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German Pages 53 [56] Year 1956
Henken, Die Einführung des Zeitlohnes
Bernard Henken
Die E i n f ü h r u n g des Z e i t l o h n e s in den I n s t a n d s e t z u n g s w e r k e n e l e k t r i s c h e r Maschinen und a n d e r e n K l e i n b e t r i e b e n
Mit 13 Formularen und 6 Textabbildungen
© T E C H N I S C H E R V E R L A G H E R B E R T CRAM, B E R L I N W 35 1956
P r i n t e d ill G e r m a n y S a t z : W a l t e r d e G r u y t e r & Co, B e r l i n W 35 D r u c k : O t t o v o n H o l t e n G m b H , B e r l i n W 35
Inhaltsverzeichnis Seite
Einleitung I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII.
Allgemeines v . Die Vorbedingungen für die Einführung des Zeitlohnsystems . Der Arbeitsplan Der Zeitaufnahmebogen Die Zeitmesser Der Leistungsgrad Die Zeitaufnahme Die Auswertung der Zeitaufnahme Der Akkord- oder Abrechnungsschein Die Wochenkarte oder das Wochenbuch Die Zeitlohn-Abrechnung Hinweise für die Einführung des Zeitlohnsystems
Anhang
7 8 9 11 15 18 20 22 26 31 37 42 44 48
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Einleitung In den einschlägigen Fachzeitschriften für den Elektromaschinenbau hören die Klagen über angeblich zu niedrige Konkurrenzpreise nicht auf. Wenn man nun diesen Äußerungen näher auf den Grund geht, dann stellt sich meistens heraus, daß nicht die Konkurrenz zu billig, sondern die Klage führenden Betriebe zu teuer sind. Die Ursachen hierfür liegen fast ausschließlich in den veralteten und unrationellen Arbeitsmethoden des Handwerks gegenüber der Industrie. Dazu kommt noch in den meisten kleineren und mittleren Betrieben die ungünstige Entlohnung im Stundenlohn. Die gesamte Industrie dagegen arbeitet fast nur nach dem Zeitlohnsystem, während diese Entlohnungsart im Handwerk und in anderen Kleinbetrieben nahezu unbekannt ist. Sicher ist dem Verfasser bekannt, daß das Zeitlohnsystem nicht in allen Fällen anwendbar ist, aber viele Arbeiten, die heute noch von erstklassigen Fachkräften im Stundenlohn gemacht werden, könnten ohne weiteres von angelernten Hilfskräften im Zeitlohn erledigt werden. Diesem Mangel abzuhelfen, soll vorliegende Schrift dienen. Sie soll die Unternehmer des Handwerks und der Kleinbetriebe mit dem Zeitlohnsystem bekannt machen. Sie soll helfen, diese Entlohnungsart auch in ihren Betrieben einzuführen. Wenn auch die gebrachten Beispiele ausschließlich aus dem Elektromaschinenbau — der Ankerwickelei —• stammen, so ist doch diese Einführung in das Zeitlohnsystem für jede andere Branche gleichermaßen gut geeignet. Da aber der Verfasser weiß, daß das Zeitlohnsystem für die meisten Betriebsinhaber dieser Kategorie ein Buch mit sieben Siegeln ist, hat er bewußt auf wissenschaftliche Ausführungen und auf Abhandlungen über Arbeitsstudien verzichtet. Was hier gebracht wird, ist die reine Praxis, angefangen beim gerechten Lohn bis zur fertigen Lohntüte. Die Devise, unter welcher diese kleine Broschüre geschrieben wurde, lautet: Der schlechteste Akkord als der beste
ist immer noch besser Stundenlohn.
So möge denn diese Schrift unseren Handwerks- und Kleinbetrieben helfen, ihre Arbeiten schneller und vor allem konkurrenzfähiger zu gestalten. 7
I. Allgemeines Es ist heute allgemein bekannt und unbestritten, daß der gerechteste Lohn nicht der Stundenlohn, sondern der Akkord-, Zeit- oder Leistungslohn ist. Zwei Facharbeiter, die beide den gleichen Stundenlohn haben, leisten noch lange nicht dasselbe. Der eine ist ehrgeizig, will etwas schaffen und will Freude an seiner Arbeit haben. Der andere dagegen arbeitet nur, weil er muß. Seine Hauptsorge ist die pünktliche Einhaltung der Frühstücksund Mittagspause und zum Feierabend ist er der Erste, der wieder draußen ist. Gewiß freuen wir uns alle, wenn ein Arbeitstag vorbei ist und unser Privatleben wieder anfängt, aber es besteht eben doch ein Unterschied. Wie lange wird sich wohl der fleißige und tüchtige Mitarbeiter mit ansehen, daß sein gleichgültiger und nicht so tüchtiger Kollege dasselbe Geld verdient als er selbst ? Er empfindet es bestimmt als ungerecht, wenn er mit seiner Tüchtigkeit nicht mehr verdient. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß der eine Mensch charakterlich schlechter ist als der andere. Der im Betrieb gleichgültige Mitarbeiter mag in seinem Privatleben der beste und reizendste Zeitgenosse sein. Die Menschen sind eben alle verschieden und müssen so verbraucht werden wie sie sind. Aber das Wohl eines Betriebes hängt in einem großen Maße von den Leistungen seiner Mitarbeiter ab. Deshalb muß der Unternehmer sich von den Charaktereigenschaften und Launen seiner Gefolgschaft unabhängig machen. Die Menschen, die in einem Betrieb arbeiten, tun dies nur, um Geld zu verdienen und um leben zu können. Die Idealisten sind ausgestorben. Der Unternehmer aber kann billigerweise verlangen, daß für dieses Geld auch gearbeitet wird. Da aber die meisten Menschen grundsätzlich Egoisten sind, müssen wir versuchen, diesen an und für sich gesunden und wohlverständlichen Egoismus unseren Zwecken dienstbar zu machen. Wir müssen also die Leistung des Einzelnen mit seinem Lohn in ein reelles, auch für uns tragbares Verhältnis bringen.
