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German Pages 682 [684] Year 2021
Bähr • Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs
Die Dresdner Bank im Dritten Reich Herausgegeben von Klaus-Dietmar Henke
Band 1 Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs Johannes Bahr Band 2 Die Dresdner Bank und die deutschen Juden Dieter Ziegler Band 3 Die Expansion der Dresdner Bank in Europa Harald Wixforth Band 4 Die Dresdner Bank 1933-1945 Ökonomische Rationalität, Regimenähe, Mittäterschaft Klaus-Dietmar Henke
Johannes Bahr
Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs unter Mitarbeit von Ralf Ahrens, Michael C. Schneider, Harald Wixforth und Dieter Ziegler
R. Oldenbourg Verlag München 2006
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2006 Oldenbourg Wissenschaftsverlag G m b H , München Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht) Satz: 01denbourg:digital, Kirchheim bei München Druck und Bindung: Kösel, Krugzell ISBN-10: 3-486-57759-X ISBN-13: 978-3-486-57759-4
Inhalt Vorwort des Herausgebers Einleitung
IX 1
I.
Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
13
II.
Der Ordnungsrahmen (von Dieter Ziegler)
43
1. Die Bankenkrise von 1931 2. Die Fusion von Dresdner Bank und Danat-Bank 1932 3. Die Restauration des privatwirtschaftlich verfassten Universalbanksystems 1932-1937
43 52
Vorstand und Aufsichtsrat 1931-1945
75
III.
IV.
V.
62
1. Die personellen Konsequenzen von Bankenkrise und Fusion 1931-1932 (von Dieter Ziegler) 2. „Entjudung" und Nazifizierung 1933-1937 (von Dieter Ziegler) 3. Interne Machtkämpfe und politische Vernetzungen 1938-1945 .
75 85 101
Die Nationalsozialisten im Betrieb (von Dieter Ziegler)
129
Vorbemerkung 1. Die nationalsozialistische Betriebszelle 2. Der Vertrauensrat 3. Werkschar und „Betriebs-Echo"
129 131 149 159
Geschäftsentwicklung, unternehmerisches Verhalten und Beschäftigte der Bank
169
1. Grundzüge der Geschäftsentwicklung und Geschäftspolitik 1933-1945 2. Bedeutungsverlust und Wandel des Stammgeschäfts: Kreditgeschäft, Effektengeschäft und Auslandsgeschäft 3. Das Genossenschaftsgeschäft 4. Die neuen Ansätze im Spargeschäft und in der Werbung 5. Beschäftigtenentwicklung und Beschäftigtenstruktur 6. Arbeitsbedingungen und Verluste im Krieg
169 199 218 222 236 245
VI VI.
Inhalt Die Auslandsfilialen und die Deutsch-Südamerikanische B a n k . . . .
255
1. Die Filialen in Ägypten und in der Türkei (Deutsche Orientbank) 2. Die Deutsch-Südamerikanische Bank
255 270
VII. Der Beitrag zur Finanzierung der Rüstungs- und Kriegswirtschaft in Deutschland Vorbemerkung zum Gesamtkapitel (von Johannes Bähr und Michael C. Schneider) 1. „Geräuschlose" Finanzierung durch Mefo-Wechsel (von Michael C. Schneider) 2. Rohstoffkredite: Zellwolle, Kunstseide und Benzin (von Michael C. Schneider) 3. Die synthetische Benzingewinnung und die Brabag (von Michael C. Schneider) 4. Die Finanzierung eines Konzerns der „alten" Rüstungsindustrie: Krupp (von Ralf Ahrens) 5. Die Reichswerke Hermann Göring und die Dresdner Bank (von Harald Wixforth) 6. Die Ausbeutung von Ressourcen im Zeichen der Kriegswirtschaft: die Kontinentale Ol AG (von Harald W i x f o r t h ) . . . 7. Der Fall Hugo Schneider AG (Hasag) (von Michael C. Schneider) 8. Die Luftfahrtkredite und die Beziehungen zum JunkersKonzern 9. Zentraltextilgesellschaft und Zentrallagergemeinschaft 10. Fazit: Interessen und Strategien der Dresdner Bank auf dem Gebiet der Rüstungsfinanzierung
VIII. Auslandsgeschäfte für das Reich und Aktivitäten in den neutralen Ländern Vorbemerkung zum Gesamtkapitel 1. Die Olprojekte in Übersee und die Verbindung mit dem Oberkommando der Kriegsmarine 2. Die Tarngesellschaft Allwafinag 3. Die Aktivitäten in der Schweiz und die Partnerschaft mit Schweizer Geschäftsbanken 4. Sonderkonten und Lohntransfers für ausländische A r b e i t e r . . . . 5. Der Goldhandel
295 295 299 302 316 330 345 360 371 383 398 408
415 415 417 423 434 449 458
Inhalt
IX.
Die Dresdner Bank und die SS
477
1. 2. 3. 4. 5.
477 489 504 535
Emil Meyer und Karl Rasche als Vertrauensbankiers der SS . . . . Das Geschäftsverhalten der Bank gegenüber der SS SS-Kredite und SS-Vermögen Weitere SS-Geschäfte Mitwisserschaft und Verantwortung: die Dresdner Bank, die SS und die Konzentrationslager 6. Die Verbindungen mit den in Auschwitz tätigen Firmen
X.
VII
543 555
Die Akten der Dresdner Bank aus der NS-Zeit: Anmerkungen zur Quellenüberlieferung
571
Schlussbetrachtung
583
Anhang
599
Biografischer Anhang Verzeichnis der Abbildungen, Dokumente, Grafiken und Tabellen Verzeichnis der Abkürzungen Quellen- und Literaturverzeichnis Register Personenregister Ortsregister Firmenregister
599 615 618 623 644 651 658
Vorwort des Herausgebers Die Dresdner Bank im Dritten Reich zu untersuchen, wurde möglich, als ihr Vorstand erkannte, dass fortgesetzte Indifferenz gegenüber dem Verhalten des eigenen Unternehmens im Nationalsozialismus mehr geschäftlichen und moralischen Schaden als Nutzen zu stiften begann. Das geschah Ende 1997, als schweizerische Banken wegen „nachrichtenloser Konten", „Arisierungsgewinnen" oder „Raubgoldgeschäften" bereits international unter Druck standen und es absehbar war, dass dieselben Fragen bald auch an die deutschen und österreichischen Großbanken gerichtet würden. Bei dem damals noch selbstständigen Frankfurter Konzern, der so gut wie keine eigenen Kenntnisse über seine Rolle in der NS-Zeit besaß, kam hinzu, dass er publizistische Attacken wegen seiner seit den dreißiger Jahren geläufigen und von der amerikanischen Besatzungsmacht in den vierziger Jahren betonten besonderen Nähe zum NS-Regime nun mehr oder weniger hilflos hinnehmen musste - das umso mehr, als das Finanzinstitut bei seinem kurz zuvor begangenen 125. Gründungsjubiläum allzu lapidar über die Jahre 1933-1945 hinweggegangen war. In der Hausse historischer Untersuchungskommissionen, die von den großen Finanz- und Industrieunternehmen ins Leben gerufen wurden, besann sich auch die Dresdner Bank und bat den Herausgeber, eine Forschungsgruppe namhafter Wirtschaftshistoriker zusammenzustellen, um eine gründliche Darstellung der Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich zu erarbeiten. Damit leitete das seinerzeit zweitgrößte deutsche Finanzinstitut eine Kehrtwende aus seiner Geschichtsvergessenheit ein. Es verabschiedete sich aus der Selbstgenügsamkeit hauseigenen Jubiläumsschrifttums, stellte hinreichend Forschungsgelder zur Verfügung, öffnete erstmals seine umfänglichen Akrenbestände, gründete ein Historisches Archiv und bald darauf sogar eine eigene historische Gesellschaft. Sieben Jahre nahmen die in völliger Unabhängigkeit und wissenschaftlicher Freiheit durchgeführten Forschungsarbeiten von Johannes Bähr, Harald Wixforth, Dieter Ziegler und ihrer sechs Mitautoren in Anspruch, ehe das Ende 2004 abgeschlossene Werk in diesen vier Bänden vorgelegt werden konnte. Dafür hat die Forschungsgruppe sämtliche relevanten Archive zwischen Washington und Moskau aufgesucht. Ihre Teilergebnisse wurden in ungezählten internen Besprechungen gemeinsam beraten und schließlich mit einem Beirat besprochen, dem Christoph Buchheim (Mannheim), Gerald D. Feldman (Berkeley), Saul Friedländer (Los Angeles/Tel Aviv), Harold James (Princeton), Hans Mommsen (Feldafing) und Alice Teichova (Cambridge) angehörten. Um sowohl die ökonomische Ratio der Dresdner Bank im Dritten Reich als auch ihre Teilhabe am Nationalsozialismus so genau wie möglich herauszuarbeiten - „Verstrickung" ist hier ein grundsätzlich untauglicher Begriff - , waren drei
X
Vorwort des Herausgebers
sachthematische Schwerpunkte zu setzen. Johannes Bahr befasst sich in Band 1 vor allem mit den unternehmerischen Strategien des Geldhauses unter den damaligen Rahmenbedingungen, dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis, das es damit erzielte, sowie mit einigen willkommenen Serviceleistungen für das Regime. Hier erfährt auch das über Jahrzehnte von Spekulationen umrankte Verhältnis der Dresdner Bank zur SS seine historische Klärung. In Band 2 beschreibt Dieter Ziegler das Verhalten der Dresdner Bank gegenüber den deutschen Juden innerhalb und außerhalb des Unternehmens, die nach 1933 in einem rassepolitischen Kernprojekt von Staats wegen zunehmend vogelfrei gestellt und in die Auswanderung oder Ausrottung getrieben wurden. Das Schicksal der nichtdeutschen Juden, mit dem das Geldhaus direkt oder indirekt in Berührung kam, ist im Kontext der jeweiligen Besatzungspolitik besser fassbar und wird deswegen in dem voluminösen Band 3 von Harald Wixforth behandelt. Er widmet sich der Expansion der Dresdner Bank in Europa, die von ihr im Schatten des zweiten Grundanliegens des Nationalsozialismus, der gewaltsamen deutschen Landnahme, vorangetrieben wurde und die zu einer nachgerade explosiven Ausweitung ihrer im so genannten Altreich fühlbar eingeschränkten Geschäftstätigkeit führte. Mit Band 4 unternimmt schließlich der Herausgeber neben der Skizzierung des Untersuchungsrahmens den Versuch, in einer komprimierten Entwicklungsgeschichte vor allem das charakteristische Spannungsverhältnis von ökonomischer Rationalität und Regimenähe in den Blick zu nehmen und so auf der Grundlage des Forschungsertrags der drei Hauptteile die Gesamtgestalt der Dresdner Bank im Dritten Reich in ihrer historischen Genese greifbar zu machen. So eng die drei Forschungsbände auch aufeinander bezogen sind, so ist doch jeder von seinem eigenen analytischen Zugriff und seinen je spezifischen Fragestellungen geprägt, welche dann im Lichte der Ergebnisse in einer dichten Schlussbetrachtung noch einmal aufgenommen werden; keine „Zusammenfassung" würde der lebendigen Vielfalt des Beschriebenen gerecht. Nun ist es am Leser zu beurteilen, ob Anlage, Durchführung, Binnenintegration und Ergebnisse einer der umfassendsten unternehmensgeschichtlichen Untersuchungen überhaupt dem Versuch einer zwar späten, aber gründlichen Aufklärung der Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich und auch unserem darüber hinaus gehenden Anspruch gerecht werden, das anscheinend nur schwer strikt sachlich zu erörternde Verhältnis von Kapitalismus und Nationalsozialismus an einem prominenten Beispiel nüchtern und nachvollziehbar zu veranschaulichen, zugleich aber auch die entsetzlichen Konsequenzen deutlich zu benennen, die sich für die eroberten Länder und für Millionen Menschen auch daraus ergaben, dass auch Banken nach und nach zu Nutznießern, Instrumenten und Mittätern des NS-Regimes wurden. Klaus-Dietmar Henke
Dresden, Sommer 2005
Einleitung Die nationalsozialistische Diktatur konnte die deutsche Wirtschaft nahezu reibungslos für ihre Politik instrumentalisieren. Dadurch war das Regime Hitlers in der Lage, sich eines großen und leistungsfähigen wirtschaftlich-industriellen Potenzials zu bedienen, ohne das seine Aggressions- und Vernichtungspolitik nicht möglich gewesen wäre. Welche Rolle die Wirtschaft im Dritten Reich spielte, gehört deshalb zu den zentralen Fragen bei der Auseinandersetzung mit der N S Zeit. 1 Nach wie vor ist umstritten, wie die Wirtschaftsordnung des Dritten Reichs zu bezeichnen ist, ob und in welchem Umfang die Wirtschaft von der nationalsozialistischen Politik profitierte und wie nahe die Unternehmer dem Regime standen. Neuerdings richtet sich der Blick stärker denn je auf das Verhalten der einzelnen Unternehmen unter der NS-Diktatur und damit auf Fragen, die schon deshalb von beständiger Brisanz sind, weil unternehmerisches Handeln das Fundament jeder modernen Wirtschaft bildet und viele der führenden Unternehmen der nationalsozialistischen Zeit auch heute zu den ersten Adressen zählen.2 Dass die Einflussmöglichkeiten und das Verhalten der privaten Wirtschaft in der NS-Zeit nach 1945 höchst kontrovers diskutiert wurden, ergab sich fast zwangsläufig aus dem System des Dritten Reichs. Die nationalsozialistische Diktatur hatte kein wirtschaftspolitisches Ordnungskonzept und sie schuf auch keine neue Wirtschaftsordnung, obwohl dies von führenden Funktionsträgern des Regimes immer wieder behauptet wurde. Fest stand eigentlich nur, dass die Wirtschaft die untergeordnete Funktion haben sollte, den politischen Zielen der Staatsführung zu dienen. Der Verzicht auf eindeutige ordnungspolitische Vorgaben gegenüber der Wirtschaft leitete sich schlicht daraus ab, dass es Hitler „nicht auf die Organisationsform der deutschen Wirtschaft ankam, sondern lediglich auf ihre Leistungsfähigkeit" 3 - wobei letztere als die Fähigkeit zur Umsetzung politisch gewünschter Leistungen verstanden wurde. Das Fehlen einer in sich konsistenten Wirtschaftsordnungspolitik wurde in seinen Auswirkungen noch durch das institutionelle Chaos verstärkt, zu dem die nationalsozialistische Polykratie
1
2
3
Vgl. Ian Kershaw, Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, Reinbek 1994, S. 82-113. Als Uberblick vgl. Lothar Gall/Manfred Pohl (Hg.), Unternehmen im Nationalsozialismus, München 1998; Francis R. Nicosia/Jonathan Huener (Hg.), Business and Industry in N a z i Germany, N e w York/Oxford 2004; Werner Plumpe, Unternehmen im Nationalsozialismus. Eine Zwischenbilanz, in: Werner Abelshauser/Jan-Otmar Hesse/Werner Plumpe (Hg.), Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmen. N e u e Forschungen zur Wirtschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Festschrift für Dietmar Petzina zum 65. Geburtstag, Essen 2003, S. 243-266. Wolfram Fischer, Die Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus, Hannover 1961, S. 36. Vgl. hierzu auch Avraham Barkai, Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Der historische und ideologische Hintergrund 1933-1936, Köln 1977.
