Die Entstehung der deutschen daß-Sätze [Reprint 2021 ed.] 9783112583647, 9783112583630


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German Pages 60 [75] Year 1960

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze [Reprint 2021 ed.]
 9783112583647, 9783112583630

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BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philologisch-hittoriache Band 103 • Heft

GERTRAUD

MÜLLER

Klais» 6

und THEODOR

FRINGS

DIE ENTSTEHUNG DER D E U T S C H E N daß-SÄTZE

AKADEMIE- VERLAG 1959



BERLIN

BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE D E R WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE

Band 97

Heft

1

Prof. Dr. THEODOR deutschen Sprache

FRINGS,

Antike und Christentum an der Wiege der 36 Seiten — 8" — 1949 — DM 3,— (vergriffen)

Heft 2 -Prof. Dr.

FRIEDRICH W E L L E R ,

Zum mongolischen Tanjur

Heft

WALTER B A E T K E , Die Götterlehre der Snorra-Edda Nachdruck — 68 Seiten — 8° — 1952 — DM 6,30 (vergriffen)

36 Seiten — 8° — 1949 — DM 4,75 (vergriffen) 3

Prof. Dr.

Heft 4 Prof. Dr.

CARL BROCKELMANN,

Abessinische Studien 60 Seiten — 8° — 1950 — DM 6,— (vergriffen)

Heft 5 Prof. Dr.

W I L H E L M SCHUBART, Griechische literarische Papyri 108 Seiten — 8° — 1950 — DM 13,25 (vergriffen)

Heft 6 Prof. Dr. perz

FRANZ DORNSEIFF, Verschmähtes zu Vergil, Horaz und ProNachdruck — 108 Seiten — 8° — 1951 — DM 11,50 (vergriffen)

Heft

7

Prof. Dr. W E R N E R KRAUSS, Altspanischo Drucke im Besitz der außerspanischen Bibliotheken 112 Seiten — 8° — 1951 — DM 10,60 (vergriffen)

Heft

8

Prof. Dr.

MARTIN LINTZEL,

Liebe und Tod Bei Heinrich von Kleist 76 Seiten — 8° — 1950 — DM 3,50 (vergriffen)

Band 98

Heft

1

Prof. Dr. FRIEDRICH ZUCKER, Freundschaftsbewährung in der neuen attischen Komödie. Ein Kapitel hellenistischer Ethik und Humanität

Heft

2

Prof. Dr. FRIEDRICH und West-Sibirien

Heft

3

Dr.

Heft

4

Prof. Dr.

38 Seiten — 8° — 1950 — DM 3,60 (vergriffen) B E H N , Vorgeschichtliche Felsbilder in Karelien 16 Seiten — 4 Tafeln — 8° — 1950 — DM 3,50 (vergriffen)

JACOB JATZWAUK, Sorbische Bibliographie, 2 . Auflage X X und 500 Seiten — 8° — 1952 — DM 16,— (vergriffen) OTTO EISSFELDT, El im ugaritischen Pantheon 84 Seiten — 1 Tafel als Frontispicium — 8" — 1951 — DM 9,— (vergriffen)

Heft 6 Prof. Dr.

PAUL THIEME,

Studien zur indogermanischen Wortkunde Nachdruck — 78 Selten — 8° — 1952 — DM 9,60

Heft 6 Prof. Dr. W A L T E R B A E T K E , Christliches Lehngut in der Sagareligion. Das Svoldr-Problem Nachdruck — 136 Seiten — 8° — 1952 — DM 6,60 (vergriffen) Band 99

Heft

1

Prof. Dr. K A R L zeit und Stil)

BARWICK,

Caesars bellum civile (Tendenz, Abfassungs178 Seiten — 8° — 1951 — DM 11,70 (vergriffen)

BERICHTE UBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philologisch-historische Band 103 • Heft

GERTRAUD

MÜLLER

Klasse 6

und THEODOR

FRINGS

DIE ENTSTEHUNG D E R D E U T S C H E N daß-SÄTZE

AKADEMIE-VERLAG 1959



BERLIN

Vorgelegt durch Herrn J a c o b i in der Sitzung vom 12. Mai 1958 Manuskript eingeliefert am 12. Mai 1958 Druckfertig erklärt am 15. 12. 1958

Erschienen im Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/521/58 Gesamtherstellung: V E B Druckerei „Thomas Müntzer" B a d Langensalza Bestell-und Verlagsnummer: 2026/103/6 Preis: DM 2,40 Printed in Germany ES 7 D

Für

Leo

Weisgerber

zum 60. Geburtstag am

25. II. 1959

Syntaktische Artikel zu Kleinwörtchen habe ich zu Beginn der Ausarbeitung des Althochdeutschen Wörterbuches selbst entworfen. So wie sie gedruckt sind, hat Dr. Gertraud Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, ihnen die letzte Gestalt selbständig gegeben. Die rund 5500 Zettel zur Konjunktion thaz hat Gertraud Müller zunächst allein bewältigt. Aus ihren Vorarbeiten ging in gemeinschaftlichen Überlegungen die Ordnung hervor, die wir in knappster Fassung vorlegen. Die Ordnung läßt zugleich die geschichtliche Entwicklung erkennen. Die Diachronie zweier Jahrhunderte, 800 bis 1000, schließt um 1000 ab mit einer Synchronie, die im ganzen bei Notker vorliegt und seit 1000 für die deutsche Sprache mehr oder weniger verbindlich wird. Schon das Hildebrandslied zeigt alle Ansätze, die im heutigen Deutsch, so etwa in der Sprache von Thomas Mann, ausgebaut und verwirklicht sind. Es mag daher nicht befremden, daß wir einleitend mit Thomas Mann und dem Hildebrandslied beginnen. Unsere Arbeit deckt sich mit einem Stück der Gedankengänge, die Leo Weisgerber viele Jahrzehnte beschäftigt haben. Unser heutiger Gruß sei damit eine Erinnerung an die gemeinsame fruchtbare Bonner Zeit. Th. Frings

Inhalt Thomas Mann Hildebrandslied thaz und Verbum finitum Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes Bndstellung des Prädikats Uberblick Pronominaler Hinweis, Typ das . . ., daß Pronominaler Hinweis, Typ es (dies) . . ., daß Stellung des itoz-Satzes (Subjekt-, Objektsatz) Der thaz-Satz als Genitivobjekt Kausalsatz Finalsatz Typ Präposition + 'Konjunktion', nhd. auf daß thaz-Sätze in Abhängigkeit von jedem beliebigen Kasus . . . . thaz-Sätze in Abhängigkeit von Substantiven . . Modal- und Folgesätze Einschränkungssätze Sigelverzeichnis

7 11 12 14 IC 18 19 27 29 33 3(> 38 38 41 46 51 53 54

Thomas Mann Wohl kaum eine andere Konjunktion hat eine so vielseitige Verwendung gefunden, wie die Konjunktion daß. Um eine Einsicht in ihre gegenwärtigen Funktionen zu gewinnen, zeigen wir zunächst ihren Gebrauch bei Thomas Mann in den ersten zwei Teilen der Buddenbrooks 1 ) (S. 1—90) auf. Fehlende Satztypen oder Satzvarianten ergänzen wir aus Paul-Schirmer, Dtsch. Wb. 5 (1956). Dabei sind wir uns der Kleinheit dieser Basis voll bewußt. 1) daß leitet stets einen N e b e n s a t z ein, d. h. nhd. muß das finite Verb am Ende des daß-Satzes stehen. 2) Die Hälfte aller daß-Sätze bei Th. Mann sind S u b j e k t - oder O b j e k t s ä t z e (von 123 Belegen 61), was sich aus ihrer Entstehung erklärt. 3) S u b j e k t s ä t z e können ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz gebraucht werden: ferner stellte sich heraus, daß Gerda Arnoldsen nicht Klavier spielte . . ., sondern Geige, und daß Pa*pa . . . ihr eine echte Stradivari versprochen habe S. 86, ebso. S. 7. 27. 44. 55(2). 61. 67. 87. 90. 4) Notwendig muß im übergeordneten Satz auf den da/?-Satz durch ein Pronomen es (so fast ausschließlich bei Th. Mann) oder das hingewiesen werden, wenn anderenfalls das finite Verb an der Satzspitze stehen würde: und es ergab sich, daß Christian Schreiben, Rechnen und Singen gehabt hatte S. 13, ebso. es ist traurig genug, d. S. 44; es passiert leicht, d. S. 45; es sei denn, d. S. 49; es kann nicht geleugnet werden, d. S. 51; es sei unmöglich, d. S. 52; es war kein Schade, d. S. 63. !) Thomas Mann, Buddenbrooks. Aufbau-Verlag Berlin 1952.

8

G . M Ü L L E R U. T U . F R I N G S

Aber auch in anderer Stellung erscheint es: dann aber erwies es sich, daß Mademoiselle Tony . . . kleine Korrespondenzen abholte S. 83, ebso. so gelang es, d. S. 53; so war es augenfällig, d. S. 58; so war es das wenigste, d. S. 79; kurz darauf kam es an den Tag, d. S. 82. Der Hinweis kann auch durch das Numerale ein erfolgen: eines schmerzte den Konsul: daß nämlich der Vater nicht mehr den Eintritt seines ältesten Enkels ins Geschäft hatte erleben dürfen S. 74. 5) O b j e k t s ä t z e werden bei Th. Mann bis auf einen Beleg ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz gebraucht: An vorderster Stelle stehen die daß-Sätze nach den Verben des Sagens, Denkens, Glaubens: im geheimen dachte sie manchmal, daß für sie selbst dieses prächtige ,vori eigentlich viel besser gepaßt haben würde S. 87, ebso. nach aussprechen S. 43; bedenken S. 78(2); denken S. 78; erkennen S. 73; erzählen S. 12; gestehen S. 76; glauben S. 5(2). 18. 24. 38. 51. 57; sagen S. 22. 25. 81; vermeinen S. 44; versichern S. 34. 44; wiederholen S. 24; wissen S. 10. 11. 22. 45(2). 76. 78; zugeben S. 42; — nominales Prädikat: kund tun S. 70(2). Es folgen die Verben des W ü n s c h e n s , W o l l e n s , H o f f e n s : ich will nicht, daß er recht hat mit dem, was er von ,Einflüssen' sagt S. 46, ebso. verhoffen S. 43; mit fehlendem regierendem Satz: es war ein Novembernachmittag, kalt und regnicht, daß Gott erbarm' S. 23, der S i n n e s w a h r n e h m u n g : da man aber sehen sollte, daß die Gabe nicht aus geringen Häusern komme S. 14, der G e m ü t s b e w e g u n g : er wird sich freuen, daß sein leichtfertiges Blut und seine unfrommen Neigungen . . . in einem seiner Enkel fortleben S. 82. 6) Auf den Objektsatz kann durch ein neutrales Pronomen hingewiesen werden.

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Bei Th. Mann findet sich der Hinweis durch es: viele fanden es albern, daß sie die Geige spiele S. 87. Wir ergänzen aus Paul-Schirmer: der Hinweis erfolgt durch das, dessen: das kannst du glauben, daß ich dies nie vergessen werde, er rühmt sich dessen, daß er die Tat begangen hat. 7) An die Stelle des neutralen Pronomens tritt das geschlechtliche; Genus und Numerus stimmen mit dem Subjekt überein. Der daß-Satz ist ein Prädikatsatz: die Sache war die, daß der alte Herr auf Ida Jungmann nicht zum besten zu sprechen war S. 10, ebso. S. 85. 8) Ihrer Entstehung entsprechend f o l g e n die daß-Sätze dem übergeordneten Satz n a c h , so stets bei Th. Mann; sie können aber auch v o r a n g e s t e l l t werden: Paul-Schirmer: daß er kommt, (das) glaube ich nicht. 9) dalS-Sätze können von S u b s t a n t i v e n abhängig sein und stehen dann in der Funktion von A t t r i b u t s ä t z e n : Sie können gehören zu einem Subjekt: denn die Berechnung hatte sich als falsch erwiesen, daß zwei genügen würden S. 31, ebso. am nächsten Morgen . .. geschah das Merkwürdige, daß . . . S. 71, Genitivobjekt: sie sind . . . der Ansicht

. . ., daß . . . S. 21,

Genitivattribut: Herr Stuht . . . hielt eine . . . Rede, des Inhaltes, S. 67(2), Präpositionalverbindung: die . . . Gelehrten . . . waren . . . einig in der daß .. . S. 65,

daß . . .

Ansicht,

ebso. auf die Gefahr hin, daß . . . S. 54. 10) I n einer P r ä p o s i t i o n a l v e r b i n d u n g kann die Stelle des Nomens durch da(r) ersetzt werden; statt einig in der Ansicht kann

10

G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

es einig darin heißen. Dieser Typ ist in der gegenwärtigen Sprache besonders fruchtbar: die jungen Leute .. . denken wohl nicht daran, jemals anders gewesen sein könnte S. 22,

daß

es

ebso. darauf hindeuten, d. S. 13, sich darauf verlassen, d. S. 79, darauf sehen, d. S. 85, darauf halten, d. S. 90; — jmdn. dabei überraschen, d. S. 82; -— darin bestehen, d. S. 66(2). 80, darin übereinstimmen, d. S. 87; — sein Bedauern darüber ausdrücken, d. S. 80; sich darüber äußern, d. S. 83. Schließlich kann auch da in Verbindung mit einem z w e i t e n A d v e r b den daß-Satz vorausnehmen: und kam es dadurch dahin, S. 53.

daß er auch mir helfen konnte

Diese Adverbien können, aber müssen nicht stehen: ich ärgere mich noch immer, daß ich mich seinerzeit nicht resolvieren konnte S. 29 = 'darüber, daß' oder: ich bin überzeugt, daß er sich amüsieren wird S. 82 = 'davon, daß'. ebso. S. 21(2). 36. 39; bei verkürztem Hauptsatz: kein Zweifel, daß . . . S. 70 = 'kein Zweifel bestand darüber, daß . . .'; Gottlob, daß Jean Jacques Hoffstede ankam S. 39 = 'Gott sei Lob dafür, daß . . . ' , im Ahd. Genitivobjektsatz lob thes, thaz . . . . 11) daß leitet F i n a l s ä t z e ein. Bei Th. Mann nur noch ein einziger Beleg: sie mußten erst schieben, daß die Jacht und die Schule nicht über mich kämen S. 52, sonst steht heute damit, veraltet auf daß s. 13. 12) daß leitet M o d a l s ä t z e einschließlich F o l g e s ä t z e ein: Herr Koppen . . . stimmte in das Gelächter der übrigen ein, daß der Saal widerhallte S. 40, ebso. S. 43. 86.