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Der Lohn eines Arbeiters muß also von seiner Leistung abhängig gemacht werden. Leistet er viel, verdient er viel. Leistet er wenig, dann sinkt eben sein Einkommen. Das einfachste Mittel hierzu bietet der Zeitlohn. Schon vor vielen Jahrzehnten hat man nach Entlohnungsarten gesucht, die beiden Teilen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber gerecht werden. Von den ganzen Systemen hat sich aber nur die bekannte Akkordentlohnung durchgesetzt, deren Grundlagen dann durch den „Refa" zu großer Vollkommenheit ausgearbeitet wurden. In den USA, von denen wir gerade in der Rationalisierung noch manches lernen können, gibt es fast keine andere Entlohnungsart mehr. Da heißt es eben, jeder wird nach seiner Leistung bezahlt. Ein heutiger Industriebetrieb, der nicht im Zeitlohn arbeiten läßt, ist einfach undenkbar. Es sei denn, er ist auf Bandarbeit eingerichtet. Dann bestimmt eben das Band das Arbeitstempo. Aber von dem Zeitlohn hat nicht nur der tüchtige Mitarbeiter Vorteile, sondern auch für den Unternehmer ist es das günstigste Lohnsystem. Er kann immer mit festen Lohnanteilen für eine bestimmte Arbeit rechnen. Seine Vorkalkulation stimmt mit seiner Nachkalkulation immer überein. E r kann bei seinen Kunden schon von vornherein feste Preise angeben, die er dann später auch einhalten kann, ohne etwas zuzulegen. Nun können wir selbstverständlich die bis ins feinste ausgefeilten Akkordsysteme der Industrie nicht so ohne weiteres auf den Handwerksbetrieb anwenden. Wir müssen sie soweit vereinfachen, daß sie auch für den kleinen Betrieb noch tragbar sind. Die Zeitlohnabrechnung darf also die Lohnverrechnung nicht zu sehr komplizieren. Das Wesentliche allerdings, die genaue Zeitvorgabe, dürfen wir nicht außer acht lassen. Sie ist das A und 0 einer jeden Zeitlohnarbeit. II. Die Vorbedingungen für die Einführung des Zeitlohnsystems Wenn wir in unserem Betrieb den Zeitlohn einführen wollen, so bedarf es dazu natürlich gewisser Vorbereitungen. Von heute auf morgen gelingt eine solche einschneidende Änderung nicht. Aber die Mühe lohnt sich. Außerdem wirkt sich dann noch ein weiterer Vorteil der festen Zeitvorgabe aus. Sie bringt im allgemeinen etwas mehr Ordnung und System in einen Betrieb. Eine Wicklerin zum Beispiel, der wir für die Vorbereitungen zum Wickeln 15 Minuten eingeräumt haben, würde sich sofort beschweren und Wind machen, wenn sie am Lager zu lange auf den Draht oder das Triafol warten müßte. Und das nur, weil im Lager vielleicht keine Ordnung ist. 9
Oder sie will die gewickelten Anker prüfen und die Prüfeinrichtung ist defekt. Das sind dann natürlich Mißstände, die unbedingt schnellstens abgestellt werden müssen. Die Fachleute in der Werkstatt haben dafür zu sorgen, daß das Handwerkzeug in jeder Beziehung in Ordnung ist. Bei jeder Zeitlohnarbeit gilt für die Arbeitskraft mehr denn je das bekannte Wort: Zeit ist Geld. Und das ist es gerade, was jeder Unternehmer braucht. Seine Arbeitskräfte müssen im eigensten Interesse dafür sorgen, daß sie immer Arbeit haben. Ordnung ist die halbe Arbeit. Fangen wir also zuerst einmal damit an, in der Werkstatt Ordnung zu schaffen. Besonders im Lager muß eine musterhafte Ordnung herrschen. Jede Drahtstärke muß griffbereit auf ihrem Platz stehen. Hierzu ein Tipp, um Verwechselungen zu vermeiden. Man soll immer nur Drahtstärken nebeneinanderstellen, die man nicht verwechseln kann. Also z.B. 0,2 neben 0,6; 0,25 neben 0,65 usw. Dann merkt es nämlich nicht erst der Wickler bei seiner Arbeit, sondern auch schon das Lagerpersonal, wenn ein I r r t u m vorliegt. Stehen z.B. 0,3 und 0,32 nebeneinander, dann merkt in vielen Fällen erst der Wickler an den schlechten Platzverhältnissen in den Nuten, daß er eine falsche Drahtstärke erwischt hat. Dasselbe gilt f ü r das Isoliermaterial. Wenn wir uns später genaue Arbeitspläne ausarbeiten, dann merken wir meistens sofort, woran es im Betrieb noch hapert. Die Arbeitspläne bzw. die später in die Pläne eingesetzten Zeiten weisen direkt auf die Mängel hin. Diese finden dann, wenn sie nicht beseitigt werden, ihren Niederschlag in höheren Verlustzeiten. Diese Zeiten aber fallen, wie schon der Name sagt, dem Betrieb zur Last und erhohen die Unkosten. Immer und immer wieder müssen wir uns den Satz vor Augen halten: Zeit ist Geld. Nicht umsonst kalkuliert die Industrie mit Bruchteilen von Minuten. Auch die Aufstellung der vorhandenen Maschinen muß wohl überlegt sein. Es ist nicht egal, wie ein Arbeitsstück den Betrieb durchläuft. Am rationellsten ist es, wenn das Werkstück fortlaufend durch den Arbeitsraum bewegt wird. Sicher läßt sich dieses in einem Handwerksbetrieb nicht immer so genau durchführen. Der Verfasser ist aber überzeugt, daß auch in dieser Richtung beim Handwerk, besonders aber in einer Ankerwickelei, die ja reiner Werkstattbetrieb ist, noch sehr viel verbessert werden kann. 10
Auch die Einwände, die n u n hierauf kommen werden, sind bestimmt immer die gleichen. Man wird sagen, daß man doch nicht eine ganze Werkstatt umkrempeln kann, um vielleicht nur einige Minuten zu sparen. So wie es heute ist, geht es schon seit zwanzig Jahren. Also war es gut und wird auch so weiter gehen. Aber es geht eben nicht so weiter. Wenn nämlich alles gut wäre, dann brauchten wir uns doch nicht über die niedrigen Konkurrenzpreise aufregen und deshalb sorgenvoll in die Zuk u n f t sehen. Dann brauchten wir uns ja auch keine Gedanken darüber zu machen, wie es eigentlich kommt, daß der Arbeitsanfall in der letzten Zeit so stark zurückgegangen ist. Über die Ursache dieser Erscheinung brauchen wir uns bestimmt nicht lange den Kopf zerbrechen. Es sind einzig und allein die bestehenden Preisunterschiede. Wer hat wohl schon einmal ausgerechnet, wieviel es ausmacht, wenn pro Arbeitskraft nur eine Minute in jeder Stunde verloren geht ? Es sind 43 Stunden im Jahr. Beschäftigen wir nur fünf Mann, so sind das 215 Stunden per anno. Diese verlorene Zeit in Geld umgerechnet ergibt eine wunderbare Urlaubsreise. Und wie leicht sind fünf Minuten vergeudet. Also nochmals zusammengefaßt absolute Ordnung im Betrieb und Lager und für die Werkstatt eine möglichst zweckmäßige Aufstellung der vorhandenen Maschinen.