2
Einleitung
auch auf dem Gebiet der Wirtschaftslenkung führte. Das Reichswirtschaftsministerium, die Vierjahresplan-Behörde, das Speer-Ministerium und die Parteikanzlei hatten zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Organisation der Wirtschaft. 4 Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Frage, wie die Wirtschaft des Dritten Reichs organisiert war und welche Rolle die Unternehmen im Rahmen der NS-Diktatur spielten, später viel Raum für Mutmaßungen ließ. Erst durch die zahlreichen Untersuchungen aus jüngster Zeit beginnt sich hier ein gesichertes Bild abzuzeichnen. Die Forschung ist sich heute weitgehend darin einig, dass die Wirtschaft der NS-Zeit einem „Primat der Politik" unterlag. Die entscheidenden Weichenstellungen orientierten sich an der Aggressionspolitik Hitlers und seiner eliminatorischen Rassenpolitik. Sie leiteten sich aus den ideologisch begründeten Zielen des Regimes ab, nicht aus originären Interessen der Wirtschaft. Die in der Nachkriegszeit geläufige und später auch von einem Teil der Forschung vertretenen These, wonach die Industrie und die Banken die eigentlichen Herrscher des Dritten Reichs gewesen seien und Hitler nur ein Agent des Großkapitals, ist längst durch eine Fülle von empirischen Gegenbeweisen widerlegt worden. 5 Dem Prinzip von der untergeordneten, ja dienenden Rolle der Wirtschaft im NS-Staat gemäß, hatten die politischen Ziele des Regimes im Zweifelsfall uneingeschränkten Vorrang. Dies war weitaus mehr als eine staatliche Wirtschaftslenkung, wie sie nach der Krise der frühen dreißiger Jahre in vielen Ländern aus wirtschaftlichen Gründen gefordert wurde. Charakteristisch für den Staat Hitlers war, dass die Wirtschaftspolitik eben nicht primär ökonomische Ziele verfolgte, sondern die Umsetzung eines politisch-ideologischen Programms. Übereinstimmung besteht in der neueren Forschung auch darin, dass im Dritten Reich an zentralen Elementen der überlieferten Wirtschaftsordnung festgehalten wurde und dass von einer totalitären Durchdringung der privaten Wirtschaft durch den NS-Staat nur sehr begrenzt die Rede sein kann. Ernst Fraenkels Diktum aus dem Jahr 1940, das deutsche Wirtschaftssystem sei trotz aller Modifikationen unter Hitler „in seinem Kern kapitalistisch geblieben", wird durch die neueren Untersuchungen weitgehend bestätigt.6 Das NS-Regime vermied generelle Eingriffe in das private Eigentum und in die unternehmerische Autonomie privater Firmen. Dass die privatwirtschaftliche Ordnung als solche bestehen
4
5
6
Zum Polykratie-Modell siehe Martin Broszat, Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung, München 1969; Ulrich von Hehl, Nationalsozialistische Herrschaft, München 1996; Ludolf Herbst, Das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Frankfurt/M. 1996; Gerhard Hirschfeld/Lothar Kettenacker (Hg.), Der „Führerstaat". Mythos und Realität, Stuttgart 1981; Peter Hüttenberger, Nationalsozialistische Polykratie, in: G G 2 (1976), S. 417442; Michael Ruck, Führerabsolutismus und polykratisches Herrschaftsgefüge - Verfassungsstrukturen des NS-Staates, in: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans Adolf Jacobsen (Hg.), Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1992, S. 32-56. Als Überblick hierzu vgl. Kershaw, NS-Staat, S. 42 ff.; Klaus Hildebrand, Das Dritte Reich (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 17), 6. Aufl., München 2003, S. 195 ff.; Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Vierter Band: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München 2003, S. 691 ff. Ernst Fraenkel, Der Doppelstaat. 2. durchgesehene Auflage, hg. und eingeleitet von Alexander von Brünneck, Hamburg 2001, S. 223.
Einleitung
3
blieb, wurde allgemein nicht als Widerspruch zum Prinzip der staatlichen Wirtschaftslenkung gesehen. Aus der Sicht des Regimes war dies sogar eine Grundvoraussetzung für die Leistungsfähigkeit einer gelenkten Wirtschaft. Auch Hitler selbst war überzeugt, dass Eingriffe in die privatwirtschaftliche Ordnung zu Effizienzverlusten führen würden, die nicht nur die Kriegsrüstung erschweren, sondern sich auch politisch destabilisierend auswirken könnten. Nur zu präsent war der nationalsozialistischen Führung das Trauma der Niederlage im Ersten Weltkrieg, die Hitler der „Heimatfront" und unter anderem auch den damaligen Mängeln in der Wirtschaftsorganisation anlastete. Wegen der ordnungspolitischen Konzeptionslosigkeit und des Kompetenzwirrwarrs, das die Politik des NS-Staats gegenüber der Wirtschaft kennzeichnete, lässt sich letztlich erst durch die Untersuchung einzelner Unternehmen zeigen, wie die Wirtschaft des Dritten Reichs tatsächlich funktionierte. Erst auf dieser Ebene wird ganz deutlich, warum die Wirtschaft der NS-Zeit als eine politisch beherrschte, aber kapitalistisch gebliebene Wirtschaft bezeichnet werden muss. Wie Christoph Buchheim und Jonas Scherner zeigen, legen es die Kontinuität des Prinzips der Vertragsfreiheit und der unternehmerischen Autonomie nahe, die Wirtschaft des Dritten Reichs nicht als „Zwangswirtschaft" anzusehen, sondern als „gelenkte Marktwirtschaft". 7 Erst auf der Unternehmensebene lässt sich aber auch erfassen, mit welchen Mitteln es dem NS-Staat gelang, Rahmenbedingungen zu schaffen, die „die Handlungsautonomie der Unternehmen in hohem Maße konditionierten" (W. Plumpe). 8 Und schließlich kann nur durch Untersuchungen zu einzelnen Unternehmen aufgeklärt werden, wie sich die immanente zerstörerische Dynamik des nationalsozialistischen Systems in die private Wirtschaft übertrug und deren überlieferte Wertmaßstäbe und Verhaltensmuster deformierte. Eine „exit-option" gegenüber den Steuerungsmechanismen der NS-Diktatur gab es für die Unternehmen nicht, wenn sie nicht das primäre Ziel ihres Handelns, nämlich die Sicherung des eigenen Fortbestands, aufgeben wollten. Es bestanden jedoch erhebliche Spielräume in der Form der Anpassung. So konnte sich zwar kein Unternehmen dem rüstungswirtschaftlich motivierten Lenkungssystem entziehen, doch war eben auch kein Unternehmen gezwungen, sich am Raub jüdischer Vermögen aktiv zu beteiligen. Aufgabe der unternehmenshistorischen Forschung ist es, die damaligen Spielräume aufzuzeigen und zu fragen, wie sich die Anpassung der einzelnen Unternehmen an das System des Dritten Reichs bis hin zur Einbindung in seine Verbrechen vollzog. 9 Die Dresdner Bank gehörte zu den Unternehmen, die zwischen 1933 und 1945 besonders enge personelle und geschäftliche Verbindungen mit dem nationalsozialistischen Regime eingingen. Die damals zweitgrößte deutsche Geschäftsbank, die während der Weltwirtschaftskrise fast vollständig in den Besitz des Reichs übergegangen war und erst im Herbst 1937 wieder ein privates Unternehmen
Christoph Buchheim/Jonas Scherner, Anmerkungen zum Wirtschaftssystem des „Dritten Reichs", in: Abelshauser/Hesse/Plumpe (Hg.), Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmen, S. 8 1 - 9 7 . 8 Plumpe, Unternehmen, S. 265. ' Vgl. ebd., S. 264 ff. 7
4
Einleitung
wurde, hatte im Dritten Reich zu Staat und Partei bessere Beziehungen als die anderen Berliner Großbanken. Die Leitung des Geldinstituts war zwar keineswegs einheitlich mit Nationalsozialisten besetzt. So gehörte insbesondere Carl Goetz, der als Vorstandsvorsitzender (ab 1933) und Aufsichtsratsvorsitzender (ab 1936) die dominierende Persönlichkeit an der Spitze des Unternehmens war, nicht der Partei an. Doch befanden sich unter den nationalsozialistischen Vorstandsmitgliedern zwei Bankiers, die engstens mit dem Regime zusammenarbeiteten und auch der SS angehörten: Emil Meyer und Karl Rasche, der Ende 1942 zum Vorstandssprecher ernannt wurde. Auch die Geschäftstätigkeit der Bank war auf einer Reihe von Gebieten eng mit dem NS-Staat verknüpft. Die Dresdner Bank war aktiv an den „Arisierungen" und an der Germanisierung annektierter Gebiete beteiligt. Sie wirkte bei der Finanzierung bedeutender Rüstungsprojekte mit, hatte beste Beziehungen zu den Hermann-Göring-Werken und wurde zum wichtigsten privaten Kreditgeber der SS. Nach dem Krieg stand die Bank deshalb in der vordersten Reihe der Unternehmen, gegen die die Alliierten ermittelten. Das Ergebnis findet sich im sogenannten OMGUS-Bericht von 1946. Hauptanklagepunkte waren die Beteiligung an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. 10 Karl Rasche wurde dann als einziger Bankier aus der privaten Wirtschaft vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg verurteilt. 11 Für die Geschichte eines Unternehmens im Dritten Reich ist die Dresdner Bank wegen ihrer Nähe zum Regime ein besonders aufschlussreiches Beispiel. Stärker als bei den beiden anderen führenden Großbanken, der Deutschen Bank und der Commerzbank, wird am Fall der Dresdner Bank deutlich, wie sich die nationalsozialistische Infiltrierung und die Selbstanpassung eines Finanzkonzerns an das NS-System vollzogen. Ein Lehrstück ist die Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich aber auch insofern, als sie zeigt, wie ein Unternehmen handelte, das sich durch besonders enge Verbindungen zum Regime auszeichnete. Hat die Dresdner Bank sich in ihrer Geschäftspolitik anders verhalten als ihre weniger regimenahen Konkurrenten? Hat sie auf unternehmerischer Autonomie beharrt oder traditionelle Geschäftsprinzipien aus politischer Opportunität aufgegeben? Hat sie aufgrund ihrer politischen Verbindungen in besonderem Maße von nationalsozialistischem Unrecht profitiert? Die Antworten darauf sind von grundsätzlicher Bedeutung für die Unternehmensgeschichte der NS-Zeit. Sie zeigen, wie sich marktorientiertes Handeln und politische Loyalitäten zueinander verhielten und in welchem Maße unternehmerischer Erfolg im Dritten Reich eine Frage der politischen Verbindungen war.
10
11
Office of Military Government for Germany, United States, Finance Division - Financial Investigation Section, Ermittlungen gegen die Dresdner Bank - 1946 - . Bearbeitet von der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ubersetzt von Ulrike Bischoff, Nördlingen 1986 (im Folgenden: O M G U S , Ermittlungen). Inzwischen liegt der OMGUS-Bericht auch in F o r m einer englischsprachigen Veröffentlichung vor: War Crimes of the Deutsche Bank and the Dresdner Bank. Office of Military Government (U.S.) Reports, ed. and with an Introduction by Christopher Simpson, N e w York 2002. Zum Rasche-Prozess vgl. Ralf Ahrens, Der Exempelkandidat. Die Dresdner Bank und der Nürnberger Prozess gegen Karl Rasche, in: VfZ 52 (2004), S. 6 3 7 - 6 7 0 .
Einleitung
5
Mit dem vorliegenden Band wird eine Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich präsentiert, die von der Unternehmensentwicklung ausgeht und danach fragt, wie sich das unternehmerische Handeln unter den Bedingungen der NSDiktatur veränderte. Dieser Ansatz wird mit einer Analyse der Leitungsebene und des Nazifizierungsprozesses unter den Angestellten verknüpft sowie mit ausführlichen Fallstudien zu einigen Geschäftsfeldern, die für die Zusammenarbeit der Bank mit dem NS-Regime von besonderer Bedeutung waren: Rüstungsfinanzierungsgeschäfte, SS-Geschäfte und die Aktivitäten in den während des Krieges neutralen Ländern. Die Rolle der Bank bei der wirtschaftlichen Vernichtung der deutschen Juden und ihre Expansion im besetzten Europa sind Gegenstand der Bände 2 und 3 von Dieter Ziegler und Harald Wixforth (im Folgenden: Band 2 u. Band 3). Die umfangreiche eigene Aktenüberlieferung des Unternehmens aus der NS-Zeit, die sich mittlerweile geschlossen im Historischen Archiv der Dresdner Bank (HADrB) befindet, konnte für die drei Bände und die vorangegangenen Zwischenberichte erstmals ausgewertet werden. Sie wird am Schluss dieses Bandes in einem eigenen Kapitel ausführlich dargestellt. Die folgende Untersuchung orientiert sich an drei Leitfragen. Im Fokus stehen zunächst die Motive der Akteure und die unternehmerischen Strategien. Die Frage nach den Beweggründen und Verhaltensmustem ist auch deshalb wichtig, weil die Führungsspitze der Dresdner Bank im Dritten Reich ihrer politischen Zusammensetzung nach keineswegs ein geschlossener Block gewesen ist, sondern ein recht heterogenes Spektrum umfasste, von radikalen Nationalsozialisten bis hin zu überzeugten Demokraten. Für das unternehmerische Handeln sind allerdings nicht allein die Motive und Einstellungen einzelner Akteure entscheidend, sondern mehr noch die Erwartungsbildungs- und Entscheidungsprozesse, die zeigen, wie sich ein Unternehmen auf sein geschäftliches und politisches Umfeld einstellt.12 Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Entscheidungs- und Handlungsspielräume. Die mittlerweile zahlreichen Untersuchungen über Unternehmen in der NS-Zeit machen deutlich, dass das Regime in der Regel nicht in geschäftliche Entscheidungen privater Firmen eingriff, wohl aber deren Handlungsspielräume massiv einengte und Entscheidungen durch positive Anreize oder die Beschränkung wirtschaftlicher Alternativen zu steuern versuchte. Branchenspezifische Faktoren sind hier ebenfalls zu berücksichtigen. Für die Banken im Dritten Reich waren dies zunächst die Folgen der Bankenkrise von 1931, dann zunehmend der Einfluss der staatlichen Kapitallenkung. Vor diesem Hintergrund soll die spezifische Entwicklung der Dresdner Bank in den Jahren 1933-1945 analysiert und eingeordnet werden. Besonders wird danach zu fragen sein, wie ausgeprägt die Regimenähe der Bank war und welchen Einfluss die politischen Verbindungen auf die Geschäftsentwicklung hatten. Im Blick steht dabei stets auch der Vergleich mit anderen Großbanken, vor allem mit der ähnlich positionierten Deutschen Bank, deren Leitung weniger nationalsozialistisch gefärbt war.
12
Plumpe, Unternehmen, S. 266.
