! O laßt in eurer Heiligthümer

Eines mich alternden Sänger flüchten, Und eure Fackeln gnädig in Eine Glut

Zusammenlodern, daß mich Saturnus , blind

Vom ungewohnten rothen Schimmer, Nicht mit der tödtlichen Sichel hasche!

Mag aus Golkonba'S Bergen, aus Tagus Fluch Sich Andrer Schah anfüllen, ihr Herz ist leer.

Nein! Plutus kann nicht Sakristan seyn Von des geheimeren Glückes Tempel. Der Götter Glück, was ist es? Dein süßer Trank, O Dionysos! und dein Gesang, Apoll!

Und deine Scherz' und Lieblichkeiten, Küss' und Umarmungen, Sohn Cytherens!

Köynt' ich, wie sie, nur lange noch glücklich seyn, In kühler Schaltung kosen mit PsychariS, Durch Liederklang sie mir erobern Und, wenn sie schlummert, des Neckars kosten!

Amors Flucht. Verblüht in lpaphoS Gärten die Blumen all,

Verstummt der Leier Hallen, nicht Lied noch Tanz,

Die Charitinnen tiefbekümmert, Venus in Thränen und — Amor flüchtig! —

Wer Kunde giebt, wohin sich der Lose barg, Den küßt der Schönheit zaubrische Königin,

Nicht kalt wie den Gemahl, nein! feurig, Wie den Adonis im Myrtcnlaubwerk.--------„M e i n Herz, o Göttin, ist sein Asyl.

Er stiehlt

„Mir, wo er ruht, tyrannisch die Ruhe! Komm! „Befreie mich von solchem Gaste,

„Müßt' ich entsagen auch deinem Kußlohn!"

A n Psyche. Wenn am Himmel dein Wiegenfest, o Psyche, heraufsteigt. Spendet dir Amor nicht edles Gestein zu freundlicher Weihe.

Mehr, als Perlen und Gold, sind Liebenden feurige Küsse

Süß genommen, gegeben, genommen und wiedergegeben Sonder Maß und Zahl.

Ob diesem Lippengeschäfte

Fühltest du nie Langweil', und wünschtest, Psyche, geheim wohl,

Daß der gefeierte Tag zur Ewigkeit sich verlangte.

Auch dein Liebesgott empfand kein Sehnen nach Wechsel. Immer standest du neu vor'm Küsser in göttlichem Liebreiz. Ja, vielleicht enträngst du Cytheren die Palme der Schönheit;

Aber, vergieb!, ich beneid', o Psyche, dein himmlisches Loos nicht,

Wenn ich Aurelia's Wiegenfest, der süßen Geliebten,

Heute nur feyern darf mit Gaben, wie Amor das Deine.

Der Lorber. Welch ein Genius schwebt mit goldenen Flügeln im Sternglanz Ueber dem Haupte mir? — Soll, du Jüngling, dein Lorber mich krönen? Dreimal lächelt er mir und winkt, und die Schwingen erklingen.

Doch, nun läßt er sich nieder, und naht mit dem ehrenden Lohne» Soll ich erhaschen den Kranz?— O wehe mir! Lachend entfleugssdu,

Noch mein spottend, kein Genius, nein! nur ein böslicher Dämon!

Immer behalte den Kranz! Nie lockte mich äußeres Prunken. Ohne den Lorber, den Zieg' und Kritikaster zernagen,

Din ich Dichter, und einst ließt meine Gesänge die Nachwelt.

Winter. Ha, wie der Nordsturm wüthet! Die Weste floh'n! Nur Dornen rings!

Kein Blättchen von Rosen mehr!

Kein Lrlienblatt! — Doch schmücken, Ida,

Rosen und Lilien noch Dein Antlitz.

Der Schnee belagert Thal und Gebürg, der Frost Verkehrt zur Demantbrücke den breiten Strom,

Und nicht mehr lieben Turteltäuber — Aber es lodert mein Herz für Ida.

Des Winters Herrschaft widrrt den Liebenden: Die Laubumhüllung raubt er dem Hain-Asyl. Der Harte sprengt auch Marmorfelsen,

Aber ich fürchte nur Lidas Härte.

Leiden und Hoffen. Bei deines Falls eintönigem Rauschen,

Du Cataracte! Wollt' ich schlummern und ausruh'n; Aber umsonst! Ich schaue ja mit Blicken der Sehnsucht

Vom spitzen Abhang'

In der laurenden Tiefe Schauriges Grab. Ja, wenn du, rastlos sprudelnder Trichter, Mich erfaßtest, Mich verschlängest, begrübest, Wäre mir wohl;

Ich fühlte dann verrathener Lieb^ Namlose Schmerzen,

Und der wilden Verzweiflung

Stachel nicht mehr.

Und Eifersucht, ha! diese Tyrannin, Die meinem Busen Einschuf Qualen der Hölle,

Flöhe von mir. Doch, trotz der Nebenbuhlerin Hohne, Fortan zu tragen Der Verlassenheit Elend,

Sey mein Entschluß! Mit wahrer unauslöschlicher Liede

Liebt, auch vergessen, Dich, Meineidiger, deine Julia noch. O bald, wenn du der Sinnlichkeit Lustkelch Nun ausgeschlürft hast,

Flieht Eudoxiens ZauberNimbus dahin!

Das ist im Wirbelsturme mein Anker:

Dann kehrst du reuig Und nie wieder mich lassend, Karlo, zu mir.

Dann geht in Einer Seligkeit unter Der Martern Unzahl,

Und aus Leiden erwuchs mir

Himmlisches Glück!

An Matthi son.

„Erschreckt vom näher donnernden Lärm des Kriegs,

Soll stumm entflleh'n dw Muse" — So wähnt, so lehrt Die Menge.

Von Apoll begeistert,

Matthrson, achten wir me des Spruches. Ob wüthe Zwietracht rings, und der Heere Schwur Sreg oder Tod, Palm' oder Cypresse sey — Doch opfern wir den Pieriden,

Glücklich vergessend des Völkeraufruhrs.

Die Lyra tön' anstatt des Posaunenklangs. Statt Menschenblutes fließe nur Traubenblut. Ihr deckt, statt Leichen, unsern Wahlplatz,

Hoher Unsterblicher Gersteswerke. Wir kommen, seh'n und schlagen des Guten Femd,

Du mit Gesängen, mit Epigrammen ich. Mehr gilt, als Lorbern, uns die Mttgluth

Fühlender Herzen und Selbstbewußtseyn.

An

V e t t y.

Wie täuschet ihr, Mnemosynes Töchter, mich? Ihr füllt dies rastlos glühende Herz nicht aus. Ihr sagtet Lorbern mir und Ruhm zu;

Doch ihr vergaßt des Beglückens Wonne. Ach, euer Günstling ist der Unsterblichkeit,

Der späterringbar'n,. Märtirer, und ihn schmückt

Kein Myrtenkranz der Charttinnen, Ihn, der Mysterien Amors unkund!

Hilf, eh mein Frühlingsleben vorüberschlüpft!

Des Herzens Gluthwunsch, Betty, versage nicht Erhörung! Mehr gieb, als Berühmtheit,

Liebe mir, Glück mir in Deinen Armen! Ich sänge dann zur Lyra Gesänge noch, Allein für Dich nur, Küsse zu süßem Lohn.

Weh Allen, weh, die ohne Liebchen, Kalt, auf erotische Lieder sinnen! —

Wenn ich der Schöpfung Wunder, der Tugend Reiz, Des Geistes Reinheit preise, was sing' ich? Nur

Dein Lob, und fühl's im kühnsten Aufschwung,

Daß ich vom goldenen Ziele fern blieb. Dort in des Lenzhains kühlen Umschattungen

Weih' ich von Erstlingsblumen ein Opfer Dir,

Und beim Gegirr der Turteltäubchen

Laß mich Dir ew'ge Liebe schwören! Wenn auch des Irrthums Knechtin, die Menschheit irrt, Betty, wohl am süßesten doch, wer liebt;

Doch unsre Liebe stammt von oben, Heilig, beseligend, unvergänglich!

Maria. Deines Blickes reinkrystall'nem Spiegel

Hat sein Ebenbild der Unerschaff'ne

Huldvoll eingeprägt.

Er sah mit Liebe

Auf die himmlische Gestalt. Göttin! Dir ist Schönheit angeboren;

Doch du bist des Christusknaben Mutter, O dies Kind am Busen macht dich schöner Und verklärter, als du bist.

Wahre Liebe.

Er.

Gieb, o Geliebte, mir Trost! Gieb Rath mir! Mein Vater bebräute, Will ich Eudora nicht freien, mich mit Enterbung, mit Fluch. Sie. Dich zu verlieren, ist schwer; doch lasten Enterbung und Fluch weil Schwerer. Dich lieb' ich hinfort; aber dem Vater gehorch! Er. Zu großmüthige Seele! Vergieb des Verwegnen Erdichtung! Treulos bin ich, geheim schon mit Eudora verlobt. Sie. Schauer durchrieselt mein Herz, und heiß entquellen mir Thränen; Dich nur lieb' ich hinfort. Scheide! Sey glücklich mit Ihr! Er. O du weiblicher Engel! Vergieb auch mein zweites Erdichten. Ganz durchschauen im Kampf wollt' ich Dein himmlisches Herz. Sie. Doch so furchtbar mich prüfen! — Er. Nicht prüfen wollt' ich, nur zeige» Dir, zu Bescheid'»«, durch Dich Deinen unsäglichen Werth.

Moses. (Nach Helberg.)

1. Mose-, geboren zum Tod, und neugeboren im Strome,

Ward zum Rächer und Hort leidendem Volke gesandt. Ohne Gewalt und Flotte bezwang mit dem Stab Ec Aegyptus, Stürzte die Wogen des Meers über die Feinde herab,

Hatt', ein König, kein Land, war Nationen ein Schrecken,

Ist durch Gesetze berühmt, die doch ein Höherer gab,

Kam zum verheißenen Land, und sah'- und konnt'- nicht betreten, Stieg' auf- Gebirg' und starb; dennoch ist nirgend sein Grab. 2. Mose-, ein Marmor - Mal ist zu klein, Dich, Horeb, zu decken;

Al- Monument, Dein Werth, birgt Dich ein heiliger Berg.

Pharao. Dich, o Pharao, konnte kein Dad rein waschen von Sünden, Wusch ja die Laster sogar Dir nicht der Ocean ab.

Hier und dort. Lange schon nährt' im Stillen mein Herz die lebendigste Hoffnung,

Freudig gebaut und vertraut in so köstlich ergiebigem Erdreich, Daß wohl der lieblichsten Blüth' entsproßten die herrlichsten Früchte, Doch mir entraffte sie plötzlich de- Schicksals eiserner Wille.

Ach, mit den Früchten erstarb auch getäuscht mein freudige- Ahnen,

Wandelte mir sich der heiterste Tag in furchtbare Nacht um,

.

Mir ein bitteres Gift der süß nur gekostete Honig; Aber im Herzen mir blieb des so himmlischen Gutes Erinnerung.

Darum walten mir noch im Busen die Flammen der Liebe;

Za, mir ist, als hort' ich der Süßen, der Heiligen Stimme

Sich mit dem seligen Heer lobpreisender Geister vereinen.

Ist, als säh' ich den Glanz der alles bezaubernden Augen, Höheren Glanz, als die Sonne vermag auf die Erde zu senden. O wie mag erst mir seyn, wenn das goldene Ziel ich erschwinge,

Droben, enthoben der menschlichen Hülle, zu schaun die Verklärte.

Mein Leben. Vom schönsten Aug' ist meine Gluth entsprungen, Vom schönsten Haar mein Herz umgarnt, umknvtet;

Die schönste Hand beraubte mich der Freiheit; Ein Zauberton entrückte meinen Geist.

Ihr Auge flimmert holder ckls die Sterne, Von Ihrem Haare wird der Sonne Schimmer, Von Ihrer Hand der Schnee beschämt, für göttlich Ihr Zauberton mit hohem Fug erkannt.

Ihr schönes- Aug'' ist Quell mir der- Begeist'rung, Gefangner bin ich Ihres goldnen Haares; Mich lüstct's nur, die strenge Hand zu küssen. Von Ihrem Zauberton wächst meine Gluth.

Das ist ein Abriß meines Trauerleben-.

Auf ewig floh von hinnen meine Ruhe, Seit Amor in mein Herz grub Emma's Auge, Und Haar, und Hand, und Himmels-Zauberton.

2o

Herüberruf. Wa- mich umhüllte, zerstäubt; doch mein Geist entringt sich dem Staube: Väterlich rief ihn fein Gott Früher zur Heimath der Seelen empor. Sehnsüchtige Herzen!

Klagt nur zu lang nicht um mich. Unnachlassende Klag' ist Verkennung der heiligen Wohlthat,

Die mir Beglückenden ward. Bald sind des Lebens Minuten vorbei, bald, euch zu belohnen, Himmel und Ewigkeit da. Glaubt mir, der Wiederbegrüßungen Lust, der Vereinungen Heil singt

Menschen -Begeistrung nicht aus. Menschlich wohl sind und Linderung, doch, ihr Lieben gerecht nicht Einsame Thränen für mich,

Die nur Thränen der Wonne vergießt, und preißt in Verklärthcit, Was der Unendliche that.

Die schöne Bettlerin. Welch' eine Jungfrau betet am Hochaltar!

Der reinste Geist in lieblichster Hülle! — Gern

Und segnend blicken auf die wahre Heilige nieder des Himmels Geister. „Ein Engel," spricht Eloa, „verirrte sich „Gedankenvoll, ihr Menschen, auf euer» Stern,

„Und will, ob eurem Thun erschrocken, „Fromm in die seligen Lichthöhen wieder."

T h e o d a.

Ach,

mein Herz! Dich befehdet Vernunft, dich beschuldet sie Wahnsinns,

Daß nach solcher Eroberung du mit Verwegenheit ringest. Königen nur sey die Ehre vergönnt, für Theoda zu seufzen.

Wie ? macht Liebe nicht gleich Monarchen und Burger ? Verdient nicht, Wer da liebt, zu gefallen? Der Rang verschwindet vor'm Gotte, Welcher Gefühle nur will, und die Herzen nur prüfet und richtet.

Ahme dein Urbild nach, du, der Gottheit erhabenstes Abbild!

Bei der Kunde-oon Jacobi' s Tod. Du schläfst an deines Lieblings*) Seite, Freund, Der Lugend Lehrer, Sänger und Musterbild,

Den langen Schlaf.

Aus deiner Lyra

Tönte deS Schwanengesanges Nachhall.

Ja, deine Silberlocken umzirkte noch Ein frischer leicht errungener Lorberkranz,

Und der Verklärung Morgenröthe Strahlt' in den Zügen des greisen JünglingS.

Sanft, wie Du lebtest, hast Du vollendet, Gleim,

Dein zweiter Schutzgeist lispelte Brudergruß. Erscheinen durst' er, segnend winken: „Komm, mein Geliebter!" — und lächelnd starbst Du.

*) Sein einziger Sohn, ein hoffnungsvoller Jüngling, starb am Schluffe des Jahres 1812.

O Du, der Eblern Stolz und Bewunderung,

Stillthätig, weis', untadelich, fromm und froh. Zu heilig für den Schmerz! kein Auge

Wein' ob des himmlischen Geistes Heimkehr.

Jacobi, Deine Lieder in Lust und Leid, Sind uns Dein Herz — O süße Reliquien!

Nacheifer schafft Dein Wandel.

Hohen-

Priestern des Guten und Schönen lebst Du!

AnoymuS Anklagen. Unedel ist langjähriger bittrer Haß, Der mit Verfolgungsgeiste, dem heimlichen

Verbündet, nur Satyren aussinnt,

Oder Verläumdungen ohne Nahmen. Klagst über Unbill, Feindlicher, du gerecht,

Tritt, offen dein Visier, in die Schranken bann, Nicht aber auf den Sorgelosen

Schnell' aus verhüllendem Busche Pfeile ab! Durch solcher abscheuwürdigen Feigheit Schuld

Bist du gebrandmarkt; geistigen Meuchelmord Verübst du, Honig deine Zunge, Giftig dein Herz, und ein Dolch die Feder.

Der Straßenraub dünkt weniger schädlich mir; Da sichert Nothwehr,-doch wer entrönne noch

Gezacktem Blitz aus heiterm Himmel?

Oder dem Bogen um Mitternacht — wer? Laß ab! Die Unschuld taucht, wie von Koth besteckt,

Ein stiller Schwan, nur glänzender aus der Fluth, Und du versinkst in eignem Schlamme,

Lange verachtet, zuletzt vergessen!

Liebesschmerzen.

Die ihr mich einsam, traurend, gedankenvoll Und trägen Schritts durch Waldungen pilgern seht, Nun stille steh'n, al- wär' ich Marmor, Plötzlich dann eilen, als ob ich flöhe. Dort aus nicht labyrinthischem Thalespfad Umsonst den Rückgang suchen, die Blicke hier Tiefsinnig an die Erde heften Oder mit Zähren gen Himmel heben!

„O, welche herzaufreibende fremde Pein „Erfuhr der Unglückselige!" jammert ihr. „Kaum tragen ihn die matten Glieder! „Morgen wohl ruht er, des Todes Beute!" —

Ihr Thoren kennt noch Juliens Zauberkunst Der Sinnbethörung, Schmerzenversüßung nicht. Nie möcht' ich meine Liebesthränen Tauschen um Anderer höchste Wonne.

An die Gesundheit.

Dir, schönste Himmel-tochter, Gesundheit, dir Leb' ich mit Sohn-anhänglichkeit zugethan. Auf meiner kurzen Pilgerreise Bleiben, o Freundin, wir unzertrennbar. Denn was in Prunkpalästcn bewundernswerth, In Amor- Heiligthümern entzückend ist, Was Gattenzärtlichkeit und KinderSegen Beglückende-«, Hohe- innhat,

Und was de- Himmel- Gnad' an Deseligung Au-spendet — AlleS, mangelt dein Zauberhauch, Ist unbelohnend. Heil und Freude Kommen und scheiden mit dir, Gesundheit!

Oden.

Fünft e.S

Buch.

An die Weisheit. Du von der Menschheit ewig gepriesne, doch

Verkannte Gottesgabe, die Salomo Scheingütern und dem Purpurmantel,

Schätzen und eitelem Ruhme vorzog! O Weisheit, einzig daurendes höchstes Gut, Des wahren Friedens Mutter, des Glückes Dorn!

Wohn', o beseligender Schuhgeist,

Immer dem Lehrling im treuen Herzen! Dein ist's, wenn Unmuth nimmer und Reue mich, Besallen! Leitend Griffel und Zunge mir,

Erleuchte mich, allein verscheuche

Ja nicht die Scherz' und die Liebesgötter! Die wunderzarten gauckelnden Kinder streu'n

Auf deinen Sänger Nelken und Rosen hin, Daß ich der hohen Musen Vorgunst

Inniger fühl' und erhabner singe. Vom Amor klang bis heute mein Saitensprel,

Nun soll es dir zuklingen, o Weisheit, dir. Ich liebe Theodoren dennoch:

Amorn und Sokrates — Beide preis' rch. Doch, wenn Verläumdung oder gekränkter 9ietb

Giftpfeile schnellen, sey nur Aegide.

Laß,

Wenn frecher Spott mein Herz verwundet, Nie mich erboßen, nur ihn verachten!

Landleben.

Flieht, ihr ängstlichen Grillen, ihr heimlichnagenden Sorgen,

Seufzer der bangern Furcht und nie willkommene Thränen! Flieht an die Höfe, ja flieht zu der feinen Weltlinge Scherzen,

Wo sich der Tadel ergeußt mit gezwungnem sardonischen Lachen,

,

Lustigkeit heucheln muß bei zerriss'nem Herzen der Kummer,

Freude nur Mummung ist, und nur die Beängstigung Wahrheit. Hebe dich weg, du trauriger Schwarm des menschlichen Elends.

Kommt, ihr heiteren Blicke, so klar, wie kristallene Bäche, Oder des strahlenden Himmels Azur, der günstig herabschaut

Auf das reiche Geleit schuldloser Dürftigkeit, Ruhe,

Und zufriedenen Muth, den Andere suchen, wir finden. Wüßtet ihr armen Getäuschten, wo Tröstung waltet und Frohsinn, O ihr verachtetet hohe Paläst', und athmetet Landluft,

Wo die Winde vielleicht die Wälder zuweilen erschüttern,

Aber die lästige Sorge nicht jagt die Gemüther in Aufruhr, Nichts im Stillen euch stört, als naher Quellen Gemurmel. Hier ist keine fantastische Larve, kein üppiges Tanzen,

Als der Böcklein umher, die springen und hüpfend sich necken. Kriege sind hier nicht zu schau'n, als zwischen Lämmchen im Grünen,

Die harmlos sich stützen und blöckend eilen zur Mutter. Wunden sind hier nicht zu schau'n, als jene des Pfluges im Erdreich,

Niemand läßt sich durch falsche verführende Lockung hier körnen, Als leichtgläubige Fische, die gleich dem Lüstlinge, thöricht

Ueber dem Köder nicht seh'n den rischeinbohrenden Haken. Niemand neidet sich hier, als singende Vögel im Wettstreit.