III. Der Arbeitsplan Wir kommen nunmehr zu einem der wichtigsten Abschnitte des Zeitlohnsystems. Ohne wohldurchdachte Arbeitspläne ist an eine Einführung dieser Entlohnungsart nicht zu denken. Unter einem Arbeitsplan versteht man die Aufteilung einer bestimmten Arbeit in einzelne Teilarbeiten. Wenn wir z.B. ein Paar Feldspulen wickeln wollen, so würde ein Arbeitsplan für diese Arbeit etwa folgendermaßen aussehen: 1. Auftrag empfangen und durchlesen 2. Wickeldraht und Litze vom Lager holen 3. Wickelmaschine fertig machen zum Wickeln 4. 1. Spule wickeln 6. 2. Spule wickeln
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6. 7. 8. 9. 10. 11.
Litzen anlöten an beide Spulen 1. Spule bandagieren 2. Spule bandagieren Beide Spulen prüfen . Wickeldraht und Litze an das Lager zurückgeben Gebrauchte Zeit anschreiben.
Wir müssen uns also, wenn wir einen Arbeitsplan aufstellen wollen, ganz genau überlegen, aus welchen Teilarbeiten sich die Gesamtarbeit zusammensetzt. Eine bis ins kleinste gehende Aufteilung, wie sie in der Industrie üblich und auch nötig ist, wollen wir für unsere einfacheren Verhältnisse vermeiden. Wir machen uns dadurch nur unnötig viel Arbeit, ohne aber besondere Vorteile davon zu haben. Stellen wir jetzt einmal einen Arbeitsplan auf für das Wickeln eines Kleinankers von Hand. Es soll sich um eine Reparatur handeln. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
Anker prüfen und Fehler feststellen Anker abreißen und säubern Blechpaket richten und entgraten Kollektor prüfen und Lötschlitze aussägen Isolation schneiden Anker komplett isolieren Wickeldraht vom Lager holen Anker wickeln Schaltendenschläuche auf Länge schneiden Schaltenden abisolieren Schaltenden in Kollektor stemmen Kordelbandage auf Schaltenden legen Kollektor einlöten Am hinteren Wickelkopf die letzten Spulen mit Kordel festlegen Anker prüfen Wickeldraht zurückgeben Gebrauchte Zeit anschreiben.
Wenn wir uns diesen Arbeitsplan nun genau durchsehen, dann stellen wir fest, daß wir die angegebenen Teilarbeiten sicher nicht alle von ein und derselben Arbeitskraft erledigen lassen. Für die Position 1 brauchen wir eine Fachkraft. Für die Positionen 2 und 3 eine angelernte Arbeitskraft. Alle anderen Teilarbeiten könnten von einer angelernten, weiblichen Arbeitskraft ausgeführt werden. Außerdem sind Teilarbeiten dabei, die wir wohl nicht im Zeitlohn machen lassen können. Im oben angeführten Beispiel sind es die Positionen 1—4, die wir nicht im Zeitlohn vergeben können. 12
Vielleicht können wir folgende Arbeiten: Anker und Statoren abreißen und säubern Kollektoren prüfen und Lötschlitze aussägen Tränken der neugewickelten Teile von einer angelernten Arbeitskraft erledigen lassen. Das Tränken sollte sowieso nur immer derselbe Mann machen. Viele Köche verderben den Brei, heißt das Sprichwort, und bei dem Tränken ist es wirklich so. Leider können wir, wie bereits oben gesagt, diese Arbeit nicht im Zeitlohn vergeben. Daß wir uns für das Abreißen der alten Wicklungen möglichst Spezialwerkzeuge anfertigen, ist eigentlich selbstverständlich. Mit primitiven Werkzeugen bedingt gerade diese Arbeit häufig einen sehr hohen Lohnanteil. Ob wir die Wickelarbeiten getrennt ausführen lassen, richtet sich ganz nach dem Arbeitsanfall. Wenn es eben geht, dann wollen wir Hand- und Maschinenwicklung auseinanderhalten. Wenn der Arbeitsanfall einigermaßen ist, dann hat auch eine Wicklerin genügend zu tun, um die nötigen Statorspulen, Feldspulen und Kleinanker auf der Maschine zu wickeln. Der Verfasser empfiehlt immer wieder, für diese Arbeiten, wenn es irgendwie geht, eine weibliche Hilfskraft einzustellen. Wer es nicht weiß, glaubt nämlich nicht, mit welcher Gewandtheit eingearbeitete, weibliche Arbeitskräfte diese Arbeiten erledigen. Wir können z.B. für normale Statorspulen (3—4 kW), die etwa 40 Windungen pro Spule haben, mit einer Zeit von etwa 1 Minuten/Spule rechnen. I n dieser Zeit ist einbegriffen das Einrichten der Maschine und das Holen und Zurückbringen des Wickeldrahtes. Das wären also für einen Stator mit 36 Nuten 36 Minuten für 36 Spulen. Hierbei ist auch noch gerechnet, daß die Spulen einzeln gewickelt werden. Bei Benutzung eines Mehrfach- Wickelgerätes geht es entsprechend schneller. Auch das Einlegen der Statorspulen sollten wir von weiblichen Arbeitskräften erledigen lassen, und zwar immer von denselben. Es ist sicher für diese weiblichen Mitarbeiter nicht immer schön, dauernd die gleiche Arbeit zu machen, aber daran läßt sich leider nichts ändern. Nur durch die dauernde Übung lassen sich die nötigen kurzen Arbeitszeiten erreichen. Das Schneiden der Isolationen könnte eventuell der Lagerarbeiter mit übernehmen. Für diesen Fall gehört natürlich die Schlagschere mit ins Lager. Im übrigen kann die von dem Verfasser angegebene Arbeitsteilung nur ein Hinweis sein. Es sollte dabei gezeigt werden, wie wir am besten vorgehen. Diese Arbeitseinteilung wird in jedem Beirieb verschieden sein. Sie richtet sich nämlich ganz nach der Zahl der beschäftigten Arbeitskräfte und nach dem Arbeitsanfall. Der Verfasser möchte nochmals darauf hinweisen, daß jeder Betrieb bemüht sein soll, die einfachen und mehr mechanischen Arbeiten von angelernten, und deshalb auch billigeren Kräften ausführen zu lassen.