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Meist wird im übergeordneten Satz durch eine m o d a l e A d v e r b i a l b e s t i m m u n g auf den da\8-Satz hingewiesen: solch S. 25. 52. 55; in so hohem Grade, d. S! 62; in einer Art, d. S. 66; eine Art, d. S. 84; in einer Weise, d. S. 84. Am häufigsten ist so mit allen Entwicklungsstufen bis zur Konjunktion so daß: er äußerte das so bestimmt, daß es dabei blieb S. 79, ebso. S. 14. 51. 52. 53(2). 72. 73. 76. 81(2). 83. 85(2). so ging es mir dabei so, daß ich auf dem Rande der Schute stand S. 52. Konjunktion so daß: die Konsulin drohte nur schweigend mit ihrer zarten Hand, so daß ihr goldenes Armband leise klirrte S. 8, ebso. S. 12. Hierher gehören auch die mit als daß eingeleiteten Vergleichssätze: obwohl ich zum drittenmal nicht weiter aufkam, als daß nur die Haare zur Sicht lcamen S. 53. 13) Auch eine P r ä p o s i t i o n kann mit daß zu einer Konjunktion zusammentreten: am nächsten Morgen trat Tony in die Allee hinaus und wartete fünf Minuten, ohne daß Julchen gekommen wäre S. 61. Selten und nur noch in feierlicher Kede steht auf daß: schenke du ihr ein reines Herz, auf daß sie einstmals eingehe in die Wohnungen des ewigen Friedens S. 51. 14) in Verbindung mit nur schränkt daß eine Aussage ein: Paul-Schirmer: ich bin ganz zufrieden mit ihm, nur langsam arbeitet.

daß er etwas

Hilde brandslied Gehen wir tausend J a h r e zurück zu N o t k e r v o n S t . G a l l e n , so ist bei ihm die ganze Fülle der heutigen Verwendung der Konjunktion voll ausgebildet. Und blicken wir nochmals zweihundert

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Meist wird im übergeordneten Satz durch eine m o d a l e A d v e r b i a l b e s t i m m u n g auf den da\8-Satz hingewiesen: solch S. 25. 52. 55; in so hohem Grade, d. S! 62; in einer Art, d. S. 66; eine Art, d. S. 84; in einer Weise, d. S. 84. Am häufigsten ist so mit allen Entwicklungsstufen bis zur Konjunktion so daß: er äußerte das so bestimmt, daß es dabei blieb S. 79, ebso. S. 14. 51. 52. 53(2). 72. 73. 76. 81(2). 83. 85(2). so ging es mir dabei so, daß ich auf dem Rande der Schute stand S. 52. Konjunktion so daß: die Konsulin drohte nur schweigend mit ihrer zarten Hand, so daß ihr goldenes Armband leise klirrte S. 8, ebso. S. 12. Hierher gehören auch die mit als daß eingeleiteten Vergleichssätze: obwohl ich zum drittenmal nicht weiter aufkam, als daß nur die Haare zur Sicht lcamen S. 53. 13) Auch eine P r ä p o s i t i o n kann mit daß zu einer Konjunktion zusammentreten: am nächsten Morgen trat Tony in die Allee hinaus und wartete fünf Minuten, ohne daß Julchen gekommen wäre S. 61. Selten und nur noch in feierlicher Kede steht auf daß: schenke du ihr ein reines Herz, auf daß sie einstmals eingehe in die Wohnungen des ewigen Friedens S. 51. 14) in Verbindung mit nur schränkt daß eine Aussage ein: Paul-Schirmer: ich bin ganz zufrieden mit ihm, nur langsam arbeitet.

daß er etwas

Hilde brandslied Gehen wir tausend J a h r e zurück zu N o t k e r v o n S t . G a l l e n , so ist bei ihm die ganze Fülle der heutigen Verwendung der Konjunktion voll ausgebildet. Und blicken wir nochmals zweihundert

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Jahre rückwärts, so ist schon bei Beginn der ahd. Überlieferung angelegt, was der heutige Sprachgebrauch vor uns ausbreitet. Wir greifen als einziges Beispiel das H i l d e b r a n d s l i e d heraus, das folgende Typen des thaz-Satzes aufweist: 1) O b j e k t s a t z , Th. Mann 5 und 1, dem ein pronominaler Hinweis im übergeordneten Satz fehlt; mit Z w e i t s t e l l u n g des Verbum finitum im thaz-Satz: wela gisihu ih in dinem hrustim, dat du habes heme herron goten 47, mit E n d s t e l l u n g des Verbum finitum: dat du noh bi desemo riche reccheo niwurti

48,

ebso. 31. 2) Objektsatz mit p r o n o m i n a l e m H i n w e i s (thaz) im übergeordneten Satz, Th. Mann 6 und 1. Demonstr. thaz steht an der Satzspitze: dat sagetun mi usere liuti . . ., dat Hiltibrant fater 17,

heetti min

ebso. 43 mit Endstellung des Verbum finitum. Demonstr. thaz steht in der Satzmitte: ik gihorta dat seggen, dat . . . 2. 3) F i n a l s a t z , Th. Mann 11: want her do ar arme wuntane bauga . . .: dat ih dir it nu bi huldi gibu 35. 4) K o n s e k u t i v s a t z , Th. Mann 12: do l$ttun se serist asckim scritan, scarpen scurim: dat in dem sciltim stont 64. thaz u n d V e r b u m f i n i t u m , Th. Mann 1 Es ist allgemein bekannt, daß sich die Konjunktion daß aus dem Demonstrativpronomen thaz (Nom. Akk.) entwickelt hat. Dabei tritt das satzvorausnehmende demonstrative thaz an das Satzende, um unmittelbar auf den folgenden Satzinhalt hinzuweisen, wobei durch

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Jahre rückwärts, so ist schon bei Beginn der ahd. Überlieferung angelegt, was der heutige Sprachgebrauch vor uns ausbreitet. Wir greifen als einziges Beispiel das H i l d e b r a n d s l i e d heraus, das folgende Typen des thaz-Satzes aufweist: 1) O b j e k t s a t z , Th. Mann 5 und 1, dem ein pronominaler Hinweis im übergeordneten Satz fehlt; mit Z w e i t s t e l l u n g des Verbum finitum im thaz-Satz: wela gisihu ih in dinem hrustim, dat du habes heme herron goten 47, mit E n d s t e l l u n g des Verbum finitum: dat du noh bi desemo riche reccheo niwurti

48,

ebso. 31. 2) Objektsatz mit p r o n o m i n a l e m H i n w e i s (thaz) im übergeordneten Satz, Th. Mann 6 und 1. Demonstr. thaz steht an der Satzspitze: dat sagetun mi usere liuti . . ., dat Hiltibrant fater 17,

heetti min

ebso. 43 mit Endstellung des Verbum finitum. Demonstr. thaz steht in der Satzmitte: ik gihorta dat seggen, dat . . . 2. 3) F i n a l s a t z , Th. Mann 11: want her do ar arme wuntane bauga . . .: dat ih dir it nu bi huldi gibu 35. 4) K o n s e k u t i v s a t z , Th. Mann 12: do l$ttun se serist asckim scritan, scarpen scurim: dat in dem sciltim stont 64. thaz u n d V e r b u m f i n i t u m , Th. Mann 1 Es ist allgemein bekannt, daß sich die Konjunktion daß aus dem Demonstrativpronomen thaz (Nom. Akk.) entwickelt hat. Dabei tritt das satzvorausnehmende demonstrative thaz an das Satzende, um unmittelbar auf den folgenden Satzinhalt hinzuweisen, wobei durch

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Verschiebung der Satzgrenze das Demonstrativpronomen jederzeit in die Konjunktion umgewandelt werden kann: oder:

joh gizalta in sar thaz | thiu salida untar in was 0 2, 2, 8 gizellet in ouh filu frarn \ theih selbo hera in womit quam, 0 5, 16, 25.

Vom Ahd. aus gesehen ist im ersten Satzgefüge thaz eindeutig Demonstrativpronomen, da die Zäsur h i n t e r thaz liegt; im zweiten Satzgefüge dagegen eindeutig Konjunktion, da die Zäsur vor thaz liegt. Würden wir jedoch die beiden Satzgefüge als nhd. Prosa lesen, so würden wir beide als Hauptsatz + mit der Konjunktion thaz eingeleitetem Nebensatz bestimmen. Dazu führt uns einzig und allein die in beiden Sätzen durchgeführte E n d s t e l l u n g des Verbum finitum. Diese entscheidende Stellung des finiten Verbs ist im Ahd. bereits angelegt, aber sie muß nicht wie im Nhd. gelten. Wir stellen folgende ahd. Satztypen nebeneinander: 1) Im zweiten Satz steht das Verbum finitum an zweiter S t e l l e , nhd. H a u p t s a t z s t e l l u n g : zwei selbständige Sätze: ih iuih nu ni hilu thaz, harto sizit in iz baz 0 2, 19, 14, übergeordneter Satz -f thaz-S&tz: er tho in alawari then liutin deta mari, thaz iz was ther heilant, ther inan thes seres inbant 0 3, 4, 48; 2) es steht an einer späteren S t e l l e des Satzes: zwei selbständige Sätze: uuanta unser Hb scal wesan thaz, wir thionost duen io thinaz Oh 17, übergeordneter Satz +

thaz-Satz:

Mar ist ana funtan, thaz er Mar ward biscoUan 0 3, 19,13; 3) es rückt an das S a t z e n d e , nhd. N e b e n s a t z s t e l l u n g : zwei selbständige Sätze: joh gizalta in sar thaz, thiu salida untar in was 0 2, 2, 8,

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G . MÜLLER U. T H . F R I N G S

übergeordneter Satz +

ikaz-Satz:

gizellet in ouh filu fram, theih selho hera in worolt 0 5, 16, 25.

quam

Vom Nhd. aus gesehen ist in Typ 1 ihaz s t e t s D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n und der zweite Satz ein H a u p t s a t z ; in Typ 3 ist thaz s t e t s K o n j u n k t i o n , und der zweite Satz ein N e b e n s a t z ; Typ 2 ist nhd. nicht mehr möglich. Wir fügen noch ein Beispiel aus der Übersetzungsliteratur bei, in dem nur das lateinische Vorbild die Funktionen von ihaz erkennen läßt: ik uuanda | that \ ik kende | that \ arbeit ist furi mi existimabam u t cognoscerem h o c : labor est ante me Pw 72, 16, und ein Beispiel aus der ahd. Prosa, in dem allein die Notkersche Interpunktion anzeigt, wo für das Ahd. die Satzgrenze zu liegen hat. In zwei gleichgebauten Satzgefügen entscheidet sich Notker einmal für das Demonstrativpronomen, einmal für die Konjunktion: chit man daz . ieht si in presenti geuudro . taz ist so. Chit man in futuro samogenuudro . daz iz uuerde morgene so uuirdet iz ad haec si verum est dicere . q u o n i a m album est et magnum . oportet utraque esse. Sin vero erit . s. verum est . dicere esse cras . s. oportet Ni 528,24—26 'sagt man in der Gegenwart wahrheitsgemäß das, (daß) etwas sei, so ist es. Sagt man in bezug auf die Zukunft ebenso wahr, daß es morgen geschehen werde, so wird es geschehen'. Auch nhd. lebt dieser Wandel vom Demonstrativpronomen zur Konjunktion noch fort, jedoch stets verbunden mit der Verschiebung des Verbum finitum aus der gewöhnlichen Zweitstellung in die Endstellung : glauben kannst du das: ich werde es nie vergessen; glauben kannst du, daß ich es nie vergessen werde. N a c h s t e l l u n g d e s f i n i t e n P r ä d i k a t s g l i e d e s , Th. Mann 1 Bei der Herausbildung der verbalen Endstellung sind zwei Vorgänge zu unterscheiden: 1) bei mehrgliedrigem Prädikat die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes (flektiertes Verb) gekommen ist.

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G . MÜLLER U. T H . F R I N G S

übergeordneter Satz +

ikaz-Satz:

gizellet in ouh filu fram, theih selho hera in worolt 0 5, 16, 25.

quam

Vom Nhd. aus gesehen ist in Typ 1 ihaz s t e t s D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n und der zweite Satz ein H a u p t s a t z ; in Typ 3 ist thaz s t e t s K o n j u n k t i o n , und der zweite Satz ein N e b e n s a t z ; Typ 2 ist nhd. nicht mehr möglich. Wir fügen noch ein Beispiel aus der Übersetzungsliteratur bei, in dem nur das lateinische Vorbild die Funktionen von ihaz erkennen läßt: ik uuanda | that \ ik kende | that \ arbeit ist furi mi existimabam u t cognoscerem h o c : labor est ante me Pw 72, 16, und ein Beispiel aus der ahd. Prosa, in dem allein die Notkersche Interpunktion anzeigt, wo für das Ahd. die Satzgrenze zu liegen hat. In zwei gleichgebauten Satzgefügen entscheidet sich Notker einmal für das Demonstrativpronomen, einmal für die Konjunktion: chit man daz . ieht si in presenti geuudro . taz ist so. Chit man in futuro samogenuudro . daz iz uuerde morgene so uuirdet iz ad haec si verum est dicere . q u o n i a m album est et magnum . oportet utraque esse. Sin vero erit . s. verum est . dicere esse cras . s. oportet Ni 528,24—26 'sagt man in der Gegenwart wahrheitsgemäß das, (daß) etwas sei, so ist es. Sagt man in bezug auf die Zukunft ebenso wahr, daß es morgen geschehen werde, so wird es geschehen'. Auch nhd. lebt dieser Wandel vom Demonstrativpronomen zur Konjunktion noch fort, jedoch stets verbunden mit der Verschiebung des Verbum finitum aus der gewöhnlichen Zweitstellung in die Endstellung : glauben kannst du das: ich werde es nie vergessen; glauben kannst du, daß ich es nie vergessen werde. N a c h s t e l l u n g d e s f i n i t e n P r ä d i k a t s g l i e d e s , Th. Mann 1 Bei der Herausbildung der verbalen Endstellung sind zwei Vorgänge zu unterscheiden: 1) bei mehrgliedrigem Prädikat die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes (flektiertes Verb) gekommen ist.

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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alt ist; 2) die Endstellung des Prädikats innerhalb der Satzglieder daß er heute kommt, gekommen ist, schon alt ist. D a s z w e i g l i e d r i g e P r ä d i k a t . — Der älteste Beleg eines thazSatzes aus dem Abrogans überliefert uns bereits beide Stellungstypen: noctua multi bobonem esse contendunt alii avem in orientem nahtfokal daz iz uuiclaf uuari sume daz izuuari focalin ostanond Gl 1,217,31. 32 (K). Der Glossator löst bubonem esse und avem in zwei iÄ«2-Sätze auf; im ersten folgt er der lateinischen Wortstellung infinites -f finites Prädikatsglied, im zweiten vom Lateinischen unabhängigen Satz wählt er die umgekehrte Folge finites + infinites Prädikatsglied. Das Material der ahd. Subjekt- und Objektsätze 1 ) hat ergeben, daß in den Denkmälern vor Notker der Typ finites + infinites Prädikatsglied vorherrscht: thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). Er steht zum umgekehrten Typ im Verhältnis 2:1. Mit Notker ist um das Jahr 1000 der nhd. Typ infinites -f- finites Prädikatsglied fest und steht zum umgekehrten Typ im Verhältnis 4 : 1 : mir uuiget aber . daz tu so uerzertet pist non possum ferre delicias tuas Nb 81,23 [91, 21] 'mich schmerzt aber, daß du so verzärtelt bist'. Die Wiener Bearbeitung der St. Galler Psalmen geht noch einen Schritt über Notker hinaus, indem sie bei selbständiger Fügung das Verbum finitum hinter das infinite Prädikatsglied setzt: er giougit daz dera ubilen uuerh io unchreftic uuaren videbit quod infirmata sit manus Npw Cant. Deut. 36, Np daz malorum opera ieo uuaren infirma, ebso. Npw 11,8. 17,26. 104,37. 108,9. 24. 118 H, 62. R, 129. 127,5. 135,2. 137,7. 146,4. 149,1. Cant. Es. 6, Ausnahme 8, 6.

Die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes hat sich nicht behauptet. Schon bei Williram sinkt das Verhältnis beider Typen auf 1,4:1 ab. x ) Otfrid und Belege, die der lateinischen Wortstellung folgen, sind ausgenommen.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

D a s d r e i g l i e d r i g e P r ä d i k a t . — Im Typ die Tür war aufgetan worden, fast nur bei Notker belegt, steht nhd. im H a u p t s a t z das V e r b u m f i n i t u m an e r s t e r S t e l l e . Es f o l g t das s i n n t r a g e n d e G l i e d aufgetan. Im N e b e n s a t z tritt das V e r b u m f i n i t u m an die d r i t t e S t e l l e , die Folge der übrigen Glieder bleibt unangetastet: daß die Tür aufgetan worden war. Im Ahd. hat noch keines der Glieder einen festen Platz. Fünf Varianten sind möglich. S p i t z e n s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , nhd. Hauptsatzstellung, das s i n n t r a g e n d e G l i e d f o l g t : tannan sageta Aristotiles ... . taz priuatio nemuge delot uuerden in habitum Nb 336,4 [367,17]

feruuan-

oder s t e h t am E n d e (selten): tannan shinet. taz uerba . mugen heizen

nomina

Ni 506,31.

E n d s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , nhd. Nebensatzstellung, das s i n n t r a g e n d e G l i e d steht an der S p i t z e : souuio man uuandi . daz er aber chint uuerden mahti licet etiam ille puer posse f i e r i crederetur Nc 746,24 [84,20]. M i t t e l s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , das s i n n t r a g e n d e G l i e d steht an der S p i t z e : übe ouh fone disen rationibus lceuuaret uuerde . daz zuei ungelichiu guot tiu fursten nemugen sin quod duo bona . quae a se sint diversa . non p o s s u n t esse s u m m a Nb 187,25 [203,27] oder am E n d e (selten): so shinet taz si heizen sol contraria manifestum est quoniam haec e r i t c o n t r a r i a Ni 584,16. E n d s t e l l u n g des P r ä d i k a t s Der nhd. daß-Satz verlangt die Endstellung des Prädikats. Auch hier weist das Ahd. bereits den Weg. Die einfachste Form des thazSatzes ist der zweigliedrige, der nur den Handlungsträger und die

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

D a s d r e i g l i e d r i g e P r ä d i k a t . — Im Typ die Tür war aufgetan worden, fast nur bei Notker belegt, steht nhd. im H a u p t s a t z das V e r b u m f i n i t u m an e r s t e r S t e l l e . Es f o l g t das s i n n t r a g e n d e G l i e d aufgetan. Im N e b e n s a t z tritt das V e r b u m f i n i t u m an die d r i t t e S t e l l e , die Folge der übrigen Glieder bleibt unangetastet: daß die Tür aufgetan worden war. Im Ahd. hat noch keines der Glieder einen festen Platz. Fünf Varianten sind möglich. S p i t z e n s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , nhd. Hauptsatzstellung, das s i n n t r a g e n d e G l i e d f o l g t : tannan sageta Aristotiles ... . taz priuatio nemuge delot uuerden in habitum Nb 336,4 [367,17]

feruuan-

oder s t e h t am E n d e (selten): tannan shinet. taz uerba . mugen heizen

nomina

Ni 506,31.