Suche nach Edelgestein der Neger im tiefen Geklüfte ;

Uns sind Perlen ein Tand nur die nicht des thauigen Morgens,

Welche in blitzender Pracht auf jedem Gräschen er bildet, Und im Vorübergang sorglos vernichten die Schäfer.

Gold ist allein zu schau'n an Ceres gelbenden Aehren.

Seyd mir gesegnet, ihr schweigenden Grotten! O bleibet auf ewig Uns Herbergerinnen der Wonn'.

Unschuldiger Frohsinn

Herrsch' in Thal und Gebürg ringsum auf Matten und Felsstein; Gern entschlumm're der Fried' an dieser geschwätzigen Quelle,

Die wir jährlich begrüßen im Lenz, ausziehend zum Frscdfang. Eilig heraus, ihr Städter, und theilt die Freudur des Landmanns»

Laidkons Grabhügel. Hier ist Laidions Gruft. Ach, siehst du die Fackeln erloschen? Siehst du die Pfeile zerstückt? siehst du die Locken zerstreut?

Amor zerstückle die Pfeile, die Grazien streuten die Locken, Und von den Fackeln zerstob selbst Erycina den Brand. Doch von den Thränen der Helikoniden, vergossen am Grabe,

Wuchsen von selbst Lorbern, Myrthen und Rosen empor. Weh, mir Laidion ist auch der Liebe Gefühl erstorben! Niemand liebt mehr. Nun ist Venus der Gottheit entsetzt!

Was, Unseliger, einst ihr Sänger, beginnst du? — Die Menschen Flieh und zeuch in des Forsts einsame Dämmerung hin!

Hasse den Tag und die Lyra zerbrich, und verachte die Götter!

Liebe die Nacht, die im Traum KüssederLiebedir schenkt!

S ch e i n g l a n z. „Dem Schwachen Schonung!" ist ein Gesetz; jedoch Ungeltend, wenn ein Schwächling ob höh'rem Rang

Sich brüstet; denn, ob Fug, ob Unfug

Waltete, schonen hier wäre Frevel. Mit hohem Stolz, mit kühnem, gerechtem Ernst. Und Momus Angriffswaffe verfolg' ich ihn, Bls er entlarvt in seiner ctteln Dreisten Erbärmlichkeit Blöße dasteht.

Doch von Emporkommsüchtlern, die nicht Verdienst,

Nur Schmeichelei hob, heute kein strafend Wort! Nur dich, den weiland Patrioten, Treffe die Geissel, ja, dich Verachtung, Der über Stern und Titel und leerem „Von"

Verräth die Freundschaft, opfert sein Vaterland,

Kalt-gnädig sonst Vertrauten lächelt,

Und sich erniedert zum Knecht des Zwingherrn, Zu seiner Witlkühr freudiger Heroldschaft

Um zweiunddreißigahniger Tafeln buhlt, Des Rechtsanhänger zu Rebellen Stempelt und Wahrheit zu frechem Aufruhr.

Der Menschheit Auswurf bist du.

Der Edle denkt

Mit wahrem Ingrimm dein, und verwünscht dich laut,

Indeß im Vorgemach du selig Huldigst des Lieblinges Kammerzofe.

Dein Steigen ist fürwahr nur ein tiefer Fall, Deß Schande gern vor deinem Gewissen du

Verbärgst.

Dein Leben ist gebrandmarkt,

Sclave, dein Tod ein Triumph der Biedern.

Weiblichkeit. Der zarten glorreich siegenden Weiblichkeit

Ertönt mein Preislied heute, vor Allen dir, Des hohen, ach! verkannten Kleinods

Stille Besitzerin, Eloisa! Denn Flitteraufputz, höfischer Mode Zwang,

Des Feingefühls Anheucheln, des Wissens Pomp, Der künstlich eingelernten Anmuth Spiel, und die Künste des Herzeroberns

Verachtest du.

Dein Leben ist Harmonie.

Der Seele Reinheit spiegelt im klaren Blick Sich redend ab, und der Empfindung

Tiefe verrathen die Zaubertöne.

Du scheinest nie, du bist die Bescheidenheit,

Bist ernster Tugend fröhliche Jüngerin, Und im Verborgenen Wohlzuthun ist

Deinem seraphischen Herzen Wohlthat.

Nur wenn du frühern Pflichten der Häuslichkeit Erst vollgenügt hast, rufen dich Saitenspiel,

Palette, Griffel oder Stickrahm,

Lohnend mit Wonne des Tages Mühen.

Tanz, Karten, Schauspiel locken nur selten dich, Noch seltner gastlich hehre Versammelung.

Den Lüstling schreckt dein strenges Auge, Edlere ringen nach deiner Vorgunst.

Oft in der Schöpfung heiligem Tempel wallst Du mit Entzückung, thätige Priesterin.

Ob deinem regsten Fleiß gedeihen Blumen und Kräuter, und Obst, und Traube.

Du, deines Guido Himmel, der Kinder Lust,

Der Frau'n und Jungfrau'n ewiges Musterbild, Schaffst im unstttlicher'n Jahrhundert

Magisch der Weiblichkeit Hochverehrung.

Amors Macht. Der Sänger Hochlied pries mir Kupido's Macht: ,,Er zwang das Chaos ordnend, umarmte dich,

„Natur, und ach! von euren Küssen

„Stammte die heilige Gluth der Ltrbe. „Die Stern' am Himmelsbogen — nur Funken ssnd's, „Entsprüht des Amor Fackel.

Die Erd' erscholl

„Und fern Olymp von fernen Thaten; „Jupiter selbst ist Vasall des Knäbchens. ,,Zum Schwane hat, zum Stiere der Zaub'rer rhy

Raubte sein Adler mcht „Den schönen Ganymed? — Du, höchster

„Herabgewürdigt.

„Jupiter selbst, bist Vasall des Knäbchens!" So klangen ringsum, ehrend den Liebesgott,

Päane.

Dennoch glaubt' ich die Wunder nicht.

Da führt' er mich an Molly's Busen,

Und ich erkannte der Götter Obherrn.

Grabschrift auf Sophokles. Frei, nach Simmras. Bild' um Sophokles Grab, heiteres Immergrün, Dich zur schattigen Wand! Glänzender Epheu, hilf!

Zwischen blühende Rosen Schling' und knospige Reben dich. So dein bleibendes Laub innig dem Blumenflor, Und des üppigen Herbsts Wonnegeschenk vermählt,

Zeig' ein dankbares Sinnbild Seines ewigen Kraftgesangs!

Die römischen Dichter. Wild ist Lucan, wohlklingend Horaz, voll Männlichkeit Umber, Reich an Feinhert und Witz Bilbilis edler Schwan,

Reich an Salz Juvenal, flußgleich Ovidius Naso (Persius, dunkel, gelehrt, Srlrus kräftig und ernst,

Sanft und liebend Tibull, still zärtlich der Sperling Veronas, Carus ein Philosoph, Statius Maler des Kriegs, Blühend Stilikons Sänger, und groß und feurig und maynend

Seneca z doch es vereint Alles der Eine Virgil.

Sappho und Phaon. Nur aufMinuten verlasset,beschworen, den Thron des Vergnügens,

Freundliche Schwestern des Cypripor, ihr Grazien, holdes

Treues Geleit des schönen, doch wankelmüthigen Jünglings! Ach, und tragt ihm der Liebenden Gram, der Sterbenden Ach zu! Ihr mich begeisternden Musen, o lehrt, Sirenen des Pindus,

Lieder mich singen, so rein, wie eure, so himmlisch bezaubernd.

Und du, klagende Leier, du meiner Zärtlichkeit Echo, Geuß in Töne dich aus, ein steinernes Herz zu erweichen! — Wann ein entfesselter Sturm jetzt die Auen durchtobt und die Wälder,

Minder geführt ist die Elche des Bergs, als mein wogender Busen. Kehren die Tage der Lust nicht mehr, wo die trunkene Seele

Hing am verklärenden Blick des geliebten liebenden Jünglings?

Phaon,

der meiner vergaß, nur zu seh'n — die Wonne

gebricht mir. Weh, leichtgläubige Sappho! Der Nebenbuhlin vertrautest Schwesterlich du, sie begabend, die Heuchlerin, und sie verrieth dich.

Tödtlichverwundete, fleuch, wenn du Heilung ersehnst, zu den Schatten. Wohl denn! Fühle dein Glück an der Brust des neidischen Liebchens, II. Band. 3

Theurer Phaon! Dir ist ein Spiel nur das Herzenerobern.

Jeder mußt du gefallen; ich muß dich Einzigen lieben. Kaum in der Jugend Lenz, mit Blumen umzingelt die Schläfe,

Fuhrst du im lockenden Boote dahin am Zaubergestade. Cypria stieg hinein, sich bergend in menschliche Bildung,

Scherze mit ihr, und Liebesgötter und Grazien Alle Flogen hinüber zu dir; du gewannst dir Cypria selber.

Sie verherrlichte dich und sprach: Holdseliger Jüngling, „Pfeiler du meines Altars, mit Himmelsessenzen durchwürz' ich „Deine gefällige Stirn! Auf! Werde der Sterblichen Schöpfer! Aber Kupido zürnt' und des Eifersüchtigen Pfeil traf

Mich, und er sagte: „Dusollstnoch zärtlicher seyn, als dein Phaon,

Weh mir! ich liebe so heiß, und du, Kaltsinnigcr, fliehst mich? Soll ich, Phaon, für dich aufsuchen die Meere des Nordens?

Soll, aus Liebe zu dir, ich in Todesgefahren mich stürzen?

Rede, mein Hort! Ich gehorche ja gern.

Soll ich mir der Venus

Gürtel rauben, um fest dich in Sapphos Arme zu ketten?

Unsere Seelen vermählen sich dann auf zitternden Lippen, Feuriger schlagen die Herzen! Die Sinne bewältiget Wollust, Ach, und die Siegerin herrscht in wildaufglühenden Adern.---------

Unglückselige! Komm doch zurück aus schmeichelnden Träumen! Suche die ewige Ruh, wenn Glück dir auf ewig versagt ist!

Ruhe gewährt allein dir— ein Sturz vom leukadischen Felsen!

An ein Waldveilchen. £> Veilchen, scheue Freundin des WaldnsylS! Des Lenzes holde Tochter! Dein süßer Hauch, Voll Würze, schmeichelt unsern Srnnen,

Aber du flüchtest vor Huldigungen.

Dem edeln, stillverborgenen Geber gleich, Der froh der Armuth spendet vom Ueberfluß, Bereitest du geheim die Wohlthat,

Aber du scheinest den Dank zu meiden.

Warum denn giebst du, Bild der Bescheidenheit, Nicht deine sanften Farben dem Tage preis?

Glaubst du, die Königin der Blumen Werde vielleicht dich zu sehr verdunkeln?

Laß dir nicht bangen! Neben Cytherens Reiz

Gefallen immer die Charitinnen doch;

Man liebt der Sonne Flammenausguß Und das gefällige Licht Aurorens.

Zwar fällt bei junger Herzen Vereinigung

Der Purpurrose günstiges Loos drr nicht.

Zwar bist du, Veilchen, der Verliebten Mystische Blume Nicht, aber dornlos.

Verlaß den dunkeln traurigen Aufenthalt! Koinm, schmücke meinen Garten wie du's verdienst! Dort sollen dich um jedes Frühroth

Ueppige Tropfen des Quells bethauen. Doch nein! Geliebtes Veilchen! O blühe nur

Still, unbemerkt, in Waldesgebüsche fort!

Glückselig, wer, wie du, mit Freuden, Doch in Verborgenheit, ringsum wohlthut!

An Fortuna. Frei, nach I. B. Rousseau.

Du schwarzer Frevelthaten Belohnen«! Fortuna!

Soll uns länger dein falscher Glanz

Noch blenden? und für bunte Launen Glühen am Altare dir Weihrauchflamme? Des Wohlgelingens Lobern, dem Pöbel,

bist

Du Stärke, Hochsinn, Klugheit und Edelmuth.

Jrrwähnend hebt er deine stolzen Schuldigen Günstlinge zu den Sternen.

Doch unbestechbar richtet der Weisheit Sohn,

Durchspäht der Eiteln Nimbus, kein Parasit, Und klagt der Schwäche, des Verraths sie,

Sie der Entmenschung, der Tigerwuth an.

Kein wahrer Heros ist ihm, wer ungerecht

Durch List nur siegt, deß herrliche Thaten nur Geglückte Barbarei'n, deß Allmacht

Söldner und Schrecken und Todesfurcht sind.

In Alexandern wäre bewundernswerth, Was wir verabscheu'« müssen im Attila?

Und Noms Einäscherung geböte

Huldigung für den Verbrecher Sylla?

Wie? — Kriegestugend wäre die Mehelung Der Minderzahl, weintrunkne Verwegenheit? Wer kann gedungen Panegyre

Singen der Menschlichkeit Hochverräthern?

In Zeitenbüchern welche Verewigung! Dort Welteroberungsplane, hier umgestürzt Des Erbherrn Thron, da Städt' in Flammen,

Völker in Ketten, verbannt die Freiheit!

?lch, ringsum jammern Mütter und reißen kühn Die Töchter von wollüstiger Faune Brust, Starr muß der Bräutigam entehren

Seh'n die Verlobte, daß Beide sterben. Kann sonder Unheil, ohne Ruinen, sprecht!

Kein Ruhm besteh'n? Ist Alles vertilgen — groß? Und müssen nur mit Donnerkeilen

Ihre Berühmtheit Monarchen kundthun?

Doch lag' im Unheil einzig des Siegers Ruhm, Wer dankt allein Sieg thaten sein rasches Glück,

Und nicht des Nebenbuhlers Schwäche, Panischem Schreck und benütztem Zufall? — Der wahre Held ist Bessern ein König nur, Der Titus nachahmt, freudig sein Volk beglückt,

Dem Schmeichler grollt, und seiner Tage

Jeden bezeichnet mit Gnad' und Wohlthun. Statt Klitus Mörder, krönet den Sokrates! Die Welt und Nachwelt betet ihn kindlich an.

Philippus Sohn in Jenes Hörsaal Hätten die Schüler mit Hohn verwiesen. Der Mark Anton und Lepidu- überwand, Ein Wütherich, eroberte Herzen nur, Als, ein Augustus, er die Römer

Väterlich, weise, gerecht regierte. Im Glücke prahlst du, Herrscher, und wähnst dich Gott, Doch in des Unglücks Stürmen erbangest du;

Die Maske fällt, der Schwächling bleibt nur, Und der besungene Held verschwindet!

Bei Entdeckung eines römischen Grabmahls.

Weiland Latiums Bürger, der hochunwillig du schwebest

Ueber heiligen Trümmern, gesammelter Asche Behausung, Geist des Begrabnen, verzeihe dem unglückseligen Pflanzer, Der, von Plutus verlockt, und des Irrwahns, Schätze zu spähen Frech aufgrub die versunkene Gruft, und die Urne zermalmte,

Trotz der so künstlich lieblichen Form, mit barbarischer Unscheu! — Nicht, zu stören dein Heiligthum, das lange Saturnus Ungeweihten verschloß — nein! Dies vor Entweihung zu retten, Und die Ruine zu schau'n mit treunachfühlender Andacht,

Ist des Gebietenden Zweck. O nenne, vermagst du's, der Nachwelt Deinen Namen, und steh! Mit hoher Bewund'rung und Ehrfurcht

Strömen Waller herbei, und huldigen römischer Größe, Die nach Bleibendem strebt', und kleinlicher Eitelkeit Hohn sprach.

Auf! Steh auf in Schatten der Nacht, kein Schemen, ein Römer, Und enthülle dem Forscher dein unlösbares Geheimniß!

Betrachtungen im Lenze. Winter, du hüllest nicht mehr die Natur und die Herzen in Trauer! Rings den azurnen Himmel, verschont vom stürmischen Nordwind,

Trübt kein Wölkchen. O laßt uns dem städtischen Sklavengefängniß,

Wo mit verderblichen Lastern tyrannisch waltet der Ehrgeiz, Eilig entfliehen! Warum, durch Furcht und Weichheit gefesselt, Ach! entsagen der Lust der Natur die Geschaffnen, im Wahne

Eigener Wonnen.

Ich fühl's, mein Herz, das zusammenge­ schrumpfte,

Dehnt und vergrößert stch ob der Schöpfung herrlichem Anblick. Freier athm'ich, getrennt von gesunknen und sinkenden stummen Meisterstücken der Kunst, von den todten Palästen und Mauern,

Die mir bargen zu lang der Natur holdseliges Schauspiel. Auf vom Staub entschwebt mein Geist in die Himmel und wandelt Schon die Unendlichkeit durch, eh" der Sonnenwagen heranschritt.

Rosen und Blumen umher sind der Füße gefälliger Teppich.

Mag in Seide sich mummen, in Gold und in köstliche Moden,

Wen Einfaches nicht reizt. Ich grüß' euch, blühende Wälder! Friedliche Schatten, empfangt mich in eurer grünlichen Hüllung! Tausend Säulen, doch nicht von der Kunst symmetrisch geordnet, Ungleich schön, mir ist, sie halten mit laubig bekrönten

Häuptern das ungeheure Gewölb, wo ein brennender Ball rollt, Sterblichen

Sonne

genannt.

Wie die Strahlenbüschel sich

brechen In prismatische Farben, und mildern die blendenden Gluthen! Jenes hohe Gestirn, deß Majestät ich erliege,

Ist nur ein Schatten der Gottheit, und ihre geheimeren Tiefen

Will ein blindes Geschöpf ergründen — O thöriger Hochmuth!

Vögel, was singet ihr? Glück und Liebe.

Nur euch, den

beschwingten Königen, euch nur gebührt das unausmeßliche Luftreich. Kein Durchwühlen der Exde muß eur§m Bedürfniß vorangeh'n; Nein, euch Glücklichen beut sie Früchte des menschlichen Schweißes.

Euch nur lebt ihr und eurer Brut, unbeherrschet und knechtlos.

Sicher vor Raube genießt ihr unzählige Güter und Freuden.

Wenn zuweilen ihr leidet, nicht eures Gleichen verschuldet's. Euer Gelieb' ist kurz (was kümmert's euch?) aber ist glücklich, Und im Schlummer, der's endet, Heweint ihr verlorenes Glück nicht. All mein zerstreuetes Glück, feit fünfzig Jahren genossen,

Gliche, zusammengehäuft ach! eurer Lenze nicht Einem. Störung und Sorge sind fern von euren Freuden der Liebe. Unzuerfüllendes wünschet ihr niemal, getreu dem Instinkte. Hütet euch, je vollkommner zu werden, ihr schüfet euch Elend. Singet von Glück und Liebe, beneidenswürdige Vögel!

Zephyr erwacht. Sein Odem befächelt des blühenden Weis­ dorns Duftende Sträuße; doch flieht treulos er, der bräunlichen Buche Fest und tiefer gewurzelten Stamm sehnsüchtig umwirbelnd. Schweigen verbeut dem Gelärm, zu nahen dem dichten Boskette. Nicht mehr wundert mich nun, daß ihren Druiden die Völker Fromm nachglaubten, es wohnen die Götter im Dunkel der Wälder; Denn es ergeußt durch die Adern sich mir ein heiliger Schrecken, Und hier schließ' ich die Augen, wo sich der Geschaffene heim­ fällt. Rings von Schweigsamkeit und Schatten begünstiget, senkt sich Hier der Gedanke so gern in die Tiefen ernster Betrachtung. Mich nun erkennen will ich und richten. — Kein Glücklicher bin rchj' Doch was that ich, um glücklich zu seyn? und vermag ich's, mein Leben Mir zu rühmen? Mein Herz ist mit edeln Entschlüssen geboren, Ach, die ich Tugenden wähnte, zu preislichen Thaten den Schauplatz Nur vermissend. Er öffnete sich. Nichts Preisliches that ich. Mich ja sucht' ich umsonst in der Oede verlorener Tage, Und mich tröstet allein: Nichts Böses verübt' ich. Erröthend Fühl' ich: Mein einziges Lob ist, daß ich kein Bösewicht wurden Fleuch, du beschämendes Denken ! Ich muß von mir mich entfernen.

Wie der gewaltige Fluff auf röthlichen Kieseln dahinrollt, Woge von Woge detfchlirngen, wie unsere Tage von Tagen. Esche, vom Winter entweiht, warum verschönt dich der Lenz nicht Rose, warum schon verblüht', am zweiten erwärmenden Tage? Grünende Pflanzen, ihr reift aus gelbem vertrockneten Samen. Esche, du bist das Symbol des Alters, du, Rose, der Schönheit Rührendes Bild. Ihr Pflanzen erinnert mich an die Geschlechte, Die, verkettet, wenn neue der Saat entkeimen, hinunter Süllen still in die Gruft. O Gebrechlichkeit menschlicher Dinge!