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Wir wollen nun einmal annehmen, daß die Wicklerin zwei gleiche Anker zum Wickeln auf der Maschine bekommen hat. Die Anker sind abgerissen und gesäubert, aber nicht isoliert. Die Kollektoren sind abgezogen, geprüft und die Lötschlitze sind sauber ausgesägt. Die Kollektoren werden der Wicklerin gleichzeitig mit den Ankern übergeben. Der Arbeitsplan würde dann etwa folgendermaßen aussehen: 1. Wickeldraht und Isohermaterial vom Lager holen 2. Isolation messen und schneiden 3. Isolation in Nuten schieben und Wellenenden isolieren 4. Wickelmaschine einstellen und zum Wickeln fertig machen 5. I. Anker wickeln 6. 2. Anker wickeln 7. Nutenverschlüsse einschieben 8. Wicklung grade drücken und symmetrieren 9. Spulen auf Antriebsseite mit Kordel abbinden 10. Baumwollschläuche auf Schaltenden auf Länge schneiden 11. Schaltenden abisolieren 12. Kollektoren aufdrücken 13. Anker schalten 14. Kordelbandage auf Schaltenden legen 15. Kollektoren einlöten 16. Anker prüfen 17. Wickeldraht und Isoüermaterial ans Lager zurückgeben 19. Zeit anschreiben. An diese nun einmal aufgestellten Arbeitspläne müssen wir uns unbedingt halten, sonst bekommen wir keine Ordnung in unsere Zeitaufnahmen. An Hand dieser Arbeitspläne können wir uns nun überlegen, ob wir die einzelnen Arbeiten noch weiter trennen wollen. Ob wir z.B. das Wickeln und das Schalten getrennt von zwei Arbeitskräften ausführen lassen wollen. Auch das richtet sich nach dem Arbeitsanfall. Wir müssen uns nur immer vor Augen halten, daß eine Arbeit um so schneller gemacht werden kann, je mehr Übung die betreffende Arbeitskraft hat. Und die vollkommene Beherrschung einer bestimmten Arbeit kommt eben nur dadurch zustande, daß unsere Mitarbeiter immer wieder dieselbe Arbeit ausführen. Dadurch kommen dann auch die einzelnen Arbeitskräfte ganz von selbst auf allerhand Kniffe, um sich die Arbeit zu vereinfachen und sie dadurch schneller auszuführen. Die Leute wollen eben mehr Geld verdienen und versuchen nun auf alle mögliche Art und Weise Zeit herauszuholen. Und das ist richtig. Auch für den Betrieb. Wir dürfen ja nicht vergessen, daß eine ersparte Arbeitsstunde eigentlich doppelt zählt . . .
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Die betreffende Arbeit wird ja nicht nur eine Stunde eher fertig, sondern in dieser ersparten Stunde kann bereits wieder eine andere Arbeit gemacht werden. Deshalb sollen wir auch einem Mitarbeiter, der durch eigene Fixigkeit und Tüchtigkeit Zeit einspart und dadurch eventuell den höchst möglichen Akkordverdienst um eine Kleinigkeit überschreitet, die vorgegebene Zeit nicht heruntersetzen. Die sogenannte Akkordschere ist das ungeeignetste Mittel, um Höchstleistungen zu erzielen. Unter Akkordschere versteht man das Heruntersetzen von Zeiten, wenn einmal ein Arbeiter die laut Stoppuhr vorgegebene Zeit unterschreitet. IV. Der Zeitaufnahmebogen Wenn wir nun anfangen wollen, die Zeiten für die einzelnen Arbeiten festzulegen, so brauchen wir dafür als erstes eine Anzahl Zeitaufnahmebogen. Für jede komplette Arbeit brauchen wir einen besonderen Aufnahmebogen. Natürlich nur für die erste Zeitaufnahme. Wenn später die gleiche Arbeit wiederkommt, dann Hegen die Zeiten ja fest. Auch bei den Zeitaufnahmebogen wollen wir uns auf die einfachste Form beschränken. Das Muster eines solchen Bogens zeigt Formular 1 und 2. Wenn winden Arbeitsplan für eine bestimmte Arbeit fertig vor uns haben, dann ist das Ausfüllen des Zeitaufnahmebogens sehr einfach. In den Kopf des Bogens setzen wir die Auftragsnummer — falls wir in unserem Betrieb mit Auftragsnummern arbeiten, sonst tragen wir den Kimdennamen ein —, die auszuführende Arbeit, den Namen der Arbeitskraft, den Namen des Zeitnehmers und das Datum ein. In die weiteren Rubriken werden die Teilarbeiten des Arbeitsplanes eingesetzt. In dem Muster auf Seite 29 z. B. ist der Arbeitsplan für das Wickeln von zwei Feldspulen eingetragen. In die erste Spalte setzen wir die laufende Nummer, in die zweite Spalte die einzelnen Teilarbeiten. In der dritten Spalte finden wir die beiden Buchstaben E und F. E heißt Einzelzeit, und unter diesen Buchstaben wird jeweils die abgestoppte Zeit für eine Teilarbeit eingetragen. F heißt Folgezeit. In diese Spalte wird die Summe der Einzelzeiten gesetzt, so daß wir am Ende dieser Spalte die Gesamtzeit haben. In den drei weiteren Spalten finden wir die Bezeichnung t r — th — t v . Der Buchstabe t heißt tempus. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und heißt Zeit. t r bedeutet Rüstzeit. Unter Rüstzeit verstehen wir die Zeit, die wir für die Vorbereitungen zur Erledigung unseres Auftrages brauchen. Es sind dies z.B.: Auftrag emp-
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Auftrag:
Name:
Zeitaufnahmebogen Nr.