6
Einleitung
Eine Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich muss bis zur Bankenkrise von 1931 zurückgehen, die eine der wichtigsten Zäsuren in der Geschichte dieses Unternehmens einleitete. Als Folge der Bankenkrise wurde die Dresdner Bank vom Reich übernommen und dann mit der Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank) fusioniert. Diese Neuordnung war für die Entwicklung der Bank während des Dritten Reichs in vielerlei Hinsicht bedeutsam. Daher beginnt der Untersuchungszeitraum des vorliegenden Bandes mit dieser Zäsur von 1931/32. Von hier aus spannt sich der Bogen zunächst zu einem weiteren ordnungspolitischen Einschnitt, der Reprivatisierung im Herbst 1937, mit der die Dresdner Bank wieder zu einer privatwirtschaftlichen Großbank wurde. Auf der Ebene der Geschäftsleitung ist das Spektrum der maßgebenden Akteure innerhalb der Dresdner Bank während der NS-Zeit zu analysieren und einzuordnen. Damit wird die bisherige, noch immer von den Ermittlungen der Alliierten und dem Nürnberger Prozess gegen Karl Rasche geprägte, Sicht modifiziert, bei der die politisch exponierten Vorstandsmitglieder Rasche und Meyer ganz im Vordergrund standen. Aus der Gesamtsicht rückt nun der nichtnationalsozialistische Vorstands- bzw. Aufsichtsratsvorsitzende Carl Goetz stärker ins Blickfeld, wie es dessen damaliger Position innerhalb der Dresdner Bank entspricht. Unterbelichtet blieben bislang auch die nichtnationalsozialistischen Vorstandsmitglieder Alfred Busch, Gustav Overbeck, Hans Pilder und Hugo Zinßer, die während des Dritten Reichs für Schlüsselbereiche innerhalb der Dresdner Bank Verantwortung trugen und jeder für sich einen gewissen Gestaltungsspielraum hatten. Ferner wird in diesem Band auch das Agieren einiger besonders einflussreicher Direktoren aus der zweiten Führungsebene der Dresdner Bank berücksichtigt. Ein weiteres Kapitel beschreibt die Nazifizierung der (nichtleitenden) Angestellten. Hier handelt es sich um eine Pionierstudie, wie sie bislang noch für kein größeres deutsches Unternehmen durchgeführt wurde. Im Vordergrund der Untersuchung steht weniger die „quantitative" Nazifizierung (Zahl der Parteimitglieder, Daten ihres Eintritts in die N S D A P usw.) als vielmehr die damit verbundene Interaktion innerhalb des Unternehmens. In Anlehnung an einen unternehmenshistorischen Mikropolitik-Ansatz werden die Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Gruppierungen - besonders zwischen rivalisierenden Nationalsozialisten - analysiert. Dadurch können nicht nur die einzelnen Lager und damit die Heterogenität des „nationalsozialistischen Blocks" innerhalb der Bank erfasst werden, sondern auch die Pazifizierungsstrategien der Leitung gegenüber diesem „Unruheherd". Dem Konzept des Bandes entsprechend, werden dann in einem weiteren Kapitel die Geschäftsentwicklung und das unternehmerische Handeln der Dresdner Bank während der Jahre 1931-1945 dargestellt, einschließlich eines kursorischen Uberblicks über die Beschäftigtenentwicklung. Vertieft wird dieser Teil durch Analysen zur Entwicklung jener Geschäftsfelder, die den Kern des damaligen Bankgeschäfts ausmachten (Kreditgeschäft, Effektengeschäft, Auslandsgeschäft), sowie einiger neuer Bereiche wie dem Spargeschäft und der „Massenwerbung". Dieses Kapitel zeichnet zugleich die „großen Linien" nach, an denen die Dresdner Bank ihre damalige Geschäftspolitik ausrichtete, und macht deutlich,
Einleitung
7
wie sich die Geschäftstätigkeit nach 1933 an die veränderten, politisch gesetzten Rahmenbedingungen anpasste. In einem weiteren Kapitel wird ergänzend dazu die Entwicklung der Auslandsfilialen im östlichen Mittelmeerraum und der Tochtergesellschaft Deutsch-Südamerikanische Bank skizziert. Die Geschäftstätigkeit des Konzerns in den annektierten Gebieten und besetzten Ländern kann dagegen aus pragmatischen Gründen nicht in diesem Rahmen behandelt werden. Sie ist Thema des Bandes von Harald Wixforth: Die Expansion der Dresdner Bank in Europa. Die zweite Hälfte des vorliegenden Bandes enthält Fallstudien zu einzelnen Geschäften und Geschäftsverbindungen, die für die Zusammenarbeit der Dresdner Bank mit dem NS-Staat besonderes Gewicht hatten. Zunächst wird hier die Rolle der Bank bei der Finanzierung der Rüstungsindustrie und anderer kriegswirtschaftlich besonders relevanter Unternehmen analysiert. Die Fallbeispiele kontrastieren besonders die Verbindungen der Dresdner Bank zu neuen Unternehmen der Rüstungs- und Autarkiewirtschaft wie der Braunkohle-Benzin A G (Brabag), der Reichswerke Hermann Göring und der Kontinentale Ol mit der Entwicklung „alter" Kundenbeziehungen, wie sie etwa zur Fried. K r u p p A G und zur H u g o Schneider A G bestanden. Ferner werden die Kredite an die Luftfahrtindustrie und das Engagement in dem bislang noch wenig erforschten Bereich der Kriegsversorgungswirtschaft untersucht. In allen Fällen ist zu fragen, welches Gewicht die Bank für die Finanzierung dieser Unternehmen hatte und welche Geschäftsstrategie sie dabei verfolgte. Ein weiteres Kapitel behandelt einige suspekte Aktivitäten der Dresdner Bank im Ausland und speziell in den während des Krieges neutralen Ländern. Dabei geht es darum, exemplarisch zu untersuchen, wie sich das bedeutende Auslandsgeschäft der Bank - das in traditioneller F o r m nach 1939 praktisch nur noch gegenüber den neutralen Ländern fortbestand - an die NS-Wirtschaft und die Erfordernisse der Kriegsfinanzierung anpasste. Für das nationalsozialistische Regime hatten die Großbanken auf diesem Gebiet eine besonders wichtige Funktion. Schwerpunkte dieses Kapitels bilden die Olgeschäfte für die Kriegsmarine, die Lohnüberweisungen für ausländische Arbeiter, der Goldhandel mit der Türkei, die Tarnoperationen während des Krieges und die Geschäftsverbindungen in die Schweiz. Ein Kernkapitel des Bandes behandelt dann die Verbindungen der Dresdner Bank zur SS, über die nach dem Krieg und gerade auch in letzter Zeit viel gemutmaßt worden ist. Hier stößt die Untersuchung zur unmittelbarsten Zusammenarbeit des Unternehmens mit dem Macht- und Terrorapparat des NS-Regimes vor. Die Dresdner Bank hatte im SS-Geschäft eine herausragende Stellung unter den privaten Geschäftsbanken, die ihr den Ruf einer „SS-Bank" eintrug. Die Geschäfte mit der SS und die SS-Mitgliedschaft der beiden Vorstandsmitglieder Meyer und Rasche sind als solche zwar seit den Ermittlungen der Alliierten bekannt. 13 Ein vollständiges und deswegen auch neues Bild, vor allem der Motive
» Vgl. O M G U S , Ermittlungen, S. 87 ff.; Peter-Ferdinand Koch (Hg.), Die Dresdner Bank und der Reichsführer-SS, Hamburg 1987; ders., Die Geldgeschäfte der SS. Wie die deutschen Banken den schwarzen Terror finanzierten, Hamburg 2000.
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Einleitung
der maßgebenden Akteure und der Strategie der Bank, ergibt sich indessen erst jetzt, aufgrund weiterer, hier ausgewerteter Akten. Mit dem vorliegenden Band und den anschließenden Bänden zur Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich holt die Bankengeschichtsschreibung den Rückstand auf, den sie lange Zeit gegenüber Untersuchungen zu anderen Branchen der deutschen Wirtschaft in der NS-Zeit hatte. Noch Mitte der neunziger Jahre musste Christopher Kopper konstatieren, dass kaum eine Branche der deutschen Wirtschaft bei der historischen Erforschung des Nationalsozialismus so wenig Aufmerksamkeit gefunden habe wie die Banken. 14 Für die Dresdner Bank ist zwar deren Zusammenarbeit mit dem NS-Regime durch die alliierten Ermittlungen und den Rasche-Prozess relativ gut dokumentiert, und spätestens seit Veröffentlichung des OMGUS-Berichts in den achtziger Jahren sind eine Reihe von Zusammenhängen auch nicht mehr nur den Experten bekannt. Doch handelte es sich bei den Ermittlungen der Alliierten mitnichten um wissenschaftlich abgesicherte Befunde. Den Verfassern des OMGUS-Berichts war es auch nicht darum gegangen, die Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich zu schreiben, sondern eben belastendes Material zu bestimmten Anklagepunkten zu sammeln. Andere Unterlagen von durchaus gleichrangigem historischem Gewicht wurden von ihnen kaum oder gar nicht berücksichtigt. 15 Uber die Geschäftsentwicklung, das unternehmerische Handeln der Bank und dessen Rahmenbedingungen gaben die alliierten Ermittlungen wenig Aufschluss. Zudem ging der O M GUS-Bericht von einem vorgefassten Deutungsmodell aus, das sich an mittlerweile gründlich widerlegte Vorstellungen von der Rolle des „Großkapitals" im Dritten Reich anlehnte.16 Da die Dresdner Bank bis weit in die neunziger Jahre hinein nicht zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte in der NS-Zeit bereit war, blieb das im OMGUS-Bericht gezeichnete Bild einer weitgehenden Interessenidentität von Bank und nationalsozialistischem Regime schlicht das prägende Deutungsmuster. 17 Ebenso wie die Dresdner Bank haben sich auch die anderen deutschen Banken der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte zwischen 1933 und 1945 lange hartnäckig verweigert. Ihre Aktenbestände aus der NS-Zeit blieben den Historikern verschlossen. Dabei dürfte nicht nur, wie bei der Dresdner Bank und der Deutschen Bank, das „Trauma" der alliierten Ermittlungen gegen die Großbanken eine wichtige Rolle gespielt haben. Auch durch politisch motivierte „Enthüllungen"
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Christopher Kopper, Zwischen Marktwirtschaft und Dirigismus. Bankenpolitik im „Dritten Reich" 1933-1939, Bonn 1995, S. 7. Vgl. ebd., S. 10. Wie auch Kopper betont, gingen die Ermittler der Financial Investigation Section der amerikanischen Militärregierung „von vornherein von der Prämisse aus, die führende Beteiligung der Banken an der nationalsozialistischen Machtergreifung, am Aufbau der deutschen Kriegswirtschaft und Kriegsmaschinerie und bei der Führung des Krieges aufzudecken". Ebd. In verschiedenen Veröffentlichungen wurde die „Interessenidentitätsthese" mit einem zeitgenössischen Vers veranschaulicht, der sich in den Nürnberger Anklagedokumenten findet: „Wer marschiert hinter dem ersten Tank? Das ist der Dr. Rasche von der Dresdner Bank". Zitiert hier nach Karl Heinz Roth, Einleitung des Bearbeiters, in: O M G U S , Ermittlungen, S. VII. Vgl. auch Johannes Ludwig, Boykott - Enteignung - Mord. Die „Entjudung" der deutschen Wirtschaft, Hamburg 1989, S. 340.
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der DDR-Geschichtsschreibung sahen sich die Banken in ihrer Abwehrhaltung bestärkt. 18 Sogar das zugängliche, in öffentlichen Archiven vorhandene Quellenmaterial zur NS-Banken- und Unternehmensgeschichte blieb jedoch über Jahrzehnte hinweg wenig beachtet. Ein wichtiger Grund dafür war zweifellos, dass die Unternehmensebene nicht im Blickfeld der historischen Forschungsdebatten stand, die in den siebziger und achtziger Jahren um die Verantwortung der Wirtschaft für den Nationalsozialismus und das Verhältnis von Politik und Wirtschaft im Dritten Reich geführt wurden. Als erste Großbank erteilte die Deutsche Bank Ende der achtziger Jahre einen Forschungsauftrag an Fachhistoriker, der auch eine Untersuchung ihrer Geschichte in der NS-Zeit einschloss. Fast gleichzeitig mit dem von Harold James verfassten Beitrag zur Geschichte der Deutschen Bank in den Jahren 1933-1945 1 9 erschien dann die Pionierstudie von Christopher Kopper über die Bankenpolitik im Dritten Reich. 20 Die Dresdner Bank beschränkte sich anlässlich ihres 120-jährigen Jubiläums im Jahr 1992 noch darauf, eine Firmengeschichte vorzulegen, die weitgehend die Sicht des Unternehmens wiedergab und von einem ehemaligen Chef-Volkswirt der Bank, Hans G. Meyen, verfasst worden war.21 Durch die Untersuchungen von Kopper und James begann das von den alliierten Ermittlern gezeichnete Bild der Rolle der Großbanken im Dritten Reich einem differenzierteren Urteil zu weichen. Deutlich wurden nun der Strukturwandel, dem das Bankgewerbe in der NS-Zeit unterlag, wie auch der schrittweise Prozess der „professionellen Enthemmung". Kopper nahm erstmals einen Vergleich zwischen der Geschäftspolitik der Deutschen Bank und der Dresdner Bank vor, wobei er den Einfluss der unterschiedlichen politischen Färbung der Vorstände betonte. 22 Dabei konnte sich seine Untersuchung in Bezug auf die Dresdner Bank freilich nur auf die OMGUS-Materialien und die von den Alliierten archivierten Unterlagen stützen. Erst als in den Jahren 1997/98 eine öffentliche Debatte um die Rolle der Unternehmen im Dritten Reich begann, die zu Sammelklagen in den USA und schließlich auch zum deutsch-amerikanischen Abkommen über die Entschädigung der Opfer von Zwangsarbeit führte, setzte sich bei mehreren deutschen Großbanken
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Vgl. hierzu die Auseinandersetzung um das Buch von Eberhard Czichon, Hermann Josef Abs. Portrait eines Kreuzritters des Kapitals, Berlin (Ost) 1969. In der Bundesrepublik erschien das Buch unter dem Titel: Der Bankier und die Macht. Hermann Josef Abs in der deutschen Politik, Köln 1970. Eine ausführliche Darstellung des von Abs und der Deutschen Bank angestrengten Prozesses gegen Czichon findet sich in: Lothar Gall, Der Bankier. Hermann Josef Abs. Eine Biographie, München 2004, S. 398 ff. Harold James, Die Deutsche Bank und die Diktatur 1933-1945, in: Lothar Gall/Gerald D. Feldman/Harold James/Carl-Ludwig Holtfrerich/Hans E. Büschgen, Die Deutsche Bank 1870-1995, München 1995, S. 315-408 (im Folgenden: James, Deutsche Bank 1933-1945). Eine erweiterte Fassung dieses Beitrags liegt mittlerweile als eigenständige Veröffentlichung vor: ders., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, München 2003 (im Folgenden: James, Deutsche Bank). Kopper, Marktwirtschaft. Hans G. Meyen, 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik 1872 bis 1992, Frankfurt/M. 1992 (Zitat aufS. 133). In einem anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Dresdner Bank im Jahr 1972 veröffentlichten Band war auf die Rolle des Unternehmens in der NS-Zeit gar nicht erst eingegangen worden: Chiffren einer Epoche. 100 Jahre - 100 Kontraste, hg. von der Dresdner Bank anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens 1972, Frankfurt/M. 1972. Kopper, Marktwirtschaft, S. 361 (Zitat) u. S. 282 ff.