E n d s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , nhd. Nebensatzstellung, das s i n n t r a g e n d e G l i e d steht an der S p i t z e : souuio man uuandi . daz er aber chint uuerden mahti licet etiam ille puer posse f i e r i crederetur Nc 746,24 [84,20]. M i t t e l s t e l l u n g des V e r b u m f i n i t u m , das s i n n t r a g e n d e G l i e d steht an der S p i t z e : übe ouh fone disen rationibus lceuuaret uuerde . daz zuei ungelichiu guot tiu fursten nemugen sin quod duo bona . quae a se sint diversa . non p o s s u n t esse s u m m a Nb 187,25 [203,27] oder am E n d e (selten): so shinet taz si heizen sol contraria manifestum est quoniam haec e r i t c o n t r a r i a Ni 584,16. E n d s t e l l u n g des P r ä d i k a t s Der nhd. daß-Satz verlangt die Endstellung des Prädikats. Auch hier weist das Ahd. bereits den Weg. Die einfachste Form des thazSatzes ist der zweigliedrige, der nur den Handlungsträger und die

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Handlung bzw. das Geschehen oder den Zustand anzeigt. Ahd. heißt es wie nhd.: iehent des truhtene daz er guot ist eonfitemini domino quoniam bonus NpNpw 117,1. Treten weitere Satzglieder hinzu, so gilt für das Ahd. mit relativ wenigen Ausnahmen, daß alle P r o n o m i n a hinter den ersten Hauptton, den die Konjunktion thaz trägt, treten; d . h . bei n o m i n a l e m S u b j e k t tritt das Pronomen unmittelbar hinter die Konjunktion: dat sagetun mi Sfolidante . . ., dat inan wie jurnarn Hild. 42, bei p r o n o m i n a l e m S u b j e k t nimmt dieses die Stelle hinter dem ersten Hauptton ein, das pronominale Objekt folgt: fone demo suigenne uuandost du unrehto . daz ih dir gelih si existimasti inique . quod ero tui similis NpNpw 49,21. Ebenso stehen alle A d v e r b i e n vor dem Prädikat oder vor dem Subjekt: vuanda du uuissost . daz anderer ubelo

teta Np 51,6,

Treten ein p r o n o m i n a l e s u n d a d v e r b i a l e s Glied hinzu, so nehmen sie die Stellung vor dem Prädikat oder vor dem Subjekt ein: der richo roubot . unde neuuile daz is geuuanen Np 72,7.

sar ieman geturre

Wir können also sagen, daß alle ¿Aas-Sätze, die um nur pronominale oder adverbiale Glieder erweitert sind, zugleich thaz-Sätze mit nhd. Endstellung des Prädikats sind. Nicht erreicht ist der nhd. Nebensatztyp bei der Erweiterung um nominale Glieder. Tritt nur e i n nominales Glied hinzu, so gilt als Normalfall die Stellung zwischen Subjekt und Prädikat: fone diu ist unmuoza . taz ter mennisko got ferlaze Nb 35,24 [40,5], ^ doh uuänit des uilo gotmanno, daz Elias in demo uuige aruuartit uuerde Musp. 49. Müller/Frings daß-Sätze

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G. Müller u. Th. Frings

Bei Nachstellung liegen gewöhnlich besondere Bedingungen vor: Anlehnung an die lateinische Wortfolge; in der Wendung thaz man (er) chit; das nominale Glied ist mit einem Relativsatz verbunden; bei besonderer Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt; bei Reihung der nominalen Glieder. Wird der thaz-S&tz um z w e i nominale Glieder erweitert, so ist der häufigste Typ, daß ein nominales Glied v o r , eines h i n t e r das Prädikat t r i t t : thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). B e i d e nominalen Glieder können auch v o r das Prädikat treten: wettu irmingot . . ., dat du neo dana halt mit man dinc nigileitos Hild. 30.

sus

sippan

B e i d e Glieder können auch n a c h g e s t e l l t werden: fernim daz ih nu teilta siben unde in zuei Nk 406,7.

quantitates

in uinuiu

.

Diese drei Typen, nach der Häufigkeit geordnet, stehen im Verhältnis rund 3:2 (nhd. Typ) :1. Ü b e r b l i c k , Th. Mann 2. 11. 12 und 10 Vergleichen wir die Funktionen, die daß (thaz) bei Th. Mann und im Ahd. erfüllt, so tritt der starke Anteil der S u b j e k t - und O b j e k t s ä t z e hervor. Heute wie vor 1000 Jahren füllen sie 50%, Th. Mann 61 von 123, ahd. rund 2800 von 5500 Belegen. V e r s c h w u n d e n ist die im Ahd. nächst starke Gruppe der F i n a l s ä t z e . Bei Th. Mann noch mit einem Beleg vertreten, sonst abgelöst durch damit, den Nachfolger von heute veraltetem auf daß. Reich vertreten sind ahd. wie nhd. die M o d a l s ä t z e , bei Th. Mann von den restlichen 62 Belegen 28. Heute besonders lebenskräftig sind die von einem A d v e r b abhängigen daß-Sätze daran, darauf, dabei, dafür, damit usf., daß. Sie sind ahd. mit Notker da, aber das Ahd. ist noch bestimmt von ihren Vorgängern Präposition + Pronomen an, mit, nah, zi thiu. Zwischen der heutigen und der ahd. Überlieferung haben sich also nur die Akzente verschoben. A l l e s h e u t e W e s e n t l i c h e i s t a h d

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G. Müller u. Th. Frings

Bei Nachstellung liegen gewöhnlich besondere Bedingungen vor: Anlehnung an die lateinische Wortfolge; in der Wendung thaz man (er) chit; das nominale Glied ist mit einem Relativsatz verbunden; bei besonderer Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt; bei Reihung der nominalen Glieder. Wird der thaz-S&tz um z w e i nominale Glieder erweitert, so ist der häufigste Typ, daß ein nominales Glied v o r , eines h i n t e r das Prädikat t r i t t : thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). B e i d e nominalen Glieder können auch v o r das Prädikat treten: wettu irmingot . . ., dat du neo dana halt mit man dinc nigileitos Hild. 30.

sus

sippan

B e i d e Glieder können auch n a c h g e s t e l l t werden: fernim daz ih nu teilta siben unde in zuei Nk 406,7.

quantitates

in uinuiu

.

Diese drei Typen, nach der Häufigkeit geordnet, stehen im Verhältnis rund 3:2 (nhd. Typ) :1. Ü b e r b l i c k , Th. Mann 2. 11. 12 und 10 Vergleichen wir die Funktionen, die daß (thaz) bei Th. Mann und im Ahd. erfüllt, so tritt der starke Anteil der S u b j e k t - und O b j e k t s ä t z e hervor. Heute wie vor 1000 Jahren füllen sie 50%, Th. Mann 61 von 123, ahd. rund 2800 von 5500 Belegen. V e r s c h w u n d e n ist die im Ahd. nächst starke Gruppe der F i n a l s ä t z e . Bei Th. Mann noch mit einem Beleg vertreten, sonst abgelöst durch damit, den Nachfolger von heute veraltetem auf daß. Reich vertreten sind ahd. wie nhd. die M o d a l s ä t z e , bei Th. Mann von den restlichen 62 Belegen 28. Heute besonders lebenskräftig sind die von einem A d v e r b abhängigen daß-Sätze daran, darauf, dabei, dafür, damit usf., daß. Sie sind ahd. mit Notker da, aber das Ahd. ist noch bestimmt von ihren Vorgängern Präposition + Pronomen an, mit, nah, zi thiu. Zwischen der heutigen und der ahd. Überlieferung haben sich also nur die Akzente verschoben. A l l e s h e u t e W e s e n t l i c h e i s t a h d

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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s c h o n da. W a s w i r h e u t e a b e r a l s N e b e n e i n a n d e r s e h e n , v e r m a g das Ahd. noch in seiner zeitlichen Folge a u f z u zeigen. P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p das . . . , daß . . -1) A l l g e m e i n e s , Th. Mann 4 und 6. — J e nach der Redesituation können wir heute variieren: feststellend: du kannst das (es) glauben, daß ich es nie vergessen werde. Liegt der Nachdruck auf dem da/?-Satz, wird das vorausnehmende Pronomen an die Satzspitze gestellt: das kannst du glauben, daß . . . Vertauschung mit es ist nicht möglich. Der Nachdruck liegt auf glauben; der andere soll überzeugt werden: glauben kannst du das (es), daß . . . Wir können im Ahd. die Herausbildung dieses dreifachen Stellungstypus noch verfolgen. Nach Übertritt des demonstrativen thaz in den Nebensatz war zunächst der Typ übergeordneter Satz thazSatz geschaffen: wela gisihu ih in dinem hrustim \ dat | du habes heme herron goten Hild. 47. Neben diesen Typ tritt nun ein zweiter, in dem das fehlende Demonstrativpronomen erneut eingesetzt wird, so daß im Hauptsatz der alte Zustand wieder hergestellt ist. Mit Beginn der Überlieferung sind beide Typen voll ausgebildet. Auf dem neu hinzutretenden thaz liegt der Nachdruck, weshalb es zunächst an die Satzspitze tritt. Das ist sein ursprünglicher und eigentlicher Platz. In diesem Punkt der Entwicklung setzt die ahd. Überlieferung ein. Das Wandern des thaz in die Satzmitte und an das Satzende sind spätere Erscheinungen. S u b j e k t s a t z , Th. Mann 3 und 4. Demonstr. thaz an der S a t z s p i t z e : Hier entspricht die Spitzenstellung des Demonstrativpronomens zugleich der natürlichen Spitzenstellung des Subjekts: daz ist rehto paluuic dink, daz der man haret ze gote enti imo hilfa niquimit Musp. 27. Bei Zitaten beziehen sich die Zeilen- bzw. Versangaben stets auf die Konjunktion thaz, nicht auf das hinweisende Pronomen. 2*

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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s c h o n da. W a s w i r h e u t e a b e r a l s N e b e n e i n a n d e r s e h e n , v e r m a g das Ahd. noch in seiner zeitlichen Folge a u f z u zeigen. P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p das . . . , daß . . -1) A l l g e m e i n e s , Th. Mann 4 und 6. — J e nach der Redesituation können wir heute variieren: feststellend: du kannst das (es) glauben, daß ich es nie vergessen werde. Liegt der Nachdruck auf dem da/?-Satz, wird das vorausnehmende Pronomen an die Satzspitze gestellt: das kannst du glauben, daß . . . Vertauschung mit es ist nicht möglich. Der Nachdruck liegt auf glauben; der andere soll überzeugt werden: glauben kannst du das (es), daß . . . Wir können im Ahd. die Herausbildung dieses dreifachen Stellungstypus noch verfolgen. Nach Übertritt des demonstrativen thaz in den Nebensatz war zunächst der Typ übergeordneter Satz thazSatz geschaffen: wela gisihu ih in dinem hrustim \ dat | du habes heme herron goten Hild. 47. Neben diesen Typ tritt nun ein zweiter, in dem das fehlende Demonstrativpronomen erneut eingesetzt wird, so daß im Hauptsatz der alte Zustand wieder hergestellt ist. Mit Beginn der Überlieferung sind beide Typen voll ausgebildet. Auf dem neu hinzutretenden thaz liegt der Nachdruck, weshalb es zunächst an die Satzspitze tritt. Das ist sein ursprünglicher und eigentlicher Platz. In diesem Punkt der Entwicklung setzt die ahd. Überlieferung ein. Das Wandern des thaz in die Satzmitte und an das Satzende sind spätere Erscheinungen. S u b j e k t s a t z , Th. Mann 3 und 4. Demonstr. thaz an der S a t z s p i t z e : Hier entspricht die Spitzenstellung des Demonstrativpronomens zugleich der natürlichen Spitzenstellung des Subjekts: daz ist rehto paluuic dink, daz der man haret ze gote enti imo hilfa niquimit Musp. 27. Bei Zitaten beziehen sich die Zeilen- bzw. Versangaben stets auf die Konjunktion thaz, nicht auf das hinweisende Pronomen. 2*

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Die Überlieferung: 9. J h . : Musp.: 27. Isidor: 7,9 = F 34,22 (endi ioh dhazs). Tatian: 6,2 (hoc). 119,12 (hoc . . . quod). 168,1 (hoc . . . ut). nd. Psalmen: Wa 14,13. 15,14. 15 = 9,4. 10,19. 20. Otfrid: thaz in der Vershebung: thaz ist uns iröugit, thaz . . . 5,8,15, ebso. 5,8,5 (joh thaz). 14,1. 2; — in der Senkung: thaz scölta sin bi notl, thaz . .. 1,13,12, ebso. 27,54. 2,2,19. 20. 12,84. 3,19,4. 20,145. 22,8. 4,19,38. 5,12,34. um 1000: Notker: Nb 36,23 (quod). 45,18 (ut). 63,5. 72,6. 93,7 (noh taz). 110,3.5. 129,4 (id). 142,13 (hoc . . . quod). 169,20. 234,31. 240,21 (quod . . . ut). 268,7. 270,27. 303,20. 304,6. 307,1. 310,8. 357,28 (haec) [41,15. 51,14. 71,20. 80,29. 103,13. 120,20. 22. 140,16. 153,23. 182,8. 253,31. 259,20. 289,1. 292,6. 331,10. 334,9. 338,3. 391,23]. Nc 720,3 (quod). 743,26. 781,27 [46,20. 80,21. 134,12], Ni 547,13 (quia). 566,13 (noh taz). 574,27 (hoc). Nk 387,18 (hoc [illud] . . . quod). 418,15 (quod). 434,10 (hoc). 460,28 (ioh taz). 495,12. NpNpw 2,11. 17,28. 38,7. 50,6. 118A.1. Fides 1 (haec . . . ut). 26 (ut). Np 50,3. Npw 108,5. 149,9 (Np diz . . . daz). Npgl 84,11 (ut). 11. J h . : Predigtsammlung B.C: S 168,21. 176,4. 8. 11. 17. 22. 6d,5. 177,15. Demonstr. thazim

S a t z i n n e r n , seit Otfrid und Notker:

Im H a u p t s a t z ( A u s s a g e s a t z ) : ein A d v e r b (Partikel) t r i t t an die Satzspitze, thaz weicht hinter das finite Verb zurück: taranah ist taz zeuuizenne ein ist Nb 70,26 [79,19],

. taz status unde constitutio . al

ebso. Nb 72,9. 78,13 (ut). 132,13 (ut). 182,19. 246,4. 290,4 (hoc . . . quod). 345,20 (quod) [81,2. 87,24. 143,13. 198,28. 265,10. 314,6. 378,15], Nc 730,5 (ut) [60,18], Ni 555,9. 558,29. 572,19. Nk 397,17 (quod). 416,3. 441,9 (hoc . . . ut). 453,12 (quoniam). NpNpw 29,1. 118E,37. Np 57,12. Npw 106,1; — vgl. als Nachsatz zu einem vorausgegangenen Nebensatz O 5,15,40: imz thu jung wari, so was thir thaz gizämr, thaz . . . . Ein n o m i n a l e s oder p r o n o m i n a l e s G l i e d tritt an die Satzspitze, thaz behauptet seine Stellung v o r dem Verb: in des manno handen daz stat .taz er geuualtig si qui u t potens esse videatur . in servientium manu situm est Nb 155,13 [166,21], O 3,12,25: uns allen thaz giuis Ist, thaz . . . .

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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thaz tritt h i n t e r das finite Verb: Jone dien dingen ist ouh taz zechiesenne . daz . . . de quibus illud etiam considerandum puto . quod . . . Nb 106,12 [117,1], ebso. O 3,25,38 (thaz in der Vershebung). Ni 583,11.

In der F r a g e : uuar mag taz sin . daz . . . ? Nb 306,12 [333,17], ebso. O 2,14,18 (thaz in der Senkung). 5,20,87. 89 (thaz in der Hebung). Nb 326,28. 330,28 (ut) [357,14. 361,27]. Np 12,3.

Im N e b e n s a t z : thaz tritt hinter die Satzspitze. Otfrid, in der Vershebung: thaz ouh thaz ni bileib, thaz

. . . Oh 98,

ebso. O 4,21,15. Ol 80; — in der Senkung: O 3,16,71. 5,1,26.

Notker: to ouh taz keskah . taz tu . . . spendotost . tie sigegeba Nb 75,8 [84,15], ebso. Nb 71,2. 86,10. 99,21. 207,23. 222,8. 261,24 (ut). 318,4 (ut). 328,16. 336,30 (illud; zwischen übergeordneten und daz-Satz schiebt Notker ih meino) [79,24. 96,10. 110,8. 224,1. 239,11. 282,18. 347,15. 359,5. 368,10]. Ni 531,26 (quoniam). 562,11. 566,1. 582,15. Nk 429,5. 478,8 (uuanda daz ist, oder einen Hauptsatz einleitend ?). NpNpw 9,2. 20,3. 32,3 (die beiden letzten vuanda daz ist, oder einen Hauptsatz einleitend?). 118F,42. 1,69. Np 63,7. 72,20. 85,5. Williram: 124,6. Predigtsammlung A, 11. J h . : S 161,4,6. Südd. Glaube, 12. u. 14. J h . : S 345,2.