Arbeit:
Leistungsgrad:
Beobachter
Gebrauchte Maschine:
Datum Abteilung Meister
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Lfd. Nr.
von
bis
E")
Beginn
Ende
Unterbrechung
Nr.
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X. Die Wochenkarte oder das Wochenbuch Wenn wir uns einen ausgefüllten Akkordschein ansehen, dann müssen wir feststellen, daß uns für die Lohnabrechnung dieser Schein allein nichts nützt. Es steht wohl die ausgeführte Arbeit darauf und auch die vorgegebene Zeit in Minuten. Wieviel aber der betreffende Gefolgschafter verdient hat, können wir nicht sehen. Es genügt uns ja nicht zu wissen, wieviel Zeit wir vorgegeben haben, sondern wir müssen noch wissen, wie lange an demWerkstück wirklich gearbeitet worden ist. Erst dann, wenn wir die Vorgabezeit mit der gebrauchten Zeit vergleichen, können wir sagen, der Gefolgschafter hat so und soviel verdient. Um nun diese wirklich gebrauchte Zeit festzulegen hat jeder Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin eine sogenannte Wochenkarte oder ein Wochenbuch. Welches von beiden wir wählen, hängt von unserer Abrechnung ab. Wir haben hier nämlich zwei Möglichkeiten. Einmal können wir die gesamten Akkordscheine der Woche, d. h. die gesamten vorgegebenen Minuten eines Gefolgschafters zusammenzählen und gegen die gesamten Wochenstunden verrechnen. Diese Abrechnung ist für das Lohnbüro einfacher. Eis besteht aber dabei die Möglichkeit, daß die einzelnen Akkordarbeiten gegeneinander ausgeglichen werden. Der Gefolgschafter kann also, trotzdem nur eine Verrechnung von angenommen maximal 70' zugelassen ist, ruhig den einen Akkord mit 80', den anderen mit 60', den dritten mit 50', den vierten mit 70' usw. verrechnen. Maßgebend bei dieser Verrechnungsart ist nur, daß im Endresultat eine Verrechnung von 70' §5
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Am besten machen wir uns eine kleine Zusammenstellung. 5 Minuten = 0,08 Stunden 35 Minuten = 0,58 Stunden 10 Minuten = 0,17 Stunden 40 Minuten = 0,67 Stunden 15 Minuten = 0,25 Stunden 45 Minuten = 0,75 Stunden 20 Minuten = 0,33 Stunden 50 Minuten = 0,83 Stunden 25 Minuten = 0,42 Stunden 55 Minuten = 0,91 Stunden 30 Minuten = 0,50 Stunden 60 Minuten = 1,00 Stunden Wir rechnen jetzt die vier Akkordscheine durch. Auf dem Schein, Auftrag 298 K, sehen wir, daß die vorgegebene Zeit 640' beträgt. Gearbeitet wurde an diesem Auftrag laut Wochenkarte 9 Stunden und 10 Minuten oder 9,17 Stunden. tt v e r ,
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640
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70' 70
A u f t r a g 576 tvorgeg. ~ 1071 tgearb. = 16 S t d . 20 Min. = 16,33 S t d . t
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Auf die gleiche Art werden nun sämtliche Wochenkarten ausgerechnet und die verrechneten Minuten in die entsprechende Spalte der Wochenkarte eingetragen. Wir müssen aber noch einen Fall behandeln, der sicher sehr häufig vorkommen wird. 41
Wenn nämlich ein Gefolgschafter mit seinem Zeitlohnauftrag bis zum Wochenschluß nicht fertig wird, können wir natürlich auch nicht abrechnen. Dieser Fall wird dann so erledigt, daß die in der Abrechnungswoche gearbeiteten Stunden mit dem normalen Stundenlohn vergütet werden. Die Endlohnabrechnung für diese Arbeit erfolgt dann in der Woche, in der die Arbeit beendet wird. Damit aber das Lohnbüro auch sofort mit einem Blick die fertigen und nicht fertigen Arbeiten übersehen kann, macht der Gefolgschafter auf der Wochenkarte hinter die nicht fertige Arbeit ein Kreuz oder einen Haken. Der Lohnabrechner sucht sich dann sofort die betreffenden Akkordscheine heraus und vermerkt die bereits gearbeiteten Stunden auf der Rückseite des Scheines oder auf der Vorderseite in einer besonderen Spalte. Dann bekommt der Gefolgschafter den Akkordschein wieder zurück. Bei der nächsten Lohnabrechnung, wenn die Arbeit inzwischen fertig geworden ist, wandert derselbe Akkordschein zusammen mit der neuen Wochenkarte wieder ins Lohnbüro zurück. Die Gesamtzeit für diesen Auftrag setzt sich dann zusammen aus den Angaben der letzten Wochenkarte und den Stunden, die vom Lohnbüro bereits auf dem Akkordschein vermerkt worden sind. Es müssen also von dem Gefolgschafter für die Lohnabrechnung abgegeben werden: Die Wochenkarte und sämtliche Akkordscheine.
XI. Die Zeitlohn-Abrechnung Wenn wir auf den Wochenkarten die Gesamtzeiten für die einzelnen Aufträge und die verrechneten Minuten eingetragen haben, dann ist die eigentliche Lohnabrechnung einfach. Zuerst rechnen wir die Minutenquote aus, die sich nach dem Stundenlohn richtet. Dieser liegt heute durchweg überall tariflich fest, und zwar für gelernte, angelernte und ungelernte Arbeitnehmer. Den nachfolgenden Berechnungen liegt ein Stundenlohn von 1,80 DM zugrunde. Das ergibt eine Minutenquote von 0,03 DM. Zuerst rechnen wir nun nach den verrechneten Minuten den Zeitlohn pro Stunde aus.
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A u f t r a g 298 K tyerr.
=
70'
Zeitlohn pro Stunde = 70 X 0,03 = 2,10 DM tgearb.
=
9,17 Std.
Verdienst = 9,17 X 2,10 =
19,25 DM
A u f t r a g 576 tverr.
=
65'
Zeitlohn pro Stunde = 65 X 0,03 = 1,95 DM =
tgearb.
16,33 S t d .
Verdienst = 16,33 X 1,95 = A u f t r a g 581
tverr.