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das Interesse an einer Aufklärung ihrer Geschichte in der NS-Zeit durch unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen durch. Wie die gesamte NS-Unternehmensgeschichtsschreibung erfuhr nun auch die Bankengeschichte der NS-Zeit eine Sonderkonjunktur. 2 3 Die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die C o m merzbank vergaben Forschungsaufträge an Historikerkommissionen bzw. historische Institute. Im Vordergrund stand dabei zunächst die Aufklärung der unmittelbaren Beteiligung der Banken am Unrecht und an den Verbrechen des Dritten Reichs. So liegen inzwischen mehrere Veröffentlichungen über die „Arisierungsgeschäfte" der deutschen Großbanken vor 2 4 und über deren Handel mit N S Raubgold. 2 5 Für die Dresdner Bank wie für die Commerzbank wurden auch die Verdrängung der jüdischen Mitarbeiter und weitere Zusammenhänge mit der Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz der Juden erforscht. 26 Analysen zur Unternehmensentwicklung in der NS-Zeit wurden für den Bankensektor zunächst zögerlicher angegangen als für die Industrie. Während schon vor längerem beispielhafte Untersuchungen zur Unternehmensgeschichte der I.G. Farben, des Volkswagenwerks oder der Daimler-Benz A G im Dritten Reich vorlagen 2 7 , denen durch den B o o m der NS-Unternehmensgeschichte ähnliche Veröffentlichungen zu weiteren Unternehmen folgten 2 8 , fehlten ausführliche Studien dieser Art bis-
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Als Uberblick vgl. Lothar Gall/Manfred Pohl (Hg.), Unternehmen im Nationalsozialismus (Schriftenreihe zur Z U G , Bd. 1), München 1998; Gerald D. Feldman, Unternehmensgeschichte des Dritten Reichs und Verantwortung der Historiker. Raubgold und Versicherungen, Arisierung und Zwangsarbeit, Bonn 1999 (auch in: Norbert Frei/Dirk van Laak/Michael Stolleis (Hg.), Geschichte vor Gericht. Historiker, Richter und die Suche nach Gerechtigkeit, München 2000, S. 103-129). Harold James, Die Deutsche Bank und die „Arisierung", München 2001; Bernhard Lorentz, Die Commerzbank und die „Arisierung" im Altreich. Ein Vergleich der Netzwerkstrukturen und Handlungsspielräume von Großbanken in der NS-Zeit, in: VfZ 50 (2002), S. 237-268; Dieter Ziegler (Hg.), Banken und „Arisierungen" in Mitteleuropa während des Nationalsozialismus (Jahrbuch der Gesellschaft für mitteleuropäische Banken- und Sparkassengeschichte 2001), Stuttgart 2002. Johannes Bähr, Der Goldhandel der Dresdner Bank im Zweiten Weltkrieg. Ein Bericht des Hannah-Arendt-Instituts, Leipzig 1999; Jonathan Steinberg, Die Deutsche Bank und ihre Goldtransaktionen während des Zweiten Weltkrieges, München 1999. Dieter Ziegler, Die Verdrängung der Juden aus der Dresdner Bank, in: VfZ 47 (1999), S. 187-216; siehe hierzu Band 2, Dieter Ziegler, Die Dresdner Bank und die deutschen Juden. Für die Commerzbank: Ludolf Herbst/Thomas Weihe (Hg.), Die Commerzbank und die Juden, München 2004. Peter Hayes, Industry and Ideology. I.G.-Farben in the Nazi Era, Cambridge 1987; Hans Mommsen/Manfred Grieger, Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, Düsseldorf 1996; Neil Gregor, Stern und Hakenkreuz. Daimler Benz im Dritten Reich, Berlin 1997. Als Zusammenfassungen des derzeitigen Forschungsstands zur Geschichte der Unternehmen im Dritten Reich vgl. Plumpe, Unternehmen, und Nicosia/Huener (Hg.), Business. Von den neueren Untersuchungen zu einzelnen Unternehmen seien hier genannt: Werner Abelshauser, Rüstungsschmiede der Nation? Der Kruppkonzern im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit 1933 bis 1951, in: Lothar Gall (Hg.), Krupp im 20. Jahrhundert. Die Geschichte des Unternehmens vom Ersten Weltkrieg bis zur Gründung der Stiftung, Berlin 2002, S. 267-472; Gerald D. Feldman, Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft 1933-1945, München 2001; Peter Hayes, Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft, München 2004; Stephan H. Lindner, Hoechst. Ein I.G. Farbenwerk im Dritten Reich, München 2005; Bernhard Lorentz, Industrieelite und Wirtschaftspolitik 1928-1950. Heinrich Dräger und das Drägerwerk, Paderborn/ München 2001; ders./Paul Erker, Chemie und Politik. Die Geschichte der Chemischen Werke Hüls 1938-1979. Eine Studie zum Problem der Corporate Governance, München 2003; Raymond G. Stokes, Von der I.G. Farbenindustrie bis zur Neugründung der BASF (1925-1952), in: Werner Abelshauser (Hg.), Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte, München 2002, S. 221-358.
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lang für die Banken. Mit dem vorliegenden Band erweitert sich nun die Forschung über die Banken im Dritten Reich zu einer breiter angelegten zeithistorischen Unternehmensgeschichtsschreibung. 29 Für wichtige Anregungen sei an dieser Stelle den Mitgliedern des Fachbeirats des Projekts „Geschichte der Dresdner Bank im Dritten Reich", Prof. Dr. Christoph Buchheim, Prof. Dr. Gerald D. Feldmann, Prof. Dr. Saul Friedländer, Prof. Dr. Harold James, Prof. Dr. Hans Mommsen und Prof. Dr. Alice Teichova, gedankt. Besonderer Dank gebührt auch Herrn Dr. Manfred Schaudwet, dem früheren Leiter des Generalsekretariats der Dresdner Bank A G , der das Forschungsprojekt vorbildlich betreut hat, sowie Herrn Michael Jurk, dem Leiter des Historischen Archivs der Dresdner Bank, und seinen Mitarbeitern, Frau Cornelia Erbe, Herrn Dr. Matthias Kretschmer und Herrn Wolfgang Richter, ohne deren Mithilfe der Band nicht in dieser Form hätte fertig gestellt werden können. Für vielfältige Unterstützung bei den Recherchen dankt der Verfasser auch Herrn Klaus Hopf und den anderen früheren Mitarbeitern des Berliner Altbankarchivs der Dresdner Bank. Die Arbeiten an dem vorliegenden Band konnten von Hinweisen zahlreicher Kollegen profitieren. Genannt seien hier Dr. Ralf Banken, Rodrigo Lopez, PD Dr. Jonas Scherner, Dr. Jan-Erik Schulte und Dr. Wolfgang Schwanitz. Bei der Erstellung der Register haben Saskia Langhammer, Christiane Schmitt-Teichert, Helmut Strauss und Maria Magdalena Verbürg sorgfältig mitgearbeitet. Nachdrücklich danken möchte ich auch Frau Cordula Hubert als der verantwortlichen Lektorin, der in der langen Drucklegungsphase des Werks viel Engagement und Geduld abgefordert wurden.
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Zum Stand der Forschung über die Banken in der NS-Zeit vgl. Gerald D. Feldman, Financial Institutions in Nazi Germany: Reluctant or Willing Collaborators?, in: Nicosia/Huener (Hg.), Business, S. 43-65. Immer noch behandelt der weitaus überwiegende Teil der einschlägigen Untersuchungen die drei Filialgroßbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank. Die anderen, heute nicht mehr bestehenden Großbanken der damaligen Zeit sind ebenso wenig erforscht wie die Regionalbanken und die Staatsbanken sowie das weite Feld der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, von denen in der Regel auch keine Quellenbestände aus dem Dritten Reich überliefert sind. Lediglich zur Geschichte der Privatbanken und der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe in der NS-Zeit liegen neuere Untersuchungen vor. Vgl. Ingo Köhler, Die „Arisierung" der Privatbanken - Die Verdrängung und Ausschaltung jüdischer Privatbankiers aus der Wirtschaft des „Dritten Reiches" und die Frage der Wiedergutmachung, Phil. Diss. Bochum 2003; Keith Ulrich, Aufstieg und Fall der Privatbankiers. Die wirtschaftliche Bedeutung 1918 bis 1938, Frankfurt/M. 1998; Harold James, Verbandspolitik im Nationalsozialismus. Von der Interessenvertretung zur Wirtschaftsgruppe: Der Centraiverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes 1932-1945, München/Zürich 2001.
I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit Die Dresdner Bank war seit den 1890er Jahren Deutschlands zweitgrößte Bank. Zusammen mit der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Berliner HandelsGesellschaft und der Reichs-Kredit-Gesellschaft gehörte sie zur Gruppe der Berliner Großbanken. 1 Der Beschäftigtenzahl nach lag die Dresdner Bank mit rund 11 900 Angestellten im Jahr 1938 zwar lediglich an 65. Stelle unter den deutschen Großunternehmen. 2 Innerhalb des deutschen Kreditgewerbes wurde sie aber nur von der Deutschen Bank übertroffen. Die „Dresdner" gehörte zu den international bekannten Größen der deutschen Unternehmenslandschaft, wie die Allianz, Krupp oder Siemens. Die Zahl ihrer Kunden stieg bis 1945 auf über eine Million. 3 Uber ihre Filialgebäude und ihre Werbung wurde die Bank in breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung täglich wahrgenommen. Die im Berliner Bankenviertel gelegene Zentrale, die sogenannte Hauptbank, symbolisierte das Selbstverständnis des Unternehmens als eine der führenden deutschen Großbanken. Das repräsentative Gebäude in der Behrenstraße 3 7 - 3 9 war im Kaiserreich als Sitz des Vorstands und der zentralen Abteilungen der Bank errichtet worden. Von der Frontseite aus fiel der Blick auf den Boulevard „Unter den Linden". 4 Ihren juristischen Sitz hatte die Dresdner Bank allerdings bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Dresden, w o sie 1872 gegründet worden war. 5 Seiner Geschäftsstruktur nach gehörte das Unternehmen zu dem für die deutschen Kreditbanken charakteristischen Typ der Universalbank, die alle Bereiche des Bankgeschäfts abdeckt. Im Gegensatz zu den in Großbritannien und in den 1
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Die Bank der Deutschen Arbeit, die sich im Besitz der Deutschen Arbeitsfront befand, wurde ab 1941 als sechste Großbank bezeichnet. In den internen Statistiken der Dresdner Bank wurde sie jedoch nicht den Berliner Großbanken zugeordnet. Die nachfolgenden Angaben zu den Großbanken beziehen sich deshalb ausschließlich auf die fünf „alten" Großbanken. Martin Fiedler, Die 100 größten Unternehmen in Deutschland - nach der Zahl der Beschäftigten 1907, 1 9 3 8 , 1 9 7 3 und 1995, in: Z U G 44 (1999), Nr. 1, S. 53; Meyen, 120 Jahre, S. 388. Dresdner Bank, Geschäftsbericht für das Jahr 1943, o.S., H A D r B . Das Gebäude Behrenstraße 3 7 - 3 9 war 1888 von Ludwig Heim errichtet worden. Seit Mitte der zwanziger Jahre dehnte sich die Hauptbank über den gesamten Häuserblock zwischen Behrenstraße, Hedwigs-Kirchgasse, Französische Straße und Markgrafenstraße aus. Nach Kriegsende wurde das Hauptgebäude von der Sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt. Zunächst diente es als Sitz des Zentralausschusses der ( O s t - ) S P D . Später befanden sich in dem Gebäude dann das Berliner Stadtkontor und die Staatsbank der D D R . Meyen, 120 Jahre, S. 31, 38 u. 141 f. Nach 1990 versuchte die Dresdner Bank vergeblich, ihre frühere Zentrale in der Behrenstraße zurückzukaufen. Während sich der Sitz ihres Vorstands seit den 1880er Jahren in Berlin befand, wurde der juristische Sitz der Dresdner Bank erst 1950 aus Dresden nach (West-)Berlin verlegt. D e r Verlagerungsbeschluss wurde von der ersten Hauptversammlung nach dem Krieg am 2 4 . 1 . 1950 gefasst. 1952 kam Frankfurt am Main als Verlagerungssitz hinzu. Die 1957 gegründete Dresdner Bank A G hatte ihren Sitz von Anfang an in Frankfurt am Main. Meyen, 120 Jahre, S. 164; Schreiben des Hessischen M i nisters der Finanzen an den Vorstand der Dresdner Bank Berlin vom 2 1 . 4 . 1952, H A D r B , 48452000.
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Abb. 1: Die „Hauptbank" in der Berliner Behrenstraße in den dreißiger Jahren. Quelle: HADrB, Werbesammlung.
USA bestehenden Trennbanken betrieben die deutschen Großbanken von Anfang an sowohl Kreditgeschäfte als auch Wertpapier-, Investment- und Girogeschäfte. 6 U n t e r den Berliner Großbanken bildete die Dresdner Bank zusammen mit der Deutschen Bank u n d der C o m m e r z b a n k das führende Trio der Filialgroßbanken, die mit einem dichten N e t z von Niederlassungen in allen Teilen des Reichs präsent waren. Z u m spezifischen Profil der Dresdner Bank gehörte auch ihr bedeutendes Auslandsgeschäft. Zusammen mit der Deutschen Bank hatte sie auf diesem Gebiet eine unbestrittene Führungsposition unter den deutschen Kreditinstituten. Im Vergleich mit der Deutschen Bank war die Dresdner Bank u m etwa 25% kleiner. Ende 1936 erreichte sie bei der Bilanzsumme rund 79% u n d bei der Beschäftigtenzahl rund 71% des Niveaus der Deutschen Bank. N o c h größer war der Abstand zwischen der Dresdner Bank u n d der C o m m e r z b a n k (bis 1940: C o m m e r z - und Privatbank), der drittgrößten deutschen Geschäftsbank. Der Beschäftigtenzahl nach lag die C o m m e r z b a n k Ende 1936 bei rund 53% der
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Vgl. hierzu das klassische Standardwerk von Jakob Riesser, Die deutschen G r o ß b a n k e n und ihre Konzentration im Zusammenhang mit der Entwicklung der Gesamtwirtschaft in Deutschland, 4. Aufl., Jena 1912. Aus der neueren Literatur: Manfred Pohl, Entstehung und Entwicklung des Universalbanksystems. Konzentration und Krise als wichtige Faktoren, F r a n k f u r t / M . 1986; speziell zu den Berliner G r o ß b a n k e n im Kaiserreich: Christoph Buchheim, Deutsche Finanzmetropole von internationalem Rang, in: Geschichte des Finanzplatzes Berlin, hg. im Auftrag des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für bankhistorische Forschung e.V. von H a n s Pohl, F r a n k f u r t / M. 2002, S. 103-156.
I. A u f b a u u n d S t r u k t u r d e r B a n k in d e r N S - Z e i t
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Dresdner Bank, der Bilanzsumme nach bei rund 57% (siehe auch Grafik 1-1)7 Bedrohlich war f ü r die drei Filialgroßbanken die rasante Expansion der N S D A P eigenen Bank der Deutschen Arbeit, die der Bilanzsumme nach 1942 die C o m merzbank überholte. 8 Seit der Kapitalneuordnung nach der Bankenkrise von 1931 war die Dresdner Bank ein öffentliches Unternehmen, das aber ähnlich wie ein privates Unternehmen geleitet wurde. Das Reich und die Reichsbank-Tochter Deutsche Golddiskontbank hielten zusammen mehr als 90% des Aktienkapitals, das nun mit 150 Mio. R M (zunächst sogar 220 Mio. RM) f ü r einige Zeit das höchste G r u n d kapital aller deutschen Aktienbanken bildete. 9 Die beiden Großaktionäre nahmen über ihre Vertreter im Aufsichtsrat nur indirekt Einfluss auf die Geschäftsleitung. Auch nach 1933 f ü h r t e die Bank ihre Geschäfte in weitgehender Autonomie. U n ter der Ägide von Hjalmar Schacht, der als Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister die Haltung des Großaktionärs Reich gegenüber der Dresdner Bank bestimmte, hatte das Unternehmen die generelle Weisung, die Geschäfte
Grafik 1-1: Die Berliner Großbanken 1936 nach der Bilanzsumme Bilanzsumme in Mio. R M 3500 JÜUU 2500 2000 1500 1000 500 0
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Deutsche Dresdner CommerzReichs-Kredit- Berliner HandelsBank Bank bank Gesellschaft Gesellschaft 3065 2432 1378 501 277 Quelle: Entwicklung wichtiger Bilanzposten bei den Berliner Großbanken (1938), HADrB, 606-1999.