Doch, wo die Abendsonn' aus krystallener Ebne zurückstrahlt, Schlingt die Bäumchenfamilie sich in einander mit Liebe. So des Olympus Orkan, den tyrannischen Winter nicht scheuend.

Ader die Menschheit vermehrt nur ihre Bedürfniss' und Uebel. Klagt die Natur und das Schicksal nicht an!

Ihr bereitet das

Unglück Andern und euch.

Undankbare! Blinde! Wenn Schmerzen euch

foltern, Quält's euch, daß der Natur ihr untreu wurdet.

O nennt doch

Störrige Launen nicht mehr und Kriege der Sinnlichkeit — Schicksal. Nein, das Geschick nicht erhöht und stürzt euch, nur Dünkel und

Irrwahn, Ränke nur, Stolz und Neid, und eigennützige Herrschsucht. Tausendmal glücklich ist, wer, niedergeschleudert vom Blitzstrahl,

Groß beim Verdammungsrufe des wankelmüthigen Pöbels, Schuldlos dasteh'n kann, und zeugen: „Ich ernte nur Undank." Undank erntest auch du, wohlthätiger Vater der Menschen,

Der umsonst mit Wonnen uns überschüttet, umsonst rings Bildet unachtsamem Blick Schauspiele, bezaubernd und göttlich.

Sich nur liebt ja der Mensch und die Schöpfungen seines Verstandes. Lässtg vernimmt er im Hain Philomela's himmlische Töne, Welchen sich menschliche Kunst doch nachzuschwingen verzweifelt, Fühllos zartes Gegirr der Turteltauben im Maimond, Liebt nicht stille zu stehn, wo Lämmer Hüpfen und blöcken,

Tausend Balsamgerüch' ihm entgegen weh'n von den Allen,

Und von Blumen und Blüthen die Fluren üppig besät sind. Lust nicht und Dank nicht ergreifen sein Herz, wenn die Hirtin der Ziege

Heilende Milch entlockt, ihm allein zur Kraft und Genesung. Fort denn aus Herz und Geist, du allesverbitternder Ehrgeiz! Liebe nur ziemt auf ländlichen Au'n, wo Liebe nur athmet,

Aber ihr trüben Gedanken verdüstert mir plötzlich die Seele, Und entstellt mir die schöne Natur.

Unseliger Zwiespalt! —

Doch, die vergrößerte Sonne, sie taucht schon unter in's Weltmeer. Einzelne Strahlen nur noch besäumen mit Gold das Gewölke.

Mählig hüllest du, Nacht, die Natur in Trauer, wie Trauer, Wenn ein Tyrann, em Eroberer naht, sich im Reiche verbreitet.

Hätt' ich, gesondert vom Menschengewühl, ein einsames Hüttchen,, Und mein Liebchen darin, mit kargem Mahle zufrieden, Und noch Garten und Acker, des Bauenden schweiß zu belohnen,

O mir lachte die schöne Natur verschönter entgegen! Dann vergäß' ich die Wilden, des Christennahmens Entehrer, Ja, der Natur Entweihet, die sich verfolgen und tödten. Doch unselig ist mir mem Loos hiemeden gefallen,

Was ich liebe, muß ich entbehren. Ich lebe kein — Leben, Ach, zu Menschen gesellt, unbrüderlichen Barbaren!

Die Bücherei. Euch, todte Weisheitlehrer, die zauberisch Rmgs in Minervas Hallen ihr aufersteht, Herolde mir, des ewig Wahren,

Guten und Schönen, euch grüß' und segn' ich. Was, seit des Chaos nächtlichen Wirbeln Licht

Entquoll und Ordnung, Schicksal und Menschenthum Auf unsrer Sphäroide wirkten, Prediget ihr dem erstaunten Forscher.

Vom höchsten Aufschwung denkender Welsen, auch Vom tiefsten Fall irrklügelnder Thoren, seyd Ihr treue Spiegel, lehrt und warnet,

Rührt und ergötzt und begeistert wechselnd.

Hier weil' ich gern — einsiedlerisch wähnt das Volk — Nein! Bessrer V orwelt Geister, in eurem Kreis

Den endelosen Kampf der Mitwelt Wider Verknechtung und Druck vergessend.

Mich deckt die FelSbucht.

Die ihr für Gold und Glück

Euch Stürmen preisgabt, Eitlere, fahret wohl! Oft neidet Ihr, umhergestrudelt,

Mich, den Gesicherten, Stillefrvhen.

Sokrates. O du, der Menschheit besserer Genius, Reinedler, Gott nachahmender Sokrates!

Du, selbstAthens Gefey'rten heilig.

Unserm Jahrhundert ein Musterbild noch! Geschworner Feind sophistischer Trügerei,

In Wort und That, im heitersten Selbstgefühl, Dei'm Giftpokal der Tugend Herold! Selbst, wo du träumst, ein geliebter Schwärmer!

Der ihren Glanz entweihenden Götter Nichts, Des Einen Daseyn, den kein Begriff erschwang, Deß Weltregierung und der MenschenSeele Nicht-Sterblichkeit ahntest fromm du, Entzückt, und prägtest's, Stern der Humanität,

Doll Lieb' und Weisheit, staunenden Schülern bei, Ja, Schülern, aber dennoch Männern,

Treu dem Verkannten mit Sohnesneigung. Dein Leben ist dein bleibender Obelisk, Und deines Nachruhms göttlichster Strahl — dein Tod,

Noch hier, und, himmlisch dir zu lohnen,

Drüben im Reiche der Geister, wirkst du!

Im Karthäuserkloster zu Grenoble. Rundum Ml' und öd'! In diesen Hallen de- Friedens Hör' ich nimmer die Stürme der Welt. Die Welt ist verschwunden, Und die flüchtige Zeit hält inne .... Beginnst du für mich schon, Ewigkeit, du Schreckliche? — Nein! Des tröstenden Gottes

Gnaden fühl' ich im Heiligthum, und geflüchtet den Bangstnn. Gott, ich weiß es, du bist ein Vater, und liebest die Menschen,

Kannst nicht zertrümmern dein Meisterstück, vernichten dein Abbild. Du, mein Bildner in Mutterschoß, du hassest die Sünde,

Hoffst mein wahres Bereu'n, und willst, daß bereuend ich hoffe,— Euch, die Klausen ihr sucht auf überschneitem Gebürgt,

Wildern Steppen, ein Grabmal sucht, und in frommer Begeistrung, Nachbarn des Himmels, träumt, den Himmel selbst zu bewohnen, Euch in dieser Umhüllung zu schau'n, ist himmlische Wonne.

Eures Ordens Wiege verbergen uns Strahlengewölke.

Hier vereinigen ssch die Jubelpsalmen der Christen Mit den Chören der Engel, und tief auf seufzet der Pilger Hier ob falschem Vergnügen in diesem Jahrhundert der Lüste.

Tannen, und Felsenreih'n, und einsamflürzender Waldstrom, Alles spricht, und Alles lehrt mich verachren die Erde,

Wo das Glück, die seltnere Frucht, von niederm Gewürme Heimlich zerfressen fällt., wo Schmerz nur wastet und Sorge,

Wo verlassene Liebe so klagt und betrogene Freundschaft. O der zu überflüssigen Müh'n, des zu täuschenden Sehnens! —

Die ihr Jehova nur lebt und abgeschieden von Allem Heiter sterbt, o glücklich wer euch im schirmenden Port sieht, Aber glücklicher tausendmal^ wer nimmer heraustritt!

A n F r a u d.

ö du sklavischer Wicht, der du des Bidermanns

Roll' in ehrlichem Kreis oft bis zum Derben spielst, Und vo'rm nützenden Obern

Kreuchst mit hündischer Schmiegsamkeit! Wähnst, Glattzüngiger, du, Klügere fänden nicht Durch scheinheiligen Trugs Larve den Schleicher aus,

Der Unsorglicher Urtheil

Abhorcht, bübisch entlockt, verräth? Wähnst, Mißgünstiger, du, Bessere dulden's lang,

Daß du, heimlichen Grolls, stilleres Hochverdienst Frech anschwärzest, und frecher Kränkst mit lachender Schadenlust? Dankst, Armseliger, nicht deinem verbuhlten Weib, Venustöchtern und goldspendenden Schranzen du Sold, Rang, Titel, und brandmarkst

Dumm vor niedrigem Pöbel dich? Lüg', Abschaum der Natur, Heiterkeit, Ruhe nicht! Blitzt ein Redlicher frei, forschend in's Auge dir,

Schamroth heft' es zur Erde, Kündend so den verworfnen Sinn! Nicht Bundschaften mit vornehmerer Schlechtigkeit,

Auch nicht Untergewalt, die mit Verfolgen droht,

Und kein Nimbus von Frommheit, Schurk', entzeucht der Verachtung dich!

An Anakreon. Vom Schattenreich aufschwebend, Anakreon, Sieh hier das Kleinod lieblicher Frau'n!

Und sing' in deine goldne Lyra Glühend, bezaubert, Ihr Lob der Nachwelt!

Doch nein! Vergieb mir! Weil' in Elisium! Du klagtest Unbill, grolltest dem Schicksal wohl: Du fandest unter Hellas Jungfrau'» Keine nur halb so begabt mit Liebreiz.

An Cytheren. Nicht Ein Lächeln von Ihr, die ich zur Göttin hob,

Nicht Ein freundlicher Blick lohnte mir. — Fahre wohl, Hoffnung! — Schmeichle mit nimmer!

Klag' und Thränen sind mein Geschick.

Wenn Sie zauberlich naht, seh' ich Aurorens Glanz; Wenn Sie scheidet, umhüllt Dunkel die Augen mir. O Cythere, wie grausam!

Sie Dir gleichend, und kalt Ihr Herz! Sprich, warum du mit Gluth waffneteft Ihren Blick? Ihr so rosigen Mund, magische Töne schufst? —

Lipp' und Busen ach! locken, Doch verwehren der Liebe Kuß.

E.

O Nacht des Eichenforstes! Entzückungen, Ja, nahmenlose, dankt dir Endimion. Wenn deine Schatten rund sich lagern,

Darf ich die Flammen der Liebe kund thun. Du liebest, liebenwürdige Göttin, mich? —

Glorreiches Schicksal! — Aber die Nacht allein Gönnt Wonne mir an deinem Busen, Ach, und der neidische Lag entführt dich.

Vergieb den Liebes-Sorgen! ich küsste ja Gern immer dich und immer! Die Götter all Sind meine Nebenbuhler, wähn' ich,

Wenn so bezaubernd dein Auge lächelt.

Mir bangt in meiner Seligkeit Uebermaß.

Ich fürchte, singend, heimliche Sieger doch. Nein! Wahre Liebe kann nicht sorglos, Kann nicht uneifersüchtelnd schlummern.

D.

Ich spottet' Amors und Amathusia's. Der großen Götter Keinem gelang Triumph.

Gleichgültig widerstand ich Allen,

Sprich! und die Liebende träumst du schwächer? Schweb' ich in kühler Schatten Umhüllung doch Herab allnächtlich, deine Beschwichterin.

Dankloser! Höht nicht das Geheimniß

Unsere Freuden? Worüber klagst du?

Leb' wohl denn, Eifersüchtler! Du klagest frech Im Schooß unüberschwänklicher Wonne noch, Zertrümmerst sanfte Rosenketten, Grübelst dir Qual aus der Göttin Opfern.

E.

0 bleib! Auf ewig schwinden Verdacht und Qual. Die Liebe schuf, die Liebe vernichtet sie.

D.-------- So laß der Liebe Lust uns fühlen! Doch nur Kupido, der Schalk, belausch' uns!

Der Gefangene. Im Kerker schmacht' ich.

Dringt zu den Gitterstäben.

Kaum, daß ein Lichtstrahl noch Der Luftgesang

Der Vögel schweigt mir. Donnerhalle Wandeln sich mir in ein dumpfes Tosen.

Des Himmels Anblick ist mir versagt.

Für euch,

Ihr Busenfreund', o, bin ich lebendig todt. Mein erster Freund nur, mein Gewissen, Blieb mir, und heiliges Gottvertrauen. Ich leide schuldlos, oder ist strafenswerth,

Wer Vaterlandsliebe, wer Tugend singt, Ob der Germanen Schmach entrüstet

Und der vergoldeten Kette Klirren.

So tief gefallen wäre die Menschheit, ja, Die Menschlichkeit? Ist Wahrheit denn Hochverrath?

Das Rechte furchtlos thun — Verbrechen, Ach, und Helotenerniedrung — Weisheit?

Was, hochbegeistert, Flaccus und Juvenal

Vortönten ruhmvoll, tönt' ich, ein Deutscher nach, Weissagend goldne Zeit den Duldern,

Schmähliches Ende dem Unterjocher. Ich leide schuldlos, aber ich leide gern, Wenn bald der Freiheit Stunde, die lange schon Erharrte, schlägt, und Recht und Wahrheit Neu sich verschwistern mit Freud' und Frieden.

Die Knaben auf dem Gottesacker. V

o

£) fingt und tanzt, ihr Knaben, nur fröhlich zu! Ihr störet unsern Schlummer tin Grade mchr.



Wohl euch, wenn Rerh'n von Lodtenhugeln

Euch nicht das hettre Gemüth umdustern! Spielt nur Versteckens hinter der Sterblichkeit Gethürmten Monumenten! Noch schwant euch nicht, Daß eure noch verborgnern Ahnen

Lebend nur droben ihr wiederfindet.

Pflückt nur zum Hauptkranz oder zum Weihgeschenk,

Die unserm Staub entragenden Blumen! Blüht, Wie sie, und freut ernst beim Verblühen

Euch der Verpflanzung in bess're Zonen. Wrr schauen traurig weinend auf euer Spiel: Denn eures Busens köstlichen Frieden, ach! Der Jugendwonne Glück vernichtet,

Gute, so plötzlich der nahe Weltsturm.

Klagelied. Geborne Haines-Dichterin, Nachtigall! Drr sängest du so zärtlich em Klagelied?

Nein! Kummerlos und neidwerth bist du, Selrg tin vollen Besitz der Liebe!

Mir finge, mir, du Süße, dein Klagelied! Zu meinem unglückseligen Loose stimmts:

Ich leb' und glühe für Theonen,

Weh' mir! Uns trennen Gewalt und Bergschloß. II. Band.

4

Wie glücklich seyd ihr, Sanger des Hains! Ihr fliegt, Wohin euch lüstet, weilet nach Phantasie,

Gern folgsam der Natur Gesetzen ; Lieb' und Gesang nur ist euer Leben.

Uns fesselt eitler Wahn, uns betrügt das Glück. Verlaumder zischen Liebender Wonne fort.

Hilf, süße Nachtigall, mir klagen, Ach, der umsonst nach Theonen schmachtet !

Der Frühling. Der Flüsse Panzer schmolz, und der Alpen Eis.

Frohlockt! der still triumphende Lenz ist da, Da, seiner Haine Schattenkühle,

Lockende Rasen und Geisblattlauben. Rings blüh'n die Auen unter des Holden Fuß.

Er wärmt die Lüfte, schläfert den Nordsturm ein, Erweckt Auroren und die süße

Stimme bezaubernder Nachtigallen,

Leiht seiner Würzen Düfte den Blumen, führt

Den strahlenreichern Wagen dem Phöbos zu, Giebt neue Flügel Zephyretten,

Silbernen Guß der Najaden Urne, Dem Amor Fackelgluth, wie dem Halcyon

Sein Nest, und Spiegelglatte dem wilden Meer. Die weite Schöpfung, sie verjüngt sich;

Alles ist Segen und Glück und Wonne. Ach, aber meinem leidenden Herzen giebt

Der Lenz des Gleichmuths selige Ruh' nicht mehr, Den unbesonnen ich Gefangner

Plötzlich verlor in Louisens Augen.

A n

Rosa. J

O

Nicht trösten will ich, Klagende! Hochgerecht

Ist Deines Herzens Jammer; denn Gute sind

Auf diesem Prüfungssterne selten, Ach, und so Gute, wie Blandow, seltner. Nicht trösten kann ich.

Ninnt ja wie feurig mir

Der Mitempfindung Thran', und ein dumpfes „tobt?

Der Lebenswerthe tobt? " — war Alles, Was ich zu stammeln vor Schmerz vermochte. Dich tröste, der in Seelen Gefühle schuf,

Der Deinen Treugeliebten, Dein zweites Ich,

Lohnt in des Schönen, Guten, Wahren

Heimath, und Dir ihn erkohr zum Schutzgeist.

Lied im Mondscheine. Der Tag ist von hinnen; de- Mondes Licht

Uebcrflimmert den Garten. Philomele wirbelt mir noch Ins Herz die Musik der Liebe.

Nun heben sich Schmachtender, freier die Busen. Komm, Adelina!

Die Zeit ist Liebenden günstig, Im Lichte des Mondes allein. Ich kann mein Gefühl nicht enträrhseln Dir,

Doch beredt ist mein Seufzen. Mein Gedanke bist Du, nur Du;

Doch hehl' ich den Nahmen immer.

Ö2 Sehnt Adelina, mein Liebchen, sich Wohl nach Gespräch in der Laube?

Denkt Sie Lenardo's zuweilen Im Lichte des Mondes allein?

Wenn Schäfer Dich preisen in Sang und Klang, Gluth durchrieselt mein Wesen;

Deinen Zaubertönen erbebt Mein Herz, und mein Aug' ist Thräne. Mächte des Himmels, seyd gnädig!

Gönnt

Mir Adelina's Erscheinen Und Liebesschwur und Umarmung

Im Lichte des Mondes allein!

An die Einzige.

O Du bcwundrungswürdigeS Meisterstück Der Götter, Fanny, Herrin! Wie glüht mein Herz! Bei Deines Nahmens Klange schmacht' ich; Liebe, Dein Aug' ist mein Erdenhimmel.

Bangt, Nose, Dir, ich spiele den Schmetterling, Sprich, oder Kaltsinn lösche die Flammen aus?

Nein, nein! Sie wachsen unter Küssen, Und Dein Umarmen erhöht die Sehnsucht.

Ja, könnt' ich treulos seyn auf Momente nur,

Verfolge Nemesis des Verräthers Spur,

Und mögen, hungernd, Wolf und Eber Mich im gefährlichen Wald zerreißen.

Wenn eine Nebenbuhlin zu neuem Bund Je mich verlockt, schwill' auf, ein Vergelter, Strom,

Bei metnet Heimkehr unentrinnbar, Mich zu begraben in deiner Sturmfluth!

KL

An die Geliebte. Laß, mein süßestes Licht, an Küssen mich stehlen so viele, Als einst Sänger Catull Lesbia's Munde geraubt.

Nein! Ich verlange zu wenig

O gieb mir an Küssen so viele,

Als wohl Bienen des Wald's Honig bereiten und Wachs, Ja, so viel', als Stern' am Himmel, und Sand am Gestade, Laub an den Bäumen, und Gras auf den gesegnetsten Auen, Ja, so viel' als Fisch im Meer' und Vögel in Lüften,

Noch unzähliger, als meine Gedanken an dich,

Wenn du mir solches vergönnst, o Geliebte, so will ich der Götter

Gastmahl, und Ganymeds Neckar mit Freuden verschmäh'n.

Großväterlicher Gruß. Sey mit Thränen der Lust, Enkelchen, mir gegrüßt, Bangerwartetes, willkommenes Wesen du!

Liebe, Thätigkeit, Wonne,

Hoffnung, Segen umlagern dich.

Wie der Zärtlichkeit voll unsere Herzen sind,

O wie selig bewegt, ahnest du, Liebling, nicht) Holde Züge verbürgen's,

Daß du's ahnen und fühlen wirst. Lächle bald, wenn im Traum freundlich dein Schuhgeist dir Zuwinkt, oder herern schimmert das goldne Licht!

Suche bald und erkenne

Deiner glücklichen Mutter Blick. (Dieser eine Moment ist ein entzückender,

So nut Wucher die Angst lohnt der Gebährerm.) Lausche bald, wenn dir neue

Schmeichelwörtchen dem Vater schöpft.

Paradiesischer Lag, wenn du der menschlichen Nahmen heiligste nun dankbar zu lallen wagst,

Und beredtere Küsse

Kundthun, was in der Seele wogt! —

Doch wie sang' ich Unausstngbares? — Heil dir, Heil! Blühe, Sprößling, empor! Wahre die Reinheit nur Deines kindlichen Herzens, Und du fesselst das Glück an dich.

Nicolo Sassi an Petrarch. Am 8. Oktober, 1799.

Willkommen, Schwan, unsterblicher! Der Sänger Italiens Hochzierde! deinen Laren,

Einst Dir, jetzt uns so theuer, bracht' ich endlich Mit Ehrfurcht, ja, mit Andacht, Huldigungen.

Hier weckte zu erhabnen Gluthgedanken Dich der jungfräulich schöne Chor der Musen. Hier flochten reine Genien Dir freundlich

Den Lorberkranz, der deine Stirn umschimmert. Du Göttlicher, wohl ungeseh'n hier schwebend!