Zwischen R e l a t i v u m und thaz tritt noch ein tonschwaches P r o nomen: ze uuiu in daz irgange . daz sie uuerltsalig sint Np 72,10. Otfrid vermeidet den Zusammenstoß von Konjunktion thaz uncl Demonstrativpron. thaz: thaz wesan thaz ni möhtl, thaz . . . O 5,4,16, ebso. 4,24,18. 5,15,46 (thaz stets in der Vershebung).

Demonstratives thaz am S a t z e n d e , nur Otfrid und Notker: Es treten zwei thaz zusammen; das demonstrative thaz geht in der

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Konjunktion auf, so daß der Zustand Hauptsatz + thaz-Satz erneut erreicht ist. Dieser Typ ist selten: Otfrid: ward ouh thaz, thlih irstdrb O 5,20,79, ebso. 1,17,22 (F). 3,10,33.

Notker: so geskah ouh taz . taz allero teilelih tero uuerUe durhskafjener . sia machota durhskaffena Nb 177,17 [190,13], ebso. Nk 394,2 (quod).

Die Wiener Bearbeitung der Psalmen Notkers ersetzt einmal das einfache daz bei Notker durch ein doppeltes: uundir nist dazdazdieguotendarumbesintguot, dazsisinsalic Npw 118A,1 (Np vuunder neist daz boni darumbe sint boni). Gewöhnlieh steht thaz nur am Satzende, wenn sich zwischen Hauptund thaz-Satz noch ein weiterer Redeteil schiebt. Otfrid: uuanta unser Mb scal wesan thaz, wir thionost dueniothinaz, thaz huggen thera umnnu mit Kristes selbes minnu Oh 18, Notker: tannan ist taz . übe du ze gotes rechenungo uuartest . taz tu nioner neahtost neheines arges ieht sin quo fit . u t si spectes disponentem providentiam . nihil usquam perpendas esse mali Nb 290,16 [314,17], ein Stück lateinischen Textes ist eingeschoben: Nb 326,14. 333,2 [356,24. 364,4] (beide quod).

O b j e k t s a t z , Th. Mann 5 und 6. Demonstr. thaz steht an der S a t z s p i t z e : Entspricht im Subjektsatz die Spitzenstellung des Demonstrativpronomens der natürlichen Folge der Satzglieder, so liegt auf dem Objekt, wenn es an die Satzspitze gestellt wird, besonderer Nachdruck. Mit der Spitzenstellung des Objekts beginnt die ahd. Überlieferung: dat sagetun mi usere liuti . . ., dat Hiltibrant hsetti min fater Hild. 17.

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Die Überlieferung: 9. Jh.: Hild.: 17.43. Musp.: 38. Wess. Geb.: 2. Benediktinerregel: S 246,19. 28 (beide hoc . . . ut).

Otfrid, thaz in der Vershebung: thaz man er nl gisdh, thaz . . . 5,15,12; sonst stets in der Senkung: thaz lerta nän sin mllt'i, thaz . . . 1,3,19. 20, ebso. 1,1,93. 3,5,10. 7,32. 4,1,33. 16,9. 24,9. 5,7,60. 61. um 1000: Notker: Nb 191,24. 214,9. 12 [207,24. 230,33. 231,2], Ni 505,7. 533,29. Np 32,2. 137,5. 11. Jh.: Predigtsammlung B: S 170,68. Williram: 129,4.

Demonstr. thaz im S a t z i n n e r n : Im H a u p t s a t z ( A u s s a g e s a t z ) : In der Frühzeit einmal im Hildebrandslied belegt: es werden die Satzglieder in der logischen Folge Subjekt + Prädikat + Objekt aneinandergefügt : ilc gihorta dat seggen, dat sih urhettun senon muotin brant enti Hadubrant urUar heriun tuem Hild. 2.

Hilti-

Tatiaft: das pronominale Objekt, selbständig eingesetzt, tritt hinter das Prädikat; im übrigen bleibt die lateinische Folge der Satzglieder unangetastet: gihortun thaz tho ira nahiston inti ira cmidon, thaz truhtin mihhilosota sina miltida mit iru audierunt vicini et cognati eius q u i a magnificavit dominus misericordiam suam cum illa T 4,10. Bei Otfrid in sehr wechselnder Stellung; jedoch steht thaz vorwiegend in der Hebung: ir ouh thdz ni wollet, thaz . . . 3,14,103, ebso. 1,1,60. 2,13,26. 3,14,97. 24,35. 26,34. 4,4,8. 13,51. 5,7,36. Oh 13; — in

der Senkung: ni mag thaz man düan nihein, thaz . . . 2,22,1. 2, ebso. 3,16,53. 20,74. 152. 5,25,66.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Notker, Williram, Predigtsammlung des 11. Jh.s: Es bleibt wie im Hildebrandslied die logische Folge der Glieder: Subjekt + Prädikat + Objekt ( + weitere Satzglieder): kotes peuuarunga . gab taz iro geskaffenen . ze houhethafti uuerennes .taz sie io luste zeuuerenne dedit enim Providentia rebus . a se creatis . hanc vel maximam causam manendi . u t naturaliter desiderent manere Nb 205,16 [221,28], ebso. Nb 37,13 (hoc... quod). 161,27 (hoc). 351,31 (id... ut) [42,8.173,25.385,10]. Nc 749,30 [89,11], NpNpw 101,6. Np 118X,172 (Ha. X S . VIII., 11). W 109,8. 119,8. Predigts. B: S 172,3,33.

Demonstr. thaz tritt noch h i n t e r ein w e i t e r e s S a t z g l i e d ; es nähert sich der Endstellung: prima preuaricatio habet menniskon daz penomen . . . daz sie iz {iro principium) uuola bechennen nemugen Nb 140,4 [151,10]. Ein A d v e r b (Partikel) tritt an die Satzspitze, so daß thaz dem finiten Verb und dem Subjekt nachgestellt wird: toh sulen uuir daz chiesen . daz si herton beginnet peidiu tuon Nb 88,10 [98,11], ebso. Nb 99,27. 231,24 [110,14. 250,22], Nc 774,17 (illud . . . quod) [123,16]. Npw 118De ps. gr. 1.

Ein n o m i n a l e s Glied tritt an die Satzspitze: ze erist dirro uuerlte geeiscota ih . daz fone dinen geiihten daz . . . initio cognovi de testimoniis tuis . quia . . . NpNpw 118T, 152, ebso. Nk 394,7.

Im F r a g e s a t z : sol ih taz fure unreht haben . taz . . . ? Nb 30,6 [33,23], ebso. Nb 122,30 (hoc . . . quod). 198,1. 256,28 [133,25. 214,15. 277,8]. Np 81,2.

Im I m p e r a t i v : erteile daz ze rehte . daz . . . NpNpw 36,6, ebso. 0 3,16,63 (in der Hebung). 5,24,8 (in der Senkung). Nk 404,5. W 10,4.

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Im N e b e n s a t z : Bei Otfrid in wechselnder Stellung, aber fast ausschließlich in der Vershebung: ther mit gilöubu

thaz

gidüat,

thaz

. . . 2,12,81»

ebsö. 1,1,2. 11,8. 2,4,20. 12,78. 3,11,13. 14,37. 22,64. 26,60. 4,29,22. 30,11. 37,8. 5,6,21. 69. 8,9. 9,11. 12,68. 23,32. 235. 246. 247. 250. Ol 9.88; —in der Senkung: ther iintar iw thaz wolle, thaz . . . 3,18,4. 5,4,29.

Im allgemeinen nimmt thaz die g r ö ß t m ö g l i c h e S p i t z e n s t e l l u n g ein: unmittelbar hinter dem satzeinleitenden R e l a t i v u m : uuer daz kebe . daz . . . quis dedit u t . . . Nb 15,7 [16,21], ebso. NpNpw 118 1,71. 123,3 ( = Npw2). Np 118 T,147; — zwischenRelativpron. und thaz tritt noch ein A d v e r b : der ieo daz uueinot. daz.. . NpNpw 42,1.

Bei k o n j u n k t i o n a l eingeleitetem Nebensatz muß das pronominale Subjekt unmittelbar hinter den ersten Hauptton (Konjunktion) treten; thaz rückt unmittelbar an das pronominale Subjekt heran: ther heilant

tho, soso her thaz

inkanta

thaz

sie

zuouuerte

uuarun Ihesus autem cum cognovisset q u i a venturi essent T 80,8, ebso. Nb 130,5. 185,16 (id . . . quod). 287,22 (illud . . . quod) [141,13. 201,20. 311,3]. NpNpw 138,23; — vor thaz tritt noch ein ebenfalls schwachtoniges pronominales Objekt: uuande uuir uns daz zi gmtliche haben uuellen, daz . . . S 173,2,2 (Predigts. C); — in einer a.c.i.-Konstruktion: Nb 331,30 (illum . . . quod) [362,32]; — in einem partizipial verkürzten Nebensatz: Np 80,4.

thaz kann aber auch dem S a t z e n d e z u s t r e b e n . Es tritt hinter das nominale Subjekt und ein weiteres nominales Satzglied, um den Anschluß an den thaz-S&tz zu gewinnen: übe aber die lide geskeidene

. unde zelegete . demo

lichameu

daz penement . taz er ein nemuoz sin at si distributae segregataeque partes corporis . distraxerint unitatem Nb 200,4 [216,13], vgl. auch Nb 140,4 [151,10] S. 24.

Von hier aus ist nur noch ein Schritt zur Endstellung.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Demonstr. thaz am S a t z e n d e : Zweimal im Tatian, unabhängig vom lateinischen Vorbild, belegt; das Objekt wird hinter das Prädikat gestellt: zuuene blinte . . . gihortun thaz, thaz heilant . . . thar furifuori duo caeci . . . audierunt q u i a Ihesus . . . transiret T 115,1, ebso. 119,4 (quia).

Bei Otfrid ein beliebtes Mittel zum Versbau: tho gab er zi antwurte thaz, 0 1,27,26,

thaz er ther selbo man ni was

ebso. 1,2,49. 15,6. 17,17. 27,48. 2,3,32. 49. 4,7. 6,5. 7,61. 12,58. 3,7,5. 9,1. 17,67. 23,48. 26,31. 4,3,1. 7. 19,59. 5,5,17. 18. 12,12; — zwischen beide Sätze schiebt sich ein Kausalsatz: 2,7,26.

Notker: tarazu lego ih taz . taz ir iuuih skeiden nesulent addo quod vos numquam convenit disparari Nc 719,15 [46,1]. Notker Glossator: alle zite . . . lerta ih daz . qvia genist gotis ist) Npgl 70,15.

domini est salvs (daz

diu

E r g e b n i s : Wir vergleichen im folgenden nur Hauptsätze in Aussageform, da alle anderen Satzarten wiederum ihren eigenen Gesetzen unterworfen sind. Zugleich mit der ahd. Überlieferung setzt der thaz . . ., thaz-Typ ein und steht lebenskräftig neben dem einfachen Typ übergeordneter Satz thaz-Satz. Die Stellung des demonstrativen thaz ist als besonders betont die S a t z s p i t z e . I m S u b j e k t s a t z bleibt diese Stellung als der natürlichen Satzgliedfolge entsprechend erhalten. Die frühe ahd. Überlieferung Musp., nd. Psalmen, Isidor haben nur die Spitzenstellung (5 Belege) entwickelt. Von den ahd. Übersetzern folgt Tatian ebenfalls nur mit Spitzenstellung, aber in Nachahmung des lateinischen Vorbilds (3 Belege). Erst Otfrid und Notker verwenden alle drei Typen, wobei die Spitzenstellung bei weitem überwiegt. Otfrid: Spitzenstellung 13, Mittelstellung 3, End-

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Stellung 3 Belege (vgl. dazu noch einmal nach uuanta); Notker: Spitzenstellung 38, Mittelstellung 21, Endstellung 5 Belege (vgl. dazu noch 1 Beleg aus Npw). Im O b j e k t s a t z wandert thaz von der Satzspitze in das Satzinnere. Die f r ü h e Ü b e r l i e f e r u n g setzt mit der S p i t z e n s t e l l u n g ein: Hild., Musp., Wess. Geb. enthalten 4 Belege für die Spitzenstellung, 1 für die Mittelstellung, Endstellung fehlt. Von den ahd. Übersetzern folgt die Benediktinerregel in Nachbildung der lateinischen Wortfolge mit 2 thaz an der Satzspitze; Tatian dagegen hat frei vom lateinischen Vorbild 1 thaz in der Satzmitte, 2 am Satzende; in allen Fällen wird das Objekt in logischer Folge der Gedankenglieder dem Prädikat nachgesetzt. Bei O t f r i d und N o t k e r hat sich das Verhältnis umgekehrt: die S p i t z e n s t e l l u n g s c h w i n d e t , die M i t t e l s t e l l u n g n i m m t z u : Otfrid: Spitzenstellung 9, Mittelstellung 15, Endstellung 22 Belege; Notker: Spitzenstellung 7, Mittelstellung 14, Endstellung 1 Beleg (vgl. dazu noch 1 Beleg aus Npgl). P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p es (dies) Th. Mann 4

. . ., daß . . .,

Demonstratives thaz verliert im Laufe der Zeit an deiktischer Kraft, wodurch der Ersatz durch iz möglich wird. Wie stark es zunächst ausgezeichnet ist, beweist außer dem Platz an der Satzspitze auch seine Stellung im Otfridschen Vers. An der Satzspitze ist thaz grundsätzlich hervorgehoben, daher setzt es Otfrid bedenkenlos in den Auftakt (demonstr. thaz in Spitzenstellung steht 18 mal im Auftakt und nur 4 mal in der ersten Hebung). Am Satzende, das meist mit dem Zeilenende zusammenfällt, trägt das letzte Wort stets die 4. Hebung, also liegt auch hier grundsätzlich Betonung vor. Im Satzinnern dagegen versucht Otfrid thaz in die Vershebung zu rücken. Wo thaz in die Senkung tritt, wird es durch das tonschwache iz, dem auch die deiktische K r a f t fehlt, ersetzt. Es heißt: uuanta thaz ist ftintän . . ., thaz . . . Ol 80, aber: wdnta iz mag man wizän . . ., thaz . . . O 5,11,40. thaz steht in der H e b u n g 45 mal, in der Senkung 11 mal: 2,14,18. 22,1. 3,16,53. 71. 18,4. 20,74. 152. 5,1,26. 4,29. 24,8. 25,66. iz steht 49 mal in der S e n k u n g , 2 m a l i n der Hebung: 4,11,24. 35,12.

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Stellung 3 Belege (vgl. dazu noch einmal nach uuanta); Notker: Spitzenstellung 38, Mittelstellung 21, Endstellung 5 Belege (vgl. dazu noch 1 Beleg aus Npw). Im O b j e k t s a t z wandert thaz von der Satzspitze in das Satzinnere. Die f r ü h e Ü b e r l i e f e r u n g setzt mit der S p i t z e n s t e l l u n g ein: Hild., Musp., Wess. Geb. enthalten 4 Belege für die Spitzenstellung, 1 für die Mittelstellung, Endstellung fehlt. Von den ahd. Übersetzern folgt die Benediktinerregel in Nachbildung der lateinischen Wortfolge mit 2 thaz an der Satzspitze; Tatian dagegen hat frei vom lateinischen Vorbild 1 thaz in der Satzmitte, 2 am Satzende; in allen Fällen wird das Objekt in logischer Folge der Gedankenglieder dem Prädikat nachgesetzt. Bei O t f r i d und N o t k e r hat sich das Verhältnis umgekehrt: die S p i t z e n s t e l l u n g s c h w i n d e t , die M i t t e l s t e l l u n g n i m m t z u : Otfrid: Spitzenstellung 9, Mittelstellung 15, Endstellung 22 Belege; Notker: Spitzenstellung 7, Mittelstellung 14, Endstellung 1 Beleg (vgl. dazu noch 1 Beleg aus Npgl). P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p es (dies) Th. Mann 4

. . ., daß . . .,

Demonstratives thaz verliert im Laufe der Zeit an deiktischer Kraft, wodurch der Ersatz durch iz möglich wird. Wie stark es zunächst ausgezeichnet ist, beweist außer dem Platz an der Satzspitze auch seine Stellung im Otfridschen Vers. An der Satzspitze ist thaz grundsätzlich hervorgehoben, daher setzt es Otfrid bedenkenlos in den Auftakt (demonstr. thaz in Spitzenstellung steht 18 mal im Auftakt und nur 4 mal in der ersten Hebung). Am Satzende, das meist mit dem Zeilenende zusammenfällt, trägt das letzte Wort stets die 4. Hebung, also liegt auch hier grundsätzlich Betonung vor. Im Satzinnern dagegen versucht Otfrid thaz in die Vershebung zu rücken. Wo thaz in die Senkung tritt, wird es durch das tonschwache iz, dem auch die deiktische K r a f t fehlt, ersetzt. Es heißt: uuanta thaz ist ftintän . . ., thaz . . . Ol 80, aber: wdnta iz mag man wizän . . ., thaz . . . O 5,11,40. thaz steht in der H e b u n g 45 mal, in der Senkung 11 mal: 2,14,18. 22,1. 3,16,53. 71. 18,4. 20,74. 152. 5,1,26. 4,29. 24,8. 25,66. iz steht 49 mal in der S e n k u n g , 2 m a l i n der Hebung: 4,11,24. 35,12.