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Zur Bilanzsumme siehe Grafik 1-1. Die Zahl der Beschäftigten belief sich 1936 bei der Deutschen Bank auf 17282, bei der Dresdner Bank auf 12279. An dritter Stelle lag die Commerzbank (6499) vor der Reichs-Kredit-Gesellschaft (1071) und der Berliner Handels-Gesellschaft (574). Zur Bilanzentwicklung der Berliner Großbanken 1934-1937, H A D r B , 606-1999. Militär-Regierung von Deutschland (Ver. Staaten), Dresdner Bank und Deutsche Bank, Sonderbericht des Militär-Gouverneurs Zone der Ver. Staaten, Juni 1947, S. 33 (Aktiven der Großbanken 1938-1943), H A D r B , 13761-2000. Siehe hierzu Kapitel II, S. 50 f., 54 ff. u. 66.
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„nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu führen". 10 Die Abstimmung zwischen der Geschäftsleitung und den Vertretern des Reichs im Aufsichtsrat verlief reibungslos." Nach der Reprivatisierung im Herbst 1937 befand sich das Aktienkapital der Dresdner Bank in Streubesitz. Die Leitung des Unternehmens wollte beim Verkauf der Aktien des Reichs unbedingt verhindert, dass neue Großaktionäre entstanden, die Einfluss auf die Bank nehmen konnten.12 Zu den bedeutendsten Aktionären zählten durchweg Unternehmen, die auch besonders wichtige Geschäftspartner der Bank waren, darunter die Vereinigten Stahlwerke (Kapitalbeteiligung in Höhe von nom. 3 Mio. RM bzw. 2% des Grundkapitals), der Flick-Konzern (1,5 Mio. RM) und die Allianz (zunächst 1 Mio. RM, später 2 Mio. RM). 13 Die Aktionärsversammlungen fanden bis 1941 am juristischen Sitz des Unternehmens in Dresden statt. 14 Durch die Aktienrechtsreform von 1937 verloren sie freilich generell an Einfluss. Die Aktionärsversammlungen konnten nun nur noch über Fragen der Geschäftsführung entscheiden, wenn es der Vorstand verlangte. Die traditionelle Bezeichnung „Generalversammlung" mußte durch die Bezeichnung „Hauptversammlung" ersetzt werden. 15 Auf ihren Hauptversammlungen brauchte die Dresdner Bank nicht mit Überraschungen zu rechnen. Seit der Reprivatisierung konnte das Unternehmen den Verlauf der Versammlungen über das so genannte Depotstimmrecht steuern. Wie alle Geschäftsbanken ließ sich die Dresdner Bank das Stimmrecht ihrer Depotkunden übertragen. Zu den Kunden Carl Goetz, Beschreibung des Aufbaues der Dresdner Bank und ihrer Verwaltung vom 20. 11. 1946 (NID-13462), Bundesarchiv Berlin (im Folgenden BAB), 99 US 7, Fall XI, Bd. 430, Bl. 5. 11 Ebd. Als Regierungsvertreter gehörten dem Aufsichtsrat der Dresdner Bank seit 1931 Bruno Claußen (Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium) und Artur Norden (Geheimer Regierungsrat im Reichsfinanzministerium) an. Beide blieben bis 1936 in dieser Funktion und wurden dann durch die Ministerialbeamten Koehler und Schwandt ersetzt, die nach der Reprivatisierung der Bank ausschieden. Claußen und Norden galten als „unpolitische" Beamte. Norden wurde 1936 wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Ministerium entlassen. Claußen blieb nach 1936 mit einem „ad persona"-Mandat im Aufsichtsrat der Dresdner Bank. Schreiben Bernhard Repke an Heintze, Direktionskabinett, vom 17. 3. 1948, HADrB, 13776-2000. 12 Dresdner Bank, Geschäftsbericht für das Jahr 1937, S. 7, HADrB; Meyen, 120 Jahre, S. 115 f.; Bericht betr. Reprivatisierung vom 23. 9. 1946, HADrB, 13776-2000. Zur Reprivatisierung siehe Kapitel II.3,S. 71 ff. 13 Dresdner-Bank-Aktien im nom. Wert von 1 Mio. RM oder mehr erwarben bei der Reprivatisierung der Bank im September 1937 folgende Unternehmen: Allianz-Versicherung, Berlin (1 Mio. RM), Deutsche Maizena-Werke AG, Hamburg (1 Mio. RM), Flick-Konzern, Berlin (1,5 Mio. RM), Klöckner-Werke, Duisburg (1 Mio. RM), Kugelfischer Georg Schäfer & Co., Schweinfurt (1 Mio. RM), Vereinigte Kugellagerfabriken AG, Schweinfurt (1 Mio. RM), Vereinigte Stahlwerke (3 Mio. RM) und Wintershall AG, Kassel (1 Mio. RM). Die Allianz stockte ihre Beteiligung später auf 2 Mio. RM auf. Die Reichsbank-Tochter Deutsche Golddiskontbank behielt eine Beteiligung von nom. 2,873 Mio. RM (= 1,9% des Grundkapitals). Schreiben von Fritz André an Mr. Bert Heilpern vom 23. 9. 1946 betr. Reprivatisierung der Dresdner Bank im Jahre 1937, HADrB, 13776-2000; Dresdner Bank, Reprivatisierung von RM 113668900.- Aktien, HADrB, 108717; Verzeichnis der Aktionäre der Dresdner Bank in der am 24.4. 1942 abgehaltenen 69. ordentlichen Hauptversammlung, HADrB, 30019-2001.BE. 14 In Dresden wurden die Aktionärsversammlungen im dortigen Hauptgebäude der Bank an der König-Johann-Str. 3-5 durchgeführt. Während der Jahre 1942-1944 fanden die Hauptversammlungen dann in Berlin statt. 15 Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz) vom 30. 1. 1937, RGBl. I 1937, S. 107-165. Vgl. hierzu Johannes Bähr, „Corporate Governance" im Dritten Reich. Leitungs- und Kontrollstrukturen deutscher Großunternehmen während der nationalsozialistischen Diktatur, in: Abelshauser/Hesse/Plumpe (Hg.), Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmen, S. 68 ff. 10
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der Bank gehörten aber auch die meisten ihrer Aktionäre, zumal die Aktien bei der Reprivatisierung ja gezielt unter der Kundschaft platziert worden waren. A u f diese Weise besaß die Bank auf ihrer Hauptversammlung selbst die Stimmenmehrheit. D e r Vorstand konnte, wie bei den privaten deutschen Aktienbanken generell üblich, durch Beauftragte des eigenen Unternehmens entlastet werden. 1 6 Im Jahr 1939 vertrat die Dresdner Bank (ohne Tochtergesellschaften) auf ihrer Hauptversammlung Stimmrechte für 7 4 , 7 3 % des Aktienkapitals. 1 7 N a c h der traditionellen Unternehmensordnung der Dresdner Bank hatte der Aufsichtsrat, wie in manchen anderen Aktiengesellschaften auch, weitgehende Befugnisse. E r konnte dem Vorstand Weisungen erteilen und übte damit U n t e r nehmerfunktionen aus. 1 8 Derartige Bestimmungen wurden dann durch das A k tiengesetz von 1937 für unzulässig erklärt. Das Gesetz stärkte die Stellung der Vorstände gegenüber den Aufsichtsräten. Leitungsaufgaben fielen nun in die alleinige Kompetenz des Vorstands. D e r Aufsichtsrat durfte sich nur noch als überwachendes Organ betätigen. 1 9 N a c h Inkrafttreten des Aktiengesetzes musste bei der Dresdner Bank die Geschäftsordnung der Leitungsgremien neu gefasst werden. D e r Aufsichtsrat verlor seine bisherige Richtlinienkompetenz. 2 0 Vorsitzender des Aufsichtsrats war von 1926 bis 1936 F r i t z Andreae, der langjährige Geschäftsführer der Tochtergesellschaft H a r d y & C o . Mit der Wahl von Carl G o e t z stellte die Dresdner Bank dann ab April 1936 selbst den Vorsitzenden. D e r Aufsichtsrat hatte bis zu 30 Mitglieder. 21 U n t e r ihnen befanden sich einige 16
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Carl G o e t z befürchtete, dass die Handhabung des Depotstimmrechts zu einer einseitigen Stärkung des Vorstandes der Dresdner Bank zu Lasten des Aufsichtsrats führen würde. E r intervenierte deshalb beim Reichskommissar für das Kreditgewerbe. Reichskommissar Ernst sagte G o e t z zu, „im Konfliktfalle durch Übertragung der Depotstimmen auf einen Treuhänder Remedur schaffen zu wollen". Nach dem Krieg kritisierte G o e t z die Stimmenmehrheit der Bank in der Hauptversammlung als eine „paradoxe Folge der Reprivatisierung". Tatsächlich handelte es sich um eine Praxis, die bei den deutschen Aktienbanken seit dem Kaiserreich allgemein Usus war und an der auch später festgehalten wurde. Carl Goetz, Beschreibung des Aufbaues der Dresdner Bank und ihrer Verwaltung vom 20. 11. 1946 ( N I D - 1 3 4 6 2 ) , B A B , 99 U S 7, Fall X I , Bd. 430, Bl. 5. Aktennotiz betr. Hauptversammlung unserer Bank vom 2 9 . 5 . 1940, H A D r B , 30018-2001.BE. D e m Einfluss der Bank unterlagen zudem noch die Depotstimmrechte der Tochtergesellschaften und einiger anderer dem Unternehmen besonders nahe stehender Banken sowie die Stimmrechte von Mitarbeitern. Nach Kopper vertrat die Deutsche Bank 1942 auf der Hauptversammlung 5 8 , 8 % ihres Aktienkapitals. Kontrolliert wurden von der Bank sogar 9 6 % des gesamten vertretenen Kapitals. Kopper, Marktwirtschaft, S. 197. Satzungen der Dresdner Bank, Neufassung vom 5 . 9 . 1928 nebst Änderungen bis 1 . 7 . 1933, H A D r B 13801-2000.E / T 83_96, S. 158ff. Ein derartiges Instruktionsrecht sahen die Statuten mehrerer deutscher Aktiengesellschaften vor. Prominente Beispiele waren neben der Dresdner Bank die Unternehmen Hapag, Gesfürel und Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken. Bis zum Aktiengesetz von 1937 konnten die Funktionen des Aufsichtsrats und des Vorstands einer Aktiengesellschaft durch die Unternehmen festgelegt werden. Richard Passow, Die Aktiengesellschaft. Eine wirtschaftswissenschaftliche Studie, 2. Aufl., Jena 1922, S. 433ff. Zur Stellung des Aufsichtsrats der Dresdner Bank vor 1914 vgl. auch Meyen, 120 Jahre, S. 4 9 f . Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz). Vom 30. 1. 1937, R G B l . I 1937, S. 107-165 (§ 70 u. § 95). Vgl. Bähr, „Corporate Governance", S. 68 ff.; Kopper, Marktwirtschaft, S. 193 ff. Geschäftsordnung für den Vorstand der Dresdner Bank, o . D . ( N I - 4 0 6 0 ) , B A B 99 U S 7, Fall X I , Bd. 430, Bl. 38 ff. Mit Genehmigung des Reichswirtschaftsministeriums konnte die Dresdner Bank die gesetzliche Beschränkung der Aufsichtsräte auf 20 Mitglieder umgehen. Die Zahl der Aufsichtsräte stieg zwischen 1933 und 1936 von 27 auf 30 und veränderte sich dann bis 1944 nur geringfügig (1937: 29; 1938: 28, 1939-1943: 30; 1944: 29). Bei Kriegsende bestand das Gremium noch aus 26 Mitgliedern. Vermerk des Direktions-Kabinetts vom 2 4 . 1 1 . 1946, H A D r B , 13775-2000.
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I. A u f b a u und Struktur der B a n k in der N S - Z e i t
prominente Unternehmer wie Friedrich Flick, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, Karl Lindemann (Norddeutscher Lloyd) und Wilhelm Kißkalt (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft), doch hielt man in der Dresdner Bank den Aufsichtsrat der Deutschen Bank für „viel repräsentativer". 2 2 Die Schaltstelle des großen und recht heterogen zusammengesetzten Aufsichtsrats war sein Arbeitsausschuss, der in der NS-Zeit zunächst fünf, später dann zehn Mitglieder hatte. 23 Auch nach der Aktienrechtsreform von 1937 besaß der Arbeitsausschuss noch eine erhebliche Macht. So konnte die Bank Kredite von mehr als 2 Mio. R M nur mit Zustimmung des Arbeitsausschusses bzw. eines beim Arbeitsausschuss bestehenden Kreditausschusses vergeben. 24 Der Vorstand der Dresdner Bank führte die Geschäfte laut Satzung „gemeinschaftlich". 2 5 Anders als bei der Deutschen Bank hatten die Vorstandsmitglieder der Dresdner Bank bis 1933 weder einen Sprecher noch einen Vorsitzenden. Durch einen Vertrag vom 22. 12. 1933 erhielt Carl Goetz dann das neu geschaffene A m t eines Vorsitzenden des Vorstands der Dresdner Bank. 2 6 Diese Position war allerdings nicht mit Weisungsbefugnissen gegenüber den anderen Vorstandsmitgliedern verbunden. Auch wollte G o e t z nach außen hin weiter als einfaches Vorstandsmitglied erscheinen. Seine tatsächliche Position dürfte wohl nur einem 22
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Vermerk für Herrn Direktor Busch vom 2.4. 1935, H A D r B , 30006-2001.BE. Als „bedeutende Wirtschaftler" wurden hier nur die folgenden Aufsichtsratsmitglieder bezeichnet: Buschfeld (Krupp), Dircks (Deutsche Maizena-Werke), Flick, Kißkalt (Münchener Rückversicherung), Tischbein (Continental Gummi), Ullrich (Gothaer Lebensversicherung), Wentzel (Gut Teutschenthal/Zuckerindustrie). Ebd. Zur näheren Zusammensetzung des Aufsichtsrats siehe Kapitel III.3, S. 115 ff. mit Tabelle III/3. Wie der gesamte Aufsichtsrat war auch der Arbeitsausschuss bis zum Aktiengesetz von 1937 dem Vorstand gegenüber weisungsbefugt. Nach der Geschäftsordnung von 1935 hatte der Vorstand noch die Geschäfte „gemäss der ihm vom Aufsichtsrat bezw. dem Arbeits-Ausschuss des Aufsichtsrats gegebenen Richtlinien" zu führen. Geschäftsordnung für den Vorstand der Dresdner Bank vom 26. 3. 1935 (NID-13256), BAB, 99 U S 7, Fall XI, Bd. 430, Bl. 31. Die Protokolle der Ausschusssitzungen sind in einer unvollständigen Uberlieferung verfilmt erhalten. H A D r B , 13822-2000.E. Der Arbeitsausschuss wurde in der Regel zweimal im Monat einberufen. Unter dem Vorsitz von Andreae hatte der Ausschuss fünf Mitglieder: Andreae, seinen Stellvertreter von Berenberg-Goßler sowie die Aufsichtsratsmitglieder Bernhard, Claußen und Norden (Vertreter des Reichs bzw. der Deutschen Golddiskontbank). Unter der Leitung von Carl Goetz wurde der Arbeitsausschuss dann auf 10 Mitglieder erweitert. Neben den beiden Vertretern des Reichs, Koehler (bis 1938) und Schwandt (bis 1938), gehörten nun auch die Aufsichtsratsmitglieder Busemann (bis 1939), Kißkalt (ab 1938), Dreyse (ab 1940), Pfeiffer (ab 1940) und Roehnert (ab 1940) dem Gremium an. Nach dem Revirement des Aufsichtsrats vom Mai 1943 wurden auch in den Arbeitsausschuss mehrere Parteifunktionäre und SS-Angehörige aufgenommen. Der Ausschuss hatte nun 10 Mitglieder: Goetz (Vorsitzender), Avieny, Claußen, Heuser, Kißkalt, Kranefuß, Meinberg, Pfeiffer, Roehnert, Schieber. 1944 kam noch Karl Lindemann als weiteres Mitglied hinzu. Veränderungen im Aufsichtsrat der Dresdner Bank seit 1933, H A D r B , 13775-2000; Vereinbarung vom 17. 4. 1936, Bundesarchiv Koblenz (im Folgenden BÄK), Z 45 F, 2/49/2; Protokolle das Arbeitsausschusses, H A D r B , 13822-2000.E/T83_128. Der Kreditausschuss bestand bis Februar 1938. Dann übernahm der Arbeitsausschuss die Aufgaben dieses Unterausschusses. Im Mai 1943 wurde der Kreditausschuss wieder errichtet. Protokoll der Arbeits-Ausschuß-Sitzung vom 14.2. 1938, H A D r B , 13822-2000.E/T83_128, S. 12008. Mitglieder des bis 1938 bestehenden Kreditauschusses waren Goetz, von Berenberg-Goßlei; Bernhard und Claußen. Dem 1943 neu gebildeten Kreditausschuss gehörten Goetz, Claußen, Heuser, Meinberg, Pfeiffer und Roehnert an. § 2 der Geschäftsordnung für den Vorstand der Dresdner Bank vom 26.3. 1935 (NID-13256), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 430, Bl. 31; § 3 der Geschäftsordnung für den Vorstand der Dresdner Bank vom 13. 7. 1943 (NID-13464), ebd., Bl. 47. Vertrag vom 22. 12. 1933, H A D r B , 1325-2002.P (Personalakte Carl Goetz). Eine Abschrift des Vertrags findet sich in: BAB, R 3101, Nr. 18569, Bl. 39ff.