Zwar grausam schuf mich lang nach dir das Schicksal, Doch heiligt Dir mein Geist den frohen Glückstag ; Und wenn er wieder naht mit jener Sonne,

Treu sollst du mich in dieser lieben Wohnung Dir hören Sinne, Herz und Lieder weihen.

Wohl euch, ihr tausend Vögelein über mir, Die ihr den mähligsommernden späten Herbst

Hoch in des Laubes grüner Dämmerung Feiert mit lustigem Chorgezwitscher! Zum Winterschlaf, zum Pilgern in fernes Land Versammelt, folgt ihr, wundernd und freudevoll

Den alten Nestern zu, mit Wucher

Noch die verjüngte Natur genießend. Mir.auch durchbebt's mit seliger Schauerung

Den Busen, Herbst, dein Sommervergüten ring-,

Dein Traubenbläh'n, Erweichen, Reifen,

(Ach, der Verzweifelnden Trost), zu schauen. O säume lang' und segne des Winzers Müh'n, Daß reuevoll, mit kindlichem Glauben er,

Ob auch Gefahren droh'n, dem Vater

Ueber dem Sternengebiet vertraue!

Jda's Wunsch. Ihr ersten achtzeh'n Frühlinge schwandet mir

In süßer Unschuld, mir in Zufriedenheit. Kein unbekanntes Sehnen fühlt' ich, Hörte von Jünglingen nichts,, und Liebe. Da schritt mein Bruder grüßend herein, mit ihm Ein schöner Jüngling, und ich erglühte stracks,

Schlug die verrätherischen Augen Nieder, und wußt' und empfand, was Lieb' ist. „Dich sandte Gott mit!" klang es in meiner Brust. „Er soll dein Himmel seyn auf der Prüfung Stern, „Bis dort ein bess'rer euch vereinigt!"

Rief ungesehen mir zu mein Schuygeist.

Du sagtest zärtlich, frei, was du fühltest, mit; Ganz mein Gefühl war's.

„Höhere Schickung (Ach,

Dem Gott der Liebe Dank!) verknüpft uns." Stammelt' ich fromm, in des Glückes Taumel.

Doch Gottes Fügung ahnten nur Er und ich, Mein Vater nicht.

Er donnerte zürnend: Nein!

„Dem Armen ziemt kein reiches Fräulein,

Ob sein Verdienst auch der Neid erkennte!" Dem Armen schwur ich Treue bis in den Tod,

An Lieb' und Hochsinn ist ja mein Gaddo reich.

„Nicht deine Schätze, Vater, will ich,

„Aber versage nicht deinen Segen!" Ich kniete, bat so kindlich, und weint'.

Umsonst!

Sein Herz ist ehern, und von Enterbung scholl's. 3m Burgthurm lange mußt' ich büßen,

Aber mein Retter, mein Gaddo, nahte. In stiller Nacht entfloh ich, dem Bunde treu,

Den kein Tyrann, und ob er auch Vater heißt, Vermag zu lösen.

Auf der Wallfahrt

Schienen die Sterne mich einzusegnen,

Die flugs hervor aus dunklem Gewölke sich Erhoben. — „Tochter, wagst du des Vaters Fluch?"

So mein Gewissen. — Doch Verzeihung Ahnen die Liebe, mein Herz, und Gaddo. O Paradies in moostger Hütte! Zwei Sind eine Welt voll seliger Liebe.

Doch

Zu meines Heils Vollendung mangelt

Vater, von dir noch das Wort: Versöhnung!

Allmächtig ist zwar „liebender Seelen Gluthz Allmächt'ger doch Herzliebe des Vaters noch

Zum Kind, ach! und des Kind's zum Vater."

Komm, und vergieb uns, beglückt beglückend!

Oden. Sechstes

B u

ch.

Der Frühling.

Die Nachtigall fingt lieblich;

die frischen Au'n

Verschönen tausend Blumen in bunter Pracht. Das Bächlein murmelt; seine Wellen Pilgern, dädalischen Gangs, von hinnen. Die Liebe herrscht; vom Hauche des Weft's erneu'n Des holden Frühlings Schöpfungen; Cvprra Versammelt ihren Hof in mailich Duftenden Büschen und Myrthenlauben. Der Scherz, die Lust kehrt wieder; der süße Drang Zu lieben wacht in Thieren und Menschen auf. Der Wasser, Erd' und Luft Geschöpfe Fühlen bezaubert der Liebe Gluthen.

Ihr, die des Frühlings Wonne zur Liebe lockt, Genreßt des Daseyns flüchtigen Augenblick! Bestimmt ist ihre Zeit der Liebe: Schmücket die Jugend mit Frühlingsblumen!

Alexander und Anacreon. Olein! Malvasier, Tokaier und Cyperwein,

Sie hatten mir nicht Sinn und Verstand entführt. Als jüngst dir, Asias Verheeret,

Ich den Anacreon preisend vorzog. Zn deinem Wahnsinn träumtest nur Schlachten du,

Und wachtest nur zu schaurigen Siegen auf, Doch schlug der Sohn Apoll's die Leier,

Folgten die Grazien ihm, wie Schwestern. Dich, niu des Donn'rers Blitze bewaffnet, floh'n Die sanfteren Spiel' und Scherz' und Geselligkeit; Doch, mit dem Kelch bewaffnet, scheuchte

Munter Anacreon schwarze Sorgen. Zn Lybia's Einöden den heißen Sand Durchranntest du fühllos und die Kehle dürr.

Anacreon besang, bei kühlem

Griechischem Weine die süße Freundin. Du hast bei sybaritischem Schandgelag, Barbar, mit Clytus Blute dich übersprützt; Er klagte, hatt' er wenig Tropfen

Röthlichen köstlichen Tranks verschüttet. Nach dreißig Sommern mußtest vergiftet du

Hinab, ein Abscheu, fahren in's Schattenreich; Nach achtzig Lenzen schwebte fröhlich Er vom Pokal in's Eliser Lustfeld.

Dir blieb am Euphrat Fluch ob Ruinen nur;

Besungen wird Anacreon und geliebt. So wüthet ein Orkan verderblich,

Aber der Zephyr umsäuselt Blumen.

Unter Raphaels Madonna, gestochen von Müller, dem Sohne.

Dich,

Raphaels Nachbildner und zweites Ich,

Trug von der Kunsthöh'n höchster die Mus' empor,

Lriumphend in des Schönen Urland,

Dir der Vollendetheit Kranz zu bieten. An Deines stitler'n Genius letztem Bild

Steh'n wir bewundernd. — Thränen, o fraget nicht:

Warum so frühe todt? Versiegt nur! —

Himmlischen lebst Du— der Kunst—der Nachwelt.

An die Freundschaft. Freundschaft, o Ruhespenderin, höchstes Glück!

Nur edle Herzen, reine begeisterst du. Erhabner, süßer Drang der Seele! Dich nur entwürdet das Uebermaß nicht.

Geleite du mich immer und überall!

Sey meines Irrthums milde Verbesserin! Mich, einsam, ohne Dich, vervielfacht

Gleichsam dein Zauber.

Ich leb' in Andern.

Freundschaft, o Himmelsgabe! du Leidenschaft Des Weisen! Gleicht an Treue dir Liebe? Nein!

Voran stets walt' in meinen Liedern, So wie du waltest in meinem Herzen.

Auf dem Kirchhofe. Erwacht, ersteht, ihr Todten, in Himmelsglanz Gehüllt, und schwebt zur Heimath der Gerster auf, Daß Christen Wonneschauer fasse.

Und sich bekehre der Gottesleugner!

O daß ich starb', ein Zeuge des neuen Seyn's !

O daß im Aufschwung/ liebe Verklärte, du Den greisen Vater mit emporhübst

In der beseligten Iubelreihe! Ich lag' am Thron anbetend und priese den, Der ift, und war, und seyn wird in Ewigkeit.--------Wo bin ich! Weicht, ihr Phantasien! Stille ja ruhen die Todten ringsum.

Auf deinen Sarg, entschlummerter Jüngling, Freund!

Ach! rollen dumpf und dumpfiger Schollen hin. Das vierte liebe Haupt vermissen,

Fürchterlich nieder gemalmt, die Aeltern.

Auch dich, mein Kind, dich, liebliche Rose, stahl Der Tod.

Ein Sinnbild, blühen die Rosen fort

Auf deinem Grab.

Ob ihre Blatter

Bald auf mein Grab wohl ein Zephyr hinweht? —

An den Tod. Mir heißt gefühllos, werth der Vergessenheit,

Wer dich zuerst, T o d, freundlicher Genius!

Zur Ungestalt, zum Furchtgerippe

Dich zu verhaßlichen keine Scheu trug.

Freund — So begrüßt dich Asmus.

Du lächelnd Hellas Kindern.

Die Fackel senkst

Den Weisen führst

Vom Scheine du zum Seyn, von Dämmrung Endlich zum Lichte, vom Trug zur Wahrheit.

Dem Christen blst du Netter aus Erdennoth, Der engen Pfort' Aufschließer, Verkündiger

Unwandelbarer Himmelsfreuden,

Letzter Geleiter in's Reich deS Friedens. Willkommen, Tod! — Zukünftiges ist verhüllt In tiefe Nacht.

Sein ZieK

Kein Sterblicher ahnt voraus Doch wenn, wo, wie Ku näherst,

Tod, bist du brüderlich mir willkommen!

An die Weisheit. Laß, o bewundrungswürdige Weisheit, mir Zu Lust und Heil stets leuchten dein Himmelslicht!

Mein Abgott, der du noch des Alters Faltige Stirn uns mit Rosen krönest! Auf mein Gebet entsteige dem Firmament! Verschöne du mein Hüttchen nut deinem Glanz. Ach, keine Wonn' ist ohne Tugend, Und ein Elifium ohne dich todt.

Hier unteren Moosdach pflanze das Hochpanier Der edeln Freiheit, wahre den Mittelstand,

Des Bessern größten Schatz, und lehre, Fenelons Tugenden nachzueifern! Ja, flöße mir, holdlächelnd, die Seligkeit

Des Sängerchors auf laubigen Wipfeln ein! Und laß mir — oder dieses Erdballs Güter und Freuden sind nichts — Gesundheit!

Sey meiner Herzgluthwünsche Bezähmerin! Dann schlürfe langsam ich des Vergnügens Kelch, Und du vergütest, Hymnenwerthe,

Glück mir und Liebchen und Freundesinnung.

Ich schwör',

ein Tugendpriester, den Lastern Haß;

Ich steh', umdroht von Stürmen, und lächle nur,

Und schlägt, doch spät, mein letztes Stündlein, Seh' ich die Pforte des Himmels offen.

Die Argonauten. Weh euch, des Weltmeers heilige Rechte, weh! Den hohen Dreizack, Frevler, beleidigt Ihr. Das gold'ne Vließ, ihr Argonauten,

Dem ihr, Gefahren verachtend nachrangt.

Vergütet's nie, daß ihr die Geschosse Zeus, Neptunus Macht und Aeolus Grimm verschmäht. Die ungeheure Gruft, die Erde,

Soll nicht genügen? Bedarfs der Felsbank,

Abgründ' und Stürm' auch? — Schuldige! Zittert nur!

Der Faden Clotho's, lästert ihr?, sey zu fein, Zu mürb', und spannt vom morschen Faden

Flatternde Segel doch an den Mastbaum? Der Parzen dreimal heilige Spindel ahmt Zu Rudern toll ihr nach?--------- O warum ersäuft,

Meergotter, ihr nicht die Verweg'nen, Die nur der Heunath entführte — Habgier!

A n S e l m a r.

Freund, Musterbild der Tugend! O wanke nicht, Wenn kühnes Lckster, den von Satrapenhand Gestochenen Lorbeer um die Schläfe

Lange monarcht, ja, zum Erdegötzen Sich aufzusteigern, trotzigen Dünkels hofft,

Und der Natur gesetzliche Schranken noch Gern überspränge! Freund der Tugend! Blicke zum Himmel mit Sohnsvertrauen! Ob Donnerwolken hüllen der Sonne Licht,

Glorreicher tritt's und segnender bald hervor! So wirds nach langer Schmachumdunklung, Gutem und Wahrem zuletzt der Obsteg.

Ob Schaar auf Schaar, umdrängt von der Uebermacht, Auch im gerechten heiligen Kampfe fällt,

(Gerecht und heilig ist das ernste Kämpfen um heimisches Land, um Freiheit.)

Im Nu zertrümmert plötzlich der stolze Bau

Des Unterjochers, ha, des Entgötterten! An Hochaltären kniet die Menschheit,

Ihre Triumphe mit Andacht feiernd.

*

*

*

Vor zehen Sommer sang ich prophetisch so. Nun wird's erfüllt, nun Harrender Wunsch gekrönt! Das Ungethüm erliegt der Allmacht

Donnerndem Rufe: „Bis hier, nicht weiter!"

II. Band.

Der Friedhof.

Im September igis* Stein düstres Grabthal, wo die Verwesung thront, Ein Garten bist du, blumig und würzereich,

Doll schöner Mahle rings, die rührend

Mahnen an ferne geliebte Todte. Zu ferne! — Dort ja kündet ein schwarzes Kreuz,

Und hier ein grabumflochtner Cypressen-Kranz Den Grufthof an, der Staubgebornen Letzte geruhige Schlummerstätte.

Ich trete nahe und lese, was tiefe Qual, Was öde Sehnsucht grub in den kalten Stein. Auch les ich Schmeichelei'», doch zürnend Ob den Entweihungen wall' ich fürder.

Nock fühl' ich Allverlassener, tiefe Pein, Der Söhne, Töchter, Väter und Mütter Pein,

Und segne der Begrab'nen Asche, So der entarteten Welt entfloh'n.

Entronnen seyd ihr, Todte, der Sorgen Rad, Der Wünsche falschem Sisyphusstein.

Ihr gabt

Zurück dem Thon des'Geistes Hülle, Und — o wie schlummert ihr nun so friedlich!

Ja! diese- Umblicks himmlische Freundlichkeit Bezaubert mich, und, Gott, ich erschräke nicht, Wenn jetzt dein Genius des Todes Plötzlich mir löschte die glühe Fackel.

Ach, soll ich leben, leb' ich ein Frommer fort.

Wallfahrte gern den Todesbehausungen zu, Und harr' ob meiner Lieben Hügel, Bis ich sie wieder begrüß' im Urlicht.

An Phaori. Was dein schmachtender Blick, deine verräth'rischen Unwittkührlichen Ach, deine Gedankenflucht

Und der Schein von Zerstreuung, Wenn im Kreise du mich nur sahst.

Was dein holdes Erglüh'n, wenn ich dir lächelte, Dein Erblassen, wenn ich scherzte mit Agathon, Ach, die rührende, stille Unnachlassende Huldigung,

Was, anspielungenreich, deine Gesänge mir

Längst weissagten, entschied heute dein Flammenwort, Und dein heiliger, freier Eidschwur: Phaon, du liebest mich. Was jungfräuliche Schaam mir zu gestehn verbot,

Nimmer fortan geziemt's.

Phaon, ich liebe dich.

Den bescheidnen und schönen, Mehr den edeln und weisen Mann. Ueber Sonnen hinauf schwebest mit Klopstock du,

Lebst im magischen Kreis Göthes und Schillers neu,

Klagst, ein Deutscher, um Wieland,

Fühlst mit Salis um Matthisson. Ob preiswürdiger That lodert dein Auge, hebt

Dein melodischer Ton Herzenerobernd sich. Unglückseligen weihst du Mitleid

Thränen und Gold und Trost.

Weich und rein ist dein Herz: offen, der Menschheit Freund. Deines Genius Flug kühn doch verirrend nie.

Und dle wemgen Besser'n Knüpft orestischer Bund an dich.

Ja mit Freude, mit Stolz darf's in der Trunkenheit Unermeßlichen Glücks trauten Gespielinnen Deine Julia kundthun: (Phaon, Phaon, ich liebe dich.

Leid und Freude. Huldvoll mischten und weise die Götter uns Freuden und Thränen;

Wer sie zu trennen versucht, spielt den Verweg'nen umsonst. Fliehende, suchen sie sich, im Wechsel einander erjagend;

Oester schon hat ein Blick schwesterlich Beide vereint.

Könntest du lösen der Grazien Band, den Knoten, den Sorge, Rang, Entzücken und Schmerz bilden, du lösest ihn nie. Morgen wohl jammert, wer heute noch lacht. Um ihren Geliebten

Wehklagt heute vielleicht noch die verlassene Braut. Denkt ihr unsers Emil, des so Blühenden, Glücklichen, Reichen,

Cytharakundigen? — Längst weinen ihn Kinder und Weib. An Psycharion denkt, an unsere süße Gespielin,

Lieblich geboren im Mai, fröhlich vermählt auch im Mai? — Wurde nicht zu Proserpina's Bett' ihr bräutliches Lager,

Ach, und ergoß nicht umflort Hymen in Nänien sich? Liebe! Wer flocht in den Kranz der Rosen dir Dornen ? — Die (Parze: Fühllos wandelt in Leid Freuden sie, Schlummer in Tod.

Im Garten.

Du blühst vereinsamt, Röschen, und eingescherbt,

Doch thaubesprengt, hellfarbig, als hätte noch

Von ihren Thränen dich Aurora Scheidend begabt und von ihrem spurpur. Dir schuf, bethautes trauriges Weidenpaar, Die kranken Blätter sengende Hitze blaß.

Als wehten nur der Liebessehnsucht Brennende Seufzer um dein Gezweige. Ach, wünscht, ihr bleichen Pflanzen des Grames, nicht

Des jungen Röschens üppige Blüth' und Kraft? „Nein!"

dünkt es mich, hör' ich euch flüstern:

„Röschen ist blühend und schön, doch einsam. „Wenn du zwei wahr sich liebende Herzen trennst,

„Gesundheit, Lust und Leben in Einsamkeit „Stillt ihr Verlangen nicht; sie wählen „Krankheit und Leiden und — verbündet."

Der Nachsommer. Wohl euch, ihr tausend Vögelein über mir, Die ihr den mähligsommernden späten Herbst

Hoch in des Laubes grüner Dämmerung Feiert mit lustigem Chorgezwitscher!

Zum Winterschlaf, zum Pilgern in fernes Land Versammelt, flogt ihr wundernd und freudevoll,

Den alten Nestern zu, mit Wucher

Noch die verjüngte Natur genießend.

Mir auch durchbebt's mit seliger Schauerung Den Busen, Herbst, dein Sommervetgüten, rings,

Dein Traubenbläh'n, Erweichen, Reifen, (Ach der Verzweifelnden Trost) zu schauen.

O säume lang' und segne des Winzers Müh'n,

Daß reuevoll, mit kindlichem Glauben er,

Ob auch Gefahren droh'n, dem Vater Ueber dem Sternengebiet vertraue!

Sehnsucht. O stille, still', ihr Klänge der Traurigkeit!

Verstumm', einst herzanregendes Saitenspiel! Wenn ich nicht fliehen soll; denn nimmer

Darf ich die lieblichen Töne hören.

Sie tönen, ach! von schöneren Tagen mir. Schweigt ewig, Mahn-Akkorde! Nicht wissen mehr

Witt ich's, nicht fühlen mehr, nicht denken Mehr, was vor Monden ich war und jeht bin! Der holden Thirza Stimme, die Leben einst

Den Saiten einhaucht', ist ja dahin, dahin Mit allem Zauber.

Die verwaisten

Hallen dem Tode Verwünschung, Fluch zu. Ja, du beseeltest, lieber, nun todter Staub!

Die Tasten mir, zu göttlichen Harmonien — Jeht für mein Herz Disharmonien,

Wenn auch die Kunst, was du sangest, nachäfft. Nun schweigt es ringsum. — Aber mein Ohr vernimmt

Wie Geister euch, ihr göttlichen Laute, noch,

Dich süße wohlbekannte Stimme, Ach, die vom Grabe zu hören wehe thut.

Doch öfter ist'S in zweifelnder Seele mir: Du lebst und singest, Thirza! Mir singest du In Traumgesichten, daß erwachend,

Nach dem entflohenen Sang ich lausche.

Umsonst! — Ob's tagt, ob's nachtet, du, Holde, bist

Mir künftig nur ein liebliches Traumgebild, Ein Stern, der licht herunter flimmert',

Aber den kettenden Strahl zurückzog.

Doch ich, wenn ingrimmsvoll sich der Himmel schwärzt, Der ich deS Lebens Oede noch wallen muß,

Klag' ob des Sternes Flucht noch lange, Der mir die nächtlichen Pfad' erhellte.

An Woldemar. Wie? Soll Dein Schmerz am Grabe Psycharions,

Freund, nimmer enden? Soll denn Melancholie Und väterliches Wehgestöhne Noch ihn erhöh'n und wunder stacheln?

Ist Deines Lieblings früherer Sarkophag Eln Labyrinth Dir? Sucht Dein Verstand umsonst

Den Ausgang? — Zwar nicht ungerecht seyn Witt ich ; Psycharions Reiz entzückte. Doch, einer Welt zustammend, wo rettunglos

Bald untergeht, was besser und schöner ist.