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Der T y p iz . . ., thaz, der nhd. das alte demonstrative das zu verdrängen scheint, vgl. T h . Mann 4 und 6, t r i t t zunächst in Subjektsätzen auf, und zwar erscheint iz als S u b j e k t zu einem unpersönlichen Ausdruck: iz bitherbisot iu thaz ih fare expedit vobis u t ego vadam T 172,3, also iz ofto ze Romo fuor . daz man sie missebriefta Nb 68,19 [77,13]. Die Überlieferung: Tatian: 15,3. 4 (2, quia, oder ist der 2. Satz ein Objektsatz?). 5. 63,3 (quod). 96,2 (ut). 172,3 (ut). 185,11. Otfrid: 1,5,35. 37. 23,29. 2,4,18. 57. 6,25. 7,58. 9,40. 12,38. 60. 17,19. 3,13,2. 19,7. 20,177. 26,32. 4,1,39 (abhängig von 37a). 11,24. 30. 35. 36. 14,2. 37,28. 5,5,18. 6,49. 50. 11,16. 17. Os 22. Notker: Nb 68,19. 95,15. 156,9 [77,13. 105,25. 167,21], Ni 532,12 (quoniam). Nk 390,9 (quoniam). 396,10 (quod). 486,30 (ut). NpNpw 2,4. 118 H, 62. Als Objekt setzt sich iz nur langsam durch, je einmal im Tatian, im Isidor und den Notkerschen Psalmen, häufig nur bei Otfrid: thanne furstantet ir iz thaz ih iz bim tunc cognoscetis q u i a ego sum T 131,11, ih chunta iz fore . . . unde sageta iz do selbo . . . . daz dero ubelon manigfalti uberslahet die zala dero rehton NpNpw 39,6. Die Überlieferung: Tatian: 131,11 (quia). Isidor: 4,10 (quia). Otfrid: 1,1,23. 20,24. 27,20. 2,4,45. 8,42. 11,6. 3,12,30. 13,15. 16. 18. 19,3. 20,170. 22,50. 24,14. 15. 94. 26,20. 4,7,48. 18,16. 19,31. 22,29. 35,12. 13. 5,8,44. 9,16. 11,40. 23,62. 63. Notker: NpNpw 39,6. Löst a u f der einen Seite das inhaltlose iz das deiktische thaz ab, so wird auf der anderen Seite die d e m o n s t r a t i v e F u n k t i o n e r n e u e r t , indem das zusammengesetzte Demonstrativpronomen thiz an die Stelle von thaz t r i t t . Aber auch dieser T y p bleibt selten. I m S u b j e k t s a t z steht thiz stets an der S a t z s p i t z e : diz ist allero sinero heiligon guollichi . daz sie iudices mit imo -sin gloria haec est omnibus sanctis eius Np 149,9,

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aber schon Npw ersetzt diz durch das, ebso. T 82,5 (hoc . . . ut). 177,2 (haec . . . ut). Nb 325,28 [356,9] (haec).

Objektsatz: wer avur thiz dati, thaz er nu mag giscowon so luteren ougon?

0 3,20,86, ebso. NpNpw 7,5 ( = Npw 4, istud).

S t e l l u n g des ¿Aas-Satzes (Subjekt-, O b j e k t s a t z ) , Th. Mann 8 Entsprechend seiner Entstehung muß der thaz-Satz zunächst stets dem übergeordneten Satz folgen. Diesen Zustand hat das frühe Ahd. bewahrt. Erst in dem Maße wie das Gefühl dafür, daß thaz ursprünglich das Subjekt oder Objekt des übergeordneten Satzes ist, verloren geht und thaz nur noch als Konjunktion empfunden wird, kann der thaz-Satz dem übergeordneten Satz vorangestellt werden. Erste Ansätze finden sich bei Otfrid: thaz ir ni sit zi fravili, thaz zeigot iu thiz bilidi 0 4,11,44.

Durchgeführt ist der Typ erst bei Notker und seinen Nachfolgern: taz uuir arguuillig pirn . taz ist uns skado N b 32,15 [36,15].

Dabei m u ß der nachfolgende übergeordnete Satz stets mit dem Demonstrativpronomen thaz (bzw. thes) eingeleitet werden, das durch kein anderes Pronomen ersetzbar ist. Dieser Zustand ist heute aufgegeben : Daß

er heute kommen wird, (das) weiß ich.

Die Überlieferung: Subjektsätze: Otfrid: 1,2,41. 3,25,27. Notker: Nb 32,13. 15. 16. 59,4 (quod). 110,7. 243,13. 254,6. 287,3 (illud . . . quod). 16. 299,14. 305,25. 333,11. 348,10 [36,13. 15. 16. 66,30. 120,24. 262,16. 274.15. 310,11. 24. 325,9. 332,27. 364,13. 381,13]. Nc 733,21. 828,28. 31 [65,18. 196,5. 8]. Ni 524,7. 554,3. Nk 400,5 (quia). 439,23 (hoc quod). Nm 854.16. NpNpw 32,6. 34,16. 38,8. 50,8. 118 R, 129. 139,11. Np 54,4. 57,10. 89,14. Cant. Annae 1. Ns 617,26. Williram: 36,8. 93,9 (2). 10. 11. Predigtsammlung B: S 168,10. St. Galler Schularbeit : S 121,12.

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aber schon Npw ersetzt diz durch das, ebso. T 82,5 (hoc . . . ut). 177,2 (haec . . . ut). Nb 325,28 [356,9] (haec).

Objektsatz: wer avur thiz dati, thaz er nu mag giscowon so luteren ougon?

0 3,20,86, ebso. NpNpw 7,5 ( = Npw 4, istud).

S t e l l u n g des ¿Aas-Satzes (Subjekt-, O b j e k t s a t z ) , Th. Mann 8 Entsprechend seiner Entstehung muß der thaz-Satz zunächst stets dem übergeordneten Satz folgen. Diesen Zustand hat das frühe Ahd. bewahrt. Erst in dem Maße wie das Gefühl dafür, daß thaz ursprünglich das Subjekt oder Objekt des übergeordneten Satzes ist, verloren geht und thaz nur noch als Konjunktion empfunden wird, kann der thaz-Satz dem übergeordneten Satz vorangestellt werden. Erste Ansätze finden sich bei Otfrid: thaz ir ni sit zi fravili, thaz zeigot iu thiz bilidi 0 4,11,44.

Durchgeführt ist der Typ erst bei Notker und seinen Nachfolgern: taz uuir arguuillig pirn . taz ist uns skado N b 32,15 [36,15].

Dabei m u ß der nachfolgende übergeordnete Satz stets mit dem Demonstrativpronomen thaz (bzw. thes) eingeleitet werden, das durch kein anderes Pronomen ersetzbar ist. Dieser Zustand ist heute aufgegeben : Daß

er heute kommen wird, (das) weiß ich.

Die Überlieferung: Subjektsätze: Otfrid: 1,2,41. 3,25,27. Notker: Nb 32,13. 15. 16. 59,4 (quod). 110,7. 243,13. 254,6. 287,3 (illud . . . quod). 16. 299,14. 305,25. 333,11. 348,10 [36,13. 15. 16. 66,30. 120,24. 262,16. 274.15. 310,11. 24. 325,9. 332,27. 364,13. 381,13]. Nc 733,21. 828,28. 31 [65,18. 196,5. 8]. Ni 524,7. 554,3. Nk 400,5 (quia). 439,23 (hoc quod). Nm 854.16. NpNpw 32,6. 34,16. 38,8. 50,8. 118 R, 129. 139,11. Np 54,4. 57,10. 89,14. Cant. Annae 1. Ns 617,26. Williram: 36,8. 93,9 (2). 10. 11. Predigtsammlung B: S 168,10. St. Galler Schularbeit : S 121,12.

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Nicht an der Satzspitze steht demonstratives thaz in T 128,4 und Nb 266,15 [287,10] (in der Frage).

Objektsatz: thaz . . ., thaz . . .: Otfrid: 2,19,7. 3,23,21. 4,11,44. Notker: Nb 10,6. 7. 8. 74,32. 111,9. 157,9. 165,32. 204,25. 240,25. 250,21 [10,14. 15. 16. 84,7. 121,27. 168,22. 178,10. 221,7. 259,24. 270,9]. Nc 800,3. 810,8 [159,16. 172,15], Ni 510,7. NpNpw 48,13. 50,8. 118 0 , 111. Npw 144,13. — Demonstr. thaz in der Satzmitte im Fragesatz: Nb 236,29 [255,26].

thaz .. ., thes...

:

Notker: Nb 32,8. 181,19. 210,25. 240,24 [36,8. 197,29. 227,17. 259,23]. 815,6 [178,17], NpNpw 38,8.

Nc

Hängt vom thaz-S&tz noch ein weiterer Nebensatz ab, so ist dieser nhd. stets in den thaz-S&tz eingebaut. Entweder steht er unmittelbar hinter der Konjunktion daß: ich . . . versichere Sie zum letzten Male, daß, sollten Sie sich nicht entschließen können, meine gerechten Ansprüche zu respektieren, ich Sie weder als Christ noch als Vater noch als Geschäftsmann länger werde achten können, Budd. S. 44, oder aber er wird zwischen die Glieder des daß-Satzes, meist unmittelbar hinter das Subjekt, geschoben: du denkst, daß wir ja, utnn einmal deine lieben Eltern zu Gott gerufen werden, noch etwas Beträchtliches zu erwarten haben, Budd. S. 78. Das Ahd. baut das Satzgefüge einfacher, indem es den abhängigen Satz zwischen übergeordneten Satz und thaz-Satz schiebt; Typ: ü b e r g e o r d n e t e r S a t z + v o m thaz-Satz abhängiger Satz + thaz-Satz: god . . . mir selbo gibod, ob hiu rat thuhti, thaz ih hier giuuhti Ludw. 34, Notker mit Umstellung der lateinischen Wortfolge: tannan ist taz . übe du ze gotes rechenungo uuartest . taz tu nioner neahtost neheines arges ieht sin quo fit . u t si spectes disponentem providentiam . nihil usquam perpendas esse m a l i . i. malorum Nb 290,16 [314,17],

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Die Überlieferung 1 ): Musp.: 64. 68. Fragmente: 10,30. 21,15. Tatian: 63,1. 111,2. 127,1 (ut). Ludwigshed: 34. Otfrid: 3,11,14.24,86.26,21.4,3,14.7,88. 8,6. 9. 19,31. 34. 5,25,25. 26. Ol 66. 80. Os 28. Beda Horn.: Wa 18,3 (10. Jh.). Notker: Nb 28,24. 34,12. 37,13. 50,24. 73,21. 74,29. 85,31. 104,28. 105,32. 110,5. 140,4. 154,5. 169,20. 171,21. 173,13. 180,21. 197,20. 198,1. 221,16. 233,2. 247,26. 271,1. 12. 288,3. 290,16. 299,32. 332,17. 19. 336,12. 339,3. 346,1 [32,4. 38,17. 42,8. 57,11. 82,12. 84,4. 95,31. 115,15. 116,21. 120,22. 151,10. 165,7. 182,8. 184,7. 185,28. 196,31. 214,2. 15. 238,13. 252,2. 267,10. 292,12. 23. 311,14. 314,17. 326,1. 363,19. 21. 367,25. 370,30. 378,26]. Nc 701,12. 780,21. 23. 24 [20,8. 132,20. 22. 23]. Ni 544,20. Nk 404,5. 486,30. Nm 856,20. NpNpw 37,8. 49,8. 118 C,19. Np 54,1. 58,16. 78,10. 88,45. Williram: 33,9. 46,8. 49,7. 85,2. 109,8. 134,7. Otlohs Gebet: S 186,53. Benediktb. Glaube u. Beichte I: S 339,39. Südd. Glaube u. Beichte: S 349,102. Selbst ein von einem Glied des iAaz-Satzes abhängiger R e l a t i v s a t z wird vorgestellt (Lat. ist der Relativsatz dem ut nachgestellt): tannan geskihet . ten du ahtost kuollichen . taz ter si umbehuget . in andermo lande f i t u t q u e m tu estimas esse gloriosum . proxima parte terrarum videatur inglorius Nb 158,21 [170,11], Die Überlieferung: Otfrid: 1,14,12. 5,11,40. 12,34. 97. Notker: Nb 41,27. 158,21. 166,6. 170,26. 242,3. 303,12. 357,16 [47,7. 170,11. 178,16. 183,13. 261,4. 330,12. 391,11], Nc 780,19 [132,18]. Benediktb. Glaube u. Beichte I: S 339,29. Möglich ist auch, daß z w e i vom thaz-Satz abhängige Sätze vorausgenommen werden: fone diu uuizist . al daz si nu sprechen uuile in laude aide in uituperatione fortung . uuanda si certa persona ist . et quasi dea . taz si daz rhetorice tuon sol N b 121,5 [131,35], Fälle, in denen sich der zwischen übergeordneten und i/taz-Satz geschobene abhängige Satz auf das gesamte Satzgefüge bezieht, sind beiseite gelassen.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

ebso. Nb 85,7. 112,24. 129,4 [95,7. 123,10. 140,16]. Otlohs-Gebet: S 186,53.

Die nhd. Gewohnheit, den abhängigen Satz in den thaz-Satz einzufügen, bahnt sich nur an. Ein einziger vom Lateinischen freier Beleg steht bei Isidor, bei dem man aber erwägen möchte, ob nicht an demonstratives thaz gedacht ist: uuaar ist dhazs so ofto so dhea Christes fiant dhesiu heilegun foraspel chihorant umbi Christes chiburt, so bifangolode sindun simbles verum q u o t i e n s inimiciChristi omnem hanc prophetiam nativitatis eius audiunt, conclusi I 24,21. Auch der einmalige Notkerbeleg bleibt an das lateinische Vorbild gebunden: tannan ist taz . übe langer liument kemezen uuirt gagen euuigheite . uuider iro nieht luzzeler nesi . sunder neheiner ita fit u t si fama quamlibet prolixi temporis cogitetur cum inexhausta aeternitate . non parva esse videatür . sed plane nulla Nb 115,29 [126,15] oder hat auch Notker an demonstr. taz gedacht ebso. Benediktinerregel S 198,24 (ut, si . . .). I 30,6 (quia sicut). T 79,5 (quia, mit direkter Rede); zu O 5,12,25 vgl. Erdmann z. St,

Wie ungewohnt diese Konstruktion dem Ahd. ist, zeigt Tatian 179,3: ih uuilla thaz dar ih bin thaz sie sin mit mir volo u t u b i ego sum et illi sint mecum. Der Übersetzer folgt dem lateinischen ut tibi = thaz dar, aber nach dem eingeschobenen dar-Satz verfällt er in die ahd. Konstruktion und wiederholt die Konjunktion thaz nach dem ahd. Typ übergeordneter Satz + vom thaz-Satz abhängiger Satz + thaz-Satz. Von hier aus erklärt sich auch der einmal d e m o n s t r a t i v e und einmal k o n j u n k t i o n a l e Gebrauch von daz bei Notker in Ni 528,24—26, vgl. auch S. 14 chit man daz . ieht si in presenti geuuäro . taz ist so . Chit man in futuro samogeuuäro . daz iz imerde morgene so iiuirdet iz.

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Im ersten Satz ist der abhängige Satz eingeschoben, ein Typ, der im ahd. thaz-Satz noch nicht ausgebildet ist. Daher steht in diesen Fällen der abhängige Satz noch a p p o s i t i v neben dem d e m o n s t r a t i v e n thaz, das nicht in den folgenden Satz übertritt. Der Hauptsatz lautet: chit man daz in presenti geuuäro 'sagt man das in der Gegenwart wahrheitsgemäß'. Als Erläuterung wird dem daz beigefügt ieht si 'sagt man das, nämlich: etwas s e i , . . . wahrheitsgemäß'. Hätte Notker gesagt chit man in presenti geuuäro daz ieht si, so hätte er die Interpunktion vor daz gesetzt, d. h. daz wäre in den abhängigen Satz übergetreten, Typ übergeordneter Satz + thaz-Satz. Dieser Fall liegt im unmittelbar anschließenden Satz vor: chit man in futuro samogeuudro . daz iz uuerde morgene. Diese beiden uns heute so gleichartig erscheinenden Satztypen sind also das Ergebnis einer langen Entwicklung: der eine ist um 800 voll ausgebildet, der andere ist nach 200 Jahren noch immer nicht erreicht.