=
31,84 DM
66'
Zeitlohn pro Stunde = 66 X 0,03 = 1,98 DM tgearb.
=
4 Std.
Verdienst = 4 X 1,98 = Auftrag HOL tverr.
—
7,92 DM
70'
Zeitlohn pro Stunde = 70 X 0,03 = 2,10 DM tgearb.
=
Verdienst =
13,5 S t d .
13,5 X 2,10 =
28,35 D M
Auftrag Betriebsarbeit Kein Zeitlohn Stundenlohn = 1,80 DM Verdienst
= 5 x 1,80 =
9,00 DM
Gesamtverdienst = 96,36 DM Zur schnelleren Ausrechnung der Löhne stellen wir uns auch hier wieder eine kleine Tabelle zusammen. Verrechnete Minuten 70' = 70 X 0,03 = 2,10 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 69' = 69 X 0,03 = = 2,07 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 68' = 68 X 0,03 = 2,04 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 67' = 67 X 0,03 = 2,01 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 66' = 66 X 0,03 = 1,98 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 65' = 65 X 0,03 = 1,95 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 64' = 64 X 0,03 = 1,92 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 63' = 63 X 0,03 : = 1,89 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 62' = 62 X 0,03 = 1,86 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 61' = 61 X 0,03 = 1,83 DM pro Stunde Verrechnete Minuten 60' = 60 X 0,03 = 1,80 DM pro Stunde Eine komplett abgerechnete Wochenkarte finden wir auf Seite 40. 43
Jetzt machen wir noch eine Abrechnung nach der zweiten Art, bei welcher die gesamten vorgegebenen Minuten der Lohnwoche gegen die gesamten gearbeiteten Stunden der Woche verrechnet werden. Ausgenommen sind natürlich die Stunden, für welche kein Akkordschein vorliegt. Auftrag Auftrag Auftrag Auftrag
298 K 576 581 HOL
tvorgeg. 640' tVOrgeg. 1071' tvorgcg. 266' tvorgeg. 953'
Gesamtzeit in Minuten Gearbeitete Zeit in Stunden tWerr.
2930' 43 Std.
2930 oö _ —Jg— _— ««' —
Zeitlohn pro Stunde bei 68' Verdienst zuzüglich 5 Lohnstunden Gesamtverdienst
2,04 DM 43 x 2,04 = 87,72 DM 9,00 DM 96,72 DM
XII. Hinweise für die Einführung des Zeitlohnsystems Wenn in einem Betrieb bis heute nur der Stundenlohn die übliche Art der Vergütung für geleistete Arbeit war, so bedarf es natürlich gewisser Umstellungen, wenn das Zeitlohnsystem eingeführt werden soll. Wir wollen möglichst vermeiden, diese neue Entlohnungsart nur einjach durch Anweisungen und Anordnungen unseren Mitarbeitern aufzuzwingen. Wir müssen vielmehr versuchen, unserer Gefolgschaft klar zu machen, daß nur durch konkurrenzfähige Arbeit der Fortbestand des Unternehmens und damit ihr eigener Arbeitsplatz gesichert werden kann. Jedem Betriebsinhaber möchten wir aber vorher nachdrücklichst immer wieder vor Augen führen, daß jeder Betrieb, wo der Fleißige und der Könner nicht besser bezahlt wird als der Müde und Ungeschickte, niemals über knapp normale Leistungen hinauskommen wird. Stundenlohn wirkt psychologisch meist leistungshemmend und kann deshalb unter Umständen zu einer gefährlichen Leistungsbremse werden. Ein guter Bundesgenosse ist für uns noch die Tatsache, daß die Gefolgschafter bei der Zeitlohnarbeit im allgemeinen mehr verdienen als beim Stundenlohn. Dies muß für uns erst einmal das Hauptargument sein. Damit überzeugen wir unsere Mitarbeiter am leichtesten. 44
Dann wählen wir einen Gefolgschafter aus, der nach seiner inneren Einstellung wohl am geeignetsten ist, den Anfang zu machen. Wenn erst einmal ein Mann im Zeitlohn gearbeitet hat und am Wochenschluß den Erfolg in seiner Lohntüte sieht, dann haben wir gewonnenes Spiel. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, für diese erste Zeitlohnarbeit ein Werkstück herauszusuchen, was sich für diesen Zweck besonders eignet. Wir können aber auch damit anfangen, zuerst einmal Teilzeiten zu sammeln. Gleichzeitig gewöhnen sich unsere Mitarbeiter dabei auch an die Stoppuhr. Die meisten Betriebsinhaber werden beim Sammeln von Teilzeiten ein blaues Wunder erleben. Stellen wir uns doch mal neben einen unserer Wickler und nehmen die genaue Zeit auf für das Einlegen einer Statorspule. Bei einem Kleinstator von etwa 0,5 kW kommen wir für eine Spulengruppe vielleicht auf 5 Minuten. Für die sechs Gruppen eines Stators wären das dann etwa 30 Minuten. Haben wir Wickler oder Wicklerinnen, die diese Arbeit in einer halben Stunde erledigen? Oder ein großer Anker wird eingelötet. Stoppen wir die Zeit ab für fünf Lamellen, multiplizieren und sehen uns dann später die wirklich gebrauchte Zeit an. So machen wir es dann bei vielen anderen Arbeiten. Wir lernen dabei gleichzeitig unsere Stoppuhr gut kennen und gebrauchen. Die gestoppten Zeiten ordnen wir später tabellarisch ein. Sie werden uns noch gute Dienste tun. Schon bei diesem Sammeln von Teilzeiten werden sich manche Mißstände klären. Je mehr Einzelzeiten wir haben, desto größeren Nutzen haben wir davon. Wir können zum Beispiel aus diesen Einzelzeiten einen ganzen Akkordauftrag zusammenstellen für eine Arbeit, deren Zeit wir noch nicht aufgenommen haben. Diese Art, einen Zeitlohnauftrag zusammenzustellen ist natürlich nicht ganz im Sinne des „Refa", aber das schadet für den Augenblick auch nicht. Hier spielt nämlich noch die Tatsache mit, daß Gefolgschafter, die einmal im Zeitlohn gearbeitet haben, nur sehr ungern wieder im Stundenlohn arbeiten wollen. Wenn es sich manchmal auch nur um einen Auftrag handelt. Sie verdienen eben im Zeitlohn mehr und möchten diesen Mehrverdienst verständlicherweise nicht wieder missen. Durch das Zusammensetzen von Einzelzeiten zu einem ganzen Auftrag können wir unseren Mitarbeitern entgegenkommen und ihnen auch eine Arbeit im Zeitlohn übertragen, trotzdem für diese Arbeit noch keine genaue Zeitaufnahme gemacht worden ist. Es kommt für uns doch in erster Linie darauf an, für den Anfang erst einmal feste Zeiten zu haben. Selbstverständlich müssen wir aber dann bei dieser Arbeit die genaue Zeit aufnehmen. Wir sehen dann auch sofort, wie weit unsere gesammelten Einzelzeiten stimmen und können sie entsprechend verbessern. 45