Lebt', eine Rose, gleich den Rosen Sie nur des kärglichen Morgens Horen. Hätt' auch gesiegt Dein Hoffen, und später sie

Und einst in Silberlocken vollendet, sprich: Ob ihr Empfang im Geisterreich dann

Herrlicher ward und ihr Sterben süßer?

Nein, nein! Das Alter schwindet im Grabe;

dort

Sind Kind und Jüngling, Mann flch, und Nestor gleich.

Drum, Vater, weihe, doch nicht ewig,

Thränen dem Schatten der edlen Jungfrau. Geheime Wohlthat ist's, wenn im tiefen Harm

Das Herz sich ausweint, magische Linderung. Wer ungerührt am Sarg der Lieben

Stünde, ha! der ist Barbar', ist herzlos.

Doch wer untröstlich bliebe, mit Lust den Gram Zm Busen fortherbergte, der müßte selbst

Sich hassen, nach dem Ruhme lüstern,

Daß er die Todten noch flammend liebe. Auch meiner Lieben Viele verschlang die Gruft,

O schwere Prüfung! — Aber dem Wahnsinn gleicht's, Der Unabwendbarkeit des Uebels

Kundig, noch jammern und Hülfe träumen.

Taub ist der Tod und kennt das Erbarmen nicht. Ob dich ein Moosdach, oder ein Goldthron deckt,

Ihm mußt du folgen ohne Murren. Weis' ist's und tröstend: was Gott will, wollen.

An Rosa die Stumme. Nein! Du verlierst nichts, Rosa, von deiner Macht;

Auch Blumen, Stern' und Himmel ja reden nicht. Die stumme Schönheit ist den Göttern Näher, die ganz nur Gedank' und Geist sind.

Wer überträf', o reizende Stumme, Dich?

Wer an Beredsamkeiten dein Augenpaar? Du bist des Stillschweigens Tempel; Frömmer nur huldigen wir, gerührter.

Nah'n hebcnb sich zwei Munde zu küssen, dann Beginnt ihr Zweisprach, endet der Zunge Wort. Im Uebermaß des neuen Glückes

Schafft nicht Genüge die Menschensprache.

Die höchste Wenn' ist, Rosa, nicht selten stumm:

Ich will, vergönnst Du Bräutigamsküsse mir.

Bei Deinen tausend Zaubern schwör' ich's,

Fühlen nur, glüh'n, und, wie Rosa, stumm seyn!

Klage. Seyd mir willkommen, erkohrnes Asyl schwerleidender Seelen, Alternde Wälder, die ihr schon drei Jahrhunderte dasteht, Aber nur ewiges Schweigen und Nacht und Entsetzen verbergt! Nehmt von den Liebenden allen, die hier schon der Schmerzen Ge­ heimniß

Inniger klagten und freier, den Unglückseligsten, mich auf!

Wenn am Morgen die Sonn' emporsteigt über die Berghoh'n,

Oder hinunter sich taucht glorreich in Oceanos Fluthen, Und allmählig die Wolken der Nacht herschweben, wie Geister,

Immer vernimmt und immer mein Liebesgeklage der Nachhall.

Nur im kargeren Schlaf' umflattern mich täuschende Träume Süß und beglückend— mich liebt, mich umarmt die Geliebte — dem Himmel

Zieh' ich die Erde dann vor. — Warum, ihr Götter, ver­ dank' ich Leben und Seligkeit nur dem betrüglichen Bruder des Todes?

An die Morgenröthe.

Aurora, zeig', o Tochter der Sonne, mir

Dein Rosenantlih, heilig dem Orient!

Schweb' ihr voran, laß mich des Tage-, Des mir erfreulichen, Klarheit schauen! Zu lange schon umhüllt uns die träge Nacht.

Der Hahne Frühgruß schmettert.

Dein Goldgespann,

Besteig's, geführt von deinen Horen!

Mahle mit zaubrischem Schmelz die Himmel! Mit frischem Heilthau stille der Ceres Durst!

Mit Perlenschmuck umhänge nun Hag und Busch! — Ich sehe dich, du Himmelsschöne!

Und dein Gestirn, o wie strahlt's in OstenV Der Schauerträum' aussendende König fleucht,

Mit ihm die Still' und grauender Wolken Zug. Der Uhu sucht mit Wehgeheule Blinzend die finsterste Schlummerstäte.

Doch tönen weitum dir mit des Wasserfalls

Geplätscher Symphonien der Vögelein; Sie preisen den erhab'nen Lichtquell, Der majestätisch und segnend herzeucht.

Die Biene schlürft euch, Seelen der Blumen, auf, Zu bilden Wachs und Honig)

der Schmetterling,

Die Schwingen zitternd, fliegt von Pflanze

Freudig zu Pflanze, die Sonne meldend.

E u d o x i a.

Schwingt euch und ringt euch empor, ihr Gesänge, zum goldenen Ziele, Daß mich Eudoxia liebt. Engel erhüben mein Glück.

Ach, Sie verlassen—ich kann's nicht, — ich stürb' — und ich sterbe, nicht fliehend.

Aber kein Unglück baust, bis uns ein Hügel bedeckt.

Ja, kein Winter ist ewig, und Alles endet. — Ich hoffe. Endlich holder gestimmt, lächelt zum Lohne sie mir. Ständen auch Tausend Circassiens hier, aus Tausenden wählte

Jeder Eudoxia nur — doch unempfindlich ist Sie. Eine der Tugenden minder, die aller der andern Verdienst raubt! Guido beschwört Dich, und kniet.

Huldin, erbarme dich mein!

Ist zu feurige Lieb' ein Verbrechen und strafbar, Tyrannin?

Ach?, wer die Liebe nicht kennt, weiß nicht, was Seligkeit ist!

Lohn', Eudoxia, mich für so langes unsägliches Dulden!

Oder, empfindest du nichts, heuchle nur Zärtlichkeit mir! Besser ein süß entzückender Traum, als grausame Wahrheit!

Nein! o heuchle mir nicht! liebe mich!

denn ich verdien's.

Ehmahls und Jetzt. Soll nimmer Hoffnung, die nun Beglückter'» lacht,

Mit ihrem Lichtstrahl Hellen die schwarze Nachtz Soll jeder süße Trost verschwinden,

Soll ich nur Schmerzen für Treue finden? Nein, nein! — Zum Trost in meiner Verlassenheit,

Verbannt von spsyche's himmlischer Lieblichkeit, Will ich mein weiland Glück verkünden, Ach, und Belohnung im Mitleid finden.

L a i d t o n

Die zweite Liebesgöttin, Laidion,

Ist auch der Mitwelt Vesta, des Auges Gluth Lockt, entzündet; im Busen

Schweigt auf ewig das Mitgefühl. Der herzenunterjochende Cypripor Versagte grausam mir der Erhörung Trost;

Aber Leiden der Liebe Bannte gnädig der Träume Gott. Dem Tage groll' ich fürder.

Willkommen, Rächt!

Mein ist im Zaubertraume Laidion. Von der Schönsten umschlungen Neid' ich keines Monarchen Loos.

O laß mich ewig schlummern und diesen Traum Fortträumen, Schöpfer goldener Phantasie'»! Schlaf, der Bruder des Todes,

Ist Versüßer des Lebens mir. Ja, könntest du's halb ahnen, Laidion,

Wie Liebe dich verschönte, vergöttlichte, O du lohntest, beglücktest Nicht im Traume nur, wachend mich.

An meinen Husten. Sohn des Erebus! Plagunhold! Abmüdender Husten,

Der mit Ersticken mir droht!

Fleuch in's Gebiet der ewigen Nacht, der Qual und Verzweiflung Deine Heimath zurück!

Endlich erschöpfest du auch des kältesten Stoikers Langmuth,

Ja, die frömmste Geduld. Dich, Halsstarriger, kann nicht Zucker, nicht Feige, noch Honig,

Noch erwärmender Trank Mir versöhnen; sogar nicht Pillen-Bittre verjagt dich.

Meinen fröhlichen Sinn, Schlummer und Arbeitlust, und die himmlische Muse verscheuchst du,

Meine Gespielin zuvor.

Fleuch, unseliger Gast, zum unausstehlichen Schwätzer,

Welcher die Flügel der Zeit Weiß zu lähmen durch geistertödtendes Plaudern, verletzend

Hoher Geselligkeit Pflicht.

Ueberfall' im Geflüster den glatten tückischen Höfling,

Der, was Biederkeit liebt, Kühnanschwärzend, mit Lug das Ohr des Monarchen belagert!

Hemme des Lüstenden Wort, Der mit Heucheleiden bethört leichtgläubige Jungfrau'n,

Und der Betrogenen lacht! Zähm' Egoisten, und o Schönwiffenschaftlern die Zunge,

Die zu der Kritika Trotz

Ihr Gereimel zu preisen und vorzukrächzen erpicht sind! Strafe, wer Strafe verdient, Daß er keuche nach Luft mit schwarzblaudunsendem Antlitz,

Alter Sünden gedenk! Mich Unschuldigen aber, Tyrann! Fluchwürdiger Husten! Schüttr' und quäle nicht mehr, Oder Verwünschungen--------- Ach, du würgst mich! — Laß nur den Athem

Mir. — Ich verstumme ja schon.

Louisen am fünften November.

Ist meiner Stunden festlichste wieder da. Der sonst ich neubegeistert entgegensah,

Der Seele Gluth in Andachtsblicken,

Lieder im Mund, in der Brust Entzücken? Sie, Deines Erdenlebens die erste, ja,

Dje große, feiernswürdige Stund' ist da; Doch keine tönt der Jubeloden;

Schonender haften die Blick' am Boden.

Du suchst, Geliebte! — Niemand im Kreiso spricht, Und findest ach!

zwei freundliche Augen nicht,

Zwei Händchen nicht mit Weihgeschenken,

Süßes, erschütterndes Angedenken! Nur finke, fink', o Dulderin, nicht so ganz

Hinab in Schwermuth! Weilt Dich der Todtenkranz! Wie? Nicht der Strahlenkranz des Frohen? Leiden nur ist er, nicht uns, entflohen. Unsichtbar schwebt, Dein Genius, er um Dich,

Und lauscht: „Nun preißt wohl selig die Mutter mich?"

Wähnst Du, daß Gustavs Seligkeiten

Weinend und klagend wir nicht entweihten? Er ging voran.

Wir folgen.

Nur Blihmomente.

Die Jahre find

Heil dem verklärten Kind!

Mir leb' und Deinen Kindern nieden! Heilige Pflicht! — und sie lohnt mit Frieden.

Der Kummer tobtet. Harr' aus!

Männlich Dich aufgerafft!

Ergebung wappnet mit Heldenkrast.

Laß fünf getreuer, guter Wesen

Blutende Herzen, und Dein's genesen!

Vergiß der Nahen über dem Fernen nie! Denn ohne Dich, Louise, was wären sie?---------

Daß nicht der Liebe Flehn Dich kränke! Aber des ernsteren Wort's gedenke!

Allwill an seine verklärte Theoda.

Auf meinem Herzen trag' ich Dein holdes Bild,

In meinem Herzen strahlt's noch lebendiger. Mit Zähren, sehnend, küss' ich jenes; Dieses ist heilig mir, o Theoda!

In goldnen Träumen tritt es aus mir heraus Mit engelgleicher Schönheit, und lebt und liebt,

So, wie Du lebtest, noch die Meine,

Ja, wie Du liebtest an Deinem Brautfest. Von allen Männern weit der Beglückteste

Halt' ich, im Liebestaumel, umschlungen Dich; Dann bin ich Selm ar, Du bist Selma, Jedes: „Ich sterbe mit Dir!"

erbetend.

Doch wenn die gold'nen Träume das Frühroth scheucht,

Engt ach! die niederdonnernde Wahrheit mir Das Herz zusammen: Todt ;a bist Du, Reine, des längsten Lebens Werthe! „Des Jenseit - Lebens werther!"—So lispelt mir

Dein Genius. (Wie? Bist Du's, Theoda, selbst?)

Unsichtbar, tröstend zu.

Dich nicht mehr

Wein' ich dann, weine nur, daß ich lebe!

Bald — o des süßen himmlischen Vorgefühls! —

Ruht meine Hüll' auch neben der Deinen.

Bald

Schweb' ich empor zum großen Vater, Der Dich so schön, und so gut, und mir schuf. ?tm Throne dank' ich, suche nicht lange umher, Erkenn' aus Engelschaaren, Verklärte, Dich.

Umarmung erst! — Dann, Jubelhymne, Tön' in die Harfen dem Gott der Liebe!

Hirtenleben. Frei, nach Grosset. Köstliche Tage, die ihr ausschmücktet die Jugend der Erde!

Trauriges Schicksal!

Warum blüht nur in Liedern ihr noch?

Wie dem Verlass'nen das reizende Brld der verstorb'nen Geliebten, Preßt ihr, geschildert, umsonst zärtliche Klagen mir aus. Selige Zeit, da noch mit ewiger Frühlinge Blumen

Ewiger Herbste Genuß mrlde Vereinigung bot! Damals waren nur Schäfer die Menschen, nur Auen der Erdkreis, Kein Monarch und kein Sklav, Furcht und Regierung noch fremd.

Bei der gerecht unknechtischen Freiheit, der Gleichheit Gefährtin,

Schmeckten wohl Jedes und Eins gleiche Gefühle der Ruh, Dichtere Blätter zum Dach, und schattige Hecken zu Wänden, Dich zum Tempel, o Hain! Rasen, und dich zum Altar.

Göttliche stiegen herab, noch nicht von Schande gebrandmarkt, Rings durch Spenden und Huld, minder durch Blitze gekannt.

Damals walteten Laster noch nicht, und Stürme des Frevels, Tugend jedes Gelüst, Leidenschaft Herzen noch fremd.

Schäfer lernten Vernunft und Gesetzlichkeit nur vom Natürliche

Noch vergifteten nicht blendende Weisheit und Trug. Ordnung herrschte, geliebt im ländlichfrei'sten der Staaten; Weniger dachte das Bild Gottes, und handelte mehr.

Schwererer Künst' und tiefanstrengenden Wissens noch unkund,

Uebt' es von Sorgen befreit, friedliche Künste mit Lust. Zärtlicher Töne harmonischer Klang, vollgültige Freiheit

Hat zu gefälligem Reim, hat zu Gesängen beseelt. Eitelkeit, grämliche Sorg', abängstender Hoffnungen kurze

Freuden und langes Bereu'n kannten die Glücklichen nicht,

Nicht das Entführen des Gold's aus felstgen Schachten, die kühne Fahrt auf den Wogen noch nicht, oder die Flammen des Kriegs.

Nur, wo ihr Erbtheil war, floß ruhig und endet' ihr Leben;

Keiner verirrte vom Strand, wo man ste wiegte vordem. Laster zertrümmerten nicht in der Jugend die Bande der Unschuld,

Reulos blickte der Greis auf das Vergangne zurück. Frevel, so werth der.schon früher'» und schweren Bestrafung, ge­ schah'» nicht;

Träge nur schien für sie der uns ereilende Tod: Allen ein Fest schien jeglicher Tag.

Nicht in Schlachten, in

Liedern Ward um die Hirtin der Preis selbst da von Amor gereicht, Der, noch stttsam, den Schäfern ein Gott, mit freundlichen Augen Ohne der Binde Verdruß, goldene Pfeile nur schoß.

Liebenswürdig, den Pflichten getreu, Vielwissens nicht lüstern, Wähnte die Hirtin sich , galt sie nur für schön und beglückt. Ihr Puhtischchen ein grünender Rasen, ihr Spiegel die Ouelle,

Veilchen, Vergißmeinnicht, Nelken und Rosen ihr Kranz.

Einfach ihre Gewänder, und rein, wie die weidenden Schaafe,

Und aus der zartesten Woll' alle gesponnen mit Fleiß. Ja, Dir weihete ganz sie den Frühling des Lebens, o Herde, Ohne dem emsigen Schutz flüchtiger Hunde zu trau'n.

Glückliches Herrschen der Mutter Natur! — Ach kehre doch wieder, Selige Zeit, wo gerecht iinmer die Gleichheit regiert! Reizendes sanftes Geschick! Warum entschwandst du so plötzlich? Weh'! Dich kennen nicht mehr, die nun bewachen die Au'n!

Doch — war je die gepriesene Zeit? und besang ich kein Unding? Augenzeugen, wo habt ihr'S mit dem Griffel bewährt? II. Band.

Drüber, ich such' in Annalen umsonst, und finde nur Klagen, Jeglicher härmt sich im Lied, später geboren zu seyn.

Ward nicht vom Blute des Ersten der Schäfer die Erde besudelt? Nach' übt Nemesis ja furchtbar am Enkelgcschlecht. Neidet die Vorwelt nicht ob den lieblich ersonnenen Fabeln!

Unglückselig und schlimm trieben's die Menschen von je.

Das Glück der Seelenruhe. Wenn nach des Mann's wahrglücklichsten Glücke dich Gelüstet; fink', Urlehren der Stoa treu,

Herrscht Freude, nicht in Wonnetaumel: Lastet der Kummer, nicht in Verzweiflung!

Nie soll dich Ehrgeiz spornen zur Hoffarth, dich Kein Feindes-Unbill stürmen in blinde Wuth;

Nie Durst nach Rang und Glanz, und eitler

Lobesvergeudung in dir erwachen. Der Schönen Anmuth, Jugend und Reiz allein Soll deines Herzens nie sich bemächtigen.

Gestattest Amor'n du den Einlaß,

Wird er im Fluge dich unterjochen.

Durch steten Abtrieb jener Gefahren nur, Erringst du wahr unstörbare Seelenruh,

Den höchsten Lohn, den hier die Erde, Dort uns der Himmel vermag zu spenden.

Der Schönheit Nachruhm im Liede. Der Lust, der Unlust Quelle, der Menschheit Zier! Zu lang', o Schönheit, quäle den Sänger nicht!

Denn flüchtig ist dein Reiz; nur Er kann Dich an der neidischen Parze rächen.

------------ —

Im Liebeswahnstnn folgt er zum Tartaros Dir mit der Lyra, zwingend zur Huldigung) Doch deiner bleichen Nebenbuhlin

Folgt in das stygische Land kein Orpheus. Sein Kuß ist ehrend, seine Gesänge weih'n

Dich spätem Nachruhm, tönen von Mund zu Mund, Und selbst der Vesta Priesterinnen Sind für so preisliches Lied erbittlich.

Ja, wenn er starb, hehr thront die Unsterblichkeit

Ob seinem Haupt, er fliegt dem Olympe zu, Und seiner Hochgeliebten Nahme

Bleibt noch dem fernesten Enkel heilig.

Wer

i st' s.

Der Schönheit Zögling, oftmal der Laune Sohn, Von Thorheit sanft gegängelt, der Hoffnung Spiel, Kind nach böslichem Starrsinn,

Nach Erfahrungen hochbetagt, Taub dem Gebotruf strenger Gerechtigkeit,

Tyrann und herzanlockender Schmeichler doch,

Nänkevoll und natürlich,

Statt der Pflicht, dem Gefühle treu, Den Augen liebenswürdig, und liebevoll, Dem zarten Herzen fürchterlich, grausam — Wer Jst's? —

Wie? Kennt Ihr mcht Amorn,

Der Olympier Mächtigsten?

D i e

Rose.

Nach Marino. *)

Rose! Pflanze des Kupido! Du vom Himmel selbst geschaffne,

Du mit meinem Blut gefärbte Rose! Zier der Welt und Kleinod

Der Natur! Du keusche Tochter

Sol's und Gäa's! Pfleg' und Wonne

Jeder Nymphe, jedes Hirten! Ehre der geruchbegabten Blumenstämme! Jeder Schönheit Erster Palmzweig ziemt dir, hohe

Herrscherin des Blumenvolkes! Königin auf schönem Throne In der eig'nen Blüthe Schranken!

Dich umflattern, wiegen, kühlen,

Schmeichelnd, kosend, milde Weste, Und von Reisigen ein Schuhheer

Steht um dich mit spitzen Schwertern. Eine gold'ne Fürstenkcone, Einen Purpurmantel trägst du,

Stolz in königlichem Pompe.

O du Majestät der Gärten, Pracht der Wiesen, Frühlings-Perle, Auge des Aprils! Dir danken Grazien und Amoretten

Vor die Brust und in die Locken

*) Trotz der uns Deutschen auffallenden bilderüppigen Ueberladungen dennoch um vieler Schönheiten willen verdeutscht-

---------------

Holde Knospen, Wohlgerüche. In Rubinenbechern reichst du

Hier der niedlichkleinen Biene,

Dort dem nahen Zepbyrn- Schwarme Labenden krystallenen Thaumeth. Phöbus Ehrgeiz darf nicht prahlen,

Daß vor ihm die Sternlein schwinden z

Denn voran strahlt auch dein Schimnur Unter Nelken und Violen.

Er ist Schmuck in seiner Sphäre, Du bist Schmuck in deinem Kreise. Du bist Phöbus auf der Erde, Und Er ist die Ros' am Himmel,

O gewiß, Er wünscht auch Gleiches. Phöbus ist wohl dein Geliebter,

Du bist Phöbus Auserkorne. Ja, mit Deinen Farben kleidet

Um die Dämmerung Er Auroren;

Du verbreitest seine gold'ne Feuerfarb'ne Tracht auf Blätter

Und in Locken.