D e r thaz-Satz

a l s G e n i t i v o b j e k t , Th. Mann 5

Der thaz-Satz als Objektsatz steht gemäß seiner Herkunft zunächst nur für ein Akkusativobjekt. Von den Verben, denen er zugeordnet sein kann, heben sich besonders heraus: die Verben der S i n n e s w a h r n e h m u n g , z. B. hören, sehan, des T u n s und B e w i r k e n s , z. B. tuon, mahhön, uoben, als weitaus stärkste Gruppe aber wie noch heute bei Th. Mann die Verben (verbalen Ausdrücke) des S a g e n s , D e n k e n s und G l a u b e n s im weitesten Sinne, wobei der thaz-Satz den Inhalt der Aussage oder des Denkens oder Glaubens angibt. Es sind mit thaz-S&tz ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz überliefert: ahtön, antuuurten, thenken, bi-, githenken, eidon, gieinon, gieiscon, irfaran, festinon, bifintan, ir-, firgezzan, gigruozen, giheizan, gihogen, huggen, bi-, gi-, irhuggen, jehan, bijehan, kennen, bi-, irkennen, kiosan, biknäan, köson, künden, fora-, gikunden, kunnen, ubarleggen, leren, lern&n, lesan, gilirnin, gilouben, lougnen, mandn, meinen, bi-, gimeinen, firneman, offandn, gioffandn, quedan, rätan, rätiscon, irrihten, ruofan, sagin, firsagen, scriban, sprehhan, gisprehhan, fir-, intstantan, suuerren, bi-, gisuuerren, irteilen, bitrahtdn, urthankön, 3 Müller/Frings daß-Sätze

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Im ersten Satz ist der abhängige Satz eingeschoben, ein Typ, der im ahd. thaz-Satz noch nicht ausgebildet ist. Daher steht in diesen Fällen der abhängige Satz noch a p p o s i t i v neben dem d e m o n s t r a t i v e n thaz, das nicht in den folgenden Satz übertritt. Der Hauptsatz lautet: chit man daz in presenti geuuäro 'sagt man das in der Gegenwart wahrheitsgemäß'. Als Erläuterung wird dem daz beigefügt ieht si 'sagt man das, nämlich: etwas s e i , . . . wahrheitsgemäß'. Hätte Notker gesagt chit man in presenti geuuäro daz ieht si, so hätte er die Interpunktion vor daz gesetzt, d. h. daz wäre in den abhängigen Satz übergetreten, Typ übergeordneter Satz + thaz-Satz. Dieser Fall liegt im unmittelbar anschließenden Satz vor: chit man in futuro samogeuudro . daz iz uuerde morgene. Diese beiden uns heute so gleichartig erscheinenden Satztypen sind also das Ergebnis einer langen Entwicklung: der eine ist um 800 voll ausgebildet, der andere ist nach 200 Jahren noch immer nicht erreicht.

D e r thaz-Satz

a l s G e n i t i v o b j e k t , Th. Mann 5

Der thaz-Satz als Objektsatz steht gemäß seiner Herkunft zunächst nur für ein Akkusativobjekt. Von den Verben, denen er zugeordnet sein kann, heben sich besonders heraus: die Verben der S i n n e s w a h r n e h m u n g , z. B. hören, sehan, des T u n s und B e w i r k e n s , z. B. tuon, mahhön, uoben, als weitaus stärkste Gruppe aber wie noch heute bei Th. Mann die Verben (verbalen Ausdrücke) des S a g e n s , D e n k e n s und G l a u b e n s im weitesten Sinne, wobei der thaz-Satz den Inhalt der Aussage oder des Denkens oder Glaubens angibt. Es sind mit thaz-S&tz ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz überliefert: ahtön, antuuurten, thenken, bi-, githenken, eidon, gieinon, gieiscon, irfaran, festinon, bifintan, ir-, firgezzan, gigruozen, giheizan, gihogen, huggen, bi-, gi-, irhuggen, jehan, bijehan, kennen, bi-, irkennen, kiosan, biknäan, köson, künden, fora-, gikunden, kunnen, ubarleggen, leren, lern&n, lesan, gilirnin, gilouben, lougnen, mandn, meinen, bi-, gimeinen, firneman, offandn, gioffandn, quedan, rätan, rätiscon, irrihten, ruofan, sagin, firsagen, scriban, sprehhan, gisprehhan, fir-, intstantan, suuerren, bi-, gisuuerren, irteilen, bitrahtdn, urthankön, 3 Müller/Frings daß-Sätze

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

giuuahan, uuänen, bi-, firuudnen, uuizzagon, uuizzan, forauuizzan, zelen, gizelen, zihan, bizihan, zuuifalön; — verbale Ausdrücke: giloubo uuerdan, in muot läzan, in muote bikleiben, in muot tuon, in sin neman, zi uuorte haben; leunt, märi, uuis tuon, lutmäri gituon, jmdn. giuuar gituon, bijihtig, giuuar uuerdan, gihugtig, jihtig, giuuis, unzuuifalig uuesan (sin). Diese Gruppe umfaßt Verben, die sowohl mit dem A k k u s a t i v wie mit dem G e n i t i v verbunden werden. So tritt beispielsweise neben sagen mit dem Akkusativobjekt: sagetun,

thaz sie . . . sterron einan sahun 0 1,17,19,

jehan mit dem Genitivobjekt: ih gihu . . ., thaz ih selbo Krist ni bin O 2,13,6. Dieser Funktionswechsel des thaz-Satzes wird sichtbar, sobald im übergeordneten Satz auf den thaz-Satz durch ein D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n hingewiesen wird: sliumo sageta 0 2,7,61,

er mo thaz,

thaz

er mo er kund

was

aber: iehent des truhtene daz er guot ist . daz sin genada iemer ist confitemini domino q u o n i a m bonus . q u o n i a m in saeculum misericordia eius NpNpw 117,1. Es sind überliefert mit p r o n o m i n a l e m A k k u s a t i v im übergeordneten Satz: abohön, ahtön, giantheizön, thenken, bithenken, gieiscön, intfähan, irfaran, bi-, irfintan, gifregnan, heizan, giheizan, bi-, intkennen, kiosan, künden, forairkunden, leren, lesan, gilouben, lougnen, meinen, gimeinen, firneman, offanön, quedan, rahhön, redinon, sagen, fora-, gisagSn, firsagen, singan, sprehhan, spunön, firstantan, irteilen, bitrahton, uuizzan, mitiuuizzan, zelen; •—• verbale Ausdrücke: zi antuuurte geban, in muot läzan, queman; mit p r o n o m i n a l e m G e n i t i v : thenken, githenken, gieindn, hogen, gihogen, gihuggen, jehan, bijehan, bikennen, mandn, irrihtan, firsagen, sculdigon, firstantan, gisuuerren,

Die Entstehung der deutsehen daß-Sätze

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suutgan, firsuuigan, giuuahan, uuänen-, — verbale Ausdrücke: fimumist, ungiloubo, uuizzo uuesan, thing tuon; giuuar uuesan, uuara tuon; innena uuerdan. Der Funktionswechsel des ¿Aaz-Satzes wird dadurch begünstigt, daß das gleiche V e r b sowohl mit dem A k k u s a t i v als auch mit dem G e n i t i v verbunden werden kann: thenken: ih . . . thenku,

theih

sinu werk wirku 0 3,22,61,

mit Akkusativ: er thahta

. . . thaz,

thaz

er ther duriwart was 0 2,4,7,

mit Genitiv: wer ist, th.es Mar thenke, thaz thir tod giwirkel quaerit interficere ? J o h . 7,20] 0 3,16,30,

[quis te

ebso. 0 3,11,10. 26,62. 4,20,14. Nb 113,11 [123,29]. bikennen: tarmite toug zebechennenne . daz romani ciues keskeiden uuaren in patres . unde in plebern Nb 151,17 [162,20], mit Akkusativ: daz in imago dei zierta . daz nebechanda

er NpNpw 48,13,

ebso. W 119,8, mit Genitiv: recognitio gab iro . . . den Spiegel . . . daz si darinne sih pechennende . ih meino des . taz si c$lestis ist . uuidere gesinnen chunne ze iro anagenne Aniae . . . speculum . . . quo se renoscens etiam originem vellet exquirere . . . largita est Nc 698,21 [16,10]. firsagen: tar si f ersaget habet .taz an in geskeidenen neuuerde Nb 225,27 [244,1],

. beatitudo

funden 3*

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

mit Akkusativ und Genetiv: taz sie ubel sin . des neuersago ih sie! daz sie in luttera . unde in einfälta uuis sin . daz fersago ih nam qui mali sunt . eos malos esse non abnuo . sed eosdem esse pure atque simpliciter . nego Nb 240,24. 25 [259,23. 24]. firstantan: forstuontun thaz her gisiht gisah in templo cognoverunt q u o d visionem vidisset in templo T 2,10, mit Akkusativ: thanne furstantet ir iz thaz ih iz bim tunc cognoscetis q u i a ego sum T 131,11, mit Genitiv: ih habo des uuola uerstantan . . ., daz in aller nietesta ist an sinen heiligon dero candidae virginitatis W 46,8. Einige verwandte Verbalgruppen schließen sich an, zunächst die Verben des G e b i e t e n s und V e r b i e t e n s : gibiotan, lahan, thaz . . .; gibiotan, firbiotan, zuomanon thaz, thaz . . .; des Z u l a s s e n s , E r l a u b e n s , G e s t a t t e n s : tholen, thulten, hengen, läzan, gilazan, irlouben, unnan, thaz . . .; thulten, hengen, gihengen, giläzan, giuuerddn thaz, thaz . . . . Es kommen hinzu die Verben des B e g e h r e n s , W ü n s c h e n s und W o l l e n s (einschließlich e r w ä h l e n ) : gerön, uuellen, iruuellen, uuunslcen, thaz . . .; uuellen, iruuellen, giliozan thaz, thaz . . .; des H o f f e n s : bitan, thingen, githingen, thaz . . .; githingen thes, thaz . . . . K a u s a l s a t z , Th. Mann 5 Zum K a u s a l s a t z führen die Verben, die eine Affektäußerung bezeichnen, da hier das Objekt zugleich die Ursache des Affektes angeben kann. Hierher gehören die Verben der G e m ü t s b e w e g u n g : angusten, belgan, gifehan, freuuen, furhten, leidezzen, lusten, menden, scamen, sorgen, giüuerden, unuuirden, uuuntaron; fro, in forhtun

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

mit Akkusativ und Genetiv: taz sie ubel sin . des neuersago ih sie! daz sie in luttera . unde in einfälta uuis sin . daz fersago ih nam qui mali sunt . eos malos esse non abnuo . sed eosdem esse pure atque simpliciter . nego Nb 240,24. 25 [259,23. 24]. firstantan: forstuontun thaz her gisiht gisah in templo cognoverunt q u o d visionem vidisset in templo T 2,10, mit Akkusativ: thanne furstantet ir iz thaz ih iz bim tunc cognoscetis q u i a ego sum T 131,11, mit Genitiv: ih habo des uuola uerstantan . . ., daz in aller nietesta ist an sinen heiligon dero candidae virginitatis W 46,8. Einige verwandte Verbalgruppen schließen sich an, zunächst die Verben des G e b i e t e n s und V e r b i e t e n s : gibiotan, lahan, thaz . . .; gibiotan, firbiotan, zuomanon thaz, thaz . . .; des Z u l a s s e n s , E r l a u b e n s , G e s t a t t e n s : tholen, thulten, hengen, läzan, gilazan, irlouben, unnan, thaz . . .; thulten, hengen, gihengen, giläzan, giuuerddn thaz, thaz . . . . Es kommen hinzu die Verben des B e g e h r e n s , W ü n s c h e n s und W o l l e n s (einschließlich e r w ä h l e n ) : gerön, uuellen, iruuellen, uuunslcen, thaz . . .; uuellen, iruuellen, giliozan thaz, thaz . . .; des H o f f e n s : bitan, thingen, githingen, thaz . . .; githingen thes, thaz . . . . K a u s a l s a t z , Th. Mann 5 Zum K a u s a l s a t z führen die Verben, die eine Affektäußerung bezeichnen, da hier das Objekt zugleich die Ursache des Affektes angeben kann. Hierher gehören die Verben der G e m ü t s b e w e g u n g : angusten, belgan, gifehan, freuuen, furhten, leidezzen, lusten, menden, scamen, sorgen, giüuerden, unuuirden, uuuntaron; fro, in forhtun

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

uuesan, thaz. . .; zürnen, intsizzen thaz, thaz . . .; freuuen, lihhen, scamen; frö scamig, uribald uuesan thes, thaz . . .; mit Akkusativ oder Genitiv uuuntardn thaz, bzw. thes, thaz . . .; wie die Verben des Sagens und D e n k e n s , die zugleich vom G e f ü h l her bestimmt sind: Verben des Klag.ens, T a d e i n s , M u r r e n s , H ö h n e n s : klagön, refsen, uueinön, thaz . . .; bimurmilön, irsüfton, uueindn thaz, thaz . . .; huohön thes, thaz . . .; Verben des L o b e n s und D a n k e n s : lobdn, thankön, thaz . . .; lobön, ruomen thes, thaz

....

Diese Sätze bleiben formal bis ins Nhd. Objektsätze, stehen aber inhaltlieh den kausalen huuanta-Sätzen sehr nahe. Es heißt ahd.: freuton sih . daz du der file hoho got pist q u o n i a m tu dominus altissimus . . . es Np 96,9, mit pronominaler Vorausnahme: nu frewen sih es alle ..., zungun 0 1,1,125,

thaz wir Kriste sungun in unsera

kausal: freuue sih Syon .. . freuuen sih tohtera Iud$ . . . umbe dine urteilda truhten . uuanda du gescidost oues ab hedis laetetur mons Syon . et exsultent filiae Iudae . p r o p t e r iudicia tua domine NpNpw 47,12. Ebenso stehen nhd. nebeneinander: ich freue mich, daß er kommt", ich freue mich dessen, daß . . .; ich freue mich, weil... . Das Ahd. hat die Ausweitung der thaz-Sätze zu Kausalsätzen vollzogen, ein Zustand, der heute aufgegeben ist: pirgo ih mih . daz ih minero sundon iehen neuuile . du geiihtest mih iro si in infernum deseendero ades NpNpw 138,8 'weil'.

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

F i n a l s a t z , Th. Mann 11 Zum F i n a l s a t z führen alle Verben, bei denen das Objekt zugleich den Z w e c k der Handlung angibt. Hierher gehören die Verben des B i t t e n s und F l e h e n s : bitten, thiggen, fergön, thaz . . .; bitten, thiggen thes, thaz . . .; des S i c h - B e m ü h e n s ,

Strebens:

giagaleizon, flizan, gigähen, tten, giilen, in flize uuesan thaz . . .; giagaleizon thaz, thaz . . .; flizan, giflizan, ruohhen thes, thaz . . .; des N ö t i g e n s , Z w i n g e n s : nöten, ginöten, thaz . . .; gibeiten thes, thaz . . .; des S i c h - H ü t e n s , V o r s e h e n s , A c h t h a b e n s : borgen, goumen. bigoumen, huoten, sehan, gisehan, uuarten, gouma neman, thaz . . .; giborgen, goumen, huoten, sehan, giuuarten, gouma neman thes, thaz . . . . Wir stellen nebeneinander: Objektsatz: ni bat si thes . . ., thaz er fuari thara sar O 3,11,9, mit Wendung zur finalen Bedeutung: nalles furi thie bittih . . ., nibi furi thiethe giloubenti sint thurah iro uuort in mih, thaz sie alle ein sin . . ., thaz thie in uns ein sin rogo . . . u t omnes unum sint . . . u t et ipsi in nobis unum sint T 179,1 'ich bitte d a r u m , d a ß . . .' oder 'ich bitte, d a m i t . . .' (Luther auf daß, Züricher Bibel daß). Ausweitung auf jedes Final Verhältnis: truhten ist zufluht dero armon . die gerno hier arm sint . daz sie hina (im Jenseits) sin riche NpNpw 9,10. T y p P r ä p o s i t i o n + ' K o n j u n k t i o n ' , n h d . auf daß, Th. Mann 11 und 13 Der thaz-Satz aber dehnt sich vom Kasusobjekt auch auf das präpositionale Objekt aus. Einen frühen Beleg, wiederum bei den

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

F i n a l s a t z , Th. Mann 11 Zum F i n a l s a t z führen alle Verben, bei denen das Objekt zugleich den Z w e c k der Handlung angibt. Hierher gehören die Verben des B i t t e n s und F l e h e n s : bitten, thiggen, fergön, thaz . . .; bitten, thiggen thes, thaz . . .; des S i c h - B e m ü h e n s ,