I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
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kleinen Kreis von Personen bekannt gewesen sein. Nach dem Krieg hat Goetz es vermieden, auf seine 1933 erfolgte Beförderung zum Vorstandsvorsitzenden hinzuweisen. In den Annalen der Dresdner Bank wird er deshalb bis heute nicht mit dieser Position genannt. 27 Als Carl Goetz im April 1936 in den Vorsitz des Aufsichtsrats wechselte, fiel das ohnehin eher formlos bestehende Amt des Vorstandsvorsitzenden weg. Faktisch wurde der Vorstand auch weiterhin von Goetz geleitet, der sich bei seinem Wechsel in die Position eines hauptamtlichen Aufsichtsratsvorsitzenden weitgehende Kompetenzen gesichert hatte. Er war befugt, weiterhin an den Sitzungen des Vorstands teilzunehmen, „über alle Geschäfte der Bank Auskunft vom Vorstand zu verlangen" und „die für die Geschäftsführung des Vorstandes vorgesehenen Richtlinien dem Vorstand namens des Aufsichtsrates zu erteilen". 28 Damit verfügte Goetz als Aufsichtsratsvorsitzender über eine Machtfülle, die in der Geschichte der Dresdner Bank beispiellos war. Nach dem Aktiengesetz von 1937 war eine derartige Einflussnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden auf die Geschäftsführung allerdings nicht mehr zulässig. Dennoch gelang es Goetz, seine Sonderstellung auch nach Inkrafttreten dieses Gesetzes durch den Abschluss eines Vertrages zu wahren, der ihn befugte, „den Vorstand bei seiner Geschäftsleitung laufend zu beraten und zu unterstützen". 2 9 Gegenüber dem Vorstand hatte Goetz auch ohne formale Richtlinienkompetenz eine Autorität, die kaum Widerspruch zuließ. Als die überragende Persönlichkeit an der Spitze der Bank konnte er durch bloße Präsenz einen beherrschenden Einfluss auf die Geschäftsleitung ausüben. Tatsächlich hat Carl Goetz, wie es Karl Rasche später formulierte, „in seiner Person zwei Funktionen vereinigt: die Überwachung der Geschäftsführung und die Geschäftsführung selbst in ihrer obersten Spitze gewissermassen wie ein Vorsitzender des Vorstandes." 30 Bis Ende 1942 blieb Goetz der maßgebende Entscheidungsträger in der Leitung der Dresdner Bank. Er nahm regelmäßig an den Vorstandssitzungen teil, war fast ständig in der Zentrale präsent und bestimmte stärker als jedes Vorstandsmitglied die Geschäftspolitik. Ein Insider der Berliner Zentrale, Werner von Richter, erklärte nach dem Krieg, dass „nichts in der Dresdner Bank an wichtigen Dingen passiert wäre, was nicht Herrn Goetz vorgelegt worden wäre." 31 Nach einem Machtkampf zwischen Goetz und dem Vorstand erhielt die Dresdner Bank im Dezember 1942 eine „Managerverfassung". Den BestimmunVgl. Meyen, 120 Jahre, S. 99f. 28 Vereinbarung zwischen dem Aufsichtsrat der Dresdner Bank, vertreten durch den Arbeitsausschuß des Aufsichtsrat, u n d H e r r n Carl Goetz, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, vom 17.4. 1936, H A D r B , 1325-2002. Eine Abschrift dieses D o k u m e n t s findet sich in: BÄK, Z 45 F, 2/49/2. In dieser Vereinbarung ließ sich Goetz auch die Zusage geben, bei einem Ausscheiden aus dem Vorsitz des Aufsichtsrats „wieder die Geschäfte des Vorsitzenden des Vorstandes der Dresdner Bank" übernehmen zu können. Ebd. Vgl. hierzu auch Kapitel III.2, S. 98. 2» Beratungsvertrag vom 26. 1. 1938, H A D r B , 13690-2000. 30 Lebenslauf Dr. Rasche, BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 765, Bl. 32. Eine ähnliche Konstellation bestand schon seit 1934 bei der C o m m e r z - und Privatbank. Auch hier war Friedrich Reinhart als A u f sichtsratsvorsitzender die unbestrittene Führungsfigur des Konzerns. 31 Werner Ludwig von Richter, Eidesstattliche Versicherung vom 4. 6. 1948 (Dokument Dr. Rasche N r . 114), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 776, Bl. 17 (urspr. Zitat in NID-11446). Von Richter leitete in der Zentrale die Abteilung Berliner Depositenkassen.
I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
Abb. 2: Carl Goetz Quelle: Ullstein Bilderdienst.
gen des Aktienrechts entsprechend, stellte der Vorstand am 24. 12. 1942 per Beschluss fest: „Die F ü h r u n g der Bank liegt ausschließlich und eindeutig in den H ä n d e n des Vorstandes in seiner Gesamtheit". 3 2 Der Vorstand wählte nun Karl Rasche zu seinem Sprecher, der dieses A m t bei der nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 1943 antrat. Als Vorstandssprecher hatte Rasche - ebenso wie Goetz früher als Vorstandsvorsitzender - keine verbrieften Vorrechte gegenüber den anderen Vorstandsmitgliedern. Es galt weiterhin das Kollegialprinzip. Mit dem Sprecheramt sollte damals eine schlagkräftige Interessenvertretung nach außen, 32
Beschluß des Vorstands vom 24.12. 1942, HADrB, 13690-2000. Zu den Auseinandersetzungen vom Dezember 1942 siehe Kapitel III.3. Dass Goetz sich aus der Geschäftsleitung zurückziehen musste, wurde von den Vorstandsmitgliedern Rasche und Meyer damals lakonisch, aber zutreffend als „Angleichung seiner Position an das Aktiengesetz" bezeichnet. Goetz wiederum sah sich auch als das Opfer einer Gesetzgebung, die „nach dem sogenannten Führerprinzip" einseitig den Vorstand gestärkt hätte, Schreiben Dr. Meyer und Dr. Rasche an Prof. Dr. Hunke vom 30. 12. 1942, HADrB, 13690-2000; BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 448, Bl. 54 f. (NID-14783); Carl Goetz, Beschreibung des Aufbaues der Dresdner Bank und ihrer Verwaltung vom 20. 11.1946 (NID-13462), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 430, Bl. 8. Tatsächlich war das „Führerprinzip" immer wieder als Leitbild des Aktiengesetzes von 1937 bezeichnet worden. Doch hatte dies eher semantische Bedeutung. Dass die Rechte des Vorstands gegenüber dem Aufsichtsrat und der Aktionärsversammlung gestärkt wurden, entsprach Reformkonzepten, die bereits in der Weimarer Zeit im Zusammenhang mit einem neuen, transpersonalen Unternehmensverständnis aufgekommen waren und die wachsende Bedeutung der „Manager-Unternehmen" widerspiegelten. Vgl. Bähr, „Corporate Governance", S. 68 ff. Zum Einfluss des transpersonalen Unternehmensverständnisses auf die Entwicklung des deutschen Aktienrechts in der Zwischenkriegszeit vgl. Arndt Riechers, Das „Unternehmen an sich". Die Entwicklung eines Begriffes der Aktienrechtsdiskussion des 20. Jahrhunderts, Tübingen 1996; Frank Laux, Die Lehre vom Unternehmen an sich. Walther Rathenau und die aktienrechtliche Diskussion in der Weimarer Republik, Berlin 1998.
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Abb. 3: Karl Rasche Quelle: BAB, Bestand ehem. BDC.
vor allem gegenüber den Behörden und der Partei, geschaffen werden. So wurde Rasche in seiner Funktion als Vorstandssprecher zwar außerhalb der Bank aufmerksam wahrgenommen. Innerhalb der Leitung des Unternehmens hatte er mit dem neu geschaffenen Sprecheramt aber auch nach dem Unternehmensrecht eine weniger einflussreiche Stellung als ein Vorstandsvorsitzender, wie es Carl Goetz zwischen Dezember 1933 und April 1936 gewesen war. In der Nachkriegszeit wurde das Sprecheramt nicht weitergeführt und auch das Amt eines Vorstandsvorsitzenden nicht wieder belebt. 33 Die Vorstandsmitglieder trafen sich mehrfach in der Woche zu Sitzungen, bei denen hauptsächlich Kreditgeschäfte behandelt wurden. Der Gesamtvorstand hatte über alle größeren Kredite (seit Juli 1939: Kredite über 600000 R M ) endgültig zu entscheiden. 34 Die Protokolle der Vorstandssitzungen sind bis Januar 1945 geschlossen überliefert. Da sie als reine Ergebnisprotokolle geführt wurden, lassen sich dieser Quelle freilich kaum Hinweise auf den Verlauf der Beratungen und die Strategien der Geschäftsleitung entnehmen. 35 Innerhalb des Vorstands hatte 33
34
35
Zur Wahl Rasches und seinen Befugnissen als Vorstandssprecher siehe Kapitel III.3. Dauerhaft wurde das Amt eines Vorstandssprechers bei der Dresdner Bank erst 1966, mit der Wahl Erich Vierhubs, eingeführt. Meyen, 120 Jahre, S. 343. Die Geschäftsordnung von 1935 schrieb drei Sitzungen pro Woche vor. Während des Krieges waren dann noch zwei Sitzungen pro Woche vorgesehen. Zu den Kompetenzen des Vorstands im Kreditgeschäft siehe Kapitel V.2. Vollständige Verfilmungen der überlieferten Vorstandsprotokolle aus der Zeit von Januar 1932 bis Januar 1945 finden sich in: National Archives and Records Administration (im Folgenden N A R A ) , RG 242, T 83, Nr. 129 bis Nr. 138, sowie in: HADrB, 13823-2000.E bis 13832-2000.E.
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I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
jedes Mitglied ein bestimmtes Ressort. Politisch besonders wichtige Zuständigkeiten wurden zunehmend bei den nationalsozialistischen Vorstandsmitgliedern Emil M e y e r und Karl Rasche gebündelt. So gehörten zu Meyers Ressort die Geschäfte mit Parteiorganisationen und mit der Luftfahrtindustrie. Während des Krieges war er dann auch für die annektierten polnischen Gebiete und das Generalgouvernement zuständig. Zu Rasches Ressort gehörten u. a. ein Referat „Sonderaufgaben" und ein besonderes Mandat für die Reichswerke H e r m a n n Göring. 1939 kam das Referat Protektorat B ö h m e n und Mähren hinzu, später dann auch die Zuständigkeit für die besetzten Länder Belgien und Niederlande. F ü r das A u s landssekretariat, die Börsenabteilung und die besonders wichtige Konsortialabteilung der Dresdner Bank waren dagegen innerhalb des Vorstands die nicht-nationalsozialistischen Mitglieder Hans Pilder, Alfred Busch und H u g o Zinßer zuständig (siehe Tabelle I / l ) . 3 6 Als eine D o m ä n e nichtnationalsozialistischer Bankiers galt besonders das Auslandssekretariat, das dem Vorstandsmitglied Hans Pilder unterstand. Ein Mitarbeiter der Bank äußerte nach dem Krieg, er habe „immer die Uberzeugung gehabt, dass an keiner Stelle der Bank so wenige Nazis waren wie in der von Dr. Pilder geleiteten Auslandsabteilung." 3 7
Tabelle I/l: Ressorteinteilung
des Vorstands der Dresdner Bank (Stand
1.8.1941)
Referat
Hauptreferent
Stellvertreter
Archiv Ausland Betriebsführung Bilanz Börse, Depots, Gelddispositionen Dauernde Beteiligungen und Anlagen Depositenkassen 1/2 Devisen Hauptbank I (westl. Elbe) Hauptbank II (östl. Elbe) Hauptbank III Berlin Hardy Industrieabwicklungen Juristisches Büro Konsortialgeschäfte
Schippel Pilder Schippel Schippel Zinßer (z.Zt. Busch) Busch Holling/ Meyer"' Zinßer (z.Zt. Busch) Holling Holling Holling Rasche Overbeck Meyer Busch
Meyer Busch Meyer Overbeck Busch (z.Zt. Pilder) Zinßer Holling/ M e y e r ' Pilder Rasche Busch Meyer Overbeck Holling Rasche Zinßer
36
Die Vorlagen dieser Verfilmungen sind mit einigen Lücken in einem Bestand bei der Dresdner Bank überliefert. HADrB, 11069-2001.v0 bis 11097-2001.v0 (Vorstandsprotokolle bis Ende Juni 1944) sowie HADrB, 101697, und HADrB, 39870-2001.BE (Protokolle der Vorstandsgruppen 1944/45). Bei den Vorlagen handelt es sich um Abschriften der Originalprotokolle. Zum Verlauf der Uberlieferung siehe Kapitel X. Nach dem Ausscheiden Hans Pilders aus dem Vorstand im Frühjahr 1944 wurde das Auslandsbüro von Max Schobert, einem ebenfalls nicht-nationalsozialistischen Direktor der Berliner Zentrale, übernommen und neu organisiert. Dresdner Bank, Rundschreiben an die Direktoren unserer Niederlassungen vom 3. 4. 1944, HADrB, 11127-2001.VO. Hans von Aulock, Eidesstattliche Erklärung vom 7. 8.1946, StA Ludwigsburg, EL 902/14, Az. 29/ la/VII/2812.