Immer keimt ja,

Ganz den Liebling nachzuahmen, Dir im Schoß ein kleiner Phöbus, Solchen! Dienst gebührt Belohnung.

Sey mir denn vor allen Blumen

Günstling du, mir Hochgeliebte. Jedes Mädchen, dessen Schönheit Alle preisen und bewundern,

Soll mir dann erst reizend heißen, Wenn ihr Mund und ihre Wangen

Deine Purpurfarbe tragen.

Liebesklagc. Woher mein unwillkommenes Erinnern An Dich, du holder Ungetreuer! — Ach! Warum kann ich, die Beispiellos-Gekränkte,

Weil ich zu sehr dich liebte, Dich nicht hassen? Wie? — Deiner Grausamkeit und Deines Meineids

Vergessend — wie — so feurig schlägt mein Herz? Ha, wenn daraus ich ihn nicht bannen kann. Will sein ich fortgedenken, doch mit Abscheu. Sey, Gott der Webe, günstig meinem Vorsatz,

Und lehre mich so heiß den Täuscher hassen.

Als ich ihn liebte. Das ist Rache nur. Umbilde sich zur Wuth betrog'ne Liebe, Und meiner Zärtlichkeiten ewiges Andenken schwärze des Verbrechers Bild.

Ruf' all' die wunderseligen Momente, Da seinem Sehnen, seiner Gluth mein Herz Entsprach, sie rufe weinend all' zurück!

Ach, tausend Liebesunruh'n quälten mich.

Ich wähnte mich nicht schön genug, Lenardo's Nicht werth genug , und seinen Feuerwünschen

Nicht vollgenügend, daß im Schooß der Wonne Ich halb nur glücklich ward.

Ich mochte damals

Voraus wohl seinen Unbestand schon ahnen.

Den unheilschaffenden. O ungerechte Vergütung treuer, ja, votlkommner Liebe! Dankloser! Sprich! Was that Helmina Dir, Daß sie zu solchen Martern Du verurtheilst? —

Ich liebte dich zu liebend. — Wehe! Soll Mein Uebermaß von Zärtlichkeit Dein Scheiden Rechtfertigen? Worüber strafst du mich?

Geh, Flatterstnn, Eidbrüchiger, Barbar!

Zu meiner Nebenbuhlin und erzähle

Ihr spöttischlachend meine Schmerzen! Mahle

Mit schönen Farben Deinen Hochverrath Am Liebesgott und mir! Um diesen Preis Ist dein ihr feiles Herz.

Je schuldiger,

Je liebenswürdiger erscheinst ihr Du.

Doch schmeichle nicht mit langem Glücke dir. Des Wankelmuthes Beispiel ist gefährlich.

Du lehrst ihr, treulos seyn.

Den Schmetterling

Zu strafen ziemt der wechselnden Kokette,

Dann fallen Dir vielleicht vom Auge, doch Zu spät, die Schuppem

Dann erkennst, mit Scham

Ob deiner pflichtentweihenden Verirrung, Die Langerkannte Du, willst auf den Knie'n Vor mir abbüßen die Beleidigung.---------

O Himmel! Wenn er reuvoll wiederkehrte! Wie ist mir! — Zorn und Rachgier.sind verschwunden.

Wie? Seufzest du, mein Herz! O stille, Herz! Ich fühle meine Schwächen.

Seufze nicht!

O Schickung! — Alles scheint verschworen, heute Mich zu verrathen schmälig, und mein Haß

Ist zärtlicher, als meine Liebe war.

Nächtliche Wonne. Fliehe nicht jeht, nicht gcrad' im schönsten Moment, wo die Wonne

(Gleichend der Blume der Mitternacht, So dem gewöhnlichen Licht ja die Huldigung pflegt zu versagen.)

Magisch und reich zu erblühen beginnt

Söhnen der Nacht, und Mädchen, die lieben die Schimmer des

Mondes z Denn für die Söhne der Nacht allein

Scheinen geschaffen der Mond und die Schönheit;

da flimmert

der Goldwein, Glänzen die Wellen vom süßen Zug.

Bleib, o bleib! denn seltener bildet die Fröhlichkeit Ketten,

Aehnlih den Ketten in dieser Nacht. Bleib, o bleib! denn so bald die verschlungenen Gleiche zerreißen, Thuts dem beseligten Herzen weh! Fliehe nicht je$o! Dem Quell, der vordem bei dem Tempel des Ammon

Spielend im Schatten vorüberfloß, Und, obschon eiskalt am Tage, wie fröhliche Seelen

Steigende Gluth mit der Nacht gewann, Gleiche das Herz und das Auge der Schönen, daß, leuchtet die Sonne, Stets, wie gefrorene Bächlein kalt,

Keines erwärm', als mit den verwandteren nächtlichen Stunden! Dann erst erwache die stille Gluth!

Bleib, o bleib! denn »verbürgt, daß je sich ein Morgen so himmlisch Flammender Augen erfreut, wie hier.

Erotische

Lieder.

Liebeslied

Wie lieb' ich dieses Myrthenwäldchen, Wo du, Sophie, bist! O wie sein Dämmerschatten

Der Liebe günstig ist! Hörst du das süße Zwitschern

Und Scbnäbeln über dir? Solch Lustkonzert, voll Huldigungen, Geziemt dem lieblichen Revier.

Sieh, diese Vögel kosen alle!

Sieh, wie der Bach zum Bächlein schlich! All' diese Bäume, Blumen Und Weste lieben sich.

Hier dieses Panorama, Voll bunter Mahlereien, Und Alles ringsum flößet Liebe Dem wonnetrunknen Herzen ein. Ach wenn, dem Reiz unwiderstehbar, Gefühl in Allem webt und glimmt,

Wenn Alles holdbezaubert, Hier Liebe giebt und nimmt,

Willst du den Amor kränken, Dies Heiligthum entweihen, Und in der trauten Schaltenwölbung Allein die Unentflammte seyn.

O länger zweifle nicht, Sophia! Dies Wäldchen ist der Liede Reich,

Ihr Thron der weiche Rasen, Ihr Schleier dies Gesträuch. Komm! Feir' in meinen Armen

Des Frühlings Wiederkunft!

Komm! Theile diesen Rausch der Seele, Der weiser ist als die Vernunft.

Ja, nun verkündens deine Blicke, Daß mir dein Herz gewonnen ist! —

Du hast mit sanftem Kusse Den leichten Zorn gebüßt. Dank, Gott der treuen Liebe! Du riefst der goldnen Zeit!

Bedecke mich mit deinen Flügeln, Sonst wüthen Eifersucht und Neid.

Lied der Treue. Nun sind ein Pärchen wir.

Laß aber dir verkünden, Noch sind wir Beide jung;

Doch wird die Jugend schwinden. Oft mögen Dornen wir

2(uf unserm Weg' erblicken, Allein mitunter auch Ein schönes Röslein pflücken.

Wenn düstre Wolken auch

Mein Angesicht umziehen,

Dein holder Sonnenschein, Dein Lächeln heißt sie fliehen.

Wenn eitle Grillen dich Und Spleen zuweilen plagen, Sey's mein Triumph, mein Glück, Sie küssend zu verjagen.

Nicht Reichthum wünschen wir, Zu schwelgen nach der Mode;

Was ist auch Schwelgerei?

Ein kurzer Weg zum Tode. Nicht Größe wünschen wir,

Die in der Hütte wohnen; Die herbsten Sorgen wohl Entspannen sich auf Thronen.

Du melkst nur Eine Kuh;

Doch, wie ich Hoffnung schöpfe,

Füllt eine Zweite bald Mit reiner Milch die Töpfe. Muß in mein Aeckerlein

Ich mit dem Pfluge dringen, Verkürzt ja mir die Zeit

Dein Plaudern und dein Singen.

Sodann bewirthen wir, Sinkt nun der Abend nieder, Den guten Nachbar gern Mit Brod und Fisch und Eider.

Denn, liebes Kind, wer mag Für sich allein nur leben? Die höchste Seligkeit Des Lebens ist ja — Geben.

Nothkehlchen finden noch Und Sperling ihre Gabe, So lang du Krumen hast, Und ich der Körnlein habe.

Sie sollen nicht allein Umzwitschern uns im Grünen, Nein, uns zum Beispiel auch Für treue Liebe dienen. Wenn deine Schönheit floh, In deines Herbstes Tagen, „Dein schöner Mai war mein" Will ich mir dankbar sagen.

Und wird mein braunes Haar Zu Grau sich umgestalten, Soll noch in meiner Brust Der Liebessommer walten.

An Rosa. Du gebietest, daß ich scheiden, Nimmer Dein gedenken soll. Lebe wohl! — Ich wrll ja leiden, Will gehorchen ohne Groll. Aber ach! die Frühestunde Und die Liebe steh'n im Bunde. Wenn ich Dein vergessen soll, Und nicht mehr Dich lieben, Laß es, Rosa, mitleidvoll Dis zum lichten Tage mich verschieben!

Unentzückt vom Sonnengolde Steh' im Schöpfungsgarten ich, Alles Zarte, Schöne, Holde Mahnt an Deine Zauber mich.

Veilchen, Rosen muß ich pflücken, Haupt und Busen dir zu schmücken. Wenn ich Dein vergessen soll, Und nicht mehr Dich lieben,

Laß es, Rosa, mitleidvoll Bis zur Abendröthe mich verschieben.

Meine Hoffnung welkt im Keimen, Spät, bekümmert schlief ich ein,

Und in süßen Wonneträumen, Braut des Herzens, warst Du mein.

Deinem grausamen Befehle Widerstrebt die treue Seele. Wenn ich Dein vergessen soll,

Und nicht mehr Dich lieben, Laß es, Rosa, mitleidvoll

Bis zum Morgenröthe mich verschieben. Ich verbarg mit meinem Grame Mich im fernsten Eichenthal;

Doch im Herzen klang Dein Name, Und ich rief ihn tausendmal. Ach, und Freundin Echo nannte

Tröstend mir die Wohlbekannte. Wenn ich Dein vergessen soll, Und nicht mehr Dich lieben,

Laß es, Rosa, mitleidvoll

Bis zur stillen Mainacht mich verschieben.

Morgen mahnt die Schöpfung wieder

Nur an meine Rosa mich, Gleiche Träume steigen nieder;

Freundin Echo tönt nur Dich--------Dein vergessen? Dich verlassen? Nein! — Dich lieben und erblassen! —

SBenaf ich Dein vergessen soll, Und nicht mehr Dich lieben,

Laß es, Rosa, mitleidvoll Bis zum letzten Hauche mich verschieben

Pastora, nach dem Englischen.

Gebt Kunde mir, Schäfer! Ersaht ihr Pastora, Lustwandelnd zum Bad im erquickenden Fluß?



Ersaht ihr die Nymphe, so jung, wie Aurora, Wie Cypris, so reizend , geschaffen zum Kuß? — Ich suchte ste rundum mit Sehnen und Thränen,

Die Schönste der Schönen, sie, meinen Gesang, Das göttliche Wesen, die Tochter des Klausners, Die wohnt dem Gestade des Alnus entlang.

Zwar buhlten so Grafen als Herrn um die Holde, Und kosten und träumten von eh'lichem Band;

Doch ungerührt stand sie von Rang und vom Golde, Und lispelte: Schmeicheln hat keinen Bestand.

Als ich sie zuerst an dem Ufer gewahrte, Gewann sie mein Herz, und war Liebe mein Rang. O! Liebe versprach mir die Tochter des Klausners, Die wohnt dem Gestade des Alnus entlang. Soll ich um Pastora nun klagen und schmachten? Verführte sie Reichthum und höfischer Glanz? —

Nein! Flitter verstand sie ja längst zu verachten;

Beständigkeit, Liede beseelen sie ganz.

97 Nie kann sie der Mammon Golconda's verlocken. Ihr Freisinn -und Treusinn ist ewig mein Sang.

Drum gieb mir, o Himmel, die Tochter des Klausners, Die wohnt dem Gestade des Alnus entlang!

Sorge. ,,Die Stürme brausen wild heran —

„Weh! Meine Netze! Weh! Mein Kahn!'/ Wie? noch an Netz und Kahn zu denken?

Und ist bei mir! — Das muß mich kränken. //Ich dächte nicht an Netz und Kahn,

„Bliebst du mir treulich zugethan z „Allein die Schönen, selbst die Guten,

„Sind wandelbarer, als die Fluthen. Dann wär' ein armer Fischer ich. Wär' ohne Kahn und Netz und — Dich!

Abschied im Mai. Verblüh', o Laube! Wohin der Himmel Sonst niederstieg! Versieg'/ o Quelle!

Die seinen Nahmen Zu lispeln schien!

Verwachs', o Rinde, Mit unsrer Nahmen

Verschlung'nem Zug! II. Band.

Zerfall', o Rasen! Zu Staub zerbröckle,

Werd' unsichtbar!

Ihr Nachtigallen, Singt, ich beschwör' euch,

Nur Elegi'en! Du, seiner Flöte Nachhall, verstumme,

Waldecho, du! Denn mein Geliebter

Vergaß der Eide, Ward ungetreu!

Umsonst, euch rührt nicht Mein ernstes Bitten,

Mein TrauerlooS! So fahre wohl, du, Nicht Ruhethälchen, Nicht Eden mehr!

Du meiner Wonnen Vcrborg'ne Heimath, Leb' ewig wohl! Nein! — Bleiben muß ich,

Wo nicht nur Stunden,

Wo Mond' und Jahre Ich selig war. Hier wist im Kummer

Ich vor den Rosen Verblüh'» in grüner

Umdämmerung,

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Hier sterben, schwelgend In Nachgesühlen Der gold'nen Zeiten, Die nicht mehr sind, Hier satt mich weinen. Für Ihn noch beten, Ihm noch vergeben. Und nicht mehr seyn! O dann bestatte Mich in der Laube, Mit stillen Thränen, Verlogner Freund! Und fühl': e.s gleiche Nichts meiner Liebe, Nichts meiner Treue Bis in den Tod.

Liebes-Lied. O Treulieb, wärst ein Röslein fein Im Blumengarten Du, Ich sänke mit dem Morgenschein Als Tröpflein Thau Dir zu! Du bist mein Himmelsegen, Du bist mein Erdenglück, Und lächl' ich Dir entgegen, So lächelst Du zurück.

O wärst ein Waizenkörnlein Du, Und wüchsen Flügel mir, Ich schwebte blihgeschwind Dir zu, Und flöge weg mit Dir.

! Mich that die Jagd ermüden,

Ich schliefe gern im Frieden.

„Was bot Sie zum Mittagmahl, „Lord Randal, o mein Sohn?" —

Ein Aal, gekocht in Brühe,

War des Berufnen Lohn. Ein Aal, geschmacklos, schaal und kalt.

O Mutter macht mein Bett nur bald! Mich rhät die Jagd ermüden,

Ich schliefe gern im Frieden. „Wo blieben deine Doggen, „Lord Randal, o mein Sohn?" —

Sie krankten, schwollen, starben, Der Himmel weiß wovon?

Spürhunde risch und noch nicht alt! O Mutter, macht mein Bett nur bald!

Mlch that die Jagd ermüden. Ich schliefe gern un Frieden.

,,Mir bangt, du seyst vergiftet, „Lord Randal, o mein Sohn!"

Ja, Mutter, ja, vergiftet! Mir nagt's am Herzen schon,

Die Elfersucht, die List vergalt. Ach, Mutter! macht mein Bett nur bald!

Mich thät die Jagd ermüden,

Todt schlaf' ich dann im Frieden»

Die Erscheinung. ,/2ich ist mein treuer Wilhelm

/.Gefangen oder todt?"

So klagte, bleich von Sorgen, Paulina jeden Morgen,

So bis zum Abendrot!). Und sank die Nacht herunter.

Die Sorgenstillerin,

Bangt' ihr in schweren Träumen

Ob seines Ungars Bäumen, Und Feind' umringten ihn.

Voll Sehnsucht, ohne Kunde, Erlag den Qualen sie.

Die schönste holder Braute Ward nun der Krankheit Deute Und der Melancholre.

Sie fluchte den Barbaren,

Sah ihre Mordbegier, Ihr Drohen, sah vor Allen

Ihn kämpfen, bluten, fallen, Und rief: Ich folge Dir. Doch um die zwölfte Stunde,

Beim trüben Lampenschein, Trat in der Jugend Reizen, Geschmückt mit Ordenskreuzen, Ihr Bräutigam herein. Er sprach mit sanfter Stimme

Und liebevollem Blick; „Mein Geist umschwebt Dich immer.

„Pauline! Weine nimmer! „Ich komme bald zurück." Er schwand. — O liebe Mutter!

Mir ist — Ich fass es kaum —

Mit Trost in Wort und Mienen Ist Wilhelm mir erschienen.

O wär' es doch kein Traum! — „Vielleicht ein süßes Ahnen,

„Und mehr als Traumgesicht I" — Nein, Mutter! Laß mich weinen,

Wohl kann sein Geist erscheinen, Doch Wilhelm lebend nicht. Und um die zwölfte Stunde, Bei Hellem Lampenschein

Trat freudig, nicht mehr stille,

In weißer Mantelhülle Ihr Bräutigam herein.

Er sprach mit lauter Summe:

„Nicht diesen scheuen Blick! /,Sieh deines Ringleins Schimmer. ,/O Liebchen! Zweifle nimmer! „Ich komme heut zurück."

Er schwand. — O liebste Mutter! O nahmenloses Glück! Bei Gott! Er ist's gewesen!

Heil mir! Ich bin genesen.

Er kommt ja heut zurück. Und um die zwölfte Stunde, Bei klarem Sonnenschein,

Trat in den Jugend Reizen Geschmückt mit Ordenskreuzen

Ihr Bräutigam herein. „Da bin ich, unverwundet,

„Kein Traumbild, wieder Dein,

„Pauline! Dein auf immer!

„Ich komm' und scheide nimmer, „Uns trenne Tod allein." Er kniet an ihrem Bette,

Drückt ihre Hand mit Lust; Gestillt war Berber Sehnen.

Er fallt mit Wonnenthränen Stumm an Paulina's Brust. „Und die Erscheinung? — Zweimal?" War ich mein Liebchen, ich.

Schön ist gelöst der Knoten, So hat's der Arzt geboten. So mir gerettet Dich!

Rettung, nach einem alten Volksliede.

£) halt/ Schiffer, halt! Gern wird von Sklavenketten Lieb-Schwester mich erretten.

Da kommt sie hergewallt. Befreie doch mein junges Leben!

Ach gute Schwester, wolltest du Nicht zum Versatz des Ringes Demant geben?

Und frei bin ich im Nu.' —

„Wer thut auf Edelstein Verzicht?

„Dein junges Leben rett' ich nicht. „Fahr' zu, Schiffer, zu!"

O halt, Schiffer, halt!

Gern wird von Sklavenketten Mein Bruder mich erretten. Da kommt er hergewallt. Befreie doch mein junges Leben!

Ach treuer Bruder, wolltest du Nicht zum Versah die Silberschnallen geben?

Und frei bin ich im Nu. —

„Wer thut auf Silber gern Verzicht?

„Dein junges Leben rett' ich nicht. //Fahr' zu, Schiffer, zu!"

O halt, Schiffer, halt! Gern wird von Sklavenketten Herzvater mich erretten.

Da kommt er hergewattt. Befreie doch mein junges Leben!

Ach theurer Vater, wolltest du Nicht zum Versah den feinsten Leibrock geben? Und frei bin ich im Nu. —

„ Wer thut auf seinen Rock Verzicht? „D(in junges Leben rett' ich nicht. „Fahr' zu, Schiffer, zu!"

O halt, Schiffer, halt!

Gern wird von Sklavenketten Herz mutter mich erretten. Da kommt sie hergewallt.

Befreie doch mein junges Leben! Ach beste Mutter, wolltest du

Nicht zum Versah dein goldnes Kettlein geben? Und frei bin ich im Nu. — „Wer thut wohl auf sein Gold Verzicht? „Dein junges Leben rett' ich nicht.

//Fahr' zu, Schiffer, zu!"

O halt, Schiffer, halt!

Gern wird von Sklavenketten

Mein Liebster mich erretten. Da kommt er hergewallt.

Befreie doch mein junges Leben! Ach, einzig Liebster, wolltest du

Dein gutes Schwert nicht zum Versähe geben?

Und frei bin ich im Nu. — „Dein junges Leben rett' ich bald. „Nimm Alles, Alles! Greife zu! „Halt Schiffer, halt!

Jesus, der Knabe. Der Knabe Jesus wollt' ein unschuldvotles Spiel

Mit andern Knaben kaum beginnen. Als Emer schon in's nahe Bächlein fiel.

Trotz seinem eiligen Entrinnen Stand unrein er, bemakelt da. Und weinte, bang, was ihm zu Haus geschehe. Als Jesus den Beklomm'nen sah,

Blickt' er wie betend in die Höhe, Berührte Jenes Kleid im Nu,

Und lispelt ihm, holdlächelnd, zu:

„Mein Guter, laß dein Ach und Wehe!