Daß bei diesen ganzen Aufnahmen die Stoppuhr nicht in die Tasche, sondern offen auf den Tisch gehört, sei nochmals am Rande erwähnt. Der Gefolgschafter muß wissen und sehen, daß er absolut objektiv behandelt wird und zu seinem Recht kommt. Weiter wollen wir uns merken, daß wir an einer alten Maschine keine Zeitaufnahmen mehr machen, wenn eine neue Maschine angeschafft werden soll. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden nämlich an der neuen Maschine die Zeiten niedriger. Zeiten heruntersetzen ist aber psychologisch gesehen immer schlecht. Es weckt die Unzufriedenheit. Warten wir dann lieber so lange, bis die geplante Maschine da ist und der betreffende Gefolgschafter sich gut darauf eingearbeitet hat. Übrigens wollen wir unsere Zeitaufnahmen nicht nur auf die Wickelei beschränken. Auch in der Montage lassen sich viele Arbeiten im Zeitlohn ausführen. Wenn die Einzelteile einer Maschine vorher von Fachleuten geprüft und für gut befunden werden, dann liegt kein Grund vor, den Zusammenbau im Stundenlohn ausführen zu lassen. Auch für das Lohnbüro können wir für den Anfang die Einführung vereinfachen, indem wir das Abrechnungsverfahren anwenden, welches auf Seite 44 beschrieben ist. Wir wollen aber nicht vergessen, unserer Gefolgschaft schon vorher zu sagen, daß diese Abrechnungsart nur für den Anfang, vielleicht für ein halbes Jahr gilt. Danach würden sämtliche Zeitlohnaufträge einzeln abgerechnet. Dies kommt natürlich nur dann in Frage, wenn wir die andere Abrechnungsart auch wirklich einführen wollen. Nur eines dürfen wir nicht! Wir dürfen niemals sagen, wie man das leider immer wieder hören kann; „Das ist ja alles sehr gut und schön, aber bei uns da geht das nicht". Da werden dann soviel Gegenargumente angeführt, daß wir nur den Kopf schütteln können ob solcher Betriebsblindheit. Da kommt dann der Betriebsigel in seiner ganzen Größe und Gefährlichkeit zum Vorschein. Oftmals sogar unter Einschluß der Betriebsleitung. Sie wissen nicht, was ein Betriebsigel ist? Wenn wir, wie zum Beispiel in unserem Fall, eine neue Entlohnungsart einführen wollen, oder wir haben die Absicht, eine neue Maschine anzuschaffen, so ist allgemein bekannt, daß zunächst jeder dagegen ist. Wie ein Igel rollt sich die Gefolgschaft zusammen und steckt die Abwehrstacheln heraus. Deshalb wollen wir auch das Zeitlohnsystem nicht einfach durch Anordnungen erzwingen. Wir müssen unsere Mitarbeiter überzeugen. Dann kann ein solcher Betriebsigel niemals entstehen.
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Die Handwerks- und die Kleinbetriebe müssen sich immer wieder vor Augen halten, daß Arbeitsmethoden, wie sie vielleicht vor zwanzig Jahren gut waren, heute in den meisten Fällen keine Gültigkeit mehr haben. Arbeitslöhne, Arbeitsmethoden und Arbeitszeiten haben sich grundlegend geändert. Es kommt nun darauf an, daß wir hier den Anschluß nicht verpassen. Der Existenzkampf heute ist hart, sorgen wir dafür, daß wir über Wasser bleiben.
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Anhang Wie bereits gesagt, haben sich die Arbeitsmethoden gegen früher grundlegend geändert. Wenn es früher möglich war, daß z. B. ein kleiner Fönanker mit über 400 Windungen pro Nute schön säuberlich mit der Hand gewickelt wurde, so kann sich eine solche Zeitvergeudung kein Betrieb mehr leisten. Durch den Fortschritt in der Industrie sind auch die Reparaturwerkstätten gezwungen, für solche rein mechanischen Arbeiten entsprechende Maschinen einzusetzen. Für einen Reparatuxbetrieb eignen sich aber Spezialmaschinen schlecht. Diese sind auf eine bestimmte Maschinentype zugeschnitten und erzielen damit natürlich Höchstleistungen. In einem Reparaturwerk ändern sich aber die Typen von Tag zu Tag. Was wir hier brauchen ist eine Universalmaschine. Die Firma Heinrich Schümann, Lübeck, bringt jetzt als neuestes Erzeugnis ihre Universal-Wickelmaschine „Selekta 201" heraus. Diese Maschine eignet sich sowohl für die Anfertigung der verschiedensten Träufelspulen, als auch zum Wickeln von Kleinankern. Abb. 1 zeigt die Wickelmaschine eingerichtet für das Wickeln von Träufelspulen. Abb. 2 dieselbe Maschine, aber mit der Vorrichtung zum Wickeln von Kleinankern versehen. Da mit dieser Maschine bei entsprechenden Spulenformen gleichzeitig drei Spulengruppen gewickelt werden können, ergeben sich für die Träufelspulen sehr kurze Wickelzeiten. Einen kleinen Bohrmaschinenanker wickeln wir in etwa 12—15 Minuten. Die Zeitersparnisse sind derart, daß sich die Anschaffung in kürzester Frist bezahlt gemacht hat. Auch für Kleinbetriebe, die nicht nur Reparaturen erledigen, sondern auch neue Motoren anfertigen, eignet sich die Selekta. Es gibt nämlich sowohl für die serienmäßige Herstellung von Träufelspulen als auch für die Mengenwicklung von Kleinankern Zusatzgeräte, die aus der Universalmaschine eine reine Produktionsmaschine machen. Alles in allem ist dieses neueste Erzeugnis der Firma Heinrich Schümann geeignet, die Wickelzeiten in den Reparaturwerken auf ein wirtschaftliches Maß herunter zu drücken. 48