I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
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Fortsetzung Tabelle 1/1 Referat
Hauptreferent
Stellvertreter
Leitung des Kreditausschusses Luftfahrt Reichsgarantierte Konsortialkredite Reichswerke Hermann Göring Revision Sonderaufgaben Sonderkonten der Partei und Abt. für Beamte Stempelvereinigung Stillhalte Werbung
Holling/ Overbeck* Meyer Busch Rasche Meyer Rasche
Holling/ Overbeck* Holling Rasche Overbeck Schippel je nach Fall
Meyer Busch Pilder Overbeck
Holling Holling Zinßer (z.Zt. Holling) Schippel
Rasche Rasche Holling
Holling Overbeck Busch
Busch Overbeck
Overbeck Rasche
Overbeck Schippel Schippel
Busch Meyer Pilder
Zinßer (z.Zt. Busch) Rasche Pilder Pilder Meyer Meyer Rasche Meyer Pilder
Busch (z.Zt. Holling) Pilder Zinßer (z.Zt. Holling) Schippel Overbeck Overbeck Overbeck Pilder Meyer
Pilder Pilder Pilder Meyer Rasche Rasche Rasche
Busch Rasche Meyer Rasche Meyer Pilder Pilder
Busch Schippel Meyer Pilder
Pilder Pilder Busch Busch
Aachen, Düsseldorf, Essen, Koblenz, Köln Bremen, Dortmund Magdeburg, Cottbus, Frankfurt/O. Chemnitz, Dresden, Eisenach, Erfurt, Halle, Leipzig Hannover, Bielefeld Breslau, Reichenberg, Kattowitz Kassel Danzig, Königsberg Hamburg, Stettin München, Nürnberg, Stuttgart, Freiburg, Mannheim, Frankfurt/M. Luxemburg Saarbrücken, Elsass-Lothringen Ostmark Warthegau, Litzmannstadt (Lodz) Generalgouvernement Protektorat Böhmen und Mähren Slowakei, Kroatien Ungarn, Serbien, Albanien Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Ägypten, Italien, Schweiz, Frankreich Dänemark, Norwegen Rußland-Süden Rußland-Mitte Rußland-Norden (Baltikum) Schweden, Finnland Holland, Belgien Amerika, Südamerika, Spanien, England China, Ostasien Kolonialfragen Ausland: Gesamtfragen und Büro * in turnusmäßigem Wechsel Quelle: B Ä K , Z 45 F, 2/ 186/9
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I. Aufbau und Struktur der Bank in der NS-Zeit
Die zentralen Abteilungen der Dresdner Bank zeigen den typischen Aufbau einer Universalbank. Das Gliederungsprinzip entsprach weitgehend dem der anderen Berliner Filialgroßbanken. Einen guten Überblick vermittelt ein Organisationsschema der Zentrale, das den Stand zu Kriegsbeginn zeigt (siehe Grafik 1/2).38 Für die Geschäfte der Zentrale waren im Wesentlichen vier Abteilungen maßgebend: Das Konsortialbüro, die Hauptabteilung Berlin, das Börsenbüro und das Auslands-Sekretariat. Das Konsortialbüro (später auch als Konsortialabteilung bezeichnet) war für die Kernbereiche des Kredit- und Emissionsgeschäfts zuständig. Es befasste sich mit den großen Krediten, Anleihen- und Aktienemissionen, an denen aufgrund der relativ hohen Risiken mehrere Banken in Form eines Konsortiums beteiligt waren. In die Zuständigkeit dieser Abteilung fielen auch Kapitaltransaktionen sowie die Verwaltung der Effektenbestände und des Beteiligungsbesitzes der Bank. 39 Von 1936 bis 1939 bestand in der Konsortialabteilung ein eigenes Büro für die zentrale Bearbeitung von „Arisierungs"-Geschäften. 40 Geleitet wurde die Konsortialabteilung bis 1939 von Hans Rinn, dann von Fritz André. Die Hauptabteilung Berlin nahm innerhalb der Zentrale die Geschäfte einer Depotbank wahr. Hier wurden die Konten der Großkunden und Einlagen anderer Banken geführt. Zu dieser Abteilung gehörten auch die Berliner Stadtzentrale der Dresdner Bank und die Direktion der Berliner Depositenkassen. Entsprechend lief ein großer Teil des Zahlungsverkehrs der Zentrale über die Hauptabteilung Berlin.41 Einen weiteren traditionellen Kernbereich bildete das Börsenbüro (Börsenabteilung), das seit 1939 von Hans Rinn und Ernst Matthiensen geleitet wurde. Mit der Schrumpfung des Börsengeschäfts nahm die Bedeutung dieser Abteilung insgesamt ab. Gleichwohl spielte sie auch während des Krieges noch eine wichtige Rolle, speziell bei den Effektengeschäften in angeschlossenen Gebieten und besetzten Ländern. Das nach Ländergruppen gegliederte Auslands-Sekretariat (Auslandsabteilung) war auch für das Devisengeschäft zuständig (einschließlich Edelmetallhandel). Während des Dritten Reichs verlor diese Abteilung durch den Rückgang des Auslandsgeschäfts und durch Kompetenzverlagerungen innerhalb der Zentrale an Gewicht. Die angeschlossenen Gebiete, die besetzten Länder und auch die ausländischen Tochtergesellschaften
38 39
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Das Schema wurde am 20.1. 1948 von Walter Teichmann als Dokument für den Rasche-Prozess erstellt (NID-13257). Vermerk betr. Konsortialbüro vom 2. 2. 1937, HADrB, 50793-2001. In diesem Vermerk wird die 1937 erfolgte Reorganisation der Konsortialabteilung detailliert beschrieben. Die Abteilung musste damals einige Bereiche abgeben, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Konsortialgeschäft standen, Das zum Ressort II gehörende „Arisierungsbüro" wurde vermutlich 1936 errichtet und 1939 dann an das Vorstandsressort Karl Rasches abgegeben. Fritz André, Erklärung unter Eid vom 23. 1. 1948 (NID-12094), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 448, Bl. 67ff. Vgl. hierzu Band 2, Janetzko, Kapitel VI.2. Das Ressort II der Konsortialabteilung war u.a. für „Kapitalbeteiligungswünsche" der Kundschaft zuständig. Vermerk betr. Konsortialbüro vom 2.2. 1937, S. 4, HADrB, 507932001. Die von Michael Wolff und Werner von Richter geleitete Hauptabteilung Berlin gliederte sich in zehn Unterabteilungen (Hauptabteilung I-IV: Bankier-Abteilung, Berliner Hauptbankkunden, Hauptbankkunden im Reich, Berliner „Stadtzentrale"; Hauptabteilungen V-X: Direktion der Berliner Depositenkassen). Nach Angaben von Richters bestand dieser Aufbau seit den Jahren 1936/37. Werner von Richter, Erklärung unter Eid vom 24. 9. 1947 (NID-11448), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 430, Bl. 55 f.
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Dok. 3: Beschluss des Vorstands der Dresdner Bank vom 24. 12. 1942. Quelle: HADrB, 13690-2000.
privaten Wirtschaft kooperierte. Als Präsident der Berliner Gauwirtschaftskammer und des Werberats verfügte er über vielseitige Verbindungen. 1 2 5 Als Mitglied 125
H u n k e war ebenso wie Liier schon frühzeitig in die N S D A P eingetreten und hatte über die Partei Karriere gemacht. N e b e n seiner Tätigkeit als Gauwirtschaftsberater und Präsident der Gauwirtschaftskammer Berlin hatte H u n k e noch eine Honorarprofessur an der Technischen Hochschule
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III. Vorstand u n d A u f s i c h t s r a t 1931-1945
des „Bormann-Ausschusses" hatte er auch gute Beziehungen zu radikalen Gauwirtschaftsberatern. So gelang es ihm, Goetz noch die Unterstützung des kurmärkischen Gauwirtschaftsberaters Hellmuth Börnicke zu verschaffen, der den „Bormann-Ausschuss" leitete. Börnicke war ein überzeugter Nationalsozialist und der Wortführer der Großbankengegner in der Partei. 126 Hunke erklärte später, die Funktionsfähigkeit der Dresdner Bank sei aus seiner Sicht „nur unter der Führung von Goetz" gesichert gewesen. 127 Wahrscheinlich wollten die beiden Gauwirtschaftsberater mit ihrem Eintreten für Goetz aber auch dem im „Bormann-Ausschuss" verhassten Rasche einen Dämpfer versetzen. Carl Goetz war seinerseits wieder einmal nicht wählerisch, wenn es darum ging, Verbündete gegen Rasche und Meyer zu gewinnen. Hunke stellte am 14. Dezember 1942 ein Schreiben aus, mit dem er Carl Goetz für ein Jahr in den Vorstand der Dresdner Bank delegierte und ihm den Vorstandsvorsitz übertrug. Carl Lüer und ein weiterer Parteigenosse sollten in den Vorstand eintreten. Hunkes Stellvertreter Karl Heinz Heuser und der Frankfurter Gauwirtschaftsberater Wilhelm Avieny wären in den Aufsichtsrat zu berufen. Ausdrücklich betonte Hunke, in Abstimmung mit Börnicke und dem Reichsbankvizepräsidenten Lange zu handeln. 128 Diese Intervention traf den Vorstand völlig unvorbereitet. Dass der Berliner Gauwirtschaftsberater den parteilosen Ex-Freimaurer Carl Goetz gegen den SS-Offizier Karl Rasche unterstützte, war für den radikalen Vorstandsflügel eine offene Provokation. Rasche und Meyer fühlten sich von der Partei desavouiert. Zusammen mit der nationalsozialistischen Betriebszelle versuchten sie, Hunke über Goetz „aufzuklären". 129
Berlin-Charlottenburg. 1939 wurde er Präsident des Werberats, später leitete er dann auch die Auslandsabteilung des Propagandaministeriums. 1944 wechselte Hunke in den Vorstand der Deutschen Bank. Im Laufe seiner Karriere vom Kreisleiter zum Vorstandsmitglied hatte sich seine Einstellung gegenüber den Großbanken geändert. 1934 hatte Hunke noch die Verstaatlichung der Großbanken gefordert. Hunkes Karriere war nach dem Krieg nicht beendet. Er wurde in den fünfziger Jahren Ministerialrat im niedersächsischen Finanzministerium. Heinrich Hunke, Lebenslauf, N A R A , RG 260, Box 188, Folder 15; James, Deutsche Bank 1933-1945, S. 393; Carl-Ludwig Holtfrerich, Die Deutsche Bank vom Zweiten Weltkrieg über die Besatzungsherrschaft zur Rekonstruktion 1945-1957, in: Gall u.a., Deutsche Bank, S. 412ff.; Kopper, Marktwirtschaft, S. 105 u. S. 351 f.; U w e Westphal, Werbung im Dritten Reich, Berlin 1989, S. 32. 126 „Hunke urged Börnicke to support his efforts in strengthening Goetz's position in Dresdner Bank vis a vis Rasche - Meyer". Financial Investigation Section, Interoffice Memorandum 24.9. 1946, Subject: Preliminary Interrogations of Heinrich Hunke. N A R A , RG 260, Box 234, Folder 11. Hellmuth Börnicke vertrat u. a. die Ansicht, der Kapitalismus „müsse im Kriege auseinanderfallen, damit er nachher nicht wieder aufleben könne". Niederschrift über die Besprechung am 9.9.1942 betr. Rationalisierung des Bankgewerbes, RGVA, Fond 1458, Findbuch 1, Akte 443, Bl. 115ff. Vom „Bormann-Ausschuss" wurde Börnicke als Kandidat für das Amt des Vorstandssprechers der Deutschen Bank nominiert. Die Deutsche Bank widersetzte sich erfolgreich und berief dann Hunke zum Vorstandsmitglied. Heinrich Hunke, Lebenslauf, N A R A , RG 260, Box 188, Folder 15. «8 NSDAP, Der Gauwirtschaftsberater, Schreiben an Herrn Direktor Carl Goetz vom 14.12. 1942. N A R A , RG 242, T 83, Nr. 97 (auch in: HADrB, 13802-2000.E/T 83_97, Bl. 965). Das Schreiben trug den Vermerk „Ganz geheim! N u r für den Empfänger bestimmt! Nicht aus der Hand zu geben!" •29 Schreiben Prof. Dr. E. H. Meyer an Staatssekretär W. Keppler, Auswärtiges Amt, vom 5. 1. 1943 (NID-14786), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 445, Bl. 57ff. In diesem Brief forderte Meyer seinen Vetter Wilhelm Keppler auf, dem Berliner Gauwirtschaftsberater ebenfalls die „Erfahrungen mit Herrn Goetz" darzulegen.