„Denn rein und trocken ist dein Kleid." — Er fand's, er fühlt's erstaunt, erfreut. Die Knaben sah'n, wie in Verklärung Den kleinen Wunderthäter steh'n, Und knieten nieder. — Ungeseh'n

Entschwand er ihrer Hochverehrung.

Aage und Else. Nach

dem

Altdanischen.

Von hinnen ritt Herr Aage,

Der Ritter, hocherfreut Zu seiner trauten Else

Der besten, schönsten Maid.

Kaum schwand den Anverlobten Ein Monat und ein Tag, Als todt der Vielgeliebte In schwarzer Erde lag.

O wre Braut Else jammernd

Nach ihrem Aage rief. Den Nuf vernahm Herr Aage

In schwarzer Erde tief. Da trug auf weißem Nacken Der Ritter seinen Sarg, Und schwebte zu der Kammer,

Die Liebchens Thränen barg. Er pochte mit dem Sarge Bei Mondlicht an die Thür:

„Schleuß auf, mein Lrebchen! — Else,

Dein Bräutigam ist hier." „So oft an Jugendfreuden

Dein Herz sich laben kann. Füllt sich mein Sarg bis oben Mit Nosenblättern an." „So oft du weinst und klagest

Aus tiefgebeugtem Muth, Füllt sich mein Sarg bis oben Mit schwarzem dichtem Blut."

„Die Hahne krah'n! — Ach, Else! Leb' wohl! Ich muß hmaus. Nun müssen alle Todte

Zurück in's enge Haus."

„Blick, auf zum Sternenhimmel! Schau wie dre Nacht entfleucht!

O, flöhen deine Sorgen, Auch so gewiß, so leicht." Lautweinend sah Braut Else

Empor zum Sternenlicht.

In's Grab entwich der Todte, Jedoch chr Kummer nicht.

Kaum schwand der Hochbetrnbten Ein Monat und ein Tag,

Als sie bei'm Treugekebten, In schwarzer Erde lag.

Das

Mädchen

und die Hasel.

Nach einem alten Volkslieds Das lange Näh'n und Sitzen war

Entleibet Margarethen, Ihr klangen süß und wunderbar

Die Geigen und bie Flöten.

Sie wollte Rosen pflücken geh'n Wohl auf der Frühlingshaide,

Und sah dort eine Hasel steh'n

In frischem grünem Kleide. Sei mir gegrüßt, du Hasel fein!

Woher so grün und blühend?

//Ich danke, wackres Mägdelein! Woher so schön und glühend?"

Wie kommt dir heut' das Fragen ein? Sprach lustig Margarethe.

Ich trinke kühlen, edlen Wein; Daher die schöne Röthe.

„Verschönt des Weines Gabe drch, So mag zur Antwort dienen: In kühler Frühe thaut's auf mich;

Daher mein Blüh'n und Grünen."

Entblättert wirst du wieder grün Mit jedem Lenz gefunden;

Doch ist des Mädchens Kranz dahin. Sind Roth und Lenz verschwunden. „Soll unverwelkt dein Kränzlein steh'ri/

Muß Näh'n dir nicht entleiben, Mußt nicht nach jungen Lassen seh'n, Und Narrentänze meiden."

Viel Dank! Ich will, du Hasel, fein/

Gefahren zu entrinnen, Zu Hause, fern von Tänzen seyn,

Und fleißig näh'n und spinnen.

Lili's Erzählung. Liebes Mütterlein! O höre!

Fieber war es nicht, Auch kein Traumgesicht; Denn „Erwache!" rief's, ich schwöre/

Und ich sah des Mondes Licht, Und da schwebten Engelchöre Im Verklärungsschein Im mein Kämmerlein, Lächelten und sangen,

Und die Harfen klangen; „Du bist gut und fromm. „Schwesterseele, komm „In das Reich der Wonne,

„Siehe die Madonne,

„Winkt dir ja hinauf." —

Und sie sangen wieder

Himmlisch süße Lieder

Und verschwanden drauf.

Immer, immer ziehen

Diese Melodien Noch mich zaubrisch an: Aber ach sie fliehen,

Will ich leise nahn. Ach, die schönen Engel, Wesen ohne Mängel,

Laden mich von fern. Ihre Harfen klingen Und ich folgte gern

In das Reich des Herrn, Hätt' ich Engelschwingen--------O vergieb mein Wünschen! 9?ein! Ohne dich, Liebmütterlein

Möcht' ich nicht im Himmel seyn.

Altes Lied. Geht doch über Zuckersachen, Wenn die blanken Weine lachen.

Geht doch über blanke Weine,

Wenn da singt die Zechgemeine. Geht doch über Lredersingen,

Wenn die Saiten lustig klmgen. Geht doch über Saitentöne, Halt, im Tanz', ich Schön' um Schöne. Geht doch über Tänzerinnen,

Kann ich holden Blick gewmnen.

2Sb

________ Geht doch über holdes Blicken, Wenn mich süße Wort' entzücken.

Geht doch über süßes Mörteln,

Kann ich stillen Kuß ervörteln. Geht doch über Kuß-Erlangen, Kann mein Liebchen ich umfangen.

Sie umfangen — Nichts geht drüber,

Ist je länger mir, je lieber!

Der Hund. Vom stillen Alpenkloster schied

Im Frost ein Pilger schnell. Fidel, sein Hündchen, springt voraus Mit freudigem Gebell.

Er sieht mit Staunen rings um sich

Des Winters Majestät, Und betet still den Schöpfer an,

Indem er thalwärts geht. Da tönts, wie dumpfer Donnerhall; Da kracht's und rollts im Nu,

Und eine Schneelawine deckt

Den Wandrer plötzlich zu. Sein Hündchen eilt zurück und sucht

Wohl auf und ab die Höh', Und schnobert, nahe seinem Herrn, Und scharrt umsonst im Schnee.

Es fliegt den frommen Mönchen zu,

Es wedelt, winselt dort,

Und lockt zu rascher Hülfe sie

Mit Schmeicheleien fort.

Schon weilt es, wo sein lieber Herr

Verschüttet liegt, und bellt. Sie graben nach. — Er Horts und ruft,

Wie aus der Unterwelt. Sie rasten nicht —sie schaufeln fort

Wohl eine Stunde lang — Er ist's — er tritt aus seinem ^rab: „Ihr Rettet! Meinen Dank!" —

„Nicht wir, mein Freund, dein .Retter ist

„Der kleine treue Hund." — Er forscht. Sie "thun, was stch begab, Dem Tiefgerührten kund. „Als ob er uns verstände, hüpft „Dein Hund empor an dir."

Er drückt ihn weinend an sem Hertz

Und küßt das gute Thier.

„Neu hab' ich deinen Werth erkannt, „Du Freund in höchster Nothk

„Dich lohne steter Ueberfluß! „Ich denke dein im Tod. „Einst soll, mein Retter, mein Fidel,

„Auf meinem Leichenstein, „Dein Bild, dein Nahmen detne'That

Schön eingegraben seyn.

Die W ah l. „Wähle, Du — nicht Gottes Diener!

„Sündenvoller Capuciner! „Oder ich erdrossle dikh. „Du mußt todten, ehedrechen, II. Band.

//Oder bis zum Rausche zechen!" — Brüllte Satan fürchterlich, Und verhieß den Teufeln allen: Dreimal soll der Heuchler fallen.. Und der Pater sehr bescheiden, Mord und Ehebruch zu meiden. Wählte den Champagner keck, Schlich zur Wirthin, brach die Ehe, Und erstach den Wirth, der „Wehe!" „Diebe!" rief im ersten Schreck; Also mußt' er dreimal fallen, Und ihn packten Satans Krallen.

Nach einem alten Liede. Ich ging vorüber Am Fenster Dein. Nichts that ich lieber Jahr aus Jahr ein. Und sah ich hinüber An's Fenster Dein, So strahlten herüber Schönäugelein. Mein Herz ging über Dom freundlichen Schein. Ein Liebesfieber Schlich mählH ein.

Einst sah ich hinüber Nach der Aeugelein Schein. Da ruhten die Schieber Am Fenster Dein.

Ich starrte hinüber. Ich fühlte Pein.

Mein Auge ward trüber z Wo mag Sie seyn?

Doch ging ich vorüber Und dachte Dein.

Nichts that ich lieber

Jahr aus Jahr ein. Da rief mir herüber Dein Mütterlein:

„Bis weit an die Tiber „Reist Sie hinein.

„Ihr Vater, mein Lieber, „Sammt Töchterlein

„Will sich an der Ti.ber

„Ein Jahr erfreu'n." — Mein Glück ist vorüber! Seufzt' ich z doch — nein!

Ich werd' auch Dein Lieber In Welschland seyn.

Stets ging ich vorüber

Mit süßer Pein. Nichts that ich lieber

Jahr aus Jahr ein.

Schon gingen vorüber Der Monde neun. Ich juble drüber,

Und harre Dein. Bald, seh' ich hinüber. Winkt, Aeugelein! Strahlt grüßend herüber

Mit freundlichem Schein.

Ja, wäch's auch mein Fieber, Erbarme dich mein.

Und lispl': „An der Tiber Dacht' immer ich Dein!"

St. Christoph mit dem Jesuskinde. Ein tiinbletn am Fluß bat inniglich: O trage hinüber, du Großer, mich,

Noch lagen im Kampfe Dunkel und Vicht; Doch zögert der fromme Christophorus nicht

Die Woge wie reißend l Wie tief der Fluß! Doch achtet es nicht Christophorus. Er wähnt: Die Wasser durchschreit' ich geschwind,

Auf meiner Schulter das liebliche Kind,

Sie ragen ihm über die Knöchel jci kaum. Und kühlend bespritzt' ihn weißer Schaum. Allein der Knabe, zuvor ihm so leicht,

Ihm schwer allmählig und schwerer däucht. Mit zitterndem Knie, mit wankendem Fuß

Ermattet beinahe Christophorus.

„Gott!" ruft er, da Schweiß von der Stirn ihm fällt: „Mir ist,

ich trage die ganze Welt." —

„Du trägst auch," erscholl's ihm cusodald,

„Den Welten schöpfe r in Knabengestalt." Und im Augenblick' aus des Himmels Thor

Trat feurig die Morgensonne hervor,

Und die finstere Nacht floh plötzlich hin Dom Himmel und aus des Begnadeten Smn.

Nun kniet er im Staub, ein anderer Mann, Und betet den Jesusknaben an.

Drei

Legenden.

(S. der Barfüßer Münche Eulenspiegel und Alcoran.

MDLXXIir.)

1. Den Bruder St. Blasius luden

Dre Ketzer und spöttischen Juden, Mit ihnen geheim zu banketen, Und wollten zum Imbiß ihn Nöthen,

Von großen abscheulichen Kröten. Da machte, Francisco, dein Jünger

Darüber ein Kreuz mit dem Finger, Und that ein Gebetlein auch raunen:

Da schauten Ne alle mit Staunen,

Statt Kröten gebratne Kapaunen. Jetzt dachten die sündigen Gecken: ,,Bass wird solch Geflügel uns schmecken"

Und hatten mit Eckel und Schrecken

Im Halse nur Krötenfleisch stecken. 2. Guncerus aus Nasconia Em Frauenbild im Geiste sah

Von wunderschönem Leibe.

Sie sprach (es klang wie Mustca): ,,Mich, Lieber, nimm zum Weibe!"

Er sprach: Hinweg, Verführerin!

Nre steht nach Ehebund mein Sinn,

Weil ich ein Klosterpater bin. Sre nochmals bittet: Nimm mich ja

Anno

Zu deinem Heil und Gloria! Ich bin „Francisco regula." Wie solches offenbart ihm worden, Verließ er jähling seinen Orden Und trat, des Himmels werth zu sepn, In St. Franciskus Regel ein. 3. Einen bösen Fransziskaner, Trotzig gegen fromme Mahner, Führt' ein Teufelein mit Hohn Risch auf schwarzem Bock davon. „Komm hieher mit dem Verräther! „Nahe! Hier auf diesen Fleck!" Rief der Kirche Scanderbeg, St. Franziskus. „Kein Gezeter!" Und er riß dem Uebelthäter Die Kapuze grollend weg. „Nun vollende, Satans Knappe, „Mit dem Unhold deinen Ritt; „Doch die Franziskanerkappe „Darf nicht in die Hölle mit."

Versifizirte

A n e c d o t e n.

Die schwarze Bohne. Amtmann und Förster im Dörflein U: (Rathet, Leser, die Namen dazu!) Waren, zum schnellern Ruin der Gemeinde

Don vorlängst Gevatter und Freunde. Ach, hob dieser bei'm Zechen an: Helft aus Nöthen mir, lieber Kumpan! Und bei der Auswahl neuer Rekruten

Waltet doch, daß ich meinen guten Herzigen Jungen Christophorus

Hinter der Fahne nicht sehen muß. „Läßt sich ja Klipp' und Riff umschiffen!

„Traue doch meinen Pfiffen und Kniffen!

Rief der Amtmann in losem Sinn. „Büttel! Eilt, wie ein Blitzstrahl hin,

„Daß der verwittweten Schusterin

„Dummer, hochgewachsener Bube „Gleich erschein' auf der Rathsherrn-Stube! — Als der Förster mit seinem Sohn',

Und des Dorfes Napoleon

Später in den Gerichtssaal traten,

Raunte der Amtmann dem Armen zu:

„Freund, erkläre dich zum Soldaten, „Und ich schenke Dir zehn Dukaten, „Und vom Förster gewännest Du

„Auf drei Jahre lang Mehl und Butter, „Wildbret und Holz für Deine Mutter." — Nein, Herr Amtmann! Ich geh's nicht ein. Christoph und ich — Ja zwischen uns Beiden,

Mag das Glück und der Himmel entscheiden!

Amtmann, zürnend ob Wilhelm'- Nein, Legt, um des Försters Herrlein zu schonen,

Ohne Gewissen, kurz und nicht gut,

Flugs in seinen modischen Hut Unbemerkbar zwei schwarze Bohnen.

„Willst Du das Esel-Spiel, so sey's.

„Nur zwei Bohnen sind hier im Hute „Eine schwarz, die andre weiß.

„Ziehst Du schwarz, so bist Du Rekrute. „Greifst Du die weiße, so bist du frei." — Wilhelm ahnte Betrügerei,

Trat zum Hute, gefaßt, ja, munter, Zog, und schlang die Bohne hinunter. „Wie? Du erfrechst Dich, Teufelsbrut?"

Ja, that muthig der Arme sagen: Ist die weiße Bohn' in dem Hut,

Mag Herr Christoph die Häslein jagen Und ich muß die Muskete tragen.

Aber läge die schwarze da, Dann hab' ich die weiße verschlungen, Herr, und singe Victoria.

Habt die Gnade, den Hut zu drehen!

Amtmann biß in die Lippen sich, Dreht', und die schwarze war zu sehen.

„Gott im Himmel beschützte mich" Rief der Arme mit Wonnethränen:

Gutes Mütterlein, fteue Dich! Doch der Amtmann knirscht mit den Zähnen, Und es verkündet sein Blick, nicht hold: Meinem Grimm wirst Du schwerlich entlaufen.

Aber der Förster? — Mit schwerem Gold

Mußt' er sich einen Rekruten erkaufen.

29U

Die Geschenke. Ein Bäuerlein vor den König trat Dörflich gutmüthlg, und also bat: „Mir hat nach rührigem Pflegen und Warten „Mein Herrgott endlich aus meinem Garten

„Den riesenmäßigen Nettig beschert. „Ihr seyd allein ihn zu speisen werth:

„Drum wird er hiemit Euch von mir verehrt."—

Die Einfalt thät den König ergötzen; Er hieß zum Konfecte den Rettig sehen.

Und lächelte: Dank Dir, Bäuerlein! Da nimm! Die fünfzig Dukaten sind dein! „Potz"! rief der Bauer;

„das ist nicht wenig!"

Und küßte dankbar den Rock vom König.

Ein Städter, wohl karg und lose dazu, Dacht': „Ahm' es nur klüger nach! Im Nu

„Gewinnst Dreihundert Dukaten 2)u!" Und brachte mit gleich demürhiger Bitte

Der Majestät die lieblichste Quitte. Der König, bald in der schlauen Begehr,

Die Habsucht vermerkend, dankte sehr. „Holt, Küchenmeister, den Rettig her!"

Und lächelte höhnisch mit seinen Magnaten. „Nimm diesen! Er kostet mir fünfzig Dukaten.

„Bewahre den Rettig bei deinem Gold,

„Erkennend, wie gnädig ich bin, wie hold!" —

*

*

*

Dank zremt ob der kleinsten Unternehmung,

Dem guten,Herzen — dem Geize, Beschämung.

Grabschrift eines Matrosen.

(Auf dem Kirchhofe zu Great Darmauth in Norfolk.)

Mich warfen Fluch und Stürme Durch zickzack immerfort;

Nun bin mit Gottes Schinne Ich angelangt im Port.

Still muß nach kühnen Zügen Ich hier vor Anker liegen.

Wo mancher Bruder ist;

Und will, nach kurzem Feiern, Zu dir mit Hussa steuern,

Mein Admiral, Herr Christ!

Der Beitrag

für Arine.

Wahre Anecdote. Seht! umher im Tempel wallt

Mtt dem glänzendsten Talare, Nonnenschleier, Ringelhaare, Großem schwarzen Augenpaare,

Und der lieblichsten Gestalt, Noch nicht fünfzehn Sommer alt,

Cölestine, das Erbarmen

Anzusprechen für die Armen. Hocherröthend beut der Schaar

Sie die leere Börse dar. O wie groß die Milde war, Weil den Frommen Sie em Engel,'

Lichtverklart und ohne Mängel,

Und Cytherens Königin

Der profanen Masse schien. Richelieu, der ziemlich greise.

Ihr Geleitender im Kreise, Reicht ihr, doch versteckter Welse,

Zwanzig Louisdo'r, und leise Munkelt Er mit regem Sinn:

„Hier für Deine schönen Augen, ,,Die mich zu verjüngen taugen,

,,Zauberische Sammlerin!" — Aber Sie,, die fein Erwärmen Aus verliebten Blicken ahnt, Beut ihm fein die Dörss und mahnt: Monseigneur! und für die Armen'?

Die feine Beichte. Ein Strauchdieb oder Heckenreiter

Trieb seine Frevel nicht mehr werter, Und harrte mehr aus freier Wahl Als Galgenreue ^vor'm Portal Der Kirch', und^thät in seinen Händen

Zwei Thaler hm und wieder wenden. Em Pfäfflein dacht' m seinem Smn: Du mußt zum Edelmanne hm. Denn viele Messen kannst vollenden,

Eh stch zwei Thaler also fanden, Und fragte höflich alsogleich:

Was kümmert, vester Junker, Euch? Wollt Ihr nur meinem Beichtstuhl nahen.

Sollt Ihr des Heilands Trost empfahen!

„Ja," sprach der Edelmann „ich will," Und beichtet alle Sünden still. Doch als dem Pfaffen nach der Beichte Ein Schwur der Bess'rung nöthig däuchte,

Da rief der kühne Bösewicht

Auflachend: „Nein, ich schwöre nicht" Der Pfaff wollt' ihn nicht absolviren,

Und ließ die Thaler sich entführen. Ein andres schwarzes Herrlein sah

Die komische Historia,

Und sprach: Ihr seyd ein guter Zahler, Ich absolvir' Euch für zwey Thaler;

Doch händigt sie mir stracklich ein! So recht! — Nun absolvirt' er fein,

Damit die List er nicht verstände.

Ihn so, lateinisch und behende. „Dich absolvire Jesus Christ, „(Wenn's anders ihm beliebig ist)

„Und er vergebe Dir die Sünden „(Allein ich glaub' es nicht, aus Gründen)

„Und helf in's ew'ge Leben dir!

„(Jedoch unmöglich dünkt es nur.) Er schloß den bösen Schwank mit Amen Und wußte so das Geld zu Hamen,

Was, zu des andern Pfäffleins Dank, Im Gasthof er mit ihm vertrank.

Scharfe Kritik. Vor einem Frucht-und Dlumenstücke Von Huysom sprach ein Kritikus

Mit stolzem Jmperatorblicke

Und höchst ästhetischem Verdruß:

„Der Stümper! Ha! welch eine Mücke! Wie unnatürlich Kopf und Fuß! Die beiden Flügel sollten dünn Und heller seyn, und etwas bretter!" — Er wies mit seinem Finger hin z Da flog die schlechte Mücke weiter.