Strebens:

giagaleizon, flizan, gigähen, tten, giilen, in flize uuesan thaz . . .; giagaleizon thaz, thaz . . .; flizan, giflizan, ruohhen thes, thaz . . .; des N ö t i g e n s , Z w i n g e n s : nöten, ginöten, thaz . . .; gibeiten thes, thaz . . .; des S i c h - H ü t e n s , V o r s e h e n s , A c h t h a b e n s : borgen, goumen. bigoumen, huoten, sehan, gisehan, uuarten, gouma neman, thaz . . .; giborgen, goumen, huoten, sehan, giuuarten, gouma neman thes, thaz . . . . Wir stellen nebeneinander: Objektsatz: ni bat si thes . . ., thaz er fuari thara sar O 3,11,9, mit Wendung zur finalen Bedeutung: nalles furi thie bittih . . ., nibi furi thiethe giloubenti sint thurah iro uuort in mih, thaz sie alle ein sin . . ., thaz thie in uns ein sin rogo . . . u t omnes unum sint . . . u t et ipsi in nobis unum sint T 179,1 'ich bitte d a r u m , d a ß . . .' oder 'ich bitte, d a m i t . . .' (Luther auf daß, Züricher Bibel daß). Ausweitung auf jedes Final Verhältnis: truhten ist zufluht dero armon . die gerno hier arm sint . daz sie hina (im Jenseits) sin riche NpNpw 9,10. T y p P r ä p o s i t i o n + ' K o n j u n k t i o n ' , n h d . auf daß, Th. Mann 11 und 13 Der thaz-Satz aber dehnt sich vom Kasusobjekt auch auf das präpositionale Objekt aus. Einen frühen Beleg, wiederum bei den

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Verben des Sagens, bietet Isidor: hear quhidit umbi dhazs Christus got endi druhtin ist q u i a Christus deus et dominus est I 4,1, entstanden aus quhidit umbi dhazs, dhazs . . ., wobei die beiden dhazs formal zusammenfallen, ohne daß jedoch das Bewußtsein für ihre verschiedenen Funktionen verloren geht, umbi dhazs bleibt an das Verb des übergeordneten Satzes gebunden, so daß der Übertritt in den folgenden Satz unmöglich ist. Damit aber ist der Typ geschaffen P r ä p o s i t i o n ( + d e m o n s t r . thaz) + K o n j u n k t i o n thaz, der nicht auf das präpositionale Objekt beschränkt bleibt, sondern auch für jede präpositionale A d v e r b i a l b e s t i m m u n g eintreten kann. Otfrid überliefert m o d a l e s in thaz . . ., thaz . . . 'in der Richtung, dahin, daß': sume firnamun iz in thaz ..., thaz hiazi er io then worton waz armen wihtin spenton O 4,12,48 'einige deuteten es dahin, daß er (Jesus) mit den Worten befahl, etwas den Armen zu spenden'. Früh sind die Adverbialbestimmungen der Z e i t überliefert: pidiu sculut ir uuizzan.. ., uuanta eo unzi daz thaz iuuer eogaliher the selpun galaupa sinan fillol kalerit za farnemanne . . ., thaz er sculdig ist uuidar got thes gaheizes ideoque nosse debetis . . . , quia d o n e c unusquisque vestrum eandemfidem filiolum suum ad intellegendum docuerit . . . reus est fidei sponsionis S 50,33 (Exhort. Hs. B) 'deswegen sollt ihr wissen, daß jeder von euch, solange er seinen Sohn lehrt denselben Glauben zu verstehen, Gott gegenüber an sein Gelöbnis gebunden ist'. Wiederum fallen die beiden thaz zusammen. Da eine Bindung der Adverbialbestimmung an das Verb nicht vorliegt, löst sie sich aus dem übergeordneten Satz und tritt, indem sie sich an die Konjunktion thaz anschließt, in den abhängigen Satz über. An die Stelle der einfachen Konjunktion thaz tritt die m e h r g l i e d r i g e , bestehend aus P r ä p o s i t i o n + thaz.

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

Diese Entwicklung hat sich in der Handschrift A der Exhortatio bereits vollzogen: uuanta

eo unzi

daz

iuuer eogaliher

....

Auch die übrigen ahd. Denkmäler überliefern nur die fertige Konjunktion unz thaz: S 39,23 (2. Basler Rezept). P k 111,7. I m 11. J h . wird mit der Präposition an neu gebildet unzi an daz, daz . . . S 172,4.9 (Predigts. B). Ebenfalls zeitlich ist op Pset ae.: filu

oft anatygi,

simbl§

pui ana odd$

itzs arinne l ot pft al

aba arinn§ S 40,24 (2. Basler Rezept) 1 ). Seit Otfrid und Notker treten in k a u s a l e r und f i n a l e r Funktion h i n z u thuruh,

furi, umbi {thaz), thaz2),

satzeinschränkendänuthaz.

thuruh thaz ist in allen Entwicklungsstufen überliefert. thuruh thaz steht im I n n e r n des übergeordneten Satzes: taz aber neist . taz nemag nieht turh

taz uuesen

.daz

man

iz uuänet uuesen quod autem non est . q u o n i a m opinabile est . non est verum dicere esse aliquid Ni 558,25, ebso. O 2,17,16. Nk 454,2. NpNpw 37,18. W 102,5.

Es rückt an das S a t z e n d e : got ofto betuot sin ora gebetener umbe temporalia daz man in bitte umbe §terna N p 43,1.

. durh

daz

.

Beide thaz werden miteinander verschmolzen. Diesen Schritt hat Npw vollzogen: durh

daz man in bite N p w 43,1,

ebso. Nb 317,20. 353,17 [347,3. 387,2]. Nk 452,11. *) Vgl. G. Baesecke, Der Vocabularius Sti. Galli in der angelsächsischen Mission. Halle 1933, S. 116. 2 ) Das von 0 . Behaghel, Deutsche Syntax III, S. 135 verzeichnete kausale bi thaz Os 37 firlihe iu sines riches, thes hohen himilriches, bi thaz ther guato hiar io wiaf fassen wir mit J. Kelle, Glossar der Sprache Otfrids, S. 718 s. v. wuafu als präpositionales Objekt auf 'um welches er immer flehte', anders dagegen S. 31b 'deshalb, deswegen'.

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Stand bisher noch thuruh thaz an der Nahtstelle von übergeordnetem und thaz-Satz, so kann nun auch der abhängige Satz vorangestellt werden, wodurch thuruh thaz auch stellungsmäßig aus dem Verband des übergeordneten Satzes gelöst wird. An die Stelle des v e r l o r e n e n d e m o n s t r a t i v e n thuruh thazaber t r i t t eine n e u e P r ä p o s i t i o n a l v e r b i n d u n g z. B. umbi thaz: turh taz iro site sih skeident . noh in ein nehellent . scaront sie sih umbe daz . unde fehtent sie umbe daz ? an q u i a distant . dissidentque mores . iniustas acies et fera bella movent? Nb 267,14 [288,8], ebso. Nb 119,15 [130,12], Hinweis erfolgt durch dannän. Bei umbi thaz ist der Übertritt in den thaz-Satz nicht vollzogen. umbi thaz steht am A n f a n g oder im I n n e r n des übergeordneten Satzes: (filius dei) der umbe daz uuoUa chomen arm . daz er iuuh riche getate NpNpw 13,6, ebso. Nb 248,10. 293,15 [267,26. 318,4], NpNpw 32,19. 117,5. Np 77,31. Npw 118 E, 34. Am S a t z e n d e : umbi thaz, thaz . . .: in minemo herzen barg ih diniu gechose .umbe ih dir nesundoe NpNpw 118 B , l l ,

daz . daz

ebso. Ni 581,15. NpNpw 101,28. Np 79,17 (2). W 84,14 (Hs. O, Einsiedeln 12. Jh., die übrigen Hss. ze diu daz). furi thaz ,weil' dagegen ist nur als Konjunktion überliefert: fure daz er einest mih zuo imo zoh . sid nezoh ih uuidere Np 17,22. Nhd. auf daß kommt erst mit dem Spätmhd. auf und setzt sich mit Luther durch, ist aber als Typ ahd. längst vorgebildet. thaz-Sätze

in A b h ä n g i g k e i t von jedem beliebigen K a s u s , Th. Mann 10

Vom Akkusativ- und Genitivobjekt findet Ausdehnung der thazSätze auf jeden Kasus statt. Seit Otfrid und Notker gibt es thaz-

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Stand bisher noch thuruh thaz an der Nahtstelle von übergeordnetem und thaz-Satz, so kann nun auch der abhängige Satz vorangestellt werden, wodurch thuruh thaz auch stellungsmäßig aus dem Verband des übergeordneten Satzes gelöst wird. An die Stelle des v e r l o r e n e n d e m o n s t r a t i v e n thuruh thazaber t r i t t eine n e u e P r ä p o s i t i o n a l v e r b i n d u n g z. B. umbi thaz: turh taz iro site sih skeident . noh in ein nehellent . scaront sie sih umbe daz . unde fehtent sie umbe daz ? an q u i a distant . dissidentque mores . iniustas acies et fera bella movent? Nb 267,14 [288,8], ebso. Nb 119,15 [130,12], Hinweis erfolgt durch dannän. Bei umbi thaz ist der Übertritt in den thaz-Satz nicht vollzogen. umbi thaz steht am A n f a n g oder im I n n e r n des übergeordneten Satzes: (filius dei) der umbe daz uuoUa chomen arm . daz er iuuh riche getate NpNpw 13,6, ebso. Nb 248,10. 293,15 [267,26. 318,4], NpNpw 32,19. 117,5. Np 77,31. Npw 118 E, 34. Am S a t z e n d e : umbi thaz, thaz . . .: in minemo herzen barg ih diniu gechose .umbe ih dir nesundoe NpNpw 118 B , l l ,

daz . daz

ebso. Ni 581,15. NpNpw 101,28. Np 79,17 (2). W 84,14 (Hs. O, Einsiedeln 12. Jh., die übrigen Hss. ze diu daz). furi thaz ,weil' dagegen ist nur als Konjunktion überliefert: fure daz er einest mih zuo imo zoh . sid nezoh ih uuidere Np 17,22. Nhd. auf daß kommt erst mit dem Spätmhd. auf und setzt sich mit Luther durch, ist aber als Typ ahd. längst vorgebildet. thaz-Sätze

in A b h ä n g i g k e i t von jedem beliebigen K a s u s , Th. Mann 10

Vom Akkusativ- und Genitivobjekt findet Ausdehnung der thazSätze auf jeden Kasus statt. Seit Otfrid und Notker gibt es thaz-

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G. Müller u. Th. Frings

Sätze in der Funktion von D a t i v o b j e k t e n und G e n i t i v a t t r i b u t e n . Diese Fälle unterscheiden sich von der alten pronominalen Vor ausnähme dadurch, daß in ihnen das hinweisende Pronomen stehen m u ß , um die Funktion des thaz-Satzes anzuzeigen. Der thazSatz h a t die Verbindung zu dem Verb des übergeordneten Satzes verloren und steht nun in einer Art von 'attributiven' oder 'appositioneilen' Verhältnis zu dem hinweisenden Pronomen des übergeordneten Satzes: Dativobjekt (seit Notker): nu uolget temo Ni 557,27,

daz er po$ta ist . taz er selbo ist . aide neist

Genitivattribut (seit Otfrid und Notker): sumeliche . . . taten anderen des pilde . daz uuariu tuged mit vueuuon uberuuvnden neuuirt quidam . . . exemplum ceteris praetulerunt. invictam malis esse virtutem Nb 286,25 [310,2], Bei den P r ä p o s i t i o n a l v e r b i n d u n g e n findet die Ausweitung vom Akkusativ auf den I n s t r u m e n t a l statt. Die ahd. Übersetzer überliefern uns in Anlehnung an das Lateinische in thiu (...) thaz = in hoc . . . quia (ut), in eo (. . .) quod: in dhiu . . . dhazs ir oba dhern uuazsserum, suueiboda, dhen heilegun gheist dhar bauhnida i n e u m . . . q u i super ferebatur aquis spiritus sanctus significatur I 16,12, ebso. F 39,8. 10. T 67,6. 132,18. 167,7; im 11. Jh. Predigtsammlung C: S 173,1,6. Seit Otfrid und Notker kommen hinzu: an thiu, seit Notker: an diu sitein sin ernest . taz er noh tero tohter neborgeta Nb 298,13 [323,16], ebso. Nb 147,20. 351,21 [159,2. 384,26]. Nc 774,27 [124,7]. Nk 376,21. 26. 377,19. NpNpw 41,11. 49,7. 109,3. 116,2. 118 P, 43. G, 51. 0,106. Np56,3. 74,4. 83,5. S 124,11 (Phys.); — mit Wendung zur kausalen Funktion: Ni 556,13. Np 85,13. 118Q, 125; — an uuiu NpNpw 110,7.

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze mit thiu, Otfrid und Notker: thaz druhtin ouh gisceinta, waz er mit thiu inan so ginoto irbarmeta ther doto 0 3,24,60,

meinta,

thaz

ebso. Nb 98,23. 99,18. 224,16. 17. 298,21 [109,10. 110,5. 242,9. 10. 323,24], Nc 688,2 [2,8]. näh thiu, Notker: sines uuillen mare tougeno inphant nah diu daz alliu ding gote lebent . unde sines uuillen folgent NpNpw 105,9. zi thiu, nur Otfrid: oba iz zi thiu wirdit, thaz thaz salz firwirdit Ö 2,17,7, ebso. 2,12,63. 16,18. 3,7,3 (zi thisu). 49. 53. 14,18. 20. 20,66. 4,7,4. 11,30. 12,41. 23,44. 5,6,24. 54. 19,34. Hiervon zu trennen sind die seit frühester Zeit vorhandenen bi, in, zi thiu thaz, die dazu verwendet werden ein k a u s a l e s oder f i n a l e s Verhältnis auszudrücken: ih bin in thiu giboran, inti zi thiu quam ih in mittilgart thaz ih sageti giuuizscaf uuare ego i n h o c natus sum, et a d h o c veni in mundum u t testimonium perhibeam veritati T 195,6. Es sind überliefert: bi thiu thaz: Gl 1,730,28 (pidiu daz eo q u o d , St. Paul xxv a/1,8. Jh.). 317,19 (padiu daz eo q u o d , Rb), Weißenb. Kath., Isidor, Tatian, Notker; — in thiu thaz-. Straßburger Eide, Tatian, Otfrid; — zi thiu thaz: Gl 4,304,25 = Wa 61,17 (tethiv that u t , Ess. Ev., 9. Jh.). 2,216,33 (zi diu daz si givuinnan affectant, St. Florian I I I . 222 B, 9./10. Jh.), Weißenb. Kath., Tatian, Otfrid, Beda Horn., Notker, Willirain, Predigtsammlung A. B, Physiologus, St. Galler Glaube u. Beichte. Der Unterschied zum ersten Fall liegt wiederum darin, daß im ersten Fall die Präposition + Instrumental stehen m u ß , um die Funktion anzuzeigen, die der thaz-Satz im übergeordneten Satz zu übernehmen hat, da er allein nicht einen präpositionalen Ausdruck vertreten kann. I m letzteren Fall steht die Präposition + Instrumental nur, um die f i n a l e oder k a u s a l e F u n k t i o n des iftaz-Satzes zu v e r s t ä r k e n , ohne notwendig zu sein. Sie kann daher stehen,

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

fehlen oder aber sich mit der Konjunktion thaz zu einer neuen mehrgliedrigen Konjunktion verbinden. Es ist der gleiche Vorgang, den auch die Verbindung Präposition + Akkusativ thaz zeigt, Typ auf daß. Tatian überliefert unabhängig vom Lateinischen: thaz uuas zi thiu giuuortan thaz uuarin gifultiu thiu giscrip thero uuizzagono hoc autem factum est, u t implerentur scripturae prophetarum T 185,9, zi thiu thaz an der Nahtstelle von Haupt- und Nebensatz: ni quam ih zi thiu thaz ih sibba santa, ouh suuert non veni pacem mittere, sed gladium T 44,22, zi thiu thaz ist auch stellungsmäßig in den Nebensatz übergetreten: zi thiu thaz ir uuizit thaz mannes sun habet giuualt in erdu zi furlazenne sunta, quad themo lamen u t autem sciatis quod filius hominis potestatem habet T 54,7. Mit Otfrid und Notker treten noch hinzu fora thiu thaz (0), fona thiu thaz (N). Mit dem Absterben des Instrumental tritt für das Pronomen bei Notker thdr, thara, bei Otfrid hera ein. Der Physiologus zeigt die Identität von Präposition -f Instrumental und thdr + Präposition. Das Satzgefüge wird mit an diu, daz . . . begonnen und nach beendetem daz-Satz mit daranna wieder aufgenommen: an diu, daz siu (sinu ougeri) offen sint, daranna er (leo) abir unserin trotin S 124,11,

bezeichenit

vgl. auch zediu daz W 141,13, das die Einsiedelner Hs. 0 in da umbe daz abändert. Seit Notker findet sich neben an diu auch ddrana: also darana scinet .daz sie mih friuntlicho gruozton q u o n i a m mihi quidem pacifice loquebantur NpNpw 34,20, ebso. Nb 31,7. 95,22. 149,6. 155,25. 291,6 [35,4. 105,32. 160,13. 167,4. 315,10], No 697,13. 776,12. 777,23. 778,16. 781,4 [14,10. 126,20. 128,21. 129,25. 133,12], Ni 561,20. Nk 411,1. 451,15. 463,28. 466,20. NpNpw 8,2 ( = Npw 3). 29,8. 33,23. 34,12. 35,3. 104,28. 114,8 ( = N p w 7 ) . 118 S, 142. Cant. Moysi4. Np 58,12 (kausal). 91,10. Npw 118 E, 35 (Np darazuo).