3. Interne Machtkämpfe und politische Vernetzungen 1938-1945
113
Carl Goetz verstand es, seine Trümpfe auszuspielen, ohne den Bogen zu überspannen. Er verzichtete auf das von Hunke angebotene Amt des Vorstandsvorsitzenden und erreichte dafür eine einvernehmliche Vereinbarung mit dem Vorstand, die den Machtkampf beendete.130 A m 21. Dezember 1942 unterzeichneten Goetz und Rasche eine Einverständniserklärung. Darin sicherte der Aufsichtsratsvorsitzende zu, seine Aktivitäten zukünftig „auf grundlegende Angelegenheiten der Bank" zu beschränken und sich „mit laufenden Angelegenheiten nur auf Wunsch des Vorstandes" zu befassen.131 Im Gegenzug wurde sein Beratungsvertrag bis Ende 1947 verlängert. Rasche gab nun auch den Widerstand gegen eine Rückkehr Carl Lüers in den Vorstand auf. Der Vorstand sollte zudem einen Beirat aus nationalsozialistischen Wirtschaftsgrößen erhalten, was für Rasche und Meyer eine weitere politische Konkurrenz bedeutete.132 Die Neuordnung war damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Im Februar 1943 intervenierte Reichsbankvizepräsident Kurt Lange und bestand darauf, dass der Beratungsvertrag des Aufsichtsratsvorsitzenden nicht über das Jahr 1945 hinaus verlängert wurde. 133 Mit den Beschlüssen vom 7. bzw. 24. Dezember führte der Vorstand auch das Amt eines Sprechers ein, um „eine Geschlossenheit nach innen und außen zu gewährleisten". 134 Vorstandssprecher wurde Karl Rasche, was in der damaligen Konstellation nur nahe liegend war, da Rasche im Konflikt um die Kandidatur Julius Maiers und in der Auseinandersetzung mit Carl Goetz als Wortführer des Vorstands auftrat. Die Amtszeit Rasches als Sprecher wurde durch einen späteren Vorstandsbeschluss zunächst bis zum Frühjahr 1945 begrenzt. 135 Rasche hatte als Sprecher nicht den Rang eines Vorstandsvorsitzenden, wie es Carl Goetz in den Jahren 1934/35 gewesen war. Genau genommen hatte er nicht einmal die Stellung eines „Primus inter Pares", sondern eher die eines „Par inter Pares".136 Der SpreMilitärgerichtshof Nr. IV, Fall XI, Verhör Karl Rasche vom 20. 8. 1948, BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 153, Bl. 51 f. "> Einverständniserklärung vom 21.12. 1942. NARA, RG 242, T 83, Nr. 97; HADrB, 13690-2000. Rasche unterzeichnete die Erklärung im Namen des Gesamtvorstandes. Dem Aufsichtsratsmitglied Hermann Roehnert teilte Goetz mit Schreiben vom 21. 12. 1942 mit, dass er die Erklärung entworfen hatte. HADrB, 13690-2000. Roehnert fungierte als Übermittler zwischen Goetz, Rasche und Hunke. 132 Einverständniserklärung vom 21.12. 1942, HADrB, 13690-2000; Schreiben Dr. Rasche an Carl Goetz vom 23. 12. 1942, ebd (siehe auch Dokument 3 auf S. 111). Rasche und Meyer teilten dem Gauwirtschaftsberater Hunke nun mit, dass sie den „dringlich geäusserten Wünschen der verschiedenen behördlichen und politischen Stellen" entsprochen hätten, „Rat und Erfahrungen des Herrn Goetz der Bank möglichst lange zu erhalten", aber auch „die vom Vorstand angestrebte Angleichung seiner Position an das Aktiengesetz" erreicht hätten. Schreiben vom 30.12. 1942, ebd. 133 Aktennotiz vom 12. 2. 1943 über die Besprechung mit Reichsbankvicepräsident Lange am 10.2. 1943. HADrB, 13690-2000. Verfasser dieser Notiz war das Vorstandsmitglied Prof. Meyer. »• Beschluss des Vorstands vom 7.12. 1942, NARA, RG 242, T 83, Nr. 97; HADrB, 13802-2000.E (T 83, Nr. 97), Bl. 963 f.; Beschluss des Vorstands vom 24.12. 1942, HADrB, 13690-2000. 135 In der Vorstandssitzung vom 20. 5. 1943 wurde beschlossen, dass Rasches Amtszeit als Sprecher „vorläufig bis zur Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 1944, d.h. bis zu bis der im Jahre 1945 stattfindenden ordentlichen Hauptversammlung festgesetzt wird". Niederschrift über die Vorstandssitzung vom 20. 5. 1943 (beglaubigte Abschrift aus den Handakten Gustav Overbecks) (Dokument Dr. Rasche Nr. 28), BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 766, Bl. 92. 136 Als „par inter pares" (Gleicher unter Gleichen) beschrieb Rasche später seine Position als Vorstandssprecher. Diese Einschätzung wird durch eine Erklärung von Gustav Overbeck bestätigt, der ebenfalls die Formulierung „par inter pares" wählte. Kurt Lange sagte in Nürnberg aus, dass der Sprecher „nichts anderes war als das Sprachrohr des Beschlusses der gesamten Kollegen des Vorstandes." Karl Rasche, Verhör 20. 8.1948, BAB, 99 US 7, Fall XI, Bd. 154, Bl. 7. Gustav Over-
114
III. Vorstand und Aufsichtsrat 1 9 3 1 - 1 9 4 5
eher war nur befugt, den Vorstand nach außen zu vertreten und die Vorstandssitzungen zu leiten. Die Geschäfte des Vorstands wurden nach der neuen Geschäftsordnung von 1943 weiterhin „gemeinschaftlich geführt". 137 Innerhalb der Zentrale hatte Rasche auch faktisch nie eine Chefposition. Besonders deutlich zeigte sich dies nach der Dezentralisierung des Vorstands im Dezember 1943. Rasche hielt sich nun überwiegend bei der Vorstandsgruppe West in Bad Nauheim auf, während andere Mitglieder des Vorstands in der Berliner Zentrale Regie führten. Die meisten Vorstandsmitglieder sahen in der Errichtung des Sprecheramts wohl nur ein taktisches Manöver gegenüber den Eingriffsversuchen der Gauwirtschaftsberater und des Reichsbankvizepräsidenten Lange. Der Machtverlust von Goetz und die Wahl Rasches zum Vorstandssprecher wurden später als ein politisch motivierter Putsch des „SS-Flügels" gegen den nicht-nationalsozialistischen Aufsichtsratsvorsitzenden interpretiert. Zu dieser Deutung hat Goetz selbst erheblich beigetragen. Den alliierten Ermittlern erklärte er, hinter Rasches Berufung zum Vorstandssprecher hätte der „Gleichschaltungsausschuss" unter Karl Lange gestanden. 138 Mit dieser falschen Darstellung lieferte Goetz der Anklagebehörde im Rasche-Prozess ein Argument, das von der Verteidigung nur mühsam widerlegt werden konnte. Bereitwillig machte sich die Anklage in Nürnberg auch Goetz' Interpretation der Machtverhältnisse innerhalb der Dresdner Bank zu eigen. Goetz gab zu Protokoll, Rasche hätte seit 1942 „die Stellung eines Primus" eingenommen, was den Tatsachen nicht entsprach. 139 Aus den Prozessmaterialien gelangte diese Sicht dann in die neuere historische Forschung. So bezeichnet Christopher Kopper die Vorgänge vom Dezember 1942 als eine „politische Säuberung". Goetz hätte „dem politischen Druck des RWM und seiner nationalsozialistischen Kollegen nachgeben" müssen. 140 Tatsächlich ging es bei diesem Konflikt jedoch primär nicht um die politischen Gegensätze zwischen Rasche und Goetz, sondern um die Machtverteilung zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsratsvorsitzenden. Die Fronten verliefen deshalb quer durch die politischen Lager. Rasche wurde von den parteilosen Vorstandsmitgliedern unterstützt, Goetz dagegen von den Gauwirtschaftsberatern Hunke und Börnicke. 141
beck, Eidesstattliche Erklärung vom 4. 5 . 1 9 4 8 (Dokument Dr. Rasche Nr. 27), B A B , 99 U S 7, Fall X I , Bd. 766, Bl. 91. Militärgerichtshof IV, Fall X I , Sitzung vom 20. 5. 1948 (Verhör Kurt Lange), B A B , 99 U S 7, Fall X I , Bd. 64, Bl. 40. 137 Geschäftsordnung für den Vorstand der Dresdner Bank, genehmigt in der Arbeits-Ausschuss-Sitzung am 13. 7. 1943 ( N I D - 1 3 4 6 4 ) , B A B , 99 U S 7, Fall X I , Bd. 430, Bl. 47; Beschluss des Vorstands vom 24. 12. 1942, H A D r B , 13690-2000. In einer vom Arbeitsausschuss des Aufsichtsrats angeforderten Erläuterung des Sprecheramts erklärte der Vorstand: „Die Aufgabe dieses Sprechers soll sein, in den Fällen, w o der Vorstand in gemeinsamer Beratung des Gegenstandes den Sprecher beauftragt, die Ausführungen für den Vorstand zu machen." (Dokument Dr. Rasche Nr. 28), B A B , 99 U S 7, Fall X I , Bd. 766, Bl. 94. 138 Carl Goetz, Beschreibung des Aufbaues der Dresdner Bank und ihrer Verwaltung vom 20. 11. 1946 ( N I D - 1 3 4 6 2 ) , B A B 99 U S 7, Fall X I , Bd. 430, Bl. 10. 139 Ebd. O b G o e t z damals Rasche bewusst mit falschen Aussagen belastete, ist nicht eindeutig zu klären. Möglich ist auch, dass Goetz an seine Version glaubte, weil er schlichtweg nicht mehr wahrhaben wollte, dass sich im Dezember 1942 der gesamte Vorstand gegen ihn gestellt hatte. Ein derartiger Vorgang passte nicht in G o e t z ' Verständnis von „seiner" Bank. >40 Kopper, Maktwirtschaft, S. 352. 141 Abwegig ist die These von Karl Heinz Roth, wonach es sich bei dem Machtkampf an der Spitze der Dresdner Bank um ein parteinternes Tauziehen zwischen einem „SS-Flügel" und einem „West-
3. Interne M a c h t k ä m p f e und politische Vernetzungen 1 9 3 8 - 1 9 4 5
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Nach dem Rückzug aus der Geschäftsleitung beschränkte sich Goetz zumindest nach außen hin auf seine Verpflichtungen als Aufsichtsratsvorsitzender. E r erschien nur noch selten in der Berliner Zentrale und vergrub sich auf dem Gut Meilenberg bei Wolfratshausen. 142 Nach wie vor hatte Goetz aber nicht nur großen Einfluss innerhalb der Bank, sondern auch wichtige politische Verbindungen. Mit Carl Lüer befand sich wieder ein politisch einflussreicher Vertrauensmann des Aufsichtsratsvorsitzenden im Vorstand. Recht gute Beziehungen hatte Goetz auch zu den Gauwirtschaftsberatern, die im Frühjahr 1943 in den Aufsichtsrat der Dresdner Bank berufen wurden. Nach Angaben von Heinrich Hunke wurden sein Stellvertreter Karl Heinz Heuser und der Gauwirtschaftsberater Walther Schieber gezielt im Aufsichtsrat installiert, um Goetz gegenüber Rasche zu stärken. 143 Mit der Dezentralisierung des Vorstands im Dezember 1943 übernahm der Aufsichtsratsvorsitzende dann ein Jahr nach seiner „Entmachtung" vorübergehend wieder Aufgaben in der Geschäftsführung. Von seinem Gut im Isartal aus leitete er nun die neu gebildete Vorstandsgruppe Süd in München. Wie es in einer Aktennotiz der Vorstandsmitglieder Overbeck und Schippel vom 21. 12. 1943 hieß, hatte Goetz „sich freundlicherweise hierfür zur Verfügung gestellt". 144 Im Aufsichtsrat der Dresdner Bank reichte die politische Bandbreite von überzeugten SS-Offizieren bis zu konservativen Regimegegnern. Bis 1943 dominierten in diesem Gremium nicht-nationalsozialistische Mitglieder (siehe Tabelle III/3). 1 4 5 Der „Nazifizierungsgrad" lag hier deutlich niedriger als im Vorstand der Bank. Zu den maßgebenden Persönlichkeiten zählten neben Goetz die stellvertretenden Vorsitzenden Fritz Dreyse und John von Berenberg-Goßler. Beide waren bereits in der Weimarer Zeit hoch angesehene Bankiers und gehörten nicht der N S D A P an. 1 4 6 Demgegenüber hatte der „SS-Flügel" um die SS-Offiziere Fritz Kranefuß
lösungsflügel" um Göring gehandelt habe. Diese Argumentation zeigt allerdings sehr anschaulich, zu welchen Verzerrungen ein Ansatz führt, der die Vorgänge in einem Unternehmen ausschließlich aus der Perspektive der NS-Politikgeschichte zu deuten versucht. Roth, Einleitung des Bearbeiters, in: O.M.G.U.S., Ermittlungen, S. L X I V ff. 142 Werner von Richter, Eidesstattliche Versicherung vom 4. 6. 1948 (Dokument Dr. Rasche Nr. 134), B A B , 99 US 7, Fall X I , Bd. 773, Bl. 16f. 143 Financial Investigation Section, Interoffice Memorandum 24. 9. 1946, Subject: Preliminary Interrogations of Heinrich Hunke. N A R A , R G 260, Box 234, Folder 11. Auch Rasche wies später auf die Verbindungen zwischen Goetz und den 1943 berufenen Gau Wirtschaftsberatern hin. Militärgerichtshof Nr. IV, Fall X I , Sitzung vom 20. 8. 1948 (Verhör Karl Rasche), B A B , 99 US 7, Fall X I , Bd. 154, Bl. 5. , 4 4 Aktennotiz vom 21. 12. 1943 betr. Zusammenarbeit zwischen Vorstand, Filialbüro und Filialen bezw. Vorstand, Vorstandssekretariat (Affiliationen) und Affiliationen, SächsHStA Dresden, VII.6.01 Altbanken Dresden, Dresdner Bank Dresden, Nr. 6483. us 1943 l a g der Anteil der NSDAP-Mitglieder unter den Aufsichtsratsmitgliedern bei 3 5 % , gegenüber 11% im Jahr 1937. Nazification of Bank Managements, B A B Z 45 F, 2/183/7. 146 Fritz Dreyse war von 1926-1939 Vizepräsident der Reichsbank. Im Januar 1939 wurde er zusammen mit Reichsbankpräsident Schacht von Hitler entlassen. Dreyse war dann von 1940 bis zu seinem Tod im Jahr 1943 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Dresdner Bank. Der Hamburger Bankier und Senator John von Berenberg-Goßler, der in den zwanziger Jahren auch deutscher Botschafter in Rom war, gehörte dem Aufsichtsrat der Dresdner Bank schon seit 1912 an. Er war von 1933 bis 1943 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und bis zu seinem Tod im Jahr 1944 Mitglied des Aufsichtsrats. Veränderungen im Aufsichtsrat der Dresdner Bank seit 1933, H A D r B , 13776-2000; Meyen, 120 Jahre, S. 411 f.; zu Dreyse siehe auch Kapitel II.3, S. 62, u. Kapitel I I I . l , S. 78, sowie Kopper, Marktwirtschaft, S. 88 u. S. 215ff.
116
I I I . Vorstand und Aufsichtsrat 1 9 3 1 - 1 9 4 5
Tabelle III/3: Der Aufsichtsrat der Dresdner Bank 1938-1944 00
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Avieny, Wilhelm
Berenberg-Goßler, John von Bernhard, Bruno Bohlen-Halbach, Alfried von Busemann, Ernst Claußen, Bruno Cramer, Andreas Wilhelm Cramer-Klett, Th. Frhr. von Dircks, Erwin
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Mitglied Berufliche Position der der NSDAP SS »
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Vorstandsvors. Dt. MaizenaWerke A G Reichsbankvizepräsident a.D. Gesandter a.D.
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Generaldir. Mitteldeutsche Stahlwerke, Gesellschafter Friedrich Flick K G Vorstandsvorsitzender A E G Aufsichtsratsvorsitzender Dresdner Bank Direktor Fa. Westphalia Separator A G Vorstandsmitglied RWE Vorstandsmitglied Norddt. Eiswerke, stellv. Gauwirtschaftsberater Aufsichtsratsvors. Deutsche Bau- und Bodenbank A G A R Allianz, ehem. Gen.dir. Münch. Rückversicherung Vorstandsvors. Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Vorstandsmitgl. BraunkohleBenzin A G Vorst.mitgl. Dt. Centralbodenkredit A G Fa. C. Melchers & Co. Mitgl. Direktorium Fried. Krupp A G Generaldirektor KlöcknerWerke A G Staatsrat (Reichsnährstand) Vorstandsvors. Steyr-Daimler-Puch
Dreyse, Fritz
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Dufour von Feronce, A. Frhr. Flick, Friedrich
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Goetz, August Goetz, Carl
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Habig, Werner
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Henke, Ernst Heuser, Karl Heinz
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Kämper, Otto
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Kißkalt, Wilhelm
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Koppenberg, Heinrich Kranefuß, Fritz
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Krahne, Walther
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Lindemann, Karl Löser, Ewald
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X
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Marotzke, Wilhelm Meinberg, Wilhelm Meindl, Georg
Vorstandsvors. Metallgesellschaft AG, Gauwirtschaftsberater Senator a.D., Botschafter a.D. Geheimer Finanzrat Mitgl. Direktorium Fried. Krupp A G Vorstandsvorsitzender Degussa A G Staatssekretär a.D. Fa. H. Bischoff & Co. Gutsbesitzer
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3. Interne Machtkämpfe und politische Vernetzungen 1938-1945 Fortsetzung
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