Der Lord und der Oculist. „Wollt Ihr, mein Lord, befreit „Vom Augenübel seyn, z,Das mit Erblindung dräut, „So trinket keinen Wein!" — Ich will, thuts gleich mir leid. Auf Euren Augen scheint Gefahr zu drohen, Freund! Doch zecht Ihr wie zuvor. — „Buchstäblich wahr; allein //Ich ziehe guten Wein „Den besten Augen vor.

rgii. Wein. „Bei diesem Rebenöhle „Gedeihen Leib und Seele. „Wohl aus dem Ungarland?" — Nein! Eilfer, Herr Sergant! „Ein Kraftwein für den Müden „Allein mir thut es leid, „Herr Wirth, wie falsch Ihr seyd! „Nun erst, da wir den Frieden

„Durch Muth und Blut im Streit, „Durch Sieg um Sieg entschieden, „Rückt mit dem Matador,

„Dem Eilfer, Ihr hervor;

„Doch, als vor sechzehn Jahren „Wir auf dem Rückzug waren,

„Gabt nicht ein Tröpflein Ihr „Vom Eilferweine mir.

Sechs versifizirte Bulls. 1. Davs Meinung. Kein Wachesteh'n ist nöthig, wie mir scheint;

Auf mein „Wer da?" ruft alles ;a: „Gut Freund!" 2. Stupor an der Themsenbrücke.

DaS prächtige Schauspiel möcht' ich sehn, Wenn Flotten über die Brücke geh'n! 3. Bramarbas Muth.

— Und sey die Nacht auch Niemands Freund, Mich schützt mein blanker Stahl.

Ho! Wenn mir ein Gespenst erscheint,

Tödt' ich's zum Zweitenmal.

4. Foal - Zweifel.

Schwer ist'- zu sterben? — Trau'«! ich zweifle dran; Denn kommt'- dazu, gelingt es Jedermann. 5.

Asins Neugier. Längst bin ich an Mohren gewohnt; Doch muß ich in Afrika trau'n! Aus Neugier den schwarzen Mond,

Die schwarze Sonne noch schau'».

6. Dav über die Erde. „Ich stehe."

Folglich steht

„Die Erde." —

Seyd nicht dumm!

Wenn sich der Bratspies dreht, Dreht sich die Gans mit um.

Die fünf

ersten Monate der Dialog.

Frei nach de la Madelaine.

Der Herr. Wohlauf, Johann! ich nehm' ein Weib,

Jung reich und schön an Seel' und Leib.

Geh! kaufe — dein Geschmack ist fein — Und richte meinen Haushalt ein. II. Band.

Ehe.

Ich kam und sah und liebte Sie, Sie mich, O welche Sympathie! Nach meinem Lieblingsplane Steh' Amors weicher Thron Jin neuen Pavillon Ja, dort ist Sie — Diane, Ich — ihr Endymion.

Johann (für sich.)

Die starben lange schon.

Erster Monat. Johann.

Zwei Betten, oder? . ..

Herr. Bist du klug? Zwei! Nicht doch! Eines ist genug. Wir sind ein Geist, ein Herz, ein Sinn! Ein Bett mir und der Zauberin! So gehn zwei Bächlein still fortan In einem Fluß vereinte Bahn. Bei Tag — wie unvernünftig! Raubt uns Besuch die Zeit; So darbt die Zärtlichkeit! Doch jede Nacht sey künftig Der Lieb' und Ruh geweiht.

Johann (für sich.) Bis rhr euch lästig send.

Zweiter Monat. Herr. Johann! Johann. Herr, zu Befehle!

Herr. Schau Den großen Alkov meiner Frau!

Darum schaff' ein Bekt für mich herbei!

Sie zu genircn trag ich Scheu, Wenn wir in einem Bette ruh'n,

Ich suche mir es abzuthun. Vom Bettler bis zum König, Sagt ein Philosoph«-,

Gewährt es mehr Genuß, Wenn Unsereins ein wenig

Die Freuden suchen muß. Johann (für sich.) Ich nenn' e- Ueberdruß.

Dritter Monat.

Herr. Johann!

Johann. Mein Herr!

Herr. Gcsteh's nur ein: Die Hitz' ist groß, der Alkov klein. Johann.

DaS heißt? —

Herr. Schaff' unvermerkt mein Bett, Wenn'- dämmert, in mein Kabinet.

Johann. Und die Madam —

Herr. Ihr mal' es du Al- Eifer bloS für ihre Ruh. Steht auch im Vorhangschatten Ihr Lager einsam da, Die Gute kennt mich ja Und weiß: das Herz des Gatten Bleibt ihrem Herzen nah.

Johann (für sich.) Wie mir — Amerika.

Vierter Monat.

Herr. Wir reisen.

Eilig packe du!

Johann.

So rüst' ich denn zwei Koffer zu: Madam . ♦ .

Herr. Besorge meinet: erst!

Johann. Reist mit, ich wette —

Herr.

Du verlorst. Ich reis' allem — aus Kostenscheu, Ein Monat stiegt ja schnell vorbei. Zuweilen sich entfernt, Trotz Liebchens Thränenfluth, Erhält der Liebe Gluth; Die Zärtlichkeit zu krönen Ist diese Kriegslist gut. Johann (für sich.) Freund Amor ist kaput!

Fünfter Monat. Nach einem Landhaus lüstet mich, Fern vom Getümmel. — Spute dick, Und miethe — Johann.

Für Madam und Sie.

Herr.

Sie macht ein Haus — reist also nie. Mich langcweilt mein Aufenthalt. Bestelle mit Verstand und bald!

Johann.

Wie, bester Herr! Sie leben Ein Klausnerleben? —

Herr. Kein-!

Dort will ich froh deS Seyns Mich ganz der Lust ergeben.

Johann. Wie viele Betten? —

Herr. Eins. Johann (für sich.) 0 weh des EhstandsscheinS!

Die Rache. Ein Schwank.

Nach Wendunmuth.

„Neun Schneider essen an Einem Ei?" —

Scherz ist es, oder Aufschneiderei. Denn Einer esse wohl neun allein.

Ein Beispiel mag Nipser und Augfpurg seyn. Er nähte zusammen heimlich und fein

Zwei mächtige Stückt Fleisch vor'm Essen.

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311

War Alles dann zü Tische gesessen,

Und trug man die Schüssel mit Fleisch herein, Stach er in ein Stück mit der Gabel hinein

Und that ein wenig pro forma rütteln; Doch, konnt' er das Andre herab nicht schütteln.

So sprach er: „Was Gott zusammenfügt,

„Soll," wißt Ihr, „der Mensch nicht scheiden." — Der Gesell war drüber mißvergnügt,

,

Das Mag're, was noch in der Schüssel liegt

Tagtäglich, mußt' ihm entleiben.

„Spitzbube!" dacht' er: „Ich schwöre dir: „Derb sollst du bald mir büßen dafür!" —

Einst gingen Meister und Weiblein aus; Da trat ein Edelmann in das Haus:

Er hätt' in Eile gern neue Kleider, Und fragte: Wo ist der Meister Schneider?

,,Ach!" seufzte Gesell.

„Nur Gott weiß wo?

„Ihm rappelt's im Capitolio. " — Completer Narr? — „Je nun! So so!

„Er hat oft lichtere Zwischenzeiten;

„Doch fängt der Teufel ihn an zu reiten, „Geberd't er sich wilder, als ein Vieh,

„Und prügelt sein Weib und mich, und — Sie, „Kurz, Jeglichen in der Compagnie." — Der Edelmann sprach: Redet, woran

Ich den Paroxismus entdecken kann? Der Gesell sprach: „Herr wenn mit Fäusten Er

„Klopft auf den Tisch und die Bänk' umher, „So fluchtet aus diesem gefährlichen Orte! „Potz Blitz! Da schritt er herein die (Pforte.

„Nur bitt' ich, schweigt vom Verrath'nen still!" —Der Meister kommt, erfreut sich der Ehre,

Ahnt, daß der Junker staffirt seyn will,

Und sucht die vom Knecht versteckte Schere

Er klopft, damit er sie klirren höre,

Auf Tisch und Dank.

Da seht sich zur Wehre

Der Junker und wirft ihn unter sich.

Er meistert den Meister meisterlich.

Der schreit: „Ei, Junker! Seid Ihr bei Sinnen? „Was soll das übertolle Beginnen? „Ich habe doch Euch kein Leides gethan."

Doch fester hält ihn der Edelmann, Je mehr das Männlein der Faust und Wucht

Des dicken Herrn zu entrinnen sucht. „O wehe!" rief er: „O spute dich! „Knecht! Rette vor'm Narren, vor'm Todschlag mich!"

Erst thät den Junker ein wenig rütteln Der schlaue Gesell, und stellte sich, Als könnt' er ihn nicht herunterschütteln.

Froh, daß am Boden der Meister liegt,

Und der Junker im Heben und Pauken siegt,

Ruft unser Gesell mit Freuden: Nein, Meister! Was Gott zusammenfügt,

Soll, wißt Ihr, der Mensch nicht scheiden! —

„O hilf mir! Laß Gnade für Recht ergeh'n! „Ich will kein Fleisch mehr zusammen näh'n;

„Du sollst dich an köstlichem Wildbret weiden,

„Champagner im Kelche sprudeln sehn, „Und reichlich in meinem Solde steh'n!" —

Da munkelt dem Junker der lose Gesell Jn's Ohr: Laßt ab, und entflieht ihm schnell.

Er floh, und dem Meister log der Knecht: Im Cerebro steh's mit dem Edelmann schlecht; Doch hab' er niemals, wie sich's versteht, Selbst, wenn er in Wahnwitz fallen thät,

Zwei Stücke Fleisch zusammen genäht. Der Meister freut der Hülfe sich. Verschmerzt des Gesellen Nadelstich,

Und bittet: Bleib bei mir, mein Sohn! Ich will dir's feierlich unterschreiben:

Die bewußte Fleischkopulation Soll Ein — für allemal unterbleiben! Nun komm zur Remuneration

Jn's Lämmchen auf eine Collation!

Regenten - Systeme. Ein Abbaüdischer Kalif Gebot einst seinem Großveziere,

Gewissenhaft die Charaktere

Der älter'n Perser Könige

Und ihre Thaten ihm zu schildern.

„Sie dachten himmelweit verschieden Hob der Minister sinnig an: „Die Richtschnur Dsemschid's war:" Vertraue

„Nur der Erfahrung, als Gefährtin!" —

Er übertrug die wichtigsten Staatsämter blos erfahrnen Dienern.

Doch Zahack gab dem Gold, dem Reichthum Den Rang vor allen Tugenden, Und nur den Reichen hohe Stellen. — Der Adel nur, sprach Maundschaher,

Kennt edeln Sinn und fein'ce Sitte;

Auch nur berühmter Ahnen Söhne

Umkreisten seinen Herrscherthron. — Nein! Andacht bildet die Minister, Entschied ein Kischtab. Seine Wahl Fiel auf des Tempels frömmste Diener. Cosroes lehrte: Tapferkeit

Sey Weisheit.

Wer in Schlachten siegte,

Vor wem die Feinde zitterten, Der schwang zum Liebling sich empor,

Und ihm gehorchen mußte blindlings Der Unterthan. — Nuschirvan kohr Sich kein System.

Vom Kriegerorden,

Vom Adel, von der Krrche Priestern, Von Hocherfahr'nen, die sein Volk Mit Ehrfurcht nannte, wählt' er sich

Die Trefflichsten zu Dienern; doch, Die Schätze sich gesammelt hatten. Verwarf er Alle; denn er sprach:

„Fürwahr! dem Untergange reift

„Ein Staat, wo Reichthum einzig Quelle

„Der Achtung ist. Die Bürger wollen „Nur reich seyn, und nach Wissen, Ehre „Und Lugend trachtet Keiner mehr."

C l i m a x. Ein Bettler harrte lang.

Die Wallep kamen.

Er bat, ihm eine Gabe mild zu weih'n,

„Um Christus und Mariens willen!" Nein! —

„In unserer eintausend Jungfrau'n Nahmen!" Nein! — Kieselherzen, laßt Euch doch „Bey allen unsern Heiligen!" erflehen,

In meiner Noth mir beizustehen. Umsonst! — Ec wagt das Letzte noch, Und ruft: „Im Nahmen Heinrichs des Vierten!" — Da spendeten gern und viel die Gerührten.

Die kristall'nen Becher.

Vor Kaiser Maximilian

Erschienen aus Venedig Gesandte, prachtvoll angethan, Und er empfing sie gnädig Und sechs Pokale von Kristall Auf breitkristallner Schale.

Sie lud sogleich der Hofmarschall Zum kaiserlichen Mahle.

Da kräht sein Rath und Kurzweilmann, Kunz von der Rosen, Lieder,

Tanzt possig, zeigt den Gästen dann Bockssprünge hin und wieder. Flugs bleibt mit Sporen das Genie

Am Nebentischtuch haften,

Daß auf den Marmorboden sie

Schal' und Pokale rafften. In tausend Trümmer sprangen ach!

Die köstlichen Geschenke. Sie riefen: „Kaiser! Welche Schmach! „Bestraft die groben Schwänke!" —

Nein, liebe Herren! sprach Er hold: So kann nur Glas zerstieben; Doch gabt Ihr Silber oder Gold,'

Es wäre ganz geblieben.

Der Graf und der Arzt. Freund! Nun setzten wir die Gräfin bei. Sprich! Was muß ich Ehrensold entrichten? — „Nach Belieben, Excellenz!" — Mit nichten!

„Noch ruht im Gedächtniß Alles treu, „Was die Dulderin du zu beschwichten

„Thatest, und ich kenne meine Pflichten; „Darum nur gefordert ohne Scheu!" — Wohl denn! finden Euer Hochgeboren

Etwa fünfzehn Louisd'or zu viel? —

Fünfzehn? Wie? — das ist ein Pappenstiel! Nicht doch! Unser Stamm hat Ehrgefühl. Kunst und Mühe seyen nicht verloren!

Drum setz' ich Sie, vom ganzen Chor Weiser Aerzte längst von uns erkoren, Herzlichgern mit hundert Louisd'or

Auf die Liste meiner Creditoren.

Der gnädige Herr und sein Kutscher. ,/Hohlt geschwind mir Käs' im Städtchen,

Kutscher!" — Nur dem Küchenmädchen, Herr, gebührt dies, und nicht mir! —

„Schlingel, was gebührt denn dir?" Pferde striegeln, Pferde zähmen,

Und wenn Ihr Cabriolet Nun zum Abmarsch fertig steht, Auf dem Bocke Posto nehmen, Dann hopp! hopp! — nur mit Geschick

Rennen nach dem Ziel der Reise

Und zurück im alten Gleise! — „Nun wohlan! Im Augenblick

„Angespannt! bas Küchenmädchen „Fährt zum Käsekauf tn’$ Städtchen. Und kutschirt sie dann zurück!"

Mit Beschämung in den Zügen Mußt' er sich dem Ausspruch fügen.

Der junge Aar. (Nach einer alten Sage.) Einmütiger Aar versuchte kühnen Flug

Vom Felsenhorst zu früh) und stürzte plötzlich

Jn's Thal.

Er lag mit abgeknicktem Fuß

Und wundem Flügel ächzend.

Kaum vernahm's

Das Fräulein Clara, das nach Blumen ausging,

Flog sie zu Hülfe, trug ihn mitleidsvoll

In ihres Vaters Burg, ließ mählig ihn Vom Arzte heilen, bot ihm Leckerbissen, Nährt' ihn mit rohem Fleisch, und zog ihn groß.

Er hüpft' und flog um sie, wie zahme Täubchen, Wagt' endlich in die Waldung sich hinaus,

Und kehrte bald mit Sperbern oder Geiern

Im Schnabel, bald mit einem zarten Reh Jn's Schloß zurück, und legte seinen Raub Zu Füßen ihr. Liebkosend saß er oft

Auf ihres Sessels Lehne, wiegte sich

In seinem Eisenring, und neckte sie, Wie Kinder thun.

Auf ihren Lieblingshund

Schien er halb eifersüchtig, aber thät

Ihm keinen Schaden.

Endlich ward er ganz

Ihr unentbehrlich, und das Fräulein ihm. Sie lag erkrankt.

Da wich er nicht und stieß

Klagtöne trauernd auS. Ruht' ihre Leiche.

Er drüber.

Sie starb.

Auf einem Holzstoß

Hoch in Lüften schwebt'

Als die Gluth sie nun ergriff,

Schoß er, wie ein Pfeil herab, und starb bei ihr Mit Willigkeit und Lust den Flammentod. O du beschämst die Menschen, edler Aar! Denn über Undank hör' ich ringsum klagen.

Die Schläfer. Einst predigte vor Carl dem Zweiten

Und seinem Hof der alte South,

Mit scharfem Witz und kühnem Muth; Er sah, wie bald die Herrlichkeiten

Und Grafen sich dem Schlummer weihten; Er ließ nicht ab, trotz dem Scandal, In seinem Texte sortzuschrciten;

Allein er rief mit Einemmal:

O bester Graf von Laudcrdal!

Ich bitte, nicht so laut zu schnarchen: Mich bangt, Sie wecken den Monarchen.

Kurzer Liebesroman. Lord Catesby's Sohn entführte

Nonne Claram schäferlich,

Und das Pärchen jubilirte, Küßt' und herzt' im Gasthof sich;

Doch sein Vater fuhr im Schnee um.

Forscht', entdeckte sie mit Glück, Und der Sohn mußt' ins Lyceum, Und in's Kloster Sie zurück.

N u d i s k a r u nt> sein Arzt. Monarch Nudiskar wollte seinen Staat Neu bilden.

Und die zweite Schmerzgeburt

Geschwinder zu erstehen, gab er täglich Der Bürgerschaft Gesetze sonder Ende.

Er krankte plötzlich, und sein Arzt verschrieb Ihm täglich Arzeneien sonder Ende.

Er fragt: Warum? — „Um schneller dich zu heilen." — Jedoch ein Mittel hemmt des andern Kraft. —

„Ich glaube selbst ich habe sehr gefehlt;

„Vergieb! — allein ich wollte deine Krankheit „Behandeln ganz, wie Du den Staat behandelst."

Die Aerzte und der Kranke. Bald tritt mein Tvdesstündchen ein,

Laßt nur mein Liebchen noch herein,

Ihr Aerzte! --------- „Nein! „Es möchte schädlich seyn."

So laßt nur meinen Freund herein! --------- „Nein! „Es möchte schädlich seyn!"

So gebt mir nur ein Fläschchen Wein!"

--------- „Nein! „Es möchte schädlich seyn." —

Soll ohne Liebchen, Freund und Wein

Ich leben?--------------- Nein. Mir würd' eS Hölle seyn.

Das Matrönchen und der Quäker. Ein Dämchen von sieben und vierzig Jahren,

Mit grauen, doch weiß gepuderten Haaren, Geschminkt, und Busen und Nacken blos, Saß an der Tafel mit einem Quäker, Des Kopfbedeckung sie baß verdroß.

Sie neckte keck ihn und immer kecker, Bis sie zuletzt ihm aus Uebermuth

Den Toast zutrank: „Ihr entbehrlicher Hut!"

Er dankt' als wär' ihm geschmeichelt aufs Beste. Griff augenblicklich nach seinem Pokal,

Und bracht' ihr, zur stillen Lust der Gäste, Den Toast: „Ihr unentbehrlicher Shawl!"

Der Reiche, wie es Viele giebt. Der reiche Kaufmann Jll, der stolz im Galaschwimmer Durch alle Straßen rollt, apizisch oft tractirt,

Und zwei Paläste baut, hat nun auf immer Das wandelbare Glück fixirt. „Ist ihm ein Nabos in Amerika gestorben?"

O nein! — „Ergrub er Schätze?" — Sie verzeih'n.

„Hat er um Stadt und Land Verdienste sich erworben,

Und eine Pension vom Gnädigsten?" ♦ . 0 nein! „So kam ein Schiff zurück mit Goldestonnen?"

O nein! — „Vielleicht durch eine Heirath flott? " O nein! — „So hat er trau'n das große Loos gewonnen!" — O nein! — „Was hat er denn gemacht?" — Nur Bankerott.

Täuschung. „Versteh'» Sie Spanisch, Amelott?" —

„Nein> Ihre Majestät!" — O das ist Schade! — Mein Amelott, in beispiellosem Grade

Nach Ehre geizend, ist in Noth, Träumt schon von einer Ambassade

Nach Spanien, und lernt, der eitle Mann, Sechs Monde, bis er nicht blos zur Parade, Nein, sehr geläufig Spanisch kann.

Er eilt nach Hof' und kündets an Mit hohem Ernst und komischem Geprahle.

„Glück zu denn!" sprach der König, „Amelott!

„Sie können nun den Donquirott „Ganz lesen im Originale."

Parabel. Emst Abt OtrantuS zur Kirche ging

Auf Sina, jedoch verkehrten Gewandes. Wohl jedes Mönchlein sich unterfing, Zu lästern: „Des groben Unverstandes! Der sittenlose Hanswurst entweiht Unschicklich im Tempel das Ordenskleid."

II. Band.

Da rief Otrantus: „Ö Dreistigkeit!

Mir heilig immer und Gottergeben Zu wandeln Beflissenen wollt Ihr heut

Das verkehrte Nöcklein nicht vergeben, Und führt doch ein ganz verkehrtes Leben!" —

Da schwiegen beschämt die Lästerer still, Und jeder nun beichten und büßen will.

Wasser und Wein. An einer Table