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Für zi thiu setzt Otfrid herazuo: herazua

thenlce, thaz suazo er sih gidrenke 0 2,9,64,

Notker darazuo: fore des pecherta er iro herzen darazuo sinen Hut NpNpw 104,25,

. daz sie hazzeton

ebso. Nb 27,10 [30,14]. Nk 428,16. 429,7. NpNpw 118 C, 19. Np 61,11. 118

E, 35 (Npw daana). Npw 17,26; — uuarazuo Np 66,2/3. In der Verbindung thdrana u. ä. steht thär zunächst für ein Pronomen. Das Gefühl für diese besondere Funktion von thär aber geht verloren; es wird nur noch als A d v e r b empfunden, so daß es nun auch von einem reinen Adverb ersetzt werden kann. Belege hierfür finden sich seit Otfrid und Notker: Für thärana tritt einfaches thär ein: also dar skinet . taz uuir dia libleita deuuen . doh uuir dara nedenchen sicuti est quod acceptas escas sine cogitatione transigimus Nb 204,19 [221,1], ebso. Nb 42,23 [48,8];—S 358,56 (Benediktb. Gl. u. B. III, oder ist dara gemeint ?).

thara thaz 'dorthin, bis zu dem Punkte, daß': so er thara

iz tho bibrahta, thaz sih thiu zit nahta O 4,2,3.

thannän thaz 'von dort her, von daher, daher, daß (weil)': ter namo (disputatio) ist tannan chomener . daz philosophi nah an allen questionibus zuiueloton Nb 108,2 [118,20], ebso. Nb 70,28. 296,29 [79,21. 321,19]. Nc 713,7. 749,16 [37,19. 88,15], Ni 531,12. 13. 576,17; — uuannan Nk 440,9.

thanana uuarten 'sich davor hüten': thaz wir uns warten thanana, thaz suht ni derre uns mera then lidin joh thera sela O 3,5,6. Ebenso werden bei den ein kausales oder finales thaz verstärkenden Hinweisen die Pronomina durch thär ersetzt. Seit Notker erscheint darumbe daz für altes umbi thaz thaz, darazuo daz für altes zi thiu thaz. Auch sie können durch reine Adverbien abgelöst werden. Für das Kausalverhältnis tritt dannän daz ein.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Die im Nhd. mögliche A u s l a s s u n g des adverbialen Hinweises: ich bin {davon) überzeugt, daß ..., Th. Mann 10, bahnt sich ganz vereinzelt bei Notker an. Es heißt ahd. tharazuo threuuen 'damit drohen': sie (Adam und Eva) daz funden . darazuo nals daz in diabolus kehiez Np 90,1,

in got treuta

.

aber Notker setzt auch dreuuen daz '(damit) drohen, daß': so heuet fcclesia iro ougen ad deum ipsum . flebiliter trouuente . daz si diu ougen ab imo fillintin er neneme . er er iro genada sende NpNpw 118 Cant. grad. (546,1 = Npw De ps. gr. 5). Es heißt ahd. thdrana reht haben: tarana

habest

tu reht Nb 169,22 [182,9],

aber Notker kennt auch reht habin thaz 'in bezug darauf recht haben, daß': irteile übe ih reht habe . daz ih daz keloubo daz ih nesieho iudica causam meam Np 73,22. thaz-Sätze

in A b h ä n g i g k e i t v o n S u b s t a n t i v e n , Th. Mann 9

Nach Paul-Schirmer a. a. 0 . geht der Typ Substantiv + thaz-Satz zunächst von Vorgangs- und Zustandsbezeichnungen aus, die zu Verben oder prädikativ gebrauchten Adjektiven gehören, die einen thaz-Satz neben sich haben können: der Gedanke, daß du mir untreu werden könntest-, ebenso nach Meinung, Glaube, Wahn, Überzeugung, Bewußtsein, Gewißheit, Hoffnung, Furcht, Angabe, Behauptung, Bekenntnis, Erklärung, Versicherung, Beweis, Verheißung, Zusage, Nachricht, Vorwand, Bitte, Befehl, Aufforderung, Bedingung usw. Wenn wir die ahd. thaz-Sätze prüfen, die einem Substantiv zugeordnet sind, so findet sich nur eine verschwindend kleine Zahl, die von solchen Verben abgeleitet sind, die einen thaz-S&tz neben sich haben könnten: quam uns gilouba herasun, thaz er ist selbo gotes sun 03,7,88. Tatian und Benediktinerregel in Nachfolge des Lat.: antuuurti, bibot, giscrib, giuuiznessi, giuuizscaf (sämtl. T), kaqhuit (Benediktinerregel);

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Die im Nhd. mögliche A u s l a s s u n g des adverbialen Hinweises: ich bin {davon) überzeugt, daß ..., Th. Mann 10, bahnt sich ganz vereinzelt bei Notker an. Es heißt ahd. tharazuo threuuen 'damit drohen': sie (Adam und Eva) daz funden . darazuo nals daz in diabolus kehiez Np 90,1,

in got treuta

.

aber Notker setzt auch dreuuen daz '(damit) drohen, daß': so heuet fcclesia iro ougen ad deum ipsum . flebiliter trouuente . daz si diu ougen ab imo fillintin er neneme . er er iro genada sende NpNpw 118 Cant. grad. (546,1 = Npw De ps. gr. 5). Es heißt ahd. thdrana reht haben: tarana

habest

tu reht Nb 169,22 [182,9],

aber Notker kennt auch reht habin thaz 'in bezug darauf recht haben, daß': irteile übe ih reht habe . daz ih daz keloubo daz ih nesieho iudica causam meam Np 73,22. thaz-Sätze

in A b h ä n g i g k e i t v o n S u b s t a n t i v e n , Th. Mann 9

Nach Paul-Schirmer a. a. 0 . geht der Typ Substantiv + thaz-Satz zunächst von Vorgangs- und Zustandsbezeichnungen aus, die zu Verben oder prädikativ gebrauchten Adjektiven gehören, die einen thaz-Satz neben sich haben können: der Gedanke, daß du mir untreu werden könntest-, ebenso nach Meinung, Glaube, Wahn, Überzeugung, Bewußtsein, Gewißheit, Hoffnung, Furcht, Angabe, Behauptung, Bekenntnis, Erklärung, Versicherung, Beweis, Verheißung, Zusage, Nachricht, Vorwand, Bitte, Befehl, Aufforderung, Bedingung usw. Wenn wir die ahd. thaz-Sätze prüfen, die einem Substantiv zugeordnet sind, so findet sich nur eine verschwindend kleine Zahl, die von solchen Verben abgeleitet sind, die einen thaz-S&tz neben sich haben könnten: quam uns gilouba herasun, thaz er ist selbo gotes sun 03,7,88. Tatian und Benediktinerregel in Nachfolge des Lat.: antuuurti, bibot, giscrib, giuuiznessi, giuuizscaf (sämtl. T), kaqhuit (Benediktinerregel);

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

— Otfrid: dät, fruma, gilouba, giräti, redina; — nd. Glaube: gibed; — Notker: bineimida, forht, ilunga, gedank, gedingo, geheiz, geiiht, lera, lob, scaffunga, uuän, uuillo, zala; — Williram: gedinge; — Bamb. u. Wess. Glaube u. Beichte: binumft. Das ahd. Material scheint einen anderen Weg der Erklärung zu bieten. Wir gehen aus vom gesamten Satzgefüge, und zwar wiederum von der Urform des thaz-Satzes, dem O b j e k t s a t z . Nachdem das demonstr. thaz (Akk.) in den Nebensatz übergetreten war, wurde zunächst im übergeordneten Satz das fehlende Objekt durch ein Pronomen thaz, thiz, iz ersetzt. An die Stelle des Pronomens aber kann auch ein N o m e n treten, das den Inhalt des thaz-Satzes gleichsam in sich schließt: sprah druhtin 0 3,2.21.

zi imo sinaz

wort,

thaz

er fuari

heimort

Auszugehen ist zunächst von einem Objektsatz: sprah druhtin zi imo | thaz | er fuari heimort; dann Hinweis im übergeordneten Satz durch demonstratives thaz: sprah druhtin zi imo thaz, thaz er fuari heimort 'er sagte das, nämlich daß . . .'. Nun tritt an die Stelle des demonstrativen thaz ein N o m e n , gleichsam den Inhalt des iAaz-Satzes zusammenfassend: sprah druhtin zi imo sinaz wort, thaz . . sein Wort, nämlich daß . . .'. Nomen und thaz-Satz sind ebenso identisch wie demonstratives thaz und thaz-Satz. Beide können stehen oder fehlen, ohne den Inhalt des Satzes zu verändern. Wichtig ist, daß dieser Satztyp zunächst von der stärksten Gruppe der Verben, die Objektsätze zu sich nehmen, ausgeht, von den Verben des S a g e n s und D e n k e n s : Tatian, dem lateinischen Vorbild folgend: ih gisah inti giuuiznessi sageta, thaz ther ist gotes sun ego vidi et t e s t i m o n i u m perhibui, q u i a hic est filius dei T 14,7, ebso. 21,5. 220,5.

Otfrid: wir wizun thaz

gizami,

thaz thu fon gote quami 2,12,8,

ebso. 1,17,71. 2,18,15. 3,2,21. 22. 3,5,3. 15,17. 20,76. 4,36,13. 5,6,44. 71. 11,50.

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G . M Ü L L E R U. T H . F R I N G S

Notker und Williram: min munt chundet din lob . daz du mih scuoffe os meum adnuntiabit laudem tuam NpNpw 50,17, ebso. Nb 250,6 [269,25], Ni 553,29. 587,6. NpNpw 102,7 (3). 110,9. 144,6. Np 63,10. W 81,9. 88,15.

Dabei fügt Notker zwischen nominales Objekt und thaz-Satz unserem nämlich entsprechend zuweilen noch ih meino ein: to er aber föne iro fernarn . dia rationem . dero questionum . ih meino . daz homo participatione dei . deus ist Nb 303,19 [330,19], ebso. Nc 742,5 [78,8].

Entbehrlich ist das Objekt auch nach den Verben des T u n s und B e w i r k e n s (auch nach geban): Otfrid: joh wer thir dati thia mäht, thaz thu so scono sehan maht O 3,20,44, Notker und Williram: do cham aber gotes sun unde teta uns daz chreftigosta er sih selben gab umbe unsih NpNpw 125,3,

. daz

ebso. Nb 124,16. 22. 26. 28. 125,2 [135,11. 17. 21. 23. 136,2], Ni 587,8. NpNpw 38,10 ( = Npw 11; mit Richtung zum Folgesatz). Np 58,13. 64,5. W 72,5 (mit Richtung zum Finalsatz); — bei bergan-. NpNpw 39,11 (zwischen überge-

ordneten und thaz-Satz ist ih neimo geschoben), tiligon Npw 50,3.

In anderen Fällen kann das n o m i n a l e O b j e k t n i c h t e n t b e h r t werden. Hier verliert der thaz-Satz seine Bindung an das Verb des übergeordneten Satzes und tritt in Beziehung zu dem nominalen Objekt; er wird nähere Bestimmung des Nomens. Es ist der Weg zum A t t r i b u t s a t z . Die Grenzen zwischen notwendigem und nicht notwendigem Nomen sind so fließend, daß sich eine saubere Scheidung der Gruppen nicht durchführen läßt. Glossen, Isidor, Tatian in lateinischer Nachfolge: niuui bibot gibu ih iu nu, thaz ir iuuuih minnot untar zuisgen mandatum novum do vobis, u t diligatis invicem T 160,6, ebso. I 23,13. 37,10. T 7,4. 8,8. 22,6. 135,34. Gl 1,723,6 (Carlsruh Aug. CLXXVIII, 11. Jh.).

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Otfrid: er sar thia beldida gifiang, thaz er in thaz grab giang 5,5,9 (mit Neigung zum Folgesatz), Notker: nals uns . nube dinemo namen gib dia guollichi . daz uns aqua de petra charn non nobis . sed nomini tuo da gloriam NpNpw 113,1', ebso. Nb 288,28. 357,3 [312,12. 390,26]. Np 72,3. Npw 111,4.

Notwendig ist das Objekt nach haben, das sich hier der Funktion eines Hilfsverbs nähert: muotsuhte habint tia chraft . taz sie mennisken mugen also einen boum . . . eruuekken verum hi perturbationes morum . ea valentia est . ut possint quidem hominem movere Nb 47,12 [53,14], ebso. Nb 302,1 [328,27]. Nc 698,13. 752,17 [16,2. 93,5]. Ni 573,7. Nk 452,24. NpNpw 30,12. Np 12,6.62,5. W 48,38. 53,6. 8 348,89 (Südd. Glaube, 11. Jh.).

Mit dem Übergriff des thaz-Satzes vom Akkusativ- zum Genitivobjekt kann nun auch beim G e n i t i v o b j e k t ein den ¿/¡«z-Satz zusammenfassendes n o m i n a l e s Objekt gesetzt werden. Wieder stehen an erster Stelle die Verben des S a g e n s , D e n k e n s und B i t t e n s : endi thi biddiu gibedas, that thu mi te goda githingi uuesan uuillias S 319,49 = Wa 17,25 (Sachs. Beichte) 'ich bitte dich (um die Bitte), daß du mir guten Beistand leisten wollest', oder sie dahton dero dingo, diu sie bringen nemahton . daz sie dih sluogin fure sich alle NpNpw 20,12, ebso. 0 5,11,46. Nb 69,17. 133,14 [78,13. 144,14]. NpNpw 50,2. 188 E,36. Np 77,39. S 347,62 (Südd. Glaube); — mit Einschub von ih rneino m 74,19 [83,15]; — Vgl. auch F 23,19 (thaz-Satz mit direkter Rede).

Verben der G e m ü t s b e w e g u n g : noh danne nefurhte ih mir des geroen NpNpw 22,4,

leides

. daz sie mih kear-

ebso. O 2,14,83. NpNpw 127,5. Müller/Frings d a ß - S ä t z e

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G . MÜLLER U. T H . F R I N G S

bei a n d e r e n V e r b e n oder verbalen Ausdrücken: was si nu thero worto unwirdig filu harto, thaz thaz thar sprachi, thaz wiht ira firbrachi O 4,29,22,

iaman

ebso. O 5,25,73. Nb 33,28 [38,1]; zu 0 1,2,37 vgl. Erdmann z. St.

Nachdem aber der Typ Nomen + thaz-Satz geschaffen ist, hört jede Bindung an einen bestimmten Kasus des Nomens auf. Fast ausschließlich seit Otfrid und Notker tritt der thaz-Satz zum Dativobjekt (nur Notker) : so Tieist temo uuâne daz taz kuota guot si . tero manigon nehein uuideruuartig Ni 582,7, zum Genitivattribut (Otfrid und Notker) : lono in nah iro uuerchen . unde nah dero argtahtegi iro ilungo . daz sie demo unsundigon ilton taron . der haracham sie zelosenne NpNpw 27,4, zu einer Präpositionalbestimmung (Altwestf. Taufgelöbnis, CanonesGlossen des 9—10./11. Jhs. (Gl2,97,24), Otfrid, Notker, Bamberger und Wessobrunner Gl. u. B., St. Galler Gl. u. B.; as. Psalmenfragmente) : gilouis thu an . . . fleslcas astandanussi, that thu an themo fleslca, the thu nu an bist te duomesdaga gistandan scalt Awf. Tg. 91,18 = S 364 12 oder demo getanemo jreuuen uuir unsih an dinero heilhafti daz du unsih mit dinemo tode geheiltost laetabimur in salutari tuo NpNpw 19,6. Daß das Nomen eine auf den thaz-Satz weisende Punktion hat, zeigt, daß es öfters durch verallgemeinerndes thing 'Ding, Sache' vertreten wird (Otfrid und Notker) : urchunde dero uuarheite selbero synagogç des ding es . daz Christvs chomen sol Np 79,1, ni drostet iuih in thiu thing, thaz iagilih ist ediling 0 1,23,45, an demo dinge scinet sin triuua .daz er unsih dar neuhersuochet . dar er unsero triuuuon chorot NpNpw 32,4, ebso. Nb 36,12 [41,4], NpNpw 43,1; vgl. auch thes êreren thinges, thaz ... 0 5,11,46 und thing + Relativsatz NpNpw 20,12.

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Für dieses inhaltlose Nomen aber genügt auch ein hinweisendes P r o n o m e n . Das führt zur pronominalen Vorausnahme des thazSatzes zurück. Beide Typen sind ursprünglich funktionsgleich und daher miteinander vertauschbar. M o d a l - u n d F o l g e s ä t z e , Th. Mann 12