Abb. 1
Abb. 2
4 Henken, Zeitlohn
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Eine weitere Firma, deren Erzeugnisse bei den Fachleuten einen guten Namen haben, ist die Micafil A.G. in Zürich. Abb. 3 zeigt die halbautomatische Kleinankerwickelmaschine Type AWO-3000. Sie wurde hauptsächlich geschaffen, um Kleinstanker, die meist mit Feinstdrähten bei sehr großen Windungszahlen pro Spule bewickelt
Abb. 3 werden, rationell herzustellen. Die Maschine ist mit einem steuerbaren Einphasenmotor ausgerüstet, der max. Wickelgeschwindigkeiten bis 3000 U/min ermöglicht. Selbstverständlich stellt die Maschine bei der eingestellten Windungszahl automatisch ab. Die Schlaufen werden an einem Federhaken befestigt und der Vorschub zum folgenden Nutenpaar erfolgt durch öffnen der Leitschaufeln. Eine halbautomatische Ankerwickelmaschine, jedoch zur Bewicklung von großen zweipoligen Ankern ist der Typ AWO, den die Abb. 4 zeigt. Die maximale Wickelgeschwindigkeit beträgt 700 U/min. Diese Maschine ist mit einer speziellen Schlaufenanhängevorrichtung versehen, die es gestattet, Schlaufen in verschiedenen Längen herauszuziehen, so daß bei der Schaltung anschließend keine Schwierigkeiten und keine Zeitverluste entstehen. Eine spezielle Vorrichtung bewirkt nun, daß die Schlaufen, trotz Drehung des Ankers, beim Vorschub von Nutenpa'af zu Nutenpaar nicht reißen. 50
Diese halbautomatische Maschine wird in einer Spezialausführung auch für 4—6 polige Anker hergestellt. Außerdem baut die Firma noch eine vollautomatische Ankerwickelmaschine, bei welcher sämtliche Arbeitsgänge vollautomatisch gesteuert werden. Zur Herstellung von Feldspulen liefert die Micafil A.G. die Feindrahtwickelmaschine OFA-Fg 4.
Abb. 4 Die Maschine ist mit einem vierfachen Drahtführer und vier Abrollern versehen, so daß pro Arbeitsgang vier Feldspulen gewickelt werden können. Außerdem ist der Drahtführer so ausgebildet, daß er axial durch eine Hebelbewegung verstellt werden kann. Dadurch ist es möglich, mit dieser Maschine bis zu zwölf Spulen herzustellen, wobei je drei Spulen in Serie gewickelt werden. Auch diese Maschinen können durch ihren Einsatz die Wirtschaftlichkeit einer Ankerwickelei ganz bedeutend erhöhen. Die Firma Froitzheim & Rudert ist eine der ältesten Herstellerfirmen f ü r Wickelgeräte. In der Abb. 5 sehen wie die automatische Ankerwickelmaschine Type AWD. Sie ist vorzüglich geeignet für das wirtschaftliche Wickeln von Kleinankern aller Art. 51
Abb. 5 Diese Maschine bewickelt mit Umdrehungen bis zu 1000 i. d. Min. durch den kreisenden Drahtführer den stillstehenden Anker. Die Wicklung kann während des Wickeins genau beobachtet werden. Die Anschlußenden können übersichtlich geordnet und durch das Stillstehen des Ankers nicht beschädigt werden. Der Drahtführer leitet den Draht vom Drahtablauf unter gleichbleibender Spannung an den Leitblechen entlang in die Nuten. DerWickelschritt ist verstellbar; es kann ^ ^ L » i auch überMitte und in leicht schrägeNuten gewickelt werden. Bei Erreichung dervorijgi ¿hgmf* I ¡J her eingestelltenWindungszahl wird durch den autom .Zähler dieMaschine stillgesetzt. l l P i ^ k ,_i» |1 Ohne die Drehrichtung des Motors zu it Wi •BHPS-jTgp^K ändern, nur durch Umstellen des SchaltHMlfiSaiattsu^^^B hebels kann Hnks oder rechts gewickelt j ^ werden (V- = Wicklung), der Zähler i ^ft i • zählt jeweils weiter. Zu jeder Maschine • • gehört der selbsttätig abbremsende, ver^^Mg^i i r ^ ^ J stellbare Spulenablauf. Die Maschine ist Jjßr H ^^ auch für das gleichzeitige Wickeln von " 'i-jT zwei Drähten durch Beigabe eines zweiten Abb. 6 Drahtablaufs lieferbar. 52
Eine Maschine zum Wickeln von Trafo- und Träufelspulen zeigt die Abb. 6. Es ist die Spulenwickelmaschine Type F Sp. Diese besonders kräftig gebaute Maschine dient einmal zum lagenweisen Wickeln von großen Spulen mit starken Drähten. Die Wickelgeschwindigkeit ist verstellbar von 125 bis 375 U/min je nach Drahtstärke und Spulengröße. Zum Wickeln von Träufelspulen kann die Maschine mit einem verstellbaren Träufelgerät mit dreifachem Spulenablauf für Einlegespulen ausgerüstet werden. Es handelt sich also hier auch um eine Mehrzweckmaschine, die in jeder Ankerwickelei für sehr viele Arbeiten herangezogen werden kann und die die wirtschaftliche Spulenfertigung in jeder Weise gewährleistet.
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E M A Die elektrische Maschine. Fachliche Mitteilungen für Elektromaschinen-, Transformatorenund Starkstrom-Apparatebau Herausgegeben von F . R a s k o p
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Oktav. Erscheinungsweise: monatlich 1 Heft mit 32 Textseiten. Bezugspreis: ab Heft 1/1950 DM 2,40 je Heft, vierteljährlich DM 7,20zuzüglich Postzustellgebühr. Jahrgang 1948: Heft 1 - 6 je Doppelheft DM 4,—, Heft 7-12 je Doppelheft DM 3,—; Jahrgang 1949: Heft 1 - 1 2 je Doppelheft DM 3,—, ab Heft 1/1956 DM 3,— je Heft TECHNISCHER HERBERTCRAM
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